Research Collection
Doctoral Thesis
Synthesen von Lactonen mit jasmon-ähnlichem Aufbau
Author(s): Treadwell, Peter
Publication Date: 1943
Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000096701
Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted
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ETH Library
Synthesen von Lactonen mit
jasmon-ähnlichem Aufbau
Ober eine neue Methode zur
Darstellung von «-Pyronen
VON DER
EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN
HOCHSCHULE IN ZÜRICH
ZUR ERLANGUNG
DER WÜRDE EINES DOKTORS
DER NATURWISSENSCHAFTEN
GENEHMIGTE
PROMOTIONSARBEIT
VORGELEGT VON
Peter Treadwell
aus Zürich
Referent: Herr Prof. Dr. L. Ruzicka
Korreferent: Herr Priv.-Doz. Dr. PI. A. Plattner
IZürich 1943
Dissertationsdruckerei AO. Gebr. Leemann & Co.
Stockerstr. 64
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MEINEN ELTERN
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Meinem hochverehrten Lehrer,
Herrn Prof. Dr. L. RUZICKA
spreche ich für die vielseitigen Anregungen und für das rege Inter¬
esse bei der Ausführung vorliegender Arbeit meinen herzlichsten
Dank aus.
Herrn Prof. Dr. P 1. A. P L ATTN ER
möchte ich ebenfalls herzlich danken für die mannigfachen An¬
regungen und wertvollen Ratschläge, mit denen er diese Arbeit
gefördert hat.
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Inhaltsverzeichnis
Seite
Theoretischer Teil:
Synthesen von Laktonen mit jasmon-ähnlichem Aufbau ... 8
A. Synthese des 2-Pentyl-3-methyl-penten-(2)-olid-(5,l) . . . 11
I. Herstellung von Oxymethylen-aceton-benzoat ...13
II. Hydrierung von Oxymethylen-aceton-benzoat ... 14
III. Kondensation von Oxymethylen-aceton-benzoat mit Brom¬
oenanthester nach Reformatsky 14
IV. Synthese des 2-[Penten-(22)-yl]-3-methyl-penten-(2)-olid-(5,l) 15
B. Über eine neue Methode zur Herstellung von a-pyronen 18
I. Versuche zur Herstellung des y-Methyl-n-pyrons .18
II. Synthese des 4,5-Cyclohexano-a-pyrons ....19
C. Untersuchungen über die Anlagerung von Methyl-magnesium-bromid an Pseudojonon .
20
I. Umsetzung von Pseudojonon mit Methyl-magnesium-bromid 20
II. Umsetzung von Hexahydro-pseudojonon mit Methyl-magne¬sium-bromid 22
III. Oxydationsversuche an Hexahydro-pseudojonon mit Brom¬
lauge 23
Experimenteller Teil:
Herstellung von Keto-butanol-acetat 25
A. Kondensation von Aceton und Formaldehyd . ...25
B. Acetylierung der rohen Ketobutanolfraktionen.... 28
C. Versuche zur Herstellung fester Derivate des Keto-butanol-acetates 30
Herstellung von Keto-butanol-benzoat aus Oxymethylen-aceton-benzoat 32
A. Herstellung von Oxymethylen-aceton-benzoat .... 32
B. Hydrierung von Oxymethylen-aceton-benzoat . 32
C. Verseifung von Keto-butanol-benzoat 34
D. Feste Derivate des Keto-butanol-benzoates....
34
E. Versuche zur Isolierung von Keto-butanol 35
F. Versuche zur Isolierung fester Derivate des Keto-butanols .35
Herstellung des 2-Pentyl-3-methyl-penten-(2)-olid-(5,1) .... 36
A. Umsetzung von Keto-butanol-benzoat mit Bromoenanthester und
Zink 36
— 6 —
Herstellung des 2-Pentenyl-3-methyl-penten-(2)-olid-(5,l)
A. Herstellung des a,j>,<5-Tribrom-oenanthsäure-aethylestersB. Umsetzung von Keto-butanol-benzoat mit Tribrom-oenanthsäure
aethylester nach Reformatsky ....
Synthese des 4,5-CycIohexano-a-Pyrons
A. Herstellung von Oxymethylen-cyclohexanon-benzoatB. Umsetzung von Oxymethylen-cyclohexanon-benzoat
essigester nach ReformatskyC. Cyclohexano-a-pyron
Seite
42
42
45
49
49
50
52
Untersuchungen über die Anlagerung von Methyl-magnesium-bromid
an Pseudojonon 53
A. Herstellung von Methyl-hexahydro-pseudojonol ...53
B. Wasserabspaltung aus Methyl-hexahydro-pseudojonol .55
C. Ozonisation des Kohlenwasserstoffes Cl4Ho8 ....56
D. Herstellung von Derivaten der durch den Ozonabbau erhaltenen
2,6-Dimethyl-nonansäure 56
Herstellung eines Vergleichproduktes aus Hexahydro-pseudojönon .57
A. Hydrierung von Pseudojonon zu Hexahydro-pseudojönon .57
B. Anlagerung von Methyl-magnesium-bromid an Hexahydro-pseu¬
dojönon 58
C. Ozonisation des Kohlenwasserstoffes C14H28 ....58
D. Untersuchung der durch den Ozonabbau erhaltenen Säuren.
59
E. Oxydationsversuche an Hexahydro-pseudojönon mit Bromlauge 59
Anhang 61
Versuche über die fraktionierte Destillation kleiner Flüssigkeitsmengen 61
Einleitung
Nach den Untersuchungen von L.Ruzicka1) zählen die hoch-
gliederigen Ringketone zu den wichtigsten Riechstoffen. Durch
die Überführung dieser Ketone in die Lactone mit der gleichen
Anzahl von Kohlenstoffatomen konnte in manchen Fällen die Qe-
ruchsqualität in wertvoller Weise verbessert werden.
Herr Prof. Dr. L.Ruzicka stellte mir nun die Aufgabe, das
Lacton herzustellen, welches die gleiche Anzahl Kohlenstoffatome
im Ring und die gleiche Seitenkette aufweist wie das Jasmon, ein
Keton, welches bekanntlich ein geruchlich wichtiger Bestandteil
des Jasminblütenöles ist.
Im Anschluß an diese Lactonsynthesen schien es interessant,
ausgehend von Oxymethylenketonen einige weitere Lactone auf¬
zubauen.
!) Vergl. Helv. 9, 230, 249, 339, 389, 399, 499, 715, 1008 (1926);
10, 695 (1927); 11, 496, 670, 686, 1159, 1174 (1928); 13, 1152 (1930);
14, 1319 (1931).
Theoretischer Teil
Synthesen von Lactonen mit jasmonähnlichemAufbau
Der erste Teil der vorliegenden Promotionsarbeit beschäftigtsich mit der Synthese eines Lactons (II), das zum Jasmon (IV)im gleichen Verhältnis steht wie Exaltolid (I) zu Exalton (III).
CH2-CH2-CH2—CH2—CH2-CH2-CH2
1
/°CH2-CH2-CHj—CH2-CH2-CH2-CH2
Exaltolid I
CH2-CH2—CH2—CH2-CH2-CH2-CH2
\;=o
CH2-CH2-CH2-CHa-CH2-CH2-CH2
Exalton III
C-CH2-CH= CH-CH2-CH,
o
Jasmonlacton II
/%
C—CH2-CH = CH-CH2-CHs
—c=o
Jasmon IV
Im Jahre 1899 isolierte Hesse1) aus dem ätherischen Jasmin¬blütenöl ein Keton, das Jasmon genannt wurde, und dem er die
Bruttoformel CnH160 zuschrieb. Von diesem Körper waren 3 0/0
im Jasminblütenöl enthalten. Das Semicarbazon dieses Ketons
unbekannter Konstitution schmolz nach Umkristallisation aus Al¬
kohol bei 204—206 °. Elze 2) gibt an, dass das Keton zwei Doppel¬
bindungen besitzt, wovon eine in der Seitenkette und eine in einem
Ring liege, und er sprach die Vermutung aus, dass das Keton in
die Reihe des Irons gehöre.
!) B.32, 2616 (1899).
2) Die Riechstoffindustrie (1926), 181.
— g —
Ruzicka und Pfeiffer gelang es, die Konstitution dieses Kör¬
pers aufzuklären3). Sie stellten durch katalytische Hydrierungsowie an Hand der Molekularrefraktion fest, dass es sich um ein
monocyclisches, zweifach ungesättigtes Keton handelte. Die par¬
tielle Hydrierung des Ketons mit schwach aktivem Platin-Schwarz
lieferte 3-Methyl-2-pentyl-cyclo-penten-2-on (V) :
I
C — CH8 — CH3— CH3— CHj— CH3
—c = oV
Dieser Körper wurde mit einem früher hergestellten4) ver¬
glichen und durch Semicarbazon und p-Nitro-phenylhydrazon iden¬
tifiziert. Beide Körper wurden mit aktivem Platin-Schwarz weiter
hydriert und die Reaktionsprodukte erwiesen sich ebenfalls als
identisch.
Die Ozonisation des Jasmons lieferte Propionaldehyd, Lä-
vulinsäure und Malonsäure. Diese Resultate deuten darauf hin,dass das Jasmon das gleiche C-Gerüst wie das Pyrethrolon hat,das Ruzicka und Staudinger5) als wirksamen Bestandteil des dal¬
matinischen Insektenpulvers gefunden hatten.
HO-
C - CH = CH — CH = CH — CHS
-CO
Pyrethrolon VI
C — CH2 — CH = CH —*CH2 — CHS
I—COjasmon
Unabhängig von den genannten Autoren klärten Treff und
Werner6) ebenfalls die Konstitution des Jasmons auf, indem sie
dasselbe in Tetrahydrojasmon überführten und dieses mit Per-
manganat oxydativ abbauten. Als Spaltstücke wurden hierbei Lä-
s) Helv. 16, 1208 (1933).*) Ruzicka und Staudinger, Helv. 7, 257 (1922).6) I.e.
«) B.66, 1521 (1933).
— 10 —
vulinsäure und eine Säure: C11H20O3 erhalten, die also noch alle
C-Atome des Jasmons enthielt und als Ketocarbonsäure charak¬
terisiert werden konnte.
Ferner konnte die Ketosäure noch in n-Capronsäure und La-
vulinsäure gespalten werden. Treff und Werner fanden, dass ihr
Tetra-hydro-jasmon identisch war mit dem von Ruzicka und Staa-
dinger hergestellten Tetrahydro-pyrethron. Sie wiesen anderseits
die Identität des Dihydro-Produktes mit dem von Ruzicka und
Staudinger hergestellten 3-Methyl-2-n-amyl-cyclopenten-(2)-on (1)
nach, womit die Lage der Doppelbindung im Ring sichergestellt
war.
Zur Bestimmung der Lage der Doppelbindung in der Seiten¬
kette oxydierten sie Jasmon selbst mit Kaliumpermanganat und
erhielten Lävulinsäure, Propionsäure und wahrscheinlich Essig¬
säure. Buttersäure, Bernsteinsäure und Glutarsäure wurden nicht
gefunden. Sie schlössen daraus auf folgende Stellung der Doppel¬
bindung in der Seitenkette des Jasmons:
C — CH3 — CH = CH — CH2 — CH,
—c = o
Diese Formulierung deckt sich also mit derjenigen von Ruzicka
und Pfeiffer.
Treff und Werner führten auch eine Synthese des Jasmons
durch 7). Sie verwendeten dazu eine Methode, die Staudinger und
Ruzicka8) bereits zur Herstellung des Dihydrojasmons (V), (2-
Pentyl-3-methyl-cyclopenten-(2)-on), angewendet hatten.
Durch Kondensation von Lävulinsäure-ester mit oc-Brom-
oenanthsäureester nach Reformatsky hatten die letzteren Autoren
OH
ICH2— C — CH5 CHj—C — CHjII I II
CH2 HC — C5HU CHj C — QH],1 l XCO/
COOR COOR*-u
VII Dihydrojasmon V
7) B.68, 640 (1935).
8) Helv. 7, 257 (1924).
— 11 —
einen Oxy-dicarbonester (VII) erhalten, aus dem durch Cyclisie-
rung und Wasserabspaltung das Dihydrojasmon (V) entstand.
Durch Verwendung eines, dem Bromoenanthester entsprechen¬den a-bromierten, ungesättigten Esters mit geeigneter Lage der
Doppelbindung müsste in analoger Reaktion Jasmon herstellbar
sein.
Treff und Werner fanden nun, dass an Stelle der a-bromierten
ungesättigten Ester auch deren Bromierungsprodukte zur Konden¬
sation mit Lävulinsäureester verwendet werden können, wobei das
a-Bromatom stets den andern bevorzugt ist und die Reformatsky-Kondensation eingeht, während die anderen Bromatome bei der
Umsetzung mit Zink unter Wiederherstellung der Doppelbindung
abgespalten werden. Die Methode ist allgemein anwendbar zur
Synthese von Cyclenonen mit ungesättigter a-Seitenkette.
A. Synthese des 2-Pentyl-3-methyl-penten-(2)-olid-(5,1)
Als Modellversuch zur Synthese des Jasmonlactons (II), [2-
Pentenyl-3-methyl-penten-(2)-olid-(5,l)] wurde zunächst der ana¬
loge Körper (XII) mit gesättigter Seitenkette [2-Pentyl-3-methyl-
penten-(2)-olid-(5,l)] nach dem folgenden Schema hergestellt.
H,C
CH3l
c = o
HSC CO-C8H5
VIII
Br— CH — CHa — CHS — CH2 —CH» — CH3I
COOC«H6IX
Zn
CH,
C—O—Zn— Br
HSC CH — CH2 — CH, — CHj — CHS — CH8
COOCsH5
H2C CO-C6H5 X
— 12 —
CHS
OHXI
C-OH
H^C CH — CH81 1
— CH2 — CH2 -CH2--CH5
H8C COOH
XOH
CHS1
i
H2C CH — CHjl j
— CHS —CH2--CH,--CH3
H,C CO
Wasserabspaltungund Lactonisierung
XI!
Die Ausgangsstoffe zu dieser Synthese sind Brom-oenanth-
säureäthylester (IX), der leicht zugänglich ist und Keto-butanol-
benzoat (VIII). Keto-butanol selbst ist in Patenten9) beschrieben,
aber nicht genügend genau charakterisiert. Die in der Literatur
beschriebenen Methoden zur Herstellung dieses Körpers beruhen
alle auf der Kondensation von Acetonmit Formaldehyd.
O O
II IICHS-C—CH8 + H—C-H
K,COs
CH8-CO-CH2—CH2 — OH
XIII
Als Katalysatoren für diese Reaktion wurden verschiedene
Körper angewendet, die besten Resultate werden nach Lardon10)in Gegenwart von Kaliumcarbonat erhalten.
Ich versuchte nach dieser Methode das Ketobutanol, bzw.
dessen Acetat herzustellen, konnte jedoch in keinem Falle zu ein¬
heitlichen und reinen Präparaten gelangen. Die Produkte lieferten
keine Derivate, deren Analysen befriedigten. Weder ein Semicar-
bazon des Keto-butanol-acetates, noch ein p-Nitrophenylhydrazon
9) Vergl. Friedländer X, 1007. Bayer & Co. D.R.P. 223 207. C. 1910
II 347. C. 1933 I 589.
»o) Dipl. Arbeit E.T. H. Zürich (1935).
— 13 —
konnten analysenrein erhalten werden. Für Einzelheiten dieser
Versuche sei auf den experimentellen Teil verwiesen.
Ich unternahm es deshalb, dieses Ausgangsmaterial auf einem
anderem Wege, d. h. aus Oxymethylenaceton herzustellen.
I. Herstellung von Oxymethylen-aceton-benzoat
Oxymethylen-aceton bzw. dessen Natriumsalz wurde durch
Kondensation von Aceton mit Ameisensäure-äthylester in Gegen¬wart von trockenem Natrium-äthylat oder -methylat erhalten n) :
CH,Ic = o
ICH,
NaOC3H5CH,
1
c-o„-
1CH —Na
k
CH,1r o
CH31
> c oHCOOC2Hs i
CH
IICHONa
1CHa
C = 0
\hc=o
\h
XIV XV
Das freie Oxymethylen-aceton ist ein sehr unbeständiger Kör¬
per. Es polymerisiert leicht zu Triacetylbenzol, dessen Entstehungaus der Aldehydform (XV) leicht erklärlich ist:
CH, —CO—CHa
CH2-CO—CH,
CH,-CO-CC-CO—CH,CO-
-CHa
1
CHO
CHO
\CH2-
i CHO/
c1hs
-CO--CH,
CH,--CO-
CH
-c c-
1 IICH CH
VCO
1CO
CH, CH3
Zur Hydrierung musste deshalb ein Derivat des Oxymethylen-acetons verwendet werden, das stabiler ist. Das Natriumsalz der
Oxymethylenverbindung wurde deshalb sofort mit Benzoylchloridumgesetzt, worauf nach dem Waschen und Abdampfen des Lö¬
sungsmittels das Oxymethylen - aceton - benzoatlla) auskristalli-
") Claisen und Stylos, B. 21, 1144 (1888)."») v.Auwers und Broche, B. 55, 3902 (1922).
— 14 —
sierte, welches nach dreimaliger Umkristallisation den von v.Au-
wers und Broche angegebenen Schmelzpunkt besaß.
Die Synthese des Oxymethylen-acetons beruht darauf, dass
Verbindungen mit einem reaktionsfähigen Wasserstoffatom, das
durch eine benachbarte, acidifizierende Gruppe aktiviert ist, mit
Estern unter Abspaltung von Alkohol reagieren.
II. Hydrierung von Oxymethylen-aceton-benzoat
Diese Hydrierung erfolgte anfänglich in Alkohol mit Pal¬
ladium auf Calciumcarbonat, was sich jedoch nicht bewährte.
CH3 CH3 CH3 CHS
I I II
C=0 Katalytische C= 0 — C6H5COOH C=0 + H2 CO
| — >- | > | >- |
CH Hydrierung CH2 CH CH2
II I II ICH —O— CO-C6H5 CH2-0-CO-C6H6 CH2 CHS
VIII
Der grösste Teil des Esters wurde wahrscheinlich zu Methyl-
aethyl-keton weiterhydriert. In Cyclohexan, das sich wahrschein¬
lich gut geeignet hätte, war die Löslichkeit des Benzoates zu ge¬
ring. Bessere Resultate wurden in Essigester als Lösungsmittel
erzielt.
