Date post: | 06-Apr-2015 |
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Ulbricht 2013, SBMuc 1
AD(H)S in Schule und Beratung
BegriffsbestimmungKernsymptome
Erklärungsansätze
Ulbricht 2013, SBMuc 2
Was ist AD(H)S?
HKS
ADD
ADS
ADHDADHS
POS
Hyper-aktivität
Hyperkine-tisches
Syndrom
Hyperkinetisches Syndrom, kurz HKSAttention-deficit-disorder, kurz ADD oder ADS (deutsch)Attention-deficit/ hyperactivity/disorder, kurz ADHD (engl.) oder ADHS (deutsch)Psychoorganisches Syndrom, kurz POS
Ulbricht 2013, SBMuc 3
Schematische Darstellung der Diagnose von AD(H)S - 1
Diagnosen nach ICD-10
Aufmerk-samkeits-störung
Hyperak-tivität
Impulsi-vität
+ +
situationsübergreifend
+Störungen des
Sozialverhaltens
F 90.0Einfache Aufmerksamkeits- und
Hyperaktivitätsstörung
F 90.1Hyperkinetische Störung
des Sozialverhaltens
Ulbricht 2013, SBMuc 4
Schematische Darstellung der Diagnose von AD(H)S -2
Diagnosen nach DSM-IV, jetzt DSM-5
Aufmerksamkeitsst
örungHyperaktivität/
Impulsivität+
situationsübergreifend
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung:
Mischtyp
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung:
Vorwiegendunaufmerksamer Typ
Aufmerksamkeits-störung
Hyperaktivität/Impulsivität
-
situationsübergreifend
Aufmerk-samkeits-störung
Hyperaktivität/Impulsivität
-
situationsübergreifend
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung:
Vorwiegendimpulsiver Typ
Ulbricht 2013, SBMuc 5
Übereinstimmende Voraussetzungen (ICD-10 und DSM-IV)
Beide Diagnosesysteme (ICD-10 und DSM IV/5) legen weitgehend übereinstimmend fest, dass:
die Symptome mindestens sechs Monate lang in einem dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenem Ausmaß vorliegen;
die Störungen (nach ICD-10) bzw. einige beeinträchtigende Symptome der Störung (nach DSM-IV/5) bereits vor dem Alter von sieben/ zwölf Jahren (DSM 5) auftreten;
die Beeinträchtigung durch diese Symptome sich in zwei oder mehr Lebensbereichen (z.B. in der Schule bzw. am Arbeitsplatz und zu Hause) oder (nach ICD-10) auch an einem anderen Ort zeigen, an dem die Kinder beobachtet werden können;
deutliche Hinweise auf klinisch bedeutsame Beeinträchtigungen in sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsbereichen vorhanden sein müssen.“
Ulbricht 2013, SBMuc 6
Die drei KernsymptomeA. Unaufmerksamkeit
Beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler. Hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn ansprechen. Führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann
Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen (nicht aufgrund von oppositionellem Verhalten oder Verständnisschwierigkeiten).
Hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren. Vermeidet häufig, hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich häufig nur
widerwillig mit Aufgaben, die längerandauernde, geistige Anstrengungen erfordern (wie Mitarbeit im Unterricht oder Hausaufgaben).
Verliert häufig Gegenstände, die er/sie für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt ... .
Lässt sich oft durch äußere Reize leicht ablenken. Ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich.
Ulbricht 2013, SBMuc 7
Die drei KernsymptomeB. Hyperaktivität
Zappelt häufig mit Händen oder Füßen oder rutscht auf dem Stuhl herum.
Steht (häufig) in der Klasse oder in anderen Situationen auf, in denen Sitzenbleiben erwartet wird.
Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen es unpassend ist.
Hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen..
Ist häufig „auf Achse“ oder handelt oftmals, als wäre er „getrieben“ ...
Ulbricht 2013, SBMuc 8
Die drei KernsymptomeC. Impulsivität
Platzt häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist.
Kann häufig nur schwer warten, bis er/sie an der Reihe ist ... .
Unterbricht und stört andere häufig (platzt z.B. in Gespräche oder in Spiele anderer hinein).
Redet häufig übermäßig viel (ohne angemessen auf soziale Beschränkungen zu reagieren).
