Post on 06-Feb-2018
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Futtertischsanierung leichtgemacht! Do it yourself!
Um höchste Milchleistungen zu erfüttern sind eine optimale Futterhygiene
sowie schmackhafte Futtermittel Grundvoraussetzungen. Neben
futterspezifischen Aspekten spielen auch die Fressgitter und die
Futtertischbeschaffenheit eine fundamentale Rolle um hohe Futteraufnahmen
bei bester Tiergesundheit dauerhaft zu sichern.
Viele Menschen sind Feinschmecker und legen besonderen Wert auf qualitativ
hochwertige und hygienisch einwandfreie Lebensmittel, deshalb können wir mit
unserem Geruchssinn gute von verdorbenen Lebensmitteln unterscheiden. Ähnlich
geht es Milchkühen, jedoch das Wissen über den Geschmack von Wiederkäuern, v.
a. von Milchkühen nur begrenzt vorhanden ist. Vermutungen und Hinweise werden
diskutiert, aber vermutlich sind die Geschmäcker wie bei uns Menschen auch bei
Milchkühen verschieden. Aus diesem Grund sollte jeder Landwirt ein ureigenes
Interesse an besten Grob- und Kraftfuttermitteln haben, die den Tieren täglich frisch
auf einem hygienisch unbedenklichen Futtertisch vorgelegt werden sollte. Bei
Neubauten wird sich viel Gedanken über das Melken, die Liegeboxen und den
Tierkomfort gemacht, wobei die Futtertischgestaltung eher am Ende der Planung
zum Tragen kommt. Häufig wird der Futtertisch betoniert und anschließend mit
Materialien wie Kaliwasserglas oder auch Epoxidharzen überzogen. Gefließte
Futtertische sind auch keine Seltenheit. Bei der Planung des Futtertisches sollte
jedoch berücksichtigt werden, dass der Futtertisch einer sehr hohen Beanspruchung
ausgesetzt ist. Organische Säuren aus Silagen beanspruchen den Futtertisch
tagtäglich. Zusätzlich muss der Futtertisch robust beim Abschieben der Futterreste
oder Anschieben des Futters mit dem Rad-, Frontlader oder Hoftrac sein. Beton
erfüllt diese Voraussetzungen nur über einen sehr kurzen Zeitraum. Die
angesprochenen organischen Säuren machen den Beton spröde (siehe Abbildung
1). In den kleinsten Unebenheiten des Betons setzen sich Futterreste ab und bieten
optimale Vermehrungsbedingungen für Schadkeime, welche sich nachteilig auf die
Futteraufnahme der Tiere oder die Tiergesundheit auswirken können.
Bild 1: Ausgelaugter Betonboden
In aller Regel steht nach einigen Jahren eine Sanierung des Futtertisches an. Hierbei
hat sich in der Praxis die Beschichtung mit Epoxydharzmischungen etabliert und
bewährt. Die genannten Epoxidharzmischungen erforderten jedoch Fachkenntis und
Routine um bestmögliche und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, was das
Verfahren verteuerte.
Im Jahr 2011 hat die Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung, Hofgut Neumühle
den Schafstall zu einem Kälberstall umgebaut, wo sich natürlich auch die Frage der
Futtertischbeschichtung stellte.
Selbst ist der Mann
Im neuen Kälberstall des Hofguts Neumühle wurde das Verfahren der Firma Desical
genutzt, welches dem Landwirt ermöglicht, den heimischen Futtertisch in Eigenregie
zu beschichten. Das Prinzip ist einfach. Während die meisten
Epoxydharzverbindungen auf dem Markt mit feinem Quarzsand in den Mischungen
arbeiten, bietet Desical seine Produkte auf Basis von mineralischen Mehlen als
Füllstoff an. Dies hat mehrere Vorteile. Die Quarzsandkörner sind deutlich schwerer
als die feinen Partikel und sinken bei der Verarbeitung schnell ab. Wer nicht schnell
und sauber arbeitet, riskiert Entmischungseffekte, welche die Haltbarkeit der
Beschichtung beeinträchtigen können. Im Gegensatz hierzu hält sich die Rezeptur
von Desical beim Einbau relativ stabil. Auch über die Mischungsverhältnisse muss
sich der Landwirt keine Gedanken machen. Jedes Gebinde besteht aus zwei fertig
zueinander abgestimmten Komponenten, die vor der Anwendung nur noch gemischt
werden müssen. Somit kann das Verfahren sehr gut durch den Landwirt selbst
durchgeführt werden. Durch die Aufteilung der Aufwandmengen in Einzelgebinden
kann die Sanierung des Futtertisches in Etappen unterteilt werden. Da das
Aushärten etwa 24 Stunden dauert, fällt bei einem Kompletteinbau der Futtertisch für
zwei Tage aus. Die stellt für viele Landwirte ein nachvollziehbares Problem dar.
