Research Collection
Doctoral Thesis
Beiträge zur Kenntnis der Bakterizidie der Ziegenmilch
Author(s): Hoffmann, Silvio
Publication Date: 1931
Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000362662
Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted
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ETH Library
Beiträge zur Kenntnis
der Bakterizidie
derZiegenmilch
Von der Eidgenössischen Technischen Hochschule
in Zürich zur Erlangung der Würde eines
Doktors der technischen Wissenschaften
genehmigte
Promotionsarbeit
vorgelegt von
SILVIO HOFFMANN
aus Basel
No. 647
Referent: Herr Prof. Dr. Max Düggeli
Korreferent: Herr Prof. Dr. W. von Gonzenbach
ZURICH 1931
BUCHDRUCKEREI FRISCHKNECHT & LÖSCHER
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 5
2. Versuche zur Bestimmung des geeigneten Nährbodens für die Kul¬
tivierung der Bakterien in frischermolkener Ziegenmilch 10
3. Auslese der Tiere, deren Milch zur Untersuchung herangezogen
wurde 20
vtnît Tabelle I)
4. Impfmaterial 23
(mit graphischer Darstellung A)
5. Versuche mit filtrierter, während längerer Zeit aufbewahrter Milch 26
(mit graphischer Darstellung B)
6. Das Verhalten der Bakterizidie während einer Laktationsperiode .33
(mit Tabellen II, III, IV, V und graphischer Darstellung C)
7. Untersuchungen über die bakterizide Wirkung beider Euterhälften 43
(mit Tabellen VI, VII, VIII und IX)
8. Bakterizidie-Wirkung in verschiedenen Gemelkfraktionen 53
(mit Tabelle X)
9. Temperaturen, bei denen die Bakterizidie geschädigt und vernichtet
wird 58
(mit Tabellen XI, XII, XIII und graphischer Darstellung D)
10. Die Beeinflussbarkeit der Bakterizidie durch das Licht 68
(mit Tabellen XIV, XV, XVI und graphischer Darstellung E)
11. Das Verhalten der bakteriziden Wirkung der Ziegenmilch beim
Uebergang von der Dürr- zur Grünfütterung 78
(mit graphischer Darstellung F und G)
12. Das Verhalten der Bakterizidie bei gesteigerter Vitaminzufuhr zum
Tierkörper 86
(mit Tabelle XVII und graphischer Darstellung H und J)
13. Die Einwirkung von Säuren und Basen auf die Bakterizidie ...97
(mit Tabellen XVIII, XIX, XX, XXI, XXII und XXIII)
14. Schlussätze 108
15. Literatur 113
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1. Einleitung.
Eine bakterienvernichtende Kraft in Ziegenmilch beobach¬
tete erstmals Fokkeri3)*
gegen Ende des vorigen Jahrhunderts;es waren dies zugleich die ersten Beobachtungen einer Bakte-
rizidie in Milch überhaupt. Die seit jener Feststellung am mei¬
sten zu Versuchen herangezogene Milch war die Kuhmilch;
gleichzeitig untersuchten andere Forscher, hauptsächlichAerzte (Cozzolino u. a.) die entsprechenden Fragen an der für
die Ernährung des Kindes so bedeutungsvollen Frauenmilch.
Die Ziegenmilch wurde nur im Kreise umfangreicherer Milch¬
untersuchungen herangezogen, hauptsächlich zu Vergleichs¬
zwecken, so von Cozzolino32), Evans and Cope39), Hunziker11)und Drewes37). Sie alle konstatierten eine Keimabnahme in
der frisch ermolkenen Ziegenmilch. Die neueren Arbeiten auf
dem Gebiet der Gesamtmilch-Bakterizidie unterscheiden sich
von jenen ersten durch das Impfen der aseptisch gewonnenen
Milch mit bestimmten Keimarten und der Beobachtung der
bakteriziden Wirkung auf diese eingeimpften Keime. Hennin¬
ger65) impfte Keime in zentrifugierte Milch und wies auf diese
Art bei einer relativ niedrigen Keimzahl eine keimtötende Wir¬
kung der Milch nach. Mit aseptisch gewonnener Milch arbei¬
teten Drewes und Orla-Jensen 107). Schon die Einwirkungen auf
eine nicht allein in der betreffenden Milch vorkommende Bak¬
terienart lassen die genannten Autoren zum Schluss kommen,
die Stärke der bakteriziden Einwirkung sei artbedingt.Eine systematische Darstellung der bakteriziden Wirkun¬
gen der Ziegenmilch wurde unseres Wissens noch nie durch¬
geführt; ausser den ersten Untersuchungen Fokkers, sowie an¬
dern Parallel- und Ergänzungsversuchen späterer Autoren be-
*) Siehe Literaturverzeichnis
5
stehen keine Arbeiten darüber. Es soll hier auf Grund der
neuen, von Schlaeppills) u. a. eingeführten Methode die Unter¬
suchung bakterizider Kräfte im Ziegenmilchserum durchgeführt
werden. Grundlegende Arbeiten über Milchsera führte
Schneck) aus; er untersuchte die verschiedenen Fällungs¬
methoden und kam zum Schluss, dass das Chlorcalciumserum
das einzig einwandfreie sei. Die Verwendung eines durch eine
chemische Fällung erhaltenen Milchserums war für unsere Un¬
tersuchungen, der in diesem Serum zerstörten bakteriziden Vor¬
gänge wegen, zum voraus ausgeschlossen. Es musste ein Milch¬
serum sein, das ohne irgendwelche Beeinflussung der bakterizi¬
den Kräfte, durch Filtration oder Adsorption, keimfrei gemacht
und erhalten werden konnte. Die Ansicht der neueren Autoren
auf diesem Gebiete ging ja dahin, bakterizide Wirkungen an Kei¬
men, die in aseptisch gemolkene Milch geimpft wurden (Hen¬
ninger, Orla-Jensen, Drexves u. a.) oder an Keimen, die in das
Milchserum gebracht wurden (Schlaeppi) m beobachten. Es
wurde dadurch der bakterizide Einfluss auf die willkürlich in
Milch sich zusammenfindenden und einander gegenseitig be¬
einflussenden Keime auf eine, in Art und Menge frei bestimm¬
bare Keimspezies gelenkt und so das bakterizide Verhalten ge¬
genüber bestimmten einzelnen Keimarten gefunden. Die schon
früher von verschiedenen Autoren wie Heinemann und Glenn **),
Rullmann und Trommsdorf113), Rosenau and Max Coy111),
Koning85) u. a. geäusserte Ansicht, dass das Verhalten bestimm¬
ter Bakterien gegenüber den bakteriziden Eigenschaften durch¬
aus artbedingt sei, wurde damit bestätigt. (Schlaeppi, Drewes,
Hunziker, Henninger, Hansen5e), Orla-Jensen.)
Die von uns ausgeführten, aber in der vorliegenden Arbeit
nicht erwähnten Versuche bezogen sich auf verschiedene Fest¬
stellungen, ohne die sich ein Arbeiten mit Ziegenmilchserum
nicht gerechtfertigt hätte. In erster Linie mussten Parallel¬
versuche von Milch und Serum unternommen werden zur Kon¬
statierung der Auswirkung bakterizider Kräfte. Es bestätigte
sich die von Schlaeppi bei Frauenmilch gemachte Erfahrung,
nach der kein nachweisbarer Unterschied besteht zwischen bak¬
teriziden Einflüssen der Milch als solcher und dem dazugehören¬
den Serum. Eine strenge Auslese unter einer grossen Anzahl
Tiere liess uns solche mit stark bakterizid wirkender und solche
6
mit schwach bakterizid wirkender Milch erkennen. Wir arbei¬
teten mit den Extremen dieser beiden Richtungen, um die
grosse Variationsbreite der Ergebnisse überblicken zu können.
Eine gewisse Aehnlichkeit mit unseren Resultaten stark bakte¬
rizid wirkender Milch weisen die von Brudny20), Sassen-
hageniXi), Meier98) und Drewes gemachten Erfahrungen mit
Kolostralmilch auf. Unsere speziellen dahingehenden Unter¬
suchungen Hessen erkennen, dass extrem veranlagte Tiere die
bakteriziden Kräfte ihrer Kolostralmilch beibehalten oder doch
nur in geringfügigem Mass beim Uebergang zur normalen Milch
abgeben. Die weitere Abnahme bakterizider Fähigkeiten er¬
streckt sich über die ganze Laktationsperiode des betreffenden
Tieres.
Zur Milchfiltration standen uns verschiedene ausprobierte
Möglichkeiten offen: wir stützten uns auf die Erfahrungen von
Schlaeppi und verwendeten zuerst die Kieselgurfiltration mit
nachherigem Durchsaugen der wasserklaren Flüssigkeit durch
eine Berkefeldkerze. Es gelang auf diese Weise, nach dem Er¬
langen der erforderlichen Uebung im Herstellen des Filters
eine mikroorganismenfreie, leicht opaleszierende Flüssigkeit,
das Milchserum, zu erhalten und die Untersuchungen konnten so
durchgeführt werden. Wie schon Schlaeppi erwähnt, ist dieser
Vorgang der Filtration zeitlich begrenzt, es erfolgt eine Sätti¬
gung der Kieselgur mit Kaseinteilchen; der Vorgang erklärt sich
nicht durch Filtration, sondern durch Adsorption. Bei Frauen¬
milch, einer Albuminmilchart, tritt die Sättigung der Kieselgur
bedeutend später in Erscheinung als bei Ziegenmilch, einer Ka¬
seinmilchart, mit einem fast 3,5 mal grösseren Kaseingehalt.
Wir suchten deshalb nach einer andern Möglichkeit, einem Fil¬
ter, bei dem das Risiko der Filterherstellung in der ma¬
schinellen Fabrikation lag. Das Gesuchte fand sich in einem
Filtrationsapparat der Seitz-Werke in Kreuznach und in den
dazu gehörenden Entkeimungsschichten. Wir filtrierten die
entfettete Milch, je 100 ccm, dreimal hintereinander durch den
Apparat, um sie wasserklar zu bekommen, und hernach zur
Sicherheit noch durch die Berkefeldkerze. Es Hess sich auf
diese Weise in kürzerer Zeit eine grössere Menge keimfreien
Ziegenmilchserums herstellen. Das auf diese Art gewonnene
Michserum prüften wir auf seine Sterilität, indem wir parallel
7
den Versuchen Milchserum auf Agar- und Gelatineplatten ver¬
impften, eine Kontrolle, die als Sicherheitsmassnahme in allenFällen durchgeführt werden muss. Eine weitere Kontrolle be¬stand im Aufbewahren der so filtrierten Milch bei erhöhter oder
bei gewöhnlicher Temperatur. Milchserum, das während 15
Monaten bei 20°C und 30
°C aufbewahrt wurde, blieb wasser¬
klar wie zu Anfang und bei der Prüfung ergab sich immer noch
eine starke bakterizide Fähigkeit gegenüber eingeimpften Kei¬
men; wir verweisen auf die Ausführungen in einem beson¬deren Kapitel. In längeren Untersuchungen prüften wir paral¬lel die Einwirkung bakterizider Kräfte auf ältere und jungeKeime. Auf Grund dieser Versuche — deren Resultate in
einem besonderen Kapitel diskutiert werden — sind wir zur
Ansicht gekommen, dass nur junge Kulturen zur Verwendunggelangen dürften, allein schon des raschen Wechsels der bakte-teriziden Wirkungen wegen und der sich daraus ergebendenschwierigen Beurteilung einer Bakterizidie als solcher. Zu un-
sern Untersuchungen haben wir herangezogen: Die beiden stetsin Ziegenmilch vorkommenden Arten Staphylococcus pyogenes
albus (Ros.) und aureus (Ros.); den ersteren bevorzugten wirin einer Reihe von Versuchen wegen seines Vorherrschens als
Euterbewohner und zudem, weil er rascher heranwächst alsSt. pyogenes aureus; des weiteren Bacterium coli Escherich,dessen beinahe unbegrenztes Vorkommen das Verhalten gegen¬über der Bakterizidie einer Milch besonders interessant gestal¬tet; ferner Bacillus mesentericus L. et N.; Bac. subtilis Cohn;Bact. prodigiosum L. et N.; Bacterium aerogenes Escherich
(Bact. acidi lactici Hueppe), sowie Bact. fluorescens L. et N.Den Differenzen zwischen den normalen Euterbewohnern —
gemeint sind damit Bakterien, die ständig im Euter anzutref¬fen sind, und die bestimmte Eigenschaften wie z. B. eine spe¬
zielle Widerstandsfähigkeit gegenüber bakteriziden Einflüssenaufweisen müssen — und anderen, nur gelegentlich in Milch
vorkommenden Mikroorganismen, in der Art, wie sie von
Steck129), Schlaeppi11*), Burri2i), Dorner^) betont wurden,konnte auf diese Weise Rechnung getragen werden.
Bei der Impfung bestimmter Keimmengen stützten wir
uns auf die Erfahrungen Schlaeppis; insofern kürzten wir seinVerfahren ab, als wir nach Erreichen eines bestimmten Trü-
8
bungsgrades der gewöhnlichen Bouillon, direkt mit verschie¬
den grossen, für diesen Zweck hergestellten Oesen die getrübteBouillon in das frisch gewonnene Milchserum impften. Diese
Methode gelingt erst nach wiederholten Versuchen; es ist aber
so mit einiger Uebung möglich, die zu verimpfende Keimmengevorher zu bestimmen. Wegen des wechselnd raschen Wachs¬
tums der Arten — auch verschiedener Stämme untereinander —
ist es schwierig, Angaben über den wünschenswerten Intensi¬
tätsgrad der Trübung zu machen; die erforderliche Zeit ist
speziell abhängig von der Aufbewahrungstemperatur; am gün¬
stigsten erschien uns jene von 37°
C. Die durchschnittliche
Zahl der eingeimpften Keime betrug in unseren Versuchen 150
bis 300 pro cm3. Wir stellten uns damit bewusst in einen Ge¬
gensatz zu Drewes, der grosse Einsaaten von 10,000 bis 100,000Keimen bei seinen Untersuchungen gebrauchte. Henninger da¬
gegen empfiehlt ein Arbeiten mit kleineren Bakterienmengen,unter 4000 Keimen; Einsaaten von 300 Keimen des Bact. typhimurium wurden bei ihm bis auf wenige Keime vernichtet. Nach
der Herstellung der Gusskulturen stellten wir die Petrischalen
die ersten vier Tage zu 30°
C und nach vorgenommener erster
Keimzählung sechs Tage zu 20° C. Nach zehn Tagen nahmen
wir die Zahl der Kolonien als eine endgültige an. Für den in
allen Untersuchungen verwendeten Milchzuckeragar mit Pep¬tonzusatz entschieden wir uns auf Grund der im nächstfolgen¬den Kapitel dieser Arbeit gemachten Erfahrungen.
Es würde zu weit führen, alle Versuche, die wir, um guteMittelwerte zu erhalten, durchführten, einzeln eingehend zu be¬
schreiben. Wir haben uns bemüht, die für die betreffenden Un¬
tersuchungen typischen Resultate mit den jeweils maximalen
Abweichungen nach beiden Richtungen zu veröffentlichen. Auf
die im Ganzen durchgeführten Versuche werden wir in den ein¬
zelnen Kapiteln hinweisen.
9
2. Versuche zur Bestimmung des geeigneten
Nährbodens für die Kultivierung der Bakterien in
frischermolkener Ziegenmilch.
Die Antwort auf die Frage nach dem richtigen Nähr¬
boden zur Kultivierung der Bakterien aus frischermolkener
Ziegenmilch ist ausschlaggebend für sämtliche nachfolgenden
Untersuchungen. Es erschien uns wichtig, eine Kultivie¬
rungsmethode zu finden, auf Grund derer wir sämtliche Ver¬
suche einheitlich durchführen konnten. Ausgehend von Gela¬
tine- und Agarnährböden gewannen wir bald die Ueberzeugung,
als Versuchsnährboden komme nur ein Agarnährböden in Be¬
tracht; den Gelatinenährsubstraten sei nur unterstützende Be¬
deutung zuzuschreiben; sie seien gelegentlich notwendig zur
Bestimmung der einzelnen Keimarten. Der Reichtum an ver¬
flüssigenden Kolonien Hess auf Gelatineplatten, trotz der Be¬
kämpfung mit Silbernitrat, nach einigen Tagen keine sichere
Zählung der Kolonien mehr zu. Zudem scheint das Wachs¬
tum auf diesen Platten schon allein durch die Temperatur be¬
hindert, währenddem sich auf den bei höherer Temperatur
(30 °
C, 37°
C) aufgestellten Agarplatten die Bakterien als an
normale Verhältnisse angepasste Wärmegrade wohler fühlen
und besser gedeihen. Auf Grund der bereits gemachten Erfah¬
rungen von Meier) und Schlaeppi trafen wir die Auswahl
unter folgenden 21 Nährböden:
a) Gelatinenährböden.
1. Gewöhnliche Nährgelatine (110 gr Gelatine, 10 gr Pep¬
ton*), 5 gr Kochsalz, 1000 gr Fleischwasser).2. Gewöhnliche Nährgelatine (wie 1, aber nur 5 gr Pepton).
*) Pepton „Witte".
10
3. Peptonlose Nährgelatine (wie 1, nur ohne Pepton).
4. Molkengelatine (110 gr Gelatine, 10 gr Pepton, 500 ccm
Molke und 500 ccm gew. Wasser).
5. Molkengelatine (wie 4, aber nur 5 gr Pepton).
6. Peptonlose Molkengelatine (wie 4, aber ohne Pepton).
7. Gelatinenährboden mit Zusatz von Ziegenmilch (110 gr Ge¬
latine, 10 gr Pepton, 50 gr Ziegenmilch, 950 gr gew. Was¬
ser).8. Gelatinenährboden mit Zusatz von Ziegenmilch (wie 7, aber
nur 5 gr Pepton).
9. Peptonloser Gelatinenährboden mit Zusatz von Ziegen¬
milch (wie 7, nur ohne Pepton).
b) Agarnährboden.
10. Gewöhnlicher Nähragar (15 gr Agar, 10 gr Pepton, 5 gr
Kochsalz, 1000 gr Fleischwasser).
11. Gewöhnlicher Nähragar (wie 10, aber nur 5 gr Pepton).
12. Peptonloser Nähragar (wie 10, nur ohne Pepton).
13. Milchzuckeragar (wie 10, Zusatz von 5 gr Milchzucker).
14. Milchzuckeragar (wie 13, aber nur 5 gr Pepton).
15. Peptonloser Milchzuckeragar (wie 13, nur kein Pepton).
16. Traubenzuckeragar (wie 10, Zusatz von 5 gr Trauben¬
zucker).17. Traubenzuckeragar (wie 16, aber nur 5 gr Pepton).
18. Peptonloser Traubenzuckeragar (wie 16, nur kein Pepton).
19. Gemischter Zuckeragar (wie 10, Zusatz von je 2,5 gr Milch-
und Traubenzucker).20. Gemischter Zuckeragar (wie 19, aber nur 5 gr Pepton).
21. Gemischter Zuckeragar (wie 19, nur ohne Pepton).
22. Molkenagar (15 gr Agar, 10 gr Pepton, 500 ccm Molke,
500 ccm gew. Wasser).23. Molkenagar (wie 22, aber nur 5 gr Pepton).24. Peptonloser Molkenagar (wie 22, nur ohne Pepton).
25. Agarnährboden mit Zusatz von Ziegenmilch (15 gr Agar,
10 gr Pepton, 50 gr Ziegenmilch, 950 gr gew. Wasser).
26. Agarnährboden mit Zusatz von Ziegenmilch (wie 25, aber
nur 5 gr Pepton).27. Agarnährboden mit Zusatz von Ziegenmilch ohne Pepton
(wie 25, nur ohne Pepton).
11
Die Nährböden wurden alkalisch gemacht, d. h. es wurde
so viel Natronlauge zugesetzt, bis ein Phenolphthale'inzusatzschwach rötlich gefärbt wurde. Hergestellt wurden die Nähr¬
böden nach dem allgemeinen Verfahren, das A. Wigger140) in
seiner Arbeit beschreibt; bei uns ist in je drei der Nähr¬
böden in abgestuften Mengen (1 %, V2%, 0 %) Pepton bei¬
gegeben worden.
Die zu den Prüfungen verwendete Milch wurde V2—1 Std.
nach ihrer Gewinnung verarbeitet; zur Feststellung, ob während
der Verarbeitung eine wesentliche Veränderung der Mikro-
flora der verwendeten Milch eingetreten sei, legten wir bei Be¬
ginn und am Schluss der Versuchsreihe jeweils eine Kontroll¬
kultur an. Damit wir guten Einblick in die Mittelwerte gewinnen
konnten, sahen wir zu, dass sowohl hinsichtlich Rasse wie Lak¬
tationsstadium verschiedene Tiere zur Untersuchung heran¬
gezogen wurden. Es zeigten sich weder in dem einen
noch andern Fall merkliche Unterschiede in der Bevorzugungeines bestimmten Nährbodens. Gemolken wurde in einen mit
heissem Wasser gründlich gespülten Kessel und 150 ccm des
gutdurchmischten Gesamtgemelkes brachten wir in einem ste¬
rilen Transportfläschchen zur Verarbeitung ins Laboratorium.
Die Herstellung der abgestuften Verdünnungen mit sterilisier¬
tem Wasser zur Erreichung einer richtigen Plattenbesetzungerforderte V100 ccm und V1000 ccm Milch. Die geimpften Ge¬
latineplatten wurden zu 20°
C, die Agargusskulturen vier Tagezu 30° C und dann zu 20° C gestellt; jeden zweiten Tagwurde eine Zählung vorgenommen; nach zehn Tagen nahmen
wir die Koloniebesetzung als vollzählig an. Einzelne Nährböden
Hessen längere, andere kürzere Entwicklungszeiten zutage
treten, doch beobachteten wir nur in 5 % der Fälle noch nach
acht Tagen eine Vermehrung der Kolonien. Nach vier und zehn
Tagen stellten wir die prozentuale Entwicklung der einzelnen
Bakterienarten fest.
Ergebnisse der I. Versuchsreihe.
Die Anzahl der Milchproben betrug zehn. Es wurde die
Milch von fünf Ziegen verwendet, jede Milch also zweimal ver¬
arbeitet. An Ziegenrassen standen zur Verfügung: Weisse
Saanenziegen, gefleckte Hornziegen (Glarner) und dunkelhaa-
12
rige Appenzellerziegen. Die Milch war durchschnittlich eine
Stunde alt. Alle Ziegen waren altmelk. Als typisches Beispiel
geben wir die Untersuchungsergebnisse bei einer weissen Saa-
nenziege wieder:
a) Agarnährböden.
Die erhaltenen Resultate
sieht zusammengestellt.
Nährboden
10. Gew. Nähragar 1 °/« Pepton11.
.
12.„
V»7»
0°,o
13. Mzagar 1 °/o Pepton l/i °» Mz.
14.. 7»7o » 7*7» *
15.. 07t „ 7»"o ,
16. Tzagar 1 "/<, Pepton •/» 7« Tz.
17.„ V» 7» » 7» 7» Tz.
18.» 07» „ Va 7» Tz.
19. Gem. Zuckeragar 1 °,'o Pepton
je 7* 7° Mz. und Tz.
20. Gem. Zuckeragar 72 7° Pepton
je 7*7° Mz. und Tz.
21. Gem. Zuckeragar 07» Peptonje 7* 7° Mz. und Tz.
22. Molkenagar 1 > Pepton23.
„ 7s7«> „
24.„
0°/o„
25. Agarnährböden 1 7« Pepton5 7c Zgm.
26. Agarnährböden 72 7» Pepton5 °/o Zgm.
27. Agarnährböden 07» Pepton5 7o Zgm.
sind in der nachstehenden Ueber-
Keimzahl im cem Milch nach
2 Tg. 4 Tg. 6 Tg. 8 Tg. 10 Tg.6630 12600 15600 15800 15800
9100 12900 15100 15100 15100
5100 8100 12700 12700 12700
14100 18700 21900 23200 23200
8100 14800 15000 15300 15300
4300 7600 8000 10400 10400
7600 12700
10400 12300
5400 11700
16000 16300 16300
140 14400 14400
12500 13800 13800
9700 13300 16000 16400 16400
7300 13600 14500 14900 14900
5500 10300 12500 13500 13500
100 2800 5400 5900 5900
400 4100 5000 5100 5100
— 700 1500 1500 1500
400 2300 9500 10200 10200
900 2000 7900 8200 8200
1500 5800 8500 3800 8800
Die Agarguss-Kulturen wurden sofort zu 30° C gestellt;
nach 24 Stunden konnte bei einzelnen Platten ein deutliches
Angehen der Kolonien beobachtet werden; die erste Zählung
nach zwei Tagen liess schon erkennen, welche Nährböden den
Vorrang behaupten würden. Peptonreiche und peptonarme
Medien zeigten teilweise grosse Unterschiede, indem die pep-
13
tonreichen Nährböden die peptonarmen schon nach dieser kur¬
zen Spanne Zeit überflügelten; eine Abstufung trat zu Tage,
welche bis zum zehnten Tage immer deutlicher wurde; alle
Nährböden mit einem Zusatz von 1 % Pepton bedingten ein
rascheres Kolonienwachstum und behaupteten in Bezug auf
Anzahl und Grösse der Kolonien bis zum Schluss ihre erste
Stelle vor den V2 % peptonhaltigen und den an dritter Stelle
stehenden peptonlosen Nährböden, Im Vordergrund stehen des
weiteren gleich von Anfang an die mit Zuckerzusatz ver¬
sehenen Materialien, während Molkenagar mit und ohne Pepton
weit in den Hintergrund tritt. Auch die Nährmedien mit Zu¬
satz von 5 % Ziegenmilch schienen sich nicht zu bewähren, die
Kolonien waren sehr klein und teilweise unschön. Nach vier
Tagen traten die Unterschiede zwischen den einzelnen Nähr¬
medien ganz klar zu Tage. Ausser bei den Molkenagarkulturen
und den Kulturen mit Zusatz von Ziegenmilch waren Zwei¬
drittel aller angehenden Kolonien sichtbar. Bei den zwei letzt¬
erwähnten Kulturarten war ein langsames, eher gehemmtes
Wachstum zu konstatieren, bei dem die Kolonien zumeist
punktförmig blieben; Nährboden Nr. 24 erweckte den An¬
schein, als ob er bei den sich entwickelnden Bakterien Nähr¬
stoffmangel bedinge. Den Vorrang behaupteten die 1 % Pep¬
ton enthaltenden Zuckernährböden. Das schöne, teilweise —
wie bei Nr. 13 — üppige Gedeihen der Kolonien deutete auf
eine genügende Nährstoffzufuhr hin. Nach acht Tagen war das
Maximum der angehenden Kolonien meistenteils erreicht, so¬
dass die nochmalige Zählung nach zehn Tagen lediglich als eine
Kontrolle dienen konnte. Die grösste Kolonienzahl und die
schönst ausgebildeten Kolonien bedingte das Nährsubstrat
Nr. 13, der 1 % Pepton enthaltende Milchzuckeragar, ihm folgte
in zweiter Linie der 1 % Pepton enthaltende gemischte Zucker-
agar (Nr. 19) und ihm beinahe gleichwertig der 1 % Pepton
aufweisende Traubenzuckeragar (Nr. 16). Etwas zurücktretend
in der Qualität repräsentierten sich : Der gewöhnliche Nähragar,
der Milchzuckeragar, der Traubenzuckeragar, der gemischte
Zuckeragar, alle mit je V2 % Peptonzusatz (Nr. 11, 14, 17, 20).
Für eine weitere Verwendung fielen ausser Betracht: Der Mol¬
kenagar (speziell Nr. 24 ohne Pepton) und die Agarnährböden
mit Ziegenmilchzusatz ; letztere Beimengung wirkte eher wachs-
14
tumhemmend, was sich deutlich an Hand der beobachteten
Involutionsformen bestätigen Hess.
b) Gelatinenährböden.
Aus den mit den Agarböden parallel durchgeführten Un¬
tersuchungen ging eine weniger gute Eignung der Gelatine¬
nährböden hervor. Im folgenden sind die Resultate tabellarisch
zusammengestellt.
Nährboden Keimzahl im ccm nach:
2 Tg. 4 Tg. 6 Tg. 8 Tg. 10 Tg.1. Gew. Nährgelatine 1 °/o Pepton punktf. 5700 8500 8600 8600
2.„ . V»°'o „
3., . 0J/o „
4. Molkengelatine 1 °/»
5.. 7*% »
6.„ 07» »
7. Gelatinenährboden 1 °/» Pepton
5°/o Zgm.8. Gelatinenährboden V2 °/° Pepton
5°/o Zgm.9. Gelatinenährboden 0°/o Pepton
5> Zgm.
