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KAR-TUKULTI-NINURTA with Bachmann's report

Date post: 02-Dec-2023
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Die meisten Tabellen liegen nur noch in korrupter Form vor und können nicht mehr

rekonstruiert warden. Dass das Manuskript hier dennoch veröffentlicht wird, liegt in dem Umstand begründet, dass es schon häufiger zitiert wurde, R. D. 2015

Inzwischen fand sich in den Unterlagen eine “longue version” des Dokumentes,

nebst Abbildungen. Uch dieses sei hier vorgestellt. R. D. 2015

Diese Zwischenbilanz war zusammen mit dem Bericht von 1988 an Sumer geschickt worden, wurde dann – bedingt durch die politischen Wirren – nie gedruckt. Manches müsste heute neu gefasst werden: zum Ostigrisland siehe heute – P. Miglus/S. Mühl (Hrsg.), Been the Cultures. The Central Tigris Region from the 3rd to the 1st Millennium B.C., HEIDELBERGER STUDIEN ZUM ALTEN ORIENT BD 14 (2011); zur Abfolge der Šakanakku cf. das Stichwort “Šakanakku“ im RLA; zum Ištartempel siehe J. Bär, Die älteren Ischtar-Tempel in Assur. Stratigraphie, Architektur und Funde eines altorientalischen Heiligtums von der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends bis zur Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr., WVDOG 105 (3003) und C. Beuger, Beuger, Claudia. Die Keramik der Älteren Ischtar-Tempel in Assur. Von der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends bis zur Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr., WVDOG 138 (2013); zu frühen Befunden unter dem Assurtempel siehe auch- R. Dittmann, "ina ištarāte ul ibašši kīma šāšu." Von Göttern und Menschen: Beiträge zu Literatur und Geschichte des Alten Orients. Festschrift für Brigitte Groneberg. 41 (2010): 47-57 und zum Osttigrisland – R. Dittmann; Ruinenbeschreibungen der Machmur-Ebene aus dem Nachlass von Walter Bachmann, in: U. Finkbeiner/R, Dittmann und H, Hauptmann (Hrsg.), Beiträge zur Kulturgeschichte Vorderasiens. Festschrift für R.M. Boehmer (1995) 87-102. Bachmanns Skizzen und Fundzuweisungen finden sich in meinem Beitrag zu I.A.S. 2, Grenzen und Stadt.

Abb. 4

Abb. 5 Abb. 6

Abb. 9

Abb. 11 Abb. 12

Abb. 13

Abb. 14

Abb. 15Abb. 16

Abb. 17

Abb, 18

Abb. 19

Abb. 2 Abb.

GRENZEN UND STADT

Veröffentlichung der Interdisziplinären ArbeitsgruppeStadtkulturforschung

I A S

Herausgegeben von Michael Jansen und Peter Johanek

Aachen 1997

GRENZEN UND STADT

GRENZEN UND STADT

Veröffentlichung der Interdisziplinären ArbeitsgruppeStadtkulturforschung

I A S

Band 22. Symposium in Münster vom 24.-26. Juni 1994

Herausgegeben von Michael Jansen und Peter Johanek

Aachen 1997

Wir danken dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung NRW für dieUnterstützung des Forschungsvorhabens sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft

für die Finanzierung der Tagung

Wir danken dem Lehr- und Forschungsgebiet Stadtbaugeschichte (LFS) für dieErstellung der Publikation

Copyright: bei den AutorenRedaktion: Lydia Konnegen, M.A., LFS-RWTH Aachen

Herausgegeben vom Lehr- und Forschungsgebiet Stadtbaugeschichte (LFS), RWTH AachenISSN-NR 0947-3394

INHALT

Peter Johanek, MünsterVorwort.............................................................................................................................VII

Michael Jansen, AachenIn eigener Sache..................................................................................................................IX

Jochen Hoock, ParisEinleitung............................................................................................................................XI

Michael Jansen, AachenGrenzen und Stadt in der Indus-Zivilisation...................................................................XVII

Detlef Briesen, SiegenDie symbolischen Grenzen der Stadt.....................................................................................1

Detlef Franke, HeidelbergAmarna - Grenzen und Stadt im alten Ägypten..................................................................29

Wolfgang Kaiser, MarseilleDie Ambivalenz der Grenze. Grenzziehung und Sozialverhalten im Basler Raum in der frühen Neuzeit................................................................................49

Helmut Schneider, DüsseldorfEthnizität und ethnische Viertelbildung in Philippinischen Sekundärstädten........................................................................................57

Reinhard Dittmann, MünsterDie inneren und äußeren Grenzen der mittelassyrischen Residenzstadt Kar-Tukulti-Ninurta/Nord-Iraq..................................................................95

Karl Vorlaufer, DüsseldorfInnerstädtische Grenzen in Städten tropisch Afrikas: Tribalismus, Segregation und Integration im Rahmen des Urbanierungsprozesses...............................111

Henner von Hesberg, KölnReale und immaterielle Grenzen Roms und römischer Städte...........................................139

Reinhard Senff, BochumGruppen und Grenzen in der griechischen Stadt..............................................................151

Eckhard Pankoke, EssenKulturlandschaften im Ballungsraum: Grenzlinien, Netzwerke und Lernprozesse.............................................................................................175

AnhangListe der Teilnehmer und Tagungsprogramm...................................................................189

VI

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VORWORT

Die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Stadtkulturforschung legt in diesem Band die Ergebnisse ihres 2.Symposiums vor. Das im Jahr zuvor auf der Paderborner Tagung der Arbeitsgruppe beschlossene Thema"Grenzen und Stadt" wird hier in neun Studien abgehandelt, die chronologisch die Zeitspanne vom Beginndes 2. Jahrtausend v. Chr. bis in die Gegenwart abdecken und geographisch in Europa, Afrika und Asienangesiedelt sind.Grenzziehung ist der Versuch eine geordnete Welt zu schaffen. Gruppenbildung bei Mensch und Tierdefiniert sich über die Ausbildung von Grenzen, und sie erweist sich umso notwendiger je komplexer sozialeGebilde sind. Grenzen bestimmen die "Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft und zugleich auch dieGliederung der Bevölkerung und die Funktion des allgemein zugänglichen Raumes" (von Hesberg). Grenzenversichern Gruppen ihre Identität und markieren Unterschiede.Es liegt auf der Hand, daß der komplizierte Sozialkörper Stadt in besonderer Weise nach einer solchenOrdnung verlangt, nach realen und imaginären Grenzen, die die Stadt von dem sie umgebenden Landscheiden, sie in Unterbezirke gliedern und in ihr soziale Räume definieren. Die Stadt wird durch ihreäußeren und inneren Grenzen strukturiert und überschaubar gemacht, ja gerade die Definition einzelnerGruppen durch Grenzziehung ermöglicht deren Artikulation als Gruppe und damit die Kommunikation derGruppen untereinander. Die Kraft des Sozialkörpers Stadt erweist sich darin, inwieweit es ihm gelingt, dieoft sehr scharfen und schroffen inneren Grenzen - ökonomische Verhältnisse, Tribalismus, Ethnizität,Religion, Konfession u.a. - wenn nicht aufzulösen, so doch in einer Weise zu überwinden, durch die dieIntegration der Stadtbewohner zu einem einheitlich handelnden Ganzen erreicht wird.Die Stadt wird vom Beginn ihrer Geschichte an durch scharfe Grenzen charakterisiert. Deren Festsetzungist - besonders in der älteren Geschichte, im alten Ägypten, im alten Orient, in der Antike - ein traditions-setzender Akt, ein Akt der Memoria, wie es etwa die Königsinschrift des mittelassyrischen HerrschersTukulti-Ninurta I. aus dem 13. vorchristlichen Jahrhundert verdeutlicht (Dittmann). Grenzen orientieren sichan Traditionen, suchen sich historisch zu legitimieren, selbst wenn es sich dabei um "erfundene Tradition"handelt (vgl. etwa Eric Hobsbawm/Terence Ranger (Hg.), The Invention of Tradition, Cambridge 1983;auch Briesen in diesem Bd.). Erst die umfassende Urbanisierung unserer Tage, die über die alten Stadtkerneweit hinausgreift, und polyzentrische, verstädterte Agglomerationen und Regionen schafft, deren Gestaltdurch die Leitlinien von Stadtplanern, Kommunalpolitikern und Ökonomen ohne Berufung auf Traditionengestaltet werden, scheint zu einer Art posturbaner Entgrenzung zu führen (Pankoke).Die hier vorgelegten Studien können als Beiträge zu einer Diskussion aufgefaßt werden, die sich zur Zeit aufbreiter Basis auch in der auf die traditionelle europäische Stadt gerichteten vergleichenden geschichtlichenStädteforschung zu entwickeln beginnt. Das Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster zumBeispiel hat kurze Zeit nach dem Symposium der Arbeitsgruppe seine Jahrestagung 1995 dem Thema"Sondergemeinden und Sonderbezirke in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt" gewidmet undder Schweizer "Arbeitskreis für Stadtgeschichte" plant für 1996/97 zwei Konferenzen zum Thema "Ab-grenzungen - Ausgrenzungen in der Stadt". Das erweist die Aktualität der Fragestellung, die die Inter-disziplinäre Arbeitsgruppe für Stadtkulturforschung sich auf diesem Symposium vorgelegt hat.Das Symposium fand im Institut für vergleichende Städtegeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster statt. Es wurde organisatorisch vorbereitet durch die Mitarbeiter des Instituts, ins-besondere durch Dr. Heinz-Karl Junk, den am 22. Februar 1996 ein Unfalltod aus unserer Mitte gerissenhat.

Münster, im Mai 1996 Peter Johanek

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IN EIGENER SACHE

Am 20.11.1992 entschloß sich auf Anregung des Ministeriums für Wissenschaft und Forschungdes Landes Nordrhein-Westfalen eine Gruppe von Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen zurGründung der 'Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft Stadtkulturforschung' (IAS). In der dazuverabschiedeten Präambel heißt es unter anderem: "Es ist die Frage zu stellen, inwieweit 'Stadt' alstraditioneller Träger von Kultur dieser Aufgabe in unserer Zeit noch gerecht wird. Um diese Fragezu beantworten, ist es notwendig, 'Stadt' in ihrer historischen Bedeutung zu hinterleuchten. Weiter-hin ist die Frage zu stellen, ob es dem Phänomen 'Stadt' zugrunde liegende, von Zeit und Raumunabhängige Funktionen gibt (Max Weber), die sich in den jeweiligen zeitlich-räumlich abhängi-gen Formen wiederfinden können. Im Zusammenwirken kultureller Formen und prinzipiellerInhalte soll die Frage untersucht werden, ob und wie das Vergangene in die Zukunft wirken kann."Wie Jochen Hoock im Vorwort zum ersten Jahresband der IAS (1994) bereits bemerkte, ist eszumindest ein ungewohntes Unterfangen, themenbezogen 'Stadt' von den frühesten Kulturen desdritten Jahrtausend v.Chr. bis hin zu unserer Zeit abzuhandeln.Spätestens mit Abschluß der zweiten Tagung in Münster, deren Ergebnisse hiermit zugängiggemacht werden, hat sich der Sinn dieses Arbeitsansatzes voll bestätigt. Dabei war primäres Zielder Arbeitstagungen, die Arbeits- und Betrachtungsrichtungen zum Thema aus der Sicht derjeweiligen Disziplinen vorzustellen und die Ergebnisse ausführlich zu diskutieren. Das geschah mitden Themen 'Stadt und Macht' (Gastgeber Prof. Dr. J. Hoock, Prof. Dr. J. Jarnut, Dr. W. Kaiser,Historisches Institut, Universität Paderborn, 2.-4. Juli 1993) und dem in diesem Bericht vorgestell-ten Thema der Tagung vom 24.-26. Juni 1994 in Münster. Für die kommenden Jahre sind folgendeThemen vorgesehen: 'Stadtnetze' (Gastgeber Prof. Dr. J. Hoock, Université 5, Prof. Paravicini,Deutsches Historisches Institut, Paris, 1995), sowie 'Entstehung und Entwicklung von Metropolen'(Gastgeber Prof. Dr. B. Roeck, Historisches Institut der Universität Bonn, 1996). Es wird unserBemühen sein, die wesentlichen Ergebnisse der Diskussionsbeiträge in Zukunft mit zu veröffentli-chen.Das Jahrbuch ist über das Lehr-und Forschungsgebiet Stadtbaugeschichte, RWTH Aachen,Schinkelstr.1 52062, Fax 0241/8888298 oder über den Buchhandel zu beziehen. Diese und diefolgenden Ausgaben sind ebenfalls als CD-Rom erhältlich, sowie über das Internet(www.architektur.rwth-aachen.de/stadtbau/Ww/ias) abrufbar.

Michael Jansen(Sprecher IAS)

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Einleitung XIXI

JOCHEN HOOCK

GRENZEN UND STADT EINLEITUNG DER TAGUNG IN MÜNSTER, 24. JUNI 1994

1. VorbemerkungDer Begriff der "Grenze" hat, wie Alexander Demandt vor einiger Zeit gezeigt hat, vornehmlichterritoriale Konnotationen. Der deutsche Ausdruck, der im 13. Jahrhundert dem Slawischenentlehnt wurde, legt das ebenso nahe wie der sich etwa zur gleichen Zeit einbürgernde französischeBegriff "frontière", dessen Ableitung von "Front d'armée" die friedensichernde Funktion vonGrenzen noch deutlicher erkennen läßt. Wie das Englische kennt der französische Sprachgebrauchim Übrigen mehrere Ausdrücke für Abgrenzungen, die die herrscherliche Funktion der "Grenze" imeminenten Sinne nur noch unterstreichen, z.B. confins, marche, limite ... . Soweit Städte umgrenzteTerritorien bilden, partizipieren sie natürlich an diesem Vorgang territorialer Formierung. Konkret, das läßt sich leicht an der langwierigen Herausbildung der französischen Ostgrenzezeigen, spielen sie dabei sogar eine ganz entscheidende strategische Rolle. Trotzdem sind sie in fastjeder Periode der uns bekannten Geschichte zugleich Laboratorien zahlreicher anderer "Grenz-bildungen", die allerdings den funktionalen Zusammenhang aller denkbaren Abgrenzungen,Ausgrenzungen und Eingrenzungen, deren hegende und zerstörende Wirkungen geradezu imExperimentierstadium erkennen lassen. Deshalb haben wir sicher gut getan, im Falle der Stadt von"Grenzen" im Plural zu sprechen. Städte - wenn man sie phänomenologisch beschreibt, wie dasetwa der chilenische Philosoph Humberto Giannini getan hat - spielen offensichtlich mit einer Füllevon Grenzen, was erklären mag, daß sie häufig als der Schauplatz par excellence der Grenzüber-schreitung erscheinen. Die Grenzenlosigkeit Babels nimmt das im Übrigen archetypisch vorweg. Wie tief sich solche, z.T. unvordenkliche Wahrnehmungsmuster in das kollektive Bewußtseineingefressen haben, zeigen u.a. John M. Merrimans Untersuchungen zu den Vorstädten des 19.Jahrhunderts, auf die zurückzukommen sein wird. Zuvor möchte ich freilich kurz auf etwasherkömmlichere Probleme eingehen, die unser traditionelles europäisches Städtebild prägen.

2. Rechtliche und soziale AspekteNur wenige Städte endeten im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa, wie das vieleliterarische Bilder von der freimachenden Stadt wollen, unterhalb der Mauer. Ihre territorialeExistenz war in der Regel äußerst komplex und implizierte Arrangements, in denen sich rechtlicheund gesellschaftsbildende Momente überlagern. Heinrich Rüthing hat das in mustergültiger Weise in der Beschreibung der Feldmark Höxtersgezeigt, die rechtliche, funktionale (i.e. defensive) und ökonomische Kategorien verknüpft. Defacto und de jure ist es eine etwa 19 km lange, 20 bis 45cm tiefe Hecke aus Hainbuchen, Weiß-dorn und Brombeer, der sich ein Wall und zwei Gräben vorlagern, die das extramurale Gebiet derStadt Höxter ausgrenzen. Aber diese Ausgrenzung, die vornehmlich bestimmte Gerichtsrechtegarantierte, implizierte keine geschlossene Rechtshoheit, was den territorialen Status der Feldmark,besonders im Bereich des Wasserrechts komplizierte. Die gesamte konfigurative Struktur derFeldmark läßt sich, wie Rüthing es tut, nur in Begriffen beschreiben, in denen sich haus- undstadtwirtschaftliche, territoriale und sozio-ökonomische Aspekte (etwa bei den Pachtverhältnissen,als vertraglichen Rechts) überlagerten. Die Lokalisierung des Richtplatzes mit Rad und Galgen

XII Jochen HoockXII

gewinnt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung durch die beständige Überschaubar-keit der Feldmark.Die rechtliche Dimension des städtischen Raumes implizierte tatsächlich ganz generell dessenständige Aktualisierung, vornehmlich im Prozeß. Im Alltag der meisten frühneuzeitlichen Städtedeklinierten die Begehung, die einfache Beschau solche räumliche Wahrnehmungsmuster vomViertel, über die Straße bis auf die einfache Bude durch. Strittige Parzellen unter der Mauer, soweitdie Prozesse dokumentiert sind, zeigen häufig wie sich komplexe Nachbarschaftsverhältnisseentwickeln, die bisweilen formal dieselbe Rechtsqualität haben, wie sie die Streitereien mit einembenachbarten Territorialherrn in der Feldmark zu erkennen geben, während die Verwaltung vonWasserläufen, den organischen, richtiger: ökologischen Zusammenhang des räumlichen GebildesStadt (Rouen, Bologna etc. ) mit denselben Aspekten rechtlicher Durchsetzbarkeit, folglichjuristischer Abgrenzung in den Blick rückt.Wie eng der städtische Raum in der frühen Neuzeit über Ein- und Ausgrenzungen rechtlich undsozial integriert ist, zeigen darüber hinaus die inzwischen relativ zahlreich vorliegenden Analysenvon Brüchtenregistern, die häufig lange Zeiträume betreffen. Sie veranschaulichen, auf Hörweitedes Familienstreits, die strukturelle Streitbereitschaft, die den städtischen Raum gleichsam überZaun und Mauer strukturiert.

3. Vom Umgang mit der GrenzeDie rechtlichen Umgangsformen mit der Grenze antworten häufig auf einen vorgelagerten Ge-brauch von voluntaristischen oder unabweisbaren Grenzziehungen, die das Sozialverhalten urbanerBevölkerungen richtiggehend kanalisieren. Etienne Françoise hat dieses Problem vor nicht kurzerZeit am Beispiel Augsburgs unter dem Stichwort der "Unsichtbaren Grenze" thematisiert. Der Reiz dieser äußerst interessanten, soliden Untersuchung liegt für mein Empfinden in demnatürlicherweise nicht ganz vorurteilsfreien Blick von außen, der das Problem der Grenz-ziehung,zumindest kognitiv, steigert. Das geht nicht, wie mir scheint, ohne einige allzu irenische Aspekteab, die den deutschen Konfessionalisierungsprozeß gegenüber der problematischen französischenkatholischen Erneuerung des 17. Jahrhunderts allzusehr aufwerten. Diese perspektivische Bre-chung ist aber nicht nur von Nachteil. Sie sensibilisiert im Gegenteil den Autor für das Problem des"Umgangs mit Grenzen", das sich in Begriffen einer historischen Analyse eben nicht allein auf dieuns allen seit Martin Heckel vertrauten kirchen- und staatsrechtlichen Kategorien reduzieren läßt.Die Brechung eines more theologico / more politico geführten Diskurses in den rekonstruiertenSachverhalten demographischer Verhaltensmuster liefert völlig neue Kriterien für die Analyse derprozessualen Aspekte des Umgangs mit der Grenze im städtischen Raum. Gleichzeitig schließt sieweite andere Quellenbereiche heuristisch auf.Freilich wird unter diesen Prämissen jede Quelle gleichsam doppelt gelesen, aus jedem Faktum einIndikator. Hier könnte es reizvoll erscheinen, die kriterologischen Seiten der Schlußverfahren etwabei der Interpretation stratigraphischer Erhebungen mit denen topographischer oder sozialhistori-scher Art zu vergleichen, um die Stringenz der Interpretationsmuster zu testen. Für den Umgangmit innerstädtischen Grenzen haben wir dafür inzwischen für die frühe Neuzeit zahlreiche gründli-che Analysen, wie die von Arlette Farge oder Martin Dinges, zu Armut und Polizei, die rechtlicheund soziale Kriterien kreuzen. Wir wissen sehr viel weniger über die Realität des städtischenRaums im Rahmen munizipalen bzw. administrativen Ermessens, das die Handlungsperspektivealler Beteiligten einbezieht. Die wichtigsten Beiträge dazu sind sicherlich die Michael Sonenschers,die sich mit der Situation der Gesellen in der Stadt beschäftigten. Sie bauen Szenarien des Umgangsmit sozialen und innerstädtischen Grenzen auf, die sich der Reduktion auf allzu einfache Er-klärungsschemata entziehen. Die Moral- und Sozialstatistik des beginnenden 19. Jahrhunderts, die

Einleitung XIIIXIII

bisher weitgehend unausgewerteten Bestände philantropischer Vereine könnten dafür zahlreichesMaterial liefern...Wie dem auch sei - Phänomene, die sich zunächst nur über mittelbare Indikatoren erschließenlassen, führen damit auf jeden Fall auf anthropologische Fragestellungen, die in der vergleichendenStadtgeschichtsforschung bisher insgesamt eine eher geringe Rolle gespielt haben. Das gilt nicht,wie wir alle wissen, für die bedeutenden Untersuchungen zum 16. und 19. Jahrhundert aus derFeder anglo-amerikanischer Historiker. Es wäre deswegen umso reizvoller, zu wissen, ob sichsolche Zugriffe verallgemeinern lassen.

