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Schüler und Schülerinnen in eTwinning · 2019-07-15 · 2.2 Profile der Lehrkräfte ... (PDW)]...

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Schüler und Schülerinnen in eTwinning Fallstudien zur Schülerbeteiligung DE
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Schüler und Schülerinnenin eTwinningFallstudien zur Schülerbeteiligung

DE

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Zentrale eTwinning Koordinierungsstelle (CSS)

www.etwinning.net European Schoolnet

(EUN Partnership AISBL)

Rue de Trèves 61 • 1040 Brüssel • Belgien

www.eun.org • [email protected]

Patricia Wastiau, Christina Crawley, Anne Gilleran

Claire Morvan

Gamze Kapilar

Hofi Studio, Tschechische Republik

iStockphoto.com, Dreamstime.com

300

Veröffentlicht im November 2011. DieAnsichten, die in dieser Publikationvertreten werden, sind jene derAutorInnen und repräsentieren nichtnotwendigerweise die Meinung der

Europäischen Kommission oder der zentralen eTwinningKoordinierungsstelle. Dieses Buch wird unter den Bedingungen undKonditionen der Attribution 3.0 Unported Creative Commons Lizenz(http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/) veröffentlicht. DiesePublikation wurde vom Programm für lebenslanges Lernen derEuropäischen Union finanziert.

Herausgeber

Redakteurinnen

Planungskoordination

Sprache Koordination

Original-Design

DTP und Druck

Fotos

Auflage

ISBN

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1FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

Inhaltsverzeichnis

Abschnitt 1 Fallstudienmethodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Abschnitt 2 Analyse der Fallstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2.1 Was genau ist mit „Schülerbeteiligung“ gemeint? . . . . . . . . . . . . . . 5

2.2 Profile der Lehrkräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2.3 Einfluss auf das Verhalten der Klassengemeinschaft . . . . . . . . . . . . . 6

2.4 Einfluss der Schulpartnerschaft auf die Lernenden . . . . . . . . . . . . . . 8

2.5 Einfluss auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Abschnitt 3 Fallstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

3.1 Zypern: Sekundarschule Nikosia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

3.2 Slowakei: Schule B. - Primarschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

3.3 Großbritannien: Isca College of Media Arts . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

3.4 Spanien: Schule in Saragossa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

3.5 Frankreich: Collège Georges d’Amboise (Gaillon, Akademie von Rouen) . . 32

3.6 Dänemark: Stadil-Vedersø Skole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.7 Finnland: Pääskytie Schule (Pääskytien koulu, Porvoo) . . . . . . . . . . . 41

3.8 Tschechische Republik: Gymnasium Boskovice (Boskowitz) . . . . . . . 46

3.9 Griechenland: 1. EPAL YMITTOU Athen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

Abschnitt 4 Abschließende Bemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

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3FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

eTwinning ist eine Aktion des Programms Lebenslanges Lernen der EuropäischenUnion. Diese Aktion ist Bestandteil des im Jahr 2005 ins Leben gerufenen ComeniusProgramms, das Lehrkräfte, Lernende und Schulen einbezieht. Das Ziel voneTwinning ist, unter Einsatz der Werkzeuge der modernen Informations- undKommunikationstechnologien (IKT) die Interaktion und die Online-Zusammenarbeitzwischen den Lehrkräften und den Lernenden zu fördern.

Die Popularität von eTwinning, das den Lehrkräften eine Reihe von Online-Tools an dieHand gibt, die ein einfaches und unbürokratisches Zusammenarbeiten ermöglichen, istim Verlauf seines sechsjährigen Bestehens in einem außergewöhnlichen Maßgewachsen. Heute zählt die eTwinning Community etwa 136 000 Teilnehmende(Zahlenangabe Juni 2011). Seit 2005 wurden über 54 000 Projekte registriert, die mehrals 30 000 Schulen einbeziehen. Wenn man diesen Zahlen eine einfache Proportion von25:1 Lernende je Schule und je Projekt zugrunde legt – wobei im einfachsten Fall nurzwei Schulen beteiligt sind –, so beläuft sich die Zahl der mit den eTwinning Projekten inBerührung kommenden Lernenden schätzungsweise auf etwa 750 000. eTwinningbietet den partizipierenden Lehrkräften eine Fülle von Möglichkeiten, wie zum Beispieldas vernetzte, gemeinsame Arbeiten in einer Online-Community, beruflicheWeiterqualifizierung durch die Teilnahme an Online-Fortbildungen sowie Gelegenheitenzum Kontakt und zur Gruppendiskussion mit Kollegen und Kolleginnen. Seit Beginn anliegt jedoch für die Lehrkräfte der Schwerpunkt von eTwinning auf die gemeinsam mitihren eigenen Schülern und Schülerinnen durchgeführte kollaborative Projektarbeit. Dasgrundliegende Anliegen dieses Berichts ist deshalb die Untersuchung desPartizipationsprozesses der Lernenden innerhalb der eTwinning Projekte darzustellen.

Die von den Nationalen Koordinierungsstellen (NSS) durchgeführte Fallstudienanalysezur Schülerbeteiligung in eTwinning ermöglicht es, eingehend zu beleuchten, in welchemMaße die Implementierung der Partizipation der Lernenden in den Projekten tatsächlichkonkretisiert wird. Es wurden die Faktoren, die sich entweder als förderlich oderhinderlich erweisen, untersucht und in einigen Fällen werden auf Grundlage der von denbefragten Lehrkräften gewonnenen Informationen Empfehlungen für die weitereProjektarbeit ausgesprochen. Die zur Implementierung der von den NSS durchgeführtenFallstudien angewandte Methodik wird im Abschnitt 1 dargestellt; die Auswertung derUntersuchungsergebnisse wird im Abschnitt 2 vorgelegt und im Abschnitt 31 wird eineAuswahl von Fallstudien präsentiert.

Einführung

1 Die vollständige Liste der Fallstudien ist auf dem eTwinning Portal erhältlich: www.etwinning.net

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Der Bericht untersucht dieSchülerbeteiligung in eTwinning undstützt sich dabei auf die anhand vonvierundzwanzig Fallstudien gewonne-nen Informationen. Diese Fallstudienwurden zwischen Mai und November2010 von den Nationalen etwinningKoordinierungsstellen (NSS)2 durchge-führt. Allgemein gesprochen bildenInterviews und Fallstudien methodolo-gische Werkzeuge, die es ermög-lichen, zu einem besseren Verständnisder Verhaltensweisen, Prozesse undPraktiken zu gelangen. Fragebogenhingegen werden eher dazu einge-setzt, um die determinierendenFaktoren dieser Verhaltensweisen undPraktiken zu identifizieren (zumBeispiel die Altersgruppe, zu denendie Lehrer und Lehrerinnen gehören,die unterrichteten Fächer, dieGeschlechtszugehörigkeit, dieFortbildungen, die unternommen wur-den, etc.).

Anhand eines von den NSS an die eTwinning Lehrkräfte und deren Schulen zugesandtenFragebogens wurden allgemeine Informationen zu dem Projekt/den Projekten gesammelt.Entsprechend eines eigens dazu konzipierten Schemas folgten darauf vor Ortnachgreifende Interviews diesen Lehrern und Lehrerinnen.

Zu Beginn des Frühjahrs 2010 wurden von der Zentralen Koordinierungsstelle (CSS)online3 zwei einführende Sessions für die NSS veranstaltet. Diese sollten die NSS mit derauf nationaler Ebene durchzuführenden Arbeit vertraut machen. Dabei wurden dieanzuwendenden Schemata und die zu nutzenden Fragebogen besprochen und weitereFragen beantwortet. Die Ergebnisse der Fallstudien wurden nach Beendigung derdurchzuführenden Arbeitsschritte für eine abschließende Auswertung an die CSS gesandt.

2 Die Nationalen Koordinierungsstellen (NSS) sind für die Unterstützung und Förderung von eTwinning auf nationalerEbene verantwortlich. An der eTwinning Aktion sind 32 Länder beteiligt: Alle 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Kroatien,Island, Norwegen, die Schweiz und die Türkei.

3 Unter Einsatz eines Tools zur Online-Zusammenarbeit

FallstudienmethodikAbschnitt 1

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5FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

2.1 Was genau ist mit „Schülerbeteiligung“ gemeint?Das Konzept der Schülerbeteiligung wird folgendermaßen definiert: die Art und Weise, in dersich die Interaktionen der Lernenden im Verlauf eines eTwinning Projekts auf ihre Beziehungzu ihren Mitschülern und Mitschülerinnen, zu ihren Projektpartnern und zu ihren Lehrkräftenin gezielter Weise auswirken. Folglich ist die Analyse entsprechend dieser drei Relationenausgerichtet; die Fallstudien gehen diesen Interaktionen nach, indem sie auf diewechselseitige Beziehung zwischen Lernenden verschiedener Altersgruppen wie auch auf dieVerschiedenartigkeit des erworbenen Wissens oder des erreichten Kompetenzniveausfokussieren (zum Beispiel IKT-Wissen, mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit, etc.).

Hauptsächlich die in einem eTwinning Projekt zu erledigenden alltäglichen Aufgaben bieteneinen ersten Ansatzpunkt zur Evaluierung der aktiven Partizipation der Lernenden. In einigender Fallstudienprojekte wurden die Lernenden aufgefordert, eine Wahl hinsichtlichverschiedener Aspekte der Projektarbeit zu treffen. (Zum Beispiel: Welcher Stadtteil sollfotografiert werden? Welche Themen sollen mit den Partnerschülern- und -schülerinnendiskutiert werden? Wie sollen die zu erledigenden Aufgaben zeitlich organisiert werden, etc.?)Es ist jedoch selten der Fall, dass die Lernenden beim Entwurf des Projekts vor dessenRealisierung in ihrer Schule sowie bei wichtigen Entscheidungen, die während des eigentlichenProjektverlaufs zu treffen sind, miteinbezogen werden. Die ausschlaggebendenEntscheidungen bleiben meistens den Lehrkräften vorbehalten. Nur eine einzige Fallstudie zueinem bestimmten Projekt, das in einer Primarschule durchgeführt wurde, dokumentiert ineindeutiger Weise, dass die Lernenden dort beim Entwurf des eTwinning Projekts, und denwichtigen Entscheidungen bei dessen Umsetzung, selbst mitbeteiligt waren. Die für diesesProjekt zuständige Lehrkraft betonte ausdrücklich, dass die Schülerbeteiligung die eigentlicheraison d’être, also der wesentliche Grund, für dessen Motivation, sich dieser eTwinning Aktivitätzu widmen, gewesen ist. Somit ist es kein Zufall, dass der Lehrer, der das Projekt koordinierte,zuvor bereits eine Schulung zum Thema „kreativer Klassenunterricht“ absolviert hatte.Entsprechend sah diese Lehrkraft ihre eigene Funktion auch eher als die einesBeraters/Helfers/Lotsen.

Bei der Diskussion über den Einsatz von IKT-Tools innerhalb eines Projekts wurde, was dasFördern der Schülerbeteiligung betrifft, keines von ihnen besonders von den Lehrkräftenfavorisiert - weder die Tools, die im kollaborativen Projektraum (der TwinSpace) des eTwinningPortals zu finden sind, noch andere öffentlich zugängliche externe Tools. Gewöhnlich sindviele der angebotenen IKT-Tools ohnehin Bestandteil eines Projekts (zum Beispiel E-Mail,Chatrooms, Diashows, Bildergalerien, Audio- und Videodateien, Blogs, Online-Konferenzen,Wikis, etc.) und deren Nutzung ist zudem von der Art des zu implementierenden Projektsabhängig. Jedoch begrüßen die Lehrkräfte jegliche von eTwinning getroffenen zusätzlichenMaßnahmen, welche die Schülerbeteiligung unterstützt und verstärkt. Dazu zählt zumBeispiel die im Jahr 2008 geschaffene Schülerecke in TwinSpace. Diese Schülerecke gibt denLernenden die Möglichkeit, direkt miteinander zu kommunizieren sowie Erfahrungen und

Analyse der FallstudienAbschnitt 2

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Informationen auszutauschen, ohne dazu den Lehrer oder die Lehrerin beanspruchen zumüssen. Ein weiterer hier wichtiger Gesichtspunkt ist, dass den Lernenden ebenfallsspezifische administrative Aufgaben zur Verwaltung der für das eTwinning Projekt genutztenIKT-Materialien zugewiesen werden können.

2.2 Profile der LehrkräfteEtwas weniger als 50 % der im Rahmen der vierundzwanzig Fallstudien interviewtenLehrkräfte unterrichten im Primarbereich, die anderen Lehrkräfte im Sekundarbereich. Dievon diesen Lehrern und Lehrerinnen unterrichteten Fächer sind vielfältig: Ungefähr 1/3 derLehrkräfte unterrichten Fremdsprachen (Englisch, doch auch Italienisch, Deutsch undFranzösisch); die Anzahl der Lehrkräfte, die naturwissenschaftliche Fächer (Physik,Chemie, Biologie oder Astronomie) unterrichten, ist etwas geringer; die Zahl der Lehrkräfte,die fächerübergreifende Themen (wie Sozialkompetenz zusammen mit Problemlösung undKreativität) oder eine Kombination von Fächern (wie Biologie zusammen mit IKT undFremdsprachen) lehren, ist noch geringer. Die kleinsten verbleibenden Gruppen vonLehrkräften anbelangt, so unterrichten diese Kunst, europäische Studien und Geschichte.

Alle von ihnen, mit Ausnahme einer Lehrkraft, sind erfahrene eTwinning Lehrer undLehrerinnen – das heißt, dass sie bereits an mehreren eTwinning Projekten mitgearbeitetoder diese geleitet haben (jeweils zwei bis sechszehn Projekte). Sechs dieser Lehrkräftehaben an einem europäischen Workshop zur professionellen Weiterbildung (PDW) , an aufnationaler Ebene veranstalteten eTwinning Seminaren oder an Fortbildungskursen, die nichtdirekt mit eTwinning in Verbindung standen teilgenommen. Sechs Lehrkräfte sindRepräsentanten der eTwinning Aktion (eTwinning Ambassadors ), und vier Lehrkräfte übeneine Funktion innerhalb der Verwaltung ihrer Schule aus (zum BeispielKlassenlehrer/Klassenlehrerin oder dessen Stellvertreter/Stellvertreterin). Abschließend istzu sagen, dass die große Mehrheit dieser Lehrkräfte sehr erfahrenePädagogen/Pädagoginnen sind, die bereits seit vielen Jahren unterrichten.

2.3 Einfluss auf das Verhalten der KlassengemeinschaftVorangegangene Untersuchungen haben gezeigt, dass die aktive Schülerbeteiligung hinsicht-lich ihrer Auswirkung auf das Lernverhalten der Schüler und Schülerinnen von den Lehrkräftenin vielerlei Hinsicht als positiv bewertet wird: So ist zum Beispiel eine größere Motivation, ein stär-ker entwickeltes Verantwortungsgefühl, mehr Solidarität, ein ausgeprägterer Teamgeist und ef-fizienteres Lernen (insbesondere beim Lernen komplexer Zusammenhänge), etc., zuverzeichnen. Es stellt sich deshalb die Frage, welche Faktoren diese Verhaltensänderungen be-

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4 Die europäischen Workshop zur professionellen Weiterbildung [Professional Development Workshops (PDW)] werden von derZentralen und den Nationalen Koordinierungsstellen (CSS und NSS) der eTwinning Aktion ausgerichtet. Diese Workshops sindPräsensveranstaltungen, an denen europaweit mehr als hundert Lehrkräfte teilnehmen. Jeder der Workshops widmet sicheinem besonderen Aspekt von eTwinning und bietet Möglichkeiten zum vernetzten Arbeiten und gemeinschaftsbildendenAktivitäten. Für weitere Informationen siehe: www.etwinning.net/en/pub/professional_development/european_workshops.htm

5 „eTwinning Ambassadors“ sind aktive eTwinning Lehrkräfte, die vom NSS ernannt werden, um als Förderer dereTwinning Aktion auf nationaler Ebene zu agieren.

6 European Schoolnet (2009). eTwinning Monitoring Report 2009: interner Bericht. Brüssel: European Schoolnet(http://files.etwinning.net/docs/eTwinning%20Monitoring_Report_2009.pdf)

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Schüler und Schülerinnen in eTwinning

günstigen. Spielt der Einsatz von IKT dabeieine wichtige Rolle?

Aus pädagogischer Sicht kann gesagt werden,dass die eTwinning Projekte einen ausgepräg-ten projektbasierten Ansatz nutzen, der in er-ster Linie, im Gegensatz zu denherkömmlichen Lehr- und Lernprozessen, eineexplorative Methodik miteinbezieht. In vielenFällen kann von der Annahme ausgegangenwerden, dass hinsichtlich der Schülerbeteili-gung der Einfluss eines eTwinning Projektsmehr in enger Korrelation zu den eigentlicheninhaltlichen Merkmalen der laufenden Projekt-arbeit zu sehen ist, als in Beziehung zu denspezifischen IKT-basierten Aktivitäten des Pro-jekts. Nichtsdestotrotz berichten einige Lehr-kräfte, dass sie die IKT-basierten Aktivitätenausdrücklich als produktiv ansehen, da diesedie Durchführung der Projektarbeit im großenMaße fördern und diversifizieren; durch denEinsatz von IKT könne auch die Projektarbeitwesentlich leichter in einem weit größeren Maß-stab implementiert werden. Der spezifische Einfluss und Nutzen IKT-basierter Aktivitäten ist nochdeutlicher zu erfassen, wenn es um den Einsatz von Simulationen im naturwissenschaftlichenUnterricht geht: Bei der Konzipierung und Umsetzung komplexerer Projektaktivitäten zum Beispielbleibt die Arbeit am Projekt dennoch für die Schüler und Schülerinnen im hohen Maße attraktivund befriedigend. Darüber hinaus bereitet es allen Beteiligten Spaß, Neues hinzuzulernen.

Dem Vernehmen nach zeigen die Lernenden eine stärkere Motivation, wenn sie in aktiver Weiseim Unterrichtsprozess eingebunden sind. Sie arbeiten dann sogar, falls nötig, mit Begeisterungüber die Schulstunden hinaus und sind oft eher bereit, in eigener Arbeit ihr Wissen über den be-handelten Lehrstoff zu vertiefen. IKT-basierte Lehr- und Lernprozesse machen es leichter, die Ler-nergebnisse der Schüler und Schülerinnen über den Unterrichtsrahmen hinaus einer größerenGemeinschaft zu präsentieren. Somit sind IKT-basierte Unterrichtsmethoden ein sehr wirksamesMittel, um die Motivation der Lernenden zu stärken.

Die Lernenden entwickeln den Auskünften zufolge in Bezug auf das Projekt als Ganzes in vielerleiHinsicht ein höheres Verantwortungsgefühl; so geschah es zum Beispiel, dass Lernende ohne dasEingreifen der Lehrkraft die Neuverteilung von Projektaufgaben selbst in die Hand nahmen, um denErfolg des Projekts zu gewährleisten. Sie machen sich die zusätzlichen Kompetenzen neu hinzu-kommender Projektteilnehmer zunutze (manchmal auch, wenn nötig, die Kompetenzen einer an-deren Klasse), falls sie meinen, dass ihnen diese Kompetenzen fehlen, oder sie verteilen die zuerfüllenden Aufgaben neu, falls sie meinen, dass bestimmte Beteiligte für bestimmte Aufgaben bes-ser geeignet sind. Zusammengefasst führen Unterschiede im Alter und in den Präferenzen undKompetenzniveaus der Lernenden dazu, dass diese in der Lage zu sein scheinen, Situationen, wiesie eben beschrieben worden sind, eigenständig zu meistern: Projektaufgaben werden in autono-mer Weise von den Lernenden gemäß ihrer individuellen Kompetenzen verteilt und gleichzeitig wer-den die weniger Erfahrenen von ihren Mitschülern und Mitschülerinnen ermutigt und dabeiunterstützt, Fortschritte zu machen. All dies geschieht den mitgeteilten Beobachtungen zufolgeohne größeres Eingreifen der Lehrkräfte.

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Die Lehrkräfte finden, dass dieLernenden innerhalb derKlasse oder der Lerngruppeeinen ausgeprägten Sinn fürSolidarität an den Tag legen,Spaß an der Teamarbeithaben, miteinander Informatio-nen austauschen, und beob-achten, wie andere Mitschülerund Mitschülerinnen Problemebewältigen und Hindernisseüberwinden, oder einfach wiediese in umsichtiger und effi-zienter Weise bei der Erledi-gung ihrer Projektaufgabenverfahren. Sie helfen sichgegenseitig, indem sie sich be-

mühen, die beste Kombination ihrer jeweiligen individuellen Kompetenzen zu finden undselbst zu ermitteln, wie jede(r) Einzelne am besten zum Gelingen des Projekts beitragenkann. Zum Beispiel ermutigen sie von sich aus andere Schüler und Schülerinnen, die ineinem bestimmten Fach, wie etwa Physik, weniger fortgeschritten sind, sich mehr in an-dere Bereiche des Projekts einzubringen (wie Filmen, fremdsprachliche Kommunikation,etc.). Auch hier erweisen sich IKT-basierte Aktivitäten als besonders förderlich: Deren Ein-satz stellt eine Bereicherung hinsichtlich der Vielfältigkeit der zu erledigenden Projektauf-gaben dar und dies erhöht wiederum die Chance, dass jeder/jede einzelne Lernende,eine ihm/ihr am besten entsprechende Aufgabe finden kann oder sich gemäß seiner/ihrereigenen Präferenzen entscheiden kann.

Es wurde von einigen wenigen Fällen berichtet, in denen die Schülerbeteiligung der einzel-nen von den eTwinning Aktivitäten angesprochenen Lernenden sehr unterschiedlich ausfiel.Die Lehrkräfte führen hierbei diese Unterschiede in der Bereitschaft zur Mitbeteiligung auf ge-schlechtsspezifische Faktoren oder auf durch Gruppenbildungen bedingte Ausgrenzungs-prozesse zurück. Angesichts derlei Beobachtungen kann man von der Annahme ausgehen,dass es in pädagogischen Szenarien keine Universallösung für alle gibt und dass individuellePräferenzen und soziale Prozesse immer eine Rolle spielen werden.

Als die Lehrer und Lehrerinnen zu den möglichen Schwierigkeiten befragt wurden, welchedie aktive Schülerbeteiligung auf Klassenebene behindern können, so führten diese die über-ladenen Stundenpläne der Lernenden an, sowie curriculare Einschränkungen, Prüfungs-druck und technische Probleme (zum Beispiel eingeschränkter Zugang zu IKT-Geräten,nicht funktionierende Technik und/oder ungenügende Wartung). All diese Faktoren würdensich den Aussagen der Lehrkräfte nach negativ auf die Motivation der Lernenden auswir-ken. Einige Lehrkräfte gaben auch zu bedenken, dass sie selbst zusätzliche Zeit benötigen,um solcherlei partizipativen Unterricht vorzubereiten. Jedoch fügten einige Lehrkräfte eben-falls hinzu, dass nachträglich dieser Mehraufwand an Arbeitszeit im Verlauf der Projektarbeitwieder ausgeglichen würde, da die erhöhte Motivation und das stärkere Engagement derLernenden einen reibungslosen Unterrichtsablauf ermöglichten. In einigen Fällen wurde be-richtet, dass die Schüler und Schülerinnen nicht daran interessiert seien, an der Planungund an den organisatorischen Aufgaben mitzuwirken, da sie der Meinung seien, dies wäreallein Sache ihrer Lehrer und Lehrerinnen.

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9FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

2.4 Einfluss der Schulpartnerschaft auf die Lernenden Emotionen, verbunden mit Neugier, wirken als fördernde Kräfte für kognitive Aktivitäten;diese Kräfte werden ihrerseits im hohen Maße durch den Einsatz von multimedialen Online-Kommunikationstechnologien potenziert. Das emotionale Engagement der Lernendensowie die von ihnen zu bewältigende spannende Aufgabenstellung mit „realen“ in einemanderen Land und einer anderen Kultur lebenden, anderssprachigen Partnern in Kontakt zutreten, ist den Lehrkräften zufolge für die Schüler und Schülerinnen höchst motivierend –sowohl im schulischen Primar- wie auch Sekundarbereich.

Die Lehrkräfte betrachten die gemeinsam mit den eTwinning Partnerschülern- und -schülerinnen behandelten Themen den eigenen alltäglichen Interessen der Lernendenwesentlich näher stehend als diejenigen, die in den meisten Schulbüchern oder imregulären Unterricht (z. B. ohne partnerschaftliche Zusammenarbeit) angeboten werden.Dies wirke sich als eine zusätzliche motivierende Kraftquelle für ihre Schüler undSchülerinnen aus.

Die Möglichkeit des Vergleichs mit anderen kommt den Lernenden als ein heuristischesWerkzeug zugute, wenn sie dazu motiviert und angeregt werden, sich in direkter Weise mitihren eTwinning Partnerschülern- und -schülerinnen auszutauschen. Sie erleben dann, dasssie alle, obwohl sie sich in verschiedenen Umgebungen befinden, dennoch ähnlicheInteressen oder auch vergleichbare Probleme haben. Der Vergleich mit den Gewohnheiten,Lebenszusammenhängen, Bezugspunkten, Präferenzen, etc., ihrer eTwinning Partner hilftihnen nicht nur deren anderen Lebensumstände zu entdecken und ihr Wissen und Know-how zu vergrößern, sondern auch, als Konsequenz ihrer Aktivitäten, zu einem besserenVerständnis ihres eigenen Umfeldes zu gelangen. Auch an dieser Stelle muss unterstrichenwerden, welche wichtige Rolle den IKT-basierten pädagogischen Aktivitäten bei derSchaffung von derlei Möglichkeiten des Austauschs und des Vergleichs zukommt.

Was das Lernen von Fremdsprachen anbelangt, so ist der durch die IKT-basiertenpädagogischen Aktivitäten gewonnene Mehrwert garantiert. Das Nutzen von IKT kannden direkten Zugang zu beispielsweise gleichaltrigen Muttersprachlern erleichtern –manchmal in Echtzeit, dank des Einsatzes von Audio- und Videokonferenztechnik. Sokönnen sich die eTwinning Partner austauschen, indem sie sich schreiben, einanderzuhören und miteinander sprechen. Keine andere Vorgehensweise, erlaubt einenAustausch dieser Art mit solch niedrigen Kosten, unter Nutzung eines solch einfachenOrganisationsablaufes und mit solch einem hohen Grad an emotionalem Engagement.Wie es eine Lehrkraft in einem Interview zu bemerken gab: „Dies gibt den LernendenWissen und Erfahrung, welche die Pädagogen in ihrem Unterricht sonst nicht vermittelnkönnten.“ Es bleibt noch zu bemerken, dass, obwohl die Kommunikation in einerSprache geschieht, die nicht die Muttersprache der beteiligten Gruppen ist (und dies istoft der Fall), die eTwinning Aktivitäten Interaktionsmöglichkeiten bieten, welche denLernenden Gelegenheiten zum Austausch und zur Diskussion geben, wie sie keinanderer Unterrichtsrahmen ermöglichen könnte.

