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In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ...50554/eth-50554-12.pdfnew impulses and...

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Research Collection Journal Issue disP - The Planning Review Publication Date: 1996 Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000981948 Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection . For more information please consult the Terms of use . ETH Library
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Research Collection

Journal Issue

disP - The Planning Review

Publication Date: 1996

Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000981948

Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted

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DISP im Wandel – und zum Wandel

weil Referees ihre Position als Konkur-renzvorteil ausnutzen. Für die Planungsehen wir nicht so schwarz: hier geht esweniger um das «Ei des Kolumbus» alsum eine fundierte wissenschaftlicheArgumentation. Wenn man dann aufLücken aufmerksam gemacht wird, so tutdas vielleicht weh, aber es kann denArtikel ja eigentlich nur besser machen... Neben «reviewten» Artikeln werdenaber auch weiterhin nicht «reviewte»publizieren: von jüngeren Kolleginnenund Kollegen, Berichte aus laufendenProjekten, Fallstudien etc.

Wir konnten eine ganze Reihe renom-mierter Fachleute für den Beirat und dieTätigkeit als «Referee» gewinnen. Dar-über freuen wir uns, und für die damitzum Ausdruck gebrachte Wertschätzungder DISP bedanken wir uns. Im gegen-seitigen Einvernehmen und Interessehaben wir eine Befristigung dieses Enga-gements vereinbart – zukünftigen Wan-del schon vor Augen. Womit wir beimKern, beim Inhalt dieses Heftes wären:

Zwei Fragen zum Stand und zum Flussder Dinge in Sachen Planung haben wirden Beiräten (und den Herausgebern)sowie den «Referees» gestellt. Die Ant-worten markieren ein ganzes Spektruman aktuellen Positionen und bieten reich-lich Stoff zur Diskussion.

Frederica Legnani und Paola Tessitorehatten für einen Kongress in Rom 1997eine Übersicht über europäische Pla-nungszeitschriften erstellt. Eine Pionier-tat. Auch wenn ein solches Unterfangennaheliegenderweise Mängel aufweisenmuss (so fühlen wir uns z.B. bezüglichder angegebenen Hauptinhalte der DISPnicht ganz richtig dargestellt) und sogareinige Zeitschriften ganz fehlen. Trotz-dem: Ein wichtiger Schritt eines verglei-chenden Überblicks ist getan.

Und dann sollte man andere europäi-sche Planungszeitschriften noch etwasnäher kennenlernen, um Vergleiche her-stellen zu können, und ein Blick nachÜbersee könnte auch nicht schaden:Fünf Redaktionen folgten unserer Einla-dung, etwas zum «State of the Art» zusagen, indem sie drei Fragen von unsnach dem «Woher» und «Wohin» desPublizierens über Planung beantworte-ten. Damit eröffnen sich aufschlussreicheSeiten- und Einblicke. Wir möchten die-

se Art der Vorstellung von Planungszeit-schriften in lockerer Folge fortsetzen.

Die Kontakte und der Erfahrungsaus-tausch zwischen den verschiedenenRedaktionen werden zunehmen. PatriziaGabellini hatte 1997 zusammen mitCorinna Morandi auf dem schonerwähnten Kongress in Rom die Initiativefür ein Treffen ergriffen. Sie wollte dennächsten Schritt forcieren und das Pro-jekt einer von verschiedenen Redaktio-nen getragenen Planungszeitschrift imInternet erörtern. Auch wenn das Projektkonkret viele Fragen aufwirft: der Blicküber die Grenzen (der Länder, Diszipli-nen, Sprachen aber auch des Mediumsselbst) erschloss neue Impulse undAnknüpfungspunkte für ein neues redak-tionelles Netzwerk.

Über Grenzüberschreitungen berich-ten auch Susanne Fischer sowie HellmutRingli und Lucas Schloeth: Die räumlicheEntwicklung Basels sich ohne trennendenationale Grenzen vorzustellen warGegenstand des gerade abgeschlosse-nen NDS-Kurses in Raumplanung anunserem Institut. Und wenn H. Ringli undL. Schloeth über Aspekte des Verhältnis-ses von Einzelhandel und Raumplanungberichten, dann werden auch Grenzenüberwunden, indem Brücken der Ver-ständigung gebaut werden. HellmutRingli verabschiedet sich damit gleich-zeitig aus unserem Institut (s. S. 58).

Ebenso verabschiedet sich Martin Len-di von der ETHZ. Ihm hat die DISP vielzu verdanken (s. S. 57). Grund genugihm etwas Platz einzuräumen. Aberauch aus inhaltlichen Gründen: Nach-haltigkeit und Verkehr sind ein span-nungsreiches Begriffspaar. Martin Lendierörtert die Möglichkeiten eines dieGegensätze versöhnenden Verkehrs-rechts.

Weil wir immer noch glauben, etwaslernen zu können – von der Geschichtezum Beispiel – möchten wir am ORL-Insti-tut ein «Archiv zur jüngeren Planungs-geschichte der Schweiz seit 1950» auf-bauen. Davon handelt der letzte Beitrag.

«Der Urbanismus ist nicht gescheitert,er ist eingefroren, erstarrt», das schreibtsinngemäss Bernard Ecrement in diesemHeft. Ein schönes Bild: Sorgen wir fürTauwetter und Bewegung, sorgen wiruns um unsere eigene Beweglichkeit.

Längst ist die Publikation von (wissen-schaftlichen) Artikeln nicht mehr einfachnur ein Zugänglichmachen von Informa-tionen: Sie ist Auswahl und Bewertungvon Informationen im Hinblick auf derenRelevanz. Im Zeitalter des Internet istdies je länger je mehr gefragt. Informa-tionen erhalten ist kein Problem mehr,aber die «richtigen», adäquaten, seriö-sen Informationen – woran erkennt mandie? Man durchkämmt Hilfe suchendund entnervt die längst unübersichtlichgewordene Informationsflut nach Refe-renzen. Und auch der Gegenstand unse-res Interesses macht uns das Publizierendarüber nicht einfacher: die räumlichenEntwicklungen, ihre Abhängigkeiten undEinflüsse, scheinen immer komplexer zuwerden, die Versuche, sie in einegewünschte Richtung zu lenken, stellenimmer neue Anforderungen. Und dieZahl der relevanten Akteure wird auchimmer grösser bzw. ändert von Pla-nungsfall zu Planungsfall.

Das interdisziplinär zusammengesetz-te ORL-Institut als Herausgeber der DISPbot und bietet Gewähr, dass (Raum)Pla-nung in der DISP nicht disziplinär ver-engt behandelt wird. Darin begründetsich zweifellos die Ausstrahlung derDISP auch auf Disziplinen, die nicht imengeren Sinne Planungsdisziplinen sind,die aber planungsrelevantes Wissenerarbeiten. Da am ORL-Institut auch garnicht alle planerischen Kernkompeten-zen versammelt sind, verstand sich dieseinhaltliche Offenheit der DISP eigentlichvon selbst.

Um die wissenschaftliche Kompetenzder DISP im sich wandelnden Umfeld zusteigern, greifen wir nun auf bekannte,aber bei Planungszeitschriften, zumin-dest im deutschsprachigen Raum, weni-ger gebräuchliche Modelle zurück: Her-ausgeberbeirat und Refereesystem.Damit möchten wir die disziplinäre Basisder DISP verbreitern und die «Kritik vonaussen» in die Redaktionsarbeit integrie-ren. Namentlich mit dem Refereesystem,indem in einem anonymen Verfahrenzwei Fachleute einen zur Publikation ein-gereichten Artikel vorab beurteilen unddie Autorin resp. der Autor des Artikelsmit dieser Stellungnahme konfrontiertwerden. In anderen Wissenschaften gibtdieses System öfter Anlass zur Sorge,

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DISP in change – and about change

experience can only improve the con-tents. Besides “reviewed” articles, unre-viewed articles continue to be publis-hed: from young colleagues, articlesfrom current projects, case studies etc.

We were able to interest a number ofrenowned experts onto the editorialboard and as “referees”. We greatlyappreciate and are thankful for theobviously recognised value for DISP. Inmutual examination and interest wehave agreed on a limitation of this en-gagement – future change in sight.Which leads us to the core, the contentsof this issue:

We posed two questions to the editorsand the members of the editorial boardas well as the “referees” about the cur-rent situation in planning. The answerspresent a wide range of current posi-tions and offer more than adequatematerial for discussion.

In 1997, Frederica Legnani and Pao-la Tessitore presented a summary ofEuropean planning journals for a con-gress in Rome. A pioneer work. Eventhough such an attempt naturally resultsin gaps (e. g. the published informationabout DISP does not correctly representus) and even a number of journals aremissing. Never theless: An importantstep has been made to enable a com-parative perspective and summary.

One should acquaint oneself withother European planning journals inorder to make comparisons; a glanceoverseas should not hurt either: Fivepublishers responded to our invitation,to say something about the “State of theArt”, by answering three questions setby us concerning the “Where from” and“Where to” of publishing. Comprehen-sive and interesting pages and opinionswere proposed. We would like to conti-nue this casual method of introduction ofplanning journals.

The contacts and the shared experi-ences between different publishers willincrease. Patrizia Gabellini and Corin-na Morandi had initiated a meeting atthe already mentioned congress inRome in 1997. Gabellini wanted toforce the next step and establish the pro-ject of a planning journal in the Internet,supported by various publishers. Al-though the project raises numerous

questions, a glimpse through the peep-hole (of countries, disciplines, langua-ges and the media itself) has establishednew impulses and connections for anew publishing network.

Susanne Fischer, Hellmut Ringli andLucas Schloeth write about crossing bor-ders: The perception of the spatialdevelopment of Basle without dividingnational borders was part of the mostrecently concluded post-graduate cour-se in spatial planning offered by ourinstitute. H. Ringli’s and L. Schloeth’sanalysis of aspects of the relationship ofretail trade and spatial planning over-comes borders, by building bridges ofunderstanding. H. Ringli herewith lea-ves our institute (see page 58).

In a similar manner, Martin Lendi re-signs from the ETHZ. DISP has much tobe thankful to him (see page 57). Agood enough reason to give him somespace. But also based on the contents:sustainability and transport are excitingconcepts. M. Lendi discusses reconcilia-ting contrasts in transport law.

Because we still believe in learningsomething – from history, for example –we at the ORL-Institute would like tofound an “Archive of the younger plan-ning history of Switzerland since1950”. The last contribution deals withthis.

“Urbanism has not failed, it has fro-zen, is stilled.”, writes Bernard Ecrementappropriately in this journal. An inte-resting thought: By ensuring defrost andmovement, we are trying to keep inmotion.

The publication of scientific articles haslong since solely focused on the sheerdistribution of information, but ratherattempts to select and rate informationaccording to its apparent relevance. Areality that the age of internet increas-ingly demands. The acquisition of infor-mation is no longer a problem, but thatof “correct”, suitable and serious infor-mation – how does one recognise it?One sieves through the overwhelminginformation overflow in search of refer-ences that might be of help. But not onlydoes the substance of our interest makeits publication more difficult: spatialdevelopment and its dependence andinfluence seem ever more complex;attempts to steer it in a desired directionbecome highly demanding. And thenumber of relevant players is ever-increasing, alternating from case studyto case study.

The interdisciplinarily structured ORL-Institute, as publisher of DISP, has pre-vented and continues to prevent spatialplanning in DISP from becoming nar-rowly analysed and presented. DISPbases this on its interest in other disci-plines that are not immediate planningdisciplines, but deal with information re-levant to planning. And considering thefact that the ORL-Institute does not pos-sess all core planning abilities, theincomplete nature of published articlesin DISP is self-explanatory.

In an attempt to increase the scientificcompetence of DISP in a changing en-vironment, we refer to recognised, butless used models in planning journals inthe German speaking realm: editorialboard and referee system. Herewith, wewould like to spread the disciplinarybasis of DISP and integrate “externalcriticism” into the publication. Thedouble-blind referee system, for exam-ple, is the anonymous selection of twoexperts as readers and critics of anarticle awaiting publication and theirconfrontation with the article’s authorfor clarification purposes. In other scien-tific fields, however, this system is oftenabused by referees who make personaluse of the articles read. We do notstrive for perfection but for sound scien-tific arguments. If gaps are found inarticles, it might be painful, but the

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Mit den folgenden Beiträgen möchtenwir das neue Herausgeber- und Redak-tionsumfeld der DISP unserer Leserschaftvorstellen: Neben einigen persönlichenAngaben baten wir die uns zukünftigunterstützenden Personen, mit der Beant-wortung von zwei Fragen «zur Lage»«Position zu beziehen».

Die erste Frage zielte auf dasGedächtnis der Disziplin. Wir sind derMeinung, ein besseres Gedächtniskönnte den Übereifer modischen Wan-dels besänftigen helfen, vor Irrtümernund Wiederholungen bewahren undgleichzeitig auf den Kern der Dinge ver-weisen.

Frage 1:Wenn es eine Klassikeredition zur Raum-und Stadtplanung gäbe, welches Werkwürden Sie dafür empfehlen?

Mit der zweiten Frage suchen wir in dergegenwärtigen Phase der Umbrüchenach Fokussierungsmöglichkeiten aufstrategische Ansätze, mit denen Planung– wieder? – wirksamer wird und einegrössere öffentliche Beachtung erhält.

Frage 2:Welches sind die Hauptaufgaben derRaum- und Stadtplanung der nächstenJahre und welches sind die Lösungs-ansätze dafür?

Die Antworten sollten «kurz und bün-dig» sein, und mussten auf abwägendeFeinheiten und notwendige Differenzie-rung verzichten, um nicht zu lang zuwerden.

Es liegt im Wesen einer Umfrage,noch dazu einer mit derart knappbegründeten Fragen, dass die Antwor-ten quasi assoziativ auf bestimmte Dis-kussionszusammenhänge reagieren. Soist die folgende Zusammenstellung derAntworten keine geeignete Grundlagefür eine kohärente Meinungsforschung.Aber die Antworten stecken ein Spek-trum von Positionen ab, das anregendeArgumente für eine Standortbestimmungder Disziplin im Fluss der Zeit enthält.

Zu diskutieren bleibt so manches: z.B.wie denn genau dem «Gedächtnis» derDisziplin und der Planerschaft «auf dieSprünge» geholfen werden könnte?

Und: Wie die sich abzeichnenden odergeforderten Kooperationen, die die Pla-nung bei der Lösung der Probleme er-folgreicher – oder überflüssig? –machen sollen, zustande kommen und«gepflegt» werden können?

Die Redaktion

Gerd AlbersEm. Prof. für Städtebau und Regional-planung an der Technischen UniversitätMünchen. Hauptarbeitsgebiete: Stadt-entwicklungsplanung; theoretische Pla-nungsgrundlagen; Stadtplanungsge-schichte des 19. und 20. Jahrhunderts.Zahlreiche Veröffentlichungen und Aus-zeichnungen. Gegenwärtig: KritischeBeobachtung der räumlichen Entwick-lung in Stadt und Region und gelegentli-che Bemühungen, durch Vorträge, Vorle-sungen und Veröffentlichungen auf sie(bescheidenen) Einfluss zu nehmen.

Zu Frage 1:Da offenbar nur ein Werk genannt wer-den soll – sonst würde es eine langeListe –, empfehle ich das schmale Buch«Vom Wesen der Stadt und der Stadt-planung» (1951) von Josef Umlauf,damals Erster Beigeordneter des Sied-lungsverbands Ruhrkohlenbezirk, danndessen Direktor und später Professor fürLandesplanung in Stuttgart. Es enthältauf knappem Raum viele wichtige undweiterhin gültige Aussagen über Aufga-ben und Grenzen der Planung.

Zu Frage 2:Definition, Analyse und Bewusstma-chung der grossen Spannungsfelder, dieheute die räumliche Entwicklung bestim-men, wie etwa:• Streben nach Nachhaltigkeit gegenRaumverbrauch im Dienste globalenWirtschaftswettbewerbe

• Wachsender Koordinierungsbedarf– inner- und überregional – gegen Dere-gulierung, Individuierung und «Nimby»-Haltung (= Floriansprinzip)• Erstrebte Multizentralität und Nut-zungsmischung zur Beschränkung desMobilitätsbedarfs gegen zunehmendkomplexe Arbeitsmärkte mit wachsen-dem räumlichen Umgriff.Auf diesen Feldern Einwirkung auf poli-tische Entscheidungen im Sinne langfri-stiger Verantwortlichkeit.

Marc M. AngélilArchitekt, Professor für Architektur undEntwurf an der ETH Zürich. Forschungs-schwerpunkte: gegenwärtige Entwick-lungen im Städtebau in Europa, Asienund den Vereinigten Staaten, Erarbei-tung von Strategien zur Unterstützungnachhaltiger Stadtentwicklungsprozes-se. Ar-chitekturbüro zusammen mitSarah Graham, Reto Pfenninger undManuel Scholl in Los Angeles undZürich.

Zu Frage 1:Eine einzige Klassikeredition zu erwäh-nen würde der Vielschichtigkeit destheoretischen Nachlasses zur Raum- undStadtplanung nicht gerecht werden. DasGedächtnis der Disziplin konstituiertsich aus einem Netzwerk von Veröffent-lichungen, welche in gegenseitigerWechselwirkung stehen, einanderergänzen und widerlegen. Ein Feld wirdaufgespannt, das unterschiedliche Inter-pretationsmöglichkeiten der theoreti-schen Auslegung provoziert. Aus einemvielfältigen Zusammenhang potentiellerVerweise wird ein sich stets wandelndesBild des Fachgebietes umrissen.

Zu Frage 2:Gegenwärtige Stadtentwicklungspro-

Zum Stand und zum Fluss der DingeAntworten auf eine Umfrage

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zesse werden von unkoordinierten Kräf-ten gelenkt. Das daraus entstehendeurbane Territorium ist entsprechend hete-rogen in seiner Konsistenz. Die Stadttritt als ein hybrides Gebilde in Erschei-nung, als eine Ansammlung verschie-denster fragmentierter Ordnungen, dieverschiedensten Ursprungs sind. DieseOrdnungen treffen aufeinander, kollidie-ren oder treten auch nur beziehungslosnebeneinander auf. Die Raum- undStadtplanung muss sich genau dieserAbsenz einer kohärenten Ordnungannehmen, Prinzipien und Methodenfördern, um das Phänomen der Hetero-geneität aufzunehmen und als Qualitätzu verarbeiten.

Michel BassandProfesseur au Département d’architec-ture de l’Ecole polytechnique fédéralede Lausanne (EPFL). Directeur de l’Insti-tut de recherche sur l’environnementconstruit (IREC). Ses recherches portentsur la métropolisation, les politiquespubliques urbaines, la mobilité spatiale,les espaces publics, les rapports entrescience, technique et société, etc.

Zu Frage 1:En me concentrant sur la littératurefrançaise, trois ouvrages me paraissentcentraux:• Ascher F., Métapolis, éd. O. Jacob,Paris, 1995.• Bassand M., Métropolisation et iné-galités sociales, PPUR, Lausanne, 1997.• May N. et ss., La ville éclatée, éd.L’Aube, Paris, 1998.

Zu Frage 2:De mon point de vue, le rôle principalde la planification urbaine est de dé-crire et analyser les profondes transfor-mations urbaines qui, actuellement,

métamorphosent l’Europe et, par consé-quent, la Suisse. À partir de là, il fautconstruire des solutions pour résoudreles problèmes.

La métropolisation consiste en unensemble de phénomènes radicalementnouveaux qui n’ont pour ainsi dire plusrien à voir avec l’urbanisation de cesdernières années. Pour simplifier, lamétropolisation implique d’une part unétalement urbain considérable et, d’au-tre part, la mondialisation. En d’autrestermes, une métropole avoisine le mil-lion d’habitants et plus, sur une superfi-cie énorme et multicommunale, et exer-ce une centralité mondiale du point devue économique, social et culturel. Ellepose des problèmes très graves d’iné-galités sociales, de crise écologique, defragmentation spatiale.

Face à ces changements, la planifica-tion traditionnelle est dépassée. Desoutils nouveaux sont à inventer, lesFrançais parlent de projet urbain, celadit tout reste à faire, l’avenir est pas-sionnant.

Martin BoeschProfessor an der HSG-Universität St.Gallen / Leiter der Forschungsstelle fürWirtschaftsgeographie und Raumpla-nung FWR-HSG. Lehr- und Forschungs-schwerpunkte: Stadtentwicklungspolitik,Nachhaltige Regionalentwicklung (spe-ziell im Alpenraum), Raumwirksamkeitvon Modernisierungsprozessen. Exper-ten- und Gutachtertätigkeit.

Zu Frage 1:R. Häberli et al. (1991): Boden-Kultur –Vorschläge für eine haushälterische Nut-zung des Bodens in der Schweiz.Schlussbericht des Nationalen For-schungsprogrammes NFP 22. vdf:Zürich 1991.

Das Buch ist die Spitze des Eisberges«NFP Boden». Hinter dem nüchternen,ja hausbacken anmutenden Untertitelsoll der Haupttitel «Kultur-Boden /Boden-Kultur» nicht übersehen werden.Er signalisiert die wegweisende Ver-knüpfung von Boden – Raumplanung –Kultur, also von Wissenschaft/Technikund Gesellschaft. Der schmale Bandenthält die in eine konzise Formgebrachte Übersicht über die aktuellenRaumplanungsfragen, samt konstrukti-ven Lösungsansätzen. Es sind die rele-vanten Fragen und konkrete Antwortennach dem Motto: Alles, was man überRaumplanung wissen könnte, und wasimmer noch zu tun ist. Insbesonderewird die Schlüsselfunktion raumpla-nungs- und bodenökonomischer Prozes-se aufgezeigt sowie die Bedeutung desökologischen Ausgleichs als Raumpla-nungsproblem. Erst das gewandelteUmfeld heute zeigt uns also mit allerDeutlichkeit, was das NFP Boden gelei-stet hat und was noch zu tun ist. Beiallem (z.T. modischem) Gerede überneue Instrumente, das gegenwärtigüber uns hinwegschwappt, sollten dieZiele der Raumordnungspolitik nichtvergessen gehen. Dazu leistet das Buch«Boden-Kultur» einen weitsichtigen Bei-trag.

Zu Frage 2:Raum- und Stadtplanung sind nach wievor als wesentliche gesellschaftlicheGestaltungsaufträge zu verstehen: DasProjekt «Nachhaltigkeit» lässt sich ohneadäquate Raumstrukturen nicht realisie-ren; diese bieten dazu unabdingbarematerielle Voraussetzungen, vor alleman den Schnittstellen Siedlung/Mobi-lität sowie Ökologie/Landschaft.

Gleichzeitig verlagert sich aber derRegulationsmodus weg von der Politik,hin zum Markt. Daraus folgt: Die (staat-liche) Raumplanung muss sich inZukunft auf die Grobsteuerung konzen-trieren und die Feinsteuerung mit Hilfedes Prinzipes «Kostenwahrheit» ver-mehrt den individuellen Akteuren über-lassen. Dazu müssen aber deren Rechteals Betroffene auch jenseits kommerziel-ler Verwertungsinteressen (z.B. als Mie-ter oder als Anwältinnen der Natur) ver-stärkt werden.

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Laurent BridelProfesseur d’aménagement du territoireet de géographie humaine à l’Universitéde Lausanne. Domaines de spécialisa-tion: gestion des risques naturelles, lestransports publics urbains, le développe-ment régional en Suisse et les problèmesde planification du développement enAfrique et en Amérique latine. Publicati-on d’un manuel d’aménagement duterritoire, spécialement orienté vers laSuisse occidentale.

Zu Frage 1:Si j’ai bien compris la question, il s’agitde mentionner ses références dans ledomaine de la planification spatiale eturbaine, sans tomber dans la mode laplus récente...

Les ouvrages classiques me semblentêtre ceux de Lewis Mumford (1961), TheCity in History, Hammondsworth, Pengu-in; Leonardo Benevolo (1987–88),Histoire de l’architecture moderne, Bor-das-Dunod, Paris; Françoise Choay(1965), L’urbanisme: utopies et réalités,une anthologie, Seuil, Paris; Lewis Kee-ble (1983), Town Planning made plain,Longman, London/New York.

Et je voudrais encore citer: J. BrianMcLoughlin (1969), Urban and RegionalPlanning, Faber & Faber, London; JohnFriedmann, L’ensemble de son œuvre;Kevin Lynch (1960), The Image of theCity, MIT Press, Cambridge; Peter Hall(1980), Great Planning Disasters, Wei-denfeld & Nicolson, London.

J’ai plus de peine à entrer dans lesouvrages systématiques du type de Hart-wig Spitzer (1995), Einführung in dieräumliche Planung, Ulmer, Stuttgart.

J’aime bien les livres de Carl Finger-huth (1996), Die Gestalt der postmoder-nen Stadt, ORL-Schriften 48, Zürich; de

Patsy Healey (1997), CollaborativePlanning, Shaping Places in FragmentedSocieties, Basingstoke, London, ou deLeonie Sandercock (1998), TowardsCosmopolis, Wiley.

Zu Frage 2:Je vois d’une part les thèmes importantset d’autre part les démarches les plusprometteuses.Problèmes et thèmes:

• La gestion des ressources naturelles,eau, air, sol, dans la perspective d’undéveloppement durable• La mobilité excessive à maîtriser.• L’habitabilité des villes, spécialementde leurs centres• Les effets spatiaux des inégalités so-ciales et économiquesDémarches et approches:• Modes de gouvernement ou de gou-vernance: Europe et fédéralisme, quellesrégions? quelles communes? quelle sub-sidiarité?• Conflits, négociation, quels consen-sus?• Approches systémiqueset dynamiques• Propriété, possession, compensation,remaniements, concessions en matièrede propriété foncière et des ressourcesnaturelles• Les échelles spatiales et les horizonstemporels

Clara CardiaClara Cardia is Professor of urban plan-ning (urbanisme) and urban history atthe Politecnico of Milano and at the Uni-versity of Geneva. She has studied archi-tecture, than specialised in UrbanDesign with a Master at Columbia Uni-versity and in Urban History with a PhDat the Ecole Politechnique Fédérale ofLausanne. She has is working as plan-

ning consultant in Switzerland, Italy,North Africa and the Middle East.At present she is working on a “SafeCity” project for the Municipality ofMilan, participating in several Europeannetworks concerned with new approa-ches to the “urban project”.

Zu Frage 1:Unfortunately there is no thorough workthat can be used as a text book in ourfield. I consider for all students, not justthe British ones, Peter Hall “Urban andRegional Planning”, new edition, as abasic reading, for understanding howour planning systems has developped.For the Fench part Marcel Cornu, “Libé-rer la ville”, is the most brilliant analysisof the French policy that I have read. Inthe field of Urban History the Italianauthors offer probably good global ap-proaches: Benevolo, “The History of theCity”, and Paolo Sica’s volumes, unfortu-nately not yet translated of “Storiadell’Urbanistica”.

Zu Frage 2:main topics:urban planning:the problem of physical and social co-hesion of our citiesthe problem of decay of the vitality andquality of life in our citiesregional planning:The question of mobility (i.e. being ableto reach as many places as is needed)versus environmental protection (i.e.cars, high speed trains, aeroplanesgenerate pollution and environmentaldecay)solutions:urban planning:shifting the approach of planning fromthe physical city toward integrated so-cial physical approaches,developing new methods for planning,integrating the knowledge and theaction capacity of city users and cityinvestorsregional planning:developing a better understanding of thenew phenomena of the dispersed city, itsvalues, costs and drawbacks;integrating the environmental cost ofmovement in locational strategies

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Andreas FaludiSeit 1977 Professor für Planologie ander Universität von Amsterdam, abAnfang 1999 Lehrstuhl für RäumlichePolitiksysteme in Europa an der Kath.Universität Nimwegen. Forschungs-schwerpunkte: Planungstheorie und Pla-nungsgeschichte, Erforschung der nie-derländischen Raumplanung, europäi-sche Raumentwicklungspolitik.

Zu Frage 1:Meyerson, M., Banfield, E.C. (1955):Politics, Planning and the Public Interest –The Case of Public Housing at Chicago,The Free Press, New York.

Zu Frage 2:Raum- und Stadtplanung muss sich aufden Stellenwert des Raumes im Zeitalterder Entgrenzung besinnen. Weder ist dieGemeinde heute der selbstverständlicheBezugsrahmen, der sie einmal war, nochder Staat die letzte Quelle der Legitimitätund das Staatsgebiet der umfassendsteRaum, in dem Planung denkbar ist.

Lothar FinkeDr. rer. nat., Professor für Landschafts-ökologie und Landschaftsplanung in derFakultät Raumplanung der UniversitätDortmund, seit 1. Mai 1998 Dekan.

Forschungsschwerpunkte: nachhaltigeRaumentwicklung, Zukunft der Land-schaftsplanung, der Umweltverträglich-keitsprüfung, der Eingriffsregelung undder Frage nach Umweltqualitätszielkon-zepten.

Zu Frage 1:Ich halte die Frage in der gestellten Formfür nicht zeitgemäss, da zwar die Proble-me der Raum- und Stadtplanung imGrundsatz immer die gleichen gebliebensind, sich die Gewichte innerhalb derZielsysteme jedoch entscheidend verän-dert haben. Die Tendenz zur Ökologisie-rung der räumlichen Planung auf allenEbenen ist zwar in der Sache nicht ent-scheidend vorangekommen, durch dieneue Philosophie einer nachhaltigenRaumentwicklung besteht jedoch dieChance, Umweltaspekte erneut mithohem Gewicht in das Zieldreieck derNachhaltigkeit einzubringen. Insofernstellen sich der heutigen Raum- und Stadt-planung zwar keine generell anderenFragen, die Gewichtung der zu berück-sichtigenden Aspekte hat sich jedoch ent-scheidend verändert. Raumplanung wirdsich sehr viel stärker als bisher um dieFrage ihrer originären Ressource Raumzu bemühen haben, so dass sich die Fra-ge stellt, wie der weitere Zuwachs vonSiedlungs- und Verkehrsflächen zum Still-stand gebracht werden kann.

Zu Frage 2:Wie bereits aus meiner Antwort zu Frage1 deutlich wird, ergibt sich aus meinemfachlichen Zugang vor dem Hintergrundder Zielsetzung einer nachhaltigenRaumentwicklung als zentrale Problem-stellung das Erfordernis, den Freiflächen-verbrauch zu steuern, da mit derUmwandlung von biologisch-ökologischaktiven Freiflächen in Siedlungs- und Ver-kehrsflächen ein erheblicher Ressourcen-verbrauch verbunden ist. Gleichzeitigdarf Raumplanung nicht als Entwick-lungsverhinderungsinstrument erschei-nen, d.h. es muss trotz radikaler Redu-zierung des Freiflächenverbrauches eineökonomische und soziale Entwicklungauch weiterhin möglich sein. Nahezualle bekannten Lösungsansätze sind z.B.im städtebaulichen Bericht «NachhaltigeStadtentwicklung» der ehemaligen BfLR

zusammengestellt worden. Aus meinerSicht kommt es weniger darauf an, neueInstrumente zu entwickeln, als vielmehrdarauf, die vorhandenen Instrumentesinnvoll und mit dem erforderlichen poli-tischen Willen einzusetzen.

Hans FlückigerDr. rer. pol., Professor für Raumordnungan der ETH Zürich, Vorsteher des Institutsfür Orts-, Regional- und Landesplanung.Mitglied des Vorstandes der Schweiz.Vereinigung für Landesplanung und kor-resp. Korr. Mitglied der Akademie fürRaumforschung und Landesplanung(Hannover).

Zu Frage 1:Ist es nicht gerade das Wesen der Raum-planung, dass es nicht eine Klassikeredi-tion für Raumplaner geben kann? Wichti-ger scheint mir deshalb die Frage zusein, welches Buch man einem neugewählten Politiker auf überkommunalerEbene empfehlen könnte, damit er einenEinstieg in die Komplexität räumlicherProbleme und Problemlösungen findenkönnte.

Zu Frage 2:Die Raumplanung muss zur Kenntnis neh-men, dass sich das Geschehen im Raummehr und mehr dem politischen Einflussterritorialer Zuständigkeit entzieht. Wich-tige Akteure der räumlichen Entwicklunghandeln «grenzenlos» und bezogen aufdie langfristigen Auswirkungen ihrer Ent-scheide immer kurzfristiger. Die Raum-planung müsste deshalb vermehrt zusam-men mit diesen Akteuren räumlich ver-trägliche Lösungen zur Auswahl vorbe-reiten und anbieten. Im Gegenzug müss-te sie wieder klarer die Trennlinie zwi-schen Baugebiet und Nichtbaugebiet set-zen und vollziehen.

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DISP 135 8 1998

John FriedmannGlücklich emeritiert, lebt er zur Zeit inMelbourne (Australien), wo er an Proble-men ostasiatischer Urbanisierung arbei-tet. Andere Interessen sind das Violon-cellospiel und die Dichtung, letzterebesonders aus dem spanischenSprachraum. Sein jüngstes Buch, veröf-fentlicht zusammen mit Mike Douglass,hat den Titel «Cities for citizens – Plan-ning and the Rise of Civil Society in aGlobal Age» (Wiley 1998, Chichester).

Zu Frage 1:I have a problem with this question. Thesearch for a canon implies a unified fieldof theory and practice, in which classicsprovide a foundation for what is to fol-low, one contribution building upon thenext. Planning is not like that at all.There are two historical accounts of plan-ning, Peter Hall’s “Cities of Tomorrow”and my own work, “Planning in thePublic Domain“. But “Planning in thePublic Domain“ is not specifically aboutspatial planning, and “Cities of Tomor-row“ is a very personal “great men ofplanning“ approach to history which hasbeen challenged by Leonie Sandercock’srecent “Making the Invisible Visible“(1997). None of these books are actual-ly “histories“ in the true sense in that theyfail to embed intellectual work and prac-tice in the conditions of their time.

Moreover, there are few universal clas-sics that cut across different “cultures ofplanning“. Some of this is due to theaccidents of translation; but there areother reasons as well. German Raumpla-nung has different roots from Americancity and regional planning, and neitherhas much to do with spatial planning inthe former Soviet Union. The scale ofplanning is also a hindrance to a unifiedcanon. Regional planning and planningfor a city of small spaces (Switzerland)draw on very different intellectual tradi-tions. Von Thuenen and August Loeschmight show up in the former as “classics“but who would be cited as an authorityfor the intimate spatial planning in SwissAlpine valleys? Moreover, the field ofplanning is changing so rapidly (and thecontinuities are not always apparent)that the very notion if a canon of classicworks becomes inoperable.

