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Global Pension Atlas Germany

Date post: 11-May-2015
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Typisch Deutsch: Europas Wirtschaftsmacht ist den demografischen Wandel und die damit verbundenen Herausforderungen für sein Rentensystem schrittweise und sehr methodisch angegangen.
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1 Allianz Multiplying investment and retirement knowledge LOCAL EXTRACT GLOBAL PENSION ATLAS DEUTSCHLAND Typisch Deutsch: Europas Wirtschaftsmacht ist den demografischen Wandel und die damit verbundenen Herausforderungen für sein Rentensystem schrittweise und sehr methodisch angegangen. annähernd ebenso lang wie das Berufsleben. Männer, die mit 19 Jahren ins Erwerbsleben eintreten, erleben im Durchschnitt einen Ruhestand von 16 Jahren, Frauen von 22 Jahren (OECD 2011). DER KONTER Deutschland war das erste Land überhaupt, das – im Jahr 1889 – ein Altersvorsorgesystem einführte. Seitdem ist es in Westeuropa ein Paradebeispiel für ein Rentensystem, in dem die staatliche Säule dominiert. Um angesichts des dramatischen demografischen Wandels für die nachhaltige Finanzierung des umlagefinanzierten Erwerbsrentensystems zu sorgen, hat die deutsche Regierung eine Reihe von Reformen und Initiativen umgesetzt, die das Einkommen im Alter ausgewogener verteilen und eine längere Arbeitszeit sicherstellen sollen. Was die staatliche Säule des Rentensystems betrifft, so wurde Ende 2009 die Förderung der Altersteilzeit für ältere Arbeitnehmer abgeschafft. Von 2012 an wird die gesetzliche Altersgrenze D er Schauspieler und Entertainer Johannes Heesters starb an Heiligabend 2011 im biblischen Alter von 108 Jahren. Auch wenn Heesters bis fast an sein Lebensende gearbeitet hat, spiegelt seine Geschichte doch die Herausforderungen wider, denen sich das deutsche Rentensystem gegenübersieht. Denn offiziell verbrachte Heesters 43 Jahre im Ruhestand. Wenn die Prognosen stimmen, wird Heesters bald kein Einzelfall mehr sein. Für alle, die bis 2050 in Deutschland geboren werden, soll die durch- schnittliche Lebenserwartung von 80,6 Jahren heute auf 84,9 Jahre ansteigen (UNDP 2010). Forscher am Max-Planck-Institut für demografische Forschung und an der englischen Cambridge University glauben, dass eine Lebenserwartung von 100 Jahren in 60 Jahren die Norm sein wird. Das ist zwar eine verblüffende Entwicklung, aber ohne Reformen wird eine um so viel längere Lebenserwartung das staatliche Rentensystem überfordern. Im Durchschnitt ist die Zeit, in der die Deutschen nicht erwerbstätig sind, heutzutage ? Von Maximilian Zimmerer, Vorstandsvorsitzender der Allianz Lebensversicherungs-AG, Stuttgart
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Page 1: Global Pension Atlas Germany

1Allianz

Multiplying investment and retirement knowledge

locAl extrActGlobal Pension atlas

DeUtsCHlanD

Typisch Deutsch: Europas Wirtschaftsmacht ist den demografischen Wandel und die damit verbundenen Herausforderungen für sein

Rentensystem schrittweise und sehr methodisch angegangen.

annähernd ebenso lang wie das Berufsleben. Männer, die mit 19 Jahren ins Erwerbsleben eintreten, erleben im Durchschnitt einen Ruhestand von 16 Jahren, Frauen von 22 Jahren (OECD 2011).

Der KoNterDeutschland war das erste Land überhaupt, das – im Jahr 1889 – ein Altersvorsorgesystem einführte. Seitdem ist es in Westeuropa ein Paradebeispiel für ein Rentensystem, in dem die staatliche Säule dominiert. Um angesichts des dramatischen demografischen Wandels für die nachhaltige Fina n zier u ng des u m lagef ina n zier ten Erwerbsrentensystems zu sorgen, hat die deutsche Regierung eine Reihe von Reformen und Initiativen umgesetzt, die das Einkommen im Alter ausgewogener verteilen und eine längere Arbeitszeit sicherstellen sollen.