Einige Lehrkräfte weisen nachdrücklich darauf hin, dass, unabhängig von derpädagogischen Situation oder der eingesetzten technologischen Mittel, dieVerschiedenheit der Persönlichkeit jedes einzelnen Lernenden Unterschiede in der Weiseund in dem Umfang, wie diese auf ihre eTwinning Partner eingehen, bedingen. DieseUnterschiede können nicht unerheblich sein. In einigen Fällen fanden die Lehrkräfte, dassihre Schüler und Schülerinnen nicht genug Kontakt zu ihren eTwinning Partnern herstellen

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konnten, weil es bedingt durch die zu unterschiedlichen Klassengrößen der jeweiligenPartnergruppen ein zu großes Ungleichgewicht gab.

Die Schwierigkeiten, mit denen die eTwinning Partner bei ihrem Austausch konfrontiert seinkonnten, waren in einigen Fällen, wie es Lehrkräfte zu bedenken gaben, ungenügendeFremdsprachenkenntnisse oder IKT-Kompetenzen der Lernenden. Die Lehrer undLehrerinnen hatten auch zu bemerken, dass ein zu großer Unterschied in der von denPartnergruppen gemeinsam genutzten Austauschsprache sich ebenfalls als einschwerwiegendes Hindernis bei der Umsetzung der eTwinning Aktivitäten erwies. AuchUnterschiede in der IKT-Ausstattung der Partnergruppen konnten sehr hinderlich sein. DieMöglichkeit der interpersonalen Beziehung zwischen den individuellen Partnerschülern-und -schülerinnen wird von vielen Lehrkräften als ein Schlüsselelement für die aktiveSchülerbeteiligung angesehen. Aus diesem Grunde habe den Lehrkräften zufolge eine zugroße Diskrepanz in Bezug auf die Klassengröße der Partnerklassen eine negativeAuswirkung auf die aktive Schülerbeteiligung der Lernenden. Einige Lehrer wiesenebenfalls darauf hin, dass seitens der Schüler und Schülerinnen ein Rückzug derPartnergruppe vom Projekt als sehr negativ empfunden wird.

2.5 Einfluss auf das Lehrer-Schüler-VerhältnisViele Lehrkräfte berichten, dass sich ein entspannteres und fruchtbareres Verhältniszwischen ihnen und den Lernenden einstellt, wenn Letztere die Gelegenheit haben, aktivan der Projektarbeit mitzuwirken. Dann lassen sich beispielsweise die Lehrkräfte von denSchülern und Schülerinnen zeigen, wie eine bestimmte IKT-Ausstattung einzusetzen ist,oder die Lehrkräfte delegieren sogar die Steuerung der IKT an die Lernenden selbst. Dieseseien unter diesen Gegebenheiten weniger zögerlich, nach der Unterstützung der Lehrkraftbei der Lösung inhaltlicher oder organisatorischer Fragen zu bitten. Kooperation entsteht,wenn sowohl die Lehrkräfte wie auch die Lernenden ihre eigene Erfahrung, ihre eigenenFertigkeiten und Kompetenzen für das Gelingen des Projekts einbringen. Wie es eine derbefragten Lehrkräfte formulierte: „Die Lehrkraft wird dann als derjenige/diejenigeangesehen, von dem/der man etwas lernen kann.”

Einige wenige Lehrkräfte gaben an, dass sie bereits vor ihrer Teilnahme am Projekt in Hinsichtauf aktives partizipatorisches Klassenmanagement, kooperatives Lernen zwischenLernpartnern, etc., geschult worden seien. Einige von ihnen traten sogar dafür ein, solche Artvon Schulung innerhalb des eTwinning Rahmens einzurichten, sodass sie ihre Kompetenzenhinsichtlich der Fragestellung, „wie man den Lernenden eine zentrale Rolle“ geben kann,weiter entwickeln können. Es wurde nahegelegt, dass diese Schulungen am besten vor Ortin den Schulen selbst durchgeführt werden sollten. Hinsichtlich der Kommentare der Lehrerund Lehrerinnen ist ebenfalls bemerkenswert, dass viele von ihnen ausdrücklich sagen, dasssie ihr nächstes eTwinning Projekt auf der Basis des von ihnen in einem vorangegangenenProjekt Geleisteten in Angriff nehmen werden – mit der Zielsetzung ihre Leistungen,insbesondere im Hinblick auf die Schülerbeteiligung, noch einen Schritt voranzubringen. DieLehrer und Lehrerinnen intendieren den Lernenden noch mehr Verantwortung beiEntscheidungsfindungen einzuräumen, sie beim anfänglichen Planungsprozess im größerenMaße teilhaben zu lassen und ihnen mehr Spielraum bei der Beteiligung an derorganisatorischen Arbeit einzuräumen, etc. Die Anregung mehr schülerzentrierteSchulungsangebote durchzuführen, erscheint umso gerechtfertigter und kohärenter, als sieauf eine schrittweise und umsichtige Annäherung der Lehrer und Lehrerinnen an dieIntentionen der eTwinning Aktion schließen lässt.

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ÖsterreichIngeborg Bachmann Gymnasium in

Klagenfurt

• ZypernSekundarschule Nikosia

• Tschechische RepublikGymnázium Boskovice (Gymnasium

Boskowitz)

DänemarkStadil-Vedersø Skole

DänemarkSøndervangskolen

FinnlandOhkolan koulu, Mäntsälä

FinnlandPääskytien koulu, Porvoo

FrankreichPrimarschule Ecole Primaire Piton B

(Piton Saint-Leu, Akademie von La

Réunion)

• FrankreichSekundarschule Collè ge Antonin

Perbosc (Lafrançaise, Akademie von

Toulouse)

FrankreichSekundarschule Collè ge Georges

d’ Amboise (Gaillon, Akademie von

Rouen)

Griechenland1st Epal Ymittou, Athen

GriechenlandMusikschule Thessaloniki

UngarnÜllé s

IslandFlataskóli, Garðabær

IrlandMoyle Park College

LuxemburgPrimarschule Ecole Fondamentale

Lorentzweiler

NiederlandeWillem de Zwijger Primarschule in

Leiderdorp

SlowakeiSCHULE B. - Primarschule

• SlowenienJZ Basic SCHULE Marjana Nemca

Radece

SpanienSCHULE in Saragossa

SchwedenUppvidinge gymnasieskola

GroßbritannienSt Mary’ s College Prep School

GroßbritannienOur Lady’ s Convent High, Hackney

GroßbritannienIsca College of Media Arts

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

FallstudienAbschnitt 3

EinführungVon folgenden Schulen wurden vierundzwanzig Fallstudien erhalten:

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Es war nicht möglich, sämtliche Fallstudien in diesem Bericht zu veröffentlichen. Doch kanndie vollständige Liste der Fallstudien online auf folgender Website eingesehen werden:www.etwinning.net. Es gibt einige Varianten in der Darstellung der einzelnen Fallstudien,da einige Lehrkräfte durchaus einverstanden waren, namentlich erwähnt zu werden undihre Beiträge offen zur Diskussion zu stellen, wohin andere hingegen lieber die Anonymitätihrer Angaben gewahrt sehen wollten. Aus diesem Grund wird in einigen Fällen der Nameder Lehrkraft und der Schule nicht genannt.

3.1 ZypernSekundarschule Nikosia„ Schüchterne und zurückhaltende Schü ler und Schü lerinnen werdenaufgeschlossener. Das Projekt verlangt viel von jedem der Lernenden abund somit entwickeln sie ein stärkeres Zusammenhaltsgefühl. Da sieunter dem Druck stehen, regelmäßig Gruppenarbeiten abzugeben, bildensich unter ihnen enge Freundschaften, die sonst im schulischen Rahmennicht entstehen würden. Diese freundschaftlichen Beziehungen habenauch nach dem Abschluss des Projekts weiter Bestand.”

KontextDie im Jahr 1963 gegründete SekundarschuleNikosia ist eine private koedukative Oberschule,die sich in einem verkehrsmäßig gutangebundenen Vorort der zypriotischenHauptstadt befindet. Zu den Schuleinrichtungengehören Klassenräume (manche von ihnen miteingebauten Weißwandtafeln ausgerüstet), eingut ausgestatteter, geräumiger Konferenzraum,Computerräume, eine Schulbibliothek, einMusikraum, ein Kunstraum und drei Labore fürden Unterricht in Biologie, Chemie und Physik.Die Sportanlage der Schule bietet Spielflächenfür Fußball, Futsal, Handball und Volleyball; einInnenbereich ist mit Sportgeräten ausgestattet.

Um in diese Schule aufgenommen zu werden,müssen die Schüler und SchülerinnenEignungsprüfungen ablegen (in Mathematik undGriechisch für griechisch sprechende oderMathematik und Englisch für nicht griechischsprechende Lernende). Die Ergebnisse beidiesen Prüfungen müssen zumindest als„ausreichend“ bewertet worden sein. Die Schulekann in vier Klassen insgesamtsechsundneunzig Schüler und Schülerinnen aufnehmen (vierundzwanzig pro Klasse). DesWeiteren gibt es zwei zusätzliche Grundstufenklassen, die ohne Aufnahmeprüfung zugänglichsind. Da alle Unterrichtsangebote in Englisch sind, ist ein großer Teil der Lernenden aus demAusland oder Zyprioten, von denen viele intendieren, ihre spätere tertiäre Ausbildung außerhalb

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Zyperns beziehungsweise Griechenlands zu absolvieren. Griechisch ist Pflichtsprache für alleSchüler und Schülerinnen, die mindestens einen griechisch sprechenden Elternteil haben.

Die Schule bietet pädagogische Beratungsmöglichkeiten an, um den LernendenOrientierungshilfen bei wichtigen Entscheidungen für ihre Studienwahl und spätere beruflicheLaufbahn geben zu können. Darüber hinaus wird eine Vielzahl von durch Mitglieder desLehrkörpers organisierte Schülerclubs angeboten, die Teilnahme an diesen Clubs ist freiwillig.Dort werden eine Reihe vielfältiger Aktivitäten angeboten, die meistens an den Nachmittagenoder am Wochenende stattfinden: Zum Angebot gehören unter anderem visuelle Kunst, Tanz,Diskussionen, Schauspielkunst, Umweltthemen, internationale Programme für Jugendliche(zum Beispiel The Duke of Edinburgh International Award), Musik und Sport.

Die übergreifende Zielsetzung der Schule ist, den Lernenden eine allgemeinbildende sowieauch fachbezogene Erziehung anbieten zu können, die ihnen ermöglicht, die Schulabschlüssedes Sekundarbereichs „International General Certificate of Secondary Education (IGCSE)“ und„General Certificate of Education (GCE)“ oder ein Zertifikat der „London Chamber of Commerce& Industry (LCCI)“ zu erlangen. Bei Abschluss ihrer Schulausbildung erhalten die Lernendenebenfalls das „Grammar School Leaving Certificate (Apolytirion)“, das sowohl vom öffentlichenwie auch vom privaten Sektor anerkannt ist. Die Absolventen und Absolventinnen der Schulesind deshalb gut für die Aufnahme in einer britischen Universität, in höhere internationaleBildungsstätten sowie in alle öffentlichen und privaten Universitäten Zyperns vorbereitet.

Die Lehrerin

Seit vier Jahren unterrichtet Juliana Saavedra an der Sekundarschule Nikosia, außerdem leitetsie einen Schülerclub, in denen die Schüler und Schülerinnen Spanisch lernen können. Schonseit Beginn ihrer Berufslaufbahn ist Juliana bei eTwinning dabei und sie ist die Initiatorin vondrei eTwinning Projekten. Vor Kurzem hat sie an einem vom portugiesischen NSSveranstalteten europäischen Workshop zur professionellen Weiterbildung (PDW) zum ThemaInterkulturelle Wertschätzung und Integration: Eine Herausforderung für die Schulenteilgenommen. Obwohl ihre Schule bereits zuvor an einem Partnerschaftsprojekt derComenius Aktion beteiligt gewesen ist, sagt sie, dass eTwinning ihre erste eigene Erfahrungmit der kollaborativen Arbeit mit Schulen anderer europäischer Länder gewesen ist.

Das Projekt

Aus der von ihr bisher durchgeführten Projektarbeit zieht sie folgende Bilanz: Ein besonde-res Anliegen war ihr stets die Beziehung und Kommunikation zwischen den Lernenden inden Mittelpunkt zu stellen; jedoch war ihr erstes Projekt aufgrund technischer Einschrän-kungen und persönlicher Vorbehalte nicht so erfolgreich wie ihr zweites Projekt. „Vor drei Jah-ren hatte noch nicht jeder ein E-Mail-Konto. Das Computersystem unserer Schuleunterstützte keine Chaträume, so konnten die Lernenden nur bei sich zu Hause chatten. Ichhatte Bedenken, dass Dinge, die im Chatraum gesagt werden, den Eltern unliebsam seinkönnten, deshalb war ich selbst im Chatraum immer dabei, was für die Schüler und Schü-lerinnen störend war. Nach der ersten Projekterfahrung habe ich dann auf meine Anwe-senheit im Chatraum verzichtet und einige von ihnen tauschten dann auch selbstständigE-Mails aus. Die Kommunikation unter den Lernenden war ihnen somit selbst überlassen.”

Ihr zweites Projekt, dass mit dem Europäischen Qualitätssiegel mit dem Namen „FaszinationLicht“ ausgezeichnet wurde, war ein naturwissenschaftliches Projekt, das auf praktische An-

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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wendungen von im Klassen-unterricht gelernten physikali-schen Theorien beruhte. Diehauptsächliche Zielsetzung desProjekts war, die Schülerbeteili-gung beim Lernprozess zu för-dern und gleichzeitig dieLernenden für andere Länderund Kulturen zu sensibilisieren.Innerhalb dieses Projektrah-mens bauten die Schüler undSchülerinnen Modelle und führ-ten Experimente durch, die inihren naturwissenschaftlichenLehrbüchern dargestellten phy-sikalischen Theorien zumGegenstand nahmen.

Schülerbeteiligung

Was die Schülerbeteiligung anbelangt, so bemerkte die Lehrerin, dass die Beteiligung derSchüler und Schülerinnen zunahm, sobald sie an einem Projekt beteiligt waren. „DieLernenden vertieften ihr Verständnis des behandelten Themen; sie waren imstande, dieBedeutung einer Theorie exakt nachzuvollziehen und gleichzeitig ein praktischesAnschauungsmaterial zu erstellen, das sie dann unter Nutzung einer Fremdsprache Schülerund Schülerinnen eines anderen Landes präsentierten. Diese Prozesse verhalfen ihnen, zubegreifen, dass sie in der Lage sind, mit Lernenden verschiedener Länder zu kooperieren undihr Wissen dazu zu nutzen, etwas zu gestalten, das sie dann über das Internet mit Stolz allenvorzeigen können.”

Mittels E-Mail, Chats und sogar einigen externen Tools kommunizierten die Lernendenmiteinander, um das Projekt betreffende Informationen auszutauschen sowie umzwischenmenschliche Kontakte zu knüpfen. Sie führten Experimente durch, bereitetenPowerPoint Präsentationen vor, erstellten Posters, drehten einen Kurzfilm und stelltensogar ihre Arbeit anlässlich einer Schulausstellung vor. „Als das Projekt losging, waren dieSchüler und Schülerinnen sehr aufgeregt und voller Enthusiasmus; sie stellten mehrFragen, drückten ihre Meinung aus und wollten selbst am Entwurf des Projekts mitarbeiten.Im Verlauf der Projektarbeit gewannen sie mehr und mehr an Selbstvertrauen. Sie fingenan, das Projekt als ‘ihre eigene Arbeit’ zu betrachten. Sie entwickelten einVerantwortungsgefühl hinsichtlich des Projekts.”

Darüber hinaus stellt die Lehrerin fest, dass ihre Entscheidung, Lernende aus verschiedenenKlassen und verschiedener Altersgruppen in das Projekt zu integrieren, für diese von großemNutzen war. Sie konnten nicht nur mit Lernenden anderer Länder kommunizieren, sondernhatten ebenfalls die Möglichkeit, mit ihren Mitschülern und Mitschülerinnen zu kooperierenund Beziehungen zu anderen Klassen in ihrer Schule zu knüpfen. „Schüchterne undzurückhaltende Schüler und Schülerinnen werden aufgeschlossener. Das Projekt verlangt vielvon jedem der Lernenden ab und somit entwickeln sie ein stärkeres Zusammenhaltsgefühl.Da sie unter dem Druck stehen, regelmäßig Gruppenarbeiten abzugeben, bilden sich unterihnen enge Freundschaften, die sonst im schulischen Rahmen nicht entstehen würden. Diesefreundschaftlichen Beziehungen haben auch nach dem Abschluss des Projekts Bestand.”

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Juliana ist der Meinung, dass neben der Beziehung der Lernenden untereinander auch dasLehrer-Schüler-Verhältnis vom Projekt profitiert habe. „Ich habe fast jede Woche mit ihnenExperimente durchgeführt und per E-Mail ihre Fragen zum Projekt beantwortet. DieLernenden haben dadurch das Gefühl, dass ihnen eine besondere Wertschätzung zuteil wirdund sie lernen den Lehrer beziehungsweise die Lehrerin von einem anderen Blickwinkel auskennen. Das Ergebnis ist, dass ihre Aufmerksamkeit im Klassenunterricht und ihr Interesse amKlassengeschehen deutlich zunehmen.”

Fördernde Faktoren

Die Lehrerin vertritt die Ansicht, dass die Kommunikation zwischen Lernenden ausunterschiedlichen Kulturkreisen und das Lernen auf unkonventionelle Art die wichtigstenFaktoren für die aktive Schülerbeteiligung sind. Des Weiteren gibt die Lehrerin zu bemerken,dass die Anerkennung ihrer Leistungen ebenfalls motivierend auf die Schüler und Schülerinnenwirke. Aus diesem Grund hat sie für die Lernenden, die am Projekt teilgenommen haben,Zertifikate ausgestellt und dafür gesorgt, dass ihr Projekt in das Schuljahrbuch eingetragenwurde. „Sie wollten das Gefühl haben, dass was sie für das Projekt geleistet hatten, auchAnerkennung findet. Einige der Lernenden haben sogar ihre Teilnahmezertifikate als Bestandteilihrer Bewerbungsunterlagen für die Aufnahme in eine Universität genutzt.”

Es muss jedoch auch darauf hingewiesen werden, dass die Lernenden auf freiwilliger Basisan dem Projekt mitgearbeitet hatten, da, wie die Lehrerin bemerkt, die Teilnahme ankollektiven Projekten weder bei der Evaluierung der Leistungen der Lernendenberücksichtigt, noch vom Benotungssystem der Schule erfasst werde. Obwohl dieLehrerin alle Schüler und Schülerinnen über das hier besprochene Projekt mittels einer andie Schülermentoren übermittelte Ankündigung informiert hatte, berichtet die Lehrerin,dass die Lernenden, die schließlich am Projekt teilgenommen hatten, „Lernende waren, diebereits hervorragende schulische Leistungen erbracht hatten und sich von sich aus gernan diese Art von Aktivitäten beteiligten”. Somit bereitete es keine Schwierigkeiten, dieseSchüler und Schülerinnen für diese Projektarbeit zu gewinnen.

Was die Eltern betrifft, so erwähnt die Lehrerin, dass die meisten der Idee zu solcherProjektarbeit durchaus positiv gegenüberstanden, jedoch nur ein kleiner Teil von ihnen aktivbei dem Projekt mitgewirkt habe. Sie fügt hinzu, dass in einigen Fällen Eltern sogar angebotenhatten, ihre eigenen Büroräume zur Verfügung zu stellen oder sich einen Arbeitstagfreinahmen, um den Lernenden bei der Durchführung ihrer Experimente zu helfen, odereinfach um bei deren Projektpräsentation anlässlich der Schulausstellung anwesend sein zukönnen. Die Lehrerin sagte ebenfalls, dass der Beitrag der Eltern zu dem Projekt von denSchülern und Schülerinnen sehr begrüßt wurde und dass das Engagement der Eltern, nebstihrer eigenen Arbeitsbemühungen sowie derer der Lernenden, ein sehr hilfreicher undfördernder Faktor bei der Realisierung des Projekts gewesen sei.

Hinderliche Faktoren

Zu den hauptsächlichen Hindernissen, die bei der Implementierung des Projekts zu verzeichnenwaren, berichtet die Lehrerin, dass sie zunächst einige Probleme hatte, eTwinning Partner zufinden. Sie sagte, dass es schwierig gewesen sei, genügend Aufmerksamkeit für ihreMitteilungen im Forum zu bekommen und es sogar noch schwieriger war, Partner zu finden, dieSpanisch als Arbeitssprache nutzen wollten. Obwohl sie eigentlich vorhatte, sich fürmultilaterale Interaktionen einzusetzen, ergaben sich ausschließlich Möglichkeiten zu bilateralen

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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Projekten, da einige ihrer anfänglichen Partner ihre Benutzerkonten nicht regelmäßig nachNachrichten prüften und sich nicht aktiv für das Projekt engagierten.

Was die aktive Schülerbeteiligung betrifft, so berichtete die Lehrerin, dass dem Ablauf derProjektarbeit nichts im Wege stand, außer den teilweise überlasteten Stundenplänen derLernenden: „Wir mussten an den Nachmittagsstunden oder an den Wochenenden für dasProjekt arbeiten. Ich musste Kompromisse eingehen und nachsichtig sein, was nichtvorgesehene Terminänderungen oder Abwesenheiten betraf.” Sie gab zu bedenken, dass,wenn das Schulsystem nicht so sehr prüfungsorientiert wäre und es Aktivitäten dieser Art imvollen Maße als Bestandteil der Erziehung der Schüler und Schülerinnen ansehen würde, esfür die Lehrkräfte und Lernenden einfacher wäre, sich für eTwinning Projekte zu engagieren.„Ich arbeite mit eTwinning, weil es meinen Schülern und Schülerinnen und mir selbst alsLehrkraft Vorteile bringt; das Schulsystem jedoch nimmt die eTwinning Aktion nicht alswichtigen Teil der Erziehung wahr. Solche Art von Aktivitäten wird seitens der Schule kaumunterstützt, da sie nicht als ein obligatorischer Bestandteil der Schulbildung erachtet werden.”

Fazit

Nicht zuletzt äußerte die Lehrerin, dass sie daran interessiert sei, weitere eTwinningProjekte zu initiieren und dass sie bereits die eTwinning Aktion anderen in ihrer Schulearbeitende Lehrkräfte weiterempfohlen hat. Sie meinte jedoch auch, dass mehr Werbung,zusätzliche Fortbildungsmöglichkeiten für die Lehrkräfte und die Eltern bezüglich desEinsatzes und des Nutzens von IKT-Tools sowie eine größere Anerkennung der Leistungender Schüler und Schülerinnen Faktoren seien, die dazu beitragen könnten, ein höheresMaß an Schülerbeteiligung zu erreichen.

3.2 SlowakeiSchule B. - Primarschule „ Zunächst haben wir die Lernenden über das Thema und die Zielsetzungen desProjekts informiert. Bei der Implementierung drehte sich alles hauptsächlichum die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Den Schüler und Schülerinnen wurdedie Möglichkeit gegeben, selbst über die zu behandelnden Themen und die zuverfassenden Textbeiträge zu entscheiden.”

Kontext Diese Grundschule befindet sich etwa 20 km von der Hauptstadt der Slowakei entfernt.Die Zahl der dort unterrichteten Schüler und Schülerinnen entspricht derer Schulenmittlerer Größe: Die Schule hat 347 Lernende und 26 Lehrkräfte. Das dreistöckigeSchulgebäude ist schon ziemlich alt und renovierungsbedürftig.

Die Schüler und Schülerinnen der Schule B. haben die Möglichkeit an Wissenswettbewerbenteilzunehmen, sich miteinander in sportlichen Wettkämpfen zu messen und kulturellenVeranstaltungen beizuwohnen. Die Schule selbst nimmt an zahlreichen Projekten sowohl aufnationaler wie auch auf internationaler Ebene teil.

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Die Lehrerin

Die Lehrerin unterrichtet seit drei Jahren Slowakisch und Deutsch. Obwohl sie erst seitkurzer Zeit Lehrerin ist, ist sie bereits sehr aktiv in der eTwinning Arbeit engagiert; sie hatzwei Projekte geleitet, die beide zu den Gewinnern der nationalen eTwinning Awardsgehören. Das Interview und deren Vorbereitung wurden online geführt, da die Mitarbeiterund Mitarbeiterinnen des NSS ihre Projekte und deren Arbeit bereits kannten. Außerdemwar man sich bereits bei zahlreichen Veranstaltungen begegnet, in denen sie ihre Arbeitvorgestellt hatte. Das Interview wurde deshalb per Chat, E-Mail und Telefon geführt.

Das Projekt

Achtundzwanzig Lernende im Alter von 10 bis 15 Jahre arbeiteten am Projekt zusammenund weitere zehn Lernende machten in einem geringeren Umfang mit. Das Projekt setztesich für fremdsprachige Kommunikation und die verstärkte Entwicklung von vielfältigen IKT-Fertigkeiten ein. Es fokussierte auf das Kennenlernen der Traditionen, Gebräuche und derLebensgewohnheiten der in Partnerländern lebenden Menschen. Ein weiterer wichtigerAspekt war die Entwicklung von Kreativität und Fantasie; dabei schufen die Schüler undSchülerinnen kollaborative Textbeiträge, die mit selbst entworfenen Illustrationenangereichert wurden.

Hinsichtlich ihrer ersten eTwinning Schritte, erklärte die Lehrerin: „Zu Anfang ging es mehrums Experimentieren; ich wollte etwas Neues ausprobieren, das Veränderungen des oftstrengen, sich gewöhnlich auf das Leseverständnis oder das Auswendiglernen vonGrammatikregeln konzentrierenden Unterricht bewirken würde.”

