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Die Berliner Philharmoniker gelten mit ihrer über 100 jährigen Geschichte als eines der besten
Orchester der Welt. Dass klassische Musik und Moderne sich ideal miteinander verbinden lassen,
wird am neuen Corporate Design der Berliner Philharmoniker deutlich. Bereits mit dem Antritt von
Sir Simon Rattle als künstlerischer Leiter 2002 präsentierte sich die Marke »Berliner Philharmoniker«
frischer und moderner. EdenSpiekerman hat sich erneut die Frage gestellt, wie die Philharmoniker
in die Zukunft gehen wollen. Die Antwort auf diese Frage lautet »Vielfalt im Einklang« und ist das
zentrale Element der neuen Markenpositionierung. Wir haben Erik Spiekermann persönlich zum
Corporate Design befragt.
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Wie transportiert man eine »akustische« Marke ins
visuelle Medium?
Indem man versucht, die Emotion, die Musik
transportiert, in die Gestaltung zu bringen. Musik
ist reine Emotion.
Das bis zum Launch verwendete cd, das von Meta-
design entwickelt wurde, wurde erst 2002 eingeführt.
Warum und worin bestand der Bedarf nach einem
neuen Erscheinungsbild?
Das Orchester hat sich erstmals über seine
Positionierung Gedanken gemacht. Dabei haben
wir geholfen. Daraus ergab sich dann erst die
Notwendigkeit, auch das Corporate Design zu
hinterfragen und zu überarbeiten.
Das Logo mit den bekannten Pentagrammen ist seit
1963 als Markenzeichen in Verwendung. Die Bildmarke
wurde nur geringfügig verändert und durch einen
frischen Schriftzug ersetzt. Warum sollte oder darf
ein solches Markenzeichen im Zuge eines moderneren
Re-Designs nicht geändert werden?
Es darf durchaus geändert werden. Wir haben
das aber nicht getan, sondern das Zeichen etwas
weiter weg gestellt. Es ist nur noch eine Absender-
kennung, ein Hoheits zeichen, das keine Bedeutung
für das Erscheinungsbild hat. Vorher wurde das
Pentagramm auch als Untergrund und Gestaltungs-
element eingesetzt, obwohl es mit dem eigentli-
chen Kern der Marke »Berliner Philharmoniker«
nichts zu tun hat.
Das Gebäude (dessen Grundriss als Vorlage für
die Bildmarke dient, Anm. der Redaktion) ist nur in
Berlin wichtig, aber das Publikum für die Philhar-
moniker ist überall in der Welt.
Die fünf Stäbe sind das eigentliche Logo, das Wie-
dererkennung ohne immer gleiche Wiederholung
schaff t. Man wird den Auftritt in jedem Medium
auch ohne das alte Logo erkennen. Die fünf Stäbe
kommen aus dem Zeichenrepertoire der Musik
(Taktzeichen, Notenlinien, etc.) und im Gegensatz
zu einem statischen Bildzeichen haben die Stäbe
eine Funktion: sie gliedern jede Mitteilung. An
ihnen orientiert sich die Schrift. Damit eignen wir
uns jede Fläche an, und auch ein beliebiges Bild
wird zu einem Bild der Philharmoniker, wenn die
goldenen Stäbe es kennzeichnen.
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Zentrales Element der Gestaltung sind die gelben
Stäbe, die wie der Rhythmus der Musik variabel
eingesetzt werden und einen hohen Wiedererken-
nungswert besitzen, was durch Goldgelb als Farbe
unterstützt wird. Gelb war auch im vorhergehenden
cd die Hauptfarbe. Warum Gelb?
Gelb wäre eigentlich Gold, wenn wir uns den
Druck in Sonderfarbe leisten könnten. Welche
Farbe kann die Musik eines der weltbesten
Orchester besser symbolisieren? Der Kontrast zum
allgemein dunklen Konzertsaal ist toll und das
Gebäude glänzt auch golden (diese Anspielung ist
subtiler als den Grundriss im Logo zu zitieren).
Und warum muss man alles ändern, wenn eine
Marke mit der Zeit geht?