4. Reale und imaginäre GrenzenDie meisten und die erfolgreichsten Versuche städtische Segregationsprozesse zu interpretieren,zehren in der Tat von solchen Verallgemeinerungen, ohne sich das immer einzugestehen. Das giltfür die im 18. Jahrhundert äußerst erfolgreichen medizinischen Topographien, für Riehls und LePlays Interpretationsschemata oder die Anleihen der Schichtungstheorien des frühen 19. Jahr-hunderts bei der entstehenden Geologie und physischen Erdkunde. Der methodische und heuristi-sche Nutzen solcher Thesen besteht im Nachhinein gesehen zumindest darin, daß sie komplexereInterpretationsmuster geradezu herausfordern. Zu den neueren Versuchen den gesamten städtischen Raum unter der Fragestellung seines lang-fristigen sozialen Wandels zu untersuchen, gehört Jean-Pierre Bardets Arbeit über Rouen im 17.und 18. Jahrhundert, die den Untertitel "Les mutations d'un espace social" trägt. Daß Rouen nacheinigen heftigen Krisen im letzten Viertel des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts eher einelangsame Entwicklung kannte, macht diese vornehmlich demographische Untersuchung zugleichäußerst interessant und ihre Interpretation schwierig. Die völlige Entkoppelung des süd-östlichenViertels Martainville, das seit dem 14. Jahrhundert zu den aktivsten Industrievierteln der Stadtgehörte, bleibt besonders schwer zu erklären. Le Pecq de la Cloture gibt in seiner medizinischenTopographie der Normandie in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts eine beeindruckendeSchilderung des Zustand des Viertels: qui est rempli d'un Peuple, qu'on croiraitétranger au climat de Rouen. Les hommes etles femmes y ont des habitudes à peu prés uniformes fréquentant ensemble les cabarets,boivent beaucoup d'eau de vie: ils sont mal colorés, ont la peau basanée, noire, sont maigreset annoncent assez la misère qui règne dans leurshabitations humides et malpropres.Die Unterschichten sind bis in ihren Körper durch die Situation eines Stadtviertels gezeichnet, dieam Ende des Jahrhunderts einer Aufgabe des Viertels gleichzukommen schien. Bardet interpretiert diesen Sachverhalt vornehmlich vor dem Hintergrund makro-ökonomischerEntwicklungen, die die ländliche Protoindustrie und die manufakturiellen, vorindustriellen Vororteder Stadt, wie sie Arthur Young in seinem Reisetagebuch beschrieben hat, begünstigen. Dasstädtische Schicksal scheint eng mit den allgemeinen Entwicklungstrends der Gesamtgesellschaftverknüpft. Ohne Bardets Interpretation völlig auszuschließen, hat eine Pariser Magisterarbeitgezeigt, daß paradoxerweise das sozialfürsorgliche Interesse der Stadt an dem Niedergang desViertels nicht ganz unbeteiligt war. Um der hungernden und arbeitslosen Bevölkerung aufzuhelfen,wurde sie am Bau einer Umgehungsstraße beteiligt, die das Viertel einer wachsenden sozialenKontrolle unterwarf und schließlich verkehrstechnisch isolierte. Eingriffe in das hydrographischeNetz des alten Färber- und Gerberviertels unterblieben, das Viertel verkam, während sich innächster Nähe die Lager und Geschäfte von Verlegern ausbreiteten, die die freigesetzen Arbeits-

XIV Jochen HoockXIV

kräfte eines unzünftigen Milieus auszunutzen verstanden.M.a.W. städtische Phänomene lassen sich nicht von einander überkreuzenden Intentionen, planeri-schen Absichten und Projektionen lösen. Die Stadt ist in Wirklichkeit der Ort par excellence, indem sich so etwas wie eine zu Stein gewordene Intersubjektivität beobachten läßt. Jean-ClaudePerrots Plädoyer für eine "Hermeneutik des städtischen Raums" setzt an eben dieser Beobachtungan. Zum Teil eingelöst hat dieses Programm der amerikanische Stadthistoriker John M. Merriman inseiner gerade in französischer Übersetzung erschienenen Untersuchung über französische Vorstädtezwischen 1815 und 1870. Merriman liefert eine eindrucksvolle, erschreckende Blütenlese derProjektionen, die die Wahrnehmung der Vorstädte strukturieren und die militärischen Berichteunabläßlich zu den Fragen der Beherrschbarkeit der Situation, ggf. unter dem besten Schußwinkel,zurückkehren lassen. Aber diese kognitive Grenze hat reale Entsprechungen, die sich in derKonkurrenz des kleinen Handwerks in Beziehungen von Angesicht zu Angesicht ausdrücken undhäufig im Handgemenge enden. Umgekehrt zeigt die systematische Untersuchung der zahlreichenSituationen quer durchs Land, welche Bedeutung den Versuchen beikam, in den Vorstädten neueKirchen zu bauen, Schulen und Lesezirkel einzurichten. Allen Projektionen zum Trotz bezeichnetedie Grenze zwischen Stadt und Faubourg offensichtlich noch eine, wenn auch häufig beängstigendeNachbarschaft, für die sich die "Grenze" noch als "offene Grenze" verstehen ließ, deren bisweiligeÜberschreitung im Übrigen zu den Selbstversicherungsstrategien der städtischen Bourgeoisiegehörte.

5. Zusammenfassung und SchlußDie Spannung zwischen Grenze und Grenzüberschreitung läßt sich nicht von der Endeckung derGroßstadt zum Ende des 18. Jahrhunderts trennen, auch wenn sie als solche viel älter ist. HogarthsBild der Londoner Zustände fixiert zum ersten Mal, was im kommenden Jahrhundert den Romander Stadt wie einen roten Faden durchzieht. In Deutschland gibt Lichtenberg davon in einem Briefan Ernst Gottfried Baldinger v. 10. Jänner 1775 ein überscharfes Bild, das die Schnittstellezwischen die Individuen auf der Straße legt. "Man wird alle 19 Schritte angefallen, zuweilen von Kindern von 12 Jahren, die einem gleichdurch die Anrede die Frage ersparen, ob sie auch wüßten was sie wollten. Sie hängen sich an einenan, und es ist oft unmöglich von ihnen los zu kommen, ohne ihnen wenigstens etwas zu schenken.Sie packen einen zuweilen auf eine Art an, die ich Ihnen dadurch deutlich genug bezeichne, daß ichsie Ihnen nicht sage. Dabei sehen sich die Vorbeigehenden nicht einmal um, da ist liberty undproperty."

Einleitung XVXV

LiteraturhinweiseGIANNINI, Humberto : La "Réflexion" quotidienne. Vers une archéologie de l'expérience, Préfacede Paul Ricoeur, Paris 1992.MERRIMAN, John: French cities in the 19th century, London 1982RÜTHING, Heinrich: Höxter um 1500, Analyse einer Stadtgesellschaft, Paderborn 1986FRANÇOIS, Etienne: Protestants et catholiques en Allemagne. Identité et pluralisme - Augsbourg,1648-1806, Paris 1993 (dt. Ausgabe unter dem Titel: Die unsichtbare Grenze. Protestanten undKatholiken in Augsburg, 1648-1806, Sigmaringen 1991 (Abhandlungen zur Geschichte der StadtAugsburg, 33)DINGES, Martin: Stadtarmut in Bordeaux (1525-1675), Bonn 1988SONENSCHER, Michael: "Work and Wages in Paris in the 18th century", in: Manufacture andfactory in Town and Country before the factory, hg. v. M. Berg et al., Cambridge 1983BARDET, Jean-Pierre: Rouen au XVIIe et XVIIIe siècles, Les mutations d'un espace social, Paris1983, 2 Bde.DUCASSE, Frédérique: Urbanisme et structures sociales à Rouen (XVIIe-XVIIe siécles), Mémoirede Maîtrise Paris 7, 1994 (Typoskript)PERROT, Jean-Claude: Génèse d'une ville moderne: Caen au XVIIIe siècle, Paris 1975, 2 Bde.

XVI Jochen HoockXVI

Grenzen der Stadt in der Indus-Zivilisation XVII

1. Siehe hierzu etwa Jansen, M. 1993c

2. Mughal, R. 1971

3. Early- mature harappan

4. Auch die neueste Entdeckung, Kotada (Dholavira), auf der Insel Kutch ist flächenmäßig kleiner.

MICHAEL JANSENGRENZEN UND STADT IN DER INDUS-ZIVILISATION

Festvortrag am 24.6.1994 im Historischen Seminar der Universität MünsterZusammenfassung

Allgemeine EinführungUnter 'Indus Zivilisation' wird, vereinfacht ausgedrückt, die Phase der Harappa-Kultur (reife1

Harappa-Kultur) im Nordwesten des Indischen Subkontinents verstanden, die etwa zwischen 2500und 2000 v. Chr. durch die Existenz einer Schrift bestimmt war.War das erweiterte Industal zur Zeit der frühen Harappa-Kultur in der ersten Hälfte des dritten2

Jahrtausend bereits durch die materiellen Hinterlassenschaften der Kot-Diji-,Amri-, Sothi- undHakra-Kultur vor allem in seinen Randgebieten als Siedlungsgebiet identifiziert, so scheint eineintensive Ausdehnung über diese Grenzen hinaus zur Zeit der Indus-Zivilisation stattgefunden zuhaben. Offensichtlich die Berge Baluchistans westlich des Indus sowie die Wüste Thar östlich desIndus meidend, wurden in kurzer Zeit im Osten die geographischen Räume des Indus-YamunaDoab nordöstlich des Indus und südöstlich, in Fortsetzung des 'Eastern Nara' (Ghaggar Hakra)Inseln im 'Runn of Kutch' sowie die Halbinsel Saurastra besiedelt. Westlich des Indus ist bishereine Ausdehnung lediglich entlang der Makranküste zu beobachten. Die harappazeitliche SiedlungShortugai (H.P Francfort) im heutigen Badakhshan, ca. 600 km von der nächst näheren Siedlungim Punjab entfernt, stellt bis heute ein isoliertes Einzelphänomen dar. Zur Zeit der größten Aus-dehnung umfaßte die Indus-Zivilisation mit bisher über tausend identifizierten Siedlungen mehr alseine Million Quadratkilometer besiedelter Fläche. Der Entwicklungsprozeß von der frühharappa-zur reifharappazeitlichen Phase (Indus-Zivilisation) ist unter anderem geprägt von der außer-3

ordentlichen Flächenzunahme einiger Siedlungen, von denen Mohenjo-Daro mit mindestens 100Hektar die größte ist.4

Grenzen des SiedlungsraumesDie Verteilung materiell ähnlicher Hinterlassenschaften über einen geographischen Raum definiertnach allgemeiner Auffassung in der Vorgeschichte auch den Raum eines Kulturphänomens. Fürdas Industal ist die Frage zu stellen, was seit dem ausgehenden vierten Jahrtausend, durch Mehr-garh VI, Amri I, Kot Diji und Hakra bestimmt, geschah. Die verschiedenen Siedlungszonen derjeweiligen Kulturen sind bereits 1971 hinreichend von R. Mughal zum ersten Mal bestimmtworden. Auch die neuesten Grabungen in Harappa (M. Kenoyer, R. Meadow) sowie die Grabun-gen in Nowsharo (J.-F. und K. Jarrige) haben kein klareres Bild als bisher bekannt von der schluß-endlich maßgebenden Entwicklung der späten frühharappazeitlichen zur frühen reifharappa-

Michael JansenXVIII

5. Untersuchungen zu Ägypten und Mesopotamien weisen in eine ähnliche Richtung: Nicht alleine die Fruchtbarkeitder alluvialen Täler, sondern auch das neue Transportmedium war für die sprunghafte Entwicklung (Expansion!Kommunikation über weite Entfernungen, Schrift usw.) verantwortlich.

zeitlichen Kultur aufzeichnen können: Nirgendwo konnte bisher jene wahrscheinlich kurze Tran-sitphase des Innovationsschrittes hin zur ersten Anwendung der Schrift und der Nutzung der soperfekt hergestellten Siegel, zur regelmäßigen Einbringung der zylindrisch gemauerten Brunnensowie des gesamten Wasserluxus usw.

Abb. 1: Zitadellbereich mit erhöhter Plattform

nachgewiesen werden. Mit der vergleichsweise riesigen Stadt Mohenjo-Daro, offensichtlich mithöchster Ingenieurkunst auf künstlichen Plattformen inmitten des aktiv alluvialen Industalserrichtet, stellt sich die Indus-Zivilisation machtvoll dar (Abb.1). Vergleichende Untersuchungenzur Siedlungsstruktur weisen diese Stadt als das Zentrum aus, über das die Indus-Zivilisation inihrer gewaltigen Ausdehnung bis hin zu den peripheren Siedlungen gesteuert wurde. Dabei scheintdie nun intensive Nutzung der Wasserwege von primärer Bedeutung gewesen zu sein. Die 'urbaneRevolution' Child'scher oder auch Witfogel'scher Prägung wurde - zumindest im Industal -5

offensichtlich durch die Verlagerung vom Landtransport auf den Wassertransport mitverursacht. Damit ist eine klare Zentrum-Peripherie Relation definiert, die sofort die Frage nach der 'Grenze','Begrenzung' zur Folge hat. Damit wird innerhalb des Entwicklungsprozesses die Phase derAusdehnung angesprochen, ohne die der vorhergehenden Energie-Konzentration, notwendig zurEinleitung dieses Phänomens, angesprochen haben zu können. Expansion setzt Eindringen infremde Räume voraus. Bisher ist völlig unerforscht, was in den Expansionsräumen der Indus-Zivilisation vor der Expansion existierte und wie die Expansion vor sich ging. Welche Motivationbestand zu diesem Vorgehen jener 'Indus-Leute', wie homogen waren sie als Gruppe? Woher kamdie Population zur Besiedlung von mehr als 1000 Siedlungen, von denen die größeren über 10.000Einwohner zählen konnten?

Grenzen der Stadt in der Indus-Zivilisation XIX

6. Bisher gibt es noch keine Untersuchungen zu möglichen Diffusionen materieller Erzeugnisse im 'Nicht-Indus-Zivilisationsgebiet' (jenseits der Grenzen). Man weiß nicht, welche Kulturen sich dort befanden und ob Beziehungenexistierten.

7. Diese Absicherung geschieht bis heute, da Invasionen immer von Westen erfolgten (Veder (Arier?), Hunnen,Mahmud von Gazni, Moghuln etc.).

Greg Possehl bezeichnete in einem seiner Aufsätze Lothal als Tor-Stadt (gate way town) undsprach damit das Problem der Grenze, das Problem von Innen und Außen an. Welche Funktionenhatten Grenz-Tor-Städte? Zum westlichen Bergland Baluchistans hin wissen wir, daß Siedlungenin den auslaufenden Flußtälern (etwa Gaj Naig) Verteidigungscharakter aufweisen, ebenso wie dieMakransiedlungen Suktagen Dor und Sotka Koh. Grenzsiedlungen nach Osten dagegen scheineneher jenen 'Tor'-Charakter gehabt zu haben, der durchaus auch mit Handel verbunden gewesen seinmag. Auch wurde bisher nicht untersucht, ob sich 'Nicht-Indusleute' in Indus-Siedlungen auf-6

hielten; Berichte etwa über Keramik erwähnen nur die harappazeitlichen Anteile.

Aus den bisher äußerst geringen Informationen zu den Siedlungsgrenzen der Indus-Zivilisationscheinen jedoch schon folgende Aussagen möglich:

- Grenzen scheinen in verschiedenen Zonen verschieden ausgebildet gewesen zu sein.Während man sich im süd-westlichen Grenzgebiet hin zu den Bergen eher nach außen(gegen die Berge) absichern wollte, sind die westlichen Täler der Kachhi-Ebene, des7

Gomals sowie des Bannu integriert, ja wirtschaftlich intensiv genutzt. Allerdings findet hierüber die Täler hinaus auch nicht die systematische Einbeziehung der Bergregionen statt.Handelswege nach Quetta und weiter nach Westen sind zwar offen, werden aber zur Zeitder Indus-Zivilisation kaum noch genutzt; der Seeweg entlang der Küste war offensichtlichsicherer und bevorzugt. Der Handelsweg, vermutlich über den Khaiberpaß nach Shortugai,Badakhshan und weiter nach Zentralasien ist völlig unerforscht.

- Die östlichen Grenzen scheinen transparenter gewesen zu sein. Hier sind Expansions-bewegungen sowohl nordöstlich in Richtung Ganges als auch südöstlich nach Saurastra zubeobachten. Eine klare Siedlungsgrenze ist nicht zu beobachten, die Indus-Zivilisationscheint vor allem im Norden in die östlichen Gebiete zu diffundieren.

Weitere Forschung ist notwendig, etwa zur Siedlungstypologie aber auch zur Zusammensetzungdes Assemblage (etwa: Existenz harappa-fremder Produkte) in Grenzorten, um das Thema 'Stadtund Grenze' im Sinne von 'Siedlungsraumgrenze' konkreter zu fassen.

Grenze und StadtEtwas besser zeigt sich das Bild bei der Abhandlung 'Grenze und Stadt' im Verhältnis zur eigentli-chen Siedlungsbegrenzung.Spätestens mit Stuart Piggott (1945) zeichnete sich ein Bild homogener Stadtformen ab, das spätervon Mortimer Wheeler in extenso propagiert wurde (1953). Der Vorstellung städtischer Formenmit einer Zitadelle im Westen und einer Unterstadt im Osten ist man lange Zeit gehorsam gefolgt.Sie könnte auch für einige Siedlungen zutreffen wie Mohenjo-Daro, und Kalibangan. Für Dholavi-ra (auch für Lothal) trifft sie nicht zu. Hier befindet sich ein erhöhter Bereich innerhalb eines

Michael JansenXX

8. Kenoyer meint, ein Stück der Stadtbefestigung ca. 100 m nördlich der Zitadelle gefunden zu haben (persönlicheMitteilung).

9. Terminus von Mortimer Wheeler eingeführt, der darin eine militärische Anlage sah. Dieser Ansatz ist nicht weiterbelegbar.

befestigten Siedlungsquadrats. Seit neuestem wird sie für Harappa (M. Kenoyer) in Frage gestellt.8

Die äußere Grenze reifharappazeitlicher Siedlungen ist, soweit bisher feststellbar, immer eine(angenähert) orthogonale (romboide) Einfassung, meist als Einfassungsmauer ausgebildet. Sied-lungen der Kot-Diji Zeit mögen ebenfalls eingefaßt gewesen sein (Harappa (frühharappazeitlichunter Zitadelle)? Kot Diji). Eine genaue Abgrenzung hin zum regelhaften Vorkommen vonSiedlungseinfassungen von der frühen Harappazeit zur reifen Harappazeit ist derzeit noch nichtuntersucht.In Mohenjo-Daro erfolgte die Einfassung zweifelsfrei durch die Errichtung gewaltiger Erd-Unter-bauten, von Lehmziegelfassungen gehalten und vermutlich außen durch Ziegelsteinschürzengeschützt. Berechnungen haben ergeben, daß allein für die Errichtung der 'Zitadelle' 400.000Kubikmeter Erde bewegt werden mußten (Abb.1). Für die 'Unterstadt' mußten mindestens weitere3 Millionen Kubikmeter zu einer künstlichen Plattform geformt werden. Im Abwesenheit natürli-cher Erhebungen nahe dem Indus am Siedlungsort Mohenjo-Daro war der Bau von künstlichenPlattformen notwendig, um Siedeln nahe dem Indus über längere Zeiträume zu ermöglichen:Jährlich trat der Indus bis zur ersten Eindeichung durch die Engländer im späten 19. Jh. über dieUfer und überschwemmte das untere Industal kilometerweit nach Eintreten der Schneeschmelze imHimalaja ab Juli für mehrere Monate. Mohenjo-Daro war somit jährlich, sollte es Dammstraßennicht gegeben haben, nur mit dem Boot erreichbar, was wohl nicht unbeabsichtigt war, da der Indusja das Verkehrsrückrat der Zivilisation bildete.Bodenbohrprofile haben eindeutig gezeigt, daß derTon (Silt) zur Errichtung der Plattformen und zur Herstellung der Ziegel aus der unmittelbarenUmgebung der Plattformen stammte. Das Volumen des Aushubs zur Errichtung der Plattformengenügte, um Gräben von 50 Metern Breite und 5 Metern Tiefe entstehen zu lassen. Nach Rück-gang der jährlichen Fluten blieben diese Aushubbereiche wassergefüllt. Es ist zu vermuten, daß dieBegrenzung der Siedlungsbereiche somit aus einem geschlossenen Wassergraben und einer sich ca.5 Meter über die Ebene erhebenden Plattform bestand. Der Wassergraben muß im Norden undSüden, wo die großen Straßen der innerstädtischen Erschließung endeten, durch auf das Niveau derEbene herunter führende Rampen unterbrochen gewesen sein. Überbrückungen sind vor demHintergrund der bisher bekannten Bautechnologie nur schwer vorstellbar. Die derartige Be-grenzung des städtischen Siedlungsraums mag die hohe Siedlungsdichte der Häuser erklären, wiesie archäologisch nachweisbar ist.Die großen Nord-Südachsen etwa der First Street und das Fehlen von signifikanten Ost-Westachsenunterstützt den hochbegrenzten Zugang. Die Unterteilung in eine 'Zitadelle' und 'Unterstadt' ist9

unabhängig von der Problematik der Begrifflichkeit insofern signifikant, als er offensichtlichexistiert. Tatsächlich befindet sich auf der 'Zitadelle' Sonderarchitektur wie das 'Große Bad', der'Kornspeicher' und die 'Versammlungshalle' (Abb.2). Auch weisen hier die Brunnen im Durch-schnitt einen viel größeren Durchmesser auf (dafür sind es auch weniger). Nimmt man etwa dieSiegel oder die Terrakottafigürchen als Zeichen für Signifikanzen, so finden sich hier im Durch-schnitt viel weniger Objekte als in der 'Unterstadt', das Verhalten ist also, linear betrachtet, imVerhältnis zur Architektur gegenläufig. Trotzdem ist die Ausgrenzung dieses Bereiches zusammenmit den Attributen 'zusätzliche Erhöhung' und 'Sonderarchitekturen' als etwas Besonderes zuinterpretieren, nur sind derzeit weder besondere weltliche noch sakrale Machtkomponentenfeststellbar. Unter der Annahme der Wasserverehrung (Nutzung des Wassers für rituelle Waschun-

Grenzen der Stadt in der Indus-Zivilisation XXI

gen) wäre das 'Große Bad' besonders hervorzuheben.