Sie unterstrich die Tatsache, dass sie, als sie ihr erstes Projekt im Jahr 2005 gestartethatte, gewisse Zweifel an ihren technischen Fähigkeiten hegte. Glücklicherweise konnte sieeine Partnerschaft mit einer tschechischen Lehrkraft in Hustopeče, eine Stadt in derTschechischen Republik, eingehen. Beide bildeten ein gut koordiniertes und kreativesTeam. „Rückblickend entsinne ich mich, dass ich den Umgang mit TwinSpace sehrschwierig fand und dass ich alle seine Möglichkeiten erst nach der Teilnahme an einemFortbildungskurs entdeckte. Doch haben nicht alle Lehrkräfte die Gelegenheit, an einemsolchen Kurs teilzunehmen und nicht alle verfügen über genügend IKT-Kenntnisse. DieLernenden stellten viele IKT-Fertigkeiten unter Beweis und freuten sich, diese für dasProjekt anwenden zu können. Sie haben sich sogar weitere Kompetenzen angeeignet, wiedas Editieren von Texten, Fotos und Videos.”

Da sich fünf verschiedene Länder an dem Projekt beteiligten, hat jedes Team eineneigenen einführenden Text erstellt. Jedes Land steuerte fünf bis zehn Sätze dazu bei. Diefolgenden vier Sätze waren alle besonders schwierig zu schreiben, da sie sich einerseitslogisch an den vorangegangenen Text anzuschließen hatten und andererseits in derWeise enden mussten, dass ihre Partner daran anknüpfen konnten, um den Textweiterzuschreiben. Die Lernenden wählten selbst das zu behandelnde Thema der Texteaus und jeder einzelne Textbeitrag stellte Fakten zu den teilnehmenden Ländern dar.Sobald die Inhalte der Textbeiträge festgelegt waren, hat jedes Team ihren eigenenTextbeitrag erstellt. Diese Textbeiträge dienten anschließend als Vorlage für diePartnerländer und so führte der Schreibprozess dazu, dass die Schüler undSchülerinnen lernten, wie man Informationen verarbeitet, einen Text verfasst undgleichzeitig etwas über fremde Kulturen und Menschen lernen kann. Die gemeinsame

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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Arbeitssprache der Lernenden war Deutsch, sodass das Projekt einen positiven Einflussauf die weitere Entwicklung ihrer deutschen Sprachfertigkeiten haben könnte.

Schülerbeteiligung

Der nächste Punkt betrifft die Zusammenarbeit der Beteiligten auf zwei verschiedenenEbenen: die Beziehung der Lernenden untereinander (sowohl im Klassenunterricht wieauch mit den eTwinning Partnern) und die Beziehung zwischen Lernenden und Lehrkräften.Die Lehrerin gab ihren Enthusiasmus zum Ausdruck, was die gemeinsam geleistete Arbeitanbelangt und beschrieb in eingehenderer Weise, wie sie gemeinsam mit ihrem

Projektpartner erreichte, ein gutkoordiniertes und kreativesTeam zu bilden. „Die Interaktionzwischen den Partnern fand imTwinSpace statt, den wir eigensfür das Projekt eingerichtethatten und zu dem alle fünfPartnerländer Zugang hatten.Dank des TwinSpace wurden wirzu gleichberechtigten Partnern,die Schranken zwischenLehrkräften und Lernendenwurden hinweggefegt und dieLehrkräfte wurden zueigentlichen „Beratern“ ihrerSchüler und Schülerinnen. Auchim regulären Klassenunterrichtließen Spannungen zwischenden Lernenden und den

Lehrkräften nach.” Die Frage „Ob ich das wohl jemals in meinem Leben anwendenwerde?“, die man ja eigentlich erwarten würde, wurde niemals gestellt. Alle Teilnehmendewaren Mitschaffende und brachten sich in den Arbeitsprozess mit ihren eigenen Ideen undVorgehensweisen ein. Das Projekt wurde zum Mittel, das Verständnis der Lernenden vonim Klassenunterricht behandelten Inhalten zu erleichtern.

Die anfänglichen Reaktionen der Schüler und Schülerinnen waren unterschiedlich. EineGruppe von Lernenden hatte bereits in den vorangegangenen Jahren Erfahrungen mitProjekten gesammelt und freute sich mit einer neuen Projektarbeit fortzufahren. Für eineweitere Gruppe war der Start des Projekts etwas schwieriger, doch nachdem die erstenHürden überwunden wurden, ging es dann viel besser. Die Lernenden konnten ihreErgebnisse miteinander vergleichen, da sämtliche Teams ihre Arbeiten auf TwinSpaceheraufgeladen hatten. So konnten sie Visitenkarten und Fotos ihrer ausländischeneTwinning Partner bewundern und sich allmählich näher kennenlernen. Die Schüler undSchülerinnen, die sich bereits zuvor kannten, freuten sich sehr, sich wiederzutreffen. „Alsich das Thema des Projekts ankündigte und den Schülern und Schülerinnen von denPartnerteams erzählte, war ihr Feedback sehr positiv. Das Projekt stachelte ihre Neugieran und sie stellten Fragen zu ihren eTwinning Partnern. Weitere ergänzende Aktivitätenwurden im Verlauf des Projekts entwickelt, die unsere gemeinsame Arbeit nochabwechslungsreicher machten.”

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Die Lernenden beteiligten sich aktiv am gesamten Projektverlauf. „Zunächst informierten wirdie Schüler und Schülerinnen über das Thema und die Zielsetzungen des Projekts. Bei derImplementierung drehte sich alles hauptsächlich um die Zusammenarbeit aller Beteiligten.Den Lernenden wurde die Möglichkeit gegeben, selbst über die Themen und das Gestaltender Textbeiträge zu entscheiden. Sie nutzten ihr Wissen und ihre Erfahrung, umProjektaktivitäten zu entwickeln. Sie konnten ihre eigenen Blogeinträge machen und imRahmen unserer Zusammenarbeit verschiedene Vorgehensweisen vorschlagen.”

Aufgrund ihrer während der Anfangsphasen ihrer vorangegangenen Projekte gewonnenenErfahrung schlug die Lehrerin eine gemeinschaftliche Startaktivität vor, die das ganze Teamzusammenschweißen sollte. „Bei der ersten Projektaktivität ging es um das Entwerfen einesLogos. Kinder aus allen beteiligten Ländern sandten ihre Beiträge ein, von denen einer dannals das Projekt-Logo ausgewählt wurde. Dies war die erste Aktivität, um in das Projekteinzutauchen. Schon im Verlauf dieser ersten Projektstufe hatten Lernende einige Ergebnisseihrer Arbeit vorgestellt und konnten damit bereits Lorbeeren für ihre ersten Projektresultateernten. Sie waren mit großem Ernst bei der Sache.”

Die Lehrerin erklärte, dass sie besonders überrascht war, zu sehen, wie Schüler undSchülerinnen verschiedenen Alters lernten, miteinander in kreativer und offener Weise zukommunizieren und zusammenzuarbeiten. „Ein weiteres Problem hinsichtlich derSchülerbeteiligung, mit dem ich mich am Anfang auseinandersetzen wollte, war derAltersunterschied der am Projekt beteiligten Lernenden (10- bis 15-Jährige). Jedoch fanden dieSchüler und Schülerinnen, welche die Projektarbeit als ein eingeschworenes Team angingen,selbst eine Lösung. Sie teilten die zu erledigenden Projektarbeiten in einfachere undschwierigere Aufgaben auf und setzen sich über die Barrieren, die oft die herkömmlicheOrganisationsstruktur einer Schule kennzeichnen, hinweg. Sie arbeiteten als gleichberechtigtePartner zusammen. Falls jemand Hilfe benötigte, so gab es immer andere, die halfen. Auch dieanderen eTwinning Partner begegneten diesem Problem; dort war der Altersunterschied derLernenden sogar noch größer. Doch auch sie konnten dank ihrer kollaborativen Arbeitsweisediese Hürde meistern.“ Die Beziehungen, die sich dank gemeinsamer Erfahrungen undkollaborativer Projektarbeit entwickelten, sorgten für eine positive Arbeitsatmosphäre, welchesich auf die ganze Schule übertrug. Schüler und Schülerinnen unterschiedlicher Lernstufenkommunizierten miteinander und halfen sich gegenseitig. Ihre Einstellung zueinander verändertesich und dies schuf ein wesentlich offeneres und freundlicheres Umfeld.

Da sich am Projekt fünf verschiedene Länder beteiligten, mussten die Partner sich zunächstauf die Angleichung ihrer Zeitpläne und die Koordinierung ihres Projektmanagementskonzentrieren. Dies bedeutete einen größeren Arbeitsaufwand, als eine Zusammenarbeit mitnur zwei Partnern. Die Lehrerin beschreibt diese Projektstufe als eine Gelegenheit, eingrößeres Maß an kollaborativen Aktivitäten zu entfalten, welche die Projektarbeit fördertenund die Beziehungen der Lernenden untereinander verbesserten. „Da fünf Länder am Projektbeteiligt waren, musste den Schülern und Schülerinnen vier Wochen Zeit eingeräumt werden,um sich miteinander vertraut zu machen, um mehr über die Partnerländer zu erfahren undnachzuvollziehen, wie die Partner ihre reguläre Unterrichtszeit verbringen. Wir unterstütztendas Projekt mit kurzfristigen Aktivitäten und Mini-Projekten. Die Lernenden arbeiteten bei derErledigung ihrer Aufgaben in Teams, entwickelten ihre eigenen deutschen Klassenpläne undbereiteten ihr eigenes Lernmaterial vor. Sie mussten sowohl lernen, selbstständig wie auchgemeinschaftlich zu arbeiten. Sie mussten sich ihre Arbeit selbst einteilen, eine angemesseneZeit für die Erledigung ihrer Aufgaben vorsehen und sich gegenseitig helfen. Sie halfen unsLehrkräften dabei, das Projekt in besserer Weise in das Curriculum zu integrieren. DieZielsetzung der kurzfristigen Aktivitäten war, das Projekt interessanter zu gestalten, da Textezu übersetzen und selbst zu verfassen, zu ihren regulären Unterrichtsaktivitäten gehört.”

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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Fördernde Faktoren

In dem Interview machte die LehrerinAussagen zu den Gründen für die aktiveBeteiligung der Schüler und Schülerinnen,welche die zentrale Zielsetzung des Projektswar. „Meiner Meinung nach verfolgt jeder, derein vergleichbares Projekt startet, dasselbeZiel: nämlich seine Lernende in aktiver Weise inden Erziehungsprozess einzubinden. Texte,die von den Schülern und Schülerinnen selbstverfasst werden, sind interessanter als dieunpersönlichen Texte in einem Schulbuch.Das Lösen von Problemen, denen sie bei derErledigung von Aufgaben begegnen, hilft denLernenden gleichzeitig, sich reguläreLerninhalte anzueignen. Unser Anliegen war,dass die Schüler und Schülerinnen selbstnachvollziehen, welche Bedeutung guteFremdsprachenkenntnissen heutzutagehaben. Dank der Kooperation mit mehrerenPartnern aus verschiedenen europäischen

Ländern begriffen die Lernenden spontan, die Wichtigkeit von Fremdsprachenkenntnissen unddies motivierte sie beim Lernen. Diese Art des Lernens stellt eine Form von Prestige dar, da dieAneignung von Wissen anhand projektbasierter Aktivitäten bedeutet, dass man nicht einfachnur ein Bücherwurm ist und dass man in ist.”

Das Projekt setzt in klarer Weise die Rollen der Lernenden und der Lehrkräfte fest: DieLehrkräfte unterbreiten Ideen und Anregungen, während die Lernenden die Aktivitätenentwerfen und gestalten. Die Lehrerin beschrieb ihre Stellung als die eines „Helfers und Lotsen“.Sie nutzten Brainstorming, Diskussionen und kamen dann gemeinsam zu einer angemessenenLösung. Die Schüler und Schülerinnen begriffen, dass das Internet nicht nur ein Raum zumChatten und Spielen ist, sondern dass es auch ihre Arbeit bedeutend erleichtert.

Wie auch bei anderen Arten schulischer Arbeit waren einige Lernenden nicht an denProjektaktivitäten interessiert und hörten auf, daran teilzunehmen. Dabei handelte sich es umLernende, die erwartet hatten, dass das Projekt nur etwas war, bei dem sie ihre freie Zeit mitComputerspielen verbringen konnten. Andere jedoch nahmen regelmäßig am Projekt teil. Ausdiesem Grund wurden andere Formen des gemeinschaftlichen Arbeitens diskutiert.„Freundschaft zwischen älteren und jüngeren Lernenden, sowie Freundschaften über dieLändergrenzen hinaus, bildeten einen ausreichenden Faktor zur Motivation der Schüler undSchülerinnen. Dasselbe kann über die Mini-Projekte gesagt werden, die den Lernenden Spaßmachten. Eine Fotogeschichte, welche die Lernenden verfassten oder von ihnen erstellteKarnevalsmasken waren Belohnung genug für die von ihnen geleistete Textarbeit und sieerwarteten ungeduldig die Fortsetzung der von ihren Partnern ausgedachten Textbeiträge. DieKreativität der Schüler und Schülerinnen war die am meisten motivierende Kraft, die ihreBeteiligungsbereitschaft bis zum Ende des Projekts aufrecht erhielt.”

Einige ihnen noch unbekannte Aspekte des Umgangs mit Technologien bereiteten denSchülern und Schülerinnen Probleme. Beispielsweise waren sie zögerlich, als es darum ging,Witze vor einer laufenden Kamera zu erzählen; doch letztendlich motivierte das Ergebnissolcher Aktivitäten die Lernenden, sich weiter aktiv am Projekt zu beteiligen. Der Lehrerinzufolge ist Interaktion ein entscheidender Faktor für die Projektentwicklung. Dies gilt sowohl für

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die Interaktion zwischen eTwinning Partnern wie auch für die Interaktion zwischen denTeammitgliedern einschließlich der Lehrkraft.

Im weiteren Teil des Interviews wurden der Evaluierungsablauf und die Einstellung derSchulleitung zu diesen Aktivitäten diskutiert. Die Lehrerin hatte zum Abschluss des Projekts keinspezielles Evaluierungsformular eingesetzt, das die Lernenden ausfüllen sollten; vielmehr traf sieeine Abmachung mit ihren Schülern und Schülerinnen, die besagte, dass sie nach der Erfüllungihrer Aufgaben freie Zeit bekommen würden, in der sie sich ihren Hobbys widmen könnten. DieSchüler und Schülerinnen tauschten E-Mails aus, chatteten, malten Bilder und einige von ihnenbenutzten sogar das Internet, um sich auf den Klassenunterricht des nächsten Tagesvorzubereiten. Die Lehrerin hatte sich ebenfalls mit einigen Süßigkeiten und kleinen Geschenkeneingedeckt, die sie an ihre Schüler und Schülerinnen als Belohnung für die von ihnen erfülltenAufgaben verteilte. Diejenigen, die Schwierigkeiten hatten, ihren Teil der Aufgaben zu Ende zuführen, erhielten Hilfestellungen und Ratschläge von ihr. Sie veranstalteten eine riesige Pizza-Party, um den Abschluss des Projekts zu feiern – eine Belohnung, die sich die Lernenden selbstgewünscht hatten und wirklich genossen.

Falls es sich als nötig erwies, so war die Schulleitung stets damit einverstanden, die Lehrerinund ihre am Projekt beteiligten Schüler und Schülerinnen von den alltäglichen regulärenSchulaktivitäten freizustellen. Dies wurde von der Lehrkraft und den Lernenden sehr begrüßtund als hilfreich für das Organisieren von Austauschaufenthalten und Auslandsreisenangesehen. Natürlich wurden die Arbeitsmethoden – sowohl die Teamarbeit wie auch dieindividuelle Arbeit – mit der Schulleitung besprochen. Einige Jahrzehnte lang hat dasslowakische Schulsystem innovativen Ansätzen, gemeinschaftlichem und kreativem Arbeitenkeine Unterstützung zukommen lassen. Doch inzwischen hat sich die Situation geändert undTeamarbeit sowie Teamkommunikation werden nun öfters als zuvor genutzt.

Die Lehrerin bestätigte, dass dank dieser Ansätze die Schüler und Schülerinnen lerntenzusammenzuarbeiten, Anregungen von ihren Projektpartnern anzunehmen, deren Meinungenzu respektieren und anzuerkennen, dass sie gleichwertige Partner sind. Lernende dieser Schuleentwarfen anschließend Projekte kleineren Umfangs zu im Schulcurriculum enthaltenenThemen. Die Schule selbst begann für jede Lernstufe, „Projektwochen“ zu veranstalten. NachAnsicht der Lehrerin werden kollektive Formen des Lernens nicht genügend imErziehungsprozess genutzt; sie werden in der Schule nur für kleinere Projekte eingesetzt. Dochwerden gegenwärtig Lehrkräfte in diesem Gebiet ausgebildet und die Lehrerin nahm an einemFortbildungskurs in einem Kompetenzzentrum zur pädagogischen Methodologie zum Thema„kreativer Klassenunterricht“ teil. Sie beteiligte sich auch an einer eTwinning Schulung zu Fragender Projektentwicklung.

Ein weiterer interessanter Aspekt des Projekts war, dass es in einem gewissen Umfang auchEltern miteinbezog. Diese halfen mit der Bereitstellung von Kostümen und der nötigenTechnologie (zum Beispiel stellten einige Eltern ihre Kameras bereit) und halfen den KindernFotos zu machen. Die Eltern bewerteten insgesamt die Arbeitsatmosphäre als positiv undhatten Verständnis für das gelegentlich späte Nachhausekommen ihrer Kinder, dass durch dieArbeit am Projekt verursacht wurde.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts war, die Präsentation der Projektergebnisse für eingrößeres Publikum. „Wie benutzten Informationstafeln, um unsere Kollegen und Kolleginnenund die anderen Lernenden der Schule über das Projekt auf dem Laufenden zu halten, undbedienten uns der lokalen Presse, um die Leute in unserer Stadt zu informieren. Um dieProjektarbeit auch außerhalb der Stadtgrenzen bekannt zu machen, schufen wir einen Infoblog,

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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in dem wir Ergebnisse, Erfolgsnachrichten, Artikel, etc. posteten. Auch unser kollaborativerTwinSpace ist allen zugänglich; dort kann man sämtliche Projektresultate, Dokumente,Präsentationen, Audio- und Videoaufnahmen, etc., sehen. Wir haben ebenfalls das Projektsowohl auf nationaler wie auch auf internationale Konferenzen vorgestellt, sowie inFortbildungskursen zur eTwinning Methodologie. Zum Abschluss des einjährigen Projektshaben wir unsere Arbeit anlässlich der Jahresabschlussfeier unserer Schule vorgestellt.”

Hinderliche Faktoren

Im Hinblick auf abzuwägende Risikofaktoren und die weitere Implementierung von Ideenzu internationalen Schulpartnerschaften räumte die Lehrerin ein, dass es einigegeringfügige Schwierigkeiten gab, die auf mangelnde IKT-Kenntnisse zurückzuführenwaren. Doch konnten die Probleme, dank der guten Kooperation zwischen denLehrkräften und den eifrigen Bemühungen der Lernenden nach und nach überwundenwerden. Da die Schulleitung das Projekt unterstützte und die Lehrkräfte bereitsErfahrungen bei der Implementierung von Projekten hatten, konnte die Projektarbeit jedochohne größere Schwierigkeiten zu Ende gebracht werden.

Die wesentliche Komponente, die für das Gelingen des Projekts beitrug, war die entspannteArbeitsatmosphäre, die aufgrund der innovativen Lehrer-Schüler-Beziehung entstand. DieLehrerin griff weniger direkt in das Lerngeschehen ein, berücksichtigte die Meinung derLernenden und bemühte sich zu helfen, wenn immer dies sich als notwendig erwies. Die bereitserwähnten freundschaftlichen Beziehungen der Lernenden untereinander stellten einendeterminierenden Faktor für die aktive Beteiligung der Schüler und Schülerinnen dar und ineinigen Fällen kam es zwischen den Lernenden zu einem anspornenden Wettstreit, stets mitder Intention ein ‘besseres’ Ergebnis zu erreichen. Die Mini-Projekte spielten ebenfalls einewichtige Rolle für die aktive Schülerbeteiligung, da im Verlauf derer Implementierung die Schülerund Schülerinnen sowohl ihre Arbeit wie auch sich selbst vorstellten. Das Projekt machteinsgesamt den regulären Klassenunterricht viel interessanter und die Lehrerin war sehr motiviert,neue Ansätze und neue erzieherische Techniken zu erproben. „Es ist ein gutes Mittel, denDeutschunterricht wesentlich ansprechender zu gestalten. Die Schüler und Schülerinnen findendie Kommunikation über das Internet sehr attraktiv, ganz zu Schweigen von denKommunikationsmöglichkeiten mit Kindern in anderen Ländern. Darüber hinaus istKommunikation der wichtigste Aspekt beim Lehren von Fremdsprachen.”

Dank des Einsatzes von IKT kommunizieren die Lernenden nun auch in ihrer Freizeitmiteinander. Die Schüler und Schülerinnen wollten Fremdsprachen benutzen, um mit ihrenFreunden und Freundinnen im Ausland zu kommunizieren. Dies bot den Lernendenebenfalls die Möglichkeit, ihre eigenen sprachlichen Fähigkeiten und ihre eigenen IKT-Kompetenzen zu beurteilen. Sie lernten, wie man mit Word interessante Webseitenentwirft, PowerPoint Präsentationen erstellt, Audio- und Videoaufnahmen bearbeitet,MovieMaker benutzt und mit einem Tabellen-Editor umgeht. Und was am Wichtigsten ist,die Schüler und Schülerinnen lernten zu kommunizieren, zum Beispiel lernten sie, wie manin sinnvoller Weise mit seinen eTwinning Partnern Gespräche führt.

Fazit

Die gemeinschaftlich arbeitenden Teams äußerten sich optimistisch, was ihre Pläne für ihrezukünftige schulische Tätigkeit betrifft und möchten diese Art von kollaborativerProjektarbeit fortführen. Diese Projekte dienen dazu, die Lernerfahrung zu bereichern, doch

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haben nur wenige Lehrkräfte genügend Zuversicht, um die Barrieren traditionellerUnterrichtsformen aufzubrechen und diese Art von Projektarbeit zu betreiben. DerWiderwillen anderer Lehrkräfte kann vielerlei Gründe haben, wie beispielsweise dieEinschätzung, dass die Planungsphase sehr zeitaufwendig ist; vielleicht widerstrebt eseinigen Lehrkräften auch, nach mehreren Jahren einer für effektiv befundenenUnterrichtsroutine, etwas Neues zu erproben.

Was ist der größte Nutzen der eTwinning Aktion? „Meiner Meinung nach ist diese Aktionein fester Bestandteil moderner Erziehungsprozesse, die Schülerwissen und IKT-Fertigkeiten miteinander kombinieren. Die Implementierung von Projekten kann als einPluspunkt angesehen werden, der den Lernenden ermöglicht, ihr theoretisches Wissen inder Praxis anzuwenden und ihnen hilft, die vorgegebenen Unterrichtsinhalte besser zuverstehen. Vielleicht könnte das eTwinning Portal in der Zukunft auf direkte Kommunikationvon an Projekten beteiligten Lernenden fokussieren, sodass diese ihre Meinungen,Anfragen und Kommentare dort bekannt machen können.”

3.3 Großbritannien: Isca College of Media Arts„ Gleich zu Anfang an die Menschen zu sehen, mit denen sie arbeiten werden,machte aus ihren Vorstellungen Realität und bestärkte ihre Motivation.”

KontextDas Isca College of Media Arts ist eine Gesamtschule mit 750 Lernenden im Alter zwischen11 und 16 Jahre und 80 schulischen Fachkräften. Das College befindet sich in der StadtExeter in Südwestengland. Seit 2004 besitzt die Schule den Status einer Medienkunstschuleund ihre Zielsetzung besteht darin „alle Aspekte des Lehrens und Lernens zu bereichern,indem Kunsttechniken und Kommunikationstechnologien in innovativer Weise eingesetztwerden”7. Die meisten Schüler und Schülerinnen sind britischer Abstammung, doch stelltEnglisch für 5,1 % der Lernenden nicht deren Erstsprache dar. Der Prozentsatz derLernenden, die Anrecht auf unentgeltliche Schulmahlzeiten haben, liegt weit über dennationalen Durchschnitt. Auch die Zahl der Lernenden mit besonderem pädagogischenFörderbedarf und/oder Behinderungen liegt über den nationalen Durchschnitt; dies schließtLernende ein, die spezifische Lernschwierigkeiten haben (Legasthenie), soziale oderemotionelle Probleme haben, oder Verhaltensstörungen aufweisen.

Die Lehrerin

Isabel Sastre ist Lehrerin für Kunst, Design und Medienwissenschaft am Isca College of MediaArts und hat bereits dreizehn Jahre Unterrichtserfahrung. Während ihres Studiums der schönenKünste an der Universität von Salamanca spezialisierte Isabel sich in Malerei und im Jahr 1994wurde sie in Spanien zur vollqualifizierten Kunstlehrerin. Isabel kombinierte die ersten Jahre ihrerLehrtätigkeit mit einer postgraduierten Ausbildung in Kunsterziehung, Kulturmanagement undeiner Master-Ausbildung im Bereich Museen- und Ausstellungswesen. Sie hat einigeBerufserfahrung in der Arbeit in pädagogischen Abteilungen internationaler Museen und in

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

7 www.iscacollege.co.uk – Funktion – Medienkunst – Spezielle Zielsetzung der Schule

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Kunstgalerien erworben. Ihre Tätigkeitbestand dort in der Entwicklung undDurchführung von kunstpädagogischenProgrammen für Schulen, Familien undGemeinschaften. Im Jahr 2003 zog Isabelnach England und sie ist gegenwärtigKunstpädagogin am Isca College. DiesesCollege fokussiert auf die Einführung neuerTechnologien und Medien in das nationaleCurriculum Großbritanniens. Isabel entdeckteeTwinning, als sie über Google nachinternationalen Partnerschulen suchte.Schon bald nach ihrer Registrierung machtesie bei diesem Projekt mit. Dies ist das ersteProjekt, an dem sich Isabel und das IscaCollege beteiligt haben. Isabel wies

eindringlich darauf hin, dass diese Projektarbeit ihrer beruflichen Entwicklung besondersförderlich war. „Auf der persönlichen Ebene profitierten mein Selbstvertrauen, meinetechnischen Fertigkeiten und meine Kreativität beim Unterrichten von der Mitarbeit amProjekt. [Ein] innovationsbringender Aspekt war der von mir durchlaufene Lernprozess; meineKreativität wurde beflügelt und meine Fähigkeit, meinen Unterricht zu planen unddurchzuführen verbesserte sich, sodass als Ergebnis meine Schüler und Schülerinnen in dieLage versetzt wurden, gleichzeitig mehreren Aufgaben nachkommen zu können, und sie ihretäglichen Lernaufgaben mit dem Erreichen einiger zusätzlicher Zielsetzungen und derErledigung einiger hinzukommender Aufgaben in Einklang bringen konnten. Für jedeUnterrichtseinheit war eine Zeitspanne vorgesehen, in der wir am Projekt arbeiten konnten.Unsere Aktivitäten für das Projekt erstreckten sich von der Erstellung eines Kalenders bis hinzum Einsatz von digitalen Kameras und zum Arbeiten mit einem Bilddarstellungsprogramm,um die neuesten Fotos in unserer Projektgalerie vorzustellen.”