Was die staatliche Säule des Rentensystems betrifft, so wurde Ende 2009 die Förderung der Altersteilzeit für ältere Arbeitnehmer abgeschafft. Von 2012 an wird die gesetzliche Altersgrenze

Der Schauspieler und Entertainer Johannes Heesters starb an Heiligabend 2011 im biblischen Alter von 108

Jahren. Auch wenn Heesters bis fast an sein Lebensende gearbeitet hat, spiegelt seine Geschichte doch die Herausforderungen wider, denen sich das deutsche Rentensystem gegenübersieht. Denn offiziell verbrachte Heesters 43 Jahre im Ruhestand.

Wenn die Prognosen stimmen, wird Heesters bald kein Einzelfall mehr sein. Für alle, die bis 2050 in Deutschland geboren werden, soll die durch-schnittliche Lebenserwartung von 80,6 Jahren heute auf 84,9 Jahre ansteigen (UNDP 2010). Forscher am Max-Planck-Institut für demografische Forschung und an der englischen Cambridge University glauben, dass eine Lebenserwartung von 100 Jahren in 60 Jahren die Norm sein wird. Das ist zwar eine verblüffende Entwicklung, aber ohne Reformen wird eine um so viel längere Lebenserwartung das staatliche Rentensystem überfordern.

Im Durchschnitt ist die Zeit, in der die Deutschen nicht erwerbstätig sind, heutzutage ?

Von Maximilian Zimmerer, Vorstandsvorsitzender der Allianz Lebensversicherungs-AG, Stuttgart

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foCUs

für den Renteneintritt schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. Diese Anhebung soll bis 2029 abgeschlossen sein.

Dadurch gehört Deutschland zu den wenigen europäischen Ländern, die ihr Rentenein-trittsalter über 65 Jahre hinaus erhöht haben; die anderen Länder sind Dänemark, Norwegen, Italien, Spanien und Großbritannien. In den Niederlanden und Irland wird eine Anhebung auf mehr als 65 Jahre erwogen.

Die Rentenbezüge werden in Zukunft ebenfalls sinken. Denn sie basieren auf einer Formel, die zu mehr Nachhaltigkeit im Rentensystem führen soll. Der ansteigende Altersquotient wirkt sich in dieser Formel negativ aus. Der Quotient wird sich voraussichtlich bis 2050 von 30,8 auf 56,5 fast verdoppeln (UNDP, 2010). In Japan, Schweden und Finnland werden die Rentensysteme ebenfalls im Interesse der Nachhaltigkeit angepasst.

Um sinkende Rentenbezüge zu kompensieren, führte die Regierung sowohl bei der betrieblichen wie auch bei der privaten Säule Reformen durch, die unter anderem Förderungen und Steuervorteile für beide Säulen beinhalteten. Dazu gehörten auch die 2002 eingeführte Riester-Rente und die seit 2005 bestehende Rürup-Rente.

Im deutschen Altersvorsorgemarkt spielen Versicherungen nach wie vor eine entscheidende Rolle. Traditionell wird die betriebliche Alters-versorgung von Lebensversicherungsmodellen sowie von Pensionszusagen getrieben, die Unternehmen einrichten und dafür Pensions-rückstellungen bilden. Die Pensionskassen, eine besondere, von einem oder mehreren Unternehmen finanzierte Art der Lebensversicherung, gehören zu den populärsten Altersvorsorgeinstrumenten.

Der Pensionsfonds ist ein eher renditeorientiertes System, das sowohl eine Leistungszusage als auch eine Beitragszusage mit Mindestleistung zulässt.

ISt DAS SPIeleNtScHeIDeND?Deutschland hat zwar wichtige Schritte unternommen, um die zunehmende A lter ung der Gesellschaft in den Griff zu bekommen und um das staatliche Rentensystem nach ha lt iger auszurichten. Wie es den Menschen im Ruhestand jedoch wirklich gehen wird, hängt immer mehr von der betrieblichen Rente und privaten Investitionen ab.

Die weitere Ausdehnung des Erwerbslebens wird dabei eine wesentliche Rolle spielen. So befürchten die Wirtschaftsweisen bereits jetzt, dass die Anhebung des Renten-eintrittsalters auf 67 Jahre nicht ausreichen wird. Sie empfehlen, es bis 2060 auf 69 Jahre zu erhöhen. Ob das Realität wird, hängt jedoch auch davon ab, ob ältere Menschen tatsächlich angemessene Arbeit finden können. So waren im Jahr 2000 lediglich 56,4% der Bevölkerung zwischen 55 und 59 Jahren erwerbstätig. In der Altersgruppe von 60 bis 64 Jahren waren es 19,6%.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales startete daher eine Reihe von Programmen, um Jobs für ältere Arbeitnehmer zu fördern. Mittlerweile sind die entsprechenden Zahlen auf 71,5% und 41% angestiegen (Eurostat 2012). Initiativen zur lebenslangen Weiterbildung und zur Anpassung von Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer werden immer wichtiger.