Es gelang nach dieser Methode analysenreines Ketobutanol-
benzoat (VIII) zu erhalten, das durch ein Semicarbazon vom
Schmelzpunkt 156° und ein p-Nitrophenylhydrazon vom Schmelz¬
punkt 128,5° charakterisiert werden konnte.
III. Kondensation von Keto-butanol-benzoat mit a-Brom-
oenanthsäure-aethylester nach Reformatsky
Der verwendete a-Brom-oenanthsäure-äthylester12) wurde
sorgfältig fraktioniert und mit dem Keto-butanol-benzoat und Zink
umgesetzt, wodurch der Körper (X) erhalten wurde, der durch
saure Spaltung und nachfolgende Verseifung in die 2-Pentyl-3,6-
dioxy-3-methyl-vaIeriansäure übergeführt wurde.
12) Darstellung siehe Org. Synth. I 108.
— 15 -
Diese Säure geht nun als (3-Oxysäure leicht in ihr Lacton,
das 2-Pentyl-3-methyl-3-oxy-pentan-olid-(5,l) über. Dieses Lacton
spaltet zum Teil schon bei der Lactonisierung Wasser ab und gehtsomit weiter in das 2-Pentyl-3-methyl-penten-(2)-olid-(5,l) über.
Die <3-Oxysäuren lactonisieren leicht, wenn auch nicht so leicht
wie die /-Oxysäuren, deren Lactone meist schon beim Eindampfender Säuren entstehen und oft beständiger als die Säuren selbst
sind.
Im vorliegenden Falle wurde die Oxysäure zur Lactonisie¬
rung jeweils kurz mit Schwefelsäure erwärmt. Die Wasserabspal¬
tung erfolgte in den ersten Versuchen durch Kochen mit Essig¬
säureanhydrid, es zeigte sich jedoch, dass es zweckmässiger ist,
das Wasser durch Erhitzen des Lactons mit Kaliumbisulfat ab¬
zuspalten.Da alle Zwischenprodukte der beschriebenen Synthese Flüssig¬
keiten sind, wurde auf eine genaue Charakterisierung derselben
verzichtet. Schwierigkeiten bereitete besonders die quantitative
Wasserabspaltung, die erst nach mehreren Versuchen gelang. Das
Endprodukt der Synthese, das 2-Pentyl-3-methyl-penten-(2)-olid-
(5,1) (XII) wurde in analysenreiner Form erhalten und durch
Dichte, Brechung und Verseifungszahl charakterisiert.
Es besitzt einen typischen Geruch, der an denjenigen des
Dihydrojasmons erinnert.
Auf Grund der gemachten Erfahrungen konnte nun zur Syn¬these des dem Jasmon entsprechenden Lactons geschritten werden.
IV. Synthese des 2-[Penten-(22)-yI]-3-methyI-penten-(2)-oIid-(5,l)
CH3
AH2C C—CH2 — CH = CH — CH2—CH3
1
H2C C= 0
Die Ketonkomponente bleibt bei dieser Reaktion die gleiche,nämlich Keto-butanol-benzoat. Der oo-bromierte Ester besitzt hier,zum Unterschied vom Brom-oenanthsäure-äthylester zwei zusätz¬
liche Bromatome in y- und (5-Stellung.
— 16 -
Als Ausgangsmaterial zur Herstellung dieses Tribromesters
dient ß, p-Hexenol, ein Alkohol, der aus Nachläufen des japani¬schen Pfefferminzöles gewonnen wird. Nach Treff und Werner n)wird dieser Ester am zweckmässigsten über folgende Reaktions¬
stufen hergestellt:
CHS - CH2 -CH = CH—CH2 — CHa - OH
| PBr„
-CH2— Br
| NaCN
-CH3-CN
i. Verseifung
-CH2-COOH
| socu
'• - CHa-COCl
1 Bromierung
CH3-CH2-CHBr-CHBr-CH2-CHBr-COCl
i, Veresterung
-CH2-CHBr-CO-0—C2H5
XVI
Ich folgte im wesentlichen ebenfalls diesem Verfahren.
Aus dem Hexenylcyanid wurde durch alkalische Verseifung
die Carbonsäure erhalten, aus dieser durch Umsetzung mit Thi-
onylchlorid das entsprechende Heptensäurechlorid. Das Säure¬
chlorid wurde nun bromiert, wobei zuerst die Doppelbindung 2
Bromatome anlagert und dann die Substitution in a-Stellung er¬
folgt.Bei der nachfolgenden Umsetzung mit Zink und /?-Keto-buta-
nol-benzoat nach Reformatsky reagiert das a-ständige Brom mit
dem Keton, die beiden Bromatome, die die Doppelbindung
schützen, reagieren ebenfalls mit dem Zink unter Wiederherstel¬
lung der letzteren:
is) B.68, 640 (1935).
— 17 —
HSC
CH8Ic=o
H,C CO-C6H5
VIII
CH3
+ Br-CH-CH2—CHBr-CHBr-CH2-CHsI
COOC,H6 XVI
H2C CH-CHJ-CH=CH-CH2—CH3
I COOC2H5
H2C COOCeH6 XVII
CH3
H,C CH —
HSC COOH
xOH
CH2-CH =CH-CH2—CH3
XVIII
CHS
Lactonisierung und
Wasserabspaltung
H2CI
HoC
C-
I
CO
o/
- CH2 — CH = CH—CH2 — CHS
II
Das doppelt ungesättigte Lacton besitzt einen ähnlichen, jedochvolleren und kräftigeren Geruch als das einfach ungesättigte.
Seine Molekularrefraktion besitzt eine Exaltation von 0,57,was ziemlich genau derjenigen des Dihydroproduktes entspricht.Die Doppelbindung in der Seitenkette dürfte sich demnach an der
angegebenen Stelle befinden. Eine Wanderung der Seitenketten-
Doppelbindung in Konjugation zur Ringdoppelbindung, die im
Bereich des Möglichen lag, scheint demnach nicht eingetreten zu
sein.
— 18 —
B. Über eine neue Methode zur Herstellungvon «-Pyronen
I. Versuche zur Herstellung des y-Methyl-a-pyrons,[3-Methyl-pentadien-(2,4)-oIid-(5,l)]
Es schien nun interessant, ausgehend von Oxymethylen-ace¬ton-benzoat durch Kondensation mit Bromfettsäureestern nach Re-
formatsky auch Synthesen doppelt ungesättigter Lactone vom Ty¬
pus des a-Pyrons zu unternehmen.
Synthesen von oc-Pyronen sind nicht viele bekannt. Ein näheres
Studium solcher Verbindungen scheint besonders im Hinblick auf
die Konstitution der Herzgifte vom Scilla- und Krötengifttypus
von Interesse.
Das schon zur Synthese der Lactone mit jasmon-ähnlicherKonstitution hergestellte Oxymethylen-aceton-benzoat wurde mit
Zink und Bromessigester umgesetzt in der Hoffnung, durch die
nachfolgende Verseifung den Körper XX, und aus diesem durch
Lactonisierung und Wasserabspaltung das y-Methyl-oc-pyron XXI
zu erhalten.
Die Umsetzung nach Reformatsky verlief in Benzol sowie in
Dioxan sehr lebhaft, die Aufarbeitung der Reaktionsprodukte lie¬
ferte jedoch keine charakterisierbaren Verbindungen.
CH3 CHS
I i
C = 0 + Br-CHä-COOC2H5 /C^OHI
., HC CHoCH ?" ^ || |II HC COOC2H6CH-0-CO-C6H5 \cH-O-CO— C6H5
XIX
Verseifung CH„ CH3
/C^OH CxH/
pu Lactonisierung und Hf< ^H"V
|» Wasserabspaltung nV
|HC COOH HC CO
xOH ^O/
XX XXI
Die Versuche in dieser Richtung wurden daraufhin abgebrochen.
— 19 —
II. Synthese des 4,5-Cyclohexano-o-pyrons
Bei diesen Versuchen wurde ausgegangen von der Oxymethy-lenverbindung des Cyclohexanons, welche nach der üblichen Me¬
thode 14) hergestellt worden war. Das durch die Kondensation
von Cyclohexanon und Athylformiat erhaltene Natriumsalz der
Oxymethylenverbindung wurde nicht wie das entsprechende Na¬
triumsalz des Oxymethylenacetons direkt benzoyliert, sondern zu¬
erst mit Essigsäure angesäuert, wodurch die freie Oxymethylen-verbindung des Cyclohexanons erhalten wurde, die wesentlich be¬
ständiger ist als die des Acetons. Die freie Oxymethylenverbin-dung wurde der Destillation unterworfen und dann in Gegenwartvon Pyridin mit Benzoylchlorid benzoyliert.
Das Oxymethylen-cyclohexanon-benzoat, das den von v. Au-
wers 15) angegebenen Schmelzpunkt von 84—85 ° besass, wurde
nun, entsprechend dem folgenden Reaktionsschema, mit Brom¬
essigester umgesetzt:
CO + Br-CH2COOQH6
C 0-CO-CeH5
Zn
CH
XXII
saure Spaltung
OHCHa.1/ \C COOQH5
C OCOQH6\ /CH
XXIII
Verseifung
Wasserabspaltung
CH
/C
C OH
CH
XXIV
COOH Lactonisierung
CH
^\C CO
I I
c o
%/CH
XXV
Die Verbindung XXIII konnte aus dem Umsetzungsproduktin kristallisierter Form als farblose Nadeln vom Schmelzpunkt85,8° erhalten werden. Die Lactonisierung und Wasserabspal-
u) H. Rupe und O. Klemm: Helv. 21, 1538 (1938).") K. v. Auwers, W. Buschmann und R. Heidenreich A. 435, 296 (1924).
— 20 —
tung trat ein, wenn der Körper XXIII mit konzentrierter Salz¬
säure behandelt wurde. Zur vollkommenen Wasserabspaltung
wurde das Verseifungsprodukt über Kaliumbisulfat destilliert,
worauf der Körper XXV in reinem Zustand erhalten wurde. Er
erstarrt bei ungefähr 23° und besitzt die für ein «,-Pyron erwar¬
teten Eigenschaften. Die Molekularrefraktion zeigte eine Exal¬
tation von 1,2.
C. Untersuchungen über die Anlagerung von Methyl-
magnesium-bromid an Pseudojonon
1. Umsetzungen von Pseudojonon mit Methyl-magnesium-bromid
Die folgenden Untersuchungen hatten den Zweck, festzu¬
stellen, in welcher Art sich Methyl-magnesium-bromid an Pseudo¬
jonon anlagert. Bei normaler Reaktion müsste der tertiäre Al¬
kohol XXVI, das 2, 6,10-Trimethyl-undecatrien-(2, 6, 8)-ol-(10)
bzw. Methylpseudojonol entstehen.
Würden sich jedoch bei der Umsetzung des Pseudojonons
zwei Mole Methyl-magnesium-bromid anlagern, wobei sich
das erste Molekül in 1,4-Stellung an das konjugierte System
—CH = CH—C=0— anlagern könnte, so müsste der tertiäre
Alkohol XXX erwartet werden.
Zur Entscheidung über den Reaktionsverlauf wurde der aus
dem Reaktionsprodukt isolierte Alkohol hydriert, über seinen Bor¬
ester gereinigt und analysiert. Die Analyse stimmte gut auf die
Formel XXVII.
Aus diesem Alkohol wurde nun Wasser abgespalten und hier¬
bei der ungesättigte Kohlenwasserstoff XXVIII, das 2, 6,10-Tri-
methyl-undecen-(2), erhalten.
Dieser Kohlenwasserstoff wurde nun durch Ozonisation der
Doppelbindung in 2,3-Stellung in die Carbonsäure XXIX, die
2, 6-Dimethyl-nonansäure-(9) übergeführt.
//
— 21 —
2. 3.
/\ / A
Jco U )Jco
l/ \
X/V^OH
XXVI
^-OH
XXX
Jco
XXXIV
OH
XXVII
OH
XXXI
/\
OH
XXXV
y
/\
XXVIII XXXII XXXVI
y
/\COOH
XXIX
COOH
XXXIII
COOH
XXXVIl
— 22 —
II. Umsetzungen von Hexahydropseudojonon mit
Methyl-magnesium-bromid
Aus Pseudojonon wurde durch katalytische Hydrierung das
Hexahydro-pseudojonon hergestellt und über sein Semicarbazon
gereinigt.
Bei der Umsetzung von Hexahydropseudojonon besteht keine
andere Möglichkeit zur Addition von Methyl-magnesium-bromidaußer an die C = O Gruppe. Es kann also aus dem Hexahydro¬
pseudojonon, entsprechend der Reaktionsfolge 3, nur der Alkohol
XXXV entstehen, der mit dem Alkohol XXVII identisch sein. muss.
Aus diesem Alkohol wurde nun ebenfalls Wasser abgespaltenund der entsprechende ungesättigte Kohlenwasserstoff XXXVI in
analysenreiner Form isoliert.
Die Ozonisation dieses Kohlenwasserstoffes lieferte die Car¬
bonsäure XXXVII, die identisch mit der Säure XXIX sein müsste.
Gelingt es nun die Identität der Säure XXXVII und der Säure
XXIX nachzuweisen, so darf daraus geschlossen werden, dass die
Addition des Methyl-magnesium-bromides an das Pseudojonon im
Sinne der Reaktionsfolge 1 stattgefunden hat.
Vergleich der beiden durch den Ozonabbau erhaltenen
Carbonsäuren
Zur Untersuchung der Identität der beiden Säuren wurde ver¬
sucht, aus ihnen verschiedene Derivate herzustellen. Die Versuche
zur Herstellung eines Anilides ergaben keine kristallisierten Pro¬
dukte.
Die Säuren lieferten dagegen schön kristallisierte Phenyl-
phenacylester, die jedoch keine sehr scharfen Schmelzpunkte auf¬
wiesen.
Sehr gut eigneten sich zur Identifizierung der Säuren ihre
Benzyl-S-thiuroniumsalze16).
16) Über deren Herstellung und Anwendung vergl. /. Donleavy, Am.
Soc.58, 1004 (1936).
— 23 -
X\H,NX
COOK + C1-~)C—S-CH,—C,H,h2n/
/W„H'N\coo C—S—CHo — C5H5
H2N'
Von den beiden vorliegenden Säuren wurden nun die Thiuro-
niumsalze hergestellt und in absolut analysenreiner Form erhalten.
Sie erwiesen sich auf Grund ihrer Analysenwerte, ihrer Schmelz¬
punkte und ihres Mischschmelzpunktes als identisch.
Es muss also daraus geschlossen werden, dass die Anlagerungdes Methyl-magnesium-bromides an die C = O-Gruppe des Pseudo-
jonons im Sinne der Reaktionsfolge 1 stattgefunden hat.
III. Oxydationsversuche an Hexahydro-pseudojononmit Bromlauge 17)
Es wurde darauf versucht, Hexahydro-pseudojonon mit Brom¬
lauge oxydativ abzubauen, um die Säure XXXVIII zu erhalten.
COOH
XXXVIII
Diese Säure ist um ein C-Atom reicher als die durch den Ozon¬
abbau erhaltenen Säuren XXIX, bzw. XXXVII. Die Oxydationenverliefen in wässerigem Medium sehr langsam, offenbar weil das
Keton nur emulgiert und nicht gelöst werden konnte1. Es wurden
17) Über Bromlaugenoxydationen vergl. Org. Synthesis, collect. Vol.
I, 512.
- 24 —
daraufhin verschiedene Lösungsmittel auf ihre Beständigkeit gegen
Bromlauge untersucht, wobei sich zeigte, dass sich wässeriges Di-
oxan für derartige Oxydationen sehr gut eignet. Die gesuchteSäure XXXVIII wurde in einer Ausbeute von 70 o/o der Theorie
erhalten und durch ihr Benzyl-thiuroniumsalz eindeutig charak¬
terisiert.
Experimenteller Teil
Herstellung von Keto-butanol-acetat
A. Kondensation von Aceton und Formaldehyd
Die Darstellung von 3-Keto-butanol-(l) gelingt nach F.Lar¬
don a) am besten durch Kondensation von Aceton mit Formaldehydunter Verwendung von konzentrierter- Portaschelösung als Kon¬
densationsmittel. Diese Versuche wurden nachgeprüft und sollen
im folgenden beschrieben werden.
I. 500 g Aceton und 165 g 38<>/oiger Formaldehyd wurden mit
5 g Kaliumkarbonat (in wenig Wasser gelöst) auf dem Wasserbad
bis auf 63—66° erwärmt, wobei das Gemisch von Zeit zu Zeit
kräftig umgeschüttelt wurde. Die Temperatur hielt sich ca. 10
Minuten auf 65 ° und sank dann langsam. Während des Abkühlens
wurde dauernd kräftig geschüttelt. Nachdem die Temperatur auf
30—35 °C gesunken war, wurde das überschüssige Aceton im Va¬
kuum der Wasserstrahlpumpe abgesaugt.Im Kolben blieb ein hellgelbes, viskoses Öl zurück, das mit
verdünnter Schwefelsäure neutralisiert und hierauf im Claisen-
kolben fraktioniert wurde. Dabei wurden die folgenden Fraktionen
erhalten :
Fraktion Ölbad Kp 15 mm Menge Up'1 110—130° -62° 4,46 g2 130-140° 62-68° 11,65 g3 140—145° 68-76° 6,32 g 1,41254 145—155° 76-86° 13,87 g 1,43055 155-160° 86-89° 12,16 g 1,45166 155-160 °- 96—98° 5,36 g 1,4052
Total 53,82 g
!) Diplomarbeit E. T. H. (1935). Vergl. auch: Friedländer, X, 1007.
Beyer & Co. D.R. P. 223 207. C. 1910 II 347. C. 1933 I 589.
- 26 —
Auf Grund der Siedepunkte entsprechen die Fraktionen 4 und
5 = 26,03 g, dem Keto-butanol.
F. Lardon gibt für seine besten, allerdings nicht analysierten
Fraktionen folgende Konstanten an:
1. ng = 1,4381 ; df = 1,0232 MD ber. = 22,208; geî. = 22,530
2. n" = 1,4401 : df = 1,0280 MD gef. = 22,560
Die grossen Differenzen, welche die Brechungskoeffizienten
der einzelnen Fraktionen aufweisen, zeigen, dass das Rohprodukt
offenbar ein Gemisch von verschiedenen Substanzen darstellt.
Auch die einzelnen Fraktionen dürften noch nicht einheitlich ge¬
wesen sein.