Abb. 2: Mohenjo-Daro, Zitadellbereich

Im Bereich der Unterstadt könnten (Sozial)-Grenzen in Form von Gruppenbindungen erkanntwerden, kleinere Hauskluster, die sich um ein jeweils größeres gruppieren. Interpretiert mansimplifizierend großes Haus = reiche Leute, kleines Haus = arme Leute, so ergeben sich Sozialmu-ster, die dahingehend gedeutet werden könnten, daß ohne monotone Bereichsgewichtung (etwa:Osten reiche Leute etc) Sozial- (Ökonomie?)-Kluster über die 'Unterstadt' verteilt waren. Einsolcher Ansatz müßte durch erweiterte Untersuchungen zu den Kleinfunden, Zugang zu Brunnenetc. gestützt werden und könnte Aufschlüsse über das Sozialverhalten vermitteln.Ohne Zweifel ist auch die Indus-Zivilisation und ihre Siedlungen mit einer reichen Schichtung von'Grenzen' versehen. Vor dem Hintergrund archäologischer Quellenlagen, wie wir sie hier vorfinden,sind differenzierte Aussagen kaum möglich. Das vorhandene Material könnte jedoch bei ent-sprechender Fragestellung weitmehr erschlossen werden.Dazu ist jedoch - mal wieder - mehr Forschung notwendig.

Michael JansenXXII

Literatur

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Grenzen der Stadt in der Indus-Zivilisation XXIII

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XXIVXXIV

Die symbolischen Grenzen der Stadt 11

1. Siehe Express vom 20.4.1994.

2. Ebenda.

3. G. Simmel, Soziologie. Untersuchung über die Formen der Vergesellschaftung, Leipzig 1908, S.615. Dabei leugnetSimmel selbstverständlich nicht grundsätzlich die Bedeutung des chorischen Raumes. Zum Ausdruck kommt hier ehereine Auffassung über Umweltdetermination, die seit Franz Boas 'Possibilismus' genannt wird.

DETLEF BRIESEN, SIEGEN

DIE SYMBOLISCHEN GRENZEN DER STADT-STÄDTISCHE IDENTITÄTSKONSTITUTION AM BEISPIEL DER ZWILLINGSSTADT

DÜSSELDORF-KÖLN IN DEN LETZTEN ZWEI JAHRHUNDERTEN

"BAP-Konzert mit Toten Hosen", so titelte kürzlich das Köln-Düsseldorfer Boulevardblatt "Ex-press". Während eines Konzertes des Kölner Altrockers Wolfgang Niedecken waren auch die1

Düsseldorfer, zur Zeit wahrscheinlich die erfolgreichste Musikformation der Republik, aufgetreten.Gleichsam zur Revanche für die 'Hosen'-Titel 'Ich bin froh, daß ich kein Kölner bin' und 'Kölner'(frei nach Herbert Grönemeyer) trug Niedecken bei dieser Gelegenheit seine - selbstverständlich'anti-Düsseldorfer' - Version des 'Hosen'-Hits 'Tausend gute Gründe' vor. In einem später zumregionalen Dauerthema Köln-Düsseldorf geführten Interview erklärte Niedecken: "Wer dasbierernst nimmt, hat die Sache nicht kapiert. Darüber gibt es natürlich auch echt schlechte Witze -die Hosen machen gute." 2

Ob nun bierernst oder nicht, die Witze zum Thema verweisen auf einen sozialen Tatbestand voneiniger Tragweite und Bedeutung, der des weiteren im Mittelpunkt der Betrachtung stehen soll: aufden Versuch, in einem polyzentrischen urbanen Ballungsgebiet - der Rhein-Ruhr-Konurbation mitihren acht bis vierzehn Millionen Bewohnern, zu dem beide Städte gehören - den Überblick zubehalten, Grenzen zu setzen. Um diese Funktion der Grenze, die Grenze mithin als eine kognitiv-emotionale Orientierungsleistung, soll es im folgenden unter einem langfristigen Blickwinkelgehen. Denn Niedecken und die 'Hosen' haben in ihrem Spiel mit den Stereotypen zu und Gegensät-ze über die beiden Städte, die kaum mehr als 30 Kilometer voneinander entfernt liegen, zumAusdruck gebracht, was Georg Simmel beinahe 100 Jahre zuvor in einer wissenschaftlichenZugriffsweise so formuliert hat: "Nicht die Form räumlicher Nähe oder Distanz schafft die besonderen Erscheinungen derNachbarschaft oder Fremdheit, so unabweislich dies scheinen mag. Vielmehr sind auch diesrein durch seelische Inhalte erzeugte Tatsachen, deren Ablauf zu ihrer Raumform in keinemprinzipiell andern Verhältnis steht als eine Schlacht oder ein Telefongespräch zu der ihrigen -so zweifellos auch diese Vorgänge sich eben nur unter ganz bestimmten Raumbedingungenverwirklichen können. Nicht der Raum, sondern die von der Seele her erfolgende Gliederungund Zusammenfassung seiner Teile hat gesellschaftliche Bedeutung."3

Angelehnt an dieses aktuelle Beispiel soll daher im folgenden - bei gleichsam konstanter räumli-cher Distanz - nach den Modifikationen und Wandlungen des Verhältnisses zwischen den beidenStädten in bezug auf die jeweiligen Grenzziehungen und Selbstthematisierungen gefragt werden.Kernthese ist dabei, daß es sich bei der oben angesprochenen, gegenläufigen 'identification of aplace' nicht um ein vormodernes Relikt handelt, sondern um eine relativ junge 'Errungenschaft';

22

4. Als ausgezeichnete Einführung unter diachroner Perspektive: J. Reulecke, Das Berlinbild: Was ist Imagination, wasist Wirklichkeit? in: G. Brunn/ J. Reulecke, Berlin... Blicke auf die deutsche Metropole, Essen 1989, 251-263, sowieim selben Band: R. Geipel, Das Image von Städten: München das neue Berlin? 147-177, (vor allem 156ff.). Ausgeografischer Sicht: R. Geipel, Münchens Images und Probleme, in: München, ein sozialgeographischerExkursionsführer, (= Münchner Geographische Hefte 55/56, 1987). Siehe ebenfalls: M. Bienert, Die eingebildeteMetropole, Berlin im Feuilleton der Weimarer Republik, Stuttgart 1992, und: D. Briesen, Berlin - die überschätzteMetropole, Über das System der deutschen Hauptstädte von 1850 bis 1940, Bonn/ Berlin 1992, siehe ebenfalls: G.J.Ashworth, J.E. Tunbridge, The Touristic-Historic City, London 1990.

5. Siehe vor allem: J. Reulecke, Geschichte der Urbanisierung in Deutschland, Frankfurt 1985.

6. Von großer Bedeutung und Einfluß: H. Häußermann/ W. Siebel, Neue Urbanität, Frankfurt 1987, 22- 32, W.Prigge (Hg.), Die Materialität des Städtischen, Stadtentwicklung und Urbanität im gesellschaftlichen Umbruch, Basel1987.

mithin um eine neuartige Form gesellschaftlicher Differenzierung, die wir eher als Folge derDekorporierung durch die Moderne (und der Zeit nach dieser), denn als vormodernes Relikt be-greifen sollten. Images, Leitbilder und Stereotypen haben - so eine vielleicht empirisch noch nichtgenügend abgesicherte These - in diesem Prozeß weitgehend rechtliche und soziale Kriterienersetzt: Die Einebnung von 'faktischen' Grenzen hat zur Errichtung neuer, 'symbolischer' geführt.4

Diese heutige Form gesellschaftlicher Strukturbildung, wie sie am Beispiel eingangs vorgeführtwurde, verweist daher auf tiefgreifende Prozesse der Dehierarchiesierung und Neuformation dergesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit. Dieser Prozeß soll des weiteren dadurch erhelltwerden, daß in einer Längsschnittbetrachtung einige Aspekte des Verhältnisses zwischen den bei-den feindlichen Schwestern im Rheinland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ermittelt werden.Dabei wird selbstverständlich versucht, den oben bereits erwähnten Bierernst zu vermeiden, obwohldas Thema ernsthafter ist, als man vielleicht zunächst vermuten wird: Überkommene Stereotypenund tradierte Grenzen können überlokale, regionale Zusammenarbeit, deren Bedeutung voraus-sichtlich weiter zunehmen wird, behindern oder sogar blockieren. Allerdings wird auch das Bier,wie in einem Aufsatz über Aspekte 'deutscher' und speziell 'rheinischer' Identität kaum anders zuerwarten, noch eine wichtige Rolle spielen.

1. Einleitende BemerkungenDie historisch-sozialwissenschaftliche Forschung hat sich mit Phänomenen, wie sie oben skizziertwurden, noch nicht befaßt. Im Mittelpunkt des Interesses an Urbanismus und der urbanen Identitätstanden vielmehr vor allem zwei Fragenkomplexe: zum einen zum Urbanismus als Kernbestandteilsozialer und kultureller Normen und Rollen und zum anderen Fragen zu Charakteristika sowie der5

Erhaltung der Qualität des städtischen Lebens durch Schutz der 'bebauten Umwelt' in der Stadt. 6

Allerdings ist es offensichtlich, daß diese beiden Forschungslinien, so bedeutsam sie ohne Zweifelsind, das Problemfeld städtischer Identität nicht vollständig erfassen. Denn auch die Spezifika undCharakteristika einzelner Städte oder des Städtischen im allgemeinen sind selbst Ergebnissesoziokulturellen Handelns und Kommunikation. Diese Feststellung führt uns mithin zum bisherweitgehend unbeachteten Phänomen der sozialen Konstitution städtischer Identität überhaupt wieauch der Einzigartigkeit einzelner Städte. Auch das, was als typisch und einmalig an einer Stadtgilt, ist das Ergebnis eines sozialen Prozesses. Beide obengenannten Aspekte des Urbanismus -Rollen bzw. Normen und bauliche Qualität - sind also entscheidend von Stereotypen, Phantasienund Images zur städtischen Umwelt beeinflußt. Um genauer zu sein: Stadt- und Metropolen-phantasien, grundlegende Modelle und Wertvorstellungen über die städtische Umwelt, Leitbilderder Stadtentwicklung, Mental Maps gesamter Städte oder Stadtteile, sie alle sind wichtige Fakto-

Die symbolischen Grenzen der Stadt 33

7. Der Sozialgeograph Peter Weichhart unterstützt diese Betrachtungsweise dadurch, daß er verschiedenartigeBedeutungen des Begriffes 'räumliche Identität' herausarbeitet. Nach Weichhart bedeutet städtische Identität zumeinen, einen Ort zu identifizieren im Sinne eines 'identifying a place'. Zum anderen meint städtische Identität aberauch den sozialen Tatbestand, den Graumann als 'being identified/ or even/ identifying with one's environment (city,quarter, region etc.)' bezeichnet hat. In diesem Essay wird daher das Hauptaugenmerk auf jenes 'identifying a specificenvironment' gerichtet; die Untersuchung soll sich also auf einzelne Aspekte von Autostereotypen beziehen, nichtjedoch auf eine weitere Bedeutung von 'räumlicher Identität', die Graumann als 'being identified by someone else'bezeichnet hat. Vgl. P. Weichhart, Raumbezogene Identität, Bausteine zu einer Theorie räumlich-sozialer Kognitionund Identifikation, Stuttgart 1990, 14. Weichhart rekurriert stark auf: C.F. Graumann, On Multiple Identities, in:International Social Science Journal 35, 1983, 309-321.

8. R.M. Downs/ D. Stea, Maps in Mind, Reflections on Cognitive Mapping, New York 1977, 103, dies istselbstverständlich das Standardwerk zu den Mental Maps. Immer noch von einiger Bedeutung: R.M. Downs/ D. Stea(Hg.), Image and Environment, Chicago 1973. J.R. Gold, An Introduction to Behavioural Geography, Oxford 1980,D. Pocock/ R. Hudson, Images of the Urban Environment, London 1978, W.H. Ittelson (Hg.), Environment andCognition. New York 1973, P. Gould/ R. White, Mental Maps, Harmondsworth 1974.

9. Vgl. P. Reuber, Heimat in der Großstadt, Eine sozialgeographische Studie zu Raumbezug und Entstehung vonOrtsbindung am Beispiel Kölns und seiner Stadtviertel, (= Kölner Geographische Arbeiten 58, Köln 1993), 117.

ren, die Wahrnehmung und Verhalten, städtische Erfahrungen und damit Urbanismus jedwederForm überhaupt erst konstituieren. In toto ist städtische Identität daher zumindest zum Teil das7

Resultat auch sozial konstruierter kultureller Fiktionen, die nur mittelbar mit den Elementen der'wirklichen' Wirklichkeit verknüpft sind: Sprachspiele im Sinne Wittgensteins, die es gestatten, die'wirklichen' Elemente der Stadt wahrzunehmen, zu interpretieren und zu gestalten. Diese 'Spiele'sind jedoch, da es sich bei ihnen um wichtige Mittel handelt, um menschliche Orientierung zuermöglichen, weder nutzlos noch überflüssig. Dies betonen auch die sozialpsychologischen For-schungen zu räumlichen Orientierungsleistungen, die mit dem Terminus des Kognitiven Kartierensoperieren:"These shared cognitive maps are a pot pourri of fact and fiction, truth and distortion, bro-adminded views and prejudice. They form part of the common currency of expression in aculture and lie at the heart of much popular written and verbal communication."8

Wenn also städtische Identitäten Resultate soziokultureller Prozesse sind, so läßt sich daher nachden sozialen Wurzeln derselben fragen. Offenkundig stammen auch die Grenzen, so wie sie hierinteressieren, aus dem hegemonialen Wissenssystem, das vorrangig von Eliten bestimmt wird. Allesozialwissenschaftlichen Studien zum Thema haben gezeigt, daß wir kaum mit Images undStereotypen rechnen dürfen, die ‘von unten’ stammen. Auch die Grenze der Stadt wird 'von oben'bestimmt. In Abwägung der tiefen soziokulturellen Determiniertheit städtischer Stereotype undImages hat der Kölner Geograph Paul Reuber den bisherigen Wissensstand zusammengefaßt: "1. Je höher die Maßstabsebene, desto weniger entsteht Ortsbindung direkt durch eigene Alltags-erfahrung (direkte Wahrnehmung), sondern indirekt, d.h. über Sekundärinformationen (Kommuni-kation oder Medien).2. Je höher die Maßstabsebene, desto abstrakter und weniger konkret ist dementsprechend auch dasräumliche Abbild des Bindungsraumes in der Mental Map der Bewohner. 3. Je höher die Maßstabsebene, d.h. je abstrakter die Raumvorstellung und je indirekter dieRaumerfahrung, desto wichtiger werden notwendigerweise allgemein verbindliche, 'kollektive'Etiketten, Symbole und Images für die Entstehung und Speicherung von Ortsbindung. Die Orts-bindung an die Gesamtstadt muß daher v.a. als symbolische Bindung begriffen werden... Auch dieBindung an das Stadtviertel ist noch in weiten Teilen symbolisch."9

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10. Unter grundsätzlicher Perspektive, allerdings auf Regionen bezogen: A. Giddens, Time, Space andRegionalisation, in: D. Gregory/ J. Urry, Social Relations and Spatial Structures, Basingstoke 1985, 265-295,Daneben: D. Gregory, Geographical Imaginations, Cambridge 1994, J.N. Entrikin, The Betweenness of Place,Towards a Geography of Modernity, Basingstoke 1991.

11. Siehe dazu: J.R. Gold, Locating the Message: Place Promotion as Image Communication, in: J.R. Gold/ S.V.Ward (Hg.), Place Promotion, The Use of Publicity and Marketing to Sell Towns and Regions, Chichester 1994, 19-37, sowie dort ebenfalls: M. Barke/ K. Harrop, Selling the Industrial Town: Identity, Image and Illusion, 93-114.

12. Siehe: K.R. Kunzmann, Ein Leitbild für die Stadtregion Rhein-Ruhr? (= Institut für Raumplanung. UniversitätDortmund, Arbeitspapier 131, Dortmund 1983), und: Raumordnerische Aspekte des EG-Binnenmarktes, (=Schriftenreihe Forschung des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau 488, Bonn 1992) 39-59.

Der Befund Reubers über das heutige Köln fügt sich ein in eine allgemeinere Entwicklungslinie derletzten 200 Jahre. Denn dieser Zeitraum, an dessen heutigem Ende sozusagen BAP und die 'TotenHosen' stehen, zeichnet sich aus durch die Zunahme der Bedeutung von Informationen nicht auserster, sondern aus zweiter Hand. Auch im Bereich städtischer Identität sind 'primäre' Erfahrungen10

mehr und mehr durch symbolische 'landmarks' ersetzt worden. Diese sollen der Grenzenlosigkeitder (post)modernen Stadt entgegenwirken. Die Grenzen der Stadt haben sich daher in diesemZeitraum von rechtlich-sozialen Kriterien gelöst und sind zu Stereotypen, zu Leitbildern undMental Maps geworden. Die Identifikation, die Begrenzung, eines Raumes wie der Stadt basiertdaher heute hauptsächlich auf einem soziokulturellen Prozeß der Schaffung bzw. Zerstörung, sowievor allem der Nutzung mehr oder weniger populärer Images und Stereotypen. Nicht behauptet11

werden soll hier selbstverständlich, daß es vor der für Europa so entscheidenden 'Sattelzeit' zwi-schen 1750 und 1850 keine Stereotype über Städte gegeben habe. Hier wird nur die These vertre-ten, daß das Gewicht der letzteren seit etwa 1800 kontinuierlich zugenommen hat. Auch wirddieser Vorgang hier 'wertfrei' interpretiert, das heißt, es wird ebenfalls nicht behauptet, 'uneigentli-che' Wahrnehmung habe 'eigentliche' ersetzt, sondern nur, daß die Bedeutung von Symbolen imVerhältnis zu 'wirklichen' Unterscheidungskriterien zugenommen hat. Was dabei 'wirklicher' und'wahrhaftiger' ist, würde der Autor niemals behaupten entscheiden zu können.

2. Fallbeispiel: Die Zwillingsstadt Düsseldorf-Köln als 'Metropole' des Rhein-Ruhr- GebietesDie wachsende Bedeutung der Stereotypen auch für die Grenzen der Stadt läßt sich gut an polyzen-trischen Ballungsgebieten verdeutlichen. Besonders dort müssen Städte heute einmalig undunterscheidbar sein: Etwa um Investoren anzulocken oder um Orientierung in einem Wirrwarr vonStädten, Stadtteilen, Einkaufszentren und Autobahnen zu ermöglichen. Von der Randstad Hollandseinmal abgesehen, ist das nordrhein-westfälische Rhein-Ruhr-Gebiet mit seinen acht bis vierzehnMillionen Einwohnern vielleicht die wichtigste polyzentrische Stadt-Region West-Europas: Dies istmit ein Grund dafür, warum hier mit Düsseldorf und Köln zwei Städte aus diesem Gebiet ausge-wählt worden sind.Die Rhein-Ruhr-Agglomeration ist durch einen hohen Grad der funktionalen Spezialisierung ihrerTeilbereiche charakterisiert: Sie läßt sich unterteilen in das Ruhrgebiet (das selbst wiederum in12

mehrere Teilregionen gegliedert ist) und in die sogenannte 'Rheinschiene', ein Städteband, dashauptsächlich aus den jeweils dreißig Kilometer entfernten Städten Düsseldorf, Köln und Bonn

Die symbolischen Grenzen der Stadt 55

13. Im Gegensatz zum Ruhrgebiet gibt es nur wenige Studien über den gesamten Rhein-Ruhr-Ballungsraum bzw.über die gesamte Rheinschiene: J. Birkenhauer, Das Rheinisch-Westfälische Industriegebiet, Regionen - Genese -Funktionen, Paderborn 1984, F.-J. Bade, Expansion und regionale Ausbreitung der Dienstleistungen, Eine empirischeAnalyse der Tertiärisierungsprozesse mit besonderer Berücksichtigung der Städte in Nordrhein-Westfalen (= ILSSchriften 42 Dortmund 1987), Landesplanungsgemeinschaft Rheinland (Hg.), Entwicklung und Zukunftsaussichtender Rheinischen Stadtlandschaft, Düsseldorf 1968, G. Voppel, Nordrhein-Westfalen, Darmstadt 1993, K. Vossen/ E.Gläßer, Nordrhein-Westfalen, Stuttgart 1987, J.A. Hellen, North Rhine-Westfalia, Oxford 1983.

