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Semantischer Transfer und die Rolle der L1diekmann/zfal/zfalarchiv/zfal35_2.… · (1)-(20) wurden...

Date post: 18-Oct-2020
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Wolfgang Feigs Semantischer Transfer und die Rolle der L1 ° It has been claimed that learners prefer to transfer prototypical meanings of an L1- word into a foreign language. This claim has been tested in two studies with learners who had some competence in the foreign language in question. However, in this cases the preference of prototypical meanings could arise from a learning effect could be the result of a learning effect because usually such meaning are taught first. Therefore an experiment was conducted with a foreign language unknown to the subjects. The results confirm the claim mentioned above. Further suggestions are made as to why prototypical meanings are preferred by learners and how the process of transfer can be explained by a model of bilingual production. Finally, some di- dactic consequences of this study in second language acquisition are outlined. 1. Einleitung Semantischer Transfer heisst, dass die Bedeutung eines L1-Wortes auf dessen Standardübersetzungsäquivalent in der betreffenden Fremdsprache übertragen wird. So könnte z.B. die Bedeutung ‚ovalförmige Öffnung …‘ von norweg. øye in nåleøye auf das dt. Standardübersetzungsäquivalent Auge übertragen werden und fälschlich zu *Nadelauge führen. Kellerman hat in zwei Experimenten (1978 und 1986) nachzuweisen versucht, dass semantischer Transfer aus der L1 in eine Fremdsprache umso grösser ist, je näher die betreffende Bedeutung der prototypischen Bedeutung in der L1 ist. Die Vpn waren ganz überwiegend eindeutig fortgeschrittene holländische studentische Englischlerner. Eine verschwindend geringe Anzahl Vpn waren holländische Schüler, die als Anfangslerner des Englischen zu betrachten sind. Das Testmaterial bestand aus holländischen Sätzen mit dem polysemenVerb breken (brechen) bzw. mit dem polysemen Substantiv oog (Auge). Im fol- genden sei nur das Experiment mit oog (Kellerman 1986) kurz referiert. Hier ° Herzlichen Dank allen, die diese Arbeit unterstützt haben, besonders Egon Hitzler und Arnt Gylland.
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Wolfgang Feigs

Semantischer Transfer und die Rolle der L1°

It has been claimed that learners prefer to transfer prototypical meanings of an L1-word into a foreign language. This claim has been tested in two studies with learnerswho had some competence in the foreign language in question. However, in thiscases the preference of prototypical meanings could arise from a learning effectcould be the result of a learning effect because usually such meaning are taught first.Therefore an experiment was conducted with a foreign language unknown to thesubjects. The results confirm the claim mentioned above. Further suggestions aremade as to why prototypical meanings are preferred by learners and how the processof transfer can be explained by a model of bilingual production. Finally, some di-dactic consequences of this study in second language acquisition are outlined.

1. Einleitung

Semantischer Transfer heisst, dass die Bedeutung eines L1-Wortes auf dessenStandardübersetzungsäquivalent in der betreffenden Fremdsprache übertragenwird. So könnte z.B. die Bedeutung ‚ovalförmige Öffnung …‘ von norweg.øye in nåleøye auf das dt. Standardübersetzungsäquivalent Auge übertragenwerden und fälschlich zu *Nadelauge führen.

Kellerman hat in zwei Experimenten (1978 und 1986) nachzuweisen versucht,dass semantischer Transfer aus der L1 in eine Fremdsprache umso grösser ist,je näher die betreffende Bedeutung der prototypischen Bedeutung in der L1ist. Die Vpn waren ganz überwiegend eindeutig fortgeschrittene holländischestudentische Englischlerner. Eine verschwindend geringe Anzahl Vpn warenholländische Schüler, die als Anfangslerner des Englischen zu betrachten sind.Das Testmaterial bestand aus holländischen Sätzen mit dem polysemenVerbbreken (brechen) bzw. mit dem polysemen Substantiv oog (Auge). Im fol-genden sei nur das Experiment mit oog (Kellerman 1986) kurz referiert. Hier ° Herzlichen Dank allen, die diese Arbeit unterstützt haben, besonders Egon Hitzler und

Arnt Gylland.

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hatten die Vpn im ersten Teil des Experimentes die Aufgabe, 15 holländischeSatzpaare daraufhin zu beurteilen, in welchem der beiden Sätze oog eher mitengl. eye wiedergegeben werden konnte. Das war realiter in allen Fällenmöglich, da so ein negatives Urteil einer Vp ein eindeutiges Indiz dafür war,dass sie von ihrer L1-Intuition Gebrauch machte, wohingegen ein positivesUrteil auch Ausdruck von reinem Raten oder realen Englischkenntnissen seinkonnte (Kellerman 1978, 83). In bezug auf oog nahm Kellerman (1986, 40)an, dass dessen verwendete Bedeutungen – mit Ausnahme von ‚Sehorgan‘ –nicht explizit gelehrt worden waren.Im zweiten Teil des Experimentes hatten die Vpn bei denselben Saatzpaarenzu entscheiden, in welchem der beiden Sätze die Bedeutung von oog der Be-deutung ‚Sehorgan‘ in der holländischen L1 ähnlicher war. Im dritten Teil desExperimentes schliesslich ging es bei wieder den gleichen Satzpaaren auf die-selbe Weise um die subjektive Einschätzung der Gebrauchshäufigkeit in derholländischen Umgangssprache. Mit Teil 2 und 3 wurde von Kellerman ver-sucht, den Prototypizitätsgrad der verschiedenen Bedeutungen von oog imHolländischen zu erfassen. Beide Teile wurden mit dem ersten Teil des Expe-rimentes mit Hilfe eines Chi-Quadrat-Testes verglichen. Das Resultat war einehohe Übereinstimmung der Einschätzung der Transferierbarkeit der holländi-schen oog-Bedeutungen ins Englische mit dem Prototypizitätsgrad der oog-Bedeutungen in der holländischen L1. Hoher L1-Prototypizität entspricht hoheTransferierbarkeit, niedriger L1-Prototypizität niedrige Transferierbarkeit, wo-raus Kellerman schliesst, „that transferability can indeed be established enti-rely on the basis of the learner’s knowlegde of his native language“ (1986,37).