II. Es wurde von den gleichen Mengen wie im ersten Versuch
ausgegangen und die Kondensation unter den gleichen Bedingun¬
gen ausgeführt. Jede Erwärmung des Produktes wurde möglichst
vermieden und das erhaltene Öl nach erfolgter Kondensation so¬
fort destilliert. Die Eigenschaften der Fraktionen hatten sich je¬
doch nicht merklich geändert.
Ölbad Kp 12 mm Menge„20»"D
100-
125-
125-
130-
140-
-125°
-125°
-130°
-140»
-145»
50-
64-
73-
77-
80-
- 64°
-73°
-77»
-80°
-85°
24,79 g23,30 g
21,07 g
20,32 g10,38 g
1,41621,42941,44101,4349
Total 99,86 g
Von diesen Fraktionen entsprechen auf Grund der Siedepunktedie Fraktionen 4 und 5 dem Keto-butanol.
Die Ausbeute an weiter verwendbarem Produkt betrug dem¬
nach 30,6 g. Eine so hohe Brechung, wie sie die Fraktion 5 des
I.Ansatzes aufweist, wurde diesmal nicht mehr beobachtet. Der
Refraktionsindex der 4. Fraktion, np = 1,4410 entspricht recht gut
dem von F. Lardon angegebenen Wert von n= 1,4390—1,4410.
Jedoch zeigten auch hier die Schwankungen des Brechungsindex,
dass kein einheitliches Produkt vorlag.
III. In einem dritten Ansatz wurde von 1000 g Aceton und
330 g Formaldehyd ausgegangen, unter Verwendung von 10 g Ka-
— 27 —
liumkarbonat als Kondensationsmittel. Nachdem auf dem Wasser¬
bad auf ca. 60—70° erwärmt worden war, kam die Reaktion so
lebhaft in Qang, dass mit Wasser gekühlt werden musste. Nach
beendeter Reaktion wurde noch 3 Minuten auf dem Wasserbad
erwärmt, dann mit Essigsäure neutralisiert und abkühlen gelassen.Bei ca. 40° wurden die flüchtigen Bestandteile im Wasserstrahl¬
vakuum abgesaugt und der ölige Rückstand im Claisenkolben de¬
stilliert.
ktion Ölbad Kp 11 mm Menge „20»nD
1
2
3
4
105-110»
110-115°
115-120°
120—160»
-67»
67-77°
77+80°
80—86»
42,18 g
51,47 g
54,50 g22,90 g
1,40421,42421,43511,4480
171,05 g
Als Keto-butanol kommen die Fraktionen 3 und 4 = 77,40 g
in Frage. Die Brechungsindices der Fraktionen schwankten wie¬
der stark und waren auch verschieden von denjenigen der brauch¬
baren Fraktionen der Versuche I und II.
IV. Mengen und Verfahren waren gleich wie im zweiten Ver¬
such. Es wurde wieder so rasch als möglich nach der Kondensa¬
tion das überschüssige Aceton abgesaugt und dann sofort destil¬
liert.
Fraktion Ölbad Kp 13 mm Menge n*
1 100-105° 54—70° 23,23 g 1,41332 105—125° 70—76» 36,75 g 1,42713 125—140° 76—82° 62,30 g 1,43704 140—155° 82—84° 21,50 g 1,4382
Total 143,78 g
Auf Qrund der Siedepunkte scheinen die Fraktionen 2, 3 und
4 dem gesuchten Keto-butanol am besten zu entsprechen. Zu¬
sammen wiegen diese Fraktionen 120,55 g. Die Brechungsindicesder erhaltenen Fraktionen sind wiederum sehr verschieden. Offen¬
bar ist es nicht möglich, die bei der Kondensation entstehenden
Produkte durch einfache Destillation zu trennen. Eine sorgfältigeFraktionierung mit Kolonne verbietet sich aber wegen der Emp¬findlichkeit der Produkte, die beim langen Erwärmen polymeri-sieren.
— 28 —
B. Acetylierung der rohen Keto-butanol-fraktionen
In der Hoffnung, dass sich das Acetat des Keto-butanols mög¬
licherweise durch Destillation besser reinigen liesse, wurden ver¬
schiedene Versuche ausgeführt, um den erhaltenen rohen Keto-
alkohol zu acetylieren und das Acetat zu charakterisieren.
I. In einem Vorversuch wurden 26,03 g des rohen Keto-bu¬
tanols mit 30 g Essigsäureanhydrid und 4 Tropfen konzentrierter
Schwefelsäure während 10 Stunden auf 70—75° erwärmt. Beim
Eintragen der Säure in das Gemisch aus Ketoalkohol und Essig¬
säureanhydrid färbte sich dieses unter starker Erwärmung braun.
Die Aufarbeitung zeigte, dass sich grössere Mengen polymeri-sierter Produkte gebildet hatten, sodass dieser Ansatz nicht weiter
verwendet wurde.
II. Als Ausgangsmaterial dienten die Fraktionen 3, 4 und 5
des II. Kondensationsversuches. Wie in Versuch I wurden 25,80 g
Keto-butanol mit 30 g Essigsäureanhydrid acetyliert. Als Kataly¬
sator wurde jedoch 1 ccm einer 10<>/oigen Lösung von konzen¬
trierter Schwefelsäure in Essigsäureanhydrid verwendet. Beim
Eintragen des verdünnten Katalysators in das Gemisch von Keto-
butanol und Essigsäureanhydrid färbte es sich braun und kochte
für einige Sekunden leicht auf. Nach 4stündigem Erwärmen auf
100° und Stehenlassen über Nacht bei Zimmertemperatur wurde
in Äther aufgenommen und 3 mal mit Wasser gewaschen. Er¬
halten wurden 26,16 g rohes Acetat, das im Claisenkolben frak¬
tioniert wurde.
Fraktion Ölbad Kp 11 mm Menge
1 50-110° 60—79° 0,8 g2 110-115° 79-86° 4,50 g
3 115—125° 86-88° 1,89 gTotal 7,19 g
viel brauner Rückstand
III. Ausgehend von den vereinigten Fraktionen 2, 3 und 4
des III. Kondensationsversuches ,= 128,87 g wurde unter Verwen¬
dung einer noch verdünnteren Lösung von Schwefelsäure in Essig¬
säureanhydrid eine Acetylierung angesetzt. Statt der 10°/oigen
Lösung wie in Versuch II wurde eine l°/oige Lösung von Schwefel-
— 29 —
säure in Essigsäureanhydrid als Katalysator verwendet. Die Re¬
aktion setzte erst ein, als auf etwa 72° erwärmt wurde. Es er¬
folgte ein kurzes, leichtes Aufkochen, worauf sich die Reaktions¬
masse ebenfalls braun färbte. Es wurde noch 5 Stunden erhitzt
und dann aufgearbeitet. Der Kolbeninhalt wurde in Äther aufge¬
nommen, zweimal mit Wasser, einmal mit Bikarbonatlösung und
dann nochmals mit Wasser ausgeschüttelt. Dann wurde abge¬
dampft und im Claisenkolben fraktioniert.
Fraktion Ölbad Kp 20 mm Menge n^J"1 —110° —70° 47,45 g 1,37492 110—130° 70—95° 19,06 g 1,41963 130—135° 95-98° 38,22 g 1,4344
Total 104,73 g
Durch die Art der Acetylierung in Versuch III konnte also
die Polymerisation weitgehend unterdrückt werden. Lardon fand
für ein analysenreines Keto-butanol-acetat folgende Konstanten:
ng-5 = 1,425; df'5 = 1,046 MD ber. = 31,573; gef. = 31,770
Auf Grund der Siedepunkte entspricht nur die Fraktion 3
ungefähr dem gesuchten Acetat. Die Brechung weicht jedoch stark
von dem von Lardon angegebenen Werte ab. Aus 128,87 g rohem
Keto-butanol wurden 38,22 g dieser Fraktion erhalten.
IV. Ausgehend von 60 g der vereinigten. Fraktionen 2, 3
und 4 des IV. Kondensationsversuches wurde eine Acetylierungangesetzt, ohne jeden Zusatz von Schwefelsäure. 60 g Keto-
butanol wurden mit 70 g Essigsäureanhydrid während 10 Stun¬
den auf 75° erwärmt. Es war keine sichtbare Reaktion festzu¬
stellen und das Reaktionsgemisch färbte sich nur leicht gelb. UmVerluste zu vermeiden, wurde das Acetat direkt im Claisenkolben
fraktioniert. '
'DFraktion Ölbad Kp 18 mm Menge
1 —105° -65° 48,91 g 1,38032 105-115° 65—80° 10,33 g 1,39383 115-120° 80-90° 7,51 g 1,41484 120-130° 90-95° 37,55 g 1,4319
Total 104,30 g
Fraktion 4 könnte dem gesuchten Acetat entsprechen.
— 30 —
Die auf Grund ihrer Siedepunkte und Brechungsindices aus¬
gewählten Fraktionen der Acetylierungsversuche wurden vereinigt
und im Claisenkolben mit Vigreuxaufsatz fraktioniert destilliert.
rakl:. Ölbad Kp 11 mm Menge „20°nD df MD gef. MD ber.
1 123—128° 78—86° 5,73 g 1,41092 128° 85—89° 15,46 g 1,42883 128° 89—90° 10,64 g 1,4230 1.045S 31,641 31,5734 128° 90-90° 15,05 g 1,43095 128° 90-90° 12,94 g 1,4321 1,0460 32,232 31,573
6 130° 90—92 ° 19,87 g 1,4363 1,0481 32,441 31,5737 140° 92—96° 9,87 g 1,4428
Total 89,56 g
Der braune Rückstand im Kolben betrug 17,49 g. Die höher
siedenden Fraktionen zeigten eine etwas kleinere Wasserlöslich¬
keit als die niedrig siedenden. Es waren aber auch die hoch sieden¬
den Fraktionen in genügend Wasser klar löslich. Die Tatsache,
dass die Brechungen der Fraktionen 3, 4, 5 und 6, insbesondere
aber der Fraktionen 4 und 5 trotz gleichem Siedepunkt doch recht
verschieden sind, spricht dafür, dass die Produkte nicht einheit¬
lich waren.
G Versuche zur Herstellung fester Derivate des
Keto-butanol-acetates
I. Umsetzung mit Semicarbazid-acetat
Aus den Fraktionen 3 und 5 obiger Destillation wurden se¬
parat die entsprechenden Semicarbazone in folgender Weise her¬
gestellt: Es wurden je 1 g Semicarbazid-chlorhydrat mit 1,5 g
Natriumacetat und 2,5 ccm Wasser verrieben und dann die Lösung
filtriert. Zu den so erhaltenen Lösungen des Reagens wurden je
1 ccm der Fraktionen 3 und 5, gelöst in der gleichen Menge Was¬
ser, zugegeben. Nach einstündigem Stehen schied sich ein kri¬
stallisiertes Derivat der 3. Fraktion ab, das im Rohzustand einen
Schmelzpunkt von 123—124° besass. Die 0,75 g Rohprodukt wur¬
den aus Wasser umkristallisiert, mit Methanol gewaschen und im
— 31 —
Vakuumexsikkator getrocknet. Es wurden aus der Fraktion 3 auf
diese Art 0,49 g Semicarbazon vom Schmelzpunkt 135° erhalten.
Nach einstündigem Stehen schieden sich auch aus der Fraktion 5
0,69 g Semicarbazon aus, die einen Schmelzpunkt von 123—125°
hatten. Durch Urnkristallisation aus Wasser und Waschen mit
Methanol wurden schliesslich 0,43 g Semicarbazon mit einem
Schmelzpunkt von 134° erhalten. Die beiden Semicarbazone wur¬
den vereinigt und wieder umkristallisiert, wobei 0,63 g eines Pro¬
duktes erhalten wurden, das bei 141—141,2° scharf schmolz. Zur
Kontrolle wurde dieses Produkt nochmals umkristallisiert. Es
schmolz nach dem Trocknen im Vakuumexsikkator bei 142—142,5°.Die Substanz wurde nochmals 24 Stunden im Vakuumexsikkator
bei 11 mm getrocknet und zeigte dann einen Schmelzpunkt von
146—147°. Zur Analyse wurde die Substanz 10 Stunden bei
0,005 mm und 50° getrocknet.
4,280 mg Substanz gaben 7,14 mg C02 und 2,58 mg H20.3,140 mg Substanz gaben 0,629 ccm N2 bei 20°/ 727 mm.
C7H1303N3 ber. C 44,91 °/0 H 7,000/o N 22,45»/,
gef. C 46,27 »/0 6,86 % 22,44%
Das gesuchte Semicarbazon konnte also nicht in reiner Form
erhalten werden. Es wurde daher versucht, ein weiteres Derivat
herzustellen.
II. Umsetzung mit p-Nitrophenylhydrazin
Zu einer wässerigen Lösung von 2 g p-Nitrophenylhydrazinwurde 1,5 g Keto-butanol-acetat in Wasser zugegeben. Das p-
Nitrophenylhydrazon fiel sofort als viskoses Öl aus. Die über¬
stehende Flüssigkeit wurde abdekantiert und das Öl in Methanol
gelöst, aus dem es zur Kristallisation gebracht werden konnte.
1,24 g Rohprodukt schmolzen bei 103—107°. Nach dreimaligerUmkristallisation war der Schmelzpunkt konstant, aber sehr un¬
scharf bei 109—114°. Das Derivat schien zur Charakterisierungder Substanz nicht geeignet.
— 32 —
Herstellung von Keto-butanol-benzoat aus
Oxymethylen-aceton-benzoat
A. Herstellung von Oxymethylen-aceton-benzoat
Das Benzoat des Oxymethylen-acetons wurde nach einer Vor¬
schrift von Claisen und Stylos 2) hergestellt. Es wurde aus Al¬
kohol umkristallisiert und in farblosen Kristallen vom Schmelz¬
punkt 93° erhalten. Bei den verschiedenen Kondensationsver¬
suchen wurde jeweilen von äquimolaren Mengen Aceton, Ameisen¬
säureäthylester und Natriumäthylat ausgegangen.
Versuch Ausgangsmaterial Natrium- Benzoylchlorid Ausb. an Benzoat
No. in Molen salz in g in g (F 93—94°)in g in °/0 d. Th.
I 0,5 23 35 5,98 6,3II 1,0 73,2 110 23,0 12,0HI 1,0 78,5 115 48,7 25,3
IV 1,0 77,0 125 50,0 26,3
Bei den Versuchen I und II wurde gewöhnlich destillierter
Methylalkohol verwendet, bei den Versuchen III und IV wurde
er über Calciumoxyd destilliert. Für die letzten beiden Versuche
wurde auch der Äther sehr sorgfältig zweimal über Natrium ge¬
trocknet. Die Resultate zeigen, dass durch Vermeidung von Feuch¬
tigkeitsspuren die Ausbeuten wesentlich verbessert werden. Bei
allen diesen Versuchen wurde das Benzoat umkristallisiert, bis
der Schmelzpunkt auf 93—94° gestiegen war. Mit Rücksicht auf
die nachfolgende Hydrierung wurde jeweils das letzte Mal aus
katalytisch reinem Feinsprit umkristallisiert.
B. Hydrierung von Oxymethylen-aceton-benzoat
Auf Grund der Ergebnisse von Vorversuchen wurde in ge¬
sättigter Essigesterlösung in der Kälte in Gegenwart von Palla¬
dium auf Calciumcarbonat hydriert.
2) B. 21, 1144 (1888), sowie v. Auwers und Broche, B. 55, 3902 (1922).
— 33 —
Hydrierungsversuche:
rsuch Ausgangs¬material
in g
Katalysatorin °/„
H2 Aufnahmenin cm in Mol
Totalzeit
in Std.
Keto-butanol
benzoatin g in °/0
1
2
3
4
5
9,50,1919,043,0019,00
10
10
5
5,41.05
1840 1,6439,8 1,775
2900 1,3
48
6
63
90
120
4,45 46,50,03 15,89,77 50,8
26,00 60,011,80 61,5
Bei der Hydrierung zerfällt jeweils ein Teil des Esters in
Benzoesäure und in Methyl-äthyl-keton. Durch Anwendung von
wenig Katalysator und langes Schütteln konnte die Ausbeute ver¬
bessert werden. Die entstandene Benzoesäure wurde durch Aus¬
schütteln mit Bicarbonat entfernt.
Das rohe Hydrierungsprodukt ist ein Öl. Es wurde versucht,dieses durch Destillation zu reinigen. Bei der Hochvakuumdestil¬
lation im Claisenkolben ging bis zu einer Temperatur von 150°
fast nichts über, dann destillierten etwa f der Substanz über,die zum grössten Teil in der Vorlage kristallisierten. Sie er¬
wiesen sich als Benzoesäure. Bei der Destillation unter den üb¬
lichen Bedingungen spaltete sich demnach das Produkt in Benzoe¬
säure und Methyl-vinylketon. Letzteres Produkt wurde allerdingsnicht nachgewiesen.
Es gelang jedoch, den gesättigten Ester ohne Zersetzung in
einem Molekulardestillationsapparat zu destillieren. Durch Ver¬
wendung von Wasserdampf zur Erwärmung des Destillierguteswurde die günstigste Destillationsgeschwindigkeit erreicht. Aus
einer Charge des Apparates Hessen sich zwei Fraktionen abtrennen,die beide absolut färb- und geruchlos waren. Ihre Brechungs-indices und ihre Dichten wurden bestimmt:
Fraktion 1: n^2= 1.5122; d22=l,1096; MD gef. = 51,967;
_ oo oo ber. = 51,061Fraktion 2: n£= 1,5122; df= 1,1098; MD get. = 51,957;
4,256 mg Substanz der Fraktion 1 gaben 10,70 mg C02 und 2,37 mg H20.
CnH.sOg ber. C 68,73 °/0 H 6,29 °/o
gef. 68,56 •/„ 6,23 °/0
Bei der Destillation eines Produktes, das einige Monate ge¬standen war, schied sich anfänglich an der Vorlage Benzoesäure
— 34 —
ab. Bei allen folgenden Destillationsversuchen wurde der Ester
unmittelbar vor der Destillation durch Ausschütteln mit Bicar-
bonat in der Kälte von Benzoesäure befreit. Bei der Destillation
der so vorgereinigten Produkte schied sich absolut keine Benzoe¬
säure mehr ab und im Destilliergefäss blieb nur ein ganz minimer
Rückstand. Die Destillate wurden jeweils sofort unter Stickstoff
eingeschmolzen und waren so haltbar.
C. Verseifung des Keto-butanol-benzoates
Durch methylalkoholische Kalilauge wird der Ester momen¬
tan verseift. Es wurden quantitative Verseifungsversuche ausge¬
führt, unter Verwendung von wässriger 0,1-n. Kalilauge, wobei
nur soviel Methanol zugesetzt wurde, dass eine homogene Lösung
entstand.
