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Judith Mader, Rudi CamererBremen , 2. März 2019
Mediation testen?
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The aims and objectives of Council of Europelanguage policy:…To equip all Europeans for the challenges of intensified international mobility and closer co-operation not only in education, culture and science but also in tradeand industry.
(CEFR p. 3)
INTERKULTURELLE KOMPETENZ !Straßburg17.05.2018
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„In einem interkulturellenAnsatz ist es ein zentralesZiel fremdsprachlicherBildung, eine günstigeEntwicklung der
gesamten Persönlichkeit des Lernen-den und seines Identitätsgefühls alsReaktion auf die bereicherndeErfahrung des Andersseins andererSprachen und Kulturen zu fördern.“
GeR S. 14
GeR-Quiz
In welchen Formen gibt es den GeR? Wann begann die Arbeit am GeR? Wann wurde er veröffentlicht? In wieviele Sprachen wurde er übersetzt? Was ist das wichtigste Wort im GeR? Was ist vermutlich das unwichtigste?
Lernen• Wieviele Niveaustufen gibt es?• Welche ist für Muttersprachler?• Welche wurde als erste entwickelt?
Lehren• Wieviele Deskriptoren-Skalen gibt es?• Wieviele betreffen Korrektheit?• Wieviele betreffen Grammatik?
BeurteilenWelche Folge-Publikationen kennen Sie?
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1971 Council of Europe conference on “Unit Credit System”
1995 First draft of the CEFR published by the Council of Europe
2001 The CEFR published by the Council of Europe
1975 Threshold Level published by the Council of Europe
Wie fing es an?
John Trim
• Albanian• Arabic• Armenian• Basque• Bulgarian• Catalan• Chinese• Croatian• Czech• Danish• Dutch• English• Estonian• Esperanto• Finnish• French• Friulian• Galician• Georgian• German
• Greek• Hungarian• Italian• Japanese• Korean• Lithuanian• Macedonian• Moldovan• Norwegian• Portuguese• Polish• Romanian• Russian• Serbian (lekavian version)
• Slovak• Slovenian• Spanish• Swedish• Turkish• Ukrainian
https://www.coe.int/en/web/common-european-framework-reference-languages/history
40 translations(January 2019)
First published in English by the Council of Europe (Cambridge University Press 2001).
It has since been translated into
4
Excerpt from the CEFR Index
C2 Mastery
Proficient User /Kompetente SprachverwendungC1 Effective Proficiency
B2 Vantage
Independent User /Selbständige SprachverwendungB1 Threshold
A2 Waystage
Basic User /Elementare SprachverwendungA1 Breakthrough
KANN-Beschreibungen
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Qualitative Aspekte des mündlichen Sprachgebrauchs:Spektrum, Korrektheit, Flüssigkeit, Interaktion, Kohärenz
Zielorientierte Kooperation
Korrespondenz
Formelle Diskussion und Besprechungen
Sprecherwechsel
Notizen machen
Wortschatzbeherrschung
Planen
Kompensieren
Kontrolle und Reparatur
Gespräche zw. Muttersprachlern verstehen
Soziolinguistische Angemessenheit
Beispiele einzelner Skalen
Viervon 54 Skalen zu
LINGUISTISCHERKORREKTHEIT
SOZIOLINGUISTISCHE ANGEMESSENHEITC2: Kann die soziolinguistischen und soziokulturellen Implikationen der sprachlichen Äußerungen
von Muttersprachlern richtig einschätzen und entsprechend darauf reagieren. …
C1: Kann ein großes Spektrum an idiomatischen und alltagssprachlichen Redewendungen wieder
erkennen und dabei Wechsel im Register richtig einschätzen …
B2: Kann Beziehungen zu Muttersprachlern aufrecht erhalten, ohne sieunfreiwillig zu belustigen oder zu irritieren oder sie zu veranlassen, sichanders zu verhalten als bei Muttersprachlern. …
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http://www.englishprofile.org/
https://www.linguistik.hu-berlin.de/de/institut/professuren/korpuslinguistik/links/korpora_links?set_language=de
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Vienna-OxfordInternational Corpus of English
http://ice-corpora.net/ice/
http://www.univie.ac.at/voice/
http://www.uta.fi/ltl/en/english/research/projects/elfa.html
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Gemeinsamer EuropäischerReferenzrahmen für Sprachen (GeR)Europarat 2001
Was finden Sie nicht gut am GeR?
Was hätten Sie gern geändert?