Das Projekt

Beschreibung und Zielsetzungen

Das Projekt wurde „Travel Buddies” [Reisefreunde] genannt und daran teilgenommen habenzwei begabungsheterogene Klassen (7. Klasse) mit Kindern im Alter von 11 bis 12 Jahre desIsca College. Unsere Partner waren vergleichbare Schulen in Essen, Deutschland, undTrezzano, Italien. Das Projektkonzept beinhaltete den Austausch von Plüschtieren(Maskottchen), zur Förderung des Erlernens der englischen Sprache in Italien undDeutschland und zur Bereicherung des Curriculums für Kunst und Design des Isca College.Über einen Zeitraum von zwei Monaten wurden die Lernenden aufgefordert, die von ihrenPartnerschulen erhaltenen Maskottchen an einen Ort, der für sie von Bedeutung ist, zubringen. Sie brachten eine Beschreibung ihrer Person und des von ihnen gewählten Ortes zuPapier und machten Fotos von sich selbst und den Ort für das Maskottchen. Sie schildertenebenfalls, wie es ist, in ihrem Land zu leben. Die Fotografien wurden online auf dem eTwinningPortal in die Fotogalerie des Projekts gestellt. Als Höhepunkt des Projekts wurden von denSchülern und Schülerinnen geschriebene Briefe per Post an die Partnerschüler versandt.

In Bezug auf die Schülerbeteiligung fokussierten die Zielsetzungen auf die hier folgendenPunkte. Einbeziehung: Insbesondere soll ohne Ausnahme jede(r) Lernende aktiv amProjekt teilnehmen und alle ihm (ihr) anvertrauten Aufgaben vollständig erfüllen.

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Zusammenarbeit in der Gruppe: Während der Unterrichtstunden sollten die Lernenden unddie Lehrkräfte gemeinsam nachdenken und Ideen austauschen, über Bedenken undInitiativen sprechen, auf gegenseitigen Respekt achten und ihren sprachlichen Ausdrucksowie ihre Fähigkeit einander zuzuhören weiterentwickeln. Selbstverwaltung undEntscheidungsfindung: Allen Lernenden wurde die Möglichkeit gegeben, selbst den Ort zubestimmen, den sie fotografieren wollten, selbst den Zeitrahmen festzulegen und selbstden zu nutzenden Präsentationsstil zu wählen. Als sie danach gefragt wurde, warum diesinnvolle Schülerbeteiligung im Mittelpunkt des Projektentwurfs stand, so antworteteIsabel: „Ich hielt nach Initiativen Ausschau, welche die aktive Schülerbeteiligung förderten,und die darauf bedacht waren, ein größeres und konstanteres Maß an eigenemEngagement der Lernenden im Schulunterricht zu bewirken. Wir hatten pro Woche nureine Stunde Zeit für Kunst und Design. Dies könnte für Lernende der 7. Klasse eine zugroße Zersplitterung des Lehrstoffes bedeuten. Ich dachte, dass das Projekt einen rotenFaden für die Umsetzung meines ‘Arbeitsplans’ knüpfen könnte.”

Isabel gelang es, die von den Schülern und Schülerinnen des Isca College unternommeneArbeit erfolgreich in den fächerübergreifenden ‘Arbeitsplan’ für kreative Künste undpädagogisch-künstlerische Anleitung zu integrieren. Die Überschrift des Arbeitsplans war„Ordnung und Chaos” und im Fach Kunst und Design bestand der Arbeitsschwerpunkt inder Beschäftigung mit verschiedenen architektonischen Stilen, imaginären Städten undSkylines. Isabel führte aus, dass „das Projekt unseren regulären Klassenunterricht durchfolgende zusätzliche Lernziele ergänzt hat:

Kenntnisse in Kunst und Design:Fotografie (Einsatz von digitalen Kameras, Komposition, Distanz, Blickpunkt)Die Entwicklung von Fertigkeiten für Darstellung und visuelle Kommunikation

IKT-Fertigkeiten: Herunterladen von Bildern, Bildbearbeitung und Druck mittels Photoshop

Lese- und Schreibfähigkeit Soziale und emotionelle Aspekte des Lernens: Selbstwertgefühl und persönliche Identität Kontaktfähigkeit und gute zwischenmenschliche Beziehungen Die Fähigkeit, gemeinschaftlich mit anderen zu arbeiten Das Verständnis der eigenen wie auch fremder Kulturen und Traditionen und

deren Bedeutung in der Welt”

SchülerbeteiligungDie anfängliche Projektidee stammte vom eTwinning Partner in Deutschland und wurdeanschließend in Zusammenarbeit mit den anderen Partnerschulen weiterentwickelt. Sokonnte jeder Projektpartner für die Kompatibilität des Projekts mit dem Schulcurriculumsorgen und diese Arbeit wurde am Isca College vollständig und allein von Isabelunternommen. Die Lernenden waren nicht an der Planungsphase des Projekts beteiligt, daIsabel die Projektaktivitäten besonders auf die mit Architektur verbundenen Aspekte ihres‘Arbeitsplans’ ausrichten wollte.

Die Schüler und Schülerinnen waren sehr aufgeregt, als sie erfuhren, dass sie an einemsolchen Projekt teilnehmen würden, vor allem als sie begriffen, dass sie mit eTwinning Partnernund anderen eTwinning Schülern und Schülerinnen in Deutschland und Italienzusammenarbeiten würden. Isabel fügte hinzu, dass die Lernenden die in Aussicht gestelltegemeinsame Arbeit mit Lernenden in anderen Ländern als etwas „Prestigevolles“betrachteten. Sie malten sich bereits aus, dass in der Zukunft die Menschen in ganz Europa

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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gemeinschaftlich zusammenarbeitenkönnten. Die Tatsache, dass IsabelKlassenfotos der Schüler und Schülerinnenin Deutschland auf dem eTwinning Portalzeigen konnte, weckte sofort das Interesseihrer Lernenden und sie waren begeistert, andem Projekt teilzunehmen. „Gleich zu Anfangan die Menschen zu sehen, mit denen siearbeiten werden, machte aus ihrenVorstellungen Realität und bestärkte ihreMotivation.”, sagte Isabel. Obwohl sich dieProjektaktivität vorwiegend auf dieBereicherung des Curriculums konzentrierte,wurde dennoch ein großer Teil der Arbeit derLernenden (beispielsweise das Fotografieren)außerhalb des Klassenunterrichts und gemäßihrer eigenen Zeitplanung durchgeführt. Dieswar vor allem darauf zurückzuführen, dassIsabel wollte, dass die Lernenden selbstEntscheidungen treffen und aus eigener

Initiative heraus ihre Arbeit gestalten sollten. Die Eltern der Kinder waren über die in der Klasseunternommene Projektarbeit informiert und das Projekt gab ihnen Gelegenheit, sich indirekt amProjekt zu beteiligen. Zum Beispiel brachten viele Eltern ihre Kinder zu den von ihnenausgewählten Orten und halfen beim Fotografieren.

Als Isabel zu der Auswirkung des Projekts befragt wurde, erklärte sie dass „die Arbeit, welchedie Schüler und Schülerinnen unternommen haben, und in noch bedeutender Weise derdabei entwickelte Lernprozess, einen enorm positiven Einfluss auf den ‘Arbeitsplan’ für dasFach Kunst und Design ausübten. Den Lernenden wurde die Gelegenheit gegeben,selbstständig zu arbeiten, in freier Weise zu denken und hinsichtlich ihrer Projektbeiträgeeigene Entscheidungen zu treffen.” Dies geschah alles im Rahmen des Curriculums undbereicherte ihr Wissen; die von ihnen bereits geleistete Arbeit war von großem Wert. „DasProjekt hat in meinem Fach für die Schüler und Schülerinnen eine Veränderung ihrerAnschauung, was Lernen bedeutet, bewirkt. Die Lehrkraft ist für sie nun jemand, mit dem(der) man etwas zusammen lernt. Sie haben mehr Selbstvertrauen beim Lernen entwickelt,sie sind eher bereit Risiken einzugehen und sich Herausforderungen zu stellen. Das Projekthat uns ebenfalls dazu gebracht, interessante Gespräche über Vorurteile und klischeehafteVorstellungen, über unser eigenes Selbstverständnis und die Welt da draußen zu führen.”

Fördernde Faktoren

Isabel stellte auch fest, dass „es dem Projekt mit Erfolg gelang, eine positive Dynamik imKlassenunterricht zu schaffen. Das Projekt stellte für die Lernenden und die Lehrkraft einAbenteuer dar, auf das sie sich gemeinsam einließen: Der Gedanke, etwas zum ersten Malzusammen in Angriff zu nehmen, löste bei uns allen die selben Befürchtungen aber auchdenselben Enthusiasmus aus, wir bewältigten gemeinsam die Probleme bei derKoordinierung und Einhaltung von Terminen, und wir teilten die selbe Begeisterung, als wirunser Maskottchen zurückerhielten, begleitet von einer riesigen Menge Briefe. Dem Projektverdanken wir die einzigartige Erfahrung des gemeinschaftlichen Arbeitens und Lernens.”Der Erfolg des Projekts kann zu einem großen Teil der soliden Projektplanung, derEinfachheit der ihm zugrunde liegenden Idee und insbesondere der starken Fokussierung

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auf das Curriculum zugeschrieben werden. Letztere verlieh den ProjektaktivitätenGlaubwürdigkeit und band das Projekt fest in die täglichen Klassenaktivitäten ein.

Hinderliche Faktoren

Die Freude an der Projektarbeit wurde etwas getrübt, als die Schüler und Schülerinnen desIsca College ganz zum Schluss des Projekts die Briefe ihrer Partner erhielten. Bei einigender Lernenden entstand der Eindruck, dass die von den Partnerschülern- und -schülerinnen geleistete Arbeit, etwas weniger Qualität aufwies als die eigene. Für sie lag dieVermutung nahe, dass die Lernenden in Deutschland und Italien nicht genau so fleißig amProjekt gearbeitet hatten wie sie selbst. Diese Reaktion der von Isabel betreutenLernenden macht deutlich, wie stark sie von dem Projekt beeinflusst wurden: Die Schülerund Schülerinnen waren stolz auf die von ihnen geleistete Arbeit und freuten sich darauf,ihre Projektergebnisse mit ihren internationalen Partnern teilen zu können.

Fazit

Das Projekt hatte eindeutig einen positiven Einfluss sowohl auf die Lehrkräfte wie auch aufdie Lernenden des Isca College. Dieser Erfolg kann größtenteils darauf zurückgeführtwerden, dass das Projekt von Anfang an auf die aktive Schülerbeteiligung ausgerichtet war.Wenn man sich vergegenwärtigt, dass dies das erste gemeinschaftliche internationaleProjekt war, an dem sich Isabel und ihre Schule beteiligt hatten, so ist das Resultat umsobemerkenswerter. Nach dem Abschluss des Projekts „Travel Buddies” hat Isabel versucht,ein neues eTwinning Projekt für ihre 13- bis 14-jährigen Schüler und Schülerinnen imUnterrichtsfach Kunst und Design zu implementieren, das leider weniger von Erfolggekrönt war. Die Belastungen des Schulalltages und das Arbeiten mit einem älterenSchülerkreis, der etwas weniger konsequent und aufgeschlossen war, machten klar, dassin dieser Situation dies für ein weiteres erfolgreiches Projekt nicht der richtige Augenblickwar. Dies zeigt jedoch auch die Lebendigkeit der eTwinning Idee; nicht jedes Projekt kannzu einem riesigen Erfolg werden und das gute Gelingen der Projekte setzt ebenfallsgünstige Umstände voraus. Doch lässt Isabel sich von diesem Fehlschlag nichtentmutigen: „Ich bin wirklich eine Bewunderin der eTwinning Aktion und freue mich aufneue und erfolgreichere Partnerschaften und Projekte.”

3.4 Spain:School in Zaragoza“Einer der Schlüsselfaktoren, um solchen Grad an Engagement zuerreichen, war mehr Gewicht auf die zu vermittelnde Botschaft zusetzen, als auf die zu nutzende Sprache.”

KontextDie Schule, mit der sich diese Fallstudie befasst, bietet obligatorischen und nicht-obligatorischen Unterricht für den Sekundarbereich sowie berufsbildenden Unterricht(Betriebswirtschaftlehre) für 12- bis 18-jährige Lernende an. Insgesamt werden dort 400Schüler und Schülerinnen unterrichtet und der Lehrkörper besteht aus 50 Lehrkräften. Die

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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Schule befindet sich in einer Kleinstadt in der Provinz Saragossa, in der Autonomen RegionAragonien. Die Stadt ist weit entfernt von den großen urbanen Zentren, bietet geringeMöglichkeiten der Mobilität und wenig kulturelle Angebote. Bei den Einwohnern, einschließlichder Lernenden, ist ein bemerkenswertes Misstrauen gegenüber allem Neuen festzustellen.Die Teilnahme an dem hier beschriebenen eTwinning Projekt brachte die Schule dazu, sich aneinem Comenius Partnerschaftsprojekt zu beteiligen, doch mit anderen Lernenden undanderen Lehrkräften.

Der Lehrer

J.M. ist seit fünfzehn Jahren als Lehrer tätig, doch die Stelle an dieser Schule hat er erstseit den letzten fünf Jahren. Im Schuljahr 2010-11 arbeitete er an einer anderen Schule inSaragossa, die Hauptstadt Aragoniens. Er unterrichtet Französisch und ist ebenfalls Leiterder Fremdsprachenabteilung für Französisch sowie der Lehrermediothek der Region. Erhat zwei eTwinning Projekte initiiert, wovon eines gegenwärtig in der Realisierungsphaseist, das andere bereits abgeschlossene Projekt ist Thema dieser Fallstudie.

Bevor er anfing sich an der eTwinning Aktionzu beteiligen, hatte er bereits andereInitiativen entwickelt, wie die Schaffung einesBlogs, der einen schülerzentriertenLernansatz fördern sollte. Jedoch sagte er,dass keine seiner bisherigen Initiativendenselben Erfolg hatte, wie sein ersteseTwinning Projekt. Da dieser Lehrer ankollaborativen Lernen interessiert ist undüberzeugt davon ist, dass er die nötigeQualifikation und die nötigen Fertigkeitenbesitzt, um diese Art des Lernens in diePraxis umzusetzen, probierte er unentwegtneue Arbeitsweisen aus. Er sagt dass, indieser Beziehung das Schulsystem imAllgemeinen und insbesondere seine Schuledieser eher experimentellen Methodik keineUnterstützung zukommen lässt. Diese Art derMethodik impliziert die Schaffung einer von

der herkömmlichen sehr verschiedenen Unterrichtsatmosphäre und diese kann in einigen Fällenals extrem vorteilhaft wie auch umgekehrt als besonders nachteilig eingeschätzt werden.

Was das Unterrichtsfach Französisch anbelangt, so bewertet der Lehrer die Interaktionund die Kommunikation mit der Lehrkraft wie auch zwischen den Lernenden selbst alseinen wesentlichen Punkt. Er versucht, die Schüler und Schülerinnen an derUnterrichtsgestaltung mitwirken zu lassen, so gibt er ihnen beispielsweise einMitspracherecht bei der Festsetzung der Termine für die Klassenarbeiten. Er betrachtetandere Aspekte des Klassenunterrichts, wie etwa die Wahl der Unterrichtsinhalte inpartizipativer Weise mit den Lernenden zu bestimmen, als weitaus schwieriger.

Im Schuljahr 2008-2009 absolvierte er den von der spanischen NSS veranstalteten Online-Fortbildungskurs. Er schätzt diesen Kurs als sehr positiv ein, nicht nur, was das voneTwinning vermittelte Wissen betrifft, sondern auch dessen didaktischen Ansatz. Obwohldie eTwinning Aktion zunächst in seiner Schule nicht bekannt war, genoss er dennoch dieUnterstützung seiner Schulleitung, welche den fremdsprachlichen Unterricht als besonders

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wichtig erachtet. Nach der Erfahrung von J.M. mit eTwinning bekundeten drei weitereLehrkräfte ihr Interesse an der Teilnahme an der eTwinning Aktion.

Das Projekt

Er startete ein Projekt mit dem hauptsächlichen Ziel, den Lernenden im vierten Jahr ihrerobligatorischen Sekundarausbildung (15-Jährige) die Gelegenheit zu geben, ihreFremdsprachenkenntnisse zu üben und zu erweitern, indem diese mit anderengleichaltrigen Lernenden in Europa kommunizieren und über ihre gemeinsamen Interessenund Belange reden. Dieses Projekt wurde von zwei Schulen initiiert: eine spanische Schule,in der Französisch unterrichtet wird und eine französische Schule, in der Spanisch gelehrtwird. Er bemühte sich, seine Schüler und Schülerinnen von den Vorteilen vonFremdsprachenkenntnissen zu überzeugen und machte sie auf die geläufigsten Fehleraufmerksam, die anfänglich beim Fremdsprachenlernen gemacht werden. Darüber hinausverhalf das Projekt, den Lernenden ein tieferes Wissen über die beiden jeweiligen Kulturenzu vermitteln: Spanisch und Französisch. Ein Blog wurde ins Netz gestellt und die Schülerund Schülerinnen posteten dort Beiträge zu verschiedenen Themen. Sie nutzten dabei dievon ihnen gelernte Fremdsprache und tauschten ihre Meinungen zu ihren Blogeinträgenaus. Somit bildete das Projekt einen vollwertigen Bestandteil des Curriculums.

J.M. war die einzige Lehrkraft dieser Schule, die sich am Projekt beteiligte. Er geht jedochdavon aus, dass, selbst wenn die Beteiligung weiterer Lehrkräfte sich nützlich für dasProjekt hätte erweisen können, diese dennoch auch Komplikationen beim Projektablaufhätte verursachen können, da es einigen dieser Lehrkräfte an Vertrauen zum Projektmangelte und er der Einzige war, der bereits Erfahrung mit eTwinning hatte. Die Lehrkräftemachten sich an die Planung des Projekts ohne Mitbeteiligung der Lernenden, da siedavon ausgingen, dass diese erste Projektphase, in der die Aktivitäten für zweiverschiedene Schulsysteme koordiniert werden mussten, doch ziemlich kompliziert sei. Alsdas Projekt den Schülern und Schülerinnen vorgestellt wurde, waren diese wirklichüberrascht, weil es das erste Mal war, dass sie sich an Aktivitäten dieser Art beteiligten. ImVerlauf der Projektarbeit begannen die Lernenden sich mehr in die Projektaktivitäteneinzubringen und sogar eine führende Rolle dabei einzunehmen. Zu guter Letzt waren esdie Schüler und Schülerinnen selbst, welche die zu behandelnden Themen vorschlugen.

Um diese Art von Projektzielen erreichen zu können, war es notwendig den ersten Monatdes Schuljahres damit zu verbringen, den Lernenden klar zu machen, was von ihnenerwartet wurde. Es wurde ihnen auch einige relevante technische Fertigkeiten vermittelt,doch geschah es auch oft, dass es die Lernenden waren, die den Lehrkräften technischesWissen beibrachten. Danach wurde der Blog ins Netz gestellt. Die Schüler undSchülerinnen posteten eigene Beiträge und gaben Kommentare zu den Beiträgen ihrereTwinning Partner ab. Die Projektorganisation sah sowohl individuelles Arbeiten wie auchGruppenarbeit vor; die Gruppen bestanden aus Lernenden derselben Schule oder ausLernenden beider Partnerschulen. Doch war die Gruppenarbeit nicht so erfolgreich wie dieindividuelle Arbeit der Schüler und Schülerinnen. Obwohl sie Anleitungen erhielten, wieman in Gruppen zusammenarbeitet, fühlten sie sich, dem Lehrer zufolge, bei derindividuellen Arbeit wohler, da sie gemeinschaftliches Arbeiten nicht gewohnt waren.

Hinzuzufügen ist, dass die Eltern nicht am Projekt beteiligt wurden. Als er zu diesem Punktbefragt wurde, sagte der Lehrer, dass ihm der Gedanke dazu gar nicht gekommen sei.Selbst wenn eine Beteiligung der Eltern in Betracht gezogen hätte werden können, so

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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wären die Lernenden wohl weniger dazugeneigt gewesen, in spontaner Weise zuarbeiten, da sie dann dem Druck derelterlichen Kontrolle ausgesetzt gewesenwären. Er informierte das Lehrerkollegiumüber die Projektarbeit, erklärte ihm, woraner und seine Schüler und Schülerinnenarbeiteten und ermutigte ihn, sich anvergleichbaren Projekten zu beteiligen.Ebenfalls überzeugte er seine Kollegen undKolleginnen davon, dass seine Klasse denComputerraum zum Arbeiten benötigte.

Schülerbeteiligung

Obwohl die Partizipation der Lernenden von Anfang an Zielsetzung des Projekts gewesen ist,war der Grad an Beteiligung und Initiative, den die Schüler und Schülerinnen unter Beweisstellten, weit höher als anfänglich erwartet. Es gab Momente, wo derlei starkeSchülerbeteiligung den Lehrkräften Probleme bereitete, da sie mit der Vielzahl der von denLernenden publizierten Beiträge nicht Schritt halten konnten und deren Kontrolle äußerstschwierig wurde. Jedoch gab es nur einen einzigen Schülerbeitrag, der von den Lehrkräftenzensiert werden musste: Die Schüler und Schülerinnen waren aufgefordert worden, einige fürihre Sprache typische Redewendungen zu posten und Erklärungen dazu zu geben und einspanischer Lernende wählte einen ziemlich unangebrachten Ausdruck... . Wenn manbedenkt, dass der Blog über 1000 Einträge und mehr als 2000 Kommentare enthielt unddass ein Großteil von ihnen genau so veröffentlicht wurde, wie diese von den Schülern undSchülerinnen verfasst wurden, so kann die von den Lernenden an den Tag gelegteSelbstkontrolle und Selbstmäßigung als ein voller Erfolg gewertet werden.

Obwohl es vor dem Beginn des Projekts zwischen den Lernenden beider Schulen keinerleiKontakt gegeben hatte, erwies sich deren Zusammenarbeit als besonders gut und sie fingenbald an, diese Art des gemeinschaftlichen Arbeitens zu mögen. Die Schüler und Schülerinnenarbeiteten das erste Mal an einem eTwinning Projekt, der Lehrer hatte jedoch dieselbe GruppeLernende bereits seit drei Jahren unterrichtet und war stets bemüht, die Kommunikation undInteraktion zwischen ihnen zu fördern. Seines Erachtens hatte dieser Umstand wohl zu ihrembaldigen und spontanen Engagement für das Projekt beigetragen. Die Schaffung von durchihnen selbst festgelegte Beitragskategorien ihres Blogs und von ihnen selbst gewähltenInhalten, mit denen sie sich in ihren Artikeln auseinandersetzten, zeugen von der Spontaneitätder Lernenden, die sie gleich von Beginn der Projektarbeit an den Tag legten. Viele derSchüler und Schülerinnen ergriffen die Initiative, über Dinge zu schreiben, die nicht zuvor vomLehrer vorgeschlagen wurden. Es ist nochmals darauf hinzuweisen, dass es allein der Lehrerwar, der anfangs das Konzept des Projekts entworfen hatte, die Schüler und Schülerinnenentschieden dann über den Zeitablauf, einschließlich der wöchentlichen Unterrichtsstunden,die der Durchführung der Aktivitäten zu widmen war.

Fördernde Faktoren

J.M. zufolge war einer der Schlüssel, um diesen Grad an Engagement zu erreichen, dassweniger die Betonung auf die Sprache gelegt wurde, die es anzuwenden galt, als vielmehrauf die Inhalte, welche durch die gewählte Sprache vermittelt werden sollten. Den Schülern

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und Schülerinnen wurde, was die Themen betrifft, die sie mit ihren Partnern erörtern sollten,freie Hand gegeben. Wichtig war die Inhalte verständlich zu machen, und nicht sich aufkorrekte Grammatik oder korrekte Rechtschreibung zu konzentrieren. Des Weiteren hing dasMaß an Mitbeteiligung jedes einzelnen Lernenden grundlegend von dessen individuellerPersönlichkeit und dessen eigenen Lernstils ab. Für einige der Lernenden war dasInteragieren mit ihren Partnern ganz problemlos, andere wiederum – von denen viele gewohntwaren, gute Zensuren im Fremdsprachenunterricht zu bekommen – waren denherkömmlichen Lehrmethoden mehr zugeneigt und deren Mitbeteiligung war entsprechendgeringer. Zwar erfüllten alle Schüler und Schülerinnen die ihnen gestellten Aufgaben, dochbeschränkten sich einige nur auf die Erledigung ihrer obligatorischen Aktivitäten, währendandere in wesentlich aktiverer Weise partizipierten. Diese stärkere Mitbeteiligung erwies sichfür letztere als besonders hilfreich, um am Ende des Schuljahres ihr fremdsprachlichesUnterrichtsfach erfolgreich abzuschließen. Die von ihnen dabei erreichten Schulergebnisseübertrafen ihre Erwartungen.

Es scheint ebenfalls, dass die Integration des Projekts in das Curriculum dieSchülerbeteiligung in einem besonderen Maße förderte. Es wurde den Lernenden nämlicherklärt, wie deren Beteiligung an der Projektarbeit zu der endgültigen Bewertung ihrerLeistungen in ihrem fremdsprachlichen Fach beitragen werde. Es sollte dabei nicht nur dieZahl ihrer veröffentlichten Blogeinträge und Kommentare gezählt werden, sondern auch dieQualität derer Inhalte und das Maß ihrer Eigeninitiative beim Vorschlagen neuer Themen.