In erster Linie war eine im Vergleich zu den Agarnähr-
böden langsamere Anfangsentwicklung zu beobachten. Die
Kolonien blieben kleiner, vielfach punktförmig und waren
gelegentlich schwer von einander zu unterscheiden; bei eini¬
gen Nährböden war als einziger Unterschied zwischen den Ko¬
lonien verschiedener Arten die Verflüssigung bezw. Nichtver-
flüssigung der Gelatine, d. h. das tellerförmige Einsinken der
Kolonie einerseits und das Fehlen dieses Zustandes anderseits
feststellbar. Vorteilhaft machte sich die Bekämpfung der Pep-
tonisierung mit Silbernitrat bemerkbar, ohne sie wäre selten
eine Platte nach dem sechsten Tage noch zählbar gewesen.
Zahlenmässig standen hier, im Gegensatz zu den Agar-
nährböden, die peptonlosen Nährmedien im Vordergrund, an
erster Stelle die peptonlose Nährgelatine. Der Nachteil bei
diesen Kulturen ist vielfach die Kleinheit einzelner Kolonien
und der damit zusammenhängenden schwierigen Erkennung.
Am schlechtesten stellten sich wieder die drei Nährmedien mit
5300 12000 12100 12100
10200 14200 14500 14500
4700 7000 7500 7500
3800 7100 8400 8400
6100 8510 10400 10400
1400 3000 3400 3400
1100 4000 4100 4100
1700 7600 7800 7800
15
Zusatz von 5 % Ziegenmilch, sie dürften auch hier für spätere
Untersuchungen in erster Linie wegfallen. Die hauptsächlichste
sichtbare Entwicklung der Kolonien schien zwischen dem vier¬
ten und sechsten Tag zu liegen, während nach dieser Zeit die
Keimzahl ziemlich gleich blieb.
Das mikroskopische Bild liess hauptsächlich Kokkenformen
erkennen (60 bis 85 %), einzelne Sarcinakolonien, vereinzelte
Stäbchenformen und gelegentlich wenige Sprosspilze, alle in
bedeutender Minderzahl gegenüber den Kokkenformen.
c) Uebrige Versuche der Reihe I.
Bei den zehn Versuchen dieser Versuchsreihe stand der
Milchzuckeragar mit 1 % Peptonzusatz sechsmal an erster
Stelle (mittlere Keimzahl 32,200 pro ccm), nur je einmal wurde
er vom 1 % Pepton enthaltenden Traubenzuckeragar und V-2 %
Pepton aufweisenden Nähragar übertroffen. Was die gut ent¬
wickelten Kolonien anbetrifft, so waren sie stets in den pepton-reichen zuckerhaltigen Nährmedien zu finden; gute Koloniebil¬
dung war meistens auch beim gewöhnlichen Nähragar festzu¬
stellen, während Molkenagar (mittlere Keimzahl 3300 pro ccm)und Agarnährboden mit Zusatz von Ziegenmilch (mittlere Keim¬
zahl 15,700 pro ccm) in ihrer Eignung wesentlich zurücktre¬
ten. Eine Verschiedenheit an Arten liess sich auf den ver¬
schiedenen Nährböden nicht konstatieren; manche Kolonien
zeigten im Verlauf des Heranwachsens einen Wechsel im
Farbton.
Die Zahl der zur Entwicklung gelangenden Kolonien war
beim Gelatinenährboden im Vergleich zu den Agarkulturen eine
bescheidene (mittlere Keimzahl der Agarkulturen 21,400 pro
ccm; mittlere Keimzahl der Gelatinekulturen 7,900 pro ccm);die Kolonien blieben auch meistenteils relativ klein und schwer
unterscheidbar. Die gewöhnliche Nährgelatine mit % % Pepton¬zusatz stand dreimal an erster Stelle (mittlere Keimzahl 19,800pro ccm) sekundiert von der gewöhnlichen peptonlosen Nähr¬
gelatine (mittlere Keimzahl 9100 pro ccm). In den Durch¬
schnittszahlen stehen hier entgegen den Agarnährboden die pep¬
tonlosen Gelatinenährböden vor den peptonhaltigen.
16
Ergebnisse der II. Versuchsreihe.
Die Zahl der Versuche belief sich in der zweiten Versuchs¬
reihe auf fünf; die Untersuchungsmethode der I. Versuchsreihe
wurde beibehalten. Zur Untersuchung gelangten nur noch die
1 % und V2 % Pepton enthaltenden Zuckernährböden, die bei¬
den peptonhaltigen gewöhnlichen Nährböden und jene zwei Ge¬
latinekulturen, welche in der I. Versuchsreihe die grösste Keim¬
zahl gefördert hatten. Als Beispiel sei diesmal dasjenige einer
braunen Hornziege erwähnt.
Nährboden
10. Gew. Nähragar 1 "0 Pepton
11.» „
'/•"»,
13. Milchzuckeragar 1 °,o „
14„ Vi o,o .
16. Traubenzuckeragar 1 °/° Pepton17.
, '/» 7o .
19. Gem. Zuckeragar 1 °/« „
3. Peptonlose Nährgelatine4. Molkengelatine 1 °/« Pepton5.
. Vt> „
Keimzahl pro ccm Milch nach :
2 Tg. 4 Tg. 7 Tg. 10 Tg.
16400 21500 21500 21500
17100 20800 21000 21000
24500 26300 26600 26600
19800 23100 23100 23200
22900 24400 24500 24500
17800 20400 20400 20400
20100 21400 21600 21700
— 6200 11400 11400
— 8600 14300 14400
— 8300 13100 13100
In dieser II. Versuchsreihe waren die Resulate ähnlich
denjenigen der ersten. Auch hier stand Nährboden Nr. 13, der
Milchzuckeragar mit 1 % Peptonzusatz in drei von fünf Ver¬
suchen an erster Stelle (mittlere Keimzahl 16,700 pro ccm);dicht darauf folgte Nr. 16, der Traubenzuckeragar mit 1 % Pep¬tonzusatz (mittlere Keimzahl 16,300 pro ccm). Beinahe die
gleiche mittlere Keimzahl wiesen auf: Der gewöhnliche Nähr¬
agar mit 1 % Pepton, der gewöhnliche Nähragar mit V2 % Pep¬ton und der Traubenzuckeragar mit % % Pepton (Nr. 10, 11,17; mittlere Keimzahl: 11,400—11,700 pro ccm).
Die bestentwickelten Kolonien waren beinahe ausschliess¬
lich nur auf den zuckerhaltigen Medien anzutreffen; in dieser
Beziehung stand der gewöhnliche Nähragar weit zurück. Der
Unterschied der Arten auf zuckerhaltigen und andern Nähr¬
medien war sehr gering, alle Arten traten nur in grösseremoder kleinerem Masse hervor. Was den Milchzucker- und
217
Traubenzuckeragar mit Pepton betrifft, so könnten sie als
gleichwertig angesehen werden (Unterschied zwischen Ver¬
suchsreihe I und Versuchsreihe II bei Nährboden 13 und 16:
Versuchsreihe I: 3,7%, Versuchsreihe II: 4,9% der Gesamt¬
keimzahl).Aus den Versuchen mit Gelatinenährböden ging wieder¬
um hervor, dass sie eine bedeutend kleinere Menge an Keimen
zu Tage fördern konnten. Mit einem Minus von 6000 Keimen
stand der beste Gelatinenährboden hinter dem schlechtesten
Agarboden zurück. Ein Vergleich der Arten auf Gelatine- und
Agarnährböden ergab annähernd die gleiche Flora. Die Bak¬
terienarten standen im ungefähr gleichen Verhältnis zueinan¬
der wie in der I. Versuchsreihe, d. h. die Kokkenflora betrug
hier bis zu 95 % der Gesamtflora.
Ergebnisse der III. Versuchsreihe.
Zehn Versuche in dieser dritten Versuchsreihe bestätigen
die Ergebnisse der ersten beiden. In gedrängter Kürze geben
wir die ersten beiden Untersuchungsbefunde der Milch einer
braunen Saanenziege wieder.
10. Gew. Nähragar 1 »/» Pepton 2400 5100 6500 6700 6700
11.. „ 7«°/o „
3100 4200 6900 7100 7100
13. Milchzuckeragar 1 °/o „2800 6400 7500 7500 750o
14. „ 7»°/o „4100 6700 7000 7100 7100
16. Traubenzuckeragar 1 °/o Pepton 4200 7000 7800 7900 7900
17.. 7»°o „
4100 5900 6400 6400 6400
19. Oem. Zuckeragar 1 % .3400 6800 7200 7200 7200
2. Gew. Nährgelatine 7»°/o „
— 2800 3500 4900 4900
3. Peptonlose Nährgelatine — 1700 3200 3400 3400
4. Molkengelatine 1 °/o „
- 2000 3400 4100 4100
5.„ 7«°/o „
- 2100 2700 3900 3900
In diesen zehn Versuchen blieb der Traubenzuckeragar mit
1 % Pepton sechsmal an erster Stelle (mittlere Keimzahl 6200
pro ccm) vor dem dicht darauffolgenden entsprechenden Milch¬
zuckeragar (mittlere Keimzahl 5700 pro ccm). Die Schwan¬
kungen innerhalb der verschiedenen Zuckernährmedien war
gering, in grossem Abstand folgten die Gelatinenährpräparate,
welche nach vier Tagen nur %—xk der bei Agarnährböden an-
18
gegangenen Keime aufweisen konnten. Auffallend war bei
Nährsubstrat Nr. 13 das relativ langsame Wachstum der Kolo¬
nien; erst nach vier Tagen wurde die Keimzahl der andern
Nährmedien erreicht oder überholt. Im allgemeinen wurden
schöne Kolonien ausgebildet; in dieser Beziehung wäre wohl
kaum einem der verschiedenen zuckerhaltigen Agarnährbödender Vorzug zu geben. Auf Gelatineplatten bilden sich teilweisenur mikroskopisch, teilweise nur makroskopisch punktförmigsichtbare Kolonien aus. Eine Bekämpfung der peptonisierendenArten auf Gelatineplatten war in dieser Versuchsreihe wenigernötig.
Zusammenfassende Ergebnisse der I. — III. Versuchsreihe.
Die Resultate unserer Untersuchungen sind im wesent¬
lichen folgende:1. Zur Untersuchung der Bakterizidie der frischen Ziegen¬
milch scheinen sich die Agarnährböden als die richtigen zu er¬
weisen; die Gelatinenährsubstrate sollten jedoch öfters zur
Kontrollierung der Ergebnisse der Agarnährböden hinsichtlich
nachweisbarer Bakterienarten herangezogen werden.
2. Von den Agarnährböden stehen hinsichtlich Höhe des
mit ihnen feststellbaren Keimgehaltes, wie auch bezüglich Voll¬
kommenheit der ausgebildeten Kolonien, die zuckerhaltigen bei
unseren Untersuchungen an erster Stelle.
3. Der Peptongehalt erweist sich in der Höhe von 1 % als
günstigste Konzentration.
4. Der nachweisbare Gehalt der Ziegenmilch an Bakterienist in erster Linie von den äusseren Einflüssen abhängig, d. h.
von den Infektionen, die vor, während und nach dem Melkakt
stattzufinden pflegen.5. Der zu den nachfolgenden Untersuchungen herangezo¬
gene Milchzuckeragar mit 1 % Pepton (Nr. 13) stand von 25
Versuchen zwölfmal an erster und sechsmal an zweiter Stelle;er liess die durchschnittlich grösste Keimzahl (18,200 Keime pro
ccm) in Milch nachweisen und ermöglichte bei den verschie¬denen Spezies eine gute Ausbildung der Kolonien.
19
3. Auslese der Tiere, deren Milch zur Untersuchung
herangezogen wurde.
Die Frage nach der Auswahl der geeigneten Versuchstiere
musste uns gleich nach der Aufstellung des ausgesuchten
Nährbodens beschäftigen. Für alle in dieser Arbeit behandelten
Untersuchungen war es wesentlich, die Grundtypen, die Ex¬
treme der verschiedenen Möglichkeiten des stark oder schwach
bakterizid einwirkenden Sekretes zu erfassen. Jede Milch lässt
sich mehr oder weniger deutlich in eine dieser beiden Katego¬
rien einreihen. Die beste Erkenntnis in einer Frage bringt aber
der Versuch mit extrem veranlagten Milchen. Die Beurteilung
der bakteriziden Kräfte einer Milch auf die Gesamtheit der in
ihr vorkommenden Bakterienarten kann nur nach der Fest¬
stellung der Wirkung auf jede einzelne Bakterienart, ja sogar
nur auf den betreffenden Stamm derselben, geschehen. Unser
Vorgehen war dabei das folgende: Dem wasserklar filtrierten
und keimfreien Milchserum setzten wir eine bestimmte Art von
Mikroorganismen zu und stellten so den bakteriziden Einfluss
der Milch auf diese eine Organismenart fest. Es ergab sich
dabei, dass die gegenseitige Beeinflussung der in der Milch
vorkommenden Mikroorganismen das Bild der auf die einzel¬
nen Spezies wirkenden bakteriziden Kräfte, als unrichtig er¬
scheinen lässt. Wir haben bei unseren Untersuchungen in
vielen Fällen feststellen können, dass ein zuerst fälschlicher¬
weise in der Gesamtheit als schwach bakterizid wirkendes Se¬
kret, gegen einzelne, auf Grund spezieller Versuche festgestellte
Arten, durchaus als stark bakterizid einwirkendes Medium an¬
gesprochen werden konnte. Jede Verschiebung oder Neuzu¬
ziehung in Menge und Art der Gesamtflora einer Milch bedingt
eine Aenderung der Auswirkung ihrer bakteriziden Kräfte. Die
Hauptauswirkung war gegen die normalerweise das Euter be¬
wohnenden Arten gerichtet.
20
Die Mehrzahl der untersuchten Milchen zeigte eine um ein
Mittelrnass tendierende bakterizide Wirkung. Um das Ver¬
hältnis der extrem stark und extrem schwach wirkenden Milch
zu studieren, untersuchten wir zu verschiedenen Malen Ziegen¬
herden in der Zahl von 10—20 Stück. Die Untersuchungen
wurden gemacht in der Zeit, in der die Tiere täglich auf die
Weide getrieben wurden, also ausschliesslich während der
Grünfutterperiode. Wir bestimmten zuerst den Keimrückgang
in der Milch und hernach die bakterizide Einwirkung auf ver¬
schiedene in das sterile Milchserum eingeimpfte Mikroorganis¬
men. Im Folgenden ein Beispiel der Resultate einer stark bak¬
terizid wirkenden Milch:
Tabelle 1.
Unfiltrierte Milch In das Milchserum eingeimpfte Mikroorganismen
Keimgehalt 7» Bact. coli °/o St. pyog. alb. »/o Bac. subt• •/•Zu Beginn 26400 100 119 100 184 100 153 100
nach 2 St. 24300 — 8 106 -11 142 -23 142 - 7
.4
.20800 — 21 81 -32 101 -45 124 — 19
»6
„20300 — 23 72 — 39 57 — 69 118 -23
»8
„19300 -27 83 -30 61 -67 106 -31
.io
.19800 -25 83 -30 72 -61 113 -26
.12
.21200 — 20 89 — 25 92 -50 122 — 20
.14
.23500 -11 94 -21 140 -24 120 -22
.16 « 25600 - 3 93 — 22 154 -16 126 -18
«18
„31400 + 19 102 — 14 152 — 17 132 — 14
.20
.31700 + 20 107 — 10 158 -14 138 — 10
22„
33500 + 27 109 - 8 158 — 14 147 — 4
.24
„37200 + 41 116 — 3 168 — 9 158 + 3
Aus der Tabelle I ist ersichtlich, dass der erste Eindruck
der Resultate der Gesamtmilch (unfiltriert) nicht auf eine starke
bakterizide Wirkung schliessen lässt. Erst die Zugabe einzel¬
ner Bakterienstämme in steriles Milchserum zeigt die starke
Einwirkung keimfeindlicher Kräfte in dieser Milch.
In dieser Weise versuchten wir in einer Herde die Milchen
zu klassifizieren in: 1. stark bakterizide, 2. Mittelwerte und 3.
schwach bakterizide. Die grösste Anzahl der Milchen gehörte
zu den Mittelwerten. Unter den 20 Tieren einer Ziegenherde
von Amden (Kt. St. Gallen) konnten nach mehrmaliger Prü¬
fung drei Tiere zu den schwach bakterizide, zwei Tiere zu den
stark bakterizide Milch liefernden gezählt werden, die übri-
21
gen 15 Tiere gruppierten sich im näheren oder weiteren Ab¬
stand um einen Mittelwert. Ausgesprochen schwach bakterizid
wirkend sprachen wir jene Milch an, deren minimale Keimzahl
85 %—99 % der primären, stark bakterizid wirkend jene, deren
minimale Keimzahl 0 %—40 % der primären betrug. Als Mikro¬
organismen wählten wir einen Stamm von B. coli, aus Kot iso¬
liert, einen Stamm des St. pyog. albus, aus der betreffenden Milch
gewonnen, und einen Stamm des Bac. subtilis, aus einer Futter¬
probe isoliert. Bei allen in sterile Milch eingeimpften Stämmen
handelt es sich um frisch isolierte, maximal drei Tage alte
Kulturen.
Die Auslese der Tiere in der näheren und weiteren Um¬
gebung Zürichs ergab, dass unter ca. 100 Tieren 15 eine aus¬
gesprochen stark und 11 eine schwach bakterizid wirkende
Milch lieferten. Unsere Untersuchungen betrafen beinahe aus¬
schliesslich die Milch dieser 26 Tiere.
22
4. Impfmaterial.
Ueber die Verwendung der einzuimpfenden Mikroorganis¬
men wurden längere Untersuchungen gemacht; sie betrafen die
Auslese der Arten an sich, ihre Verwendbarkeit zur Einimpf¬
ung in sterile Milch, die Konstatierung ihrer Temperaturoptima
und das Alter der zur Ueberimpfung gelangenden Stämme. Es
handelte sich darum, die günstigen, mit Ziegenmilch in irgend
einem nahen Verhältnis stehenden Arten zum Nachweis von
bakteriziden Kräften herauszusuchen. In der gleichen Art, nur
bei andern Milchen — wurden von C. J. Koning85) Untersu¬
chungen angestellt; er operierte auf Grund dieser Auswahl bei
seinen späteren Versuchen mit Bact. coli, Bact. fluorescens, Bac.
subtilis und Bac. mesentericus ; Drewes3T) unterscheidet deut¬
lich empfindliche und unempfindliche Stämme derselben Art,
z. B. bei Str. mastitidis; weder sichtbare Keimverminderung
noch ein Stillstand des primären Keimgehaltes beobachtete er
bei Bact. prodigiosum, einem Bakterium, das Schlaeppi116) zu
Untersuchungen in bakterizider Richtung empfehlen kann.
Was nun die Auslese der zu verwendenden Arten betraf,
so wurde unserseits in erster Linie darauf gesehen, solche Spe¬
zies auszusuchen, die mit der Milch in irgend einem näheren
Kontakt standen. Pathogène Mikroorganismen haben wir in
den seltensten Fällen verwendet. Der am häufigsten in unserer
Milch angetroffene Mikroorganismus, Staphylococcus pyogenes
albus Ros., wurde deshalb zu allen Untersuchungen beigezogen;
St. pyogenes aureus Ros., auch ein ständiger Bewohner der
Milch, erwies sich dem erstgenannten sehr ähnlich. Aus Kot
isolierten wir Bact. coli, aus Futter und Futterrückständen, aus
Haatabschabsel, aus Ziegensputum u. a. Materialien Bac. me-
sertericus, Bac. subtilis, Bact. aerogenes, Str. acidi lactici Gro-
terfeldt, Bac. Megatherium de Bary. Hinsichtlich der Methode
des Zusetzens bestimmter Keimmengen zum Filtrat verweisen
wir auf das erste Kapitel.
23
Die Verwendbarkeit der aufgezählten Arten wurde auf
die verschiedenste Art ausprobiert. Es zeigte sich, dass diese
ausgelesenen Mikroorganismen gut in der filtrierten Milch ge¬
diehen und dass hauptsächlich, was das Temperaturbedürfnisnach dem Impfen betrifft, mit grösster Sorgfalt operiert werden
musste. Die Versuche mit einigen zuerst in Aussicht genom¬
menen Arten wurden fallen gelassen. Grundlegend war der
Gedanke: Im Moment des Impfens darf den Keimen nichts
fehlen.
Graphische Darstellung A.
Kcimab-respZunahme
m %+ 50
+ 40
+ 30
+ 20
+ 10
+ 0
- 10
- 20
- 30
- 40
- 50
- 60
- 70
- 80
- 90
-100
IIl/l
III
ljvv-
illhl
-_" -^ //
I
^^ „, // /
"^^ ^j/ /
""
nach :
90 Tagen
20 Tagen
UTagen.
nach 4 12 20 28 32 Stunden
Ein ausserordentlich wichtiger Faktor ist das Alter der
zum Impfen verwendeten Kolonien. Eine grössere SZahl ron
Versuchen diente zur Klärung der Frage: Wie wirken sich
bakterizide Kräfte gegenüber frischen und altern Kolonien
aus? Zur Beantwortung kultivierten wir Stämme von St. pyo¬
genes albus, St. pyogenes aureus und B. coli während 90 Tagenund impften nach 4, 20 und 90 Tagen jeweils vom gleichenStamm in die parallel dazu aufbewahrte filtrierte Milch. In
einem besonderen Kapitel dieser Arbeit werden wir mit zahl¬
reichen Versuchsresultaten zeigen, dass es innerhalb einer läi-
24
geren Aufbewahrungszeit — wie 90 Tagen — nur kleine Ab¬
nahmen der bakteriziden Kräfte in der filtrierten Milch zu kon¬
statieren gibt. Durchgeführt wurden acht Versuche mit je drei
Arten von Mikroorganismen.Wir geben auf Seite 24 eine graphische Darstellung- (A)
der bei St. pyogenes albus erhaltenen Resultate; sie zeigen
besonders deutlich die zu Tage tretenden Verhältnisse.
Jede Kurve ist konstruiert aus dem Mittel von acht Ver¬
suchen. Eindeutig klar tritt nach diesem Bild die stärkere
bakterizide Wirkung auf junge Kulturstämme hervor. Bereits
nach zwölf Stunden hatte die Keimabnahme mit 70 % ihr Maxi¬
mum erreicht. Dies führt uns zur zweiten Tatsache. Nicht
nur erleiden die älteren Stämme eine schwächere Beeinflussung,sondern die Maximalabnahme der Keime tritt zudem bedeutend
später auf. Wir sehen sowohl bei 20 Tage alten Stämmen, wie
auch bei den während eines Vierteljahres gezüchteten, die maxi¬
male Keimabnahme von ca. 40 % erst nach 20 Stunden auftreten.
Der Einfluss der bakteriziden Kräfte wirkt sich mit zunehmen¬
dem Alter der Stämme langsamer aus und wird dabei als Wir¬
kung schwächer. Zwischen der 20-tägigen und der 90-tägigen
Züchtung bestehen nur kleine Unterschiede, das will heissen:
Hat der Bakterienstamm ein gewisses Alter erreicht — hier
muss es vor drei Wochen liegen — so erreicht die spätere und
schwächere Einwirkung bakterizider Kräfte einen Grad, der
durch längeres Aufbewahren nur noch wenig beeinflusst wird.
Wir können sagen, dass bei allen in diesem Zusammen¬
hang durchgeführten Versuchen die beiden eben erwähnten
Tatsachen das Wesentliche bedeuteten. Wir haben daraus
den Schluss gezogen, für sämtliche Untersuchungen, deren Re¬
sultate in der vorliegenden Arbeit zusammengefasst sind, nur
frisch gezüchtete Stämme zu verwenden. Das lässt die nöti¬
gen Vergleiche zwischen den Resultaten zu. Wenn in irgend
einem Fall ältere Kolonien (über zwei Tage alte) zur Verwen¬
dung kamen, so erwähnten wir das von Fall zu Fall speziell.
25
5. Versuche mit filtrierter, während längerer
Zeit aufbewahrter Milch.
Fokker sowohl als seine Zeitgenossen Freudenreichlil, 148),
Evans and Cope, Kummer71, 78), Koning85) u. a. glaubten
an ein rasches Zugrundegehen jeglicher bakterizider Kräfte.
Diese Ansicht blieb bis auf unsere Zeit bestehen, trotzdem sie
sich mehr oder weniger nur auf Vermutungen stützte.
Schlaeppi11* ,117) zeigte mit seinen Untersuchungen, dass eine
bakterizide Wirkung der weiblichen Brustdrüse wochen-, ja
monatelang, andauern könne. Die sichere Methode zu diesen
Untersuchungen war erst gegeben, nachdem die Milch keimfrei
aufbewahrt werden konnte, um dann, nach längerer Zeit, auf
noch vorhandene bakterizide Wirkungen geprüft zu werden.
Zur Durchführung gelangten 12 Versuche, die Aufbewah¬
rungszeit war durchschnittlich drei Monate. Um gleichzeitig
Anhaltspunkte über schwächer und stärker bakterizid wirkende
Milch zu gewinnen, wurde die Milch zweier dementsprechenderTiere zu den Versuchen herangezogen. Das Verhalten der
Milch studierten wir in der Wirkung auf zwei, aus dersel¬
ben Milch gewonnenen Stämme des St. pyogenes aureus (Ro¬
senbach) und des St. pyogenes albus (Rosenbach) und zwar
so, dass wir, um die beiden Vergleichskurven zu bestimmen,
nach Ablauf der ca. 90 Tage eine Neuisolierung eines entspre¬
chenden Stammes aus der zugehörenden Milch vornahmen,
damit dem Vorwurf entgehend, der Vergleich sei wegen der in
der langen Zeit abgeschwächten Stämme unzutreffend. Bei der
Ausführung der Versuche gestaltete sich besonders die Absper¬
rung des Luftzutrittes zu der frisch filtrierten Milch schwierig.Wir gingen ähnlich vor wie Schlaeppi, nur bedienten wir uns
grösserer Saugflaschen mit längerem Saugansatz. In diesen
26
brachten wir zwei Wattebäuschchen, durch eine dünne Luft¬
schicht von einander getrennt. Nachdem der Paraffinüberzug
am obern Ende der Flasche, über dem Gummistopfen, angebracht
und die Glasröhre zugeschmolzen war, nahmen wir dasselbe
am Saugansatz vor und schmolzen den verlängerten Saugan¬
satz zwischen den beiden Wattebäuschchen zu, das eine, innere,
im Ansatz belassend. So war die sterile Flüssigkeit vollstän¬
dig von der Aussenwelt abgeschlossen, eine Infektion und eine
Verdunstung war tunlichst verunmöglicht. Parallel zu dieser
einen Filtration wurde das gleiche Milchserum noch einmal ge¬
wonnen, um die bakterizide Wirkung des Filtrates sofort im
Frischzustand zu ermitteln. Wir fanden diese Methode ein¬
deutiger als jene, bei der das Vergleichsfiltrat erst am Schluss
der Anfbewahrungszeit gewonnen wird. In unserem Falle war
es dasselbe Milchserum, dessen einen Teil wir sofort, dessen
andern Teil wir nach ca. 90 Tagen auf seine bakteriziden Fähig¬
keiten prüften. Alle Zufälligkeiten bei der Tierhaltung, wie
Nahrungs-, Standortsänderungen u. a., kurz alles, was auf die
Milch in der genannten Zwischenzeit von veränderndem Ein-
fluss hätte sein können, eingerechnet jenen Faktor des Rück¬
gangs der bakteriziden Wirkung während der Laktations¬
periode, wurden damit ausgeschlossen. Die so gewonnenen
Milchsera wurden in der Zwischenzeit unberührt im Dunkeln
bei 20°
C stehen gelassen ; sie waren nach drei Monaten klar,
der Farbton hatte mehr ins Gelbliche umgeschlagen, eine mini¬
male Ausflockung hatte eingesetzt, und die Voruntersuchung
auf Sterilität war jeweils positiv.
Von den zwölf Versuchen werden wir auch hier nur einen
detailliert wiedergeben, um dann bei den elf anderen Versu¬
chen nur die maximalen Schwankungen nach dieser oder jener
Seite mitzuteilen.
Einzel Untersuchung: Zu dieser ausführlichen
Darstellung eines der zwölf Versuche wählten wir die stark bak¬
terizid wirkende Milch einer weissen Saanenziege, die im zwei¬
ten Laktationsmonat stand. Die Milch wurde in gleicher Art
und Weise gewonnen wie bei allen früheren Versuchen, auch
in gleicher Weise filtriert. Die Filtration bestand diesmal nur
aus vier Teilfiltrationen ein und derselben Milch, zwei Teile ge¬
brauchten wir zur sofortigen Impfung mit den beiden Staphy-
21
lococcen-Arten, die beiden andern Kölbchen wurden in der oben
beschriebenen Weise luftdicht verschlossen und im Dunkeln
bei 20° C aufbewahrt. Nach Verlauf der in diesem Fall 87
Tage betragenden Zeit impften wir auch jene Milch mit den bei¬
den Bakterienarten so, wie schon die ersten beiden Kölbchen
geimpft worden waren. Die bakterizide Wirkung der Milch
auf St. pyogenes aureus und St. pyogenes albus wurde in die¬
sem, wie auch in allen andern Versuchen, getrennt geprüft.