Die blosse Annahme Kellermans, dass die Bedeutungen der englischen Test-wörter den Vpn in den beiden Experimenten nicht bekannt gewesen seien,schliesst die Möglichkeit einer Kenntnis einzelner Bedeutungen oder die Wir-kung impliziten Zielsprachenwissens nicht aus. Zumal Bedeutungen mit hoherPrototypizität traditionellerweise zuerst gelehrt werden, könnte die bevorzugteTransferierung dieser Bedeutungen in Kellermans Experimenten auch durcheinen Lerneffekt verursacht worden sein (vgl. van Helmond/ van Vugt 1984,26). Dieser Verdacht bildete den Anlass zu dem im folgenden beschriebenenExperiment. Grundlage für dieses Experiment war die von Kellerman (1986,44) in bezug auf die Erwerbsfolge vorgeschlagene Hypothese: Lehrt man Vpnzuerst nur prototypferne Bedeutungen („the least prototypical senses“), sosollten sie in der Lage sein, die Verbindung prototypischer und medioprototy-pischer Bedeutungen („the more prototypical senses“) mit dem jeweiligen

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Standardübersetzungsäquivalent ohne positive Evidenz zu erwerben, umge-kehrt aber sollte das bei zuerst gelehrten prototypischen bzw. medioprototypi-schen Bedeutungen für prototypferne Bedeutungen nicht möglich sein. Miteinem auf dieser Hypothese aufbauenden Experiment, das eine unbekannteFremdsprache verwendet, kann die Wirkung früher erworbenen expliziten wieimpliziten Zielsprachenwissens ausgeschaltet, im Experiment erworbenesWissen kontrolliert und der Zusammenhang zwischen Transferierbarkeit undPrototypizitätsgrad eindeutig nachgewiesen werden. Da in dem ExperimentFremdsprache und L1 nicht wie bei Kellerman getrennt untersucht werden,ermöglicht es auch die Rolle der L1 aus einer anderen Perspektive zu sehen.Und schliesslich beantwortet das Experiment die Frage der Erwerbsfolge.

2. Vortest

2.1 VersuchspersonenAn dem Vortest nahmen insgesamt 37 erwachsene Vpn verschiedener sozialerPositionen und Altersgruppen teil, die Norwegisch als L1 hatten.

2.2 Ermittlung der prototypischen Bedeutung und deren VisualisierungAn dieser Ermittlung nahmen 10 Vpn teil. Wie Untersuchungen von Battig/Montague (1969, 1ff.) und Rosch (1973, 130ff.) gezeigt haben, werden proto-typische Mitglieder einer Kategorie vorzugsweise zuerst genannt, wenn VpnMitglieder der betreffenden Kategorie nennen sollen. Dementsprechend wur-den die Vpn aufgefordert, spontan einen kurzen Satz mit dem norwegischenpolysemen Verbum gå (gehen) zu bilden. Danach wurden sie sofort um einen2. und darauf um einen 3. entsprechenden Satz gebeten. Alle 30 Sätze wurdenvon mir notiert. Auf diese Weise wurde tentativ die prototypische Bedeutungvon gå ermittelt. Tentativ deshalb, weil aus den Untersuchungen von Battig/Montague und Rosch mit Ding- und Sachkategorien nicht geschlossen werdenkann, dass bei polysemen Verben dieselben Reaktionen vorliegen.

Die Vpn wurden um jeweils drei Sätze gebeten, um eine grössere Materialba-sis zu bekommen, aber auch um die Wirkung verzerrender Assoziationen –etwa zu dem Vortest unmittelbar vorausgehendem Lesestoff usw. – oder desBemühens, „intelligente“ Sätze zu bilden, zu reduzieren.Die gå-Ausdrücke der erhaltenen Sätze wurden einer semantischen Merk-malsanalyse unterzogen. Die Merkmale wurden aus den erhaltenenen Sätzenselbst eruiert. Die verschiedenen gå-Bedeutungsmerkmale wurden addiert unddie über dem Median liegenden Merkmale als

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Abb.1. Visualisierung der prototypischen Bedeutung von norweg. gå (gehen)

prototypische Merkmale betrachtet, da sie in überdurchschnittlich vielen Sät-zen auftauchten. Diese Merkmale waren: ‘AGENSLebewesen + BEWEGUNGBo-

den,Füsse + ZIEL‘. Sie konstituieren die prototypische Bedeutung von gå (vgl.Ueda 1998, 138 ff.). Auf ihrer Grundlage wurde in Anlehnung an AandstadHettasch (2000, 36ff.) die in Abb. 1 wiedergegebene Skizze entworfen.

2.3 Ermittlung medioprototypischer und prototypferner BedeutungenDiese Ermittlung wurde mit 17 VPn durchgeführt. In Anlehnung an Kellerman(1986) wurden 7 Vpn direkt nacheinander zwei Listen vorgelegt. Zu der erstenListe wurden den Vpn in rascher Reihenfolge 15 Zettel mit je zwei Sätzen ge-zeigt. Die Vpn hatten die Aufgabe, auf der Liste abzukreuzen, ob die Bedeu-tung der gå-Form in Satz 1 oder 2 dem gå-Bild in Abb.1. ähnlicher war. DieSätze stammten teils aus 2.2. oder waren von mir auf der Grundlage von 2.2gebildet worden.In der zweiten Liste hatten die Vpn bei den gleichen Testsätzen zu entschei-den, ob die Bedeutung der gå-Form in Satz 1 oder 2 ihrer Meinung nach in dernorwegischen Umgangssprache häufiger vorkommt. Die für die Ähnlichkeitund die Frequenz erzielten Scores wurden per Testsatz addiert. Die gå-Bedeutungen mit den niedrigsten Scores lieferten die prototypfernen Bedeu-tungen für den Haupttest, die mit den mittleren die medioprototypischen.

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10 neue Vpn bekamen je einen Satz mit einer prototypischen, medioprototypi-schen und prototypfernen Bedeutung von gå vorgelegt. Sie hatten die Aufga-be, diese Sätze auf einer 16 cm langen, nicht unterteilten Linie zwischen denEndpunkten „meget typisk“ („sehr typisch“) und „minst typisk“ („am wenigs-ten typisch“) nach ihrer Typizität einzuschätzen (vgl. Rosch 1973, 131f.). DieDurchschnittswerte bestätigten die tentativ ermittelten Werte. Die niedrigstenDurchschnittswerte erzielten die protoypischen Bedeutungen mit 1,93 cm, diemittleren die medioprototypischen mit 6,62 cm und die höchsten die prototyp-fernen mit 11,66 cm. Satzproduktionstest, semantische Merkmalsanalyse unddie Visualisierung des Resultates dieser Analyse haben also den Prototyp dergå-Bedeutung getroffen. Darüber hinaus stützt dieser Befund die Holismus-gegenüber der Modularitätshypothese, nämlich dass Sprache vom Rest derKognition nicht abtrennbar ist (vgl. Lakoff 1990, 67 et passim). Der gleicheTest wurde auch mit ta-Sätzen durchgeführt, da diese Prüfung bei AandstaadHettasch (2000, 31ff.) nicht vorgenommen wurde. Die Ergebnisse entsprechendenen der gå-Sätze: prototypisch = 2,14 cm; medioprototypisch = 7,44 cm;prototypfern = 10,13 cm.