I. 0,254 g Benzoat wurden mit 13,6 ccm 0,1-n. Lauge ver¬
setzt, 5 Minuten auf 80° erwärmt und mit 0,1-n. Salzsäure auf
Phenolphtalein zurücktitriert. Verbrauchte Lauge = 12,8 ccm (ber.
= 13,22 ccm), entsprechend 96,7%.
IL 0,2498 g Benzoat wurden mit 12,9 ccm 0,1-n. Lauge ver¬
setzt, 5 Minuten auf 80° erwärmt und mit 0,3 ccm 0,1-n* Salzsäure
auf Phenolphtalein zurücktitriert. Verbrauchte Lauge = 12,6 ccm
(ber. = 13,0 ccm), entsprechend 96,8°/o.
Es zeigte sich also, dass der Ester ausserordentlich leicht ver¬
seifbar ist. Es gelang z. B. nicht, die im rohen Ester noch vor¬
handene Benzoesäure zu titrieren, da der Ester bei der Titration
in der Kälte schon sehr rasch verseift und dadurch miterfasst
wurde.
D. Feste Derivate des Keto-butanol-benzoates
I. Semicarbazon
Es wurden 1 g Semicarbazid-chlorhydrat, 1,5 g Natriumacetat
und 1 ccm Keto-butanol-benzoat in Methanol gelöst stehen ge¬
lassen. Das Semicarbazon kristallisierte bald aus. Nach dreimaliger
Umkristallisation aus Methanol betrug der Schmelzpunkt 156°.
— 35 —
Zur Analyse wurde das Produkt 6 Stunden im Hochvakuum bei
50° getrocknet.
3,718 mg Substanz ergaben 7,827 mg C02 und 1,982 mg H20.
C12H1B03N3 Ber. C 57,82°/0 H 6,01%Gef. 57,740/b 5,97 »/a
II. p-Nitro-phenylhydrazon
0,5 g des Keto-butanol-benzoates wurden in 3,5 ccm Methanol
gelöst und zu der entsprechenden Menge von p-Nitro-phenylhydra-
zin-chlorhydrat, ebenfalls in Methanol gelöst, zugegeben und bei
Zimmertemperatur stehen gelassen. Nach einer Viertelstunde
wurde mit Eis gekühlt und die Kristallisation eingeleitet.Es wurden so 0,3 g Rohprodukt vom Schmelzpunkt 122—
122,5° erhalten. Nach zweimaliger Umkristallisation betrug der
Schmelzpunkt 128—128,5°. Zur Analyse wurde das Produkt 6
Stunden im Hochvakuum bei 50° getrocknet.
4,098 mg Substanz ergaben 9,358 mg C02 und 1,957 mg H20.
C„H1704N3 Ber. C 62,37% H 5,24 %Gef. 62,41 °/o 5,36 %
E. Versuche zur Isolierung des Keto-butanols
Da die Vorversuche gezeigt haben, dass das Benzoat äusserst
leicht verseift werden kann, wurden einige Versuche zur Isolie¬
rung des freien Keto-butanols unternommen. Das Keto-butanol-
benzoat wurde verseift und die alkalische Lösung mit Äther ex¬
trahiert. Es konnte auf diese Art nichts isoliert werden. Es war
nur ein scharfer, stechender Geruch festzustellen.
F. Versuche zur Isolierung fester Derivate
des Keto-butanols
I. Semicarbazon
Zur Herstellung des Semicarbazons wurden 0,45 g Keto-buta-
nol-benzoat in Alkohol gelöst und dann mit Kalilauge auf Phenol-
phtalein titriert und augenblicklich mit Semicarbazid-acetat ver¬
setzt. Nach dreistündigem Stehen war noch nichts ausgefallen,
— 36 —
weshalb in der Kälte der Alkohol abgesaugt wurde. Nach der
Einengung auf etwa die Hälfte fiel ein festes Produkt aus (0,14 g).
Dieses rohe Semicarbazon zeigte einen Schmelzpunkt von 135—
135,5°. Nach zweimaliger Umkristallisation aus Methanol und
sechsstündigem Trocknen im Hochvakuum bei 50 ° hatte das Ana¬
lysenprodukt einen Schmelzpunkt von 147—147,5°.
3,750 mg Substanz ergaben 8,015 mg C03 und 2,136 mg H20.
QHnOiN, Ber. C 41,37 % H 7,59°/„
Gel 58,29 \ 6,37 °/0
In einem zweiten Versuch wurde der Ester mit einem kleinen
Laugenüberschuss verseift und dann rasch mit Salzsäure zurück¬
titriert und sofort mit Semicarbazid-acetat umgesetzt. Diese Me¬
thode lieferte kein kristallisiertes Derivat des Alkohols.
II. p-Nitro-phenylhydrazon
Auch diese Versuche führten zu keinem positiven Resultat.
Das Derivat blieb entweder ölig oder schmolz nach 5—8 maliger
Umkristallisation gleich wie das Derivat des Benzoesäureesters.
Es scheint also äusserst schwierig, den Alkohol als Derivat zu
fassen.
Herstellung des 2-Pentyl-3-methyl-penten-(2)-oIid-(5,1)
A. Umsetzungen von Keto-butanol-benzoat mit
Brom-oenanthester und Zink
Der Brom-oenanthester wurde vor der Verwendung im Clai-
sen-Vigreuxkolben bei 11 mm sorgfältig fraktioniert. Die ver¬
wendeten Fraktionen besassen folgende Konstanten:
Kp. 11mm: 103-107°; ng = 1,4508-1,4510; df = 1,2003.
I. 1,6 g Zinkflitter wurden mit Jod aktiviert und zu 3,22 g
Keto-butanol-benzoat in 20 ccm absolutem Benzol gegeben. Dann
wurden 4,4 g Brom-oenanthester zugetropft. Erst als über
50 o/o des Brom-oenanthesters zugegeben waren, konnte die Re-
— 37 —
aktion durch Erwärmen in Gang gebracht werden und verlief
bei schwacher Wärmezufuhr weiter. Nach beendeter Reaktion
wurde 2 Stunden auf dem Wasserbad erwärmt. Nach dem Er¬
kalten wurde in Äther aufgenommen, das überschüssige Zink ab¬
filtriert und der Äther mit verdünnter Salzsäure und dann mit Bi-
carbonat gewaschen. Aus dem Bicarbonat-Auszug wurden nach dem
Ansäuern mit Schwefelsäure 1,47 g Benzoesäure vom Schmelz¬
punkt 124° extrahiert.
Von der ätherischen Lösung der Neutralteile wurde der Äther
abdestilliert und die Neutralteile mit 3 Mol 1-n. alkoholischer
Kalilauge auf dem Wasserbad am Rückfluss während zwei Stunden
verseift. Dann wurde mit Wasser verdünnt und auf dem Ölbad
(120—125°) die Hauptmenge des Alkohols abdestilliert. Der alka¬
lische, wässrige Teil wurde mit Äther ausgeschüttelt, um die neu¬
tralen Anteile zu isolieren. Der wässerig Teil wurde angesäuertund ebenfalls ausgeäthert. Das durch Ansäuern gewonnene Pro¬
dukt wurde zur Wasserabspaltung zwei Stunden am Steigrohr mit
Essigsäureanhydrid gekocht, worauf das Anhydrid abdestilliert und
der Rückstand im Claisenkolben bei 12 mm destilliert wurde. Bis
70° ging hauptsächlich Essigsäureanhydrid über. Von 70—270°
wurde eine Fraktion von 3,43 g erhalten, die im Claisenkolben
einer weiteren Destillation im Hochvakuum unterworfen wurde.
Fraktion Ölbad Kp Menge n^
1 80—120° 61—90° 0,25 g 1,42792 120-135° 90—120° 1,35 g 1,45793 135-160° 112-136° 0,72 g 1,5075
Im Kolben blieb ein minimer brauner Rückstand.
Die Fraktion 2 wurde nochmals im Hochvakuum destilliert
und ergab:
Fraktion Ölbad Kp Menge n£°1 70—95° 75-80° 0,36 g 1,43702 95-140° 95-99° 0,90 g 1,4591
Die 2. Fraktion enthielt noch saure Anteile. Eine Titration
ergab einen Verbrauch von 20,6 ccm 1/10-n. Kalilauge, was als
Oenanthsäure berechnet 0,27 g ausmachen würde.
— 38 —
Zur Abtrennung der Neutralteile wurde das genau neutrali¬
sierte Produkt in Wasser aufgenommen und mit Äther extrahiert.
Erhalten wurden 0,51 g, die bei 10 mm destilliert wurden.
Fraktion Ölbad Kp Gewicht ng11 120-140° 70-80° 0,05 g —
2 140—180° 80—150° 0,35 g 1,4763
In der Fraktion 2 dürfte annähernd reines Lacton vorliegen.
II. Es wurde ausgegangen von 6,44 Keto-butanol-benzoat,
8,80 g Brom-oenanthester und 3,2 g Zinkflittern in 50 ccm absolu¬
tem Benzol. Die Reaktion setzte erst ein, nachdem die Lösung bis
zum kräftigen Sieden erhitzt worden war. Weil sie jedoch bald wie¬
der zum Stillstand kam, gab man 10 Tropfen Pyridin zu. Eine bes¬
sere Wirkung hatten 5 ccm absoluter Alkohol. Die anfangs sehr leb¬
hafte Reaktion beruhigte sich dann nach ca. 2 Minuten wieder. Das
Gemisch wurde nun noch 2 Stunden auf dem Ölbad im Sieden ge¬
halten. Nach dem Erkalten wurde vom Zink abfiltriert, in Äther
aufgenommen und mit verdünnter Salzsäure ausgeschüttelt. Der
Ätherauszug wurde mit Bicarbonat ausgeschüttelt, neutral ge¬
waschen, über Natriumsulfat getrocknet und eingedampft. Es wur¬
den 7,30 g Neutralteile erhalten. Der Bicarbonatauszug lieferte
nach dem Ansäuern und Ausäthern 3,28 g ziemlich reine Benzoe¬
säure.
Bei diesem Ansatz wurde im Gegensatz zu dem früher be¬
schriebenen das Wasser schon nach der Kondensation abgespalten,also nicht erst nach der Verseifung. Durch die Verseifung wird
dann jeder Rest von Essigsäureanhydrid vernichtet. Zur Wasser¬
abspaltung kochte das Produkt 6 Stunden am Rückfluss mit 30 ccm
Essigsäureanhydrid (Ölbad 150—165°). Nach Stehen über Nacht
wurde das Anhydrid abdestilliert und dann der Rückstand, ein
braunes Öl, bei 11 mm destilliert. Nachdem ein kleiner Vorlauf
abgetrennt worden war, ging die Hauptmenge, 4,5 g, zwischen
130° und 220° über.
Dieser Anteil wurde mit dem Fünffachen der berechneten
Menge alkoholischer Kalilauge 3 Stunden am Rückfluss verseift.
Nach dem Abdestillieren des Alkohols wurde die wässrige, alka-
— 39 —
lische Lösung mit Äther ausgeschüttelt und so 0,22 g Neutrales
isoliert. Die alkalische Lösung ergab nach Ansäuern und Aus-
äthern 3,95 g saure Teile. Ein Teil der sauren Bestandteile kri¬
stallisierte nach einiger Zeit aus. Durch Schmelzpunkt und
Mischschmelzpunkt wurde dieser kristallisierte Teil als Benzoe¬
säure identifiziert. Die nicht kristallisierten, sauren Bestandteile
wurden vereinigt und zur Lactonisierung im Wurstkolben bei
11 mm destilliert. Dabei erstarrte wieder ein Teil in der Vorlage.
Das Destillat wurde in Äther aufgenommen und mit Bicarbonat
ausgeschüttelt, wodurch die lactonisierbaren Anteile von der Ben¬
zoesäure getrennt wurden. Die Ausbeute an neutralem Lacton be¬
trug 0,86 g. Die Benzoesäure wog 1,30 g. Die Lactonteile wurden
bei 11 mm destilliert.
Fraktion Ölbad Kp Gewicht n2D41 190—210° 165-180° 0,54 g 1,47573 210—250° 180-200° 0,24 g 1,4725
Die erste dieser beiden Fraktionen wurde zur Analyse in
einem Molekulardestillationsapparat destilliert, der mit Wasser¬
dampf geheizt war. Es wurden 3 Fraktionen mit folgenden Kon¬
stanten abgetrennt:
Fraktion, 1: ng = 1,4740
Fraktion 2: n£* = 1,4767 âf = 1,0008 MD gef. 51,516 ber. 51,985
Fraktion 3: n^4 = 1,4728
Analyse der Fraktion 2:
4,571 mg Substanz ergaben 12,056 mg C02 und 3,970 mg H20.
CuH1802 Ber. C 72,49 % H 9,96 %
Oef. 71,98°/„ 9,72 °/„
Die Analysenwerte und Konstanten deuten darauf hin, dass
ein Teil des Wassers noch nicht abgespalten worden ist.
Nachdem in einem Vorversuch festgestellt worden war, dass
die Kondensation von Keto-butanol-benzoat mit Brom-oenanth-
säure-äthylester in Dioxan sehr gut verläuft, wurde zur Herstel¬
lung einer etwas grösseren Menge Lacton nach folgender Vor¬
schrift verfahren:
— 40 —
III. Es wurde ausgegangen von 8,0 g Keto-butanol-benzoat,
11,0 g Brom-oenanthester, 10,8 g Zink, 50 ccm wasserfreiem Di-
oxan. Die Reaktion wurde durch leichtes Erwärmen in Gang ge¬
setzt. Das Reaktionsgemisch siedete ohne Wärmezufuhr ca. 15
Minuten und wurde dann noch 1J Stunden lang auf dem Ölbad
erwärmt. Nach dem Erkalten wurde die Hälfte des Dioxans ab¬
destilliert, mit absolutem Alkohol auf das anfängliche Volumen
verdünnt, vom Zink abfiltriert (Verbrauch an Zink 4,0 g) und mit
verdünnter Salzsäure und Eis zersetzt. Dann wurde mit Soda und
Wasser gewaschen. Der Sodaauszug wurde angesäuert, extrahiert
und ergab 5,20 g fast reine Benzoesäure (ber. 5,15 g). Das Ben-
zoat wurde also quantitativ gespalten. Vom neutralen Auszugwurde der Äther abgedampft und so 8,58 g Öl erhalten. Es wur¬
den verschiedene Vorversuche zur Aufarbeitung dieses Öls unter¬
nommen. Eine erste Probe davon wurde im Claisenkolben bei
11 mm destilliert.
Traktion Ölbad Kp Gewicht iiq
1 100-102° 69—70° 0,43 g 1,41692 200-260° 130-170° 0.23 g 1,4845
Total 0,66 g
Da bei der Destillation ein wesentlicher Rückstand im Kolben
blieb, schien es vorteilhafter, das Rohprodukt ohne vorherige De¬
stillation zu verseifen.
1 ccm dieses Rohproduktes wurde mit 1-n. alkoholischer
Kalilauge verseift. Aus der alkalischen Lösung wurden die Neu¬
tralteile mit Äther extrahiert, die alkalische Lösung angesäuertund zur Lactonisierung mit Wasserdampf destilliert. Dadurch
wurden 0,52 g Öl erhalten, das in Saures und Neutrales getrennt
wurde. Man erhielt 0,25 g Neutrales (Lacton) und 0,38 g Saures.
Auf Grund des oben beschriebenen Vorversuches wurden nun 2,5 gdes rohen Öls mit 30 ccm 1-n. alkoholischer Kalilauge am Rück-
fluss während 2| Stunden verseift. Nach beendeter Verseifungwurde der Alkohol abdestilliert und der wässerige Teil mit Äther
ausgeschüttelt, wodurch 0,17 g Neutrales abgetrennt werden
konnte. Die wässerige, alkalische Lösung wurde mit Schwefel¬
säure angesäuert, eine Viertelstunde zur Lactonisierung am Rück-
fluss gekocht und ausgeäthert. Die Ätherschicht wurde mit Bi-
— 41 —
carbonat und Wasser gewaschen und dann der Äther abgedampft,wodurch 0,45 g neutrales Lacton erhalten wurde. Aus dem Bi-
carbonatauszug Hessen sich nach dem Ansäuern 1,3 g nicht lac-
tonisierte, saure Teile isolieren. Das erhaltene Lacton wurde im
Hochvakuum bei 90—100 o destilliert.
Fraktion 1: ng1 = 1,4719
Fraktion 2: ng1 = 1,4764
Der Rest, 3,5 g des rohen Öles aus diesem Versuch wurden
analog verarbeitet; es wurde jedoch auf eine Wasserabspaltungverzichtet bis zur Destillation des Lactons.
Verseift wurde dieses Mal 2 Stunden mit methanolischer Kali¬
lauge. Es wurden 0,43 g neutrale Anteile isoliert. Nach dem
Ansäuern mit Schwefelsäure wurde zur Lactonisierung kurz ge¬
kocht, dann extrahiert und die Ätherschicht mit Wasser und
Bicarbonat solange geschüttelt, bis sich keine Säure mehr ab¬
trennen Hess. Es wurden 0,68 g lactonisierte Anteile erhalten.
Die Destillation dieses Lactons erfolgte im Hochvakuum.
Fraktion 1: 3,573 mg Subtanz ergaben 9,18 mg C02 und 3,247 mg H20.
ng° = 1,4630 CuHuO, ber. C 72,49°/0 H 9,96°/0
gef. 70,12% 10,05%
Fraktion 2: 3,735 mg Substanz ergaben 9,711 mg CO, und 3,247 mg HäO.
CuHjoO, ber. C 65,95% H 10,10 °/0
ng1 = 1,4769 CuHI80, ber. 72,490/0 9,96%
gef. 70,96% 9,73 %
Die Analysenwerte zeigen, dass noch nicht alles Wasser ab¬
gespalten war.
Sämtliche verfügbaren Lactonfraktionen wurden nochmals gutmit Bicarbonat von Säure befreit und dann über Kaliumbisulfat
auf 140° erwärmt und im Hochvakuum bei 90—100° destilliert.
Die Hauptfraktion wurde untersucht.
d*1'5 = 0,9834; n£>5 = 1,4788 MD gef. 52,54, ber 51,98 EMD = 0,56
3,472 mg Substanz ergaben 9,195 mg C02 und 3,125 mg H20.
