A Formal Ontological Approach toCAUSALITY
Embedded in the Top-Level Ontologyof GFO (General Formal Ontology)
PromotionsverteidigungHannes Michalek, 2009
Kausalitat, Formale Ontologie,Top-Level-Ontologie
Worum geht es?
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 2/55
Welcher Bereich der Informatik?
• Beispiel computerunterstutzte Chirurgie, Operationsproto-kolle; Eingabe, Computer informiert oder ”fragt nach“:
– Patient A→ Vorsicht, Schrittmacher!– Operation am Bein→Welches Bein?– Schnitt → Auf welche Weise (Instrument, Handhabung)?
Begleitende Handlungen notwendig?
• Maschine/Computer muss Wissen uber (Teil der) Welt spei-chern und verarbeiten.
• Wie Wissen in Computer abbilden, modellieren?Faktenwissen, Zusammenhangswissen (Schemawissen)
• Modellierung in maschinenverarbeitbarer Sprache
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 3/55
Relevanz von Kausalwissen
• Wissen uber Kausalrelationen ermoglicht:
– Kausalerklarungen: Warum ist . . . passiert?– Vorhersage: Was wird geschehen?– Einflussnahme: Wie konnen wir . . . erreichen?
(Manipulation, Maschinen)
• Bezug zu anderen Gebieten:
– Ethik/Rechtswissenschaft: Zuweisung von (jurist./moral.)Verantwortung
⇒ ”The Cement of the Universe“ (MACKIE 1980)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 4/55
Ontologie als Methode derWissensmodellierung
• ”Ontologie ist eine explizite Spezifikation einer Konzep-tualisierung“ (GRUBER 1993)
• Schritte zur formalen Ontologie einer Domane:
– Analyse der Begriffe, die eine Rolle spielen– Sammlung der relevanten Entitaten und Relationen– Formale Beschreibung, Axiomatisierung
• Top-Level-Ontologien:
– Grundlegende, nicht an bestimmte Domanen gebundeneKonzepte und Relationen, z.B. Objekt, Prozess, Ding, Ei-genschaft, Raum und Zeit, Kausalitat
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 5/55
Ziel der Arbeit
• Vorhanden:
– Top-Level-Ontologie ”General Formal Ontology“ (GFO)
• Ziel:
– Einfuhren einer Kausalrelation ”cause (. . .)“
• Vorgehen:– Begriffsanalyse ”Was ist Kausalitat?“– Ontologisches Modell ”Welche Entitaten / Relationen?“– Formale Beschreibung ”∀xy(cause (x, y)→ . . .“– Anwendung / Test ”Die Empirische Methode“
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 6/55
Teil 1/4
Begriffsanalyse
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 7/55
Anmerkungen (1): Einschrankung aufphysische Kausalitat
• Kurz etwa: ”physisch verursachen“
• Explizit ausgeschlossen:
– Mentaler Bereich, Psycho-physische Interaktionen– Sozialer Bereich– Begriffliche / logische Folgerungen (Nicht jede Erklarung
ist Kausalerklarung)
(Nebenbemerkung:Mentale, soziale, u.a. Kausalitatsbegriffe: dieselbenGrundbedingungen, andere konkrete Ausgestaltung)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 8/55
Anmerkungen (2): Kausalverbindung
• Kausalitat nicht grundlegend (”basic“), sondern auf Be-standteile hin analysierbare Relation
• ”Kausalverbindung“ hier immer: Ursache→Wirkung(nicht, z.B., zwischen zwei Effekten derselben Ursache)
• Eine Ursache, nicht die Ursache
• Dieselbe Ursache (und derselbe Effekt) kann gleichzeitigin mehreren Kausalverbindungen stehen.
• Effekte konnen sich uberlagern.
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 9/55
Beispiel 1: Diebstahlalarm
• Ausgangssituation:
– Person A verlasst Kaufhaus, Alarmsignal. Unter Aufsichtvon Person B geht A erneut durch den Ausgang, diesmalkein Signal. A kann gehen.