2.4. Ermittlung der Verwandtschaft der TestsprachenHier wurden 10 VPn herangezogen. Um Kellermans Hypothese (s. 1.) prüfenzu können, musste eine Zielsprache gewählt werden, in der die Vpn erstensgarantiert keine Kenntnisse besassen und die zweitens der norwegischen L1verwandt war. Die Wahl fiel auf Holländisch. Holländischkenntnisse sind inNorwegen kaum verbreitet, so dass es daher leicht war, Vpn ohne jeglicheVorkenntnisse im Holländischen zu finden und den Effekt von früher Gelern-tem auszuschliessen. Die Verwandtschaft der Testsprachen war erforderlich,weil man beobachtet hat, dass Nichtverwandtschaft transferhemmend ist(Ringbom 1987, 80 ff.).

Die Verwandschaft von Norwegisch und Holländisch wurde durch die Vpnbestätigt. Sie hatten ähnlich wie in 2.3. auf einer 16 cm langen, nicht unter-teilten Linie zwischen den Endpunkten „ligner norsk mye“(„ähnelt dem Nor-wegischen sehr“) und „ligner norsk lite“(„ähnelt dem Norwegischen wenig“)anzukreuzen, wo ihrer Einschätzung nach Holländisch zu plazieren ist (vgl.Aandstad Hettasch 2000, 30f.). Zusätzlich wurde auch nach der Einschätzungvon Russisch gefragt, das in einem Zusatz zum Haupttest verwendet wurde.Die Kreuze für Holländisch befanden sich durchschnittlich bei 4,41 cm, diefür Russisch durchschnittlich bei 12,90 cm.

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3. Haupttest

3.1 VersuchspersonenVpn waren insgesamt 328 Studenten der Universität Trondheim und derHochschule in Volda/Westnorwegen. Sie stammten aus allen Semestern und11 verschiedenen Fachbereichen (Anglistik, Germanistik, Geschichte, Infor-matik, Nordistik, Philosophie, Politologie, Psychologie, Publizistik, Religi-onswissenschaft und Romanistik). Sie wurden gruppenweise getestet und jedeGruppe nur einmal. Alle hatten Norwegisch als L1.

3.2 MaterialDas testkritische Material bestand aus den im Anhang wiedergebenen 20 kur-zen holländischen Sätzen mit deren wörtlicher norwegischer Übersetzung. DieSätze mit norweg. tok sind Aandstad Hettasch (2000, 45, 59) entnommen bzw.auf der Grundlage ihrer Arbeit gebildet worden. Die Sätze (1) – (4) enthaltenprototypferne Bedeutungen der Testverben, (5)-(8) prototypische Bedeutungenund (9)-(12) medioprototypische Bedeutungen. In allen diesen Sätzen ist dieBedeutung von norweg. gå/tok auf das holländische Standardübersetzungs-äquivalent übertragen worden, um Transfer zu stimulieren, was allerdings zurFolge hatte, dass nicht alle holländischen Sätze idiomatisch korrekt sind. Diekorrekten Sätze stehen im Anhang in Klammern. In den Sätzen (13)-(20) da-gegen wurde das holländische Standardübersetzungsäquvalent mit einem an-deren Verb substituiert, um Transfervermeidung zu stimulieren. Zusätzlich zu(1)-(20) wurden 4 norwegische Ablenkersätze verwendet (s. Anh. (29)-(32)).In diesen Ablenkersätzen wurden nur Kopulaverben benutzt, um die Wirkungder Testverben nicht zu beeinflussen.

3.3 TestaufbauDer Test bestand aus1. einer Lernphase, die

a. die Präsentation der Testsätze und b. eine Behaltensprüfung umfasste,2. einer Entscheidungsphase mit anderen Testsätzen als in 1.a. sowie3. einer zweiten Behaltensprüfung in bezug auf 1.a.

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3.4 DurchführungDer Test wurde gemäss der Testhypothese (s. 1.) mit den in Tab. 2 wiederge-gebenen Kombinationen von Lern- und Entscheidungsphase durchgeführt.Diese Kobinationen wurden mit den Faktoren „transferiert“/ „nichttransfe-riert“, dh. Stimulierung von Transfer/ Transfervermeidung variiert (s. 3.2).Die VPn wurden vor dem Test gefragt, ob jemand von ihnen Holländisch-kenntnisse besass. Das Testziel, so wurde ihnen gesagt, sei eine Untersuchungdes Phänomens ‚Sprachgefühl‘, das eine wichtige Rolle beim Fremdspracher-werb spiele. Der Test begann mit einer Präsentation der jeweiligen holländi-schen/norwegischen Sätze per Overhead (natürlich ohne die Parenthesen imAnhang). Dabei wurde den Vpn gesagt, dass es auf die fettgedruckten Verb-formen ankomme und dass norweg. går/ tok im Holländischen gewöhnlicher-weise mit dem Standardübersetzungsäquivalent gaat/ nam wiedergegebenwerde. Danach wurde Satz für Satz der Gruppe „transferiert“ in folgenderWeise kommentiert: „Norsk går i setningen Det går verk i såret kan så direktegjengis med hollandsk gaat …“(„Norwegisch går in dem Satz Det går verk isåret kann daher direkt mit holländisch gaat wiedergegeben werden ...“). Fürdie Gruppe „nicht-transferiert“ lautete der Kommentar: „Norsk går i setningenDet går verk i såret må på hollandsk imidlertid gjengis med et annet verb ennstandardoversettelsesekvivalenten gaat …“ („ Norwegisch går in dem SatzDet går verk i såret muss im Holländischen jedoch mit einem anderen Verbals dem Standardübersetzungsäquivalent gaat wiedergegeben werden …“).Nach dieser Präsentation wurde eine Liste ausgeteilt. Zu dieser Liste wurdenden Vpn in randomisierter Reihenfolge die norwegischen Sätze der Präsentati-onsphase und die Ablenkersätze (29)-(32) je ca. 3 Sekunden lang per O-verhead gezeigt. Die VPn hatten auf der Liste anzukreuzen, ob sie die Sätze inder Präsentationsphase gesehen hatten oder nicht oder im Zweifel darüber wa-ren. Nachdem die Listen eingesammelt worden waren, wurde eine zweiteListe ausgeteilt. Zu dieser Liste wurden den Vpn die jeweiligen norwegischenSätze der Entscheidungsphase je ca. 3 Sekunden lang gezeigt. Die Vpn solltennun entscheiden, ob norweg. går/ tok in diesen Sätzen mit holländ. gaat/namwiedergegeben werden könnte. Dazu wurde den Vpn gesagt, dass es hier aufihr Sprachgefühl ankäme. Die ca. 3 Sekunden wurden mit der Sprechlänge derSätze „Har dere sett denne setningen før?“ („Haben Sie diesen Satz schon ge-sehen?“) und „Kan går (tok) gjengis med hollandsk gaat (nam) her?“ („Kanngår (tok) hier mit holländisch gaat (nam) wiedergegeben werden?“) gemes-sen. Auf der Rückseite dieser Liste sollten die Vpn schliesslich einen oder