Given all these reservations, I wouldnevertheless nominate Lewis Mumford’s“Culture of Cities“ (1938) as a candi-date for a book from whose readingevery student of planning might bothderive pleasure and inspiration.

Zu Frage 2:I have a problem also with this formula-tion. Planners get their tasks from thesociety in which they work, and in prac-tice this means that their assignmentscome primarily from politicians. Wemay have our own professional dis-course about the “urban problema-tique,“ but how relevant is it? In anyevent, we cannot talk about Switzer-land, France, the United States, India,and China in the same breath, asthough the urban problematique wereeverywhere the same. One reason forthe many failures of planning practicestems from the unthinking implantationof a theoretical ideal “solution“ to asituation where the solution doesn’t fit:one of the best examples is the disasterNew Towns planning in Israel.

I suppose that within the planningprofession there would be fairly wideagreement today, that cities should bemade “sustainable“. But there is ofcourse no agreement about the mea-ning of “sustainability“. What we haveis rather a search for the “good city“.But it is the search that matters, not thedefinition of the good. And even suppo-sing that we had such a definition,would we agree on how to get fromhere to there, from the present state ofinadequacy to the desired future.

Christophe GirotArchitecte, paysagiste, specialisé dansles projets urbains. Son bureau est à

Versailles. Il est professeur responsabledu département du projet à l’EcoleNationale Supérieure du Paysage deVersailles.

Zu Frage 1:Je pense au travail d’Ildefonso Cerdásur sa théorie générale de l’urbanismeet plus particulièrement le traitementde l’Eixample à Barcelone.

Zu Frage 2:Je pense qu’il faut revenir à desmodèles geométriques et spatiaux sim-ples et travailler aussi sur des modèlesde densification du tissu urbain exis-tant.

Bernd HammProfessor für Soziologie, insbesondereSiedlungs-, Umwelt- und Planungsso-ziologie, seit 1991 auch Geschäftsfüh-rer des Zentrums für europäische Stu-dien der Universität Trier. Arbeits-schwerpunkte und Forschungsinteres-sen: Sozialstruktur, Globalisierung,Nachhaltige Stadt- und Regionalent-wicklung.

Zu Frage 1:Ernest W. Burgess: The Growth of theCity: An Introduction to a ResearchProject, 1925

Zu Frage 2:Wie kann Raum- und Stadtplanung,eingesperrt zwischen den Zwängenvon Globalisierung und Ressourcen-schonung, eine neue demokratischeund so-zial gerechte Qualität gewin-nen? Die Lösungsansätze dazu – siesind Gegenstand fortdauerndenAnkämpfens gegen alle Unmöglich-keit.

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DISP 135 9 1998

Mark JarzombekAssociate Professor of the History ofArchitecture, Massachusetts Institute ofTechnology (MIT, Cambridge, USA).Director of History, Theory & CriticismProgram, MIT. Member of the Board ofDirectors, Journal of Architectural Educa-tion.

Zu Frage 1:Braunfels, «Abendländische Stadtbau-kunst»

Zu Frage 2:Redefining urban sprawl by internallymodifying its principles. There are no“solutions”, only the gradual workingcompromises with the forces of capitalistreality.

Roger KeilAssociate Professor of EnvironmentalStudies and Political Science an der YorkUniversity, Toronto (Kanada). Lehre derStadtpolitik, Planung und Umweltpolitik,Kurse über städtische Nachhaltigkeit undSiedlungswesen. Forschungsschwerpunk-te: Politik von World Cities, lokaleUmweltpolitik. Jüngste Veröffentlichungen:Los Angeles – Globalization, Urbanisati-on and Social Struggles (Wiley 1998,Chichester) und Political Ecology: Globaland Local (Routledge 1998, London)

Zu Frage 1:Auch mehr als 10 Jahre nach seinemErscheinen ist John Friedmanns Planningin the Public Domain: From Knowledgeto Action (Princeton: Princeton Univer-sity Press, 1987) noch immer eine rele-vante und lesenswerte «klassische» Aus-einandersetzung mit den gesellschafts-theoretischen Problematiken der Pla-nung. Ich würde dem allerdings hinzufü-gen wollen, dass die Vorstellung einer«Klassikeredition» (warum eigentlichnicht «Klassikerinnen»?) selbst sehr starkin Zweifel gezogen werden muss. Dieneuere Literatur stellt die Fragwürdigkeiteines «Master»-Diskurses der Planunggerade heraus. Die Klassikerin der Klas-sikerkritik ist jetzt schon Leonie Sander-cocks «Towards Cosmopolis» (Chiches-ter: Wiley and Sons, 1998).

Zu Frage 2:Die Hauptaufgaben der Planung liegenin der Notwendigkeit, politisch relevanteHandlungskonzepte für zunehmend kom-plexe und diverse Gesellschaften/Städtezu entwerfen. Um in diesem Sinne rele-vant zu bleiben, muss die Planung sichwieder auf ihre kritischen gesellschafts-theoretischen und sozialbewegten Tradi-tionen besinnen, um nicht zur technokra-tischen Handlangerin des SachzwangesGlobalisierung zu werden. In dieser kon-servativen Periode des Rückzugs deröffentlichen Hand aus der planerischenVerantwortung ist dies eine monumentaleAufgabe, die nur dann gelöst werdenkann, wenn sich Planung auf ihre zivilge-sellschaftlichen Emanzipationspotentialestützt, die die Disziplin in früheren Pha-sen sozialer Bewegung genährt haben.

Dieter KienastProf. Dr.-Ing., Professor für Landschaft-

architektur am ORL-Institut; Mitinhabervon Kienast Vogt Partner, Zürich.

Zu Frage 1:Colin Rowe / Fred Koetter: CollageCity.

Zu Frage 2:

• Konzept zur Dichte der Stadt• Die Natur der Stadt

Hermann Knoflachero. Univ.-Prof., Dr. techn. Dipl.-Ing.,Vorstand des Instituts für Verkehrspla-nung und Verkehrswesen an der Tech-nischen Universität Wien. Vize-Präsi-dent des Forums Österreichischer Wis-senschaftler, Mitglied des Leitungsaus-schusses der Forschungsgesellschaftfür Verkehrs- und Strassenwesen,Ordentliches Mitglied der Europäi-schen Akademie für Wissenschaft undKunst.

Zu Frage 1:Mumford, L. (1961): Die Stadt. Ge-schichte und Ausblick, Verlag ArthurNiggli, Teufen.Rainer, R. (1948): Städtebauliche Pro-sa. Universitätsverlag Innsbruck.Bökemann, D. (1982): Theorie derRaumplanung. Regionalwissenschaftli-che Grundlagen für die Stadt-, Regio-nal- und Landesplanung. R. OldenburgVerlag, München-–Wien.

Zu Frage 2:

• Aus der Vergangenheit lernen• Wirksame Massnahmen umsetzen• Differenzen zwischen Zielen undRealität abbauen

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DISP 135 10 1998

Klaus R. KunzmannUniv.-Prof., Dr. techn. Dipl.-Ing., Lehr-stuhl für Europäische Raumplanung ander Universität Dortmund. Forschungs-schwerpunkte: kulturelle, wirtschaftliche,institutionelle und soziale Zukunft desRuhrgebiets, Kultur und Wirtschaft.Beratende Tätigkeiten für den Europa-rat, die OECD, die UNDP und dieEuropäische Kommission. Mitglied wis-senschaftlicher Beiräte zahlreicher inter-nationaler Zeitschriften.

Zu Frage 1:Ein Werk dürfte in der Klassikereditionnicht fehlen: John Friedmann: «FromKnowledge to Action», weil es die theo-retischen, sozialen und moralischenGrundlagen planerischen Denkens undHandelns legt.

Beim Nachdenken ist mir aufgefallen,dass mir kein Werk eines deutschenAutors spontan eingefallen ist, das ichhätte nennen können, aber noch vieleandere. Zum Beispiel: Mike Davis,«Cities of Quartz»; Patrick Geddes,«Cities in Evolution»; Le Corbusier,«Charte d’Athènes»; Jane Jacobs, «Todund Leben grosser amerikanischer Städ-te»; Saskia Sassen, «Global Cities»;Peter Hall, «Cities of Tomorrow»; ItaloCalvino, «Die unsichtbaren Städte» undviele andere...

Aber vielleicht sollten wir einmal fra-gen, warum es so wenig Schriften vondeutschen Planern gibt, die wir Studie-renden als Klassiker empfehlen würden?

Zu Frage 2:Diese Frage ist zu umfangreich. Siekann hier nicht «kurz» beantwortet wer-den, und einfache Lösungen gibt esauch nicht. Die Ziele der Raumplanungwerden die gleichen sein, sie haben

sich nicht verändert. Es wird auch inden kommenden Jahren darum gehen,die Entwicklung von Städten und Regio-nen sorgfältig zu beobachten und dortzu intervenieren, wo die Lebensweltender Gesellschaft es erfordern, woUmwelt und kulturelles Erbe gefährdetsind und wo wirtschaftliche Interessensoziale Belange gefährden. Dazu wirdes einer kreativeren und kommunikati-veren Herangehensweise an die vielfäl-tigen Aufgaben der Raumplanung aufallen Ebenen öffentlichen Handelnsbedürfen. Raumplanung wird eineöffentliche Aufgabe bleiben müssen.Eines wird jedoch in Zukunft noch wich-tiger werden: Raumplaner müssen ihrschlechtes Image in der Gesellschaft ent-scheidend verbessern, wenn sie für die-se Gesellschaft nützliche Arbeit leistenwollen. Als Missionare, Technokraten,Kontrolleure oder Essayisten haben siekeine Chance.

Dieter LäppleDr. rer. pol., Volkswirt, Professor fürStadtökonomie und Leiter des Arbeitsbe-reichs Stadt- und Regionalökonomie/-soziologie an der Technischen Univer-sität Hamburg-Harburg, Fellow amWissenschaftszentrum Nordrhein-West-falen, 1996/97 Gastprofessor auf demLehrstuhl «Alfred Grosser» am «Institutd’Etudes des Politiques de Paris». Der-zeitiger Forschungsschwerpunkt: Ent-wicklungsprozesse und -probleme vonStadtregionen im Kontext von Globali-sierung und ökonomisch-technologi-schem Strukturwandel, Untersuchungneuer Logistik- und Transportkonzepteund deren Auswirkung auf die Stadt-und Regionalentwicklung sowie Frageneiner stadt- und umweltverträglicherenGestaltung des Güterverkehrs.

Zu Frage 1:Zur Entwicklung einer professionellenIdentität der Disziplin gehört sicherlichdie Pflege ihres «Gedächtnisses». Ichhabe jedoch Zweifel, ob dies mit einerKlassikeredition zur Raum- und Stadtpla-nung adäquat zu leisten wäre. Meine«Werkempfehlung» greift deshalb auchweiter aus. Sie bezieht sich auf denhistorischen und theoretischen Kontextder Raum- und Stadtplanung.

Zunächst ein Buch, das nichts mitStadt und Raum, aber sehr viel mit Pla-nung zu tun hat: Karl Mannheim:«Mensch und Gesellschaft im Zeitalterdes Umbaus», Darmstadt 1958 (bzw.Leiden 1935).

Angesichts der pragmatischen Veren-gung und didaktischen Entproblemati-sierung des Planungsgedankens in derneueren Planungspraxis und -diskussionerscheint mir eine Auseinandersetzungmit der historischen Entwicklung von Pla-nungsvorstellungen bedeutsam. Mann-heims (nicht unproblematischer) Ver-such, mit dem Konzept einer demokra-tischen Gesellschaftsplanung eine Ant-wort zu formulieren auf die tiefen gesell-schaftlichen Krisen und Umbrüche in derersten Hälfte dieses Jahrhunderts, ent-hält die wesentlichen Grundgedankenund Antinomien, die auch heute nochdie Planungsdiskussion bestimmen.(Ergänzend dazu die Kritik von KarlPopper an Mannheims «utopischer Pla-nungskonzeption» in seinem Buch «DasElend des Historismus» (Tübingen1965).

Komplementär dazu ein Buch, daskaum etwas mit Planung, aber sehr vielmit Konzepten gesellschaftlicher Räumezu tun hat: Henri Lefebvre: «La produc-tion de l’espace», Paris 1974.

Eine selbstbewusste Raum- und Stadt-planung benötigt ein historisch undtheoretisch fundiertes Verständnis gesell-schaftlicher Räume und ihrer materiellenManifestationen. Dabei stellen sich ins-besondere die Fragen, wie gesellschaft-liche Räume und Raumbilder im Verlaufder historischen Entwicklung «produ-ziert» werden und welche gesellschaftli-chen Dynamiken zu Veränderungen dergesellschaftlichen und physischen Räu-me führen. Lefebvres Studie vermitteltdazu sehr interessante Einsichten.

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DISP 135 11 1998

Zu Frage 2:Die gesellschaftlichen Umbrüche der letz-ten zwanzig Jahre haben in den Städtenund Regionen zu folgenschweren sozial-räumlichen Verwerfungen geführt, die fürdie Raum- und Stadtplanung eine zentraleHerausforderung darstellen. Eine Schlüs-selrolle nimmt dabei die Arbeitslosigkeitein. Entscheidend ist dabei nicht nur dasinzwischen erreichte quantitative Ausmassder Arbeitslosigkeit, sondern vor allemderen zeitliche Verfestigung in der Formvon Dauerarbeitslosigkeit sowie derenselektive sozialräumliche Konzentrationund deren Verknüpfung mit anderen For-men struktureller Benachteiligung wieWohnungsnot, Obdachlosigkeit oderUnterversorgung im Bereich der Bildungund beruflichen Qualifikation. Dies führt –nach dem Prinzip der zirkulären undkumulativen Verstärkung – in einerAbwärtsspirale zu ökonomischer, sozialerund baulicher Erosion sowie einer sich ver-festigenden Armut, von der vielfach ganzeStadtteile und Regionen betroffen sind.

Durch diese Entwicklungen verschiebensich die Aufgaben der Raum- und Stadt-planung von der Erneuerung materiell-bau-licher Strukturen hin zu Fragen sozialerIntegration, ökonomischer Revitalisierung,organisatorischer Innovationen, ökologi-scher Modernisierung und sozialkulturellerVeränderungen.

Die Aufgaben der Raum- und Stadtpla-nung wurden dadurch differenzierter, vorallem jedoch komplizierter, insbesonderedurch folgende Aspekte:• einen dramatisch verengten finanziel-len Handlungsspielraum auf der Ebeneder Länder und Kommunen durch dieöffentliche Finanzkrise; eine Entgrenzungund Aushöhlung der tradierten Planungs-räume (insbesondere durch die Auflösungder Stadt in die Region) und den Bedeu-tungszuwachs neuer, nichtadministrativerHandlungsräume (z.B. auf Quartiers-bzw. Stadtteilebene sowie regionaler undinterregionaler Ebene);• die Herausbildung einer Vielzahl inter-mediärer Akteure mit neuen Koopera-tionszusammenhängen und Interaktions-räumen;• eine Verschiebung von planrechtli-chen Festlegungen zu privatrechtlichenArrangements sowie von rechtlichen zuökonomischen Interventionen;

• die Ablösung hoheitlicher Planung«von oben» durch dialogorientierte Poli-tikformen und die Förderung von Initia-tiven und Eigenverantwortung «vor Ort»,jenseits formeller Zuständigkeit und for-malisierter Pläne;• den Mangel an überzeugendenModernisierungsvorbildern, denen mannacheifern, und konsensfähigen Leitbil-dern, die den zukünftigen Weg weisenkönnten. Die Notwendigkeit, Planungauf offene «Zukünfte» auszurichten,macht das Geschäft nicht nur schwierig,sondern führt auch zu erheblichenAkzeptanzproblemen; • die Differenzierung und Individuali-sierung der Lebenswelten und die Verfe-stigung partikularer und divergierenderInteressen, die in vielen Bereichen zueiner Planungs- und Politikblockadeführen; • und schliesslich eine Planungsskepsisbzw. -verdrossenheit in der Gesellschaft,die genährt wird durch eine zunehmendeVerregelung des täglichen Lebens, dieGlanzlosigkeit raum- und stadtplaneri-scher Projekte und vor allem die paradoxeTatsache, dass die positiven Resultateeiner guten, dialogorientierten Planungweitgehend unsichtbar bleiben oder alsErfolg der beteiligten sozialen Gruppenerscheinen.

Die neuen Aufgaben mit ihren vielfälti-gen Schwierigkeiten beinhalten natürlichauch eine grosse Chance für eine zukunfts-orientierte Weiterentwicklung der Raum-und Stadtplanung. Es besteht jedoch dieGefahr, dass das Aufgabenspektrum zwi-schen den sehr unterschiedlichen Hand-lungsanforderungen wie der Moderationsozialer Prozesse, dem Projektmanage-ment, der Wirtschaftsförderung, demStadtdesign, der Bauleitplanung, der öko-logischen Erneuerung und der Verkehrsge-staltung etc. zunehmend ausfranst und sichdamit die professionelle Identität einer ver-hältnismässig jungen Disziplin verflüchtigt.Zumindest wird immer fragwürdiger, was– im Vergleich zu anderen, tradierten Dis-ziplinen wie Architektur, Bauingenieurwe-sen, Rechts- und Wirtschaftswissenschaf-ten etc. – die eigentliche Kernkompetenzder Raum- und Stadtplanung ist.

In diesem Sinne benenne ich – unterbewusster Vernachlässigung der ge-wünschten «grösseren öffentlichen Beach-

tung» der Planung – die professionelleSelbstverständigung, theoretische Fundie-rung und methodische Weiterentwicklungder Raum- und Stadtplanung zu einerHauptaufgabe der nächsten Jahre. Einwichtiger Lösungsansatz könnte dazu einelebendige Diskussion über praktischeErfahrungen, empirische und theoretischeForschungsergebnisse sowie konzeptuelleÜberlegungen zur Ausbildung und Praxisder Raum- und Stadtplanung in der neuenDISP sein.

Martin LendiDr. iur., Rechtsanwalt, o. Professor fürRechtswissenschaft an der ETH Zürich.Forschung und Publikationen zu Theorieund Recht der Raumplanung, o. Mit-glied der Akademie für Raumforschungund Landesplanung.

Zu Frage 1:Glücklicherweise gibt es keine überzeu-gende Klassikeredition zur Raum- undStadtplanung, weder im Sinne einerSammlung klassischer Texte noch im Sin-ne eines Leitwerkes. Das Geschehen imLebensraum ist dank der überaus gros-sen Zahl neugieriger, gestaltungswilli-ger und erlebnisfreudiger Menschen sobunt und lebhaft, dass weder Klassikernoch Modernisten unter den Planerndieses in Editionen einfangen können.Künstler sind prädestinierter: Da findetsich in der Giacometti-Sammlung desKunsthauses Zürich eine Plastik mit dreikräftig und kontaktlos auseinander-schreitenden Menschen – auf einerbegrenzten Fläche, in einem begrenztenRaum. Diese Aussage genügt. DieRaum- und die Stadtplanung wollen dieMenschen des begrenzten Raumes inFreiheit und in intergenerationeller Ver-antwortung zusammenführen.

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DISP 135 12 1998

Zu Frage 2:Wenn ich die Frage nach den kom-menden Hauptaufgaben der Raum-und Stadtplanung kompetent beant-worten könnte, dann bräuchte es zumräumlichen Geschehen und zur plane-rischen Zielsetzung weder Forschungnoch fragende und anteilnehmendezwischenmenschliche Begegnungen.«Besserwissende», die genau so wiewir vor dem Nicht-Wissen um dieZukunft stehen, sollten die Hände vonder Raum- und Stadtplanung lassen.Was wir brauchen, das sind (planen-de) Menschen, die über die Menschenin den vielfältigen Räumen dieser Erdeund unserer Länder, über die kritischenFragen der Zukunft an uns und überdie Variationsbreite der Lebensentfal-tung (unter räumlichen, ökologischen,gesellschaftlichen und wirtschaftlichenProblemlasten) zu staunen wissen.Selbstredend müssen Szenarien, Kon-zepte und Massnahmenkataloge ein-gebracht sowie «Verfahren» des Mit-einanders entwickelt werden, abernicht um ihrer selbst willen, sondern umden Menschen hier und jetzt, morgenund übermorgen – unter den Bedingun-gen notwendiger (nachhaltiger) Restrik-tionen – faire Chancen eines qualitativguten, tätigen und kreativ werdendenLebens zu eröffnen, stets gepackt vonder «Ehrfurcht vor dem Leben». (WerOhren hat zu hören, der höre.)

Detlef MarxProf. Dr., Inhaber DEMA-ConsultRegensburg, Hochschullehrer. Gegen-wärtige Haupttätigkeit: Beratung öffent-licher Stellen im Bereich Stadt- undRegionalplanung zur Stärkung derregionalen Wirtschaftskraft und zurjeweils spezifischen Umsetzung des

Ziels, nachhaltiger zu arbeiten und zuleben. Mitarbeit bei der EXPO 2000Hannover als Ländervertreter für dezen-trale Projekte in Deutschland. KünftigeTätigkeit: 1. Weniger Arbeiten und 2.als Reviewer von DISP herausragendeBeiträge leisten.

Zu Frage 1:Das Gedächtnis der Disziplin zu reakti-vieren erscheint mir dringend geboten.In die Klassikeredition gehören m.E.: • Walter Christaller: Die zentralenOrte in Süddeutschland. Eine ökono-misch-geographischeUntersuchung überdie Gesetzmässigkeiten der Verbreitungund Entwicklung der Siedlungen mitstädtischen Funktionen. Jena 1933.• Jane Jacobs: Tod und Leben grosseramerikanischer Städte. AmerikanischeOrginalausgabe 1961.• August Lösch: Die räumliche Ord-nung der Wirtschaft. Jena 1940.• Alfred Weber: Über den Standortder Industrie. Tübingen 1909.

Zu Frage 2:1. Hauptaufgabe: Unter dem MottoLebensqualitätssteigerung und Ausga-beneffizienz – Zusammenschluss kleinerGemeinden zur Region als neuer Stadt.2. Hauptaufgabe: Die Stadt/Region denBürgern zurückgeben und vom Terror desIndividualverkehrs schrittweise (durchZurückdrängen) befreien. 3. Hauptaufgabe: Klären, was stadt-/regionsspezifisch «nachhaltig» seinkönnte. Konsens über je spezifische Zieleherbeiführen und auf dem Weg zum Ziel«dauerhaft umweltverträglicher» Schrittfür Schritt umzusetzen versuchen.

Rudolf MuggliFürsprecher, Direktor der Schweizeri-

schen Vereinigung für Landesplanung.Tätigkeit im Raumplanungsfachver-band als Gratwanderung zwischenPolitik und fachlicher Arbeit, zwischenFachdiskussionen und Öffentlichkeits-arbeit.

Zu Frage 1:Für die Schweiz: Martin Lendi: Raum-planung in der Schweiz – eine Ein-führung. Für den ganzen deutschspra-chigen Raum würde ich auch dasHandwörterbuch der Raumordnung(ARL) nennen.

Zu Frage 2:(die Bemerkungen gelten für dieSchweiz!)

• Debatte und Einigung darüber, waseine nachhaltige Raumentwicklung kon-kret bedeutet• Ausdehnung der Zuständigkeit derStadtplanung von der Stadtgemeindeauf eine ganze funktionale Stadt• Entwicklung von konsensfähigen Vor-stellungen über die Aufgaben und dieEntwicklung ländlicher Räume• Verbesserung der Wirkungskontrolleraumplanerischer Massnahmen.

Franz OswaldProfessor für Architektur und Städtebauan der ETH Zürich. ArchitektonischerEntwurf Vorlesungen: Städtebau-/Raumplanung. Forschungsschwerpunk-te: Städtesystem Schweiz; Nachhaltig-keit und urbane Gestaltung im RaumMittelland Schweiz; Szenarien Work-shop Methoden.

Zu Frage 1:Die gleichen Bücher, die Thomas Sie-verts in «Zwischenstadt» bespricht.

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DISP 135 13 1998

Neu: Peter Hall (1997): Cities ofTomorrow, Oxford.Manuel Castells (1996): The Rise ofthe Network Society, Oxford (Bd.1–3).Zu Frage 2:

• Ideen haben und vermitteln• Strategien für Stadterneuerung und -umbau entwerfen und zur Diskussionstellen• Die methodischen Hausaufgaben inder eigenen Disziplin und in der trans-disziplinären Arbeit machen

Hans PetzoldProf. Dr. Ing., Leiter der Abt. Stadtent-wicklung des Instituts für ökologischeRaumentwicklung (IÖR), Honorarpro-fessor an der Hochschule für Wirt-schaft, Technik und Sozialwesen Zit-tau/Görlitz (FH) mit LehrverpflichtungStädtebau. Forschungsschwerpunkte:Städtebauhygiene, Stadtökologie,Wohngebietsplanung, ökologischeRaumentwicklung, kulturelle Dimensionnachhaltiger Entwicklung. Mitwirkungin wissenschaft-lichen Beiräten ver-schiedener Institutionen.

Zu Frage 1:Eine wichtige Frage. Der Boden man-cher hochbeachteter jüngerer Arbeitenist mit Werken der Vergangenheitreichlich gedüngt. Sie verdienen eineNeuauf-lage, schon weil man die Ori-ginale kennen sollte. Steht nur einWerk zur Auswahl, entscheide ichmich für Cornelius Gurlitt (1920):«Handbuch des Städtebaues».

Das Werk Gurlitts zeugt von ausser-ordentlicher Weitsicht, es ist noch heu-te aktuell. Unter zahlreichen Beispielenhier nur ein Zitat: «Es greift mithin derStädtebau in das soziale und künstleri-

sche Leben nicht nur unserer Zeit ein,sondern ebenso tief in das der Zukunft.Die ungeheure Verantwortung beruhteben darin, dass des StädtebauersWerk das Dauerhafteste im Gesamtle-ben der Nation ist. Er darf seine Pflich-ten den kommenden Geschlechterngegenüber nie vergessen. Er muss denMut haben, sich der ‹praktischen Leu-te› zu erwehren, die nach dem Augen-blicksbedürfnis urteilen. Er soll ihnenauf dem Grunde sorgsamen Erwägensaufgebaute Darlegungen entgegenhal-ten, was die Bedürfnisse einer nahenund fernen Zukunft sein werden: Er istden Söhnen für die Kurzsichtigkeit derVäter verantwortlich.» (Handbuch desStädtebaues, Berlin 1920, S. 3)

Dieser Gedanke steht dem modernenNachhaltigkeitsansatz und einem ethi-schen Humanismus nahe.

Zu Frage 2:Da die Bedingungen und abzuleiten-den Lösungen für Ost und West, Nordund Süd, Industrie- oder Entwicklungs-länder sehr verschieden und seltenvergleichbar sind, müsste die Fragepräzisiert werden. Aus der Sicht derostdeutschen Bundesländer möchte ichsie so beantworten:

Mit Bezug auf eine nachhaltigeRaumentwicklung liegt ein Schwer-punkt auf der ressourcenschonendenFlächennutzung. Einer anhaltendenSuburbanisierung – die sich in den ost-deutschen Ländern bei rückläufigerBevölkerungsentwicklung vollzieht(was spezifische Probleme aufwirft) –muss entgegengewirkt werden. DasSiedlungs- und Verkehrsflächenwachs-tum ist drastisch zu reduzieren.

Unter zahlreichen Lösungsansätzensehe ich den wichtigsten in einerMobilisierung der Flächenpotentialeder Städte in Verbindung mit einerseitsstadtgerechten und andererseits nach-fragegerechten Angeboten des Woh-nungsmarktes.

Weiterhin halte ich es für geboten,der kulturellen Dimension nachhaltigerRaumentwicklung eine entschiedengrössere Aufmerksamkeit zu widmen.Sie wird in Veröffentlichungen undoffiziellen Dokumenten meist nicht ein-mal erwähnt.

Michel ReySecrétaire général de la Communautéd’études pour l’aménagement du terri-toire (C.E.A.T.), Lausanne. La C.E.A.T.développe des activités d’enseigne-ment, de recherche, de conseil et d’ex-pertise dans les domaines de l’aména-gement du territoire, de la protectionde l’environnement et de la promotionéconomique.

Zu Frage 1:Raffestin, C. (1980): Pour une géogra-phie du pouvoir. Litec, Paris.

Zu Frage 2:Quatre préoccupations pour l’aménage-ment du territoire de demain:• réflexions autour des conséquencesde la crise des finances publiques et dela remise en question du rôle de l’Etatsur les finalités et la conception del’aménagement du territoire;• impact de la mobilité croissante despersonnes, des biens, des services et del’information sur l’organisation du terri-toire (vers une économie hors sol?);• intégration du développement dura-ble dans la conception et la pratique del’aménagement du territoire;• la concurrence/complémentarité en-tre espace rural et espace urbain (dispa-rition des disparités ou émergence denouvelles disparités et dépendancesrégionales?).

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DISP 135 14 1998

Angelo RossiProf. Dr., Volkswirtschafter, Direktor derFachhochschule der italienischenSchweiz, vormals Leiter des Fachberei-ches Regionalökonomie am ORL-Institutund Delegierter des Nachdiplomstudiumsin Raumplanung an der ETH Zürich. Mit-glied des internationalen wie des europäi-schen Vorstandes der Regional ScienceAssociation.

Zu Frage 1:Als Klassiker schlage ich Henry Mintzberg«The Rise and Fall of Strategic Planning»vor, obwohl das 1994 veröffentlichteBuch relativ jung ist und es Erfahrungenaus der Wirtschaft vorstellt. Das Buchbeinhaltet eine gesunde Kritik der strate-gischen Planung. Mintzberg meint, dasseine in einer Organisation stattfindendePlanung nur in seltenen Fällen «strate-gisch» durchdacht ist und dass somitMassnahmen zur Erreichung von Zielenauf dem Weg durch verschiedene Ebenenund Instanzen nicht konsequent durchge-setzt werden können. Ausnahmen bildenrasch durchgeführte Unternehmensrestruk-turierungen und fusionen. In der Praxiswird also oft nicht strategisches Denkenverlangt, sondern Raschheit im Entschei-den und Durchführen von geplanten Ver-änderungen.

Zu Frage 2:Ein Vorschlag zur Diskussion: Die Bauzo-nen werden aufgehoben. Im Prinzip sollteman dort, wo man eine Baubewilligungvon einer Gemeinde oder einer Bezirks-behörde bekommen hat, bauen können.In den ersten fünf Jahren nach Baureali-sierung werden durch den Bau anfallendeexterne Kosten vom Bauherrn übernom-men. Treten diese Kosten später auf, fallensie zu Lasten der Genehmigungsbehörde.

Pierre-Alain RumleyProfesseur d’aménagement du territoireà l’Ecole polytechnique fédérale de Lau-sanne. Enseignement de deuxième cycledans les départements suivants: archi-tecture, génie civil et génie rural.

Zu Frage 1:Le Corbusier: La Charte d’AthènesCet ouvrage reste le texte fondateur del’aménagement du territoire tel que nousle concevons aujourd’hui. La rééditiondevrait être accompagnée d’un com-mentaire en fonction des conceptionsactuelles de l’aménagement du terri-toire.

Zu Frage 2:

• améliorer la connaissance sur lesproblèmes territoriaux (développer larecherche) • mieux intégrer la prospective dansl’aménagement du territoire• trouver des solutions (et les appli-quer!) en matière de compensation desavantages et des inconvénients résultantdes mesures d’aménagement du terri-toire

Willy A. SchmidProf. Dr., Leiter des Fachbereiches Land-schafts- und Umweltplanung am ORL-

Institut. Forschungsschwerpunkte: ökolo-gische Planung und Nachhaltigkeitskon-zepte in der Raumplanung; Infrastruktur-anlagen und räumliche Entwicklung;Entwicklung von Werkzeugen und Instru-menten für die Raumplanung; 3D-Visua-lisierung, GIS-Entwicklungen, «VisualResource Management».

Zu Frage 1:Als «Landschafts- und Umweltplaner»erachte ich mich als nicht kompetent,die gestellte Frage abschliessend zubeantworten. Allerdings bin ich der Auf-fassung, dass es in der heutigen Zeit, inder die Raumplanung in Frage gestelltwird, schwierig sein dürfte, ihr mit demVerweis auf Beständiges neue Impulsezu verleihen. Verfolgt man die neuestenEntwicklungen, so ist eine Tendenz fest-zustellen, dass Raumplanung in Europavermehrt zu einer allein administrativenAufgabe wird. Andere Disziplinen wiedie Regionalökonomie und die Umwelt-wissenschaften beanspruchen ihrerseits,den Raum neu zu ordnen. Raumplanungkann ihrer Marginalisierung nur entge-hen, wenn sie offener und innovativerwird und sich vor allem als Problem-lösungsverfahren versteht.

Zu Frage 2:Aus Sicht der Landschafts- und Umwelt-planung steht als eine der wichtigstenAufgaben der nächsten Jahre die Fragenach der Nachhaltigkeit der Raum- undStadtplanung im Vordergrund. Es stelltsich die Frage, welches Nachhaltigkeits-konzept für die Raumplanung Gültigkeithaben soll. Sicher ist, dass dazu vonden drei Komponenten der Nachhaltig-keit, der ökologischen, der wirtschaft-lichen und der gesellschaftlichen auszu-gehen ist. Ebenso entscheidend ist, dassKlarheit darüber besteht, wie weit eineSubstitution zwischen den entsprechen-den Kapitalien (Naturkapital, Sach- undFinanzkapital, Humankapital und Sozi-alkapital) zuzulassen ist. Darüber hin-aus ist ein Massstab zu entwickeln, deres erlaubt, die Nachhaltigkeit einerräumlichen Entwicklung zu beurteilen.Zur Umsetzung des Prinzips der Nach-haltigkeit in der Raum- und Stadtpla-nung wären somit entsprechende Indi-katoren zu erarbeiten.

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DISP 135 15 1998

Dies setzt voraus, dass Raum- undStadtplanung sich vor allem auf diefunktionalen Bezüge im Raum ausrich-ten. So ist die Stadt als solche nichtnachhaltig, und sie ist auch nicht daraufangelegt, nachhaltig zu sein; sie solldurch ihre gesellschaftliche, kulturelleund ökonomische Dichte einen mög-lichst grossen gesellschaftlichen Outputgewährleisten. Auch soll sie in ihremfunktionalen Netzwerk, das heisst imAustausch mit anderen Städten mitihrem Hinterland und mit unterschiedlichglobal verteilten Ressourcen, nachhaltigsein.