14. G. Stiens, Kommende Veränderungen der städtischen Siedlungsstruktur der Bundesrepublik Deutschland, EineAuswertung jüngster raumwirtschaftlicher Trendermittlungen, in: Informationen zur Raumentwicklung, 12, 1993,899-919.

15. H.-H. Blotevogel/ N. Dohms/ A. Graef/ I. Schickhoff, Zentralörtliche Gliederung und Städtesystementwicklungin Nordrhein-Westfalen, Dortmund 1990, 36-51.

16. U. Petz/ K. Schmals (Hg.), Metropole, Weltstadt, Global City: Neuere Formen der Urbanisierung (= DortmunderBeiträge zur Raumplanung Band 60, Dortmund 1992).

sowie deren Stadtregionen besteht. Die Hauptstadtfunktionen Bonns haben nach dem Zweiten13

Weltkrieg nicht unerheblich dazu beigetragen, die 'Rheinschiene' zur vielleicht bedeutendstenfunktionalen deutschen Städtezone werden zu lassen. Als Konkurrent dieses Gebietes galt bishervor allem Frankfurt , es bleibt abzuwarten, wie sich der Bonner Umzugsbeschluß auf Berlin14

auswirken wird.Funktional ist die gesamte Rhein-Ruhr-Konurbation hochgradig verflochten - dies trifft insbesonde-re für die beiden 'Metropolen' dieses Gebietes zu, die Städte Düsseldorf und Köln, die zusammenden Kern der gesamten Rhein-Ruhr-Agglomeration bilden. In der Konkurrenz um den Führungs-anspruch besitzt Düsseldorf einige Vorteile gegenüber Köln. Sie ist nicht nur die Hauptstadt15

Nordrhein-Westfalens, sondern auch ein führendes ökonomisches Zentrum, das zumindest in denKreisen der städtischen Führungsschicht gerne als kommende, zweite deutsche Global-City nachFrankfurt gesehen wird. Im Vergleich zu Düsseldorf ist Köln noch stärker eine Industriestadt, die16

sich jedoch in den letzten Jahrzehnten auch zu einem Zentrum für Kunst und Medien entwickelthat.Obwohl (oder weil) beide Städte faktisch relativ stark integriert sind, sind sie feindliche Zwillinge:Ironisch gesagt, insbesondere bei Köln und Düsseldorf gibt es eine bemerkenswerte Distanz zwi-schen 'Fakten' und 'Fiktion'; bzw. die Bedeutung der Fiktion für die Realität ist besonders auffällig.Diese offenkundige Gegnerschaft gegen die andere Hälfte der Zwillingsstadt ist - wie oben bereitsangedeutet - populär und bildet sogar einen Bestandteil der urbanen Stereotypen, der Ein- undAbgrenzungsversuche selbst. Daher mag dieser heutige Gegensatz als Anlaß dazu genommenwerden, in allgemeinerer Absicht nach der sozialen Konstitution städtischer Grenzen während derletzten zwei Jahrhunderte zu fragen und danach, wie diese Grenzsetzungen bezogen waren aufhegemoniale kulturelle Leitbilder und Fiktionen.

3. Die Konstitution städtischer Grenzen im Heiligen Römische Reich und in der RomantikAnfangs - das heißt vor dem 19. Jahrhundert - sucht man vergeblich nach Indizien für die kon-trastive Konstitution der Einmalig- und Unterscheidbarkeit von Köln und Düsseldorf. Denn in dersogenannten 'Vormoderne' gab es offenkundig nur wenige Notwendigkeiten, mittels Stereotypenund Leitbildern symbolische Stadtgrenzen zu ziehen. Dies ist verknüpft mit der segmentiertenStruktur des Heiligen Römischen Reiches und den Bedingungen, unter denen in diesem nicht-

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17. Dazu, mehr als eine Einführung: C. Tilly, European Revolutions, 1492-1992, Oxford 1993, 20ff.

18. Diese Darstellung folgt der einzigen vorliegenden Stadtgeschichte Kölns: A.Stelzmann/ R. Frohn, IllustrierteGeschichte der Stadt Köln, 11. Auflage 1990, 211.

19. Siehe I. Nicolini, Die politische Führungsschicht in der Stadt Köln gegen Ende der Reichsstädtischen Zeit, Köln1979, 91.

konsolidierten 'Staatsgebilde' städtische Identitäten konstituiert wurden. Im folgenden werden wir17

uns daher auf das Kölner Beispiel beschränken.Bis zur Eroberung durch französische Truppen im Jahre 1794 war Köln eine 'Freie Stadt', dieallerdings keineswegs nur formell der Herrschaft des Kaisers in Wien unterstand. Ihre Außen-18

grenzen - die Stadtmauern, der Geltungsbereich des städtischen Rechts und die Bannmeile -trennten die Stadt als eigenes soziales, wirtschaftliches und politisches Gebilde deutlich von ihremUmland. Ebenfalls verfügte Köln über eindeutige, soziale Binnengrenzen: 'Kölner sein' war ein exklusiverRechtstitel, der vererbt oder gekauft werden konnte. Bis 1794 war daher nur die Hälfte der19

männlichen Kölner Wohnbevölkerung auch juristisch, und damit auch im Leben der Stadt, KölnerBürger. Außerdem hing die Art und Qualität dieses Rechtstitels von Besitz, Konfession undGeschlecht ab: Es existierten Bürgerschaften höheren und minderen Rechts. Die eigentliche, 'VolleBürgerschaft', die allein wirkliche politische Mitsprache und uneingeschränkte wirtschaftlicheTätigkeit in der Stadt ermöglichte, war auf eine dünne Oberschicht beschränkt, die nie mehr alsfünf Prozent der männlichen Bevölkerung ausmachte.

Abb. 1: Plan der Stadt Köln um 1790, RBA 147107

Da das Reich weder als Ganzes noch in einem seiner Teilbereiche einen konsolidierten Staatbildete, d.h. weder die rechtlichen, sozialen, ökonomischen noch die militärischen 'Zwischenge-walten' beseitigt waren, gab es daher nur eine geringe Notwendigkeit, über städtische Identitätmittels Image und Stereotype zu kommunizieren. Dazu waren die Grenzen der Stadt zu eindeutig,

Die symbolischen Grenzen der Stadt 77

20. Zur unterschiedlichen Geschwindigkeit der Reformen im faktisch seit 1794 französischen, linksrheinischenGebiet bzw. den rechtsrheinischen Satellitenstaaten vgl.: J. Engelbrecht, Landesgeschichte Nordrhein-Westfalen,Stuttgart 1994, 231ff.

21. Ebenda, 300ff.

22. Siehe: Historisches Archiv der Stadt Köln (Hg.), Großstadt im Aufbruch. Köln 1888, Köln 1988, 189-218.

23. Siehe dazu allgemein: D. Briesen/ R. Gans, Regionale Identifikation als "Invention of Tradition". Wer hat undwarum wurde eigentlich im 19. Jahrhundert das Siegerland erfunden? in: Berichte zur deutschen Landeskunde 66, 1,1992, 61-73.

selbst wenn es - vor allem über den Geltungsbereich des Stadtrechtes hinaus - Konflikte mit demangrenzenden Erzbistum gab. Natürlich waren auch Stereotypen über die Stadt verbreitet, aberdiese waren nur 'additional landmarks', sie konstituierten nicht die städtische Identität an sich.Diese Stereotypen bezogen sich in Köln vor allem auf die Katholizität, Ehrbarkeit und Würde derStadt. Wir können daher festhalten, daß die Notwendigkeit, städtische Identitäten stärker überStereotypen zu konstituieren, ein Ergebnis des Zusammenbruchs der traditionellen segmentiertenOrdnung nach 1794 im Rheinland war. Das erste Einsetzen der neuartigen Formen symbolischerStadtgrenzen ist daher unmittelbar mit dem Aufstieg der 'Moderne' oder - wertfreier ausgedrückt -mit dem des konsolidierten Staates verbunden. Denn dieser ebnete die überkommenen distinktiven Merkmale und begrenzenden Kriterien weit-gehend ein. Auch in bezug auf städtische Identität war 1794 für das Rheinland eine tiefe Zäsur.Erstens wurde nun die (formelle) rechtliche Gleichheit aller Stadtbewohner eingeführt. Dadurchwar erstmals fast jeder Bewohner Kölns bzw. Düsseldorfs tatsächlich im Besitz der Bürgerrechteseiner 'Heimatstadt'. Ebenso wichtig war weiterhin, daß - entsprechend der französischen Städte-20

ordnung - alle rechtlichen Ungleichheiten zwischen rheinischen Städten und Dörfern aufgehobenwurden. Die Stadt hörte auf, ein Ort besonderen Rechts zu sein. Dafür wurden neue, allerdingsinterne Barrieren errichtet: Politische Mitsprache bei der auf den neuen Zentralstaat ausgerichtetenStadtverwaltung unterlag nun sozialen Restriktionen wie nie zuvor. Partizipation am Stadtregimentwurde eingeschränkt auf die Gruppe der lokalen 'Notabeln', die im Umkreis des ‘Maire’ beratendund unterstützend bei der Verwaltung der Stadt mitwirken durften.Diese 'Notabeln' bestimmten die Verhältnisse in beiden Städten im Grunde bis zum Ersten Welt-krieg, mit Unterschieden, auf die noch einzugehen sein wird. Denn Preußen, das auf Frankreichfolgen sollte, übernahm zunächst das überkommene System, um es schließlich in ein Wahlsystemklassen-, d.h. einkommensbezogener, Mitsprache zu verwandeln. Versuchen, das kommunale21

Wahlrecht auf alle Stadtbewohner auszudehnen, blieb bis zum Zusammenbruch des DeutschenKaiserreiches 1918 nur beschränkter Erfolg beschieden.22

Allerdings erforderte offensichtlich die reale Einebnung distinktiver Merkmale, wie sie sich imlinksrheinischen Rheinland zäsurartig vollziehen sollte, neue Wege, die Einheit der Stadt konstituierenzu können. In dieser Situation ersetzte erstmals eine Symbolsprache die alten Vorrechte und Privilegien:die romantische. Sie legte starkes Gewicht auf primordiale Elemente - scheinbar unabänderlicheWesenheiten wie Dialekt, Sitten und Gebräuche - der Einmalig- und Unterscheidbarkeit gerade auchräumlicher Gebilde wie der Stadt. So ermöglichte schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Romanti-23

zismus zunächst den städtischen Eliten, die Einheit der Stadtbewohner (und damit auch die Grenzender Stadt) neu zu definieren. Die wichtigste Quelle für eine solche 'Romantisierung' der städtischenWirklichkeit, zunächst als perzeptives Konzept verwendet, waren schon die literarischen Rheinreisendes späten 18. Jahrhunderts. Von entscheidender Bedeutung - da immer wieder rezipiert - war die

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24. Vgl. G. Forster, in: Düsseldorf in alten und neuen Reisebeschreibungen, Ausgewählt von G. Elbin, Düsseldorf1990, 62.

berühmte Reise Georg Forsters aus dem Jahre 1791: Sie enthält beinahe alle primordialen Elemente,alle Images und Stereotypen, die für die nächsten 200 Jahre gültig blieben und immer wiederkommemoriert werden sollten. Für uns am wichtigsten ist allerdings, daß bereits Georg Forster einespezifische Betrachtungsweise anbot, um Köln und Düsseldorf voneinander abzugrenzen. Denn seineReise stromab hatte Forster als eine Entdeckungsreise zu den Unterschieden zwischen beiden Städtenkonzipiert: "Welch ein Unterschied zwischen Köln und diesem netten, reinlichen wohlhabenden Düsseldorf!Eine wohlgebaute Stadt, schöne, massive Häuser, gerade und helle Straßen, tätige, wohlgekleideteEinwohner; wie erheitert das nicht dem Reisenden das Herz!"24

Abb. 2: Düsseldorf mit seiner Umgebung nach der Niederlegung der Festungs-werke, RBA 15264

Wie sah im Vergleich dazu das antithetische Bild Kölns aus? Der Tradition folgend, die Forster begründethatte, drückte dies Johanna Schopenhauer 1828 so aus: "Die Stadt Köln macht, wenn man ihre Straßen betritt, keinen besonders freundlichen underheiternden Eindruck, sie ist eine seltsame Zusammensetzung von Schön und Häßlich, von Altund Neu, wobei ersteres immer noch das Übergewicht behält, von beklemmender Düsterkeit undfreundlicher Helle. In steter Furcht, überfahren zu werden, betäubt vom Lärmen der Lastträger,der Karrenschieber und aller Unlust eines in sehr beschränkten Räumen allerlei Gewerbe treibendenVolkes, windet man sich auf schlechtem, schlüpfrigem Steinpflaster durch düstere, enge Straßen,

Die symbolischen Grenzen der Stadt 99

25. J. Schopenhauer, An Rhein und Maas, Reprint Duisburg 1987, 46.

26. Vgl. dazu D. Langewiesche, Europa zwischen Restauration und Revolution. 1815-1849, München 1973, 22-37,dort auch die weiterführende Literatur.

27. Beide Städte wahrten sozusagen ihre Distanz, wie eine weitere Rheinreise belegen kann: "Der vielenKrümmungen des Stroms wegen erfordert die Wasserreise von Köln bis Düsseldorf fünfzehn und mehrere Stunden,während man den Landweg bequem in 7 Stunden zurück legen kann. Inzwischen hat auch hier noch die Fahrt aufdem Rhein ihr Angenehmes. Die Landschaften haben meist den Charakter von Tenier's und Waterloo's lieblichenBildern. Kirchthürme, Windmühlen, Dörfer und Meyereyen heben sich aus den Gebüschen hervor, und arbeitendeLandleute und Hirten machen die Staffage." A. Schreiber, Taschenbuch für Reisende 1818, in: Düsseldorf in altenund neuen Reisebeschreibungen, Ausgewählt von G. Elbin, Düsseldorf 1990, 106.

28. Siehe: T. Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866-1918 I., München 1990, 692ff.

29. Siehe dazu: Historisches Archiv der Stadt Köln (Hg.), Großstadt im Aufbruch. Köln 1888, Köln 1988, 189-218;für Düsseldorf: P. Hüttenberger, Die Industrie- und Verwaltungsstadt, in: Düsseldorf, Geschichte von den Anfängenbis ins 20. Jahrhundert 3, Düsseldorf 1989.

von hohen, die Luft beengenden Giebelhäusern umgeben." 25

Wie noch zu zeigen sein wird, war dies die dauerhafte Erfindung einer Tradition: Beide Städte wurdenseitdem mit gegensätzlichen Stereotypen ausstaffiert, die auf den jeweilig verschieden interpretiertenGegensatz von modern versus traditional bezogen waren. Wie überall sonst und so auch hier bei derspäteren Zwillingsstadt Köln-Düsseldorf etablierte sich der Romantizismus als die kulturelleAusdrucksform, mit der bis in unsere Gegenwart hinein das 'Besondere', das 'Typische' zumeist artikuliertwird.4. Zwischen Tradition und Moderne: Das lange 19. JahrhundertBis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein sollte man die sozialen Wirkungen dieserantithetischen und symbolischen Konstruktion der Grenzen von Köln und Düsseldorf durch romantisie-rende Stereotypen nicht überbewerten. Romantische Vorstellungen sind in breitere Bevölkerungsschichtenerst in der neoromantischen Epoche um 1870 diffundiert. Die Forstersche Konstruktion blieb alsoauf diejenigen beschränkt, die romantisierende Vorstellungen überhaupt rezipieren konnten, die Elitenmithin. 'Darunter' bestimmten, zwar gebrochen, die Traditionen des 'Stadtpöbels' bis in die zweiteHälfte des 19. Jahrhunderts hinein das Bild. Ein grundlegender Wandel trat erst ein, als die Städte26

etwa ab 1840 einen enormen Wachstumsschub erfuhren. Dies führte zum einen dazu, daß die Städte27

Düsseldorf und Köln in einem sich allmählich bis zum Ersten Weltkrieg herausbildenden rheinisch-westfälischen Städtearchipel miteinander in Konkurrenz traten. Zum anderen trug die nun ebenfallseinsetzende urbane Migration dazu bei, die Basis der jeweiligen Stadtbevölkerungen weitgehend zumodifizieren. Zugleich verschwand auch der alte 'Stadtpöbel' für immer: die segmentierte Gesellschafthatte sich zu einer Klassengesellschaft transformiert. 28

Köln wuchs von rund 50.000 Einwohnern im Jahre 1817 auf mehr als eine halbe Million 1910, wo-hingegen Düsseldorf seine Bevölkerung allein zwischen 1855 und 1905 verfünffachte. Dieses Wachstumwar im wesentlichen ein Ergebnis urbaner Migration; dadurch wechselten die beiden Städte die demogra-phische Basis ihrer Bevölkerung zwischen 1850 und 1914 beinahe vollständig aus. Um 1900 war29

mehr als die Hälfte der Düsseldorfer Bevölkerung jünger als 30 Jahre; zum selben Zeitpunkt waren56,01 Prozent der Düsseldorfer nicht in der Stadt geboren, in Köln immerhin 48,96 Prozent. Die jungen,zugewanderten Arbeiter wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Unruheherd betrachtet

1010

30. Dazu ein Beispiel aus Köln: "Der ungeahnte, fast ungestüme Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens im letztenDrittel des vorigen Jahrhunderts, verbunden mit der riesigen Ausgestaltung des Verkehrs, hat ein Hin- und Her- undIneinanderfluten der Bevölkerung mit sich gebracht, hat eine Hast und Unruhe in den Kampf des Lebenshineingetragen, die vielfach für andere als materielle Werte kein rechtes Verständnis aufkommen ließ. Die Folgedavon war eine Verflachung des Heimgefühls, ein rücksichtsloses Hinwegschreiten über mühsam erworbeneHeimatkultur. Es ist die natürliche Reaktion, die dann folgte; man entdeckte die Heimat wieder und die starkenWurzeln der Kraft, die in ihr schlummern." Verhandlungen des 3. Rheinischen Städtetages im Rathause zuSaarbrücken am 6. Juli 1912, Ausführungen Bürgermeister Zander, Zülpich, 24ff.

31. Vielleicht ist dies mit ein Grund für die radikalen Traditionen der Düsseldorfer Arbeiterbewegung bis nach demZweiten Weltkrieg, siehe M. Nolan, Social Democracy and Society, Working-Class Radicalism in Düsseldorf 1890 -1920, Cambridge 1981.