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mehrere der norwegischen Sätze niederschreiben, die sie am Anfang des Testsin der Präsentationsphase gesehen hatten. Dabei wurde keine wortwörtlicheErinnerung verlangt. Der gesamte Test dauerte ca. 10 Minuten.

3.5. Ergebnisse

3.5.1. Die BehaltensprüfungenWie Tab.1 zeigt, sind die Testsätze der Präsentationsphase durch den ganzenTest hindurch gut behalten worden. Nur zwei von 328 Vpn konnten sich ankeinen Testsatz in der 1. Behaltensprüfung erinnern. Insgesamt waren hier1113 Sätze behalten worden.

Wichtig ist das gute Behalten unmittelbar nach der Entscheidungsphase, da eszeigt, dass das Gelernte noch gut in Erinnerung war und eine reale Chancehatte, die Entscheidung zu beeinflussen, ob die prototypischen/ medioprototy-pischen/prototypfernen Bedeutungen von norweg. går /tok in nichtgelerntenSätzen mit holländ. gaat/ nam wiedergegeben werden können. Bei einerGruppe von 14 Vpn konnte die 2. Behaltensprüfung allerdings für prototyp-ferne Bedeutungen aus technischen Gründen nicht durchgeführt werden. Nur14 von daher insgesamt 314 Vpn hatten hier keinen Testsatz behalten. In 31der erinnerten Testsätze tauchte entweder ein Nichttestverb auf, oder die Sätzewaren unvollendet, hatten einen völlig anderen Kontext, stammten aus derEntscheidungsphase oder waren Ablenkersätze. Abzüglich dieser 31 Sätzewurden hier insgesamt 753 Sätze behalten. Ansonsten waren die Testverbenmit ihren prototypischen/ medioprototypischen/ prototypfernen Bedeutungenerhalten geblieben. In Gesprächen mit Vpn nach dem Test kam darüber hinauszum Ausdruck, dass sie den Unterschied der Testsätze von Lern- und Ent-scheidungsphase als Unterschied von „konkret“ und „abstrakt“ aufgefassthatten.

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Behaltene TestsätzeAnzahl Vpnunmittelbar nach Präsentati-on

unmittelbar nach Ent-scheidung

prototypenfern 0 2 1,08 11 6,401 5 2,69 48 27,912 16 8,60 45 26,163 49 26,34 45 26,164 114 61,29 23 13,37

prototypisch 0 0 0 0 01 1 2,27 7 15,912 11 25,00 9 20,453 12 27,27 11 25,004 20 45,46 17 38,64

medioprototypisch 0 0 0 3 3,061 3 3,06 11 11,222 11 11,22 25 25,513 27 27,55 35 35,714 57 58,16 24 24,49

Tab. 1. Von den Vpn behaltene Testsätze der Lernphase (kursive Zahlen = Prozente)

3.2.5 Die Entscheidungen über die TransferierbarkeitTab. 2 gibt einen Überblick über die ermittelten Daten und den Vergleich derScores für „Transfer wahrscheinlich“ und „Transfer unwahrscheinlich“ mitHilfe des asymptotischen Binomialtestes. Tab. 3 bringt auf der Grundlage vonTab. 2 den vertikalen Vergleich der relevanten Lern-/ Entscheidungsphase-Kombinationen.Tab. 2 zeigt in Zeile 1 eine signifikante Transferierbarkeit der prototypischenBedeutungen, in Zeile 2 eine signifikante Transfervermeidung prototypfernerBedeutungen. Im ersten Falle ist die Entscheidung eindeutig auf der Grundla-ge der Prototypizitätskategorisierung getroffen worden. Sie muss das aberauch im zweiten Falle sein, da es unwahrscheinlich ist, dass sich hier – wieauch in Zeile 7 – eine signifikante Mehrheit plötzlich an das Gelernte hält unddeshalb die Frage der Entscheidungsphase mit „Transfer unwahrscheinlich“beantwortet. Dafür spricht auch, dass Zeile 2 und 7 sich trotz unterschiedlicherLernphasen nicht signifikant unterscheiden (s. Tab. 3), also die Lernphase kei-nen entscheidenden Einfluss hat.

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Transfer

Lernphase – Entschei-dungsphase

wahrscheinlich unwahrscheinlich z P Vpn

1 prot.fern (=) – prot. 151 67,41 73 32,59 5,15 <0,001 562 prot.(=) – prot.fern 49 29,17 127 70,83 5,81 <0,001 44

3 prot.fern (=) – medioprot. 143 67,45 69 32,55 5,01 <0,001 534 medioprot.(=) – prot.fern 101 45,91 119 54,09 1,15 =0,250 55

5 prot.fern (≠) – prot. 126 85,14 22 14,86 8,47 <0,001 37

6 prot.fern (≠) – medioprot. 80 50,00 80 50,00 0,10 =0,920 407 medioprot. ( ≠) – prot.fern 61 35,47 111 64,53 3,73 <0,001 43

Tab. 2. Transferierbarkeit nichtgelernter prototypischer/medioprototypischer/prototypfernerBedeutungen, wenn die Zielsprache Holländisch ist (kursive Zahlen = Prozente; (=)= transferiert; (≠) = nichttransferiert; z bezieht sich auf die jeweils höchste fett-gedruckte Zahl)

