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Der Nucleinsäure-Stoffwechsel der Rattenmilz während der...

Date post: 26-Aug-2019
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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. Der Nucleinsäure-Stoffwechsel der Rattenmilz während der Synthese von Antikörpern gegen Brucella abortus * H. KRÖGER und D. PAPANASTASIU Biochemisches Institut der Universitä Freiburg im Breisgau (Z. Naturforsch. 23 b, 69—72 [1968] ; eingegangen am 30. Mai 1967) 1. 3 H-Thymidin und 3 H-Cytidin werden sehr rasch in die DNS bzw. RNS der Rattenmilz eingebaut. 2. Während der Erstimmunisierung mit Brucella abortus ist der Nucleinsäure-Stoffwechsel in der Rattenmilz gesteigert; die DNS-Synthese nimmt wesentlich mehr zu als die der RNS. 3. Die Basen-Zusammensetzung der Kern-RNS wird durch Immunisierung leicht verändert. 4. Während der Zweitimmunisierung mit Brucella abortus ist der Nucleinsäure-Stoffwechsel in der Rattenmilz ebenfalls gesteigert; die RNS-Synthese erreicht das Maximum schneller, die DNS- Synthese langsamer als bei der Erstimmunisierung. In früheren Untersuchungen konnten wir zeigen, daß Milzzellen von Kaninchen, die mit Alkohol- dehydrogenase immunisiert worden waren, in vitro Antikörper gegen dieses Enzym bilden 1 . Da diese in vitro-Synthese durch Actinomycin D gehemmt wird, halten wir bei der Antikörper-Bildung eine DNS **-abhängige RNS-Synthese für unerläßlich 2 . Im Rahmen unserer Arbeiten über den Ursprung der Information für die Antikörper-Synthese berich- ten wir hier über den Nucleinsäure-Stoffwechsel der Rattenmilz während der Erst- und Zweitimmunisie- rung. Methoden 1. Immunisierung In den meisten Fällen injizierten wir weiblichen Wistar-Ratten als Antigen inaktivierte Keime von Bru- cella abortus (Stamm Bude 19). Zur Erstimmunisie- rung erhielten die Tiere subcutan per 100 g Körper- gewicht 1ml Keimsuspension (1 10 11 Keime/ml) ; zur Zweitimmunisierung gaben wir 3 Monate später noch 0,75 ml Antigen/100 g Körpergewicht. Bei einigen Ver- suchen wurde ein Extrakt aus Azotobacter vinelandii als Antigen verwendet. Wir injizierten pro Ratte intra- venös an zwei aufeinander folgenden Tagen je 2,5 mg Extrakt-Protein. Die Gewinnung des Bakterien-Extrak- tes ist in einer anderen Arbeit beschrieben 3 . 2. Isolierung der Nucleinsäuren Die Tiere erhielten — wenn nicht anders ver- merkt — intravenös 10 juC 3 H-Thymidin bzw. 3 H-Cyti- * Über einen Teil dieser Untersuchungen wurde berichtet auf der Herbsttagung der Gesellschaft für Biologische Che- mie, Marburg 1966. ** Abkürzungen: A = Adenin; C = Cytosin; DNS = Des- oxyribonucleinsäure; G = Guanin; RNS = Ribonuclein- säure; U = Uracil. 