Graphische Darstellung B.
St. p. our. }> frisch« M.
SC. p. alb )
St p.aur. j
St. p.aTb. /
nach i» 8 12 16 ZO 2A 28 32 36Stunden
Bakterizidie-Auswirkung frischer und aufbewahrter Milch auf St. pyogenes
aureus und St. pyogenes albus.
Aus der graphischen Darstellung B ist sofort ersichtlich: Ein
Nachlassen der bakteriziden Wirkung der aufbewahrten Milch
fand nur in geringem Mass statt. Die Anzahl der in diese Milch
eingeimpften Keime war folgende:
Frische Milch Aufbewahrte Milch
St. p. albus 990 940
St. p. aureus 890 960
Bei St. pyog. aureus (Rosenbach) erreichte die bakterizide
Wirkung ihren Höhepunkt mit einer Abnahme der Keime um
60 % nach 16 Std. bei der aufbewahrten, mit einer Abnahme um
28
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77 % nach 12 Stdn. bei der frischen Milch. Die stärkste Einwir¬
kung war in aufbewahrter Milch 4 Stunden später und um 17 %
schwächer eingetreten als in frischer Milch. Wir sehen in der
graphischen Darstellung deutlich das rasche Sinken der Keim¬
zahl in frischer Milch; schon nach vier Stunden waren annä¬
hernd 50 % der eingeimpften Keime vernichtet; das erste kräf¬
tige Nachlassen der bakteriziden Wirkung erfolgte nach 24
Stunden. So bei der frischen Milch. Bei der aufbewahrten
Milch sinkt die Keimzahl langsamer, es machte sich eine wachs¬
tumhemmende Wirkung stärker geltend — auch aus der
Kolonieentwicklung hervorgehend —; immerhin reduzierte sich
die vorhandene Keimzahl schon nach vier Stunden um 30 %
des anfänglichen Keimgehaltes. Der ganze Einfluss der bak¬
teriziden Kräfte schien gleichmässiger in seiner zeitlichen Aus¬
dehnung zu sein; nach 28 Stunden war der Einfluss noch an¬
nähernd demjenigen nach 8 Stunden gleich — sogar um einige
Prozent stärker wie derjenige der frischen Milch um diese Zeit
— und erst dann begann das Nachlassen der bakteriziden Ein¬
wirkungen; nach 34% Stunden wurde die Anfangskeimzahl
überschritten.
Bei St. pyogenes albus (Ros.) war das nämliche rasche
Sinken der Keimzahl bei der frischen Milch zu beobachten, nur
sank hier diejenige der aufbewahrten Milch beinahe im glei¬chen Verhältnis. Die Differenz der beiden maximalen bakteri¬
ziden Einwirkungen betrug zur gleichen Zeit nur 5 %. Das Stei¬
gen der Keimzahl und das dementsprechende Nachlassen der
keimtötenden Eigenschaften erfolgte bedeutend schneller bei
der aufbewahrten Milch; nach 30% Stunden wurde der anfäng¬
liche Gehalt an Keimen erreicht, während bei der frischen Milch
die gleiche Grenze erst nach annähernd 36 Stunden überschrit¬
ten wurde.
Zusammenfassend können wir nach diesem Versuch sa¬
gen: Die bakterizide Wirkung ist nach einer Aufbewahrungszeit
derselben Milch von 87 Tagen nicht verloren gegangen, sie ist
meistens schwächer wie bei frischer Milch, grenzt aber — wie
sich besonders bei St. pyogenes albus zeigt — gelegentlich an
diejenige der frischen oder überschreitet sie manchmal sogar.
Ergebnisse der andern elf Versuche: Von diesen übrigen
elf Versuchen gelangten sechs mit schwach bakterizid wirken-
29
der Milch, die andern wie der oben beschriebene Versuch mit stark
bakterizid wirkender Milch zur Durchführung. Das Vorgehen
war das nämliche, wie wir es schon beschrieben. In drei Fällen
wurde zudem noch gekochte, nicht bakterizid einwirkende
Milch untersucht, um damit den Unterschied zwischen einwir¬
kenden und nicht einwirkenden bakteriziden Kräften noch deut¬
licher zum Ausdruck zu bringen. Von Anfang an konnten wir
in diesen gekochten Proben ein sofortiges Ansteigen der Keim¬
zahl wahrnehmen; bei anfänglich 790 Keimen stieg deren An¬
zahl im Verlauf von 24 Stunden auf 24,900, während die paral¬lel dazu aufgestellten Platten der Altrohmilch mit einer An¬
fangskeimzahl von 680 Keimen nach der gleichen Zeit deren
470 zählten. Die drei Versuche mit gekochter Milch beziehen
sich auf die Einwirkung auf St. pyogenes albus. Die sechs Un¬
tersuchungen, die mit schwach bakterizid wirkender Milch un¬
ternommen wurden, weisen eine grosse Aehnlichkeit unterein¬
ander auf; auch die Beeinflussung von St. pyogenes aureus und
St. pyogenes albus im einzelnen Versuch war eine annähernd
gleiche. Die maximalen Einwirkungen — ein Herunterdrücken
der Keimzahl auf 20—50 % ihrer anfänglichen Höhe — wurden
bei Frischmilch in den meisten Fällen in den ersten acht Stun¬
den, selten später, erreicht, bei Altrohmilch durchschnittlich
3—4 Stunden später. Auffallend war die gleichförmige Ein¬
wirkung während 8—12 Stunden, nachdem der erste Höhepunkterreicht war; nachher stieg die Keimzahl bedeutend langsamerals in den Versuchen mit stark bakterizid wirkender Milch; zwei
Mal wurde die Anfangskeimzahl erst nach 36 Stunden über¬
schritten.
Die Milch stark bakterizider Wirkung stammte von drei
im zweiten bis vierten Laktationsmonat stehenden Ziegen; in
Betracht fallende Unterschiede, die auf die verschiedene Lak¬
tationsdauer zurückzuführen gewesen wären, wurden nicht ge¬
funden. Die Verminderung der Keimzahl auf 20—40 % des
anfänglichen Keimgehaltes innerhalb der ersten 8 Stunden dau¬
erte in allen Fällen kürzer an als bei der schwach bakterizid
wirkenden Milch. In den meisten Fällen setzte eine kräftigeVermehrung nach 16—20 Stunden ein; in allen Fällen schritt
die Keimvermehrung in der alten Rohmilch rascher vorwärts als
in der frischen; allerdings waren während der Stunden der
30
grössten Einwirkung bakterizider Kräfte viele Unregelmässig¬
keiten zu beobachten, bei denen sich die Keimzahl im alten
Rohmilchserum langsamer vermehrte als im frischen Milch¬
serum.
Zusammenfassung.
Die Ergebnisse dieser Versuchsreihen können folgender-
massen zusammengefasst werden: Keimfrei filtriertes Ziegen¬
milchserum konnte nach monatelanger (durchschnittlich 90
Tage) Aufbewahrungszeit bei 20°C im Dunkeln — während
dieser Zeit wurden, ausser einem kleinen Farbumschlag von
grünlich zu gelblich und einer leichten Ausflockung keine Ver¬
änderungen sichtbar — mit positivem Befund auf Bakterizidie
geprüft werden. In der Auswirkung der bakteriziden Kräfte
stand das aufbewahrte Rohmilchserum dem frischen nur um
weniges nach (in vier Fällen stand die Wirkung des alten Se¬
rums für 2—4 Stunden dem Frischmilchserum sogar voran).Um die bakterizide Wirkung noch in anderer Form deutlich zu
machen, wurden bei einigen Proben frischer und alter gekoch¬ter Milch Keime eingeimpft. Dabei konnte, nach der durch
das Kochen vernichteten bakteriziden Wirkung ein sofortiges
rasches Ansteigen der Keimzahlen verfolgt werden. Bei Ver¬
suchen mit stark bakterizid wirkender Milch wurden schon nach
4—8 Stunden Keimzahlen gefunden, die nur 20—40 % der Impf¬
menge repräsentierten. Die Vergleiche zwischen St. pyogenes
aureus und St. pyogenes albus ergaben die stärkere Beeinflus¬
sung des Ersteren, sie betragen aber bisweilen nur einige Pro¬
zente. Die rascheste Vermehrung zeigte St. pyogenes albus
bei alter Rohmilch. Die Unterschiede zwischen stark und
schwach bakterizid wirkender Milch ergaben sich besonders
deutlich im graphischen Bilde; während die schwach bakterizid
wirkende Milch eine Verminderung der Keimzahl in den ersten
Stunden auf 50—80 % des anfänglichen Gehaltes herbeizuführen
vermochte, dabei aber bis über 30 Stunden deutlich als solche
erkennbar blieb, ergab sich bei der stark bakterizid wirkenden
Milch ein rasches Sinken der Keimzahl auf 20—30 % des ur¬
sprünglichen Wertes, dem aber nach einer kürzeren Zeitspanne
von 4—8 Stunden ein ebenso rasches Wiederansteigen der
Keimzahl folgte. Eingeimpft in die sterile Milch wurden jeweils
31
die aus der betreffenden Milch kurz zuvor isolierten Stämme
des St. pyogenes aureus (Rosenbach) und des St. pyogenes
albus (Rosenbach).
32
6. Das Verhalten der Bakterizidie während
einer Laktationsperiode.Schon einigen Autoren fiel es während ihrer Versuche auf,
dass in Bezug auf die Bakterizidie der Milch ein Unterschied
bestehen müsse zwischen jener am Anfang und derjenigen am
Schlüsse einer Laktationsperiode; die Untersuchungen mit Ko¬
lostralmilch taten ein Uebriges dazu, um die Aufmerksamkeitauf die bakteriziden Fähigkeiten verschiedener Milchstadien zu
lenken. Bub21) bestritt das Vorhandensein bakterizider Kräfte
in Kolostralmilch; er konstatierte Entwicklungshemmungen,die er auf einen Agglutinationsvorgang zurückführte. Koning85),der speziell Bact. coli, Bact. fluorescens, Bac. subtilis und Bac.
mesentericus zu seinen Untersuchungen heranzog, fand in Kolo¬
stralmilch eine starke Auswirkung bakterizider Kräfte, der dann
ein Nachlassen in der späteren Milch folgte; auch KolleSi) fand
eine grössere keimtötende Wirkung speziell gegen Choleravib¬rionen am Anfang einer Laktationszeit. Die gleichen oder ähn¬
liche Erfahrungen, nur mit andern Mikroorganismen, machten
Markus), Shermann and Curran 124) u. a. m. Wir stellten uns
nun die Aufgabe, zu untersuchen, wie das Verhalten der bak¬
teriziden Fähigkeiten einer Milch während der ganzen Lakta¬
tionsperiode sei, die Unterschiede zwischen Kolostral- und ge¬
wöhnlicher Milch nur kurz streifend. Es ist dies ein Gebiet, über
das noch Spezialarbeiten erwünscht wären. Unsere Untersuch¬
ungen führten wir mit zwei Tieren durch, deren Milch zum er¬
sten mal ein Tag post partum, zum letztenmal ca. 250 Tagespäter gewonnen wurde. Um ein richtiges Bild bei den Resul¬
taten zu gewinnen, müssen wir sie getrennt aufführen.
Versuch.
Ziege „Schwänli II", eine dunkle Saanenziege, war am 24.
Oktober trächtig geworden und warf nach einer normalen Zeit
von 153 Tagen am 25. März ein Junges. Von der Milch des
333
Tieres war aus der vorausgegangenen Laktationsperiode her
bekannt, dass ihr stark bakterizide Fähigkeiten innewohnten.
Ihr Verhalten prüften wir auf Stämme des St. pyogenes aureus,
isoliert jeweils am Tage vor der Untersuchung aus derselben
Milch, auf Stämme des Bact. coli, isoliert aus Kot, und Stämme
des Bac. mesentericus, isoliert aus Einstreu. Bei der Filtration
und Impfung der Milch verfuhren wir in gleicher Art wie bis¬
her. Während der Dauer des Versuchs legten wir Wert darauf,
monatlich 1—2 Resultate zu erhalten; während des Uebergangs
von Kolostral- zu gewöhnlicher Milch waren es deren mehr.
Versuch mit Kolostralmilch ist in folgender Tabelle II ZU-
sammengestellt.
Tabelle II.
Zeit Keimzahl Keimzahl Keimzahl
St. pyog. aur. in °/» B. coli in °/o Bac. mesent. in°/o
sofort 226 100 234 100 110 100
nach 2 Stunden 120 53 157 67- 66 60
n4 72 32 117 50 60 55
.,6 36 16 122 52 54 49
„8 41 18 136 58 56 51
„10 if
41 18 150 64 56 51
„12 59 26 164 70 65 59
,.14
»)54 24 178 76 70 64
„16 111 49 173 74 71 65
„18 126 56 171 73 86 78
„20 138 61 180 77 79 72
,.22
»»164 73 188 80 81 74
„24
»»176 78 183 78 88 80
„26 170 75 211 90 90 82
„28 181 80 227 97 98 89
,.30 219 97 238 102 108 98
Aus den obigen Zahlen sehen wir die starken bakteriziden
Fähigkeiten dieser Kolostralmilch besonders deutlich. Der müt¬
terliche Organismus übergibt wahrscheinlich in dieser Form
schon von Anfang an keimtötende Eigenschaften dem jugend¬
lichen Organismus, dessen ganze bakterizide Fähigkeiten da¬
mit begründend. Wir konnten in einigen Fällen beobachten,
wie sich diese Eigenschaft der keimtötenden Wirkung bakteri¬
zider Stoffe von Generation auf Generation weitervererbte und
so das Zustandekommen regulärer Ziegenfamilien, deren Milch
stark keimtötende Eigenschaft inne hatte, bewirkte.
34
Aus der eben wiedergegebenen Tabelle II geht hervor, wie
rasch die keimtötende Wirkung erfolgt. Schon zwei Stunden
nach erfolgter Impfung von St. pyog. aureus sinkt der Keim¬
gehalt auf annähernd 50 % des anfänglichen, nach sechs Stun¬den erreicht er den tiefsten Punkt mit einem Keimgehalt, der
dem eingeimpften um 84 % nachsteht. Die langsame Keimver¬
mehrung, die nach 30 Stunden den Anfangskeimgehalt noch
nicht erreicht hat, deutet auch auf eine starke Wachstums¬
hemmung. Bei Bact. coli ist der gleiche Vorgang zu beobachten,nur in abgeschwächtem Masstab; nach vier Stunden hat die
Keimverminderung ihren Tiefpunkt erreicht mit 50 % Keim¬
abnahme gegenüber dem Bakteriengehalt der primär geimpftenMilch. Auch hier schreitet die Keimvermehrung langsam vor¬
wärts, noch ausgeglichener als bei St. pyogenes aureus. Grosse
Aehnlichkeit mit dem Verhalten des zuletzt erwähnten Mikro¬
organismus zeigt Bac. mesentericus, was das Wiederansteigender Keimzahl betrifft; der höchste Grad der bakteriziden Kräfte
wirkt sich zu gleicher Zeit — nach sechs Stunden — mit einer
Abnahme um 51 % aus. Betrachten wir die Wirkung auf die
drei verschiedenen Mikroorganismen als Ganzes, so können wir
von einer stark bakterizid wirkenden Kolostralmilch sprechen,deren Wirkung auf die eingepflanzten Keime in den ersten 2—6
Stunden am stärksten ist.
Vergleichen wir nun die Ergebnisse dieses ersten Versu¬
ches mit solchen, die nicht mehr der Kolostralmilch entstam¬
men, aber doch noch der frühen Laktationszeit entsprechen, so
ergibt sich nachfolgendes Bild (s. Seite 36, Tabelle III).Die bakterizide Wirkung ist immer noch eine ausgespro¬
chen starke. Bei St. pyogenes aureus sowohl als auch bei Bac.
mesenterius sind jedoch die keimtötenden Kräfte reduziert
worden; bei ersterem erfolgte die Keimabnahme nur mehr um
75 % (bei der Kolostralmilch um 84 %), bei letzterem um 44 %
(bei Kolostralmilch um 51 %). Auch wurden die tiefsten Keim¬zahlen durchschnittlich zwei Stunden später erreicht. Für Bact.coli ist der Unterschied zwischen normaler und Kolostralmilcham geringsten.
Aus der gleichen Versuchsreihe soll nun noch die Schluss¬
untersuchung, 271 Tage nach der ersten, detailliert angegebenwerden. Die Ziege war einen Monat vorher neu gedeckt wor-
35
Tabelle III.
Zeit Keimzahl Keimzahl Keimzahl
St. pyog. aur. in °/o Bact. coli in % Bac. mes. in0/»
sofort 128 100 196 100 140 100
nach 2 Stunden 79 62 136 69 98 70
w4 64 50 110 56 91 65
îî6 49 38 102 52 83 59
»»8 32 25 98 50 78 56
t»10 32 25 94 48 83 59
»12 37 29 100 51 80 57
«14 51 40 96 49 89 64
«16 74 58 137 70 98 70
ii18 87 68 130 66 106 76
«20 96 75 145 74 105 75
»»22 102 80 167 85 109 78
»J24 100 78 169 86 112 80
n 26 100 78 177 90 118 84
j»28 115 90 172 88 120 86
?»30 123 96 182 93 125 89
den. Das Sekret konnte nur noch in geringer Menge (25 ccm)
ausgedrückt werden, es war die letzte Milch jener Laktations¬
periode. Die Ergebnisse sind folgende:
Tabelle IV.
Zeit Keimzahl Keimzahl Keimzahl
St. pyog. aur. in °/o Bact. coli in °/o Bac. mes in0'»
sofort 192 100 214 100 239 100
nach 2 Stunden 173 90 197 92 206 86
„4
„161 84 158 74 217 91
„6
„133 69 150 70 220 92
..8
„138 72 154 72 206 86
„10 „
134 70 152 71 198 83.
,.12
„119 62 148 69 182 76
.. 14„
112 58 144 67 172 72
.,16
„114 59 139 65 168 70
.. 18„
104 54 139 65 162 68
»20
„108 56 144 67 165 69
.. 22 134 70 178 83 182 76
..24 144 75 197 92 191 80
..26
„152 79 192 90 196 82
..28
„165 86 205 96 208 87
.. 30„
181 94 209 98 205 86
36
Zwei Punkte sind es, die uns im Vergleich mit der Ta¬
belle II, welche die Resultate der Kolostralmilch enthält, in
erster Linie auffallen: Erstens eine Schwächung der bakteri¬
ziden Fähigkeiten einer Milch während einer Laktationszeit, und
zweitens ein zeitliches Rückverlegen der maximalen Tiefpunkte.
Durch das Nachlassen der bakteriziden Kräfte wurde ihre Wir¬
kung immer mehr zur wachstumhemmenden; alle minimalen
Keimzahlen erscheinen erst nach der 14. Stunde. Ein gedämpf¬
teres Weiterwirken bakterizider Kräfte ist zu beobachten. Auch
von dieser Seite aus scheint jene Theorie des Uebergehens bak¬
terizider Fähigkeiten auf die Nachkommenschaft auf dem
Wege der Milchernährung richtig; in der ersten Zeit wird die
am stärksten bakterizid wirkende Milch abgegeben, später
braucht die Drüse die bakteriziden Kräfte nur noch als Selbst¬
schutz.
St. pyogenes aureus nimmt nunmehr nur noch um 40 % des
anfänglichen Keimgehaltes ab, gegenüber 84 % zu Beginn der
Laktationszeit, die bakteriziden Kräfte scheinen sich nun an¬
nähernd auf die Hälfte reduziert zu haben. Deutlich wird das
zeitlich spätere Erreichen des maximalen Tiefpunktes markiert;
erst nach 18 Stunden erreicht ihn die Keimzahl, also zwölf
Stunden später als in unserem ersten Vergleichsbeispiel. Nicht
ganz so stark wirkt sich die Reduktion der bakteriziden Kräfte
auf Bact. coli und Bac. mesentericus aus ; die minimalen Keim¬
zahlen werden mit einer Abnahme um 35 % und 32 % gekenn¬
zeichnet; typisch ist auch hier das spätere Erreichen dieser
Minimalzahlen. In keinem Fall ist nach 30 Stunden die zu Be¬
ginn eingeimpfte Zahl erreicht worden. Das Steigen der Keim¬
zahl erfolgt getrennt in gleichmässigen Sprüngen.
Um die bakteriziden Reaktionen der Milch während einer
ganzen Laktationsperiode deutlich vor Augen zu haben, geben
wir die graphische Darstellung (C) des Vorgangs wieder (siehe
Seite 38).
37
GraphischeDarstellung
C.
MaximaleKeimabnahme.
Starke
der
Rnk^riTiHig
^1°
1f2P
25
.
510152;02S.
5101520255101S2O255101520Z5510152025510152025
510
IS2025
510152025510152025510153025
in%
+40
+30
+20
+10
!o
-10
-20
-30
-40
-50
-60
-70
-80
-
90
Kol.-MilchI.Monat2.Monat
3
Monat
4
Monat
5
Monat
6
Monat
7.
Monat
8
Monat
9
Monat
10
Monat
St.pyogeaesaureus
B
c
o
l
i
Bac
mesentericus
-J-—.^"'•'r
Die beiden schon einmal erwähnten Punkte werden hier
deutlich veranschaulicht: In erster Linie das Sinken der bak¬
teriziden Fähigkeiten gegenüber den drei getrennt eingeimpf¬
ten Bakterienarten in der Zeit vom ersten bis zehnten Unter¬
suchungsmonat. Als zweites das allmähliche zeitliche Zurück¬
gehen der maximalen Einwirkungen im einzelnen Versuch. Zur
ersten Tatsache möchten wir bemerken: Die Kolostralmilch
weist höhere bakterizide Fähigkeiten auf als die Milch nach
einigen Tagen, der Rückgang ist gut sichtbar. Bis zum vier¬
ten Monat bleibt die Einwirkung auf St. pyogenes aureus an¬
nähernd die gleiche, fällt dann eine Stufe um durchschnittlich
5 %, um dann, vom fünften bis achten Monat, gleichförmig lang¬
sam abzunehmen. Ein letztes Sinken um durchschnittlich 5 %
lässt dann auf eine 24 % betragende Gesamtabnahme der bak¬
teriziden Kräfte gegenüber St. pyogenes aureus während der
zehn Monate schliessen. Die Abnahme erfolgte in ähnlicher
Weise bei Bact. coli und Bac. mesentericus ; bei ersterem kön¬
nen wir bis zum sechsten Monat von einer direkten Paralleli¬
tät mit St. pyogenes aureus sprechen, vom sechsten Monat an
ist dann ein stärkeres Zurückgehen bakterizider Kräfte wahrzu¬
nehmen; der Gesamtrückgang beträgt bei Bact. coli 38 %. Bac.
mesentericus lässt ein schrittweises Zurückgehen konstatie¬
ren, das sich an einigen Punkten mit den Resultaten des Bact.
coli deckt und bei den letzten Versuchen nach zehn Monaten
um 5 % hinter Bact. coli zurücksteht.
Der Uebersicht über das ganze Gebiet wegen möchten wir
noch auf andere Versuche mit bakterizider Milch hinweisen. Auch
bei ihr ist der nämliche Rückgang bakterizider Kräfte im Ver¬
lauf von zehn Monaten wahrzunehmen, nur schwächer und et¬
was ausgeglichener. Nicht ganz so deutlich wirkt sich der Vor¬
gang des späteren Erreichens der Minimal-Keimzahlen aus, da
an sich schon bei schwach bakterizid wirkender Milch die
Stunden der stärksten Einwirkung bedeutend später liegen als
bei der stark bakterizid wirkenden. In der folgenden Tabelle V
stellen wir die Resultate der frühen Laktationszeit denjenigen
der späten, bei einer schwach bakterizid wirkende Milch geben¬
den, weissen Saanenziege einander gegenüber:
39
Tabelle
V.
Früh-Laktierend
Spät-Laktiere
nd
Keimzahl
Keimzahl
Keimzahl
Keimzahl
Keimzahl
Keimzahl
:.
pyog.a
u
r
.
in
°/o
B
a
d
.
coli
in
°/°
B
a
c
.
m
e
s
.
.in
°/o
St.
pyog.a
u
r
.
in
°/°
Bact.coli
in°/o
B
a
c
.
m
e
s
.
in°/o
170
100
111
100
154
100
180
100
124
100
211
100
156
92
103
93
130
84
173
96
116
93
198
94
146
86
99
89
118
77
164
91
112
90
194
92
126
74
91
82
118
77
162
90
113
91
186
88
104
61
92
83
112
73
146
81
107
86
181
86
100
59
89
80
102
66
142
79
103
83
173
82
93
55
85
77
102
66
135
75
104
84
177
81
102
60
89
80
108
70
135
75
103
83
179
85
99
58
87
78
116
75
133
74
103
83
169
80
97
57
87
78
120
78
142
79
102
82
171
81
102
60
92
83
116
75
144
80
107
86
182
86
112
66
95
86
122
79
148
82
106
85
175
83
118
69
93
84
116
75
146
81
106
85
169
80
124
73
94
85
123
80
153
85
109
88
179
85
130
76
98
88
139
90
158
88
113
91
190
90
136
80
101
91
145
94
155
86
115
93
194
92
In der Milch der frühen Laktationszeit erfolgt die grösste
Keimverminderung bei St. pyogenes aureus auf 55 % des an¬
fänglichen Keimgehaltes und zwar nach zwölf Stunden; ver¬
gleichen wir das mit den Resultaten der stark bakterizid wir¬
kenden Milch, so sehen wir eine sechs Stunden später liegende
und um 39 % schwächere maximale Einwirkung. Die Keim¬
abnahme braucht eine längere Zeit, ebenso der Keimanstieg.
Bact. coli erreicht seine tiefste Keimzahl auch nach zwölf Stun¬
den mit einer allerdings nur 23 % betragenden Keimverminde¬
rung gegenüber den 50 % nach vier Stunden in stark bakteri¬
zid wirkender Milch. Wieder in stärkerem Masse wird Bac.
mesentericus beeinflusst mit einer Keimabnahme auf 66 % des
Anfangsgehaltes.Stellen wir die in der Tab. V aufgezählten Resultate, einer
frühlaktierenden und einer spätlaktierenden Ziege, einander
gegenüber, so ist auch hier eine Abnahme der bakteriziden Wir¬
kung nachweisbar. Die Minimalkeimzahl wird im letzten Ver¬
such mit St. pyogenes aureus vier Stunden nach jener im er¬
sten, erst nach 16 Stunden, erreicht; die Keimzahl sinkt hiebei
nur auf 74 % ihres ursprünglichen Wertes. Bei Bact. coli ist kein
grösserer Unterschied zu bemerken, ausser dem langsameren
Sinken der Keimzahl in den ersten acht Stunden nach der Ge¬
winnung; hingegen auf Bac. mesentericus wirken im letzten
Versuch bakterizide Kräfte bedeutend weniger ein (10 %), dem-
gemäss ging auch das im ersten Versuch besonders deutliche
rasche Sinken der Keimzahl in ein langsameres über. Das
sprungartige Ansteigen nach dem Erreichen der minimalen
Keimzahl, wie im ersten Versuch, ist im zweiten nicht mehr zu
konstatieren.
Zusammenfassung.
Wir können auf Grund der in den eben beschriebenen Ver¬
suchen gemachten Erfahrungen über die Auswirkung bakteri¬
zider Kräfte während einer Laktationsperiode sagen:
1. Die Bakterizidie der jeweils frischermolkenen Milch liess
im Verlauf der Laktationsperiode nach. Am stärksten ge¬
schah dies bei Bact. coli (39 %), währenddem die Keimabnahme
bei St. pyogenes aureus und Bac. mesentericus gleichförmiger
41
war im Gang und zudem bei ersterem nur 23 %, bei letzterem
30 % betrug.2. Kolostralmilch besass die grössere bakterizide Einwir¬
kung auf eingeimpfte Bakterienstämme als gewöhnliche Milch.
3. Das hauptsächlichste Nachlassen bakterizider Kräfte be¬
gann iin 6. Laktationsmonat.
4. Parallel zu dieser Verminderung der Einwirkung bakteri¬
zider Kräfte ging ein Späterlegen ihrer maximalen Auswir¬
kung. Zu Beginn der Laktationszeit wurde in stark bakteri¬
zid wirkender Milch die tiefste Keimzahl (nach der nicht unbe¬
dingt ein sofortiges Ansteigen derselben erfolgen musste) nach
4—6 Stunden erreicht, zu Ende der Laktationsperiode nach
14—18 Stunden. Zur Verminderung der Wirkung trat also
noch ein späteres maximales Auswirken hinzu.
5. Die stärksten Einflussgrade — was die Stärke der Bak-
terizidie im einzelnen Versuch anbelangt — kamen wiederum
St. pyogenes aureus als dem aus derselben Drüse stammen¬
den Mikroorganismus zu; was die stärkste Abnahme derselben
Kräfte, gemessen an der Widerstandsfähigkeit der drei einge¬impften Organismen während der ganzen Laktationsperiodebetrifft, so erwies sich Bact. coli als weitaus der resistenteste;am Ende der Laktationsperiode wirkte dieselbe Milch um 40 %
schwächer auf ihn ein. Ohne die gleich grossen extremen Zahlen
zu erreichen, lehnte sich Bac. mesentericus stark an Bact.coli an.
