Positive Psychotherapie bei Erschöpfungsdepression und Burnout
Dr. med. Thomas Russmann Kontakt: [email protected]
5. Referenzen (Auswahl) • Magyar-Moe J: Therapist’s Guide to Positive
Psychological Interventions. Elsevier 2009
• Fava G: Well-Being Therapy – Treatment Manual
and Clinical Applications. Karger 2016
• Didonna F: Clinical Handbook of Mindfulness.
Springer 2009
• Hochstrasser B et al.: Therapieempfehlungen des
Schweizer Expertennetzwerks für Burnout (SEB)
– Burnout-Behandlung Teil 2: Praktische
Empfehlungen. Swiss Medical Forum 16, 2016
Well-Being Therapie
• Die Patienten führen ein Tagebuch über Erfahrungen von
Wohlbefinden.
• Die Patienten lernen, Überzeugungen zu erkennen, die
Wohlbefinden unterstützen oder behindern.
• Die Patienten lernen, wie sie ihre Fähigkeiten zu den sechs
Domänen des Wohlbefindens nach Carol Ryff verbessern
können:
1. Umweltbewältigung
2. Persönliche Entwicklung
3. Lebenssinn
4. Autonomie
5. Selbstakzeptanz
6. Positive Beziehungen
4. Zusammenfassung 1. Positive Psychotherapie ist bei der Burnout-Behandlung die Therapie erster
Wahl zur Modifizierung des Lebensstils bzw. Neuorientierung hinsichtlich
existenzieller Sinnfindung, Werten, Tugenden und gelingender Lebensführung -
basierend auf der Berücksichtigung menschlichen Grundbedürfnisse und der
Kenntnis individueller Charakterstärken.
2. Positive Psychotherapie sollte bei der Burnout-Behandlung in einem
antidepressiven Gesamtkonzept mit Achtsamkeitsmeditation,
Körperpsychotherapie, Bewegungstherapie, Naturerfahrung und ggf. mit
problemorientierter Psychotherapie und Psychopharmakotherapie kombiniert
werden.
3. Stärkenorientierte Psychotherapie, Well-Being Therapie und Achtsamkeits-
basierte Kognitive Therapie (MBCT) haben eine besondere Bedeutung für die
Rückfallprophylaxe.
4. Das Bindungsbedürfnis spielt eine Schlüsselrolle für die Entstehung von Stress
und Depression; positive Beziehungen sind das wichtigste Grundbedürfnis und
der wichtigste Schutzfaktor gegen gesundheitsgefährdende Folgen der
Stressreaktion.
5. Depression geht einher mit einer Hyperaktivität des ventralen emotionalen
Gehirns einschliesslich Aktivierung der Stressachse und einer Hypoaktivität
dorsaler kognitiver Hirnareale (siehe Abb.). Positive Psychotherapie wirkt in
erster Linie auf diese emotional bedeutsamen, kortikalen Hirnregionen. Die
therapeutische Beziehung bei Positiver Psychotherapie und Körperpsycho-
therapie wirkt direkt stressreduzierend durch Senkung des Stresshormons
Cortisol sowie Anstieg von Serotonin, endogenen Opioiden und Oxytoxin.
1. Hintergrund • Erschöpfungsdepression und Burnout nehmen immer mehr zu
infolge von Digitalisierung der Arbeitswelt, Zeitdruck,
Bewegungsmangel und übermässiger Leistungsorientierung.
• Die Empfehlungen des Schweizer Expertennetzwerks Burnout
2016 fordern für die Betroffenen eine Therapie, die zu
Achtsamkeit und zur Auseinandersetzung mit für die persönliche
Identität wichtigen ethischen Werten anleitet. Es soll ein neuer
Zugang zu nicht-leistungsorientierten Zielen und eine sinnerfüllte
Lebensweise wiedererlangt werden. Jedoch bieten die etablierten
Psychotherapien hierzu keine Konzepte an.
2. Ziele • Stärkenorientierte Psychotherapie nach T. Rashid, Well-Being
Therapie nach G. Fava und Achtsamkeitsbasierte Kognitive
Therapie nach Z. Segal wurden in dieser Arbeit analysiert
hinsichtlich therapeutischem Procedere und neurobiologischer
Wirkung.
3. Positive Psychotherapie
Achtsamkeitsbasierte Kognitive
Therapie (MBCT)
Achtsamkeitsmeditation:
• Antidepressive Wirkung (u.a. Shift der EEG-Aktivität zur
linken Hemisphäre).
• Psychovegetative Stressreduktion (Blutdruck, Variabilität der
Herzfrequenz, Serum-Kortisolspiegel, Antikörper).
Kognitive Therapie:
• Die Patienten lernen, negative Gedanken und Gefühle, die
eine depressive Episode auslösen könnten, frühzeitig
wahrzunehmen.
• Die Patienten lernen, negative Gedanken bewusst als
Gedanken zu benennen, d.h. nicht unbedingt als die
Wahrheit.
• Die Patienten lernen, sich auf den gegenwärtigen Moment zu
konzentrieren sowie eine nicht-urteilende Haltung.
Stärkenorientierte Psychotherapie
Limbisch-kortikales Netzwerkmodell der Depression (Helen Mayberg 1997)
• Die Patienten fokussieren auf eigene
Charakterstärken gemäss der
Klassifikation der 24
Charakterstärken (VIA).
• Die Patienten reflektieren ein
erfülltes Leben mit Freude,
Engagement und Sinn gemäss der
Theorie des authentischen Glücks
nach Martin Seligman.
• Die Patienten fokussieren gezielt auf
ihre grössten Stärken und wie diese
Freude, Engagement und Sinn
ermöglichen sowie auf Vergebung,
Dankbarkeit, Genügsamkeit,
Hoffnung, Beziehungen und
bewusstes Geniessen.