Ulbricht 2013, SBMuc 9
Problemschwerpunkte im Grundschulalter Probleme der Aufmerksamkeit und Ausdauer Ausgeprägte motorische Unruhe Regelakzeptanz mangelhaft bei meist gutem Regelverständnis Stören im Unterricht: Kann nicht abwarten Geringe Frustrationstoleranz/Reizbarkeit/Gereiztheit Lern-Leistungsprobleme/Hausaufgabenprobleme Nicht dem Alter entsprechende soziale Kompetenz und Wahrnehmung
(Außenseiter) Ängstlichkeit/Traurigkeit
Assoziierte Störungen: Umschriebene Entwicklungsstörungen (z. B. Lese-Rechtschreib-
Schwäche, Rechenschwäche), oppositionelles Verhalten, Tic-Störungen, Schlafstörungen, Lese-Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche, allgemeine Lernschwäche, neu: (DSM-5) Autismusspektrumstörung
Ulbricht 2013, SBMuc 10
Problemschwerpunkte im Jugendalter
Unaufmerksam/Desorganisiert Innere Unruhe/Reizsuche Leistungsverweigerung/Oppositionelles Verhalten Vermindertes Selbstwertgefühl Nicht dem Alter entsprechende soziale Kompetenz und
Wahrnehmung (Außenseiter Randgruppen) Ängste, Depressivität
Assoziierte Störungen: z. B. Störungen des Sozialverhaltens; Substanzmissbrauch
(Alkohol, Drogen); Tic-Störungen
Ulbricht 2013, SBMuc 11
Erklärungsansätze und Ursachenzuweisungen
Ulbricht 2013, SBMuc 12
Erklärungsansätze und Ursachenzuweisungen
1. Neurobiologische Funktionsstörungen
Reizüberflutung - keine Trennung von wichtig und unwichtig Angeborene, gestörte Regulation von Neurotransmittern
(chemische Substanzen zur Weiterleitung von Nervenerregungen); Dopaminmangel im Zwischenhirn
Mangelhafte Hemmung von Verhaltensimpulsen Schwache Selbstkontrolle Aber: Zur Zeit noch kein allgemein eingeführtes
Untersuchungsverfahren!
Film
Ulbricht 2013, SBMuc 13
Erklärungsansätze und Ursachenzuweisungen
2. Prä- peri- oder postnatale Ursachen und Störungen des Immunsystems
MCD Minimale, cerebrale Dysfunktion Sauerstoffmangel bei der Geburt Alkohol- und Tabakkonsum der Mutter Hohe Bleibelastung Hirnverletzung des Kindes Bestandteile der Nahrung (Zucker,
Konservierungsstoffe ..)
Ulbricht 2013, SBMuc 14
Erklärungsansätze und Ursachenzuweisungen
3. Psychosoziale und familiensystemische Ursachen
Geringer sozioökonomischer Status der Eltern (nur in einigen Studien nachgewiesen)
Ungünstige familiäre Bedingungen Ungünstige Elter-Kind-Beziehung, Über- und
Unterstimulierung, häufige negative Interaktionen Mangelnde Grenzsetzung Häufiges Auftreten ungünstiger Bedingungen:
Zeitdruck, Leistungsdruck, starke Ablenkung
Ulbricht 2013, SBMuc 15
Frühkindliche Hirnschädigung neurologische Schädigungen oder minimale cerebrale Dysfunktion Spezifische Überaktivierung Reizüberflutung infolge mangelnder Fähigkeit, Störreize auszublenden Aktivierungsmangel corticale Unteraktivierung führt zu einer erhöhten Reizsuche Gestörte Immunregulation Allergische Reaktionen führen zu Aktivierungsmangel Ungünstige Verstärkungsmechanismen im Elternhaus Inkonsistente und überwiegend negative Verstärkung Interaktionelle Theorien Ungünstige Beziehungen zwischen Aufmerksamkeitsstörung, Kindern und den Eltern
führen zum Erwerb von „aufmerksamkeitsgestörtem“ Verhalten Milieureaktive Verursachungshypothesen Insgesamt ungünstige Sozialisationsbedingungen – u.a. Arbeitslosigkeit, niedriger
Bildungsstand, geringe Lernförderung, Alkoholmissbrauch
Erklärungsansätze nach Petermann 4. Multifaktorieller, Prozess orientierter Erklärungsansatz
Ulbricht 2013, SBMuc 16
Biologisch-behaviorales Modellvereinfacht nach Lauth & Schlottke, 2002
Ulbricht 2013, SBMuc 17
Diagnose von AD(H)S
Die Diagnose erfolgt durch den Arzt oder Kinder-und Jugendpsychiater!
Anamnese: Exploration der Eltern/des Patienten; Familiensituation, familiäre Interaktion, Verhalten im Kindergarten/in der Schule, Lehrerfragebogen; Zeugnisse, Hefte, Zeichnungen, Kontakt und Information durch betreuende Einrichtungen, Gespräch mit anderen Betreuern und Therapeuten
Medizinische Untersuchung: internistischer Status, kinderneurologische Untersuchung, Überprüfung von Hören und Sehen, Bewegungsdiagnostik, evtl. EEG, EKG, Blutuntersuchung
Psychologische/ psychiatrische Untersuchung: In angemessenem Umfang Begabungsdiagnostik, Diagnostik umschriebener Entwicklungsstörungen, Erfassen schulrelevanter Fertigkeiten (z. B. Lesen, Schreiben, Rechnen), Testpsychologische Untersuchung einschließlich Verhaltensbeobachtung, Beschreibung und Bewertung des Verhaltens, Einsatz von Fragebögen.