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Provincia di Rimini Assessorato alla Cultura Assessorato al Turismo Der Tempio Malatestiano Die Basilika und Kathedrale von Rimini
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cop_tempio TED 4-05-2005 11:41 Pagina 1

Colori compositi

C M Y CM MY CY CMY K

Prov

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Rim

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cop_tempio TED 4-05-2005 11:41 Pagina 2

Colori compositi

C M Y CM MY CY CMY K

Kirche des XI. Jahrhunderts - “Santa Mariain Trivio” Benediktinerkirche (pomposianisch)

Kirche des XIII. Jahrhunderts - Erbaut von denFranziskanern und dem heiligen Franziskus geweiht

Kirche des XV. Jahrhunderts - MalatestianischeUmwandlung und Erweiterung

Kirche des XVI. Jahrhunderts - Neue Anordnungder Apsis

Kirche des XVIII. Jahrhunderts - Weitere unddefinitive Anordnung der Apsis

A Kapelle der Märtyrer,auch die der Madonna des Wassers genannt

B Kapelle der Gefallenen

C Kapelle des heiligen Gaudentius,auch die der kindlichen Spiele genannt

D Kapelle des heiligen Josef,auch die der Musen und der Handwerker genannt

E Kapelle des allerheiligsten Sakramentes

F Kapelle der Planeten

G Kapelle des heiligen Erzengels Michael,auch die der Isotta genannt

H Reliquienkammer

I Kapelle des heiligen Sigismund

A

B

C

D

E

F

G

H

I

Pier Giorgio Pasini

Der Tempio MalatestianoDie Basilika und Kathedrale von Rimini

In Zusammenarbeit mit

Provincia di RiminiAssessorato alla CulturaAssessorato al TurismoAgenzia per il marketing di distrettoDiocesi di Rimini

Koordinierung:

Valerio Lessi

Grafisches Projekt:

Relè - CODEsign

Fotos:

L. Liuzzi

T. Mosconi

Paritani

Umschlagfoto:

Detail eines der von Agostino di Duccio

für die Isotta-Kapelle in Stein

gehauenen musizierenden Engel,

im Tempio Malatestiano

Übersetzung:

Erich G. Czichy, Link Up Rimini

Druck:

Pazzini Stampatore Editore

Villa Verucchio (Rimini)

Erste Auflage

Januar 2005

4 Die Basilika und Kathedrale von Rimini

7 Zwischen Tradition und Moderne

8 Von einer franziskanischen zur malatestianischen Kirche

11 Die Kapelle des heiligen Sigismund

12 Die Reliquienkammer

15 Die Kapelle des heiligen Erzengels Michael, auch die der Isotta genannt

16 Die Kapellen der Planeten und der freien Künste

19 Die Kapelle des heiligen Gaudentius, auch die der kindlichen Spiele genannt

20 Die Kapelle der Märtyrer, auch die der Madonna des Wassers genannt

23 Klassische Formen für einen christlichen “Tempel”

24 Die Restaurationsarbeiten der Jahre 1950 und 2000

Besuch uns vor der Abfahrtwww.turismo.provincia.rimini.itwww.signoriadeimalatesta.it

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Inhalt

Die derzeitige Kathedrale von Rimini wird gewöhnlich“Tempio Malatestiano” genannt, eine Bezeichnung, die im18. Jahrhundert aufkam: Tempio steht für Kirche und ist ehereine wörtliche Übernahme als eine Übersetzung von“Templum”, einem Begriff, der im humanistischen Lateinständig gebraucht wurde; Malatestiano soll an die herrschaft-liche Familie Sigismondo Pandolfos erinnern - und sie ineinem gewissen Sinn auch feiern -, denn er war es, der dieKirche um die Mitte des 15. Jahrhunderts grundlegendumbaute und ihr die feierlichen Renaissanceformen verlieh,die wir heute noch sehen und die sie zu einem Meisterwerkund einem “Symbolbau” des Humanismus machten.

