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Harlem Black Coffee

Date post: 23-Feb-2016
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Magazin #1 / 2012
25
PORTRAIT JAANOVA Auf eine Tasse Kaffee mit den Nu-Jazzern Künstler an der Kaffeebar Rebellion am Herd Phänomen Social Dining Princess Cheesecake Interview mit der Inhaberin Conny Suhr American Coffee Culture Vom Cowboy zum Bürohengst Talentschmiede in Upper Manhattan APOO THEATER HARLEM BLACK COFFEE MAGAZIN #1 / 2012
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Page 1: Harlem Black Coffee

PORTRAITJAZZANOVAAuf eine Tasse Kaffee mit den Nu-Jazzern

Künstler an der Kaffeebar

Rebellion am HerdPhänomen Social Dining

Princess CheesecakeInterview mit der Inhaberin Conny Suhr

American Coffee CultureVom Cowboy zum Bürohengst

Talentschmiede in Upper Manhattan

APOLLO THEATER

Harlem Black coffeeMagazin #1 / 2012

Page 2: Harlem Black Coffee

2 HBC MAGAZINE 3 HBC MAGAZINE

wir freuen uns, euch die erste Ausgabe des neuen Harlem Black Coffee Magazin präsentieren zu kön-nen. Sugar Hill und Hamilton Heights, Cotton Club und Apollo Theater, Wiege des Hip-Hop und Zentrum Afroamerikanischer Kultur – all das verbinden viele mit Harlem. Doch nur wenige wis-sen, dass aus dem berühmten New Yorker Stadtteil auch ein verdammt guter Kaffee stammt. Deshalb haben wir von Harlem Black Coffee die original Röstung aus Upper Manhattan nach Deutschland gebracht. Aber erst die richtige Lektüre rundet das

Kaffeeerlebnis ab – und die liefern wir euch mit diesem Magazin. Wir erzählen die Geschichte des legendären Apollo Theaters, machen einen Spaziergang durch Brooklyn mit DJ Dhundee, und erklären, was es mit dem Phänomen Social Dining auf sich hat. Auch der Kaffeesatz bleibt bei uns nicht ungenutzt: Darin hat einer unserer Redakteure spannendes über seine Zukunft erfahren. Das und noch Vieles mehr erfahrtihr auf den folgenden Seiten. Viel Spaß dabei!

Die ReDaktion

Alakananda Nag lebt in New Delhi, ist Dokumentarfotografin und Reiseliebha-berin. Nachdem sie sich erst der Fernsehwerbung widmete, verspürte sie nach zehn Jahren den Drang, perfekt inszenierte gegen realitätsnahe Fotografie zu tauschen und echte Geschichten mit ihrer Kamera einzufangen. Ihren Abschluss machte sie am renommierten International Center of Photogra-phy in New York. Seitdem arbeitet Alakananda überwiegend an großformatigen Fotostrecken. In Kürze wird sie ihr nächstes Projekt The Armenians of Calcutta, A Double Life fertig stellen.WWW.ALAKANANDANAG.CoM / [email protected]

Remo Bitzi setzt Kaffee nicht nur als Muntermacher ein, damit er sein Design-management-Studium sowie fremde und eigene Projekte, wie etwa das zweikom-masieben Magazin unter einen Hut bringt, sondern gerne auch als Genussmittel. ob es sich dabei um Filter-, Kapsel- oder Maschinenkaffee handelt, spielt für den Schweizer keine Rolle – Hauptsache der Inhalt seiner Tasse ist stark und schwarz.

Marco, 23 Jahre, studiert seit zwei Jahren Kommunikationsdesign in Nürnberg und erprobt für ein halbes Jahr das Leben mit der Fotografie in Berlin. Er ist nicht nur daran interessiert, die Betrachter seiner Werke zu beglücken, son-

dern liebt es mit Freunden Musik zu machen und in seiner Neuköllner WG den Gitarrenverstärker aufzudrehen. Sein Gastbesuch endet schon bald, weshalb

er jeden einzelnen Tag in Berlin genießt, bevor ihn das Studium wieder in den Süden Deutschlands ruft.

WWW.MARCoDIRR.DE

MARCO DIRR

REMO BITZI

AlAkAnAnDA nAg

CONTRIBUTORS

Liebe Leser,

Page 3: Harlem Black Coffee

5 HBC MAGAZINE4 HBC MAGAZINE

SugAR

06 Lounge BitsBücher, Mags und was den Kaffee sonst noch versüßt

10 Der AlleskönnerWozu die Bohnen gut sind

12 Orakel KaffeesatzTasseographie im Selbsttest

TO gO

14 Apollo TheaterTalentschmiede in Upper Manhattan

16 Fotostrecke: Crème de la crèmeStyles aus Berlin

22 The Beat of New YorkInterview mit DJ Dhundee

STROng

24 Portrait JazzanovaAuf eine Tasse Kaffee mit den Nu-Jazzern

28 Princess CheesecakeInterview mit der Inhaberin Conny Suhr

32 Rebellion am HerdPhänomen Social Dining

36 G.I. DiscoVon der Kaserne auf den Dancefloor

BEAnS

38 Künstler an der KaffeebarWas einen guten Barista ausmacht

40 American Coffee CultureVom Cowboy zum Bürohengst

42 Filterkaffee – Revival eines KlassikersTotgesagte leben länger

HERAuSgEBER

Harlem Black Coffee

VERLEGERToni Kappesz

VERÖFFENTLICHUNGCommandante Berlin GmbH

Schröderstr. 1110115 Berlin

PROjEkTlEITung

Franziska Pflanz([email protected])

REDAKTIoNSLEITUNGAndré Uhl

ART DIRECTIOn

Leona List Simon Renström

REDAkTEuRE

Remo Bitzi , Pelén Boramir, Eugen Braeunig, Katharina Geißler, Jonas Gempp, Anne Kammerzelt, Björn Lüdtke, Christoph Claudius Petersen, Paul Schlosser, Ksenia Stroganova, André Uhl

IlluSTRATIOn

Kristina Wedel, Moritz Wienert

FOTOgRAFEn

Marco Dirr, Tina Linster, Johanna Ruebel, Vasili Trigoudis

PRESSE

Pelén [email protected]

AnzeigenTina Fraas

[email protected]

WEBSEITE

www.harlemblackcoffee.de

DRuCk

Hoffmann-Druck GmbH

www.hoffi-druck.de

CONTENTIMPRESSuM

Page 4: Harlem Black Coffee

6 HBC MAGAZINE 7 HBC MAGAZINE

Isaac Cordal ist Bildhauer aus London und nicht an opulenten überdimensionierten Plastiken interes-

siert, sondern am kleinteiligen Detailreichtum. Sein Spezialgebiet sind kleine Menschen, die er in städti-

schen Betonwüsten zum Leben erweckt. Cordal zeigt, dass Streetart seinen Reiz und die Aneignung des

öffentlichen Raumes nicht unbedingt durch plakative Sichtbarkeit erreicht, sondern auch subtil, erst auf

den zweiten Blick erkennbar, seine Faszination ent-falten kann. Seine kleinen Betonmännchen schwim-

men in Pfützen, liegen verschüttet im Schutt oder marschieren in Reih und Glied aus kleinen Vorsprün-gen heraus. All diese lebhaften Szenen und manchmal düsteren Miniaturen sind in einem Buch gesammelt,

bei Gingko Press erschienen und zeichnen zwar ein dystopisches Bild, doch die Umdeutung städtischer

orte ist nun mal kein Kindergeburtstag. Das beweist Cordal eindrucksvoll mit seinen kleinen Männekens.

CEMEnT EClIPSES: SMAll In-TERvEnTIOnS In THE BIg CITy

(18,- EURO)

Der ernsthafte Leser sammelt seine Bücher im Re-gal, wischt im Sinne der Konservierung bloß keinen Staub und sortiert nach einer ganz eigenen Logik (erst das Thema und dann von A bis Z). Wer nicht ganz so dogmatisch und ambitioniert ist, aber den-noch eine gewisse Affinität zum Verschlingen von Gedrucktem hat, sollte die Anschaffung des Chair Bookcase Bookcase Chair des amerikanischen Archi-tekturprofessors Gail Peter Borden in Erwägung zie-hen. Dank integrierter Ablageflächen lassen sich eine ganze Menge Bücher unterbringen, und der Stuhl muss an einem Lesewochenende wirklich nur noch zum Essen und für den Toilettengang verlassen wer-den. Den Chair Bookcase Bookcase Chair gibt es in drei verschiedenen Ausführungen aus drei verschiedenen Hölzern: Nussbaum, Birke und das etwas kostengüns-tigere Sperrholz sind im Angebot, wobei das dunkle Holz doch am elegantesten aussieht.

CHAIR BOOkCASE BOOkCASE CHAIR By gAIl PETER BORDEn(590,- EURO)

SugAR

LOUNGE BITSTExT: JoNAS GEMPP

SugAR

Mit Kaffeetischen ist das so eine Sache: Leicht wirken sie altbacken und wenn sie im modernen Gewand daherkommen, vermitteln sie manchmal das Gefühl, dass der Tisch zwar schnieke aussieht, aber eher ein Dekogegenstand ohne allzu hohen Gebrauchswert ist. Die Synthese aus solider Verarbeitung, einem markan-ten, die Platte umfassenden Streifen aus Ahornholz und dezenter Zurückgenommenheit im Stil der Mitte des letzten Jahrhunderts macht den Bucks Coffee Table zu einem veritablen Einrichtungsgegenstand. Das Stück des Designerehepaars Wren & Cooper vermittelt dennoch nicht das Gefühl, jeden Moment könnte die oberflä-che mit einem Kratzer ruiniert werden. Das liegt am robusten Schwarznussholz, welches neben einer schönen Maserung relative Unempfindlichkeit zu seinen Haupteigenschaften zählt und sich daher perfekt als Kaffee-tisch eignet. Es darf also auch mal eine Tasse umkippen.

BuCkS COFFEE TABlE (740,- EURO)

Page 5: Harlem Black Coffee

8 HBC MAGAZINE 9 HBC MAGAZINE

Nach dem großen Erfolg ihres Buchs, in dem sie die schönsten und skurrilsten Jazz-Covers kompilier-ten, haben Joaquim Paulo und Julius Wiedemann

im Nachfolger Funk & Soul Covers erneut über 500 legendäre Cover zusammengetragen und damit einer

der wichtigsten und prägendsten Musikrichtungen des 20. Jahrhunderts ein visuelles Denkmal gesetzt.