12 Schritte zum glatten und hygienisch einwandfreien Futtertisch
1. Reinigung des Futtertisches
Die nachhaltige Haltbarkeit der Beschichtung hängt maßgeblich von der Reinigung
des Futtertisches ab. Hier gilt es äußerst gründlich zu arbeiten, d. h. es müssen alle
hartnäckigen Fett-Eiweiß-Verbindungen vom Futtertisch entfernt werden und der
Futtertisch muss absolut sauber und trocken sein. Hier hat sich die Intensivreinigung
mit Hochdruckreiniger und Dreckfräse bewährt.
Bild 2: Reinigung des Futtertisches
2. Abflammen
Durch das Abflammen mit einem Gasbrenner werden die besonders hartnäckigen
Fett-Eiweiß-Verbindungen aus den Fugen gelöst und die Fläche trocknet sehr schnell
für die weitere Bearbeitung ab.
Bild 3: Abflammen
3. Luftpistole
Mit der Luftpistole werden die letzten noch vorhandenen Asche- und
Staubrückstände entfernt.
Bild 4: Abblasen des Futtertisches
4. Sanierungsbedarf
Nach der vollständigen und gründlichen Reinigung zeigt sich erst das ganze
Ausmaß des Sanierungsbedarfs. Grundsätzlich gilt: je rauer der Altbeton, desto
höher der Aufwand an Epoxydharz, wodurch die Aufwandmenge sehr stark variieren
kann.
Bild 5: Sanierungsbedarf wird deutlich
5. Notwendige Menge
Die Aufwandmenge variiert in Abhängigkeit vom Zustand des Altbetons. In der Regel
reicht ein Gebinde für etwa acht bis zehn Fressplätze aus.
Bild 6: Nötige Menge bestimmen
6. Öffnung der Gebinde
Mit Hammer und Schraubenzieher wird der Deckel des Gebindes durchschlagen.
Bild 7: Öffnen der Gebinde
7. Verbinden der zwei Komponenten
Aufgrund des Durchschlagen des Deckels läuft die erste Komponente in den unteren
Behälter wo sich die zweite Komponente befindet. Die zwei Komponenten der
Harzverbindung kommen miteinander in Berührung. Ab jetzt läuft der Countdown zur
Härtung.
8. Mischen der Komponenten
Nachdem die beiden Komponenten eine Verbindung eingegangen sind, müssen
diese gründlich mit der Bohrmaschine vermischt werden.
Bild 9: Mischen der Komponenten
9. Verteilen des Gemisches
Das fertige Gemisch wird gleichmäßig auf der Fläche verteilt.
Bild 10: Verteilen des Gemisches
10. Verteilen der Mischung
Nach dem Verteilen der Epoxydharzmischung wird diese mit einem Wasserabzieher
gleichmäßig auf der Fläche verteilt. Hierbei ist es sinnvoll am Ende der zu
versiegelnden Fläche eine Rille in den Beton zu schneiden, wo das Harz hineinlaufen
kann und dadurch eine glatte Kante bietet.
Bild 11: Verteilen der Mischung
11. Saubere Abschlusskante
Die saubere Abschlussfuge bildet einen sauberen und stabilen Abschluss.
Bild 12: Saubere Abschlusskante
12. Nachbearbeitung
Mit einem Roller wird die Epoxydharzmischung noch einmal nachbearbeitet, um
einen gleichmäßige Verteilung zu gewährleisten.
Bild 13: Nachbearbeitung
Die fertigen Flächen sind nach 2 Tagen wieder für die Nutzung mit Futtermitteln
geeignet und nach 7 Tagen ist die volle chemische und mechanische Beständigkeit
erreicht.