Aber ihre Geschichte ist nicht nur die der Renaissanceund des Humanismus, auch ist sie nicht nur mit der FamilieMalatesta verbunden; sie ist lang und durch Umbauten undZerstörungen gekennzeichnet. Seit knapp zwei Jahrhunderten(seit 1809) ist sie Kathedrale mit dem Titel Santa Colomba;vorher war sie über ein halbes Jahrtausend eine Kirche derfranziskanischen Konventualen, die dem heiligen Franziskusgeweiht war, und davor eine (zu Pomposa gehörige)Benediktinerkirche, die der Madonna geweiht war (SantaMaria in Trivio).

Die antike Kathedrale von Rimini erhob sich neben denkommunalen Palazzi und dem Castel Sismondo (auf der der-zeitigen Piazza Malatesta). Sie war um das 6. Jahrhundertherum gegründet worden und hatte ursprünglich die Gestalteiner byzantinisch-ravennatischen Basilika. Napoleon lies siezunächst hinsichtlich ihrer Funktion beseitigen und alsKaserne umnutzen (1797); dann ist sie während der erstenJahrzehnte des 19. Jahrhunderts demoliert worden.

Rimini

via IV Novembre, 35

tel. (+39) 0541 51130 (Sakristei)

(+39) 0541 439098

(Diözesan-Sekretariat)

www.diocesi.rimini.it

[email protected]

• Öffnungszeiten an

Werktagen:

8:00-12:30/15:30-19:00;

Öffnungszeiten an Festtagen:

9:00-13:00/15:30-19:00

• Heilige Messe:

Sonntag 11:00/17:30

Werktags 10:30/17:30

Nebenstehend:

Die unvollendete Fassade ist

in ihrer Gesamtheit wie in den

Einzelheiten von klassischen

Modellen her inspiriert, und

sie unterspannt raffinierte

Prospektiv-Spiele.

Die verzierte Würde des

Äußeren hat im Reichtum der

plastischen Gliederung und

der kontrollierten Schlichtheit

der Ausschmückung etwas

Triumphales.

Die Basilika und Kathedrale von Rimini

4

Die Außenwandverkleidung ist ein zwischen 1450 und1460 entstandenes Werk von Leon Battista Alberti; sie sollteeiner Franziskanerkirche, in der seit langem die Grabstättender Malatesta untergebracht waren, eine ‘moderne’Feierlichkeit und Solidität verleihen. Sie ist von denBauprinzipien und Formen der römischen Architektur derKaiserzeit inspiriert, die in Rimini zwei Beispiele hinterlassenhat: den Augustusbogen und die Tiberiusbrücke, und ist dieerste “klassische” Interpretation einer christlichen Kirche.

Die lateinische Inschrift, die über die Fassade läuft, undzwei griechische Inschriften an den Seiten besagen, dassSigismondo sie im Heiligen Jahr 1450 wegen eines in den “itali-schen Kriegen” gemachten Gelübdes erbaute und dass sie Gottund der Stadt geweiht ist. Anfangs waren die AbsichtenSigismondos bescheidener und sahen den Bau zweierFamilienkapellen auf der rechten Seite vor, wo die Arbeiten - inabsolut traditionellen Formen - im Jahr 1447 begonnen wordenwaren. Später müssen Überlegungen religiösen Charakters (dasGelübde), propagandistische Pläne (ein großes “Mausoleum”der Dynastie) und vielleicht auch statische Gründe (die Arbeitenfür die zwei Kapellen konnten eventuell die Stabilität des Bausin Gefahr gebracht haben) den Fürsten überzeugt haben, dasGebäude ganz umzubauen und einen Plan von Alberti anzufor-dern, dem Architekten und Humanisten, der am Hof des Papstesund an dem der d’Este gleichermaßen beliebt war. ImInnenraum wurden die Arbeiten im Stil der ersten beidenKapellen rechts fortgesetzt, wo das Mauerwerk schon aufgezo-gen war, so dass heute die klassische Außenseite einem goti-schen Innenraum gegenübersteht, der die dem höfischenGeschmack entsprechende Ornamentalkunst gut wiederspiegelt(nur wenig gemildert durch wahrscheinlich von Alberti selbstempfohlene “Korrekturen”). Das einzige Element, das die Teilevereint, ist die deutliche Absicht zu rühmen: außen den neuenMenschen, der die Geschichte beherrscht und sich seinesGeistesadels bewusst ist, innen den Fürsten, der sich seinesReichtums und eines Zirkels von Gelehrten sowie seinerGefolgschaft von militärischen Befehlshabern erfreut, für die eran den Seiten feierliche Grabmäler errichtet hat. Der Bau istsowohl im Inneren wie im Äußeren unvollendet. DieUnterbrechung der Arbeiten um 1460-61 erfolgte wegen derAuseinandersetzungen zwischen Papst Pius II. und Sigismondound der Rebellion des letzteren, der 1460 exkommuniziert und1463 besiegt wurde und einen großen Teil seines Staats verlor.

