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Umschau

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Umschau Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 3, No. 8 (Sep., 1902), pp. 286- 290 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30171099 . Accessed: 14/05/2014 03:25 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 193.104.110.129 on Wed, 14 May 2014 03:25:41 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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UmschauSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 3, No. 8 (Sep., 1902), pp. 286-290Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30171099 .

Accessed: 14/05/2014 03:25

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286 Pdldagogzsche Monatshefte.

eben nicht, denn eine Hand wiischst die andere, so will und hielt es die huhere Politik. Man glaube auch ja nicht, dass man diesem neuen System, welches man versuchen will, ebensoweit oder gar noch weiter kommt, namlich dass man die Speziallehrer im Deutschen entlhsst und den d. U. durch die dazu befihigten Klassenlehrer erteilen lisst. Ich glaube durchaus nicht an dieses System, und etwas Erfahrung in dieser Sache bean- spruche ich auch zu haben. Etwas Xhn- liches haben wir friiher hier in M. auch gehabt. Doch, there is no better way than trying. Man kann ja die Sache

versuchen und es dann ausfinden. Ich befiirchte aber, dass die Gegner des d. U., die friiher immer sagten, dass er die Kosten nicht wert sei, bald sagen wer- den, nun, da er wenig koste, sei er gar nichts wert, und dann vielleicht recht haben werden. Die Regel ist meistens auch richtig hier: ,,Was nichts kostet, ist auch nichts wert." Es sollte mich freuen, wenn ich die Sache zu schwarz ansihe und wenn sich die Deutschen in Chicago auffraffen wiirden, um womig- lich noch zu retten, was noch zu retten ist. A. W.

III. Umschau.

Amerika. Madison. Dr. Charles Kendall Adams,

Priisident der Staatsuniversitit in Wis- consin, verstarb am 26. Juli zu Redlands, Cal., wohin er iibergesiedelt war, nach- dem er sein Amt niedergelegt hatte. Un- ter seiner Leitung nahm die Universitlit einen grossen Aufschwung. Bewies er dadurch ein grosses Organisationstalent, so zeichnete er sich doch auch als Ge- lehrter, namentlich auf dem Gebiete der Geschichte aus. Er war ein grosser Be- fiirworter des deutschen Erziehungswe- sens und stellte dasselbe in Wort und Schrift aem unseren als Muster vor. Un- ter seinen Schriften sind hervorzuheben: "Life and Work of Christopher Colum- bus", "Democracy and Monarchy in France", "Manual of Historical Liter- ature". Ein Lehrbuch fiir Geschichte der Vereinigten Staaten zum Gebrauch in Universititen und Colleges blieb lei- der unvollendet. Der Universitiitsrat scheint grosse Schwierigkeiten in der Wiederbesetzung des Prlisidentenamtes zu haben; dasselbe ist noch vakant, trotzdem die Resignation Prof. Adams bereits seit Jahresfrist angenommen wor- den war.

Geschichtsbiicher fiir Schley. Die Le- gislatur des Staates Louisiana passierte kiirzlich ein Gesetz nach welchem alle Lehrbiicher der Geschichte der Vereinig- ten Staaten aus den Schulen verbannt werdcn sollen, die dem Admiral Schley nicht geniigende Anerkennung fiir seine Tiitigkeit in der Schlacht bei Santiago zuteil werden lassen. Der Staatsschul- superintendent hat also nunmehr die Aufgabe, alle Geschichtsbticher darauf- hin zu priifen. Die Mitglieder der Le- gislatur miissen sich ein gut Teil Kritik fiir ihren Eingriff in die Geschichte ge-

fallen lassen und entschuldigen sich da- mit, dass sie durch T. Spence Smith von Rapides, einem geborenen Marylander und grossen Verehrer Admiral Schleys, zur Annahme des Gesetzentwurfs ge- drlingt wurden, trotzdem viele von ihnen die Ratsamkeit des Schrittes fiir frag- lich hielten.