Klaus SelleDr. Ing., Universitätsprofessor für Stadt-entwicklung/Freiraumpolitik am Fach-bereich Landschaftsarchitektur undUmweltentwicklung der Universität Han-nover. Forschungsaktivitäten im Rahmender Arbeitsgruppe Bestandsverbesse-rung (AGB, ein seit 24 Jahren bestehen-des Forschernetzwerk) u.a. zu den The-men: sozial und ökologisch orientierteStadtentwicklung, Intermediäre Organi-sationen, Lokale Partnerschaften,Kooperative Umweltentwicklung.Neben der Arbeit an der Universität seit1973 Beratung von Bürgergruppen inPlanungsfragen und Mitarbeit in inter-mediären Organisationen; seit 1995Bürgerbüro Stadtentwicklung Hannover.

Zu Frage 1:Die frühe Stadtentwicklung: Patrick Ged-des: Cities in Evolution, 1915/1949Nachdenken über die Folgen: Alexan-der Mitscherlich: Die Unwirtlichkeit un-serer Städte. Anstiftung zum Unfrieden.1965Alternativen aus der Geschichte ge-

schöpft: Klaus Novy: Beiträge zum Pla-nungs- und Wohnungswesen (nach demTod von Klaus Novy herausgegebenvom Magistrat der Stadt Wien 1993)

Zu Frage 2:Es dürfte zunehmend zur Aufgabe derRaum- bzw. Stadtplanung werden, ihreeigene Nützlichkeit nachzuweisen. Zudiesem «Legitimationsdefizit» tragenbei: Veränderungen in der Rolle desStaates, Deregulierungen etc. einerseitsund zweifelhafte Wirkungen der Pla-nung andererseits.

«Planung» wird zunehmend nichtmehr Mittel der Wahl sein, wenn Pro-bleme gesellschaftlicher oder räumlicherEntwicklung gelöst werden sollen.

In der Problembeschreibung steckt derLösungsansatz: Orts- und Gegenstands-bestimmung sind vonnöten, Klärung derReichweite des eigenen Handelns undder daraus resultierenden Arbeitsformenetc. Nur aus einer offenen Bestandes-aufnahme kann «Selbst-Bewusstsein»wachsen.

Klaus SemsrothUniv.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn., Lehr-und Forschungstätigkeit im Rahmen derFakultät für Raumplanung und Architek-tur der Technischen Universität Wien mitdem fachlichen Schwerpunkt «Städte-bauliche Gestaltungsplanung», d.h.Räumliche Entwicklungsplanung, Stadt-und Dorferneuerung, Stadtgestaltung.Freiberufliche Tätigkeit als Stadt- bzw.Raumplaner in österreichischen Gemein-den.

Zu Frage 1:«Die Geschichte der Stadt» von Leonar-do Benevolo.

Das Wissen um die gesellschaftspoliti-schen und historischen Ursachen, diezur Entwicklung der Städte in Europageführt haben, ist eine grundlegendeBasis, die Zukunft unserer Umwelt zugestalten.

Zu Frage 2:Zwei Problembereiche, die zwar nichtneu, jedoch brandaktuell und eng mit-einander verzahnt sind und derenLösung wichtige heutige Aufgaben derRaum- und Stadtplanung darstellen:a) Die siedlungsstrukturelle Entwicklungim Umfeld der Städte führt seit geraumerZeit zu einer kontinuierlichen Verschmel-zung der Stadt mit ihrem Umland – dieStädte lösen sich auf!b) Ist der öffentliche Raum in den Städtennoch zu retten, d.h. wo liegen die Wur-zeln der Veränderung, was hat derBedeutungswandel bewirkt – haben wireine Chance, eine Trendumkehr zubewirken?

Lösungsansätze für beide Problembe-reiche hängen unmittelbar miteinanderzusammen.

Die Reduzierung des Flächenverbrau-ches, die Entwicklung neuer Formen derMobilität und ein Überdenken der kom-munalen Grenzstruktur markieren erstewichtige Lösungsansätze.

Erika SpiegelDr., Prof. (em.) an der Technischen Uni-versität Hamburg-Harburg, Forschungs-schwerpunkt Stadt, Umwelt und Technik.Arbeitsbereich Stadt- und Regionalsozio-logie. Lehrauftrag an der Architekturfakul-tät der Universität Karlsruhe. Freiberufli-che Forschungs-, Beratungs- und Auto-rentätigkeit auf dem Gebiet der Stadt-und planungsbezogenen Soziologie.

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DISP 135 16 1998

Zu Frage 1: Angesichts einer gewissen Neigung derräumlichen Planung, immer wieder neue(oder alte) Leitbilder und Leitfiguren aufden Schild zu heben, hätte ich Bedenken,irgend jemand zum «Klassiker» zu ernen-nen. Zur Anregung einer kritischen Ausein-andersetzung mit der eigenen Geschichtewürde ich statt dessen empfehlen:• Gerd Albers: Entwicklungslinien imStädtebau. Ideen, Thesen, Aussagen1875-1945: Texte und Interpretationen,Düsseldorf 1975.• Gerd Albers; Alexander Papageor-giou-Venetas: Stadtplanung. Entwick-lungslinien 1945–1980, 2 Bde., Tübin-gen 1984.• Peter Hall: Cities of Tomorrow,Oxford/Cambridge 1988

Zu Frage 2:Wichtiger als eine inhaltliche Bestim-mung erscheint mir die Erkenntnis undKenntnis der Grenzen des jeweils Reali-sierbaren. Ein grosser Teil der Fehlschlä-ge und des politischen Bedeutungsverlu-stes der räumlichen Planung in den letz-ten Jahrzehnten resultiert aus der Über-schätzung ihrer Möglichkeiten, eigeneLeitbilder und Modelle auch gegen ent-gegenstehende soziale und ökonomi-sche Triebkräfte und Wertvorstellungendurchzusetzen. Dabei geht es nicht umeine Kapitulation vor dem «Markt» oderanderen ungeliebten Realitäten, derenWeisheit anzuzweifeln auch der Pla-nung gutes Recht ist, wohl aber um dieBereitschaft zu rechtzeitigem Nachden-ken über die jeweils neueste «Masche»(Nutzungsmischung!) und die Fähigkeit,die Grenzen des «Korridors» zu erken-nen, innerhalb dessen die Hand-lungschancen der Planung liegen.

Herta Tödtling-SchönhoferDipl.-Ing., Leiterin des Bereiches For-schung und Management am Öster-reichischen Institut für Raumplanung.Themenschwerpunkte: Europäische Re-gional- und Raumentwicklungspolitik,Technologie- und Innovationspolitik,Management von Forschungsprojekten,Konzeption und Umsetzung eines trans-nationalen Kooperationsprogrammes inder Raumentwicklung. Mitglied derRedaktionskonferenz der ZeitschriftRAUM.

Zu Frage 1:Dietrich Dörner (1998): Die Logik desMisslingens. Strategisches Denken inkomplexen Situationen. Rowohlt Ta-schenbuch Verlag, Hamburg.

Zu Frage 2:

• Sich endlich von der Vorstellung derPlanbarkeit zu lösen und sich einengeeigneteren Namen zuzulegen• Sich in Fragestellungen von künftigerRelevanz – wie etwa der europäischenIntegration im Zuge der Osterweiterungder EU – stärker einzumischen und offenfür neue Möglichkeiten der Entwicklungder Disziplin zu sein

Marco VenturiArchitekt, Professor für Städtebau am«Instituto Universitario di Architettura diVenezia» (Architektur-Institut der Univer-sität Venedig). Arbeit in Entwicklungs-ländern, danach unterschiedliche Erfah-rungen in Steuerverwaltungen und alsPolitiker. Während der letzten JahreKonzentration der Arbeit auf die Suchenach gemeinsamen Trends, Eigenheitund Unterschieden zwischen deneuropäischen Hochschulen, basierendauf einem Vergleich des Städtebaus die-ser Länder.

Zu Frage 1:

• P. Lavedan (1993): Histoire de l’Ur-banisme à Paris, Hachette, Paris• M. Poete: Ecrits• L. Mumford (1996): The culture ofcities, Harcourt Brace, San Diego • P. Geddes: Cities in Evolution

Zu Frage 2:Die Differenzierung der alten Knoten,die Konsolidierung der neuen linearenurbanen Strukturen, der Versuch, eineneue Einheit aus fragmentierten Elemen-ten zu schaffen.

Das Studium der urbanen und regio-nalen Landschaft als Palimpsest scheintmir unentbehrlich zu sein.

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DISP 135 17 1998F e d e r i c a L e g n a n i , P a o l a Te s s i t o r e

Analysis of the Main European Journals of Planning

The following notes [1] are based on arewritten paper presented at the“Second Biennial of Towns and Plannersin Europe” (Rome, 8–13 September1997). At the workshop “Town PlanningJournals and Dissemination of the Disci-pline”, the following people participat-ed: Bernard Ecrement of “Urbanisme”(France); Abel Enguita of “Urbanismo”(Spain); Antonio Fonseca Ferreira of“Sociedade e territorio” (Portugal);Patrizia Gabellini of “Urbanistica” (Ita-ly); Michael Koch of “DISP” (Switzer-land); David Massey of “Town PlanningReview” (Britain) and Jochen Paul of“Bauwelt” (Germany).

With the aim to explore the possibilityof creating an information networkthroughout Europe, the authors of thepaper [2] focused on two main activ-ities: firstly, the collection of informationon European journals of planning andsecondly, a schematical and synopticcomparison between them.

To establish a European online net-work dealing with the topics of plan-ning, it is important for journals andreviews to understand what the charac-teristics of dissemination of the disci-pline should be today: which aspectsshould be maintained and which onescould be changed in order to broadenthe offer of the online product.

The list of journals (see table 1) wascompiled with the assistance of themembers of the Permanent Committee ofthe Biennial.

We sent a “Card of Presentation ofthe Journal” [3] to every editor in orderto collect information. The complete listof the journals included 87, althoughonly 30 journals responded to ourrequest. We were able to collect moreinformation on 14 other journals byreading the copies available in Italianlibraries.

Throughout this comprehensive inves-tigation, we tried to single out the mostevident analogies and differences be-tween the journals which had sent therequested information. The limitations ofthe analysis were the framework of thejournals (composition, authors, readers,means of dissemination, languagespublished), the specifics of each journal(periodicity, circulation, size, number of

pages, use of drawings, composition ofthe index), the specific background andthe typical topics dealt with.

The chronology of first publications(see table 2) gives an overview of thefirst issues of the journals, showing thecountries which voiced planning theo-ries and practices first. The study, how-ever, takes only into account journals

which still exist, illustrating their devel-opment and evolution. Therefore, con-clusions cannot be drawn on the singledecades, since journals, no longer inprint, have not been taken into consider-ation.

Regarding the origin of planning dis-semination, except for Germany with“Bauwelt“, Great Britain appears to be

Austria: Architektur Aktuell; Architektur und Bauform; Perspektiven; Raum;Schriftenreihe der Stadtplanung Wien

Belgium: European Planning StudiesDenmark: ByplanFrance: Centre de Documentation de l’Urbanisme; Espace et Sociétés;

Etudes Foncières; Diagonal*; Habitat et Société; Les Annales dela Recherche Urbaine; Les Cahiers d’Iaurif**; Metropolis; Urba-nisme*; Ville et Communication*

Germany: Arch+*; Baunet**; Bauwelt und Stadt Bauwelt*; EUREG; Gartenund Landschaft; Landschaftsarchitektur**; Landschaft und Stadt;Natur und Landschaft**; Planer(in)*; Raumforschung undRaumordnung; Raumplanung**

Great Britain: Environment and Planning A**; Environment and Planning B**;European Planning Studies; International Planning Studies; Inter-national Journal of Urban and Regional Research; Housing andPlanning Review; Journal of Urban Design*; Planning*; PlanningPerspectives; Planning Practice and Research**; Riba Journal**;Town and Country Planning*; Town Planning Review; UrbanDesign International; Urban Morphology**; Urban Studies**

Ireland: Irish Planning and Environmental; Plan MagazineItaly: Archivio di Studi urbani e regionali*; Costruire**; Cru Critica

della razionalità urbanistica*; Edilizia popolare**; Paesaggiourbano*; Parametro*; Planning Theory*; Polis*; Spazio esocietà*; Territorio*; Urbanistica*; Urbanistica Informazioni*

The Netherlands: Archis; Architektuur Locaal; Blauwe Kamer/Project; NetherlandJournal of Housing and Built Environment*; Stedtebouw en Ruim-telijke

Norway: PlanPoland: European Spatial Research and Policy**Portugal: Cartografia e Cadastro*; Decisao; Malha Urbana; Revista Juridi-

ca do Urbanismo e do Ambiente*; Sociedade e Territorio*Slovenia: Urban Izziv*Spain: Cartas Urbanas; Ciudades*; Ciudad y Territorio Estudios Territo-

riales; Geometria**; UR**; Urban**; Urbanismo*Sweden: Arkitekttidningen*; Arkitektur; Nordisk Samhallsgeografisk Tids-

krift*; Planera Bigga Bo; Stadsbyggnad; Tidskriften Plan*Switzerland: Collage*; DISP*; Periodico IRE; Raumplanung

Table 1: List of the Main European Journals of Planning

Symbol * indicates the journals which filled in the ”Card of Presentation”symbol ** marks the journals found in Italian libraries.

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DISP 135 18 1998

the country to start the tradition with twowell-known journals: “Garden Cities &Town Planning“ and “Town & PlanningReview“. In the thirties three new jour-nals appeared in three different coun-tries: one again in Great Britain (“Townand Country Planning“) and simul-taneously in France and Italy (“Urban-isme“ and “Urbanistica“).

After some reorganisation at the endof the fourties, the last few decadeswere characterized by renewals in theediting of some historical journals. In theeigthies, some new journals were beingpublished.

The context (see table 3) reveals theinstitutional context the journals belongto, differentiating them between inde-pendent institutions (e.g. “Arch+”, “Pae-saggio Urbano”, “Urbanisme”) andpublic and private institutions (e.g.“Arkitekttidningen”, “Cartografia ecadastro”, “Collage”, “Riba Journal”,“Parametro”, “Planning”, “Sociedade eterritorio”, “Urbanismo”, “Urbanisti-ca”), public administrations (e.g. “Dia-gonal”, “Les “Annales de la RechercheUrbaine”, “Revista jurídica do Urbanis-mo e do ambiente”) and universities(e.g. “Cru”, “DISP“, “Geometria”,“Journal of Urban Design”, “Territorio”,“Town Planning Review”, “Ur”). Most ofthe journals belong to private and inde-pendent institutions: a small number arepublished within the universities; veryfew are connected to public administra-tions.

Concerning methods of publishingand distribution, a great number of jour-

nals are still produced by the institutionsthey are related to (public administra-tions and universities) and are rarelyproduced by publishing houses (e.g.“Archivio di studi urbani e regionali”,“Bauwelt”, “Paesaggio Urbano”,“Polis”, “Urbanisme”, “Ville et communi-cation”). Consequently, subscription isthe most common form of sales.

Regarding the authors and the read-ership (see tables 4 and 5) of the jour-nals, a distinction was made betweenthose belonging to the academic,administrative and professional world.While some Italian (e.g. “Cru”, “Territo-rio”) and some Spanish (e.g. “Geome-tria”, “Ur”, “Urban”) and the majority ofEnglish journals (e.g. “EnvironmentPlanning A”, “Environment Planning B”,“Journal of Urban Design”, “PlanningPractice and Research”, “Town PlanningReview”, “Urban studies”) are character-ized by strong ties with the academicworld, various French journals showcloser ties with administrations (e.g.“Etudes Fonciers”, “Diagonal”, “LesAnnales de la Recherche Urbaine”).

The suggestion to address the journalsalso to non-professionals, i.e. subjectinterested readers, represents a recenttrend, particularly in France (“Urban-isme”, “Ville et communication”) andGreat Britain (“Planning”). The authors,also being journalists, may introduce anew way of presenting planning topics,perhaps less specialized but more criti-cal.

More information about a journal isrevealed by analysing the languages

used in their publications (see table 6). Itis interesting to see that the need for aninternational exchange and comparisonis differently valued by the various coun-tries. The translation of articles or thepresence of abstracts in another lan-guage could owe to three reasons: to beinternationally acknowledged; to pub-licize national topics also abroad; andan interest in participating in Europeandebates. Articles written by authors fromother countries to the journal’s originand editorial boards formed by interna-tional members support this idea.

With regard to periodicity (see table7), bimonthly and quarterly is the mostfrequent, two journals have a weeklypublication (“Bauwelt” and “Planning”)and one is published annually (“Ciuda-des”).

As for the circulation (see table 8), theaverage number of journals producedfor each issue ranges from one to 5000.Only one has a circulation of as few as250 copies per issue (“the NetherlandsJournal of Housing and Built Environ-ment”). The journal with the biggest cir-culation is “Bauwelt” with 18,000copies, “Arch+” and “Polis” produce10,000 copies each. For the total circu-lation of each journal in one year, thisdata must be multiplied by the data onperiodicity. It is notable that journals,which have some link to architecture,are published most.

The average number of pages (seetable 9) ranges from 50 to 150. The“Revista Juridica do Urbanismo e doAmbiente” has a volume of 330 pages,

et

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Table 2: Chronology

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Table 3: Context

Table 5: Readers

Table 4: Authors

Table 6: Languages used

Table 7: Periodicity

Table 8: Circulation

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while “Archivio” and “Territorio” have200 pages per issue.

The insertion of drawings and figures(see table 10) is generally quite popu-lar, however the choice between blackand white figures or colored figuresdepends on various factors such as therelationship between text and figure,availability and institutional practice,the ability to capture the public’s atten-tion and the cost of the technology.

The structure of the index of the jour-nal can indicate how the informationpublished is selected. The combinationof a variety of articles and set columnsin each issue of a journal seems to bethe favorite, also suggesting that sometopics are explored on a regular basisand some only from time to time. Otherjournals keep to an index of fixedcolumns for each issue, whereas someprefer a “monografic number” stickingto specific topics.

Analysing the topic chosen by thejournals (see table 11) confirms the sta-tements made by the editors. The maintopics relating to planning are: architec-ture, urban planning, economics andpolitics. However, only a few journalsamong those that have been mentionedcompletely satisfy the notion to dealmainly with planning (e.g. “Bauwelt undStadt Bauwelt”, “the Netherlands Jour-nal of Housing and Built Environment”,“Collage”, “Parametro”, “PlanningPractise and Research”).

The presence of other topics besidethese traditional ones can be interpretedas a sort of extension of intereststowards other disciplinary fields. Forsome journals an integration is possiblebetween planning and more specific

topics: landscape (“Geometria”), region-al sciences and urban design (“DISP”),law, regional sciences and urbandesign (“Diagonal”), housing and urbandesign (“Arch+”). For other journals thespecific topics, both traditional or new,become the focus: regional sciences(“Urban Studies” and “Archivio studiurbani e regionali”), landscape (“Land-schaftarchitektur”), environment (“Naturund Landschaft”), carthography (“Carto-grafia e cadastro”), urban design(“Journal of Urban Design”) and lawand environment (“Revista Juridica doUrbanismo e do Ambiente”).

Finally, what is strictly connected tothe themes dealt with is the presentationof the topics. Some journals prefer atheoretical reflection with critical inten-tions (e.g. “Cru”, “Planning Theory”).Some others choose an approach re-lated to current ideas and local trends:reporting of events, urban news andagendas (e.g. “Planning”, “UrbanisticaInformazioni”, “Urbanisme”).

This synoptic overview can help iden-tify some of the problems present to jour-nals of planning: the difficulties of cap-turing the attention of the non-profes-sional or non-academic world; the limit-ed use of translations and the largerange of topics.

Furthermore, the study has allowed usto recognize, through comparison be-tween countries, a small group of jour-nals which are characterized by similarand/or comparable elements such as:composition of the editorial board; fea-tures of publications (frequency, aver-age distribution of each issue, subscrip-tions, price); outward appearance (size,number of pages, paper, illustrations);

the explicit and implicit ties between thewriters and the reading public (lan-guage, translations, topics, index) andthe historical and traditional back-grounds.

Notes

[1] The list of planning journals and the tableof themes is not complete, since it was notpossible to obtain all relevant information.[2] Architect Federica Legnani andArchitect Paola Tessitore in coordination withPatrizia Gabellini and Professor CorinnaMorandi.[3] The ”Card of Presentation of the Journal”asked the following questions: title of thejournal, country & town of origin, address,context (the institution or association the jour-nal is connected with), board of editors, edi-tors, periodicity, distribution (how manycopies of each issue), distribution/procedure(publishing house, subscription with distribu-tor, own means), price (single copy/subscrip-tion), size (cm x cm), number of pages (aver-age), paper (coated or opaque, light orheavy, coloured or white, etc.), pictures(maps, drawings or schemes; coloured orblack and white; original or edited), photo-graphs (coloured or black and white), langu-age used for the text, translations (into whichlanguages), articulation of the index (articlesof fixed columns, choice articles on mono-graphic themes, other), themes (range), the-mes (regularity of topics such as reports ofevents; publication of plans, research, pro-jects; commentaries and essays), authors ofthe articles (professionals, academics oradministrators, and how they are connectedwith the journal), addressees of journal (pro-fessionals, academics or administrators), pro-cedures on how to subscribe to the journal,chronology (founding, first publication anddevelopment of the journal)

Table 9 Number of PagesTable 9: Numbers of pages

Table 10: Drawings

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Table 11: Themes

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State of the Art of Publishing in the Planning Field

Patrizia Gabellini erwähnt in ihrem vor-stehenden Artikel über das «A Europe-an Online Journal for Planning» dieRedaktionen derjenigen europäischenPlanungszeitschriften, die dieses Projekt1997 in Rom diskutierten und mittragenmöchten. Wir hatten die Idee, dieseRedaktionen einzuladen – parallel zudem Artikel von Patrizia Gabellini überunser gemeinsames Projekt – aus derOptik der jeweiligen Redaktionen her-aus ein paar Zeilen zum «State of theArt of Publishing in the Planning Field»zu schreiben. Obwohl uns alle tech-nischen Kommunikationsmöglichkeitenzur Verfügung standen und uns dasInternet informell und das «Internet-Jour-nal»-Projekt ideell verbindet, war dieseEinladung nur zum Teil erfolgreich. Wirwollen hier nicht schwermütig werdenund tiefgründig nach den Ursachendafür forschen – wir sprechen verschie-dene Sprachen, haben alle viel zu vielzu tun und verfolgen unsere eigenenIdeen, und ausserdem hatten wir alleeinen ganz schönen Sommer... Statt-dessen gesellten sich zum Rest unseres«Club of Rome» die Redaktionen von«Journal of the American PlanningAssociation» und «The Australian Plan-ner». So entstand ein erdteilumspan-nender Blick auf die Lage der Zunft.Unsere Fragen an die Kollegenschaftder anderen Redaktionen waren:

Question 1. Welches waren die Mei-lensteine in der Entwicklung Ihres Jour-nals? Name some of the milestones in thehistory of your journal.

Question 2. Welches sind die gegen-wärtigen Hauptschwerpunkte und dieAdressaten Ihrer Zeitschrift? What are the current main topics/the-mes discussed in your journal and whoare the addressees of your journal?

Question 3. Welches sind die künftigenHauptaufgaben der Stadt- und Raum-planung und wie reagieren Sie publizi-stisch darauf?What are the main tasks of spatial andurban planning for the forthcomingyears? How do you approach thesethemes in publishing?

Richard CardewAustralian Planner, Australia“Australian Planner” is the journal of theRoyal Australian Planning Institute(RAPI) and is published quarterly in A4format. The editor is Richard Cardew,from the Graduate School of the Envi-ronment, Macquarie University. SandraNichols, from the NSW EnvironmentProtection Authority is Associate Editor.With a print run of 3800, up from 2400in 1992, mostly because of an increasein membership of RAPI, it enjoys a widerreadership than related Australian jour-nals.

First published in December 1958,the 35th volume is being produced thisyear (1998). The journal was devel-oped to serve the membership. A Mr. G.Davis of the Public Works Department inSouth Australia was the first editor. Itwas passed to George Clark, a promi-nent consultant planner supported by aneditorial team in 1962, then to JohnToon at the Department of Town Plan-ning University of Sydney by 1969.Clare Wagner, a public relations officerin government, took over in 1976. Ste-phen Hamnett at the University of SouthAustralia became sole editor in 1984and it was passed to me in 1991.

It began with brief topical articlesmostly written by practitioners for plan-ners, and proceedings from the Insti-tute's conferences. During the 1960sand early 1970s the incidence ofarticles contributed by academicsincreased, articles lengthened andcoverage was extended beyond Austra-lia. It seemed then that many practitio-ners were prominent civil servants.Clare Wagner sought to popularise itand exercised more influence than someauthors appreciated. Articles becamemuch shorter, often grouped by themeand the incidence of regular contribu-tors increased. Professor Hamnett resur-rected some of the better earlier featuresand introduced a more scholarlyapproach. This was a low period forurban studies and it was difficult to relyon submissions to provide a sufficientrange of articles.

Following experience with a state divi-sion journal, and recognising the essen-tially state-based character of the Aus-

tralian media and for that matter theprofession, certain editorial policieswere followed from 1991. Sufficientarticles were included in each issue toensure geographic and topic spread. Toinclude at least 10 articles in each issueranging upwards from 2500 words tosometimes 9000, the journal wascarefully designed to enable 50,000words of text plus illustrations to beincluded in about 56 pages and yet notappear to be too dense. An excellentcover designer was obtained.

The diversity of readership was con-sidered carefully. The journal was in-tended for a wide readership thatincluded the interested public and thebusy planner who finds little time toread, whilst remaining respectable toacademics demanding appropriatelevels of scholarship. This strategy requi-red the editor to search for manyarticles, revise them and ask the authorif they would like them published, ratherthan rely essentially on submissions andconference papers. Academic respectwas ob-tained and many prominent aut-hors have written for the journal. Yet thejournal could attract more papers thatreport empirical research.

Articles were selected with an eye tobreaking down State barriers, introduc-ing international material, expandingthe range of subject matter that might beconsidered as planning, and develop-ing a collection of papers useful forteaching purposes. Because of the diver-se readership, issues devoted wholly toa single theme were not considered. Butseveral papers on the same topic couldappear. In 1999 the 50th anniversaryof planning education in Australia willbe commemorated by a series of fourpapers.

Initially refereeing was rarely em-ployed, partly because of the diversityof disciplines that contribute to planningand some experience with unduly nar-row assessments of papers. In fact apaper that was justifiably rejected afterrefereeing was published in a compet-ing refereed journal. Recently, changesto Commonwealth Government highereducation requirements forced refer-eeing on the journal. An internationaleditorial board was also formed, but

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editorial policy has not changed. Refer-eeing has improved the quality ofarticles.

In response to ideas from the NationalCouncil of RAPI, additional regulararticles were included, namely the presi-dent's column, executive brief and na-tional action. The last two were enabledby the appointment of a National PolicyDirector by RAPI. Two more regular sec-tions are under consideration: papersby young planners and a commentarysection. The minimum number of articlesper issue has been reduced to 8 toaccommodate these additions, andfeedback suggests that these changeshave been well received.

Current articles reflect the contribu-tions at conferences, research and prac-tice interests of people submittingpapers, commissions and requests fol-lowing impressive presentations. Moreemphasis is placed on whether thearticles are likely to be interesting tosegments of the readership or whetherthey are part of current academic de-bate. But an attempt is made to includearticles on major legislative changesand emerging practice issues, e.g. inte-grated approval systems, local govern-ment amalgamation, threatened spe-cies, and to record things for posteritye.g. cancellation of the Multi-functionPolis in South Australia and 30 years ofthe Urban Research Program at the Aus-tralian National University. Papers onseemingly minor topics such as streambank erosion, and places such asBrunei as well as less politically correcttopics, e.g. cars for all, are included forinterest, value to key minorities of rea-ders and to encourage debate. The lat-ter at times has been vigorous, e.g. onToronto – paradigm lost? And planningeducation.

Planning is at a crossroads in Austra-lia. Governments are adopting integrat-ed approval systems with the result thatthe bread and butter activity of plannersis being opened up to others. Sustain-able development has become main-stream in Australia and planning andresource management are being fused.Fiscal pressures and public pressurehave forced governments to recognisethat urban management is a major res-

ponsibility and a whole of governmentresponse is strengthening, again enlarg-ing the array of professions involved inplanning and urban management. TheInstitute is inclined to broaden its mem-bership in response to these trends. Thejournal has anticipated these trends. Awider international coverage and read-ership is the next objective to be pur-sued with vigour.

• To find creative procedures for man-aging growth in ways compatible withnatural systems at the local, regionaland global scales• To develop effective approaches forthe revitalization of older industrial com-munities (including brownfields), olderneighborhoods and older suburbs• To balance the benefits of economicdevelopment with attention to the needsof disadvantaged groups• To plan for a population that isbecom-ing older• To plan for cities and regions that arebecoming more ethnically diverse andmore closely linked to the world econ-omy• To balance the disparate benefits ofpublic regulations and unregulated mar-kets and find new techniques and forums for the resolution of disputes• To learn from the experiences ofplanners in other nations

Bernard EcrementURBANISME, FranceEn 2002, la revue «URBANISME» aura70 ans. Elle est née en avril 1932,après une longue gestation, car c’estavant et pendant la Première GuerreMondiale (1914–1918) que les futurscollaborateurs de la revue déployèrentleurs activités dans ce domaine nouveauqu’était l’urbanisme. En effet, nombred’institutions convergèrent, à l’aube desannées trente, pour faire sortir l’urba-nisme de son anonymat à travers cettenouvelle revue et autour de son fonda-teur, Jean Royer. Présidèrent à sa créa-tion l’Institut d’Histoire, de Géographieet d’Economie Urbaine de MarcelPoëte, le Musée Social de Georges Ris-ler, l’Ecole Spéciale d’Architecture de

Paris et de nombreuses sociétés d’urba-nistes et de responsables de villes deFrance.

La revue «URBANISME» est donc untémoin exceptionnel de l’histoire de nosvilles et des pratiques de l’urbanismetout au long du XXe siècle. Mais cetterare pérennité n’est pas la seule ori-ginalité de la revue. Il faut insister surson permanent souci d’une approchepluridisciplinaire, approche qui s’adap-tera, selon les époques, aux préoccupa-tions politiques et aux progrès des scien-ces sociales sur les différents champs deconnaissance de la ville et de l’urbain.Parmi les auteurs, nous retrouvons desreprésentants de nombreux courants depensée dont certains sont nés au XIXe

siècle: les hygiénistes, les réformateurssociaux, les militants de la lutte contreles pauvretés, les entrepreneurs héritiersdes saint-simoniens, l’école coloniale etles disciples de Lyautey, les paysagisteset esthéticiens, les architectes du mou-vement moderne, les planificateursrationnels et les responsables politiquesréformateurs.

Ces 70 ans peuvent se décomposeren quelques grandes périodes à partirdes thèmes dominants qui caractérisentchacune d’elles.

Dans les années 30, le thème domi-nant est centré sur la recherche théo-rique et doctrinale devant inspirer lapolitique urbaine en France et Outre-Mer (Maroc, Algérie, Madagascar,Viet-Nam et Moyen-Orient).

Dans les années 40, époque pertur-bée par la Seconde Guerre Mondiale,les problèmes sont surtout ceux de lareconstruction des villes détruites et del’économie nationale.

Les années 50 se focalisent sur lesnouveaux besoins de logements dus aubaby-boom et au début des migrationsdes populations rurales vers les villes etsur les nouveaux concepts d’aménage-ment du territoire.

Les années 60 voient le grand bonden avant de l’urbanisation de la France:grands ensembles urbains (ZUP), villesnouvelles, politiques foncières et régle-mentation technique et sociale de l’ur-banisation. Il faut également soulignerl’apparition d’une technostructure puis-sante avec les ingénieurs polytechni-

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ciens, des Ponts et Chaussées et lesadministrateurs de l’ENA (Ecole Natio-nale d’Administration).

Les années 70 se caractérisent parl’essor de la recherche urbaine, la for-mation universitaire des professions spé-cialisées dans le développement urbainet régional, l’environnement, la réhabili-tation de l’habitat et la restructurationurbaine. «Mai 68» a été le détonateurintellectuel et conceptuel de cette pé-riode.

Les années 80 sont marquées par lagrande réforme de la décentralisationdans un pays jacobin, traditionnelle-ment centralisé en matière d’urbanisme,et dont les conséquences sur la gestiondes communes et des espaces urbainsse prolongeront encore longtemps.

Enfin, les années 90 s’emploient àrésoudre les problèmes des quartiers endifficultés dans un climat de crise éco-nomique, sociale et politique. Cepen-dant, le renouveau démocratique local,la participation associative et la préser-vation de l’environnement sont, avec lacréation de l’Europe, les deux moteursqui permettent d’imaginer l’urbanismede demain, celui de la première décen-nie du XXIe siècle.

La nouvelle équipe rédactionnelle arri-vée en 1994 à la revue «URBANISME»,autour de Thierry Paquot et BernardEcrement, s’est imposée, en premierlieu, de refonder la ligne éditoriale entenant compte des nouvelles probléma-tiques urbaines qui caractérisent cettefin de siècle. Le principe de pluridisci-plinarité, à l’origine de la revue, devaitêtre conservé mais repensé et restruc-turé. Pour cela, il était important d’iden-tifier ces nouvelles problématiquesurbaines: la communication universelle,l’urbanisation planétaire, la crise descultures et leurs métissages, les nou-veaux rapports du temps et de l’espacedans un univers urbain, les mutations dutravail, de la famille, des déplacements,de la santé, de la formation et de l’en-seignement, la fin des guerres mondia-les, la mondialisation et les nouveauxterritoires régionaux, les néocolonialis-mes, les renouveaux religieux. Aucunfacteur humain, social, culturel et poli-tique n’est indifférent à l’étrange et per-manente alchimie du fait urbain.