1 H. WERCHAU U. H. KRÖGER, Biochem. Z. 3 4 1 , 1 8 4 [1965]. 2 H. WERCHAU U. H. KRÖGER, Biochem. Z. 3 4 2 , 3 8 7 [1965]. 3 H . KRÖGER, D. PAPANASTASIU U. R . RINGELMANN, Zentrbl. Bak- teriol., I. Orig., im Druck. din/100 g Körpergewicht. Zu den jeweils angegebenen Zeiten wurden sie getötet und die Milzen entnommen. Die DNS wurde nach dem Verfahren von SCHMIDT- THANNHAUSER 4 isoliert. Zur Hydrolyse erhitzten wir die DNS mit 2 ml 5-proz. Trichloressigsäure 15 Min. auf 90 °C. Nach dem Zentrifugieren wurden im Überstand Radioaktivität (s. unten) und Desoxyribose-Gehalt (Di- phenylamin-Test 5 ) ermittelt. Die Gesamt-RNS isolierten wir aus der Milz nach dem Verfahren von DAVIDSON und SMELLIE 6 . Die ein- zelnen RNS-Fraktionen wurden in Anlehnung an die Methode von GEORGIEV et al. 7 gewonnen; bei diesen Versuchen wurden die Tiere 30 Min. nach der Injektion von 3 H-Cytidin getötet. Alle RNS-Formen wurden zu- nächst zweimal mit Äthanol Äther (3:1) und einmal mit 5-proz. Trichloressigsäure gewaschen; danach hy- drolysierten wir die RNS mit 0,3 N KOH 18 Stdn. bei 30 °C. Das Hydrolysat, bis p H 1 mit 70-proz. HC10 4 versetzt, wurde zentrifugiert, der Uberstand mit 2 N KOH neutralisiert. Nach erneutem Zentrifugieren be- stimmten wir im Uberstand die Radioaktivität (s. unten) und den Gehalt an Ribose (Orcinol-Test 8 ). Zur Radioaktivitäts-Bestimmung wurde 0,1 ml von der Probe in 10 ml eines Dioxan-Szintillators gegeben und im Tricarb-Flüssigkeits-Szintillations-Spektrometer (Packard) gemessen. Es ist jeweils die einfache Standardabweichung ange- geben. 3. Basenanalyse Den Ratten wurde intraperitoneal 0,8 mC 32 P-Ortho- phosphat injiziert; 30 Min. danach wurden sie getötet. Wie oben erwähnt, wurden die RNS-Fraktionen nach dem Verfahren von GEORGIEV et al. 7 aus der Milz iso- liert. Die Basen-Zusammensetzung der RNS-Arten er- mittelten wir nach der Methode von KRÖGER et al.' 9 . 4 G . SCHMIDT and S. J . THANNHAUSER, J . biol. Chemistry 161, 83 [1945]. 5 Z. DISCHE, Mikrochem. 8 , 4 [1930]. 6 J. N. DAVIDSON and R. M. S. SMELLIE, Biochem. J . 5 2 , 599 7 G . P . GEORGIEV, O . P . SAMARINA, M. I. LERMAN, M . N . SMIR- NOV, and A. N. SEVERTZOV, Nature [London] 200,1291 [1963]. 8 W. MEJBAUM, Hoppe-Seyler's Z. physiol. Chem. 258, 117 [1939]. 9 H. KRÖGER U. TH. LUCKING, Z. Naturforsdig. 22 b, 967 [1967].
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Page 1: Der Nucleinsäure-Stoffwechsel der Rattenmilz während der ...zfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/23/ZNB-1968-23b-0069.pdf · Während der Erstimmunisierung mit Brucella abortus ist der

