Date post: | 25-Mar-2016 |
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Thema: Im schweren Leichten 4
Die verkaufte Braut: Mozarts Figaro auf Böhmisch 8
Interview: Die Sache mit der roten Tinte 10
Mozart: Mozart, der Schwierige 12
Saint-Saëns: Tierisch menschlich 14
Bachfestspiele: Der schwülstige Herr Bach 16
Spielplan der styriarte 2011 18
A Cappella: Messen für die Päpste 20
Weltmusik: Officium novum 23
Am Klavier: Schumann im Flügelkleid 24
Cellissimo: The Sexy Cello 26
Johann Joseph Fux: Fux federleicht 28
Fest für Fux oder: Wie 2011 der Hase läuft 29
Das schwere Leichte – ein Thema von Johann Joseph Fux 30
Osterfestival: Ein Lied an das Leben 32
Play it again, styriarte! 34
Das Sujet: Mohnblumen bei Argenteuil 35
zur Kenntnis genommen. Die styriarte sorgt also im Juni 2011 auch dafür, dass Smetanas 45 Gulden keine Fehlinvestition bleiben, als die sie die letzten 140 Jahre ja hätten gelten können.
Ganz genau sechs Vorstellungen der „Braut“ sind ab 24. Juni in der Grazer Helmut-List-Halle angesetzt. Es wird eine halbszenische Produktion so wie zuletzt Harnoncourts „Porgy“-Aufführung sein, und wer sie versäumt, der hört sie in der Form nie mehr wieder. Das möchte ich nur jetzt schon gesagt haben, denn am Ende wird am Plakat stehen: „Die ausverkaufte Braut“, das hat der Titel so an sich.
Damit empfehle ich mich wie immer Ihr
Mathis Huber
Was hält Nikolaus Harnoncourt noch in seiner Studierstube verborgen? Welche Partituren
liegen da noch herum und warten auf einen, der ihnen blühendes Leben einhaucht? Seit der styriarte 2009, seit der Produktion von Gershwins „Porgy and Bess“, rechnet man bei Harnoncourt ja mit allem, und da war dann der Moment im letzten Sommer, wo der Meister bekanntgegeben hat, er würde doch gerne einmal „Die verkaufte Braut“ dirigieren, auch nicht mehr richtig umwer-fend. Ja natürlich, die „Braut“, was denn sonst, jetzt wo das tschechische Blut in den steirischen Adern schon durch den ganzen Smetana-Zyklus „Mein Vaterland“ in Wal-lung gekommen ist.
Aber so einfach ist es dann doch nicht. Denn aus dem – was denn sonst – dem
„Braut“-Projekt, schält sich unterdessen eine veritable Smetana-Uraufführung heraus. Die Arbeit Harnoncourts in den Tiefen der Partituren hat es mit sich gebracht, dass eine bisher völlig unbeachtet gebliebene erste deutsche Fassung der tschechischen Nationaloper aufgetaucht ist, eine Überset-zung, die Smetana selbst in Auftrag gegeben und bezahlt, und die er sorgfältig in seine handschriftliche Partitur eingetragen hat. Mit roter Tinte. Und diese Fassung, für die Smetana im Jahr 1869 an seinen Übersetzer Emanuel Züngel 45 Gulden bezahlt hat, die hat bisher ganz schlicht gesagt niemand
INHALT
EDITORIALEDITORIAL
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4
Johannes Brahms war eigentlich kein freundlicher Mann.
Doch bei Kindern war alles anders. Da wandelte sich
der brummige Eigenbrötler zum Menschenfreund.
Kinder ließ er an sich heran, er verwöhnte sie, ja, er teilte
mit ihnen sogar die Geheimnisse der Kunst.
Von denen wusste er natürlich reichlich, und als er eines
Tages wieder einmal in Graz zu Gast war, im Hause Stolz,
da spielte er einem jungen Burschen namens Robert
das berühmte Wiegenlied zum Einschlafen vor.
Und vertraute dem Knaben an, wie überaus schwer es
ihm gefallen war, gerade diese scheinbar
so einfache Melodie zu schreiben.
von Thomas Höft
Eine kurze Geschichte über
das „Populare“ in der Musik
Albrecht Dürer,
Flügel einer Blauracke,
1512, Wasserfarbe
auf Pergament,
Wien Albertina.
5
THEMA
>>>
Wir wissen davon, weil aus dem kleinen Robert der große Robert Stolz wur-
de, jener Meister der Melodie, dem das Verstanden- und Geliebt-Werden alles war in der Kunst. Und eben jener Robert erinnerte sich in seinen Memoiren auch an einen Streit, den Brahms mit Roberts Vater, dem Di-rigenten Jakob Stolz ausfocht. Der hatte sich nämlich darüber aufgeregt, was für eine Schande es doch sei, dass sich der Walzerkönig Johann Strauß niemals „ernsthaft an seri-öser Musik“ versucht habe. Darauf sprang Johannes Brahms mit einem gewaltigen Satz ans Klavier, fi ng an, einen Strauß-Walzer zu spielen und rief: „Ich glaube, der einzige Beweis dafür, dass etwas seriös ist, ist, dass es weiterbesteht und die Zeiten über-dauert. Hört her! Genau das werden die Leute noch in hundert Jahren kennen und bewundern. Für mich ist unser Freund Johann nicht einfach populär, er ist genau so ein Klassiker wie Schubert und Mozart.“
Und damit sind wir mitten in einem Streit, der so alt ist wie die Kunst selbst. Zwei Archetypen se-hen wir vor uns, die stellvertretend ihre Argumente austauschen. Da ist zum einen der alte Stolz, der gewis-senhafte Dirigent, der sein Leben lang an die Qualität der Tonkunst geglaubt hat. Er weiß, dass das Gute, Wahre, Schöne viel Übung braucht, viel Nachdenken, viel Anstrengung. So vielschichtig, wie der Mensch ist, soll auch die Musik sein. Sie soll den Hörer hineinführen in die tiefen Abgründe der menschlichen Existenz, soll aufrütteln, soll den Zuhörer im Idealfall vielleicht sogar besser ma-chen. Ja, das alles sollte die Musik können, eines aber ist ihr streng ver-boten: sich billig zu verkaufen. Popu-läre Musik, davon ist der Dirigent fest überzeugt, kann es sehr schnell sich und dem Zuhörer zu einfach machen. Doch dem allen widerspricht der Komponist. Er fegt die ganze Rede mit einem ebenso einfachen wie durchschlagenden Argument vom Tisch: Was großen Erfolg hat, muss einfach auch Qualität haben. Und wer ein Klassiker werden will, darf, ja soll sogar populär sein.
Doch gibt es in der ganzen Szene im Hause Stolz einen kleinen Wider-spruch, der einem keine Ruhe lässt.
War nicht auch Jakob Stolz ein guter Freund von Johann Strauß? Und hat er nicht dessen Musik immer wieder und voller Begeisterung aufgeführt? Und war nicht auf der anderen Seite gerade Johannes Brahms ein Mensch, dem es nicht genau und komplex genug sein konnte? Der leidenschaft-lich Kompositionstheorie zum Maß-stab seines Schaffens machte und der selbst meist nicht gerade das schrieb, was die Spatzen von den Dächern pfeifen? In den Argumenten beider scheint also eine Sehnsucht nach dem anderen zu stecken, nach dem, was man selbst nicht ohne weiteres zur Verfügung hat.
Was aber ist eigentlich das Popu-läre? Und, Hand aufs Herz, kann man sich als Künstler überhaupt einfach so entscheiden, ob man po-pulär sein möchte oder durch und durch ernsthaft? Hätte man Wolf-gang Amadeus Mozart gefragt, wäre die Antwort eindeutig ausgefallen: Eine Wahl gibt es nicht, der gute Komponist schreibt einfach das, was er schreiben muss. Und tatsächlich konnte eben jener Mozart, der uns heute als Inbegriff des Eingängigen, des Schmeichelnden, des Schönen in der Musik gilt, sein Publikum durchaus überfordern. So mahnte sein Vater den jungen Wolfgang Amadeus, als ihm einige Szenen des „Idomeneo“ wieder einmal zu ver-zwickt und dramatisch erschienen:
„Vergiß also das so genannte populare nicht, das auch die langen Ohren kit-zelt“. Mit anderen Worten, der werte Herr Sohn solle bedenken, dass in der Oper auch recht unmusikalische
Leute sitzen, solche mit Eselsohren, denen man es einfach machen müs-se, wolle man gefallen. Mozart war darauf nicht gut zu sprechen. „In meiner Opera ist Musick für aller Gattung leute; – ausgenommen für lange ohren nicht“, schrieb er dem Herrn Vater als entschiedener Ver-teidiger der Kunst. Sich ganz und gar anpassen, vielleicht sogar etwas so Volkstümlich-Dürftiges wie die
„Musikalische Schlittenfahrt“ zusam-menbasteln, das hätte ihn in sei-ner Komponistenehre verletzt. Und auch das berühmte Bonmot über die
„gewaltig vielen Noten“, die Kaiser Joseph II. in Mozarts „Entführung
aus dem Serail“ zu entdecken glaubte, spricht diese Sprache. Das Stück ent-halte eben „gerade so viel Noten, als nötig sind, Majestät!“, soll das Genie geantwortet haben. Dass hier Eigen-sinn mit dem großen Ganzen gerecht-fertigt wird, markiert Mozarts Posi-tion am selbstbewussten Rand eines musikalischen Pendelschwungs, der sich zwischen Anpassung und Ego-zentrik seit jeher hin- und herbewegt.
Mozart ist deshalb eine Schlüssel-fi gur, wenn wir nach dem Populären in der Musik fragen. Dass er sich überhaupt traute, sein Publikum so zu fordern, weist ihn als einen Mann
Johannes Brahms (61) ist zu Gast in
der Villa des Walzerkönigs Johann
Strauß (69) in Bad Ischl. Photogra-
phie von Rudolf Krziwanek, Wien-
Bad Ischl (1894).
6
THEMA
der Aufklärung, der Revolution und des erwachenden bürgerlichen Zeit-alters aus. Gewiss, Komponisten ha-ben sich durch die Jahrhunderte oft als widerspenstig erwiesen. Dem großen Josquin Desprez ging der Rumor der Eigenwilligkeit so sehr vo-raus, dass man Kaiser Maximilian I. riet, lieber Heinrich Isaak zu enga-gieren, der schreibe wenigstens, was man bestelle. Doch gerade in Zeiten des barocken Absolutismus sollte ein Hofmusiker mindestens ebenso Diener seines Herrn wie Diener der Kunst sein. So konnte der Wiener Hofkapellmeister Johann Joseph Fux ganz klar schreiben: „Das Leich-te ist das Schwere, doch in diesem schweren Leichten beruht die Vor-züglichkeit des guten Geschmacks und seine Würze.“ Es war für den Tonsetzer selbstverständlich, in die-sem Sinn sowohl ganz komplizierte, tiefsinnige Oratorien für die Hofka-pelle zu erfi nden wie geschmackvolle Tanzmusik für ein großes Fest im kaiserlichen Ballsaal beizusteuern. Auch der Kaiserliche Hofkapellmei-ster – und einen wichtigeren musika-lischen Posten konnte man damals auf der ganzen Welt nicht bekleiden
– war also ein Handwerker, der seine Mittel je nach Verlangen möglichst perfekt einsetzte. Dass er gerade auch in der Tischmusik Geschmack bewies und ihm das Leichte nicht primitiv geriet, darauf war Johann Joseph Fux erklärtermaßen stolz. Er hätte Johannes Brahms ganz und gar darin zugestimmt, dass man seriös populär sein kann.
Mozart aber zerrte an den Ketten der Vorgaben nicht nur im unge-liebten Salzburger Kirchendienst, er glaubte an die Universalität, nicht an die Auftragsabhängigkeit der Mu-sik. Er war sicher, aus einer Quel-le zu schöpfen, die den Menschen erheben und besser machen kann. Daran teilzuhaben, wollte Mozart jedem Menschen ermöglichen, aber dafür sollten sich seine Zuhörer auch Mühe geben. Sie sollten sich einlas-sen, aufmerksam sein. Und Mozart
stellte sie sich selbstverständlich ge-bildet genug vor, um seine vielen Anspielungen zu verstehen. Waren sie es aber nicht, konnten sie sich des Spotts des Götterlieblings sicher sein.
Das sind nun die Pfade, auf denen das Populäre in Misskredit gerät. Auch Mozarts Nachfolger, die ro-mantischen Komponisten, hatten da ein ganz klares Urteil. Ein Johann Sebastian Bach, der störrisch gegen seine Dienstherren in Leipzig, gegen die Fähigkeiten seiner Musiker, ja gegen jede einschränkende Realität im Zusammenhang mit seiner Mu-sik stritt, war ihnen viel näher als ein Georg Friedrich Händel, der im liberalen England als Unternehmer auftrat und aus den aktuellen Hits die schönsten Melodien zusammen-kopierte, um sie veredelt und gewinn-bringend zu verkaufen. Die Großen der Romantik fühlten sich allein und ganz und gar der Kunst verpfl ichtet und machten sich auf, die Quellen der Eingebung zu orten und anzu-zapfen. Nein, im Handwerk konnten die nicht liegen, da wäre es ja jedem Kretin möglich, sie aufzuspüren und zu benutzen. Allein im Spirituellen, im Übersinnlichen, ja im Göttlichen wurde die Inspiration vermutet, und die vornehme Aufgabe des Künstlers schien, die energetischen Schleusen in sich zu öffnen, um die künstle-rische Offenbarung zu empfangen. So zumindest sah das Ideal aus. Oder, würde man heute vielleicht eher sagen, das Marketing. Dass dabei rauschhafte Hilfsmittel wie Alko-hol und andere sinnliche Genüsse
hinzugezogen wurden, wenn die Ein-gebungen nicht so strömten wie er-hofft, gehörte bald eher zur Realität der romantischen Schöpfung als die geistige Erhebung. Das „unverstan-dene Genie“ ist eine Kunstfi gur, die aus dieser romantischen Schwärme-rei erwuchs. Doch viel spricht dafür, dass dieser Künstlertyp eher eine li-terarische Fiktion denn eine Realität verkörpert.