Da voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren 75% mehr Menschen den Arbeitsmarkt verlassen als eintreten werden, sollte die Zukunft für Erwerbstätige im Alter von mehr als 65 Jahren vielfältige Chancen bereithalten (OECD 2010). Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit nahmen 2011 rund 180.000 Deutsche zwischen 65 und 74 Jahren nach ihrem Renteneintritt wieder eine Tätigkeit auf. Für viele ist das eine finanzielle Notwendigkeit. Andere, wie einst Heesters, arbeiten, weil es ihnen Spaß macht.

M A x I M I l I A N Z I M M e r e rVorstandsvorsitzender der Allianz

Lebensversicherungs-AG, Stuttgart

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DeUtsCHlanDs RankinG im Pension sUstainability inDex

zu werten, als sich damit die Schulden in Zukunft nicht ganz so stark erhöhen werden.

Der Altersquotient in Deutschland gehört bereits zu den höchsten überhaupt. In Europa liegt Deutschland auf Platz 2, gleich nach Italien, und weltweit auf Platz 3, zwei Plätze hinter Japan. Die Überalterung der Bevölkerung wird sich wahrscheinlich noch weit in die Zukunft fortsetzen.

A l l I A N Z g l o b A l I N v e S t o r S – 2011 P e N S I o N S u S tA I N A b I l I t y I N D e x

Source: A l l ianz Global Investor s * Vol ls t ändige Angaben f inden Sie im Global Pension At las 2011.

0 2 4 6 8

Scale from 1 to 10: 1 minor need for reforms, 10 high need for reforms

#19 Deutschland

Im Pensions Sustainability Index (PSI) 2011 von Allianz Global Investors liegt Deutschland auf Platz 19 von 44.* Obwohl

Deutschland angesichts der fortdauernden Alterung seiner Bevölkerung Reformen durchgeführt hat, konnte das deutsche Renten-system lediglich seinen Platz im Ranking halten, ihn aber nicht verbessern.

Die weitaus wichtigste Reform war die Anhebung des Renteneintrittsalters mit Wirkung ab 2012.

Dennoch ist es nicht gelungen, überzeugende Maßnahmen zum Ausgleich des zu erwartenden Einkommensverlusts künftiger Rentner ein-zuführen. Es ist also wahrscheinlich, dass die Sozialhilfe verstärkt zur Minderung der Alters-armut eingesetzt werden muss. So könnte ein erheblicher Druck auf die öffentlichen Finanzen entstehen.

Folglich rangiert Deutschland in der Mitte des Index, gleichauf mit Polen und Österreich. Die Reformen reichten zwar aus um das Ranking von 2009 zu bestätigen, nicht aber um es zu verbessern.

vorSIcHt beI DeN FINANZeNWas die Staatsschulden angeht, so gehört Deutschland zu einer Gruppe von Ländern, die Ende 2010 einen hohen Schuldenstand hatten, nämlich mehr als 80% des BIP. Die durchschnittliche Schuldenstandsquote der 17 Länder der Eurozone liegt bei 85,1%, wobei Griechenland mit 142% das Ranking anführt, gefolgt von Italien mit 119%.

Obwohl Deutschland den Ruf genießt, im Umgang mit den öffentlichen Finanzen umsichtig zu handeln und stabil zu sein, wirkt sich der hohe Schuldenstand im PSI doch negativ aus. Was das Rentensystem betrifft, ist die Belastung für den Steuerzahler verglichen mit anderen Ländern mittel bis hoch. Aber die begonnenen Reformen sind insofern positiv