Auf 432 Seiten werden wichtige Alben und groß-artiges Artwork aus einer Zeit präsentiert, in der

lediglich Vinyl als Speichermedium existierte. Damals hatte die Gestaltung noch den Anspruch, das auditive Werk zu ergänzen, vielleicht sogar zu erweitern. Ge-rade Soul- und Funkalben respektive deren Erschei-

nungsbild avancierten zu einer eigenen Kunstform. Neben Meilensteinen wie Marvin Gayes „What’s

Going on“ oder James Browns „It’s A Mother“ finden sich auch diverse Alben der Psychedeliker Funkadelic

im Portfolio. Nicht nur für Soulfans ein spannendes Nachschlagewerk. ■

Funk & SOul COvERS (40,- EURO)

Die im idyllischen Geislingen an der Steige beheima-tete Württembergische Metallwarenfabrik ist unter dem Akronym WMF als Hersteller hochwertiger Haushaltsgeräte bekannt. Schnörkellose Schlichtheit, Funktionalität und zeitloses Design sind die Erfolgs-faktoren, mit denen WMF bereits seit seiner Grün-dung Mitte des 19. Jahrhunderts punktet. Die Dose Kult hat Platz für ein halbes Pfund Kaffee, enthält einen Löffel zum korrekten Dosieren und passt stilis-tisch in annähernd jede Küche. Für die optik sind die renommierten Produktdesigner Metz & Kindler ver-antwortlich, die bereits mit dem Designpreis der Bun-desrepublik Deutschland ausgezeichnet wurden. Auch preislich kann man sich nicht beschweren: Für 40 Euro gibt es eine hochwertig verarbeitete Kaffeedose, die neben einer langen Lebenszeit auch nicht Gefahr läuft, in fünf Jahren als peinliche Einrichtungssünde aus Jugendjahren abgestempelt zu werden.

WMF DOSE kulT(40,- EURO)

Leider versuchen die meisten Boxen oder iPhone-Docks durch hässliches Kunstoffdesign zu bestechen und auch bei der Formgebung ist noch viel Luft nach oben. Dass Klavierlack nicht der Weisheit letzter Schluss hinsichtlich des äußeren Erscheinungsbildes ist, hat sich scheinbar auch noch nicht herumgespro-chen. Da freut es des Ästheten Herz, den die kleine, schön anzuschauende Jambox aus dem Hause Jawbone nicht nur ein Blickfang im positiven Sinne ist. Mit einer Ausgangskapazität von 85 Dezibel ist sie in der Lage, Räume nachdrücklich mit Klang zu füllen und eine Bassline losrollen zu lassen, die es in sich hat. Durch die Synchronisation mit MyTALK lassen sich Apps herunterladen und die Jambox somit den indi-viduellen Bedürfnissen anpassen. Der bunte Quader lernt nicht nur im Laufe der Zeit dazu, dank des eingebauten Mikros und einer maximalen Batte-rielaufzeit von zehn Stunden eignet er sich auch für Präsentationen und Telefonkonferenzen.

jAMBOx (200,- EURO)

Anfang der Nullerjahre avancierten die weißen Kopfhörer der ersten iPod-Generation zum urbanen

Distinktionstool und waren das Symbol des Aufstiegs von Apple zur ikonischen Marke. Straßenräuber

hatten damals leichtes Spiel, wenn sie auf der Suche nach potentiellen opfern waren, denn sie erkannten die lohnenswerte Beute leicht an den charakteristi-

schen weißen ohrenstöpseln. Zehn Jahre später gibt es längst eine breite Palette an Produkten für iPod und Co. Marshall hat nun einen Kopfhörer auf den

Markt gebracht, der speziell für diese Geräte konst-ruiert wurde. Der Marshall Major FX lässt sich nicht

nur praktisch zusammenfalten, sondern ist zudem auch noch mit einem Mikrofon und einer Kabelfern-bedienung ausgestattet. Wem der Major FX zu klobig

ist, der kann auch auf den kleinen Bruder, das In-Ear-Modell Minor, zurückgreifen.

MARSHAll MAjOR Fx (120,- EURO)

SugAR SugAR

Page 6: Harlem Black Coffee

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kAFFEEgEnuSS AuF AnDERE ART

Jeder weiß, wie ungesund es ist, manche von uns tun es trotzdem: Rauchen. Eigentlich die unnötigste Ak-tivität der Welt – man zieht, bringt sich einem qual-vollen Tod ein Stückchen näher und was passiert? Nichts. Koffein macht wenigstens wach, warum also nicht gleich Kaffee rauchen? Zum Beispiel in der Coffeerette, einer elektrischen Zigarette, die weder Nikotin noch Teer enthält. Sie qualmt nicht und hält den vollen Koffeinschub bereit.

Lebensmittel mit Kaffee oder zumindest dessen Geschmack zu veredeln – diese Idee ist nicht neu. Leicht vorstellbar ist das bei Schokopudding oder Eis. Aber bei Bier? 2008 hat die Biermarke Vel-tins eine Limited Edition herausgebracht: Bier mit Cappuccino-Flavour. obwohl sich der Weinexperte Thomas Günther nach dem Verkosten des Getränks begeistert zeigte, wurde es im folgenden Jahr nicht mehr aufgelegt. Man blieb bei Cola-Bier. Vielleicht auch besser so.

TWO-In-OnE: kAFFEEklATSCH IM WHIRlPOOl

„Kaffee macht schön“, sagt der Volksmund, und diese Weisheit gilt offenbar auch in Japan. Wäh-rend in unseren Gefilden das Bad im verdünnten Moorschlamm oft schon Überwindung kostet, baden Wellness-Willige im Hakone Kowakien Yunessun Hot Springs Amusement Park & Spa Resort südlich von Tokio im Kaffee-Whirlpool. Nicht nur seine beleben-de Wirkung wird hier gepriesen, sondern auch seine positiven Effekte auf der Haut. Neben dem Baden in Kaffee bietet das Spa auch Bäder mit grünem Tee, Nudelsuppe oder Rotwein an. Ekeln muss man sich demnach beim versehentlichen verschlucken von Badewasser nicht, viel mehr gehört das genüssliche Schlürfen und Schlotzen des Badewassers hier dazu. Wer’s gesitteter mag, erhält ein Badeglas. Wenn’s den gewünschten Effekt erzielt, bitte schön – wohl bekomm’s!

Wer gerade nicht das nötige Kleingeld in der Tasche hat, um nach Japan zu fliegen, kann sich das für einen Kaffee-Beauty-Tag Benötigte auch hierzulande besorgen und selbst basteln. In der Drogerie gibt es Crèmes und Shampoos, die mit Koffein versetzt sind, und dem Verbraucher ein jugendliches Aussehen verleihen. Selbst gegen Cellulite soll der Genuss von Kaffee gut sein, denn er erhöht den Grundumsatz an Kalorien. Wirklich wirksam ist ein Peeling aus Kaffee. Entweder versetzt man frisches Pulver mit Wasser oder kombiniert Kaffeesatz mit Jojoba- oder olivenöl – fertig ist das Peeling. Leider ist das ganze eine ziemliche Sauerei und sollte in der Dusche ange-wendet werden, zum sofortigen Abbrausen danach.

InS CAFé STATT ZuR TAnkE – DAS COFFEE CAR

Knappe Ressourcen und schwankende Ölpreise werden immer mehr zum Thema. Kein Wunder, dass sich der eine oder andere Tüftler darüber Gedanken macht, womit er sein Auto in Zukunft betanken soll. Kaffee-Vieltrinker wird es daher freuen, dass es bri-tischen Ingenieuren nun gelungen ist, einen Antrieb zu erfinden, der mit Kaffeesatz funktioniert. Dank Martin Bacon und Kollegen kann ein ausgemuster-ter Rover SD1 nun mit Kaffee statt Benzin betankt werden.

Um den 6-Zylinder-Motor des Coffee Car anzutrei-ben, werden in einem Holzvergaser-System Kaffee und Holz zusammen bei hohen Temperaturen ver-brannt. Dabei entsteht ein Gasgemisch aus Methan, Hydrogen und Kohlenmonoxyd, was dann mit sehr hohem Druck in die Kolben gepresst wird. Inzwi-schen haben die Bastler auch schon ihre Meriten im Guinness Buch der Rekorde verdient, in der Kategorie "Fahrzeuge, die mit organischen Abfällen betrieben werden": Der Wagen erreichte eine Spit-zengeschwindigkeit von knapp 125 Kilometern pro Stunde. ■

Einen Macchiato zum Aufwachen am Morgen, den Espresso nach der Pasta und einen Filterkaffee zum Wachhalten am Nachmittag – so sieht der Kaffeealltag von uns meistens aus. Dabei lässt sich mit Kaffeebohnen doch noch so viel mehr anstellen...

DER ALLESKÖNNERTExT: BJÖRN LÜDTKE, ILLUSTRATIoN: MoRITZ WIENERT

SugAR SugAR

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Als ich es um die Jahreswende mit einem seltenen Stimmungseintopf aus den Zu-taten krause Unentschlossenheit, mildem Stress und marinierter Langeweile zu tun hatte, beschloss ich ausnahmsweise, auf altbewährte Hausmittel-Ignoranz und Cognac – zu verzichten und etwas Neues auszuprobieren. Ich habe mich dem Okkulten verschrieben und im Kaffeesatz nach Antworten gesucht.

Über das erste Auftauchen der Kaffeedomantie oder auch Cafeomancia genannten Kunst, aus dem Kaffeesatz die Zukunft zu lesen, ist nichts Genau-es bekannt. Bei der Recherche fällt ein Name aber immer wieder: Thomas Tamponelli. Erfunden hat er das Lesen aus Restkaffee nicht, aber laut Interwebs scheint er der Star der Wahrsager-Szene des Florenz im 17. Jahrhundert gewesen zu sein.