Andererseits kommen in dieser Tabelle jedoch auch Lerneffekte zum Aus-druck. Zeile 1 und 5 unterscheiden sich signifikant voneinander (s. Tab. 3).Bei transferierter Lernphase werden prozentual mehr prototypische Bedeutun-gen als nichttransferierbar und weniger als transferierbar betrachtet als beinichttransferierter Lernphase. Das muss seine Erklärung darin haben, dass dienicht kategorial motivierten Entscheidungen der Vpn neben reinem Raten di-daktisch motiviert sind. Die Vpn, die nicht auf der Grundlage der Prototypizi-tätskategorisierung entscheiden, tun das allein auf der Grundlage des Gelern-ten. Eine transferierte Lernphase stimuliert dabei Transfervermeidung, einenichttransferierte Transferierbarkeit. Sicher sind demnach in Zeile 2 von Tab.2 unter „Transfer unwahrscheinlich“ auch Lerneffekte enthalten, die allerdingsangesichts der Übereinstimmung mit Zeile 7 (s. Tab. 3) unbedeutend seinmüssen. Die Kombination „nichttransferiert prototypisch – prototypfern“ wur-de wegen dieser Übereinstimmung nicht getestet. Außerdem wären die Vpnwohl nur verwirrt worden und hätten sich sicher ungläubig die Frage gestellt:Wo sonst soll das Standardübersetzungsäquivalent natürlicher verwendet wer-den können, wenn nicht bei prototypischen Bedeutungen?

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Zeilen Lern-/ Entscheidungsphasenkombination __ Pvon Tab. 2

1 - 2 prot.fern (=) – prot. + prot. (=) – prot.fern 61,728 <0,0011 - 3 + prot.fern (=) – medioprot. 0,00008 >0,9901 - 5 + prot.fern (≠) – prot. 14,723 <0,0011 - 6 + prot.fern (≠) – medioprot. 11,805 <0,001

2 - 4 prot. (=) – prot.fern + medioprot.(=) – prot.fern 13,566 <0,0012 - 6 + prot.fern (≠) – medioprot. 17,399 <0,0012 - 7 + medioprot.(≠) – prot.fern 2,339 >0,100

3 - 6 prot.fern (=) – medioprot. + prot.fern (≠) – medioprot. 11,567 <0,001

4 - 7 medioprot. (=) – prot.fern + medioprot.(≠) – prot.fern 4,342 <0,050

6 - 7 prot.fern (≠) – medioprot. + medioprot.(≠) – prot.fern 7,167 <0,010

Tab.3.Relevante Chi-Quadrat-Vergleiche der getesteten Lern-/ Entscheidungsphase-Kombinationen ((=) = transferierte und (≠) = nichttransferierte Lernphase)

In Verbindung mit medioprototypischen Bedeutungen muss der Lerneffektallerdings eine andere Erklärung haben, da er bei transferierter Lernphasenicht zu einer prozentualen Erhöhung der Transfervermeidung und entspre-chender Reduzierung der Transferierbarkeit, sondern zu einer Umkehrung die-ses Verhältnisses führt. Die hier vorliegenden Befunde sind mit Labows Tas-se-Schüssel-Experiment vergleichbar, wo Durchmesser und Kontext die Be-nennung der Gefäße determinieren. Ein relativ kleiner Durchmesser führt zu„Tasse“, ein relativ großer zu „Schüssel“. Sind die Gefäße mit Kartoffelmusgefüllt, geht „Tasse“ eher in „Schüssel“ über. In beiden Fällen ist der Über-gang fließend (Anderson 19954, 159 ff.). Auch medioprototypische Bedeutun-gen scheinen keine festen Grenzen zu haben. Im transferierten Kontext gehensie eher in prototypferne Bedeutungen über und erzeugen damit sozusagenzusätzlich eine Kombination „prototypfern – prototypfern“. In Zeile 3 vonTab.2 erfolgt auf diese Weise eine kategorial und didaktisch motivierte Erhö-hung der Transferierbarkeit medioprototypischer Bedeutungen, die – wie Zeile6 zeigt – schon an sich zu 50% transferierbar sind. In Zeile 4 kommt es zu ei-ner kategorial und didaktisch motivierten annähernden Gleichverteilung, dadie an sich signifikante Transfervermeidung prototypferner Bedeutungen –vgl. Zeile 7 – reduziert wird.

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Die Kombination „medioprototypisch – prototypisch“ und ihre Umkehrungwurde nicht getestet. Hier wäre es nur um Unterschiede in der Wahrschein-lichkeit der Transferierbarkeit gegangen. Der Effekt medioprototypischer Be-deutungen ließ sich aber besser mit den Kombinationen von „medioprototy-pisch“ und „prototypfern“ aufzeigen, da sich hier der kontrastreichere Unter-schied zwischen „Transfer wahrscheinlich“ und „Transfer unwahrscheinlich“findet.

In bezug auf Kellermans Experimente, seine Schlussfolgerung daraus und sei-ne Hypothese betreffs der Erwerbsfolge (s. 1.) ergibt sich damit folgendes.Aus der Verwendung einer unbekannten Zielsprache ergibt sich trotz Lern-effekten zweifelsfrei, dass die Transferierbarkeit umso größer ist, je prototy-pischer die Bedeutung ist. Kellermans Schlussfolgerung allerdings, dass dieEntscheidung über die Transferierbarkeit allein auf der Grundlage der L1 statt-findet, kann nicht aufrechterhalten werden. Das zeigt der Einfluss der Ziel-sprachenbedingungen „transferiert“/ „nichttransferiert“ auf diese Entschei-dung: Die Lernererfahrung spielt auch eine Rolle. Was schließlich KellermansHypothese zur Erwerbsfolge betrifft, so konnte diese bestätigt werden. Jeprototypischer die Bedeutung, desto eher kann sie auch ohne positive Evidenzin der Zielsprache erworben werden. Je weniger prototypisch die Bedeutungist, desto nötiger ist positive Evidenz in der Zielsprache. Daraus ergibt sich dieErwerbsfolge: 1. prototypische (s. Tab. 3, Zeile 1-6 und 1-2), 2. medioprototy-pische (s. Tab. 3, Zeile 2-6), 3. prototypferne Bedeutungen.