Auf der Seite links: Eine Seite

des Tempio mit großen,

klassischem Geschmack

entsprechenden Bögen,

in denen sich Sarkophage

befinden, die von Sigismondo

zur Aufnahme der sterblichen

Reste der Humanisten des

Hofes vorbereitet wurden.

Auch nach dem Tod mussten

die Poeten, Schriftsteller,

Philosophen, die höfischen

Weisen und militärischen

Befehlshaber an der Seite

ihres Signores bleiben und

fortfahren, seinem Namen

Glanz zu verleihen.

Unten: Basrelief mit dem

Siegel Sigismondos (SI).

Zwischen Tradition und Moderne

7

Der Innenraum ist durch ein einziges Schiff mit offenemDachstuhl gekennzeichnet, das von acht Kapellen und einergeräumigen Apsis flankiert wird. Es scheint, dass Alberti fürdas Schiff ein Tonnengewölbe und eine große Kuppelrotundeaustelle der Apsis vorgesehen hatte. Das vom Architektenvorbereitete und vom Signore (und natürlich denFranziskanern, die weiterhin die legitimen Eigentümer derKirche waren) akzeptierte Projekt und dessen Modell sinduns nicht überkommen. Nur eine von Matteo de’ Pastimodellierte und gegossene Medaille gibt uns eineVorstellung von dem, wie das Bauwerk hätte vollendetwerden sollen.

Heute wird in der nach dem Krieg wieder aufgebautenApsis die einzige erhaltene Reliquie der Kirche aus dem 14. Jh.aufbewahrt: ein großes, von Giotto um das Jahr 1300 aufTafel gemaltes Kruzifix, und in der links anliegenden, eben-falls rekonstruierten Kapelle das einzige Zeugnis derursprünglichen franziskanischen Widmung der Kirche: einÖlgemälde mit dem heiligen Franziskus, der die Wundmaleempfängt, 1548 von Giorgio Vasari für die Apsis gemalt.

Die ersten sechs Kapellen sind aus dem 15. Jahrhundert;sie sind durch hohe und vorspringende Marmorbalustraden,gotische Bögen und Fenster, Marmorverkleidung, Flachreliefsund Statuen gekennzeichnet. Alle Skulpturen des Tempiosind dem Florentiner Agostino di Duccio zuzuschreiben, dermit seiner Werkstatt ein Jahrzehnt lang hier gearbeitet hat,mindestens bis 1456; die architektonisch-dekorative Anlagedagegen ist dem Veronesen Matteo de’ Pasti zu verdanken,der Medaillenpräger, Miniaturenmaler, Architekt undOberintendant aller von Sigismondo in Auftrag gegebenenBauten war. Die Themen der Abbildungen, die die Kapellenschmücken, wurden von den Gelehrten des Hofs vorgeschla-gen (mit dem Beitrag von Sigismondo selbst und auch vonAlberti) und auf Grund von Untersuchungen von Humanistenvom Range eines Guarino da Verona, Basinio da Parma,Roberto Valturio und Poggio Bracciolini ausgeführt.

Auf nebenstehender Seite,

oben: Der von einer großen

nackten Apsis mit Formen

des 18. Jahrhunderts

beschlossene Innenraum

des Tempios muss langsam

“gelesen” werden, Stück

für Stück: alles ist von

großartiger Eleganz und

dekorativem Zauber.

Unten links: Eine

malatestianische Medaille,

eine Arbeit von Matteo

de’ Pasti, liefert uns einige

Indizien zum ursprünglichen

Tempio-Projekt Leon Battista

Albertis. Man erkennt den

Bogen, der die Fassade

überragen, und die große

Kuppel, die das Schiff

abschließen sollte.