6. Bei der Einwirkung schwach bakterizider Milch waren
die nämlichen Zustände konstatierbar, aber alle in abgeschwäch¬tem Masstab. Weil sich in der Regel die Keimminima an sichschon erst nach längerer Zeit als bei stark bakterizid wirkenderMilch vorfanden, verblieben sie auch während der ganzen Lak¬
tationsperiode an ungefähr gleicher Stelle, oder bewegten sichin den letzten Monaten der Laktationszeit um 2—4 Stundennach rückwärts.
42
7. Untersuchungen über die bakterizide Wirkung
beider Euterhälften.
Es wurden schon früher Untersuchungen veröffentlicht, so
von Freudenreich*11) und Meier mit Kuhmilch, Schlaeppi mit
Frauenmilch, Chambers29) mit verschiedenen Milchen, die teil¬
weise mit unsern Resultaten übereinstimmen. Zum voraus
konnte angenommen werden, dass eine selbständige Euterpartie
oder eine Drüse auch in ihrer bakteriziden Wirkung unabhän¬
gig sei von den andern selbständigen Euterpartien oder der
andern Drüse (Jones, F. S.74). Schlaeppi weist darauf hin, dass
auf Grund seiner Untersuchungen mit Frauenmilch sich kein aus¬
gesprochener Unterschied in der bakteriziden Wirkung der
Milch der einen gegenüber der andern Brust ergeben hätte, dies
weder bei den mit M. pyog. aur. noch mit Bact. coli comm. be¬
impften Proben. Das will mit andern Worten heissen, dass der
im Keimrückgang oder in der Wachstumshemmung der Keime
liegende Unterschied der beiden Brustdrüsen ein geringer war.
Wie auch Schlaeppi richtig bemerkt, konnten die Untersuchun¬
gen erst dann für zuverlässig gelten, als sie mit filtrierter, keim¬
freier Milch angestellt wurden, in die eine gewisse Menge
einer bestimmten Bakterienart gebracht und so von jeder ge¬
genseitigen Beeinflussung befreit werden konnte. Um einen ge¬
wissen Ueberblick über die Fragen zu gewinnen, wurden auch
von uns zuerst 12 Versuche mit unfiltrierter Milch gemacht,
einerseits sollten hier schon etwaige Unterschiede der beiden
Euterhälften zu Tage treten, anderseits aber konnten sie als
Vergleichsmaterial zu den späteren Versuchen mit filtrierter,
keimfreier Milch von fünf anderen Ziegen dienen.
Zu der ersten Art der Versuche mit unfiltrierter Milch
möchten wir kurz folgende Bemerkungen machen: Die Milch
wurde vor den Untersuchungen aus jeder Euterhälfte in rein-
43
lichster Art (jedoch nicht mit aseptischen Mitteln) gewonnen
und dann auf ihre bakterizide Wirkung hin untersucht. Vier
Ziegen kamen zur Untersuchung, wobei es sich nachträglichherausstellte, dass die Milch von dreien bedeutend wenigerbakterizid wirkte wie die der vierten. Die Ergebnisse der Ver¬suche sind einander dann ziemlich ähnlich, wenn sie in den Pro¬
zentzahlen verglichen werden. Das Resultat des einen, cha¬rakteristischen Versuches ist folgendes:
Saanenziege I: Keimzahlen pro ccm ausgedrückt in °/odes Anfang-Bestandes
Euter 7 Uhr 9 Uhr 11 Uhr 13 Uhr 15 Uhr 17 Uhr 19 Uhr 21 Ullinke Hälfte 100 87 85 80 74 79 89 114rechte
,100 84 86 84 80 83 87 103
Saanenziege II :
linke Hälfte 100 94 89 91 90 96 98 106rechte
„100 96 95 95 94 98 101 102
Saanenziege III :
linke Hälfte 100 78 79 77 85 83 97 104rechte
.100 84 81 76 91 89 95 99
Appenzellerziege IV:
linke Hälfte 100 91 87 87 86 90 90 98rechte 100 89 91 89 93 95 98 102
Zur Untersuchung gelangte abwechskingsweise Morgen-und Abendmilch ; die Ziegen erhielten während der Unter¬
suchungszeit ausschliesslich Trockenfutter. Vergleichen wir dieverschiedenen Tagesresultate gleicher Milchen miteinander, so
finden wir eine Aehnlichkeit der Zahlen, was auf eine mehr oderweniger gleichstarke bakterizide Wirkung zurückzuführen ist;sie tritt dort am deutlichsten hervor, wo auch das in der Milchenthaltene Bakteriengemisch dem zu vergleichenden eines an¬
dern Tages am meisten entspricht. Die Milch der Saanenziege Iverminderte ihren Bakteriengehalt nach 8 Std. um 26 % in derlinken Euterhälfte, in gleicher Zeit in der rechten um 20%. Nach13—14 Std. ist der Anfangsgehalt wieder erreicht. Die Milchender Saanenziegen II und III, sowie der Appenzellerziege er¬
reichten in keinem Versuche so grosse Keimreduktionen, wirk¬ten also scheinbar weniger bakterizid. Die niedrigste Keimzahlwurde schon nach 4 Stunden (Saanenziege II), nach 6 Stunden(Saanenziege III) und bei der Appenzellerziege nach 8 Stundenmit einer Verminderung um 14 % erreicht. Der Unterschied zwi-
44
sehen den Mindestkeimzahlen der linken und der rechten Euter¬
hälfte betrug in den Fällen I bis IV nacheinander 6 %, 5 %, 1 %
und 3 %, also Prozentsätze, die mit Rücksicht auf die unfil-
trierte, nicht keimfreie Milch als unbedeutend bezeichnet wer¬
den dürfen. St. pyogenes albus überwog in allen Versuchen
erheblich; er war mit 62—95% vertreten (im Mittel 88 %). In
11 Versuchen war in der Milch der linken Euterhälfte der Ap-
penzellerziege St. pyogenes aureus in grösseren Prozentsätzen
vertreten als in der rechten. Wir werden später noch Gelegen¬
heit haben zu sehen, wie sich die bakterizide Wirkung einer
Drüse in erster Linie gegen die am zahlreichsten vorkommen¬
den Bakterien einer Art richtet, und dass die Drüse, deren
bakterizide Wirkung sich beispielsweise gegen St. pyogenes al¬
bus richtet, in bakterizider Beziehung viel weniger gegen St.
pyogenes aureus auszurichten vermag.
Der zweite Teil der Untersuchungen — es handelt sich um
31 Versuche — wurde in folgender Weise ausgeführt: In je ein
steriles Gefäss wurde die gesamte Milch einer Euterhälfte ge¬
molken und für sich auf die gewöhnliche Art filtriert. Um nun
mit diesem sterilen Milchserum die Reaktion der bakteriziden
Wirkung auf vier verschiedene Bakterienarten zu prüfen, wur¬
den die beiden Kölbchen mit dem Serum in je vier gleiche Teile
geteilt und mit den verschiedenen Arten geimpft. Es wurden
verwendet: Ein Stamm eines St. pyogenes albus I, isoliert aus
der betreffenden Euterhälfte, ein Stamm eines St. pyogenes al¬
bus II, isoliert aus der Milch einer fremden Ziege, ein Stamm
des Bact. coli commune, isoliert aus dem Kot des Versuchstie¬
res und ein Stamm des Bac. subtilis, isoliert aus dem Heu des
betreffenden Viehstandes. Somit wurden vier vollständig
fremde Bakterienstämme einander gegenübergestellt. Das Im¬
pfen erfolgte in der schon beschriebenen Art und Weise, nach¬
dem nach vielen missglückten Versuchen annähernd gleiche
Impfmengen in das Serum gebracht werden konnten. Wir er¬
sparen uns, hier alle Versuchsresultate zu veröffentlichen und
geben nur ein charakteristisches Beispiel wieder, um dann noch
die extremsten Abweichungen von den Mittelzahlen zu erwäh¬
nen.
Verwendet wurden bei einem weitern eingehend zu erörtern¬
den Versuch drei Ziegen, zwei davon weisse Saanenzucht, beide
45
im dritten Laktationsmonat stehend, und eine schwarz-weiss
gefleckte Appenzellerziege, die vor 9 Monaten geworfen hatte.
Aus schon vorausgegangenen Versuchen war uns bekannt,dass die Milch der einen Saanenziege zu den stärker bakteri¬zid wirkenden zu zählen war, währenddem die Milch der an¬
dern beiden Ziegen eher schwach bakterizid wirkte. Die ein¬
zuimpfenden Bakterienstämme waren kurz vorher isoliert wor¬
den: Ein Stamm des St. pyogenes albus I aus derselben Euter¬hälfte zwei Tage zuvor reingezüchtet, ein Stamm des St. pyo¬
genes albus II aus der Milch einer fremden Ziege (deren Milch
gleichfalls stark bakterizid wirkte) auch zwei Tage vorher ge¬
wonnen, ein Stamm des Bact. coli aus dem Kot einer fremden
Ziege 36 Stunden zuvor isoliert und ein Stamm des Bac. sub-tilis aus dem zur Nahrung dienenden Heu, 60 Stunden zuvor
gewonnen. Filtriert und geimpft wurde die Milch 15—30 Mi¬nuten nach ihrer Gewinnung. Die Resultate des Versuches sindin den folgenden Tabellen VI, VII und VIII zusammengestellt.
Auf Grund dieser Tabellen VI, VII und VIII können wir fest¬stellen: Eine bakterizide Wirkung von Seite der Drüsen kannauf alle eingeimpften Bakterienarten erkannt werden, ob es
sich nun um eine Vernichtung oder nur um Wachstumshem¬
mung handelt. Am deutlichsten tritt sie in Erscheinung bei der
Saanenziege I, deren Milch zu den stärker bakterizid wirken¬den gezählt werden kann. Vergleichen wir diese Resultate mitden Milchen der beiden andern Ziegen, so tritt der Unterschiedzwischen stark und schwach bakterizid wirkendem Eutersekretam schärfsten zutage. Bei Saanenziege I sinkt die Zahl des St.
pyogenes albus I auf 44 % des anfänglichen Gehaltes der linkenEuterhälfte und auf 48 % der rechten, beide Male innerhalb 8Stunden. Im gleichen Zeitraum ging Bact. coli commune in derMilch der Euterhälfte links auf 78 %, rechts auf 82 % zurück.
Vergleichen wir die Minimalkeimdifferenzen bei dieser Saanen¬ziege I von Milch aus linker und rechter Euterhälfte, so ergebensich folgende Zahlen: Bei St. pyogenes albus 14%, St. pyo¬genes albus II 5 %, Bact. coli 4 %, Bac. subt. 4 %. Wir könnenin keinem Fall von grossen Unterschieden sprechen. Sehen wirdie Ergebnisse beim St. pyogenes albus II nach, dem aus frem¬der Milch isolierten Keim, so ist festzustellen: Auch hier ge¬ringe Unterschiede; der Keimgehalt sinkt langsamer in beiden
46
Tabelle
VI-
S
a
a
n
enziegre
Linke
Euterhälfte
Z
e
i
t
der
Zählung
Keimzahl
pro
ccm
in
°/°
St.
pyog.
St.
pyog-
Bact.coli
B
a
c
.
sofortn
a
c
h
alb.
Ialt
).II
subt.
Impf.
1
7
0
=
=
1
0
0
°/o
2
1
3
=
=
1
0
0
°/o
184=100°
/o
198=100
n
a
c
h
2
S
t
d
.
146
86
188
88
84
89
.4
1*
106
62
172
81
79
84
.6
n88
52
164
77
79
86
.8
»75
44
151
71
78
83
.io
»81
47
145
68
84
83
.12
m83
49
136
64
86
81
.14
„116
68
140
66
86
85
»16
n124
73
140
66
91
92
.18
n136
80
138
65
93
97
-20
n136
80
147
69
111
104
.22
n136
80
151
71
119
106
.24
n150
88
153
72
131
122
.28
tt
192
113
179
85
128
149
,32
n234
138
248
117
163
167
,36
n248
146
273
129
165
189
RechteEuterhälfte
Keimzahl
proccm
in
°/°
St.
pyog.
St.
pyog.
Bact.coli
B
a
c
.
alb.
I
alb.
II
subt.
192=100°
/o
2
2
1
=
=
1
0
0
°/o
1
8
0
=
=
1
0
0
>
190=100°
/o
79
82
90
91
54
70
87
88
48
64
83
88
50
63
82
86
56
59
85
86
66
80
89
85
74
76
97
86
76
79
94
87
92
80
94
99
89
83
101
116
90
85
128
119
94
94
139
134
102
141
187
171
116
151
174
184
132
177
192
180
Tabelle VII-
Saanenziege II.
Linke Euterhälfte Rechte Euterhälfte
eit der Zählg. Keimzahl pro ccm ini > Keimzahl pro ccm in •/.St,
• pyog. St. pyog. Bact. Bac. St. pyog. St. pyog. Bact. Bac.alb.I alb. II coli subt. alb.I alb. II coli subt.
afort nach
Impf. 100 100 100 100 100 100 100 1C0ach2Std. 89 90 94 88 89 96 88 94
„4
n 88 91 90 90 86 90 88 90
»6
» 85 88 86 88 83 87 87 86
-8
» 84 87 89 87 82 85 87 87
.10
It 86 86 89 89 83 85 86 86
.12
»85 87 96 93 86 87 98 85
.14
n 88 92 119 97 89 93 101 98
.16
n 97 99 105 111 94 110 125 118
.18
n 104 110 127 114 117 114 139 139
»20
n118 134 134 129 128 149 160 138
-22
n 134 141 151 144 143 138 153 163
»24
n 147 176 172 153 156 142 162 173
„28
n 171 182 178 151 179 164 172 174
„32
n 196 191 203 168 181 188 188 197
*36
n 194 216 227 185 209 200 196 194
Milchen; in der linken Euterhälfte auf 64 % des ursprünglichenGehaltes, in der rechten auf 59 % ; die von St. pyog. albus I er¬
reichten Minimalgrenzen werden links mit 20 %, rechts mit 11 %
unterboten. Bact. coli erleidet in der Milch der linken Drüse eine
Verminderung auf 78 %, in der rechten Drüse auf 82 % des an¬
fänglichen Keimgehaltes; desgleichen bei Bac. subt. links auf81 %, rechts auf 85 %. Wir können einstweilen weder bei dereinen noch bei der andern Bakterienart von nennenswerten Ver¬minderungsdifferenzen sprechen, die, mit Berücksichtigung der
Versuchsfehlergrenzen, als eine, hinsichtlich der Bakterizidie,starke Differenzierung der beiden Euterhälften in Betracht fal¬len dürfen. Wie wir schon in früheren Versuchen konstatierenkonnten, ist die grösste Beeinflussung bei dem aus derselben
Drüse, in diesem Fall Euterhälfte, isolierten St. pyogenes al¬bus I, festzustellen; der aus der fremden Milch isolierte St. pyo¬genes albus II wird weniger beeinflusst; auch hinsichtlich der
Kolonieausbidlung ist dies der Fall. Die der bakteriziden Wir¬kung zugänglichste Artvariation ist diejenige, die eine ständige48
Tabelle VIII.
Appenzellerziege:Linke Euterhälfte Rechte Euterhälfte
Zeit der Zählg. Keimzahl pro ccm in °/° Keimzahl pro ccm in °/°
St. pyog. St. pyog. Bact. Bac. St. pyog. St. pyog. Bact. Bac.
alb.I alb. II coli subt. alb.I alb. II coli subt.jfort ilach
Impf. 100 100 100 100 100 100 100 100
ach 2 Std. 90 91 88 94 95 98 94 89
„4
»87 88 89 94 85 90 90 90
*6
»86 89 89 89 84 87 88 88
„8
»86 87 86 91 87 85 90 87
.10
„88 88 86 97 89 91 90 89
.12
»»94 97 95 116 90 90 113 94
„14
„95 95 97 114 92 98 105 100
.16
»114 103 122 132 98 98 142 115
*18
n124 141 128 138 101 124 154 122
.20
n147 137 131 166 117 139 176 138
„22
n169 158 142 179 145 155 175 170
*24
„188 182 164 194 169 174 188 193
.28
n215 199 192 228 180 189 200 198
»32
m210 217 238 239 196 202 238 236
-36
»233 243 257 240 213 222 276 285
Bewohnerin der betr. Milch ist, eine Betrachtungsweise, wie sie
Schlaeppi vertritt. Die Einwirkung bakterizider Kräfte in den
ersten zwei Stunden setzt bei der Saanenziege I die Bakterien¬
zahl um durchschnittlich 15 % herunter; erst dann tritt die ver¬
schiedene Einwirkung auf die vier Bakterienarten in den Vor¬
dergrund. Bact. coli wie auch Bac. subtilis überschreiten ihre
Anfangskeimzahl nach 18 Stunden wieder, die beiden Stämme
des St. pyogenes erst nach 24 und 28 Stunden. Eine wachs¬
tumshemmende Wirkung kommt auch hier deutlich zum Aus¬
druck in den einige Stunden langsam ansteigenden Keimzah¬
len, denen, mit Aufhören der bakteriziden Wirkung, ein rasches
Ansteigen folgt.
Dies ist zu beobachten an der stark bakterizid wirkenden
Milch der Saanenziege I; die gleichen Erscheinungen treten
auch bei den andern beiden Milchen, wegen der auf sie in schwä¬
cherem Mass einwirkenden bakteriziden Wirkung entsprechendabgeschwächt auf. Die Milch der Saanenziege II zeigt einen
weniger auffälligen Rückgang der Keimzahlen in den ersten
4 49
zwei Stunden, durchschnittlich nur 10 %. Die Keimverminde¬
rung schreitet in der Milch der linken wie der rechten Euter¬
hälfte annähernd in gleicher Weise fort; sie erreicht ihren Tief¬
punkt nach 6—8 Stunden. Die Differenzen zwischen linker
und rechter Euterhälfte ergeben für St. pyogenes albus 12%,
für St. pyogenes albus II 1 %, für Bact. coli 0 %, für Bac. subtilis
1 %. Auch diese Differenzen können mehr zufälligen Ursprungs
sein. In der Milch der Appenzellerziege, einer ebenfalls
schwach bakterizid wirkenden Milch, sehen wir Verhältnisse,
die mit denen der Saanenziegen gut vergleichbar sind. Die
Keimminima sind nach 8—10 Stunden erreicht und die Diffe¬
renzen zwischen den Euterhälften betragen bei allen vier Bak¬
terienarten 2 %. Nach 36 Stunden wird hier die 2x/2—3fache
Anfangskeimzahl konstatiert, währenddem bei der Saanen-
ziege I in der gleichen Zeit nur der P/àfache Betrag erreicht
wird.
Kurz noch einiges über die Ergebnisse der übrigen 30 Ver¬
suche. Die Untersuchungstechnik blieb die gleiche wie bei Ver¬
such I; es wurde zudem noch die Milch von zwei weiteren Tie¬
ren verwendet, bei beiden stark bakterizid wirkend. Die ein¬
geimpften Keimmengen wurden in möglichst gleicher Höhe ge¬
halten. Bei allen Versuchen wirkte die Milch auf den aus der¬
selben Euterhâlfte isolierten Stamm des St. pyogenes albus am
stärksten bakterizid, an zweiter Stelle dann auf St. pyogenes al¬
bus II, isoliert aus einer fremden Milch (4 Mal von 31 Versuchen
stand er vor St. pyogenes albus I). Bei keinem der untersuch¬
ten Tiere erwies sich die bakterizide Wirkung der einen Euter¬
hälfte der andern überlegen; die niedrigsten Keimzahlen wur¬
den durchschnittlich nach 8—12 Stunden erreicht. Die Durch¬
schnittprozentzahlen, die sich aus der Differenz der Euterhälf¬
ten ergeben, betragen:
Tabelle IX.
Anzahl der Bakterizidie Tier St. pyog. St. pyog. Bact. Bac.
Versuche alb. I alb. II coli subt.
6 stark bei Saanenziege 1 4 7» 4 7» 3 7» 2 7o
6 schwach bei Saanenziege 2 3 °/« 2 7o 2 7« 2 7«6 schwach bei Appenzellerziege 3 2 °/o 3 7o 3°/o 2 7c7 stark bei Saanenziege 4 5 °/o 5 7o 4 7» 3 7»6 stark bei Appenzellerziege 5 15 7° 13 7» 5 7o 3 7o
Es ist aus dieser Zusammenstellung ersichtlich, dass die
Differenzen in der bakteriziden Wirkung zwischen den beiden
Euterhälften bei allen Versuchen klein sind. Die Maximaldif¬ferenzen zwischen den Euterhälften betrugen 8 Mal 16 % beiSt. pyogenes albus I; 6 Mal 11—14 % bei St. pyogenes albus II;anderseits war in 14 Versuchen die bakterizide Wirkung der
Milch der einen Euterhälfte gleich der der andern. Brudny20) wie
auch Meier9S) glauben an die Möglichkeit der Erwerbung einer
lokalen Immunität der Milchdrüse, auch Schlaeppi setzt sichfür diese Idee ein. Es ist auch nach unsern Untersuchungenwahrscheinlich, dass in jenen Fällen einer grossen Diffe¬
renz — die bei dem einen Tier während allen Versuchen be¬
stand — zwischen den bakteriziden Einwirkungen beider Euter¬
hälften, die stärkere Einwirkung der einen Euterhälfte sich auf
Grund einer solchen Immunitätserscheinung bildete und sich
so gegen diese bestimmte Bakterienart — in diesem Fall einen
St. pyogenes albus-Stamm — richtete.
Zusammenfassung.
Aus dieser Versuchsreihe geht deutlich hervor, dass die
bakterizide Beeinflussung einer Bakterienspezies durch beide
Euterhälften annähernd gleich stark und annähernd gleichzeitigerfolgte: Am stärksten wurde jeweils der aus der betreffendenEuterhälfte isolierte Stamm beeinflusst. In einem Fall (Appen-zellerziege 5) ergaben sich grössere Unterschiede in der bakte¬
riziden Wirkung der links- und rechtsseitigen Drüsenflüssig¬keit ; sie dürften auf eine grössere Abwehrkraft der einen Euter¬
hälfte gegen eine bestimmte Spezies hinweisen, die sich einer¬
seits durch die Möglichkeit einer lokalen Immunität der betref¬
fenden Hälfte gegen diese eine Spezies, anderseits allerdingsnur durch einen zufälligen stärkeren Einfluss der Drüsenhälfteauf den eigenen Bewohner erklären Hesse. Schlaeppi116,117) Car¬
penter 28) und Steiger1) konstatierten ähnliches. EinwandfreieVersuche können auch hier nur mit keimfreiem Milchserum als
Ausgangsmaterial gemacht werden; die Resultate sind nur für
die eine speziell eingeimpfte Spezies in der betreffenden Drüse
gültig. Bei Einimpfung von Bakteriengemischen könnten Täu¬
schungen hinsichtlich der Jntensität von bakteriziden Wirkungenzwischen den Drüsenhälften vorkommen, da ja die Milch nicht
51
alle Arten gleichmässig zu beeinflussen vermag und die Wachs¬
tumsgeschwindigkeit der Arten auch eine verschiedene ist. Am
stärksten nachteilig beeinflusst wurde in allen Versuchen der
aus der betreffenden Euterhälfte isolierte St. pyogenes albus.
Immerhin steht der St. pyogenes albus II, aus einer fremden
Milch isoliert, dem ersten nicht viel nach (im Durchschnitt um
4 %). Die bakterizide Wirkung gegenüber Bact. coli erscheint da¬
gegen abgeschwächt; wie auch bei Bac. subtilis macht sich, spe¬
ziell beim schwach bakterizid wirkenden Sekret, mehr die
wachstumshemmende Wirkung bemerkbar, daraus hervor¬
gehend, dass diejenigen Kolonien, die sich trotz des primären
bakteriziden Einflusses zu bilden vermochten, in den ersten Ta¬
gen kaum an Grösse zunehmen und auch am einzelnen Indivi¬
duum von Mikroorganismen merkliche Schwächespuren hin¬
terlassen (Brudny).
52
8. Bakterizidie-Wirkung in verschiedenen
Gemelkfraktionen.
Es sollte im Folgenden durch Versuche geprüft werden, in¬
wieweit die in der Literatur vorhandenen, allerdings spärlichen
Angaben über die Beziehung zwischen Bakterizidie und Ge¬
melkfraktionen auch auf Ziegenmilch Anwendung finden dür¬
fen. Im weiteren musste untersucht werden, ob der von ver¬
schiedenen Seiten konstatierte grösste Bakterienreichtum in der
Erstmilch und die z. B. von Freudenreich stammenden Unter¬
suchungen über die Verteilung der Bakterien in verschiedenen
Partien des Gemelkes gleichzeitig auch eine sich daraus er¬
gebende Verteilung bakterizider Kräfte bedinge.Zu Grunde gelegt wurden bei der überwiegenden Mehr¬
zahl bakterizider Untersuchungen von Autoren wie Fokker,
Backhaus und Cronheim2), Chambers29), Hunziker u. a. m. die
Bakterizidie der Gesamtmilch, d. h., es wurde stets die gesamte
Milch eines Drüsenteils oder der ganzen Drüse gewonnen und
auf die bakteriziden Kräfte geprüft. In vielen Fällen rechnete
man die ersten ccm der gewonnenen Milch nicht zum ganzen
Gemelke und Hess sie abspritzen, damit jene Mikroorganismen,die in den Zitzenkanal von aussen eingedrungen waren, von
der ersten abströmenden Milch weggeschwemmt und so nicht
im Gemelke mitgezählt wurden. So konnte immer nur die durch¬
schnittliche Bakterienzahl der Milch als Ganzes ermittelt wer¬
den, ebenso die sich auf diese Bakterienzahl auswirkenden bak¬
teriziden Kräfte; über ihre Auswirkung in einzelnen Gemelk¬
fraktionen blieb man sich im Unklaren. Untersuchungen, die
auch hier Neues förderten, wurden von Chambers, Harrison
and Cuning), Henninger, Jones1*) u. a. gemacht.Unseren Versuchen legten wir folgende Ueberlegungen zu¬
grunde: Um Aufschluss über die Verteilung der bakteriziden
53
Kräfte in einem Gemelke zu erhalten, sind wir genötigt — um
ja keine gegenseitige Beeinflussung beider Euterhälften be¬
fürchten zu müssen — die Milch einer jeden allein zu beobach¬
ten. Voruntersuchungen erwiesen die Erstmilch — wir bezeich¬
nen mit diesem Ausdruck die ersten 100 ccm Milch, die aus der
Zitze fliessen — als die keimreichste, hervorgerufen schon durch
die von aussen in die Milchbahnen eingedrungenen Keime. Sie
musste gesondert auf ihre bakterizide Wirkung hin geprüft wer¬
den. Die nun folgende Hauptmenge der Milch wurde in zwei
Malen gewonnen, einer „Mittelmilch" und einer „Endmilch".Die drei Gemelkfraktionen, Erst-, Mittel- und Endmilch, wur¬
den nach üblicher Methode getrennt filtriert und es sollten dann
annähernd gleiche Keimmengen zugesetzt werden.
Zur Durchführung der Versuche wählten wir drei
Saanenziegen, deren Milch wir schon öfters zu untersuchen Ge¬
legenheit hatten. Als Mikroorganismen, auf die die Milch ihren
bakteriziden Einfluss ausüben sollte, isolierten wir jeweils aus
der betreffenden Milch einen Stamm des St. pyogenes albus und
aus dem Kot des Tieres einen solchen des Bact. coli. Aus den
aufeinanderfolgend durchgeführten Versuchen sei einer hier wie¬
dergegeben, dessen Verlauf uns charakteristisch für die Ver¬
suche gleicher Art erscheint und dessen Ergebnisse dem Mittel
der ganzen Versuchszahl am nächsten liegen.Als Versuchsmilch wurde diejenige einer weissen Saanen-
ziege, die im dritten Laktationsmonat stand, benützt. Nach be¬
reits gemachten Erfahrungen musste die Milch stark schädigendauf das Bakterienwachstum einwirken: In diesem speziellenFall handelte es sich um Morgenmilch. Sie wurde in den drei
oben angegebenen Fraktionen aus jeder Drüsenhälfte nachein¬
ander gewonnen. Beobachtet wurde die bakterizide Wirkungauf einen zwei Tage vorher aus derselben Milch isolierten Stamm
des St. pyogenes albus und auf einen am verhergehenden Tagaus dem Kot des Tieres isolierten Stamm des Bact. coli. Die
Resultate sind die nachfolgenden:
54
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Aus den Ergebnissen dieser Versuchsreihe (Tab. X) konn¬
ten wir schliessen — jene der rechten Euterhälfte waren ganz'ähnliche —, dass keine der Gemelkfraktionen als besonders
stark bakterizid wirkend vor den beiden andern Fraktionen in
den Vordergrund trete. Die Gleichzeitigkeit der maximalen bak¬
teriziden Wirkungen — bei St. pyogenes albus durchschnittlich
um 2—6 Stunden früher als bei Bact. coli — lässt den Schluss
zu, es müsse eine bakterizide Wirkung in zeitlicher Beziehungals Ganzes gewertet werden. St. pyogenes albus, dessen an¬
fängliche Keimzahl nach durchschnittlich 7 Stunden auf 39 %
sank, erreichte sie bei allen drei Gemelkfraktionen nachi26—27
Stunden wieder. In Fraktion I war die Keimabnahme 60 %,in Fraktion II 66 % und in Fraktion III 58 %. Der Keimanstiegerfolgte bei allen drei Fraktionen gleichmässig. B. coli wies —
wie zu erwarten war, einen kleineren Keimrückgang auf, der
zudem seine Minimalwerte in allen Fällen um einige Stunden
nach denjenigen des St. pyogenes albus erreichte. Das Zurück¬
gehen der Keimzahl erfolgte bei Bact. coli in der Fraktion I
um 35 %, in der Fraktion II um 29 % und in der Fraktion III
um 34 % des eingeimpften Këimgehaltes.
