Cyber-Physical Systems WS 16/17
Cyber-Physical Systems
2. Anwendungsbeispiele
Dr.-Ing. Torsten Klie
Lehrstuhl für Hardware-Software-Co-Design
Cyber-Physical Systems WS 16/17
Inhalt der Vorlesung
1. Was sind “Cyber-physical Systems”?
• Definitionen und Abgrenzung zu eingebetteten Systemen, Ubiquitous
Computing, etc.
2. Anwendungen für Cyber-physical Systems
• Beispiele im Bereich Verkehr, Infrastruktur u.a.
3. Grundlagen der Kontrolltheorie
4. Echtzeit-Scheduling
5. Control-Scheduling-Co-Design
6. Vernetzung und Kommunikation
7. Selbstorganisationsprinzipien
• „Self-X“, Autonomie, Verhandlungen
• Automomic Computing und Policy-based Management
8. Entwurfsmethoden für Cyber-physical Systems
• Modellierung
• Programmierung
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Gliederung Kapitel 2
• Anwendungen für Cyber-physical Systems
– Autonomes Treibhaus
– Smart Cities
– Autonomes Fahren
– CPS Factory / Industrie 4.0
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DISTRIBUTED ROBOTICS
GARDEN
Autonomes Treibhaus vom MIT
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Distributed Robotics Garden (MIT)
• Ziel: Autonomes Treibhaus
• Basis:
– Autonome Roboter
– Sensoren
• Problemstellung:
– Koordination mehrerer unabhängiger
Roboter
– Abstimmung mit den biologischen
Wachstumsprozessen
– Spatial Computing
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Quelle: J. Dorfman, The Distri-
buted Robotics Garden, MIT, 2008
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Distributed Robotics Garden: Architektur
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Quelle Corell et al. Building a Distributed Robotics Garden, 2009
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Distributed Robotics Garden: Roboter
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• Notebook computer mit Linux
• iRobot Create– bumper sensor (left/right),
– 4 cliff sensors,
– Wand-Sensor
– Infrarot-Sensor
– Gesteuert vom Notebook via USB.
• Servo board (Lynxmotion SSC-32),– Steuert den arm,
– Bietet Analog-Digital-Konverterfür den Kraft-Sensor
– PWM-Steuerung für die Wasserpumpe
• Wassertank and -pumpe
• 4-DOF Arm (Crustcrawler robotics) mit Greifer und Kraft-Sensor (0-10 Newton) verbunden zum SSC-32
• Batterien, WebCam, Atheros WiFi
Quelle Corell et al. a.a.O.2009
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Distributed Robotics Garden: Pflanzen
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• Cherry-Tomaten-Pflanzen von ca. 1m Höhe die
kontinuierlich Früchte in allen Reifegraden tragen kann
(Blüten, grüne und rote Tomaten)
• Jede Pflanze wächst in einem eingenen Topf.
• iRobot docking station mit Infrarot-Feld,
– erlaubt autonomes Andocken von Robotern
– Biete Auflade-Möglichkeit
• Feuchtigkeits-Sensor (Vegetronix).
• Drahtloser Sensorknoten mit OpenWRT Linux
• Eindeutige ID
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Distributed Robotics Garden: Pflanzen
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Quelle:
Corell et al.