Unten rechts: Das große,

an den Enden verstümmelte

Kruzifix, nun in der Apsis

aufgestellt, ist 1299 oder

Anfang 1300 (dem ersten

Jubeljahr) von Giotto für die

Kirche der Franziskaner

gemalt worden. Seine Präsenz

hat die lokalen Künstler des

“Trecento” (14. Jahrhundert)

tiefgreifend beeinflusst; sie

haben es verstanden, die

neuen Elemente, deren Träger

es war, aufzunehmen, und es

als ein Modell ohne gleichen

angesehen.

Von einer franziskanischen zur malatestianischen Kirche

8

Die erste Kapelle zur Rechten wurde 1447 als ersteerrichtet und 1452 feierlich dem heiligen Sigismund geweiht;sie war aber 1449 schon fertig, bis auf einen der Traditionentsprechenden Freskenschmuck. Vielleicht auf Vorschlagvon Leon Battista Alberti wurde sie dann aber mit Marmorausgekleidet: Der zuvor für die Ausschmückung vorgeseheneMaler, Piero della Francesca, wurde zur Anfertigung einesFreskos mit der Verehrung des heiligen Sigismund durchSigismondo (firmiert und datiert 1451) im bescheidenenanliegenden Raum eingesetzt, der nun “Cella delle Reliquie”(Reliquienkammer) genannt wird.

Auf dem Altar die Statue des heiligen Sigismund, Königvon Burgund, auf einem Thron, der von zwei Elefanten gebil-det wird, den Lieblings - ‘Wappentieren’ der Malatesta;Elefantenpaare stützen die Pfeiler, die die Darstellung derKardinaltugenden und der göttlichen Tugenden tragen.

Neben dieser Kapelle, die als Familien - und Begräbnis-kapelle gedacht war, befindet sich an der Innenseite derFassade das Marmorgrabmal von Sigismondo, der 1468 imAlter von knapp über fünfzig Jahren starb (die Inschrift spezi-fiziert: mit 51 Jahren, 3 Monaten und 20 Tagen).

Links: Kapelle des heiligen

Sigismund. Als erste erbaut.

Die Familien- und Grabkapelle

von Sigismondo Malatesta ist

1452 eingeweiht worden. In

den Pilasternischen werden

junge Pagen mit den Insignien

des Hauses Malatesta und

Allegorien der göttlichen und

Kardinal-Tugenden

dargestellt: alles Arbeiten

von Agostino di Duccio.

Die Kapelle des heiligen Sigismund

11

Zwischen der ersten und der zweiten Kapelle befindet sichdie ursprünglich zur Sakristei und Schatzkammer bestimmteReliquienkammer: hier waren von Sigismondo und danachvon anderen geschenkte kostbare Wandbekleidungen undaußergewöhnliche Reliquien untergebracht.

Jetzt versammelt der Raum Marmorelemente des Tempiound der antiken Kathedrale , Santa Colomba , einigeFundstücke vom Grab Sigismondos und vor allem die soge-nannte “Sinopia” (Rötelerde) Piero della Francescas (inWahrheit der mit wenigen Vorbereitungsstrichen dem Freskodienende “Arriccio” - Zeichnung auf Rauputz; das glücklicher-weise während des letzten Krieges gelöste Fresko wird jetztin der vierten Kapelle rechts ausgestellt).

Es handelt sich um das erste verbliebene Fresco diesesgroßen Künstlers, und es ist eine der ersten wichtigenArbeiten seiner Reifezeit. Wegen der strengen räumlichenOrganisation, die durch eine kalkulierte Geometrie geregeltwird und der ein warmes Leuchten die Härte nimmt, kontra-stiert das Fresko mit dem archaisierenden Gotizismus sowieder Lebhaftigkeit der plastischen Ausschmückung desTempio und bildet ein herrliches Beispiel der “rationalen”Poesie des besten Humanismus.Oben: Der heilige Sigismund,

wie er von Sigismondo

Pandolfo Malatesta verehrt

wird, gemalt von Piero della

Francesca, der es mit dem

Datum 1451 signiert hat.