This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

Der Nucleinsäure-Stoffwechsel der Rattenmilz während der Synthese von Antikörpern gegen Brucella abortus *

H . K R Ö G E R u n d D . P A P A N A S T A S I U

Biochemisches Institut der Universitä Freiburg im Breisgau (Z. Naturforsch . 23 b , 69—72 [1968] ; e ingegangen am 30. Mai 1967)

1. 3H-Thymidin und 3H-Cytidin werden sehr rasch in die DNS bzw. RNS der Rattenmilz eingebaut. 2. Während der Erstimmunisierung mit Brucella abortus ist der Nucleinsäure-Stoffwechsel in der

Rattenmilz gesteigert; die DNS-Synthese nimmt wesentlich mehr zu als die der RNS. 3. Die Basen-Zusammensetzung der Kern-RNS wird durch Immunisierung leicht verändert. 4. Während der Zweitimmunisierung mit Brucella abortus ist der Nucleinsäure-Stoffwechsel in der

Rattenmilz ebenfalls gesteigert; die RNS-Synthese erreicht das Maximum schneller, die DNS-Synthese langsamer als bei der Erstimmunisierung.

In früheren Untersuchungen konnten wir zeigen, daß Milzzellen von Kaninchen, die mit Alkohol-dehydrogenase immunisiert worden waren, in vitro Antikörper gegen dieses Enzym bilden1. Da diese in vitro-Synthese durch Actinomycin D gehemmt wird, halten wir bei der Antikörper-Bildung eine DNS **-abhängige RNS-Synthese für unerläßlich2.

Im Rahmen unserer Arbeiten über den Ursprung der Information für die Antikörper-Synthese berich-ten wir hier über den Nucleinsäure-Stoffwechsel der Rattenmilz während der Erst- und Zweitimmunisie-rung.

Methoden

1. Immunisierung

In den meisten Fällen injizierten wir weiblichen Wistar-Ratten als Antigen inaktivierte Keime von Bru-cella abortus (Stamm Bude 19). Zur Erstimmunisie-rung erhielten die Tiere subcutan per 100 g Körper-gewicht 1ml Keimsuspension (1 • 1011 Keime/ml) ; zur Zweitimmunisierung gaben wir 3 Monate später noch 0,75 ml Antigen/100 g Körpergewicht. Bei einigen Ver-suchen wurde ein Extrakt aus Azotobacter vinelandii als Antigen verwendet. Wir injizierten pro Ratte intra-venös an zwei aufeinander folgenden Tagen je 2,5 mg Extrakt-Protein. Die Gewinnung des Bakterien-Extrak-tes ist in einer anderen Arbeit beschrieben 3.

2. Isolierung der Nucleinsäuren Die Tiere erhielten — wenn nicht anders ver-

merkt — intravenös 10 juC 3H-Thymidin bzw. 3H-Cyti-* Über einen Teil dieser Untersuchungen wurde berichtet

auf der Herbsttagung der Gesellschaft für Biologische Che-mie, Marburg 1966.

** Abkürzungen: A = Adenin; C = Cytosin; DNS = Des-oxyribonucleinsäure; G = Guanin; RNS = Ribonuclein-säure; U = Uracil.

1 H. WERCHAU U. H. KRÖGER , Biochem. Z. 3 4 1 , 1 8 4 [ 1 9 6 5 ] . 2 H . WERCHAU U. H . KRÖGER , Biochem. Z. 3 4 2 , 3 8 7 [ 1 9 6 5 ] . 3 H . KRÖGER , D. PAPANASTASIU U. R . RINGELMANN, Zentrbl. Bak-

teriol., I. Orig., im Druck.

din/100 g Körpergewicht. Zu den jeweils angegebenen Zeiten wurden sie getötet und die Milzen entnommen.

Die DNS wurde nach dem Verfahren von S C H M I D T -

T H A N N H A U S E R 4 isoliert. Zur Hydrolyse erhitzten wir die

DNS mit 2 ml 5-proz. Trichloressigsäure 15 Min. auf 90 °C. Nach dem Zentrifugieren wurden im Überstand Radioaktivität (s. unten) und Desoxyribose-Gehalt (Di-phenylamin-Test5) ermittelt.

Die Gesamt-RNS isolierten wir aus der Milz nach dem Verfahren von D A V I D S O N und S M E L L I E

6. Die ein-zelnen RNS-Fraktionen wurden in Anlehnung an die Methode von G E O R G I E V et al.7 gewonnen; bei diesen Versuchen wurden die Tiere 30 Min. nach der Injektion von 3H-Cytidin getötet. Alle RNS-Formen wurden zu-nächst zweimal mit Äthanol — Äther (3:1) und einmal mit 5-proz. Trichloressigsäure gewaschen; danach hy-drolysierten wir die RNS mit 0,3 N KOH 18 Stdn. bei 30 °C. Das Hydrolysat, bis pH 1 mit 70-proz. HC104 versetzt, wurde zentrifugiert, der Uberstand mit 2 N KOH neutralisiert. Nach erneutem Zentrifugieren be-stimmten wir im Uberstand die Radioaktivität (s. unten) und den Gehalt an Ribose (Orcinol-Test 8).