Le sommet Habitat II de l’ONU, orga-nisé à Istanbul en 1996, n’a pasexprimé autre chose, malgré ses décla-rations officielles confuses et la faiblessede sa médiatisation. Cette non-commu-nication sur ce sommet historique traduitune forme insidieuse d’amnésie culturel-le des médias, des spécialistes de l’ur-banisme et l’absence dramatique desupports médiatiques adaptés. C’estpourquoi la nouvelle ligne éditoriale dela revue URBANISME, tout en se réap-propriant l’approche pluridisciplinairede l’urbanisme européen, sous-tend unetentative de réacculturation, non seule-ment des urbanistes et des architectes,mais de tous ceux qui participent à laconception et à la construction de la ville de demain. Il faut faire sortir deleurs ghettos ceux qui prétendent êtreles spécialistes de la ville en fondantleur légitimité sur une culture figée,insensible aux mutations qui remettenten cause tous les jours leur vision de laville. L’urbanisme d’hier n’a pas échoué,il s’est figé. La ville d’hier n’est pas celled’aujourd’hui et demain elle sera autre.Préparer les mutations de la vie urbainedans les meilleures conditions est unvieux rêve que nous reprenons à notrecompte, fidèle en cela à l’initiative desfondateurs de la revue, avec la mêmefoi, la même volonté d’enracinementdans la culture urbaine en gestation.

Les grands thèmes traités par la revue«URBANISME», depuis quatre ans, illus-trent cette ouverture culturelle. Endehors des thèmes classiques et récur-rents tels que l’habitat, le logement, lestransports, l’environnement, les infra-structures, les techniques de conceptiondes plans et la programmation des équi-pements, la revue aborde ceux de lareligion dans la ville, de l’exclusionsociale et urbaine, des violences et del’insécurité, de la santé et du vieillisse-ment, de la mémoire et du patrimoine,des femmes, des réseaux, du tourisme,de l’économie, de la maîtrise d’ouvragecomplexe, du foncier et du génieurbain, entre autres. Il est importantd’explorer en profondeur et en permanence ces nouvelles frontières dela ville.

La crise actuelle des revues qui trai-tent de l’architecture et de l’urbanisme

en Europe, malgré la qualité de leurfacture et la pertinence de leur con-tenu, traduit un certain isolement decelles-ci dans l’ensemble de la produc-tion médiatique, un enfermement desmilieux professionnels et de la recher-che et un certain retard par rapport àla vitesse d’évolution de la culture etdes mutations urbaines à l’œuvre.Cette crise, qui est aussi financière etcommerciale, est en contradiction avecl’élargissement d’une nouvelle clien-tèle avide de connaissances sur les cul-tures urbaines, clientèle brusquementaffrontée aux nouveaux défis de l’ur-banisation contemporaine. Cet écartentre l’offre et la demande est d’autantplus important que les modes d’inter-ventions de ces nouveaux acteurs-lec-teurs dans le champ de l’urbain sediversifient et se complexifient rapide-ment. Les urbanistes doivent participeractivement aujourd’hui, avec ces nou-veaux lecteurs, à relever les défis de lacommunication moderne. Les revuesd’urbanisme se doivent d’être des lieuxde transferts et d’échanges de connais-sances, de vrais médiateurs, desacteurs de la ré-acculturation desmilieux profession-nels, culturels, éco-nomiques, politiques et sociaux. La plu-ridisciplinarité d’aujourd’hui n’est pluscelle de l’époque de la Renaissanceeuropéenne, celle d’un Pic de laMirandole, «prince des érudits dePadoue».

La pluridisciplinarité aujourd’hui estune pratique collective permanente,elle est réseaux, échanges, débats,transdisciplinaire et transnationale.

C’est pourquoi les revues «URBANIS-TICA» et «URBANISME» se proposentde se mobiliser avec quelques parte-naires européens pour transformer ceconcept de pluridisciplinarité en réa-lité, d’une part en mettant en place unréseau internet et d’autre part encréant les conditions d’une réflexionpluridisciplinaire européenne.

Cette première contribution de larevue DISP, qu’il faut féliciter, sera sui-vie de beaucoup d’autres, dont pro-chainement celle de la revue «URBA-NISME», en 1999.

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Patrizia GabelliniUrbanistica, ItalyQuestion 1:Schematically and synthetically, in theinternational editorial panorama we areable to distinguish between three dif-ferent approaches to territorial prob-lems: a social and economic approach(that interprets the territory throughsociety and economic forms) [1], a physical approach (that is interested inthe territorial physical form, and throughit problematically looks at economicand social structures), as well as anarchitectural approach (that puts urbandesign in a key position) [2]. Taking intoaccount the extreme approaches (i.e.the socio-economical and architecturalapproaches) although consensus seemsdifficult, there are many intermediatepositions.

In other words, the first approach isra-ther typical of British and Americanjournals, the second and the third ofsome Italian journals, the third of Spa-nish reviews, while French journals areperhaps situated in the middle (physicalinterest is combined with a strategicdimension) of the first and secondapproach. Concerning this very simpli-fied scheme, German journals show apeculiar transversality, in which land-scaping and urban art traditions arecombined with a more recent ecologicaland environmental interest [3].

Urbanistica, despite independentinterpretation of the periods, has main-tained its position between socio-econo-mical planning journals and physicalplanning ones, and today shares com-mon interests with journals of planning,urban design, and town and countrystudies. In fact, each one of these typesof journals represents something of thethree different views of the present Urba-nistica's editorial program (as we willsoon see).

Brief reflection of the long history ofthe Italian journal is fundamental for anunderstanding of some milestones in itsdevelopment and of its present editorialprogram.

The first number of Urbanistica waspublished in 1932, as a bulletin of thePiemonte section of the Istituto Naziona-le di Urbanistica (INU), the Association

of Italian planners founded in 1930 [4]in order to “promote, regulate and dif-fuse the studies on planning in Italy“. In1934 the “Bulletin of the regional sec-tion of Piemonte“ became the “Journalof the INU“, from which it is possible toreconstruct the journal's history inconnection with the INU [5]. Substantialautonomy, however, enabled this jour-nal to play a fundamental and unani-mously recognised role in Italian plan-ning.

If the first milestone saw the birth ofthe “Journal of the INU“, the second onewitnessed the publication of a newseries in 1949. In the National Con-gress held in Rome in 1948, the INUstructure was reorganised, the culturaland disciplinary policies were renewed,and the revival of the journal was insti-gated. The editor was Adriano Olivetti,the new president of the INU and finan-cier of the journal, with Giovanni Asten-go at the head of the editorial staff. In1953, Giovanni Astengo became thenew editor. His long editorship (overtwenty years, with fifty-four publications)was the most successful in the journal'shistory. During that period, Urbanisticapublished many important articles, focu-sing on the international panorama: Florence, Milan, Padua and Siena,Rome, Venice, Turin, Naples, includingAmsterdam and the rest of Holland,Stockholm, Letchworth and the newtowns in England and Poland. Articlessubmitted by important foreign authors(L. Mumford, R. Auzelle, E.A. Gutkind,G. Bardet, R.J. Neutra, B. Malisz)appeared parallel to those of importantItalian authors (L. Piccinato; G.Samonà, B. Zevi, G. De Carlo, M. Ta-furi). Topics such as traffic, historic cen-tres and planning for metropolitan andregional areas were some of the mostsignificant.

The third milestone took place, whenin 1983, Bernardo Secchi became theeditor of Urbanistica. For the first time,the journal had an external publisherand a new quarterly frequency. Twenty-four numbers were subsequently pub-lished. While Urbanistica informazionibecame the INU's official voice, Urbani-stica established an autonomous culturalposition, suggesting guidelines to over-

come a season of radical disciplinarycrisis.

The national Congress, held in Paler-mo in 1993, elected a new managerialcommittee and decided on a new edito-rial program for the Association [6]. Thefirst publication of the new series ofUrbanistica, directly edited by the Istitu-to Nazionale di Urbanistica, was pub-lished in September 1994. The unab-ridged numbering (the first issue of thenew series is no. 102) underlined thefact that new editors, a new program,the new six-monthly frequency, and thenew graphic style and format were nota breach with the journal’s past.

One of the most evident features ofUrbanistica has remained the publish-ing of Italian and European master-plans, in an attempt to illustrate good“examples“ that could be imitated by apublic of planners (until the 1960s); forcritical analysis (in the 1970s); to showthe differences and specifications of sin-gular situations, to illustrate how to dealwith the new and to speculate the future(in the second part of the 1980s). In the80’s, the schemes began to be includedin a wider editorial program and occu-pied only a part of the journal. Thesechanges in the scheme’s presentationattracted different types of readers: pro-fessional planners, technicians andadministrators of the municipalities, apublic more interested in complex theo-retical questions and in continuousexchange with other cultural fields. Infact, the contributions from other disci-plines are another important aspect ofthe journal.

Question 2:The scope of the latest edition of Urba-nistica was to present rigorous argu-ments and challenges, together with dis-cussions and questions as a means ofcomprehending the current situation,with reappraisals to avoid uncriticaland banal accounts or unwitting repeti-tions of the past. The structure chosenfor the new edition of Urbanistica re-flects these premises: the experiencesdocumented here (plans, projects andpolicies according to the tradition of thejournal) take their cue from both thecurrent situation and from history.

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The opening section is the “Osserva-torio“, which covers issues related tothe profound change underway in so-cial, economic and political behaviourand in settlement forms; therefore com-prising of essays, reports and studiesthat present and discuss a chosen topicof interest (the phenomena and pro-cesses affecting the territory and thesociety in Europe, in the Mediterraneanand in the world; the old and new pro-blematic terms of the housing question;the rela-tionship between knowledgeand planning; the social construction ofthe plan and planning evaluation; andeffective planning).

The following internal section, “PianiProgetti Politiche“, consists of contribu-tions from the variegated professionalworld. As with previous publications ofthe journal, the extensive coverage ofeach topic enables the reader to “see“and comprehend a complex documen-tation that is rarely provided in otherjournals, for example: the master planfor Urbino, Reggio Emilia, Palermo, Ca-tania, Rome, Naples; the open-spacepolicy in Germany; urban design inEurope. The schemes, projects and poli-cies proposed are not paradigmaticexamples, neither good examples to beimitated, nor bad ones to be avoided;they are “relevant cases“ related to apeculiar context, to be problematicallyassumed a “useful precedent“, to bereinterpreted in the new condition.

To avoid the dispersion of accumu-lated knowledge, the third section,“Archivio“, offers a compendium ofreflections on the beginnings of plan-ning theory and practice, such as thelegacy of Kevin Lynch, Patrick Geddesand Marcel PoÎte, the research of habi-table space in the International Confer-ence of Modern Architecture and theinternational importance of the NewTowns Act. The part called “Letture“completes this last section; they arereviews of books, articles and reportsrelated to a particular topic, from Italyand abroad, recent or otherwise.This structure has been devised toattract a wide readership and to pro-mote a mutual interaction. It stems fromthe awareness of a widespread frag-mentation of the disciplinary area, of

the poor level of interest of designers,analysts, historians and theoretics. The journal has adopted a “listening“strategy, through not mere hearing, butalso through an aware and constructivedialogue between different, divergentand even conflictual positions, so as toproduce learning. The pluralistic posi-tion of Urbanistica requires a particularcritical style that does not coincideeither with definitive judgement nor withan uncritical “supermarket culture“.

Question 3:In agreement with David Massey,sustainable development in eco-environmental terms, change due toglobalisa-tion, the need for identityand social exclusion are the four prin-cipal problems facing spatial plan-ning. As I consider the contemporaryneed for identity and socio-spatialexclusion a phenomena of globalisati-on, I would like to elaborate on the firsttwo problems.

It may be obvious to underline that ina journal of planning, topics must beregarded according to a technical andoperative point of view, which is theplanner's point of view. It thus be-comes necessary to translate the gene-ral objective of the sustainability, torecognise the tools to guarantee it andto find interesting examples of plans,projects and policies that aid in thisdirection. Identifying the field tech-niques for eco-environmental planningis essential. I believe that this is ourprior task.

To speak of globalisation has be-come a rapid way of suggesting acomplex net of economical, social,political and spatial questions. Retur-ning to the planner’s point of view, glo-balisation gives a new perspective anda new meaning to every territorial phe-nomenon, so the difficult task of a jour-nal of planning is to recognise its mul-tiple expressions and to find an effec-tive means of intervention. Forinstance, the present emphasis onlocal rather than global, the particularrather than general, is seen as a reac-tion to globalisation and as a problem:a new consensus is needed on the rela-tionship between public interest/glo-

bal view and private interest/localview. This example, I believe, gives anidea of the work ahead and of itsexperimental nature that we mustaccept.

Notes

[1] Garry Stevens, in an article that sum-marizes a systematic analysis work, under-lines that planning has progressively gonetowards economy studies and social andregional sciences, while its links withdesign have dwindled. G. Stevens, “AnAlliance Confirmed: Planning Literatureand the So-cial Sciences“, Journal of theAmerican Planning Association, vol. 56, n.3, 1990.[2] A rapid view of the main formalaspects of the journals, with regard to thesizes, the type of paper, the illustrations,the use of colours, confirms this tentativetypology.[3] From: Bertrando Bonfantini, PatriziaGabellini, Federica Legnani, The ItalianJournal “Urbanistica“: another series,paper presented at the 9th AESOP Con-gress, Glasgow, August 16–19, 1995.[4] With the money saved from the budgetof the XII Congress of Housing and TownPlanning International Federation, whichwas held in Rome in 1929.[5] Please, see Luigi Falco, “La rivista Urba-nistica dalla fondazione al 1949“,Urbanistica n. 76–77, 1982, but also, forthe role played by Urbanistica in the historyof Italian planring: B. Secchi, “L'Urbanisti-ca di Giovanni Astengo“, in F. Indovina(ed.), GiovanniAstengo e l'urbanistica itali-ana, Angeli, Milano, 1991; P. Olivato, Larivista Urbanistica 1949–1984. Analisi diuna fonte di informazione e diffusione delleconoscenze disciplinari, degree thesis, Isti-tuto universitario di architettura di Venezia,1988, supervisors C. Bianchetti, B. Secchi;P. Galuzzi, P. Vitillo, “La pubblicistica. Ilibri e le riviste nella costruzione della dis-ciplina urbanistica“, in G. Campos Venuti,F. Oliva (eds.), Cinquant'anni di urbanisti-ca in Italia. 1942–1992, Laterza, Roma-Bari, 1993.[6] During the national meeting in Palermo,Stefano Stanghellini was elected presidentof the INU and, at the same time, of ficiallyappointed editor-in-chief of Urbanistica,Urbanistica informazioni and UrbanisticaQuaderni, the 3 journals of the Associa-tion. Each journal had its own subsidiaryeditor.

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Deborah Howe, Sy Adler,and Carl Abbott Journal of the American PlanningAssociation, Portland, Oregon, USA

Question 1:The Journal of the American PlanningAssociation (JAPA) traces its origins tothe National Conference on City Plan-ning (NCCP), first held in 1909. In1915 this organization began publish-ing a quarterly called The City Plan. Atits 1917 meeting, the NCCP decided toform a technical division called theAmerican City Planning Institute (ACPI),which took charge of The City Plan andpublished it until 1918. ACPI revivedthe publication in 1925 as City Plan-ning, which ran until 1934. In that year,to accommodate its divergent constitu-ency, a plan was developed to form twonew organizations to exist alongside theACPI. The NCCP merged with the Amer-ican Civic Association to form The Ame-rican Civic and Planning Association.The American Society of Planning Offi-cials was also formed at this time.After a brief lapse, the journal was re-vived again in 1935 by the ACPI innew form as the Planners’ Journal. In1938 the ACPI became the AmericanInstitute of Planners, and in 1944 chan-ged the journal’s title to the Journal ofthe American Institute of Planners. Thenin 1978 the American Institute of Plan-ners and the American Society of Plan-ning Officials merged as the AmericanPlanning Association, and again thejournal’s title was changed to reflect itssponsorship by the new organization.

The development of the Journal of theAmerican Planning Association hasreflected the changing context and con-tent of urban and regional planning. Inthe 1980s the editors added two speci-al features: a regular “Longer View”essay reflecting on a broad issue ortrend in planning, and a “ComputerReport” for articles dealing with the useof new information technologies. In thenext several years we hope to recon-figure the “Planner’s Notebook” sectionto feature shorter articles by practitio-ners that link their insights and experi-ences to major planning concerns.

Question 2:With a paid circulation of approximate-ly 12,000, JAPA serves the practitionersof local, regional, and state planning ingovernment agencies, nonprofit orga-nizations, and consulting firms. It alsoserves government and nonprofit spe-cialists in such topical areas as housingpolicy, transportation policy, communitydevelopment, and environmental protec-tion. A third audience are scholars andteachers in planning and related fieldsin the natural and social sciences.

The journal draws its contributorswidely from practitioners and acade-mics working both in the United Statesand in other nations.

Thematic coverage ranges widely.JAPA publishes articles and book re-views dealing with:• Citizen participation and disputeresolution• Planning theory, ethics and profes-sional practice• Methods, information systems andmapping• Demographic and spatial analysis• Land use, zoning, growth manage-ment and planning law• Housing, community developmentand real estate• Transportation, infrastructure andcapital facilities• Economic development, employmentand the work place• Environment, energy and naturalresources• Health, education and social services• Architecture, design, historic preser-vation and urban form• Public administration and politics• Planning and urban history

Question 3:The editors of JAPA have identifiedseveral large issues that will face plan-ning in the United States in the earlytwenty-first century. We hope to encour-age original scholarship, creative think-ing and reports on best practice, deal-ing with these and related issues.

In the next decade, planners in theUnited States will need to meet the fol-lowing challenges:• To integrate land use and transporta-tion planning

• To utilize the full capacities of infor-ma-tion technologies and to make thesecapacities widely available

David W. MasseyTown Planning Review, EnglandQuestion 1:For Town Planning Review the first mile-stone was the foundation of the Depart-ment of Civic Design at the University ofLiverpool in 1909, with the editing andpublication of a journal on then new sub-ject of “town planning” among its basicduties. Patrick Abercrombie became thejournal’s editor and the first issue appea-red in April 1910.

The early issues of the Review con-tained contributions from such pioneersas: Thomas Adams, George BurdettFord, Patrick Geddes, EbenezerHoward, Theodora Kimball, and Ray-mond Unwin. From the start, as well assubjects related to planning in Britain,the coverage of papers in the Reviewwas international in scope, e.g. planningschemes in America (such as Burnham’splan for Chicago), the competition forthe new Australian capital at Canberra,and, not least, a set of extended essayson the planning and design of Berlin,Brussels, Paris and Vienna. There werealso many shorter reports of conferen-ces, planning documents and a “Chro-nicle of Passing Events”.

The ambition of quarterly publicationwas broken in 1915 and issues ap-peared on a rather haphazard scheduleuntil Wesley Dougill joined Abercrombieas co-editor in the later 1920s (becomingsole editor in 1933) and established aregular Spring and Winter rhythm. Thefew issues published in the “War TimeSeries” between 1940 and 1948 hardlyreflected the momentous developments intown and regional and rural planning inBritain at that time, but in the circum-stances, it was perhaps enough simply tohave survived.

The post-war series of the Review com-mencing in April 1949 must be countedas the second mile stone. Not only wasthere a new design for the layout, ty-pography and illustrations, a new andextended editorial team under the lead-ership of Gordon Stephenson, but thecontents were re-shaped into a far more

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consistent set of editorial notes, substanti-al articles and reviews with occasionaldiscussion items and extended pieces.And quarterly publication was resumedfor the first time since 1914.

Stephenson followed an active edito-rial policy in seeking authors and papers– including Giovanni Astengo, LewisMumford, Marcel Poete and ClarenceStein – and maintained the TPR’s interna-tional perspective. In effect he re-foundedthe journal on the basis which largelyexists today.

More recent milestones have been thefoundation (1979) of a companion jour-nal – third world planning review – spe-cialising in planning aspects of the lessdeveloped countries, and the establish-ment (1995) of a “TPR Special Series” toprovide for the publication of book lengthsets of essays and monographs.

Question 2:Town Planning Review today maintainsboth its founders’ wide-ranging view ofthe scope of “town planning” as an inclu-sive spatial planning (at a time when evermore specialized new journals prolifera-te) and their international perspective, alt-hough it is fair to comment that the bulk ofcontributions reflect the journal’s Britishbase and its English-language medium.

While TPR’s circulation is worldwide(mostly to OECD-type countries), the rea-dership focus has been increasinglydirected towards the scientific and re-search community rather than the profes-sional and practitioner of earlier days.This has been principally achievedthrough the adoption of the academic“blindfold“ refereeing system (in whichthe referees are not told the names of theauthor[s], and the referees’ reports arethemselves anonymous).

There are three main features in the TPRtoday. First is a short invited “Viewpoint”on a topic of the day, e.g. “Challengeand creativity in post-modern planning”by Judith E. Innes, University of Califor-nia, Berkeley and “The statutory systemof town planning in the UK: a call fordetailed reform” by Trevor Roberts, cur-rent President of the Royal Town PlanningInstitute.

The second (and main section) consistsof research and review papers submitted

by authors and occasional “PolicyForum” debates. The Wesley Dougill Pri-ze for the best article in each annual volu-me suggests the character of the materialsubmitted to TPR: Volume 64 (1993) toMarek S. Szczepanski for “Planning,housing and the community in a newsocialist town: the case of Tychy, Poland“and Volume 65 (1994) to Simon Slater,Simon Marvin and Malcolm Newson for“Land use planning and the water sector:a review of development plans andcatchment management plans”.

The third section covers reviews of cur-rent books and other occasional media,e.g. the CD-ROM on “The New TownsRecord” published by The PlanningExchange, Glasgow. In addition to revie-ws of individual books, we occasionallycommission a “review article” of severalpublications on the same subject, e.g.“Different views from the water’s edge”by David L. A. Gordon on recent urbanwaterfront books.

Question 3:The new millennium brings four principaltasks for spatial planning: assisting in thedevelopment of instruments and policiesto deliver sustainable development ineco-environmental terms; connecting upand helping to manage responses to thewave of globalisation and changes in thenature of work sweeping local, regionaland national economies; developing andmanaging neighbourhoods and quarterswhich express a human scale, identity,and community involvement; only provi-ding vision (rather than bureaucracy)and networking partnership (rather thansectoral approaches) in responding tothe spatial implications of social exclusi-on.

None of these third millennium tasks isexactly new, but spatial planning needsto perform better in the future in resolvingthem than it has in the past. In meetingthem and in improving performance,planning journals have key roles to playin disseminating the results of researchand in contributing to policy debate in anopen and evaluative way. This goal for1999 and beyond is the same as thatgiven to TPR’s founders in 1909; andtowards its ever-moving horizon we nowmove on.

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DISP 135 29 1998P a t r i z i a G a b e l l i n i

A European Online Journal of Planning

At the workshop entitled “Town PlanningJournals and Dissemination of the Disci-pline”, at the 2nd Biennial of Towns andPlanners in Europe [1], (Rome, 12 Sep-tember 1997) [2], INU (Istituto Nazio-nale di Urbanistica, the Association ofItalian town planners) proposed toestablish a European Online Journal ofPlanning. The aim of the workshop wasto explore the possibility of a joint elec-tronic journal of planning with the nume-rous published journals working todayin the field of planning theory and prac-tice, and to discuss this proposal withthe partners of the workshop, namely theeditors of the main European journals:“Bauwelt“ (Germany), “DISP“ (Switzer-land), “Sociedade e Territorio“ (Portu-gal), “Town Planning Review“ (Great Bri-tain), “Urbanisme“ (France), “Urbanis-mo“ (Spain), and “Urbanistica” (Italy).

The outcome of the preparatory workconsisting of 3 documents was present-ed at the workshop: 1) a list, edited byFederica Legnani and Paola Tessitore, ofthe principal European planning jour-nals, commencing with a questionnairesent to over 70 editorial offices [3]; 2) asummary of the technical characteristicsof the online journals, edited by MonicaBonollo; 3) the INU proposal [4], fordebate between Bernard Ecrement(Urbanisme), Abel Enguita (Urbanismo),Antonio Fonseca Ferreira (Sociedade eTerritorio), Michael Koch (DISP), DavidW. Massey (Town Planning Review) andJochen Paul (Bauwelt).

The survey of the published journalsillustrates some typical characteristics ofplanning magazines: the limited diffu-sion (most magazines have an edition ofabout 2000 copies ranging from 1000to 5000 copies; they are “home made“and sustained mainly by subscription,with little finance at disposal). Widerdistribution, especially amongst the non-professionals, those who the French jour-nals call “The actors of the town”, is hin-dered and unaided by the limited use ofa second major language (in manycases reduced to summaries). The peri-odicity of the journals varies between 2,3, 4 or 6 months, with some monthly orannual issues. Also concerning the tech-nical characteristics (size, colour, andnumber of pages), a richness of themes,

all these issues allude to a precise fieldof interest and possibly require cautionas to being defined as “Planning Jour-nals“.

This survey confirmed a problem,namely the existence of “fences” regard-ing topics and recipients. Each aca-demic, professional or interest relatedgroup is inclined to produce a “homemade” magazine with its own devel-oped dialect. A European initiative toproduce a computer-based online jour-nal is intended to overcome this prob-lem. The construction of the projectintends to combine the characteristics ofthe published magazines as well as those of the existing journals on the Inter-net. Online can mean a promotional siteof the various printed journals, or a jointelectronic European journal with aworldwide communication and interac-ting system.

The discussions held at the Biennialfocused on some vital questions such asthe specifications of a journal on theInternet and its relationship to the print-ed journals (not being competitive butcomplementary), defining the informa-tion to be circulated, the type of sub-scribers to be addressed, the connec-tion with other European nets and thelanguage to be used, also being re-alistic about the difficulties which mayemerge.

The structure of the journal The discussions during the workshop,with reflection on the papers distributedduring the workshop and the exchangeof opinions among the editors-in-chief ofthe paper journals after the Biennial,have brought about the following con-clusions:

The structure presented by INU wasconfirmed; the online journal will havethree principal parts: “Archives”,“Topics”, and “Repository”.• The Archives: new and old indexes ofthe paper journals (at first the journalswhich promote the network). Assisted bythe summaries of the most importantarticles, a thematic search could mate-rialise.• The Topics: different contribution onone ore more selected topics, allowingthe reader to participate in a debate in

various ways (different degrees of inter-action will be chosen).Topics will also consider the differentaspects of globalization and policiesand themes connected to the specifica-tion of each European country. Thethemes could be chosen in connectionwith the program of the Biennial ofTowns and Planners in Europe and thebest of “Topics” could be annually pro-duced as a compact disk together with aselection of the best texts published inthe printed journals on the same subject,in accordance with the experience ofAESOP (the Associaption of EuropeanSchools of Planning). The CD-ROMcould be distributed together with thepaper journal (each journal that partici-pated in the project) – either in the wayeach editorial board decides – or sepa-rately: in the Biennials and to interestedreaders.• The Repository: Internet offers thelatest news on events, such as exhibi-tions, disciplinary competitions, booksand new laws, etc. This section of theonline journal will not only introduce theinformation but also help the user tonavigate into the planner sites on theInternet. This section should be the key,a sort of “great hypertext”, to getthrough the network of links to the mostinteresting and qualified database pre-sent on the Internet.To avoid the risk of a reduction in read-ership, English should not be the onlylanguage used for the online journal butalso the language of the countries fromwhich the journals originate.

Management and technical aspects During the initial phase, the editorialboard will consist of the assosiated jour-nals and institution (each journal andinstitution may nominate their own mem-ber) and the co-ordinator should benominated annually on a rotating basis,as in the production of a CD-ROM.Meetings and workshops will have to beorganised in order to decide on themain issues and to verify managementaspects. It will be necessary to maintainan editorial staff, as well as staff for computing services. Each partner musthave his own editorial staff, to guaran-tee the continuity of the e-journal.

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DISP 135 30 1998

The staff in charge of computing ser-vices should have specific software tocommunicate over Internet.

The collaboration between the staff ofthe European journals, located in dif-ferent geographical areas, can be doneon different levels:• The use of e-mail, mailing lists andFTP (file transferring protocol);• To utilise collaborative software per-mitting direct dialogue differently frome-mail where communication is indirect.Some software permit only text commu-nication, others voice communication.Further functions of such software are:visualisation on active video of one ofthe users, possibility of writing or draw-ing in real time on a window by theusers, control of the computer at adistance by one of the users;• The use of video cameras for video-conferences.

In accordance with the developmentof the project, the appropriate level willbe chosen.

Promoters and customersThe association initiating the EuropeanOnline Journal of Planning would startwith the “historical“ paper journals,with an editorial tradition and consoli-dated communication experiences.From an initially restricted group, whichwill manage the phase of feasibility anddeployment, the online journal wouldopen up to all interested groups throughthe creation of national associations (forinstance, the French “Urbanisme“ hasalready founded an association – “LeFERU“ – which encloses the reviews ofthat country).

The aim of the “promoter“ group willbe to enlarge the partnership in its owncountry.

The journal may have a constitutionalrelationship with the Biennial of Townsand Planners in Europe too. Because ofthe two connections (paper journalsand Biennial), it may become an inter-face for information, pole of animation,support for publishing, producer ofmaterials for discussion, reflection andstudies.

The creation of this online journalusing Internet potentiality will be a unique opportunity to instigate a global

and co-ordinated view of Europeanplanning, as this will be analysed byskilled observers, sector reviews andplanner associations. In fact, this e-jour-nal is to become a well-known, recog-nisable and critical gate to the world ofInternet readers interested in planning,since at the moment there are no realcompetitors on the web. There are fewplanning sites and those existing sug-gest partial subjects and themes. Thereis little information on offer, badly orga-nised, and often distributed on sites thatare not concerned with planning. Onthe other hand, paper publishing usingdifferent media communications doesnot compete with electronic publishingsince the possibility of communicatingcomplex information is often limited andit does not allow interactive response.Considering the above mentioned, theusers attracted to this online site may bediverse:• Universities, research organisationsand cultural centres: users particularlyactive in the “Topics“ and surely usersof CD-ROM;• Researchers: users of services to par-ticular links; of particular interest tothem would be the section “Archives“;• Students: strategical users. Youngpeople prefer technical communicationand could be sensitized for the town‘sand territorial problems, in a non-localperspective. They will find in “Archives“and “Repository“ an important tool forstudy and research;• National and local public admini-strations (particularly public and techni-cal management): potential users ofpromotional space too for the publicityof their enterprises (see the civic nets);• Associations of that sector (urbanplanners, architects, and engineers):subjects that could enrich “Repository“;• Practitioners: users particularly inter-ested in information, links and promo-tional spaces;• Lay people who live in and love theirterritory, “the actors of the town“.

The project is considering differentconditions for the users to access the dif-ferent parts and/or services of the jour-nal: free, with password, on payment,introducing facilities for readers whoalready pay a subscription fee to a

paper journal produced by a memberof the association.

Financing feasibilityThe first phase will be an extra-ordinaryprocess, necessary to formalise the pro-ject. In this phase the Istituto Nazionaledi Urbanistica, aided by its editorialsociety “INU Edizioni srl“, is willing tomake an extra-ordinary contribution.

This first phase needs to be an incubator, where the starting initiativewill be supported by the core groupwhich provides their equipment andlabour force, by the know-how of theassociated European Planning Journalsand further university departments, andby a fund of the Biennial of Towns andPlanners in Europe. In addition, culturalinstitutions and foundations could givefinancial support.

However, due to its public character,this proposal will be facing financial dif-ficulties until it can demonstrate its fea-sibility. Although the presentation of theproject at various European sites hascreated great interest, to receive finan-cial support a prototype has to be pre-sented, meeting its objectives and feasi-bility. It has been proposed to approachthe European Community for financialsupport and in order to do so theacronym EUPOLJ has been chosenwhich may become the project‘s name.

To concludeThe project is based on co-operationbetween EU member states and regi-ons, encouraging an exchange of infor-ma-tion, reviews and proposals for terri-torial projects, planning and manage-ment. To establish European planningand a Trans-European network is ofmain concern. A “European way“ offacing problems of territory planningand management, establishing andsharing of objectives to be pursued willno doubt have an impact on the envi-ronment and quality of life.

In its own way (making critical judge-ments, exchange of opinions, evalua-tions, values) the project helps to modifyterritorial conditions. Considering theterritory’s fundamental role of economicdevelopment, the project contributes to

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DISP 135 31 1998

the competitiveness of the Europeaneconomy. In the final analysis, the pro-ject facilitates the transition towards aninformation society, promoting the crea-tion of new professional profiles andactivities, with regard to telework.

Notes

[1] Biennial of Towns and Planners in Europe,the association consisting of the Town plan-ner associations of Austria, Belgium, Den-mark, France, Germany, Greece, Ireland,Italy, Luxembourg, The Netherlands, Portu-gal, Slovenia, Spain, Sweden, United King-dom, founded in 1994, has already organi-sed the 1st Biennial in France (1995), the2nd Biennial/1st Exhibition in Italy (1997),and will be organising the 3rd Biennial inGermany in 1999.[2] Please see W. Fabietti, a cura di, La sfidadelle città europee / Urban challengein Europe, Ministero dei lavori pubblici – Is-tituto nazionale di urbanistica, Roma 1997,2 vol. [3] Please see, in this same journal, FedericaLegnani, Paola Tessitore, Analysis of theMain European Journals of Planning.[4] Prepared by Patrizia Gabellini, editor of“Urbanistica“, and Corinna Morandi, editorof “Urbanistica Dossier“, both journals ofINU.

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DISP 135 32 1998S u s a n n e F i s c h e r

Basel ohne GrenzenGrenzüberschreitende Raumplanung als Projektarbeit des Nachdiplomstudiums1997/98 am Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung

The Institute of National, Regional and

Local Planning (ORL) at the Swiss Federal

Institute of Technology Zurich (ETHZ) offers

a 12 months' postgradu-ate course in spa-

tial planning. This year's course has fo-

cused on a study project on the city of

Basel, the centre of a trinational agglome-

ration with Swiss, German and French

communities. Students have worked on the

core question of how the area could deve-

lop in the case of Switzerland joining the

European Union. Their main task was to

discuss measures that should be taken

today to encourage spatial planning in a

prospective way. Several case studies have

shown various options to organize trans-

boundary planning. Special emphasis has

been placed on sustainable urban develop-

ment e.g. the redevelopment of abando-

ned sites (industry, harbour), the manage-

ment of ever increasing traffic emissions,

and the search for methods to stop the cur-

rent process of suburbanization threa-

tening the rural municipalities of the agglo-

meration in France and Germany.