• Zugrundeliegende Schlussfolgerung (von B):
– Nicht reproduzierbar, dann keine Kausalverbindung
• Erste Bedingung fur Kausalitat: Regelmaßigkeit
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 10/55
Regelmaßigkeit I: Bemerkungen
• HUME (1748): Kausalitat nicht direkt wahrnehmbar odermessbar; (Empirist: Kausalitatsbegriff aufgeben)messbar ist: regelmaßiges Aufeinanderfolgen
• Falsifikation (auch im Alltag): ”Dieser Knopf schaltet denBeamer aus.“ – ”Ich habe ihn aber schon gedruckt, und derBeamer ist noch an.“
• Kausalitat nicht identisch mit Regelmaßigkeit (Gemein-same Ursache, Probabilistische Zusammenhange)
• Wissen um Regelmaßigkeit ist dennoch relevant!
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 11/55
Regelmaßigkeit II: Analyse
• Wiederholbarkeit setzt ”Familien/Arten/Gruppen“ gleich-artiger Ereignisse voraus.
• Trotz Regelmaßigkeit keine Kausalitat z.B. bei aufeinan-derfolgenden Effekten derselben Ursache
Losung: Weitere Bedingung, Kontrafaktische Abhangigkeit
• Trotz Kausalitat keine ”100%-Regelmaßigkeit“ bei pro-babilistischen Zusammenhangen
Losung:
– Nicht: Immer wenn Ursache, dann Effekt– Sondern: Effekt bei vorhandener Ursache wahrscheinli-
cher
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 12/55
Beispiel 2: Barometer – Sturm
• Ausgangssituation:
– Barometer fallt, Sturm zieht auf– Regelmaßigkeit: Barometer verursacht Sturm– Gegenargument: Hatte man die Barometernadel festge-
halten, ware der Sturm dennoch aufgezogen.Also: Barometer verursacht Sturm nicht.
• Zugrundeliegende Schlussfolgerung:
– Keine Kausalverbindung, wenn der Effekt auch ohne dievermeintliche Ursache eingetreten ware.
• Zweite Bedingung fur Kausalitat: Kontrafaktische Abhangig-keit
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 13/55
Kontrafaktische Abhangigkeit I: Bemerkungen
• ”Kontrafaktisch“: Vergleichssituation (Mogliche Welt), inder die Ursache fehlt, gerade nicht die faktische Situation
• Ursache fehlt, dennoch Effekt: kontrafaktisches Konditonalgilt nichtEffekt fallt mit Ursache weg: kontrafaktisches Konditional gilt
• Alternativen haben unterschiedliche Distanz zur aktuellenSituation (”weit hergeholt“); nahere Welt ”zahlt mehr“.
• Kausalverbindung: Eine Welt, in der Ursache und Effekt zu-sammen wegfallen, ist naher an aktueller Situation als al-le, in denen der Effekt auch ohne die Ursache stattfindet.(LEWIS 1973)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 14/55
Kontrafaktische Abhangigkeit II:Probabilistisch
• Vorher einzelne Welten, Effekt ja/nein:
– Aktuelle Welt: Ursache und Wirkung– Alternativen (ohne Ursache): Effekt vorhanden / nicht vor-
handen
• Jetzt: Cluster/Gruppen von ahnlichen Situationen, Effektmit bestimmter Wahrscheinlichkeit:
– Aktuelle Welt: Cluster, die die Ursache enthalten;Wahrscheinlichkeit fur Effekt im Cluster ist Pref(e).
– Alternativen: Cluster ohne Ursache, Paltern(e)– Bestatigend, wenn Paltern(e) < Pref(e)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 15/55
Kontrafaktische Konditionale II: Probabilistisch
Ci: Cluster von Situationenmit/ohne potentielle Ursache p∗
und angenommenen Effekt r∗
Pi: Wahrscheinlichkeit desEffekts innerhalb des Clusters Ci
di: Distanz der Ci,i6=r zumReferenzcluster
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 16/55
Begriffsanalyse: Ergebnis
• Kausalitat beruht auf zwei anderen, grundlegenderen Re-lationen
– Regelmaßigkeit– Kontrafaktische Abhangigkeit
• Beide Relationen enthalten probabilistisches Element
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 17/55
Teil 2/4
Ontologisches Modell
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 18/55
Relata: Gedankenexperiment
Kollision zweier Kugeln, zwei ProzesseWelcher Teil des ersten ist kausal relevant fur den zweiten?
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 19/55
Grundlegende Relata: Prasentiale
Zustand am Ende des ersten Prozesses enthalt “kausaleRelevanz/Kraft” bzgl. des zweiten Prozesses.