Zur Radioaktivitäts-Bestimmung wurde 0,1 ml von der Probe in 10 ml eines Dioxan-Szintillators gegeben und im Tricarb-Flüssigkeits-Szintillations-Spektrometer (Packard) gemessen.

Es ist jeweils die einfache Standardabweichung ange-geben.

3. Basenanalyse Den Ratten wurde intraperitoneal 0,8 mC 32P-Ortho-

phosphat injiziert; 30 Min. danach wurden sie getötet. Wie oben erwähnt, wurden die RNS-Fraktionen nach dem Verfahren von G E O R G I E V et al. 7 aus der Milz iso-liert. Die Basen-Zusammensetzung der RNS-Arten er-mittelten wir nach der Methode von K R Ö G E R et al.'9.

4 G . SCHMIDT and S . J . THANNHAUSER, J . biol. Chemistry 1 6 1 , 8 3 [ 1 9 4 5 ] .

5 Z. DISCHE , Mikrochem. 8 , 4 [ 1 9 3 0 ] . 6 J . N. DAVIDSON and R . M. S . SMELLIE , Biochem. J . 5 2 , 5 9 9 7 G . P . GEORGIEV, O . P . SAMARINA, M . I . LERMAN, M . N . SMIR-

NOV, and A. N. SEVERTZOV, Nature [London] 2 0 0 , 1 2 9 1 [ 1 9 6 3 ] . 8 W. MEJBAUM , Hoppe-Seyler's Z. physiol. Chem. 2 5 8 , 1 1 7

[ 1 9 3 9 ] . 9 H. KRÖGER U. T H . LUCKING, Z. Naturforsdig. 2 2 b, 9 6 7 [ 1 9 6 7 ] .

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4. Präparate 32P-Orthophosphat, 3H-Thymidin-(6-T) (spezifische

Aktivität 1 , 9 - 5 C/mMol) und 3H-Cytidin-(G) (spezifi-sche Aktivität 1,9 —4 C/mMol) bezogen wir von The Radiochemical Centre, Amersham, England. Herrn Prof. Dr. J . POTEL, Asta-Werk, Brackwede, danken wir für die Brucella abortus-Keime.

Ergebnisse

A. Nucleinsäure-Stoffwechsel in Abhängigkeit von der Zeit

Injiziert man Ratten 3H-Thymidin oder 3H-Cyti-din, so kann man die Radioaktivität schon kurze Zeit später in den Nucleinsäuren der Milz nachwei-sen (s. Abb. 1). Besonders das 3H-Thymidin wird rasch von der DNS aufgenommen; der Einbau er-reicht nach 60 Min. das Maximum. In weiteren 180 Min. ändert sich der Wert nur wenig. Bei der RNS-Synthese liegt das Maximum für die Aufnahme des markierten Cytidin in der 45. Minute. Danach sinkt die spezifische Aktivität allmählich ab.

15 30 45 60 120 240 Minuten —

Abb. 1. Einbau von 3H-Thymidin in DNS und 3H-Cytidin in RNS der Rattenmilz in Abhängigkeit von der Zeit, o —O DNS, A - A RNS. Angegeben sind Mittelwerte von 4 — 6 Tieren. Die Tiere erhielten i.v. 10 /uC 3H-Thymidin bzw. 5 fxC 3H-

Cytidin/100 g Körpergewicht.

B. Nucleinsäure-Stoffwechsel während der Erstimmunisierung

Schon 4 Tage nach einer Injektion von Brucella a&ortas-Keimen sind im Serum von Ratten Antikör-per nachweisbar. Der Titer erreicht am 12. Tag den höchsten Wert und bleibt bis zum 24. Tag noch rela-tiv hoch (s. die anschließende Arbeit, diese Zeit-schrift 1 0).