Das Schulhaus zum sozialen Zentrum der Bevuilkerung zu machen, ist das gro- sse Ziel, das sich die SchulbehSrde der Stadt New York gestellt hat. Schon hat man damit den Anfang gemacht, und wir finden in den Schulhidusern bereits Nachtschulen, freie Vorlesungen, Lese- zimmer, Spielriiume und Spielpliitze, Fe- rienschulen, Versammlungen von Eltern und freie Konzerte. Man will aber wei- terhin noch in ihnen Filialen der Haupt- bibliotheken, der Kunst- und wissen- schaftlichen Musseen errichten; litera- rische und musikalische Vereine sollen eingeladen werden, in den Schulhiusern ihr Heim aufzuschlagen, kurz, jede Form der menschlichen Vervollkommnung soll dort Ermutigung finden. Es sollen Zir- kel fiir Kleidermacherei, Putzmacherei, Kochen - fiir alle Titigkeiten den Haushalt betreffend, gebildet werden. Die ganze Bev6lkerung soll im Schul- hause zur intellektuellen, moralischen, physischen und okonomischen Verede- lung zusammengezogen werden.

Milwaukee. Das Nationale Deutsch- amerikanische Lehrerseminar zu Milwau- kee eriffnet seinen Jahreskursus am 8. September. Am 6. d. M. findet das Auf- nahmeexamen statt. Eine Neuerung soll in diesem Jahre insofern eingefiihrt wer- den, als solchen Abiturienten von akkre- detierten Hochschulen, die den vierjiih- rigen Kursus fiir moderne Sprachen ab- solviert haben, Gelegenheit geboten wer-

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Umscbau.

den soll, sich in einem einjiihrigen Kur- sus zu Lehrern des Deutschen an Elemen- tarschulen auszubilden. - Zu gleicher Zeit mit demLehrerseminar eriffnet auch das Turnlehrerseminar des Nordamerika.- nischen Turnerbundes nach zweijaihriger Pause einen einjiihrigen Kursus zur Aus- bildung von Turnlehrern. An Stelle von Herrn Georg Brosius, der die Leitung des Turnvereins Milwaukee ibernommen hat, ist vom Bundesvorort zu Indianapolis Herr Georg Wittich zum technischen Lei- ter des Turnlehrerseminars ernannt wor- den. Derselbe ist ein Schiiler der An- stalt, an die er nunmehr berufen ist, und absolvierte sie im Jahre 1882. Zuletzt hatte er die Oberleitung des Turnunter- richts an den tffentlichen Schulen zu St. Louis. Ihm geht der Ruf als eines der erfolgreichsten und tiichtigsten Turnleh- rer des Bundes voraus.-Die Generalver- sammlung des Seminarvereins fand am 27. Juni im Seminargebiaude statt. Als Vertreter des Lehrerbundes beteiligten sich an der Versammlung die Herren John Schwaab und Gottlieb Miiller aus Cincinnati; C. O. Schinrich, Baltimore; Louis Schutt, Chicago; C. C. Baumann, Davenport und B. A. Abrams, Milwau- kee. Die Routinegeschuifte wurden un- ter der Leitung des Vizeprilsidenten Fred Vogel jun. glatt erledigt; einschneidende Xnderungen in die Fiihrung der Anstalt wurden nicht vorgenommen. Der Kas- senbericht des Schatzmeisters ergab eine Einnahme von $31,694.78 und eine Aus- gabe von $24,599.51, mithin ein G-utha- ben von $7,095.27. Der Verwaltungsrat organisierte sich wie folgt: Prilsident, Dr. L. F. Frank, Vizepraisident, Fred. Vogel, jun.; Sekretiir, Albert Wallber; Schatzmeister, Albert C. Trostel, siimt- lich aus Milwaukee. Der Lehreraus- schuss besteht aus den Herren B. A. Abrams, Milwaukee; Louis Schutt, Chi- cago, und John Schwaab, Cincinnati.

Deutschland. Stadtschulinspektor Kriebel-Breslau.-

Am 4. Juli verstarb im Alter von 66 Jahren Stadtschulinspektor Kriebel- Breslau. Der Verewigte war ein eifriger Firderer des ,,Deutschen Lehrervereins" und ein iiberzeugter Anhinger und Ver- fechter der ,,Allgemeinen Volksschule", far deren Durchftihrung er mit seiner vielverbreiteten Broschiire: ,,Ftir die all- gemeine Volksschule" ganz energisch in die Schranken trat.