1. EinleitungAm ORL-lnstitut der ETH Zürich wurdenAbsolventen und Absolventinnen ver-schiedenster Disziplinen von 1991 bis1998 in einem einjährigen Nachdi-plomstudium (NDS) zu Raumplanernund Raumplanerinnen ausgebildet. EinKernstück dieser Ausbildung war dieProjektarbeit. Die Studierenden wurdenmit einer aktuellen Fragestellung kon-frontiert, an der raumordnungspolitischeProbleme aufgezeigt und Lösungswegein einem interdisziplinären Teamgemeinsam erarbeitet wurden. Diezusätzliche Begleitung der Projektedurch Fachleute und Behörden simulier-te ein Auftragsverhältnis und gab denAuszubildenden die Möglichkeit, sichpraxisnahen Aufgaben zu stellen. Mitder Projektarbeit, die zeitlich die Hälftedes Kurses einnahm, wurde zusätzlichzum Vorlesungsteil die anwendungsori-entierte Ausrichtung der Raumplanungs-ausbildung sichergestellt.

2. Grenzen – Die ProjektideeDie Agglomeration Basel wurde zumUntersuchungsgegenstand lokaler sowieregionaler Betrachtungsweise hinsicht-lich ihrer zukünftigen räumlichen Ent-wicklung. Anlass zu dieser Überlegungbot die anspruchsvolle Aufgabenstel-lung: Mit welchen räumlichen Auswir-kungen ist durch einen Beitritt derSchweiz zur Europäischen Union in derRegion Basel zu rechnen? Damit wurdedie grenzüberschreitende Planung zumThema des NDS 1997/98. Internatio-nale Verflechtung und aussenpolitischeBeziehung auf kommunaler und regio-naler Ebene bildeten am Beispiel Baselden Hintergrund für die diesjährige Pla-nungsausbildung und rückten damiteine politisch bedeutsame Entscheidungstärker in das Zentrum zukünftiger Pla-nungsaufgaben.

3. Basel an der GrenzeMit fast 600000 Einwohnern bildet dieAgglomeration Basel den zweitgrösstenBallungsraum der Schweiz. Das engereStadtgebiet auf dem Boden des KantonsBasel-Stadt umfasst jedoch nur 200000Einwohner und stösst unmittelbar an dieStaaten Frankreich und Deutschland.Insgesamt erstreckt sich die Agglomera-tion damit nicht nur über drei Staaten,sondern auch über die Schweizer Kan-tone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aar-gau und Solothurn.

Basels Verknüpfung mit dem Umlandist vielschichtig und komplex. Die Kern-

stadt nimmt oberzentrale Funktionen fürdas Umland wahr, die sich am ehestendurch Arbeitsplatzangebot und Versor-gungsinfrastruktur festmachen lassen;das Umland bietet der lokalen Bevölke-rung kurz- und mittelfristige Versorgungsowie dem Zentrum Raumreserven fürflächenintensive Nutzungen, die imStadtgebiet keinen Standort finden wür-den.

Die Möglichkeiten einer funktionalenErgänzung in der Stadt-Umland-Bezie-hung sind jedoch limitiert. Nationale,regionale und kommunale Grenzen zer-schneiden den Raum in verschiedenepolitische Zuständigkeiten und verur-sachen ein System unterschiedlicherRechtsordnung, Administration und Ver-fahren. Zusätzlich zu der deutsch-fran-zösischen Sprachgrenze wird dieGrenzsituation Basels durch die immerbedeutsamer werdende EU-Aussengren-ze charakterisiert.

Angesichts bevorstehender Umstruktu-rierungen im Industrie- und Verkehrssek-tor werden neue Fragen zur Flächennut-zung städtischer Brachen aufgeworfen,die sich nur sachgerecht in einer gross-räumigen Betrachtung der Agglomerati-on angehen lassen (Hochbau- und Pla-nungsamt Basel-Stadt, 1997). DieseAusgangssituation wird von einer neuenDynamik überlagert, die die europä-ische Integration in den Grenzräumenausgelöst hat: Eine Neuausrichtung derKonkurrenz- und Kooperationsverhält-nisse durch spezifische Grenzerleichte-

Abb.1: Übersicht über den Basler Norden (Quelle: Digitale Kartengrundlage TK50)

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DISP 135 33 1998

rungen macht eine erneute Auslotungder Kräfteverhältnisse notwendig. Esscheint unverzichtbar, auf den zuneh-menden Einfluss und politischen Druckder supranationalen OrganisationenEuropas zu reagieren und Strategienzur Integration lokaler und regionalerInteressen übergeordneter Ansätze ent-gegenzuhalten (Collage-Redaktion,1996).

Dringlichste Aufgabe der Raumpla-nung wird für die heutigen Grenzgebie-te bei einem EU-Beitritt der nachhaltigeUmgang mit den Freiflächen sein, dieangesichts des Bodenpreisgefälles untereinen erhöhten Nutzungsdruck geratenund einer weiteren Zersiedlung Vor-schub leisten könnten. Gleichsam ent-steht Bedarf nach einer verbessertenKoordination der Nutzung, dem Kern-problem an Grenzsituationen (Arnold-Palussière, 1983), sowie einer massvol-len Anpassung der Verkehrsinfrastruktu-ren an neuausgerichtete Güter- und Per-sonenverkehrsströme. Diese Aufgabenkönnen nur in einer gemeinsamen Stra-tegie mit dem Nachbarn gelöst werden.

4. Die Aufgabe – Basel ohne Grenzen?Mit der zunehmenden Integration derSchweiz in Europa wird der Einfluss derLandesgrenzen vermindert. Dabei han-delt es sich um selektive Grenzerleichte-rungen, die neue Potentiale zur Errei-chung der raumplanerischen Ziele derRegion entstehen lassen können. DieErfassung, Beurteilung und Umsetzung

der Potentiale im Rahmen einer grenz-überschreitenden Planung stellte denKern der Projektarbeit «Basel ohneGrenzen» dar. Für die Bearbeitung die-ser Aufgabe durch die Studierenden desNachdiplomstudiums 1997/98 wurdeder Auftrag folgendermassen formuliert:

«Die Regierungen der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft gehen davonaus, dass sich bei einem Beitritt derSchweiz zur Europäischen Gemein-schaft die politische Kraft der Landes-grenzen wesentlich reduzieren wird.Dadurch wird sich auch ihre strukturbil-dende Kraft entscheidend verändern. InHinblick auf diese wahrscheinliche Ent-wicklung wollen die Regierungen derKantone Basel-Stadt und Basel-Land-schaft abklären lassen, welche neuenChancen sich dadurch für die Raumpla-nung in der Region Basel zeigen. Wel-che Potentiale ergeben sich, welcheMassnahmen müssten heute schongetroffen werden und wie könnten diewichtigsten Aufgaben sachlich undorganisatorisch gelöst werden?»

Diese Problemstellung konfrontiertedie Studierenden mit einer alle Politikbe-reiche umfassenden Raumplanungsowie den unterschiedlichen Staatssyste-men dreier Länder. Um diese Anforde-rungen bewältigen zu können, wurdedie Projektarbeit zweistufig gegliedert:• In der ersten Projektphase von Okto-ber 1997 bis Februar 1998 wurden fürdie Grenzregion Basel die Potentialeuntersucht, die sich durch die neueSituation ergeben können sowieVorschläge für Änderungen der vorhan-denen räumlichen Konzepte im Pla-nungsgebiet skizziert. • Die zweite Phase von März bis Juni1998 widmete sich Teilaspekten oderTeilräumen sowie der Umsetzung in Pla-nungsinstrumente und Verfahren.Konkrete Lösungsvorschläge auf derEbene der Vorgehensweise, Zuständig-keiten, Zeit- und Kostenaufwand wurdenerarbeitet.Die Schwerpunkte innerhalb dieser Vor-gaben konnten durch die Arbeitsgrup-pen selber festgelegt werden. Die Team-arbeit innerhalb einer bewusst interdis-ziplinär zusammengesetzten Gruppeund die Auseinandersetzung mit ande-ren beteiligten Disziplinen erwies sich

als eine wichtige Voraussetzung für dieArbeitsfähigkeit der Gruppen.

5. Basel mit oder ohne Grenze –Ergebnisse der ProjektarbeitAus der Lagebeurteilung von möglichenAuswirkungen der neuen Grenzverhält-nisse auf den Raum Basel ging hervor,dass die städtebauliche Struktur daswesentliche Merkmal zur Erkennung die-ser Veränderungen ist. Aus den urbanenStrukturen lassen sich sowohl die heuti-gen Grenzen am deutlichsten ablesensowie auch einzelne Anpassungsschrittean veränderte Bedingungen des EU-Grenzraumes. Die stärkste Dynamikinnerhalb dieses Prozesses ist der Sub-urbanisierung zuzuschreiben. Darausablesbar sind ebenfalls die Auswirkun-gen auf Frei- und Grünflächen, städti-sche Brachen und Verkehrsinfrastruktu-ren. Stellvertretend für die Gesamtaus-wirkungen auf die Basler Agglomerati-on durch einen möglichen EU-Beitritt derSchweiz wurde der Suburbanisations-prozess zum Kernproblem der Untersu-chung und wird hier beispielhaft für alleerarbeitete Teilbereiche wiedergege-ben. Diesbezüglich ist die heutige Situa-tion folgendermassen zu beschreiben:• Entlang der Grenze zwischen derSchweiz und dem benachbarten Aus-land ist an vielen Orten ein deutlicherDichtebruch in der Bebauung festzustel-len. Besonders im nördlichen Teil derStadt fällt die hohe Dichte Basels plötz-lich zu einer suburbanen, dispersenBebauungsstruktur ab. In diesen Berei-chen sind auch die grössten räumlichenNutzungskonflikte und Defizite zu erken-nen, gleichzeitig aber auch die bedeu-tendsten Potentiale für eine neue räumli-che Ordnung, angesichts der bevorste-henden Umstrukturierung im industriel-len Sektor.• Der Suburbanisationsprozess hatsich in der Basler Region mehrheitlich inden benachbarten Schweizer Kantonenabgespielt. Obwohl sich ebenfalls einWegzug in die französischen oder deut-schen Grenzgemeinden finanziell loh-nen würde, wirken die Niederlassungs-regelungen hier bislang hemmend. Fürdie Kernstadt Basel hat eine sozialräum-liche Entmischung eingesetzt, die ineiner verschlechterten Wohnqualität,

Abb.2: Die Ausbreitung der trinationalen Ag-glomeration am RheinknieAufnahme: C. Fingerhuth

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DISP 135 34 1998

Die Vision «Basel ohne Grenzen» hat für dieStadt Weil am Rhein unmittelbar im Dreilän-dereck zwischen der Nordwestschweiz undFrankreich eigentlich nur noch eine rhetori-sche Bedeutung. Ob mit oder ohne Gren-zen, die Stadt Weil am Rhein und auch diegesamte deutsche Nachbarschaft profitierteund profitiert von der Lage zu Basel; eineAbstimmung der Entwicklungsziele für einegemeinsame Raumentwicklung bedeutetauch Antriebskraft für eigene Ziele. Das her-kömmliche Instrumentarium einer informellenPlanung reicht für Herausforderungen derZukunft nicht aus; es muss ersetzt werdendurch ein gemeinsam erarbeitetes und ver-abschiedetes grenzüberschreitendes Ent-wicklungskonzept.Was würde ansonsten der Status quobedeuten?Bei einem im Mai 1996 veranstalteten Bau-forum der Stadt Weil am Rhein zum Thema«Regio statt Vorstadt» wurde die Grenzlagemit unterschiedlichen wirtschaftlichen undpolitischen Bedingungen der drei hierangrenzenden Staaten Schweiz/Deutsch-land/Frankreich erschwerend für die Zusam-menarbeit sowie für eine sinnvolle Funktions-teilung beurteilt. Die Basler Architekten Jac-ques Herzog, Pierre de Meuron, RémyZaugg kommen in ihrem Aufsatz «Eine Stadtim Werden?» bei der Analyse der Agglome-ration, bei genauer Betrachtung eigentlichzu dem Ergebnis, dass im Raum um Baselgar keine Agglomeration, d.h. eine Anhäu-fung von Siedlungspunkten, welche sichsatellitengleich um ein einziges Zentrum her-um bilden, besteht, sondern eher ein Kon-glomerat, d.h. eine Zusammenballung vonpolitisch, kulturell und ökonomisch weitge-hend selbständigen heterogenen Teilen.

Selbst wenn Herzog/de Meuron und Zauggdie Besonderheiten der einzelnen typischenOrtsituationen durch eine allein auf das Zen-trum orientierte Stadtplanung ersetzen wol-len, halten sie dennoch die Entwicklungeines städtebaulichen Leitbildes in Anleh-nung an Charakteristika des Naturraums fürnotwendig. Auch die Analyse der regiona-len Freiraumsituation – wiedergegebendurch Hartmut Lesers Aufsatz «Die graueMitte: Basel in der grünen Regio» – kommtals Ergebnis zur Forderung eines gemein-schaftlich entwickelten Freiraumkonzeptes.Das Oberzentrum Basel begründet seinehohe bauliche Dichte und den extrem hohenVersiegelungsgrad mit Hinweis auf dienaturräumliche Umgebung. Just in dieservermeintlich «grünen Nachbarschaft» nimmtdie Flächeninanspruchnahme durch Städteund Gemeinden in einem atemberaubendenTempo weiter zu. Als weiterer Indikator füreine fehlgeleitete Planung ist schliesslich dieTendenz zu benennen, dass jedes Land,jeder Kanton oder Landkreis und jedeGemeinde eigene Vorstellungen entwickeln,die in Konkurrenz zueinander realisiert wer-den. Bei der Knappheit der Ressourcen undFlächen wäre es sinnvoll, die Potentialeeiner inneren Entwicklung nach einem abge-stimmten Gesamtkonzept zu nutzen und dasWachsen an der Peripherie einzuschränken.Das Konkurrenzdenken wie auch die Philo-sophie «Wir als Stadt müssen alles machen»– verstärkt durch die politische Erwartungs-haltung zur Erreichung kurzfristiger Erfolge –führen zu einer suboptimalen Entwicklung,einer Verzettelung auf lokaler Ebene, in derder Städtebau zur Aufgabenstellung «degra-diert» wird, nur noch die erzielten lokalenErgebnisse städtebaulich zu begründen.

Ausfluss dieser Betrachtungsweise bildete zuEnde der 80er Jahre das fast schon skurrilwirkende Ziel, das gemeinsame Mittelzen-trum Weil am Rhein/Lörrach als Oberzen-trum ausweisen zu lassen mit völlig ungewis-ser Erreichbarkeit.In einem Europa der Regionen werden künf-tig verstärkt regionale Qualitäten und Stand-orteigenschaften die Entwicklungen beein-flussen, wobei die Bedeutung integrativerPlanungen, also das Zusammenwirken vonSiedlungs- und Freiraumplanung, zunimmt.Die Erarbeitung eines gemeinsamen Stär-ken-/Schwächenprofils, die Formulierungvon Entwicklungszielen, der Beschluss übereine Vereinbarung zur gemeinsamenAbstimmung der nationalen Bauplanungs-und Raumordnungsgesetze mit der Optionder Gründung eines grenzüberschreitendenZweckverbandes nach dem KarlsruherAbkommen sind Schritte in die richtige Rich-tung. Die Betrachtungsebene darf hierbeinicht nur aus der inneren, im wesentlichenaus der kommunalen und politischen Ebeneheraus erfolgen. Die Auseinandersetzungder ETH Zürich, Institut für Orts-, Regional-und Landesplanung, mit der Thematik einergrenzüberschreitenden Planung und derhieraus resultierenden Chancen für gemein-same Projekte aus der Betrachtungsebenevon aussen ist ein enormer Zugewinn für dieörtliche Arbeit an einem gemeinsamen Pla-nungskonzept. Es bleibt zu wünschen, dassauch andere Hochschul- und Städtebau-experten aus ihrer Blickweise das Modellder «Trinationalen AgglomerationsplanungBasel« weiterbegleiten und befruchten.

K. Eberhardt, Bürgermeisteramt Weil a.Rhein/BRD

Sur les cartes d'aménagement du territoirealsacien figurent les agglomérations deStrasbourg, celles de Colmar et de Mul-house. Si le dessinateur a été consciencieux,d'autres communes apparaissent telles queSaint-Louis et Huningue. Mais Bâle (presque)jamais.Dans les documents on parle des frontaliersqui vont travailler à Bâle, des gravières etdes dépôts suisses, des problèmes transfron-taliers d'infrastructures de transport. Maisde l'existence d'une agglomération bâloise(presque) jamais.Et pourtant, au-delà des frontières alsacien-nes et badoises, l'agglomération est bien là.Elle joue le même rôle que l'agglomérationstrasbourgeoise dans le cadre d'un aména-gement équilibré de l'Alsace. Elle constitueun pôle d'emploi pour un territoire qui s'é-tend du Sundgau jusqu'au nord de la ré-gion de Mulhouse. Elle conforte le rayonne-ment économique et culturel de l'aggloméra-tion mulhousienne. L'avenir des communesdes Trois-Frontières ne peut se concevoir

autrement qu'au sein d'une communauté tri-nationale autour de la ville-centre Bâle. Pourla Haute Alsace, l'émergence conceptuellede l'agglomération bâloise et le renforce-ment de son attractivité consti-tuent doncnécessairement un objectif d'aménagementdurable.Pour la Suisse du Nord-Ouest la positionexcentrée de Bâle par rapport à Zurich, auxfrontières de la Communauté Européene,appelle également une politique d'aména-gement volontaire. L'image de Bâle ne pour-rait supporter que les quartiers européensde son agglomération deviennent une ban-lieue anarchique, sous-équipée et sociale-ment fragile. De telles évolutions se produi-sent malheureusement très rapidement auxlimites des grandes villes d'aujourd'hui.Pour les cantons de Bâle il est temps aussi deprendre en charge l'ensemble de l'ag-glomération bâloise.Les projets des étudiants du NDS de l'ETHde Zurich vont bien dans le sens de cespréoccupations, la transformation des «non-

ville» en morceaux de villes, la régénérationd'un patrimoine commun, le Rhin, qui estune image forte pour l'agglomération etchacune de ses parties. Néanmoins la réali-sation de tels projets ne pourra faire l'éco-nomie d'une réflexion sur la péréquation descharges et des richesses, «Lasten- und Wer-teausgleich», ni sur la place de cetteagglomération dans l'organisation urbaineeuropéenne.L'enjeu se situe au niveau de la région duRhin Supérieur dont le réseau de grandes vil-les internationales (Karlsruhe, Strasbourg,Bâle) supplée l'absence de métropoles tellesque Munich ou Milan. Chaque maille et cha-que nœud du réseau participent à l'affirma-tion de cette région. L'Agglomération Trina-tionale de Bâle doit renforcer son attractivitéet parfaire son image. C'est un enjeu pournous et la prochaine génération d'aménage-urs.

J.M. Maechler, Service Départemental del'Urbanisme, Colmar/F

Quelle agglomération bâloise?

Die trinationale Agglomeration

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DISP 135 35 1998

steuerlichen Defiziten und sozialenSpannungen spürbar geworden ist.Wachsender Bedarf und Beanspru-chung von Verkehrsinfrastrukturen bela-stet die Umweltsituation Basels. Ange-bote im öffentlichen Nahverkehr sind füreine grenzüberschreitende Benutzungunzureichend.

Die Auswirkungen der Staatsgrenzezwischen Frankreich, Deutschland undder Schweiz sind im «Dreiländereck»nachvollziehbar. Die grössten Gefah-ren, die bei sektoriellen Grenzerleichte-rungen eines EU-Beitritts auftauchenkönnten, werden einer Zersiedlung desnördlichen und westlichen Umlandssowie einer damit einhergehendenZunahme des Personen- und Güterver-kehrs auf der Strasse, Schiene und imLuftverkehr beigemessen:• Mit der Liberalisierung des Nieder-lassungsreglements sowie des Boden-marktgefälles kann mit einer Ausdeh-nung der Wohn- und Gewerbestandortebesonders im französischen Grenzraumgerechnet werden. Verlust wertvollerFreiflächen, eine Zersiedlung am Agglo-merationsrand muss vermieden werdendurch eine sinnvolle Steuerung undEtappierung von Neuansiedlungen undBelebung von inneren Flächenpotentia-len.• Durch den Wegfall der Schwerver-kehrsbeschränkungen ist bei einem EU-Beitritt mit einer Zunahme des Güterver-kehrsstroms in jedem Fall zu rechnen.Eine Spezialisierung von Basel inZusammenarbeit mit Weil auf Güterver-

kehrslogistik kann von grosser wirt-schaftlicher Bedeutung sein. Die Öff-nung des Euro-Airports Basel für Flugge-sellschaften der EU wird zu einer weite-ren Belebung des Luftverkehrs führen.Aus der Entwicklung im Verkehrssektorist mit einer Verstärkung der Suburbani-sierung zu rechnen.

Im Teil I der Aufgabenstellung, einereher konzeptionellen Betrachtung dertrinationalen Agglomeration, wurden imwesentlichen die mangelnde Umsetzungeinheitlicher Leitbilder sowie fehlendePlanungsinstrumente für einen gemein-sam zu betrachtenden Raum kritisiert.Den Regierungen Basel-Stadt und Basel-Landschaft wurden hinsichtlich des Pro-

blemfokus folgende Empfehlungen ab-gegeben:• Für eine langfristige Perspektive istdie nachhaltige Entwicklung als Prämis-se zu betrachten.• Die forcierte Anwendung und Umset-zung gemeinsamer Leitbilder für dieRegion fördert die Zusammenarbeit unddie Identifizierung mit dem Lebensraum.• Die Lenkung der gemeinsamen Auf-gaben kann durch eine neugeschaffeneOrganisationsstruktur, beispielsweiseAktionsgruppen etc. geschehen.• Massnahmen sind auf räumlicheSchwerpunkte zu konzentrieren.• Aufgaben wie die Begrenzung derZersiedlung, Neunutzung der Brachenund Steuerung von wachsendem Ver-kehrsaufkommen können durch eingemeinsames Flächenmanagement derdrei Regierungen bestritten werden.

Für den zweiten Teil der Projektarbeitim Sommersemester waren nach Präfe-renzen der Gruppen Themen zur Umset-zung der grenzüberschreitenden Pla-nung gefragt. Beispielhaft wird hier her-ausgegriffen, welche Strategien erarbei-tet wurden, um einer Ausdehnung derPeripherie entgegenzuwirken:• Die erste Gruppe argumentierte,dass eine Verbesserung innenstadtnaherWohngebiete eine weitere Ausdehnungdes Siedlungsraumes begrenzen könn-te. Für diese Untersuchung wurde einBeispielraum, der Rhein, als verbinden-des Element zwischen den Staaten inden Mittelpunkt einer Aufwertungsstrate-gie gesetzt. Ein hochwertiger Erholungs-

Abb. 3: Konzept zur Verbesserung der Durch-gängigkeit und Zugänglichkeit der Rheinufer(Gruppe 1 SS 1998)

Die Dreiländeragglomeration wird in derfachlichen wie auch in der öffentlichen Dis-kussion als stark verflochtener Raum darge-stellt. Dabei werden vor allem die in der Tatvorhandenen Gemeinsamkeiten hervorgeho-ben, wie• die wirtschaftlichen und funktionalen Ver-flechtungen,• der gemeinsame Erholungs- und Lebens-raum sowie• die gesellschaftliche, kulturelle undsprachliche Verbundenheit.

Diese Gemeinsamkeiten sind das Resultateines komplexen historischen Prozesses,ermöglicht und gefördert durch die räumli-che Nähe und engen Verkehrsbeziehungender drei Teilräume. Der praktische Nutzen,den der einzelne Teilraum aus dieser Kon-stellation zieht, ist gross. Bei der Bilanzie-rung der Vor- und Nachteile überwiegen dieVorteile.Trotz aller positiven Seiten ist das Trennendenicht zu übersehen. Jeder einzelne Teilraumist unausweichlich in sein regionales resp.

nationales Hinterland eingebunden undwird dementsprechend von diesem geprägt.Gesetze und Zuständigkeiten enden an derGrenze, aber auch qualitative Aspekte undBürgerverhalten folgen nicht beidseits derGrenzen denselben Spielregeln.Auf der Ebene der Raumordnung mani-festiert sich das Trennende wie folgt:

• Die Unterschiede im Planungs-, Bau- undBaunebenrecht haben verschiedenartigeInstrumente, Verfahren und Entscheidungs-strukturen zur Folge, die nur schwer aufein-ander abzustimmen sind.• Die Unterschiede im Bodenrecht und inder Steuerpolitik führen zu starken Abwei-chungen bei den Grundstücks-, Liegen-schafts- und Mietpreisen sowie bei denAnsiedlungsbedingungen für Betriebe.• Die Unterschiede bei den Lohnniveausund Lebenshaltungskosten wirken sich ent-sprechend als Standortkriterien beim Ein-kaufs- und Freizeitverhalten sowie bei derWahl von Wohnort und Arbeitsstätte aus.Die 1996 eingeleitete interkommunale,

grenzüberschreitende Zusammenarbeit imPlanungsbereich in der sog. «TrinationalenAgglomeration Basel – TAB» soll in eingemeinsames räumliches Entwicklungskon-zept münden. Der bisher übliche nachträgli-che Austausch von Informationen und Pla-nungsdokumenten wird ersetzt durch eineKoordination und Zusammenarbeit zuBeginn und während des Planungsprozes-ses.Der Leitgedanke dabei ist, den gemeinsa-men Nenner zwischen dem erwähnten «Ver-bindenden» und «Trennenden» zu finden.Das heisst, dass einerseits ein kohärentesgrenzüberschreitendes Entwicklungskon-zept, und andererseits die nach wie vor blei-bende politische und planungsrechtliche Ent-scheidungsfreiheit der einzelnen Teilräumeins Gleichgewicht gebracht werden müssen.

H. Wirz, Regionalplanungsstelle beiderBasel, Liestal/CH

Ein gemeinsamer Nenner?

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und Begegnungsraum mit verbesserterZugänglichkeit und Durchlässigkeit sollzu einer Stärkung der innerstädtischenWohnstand-orte beitragen und dasWohnen am Stadtrand konkurrieren.Besondere Aufmerksamkeit muss derzukünftigen Entwicklung des Hafen-areals geschenkt werden. Als möglicherImpuls zur Umsetzung der beschriebe-nen Strategie wurde eine internationale,grenzüberschreitende Bauausstellung imRaum Basel vorgeschlagen.• Mit dem Projekt «Regioquartier Klein-hüningen» wurde ebenfalls ein räumli-cher Teilbereich ausgewählt. Das Klein-basler Quartier Kleinhüningen wurdemit seiner internationalen Bevölkerungs-zusammensetzung und seinem Charak-ter als Industriequartier als Abbild derRegion in kleinerer Dimension verstan-den. Imageverbesserungen und einengerer Kontakt mit den Nachbarn jen-seits der Grenze deutet exemplarischdas Vorgehen für den Gesamtraum an.Eine Stärkung der Identität der Bewoh-ner mit ihrem Lebensraum soll die hoheFluktuation in diesem Stadtteil senkenwie auch in anderen wegzugsgefährde-ten Quartieren der Stadt. Ob allein bau-liche Massnahmen zur Verbesserungder Sozialstruktur und des Eigenver-ständnisses des Quartiers beitragenkönnen, sei dahingestellt. Der politischeHandlungsbedarf im Basler Norden istjedoch evident.• Strukturelle Überlegungen zum Um-gang mit expandierendem Siedlungs-raum anzustellen, gestaltete sich weit-aus schwieriger. Die Gruppe 3 schlüs-selte den schweizerisch-französischenTeil der trinationalen Agglomerationnach seinen städtebaulichen Merkma-len, räumlichen Verknüpfungen und sei-

ner Dynamik auf. Wesentliche Mass-nahmen gingen aus einer aufeinanderabgestimmten Entwicklung der Zentrenund der Landschaft hervor sowie auseiner individuell angepassten Verdich-tung von Wohn- und Arbeitsbereichen,um eine kompaktere Struktur am unmit-telbaren Stadtrand zu erreichen. Ineiner Region mit einem hochverdichte-ten Zentrum und einer wachsenden Peri-pherie gelten hier die Leitsätze der Ver-dichtung als oberstes Gebot für dasstädtische Umland.

6. Schlussbetrachtung: DurchlässigeGrenzen – durchlässige PlanungSechs verschiedene Schlussberichteüber zwei Semester lassen sich kaumzusammenfassen und dabei jeder Grup-penarbeit noch gerecht werden, zumalselektive Sachverhalte vertieft wurden.Dennoch lassen sich Gemeinsamkeitenfeststellen.

Unter den der Planung zur Verfügungstehenden Instrumenten wurden sehrhäufig gestalterische Mittel eingesetzt

und anhand von Aussenraumverbesse-rungen im ordnenden und gestalteri-schen Sinne argumentiert. Gleichzeitigwurde auch deutlich, dass diese Instru-mente zur Steuerung komplexer Prozes-se allein nicht ausreichen, sondern Mass-nahmen erforderlich sind, die über dietraditionelle Planung hinausgehen undKooperanden aus anderen Tätigkeits-bereichen benötigen.

Das der Aufgabenstellung zugrunde-liegende Szenario des Schweizer EU-Beitritts wurde kaum in Frage gestelltbzw. kritisch beurteilt. Im Gegenteil:Hier waren grosse EU-Verfechter amWerke. Eine weitere Ablehnung perVolksentscheid scheint kaum mehr vor-stellbar. Realistisch erscheint jedoch dieAuffassung eines langsamen Prozessesals Übergang in die EuropäischenGemeinschaften, der bereits heute ein-gesetzt hat und dementsprechend Mass-nahmen zur Steuerung dieses Prozessesrechtfertigt. Lediglich der Zeitrahmensowie die zu erwartenden Auswirkun-gen auf den Basler Raum bleiben unbe-kannte Grössen. Vor diesem Hintergrundist auch die häufigste Argumentation,die Notwendigkeit, Verbindungen mitdem ausländischen Nachbarn zu suchenund zu verbessern, aufzufassen. Beieinem bereits heute sehr «europäisch»zusammengesetzten Kurs ist es nicht ver-wunderlich, dass die alltäglichenBrückenschläge auch in einem grösserenZusammenhang verstanden und als Stär-ke angesehen werden. Vielleicht warendie Studierenden damit ihrer Zeit undihrer Projektarbeit schon ein Stückchenvoraus?

Die Formulierung des Projektes alseine Auftragsarbeit der Regierungen vonBasel-Stadt und Basel-Landschaft erwiessich als gutes Lehrstück. Eine starke Iden-tifizierung mit dem Planerberuf, einerzukünftigen Arbeitstätigkeit sowie ganzrealen Berufssituationen war zu beob-achten. Das Marketing in eigener Sacheals Berater und als Unternehmer sowieder erarbeiteten Produkte wurde sehrernst genommen -– und mit viel Humorbeantwortet.

Dank für die intensive Zusammenar-beit gilt neben den Betreuern des ORL-lnstitutes auch den vielen externen Exper-ten Basels, des Südbadens und Elsass.

Abb. 4: Ein neues Wappen für das QuartierKleinhünigen (Gruppe 2, SS 1998)

Abb. 5: Entwurf für ein Verdichtungskonzeptfür das Zentrum von St-Louis F(Gruppe 3, SS 1998)

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DISP 135 37 1998

Literaturhinweise

Schlussberichte der Studierenden:Carmellini, M., Hamel, B., Scherrer, l.: Basel& Co. Cooperation. Coordina-tion. Concen-tration. Gruppe 1, WS 1997/98Csoka, J., Daniel, K., Maschke, A., Rytz, M.:Basel ohne Grenzen? Die Neuinterpretationdes Grenzraums. Gruppe 2, WS 1997/98Huppert, G., Rosselli, L., Schmid, L., Schmitz,W., Schnetzer, D.: Basel ohneGrenzen. Gruppe 3, WS 1997/98Hamel, B., Scherrer, l., Rosselli, L., Rytz, M.:Rheinblicke. Gruppe 1, SS 1998Camellini, M., Maschke, A., Schmitz, W.,Schnetzer, D.: Kleinhüningen – vom letztenQuartier zum Regio-Quartier. Gruppe 2, SS1998Csoka, J., Daniel, K., Huppert, G., Schmid,L.: Der District des Trois Fron-tières. Gruppe3, SS 1998

Arnold-Palussière, M. (1983): Die grenz-überschreitende regionale Zusammenarbeitauf dem Gebiet der Raumordnung. Fallstudiefür das Rheintal: Elsass, Pfalz, Baden, Nord-westschweiz. In: Beiträge der Akademie fürRaumforschung und Landespflege, Band 71, S. 53Collage-Redaktion (1996): EuropäischeZusammenarbeit bei der Raumentwicklung.In: Collage, 1, S. 5–7Hochbau- und Planungsamt Basel-Stadt(1997): Die kommunalen Nutzungspläne inden trinationalen Grenzstädten, S. 10

Anmerkungen

Leitung des NDS 1997/98:Prof. A. Rossi, KursleitungC. Fingerhuth, ProjektleitungL. Buchmüller, P. Klaus, M. Klingele,P. Knecht, OberassistentInnenR. Anliker, S. Fischer, Koordination

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DISP 135 38 1998H e l l m u t R i n g l i , L u c a s S c h l o e t h

Raumplanung und die Entwicklungstendenzen im Detailhandel

Current developments in the retail sector

conflict with Switzerland’s spatial devel-

opment strategy, because they lead to

further urban sprawl and increased traffic,

which is endangering local and inner-city

attractions. In June 1998, a conference

was organised by the ORL-Institute, with

representatives of spacial planning and of

the retail sector. The results were encour-

aging for both sides. Inner-cities are still

considered attractive locations for the retail

business. For car-oriented consumers, sup-

plementary locations are required on the

outskirts of cities. These sites, however,

should not interfere with structural changes

in the retail sector, but rather influence

more effectively the locational choice of

retail businesses.

Die schweizerische Raumordnungspoli-tik versucht, dem weiteren Ausufern derAgglomerationen und der steigendenUmweltbelastung gegenzusteuern.1996 hat der Bundesrat die «Grund-züge der Raumordnung Schweiz» be-schlossen [1]. Als Leitplanken für dieAktivitäten der Bundesbehörden enthal-ten sie folgende Elemente einer urbanenEntwicklungsstategie: Siedlungsentwick-lung nach innen, Erneuerung und Stär-kung der Städte, Vernetzung der Städtezu einem gesamtschweizerischen Städ-tesystem, leistungsfähiger Intercity-Bahn-verkehr, Priorität für den öffentlichenVerkehr im urbanen Raum und für dasAuto im ländlichen Traum, mehr Ge-wicht für den motorlosen Verkehr, d.h.für Fussgänger und Radfahrer.

