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Financial Stability Report 36
Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny
Vize-Gouverneur Mag. Andreas Ittner
Hauptabteilungsdirektorin Dr. Doris Ritzberger-Grünwald
Hauptabteilungsdirektor Mag. Philip Reading
Wien, 20. November 2018
www.oenb.at
[email protected] [email protected] 2
Risikosignale auf den internationalen Märkten haben sich zuletzt verstärkt
• Hohe Bewertung des
Aktienmarktes in den USA
• Trotz Rückgangs in den letzten
Monaten liegt das Kurs-
Gewinn-Verhältnis (KGV) des
S&P 500 immer noch über
dem langfristigen Durchschnitt
• Renditen risikoreicher Anleihen
insgesamt nach wie vor auf
niedrigem Niveau 0
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0
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2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018
Aktienmarkt: KGV S&P 500 (linke Achse)Aktienmarkt: KGV EURO STOXX 50 (linke Achse)Anleihemarkt: Bloomberg Barclays US High Yield (rechte Achse)Anleihemarkt: Bloomberg Barclays Pan-European High Yield (rechte Achse)
Quelle: Bloomberg.
KGV Rendite in %
Indikatoren zur Bewertung von Aktien- und Anleihemärkten
[email protected] [email protected]
-2
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2
4
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8
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14
16
18
AT DE IT PT ES
Renditen 10-jähriger Staatsanleihenin %
Quelle: Macrobond.
3
Finanzierungskosten für den italienischen Staat zuletzt gestiegen
• Aktueller Wert der Renditen italienischer
Staatsanleihen (15.11.18):
• 10-Jährige Staatsanleihen: 3,5%
• 2-Jährige Staatsanleihen: 1,3%
• Damit rund 150 Basispunkte über den
Werten zu Jahresbeginn bzw. mehr als
300 Basispunkte über Deutschland
• Noch rund 300 Basispunkte unter
Krisenniveau
• Kein Spill-Over aus Italien: Spreads
portugiesischer und spanischer
Staatsanleihen blieben weitestgehend
stabil
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Wer hält in Italien italienische Staatsanleihen?
• Gesamtvolumen italienischer Staatsanleihen:
EUR 1,9 Billionen
• „Home Bias“: Rund 2/3 der italienischen
Staatsanleihen werden im Inland gehalten, dieser
Anteil blieb seit der Euroraumkrise relativ konstant.
• Im Inland gehaltene öffentliche Schuldtitel
(ca. EUR 1,2 Billionen) verschieben sich zunehmend
zur Zentralbank und zu sogenannten sonstigen
Finanzinstituten.
• Die vom Ausland gehaltenen öffentlichen Schuldtitel
(ca. EUR 700 Mrd.) werden zu knapp 60% in
Euroraum-Staaten gehalten.
• In Österreich werden ca. EUR 7 Mrd. an italienischen
Staatsanleihen gehalten, Banken bauen diese aber
zunehmend ab.
1%
10%
23%
8%
26%
3%0%
29%
Staat
Private Haushalte u. priv.Org. ohne Erwerbszweck
Versicherungen u.Pensionskassen
SonstigeFinanzinstitute
Banken
NichtfinanzielleUnternehmen
Sonstige
Zentralbank(gem. Bruegel-Daten)
In Italien gehaltene italienische Staatsanleihen nach Sektoren (Q1/18)
Quelle: EZB, Bruegel.
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Mrd EUR Anteile in %
CESEE 215,8 66,3 hievon
Tschechien 72,9 22,4 Slowakei 32,4 10,0 Rumänien 24,5 7,5 Kroatien 17,2 5,3 Ungarn 16,3 5,0 Polen 15,3 4,7
Deutschland 37,3 11,5 Großbritannien 9,9 3,0 Frankreich 8,2 2,5 sonstige EU-Länder 30,0 9,2
Schweiz 7,9 2,4
USA 8,5 2,6 Sonstige 7,7 2,4
Summe 325,3 100,0
Auslandsforderungen der österreichischen Banken
(2Q2018)
Auslandsforderungen auf Letztrisikobasis im inländischen Mehrheitseigentum
stehender Banken
Quelle: OeNB.