Uebrige Versuche und Zusammenfassung.
Bei allen Versuchen wurde in gleicher Weise vorgegangen;
es ergaben sich die zu erwartenden Differenzen sowohl unter¬
einander wie auch von Versuch zu Versuch. In vier Versuchen
(je linke und rechte Euterhälfte) stand Fraktion I an erster
Stelle mit einer durchschnittlich 6 % betragenden grösserenKeimabnahme vor Fraktion II und Fraktion III. In keinem der
zwölf Versuche konnte von einer deutlich stärkeren bakterizi¬
den Wirkung einer Fraktion gegenüber den beiden andern ge¬
sprochen werden.
Zusammenfassend können wir auf Grund unserer Versuche
sagen: Sie ergaben eine mehr oder weniger sich gleichmässigauf das ganze Gemelk verteilende und dementsprechend zum
Ausdruck kommende bakterizide Wirkung. In keinem Fall
konnte von einem eindeutigen Hervortreten bakterizider Kräfte
in einer Fraktion gesprochen werden; St. pyogenes albus erlitt— wie wir schon des öfteren zu sehen Gelegenheit hatten —
eine grössere Keimeinbusse als Bact. coli ; letzteres wurde zudem
56
stets 2—3 Stunden nach St. pyogenes albus am stärksten be-
einflusst. Die minimalen in Prozenten angeführten Keimzah¬
len der einzelnen Milchproben ergeben den Durchschnitt der aus
der gesamten Milchmenge festgestellten prozentualen Keim¬
zahl. Mitbestimmend bei diesen Versuchen ist der Umstand,
dass die Tiere, deren Milch zu den Versuchen beigezogen wird,
ungefähr in der gleichen Laktationsperiode stehen.
57
9. Temperaturen, bei denen die Bakterizidie
geschädigt und vernichtet wird.
Nach den bis jetzt feststehenden Resultaten auf dem Ge¬
biete der gesamten Bakterizidie-Fragen, können wir annehmen,dass die bakterizide Wirkung der Milch den für alle bakteri¬ziden Stoffe gültigen Gesetzen unterliegt. Einen weiteren Be¬
weis liefert uns die Untersuchung der Temperaturfrage, d. h. die
Frage nach dem Wärmegrad, bei welchem eine Beeinflussungund letzten Endes ein vollständiges Aufhören einer bakteriziden
Wirkung einsetzt. Es ist diese Frage eine um so wichtigere,als damit alle die Ansichten über die Ursachen und das Zu¬
standekommen der Bakterizidie in engstem Zusammenhangstehen. Den sehr komplizierten Fragenkomplex suchten wir
nach Möglichkeit zu vereinfachen.
Henninger beantwortet die gestellte Frage, ob die bakteri¬zide Wirkung eines Mediums nur, d. h. ausschliesslich, demVorhandensein alexinartiger Stoffe zuzuschreiben sei, vernei¬nend. Dies auf Grund von Versuchen, die ihm zeigten, dass eine
bakterizide Wirkung bei Temperaturen von 56°—65° C noch gutkonstatierbar sei. Bei dieser Temperatur sind jedoch die ther-
molabilen Alexine vernichtet. Er macht daher für die bei höhe¬rer Temperatur feststellbare Bakterizidie die thermostabilen Leu¬kine verantwortlich. Nach einer halbstündigen Erhitzung auf75
°C konstatierte er noch eine geringe bakterizide Beeinflus¬
sung. Drewes gelangte nach den Ergebnissen seiner Untersuch¬
ungen zur gleichen Ueberzeugung wie Henninger; eine deut¬liche Beeinflussung der Bakterizidie beobachtete er bei 56° C,eine minimale Auswirkung noch während des Temperatur¬anstieges von 56
°
auf 63°
C. Eine Vernichtung jeglicher bak¬terizider Fähigkeiten tritt nach Drewes bei einer Erhitzung auf
58
75°
C während 15 Minuten ein. — Als Grund der Abhängig¬
keit von Bakterizidie und Peroxydase vom Wärmegrad gibt
F. S. Hansen eine Uebereinstimmung der Inaktivierungstempe-
raturen an (15 Min. 70° C schwache Einwirkung, 15 Min. 75°
C Vernichtung). Drewes, der ähnliche Beobachtungen gemacht
hat, bestreitet aber diesen Zusammenhang von Bakterizidie und
Peroxydasen-Wirkung mit dem Hinweis auf die peroxydase-
freie Frauenmilch, der ebenfalls eine bakterizide Wirkung
eigentümlich ist, und mit der Bemerkung, dass eine Per¬
oxydase nach Tagen noch nachweisbar sei, die Bakterizidie aber
in allen Fällen nur kürzere Zeit andaure. Wir kommen in einem
abschliessenden Kapitel auf diese Fragen zurück; nur seien in
diesem Zusammenhang noch erwähnt: Orla-Jensen, der eine
optimale bakterizide Wirkung innerhalb der Temperaturgren¬
zen von 20°C und 37
°C beobachtete, allerdings, wie er sagt,
nur an abgeschwächten Individuen, währenddem lebenskräftige
Individuen davon nicht berührt würden; Schwarz122), der für
die Blutbakterizidie eine Optimaltemperatur von 42° C fest¬
stellte, und Schroeder119), der die Frage der Kühlung und deren
Einfluss auf die Mikroorganismen untersuchte, und dabei zur
Ueberzeugung kam, dass bakterizide Einwirkungen als wider¬
standsfähig gegen tiefe Temperaturen betrachtet werden kön¬
nen.
Die erste Versuchsreihe mit stark bakterizider Milch, die
wir unternahmen, umfasste 106 Einzelversuche; wir geben ihre
Resultate zusammengefasst in der Tabelle XI (Seite 61) wieder.
Die Untersuchungstechnik gestalteten wir so, dass die zu errei¬
chenden Temperaturen im Milchserum während 15 Minuten bei¬
behalten wurden, nachher kühlten wir sofort auf 25°C ab und
impften das in verschiedenen Kölbchen befindliche Serum mit
den entsprechenden Arten von Mikroorganismen. Aus der gros¬
sen Zahl der parallel verlaufenden Versuche ergab sich eine
Trennung in verschiedene Tagesrationen, was den Vergleich der
Resultate als solche nicht beeinflussen konnte, da eine gleich¬
bleibende Intensität der keimtötenden Fähigkeiten in der betref¬
fenden Milch vorher festgestellt wurde und zudem fortwährend
Stichproben in Parallelversuchen eine Verschiebung der nor¬
malen Wirkung sofort angezeigt hätten. Als Keimarten ver¬
wendeten wir: St. pyogenes aureus (a) aus der betreffenden
59
Milch, B. coli commune (b) aus Kot, Bac. subtilis (c) aus Heu,St. pyogenes albus (d) aus der betreffenden Milch und Bac.
mesentericus (e) aus Erde. Alle Mikroorganismen impften wir
aus frischen Kulturen in das Milchserum; die Aufbewahrungs¬temperatur der Gusskulturen war während der ersten vier Tage30
°
C (bis zur ersten Zählung), nachher während 6 Tagen20° C; nach 10 Tagen nahmen wir die Keimzahl als endgültigean. In der dritten Kolonne unserer Tabelle geben wir in Pro¬
zenten den mittleren Wert des Maximalkeimrückganges der
betreffenden Versuche an, in der fünften Kolonne die Anzahlder parallel durchgeführten Versuche, mögen sie nun gleicheoder verschiedene Mikroorganismen betreffen.
Die Auswirkungen der Bakterizidie, wie sie Henninger undDrewes bei ihren Versuchen beschrieben haben, können wir
zum grössten Teil bestätigen. Nicht so deutlich kam eine von
ihnen beschriebene gleichbleibende bakterizide Einwirkung zwi¬
schen 56° C und 63° C in unsern Versuchen zum Ausdruck;wir konstatierten — wie aus der oben angegebenen Tabelle undder graphischen Darstellung hervorgeht — ein gleichmässigesZurückgehen der bakteriziden Wirkung, das allerdings bei der
angegebenen Temperaturstufe von 56 °C bis 63 °
C ein Mini¬
mum aufweist. Die höchste Auswirkung fanden wir zwischen35
°
C und 37°C und würden diese Wärmegrade in unsern
Versuchen als die optimale Temperatur für bakterizide Auswir¬
kungen ansprechen. Aus den Resultaten der wiedergegebenenTabelle und der graphischen Darstellung geht hervor, dass eineviel stärkere Beeinflussung den beiden aus der betreffenden Milch
gezüchteten Mikroorganismen widerfährt, dem St. pyogenes
aureus und St. pyogenes albus, wie hingegen auch gegen diesestärkeren Auswirkungen bei steigenden Wärmegraden durchdie beiden genannten Mikroorganismenarten besser Wider¬
stand geleistet wird. Während bei den andern untersuchtenArten bei einer gewissen Temperatur ein plötzlicher Wirkungs¬abbruch erfolgt (z. B. Bac. subtilis bei 72° C), lässt sich beiSt. pyogenes aureus sowie albus ein kontinuierliches Nach¬lassen der bakteriziden Wirkung beobachten, das sich, ange¬
fangen bei 55°
C bis 72°
C gleichmässig auswirkt. Die Tem¬
peratur von 72° C zeigt eine 14%ige bzw. 16%ige Beeinflussungan, um sogar noch bei 73
°C (St. pyogenes albus bei 74
°
C) auf
60
Tabelle
XI.
Bemerkungen
Serumerhitzt
auf
—40°
C
—50°C
—55°
C
Einflussspürbar
60°
C
ff
ff
65°
C
It
If
66°
C
ff
1*
67°C
starkerEinflussspürbar
68°C
««
»»
69°
C
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ff
70°C
ff
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71°
C
ff
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72*
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(73°
C
bakterizide Einwirkung
74°
C
m
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!75°C
M
a
x
.
Keimrückgang
in
°/o
-48(b)-70(d)
-49(b)—69(a)
-52(e)—71(d)
—70(d)—71(a) —68(d)-45(
b)—69(a)-68(a)-68(d)—42(e) —64(a)-67(d)—4
6(b)—44(e) —58(a)-61(d)-45(b)-42(e)-42(c)
-51(a)—42(d)—43(b)—40(e)—41(c)
—34(a)—29(d)—38(b)—39(e)—37(c)
—22(a)—15(d)—37(b)—25(e)—35(c)
—14(a)—16(d)—33(b)—22(e)—34(c)
-l,5(a)-7,(d)-l
Vi(b)±0(e)±0(c)
-'/2(a)+
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±
0(b)
±
0(e)
±0(c)
±
0(a)
±
0(d)
±
0(b)
+0(e)
±
0(c)
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53
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eine Bakterizidie zu reagieren. Auf Grund der Tabelle ist es
uns möglich, drei grosse Stufen der Beeinflussbarkeit der bak¬teriziden Wirkung der Ziegenmilch durch die Temperaturerhö¬hung zu unterscheiden.
Eine erste Stufe, in der eine leichte Beeinflussbarkeitdurch die Temperaturerhöhung spürbar wird, beginnend beica. 55
°
C, endigend bei ca. 66°
C, eine zweite Stufe, in dereine stärkere Beeinflussbarkeit durch die Wärmesteigerungbemerkbar wird, beginnend bei 67
°
C, endigend bei 12°
Cund eine dritte Stufe, in der der Einfluss derart stark ist, dassnur noch eine minime oder gar keine bakterizide Wirkung mehr
spürbar ist und die bei ca. 73°
beginnt.Es ist nun nicht nur das Unterdrücken und Abtöten von
Mikroorganismen, an dem in dieser Versuchsanordnung ein
bakterizides Einwirken erkannt wird; wir erkennen es auch an
den sogenannten Hemmungserscheinungen der Spaltpilze, dieihren Einfluss auf Grösse und individuelle Gestalt der einzelnenKolonie geltend machen. Beispielsweise begannen bei 60
°
Cdie Kolonien des St. pyogenes aureus und albus, die sich gegen¬über den bakteriziden Kräften bei jener Temperatur als resi¬stent erwiesen hatten, grösser zu werden, bildeten dann aberauf 67° C bis 68° C erwärmt Anhäufungen, die sich von denender andern Arten nicht mehr unterschieden. Der Einfluss der
Temperatur auf die Bakterizidie liess sich zuerst an der Ein¬
wirkung auf die beiden genannten Bakterienarten St. pyogenesaureus und albus feststellen, indem sich von 60
°C an der für
diese Arten typische kontinuierliche Rückgang zeigte.Ueber den Verlauf der bakteriziden Phase bei höherer Tem¬
peratur lässt sich feststellen: Je höher die Temperatur, umso
kürzer die bakterizide Phase. Demzufolge mussten wir beiTemperaturen von über 65° C jede Stunde (anstatt der zwei¬
stündigen Intervalle) Plattenkulturen anlegen. Es sind in die¬sen Resultaten die maximalen Einwirkungen miteinander ver¬
glichen worden, obschon sie zeitlich auseinander liegen können,in der Annahme, dass letzten Endes die Stärke der Einwirkungund nur diese in den Versuchen der Temperaturbestimmungenmassgebend sei. Eine Konzentration bakterizider Auswirkun¬
gen bei Temperaturerhöhungen erfolgt zeitlich früher als im
Normalfall. Wir haben in einer kurzen Zusammenstellung (Ta-62
belle XII) jeweils jene Stundenzahlen festgehalten, bei welchen
die Keimmenge nach der bakteriziden Einwirkung wieder die
ursprüngliche Anzahl erreicht hat. Es zeigt sich dabei deutlich
die bei erhitztem Milchserum vorgeschobene Parallelität von
maximal bakterizider Einwirkung und Erreichen der primären
Keimmenge. Wie aus den Resultaten anderer Versuche hervor¬
gegangen ist, bewegte sich die Stundenzahl beim Erreichen der
primären Keimmenge zwischen 15 und 35 Stunden; hier wird
sie nun durch die Temperaturerhöhung bedeutend vorgeschoben.
Tabelle XII-
Erreichen der anfänglichen Keimmenge
bei einer stark bakterizid wirkenden Milch,
wenn das Serum 15 Minuten auf 68° C bis 70° C
erhitzt wurde:
Stunden
Bezeichnung Keimart: nach 1 2 3 4 5 6 7 8 9
a St. p. aureus 3x 6x 2x lx Ox Ox Ox 3x
b Bact. coli Ox Ox Ox Ox Ox 6x 4x Ox Ox
c Bac. subt. Ox lx 3x Ox 2x
d St. p. albus Ox 7x 2x 3x 2x lx Ox Ox Ox
e Bac. mesent. Ox Ox 2x lx Ox 3x 2x Ox Ox
Wir geben in der Tabelle XIII (s. Seite 65) noch an einem
einzelnen Beispiel den Vorgang der mit steigender Temperatur
zeitlich vorrückenden Maximaleinwirkung wieder. Es handelt
sich um das Verhalten von St. pyogenes aureus (a) in stark
bakterizid wirkender Milch. Zum Vergleich mit Bact. coli (b)
in derselben Milch schliessen wir die entsprechenden Resultate
in die Tabelle ein. Der besseren Uebersicht wegen berücksich¬
tigen wir nur die Prozentzahlen des Keimrückganges.
Wir beobachteten also die kleinsten Keimmengen von St.
pyogenes aureus bei steigender Temperatur nach 10 Stunden
bei 45° C, nach 7 Stunden bei 55° C, nach 4 Stunden bei 65° C,
nach 3 Stunden bei 71°
C, währenddem sich nach einer Erhit¬
zung des Milchserums auf 74°C während 15 Minuten keine bak¬
terizide Wirkung mehr nachweisen liess. In ungefähr gleichem
Sinn verläuft der Vorgang bei Bact. coli. Charakteristisch an
63
den Ergebnissen des Bact. coli ist der Umstand, dass in denhöher erhitzten Sera die Intensität der Bakterizidie nicht so
stark zurückgeht, als dass sie bei ihrem Nachlassen die Ma¬xima der Einwirkung zeitlich vorzuschieben vermöchte. Nebendiesen Untersuchungen in stark bakterizid wirkender Milch wol¬len wir nun eine kurze Uebersicht geben über die im gleichenRahmen durchgeführten 111 Versuche mit schwach bakterizidwirkender Milch. Hier lässt sich noch eine bedeutend grössereEinheit und Regelmässigkeit in den Verschiebungen konstatie¬ren. Das gelegentlich zu beobachtende Sprunghafte der eben be¬schriebenen Versuche verschwindet hier ganz, es lässt sich eine
Beeinflussung der Bakterizidie durch die Temperaturerhöhungerst bei 60° C bei einer Erhitzungsdauer von 15 Minuten nach¬weisen. Eine Zone mittlerer Beeinflussung setzt ein bis zur
Temperatur von 68° C. Die Prozentzahlen der maximalen
Keimabnahme, die sich in den Temperaturgrenzen bis zu 60° Cum 25 % bis 26 % bewegt hatten, verlieren in jenen von 60 °
bis68° C pro Grad steigender Temperatur durchschnittlich 1—2 %.Bei St. pyogenes aureus sinkt bei einer maximalen Keimabnahmebei 60° C von 26 % der entsprechende Keimrückgang bei 67° Cauf 21 % ; bei St. pyogenes albus von 25 % bei 60
°
C auf 21 %
bei 67° C. Eine Ausnahme bilden wieder die nicht aus derbetreffenden Milch stammenden Mikroorganismen; Bact. colizeigt sich insoweit widerstandsfähig, als in den meisten Fällenkeine, selten eine Abnahme des maximalen Keimrückganges von
1—2 % während der ganzen Temperaturschwankung von 60° Cbis 67° C eintritt. Aehnliches ist von Bac. mesentericus undBac. subtilis zu sagen. Die starke Beeinflussung beginnt auchhier bei 67° C. Für St. pyogenes aureus ist die durchschnitt¬liche maximale Keimabnahme bei 72° C 3 %, für St. pyogenesalbus 4 %. Bei 73° C ist sie für beide Mikroorganismen durch¬schnittlich 1 %. Bact. coli bildet wieder insoweit eine Ausnahme,als bei dem auf 72
°
C erhitzten Serum noch eine Keimabnahmevon 14 % zu konstatieren ist, bei dem auf 74
°erhitzten Serum
eine solche von nur 1 %. Beim Erwärmen des Milchserumsauf 72° C scheint eine Vernichtung der für Bac. subtilis bak¬teriziden Kräfte erfolgt zu sein. — Ebenso wie bei den mit starkbakterizid wirkender Milch durchgeführten Versuchen werdendie anfänglich vorhandenen Keimzahlen bei erhöhter Tempera-64
TabelleXIII.
BakterizideAuswirkungenb
ei
erhöhterTemperatur
(in
7")
a=
St.
pyogenesaureus
b=
Bact.
coli
Die
minimalenKeimzahlens
i
n
d
jeweils unterstrichenb
ei
abei
b
Keimmenge
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i
n
.
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15
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i
n
.
55°C
tl5
M
i
n
.
,65°C
15Min
.71°C
15
M
i
n
.
74°C
NichterwärmteMilch
ab
ab
ab
ab
ab
ab
sofort
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100
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100
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GraphischeDarstellung
D.
Rückgang
der
Bakterizidie
bei
ansteigenderTemperatur.
Erhitzung
in°C
St.pyogenesau
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Bact.colico
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B
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55°C
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66°C
67°C
68°C
69°C
70°C
71°C
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73°C
74°C
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BakterizidiewirkungBakterizidiewirkungBakterizidiewirkung BakterizidiewirkungBakterizidiewirkung
tur bedeutend früher erreicht; dementsprechend wird die maxi¬
male Keimabnahme früher gelegt. Bei St. pyogenes aureus bei¬
spielsweise wurden die primären Keimzahlen durchschnittlichnach 8—10 Stunden erreicht; bei normaler Temperatur erst
nach 20 und mehr Stunden.
Die graphische Darstellung D (s. Seite 66) zeigt den Rück¬
gang der bakteriziden Wirkung der Milch mit steigender Tem¬
peratur.
Zusammenfassung.
Die in diesem Zusammenhang erwähnten Versuche haben
gezeigt, dass bei Temperaturen von 60° C aufwärts eine stär¬
kere Beeinflussung der bakteriziden Fähigkeiten der Ziegen¬milch eintritt. Bei dem auf 74° C bis 75° C erwärmten Milch¬serum ist keine bakterizide Wirkung mehr zu beobachten. DieStärke der Einwirkung auf verschiedene Bakterien ist artbedingt.Am stärksten wurden der gelbe und der weisse St. pyogenes be¬troffen. Tiefe Temperaturen, d. h. solche zwischen 0° C und14° C erwiesen sich für die bakteriziden Auswirkungen als in¬different. Von 55° C an aufwärts erleidet die Keimabnahme
pro steigenden Temperaturgrad einen Rückgang von 1—2 %.Die Wirkungen in stark und schwach bakterizid wirkender Milchsind ähnlich, in der letzteren kommt aber das kontinuierlicheder Einwirkungen besser zum Ausdruck. Mit steigender Tem¬
peratur wird die bakterizide Phase zeitlich vorgerückt und in
eine kürzere Zeitspanne gedrängt; dadurch erreicht die Keim¬zahl einige Stunden früher ihre anfängliche Grösse als bei be¬scheidenen Wärmegraden. Bei schwach bakterizid wirkenderMilch kommt die wachstumshemmende Seite der bakterizidenKräfte mehr zum Ausdruck als die abtötende. Auf die sich dar¬
aus ergebenden Schlussfolgerungen über die Bakterizidie ver¬
ursachenden Faktoren wird am Schlüsse hingewiesen werden.
67
10. Die Beeinflussung der Bakterizidie
durch das Licht.
Wir haben bei den Untersuchungen über die längere Auf¬
bewahrung filtrierter Milch die Beobachtung gemacht, dass ein
Unterschied bestehen müsse zwischen der Bakterizidie der Milch,
die im Dunkeln und solcher, die im Tageslicht aufbewahrt
werde. In der Literatur finden sich meistens'Angaben, die Auf¬
bewahrung der Milch sei aus diesen oder jenen biologischen
Gründen im Dunkeln erfolgt. Die keimtötende Wirkung des
Lichtes auf die Bakterien der Milch ist bekannt; mit Milch¬
bestrahlungen zu keimtötenden Zwecken operierten verschie¬
dene Autoren und gewisse Verfahren zur Gewinnung keim¬
armer und keimfreier Milch wurden und werden mit Quarz¬
lampen und dergleichen in die Praxis eingeführt. Es war uns
darum zu tun, zu erfahren, ob überhaupt und wie sich eine
Belichtung in Bezug zur Bakterizidie auswirke. Wir kamen so
zur Aufstellung zweier Versuchsreihen, wobei die Einwirkung
von Tageslicht und künstlichem Licht untersucht wurde. Wir
mussten umsomehr die beiden Versuchsreihen durchführen, als
wir zugleich erfahren wollten, ob bestimmte Strahlen im Tages¬
licht von ausschlaggebender Bedeutung seien.
A. Versuche über die Wirkung des Tageslich¬
tes auf die Bakterizidie keimfreien Milch¬
serums.
Das diffuse Tageslicht wurde als solches verwertet und das
Milchserum nicht speziell dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt;
die durchschnittliche Belichtung betrug täglich 15 Stunden, un¬
terbrochen jeweils durch die Nachtstunden. Parallel zu diesen
68
Proben im Hellen, bewahrten wir Milchserum zu gleicher Zeit
im Dunkeln auf, um es nachher zu den Vergleichen beizuziehen.
Wir geben im folgenden einen Versuch detailliert wieder; die
andern werden summarisch angeführt.Wir ziehen zu diesem darzustellenden Versuche eine stark
bakterizid wirkende Milch heran. Nach der üblichen Gewin¬
nung und dem Filtrieren füllten wir das Serum in zwei Kölb-
chen: Das eine wickelten wir mehrfach in schwarze Tücher
und bewahrten es in einem lichtlosen Schranke auf, das
andere Kölbchen stellten wir am Fenster auf und Hessen es so
Tag und Nacht stehen. Die Milch wurde nach 22 Tagen auf
ihre bakteriziden Fähigkeiten gegenüber fünf Mikroorganismen
geprüft, nämlich je einen Stamm des St. pyogenes aureus, des
St. pyogenes albus, des Bact. coli, des Bac. subtilis und des Bac.
mesentericus. Die Stämme isolierten wir jeweils 24 Stunden
vor der Ueberimpfung und zwar St. pyogenes aureus und St.
pyogenes albus aus der Milch des betreffenden Tieres, Bact.
coli aus Kot, Bac. subtilis und Bac. mesentericus aus Futter¬
resten. Bei jedem zugesetzten Mikroorganismus wurde die bak¬
terizide Reaktion der Milch während der folgenden 48 Stunden
beobachtet. Die Aufbewahrungstemperatur der Kulturen betrug30
°C während der ersten vier Tage, die restlichen 6 Tage wur¬
den sie zu 20°C gestellt. Der Verlauf des Versuchs ist aus der
folgenden graphischen Darstellung E und der Tabelle XIV er¬
sichtlich; wir haben, um hauptsächlich die graphische Darstel¬
lung übersichtlich zu gestalten, davon abgesehen, alle fünf Keim¬
arten, resp. zehn Kurven einzutragen, und darum nur -zwei ge¬
gensätzliche Vertreter St. pyogenes aureus und Bact. coli gra¬
phisch dargestellt. Der Verlauf der bakteriziden Einwirkungauf die drei andern Keimarten — St. pyogenes albus, Bac. sub¬
tilis, Bac. mesentericus — ist der Tabelle XIV zu entnehmen.
Die graphische Darstellung E zeigt uns schon beim ersten
Ueberbick deutlich ein Zurückstehen bakterizider Kräfte in
jenem dem Tageslicht ausgesetzten Kölbchen gegenüber jenem,
das im Dunkeln aufbewahrt wurde. Mit andern Worten:
Die dem Tageslicht während der 22 Tage ausgesetzte Milch er¬
litt eine Schädigung oder einen Rückgang ihrer bakteriziden
Fähigkeiten, während die im Dunkeln aufbewahrte Milch die
Fähigkeiten beibehielt. In der dunkel gehaltenen Milch sehen
69
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Zu-und
Ab¬
nahme
inyo
+50
Graphische Darstellung
E.
Einwirkung
des
Tageslichtesa
uf
die
Bakterizidie.
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Dunkelnaufbewahrt:
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pyog.aureus
Bact.colic
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Lichtaufbewahrt:
St.pyog.
aureus
Bacfc.colic
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m
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n
a
c
h
10
20
30
36
40
Hh
40
Stunden
wir die Keimzahl von St. pyogenes aureus stufenförmig rasch
sinken und sie erreicht ihr Keimminimum mit 44 % ihrer ur¬
sprünglichen Zahl. Das ziemlich intensive Nachlassen der bak¬
teriziden Kräfte beginnt nach der 16. Stunde und nach 33 Stun¬
den ist die eingeimpfte Keimzahl wieder erreicht. Bei der, die¬
sem Fall entsprechenden, am Tageslicht aufbewahrten Milch er¬
folgt das Erreichen der minimalen Keimzahl mit 49 % der ur¬
sprünglich eingeimpften Menge zur gleichen Zeit. Der weitere
Verlauf der Kurve zeigt ein langsameres Steigen der Keimzahl
als bei der im Dunkeln aufbewahrten Milch; die zeitliche Dif¬
ferenz zum Erreichen der ursprünglichen Keimzahl zwischen
der hell und dunkel aufbewahrten Milch beträgt allerdings nur
eine Stunde.