Nun sind aber im Detailhandel Ent-wicklungen im Gang, welche die Zer-siedelung in der Schweiz nach wie vorverstärken, die Mobilität mit dem Autovergrössern und die Attraktivität derInnenstädte und Ortskerne gefährden.Sollen nun die Raumplanungsbehördendieses Auseinanderklaffen zwischenWunsch und Wirklichkeit einfach als bit-tere Wahrheit akzeptieren, oder sollensie etwas gegen diese zielwidrige Ent-wicklung unternehmen?

Zu dieser Problemstellung versuchtder Fachbereich Raumordnung am ORL-

Institut der ETH Zürich, einen Dialogzwischen Vertretern des Detailhandelsund der Raumplanung in Gang zu brin-gen. Er hat im Juni 1998 ein Planungs-seminar durchgeführt, an dem ein äus-serst anregender Gedankenaustauschzustande gekommen ist [2]. Mit demvorliegenden Artikel werden darauseinige ausgewählte Erkenntnisse vorge-stellt [3].

Tendenzen im DetailhandelDie Trends zu mehr Verkaufsflächen undzu grösseren Verkaufseinheiten setzensich fort. Fachmärkte mit Markenartikelnund grosser Sortimentstiefe gewinnenan Bedeutung. Fabrikläden für günstigeEinkäufe entstehen vor allem im grenz-nahen Ausland. Vermutlich werden sieauch bald in der Schweiz Fuss fassen.Grundsätzlich befinden sich Fachmärkteund Fabrikläden im Aufwind, währendtraditionelle Läden – wie etwa Droge-rien – an Bedeutung verlieren und auchtraditionelle Einkaufszentren an Attrakti-vität einbüssen.

Zum Teil werden die Ladenzentren anden bestehenden Standorten baulicherweitert und mit neuen Nutzungenergänzt; vielfach werden neue Stand-orte gewählt. Immer häufiger werdenam gleichen Standort Aktivitäten fürKonsum und Freizeit kombiniert, damitSynergien entstehen und die Parkplätzebesser ausgenützt werden. Läden wer-den durch Vergnügungszentren, Restau-

rants und Kinos ergänzt; umgekehrt wer-den in die Sport- und FreizeitanlagenLäden integriert.Neuerdings gewinnt eine weitere Artvon Standorten an Bedeutung. Es sind«Transitstandorte» an Flughäfen, Auto-bahnraststätten, Tankstellen und Bahn-höfen.

Unerwünschte Auswirkungenauf Raum und MobilitätNeben den in den 60er Jahren geplan-ten, gut organisierten Einkaufszentrenam Stadtrand ist in der weiteren Peri-pherie der Grossstädte ein Wildwuchsvon Fachmärkten, Verbrauchermärktenund Fachmarktkonglomeraten entstan-den. Dies meist an Standorten, die gutmit dem Auto, aber weit weniger gut zuFuss oder mit einem öffentlichen Ver-kehrsmittel erreichbar sind.

Da die Ausgaben für den Einkauf ins-gesamt kaum wachsen dürften, drohenden Geschäften in den Quartier- undOrtszentren Umsatzeinbussen. Falls derTrend an die Peripherie auch für Kultur-und Freizeiteinrichtungen gelten wird,zeichnet sich ein Attraktivitätsverlust fürdie Quartier- und Ortskerne und für dieInnenstadtzentren ab. Zudem ist diewohnortnahe Grundversorgung derBevölkerung bedroht.

Diese auf die Automobilisten ausge-richtete Versorgung hat zur Folge, dassdie Einkaufswege länger werden unddass die Einkäufe zwangsläufig mehr

Abb. 1: Mehr und mehr entstehen Verbrau-chermärkte und Fachmarkt-Konglomerate aufder «grünen Wiese» (Foto Lucas Schloeth)

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DISP 135 39 1998

und mehr mit dem Auto erfolgen.Daraus entsteht insofern ein Teufels-kreis, als weitere Dienstleistungen eben-falls gezwungen sind, autogängigeStandorte zu wählen, damit sie in dieWegeketten der Automobilisten passen.

Aus einer gesamtwirtschaftlichenOptik betrachtet ist diese Entwicklungbedrohlich, weil sie ein Siedlungsmusterzur Folge hat, das die Konkurrenzfähig-keit der Schweiz im internationalenStandortwettbewerb schwächt. Bekannt-lich stehen die Schweizer Städte mitausländischen Metropolen wie Mün-chen, Milano, Lyon, Frankfurt usw. ineinem Konkurrenzkampf um die Haupt-sitze von grossen Unternehmen, uminternationale Organisationen und umhochwertige Unternehmensdienstleistun-gen. In diesem Wettbewerb ist dieSchweiz nicht dank ihrer Masse konkur-renzfähig, sondern nur dank ihrerQualität bei den Standortfaktoren. Inder globalen Dienstleistungswirtschaftberuht der Standortvorteil des Hoch-lohnlandes Schweiz auf attraktivenStädten mit geringen Ballungsproble-men, auf einem leicht erreichbaren,naturnahen Erholungsraum und aufhoher Umweltqualität. Bei weiterer Zer-siedelung droht nun die Schweiz dieseVorteile zu verlieren. Das ist falsch, weilgerade diese «weichen» Standortfakto-ren bei den ausländischen Managernund ihren Familien immer wichtiger wer-den.

Bisherige Raumplanungmit wenig ErfolgBisher überliess die Raumplanung diegrossräumige Standortwahl dem Detail-handel und beschränkte sich – zusam-men mit dem Umweltschutz – auf dieAbwehr von unerwünschten Auswirkun-gen bei den einzelnen Bauvorhaben. Sowurde mit Auflagen zur Zahl und Anord-nung der Parkplätze versucht, die Ver-kehrs- und Umweltprobleme zu meisternund das Erscheinungsbild zu verbes-sern. Mit Grössenbeschränkungen proVerkaufseinheit und mit Auflagen zumWarenmix wurde versucht, die Läden inden Ortskernen vor übermässiger Kon-kurrenz zu schützen und deren Existenz-fähigkeit am erwünschten Standort zuerhalten.

Da aber die Grössenbeschränkungennicht regional koordiniert waren, ent-standen dennoch zufällige Konglome-rate von Einkaufsanlagen, die prekäreVerkehrssituationen zur Folge haben.Und die Auflagen zum Warenmix undzu den Parkplätzen führten zum Teildazu, dass die Investoren – um den Auf-lagen zu entgehen – ihre Standortenoch weiter in die Peripherie verlegten.So wird zwar die Luftbelastung gleich-mässiger verteilt, aber zum Preis länge-rer Wege und grösserer Mobilität –nachteilig nicht nur für die Konsumen-ten, sondern letzlich auch für dieUmwelt.

Diese wenig erfolgreiche Vorgehens-weise der Raumplanungs- und Um-weltinstanzen hat dazu geführt, dassdie Investoren im Detailhandel das Ver-trauen in die Raumplanung verlorenhaben. Sie sind überzeugt, dass derfreie Markt Lösungen findet, die sowohldem Unternehmer als auch dem Konsu-menten besser dienen und die Umweltinsgesamt nicht stärker belasten als beiden von planerischen Auflagen gepräg-ten Lösungen.

Neue Chancen für strategiegerechteEntwicklungenDie auf Bundesebene verfolgte Strate-gie des «vernetzten StädtesystemsSchweiz» (vgl. Abb. 2 und 3) gibt neueImpulse für eine geordnete räumlicheEntwicklung in der Schweiz, die beson-ders in Wirtschaftskreisen auf Verständ-nis stossen dürften. Es geht darum,durch die Vernetzung von sich gegen-seitig ergänzenden Zentren eine funk-tionale «Stadt Schweiz» zu schaffen,die einen ebenso attraktiven Markt fürhochwertige Unternehmensdienstleistun-gen und hochqualifizierte Arbeitskräfteanbieten kann wie die grossen europäi-schen Metropolen Frankfurt, Amster-dam, München oder Milano.

Erfreulicherweise zeigen sich bereitsEntwicklungstendenzen, die in dieangestrebte Richtung gehen. So ist – imVergleich mit ausländischen Städten –der öffentliche Verkehr in den Schwei-zer Agglomerationen sehr gut ausge-baut und wird ständig verbessert. Vor-bildlich ist der Zürcher Verkehrsverbundmit dem S-Bahn-System und dem Tram-

netz in der Stadt Zürich. Als Folgedavon sind die Stadtzentren im Gross-raum Zürich gut erreichbar, und die Ver-kehrsberuhigung mit neuen Fussgänger-zonen schafft attraktive Flanierbereichemit Strassencafés und Marktständen.Die Liberalisierung der Ladenöffnungs-zeiten ermöglicht ein attraktives Neben-einander von Einkaufen, Kino, Essenusw. Die Promille-Grenze für Autofahrerführt dazu, dass mehr und mehr Leuteabends die Freizeit ohne Auto verbrin-gen.

Solche Trendsetter-Ereignisse im urba-nen Raum – vor allem im GrossraumZürich – sind für den Detailhandel einFingerzeig dafür, dass den Stadt- undOrtszentren und den umweltfreund-lichen Verkehrsmitteln künftig mehrBedeutung zukommen wird. Sie sensibi-lisieren die Investoren im Detailhandeldafür, dass sie sich nicht einfach an aus-ländischen Vorbildern – mit den auf dasAuto ausgerichteten Zentren «auf dergrünen Wiese» – orientieren dürfen.Die Schweiz ist in gewissen Bereichenanders und muss es – aus Konkurrenz-gründen – auch bleiben.

Ganzheitliches, strategiegerechtesStandortgefügeAus ganzheitlicher Sicht betrachtet istfür den Detailhandel ein ausgewogenesStandortgefüge denkbar, das sowohlden raumordnungspolitischen Zielen alsauch den Anforderungen des Detailhan-dels entspricht. Die Standorte lassensich – grob gesehen – in drei Katego-rien gliedern: (1) Standorte in den Sied-lungskernen, (2) Standorte am Randeder Agglomerationen und (3) Standortein Transitknoten (vgl. Abb. 4).

Die Vorteile des Schweizer Städte-systems liegen darin, dass die einzel-nen Städte kompakt und überschaubarsind, dass sie attraktive, gut mit demöffentlichen Verkehr erschlosseneStadtzentren aufweisen, dass sie nurwenig unter Verkehrsstaus und Umwelt-belastung leiden und dass sie für dieBewohner eine hohe Wohnqualität undkurze Wege in attraktive Naherholungs-räume amStadtrand anbieten können.

Die erste Kategorie, die Standorte inden Stadt-, Quartierzentren und Orts-kernen, sind vorwiegend auf Kunden

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ausgerichtet, die zu Fuss, mit einemöffentlichen Verkehrsmittel oder perVelo anreisen. Aber – mindestens in derAnfangsphase – bieten sie genügendParkplätze am Rande der Fussgänger-zonen an. In erster Linie sind dieseStandorte attraktiv für leicht tragbare«Handwaren». Falls ein Hauslieferser-vice angeboten wird, können aberauch sperrige und schwere Güter ver-kauft werden. Die Geschäfte in denQuartierzentren werden wieder attrak-tiver, falls sie ihr Sortiment massge-schneidert auf die Bedürfnisse derAnwohner ausrichten, beispielsweisemit Frischprodukten, Fertiggerichten,Ofenbrot usw.

Die zweite Kategorie, die autoge-rechten Standorte am Agglomerations-rand, sind auf die Autokunden aus demStadtumland, aus dem ländlichen Raumund – zum Teil – aus der Stadt selbstausgerichtet. Sie bieten – in Bau- undHobby-Märkten, in Garten-Centers undim Möbel-Direktverkauf – schwere undsperrige Güter an, die nur mit demAuto transportierbar sind. Danebenverkaufen sie aber auch Handwarendes täglichen Bedarfs sowie Güter desperiodischen und aperiodischenBedarfs, für diejenigen Kunden, dieeinmal pro Woche mit dem Auto ein-kaufen. Im Hinblick darauf, dass solcheSammelstandorte für den Detailhandelimmer mehr auch Standorte für Freizei-teinrichtungen werden, dürfen sie aller-dings nicht nur autogerecht erschlossensein. Sie müssen zwingend auch aneiner S-Bahn-Station liegen (vgl. Abb.5). Das Multiplex-Kino, die Bowling-Bahn und das Spezialitätenrestaurantwerden dann von der Bevölkerung ausdem ländlichen Raum per Auto und vonden Bewohnern des Agglomerations-gürtels mit der S-Bahn besucht.

In der dritten Standortkategorie, anden Transitknoten, finden sich vor allemGeschäfte, die fast rund um die Uhrgeöffnet sind und die das anbieten,was man so rasch braucht, vom Tierfut-ter bis zum Champagner für unerwarte-te Ereignisse. Wichtig ist aber, dass sienicht nur an Tankstellen liegen, sondernauch an geeigneten Bahnhöfen. Nur sokönnen auch Nicht-Autofahrer von die-sem Convenience-Angebot profitieren.

Abb. 2: Mit der Bahn 2000 werden bestehen-de Gross- und Mittelstädte zu einem Städte-system Schweiz vernetzt, das gegenübergrossen ausländischen Metropolen konkur-renzfähig ist. [Quelle: Grundzüge der Raum-ordnung Schweiz (1), Grafik ORL-Institut]

Abb. 4: Ein aus ganzheitlicher Sicht konzi-piertes Standortgefüge entspricht den Interes-sen des Detailhandels und der Raumplanung.(Grafik ORL-Institut)

Abb. 3: Mittelstädte an der Bahn 2000 die-nen als Entlastungszentren für grosse Agglo-merationen. So werden Zentrumslagen geför-dert statt Standorte im Agglomerationsgürtel.[Quelle: Grundzüge der RaumordnungSchweiz (1), Grafik ORL-Institut]

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Aufwertung der Standortein den InnenstädtenEine erfreuliche Erkenntnis aus demSeminar ist, dass sich zahlreiche Unter-nehmer im Detailhandel zum StandortInnenstadt bekennen. Sie schätzen dieVorteile von Fussgängerzonen und guterErschliessung mit öffentlichen Verkehrs-mitteln. Auch der Sinn der Verkehrsberu-higung wird anerkannt, nämlich dieWohn- und Lebensqualität der Stadtbe-völkerung zu verbessern. Der Detailhan-del ist ja an kaufkräftigen Bewohnerninteressiert.

Innenstädte sind attraktive Standorte,weil sie auf engstem Raum eine Vielfaltvon Aktivitäten anbieten. Sie sind auchfür vielerlei Fachmärkte geeignet, dennKleider, Schuhe, Büro-, Drogerieartikel,Bücher usw. kann man über Mittag odernach Büroschluss zu Fuss einkaufen undmit dem öffentlichen Verkehrsmittel nachHause nehmen.

Allerdings wünschen sich die Investo-ren im Detailhandel mehr Flexibilität fürdie bauliche Entwicklung, wobei sie dieGrenzen durchaus anerkennen, die imInteresse einer nachhaltigen Entwick-lung gesetzt werden. Solchen Anliegender Investoren können die Stadtbehör-den entgegenkommen, wenn sie dieFussgängerzonen ausweiten, das Nut-zen von Untergeschossen oder Innen-höfen für den Verkauf erlauben, glas-gedeckte Fussgänger-Galerien zulassenusw. Auch könnten sie – mindestens ineiner Anfangsphase – die Parkplätzeam Rande der Fussgängerzonen gross-zügig bemessen. Parkplätze im Zentrumsind das kleinere Übel als Konsum- undFreizeitzentren am falschen Standort.Sobald sich das Einkaufen im Zentrumrichtig etabliert hat, kann die Zahl derParkplätze in dem Mass reduziert, d.h.umgenutzt werden, in dem die Bedie-nungsfreundlichkeit des öffentlichen Ver-kehrs zunimmt.

Auch hinsichtlich Kundenfreundlich-keit lassen sich die Innenstädte verbes-sern. Die Detaillisten können dazu bei-tragen, dass auch die InnenstadtBequemlichkeiten aufweist, die in wohl-organisierten Einkaufszentren am Stadt-rand selbstverständlich sind. Sie könn-ten in gemeinsamen Aktionen den Kun-denservice verbessern, z.B. mit kosten-

Abb. 6: Dank Fussgängerzonen und bessererErschliessung mit S-Bahn und Tram werden dieStandorte in den Innenstädten für den Detail-handel aufgewertet. (Foto Lucas Schloeth)

Abb. 5: Konsum- und Freizeitzentren amStadtrand sollen an einer S-Bahn-Station lie-gen und mit einer kurzen, wenig störendenZufahrt ans Hochleistungsstrassennetz ange-bunden sein.

Abb. 7: Die Instrumente der kantonalen Richt-planung müssen für den Planungsprozess beiKonsum- und Freizeiteinrichtungen eingesetztwerden.

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DISP 135 42 1998

losen Gepäckablagen, mit Einkaufs-wagen, die in der ganzen Innenstadtbenützbar sind, mit Kinderhütediensten,mit einem zentral organisierten Hauslie-ferservice usw.

Ganzheitlich gestaltete Anlagenam StadtrandHeute weisen die Gebiete mit einerhohen Dichte von Verkaufsgeschäftenauf der «grünen Wiese» beträchtlicheMängel auf, weil sie zufällig, schrittwei-se und ohne gesamthafte Organisationentstanden sind. So sind die Kunden oftgezwungen, von einem Geschäft zumandern das Auto zu benützen, da ver-nünftige Fussgängerverbindungen feh-len. Die Busstationen liegen meist peri-pher, und ihre Zugangswege sindschlecht markiert.

In Zukunft sind solche Einkaufsgebieteaus einer Gesamtsicht heraus zu organi-sieren und baulich sowie landschafts-architektonisch zu gestalten. Falls diegedanklichen Vorleistungen dazu früh-zeitig erfolgen, entstehen am Schlussminim höhere Gesamtkosten. Aber derLohn dafür sind Kundenfreundlichkeit,Umweltfreundlichkeit und ein Image-gewinn, der die Mehrkosten bei weitemaufwiegt.

So sind etwa die Parkplätze aus einerGesamtsicht heraus sinnvoll anzuordnenund zu bewirtschaften. Attraktive Fuss-gängerführungen sollen die Verbindungzur nahegelegenen S-Bahn-Station,aber auch zwischen den einzelnenGeschäften sicherstellen. Die baulicheGestaltung und die Bepflanzung derAnlage sollen das Landschaftsbild berei-chern und aufwerten.

Telematik als Chance für Spezial-geschäfte und KleinlädenEine weitere Chance für strategie-gerechte Entwicklungen im Detailhandelliegt bei den Fortschritten in der Tele-matik. Diese könnten zugunsten vonGeschäften in der Innenstadt genutztwerden. Dank elektronischer Vernet-zung können Spezialgeschäfte ihr – imVergleich zu Fächmärkten – beschränk-tes Sortiment am Bildschirm mit einemvirtuellen Sortiment ergänzen. In

Kombination mit einem Hauslieferser-vice entstehen so attraktive Alternativenfür Kunden ohne Auto. Dabei kann derKunde weiterhin auf die bewährte per-sönliche Beratung und auf den zuvor-kommenden Service des Spezial-geschäfts zählen.

Mit der Ausweitung der Hausliefer-dienste – etwa beim neu entstehendenElectronic Shopping – können die klei-nen Quartier- und Dorfläden neueBedeutung gewinnen, wenn sie als«Pickup-Stellen» für Hauslieferungen anBerufstätige dienen. In vielen Ein-Perso-nen-Haushalten und in Haushalten mitDoppelverdienern ist tagsüber niemandzu Hause, der Postsendungen entgegen-nehmen kann. Diese Kunden könntendie Lieferung am Feierabend oder amSamstag im Quartier- oder Dorfladenabholen. Vielleicht werden sie dadurchsogar wieder zum Einkaufen an Ort ani-miert.

Aufgaben für die RaumplanungDie Raumplanung soll nicht direkt in denStrukturwandel im Detailhandel eingrei-fen, selbst wenn dessen Ergebnisse fürdie räumliche Entwicklung problema-tisch sind. Es ist fragwürdig, wenn inPlanungs- oder Baubewilligungsverfah-ren für einzelne Objekte Auflagen zumBranchenmix gemacht werden, denndie zur Durchsetzung erforderlichenKontrollen sind aufwendig und Sanktio-nen schwierig. Also soll die Zusammen-setzung des Angebots dem Markt über-lassen werden. Zudem ist anzunehmen,dass der Markt auch in Zukunft die Ver-sorgung der Bevölkerung ohne Autobewältigen wird. Sobald der AnteilBetagter, die ohne Auto auskommenmüssen, ansteigt, wird in diesen Kreisenderart viel Kaufkraft entstehen, dass derDetailhandel diese abschöpfen will.Dazu wird er taugliche Lösungen anbie-ten, sei es durch die Renaissance vonKleinläden oder durch Hauslieferungen.

Hingegen soll die Raumplanung –stärker als bisher – für räumliche Rah-menbedingungen sorgen, die einenachhaltige Siedlungs- und Verkehrs-politik unterstützen, also etwa ein sinn-volles Standortangebot und umwelt-freundliche Verkehrserschliessungen.

Indirekt werden diese räumlichen Vor-gaben die Entwicklung im Detailhandelstrategiegerecht beeinflussen.

Die Lage und die Verkehrserschlies-sung der Standorte für Konsum- undFreizeitzentren sind in der kantonalenRichtplanung zu regeln. Nur dort lassensich räumliche Abstimmungen aus ganz-heitlicher Sicht vornehmen und unter-schiedliche Gemeindeinteressen objek-tiv gegeneinander abwägen. Der kanto-nale Richtplan ist zudem das geeigneteKoordinationsinstrument über die Kan-tonsgrenzen hinweg. Das ist wichtig,weil die Einzugsbereiche grösserer Zen-tren über einen einzelnen Kanton hin-ausreichen.

In ihrer Richtplanung haben die Kan-tone klare Absichten zur angestrebtenRaumentwicklung und zur Verkehrsstra-tegie festzulegen. Erst daraus lässt sichableiten, welche Art von Standorten fürwelche Nutzungen und Mobilität er-wünscht respektive unerwünscht sind. Ineiner Angebotsplanung sind anschlies-send die erwünschten Standorte fürpublikumsintensive Versorgungs- undFreizeitanlagen zu ermitteln und im kan-tonalen Richtplan festzusetzen. Dabeimuss die Zahl der Standorte so grosssein, dass der Standortwettbewerb wirk-lich spielen kann und der Vorwurf der«Planwirtschaft» entkräftet wird. Konse-quenterweise sind gleichzeitig im kanto-nalen Richtplan diejenigen Gebiete klarauszuschliessen, die für Anlagen mit vielPublikumsverkehr ungeeignet sind. Erstin einem kohärenten Zusammenwirkenzwischen Angebots- und Restriktionspla-nung wird die Raumplanung griffig undglaubwürdig.

Von entscheidender Bedeutung ist,dass sich die Behörden aller Ressortsund Ebenen mit konzertierten Kräftendafür einsetzen, dass die Entwicklungan den erwünschten Standorten tatsäch-lich stattfindet, damit der Entwicklungs-druck an weniger erwünschten Stand-orten nachlässt. Deshalb muss dieRaumplanungsbehörde – zugleich mitder Festsetzung eines Standortes im kan-tonalen Richtplan – an diesem Ort wei-tere Instanzen zu flankierenden Mass-nahmen verpflichten, die den Investorendie Realisierung ihrer Vorhaben erleich-tern (vgl. Abb. 7).

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DISP 135 43 1998

Im Sinne einer «Terrainvorbereitung»sollen kantonale Ämter die Erschlies-sung mit Infrastruktur frühzeitig sicher-stellen, und zwar bis zu den erforderli-chen Stauräumen für die Autos im Spit-zenverkehr. Die lokalen Planungs- undBewilligungsverfahren sollen vorbereitetund möglichst einfach gestaltet werden.Weiter sollen die kantonalen Behördenprüfen, ob sie – als Anreiz für privateInvestoren – an diesen Standorten auchDienstleistungen der Verwaltung unter-bringen könnten.

Denkbar ist auch, dass sich die Behör-den an den bevorzugten Standortenaktiv engagieren. Beispielsweise indemsie vorsorglich Land erwerben oder beiTrägerschaften mitwirken, die Miet-objekte erstellen, in denen sich Detail-listen rasch und flexibel einmietenkönnen. Bei Gewerbehäusern hat sichdieses Vorgehen bereits bewährt.

Im komplementären Zusammenwirkenmit der Angebotsplanung können –gestützt auf die Umweltschutzgesetzge-bung – gezielt Restriktionen eingesetztwerden, um die Entwicklung an uner-wünschten Standorten zu verhindern.Derartige Restriktionen machen Sinn,wenn sie wirklich zugunsten der er-wünschten Standorte wirken und nichteinfach zu weiterer Zersiedelung füh-ren.

Chancen für den DialogDas Seminar hat aufgezeigt, dass dieChancen für einen Dialog zwischen Ver-tretern des Detailhandels und Raumpla-nungsbehörden gut stehen. Klare raum-planerische Randbedingungen sindauch im Interesse des Detailhandels,vorausgesetzt, sie weisen genügend Fle-xibilität für marktwirtschaftliche Regelun-gen auf. Falls die Raumplanungsämterkompetente Standortberatung leisten,werden sie zum gefragten Gesprächs-partner für Investoren. Diese sind jainteressiert, einen Standort zu finden,der ihnen massgeschneiderte Bedingun-gen bietet und an dem rasche Verfah-rensabläufe möglich sind.

Für diesen Dialog müssen die Pla-nungsämter ihre Grundlagen laufendaktualisieren. Nur so können sie brauch-bare Informationen zu den unterschied-

lichen Standorten anbieten (Verfügbar-keit von Bauland, Erschliessungsstand,bestehende Auflagen usw.) zum räumli-chen Umfeld (Bevölkerungs- und Arbeits-platzverteilung, Erreichbarkeiten usw.)und schliesslich zu den anstehendenProjekten für Infrastruktur und Ausstat-tung, vor allem im Verkehrs- und Tele-kommunikationsbereich und bei denöffentlichen und privaten Dienstleistun-gen (vgl. Abb. 7). Das sind Auskünfte,die in einzelnen Kantonen über dieWirtschaftsförderung erhältlich sind. ImInteresse des Dialogs könnten sie abergenausogut direkt vom Amt für Raum-planung vermittelt werden.

FazitStandorte von Konsum- und Freizeitan-lagen wirken prägend auf die künftigeEntwicklung der Besiedlung und auf dasVerkehrsverhalten. Aus diesem Grundmüssen sich die Raumplanungsbehör-den – weit aktiver als bisher – für eineStandortpolitik einsetzen, die eine nach-haltige Entwicklung unterstützt. Ein aus-gewogenes Gefüge von Standorten inOrtskernen, an der Peripherie derAgglomerationen und an Transitknotenkann sowohl den raumordnungspoliti-schen Zielsetzungen als auch den Anfor-derungen von Detaillisten und Kundengerecht werden. Dabei sind die Stand-orte grundsätzlich so zu wählen, dasssie auch mit einem leistungsfähigenöffentlichen Verkehrsmittel erschlossensind. Die geeignete Plattform für dasgegenseitige Abstimmen unterschied-licher Interessen ist die kantonale Richt-planung. Dabei muss künftig seitens derRaumplanung weit mehr Gewicht aufder Angebotsplanung liegen als auf derRestriktionsplanung. In den Strukturwan-del des Detailhandels soll die Raumpla-nung jedoch nicht direkt eingreifen. Die-ser ist den Marktkräften zu überlassen.

Anmerkungen

[1] Schweizerischer Bundesrat: Bericht vom22. Mai 1996 über die Grundzüge derRaumordnung Schweiz, Bundesamt für Raum-planung, Bern 1996. Die Strategie des Bun-desrats hat vier Hauptstossrichtungen: (1)städtische Räume ordnen, (2) ländliche Räu-

me stärken, (3) Natur- und Landschaftsraumschonen, (4) die Schweiz in Europa einbin-den. Im vorliegenden Artikel wird daraus nurdie urbane Entwicklungs- und Verkehrsstrate-gie aufgegriffen.[2] Unter dem Titel «Überrollt die Entwicklungim Detailhandel die Raumplanung?» hat derFachbereich Raumordnung am ORL-Institutein Seminar durchgeführt, das sich sowohlan Raumplaner als auch an die Entschei-dungsträger im Detailhandel richtete. DieAusschreibung erfolgte auch über den Vertei-ler der City Vereinigung Zürich. Die Leitungdes Seminars lag bei Prof. Dr. Hans Flücki-ger, Professor für Raumordnung an der ETHZürich, und Hellmut Ringli, Sektionschef amORL-Institut. Referenten und Teilnehmer amPodiumsgespräch waren für den BereichDetailhandel: Dr. Hans Naef, Gesellschaft fürStandortanalysen und Planungen AG,Zürich, und Rico Bisagno, ehemaliger Ver-kaufsdirektor Jelmoli Schweiz, Vertreter derCity Vereinigung; für den Bereich Freizeit: Dr.Jürg Stettler, Oberassistent am Forschungs-institut für Freizeit und Tourismus, Uni Bern,für den Bereich Raumplanung: Ruedi Frisch-knecht, Abteilungsleiter kantonale Richtpla-nung im Raumplanungsamt Luzern, LucasSchloeth, wissenschaftlicher Mitarbeiter amORL-Institut, und Hellmut Ringli, ORL-Institut. [3] Ausführlichere Ergebnisse und Quellen-angaben wurden in einem Arbeitsbericht desFachbereichs Raumordnung am ORL-Institutveröffentlicht. Schloeth Lucas, Ringli Hellmut:Raumplanung und die Entwicklungstenden-zen im Detailhandel, Zürich 1998.

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DISP 135 44 1998M a r t i n L e n d i

Sachprinzipien eines nachhaltigeren Verkehrsrechts

Transportation laws are changing: privati-

sation, free trade, deregulation and new

public management is making an impact

and is affecting EU/EG and Swiss legisla-

tion, emphasising the functions of transport

companies as well as the importance of

the transportation industry. At the same

time, new policies will be formulated to

enhance the new transportation laws.

Transportation policies have to address the

problem of either keeping with increasing

demands for traffic rights or of reducing

them. This question is of vital importance

and exposes a complexity of problems in

terms of economy, society and ecology.

Legalists are being challenged, politics

alone cannot solve these problems. Trans-

portation, regional planning and environ-

mental policies have to work together. This

essay attempts to illustrate the problems,

drawing on the example of the alpine tran-

sit regulations. It will show that the differ-

ences between regional and global re-

quirements have to be solved on the

grounds of solidarity.

Schriftliche Fassung eines Vortrages, welcher am10. September 1998 auf den ÖsterreichischenUmweltrechtstagen gehalten wurde. Der Autordankt seinem Mitarbeiter Herrn Dr. Erwin Hepperlefür intensive Vorarbeiten und die graphischen Dar-stellungen zu diesem Referat.

Verkehr, das ist Bewegung im Raum, seies von Personen, von Gütern oder vonInformationen. Er ist nicht Selbstzweck,er dient den Menschen, der Wirtschaft,kurzum der Gesellschaft. Dort, wo erzum Selbstzweck würde, da wäre ersinnlos und also zu verwerfen. Dortaber, wo er die dienende Funktionbewahrt, da kann und darf er nicht vonvornherein wegdisputiert oder wegideo-logisiert werden. Er muss von seinerFunktion her verstanden und gewichtetwerden. Dies heisst allerdings nicht, erhabe freie Fahrt. Die Probleme seinerAusmasse und seiner Auswirkungen ste-hen an, vorweg sind die negativen Aus-wirkungen zu bedenken.

Gefordert sind in erster Linie die Ver-kehrswissenschaften, die Ökonomie,die Raumordnung und der Umwelt-schutz. An ihnen ist es, Sachprinzipiender Nachhaltigkeit im Verkehr herauszu-arbeiten. Die Rechtswissenschaft darfaber nicht zurückstehen. Sie hat sehrgrundsätzliche Fragen auf der Traktan-denliste, die von der verfassungsrecht-lich gewährleisteten Wirtschaftsfreiheitbis zur Zulässigkeit von Steuern undAbgaben, dann aber auch bis zum gel-tenden Recht des Umweltschutzes undder Raumplanung reichen. Die Sach-prinzipien der Nachhaltigkeit sind subspecie iuris immer im vorgegebenen ver-fassungsrechtlichen Kontext zu entfal-ten. Dessen Aussagen zu den Grund-rechten, zum Verhältnis Staat- und Wirt-schaft sowie zum Verkehr, zur Raumpla-nung und zum Umweltschutz sind beson-ders zu beachten. Die nationalen Unter-schiede sind dabei nicht sehr gross;dennoch stehen die Überlegungen zueinem nachhaltigeren Verkehrsrechtunter dem Vorbehalt des jeweiligen Ver-fassungsrechts.

Die breitere FragestellungDie überaus zentrale Frage nach denSachprinzipien eines nachhaltigerenVerkehrsrechts ist nicht die einzige, wel-che die gegenwärtige Diskussion rundum das Verkehrsrecht bewegt. Dieses istdurch Anliegen der Privatisierung, Dere-gulierung, der Neuordnung der Finanz-ströme im Verkehrsbereich – bei Finanz-knappheit – und ganz allgemein durchdas New Public Management (NPM) inBelangen der öffentlichen Aufgaben-erfüllung arg unter Druck. Die Akzent-verlagerung vom Staat als dem Organi-sator des Verkehrs, mindestens desöffentlichen, auf die Verkehrsunterneh-mungen ist frappant. Das moderne Ver-kehrsrecht hat nicht mehr den Staat undseine Verkehrsverwaltung, sondern dieVerkehrsunternehmungen in den Vorder-grund zu rücken. Der früher dominieren-de Aspekt der Planung und des Baus derInfrastruktur, mit Nachwirkungen bisheute, musste dem Denken in den Kate-gorien des Wettbewerbes zwischen denVerkehrsunternehmungen weichen. De-ren Leistungsangebot mitten im markt-

wirtschaftlichen Wettbewerb ist zumAngelpunkt verkehrsrechtlicher Überle-gungen geworden.