Im Vergleich zu heute angesagten, überdrehten Lebensfreude-Konzepten wie "Karma-Ablösung", "Reichtums-Elixier" oder „DMT-Channeling“ wirkt das Lesen im Bodensatz einer Mokkatasse recht urig. Die wenigen Aufzeichnungen über Tamponel-lis Methoden offenbaren aber eine überraschende Komplexität sowohl der Symbolwelt als auch ihrer Auslegung: "Eine runde Form, in der es vier gut mar-kierte Kreise gibt, verspricht ein Kind. Zwei runde Kreise sind zwei Versprechen, und so weiter. Wenn der Kreis fast perfekt ist bedeutet es, dass das Kind ein Junge wird. Es wird ein Mädchen sein, wenn der Kreis perfekt ist. Zeigt einer dieser vier Kreise Punkte, zusammen mit einer gekrümmten Linie und

Wellenformen, ist das ein unfehlbares Zeichen, dass es ein Kind des Geistes wird...“

Für meinen anstehenden Selbstversuch will ich mit der sogenannten Tasseography arbeiten. Dabei wird der Kaffeesatz in der Tasse nicht auf dem Unterteller gelesen. Und man braucht für die Deutung der Zei-chen nicht zwingend ein 400 Jahre altes Medium aus Italien, welches sogar das Datum des eigenen Able-bens ausposaunen würde. Ich bleib mal ganz beschei-den: Was kommt als Nächstes, wer und was kommt dazu, oder was soll mein nächster Schritt sein? Solche oder ähnliche Fragestellungen sollte man sich für seine Zeremonie zurechtlegen. Man nehme einen gehäuften Löffel fein gemahlenen türkischen Kaffees und gibt ihn in eine Mokkakanne, die sogenannte „Cezve“. Diese wird auf eine kleine Flamme gesetzt, dann kommt heißes Wasser in der Menge einer Tasse dazu. Sofort anfangen zu rühren, damit nichts überkocht. Den Mokkaschaum nimmt man mit einem Löffel auf und gibt ihn als erstes in die ausgewählte Tasse, dann den restlichen Inhalt aus der Kanne hinterher.

Die Wahl eines schönen Gefäßes ist wichtig, der Henkel der Tasse darf aber nicht über den Rand ge-hen. Nach wenigen Minuten hat sich der Kaffeesatz auf dem Boden der Tasse abgesetzt und der Mokka kann getrunken werden – aber nur, bis der Kaffee-satz noch ganz leicht mit Flüssigkeit bedeckt ist. Dann ist es Zeit, den Kaffeesatz zu konsultieren.

Der Unterteller wird auf die Tasse gelegt und beides zusammen zwei bis drei Mal leicht geschwenkt und anschließend zwei bis drei Mal umgedreht. Tasse und Untertasse kopfüber abstellen und die Tasse abheben und vor sich auf den Tisch stellen. Die Person, deren Ritual gelesen werden soll, muss das Ritual selbst durchführen.

Jetzt schaut man möglichst senkrecht von oben in die Tasse hinein und lässt die Szenerie auf sich wirken. Generell gilt, dass die Symbole nahe dem Tassenrand die Zukunft, Zeichen an der Tassenwand die Ereig-nisse der Gegenwart, und der Boden der Tasse die Vergangenheit repräsentieren. Symbole sollen nicht einzeln gedeutet, sondern in einen Zusammenhang gebracht werden.

okay, verstanden. Also schaue ich sehr lange in meine Tasse. Da sind Wellen. Ein Vogelschwarm. Ein Kometengürtel. Der Kopf eines Teddybären. Ein gro-ßer schwarzer Kreis. Ein großer schwarzer Vogel und eine schwarze Fledermaus. Eine Figur mit Rock, die im Tanz eine Figur mit Wolfskopf umarmt und küsst. Der Wolfsmann sieht deswegen nicht, dass sich ein Eichhörnchen an ihn heran schleicht! Ganz oben am Rand im Hintergrund der Frauenfigur gibt es noch eine deutlich dreieckige Form. Ich meine, darin einen Herold mit einem zepterartigen Stab, in einem näherkommenden Boot stehend, zu erkennen. Nicht schlecht. Da ist ja einiges los.

Ich mag meinen ersten Kaffeesatz! Aber was bedeu-tet er? Was würde Tamponelli sagen? Ein verbind-licher Katalog mit Deutungshoheit existiert nicht, wohl aber immer wiederkehrende Symbole und ihre meistens sehr naheliegende Bedeutung (siehe unten). Ein Herz ist die Liebe, eine Schlange weist auf Feinde hin, ein Ring kündigt eine Beziehung oder Ehe an und ein Schlüssel symbolisiert Wünsche und deren Erfüllung. Ein einfaches Konzept, welches, anders als anfangs erwähnte Esoterik-Produkte, gar nicht erst versucht, das offensichtliche zu kaschieren. ■

FüR DEn HAuSgEBRAuCH

Best of Symbolwelt der Tasseography:

Berg: Viel GeldBoot: Du erhältst bald NachrichtBerg mit Spitze: SchwangerschaftEi: Du wirst viel Geld verdienenGelbliche Farbe: Du denkst zu vielGeldbörse: Behalte deine Geheimnisse für dichHerz: Jemand liebt dich, du wirst dich verliebenHase: Nachricht nahtHalbmond: Deine Pläne werden sich verwirklichenLineal: Probleme im ArbeitslebenPferd: Gute ZukunftRing: Beziehung oder eine EheschließungSchlüssel: Wünsche werden in Erfüllung gehenViele Punkte: Jemand redet über dichVogel: Gute Nachricht kommt, du wirst eine Nachricht bekommenWeg: Reise steht bevorZahl: klein = Ehre, groß = Vermögen

ORAKEL KAFFESATZTExT: CHRISToPH CLAUDIUS PETERSEN, FoTo: MARCo DIRR

SugAR SugAR

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Das legendäre Apollo Theater in Harlem ist viel mehr als nur eine beliebte Touris-tenattraktion. Es ist einer der zentralen Orte afroamerikanischer Kultur, wo Ver-gangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen und Erinnerungen an von Jazz umschmeichelte Nächte, brummende Limousinen und saxophone Klänge der Harlem Renaissance wach werden. Das Haus verkörpert mit jedem Zentimeter sei-ner mit Samt ausgeschlagenen Wände das Motto: „Wo Stars geboren werden und Legenden entstehen“. Viele Ausnahmetalente und weltberühmte Musiker verdan-ken ihren Ruhm der legendären Talentschmiede, in der Musikgeschichte geschrie-ben wurde.

Die Anfänge des Theaters reichen bis ins 19. Jahr-hundert zurück, als ein passionierter Choreograf hier einen Ballsaal für diverse Tanzveranstaltun-gen gründete. 1914 wurde die Einrichtung von Jules Hurtig und Harry Seamon übernommen und öffnete, wohlgemerkt ausschließlich für ein weißes Publikum, unter dem Namen Hurtig and Seamon’s New Burlesque Theater ihre Türen. Doch die ausgelassenen Nächte waren dem damaligen puritanischen Bürgermeister von New York ein Dorn im Auge, das Theater musste schließen.

1934 kauften zwei Geschäftsleute das Haus und von nun an diente es als Forum für schwarze Entertai-ner – die goldene Zeit des berühmten Apollo Theaters begann. Es war eines der ersten Etablissements in den USA, wo Afroamerikaner nicht nur auf der Büh-ne performen und für Unterhaltung sorgen, sondern auch im Publikum sitzen durften.

Die Erfolgsgeschichte des Theaters hängt eng mit der gesellschaftlichen Entwicklung des Stadtteils, der Harlem Renaissance der zwanziger und dreißiger Jahre, zusammen. Zu dieser Zeit, als viele afroameri-kanische Einwanderer nach Harlem zogen, formier-te sich eine neue Bevölkerungsschicht, welche die Gegend mit ihrer Geschichte, Literatur, Kunst und vor allem ihrer Musik bereicherte. Hier wurde gegen Rassentrennung gekämpft, komponiert, geschrieben, inszeniert. Apollo war die pulsierende Schlagader dieser Strömung und gab vielen aufstrebenden Musi-kern mit regelmäßigen Talentwettbewerben Hoff-nung auf einen schnellen Durchbruch.

Die Wednesday Amateur Night startete jeden Mitt-woch pünktlich um 19:30 Uhr. Hier bekamen junge Talente die einmalige Chance, sich auf der Bühne vor dem berühmt-berüchtigten, erbarmungslosen Apollo-Publikum zu behaupten. Wer nicht gefiel, wurde in Windeseile von der aufgebrachten Menschenmenge von der Bühne gebrüllt. Wer sich dagegen behaup-ten konnte, erntete einen tosenden Beifall und ein einwöchiges Engagement, das oft auch den direkten Weg für beispiellose Musikkarrieren ebnete. So stand damals als einer der ersten zukünftigen Superstars die 15-jährige Ella Fitzgerald aufgeregt und mit wei-chen Knien auf der Bühne und hoffte auf Applaus. In den nächsten Jahren folgten viele große Namen wie Sarah Vaughn, Josephine Baker, Miles Davis, Billie Holiday, Jimi Hendrix, Aretha Franklin, Michael Jackson, Luther Vandross und „The Godfather of Soul“ James Brown.

Auch Lauryn Hill bekam als schüchternes 13-jähriges Mädchen die Missgunst des Publikums am eigenen Leib zu spüren, als die Buhrufe ihre zarte Stimme zum Zittern brachten und ihren Blick erstarren lie-ßen. Trotz aller Aufregung sang sie den Song "Who's lovin you" zu Ende und erntete Bruchteile eines zögerlichen Applauses. Der Rest ist Musikgeschichte.

Die Blütezeit des Theaters hielt bis in die 60er Jahre an, als die Besucherzahlen allmählich wieder ein-brachen und die Lichter des weltberühmten Hauses für immer auszugehen drohten. Der Bevölkerungs-wandel in Harlem machte der Spielstätte schwer zu schaffen. Die schwarze Mittelschicht zog weg, andere Immigranten, vor allem aus Mittel- und Südamerika, folgten. Es kam zu Spannungen und Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen. Harlem verlor seinen einstigen Glanz und litt schwer unter steigender Armut und Kriminalität. Im gleichen Atemzug en-gagierten immer mehr bekannte Clubs schwarze En-tertainer und zahlten weit höhere Gagen. Das kleine Theater mit seinen 1477 Sitzen konnte mit anderen Spielstätten, die über modernere Bühnen verfügten und mit ihrem prunkvollen Anblick das scheinbar schmucklose Apollo in den Schatten stellten, nicht konkurrieren. So schienen viele Künstler dem Apollo für immer den Rücken gekehrt zu haben.