5
Internationales Exposure der österreichischen Banken stark auf CESEE
konzentriert
• Starke Präsenz der österreichischen
Banken in CESEE: Zwei Drittel der
Auslandsforderungen
österreichischer Banken entfallen
auf diese Region
• Höchstes Einzelland-Exposure
entfällt auf Tschechien, gefolgt von
Deutschland
• Zu weiteren wichtigen Märkten für
Österreichs Banken zählen die
Slowakei, Rumänien, Kroatien,
Ungarn und Polen
• Wirtschaftliche Entwicklung in
CESEE überdurchschnittlich gut
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Profitabilität steigt weiter, der Anstieg der Kapitalisierung ebbt ab
• Profitabilität der
österreichischen Banken
weiter verbessert und
deutlich über dem EU-
Durchschnitt
• Operative Effizienz geht
leicht zurück; gleichzeitig
wurden Risikovorsorgen
aufgelöst
• Aufwärtstrend der
Kapitalisierung ebbt im
ersten Halbjahr ab
6
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Das Szenario des European Systemic Risk Board (ESRB) ist dabei deutlich härter als in der Vergangenheit,
mit einem Fokus auf Kernländer der Eurozone.
Vier Hauptrisiken
als Grundlage des adversen ESRB-Szenarios:
▪ Schocks auf Finanzmärkten, die zu deutlichen
Neubewertungen von Risikoprämien führen
▪ Negative Rückkopplung zwischen schwacher
Bankenprofitabilität und niedrigem nominalen
Wachstum
▪ Unsicherheit bezüglich Schuldnerbonität im
öffentlichen sowie privaten Sektor
▪ Liquiditätsrisiken im Nichtbanken-Finanzsektor
Sowohl Österreich als auch die für österreichische
Großbanken relevanten CESEE-Länder sind
überdurchschnittlich hart getroffen.
OeNB top-down Stresstest basiert auf dem ESRB-Szenario
des EU-weiten Stresstests und simuliert eine globale Rezession
7
-9,2pp-8,3pp
-11,4pp-9,6pp
-4,9pp
*) SEE-Schock basiert auf dem BIP-Pfad von HR (keine anderen Westbalkan-Länder von EZB bereitgestellt)
**) CIS-Schock basiert auf dem BIP-Pfad von RU (keine anderen Länder von EZB individuell bereitgestellt)
Kumuliertes BIP-Wachstum (2018-2020) in %
Quelle: OeNB.
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Die OeNB-Stresstests bestätigen für das österreichische Bankensystem,
was der EU-weite Stresstest für österreichische Großbanken gezeigt hat
8
Verbesserte Ausgangsposition durch gestiegene
Kapitalisierung und gute Wirtschaftslage
Risiko bei Fremdwährungskrediten konnte deutlich
abgebaut werden
Ein ebenfalls durchgeführter Liquiditätsstresstest zeigt
adäquate Liquiditätsausstattung
Solides Ergebnis
im OeNB-Stresstest
Aufgrund des günstigen Umfelds startet man derzeit
von sehr niedrigen Ausgangsrisikoparametern.
Dem im Aggregat adäquaten Ergebnis stehen
idiosynkratische Risiken bei einzelnen Instituten
gegenüber.
Zudem sind strukturelle Aspekte wie Ansteckungs-
effekte aus Verflechtungen zwischen den Banken zu
bedenken.
Notwendigkeit für
Maßnahmen bleibt bestehen
Die Banken sind daher weiterhin gefordert, ihre Kostenstruktur,
Profitabilität und Eigenmittelausstattung nachhaltig zu stärken.
Quelle: OeNB.
[email protected] [email protected]
• Die Stärkung der Eigenmittelquote einer Bank senkt die
Wahrscheinlichkeit, dass diese in Probleme gerät. Probleme
werden hier umfassend definiert (nicht nur Ausfälle, sondern z.B.
bereits die Inanspruchnahme von Sektorhilfen oder Notfusionen).
• Die Problemwahrscheinlichkeit einer österreichischen
Durchschnittsbank könnte durch eine Stärkung ihrer
Kapitalisierung um 1 Prozentpunkt um 11% gesenkt werden.
• Der Effekt ist größer für Banken mit einem ausgeprägtem
Risikoprofil oder mit einer niedrigeren Ausgangs-
kapitalisierung:
➢ So fällt z.B. bei einer risikoreichen Bank (orange) mit einer
(Ausgangs-)Eigenmittelquote von 10% die Problem-
wahrscheinlichkeit um mehr als 2 Prozentpunkte (217 bp),
wenn sie ihre Eigenmittelquote auf 11% erhöht.