• Grundlegende Kausalverbindung zwischen Entitaten anProzessgrenzen; in GFO: ”Prasentiale“
• Dazu zahlen z.B. physische Objekte und deren Eigenschaf-ten. Steine, Autos, Masse, Impuls, ...
• Ursache und Wirkung zeitlich geordnet, aber ohne zeitlicheLucke bzw. Distanz; in GFO: Koinzidenz von Zeitgrenzen
• Prasentiale an koinzidierenden Zeitgrenzen: Koinzidenz-paare (neu in GFO)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 20/55
Erweiterung auf Prozesse (1/5):Zwei Grenzen
• Heterogen:
• Sequenz:
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 21/55
Erweiterung auf Prozesse (2/5):Multiple Grenzen, kontinuierlich
• Kohasion:
• Kohasion, innere Struktur:
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 22/55
Erweiterung auf Prozesse (3/5):Multiple Grenzen, kontinuierlich
• Adhasion:
• Adhasion, innere Struktur:
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 23/55
Erweiterung auf Prozesse (4/5):Multiple Grenzen, kontinuierlich (1)
• Adhasives Uberlappen (Billardkugeln):
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 24/55
Erweiterung auf Prozesse (4/5):Multiple Grenzen, kontinuierlich (2)
• Periodische Stimulation (Kind auf Schaukel anschubsen)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 25/55
Erweiterung auf Prozesse (5/5):Kohasion und Adhasion
• Interaktion: Innere Kohasion, Adhasion (Aktion/Reaktion)
• Enthalt:
– Stein zerstort Scheibe– Scheibe bremst Stein– Tragheit (Impulserhaltung) beeinflusst Bewegung– Beschaffenheit der Scheibe bestimmt Zersplittern
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 26/55
Relation: Regelmaßigkeit(auf Prasentialen definiert)
• Ausgangspunkt: Koinzidenzpaare
• Wiederholbarkeit: Ursache bzw. Effekt mussen ”vergleich-bar/ahnlich“ sein→ Instanzen von Universalien
• Regelmaßigkeit: Statistische Abhangigkeit zwischen In-stanzen des Ursachen- und des Effektuniversals:
Instanz des Ursachenuniversals im ersten Prasential einesKoinzidenzpaares erhoht Wahrscheinlichkeit fur Instanz desEffektuniversals im zweiten Prasential.
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 27/55
Relation: Kontrafaktische Abhangigkeit (1)(auf Prasentialen definiert)
• Grundlegend: Alternativen als Vergleich
Mogliche Welten? Ausreichend: Vergleich mit anderen tat-sachlichen Erfahrungen der aktuellen Welt
Alternative Situationen: Situationen der aktuellen Welt (inihrer zeitlichen Entwicklung)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 28/55
Relation: Kontrafaktische Abhangigkeit (2)(auf Prasentialen definiert)
• Situationsuniversal clustert Koinzidenzpaare
• Referenzcluster (mit Ursache): Pref(e)
• Kontrastierende Cluster (Ursache nicht vorhanden), Pa(e)
– Bestatigend: Pa(e) < Pref(e)– Unterminierend: sonst
• Distanz der Kontrastierenden zum Referenzcluster
Kontrafaktische Abhangigkeit: ein bestatigendes Clusternaher am Referenzcluster als alle unterminierenden
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 29/55
Ontologisches Modell: Ergebnis
• Grundlegende Kausalverbindung auf Konzidenzpaaren
• Erweiterungen der grundlegenden Kausalrelation auf Pro-zesse:
– Zwei-Grenzen-Kausalitat: Prasential–Prozess (Heterogene Kausalitat) Prozess–Prozess (Kausale Sequenz)
– Mehrgrenzen-Kausalitat (Kontinuierliche Kausalitat): Innerhalb eines Prozesses (Kausale Kohasion) Zwischen zwei Prozessen (Kausale Adhasion, Adhasi-