Die Verselbständigung der Verkehrs-unternehmungen und damit der Über-gang der Verantwortung für das Ver-kehrsleistungsangebot vom Staat anUnternehmungen des privaten undöffentlichen Rechts – unter Aufrecht-erhaltung des service public – bereiteterhebliche rechtliche Probleme. Sie wer-den gegenwärtig eher unterschätzt.Nicht einmal die verbleibende künftigeRolle des Staates im liberalisierten Ver-kehrsmarkt ist hinreichend bedacht.Wer weiss schon, welches die Aufga-ben der modernen Verkehrsverwaltunggegenüber den Verkehrsunternehmun-gen sind? Wer trägt, so darf man sichfragen, die Verantwortung für dieSicherheit im Verkehr? Nebenbei, auchdie Planungs- und Rechtsschutzverfah-ren im Zusammenhang mit der Errich-tung von Infrastrukturbauten sowie dasLeistungsangebot im Bereich des nichthinreichend präzis resp. gar nicht defi-nierten service public sind Vorbehaltenausgesetzt. Die vermeintliche Spitzfin-digkeit, ob die modernen Verkehrsunter-nehmungen sich wie Private oder bei-spielhaft behördenähnlich in öffentlicherVerantwortung an die Raumpläne unddie Vorschriften des Umweltschutzes zuhalten haben, ist keine Nebensächlich-keit. Immerhin, der öffentliche Verkehr,verstanden als jener Verkehr, der allge-mein zugänglich ist, bleibt öffentlicherVerkehr, und der Privatverkehr, sei esder Güterverkehr auf der Strasse, sei esder motorisierte Individualverkehr, siezirkulieren nach wie vor auf öffentlichenStrassen, die in der Regel durch dieÖffentlichkeit gebaut und unterhaltenwerden. Es gibt also sogar Konstanteninmitten eines völlig neu zu durchden-kenden Verkehrsrechts.

Strategie der NachhaltigkeitDa mag es geradezu beruhigend wir-ken, sich auf die Problemdimensioneines nachhaltigeren Verkehrsrechtsbeschränken zu dürfen. Allerdings mussman sich bewusst sein, dass eben dieseFrage vor dem Hintergrund der erwähn-ten Vorgänge anzugehen ist. Letztlich

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DISP 135 45 1998

kann die Frage nach dem nachhaltige-ren Verkehrsrecht nicht isoliert betrach-tet und als Sonderproblem gemeistertwerden. Das nachhaltigere Verkehrs-recht setzt somit – erstens – Rückbezügezur Art, wie der Verkehr insgesamtsowie regional-örtlich organisiert wird,voraus, und gerät – zweitens – in einvöllig anderes Licht, wenn es gelingenkönnte, was viele Staaten anstreben,eine breit angelegte Politik nachhaltigerEntwicklung zu instradieren, dreidimen-sional ausgerichtet auf eine leistungs-fähige Wirtschaft, auf ausreichendensozialen Zusammenhang und einegesundende Umwelt. Der Verkehr, derim Dienst einer Wirtschaft und Gesell-schaft sowie eines Gemeinwesens steht,die per se auf Nachhaltigkeit angelegtsind, wird von vornherein anders ver-standen und gewichtet als jener Ver-kehr, der sich in einer Gesellschaft fernvon Intentionen der Nachhaltigkeitsver-pflichtung abspielt. Der schweizerischeBundesrat (Regierung) – ich erwähneihn aus naheliegenden Gründen – hatvor geraumer Zeit eine Strategie«Nachhaltige Entwicklung in derSchweiz» (BBl 1997 III 1045) einge-bracht, mit der er signalisiert, dass nichtnur einzelne Bereiche, wie der Verkehr,dem Prinzip «Nachhaltigkeit» zu unter-stellen seien, sondern alle relevantenAktionsfelder. Dabei fällt auf, dass derVerkehr zwar ausdrücklich erwähntwird, aber nicht im Vordergrund steht.Dem ist auch gut so. Das Ringen umNachhaltigkeit schenkt seine Aufmerk-samkeit vorweg dem wirtschaftlichen,dem gesellschaftlichen und dem ökolo-gischen Geschehen, in seiner Vernet-zung, auch mit der Politik. Die in dengrösseren Zusammenhang «eingebette-te» Weiterentwicklung des Verkehrs-rechts erhält einen völlig anderen Stel-lenwert, allerdings nicht einen geringe-ren, sobald die Novellierung im Kontexteiner Strategie der Nachhaltigkeit füralle bedeutsamen Massnahmenberei-che gesehen wird.

Zum Stand der Indikatoren-/Kriterien-ForschungEin Blick in die Forschung zur Nachhal-tigkeit im Verkehr verrät: allenthalben

wird nach Indikatoren/Kriterien derNachhaltigkeit für den Verkehr gesucht.Der Jurist vermag den Forschungsflussund dessen Breite wie auch Tiefe kaumzu überblicken. Es fällt ihm aber zweier-lei auf, nämlich -– erstens –, dass gesi-cherte und gleichzeitig in breiteren Krei-sen akzeptierte Erkenntnisse, wenn wirden Massstab des Rechts, das auf Ver-bindlichkeit ausgerichtet ist, anlegen,nicht (noch nicht) in ausreichender Dich-te verfügbar sind, auch wenn wir zuge-stehen, dass in der Sache gewichtigeAussagen vorliegen, und – zweitens –,dass das Verkehrsrecht unabhängigvom Stand der Forschung aufgrund derErwartungshaltungen der öffentlichenMeinung und in Beachtung des Vorsor-geprinzips in Bewegung geraten ist –positiv in Richtung auf die Nachhaltig-keit. Dies ist erstaunlich, da in andernLebensbereichen der Gesetzgeber eherhintennach hinkt. Wir stehen also nichtam Anfang einer nachhaltigeren ver-kehrsrechtlichen Entwicklung, sondernin einem gewissen Sinn bereits mittendrin, auch wenn die Politik in Verkehrs-belangen des öftern zögert. Stichwortegenügen: Emissionsvorschriften sind inKraft, Beschränkungen der Geschwin-digkeit aus Gründen von Immissions-belastungen sind ein Thema, über lei-stungs- und verbrauchsabhängigeSchwerverkehrsabgaben wird auf derpolitischen Ebene nachgedacht, und dieFörderung des öffentlichen Verkehrswird in steigendem Masse, soweit esdie finanziellen Mittel zulassen, forciert.

In der Indikatoren-/Kriterienfor-schung, die in ein nachhaltigeres Ver-kehrsrecht münden soll, geht es imwesentlichen darum, die wichtigstenökologischen Nachhaltigkeitskriterienund die darauf aufbauenden Indikato-ren herauszuschälen. Angestrebt wirdseit geraumer Zeit nicht ein vertiefendesHerumarbeiten an einzelnen Aspektender Emissionsquellen und von Immissi-onsbelastungen, sondern das Herausar-beiten einer ökologischen Nachhaltig-keit, welche die gesamte belebte undunbelebte Umwelt ins Zentrum stellt.Trennstriche zwischen lebenswichtigenund weniger lebensbedeutsamen sowienicht lebenswichtigen Umweltgüternsind, wenn ich die Aussagen der Nach-

haltigkeitsforschung richtig zu interpre-tieren vermag, kaum zu setzen. Mitandern Worten, die Forschung bewegtsich von Einzelaspekten weg hin zueiner ganzheitlichen Betrachtungsweise.Ob dies ein Ausweichen angesichts derhohen Anforderungen an die Tiefensichtin Einzelbelangen oder ob dies densachgerechten Zutritt in sich darstellt,dies kann und darf ein Jurist als Juristnicht beurteilen. (Ich darf in diesemZusammenhang unter den vielenAbhandlungen auf eine meines Erach-tens sehr prinzipale und grundlegende,eben erschienene Studie der Ernst Bas-ler und Partner AG in Zollikon beiZürich verweisen (Ernst Basler und Part-ner AG, Nachhaltigkeit, Kriterien imVerkehr, Bern 1998).

Wenn der neuere Weg aber, wie ichvermute, der angemessenere sein sollte,dann wären oder sind alle Umweltwir-kungen des Verkehrs, seien sie nunerheblich oder weniger erheblich, zuminimieren, und es wäre oder ist eineVerkehrspolitik zu entwerfen, die dasAngebot für eine auf Dauer tragbareMobilität definiert und von dorthergegenüber der Mobilität resp. dem Ver-kehr Schranken setzt. Nicht die Nach-frage würde das Angebot bestimmen,sondern der Verkehr hätte sich inner-halb abgesteckter Angebote zu bewe-gen. Das Zielelement der Tragbarkeit istdabei keine abschliessend definierbareGrösse, sondern eine Vorgabe, die jenach der technischen, wirtschaftlichen,gesellschaftlichen und ökologischen Ent-wicklung unterschiedlich zu gewichtenund zu operationalisieren ist, immeraber optimiert in Richtung Nachhaltig-keit, d.h., die konkrete Aussagekraft desZiels ist rückgekoppelt zu den tatsäch-lichen Vorgängen zu verstehen. Aller-dings, und dies gilt es zu unterstreichen,bedarf es auch bei diesem Ansatz derIndikatoren und Kriterien, nämlich fürdie Umschreibung der auf Dauer trag-baren Mobilität, was ein heikles Unter-fangen darstellt.

Vorstellbar ist ein schritt- und etappen-weises Herantasten an die Tragbarkeitder Mobilität. Dies scheint mir sogarnötig zu sein. Sie muss nämlich einge-gabelt werden. Wir wissen nämlich invielen Verkehrsbelangen zu wenig, sei

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DISP 135 46 1998

es über das künftige Verkehrsaufkom-men, die Verkehrstechnik, sei es überdie Substitution des materiellen durchimmateriellen sowie ganz allgemeinvon umweltbelastendem durch umwelt-schonenden Verkehr, jedenfalls zuwenig, um die auf Dauer tragbareMobilität in einem einmaligen Akt fest-legen zu können. Um dieses Heranta-sten positiv ermöglichen zu können,wird es laufend neuer konkreter Mass-nahmen bedürfen. Sie bewegen sicheinerseits im naturwissenschaftlich-tech-nischen Bereich, anderseits im sozio-ökonomischen und rechtlichen. Unbe-stritten dürfte sein, dass so oder so dieEmissionen aus dem Verkehr (und überden Verkehr hinaus) allseits und allent-halben – global und lokal – anzugehensind. Sodann bedarf es in jedem Fallfördernder und vor allem lenkenderMassnahmen des Staates und interna-tionaler Organisationen. Das Heran-tasten weist allerdings einen gewich-tigen Nachteil auf: Die Gefahr des Zeit-verzuges.

Rechtliches InstrumentariumFür die Rechtswissenschaft ist der«Kopfstand« zugunsten eines Zutrittesüber die tragbare Mobilität und dieDosierung des Angebotes nicht leicht zuverkraften. Sie ist sich vorweg gewohnt,Massnahmen in Form von Verboten undGeboten zu erwägen und als Verhal-tensnormen festzuschreiben, stets sorg-fältig analysiert nach den Grundsätzender gesetzlichen Grundlage, der Wah-rung öffentlicher Interessen und der Ver-hältnismässigkeit, die letztere gewichtetnach Notwendigkeit, Eignung undWahrung der Zweck-Mittel-Relation. Siezieht also, wenn sie ihren tradiertenFormen folgt, einzelne oder eine Sum-me von konkreten und generalisierba-ren Mass-nahmen, die in Verhaltensnor-men gekleidet werden können, vor. Ihrwäre beispielsweise mit Massnahmender Emissionsbeschränkungen – Tech-nikfortschritte würden das Problemerleichtern – am ehesten gedient. DieRegulationsart und -dichte wären imGriff, und die so heiklen Rückfragenbezüglich des vernetzten Verhältnisseszum Wirtschafts- und Umweltrecht

könnten weitgehend vermieden wer-den.

Die Rechtswissenschaft hat sich nunaber – im Zusammenhang der Raumpla-nung kommt dies vorteilhaft zum Aus-druck – anderen Denk- und Vorgehens-weisen nicht verschlossen. Sie hat unteranderem um der räumlichen Ordnungwillen klare Prioritätssetzungen zugelas-sen, so zugunsten des öffentlichen Ver-kehrs, beispielsweise durch die Über-nahme der Betriebsdefizite von Bahnensowie durch Investitionen in die Infra-struktur der Schiene. Gegenüber derräumlichen Entwicklung lernte siesodann, dass der Raum ganzheitlich zubetrachten sei, dass der Lebensraumgegeben ist und eine Einheit darstelltund dass unter diesen Voraussetzungenauch die Rechtsordnung als Einheit ant-worten müsse. Sie hat auch, was für dieNachhaltigkeit relevant ist, rechtsethischakzeptiert, dass es so etwas wie eine«Würde der Kreatur« gibt, die in toto zurespektieren ist, nicht nur in ihren Teilen,und dass deshalb ganzheitliches undvorsorgliches Denken angezeigt sei. Füreine solch zusammenfassende und zeit-lich ausholende Sicht sowie als Grund-lage der zielorientierten, lenkenden Ein-flussnahme hat sich der Plan – ein Insti-tut sui generis – als vorteilhaftes Instru-ment der Steuerung der Entwicklungs-prozesse erwiesen. Die Prinzipien desUmweltrechts weisen in eine ähnlicheRichtung. Vor diesem Hintergrundmüsste und könnte, auf einen einfachenNenner reduziert, eine Verkehrskonzep-tion samt Realisierungsschritten entwor-fen werden, die sich der auf Dauer trag-baren Mobilität widmet. Voraussetzungwäre allerdings ein Verkehrsrecht, dassich gegenüber der Verkehrsplanungöffnet sowie mit der Raumplanung unddem Umweltschutz zu kooperierenweiss. Die Schwierigkeiten, eine Ver-kehrsrechtsordnung zu konzipieren, diein völlig neuer Art vorweg die tragbareMobilität definiert, von dort her alsdanndas Angebot für einen verkraftbarenVerkehr plant und die stets von neuemauflaufende Verkehrsnachfrage steu-ernd und lenkend dosiert, sind oderwären zwar immens, doch kann unddarf vom Recht her nicht gesagt werden,sie seien unüberwindbar. Die zentralen

Instrumente sind von andern Bereichenher, insbesondere durch die Raumpla-nung, bekannt.

Es ist nicht an der Lehre vom Recht,den denkbaren «Systemwechsel« vonder bremsenden Nachfragesteuerungzur angebotseitigen Vorgabe der trag-baren Mobilität zu propagieren oder zuverwerfen. Sie darf aber hervorheben,dass das rechtliche Instrumentarium fürbeide Wege greifbar, jedenfalls ent-wicklungsfähig ist. Dabei bin ich mirbewusst, dass ich dieses nur mit grobenPinselstrichen gezeichnet habe und dassdie Details nicht unwichtig wären. Siesind aber nicht fern, denn wichtige Massnahmen, die für die eine oder dieandere Vorgehensweise greifbar seinmüssen, sind bereits verfügbar. Icherwähne nur einige wenige. Da unddort werden Lenkungsabgaben, die imInteresse des Umweltschutzes liegen,verfassungsrechtlich als zulässigbetrachtet, sofern sie nicht fiskalischausarten, da und dort wird das Verur-sacherprinzip mit der Kostenzuweisungstärker betont und konkretisiert als nochvor wenigen Jahren. Sodann sind dieMassnahmen der Raumplanung und desUmweltschutzes zu erwähnen. Sie ste-hen zur Disposition. Die verfassungs-rechtlichen Aufgaben und Ziele derRaumplanung sowie des Umwelt-schutzes stehen, nach Massgabe dereinzelnen Verfassungen, in der Regelgleichwertig neben anderen Staatsauf-gaben und -zielen. Allein schon dieserUmstand rechtfertigt die Zuwendung zueinem «nachhaltigeren« Verkehrsrecht.Ob aufgrund des nationalen Verfas-sungsrechts oder gar für die Mitglied-staaten der EU in Anwendung von EG-Recht der Schritt hin auf das Ziel der aufDauer tragbaren Mobilität sogar getanwerden müsste, dies sollte vertieft disku-tiert werden, wobei darauf zu achtenwäre, dass der Einbezug von umwelt-schutzrelevanten oder ökologischenGesichtspunkten nicht identisch ist mitder wirtschaftlich, gesellschaftlich undökologisch gewichteten Nachhaltigkeit.

Die eher rechtstheoretisch gehaltenenAussagen laufen nun aber an der Wirk-lichkeit der sachlichen und politischenVerumständungen auf. Die Rechtsord-nung ist eben nicht das einseitige Ergeb-

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nis wissenschaftlicher Reflexion, son-dern immer auch gewichtiger Teil einespolitischen Aktes. Sie lebt, in der Demo-kratie in besonderem Masse, von derAkzeptanz durch die Öffentlichkeit. DieLehre vom Recht muss deshalb nicht nurfähig und willens sein, die Theorie zupflegen, sie muss auch den Realitäten indie Augen schauen können. Sie kannihrem Auftrag, auf ein durchsetzbaresVerhalten verbindlich Einfluss zu neh-men, nur dann gerecht werden, wennsie sich – zwar mit normativer Distanz,aber realitätsbezogen – nicht fern destatsächlichen Geschehens bewegt. EineRechtsordnung, die gleichsam über-zieht, verliert ihre Akzeptanz. Umge-kehrt darf sie sich herausnehmen, dastatsächliche Geschehen normgebend zubewerten, allerdings ohne das Span-nungsverhältnis von Norm und Wirklich-keit zu überdehnen. Dies alles gilt auchfür das Verkehrsrecht. Es ist deshalb wis-senschaftlich unumgänglich, auf wirk-lichlichkeitsnahe Reflexionen zur Mobi-lität sowie einige spezifische, unter demGesichtspunkt der Akzeptanz und dersachlichen Angemessenheit bestehende«Empfindlichkeiten« einzuschwenken. Inunserm Zusammenhang geht es vorwegum Besonderheiten politischer Systemeund regionaler Betroffenheiten. Dienachfolgend angesprochenen Punktesind als Beispiele gedacht, lassen aber,dies sei vorweggenommen, den Schlusszu, dass die Fakten der Umweltbelastun-gen durch den Verkehr staatenspezifischresp. regional unterschiedlich liegenund deshalb supranational resp. zwi-schenstaatlich auch nuanciert wahrge-nommen werden müssen. Sogar inner-staatlich müssen für notwendige Diffe-renzierungen – Städte! – unter Umstän-den Verständnis und Solidarität mobili-siert werden.

Mobilität, raumspezifische Besonderheiten, politische Legitimationsdefizite und sektoralesRecht als Wirklichkeitshürden

a) MobilitätAm Beispiel der Schweiz – ich muss, umder Wirklichkeit nahezukommen, kon-kret werden – lassen sich – was das Ver-

kehrsaufkommen anbetrifft – zwei mar-kante Trends herauslesen.

Der erste betrifft die Tendenzen imPersonen- und Güterverkehr. Währendim Individualverkehr bei insgesamtungebremstem Wachstum eine Stabili-sierung des Motorfahrzeugverkehrs undalso eine Verlagerung auf die Schieneregistriert werden kann, beobachten wirbeim Güterverkehr eine starke, beinahelinear verlaufende Zunahme der Stras-sentransporte bei mehr oder wenigerstagnierendem Volumen im Eisenbahn-verkehr. Kräftig ist die Zunahme des Luft-verkehrs.

Beim zweiten Trend geht es um denhohen Anteil des Freizeitverkehrs amIndividualverkehr. Der Befund stimmtzusätzlich nachdenklich, weil innerhalbdes Freizeitverkehrs der öffentliche Ver-kehr weit zurückfällt. Der Freizeitverkehrist in hohem Masse Individualverkehrauf der Strasse.

Aus den beiden Trends kann positivgeschlossen werden, dass die Investitio-nen in den öffentlichen Verkehr, vorallem zugunsten des Pendlerverkehrsauf der Schiene, Früchte zu tragenbeginnen, während beim Güterverkehrdie Schiene trotz gewaltiger Investitio-nen laufend Marktanteile verliert. Selbst-redend haben wir es hier nicht mit monokausalen Eigengesetzlichkeiten zutun. Die Angebotsverbesserungen ge-genüber dem Berufspendlerverkehr wer-den begleitet von Parkflächenreduktio-nen in den Zentren. Der Güterverkehrauf der Strasse profitiert von den Auto-bahnen und der Feingliedrigkeit desStrassennetzes samt seinen Verästelun-gen in die Fläche sowie dem Druck derIndustrie und der Versorungsbetriebe mitihrer «Just in time»-Philosophie zur Ver-meidung von Lager- und Umladekosten.Sodann darf man nicht übersehen, wiesehr der Anstieg des Freizeitverkehrs mitden kürzeren Tages-, Wochen- undLebensarbeitszeiten, den Frühpensionie-rungen und allenfalls sogar der Arbeits-losigkeit zusammenhängt.

Wie immer dies alles interpretiert wer-den mag, die Mobilität ändert ihre Aus-drucksformen, der Drang zur Mobilitätscheint bestehen zu bleiben. Sie ist nachwie vor eine Realität, und sie wird esauch bleiben, selbst wenn da und dort

die bessere Einsicht gewinnen sollte.Vor allem der Drang zum Freizeitver-kehr muss zu denken geben. Er lässtsich als Erlebnisverkehr und als Verkehrvon und zum Entertainment wesensmäs-sig nicht substituieren, auch nicht durchden immateriellen Verkehr, es sei denn,man huldige blindlings virtuellen Wel-ten. Zudem muss die Kompensations-komponente, die im Freizeitverkehr zumAusdruck kommt, hinterfragt werden.Wie weit wirkt sie sich bereits im Luft-verkehr aus, der national und auchdurch die EU/EG nicht in den Griff zubekommen ist? Ist der Satz von der –ungeachtet aller einschränkenden Mass-nahmen -– konstant hoch bleibendenMobilität morgen ein Lehrbuchsatz?

b) Raumspezifische GegebenheitenDer alpenquerende Güterverkehr aufder Strasse ist, wenn er aus einer über-geordneten, allgemeinen Sicht betrach-tet wird, nichts anderes als jener überHunderte von Kilometern rollende Ver-kehr, der in einem gewissen Abschnittzufällig die Alpen durchfährt. Insofernkönnte der Schluss gezogen werden, ersei nicht anders zu behandeln als jed-welcher andere Verkehr. Im Vergleichmit benachbarten Staaten könnte – ohneWürdigung der konkreten Verhältnisse –allein auf Verkehrszahlen basierend derSchluss gezogen werden, der Schweizsei ein gewisser Mehrverkehr durch undüber die Alpen zuzumuten. Wirft manaber einen Blick auf die gegebenen,nicht veränderbaren, äusserst limitiertenräumlichen Verhältnisse, so zeigt sichein anderes Bild. Schon rein topogra-phisch bietet die Gotthardachse auf derNord- wie auf der Südseite für die orts-ansässige Bevölkerung kaum Ausweich-möglichkeiten. So oder so wird es sichbei der Entwicklung der Massnahmen-pakete zugunsten eines nachhaltigerenVerkehrsrechts darum handeln,a) Emissionen zu reduzieren, sachlichallseits und räumlich sowohl aufgrundglobaler als auch regionaler/lokalerAnforderungen,b) Differenzen zwischen regionalen undglobalen Bedürfnissen nach Grundsät-zen der Solidarität zu meistern,c) Verkehrs-, Raumordnungs- und Um-weltpolitik unter sich sowie mit der Wirt-

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schafts- und Gesellschaftspolitik zusam-menzuführen,d) Synergien konkreter Massnahmen zunutzen,e) Substitutionen des umweltbelasten-den Verkehrs durch umweltschonendenVerkehr zu begünstigen, sei es durchtechnischen Forschritt, durch polizeili-che Gebote und Verbote, marktwirt-schaftliche Lenkungsmass-nahmen, sei

es durch konkrete Förderungsleistungen,insbesondere zugunsten des öffentli-chen Verkehrs,f) den planungsrechtlichen Teil des Verkehrsrechts zu erweitern undgegenüber der Raum- und der Umwelt-planung zu öffnen.

Den wohl wichtigsten Beitrag leistetdas Verkehrsrecht, wenn es sich, ichmöchte dies deutlich markieren, der

intergenerationellen Verantwortung unddem Vorsorgeprinzip zuwendet. Wasimmer unter Nachhaltigkeit verstandenwird, zukunftsfähig ist nur jenes Ver-kehrsrecht, das in Generationen denktund mit Ungewissheiten vorsorglichumzugehen weiss. Die Enge der Tälerlässt einen Luftaustausch nur sehrbegrenzt zu, ein Effekt, der durch diehäufigen meteorologischen Inversions-

Alpenquerender Güterverkehr: Frankreich,Schweiz, Österreich im VergleichQuelle: BUWAL, Umwelt in der Schweiz1997, EDMZ Bern 1997, S. 256

Verkehrsleistung im Personen- und Güterver-kehr (Schweiz)Quelle: BUWAL, Umwelt in der Schweiz1997, EDMZ Bern 1997, S. 254 f.

Verteilung der Mobilität auf Aktivitätengrup-pen (in zurückgelegten km)Quelle: Statistisches Jahrbuch der Schweiz1998, S. 305

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lagen noch verstärkt wird. Neuere Stick-oxidmessungen in Autobahnnähe zei-gen ähnlich hohe Belastungen wie imBereich der grössten Verkehrsdichte derÜberlappung der A 1 und A 2 imschweizerischen Mittelland. Zieht manferner in Betracht, dass der Gotthardallein im letzten Jahr 492 Staustundenwegen Verkehrsüberlastung erlebte – 7 % mehr als vor zwei Jahren –, dassdie Belastung mit Schwerverkehr stetigansteigt – Zunahme in den letzten fünfJahren um 42 % – und dass viele Last-wagen für die Steigungen eher unter-motorisiert sind, so ist die Sorge derbetroffenen Bevölkerung mehr als ver-ständlich. Sie nimmt den Verkehr anderswahr, und dies ist nicht nur subjektiv so,auch objektiv sind die Auswirkungendes Verkehrs regionsbezogen unter-schiedlich.

Im Spannungsfeld von Verkehr undUmwelt sind sowohl der generelleGesichtspunkt der Gesamtreduktion derEmissionen wie auch derjenige derBelastbarkeit der Räume einzubezie-hen. Eine Verkehrspolitik, die dies nichtleistet, ist nicht sachgerecht. Bleibt siebeim Generellen stehen, so konfligiertsie nicht mit irgendwelchen regionalenAnliegen, sondern mit objektiv berech-tigten. Geht es dabei sogar um eineAuseinandersetzung zwischen interna-tionaler, genereller Verkehrspolitik undkonkreter regionaler, so lässt sich er-ahnen, dass sich der Stärkere gegen-über dem Schwächeren durchsetzenmöchte, was nicht fair ist.

c) Politische LegitimationsdefiziteNovellierungen des Verkehrsrechts,auch in Richtung eines nachhaltigeren,bedürfen der Legitimation, und zwardurch die Bevölkerung, die als Ver-kehrsteilnehmer, als begünstigte undbelastete, mit dem Verkehrsgeschehenunmittelbar konfrontiert ist. Verkehrspo-litik und öffentliche Meinung sind sichbesonders nah. Dies kann sich wie eineThese anhören, die mit dem Handlungs-zwang auf höchster Ebene bagatelli-siert werden mag. Es führt aber keinWeg daran vorbei, weil gerade dasVerkehrsgeschehen, zumal es die Men-

schen unmittelbar berührt, einer hohenAkzeptanz bedarf. Fehlt sie, so führtdies früher oder später zu einem «politi-schen Verkehrstau«, was der langfristi-gen Intention einer nachhaltigen Politikschaden würde. Für die direkten undhalbdirekten Demokratien versteht sichder Weg zum Volk von selbst. Für dieandern Staaten drängt er sich ebenfallsauf, wenn auch in anderen Formen.Dass sich die EU/EG mit Legitimations-problemen schwer tut und die Kreierungsowie Aufrechterhaltung der Legitimitätweitgehend den Mitgliedstaaten über-lässt, darüber muss ich mich nicht ver-breiten. Dies ändert aber nichts an derNotwendigkeit des Legitimationsbe-darfs auch einer europäischen Verkehrs-politik. Der allfällige Schritt aus derBeliebigkeit der Mobilität in die Dimen-sionen der auf Dauer tragbaren Mobi-lität ist übrigens immens gross, zumaldie heutige Bevölkerung nicht aussch-liesslich betroffen, sondern gleichzeitigaktive Teilnehmerin und Nutzerin desVerkehrsgeschehens ist. Hätte sie unterder Mobilität lediglich zu leiden, dannwäre unter den Bedingungen der Demo-kratie nachhaltiges Verkehrsrechtbereits gegenwärtiges Recht. Da sieaber die Mobilität selbst lebt, muss siedie Vernunft zugunsten der kommendenGenerationen gedeihen und walten las-sen – ein wirklich herausfordernder Vor-gang, der Problembewusstsein erfor-dert. Nebenbei, dort, wo die Legitimati-on nicht durch die offene Gesellschaftgesucht wird, ist die Gefahr besondersgross, dass Verbände dieser und jenerArt im Windschatten ihre Interessenzum Nachteil des Gebotenen durchset-zen können.

Der Schritt zu einem nachhaltigerenVerkehr ist auch deshalb nicht einfach,weil dieser neben individuellen (subjek-tiven?) Qualitätsrücknahmen unterUmständen auch finanzielle Belastun-gen mit sich bringt, die bis und mit andie Grenze der Sozial- oder gar derWirtschaftsverträglichkeit reichen. Aufalle Fälle treffen Abgaben sozialSchwächere eher als wirtschaftlichPotente. Die Dreiheit von Ökonomie,Gesellschaft und Ökologie ist zudemalles andere als stabil; die drei Bereichebefinden sich in einem labilen Verhält-

nis, das wiederkehrend ins Gleich-gewicht gebracht werden muss. DerAspekt der politischen Legitimationmuss sich deshalb – im Minimum – aufden Konsens über die langfristige Not-wendigkeit der Balance von Wirtschaft–Gesellschaft–Ökologie beziehen.

Positiv ist zu unterstreichen: Die Aus-einandersetzung mit der Öffentlichkeitist allein schon der Lernprozesse wegenunumgänglich. Sie muss u.a. die Bedeu-tung des Vorsorgeprinzips gegenüberden stets von neuem anfallenden Un-gewissheiten verstehen, will sie, auchunter dem Druck der Sachzwänge undsog. Markterfordernisse, das langfristi-ge Ziel der tragbaren Mobilität im Augebehalten.

d) Sektorales RechtZur Wirklichkeit gehört das geltendeVerkehrsrecht. Jeder Schritt zu einerNovellierung ist nichts anderes als eineÄnderung des geltenden Rechts, ausdem sich über die Jahre bekanntlichVerkehrsgewohnheiten herleiten. Vondiesem Verkehrsrecht wissen wir, dasses sektoral angelegt ist, was – leider –sektorale Verkehrspolitiken bezüglichEisenbahnen, Güterverkehr auf derStrasse und Individualverkehr mit sichbringt. Sie zu durchbrechen ist nötig.Der unterschiedlichen Interessenlagenund der Hartnäckigkeit in der Besitzes-standswahrung wegen ist dies aller-dings eine Politikkräfte verschlingendeHerausforderung. Zur Wirklichkeitgehört auch die tradierte ideelle Vernet-zung des geltenden Verkehrsrechts mitder persön-lichen Freiheit – ob rechtlichbegründet oder unbegründet sei dahin-gestellt –, mit der Wirtschaftsfreiheit,jedenfalls mit dem Wettbewerb unterden (sektoral) geordneten Verkehrsträ-gern und folglich mit der freien Wahlder Verkehrsmittel.

Fasst man die hier beispielhafterwähnten Wirklichkeitshürden zusam-men, so dürfen die Umsetzungschanceneines abrupten Wechsels hin zu einerangebotsorientierten Verkehrspolitik mitder Vorgabe der tragbaren Mobilitätnicht zu optimistisch eingeschätzt wer-den. Die Verkehrspolitik wird sich,

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DISP 135 50 1998

gemessen an ihrer langfristigen Verant-wortung, bemühen müssen, in einer biszu einem gewissen Grad pragmatischorientierten Art die Nachfrage zu dämp-fen und angebotsseitig eine gewisseZurückhaltung zu üben, immer aberohne das Gleichgewicht von Ökono-mie–Gesellschaft–Ökologie ernsthaft inMitleidenschaft zu ziehen und ohne vonder Wirklichkeit des Verkehrsgesche-hens ins Utopische abzuheben. Nebenden innern Kriterien der nachhaltigenVerkehrspolitik -– ausgerichtet auf eineauf Dauer tragbare Mobilität – sindauch die gleichsam äussern Wirklich-keitsfaktoren zu bedenken. Sie sind fürdas Entstehen und Aufrechterhalteneines nachhaltigeren Verkehrsrechtsnicht minder sach- und vor allem poli-tikrelevant als die innern.

Grundzüge der Zusammenführungvon Verkehrs-, Raumordnungs- undUmweltpolitikAuf dem Weg zu einem nachhaltigerenVerkehrsrecht muss es unter allenUmständen zu einer besseren Optimie-rung von Verkehrs-, Raumordnungs- undUmweltpolitik kommen. Die nach wievor bestehenden Divergenzen sind vordem geltenden Recht, das als Einheitverstanden werden will, nicht zu vertre-ten. Im wesentlichen geht es um einekoordinierte Abstimmung. Dazu seieneinige Gesichtspunkte unterstrichen.

Im verkehrspolitischen Bereich darfman sich nicht von der theoretischbedeutsamen Frage, ob die Mobilitätein Grundrecht darstelle, aufhalten las-sen. Meines Erachtens gibt es keinGrundrecht auf Mobilität, da es nichtden hohen ideellen und menschen-gerechten Stellenwert erreicht, der mitGrundrechten im Sinne der Europäi-schen Menschenrechtskonvention undunserer Verfassungen einhergeht. Aufder andern Seite ist das Bedürfnis nachMobilität weitgehend unbestritten. IhreFaktizität ist anerkannt. Es geht in derSache um eine Massfrage und also umdie Zulässigkeit oder Nichtzulässigkeitvon Verhaltenssteuerungen sowie umdie tatsächliche Verfügbarkeit der Ver-kehrsträger. Gewichtiger als das Rechtauf Mobilität ist das Prinzip der freien

Wahl des Verkehrsmittels, das nicht imSinne eines Rechts auf Verkehrsleistun-gen zu deuten, wohl aber im Zusam-menhang des Wettbewerbs unter denVerkehrsträgern zu verstehen ist. Dassdieser Wettbewerb Kostenwahrheit,unter Einschluss von externen Kosten,voraussetzen würde, das versteht sichvon selbst, wobei die Berechnungenimmer umstritten sein werden. In derKonsequenz trägt das Prinzip der freienWahl der Verkehrsmittel zur bestmögli-chen Nutzung des Verkehrsangebotesbei, allerdings weitgehend nach ökono-mischen Kriterien, die aber über dieKostenwahrheit ökologisch rückbezo-gen sind oder sein werden.