9
Verbesserte Kapitalausstattung senkt Problemwahrscheinlichkeit einer Bank
Kerbl, S. und C. Leitner. 2018. Improved Own Funds: Effects on Banks’
Problem Probability. In: OeNB Financial Stability Report 36.
[email protected] [email protected]
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Online Banking NutzerInnen(in % der Bevölkerung, welchedas Internet in den letzten 3
Monaten genutzt hat)*
Bezahlung von Gas-/ Strom-/Wasser-/ Telefonrechnungen
via Mobiltelefon (% derBevölkerung, welche solcheRechnungen bezahlt hat)**
Anzahl derBargeldbehebungen am
Automaten pro Einwohner proJahr***
Schweden Estland
Oesterreich Bulgarien
Indikatoren unterschiedlichen Zahlungsverhaltens in EU-Ländern
Quelle: Allinger, K. 2018. European retail payments market integration and fintech: a case study approach. In: Financial Stability Report 36. Vienna: OeNB.*Digital Economy and Society Index, 2017; ** World Bank Global Findex Database, 2017; *** ECB Statistical Data Warehouse, 2017 (for Bulgaria 2016)
10
Internationale Vergleichsstudie zu Fintech: Nimmt Fragmentierung des
europäischen Zahlungsmarktes aufgrund von Fintech zu?
• Struktur nationaler Zahlungsmärkte in Europa
historisch sehr verschieden
• Mobile und kontaktlose Zahlungen verändern die
Struktur der Zahlungsmärkte - z.B.
Bargeldverwendung
• Veränderung des Finanz-Ökosystems durch
Vielzahl neuer Marktteilnehmer
(Fintechs, Big Tech)
• Neue Herausforderungen für Zentralbanken und
Regulatoren
• Datensammlung, Monitoring und enge
Kooperation zwischen Stakeholdern notwendig,
um einen integrierten europäischen Zahlungsmarkt
sicherzustellen
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„Digitale Trennlinie“
11
Umfrage zu Fintech in Österreich: Digitale Bank-/Finanzdienstleistungen
werden von vielen Österreicher/inne/n genutzt
• 58% der Österreicher ab
dem 15. Lebensjahr
nutzen Online-Banking
• 32% besuchen einen
Bankschalter höchstens
1x/Jahr
• 50% zahlen mit Karte
ohne PIN
• 43% besuchen einen
Bankschalter zumindest
1x/Monat
• 45% sagen, dass sie
einen 50 Euro Betrag im
Supermarkt am liebsten
bar bezahlenQuelle: Ritzberger-Grünwald, D. und H. Stix. How Austrians bank and pay in an
increasingly digitalized world – results from an OeNB survey. In: Monetary
Policy & the Economy Q3/18.
[email protected] [email protected]
Nutzung verschiedener Bankkanäle% der Bevölkerung
Zumindest
1x/Monat
Höchstens
1x/Jahr
Bankschalter 43 32
Bankomat 89 8
Self-service Automaten 58 30
Telefon 9 73
Online Banking mit PC/Notebook 51 49
Online Banking mit Smartphone/Tablet 34 66
Anmerkung Die Tabelle zeigt den Prozentsatz der Befragten, die den entsprechenden
Kanal (1) zumindest 1x/Monat und (2) höchstens 1x/Jahr, seltener oder nie nutzt.
• Von den 58%, die Onlinebanking
nutzen, tun dies 2/3 bereits mit
mobilen Geräten
• 47% kontaktieren ihre Bank
häufiger online als physisch
(Schalter, Foyer)
• Online-Banking-Nutzer erledigen
alle üblichen Bankgeschäfte
online
• Medianalter 39 J.
12
Bankgeschäfte: Am Bankschalter, im Foyer oder Online?