Ein sehr schönes Beispiel liefert dafür der Disput über Robert Schu-manns ebenso geniales wie popu-läres Klavierstück „Träumerei“. Der Komponist Hans Pfi tzner war nicht davon abzubringen, dass sie der Inbe-griff der natürlichen Inspiration sei:
„Bei so einer Melodie schwebt man ganz in der Luft. Ihre Qualität kann man nur erkennen, nicht demons-trieren; über sie gibt es keine auf intellektuellem Wege zu erzielende Einigung; man versteht sich in dem durch sie empfundenen Entzücken oder nicht; wer da nicht mitmachen kann, gegen den sind keine Argu-mente vorzubringen und gegen des-sen Angriffe ist nichts zu sagen, als die Melodie zu spielen und zu sagen: Wie schön! Was sie ausspricht, ist so tief und so klar, so mystisch und so selbstverständlich wie die Wahr-heit.“ Gehen wir nicht näher darauf ein, dass Pfi tzner sich noch weiter versteigt, um in dieser Wahrheit das
„Deutsche“ in der Kunst perfekt sym-bolisiert zu sehen, und wenden uns Alban Berg zu. Der zeigte seinem An-tipoden Pfi tzner auf, wie genau diese
„Träumerei“ in Wirklichkeit musika-lisch konstruiert ist. Nichts daran könne Zufall sein, meinte Berg, alles sei bis ins Letzte geplant. Ist also das Populäre doch Willen und Konstruk-tion? Viel spricht dafür. All die Nebel-maschinen, die von vermeintlichen oder tatsächlichen Genies angewor-fen werden, um den Anteil der Arbeit am kreativen Prozess zu verschleiern, erweisen sich als Finten, wenn man genauer hinschaut. Doch die Frage, wohin all die Mühe und die Arbeit führen, bleibt umso drängender be-stehen. Denn was jemand will, ist die eine Sache, was er aber kann, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Was denn das Geheimnis eines Hits sein könnte, darüber machen
Ausschnitt aus Claude Monet:
Les Coquelicots à Argenteuil
(Mohnblumenfeld bei Argenteuil),
1873. Mehr dazu auf Seite 35.
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7
THEMA
sich Komponisten spätestens so lan-ge schon Gedanken, wie damit Geld verdient wird. So nimmt es nicht Wunder, dass heutzutage auch per Computer versucht wird, des Rätsels Lösung näher zu kommen. Hier die Ergebnisse: Die besten Chancen auf Popularität hat eine Melodie. Eine Me-lodie, die von einem Menschen ohne Hilfe nachgesungen oder gepfi ffen werden kann. Also eine Melodie, die dem menschlichen Maß entspricht. Und die sich im Übrigen an ganz
bestimmte Regeln hält. Die meisten ihrer Töne sollten aus der Tonleiter stammen, die die Grundtonart der Melodie defi niert. Zwischen den Tö-nen dieser Melodie sollen nicht zu viele und nicht zu große Sprünge auftreten. Und die einzelnen Töne der Melodie sollen nicht zu oft wiederholt werden, wobei der höchste und der tiefste Ton in einer Linie überhaupt nur einmal vorkommen sollte. Diese Hauptregeln und ein paar weitere, aus zahllosen berühmten Melodien ma-thematisch abgeleitet, wurden nun in einen Computer mit der Aufgabe eingeben, die perfekte Melodie zu
schreiben. Doch die Trefferquote bei der Kreation eines neuen Welthits ist bisher bescheiden. Irgendetwas fehlt, irgendetwas, was kaum zu berech-nen, niemals aber vorherzusagen ist: Wie ein Publikum auf das Gehörte reagiert.
Deshalb haben einige Kompo-nisten geradezu verzweifelt um den berühmten „Einfall“ gerungen, jenen genialen Funken, der ihnen Erfolg verspricht. Und während sich einige gar nicht retten konnten vor „Schla-
gern“, haben andere kaum je einen einzigen gehabt. Oder sie haben ihn nicht bemerkt. Als Maurice Ravel seinen „Boléro“ komponierte, hielt er das Ballettstück für eine bloße Fingerübung in rhythmischen Mus-tern. Die Ekstasen, die Begeisterung, die sich im Publikum beim Hören des Werkes einstellten, hatte Ravel nicht nur nicht einkalkuliert, er war geradezu entsetzt darüber. Und hat sein weiteres Leben arg darunter ge-litten, dass es so geliebt wurde: „Mein Meisterwerk? Der Boléro natürlich. Schade nur, dass er überhaupt keine Musik enthält“, ätzte der Meister bit-ter. Dennoch verrät der Boléro uns ei-niges mehr über das Populäre. Seine rhythmische Kraft ist überwältigend und er ist ein Tanz. Und dieses Kör-perliche, Tänzerische macht sicher einen gewichtigen Anteil am Popu-lären aus. Vom Donauwalzer bis zum Ungarischen Tanz, vom Menuett bis
zum Tango, von der Rumba bis zu Rock‘n’Roll und R&B ist das Populäre vielfach vor allem das Bewegende. Eine Identität, die sich sicher weit in die Urgeschichte menschlicher Kultur zurückverfolgen lässt, in der Musik religiöses Ritual, spirituelle Trance und Gruppenekstase bewirkte und förderte.
Zwei Grundkomponenten also haben wir bisher für das Populäre festgestellt: das Bewegende und die Melodie nach menschlichem Maß. Wie es genau herzustellen ist, wissen wir nicht. Wenn wir ihm aber begeg-nen, wird es uns sofort offenbar. Je-denfalls nach einer gewissen Gewöh-nung, worin ein weiteres Geheimnis des Gefallens liegt: in der Wiederho-lung. Tatsächlich muss sich gerade bei der fl üchtigsten aller Künste ein Gefühl der Vertrautheit einstellen, damit sie uns näher treten kann. Ein Wiedererkennen, das sich am ehesten durch das Nocheinmal her-stellen lässt. Deshalb werden schon im ältesten gregorianischen Psalm immer wieder Phrasen wiederholt. Erst durch die Wiederholung prägt sich eine Melodie ein, ja wird eine Phrase überhaupt kenntlich. Und so haben Volkslieder viele Strophen, werden Tänze im Rondo gespielt. Deshalb haben die großen barocken Arien immer ein Da Capo, deshalb gibt es die Reprisen im Sonatensatz.
Wir lieben die Wiederholung, aber wir wollen uns keinesfalls alles zwei-mal sagen lassen. Deshalb kann sich das Populäre auch schnell abnutzen, wenn es nicht genügend Substanz be-sitzt. Womit wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt wären, in Graz, im Hause Stolz. In diesem einen Punkt sind sich der große Brahms und Jakob Stolz ja eigentlich einig. Auf die leichte Schulter darf man das Leichte nicht nehmen. Der Walzerkönig Johann Strauß zumin-dest habe ja jedes seiner „leichten“ Werke ernst genommen. Darauf le-gen denn doch beide Wert. Ein billi-ges Gefallenwollen in der Musik, bei dem es allein um die Wirkung, nicht um die Inhalte geht, würden beide ebenso wenig akzeptieren wie Fux, wie Bach, wie Händel, wie Mozart oder Schumann. Und so gesehen ist das Leichte denn wieder wirklich schwer …
Auch auf dem Wiener Zentralfriedhof
bleiben die beiden in ihren Ehren-
gräbern für immer vereint. Seite
an Seite ruhen Johann Strauß und
Johannes Brahms hier in Frieden (?)
seit 1899.
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Die erste Aufführung der „Braut“ in deutscher Übersetzung be-
stätigte den „berückenden Eindruck“, den eine erste Wiener Produktion in tschechischer Sprache 1892 im Prater hinterlassen hatte: „Mozarts Figaro ins Böhmische umgewandelt!“ habe man damals auf Schritt und Tritt in Wien sagen hören. Obschon Hanslick diesen hohen Vergleich nicht mit-tragen wollte, gestand er Smetanas Oper doch alle Eigenschaften zu, die eine wahrhaft populäre Komödie auszeichnen sollten: „Stets natürlich, volkstümlich und melodiös, wird sie doch niemals ordinär; eine höchst seltene Erscheinung auf diesem Ge-biete und einer der größten Vorzüge Smetanas.“
Einen entscheidenden Grund für das Natürliche und Direkte dieses Stücks sah der Wiener Kritikerpapst im Milieu der originalen Produkti-on: „Für das bescheidene czechische Interims-Theater in Prag komponiert und keineswegs für ein ästhetisch verwöhntes, aristokratisches Publi-kum bestimmt, bewegt sich diese Oper naiv und ungezwungen in eng nationalem Empfi ndungskreise.“
Soweit die Wiener Sicht der Din-ge, die in manchem ihrerseits naiv genannt werden muss. Keineswegs war das Prager Interims-Theater eine anspruchslose Provinzbühne, noch hatte es der Komponist lediglich auf volkstümliche Leichtigkeit ab-gesehen. Die „Verkaufte Braut“ war vielmehr Teil eines Lebens- und eines Spielplans: Sie war ein Schritt in Sme-tanas Lebensplan, der tschechischen Musik zum Durchbruch zu verhelfen, national wie internatio nal.
„In der Musik leben wir!“ Dieses Motto gab Smetana dem neuen Pra-ger Nationaltheater mit auf den Weg, als er 1868 der Grundsteinlegung beiwohnte. Zwei Jahre nach der Ur-aufführung der „Verkauften Braut“ war das neue Bauwerk ein nächster großer Schritt in der Emanzipation der tschechischen Musiknation, die sich Smetana zur Lebensaufgabe ge-macht hatte. Von seiner ersten Oper
„Die Brandenburger in Böhmen“ bis zum Orchesterzyklus „Mein Vater-land“ drehten sich alle seine Projekte um dieses Thema, vor allem nach sei-ner Rückkehr in die Heimat im Jahr 1861 aus seinem künstlerischen und politischen Exil im schwedischen Göteborg.
Schon in diesen frühen Jahren sei-nes zweiten Prager Aufenthaltes frei-lich wurde deutlich, dass nicht alle Zeitgenossen dem Komponisten in
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DIE VERKAUFTE BRAUT
„Sie ist das Muster einer volkstümlichen komischen Oper.“
So ließ Eduard Hanslick seine Wiener Leser wissen,
nachdem „Die verkaufte Braut“ 1893 endlich „ihren
Einzug im Theater an der Wien gehalten hatte“.
oder: Eine zu früh verkaufte Oper
Prager Interimstheater, Prozatímní
Divadlo, vor der Errichtung des
Nationaltheaters, in dem das Inte-
rimstheater nach 1868 aufging
(Grafi k von Bohumír Raubalík).
Hier wurde die „Verkaufte Braut“
1866 uraufgeführt.
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Kunsthaus Graz
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Mozarts Figaroauf Böhmisch
dem Komponisten eine Pension, ver-schwieg dabei allerdings der Öffent-lichkeit, dass dafür der Reinerlös aus den Aufführungen sämtlicher seiner Bühnenwerke beim Theater verblei-ben sollte.
1876 konnten sich die Smetanas ihre Prager Wohnung nicht mehr leisten und zogen aufs Land. 1883, ein Jahr vor seinem Tod, zog Sme-tana eine ernüchternde Bilanz: „Die verkaufte Braut brachte der Genos-senschaft den ungeheuren Betrag von 50.000 Gulden ein, und mich fertigen sie mit 92 Gulden pro Monat ab – mich, der ich die Ursache dafür bin, dass es die Oper überhaupt gibt!“
Josef Beheimb
seinem missionarischen Eifer folgen wollten: Mit seiner Bewerbung um den Posten als Direktor des Prager Konservatoriums scheiterte er 1864. Erst der doppelte Opernerfolg der
„Brandenburger in Böhmen“ und der „Verkauften Braut“ 1866 ebneten ihm den Weg ins Theater: Die Genossen-
schaft, die das Interimstheater seit diesem Jahr leitete, ernannte Smeta-na zu ihrem Musikdirektor.
Von Anfang an aber gab es Dis-kussionen um das von ihm ausge-wählte Repertoire. Sein breiter musi-kalischer Horizont, besonders seine Sympathien für Wagner waren den national Gesinnten ein Dorn im Auge. Man forderte vom Operndirektor aus-schließlich tschechische Stücke, wie es sich für ein „dem nationalen Geist geweihtes Institut“ gehörte.
Mitten hinein in diesen über Jahre schwelenden Konfl ikt traf Smetana die Diagnose der drohenden Taub-heit 1874, nach acht Jahren müh-samer Opernleitung. Kaum hatte er die Theatergenossenschaft davon in Kenntnis gesetzt, als schon die ersten Angriffe in der Presse erschie-nen. Man warf ihm vor, er betrachte das tschechische Theater „als Ver-sorgungsanstalt, als Invalidenheim, als pathologisches Institut“ – der Komponist der bei weitem erfolg-reichsten tschechischen Oper! Aus
„Gnade“ gewährte die Genossenschaft
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Bed∏ich Smetana in seinen letzten
Lebensjahren. Tempera-Portrait von
Antonín Waldhauser (1835 – 1913).
Smetana
mit einem
Hammer
bei der
Grund-
stein-
legung
des neuen
National-
theaters
in Prag.
Bleistift-
zeichnung
von Betty
Smetanova,
Smetanas
zweiter
Ehefrau,
1868.
Freitag, 24. Juni, 19 Uhr Sonntag, 26. Juni, 19 Uhr Dienstag, 28. Juni, 19 Uhr
Donnerstag, 30. Juni, 19 Uhr Samstag, 2. Juli, 19 Uhr Montag, 4. Juli, 19 Uhr
Helmut-List-Halle
DIE VERKAUFTE BRAUTSmetana: Die verkaufte Braut (halb-
szenische Produktion in der deutschen Übersetzung von Emanuel Züngel, 1868)
Anton Scharinger, Krušina Elisabeth Kulman, Ludmila
Dorothea Röschmann, MarieYasushi Hirano, Mícha
Elisabeth von Magnus, HátaMarkus Schäfer, Vašek
Kurt Streit, JeníkRuben Drole, Kecal
Heinz Zednik, Principal Bibiana Nwobilo, Esmeralda
Arnold Schoenberg ChorChamber Orchestra of Europe
Dirigent: Nikolaus HarnoncourtInszenierung: Philipp Harnoncourt
Werkeinführung vor jeder Aufführung mit Thomas Höft
Beginn jeweils 18 Uhr
Karten & Informationen:Tel. 0316.825000
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inKulturKultur
BewegungBewegung
Thomas Höft: Smetanas „Verkaufte Braut“, das ist Weltliteratur der Mu-sikgeschichte. Das ist doch nun wirk-lich so populär, dass man alles drüber wissen müsste. Aber Sie kündigen schon wieder ganz neue Sichtweisen Nikolaus Harnoncourts an. Was kann denn an einem so bekannten Stück noch neu sein?
Mathis Huber: Das klingt nach Mar-keting, ich gebe es zu. Aber es ist die Wahrheit, und es ist eben so: Wenn man genau hinschaut, eröffnen sich neue Perspektiven. Und dazu kommt, dass man sich gerade bei populären Stücken noch leichter täuschen lässt. Beschäftigt man sich dann aber ernst-haft mit dem Werk, kommt es halt zum üblichen styriarte-Effekt: Unter den Schichten der Konvention warten echte Überraschungen. Diesmal ist es eine wunderbare deutsche Fassung der „Verkauften Braut“, die noch nie aufgeführt, aber von Smetana selbst beauftragt und handschriftlich in sei-ne Partitur eingetragen wurde.
Und warum hat man dann noch nichts davon gehört?
O, man hätte durchaus davon wissen können. In der Literatur zur „Ver-kauften Braut“ steht da und dort so nebenher, dass Smetana mit roter
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Tinte eine deutsche Fassung der Oper in seine Partitur eingetragen hat. Aber: Alle Welt kennt, liebt und spielt Max Kalbecks Übersetzung. Ihr Er-folg hat jede Frage nach einer älteren Version überfl üssig gemacht.
Aber Nikolaus Harnoncourt hat gefragt?
Nikolaus Harnoncourts erste Idee war, das Stück bei uns in der wirklich guten, poetischen Übertragung von Max Kalbeck von 1892 zu machen. Weil ich aber Harnoncourts akri-bische Arbeitsweise kenne, habe ich dazu für ihn noch eine Wort-für-Wort-Übersetzung aus dem Tschechischen anfertigen lassen. Da hat Harnon-court dann schnell gemerkt, dass sich die Kalbeck-Fassung doch nicht selten zu sehr von dem unterscheidet, was da im Tschechischen gesungen wird. Und da fi el ihm Smetanas Rote-Tinte-Geschichte ein. Wir machten uns auf die Suche. Und siehe da: Es gibt sie noch, die deutsche Urfassung. Und Smetana hatte sie in seine Partitur geschrieben, mit der roten Tinte.
Eine vollständige Fassung?Ja. Tatsächlich hat Smetana diese Übersetzung auch im ersten gedruck-ten Klavierauszug der „Verkauften Braut“ von 1872 unter dem tsche-chischen Original veröffentlichen las-sen. Von diesem Druck haben wir im Antiquariatshandel im Internet noch ein schönes Exemplar auftreiben kön-nen. Was fehlte, waren die Rezitative, die stehen nicht im Druck. Im Pra-ger Smetana-Museum habe ich sie dann gefunden, mitsamt den musika-lischen Varianten. Denn Smetana hat die Rezitative der deutschen Sprache angepasst und umkomponiert.