Deutlicher werden die angeführten Beobachtungen in der
unter denselben Verhältnissen aufbewahrten Milch, die aber mit
Bact. coli beimpft worden war. Die beiden Bakterienminima
liegen zu gleicher Zeit, bei einer stärkeren Bakterizidie-Auswir-
kung von 7 %, in der im Dunkeln aufbewahrten Milch. Dem
höheren bakteriziden Grade folgt ein rascheres Sinken desselben
— so, wie es sich schon öfters auswirkte; während die im
Dunkeln aufbewahrte Milch mit dem grösseren bakteriziden Ein-
fluss schon nach 33% Stunden die anfängliche Keimmenge er¬
reichte, so geschieht dies bei der am Tageslicht aufbewahrten
erst nach 35 Stunden. Die entsprechenden Zahlen für St. pyo¬
genes albus, Bac. subtilis und Bac. mesentericus enthält die
Tabelle XIV-
Aus nachstehender Tabelle ersehen wir, wie stark bei den
sonst nicht als besonders intensiv durch bakterizide Kräfte be¬
einflussbar geltenden Mikroorganismen, wie Bac. subtilis und
Bac. mesentericus, ein Unterschied in der Ab- und Zunahme in
hell und dunkel aufbewahrter Milch zu Tage tritt. Die jewei¬
ligen Unterschiede der Keimminima belaufen sich, wie aus der
Tabelle ersichtlich ist, bei St. pyogenes albus auf 13 %, bei Bac.
subtilis auf 7 % und bei Bac. mesentericus auf 9 %. Die
schwächere Auswirkung bakterizider Kräfte in der am Tages¬
licht aufbewahrten Milch macht sich deutlich erkennbar.
In der gleichen Art wurden durch uns drei weitere Versuche
durchgeführt. Wir unterzogen auch schwach bakterizide Milch
unseren Untersuchungen, um eventuelle Aenderungen gegen-
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über der stark bakterizid wirkenden festhalten zu können. Es
ist zu sagen, dass bei schwach bakterizid wirkender Milch ein
Unterschied allein im Stärkegrad liegt. Die maximalen Diffe¬
renzen der Keimminima betrugen in hell und dunkel aufbewahr¬
ter Milch bei den stark beeinflussbaren Mikroorganismen St.
pyogenes aureus, St. pyog. albus und Bact. coli 5—7 % gegen¬
über den entsprechend reduzierten Zahlen in schwach bakte¬
rizid wirkender Milch. Ein Unterschied bei den andern Mikro¬
organismen Bac. subtilis und Bac. mesentericus war öfters
schwer zu erkennen; der Unterschied bestand gelegentlich
darin, dass in der am Tageslicht aufbewahrten Milch bedeutend
häufiger Kümmerformen auftraten. Ebenso war ein späteres
Eintreffen des Keimminimums in der „hell" aufbewahrten mit
schwach bakterizid wirkenden Stoffen ausgezeichneten Milch
zu beobachten. Von Interesse war auch das überaus späte Er¬
reichen der anfänglichen Keimzahl, gelegentlich erst nach 48
Stunden. Eine wachstumshemmende Wirkung dürfte im weiter
fortgeschrittenen Verlauf der bakteriziden Phase mehr in den
Vordergrund treten, nachdem zu Anfang überwiegend eine
keimtötende zu bemerken war.
Zusammenfassung:
Wir kommen bei diesen unsern Versuchen zum Resultat,
dass sich ein Nachlassen der Einwirkung bakterizider Kräfte
in der während längerer Zeit (22 Tage) am Tageslicht aufbe¬
wahrten Milch bemerkbar macht. Je stärker bakterizid die be¬
treffende Milch an sich schon wirkte, um so stärker war das
Nachlassen jener Kräfte in der bei Lichtzutritt aufbewahrten
Milch. Speziell in der schwach bakterizid reagierenden Milch
machte sich eine zeitliche" Ausdehnung der bakteriziden Phase
geltend; sie dauerte in einem Fall 52 Stunden an. Die schwä¬
chere Wirkung der Bakterizidie in der am Tageslicht aufbe¬
wahrten Milch betrug bei stark bakterizid wirkendem filtrier¬
tem Eutersekret auf die empfindlicheren Mikroorganismen bis
zu 13 % derjenigen der im Dunkeln aufbewahrten.
73
B. Versuche über die Einwirkung künstlichen
Lichtes auf die Bakterizidie keimfreier Milch.
Der Hauptunterschied gegenüber den vorhergehenden Un¬
tersuchungen ist der der Einwirkung einer bestimmten, unun¬
terbrochen wirkenden Lichtmenge auf ein Quantum filtrierter
Milch. Die Lichtintensität in den im vorigen Abschnitt beschrie¬benen Untersuchungen war variabel, sowohl in der Dauer der
Einwirkung als auch in ihrer Stärke.
Unsere jetzige Versuchsordnung war die folgende: Im ver¬
dunkelten Zimmer standen einige (meistens deren drei) Rea¬
giergläser mit der darin filtrierten Milch, umgeben voh drei
Quarzlampen, deren Lichtstärke während 29 Tagen (696 Std.)ununterbrochen mit 450 W einwirkte. Wir sind uns dessen be-
wusst, dass zufolge Aufbewahrung des Milchserums in Gefässen
aus gewöhnlichem Glas nur ein bescheidener Teil der kurz¬
welligen Lichtstrahlen wirksam sein konnte. Parallel dazu be¬
wahrten wir die andere Hälfte der zum Versuch bereitgestell¬ten Milch in den entsprechenden Reagiergläschen im Dunkelnauf. Nach der Belichtungszeit impften wir diese und die demLichte ausgesetzten Reagiergläschen mit den frisch isoliertenStämmen von: Bact. coli aus den Fäces des betreffenden
Tieres, St. pyogenes albus aus der betreffenden Milch undBac. subtilis, isoliert aus dem Futter. Derselbe Versuch
wurde dreimal ausgeführt, zweimal mit schwach bakteri¬
zid einwirkenden Milchen, einmal mit einer stark bakterizidwirkenden. Der deutlich ersichtlicheren Einwirkung wegen
geben wir den letzteren Versuch in der folgenden Tabelle XVwieder und zwar nur in Prozent der beobachteten Keimab- und-zunähme.
Die minimalen Keimzahlen sind unterstrichen und das Er¬reichen der primären Keimzahl ist mit einem
*
bezeichnet (sieheTabelle XV, Seite 75).
Aus Tabelle XV ersieht man, wie schon nach zwei Stun¬den bei allen drei Bakterienarten in der belichteten Milch eine
Schädigung der bakteriziden Wirkung zu beobachten ist. Nachdurchschnittlich 12—14 Std. sind in allen Fällen die Keimminimaerreicht. Bei der geschädigten bakteriziden Wirkung werdenin der belichteten Milch die primären Keimzahlen um einige
74
Tabelle XV.
Bact. coli St. pyog. albus Bac. subtilis
Hell Dunkel Hell Dunkel Hell Dunkel
rfort 100 100 100 100 100 100
2 Std. -12 -11 -14 -11 — 6 — 4
4„
-17 -22 -17 -17 — 9 —15
6„
-29 —31 -19 -31 -19 —23
8,
—32 —38 -29 -44 -25 —29
10»
-38 —43 -41 —52 -33 -35
12»
14.
16„
-44
—46
-46
-56
-59
-57
-43
-48
—46
-63
-61
-51
-88
-40
-31
-49
-48
-49
18,
-41 -55 -44 -48 -27 —48
20.
-40 -52 -38 -41 -25 —49
24.
-25 -50 -22 -33 -22 -15
28»
-22 -50 - 9 -28 -16 - 7
32.
- 6 -39 ±1* -23 —10 +6*
36.
4- * -31 +12 -14 — 5 +11
40.
+ 6 -23 +14 +1* +2* +18
44,
+16 - 7 +29 + 8 + 8 +18
48.
+34 +3* +46 +16 +18 +26
52.
+41 +16 +69 +43 +41 +40
56.
+68 +19 +81 +67 +61 +38
60.
4-98 +58 +114 +77 +76 +55
64„
+172 +91 +177 +69 +95 +70
68„
+176 +94 +180 +71 +188 +84
72.
+241 +123 +204 +79 +174 +88
Stunden früher erreicht; als einzige in allen Versuchen beob¬
achtete Ausnahme ist in dieser Tabelle Bac. subtilis zu erwäh¬
nen, dessen kleinste Schädigung auch kein früheres Erreichen
der eben genannten Zahl zuliess. Die prozentuale Mehrabnahme
der Keime durch bakterizide Einflüsse in der im Dunkeln auf¬
bewahrten Milch betrug bei Bact. coli 13 %, bei St. pyogenes
albus 15 %, bei Bac. subtilis 9 %. Der starke bakterizide Ein-
fluss auf St. pyogenes albus tritt jeweils erst nach geraumer
Zeit deutlich in den Vordergrund, auch hier wieder dafür spre¬
chend, dass die Bakterizidie einer Milch in erster Linie gegen
75
jene Mikroorganismen gerichtet ist, die ständige Euterbewohnersind. Schon Schlaeppi machte diese Erfahrung bei den Mikro¬
organismen der weiblichen Brustdrüse.
Zusammenfassung.
Der zweite Teil unserer Belichtungsversuche ergab: Fil¬
trierte Milch, deren eine Hälfte verdunkelt, deren andere Hälftemit Quarzlicht während 29 Tagen belichtet wurde, verhielt
sich bei der nachherigen Einimpfung verschiedener Mikroorga¬nismen folgendermassen : Der belichtete Teil der Milch erfuhreine Beeinträchtigung seiner bakteriziden Wirkung auf die her¬
angezogenen Mikroorganismen. Dieselbe betrug bei stark bak¬terizid wirkender Milch im Durchschnitt 10 %, bei schwach bak¬terizid wirkender im Durchschnitt 3 %. Am stärksten äus¬
serte sich die Wirkung gegenüber St. pyogenes albus, den aus
derselben Milch isolierten Staphylococcus, damit jene Anschau¬
ung bekräftigend, dass die eigenen Mikroorganismen durch die
bakterizide Wirkung der betreffenden Milch am stärksten be¬
einträchtigt würden.
Vergleichen wir diese Resultate mit denjenigen, die wir von
der dem Tageslicht ausgesetzten Milch gewonnen haben, so er¬
gibt sich folgende Uebersicht:
Tabelle XVI.
Minimalkeimzahlen in °/°*
Tageslicht Dunkel Diff. künstl. Beleucht. Dunkel Diff.
Bact. coli —— — 54 41 13
Bac. subtilis 55 48 7 60 51 9
Bac. mesentericus 53 44 9 —— —
St. pyogenes albus 51 38 13 52 37 15
Es ergibt sich aus dieser Zusammenstellung eine um ein
Weniges stärkere Beeinflussung der Bakterizidie der Milchdieses einen stark bakterizid wirkenden Tieres durch die künst¬liche Beleuchtung (bei St. pyogenes albus 2 %, bei Bac. subtilis2 %). Wir sehen auch zugleich, dass sich in allen entsprechen¬den Fällen ähnliche Minimalzahlen an Mikroorganismen erga¬
ben, die maximale Abnahme der Keime also eine ähnliche war
76
(besonders deutlich bei St. pyogenes albus zu sehen). Die bei¬
den andern, in der gleichen Weise durchgeführten weiteren Ver¬
suche, zu denen schwach bakterizid wirkende Milch verwendet
wurde, ergaben ähnliche Resultate wie die eben erwähnten,
nur ihrer Eigenart nach, sich in schwächerem Mass auswir¬
kend. Die minimalen Keimzahlen wurden durchschnittlich 2
Stunden später erreicht als beim ersterwähnten Versuch mit
stark bakterizid wirkender Milch. Alle Resultate zeigten jedoch
eine Schwächung der bakteriziden Kräfte in der beleuchteten
Milch gegenüber der im Dunkeln aufbewahrten. Durchschnittlich
betrug der Unterschied 3—5 %. Der anfängliche Keimgehalt
wurde 38—44 Stunden nach erfolgter Impfung wieder erreicht.
Zusammenfassung des Kapitels.
I. Es lässt sich durch entsprechende Untersuchungen fest¬
stellen: Die dem Tageslicht oder künstlicher Beleuchtung aus¬
gesetzte, in Gefässen aus gewöhnlichem Glas befindliche, fil¬
trierte Milch erleidet eine Einbusse ihrer bakteriziden Fähigkei¬
ten gegenüber der im Dunkeln aufbewahrten Milch.
II. Die Einbusse beträgt bei unseren Untersuchungen bei
stark bakterizid wirkender Milch durchschnittlich 9—15 % und
bei schwach bakterizid wirkender 2—4 %.
III. Bei der während 29 Tagen künstlich beleuchteten Milch
war eine um einige Prozent schwächere Schädigung der bakte¬
riziden Stoffe zu beobachten.
IV. Auch bei diesen Versuchen wurde konstatiert, dass die
normaler Weise im eigenen Euter lebenden Mikroorganismen
von den bakteriziden Kräften der betreffenden Milch am stärk¬
sten und dass Bakterien fremder Herkunft weniger geschädigt
werden.
77
11. Das Verhalten der bakteriziden Wirkung der
Ziegenmilch beim Uebergang von der Dürr- zur
Grünfütterung.Um dem Vorwurf, die bakteriziden Kräfte der Milch seien
durch Fütterungswechsel beeinflusst worden zu begegnen, führ¬
ten wir sämtliche bisher besprochenen Untersuchungen währendeiner einheitlichen Fütterungsmethode durch, d. h. entwederwurde den Tieren nur Dürr- oder nur Grünfutter verabreicht.Diese Massnahme ging aus der Ueberlegung hervor, dass eine
Aenderung im Vitamingehalt des Futters in qualitativer und
quantitativer Hinsicht leicht auf die Auswirkung der Milch-Bak-terizidie einen Einfluss haben könnte. In zwei späteren Kapitelnstellen wir die Resultate aus Versuchen zusammen, bei denenwir die Vitaminzufuhr in der Fütterung regelten, d. h. bestimmtevitaminreiche Stoffe als Zugabe zur normalen Trockenfütterungverabreichten.
Ob der Uebergang von der Dürr- zur Grünfütterung eine
Vermehrung von Alexinen und Leukinen herbeiführt und da¬
durch, wie Henninger glaubt, eine erhöhte bakterizide Wirkungentsteht, oder aber, wie Hansen annimmt, eine Gehalterhöhungan Oxydasen und Peroxydasen erreicht wird und dadurch eine
gesteigerte bakterizide Fähigkeit entsteht, möge später in an¬
derem Zusammenhang erörtert werden. Da ein Einfluss derVitamine oder nahe damit zusammenhängender Stoffe erwiesen
war, so musste notwendiger Weise der Einfluss der Grünfüt¬
terung untersucht werden.
Versuchsani age.
Vier Tiere lieferten die Milch, wobei die von zwei Tierenals stark, von den beiden andern als schwach bakterizid wir¬kend bekannt war. Zeitlich wurde der Versuchsbeginn so gelegt,78
dass die letzten Tage der Dürrfütterung Berücksichtigung fan¬
den, gewissermassen der Versuch hier eingeleitet wurde, um
dann während einer Uebergangsperiode von drei Tagen und der
darauf folgenden Zeit auschliesslicher Grünfütterung eine Ein¬
wirkung auf die Bakterizidie der betreffenden Milch zu verfolgen.
Bei der sogenannten dreitägigen Uebergangsperiode handelte
es sich um einen Anteil Dürrfütterung : Grünfütterung von 1 : 1 ;
bei der Grünfütterung wurde darauf gesehen, dass während des
ganzen Versuchs ausschliesslich Grünfutter derselben Art ver¬
wendet wurde. Die Wirkung der bakteriziden Kräfte verfolgten
wir an nachstehenden Mikroorganismen, die wir kurz vor dem
jeweils fälligen Tagesversuch isolierten: St. pyogenes albus,
Bact. coli und Bac. subtilis; ersteren kultivierten wir aus der
betreffenden Milch, den zweiten aus Kot, den dritten aus Stall¬
luft. Die erste Untersuchung erfolgte drei Tage vor der Ueber¬
gangsperiode in der üblichen Art der Impfung sterilen Milch¬
serums; statt der zwei sonst meistens verwendeten, impften wir
hier drei Mikroorganismen getrennt ein. Wir veröffentlichen
nachstehend die uns wichtig scheinenden Resultate.
Der erste in der graphischen Darstellung F wiedergegebene
Versuch war am letzten Tag der Trockenfütterung eines in
seiner Milch stark bakterizid reagierenden Tieres durchgeführt
worden. Er zeigt ein rasches Auswirken der bakteriziden Kräfte
auf St. pyogenes albus; nach 10 Std. konstatierten wir schon eine
Abnahme von annähernd 70 % der primären Keimmenge, nach
14 Std. ist die Minimalkeimmenge mit 71 % der anfänglich vor¬
handenen Keimzahl erreicht. Während dieser 4 St. bleibt also
die Keimmenge ziemlich konstant, eine Vermehrung findet kaum
statt. Nach diesen 14 Std. des Keimrückganges setzt eine gleich-
massige Vermehrung der Mikroorganismen ein, scheinbar unter
ständiger bakterizider Einwirkung, daraus hervorgehend, dass
nach 24—25 Std. Versuchsdauer der Keimgehalt der Milch im¬
mer noch 12 % unter dem anfänglichen ist. — Sehen wir nun
beim nächsten Versuch, am fünften Tage, dem ersten nach
Beginn der Grünfütterung, ein total anderes Einwirken, so
können wir wie Kliesch "), der beim Einsetzen der Grünfütte¬
rung eine bedeutende Steigerung des Gehaltes an Vitamin C
beobachtete, ein schnelleres und was ebenso bedeutsam ist, län¬
geres Einwirken bakterizider Kräfte beobachten. Schon 2—4
79
00o
Keime
%+
50
+uo
+30
+20
+10
+0
-10
-20
-30
-40
-50
-60
-70
-80
-
90
—
100
Graphische DarstellungF
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St.
pyogenesalbus.
StarkbakterizideMil
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1.
Versuch
5.
Versuch
11.
Versuch
n
a
c
h
10Std
20Std
30Std.
Stunden nach Versuchsbeginn sehen wir Keimabnahmen von
52—64 % ; die Keimabnahme erreicht mit 76 % ihr erstes Maxi¬
mum nach 8 Std., um es zum zweiten Mal nach 12 Std. zu be¬
rühren. Die Keimvermehrung setzt langsamer ein und geht
derjenigen des ersten Versuchs erst von der 20. Std. an an¬
nähernd parallel. Das ungefähr gleiche Bild ergibt sich beim
Versuch nach 25tägiger Grünfütterung (11. Versuch der gra¬
phischen Darstellung) : Rasches Fallen der Keimzahl (nach zwei
Stunden sind nur noch 40 % der anfänglichen Keimzahl vorhan¬
den). Dieser rascheren und höheren Auswirkung (sie erreicht
mit einer Keimabnahme von 78 % ihren Höhepunkt) folgt aller¬
dings ein schnellerer Keimanstieg. In dieser Phase des Nachlas-
sens bakterizider Kräfte gleicht der Versuch dem ersten bei
Dürrfütterung ausgeführten; nach 26 Std. beträgt die Keimzahl
wieder 97 % der anfänglichen Höhe. Zusammenfassend lässt
sich sagen: Nach den eben beschriebenen Ergebnissen wirken
sich die bakteriziden Kräfte dieser Milch während des Ueber-
gangs zur Grünfutterperiode so aus, dass zu ihrem Beginn die
bakteriziden Kräfte sowohl was die Einwirkung als solche, als
auch was ihr zeitlich früheres Auswirken betrifft, kräftiger ein¬
setzen. Bis zum Erreichen der Minimalkeimzahl sind die beiden
Kurven der Grünfutterperiode einander sehr ähnlich und weichen
von der Kurve der Trockenfütterung erheblich ab; im Verlaufe
der Phase des Nachlassens gehen sie ihr dann beinahe parallel.Die Steigerung in der Auswirkung der Bakterizidie scheint
hauptsächlich und zum grössten Teil in den ersten Tagen der
Grünfütterung einzusetzen, so dass die Unterschiede in den Re¬
sultaten des 5. und des 25. Tages der Grünfütterung bedeutend
kleiner sind wie jene zwischen Dürrfütterung und fünftägiger
Grünfütterung.Von den Ergebnissen der übrigen Versuche der gleichen
Reihe und den Versuchsresultaten von vier Milchen mit je
drei eingeimpften Mikroorganismen seien noch zwei Zusam¬
menstellungen ausführlicher besprochen, um nachher zu einer
Zusammenfassung aller Resultate überzugehen. Zunächst er¬
wähnen wir das Verhalten von Bact. coli in schwach bakteri¬
zider Milch.
Der Versuch ist besonders typisch für die zeitliche Ver¬
schiebung der jeweiligen Maximaleinwirkung bakterizider
6 81
Kräfte. Der letzte Bakterizidie-Versuch bei Dürrfütterung ergibt
ein langsames, gleichmässiges Einwirken der bakteriziden Kräfte
bis zur Maximalkeimabnahme von 28 % nach 16 Stunden. Die
Vermehrung der Mikroorganismen setzt ebenfalls langsam ein
und wird derart beeinflusst, dass nach 30 Stunden immer noch
12 % Keime zur anfänglichen Keimzahl fehlen. Nach Einleitung
der Grünfutterperiode zeigt sich nach fünf Tagen ein bedeu¬
tender Unterschied, gegenüber den ersten Resultaten; schon
nach einer Stunde beträgt die Keimabnahme annähernd 20 %
(Dürrfütterung nur 4 %), nach 8—10 Stunden ist die Maximal¬
einwirkung mit 34 %, also mit einem Plus von 6 % verglichen
mit der Trockenfütterung erreicht, um langsam, zeitweise pa¬
rallel mit den ersten Resultaten abzunehmen. Bei den Ergeb¬
nissen nach 25tägiger Grünfütterung erreicht die Keimabnahme
schon nach sechs Stunden (zehn Stunden früher als bei der
Dürrfütterung) ihre maximale Auswirkung mit 35 % ; der Rück¬
gang der bakteriziden Kräfte und die entsprechende Vermeh¬
rung der Keime erfolgt auch hier am raschesten.
Es zeigt sich an diesem Beispiel mit Bact. coli in schwach
bakterizid wirkender Milch aufs neue, dass der grösste Unter¬
schied in der Auswirkung sofort nach Beginn der Grünfütterung
zutage tritt und dass, wenn einmal die Grünfütterung begonnen
hat, die Einwirkung stets eine gleichmässige, mit derjenigen der
Heufütterung gut vergleichbare, bleibt. Kontrollversuche nach
150 Tagen haben das unzweifelhaft ergeben. Einer rasch gestei¬
gerten bakteriziden Einwirkung folgt in schwach reagierender
Milch nicht dasselbe rasche Nachlassen der Einwirkung nach
Erreichen des Maximalpunktes wie bei starker Bakterizidie. Die
schwächere Einwirkung zieht sich über eine längere Zeit hin.
Wenn Bac. subtilis in stark bakterizid wirkende Milch ge¬
geben wurde, so wirkten schon zu Beginn der Dürrfütterungs-
versuche stark bakterizide Kräfte auf den Mikroorganismus ein
und riefen schon nach 4 Std. eine Keimabnahme von 25 % her¬
vor. Die langsam gesteigerte Einwirkung erreicht nach 12 Std.
mit 45 % umfassendem Keimrückgang das Maximum; alsdann
erfolgt ein gleichmässiges Nachlassen, so, dass nach 30 Std. die
Keimzahl nur noch um 7 % niedriger ist als zu Beginn des Ver¬
suches. Der Versuch am fünften Tag der Grünfütterung vor¬
genommen, zeigt ein rasches Abnehmen der Keime, nach sechs
82
Stunden erreichen sie ihr Minimum mit 48 % ihres anfänglichen
Bestandes und erst nach der zehnten Stunde beginnt ihre stark
einsetzende Vermehrung. Am 25. Tage der Grünfütterung sind
nach einer zweistündigen Einwirkung 40 % der anfänglichen
Keime vernichtet, nach acht Stunden 57 % und damit ist das
Maximum erreicht; dann setzt eine rasche Keimvermehrung
ein und bedingt nach 30 Stunden wieder den anfänglichen Bak¬
teriengehalt. Diese sich stark bakterizid auswirkende Milch
verhält sich ähnlich wie jene, die wir mit St. pyog. albus impf¬
ten. Die immer wiederkehrende Tatsache, dass ein aus dersel¬
ben Milch stammender Mikroorganismus im allgemeinen stärker
beeinflusst wird als ein fremder, zeigt sich auch in diesen Bei¬
spielen.Wir können uns auf die erwähnten Beispiele beschränken,
wir lasen sie aus als Typen ihrer Art; was sich in den paralleldazu geführten Versuchen abgespielt hat, ist immer eine Varia¬
ton eines der beschriebenen Versuche; Ausnahmen bilden nur
die gelegentlich nicht so regelmässigen Auf- und Abstiege, deren
Anfangs- und Endpunkte aber doch immer wieder im Rahmen
der erwähnten liegen. Einer nochmaligen, anders gestalteten
Uebersicht wegen seien die bei St. pyogenes albus, Bact. coli
und Bac. subtilis in stark bakterizider Milch erhaltenen Ergeb¬
nisse, in Durchschnittszahlen zusammengezogen, in der neben¬
stehenden graphischen Darstellung G wiedergegeben (S. 84).
Die Zunahme der bakteriziden Kräfte beim Uebergang von
der Dürr- zur Grünfütterung zeigt sich in der obigen graphi¬schen Darstellung bei St. pyogenes albus, Bact. coli und Bac.
subtilis. Jeder Eintrag ist das Durchschnittresultat aus fünf
Versuchen gleicher Art. Der beträchtliche Anstieg bakterizider
Fähigkeiten für St. pyogenes albus in den ersten fünf Tagen
nach Beginn der Grünfütterung tritt nach vorübergehender Ver¬
minderung klar hervor. Ein weiterer Anstieg erfolgt nicht mehr;
abgesehen von unbedeutenden Schwankungen ist das Resultat
nach 25 Tagen demjenigen nach fünf Tagen sehr ähnlich.
— In etwas anderer Art erfolgt die Erhöhung der Bakterizidie
für Bact. coli; hier verteilt sich der Anstieg auf eine grössere
Zeitspanne. Die grösste Steigerung bakterizider Fähigkeiten
liegt allerdings auch diesmal wieder in den ersten Tagen des
neuen Fütterungsmodus. Eine lange Zeit anhaltende Steigerung
83
004x
Kaime
in
GraphischeDarstellungG
.
SchwacheZunahme
der
Bakterizidie
durch
Grünfütterung.
-St.pyogenes
albus
B
act.
c
o
l
i
B
a
c
.
sub
U
l
i
s
%+30
+20
+10
+0
-10
-20
-30
-40
-50
-60
-70
-80
-90
-'tfift
=g=
-.
ii
ii
ii
i
t
i
l
i
ii
i
12
34-
5
Tage
10
Tage
15
T
a
g
e
20
Tag«
2
Trocken Fütterung
Übergang
zur
Grünfutterperiode
bakterizider Einwirkungen beobachteten wir bei Bac. subtilis;nachdem der Hauptanstieg während des zweiten und dritten
Tages erfolgte, konnte des weiteren bis zum 25. Tage ein schwa¬
ches Ansteigen konstatiert werden. Wir führten diesen Ver¬
such speziell weiter und untersuchten die bakterizide Einwir¬
kung am 30., 35. und 40. Tage der Grünfütterungsperiode. Ein
weiteres Ansteigen der Wirkungen war nicht nachweisbar.
Zusammenfassung
der in dieser Versuchsreihe gemachten wichtigeren Beobach¬
tungen :
1. Der Uebergang von Dürr- zur Grünfütterung bedingteine Erhöhung der in der Ziegenmilch zum Ausdruck kommen¬
den bakteriziden Fähigkeiten gegenüber den drei zu den Ver¬
suchen herangezogenen Mikroorganismen : Staphylococcus pyo¬
genes albus, Bacterium coli und Bacillus subtilis.
2. Die maximale Einwirkung bakterizider Kräfte wird bei
der Grünfütterung zeitlich vorgeschoben (gelegentlich um einige
Stunden).3. Einem zeitlich rascheren Anstieg der Einwirkung auf
Mikroorganismen folgt nach Erreichen der Maximalwirkung ein
schnelleres Nachgeben der bakteriziden Fähigkeiten.4. Die stärkste bakterizide Wirkung lässt sich wiederum
gegenüber den aus der betreffenden Milch stammenden Mikro¬
organismen beobachten.
5. Die Hauptsteigerung bakterizider Fähigkeiten liegt in
den ersten fünf Tagen der einsetzenden Grünfütterung, sie be¬
trägt durchschnittlich 75 % der Gesamtsteigerung.
85
12. Das Verhalten der Bakterizidie bei gesteigerterVitaminzufuhr zum Tierkörper.
Die in den letzten Jahren häufig diskutierte Frage der Zie-
genmilchanaemie (Glanzmann51), Grävinghoff52), Grävinghoff
und Neuhaus), Opitz105), Baar1) u. a. gewann einen immer
grösser werdenden Interessenkreis, der durch Forschung in den
damit zusammenhängenden Gebieten das Vorhandensein der sie
bedingenden Faktoren und deren Ursachen ermitteln sollte.