Ministerialdirektor Dr. Kiigter, dem die preussische Lehrerschaft bei seinem Riicktritt von der Leitung des Volks- schulwesens ihren Dank durch eine Reihe von Zuschriften bezeugte, ist am 23. Mai plitzlich aus dem Leben geschieden. Die

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Lehrer Preussens verdanken ihm wesent- lich die Besserung ihrer uage in den letz- ten zehn Jahren. Wie sehr dieser Mann den Lehrern zugetan war, zeigt folgen- des: Er hat auf seinem Sterbebette seine Gemahlin gebeten, kie Kriinze, welche aus der Lehrerschaft kommen wiirden, ihm zunlichst zu legen.

Im ,,Verein fiir Schulgesundheitspfle- ge" zu Berlin hielt kiirzlich der berithmte Breslauer Augenarzt, Prof. Herman Cohn, einen Vortrag fiber die Kurzsich- tigkeit der Schulkinder. Diese betriigt in den Volksschulen 1 Proz., in stiidti- schen Elementarschulen 12 Proz., in den Mittelschulen 16 Proz., und steigt in den haheren Lehranstalteui bis auf 26 Proz. Als die Hauptursache dieses Gebrechens bezeichnete er den heutigen, meist zu kleimem Buchdruck. Cohn verlangt nun eine gesetzliche Regelung dieser r rage, indem das Reichsgesundheitsamt einen ,,Minimaldruck" festsetzen soll. . In deutschen Turnerkreisen riistet man

sich, den fiinfzigsten Todestag des Turn- vaters Jahn am 15. Oktober d. J. wiirdig zu begehen. Mbglicherweise wird an diesem Tage auch die Einweihung des Jahn-Museums in Freiburg a. U. statt- finden kbnnen.

Durch kaiserliche Kabinettsordre ist die Gleichwertigkeit der Zeugnisse der Gymnasien, Realgymnasien und Ober- realschulen fiir den Offiziersberuf er- kannt worden. Die Zeugnisse dieser An- stalten berechtigen zu jedem Studium an Hochschulen und polytechnischen Anstal- ten.

Eine allgemeine deutsche Schuistatistik soil im Jahre 1904 veranstaltet werden. Diese soil sich hauptsichlich auf die Zahl der im Deutschen Reiche vorhande- nen Schulen aller Art, Lehrer und Schii- ler, auf die Zahi der sogenannten Anal- phabeten, auf die Lehrerbesoldungen, die Staatsausgaben fur das Schulwesen iiber- haupt und flir die einzelne Schulstelle im Durchschnitt und auf den Kopf der Bevilkerung und iihnliche auf das Schul- wesen beziiglichen Fragen erstrecken. Bisher hat es an einer solchen offiziellen deutschen Schuistatistik -ollstindig ge- fehit.

Der preussische Kultusminister rich- tete eine Zirkuiarverffigun-g an siimt- liche Provinzial-Schulkollegen, in der er sie auffordert, anlisslich der Einftihrung der neuen Orthographie die bisher ge- brauchlichen Volksschullesebiicher, deren Inhalt vielfach dem Kindesalter wenig angepasst, nicht genfigend realistisch und zu ideal, manchmal veraltet und sogar sprachlich unkorrekt sei, bis sum 1. Ok- tober einer sorgfiiltigen und unnachsicht- lichen Prifung zu unterziehen und ihm

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Padagogische Monatshefte.

zu berichten, welche Leseblicher beizube- halten, abzuindern oder zu beseitigen seien.