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Online Banking - bereits mitSmartphone/Tablet
Online Banking nur mit PC/Notebook
Kein Onlinebanking
Zumndest 1x/Monat Zumindest 1x/Jahr Seltener als 1x/Jahr
Häufigkeit Nutzung Bankschalter nach Banking-Typen
% der Befragten
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Studie zu Finanzierung in Österreich: Günstige Kredite für KMU, aber wenig
Venture Capital
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0,01
0,02
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0,05
0,06
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0,08
Venture Capital Finanzierung* in 2017 in % des BIP
* Finanzierung von
inländischen Unternehmen
durch Venture Capital Fonds
Quelle: Invest Europe, Eurostat
* Für neu vergebene Kredite. KMU Kredite: Kredite bis zu 1 Mio. EUR.
Kredite an Großunternehmen: Kredite über 1 Mio. EUR
0,0
0,5
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1,5
2,0
2,5
3,0
Österreich Italien Spanien Frankreich
Zinsdifferenz bei Krediten an KMU und Großunternehmen*
in Prozentpunkten
aus: Gassler, Pointner und Ritzberger-Grünwald „Funding growth and
innovation in Austria – financing conditions for SMEs and start-ups” in:
Financial Stability Report 36, S. 59-75
[email protected] [email protected]
Notleidende Kredite österreichischer Banken stark rückläufig
P. Bärnthaler, H. Elsinger, P. Fessler und E. Woschnagg. 2018. Non-performing exposures of Austrian banks - decomposing aggregate measures. In: OeNB Financial Stability Report 36.
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Q314 Q414 Q115 Q215 Q315 Q415 Q116 Q216 Q316 Q416 Q117 Q217 Q317 Q417
Notleidende Kredite Notleidende Kredite abzüglich Wertberichtigungen und Sicherheiten
Notleidende Kredite abzüglichWertberichtigungen und Sicherheiten
in Mrd EUR
Quelle: OeNB (18 IFRS-Banken).
0123456789
10
NPL-Quoten der zehn größten Wirtschaftssektoren (Ende 2017)
in Prozent
Quelle: OeNB (18 IFRS-Banken)
Han
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omie
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CESEE: NPL-Quoten der österreichischen Tochterbanken sind sehr unterschiedlich,
Kreditwachstum steht im Fokus der Stabilitätsanalyse
Wittenberger, T. 2018. Lending to households in CESEE with regard to Austrian banking subsidiaries
and macroprudential measures addressing credit related risks. In: OeNB Financial Stability Report 36.
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10%
Kroatien Rumänien Ungarn Slowakei Tschech. Rep.
NPL-Quote Durchschn. NPL-Quote NPL-Bruttobuchwert (rhs)Quelle: OeNB.
in EUR Mrd
Notleidende Kredite bei österr. Tochterbanken in CESEE (Q2/2018)
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• Immobilienkrisen sind für eine Volkswirtschaft enorm kostspielig.
• Vergabestandards müssen vor dem Hintergrund niedriger Zinsen und steigender Immobilienpreise nachhaltig
bleiben.
• Tendenzen zu einer Aufweichung dieser Vergabestandards sind erkennbar.
• Die Schuldendienstfähigkeit der Kreditnehmer und die Kreditqualität der Kreditgeber sind sicherzustellen.
• Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) orientiert sich in 17. Sitzung an der Empfehlung der OeNB:
Mindestmaß an Eigenmitteln, wobei Richtwert 20% betragen sollte
Laufzeiten länger als 35 Jahre sollten die Ausnahme bleiben
Adäquate Begrenzung des Schuldendienstes auf 30% bis 40% des Nettoeinkommens eines Haushalts
Gesamthafte und konservative Betrachtung der vorliegenden Informationen; Kredite mit kritischeren
Kennzahlen besonders umsichtig beurteilen
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Nachhaltige Vergabestandards bei Immobilienkrediten wesentlich
für die Sicherung der Finanzmarktstabilität in Österreich
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Die OeNB empfiehlt:
• Sicherung einer nachhaltigen Profitabilität durch weitere Effizienzsteigerungen. Dies ermöglicht:
• Weitere Erhöhung der Kapitalisierung (insbes. der Großbanken)
• Investitionen in Informationstechnologie (Wettbewerb mit FinTechs)
• Orientierung an der FMSG-Erwartungshaltung zur nachhaltigen Immobilienkreditvergabe
• Weitere Reduktion der notleidenden Kredite (v.a. in CESEE)
• Einhaltung der aufsichtlichen Mindeststandards zu Fremdwährungs- und Tilgungsträgerkrediten sowie des Nachhaltigkeitspakets
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