Das verschiedenartige Verhalten der Kuh- und Ziegenmilch,dessen Erörterung in den Fragen der Ernährung des Kindes
einsetzte, Hess letztere, einiger, jetzt zum Teil widerrufener Be¬
hauptungen wegen, in den Hintergrund treten. Die Annahme
eines schädigenden Faktors in Ziegenmilch, wie zuerst vorge¬
schlagen, wurde fallen gelassen und die Ansicht der letzten
Jahre, es handle sich bei der Anaemie der Ziegenmilch um einen
Vitamin-Mangel, setzte sich durch. Kliesch konstatiert, dass
Milch von trocken gefütterten Ziegen nicht genügend C-Vita-
min enthalte, um Meerschweinchen vor Skorbut zu schützen;die Weidemilch fand er bedeutend reicher an C-Vitamin und
glaubt, dass Mangel an diesem eben genannten Ergänzungs¬stoff seinen schädigenden Einfluss geltend machen könne. Er¬
wähnt seien die Arbeiten von Sudholt-Kiel auf demselben Ge¬
biet.
Bei den Versuchen zur Feststellung einer Bakterizidie-
Aenderung bei Trockenfutter- und Grünfuttermilch stützten
wir uns auf den erwähnten Gedanken und fanden hiebei tat¬
sächlich beim Uebergang zur Grünfütterungsperiode einen stei¬
genden Bakterizidiegrad. Die Frage, ob dieser von einer rei¬
cheren Vitaminzufuhr abhänge, blieb damals unbeantwortet.
Es blieb uns nun zu untersuchen übrig, ob eine in besonders
starkem Mass durchgeführte Vitaminernährung, d. h. eine Zu-
gabe'von Vitaminen zur gewöhnlichen Grünfütterung, einen Ein-
86
fluss auf die Bakterizidie der Milch habe. Unsere Versuche
trennten wir in solche mt Abgabe des Anti-Beriberi-Vitamins B
in Form von Hefe und in solche mit Abgabe des Wachstums¬
und des antirachitischen A- und D-Vitamins in Form von
Fischtran.
i. Der Einfluss von verfütterter Hefe auf die Bakterizidie der
Ziegenmilch.
Versuchsanordnung.
Geprüft wurde die Frage an stark und schwach bakterizid
wirkender Milch von sechs verschiedenen Tieren. Vor Beginn
der Hefefütterung gelangten drei Versuche zur Durchführung,
um die bestehenden bakteriziden Auswirkungen zu ermitteln.
Die aus einer Brauerei bezogene gewöhnliche Bierhefe verfüt¬
terten wir dreimal pro Tag in einer Quantität von je 50 g;
pro Tag erhielten die Tiere demnach 150 g Hefe. Sie wurde
ohne Schwierigkeiten aufgenommen, besonders vor der jewei¬
ligen Normalfütterung. Die Milch gelangte nach den drei Vor¬
versuchen an folgenden Tagen zur Untersuchung: 1.—5. Hefe¬
fütterungstag täglich und von da an alle zwei Tage bis zum
22. Hefefütterungstag; zudem wurden noch nach 35 Tagen und
41 Tagen zwei Kontrollversuche unternommen. Die Verarbei¬
tung der Milch geschah im gewohnten Rahmen; die Agarplatten
stellten wir auch hier die ersten vier Tage zu 30° C, die weiteren
sechs Tage zu 20° C. Als Mikroorganismen verwendeten wir
der verschiedenen Eigenarten wegen: St. pyogenes aureus und
albus, Bact. coli und Bac. subtilis. Die ersten beiden repräsen¬
tieren die von Dorner S5,36) betonte Gruppe der Euterbewohner,
deren hauptsächlichste Verschiedenheit vor andern Mikroorga¬
nismen das bessere Widerstehen gegen bakterizide Kräfte ist.
Es ist uns auch hier unmöglich, die grosse Zahl der Versuchs¬
resultate einzeln aufzuführen, umsomehr als die einzelnen Se¬
rien eine gewisse Uebereinstimmung aufweisen. In der fol¬
genden graphischen Darstellung H geben wir das Verhalten
von St. pyogenes albus in stark bakterizid wirkender Milch
wieder.
Es ist aus der graphischen Darstellung H ersichtlich,
dass in kurzer Zeit eine erhebliche Steigerung der bakteriziden
Fähigkeiten der Milch eingetreten ist. Die eine Kurve stellt den
87
00
oo
Keimzu-od
e
r
obnahmei
n%
des
anfänglichen
Bakteriengehaltes+ 40 +
30
+20
+10
t0
-10
-20
-
30
-40
-50
-60
-70
-80
-90
-
1
0
0
Graphische Darstellung
H.
Hefeffitterungsversuch.
/y
/^
V w/
\\
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*»***
/s
\\
\\
\\
/
// i
\N
\i i
\ \i
\
-'-''
n
a
c
h
•lOStd.
20Std.
LHeFeFütterungstag
30Std.
405td.
14.HeFeFütterongstag
48Std.
Verlauf der Bakterizidie am 1. Tage der Hefefütterung dar,
die andere am 14. Hefefütterungstag. Aus den dazwischen und
späterliegenden Resultaten ist ersichtlich, dass die Hauptstei¬
gerung am Anfang der Fütterung erfolgt und dass später, bei
gleichbleibender Abgabe des Vitamins, vom 14. bis 17. Fütte¬
rungstag sowohl, als auch bei den Kontrollversuchen am 35. und
41. Tage die bakterizide Auswirkung konstant bleibt, d.h. pa¬
rallel und entsprechend dem im Verlaufe der Laktationsperiode
eintretenden Bakterizidierückgangs, sinkt. Wir sehen schon am
ersten Versuchstag eine maximale bakterizide Einwirkung von
annähernd 70 % nach 12 Stunden, dann ein regelmässiges lang¬
sames Zunehmen der Keimzahl, so dass nach 34 Stunden die
anfängliche Keimmenge erreicht wird, worauf eine rasche Zu¬
nahme der Keime erfolgt. In wesentlich anderer Art verläuft
die Kurve am 14. Hefefütterungstag; schon nach zwei Stunden
hat die Keimmenge um 32 % abgenommen; in gleicher Art wir¬
ken sich die bakteriziden Kräfte weiter aus, so dass nach 10
Stunden das Maximum der Einwirkung erreicht wird, bei dem
nur noch 15 % der ursprünglichen Keimzahl im Substrat anzu¬
treffen sind. Während der folgenden 12 Stunden zeigt die
Keimmenge wenig Schwankungen, so dass nach 22 Stunden
erst 20 % der ursprünglichen Keimzahl vorhanden sind. Ob¬
wohl sonst ein rasches Keimwachstum auf ein entsprechendes
Nachlassen der bakteriziden Kräfte hindeutet, macht sich in
diesem Fall jedoch noch nach 48 Stunden — nach welchem
Zeitpunkt die anfängliche Keimzahl noch nicht erreicht ist — ein
wachstumshemmender Einfluss geltend. So ist während des
gesamten Versuches durch Hefeeinfluss ein starkes Einsetzen
der bakteriziden Kräfte feststellbar. Durch die Hefefütterung
wurde erreicht, dass in kürzerer Zeit (im beschriebenen Fall
nach zwei Stunden) eine höhere Auswirkung der bakteriziden
Kräfte (im beschriebenen Fall 15 % des anfänglichen Keim¬
gehaltes) erfolgt. Wir können von einer Bakterizidie-Zunahme
während der ganzen Dauer dieses Versuches sprechen, einer
Tatsache, die nur selten in anderer Weise herbeigeführt werden
kann.
Bei einem weiteren Versuch in stark bakterizid wirkender
Milch mit St. pyogenes aureus konnten wir dasselbe beobachten.
Die Zunahme der Bakterizidie betrug, gemessen am maximalen
89
Keimrückgang 24 %, die kräftigste Wirkung wurde schon nach
acht Stunden Versuchsdauer erreicht, zwei Stunden früher wie
ohne Hefeeinwirkung. Während der folgenden sechs Stunden
blieb der Einfluss von ungefähr gleich starker Intensität. Die
Zunahme der Keimzahl erfolgte parallel derjenigen ohne Hefe¬
einwirkung, und nach 45 Stunden erreichte sie ihre anfänglicheGrösse. Charakteristisch war auch hier das frühere Eintreten
der maximalen Wirkung, sowie ihre Steigerung um 24 %. Ge¬
genüber dem Bact. coli wurde durch Hefefütterung eine an den
beiden Maxima gemessene Bakterizidiezunahme von 11 % kon¬
statiert, die ebenfalls um zwei Stunden vorgeschoben wurde.
Das Nachlassen erfolgte ausgesprochen langsam, berührte nach
28—32 Stunden beinahe die Werte der unbeeinflussten Milch
und die Keimzahl war nach 48 Stunden noch 13 % unter dem
primären Wert.
Bac. subtilis blieb von ähnlichen Wirkungen auch nicht
verschont; die Zunahme der Bakterizidie erfolgte in einer
Erhöhung der Keimabnahme um 10 % an den Maximal¬
punkten, und es wurde die anfängliche Keimzahl nach lang¬samem Zunehmen erst nach 43 Stunden erreicht. Die stark
bakterizid wirkende Milch erfuhr durch die Hefefütterung eine
Zunahme ihrer bakteriziden Fähigkeiten gegenüber St. pyo¬
genes albus und aureus, Bact. coli und Bac. subtilis um 10 bis
24 %. Bact. coli und Bac. subtilis, die nicht zu den eigentlichenEuterbewohnern zählen, zeigen dabei eine kleinere Einwirkungs¬möglichkeit der Hefe auf die sich an ihnen auswirkende Bakte¬
rizidie.
Im Folgenden zeigen wir den Einfluss der Hefefütterungauf die Bakterizidie von schwach reagierender Milch. Wir kön¬
nen dabei auf ähnliche Resultate zurückblicken und greifen in
der Tabelle XVII aus der grossen Zahl gleichfalls charakteri¬
stischer Beispiele mit den vier genannten Mikroorganismeneines heraus, um dasselbe genauer zu beschreiben (S. 90).
Aus der Tabelle XVII geht hervor, dass bei St. pyogenes
albus die Wirkung bakterizider Kräfte langsam einsetzt und dassnach 22 Stunden das Maximum mit einer Keimabnahme von
25 % erreicht wird. Die von Orla-Jensen 107) beschriebene Tat¬
sache, dass sich ein Bakterizidiemaximum bei einer Aufbewah¬
rungstemperatur von 5°C erst nach 24 Stunden einstellen
90
Tabelle XVII.
Keimabnahme in >i
St .pyog. alb. St. pyog. aur. Bact..coli Bac. subtilis
Ohne
Hefefütt
Mit
:. Hefefütt.
Ohne
Hefefütt
Mit
. Hefefütt.
Ohne
Hefefütt.
Mit
Hefefütt.
Ohne
Hefefütt.
Mit
Hefef.
sofort 100 100 100 100 100 100 100 100
nach 2 Std. — 3 - 8 - 7 -11 -12 — 2 — 1 - 8
-4
-
- 7 —14 — 5 -17 -16 — 9 - 3 — 6
»6
.-11 -19 - 7 -29 —15 -11 -15 -10
.8
«-15 -24 - 9 —31 -15 -14 -12 —14
.10
»—21 —33 -20 -38 -19 -17 -17 —20
.14
--23 -38 -20 -36 -20 -20 -19 -19
„18
»-23 —37 -22 -35 —17 -20 -20 -20
•22
.-25 -36 -21 -36 —19 —17 —18 —21
-26
.-25 —25 -21 -31 —17 —15 —19 -19
»30
»-24 -23 -17 -25 -14 —12 -17 -17
»- 34»
-23 -24 -15 -20 -10 -12 -17 —14
.38
„-20 —22 -13 -18 -12 —11 -20 —10
.42
»-22 -18 -15 -12 —11
- 5 - 9 -12
»46
»
-19 -15 -11— 6 -11
- 8 — 7 - 9
.50
»-13 -13
— 9 -11— 9 -10 — 9 - 9
könne, wäre dahin zu erweitern, dass auch bei höherer Tempe¬
ratur (ca. 25° C) in schwach bakterizid reagierender Milch mit
einem späten Auftreten des genannten Maximums zu rechnen
sei. Im Vergleichsversuch mit Hefefütterung rückt die Maximal¬
wirkung zeitlich vor und verstärkt sich in einem entsprechend
ähnlichen Mass wie bei den vorher genannten Versuchen. Zah-
lenmässig annähernd übereinstimmend damit finden wir St.
pyogenes aureus. Bei beiden Kokkenarten wird nach 50 Stun¬
den die anfängliche Keimzahl nicht erreicht, bei beiden folgt
einem relativ langsamen Einsetzen der bakteriziden Kräfte ein
ebenso langsames Nachlassen derselben. Der Einfluss der durch
die Hefefütterung gesteigerten bakteriziden Kräfte auf Bact.
coli und Bac. subtilis ist nur an einem zeitlich früher geleg¬
ten Erreichen der maximalen Keimabnahme zu beobachten;
die stärkere Einwirkung durch intensiveren Keimrückgang lässt
sich nur im kleineren Teil der Versuche feststellen. Nach durch¬
schnittlich 10—12 Stunden Einwirkungszeit ist die niedrigste
Keimzahl erreicht.
91
Auf Grund der hier gemachten Feststellungen ist es somit
unmöglich, aus einer schwach bakterizid wirkenden Milch ver¬
mittelst Hefefütterung eine stark bakterizid wirkende zu ma¬
chen.
II. Der Einfluss von verfüttertem Fischtran auf die Bakterizidie
der Ziegenmilch.
Bei dieser zweiten Versuchsreihe handelte es sich darum,festzustellen, welchen Einfluss andere vitaminreiche Zugabenhätten und ob in diesem speziellen Falle durch die Zufuhr einer
für die betreffenden Organe selten in Betracht fallenden Sub¬
stanz auch ein für die Bakterizidie positives Ergebnis erzieltwerden könne. Während wir in den vorhergehenden Versuchen
den Einfluss der an Vitamin B reichen Bierhefe auf die
bakteriziden Kräfte der Ziegenmilch studierten, galt es hier
den Einfluss von Tran, eines an antirachitischem Vitamin A und
Wachstumsvitamin D reichen Substanz zu beobachten. An der
Versuchsanordnung der vorhergehenden Untersuchsreihe än¬
derten wir nichts ; sie erfuhr insofern eine Erweiterung, als nach
Ablauf einer bestimmten Fütterungsperiode das Verhalten der
bakteriziden Kräfte noch weiterhin beobachtet wurde. Im Fol¬
genden geben wir eine Anzahl von Versuchsergebnissen wieder.
Da ein ähnliches Verhalten der gleichartig bakterizid wirken¬den Milchen untereinander zu konstatieren war, so greifen wir
nur die in der graphischen Darstellung J enthaltenen Fälle her¬
aus. Grössere Abweichungen sollen bei den betreffenden Ver¬
gleichsversuchen Erwähnung finden.
Versuchsanordnung.
Wir verweisen auf das im Abschnitt über Hefe-Abgabe Ge¬
sagte. Fischtran wurde verfüttert in Form von Pillen (Scott'-sche Lösung) und zwar dreimal vier Pillen täglich. Am 34.
Tage hörten wir mit der Trangabe auf und kontrollierten die
Milch weiter auf das Verhalten ihrer bakteriziden Fähigkeitenam 35.—39. Tag, ferner am 44., 48., 55. und 71. Tag. Die Schluss¬
untersuchung erfolgte 37 Tajje nach Beendigung der Tran¬
gabe. Als Mikroorganismen verwendeten wir diesmal nur St.
pyogenes albus und Bact. coli. Die Ergebnisse bei einer stark
bakterizid wirkenden Milch ohne und mit Tranfütterung am
92
Graphische Darstellung J.
Si pyogenes albus.
+ 30
+ 20
+ 10
1 0
- 10
- 20
- 30
- 40
- 50
- 60
- 70
- 80
- 90
- 100
nach 0 Std.
«
/1
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1
1 \» \1 \
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\
\ \ t
/ /
1
\ //
\
\\ /"""
y
10 Std. 20 Std. 30 sta.
2. Vorversuch ^.Versuch
(ohne Tranfütterung) (mit Tranfütterung)
16. Versuchstag seien in nachstehender graphischer Darstellung
J miteinander verglichen. Sie stellen den Typus aller andern
entsprechenden Untersuchungen dar.
Der Vorversuch 2 der graphischen Darstellung J stellt die
Bakterizidiekurve ohne Fischtraneinwirkung dar; dem einmali¬
gen, nur nach acht Stunden kurz unterbrochenen Bakterzidiean-
stieg folgt die maximale Auswirkung von 71% nach 16 Stunden,
ein relativ spätes Erscheinen solch grosser Keimabnahmen. Der
Rückgang der bakteriziden Kräfte trat langsam ein; so dass
nach 30 Stunden erst 71 % der anfänglichen Keimzahl vorhan¬
den sind. Es folgt hier einem relativ langsamen Einwirken ein
93
ebenso langsames Nachlassen einer bakteriziden Wirkung, eine
Erscheinung, wie sie sonst nur für schwach bakterizid wirkende
Milch kennzeichnend ist. — Nach 16 Tagen Tranfütterung setzt
die Wirkung bakterizider Kräfte mit ausserordentlicher Stärke
ein; nach 10 Stunden verbleiben noch 10 % der eingeimpftenKeimzahl; diesem raschen Anstieg folgt ein rasches Nach¬
lassen, so dass nach 20 Stunden die ersterwähnte Milch gegen¬
über der von Tran beeinflussten wieder stärkere bakterizide
Fähigkeiten aufweist; eine Eigentümlichkeit der schwach bak¬
terizid wirkenden Milch tritt damit bei der sonst in gewissen
Gegensätzen zu ihr befindlichen stark bakterizid reagierendenMilch auf.
Bact. coli weist eine regelmässig steigende Beeinflussungauf; nach 12 Stunden erreicht sie ihr Maximum mit 35 % Keim¬
abnahme; die bakterizide Wirkung geht dann zurück, so dass
die 30 Std. aufgestellte Milch noch um 4 % weniger Keime ent¬
hält, als sie zu Beginn des Versuches aufwies. Durch die Tran¬
fütterung bewirkt, steigt auch hier der Einwirkungsgrad bedeu¬
tend: er erreicht schon nach acht Stunden sein Maximum mit
38 % Keimabnahme, sinkt aber auch hier so rasch, dass nach 14
Stunden eine geringere Beeinflussung spürbar ist als ohne Tran¬
fütterung. Der Keimreichtum beträgt nach 30 Stunden 30 %
mehr wie der eingeimpfte; um die zwanzigste Stunde wird die
primäre Keimzahl erreicht.
Die Untersuchung der bakteriziden Fähigkeiten in dersel¬
ben Milch nach Aufhören der Tranfütterung ergab ein Nach¬
lassen der Maximalwirkungen um ca. 25 % nach durchschnitt¬
lich 20 Tagen, um nachher gleichmässig geschwächt weiter zu
wirken. Eine gesteigerte bakterizide Wirkung ist demnach im¬
mer zu beobachten; auf den anfänglichen Stand vor der Tran¬
fütterung sank die Bakterizidie in keinem Fall mehr.
Was die weiteren Versuche dieser Art betrifft, so können
wir von einer Gleichmässigkeit ihres bakteriziden Verhaltens bei
der Tranfütterung sprechen, speziell dann, wenn es sich um
schwach bakterizid wirkende Milch handelte (fünf Versuche).Letztere Hessen ausnahmslos erkennen, dass eine Steigerung der
bakteriziden Kräfte durch Tranfütterung ein rasches Abflauen
derselben nach Erreichen des maximalen Auswirkungsgradesbewirkt, besonders in den Fällen von schwach bakterizid wirken-
94
den Milchen, bei welchen wir sonst stets auf ein Andauern der
erhöhten bakteriziden Wirkung hinweisen konnten. In allen Ver¬
suchen (9) konnte die bedeutend stärkere Beeinflussung des
St. pyogenes albus nachgewiesen werden, während eine zeitliche
Ausdehnung der bakteriziden Phase nur in einem Falle fest¬
gestellt werden konnte. Wir lassen eine Zusammenstellung der
in den neun Versuchen mit stark bakterizider Milch erreichten
Maximal-Keimabnahmezahlen folgen, worin die nicht unter¬
strichenen Zahlen sich auf den St. pyogenes albus, die unter¬
strichenen auf das Bact. coli beziehen.
.Maximalkeimabnahme.
16 18 20Nach Stunden 2 4 6 8 10 12 14
Versuch 1 -64 -40
Versuch 2 -37 -68
Versuch 3 -_40 -71
Versuch 4 -78 li3Versuch 5 -42 -75
Versuch 6 "il -76
Versuch 7 Ü -71
Versuch 8 -44 -81
Versuch 9 -80 -42
Versuch 1 und 2 sind Versuche ohne Tranfütterung. Deut¬
lich ist das zeitlich raschere Erreichen der minimalen Keimzahl
bei Tranfütterung ersichtlich; schon bei der ersten Milchunter¬
suchung nach Beginn der Tranfütterung (Versuch 3) setzt die
Maximalwirkung bei Bact. coli sechs Stunden früher ein als bei
fehlender Verabreichung von Tran. Ein Späterlegen dieser
Höchstwirkung nach Aufhören der Tranfütterung konnte nicht
beobachtet werden.
95
Zusammenfassung.
Die Untersuchungen ergaben:1. Ein Zusatz von Bier-Hefe (B-Vitamin) oder Fischtran (A-
und D-Vitamin) zur Normalfütterung bedingte eine Erhö¬
hung der bakteriziden Fähigkeiten sowohl von stark wie
von schwach bakterizid wirkender Milch.
2. Eine als schwach bakterizid wirkend gekennzeichnete Milchkann vermittelst der vitaminreichen Zusatzfütterung nicht in
eine stark bakterizid wirkende umgewandelt werden.
3. Die Verfütterung von Hefe sowohl wie von Fischtran rief in
schwach wie in stark bakterizid wirkender Ziegenmilch einer
Verlängerung der bakteriziden Phase und einem rascheren
Ansteigen und Nachlassen der keimtötenden Wirkung. Da¬
gegen bedingte die Hefegabe einen stärkeren Auswirkungs¬grad der Bakterizidie als eine entsprechende Fischtran¬
menge.
4. Die Untersuchungen über das Verhalten der bakteriziden
Fähigkeiten nach Aufhören der vitaminreichen Hefe- und
Fischtranfütterung ergaben einen Rückgang der keimtöten¬den Wirkung auf Dreiviertel der Maximalquote, die wäh¬rend der Extrafütterung beobachtet wurde. Dieses Beibe¬halten der verstärkten Wirkung konnte auch noch sechs Wo¬chen nach Aufhören der genannten Fütterung konstatiertwerden.
5. In allen Untersuchungen wurde sowohl bei stark wie auchbei schwach bakterizid wirkender Milch St. pyogenes albusbedeutend stärker beeinflusst als dies bei St. pyogenes aureus,Bact. coli und Bac. subtilis festzustellen war.
96
13. Die Einwirkung von Säuren und Basen auf
die Bakterizidie.
Ausgehend von den Resultaten von Drewes, stellten wir uns
die Aufgabe, zu untersuchen, inwieweit sich die bei Kuhmilchgefundenen Forschungsergebnisse auf Ziegenmilch ausdehnenlassen, und ob eine Erhöhung der Bakterizidie in gleichem oderähnlichem Mass wie bei der von uns durchgeführten Fütterungvitaminreicher Stoffe stattfinde. Drewes ging vom Gedanken
aus, dass der natürliche in der Milch gefundene Säuregrad nicht
unbedingt das Wirkungsoptimum der Bakterizidie darzustellenbrauche, es sei denkbar, dass entweder durch Erhöhung oder
Schwächung des Säuregrades ein anderes Optimum gefundenwerde.
Unsere diesbezüglichen Versuche teilten wir in solche mitSäurezusatz (24 Versuche) und solche mit Basenzusatz (21 Ver¬
suche) ein und verwendeten dazu sechs verschiedene Milchen.
1. Einwirkung von Säure auf die Bakterizidie.
Um die Versuchsanlage nicht allzu stark zu komplizieren,verwendeten wir nur eine Säure als Zusatz, Salzsäure, und
zwar in Dosierungen von 0,0365 %, 0,073 %, 0,11 % und
0,146 %. Von den fünf Milchen, die wir benützten, waren zwei
als stark bakterizid wirkende und drei als schwach bakterizidwirkende Sekrete bekannt. Wir impften jeweils in das Milch¬
serum 300—400 Keime von St. pyogenes albus oder Bact. coliund bewahrten die geimpften Kölbchen bei einer Temperaturvon 20
°
während der Versuchsdauer auf. Auf diese Weise er¬
gab sich Vergleichsmaterial zu vorangegangenen Versuchen.Aus den 24 Versuchen dieser Serie greifen wir je ein charakte¬ristisches Beispiel von stark bakterizid und von schwach bak-
7 97
terizid wirkender Milch heraus. Die nachfolgende Tabelle XVIII
zeigt den hemmenden Einfluss von stark bakterizid wirkender
angesäuerter Milch auf St. pyogenes albus.
Tabelle XVIII.
Keimabnahme in °/° 'm Milchserum
Ohne Zusatz 0,0365 <v 0,73 °/o 0,11 % 0,146°/«
von HCl HCl HCl HCl HCl
afort 100 100 100 100 100
1 Std. -14 -10 -42 -33 -28
2-
-38 - 9 -69 -48 -31
3,
-59 -31 -74 -^70 ' -46
5.
-63 -C6 -62 —6j -64
7.
-69 -70 —50 -39 —21
9.
-69 -64 -23 -16 - 7
11.
-61 -66 -11 -17 ± 0
13.
-58 —51 + 4 + 8 + 17
15.
-44 -42 + 9 -t 10 +16
Die bakterizide Einwirkung der nicht angesäuerten Milch
erreicht nach 7—9 Stunden mit einer Abnahme von 69 % ihren
Höhepunkt; die bakteriziden Kräfte setzten energisch ein, sodass
nach drei Stunden nur noch 41 % der ursprünglich eingeimpften
Keime vorhanden sind. Bei der Zugabe der kleinsten Dosis an
Säure ist eine Veränderung oder eine Erhöhung der Einwirkung
kaum zu beobachterr, hingegen sinkt der Keimgehalt nicht in
der vorherbeschriebenen Weise; anfänglich beginnen sich die
bakteriziden Kräfte erst nach der dritten Stunde stark auszu¬
wirken, nachdem sie bis dahin nur eine Abnahme von 10 % be¬
wirkt hatten. Das doppelte Quantum Säurezusatz lässt nun eine
Bakterizidie-Erhöhung (gemessen an den Maximalwirkungen)
von rund 5 % über jener ohne Säurezusatz in Erscheinung tre¬
ten; eine Bakterizidie-Erhöhung, die auch zeitlich früher, näm¬
lich schon nach drei Stunden, festgestellt werden konnte. Die
Keimzahl sinkt nach der ersten Stunde auf 58 % ihres Anfangs¬
wertes; nach drei Stunden überschreiten die bakteriziden Kräfte
ihren maximalen Auswirkungsgrad mit einer Keimreduktion von
74 %. Nachher steigt die Keimzahl rasch an und erreicht nach
12 Stunden ihre primäre Höhe wieder. — Der Säurezusatz von
98
0,11 % HCl. zeigt ähnliche Erscheinungen, nur in schon abge¬schwächtem Mass, die beim Zusatz von 0,146 % HCl noch deut¬
licher werden. Hier erfolgt die bakterizide Wirksing in be¬
scheidenstem Mass; die Keimzahl sinkt nach fünf Stunden auf36 % ihres primären Gehaltes, steigt aber dann so rasch an,
dass sie ihn nach 11 Stunden wieder erreicht.
Es geht aus den Resultaten dieser Versuche hervor, dassnur eine kleine Säurezugabe eine Erhöhung der bakterizidenKräfte bewirken kann; ein erhöhter Zusatz lässt sie auf dennormalen Stand zurückgehen, und nur die Verkürzung der ge¬
samten bakteriziden Phase deutet auf eine Veränderung desnormalen Serums durch den Säurezusatz hin.
Das hier genauer zu beschreibende Beispiel einer
schwach bakterizid wirkenden Milch wählten wir
aus einer Versuchsreihe von 13 Versuchen aus. Eine gewisse
Uebereinstimmung im Verhalten der drei zur Untersuchungherangezogenen Milchen machte die Wahl dieses einen Ver¬
suches leicht. Wir geben hier nacheinander das Verhalten ge¬
genüber St. pyogenes albus und Bact. coli bekannt (s. TabellenXIX und XX).
Betrachten wir den Einfluss des Zusatzes von Salzsäureauf die Bakterizidie der Ziegenmilch gegenüber St. pyogenes
albus, so fällt ein zeitliches Vorrücken der maximalen Auswir-
Tabelle XIX.
St. pyogenes albus
Keimabnahme in °/» im Milchserum
Ohne Zusatz
von HCl
0,0365 °/oHCl
0,73 »/oHCl
0,11V»HCl
0,146 °/oHCl
>fort 100 100 100 100 100
1 Std. —18 — 4 —19 —28 —16
2.