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4Allianz

Less than 10% pension assets as % of GDP,

mostly DB and hardly changing

GREECE

Less than 10% pension assets as % of GDP,

mostly DB and changing towards DC

LUXEMBOURG

Less than 10% pension assets as % of GDP,

mostly DC or substantial shift towards DC

BULGARIACROATIA

C ZECH REPUBLICE S TONIAL AT VIA

LITHUANIAROMANIA SLOVAKIASLOV ENIA

TURKE Y

10 to 50% pension assets as % of GDP,

mostly DB and hardly changing

N/A

10 to 50% pension assets as % of GDP,

mostly DB and changing towards DC

GERMANYNORWAY

gerMANybelgIuM

DeNMArK

uK

IrelAND

SPAIN

PortugAl

NetHerlANDS

SWItZerlAND

Fr ANce

luxeMbourg

Die VoRsoRGelanDsCHaft in eURoPa

DeutScHlAND: DeMogrAFIe uND geSAMtWIrtScHAFt

bevölkerung [Millionen]: 81,6; 2050: 74,8; 2100: 70,4bevölkerung 65+ [%]: 20,4; 2050: 30,9; 2100: 28,4Altersabhängigkeitsquotient [%]: 30,8; 2050: 56,5; 2100: 51,7bIP [uS Dollar]: 3315,64 MilliardenbIP pro Kopf [uS Dollar]: 40631,24bIP Wachstum 2006 – 2010 (durchschn. in % pro Jahr): 1,18bIP Wachstum 2011 – 2016 (durchschn. in % pro Jahr): 1,84gesamtwirtschaftliche brutto-Sparquote [% des bIP]: 22,81Arbeitslosenquote [%]: 6,9

Daten von 2010 oder aus dem letzten verfügbaren Jahr

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5Allianz

10 to 50% pension assets as % of GDP,

mostly DC or substantial shift towards DC

AUS TRIAHUNGARY

ITALYPOL AND

PORTUGALSPAIN

More than 50% pension assets as % of GDP,

mostly DB and hardly changing

N/A

More than 50% pension assets as % of GDP,

mostly DB and changing towards DC

BELGIUMFINL ANDFR ANCE

NE THERL ANDS

More than 50% pension assets as % of GDP,

mostly DC or substantial shift towards DC

DENMARKIREL ANDSWEDEN

SWIT ZERL ANDUNITED KINGDOM

ItAly

SloveNIA

croAtIA

greece

bulgArIA

turKey

roMANIA

AuStrIA

HuNgAry

PolAND

lItHuANIA

lAt vIA

eStoNIA

FINlAND

SWeDeN

NorWAy

SlovAKIA

cZecH rePublIc

Further information on the logic of this map can be found in the Global Pensions Atlas 2011, available at http://publications.allianzam.com/

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ReGion sUmmaRy

für ihr gesamtes Einkommen im Alter auf die öffentliche Hand verlassen. Deshalb zielten die jüngsten Reformen in Westeuropa hauptsächlich darauf ab, die Nachhaltigkeit der staatlichen Rentensysteme zu verbessern und die Belastung der Staatsfinanzen zu begrenzen.

Trad it ionel l haben d ie meisten westeuropäischen Länder umlagefinanzierte staatliche Rentensysteme. Um die Last weiter zu verteilen und eine mehrstufige Struktur für die

Der demografische Wandel macht vor kaum einem Land Halt. Doch in Westeuropa ist die Bereitschaft, die

staatlichen Rentensysteme zu reformieren besonders hoch: Seit 1995 hat fast jedes Land sein Rentensystem umfassend verändert.

Europa kann auf eine mehr als 120 Jahre alte Geschichte seiner staatlichen Rente zurückblicken. Dennoch unterscheiden sich die Systeme der einzelnen Länder deutlich in ihrer Zielsetzung. Einige Länder, wie zum Beispiel Großbritannien, wollen ihre Bürger vor der absoluten Armut bewahren. Andere, wie Deutschland oder Griechenland, wollen ihren Bürgern im Ruhestand einen Lebensstandard ermöglichen, der dem des Erwerbslebens entspricht.

In den vergangenen Jahrzehnten sahen sich viele europäische Regierungen jedoch einer immer größeren Herausforderung gegenüber: Die so genannte Bismarcksche Rentenfalle drohte zuzuschnappen (siehe nebenstehenden Artikel). Dies führte vielerorts zu grundlegenden Reformen, deren Dringlichkeit 2010 auch die Europäische Kommission anmahnte.

Während der vergangenen fünfzig Jahre stieg die Lebenserwartung in Europa um fünf Jahre - bis 2060 wird sie voraussichtlich um weitere sieben Jahre ansteigen. Zusammen mit niedrigeren Geburtenraten wird sich diese Alterung der Bevölkerung auf fast alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in Europa auswirken. Zu den wirtschaftlichen Aspekten gehören vor allem Wachstum und Produktivität, Nachfrage, Infrastruktur und Innovation, aber auch der Arbeitsmarkt.