J.M. fügt hinzu, dass der Einsatz von IKT-Tools ebenfalls die Motivation der Schüler undSchülerinnen förderte, da diese bereits gewohnt waren, sich in ihrer Freizeit an sozialenNetzwerken zu beteiligen; so wurde das Nutzen eines Blogs, um Unterrichtsaufgaben zuerfüllen, als etwas ganz Normales angesehen. Einige der Lernenden übernahmen sogargemeinsam mit dem Lehrer die organisatorische Leitung des Blogs.

Hinderliche Faktoren

„Wenn ich mich des Vorhandenseins der grundlegenden Schlüsselfaktoren sicher wäre,die für den bei diesem Projekt erreichten Grad an Schülerpartizipation ausschlaggebendwaren, so würde ich Schritt für Schritt das Projekt wiederholen.”, erklärte J.M. SeinesErachtens ist Glück auch ein wichtiger Faktor für das Gelingen solcherart Projekte, sowohlwas die Partnerlehrer wie auch was die Partnerschüler anbelangt. Er entsinnt sich einesvorangegangenen Projekts (kein eTwinning Projekt), das nicht so erfolgreich wie diesesgewesen ist, vielleicht weil er zu diesem Zeitpunkt noch zu wenig Erfahrung mit der beidiesem Projekt angewandten Methodik hatte. Des Weiteren merkt er an, dass beideLehrkräfte gemeinsam zur gleichen Zeit entdeckten, welcher Art die Implikationen vonsolcherlei Projekten sind - ein Umstand, der das gegenseitige Verständnis und eineausgewogene Arbeitsweise erleichterte.

J.M. merkt an, dass es notwendig sei, vorausschauend die Relation zwischen derSchülerbeteiligung am Projekt und den regulären schulischen Bewertungsmethoden derSchülerleistungen im relevanten Fach in Einklang zu bringen. Doch warnt er, dass, diesauch die Lernenden davon abhalten könnte, sich frei und spontan an den Projektaktivitätenzu beteiligen, da sie dann vielleicht eher darauf aus sind, gute Noten zu erhalten undweniger bemüht sind, neue Initiativen vorzuschlagen. Er ist der Meinung, dass es folglichnur möglich ist, die geleistete Projektarbeit bei den abschließenden Bewertungsverfahrenin gebührender Weise zu berücksichtigen, wenn sich die Lernenden nicht gleich zu Anfangspontan in das Projekt einbringen.

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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Er denkt ebenfalls, obwohl dies für ihn selbst nicht zutrifft, dass der sprachliche Aspekt einHindernis für andere Lehrkräfte, die an einem solchen Projekt wie dieses teilnehmenmöchten, darstellen könnte. Außerdem meint er, dass die NSS den LehrkräftenAnleitungen geben sollten, wie man die Schülerbeteiligung weiter fördern kann undEmpfehlungen geben sollten, wie man den Lernenden eine zentrale Rolle bei denProjektaktivitäten gibt. Er regt sogar an, dass die eTwinning Plattform selbst einigeLeitfäden oder Tipps anbieten sollte, welche die Faktoren hervorheben, die einen positivenoder aber auch negativen Einfluss auf das Engagement der Schüler und Schülerinnen beider Projektarbeit haben könnten. Abschließend sagt er, dass er, obwohl er seine eigeneBeteiligung am Projekt als ein Privileg erachtet, er der Meinung ist, dass das niedrige Maßan beruflicher Anerkennung, das den Lehrkräften, die sich an diese Art von Aktivitätenbeteiligen (eTwinning oder andere Aktionen) zuteil wird, ein großes Hindernis darstellt.

Fazit

J.M. ist überzeugt, dass, selbst wenn einige Aspekte des Projekts in besserer Weise hättenrealisiert werden können, die erreichte aktive Schülerbeteiligung als großer Erfolg zu wertenist. Er fand, dass sich der Durchführung des Projekts keine größeren Schwierigkeitenentgegenstellten und er beabsichtigt nun, sich an weiteren eTwinning Projekten zu beteiligen.Dabei möchte er die Schülerbeteiligung stets in den Mittelpunkt der Projektbemühungenstellen, da er sich ein erfolgreiches Projekt nicht ohne sie vorstellen kann.

3.5 FrankreichCollège Georges d’ Amboise (Gaillon, Academy of Rouen)„ Ich denke, dass [das Projekt] das wechselseit ige Lehren und Lernen derSchü ler und Schü lerinnen [Peer Tutoring] in einem besonderen Maßefördert: Die schwächeren Lernenden haben Mühe, den Lehrstoff zubewält igen, andere jedoch, we lche mit der Lernsi tuat ion besserzurechtkommen, sind wirklich bemüht, ihren Mitschü lern undMitschü ler innen zu he lfen. Die se nutzbr ingende Beziehung derLernenden zueinander ist in einem herkömmlichen Unterrichtsumfeldnicht unbedingt selbstverständlich.”

KontextDie Schule Georges d’Amboise ist eine staatliche koedukative Bildungseinrichtung mitInternatsschülern- und -schülerinnen wie auch einer externen Schülerschaft. Die Schule istvon mittlerer Größe und zählt 474 Lernende and 39 Lehrkräfte sowie Mitarbeiter zurAufsicht der Schüler und Schülerinnen, pädagogische Berater/Beraterinnen (CPE) undVerwaltungs- und Hausmeisterkräfte.

Die Schule hat befriedigende Ergebnisse bei den auf nationaler Ebene durchgeführtenSchulabschlussexamina erreicht: 80 % der Lernenden absolvierten die Prüfungen im Juni2009, wovon 47 % Lernende, bei diesen Prüfungen überdurchschnittliche Leistungenerbrachten. Die Schuldirektion ist mit diesen Ergebnissen äußerst zufrieden, da sich die

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Schule in einer prioritären Bildungszone (Zone d’éducation prioritaire - ZEP) befindet. Wasdie Computerausstattung betrifft, so verfügt die Schule über zwei mobile Klassenräume:einen Raum für den naturwissenschaftlichen Unterricht, der andere Raum für densprachlich-literarischen Unterricht. Diese Räume müssen, um deren Ausstattung nützen zukönnen, im Voraus reserviert werden, sodass die Lehrkräfte sehr genau ihrenUnterrichtszeitplan gemeinsam miteinander abstimmen müssen, damit alle in gleichemMaße Zugang zu diesen Räumen erhalten können.

Chantal Violet, eine der Lehrkräfte dieser Schule, die sich an der eTwinning Aktionbeteiligen, unterrichtet mit zuverlässiger Regelmäßigkeit jeden Donnerstag am CollègeGeorges d’Amboise. Da die Schuldirektion sehr überzeugt von der Qualität der vonChantal geleisteten Arbeit ist, so unterstützt sie ihre innovativen Unterrichtspraktiken undlegt Wert darauf, die Eltern neu hinzukommender Schüler und Schülerinnen auf denpositiven Nutzen ihrer europäischen Projekte aufmerksam zu machen. Auch am „Tag deroffenen Tür“, welche die Schule zum Ende jedes Schuljahres veranstaltet, werden diezukünftigen Erstklässler über diese europaweiten Initiativen informiert.

Die Lehrerin

In diesem schulischen Kontext und insbesondere in einer zweisprachigenUnterrichtsumgebung unterrichtet Chantal Englisch vom ersten bis letzten Jahr der unterenSekundarstufe. Darüber hinaus übt sie in ihrer Schule die Funktion einer Fachleiterin undPraktikumskoordinatorin aus. Seit einigen Jahren organisiert sie ebenfalls einenSchulwettbewerb, der „Big Challenge“ genannt wird. Parallel dazu beteiligt sie sich seit2008 an eTwinning Projekten, vor allem mit Lernenden der letzten zwei Schuljahre derunteren Sekundarstufe. Das Schuljahr 2010-2011 wird den Abschluss ihrersechsunddreißigjährigen Lehrtätigkeit bilden.

Chantal willigte vor Kurzem ein, „eTwinning Ambassador“ zu werden und sie widmet sichdieser neuen Aufgabe mit großem Ernst. Sie ist davon überzeugt, dass „die Durchführungeines eTwinning Projekts das Engagement der Lernenden zunehmend stärkt. […]eTwinning ist eine treibende Kraft, welche in einem hohen Maße die Motivation derLernenden voranbringt.” So sieht sie der Möglichkeit, Erfahrungen mit anderen Lehrkräftenzu teilen, mit großem Enthusiasmus entgegen und folglich wird sie am in naher Zukunft inSardinien stattfindenden Seminar teilnehmen.

Als sie zu einigen Aspekten der eTwinning Weiterbildung befragt wurde, erläuterte ChantalFolgendes: „Als ich von der eTwinning Aktion erfuhr, sagte ich mir, dass ich selbst einenBeitrag zur Unterstützung der Lernenden leisten könnte und freute mich deshalb, mich beieTwinning registrieren zu können. Ich schaute mich eingehend nach Schulen um, die alsPartner infrage kommen könnten. Da ich mit so vielen Hürden konfrontiert wurde, bat ichum die Registrierung für einen auf die eTwinning Aktivitäten vorbereitenden Workshop.Anschließend bat ich ebenfalls um die Registrierung für Fortbildungskurse im BereichComputertechnologie. An diesen Kursen teilzunehmen, ist nicht immer einfach, da die Zahlder Kurse, die man belegen kann, begrenzt ist. Obwohl das Angebot anWeiterbildungskursen groß ist, sind die zu unternehmenden Schritte, um an einen Kursteilnehmen zu können, sehr zeitaufwendig und nicht immer erfolgreich.” Sie sagte auch,dass sie nur von der eTwinning Aktion erfuhr, weil sie regelmäßig im Internet, vor allem aufinstitutionellen Websites, nach Informationen und Dokumentationen Ausschau hält.

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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Das Projekt

Das von ihr besuchte Seminar überzeugte Chantal von der eTwinning Aktion und siestartete das, wie sie es selbst nennt, „bescheidenes Projekt” mit „ganz einfachenZielsetzungen“ zu starten. Seitdem hat sie jedes Jahr ihre Schüler und Schülerinnen anverschiedenen europäischen Projekten teilnehmen lassen.

Dieses Jahr leitet Chantal zwei unterschiedliche Projekte an:

„Knowing me, knowing you”, mit einer irischen Partnerschule.Das vorrangige Ziel dieses Projekts ist, die kulturellen Unterschiede im alltäglichenLeben der Partnerländer zu entdecken und zu verstehen, insbesondere was denSchulalltag der jeweiligen Partnerinstitution anbelangt. Anhand der pädagogisch ambesten geeigneten informations- und kommunikationstechnologischen Werkzeugezur Präsentation von Unterrichtsinhalten soll jeder Lernende den anderen etwas überdie vielfältigen Aspekte seiner eigenen Kultur beibringen. Die Kommunikationzwischen den Partnerschülern geschieht ausschließlich in englischer Sprache.

„European club”, mit drei Partnerschulen in Belgien und einer französischen Partnerschule.Das hauptsächliche Ziel dieses Projekts ist, sich mit den Traditionen der jeweiligenPartnerländer zu beschäftigen und auf die wichtigsten nationalen Feiertage jedesdieser Länder einzugehen. Die Kommunikation zwischen den Partnerschülerngeschieht ausschließlich in englischer Sprache.

Diese Projekte werden von vier kleinen Schülergruppen durchgeführt; insgesamt nehmenzweiunddreißig Schüler und Schülerinnen daran teil. Die Lernenden des letzten Jahres derunteren Sekundarstufe arbeiten an beiden Projekten und die Lernenden des vorletztenJahres der unteren Sekundarstufe arbeiten nur jeweils an einem der Projekte. Die heißt,dass zwei Makro-Projekte sich insgesamt in vier Mikro-Projekte aufgliedern.

Zu der Fragestellung, wie es mit der Beteiligung anderer Lehrkräfte steht, antwortet sie: „Ichhabe es bisher nie geschafft, andere Kollegen oder Kolleginnen meiner Schule an denProjekten zu beteiligen, also arbeite ich bislang noch allein mit meinen Schülern undSchülerinnen. Nun ja, wenn ich sage ‘ ich arbeite allein ’, ist das nur so eine Redensart, daich ja schließlich in Kooperation mit anderen Schulen arbeite, also bin ich nicht wirklich allein!Doch bin ich in der Tat bisher immer noch die Einzige an unserer Schule.”

Chantal bedauert, dass es vorübergehend Verzögerungen im Ablauf beider Projekte gibt.Zum einen hat eine der Partnerschulen nicht reagiert, zum anderen sind technische Problemeaufgetreten, welche die Durchführung ihrer Aktivitäten nur in einem beschränkten Maßezulassen. Manchmal haben sie diese Probleme schon entmutigt; doch, da es um dieInteressen Ihrer Lernenden geht, will sie diese Projekte nicht aufgeben.

Schülerbeteiligung

Was Chantal am meisten am Herzen liegt, ist „den Austausch meiner Schüler und Schülerinnenmit denen der Partnerschulen zu fördern, und nicht so sehr den Austausch zwischen denLernenden und mir. Dies ist sicherlich für die meisten Lernenden ein motivierender Faktor, sichan dem Projekt zu beteiligen, und schülerzentrierte Aktivitäten spielen eine Schlüsselrollesowohl für die Motivation wie auch für das Engagement der Lernenden.”

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Was die neueren Sprachen anbelangt, dasHauptfach von Chantal, so unterstreichtsie, dass „bei der Bewertung derKompetenzen der Lernenden nicht nurständig die mündliche Ausdrucksfähigkeitevaluiert wird, sondern auch die mündlicheAusdrucksfähigkeit in einem interaktivenKontext. Ein auf Austausch der Lernendenbasierendes Projekt wie dieses ermöglicht,eine Sprache in jeder denkbaren Weiseanzuwenden: schreiben, Fragen an andererichten, Antworten lesen und Chatten, etc.”

Chantal hebt ebenfalls weitere Vorteile, diesolcherlei Projekte für die Lernendenhaben, hervor. Erstens ist ein positiverEinfluss auf das Selbstwertgefühl der amwenigsten leistungsstarken Schüler undSchülerinnen zu beobachten: „Wir müssen schwächere Lernende, die nicht so guteLeistungen erbringen und nicht in der Lage sind, sich zu verbessern, aufs Neue motivieren.Dank dieser Art von Austausch realisieren sie, dass sie verstehen, was andere Schüler undSchülerinnen sagen und sie können feststellen, dass sie durchaus imstande sind, anderenLernenden zu antworten!” Zweitens ist sie der Auffassung, dass ein derartiges Projekt einestärkere Klassenkohäsion bewirkt: „Ich denke, dass so ein Projekt das wechselseitigeLehren und Lernen (Peer Tutoring) der Schüler und Schülerinnen fördert: Die schwächerenLernenden haben Schwierigkeiten, den Lehrstoff zu bewältigen, andere jedoch, welche mitder Lernsituation besser zurechtkommen, sind wirklich bemüht, ihren Mitschülern undMitschülerinnen zu helfen. Diese nutzbringende Beziehung der Lernenden zueinander ist ineinem herkömmlichen Unterrichtsumfeld nicht unbedingt selbstverständlich.” Drittens, dasie eine Lehrerin ist, die sich über ihre eigene Unterrichtspraxis Gedanken macht, fügt siehinzu: „Ich bin überzeugt, dass diese Art von Projekten ihre volle Berechtigung hat, da siedie Lernenden einander näher bringen.” Diese Feststellungen gründen sich eher auf dieeigenen Beobachtungen als auf ein stringentes Beurteilungsraster oder anderer Formenexakter Evaluierung: „In meinen Projektaufzeichnungen gehe ich auf das Verhaltenbestimmter Lernender ein, die eindeutig Motivation und Verantwortungsgefühl aufbringen undErfolgserlebnisse bei ihrer Arbeit haben, besonders hinsichtlich Informations- undKommunikationstechnologie im pädagogischen Kontext. Es gelang mir, die beteiligtenLernenden dazu zu bringen, Anforderungen zu erfüllen, die den Lernkriterien des B2i(Computer- und Internetzertifizierungsrahmen) entsprechen. Doch denke ich, dass derEinfluss der Projekte eher in der Haltung der Lernenden zum Ausdruck kommt: Schüler undSchülerinnen, die sonst nicht motiviert sind, kommen mit größerer Bereitwilligkeit in denKlassenunterricht aufgrund des eTwinning Projektes.” Auch wird im Jahresbericht derSchuldirektion stets eTwinning mit einigen Zeilen erwähnt.

Fördernde Faktoren

Chantal fällt es nicht schwer, die beiden Faktoren zu benennen, die sie als Schlüssel zum Erfolgder Projekte ansieht: „Nichts tue ich lieber als mit diesen Projekten fortzufahren, doch müssendie Schulen hinsichtlich des Projekts auch 150 % Motivation zeigen”. Der zweite Schlüssel zumErfolg ist ihren Worten nach: „eine fehlerfreie Technologie!” Chantal erwähnt ebenfalls einigeandere Faktoren; so sollte beispielsweise das Thema des Projekts den Interessen der Schüler

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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und Schülerinnen entsprechen – wie etwa Musik, Festivals und Traditionen, die Dinge desalltäglichen Lebens, etc. Was die Technologie betrifft, so können die Lernenden selbst derenEinsatz unterstützen: „Manchmal wissen die Lernenden mehr darüber als ich; es kommt vor,dass sie sich bei Aktivitäten einbringen und zu mir sagen: ‘Wissen Sie, sie müssen jetzt nur dashier tun und dann funktioniert es’... Und dann funktioniert es wirklich!”

Hinderliche Faktoren

Nach der Einschätzung von Chantal gibt es zwei häufig auftretende schwierige Probleme. DieHauptschwierigkeit ist technischer Natur: Es ist wichtig, ein umfangreiches Verständnis dereTwinning Plattform zu erlangen, da dies eine neue Plattform ist und etwas komplexer als dievorhergehende Version ist. Es ist notwendig, eine gut funktionierende Ausstattung zu haben,zum Zeitpunkt, wo man diese zur Projektarbeit benötigt; Chantal verfügt zwar über einenmobilen Klassenraum, doch muss sie die Computer ebenfalls mit anderen teilen. Sie räumtein, dass es für eine Lehrkraft, dessen Fach Französisch oder Spanisch ist, nicht einfach ist,ein tieferes Verständnis für IKT zu entwickeln. Die zweite Schwierigkeit, die Chantal anführt,ist da Verhältnis zur Partnerschule: Es ist ihr bereits einige Male passiert, eine Partnerschule„zu verlieren” und sie entsinnt sich der Probleme, die solch ein Verlust ihren Schülern undSchülerinnen, die ja bereits eine Menge Arbeit für ihr Projekt geleistet hatten, bereitete.

Fazit

Chantal sagte abschliesend: „Es hat mir Freude bereitet, diese eTwinning Projektedurchzuführen.” Da sie nun beabsichtigt, bald aus dem nationalen Erziehungssystemauszuscheiden und in den Ruhestand zu treten, ist sie etwas traurig darüber, nicht mehrlänger an diesen Projekten beteiligt sein zu werden. Doch ist sie sicher, dass sie „in dereinen oder anderen Weise weiterhin Kontakt zu eTwinning halten wird“. Sie fugte nochhinzu: „Darüber wäre ich sehr glücklich.”

3.6 DänemarkStadil-Vedersø Skole"Bei der Planung von TwinSpace wurde vorgesehen, den Lernenden denZugang zu diesem System zu ermöglichen. Ich glaube, dass es nur eine Frageder Zeit ist, bis es als vollkommen selbstverständlich angesehen wird, dassSchü ler und Schü ler innen in solcher Weise Eigenverant wortungübernehmen.”

KontextDie Stadil-Vedersø Schule ist eine kleine Bildungseinrichtung mit dreiundachtzig Lernenden,neun Lehrkräften und einer Direktionskraft. Sie befindet sich in einer sehr abgelegenenländlichen Region im äußersten Westen von Dänemark. Vom Schulhof aus hat mein einenAusblick auf Felder, Bauernhöfe und Getreidesilos. In der nächsten Nachbarschaft der Schuleist ein Altersheim gelegen. Der Schulbezirk liegt an der windigen Nordseeküste und hat eineAusdehnung von etwa 20 bis 25 Quadratkilometern einschließlich zweier kleiner Fjorde.

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Die Schüler und Schülerinnen im Alter zwischen 6 und 12 Jahre sind in sieben Klassenunterteilt, von der Vorschulklasse bis zur sechsten Klasse. Einige der Klassen bestehen ausweniger als zehn Lernenden. Dies ermöglicht es, die Altersgruppen zusammenzulegen undgemeinsam zu unterrichten, wenn dies aus pädagogischer Sicht sinnvoll erscheint.

Die Schulgebäude, von denen das älteste im Jahr 1952 errichtet wurde, werden gemeinsamvon der Schule, einem Kindergarten und einem Jugendzentrum für Kinder zwischen 3 und 7Jahre mit dem Namen Børnehuset („das Kinderhaus“) genutzt. Im Jahr 2010 kamen vierKlassenräume und eine weitere pädagogische Einrichtung hinzu und die übrigen Gebäudewurden renoviert. Gegenwärtig hat die Schule acht Klassenräume, mehrereFachunterrichtsräume, eine Sporthalle, eine Projektwerkstatt und noch weiteren, zusätzlichenRaum, sowohl im Innen- wie im auch im Außenbereich.

Einige der Lehrkräfte arbeiten schon länger als zehn Jahre an dieser Schule. Sechs von ihnenhaben sich bereits an eTwinning Projekten beteiligt. Auch haben sie an von ihnen selbstorganisierten Projekten in Kooperation mit ausländischen Schulen gearbeitet. In Partnerschaftmit einer Schule in Litauen nimmt die Stadil-Vedersø Schule an einem Projekt teil, das imRahmen des Programms Nordplus8 durchgeführt wird. Dieses Programm wurde vomNordischen Ministerrat ins Leben gerufen.

Die Schule ist mit zweiundzwanzig Laptops und achtzehn Desktop-Computern ausgestattet,die den Lernenden während der Unterrichtsstunden und während der Pausen zur Verfügungstehen. Darüber hinaus wurden in zwei Klassenräumen interaktive Weißwandtafeln installiert.

Der Lehrer

Ole Flemming Nielsen, der seit fünfunddreißig Jahren an der Stadil-Vedersø Schuleunterrichtet, ist der IKT-Ausbilder der Schule. Er hilft den Lernenden und den Lehrkräftenbeim Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien, die sie für denUnterricht nutzen. Er ist neunundfünfzig Jahre alt und stellt bei seiner schulischen Arbeit,im schulischen Zusammenleben und für die IKT ein großes Engagement unter Beweis.Stets steht er seinen Kollegen und Kolleginnen wie auch den Lernenden mit Rat und Tatzur Seite, wenn es um Probleme mit dem Computer geht. Seine Devise ist: „Wenn manzur rechten Zeit Hilfe bekommt, so bleibt man für das Lernen motiviert.”

Bislang hat sich Ole Flemming Nielsen bereits an neun eTwinning Projekten beteiligt. Zuvorhatte er auch an kleineren Projekten in Partnerschaft mit Schulen in Island, Kanada undweiteren Ländern teilgenommen. Diese Projekte nutzten hauptsächlich den Austausch von E-Mails als Kommunikationsmittel. Die Schüler und Schülerinnen schrieben über das Leben inihren eigenen Ländern und stellten den Lernenden in den anderen Ländern Fragen zuThemen, die in ihrem Geographie- oder Fremdsprachenunterricht behandelt wurden. „2008reiste ich nach Japan, um zu lernen, wie man den kulturellen Austausch fördern kann. Ichbesuchte dort eine Oberschule, doch waren die Lernenden dort nicht wirklich die richtigenPartner für unsere Lernenden der siebten Klasse. Außerdem verfügte das Projekt nur über einePlattform mit sehr wenig Tools. So fing ich an, nach anderen Projekten Ausschau zu halten.”

Kurz nach seiner Rückkehr in Dänemark lernte Ole Flemming Nielsen eTwinning kennen,und er erkannte sofort die neuen Möglichkeiten, die sich ihm dort boten: „Als ich mich zumersten Mal in eTwinning einloggte und die vielen Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

8 www.nordplusonline.org

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zur Suche nach geeigneten Partnern sah,war ich sofort an einer Mitarbeit interessiert.Ich legte ein Profil an und schaute mir an,was andere Schulen so machten. Nachkurzer Zeit starteten wir unser Projekt mitdem Namen ‘Schoolovision’.”

Die Unterstützung des Projekts seitens derStadil-Vedersø Schule ließ nicht lange aufsich warten. Die Direktionskraft und dieLehrkräfte stimmten alle darin überein,dass falls eine Lehrkraft ein neues Projektinitiieren möchte, ihr keine Hindernisse inden Weg gestellt werden sollten.Vorausgesetzt, dass die notwendigenRessourcen erhältlich sind und dieLehrkraft sich auch tatkräftig für dasVorhaben engagiert, so kann man auf dienötige Unterstützung der Schuldirektion

verlässlich zählen. „Dies macht es leichter, neue pädagogische Chancen zu nutzen und wirsind es gewohnt, uns gegenseitig zu helfen, sodass keine Lehrkraft auf sich alleine gestelltist, falls sie ein neues Projekt in Angriff nehmen will.”

Ole Flemming Nielsen schätzt eTwinning aus mehreren Gründen: Es ist immer möglich,eine Schule in einem anderen Land zu finden, die bereit ist, sich an einem Projekt zubeteiligen. Außerdem können die Projekte problemlos an die Altersgruppen undFähigkeiten der Lernenden angepasst werden. „Selbst die jüngsten Schüler undSchülerinnen, die nur wenig Englisch sprechen, können von eTwinning profitieren. DieLernenden der dritten Klasse schreiben Postkarten, die Lernenden der Vorschulklassemalen Bilder, die gescannt und auf den Projektblog heraufgeladen werden, die älterenSchüler und Schülerinnen nehmen an Videokonferenzen teil.”

Das Projekt

”Schoolovision” ist ein jährlich stattfindendes Song- und Videoprojekt, bei dem Schulen ausüber dreißig europäischen Ländern einen für ihr Land repräsentativen Song auswählen,einüben und auf den Projektblog hochladen. Alle Kinder der am Projekt beteiligten Ländersehen und bewerten die Songs und stimmen gemeinsam darüber ab, wer zum Championgekrönt wird. „Es ist ein sehr großes Projektvorhaben, doch eignet es sich besonders fürunsere Schule, da die Schüler und Schülerinnen Freude haben, daran teilzunehmen und dieverschiedenen Klassen unserer Schule die Möglichkeit haben, gemeinsam mitzumachen. DieLernenden schauen sich die Videobeiträge auf dem Blog an, tauschen ihre Meinungendarüber aus und nehmen dann eine Bewertung der Songs vor. Sie diskutieren mit großemEifer darüber, welche Benotung ein Song bekommen soll.”