Doch mit den Jahren brachen für das legendäre The-ater wieder bessere Zeiten an. Gezielte Werbekam-pagnen und öffentliches Engagement hauchten dem Apollo neues Leben ein. Die populäre Amateur Night wurde wieder eingeführt und zieht bis zum heutigen Tag neugierige Zuschauer aus der ganzen Welt in das unscheinbare, geschichtsträchtige Gebäude in der 253 West 125th Street. Über eine Million Besucher zählt das Apollo Theater, das von der Non-Profit or-ganisation The Apollo Theater Foundation finanziert wird, jedes Jahr. Es ist ohne Zweifel eine der Haupt-sehenswürdigkeiten von Harlem.

Die Spielstätte, die seit 1983 unter Denkmalschutz steht, ist kein Geschäftsunternehmen wie viele an-dere. Es ist ein Stück lebende Musikgeschichte, ein Haus mit einer Seele aus Blues, Pulsadern aus Hoff-nung und einem rhythmischem Herzschlag erfüllter Träume. ■

APOLLO THEATer TExT: KSENIA STRoGANoVA FoTo: VASILI TRIGoUDIS

TO gO TO gO

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jAMIE IgETexterin

Der Style Berliner Coffeenistas könnte wohl unterschiedli-cher kaum sein, steht dieser modisch ge-sehen für Individua-lität, Kontraste und Extreme. Einer Sa-che sind sie sich dann aber alle ganz schnell einig: ihren täglichen Kaffee möchten sie nicht missen.

TEDROS TEWElDEMiteigentümer und Gründer von Shusta

CRÈME DE LA CRÈMEFoToS: MARCo DIRR

TO gOTO gO

Page 10: Harlem Black Coffee

jOy FATOyInBOModel

jEAn-CHRISTOPH "SCHOWI" RITTER

DJ

TO gOTO gO

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Page 11: Harlem Black Coffee

MAnIA MACkOWSkIStudentin, Eventmanagement

SAM gOITOMBrand Consultant

TO gOTO gO

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Page 12: Harlem Black Coffee

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Dhundee, was zeichnet Brooklyn aktuell aus?Brooklyn ist kontinuierlich im Wandel. Schon alleine wegen der wachsenden Bevölkerungszahl wird sich hier zukünftig einiges ändern. Gerade wird eine riesige Basketballarena im Herzen des Stadtteils errichtet. Soweit ich weiß wird das Stadium Platz für über 15.000 Menschen bieten können. Das ist toll! Sehr bald wird es hier auch neue Restaurants, Bars und andere Dinge geben. Es graut mir bloß davor, dass meine Lieblingskrämerläden wegen steigender Mieten schließen müssen. Natürlich ist auch die Kunstszene nach wie vor sehr lebendig. Viele Künstler in New York haben zwei oder drei Jobs oder Projekte gleichzeitig. Kreativität und Multitasking steht hier an erster Stelle.

Wie sind die Leute in Brooklyn so drauf?Ich würde sagen, sie sind typisch Brooklyn. Sie haben einen einzigartigen Style, sehr guten Geschmack und Charakter. Brooklyn ist bekannt für seine ethni-sche und kulturelle Vielfalt, wodurch jeder Bezirk seinen eigenen Stil hat – was Berlin gar nicht mal so unähnlich ist. Ich wohne hier schon so lange, ich könnte dir anhand der Kleidung der Leute sagen, aus welchem Teil von Brooklyn sie kommen. Die orien-tiert sich meistens an den verschieden Musikstilen, wie Punk-, Crunk-, Boogie Base- und Electro-Vibes aus Williamsburg oder dem Afrobeat mit deutlichen Einschlägen von Mos Def und Biggie aus Ft Greene, Clinton Hill oder Bed-Stuy. Kurz: Brooklyn ist sehr facettenreich und kocht fast über vor Innovation und Kreativität.

Welchen Bezug hast du zu Harlem? Als Afroamerikaner liegt mir Harlem besonders am Herzen. Als ich neu nach NY gezogen bin, wohnte ich auf der 125th Street in Harlem, nur wenige Minuten vom berüchtigten Apollo Theater entfernt. Es ist ein großartiges Gefühl die Straßen entlang zu stolzieren, auf denen vor so vielen Jahren einige meiner Lieb-lingsmusiker, Schauspieler und seelenverwandten Brüder und Schwestern gelaufen sind.

Wann hast du dich dazu entschieden, Musik nicht nur zu hören sondern auch zu machen?Mit sieben habe ich begonnen, mich für das Musik-machen zu interessieren. Ich habe Posaune gelernt, spielte Schlagzeug und trommelte auf Blechtonnen. Nach der High School fing ich an, in ein paar Bands zu spielen. Eine davon war eine Hardcore-Punk-Rock-Band, beeinflusst von Gruppen wie Fugazi, Bad Brains und Nirvana. Während die anderen ihre E-

Gitarren aufheulen ließen, schlug ich Hip-Hop-Beats mit meinen Drums. Später ging ich aufs College für Film und Musik in Philly und fing dann ein Prakti-kum bei ziemlich coolen Typen aus NYC an. Damals wollte ich noch Ingenieur werden, doch spätestens nachdem ich sah, wie Produzenten mit ihren MPC Drum Machines bei uns im Studio aufkreuzten und ihre Beats zum Besten gaben, war es um mich ge-schehen.

Weißt du noch was deine erste Vinyl gewesen ist?"Candy Girl" von New Edition.

Rapper unterlegen ihre Rhymes immer häufiger mit Eurodance-Beats, um ihre Fanbase zu er-weitern und die Verkaufszahlen zu steigern. Gibt es klassischen Rap überhaupt noch? Hip-Hop hat sich weiterentwickelt, wie jede andere Musikrichtung auch. Er entstand Anfang der 70er in den Ghettos von Harlem. Inzwischen kennt man ihn auf der ganzen Welt. Menschen von überall her drücken ihm ihre eigene Note auf, da sie sich dann besser mit dieser Musik identifizieren können.Seit kurzem unterrichte ich Musik an einer öffent-lichen High School in Lower East Side in Manhat-tan. Ich habe bereits einiges von diesen Kids lernen können. Besonders ihre Einstellung zum Hip-Hop. Meine Schüler haben einen komplett neuen kultu-rellen Hintergrund. Sie mixen viele unterschiedliche Genres und Styles. Die Zeiten sind anders, besonders seitdem es das Internet gibt! Diese Kids sind total of-fen. Einige Hip-Hop-Heads kommen in Vans, Skinny Jeans und Skateboard zur Schule, andere wiederum sind kleine weiße Nerds, die total auf 90s Rock ab-fahren. Ihre Beats beinhalten aber sowohl Rock- als auch Dirty South-Einflüsse.

Wie ich sehe, mahlst du deinen Kaffee selbst! Wie du weißt, dreht es sich bei unserem Mag um Kaffee. Bist du ein Kaffeeliebhaber?Ich trinke mindestens zwei Tassen am Tag. Einmal die Woche schaue ich im benachbarten Café vorbei, hole mir eine Packung Kaffeebohnen (Äthiopische Mischung) und genieße dann meinen Kaffee zuhause.Vielen Dank für das Interview. ■

WWW.DJDHUNDEE.CoM

An jeder Ecke pumpen Bässe aus den getunten Vans, zahlreiche Straßenhändler bieten selbstgebrannte CDs mit Eigenproduktionen an und die Schaufensterauslagen überbieten sich mit der neuesten Streetwear. Hip-Hop verkörpert heute den Pulsschlag Manhattans, dominiert Musik, Stil und Identitätsmuster der Jugendkultur. Bei einer Tour durch New York zeigt uns Musikproduzent DJ Dhundee das sich aktuell stark wandelnde Brooklyn. Da-ran ist auch Jay-Z nicht ganz unschuldig, der gerade Teile seines Kapitals in die Brooklyn Nets und eine „Relokalisierung“ des New Yorker Bezirks investiert hat. Wer in einer Stadt wie dieser lebt und bereits mit Größen wie The Roots, Talib Kwali oder John Legend zusam-men gearbeitet hat, weiß einiges zu erzählen...

THEBEAT OF

NEWYORK

TExT: PAUL SCHLoSSERFoToS: VASILI TRIGoUDIS

TO gO TO gO

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Obwohl sich das DJ- und Produzentenkollektiv Jazzanova seit einem ihrer frühen Hits „Coffee Talk“ musikalisch aus der Café-Lounge-Ecke heraus entwickelt ha-ben, wollen wir ihre Meinung zum Thema wissen. Bei einem Treffen in ihrem Stu-dio verraten sie uns, wo sie ihren Kaffee trinken, sie klären uns darüber auf, was die Eröffnung von Cafés für die Stadtentwicklung bedeutet und wie auch amerik-ansicher Filterkaffee schmecken kann. Die Musik der Nu-Jazzer kommt natürlich auch nicht zu kurz.

Wie der Name schon verrät, liegt der Ursprung von Harlem Black Coffee in der sagenumwobenen New Yorker Neighborhood nördlich des Central Park: Sugar Hill, Harlem. Zwischen der 96. und 125. Straße entwickelte sich bereits in den 20er Jahren eines der bedeutsamsten Zentren afroamerikanischer Kultur. Damals waren es die Jazzmusiker des Viertels, wie etwa Fats Waller, Bud Powell und Danny Mixon, heute sind es R‘n‘B und Hip-Hop-Stars wie Alicia Keys, Kelis und P. Diddy, die wir zu den bekanntesten Kindern Harlems zählen.

Dieses breitgefächerte musikalische Erbe wurde Ende der 90er Jahre zur treibenden Kraft des damals noch unbekannten Berliner Musikerkollektivs Jaz-zanova. Über die letzte Dekade hat es das Quintett jedoch geschafft aus seinen musikalischen Wurzeln etwas völlig Neues wachsen zu lassen. Harlem Black Coffee ist zu Gast im Tonstudio in Berlin-Prenzlauer Berg. Neben Alexander Barck sind bei diesem Tref-fen Jazzanovas Producer Stefan Leisering und der Mann für alles Technische, Axel Reinemer, mit von der Partie.