32. Hier wird 'Modernität' oder 'Modernismus' selbstverständlich als Sozialmythos thematisiert, siehe: P. Wehling,Die Moderne als Sozialmythos, Zur Kritik sozialwissenschaftlicher Modernisierungstheorien, Frankfurt/ New York1992.

und dies verlangte nach Tätigkeit der urbanen Oberschichten. Es ist aufschlußreich, hier Unterschiede30

zwischen Köln und Düsseldorf feststellen zu können, die fast den Eindruck erwecken, als handelees sich bei Forsters Beschreibung aus dem Jahr 1791 um eine 'selffulling prophecy'. Der Wendepunkt in dieser Entwicklung war das Jahr 1880. Zum selben Zeitpunkt, an dem Köln dieVollendung seines Domes feierte, überrundete Düsseldorf seine Nachbarstadt für die nächsten 100Jahre. Die Gelegenheit, welche die Stadt ergriff, war, daß das Deutsche Kaiserreich aus politischenGründen nicht an der Pariser Weltausstellung von 1878 teilgenommen hatte. Die deutsche Industriesuchte daher nach einer eigenen Bühne, um ihre Effizienz und die Qualität ihrer Produkte zur Schaustellen zu können. Diese Plattform wurde in Düsseldorf geschaffen: Man gründete dort (so der vollständigeTitel) die 'Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke in Verbindungmit einer Allgemeinen Deutschen Kunst-Ausstellung und einer Ausstellung KunsthandwerklicherAltertümer'.Dort wurden zum ersten Mal die Produkte der westdeutschen Eisen- und Stahlindustrie mit der Aurader schönen Künste zusammengebracht. Industrieprodukte und -design wurden auf eine neuartige,ästhetisierende Weise als Ergebnisse deutschen Erfindungsreichtums vor- und ausgestellt. Gleichzeitigwurde ein neuer Mythos kreiert: Das Ruhrgebiet als Zentrum der deutschen Industrie und Düsseldorfals die Hauptstadt dieses schwerindustriellen 'Herzen' des Reiches. Genau seit dieser Zeit beganndie Stadt Wirtschaftsverbände, Banken und Unternehmenszentralen aus dem ganzen Rheinland undWestfalen anzuziehen.Im Falle Düsseldorfs hatte das Wachstum der Stadt seit 1840 oder 1860 also eine Entgrenzung derkonzeptuellen Wahrnehmung, der städtischen Images und Stereotypen, sowie der Handlungsmusterbewirkt. 'Identifying a place' verband sich mit einer aggressiven Haltung der sozialen Kontrolle überdie Stadt. Diese Kontrolle blieb einer kleinen, aber umso wohlhabenderen sozialen Gruppe vorbehalten,der Düsseldorfer Oberschicht aus Industriellen und Großkaufleuten. Die Großindustriellen, die31

Großkaufleute - viele von ihnen gehörten zu den reichsten Männern Deutschlands - waren stolz aufihre Stadt, die Hauptstadt des Rheinlandes und Westfalens, sowie auf deren Wachstum und Prosperität.Sie sahen Düsseldorf als den Prototyp der modernen Stadt. Diesen Modernismus und Fortschritt-32

soptimismus der Düsseldorfer Oberschicht vor dem Ersten Weltkrieg hat Peter Hüttenberger so cha-rakterisiert: "Düsseldorf bildete vor dem Ersten Weltkrieg eine der großen Inseln der Moderne in einem nochweitgehend konservativen, agrarisch-vorindustriell und kleinstädtisch geprägten deutschen Reich...Düsseldorf war eine amerikanische Stadt, bevor es diesen Begriff gab, und ohne daß sich seine

Die symbolischen Grenzen der Stadt 1111

33. P. Hüttenberger, Die Industrie- und Verwaltungsstadt, in: Düsseldorf, Geschichte von den Anfängen bis ins 20.Jahrhundert 3, Düsseldorf 1989, 224, siehe auch: H.A. Lux, Das schöne Düsseldorf, in: P. Wentzcke/ H.A. Lux (Hg.),Rheinland, Geschichte und Landschaft, Kultur und Wirtschaft der Rheinprovinz, Düsseldorf 1925, 366-371, 366:"Die Amerikaner aber empfanden sie als die heimatliche unter den europäischen Städten, als die Stadt, die am meistenden amerikanischen Städten gleicht... "

34. Wie T. Bruder am Beispiel Nürnbergs gezeigt hat, war die Tatsache, Festungs- oder Garnisonsstadt zu sein, fürdie betroffenen Gemeinden eher ein Nullsummenspiel, bei dem sich Vor- und Nachteile in etwa die Waage hielten.Siehe T. Bruder, Nürnberg als bayerische Garnison von 1806 bis 1914. Städtebauliche, wirtschaftliche und sozialeEinflüsse, Nürnberg 1992.

35. Vgl.: G. Hölscher, Köln, in: P. Wentzcke/ H.A. Lux, Rheinland. Geschichte und Landschaft, Kultur undWirtschaft der Rheinprovinz, Düsseldorf 1925, 121-128, 124.

36. Bis 1910 waren große Teile der alten Garnisonsstadt beseitigt und durch industrielle Repräsentationsbauten wieden Stahlhof (1908) ersetzt. Die Reaktion auf die Chancenlosigkeit des Heimat-Konzeptes in Düsseldorf war dieKonjunktur lokaler Heimatliteratur: Hans Müller-Schlösser schrieb damals seine Skizzen 'Vom schönen altenDüsseldorf', wehmütige, verklärende Beschreibungen einer biedermeierlichen Stadt: "Jetzt werden sie bald alleausgestorben sein, die alten Düsseldorfer Originale," klagte er. "Eine Großstadt ist international, und daherverschwinden ihre Eigenarten." Zitiert nach Hüttenberger, 189.

37. Vgl.: H. Kier/ W. Schäffke, Die Kölner Ringe, Glanz und Geschichte einer Straße, Köln 1987.

38. Siehe: Historisches Archiv Köln (Hg.), Großstadt im Aufbruch, Köln 1888, Köln 1988, 32ff.

Bürger dessen bewußt waren. Es war vielleicht die amerikanischste Stadt im Deutschen Reich,denn in vergleichbaren Großstädten, z.B. München, Leipzig, Hamburg und Berlin, hatten dieWiderlager, die lokalen Traditionen, besser funktioniert und sich den Standardisierungstendenzender Industrie erfolgreicher entgegengestemmt."33

Köln dagegen blieb bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine preußische Festung. Der innereFestungsrayon wurde zwar bereits nach 1888 zerstört und in die Stadtentwicklung integriert, die äußerenRayons allerdings behinderten die räumliche Expansion der Stadt (nicht jedoch unbedingt derenEntwicklung). Obwohl auch hier die Bevölkerung der Stadt bis zum 1. Weltkrieg zunahm, verwandelte34

sich die Topographie, die Gestalt der Stadt nur wenig. Kölns traditionelle Stadtstruktur wurde nicht35

so wie diejenige Düsseldorfs in der Wachstumsphase des 19. Jahrhunderts überformt; dort war mansicher nicht sehr behutsam mit den Zeugnissen der Vergangenheit umgegangen. Köln dagegen wurdenach 1880 Objekt von - in Düsseldorf chancenlosen - neo-romantischen Bestrebungen, die Stadt inihren Grenzen zu halten. Vielleicht war Düsseldorf - als 'amerikanische' Stadt eine 'frontier city',36

Köln hingegen wurden seine Grenzen zurückgegeben. Dieser Versuch wurde unterstützt durch dienoch weitgehend intakte 'Gestalt' der Stadt, eine (unbeabsichtigte) Nebenwirkung des preußischenBefestigungssystems. Die Konservierung der überkommenen Stadttopographie wurde noch durchden Abriß des inneren Festungsrayons verstärkt: Er ermöglichte dem Stadtplaner Joseph Stübben,die mittelalterliche Stadttopographie durch Neubauviertel zu modifizieren, die sich ringförmig andie Befestigungsanlagen anlehnten. Hier finden wir daher Hinweise auf die Bedeutung der 'bebauten37

Umwelt' für die Grenzen der Stadt, die man als Begrenzung im Kölner und Entgrenzung im DüsseldorferFall wird charakterisieren können.38

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39. Siehe dazu insgesamt: Verhandlungen des 3. Rheinischen Städtetages im Rathause zu Saarbrücken am 6. Juli1912, Ausführungen Bürgermeister Zander, Zülpich, 24ff. Vor dem 1. Weltkrieg gab die Stadt sogar eine Jugend-zeitschrift zum Thema heraus, die unter anderem der Großstadtjugend den 'Kölner' Dialekt vermitteln sollte. Siehe:Jung-Cöln, Jugendzeitschrift, Hg. im Auftrag der Schulverwaltung der Stadt Köln, 1.Jg. 1912-13ff.

Abb. 3: Köln vor dem ersten Weltkrieg, RBA 144846

In diesen Befund fügt sich ein, daß bald nach 1880 Köln zur Heimat stilisiert wurde. Die Stadt wurdemit romantisierenden, nationalistischen und katholischen Stereotypen versehen: 'Vater Rhein', der'Deutsche' Dom und selbstverständlich der Rheinwein wurden nun in die lokale kognitive Karteeingetragen. Als Ausgleich dafür, daß die Stadt von Düsseldorf marginalisiert worden war, als demneuen Zentrum des rheinisch-westfälischen Industrie-Gebietes, wurde sie Hauptstadt der rheinischenHeimat. In den Techniken und Institutionen, mit denen und durch die Heimat der Großstadtjugendvermittelt wurde, galt die Stadt Köln sogar bald als beispielhaft im Rheinland. Die Kölner Identität39

wurde zu einem wichtigen Anliegen der Lehrerschaft, wie des Klein- und Bildungsbürgertums überhaupt,das sich nun in Heimatvereinen organisierte. Damit verband sich das Bemühen der Stadtobrigkeit -wesentlichstes Steuerungsmittel war hier der kommunale Einfluß auf die Volkschulen - um eine neuerfundene städtische Folklore einzurichten, die in Köln bis heute hohes Ansehen genießt. Diese KölnerFolklore verbreitete sich bis zum Ersten Weltkrieg rasch unter einer Bevölkerung, die fast zur Hälfteweder in der Stadt geboren, noch dort aufgewachsen war.

Die symbolischen Grenzen der Stadt 1313

40. Vgl. dazu die Ausführungen des Düsseldorfer Industriellen Poensgen im Berichtband der noch erwähnten Gesolei1927: "Die Not der Zeit, die deutsche Not, ist der verlorene Krieg, der in seinen letzten Auswirkungen uns so ziemlichalles nahm... Wenn wir uns wieder emporarbeiten und als freies Volk auf freiem Grund und Boden schalten undwalten wollen, dann gibt es nur den einen Weg; mit allen Mitteln versuchen, möglichst bald diese Lasten (VersaillerVertrag) abzutragen... Derartige Leistungen verlangen ein dauerndes Höchstmaß an vollwertiger Arbeit, sie könnennur dann vollbracht werden, wenn die Menschen, von denen sie verlangt werden, durch und durch gesund sind...Rationelle Menschenwirtschaft, zweckmäßige Einteilung von Arbeit und Erholung, Erhaltung und Erhöhung derArbeitsfähigkeit, das sind die Dinge, deren Kenntnis uns die Gesolei vermitteln kann." Zitiert nach Hüttenberger, 375.

Abb. 4: Düsseldorf 1895, Stadtarchiv Düsseldorf

5.Auf dem Weg zur 'wurzelhaft' wachsenden StadtAuch die Frage der Kölner und Düsseldorfer Stadtgrenzen war stark von den Folgen des ErstenWeltkrieges tangiert. Wie schon 40 Jahre zuvor, so war der Düsseldorfer Weg auch nach 1920 derinnovativere und - wenn man denn so will - 'fortschrittlichere'. Denn das Leitbild für Düsseldorf wandeltesich in dieser Zeit abrupt von dem einer 'amerikanischen' zu dem einer 'organischen', völkischen Stadt.Das organische Stadtkonzept, war ein wichtiger Teil der konservativen bzw. reaktionären politischen,sozialen und wirtschaftlichen Bemühungen nach dem Ersten Weltkrieg. Es war als Quintessenz ausder militärischen Niederlage, aus den sozialen und politischen Unruhen danach sowie aus denReparationslasten darauf ausgerichtet, den Antimodernismus und Antiurbanismus der Vorkriegszeitmit der neuartigen Idee der großtechnischen Optimierung von 'Volks- und Stadtgesundheit' zu verbinden.40

Das Konzept der organischen Stadt leugnete nicht so grundsätzlich die ökonomische und kulturelle

1414

41. Dabei konnte wurzelhaft auch einfach nur bedeuten, den lokalen Interessen zu entsprechen, wie etwa diefolgende Anspielung auf die Konkurrenz zwischen Düsseldorf und Köln im Ausstellungswesen der 20er Jahre zeigt:"Es ist nicht Zufall, sondern natürliches, gesunder Wurzel entsprießendes Wachstum, wenn Düsseldorf vor allenGroßstädten des Westens die Ausstellungsstadt wurde." H.A. Lux, Düsseldorf, in: P. Wentzcke/ H.A. Lux (Hg.),Rheinland, Geschichte und Landschaft, Kultur und Wirtschaft der Rheinprovinz, Düsseldorf 1925, 99-112, 108.

42. Das Weitere nach Hüttenberger, 264ff.

43. H.A. Lux, Düsseldorf, in: P. Wentzcke/ H.A. Lux (Hg.), Rheinland, Geschichte und Landschaft, Kultur undWirtschaft der Rheinprovinz, Düsseldorf 1925, 99-112, 100.

Bedeutung der Großstadt, wie es der Antiurbanismus der Vorkriegszeit getan hatte. Eher stand diegrundlegende Idee dahinter, der ausgeuferten, dekadenten, grenzenlos gewordenen Stadt der Vorkriegszeitihre Grenzen zurückzugeben: Soziale Grenzen nach innen und 'natürliche' Grenzen nach außen. DurchÜberwindung der 'Entartung' der Stadt sollten deren Bedürfnisse nach 'wurzelhaftem' Wachstum zugleichmit dem gewünschten Emporstreben des gesamten deutschen Volkskörpers in Einklang gebracht werden.41

Insofern verstanden sich die Apologeten des Organischen als moderate Modernisierer; in einigen vonihnen wird man jedoch eher 'Trailblazer' des Nationalsozialismus zu sehen haben.Bezeichnenderweise wurde diese Grundidee der organischen Stadt das erste Mal in Deutschland inDüsseldorf einem breiteren Publikum vorgestellt: 1926 fand dort die Gesolei statt. Denn in Düsseldorfhatten die Kriegsereignisse und - noch wichtiger - die politischen und sozialen Unruhen der Nachkriegszeit- in der städtischen Oberschicht und in der Stadtverwaltung für erhebliche Bestürzung gesorgt.42

Verglichen mit anderen Städten waren die Revolten und Streiks mit besonderer Härte ausgetragenworden. Dies verdeutlicht, daß die Entwicklung der Vorkriegszeit zu einer tiefen sozialen und kulturellenDisintegration der Stadt geführt hatte. Stadtverwaltung und Oberschicht führten Entwurzelung undDekadenz auf die exaltierte 'Modernität' der Stadt zurück. Um dieser fortbestehenden Gefahr zu begegnen,sollte der radikale Fortschrittsoptimismus der Vorkriegszeit sich nun in das Bestreben wandeln, inder organischen Stadt eine Synthese von Alt und Neu anzustreben. 1925 - noch ein Jahr vor der Gesolei -brachte dies der Pressesprecher der Stadt folgendermaßen zum Ausdruck: "Altes und Neues müssen die Schöpfer des zukünftigen Düsseldorf durcheinanderkneten, um denStoff zu gewinnen, aus dem sie gestalten können."43

Die symbolischen Grenzen der Stadt 1515

44. Lehrs Eingemeindungs-Entwurf von 1929 sah mit einem Groß-Düsseldorf eine komplett neue Raumstruktur imBereich zwischen Duisburg und Köln vor, siehe Hüttenberger, 399.

45. Über die Frage, inwieweit der nationalsozialistische Staat bis 1938 im soziokulturellen Bereich überhauptnennenswerte Zäsuren bewirkt hat, siehe vor allem die ausgezeichnete Darstellung von N. Frei, Der Führerstaat,Nationalsozialistische Herrschaft 1933 bis 1945, München 1993.

46. Siehe Hüttenberger, 422ff. sowie vor allem auch die NS-Auslandspropaganda dieser Zeit, etwa den Jahrgang1937 der Zeitschrift Germany. Published by the Reich Committee for Tourist Traffic.

Abb. 5: Die Düsseldorfer Gesolei 1926

Zu diesem Gestalten gehörte in den 20er Jahren dann weiterhin das Bestreben nach Expansion, sowie dies besonders drastisch in den Eingemeindungsplänen des Oberbürgermeisters Lehr zum Ausdruckkam. Es sollte sich aber auch nach dem Januar 1933 kontinuierlich fortsetzen. Bald nach der44 45

Machtergreifung entwickelte sich Düsseldorf daher zu einer Stadt, die für die NS-Bewegung einenhohen Symbolwert besaß: Düsseldorf wurde die Stadt Albrecht-Leo Schlageters. Es bleibt noch zuerwähnen, daß mit einer weiteren Ausstellung - Schaffendes Volk - im Jahr 1937 die Entwicklung,so wie sich diese seit 1880 angebahnt hatte, fortgesetzt wurde. Damit präsentierte sich Düsseldorfals Prototyp der kommenden, nun nazistisch aufgefaßten organischen bzw. völkischen Stadt. Obwohldiese Ausstellung heute weitgehend vergessen worden ist, war 'Schaffendes Volk' das nazistischeGroßereignis des Jahres 1937, das sich etwa im propagandistischen Aufwand durchaus mit der BerlinerOlympiade messen konnte, die ein Jahr zuvor stattgefunden hatte.46

1616

47. Hüttenberger zitiert dazu den Düsseldorfer Satiriker Thalheimer: "Die Eingemeindungsepidemie ist ausgebrochen.Da es nun der Zufall will, daß an der Spitze der rheinisch-westfälischen Großstädte lauter Oberbürgermeister stehen,die in dem Städtewettbewerb das A und O ihrer Kommunalpolitik und in der Errichtung von kommunalenGroßfürstentümern mit Stadt- und Landvolk ihr Selbstverwaltungsideal sehen und es daher verkörpern wollen, so istdas Unglück geschehen. Adenauer will vom Kölner Dom aus bis Worringen zeigen können: Das Land, soweit dusiehst, ist mein. Unser Oberlehrmeister stellt sich natürlich auf das Marxhaus und spricht in Gedanken mit einemsehnsüchtigen Blick nach Benrath, Hilden und Kaiserswerth frei nach Schiller: Dies alles ist mir untertänig!" Hütten-berger, 398.

Abb. 6: Der Düsseldorfer Hauptbahnhof zwischen den Weltkriegen

Zurück in das Köln der 20er und 30er Jahre. Dort wurden nach den Bestimmungen des Vertragesvon Versailles die Kölner Fortifikationen zerstört. Diese Chance, ergänzt durch das symbolische Kapitaleiner mehr als zehn Jahre nach Kriegsende weiterhin vom ehemaligen Gegner besetzten Stadt, versuchteder Oberbürgermeister Adenauer zu nutzen, um der Stadtentwicklung neue Impulse zu geben. Diessteigerte die Rivalität mit seinem Düsseldorfer Kollegen Robert Lehr, obwohl es in den 20er Jahren47

für Köln zunächst nur darum ging, die Stadt wirklich zu entgrenzen: Ein Prozeß, der sich - wie obenausgeführt - in Düsseldorf bereits 50 Jahre zuvor zugetragen hatte. Als es also in Düsseldorf bereitsdarum ging, die 'frontier city' der Vorkriegszeit mit neuen Grenzen zu versehen, war Köln noch mitdem Problem einer ersten faktischen - wie vor allem auch symbolischen - Entgrenzung konfrontiert.

Die symbolischen Grenzen der Stadt 1717

48. "Sie [Adenauer und Schumacher] wollten keine steinerne Erweiterung des ringförmigen Stadtplanes, sondern siestrebten nach den Worten Schumachers dem Ziel zu, Köln von der Rückgratverkrümmung sowie seiner ringförmigenGestalt überhaupt zu erlösen und seinen Körper in der für jede ungehemmte Entwicklung natürlichen Richtung längsdem Licht und Leben spendenden Strom nach Norden zu strecken. In diesem "orthopädischen Prozeß derUmkonstruktion der Lebensform Kölns" erblickte man das wichtigste Ziel aller städtebaulichen Bemühungen." G.Frenzel, Das neue Köln, in: P. Wentzcke/ H.A. Lux Hg., Rheinland, Geschichte und Landschaft, Kultur undWirtschaft der Rheinprovinz, Düsseldorf 1925, 360-365, 362.

49. Vgl. dazu etwa die Rede Adenauers vor der Kölner Zentrumspartei am 17.11.1927, wo Adenauer didaktischeHilfsmittel (Landkarten) verwenden mußte, um den Lokalpolitikern überhaupt die Existenz des Rhein-Ruhr-Gebietesbegreiflich zu machen. Vgl. Die Entwicklung der Stadt Köln im letzten Jahrzehnt, insbesondere 12-13, Stadtarchiv

Abb. 7: Das Wilhelm-Marx-Haus Mitte der 20er Abb. 8: Die Kölner Kopie, das Hansa-Hochhaus, weni-Jahre, Stadtarchiv Düsseldorf ge Jahre später

Denn nach dem Krieg wurden die Befestigungsanlagen als Barrieren verstanden, welche die natürlicheLebensfähigkeit des Körpers der Stadt eingeschnürt, ja verkrüppelt hatten. Selbstverständlich spieltedie organische Idee auch in Köln eine Rolle. Aber die Pläne, die Gestalt der Stadt Köln - sozusagen48

unter Umgehung der 'entarteten' Zwischenphase - umzugestalten, hatten nicht nur wegen ihrer Radikalitätgeringe Erfolgsaussichten. Adenauer und der Stadtplaner Fritz Schumacher hatten sowohl gegenfinanzielle und politische Einschränkungen von außen zu kämpfen, als auch gegen die Fixierungder Kölner auf ihre 'Heimatstadt'; obwohl deren Charakteristika und Qualitäten kaum 50 Jahre zuvorneu begründet worden waren. Adenauer führte einen vergeblichen Kampf; er mußte den KölnerLokalpatrioten überhaupt erst vermitteln, daß das rheinisch-westfälische Industriegebiet zwischenzeitlichentstanden war, daß Köln zu diesem gehörte und von Entwicklungen in diesem tangiert war. Schumacher49

1818

Köln 902 287 3.