ves Uberlappen) Interaktion (Kausale Wechselwirkung) (Kausal koharente Uberleitung)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 30/55
Teil 3/4
Formale Beschreibung(Auszug)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 31/55
Regelmaßigkeit (1)
• Koinzidenzpaar:coincPair (x, y) = df
Pres (x) ∧ Pres (y) ∧ ∃t1, t2(at (x, t1) ∧ at (y, t2) ∧ coinc (t1, t2))
• Universum der Koinzidenzpaare:Ωcpr = df(x, y) | coincPair (x, y)
• K.paare mit Instanzen best. Universalien an 1./2. Stelle:coincPairUf (x, y, Uc) = dfcoincPair (x, y) ∧ x :: Uc
coincPairUs (x, y, Ue) = dfcoincPair (x, y) ∧ y :: Ue
• Als Mengen (”Ereignisse“) in Ωcpr:Ef (Uc) = df(x, y) | coincPairUf (x, y, Uc)Es (Ue) = df(x, y) | coincPairUs (x, y, Ue)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 32/55
Regelmaßigkeit (2)
[Ausgelassen: Einfuhrung Wahrscheinlichkeitsfunktion Pi fur
”Ereignisse“ in unendlicher Menge Ωcpr; Bedingte Wahr-scheinlichkeit in entsprechenden Wahrscheinlichkeitsraumen]
• Statistische Abhangigkeit zw. Instanzen best. Universalien:
statDepU (Uc, Ue) = dfP (Es (Ue)) < P (Es (Ue) | Ef (Uc))
• Statist. Abhangigkeit zw. Prasentialen (uber Universalien)
statDepP (x, y, Uc, Ue) = dfx :: Uc ∧ y :: Ue ∧ statDepU (Uc, Ue)
• Regularitatsaxiom:
cause (x, y)→ ∃Uc, Ue(statDepP (x, y, Uc, Ue))
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 33/55
Kontrafaktische Abhangigkeit (1)
[Ausgelassen: Cluster von ahnlichen Prasentialen; Cluster von ahnlichen (bzw. kontrastierenden)Konzidenzpaaren ; von kausal ahnlichen K.paaren mit(Ursachen-) Universal im ersten Relatum]
• ΩUs,Uc = df CsimilarCpU (Us, Uc) = (x, y) | x :: Us ∧ x :: Uc
• ΩUs,Uc= df CcontrastCpU (Us, Uc) = (x, y) | x :: Us ∧ ¬(x :: Uc)
[Ausgelassen: Wahrscheinlichkeitsfunktion auf den Ωi,j]
• supportiveCluster (Us, Ur, Uc, Ue) = dfPUr,Uc(Ue) > PUs,Uc(Ue)
• underminingCluster (Uu, Ur, Uc, Ue) = dfPUr,Uc(Ue) ≤ PUu,Uc(Ue)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 34/55
Kontrafaktische Abhangigkeit (2)
[Ausgelassen: Vergleich der Distanz zwischen Alternativenund Referenz, closerToThan (U1, Ur, U2); alle vergleichbar,Gleichstand moglich, keines am nachsten]
• Kontrafakt. Abhangigkeit zwischen Instanzen bestimmterUniversalien (Ursache, Effekt, Referenz):
counterfactDep (Uc, Ue, Ur) = df
∃Us(Us 6= Ur ∧ supportiveCluster (Us, Ur, Uc, Ue)
∧∀Uu(underminingCluster (Uu, Ur, Uc, Ue)
→ closerToThan (Us, Ur, Uu)))
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 35/55
Kontrafaktische Abhangigkeit (3)
• Kontrafakt. Abhangigkeit zwischen Prasentialen
counterfactDepP (c, e, Uc, Ue, Ur) = df
coincPair (c, e) ∧ c :: Uc ∧ e :: Ue ∧ counterfactDep (Uc, Ue, Ur)
• Axiom der Kontrafaktischen Abhangigkeit:
cause (c, e)→ ∃Uc, Ue, Ur(counterfactDepP (c, e, Uc, Ue, Ur))
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 36/55
Erweiterung auf Prozesse (1)
• Gundlegend: Prasential an linker/rechter Prozessgrenze
PaLp (p1, P ) =df
∃C, t(Proc (P ) ∧ Chron (C) ∧ prt (P,C) ∧ lb (t, C) ∧ prt (P, t, p1))
PaRp (p2, P ) =df
∃C, t(Proc (P ) ∧ Chron (C) ∧ prt (P,C) ∧ rb (t, C) ∧ prt (P, t, p2))
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 37/55
Erweiterung auf Prozesse (2)
• Heterogene Kausalverbindung, Sequenz