Thtiringen. Weimar. Der Vorstand der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft hat in seiner Sbtzung vom 22. April nach- stehende Preisausscb reibungen beschlos- sen: 1) Ein Preis von 800 M. fir die beste Arbeit fiber: ,,Die Bekanntschaft Shakespeares mit der schnen Literatur Englands." Preisrichter: Geheimrat Dr. Oechelhiuser - Dessau, Professor Dr. Schick-Miinchen, Geh. Hofrat Professor Dr. Wiilker-Leipzig. -2) Ein Preis von 600 M. fiir die beste Arbeit fiber: ,,Gar- rick als Shakespeare-Darsteller und seine Bedeutung fir die heutige Schauspiel- kunst." Preisrichter: Professor Dr. Brandl-Berlin, Intendant Ritter v. Pos- sart-Miinchen, Generalintendant v. Vig- nau-Weimar. Slimtliche Arbeiten miis- sen bis 1. April 1903 an den Vorsitzen- den des geschiiftsffihrenden Ausschusses der Shakespeare-Gesellschaft, P. v. Bo- janowski in Weimar, abgeinefert werden. Die preisgekrbnten Arbeiten gehen in das Eigentum der Gesellschaft fiber.

Osterrelch. Deutsche Festigkeit. Den deutschen

Schulen in Ungarn haben die Magyaren - mit und ohne Hilfe von Deutschen -

grflsstenteils den Garaus gemacht. Nur die Siebenbfirger Sachsen naben sich be- kanntlich ihre zahireichen Volks- und Mittelschulen aus eigener Kraft zu er- halten gewusst. Nun verraten aber mancherlei Anzeichen, dass die Deut- schen in Sfidungarn (Banater Schwaben) sich hfibsch allmiihlich darauf besinnen, was man ihnen mit der Verstaatlichung ihrer Gemeindeschulen angetan. Der Ortsschulrat von Marienfeld (bei Temes- var) beschloss z. B. einstimmig, die Auf- forderung des Unterrichtsministers, es solle mehr magyarisch unterrichtet wer- den, in dem Sinne zu beantworten, ,,dass im Gegenteil zu viel magyarisch unter- richtet werde, und die Kinder infolge- dessen sehr wenig lernen"; sie verlangen daher eine bessere und im Gesetz be- grfindete Pflege des deutschen Unte'- richtes, ja die Gemeinde sei selbst unter Umstiinden zu Opfern bereit, ihre Schule vom Staate wieder zu fibernehmen, nach- dem die bei der tbergabe an den Staat bedungene Zweisprachigkeit des Unter- richts nicht eingehalten werde. (Solche Antworten deutscher Bauern auf eine ministerielle Zumutung sind erfreulich. Wenn nur die Deutschamerikaner hier- zulande gleiche Energie entfalteten! D. R.)

Die Vertschechung der deutschen Schu- len in Bihmen schreitet vorwiirts. Von.

den 110 Schulbezirken Bi3hmens sind nach dem leizten amtlichen Ausweise nur mehr 21 rein deutsch; die anderen sind tschechisch und infolge der zahlrei- chen in Deutschbrhmen befindlichen tchechischen Minorititsschulen sprach- lich gemischt. Im ganzen Lande stieg die Zahi der deutschen Schulkinder von 405,000 auf 408,000, jene der tschechi- schen aber von 666,000 auf 674,000.

Roseggers Waldbausschule. Kfirzlich fand die Grundsteinlegung der Rosegger- Waldschule in Alpel bei Krieglach statt. Peter Rosegger war zur Grundsteinle- gung fitr die Waldschule gekommen. Die Bauern der Gegend hatten sich voll- ziihlig versammelt und dankten Roseg- ger als Bauherrn ffir die Filrsorge, die er ihren Kindern erwiesen. Als erster vollzog Rosegger unter einem Segens- spruche die Hammerschlige. Bisher miissen manche Schulkinder von Alpel einen Weg von drei Stunden zuriicklegen, um zur Schule zu gelangen. Die neue Schule wird schon im Herbst d. J. be- sucht werden kinnen.

Danemark. Eine einheitliche Organisation des ge-

samten iiffentlichen Schulwesens beab- sichtigt die Regierung zu schaffen. Ein dahingehender Gesetzentwurf liegt schon fertig im Ministerium und wird eben der Prilfung verschiedener Sachverstlindiger unterstellt. Die Vorlage, welche bereits dem kommenden Reichstag vorgelegi wird, sieht eine Verkntipfung der Volks- schule mit der Mittelschule und der ha- heren Schule vor, um so Einheit in das ganze Schulwesen zu bringen.