Klassische Musik hat für die Youtube und MySpace-
Generation eher etwas mit Vergangenheit zu tun. Das
neue cd setzt aber genau dort an und fragt sich, wie
die Zukunft klassischer Musik und damit der Berliner
Philharmoniker aussehen kann. Das ist mit der
sehr modernen Website, die gerade mit dem Webby-
Award ausgezeichnet wurde, hervorragend gelungen.
Warum sind digitale Medien (wie es in modernen
Musikrichtungen schon lange der Fall ist) auch für
dieses Medium so wichtig?
Weil mit der Digital Concert Hall weltweit jeder
zuhören kann. Der Saal ist immer ausverkauft,
wie sonst kämen neue Leute zum Orchester?
Außerdem erhält man jetzt besseren und leichteren
Zugang zum Gebäude und zum Orchester.
Die Zielgruppe der Berliner Philharmoniker ist wahr-
scheinlich in der Generation 45plus zu fi nden, die
klassische Musik zu schätzen weiß. Wurde darauf in
der Gestaltung Rücksicht genommen, was Schrift-
größen, -arten etc. betriff t? Was ist das Besondere an
der exklusiv für die Philharmoniker entworfenen
Schrift?
Es gibt leider keine exklusive Schrift, aber eine
klassische Antiqua (Minion) anstelle der Akzidenz
Grotesk (die auch von 1898 ist).
Die Antiqua-Schriftfamilie bietet einerseits
stärkere Möglichkeiten der Auszeichnung und
Hierarchisierung (richtige Kursive, Kapitälchen
etc.), andererseits brauchen wir den Kontrast
zwischen modernen Bildern und klassischer
Typografi e. Auf jeden Fall sind alle Drucksachen
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jetzt erheblich lesbarer, weil stärker gegliedert
und kontrastreicher gestaltet. Leider sind unsere
Bildideen noch nicht umgesetzt, weil noch Motive
eingesetzt werden, die schon im vorigen Jahr
angekauft wurden.
Wie waren die Reaktionen der Website-Nutzer auf
das neue Design? Wie wurde das neue cd allgemein
aufgenommen?
Ich weiß nur, dass die Website emsig benutzt
wird und es jetzt viel einfacher ist ein Konzert zu
fi nden, Karten zu kaufen und sich über den Ort
und das Orchester zu informieren. Die Philharmo-
niker haben eine eigene Abteilung für die Umset-
zung von Website und Drucksachen, die eher wie
eine Abteilung im öff entlichen Dienst arbeitet,
also nicht sehr risikofreudig und mitteilsam.
Das bedeutet, dass wir wenig über die Reaktionen
erfahren.
Was ratet Ihr Studenten und jungen Kreativen, die
sich mit ci beschäftigen? Gibt es ein paar Grundregeln,
die man beachten kann oder vielleicht sogar so etwas
wie ein Rezept für eine gute Corporate Identity?
Das sind alles Allgemeinplätze: es muss zum Auf-
traggeber passen, echt sein. Wenn dann aber die
Umsetzung nicht den Zielsetzungen und Erwar-
tungen der eigentlichen Auftraggeber entspricht,
weil die internen Leute nicht so weit springen
wollen, wie das Konzept angedacht war, hilft auch
die tollste Gestaltung nicht. Wir müssen trotzdem
soweit zielen wie möglich und hoff en, dass die
Kultur beim Auftraggeber ankommt.
Wenn der Unterschied zwischen Anspruch
und Wirklichkeit zu groß wird (wie bei vielen
bekannten Marken), dann geht ein anspruchsvoller
Auftritt nach hinten los und verspielt Vertrauen.
Dazu fällt mir immer die Telekom ein, die ein
tolles cd hat, das weit entfernt ist von der Leistung
im Alltag. Eine gute Agentur kann jeder nehmen,
aber die eigene Kultur zu ändern ist schwieriger.
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Interview: Nadine Roßa Gestaltung: Katharina Mönkemöller, nodesign.comQuellen: Brockhaus, Duden, Meyer’s Lexikon
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