• Konsistenz der Skalen
• Kein Vor-A1 Niveau
• C1 & C2 Skalen lückenhaft
• Muttersprachler-Konstrukt
Kritikam Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen
für Sprachen (GeR)
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Revision & neue Deskriptoren-Skalen 2014 - 2017
Am Projekt waren beteiligt …
• 1500 Experten
• 300 Institutionen
• Hunderte Validierungs-Workshops
• 60 Pilotprojekte
Entwicklung desMultimethodischenForschungsdesign
CEFR-CV p. 48
140 Workshops990 Teilnehmer 250 Antworten
189 Workshops 1294 Antworten272 Antworten
3503 Antworten
329 Antworten
58 Antworten
20 Mitgliedsstaaten28 Institutionen500+ Individuen
zurzeit 68
HEUTE
Companion Volume• Englisch 2017/18• Französisch 2018• Deutsch 2019
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4 MAKRO-FUNKTIONEN
Sprechen Hörverstehen Schreiben Leseverstehen
Text als soziale Handlung
4 DOMÄNEN
PERSÖNLICH ÖFFENTLICH BERUFLICH BILDUNGSBEREICH
4 MAKRO-FUNKTIONEN
REZEPTION PRODUKTION INTERAKTION MEDIATION
Kontext (sozial, kulturell, ökonomisch, politisch, beruflich, institutionell)
Text als soziale Handlung
4 DOMÄNEN
PERSÖNLICH ÖFFENTLICH BERUFLICH BILDUNGSBEREICH
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Kontextim GeR-Begleitband (2018)
Rezeption Produktion Interaktion MediationKreativer,
interpersonaler
Sprach-
gebrauch
z.B. Lesen als
Freizeitaktivität
z.B. Zusammen-
hängendes
monologisches
Sprechen:
Erfahrungen
beschreiben
z.B. KonversationMediation von
Kommunikation
Transaktionaler
Sprach-
gebrauch
z.B. Lesen, um
Informationen und
Argumentation zu verstehen
z.B. Zusammen-
hängendes
monologisches
Sprechen:
Informationsver-
mittlung
z.B. Transaktionen:
Dienstleistungs-
gespräche;
Informationsaustausch
Mediation von Texten
Evaluativer
Sprach-
gebrauch,
Problemlösung
(Zusammenge-führt mit
Lesen um Informationen
und Argumentation zu
verstehen)
z.B. Zusammen-
hängendes
monologisches
Sprechen:
Argumentieren
z.B. DiskussionMediation von
Konzepten
Tabelle 1 - Makro-funktionale Grundlagen von Kategorien kommunikativer Sprachaktivitäten im GeR
2001TRANSAKTIONEN: DIENSTLEISTUNGSGESPRÄCHE
A2
Kommt mit gängigen Alltagssituationen wie Unterkunft, Reisen, Einkaufen und Essenzurecht.. […]Kann um alltägliche Waren und Dienstleistungen bitten und solche anbieten.[…]Kann in Geschäften, Postämtern, Banken nach etwas fragen und einfache Erledigungenmachen.Kann Informationen über Mengen, Anzahl, Preise usw. geben und verstehen.Kann einfache Einkäufe machen, sagen, was er/sie sucht, und nach dem Preis fragen.Kann eine Mahlzeit bestellen.
Kontextim GeR (2001)
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KONTEXT ist
ENTSCHEIDEND!
Welche Fertigkeiten werden benötigt?
„Na, duBlödmann!?“
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“This land is mine.” “This land is me.”
cf. Farzad Sharifian, “Cultural Conceptualizations in English as an International Language” in: Farzad Sharifian (ed.) (2009). English as an InternationalLanguage. Perspectives and Pedagogical Issues. Multilingual Matters. p. 244f.
Photos: www.aboutpixel.de - firebird; www.istockphoto.com (2x)
Was für mich‘normal’
ist,aber nicht
unbedingt fürandere.
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Man kann nichtNICHT
kommunizieren.
Information & Bedeutung
Identitäten, Rollen, Beziehungen
Axiome menschlicherKommunikation
1969
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Änderungengegenüber 2001
80 Deskriptoren-Skalen
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Beherrschung der
Aussprache
Beherrschung der Aussprache
C2
Beherrscht in hohem Maß das gesamte Spektrum von phonologischen Eigenschaften der Zielsprache – einschließlich derprosodischen Eigenschaften wie Wort- und Satzbetonung, Rhythmus und Intonation –, so dass auch feinere Aspektedessen, was er/sie sagt, klar und präzise werden.Verständlichkeit und die effektive Übermittlung und Verstärkung der Bedeutung werden in keiner Weise durch Merkmaleeines Akzents beeinträchtigt, der unter Umständen aus anderen Sprachen beibehalten wurde.
C1
Beherrscht das gesamte Spektrum phonologischer Merkmale der Zielsprache mit hinreichender Sicherheit, so dass dieVerständlichkeit stets gesichert ist.