a.a.O.2009
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Distributed Robotics Garden: Funktionalitäten
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• Pflanzen
– Periodisches Abfragen der Feuchtigkeitssensoren und posten von
Wasser-Anfragen wenn das Ergebnis einen Schwellwert unterschreitet
– Auf Anfrage melden von Position und Reifegrad der Früchte (in einem
lokalen Koordinaten-Rahmen)
– Akzeptieren und Speichern von Ort und Reifegrad von neuen Früchten
von einem Roboter
– Auf Anfrage Löschen von Früchten aus der DB
• Roboter
– Zu einer bestimmten Pflanze navigieren und am Topf andocken
– Gießen einer Pflanze
– Inventar einer Pflanze erkennen (fruit maturity and location in local
coordinates) mit Kamera, vereint mit dem aktuellen Inventar erhalten
von der Pflanze
– Ernten einer Frucht
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Distributed Robotics Garden: Roboter-Module
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• Scheduler
– Koordiniert und hält eine Warteschlange mit High-Level-Task
– Tasks kommen von Pflanzen oder von menschlichen Aufsehern
– Nachricht über CGI-Schnittstelle (Apache)
• Planner
– Jobs vom Scheduler
– Dekomoposition der Tasks in eine Folge von Jobs
– Enge Rückkopplung mit Navigation und Visual Servoing
– Navigation und Manipulation
• Software
– Inter-Process-Communication Framework ROS
– Programmiersprachen: Python, LISP, Octave, C
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Distributed Robotics Garden: Weitere Module
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• Pflanzen
– Cron daemon
– lighttpd mit PHP-Interpreter für Lokation und Reifegrad der Früchte
• Netz
– Optimized Link State Routing (OLSR)
– Verfügbar für Ubuntu und OpenWRT
– Optimiert für große drahtlose (Sensor-)Netze
– Fluten von Infos über Routen und Nachbarn
– Berechnen der kürzesten Pfade für alle Knoten
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Distributed Robotics Garden: Navigation
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• Grundfunktion: von Create-Platform
• Positionsbestimmung
– Wegemessung (Odometrie)
– Positionsbestimmung über Infrarot-Sensoren und –Markierungen
– Sampling-Raten:
• Infrarot: 2 Hz
• Hodometrie: 50 Hz.
– Auf kurze Distanz ist Odometrie besser, global Infrarot
– Sensorfusion
• Routenplanung auf Basis von lokal verfügbaren Karten
• Im Fall einer Kollision: Vermeidungsalgorithmus
– Gehe zum letzten sicheren Punkt zurück
– Starte Routenplanung erneut
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Distributed Robotics Garden: Objekterkennung
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• Ziele:
– Schwerpunkt von roten und grünen Tomaten erkennen
– Schwerpunkt mit Koordinaten im Koordinatensystem der Pflanze
– Mitteilen des Orts an die Pflanze
– Verwenden des Orts beim „Visual Servo“ (für das Greifen des
Objekts)
• Erkennung schwierig
– Tomaten sind zwar rund, es gibt aber viele Abweichungen bei der
Größe und Form
– Tomaten können andere Tomaten verdecken
– Tomaten glänzen (Reflektionen)
• Ansätze: Feature-based vs. filter-based classifying
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Task-Allokation
• Task-Allokations-Algorithmus
– Verwaltet aktive Roboter und Anfragen
– Weist Tasks genau einem Roboter zu
• Broadcast für jeden Task
• Roboter Antworten mit ihren Kosten
– Entfernung zur Pflanze
– Länge der Task-Queue
– Fähigkeiten des Roboters
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Verbesserungen
• Netz: Fluten der Nachricht mit begrenztem Hop-Count
• Navigation: Einsatz von GPS
• Objekterkennung: Verknüpfung mit weiteren Algorithmen
• Visual Servoing: Zusätzlicher Planungsschritt: Erkundung
der genauen Umgebung
• Greifen: Drehbarer Arm für den Roboter
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Bewertung
• CPS: ja oder nein?