50. "Es gilt, die Grundsätze und den Gedanken, nach denen der regionale Aufbau Preußens und des Reichesangestrebt wird, den Gedanken des in sich dezentralisierten, aber schlagfähig groß und straff geleiteten organischenEinheitsstaates auch auf die in kleinerem Maßstabe ähnlichen Aufgaben gegenüber den aus den bisherigenGroßstädten sich entwickelnden Groß-Siedlungsgebilden anzuwenden. Das große Ziel der Siedlungsreform und einerleistungsstarken nationalen Raumwirtschaft wird durch Erstickung und Hemmung der Großstädte und in einerAusspielung des Gegensatzes von Stadt und Land und Groß- und Kleinstadt nicht erreicht werden. Es wird nurerreicht werden durch weitere Entfaltung der aus der Selbstverwaltung erwachsenen eigenen Kraft der Großstädte unddurch ihre endliche Befreiung von der Enge der Grenzen, die dem veralteten klumpenförmigen Stadt- undGroßstadtbegriff, aber nicht dem weit aufgelockerten, wurzelhaften Großstadt-Begriff der Zukunft entsprechen, derals Träger eines folgerichtigen Fortschreitens zu einer höheren Kultur im Zeitalter intensiver National-, Kontinental-und Weltwirtschaft uns vorschweben muß. In dieser Frage ist der entscheidende Schritt zu einer wirklich kon-sequenten Auffassung und Praxis, der durch inkonsequente reaktionäre Gefühlseinstellung bisher unterblieb, nochnachzuholen. Die Macht der Tatsachen wird ihn sonst mit Opfern erzwingen." Denkschrift des Stadter-weiterungsamtes über Gebietsfragen der Stadt Köln, Autor Arnzt, 10-11, Stadtarchiv Köln, P 360-361 sk, 902/106,1.Diese Schrift ist unter dem Einfluß Schumachers entstanden, siehe auch: F. Schumacher, Köln, Entwicklungsfrageneiner Großstadt, München 1923, K. Adenauer/ F. Bender (Hg.), Köln, (= Deutschlands Städtebau), Berlin 1926.

51. Siehe den gesamten Bestand zur Eingemeindungsfrage, der im wesentlichen Eliten-Diskurse reflektiert,Stadtarchiv Köln 902, 107, 1.

52. Wie bereits in den 20er Jahren auch von Köln aus gefordert: "Köln ist in gewissem Grade der gleiche Typus wieBerlin, nur in noch ausgeprägterer Form... Mit der Eingemeindung Mülheims... und Worringens... ist kurz vor demKriege und kurz nach dem Kriege ein erster grosser Schritt in der Richtung der hier dargelegten Forderung getanworden. In näherer oder fernerer Zeit muß auf diesem Wege fortgeschritten und das Begonnene zu einem Ganzenvervollständigt werden, das dann gleichzeitig reif sein wird für eine innere Dezentralisation und für die Organisationeines die ganze niederrheinische Bucht umfassenden dezentralisierten überkommunalen Groß-Siedlungs- undWirtschaftsgebietes." Siehe: Denkschrift des Stadterweiterungsamtes über Gebietsfragen der Stadt Köln, 10-11,Stadtarchiv Köln, P 360-361 sk, 902/106,1. S.7.

resignierte schließlich nach seinem vergeblichen Kampf gegen ein seiner Meinung nach antiquiertesEntwicklungskonzept, das in der Stadt nicht durchzusetzen war.50

Hierin werden wir eine wichtige Fernwirkung jener Politik zu sehen haben, die nach 1880 die HeimatstadtKöln propagierte und die Bemühungen um diese auch durch eine Konservierung der Stadtgestaltstützte. Dieses traditionelle Konzept der begrenzten Stadt - die Solitärstadt - stand nun Versuchenentgegen, Köln und seine Entwicklung zeitgemäßeren Vorstellungen anzugleichen. Die Bewahrungvon Grenzen mag man - je nach Gesichtspunkt - als Schutz vor der übereilten Anpassung an modischeParadigmen und Leitideen sehen oder auch als (scheinbar) traditionalistische Selbstbeschränkung,die wichtige Entwicklungsimpulse blockieren kann. Immerhin haben nicht 'die' Kölner selbst die PläneSchumachers und Adenauers verhindert: Die Einstellung 'der' Bevölkerung hatte während derEingemeindungsdebatten in den 20er und 30er Jahren kein großes Gewicht. Daß es nicht zum geplanten51

rheinischen Großsiedlungsgebiet kam (wie etwa bei vergleichbarer Größe zu Groß-Berlin bzw. zumSVR im Ruhrgebiet) lag eher an preußischer Staatsräson und politischen Auseinandersetzungen.52

So rekurrierte schließlich selbst die an sich expansive und völkische Ideologie des Nationalsozialismusin Köln auf einem Leitbild, das auf die Solitärstadt fixiert blieb: Köln wurde in der NS-Zeit wiederzur 'Hanse-Stadt', ein Titel, mit dem selbst im 'Dritten Reich' die Tradition der mittelalterlichen Stadt,ihrer Altehrbarkeit und sogar ihrer Christlichkeit kommemoriert werden konnte.

6. Die Postmoderne in der Rhein-Ruhr-MetropoleEine der ersten 'Rheinreisen' nach dem Zweiten Weltkrieg stammt aus dem Jahr 1946. Für den Autor -

Die symbolischen Grenzen der Stadt 1919

53. J. Molitor, Nachkriegsbilanz, in: Düsseldorf in alten und neuen Reisebeschreibungen,ausgewählt von GüntherElbin, Düsseldorf 1990, 187-189.

54. Siehe Kier, 7-33.

Jan Molitor - war Köln wegen der extremen Kriegszerstörungen nur noch Vergangenheit. Das StereotypGeorg Forsters von den beiden alten bzw. neuen Städten wendete Molitor daher in die Vergangenheit:"In Düsseldorf war alles neu, in Köln war alles alt: die Kirchen und das Lachen, die Männerchöreund der Karneval. Der Dom stand ruhig da, schaute auf das Treiben hernieder, und wenn er - nachder Ansicht der jüngeren Generation - etwas übelnahm, dann dies, daß man ihn freigelegt hatte, damals,als die "Kölner-Dom-Schwärmerei eine alldeutsche Sache war". Und was sagte gestern in Düsseldorfeiner der dortigen fortschrittlichen Maler? "So hat nun also in Köln eine Domfreilegung größstenStils stattgefunden. Da sieht der Dom, so ohne Häuser ringsherum, ganz erstaunlich nackicht aus."Aber der Maler sagte dies nicht boshaft oder sarkastisch. Überhaupt, in Düsseldorf hat gestern keinMensch anders als im Ton sanften Mitleids von Köln gesprochen."53

Es dauerte beinahe bis zum Ende der 70er Jahre, bis die Stadt Köln tatsächlich die gravierendstenZerstörungen durch die Bombenangriffe ausgeglichen hatte, zumal die Stadt vor allem in den 50erund 60er Jahren Opfer einer extrem 'brutalistischen' Stadtplanung wurde: Viel von dem, was der Kriegverschont hatte, fiel den Abrißbirnen der Modernisierer dieser Zeit zum Opfer. 54

Abb. 9: Köln 1948, RBA 56641

Diese Beschädigung der Stadtgestalt im Wiederaufbau hing unmittelbar zusammen mit der sich nachdem Krieg eher noch verstärkenden Fixierung der Kölner Oberschicht auf das tradierte Solitärstadt-

2020

55. Siehe H. Kellenbenz (Hg.), Zwei Jahrtausende Kölner Wirtschaft, Köln 1975, 345ff.

56. Ebenda.

Konzept: Die Außengrenzen der Stadt sollten um jeden Preis gewahrt bleiben. Daher betrieb der KölnerOberbürgermeister Burauen offiziell eine Politik der Nicht-Entwicklung, - die Stadt sollte - so hießes damals - ihre 'kölsche Art' - nicht verlieren. Dies richtete die Ent-wicklungspläne (und auch die55

Zerstörungswut) der modernistischen Stadtplaner zwangsläufig nach innen: Köln versuchte sich inden 50er und 60er Jahren, als Messestadt gegenüber Bonn und Düsseldorf zu profilieren, in derenbeider Schatten es nun lag. Hierbei handelte es sich um einen merkwürdigen Entkopplungsprozeß56

von 'Heimatstadt' (mit allen ihren 'Traditionen' und Stereotypen) und 'originaler' Stadtgestalt. In Kölnwar es daher der Traditionalismus des Solitärstadt-Konzeptes selbst, der bzw. das dafür sorgte, daßdie 'ursprüngliche' Stadtgestalt entweder ganz unter Beton verschwand oder durch bauliche Fiktionenersetzt wurde.

Abb. 10: Köln Zentrum 1963, RBA 111756

Währenddessen feierte sich Düsseldorf als Prototyp der nun wieder 'amerikanischen', der modernenund funktionalen Stadt der 50er und 60er Jahre, als 'Schreibtisch des Ruhrgebietes' und als

Die symbolischen Grenzen der Stadt 2121

57. Siehe: F. Tamms, Düsseldorf, - ja, das ist unsere Stadt, Düsseldorf 1966.

58. Zum Beispiel blieb der Leiter der Düsseldorfer Stadtplanung, Friedrich Tamms, sowohl in der NS-Zeit als auchspäter im Amt. Über die Verbindungspunkte zwischen der 'völkischen' und der modernistischen Stadt siehe: F.Tamms, Planungsaufgaben für Düsseldorf, in: Stadtplanung Düsseldorf, Ausstellung Ehrenhof 1. 16.10.1949.

59. Siehe dazu: Landesplanungsgemeinschaft Rheinland (Hg.), Entwicklung und Zukunftsaussichten der RheinischenStadtlandschaft, Düsseldorf 1968.

60. Siehe dazu vor allem G. Schulz, Die Erlebnisgesellschaft, Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt 1992, 33-89 sowie U. Beck, Risikogesellschaft, Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt 1986; M. Piore/ Ch. Sabel,The Second Industrial Divide, New York 1984. In diesen Werken auch weiterführende Literatur.

61. Siehe das zentrale Kapitel von Schulz, wie schon angegeben.

62. Siehe dazu allgemein: G. Grabher, Lob der Verschwendung, Redundanz in der Regionalentwicklung: Einsozioökonomisches Plädoyer, Berlin 1994.

Landeshauptstadt zugleich. Dies wurde beeinflußt durch die spezifische Düsseldorfer Tradition57

einer Modernität, die nun von völkischen Elementen 'gereinigt' war.58

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich auch der Prozeß der funktionalen Integration der Städteim Rhein-Ruhr-Gebiet weiter fort. Dies traf besonders für Köln und Düsseldorf zu; es bildete sichnun die bereits skizzierte Aufgabenteilung zwischen den beiden Städten heraus, wobei die höhereZentralität Düsseldorfs gegenüber Köln immer gewahrt blieb. Gleichzeitig verschärfte sich - bedingtdurch den metropolitanen Integrationsprozeß und das 'Nachhinken' Kölns - nun auch die Konkurrenzzwischen den beiden Städten; dies war der wesentliche Grund, weshalb in den 60er Jahren Versuchescheitern sollten, im Bereich der Rheinschiene zu überstädtischen Formen regionaler Zusammenarbeitzu gelangen.59

Doch bereits kurze Zeit später sollte sich die Situation erneut grundlegend wandeln. Für diese Zäsurum die Mitte der 70er Jahre ist inzwischen allgemein das Schlagwort 'Postmoderne' üblich geworden.Diese geht einher mit einem weiteren, grundlegenden kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Wandel,der in der westlichen Bundesrepublik etwa Mitte der 50er Jahre begonnen hat: Übergang von derIndustrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, vom Fordismus zum Postfordismus, Auflösung der sozialenSchichtung und 'Verstilung' der Lebensentwürfe, Informations-, Wissenschafts- und Erlebnisgesellschaftmüssen hier als Stichworte genügen.60

Was hier an diesem vielfältigen gesellschaftlichen Transformationsprozeß nur interessieren kann,ist, daß mit der Durchsetzung 'der' Postmoderne den symbolischen Grenzen der Stadt eine noch höhereBedeutung beigemessen werden mußte. Wenn wir bisher schon eine immer stärkere Dominanz der'Fiktion' über die 'Fakten' zu konstatieren hatten, so hatte der Modernismus für deren endgültigesAuseinanderbrechen gesorgt: Er war ja bestrebt gewesen, scheinbar 'fiktionslose' Fakten an den Grenzender Stadt zu schaffen. In den postmodernen Rekonstruktionsversuchen von Identität, und damitselbstredend auch für Grenzen, werden diese nun beinahe beliebig und arbiträr. Voraussetzung dafürist erstens, daß die geschichtete Wirklichkeitskonstitution, die ehemalige, festgefügte Hierarchie vonGlaubenssätzen und Wertvorstellungen de-hierarchisiert wird. Soziale Situationen, also etwa auch61

die Orientierung in einer Stadt bzw. die 'identification with a place', unterliegen einer Ästhetisierungder Erfahrung, ein Prozeß, den Schulz mit dem Stichwort 'Erlebnisgesellschaft' belegt hat. Identität,auch räumliche, wird zu einem vielschichtigen, mitunter sogar beliebigen Puzzlespiel, das auch als'patchwork-identity' oder 'multipleself-identity' bezeichnet wird. Dies erlaubt die mehr oder weniger62

beliebige Konstruktion und Produktion von Images und Stereotypen zu beinahe jedem bzw. keinem

2222

63. Siehe dazu R. Antonoff, Wie man seine Stadt verkauft, Kommunale Werbung und Öffentlichkeitsarbeit,Düsseldorf 1971.

64. G. Heinzen/ U. Koch, Heimat Stadt, Über das Leben in großen Siedlungen, Eine Bestandsaufnahme ausDüsseldorf, Berlin 1982, 5.

65. Als besonders wichtiges Buch: E. Hobsbawm, Mass-Producing Traditions: Europe, 1870-1914, in: E. Hobsbawm/T. Ranger (Hg.), The Invention of Tradition, Cambridge 1983, 263-307.

Preis. Deshalb kann die postmoderne, urbane Identität auf Besonderheiten, Einmaligkeiten und Spezifikarekurrieren, die beinahe vollständige Erfindungen und Fiktionen sein können. Die Koppelung andie 'reale' Stadtgestalt oder an funktionale Zusammenhänge, wie diese etwa in Köln bis 1940 so evidentwar, ist nun nicht mehr erforderlich.Zweitens erzeugt die 'Postmoderne' einfach dadurch, daß sie ein Zeitalter der Massenmedien und derWerbung ist, den Zwang zur Unterscheidbarkeit um jeden Preis, gerade auch ökonomischer Gebildewie die der Stadt. Insofern verwundert es nicht, daß die ersten Versuche, die Städte gegen dieNivellierungstendenzen des Modernismus der Nachkriegszeit wieder mit 'Besonderem' auszustatten,aus der Werbung stammen. Angestoßen durch den Impuls Roman Antonoffs entwickelte sich seitden frühen 70er Jahren ein Stadtmarketing, das mit immer größerer Sophistikation betrieben wurde.63

Die zweite Quelle für den neuen Rekurs auf das Besondere und Einmalige ist die postmoderne Folklore,die mit dem Vordringen des globalen Kulturwandels auf die lokale und regionale Ebene verbundenist. Was aber ist einmalig in einer Stadt, die so radikal modern, so vollständig entgrenzt ist, wie Düsseldorf.Heinzen und Koch haben die postmodernen Vorbehalte gegen die 'fiktionslose' moderne Stadt soformuliert:"Seit wir begonnen haben, anderen zu erklären, daß man und frau sich bewußt für das Lebenin Düsseldorf entscheiden können, haben wir behauptet, Unverwechselbares sei in dieser Stadtauszumachen. Wir glaubten, die Dinge, an denen wir Düsseldorf als Heimat identifizieren, wärenauch für andere leicht greifbar. Wir glaubten, sie wären unabhängig von persönlicherLebensgeschichte. Wir haben gelernt, daß das nicht so ist. Wir suchten Typisches und dachten,es wäre irgendwo zwischen Kaiserpfalz, Ratinger Straße und Pitt Jupp zu finden. Die Stadt, magsie auch von vielen anderen übertroffen werden, habe doch etwas Unwiederholbares, Einziges.Was wir gefunden haben, war Westdeutschland, keine Stadt und keine Landschaft. Eine Uniformitätder Organisation des Wohnens, die auf das Unverwechselbare, auf Geschichte, Mentalität undTopographie verzichtet und die Erdoberfläche in Funktionsbereiche gliedert."64

Dieses hier erstaunlich offen ausgesprochene postmoderne 'Bekenntnis' stieß in Köln auf eine andereResonanz, sicher aus dem multifaktoriellen Wechselspiel der folgenden Faktoren heraus: Etwa dastraditionalistische Erbe Kölns, die 'realen' einzigartigen und unverwechselbaren Elemente der Stadt(obwohl diese zum großen Teil auf Fiktionen beruhen), die spezifische Subkultur der Stadt, das imVergleich zu Düsseldorf andersartige, kreative Milieu als Resultat der funktionellen Integration derRhein-Ruhr Megalopolis und vor allem die Nähe von Bonn, von der Köln als 'Auffangbecken' fürunzufriedene Hauptstädter bisher offensichtlich profitiert hat.Aus diesen vielfältigen Ursachen heraus entwickelte sich seit Anfang der 70er Jahre eine neugefaßteKölner Identität. Sie sollte besser nicht als Wiedergeburt einer lange verschütteten 'wahren' KölnerWesenheit aufgefaßt werden. Eher handelt es sich hierbei um das Ergebnis einer neuen Phase derErfindung von Traditionen, nun einer postmodernen. Das soll an einem letzten Beispiel gezeigt werden,65

und damit schließt sich dann auch der Kreis, so wie er oben begonnen worden war: mit Bier.

Die symbolischen Grenzen der Stadt 2323

66. Vgl.: J. Müller, 'Kölsch' (= Kölner Wiss), in: Rheinisches Wörterbuch IV., Berlin 1938, and: F. Hönig, 'Kölsch'(= Kölner Bier), Wörterbuch der Kölner Mundart, Köln 1905.

67. Siehe Kölner Stadtanzeiger 233, 7. Oktober 1994, 10.

68. Dazu Kölsch-Konvention vom März 1986, C.Dietmar, Die Chronik Kölns, Dortmund 1991, 546.

69. Natürlich muß ein primordiales Element tausend Jahre alt sein, mindestens! Siehe dazu: H. Sinz, 1000 JahreKölsch Bier, Eine Chronik für Geniesser, Pulheim 1989.

Bis in die 50er Jahre hinein wurden in Köln zahlreiche Fastnachtsschlager produziert, die auf diegroßen Drei des Karnevals bezogen waren: Wein, Weib und Gesang. Auch in der städtischen Selbstthema-tisierung existierte bis in diese Zeit eine ähnliche Formel, nämlich Dom, Strom und Wein. Vielleichtnicht in der Realität (also beim wirklichen Trinken), aber zumindest bei der Setzung städtischer Grenzen(also beim Singen während des Trinkens, oder als primordiales Element städtischer Identität) spielteder Rheinwein für Köln eine zentrale Rolle. Gut zwanzig Jahre später war dieses Getränk zumindestauf der symbolischen Ebene - realer Alkoholkonsum kann hier nicht untersucht werden - durch eineBiermarke ersetzt worden, die man als 'Kölsch' bezeichnet. Dieses Kölsch ist jedoch in der Form,in der es heute produziert wird, eine Errungenschaft der Zeit nach 1945. Dieses Bier verweist zugleichauf den grundlegenden Geschmackswandel der Konsumenten vor allem durch das Wirtschaftwunderund den dadurch bedingten Massenwohlstand nach der Mitte der 50er Jahre. Denn zunächst stiegnach dem Krieg in Köln die Nachfrage nach 'modernen' Biersorten an und diese waren sogenannter'Dortmunder Brauart', also wesentlich herbere Biere als etwa nach der Münchner Tradition gebraute.Auch die Kölner Brauereien, im wesentlichen mittelständische Betriebe, stellten in diesen Jahren über-wiegend solche Dortmunder Biere, also Export und Pils, her. Daneben existierte in Köln aber auchnoch die Tradition des eigentlichen Kölsch oder Kölner Wiss, nach dem Reinheitsgebot kein Bier,sondern ein Weissbier (Wiss), da es nicht nur aus Gerste gebraut wurde. 'Irgendwann' in den 60er66

Jahren muß dann der Durchsetzungsprozeß eines verkürzt 'Kölsch' genannten Bieres begonnen haben,das der hegemonialen Geschmacksrichtung dadurch angepaßt war, daß nur noch Gerste zu dessenHerstellung verwendet wurde. Dieser Prozeß ist bisher noch nicht erforscht worden und wird sogarbewußt im Dunklen gelassen. Immerhin wurde bis zum Anfang der 70er Jahre der alte Name Kölsch67

im 'kollektiven Gedächtnis' umgeschrieben und auf das neue, obergärige Bier übertragen. Es dauerteaber bis Mitte der 80er Jahre, genauer 1986, bis sich mit der sogenannten Kölsch-Konvention einnun gesicherter Rechtszustand für das neue Bier einstellen sollte: Erst seit diesem Zeitpunkt ist sicher,daß es sich bei Kölsch um eine Warenmarke handelt, die obergärig sein muß und ausschließlich inKöln hergestellt werden darf. Gleichzeitig startete man eine Werbekampagne, die den Kölnern68

suggerierte, dieses Bier habe es schon immer in Köln gegeben. Ergebnis dieses Prozesses war schließlich,69

daß eine im Grunde historisch sehr junge Invention über eine aufschlußreiche Kombination von Marketingund Lokalkolorit sich schließlich in ein primordiales Element verwandelte. Seit dieser Zeit, sind dieKölner Grenzen stark durch den Lieferbereich der Kölner Brauereien bestimmt.