cause hetPres(p1, P ) =df ∃p2(PaLp (p2, P ) ∧ cause (p1, p2))
cause hetProc(P, p2) =df ∃p1(PaRp (p1, P ) ∧ cause (p1, p2))
cause seqProc(P,Q) =df
∃p1, p2(PaRp (p1, P ) ∧ PaLp (p2, Q) ∧ cause (p1, p2)))
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 38/55
Erweiterung auf Prozesse (3)
• Kausal kohasiver Prozess
cause coh(P ) =df ∃C(Proc (P ) ∧ Chron (C) ∧ prt (P,C) ∧∀t1, t2((innertb (t1, C) ∧ innertb (t2, C) ∧ coinc (t1, t2))
→ ∃p1, p2(prt (P, t1, p1) ∧ prt (P, t2, p2) ∧ cause (p1, p2))))
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 39/55
Erweiterung auf Prozesse (4)
• Kausal adhasive Prozesse
cause adh(P,Q) =df Proc (P ) ∧ Proc (Q)∧∃C(Chron (C) ∧ prt (P,C) ∧ prt (Q, C)∧∀t1, t2((innertb (t1, C) ∧ innertb (t2, C) ∧ coinc (t1, t2))
→ ∃p1, p2(prt (P, t1, p1) ∧ prt (Q, t2, p2) ∧ cause (p1, p2))))
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 40/55
Teil 4/4
Anwendung / TestEpistemische Adaquatheit
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 41/55
Epistemischer Status (1)
• Prasentiale: Existenz Objekt/Eigenschaft (z.B. kinet. Ener-gie, Temperatur) → Empirischer Status: teilweise zugang-lich
• Koinzidenzpaare von Prasentialen: Zeitpunkt einer Objekt-oder Eigenschaftsmessung→ Status: teilweise zuganglich
• Universalien: Direktes Erkennen unklar; hier nur Extensionrelevant (s.u.)→ Status: nicht relevant
• Prasential als Instanz eines Unversals: bestimmen, ob In-stanz oder nicht (Mensch, der “Frau” instantiiert; Instanz von“Physisches Objekt”)→ Status: teilweise zuganglich
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 42/55
Epistemischer Status (2)
• Cluster ahnlicher Koinzidenzpaare: Instanzen eines Uni-versals→ Status: teilweise zuganglich (uber Instanzen)
• Cluster von kausal ahnlichen Koinzidenzpaaren: In Clus-ter nach Ursachen(-universal) clustern → Status: teilweisezuganglich (uber Instanzen)
• Wahrscheinlichkeit: Haufigkeit des Effekts → Status: teil-weise zuganglich
• Distanz zwischen alt. Situationen: Keine formalen Kriterien,mitunter aber eindeutig→ Status: teilweise zuganglich
• Erfahrung prinzipiell beschrankt: nicht alle Alternativen!
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 43/55
Epistemischer Status: Zusammenfassung
• Gundlegende Elemente der Theorie prinzipiell den Sinnen /der Messung zuganglich
⇒ Empirie!
• Kausalverbindung entdecken: Empirische Methode (Expe-rimente, klinische Studien) sehr erfolgreich
• Epistemische Adaquatheit? Kausaltheorie muss zeigen/er-lautern/beschreiben konnen, wieso Empirische Methodefunktioniert
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 44/55
Wdh.: Kontrafaktische Abhangigkeit
Ci: Cluster von Situationenmit/ohne potentielle Ursache p∗
und angenommenen Effekt r∗
Pi: Wahrscheinlichkeit desEffekts innerhalb des Clusters Ci
di: Distanz der Ci,i6=r zumReferenzcluster
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 45/55
Ontologische Rekonstruktion:Experimente
Bestandteil des Experiments Ontolog. InterpretationMehrfache Wiederholung Erzeugen von Clustern alter-
nativer SituationenGenaue Versuchsanordnung(inkl. Durchfuhrung)
(1) Ahnlichkeit der Cluster(2) Ursache explizit an- oderabwesend
Messung Einzeln: Existiert der Effekt?Gesamt: Verteilung des Ef-fekts
Interpretation des Ergebnisses Cluster bestatigend oder wi-derlegend? KontrafaktischeAbhangigkeit?