Q,HIS02 ber. C 72,49% H 9,96%gef. 72,27% 10,07%
— 42 —
Von dieser Hauptfraktion wurden 19,740 mg mit 1,5 ccm
0,5-n. Kalilauge in Alkohol 44 Stunden verseift. Verbraucht wur¬
den 1,066 ccm 0,1-n. Kalilauge. Äquivalentgewicht gefunden 185,2;
berechnet 182,25.
Das gesuchte Lacton ist demnach in reiner Form erhalten
worden. Es stellt ein nahezu farbloses Öl von angenehmem Ge¬
ruch dar.
Herstellung des 2-Pentenyl-3-methyl-
penten-(2)-oIides-(5,l)
A. Herstellung des a, y, 6-Tribrom-oenanthsäure-aethylesters
I. Das verwendete ß, y-Hexenol wurde im Claisen-Vigreux-
kolben bei 58—59° destilliert.
(ng = 1,4366—1,4368. df = 0,8506).
Aus dem Alkohol wurde das Chlorid hergestellt durch Um¬
setzung mit Thionylchlorid in Chloroform unter Eiskühlung3).
Nach zweistündigem Stehen wurde ein Teil des Chloroforms ab¬
destilliert, noch 15 Minuten erwärmt und dann in Äther aufge¬
nommen, mit Bicarbonat und Wasser gewaschen und bei 60 mm
destilliert.
Fraktion Ölbad Kp Gewicht nj>6 d{61 40—80° 40-56° 3,76 g 1,44152 80—85° 56-61° 6,00 g 1,4440 0,92013 85—100° 61-64° 1,24 g 1,4490
Das erhaltene Hexenylchlorid wurde mit Natriumjodid in
Aceton durch neunstündiges Kochen am Rückfluss umgesetzt. Das
Hexenyljodid wurde destilliert und dann mit Natriumcyanid in
wässrigem Alkohol durch sechsstündiges Kochen am Rückfluss 4)
zum Hexenyl-cyanid umgesetzt. Das Nitril wurde in Äther auf¬
genommen, mit Wasser gut gewaschen und in einem kleinen Clai-
senkolben bei 11 mm destilliert.
3) Vergl. Ruzicka und Schinz: Helv. 17, 1606 (1934).
4) Treff und Werner: B. 68„ 642 (1935).
— 43 —
Fraktion Ölbad Kp Gewicht n% dj71 50—70° 60-64° 0,19 g 1.436S2 70—80° 64-65° 0,67 g 1,4359 0,8342
Das destillierte Produkt wurde während 24 Stunden mit 1-n.
alkoholischer Kalilauge verseift.
Nach der Verseifung wurde angesäuert, mit Äther ausgezogen
und im Hochvakuum destilliert. Die Säure hatte folgende Kon¬
stanten :
nj)8 = 1,4417 df = 0,9484
Treff und Werner fanden: ng = 1,4405 dj8 = 0,946
Bei der Titration der Säure verbrauchten 12,922 mg Substanz
10,142 ccm 0,01-n. KOH, was einem Äquivalentgewicht von 127,4
entspricht; berechnet: 128,2.
Die Ausbeuten bei dem beschriebenen Verfahren waren
schlecht, sodass im weiteren nach Treff und Werner direkt aus
dem Alkohol das Bromid und aus diesem das Nitril hergestelltwurde. Ausgegangen wurde von 3,00 g ß, y-Hexenol, die in 0,53 g
Pyridin mit 3,24 g Phosphortribromid umgesetzt wurden. Nach
Beendigung der heftigen Reaktion wurde bei 60 mm abdestilliert
und das rohe Destillat mit verdünnter Natronlauge gewaschen,mit Calciumchlorid getrocknet und bei 18 mm destilliert. '
Fraktion Ölbad Kp Gewicht n'D5 dj51 40-65° 44-46° 3,00 g 1,4719 1,21892 65—140° 46-66° 0,09 g
Die Ausbeute an destilliertem Produkt betrug 60,5 <y0. Treffund Werner haben nahezu dieselben Konstanten gefunden, näm¬
lich:
nf)5 =1,4704; dj5 = 1,209.
Die erhaltenen 3 g Hexenylbromid wurden mit 1,12 g Na-
triumeyanid in 1,7 g Alkohol und 1,3 g Wasser umgesetzt. Nach
zwölfstündigem Kochen am Rückflusskühler wurde aufgearbeitetund bei 12 mm destilliert. Die Hauptfraktion von 1,76 g ging bei
63—65° über und lieferte für die Stufe Bromid-Nitril eine Aus¬
beute von 880/0. Das Nitril wurde verseift und dann die Säure
— 44 —
aufgearbeitet. 1 g der Säure wurde mit Thionylchlorid zum Säure¬
chlorid umgesetzt, das dann gleich bromiert wurde. Treff und
Werner bromierten in der Kälte zuerst die Doppelbindung mit
der genau berechneten Menge Brom. Zur Substitution verwende¬
ten sie 125 o/o Brom, das sie bei 70—80° zum Dibromid zugaben.
Das von mir auf diese Art hergestellte Tribromid zeigte jedoch
eine wesentlich zu kleine Dichte, was vermuten lässt, dass die
Substitution des Broms nur teilweise stattgefunden hatte. Es
wurde daher ein weiterer Versuch mit etwas grösseren Mengen
angesetzt.
III. 20,52 g frisch destilliertes Hexenol wurde nach Treff
und Werner umgesetzt mit 22 g Phosphor-tribromid in 3,6 g Py¬
ridin. Die Mischung von Hexenol und Pyridin wurde langsam in
einen Destillierkolben zum Phosphor-tribromid getropft, das
Reaktionsprodukt direkt abdestilliert, mit Soda gewaschen, über
Natriumsulfat getrocknet und bei 14 mm fraktioniert.
Fraktion Ölbad Kp Gewicht n
1 70—75° 30-42° 1,12 g 1,46752 75—80° 42-43° 12,76 g 1,46803 80—100° 43-44° 6,82 g 1,46814 100-140° 44—90° 1,04 g 1,4750
Fraktion 2 und 3 (19,58 g =-- 59 o/o) wurden nach Treff und
Werner mit Natriumcyanid in Alkohol und Wasser durch Kochen
am Rückfluss über Nacht umgesetzt. Die 19,58 g Bromid lieferten
11 g destilliertes Nitril (=84<y0).Die 11 g Cyanid wurden mit 7 g Kalilauge, 12 ccm Wasser
und 22 ccm Alkohol während 60 Stunden verseift. Nach beendeter
Verseifung wurde der Alkohol teilweise abdestilliert und mitÄther
ausgeschüttelt, wodurch sich 0,68 g unzersetztes Nitril gewinnen
Hessen. Dann wurde angesäuert, mit Äther ausgezogen, getrocknet
und im Hochvakuum bei 76—76,5° destilliert (Ölbad 110—1200) ;
Ausbeute: 12,62 g = 95 <>/<, ; n"= 1,4423, was genau mit dem
Wert von Treff und Werner (nf> = 1,4420) übereinstimmt. Die
Säure riecht angenehm.
12,62 g der Säure wurden in Pentan gelöst und mit 15 g
Thionylchlorid umgesetzt. Dann wurde im Destillationskolben mit
— 45 —
aufsteigendem Rohr während J Stunden auf 100° erhitzt, wobei
reichlich HCl und S02 entwichen. Nach beendeter Reaktion wurde
im Wasserstrahlvakuum direkt in den Bromierungskolben abdestil¬
liert. Ausbeute an Säurechlorid: 14,18 g, entsprechend 980,o.
Unter Eiskühlung wurde zuerst die Doppelbindung bromiert,dann unter Erwärmen auf dem Dampfbad in a-Stellung substi¬
tuiert. Das Produkt wurde in Alkohol gegossen, über Nacht stehen
gelassen, mit Wasser gewaschen, getrocknet und im Hochvakuum
destilliert. Der Mittellauf von 31,63 g wurde nochmals im Vi-
greuxkolben im Hochvakuum destilliert, wodurch 24,84 g einer
Mittelfraktion erhalten wurden, deren Untersuchung folgendeWerte ergab:
d|4 = 1,764 nj* = 1,5257
8,085 mg Substanz ergaben 11,555 mg AgBr.
4,248 mg Substanz ergaben 4,292 mg C02 und 1,440 mg H20.
C9HuOaBr3 ber. C 27,37 % H 3,83 °/„ Br 60,70%
gef. 27,57 »/„ 3,80 "/„ 60,81 »/„
Der Tribromester war somit in reiner Form erhalten worden.
B. Umsetzungen von Keto-butanol-benzoat mit Tribrom-
oenanth-säure-aethylester nach Reformatsky
I. Ausgegangen wurde von 4 g Tribromester, 4 g Keto-buta¬
nol-benzoat und 4,5 g Zinkflittern. Gearbeitet wurde in abso¬
lutem Dioxan. Die Zinkflitter wurden vor der Reaktion mit Jodaktiviert und dann zu der Lösung der beiden Komponenten zuge¬
geben. Nach leichtem Erwärmen mit der freien Flamme kam die
Reaktion in Gang und verlief einige Minuten sehr lebhaft. Nach¬
dem sie abgeklungen war, wurde noch eine Stunde auf dem Ölbad
im leichten Sieden gehalten. Es wurden dann noch 15 ccm Lö¬
sungsmittel zugegeben und 1 g Zinkflitter, worauf über Nacht
zur Entbromung am Rückfluss gekocht wurde. Zur Aufarbeitungwurde der Hauptteil des Dioxans abgedampft, der Rückstand mit
absolutem Alkohol verdünnt und das Zink abfiltriert. Die Lösungwurde in Äther aufgenommen, mit Eis und Salzsäure zersetzt und
darauf die sauren Teile (Benzoesäure) mit Bicarbonat ausgezogen.
— 46 —
Der Neutralteil wurde mit 1-n. Kalilauge in Alkohol verseift, an¬
gesäuert und zur Lactonisierung 10 Minuten auf 90° erwärmt. Die
Emulsion des Öles in der verdünnten Schwefelsäure wurde mit
Äther ausgezogen, aus dem die nicht lactonisierten Säuren mit
Bicarbonat extrahiert wurden. Die Lactone wurden zweimal im
Vakuum über Kaliumbisulfat destilliert, wobei sich die Konstanten
wie folgt veränderten:
Destillation 0/0C °/0H np
1 70,37 9,07 1,49002 71,77 9,03 1,4970
Die Analysen und Konstanten zeigen, dass die Wasserabspaltung
noch unvollständig ist, was wohl auf die zu niedrig gewählte Tem¬
peratur zurückzuführen ist.
IL 5,5 g Keto-butanol-benzoat wurden mit 5 g Tribromester
upd 5 g Zinkflittern in 50 ccm Dioxan umgesetzt. Die Reaktion
wurde durch leichtes Erwärmen mit der freien Flamme eingeleitet
und verlief dann nur bei ganz schwacher Wärmezufuhr weiter.
Nach Beendigung der Reaktion wurde zur Entbromung über Nacht
mit Zinkflittern am Rückfluss erwärmt. Dann wurde mit abso¬
lutem Alkohol verdünnt, abfiltriert und mit verdünnter Salzsäure
zersetzt. Hierauf wurde mit Bicarbonat ausgeschüttelt und die
3,11 g Benzoesäure, die sich schon aus dem Keto-butanol-benzoat
abgespalten hatten, extrahiert. Aus 5,5 g Benzoat sollten theo¬
retisch 3,5 g Benzoesäure entstehen. Der Rest muss also bei der
später folgenden Verseifung erst gespalten werden. Der Neutral¬
teil wurde eingedampft und mit 1-n. methanolischer Kalilauge in
der Kälte zur milden Verseifung vier Stunden stehen gelassen.
Hierauf wurde das Methanol abdestilliert und mit Äther die Neu¬
tralteile ausgezogen (0,46 g eines viskosen braunen Öls). Der
wasserlösliche Teil wurde mit verdünnter Schwefelsäure ange¬
säuert, über Nacht stehen gelassen und dann leicht erwärmt und
mit Äther extrahiert. Aus der ätherischen Lösung wurden die nicht
lactonisierbaren Säuren mit Bicarbonat abgetrennt (10 mg). Das
rohe Lacton wurde zur Wasserabspaltung über Kaliumbisulfat auf
175° erhitzt, dann destilliert und schliesslich in einer Mikro-
kolonne (vergl. Anhang) bei 0,01 mm fraktioniert.
- 47 —
Ölbad Gewicht „22nD
135—140°
140-145»
145-150»
150-180°
freie Flamme
0,13 go,ng0,09 g
0,08 g0,02 g
1,49201,49581,49781,49981,4988
Total 0,43 g
Analyse der Fraktion 2:
3,844 mg Substanz ergaben 10,339 mg C03 und 3,070 mg H20.
CnH„0, ber. C 73,30% H 8,95%
gef. 73,40% 8,94%
Analyse der Fraktion 3:
3,675 mg Substanz ergaben 9,879 mg C02 und 2,813 mg H20.
CnH^O, ber. C 73,30% H 8,95%
gef. 73,36% 8,57%
Analyse der Fraktion 4:
3,683 mg Substanz ergaben 9,968 mg C02 und 2,997 mg H20.
CuH16Oa ber. C 73,30% H 8,95%
gef. 73,86% 9,11%
MD Fraktion 3 = 52,09 MD berechnet = 51,518
Exaltation = + 0,572
Die Exaltation beim Lacton mit gesättigter Seitenkette be¬
trug -f- 0,56. Die Exaltationen sind von sehr ähnlicher Grösse im
Lacton mit gesättigter und im Lacton mit ungesättigter Seiten¬
kette.
III. Es wurde von den gleichen Mengen wie im II. Versuch
ausgegangen. Alle Reaktionsgefässe wurden sehr peinlich mit
Stickstoff über Phosphorpentoxyd getrocknet. Das Zink wurde
zuerst zu dem Keto-butanol-benzoat in Dioxan gegeben und
dann der Tribromester zugetropft. Nachdem der erste Drittel des
Esters eingetropft war, konnte die Reaktion durch leichtes Erwär¬
men in Gang gebracht werden, worauf sie dann von selbst weiter
verlief. Nachdem zur Entbromung über Nacht mit Zinkflittern
gekocht worden war, wurde mit Salzsäure zersetzt. Verseift wurde
wie im zweiten Ansatz durch Stehenlassen in methanolischer Kali¬
lauge. Nach der Verseifung wurden die Neutralteile abgetrennt,
.22
1,0133
— 48 —
dann mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert, zur Lactonisierung
leicht erwärmt und mit Äther extrahiert. Nach der ersten De¬
stillation über Kaliumbisulfat wurden 0,65 g Lacton erhalten, die
nochmals über Kaliumbisulfat destilliert und schliesslich in einer
12 cm langen Mikrokolonne fraktioniert wurden.
iktion Ölbad Gewicht "b7 «!?»1
2
3
4
5
6
7
8
125-135»
135—150»
150-160°
160-170°
170-180»
180—190»
190-210»
210-230»
0,07 g
0,05 g0,09 g0,07 g
0,13 g0,04 g
0,06 g
0,05 g
0,56 g
1,44701,44651,48201,49601,49911,50001,50051,5110
l,011i
raktiori 5, MD gefunden; 52,115; berechnet: 51,518.
Von der Fraktion 5 wurden 75 mg in Gegenwart von 10«/o
vorhydriertem Platinkatalysator hydriert. Theoretisch müsste diese
Menge bei 19° zur Hydrierung von zwei Doppelbindungen
21,2 ccm Wasserstoff aufnehmen. Effektiv wurden in vier Stunden
23,1 ccm aufgenommen. Nach der Hydrierung wurde in Äther
aufgenommen, mit Wasser gewaschen, abgedampft und in einem
Reagensglas im Hochvakuum destilliert. Das hydrierte Produkt
hatte einen wesentlich andern, süsslicheren Geruch als das unge¬
sättigte Produkt.
Um für eine Verseifung Material zu erhalten, wurden alle
verfügbaren Lactonfraktionen (510 mg) in einer Mikrokolonne
destilliert.
Fraktion Ölbad Gewicht n[J1 110-140» 0.08 g 1,48312 140-150° 0,18 g 1,48613 150-160° 0,12 g 1,49884 160 210» 0,10 g 1,50205 freie Flamme 0,02 g 1,4980
Zur Verseifung von Fraktion 3 wurden 21,622 mg Substanz
30 Stunden mit 0,5-n. Kalilauge gekocht. Der Laugenverbrauch
betrug 0,120 ccm. Äquivalentgewicht: gel 180, ber. 180. Das
2-Pentenyl-3-methyl-penten-(2)-olid-(5,l) ist somit in reinem Zu¬
stand erhalten worden.
— 49 —
Synthese des 4,5-Cyclohexano-a-pyrons
A. Herstellung von Oxymethylen-cyclohexanon-benzoat5)
Das zu diesen Versuchen verwendete Cyclohexanon wurde in
einem Claisen-Vigreuxkolben sorgfältig durch Destillation ge¬
reinigt. Die verwendeten Fraktionen hatten bei 11 mm einen
Siedepunkt von 42—43«, nj>9= 1,4507.Auf Grund verschiedener Vorversuche hat sich zur Herstel¬
lung des Oxymethylen-cyclohexanon-benzoates folgendes Ver¬
fahren als geeignet erwiesen:
Zu 22 g in Xylol pulverisiertem Natrium unter absolutem
Äther wurde unter Eiskühlung und Umschütteln ein Gemisch von
100 g Cyclohexanon und 76 g Ameisensäure-äthylester zutropfengelassen, worauf die Masse erstarrte. Die Reaktionsmasse wurde in
Wasser und Eis gelöst und mit Äther die Neutralteile extrahiert
(Xylol und nicht umgesetztes Cyclohexanon). Der wässrige Teil
wurde mit Essigsäure zersetzt und die freie Oxymethylenverbin-dung (130 g) ausgeäthert. Zur Reinigung wurde das Rohproduktim Vakuum destilliert.
Ölbad Kp Gewicht n18"D
90—127° 33--50° 20 m 7,1 g 1,4130127-133° 50--65° 12 m 11,47 g 1,4580133—133° 65--73°
„m 9,29 g 1,4828
133—133° 73--78°„m 52,08 g 1,5122
133-133° 78--78°„m 17,92 g 1,5140
Die Fraktionen 4 und 5 wurden nach der Vorschrift von Clai-
sen6) benzoyliert. Zu 70 g Oxymethylen-cyclohexanon und 48 g
Pyridin wurden unter Eiskühlung 77 g Benzoylchlorid langsamzugetropft. Nach einiger Zeit Stehen erstarrte die Masse. Es wurde
soviel Benzol zugegeben, dass sie sich als Brei gut umschütteln
ließ. Nach der Benzoylierung wurde mit Äther extrahiert, mit
5) Vergl. Rupe und Klemm: Helv.21, 1538 (1938). W.Borsche: A.