Besonders problematisch ist dabei die Belastung der Staatsfinanzen. Denn immer mehr Rentner müssen sich für einen Großteil oder sogar

WesteURoPa: DeR aUsbRUCH aUs DeR Rentenfalle

B I S M A R C K S R E N T E N F A L L E

◾ Deutschland war der erste moderne Staat, der eine Sozialversicherung für das Alter eingeführt hat. Wilhelm I erklärte auf Verlangen von Kanzler Otto von Bismarck im Parlament: “Wer durch Alter oder Invalidität erwerbsunfähig wird, hat einen begründeten Anspruch auf staatliche Fürsorge.”

◾ Das 1889 eingeführte System legte 70 Jahre als Renteneintrittsalter fest. Die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer lag damals bei 35,6 Jahren, für Frauen bei 38,4 Jahren. 1916 wurde das Renteneintrittsalter auf 65 Jahre gesenkt. Seither ist dies in vielen Ländern der Standard.

◾ Heute liegt die Lebenserwartung in Deutschland für Männer bei 77,3 Jahren und für Frauen bei 82,5 Jahren und sie wird weiter steigen. Wie viele andere Länder auch steht Deutschland vor dem Problem, die wachsende Zahl der Rentner unterstützen zu müssen ohne die wirtschaftliche Entwicklung abzuwürgen. Da das Renten-eintrittsalter willkürlich festgelegt ist und nicht von Invalidität bestimmt wird, entziehen immer mehr Menschen der Wirtschaft ihr Humankapital.

◾ Dies nennt man Bismarcks Rentenfalle. Dabei wollte sich der “Eiserne Kanzler” lediglich durch eine begrenzte Umverteilung des Einkommens sozialen Frieden erkaufen. Persönlich war er der Meinung, dass Menschen, ganz gleich welchen Alters, für ihren eigenen Schutz zu sorgen haben, so lange sie erwerbsfähig sind.

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ReGion sUmmaRy

* Zitiert in “Paradigm Lost” PROJECT M #07, 1/2011

W A S H E I S S T A N G E M E S S E N ?

W E I T E R F Ü H R E N D E I N F O R M A T I O N E N

◾ Angesichts alternder Gesellschaften gewinnt das Thema Angemessenheit, das heißt die Fähigkeit, auch nach dem Renteneintritt einen angemessenen Lebensstandard zu halten, für Regierungen, Unter-nehmen und Privatpersonen immer mehr an Bedeutung. In Europa war Angemessenheit eine der zentralen Fragen in dem im Juli 2010 ver-öffentlichten Grünbuch zu Renten.

◾ László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Integration, befür-wortete im Gespräch mit PROJECT M einen proaktiven Umgang mit der Rentenfrage. Um das europäische Modell angesichts des demografischen Wandels erhalten zu können, müsse man “ärmere Rentner, höhere Beiträge oder mehr Arbeit und längere Erwerbstätigkeit für mehr Menschen” in Kauf nehmen.

◾ Nach Ansicht der Europäischen Kommission müssen nationale Regierungen Folgendes in Erwägung ziehen: die Erhöhung des Renten-eintrittsalters sowie die Verknüpfung des Renten-eintrittsalters mit der Lebenserwartung; die Reduzierung von Vorruhestandsregelungen; die Unterstützung der Entwicklung zusätzlicher privater Ersparnisse zur Aufbesserung der Renten-einkommen; die Auswirkungen der Renten-leistungen auf die Nachhaltigkeit und Angemessen-heit der öffentlichen Finanzen.

◾ Mehr als 1700 Reaktionen auf das Grünbuch machten jedoch deutlich, dass jegliche Beeinflussung der nationalen Rentensysteme von Seiten der Kommission nicht erwünscht ist. Außerdem definieren die Länder Angemessenheit unter-schiedlich, zum Beispiel als ein Leben über der Armutsgrenze. Doch die Kommission nimmt sich weiter des Themas an, wie das Ende 2011 ver-öffentlichte Weißbuch zur Altersvorsorge zeigt.