Unten: Detail des Antlitzes

von Sigismondo Pandolfo

Malatesta im Gemälde von

Piero della Francesca.

Unten rechts: Auf der

Balustrade der Isotta-Kapelle

hält eine Reihe kleiner Engel

Schilder mit

malatestianischen Wappen

oder heraldischen Symbolen

hoch.

Dies mit den drei Köpfen ist

das “sprechende Wappen”

der Familie.

Die Reliquienkammer

12

Die zweite Kapelle enthält im zentralen Tabernakel dieMarmorstatue des Erzengels Michael; sehr fein gearbeiteteTafeln mit musizierenden und singenden Engeln dekorierendie Pfeiler, graziöse Kinderengel (die “malatestianischenPutten”) schmücken die Balustrade.

An der linken Wand befindet sich das Grabmal der Isottadegli Atti, der Geliebten und später dritten Gemahlin vonSigismondo, getragen von Elefanten und gekrönt von einemmalatestianischen Wappen, das als Zeichen ein doppelterElefantenkopf mit dem biblischen Motto Tempus loquendi,tempus tacendi ziert.

Die jüngsten Restaurationen haben die schöneDekoration aus nachempfundenem Stoff wieder kenntlichgemacht, die den Hintergrund des Isotta-Grabmals bildet,dessen vergoldetes Schild das Datum 1450 trägt. Letzteressoll, wie alle anderen im Tempio, an das Jubeljahr erinnernund ist nicht real (tatsächlich starb Isotta 1474).

In dieser Kapelle ist das Grab der rimineser Bischöfeuntergebracht.

Kapelle des heiligen Michael

mit dem Grabmal der Isotta

degli Atti, der dritten Frau

Sigismondos. Das dem

höfischen Geschmack

verpflichtete pittoreske,

architektonisch-dekorative

Gesamtkunstwerk ist

wahrscheinlich dem

Veroneser Matteo de´ Pasti

geschuldet, während all die

sehr raffinierten Skulpturen

vom Florentiner Agostino di

Duccio sind und häufig an

seinen Meister Donatello

denken lassen.

Die Kapelle des heiligen Erzengels Michael,auch die der Isotta genannt

15

Die dritte, ganz mit rotem Marmor aus Verona ausgeklei-dete Kapelle sollte vielleicht dem heiligen Hieronymusgeweiht werden; man nennt sie die “Planetenkapelle” wegender Darstellung der Planeten und der Tierkreiszeichen; siemuss als eines der absoluten Meisterwerke des Agostino diDuccio und der italienischen Bildhauerkunst des 15.Jahrhunderts angesehen werden. Die Anordnung auf denPilastern gibt ganz getreu die Idee des Firmaments wieder,wie man sie im Mittelalter hatte, und sie evoziert diePerfektion und Harmonie des Himmels.

Eine Perfektion, eine Harmonie, der auf Erden dieMenschen mit ihren Aktivitäten zustreben müssten: undtatsächlich, spiegelgerecht zu jener “der Planeten” da befin-det sich auf der gegenüber liegenden Seite des Schiffs dieKapelle der “freien Künste (gemeint ist die Arbeit derMenschen)” (ursprünghlich dem heiligen Augustinusgeweiht, jetzt mit einer Bronzestatue von Enrico Manfrini,1999, dem heiligen Josef ).

Die erlesenen Abbildungen an den Pfeilern gehören zuden letzten, die Agostino di Duccio in Rimini (1456) meißelte;wegen ihrer Eleganz wurden sie für Werke antiker griechi-scher Bildhauer gehalten, die Sigismondo während seinesletzten Feldzugs gegen die Türken (1464-66) auf demPeloponnes erbeutet haben sollte.Auf nebenstehender Seite:

Die Bilder aller

Himmelskörper mit ihren

Tierkreiszeichen auf den

Pilastern der Planetenkapelle

genannten Kapelle sollen die

Harmonie des Firmaments

darstellen. Basrelief-

Abschnitte hatten

azurfarbene Hintergründe

und goldene Teile: sie

gehören zu den

faszinierendsten und

lebendigsten Figuren,

die Agostino di Duccio auf

Anregung der Gelehrten

des malatestianischen Hofes

gemeißelt hat.