Untersucht man während dieser Immunisierung die Nucleinsäuren in der Rattenmilz, so findet man deren Synthese bereits 24 Stdn. nach der Antigen-Injektion erhöht (s. Abb. 2) . Weitere 12 Stdn. spä-

Abb. 2. Nucleinsäure-Stoffwechsel der Rattenmilz während der Erstimmunisierung mit Brucella abortus, o — o DNS, A — A RNS. Angegeben sind Mittelwerte von 8 — 12 Tieren. Die Tiere erhielten i.v. 10 /uC 3H-Thymidin bzw. 3H-Cytidin/

100 g Körpergewicht; 20 Min. danach wurden sie getötet.

ter liegt der Wert der DNS-Synthese dreifach über dem der Kontrollen. Die RNS-Synthese wird weni-ger stark aktiviert. 4 Tage nach der Antigen-Injek-tion — dem Zeitpunkt, an dem erstmalig Antikörper im Serum nachweisbar sind — hat sich der Nuclein-säure-Stoffwechsel in der Milz schon fast wieder nor-malisiert.

Die Veränderungen bei der RNS-Synthese analy-sierten wir noch näher, indem wir die einzelnen Fraktionen der Milz-RNS betrachteten (s. Abb. 3) . Die Synthese der Kern-RNS wird durch die Immuni-sierung stärker aktiviert als die der Cytoplasma-RNS. Die beiden Fraktionen der Kern-RNS, die bei 50 °C und 65 °C isoliert wurden, unterscheiden sich kaum im Synthese-Verlauf.

Um zu sehen, ob sich die Kern-RNS-Arten wäh-rend der Immunisierung verändern, bestimmten wir ihre Basen-Zusammensetzung. Bei diesen Versuchen setzten wir zwei Antigene ein: Brucella abortus-Keime und Azotobacter vinelandii-Extrakt. Aus

1 0 H . K R Ö G E R , D. PAPANASTASIU U. J . P O T E L , Z. Naturforschg., im Druck.

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0 6 12 24 36 48 72 108 Stdn. »-

Abb. 3. Einbau von 3H-Cytidin in verschiedene RNS-Fraktio-nen der Rattenmilz während der Erstimmunisierung, o — o Cy-toplasma-RNS, 50 °C-Fraktion, A — • 65 °C-Fraktion. Angegeben sind Mittelwerte von 15 — 20 Tieren. Die Tiere erhielten i.v. 10 /uC 3H-Cytidin/100 g Körpergewicht; 30 Min.

danach wurden sie getötet.

Tab. 1 ist zu ersehen, daß sich immunisierte Tiere und Kontrollen in der Basen-Zusammensetzung ihrer RNS unterscheiden. Vergleicht man die Werte für die beiden Antigene, so weichen nur diejenigen der 65 °C-Fraktion voneinander ab; die Basen-Zusam-mensetzung für die RNS der 50 °C-Fraktion ist bei beiden Antigenen fast gleich.

C. Nucleinsäure-Stoffwechsel während der Zweitimmunisierung

Bei einer zweiten Injektion von Brucella abortus-Keimen — 3 Monate nach der ersten Verabrei-

chung — nimmt der Antikörper-Titer im Serum der Ratten nach 5 Tagen zu; er erreicht das Maximum etwa am 9. Tag und nimmt zum 24. Tag hin allmäh-lich wieder ab (s. die anschließende Arbeit, diese Zeitschrift10).

Ähnlich wie bei der Erstimmunisierung fanden wir auch hier, daß der Nucleinsäure-Stoffwechsel durch die Immunisierung angeregt wird (s. Abb. 4). Während die DNS-Synthese ihren höchsten Wert

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0 12 24 36 48 72 96 Stdn. —

Abb. 4. Nucleinsäure-Stoffwechsel der Rattenmilz während der Zweitimmunisierung mit Brucella abortus. O — O DNS, A - A RNS. Angegeben sind Mittelwerte von 8 — 12 Tieren. Die Tiere erhielten i.v. 10 /uC 3H-Thymidin bzw. 3H-Cytidin/

100 g Körpergewicht; 20 Min. danach wurden sie getötet.

langsamer erreicht, nimmt die RNS-Synthese rascher zu als bei der Erstimmunisierung. Nach 4 Tagen lie-gen auch bei dieser Sekundär-Reaktion wieder nor-male Werte vor.

Der Einbau des 3H-Cytidin in die RNS-Fraktio-nen der Milz während der Zweitimmunisierung ist

Kontrolle 50°C-Fraktion Bruc. abort. Azot. vinel. Kontrolle

65 °C-Fraktion Bruc. abort. Azot. vinel.