Die Schule nimmt gleichzeitig am Projekt „Schoolovision” und dem Nordplus Projekt „Rain ofFolklore” teil. Beim Letzteren dreht sich alles um Gesang, Tanz und Folklore und somit passtes sehr gut zum Projekt „Schoolovision”. Die Durchführung von zwei parallelen Projekten, daseine als Teil der eTwinning Aktion und das andere als Teil der Nordplus Initiative, ermöglichtden Beteiligten sowohl von den vielfachen technologischen Plattformen von eTwinning wieauch von der finanziellen Unterstützung von Nordplus zu profitieren.

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Während des Projektablaufes nutzen die Schulen die eTwinning Plattform, um ihre Beiträgedort zu speichern und der Blog dient dazu, die Textbeiträge der anderen teilnehmendenLänder und die dazu gemachten Kommentare zu lesen. Bisher war es nicht nötig, eineeigene Website für das Projekt einzurichten.

Ole Flemming Nielsen zufolge ist „Schoolovision” bislang das eTwinning Projekt, das beiden Lernenden den größten Anklang gefunden hat. Die Schüler und Schülerinnen habengelernt, ein Instrument zu spielen und wie man einen Videofilm dreht und editiert. DasProjekt hat verschiedene unterschiedliche Beitragsformen genutzt. In dem diesjährigenVideo sind es die Lernenden der 5. und 6. Klasse, die singen und spielen, und dieLernenden der 4. Klasse sind damit betraut, die Videoaufnahmen zu editieren. „Ein 10-jähriges Mädchen bewies so viel Talent fürs Editieren von Videos, dass sie das von denLernenden gemachte Video fast ganz allein fertig gestellt hat. Am Schluss brauchte ich nurnoch den englischen Songtext hinzuzufügen, sodass die Schüler und Schülerinnen deranderen Länder den Song mitsingen konnten.”

Schülerbeteiligung

Das starke Engagement der Schüler und Schülerinnen für das Projekt ist vor allemdarauf zurückzuführen, dass sie bei der gesamten Projektplanung miteinbezogenwurden. Sie haben selbst ihren eigenen Song ausgewählt und darüber entschieden,welche Bilder dem Song beigefügt werden sollen und ebenfalls darüber befunden, obder Song in Dänisch oder Englisch verfasst werden sollte. „Wir möchten in dem Songdie Rechte von Kindern zum Thema nehmen und der Text soll in Dänisch sein, da er vondänischen Kindern vorgetragen wird.” Die Entscheidung an dem Projekt „Schoolovision”teilzunehmen, hatten jedoch die Lehrkräfte getroffen. „Den Lernenden ist es nichterlaubt, sich als Mitglieder zu registrieren oder selbst ein Projekt zu initiieren, und es istmir nicht gelungen, sie dazu zu bringen, selbst ein Projektziel zu bestimmen oder dieeinzusetzende Methode und das angestrebte Ziel zu bestimmen. ‘Das können Sie vielbesser als wir’, sagten sie mir. Was sie wirklich interessiert, ist mit Kindern andererLänder zu kommunizieren, die Kamera aufzustellen und mit dem Song loszulegen.”

Wenn es darum geht, in schriftlicher Form zu arbeiten und im Voraus zu planen, so sinddem Interesse der Schüler und Schülerinnen für derlei Aufgaben Grenzen gesetzt. Planenist etwas, was die Lehrkräfte gewöhnlich tun und die Lernenden mögen es nicht, selbstTexte in englischer Sprache zu schreiben, die länger als einige Zeilen lang sind. Die älterenSchüler und Schülerinnen unserer Schule wären gern TwinSpace Administratorengeworden, doch waren Lehrkräfte der Partnerländer nicht damit einverstanden. Wenn dieLernenden die Funktion von Administratoren ausgeübt hätten, so hätte ihnen dasermöglicht, auf dem Blog selbst Dateiordner einzurichten und zu löschen. Dies wurde alszu riskant angesehen, da sich zwischen zwanzig und dreißig Partnerschulen am Projektbeteiligten. „Ich verstehe die Bedenken, doch andererseits hätte diese verantwortungsvolleAufgabe das Selbstvertrauen der Lernenden gefördert. Ihnen soviel Vertrauenentgegenzubringen, wäre für sie eine große Ermutigung gewesen. So war ich etwasbetrübt, den Lernenden, die ihr Interesse an dieser Aufgabe bekundet hatten, zu sagen,dass ihnen keine Administratorenrechte eingeräumt werden können. Meiner Meinung nachentspricht die Haltung der Lehrkräfte in den anderen Partnerländern nicht dem Geist in demdie eTwinning Aktion konzipiert wurde. Bei der Planung von TwinSpace wurde vorgesehen,den Lernenden den Zugang zu diesem System zu ermöglichen. Ich glaube, dass es nureine Frage der Zeit ist, bis es als vollkommen selbstverständlich angesehen wird, dassSchüler und Schülerinnen in solcher Weise Eigenverantwortung übernehmen.”

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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Die Lehrkräfte der Schule haben ihre Schülerund Schülerinnen dazu motiviert, zu schreiben,indem sie ihnen die Anregung gaben, dieVideobeiträge der anderen Partnerländer zukommentieren. Die Funktion von TwinSpace,die ermöglicht eigene Kommentare zuhinterlegen, wird von den Lernenden nicht oftbenutzt, doch Ole Flemming Nielsen bemerkt,dass seine Schüler und Schülerinnen sehr gerndie Kommentare lesen, die andere über ihreeigenen Beiträge machen. Deshalb lassen siesich auch davon überzeugen, eigene kurzeKommentare zu den Beiträgen ihrer Partner zuverfassen, wenn sie dazu aufgefordert werden.Schreiben ist zwar nicht ihre Lieblingstätigkeit,doch wenn es nur ein paar Zeilen sind, dann istes okay. „Die vielfältigen Möglichkeiten dernichtschriftlichen Kommunikation, die eTwinningbietet, machen es manchmal schwer, dieLernenden zu motivieren, etwas zu schreiben.Wenn es darum geht, die Schüler und

Schülerinnen dazu zu bringen, mehr zu schreiben, so ist das Projekt dabei nicht besonderserfolgreich. Bei anderen eTwinning Projekten mussten die Lernenden längere Texte schreiben,die über ihre Familie und ihre Lebensumstände Auskunft geben und es bedurfte ziemlicherAnstrengungen seitens der Lehrkräfte, sie dazu zu bringen.”

Die Schüler und Schülerinnen der Stadil-Vedersø Schule waren sehr an den technischenAspekten des Projekts interessiert. Im Verlauf der Projektarbeit haben sie sich mehr als einmaldafür entschieden, Skype zu nutzen. Ole Flemming Nielsen führt dies als ein gutes Beispielan, das verdeutlicht, wie eTwinning dazu beiträgt, das Wissen der Lernenden über technischeKommunikationsmittel zu erweitern. „Es ist den Lernenden unmöglich mittels Skype zukommunizieren, ohne Rücksicht auf ihre Partner zu nehmen. Da sie diese Rücksichtnahmeam Anfang nicht beherzigten, endeten die Gesprächsrunden in einem vollkommenen Chaos.Nunmehr haben sie gelernt, wie man sich zu benehmen hat, wenn man Skype nutzt: ‘Wennwir Skype nutzen wollen, müssen wir Rücksicht aufeinander nehmen und dürfen unserenGesprächspartner nicht unterbrechen’.”

Die Schüler und Schülerinnen haben in bemerkenswerter Weise ihre Erfahrungenausgetauscht, Teamgeist entwickelt und sich andere Formen der Kommunikation nutzbargemacht. Größtenteils war der Umgang miteinander sehr freundlich; jedoch entsinnt sich OleFlemming Nielsen eines bestimmten Vorfalls, bei dem es zu einem kleinen Streit kam. EineSchülerin arbeitete an einem Computer, der nicht ordentlich funktionierte, was zu einerStörung für die anderen Lernenden führte, und dies endete damit, dass sie von den anderenbeschimpft wurde. Später erkannten diese ihren Irrtum und entschuldigten sich bei ihr. „Derwichtigste Wissenstransfer geschieht zwischen den Lernenden selbst. Sie fragen sichgegenseitig um Rat und sie eignen sich Fertigkeiten an, indem jeder genau das Handeln desanderen beobachtet. Der kollektive Lernprozess ist für die Lernenden von ausschlaggebenderBedeutung und diesen wissen sie sich immer zunutze zu machen. Oft passiert es auch, dasssie es sind, die den Lehrkräften sagen, wie ein technisches Problem zu lösen ist. Dies erlaubtder Lehrkraft sich beispielsweise auf das Lehren der englischen Sprache zu konzentrieren,während die Schüler und Schülerinnen sich um die technischen Aspekte der Kommunikationmit anderen Ländern via eTwinning kümmern.”

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Fördernde Faktoren

Ole Flemming Nielsen zufolge ist es notwendig 8- bis 12-jährigen Schülern und Schülerinnenein Mitspracherecht beim Entscheidungsfindungsprozess einzuräumen, um diese für dieBeteiligung an internationalen Projekten zu gewinnen. Wenn das Erste, was die Lernendengefragt werden, ist, welchen Song sie auswählen wollen, ist es ziemlich sicher, dass sie gleichzu Beginn für das Projekt motiviert sein werden.

Wenn man mit dem Engagement der Schüler und Schülerinnen rechnen kann, so können dieProjekte die Teamarbeit, den kulturellen Austausch und das Wissen über andere Länderfördern; auch die sprachlichen, technischen und weiteren Fertigkeiten der Lernenden werdendann verbessert. Doch die Projekte tragen nicht zu deren Verständnis für die Planung undOrganisation des Curriculums bei. „Die Lehrkraft für Musik hat mir gesagt, dass, seitdem wir unsan dem Projekt ‘Schoolovision’ beteiligen, die Schüler und Schülerinnen sehr motiviert sind,sich die Fertigkeiten anzueignen, die nötig sind, um ihre Videodarbietung zu verbessern. DieLehrkraft für Kunst berichtet über ähnliche Erfahrungen bei der Erarbeitung von Darbietungenfür das Projekt. Indem sie anderen Schülern und Schülerinnen dabei zuschauten, wie diese inihren Videos agieren – manche in der Nationaltracht ihres Landes -, und indem sie über GoogleInformationen zu den Partnerländern recherchierten, haben sich die Lernenden geographischesWissen angeeignet. Außerdem konnten wir einige sehr produktive IKT–Unterrichtstundenabhalten. Wenn etwas von Schülern und Schülerinnen in dreißig verschiedenen Länderngesehen werden kann, so fördert dies deren Lernbereitschaft, doch ich denke nicht, dass dieLernenden diese Aktivitäten als Teil eines größeren pädagogischen Kontext begreifen.”

Fazit

Was eTwinning betrifft, so hegt Ole Flemming Nielsen einen großen Wunsch: Er wünscht sich,dass sich mehr Länder an dieser Aktion beteiligen, sodass der kulturelle Austausch sich auf diegesamte europäische Region erstreck und als längerfristige Perspektive auf den ganzen Erdball.Es ist technisch möglich, noch mehr Länder in die eTwinning Aktion zu integrieren und derBedarf der Schüler und Schülerinnen an der Entwicklung des Verständnisses anderer Kulturenund an der Aneignung von Wissen in Hinsicht auf die globalen Herausforderungen ist immens.

3.7 Finnland Pääskytie Schule (Pääskytien koulu, Porvoo)„ Die Projekte fügen sich in organischer Weise in die Themenkreise desSchulunterrichts ein. Zum Beispiel ist Informationstechnologie eines derUnterrichtsfächer der Schulen und die meisten Projekte stellen eineBeziehung zu diesem Schulfach her. In eTwinning Projekten behandelteErnährungsfragen gehören zum Haushaltsunterricht, und Projekthemenzur f innischen oder europäischen Identität können in den SozialkundeUnterricht einbezogen werden.”

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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Kontext

Die Pääskytie Schule ist eine Bildungseinrich-tung des unteren Sekundarbereichs, die ineinem Wohngebiet der Stadt Porvoo(http://www.porvoo.f i/index.php?cid=por-voo&mid=724) gelegen ist. Porvoo befindetsich etwa 50 km östlich von Helsinki, derHauptstadt Finnlands. Die Stadt Porvoo zähltrund 48 000 Einwohner.

Der Lehrer unterrichtet eine Klasse von Ler-nenden mit besonderem pädagogischen För-derbedarf. Die Klasse war zuvor Teil einereigenständigen sonderpädagogischen Schule(„Kumpulan koulu“). In der Kumpula Schulewurden etwa 60 Schüler und Schülerinnenunterrichtet, die in sechs Lerngruppen unterteiltwaren und von sechs Lehrkräften und viersonderpädagogischen Assistenzkräften betreut

wurden. Im Jahr 2007 wurde diese sonderpädagogische Schule in die untere SekundarschulePääskytie integriert: Diese hat nun ungefähr siebenhundert Lernende und siebzig Mitarbeiter undMitarbeiterinnen, die dort als Lehrkräfte tätig sind oder andere Tätigkeiten ausüben.

Die Lernenden ohne pädagogischen Sonderbedarf sind zwischen 13 und 16 Jahre alt undwerden von der 7. bis 9. Klasse der Pääskytie Schule unterrichtet. Die Lernenden mit pä-dagogischem Sonderbedarf sind zwischen 7 und 16 Jahre alt und bekommen dort von der1. bis 9. Klasse Unterricht. Die einzelnen Lerngruppen bestehen aus maximal zehn Ler-nenden. Die Schule ist in einem einzigen großen, ungefähr dreißig Jahre alten Gebäudeuntergebracht. Auf der Website der Schule9 wird die Zielsetzung der Schule wie folgt defi-niert: „Die Pääskytie Schule möchte ihren Schülern und Schülerinnen ein modernes undsicheres Lernumfeld und qualitativ hochwertigen Unterricht bieten; dabei soll insbesondereder individuellen Verschiedenheit der Lernenden Rechnung getragen werden.”

Der Lehrer

Pasi Siltakorpi ist ein Sonderpädagoge, der fast sämtliche Schulfächer in seiner Klasse lehrt.Im vergangenen Schuljahr hat er zehn Lernende der 9. Klasse (um die 16 Jahre alt)unterrichtet und gegenwärtig betreut er eine Gruppe von neun Lernenden der 8. Klasse.Pasi, der bereits auf eine siebzehnjährige Unterrichtserfahrung zurückblickt, hat an fünfeTwinning Projekten mitgewirkt und einige davon selbst initiiert. Diese Projekte wurden allemit dem selbem Schulpartner durchgeführt und die Zusammenarbeit der beiden Schulenerwies sich bisher als sehr gut; beispielsweise haben beide Partnerschulen eine Webzeitunganhand von MagazineFactory10 erstellt oder mittels FlashMeeting gemeinsameUnterrichtsveranstaltungen organisiert. Die ersten Projekte beschreibt er in folgender Weise:„Im ersten Projekt wollten wir untersuchen, wie diese IKT-Systeme im sonderpädagogischenBereich eingesetzt werden können und welche Tools sich dazu am besten eignen. Wirhatten erwartet, dass dies gut funktionieren würde; warum sollte es nicht klappen, wenn das

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9 http://www.peda.net/veraja/porvoo/paaskytienkoulu/english.

10 MagazineFactory ist ein Tool zum Erstellen von Online-Magazinen; dieses ist für eTwinning Projekte unentgeltlich erhältlich.

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Programm gut ist? Wir haben vielfältige Werkzeuge genutzt, wie Pedanet Portal, Moodle undvieles andere mehr. So viele Werkzeuge hätten wir eigentlich gar nicht benötigt, doch wolltenwir herausfinden, welche von ihnen von den Lernenden angenommen werden würden. Undes funktionierte sehr gut; wenn die Computerprogramme logisch aufgebaut waren, hattendie Schüler und Schülerinnen damit keine Probleme.”

Pasi ist ein nationaler eTwinning Botschafter und hat sich bereits an vielen nationalen undinternationalen eTwinning Fortbildungskursen beteiligt. Die Schule wirkt ebenfalls aktiv anweiteren internationalen Projekten mit; sie arbeitet mit skandinavischen und baltischenLändern zusammen, sowie mit Russland. Doch hat Pasi sich nur über eTwinning angemeinschaftlichen internationalen Projekten beteiligt.

Als Pasi im Jahr 2005 anfing an seiner Schule eTwinning Projekte durchzuführen, war er dieeinzige Lehrkraft, welche diese Aktivitäten mit seiner Klasse nutzte. Inzwischen sind esmindestens drei weitere Lehrkräfte, die an eTwinning Projekten mitarbeiten. Zwar hat er nichtbewusst versucht, die anderen Lehrkräfte zu überzeugen, sich an eTwinning zu beteiligen – esgibt ohnehin so viele Projekte, an denen ständig in der Schule gearbeitet wird –, doch denkt er,dass er vielleicht durch seine eTwinning Tätigkeit zu einer Art Vorbild für die anderen Lehrkräftegeworden ist.

Das Projekt

Das Musterprojekt „Digital Diary Dialogues” war das letzte Projekt, dass Pasi imvorangegangenen Jahr mit seinen Schülern und Schülerinnen durchgeführt hat. Das Projektwurde letzten Frühling mit Lernenden der 9. Klasse gestartet und ging im Herbst mit Lernendender 8. Klasse weiter. Gewöhnlich wurden einige Wochen für eine intensivere Beschäftigung mitden Projektaktivitäten vorgesehen, doch war der Zeitplan für diese Aktivitäten sehr flexibel. DasProjekt setzte Lernende aus Finnland, Schottland und England miteinander in Verbindung(Lernende in Afghanistan waren ebenfalls in einem geringeren Maße beteiligt). Im Jahr 2009wurde dieses Projekt zum besten nationalen eTwinning Projekt Finnlands gekürt.

Das Projekt stattete die Lernenden mit einem Mobiltelefon je Klasse aus (diese wurde von derFirma Nokia gesponsert), mit dem sie sich gegenseitig Textnachrichten zusendeten und Bildersowie Videos austauschten. Letztere nutzten die Lernenden, um ihre alltäglichen Aktivitäten,schulischen Interessen und Meinungen miteinander zu vergleichen. Ursprünglich war dieAbsicht, alle Materialien, wie zum Beispiel Fotos, ausschließlich über die Mobiltelefoneauszutauschen, doch da es sich herausstellte, dass es nicht möglich war, Bilder außerhalbvon Skandinavien zu versenden, wurde ebenfalls das Internet benutzt, um diese Materialienzu verschicken. Die Bilder wurden auf das von Nokia betriebene geschlossene OVIInternetportal heraufgeladen.

Eine der Zielsetzungen des Projekts war, zu testen, wie Mobiltelefone beim Lehren ingemeinschaftlicher internationaler Zusammenarbeit genutzt werden können. Was dieVermittlung von fachlichen Inhalten betrifft, so war das wichtigste Ziel, die Englischkenntnisseder Schüler und Schülerinnen zu erweitern: Die britischen Lernenden sollten sich darin üben,korrektes Englisch zu gebrauchen und die finnischen Lernenden sollten ihren Wortschatzvergrößern und mehr Selbstvertrauen beim Umgang mit der englischen Sprache in einemrealen Kommunikationskontext gewinnen. Darüber hinaus sollten die Schüler und Schülerinnenmit anderen Kulturen und Kontinenten in Berührung gebracht werden und ihr geographischesWissen verbessern. Pasi erklärte, dass er bei der gleichzeitigen Vermittlung von sowohlsprachlichen Fähigkeiten wie auch von Geographiekenntnissen nicht zu hohe Ansprüche stellen

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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wollte. Wenn beispielsweise die Spracheverständlich genug war, korrigierte er nichtimmer die dabei gemachtenGrammatikfehler, um die Lernenden nicht inihrem Enthusiasmus zu bremsen.

Schülerbeteiligung

Dem Lehrer zufolge ist ein wesentlicherAspekt dieses Projekt, wie auch alleranderen eTwinning Projekte, die Stärkungder Motivation der Schüler undSchülerinnen. Diese wirkt sich ebenfallspositiv auf die anderen Bereiche derschulischen Arbeit aus. Die Projekteveranschaulichen den Lernenden dieVorteile gemeinschaftlichen Arbeitens und

schaffen ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Auch das Selbstvertrauen der Lernenden wirdgestärkt, wenn ihnen die Erledigung ihrer Aufgaben Erfolgserlebnisse verschafft und wenn siesehen, dass andere Lernende außerhalb ihres Klassenraums ihre Beiträge lesen.

Zum Beispiel befassten sich die Schüler und Schülerinnen mit folgendenProjektaktivitäten:

Die Lernenden machten zur selben Tageszeit Fotos und erzählten der Gruppe, was siegerade machten und wo sie sich gerade befinden. Die Aktivitäten und die Unterschiedein der Tageszeit der Länder wurden anschließend miteinander verglichen.

Die Lernenden wechselten sich beim Gebrauch des Mobiltelefons ab. Jede(r) hattedas Telefon einen oder zwei Tage zu seiner/ihrer Verfügung und in dieser Zeitsendete er/sie Textnachrichten an die Lernenden in den Partnerländern unterBerücksichtigung der jeweiligen Tageszeit. Die Schüler und Schülerinnen fügtenihren Textnachrichten ihre Namen bei und tauschten ihre Fotos auf dem Webportalaus, sodass sie wussten, mit wem sie kommunizieren.

Die Lernenden erstellten gemeinsam Videos in ihrer Klasse, um ihreLebensumstände und ihr Land zu schildern und tauschten diese dann mit ihrenPartnern den anderen Ländern aus. Bei diesen Aktivitäten wurden dieMobiltelefone ausschließlich zum Fotografieren benutzt. Die Videos wurden aufYouTube heraufgeladen.

Eine interessante Beobachtung, die im Verlauf des Projekts gemacht wurde, war, dass dieSchüler und Schülerinnen in verantwortlicher Weise mit den ihnen anvertrautenMobiltelefonen umgingen: „Es hat keinen Missbrauch gegeben, obwohl ich im ersten Jahrdachte, das einige verloren gehen würden, da jedes von ihnen immerhin einen Wert von600 Euro hatte... Doch war es wohl auch den Lernenden wichtig, zu zeigen, dass sie in derLage sind, Verantwortung zu übernehmen und Wert darauf zu legen, das in ihnen gesetzteVertrauen, für ein so wertvolles Gerät Sorge zu tragen, nicht zu enttäuschen.”

Während seiner ganzen bisherigen beruflichen Laufbahn als Sonderpädagoge hat derLehrer entsprechend der jeweiligen pädagogischen Situation aktive und kollaborativePraktiken sowie auch Computertechnik eingesetzt. Er gibt zu bedenken, dass

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Gruppenarbeit stets mit großer Sorgfalt angeleitet werden muss, damit nicht nurimmerwährend der eine die Arbeit tut und der andere dabei zuschaut. Er ist der Ansicht,dass im finnischen Erziehungssystem das Curriculum den Lehrkräften genug Freiraumlässt, um selbst die angemessenen Arbeitsmethoden bestimmen zu können.

Die Lernenden haben nicht an der gesamten Planung des Projekts „Digital DiaryDialogues” mitgewirkt, doch sie wurden gefragt, was sie am liebsten über die Lernendenihrer Partnerländer erfahren möchten. Die Schüler und Schülerinnen waren von Anfang andem Projekt interessiert, doch wollten einige von ihnen nicht die Verantwortung für dasMobiltelefon übernehmen. Was die Mitarbeit der einzelnen Lernenden betrifft, zum Beispielbeim Erstellen der Videos mit ihrer Klasse so sind gewöhnlich so viele Aufgaben zuerledigen- die Szenen zusammensetzen, den Ton aufnehmen, den Film drehen, etc. -,dass es für jeden etwas zu tun gibt.

Der Lehrer hat keine spezifische Evaluierungsmethode für die Bewertung der aktivenTeilnahme der Lernenden eingesetzt, doch versuchte er, die Projektaufgaben so zukonzipieren, dass jede(r) Lernende(r), das machen kann, wofür er/sie auch motiviert ist. DerLehrer war der Meinung, dass es sehr leicht sei, eTwinning Projekte in das Curriculum zuintegrieren: „Die Projekte fügen sich in organischer Weise in die Themenkreise desSchulunterrichts ein. Zum Beispiel ist Informationstechnologie eines der Unterrichtsfächerder Schulen und die meisten Projekte stellen eine Beziehung zu diesem Schulfach her. IneTwinning Projekten behandelte Ernährungsfragen gehören zum Haushaltsunterricht, undProjekthemen zur finnischen oder europäischen Identität können in den SozialkundeUnterricht einbezogen werden. Wenn ich ein Projekt initiiere, denke ich zunächst nichtdaran, welches Unterrichtsfach im Besonderen behandelt werden soll; das Projekt folgtseinen eigenen Gesetzmäßigkeiten. Da ich diese Klassen der unteren Sekundarstufe schonseit Jahren unterrichte, habe ich das Curriculum stets im Gedächtnis und kann demnacheinschätzen, ob das Projekt innerhalb der curricularen Vorgaben bleibt oder darüberhinausgeht. Ich habe ein Gefühl dafür entwickelt, ob das was wir gerade tun, das Richtigeist oder nicht.”

Bei diesem Projekt führten die Schüler und Schülerinnen auch einige Aktivitäten währendihrer Freizeit aus; beispielsweise bestand eine der Aufgaben darin, über ihre häuslicheUmgebung zu berichten sowie über mögliche Gefahren, die ihr Weg zur Schule in sichbirgt. Die Eltern waren nicht am Projekt beteiligt, doch waren sie darüber informiert.Während des Internationalen Tages der Schulen wurde das Projekt „Digital DiaryDialogues” anderen Klassen und Lehrkräften vorgestellt.