„Erster Anlaufpunkt für Kaffee in der Gegend hier ist Bonanza Coffee Heroes. Das ist so unser Kaffee-laden, wo man auf dem Weg ins Studio hingeht und mal schnell was mitnimmt“, berichtet Alex gleich zu Beginn unserer Unterhaltung über die Cafékultur im Kiez. „Die rösten selbst, haben super Bio-Milch und so eine ganz krasse, oberteure Maschine, die einen

wahnsinnigen Druck aushält. Und es schmeckt halt einfach gut.“

Wenngleich es für die Jazzanovas bei Bonanza meist nur „zum Mitnehmen“ heißt, so legen die Herren offenbar trotzdem großen Wert auf Qualität. Steht doch mal etwas mehr Zeit zur Verfügung, geht es in das Magnet Café in der Kastanienallee. Der Laden wird von einem befreundeten DJ, namens Dixon, be-trieben. „Schon allein weil wir uns kennen gehen wir da so gern hin.“

Für Alex sind Berlins unzählige Cafés ein Zeichen dafür, wie gut es kreative Menschen in der Haupt-stadt haben. “Noch, muss man ja leider wirklich im-mer wieder sagen.“ Denn auch sie erwischt die Gen-trifizierung. Mit einem Lachen fügt er hinzu: „Wir hatten‘s auch schon besser!“ Im Laufe dieses Jahres werden Jazzanova ihr Studioinventar zusammenpa-cken und nach Weißensee ziehen. „Das ist auch eine nette Ecke. Nur nicht ganz so erschlossen.“

Die Stadt verändert sich. „Ich wohne in Kreuzberg. Und direkt am Wasser gibt es eine Ecke, bei der ich im Vorbeigehen immer gedacht habe, das ist so schön, warum macht hier keiner was? Irgendwann war es dann soweit: ein neues Café. Kannte am Anfang keiner und heute steht‘s als Insider-Tipp im Easyjet-Magazin. Mittlerweile stehen die Leute dort Schlange.”

AUF EINE TASSE KAFFEEMIT JAZZANOVA

TExT: EUGEN BRAEUNIG, FoToS: JoHANNA RÜBEL

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Auch in der Heimat von Harlem Black Coffee hat sich über die Jahre vieles verändert. „Wenn man jetzt hört, einer lebt in Harlem, ist die Reaktion nicht mehr: "Ist das nicht gefährlich?", sondern eher so: "Ah ja, okay, der hat wohl Geld." Das ist auch ein bisschen traurig. In Berlin ist es ja im Grunde ähnlich. Die richtigen Berliner werden ja auch immer mehr rausgedrängt aus ihren Ecken, weil es einfach zu teuer ist.“

Mit Songs wie „Coffee Talk“ wurde Jazzanova früher gerne mal in die Schublade „Musik für Coffee Shops“ gesteckt. Aber auch den letzten Kritikern aus den Anfangsjahren werden die Liveambitionen der Ber-liner bewiesen haben, dass Jazzanova schon immer mehr drauf hatten, als nur endlos vor sich hin plät-scherndes Softgedudel zu komponieren. Tatsächlich haben sie sich in den letzten Jahren zunehmend von allzu komplexen Songstrukturen verabschiedet. Drei Minuten lautet die Devise – ausufernde Stücke sind Schnee von gestern.

Ende der 90er Jahre erfuhr Deutschlands Latin-Jazz zu dieser Zeit einen ordentlichen Hype. Während sich mit Jazzanova auch sehr anspruchsvolle Acts hervortaten, glich die große Masse an Veröffent-lichungen jener Zeit doch eher lahm produzierter Café-Lounge-Brühe.

Um nicht in den Topf mit letzterer geworfen zu werden, veröffentlichten Jazzanova das ausgefeil-te, vielschichtige und musikalisch breit aufgestell-te Debütalbum „In Between“. Die Platte wird mit Begeisterung aufgefasst und ist ein richtungsweisen-der Schritt in der Entwicklung der Band, wie wir sie heute kennen. Laut Stefan könne man in Cafés sowieso alles spielen, so lange es nur nicht zu laut aufgedreht würde.

Deckt Jazzanova in Europa längst ein sehr brei-tes musikalisches Spektrum von Club bis hin zum Konzert auf Elektronik- oder Jazzfestivals ab, so sind sie in den USA bislang eher als DJ‘s im Nachtleben aktiv. Dazu passend erscheint mit „Upside Down“ in diesen Tagen die zweite Jazzanova-Remixsammlung. Bei den zehn Tracks handelt es sich um Interpre-tationen internationaler Artists wie Mr. Scruff, der Midnight Mauraders und der Soldiers of House.

Doch auch jenseits der Clubs tut sich wieder etwas bei Jazzanova: Seit nunmehr drei Jahren haben sie als Zehn-Mann-Liveband ganz Europa und Süd-ostasien abgetourt. Unter solchen Voraussetzungen dürfte auch eine weitere US-Tour nicht mehr allzu

lange auf sich warten lassen.„Wir waren ja oft auf Tour in Amerika und sind auch in Gegenden gekommen, wo man von Espresso noch nie etwas gehört hat. Das macht dann auch Spaß, dort in so einem alten Diner einfach den Filterkaffee aus diesen großen Maschinen zu trinken. Und der kann mitunter schon auch richtig gut sein – auch für verwöhnte europäische Kaffeeliebhaber. Die ande-re Bohnen, Filter und Maschinen – Das kann ein richtiges Erlebnis sein, du musst es nur entsprechend würdigen.“ ■

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Princess Cheesecake – der Name spricht für sich. Bei euch gibt es Käsekuchen in allen Variatio-nen. Warum keine anderen Sorten?Mitte der 90er Jahre habe ich in den USA gelebt, zuerst in New York, später dann in L.A. Seitdem bin ich verrückt nach Käsekuchen. Ich liebe zum Beispiel die Cheesecake Factory, mittlerweile eine riesige Ket-te von Cafés, verteilt über die ganzen USA mit mehr als 100 verschiedenen Käsekuchen auf der Karte. Manchmal kam ich aus der Agentur in Venice Beach, schwang mich auf mein Fahrrad und fuhr bis nach Mavista, um mir den Devil’s Cheesecake zu holen, ein riesiges Prachtexemplar mit schwarzer Schokola-de. An bestimmten Tagen musste der einfach sein. Als ich nach Berlin zurück kam, war klar: Ich muss irgendwann ein Cheesecake-Café eröffnen.

Was hältst du denn insgesamt von der ameri-kanischen Esskultur? In Deutschland hat sie ja nicht immer den besten Ruf...Die Amerikaner haben zwar eine andere, aber sehr schöne Ess- und Genusskultur. Es wird ja oft das Image transportiert, die Amerikaner hätten keine Ahnung von gutem Essen. Das stimmt natürlich nicht. Zum Beispiel gibt es dort eine großartige Fusi-onsküche, schon allein wegen der relativ jungen Ge-schichte und den vielen Einwanderern. Da vermischt sich vieles, was zum Teil tolle Blüten hervorbringt.

In Australien ist das ähnlich. Das kann durchaus als Vorbild dienen, und das versuchen wir auch hier: Gutes aus verschiedenen Kulturen herauszufiltern, dieses miteinander zu vermischen und daraus etwas Neues zu schaffen...

...und wenn es um Kaffee geht?Dann gehen viele Amerikaner aktuell wieder "Back to the Roots", könnte man sagen. Die Suche nach einer eigenen Identität, auch was Ernährung und Ge-nuss betrifft, ist natürlich nicht neu, sondern schon seit der Hippiekultur in den 60er und 70er Jahren existent. Auch das ganze Bio-Thema wird in den USA ja schon länger diskutiert als etwa in Deutsch-land. Trotzdem waren auch immer diese zusätzlichen Aromen, sogenannte Flavours, also zum Beispiel Si-rup in verschiedenen Geschmacksrichtungen, beliebt. Häufig wurden dem Kaffee auch direkt Aromazusät-ze in Granulatform beigemischt, was für die meisten europäischen Kaffeeliebhaber ein Unding ist. Nun verändert sich der Trend wieder etwas dahin, dass viele Amerikaner heute eher puren, klaren Kaffeege-schmack den unzähligen Flavours vorziehen.

Reden wir mal über euch. Was ist eure Ge-schäftsphilosophie?Wir wollen zurück zu gewissen Traditionen und Werten. In der heutigen Zeit geht alles so schnell. Zwischendurch kommt man an einen Punkt, wo man innehalten muss. Die ganzen Informationen über-fordern uns, dabei sind höchstens 20 Prozent aller Informationen, die wir aufnehmen, wirklich wichtig. Das heißt, wir müssen stärker selektieren. Das gilt auch fürs Essen. Überall locken unzählige Angebote, aber nur wenige geben dir wirklich Energie. Natür-lich denkt man bei Torten nicht in erster Linie an die Gesundheit. Aber auch Quark wirkt entgiftend und enthält viele Proteine. Außerdem versuchen wir mit Alternativen zum Zucker zu süßen, wie etwa mittels Honig oder Fruchtzucker. Im Endeffekt geht es aber um Genuss und in der Konsequenz darum, glücklich zu sein. Und dafür Bedarf es manchmal weniger, als man vielleicht denkt.

Egal ob New York Cheesecake, französische Champagnertorte oder deutscher Käseku-chen – das Princess Cheesecake in Berlin-Mitte bedient die Vorlieben von Käsekuchen-kennern auf höchstem Niveau. In verspielten Kreationen werden Tortenklassiker neu interpretiert, alles Bio und möglichst Fair Trade, versteht sich. Wir sprachen mit der Inhaberin Conny Suhr über ihr Verständnis von Genuss, die amerikanische Kaffeekultur und was zum Glücklichsein dazu gehört.

PRINCESSCHEESECAKE

TExT: ANDRé UHL, FoToS: KATY oTTo

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Was sind denn eure Highlights?Da wäre einmal unsere Zitronentarte, der wird ein besonders hoher Suchtfaktor nachgesagt. Eine Kundin kam drei Tage, nachdem sie ihn gegessen hatte, wieder und meinte, sie hätte in den letzten Tagen immer wieder an diese Zitronentarte denken müssen. Ein besseres Kompliment können wir nicht bekommen. Besonders beliebt ist auch die Champag-ner-Torte. Wir mögen es einfach, mit den Hauptpro-dukten Quark und Frischkäse zu spielen. Wir haben gerade eine neue Torte im Sortiment. Darin enthal-ten sind Kokosnuss und Mount Gay Extra Old, ein ganz tiefer und aromatischer Rum aus Barbados, den man übrigens auch wunderbar zum Kaffee trinken kann. Und das ist es, worum es geht: experimen-tieren und Produkte weiter entwickeln. Wir wollen immer in Bewegung bleiben.