Kann praktisch alle Laute der Zielsprache artikulieren; einige Merkmale eines Akzents, die aus anderen Sprachenbeibehalten wurden, sind vielleicht bemerkbar, beeinträchtigen die Verständlichkeit aber nicht.
B2
Kann im Allgemeinen eine angemessene Intonation benutzen, Betonungen korrekt setzen und einzelne Laute klarartikulieren; der Akzent neigt aber dazu, durch andere Sprachen des Sprechers/der Sprecherin beeinflusst zu werden;dies hat aber wenig oder keinen Einfluss auf die Verständlichkeit.
B1Die Aussprache ist im Allgemeinen verständlich; kann Intonation und Betonung sowohl auf der Ebene der gesamtenÄußerung als auch auf der Wortebene einem Standard annähern. Die eigene Aussprache wird allerdings von der anderenbzw. den anderen Sprachen des Sprechers/der Sprecherin beeinflusst.
A2
Die Aussprache ist im Allgemeinen klar genug, um verstanden zu werden; manchmal wird aber der Gesprächspartner umWiederholung bitten müssen.Ein starker Einfluss anderer Sprachen des Sprechers/der Sprecherin auf Betonung, Rhythmus und Intonation kann dieVerständlichkeit beeinträchtigen und Zusammenarbeit mit den Gesprächspartnern/-partnerinnen erfordern. Dennoch istdie Aussprache vertrauter Wörter klar.
A1
Die Aussprache eines sehr begrenzten Repertoires auswendig gelernter Wörter und Redewendungen kann mit einigerMühe von Gesprächspartnern verstanden werden, die den Umgang mit Sprechern aus der Sprachengruppe dieserPersonen gewöhnt sind.
Kann ein begrenztes Spektrum an Lauten sowie an einfachen, vertrauten Wörtern und Redewendungen korrektnachsprechen und betonen.
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Abschied vom Muttersprachler-Standard?
Wie soll das gehen?!
p. 134f.
Kernbereiche
phonologischer Kontrolle (GeR-Bb)
Artikulation einschließlich der Aussprache von Lauten/Phonemen
Prosodieeinschließlich Intonation, Rhythmus und Betonung –sowohl Wort- als auch Satzbetonung – undSprechgeschwindigkeit/chunking
AkzentAkzent in der Aussprache und Abweichung von einer‚Norm‘
VerständlichkeitVerständlichkeit, Bedeutungsoffenheit für Zuhörende,was die Selbstwahrnehmung von Zuhörenden beimVerstehen einschließt.
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Was ist ein Muttersprachler?
?
Yuping Jia (China)talks about politeness conventions in Chinese businessenvironments.
Ming Wong (Singapore)talks about her experience with Westerners when talking toAsians.
M. A.having worked for the UN Headquarters in New York forsome time, he speaks about the ‘Melting Pot’ idea.
• schriftlich und mündlichVERSTÄNDLICHKEIT
• Register und Spracheentsprechend dem KontextANGEMESSENHEIT
• als Strategie derBeziehungsgestaltungHÖFLICHKEIT
Kriterien effektiven Sprachgebrauchs
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Plurilinguale undPlurikulturelle Kompetenz
Aufplurikulturellem
Repertoireaufbauen
PlurilingualesVerstehen
Auf einemplurilingualen
Repertoireaufbauen
„… das Ziel des Sprachunterrichts ist nicht mehr in derBeherrschung einer, zweier oder vielleicht dreier Sprachen[zu] sehen, wobei jede isoliert gelernt und dabei der‚ideale Muttersprachler‘ als höchstes Vorbild betrachtetwird. Vielmehr liegt das Ziel darin, ein sprachlichesRepertoire zu entwickeln, in dem alle sprachlichenFähigkeiten ihren Platz haben.“ (S. 157)
Mediation
Was bedeutet dasWort für Sie?
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Lexik → Semantik?“…in Persian, the word ‘compromise’ apparently lacks the positivemeaning it has in English of ‘a midway solution both sides can livewith,’ but has only a negative meaning as in ‘our integrity was
compromised.’ Similarly, the word ‘mediator’ in Persiansuggests ‘meddler’, someone who is bargingin uninvited.”Roger Fisher, William Ury (2010). Getting to Yes.
Mediation
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https://www.youtube.com/watch?v=aVVQE6-FHOw&t=23s
Brian North: Mediation & Plurilingualism – The CEFR Companion Volume
CEBS Sprachenforum International in Bad Hofgastein 23.-25.10.2018
https://www.lernende-schulen.at/mod/glossary/showentry.php?eid=12&displayformat=dictionary
formativ – summativ – partizipativ
Mediation testen?