Die Kapellen der Planeten und der freien Künste

16

Auf derselben Seite folgt die ursprünglich dem ErzengelRaphael geweihte sogenannte “Kapelle der Kinderspiele”,mit Flachreliefs, die spielende Engelchen und Putten in per-fekter Übereinstimmung von Form und Inhalt mit der gegenü-berliegenden Kapelle des Erzengels Michael darstellt.

Es scheint, dass sich in dieser Kapelle das Grab derFrauen und der Kinder des Hauses Malatesta befindet.

In der Nische aus dem 15. Jahrhundert befindet sich jetztdas silberne Reliquiar des heiligen Gaudentius, einesBischofs und Märtyrers, des Schutzpatrons der Stadt, eineArbeit des deutschen Silberschmieds Franz Rupert Lang(1735), die der Kathedrale 1857 von Pius IX geschenkt wurde.

An der rechten Wand ist ein Gemälde des rimineserMalers Bartolomeo Coda angebracht worden, auf demPfingsten dargestellt wird (1510), und das aus der antikenKathedrale Santa Colomba stammt.

Links: Engelchen, die im

Wasser spielen.

Es ist eines der achtzehn

Basreliefs der Pilaster,

alle stellen Kinder-Engel dar,

die spielen (am Seepferd,

Ringelreihen, wenn sie

triumphierend einen Sieger

tragen, oder mit Delfinen,

oder auf einem Boot).

Das mit der Widmung an den

Erzengel Raphael und die

Schutzengel äußerst

kohärente Thema des

Kinderspiels scheint die

lebhafte Phantasie des

Bildhauers Agostino di

Duccio, der hier mit

zahlreichen Mitarbeitern tätig

war, entfesselt zu haben.

Die Kapelle des heiligen Gaudentius, auch die der kindlichen Spiele genannt

19

Die folgende Kapelle (vor der die Kapelle der“Gefallenen” kommt, symmetrisch zu jener der “Reliquien”auf der gegenüber liegenden Seite) ist die letzte in RichtungFassade; sie war den Märtyrern, oder besser: dem“Martyrium Christi” geweiht und ist dies heute der Madonnades Wassers, die als Beschützerin gegen Naturkatastrophenangerufen wird.

Das Alabasterbild in der Zentralnische stellt die Jungfraudar, wie sie den toten Jesus auf den Knien hält (die Pietà); esist eine deutsche Arbeit aus der ersten Hälfte des 15.Jahrhunderts. In die Pilaster - die wie jene der Kapellegegenüber von Elefanten getragen werden - sind Seherinnenund Propheten eingemeißelt, welche die Fleischwerdung undden Tod Christi vorhergesehen haben; in den unteren Sockelzwei Porträts Sigismondos. Der Sarkophag der Vorfahrenund Nachkommen von Sigismondo, der unter einem prunk-vollen Faltenwurf im gotischen Stil aufgestellt ist, weist zweiFlachreliefs auf, die die Verdienste der Familie Malatesta aufkulturellem Gebiet (Der Triumph der Minerva) und den mitmilitärischen Siegen errungenen Ruhm (Der Triumph desScipio) darstellen.

Die Kapelle wurde 1862 nach Plänen des ArchitektenLuigi Poletti umgestaltet: dieser Umgestaltung ist dieLeuchtkraft der Vergoldungen und der Glanz der Blautöne zuverdanken. Aber mit Sicherheit war der ganze Tempioursprünglich mit einem prunkvollen, vielfarbigen Innenraumgeplant, mit Blau und Gold, dazu Rot und Grün und Weiß (dieFarben der Malatesta), reich an gemalter Dekoration undglänzendem Goldschmuck.

Auf nebenstehender Seite:

Generalansicht der Kapelle

der Madonna des Wassers,

die auch das Grabmal der

Ahnen und Nachkommen

Sigismondos enthält. Die

Vergoldungen und Farben

dieser Kapelle sind in den

sechziger Jahren des 19.

Jahrhunderts renoviert

worden.