Und dein persönlicher Favorit?Aktuell ganz klar die orangentorte. Innen sind leichte Baiserböden geschichtet und frische orangen und außen herum eine hauchdünne Schicht weißer Schokolade.

Bei der Wahl eurer Zutaten geht ihr ja sehr se-lektiv vor.Ja, viele Produkte kommen hier aus der Region und wir überlegen ganz genau, ob wir Produkte verwen-den, die eingeflogen werden müssen. Wir benutzen saisonale Produkte, das heißt, wir gehen mit den Jahreszeiten. Die Zutaten schmecken dann einfach am besten. Du wirst deshalb zum Beispiel im Win-ter keine Erdbeertorte bei uns finden. Auch bei der Einrichtung legen wir Wert auf gewisse Standards. Wir lassen einen Großteil davon in Deutschland pro-duzieren. In China zum Beispiel würden wir schon

aus Prinzip nicht produzieren lassen, auch um das dortige System nicht zu unterstützen. Genauso beim Kaffee: wir ziehen einen direkten Handel ohne viele Zwischenhändler vor und achten darauf, dass mög-lichst faire Handelsbeziehungen eingehalten werden.

Erwarten die Kunden mittlerweile, dass alles Bio und Fair Trade ist? Ich denke, ab einer gewissen Preisklasse sollte man davon ausgehen können, dass die verwendeten Pro-dukte Bio sind. In den USA ist das heute schon der Fall, in Berlin oder Deutschland allgemein noch nicht unbedingt. Hier suchen die Kunden immer noch nach dem Biosiegel. Trotzdem möchten wir nicht explizit damit werben oder ein dickes Zeichen an die Scheibe kleben, um zu sagen: „Schaut her, hier ist alles Bio!“. Wenn die Leute fragen, dann erkläre ich es ihnen, auch wie die Preise zustande kommen, denn Bio-Produkte sind nun mal etwas teurer im Einkauf als die Sachen aus dem Discounter. Damit ist zwar die Gewinnspanne nicht so hoch, doch gibt es mittler-weile viele Kunden, die das zu schätzen wissen.

Was ist für euch wichtig, um eine gute Atmo-sphäre zu schaffen?Klarheit und Helligkeit. Die Leute sollen hier an-kommen und erst mal einfach sein können, ohne zu sehr von Farben oder üppiger Dekoration abgelenkt zu werden. In anderen Cafés ist es mir manchmal zu dunkel oder schon zu gemütlich. Hier kommst du rein und wirst nicht belastet. In relativ kurzer Zeit hast du das Meiste wahrgenommen. Sowieso sind die Kreationen in der Glasvitrine die beste und wichtigs-te Deko, das sind die Hauptdarsteller.

Zum Schluss noch eine Frage, die ihr bestimmt öfters zu hören bekommt: was zeichnet den ame-rikanischen oder klassischen New York Cheese-cake aus und wo ist der Unterschied zum deut-schen Käsekuchen? Darüber haben wir vor kurzem erst noch diskutiert. Für mich liegt der Hauptunterschied darin, dass der deutsche Käsekuchen gebacken wird, der New York Cheesecake nicht. Der hingegen wird pochiert, das heißt, die Eier werden nur gestockt und nicht gebacken. Außerdem nimmt man dafür einen sehr guten Frischkäse und dann kommt es auf die Kon-sistenz an. Darunter ist ein Crunchy-Boden, der nur aus Keks besteht, oben drauf kommt dann noch ein Sour Cream Topping. So verführerisch der New York Cheesecake aber auch sein mag, der klassisch deutsche Käsekuchen ist immer noch einer unserer Favoriten. ■

"Es geht um ge-nuss und darum, glücklich zu sein.und dafür Be-darf es manch-mal weniger, als man vielleicht denkt."

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Kreative Kaffeeliebhaber finden immer wieder neue Wege, um das Energie spendende Ge-nussmittel zu optimieren. Auch im Foodbereich gibt es einen neuen weltweiten Trend, der für alle Freunde des guten Geschmacks unabdingbar ist. Findige Genusspioniere organisie-ren weltweit Kochevents in privater Atmosphäre. Auf steife Etikette á la Gourmetrestaurant wird dabei bewusst verzichtet. Neben anspruchsvollen Menüs steht die Kommunikation un-ter den Gästen im Vordergrund. Von dem bei Studenten beliebten Running Diner, wo jeder Gang in einer anderen Wohnung eingenommen wird, bis hin zu Haute Cuisine in abgele-genen Fabrikgebäuden – die Auswahl an ungewöhnlichen Orten ist ebenso kreativ, wie die für die Menüs verwendeten Zutaten.

Die Einrichtung ist schlicht, das Publikum interna-tional, die Preise gehoben und das Essen aus biologi-schem Anbau. Die beiden New Yorker Kevin Avery und Jeffrey Sfire eröffneten ihr Restaurant Little Otik vor knapp zwei Jahren im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Der Laden läuft. Wenn auch nur von Mittwoch bis Sonntag. An den anderen Tagen bleibt die Tür verschlossen, die Life-Work-Balance muss schließlich stimmen. Die Ausgeglichenheit ist den beiden anzumerken, man fühlt sich schnell zu Hause. Genau dort haben Kevin und Jeffrey ihre ersten kuli-narischen Gehversuche an Berliner Gaumen getestet. In ihrem Wohnzimmerrestaurant, dem Palisaden Supper Club, wurden an einem Abend im Monat Freunde und Fremde bekocht. Eine gute Gelegenheit für die beiden New Yorker, den Geschmack und die Eigenarten deutscher Feinschmecker zu testen, bevor sie den Schritt in das konventionelle Gastronomie-gewerbe wagten. „In Berlin wollen die Gäste schwarz auf weiß, dass nur Bioprodukte verwendet werden. In New York wird dass bei einem gewissen Standard vorausgesetzt. Und dann die ständige Nachfrage, ob der Nachtisch selbst gemacht ist. Ich dachte das wäre selbstverständlich“, erklärt Kevin. Supper Clubs, Closed Door- oder Underground-

Restaurants nennen sich die Kochveranstaltungen, die in der eigenen Wohnung oder temporär zum Restaurant umfunktionierten orten stattfinden. Die privaten Verköstigungen gehören mittlerweile weltweit zum städtischen Alltagsleben wie Stoffser-vietten zu Gourmet-Tempeln. Die Bewegung kommt aus Lateinamerika. Kochen und bekochen lassen auf Restaurantniveau, ohne die häufig nur schwer zu erlangende Konzession und die damit verbundene Korruption. Not macht eben erfinderisch. Die Aktion wird auch gerne mit dem kämpferischen Begriff Guerilla beschrieben. Mit dem Wort verbindet man in erster Linie kein beschauliches Essen, aber eigent-lich beschreibt es ja nur, dass man sich abseits von gängigen Regeln und orten bewegt. Andere Guerilla-Komposita mit Store, Marketing oder Gardening ha-ben sich längst im urbanen Sprachgebrauch etabliert.

Die Gründe für die Beliebtheit der halböffentlichen Dinner sind hierzulande sicherlich weniger prag-matisch als in Lateinamerika, dafür umso simpler. Ingrid Holzmayer, die seit November vergangenen Jahres im wohnungseigenen Gasthaus Mannteufel die Kochplatten befeuert, um bis zu zwanzig erwartungs-hungrigen Besuchern ein einfaches aber qualitativ

REBELLION AM HERD

TExT: ANNE KAMMERZELT

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hochwertiges Menü zu kredenzen, macht Kochen schlicht und einfach Spaß. Gerichte wie selbst ge-machte Spätzle oder Rote Beete Klößchen stehen bei ihr auf der Menükarte. „Im Restaurant bin ich oft unzufrieden. Es stört mich, wenn keine saisonalen Zutaten oder kein frisch gemahlener Pfeffer verwen-det wird“, erklärt Ingrid. „Wenn im Winter Toma-ten aufgetischt werden, kann das doch gar nicht schmecken.“ Was auf der Speisekarte fehlt, sind feste Preise. In der Regel bitten die Gastgeber am Ende des Abends um eine Spende. Auf Ingrids Karte findet sich ein Vorschlag zur Kostenbeteiligung. Damit entgehen die Hobbyköche der Illegalität. Reich wird davon niemand. Als Motivation reicht Leidenschaft und die dürfte neben Hunger der beste Koch sein.

Die Kochleidenschaft der Kitchen Guerilleros olaf Deharde und Koral Elci aus Hamburg geht noch einen Schritt weiter. Die Hobbyköche verwenden für ihre Menüs regionale Kräuter aus heimischen Wiesen und Parkanlagen. Das Kräutersammeln ist eigentlich verboten, doch kreative Zutaten sind den beiden das Risiko wert. Sie wissen, was bei ihnen in den Töpfen landet, sei es nun eigenhändig gesam-melt oder vorher unter die Feinschmecker-Lupe genommen. Sie besuchen die Bauern, wissen, wie die Tiere leben und was für Futter sie bekommen. In herkömmlichen Restaurants vermissen sie oft die Kommunikation zwischen den Gästen. „Jeder isst für sich an seinem Tisch. Da kommt keiner von draußen ran und es passiert einfach nichts“, meint olaf.In Zeiten der Finanzkrise erfreuen sich die Supper Clubs gerade in Städten wie New York und London immer größerer Beliebtheit. Den Besucher bringen sie für wenig Geld in den Genuss eines – oftmals auf sehr hohem Niveau zubereiteten – Menüs. Es ist aber nicht allein der finanzielle Aspekt, der den

Boom antreibt, sondern auch die Tatsache, dass dem Koch in den Topf und darüber hinaus ins Schlaf-zimmer geschaut werden kann. Dieser kommt nicht nur mal eben auf eine Stippvisite an den Tisch der Stammgäste vorbei. Er ist den ganzen Abend prä-sent. Zudem kennen sich die Gäste untereinander nicht, was für viele den Reiz ausmacht. Gemeinsam an einem Tisch sitzen und essen, das schafft schnell eine vertraute Atmosphäre. Weit Weg vom steifen Zeremoniell der Sternerestaurants. Das Essen beim Guerilla-Dinner hat eine ganz andere Qualität durch die besondere soziale Komponente. „Wir wollen eine familiäre Atmosphäre“, erklärt Ingrid, „in priva-tem Umfeld neue Leute kennenlernen und kochen. Da ist ein Essen ideal.“ Familie ist dabei wohl der ausschlaggebende Punkt. Nicht, dass sich bei einer solchen Veranstaltung nur einsame Menschen träfen, aber in der Großstadt scheint das Essen im größeren Kreise doch noch seltener als auf dem Land zu sein. Um Kommunikation und Austausch geht es auch Pi-erre de la Comète. Der Franzose lädt in Paris Perso-nen aus völlig unterschiedlichen Kulturkreisen an die – an geheimen orten organisierte – Tafelrunde. So sollen Roma und Franzosen, Künstler und Intellek-tuelle beim gemeinsamen Dinieren alteingefahrene Vorurteile überwinden.