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Phasen der Testentwicklung
Testkonstrukt – was genau testen wir?
Kriterien
Textauswahl / Items schreiben
Lösungsschlüssel
Item-Analyse
Pre-Testing
Testformat
Training der Testentwickler
Expertenmeinung / Editieren
Mediation
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Mediation: Übungsaufgabe(Cornelsen)
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Mediating a text (Abituraufgabe 2014)
Bewertung z.B. Bayern
INHALT &
TEXTSTRUKTUR:Aufgabenerfüllung, Struktur, Textsorte,Angemessenheit (z.B. kulturell) usw.
SPRACHE:Sprachrichtigkeit (Grammatik,
Syntax, lexikalisches Repertoireusw.)
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Bewertung z.B. Bayern
Konstrukt ?„Einen Text sprachmitteln“
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Mediation
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Konstrukt ?• „Ein neues Konzept erläutern“• „Textvereinfachung“
Mediation
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Konstrukt ?„Gemeinsame Konstruktion
von Bedeutung“
Gemeinsame Konstruktion von Bedeutungbefasst sich mit der Anregung und Entwicklung von Ideen als Mitglied einer Gruppe.Dies ist besonders wichtig für kooperative Problemlösungen, Brainstorming, der Entwicklung von Ideen undbei Projektarbeit.
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PART 2Read the following text about how many Germans see the Arabs.Then discuss the question with your partner:
• Have you ever met a person from an Arab country?
• If yes, would you agree with the author?
• If no, do you feel the author’s point of view might be right?
• Would you have any explanation as to why Germans mightbe confused by the Arabs?
Rating Criteria Orals
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Mediation
Team management
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Konstrukt ?„Interaktion organisieren“
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Olga Lankina
Mediation
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You speak Chinese really well.
a) Thank you.
b) I have been trying hard to learn, butmy Chinese is still not good.
c) No, no, my Chinese is very poor.
e.g. Reacting to a compliment
Influence of L1/C1 on pragmatics
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e.g. request schemata in writing:
Anglo-American style Common in China, Indonesia, Japan …
SalutationRequestSign off
SalutationFace-work / Securing of Good Will
Reasons for requestRequestSign off
Andy Kirkpatrick (2010). English as a Lingua Franca in ASEAN. p. 118f.
Influence of L1/C1 on pragmatics
More than 1 paradigm needed !
Konstrukt ?„Plurikulturelle Räume schaffen“
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Mediation
Welche kommunikativen Mittelbrauchen wir, um solche Situationen
positiv zu bewältigen?
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B2
Kann Parteien in einer Meinungsverschiedenheit helfen, einander besser
zu verstehen, indem er/sie die jeweiligen Positionen klarer formuliert und
ausrichtet sowie Bedürfnisse und Ziele gewichtet.
Kann eine klare und genaue Zusammenfassung dessen geben, was in
einer Verhandlung vereinbart wurde und was von allen Beteiligten erwartet
wird. Kann Parteien bei einer Meinungsverschiedenheit dazu bringen,
Lösungsmöglichkeiten zu äußern, um ihnen zu helfen einen Konsens zu
erreichen, indem er/sie neutrale und offene Fragen stellt, um Peinlichkeiten
oder Beleidigungen möglichst zu vermeiden.
Konstrukt ?„Kommunikation in heiklen Situation und
bei Meinungsverschiedenheitenerleichtern“
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Erläuterung im GeR-Begleitband zu dieser Skala:
Zu den Schlüsselkonzepten, die in der Skala operationalisiert werden,gehören die folgenden:
• Auf sensible und ausgewogene Weise die verschiedenen Ansichtenherausfinden, die von Diskussionsteilnehmern/-teilnehmerinnengeäußert werden;
• geäußerte Ansichten näher erläutern, um das Verständnis allerBeteiligten für die strittigen Punkte zu erweitern und zu vertiefen;
• Gemeinsamkeiten festhalten;
• mögliche Zugeständnisse der Teilnehmer/innen identifizieren;
• bei einem oder mehreren Beteiligten einen Wechsel der Blickrichtungvermitteln, um einer Einigung oder Lösung näher zu kommen. (S.125)
Was denken Sie?
• Welche Aspekte von „Mediation“ wären fürIhren Sprachunterricht sinnvoll?
• Welche Fragen hätten Sie dazu?
• Ist ein Testkonstrukt „Mediation“ denkbar?
• Welche nächsten Schritte wären nötig?
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elc – European Language Competence
Schumannstr. 27D – 60325 Frankfurt am Main
Bahnhofstrasse 28D – 66111 Saarbrücken
Tel. + 49 (0)69 – 53 05 59 67Fax.+ 49 (0)69 – 53 05 65 [email protected]
DANKE!