7. SchlußbemerkungVersucht man die - hier sicher noch sehr bruchstückhaften - empirischen Ergebnisse zusammenzufassen,so scheint sich die oben postulierte These tatsächlich zu bestätigen: Im Laufe der letzten zweihundertJahre ist also offensichtlich die 'faktische' Strukturiertheit städtischer Grenzen weitgehend durch kulturelleFiktionen ersetzt worden. Nichts liegt dem Autor ferner, als diesen Prozeß zu kritisieren und heutigeZustände als Entfremdung oder 'unwirkliche' Wirklichkeit zu geißeln. Offenbar benötigen geradeheutige Städtebewohner soziokulturelle Fiktionen, mit denen sie die wahre 'Wirklichkeit' besser aushalten

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70. Siehe R. Geipel, op.cit.

und vielleicht sogar ertragen können. Wahrscheinlich ist die hier beschriebene Art sogar die70

akzeptabelste in Zeiten auch der (blutigen) Orientierung um jeden Preis. Jedoch müssen sich auchmit mehr oder weniger beliebig produzierten 'landmarks' und abgrenzenden Symbolen normativePostulate - wenn auch bescheidene - verknüpfen lassen. Die Grenze der Stadt sollte sich immer auchdurch eine gewisse 'loose connectiveness' auszeichnen, die zumindest regionale Kooperation nichtmassiv blockiert. Auch Städte mit guten Orientierungsmöglichkeiten - und nicht einmal Köln - sindInseln. Gerade 'symbolische' Ortsbindung sollte daher nach innen 'lose' gekoppelt sein, um vielfältigeAnknüpfungspunkte nach außen zu gestatten. Heute - um beim Beispiel zu bleiben - fällt es mitunterschwer, diese Fähigkeit in Köln - anders Düsseldorf - zu entdecken. Wenn zumindest diese Voraussetzungerfüllt ist, was stände dem entgegen, künftig Arbeiten zum Thema mit präziseren Antworten als bisjetzt möglich auf die folgenden Fragen zu beenden: Wieviel Fiktion ist möglich, um Stadtgrenzenzu konstruieren? Wie groß bzw. wie gering muß der Kernbestand an 'Realität' tatsächlich sein? Wievielfältig, ambivalent und optional sind die primordialen Elemente, die das Image einer Stadt bestimmen?Und wieviel 'Realität' in der 'Fiktion' bleibt notwendig und unverzichtbar?

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2828

"Amarna - Grenzen und Stadt im alten Ägypten" 2929

1. Das im Wechsel mit "festsetzen" für die Stelenaufstellung benutzte Verb bedeutet wörtlich: "effizient machen: zurWirkung = Ordnung bringen". Der Himmel ist Metapher für weite Ausdehnung (z.B. Urk. IV, 248, 16f.), aber auchfür Beständigkeit (z.B. Urk. IV, 2014, 1; 2015, 12) und Perfektion. Das ist gleichzeitig ein Verweis auf dieEidesformel, mit der die Aufstellung von Grenzstelen beschworen wird: bei Meineid oder Verrücken der Grenzsteinewird der Himmel einstürzen und eine kosmische Katastrophe eintreten (vgl. LÄ, I, 1197 Anm. 52; LÄ, II, 151; S.Schott, Analecta Biblica 12 (Roma 1959) 324). Vgl. den Eid des Pharao Sesostris I. in der Inschrift vom Tempel derGöttin Satet auf Elephantine: "[Die Sonne wird jeden Tag aufgehen?], der Mond wird seinen Gang tun, derHimmel wird nicht herabstürzen und die Erde wird nicht umkippen, [die Zirkumpolarsterne] werden nichtzugrunde gehen, - [so, wie] mein Eid [bleibt] und [mein Na]me dauert!" (W. Schenkel, MDAIK 31 (1975) Tf. 35e(S140), a (S619), Tf. 33a rechts (S649)).

2. P.E. Newberry, Beni Hasan, I (London 1893) pls. XXV/XXVI, Z. 13-46 = Urk. VII, 26/27. Letzte Bearbeitungund Übersetzung von A.B. Lloyd, in: ders. (ed.), Studies in Pharaonic Religion and Society in Honour of J. GwynGriffiths (London 1992) 21-36.

DETLEF FRANKE, HEIDELBERG

AMARNA - GRENZEN UND STADT IM ALTEN ÄGYPTEN

Um 1875 v. Chr. hat der Provinzgoverneur Chnumhotep in seinem Grab im mittelägyptischenBeni Hasan seine Autobiographie aufzeichnen lassen. In ihr ist vor allem davon die Rede, wie inseiner Familie Ämter vererbt und vom König verliehen wurden, aber auch von der Festlegung vonGrenzen.

Pharao Amenemhet II. hatte Chnumhotep in das Erbe seines Großvaters eingesetzt, "wobei er (Amenemhet) für mich (Chnumhotep) eine südliche Grenzstele festsetzte,eine nördliche (Grenzstele) aufstellte, (weit und fest) wie der Himmel ,1

und den großen Nil-Fluß teilte in seiner Mitte, so, wie es (früher) getan worden war für mei-nen Großvater durch einen Ausspruch, der aus dem Munde seiner Majestät kam, des KönigsAmenemhet I., ....,als Seine Majestät (auf den Thron?) kam, um das Übel (Isfet) zu vertreiben,indem er erschien als (der Schöpfergott) Atum selbst,wobei er wieder in Ordnung brachte, was er verwüstet vorgefunden hatte,und was eine Stadt der anderen (Stadt) genommen hatte,und wobei er wissen ließ eine Stadt ihre Grenze gegenüber der (andern) Stadt,indem ihre Grenzstelen aufgestellt wurden, (weit und fest) wie der Himmel,und ihr (der Städte) Wasser (= Gebiet) bekannt gemacht wurde gemäß den (alten) Schriften und gemessen nach dem alten Zustand,(dies alles tat der König) wegen der Größe seiner Liebe zur Ordnung (Ma'at)."2

In der kurzen Lobrede auf den König wird sein Handeln mit dem des Schöpfergottes Atum bei der

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3. Zu tnjw (manchmal die beiden Grenzen des Fruchtlandes, also das Wüstengebirge östlich und westlich des Nilbezeichnend) siehe E. Edel, ZÄS 81 (1956) 67ff. Pyr., §§ 279a [254], 1236ab [524]. Eine weitere Bezeichnung für"Grenzstein" ist jz(w)t (t3š) "von altersher Gesetztes (der Grenze)". Die (bewegliche) Grenzlinie (t3š) des Reiches derKönigin Hatschepsut erstreckt sich "bis zur Weite des Himmels und bis zur Grenzzone (drw) der Dunkelheit" (Urk.IV, 248, 16/17), vgl. für t3š Englisch "border": Rand/Saum, Grenzlinie, im Deutschen "Grenze", versus drw(davorliegende) "frontier": Grenzzone, im Deutschen "Mark", "Gemarkung". Zur Vorstellung von der Grenze inÄgypten vgl. LÄ, II, 896f.; E. Hornung, Eranos Jahrbuch 49 (1980) 393ff.; S. Quirke: "Frontier or Border? TheNortheast Delta in Middle Kingdom texts", in: "The Archaeology, Geography and History of the Egyptian Deltain Pharaonic Times." Proceedings, Wadham College, Oxford, 29.-31 August 1988 (Discussions in Egyptology,Special Number 1) (1989) 261-274.

4. Diese Vorstellung kann in gewissem Umfang durchaus auch für Amarna gegolten haben: Amarna könnte eine Art"monotheistische" Enklave einer (zum Teil) neuen Elite in einem sonst mehrheitlich-traditionell polytheistischenÄgypten gewesen sein (siehe auch E. Hornung, JARCE 29 (1992) 48f.). Und es gibt die interessante These, daß dasrömische Reich (Imperium - "Befehl"!) "nur durch und als seine Post" existierte, nur solange und soweitfunktionierte wie der Befehlsfluß im Rahmen des cursus publicus (B. Siegert: "Der Untergang des römischenReiches", in: H.U. Gumbrecht/K.L. Pfeiffer (Hg.), Paradoxien, Dissonanzen, Zusammenbrüche. Situationen offenerEpistemologie (Frankfurt am Main 1991) 495ff.).

5. Dieser textexterne Kontext wird durch das Gegensatzpaar der "Codewörter" MA'AT - ISFET angesprochen, vgl.dazu J. Assmann, Ma'at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten (München 1990).

Fig. 1

Erschaffung der Welt verglichen. Wie der Schöpfergott Undifferenziertes differenziert, Himmel vonErde trennt, setzt der König Grenzen fest. Dies geschieht durch königliche Proklamation und dieAufstellung von Grenzstelen. Die altägyptische Sprache benutzt für das gesprochene königliche"Macht-Wort" und seine Veröffentlichung auf Stein als "Denkstein, Stele" sogar dasselbe Lexem(wd). Diese "Bifokalität" von [Handlung: königliche Worte: Potentialität] Y [Resultat: Ver-ewigung auf dauerhaftem Stein: Aktualität] hängt mit der Vorstellung von derschöpferischen Kraft des göttlich-königlichen Wortes (Logos) zusammen. Es gibt im Ägyptischen ein altes Wort für "Grenzmarkierung" (tnjw), eine Kompo-sithieroglyphe aus einem Zepter, das für die Himmelsstütze steht, und einem Grenz-stein, über die sich eine (manchmal mit einer Feder als Machtzeichen versehene, aufeiner Standarte sitzende) Schlange gegen das Außen als Schützerin des Innen aus-breitet (Fig. 1). Dem Bild liegt die Vorstellung zugrunde, daß die Grenze Ägyptens3

dort verläuft, wo der Machteinfluß königlicher Autorität endet.4

Die Setzung von Grenzen ist Teil der bei der Schöpfung in Gang gesetzten Ordnung von Kosmosund Gesellschaft, die der Pharao in seinem Handeln aktualisiert: das Aufstellen von Grenzsteinenist ein "Zur-Wirkung-Bringen" von Ordnung gegenüber Unordnung.5

Gleichzeitig wird im oben zitierten Textausschnitt auf eine zurückliegende chaotische Zeit verwie-sen, als eine Stadt der anderen Stadt Gebiete wegnehmen konnte, als die Gebietsverhältnisse undHegemoniesphären der Städte - gelinde gesagt - flexibel waren. Angesichts unklarer Gebiets-ansprüche lautet dann die Klage des Provinzgoverneurs "Ich kenne mein Wasser nicht" (Zeile148).Wohlgemerkt: es geht im Text eigentlich nicht um Stadtgrenzen, sondern um Gebietsgrenzen, dochdie handelnden Subjekte sind die Städte. Die Grenzsetzung soll nicht auf Übereinkunft oderWillkür der Menschen beruhen, sondern wird vom König einseitig, unilateral als fester Punkt auf

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6. In Ägypten besteht so eine "stadtzentrierte Regionalstruktur" "deszendent", im Gegensatz zum Vorderen Orient,wo großräumigere politische Gebilde oft durch Verträge und Allianzen von Stadtstaaten entstehen (siehe auch J.Assmann: "Politisierung durch Polarisierung. Zur impliziten Axiomatik altägyptischer Politik", in: K. Raaflaub(Hg.), Anfänge politischen Denkens in der Antike. Die nahöstlichen Kulturen und die Griechen. (Schriften desHistorischen Kollegs. Kolloquien, 24; München 1993) 14 Anm. 4).

7. Insgesamt sind aus dem Mittleren Reich nur wenige Grenzstelen erhalten, zwei frühe königliche Beispiele sind dieGrenzstelen Sesostris' I., die auf dem Westufer des Nils die Grenze der Verwaltungsgebiete zwischen den StädtenIumiteru und Gebelein bzw. Esna und Hierakonpolis in Südägypten markierten (L. Habachi, MDAIK 31 (1975) 33ff.:Cairo TR 10/4/22/7 und Cairo JE 88802).

8. Siehe W. Helck, LÄ, II, 150f.

9. Vgl. S. Berger, JEA 20 (1934) 54ff.; LÄ, I, 1197 Anm. 52; LÄ, II, 150f. Anm. 4; B. Dominicus, Gesten undGebärden in Darstellungen des Alten und Mittleren Reiches (SAGA 10; Heidelberg 1994) 95 Anm. 550.

10. Die Namensänderung des Geburtsnamens "Amun-hotep" (griechisch "Amenophis"; traditionell mit AMUN imNamen) zu "Echn-aton" (mit ATON im Namen, eigentlich "Achan-jati" auszusprechen) erfolgte wohl gleichzeitig mitder Gründung der Stadt Achet-Aton. Die Grenzstelen mit der "älteren Proklamation" sind jedenfalls die ersten Belegefür den Namen Echnaton, während früher im 5. Jahr (Gurob-Brief) der Pharao noch Amenophis (IV.) genannt wird.

11. Vgl. mythisch Menes mit Memphis, dann Amenemhet I. mit Itj-towi, Ramses II. mit der Ramsesstadt undAlexander mit Alexandria. Auch die verschiedenen Orte, an denen die königlichen Grabpyramiden im Alten Reich imweiteren Umkreis von Memphis angelegt wurden, könnten auf Ortswechsel der Residenz hinweisen.

einer Linie erklärt - ebenso wie bei den Landesgrenzen.6

Das Chnumhotep zugeteilte Gebiet umfaßt die "Gewässer, Äcker, Hölzer (d.h. Gehölze undWälder) und Sand(bänke)" (Z. 52/53). Für seinen Sohn (namens Nacht) werden in der Nachbar-provinz insgesamt 15 Grenzstelen aufgestellt auf den tief gelegenen Äckern des Niederfeldes (Z.139-142). Keine der Grenzstelen, von denen Chnumhotep spricht, ist erhalten geblieben.7

Aus königlichen Dekreten des Alten Reiches wissen wir, daß die Vermessung der Felder "wie einschönes Fest des Gottes" begangen wurde als Umzug mit Musik und Fahnen, den Beamte,Vermesser und Schreiber begleiteten (Dekrete G und L aus Koptos). Dazu gehörte die Aufstellung8

von Grenzsteinen auf den Feldern, deren richtiger Standort von den Dorfältesten beeidet werdenmußte. So ist es jedenfalls in mehreren Gräbern des Neuen Reiches dargestellt.9

Über 500 Jahre später, um 1345 v. Chr., beschließt in seinem fünften Regierungsjahr PharaoAmenophis IV. (etwa 1350-1333 v. Chr.) - besser bekannt unter seinem später angenommenenNamen Echnaton - für sich und seinen Gott Aton eine Stadt zu gründen.10

Die Gründung einer eigenen neuen Residenzstadt gehörte dogmatisch durchaus zu den Aufgabendes ägyptischen Pharao, um einen Neubeginn mit seiner Thronbesteigung zu markieren.11

Doch über keine Residenzstadt sind wir durch zeitgenössische Inschriften und moderne Aus-grabungen so gut informiert wie über diese Stadt, die mit ihrem modernen Namen als Amarna(kein Tell!) bekannt geworden ist. Und in keiner altägyptischen Stadt spielen topographisch-natürliche, religiöse, symbolische und soziologische Grenzen eine so offensichtlich unser Bildprägende Rolle.Nachdem der König auf den Thron gekommen war, konzentrierte er bald seine ganze Aufmerksam-keit und Zuwendung auf eine einzige Gottheit, die bisher im ägyptischen Pantheon eher unbedeu-tend gewesen war: ATON, die leuchtende Sonnenscheibe. Die ausschließliche Verehrung eines

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12. Alle Grenzstelen von Amarna liegen in einer neuen Bearbeitung vor: Murnane/Van Siclen III. (1993), (vgl. dieRezension in BiOr 63 (1994) 121ff.). Im folgenden zitiere ich die Grenzstelen nach Kennbuchstaben und Zeile wiebei Murnane/Van Siclen III.

einzigen Gottes als Schöpfer aller Dinge war angesichts des traditionellen Polytheismus eineUngeheuerlichkeit. Zunächst konzentrierte der König sich darauf, in der Hauptstadt Theben, derStadt des alten Reichsgottes AMUN, große Tempelanlagen für seinen Gott Aton errichten zulassen. Doch diese Art der Koexistenz in Theben von Aton und Amun, hinter dem ja eine starkeund traditionsgebundene Anhänger- und Priesterschaft stand, konnte nicht lange gut gehen. Dasmonotheistische Experiment mußte zwangsläufig die Vernachlässigung aller anderen Götter undschließlich sogar die Verfemung (bis hin zur gezielten Aushackung) des Namens des Gottes Amunim ganzen Land nach sich ziehen.

Im 5. Regierungsjahr wurde der entscheidende Schnitt vollzogen: ca. 400 km nördlich von Theben(und ca. 310 km südlich von Cairo) sollte eine neue, eigene Stadt für den König und seinenVatergott Aton gegründet werden. Damit wurde die radikale Trennung von der traditionellenHauptstadt Theben und ihrem Gott Amun auch physisch vollzogen. Mit dieser Ausgrenzunggegenüber der Tradition gingen einher eine Namensänderung des Königs und Innovationen in derTempelarchitektur, in der Kunst, bis hin sogar in der geschriebenen Sprache.Der Platz für die Stadtgründung war sorgfältig ausgesucht worden und mußte bestimmten An-forderungen genügen. Der Wille des Königs, die Stadt an dieser Stelle und keiner anderen zugründen, wurde in einem feierlichen Eid auf drei Grenzstelen (Stelen X und M, K), in Steinverewigt, die im Norden und Süden des Gebietes in den anstehenden Fels gehauen worden waren(vgl. Abb. 1, Foto der nordwestlichsten Grenzstele A: Abb. 1a).12

"Amarna - Grenzen und Stadt im alten Ägypten" 3333

Den Auftrag erhielt der König von niemand anderem als direkt von "seinem Vater" Aton (Stele K,Z. XIX/XX), "zu erbauen ACHET-ATON, den "Horizont des ATON", an dieser abgelegenenStelle" (K, XXI). Der König hatte das Gebiet vorgefunden als niemandem gehörendes Land (K, 1):"es gehörte keinem Gott und keiner Göttin, es gehörte keinem Herrscher und keiner Herr-scherin, und es gehörte keinem Menschen" (K, 1-2).

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13. Die Stadtgründung erweist sich insofern als ein kluger politischer Akt, dem jede kurzsichtige Radikalität fehlt(vgl. den Aufbau sogenannter "befreiter Gebiete" als Ausgangsbasis für weitere Aktionen in der Taktik desGuerillakampfes). Ich glaube andererseits nicht, daß das Gebiet für die Anlage der Stadt vornehmlich aus(militärischen) Sicherheitsgründen ausgewählt wurde, wie es K. Pflüger, ZÄS 121 (1994) 123ff. annimmt, eher spielenökonomische Gründe eine Rolle (vgl. C. Eyre, IEA 80 (1994) 78 Anm. 154).

14. Achet-Aton ist Atons "Stätte des 'Ersten Males', die er für sich geschaffen hat, um in ihr zu ruhen, täglich"(Stele K, Z. X/XI).

Abb. 1a: Die nordwestliche Grenzstele “A”Rechts (im Norden) die Stele (Höhe: 4,27m), links die zwei Statuengruppen mit opferndem König,Königin und Prinzessinnen. Das Dach und die seitlichen Zungenmauern sind moderne Schutzvorrichtun-gen. Foto des Verfassers von 1973

Angesichts der Tatsache, daß ganz Ägypten juristisch und administrativ durch feste Gebietsgrenzenund Besitztümer der Krone und der Göttertempel aufgeteilt war, ist dieser Hinweis darauf, daß dieGründung in einem juristischen Freiraum erfolgte, von Bedeutung. Denn hiermit sind die Exi-stenzrechte anderer Götter und Mächte anerkannt, die Gründung war (zumindest zunächst) keinAffront gegen diese. Es war ein Raum in einer aufgeteilten Welt gefunden für die Entfaltung derreligionspolitischen Innovationen Echnatons (vgl. Anm. 4!). Niemand konnte in Zukunft An-sprüche auf das Gebiet stellen (X, 47f.) und es wird jetzt vom König und seinem Vater Aton inBesitz genommen: "Es gehört mir, um Achet-Aton zu sein, in Ewigkeit" (K, 2; X, 50-53). 13

Gleichzeitig ist der Name der Gründung ein Programm: Achet-Aton, "Horizont des Aton", be-schreibt mythologisch-kosmologisch den Aufenthaltsplatz des Sonnengottes in der Götterwelt. Die14

Gründung ist bestimmt, ein Abbild götterweltlicher Präfiguration zu sein. Der "Horizont des Aton"

"Amarna - Grenzen und Stadt im alten Ägypten" 3535

15. Die visionäre Stadtbeschreibung in den Grenzstelen steht dabei im Kontext der traditionellen und der neuen,"Echnaton-zentrierten" Heilskonzeption, vgl. allgemein: Werner Müller, Die Heilige Stadt. Roma quadrata,himmlisches Jerusalem und die Mythe vom Weltnabel. Stuttgart 1961. Ich denke auch an die konstruktivistischeRegel "Draw a distinction and you create a universe" (George Spencer Brown, Laws of Form (New York 1979) 3(nach Assmann (1993, zitiert in Anm. 6) 15).