Die Kapelle der Märtyrer, auch die der Madonna des Wassers genannt

20

Die malatestianische Prägung ist bei allen Teilen desBauwerks aus dem 15. Jahrhundert deutlich zu erkennen,durch heraldische Elemente sowie Malatesta-Inschriften und-Kürzel (“SI”). Dieser Präsenz und dem Gepränge klassischerFormen und gelehrter Zitate verdankt das Gebäude seinenRuf als “Heidentempel”, der von Pius II. aufgenommen undausgebaut wurde, der auch diesen Bau zu den vielen -tatsächlichen und mutmaßlichen - Untaten Sigismondoszählte.

In Wirklichkeit handelt es sich um einen ersten, neuarti-gen Versuch, einem christlichen Gebäude und plastischenDarstellungen traditionell christlichen Sinngehaltes klassi-sche Formen zu verleihen.

Und tatsächlich waren auch die scheinbar profanerenBildnisse, die die Schönheit und Vollkommenheit desFirmaments (Planeten und Tierkreiszeichen) und die Arbeitdes Menschen (die freien Künste) darstellen, schon seit demHochmittelalter in Kirchen vorhanden, aber sicher waren sieniemals in so fantasievollen Formen und gleichzeitig so vollerAnklänge an die Antike dargestellt worden.

Nach dem Sturz von Sigismondo Pandolfo Malatestamussten die Franziskaner aus eigenen Kräften den Bau, demnoch das Dach, die Apsis und der Glockenturm fehlten,irgendwie zum Abschluss bringen. Nach der Auflösung desFranziskanerordens und der Zerstörung der alten KathedraleSanta Colomba auf Befehl Napoleons ging der TitelKathedrale auf den Tempio Malatestiano über (1809).

Basrelief mit dem Panorama

Riminis um die Mitte des 15.

Jahrhunderts herum, mit der

römischen Brücke und dem

Marecchia-Hafen, mit den

Rathaus-Palazzi und dem

Brunnen auf der Piazza, mit

der turmbewehrten Mauer

am Strand und dem Kastell

Sigismondo Malatestas, das

die gesamte Ansiedlung und

den Verkehr zu Wasser und

zu Land dominiert.

Dieses Panorama bildet den

Grund des Krebs-

Tierkreiszeichens im

Basrelief, das von Agostino

di Duccio für die sogenannte

Planetenkapelle gemeißelt

worden ist.

Klassische Formen für einen christlichen “Tempel”

23

Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von zahlrei-chen Bomben getroffen, die es abdeckten und die Apsis, dieBarockkapellen, die Sakristei und das alte Kirchengerät zer-störten, Balustraden und Altäre zertrümmerten, einigeFlachreliefs und die Außenwandverkleidungen beschädigten.Auch das neben dem Tempio liegende Franziskanerkloster,das damals zum großen Teil als Stadtmuseum diente, wurdezerstört. Der Wiederaufbau und die Restaurierungsarbeiten,die unter anderem durch einen beachtlichen Beitrag des“Amerikanischen Komitees für die Restaurierung derMonumente” möglich war, wurden 1950 mit derNeueinweihung abgeschlossen.

Aus Anlass des Jubeljahrs - das mit dem 450. Jahrestagder offiziellen Grundsteinlegung des Baus und mit dem 50.seines Wiederaufbaus zusammenfiel - hat eine erneuteGeneralrestaurierung, die mit Unterstützung des Staats undder Stiftung der Sparkasse Rimini durchgeführt wurde, demTempio Malatestiano den einstigen Schmuck zurückgegebenund eine teilweise Wiederherstellung der ursprünglichenFarbigkeit ermöglicht.

Zum Abschluss der Restaurationsarbeiten ist der Bereichzum Lesen der Messe dem liturgischen Gebrauch entspre-chend den kanonischen Regeln angepasst worden, und deralte Altar aus dem 18. Jahrhundert (der aus der zerstörtenTheatiner-Kirche stammt) ist in der letzten Kapelle rechtsuntergebracht worden, die bereits ein schönes neoklassi-sches Monument aufgenommen hatte (Arbeit von GiacomoDe Maria, 1828).

2002 ist die Kathedrale von Rimini mit dem Titel einerBasilika geehrt worden.

Die Restaurationsarbeiten der Jahre 1950 und 2000

24


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