Auch für die Zukunft ist der Lehrer daran interessiert, sich an eTwinning Projekten zubeteiligen, denn er denkt, dass diese die Lernenden sehr für das Lernen motivieren. Wasdie aktive Teilnahme der Schüler und Schülerinnen an den Projektaktivitäten betrifft, sohätte es diesen Frühling sogar noch mehr Aufgaben für die Lernenden geben können, dadie Lernenden sehr gern an diesen Projektaktivitäten teilnehmen. Fremdsprachen stelltenfür die Schüler und Schülerinnen keine ernsthafte Hürde dar. Der Lehrer war der Meinung,dass die Webtechnologie stärker als Kommunikationskanal für die Lernenden hättegenutzt werden können. Doch war ja, wie er nochmals darauf hinwies, das wichtigsteAnliegen, zu testen, inwieweit Mobiltelefone für die internationale gemeinschaftliche Arbeitder Schulen genutzt werden können. Diesen Frühling wurde geplant, Mikroblogging (z. B.Twitter) zu nutzen, um kurze Tagebucheinträge zu versenden. Dazu wurden bisherMobiltelefone benutzt. Doch muss sich der Lehrer erst mit dem Umgang mit dieser für ihnneuen Technologie vertraut machen. Am Anfang des Projekts war Mikroblogging nochnicht so sehr verbreitet.

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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eTwinning Tools wie z. B. TwinSpace wurden nicht als kollaborative Arbeitsumgebungenfür das Projekt eingesetzt, da diese sich während des ganzen Schuljahres in einerAufbauphase befanden und nicht uneingeschränkt zugänglich waren. Einzelne Partnernutzten andere Lernumgebungen, in denen sie ihr eigenes Material speicherten und dieanderen Partner konnten dort auf dieses zurückgreifen. Der Lehrer war der Auffassung,dass, da der TwinSpace noch in der Entwicklungsphase steckte und nicht sehr einfachhandhabbar ist, es mehr Sinn machte, bereits vollfunktionsfähige und online-gestellte Toolszu benutzen, als Energien für die Entwicklung von Tools aufzubringen, die auf eTwinningzugeschnitten sind.

Fördernde Faktoren

Dem Lehrer zufolge ist ein Aspekt, der es erleichtert, mehrere Projekte hintereinanderdurchzuführen, dass die Beteiligten die Freiheit haben, flexibel die einzusetzendenArbeitsmethoden zu wählen. Außerdem ist es wesentlich, um vielfältige Aktivitätendurchführen zu können, auf die Unterstützung der Schuldirektion zählen zu können.Natürlich ist eine der grundlegenden Voraussetzungen, über die nötige Technologie zuverfügen. Die anfängliche Idee, Mobiltelefone für ein Projekt zu nutzen, kam innerhalb einerKonferenz im Verlauf einer Diskussion mit einem schottischen Partner auf. Pasi kontaktiertedarauf die Firma Nokia, die dem Projekt zunächst drei und später dann noch weitereMobiltelefone zur Verfügung stellte. Abgesehen von dieser Hilfestellung hat Nokia keinenweiteren Einfluss auf die Projektaktivitäten ausgeübt.

Hinderliche Faktoren

Das größte Problem bei der Durchführung des Projekts „Digital Diary Dialogues” war, dass dieMobiltelefone nicht so einwandfrei funktionierten, wie man es erwartet hatte. Insbesonderewar es unmöglich, mittels dieser Telefone direkt Bilder zu senden und ins Netz hochzuladen.Auch war die gleichzeitige Zusammenarbeit mit vier Partnerschulen, im Vergleich zuvorangegangenen Projekten, bei denen es nur zwei Partnerschulen gab, eine besondereHerausforderung. Pasi erkannte, dass es wesentlich schwieriger ist, mit so vielen Partnern zueiner Verständigung zu kommen, selbst wenn für das Projekt vielfältige Tools zur Verfügungstehen. Auch die verschiedenen Zeitzonen sowie Unterschiede in der zeitlichen Planung desSchuljahres der einzelnen Länder brachten Probleme mit sich. Darüber hinaus waren diePartnerschulen oft mit anderen vielfältigen Aktivitäten ausgelastet.

Fazit

Bei der Würdigung aller Faktoren, die das aktive Engagement der Schüler und Schülerinnen imbesonderen Maße förderten, kam Pasi zu dem Ergebnis, dass der Schlüssel zum Erfolg desProjekts darin lag, dass die Lernenden einige der Aktivitäten eigenverantwortlich durchführenkonnten, sie bei der Entscheidungsfindung hinsichtlich dieser Aktivitäten miteinbezogenwurden, sie selbst entscheiden konnten, welche Aufgaben sie übernehmen wollten und siemittels der Mobiltelefone direkten Kontakt zu ausländischen Lernenden hatten.

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3.8 Tschechische Republik Gymnasium Boskovice (Boskowitz)„ Wenn die Schüler und Schülerinnen der Meinung waren, dass sie dieFunktionsfähigkeit der Gruppe in effektiver Weise zu verbessern hatten, soluden sie jemanden ein, sich an der Gruppenarbeit zu beteiligen, zum Beispieljemand der gut in Englisch war oder gute IKT-Kenntnisse hatte, etc.”

KontextDas Gymnasium Boskovice ist eine Sekundarschule einer Kleinstadt im Norden von Morawien(Mähren), rund eine Autostunde von der Stadt Brno (Brünn) entfernt. Dort werden Lernende desunteren und oberen Sekundarbereichs im Alter zwischen 11 und 19 Jahre unterrichtet. DieSchule bietet sowohl schulpflichtigen wie auch nichtschulpflichtigen Unterricht an11 und bereitetdarüber hinaus Lernende für die Aufnahme eines Hochschulstudiums vor.

Die Schule wurde im Jahr 1900 gegründet undbefindet sich seither in dem damals erbautenGebäude, das allerdings inzwischenvollständig wiederaufgebaut und modernisiertwurde. Die Schule besticht nun mit einerMischung von alter Architektur und modernerAusstattung. Es gibt dort spezielle Labore fürden naturwissenschaftlichen Unterricht,Mutimedia-Labore für den fremdsprachlichenUnterricht und für IKT. Die Schulräumeverfügen über drahtlose Internetverbindungenund die Schüler und Schülerinnen könnenunentgeltlich im Internet surfen. Für den Musik-und Kunstunterricht werden speziellausgestattete Klassenräume genutzt. Zurweiteren Ausstattung gehören zweiSporthallen, eine Sportanlage im Außenbereichund eine im Barockstil gebaute Aula, in der diemeisten gemeinschaftlichen Aktivitäten derSchule durchgeführt werden. Ein neuinstallierter Aufzug ermöglicht Lernenden mitBehinderungen, an allen Schulaktivitäten teilzunehmen. Die Schule zählt ungefährfünfhundert Schüler und Schülerinnen und zweiundvierzig Lehrkräfte – acht dieser Lehrkräftebeteiligen sich an der eTwinning Aktion. Die Schule wird von einer Direktionskraft geleitet, dieder regionalen Schulbehörde gegenüber verantwortlich ist. Gestützt wird dieseDirektionskraft von zwei Stellvertretern (Stellvertreterinnen) sowie von pädagogischenBeratern/Beraterinnen und Berufsberatern/Berufsberaterinnen).

Die Lehrerin

Eva ist stellvertretende Schuldirektorin ihrer Schule und verantwortlich für den unteren Se-kundarbereich sowie für die Umwelterziehung. Sie ist eine sehr erfahrene Lehrkraft und

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

11 In der Tschechischen Republik, endet die Schulpflicht im Alter von 15 Jahre, nach Beendigung der unteren Sekundarstufe.

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unterrichtet die Fächer Biologie und Chemie. Die Schule ist bereits seit Längerem mit ge-meinschaftlicher Projektarbeit vertraut, insbesondere die Lehrkräfte von nichtnaturwissen-schaftlichen Fächern, die solche Aktivitäten sehr schätzen. Fremdsprachen, Geschichte undSozialkunde Projekte werden in dieser Schule sehr oft durchgeführt; sich an einem interna-tionalen Online-Projekt im Bereich Naturwissenschaften zu beteiligen, war jedoch nochetwas Neues. Zu Anfang glaubten nicht viele von Evas Kollegen und Kolleginnen an den Er-folg des Projekts, doch schließlich gaben diese ihre Skepsis auf und unterstützten sie.

Das Projekt

Das Projekt hat den Namen „We teach together” und dieser Name ist wohl selbstredendgenug. Die Lehrkraft der Tschechischen Republik und die Lehrkraft in Portugal entschiedensich dafür, gemeinsam das Thema Photosynthese zu lehren. Das Hauptziel war, dieLerninhalte in unkonventioneller Art zu vermitteln, um die Lernenden stärker zu motivieren.Chemie und Biologie sind bei den Schülern und Schülerinnen der tschechischenPartnerschule nicht sehr beliebte Fächer, dagegen ist die Schule in Portugalschwerpunktmäßig auf Naturwissenschaften ausgerichtet.

Die erste Projektphase diente der Vorbereitung der Aktivitäten, für welche die Lehrkräfte diezu vermittelnden Inhalte erarbeiteten und Arbeitsblätter erstellten, etc. Diese erste Phasenahm fünf Monate in Anspruch, von September bis Januar. Die zweite Phase derProjektarbeit startete im Februar. Die Schüler und Schülerinnen sowohl der tschechischenwie auch der portugiesischen Klassen wurden in zwei Gruppen unterteilt und fingenzunächst damit an, sich selbst, ihre Schule, ihre Stadt und ihr Land gegenseitigvorzustellen. Die Lernenden setzten Tools wie beispielsweise E-Mails und Skype ein. Dienächste Phase widmete sich nun der Photosynthese; jeder Gruppe wurde ein Arbeitsblattausgehändigt, das sie auszufüllen hatten. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, musstendie Schüler und Schülerinnen Beobachtungen machen, Experimente durchführen, dienötigen Informationen im Internet recherchieren, etc. Die portugiesischen Lernenden warenmit der Photosynthese mehr vertraut als die tschechischen Lernenden, da sie zuvor bereitsmehr Unterrichtsstunden zu diesem Thema hatten; doch die tschechischen Lernendenwiederum besaßen bessere IKT-Fertigkeiten. So arbeiteten die Lernenden beider Schulenals gleichwertige Partner zusammen. Bei der Durchführung ihrer Experimente nutzten sieVideokonferenzen, E-Mails und Skype. Die Lernenden jeder Gruppe bereiteten ebenfallsFragen für die Lernenden der anderen Gruppe vor und setzten dazu PowerPoint ein.

Der schwierigste Teil des Projekts bestand darin, die Videokonferenzen zu organisieren unddabei gleichzeitig die Experimente durchzuführen. Manchmal hatten sie Probleme, sich mitdem Internet zu verbinden und konnten nicht zur verabredeten Zeit mit ihren Partnern Kontaktaufnehmen. Deshalb sahen beide Partnerschulen bei ihrer Unterrichtsplanung einen flexiblenZeitrahmen vor, um eine bessere Kommunikation zu gewährleisten. Erstens fingen beideLehrkräfte an, voneinander zu lernen und es entstanden verschiedene Ebenen desgemeinschaftlichen Lehrens und Lernens. Nachdem sie ein Thema gefunden hatten, das denCurricula beider Partnerschulen entsprach, begann die vorbereitende Projektarbeit für beideLehrkräfte. Von September bis Februar arbeiteten sie intensiv daran, die Zielsetzung, dieInhalte und den Ablauf des Projekts zu erarbeiten. Beide Lehrkräfte konzipiertenArbeitsblätter, mit denen später die Lernenden zu arbeiten hatten. Die beiden Lehrkräftefingen nicht nur an, sich miteinander anzufreunden, sondern ihre Zusammenarbeit bereicherteebenfalls die Lehrmethoden der beiden, denn sie fanden neue Aufgaben und neueExperimente für die Schüler und Schülerinnen, sowie auch neue Wege, um diesen dieUnterrichtsinhalte zu erklären.

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Zweitens hatte das Projekt einen beachtlichen Einfluss auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis. Dietschechischen Schüler und Schülerinnen wurden für bestimmte Teile des Projekts von derportugiesischen Lehrkraft unterrichtet und umgekehrt. Um in der Lage zu sein, dieUnterrichtsinhalte in korrekter Weise in Englisch zu erklären, mussten auch beide Lehrkräfteihre englischen Sprachkenntnisse verbessern.

Drittens entwickelten sich die Beziehungen zwischen den Lernenden der Partnerschulen; dieaus Lernenden beider Länder zusammengesetzten Schülergruppen hatten an gemeinsamenAufgaben zu arbeiten, um die in ihren Arbeitsblättern enthaltenen Fragen beantworten zukönnen. Sehr oft übernahmen die portugiesischen Schüler und Schülerinnen die Lehrerrolleund unterrichteten ihre tschechischen Partner, da sie im Rahmen ihresnaturwissenschaftlichen Leistungsschwerpunktes acht Unterrichtsstunden pro Woche indiesem Fach hatten, während die tschechischen Lernenden nur jeweils zweiUnterrichtsstunden in Chemie und Biologie pro Woche hatten.

Abschließend blieb dem tschechischen Lehrer Folgendes zum Schüler-Lehrer-Verhältnis zubemerken: „Die portugiesischen Lernenden sendeten mir stets die Fragen für meine eigenenLernenden im Voraus zu und von Zeit zu Zeit brachten sie neue Aspekte des Unterrichtsthemasein und wir hatten Mühe, mit den in beiden Partnerschulen verschiedenen Lehrweisenzurechtzukommen. Dies erforderte, den Lehrprozess in innovativer Weise zu überdenken.”

Schülerbeteiligung

Die Lernenden dieser Schule sind bereits mit verschiedenen Arten von Projekten sehrvertraut, da sie schon sehr früh an vielfältigen Projekten beteiligt wurden. Diese Aktivitätenhatten Sozialkunde, Geschichte, Geographie, Fremdsprachen, etc., alsArbeitsschwerpunkte. Projekte, in welche die ganze Schule eingebunden ist, sind ebenfallsnichts Ungewöhnliches für die Lernenden. Jedes Jahr kommt einer Klasse die Verantwortungzu, informelle Aktivitäten und einwöchige Workshops zu organisieren. Für diese Workshopsmüssen die Lernenden dieser Klasse wöchentliche Aktivitäten für alle ihre Mitschüler undMitschülerinnen in ihrer Schule vorbereiten. Beide Aktionen werden vollkommen eigenständigvon den Lernenden organisiert, das heißt, dass sie für den Inhalt und die Organisation dieserAktivitäten sowie für deren Bekanntmachung und Präsentation verantwortlich sind. Dies istein sehr wichtiger Faktor für die interpersonellen Beziehungen im Klassenunterricht.

Das Hauptgewicht des Projekts wurde auf die gemeinschaftliche Arbeit der Lernenden inihren internationalen Gruppen gelegt. Zu Anfang wurden die Gruppen entsprechend derBeziehungen der Lernenden untereinander zusammengesetzt, doch im Verlauf derProjektarbeit wurden die Gruppen oft aufs Neue zusammengesetzt. „Wenn die Schülerund Schülerinnen der Meinung waren, dass sie die Funktionsfähigkeit der Gruppe ineffektiver Weise zu verbessern hatten, so luden sie jemanden ein, sich an derGruppenarbeit zu beteiligen, zum Beispiel jemand der gut in Englisch war oder gute IKT-Kenntnisse hatte, etc.”

Die Arbeitssprache des Projekts war Englisch. Die Schüler und Schülerinnen musstenzunächst den Wortlaut der Aufgaben ins Englische übersetzen, anschließend an diesenAufgaben arbeiten und die Präsentation ihrer Ergebnisse vorbereiten – und das alles inEnglisch. Dies bereitete den tschechischen Lernenden anfangs Schwierigkeiten, alsobaten sie die Lehrkraft, bei der sie Englischunterricht hatten, ihnen zu helfen. Mit denArbeitsblättern arbeiteten sie ebenfalls zu Hause, doch wurde der größte Teil der Aktivitätenwährend der Biologie- und Chemiestunden durchgeführt.

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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Fördernde Faktoren

Die Schüler und Schülerinnen wurden um ihre Meinung zu dieser Art von Projektengebeten. Die interessantesten Antworten waren folgende:

„Wir waren bereits vor Anfang des Projekts ein gutes Team, aber nun sind wir nochviel besser. Ich weiß nun, auf wen ich mich verlassen kann, wer bereit ist, zuhelfen, wen man erst überzeugen muss, etwas zu tun, etc.”

„Was mir am meisten an dem Projekt gefiel, war, dass jeder Einzelne sich daranbeteiligte; diejenigen, welche nicht so gut in Chemie oder Biologie waren, halfenbei den Übersetzungen und bei den PowerPoint-Präsentationen oder bliebeneinfach in Kontakt mit unseren Partnern und chatteten mit ihnen in Portugiesisch.”

„Wir fingen an, sicherer im Umgang mit der englischen Sprache zu werden und wirfühlten uns auch selbstständiger bei unserer Arbeit. Auch hatten wir ein größeresVerantwortungsgefühl, was die Ergebnisse der Projektarbeit betrifft. Ich habe nuneine stärkere Motivation, weiter zu lernen.”

Die letzte Frage betraf die Einstellung der Direktionskraft zu den in der Schuledurchgeführten Projekten. Nach Ansicht des Lehrers hat die Direktionskraft ausreichendInformationen über die Projekte und ist bemüht die Lehrkräfte bei ihrer Projektarbeit zuunterstützen, indem sie ihnen Leistungsprämien zukommen lässt, ihre Arbeit lobt und dieProjektergebnisse anderen zeigt.

Dieselbe Frage wurde den Schüler und Schülerinnen gestellt und deren Antwort fiel nicht sopositiv aus. Ihrer Einschätzung nach wusste die Direktionskraft, nicht viel von dem Projekt, alsdieses noch in der Durchführungsphase war, und sie glaubte auch nicht an dessen Gelingen.Doch als das Projekt den zweiten Platz im Nationalen eTwinning Wettbewerb gewann und dieLernenden sehr stolz auf ihre Arbeit waren, beglückwünschte die Direktionskraft dieLernenden und sagte ihnen, dass sie deren Arbeit sehr schätze, weil dies das ersteerfolgreiche naturwissenschaftliche Projekt der Schule sei.

Hinderliche Faktoren

Für den Lehrer war es etwas ungewöhnlich ein naturwissenschaftlich orientiertes Projektanzuleiten, da die meisten Projekte in den Sekundarschulen üblicherweise auf Sozialkundeoder fremdsprachliche Themen ausgerichtet sind. Dazu ist weiterhin zu bemerken, dassdas Curriculum nicht vorsieht, den Lehrkräften Zeit für die Durchführung von Projekteneinzuräumen und dass das Organisieren von Projektarbeiten eine zusätzlicheArbeitsbelastung für die Lehrkräfte darstellt. Auch die Erwartungen der Eltern könnenProbleme verursachen, da diese davon ausgehen, dass die Sekundarschule vordringlichihre Kinder auf die Aufnahmeprüfungen der Universitäten und Fachhochschulenvorbereitet. Deshalb entschieden sich die Lehrkräfte beider Partnerschulen im Vorfeld derProjektarbeit ihre Lernenden einem Wissenstest zu unterziehen und am Ende des Projektseinen weiteren Test durchzuführen, um die Auswirkung des Projekts auf den Wissensstandder Lernenden zu ermitteln. Das Projekt endete damit, dass einige der Schulpartner inPortugal zusammenkamen und einige der tschechischen Lernenden eine Woche bei denFamilien ihrer portugiesischen Freunde verbrachten. Neue Freundschaften entstanden undviele der Lernenden halten mit ihren Projektpartnern weiterhin Kontakt.

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Fazit

Die Lernenden, die Lehrkräfte und deren Partner schlossen das Projekt ab, in demBewusstsein, dass dies nicht ihr letztes gemeinsames Projekt sein werde. Für das kommendeSchuljahr bereiten sie nun ein neues Projekt vor, das sich auf die Schülerbeteiligung gründensoll. Die Lehrkräfte der beiden Schulen baten darum, die Stundenpläne für ihren Unterricht soeinzurichten, dass die Projektpartner ihre gemeinsamen Aktivitäten besser abstimmen können,und so die beim diesjährigen Projekt entstandenen Probleme bei der zeitlichen Koordinierungausgeräumt werden können. Und selbstverständlich wollen die Schulpartner sich amWettbewerb für die Europäischen eTwinning Preise beteiligen.

3.9 Griechenland EPAL YMITTOU Athen“Was sich auf mich und meinen eigenen Schulalltag besonders posit ivauswirkt, ist zu sehen, wie enthusiastisch die Schü ler und Schü lerinnengeworden sind: Sie lernen besser, befassen sich mit vielfält igen Themenund bringen nun Europa ein großes Interesse entgegen. Es war das ersteMal, dass Lernende zu mir sagten: ‘ Es macht uns Spaß, zu übersetzenund mit Ihnen und unseren Partnern zusammenzuarbeiten.’ Dieseposit ive Entwicklung ihrer Einstellung und ihre stärkere Motivation fürdas schulische Lernen hatten bewirkt, dass wir eine aktivere unddynamischere Schule geworden sind.”

Kontext Die “1. EPAL YMITTOU” ist eine technisch ausgerichtete, berufsbildende Schule desSekundarbereichs in Athen. Sie befindet sich in der Nähe des Stadtzentrums, unweit desBerges Ymittos.

Das Schulgebäude wurde 1929 errichtetund ist in einer sehr schönen undruhigen Gegend gelegen. Es ist einekleine Schule mit rund 180 Lernenden,mit einem gleichmäßigen Anteil anJungen und Mädchen. Die Schüler undSchülerinnen sind zwischen 15 und 20Jahre alt. Zwar gibt es in Griechenlandfür Jugendliche ab dem Alter von 15Jahre keine gesetzliche Schulpflicht,doch bietet 1. EPAL YMITTOU jungenMenschen, die so früh wie möglich insBerufsleben einsteigen wollen und nichteiner allgemeinbildenden Schule weiterlernen wollen, eine berufsbezogene Ausbildung.Die Schule hat sich auf folgende Berufsbilder spezialisiert: Maschinenbauer(innen),Elektriker(innen), Kaufleute, medizinische Laborassistenten(innen) und Fachkräfte für dieEDV-Datenverarbeitung. Die Lernenden interessieren sich für Umweltfragen,Recyclingmaterialien, Verbraucherschutz, ihre hiesige Musikszene, Teenagerleben,Kommunikation und Reisen. Die IKT-Ausstattung der Schule ist ausgezeichnet. Die

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

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Lernenden verfügen dort über drei spezielleComputerräume, die mit einem vernetztenRechnersystem ausgestattet sind, sowieüber einen Computer in jedemKlassenraum.

Die Direktionskraft der Schule unterstützttatkräftig die im Rahmen der eTwinning Aktiondurchgeführten Schulaktivitäten. EleftheriaPolitaki äußerte dazu Folgendes: „DieDirektionskraft befürwortet alle Anregungen, diedas Lernumfeld der Schüler und Schülerinnenverbessern. Sie ist eine meiner größten Stützenbei der Umsetzung dieser Bemühungen.”

Die Lehrerin

Die Lehrerin, die das Projekt leitet, heißt Eleftheria Politaki. Sie ist medizinisch-technischeLaboratoriumsassistentin und unterrichtet Fächer, die in Beziehung zu medizinischerLaborarbeit stehen, wie beispielweise Anatomie, Hämatologie und Mikrobiologie. Sie hatbereits eine langjährige Unterrichtserfahrung. 2007 begann ihr Engagement fürgemeinschaftliche europäische Projekte, als sie gemeinsam mit einer Kollegin aus Italienihre beiden Schulen für ein partnerschaftliches Projekt anmeldete. „Unsere ersten dreiProjekte widmeten sich Umweltthemen. Diese Projekte trugen die Namen ‘Recycling, eineArt zu leben 1. & 2.’ und ‘Energie sparen’ und verfolgten das Ziel, dazu beizutragen, dasBewusstsein der Kinder hinsichtlich des Klimawandels zu schärfen. Dazu sollten dieSchüler und Schülerinnen Öffentlichkeitsarbeit für die Gemeinschaft übernehmen unddiese über Programme zum Energiesparen und zur Prävention von Umweltschädeninformieren. Es ist nicht so schwierig herauszufinden, was für Möglichkeiten in einerProjektidee stecken; zunächst muss diese Idee mit den eigenen Lernenden und derPartnerschule in produktiver Weise diskutiert werden, dann fühlt man sich auch imUmgang mit seinen Partnern sicherer und es ist einfacher, einen gemeinsamen Arbeitsplanzu konzipieren.”

Rückblickend denkt Eleftheria, dass es gar nicht so schwierig ist, eine geeignetePartnerschaft zu finden, wenn man von Anfang an, weiß, was man will. „Wir wollten einegleichartige Schule, mit gleichartigen Interessen und Schülern und Schülerinnen der gleichenAltersstufe finden. Die Schule in Italien war der ideale Partner für uns. So haben wir währendder letzten drei Jahre mit denselben italienischen Partnern gearbeitet. Wir kennen unsinzwischen sehr gut und vor einigen Monaten haben sie uns in Athen besucht.”

Das Projekt

Eleftheria hat sich bisher an vier eTwinning Projekten beteiligt und gemeinsam mit ihreritalienischen Kollegin hat sie vor Kurzem ein neues Projekt mit dem Namen „My studies, myfuture” initiiert. Dieses Projekt geht auf die Frage ein, welche Entscheidungen die Schüler undSchülerinnen für ihre Zukunft zu treffen haben. „Unsere technische und berufsbildende Schulemöchte in diesem Projekt hauptsächlich untersuchen, welche Entscheidungen die Lernendenfür ihre Zukunft treffen, welche Richtung ihre weitere Ausbildung nimmt und wie sich derenzukünftige berufliche Laufbahn entwickeln kann.” Die Projektidee für „My studies, my future”

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entstand aus einer bestimmten Notwendigkeit: Eleftheria und ihre Schüler und Schülerinnenhatten bereits zwei gemeinschaftliche Projekte zu Umweltthemen mit derselben Partnerschuledurchgeführt und brauchten nun etwas Neues, woran sie arbeiten konnten. „Meine Schüler undSchülerinnen fingen an, sich zu langweilen. Wir besprachen uns mit unseren Partnern undmachten einen Plan für neue gemeinschaftliche Aktivitäten. Die Zielsetzungen dieses neuenProjekts waren: 1. Die Erkundung der Berufsbildungssysteme beider Länder. 2. Der Vergleichdieser beiden Berufsbildungssysteme. 3. Die Untersuchung der Motivation, welche dieLernenden dazu bewegt, sich für den Abschluss an einer Berufsfachoberschule, einerFachhochschule oder Universitätsfakultät zu entscheiden. 4. Die Erstellung von einschlägigenDokumentationen zu den in jeder der beiden Schulen unterrichteten Spezialfächer und derencurricularen Vorgaben. 5. Die Untersuchung des Arbeitsmarktes für Absolventenberufsqualifizierender Ausbildungsgänge auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene.“

Schülerbeteiligung

Eleftheria beschreibt den gegenwärtigen Grad an Engagement ihrer Lernenden für dieeTwinning Aktivitäten: Offiziell beteiligen sich zwanzig Lernende an drei ihrer Projekte. Ihrehauptsächlichen Ziele definiert sie folgendermaßen: „Ich will meinen Schülern undSchülerinnen Begeisterung einflössen, damit sie motiviert sind, mit anderen Lernendenihres Alters in ganz Europa zu reden und mit ihnen Dinge zu diskutieren, die sieinteressieren – und sie ermutigen, dazu das Internet und E-Mails zu nutzen. Als eineMedizinpädagogin aus Großbritannien, ihren Besuch in unserer Schule ankündigte, warunser Team begeistert und zog auch mehr Lernende an.”