• Diskussion
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SMART CITIES
Vernetzung aller Systeme der Städte
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Smart Cities
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• Vernetzung aller Systeme
der Städte
– Planung
– Rettungsleitstelle
– Verwaltungssysteme
– Energieversorgung
– Verkehrsmanagement
– GesundheitQuelle: IBM
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Smart Cities – Motivation
• Energieeffiziente Geräte weit verbreitet
• Drahtlose Kommunikation (fast) überall
– IEEE 802.15.4
– Drahtlose Sensornetze
– Sensor-Plattformen
• Urbanisation
• Wirtschaftswachstum
• technologischer Fortschritt
• Nachhaltigkeit
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Eigenschaften einer Smart City
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Quelle: R. Giffinger et al. Smart cities -
Ranking of European medium-sized cities. 2007
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Smart Economy (Wettbewerbsfähigkeit)
• Innovatives Klima
• Unternehmergeist
• Wirtschaftliches Image und Marken
• Produktivität
• Flexibler Arbeitsmarkt
• Einbettung in internationale Beziehungen
• Anpassungsfähigkeit
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Smart People (Gesellschafts- und Human-Kapital)
• Qualifikationsniveau
• Bereitschaft zu lebenslangem Lernen
• Soziale und ethnische Pluralität
• Flexibilität
• Kreativität
• Weltoffenheit
• Teilnahme am öffentlichen Leben
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Smart Governance (Mitwirkung)
• Mitwirkung am Entscheidungsprozess
• Öffentliche und Soziale Dienste
• Transparente Verwaltung
• Politische Strategien und Perspektiven
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Smart Mobility (Verkehr & IKT)
• Zugänglichkeit
– Lokal
– National
– International
• Verfügbarkeit von Informations- und Kommunikations-
Infrastruktur (IKT)
• Verkehrssysteme
– Nachhaltig
– Innovativ
– Sicher
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Smart Environment (Natürliche Ressourcen)
• Attraktivität der natürlichen Bedingungen
• Umweltverschmutzung
• Umweltschutz
• Nachhaltiges Rohstoff-Management
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Smart Living (Lebensqualität)
• Kulturelles Angebot
• Gesundheitsniveau
• Individuelle Sicherheit
• Wohnqualität
• Bildungseinrichtungen
• Touristische Attraktivität
• Sozialer Zusammenhalt
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Ranking – TOP20
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Quelle: www.smart-cities.eu, 2011
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3 Städte im Vergleich
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Quelle: www.smart-cities.eu, 2011
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SmartCity Model
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Quelle: R. Khatoun und S. Zeadally.
Smart Cities: Concepts, Architectures,
Research Opportunities, 2016.
Straßenbeleuchtung als Basisinfrastruktur
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Quelle: www.eluminocity.com, 2015
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Beispiel: Intelligente Parkplatzsuche
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Quelle: www.clevercityparking.com, 2015
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Beispiel: Intelligente Parkplatzsuche
• Parkplätze werden durch Kameras überwacht
• Freie Plätze werden an das System gemeldet
• Nutzer stellen Suchanfrage
– Ort
– Größe des Fahrzeugs
• System „reserviert“ Parkplatz und sendet GPS-Koordinaten
• Vorteile:
– Reduktion des Suchverkehrs und Umweltbelastung
– Höhere Einnahmen / Vermeidung von Schwarzparken
– Imagegewinn für Städte
– Stress-, Zeit- und Kostenreduktion für Autofahrer
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Smart Grid als Teil einer Smart City
• Stromnetz wird vernetzt mit der IT-Infrastruktur
• Jeder (Strom-)Verbraucher bekommt Smart Meter
– Wegfall der bisherigen Verbrauchszähler
– Online-Meldungen über Stromverbrauch und –bedarf
– Zeitunkritische Verbraucher zu Niedriglastzeiten anschalten
• Vorteile
– Echtzeitinformationen über Stromverbrauch, -bedarf und –angebot
– Planungsmöglichkeit auf kommunaler Ebene
– Erleichterung dezentraler Energieerzeugung
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DEZENT
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Quelle:
Lehnhoff et al.: Dezentrales
autonomes Energiemanagement. 2011
BGM: Balancing Group Manager
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Ohne Smart Meter kein Smart Grid
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Quelle: G. Hirn. Das Stromnetz
wird interaktiv. 2011
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Ubiquitiuos Sensor Network (USN)
• Sensoren stellen
alle Informationen
ins Netz
• Speicherung aller
wichtigen
Informationen
• Einheitliches
Informations-
Modell
• Einheitliches
Kommunikations-
Protokoll
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Quelle: J.B. Vercher et al. An Experimental Platform for largescale
research facing FI-IoT scenarios. 2011
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Beispiel: Ubiquitous Oulu Smart City
• UrBan Interactions (UBI), Universität Oulu,
– Middleware layer auf dem panOULU wireless network
– Offen für Ubiquitous-Computing-Forscher
– Ziel: Verbessern der Kommunikation mit Verwaltung
• UBI-Hotspots (Öffentliche interaktive Anzeigen) mit
– Kameras
– NFC/RFID-Reader
– panOULO Wireless Access Point
– Breitbandiger Internet-Anschluss
– Zwei Betriebsmodi
• Broadcast
• Interaktiv
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Quelle: F. Gil-Castineira et al. Experiences inside the Ubiquitous Oulu Smart City. 2011
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panOulu Wireless Network
• WLAN: 1270 APs
• Bluetooth: 30 APs (z.B. in Ampeln)
• Wireless Sensor Network
– IP-basiert
– 13 Edge-Router mit Bluetooth
– Wird z.B., für Messung des Stromverbrauchs in Haushalten genutzt
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Projekt: RunWithUs
• Ziel: Bürger zum Joggen
animieren
• Funktionen
– Routenwahl nach Länge,
Schwierigkeitsgrad, andere
Läufer, Wetter und Pollenflug
– Vergleichen der Performance
von verschiedenen Läufern auf
der selben Route, oder
“Wettrennen” mit eigenen
vorherigen Läufen
– Ranglisten: Größte Gruppe,
Regelmäßgste Gruppe, ...
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Quelle: F. Gil-Castineira et al. a.a.O. 2011
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RunWithUs – Software-Architektur
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Quelle: F. Gil-Castineira et al. a.a.O. 2011
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RunWithUs im Betrieb
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Quelle: F. Gil-Castineira et al. a.a.O. 2011
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Herausforderungen von Smart Cities
• Sensorinformationen über Stadt und Bewohner einsammeln
– Kosten vs. Datenqualität
– Kosten vs. Doppelnutzung
– Datenschutz
– Sicherheit (Security)
• Management von Informationen über alle städtischen Systeme
– Informationsmodelle
– Datenschutz, Security, Zugangskontrolle
– Standards und Interoperabilität
• Beobachten und Verstehen städtischer Aktivität
– System-Modelle
– Analysen
• Beeinflussen der Ergebnisse
– Optimal System Control
– Human-city interaction
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Stand der Dinge: Pilotprojekte
• Amsterdam Smart City (seit 2009)– Bis 2025 die CO2-Emissionen um 40% senken (zu 1990)
– The Climate Street – nachhaltige Shoppingmeile
• Individuelle Energiespartipps für beteiligte Unternehmen
• Energieoptimierte Tram-Haltestellen
• Optimiertes Abfall- und Wassermanagement (z.B. Straßenreinigung)
• Optimierung logistischer Prozesse durch Bündelung
– Zuidas Solar: PV-Anlagen in Geschäften in Zuidas in großem Stil
– Web-Portal: Energieverbrauchs öffentlicher Gebäude
– Smart-Meter als Standard in verschiedenen Stadtteilen
– Moet-je-watt: Batteriesystem für Elektroautos; Test der Kombination mit verschiedenen Smart-Meter-Systemen
– Ship-to-grid: Anbindung von Schiffen im Hafen an regenerative Energieversorgung
– ZonSpot: Outdoor-Arbeitsplätze mit WiFi
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Stand der Dinge: Pilotprojekte
• Helsinki (seit 2006): Projekte statt integriertem Konzept• Ubiquitous Helsinki: ähnlich Ubiquitious Oulu
• Helsinki Virtual Village: Vernetzung aller Wohnungen und Gebäude
• Verkehrsrelavante Informationen auf Handys und Displays
• Smart Energy Kalasatama: SmartGrid im Hafenviertel
• Luxemburg:
– Luxemburg goes smart: Flächendeckendes WiFi-Netz
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Bewertung
• CPS: ja oder nein?
• Diskussion
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