—21 — 7 —37 —40 —24
3-
5.
—20
—24
—10
—26
—42
—44
—42
—31
—25
—30
7» —30 —24 —40 —14 —11
9-
—30 —31 —22 — 6 ± 0
11-
—32 —36 —10 + 7 + 4
13.
-34 —31 —10 +15 +41
15.
—32 —19 — 6 +30 +36
Tabelle XX.
Keimabnähme in °/° im Milchserum
Ohne Zusatz
von HCl
0,0365 °/oHCl
0,73 7»HCl
0,117»HCl
0,146>HCl
Dfort 100 100 100 100 100
1 Std. — 6 — 3 —14 —17 — 8
2.
—14 — 2 —17 —31 —14
3.
—20 —14 —29 —34 —17
5„
7.
—18
—20
—19
—16
—30
—33
—36
—22
—19
—15
9-
—22 —20 —14 —24 —19
11.
—21 —24 —19 —18 —19
13.
—22 —24 —11 —12 —24
15.
—23 —25 —10 — 7 —24
kungszahlen auf. Die um 10 % gesteigerte bakterizide Beein¬
flussung ist um acht Stunden früher eingetreten. Die bakteri¬
ziden Kräfte beginnen sofort mit grösserer Intensität einzu¬
wirken; die intensivere bakterizide Phase wird hier bei der
schwach bakterizid wirkenden Milch auf einen kürzeren Zeit¬
raum zusammengedrängt, das heisst: Es wird die Phasenzeit
des normalen Milchserums im Vergleich zu derjenigen mit
0,73 % Säurezusatz um mehr als die Hälfte gekürzt; das An¬
steigen zur maximalen Auswirkung bei einem Säurezusatz von
0,11 % braucht also dreimal weniger Zeit, als bei mangelndem
HCl-Zusatz. Der Säurezusatz scheint überhaupt auf die schwach
bakterizid wirkende Milch einen bedeutend grösseren Einfluss
auszuüben als auf jene mit stark bakteriziden Eigenschaften.
Ebenso deutlich zeigt sich das Gesagte an Bact. coli. Während¬
dem beim normalen Serum und bei jenem mit einem Säure¬
zusatz von 0,0365 % die maximale Auswirkung zeitlich innert
15 Stunden nicht erreicht wird oder doch wenigstens nicht er¬
sichtlich ist, wird sie beim 0,73 %igen Säurezusatz mit einer
Keimabnahme um 33 % auf sieben Stunden vorgeschoben. Das
Milchserum mit 0,146 % Säurezusatz lässt erkennen, dass ein
Zuviel an Säure die bakteriziden Kräfte in ihrer Auswirkung
ähnlich jenen im normalen Serum werden lässt.
100
Wir können zusammenfassend feststellen:
Ein Zusatz von Salzsäure zu Ziegenmilchserurn lässt eine
Erhöhung der bakteriziden Kräfte sowohl in stark bakterizider
wie auch in schwach bakterizid wirkender Milch in Erschei¬
nung treten. In unseren Versuchen verkürzte sich die bakteri¬
zide Phase als solche in der Weise, dass mit erhöhtem Säure¬
grad die maximalen Auswirkungszahlen zeitlich um 4—10
Stunden vorgeschoben wurden und nach ihrem jeweiligen Er¬reichen die Keimzunahme rasch einsetzte. Jene Säuredosierun¬
gen, welche die grösste Zunahme bakterizider Kräfte bewirkten,waren folgende:
Serum mit 0,73% und Serum mit 0,11% Säure. Von
den 24 Versuchen lag das Maximum der bakteriziden Einwir¬
kung 14 Mal beim Zusatz von 0,73 % HCl und 10 Mal bei der
Dosierung 0,11 % HCl. Ein Mehr an Säure, wie der Zusatz
von 0,146 % zeigt, scheint keine Erhöhung oder sonstige Ein¬
wirkung auf die bakteriziden Kräfte zu bewirken. Die bakterien¬
tötende Wirkung des betreffenden Serums scheint sich eher
wieder dem normalen, jenem ohne Säurezusatz, zu nähern.
2. Einwirkung einer Base auf die Bakterizidie.
Die Versuchsanordnung lässt sich folgendermassen um¬
schreiben: Als Alkalizusatz zum normalen Milchserum be¬
nützten wir Kalilauge und zwar in den abgestuften Mengen von
0,056, 0,112, 0,168, 0,224, 0,28 und 0,336% KOH. Das Milchserum
gewannen wir auf die übliche Weise, füllten es gleichmässigin sieben Kölbchen ab und gaben die bestimmten Mengen an
KOH zu, wobei das erste der Kölbchen ohne Zusatz von KOH
den Normalverlauf der bakteriziden Wirkung darstellte. An
Mikroorganismen verwendeten wir auch hier St. pyogenes albus
und Bact. coli. Die Kölbchen standen während der Versuchs¬
dauer bei 20°C.
Aus den zehn Versuchsreihen mit stark bakterizid wirken¬
der Milch geben wir in der nachstehenden Tabelle XXI eine
charakteristische der St. pyogenes albus-Gruppe wieder.
Der Kontrollversuch ohne Basenzusatz lässt eine normale,stark bakterizide Milch in der Art, wie wir sie häufig antrafen,nachweisen; nach 7 Std. Einwirkungszeit bleibt ein Restbestand
101
St.
pyogenes
Z
e
i
t
O
h
n
e
Zusatz
+
0,056
°/o
vonKOH
KOH
sofort
100
100
n
a
c
h
1
Std.
—24
—18
.2
m—27
—24
.3
m—59
—42
.5
M—67
—58
.7
.0
.11
•—71
—70
—68
—65
—72
—70
.13
.—55
—71
.15
—52
—64
.17
*—38
—31
.19
—35
—34
.21
m—29
—28
TabelleX
X
I
.
albus.
Keimmengei
n°/o
im
Milchserum.
+
0,112
°/o
+
0,168
"/o
+
0,224
KOH
KOH
KOH
100
100
100
—10
—6
—4
—12
—13
—19
—16
—21
—17
—39
—29
—31
—44
—37
—36
—50
—44
—43
—62
—50
—47
—61
-48
—49
—48
—48
—51
—44
—48
—Mo
—42
—42
—40
—43
—45
—42
von ca. 29 % der eingeimpften Keime. Nach dem Erreichen der
maximalen Einwirkungszahl nimmt die Keimmenge ziemlich
rasch zu. Ein kleiner Basenzusatz von 0,056 % KOH bewirkt in
diesem Fall keine ersichtliche Aenderung, ausser einer vielleicht
zufälligen um 2 Std. später erreichten maximalen Einwirkungs¬
zahl. Beim doppelten Basenzusatz wird der Rückgang der bak¬
teriziden Einwirkung deutlich spürbar, indem sie um 9 % ab¬
nimmt und ihre maximale Einwirkung auf die 11 Stunden nach
Versuchsbeginn verschiebt. Es scheint auch ein Zurückhalten
der bakteriziden Kräfte in den ersten Stunden nach der Ein¬
impfung der Keime, zum Unterschied der bisherigen Resultate,
vorzuliegen. Am deutlichsten wird uns der hemmende Einfluss
der Base auf die Bakterizidie der Ziegenmilch in der folgendenReihe mit einem Zusatz von 0,168 % KOH bewusst, in der die
Keimabnahme um 20 % hinter derjenigen des ersten normalen
Versuches zurücksteht. Von Anfang an ist ein langsames Ein¬
wirken zu beobachten, das in regelmässigen Sprüngen nach 15
Stunden eine Verminderung der Keime um 51 % erreicht. In
diesen vier Reihen mit den Zusätzen 0,168 %, 0,227 %, 0,28 %
und 0,336 % KOH lässt sich die eine Tendenz des Abschwä-
chens der bakteriziden Fähigkeiten an sich und parallel dazu
jene Tendenz des Späterlegens der maximalen Auswirkungdeutlich verfolgen. Die nächst höheren Basenzusätze erreichten
ähnliche Resultate; es scheint, dass, mit der Zugabe noch grös¬
serer KOH-Dosen, keine weitere Verminderung der bakterizi¬
den Kräfte erreicht werden kann; die im erwähnten Beispielan letzter Stelle angeführten vier Reihen zeigen den typischenVerlauf bakterizider Kräfte für diese höheren Basenzusätze.
Auf Grund des ausführlich beschriebenen Versuches und
jener andern neun Versuchsreihen gleicher Art, scheint es uns
möglich, durch Zugabe kleiner Mengen an KOH zu stark bak¬
terizid wirkendem Milchserum in letzterem eine verminderte
Auswirkung bakterizider Fähigkeiten zu bewirken. Parallel zu
diesem Rückgang der genannten Kräfte scheint ihre maximale
Auswirkung später einzutreten; in unseren Versuchen trat sie bei
Basenzusatz durchschnittlich um 8—9 Std. später ein als im nor¬
malen Milchserum. Die Einwirkung von KOH auf schwach
bakterizid wirkende Milch soll gleichfalls an ein¬
gehend beschriebenen Versuchen dargelegt werden; die An-
103
o
TabelleXXII.
St.
pyogenesalbus.Keimmengei
n°/°
im
Milchserum.
Z
e
i
t
O
h
n
e
Zusatz
0,056
°/o
0,112
°/o
0,168
°/o
0,224
°o
0,28
°/o
0,336
•/.
vonKOH
KOH
KOH
KOH
KOH
KOH
KOH
sofort
100
100
100
100
100
100
100
n
a
c
h
1
Std.
—6
—2
—6
—1
—1
—8
—5
-2
m—
4—
4—18
—8
—7
—7
—7
-3
^—12
—19
—14
—11
—14
—14
—11
-5
^—14
—17
—21
—15
—20
—19
-16
-7
M—19
—23
—29
—20
—12
—19
-16
-9
M—29
—28
—20
—19
—12
—24
-24
-11
M—28
—27
—22
—10
—9
—17
—21
-13
M—28
-20
—16
—8
—6
—10
—14
-15
m—31
—20
—14
—3
—8
—2
-14
-17
M—30
—14
—17
±0
—1
±o
—11
.19
„—24
—16
—10
—2
+4
—6
-13
.21
M—26
—18
—11
+6
+14
+4
-9
Ordnung war dieselbe wie bei dem soeben erwähnten Beispiel.
Der erste Fall (Tabelle XXII) gibt Einblick in das Verhalten
des St. pyogenes albus, der zweite (Tabelle XXIII) in das¬
jenige des Bact. coli.
Die Tabelle XXII, welche die bei St. pyogenes albus erhal¬
tenen Resultate erfasst, zeigt eine normale schwach bakterizid
wirkende Milch, deren maximale Einwirkung nach 15 Stunden
eine Reduktion der Keimzahl auf 69 % der anfänglich einge¬
impften aufweist. Durch die minimale KOH-Zugabe von 0,056 %
wird die bakterizide Wirkung geschwächt; ihr grösster Ein-
fluss und entsprechend die kleinste Keimzahl sind nicht wie bei
der stark bakterizid wirkenden Milch zeitlich später gerückt,
sondern im Gegenteil, die maximale Einwirkung liegt schon hier
bei Zugabe der kleinsten Dosis an KOH sechs Stunden früher
als bei der Normaleinwirkung. Verfolgen wir die immer stärker
werdenden KOH-Zugaben, so sehen wir einen Rückgang der
bakteriziden Fähigkeit um % bei einer Zugabe von 0,168 %
KOH.
Der Einfluss der Laugenzusätze auf Bact. coli ist im We¬
sentlichen gleicher Art wie auf St. pyogenes albus, nur spielt
Tabelle XXIII.
Bacterium coli. Keimmenge in °/° 'm Milchserum.
Zeit Ohne Zusatz 0,056 °/o 0,112 °/o 0,168 »o 0.2«240/o 0,28 °/o 0,336 °/o
von KOH KOH KOH KOH KOH KOH KOH
sofort 100 100 100 100 100 100 100
i 1 Std.
—12 — 6 — 6 — 7 — 1 — 4 — 2
2.
—16 —11 - 7 — 5 — 6 — 3 — 7
3.
-17 -17 — 9 —13 — 9 —10 — 9
5„
-14 —14 —14 — 9 -16 —12 —14
7.
—19 —17 -16 - 3 —14 —16 —14
9-
-20 —19 —14 — 7 -10 —12 — 5
11.
—24 -21 -10 ± 0 — 3 — 6 — 9
13.
-22 —25 — 2 + 4 + 8 — 2 — 1
15„
-24 -23 + 4 +17 + 16 + 1 + 7
17.
—20 —19 — 3 + 8 +17 + 1 + 4
19.
—21 —10 ii 0 -+10 +20 + 9 +19
21.
—16 —12 + 2 +14 +24 + 8 + 8
105
sich der Vorgang der Bakterizidie — wie bei allen Versuchen
mit Bact. coli — mit weniger starken Auswirkungen im Normal¬
serum ab. Der Verlauf der bakteriziden Einwirkung zeigt eine
maximale Keimabnahme auf 76 % der eingeimpften Menge nach
11 Stunden Versuchsdauer. Die erhöhten KOH-Beimengungenwirken zeitlich verschiebend, die maximalen Auswirkungen ge¬
hen aber auf beinahe die Hälfte derjenigen im Normalversuch
zurück; 0,168 % KOH bewirkt einen Rückgang der maximalen
Keimabnahme auf 13 % nach drei Stunden Versuchsdauer; alle
maximalen Einwirkungszahlen finden wir innert den ersten
sieben Stunden des Versuches. Die bakterizide Phase als solchewird auch hier um ein Beträchtliches gekürzt; nach durch¬
schnittlich 13 Stunden erreicht die Keimzahl den primären Stand
des Einimpfens. Weitere Zugaben an KOH über die im Versuch
erwähnten hinausgehend, führten wie im vorhergehenden Bei¬
spiel zu keinem weiteren Nachlassen der bakteriziden Kräfte.
Die weiteren Untersuchungen dieser Art sind ähnlich wie
die eingehend beschriebenen ausgefallen. Sie alle zeigen einen
Rückgang der bakteriziden Einwirkung im Milchserum bei Zu¬
gabe gewisser Mengen KOH, also eine Schwächung der bakte¬
riziden Kräfte. Dabei tritt eine Verkürzung der bakteriziden
Phase ein und — entgegengesetzt jenen Versuchen zur Erhö¬
hung der Bakterizidie mit Säure — ein zeitliches Vorschiebender maximalen bakteriziden Eiwirkungsintensität.
Zusammenfassung.
Die Resultate der vorliegenden Versuche lassen die nach¬
stehenden Schlussfolgerungen zu:
1. Ein Zusatz an Salzsäure zu frischem Ziegenmilchserum er¬
höht dessen bakterizide Fähigkeiten gegenüber den beiden
zu der Untersuchung herangezogenen Mikroorganismen St.
pyogenes albus und Bact. coli.
2. Der Zusatz von Kalilauge zum gleichen Serum schwächt
dessen bakterizide Fähigkeiten gegenüber den beiden näm¬
lichen Mikroorganismenarten.
3. Die Zusätze von Salzsäure wie auch von Kalilauge zum
Milchserum verkürzen die bakterizide Phase als solche.
106
4. Der Zusatz von Salzsäure bedingt eine spätere Auswirkung
der bakteriziden Kräfte, während sie durch Zusatz von Kali¬
lauge um Stunden nach vorwärts gerückt wird.
5. Die Erhöhung oder Erniedrigung bakterizider Kräfte durch
Säure oder Alkalien ist insoweit begrenzt, als ein Zuviel
das Beibehalten oder sogar ein teilweises Zurückgehen bezw.
eine Steigerung der bei bescheidenem Zusatz beobachteten
Intensität bewirkt.
107
Schlussätze.
Wir betrachteten jeden Abschnitt der vorliegenden Arbeit
als ein geschlossenes Ganzes und haben deshalb am Ende eines
jeden Kapitels eine Zusammenfassung der daraus resultierenden
Schlussfolgerungen gegeben. In den folgenden Schlussätzenseien deshalb nur noch kurz die hauptsächlichsten Resultate
unserer Untersuchungen erwähnt.
1. Auf Grund zahlreicher Versuche mit 10 Gelatine- und 17
Agarnährböden erschien uns der zuckerhaltige Agarnährbodenmit 1 % Peptonzusatz der günstigste zur Durchführung der
vorliegenden Bakterizidie^Untersuchung an Ziegenmilch; wir
benützten aber auch Gelatinenährsubstrate zur Ergänzung der
Untersuchungsresultate.2. Die Ziegen, deren Milch bezw. das daraus gewonnene
sterile Serum zu den Untersuchungen herangezogen wurde,stellten die Auslese einer grösseren Zahl von Versuchstieren
dar, von denen der eine Teil ausserordentlich stark bakterizid
wirkende, der andere Teil aber nur schwach bakterizid wir¬
kende Milch abgab. Zu den stark bakterizid wirkenden zählten
wir jene Tiere, deren Milch infolge bakterientötender Wirkungbeim Aufbewahren eine Keimreduktion von über 60 % aufwies.
3. Die bakterientötende und bakterienhemmende Wirkungeiner stark bakteriziden Milch ist dadurch charakterisiert, dassdie sich sofort bemerkbar machende Keimverminderung starkeinsetzt und schon nach 6—10 Stunden die maximale Grösse
erreicht; bald aber setzt ein rasches Nachlassen der bak¬
teriziden Kräfte ein, so dass schon nach 12—16 Stunden Ver¬
suchszeit die anfänglich wahrnehmbare Keimmenge durch Ver¬
mehrung der übriggebliebenen Spaltpilze wieder erreicht wird.Im Gegensatz hiezu wirken sich bei der schwach bakterizidenMilch die keimtötenden oder keimhemmenden Kräfte wesentlich
108
langsamer aus, so dass sich die bakterizide Phase nicht selten
auf einen Zeitraum von 48 Stunden erstreckt.
4. Auf Grund der bei unsern Untersuchungen gesammelten
Erfahrungen kommen wir zur Ueberzeugung, dass ein Einblick
in die bakteriziden Fähigkeiten der Ziegenmilch nur auf Grund
des Einimpfens bestimmter reinkultivierter Bakterienarten in
das durch Filtration gewonnene sterile Milchserum erzielt
werden kann.
5. Im Verlaufe der Untersuchungen konnten wir erkennen,
dass die bakterizide Wirkung einer Milch auf die einzelnen
Gruppen von Mikroorganismen verschieden gross ist. So wer¬
den die normalerweise im Euter vorkommenden Bakterienarten
durch die bakteriziden Kräfte wesentlich stärker geschädigt als
die nur zufällig darin anzutreffenden Spaltpilzspezies. Die Ur¬
sache dieser Erscheinung dürfte in der speziellen Aufgabe der
bakterientötenden Kräfte, gegen die Euterflora vorzugehen,
liegen. Der in der aseptisch ermolkenen Milch feststellbare nied¬
rige Keimgehalt ist bedingt durch die schädigende Wirkung der
Bakterizidie auf die das Euter bewohnenden Mikroorganismen.
6. Die Auswirkungen der bakteriziden Kräfte einer Ziege
gehen im Laufe der Laktationsperiode zurück. Die höchste
Auswirkung fanden wir in der Kolostralmilch, doch ist ein nur
bescheidenes Zurückgehen in den ersten Monaten der Milch¬
ergiebigkeit wahrnehmbar. Das stärkste Nachlassen bakteri¬
zider Kräfte beobachteten wir im sechsten Laktationsmonat.
Ungefähr parallel mit dem Nachlassen der bakteriziden Kräfte,
das sich durch eine bescheidene Keimabnahme in der Milch
kundgab, wurde die maximale Auswirkung auf eine spätere Zeit
verlegt. So wurde zu Beginn der Laktationsperiode die nied¬
rigste Keimzahl im Bakterizidieversuch nicht selten schon nach
vier bis sechs Stunden erreicht, während dies am Ende der
Laktationsperiode beim gleichen Tier erst nach vierzehn bis
achtzehn Stunden erfolgte.7. Die Intensität der bakteriziden Kräfte des Milchserums
verschiedener Ziegen gegenüber Staphylococcus pyogenes
albus, Bacterium coli und Bacillus subtilis ging trotz 90 Tagen
umfassender Aufbewahrung im Dunkeln bei Zimmertemperatur
nur unbedeutend zurück. Makroskopisch veränderte sich das
Serum insofern, als es bei der Aufbewahrung einen Farbum-
109
schlag ins Geblich-bräunliche erlitt und eine schwache Aus¬
flockung aufwies.
8. Was die Verschiedenheit in der Auswirkung der bakte¬
riziden Kräfte in den beiden Euterhälften anbetrifft, so ersehen
wir aus den entsprechenden Versuchen, dass sie in der Mehr¬
zahl der Fälle nur eine kleine ist, und in keinem Falle jene Dif¬
ferenzen erreichte, wie sie Schlaeppi gelegentlich zwischen den
Brüsten einer Frau konstatierte.
9. Das Gesamtgemelk einer Ziege stellt in Bezug auf seine
bakteriziden Fähigkeiten insoweit ein einheitliches Ganzes dar,
als sich keine einzelne Gemelkfraktion durch eine besonders
kräftige oder ausnehmend schwache bakterizide Wirkung aus¬
zeichnete.
10. Temperaturen von 55 Grad Celsius an aufwärts beein¬
flussen die bakteriziden Kräfte ungünstig. Das während 15 Mi¬
nuten auf 75 Grad C erwärmte Milchserum liess keine keim¬
tötende Wirkung mehr erkennen.
11. Wir konnten beobachten, dass ein während 22 Tagendem Tageslicht oder während 29 Tagen der künstlichen Be¬
leuchtung durch Quarzlampen ausgesetztes Milchserum eine
Einbusse seiner bakteriziden Fähigkeiten erleidet; sie betrugbei stark bakterizider Milch 9—15 %, bei schwach bakterizider
2—4 % des Normalbetrages.12. Beim Uebergang von der Dürr- zur Grünfütterung be¬
obachteten wir ein Ansteigen der bakteriziden Fähigkeiten des
Milchserums; zugleich wurde der durch sie herbeigeführte nied¬
rigste Keimgehalt früher erreicht. Die hauptsächlichste Zu¬
nahme der keimschädigenden Wirkung erfolgte in den ersten
fünf Tagen der Uebergangsperiode von der Dürr- zur Grün¬
fütterung.13- Bei der Prüfung der Möglichkeit einer Erhöhung der
bakteriziden Kräfte durch erhöhte Vitaminzufuhr beobachteten
wir bei Verfütterung von Bierhefe (B-Vitamin) und Fischtran
(A- und D-Vitamin) zwar ein positives Resulat, jedoch nicht in
dem Masse, dass eine ausgesprochen schwach bakterizide Milch
auf diese Weise in eine stark bakterizide umgewandelt werden
könnte. Nach dem Aufhören der Abgabe vitaminreicher Stoffe
sank der erreichte Bakterizidiegrad nicht mehr auf den an¬
fänglich beobachteten zurück, sondern erhielt sich während der
110
Beobachtungszeit auf ungefähr Dreiviertel der neu erreichten
Höhe.
14. Ein geringer Zusatz von Salzsäure zum Milchserum ver¬
mochte dessen bakterizide Fähigkeiten zu erhöhen, während das
Zusetzen von Kalilauge eine Schwächung herbeiführte. In bei¬
den Fällen wurde die bakterizide Phase gekürzt.
15. Die in den verschiedenen Richtungen gesammelten Er¬
fahrungen legen uns den Schluss nahe, dass die Bakterizidie der
Milch höchst wahrscheinlich eine Immunitätsäusserung des Kör¬
pers ist, die den bakteriziden Wirkungen des Blutes, des Spei¬
chels und anderer Körperflüssigkeiten entspricht und den Zweck
hat, die in die Milchdrüse oder das Euter eingedrungenen Mikro¬
organismen soweit zu schädigen, dass sie normalerweise nicht
ungünstig wirken können.
Ich möchte auch an dieser Stelle meinem hochverehrten Lehrer
Herrn Prof. Dr. Max Düggeli,
unter dessen Leitung die vorliegende Arbeit in den Räumen
des landwirtschaftlich-bakteriologischen Institutes der Eidge¬
nössischen Technischen Hochschule in Zürich entstand, für die
vielen Anregungen und das der Arbeit entgegengebrachte
Interesse den herzlichsten Dank aussprechen.
111
Literatur.
I. Allgemeine Literatur
Abderhalden: Biochem. Handlexikon. Berlin, J. Springer, 1910—'1912.
Ernst, W.: Grundriss der Milchhygiene. 2. Auflage, 1926, Stuttgart, Enke.
Fleischmann-Weigmann: Lehrbuch der Milchwirtschaft. 7. Auflage, Parey,Berlin. 1. Lief. 1929. 2. Lief. 1930.
Glimmer: Lehrbuch der Chemie und Physiologie der Milch. 2. Aufl., 1926,
Parey, Berlin.
Kirchner: Handbuch der Milchwirtschaft. 6. Auflage, 1919, Parey, Berlin.
Lafar: Handbuch der technischen Mykologie. Q. Fischer, Jena, 1904—1908.
Leemann, K. B. und Neumann R. O.: Bakteriologische Diagnostik. J. F.
Lehmann, München, 1927.
Liesegang: Kolloidchemische Technologie. Dresden und Leipzig, Stein-
kopff, 1927.
Lippmann, O. von: Die Chemie der Zuckerarten. 3. Auflage, Braunschweig,Vieweg u. Sohn, 1904.
Loehnis: Handbuch der landwirtschaftlichen Bakteriologie. Borntraeger,
Berlin, 1910.
Oppenheimer: Lehrbuch der Enzyme. Leipzig, 1927, Thiense.
Orla-Jensen: Bakteriologie in der Milchwirtschaft. Jena, Fischer, 1913.
Rahn und Sharp: Die Physik der Milchwirtschaft. Berlin, 1928, J. Springer.Rievel: Handbuch der Milchkunde. Hannover, 1907, Schaper.Sommerfeldt: Handbuch der Milchkunde. Wiesbaden, 1909, Bergmann
(spez. Kapitel über Ziegenmilch: Burr, A., Kiel).Teichert: Methoden zur Untersuchung von Milcherzeugnissen. 2. Auflage,
Stuttgart, 1927, Enke.
Weigmann: Pilzkunde d.er Milch. Berlin, 1926, Parey.Winkler (Mitarbeiter: Weigmann, Grimmer): Handbuch der Milchwirt¬
schaft. Wien, 1. Bd. 1930, 2. Bd. 1931, J. Springer.
II. Spezielle Literatur.
(Z. f. B. II = Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infek¬
tionskrankheiten. Abtg. II).
1) Baar: Frage der Ziegenmilchanaemie. Jahrbuch für Kinderheilkunde,Bd. 70, 1928, H. 3/4, p. 242.
2) Backhaus und Cronheim: Konstatierung der Bakterizidie. Ber. derlandw. Inst. Königsberg, 1898, p. 17.
112
3) Backhaus und Appel: Ueber aseptische Milchgewinnung. Ber. d. landw.
Inst. Königsberg, 1903.
4) Barthel, Ch.: Recherches sur les microorganismes de fair, des étables,
du lait au marnent de la traite et de la mamelle. Revue générale du
lait T. I, p. 505. (Milchzeitung, 1903, p. 627.
5) Barthel, Ch.: Obligat anaerobe Bakterien in Milch und in Molkerei-
Produkten. Z. f. B. II, Bd. 26, 1910, p. 1.
6) Barthel, Ch.: Die Methoden zur Untersuchung von Milch und Mol¬
kereiprodukten. Parey, Berlin, 3. Auflage, 1920.
7) BartelU, C: L'hygiène de la viande et du lait. Bd. 3, 1909, No 6. Ref.
in: Rev. génér. du lait, 1909, p. 405.
8) Basenau, Fr.: Ueber die Ausscheidung von Bakterien durch die tätige
Milchdrüse und über die sog. bakteriziden Eigenschaften der Milch.
Arch. f. Hyg., Bd. XXIII, 1895, p. 170—182.
9) Bauer: Biologie des Kolostrums. Dtsch. med. Wochenschr., 1909.
10) Bauer: Ueber biologische Milchdifferenzierung. Münoh. med. Wo1
chenschr., No. 16, 1908.
11) Baumgärtel, T. und Struve, H.: Ueber Einfluss mechanischer Erschüt¬
terungen auf den Keimgehalt der Milch. Milchw. Forsch., Bd. 4,
Orig., 1927, p. 4492.
12)' Behrens, J.:' Beeinflussung der Zuwachsbewegung und der Gestal¬
tung durch physikalische Kräfte (in Lafars Handbuch der techn.
Mykologie, Bd. 1, Fischer, Jena, 1904—07, p. 438).
13) Behrent, H.: Zur Analyse der Schüttelwirkung auf Frauen- und Kuh¬
milch. Biochem. Zeitschr., Bd. 128, 1922, p. 450.
14) Behring, von: Therapie der Gegenwart. H. 45. 1904. p. 5 u. ff.
15) Blschoif: Versuche mit Handelsmilch, die teilweise -die bakterizide
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