Fiir die Landschulen sind in Duine- mark durch das Gesetz von 1901 nur 128 Schultage vorgeschrieben, wovon nur 21 auf den Sommer entfallen. Nur die Klei- nen werden den ganzen Sommer hindurch unterrichtet; im Winter ibernimmt de- ren Lehrer die grosson Kinder, wiahrend jene von einer Lehrerin weitergefilhrt werden. Der diiniscbe Lnterrichtsmini- ster war bis vor zwei Jahren noch Land- lehrer in Westjutland, und der Kinig hat ihm jingst pers5nlich einen hohen Orden tiberreicht. Ein solcher Minister solte doch die Verhiiltnisse geniigend kennen.

Frankrelch. Einige interessante Zahlen lesen wir

in Nr. 5 der Revue pedagogique: Die Kosten der Kriege im 19. Jahrhundert betragen 89,610 Millionen Francs oder etwa 30 Francs auf jede Sekunde. Fiir Unterricht geben die Staaten der Erde jithrlich ungefihhr 2650 Millionen Frs. aus, welche Summe man 34 mal nehmen

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Umschau.

miisste, um auf die Kriegskosten des vergangenen Jahrhunderts zu kommen.

Nach einer in dem amtlichen Organ des franz~sischen Unterrichtsministeri- ums veiiiffentlichten Statistik ist das anslndische Elemeni an den franziisi- schen Universitliten im Vergleich zu den an deutschen Hochschulen bestehenden Verhiiltnissen spiirlich vertreten. An den gesamten franzisischen und algeri- schen Hochschulen, die 28,508 heimische Besucher ziihlen, studieren 1,562 Aus- hinder, und zwar 1,451 miinnlichen und 111 weiblichen Geschlechts. Das Ver- hiltnis der franzisischen Hirer und Hi- rerinnen ist 27,835: 73. Am stiirksten ist das ausliindische Element in den ju- ristischen Fakultiiten mit 452 und in den medizinischen Fakultiten des Lan- des mit 606 Studierenden beider Ge- schlechter vertreten. Die meisten weib- lichen Hirer unter den Ausliindern ge- hiren den philosophischen und medizi- nischen Fakultiten an, bei denen 180, bezw. 152 ausliindische Studentinnen in- skribiert sind.

Schweiz. Die Schweizer w('lle nicht deutsch

sein. Aus Anlass des Jubilliums des Germanischen Museums in Niirnberg hielt Professor Vetter als Abgeordneter der Universitlit zu Bern eine Rede, in welcher er den geistigen Zusammenhang der Lhnder und Valker deutscher Zunge betonte und die Schweiz in geistiger Be- ziehung als eine Provinz von Deutsch- land - allerdings mit sehr bestimmten Reserverechten erkliirte. Trotzdem Prof. Vetter ausdriicklich von den deutschen Sprachstiimmen redete und auch nur die Hochschulen deutscher Zunge zu vertre- ten hatte, waren doch die Welschen ganz besonders erbost, besonders da die Rede in den franzisischen Zeitungen ungenau iibersetzt und wiedergegeben war. Dem Redner wurde von der westschweizeri- schen Jungmannschaft eine Katzennusik gebracht, gegen welche die Polizei em- schritt und die Demonstranten mit mehr Strenge als vielleicht notwendig ausein- andertrieb. Der akademische Senat nahm zu der Angelegenheit ebenfalls Stellung, aber in einer Weise, bei der man leb- haft an die Worte erinnert wird: Wasch mir den Pelz und maci mich nicht nass. Prof. Vetter hat seine De- mission als Lehrer der Universitiit Bern eingereicht. Die Schweizer wollen also nicht deutsch sein.