377, 84 (1910). K-v.Auwers, W.Buschmann und R. Heidenreich: A. 435,296 (1924). Claisen: A. 297, 64 (1897).
s) A.297, 64 (1897).
— 50 —
Wasser gewaschen, eingedampft und aus Petroläther und Benzol
umkristallisiert. Nach zweimaliger Umkristallisation schmolz das
Produkt scharf bei 84,8—85,2 °. Es wurden 52,63 g erhalten. Aus
den Mutterlaugen konnten weitere 34 g Substanz gewonnen wer¬
den, die bei 84—85° schmolzen. Sie wurden vor der Kristallisa¬
tion mit Tierkohle aufgekocht und waren fast farblos. Die Gesamt¬
ausbeute an reinem Material betrug 86,36g, entsprechend 51 o/o.
B. Umsetzungen von Oxymethylen-cyclohexanon-benzoatmit Brom-essigester nach Reformatsky
In einem ersten Versuch wurde ausgegangen von 7,5 g Oxy-
methylen-cyclohexanon-benzoat, 8,0 g Bromessigester und 10 g
Zinkflittern in 100 ccm absolutem Benzol. Die Reaktion kam nach
leichtem Erwärmen etwas träge in Gang, verlief dann aber ca.
10 Minuten von selbst. Nach dem Abklingen der Reaktion wurde
noch 2 Stunden auf dem Ölbad im Sieden gehalten. Dann wurde
vom Zink abfiltriert, in Äther aufgenommen, mit Salzsäure zer¬
setzt und 0,7 g Saures abgetrennt, wahrscheinlich in der Haupt¬
sache Benzoesäure. Nach Abdampfen des Äthers wogen die Neu¬
tralteile 8,45 g. Sie stellten eine braune Schmiere dar, aus der
über Nacht eine Substanz auskristallisierte, von welcher eine Probe
im Hochvakuum sublimiert wurde. Bei der Sublimation gingen
zuerst flüssige Teile über, nach dem Geruch zu schliessen haupt¬
sächlich Äthylbenzoat. Bei 160—200° sublimierte eine farblose,
feste Substanz, die nach viermaliger Umkristallisation aus Me¬
thanol einen Schmelzpunkt von 85,5—86° hatte. Es wurde mit dem
Oxymethylen-cyclohexanon-benzoat vom Schmelzpunkt 83,5—84 °
eine Mischprobe gemacht, die bei 62—65° schmolz. Die Sub¬
stanzen können also nicht identisch sein.
Die sublimierte und viermal umkristallisierte Substanz wurde
6 Stunden bei 50° getrocknet und analysiert.
3,743 mg Substanz gaben 9,247 mg C02 und 2,369 mg H20.
C18Hsî05 ber. C 67,91 °/0 H 7,08%
gef. 67,42% 6,97%
— 51 —
Diese Substanz entspricht somit auf Grund ihrer Brutto¬
formel dem l-Oxy-2-benzoxy-methylen-cyclohexyl-(l)-essigsäure-äthylester. Im Ganzen konnten aus diesemVersuch 1,16 g (=26,4°/oder Theorie bezogen auf Oxymethylen-cyclohexanon-benzoat) die¬
ser neuen Verbindung erhalten werden.
Es wurde nun ein zweiter Versuch, analog dem ersten, unter¬
nommen, ausgehend von 30 g Oxymethylen-cyclohexanon-benzoat,32 g Bromessigester und 30 g Zink in Benzol. Nachdem die Re¬
aktion in Gang gesetzt worden war, verlief sie so heftig, dass
gekühlt werden musste. Nach beendeter Reaktion wurde noch
ca. 3 Stunden auf dem Ölbad im leichten Sieden gehalten und dann
in Äther aufgenommen und mit verdünnter Salzsäure zersetzt. Mit
Bicarbonat wurden 6,15 g saure Teile isoliert. Der neutrale Teil,32 g, kristallisierte nach dem Impfen langsam aus. Durch zwei¬
maliges Umkristallisieren aus Methanol wurden 9 g noch leicht
braun gefärbtes Material erhalten, das in Hexan gelöst, mit
Tierkohle aufgekocht und dann filtriert wurde. Das Filtrat war
farblos und die Substanz kristallisierte gut aus. Es wurden 5,86 gdieses Produktes vom Schmelzpunkt 85—85,2° erhalten.
In einem dritten Versuch wurde ausgegangen von 56 g Oxy-
methylen-cyclohexanon-benzoat, 60 g Bromessigester und 55 g
•Zink, das vorher mit Jod aktiviert worden war. Nachdem ca. \des Bromessigesters zu der benzolischen Lösung von Oxymethylen-cyclohexanon-benzoat und Zink zugetropft war, wurde die Re¬
aktion durch leichtes Erwärmen in Gang gebracht. Sie verlief
dann unter stetem Zutropfenlassen des restlichen Bromessigesterswährend dreissig Minuten von selbst weiter. Nach beendeter Re¬
aktion wurde noch eine Stunde, im Sieden gehalten und dann das
Produkt in Äther aufgenommen, vom Zink abfiltriert, mit Bicar¬
bonat ausgeschüttelt, mit Wasser gewaschen und eingedampft. Die
schmierige, braune Masse kristallisierte über Nacht zum grossen
Teil aus, sie wurde in Methanol aufgenommen, mit Tierkohle ge¬
schüttelt und kristallisiert. Auf diese Art wurden 20 g Rohprodukterhalten, die aus Hexan umkristaltisiert wurden. Man erhielt
10 g Material vom Schmelzpunkt 85,5—86°. Aus Mutterlaugenwurden noch 1,8 g Substanz vom Schmelzpunkt 84—85° erhalten.
— 52 —
C. Cyclohexano-a-pyron
1 g des Esters vom Schmelzpunkt 85 ° wurde nun durch
Kochen mit einem Gemisch aus konzentrierter Salzsäure und Was¬
ser im Verhältnis 1:1 während 15 Minuten sauer verseift. Mit
Bicarbonat, das zum Teil trocken verwendet wurde, um das Flüssig¬
keitsvolumen nicht zu vergrössern, konnten 0,44 g Benzoesäure
abgetrennt werden, die nach Sublimation im Vakuum durch Misch¬
schmelzpunkt identifiziert wurden. Neutrales Öl wurden 0,23 g
erhalten, die in einer 15 cm langen Mikrokolonne destilliert, 0,14 g
Destillat ergaben (n^ = 1,5540). Im Kolben blieb ein Rückstand
von 0,16 g. Das Öl zeigte keine Ferrichloridreaktion, was darauf
hindeutete, dass das Lacton vorlag. Auch die Analyse des De¬
stillates gab im Hinblick auf die kleine Menge vorhandenen Ma¬
terials und das Fehlen einer Möglichkeit zur guten Fraktioniemng
ein recht brauchbares Resultat.
3,904 mg Substanz ergaben 10,19 mg C02 und 2,33 mg H20.
Lacton C9H10O2 ber. C 71,98% H 6,71 °/0
gef. 71,23 °/„ 6,68%
Auf Grund dieser Erfahrungen wurde eine Verseifung von
4 g des Oxy-esters (F 85—85,2°) gemacht, wozu ca. eine Stunde
mit 25 prozentiger Salzsäure gekocht wurde. Es wurde dann mit
Äther ausgeschüttelt und aus dem Äther die sauren Teile mit Bi¬
carbonat extrahiert. Es zeigte sich, dass das gesuchte Lacton in
der Salzsäure leicht löslich ist. Die Säure wurde deshalb mit festem
Bicarbonat neutralisiert und dann nochmals mit Äther extrahiert.
Die erste Extraktion der Salzsäure ergab 0,45 g Rohprodukt. Die
Extraktion der abgestumpften wässerigen Lösung lieferte noch
1,67 g. Die beiden Extrakte wurden vereinigt und in der Mikro¬
kolonne bei 0,05 mm destilliert.
Fraktion Ölbad Gewicht n}>7 dj31 135—140° 0,52 g 1,55402 140-150° 0,31 g 1,5570 1,17113 150-180° 0,09 g 1,5570
Total 0,92 g
Die Fraktionen 1 und 2 konnten durch Kühlung zur Kristalli¬
sation gebracht werden, die Kristalle schmolzen jedoch bei ca.
— 53 —
30° wieder. Es war nicht möglich, das in allen Lösungsmittelnleicht lösliche Produkt umzukristallisieren.
Analyse der Fraktion 2:
2,763 mg Substanz ergaben 7,27 mg C02 und 1,69 mg H20.
Lacton CsH10O2 ber. C 71,98 %, H 6,71 °/„
gef. 71,81% 6.84 •/„
MD ber. = 40,081
MD gef. = 41,363
EMD = 1,282
Zur Herstellung weiterer Substanzmengen wurden 7,5 g des
Esters vom Schmelzpunkt 85° mit 25 prozentiger Salzsäure wäh¬
rend zwei Stunden verseift. Anschliessend wurde mit festem Bi-
carbonat alkalisch gemacht, worauf 3,35 g Benzoesäure isoliert
werden konnten. Neutrales Öl (Lacton) wurden 3,13 g erhalten
und in der Mikrokolonne bei 0,04 mm destilliert.
Ölbad Gewicht „18nD
100-
105-
130-
145-
155-
-105°
-130°
-145°
-155°
-170°
0,50 g
0,76 g0,78 g
0,32 g0,13 g
1,51201,55601,55701,56001,5620
Total 2,49 g
Rückstand 0,43 g
Die Fraktionen 2 und 3 erstarrten wieder. Sie stellen prak¬tisch reines Cyclohexano-oc-pyron dar.
Untersuchungen über die Anlagerung von Methyl-magnesium-bromid an Pseudojonon
A. Herstellung von 2,6,10-Trimethyi-undecanol-(2),Methyl-hexahydropseudojonol
I. Alle in der Folge beschriebenen Grignard-Reaktionen wur¬
den unter absolutem Stickstoff ausgeführt. Das Methyl-magne-sium-bromid wurde aus der Ampulle durch zwei Chlorcalcium-
— 54 —
röhren zu den Magnesiumspänen in absolutem Äther destilliert.
Die Magnesiumspäne waren vorher gut mit Jod aktiviert worden.
Auf 1 g Magnesium wurden ca. 25 ccm Äther verwendet. Nach
beendeter Reaktion wurde 15 Minuten stehen gelassen und dann
die ätherische Lösung der Grignard-Verb'mdung unter Stickstoff
langsam zu einer gekühlten ätherischen Lösung von frisch de¬
stilliertem Pseudojonon gepresst. Auf 1 Mol Pseudojonon wurden
5 Mole Methyl-magnesium-bromid verwendet. Nach 24 Stunden
Stehen wurde die Grignard-V&rbindung mit gekühlter Atntnon-
chloridlösung zersetzt, gut gewaschen und dann der Äther in der
Kälte abgesaugt, um jede unnötige Erwärmung zu vermeiden, die
die Polymerisation des Reaktionsproduktes hätte begünstigen
können. Das unveränderte Keton wurde hierauf mit Girard-Re-
agens 7) dem Gemisch entzogen und dann der entstandene tertiäre
Alkohol im Wasserstrahlvakuum destilliert. Erhalten wurden 22»/o
dieses Alkohols (n£= 1,5241, df = 0,878). Wahrscheinlich ent¬
sprechen jedoch die Konstanten denen des gesuchten Produktes
nicht genau, da die Substanz äusserst leicht polymerisiert.
Die nachfolgende Hydrierung erfolgte in Essigester mit Pla¬
tinoxyd, wobei jeweils einige Tropfen Eisessig zugegeben wur¬
den, sobald die Reaktion zum Stillstand kam. Das Hydrierungs-
produkt ging bei 100—101 °, 1 mm, über. Auf Grund der Analyse
bestand es grossenteils aus dem Wasserabspaltungsprodukt des
gesuchten Alkohols. Da aber Wert auf die Isolierung des Alkohols
gelegt wurde, wurde beim nächsten Versuch auf die Aktivierung
der Magnesiumspäne mit Jod verzichtet.
Bei der Herstellung des Grignard-Reagens ohne Aktivierung
mit Jod muss noch peinlicher auf Trockenheit geachtet werden.
Die Reaktion kam etwas schwerer in Gang, verlief dann aber
sehr lebhaft. Die Grignard-Lösung wurde in dreifach molarem
Überschuss zu 20 g Pseudojonon in 200 ccm Äther gelöst, zu-
gepresst, über Nacht stehen gelassen und mit G/Vwrf-Reagens vom
unveränderten Keton abgetrennt. Das ketonfreie Reaktionspro¬
dukt wurde unter Stickstoff im Hochvakuum destilliert.
•) Girard und Sandulesco, Helv. 19, 1095 (1936).
— 55 —
Fraktion Kp 1 mm Menge %C %H
1 100-101 °
2 101-110°1,81g4,06 g
84,38%81,94%
11,82%11,68%
Berechnet für Alkohol C,4HS40 C 80,71 % H 11,68°/,
Berechnet für Kohlenwasserstoff CiiHa2 88,5 % 11,5 •/,
Aus den Analysen geht hervor, dass Fraktion 1 kohlenwasser¬
stoffreicher ist als Fraktion 2, die in der Hauptsache dem ge¬
suchten Alkohol entspricht.
Die beiden Fraktionen wurden getrennt mit Platinoxyd in
Essigester und wenig Eisessig hydriert und dann destilliert. Es
lagen in beiden Proben Gemische von Kohlenwasserstoff und Al¬
kohol vor. Sie wurden vereinigt und eine Probe davon über den
Borester gereinigt. Nach der Verseifung und Destillation bei
93—95°, 0,5 mm, lag reiner Alkohol vor.
3,715 mg Sustanz ergaben 10,68 mg COa und 4,63 mg HäO.
C14H80O ber. C 78,43% H 14,11%
gef. 78,40% 13,95%
df = 0,8276; ng'= 1,4429; MD ber. = 68,37; gef. = 68,61
Der Rest des hydrierten Alkohols wurde analog über den
Borester gereinigt und bei 89—90°, 0,3 mm, destilliert.
df = 0,8268; n^0 = 1,4407; MD ber. = 68,37; gef. = 68,85
Das Methyl-hexahydropseudojonol ist somit in reiner Form
erhalten worden.
B. Wasserabspaltung aus dem gesättigten Alkohol
Zur Wasserabspaltung wurde eine Probe dieses Alkohols über
Nacht am Rückfluss mit Eisessig gekocht. Nach der Aufarbeitungwar der Körper stark ungesättigt. Die Analyse zeigte aber, dass
erst 50 % Wasser abgespalten worden waren. Es wurde noch
zwei Tage in Eisessig gekocht und dann aufgearbeitet.
2,794 mg Substanz ergaben 8,64 mg C02 und 3,58 mg H20.
C14H2S ber. C 85,63% H 14,37%
gef. 84,33% 14,34%
— 56 —
Die Wasserabspaltung ist demnach noch nicht vollständig.Aus dem Rest des Alkohols wurde über Nacht erneut mit EisessigWasser abgespalten und dann mit frisch geschmolzenem Kalium¬
bisulfat noch zwei Stunden auf 130° erwärmt. Der ungesättigteKohlenwasserstoff wurde dann zweimal über geschmolzenem Na¬
trium destilliert, Kp. 100—101°, 11 mm, und lag nun in reiner
Form vor.
3,30 mg Substanz ergaben 10,36 mg C02 und 4,28 mg H20.
CltH28 ber. C 85,63 °/„ H 14,37 °/0
gef. 85,61 % 14,51 %
C. Ozonisation des ungesättigten Kohlenwasser¬
stoffes Clt H28
Eine Probe des ungesättigten Kohlenwasserstoffes, gelöst in
der fünffachen Menge Chloroform, wurde während \\ Stunden
ozonisiert. Im gleichen Kolben wurde das Chloroform abgesaugtund das Ozonid durch zweimaliges leichtes Erwärmen mit je 1 ccm
Wasser zersetzt.
Nach dem zweiten Mal wurde das Wasser bei einer Ölbad¬
temperatur von 115—120° abdestilliert. Destillationsrückstand
und Destillat wurden in Äther aufgenommen und mit Soda in sauer
und neutral getrennt. Nach dem Ansäuern des Sodaauszuges wurde
die Säure einen Tag lang im Kutscher-Sieudel-Apparat extrahiert
und destilliert. ng> = 1,4369, df =0,9018.In der gleichen Weise wurde eine zweite Probe des unge¬
sättigten Kohlenwasserstoffs ozonisiert, wobei 93 o/o Säure erhal¬
ten werden konnten.
D. Herstellung von Derivaten der durch den Ozonabbau
erhaltenen 2,6-Dimethyl-nonan-säure
I. Versuche zur Herstellung des Säureanilids
Durch die Einwirkung von Thionylchlorid und Anilin konnte
kein kristallisiertes Anilid erhalten werden.
— bi¬
ll. Herstellung des Benzyl-thiuroniumsalzes 8)
Durch Titration der Säure mit Kalilauge wurde eine konzen¬
trierte Lösung des reinen Kaliumsalzes hergestellt. Diese Lösungwurde zu einer heissen, 15prozentigen, alkoholischen Lösung von
Benzyl-thiuroniumchlorid (kleiner Überschuss des Reagens) ge¬
geben. Nach dem Erkalten kristallisierte das Derivat in farblosen
Kristallen aus. Diese wurden zweimal aus Alkohol umkristallisiert
und im Hochvakuum während 6 Stunden bei 40 °C getrocknet.3,917 mg Substanz ergaben 9,425 rag C02 und 3,241 mg H20.
C19Hsa02N2S ber. C 64,73"/« H 9,15%
gef. 65,62 % 9,23 %
Dieses Produkt wurde nochmals aus Alkohol umkristallisiert,drei Tage bei 50 ° getrocknet und analysiert.
4,118 mg Substanz ergaben 9,78 mg C02 und 3,35 mg H20.3,151 mg Substanz ergaben 0,224 ccm N2, 722 mm/23"
C19H3sOsN2S ber. C 64,73% H 9,15% N 7,95%
gef. 64,767» 9,10% 7,79%
Das Thiuroniumsalz ist somit in analysenreinem Zustand er¬
halten worden.