Kostenkalkulation
Die Aufwandmenge je Quadratmeter variiert je nach Beschaffung und Zustand des
Untergrunds zwischen 1,5 und 3 kg. Somit können mit einem Gebinde (15 kg) ca. 5 –
10 Quadratmeter saniert oder beschichtet werden. In aller Regel wird die zu
beschichtende Fläche auf ca. 0,80 bis 1,00 m des Futtertisches begrenzt, was sich
als ausreichend erwiesen hat. Bei einer mittleren Aufwandmenge von 2 kg/qm, einer
Beschichtungsbreite von 1,00 m und einer Futtertischlänge von 50 m belaufen sich
die Materialkosten auf 1650 € (ohne Mwst. und Fracht).
Fazit
Ein qualitativ hochwertiger und hygienisch einwandfreier Futtertisch ist eine
grundlegende Voraussetzung für höchste Futteraufnahmen. Da häufig Beton der
Baustoff der Wahl für den Futtertisch ist, wird dieser früher oder später aufgrund
mechanischer Beanspruchung aber auch durch organische Säuren aus dem Futter,
spröde. Spätestens dann sollte über eine Sanierung nachgedacht werden. Aber auch
bei Neubauten sollte sich jeder Bauherr frühzeitig Gedanken über eine nachhaltige
sowie dauerhafte Beschichtung des Futtertisches machen. Die Lehr- und
Versuchsanstalt für Viehhaltung hat im neuen Kälberstall in Zusammenarbeit mit der
Firma Desical den Futtertisch mit dem oben beschriebenen Verfahren beschichtet.
Das dargestellte Verfahren stellt eine Möglichkeit der Futtertischbeschichtung oder –
sanierung dar. Weitere Mitbewerber (vgl. Tabelle 1) bieten ähnliche Verfahren an.
Tabelle 1: Sanierungsvarianten für Futtertische (Rohweder, 2011)
L-Schalen
Beschichtung Edelstahlplatten
Epoxidharz Silikat Industrieboden
Schichtdicke 30 – 80 mm 2 – 8 mm 4 – 10 mm 4 – 8 mm 1,5 – 2,0 mm
Kosten pro lfm ab 100 €
plus Fräse 30 – 60 € 40 – 60 €
20 – 35 €
Inkl. Fräse 100 – 120 €
Anspruch
an die
Eigenleistung
mittel hoch mittelhoch mittelhoch Mittel
Wartezeit 5 Tage1
volle
Aushärtung 28
Tage
Nach 7 Tagen
säurefest
1 Tag1, volle
Aushärtung
28 Tage
1 Tag1, volle
Aushärtung 28
Tage
0 Tage, Kleber,
Epoxid 1 Tag1
Nutzungsdauer2 Bis > 30 Jahre 10 – 20 Jahre 5 – 15 Jahre 5 – 10 Jahre 15 – 25 Jahre
Anbieter
Aco Funki
Arno Hahn
Desical
Remmers
Schomburg
Schippers
Remmers Kemtek (DK) Stahlbaufirmen
1): Mindestwerte f. leichte Beanspruchung/Nutzung;
2):abhängig von Untergrund u. Beanspruchung
Jeder Landwirt muss für sich und seinen Betrieb eine nachhaltige Lösung für die
Futtertischbeschichtung finden. Das beschriebene Verfahren wurde beispielhaft am
Hofgut Neumühle eingesetzt, um eine Möglichkeit zur Futterschichtung praktisch
zeigen zu können. Weiterhin bietet das dargestellte Verfahren dem Landwirt die
Möglichkeit, es in Eigenregie durchzuführen.
Dieser Erfahrungsbericht soll alle Praktiker anregen, sich Gedanken über einen
optimalen Futtertisch zu machen.
Unter www.hofgut-neumuehle.de finden Sie weitergehende Informationen und eine
Verarbeitungsanleitung zum Selbermachen! Bei Bedarf können Sie sich den
Futtertisch gerne vor Ort ansehen. Melden Sie sich!
Kontakt:
Dr. Christian Koch Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle 67728 Münchweiler an der Alsenz Tel.: +49 6302 603 43 e-mail: c.koch@neumuehle.bv-pfalz.de oder
Ludwig Probst
RWZ-Spezialberatung Rind
Im Eck 6
66871 Albessen Tel. 0172-2598341
Fax 06384-514921
Ludwig.Probst@rwz.de