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 46/55
Ontologische Rekonstruktion:Klinische Studie, prosp., rand. (1)
Bestandteil der Studie Ontolog. InterpretationGruppen, nicht Einzelfalle Cluster, nicht einzelne Situatio-
nenEinschluss-/Ausschlusskri-terien
Ahnlichkeit der Situationeneines Clusters
Behandlungsarme/Kontroll-gruppen
(1) Cluster Altern. Situationen(2) Existenz der Ursache(3) Distanz der Vergleichsclu-ster zum Referenzcluster
Vorschriften des Studienpro-tokolls
(1) Ahnlichkeit der Cluster(2) Explizite An-/Abwesenheitder angenommenen Ursache
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 47/55
Ontologische Rekonstruktion:Klinische Studie, prosp., rand. (2)
Bestandteil der Studie Ontolog. InterpretationErgebnisse festellen Einzeln: Effekt oder nicht
Gesamt: Statistische Ver-teilung des Effekts
Auswertung/Analyse/Resultat (1) Cluster bestatigend/unter-minierend?(2) Vergleich der Cluster: (a)Regelmaßigkeit, (b) Kontrafak-tische Abhangigkeit
• Betrachtung hier nach Anwendung der statistischen Metho-den fur Qualitat der Auswertung (Signifikanztests, etc.)
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 48/55
Rekonstruktion der Empirischen Methode:Zusammenfassung
• Die Empirische Methode aus Sicht unserer Kausaltheorie
– Experimente/Studien haben das Ziel, maßgeschneiderteCluster von alternativen Situationen mit kontrolliert an-/abwesenden Ursachen und definiert an-/abwesendenEffekten zu erzeugen, mithilfe derer dann Regelmaßig-keit und kontrafaktische Abhangigkeit bestimmt werdenkonnen.
• Erfolgreiche Rekonstruktion belegt “epistemische Adaquat-heit” der Kausaltheorie
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 49/55
Zusammenfassung
Vorgehen,Kernelemente
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 50/55
Kausaltheorie: Entwicklung
• Begriffsanalyse
– Beispiele kausaler Folgerungen– Regelmaßigkeit– Kontrafaktische Abhangigkeit
• Ontologisches Modell
– Prasentiale (Koinzidenzpaare)– Erweiterung auf Prozesse– Universalien (Cluster)
• Formalisierung
• Test der Begrifflichkeit, Epistemische Adaquatheit
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 51/55
Kausaltheorie: Spezifika
• Kausalrelation ist Teil der konkreten Welt (Prasentiale).• Bestandteile der Empirie grundsatzlich zuganglich• Wirkung folgt Ursache zeitlich, keine Lucke• Dieselbe Entitat nicht zugleich Ursache und Wirkung, den-
noch Wechselwirkung modellierbar• Regelmaßigkeit und Kontrafaktische Abhangigkeit notwen-
dig, zusammen hinreichend• Alternative Situationen der aktuellen Welt (Empirie!) als
Spezialfall von Moglichen Welten• Durchgehend Formalisiert• Rekonstruktion der Empirischen Methode zum Nachweis
der epistemischen Adaquatheit
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 52/55
Danke!
• Ontologie (Onto-Med): Professor Dr. Heinrich Herre,Professor Dr. Barbara Heller†, Frank Loebe, Dr. RobertHohndorf, Dr. Patryk Burek
• Statistik/Medizin/Mathematik (IMISE, MPI MIS):Dr. Dirk Hasenclever, Dr. Korbinian Strimmer, Dr. Nihat Ay
• Philosophie: Professor Dr. Godehard Bruntrup S.J.,Dr. Monika Dullstein
• Vielen anderen fur fachliche wie private Unterstutzung!
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 53/55
Ende.
http
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cd.c
om/5
52/
Kausaltheorie: Spezifika
• Kausalrelation ist Teil der konkreten Welt (Prasentiale).• Bestandteile der Empirie grundsatzlich zuganglich• Wirkung folgt Ursache zeitlich, keine Lucke• Dieselbe Entitat nicht zugleich Ursache und Wirkung, den-
noch Wechselwirkung modellierbar• Regelmaßigkeit und Kontrafaktische Abhangigkeit notwen-
dig, zusammen hinreichend• Alternative Situationen der aktuellen Welt (Empirie!) als
Spezialfall von Moglichen Welten• Durchgehend Formalisiert• Rekonstruktion der Empirischen Methode zum Nachweis
der epistemischen Adaquatheit
Hannes Michalek, Verteidigung 2009 55/55