Die orthographische Ähnlichkeit von norweg. går und holländ. gaat hatte kei-ne Einwirkung auf die Entscheidungen für „Transfer wahrscheinlich“ (vgl.Ard/ Homburg 1994). Die Frequenzen von går (N = 334) und tok (N = 377)sind nach dem asymptotischen Binomialtest zufallsbedingt (z = 1,58; P =0,114).

4. Zusatztest

Der Haupttest wurde auch mit Russisch (in lateinischer Transliteration) alsZielsprache durchgeführt. Alle 29 VPn, die an dem Test teilnahmen, hattenNorwegisch als L1 und keine Russischkenntnisse. Die russischen Testsätzewaren Übersetzungen der norwegischen Sätze in (1)-(8) der Gruppe „transfe-riert“ (s. Anhang (21)-(28)). Auch hier hatte die Hervorhebung der Ähnlich-keit zwischen den beiden Sprachen den Vorrang vor idiomatischer Korrekt-heit. Die korrekten russischen Sätze stehen im Anhang in Klammern.

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Die Ergebnisse zeigt Tab. 4. Die prototypischen Bedeutungen (25)-(28) unddie prototypfernen Bedeutungen (21)-(24) unterscheiden sich hier nicht in be-zug auf Transferierbarkeit. Die von den Vpn empfundene Distanz zwischenNorwegisch und Russisch (s. 2.4) war stärker als die mit den Testsätzen derPräsentationsphase suggerierte Ähnlichkeit. Sie hielten sich bei prototypischenwie bei prototypfernen Bedeutungen signifikant an das Gelernte. Der asym-ptotische Binomialtest ergab für „Transfer unwahrscheinlich“ im ersten Falle z= 2,91; P = 0,004, im zweiten z = 3,88; P < 0,001. Bei diesem Ergebnis erüb-rigten sich weitere Tests.

Transfer

Lernphase – Entscheidungs-phase

wahrscheinlich unwahrscheinlich __ Vpn

prototypfern – prototypisch 15 28,85 37 71,15 0,221 13prototypisch – prototypfern 16 25,00 48 75,00 (P > 0,600) 16

Tab. 4 Transferierbarkeit nichtgelernerter prototypischer/ prototypferner Bedeutungen, wenn die Zielsprache Russisch ist (kursive Zahlen = Prozente)

5. Diskussion

Im Folgenden soll die Rolle der L1 und der Zielsprache beim semantischenTransfer näher beleuchtet und der Frage nachgegangen werden, ob hier nebenL1 und Zielsprache auch andere Fremdsprachen des Lerners wirksam seinkönnen. Zum Schluss ein Wort zu den didaktischen Konsequenzen des vorlie-genden Experimentes.

Kellerman betrachtete die L1, d.h. die Prototypizitätskategorisierung in ihr, alsdie alleinige Entscheidungsgrundlage für die Transferierbarkeit von Bedeu-tungen (s. 1.). In den Kellermanschen Ähnlichkeitstests zur L1 waren aller-dings vorgegebene, also bewusstseinsexterne Phänomene miteinander zu ver-gleichen: In Kellerman (1978) verschiedene Bedeutungen des Testwortes, inKellerman (1986) der Prototyp mit Kategoriemitgliedern. Ein solcher Ver-gleich sagt jedoch nichts darüber aus, dass die Prototypizitätskategorisierungder L1 inhärent ist. Im Vortest (s. 2.2f.) konnte hier dagegen mit Roschs Me-thode (1973, 131f.), bei der der Prototyp bewusstseinsintern verbleibt, auf dietatsächliche Existenz einer Prototypenbildung und Prototypizitätskategorisie-rung in der L1 geschlossen werden. Dass eine solche Prototypizitätskategori-

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sierung von L1-Bedeutungen den Entscheidungen der Vpn zugrundegelegenhaben muss, konnte durch die Verwendung einer den Vpn unbekanntenFremdsprache, die den Einfluss von früher Gelerntem ausschloss, eindeutignachgewiesen werden (s. 1; 3.2.5; vgl. Giacobbe 1992, 233ff.).

Die nächste Frage ist, ob hier neben L1 und Zielsprache auch andere Fremd-sprachen des Lerners an der Sprachverarbeitung beteiligt sind. Das erscheintim Lichte der Vorstellungen vom mehrsprachigen mentalen Lexikon prinzi-piell möglich (vgl. z.B. Raupach 1994, 30ff.). Die L1 und betreffende Fremd-sprachen sind nach diesen Vorstellungen in einem einzigen grossen Speicherrepräsentiert und miteinander vernetzt. Die Stärke der Netzverbindungen wirdvon der Kontinuität des Gebrauchs bestimmt. Auf diese Weise bilden Ele-mente derselben Sprache Subsysteme, aber auch Elemente verschiedenerSprachen. Diese Netzverbindungen ermöglichen, dass bei der Zielsprachen-produktion neben der L1 andere Fremdsprachen aktiv sind, ohne allerdingsartikuliert zu werden.

Zu klären ist nun, welche Rolle andere Fremdsprachen im Transferprozessspielen. Hierauf kann die Hypothese von Schachter (1994), nach der TransferInferenz ist, eine Antwort geben. Die Grundlage für die Inferenz bildet nachSchachter relevantes früher erworbenes explizites oder implizites Wissen, d.h.Wissen über die Muttersprache und die Zielsprache. Hinzuzufügen sind abereben wohl auch andere Fremdsprachen des Lerners. Aus diesem Wissenschlussfolgert der Lerner und bildet Hypothesen in bezug auf die Zielsprache,die dann am Zielspracheninput getestet werden. Dabei sucht der Lerner nachVerifizierung seiner Hypothesen, ist aber auch für Falsifizierungen offen, dieeine Korrektur der Hypothesen ermöglichen. Auf diese Weise erfährt er beimTransfer von Bedeutungen fortlaufend in seiner/n Fremdsprache/n positivesoder negatives Feedback. Wie die hier involvierten Fremdsprachen und Eng-lisch als die in Norwegen am besten beherrschte Fremdsprache im Anhangzeigen, scheint positives Feedback realiter mit prototypischen und auch nochmedioprototypischen Bedeutungen zusammenzufallen, negatives Feedbackaber häufig mit prototypfernen Bedeutungen. Aus diesen Verhältnissen undmit Hilfe der Prototypizitätskategorisierung, die dem Lerner aus seiner L1 zurVerfügung steht, kann er daraus schlussfolgern: Prototypische Bedeutungensind mit hoher Wahrscheinlichkeit transferierbar, medioprototypische mit et-was geringerer und prototypferne mit der geringsten. Es ist also wahrschein-lich, dass es die Erfahrung des Lerners aus dem Gebrauch seiner Fremdspra-che/n ist, die die unmittelbare Grundlage für die Inferenz bildet, die zu Trans-

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fer bzw. Transfervermeidung führt (s. 3.2.5). Allerdings scheint auch ein ver-stärkter Transfer prototypferner Bedeutungen in die Zielsprache möglich zusein, wenn diese in einer anderen Fremdsprache mit dem Standardüberset-zungsäquivalent wiedergeben werden können und der Ausdruck dort eine ho-he Frequenz hat und deshalb im Gedächtnis als Einzelfall aktiviert werdenkann. Darauf deutet jedenfalls Testsatz (4) hin (s. Anhang), der von allenTestsätzen als einziger überdurchschnittlich häufig unter „Transfer wahr-scheinlich“ auftritt.