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INTERVIEW
Die Sache mit der oder: Eine Smetana-Uraufführung im Juni 2011
Bed∏ich Smetanas Oper „Die verkaufte Braut“, dirigiert von Nikolaus Harnon-court, steht im Zentrum der styriarte 2011. Neugierig machen dabei nicht nur die Weltstars im Ensemble der halbszenischen Produktion, sondern auch, was denn da eigentlich gespielt wird. Denn angekündigt ist nicht weniger als eine Uraufführung der ersten deutschen Übersetzung des Meisterwerkes. Was das Ganze mit roter Tinte zu tun hat und was wirklich hinter dieser Sensation steckt, darüber hat Thomas Höft mit styriarte-Intendant Mathis Huber gesprochen.
Nikolaus Harnoncourt beim
Partiturstudium.
Die „Braut“ auf Russisch ist aber durchgefallen. Vorher schickte er die deutsche Fassung nach Paris und
Das klingt so, als habe Smetana großen Wert auf diese deutsche Fassung gelegt.
Smetana hat sehr gut Deutsch gespro-chen und geschrieben, mindestens so gut wie Tschechisch. Das war für böhmische Intellektuelle damals gar nicht ungewöhnlich. Und Emanuel Züngel, dem ersten Übersetzer der
„Verkauften Braut“, ist hier ein beson-derer Wurf gelungen. Nicht umsonst hat Smetana den Text minutiös in seine Partitur eingetragen. Wir sind dem Willen des Komponisten also hier wirklich ganz nah.
Warum war denn eine deutsche Fassung für Smetana überhaupt wichtig?
Smetana hat wohl gespürt, mit der „Braut“ hätte er einen möglichen Welt-erfolg in der Hand. Doch wer verstand außerhalb von Böhmen schon Tsche-chisch? Er brauchte also eine interna-tionale Fassung, und dafür benutzte er Deutsch. Schließlich hat er das Stück in St. Petersburg untergebracht. Dort wurde es auf Russisch gespielt, wofür Smetana Rezitative kompo-nierte, denn dort waren Spielopern mit gesprochenen Dialogen unbeliebt.
JOHANN JOSEPH FUX
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komponierte einige Tänze dazu, denn er wusste, in Paris lieben sie Ballett. Doch aus Paris kam keine Antwort, und Smetana hakte das Stück ab. Und dass die Oper dann in der Fassung von Kalbeck, von Wien aus und fast dreißig Jahre später, um die Welt ging, hat er nicht mehr miterleben können.
Ist es denn so anders, was Kalbeck aus der „Braut“ gemacht hat?
Ich glaube, dass die Übersetzung von Max Kalbeck dem Stück nicht wenig zum Welterfolg verholfen hat. Weil sie das Stück verharmlost. Kalbeck hat das Raue am Libretto geglättet und behübscht. Das Fin-de-Siècle-Publikum wollte sich in der Oper un-terhalten und nicht verstören lassen. Da gibt es ja eine unerfreuliche Ge-schichte, in der ein junges Mädchen gehandelt und verschachert wird, bei allem Happy End nicht wirklich nett. Kalbeck umschmeichelt das. Züngel hingegen transportiert das Original so präzise, wie es in all seiner Sozi-alkritik eben ist. Dass das Nikolaus Harnoncourt mehr reizt als eine wattierte Fassung, ist natürlich klar.
Die verkaufte Braut (Prodaná nevesta).
Titelbild des ersten Klavierauszuges
der Oper, den Smetana selbst erstellt
hat. Die Ausgabe Prag, Matice Hudebni,
1872, beinhaltet den deutschen Text
von Emanuel Züngel.
HIGHLIGHTS
Nein, hier ist nicht die Rede von den späten Streichquar-tetten Beethovens, hier geht
es um Kammermusik von Mozart. Georg Nikolaus von Nissen, der 1809 Mozarts Witwe Constanze gee-helicht hatte, eröffnete mit diesen Sätzen in seiner Mozartbiographie von 1828 die Geschichte vom totalen Misserfolg des g-Moll-Klavierquar-tetts.
Die Zuhörer der ersten Auffüh-rungen fanden dieses düstere Moll-werk von 1785 so wenig anziehend, dass sie keinerlei Lust verspürten, die Noten zu kaufen. Mozarts Verleger Hoffmeister reagierte drastisch: Die bereits gestochenen Stimmen des zweiten Klavierquartetts verkaufte er an seinen Konkurrenten Artaria, das dritte bei Mozart in Auftrag ge-gebene Quartett wurde kurzerhand abbestellt. Selbst ein Mozart durfte sich so viel Extravaganz in einem Kammermusikstück nicht erlauben.
Musik ohne Modebeifall
Bei der styriarte 2011 kann man die Probe aufs Exempel machen: Wie viel vom „schwierigen“ Mozart steckt noch für heutige Ohren in den beiden Klavierquartetten? Markus Schirmer spielt das erste in g-Moll, Pierre-Lau-rent Aimard das zweite in Es-Dur, je-weils in perfekter Übereinstimmung mit drei virtuosen Streicherkollegen. Auch dies war in den ersten Auffüh-rungen völlig anders. Ein reisender Zeitgenosse Mozarts musste mit an-hören, wie „naseweise Dilettanten“
ständlich – dass es ihnen, eben weil es kein vernünftiger Mensch verstehen kann, gerade eben deßwegen gefällt.“ Das Letztere ist Mozart nicht wider-fahren: Als er seine größten Wiener Instrumentalwerke dem Publikum vorstellte – die Klavierkonzerte von 1785/86, die Streichquintette und die letzten vier Sinfonien – erntete er bei vielen nur Achselzucken, denn er hatte den goldenen Mittelweg verlas-sen: die Balance zwischen zu schwer und zu leicht, zwischen Kennern und Liebhabern.
Noch 1782 hatte er von seinen damals neuesten Klavierkonzerten geschrieben, sie seien „eben das Mittelding zwischen zu schwer, und zu leicht – sehr Brillant – angenehm in die ohren – Natürlich, ohne in das leere zu fallen – hie und da – kön-nen auch kenner allein satisfaction erhalten – doch so – dass die nicht-kenner damit zufrieden seyn müs-sen, ohne zu wissen warum.“ Für Werke wie das d-Moll-Klavierkon-zert KV 466 galten diese Sätze nicht mehr. Die Kenner empfanden beim Hören weit mehr Befriedigung als die „Nicht-Kenner“. Letztere waren
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Mozart,der „Schwierige“
das g-Moll-Quartett massakrierten: „Alles gähnte vor Langerweile über dem unverständlichen Tintamare von 4 Instrumenten, die nicht in vier Takten zusammen passten ... Welch ein Unterschied, wenn dieses viel bemeldete Kunstwerk von vier geschickten Musikern höchst präzis vorgetragen wird! Aber freilich ist hierbei an keinen Eklat, an keinen glänzenden Modebeifall zu denken.“ Auch diese Quelle beweist: Für die Zeitgenossen waren Mozarts Klavier-quartette schwierige Werke. Sie rich-teten sich im Publikum zu sehr an die Kenner, bei den Ausführenden zu sehr an die Könner. Die Musikliebha-ber blieben draußen vor.
Der goldene Mittelweg
Noch drei Jahre früher hatte sich Mozart in einem Brief an seinen Vater rückhaltlos zum goldenen Mit-telweg in der Musik bekannt: „das mittelding – das wahre in allen sa-chen – kennt und schätzt man izt nimmer – um beyfall zu erhalten muß man sachen schreiben, die so verständlich sind, dass es ein fi acre nachsingen könnte, oder so unver-
„Das Fremdartige der originellen Werke, die, aus seinem tiefen Innern entsprungen, in eigentümlicher Gestalt auf-
treten, verblüfft, ihr vom Gewohnten Abweichendes verwirrt, reizt auch wohl zum Widerspruch, ihren eigentümlichen Sinn
fasst man nicht leicht, oder kann sich ihn doch nicht aneignen, ihre Manier scheint erzwungen.“
MOZART
Samstag, 25. Juni, 20 Uhr Stefaniensaal
DIE FORELLESchubert: „Notturno“ in Es, D 897
Mozart: Klavierquartett in g, KV 478Schubert: „Forellenquintett“, D 667
Christian Altenburger, ViolineThomas Selditz, Viola
Danjulo Ishizaka, VioloncelloPetru Iuga, Kontrabass
Markus Schirmer, Klavier
Freitag 1. Juli & Sonntag 3. Juli Stefaniensaal, 20 Uhr
MOZART PURMozart: Klavierkonzert in d, KV 466
Klavierkonzert in C, KV 467 Klavierquartett in Es, KV 493
Chamber Orchestra of EuropePierre-Laurent Aimard, Klavier
& Leitung
unzufrieden, und sie wussten sehr wohl warum.
Nichts für Wiener Zähne
Auf der Opernbühne erging es dem Komponisten nicht anders. Als er 1783 mit dem Vater briefl ich das Projekt einer Opera buffa für Wien diskutierte, schrieb er noch voll-mundig: „Die Hauptsache muß das komische seyn; denn ich kenne den Wiener geschmack.“ Als er fünf Jahre später seinen Prager „Don Giovanni“ in Wien herausbrachte, nützten ihm auch nachkomponierte komische Einlagen nichts: In dieser Oper war das Komische offenkundig nicht die
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Freitag, 8. Juli, 20 Uhr Schloss Eggenberg
EINE KLEINE NACHTMUSIK Mozart: Eine kleine Nachtmusik, KV 525
„Dissonanzenquartett“ in C, KV 465Boccherini: Streichquintett in E, op. 13/5
Schuppanzigh QuartettDane Roberts, Kontrabass
Montag, 11. Juli, 20 Uhr Schloss Eggenberg
BRAVO! COSA RARA! Haydn: aus „Die Schöpfung“
Mozart: aus „Don Giovanni“ und „Figaro“ in Harmoniemusik-Bearbeitungen von Georg Druschetzky, Joseph Triebensee
und Johann Nepomuk Wendt
Concentus HarmonieLeitung: Milan Turkovi ́c
Mittwoch, 13. Juli, 20 Uhr Schloss Eggenberg
ALLA TURCA Hummel: Neue Walzer nebst einer
großen Schlacht-Coda Steibelt: Der Brand von Moskau
Mozart: Sonate in A, KV 331 Haslinger: Ideal einer Schlacht
Vanhal: Le combat naval de Trafalgaru. a.
Christoph Hammer, Hammerfl ügel
Sonntag, 17. Juli, 11 Uhr Montag, 18. Juli, 20 Uhr
Schloss Eggenberg
DER TOD UND DAS MÄDCHEN
Schubert: Streichquartett in d, D 810 („Der Tod und das Mädchen“)
Mozart: „Stadler-Quintett“ in A, KV 581
Wolfgang Meyer, KlarinetteQuatuor Mosaïques
Hauptsache! Der Mozart der „Gra-besklänge“, der Todesakkorde und der plötzlich auffl ammenden Gewalt traf in Wien auf kalte Ablehnung.
„Diese neue Oper ist nichts für die Zähne meiner Wiener“, urteilte Kai-ser Joseph II. lakonisch. Mozart soll ihm entgegnet habe, man müsse den Wienern eben Zeit geben, sie richtig zu kauen.
In seinem wunderbaren Kino-fi lm „Io, Don Giovanni“ lässt der spanische Regisseur Carlos Saura den Kaiser mit einem maliziösen Lächeln auf Mozarts Antwort reagie-ren. Selbst für einen Mozart geziemte es sich nicht, kaiserliche Ohren zu
überfordern oder ein kaiserliches Geschmacksurteil in Frage zu stellen. Die aristokratische Gesellschaft des Ancien régime durfte erwarten, von ihren Komponisten angemessen be-dient zu werden. Und das hieß: „eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht“. In einem Werk wie der
„Kleinen Nachtmusik“ hat Mozart diese Maxime spielerisch umgesetzt, im „Dissonanzenquartett“ hat er sie souverän ignoriert. So spiegeln sich in den Mozartabenden der styriar-te 2011 beide Seiten seines Wesens wider: der Schwierige und der Mei-ster der Balance.
Josef Beheimb
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Eigentlich hatte er es sofort ge-wusst. In dem Moment, als er seinen wundervollen „Karneval
der Tiere“ am Faschingsdienstag des Jahres 1886 in Paris bei einem Pri-vatkonzert aufführte. In dem Mo-ment, wo Schildkröten, Elefanten und Kängurus durch die heilige Tonkunst tapsten, trampelten und hüpften, der Blick in ein seltsames Aquarium die Sinne verwirrte, Fossilien wie Klap-perknochen durch die Partitur bebten und schließlich sogar ein Schwan zum Sterben schön dahinschwebte, da merkte Camille Saint- Saëns, dass er gerade seine Karriere aufs Höchste gefährdet hatte. Und so verbot er schriftlich, das wundervolle Meister-werk zu seinen Lebzeiten noch einmal zu spielen. Doch gerettet hat es den Meister nicht. Kaum war er tot, trat der „Karneval“ den Siegeszug durch die Konzerte der Welt an. Und es kam, wie der Maestro befürchtet hatte: Alles, was er sonst noch komponiert hatte, war so gut wie vergessen.
Manchmal stellt ein populäres Stück wirklich das Gesamtwerk eines Künstlers in Frage. So ist es Ravel gegangen mit seinem „Boléro“, so hat es Bizet erfahren müssen mit seiner
„Carmen“, und so ist es mit Camille Saint-Saëns „Karneval der Tiere“. Man kennt diese wundervollen Stücke, und deshalb will das große Publikum immer wieder nur die hören. Fast zwangsläufi g müssen andere Werke der Komponisten dahinter verblas-sen, denn die Erwartungen auf eine zweite Carmen, einen zweiten Boléro werden in aller Regel enttäuscht. All das war dem Pariser Künstler völlig klar. Aber noch ein zweites Argument hatte er selbst gegen sein eigenes Werk vorzubringen: Der „Karneval der Tiere“ ist ein Faschingsspaß. Ein herrlicher Witz, bei dem man weiß: Die Tiere, die hier auftreten, sind eigentlich Menschen. Genauer gesagt sind es Komponisten, über die sich Saint-Saëns auf ausgesprochen hin-terlistige Weise lustig macht. So tritt
als Fossil der gute Rossini auf, der tatsächlich 1886 schon verblichen war. Offenbach wird als Schildkröte verspottet, und der ungelenke Elefant ist niemand Geringerer als der große Hector Berlioz. Für einen augenzwin-kernden Spaß unter Freunden moch-
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SAINT-SAËNS
Tierisch menschlichCamille Saint-Saëns und sein genialer
„Karneval der Tiere“
Camille Saint-Saëns auf einem Gemälde
von A. Rossi, 1903. Der Schwan gegen-
über schwimmt über den Luzernersee.
te das wohl schon angehen, für die Öffentlichkeit hatte Saint-Saëns das aber ganz und gar nicht gedacht. Denn der Komponist war nicht nur ein bescheidener, sondern auch ein ausgesprochen höfl icher Mensch.
Dabei hätte Camille Saint-Saëns alle Gründe dafür gehabt, Kollegen und Konkurrenten unbescheiden zu begegnen, schließlich war er ein ausgesprochenes Ausnahmetalent. Er konnte schon als Dreijähriger per-fekt lesen, mit sechs Jahren lieferte er erste Kompositionen ab, und mit elf wurde sein erstes großes Konzert in Paris stürmisch bejubelt. Wun-derkind ist also fast etwas zu wenig, um die Musikalität und das Talent von Saint-Saëns zu beschreiben. Er-folge feierte er als Opernkomponist („Samson und Dalila“) ebenso wie als Sinfoniker („Orgelsinfonie“). Er
Meine Kleine.