◾ Germany Financial assets continued to rise, International Pension Issues 2011, Allianz Global Investors

◾ Defining the Direction of Defined Contribution in Europe, International Pension papers 4/2009, Allianz Global Investors

Altersvorsorge einzuführen, haben die Regierungen weitreichende Reformen initiiert. Insgesamt haben diese Reformen eine nachhaltigere Grundlage für die nationalen Systeme geschaffen.

outlooKSo ist Lord Adair Turner, der Leiter der Financial Services Authority in Großbritannien, der Ansicht, es sei übertrieben, von einer Rentenkrise in Europa zu sprechen: “Es wird oft gesagt, dass Europa vor der Überalterung steht. Meiner Ansicht nach haben Reformen mehr erreicht als wir glauben, zahlenmäßig haben wir große Fortschritte erzielt.” *

Obwohl die europäischen Länder bei ihren Reformen alle die gleichen demografischen Schwierigkeiten haben, verläuft der demografische Wandel unterschiedlich schnell. Das wiederum beeinflusst das Reformtempo und so verwundert es nicht, dass es in Europa immer noch eine verwirrende Vielfalt an Rentensystemen gibt.

Diese Unterschiede macht der Global Pension Atlas 2011 deutlich. Er zeigt, dass die Regierungen der meisten westeuropäischen und skandinavischen Länder die Nachhaltigkeit ihrer Systeme mit einem Schritt von umlagefinanzierten hin zu kapitalgedeckten Systemen steigern wollen. Folglich wurde ein wesentlicher Teil des Rentenvermögens (20% bis 50% des BIP) in kapitalgedecktes Vermögen umgewandelt. Ebenso ist in der Region eine Bewegung von leistungsorientierten hin zu beitragsorientierten Systemen erkennbar.

◾ Western Europe: Fiscal pressures – ageing costs still on the horizon, International Pension Issues 3/2009, Allianz Global Investors

◾ Funded Pensions in Western Europe, International Pension Studies 2008, Allianz Global Investors

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Weitere Informationen erhalten Sie unter

www.allianz.de/vorsorgewww.projectm-online.com

WeIterFÜHreNDe lIterAtur

· Global Pension Atlas 2011, Allianz Global Investors· Pension Sustainability Index 2011, International Pension Papers, Allianz Global Investors (in Kürze)· Retirement assets on the rise again, International Pension Papers 3/2010, Allianz Global Investors· Demographics in Focus: Ageing, International Pension Issues 2 /2010, Allianz Global Investors· Pension Trends in Emerging Markets – The Rise of DC Plans and Its Consequences, International Pension Papers 2/2008, Allianz Global Investors

ProJect M· “Retirement saving made simple,” #09, 3/2011· “Paradigm Lost,” #07, 1/2011· “The New Age of Retirement,” #07, 1/2011· “Secure Future,” #07, 1/2011· “Voting Gray,” #07, 1/2011

ANSPrecHPArtNer

Publisher and editorial officeAllianz Asset Management AGInternational PensionsSeidlstrasse 24-24a80335 MunichGermany

Die Einschätzungen stehen wie immer unter den nachfolgend angegebenen Vorbehalten.

vorbehalt bei ZukunftsaussagenSoweit wir in diesem Dokument Prognosen oder Erwartungen äußern oder die Zukunft betreffende Aussagen machen, können diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Neben weiteren hier nicht aufgeführten Gründen können sich Abweichungen aus Veränderungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der Wettbewerbssituation, vor allem in Allianz Kerngeschäftsfeldern und -märkten, aus Akquisitionen sowie der anschließenden Integration von Unternehmen und aus Restrukturierungsmaßnahmen ergeben. Abweichungen können außerdem aus dem Ausmaß oder der Häufigkeit von Versicherungsfällen (zum Beispiel durch Naturkatastrophen), der Entwicklung der Schadenskosten, Stornoraten, Sterblich-keits- und Krankheitsraten beziehungsweise - tendenzen und, insbesondere im Bankbereich, aus der Ausfallrate von Kreditnehmern resultieren. Auch die Entwicklungen der Finanzmärkte (z.B. Marktschwankungen oder Kreditausfälle) und der Wechselkurse sowie nationale und internationale Gesetzesänderungen, insbesondere hinsichtlich steuerlicher Regelungen, können entsprechenden Einfluss haben. Terror-anschläge und deren Folgen können die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß von Abweichungen erhöhen. Die hier dargestellten Sachverhalte können auch durch Risiken und Unsicherheiten beeinflusst werden, die in den jeweiligen Meldungen der Allianz SE an die US Securities and Exchange Commission beschrieben werden. Die Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, Zukunftsaussagen zu aktualisieren.

Keine Pflicht zur AktualisierungDie Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, die in dieser Meldung enthaltenen Aussagen zu aktualisieren.

translation: Dr. Ute Senior, Allianz Deutschland AG

Photo creditsp. 4-5 Timko+Klick/Thomas Porostocky

redaktionsschluss: Februar 2012


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