Das Underground-Restaurant als Begegnungsstätte. Der Trend ist natürlich längst erkannt und profes-sionalisiert worden. In Paris kümmert sich so zum Beispiel die Agentur „Voulez-vous dîner?“, zu Deutsch: „Wollen Sie zu Abend essen?“, um die Vermittlung gemeinsamer Abendessen bei Privatleuten. In der Regel wird aber via Facebook, Newsletter oder Mund-zu-Mund-Propaganda zu den Wohnzimmer- und Guerilla-Restaurants eingeladen.

Antto Melasniemi kocht immer an einem anderen ort in Helsinki. Wo genau, erfahren die Gäste via Facebook. Der finnische Koch setzt neben der sozia-len Komponente der Underground-Restaurants auf ein einzigartiges Küchengerät. Im weltweit ersten Solar Restaurant in Helsinki werden die Guerilla-Essen an mannshohen Parabolspiegeln gekocht. ohne Strom und Gas, dafür mit Schutzbrille, Sonnenhut und -creme. Im Sommer soll das Solar Restaurant auch nach Berlin kommen. Bei einem verregneten deutschen Sommer bleibt die Küche allerdings kalt. ■

Die privaten verköstigungen gehören mittlerweile weltweit zum städtischen Alltagsleben wie Stoffservietten zu gourmet-Tempeln.

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Hip-Hop ist ein Kind der 70er Jahre. 1973 macht sich Kool DJ Herc daran, einzelne Passagen von Funk und Soul-Stücken mit-einander zu kombinieren, 1976 tauchen die ersten Breakdancer auf den Partys auf, 1979 schließlich bringen The Fatback Band und Sugarhill Gang die ersten Hip-Hop-Platten auf den Markt. Über in Deutschland statio-nierte US-Soldaten kommt der Hype durch G.I.-Clubs und den Radiosender AFN auch hierzulande an. Dass dieser Geist bis heute ungebrochen ist, beweisen die Berliner Kalle Kuts und Daniel W. Best mit ihrem Projekt G.I. Disco.

Talib Kweli haben bereits den Weg in die Bar Tausend gefunden, in der G.I. DISCo monatlich residiert.

Auch außerhalb von Berlin trifft das musikalische Konzept auf großes Interesse. Für diesen Frühjahr ist die erste U.S.-Tour mit Events in Miami, San Die-go, Los Angeles, Atlanta, New York und Philadelphia geplant. Ende 2010 erschien die erste offizielle Com-pilation weltweit auf CD, Vinyl und als Download bei der britischen Plattenfirma BBE Music. Für das Artwork konnten Kalle Kuts und Daniel W. Best den Fotografen Frank Thiel gewinnen, der seine berühm-ten Portraits von Alliierten-Soldaten zur Verfügung stellte.

Informationen über die kulturell und musikalisch so prägende Ära der G.I.-Clubs sind rar. Deshalb ist 2013 ist nun eine mehrmonatige Sonderausstellung im Alliierten Museum Berlin geplant. Dokumentiert wird der unmittelbare Einfluss der US-amerikani-schen Musik auf die deutsche Pop- und Jugendkultur. Auch verwandte Themen, wie zum Beispiel Basket-ball als Trendsportart oder die US-Bürgerrechtsbe-wegung in der BRD werden beleuchtet. ■

WWW.GIDISCo.DE

TExTPelén Boramir

FOTOAndreas "Bär" Läsker

Seit nunmehr zwei Jahren kennt und schätzt man die Eventreihe G.I. DISCo in der Hauptstadt. Musik, die mit ihren Grooves zum Tanzen animiert und Menschen vereint. Urban, stilsicher, authentisch. Auch an der Tür zeigen die Macher Gesicht: Ex-G.I. Smiley Baldwin ist in der Szene einer der wichtigsten Türsteher Berlins und das Aushängeschild der Even-treihe – natürlich in traditioneller Armeebekleidung. Auch internationale Künstler wie Kelly Rowland und

G.I. DISCO TExT: PELéN BoRAMIR

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once amonthdeutsch + english

www.mitteschön.com, www.facebook.com/mitteschoen

neues aus berlin mitte!

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Es ist früh am Morgen. Ein belebender Geruch von frisch gemahlenem Kaffee liegt in der Luft. Kraftvolle Espressi und Cappuccini verlassen die Theke, gekonnt zubereitet von geübter Hand eines freundlichen Baristas, der dem Gast die Tasse reicht und ihm mit einem warmen Lächeln ei-nen angenehmen Start in den Tag beschert. Fast schon eine Selbstver-ständlichkeit. Doch was macht einen guten Barista aus, wie kann man das Handwerk erlernen und welche Tricks und Kniffe verhelfen uns auch zu Hause zu einem einwandfreien Kaffeegenuss?

Dem Kultgetränk wird heutzutage mehr denn je abverlangt. Alles zählt: Temperatur, Cremigkeit, Balance geschmacklicher Nuancen. Doch die Espres-somacher sind nicht nur für die optimale Darbietung der wertvollen Bohne zuständig, sie müssen auch aufmerksame Gastgeber sein: „Ein Barista, der nur auf die Technik fokussiert ist, ist kein guter Barista. Der Umgang mit dem Kunden bedeutet auch soziale Kompetenz. Der eine kommt rein und bestellt einen Triple Soy Decaf Latte und der nächste möchte ein-fach nur schnell seine Tasse Kaffee haben. Da würde jede Nachfrage möglicherweise Aggressionen her-vorrufen.“, erklärt Kai-Uwe Beyer, der Besitzer von Godshot, einem beliebten Café in Berlin-Prenzlauer Berg.

Der lebensfrohe Mann bietet seit der Eröffnung sei-nes Cafés regelmäßig Barista-Workshops an, wo In-teressierte die Grundlagen des Handwerks erlernen können. Die Teilnehmer sind neugierige Kaffeelieb-haber, angehende Café-Besitzer oder diejenigen, die sich mit dem kläglichen Scheitern aller heimischen Zubereitungsversuche nicht zufrieden geben wollen.

Nach dem theoretischen Teil wird im Schweiße des Angesichts am Produkt gewerkelt. Drei Stunden lang experimentieren die Kursteilnehmer an einem Espresso. Viele staunen, dass der kleine Schwarze tatsächlich so viel Zuneigung braucht, bis er perfekt gelingt. Doch das ist gar nicht so einfach. Alleine an der richtigen Einstellung der Feinheit des Mahlgu-

tes verzweifeln viele. Man stellt den Mahlgrad nach Augenmaß ein, macht einen Kaffee und schaut, ob 25 Milliliter Espresso in 25 Sekunden durchlaufen. Sind es beispielsweise 40 Milliliter, ist der Mahlgrad zu grob und das ganze Spiel fängt von vorne an.

Spaß steht bei den Workshops ganz hoch im Kurs. Überhaupt braucht sich niemand einen erfüllten Barista-Alltag ausmahlen, der keinen Gefallen an der Interaktion mit Menschen findet und keine Faszi-nation für das Produkt mitbringt. Denn der Barista übernimmt bei der Verarbeitung der Kaffeebohnen, die bis zu 800 verschiedene Aromen haben können, große Verantwortung. „Auch wenn jeder Verarbei-tungsschritt, vom Pflücken und Aufbereiten über Importieren und Auswählen bis hin zum Rösten perfekt ist, kann die Person an der Bar das Produkt durch eine winzig falsche Einstellung der Mühle oder dadurch, dass sie zu heißes Wasser zum Brühen nimmt, zerstören. Dann ist der Kaffee binnen Sekun-den tot“, warnt Kai-Uwe.

Man muss aber nicht zwangsläufig das traute Heim verlassen, um in den Genuss eines guten Kaffees zu kommen. Mit bestimmten Faustregeln bekommt man auch in Eigenregie gute Ergebnisse hin. Micha Heimbach, die Gewinnerin der Barista-Europa-meisterschaft 2011 in Mailand, die im Double Eye in Berlin-Schöneberg einwandfreie Kaffeespezialitäten kreiert, verrät, welcher Fehler den Kaffeetüftlern in den hiesigen Küchen am häufigsten unterläuft:

„In Deutschland wird der Kaffee grundsätzlich viel zu heiß getrunken, was geschmacklich nicht vorteil-haft ist. Wird die Milch etwas weniger erhitzt, kann sich der Geschmack besser entfalten. Ansonsten schmeckt es einfach nach heißer Milch und teilweise auch schon verbrannt.“

Essentiell ist außerdem die Nutzung frisch gemah-lener Bohnen und hochwertiger Vollfettmilch. Auch das Wasser ist nicht unwesentlich. Es sollte immer filtriert sein, sonst segnet eine noch so robuste Kaffeemaschine bei dem hohen Kalkanteil bald das Zeitliche.

Am Ende des Tages bleibt immer noch die Frage nach der optimalen Kaffeesorte. Natürlich geht es zuerst um die Qualität. „Grundsätzlich verhält es sich mit allen Lebensmitteln gleich: Will man ein gu-tes Ergebnis, braucht man gute Zutaten“, sagt Arno Schmeil, der das Double Eye betreibt und mehrmals mit höchsten Auszeichnungen für seine Barista-Künste geehrt wurde. Beim Geschmack entscheiden individuelle Präferenzen. Manche Sorten schmecken besonders fruchtig, andere eher schokoladig. Es gibt kräftige, milde, säurebetonte oder säurearme Kaffee-arten. Da heißt es: entdecken und ausprobieren. ■

KüNSTLER AN DER KAFFEEBARTExT: KSENIA STRoGANoVA, FoToS: TINA LINSTER

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Der tägliche Kaffee gehört in den USA zur Konsumkultur wie der Truthahn zum Thanksgi-ving oder der Hot Dog zum Superbowl. US-Amerikaner lieben ihren Kaffee und liegen mit rund 1,3 Millionen Tonnen Gesamtverbrauch im Jahr weltweit an erster Stelle – noch vor den Kaffee-verrückten Deutschen. Hier sind die wichtigsten Meilensteine der berühmten „American Coffee Culture“.