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Momente, in denen Sie Ihre Kleine nicht lesen sollten.
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K. K. FACETTEN
rung im Jahr 1922 immer wieder versucht, die einzelnen Sätze textlich miteinander zu verbinden. Große Humoristen wie Peter Ustinov und Loriot haben ihre Vorschläge unter-breitet, die die Autoren jeweils sehr persönlich auf ihr eigenes komisches Talent im Vortrag zugeschnitten ha-ben. Und auch Varianten für Kin-der werden gerne erzählt, obwohl der „Karneval“ alles andere als ein Kinderstück ist. Auf jeden Fall hat jede Zeit ihren eigenen „Karneval der Tiere“ verdient. Und deshalb habe auch ich mich daran gemacht, Ihnen einen neuen Karneval zu erzählen, besser gesagt Burgschauspielerin Pe-tra Morzé wird das übernehmen. Sie wird von einer erfolgreichen Unter-nehmerin berichten, die sowohl in den Untiefen ihrer Seele als auch in der Unterwelt einer großen Stadt auf eine Schar von Vierbeinern stößt, die sich eben so wenig an die Konven-tion halten wie der große Camille Saint-Saëns in seiner Musik.
Thomas Höft
war der Erste, der eine genuine Film-musik komponierte (1908 für „Die Ermordung des Herzogs von Guise“), aber trotzdem verblasste sein Stern schnell. Nur sein Karnevalsspaß ist unvergesslich in die Musikgeschich-te eingegangen, und darunter beson-ders eine zärtlich-elegische Cellome-lodie, die sicher zu den schönsten und bekanntesten der gesamten Mu-sikgeschichte gehört: der Schwan.
Weil aber der „Karneval der Tiere“ eigentlich ein Gelegenheitswerk ist, ist seine Konzertgestalt fraglich. Wie genau das Stück uraufgeführt wurde, ob Saint-Saëns zwischen den einzel-nen Sätzen etwas erzählte, wissen wir nicht. Und so gibt es auch keine Anweisungen des Komponisten, wie das Stück denn präsentiert werden sollte, schließlich hätte er uns deut-lich geantwortet: Überhaupt nicht! Ganz für sich alleine, ohne Texte, ohne Erzählung bleibt es jedoch nur der halbe Spaß. Und so haben Auto-ren seit der posthumen Urauffüh-
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Samstag, 25. Juni, 16 UhrStefaniensaal
KARNEVAL DER TIERE Saint-Saëns: Le carnaval des animaux mit neuen Texten von Thomas HöftSolisten des Chamber Orchestra
of EuropeMarkus Schirmer, Klavier
Aris Feslikidis, KlavierPetra Morzé, Erzählerin
Karten & Informationen:Tel. 0316.825000
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ExklusiveFlügel Critischer Musicus“ nannte der
Leipziger Johann Adolph Schei-be sein Periodikum, das sich
die Aufklärung auf die Fahnen ge-schrieben hatte. „Endlich ist die in den Wissenschaften herrschende Barbarey in einigen Theilen unseres werthen Deutschlands bey nahe gänzlich ge-tilget worden,“ lautete der erste Satz der Nr. 1. Mit dem Impetus des jungen Aufklärers wollte Scheibe nun auch die „Barbarey“ in der Musik ausrotten und nahm sich zu diesem Zweck die Komponisten seiner Heimat vor.
Schon zwei Monate später fi el sein kritischer Blick auf einen gewissen Meister, der als „außerordentlicher Künstler auf dem Clavier und auf der Orgel“ beschrieben wird. Ohne dass der Name genannt werden musste, wusste jeder, wer gemeint war: Johann Sebastian Bach. Dem Lob für den Organisten folgte auf dem Fuß der Tadel für den Komponisten:
„Dieser große Mann würde die Bewun-derung ganzer Nationen seyn, wenn er mehr Annehmlichkeit hätte, und wenn er nicht seinen Stücken durch ein schwülstiges und verworrenes Wesen das Natürliche entzöge, und ihre Schönheit durch allzugroße Kunst verdunkelte.“ Die „beschwer-liche Arbeit“, die man in seinen Wer-ken fi nde, sei „doch vergebens ange-wandt, weil sie wider die Vernunft streitet.“
Hätte Bach diese Zeilen mit dem Abstand späterer Generationen gele-sen, er wäre bei der Lektüre ruhig ge-blieben. Denn Scheibe tat nichts an-deres, als das neue Ideal des galanten Stils konsequent zur Messlatte zu er-heben. Wo nicht mehr der Verstand des Zuhörers, sondern das Ohr gefragt war, wo man statt Kunstfertigkeit lie-ber Eingängigkeit forderte, konnte ein Bach nicht bestehen. Musik hatte fort-an „annehmlich“ zu sein, sie musste ins Ohr gehen und natürlich wirken. Damit waren alle Prinzi pien bachs-chen Kom ponierens über Bord gewor-fen: ausdrucksstarke Dissonan zen, der selbständige Generalbass, die reichen Mittelstimmen, überhaupt die Kunst des Kontrapunkts.
Dass diese Kritik von einem jun-gen Mann kam, der kompositorisch Autodidakt war und bei der Bewer-bung um den Organistenposten an der Thomaskirche 1729 kläglich ge-scheitert war, musste Bach doppelt ärgern. Nun schien sich der abgewie-
sene Kandidat zu rächen, und zwar in kritisch geschliffenen Worten, denen Bach nicht gewachsen war. Um sein künstlerisches Credo gegen den Ge-neralangriff zu verteidigen, bemühte der Thomaskantor einen Magister der Leipziger Universität. Johann Abraham Birnbaums „Unparteyische Anmerkungen“ zur Bachkritik nah-men bereits 20 Seiten in Anspruch, Scheibes Erwiderung darauf 40 Sei-ten, Birnbaums Verteidigung ganze 120 Seiten. Aus der knappen Kritik
BACHFESTSPIELE
Der
Johann Sebastian Bach, Ölgemälde
von Elias Gottlob Haußmann, 1846.
Mit Canon Triplex aus den Goldberg-
variationen auf dem Notenblatt.
Wer im Deutschland des galanten Zeitalters
musikalische Zeitschriften las, musste im
März 1737 mit Interesse das Erscheinen
eines neuen Blatts verfolgen:
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Sonntag, 26. Juni, 11 Uhr Schloss Eggenberg
DIE SUITENBach: Drei Suiten, BWV 1007-1009
Hopkinson Smith, Theorbe
Dienstag, 28. Juni, 20 Uhr Herz-Jesu-Kirche
TOCCATABach: Toccata und Fuge in d, BWV 565
Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“Aria aus „Goldberg-Variationen“ u. a.
Gunther Rost, Orgel
Samstag, 9. Juli, 20 Uhr Helmut-List-Halle
GOLDBERG-VARIATIONENBach: Goldberg-Variationen, BWV 988In einer Bearbeitung für zwei Klaviere
von Joseph Rheinberger und Max Reger
Duo Tal & Groethuysen, Klavier
Sonntag, 10. Juli, 11 UhrSchloss Eggenberg
WOHLTEMPERIERTES KLAVIER
Bach: aus den Inventionen und Sinfonien sowie aus „Das Wohltemperierte Klavier“
Polonaisen, Fantasien und Sonaten der Bach-Söhne Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel und Johann Christian
Stefan Gottfried, Cembalo
Samstag, 23. Juli, 20.30 Uhr Pfarrkirche Afl enz
HOHE MESSEBach: Messe in h, BWV 232
La Capella Reial de CatalunyaLe Concert des NationsDirigent: Jordi Savall
Sonntag, 24. Juli, 20 Uhr Helmut-List-Halle
FINALE BAROCCOBach: Ouvertüre in D, BWV 1068Rameau: Suite aus „Dardanus“
Vivaldi: Concerto per l’orchestra di Dresda in g, RV 577
Händel: Music for the Royal Fireworks Pachelbel: Kanon und Gigue in D
Harmony of Nations Baroque Orchestra
Leitung: Bjarte Eike, Violine
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Karten & Informationen:Tel. 0316.825000
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war ein Gelehrtenstreit geworden, der zugleich ein Kampf zwischen zwei Epochen war: dem Spätbarock und dem galanten Zeitalter.
Was Scheibe und Bachs Verteidi-ger in seitenlangen Erörterungen ausführten, lässt sich in zwei Schlag-
worten zusammen-fassen: gelehrt und galant. Bach schrieb gelehrte Musik für Kenner: ausdrucks-voll, harmonisch reich, schwer fass-lich. Solche Musik musste notwendig
„schwülstig“ erschei-nen, sobald sie von Liebhabern beur-teilt wurde, die ga-lante Musik erwar-teten: ein gängig, singend, leicht.
Der Streit blieb nicht ohne Folgen: Bachs Ruf als Kom-ponist von Kirchen-musik war dauerhaft beschädigt. „Bachi-sche Kirchen-Stücke sind allemahl künst-licher und müh-samer als die Tele-mannischen“, gab Scheibe 1738 zu Pro-tokoll. Erst Jahr-zehnte später oppo-nierten Musiker ge-
gen dieses Verdikt: „Dem Himmel sey Dank, dass doch endlich einer einmal aufgestanden ist, der gefühlt hat, dass in des alten J. S. Bachs Chören Feuer und Pracht zu fi nden sey! Seit Schei-bens Invectiven wider diesen großen Mann, haben ihn die Leute gar zu sehr für eine Katze angesehen.“ (J. F. Agricola 1771)
Wenn Jordi Savall bei der styriarte 2011 die h-Moll-Messe dirigiert, muss er das Publikum vom Feuer und der Pracht in Bachs Chören nicht erst über-zeugen. In jenen Werken, die Bach für sein Publikum im Zimmermann’schen Kaffeehaus zu Leipzig komponierte, gab er sich ohnehin mehr galant denn
BACHFESTSPIELE
gelehrt. Gerade hier fi nden auch Hörer von Heute einen leichten Zugang, wie die Air aus der dritten Orchestersui-te beweist. Am nachhaltigsten wirkt Bach aber vielleicht dort, wo er das
Gelehrte und das Galante miteinander versöhnte, wie etwa in den „Goldberg-variationen“ oder in seinen Suiten für Soloinstrumente.
Josef Beheimb
schwülstige Herr Bach
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Karten & Informationen:styriarte-Kartenbüro
Sackstraße 17, 8010 GrazTel. 0316.825000
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Freitag, 24. Juni Helmut-List-Halle, 19 Uhr (Premiere)Einführung: 18 Uhr
Die verkaufte BrautSmetana: Die verkaufte Braut Röschmann, Streit, Drole, Scharinger, Kulman, Schäfer, Hirano, von Magnus, Zednik & NwobiloArnold Schoenberg ChorChamber Orchestra of EuropeDirigent: Nikolaus HarnoncourtRegie: Philipp Harnoncourt(Preise: EUR 220 / 160 / 100 / 70 / 50)
Samstag, 25. Juni Stefaniensaal, 16 Uhr
Karneval der Tiere Saint-Saëns: Le carnaval des animaux mit neuen Texten von Thomas HöftSolisten des Chamber Orchestra of EuropeMarkus Schirmer & Aris Feslikidis, KlavierPetra Morzé, ErzählerinPreise: EUR 41 / 31 / 17
Stefaniensaal, 20 UhrDie Forelle
Schubert: Notturno, D 897 / Forellenquintett, D 667Mozart: Klavierquartett in g, KV 478Christian Altenburger, ViolineThomas Selditz, ViolaDanjulo Ishizaka, VioloncelloPetru Iuga, KontrabassMarkus Schirmer, Klavier Preise: EUR 41 / 31 / 17
Heimatsaal, 21 UhrPolka Rallye 1
Erste styriarte-Tanznacht: böhmisch
Sonntag, 26. Juni Schloss Eggenberg, 11 Uhr
Die SuitenBach: Drei Suiten, BWV 1007 –1009Hopkinson Smith, TheorbePreise: EUR 41 / 31 / 17
Helmut-List-Halle, 19 Uhr Einführung: 18 Uhr
Die verkaufte BrautSmetana: Die verkaufte Braut Dirigent: Nikolaus HarnoncourtPreise: EUR 170 / 130 / 90 / 60 / 30
Minoritensaal, 20 UhrBest of Satie
Satie: Gymnopédies, Gnossiennes, Sarabande No. 3 u. a.Roland Pöntinen, KlavierPreise: EUR 41 / 31 / 17
Montag, 27. Juni Stefaniensaal, 20 Uhr
Lust auf LassoChansons von Lasso und Janequin The King’s SingersPreise: EUR 57 / 41 / 20
Dienstag, 28. Juni Helmut-List-Halle, 19 UhrEinführung: 18 Uhr
Die verkaufte BrautSmetana: Die verkaufte Braut Dirigent: Nikolaus HarnoncourtPreise: EUR 170 / 130 / 90 / 60 / 30
Spielplan 2011 Herz-Jesu-Kirche, 20 UhrToccata
Orgelhits von Bach, Mozart, Chopin und WidorGunther Rost, Orgel Preis: EUR 15 (Freie Platzwahl)
Mittwoch, 29. Juni Pfarrkirche Pöllau, 20 Uhr
Secrets of the Vatican Palestrina: Missa Papae Marcelli / MotettenAllegri: Miserere Arnold Schoenberg ChorLeitung: Erwin OrtnerChoralschola der Wiener Hofburgkappelle Leitung: Helmut HüttlerPreise: EUR 41 / 31 / 17
Donnerstag, 30. Juni Helmut-List-Halle, 19 Uhr Einführung: 18 Uhr
Die verkaufte BrautSmetana: Die verkaufte Braut Dirigent: Nikolaus HarnoncourtPreise: EUR 170 / 130 / 90 / 60 / 30
Stefaniensaal, 20 UhrMy Piano Album
Aimards Lieblingsstücke von Beethoven bis Bartók, von Webern bis Ligeti Pierre-Laurent Aimard, KlavierPreise: EUR 41 / 31 / 17
Freitag, 1. Juli Stefaniensaal, 20 Uhr
Mozart purMozart: Klavierkonzerte in d, KV 466 und in C, KV 467 / Klavierquartett in Es, KV 493Chamber Orchestra of EuropePierre-Laurent Aimard, Klavier & LeitungPreise: EUR 57 / 44 / 38 / 31 / 17 (sichtlos)
Samstag, 2. Juli Helmut-List-Halle, 19 Uhr Einführung: 18 Uhr
Die verkaufte BrautSmetana: Die verkaufte Braut Dirigent: Nikolaus HarnoncourtPreise: EUR 170 / 130 / 90 / 60 / 30
Schloss Eggenberg, 20 UhrYesterday
Arrangements für Cello-Ensemble mit Musik von Lennon/McCartney, Offenbach, Mozart, Schubert, Dvo∏ák, Mahler, Grieg, Fauré, De Falla, Schmidt, Milhaud u. a.Die Acht CellistenLeitung: Rudolf LeopoldPreise: EUR 41 / 31 / 17
Sonntag, 3. Juli Stefaniensaal, 11 Uhr