Russland. Nach den Mitteilungen ofiziiser ris-

sischer Piovi nlittter wird ein einheit- liches Volkssclhulgesetz fiir das ganze

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Reich vorbereitet. Man befiirchtet in den Ostseeprovinzen, dass dadurch dem dortigen hochentwickelten Volksschul- wesen der Garaus gemnacht werden soll; doch lIisst sich nicht erkennen, ob diese Furcht begriindet ist. Der Minister v. WCannowsky will dem Anschein nach die allgeneine Schulpfiicht zum Gesetz er- heben lassen. Das whire die einschnei- dendste Reform seit Aufhebung der Leibeigenschaft. Sie ist aber auf ab- sehbare Zeit wohl nicht zu verwirkli- chen. Es fehlt an Lehrern und an Geld.

Russisches. Nach einer Mitteilung des ,,Wolga" gibt es in Volhynien eine Dorf- schule, an welcher ein Schullehrer an- gestellt ist, der einen Gehalt von 6 Ru- beln jiihrlich bezieht. Dies diirfte wohl der kleinste Lehrergehlt auf der ganzen Welt sein. Dieser so gliinzend bezahlte Schullehrer ist ein ausgedienter Soldat und versieht im Sommer auch zugleich die Stelle eines Gemeindehirten. trbri- gens unterrichtet er die Dorfkinder bloss im Lesen; im Schreiben kann er sie nicht unterrichten, weil er - selbst nicht schreiben kann. Kennzeichnend fiir die russischen Verhiiltnisse ist es, dass die Petersburger ,,Nowoje Wremja" zu die ser Mitteilung die Bemerkung macht, derartige Schullehrerkuriosa wiiren in Russland nichts Seltenes.

Korea. Dass die Halbinsel Korea, die friiher

zu China gehorte, jetzt aber von Japan verwaltet wird, auch Volksschulen be- sitzt, schildert uns der Franzose Paul Labb6, der eine solche Schule in Genan, einem der Hiifen von Saiil, besucht hat. Bei dem Eintritte der Besucher ins Schulzimmer riihrte sich kein Schiller. Nur der Lehrer sah etwas neugierig iiber seine grossen Brillenglliser und fuhr dann, als er sich von der geringen Be- deutung des Besuches iiberzeugt hatte, in seinem Unterricht fort. Er lehrte, dass man die Eltern als Herren aner- kennen, dem Kaiser gehorchen misse, dass die Frau weit geringere Bedeutung habe als der Mann, dass der ltestge- borene von dem Spiltergeborenen Respekt verlangen kiinne u. s. w. Beim Aus- tritte aus dcr Schule kiinnon die Schiller lesen uind schreiben iand wissen auch Be- scheid in (len vier Gru ndrechnungsarten und in dci Gcschichte Koreas. Was je- loch lariier inliuiLs gcht, blcibt ihncn verborgen. In der Sittenlhre wirdl nocl hrt, dlass d1( )itdistaii schwcrc kir- perliche Stiafen, (icr Mord (lie Todes- strafe nach sich ziclit, (lass di( llcirat ein soziales cesetz, (las IAdigbleilben ine Sindle ist u. dergl. in. Der (lehalt (ier Lehrer ist an sich gering; doch verdie-

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Piidagogische Monatsbefte.

nen sie sich viel nebenbei, da sie als Heil- kundige, ja sogar als Zauberer geschitzt werden. Im aligemeinen laisst sich wohl sagen, dass die tfbung des Gedichtnisses in den Schulen Koreas sehr stark be- tont, die allgemeine Geistesbildung aber vernachliissigt wird.

Argentinlen. In der Hauptstadt Buenos Aires wur-

de von einer Anzahl seminarisch gebilde- ter Lehrer ein Deutscher Lehrerverein gebildet, dessen Zweok es ist, deutschen Unterricht und deutsche Erziehung zu firdern, Standes- und IBerufsinteressen zu wahren, kollegialischen Verkehr sei- ner Mitglieder zu plegen. Es soll der Versuch gemacht werden, die deutschen seminarisch gebildeten Lehrer, die in Ar- gentinien, Uruguay, Paraguay, Chile