Herstellung eines Vergleichsproduktes aus
Hexahydropseudojonon
A. Hydrierung von Pseudojonon zu Hexahydropseudojonon
11g frisch destilliertes Pseudojonon wurden in 7 g Alkohol
mit 1 g Palladium-Calciumcarbonat-Katalysator zwei Tage langhydriert. Darauf wurde frischer Katalysator zugegeben und fünf
Tage weiter hydriert. Als das Produkt vollkommen gesättigt war,wurde aufgearbeitet und bei 120—121°, 11 mm, destilliert. Ausdiesem Produkt wurde ein Semicarbazon hergestellt, das einen
Schmelzpunkt von 94,5—95° hatte.
Das Semicarbazon wurde mit Oxalsäure gespalten und dannmit Wasserdampf destilliert, ausgeäthert und bei 121 —121,5° un¬
ter 11 mm destilliert.
8) John J. Donleavy, Am. Soc. 58, 1004 (1936).
— 58 —
B. Anlagerung von Methylmagnesiumbromid an
Hexahydropseudojonon
Bei der Herstellung der Grignard-Lösung wurden die Zink¬
späne mit Jod aktiviert und das Methylbromid aus der Ampulle
zu den Zinkspänen in absolutem Äther destilliert. Die Reaktion
war bald zu Ende und die Grignard-Lösung wurde langsam zu
der ätherischen Lösung des Ketons gepresst und über Nacht stehen
gelassen. Dann wurde noch kurze Zeit schwach erwärmt und auf¬
gearbeitet. Das erhaltene Produkt wurde der Wasserabspaltung
mit Kaliumbisulfat unterworfen und darauf destilliert. Zur Ana¬
lyse wurde ein zweites Mal über geschmolzenem Natrium bei
101—1020, 12 mm, destilliert.
3,233 mg Substanz ergaben 10,14 mg C02 und 4,20 mg H20.
CUH28 ber. C 85,63 °/0 H 14,37%
get 85,53 % 14,54 %
ng1 = 1,4392 df = 0,7747
Bei einem zweiten, etwas grösseren Ansatz wurde zwei Tage
zur Wasserabspaltung mit Eisessig gekocht und dann zweimal
über Natrium destilliert.
4,010 mg Substanz ergaben 12,594 mg C02 und 5,136 mg H20.
C14H2S ber. C 85,63 % H 14,37%
gef. 85,64% 14,33%
n!p = 1,4398 df = 0,7755
Das 2,6,10-Trimethyl-undecen-(2) aus Hexahydropseudojonon
wurde somit in analysenreinem Zustand erhalten.
C. Ozonisation des Kohlenwasserstoffes C14 H28
Dieser Kohlenwasserstoff wurde in der fünffachen Menge
Chloroform gelöst, in einer Waschflasche unter Eis-Kochsalzküh¬
lung während 3£ Stunden ozonisiert. Dann wurde mit Wasser
gespalten, aufgearbeitet und mit Soda in Saures und Neutrales ge¬
trennt. Durch Ansäuern und Extrahieren des Sodaauszuges wurde
die Säure erhalten, die nach der Destillation in das Benzyl-thiu-
roniumsalz übergeführt wurde.
— 59 -
3,718 mg Substanz ergaben 9,026 mg C02 und 3,020 mg H20.
C19H38OaN2S ber. C 64,73»/„ H 9,15%
gef. 65,10% 8,95%
Das vorliegende Analysenpräparat wurde einige Tage ge¬
trocknet und dann nochmals analysiert.
4,122 mg Substanz ergaben 9,79 mg C02 und 3,22 mg H20.
3,432 mg Substanz ergaben 0,243 ccm N2, 729 mm / 23 °.
C19H3202N2S ber C 64,73% H 9,15% N 7,95%
gef. 64,77% 9,01% 7,91%
D. Untersuchung der beiden durch den Ozonabbau
erhaltenen Säuren
Mit den beiden Thiuroniumsalzen, deren Analysen gut über¬
einstimmen, wurde unter dem Mikroskop eine Mischprobe aus¬
geführt.
Derivat der Säure aus Hexahydropseudojonon: Smp. 133—134
Derivat der Säure aus Pseudojonon: Smp. 133—134
Mischprobe der beiden Derivate: Smp. 133—134
Darnach darf wohl auf die Identität der aus Pseudojonon und
Hexahydropseudojonon erhaltenen Säuren geschlossen werden.
Es ergibt sich also die wichtige Folgerung, dass sich bei der
Grignard-Reaküon das Methyl-magnesium-bromid an die Keto-
gruppe des Pseudojonons angelagert haben muss.
E. Oxydationsversuche an Hexahydro-pseudojononmit Bromlauge
Zur Herstellung der Bromlauge wurden zu 3,3 g fester Na¬
tronlauge, in 28 g Wasser gelöst, 4,8 g Brom langsam unter Eis-
Kochsalzkühlung zugetropft gelassen. In diese Lösung wurden 2 g
Hexahydro-pseudojonon langsam zugetropft gelassen, wobei die
Temperatur nie über 10° stieg. Das Gemisch wurde dann noch
15 Stunden auf der Maschine geschüttelt. Hierauf wurde mit ver¬
dünnter Schwefelsäure angesäuert, ausgeäthert, der Äther mit
— 60 —
Soda extrahiert, der Sodaauszug angesäuert und über Nacht im
Apparat extrahiert. Es wurden 1,5 g Neutrales und 0,4 g Säure
(= 20 o/o der Theorie) erhalten.
In einem zweiten Ansatz wurde mit den gleichen Mengen
wie im ersten gearbeitet, jedoch in wässerigem Dioxan. Es wurde
nur soviel Dioxan zugegeben, dass die Emulsion des Ketons im
Wasser eben zum Verschwinden gebracht wurde. Die Reaktion
verlief in dieser Lösung ziemlich lebhaft, sodass die Temperatur,
trotz Kühlung mit Wasser, einen Moment auf 28 ° stieg. Die Säure
wurde wie im ersten Ansatz aufgearbeitet. Es wurden jedoch
1,32 g (= 66 o/o) Rohprodukt erhalten. Nach zweimaliger Destil¬
lation bei 153—159°, 12 mm, betrug die Ausbeute noch 0,72 g
(=36 o/o). Es wurden 0,45 g Neutrales isoliert.
In einem dritten Ansatz, ausgehend von den doppelten Men¬
gen, konnte die Säure nach einmaliger Destillation in einer Aus¬
beute von 70 % der Theorie erhalten werden.
Aus dieser Säure wurde nun durch Umsetzung mit Benzyl-
thiuronium-chlorid 9) das Benzyl-thiuroniumsalz der Säure herge¬
stellt und nach dreimaliger Umkristallisation aus Alkohol 6 Stun¬
den bei 30 ° im Hochvakuum zur Analyse getrocknet. Das Prä¬
parat schmolz bei 128—128,5 0.
3,850 mg Substanz gaben 9,209 mg C02 und 3,236 mg H20.
C20Hs4O2N2S Ber. C 65,53 % H 9,53 »/„
Qef. 65,23 °/0 9,4! «/„
Die erwartete Säure lag also in reiner Form vor.
9) I.e.
Anhang
Versuche über die fraktionierte Destillation
kleiner Flüssigkeitsmengen
Im Verlaufe dieser Arbeit mussten öfters kleine Flüssigkeits¬
mengen von 200—500 mg einer möglichst wirksamen fraktionier¬
ten Destillation unterworfen werden, wofür die üblichen Claisen-
kolben kleinsten Formates nicht mehr geeignet waren. Es wurde
daher eine besondere, kleine Fraktionierkolonne für die erwähnten
Flüssigkeitsmengen, unter Anlehnung an die bekannte Ausfüh¬
rungsform der Kolonne von Hickmann1) ausprobiert.
Um die Gesichtspunkte erläutern zu können, nach denen
die Leistungsfähigkeit einer Fraktionierkolonne zu beurteilen ist,sollen zunächst einige Orundzüge der Theorie der fraktionierten
Destillation von Zweistoffsystemen vorausgeschickt werden.
Wird der Dampfdruck eines binären Flüssigkeitsgemischesals Funktion seiner molaren Zusammensetzung aufgetragen, so
lassen sich je nach dem Verlauf der Tensionskurve 5 Fälle unter¬
scheiden, die nun kurz besprochen werden sollen2) :
1. Fall: Die Partialdrucke der Komponenten des Gemisches
folgen genau dem Raoult'schtn Gesetz. Gegen die Zusammen¬
setzung des Flüssigkeitsgemisches aufgetragen 3), stellen dann die
Partialdrucke der Komponenten bei jeder Temperatur geradeLinien dar. Infolgedessen bildet auch die Tensionskurve des
1) Ind. Eng. Chem. 29, 968 (1937). Siehe ferner die weiteren Angabenin A. A. Morton: Laboratory Technique in organic Chemistry New York und
London (1938).
2) Vergl. A.Eucken, Chemische Physik, Leipzig.3) Vergl. Fig. 1.
— 62 —
Gemisches bei jeder gegebenen Temperatur eine geradeLinie. Dieser Fall liegt vor, wenn sich die Komponenten ohne
Wärmetönung mischen.
2. Fall: Die Mischungswärme ist positiv. Gegen die Zu¬
sammensetzung des Flüssigkeitsgemisches aufgetragen, stellen
dann die Partialdrucke der Komponenten bei jeder Temperatur
Kurven dar, welche unterhalb der Raoult'schen Geraden und kon¬
kav gegen dieselbe verlaufen. Die Tensionskurve des Gemisches
verläuft infolgedessen mit konvexer Krümmung gegen die Ab¬
szisse.
3. Fall: Wie Fall 2, jedoch mit einem Minimum in der
Tensionskurve des Gemisches.
4. Fall: Die Mischungswärme ist negativ. Gegen die Zu¬
sammensetzung des Flüssigkeitsgemisches aufgetragen, stellen
dann die Partialdrucke der Komponenten bei jeder Temperatur
Kurven dar, welche oberhalb der Raoulf'sehen Geraden und kon¬
kav gegen dieselbe verlaufen. Die Tensionskurve des Gemisches
verläuft infolgedessen mit konkaver Krümmung gegen die Ab¬
szisse.
5. Fall: Wie Fall 4, jedoch mit einem Maximum in der
Tensionskurve des Gemisches.
Trennungsmöglichkeiten in den 5 Fällen
Bei den Fällen 1, 2 und 4 bleibt bei der Destillation schliess¬
lich ein Teil der schwerer flüchtigen Komponente in reinem Zu¬
stand im Destillierkolben zurück. Durch fortgesetzte Fraktionie¬
rung kann daher in diesen Fällen schliesslich eine vollständige
Trennung in die reinen Komponenten erreicht werden. Beispiel
für Fall 1 : Äthylenbromid-Propylenbromid.Bei Fall 3 geht schliesslich das beim minimalen Dampfdruck
siedende Gemisch von konstanter Zusammensetzung über. Je nach
dem Gesamtdruck, bei welchem die Destillation durchgeführt wird,
erweist sich die Zusammensetzung des konstant siedenden Ge¬
misches als etwas verschieden.
— 63 -
Als Resultat der fortgesetzten Fraktionierung erhält man also
reine Komponente A und Mischung mit minimalem Dampfdruckoder Mischung mit minimalem Dampfdruck und reine Komponente
B, je nachdem die Zusammensetzung des Ausgangsgemisches zwi¬
schen A und dem konstant siedenden Gemisch oder zwischen dem
konstant siedenden Gemisch und der Komponente B gelegen war.
Beispiele hierfür sind Chloroform-Aceton und zahlreiche Fälle
wässriger Lösungen von Säuren (HC104 + H20 ; HCOOH + H20 ;
HCl + H20; HNOs-f H20). Diese konstant siedenden Gemische
mit minimalem Dampfdruck werden als negativ azeotrope Ge¬
mische bezeichnet.
Im Falle 5 (konvexe Tensionskurve des Gemisches mit Maxi¬
mum) führt die fortgesetzte Destillation zu einer Trennung in
tiefst siedendes Gemisch und in reine Komponente A oder B, je
nachdem, ob die Zusammensetzung des Ausgangsgemisches zwi¬
schen A und dem tiefst siedenden Gemisch oder zwischen dem
tiefst siedenden Gemisch und B gelegen war.
Als bekanntestes Beispiel sei hier Äthylalkohol + Wasser er¬
wähnt, ferner Schwefelkohlenstoff-Methylal [CH2(OCH3)2]. Diese
konstant siedenden Gemische mit maximalem Dampfdruck werden
als positiv azeotrope Gemische bezeichnet.
Da Wasser-Alkohol eine positive Mischungswärme zeigt,sollte von dieser Mischung die Bildung eines negativ azeotropenGemisches erwartet werden. Es zeigt sich indessen, dass die
Mischungswärme von Wasser-Alkohol oberhalb von 60 °C negativ
wird4), wodurch der positiv azeotrope Charakter seine Erklärungfindet.
Zur Veranschaulichung der Verhältnisse sind in Fig 1 die er¬
wähnten 5 Grundtypen von Dampfdruckkurven binärer Gemische
schematisch dargestellt. An den Kurven 3 und 5 sind zu den re-
spektiven Minimal- und Maximalwerten der Tension, p3 und p5,
die zugehörigen Zusammensetzungen der Gemische C3 und C5 ein¬
getragen.Von einer guten Fraktionierkolonne muss also in den Fällen
1, 2 und 4 eine möglichst quantitative Trennung in die beiden
4) Vergl. E. und M.Bose: Z. phys. Ch. 58, 585 (1907).
— 64 —
Komponenten A und B verlangt werden. In den Fällen 3 und 5
soll in ähnlicher Weise eine Trennung in die überschüssige Kom¬
ponente A respektive B und die azeotropen Gemische der Zu¬
sammensetzung C3 respektive C5 möglich sein.
100%A C3 C5 100%B
Fig. 1.
1—5 stellen die Grundtypen von Dampfdruckkurven binärer Gemische dar.
G, ist die Zusammensetzung des negativ azeotropen Gemisches von Kurve 3.
C5 ist die Zusammensetzung des positiv azeotropen Gemisches von Kurve 5.
100%B x, x? X, 100% A
Fig. 2.
Um die Verhältnisse der fraktionierten Destillation in An¬
passung an die Laboratoriumspraxis zu beschreiben, müssen wir
den Druck als konstant und die Siedepunkte der Mischung in Ab¬
hängigkeit von deren Zusammensetzung betrachten.
— 65 —
Hierzu dient uns Fig. 2. Auf der Abszisse ist die Zusammen¬
setzung der Mischung angegeben, während auf der Ordinate die.Siedepunkte aufgetragen sind. Wir gehen aus von dem Flüssig-ifiitsgemisch X1, dessen Siedepunkt gemäss der Siedekurve 1 bei
tx liegt. Der mit der Flüssigkeit Xx im Oleichgewicht stehendeDampf ist nun bedeutend reicher an der leichtflüchtigen Kom¬
ponente B und besitzt gemäss der Tau- oder Kondensationskurve2 die Zusammensetzung X2.
100 %B
Fig. 3.
Wird nun der Dampf von der Zusammensetzung X2 voll¬ständig kondensiert und dieses Kondensat erneut zum Sieden ge¬bracht, wobei sich der Siedepunkt bei t2 einstellt, so hat derzugehörige Dampf die B-reichere Zusammensetzung X3 .
Mit die¬sem Verfahren des Verdampfens und Kondensierens fortfahrend,kann man sich schliesslich einem Destillat von reinem B beliebignähern.
In Fig. 3 sind die Verhältnisse, die sich bei der Destillationeines binären Gemisches einstellen, das kein Dampfdruckminimumoder -maximum zeigt, noch in anderer Weise dargestellt.
Auf der Abszisse ist der Gehalt der Mischung in der Blasean einer Komponente in Molprozenten aufgetragen. Auf der Or¬dinate ist der Gehalt des Dampfes in Molprozenten angegeben.Mit der Flüssigkeit der Zusammensetzung C2 in der Blase steht
- 66 —
der Dampf der Zusammensetzung Cx in Gleichgewicht. Wird der
Dampf der Zusammensetzung Cx kondensiert und erneut destil¬
liert, so hat der entweichende Dampf die Zusammensetzung C0.
Wenn die Kurve 2 in Fig. 3 als Eichkurve für ein Gemisch zweier
Substanzen aufgenommen wird, lässt sich aus dem Kurvenpaar
entnehmen, wie oft ein Gemisch der Zusammensetzung Cx ver¬
dampft, kondensiert und wieder verdampft werden muss, bis seine
Zusammensetzung den Wert C0 erreicht hat.
Dieser Effekt des einmaligen Verdampfens und wieder Kon-
densierens tritt in den Destillationskolonnen, die nach dem Prinzip
der Bodenkolonnen gebaut sind, auf jedem Boden ein, sofern jeder
Boden den theoretischen Wirkungsgrad besitzt5). Die Fig. 3 gibt
also eine Beziehung zwischen der prozentualen Gehaltsverschie¬
bung und der Anzahl theoretischer Böden, die zur Erzielung eines
gewünschten Trennungseffekts nötig sind.
Die Leistung einer beliebigen Kolonne kann also ange¬
geben werden durch die Zahl der theoretischen Böden, die sie
besitzt. Die Leistungsfähigkeit einer Kolonne anderseits
kann angegeben werden durch die Höhe des Kolonnenstückes, das
nötig ist, um den Effekt zu erzielen, der einem theoretischen Boden
entspricht. Zur Messung der Leistung der Kolonne muss im glei¬
chen Moment dem Kolben und der Vorlage eine Substanzprobe
entnommen werden, die auf den Gehalt an A oder B untersucht
werden muss. Auf Grund dieser Werte lässt sich graphisch er¬
mitteln, wie vielen theoretischen Böden die Leistung der Kolonne
entspricht.Für das Gemisch Benzol-Tetrachlorkohlenstoff wurde die
Eichkurve von Morton6) benützt, um aus der prozentualen Ge¬
haltsverschiebung die entsprechende Anzahl der theoretischen
Böden zu ermitteln, die für die erreichte prozentuale Verschie¬
bung nötig waren.
6) Der Wirkungsgrad eines einzelnen Bodens der industriell gebrauch¬
ten Kolonnen kommt diesem theoretischen Wert ziemlich nahe.
6) Morton, Laboratory Technique in organic Chemistry (1938).