YesterdayArrangements für Cello-Ensemble Die Acht CellistenLeitung: Rudolf LeopoldPreise: EUR 41 / 31 / 17
Schloss Eggenberg, 11 UhrTräumerei
Beethoven: MondscheinsonateLiszt: Liebestraum u. a. / Chopin: Walzer u. a. Schumann: Träumerei aus „Kinderszenen“ u. a. Schubert: Impromptu in As, D 935 Stefania Neonato, Hammerfl ügelPreise: EUR 41 / 31 / 17
Stefaniensaal, 20 UhrMozart pur
Mozart: Klavierkonzerte in d, KV 466 und in C, KV 467 / Klavierquartett in Es, KV 493Chamber Orchestra of EuropePierre-Laurent Aimard, Klavier & LeitungPreise: EUR 57 / 44 / 38 / 31 / 17 (sichtlos)
Montag, 4. JuliHelmut-List-Halle, 19 Uhr Einführung: 18 Uhr
Die verkaufte BrautSmetana: Die verkaufte Braut Dirigent: Nikolaus HarnoncourtPreise: EUR 170 / 130 / 90 / 60 / 30
Schloss Eggenberg, 20 UhrTräumerei
Beethoven: MondscheinsonateSchumann: Träumerei aus „Kinderszenen“ u. a. Stefania Neonato, Hammerfl ügelPreise: EUR 41 / 31 / 17
Minoritensaal, 20 UhrAus meinem Leben
Smetana: Streichquartett „Aus meinem Leben“ in eJanácek: Streichquartett Nr. 2 („Intime Briefe“)Dvo∏ák: Streichquartett in G, op. 106Zemlinsky QuartettPreise: EUR 41 / 31 / 17
Dienstag, 5. Juli Mariahilferkirche, 20.30 Uhr
L’homme armé Josquin Desprez: Missa L’homme armé sexti toni, Mille regretz, Ave Maria u. a.Ensemble CinquecentoPreise: EUR 41 / 31 / 17
Mittwoch, 6. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Carmina Burana Orff: Carmina BuranaNwobilo, Chum, McShaneChöre aus steirischen Schulenrecreation – GROSSES ORCHESTER GRAZDirigent: Oswald SallabergerPreise: EUR 41 / 31 / 17
Donnerstag, 7. JuliHelmut-List-Halle, 20 Uhr
Carmina Burana Orff: Carmina BuranaNwobilo, Chum, McShaneChöre aus steirischen Schulenrecreation – GROSSES ORCHESTER GRAZDirigent: Oswald SallabergerPreise: EUR 41 / 31 / 17
Schauspielhaus, 20 UhrTango Sensations
Piazzolla: Coral, Fuga, Tango Sensations Bach: aus „Die Kunst der Fuge“, Choral Gershwin: Porgy and Bess Suite Werke von Gardel, Strawinsky und Nisinman Marcelo Nisinman, BandoneoncasalQuartettPreise: EUR 41 / 31 / 17
Freitag, 8. Juli Schauspielhaus, 20 Uhr
Tango SensationsPiazzolla: Coral, Fuga, Tango Sensations u. a.Marcelo Nisinman, BandoneoncasalQuartettPreise: EUR 41 / 31 / 17
Schloss Eggenberg, 20 UhrEine kleine Nachtmusik
Mozart: Eine kleine Nachtmusik, KV 525Dissonanzenquartett in C, KV 465 Boccherini: Streichquintett in E, op.13/5 Schuppanzigh QuartettDane Roberts, Kontrabass Preise: EUR 41 / 31 / 17
Samstag, 9. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Goldberg-VariationenBach: Goldberg-Variationen, BWV 988In einer Bearbeitung für zwei Klaviere von Joseph Rheinberger und Max RegerDuo Tal & Groethuysen, KlavierPreise: EUR 41 / 31 / 17
Pfarrkirche Stainz, 20.30 UhrCaecilienmesse
Haydn: Missa Cellensis, Hob. XXII:5 Bobro, von Magnus, Johannsen, BoeschArnold Schoenberg ChorConcentus Musicus WienDirigent: Nikolaus HarnoncourtPreise: EUR 120 / 100 / 75 / 45 / 20 (sichtlos)
Heimatsaal, 21 UhrPolka Rallye 2
Zweite styriarte-Tanznacht: steirischCitoller Tanzgeiger
Sonntag, 10. Juli Schloss Eggenberg, 11 Uhr
Wohltemperiertes KlavierBach: aus „Das Wohltemperierte Klavier“ u. a.Polonaisen, Fantasien und Sonaten der Bach-Söhne Stefan Gottfried, CembaloPreise: EUR 41 / 31 / 17
Helmut-List-Halle, 20 Uhr Gassenhauer
Beethoven: Gassenhauer-Trio in B, op. 11 Sonate für Cello und Klavier in D, op. 102/2Ries: Sonate für Klarinette und Klavier, op. 29Brahms: Klarinettentrio in a, op. 114Sabine Meyer, KlarinetteHeinrich Schiff, VioloncelloMartin Helmchen, KlavierPreise: EUR 41 / 31 / 17
Pfarrkirche Stainz, 20.30 UhrCaecilienmesse
Haydn: Missa Cellensis, Hob. XXII:5 Dirigent: Nikolaus HarnoncourtPreise: EUR 120 / 100 / 75 / 45 / 20 (sichtlos)
Montag, 11. Juli Schloss Eggenberg, 20 Uhr
Bravo! Cosa rara! Harmoniemusik-Stücke aus Haydns „Schöpfung“ und aus Mozarts „Don Giovanni” und „Figaro“ Concentus HarmonieLeitung: Milan Turkovi ́cPreise: EUR 41 / 31 / 17
Dienstag, 12. JuliHelmut-List-Halle, 20 Uhr
Una Notte Italiana Ouvertüren, Arien und Duette von Rossini, Verdi, Puccini, Mascagni u. a. Eva Mei, Sopran / Saimir Pirgu, Tenorrecreation – GROSSES ORCHESTER GRAZDirigent: Michael HofstetterPreise: EUR 57 / 44 / 38 / 31 / 17
Mittwoch, 13. JuliSchloss Eggenberg, 20 Uhr
Alla Turca Mozart: Sonate in A, KV 331 Hummel: Neue Walzer nebst einer großen Schlacht-Coda / Steibelt: Der Brand von MoskauHaslinger: Ideal einer SchlachtVanhal: Le combat naval de Trafalgar u. a.Christoph Hammer, Hammerfl ügelPreise: EUR 41 / 31 / 17
Donnerstag, 14. JuliHerz-Jesu-Kirche, 20 Uhr
Offi cium NovumMusik aus Eriwan, Byzanz, Russland, Frankreich und Spanien Jan Garbarek, SaxophonThe Hilliard EnsemblePreise: EUR 57 / 41 / 20
Freitag, 15. JuliHelmut-List-Halle, 20 Uhr
PaukenschlagHaydn: Sinfonien „Le matin“,
„Le midi“ & „Le soir“, Hob. I:6–8 Paukenschlag-Sinfonie in D, Hob: I:94 Concentus Musicus WienDirigent: Nikolaus HarnoncourtPreise: EUR 115 / 92 / 70 / 53 / 21
Samstag, 16. Juli Schloss Eggenberg, 18 Uhr
Fest für FuxFux: Streichersuiten und Opernarien aus „Orfeo ed Euridice“ und „Dafne in Lauro“ / Musik für Cembalo solo / Sinfonia in F / MotettenZelenka: Triosonate Nr. 2 in g, ZWV 181 Volksmusik aus HirtenfeldRoberta Mameli, SopranNeue Hofkapelle GrazLeitung: Lucia Froihofer, ViolineMarco Vitale, CembaloEnsemble „Affi nità“Vocalforum Graz (Franz M. Herzog)Schikaneders JugendDominik Maringer, LesungPreis: EUR 57 / 41 / 20
Helmut-List-Halle, 20 UhrPaukenschlag
Haydn: Sinfonien Concentus Musicus WienDirigent: Nikolaus HarnoncourtPreise: EUR 115 / 92 / 70 / 53 / 21
Sonntag, 17. JuliSchloss Eggenberg, 11 Uhr
Der Tod und das MädchenSchubert: Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ in d, D 810Mozart: „Stadler-Quintett“ in A, KV 581 Wolfgang Meyer, KlarinetteQuatuor MosaïquesPreise: EUR 41 / 31 / 17
Helmut-List-Halle, 20 UhrPaukenschlag
Haydn: Sinfonien Concentus Musicus WienDirigent: Nikolaus HarnoncourtPreise: EUR 115 / 92 / 70 / 53 / 21
Montag, 18. Juli Schloss Eggenberg, 20 Uhr
Der Tod und das MädchenSchubert: Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ Mozart: „Stadler-Quintett“ in A, KV 581 Wolfgang Meyer, KlarinetteQuatuor MosaïquesPreise: EUR 41 / 31 / 17
Dienstag, 19. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Vier Jahreszeiten Vivaldi: Le Quattro stagioni, op. 8/1–4 u. a.Geminiani: Concerto grosso in d „La follia“ Giulio Plotino, Violine Venice Baroque Orchestra / Ltg.: Andrea MarconPreise: EUR 57 / 41 / 20
MUMUTH, 20 Uhrdsudl – das schwere und das leichte
ein stück musiklaboratorium von bertl mütterFleischanderl, Heginger, Kovacic, Molinari, Sepperer, Sigl, Skuta & Waag Bertl Mütter, SpielertrainerPreis: EUR 15 (Freie Platzwahl)Gemeinsam mit der Kunstuniversität Graz
Donnerstag, 21. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Folías Criollas Mexikanische Sones und kreolische FolíasMontserrat Figueras, SopranTembembe Ensamble Continuo (Mexiko)La Capella Reial de Catalunya / Hespèrion XXILeitung: Jordi SavallPreise: EUR 57 / 41 / 20
Samstag, 23. Juli Pfarrkirche Afl enz, 20.30 Uhr
Hohe MesseBach: Messe in h, BWV 232Scheen, Kielland, Bertin, Sakurada, MacLeodLa Capella Reial / Le Concert des NationsDirigent: Jordi SavallPreise: EUR 57 / 41 / 20
Heimatsaal, 21 UhrPolka Rallye 3
Dritte styriarte-Tanznacht: aus Amerika
Sonntag, 24. Juli Schloss Eggenberg, 11 Uhr
The Spirit of GamboHume: Poeticall Musicke Gambenstücke von Ferrabosco, Ford, Playford u. a.Jordi Savall, Viola da gambaPreise: EUR 57 / 41 / 20
Helmut-List-Halle, 20 UhrFinale barocco
Bach: Ouvertüre in D, BWV 1068Rameau: Suite aus „Dardanus” Vivaldi: Concerto per l’orchestra di Dresda in gHändel: Music for the Royal Fireworks, HWV 351 Pachelbel: Kanon und Gigue in DHarmony of Nations Baroque OrchestraLeitung: Bjarte Eike, ViolinePreise: EUR 41 / 31 / 17
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Pierre-Laurent Aimard trifft
Liszt (Kaulbach, 1856) und
Bartók (Vedrödy-Vogyeraczky, 1904).
Mit diesem Papst war nicht zu spaßen: Kardinal Gian Pietro Carafa bestieg im Mai
1555 mit 79 Jahren den Stuhl Petri und sollte unter dem Namen Paul IV. traurige Berühmtheit erlangen. In den gut vier Jahren seines Pontifi kats öffnete er mehr dunkle Kapitel in der Geschichte der Kirche als die meis-ten seiner sinnenfrohen Vorgänger aus der Riege der Renaissancepäpste. Seine Erfahrungen an der Spitze der Inquisition setzte er sofort in eine gnadenlose Hetzjagd auf die Häreti-ker um. Er legte gegen den Augsburger Religionsfrieden Protest ein, erkannte die Abdankung Kaiser Karls V. nicht an, zwang die Juden zum Leben im Ghetto, ließ das unterbrochene Konzil von Trient auf sich beruhen, da er alle Leitungsbefugnis bei der Kurie sah, und führte den päpstlichen Index gegen verbotene Bücher ein.
Lendenschurze und
verbannte Sänger
Nicht nur das geschriebene Wort war ihm ein Dorn im Auge, sondern auch Malerei und Musik, sofern sie seinen strengen Prinzipien widerspra-chen. Die nackten Gestalten auf Miche-langelos „Jüngstem Gericht“ hätte er am liebsten abschlagen lassen. Nur mit Mühe konnten ihn die Kardinäle davon
überzeugen, dass es auch mit gemalten Lendenschurzen für die Schamteile getan war. Noch eine andere päpstliche Einrichtung in der Sixtinischen Kapel-le wurde gründlich durchleuchtet: der päpstliche Chor, ebenfalls „Cappella Sistina“ genannt. Schon zwei Monate nach der Papstwahl mussten drei Sän-ger ihren Hut nehmen. Ihr Vergehen: Sie waren verheiratet. Die Ohren des Papstes und die Ehre seiner Kapelle sollten fortan nicht mehr durch den Gesang von Laien beleidigt werden. Nur noch Kleriker waren zugelassen.
Zu den drei Ausgestoßenen ge-hörte ein Mann, der sich gerade anschickte, der römischen Kirchen-musik einen völlig neuen Charakter zu verleihen: Giovanni, mit bürger-lichem Namen Pierluigi, besser be-kannt unter dem Namen seiner mut-maßlichen Heimatstadt, Palestrina bei Rom. Gerade erst hatte Giovanni Pierluigi seinen ersten Band von Messen veröffentlicht. Nun musste er die Sixtinische Kapelle verlassen und ganze zehn Jahre darauf warten, bis man ihn im Vatikan rehabilitierte.
Probesingen vor
den Kardinälen
Erst nachdem der verhasste Carafa-Papst gestorben war, berief sein Nach-folger Pius IV. das Konzil von Trient
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Montag, 27. Juni, 20 Uhr Stefaniensaal
LUST AUF LASSOChansons von Lasso und Janequin
The King’s Singers
Mittwoch, 29. Juni, 20 Uhr Pfarrkirche Pöllau
SECRETS OF THE VATICAN Palestrina: Missa Papae Marcelli
Allegri: Miserere Palestrina: Motetten
Arnold Schoenberg ChorLeitung: Erwin Ortner
Choralschola der Wiener Hofburgkappelle Leitung: Helmut Hüttler
Dienstag, 5. Juli, 20.30 Uhr Mariahilferkirche
L’HOMME ARMÉ Josquin Desprez: Missa L’homme armé sexti toni, Mille regretz, Ave Maria u. a.
Ensemble Cinquecento
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Sackstraße 17, 8010 GrazTel. 0316.825000
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wieder ein. Die Beschlüsse des Konzils zur Zukunft der Kirchenmusik fan-den 1565 in Rom ihren Niederschlag in einem denkwürdigen „Probesingen“. Dabei ging es ausnahmsweise nicht um die Qualität der Sänger, sondern um die der gesungenen Stücke. Kar-dinal Carlo Borromeo, der Neffe des Papstes und treibende Kraft der kirch-lichen Reform, hörte sich mit gleich-gesinnten Kardinälen einige neuere Vertonungen des Messordinariums an, um zu prüfen, ob denn kunstvolle polyphone Musik überhaupt noch für die Liturgie tauge.
Wahrscheinlich war es die be-rühmte „Missa Papae Marcelli“ von Palestrina, die an jenem römischen Apriltag die Zukunft der kunstvollen Mehrstimmigkeit im katholischen Kirchenraum sicherte. Denn nur we-nige Wochen später ernannte Pius IV. den Komponisten zum „Modulator pontifi cus“. Offenbar hatte die Mes-se Eindruck gemacht, löste sie doch alle musikalischen Probleme des Konzils auf einen Schlag: Obwohl sie geradezu ein Virtuosenstück des Kontrapunkts war, wirkte sie doch vollendet klangschön und vollkom-men textverständlich. Palestrina war die Quadratur des Kreises gelungen.