Eine Bestätigung dafür, dass die Lernererfahrung mit einer/anderen Fremd-sprache/n die Grundlage für die Transferierbarkeitsentscheidungen bildet,können Personen ohne diese Erfahrung liefern. Solche Personen finden sichheutzutage allerdings selten, zumal in Ländern wie Norwegen, deren Sprachenkeine internationale Geltung haben und man deshalb gezwungen ist, Fremd-sprachen zu lernen. Aus diesem Grunde war es nur möglich, 7 solche Perso-nen zu testen. Drei von ihnen waren Rentner, vier waren in nichtakademischenBerufen tätig. Die älteste Vp war 87 Jahe alt, die jüngste Mitte 40. Mit ihnenwurde die Testvariante „nichttransferierte prototypferne – prototypische Be-deutungen“ durchgeführt, da hier die Entscheidungen für „Transfer wahr-scheinlich“ am deutlichsten zum Ausdruck kamen (s. Tab.2, Zeile 5). In derzur Lernphase gehörenden Behaltensprüfung erinnerte sich keine Vp an kei-nen Testsatz, je 14,29% an einen und zwei, 42,86% an drei und 28,57% anvier Testsätze. In der Behaltensprüfung nach der Entscheidungsphase dagegenhatten 57,14% keinen einzigen Testsatz mehr behalten und der Rest nur je ei-nen. In der Entscheidungsphase selbst wurden 18 (64,29%) der prototypischenBedeutungen unter „Transfer wahrscheinlich“ eingestuft und 10 (35,71%) un-ter „Transfer unwahrscheinlich“, wobei 18 im Gegensatz zu Zeile 5 in Tab. 2ein Zufallsresultat ist (z = 1,32; P = 0,187). Der Chi-Quadrat-Vergleich mitden studentischen Vpn ergab dementsprechend ein signifikantes _2 = 6,881; P< 0,010. Dieses Resultat scheint auf eine Unsicherheit der nichtstudentischenVpn hinzudeuten. Ihnen scheint also die Erfahrung mit einer/anderen Fremd-sprache/n als Grundlage für ihre Entscheidungen gefehlt zu haben. Vergleichtman jedoch diese Vpn mit den studentischen Vpn in der Testvariante „transfe-rierte prototypferne – prototypische Bedeutungen“ (s. Tab. 2, Zeile 1), wei-chen beide Gruppen nur zufällig voneinander ab (__ = 0,110; P > 0,700).Demzufolge könnte auch vermutet werden, dass Transfer tatsächlich auch aufder Grundlage der L1 allein zustandekommen kann, dass er aber durch Fremd-sprachenerfahrung bedeutend verstärkt wird. Eine wesentlich höhere AnzahlVpn und evtl. der Einsatz weiterer Testvarianten sind erforderlich, um eine

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Entscheidung zwischen diesen Interpretationsalternativen herbeiführen zukönnen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden: Alle sprachlichen Ressourcendes Lerners spielen beim semantischen Transfer wahrscheinlich eine Rolle.Die L1 scheint einmal die Prototypizitätskategorien zu liefern, mit deren Hilfedie konkreten Feedback-Erfahrungen des Lerners aus der Verwendung seinerFremdsprache/n generalisiert werden, was die Grundlage für die durch denZielsprachenproduktionsdruck ausgelösten Inferenzen schafft. Zum anderenkonnte aber nicht ausgeschlossen werden, dass die L1 direkt die Basis fürTransfer bilden kann und Fremdsprachenerfahrung Transfer nur verstärkt.Darüber hinaus können andere Fremdsprachen die Transferierbarkeit aberauch dann erhöhen, wenn dort das Standardübersetzungsäquivalent möglichund der Ausdruck hochfrequent ist, so dass er zum expliziten Wissensbestanddes Lerners gehört.Was die didaktischen Konsequenzen des vorliegenden Experiments und vo-rausgehender Experimente betrifft, ist folgendes zu sagen. Erstens wird nichtuneingeschränkt transferiert. Transfer ist umso stärker je verwandter die be-treffenden Sprachen sind und umso schwächer je fremder sie sind. Selbst einefingierte Ähnlichkeit kann in letzterem Falle die Skepsis der Lerner nicht ü-berlisten. Zweitens werden prototypferne Bedeutungen zweifelsfrei signifikantweniger transferiert als prototypische und medioprototypische. Die Einschrän-kung und damit die Möglichkeit für Transfervermeidung erfolgt hier genaudort, wo die Möglichkeit für Fehler am grössten ist, nämlich im metaphori-schen Bereich. Es wird also im Prinzip nicht sinnlos transferiert. Wenn drit-tens die Kodierungen prototypischer und in etwas geringerem Grade auch me-dioprototypischer Bedeutungen in einer bestimmten Zielsprache auch ohnepositive Evidenz aus dem Input dieser Zielsprache erworben werden können,dann ist der Erwerb dieser Zielsprache erleichtert und ökonomisiert. Da Trans-fer aus Fremdsprachen die Basis dafür abzugeben oder zu verstärken scheint,sollte er daher nicht bekämpft, sondern gefördert werden, auch wenn es dabei– vorübergehend – zu Fehlern kommt. Fehler sind Ausdruck des Lernens. EineBekämpfung von negativem Transfer scheint ausserdem zu einer generellenVermeidung von Transfer zu führen, also auch des positiven Transfers. Dasdeutet sich jedenfalls bei Aandstad Hettasch (2000, 83, 94) an, wo der positiveTransfer norwegischer Gymnasiasten aus der engl. L2 in die dt. L3 im Ver-hältnis zu norwegischen Germanistikstudenten stark reduziert ist, was wahr-scheinlich auf die vehemente Bekämpfung dieses Transfers durch die Gymna-siallehrer zurückzuführen ist.