— 67 —
Beurteilung einer Destillationseinrichtung
An eine Destillationseinrichtung werden verschiedene An¬
forderungen gestellt. In erster Linie soll natürlich eine möglichst
vollständige Trennung erreicht werden. Es soll aber auch mög¬
lichst wenig Substanz verloren gehen. Für die Destillation kleiner
Mengen darf die Kolonne keinen zu grossen Betriebsinhalt auf¬
weisen. Zur Destillation kleiner Mengen könnte man eine ge¬
packte Kolonne oder auch eine Bodenko¬
lonne masstäblich verkleinern. Dieses Ver¬
fahren führt nicht zum Ziel, weil solche Ko¬
lonnen eine grosse Substanzmenge kapillarfesthalten würden. Unter diesen Umständen
kann aber kein Rückfluss stattfinden, wo¬
durch die Kolonne unwirksam wird. Die
Vorlage einer Destillationseinrichtung für
kleine Mengen soll möglichst klein sein und
keine zu grossen Verbindungsröhren auf¬
weisen, die vom Destillat benetzt werden
müssen.
Unter Berücksichtigung dieser Anforde¬
rungen wurde die in Fig. 4 dargestellteKolonne entwickelt. Sie besteht aus einem
kleinen Destillationsgefäss, das am Ende
eines Glasrohrs geblasen wird, der Kolonne,die als gerade Glasröhre oder als Vigreux-kolonne ausgebildet ist und der Vorlage,die in der Art der Vorlage des Hickmann-
kolbens gebaut ist. Bei engen Kolonnen ist
die Oberfläche im Verhältnis zum Volumen der Kolonne auch bei
einem geraden Rohr recht gross, sodass diese Kolonnen auch ohne
Füllung einen guten Trennungseffekt zeigen. Die Kolonne ar¬
beitet nach dem Prinzip der totalen Kondensation, d. h. alles De¬
stillat wird kondensiert und läuft via Vorlage zurück in das De¬
stillationsgefäss. Die Substanz in der Vorlage wird also vom
Kondensat immer wieder in das Destillationsgefäss zurückgespült,bis sich das Gleichgewicht vollkommen eingestellt hat und man
— 68 —
In irgend einem Moment die Destillation unterbrechen kann, um1
mit einer passenden, gewogenen Pipette die Vorlage zu entleeren.
Die Pipette wird an ihrer fein ausgezogenen Spitze zugeschmolzenund gewogen. Diese Methode der totalen Kondensation besitzt
grosse Vorteile. Enthält das Destillationsgut noch Spuren vom
Lösungsmittel, so ändert sich das Vakuum im Laufe der Destilla¬
tion. Man kann die Kolonne längere Zeit arbeiten lassen, bis sich
ein vollkommenes Gleichgewicht eingestellt hat. Sollten am An¬
fang der Destillation Spritzer in die Vorlage gelangen, so werden
sie ebenfalls durch einfaches Laufenlassen der Destillation ohne
Verluste in das Destillationsgefäss zurückgespült. Der Rezipientder Kolonne kann leicht in der genau gewünschten Grösse ge¬
blasen werden. Das Destillat benetzt eine relativ kleine Fläche
und kann mit der Pipette, wenn die Kolonne leicht geneigt wird,fast quantitativ dem Rezipienten entnommen werden. Vor der Ent¬
nahme der nächsten Fraktion lässt man wiederum die Destillation
einige Zeit laufen, bis sich das Gleichgewicht erneut eingestellthat. Die Kolonne eignet sich sowohl für Destillationen bei At¬
mosphärendruck als auch für Destillationen im Wasserstrahl- oder
Hochvakuum.
Zur Prüfung einer Kolonne wird mit Vorteil ein Gemisch1
zweier Substanzen verwendet, für welche das Diagramm der Fig. 3
bekannt ist. Als solches Gemisch eignet sich z. B. Benzol-Tetra¬
chlorkohlenstoff 7).Eine andere Art der Beurteilung einer Destillationseinrich¬
tung besteht darin, dass man eine Destillationskurve aufnimmt,,d. h. man trägt auf der Abszisse die Gewichtsprozente Destillat^
bezogen auf die Einwaage, auf, auf der Ordinate irgend ein«
Eigenschaft des Destillationsgemisches (Zusammensetzung, Siede¬
punkt, Brechungsindex, Dichte).
Untersuchung der Leistung verschiedener Kolonnen
Die folgenden Versuche können nur als orientierende Vorrer-
suche gewertet werden. Es wurden verschiedene Kolonnen, die
im folgenden beschrieben werden, mit einem Gemisch von ca.
7) A. A. Morton, Laboratory Technique in organic Chemistry SS-
— 69 —
50: 50 Molprozenten Benzol-Tetrachlorkohlenstoff beschickt. Dannwurde unter totaler Kondensation destilliert, bis sich das Gleich¬
gewicht eingestellt hatte. Hierauf wurde der Vorlage eine sehrkleine Probe entnommen unter der Annahme, dass die Zusammen¬
setzung in der Blase die gleiche geblieben sei. Der Gehalt dieser
Probe an beiden Komponenten konnte auf Grund einer bekanntenEichkurve refraktometrisch bestimmt werden. Im Falle des Ge¬misches Benzol-Tetrachlorkohlenstoff stellt diese Eichkurve prak¬tisch eine Gerade dar. Im Falle des Gemisches Dekalin-Nitro-benzol weicht sie etwas von der Geraden ab. Mit dem ersten Ge¬misch wurden die Kolonnen unter Atmosphärendruck geprüft, mitdem zweiten unter Wasserstrahlvakuum.
Benzol Kp. 80°. Tetrachlorkohlenstoff Kp. 77°. Dekalin Kp.188 0. Nitrobenzol Kp. 2110.
1. Versuch.
Kolonne A, gerade glatte Kolonne, Länge 720 mm. Unterteil
ca. 300 mm mit Leinen isoliert8). Durchmesser innen: 6 mm,Durchmesser aussen: 8 mm. Destilliert wurden 2,0 ccm der Mi¬
schung 50,5 Molprozente Benzol und 49,5 Molprozente Tetra¬chlorkohlenstoff auf dem Wasserbad.
no'5 der Mischung im Kolben = 1,4810
dg'5 der ersten Fraktion nach 10 Min, = 1,4780
Differenz der nD = 0,0030
Nach der Zugabe von weiteren 2 ccm der Mischung sanknach 10 Minuten der Brechungsindex n^'5 des Destillates auf
1,4770 und blieb konstant. Aus der Verschiebung des Brechungs¬index ergibt sich eine Gehaltsverschiebung von 8 o/o, was aufGrund der Eichkurve von Morton drei theoretischen Böden ent¬
spricht.
2. Versuch.
Kolonne B, gerades, glattes Rohr ohne Isolation. Länge200 mm, Durchmesser innen: 8 mm, Durchmesser aussen: 10 mm.Destilliert wurden 2 ccm der Mischung auf dem Wasserbad.
8) Mit einer wirksameren Isolation könnte die Leistung der Kolonnewahrscheinlich verbessert werden.
— 70 —
n^'5 der Mischung im Kolben = 1,4810
nj)1'5 der ersten Fraktion nach 10 Min. = 1,4790
Differenz der nD= 0,0020
Nach Zufügen von weiteren 2 ccm der Mischung und Destil¬
lieren während 10 Minuten blieb der Brechungsindex der ersten
Fraktion konstant. Die Differenz des Gehaltes in Destillat und
Blase betrug ca. 5 o/0, entsprechend zwei theoretischen Böden.
3. Versuch.
Kolonne C, Vigreuxkolonne, Länge 150 mm, Durchmesser
innen: 8 mm, Durchmesser aussen: 10 mm. Destillation von 2ccm
der Mischung.
n^'5 der Mischung im Kolben = 1,4810
tiiä'5 der ersten Fraktion nach 10 Min. = 1,4787
Differenz der nD= 0,0023
Nach Zufügen von weiteren 2 ccm der Ausgangsmischung und
Destillieren während 10 Minuten trat keine Änderung ein. Diffe¬
renz des Gehaltes in Blase und Destillat = 5,8 °/o, entsprechend
2,2 Böden.
4. Versuch.
Kolonne D. Diese Kolonne hatte die Form einer Schlangen¬
linie von 600 mm Länge und 300 mm Höhe, mit 4 Bogen. Durch¬
messer innen: 5 mm, Durchmesser aussen: 7 mm. Destillation
von 2 ccm der Prüfungsmischung.
n£'5 vor der Destillation = 1,4810
n£)1>5 nach 10 Minuten Destillation = 1,4780
Differenz der nD= 0,0030
Nach Zufügen von 2 ccm der Ausgangsmischung und De¬
stillieren während 10 Minuten betrug der Brechungsindex n"'5
der ersten Fraktion 1,4775. Das Resultat entspricht dem der er¬
sten Kolonne.
— 71 —
5. Versuch.
Kolonne E. Verwendet wurde Kolonne B, jedoch beschickt
mit einem Draht aus Nickelin9), der, zu einer Spirale gewunden,in die Kolonne gelegt wurde, damit der Rückfluss verlangsamtwurde und ein guter Austausch zwischen der flüssigen und der
dampfförmigen Phase stattfinden konnte.
no'5 der Ausgangsmischung = 1,4810
nD1,5 der ersten Fraktion nach 10 Min. = 1,4800
Differenz der nD = 0,0010
Nach Zufügen von 2 ccm Ausgangsmischung und Destillieren
während 10 Minuten betrug der Brechungsindex n^1,5 der ersten
Fraktion 1,4790. Die Änderung des Mischungsverhältnisses be¬
trägt aa. 2 o/o und entspricht rund einem theoretischen Boden.
Bemerkungen.
Für die Berechnung der theoretischen Bodenzahl ist es Be¬
dingung, dass die Zusammensetzung des Gemisches in der Blase
bekannt ist. Das kann erreicht werden, indem man den Kolben¬
inhalt im Verhältnis zum Betriebsinhalt der Kolonne gross wählt,sodass letzterer auf die Zusammensetzung des Gemisches im Kol¬
ben praktisch keinen Einfluss hat. Deshalb wurde in den be¬
schriebenen Versuchen nach der Gehaltsbestimmung der ersten
Probe nochmals 2 ccm der Ausgangsmischung zugefügt. Nach¬
dem sich das Gleichgewicht erneut eingestellt hatte, wurde wie¬
derum eine Probe entnommen und der Brechungsindex bestimmt.
Bei den Versuchen mit den Kolonnen A, D und E zeigte sich
nach dem Zufügen von weiteren 2 ccm der Ausgangsmischungeine Verschiebung des Brechungsindex, woraus zu ersehen ist,dass diese Kolonnen einen zu grossen Betriebsinhalt aufwiesen
im Vergleich zum Inhalt der angewandten Destillationsblase. Bei
den Kolonnen A und D ist der grosse Betriebsirfhalt durch die
Länge der Kolonnen bedingt, bei Kolonne E durch die eingesetzteSpirale aus Nickelindraht.
9) Vergl. W.I.Podbielniak, Ind. Eng. Chem. Anal. Ed. 3, 177 (1931);5, 119 (1933).
— 72 —
Vergleichsdestillation in einem Claisen-Vigreuxkolbenmit grossen Mengen
Eine Vergleichsdestillation mit einem Claisen-Vigreuxkolbenvon 200 ccm Inhalt und einer 200 mm hohen Kolonne ergab mit
einer Beschickung von 128 g eines Gemisches von ca, 50 Mol¬
prozenten Benzol mit 50 Molprozenten Tetrachlorkohlenstoff die
folgenden Fraktionen:
Fraktion Ölbad Kp Gewicht n£'51 95-110 75,0-75,2 17,08 1,47802 110—111 75,2-75,8 28,85 1,47923 111—112 75,8—76,0 33,43 1,47984 112—118 76,0—76,0 32,59 1,48125 118—144 76,0—76,3 9,08 1,4846
121,03 = 95% der Einwage
Die kleinen Differenzen der Brechungen der Fraktionen
zeigen, wie schwer dieses Gemisch in seine Komponenten zu
trennen ist.
Es sollen nun die Gehaltsdifferenzen der ersten Fraktion
gegenüber dem Ausgangsgemisch bei den Destillationsversuchen
mit den Mikrokolonnen A und D einerseits und mit dem Claisen-
Vigreuxkolben andererseits unter Benützung der weiter oben mit¬
geteilten Brechungswerte verglichen werden:
Bei den Mikrokolonnen A und D betrug die Differenz der
no1,5 = 0,0030 und ergab auch beim Claisen-Vigreuxkolben nach
den obigen Zahlen denselben Wert. In dem Claisen-Vigreuxkolbenwurde eine 60 mal grössere Substanzmenge verwendet. Das gleich
gute Trennungsvermögen der Mikrokolonnen kann daher als sehr
befriedigend bezeichnet werden.
Bei dem obigen Destillationsversuch mit 128 g Einwage im
Claisen-Vigreuxkolben entsprach das Gesamtdestillat einer Aus¬
beute von 95 o/o. Mit kleineren Einwaagen würden die Ausbeuten
wesentlich ungünstiger ausfallen.
Destillationsversuche mit Mikrokolonnen im Vakuum
Zu diesen Trennungsversuchen wurde ein Gemisch ver¬
wendet, bestehend aus 42 Gewichtsprozenten Dekalin und 58 Ge¬
wichtsprozenten Nitrobenzol, was einem molaren Verhältnis von
— 73 —
39,2:60,8 «/o entspricht. Es wurde im wesentlichen mit den früher
beschriebenen Mikrokolonnen gearbeitet, unter Verwendung des
Vakuums der Wasserstrahlpumpe.In Kolonne B wurde ein Gemisch von 58:42 Gewichts¬
prozenten' Nitrobenzol und Dekalin destilliert.
n" der Ausgangsflüssigkeit = 1,5100
n^ der ersten Fraktion = 1,4845
Differenz der nD = 0,0255
Die Gehalte der einzelnen Fraktionen an Nitrobenzol in Ge¬
wichtsprozenten wurden mit Hilfe der Brechungsindices aus einer
Eichkurve abgelesen, die zu dem Zwecke aus einer Gemischreihe
mit bekannter Zusammensetzung aufgestellt worden war. Nach
dieser Eichkurve beträgt der Gehalt der Fraktion 1 an Nitrobenzol
18 Gewichtsprozente. Die Gehaltsverschiebung gegenüber der
Ausgangsmischung beträgt also 40 <y0.
In Kolonne F, Vigreuxkolonne mit Mantel aus Glasrohr,Länge 200 mm, Durchmesser innen: 6 mm, Durchmesser aussen:
8 mm, wurden 2 ccm des Gemisches destilliert,
nf) der Ausgangsflüssigkeit = 1,5100
nj)' der ersten Fraktion = 1,4810
Differenz der nD = 0,0290
Nach der Eichkurve beträgt der Gehalt an Nitrobenzol der
Fraktion 1 = 12<y0) die Differenz also 46<y0.
Ausführung ganzer Destillationen
Einwage in Kolonne F: 1,18 g eines Gemisches, enthaltend
58 Gewichtsprozente Nitrobenzol und 42 Gewichtsprozente De¬
kalin.
Fraktion Ölbad
1 90—100
2 100—110
3 110-130
4 130—150
5 150-170
6 170-180
Gewicht nDGehalt in Gew.7„
Nitrobenzol
0,20 1,4820 14
0,14 1,4825 14,50,20 1,4828 15
0,25 1,5410 95
0,13 1,5483 98
0,06 1,5500 99
0,98 = 83% der Einwage
— 74 —
Die überdestillierte Substanz wurde in 6 Fraktionen getrennt,
die einzeln gewogen und als Gewichtsprozente der Gesamtcharge
notiert wurden. Fig. 5 zeigt die graphische Darstellung dieser
Trennung. Die Gehalte der einzelnen Fraktionen in Gewichts¬
prozenten wurden wiederum mit Hilfe der erwähnten Eichkurve
bestimmt.
20 40
Fig. 5. Destillationskurve der Mikrokolonne F.
Eine analoge Destillation in einer einfachen, glatten Kolonne
von 200 mm Länge mit einer Einwage von 0,69 g desselben
Prüfungsgemisches ergab bei ähnlich guter Trennung ein Gesamt¬
destillat von 87 o/o der Einwage.
Vergleichsdestillation im Claisenkolben mit einem Vigreux-
aufsatz von 100 mm Länge
Einwage: 2,36 g des Gemisches aus 58 Gewichtsprozenten
Nitrobenzol und 42 Gewichtsprozenten Dekalin. Vergl. Destilla¬
tionskurve in Fig. 6.
ktion Ölbad Gewicht «18,5nD
Gehalt in Gew. °/„Nitrobenzol
1 80- 90 0,32 1,4840 18
2 90-100 0,26 1,4860 22
3 100—110 0,28 1,5120 65
4 110-125 0,39 1,5410 95
5 125-200 0,15 1,5490 98
1,40 = 59,6% der Einwage
— 75 —
Wie man sieht, ist die Trennungsleistung des Claisen-Vig-reuxkolbens bedeutend kleiner als die der oben beschriebenen
Mikrokolonne F. Auch die Ausbeute an Destillat ist bedeutend
kleiner als bei der Mikrokolonne (59,6 <y0 gegenüber 83 o/o), ob¬
wohl die doppelte Einwage verwendet wurde. Die Versuche zeigendeutlich die Überlegenheit der Mikrokolonne zur Fraktionierungkleiner Mengen gegenüber Claisenkolben mit Vigreuxaufsatz.
80.
60.
*o.
20.
6ew% < :Nitro- ! i >
Benzol ,' ! /
Fraktionen 1
«- 1 -*',*- 2->!«J-/-»
t y
i
öew
f
% der Chargei t
20 40 sb 60 100
Fig. 6. Destillationskurve des Claisen-Vigreuxkolbens.
In neuester Zeit versuchte W. Kuhn die Destillationsvorgängevom mathematischen Standpunkt aus zu behandeln unter beson¬
derer Berücksichtigung des Einflusses der Destillationsgeschwin¬digkeit auf das Trennungsvermögen einer Destillationseinrich¬
tung io).
10) Helv. 25, 252 (1942).
Curriculum vitae
Am 14. Mai 1914 wurde ich als Sohn des W. D. Treadwell
und seiner Frau Elsa geb. Baltensberger geboren. Ich besuchte
von 1921—1927 die Primarschule in Zürich und Zollikon. An¬
schliessend trat ich in das Realgymnasium der Kantonsschule Zü¬
rich ein und absolvierte im Herbst 1933 die Maturitätsprüfung.
Von 1933—1938 war ich Studierender an der naturwissenschaft¬
lichen Abteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule in
Zürich und schloss meine Studien im Herbst 1938 mit dem Diplom
ab. Seit 1938 war ich mit der Ausführung vorliegender Arbeit
beschäftigt, die mehrmals durch Aktivdienst unterbrochen wurde.