Dass diese Messe nicht den Namen des Papstes trägt, unter dem sie ent-
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standen ist, war vermutlich ganz im Sinne von Pius IV. Denn der wollte ganz bewusst an seinen Vorvorgän-ger erinnern, jenen Papst Marcellus II., der zwar nur 22 Tage regierte, in dieser Zeit aber so deutliche Zeichen für eine kirchliche Reform setzte, dass er unvergessen war – eine Art Johannes Paul I. des 16. Jahrhun-derts. Heute ruht Marcellus II. in einem wenig beachteten Winkel der Grotten unter dem Petersdom, wäh-rend Chöre auf der ganzen Welt sein Andenken in Palestrinas glühenden Tönen besingen.
Messen über ein Kriegslied
Bei der styriarte 2011 wird es der Arnold Schoenberg Chor sein, der die „Missa Papae Marcelli“ aufführt, und zwar im steirischen Petersdom, der Pfarrkirche in Pöllau. Dabei kann sich das Publikum in die Rolle der Kardinäle von 1565 zurückversetzen, die über die Zukunft der Kirchenmu-sik zu entscheiden hatten. Sie waren keineswegs musikalische Analpha-beten, die ihr Heil in einer Art „neu-em geistlichen Liedgut“ suchten, son-dern im Gegenteil musikalisch hoch gebildet. Sie wollten den Impetus der Reform auch in der liturgischen Musik spürbar werden lassen und die Exzesse der Hochrenaissance über-winden. Um 1500, am Hof des Bor-giapapstes Alexander VI. und seiner Nachfolger, waren die Komponisten selbst vor freizügigen weltlichen Lie-dern nicht zurückgeschreckt, um sie zur Grundlage polyphoner Messen zu machen. „L’homme armé“, ein Sol-datenlied aus dem Hundertjährigen Krieg, lebte in dieser Form noch bis weit ins 16. Jahrhundert weiter. Nicht jedem Komponisten war es gegeben, jene derbe Chanson französischer Soldaten vollkommen in die Sphäre religiöser Musik zu überführen, wie es Josquin in seiner zweiten Messe über dieses Lied gelang. Kardinal Borromeo und seine Mitstreiter un-tersagten derlei weltliche Spielereien. Ironie der Geschichte: Selbst der heh-re Palestrina hat noch zwei Messen über „L’homme armé“ geschrieben.
Josef Beheimb
Michelangelo, Das Jüngste Gericht,
Sixtinische Kapelle (1534-41)
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Donnerstag, 14. Juli, 20 UhrHerz-Jesu-Kirche
OFFICIUM NOVUMMusik aus Eriwan, Byzanz, Russland,
Frankreich und Spanien Jan Garbarek, SaxophonThe Hilliard Ensemble
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Sackstraße 17, 8010 GrazTel. 0316.825000
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Menschen, die sich mit klas-sischer Musik beschäftigen, werden ja nicht müde, die
Gegenwärtigkeit aller Musik zu be-tonen. Nikolaus Harnoncourt hat es ebenso oft gesagt, wie es die styriarte überall ankündigt: In dem Moment, in dem wir Musik der Vergangenheit zum Klingen bringen, ist es Musik von heute. Jan Gabarek und das Hilliard-Ensemble gehen dabei aber noch einen großen Schritt weiter. Für sie scheint es überhaupt keine Musik der Vergangenheit zu geben, sondern nur ein Kontinuum, das alle Fragen nach dem Heute und dem Gestern aufhebt. Ihre Musik ist Musik von jetzt und für immer. Und auch die Schranken zwischen Klassik und „Pop“ sind hinwegge-blasen, denn ihre Projekte sind au-ßerordentlich populär, sind Millio-nenseller. Wenn in ihrem neuen Pro-gramm „Offi cium novum“ also ein Halleluja von Perotin anhebt, einem der ältesten namentlich bekannten Komponisten der westlichen Musik-geschichte überhaupt, dann raunen keine Botschaften aus dem frühen Mittelalter zu uns herüber, dann ist der spirituelle Meister des frühen Mittelalters schlicht da. Als Jazzer,
als großer Improvisator, als Genius oder schlicht und einfach als Idee
– ganz genau weiß man es nicht, denn die ständige Vereinigung von scheinbar entferntesten Polen ist das eigentliche Programm.
Mit ihrem Programm „Offi cium“, das die styriarte 1994 als Premie-re präsentieren konnte, haben sich der norwegische Saxophonist Jan Gabarek und das britische Vokal-consort The Hilliard Ensemble in die Weltspitze der Weltmusik gespielt. So nimmt es nicht Wunder, dass auch die Weiterentwicklung dieses Pro-jektes Station in Graz macht. Viel ist
inzwischen passiert, die Fusion von Alter Musik und Jazz ist längst keine Unerhörtheit mehr, und doch haben die Musiker nicht aufgehört, weiter zu fragen. So ist denn auch „Offi ci-um novum“ keinesfalls eine Fortset-zung des alten Programms, sondern vielmehr ein neuer Ansatz. Gewiss, wieder gehen mittelalterliche Vo-kalmusik und Jazzimprovisationen aufeinander zu, wieder scheinen die Klang- und Sinnbrücken über ein Jahrtausend aufs Müheloseste ge-schlagen, aber diesmal gibt es noch einen weiteren Brückenschlag, und zwar den zwischen Orient und Ok-zident. Schnittstelle ist die Stadt Eriwan, in der die Musiker auf Spu-rensuche nach dem reichen Erbe der armenischen Musik gingen. Gefun-den haben sie eine imponierende, für uns nahezu unbekannte Musik-geschichte, die zwischen Islam und Christentum ebenso changiert wie zwischen Kunst und spirituellem Akt. Ein lohnenswertes Klangforschungs-gebiet also, das Jan Gabarek und die Hilliards mit dem bekannten Gespür, mit traumwandlerischer Musikalität und dem unbedingten Willen zur Gegenwart aufbieten können.
Thomas Höft
sich darin vertieft, desto unfasslicher scheint die Kunst, die bei Schumann solche immateriellen ‚Tagträume‘ fi -xiert.“ Andererseits wies er darauf hin, „wie viel Durch-Imitation Schu-mann in diesen Tagtraum hineinge-heimnißte“.
Der Interpret hat es in der Hand, das Gewicht unter dem federleich-ten Saum des Schumann’schen Flü-gelkleids hervorzuholen. Stefania Neonato spielt die „Träumerei“ auf einem Hammerfl ügel, und schon dadurch ist sie dem Klang, der Schu-mann 1838 vorschwebte, näher als heutige Pianisten etwa am Stein-way. Was der Komponist damals sei-ner Verlobten Clara Wieck empfahl, wird auch sie beherzigen: Sie muss sich „als Virtuosin vergessen“. Dem scheinbar Kunstlosen der Kom-position entspricht das scheinbar Zwanglose des Vortrags. Keine Demon stration von Virtuosität, son-dern Verdichtung auf reinen spre-chenden Ausdruck.
Virtuosen
Auch Ludwig van Beethoven hatte erklärtermaßen eine Abneigung gegen
„alles Exterieur oder Interieur aller Mei-ster Virtuosen“, und dies, obwohl er selbst als junger Pianist ein wahrer Tastenlöwe war: „gewaltig, mächtig und ergreifend“ in seinen Wirkungen, unerschöpfl ich im Erfi nden neuer, sen-sationeller Effekte. In seiner „Mond-scheinsonate“ spiegeln sich beide Sei-ten des Pianisten Beethoven wieder: der Träumer am Klavier, der den Aus-druck ganz nach innen verlegt, und der Stürmer und Dränger im wilden Finale.
Zur Abneigung Beethovens gegen die Virtuosen hat sicher auch Daniel Steibelt beigetragen, ein seinerzeit in Paris und London gefeierter Pia-nist, der leichtsinnig genug war, bei seinem Gastspiel in Wien Beethoven herauszufordern. Er spielte eigene Variationen über ein Thema, das Beet-hoven zuvor variiert hatte. Letzterer revanchierte sich, indem er die Cello-stimme eines Quintetts von Steibelt umgekehrt aufs Pult legte und darü-ber Variationen improvisierte. Die Europatournee seines Konkurrenten fand damit ein vorzeitiges Ende. Spä-ter wirkte Steibelt in Sankt Petersburg, wo er sein kuriosestes Klavierstück komponierte: ein Tongemälde über den Brand Moskaus mit Napoleons
„Grande Armée“ im Zentrum.Christoph Hammer spielt in sei-
nem styriarte-Klavierabend mehrere solcher Schlachtengemälde aus der Na-poleonischen Zeit, Rara aus dem Kurio-
Das Poetische auf engstem Raum einzufangen und tiefste mu-
sikalische Kunst hinter kindlicher Unschuld zu verbergen, reizte den Klavierpoeten Schumann lebenslang. Nicht nur seine „Kinderszenen“ ent-sprangen diesem Wunsch. Auch sei-ne frühen Klavierzyklen verraten bei aller überbordenden Fantastik des Davidsbündlers immer das Bedürfnis, sich in wenigen, tief innigen musika-lischen Gesten ganz auszusprechen
– so wie im Porträt des verehrten Kollegen Chopin im „Carnaval“. Die Größe von Schumanns Musik liegt in dieser Verdichtung auf die eine, über alle Maßen rührende Phrase, auf das in sich restlos stimmige Klavierstück.
Träumerei
Woraus diese Innigkeit und Stim-migkeit entsteht, daran allerdings rätseln die Kenner schon seit 170 Jahren herum. Die „Träumerei“ wur-de zum Tummelplatz widerstreiten-der ästhetischer Positionen. Hans Pfi tzner benutzte sie 1920, um zum Angriff auf die Neue Wiener Schu-le zu blasen. Unter der Überschrift
„Die neue Ästhetik der musikalischen Impotenz“ brandmarkte er den analy-tischen Ansatz der Moderne und ver-wies das „Zarte, Trauliche“ von Schu-manns Stück völlig in den Bereich der Inspiration, des Irrationalen. Alban Berg konterte mit einer minutiösen kompositionstechnischen Analyse des kurzen Stückes. Joachim Kaiser meinte seinerseits: „Je länger man
„Alles Schöne ist schwer, und das Kurze am schwersten.“ Robert Schumann wusste,
wovon er sprach, als er diesen Satz niederschrieb. „Was ich noch componirt,
war wie ein Nachklang von Deinen Worten, einmal wo Du mir schriebst, ich käme Dir
auch manchmal wie ein Kind vor. – Kurz, es war mir ordentlich wie im Flügelkleid
und hab da an die 30 kleine putzige Dinger geschrieben, von denen ich ihrer zwölf
auserlesen und ‚Kinderscenen‘ genannt habe. Du wirst Dich daran erfreuen,
musst Dich aber freilich als Virtuosin vergessen.“
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AM KLAVIER
„Beethoven, die Mondschein-Sonate
komponierend“: Zeichnung von Lorenz
Vogel (um 1890).
Schumann im Flügelkleid
HAYDN HAYDN
Sonntag, 26. Juni, 20 UhrMinoritensaal
BEST OF SATIESatie: Gymnopédies, Gnossiennes, Sarabande No. 3, Nocturne No. 3,
Sonatine bureaucratique, Je te veux u. a.
Roland Pöntinen, Klavier
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sitätenkabinett des Virtuosenzeitalters. Von der Klavierpoesie Schumanns ist man hier denkbar weit entfernt, umso näher am Zeitgeist der Salonmusik.
Moderne Träumereien
„Die Seele des Salons war Chopin.“ So hat Heinrich Heine geschrieben. Was der Exilpole an der Seine in Bewegung setzte, trug auch im 20. Jahr hundert Früchte. Roland Pönti-nen beweist es mit seinem Satie-Kla-vierabend im Minoritensaal, dann Pierre-Laurent Aimard mit seinem ganz persönlichen Klavieralbum, das einen weiten Bogen spannt – von Beet hoven zu Boulez, von Schumann zu Schönberg. Auch das 20. Jahr-hundert hat seine „Träumereien“ am Klavier hervorgebracht.
Josef Beheimb
Donnerstag, 30. Juni, 20 Uhr Stefaniensaal
MY PIANO ALBUMAimards Lieblingsstücke von Beethoven,
Schubert, Schumann, Mussorgski, Bartók, Webern, Schönberg, Messiaen, Boulez, Stockhausen, Kurtág, Ligeti, Murail,
Stroppa, Benjamin u. a.
Pierre-Laurent Aimard, Klavier
Sonntag, 3. Juli, 11 UhrMontag, 4. Juli, 20 Uhr
Schloss Eggenberg
TRÄUMEREIBeethoven: „Mondscheinsonate“, op. 27/2
Liszt: Liebestraum Nr. 3 in A„La Leggierezza“
Schubert: Impromptu in As, D 935 Schumann: Chopin aus „Carnaval“, op. 9
Träumerei aus „Kinderszenen“, op. 15Chopin: Valse in As, op. 34/1
„Minutenwalzer“ in Des, op. 64/1 Nocturne in Des, op. 27/2
Sonate in b, op. 35/2
Stefania Neonato, Hammerfl ügel
Mittwoch, 13. Juli, 20 Uhr Schloss Eggenberg
ALLA TURCA Hummel: Neue Walzer nebst einer
großen Schlacht-Coda Steibelt: Der Brand von Moskau
Mozart: Sonate in A, KV 331 Vanhal: Le combat naval de Trafalgar
Haslinger: Ideal einer Schlacht u. a.Christoph Hammer, Hammerfl ügel
Karten & Informationen:styriarte-Kartenbüro
Sackstraße 17, 8010 GrazTel. 0316.825000
www.styriarte.com
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Robert und Clara Schumann am
Klavier. Stahlstich auf Basis einer
Daguerreo typie von Johann Anton
Völlner, Hamburg, März 1850.
FOTO: HARRY SCHIFFER
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Eigentlich reicht ja schon ein Violoncello, um die Menschen zu begeistern. Nicht erst seit
einem der berühmtesten Fotos der Kunstgeschichte steht dieses Instru-ment wie kaum ein anderes für pure Sinnlichkeit. Man Rays Aufnahme einer nackten Schönen mit Turban, auf deren Rücken die beiden Schall-löcher eines Streichinstrumentes ge-malt sind, behauptet: Das Cello ist weiblich. Aber das ist es natürlich nicht allein. Schon Rachmaninow wusste: „Warum sollte ich für die Violine schreiben, wenn ich es für Cello tun kann?“ Diese zugegeben etwas pointierte Sottise des effekt-bewussten Komponisten trägt eine schöne Wahrheit in sich: Das mit
„samtig“, „warm“ oder „rauchig“ nur sehr schwach zu beschreibende Tim-bre des Instrumentes ist der eigent-liche Anziehungsfaktor. Wo die Vi-oline brillant ist, ist das Cello sonor, wo die Geige virtuos beeindruckt, verkörpert das Cello im Wortsinn die Emotion.
Nehmen wir nur einmal den ster-benden Schwan, den die berühmte
Primaballerina Anna Pawlowa auf das sehnsuchtsvolle Cello-Solo aus Camille Saint-Saëns „Karneval der Tiere“ imaginierte. Trauriger und tröstlicher zugleich ist in der Musik-geschichte sicher niemand gestor-ben. Und gleichzeitig ist aus dieser Nummer etwas geworden, mit dem man die Zugkraft des Cellos noch po-tenzieren kann, ein echter Ohrwurm. Denn das ist die griffi gste Kombina-
tion von allen: die Sinnlichkeit des Violoncellos, kombiniert mit wirk-lich populärer Musik. Kein Wunder, dass die styriarte das Konzert mit den „Acht Cellisten“ unter Rudolf Leopold wegen großen Interesses gleich doppelt anbietet.