Eng mit dem Prinzip der Kostenwahr-heit verbunden ist das Verursacherprin-zip, wie es aus der Umweltpolitik her-vorgeht. Es verknüpft seinerseits denumweltpolitischen Handlungsbedarf mitökonomischen Kriterien und führt zueiner verursacherbezogenen Kosten-wahrheit resp. Kostenanlastung. Im Sinndieses Prinzips soll in der Schweiz – ichwerde darauf bei der Besprechung desBeispiels der Ordnung des alpenqueren-den Verkehrs zurückkommen – eineflächendeckende leistungsabhängigeSchwerverkehrsabgabe erhoben wer-den. Auch bei der EU/EG zeichnet sicheine – der Struktur nach – vergleichbareRegelung für den gewerblichen Güter-verkehr auf der Strasse ab; auf alle Fäl-le hat sich die Kommission in ihrem«Weissbuch zu fairer Kostenanlastungim Verkehr» in diesem Sinne geäussert.In einer gewissen Parallelität zum Ver-ursacherprinzip, wenn auch mit andererZielsetzung, steht die verhaltensändern-de Abgabenerhebung – Lenkungsabga-ben – auf dem nicht umweltverträgli-chen Verkehr zugunsten der Benutzungdes umweltschonenden. Der Vorteil derMarktnähe ist spürbar. Der Nebenvor-teil, auf diesem Weg diskriminationsfreiden ausländischen Verkehr erfassen zukönnen, ist für Binnen- und folglich Tran-sitländer von praktischer Bedeutung.

Was nun die Raumordnungspolitikangeht, so macht sie wie kaum eineandere Politik auf die Notwendigkeit,raumspezifische Gegebenheiten mit inBetracht zu ziehen, aufmerksam. Für dieausholende, allgemeine Verkehrs- und

die Umweltpolitik führt dies zur Notwen-digkeit der qualifizierten Rücksichtnah-me auf regionale und lokale Verhältnis-se, wobei die Alpengebiete und dieStädte mit ihren besonderen Problem-lagen hervortreten. Gerade in den Städ-ten mit ihren Agglomerationen und densich daraus herleitenden Besonderhei-ten geht es darum, eine angepasste undangemessene Ordnung des Verkehrsaufzubauen, die dieser Siedlungsstruk-tur durch eine adäquate Transportstruk-tur gerecht wird. Dass dabei der öffent-liche Verkehr das Rückgrat bilden muss,das dürfte sowohl in der Raumordnungs-als auch in der Verkehrs- wie auch in derUmweltpolitik unbestritten sein.

Während sich die Raumplanung alsPlanung seit jeher mit der Zukunft aus-einandersetzt, geschieht dies beimUmweltschutz vorweg über das Vorsor-geprinzip. Dieses mahnt, wie das Wortvorgibt, zum vorsorglichen Umgang mitder Zukunft und will, dass ungeachtetder Ungewissheiten heute zurückhal-tend gehandelt werde. Die Verkehrspla-nung steht traditionellerweise in einemengen Zusammenhang mit der Sied-lungsplanung, sie ist aber zu wenig ein-drücklich aus sich heraus auf den sorg-fältigen Umgang mit den künftigenGeschehnissen angelegt, obwohl gera-de sie dies verantworten müsste, da dieInvestitionen auf Jahrzehnte hin getätigtwerden und die Auswirkungen auf denLebensraum erheblich und von langerDauer sind. Raum-, Verkehrs- undUmweltplanung tun deshalb gut daran,gegenseitig voneinander zu lernen undin allen drei Bereichen die Planung zupflegen sowie das Vorsorgeprinzip zubedenken.

Ein konkretes Beispiel: Der alpenquerende Verkehr alsHerausforderung an das «nachhaltigere» VerkehrsrechtDie hier in Umrissen entwickelten Vor-stellungen zu einem «nachhaltiger» wir-kenden Verkehrsrecht können am Bei-spiel des alpenquerenden Verkehrs ver-tieft werden. Ich will den Schritt wagen,das schweizerische Beispiel, das seinesaktuellen Gehaltes wegen von Interesseist, hervorzuheben, obwohl oder gera-

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de weil die Willensbildungs- und Ent-scheidungsprozesse weder innerhalbder Schweiz noch im bilateralen Verhält-nis mit der EG in allen Teilen abge-schlossen sind.

Im Vordergrund steht der sog. Alpen-schutzartikel der Schweizerischen Bun-desverfassung (Art. 36sexies BV), der inder Volksabstimmung vom 20. Februar1994 angenommen worden ist. Dar-nach muss der Bund das Alpengebietvor den negativen Auswirkungen desTransitverkehrs schützen. Die Belastun-gen durch den Transitverkehr sind des-halb auf ein Mass zu beschränken, dasfür Menschen, Tiere und Pflanzen sowiederen Lebensräume nicht schädlich ist.Vor allem aber hat der alpenquerendeGütertransitverkehr von Grenze zuGrenze auf der Schiene zu erfolgen.Überdies darf die Transitstrassen-Kapa-zität im Alpengebiet nicht erhöht wer-den. Ausgenommen sind lediglichUmfahrungsstrassen zur Entlastung vonOrtschaften vom Durchgangsverkehr.Am gleichen Datum wurde die verfas-sungsrechtliche Grundlage für die Bela-stung des Schwerverkehrs mit einer lei-stungs- oder verbrauchsabhängigenAbgabe geschaffen (Art. 36quater BV).Sie wird die bestehende pauschaleSchwerverkehrsabgabe ersetzen. Aus-serdem wurde die Autobahnvignette imordentlichen Verfassungsrecht festge-schrieben (Art. 36quinquies BV). Nunmehrsoll am 27. September 1998 über diegesetzliche Regelung der sog. LSVA (lei-stungsabhängige Schwerverkehrsabga-be; Bundesgesetz über eine leistungsab-hängige Schwerverkehrsabgabe vom19. Dezember 1997) abgestimmt wer-den. Voraussichtlich im November 1998kommt es dann zu einer Volksabstim-mung über den Bau und die Finanzie-rung der grossen Eisenbahnprojekte(Alpentransversale NEAT, BAHN 2000,Anschluss der Ost- und Westschweiz andas europäische Eisenbahn-Hochlei-stungsnetz sowie verbesserter Lärm-schutz entlang der Eisenbahnen; Bun-desbeschluss über Bau und Finanzierungvon Infrastrukturvorhaben des öffentli-chen Verkehrs vom 20. März 1998).

Diese etwas kompliziert anmutendeOrdnung lässt sich vereinfachend in dreiAussagen zusammenfassen: a) Der

Schutz des Alpengebietes vor den nega-tiven Auswirkungen des Transitverkehrsist verfassungsrechtlich festgeschrieben;b) die Umsetzung des Gebotes, denGütertransitverkehr auf die Schiene zuverlegen, wird durch den Ausbau desAngebotes an Verkehrsleistungen aufder Schiene und durch die flächen-deckende Einführung einer leistungsab-hängigen Schwerverkehrsabgabe, alsonicht durch einseitige Gebots- und Ver-botsvorschriften zulasten des Transitver-kehrs, zu erreichen versucht; c) die nachwie vor bestehende 28-t-Limite dürfte imRahmen der bilateralen Verhandlungenmit der EU/EG über den Landverkehrerheblich gelockert werden. Viel zuwenig bekannt ist ausserhalb derSchweiz, dass der Schutz des Alpenge-bietes und insbesondere die Umlage-rung des Gütertransitverkehrs heute ver-fassungsrechtlich festgeschrieben sind.Es geht nicht um einen verhandelbarenProgrammpunkt schweizerischer Ver-kehrspolitik. Regierung und Parlamentverfügen deshalb weder in den bilatera-len Verhandlungen mit der EU/EG nochin den Kontakten mit den Nachbarstaa-ten über einen erheblichen Handlungs-spielraum. Beachtenswert ist dabei, dieRegierung war bestrebt, den in stringen-ter Art formulierten Rechtssatz der konse-quenten Umlagerung des Gütertransit-verkehrs auf die Schiene mit marktorien-tierten, nicht diskriminatorischen Mittelnzu erreichen, wobei sie in Kauf nimmt,dass das Umlagerungsgebot nicht100%ig erreicht wird. Die Schwerver-kehrsabgabe soll übrigens nicht nur, wiedies der Alpenschutzartikel verlangenwürde, gegenüber dem alpenquerendenGütertransitverkehr auf der Strasse erho-ben werden, sondern auch gegenüberdem Binnenverkehr, dem Export- undImportverkehr, also umfassend undflächendeckend.

Will man die schweizerische Rege-lung, die noch nicht alle Hürden genom-men hat, unter dem Gesichtspunkt einesnachhaltigeren Verkehrsrechts würdi-gen, so darf man in ihr den Versucherkennen, «nachhaltigeres Verkehrs-recht» mit einer Mehrzahl von synerge-tisch wirkenden Massnahmen zu errei-chen, ein Weg, der früher oder spätereuropaweit Anerkennung finden wird,

wobei die einzelnen Massnahmen zudiskutieren sein werden. Sodann istbemerkenswert, dass in der schweizeri-schen Lösung das hier wiederholtmonierte Gebot der grossräumigen gel-tenden generellen Regelung mit derRespektierung regionaler Sonderheiten,in concreto des Alpengebietes, voraus-schauend verbunden wird, auch dies einAnsatz, der zum nachhaltigeren Ver-kehrsrecht gehört. Nicht zuletzt habenRegierung und Parlament versucht, dasMobilitätsbedürfnis nicht zu unter-drücken und die freie Wahl der Ver-kehrsmittel, die aus dem Wettbewerbder Verkehrsträger heraus angezeigt ist,einigermassen zu respektieren, aller-dings unter Einbezug von Elementen derKostenwahrheit und der Kostenanla-stung im Effekt zu Lasten der Strasse undzugunsten der Schiene. Heikel, undwohl nur teilweise geglückt, ist die Kom-bination von fiskalisch sich auswirken-den Abgaben mit Lenkungsintentionen.(Dies könnte zum Stolperstein in denbevorstehenden Volksabstimmungenwerden, die auch bei negativem Aus-gang einen wichtigen Beitrag an dieStärkung der Legitimation der Verkehrs-politik leisten werden.)

Das Beispiel macht noch eine andereGrunderkenntnis nachhaltigeren Ver-kehrsrechts sichtbar: Das Umsteigen aufumweltadäquatere Verkehrsmittel resp.die Substitution der weniger umwelt-schonenden durch umweltfreundlichekann verlangt werden, aber vor demHintergrund der Wirklichkeit der Mobi-lität sinnvollerweise vorweg dort, wodas Umsteigen möglich und zumutbarist. Die Substituierung des Gütertransit-verkehrs auf der Strasse bedingt –gemäss dem Beispiel des alpenqueren-den Gütertransitverkehrs auf der Strasse– kostengünstigen Ersatz durch einerhöhtes Angebot auf der Schiene – zuadäquaten Bedingungen. Zu den vor-rangigen Aufgaben des Staates gehörtes also, unter den Bedingungen desWettbewerbes zwischen den Verkehrs-trägern für ein umweltschonendes Ange-bot zu sorgen, beispielsweise durchumweltschonende Verkehrsmittel undwege, durch die bessere Nutzung erneu-erbarer Energien bzw. durch die Reduk-tion der Verwendung fossiler Treibstoffe.

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DISP 135 52 1998

Nachhaltigeres Verkehrsrecht –Utopie, Vision oder notwendigerSchritt?Das konkrete Beispiel der schweizeri-schen und parallel dazu der internatio-nalen Debatte über die Ordnung desalpenquerenden Gütertransitverkehrsmacht deutlich, dass sich die Ansätze zueinem nachhaltigeren Verkehrsrecht zuverdichten beginnen. Eine Kumulationder nach dem Nachhaltigkeitsprinzipgewichtigen Gesichtspunkte, dann aberauch der konzertierten Massnahmenwird gerade hier sichtbar. Die Ausrich-tung des Verkehrsrechts hin auf dieNachhaltigkeit ist gemessen an solchenÜberlegungen weder eine Utopie, nocheine weitab entfernte Vision.

Optimal wäre die völlige Einbindungdes dienenden Verkehrs in eine an derNachhaltigkeit orientierten «Wirt-schafts»-, «Sozial»- und «Leben–Raum–Umwelt»-Politik aufgrund und nach Massgabe einer allgemeinen Strategieder Nachhaltigkeit. Die Verkehrspolitikund in der Folge das Verkehrsrecht wür-den, wenn sie von der Philosophie des zudienenden Verkehrs ausgehen,gleichsam wie von selbst nachhaltig. Bises so weit ist, werden entweder einzelnekonkrete Massnahmen auf der Nachfra-geseite mit der Ausrichtung auf dieNachhaltigkeit oder aber solche, dievon einer definierten «auf Dauer tragba-ren Mobilität» her entwickelt wurden, zuergreifen sein. Unterschiedlich ist dabeivor allem, wie bereits erwähnt, derAnsatz. Steht derjenige der Angebots-seite im Vordergrund, so erweitert sichdas Massnahmenspektrum erheblich,da es ab initio die Steuerung des Ange-bots einbezieht.

Es mag auffallen, dass ich das Prinzipder Nachhaltigkeit nicht zu definierenversucht habe. Auf den Begriff als sol-chen kommt nicht viel an. Wichtig ist,dass der ethische Kern der intergenera-tionellen Verantwortung mitgenommenund dass – parallel dazu – dem Vorsor-geprinzip gehörig Beachtung geschenktwird. Es beinhaltet heutige Zurückhal-tung zugunsten von morgen, auch imUmfeld von Ungewissheiten.

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DISP 135 53 1998M i c h a e l K o c h , M a r t i n a K o l l - S c h r e t z e n m a y r

Dem Gedächtnis auf die Sprünge helfenDas «ORL-Archiv zur jüngeren Planungsgeschichte seit 1950» im Aufbau

Planung ist ein Metier, dessen Aufmerk-samkeit ganz auf die Zukunft – undallenfalls noch auf die Gegenwart –gerichtet ist: es geht um ein Verständnisder Triebkräfte der räumlichen Entwick-lung und um geeignete Konzepte zurBeeinflussung dieser Entwicklung in einegewünschte Richtung. Als technisch ver-standene Disziplin bestehen diese Kon-zepte in der Regel aus Ordnungs- undGestaltungsideen für die Landschaftsowie den besiedelten und sich verstäd-ternden Raum. Mit diesen Ordnungs-ideen soll alles besser, soll der Raumlebenswerter, die Stadt liebenswerterund die Landschaft schöner werden – füruns und auch für zukünftige Generatio-nen. Die Planung ist dabei – ebenso wieauch der Raum – nicht statisch, sondernstets in Veränderung begriffen. Es wer-den neue Raumordnungsideen erfundenund alte über Bord geworfen. Doch wasalt ist, muss nicht schlecht sein. Was die«Alten» entwickelt haben, muss nichtper se überholt sein. Wandel und Para-digmenwechsel in der Planung solltennicht darin münden, das Kind mit demBade auszuschütten. Die Erfahrungender jüngeren Vergangenheit stelleneinen lehrreichen Wissensschatz dar,den es durch eine kritische Auseinan-dersetzung mit der jüngeren Geschichteder Planung zu erschliessen gilt.

Aus der Geschichte lernen?Schon allein an der Frage, ob es sichbei der Planung seit 1950 eigentlich umeine Erfolgs- oder um eine Misserfolgs-geschichte handelt, scheiden sich dieGeister. Die postmoderne Kritik amüberzogenen Gestaltbarkeits- und Plan-barkeitsglauben hat zu Recht verunsi-chert. Eigentlich liegt es ja fast in derNatur des Metiers: nämlich dass die Pla-nung ein schlechtes Gedächtnis hat, einzwiespältiges Verhältnis zur Auseinan-dersetzung mit ihrer Geschichte –schliesslich drängen die Gegenwarts-probleme und fordern die Grenzen desWachstums u.a. auch planerische Lösun-gen. Die Dynamik des Planungsmetiershat der Planerschaft kaum Zeit gelassen,sich ernsthaft mit den Planungsideenund -konzepten auseinanderzusetzen,sondern sie wurden jeweils von derGeschichte überrollt. Entpuppte sich ein

Konzept nicht als wirkungsvoll, wurdenicht die Ursache für dieses «Versagen»untersucht und hinterfragt, sondern manhatte schnell eine neue Therapie zurHand. Die reumütige Selbstkritik derZunft blieb oft vordergründig und aufder ideengeschichtlichen Ebene gefan-gen: Das Konzept der Funktionentren-nung etwa war schlecht und hat dieStädte zerstört, die Idee der Funktionen-mischung wurde geboren und soll nundie Städte wieder auferstehen lassen.Oftmals ist eine solche Kritik in deneigenen Reihen auch mit einem Genera-tionenwechsel in der Planerschaft ver-bunden. Da liegt es bekanntermassennahe, dass die «Jüngeren» es besserwissen müssen als die «Alten». Das isthier nicht so pauschal gemeint, wie esklingt – weder abwertend noch aufwer-tend. Es geht hier nur darum zu hinter-fragen, ob es eigentlich so richtig ist, imWandel der planerischen Konzepte denwesentlichen Fortschritt zu sehen, undob die Hoffnung berechtigt ist, dassdadurch die Planung den Entwicklungs-problemen erfolgreicher als früherbegegnen kann.

Aus der Geschichte lernen!Also noch einmal: Weshalb war siedenn allenfalls erfolgreich, die Planung– oder weshalb hatte sie Misserfolge zuverzeichnen? Im Rahmen der (kunstwis-senschaftlichen) Geschichtsschreibungüber die Architektur wurde und wirdnatürlich auch immer wieder die Pla-nung gestreift. Aber doch eher mit eineraus dem Untersuchungsgegenstand derobjektbezogenen Architektur herausresultierenden «Konzept- oder Projekt-fixierung». Damit ist gemeint, dass diePlanungsprozesse, die Einflüsse der ver-schiedensten Akteure im Rahmen desAblaufes einer Planung, nicht ausrei-chend untersucht, dargestellt und ausge-wertet bzw. bewertet wurden. Die «wir-kungsgeschichtliche» Dimension fehltdabei weitgehend, d.h. die Analyse vonUrsachen für die Wirkung oder Nicht-wirkung von planerischen Ideen undKonzepten.

In den letzten Jahren haben neben derArchitektur auch verschiedene andereplanungsrelevante Disziplinen mit histo-riographischen Arbeiten Beiträge zum

Thema der Planungsgeschichte gelei-stet: Geschichtswissenschaften, Sozial-wissenschaften, Geographie, Ethnolo-gie und Ökonomie sind an dieser Stellezu nennen [1]. Bezeichnenderweisesind diese Arbeiten in der Planerschaftkaum bekannt. Auch merkt man diesenArbeiten die analytische Distanz zur Pla-nung als einem kreativen Betätigungs-feld an, so dass auch in solchen Arbei-ten Planung manchmal zu sehr bei ihrenKonzepten und zu wenig bei ihremhochkomplexen Planungsprozess unddessen interaktivem Wirken genommenwird. Doch das kann hier auch gar nichterwartet werden, bedenkt man, dassnur analysieren, bewerten und schluss-folgern kann, wer die von aussen nurschwer zugänglichen und verständli-chen Vorgänge aus eigener Erfahrungund Prozessmitwirkung kennt. Daher istes an der Zeit, dass die Planerschaftsich selbst mit an die Aufgabe ihrerGeschichtsaufarbeitung macht – infruchtbarer Zusammenarbeit mit ihrenNachbardisziplinen, welche hier wert-volle Vorarbeit geleistet haben und dienotwendige kritische Distanz herzustel-len vermögen.

Erfahrungswissen ...«Dem Gedächtnis auf die Sprünge hel-fen» – damit soll kein schöngeistigerSelbstzweck verfolgt werden, sonderndies ist als Beitrag an unsere Hand-lungsfähigkeit gedacht. Damit in derPlanung das Rad nicht immer wiederneu erfunden wird und nicht jede Gene-ration ähnliche Lernprozesse durchläuft.«Wer keine Vergangenheit hat, hat kei-ne Zukunft.» Erfolgreiche Planung hatsehr viel mit Erfahrungswissen zu tun.Modisch begründete Wechsel in Pla-nungskonzepten und -begriffen laufenGefahr, eigentlich Bekanntes in ober-flächlicher Art und Weise als Neu-anfang zu propagieren. Viel öfter alswahrgenommen, liegen die Ursachenfür Planungsprobleme weniger in denKonzepten als in den Planungsprozes-sen, dem Zusammenspiel der verschie-denen Akteure. Durch die Archivierungund Aufbereitung der jüngeren Pla-nungsgeschichte soll versucht werden,das planerische Erfahrungswissenzugänglich und nutzbar zu machen. Für

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DISP 135 54 1998

die Forschung, für die Lehre und schluss-endlich und eigentlich: für die Praxis.

... zugänglich machenDas ist ein hohes, vielleicht zu optimisti-sches Ziel, das auf der Idee eines gene-rationenübergreifenden Lernprozessesund Wissensgebäudes basiert. Magsein. Allerdings verzeihen die drängen-den räumlichen Probleme der Gegen-wart und die schwindenden Ressourcen,sie zu lösen, keine Amnesien. Das inter-disziplinär zusammengesetzte ORL-Insti-tut scheint vor diesem Hintergrund dergeeignete Ort für den Aufbau einesArchives zur jüngeren Planungsge-schichte zu sein. Eine Basis für diesesArchiv sind die Materialien aus dereigenen Institutsgeschichte, denn mittler-weile sind die Arbeiten des Institutes ausseiner Gründungsphase (namentlich dieviel zitierten ORL-Leitbilder) selbst Teilder Planungsgeschichte. Darüber hinauswurden aus dem Institut heraus über dieJahre immer wieder einzelne Initiativenzur Aufarbeitung der jüngeren Pla-nungsgeschichte unternommen undBeiträge zu deren Verständnis erarbei-tet. Zuletzt mit dem Planungsseminar«Raum- und Stadtplanung der Schweizseit 1950 – Bilanzen und Visionen»,das 1996 vom ORL-Institut unter regerBeteiligung aus der Planerschaft durch-geführt wurde (dokumentiert wurde esals Themenheft in der DISP 127 im glei-chen Jahr) [2]. Durch die bisherigenabgeschlossenen Forschungs- und Doku-mentationsarbeiten zur jüngeren Pla-nungsgeschichte wie auch mit einemnoch laufenden Forschungsprojekt («Aufdem Weg zum Städtesystem Schweiz»von Michael Koch und Franz Oswaldvom ORL-Institut sowie François Waltervom Département d’histoire généraleder Université de Genève und MarioKönig, Basel) wurden und werden Mate-rialien zusammengetragen, die weitereGrundsteine für das Archiv bilden. DenAnstoss für die jetzt erfolgte Archiv-Initiative gaben jedoch in den letztenJahren immer wieder an das ORL-Institutresp. an die DISP herangetrageneAnfragen aus den Fachkreisen der Pla-nungspraxis – namentlich von einzelnengrösseren, einschlägigen Planungsbüros–, ob Interesse an der Übernahme von

Materialien bestünde, welche sich imVerlaufe der sich über viele Dekadenerstreckenden Bürotätigkeit angesam-melt haben. Diese unwiederbringlichen,einmaligen Zeugnisse planerischerTätigkeit und räumlicher Entwicklung inder Schweiz sollen nun ebenso wie (per-sonenbezogene) «Planernachlässe»(darunter derjenige von Albert Bodmer)am ORL-Institut zusammengeführt, kata-logisiert, ausgewertet und einer interes-sierten (Fach-)Öffentlichkeit auf langeSicht zugänglich gemacht werden. ImRahmen eines ab dem Wintersemester1999/2000 geplanten Diplomwahlfa-ches im Architekturstudiengang an derETHZ (Michael Koch und François Wal-ter) sollen erste Synergien mit demArchiv gesucht werden.

Wir haben zur Zeit nur wenig Mittel,dieses ambitiöse und u.E. bitter notwen-dige Vorhaben, eine systematischeSammlungstätigkeit zu beginnen undein Archiv wie beschrieben aufzubau-en, zu forcieren. Aber wir haben Unter-stützung: Wir wurden und werden ausdem Kollegenkreis ermutigt und bera-ten. Der Aufbau des Archives wird sichalso in gut schweizerischer Manierzunächst im «Milizsystem» organisie-ren. In einer ersten Gesprächsrunde tra-fen wir mit Marcel Hoffmann (Madu-lain), Urs Meier (Planpartner, Zürich),Rudolf Muggli (VLP), Ueli Roth (Büro UR,Zürich) und Claude Rudin (Büro MartiPartner) zusammen. Hansruedi Henz(Metron) und der frühere Stadtplanervon Winterthur, Hans Degen, habenihre Unterstützung ebenfalls schon zuge-sagt. An dieser Stelle sei es gesagt: Werin dieser Angelegenheit in irgendeinerForm beitragen und/oder mitwirkenmöchte, ist herzlich eingeladen, mit unsKontakt aufzunehmen.

Keine Insel im Elfenbeinturm!Mit Unterstützung der erwähnten Kolle-gen soll als nächstes ein Such- und Sam-melraster entwickelt werden, damit einegezielte Akquisition und Aufnahme vonMaterialien erfolgen kann. Ebenso istdie Zugänglichkeit des Archives wie sei-ner Dokumente für die «spendenden»Planungsbüros zu vereinbaren. DasORL-Archiv soll nicht in Konkurrenz zuanderen Archiven wie demjenigen des

GTA (Institut für Geschichte und Theorieder Architektur, ETHZ) und den «Ar-chives de la Construction Moderne» ander EPFL aufgebaut werden. Zu diesenwie zu weiteren Archiven (Staats- undGemeindearchive, Archive des Ver-kehrshauses in Luzern oder von Museen)sollen Kontakte aufgebaut und Möglich-keiten der Ergänzung, der gegenseiti-gen Absprache und Vernetzung gesuchtwerden. Insbesondere sollen in einemspäteren Stadium, wenn eine lohnendeBasis für wissenschaftliche Auswertun-gen «ersammelt» werden konnte, auchKontakte zu interessierten geschichtli-chen und sozial- und politikwissen-schaftlichen Fakultäten geknüpft wer-den. Das ORL-Institut als ein Informa-tionsknoten im Netz der planungsge-schichtlichen Arbeiten: Ein Anfang wäre(endlich) gemacht.

Anmerkungen

[1] Darunter: George Kammann, Mit Auto-bahnen die Städte retten? StädtebaulicheIdeen der Expressstrassen-Planung in derSchweiz 1954–1964, Zürich 1990; Jean-Daniel Blanc, Die Stadt – ein Verkehrshinder-nis? Leitbilder städtischer Verkehrsplanungund Verkehrspolitik in Zürich 1945–1975,Zürich 1993; François Walter, La Suisseurbaine, 1750–1950, Genève 1994; MarioKönig zur Entwicklung im Kanton Zürich ab1945, in: Geschichte des Kantons Zürich,Bd. 3, Zürich 1994; Jean-Daniel Blanc,Wachstum und Wachstumsbewältigung imKanton Basel-Landschaft, Liestal 1996 (letzte-res eine Vorstudie zu der in Entstehungbegriffenen Kantonsgeschichte Baselland,welche diesen Fragen breiten Raum gebenwird); Ueli Häfeli, Ein Dorf wird Vorstadt.Suburbanisierung am Beispiel der bernischenAgglomerationsgemeinde Münchenbuchsee,Zürich 1996; Beat Gnädinger, GregorSpuhler, Frauenfeld. Geschichte einer Stadtim 19. und 20. Jahrhundert, Frauenfeld1996.[2] Aus dem ORL-Institut sind in diesemZusammenhang Band 1 der Schriftenreihe(Dokumente zur Geschichte der Schweizeri-schen Landesplanung, ausgewählt undzusammengestellt von Ernst Winkler, Gabrie-la Winkler und Martin Lendi) sowie Band 81der ORL-Berichte (Städtebau in der Schweiz1800–1990 von Michael Koch) zu nennen.In der DISP war die jüngere Planungsge-schichte verschiedentlich (Schwerpunkt-)The-ma: vgl. DISP 56 zur Geschichte der Landes-

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planung und DISP 96 zu den Spuren der Ver-gangenheit in der Planung der Zukunft sowiezahlreiche «eingestreute» Artikel, wie z.B.diejenigen in DISP 125 (Stadtanalyse auf derGrundlage von Gesellschaftsanalyse, BeatWaber) und DISP 124 (Planlos in dieZukunft? Zur Entwicklung der Raumplanungs-politik in der Nachkriegszeit, Jean-DanielBlanc).

Ein exemplarischer RückblickMit den «Grundzügen der Raumordnung Schweiz» (1996) postulierte der Bundes-rat das «vernetzte Städtesystem Schweiz» – eine eigentliche «Stadt Schweiz». Die-se Ordnungsvorstellung stellt sich der zunehmenden Verstädterung des Landes. Undsie hat eine Geschichte, die vom Raumplanungsbericht des Bundes 1987 über dasEntwicklungsleitbild CK 73 (Chefbeamtenkonferenz des Bundes) bzw. die landes-planerischen Leitbilder (ORL-Institut um 1970) bis hin zur «weitdezentralisiertenGrossstadt Schweiz» (Armin Meili ab den 30er Jahren) zurückreicht.

«Die Überwindung des Kleinlichen, Provinzle-rischen ist nur durch die Stadt möglich. Aberich sehe die schweizerische Grossstadtbildungin der ‹weit-dezentralisierten Grossstadt›. Die-ser Begriff verdient eingehendes Studium. Eineschweizerische Grossstadtzone, die sich inihrer ganzen Auflockerung von St. Gallen bisnach Genf hinzieht, erhält eine eindeutiglineare Form. Entfernung und Zeit können,wenn planvoll organisiert, auch in diesemgrossen Raume gemeistert werden. Fluglinien,Schnellbahnen für Fernverkehr, Trolleybuslini-en für den Nahverkehr ermöglichen die rei-bungslose Verbindung in der ‹weit-dezentrali-sierten Grossstadt›(...) Der strahlenförmigeAufbau der ‹Satellitenorte› sichert eine engeVerbundenheit der Bewohner mit dem Boden.(...) Den Nachteil der vergrösserten Distanzendurch Anlage derartiger Satellitenstädte ver-mag die Auflockerung, Durchlüftung undDurchsonnung und vor allem die Schaffungvon halbländlichen Wohnstätten mehrfachaufzuwiegen.» Armin Meili, Landesplanung inder Schweiz, in: «Neue Zürcher Zeitung»(Sonderdruck) 1941.Vor dem Hintergrund einer ungleichmässigenVerteilung städtischer Agglomerationen in derSchweiz und im Kontext der Diskussion um dielandesplanerischen Leitbilder des ORL-Institu-

tes schlägt die Chefbeamtenkonferenz desBundes ein dichtes Netz von Haupt-, Mittel-und Kleinzentren vor. «Die zentralen Einrichtungen sind auf Sam-melstandorte zu konzentrieren und der Bevöl-kerungsverteilung entsprechend über das Land

zu verteilen. Diese Sammelstandorte, die soge-nannten ‹zentralen Orte›, sollen als Versor-gungskerne ihre Einzugsgebiete mit Dienstender Öffentlichkeit und der Privatwirtschaft ver-sorgen.» «Landesplanerische Leitbilder derSchweiz», Kurzfassung 1973, S. 12.

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«Die Bevölkerung ballt sich in Städten undAgglomerationen, weil die urbane Lebens-weise offenbar einem Bedürfnis entspricht...Da die Städte als ‹zentrale Orte› eine Aufgabeim gesamten Umland haben, kann es ausraumplanerischer Sicht nicht gleichgültig sein,wo diese Städte liegen und bis zu welcherGrösse sie anwachsen. Die Entwicklung derStädte darf deshalb nicht nur von der einzel-nen Stadt her auf eine vermeintlich optimaleStadtgrösse ausgerichtet werden. Vielmehr istdie Entwicklungspolitik für die einzelnenStädte im Hinblick auf ein ausgewogenesnationales Städtegefüge festzulegen und durchentsprechende Infrastrukturmassnahmen zuunterstützen.» Hellmut Ringli, Regionale Be-völkerungsverteilung aus raumplanerischerSicht, in: «Schweizerische Zeitschrift für Volks-wirtschaft und Statistik», Heft 4, 1975,S. 533 ff.

«Die Vernetzung von Städten untereinanderund mit dem ländlichen Raum hilft, Ungleich-gewichte und Konfliktpotentiale zwischen Lan-desteilen, zwischen Stadt und Land, Zentrumund Peripherie abzubauen und zu mildern.(...) Keine Stadt, keine Region und kein Lan-desteil ist langfristig für sich allein lebens-fähig.(...) Die spezifischen Standort-eigenschaften der Städte im bestehendendezentralen Städtesystem sind zu festigen undweiterzuentwickeln. Eine leistungsfähige Ver-knüpfung der Städte durch den öffentlichenund den privaten Personen- und Güterverkehrund die Telekommunikation sichert denZugang zu einem umfassenden Angebot städ-tischer Funktionen im Gesamtraum Schweiz.Mittlere und kleine Städte sollen durch Vernet-zung mit den grossen Zentren des Mittellandesin die Lage versetzt werden, Entwicklungsim-pulse aufzunehmen und eigenständig umzu-setzen. In peripher gelegenen ländlichenGebieten sollen Regionalzentren durch dieVernetzung mit den wachstumsstarken grossenZentren erhalten und gestärkt werden. Dasvernetzte Städtesystem ist die föderalistischeAntwort der Schweiz auf die Herausforderun-gen im verschärften Standortwettbewerb zwi-schen den bedeutenden Stadtregionen Euro-pas.» «Grundzüge der RaumordnungSchweiz», Bern 1996, S. 39 ff.


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