A 17,8* 14,7 15,3 23,1 21,2 19,5 U 22,7 20,0 19,7 25,9 22,6 24,0 C 29,2 31,6 31,4 25,3 28,6 26,8 G 30,3 33,7 33,6 25,7 27,6 29,7

A + U C + G

0,68 0,50 0,50 0,96 0,78 0,77

Tab. 1. Basenverhältnisse bei der 50 °C- und 65 °C-Fraktion der RNS aus der Rattenmilz während der Erstimmunisierung. Angegeben sind Mittelwerte von 10—20 Tieren. 36 Stdn. nach der s.c. Injektion von Bruc. aftorf.-Keimen bzw. der erst. i.v. In-jektion von Azot. wne/.-Extrakt (zweite Injektion 24 Stdn. nach der ersten) erhielten die Tiere i.p. 0,8 mC 32P-Orthophosphat;

30 Min. danach wurden sie getötet. * % der Nucleotid-Summe.

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in Abb. 5 dargestellt. Die Synthese der Kern-RNS wird durch die erneute Injektion von Antigen erheb-lich gefördert; die Werte der 50 °C-Fraktion z.B. nehmen innerhalb von 2 Tagen um das 21/2-fache zu.

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0 12 24 36 46 72 Stdn. »

Abb. 5. Einbau von 3H-Cytidin in verschiedene RNS-Fraktio-nen der Rattenmilz während der Zweitimmunisierung, o —O Cytoplasma-RNS, • - • 50 °C-Fraktion, A - A 65 ^ - F r a k -tion. Angegeben sind Mittelwerte von 8 — 12 Tieren. Die Tiere erhielten i.v. 10 /uC 3H-Cytidin/100 g Körpergewicht; 30 Min.

danach wurden sie getötet.

Diskussion

Bei der Erst- und Zweitimmunisierung von Rat-ten mit inaktivierten Keimen von Brucella abortus

11 B. MACH and P. VASSALLI, Proc. nat. Acad. Sei. USA 5 4 , 9 7 5 [ 1 9 6 5 ] .

läßt sich eine gesteigerte DNS- und RNS-Synthese in der Milz eher nachweisen als Antikörper im Se-rum zu finden sind. Die DNS-Synthese ist bei der Primär- und Sekundär-Reaktion stärker angeregt als die der RNS. M A C H und V A S S A L L I

n - 1 2 stellten eben-falls fest, daß bei der Immunisierung von Ratten mit Haemophilus pertussis die DNS-Synthese in der Milz stark erhöht ist.

Während der Erstimmunisierung unterscheiden sich die DNS- und RNS-Synthese nur in der Inten-sität, nicht aber in ihrem Verlauf. Bei der Zweit-immunisierung ist das Verhältnis so, daß das Maxi-mum der RNS-Synthese dem der DNS-Synthese vor-ausgeht. Diese Befunde lassen sich so deuten: Zu Beginn der Sekundär-Reaktion sind bereits kompe-tente Zellen für die Bildung der Antikörper gegen Brucella abortus vorhanden. Das erneut verabreichte Antigen löst somit bei der Zweitimmunisierung di-rekt die Synthese spezifischer Messenger-RNS aus. Die gesteigerte DNS-Synthese bei der Sekundär-Reaktion dient vermutlich der Produktion weiterer kompetenter Zellen.

Die Basenanalyse der DNS-ähnlichen RNS aus der Rattenmilz ergab, daß sich die Zusammenset-zung dieser RNS durch die Immunisierung leicht än-dert. Demnach läßt sich die erhöhte RNS-Synthese während der Antikörper-Bildung nicht auf eine all-gemeine Zellproliferation zurückführen.

Die Untersuchungen wurden unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Bundesministe-rium für Wissenschaftliche Forschung und die Stiftung Volkswagenwerk.

1 2 B . MACH and P. VASSALLI, Science [Washington] 1 5 0 , 6 2 2 [ 1 9 6 5 ] .


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