Auf die Frage, ob, bevor von ihr die eTwinning Aktivitäten initiiert wurden, es in ihrer Schulenoch etwas anderes gab, um in dieser Weise das Engagement der Lernenden zu fördernund sie mit europäischen Partnern in Kontakt zu bringen, antwortete Eleftheria: „Ich bin dieEinzige, die in meiner Schule ein Projekt durchführt, das sich mit Europa befasst. Ich warebenfalls die Einzige, die zuvor an innovativen Projekten zu Gesundheits- undUmweltthemen gearbeitet hat. Es gab nichts, was sich mit eTwinning vergleichen ließe,überhaupt nichts.” Als das Thema der Schülerbeteiligung und deren zentrale Rolle bei derFestsetzung der Projektziele und der Planung der Projektabläufe angesprochen wurde,sagte Eleftheria: „Jetzt werden unsere Schüler und Schülerinnen nach und nach zu gutenOrganisatoren, die sehr gut mit komplizierten Situationen umgehen können. Tatsache ist,dass dies die eigenen Projekte der Lernenden sind und die Lehrkraft sollte nur dazu dasein, um den Lernenden dabei zu helfen, die Aktivitäten zu planen.”

Als sie dazu befragt wurde, wie sie die Schülerbeteiligung bei der Planung derProjektzielsetzungen berücksichtigt, antwortete sie: „Ich habe ihnen die neue Projektideevorgestellt und sie gefragt, ob sie diese mögen. Die Idee erntete bei den Schülern undSchülerinnen Applaus und ich fragte sie, welche Aufgaben jede(r) von ihnen am liebstenübernehmen möchte. Jede(r) suchte sich Aufgaben aus und die Lernenden legtenebenfalls den Zeitplan für das Projekt fest.” Sie beschrieb, wie sich die Beziehung zwischenihren Schülern und Schülerinnen und denen der Partnerschule entwickelte. „Sie begannendamit, an den Projektaktivitäten zu arbeiten. Dann tauschten sie ihre Telefonnummern undE-Mail-Adressen aus und fingen damit an, über die Dinge zu diskutieren, die jungeMenschen interessieren. Sie verbrachten eine Menge Zeit damit, miteinander zu chattenoder Videokonferenzen abzuhalten.” Eleftheria berichtet über die Teile des Projekts, beidenen sich die Lernenden am meisten engagiert haben: „Sie zeigen gern, wie gut sie dieAktivitäten organisieren können und wie gut sie in der Lage sind, zu kommunizieren undmit anderen Lernenden zu kooperieren. Obwohl sie die englische Sprache noch nicht

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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sicher beherrschen, finden sie doch die richtigen Worte (oder die richtige Körpersprache),um miteinander zu kommunizieren. Das finde ich wirklich fantastisch.”

Zwar unterrichtet Eleftheria Fächer, die inBeziehung zu medizinischer Laborarbeitstehen, doch zog sie auch einige andereLehrkräfte für das Projekt hinzu, dieFremdsprachen lehren. „Zur Vorbereitungder Projekte habe ich einige andereLehrkräfte meiner Schule, dieFremdsprachen unterrichten, gebeten, beiden Übersetzungen zu helfen, denn meinEnglisch war nicht gut genug, um unsereProjektaktivitäten voranzubringen.” Eleftheriafuhr fort, zu erläutern, wie man das Interesseder Lernenden an dem Projekt erkennenkonnte und wie sie mit den Eltern derLernenden Kontakt hielt, um zu sehen, obsich die Mitbeteiligung ihrer Lernenden auchaußerhalb der Schulmauern auswirkte. Dochwar sie etwas enttäuscht über die Reaktionder Eltern. „Als ich den Start des Projektsankündigte, waren sie ganz begeistert undwollten, dass es gleich losgeht. Jeden Tagfragten sie mich, wann das Projekt denn nunanfängt, doch waren es anschließend nurwenige Eltern, die sich darüber erkundigten,

was die Lernenden in dem Projekt gemacht haben. Wir haben mit den Eltern einige Treffenveranstaltet, um diese über den Projektverlauf zu informieren. Doch leider waren die meistenEltern nicht daran interessiert […]. Nur die wenigsten freuten sich darüber, dass ihre Kinderan dem Projekt teilnehmen. Einige begleiteten die Lernenden bei deren Besuch ihrerProjektpartner, beteiligten sich selbst am Projekt, drückten ihre Zufriedenheit aus und danktenuns für unsere Arbeit. Sie freuten sich sehr, dass ich mit ihren Kindern Aktivitäten unternahm,die diesen Spaß an der Schule vermittelten. Die Schüler und Schülerinnen hatten dieGelegenheit, sich in einer ganz neuen Weise mit einer Vielzahl von Themen zu beschäftigen.Dabei haben sie eine Menge gelernt.”

Hinderliche Faktoren

Als sie gebeten wurde, einige der hinderlichen Faktoren für ihre eTwinning Projektarbeit zubenennen, erwiderte Eleftheria, dass das Haupthindernis die mangelnde Unterstützungseitens ihrer Kollegen und Kolleginnen gewesen sei: „Die Hindernisse kommen nicht vomProjekt, die Hindernisse kommen von der Schule selbst! Dies liegt daran, dass meineKollegen und Kolleginnen wohl den Wert der europäischen Projekte oder der Projektansätzenicht erkennen. Deshalb bereitet es mir eine Menge Schwierigkeiten, ihnen begreiflich zumachen, dass diese Projekte nützlich sind, da es wichtig ist, dass die Schule eineinternationalere Ausrichtung bekommt. Doch habe ich feststellen können, dass meineKollegen und Kolleginnen nach und nach neugieriger werden und den Projekten mehrInteresse entgegenbringen!” Folgendes fügte sie noch hinzu: „Ich würde es sehr schätzen,wenn zum Nutzen meiner Lernenden die Kollegen und Kolleginnen eine größere Bereitschaftzur Zusammenarbeit zeigen würden.” Als sie dazu befragt wurde, ob sie denkt, dass es für

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andere Lehrkräfte desselben Fachs möglich sei, sich an den Projekten zu beteiligen,antwortete sie: „In dieser Schule arbeiten wir größtenteils getrennt voneinander, wir habeneinzelne Fachabteilungen, etc. Obwohl wir dasselbe Curriculum haben, arbeitet praktischjede(r) für sich alleine. Das griechische Schulsystem zwingt uns, uns vorwiegend auf dieVorbereitung auf die nationale Zulassungsprüfung zu konzentrieren. Unsere Lernenden sindsehr besorgt um ihre Zukunft. Deshalb arbeite ich weitgehend allein. Ich hoffe, dass es mirgelingt, nach und nach eine Änderung zu bewirken, doch das erfordert Zeit.”

Auf eventuelle technische Probleme angesprochen bemerkt Eleftheria, dass die drei mitComputern ausgestatteten Labore sehr gut sind: „Ich habe alles, was ich brauche, dochbin ich ganz auf mich allein gestellt und bekomme keine Hilfe. Das Tool, was mir fehlt, istdie Zusammenarbeit mit meinen Kollegen und Kolleginnen.”

Fördernde Faktoren

Elfetheria sprach ebenfalls über die positiven Aspekte des Projekts in ihrer Schule und darüber,wie diese Aktivitäten dazu beitrugen, dass sie sich zu einer reiferen Lehrerpersönlichkeitentwickelt hat. „Was sich auf mich und meinen eigenen Schulalltag besonders positiv auswirkt,ist zu sehen, wie enthusiastisch die Schüler und Schülerinnen geworden sind: Sie lernen besser,befassen sich mit vielfältigen Themen und bringen nun Europa ein großes Interesse entgegen.Es war das erste Mal, dass Lernende zu mir sagten: ‘Es macht uns Spaß, zu übersetzen undmit Ihnen und unseren Partnern zusammenzuarbeiten.’ Diese positive Entwicklung ihrerEinstellung und ihre stärkere Motivation für das schulische Lernen haben bewirkt, dass wir eineaktivere und dynamischere Schule geworden sind.”

Elfetheria hob hervor, dass sich die Beziehung zwischen ihr und den Lernenden gewandelthatte. Sie brachten ihr mehr Vertrauen entgegen und zögerten nicht, um Hilfe zu bitten, wenndies nötig war. „Sie mögen es, mit den Computern in kreativer Weise zu arbeiten und vor allemdurch Selbermachen zu lernen. Hilfreich ist auch, dass ich eine erfahrene IKT-Anwenderin binund dies gibt auch meinen Schülern und Schülerinnen ein Gefühl der Sicherheit beim Umgangmit dem PC. Sie wissen, dass ich ständig für sie und ihre eTwinning Partner da bin. Ich konntefeststellen, dass meine Lernenden nun eine völlig veränderte Einstellung zur Schule haben. Siefragen mich, ob sie mehr Zeit mit eTwinning Aktivitäten verbringen können, obwohl ihnen, dasie sich auf die nationalen Zulassungsprüfungen für die Universitäten vorbereiten müssen,eigentlich keine freie Zeit dafür übrig bleibt. Diese Aktivitäten sind für die Lernenden eine sehrwillkommene Abwechslung und entspannende Aktivität vor der bevorstehendenanstrengenden Prüfungsperiode.”

Fazit

Elfetheria spricht über ihre Hoffnungen für die Zukunft; eine davon ist, dass die eTwinningAktivitäten im Curriculum berücksichtigt werden. Sie glaubt, dass dies ihre Position in derSchule stärken würde. „Für mich ist es wichtig, dass für eTwinning eine regulärewöchentliche Unterrichtsstunde vorgesehen wird. Mein Vorschlag ist, dass wir mindestenseine Stunde in der Woche mit unseren eTwinning Aktivitäten verbringen. Auch könnte essehr hilfreich sein, wenn ein Mitglied des NSS oder unsere(r) örtliche(r) eTwinningBotschafter(in) unsere Schule besuchen kommen. Meine Schüler und Schülerinnen sindsehr stolz auf ihre Arbeit und es wäre wichtig, dass sie wissen, dass sich bedeutende Leutedafür interessieren. Sie brauchen einen emotionalen Anreiz, um sich weiter zu motivieren.Ich brauche diesen Anreiz auch. Das wäre sehr wichtig.”

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

Schüler und Schülerinnen in eTwinning

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Diese Fallstudien geben einen Einblick indie positiven wie auch negativen Aspekteder gemeinschaftlichen Arbeit vonLernenden in eTwinning Projekten. Zumeinen wird bei den Lernenden die stärkereMotivation und die höhereLeistungsbereitschaft und bei denLehrkräften eine größere beruflicheBefriedigung deutlich, zum anderen kamenin diesen Fallstudien auch einige weitereFaktoren zum Vorschein, die man nichtunbedingt erwartet hatte. Die folgendenAusführungen spiegeln die Meinungen vonLehrkräften wieder, die in Fallstudien ein-bezogen wurden, die in die dargestelltenFallstudien nicht einbezogen waren.12

Der erste dieser Aspekte ist der Einsatz von eTwinning zur Unterstützung einesintegrativen Förderprogramms innerhalb des normalen Ausbildungssystems.Anneke van Vliet, Lehrerin an der niederländischen Willem de Zwijger Schule, hatzu diesem Thema Folgendes zu bemerken: „Einige Schüler und Schülerinnen habenLernschwierigkeiten und in der Vergangenheit hatte man diesen deutlich gemacht, wasalles ihren Fähigkeiten angeblich nicht entsprach. In eTwinning ist jede(r) in der Lage sichzu beteiligen, und diese Lernende bekommen für die von ihnen erbrachten Leistungensogar Komplimente. Sie sehen selbst, was sie alles zu leisten vermögen und siebegreifen, dass auch sie etwas Interessantes schaffen können.”

Diese Ansicht wird auch von Chantal Mertens, Lehrerin in der école fondamentaleLorentzweiler in Luxemburg, geteilt. Sie unterrichtet unter anderem eineIntegrationsklasse, in der eine ihrer Lernenden, mit Namen Lynn, das Downsyndrom hat.„Da eTwinning ein ideales Werkzeug zur Differenzierung im Unterricht darstellt, eignensich die Aktivitäten ebenfalls für die Integration von Schülern und Schülerinnen mitbesonderem Förderbedarf. Zum Beispiel arbeitete Lynn in unseremBerliner/Lorentzweiler Projekt mit einem/einer unserer besten Lernenden zusammen. Ineinem weiteren Projekt zum Thema Natur und Tiere machte Lynn mithilfe ihrer LehrerinFotoaufnahmen, während einige der nichtbehinderten Schüler und Schülerinnen Textedazu verfassten. Da sie ganz in unserer Unterrichtsarbeit integriert ist und ihre eigenenLernpartner hat, mit denen sie kommunizieren kann, fühlt sich Lynn von den anderen

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Abschließende BemerkungenAbschnitt 4

12 Wie bereits erwähnt ist die vollständige Liste der Fallstudien auf dem eTwinning Portal einzusehen: www.etwinning.net

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akzeptiert und genießt deren Wertschätzung. Dies gibt ihr eine starke Motivation.” DieSchule hat ebenfalls eine Partnerschule in den Niederlanden, deren Klassenausschließlich von Lernenden mit besonderem Förderbedarf zusammengesetzt sind. DieLehrkräfte dieser Schule sind der Meinung, dass es unmöglich sei, ein Kind mitDownsyndrom zu integrieren. „Wir wissen, dass dies möglich ist und wir werden ihnenzeigen, wie es geht”, sagt Chantal Mertens.

Technische Probleme wurden ebenfalls als zu überwindende Hindernisse angeführt,doch scheint es, dass ebenfalls die Art und Weise, wie und wo die Computer in derSchule aufgestellt sind, von großer Bedeutung sind. Computerräume sind zwarmanchmal vorhanden, doch werden diese oftmals aus vielerlei Gründen nurungenügend genutzt. Dazu führt Isabel Béreau-Baumann von der Ile de la Réunion,Frankreich aus: „Es gibt zwar einen Computerraum, doch hat man zu ihm kaumZugang und es gibt keinen, der Computerklassen unterrichtet, also funktioniert dieAusstattung auch nicht sehr gut und die Lernenden sind oft den Umgang mit denComputern nicht gewohnt.” Sari Auramo in Finnland macht genau die umgekehrteErfahrung: „Natürlich macht der Umstand, dass wir in unserem eigenen KlassenraumComputer nutzen können, die Arbeit wesentlicher leichter. Es ist eine ganz und garungewöhnliche Situation, dass ich meine Schüler und Schülerinnen zu jeder Zeit an dasarbeiten lassen kann, was ich will. Wenn es für die ganze Schule nur ein funktionierendesComputerlabor gibt, so muss man diese Aktivitäten wesentlich genauer im Vorausplanen.”

Eric Vayssié aus Toulouse in Frankreich führt seine eTwinning Aktivitäten nach derregulären Unterrichtszeit durch, da er davor vollständig von den Anforderungen desSchulprogramms in Anspruch genommen wird: „Es werden so viele Ansprüche an dieLehrkräfte gestellt, dass ihnen nur sehr wenig Zeit übrig bleibt, um sich einem eTwinningProjekt zu widmen: Es ist zeitaufwendig, Projektpartner zu finden, zusammen dasProjekt zu planen und es in die Realisierungsphase zu bringen.” Er gibt Folgendes weiterzu bedenken: „Selbstverständlich erkennen die Lehrkräfte unserer Schule den Wert desEinsatzes von Computern und von IKT in der Erziehung an, doch, und so ist es auch miteTwinning, müssen diese neuen Werkzeuge und Methoden zu wirklich neuenAlternativen zur herkömmlichen Unterrichtspraxis werden, zu neuen Vorgehensweisen,mit denen man die Dinge in einer ganz anderen Weise tut, und nicht nur als einezusätzliche Arbeit in einem bereits ohnehin überlasteten Stundenplan angesehenwerden.”

Ein weiterer interessanter Gesichtspunkt, den die Fallstudien verdeutlichen, ist dieBedeutung, die dem emotionalen Engagement der Lernenden für derenLernbereitschaft zukommt. Auf diesen Punkt macht Theodoras Tsampatzidis, inThessaloniki, Griechenland, der sich dabei auf das Engagement seiner Schüler undSchülerinnen in den eTwinning Aktivitäten bezieht, aufmerksam. Er sagt: „WennLehrkräfte denken, dass ihr Unterricht einer ‘reinen fachlichen Wissensvermittlung’ dientund entsprechend ihre erzieherischen Zielsetzungen auf diese fokussieren, dann ist essehr schwierig, Möglichkeiten für eine ‘echte Kommunikation’ zwischen Lehrkräften undLernenden zu schaffen. Wenn Lehrkräfte umgekehrt von der Annahme ausgehen, dassWissensaneignung verschiedene Formen annehmen kann, wie beispielsweise ‘sozialesWissen und emotionales Wissen’, dann ist es einfacher, eine ‘starke Verbindung’ zuseinen Schülern und Schülerinnen herzustellen.” Des Weiteren meint er, dass diese Formder Kommunikation mit den Lernenden einen einzigartigen Weg darstellt, um dieLernenden zu motivieren, sich für ein Projekt zu engagieren.

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

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Diese emotionale Dimension wird ebenfalls von Urša Bajda in Slowenien, dieBibliothekarin und Koordinatorin für internationale Projekte in ihrer Schule ist,angesprochen. Sie vertritt die Meinung, dass die Projektarbeit naturgemäß für dieLernenden einen anderen Lernhintergrund, mit dem sie sich identifizieren können undder ihr Interesse anregt, schafft. „Vom Blickwinkel der Lehrkraft aus gesehen ist dieProjektarbeit mit Lernenden etwas vollkommen anderes als reguläre bzw. herkömmlicheUnterrichtsstunden, während derer den Lernenden ein spezifisches Wissenentsprechend normativer Vorgaben der Lernziele vermittelt wird. Diese vom Curriculumvorgeschriebenen normativen Vorgaben müssen erfüllt werden und der gesamteLernprozess tendiert dazu, auf die Lernenden Zwang auszuüben. Dabei werden dieInteressen und Wünsche der Schüler und Schülerinnen kaum berücksichtigt. DieProjektarbeit dagegen zwingt den Lernenden nicht seine Zielsetzungen auf. Vielmehrkönnen sie ihre Wünsche äußern und ihre Motivation bekunden, wenn sie sich mit einembestimmten Thema vertraut machen. Somit ist die schulische Projektarbeit wesentlichmotivierender und aktiver. Zwischen den Schülern und Schülerinnen gibt es keinenWettbewerb, da sie in Gruppen arbeiten und das Anliegen verfolgen, ihre eigeneLebenserfahrung zu bereichern. Entsprechend ist die Arbeitsatmosphäre weitausentspannter, ungezwungener und freundlicher, da die Lernenden selbst entscheidenkönnen, ob sie sich an dem Projekt beteiligen möchten oder nicht. Die Projektarbeit isteine wichtige Tätigkeit, da sie an die individuelle Motivation und die individuellenInteressengebiete der Lernenden anknüpft.”

Schließlich beschreibt Cornelia Esterl aus Österreich, wie diese emotionale Dimensionbeim Lernen sich in einem eTwinning Projekt auswirkt, welches das Lernen vonFremdsprachen einbezieht: „Die wichtigsten Lehr- und Lernsituationen beinhalten

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individuelle Unterstützung und Unterstützung seitens der Projektpartner. Wenn dieLernenden auf der Plattform fremdsprachige Texte lesen, versuchen sie die Bedeutungvon ihnen unbekannten Wörtern anhand des beigefügten Kontexts zu erfassen. Darüberhinaus sind sie beim Lesen von Texten im größeren Maße emotional engagiert, da essich nicht um einen anonymen Text in ihrem Schulbuch handelt, sondern um einen voneinen(r) gleichaltrige(n) Lernende(n) ihrer Partnerschule verfassten Text.”

Ein weiterer zu unterstreichender Aspekt ist der Grad der Ausprägung sowohl dessozialen wie auch kulturellen Lernens, das den Lernenden zugutekommt. LeifBergholtz aus Schweden stellte fest, dass, wenn die Schüler und Schülerinneninnerhalb eines eTwinning Projekts arbeiteten, deren Interaktion untereinander sich aufeiner anderen Ebene vollzog: „Zwischen den Lernenden entsteht eine andere Form desDialoges. Dieser bezieht sich mehr auf ihr eigenes alltägliches Leben. Die Fragen, die vonden Schülern und Schülerinnen gestellt werden, zielen auf ihre eigenen Erfahrungen undInteressen ab. Die Lernenden stellen sich einander vor, sprechen über ihre Familie, überdie Musik, die sie hören, und über die Kleidung, die sie tragen. Bei vielen ihrer Gesprächegeht es um ihre Wertvorstellungen und ihre Einstellungen, sowohl was schulischeThemen wie auch außerschulische Themen betrifft. Diesen Projekten verdanke ich einensehr guten Einblick in die Lebensart der jungen Menschen.“ Gleichfalls fand Zoltán Tasiaus Ungarn, dass ihre „Schüler und Schülerinnen die Fähigkeiten ihrer Partneranerkennen und die Haltung der Lehrkraft akzeptieren.”

Kolbrún Svala Hjaltadóttir berichtet über ein frappierendes Beispiel dafür, wie einProjekt Lernende in Island für soziale und persönliche Zusammenhänge sensibilisierte.Sie sagt: „Einer der positivsten Aspekte der Schülerbeteiligung ist, dass das Projekt auchsonst sehr zurückhaltende Lernende dazu gebracht hat, ihre Hemmungen zuüberwinden und sich einzubringen. So gab es beispielsweise Lernende, die ihre eigenenDarbietungen organisierten und sogar als Solisten auftraten. Dadurch gewannen sie anSelbstvertrauen und bekamen die Gelegenheit, ihre Partner von ihrem Talent zuüberzeugen. So konnte die Kluft, die zwischen manchen Lernenden bestand,überwunden werden und auch Ausgrenzungen und Mobbing entgegengewirkt werden.”

Conor Kelly aus Dublin in Irland berichtet, wie die normalerweise zurückhaltenden 15-jährigen Lernenden einer Klasse an Selbstwertgefühl gewannen und mehrEigenverantwortung entwickelten. In Bezug auf das Projekt „Filming the poem” sagte er,dass „jeder, der eine Rolle in dem Film haben wollte, auch eine Rolle bekam. Ich sagteihnen nicht, was sie zu tun haben. Sie waren es, die mir sagten, was sie tun wollten undauf diese Weise funktionierte es auch besser. Die Schüler und Schülerinnen beteiligtensich aktiv am Projekt. Nichts wurde ihnen aufgezwungen. Sie sagten mir, was sie tunwollten, und wenn es machbar war, machten wir es auch.” Eine wichtige Anmerkung zudiesem Gesichtspunkt wurde von Signe Sloth aus Dänemark gemacht. Sie äußerte,dass die Schüler und Schülerinnen lernen müssen, dass es in den verschiedenenLändern auch verschiedene Arten gibt, Dinge zu tun, und dass man in Kauf nehmenmuss, dass diese das Fortschreiten des Projekts auch hemmen können. „DieKommunikationskultur ist von Land zu Land verschieden. Dies ist eine wichtigeLernerfahrung für die Schüler und Schülerinnen; die Unterschiede können sogar so großsein, dass diese sich negativ auf das Engagement der Lernenden auswirkt. Alles in allemwar die Kooperation mit den Partnerländern jedoch äußerst befriedigend. Sie hat denLernenden das Wissen vermittelt, wie globale Netzwerke operieren. Dies ist derausschlaggebende Nutzen des Projekts. Für diese Schüler und Schülerinnen wird sichim Hinblick auf ihre weitere Ausbildung und ihren Berufsweg in Zukunft alles um

FALLSTUDIEN ZUR SCHÜLERBETEILIGUNG

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Kommunikation und Vernetzung sowie um die Entwicklung neuer Ideen inZusammenarbeit mit Menschen aus anderen Ländern drehen.”

Einige der eben vorgestellten Kommentare regen ganz offensichtlich zu weiterenNachforschungen an. eTwinning sollte jedoch nicht als Allheilmittel für dieBildungsmisere angesehen werden. Auch könnten die Ergebnisse der Untersuchung inder Hinsicht gedeutet werden, dass die Projekte nur besonders aktiven undwagemutigen Lehrkräften vorbehalten sind. Dies mag zutreffend sein, doch diepädagogischen Ansätze, welche sich diese Lehrkräfte zunutze gemacht haben, könnenden Weg für bedeutende Entwicklungen bahnen, im Zuge welcher, ihren eher traditionelleingestellten Kollegen und Kolleginnen neue Wege zur Umsetzung der bestehendencurricularen Inhalte aufgezeigt werden können. Dies wiederum könnte die für dieErstellung der Curricula verantwortlichen Personen ermutigen, die Rolle solcheralternativer Ansätze besser zu würdigen, und zu prüfen, wie diese in die traditionellenCurricula integriert werden können. Ja auch die herkömmlichenLehrerausbildungseinrichtungen könnten dazu angeregt werden, den pädagogischenNutzen von Initiativen wie der von eTwinning in ihren Ausbildungsangeboten zuberücksichtigen und für sich fruchtbar zu machen.

Das letzte Wort hat Anne Daniels, eine Schulleiterin aus Großbritannien. Sie sprichtüber die Relevanz des gemeinschaftlichen Arbeitens und des wechselseitigen Lernensvon Partnern, wie diese in eTwinning genutzt wird: „Die Bedeutung der IKT-gestütztenZusammenarbeit und die enge Peer-to-Peer-Verbindung der Partnerschüler- und -schülerinnen gibt dem Lernen einen unmittelbaren Sinn. eTwinning gibt den Lehrkräftendie Flexibilität, in selbstbestimmter Weise zu unterrichten, und den Lernenden dieMöglichkeit, an ihren Aufgaben zu wachsen.”

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