Die Cowboys im 19. Jahrhundert wussten nicht nur mit ihren blauen, sondern auch mit den braunen Bohnen umzugehen. Der Import von Kaffee in den Wilden Westen war aufwendig und teuer, Kaffeerösterei-en gab es weit und breit keine. Aber Not macht bekanntlich erfinderisch: So rös-teten die Cowboys Bohnen einfach selbst, zermahlten sie mit einem Stößel, rühr-ten das Pulver in kaltes Wasser ein und erhitzten es. Einmal aufkochen, Pulver am Boden absetzen lassen – fertig. Noch heute brühen rustikale Frischluftliebhaber ihren Kaffee nach der bewährten Methode.

COWBOy-COFFEE

Die Idee unserer geliebten Kaffeepause während der Arbeitszeit ist in den amerikanischen Fabriken

der 1940er Jahre entstanden. Der kleine Koffeinkick zwischendurch half den Arbeitern, den langen und

mühsamen Tag zu überstehen. General Eisenhower nutze die Coffee Break sogar geschickt als Operation Coffee Cup während seiner Wahlkampagne, um sich

mit Wählern zu treffen.

lET’S HAvE A COFFEE BREAk

Müdigkeit kann tödliche Folgen haben, doch Koffein hielt amerikanische Truppen im Ersten Weltkrieg wach. In ihren Proviantbeuteln hatten sie stets ge-trockneten Kaffeeextrakt (Instant Coffee) dabei. Ihre Trinkgewohnheiten behielten die Soldaten auch nach ihrer Rückkehr in die Heimat bei. Die ersten Coffee Houses entstanden und Kaffee wurde zum Getränk des gewöhnlichen amerikanischen Mannes, zum Cup of Joe.

CuP OF jOE

Seit der erste Coffee Shop 1984 in Seattle eröffne-te, schossen Filialen verschiedener Ketten wie Pilze aus dem Boden. Es begann eine wahre Revolution des Kaffeegenusses: Während der durchschnittliche Amerikaner bis dahin nur gefriergetrocknetes Kaf-feepulver und dünnen, in einer Glaskanne abgefüllten Refill Coffee kannte, wurde in den Coffee Shops aus hochwertigen Maschinen exzellenter Kaffee gezau-bert. Mittlerweile gilt dieser in den USA als Trend- und Lifestyleprodukt. Nur wer on the go ist, lebt am Puls der Zeit. Mit dem Pappbecher in der einen Hand und einem Bagel in der anderen geht man morgens im Büro oder rettet sich aus dem Nachmit-tagstief. ■

kAFFEE AlS lIFESTylEPRO-DukT

AMERICAN COFFEE CULTURETExT: KATHARINA GEISSLERILLUSTRATIoNEN: CHRISTINA WEDEL

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Lange Zeit als Kaffeekränzchen-Brühe für Omas verpönt und verglichen mit Lat-te Macchiato aus Vollautomaten, Espressi aus Caffettieras oder Cappuccino aus Kapselmaschinen als minderwertig empfunden, erlebt Brewed Coffee während dieser Tage einen zweiten Frühling. Was nebst Preis und Usability fürs Filtrieren spricht und welche Produkte sich für diese Zubereitungsart empfehlen – das alles auf den folgenden Zeilen.

In hiesigen Cafés und Haushalten wird wieder öfters Filterkaffee getrunken. Dafür gibt es einige Gründe: Der unschlagbare Preis, die einfache Handhabe, das Zubereiten von großen Mengen in kurzer Zeit. Khodi Feiz, ein holländischer Industriedesigner mit irani-schen Wurzeln, fügt hinzu, dass beim Filtrieren der pure Geschmack des Kaffees ganz ohne das Zutun von schwerer Maschinerie hervorgeholt werden kann. Feiz, der für das familienbetriebene italieni-sche Designunternehmen Giannina unter anderem ein French Press Filter System entwarf, erklärt weiter: „Kaffee ist ein Jahrhunderte altes Getränk, das fast weltweit konsumiert wird und mit einer Vielzahl von Kulturen und Ritualen eng verknüpft ist. Die Anzahl dieser verschiedenen Kulturen, die Kaffee zelebrieren, spiegelt sich in der Anzahl von Zuberei-tungsarten wider. Für mich ist Filtrieren besonders

interessant, weil lediglich guter Kaffee und heißes Wasser (nicht kochendes, da dieses den Geschmack beeinträchtigen kann!) benötigt wird – plus ein biss-chen Zeit.“Auf einer ähnlichen Philosophie basiert George Sowdens Kaffeekanne SoftBrew. Sowden – einst Gründungsmitglied des Designer-Kollektivs Memphis, das um Ettore Sottsass in den Achtzigern entstand – spricht jedoch nicht von Filterkaffee per se: „Die Idee hinter SoftBrew ist Infusion.“ Dennoch ist ein Filter das Herzstück dieser Kanne. Der besteht aus tausenden mikroskopisch kleinen Löchern, die dem beigefügten Wasser erlauben, das Aroma des Kaffees während einer längeren Zeit aufzunehmen, als her-kömmliche Papierfilter. Sowden erklärt, dass diese Zubereitungsart in seinen Augen die beste sei, weil der Kaffee behandelt wird, wie er sollte – schonend.

FILTERKAFFEEREVIVAL EINES

KLASSIKERSTExT: REMo BITZI

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Den herkömmlichen Papierfilter verdanken wir Melitta Bentz. Sie war es, die im Sommer 1908 beim Kaiserlichen Patentamt zu Berlin die Inno-vation eintragen ließ. Kurz nach der Registrierung – im darauffolgenden Winter – gründet sie ein auf „Filtrierpapier“ spezialisiertes Unternehmen. Das Geschäft erzielt erste Erfolge und zieht bald nach Westfalen um. Kurze Zeit danach wird die Firma, mittlerweile von Melittas Söhnen Willy und Horst geführt, in Melitta-Werke AG umbenannt. Noch heute werden Bohnen, Filter und Zubereitungsgeräte unter dem Namen der Gründerin vertrieben. Eines dieser Zubreitungsgeräte ist die Melitta Enjoy Therm. Die 2010 an der IFA vorgestellte Maschine überzeugt un-ter anderem mit fairem Preis-Leistungs-Verhältnis, einfachem Handling und Kaffeestärkegrad-Regulier-Button. Vor allem aber die Thermoskanne, die den üblicherweise bei Kaffee-Filterautomaten verwen-deten, schlecht isolierten Glaskrug ersetzt, macht dieses Produkt interessant.

Wer mit Kaffeekannen nichts anfangen kann, trotz-dem aber nicht auf Filterkaffee verzichten möchte, dem sei der Kone von Coava empfohlen. Coava ist eine in Portland beheimatete Coffee-Bar, die einen wie-derverwendbaren Filter entwarf, um ihren eigenen Bedürfnissen nachzukommen. Die Überraschung war entsprechend groß, als Kunden Interesse an dem aus rostfreiem Stahl hergestellten Einsatz, der die herkömmlichen Papierfilter ersetzt, zeigten. Das komplett in den USA hergestellte Produkt, mit dem der Papiergeschmack im Kaffee und das schlechte Gewissen gegenüber der Umwelt wegfällt, kann bei-spielsweise als Einsatz in einer Chemex-Kaffeekaraffe verwendet werden. Der Kone passt aber auch in den Keramikdripper V60 von Hario. Speziell am Model der 1921 gegründeten japanischen Glas-Manufaktur ist das Ende des Gefä-ßes: Wo normalerweise mehrere kleinere Öffnungen zu finden sind, tut sich lediglich ein relativ großer Ausgang auf. Dem Geschmack schadet es jedoch nicht. Laut Hario wird mit der richtigen Aufguss-technik – langsam und kreisförmig, so die Empfeh-lung – die Essenz des Kaffeepulvers gar optimaler gewonnen als bei herkömmlichen Drippern. Der Hersteller erklärt: „Jede Tasse Filterkaffe ist darum eine individuelle Kreation. Richtig angewendet kann mit dem V60 gar die Schranke zwischen Barista – also der Person, die den Filterkaffee zubereitet – und dem Konsumenten durchbrochen werden.“ Mit solchen Überlegungen und den daraus resultie-renden Produkten wie jenen von Hario, Feiz und Co. steht der Reinkarnation des einst verpönten Fil-terkaffees nichts mehr im Wege. Mag also gut sein, dass Brewed Coffee bald nicht mehr nur in den USA Kultstatus genießt – Jim Jarmuschs Film-Klassiker könnte auch „Filtercoffee and Cigarettes“ heißen – sondern auch hierzulande wieder in aller Munde ist. ■

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Sowden erklärt, dass diese Zu-bereitungsart in seinen Augen die beste sei, weil der kaffee behandelt wird, wie er sollte – schonend.

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In Harlem entdeckte ein deutscher Gourmet vor gut einem Jahrzehnt die einzigartige amerikani-sche Kaffeevielfalt. Kein Wunder, denn im vielleicht berühmtesten Neighborhood der amerikanischen ostküste ist Kaffee nicht nur „Mittel zum Zweck“, er gehört schlichtweg zur Lebenseinstellung. Hier gibt es nicht nur den Coffee to Go, sondern auch zahlrei-che Stores, dessen umfangreiches Sortiment und offene Kaffeesäcke die Kundschaft dazu einladen, auf einen olfaktorischen Streifzug zu gehen und sich ihre individuelle Coffee Blend zusammenzustellen.

Die Begeisterung war groß, doch die Frage lautete: Was ist genau ist eigentlich drin in der großen Coffee Cup, die sich der Systemadministrator bei der NYPD jeden morgen gönnte? Von der Neugierde getrieben, konnte der Einwanderer den Kaffeelieferanten der Polizeistation ausfindig machen. Was folgte waren zahlreiche Cuppings, eine konsequente Methode zur systematischen Bewertung und Auswahl von Kaffeebohnen, hin zum idealen Röstverfahren. Das Ergebnis war eine individuelle Röstmischung für ein unverwechselbares Genusserlebnis mit Harlem-Vibe: Harlem Black Coffee, die Kaffeemarke als Gegenstück zum Soul Food mit Potenzial zum Kultstatus.

Franziska Knuppe, Model fotografiert von Esther Haase, www.estherhaase.de

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