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Literatur

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Lakoff, George (1990): Women, Fire and Dangerous Things – What Categories Revealabout the Mind, Chicago/ London.

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Ringbom, Håkon (1987): The Role of the First Language in Foreign Language Learning,Clevedon/ Philadelphia (Multilingual Matters 34).

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Anhang A

holländisch norwegisch t r a n s f e r i e r t prototypfern

(1) Het gaat etter in de wond. – Det går verk i såret. (De wond gaat etteren.) (Die Wunde beginnt zu eitern.) (An infection is spreading in the wound.)(2) In zijn familie gaat alles in het Frans. – I hans familie går alt på fransk. (In seiner Familie geht alles auf französisch.) (His family is thoroughly French.)

(3) Ze nam hem op het woord. – Hun tok ham på ordet. (Ze hield hem aan zijn woord.) (Sie nahm ihn beim Wort.) (She took him literally.)

(4) Ze nam geen notitie van hem. – Hun tok ikke notis av ham. (Sie nahm keine Notiz von ihm.) (She took no notice of him.)

prototypisch

(5) Ze gaat morgen naar de winkel. – Hun går på butikken i morgen. (Sie geht morgen in das Geschäft.) (She goes to the shop to-morrow.)

(6) De kat gaat recht over de straat. – Katta går rett over gata. (Die Katze geht geradewegs über die Strasse.) (The cat goes straight across the street.)

(7) Ze nam het boek uit de boekenkast. – Hun tok boka ut av bokhylla. (Sie nahm das Buch aus dem Bücherregal.) (She took the book from the shelf.)

(8) De moeder nam het mes van het kind. – Moren tok kniven fra barnet. (De moeder nam het kind het mes af.) (Die Mutter nahm dem Kind das Messer weg.) (The mother took the knife from the child.)

medioprototypisch

(9) Het gaat beter en slechter met haar. – Det går opp og ned med henne. (Het gaat nu eens beter, dan eens (Es geht auf und ab mit ihr.) weer slechter met haar.) (She has good days and bad days.)(10) De trein gaat om 1930. – Toget går kl. 1930. (Der Zug geht 1930 Uhr.) (The train goes at 1930.) (11) Zij nam een lang bad in de badkuip. – Hun tok et langt bad i badekaret. (Sie nahm ein langes Bad in der Badewanne.)

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(She took a long bath in the bathtub.)

(12) De trainer nam de moed van hem af. – Treneren tok motet fra ham. (De trainer ontnam hem de moed.) (Der Trainer nahm ihm den Mut.) (The trainer took away his motivation.)

n i c h t t r a n s f e r i e r t prototypfern

(13) Er ontstaat etter in de wond. – s. (1)(14) In zijn familie praat men alleen Frans. – s. (2)(15) Ze hield hem aan zijn woord. – s. (3)(16) Ze schonk geen aandacht aan hem. – s. (4) medioprototypisch(17) Zij maakt het nu eens beter, dan weer – s. (9) slechter.(18) Det trein vertrekt om 1930. – s. (10)(19) Zij badderde lang in de badkuip. – s. (11)(20) De trainer ontmoedigde hem. – s. (12)

russisch norwegisch prototypfern(21) Id_t gnoj iz rany. (Budet itti gnoj iz rany.) – s. (1)(22) V ewo sem`e vs_ id_t po-francuzski. – s. (2)(23) Ona vzjala ewo na slove. (Ona pojmala ewo na slove.) – s. (3)(24) Ona ne vzjala zametku ot newo. (Ona ne zametila ewo.) – s. (4)

prototypisch(25) Ona id_t v magazin zavtra. (Ona poid_t v magazin zavtra.) – s. (5)(26) Ko_ka id_t prjamo _eres ulicu. – s. (6)(27) Ona vzjala knigu s kni_noj polki. – s. (7)(28) Mat‘ vzjala no_ u reb_nka. – s. (8)

A b l e n k e r s ä t z e(29) Det er ingen utvei. (Es gibt keinen Ausweg.)(30) Han ble svært syk. (Er wurde sehr krank.)(31) Politiet var raskt til stede. (Die Polizei war schnell zur Stelle.)(32) Hovedstaden i Latvia heter Riga. (Die Hauptstadt in Lettland heisst Riga.)

Russisk Norsk oversettelse Idët gnoj iz rany. Det går verk i såret. Idët sluh o tom,

èto on b’ët ?enu. Historien

går om at han slår sin kone. Ona vzjala ewo na slove. Hun tok ham på ordet. Ona ne vzjala zametku ot newo. Hun tok ikke notis av ham.

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Anmerkung: Die beiden letzten Sätze sind idiomatisch nicht korrekt. Die Entsprechungen hätten unterschied-liche Verben erfordert: Ona pojomala ewo na slove./Ona ne zametila newo.

Anhang B

Anhang C

Anmerkung: Die Reihenfolge der norwegischen Sätze war folgende: Haupttest Teil 1: 1. Hun går på butikken i morgen. 2. Hun tok boka ut av bokhylla. 3. Katta går rett over gata. 4. Mora tok kniven fra barnet.

Haupttest Teil 2: 1. Det går verk i såret. 2. Hun tok ham på ordet. 3. I hans familie går alt på fransk. 4. Hun tok ikke notis av ham.

Kryss av hvilke setninger du nettopp har sett/ ikke sett eller er i tvil om å ha sett: Sett ikke sett i tvil 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

I hvilke setninger tror du det er sannsynlig/ usannsynlig at norsk går kan gjengis med russisk idët

og at norsk tok kan gjengis med russisk vzjala?

Sett kryss hvor det passer etter din mening.

sannsynlig usannsynlig 1. 2. 3. 4.

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Anhang D

Anmerkung: Der erste Satz lautet korrekt: Ona poidët v magazin zavtra.

Adresse des Verfassers:

Prof. Dr. Wolfgang FeigsSkjetnemarkv. 11 A7081 Trondheim/[email protected]

Russisk Norsk oversettelse Ona idët v magazin zavtra. Hun går på butikken i morgen.

Koska idët prjamo èeres ulicu. Katta g år rett over gata.

Ona vzjala knigu s kni?noj polk

i. Hun tok boka ut av bokhylla.

Mater? vzjala no? u rebënka. Mora tok kniven fra barnet.


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