und Sfidbrasilien wirken, zusammenzu- schliessen, auch wird man Anschluss an den Verein deutscher Lehrer im Ausland suchen. Die Griindung einer Unterstiit- zungskasse ist in A ussiclt genommen worden. Der Verein will neu angekom- menen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite stehen und ihnen zur Erlangung einer Stelle behilflich sein. Auch wird der Vorstand des Vereins stets bereit sein, solchen Lehrern die in diese Lan- der auswandern wollen, jegliche Aus- kunft zu erteilen. Man mage sich die- serhalb an den Vorstand aes Deutschen Lehrervereins Buenos Aires, Calle Vic- toria 1657, wenden. Manchem Kollegen wird durch sichere Auskunft ein grosser Dienst erwiesen werden, mancher Kol- lege bleibt auch vor bittern Entt~iuschun- gen bewahrt.

IV. Vermischtes.

(ber die Rangordnung in der Volks- schule sagt Rektor Michels-Schwanheim am Schlusse einer Abhandlung: ,,Die Rangordnung der Schiller nach Kennt- nissen muss auch fir die Volksschule aufgehoben werden, denn sie ist unge- recht und von sehr bedenklichen erzieh- lichen und unterrichtlichen Gefahren fiir schwache und gute Schiler begleitet. Die Platzbestimmung der Schiiler nach einem liusseren Massstabe hingegen (Al- phabet, Geburtsdatum und dergl.) ver- meidet diese Gefahren, erleichtert die Erzeugung eines freien, unmittelbaren Interesses, gestattet leicht Ausnahmen und ist besonders den Schwachbegabten niitzlich und fiirderlich.

Ei Lehrerspruch. Das Juni-Heft des von Rosegger herausgegebenen ,,Heim- garten" brachte folgenaen ,,Lehrer- spruch":

Von einem Lehrer verlange ich: Dass aus dem Volk er em Mann sei, Dass er dem Volke voran sei, Allem Hohen vereint ist. Allen Muckern ein Feind ist; Dass er mild und gerecht ist, Und dass er kein Protz und kein

Knecht ist. ,,Heimgarten", Juni 1902.

Karl A. r ischer. fSchulhumor. Gott hat die Welt ge-

schaffen. Vie kann man Gott daher nen- nen? Antwort: ,,Weltschaffner". - ,,Die Katze," sagt die Lehrerin, ,,wird uns da- durch niitzlich, dass sie Miluse vertilgt; sie frisst aber aucl gem die kleinen Vbgel. Wie wird sie dadurch ?" Ant- wort: ,,Dick." - ,,Die Wiische, welche Ilngere Zeit im Freien an der Leine hain-

gen bleibt, verdunstet." - ,,Der Affe heisst deshalb so, weil er dem Mensehen alles nachmacht."

Zur Schuiaufsicht. Das Bestreben, den Lehrer vom Schulregiment fern zu hal- ten, geisselt der weise Mirza Schaffy mit folgenden Zeilen: ,,Wer versteht es am beasten, den Acker

zu beuen? Das tut der Bauer! Wer versteht es am besten die Biere zu

brauen? Das tut der Brauer! Wer versteht es am besten, die Heere zu

fithrer ? Die Herren Offiziere! Wer versteht es am besten, die Schule

zu regieren Das tun sie alle, nur der Wicht, Der Schulmeister, nicht!"

(Das stimmt leider bei uns nur allzu oft. D. R.)

Osicar Jiiger fiber die Schulteitung. Der bekannte Professor Geheimrat O. Jiger sagt in seinem Buche: ,,Aus der Praxis": ,,Man kann auf zweierlei Art regieren: Auf die orientalische: mit viel amtlichen Verordningen, Zirkularen, Protokollen, Fachkonferenzen, allgemei- nen Konferenzen, Referaten, Korrefera- ten, Lehrplanfolianten. Dabei kannst Du auf Deinem Zimmer bleiben, Deinen Schlafrock in wtirdige Falten legen, und der bchuldiener triigt Dir alles zu, bis die Stunde schliigt. Du zeigst Dich we- nig, wie einst die Perserktinige, damit Deine Untertanen nicht den Respekt ver- lieren; erscheinst Du dann einmal, so imacht das um so mehr Effekt. Es gibt noch eine andere, die man die occiden-

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