Gewiss, das mag manchem doch ein wenig zu viel des Guten sein, aber Angst vor Schlagern darf man in diesem Zusammenhang nicht haben.
los, aufgehoben im kulturellen Ge-dächtnis der Menschheit. Hat wirk-lich der grausame König Heinrich VIII. das bezaubernde „Greensleeves“ geschrieben? Egal, wir werden es da-rum nicht weniger lieben. So mag es auch mit „Yesterday“ gehen, das Paul McCartney 1965 für die Beatles kom-poniert hat. Und damit wären wir auch schon beim ultimativen Cello-
Die hat übrigens auch der so stren-ge Klassiker Ludwig van Beethoven nicht gehabt, als er ein Motiv aus Joseph Weigls Oper „Der Korsar“ im dritten Satz seines „Gassenhauer-trios“ unter besonders eindrücklicher Verwendung des Cellos ausführlich variierte. Was ihm prompt bis heute genügend Kritik dahingehend ein-getragen hat, er habe sich hier nun leider zu weit in die Niederungen des Gewöhnlichen herabgelassen. Die Weltklasseklarinettistin Sabine Meyer, der Ausnahmecellist Hein-rich Schiff und ihr genuiner Kla-vierpartner Martin Helmchen wer-den in ihrem styriarte-Programm beweisen, dass auch für Beethoven kompositorisches Gold auf der Stra-ße liegen konnte. Weigls fröhliches Terzett wurde damals in Wien wirk-lich straßauf, straßab gesungen – ein Gassenhauer war im Wortsinn je-mand, der sich auch noch spätabends auf den Gassen der Stadt herumtrieb und wahrscheinlich durchaus ange-heitert das eine oder andere Liedchen lauthals anstimmte. Und so kam es auch dem großen Klassiker zu Ohren, der der kleinen Melodie auf hinreißende Weise ein Andenken ret-tete. Und damit auch Joseph Weigl ein kleines Stück Unsterblichkeit, obwohl der sicherlich mehr verdient hätte.
Aber so ist es nun mal mit den wirklich beliebten Melodien, sie ge-winnen ein Eigenleben. Sie lösen sich im besten Sinne von ihrem Schöpfer
Samstag, 25. Juni, 16 UhrStefaniensaal
KARNEVAL DER TIERE Saint-Saëns: Le carnaval des animaux mit neuen Texten von Thomas HöftSolisten des Chamber Orchestra
of EuropeMarkus Schirmer, Klavier
Aris Feslikidis, KlavierPetra Morzé, Erzählerin
Samstag, 2. Juli Schloss Eggenberg, 20 Uhr
Sonntag, 3. JuliStefaniensaal, 11 Uhr
YESTERDAYArrangements für Cello-Ensemble mit Musik von Lennon/McCartney,
Offenbach, Mozart, Schubert, Dvo∏ák, Mahler, Grieg, Fauré, De Falla u. a.
Die Acht Cellisten
Leitung: Rudolf Leopold
Sonntag, 10. Juli, 20 Uhr Helmut-List-Halle
GASSENHAUERBeethoven: „Gassenhauer-Trio“ in B, op. 11Sonate für Cello und Klavier in D, op. 102/2Ries: Sonate für Klarinette und Klavier
Brahms: Klarinettentrio in a, op. 114Sabine Meyer, Klarinette
Heinrich Schiff, Violoncello
Martin Helmchen, Klavier
Karten & Informationen:Tel. 0316.825000
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programm der heurigen styriarte. Hier begegnen wir gleich einem ganzen Cello-Oktett, das beweist, wie mit dem richtigen Arrangement eigentlich auf alle anderen Instru-mente verzichtet werden kann, um trotzdem Eindruck zu machen. Ru-dolf Leopold und seine Mitstreicher haben sich vorgenommen, die Frage nach den Megahits wirklich ein-mal grundsätzlich zu nehmen. Und so versammeln sich Mozarts Figaro und Griegs Peer Gynt, um Mahlers Adagietto zu lauschen. Wie auch Paul McCartney hier seinen Platz fi ndet, so darf sich auch Giacomo Meyerbeer freuen, denn nicht alle Ohrwürmer, die einmal en vogue waren, haben sich bis heute gehalten. So ist es zum Beispiel Meyerbeers Grande Opéra „Robert le Diable“ ge-gangen. Oder Franz Schmidts „Notre Dame“. Zeit, sie sich noch einmal anzuhören und auf ihr Gassenhauer-potential zu überprüfen. Man kann ja schließlich nicht nur einen Ohr-wurm haben …
Thomas HöftAnna Pawlowa in ihrer Paraderolle
als sterbender Schwan, 1907.
Man Ray, Le Violon d’Ingres, 1924
len. Im Dreivierteltakt ist er Haydn und Strauß näher, als man vermuten würde, in seinen Opernarien eher ein österreichischer Händel denn ein komponierender Theoretiker.
Gegen das Klischee vom trockenen Kontrapunktmeister anzuspielen, hatte sich die styriarte im Fuxjahr 2010 vorgenommen. „Fortsetzung folgt“ wurde damals versprochen und wird nun eingehalten, denn gera-de im Falle eines so hartnäckig miss-verstandenen Komponisten höhlt nur steter Tropfen den Stein. Darum bittet die styriarte wieder zum Fux-fest, das in Schloss Eggenberg seinen idealen Rahmen hat. Nur in der stei-rischen Heimat des Komponisten fi ndet sich noch ein Schloss, das ganz der Ästhetik seiner Jugendzeit entspricht, der Würde und Pracht des Hochbarock.
Dieselbe Würde und Pracht fi ndet man in seinen Opern und Oratorien wieder. Die schönsten Sopranarien aus diesem Repertoire hat sich Rober-ta Mameli herausgesucht. Die junge Römerin bezauberte im Vorjahr als Proserpina im Fux’schen „Orfeo“ un-ter der Leitung von Jordi Savall. 2011 vertraut sie sich weiblicher Leitung an: Lucia Froihofer und die „Neue Grazer Hofkapelle“ begleiten mit der ganzen Klangpracht, die Fux über das Wiener Hoforchester seiner Zeit ausgestreut hat. Für die Chorsänger
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JOHANN JOSEPH FUX
Es war nicht Joseph Haydn, der Meister des schweren Leich-ten in der Wiener Klassik, der
als Erster das künstlerische Credo des Wiener Musikgeschmacks for-mulierte, und auch nicht Johann Strauß Sohn. Es war Johann Joseph Fux. In seinem „Gradus ad parnas-sum“ schrieb er zum Thema des guten Geschmacks: „Das Leichte ist das Schwere. In diesem schweren Leichten beruht die Vorzüglichkeit des guten Geschmacks und seine Würze.“ Solche Sätze ausgerechnet von der Respektsperson mit der Al-longeperücke, vom Inbegriff des schweren österreichischen Kaiser-stils? Das styriarte-Publikum weiß es seit letztem Jahr besser: Die Fantasie des steirischen Bauernsohnes, der aus Sehnsucht zum Musiker wurde, sprühte heißere Funken als die kal-ten Künste trockenen Kontrapunkts.
Wenn Fux von der Leichtigkeit schreibt, meint er sein eigenes Kom-ponieren: die tänzerische Eleganz der Menuette und den Aplomb der Chaconnes, die kantable Süße seiner langsamen Sonatensätze und den mitreißenden Schwung der schnel-
im Hofgottesdienst des Kaisers dage-gen schuf er strenge, herbe Motetten, die vom Vocalforum Graz gesungen werden.
Am Cembalo verdiente sich der junge Fux seine ersten Sporen. Der Si-zilianer Marco Vitale beweist, wie viel federnde Leichtigkeit in den Cembalo-suiten des Steirers steckt. Mit seinem Schüler Jan Dismas Zelenka löste Fux dagegen schwere Kontrapunkt-Aufga-ben. Zum Beweis schrieb der Tscheche in seiner Wahlheimat Dresden sechs wundervolle Triosonaten, die das En-semble „Affi nità“ mit der Triokunst seines Lehrers vergleicht.
Auch die Hirtenmusik aus der stei-rischen Heimat darf im Fuxbild der styriarte nicht fehlen – und natürlich der Meister selbst. Der Tiroler Domi-nik Maringer schlüpft in die Rolle des kaiserlichen Kapellmeisters und berichtet in barocker Sprache vom (Musik-)Leben bei Hofe. Der junge Schauspieler, der heute in Hannover engagiert ist, spielte drei Jahre lang am Schauspielhaus Graz und auch schon diverse TV-Rollen. Die Ver-wandlung in den gar nicht so alten Fux wird ihm nicht schwer fallen, denn er ist musikalisch dank Geigen-studium in Linz einschlägig gebildet.
Josef Beheimb
Samstag, 16. Juli, 18 Uhr Schloss Eggenberg
FEST FÜR FUX Fux: Streichersuiten und Opernarien aus „Orfeo ed Euridice“ und „Dafne in Lauro“
Roberta Mameli, SopranNeue Hofkapelle Graz
Leitung: Lucia Froihofer, Violine
Aus den Lebenserinnerungen von Caroli VI. Kapellmeister Fux
Dominik Maringer, LesungFux: Musik für Cembalo solo
Marco Vitale, CembaloFux: Sinfonia in F
Zelenka: Triosonate Nr. 2 in g, ZWV 181
Ensemble „Affi nità“Elisabeth Baumer, Oboe
Fux: MotettenVocalforum Graz
Einstudierung: Franz M. HerzogVolksmusik aus Hirtenfeld
Schikaneders Jugend auf Schalmei, Sackpfeifen und Drehleier
Karten & Informationen:styriarte-Kartenbüro
Sackstraße 17, 8010 GrazTel. 0316.825000
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JOHANN JOSEPH FUX
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Fest für Fux oder: Wie 2011 der Hase läuft
Im Fux-Jahr 2010, in dem der kai-serliche Hofkapellmeister die 350.
Wiederkehr seines Geburtstages fei-ern konnte, hat die styriarte auf der Grazer Stadtkrone – zwischen Jesuitengymnasium und Burggarten – dem Meister aus Hirtenfeld eine Party ausgerichtet. 2011 geht es nun mit der ganzen Mu-sik nach Schloss Eggen-berg, und in den hochherr-schaftlichen Räumen des Weltkulturerbe-Schlosses wird das Lebenswerk von Fux zu erwandern sein.
In acht Gruppen teilt sich das Publikum, die hö-ren ganz tierisch auf die Namen Fux, Bock, Wolf und Bär zum einen, Henn, Gans, Katz und Maus zum anderen. Jeweils vier Gruppen erleben da nach einem steirischen Aperitiv ab 18 Uhr im Planetensaal ein großes Konzert von Orchester- und Opernmusiken,
während die übrigen vier Gruppen durch das Schloss wandern und in den Prunksälen und in der Kirche die anderen Programmteile erleben kön-nen, die Kirchenmusik, die Cemba-
lomusik, die Triosonaten und mehr – alle Gruppen geführt vom reizenden styriarte-Personal. Um 19.30 Uhr gibt es Pause, und um 20 Uhr wiederholt sich der erste Programm-teil mit umgekehrten Vor-zeichen: Die Haustiere sie-deln in den Planetensaal, während die wilden durch das Schloss wallen. Um 21.30 Uhr spielen wir für
alle und mit allen ein brillantes Fina-le im Schlosshof.
Wer bis dahin noch nicht zu einem Fux-Fan geworden ist, dem können wir dann auch nicht mehr helfen. Außer vielleicht bei einem dritten Fux-Fest 2012?
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2012 27. JÄNNER – 5. FEBRUAR
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„gefaltet“ – ein choreographisches Konzert Sasha Waltz,Mark Andre, Sasha Waltz & Guests, Carolin Widmann,Nicolas Altstaedt, Alexander Lonquich, Thomas Schenk,Beate Bormann Dirigenten David Afkham, Daniel Barenboim, Ivor Bolton, Pierre Boulez, Douglas Boyd,Ivan Fischer, Sir John Eliot Gardiner, René Jacobs, LouisLangrée, Marc Minkowski, Peter Rundel, András SchiffOrchester Camerata Salzburg, Cappella Andrea Barca,Les Musiciens du Louvre.Grenoble, MozarteumorchesterSalzburg, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Sinfonieorchester der Universität Mozarteum,Wiener Philharmoniker Sänger Colin Balzer, AnnetteDasch, Mojca Erdmann, Christian Gerhaher, JuliaLezhneva, Claron McFadden, Marita Solberg, Nathalie Stutzmann, Luca Titotto Solisten Nicolas Altstaedt,Emanuel Ax, Jonathan Biss, Gerold Huber, Sharon Kam,Patricia Kopatchinskaja, Robert Levin, Radu Lupu,Ramón Ortega Quero, Miklós Perény, Fazil Say, AndrásSchiff, Peter Sigl, Frank Stadler, Janne Thomsen, Mit-suko Uchida, Dénes Várjon, Carolin Widmann, Jörg Wid-mann Ensembles & Chöre Estonian PhilharmonicChamber Choir, Hagen Quartett, Minguet Quartett,oenm. oesterreichisches ensemble für neue musik, Quatuor Ébène
Gradus ad Parnassum – Die Stufen zum Parnass, dem Berg der Musen, auf dem der
Gott Apoll thront – das ist der Titel des vielleicht erfolgreichsten Kom-positions- sprich Kontrapunkt-Lehr-buchs aller Zeiten. Im Jahr 1725 ist es erschienen, ein eleganter Folio-Band, für dessen Ausstattung Kaiser Karl VI. einiges springen hat lassen. Im-merhin war der Autor des Werkes der weltberühmte Chef der Kaiserlichen Hofkapelle, Joannes Josephus Fux, Styrus, wie er sich im Vorwort des Bandes unterzeichnet hat.
Johann Joseph Fux, ein Kind des Steirerlandes: Er hatte seinen Heimat hof in Hirtenfeld bei Graz schon in den 1670er Jahren verlassen, um eine atemberaubende Karriere als Musiker, als Komponist und schließ-lich als Kopf der ganzen Wiener Hof-musik zu machen. An deren Ziel, im Alter von 65 Jahren, und schon gicht-geplagt, fasste er die Summe seiner kompositorischen Lebenserfahrung in jenes Lehrbuch zusammen, dessen brillantes Latein die kulturelle Welt lobte, dessen klare Systematik sie bewunderte. Auch der große Bach in Leipzig hat den Gradus hochgehalten, Mozart, Schubert, Bruckner, wahr-scheinlich alle Tonsetzer bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, haben durch die fuxischen Kontrapunkt-Übungen hindurch Stufe um Stufe den Parnass der Kunst erklommen.
Das
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MARKUS SCHIRMER
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Hinter diesem musiktheoretischen Denkmal ist dann verblasst, dass Fux über Jahrzehnte vor allem blut-volle Musik für die drei musika-lischsten Kaiser überhaupt, Leopold I., Josef I. und Karl VI., verfasst hat.
Am Beginn des großen Lehrbuchs, im Liber primus, fasst Fux die Musik-theorie der Zeit zusammen. Im Liber secundus geht es um den Kern der
Sache, um den Kontrapunkt. Und ganz am Schluss streift Fux noch einige musikästhetische Fragen. Eine dieser Fragen handelt vom guten Ge-schmack. De Gustu. Da lesen wir vom Kampf des Großmeisters ums Leich-te, ums Bekömmliche, und da lesen wir, dass gerade das Leichte schwer zu treffen sei, dass es schwer sei, leicht zu schreiben und doch dabei
den guten Geschmack nicht zu belei-digen. Das ist doch klar keine Problem-stellung eines Theoretikers, das ist die eines Praktikers, und sie hat von hier ausgehend so viele Komponisten beschäftigt, dass wir beschlossen ha-ben: Diese fuxische Problemstellung machen wir zum Thema der styriarte 2011: „Im schweren Leichten“.
Mathis Huber
schwere Leichte – ein Thema von Johann Joseph Fux
Eine Seite aus dem Gradus ad Parnas-
sum von Johann Joseph Fux (oben).
Der Parnass, mit Apollo und den
Musen, gesehen von Anton Raphael
Mengs, Mitte des 18. Jahrhunderts.
Heute übrigens sind die Musen vom
Parnass ausgezogen. Auf dem fast
2500 Meter hohen Gebirgsstock hat
sich ein beliebtes Schigebiet etabliert.
Canto a la vida“ – „Ein Lied an das Leben“ – unter diesem Titel hat der Poet und Priester Erne-
sto Cardenal auf sein Wirken zurück-geblickt. Und damit nicht nur sich selbst ein Motto geschenkt, sondern der Geschichte Lateinamerikas ganz grundsätzlich. Zwar scheint ein Para-dox in der Idee zu liegen, gerade in Lateinamerika ein Lied vom Leben singen zu wollen, einer Region un-serer Erde, die seit Jahrhunderten mehr Lieder von Tod, Leid und Elend anstimmen könnte als fast jede ande-re. Aber gerade darin liegt die Magie.
Der Glaube, dass ein Leidensweg die tiefsten Tiefen durchschreiten muss, um wieder ans Licht zu tauchen. Eine solche Passionserfahrung, die dem christlichen Osterfest entspricht, ist wie geschaffen, das Grazer Oster-festival Psalm ganz zu füllen.
Lateinamerika: Das im Namen des Kreuzes eroberte und entvölkerte Land sah religiösen Eifer und entsetz-liche Kriege ebenso wie Demokra-tie und Glück. In den vergangenen
Jahrzehnten waren es vor allem die Revolutionen und die „Theologie der Befreiung“, die Zeichen setzten. Selbstbewusst beziehen die Nach-kommen von Spaniern, Indianern und Afrikanern Position in Fragen der sozialen Gerechtigkeit, über die bis heute leidenschaftlich gestrit-ten wird. Gestritten und gesungen, denn die Musik trägt wie keine an-dere Kunst in Lateinamerika die Bot-schaften der Politik zu den Menschen. Kein Wunder also, dass die Konzerte im Festival voller vitaler, aufregender und volkstümlicher Musik sind.
Den Festivalauftakt macht „Das
Mädchen von Guantanamo“. Wir können sie alle mitsingen, die latein-amerikanischen Hits wie „Guantana-mera“. Aber wer weiß schon, dass hier ein Mädchen aus einem kubanischen Dorf beschrieben wird? Hinreißende Musik transportiert in Lateinamerika politische Botschaften. Den Inhalt dafür lieferten auch Männer wie der ehemalige Priester Ernesto Cardenal. Er interpretierte das Evangelium als Anleitung zum Protest. Schlüs-seltexte des
„Theologen der Befreiung“ wer-den am Palm-sonntag von Erika Pluhar gelesen. Und Maria Jonas in-terpretiert mit Grazer Kindern und Jugendlichen die Klassiker der lateinamerikanischen Protestlieder neu.
Das Programm „Sensemayá“ kon-frontiert das gleichnamige hypno-tisch-radikale Orchesterwerk des me-
xikanischen Komponisten Silvestre Revueltas, einen Aufschrei gegen die Sklaverei, mit Darius Milhauds po-etischer Sehnsucht nach Brasilien. Der junge, hochbegabte Geiger und Komponist reiste 1916 als Botschafts—attaché nach Brasilien und verliebte sich in das pulsierende, aufstrebende Land. In „Saudades do Brazil“ verar-beitete Milhaud die Klänge aus sei-nem Reich der Träume. Worauf der brasilianische Komponist und Jazz-
gitarrist Alegre Corrêa im Konzert mit dem Orchester recreation unter Christian Muthspiel ganz eigen rea-gieren wird.
Revolutionäre Klavierwerke schufen sie beide: Ludwig van Beethoven, der sich in seinen aufwühlenden Eroica-Variationen an der Herausforderung Napoleon abarbeitet, und Frederic Rzewski, der in 36 hochvirtuosen Va-riationen Sergio Ortegas aufrütteln-des und doch so sanftes Kampfl ied
„El pueblo unido“ („Das vereinte Volk kann niemals besiegt werden“) feiert. Christopher Hinterhuber spielt beide Paradestücke an einem Abend.
Pachamama, die Mutter Erde der indianischen Kulturen des Anden-raumes, war ein Urmythos. Die spa-nischen Missionare erkannten in der
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OSTERFESTIVAL
zu Ostern in Graz
201117. – 25. April
Canto a la vida
Das Osterfestival PSALM 2011
bringt Lateinamerika nach Graz
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Sonntag, 17. April 2011 (Palmsonntag)
Helmut-List-Halle, 19 Uhr
DAS MÄDCHEN VON GUANTANAMO
Canto a la vida: Texte von Ernesto Cardenal u. a.
Volks- und Revolutionslieder aus Lateinamerika
Erika Pluhar, LesungMultikultureller Kinderchor „Latinitos“
(Leitung: Marisol Kahrrillo)HIB.art.chor Liebenau
(Leitung: Maria Fürntratt)Maria Jonas, Sopran
& musikalische LeitungHugo González &
Mariano Leal, Gitarre, Cuatro & Tres Ismael Barrios, Percussion
Montag, 18. April 2011Helmut-List-Halle, 19 Uhr
SENSEMAYÁDarius Milhaud: Saudades do Brazil (1921)
Le Boeuf sur le Toit (1919) Alegre Corrêa: Refl ections
on Saudades do BrazilSilvestre Revueltas: Sensemayá (1937)
Alegre Corrêa Group: Alegre Corrêa, guitar & vocals
Klemens Bittmann, violinGerald Preinfalk, reeds
Alune Wade, bassrecreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ
Leitung: Christian Muthspiel
Dienstag, 19. April 2011Helmut-List-Halle, 19 Uhr
EL PUEBLO UNIDO Ludwig van Beethoven: 15 Variationen mit einer Fuge für Klavier in Es, op. 35
(Eroica-Variationen) Frederic Rzewski: 36 Variationen über
„The People United Will Never Be Defeated“ (1975)
Christopher Hinterhuber, Klavier
Donnerstag, 21. April 2011 (Gründonnerstag)
Helmut-List-Halle, 19 Uhr
PACHAMAMA Y LA VIRGEN
Indianische Musik aus den Andenstaaten zur Semana Santa (Karwoche) u. a.
Ensemble Llajtaymanta (Argentinien):María Rosa Rosolén, Antonio Daniel Sabatini, Mario Heredia Salgueiro,
Eduardo Ismael Hossein, Paco Alanez Pilco & José Omar Federico
Freitag, 22. April 2011 (Karfreitag)Helmut-List-Halle, 19 Uhr
TANZ DER GÖTTERPerkussion, Tanz und Gesang
Afoxé Loni (Brasilien/Deutschland):Dudu Tucci, Perkussion & musikalische Leitung
Murah Soares, Tanz & tänzerische und choreographische Leitung
Krista Zeißig, Fabiano Lima & Débora Saraiva, Perkussion
Mariana Viana & Grécia Gouveia, Tanz
Montag, 25. April 2011 (Ostermontag)
Helmut-List-Halle, 19 Uhr
ALLELUIA MEXICANASchätze zur Osterzeit aus der Kathedrale
von Oaxaca (Mexiko) Musik von Gaspar Fernández (1566–1629)
und Manuel de Sumaya (1678–1755)Traditionelle argentinische Musik
auf BarockinstrumentenYetzabel Arias Fernández, SopranKatrin Wundsam, Mezzosopran
Maria Weiss, Mezzosopran Gernot Heinrich, Tenor
Günter Haumer, Bariton
Bach Consort WienLeitung: Rubén Dubrovsky
völkerübergreifenden Figur schnell eine Möglichkeit, ihren Kult um die Gottesmutter Maria mit vertrauten Vorstellungen zu verbinden. Und so kam es zu einer Verschmelzung beider weiblichen Figuren. Musika-lisch erzählt davon das argentinische Ensemble Llajtaymanta im Konzert
„Pachamama y la virgen“. Es gilt bis heute in Brasilien als
dämonisches Wort: Candomblé. In geheimen Riten werden Dämonen beschworen. In der Karwoche steu-ern die Rituale ihrem Höhepunkt zu. Trommelmusik bereitet die Ekstasen vor, in denen sich die Teilnehmer in einen Rausch hineinsteigern und Op-fer vollziehen, um magische Kraft zu erhalten. Die brasilianische Gruppe Afoxé Loni macht in einer faszinie-renden Vorstellung aus Tanz und
Musik Rituale des Candomblé unter dem Titel „Tanz der Götter“ anschau-lich, artifi ziell und doch mystisch und wild.
Im Süden Mexikos liegt die Stadt Oa-xaca, wo spanische Conquistadoren eine prächtige Kathedrale bauten. Priester bildeten dort Indianer aus, die bald auch Ämter übernahmen. Tatsächlich musizierten Indianer bei Gottesdiensten, und die Barockmusik aus Europa sprach sie ganz offen-sichtlich besonders an. Sie bereicher-ten mit ihren traditionellen Instru-menten die Cappella der Kathedrale, bis heute eine Fundgrube für musika-lische Schätze. Rubén Dubrovsky hat dort Ostermusik entdeckt und nennt so das Finale des Festivals Psalm 2011
„Alleluja mexicana“.Thomas Höft
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OSTERFESTIVAL
Karten & Informationen:styriarte-Kartenbüro
Sackstraße 17, 8010 GrazTel. 0316.825000
www.psalm.at
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Wenn sich die styriarte auf-macht, ein ganzes Festival dem
„schweren Leichten“ zu widmen, dann ist die Hitdichte erwartungsgemäß groß. So empfi ndet es offensichtlich auch das Publikum, das einige Pro-gramme so stürmisch nachgefragt hat, dass beim besten Willen nicht alle Kartenwünsche hätten befrie-digt werden können. Doch wunderba-rerweise haben sich im eng gewebten Terminplan des Festivals noch einige Lücken aufspüren lassen, die in drei Fällen etwas möglich machen, was sonst im Klassikbetrieb eher unge-wöhnlich ist: „Just play it again!“
Yesterday
Drei besonders gefragte Konzerte der styriarte werden also wieder-holt. Den Anfang machen „Die Acht Cellisten“ unter Leitung von Rudolf Leopold – Grenzgänger der Klassik, die gute Musik überall fi nden, ob bei den Beatles oder bei Bach. Und wer sie am Samstag, dem 2. Juli abends in Schloss Eggenberg nicht hören kann, der hat nun am 3. Juli noch einmal die Gelegenheit dazu. Gebo-ten werden „Greatest Hits“ aus drei Jahrhunderten – von Gustav Mahlers
„Adagietto“ bis zu „Yesterday“ von den Beatles.
Träumerei
Es gibt Klavierprogramme, die wa-gen es, neu zu interpretieren, was je-dermann zu kennen glaubt. Aber Beet-hovens „Mondscheinsonate“, Liszts
„Liebestraum“, Schumanns „Träume-rei“ und Chopins Sonate „mit dem Trauermarsch“ in einem Konzert zu präsentieren, das ist doch schon etwas ganz Besonderes. Stefania Neonato hat sich diese Zusammenballung von Ohrwürmern auf ihr Hammerklavier gelegt. Ein Da Capo zum Programm am 3. Juli in Schloss Eggenberg gibt es am 4. Juli abends im Planetensaal.
Tango Sensations
Gar nicht verträumt geht es bei den „Tango Sensations“ zu, die der Ban-doneonspieler Marcelo Nisinmann und das Schweizer casalQuartett am 7. Juli, und in der Wiederholung auch am Freitag, dem 8. Juli abends im Grazer Schauspielhaus präsentieren. Astor Piazzollas Vermächtnis, sein großer, letzter Tangozyklus, steht im Mittelpunkt des Programms.
Thomas Höft
Samstag, 2. Juli Schloss Eggenberg, 20 Uhr
Sonntag, 3. JuliStefaniensaal, 11 Uhr
YESTERDAYArrangements für Cello-Ensemble
von Mozart bis zu den BeatlesDie Acht Cellisten
Leitung: Rudolf Leopold
Sonntag, 3. Juli, 11 UhrMontag, 4. Juli, 20 Uhr
Schloss Eggenberg
TRÄUMEREIBeethoven: „Mondscheinsonate“
Schumann: Träumerei aus „Kinderszenen“Stücke von Liszt, Chopin, Schubert u. a. Stefania Neonato, Hammerfl ügel
Donnerstag, 7. Juli, 20 Uhr Freitag, 8. Juli, 20 Uhr
Schauspielhaus
TANGO SENSATIONSPiazzolla: Tango Sensations u. a.
Werke von Gershwin, Bach, Gardel, Strawinsky und Nisinman
Marcelo Nisinman, BandoneoncasalQuartett
Karten und Informationen:Tel.: 0316.825 000
www.styriarte.com
styriarte doppelt gut
Play it again, styriarte!Play it again, styriarte!
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DAS SUJET
Für Pariser in der Epoche der dritten Republik hatte die
Leichtigkeit des Seins vor allem einen Na-men: Argenteuil. Nach der Niederlage gegen Deutschland und dem Sturz Napoleons III. wehte zwar ein neuer Geist von Freiheit durch die Metropole, doch das Leben in der Hauptstadt wurde dadurch nicht weniger anstrengend. Paris wuchs und wuchs, und nur weit draußen vor den Toren der Stadt, an den Ufern der Seine, konnte man Kraft für den Moloch schöpfen. Also drängten sich Wochenende für Wochen ende Tau-sende von Sonnhungrigen, Stress-geplagten, Natursüchtigen in die Eisen bahnzüge Richtung Westen. Ihr erstes Ziel: Argenteuil, damals ein verschlafenes Nest von 7000 Einwohnern, bekannt für seine ma-lerische Lage an der Seine, wo noch 1924 die olympischen Ruderwettbe-werbe stattfanden.
Heute ist von alldem nichts mehr übrig. Die Industrie hat Argenteuil fest im Griff, die Hunderttausend-Einwohner-Stadt zählt zu den be-rühmt-berüchtigen Vororten im We-sten von Paris. In vielen Museen der Welt aber kann man das alte Argen-
Mohnblumen bei Argenteuil Zum Titelmotiv der styriarte 2011
teuil noch bewundern, so, wie es eine kleine Schar von Künstlern mit geübtem Auge sah und malte: die Impressionisten. Auch sie kamen nach Argenteuil zum Baden und Spazierengehen, Essen und Trinken, Rauchen und Schwatzen. Doch sie hielten die Leichtigkeit dieses Vorort-Daseins in ihren Bildern fest.
Claude Monet kam 1872 als erster hierher, ein junger Mann von 31 Jah-ren, der sich mit seiner jungen Fami-lie inmitten des Mohns ansiedelte. Sie hatten es ihm angetan, die üppi-gen Mohnfelder von Argenteuil, de-nen er 1873 eines seiner berühmtes-
ten Bilder widmete. Eine junge Frau geht einen Abhang voller Mohn hinab, ihr kleines Kind versinkt fast im ho-hen Gras. Oben auf dem Hang folgen eine zweite Frau und ihr Kind. Die Hüte wehen im Wind, er streift durch die Felder. Fast meint man, das wo-gende Gras zu hören. Alles ist leicht, beinahe durchsichtig gemalt bis auf die Mohnblumen, die durch ihr kräf-tiges Rot hervorstechen. Sie werden zum Symbol dieses vollkommenen Sommer tages, seiner zarten Stim-mung, seiner federleichten, unbe-schwerten Heiterkeit. Ein ideales Titelmotiv für ein Festival, das dem so schwer zu beschreibenden, so schwer zu erreichenden Leichten gewidmet ist.
Josef Beheimb
FOTO
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Claude Monet: Les Coquelicots
à Argen teuil (Mohnblumenfeld bei
Argenteuil), 1873