16. Abb. 2 nach R.A. Wells, SAK 14 (1987) 313ff., der - ausgehend von der axialen Ausrichtung des "kleinen Aton-Tempels" in Amarna auf das Königsgrab-Wadi - berechnet hat, daß die Sonne im charakteristischen Wadieinschnittetwa um den 20. Februar aufgegangen sein soll (= Gründungsdatum?). Siehe dazu kritisch R. Krauss, GM 103 (1988)39ff. und Chr. Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie (ÄA 49; Wiesbaden 1989) 73ff.1

ist nicht nur Abbild des Kosmos, sondern gleichzeitig ein Gotteshaus, Tempel.15

Die Wahl des Ortes ist deshalb kaum Zufall: Die weite, vorher tatsächlich unbebaute, etwa 10 kmlange und 6 km breite Ebene auf der Ostseite des Nils südlich des modernen Mallawi, halbkreisför-mig umgeben von Bergen, in deren Mitte ein Wadi einen charakteristischen Einschnitt bildet, ist inder Tat ein ziemlich genaues Abbild der ägyptischen Hieroglyphe für "Horizont" (vgl. Abb. 1, 3und 2): 16

Abb. 2: Der Name der Stadt: die Hieroglyphen “Achet-Aton” (oben links), die Horizont-Hierogly-phe “Achet” (aufgehende Sonne über Horizontberg: oben Mitte) und das topographisch-architek-tonische Panorama von Amarna in Höhe der Achse von Königsgrab-Wadi und “kleinem Aton-Tempel” (nach R.A. Wells, SAK 14 (1987) 317 Fig.3)

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Abb. 3: Karte der Bebauungszonen von Amarna (nach B. Kemp, LÄ VI, 311/312)

Der König verkündet: "Ich werde erbauen Achet-Aton für Aton, meinen Vater, an dieser Stelle..." (K, 11) (und an keiner anderen), "auf der 'Aufgangsseite' = Ostseite von Achet-Aton, derStätte, die er (Aton) selbst (so) geschaffen hat, daß sie für ihn umarmt ist vom Berg, daß er

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17. "Du (Echnaton) bist bis in Ewigkeit, Schöpfer-Bauherr von Achet-Aton, der geschaffen ist von Re selbst"(Jw=k r nhh p3 qd 3ht-jtn jr(r?) cw ds=f: N. De Garis Davies, The Rock Tombs of El-Amarna, IV (London 1906) pl.R

XXI rechts = pl. XIIA). Vgl. für den Anfang Urk. IV, 2004, 10; 2005, 12; 2007, 9; 2010, 16; 2015, 6, und für denKönig als "Schöpfer" (qd) von Menschen z.B. Urk. IV, 2015, 10.

18. Allerdings erscheint auf einem der alten Markierungssteine für Bauten, die in der Central City gefunden wurden,die Bezeichnung "Siedlung des Aton" (p3 dmj p3 Jtn) (J.D.S. Pendlebury, The City of Akhenaten, Vol. III (London1951) pl. LXXXIX, Nr. 129, S. 113, 162). Vgl. außerdem C. Cannuyer, GM 86 (1985) 7ff.

19. Trotzdem sind z.B. in Theben die zentralen sakralen Baulichkeiten durch Prozessionsstraßen aufeinanderbezogen. Diese Funktion übernimmt in Amarna die "Royal Road".

Befriedigung erlange in ihr und daß ich ihm opfere auf ihr: Sie ist es." (K, 12).Das Gebiet ist von Aton geschaffen und landschaftlich so gestaltet, daß es von Anbeginn dazuprädestiniert ist, Residenz des Gottes zu sein und schließlich - durch "Führung" und Fügung Gottes(K, 5-7) - von König Echnaton "gefunden" zu werden. Echnaton fällt als Sohn des Schöpfergottesdie Aufgabe zu, die Schöpfung zu entfalten. Im Grab des Beamten Mechu in Amarna wird diesePartnerschaft von Vater-Schöpfergott (Re>Aton) und Sohn-Schöpfergott (Pharao) bei der Erbau-ung von Achet-Aton angesprochen: Echnaton wird als "Bauherr, Demiurg" von Achet-Atonangerufen, der gleichzeitig vom Sonnengott Re (womit hier natürlich Aton gemeint ist) selbstgeschaffen wurde. 17

Die primär sakrale Charakter der Gründung ergibt sich auch aus den dann vom Pharao verkünde-ten Bauvorhaben für die Stadt (K, 14ff.). Erwähnt werden nämlich nur 5 Tempel und die Palast-anlagen für den König und die Königin, jedoch keinerlei Verwaltungs- und Militärbauten, ge-schweige denn Wohnungen für die Beamten, Soldaten und das gewöhnliche Volk. Weiterhin sollenein Grab für den König, die Königin und die älteste Tochter angelegt werden im Ostgebirge, eineBegräbnisstätte für die heiligen Stiere des Sonnengottes und Gräber für die höhere Priesterschaftdes Aton. Im folgenden beschäftigt sich der dann leider sehr zerstörte Text des königlichen Eides -durchaus traditionell - vor allem mit der Festsetzung der Opferstiftungen für den Gott.

Die genannten baulichen Anlagen existierten funktional und mit ähnlichen Namen vorher schon inder alten Residenzstadt Theben, wo sie dem Gott Amun gehörten und in dem nördlichen Kultortdes Sonnengottes Re in Heliopolis beim heutigen Cairo. Diese Anlagen sollen also jetzt durch neueAnlagen, die ausschließlich für Aton und den König bestimmt sind, ersetzt werden. Theben, die"Stadt des Amun", das auch einfach nur "die Stadt" genannt wurde, wird ersetzt durch Achet-Aton.Dabei scheint von Bedeutung, daß Achet-Aton das ganze große Gebiet umfaßt, in dessen Mitte dieBauten liegen. Dieses von großen unbebauten Flächen umgebene eigentliche Siedlungsgebiet trägtkeinen eigenen Namen, und der Name Achet-Aton ist nie mit der Hieroglyphe für "Stadt, Siedlung"determiniert. 18

Durch die Gründung der Stadt auf unbebautem Gebiet ergab sich die einmalige Möglichkeit, sienach kosmisch-religiösen Vorgaben zu planen und zu bauen. Dies war ja in den "natürlich"gewachsenen anderen alten Städten Ägyptens (z. B. Theben) nicht möglich gewesen. 19

Durch die Ortswahl sind die Nord-Südachse und die Ost-Westausdehnung als Grenzen des Gebie-

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20. Das hat seine Parallele in einem Charakteristikum der Amarna-Religion: sie ist "ost-orientiert". Der Westen, dersymbolisch für das Reich des Osiris, das Jenseits und die Dunkelheit steht, wird ideologisch ausgeblendet (vgl. E.Hornung, JARCE 29 (1992) 48).

21. Siehe dazu auch P. Vernus, RdE 29 (1977) 180(2.), 188.

tes vorgegeben. Zunächst nur "ost-orientiert", werden die Grenzen im Norden und Süden durch20

Grenzstelen in den hier nahe an den Nil heranreichenden Felsklippen festgelegt. Nahezu parallel zudieser Nord-Südachse verläuft die sogenannte "Royal Road", in deren Mitte die vom Königgenannten und wohl zuerst begonnenen Bauten liegen: der große und der kleine Aton-Tempel, dergroße Palast und das "King's house". Am nördlichen Ende befinden sich der Uferpalast des Königsund der Nordpalast der Königin, im Süden die tempel-/palastartige Anlage von Kom el-Nana (vgl.Abb. 3 und 4).

Auf den Tag genau ein Jahr nach der Proklamation des Gründungseides, also im 6. Regierungsjahrdes Königs, schwört der König einen zweiten Eid. Dieser wird auf 11 Stelen aufgezeichnet, 8 Stelenauf der Ostseite und 3 Stelen auf der Westseite. In diesem zweiten Eid des Königs geht es ihm vorallem um die genaue Festlegung der Gebietsgrenzen von Achet-Aton, jetzt nicht nur im Osten,sondern auch im Westen.

Diese Grenzfestlegung ist - nach dem Text - geprägt von exakter Symmetrie. Einer südöstlichenStele exakt gegenüber soll eine südwestliche Stele angebracht werden, einer mittleren Stele imOsten soll eine gegenüberliegende mittlere Stele im Westen entsprechen, und einer nordöstlichenStele eine nordwestliche Stele im Westgebirge. Keine der Stelen will der König "überschreiten"(znj) in Ewigkeit. Genaueste und gleiche Entfernungsangaben zwischen den nördlichen undsüdlichen Stelen auf der Ost- und Westseite (X-J, A-F, siehe Abb. 1) legen die Nord-Südaus-dehnung von Achet-Aton fest (nicht gemessen ist die Ost-Westausdehnung, die etwa 20-25 kmausmacht!): "Das Innere zwischen diesen vier Stelen, vom Ostgebirge bis zum Westgebirge, dasist Achet-Aton selbst. Es gehört meinem Vater Aton," sagt der König, "umfassend Berge, Wüsten-land und Marschland, Inselland am Nil, Hochfeld und Frischfeld, Äcker, Wasser, Siedlungen,Uferland, Menschen, Viehherden und Gehölze, (überhaupt) alle Dinge, die Aton entstehen ließ"("Later Proclamation", Abschnitt VID = Stele A, Z. 14/15). 21

Auch diese Aussagen sind primär dogmatisch-mythologischer Natur. Die exakte Gebietsbegren-zung in Form eines Sechsecks (oder Rechtecks bzw. Trapezes: die Ost-Westausdehnung ist ja nichtangegeben!) erinnert nachahmend an die Vorstellung des von vier Stützen getragenen Himmelsüber der Erde. Sie läßt sich anhand der tatsächlichen Anbringungsorte der insgesamt 15 Grenz-stelen (und nicht 6!) auch nicht nachvollziehen, hier mußte das Ideal sich den realen topographi-schen Bedingungen beugen (vgl. Abb. 1).

Die Beschreibung der Geländeformationen, Felderarten, Immobilien und beweglichen Güter, diezu Achet-Aton gehören, ist ebenso traditionell. Sie erinnert an die Aussagen über die Güter, die derStadt im tausend Jahre älteren Pyramidenspruch 587 zufließen, nämlich Wasser, Holz, Speisen,

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22. Vgl. ähnlich noch im Sonnenhymnus von Amarna = J. Assmann, Ägyptische Hymnen und Gebete (Zürich 1975)Nr. 91, Verse 18/19. Ich habe diesen Topos auf dem Symposium 1993 unter den Themen "Zuwendung" und"Reichtum, Fülle, Prosperität" behandelt (D. Franke, in: M. Jansen/J. Hoock/J. Jarnut (Hg.), "Städtische Formen undMacht" (VIAS 1; Aachen 1994) 29ff.).

23. Texte bei S. Seidlmayer, MDAIK 39 (1983) 196/198, eine Hymne der Gattung "Lob der Residenzstadt".

24. Der König hat mit seiner Familie zumindest einige der Grenzstelen mehrmals besucht. Dieser Auszug lief ab inForm einer Art Staatsparade oder Prozession, die vielleicht im Grab des Mechu (Südgruppe, Nr. 9) dargestellt ist, vgl.die Interpretation von D. O'Connor, BES 9 (1987/88) 40ff. mit figs. 1/2, der Szenenfolge bei N. De Garis Davies, TheRock Tombs of El-Amarna, IV (London 1906) pls.XX/XXII + XXI/ XXIII/XXV + XXIV/XXVI. Heute noch sichtbareZugangsstraßen zu den Stelen sind nur bei den Stelen A + F im Westen und U + V im Osten festgestellt worden.

Gaben und alle Dinge, und die anfangs zitierte Angabe von Chnumhotep in Beni Hasan, zu seinemGebiet gehörten die "Gewässer, Äcker, Hölzer und Sandbänke".22

Zweck dieser Beschreibungen ist, die Wohlversorgtheit der Stadt und ihrer Bewohner darzustellen:Achet-Aton ist "Herrin der Nahrung und Speisen" und "Herrin des Wohlstands (rnnt/ rnwt)" ineinem Hymnus auf die Stadt, der im Wohnhaus des Generals Ramose (P 47.19) in der "tiefenHalle" auf zwei Doppelscheintürnischen aufgezeichnet war. Angesichts dieser Bedingungen inAmarna, wo man außerdem noch dem ständig in der Stadt präsenten König nahe sein konnte, istein Leben im Gefühl des Glücks möglich: "Wie froh bin ich in Achet-Aton ..." schwärmt Ramose.23

Der zweite königliche Eid über Achet-Aton wird dann im 8. Regierungsjahr Echnatons wiederholtund bekräftigt, wobei der König die Plätze der in Arbeit befindlichen Grenzstelen besuchte. 24

Auf den beiden nördlichen Grenzstelen (A + B) auf der Westseite gegenüber der eigentlichenWohnsiedlung befindet sich ein weiterer, dritter Eid verzeichnet, den der König ebenfalls etwasspäter im 8. Jahr geschworen hatte. Noch einmal wird betont, daß die sechs Grenzstelen exaktgegenüberliegen sollen, daß die "Weite von Achet-Aton von Berg zu Berg, vom Osthorizont desHimmels bis zum Westhorizont des Himmels" seinem Vater Aton gehören soll. Alle Dinge, dieAton dort entstehen ließ, gehören Aton, um das "Haus", das heißt die Domäne und gleichzeitig derTempel des Aton in Achet-Aton zu sein. "Ihre Gesamtheit ist seiner (Atons) Ka-Seele geopfert,und seine herrlichen Sonnenstrahlen empfangen sie."

Nach dem "Finden" des Platzes wird die "Gründung" durch einen feierlichen Eid Echnatonsbeschlossen. Immer wieder hat sich der König mit der genauen Festlegung der Gebietsgrenzen vonAchet-Aton befaßt (s. Abb. 1).

Auch die Form der Grenzstelen wurde im Lauf der Zeit verändert: Die ältesten Stelen befinden sich in einer schmalen Felsnische (Typ I: X + M (Jahr 5)), dann wirddie Felsnische erweitert und zwei Statuengruppen mit dem König, der Königin und zwei Töchternwerden links von der Stele aus dem Fels gehauen (Typ II: A, J + R (Jahr 6/8)), damit waren dieEcken des Gebietes markiert (wenn dazu Stele F gehörte) (Stele A = Abb. 1a); beim späteren Ensemble von Grenzstelen wird die Stele in der Mitte von zwei Statuengruppenangebracht (Typ III: B, N + P +Q + S + U + V (Jahr 8)).

40 Detlef Franke40

25. Siehe die Darstellung von aufgegriffenen Wüstenbewohnern im Grab des Mechu, die verhört werden sollen (N.De Garis Davies, The Rock Tombs of El-Amarna, IV (London 1906) pl. XXVI unten, und Urk. IV, 2005, 17/18).Vgl. für die "staatliche" Überwachung der Wüstenbewohner an den ägyptischen Landesgrenzen z. B. die "Semna-Dispatches" im Mittleren Reich (LÄ, II, 898).

26. Vgl. Kemp, Ancient Egypt, 269, 305f., auch J.J. Janssen, BiOr 40 (1983) 285ff. für eine Schätzung von 50.000 -100.000 Einwohnern. - Einen Überblick über die Baulichkeiten von Amarna und die archäologische Situation bietenB. Kemp, in: LÄ VI, 309-319, und Kemp/Garfi, Survey. Für Abb. 5 vgl. die Einteilung in drei Zonen (RoyalResidental City, Sacred City, Secular City) bei D. O'Connor (1995) 284ff., 299.

Ganz zum Schluß werden Stelen A und B um den dritten und letzten Grenzeid (das "Kolophon"vom Jahr 8) erweitert und eine weitere dritte Prinzessin den Statuengruppen in Relief hinzugefügt(auch bei P, Q und U als Statuetten?). Damit haben sich die Grenzmarkierungen von ursprüng-lichen bloß in den anstehenden Fels gehauenen Grenzstelen zu Kultplätzen verändert, die denKönig und seine Familie in Verehrung des Aton auch rundplastisch darstellen (vgl. Abb. 1a).Die Eide beschreiben mit ihrer Betonung auf der exakten Grenzfestlegung mit sechs Stelen eineVision von einem idealen Gottesbesitz. Das markierte Gebiet soll Kultzentrum und Residenz sein.Genau festgelegt sind die Gebietsgrenzen, jedoch nicht die Grenzen zwischen Siedlung undHinterland. Diese unscharfe Trennung von Stadt und Land ist ja das traditionelle Merkmal ägypti-scher Städte. Jenseits der Grenzen begann das Wüstengebiet, das in Ägypten klischeehaft für Chaosund Unordnung steht. Der Polizeitruppe von Achet-Aton oblag es, die Bewohner der Wüste zuüberwachen - so wie es sonst an den Grenzen Ägyptens durch die Besatzungen der Grenzfestungengeschah. 25

Das von den Grenzstelen umfaßte Gebiet hat eine Fläche von mehr als 300 km , besiedelt waren2

davon - soweit ausgegraben - nur weniger als (7 km x 0, 7 km =) 5 km auf der Ostseite (vgl. Abb.2

1 und 3).

Der Aufbau der Stadt im Gebiet von Achet-Aton fand im wesentlichen zwischen dem 5. und 10.Regierungsjahr des Pharao statt, insgesamt war die Stadt weniger als 20 Jahre bewohnt.Nach den erhaltenen Bauresten hat man errechnet, daß in Amarna etwa 45.000 Einwohner (20-50.000, davon gehörten zur Elite nur etwa 100-150 Personen) gelebt haben könnten, die allein26

schon von den ca. 160 km Ackerland auf der Westseite ausreichend ernährt werden konnten.2

Die Orientierungsachse der Gründung bildete zunächst die etwa 6 km lange und teilweise bis zu 39m breite "Royal Road", die etwa parallel zur Achse der Grenzstelen X-M/K/J und zum Nil verläuft(vgl. Abb. 3 und 4). Ihr Verlauf wurde in der späteren Bebauungsphase südlich der "Central City"aufgegeben und verändert (als "Main Road" weitergeführt), jedoch laufen ihr zumindest in der"Main City" (in etwa auch in der "North Suburb") zwei Straßen parallel, und auch die Anlage"Kom el-Nana" sowie die "Desert Altars" scheinen entlang der "Royal Road" ausgerichtet wordenzu sein (siehe Abb. 4). Eine entsprechende Ausrichtung ost-westlich verlaufender Querstraßen gibtes nicht.Im Zentrum der Gründung liegt die "Central City" (die "Insel" von Achet-Aton derStelentexte?), durch die auch die ideale Ost-Westachse verläuft, markiert durch den Wadieinschnittzum Königsgrab im Ostgebirge und die Achse des "kleinen Aton-Tempels" oder die "Brücke"zwischen dem großen Palast und dem "King's House" (vgl. Abb. 4). Im Norden und Süden der"Central City" liegen die beiden ost-westorientierten Aton-Tempel als Zeremonialzentren der Stadt:der "große Aton-Tempel" (760 x 270 m) und der "kleine Aton Tempel" (200 x 100 m) mit

"Amarna - Grenzen und Stadt im alten Ägypten" 4141

angegliederten großen Wirtschafts- und Versorgungsbauten. Beide Tempel sind letztlich nichtsanderes als riesige offene Flächen, die durch Mauern vom Profanbereich abgegrenzt sind (charakte-ristisch beim "kleinen Aton-Tempel" als Ziegelmauer mit Türmen einer Festung nachgebildet). In der Mitte der "Central City" liegt das "King's House" quasi als Nabelstelle und "weltlicher"Fokus der gesamten Gründung (vgl. KEMP/GARFI, Survey, Fig. 12). Ihm gegenüber befinden sichnilwärts der "Große Palast", östlich die wichtigen administrativen Bauten der königlich-staatlichenVerwaltung, u. a. das "Lebenshaus" (eine Art Bibliothek und Archiv), das "Urkundenarchiv" (wodie außenpolitische Korrespondenz, die Amarna-Tafeln, gefunden wurden) und Schreibbüros,sowie Speicheranlagen und die "Kasernen" für militärische Schutzeinheiten (vgl. KEMP/ GARFI,Survey, 63).

42 Detlef Franke42

Abb. 4: Die Zentralachse der “Royal Road” in Amarna und die frühe und späte Entwick-lungsphase der Bebauung (nach Kemp/Garfi, Survey, S. 48 Fig.10)

Insgesamt lassen sich - mit allem Vorbehalt angesichts der Grabungssituation - fünf einzelne

"Amarna - Grenzen und Stadt im alten Ägypten" 4343

architektonisch-funktional zu unterscheidende Siedlungsgebiete ("Viertel") entlang der Achse der"Royal Road" ausmachen (vgl. das "Idealbild" Abb. 5 mit Abb. 3). In diesem Sinne ist die StadtAmarna in der Tat eine Einheit von "joined villages" (KEMP, Ancient Egypt, 294): Im Norden ein"sakrales" Wohngebiet mit dem Palast des Königs (der mit Festungsmauern von der Umweltabgegrenzt war), Wohnhäusern für den Hofstaat und südlich dem Palast der Königin, dann die"North Suburb", ein profanes Wohngebiet, und die "Central City", die sowohl sakrale als auchprofane Einrichtungen umfaßte. Im Süden schließt sich die "Main City" (inklusive der "SouthSuburb") von etwa 2,5 km Ausdehnung an mit den Wohnhäusern hoher Beamter und einfacherArbeiter, weiter südlich dann die großen, in ihrer Funktion z. T. ungeklärten Anlagen von Kom el-Nana, des sogenannten "River Temple" und des "Maru-Aton"-Tempels. Möglicherweise warenganz im Süden weitere administrative/ökonomische Anlagen gelegen (bei El-Hawata).

Abb. 5: Die “Idealstruktur” von Achet-Aton (Amarna)Insgesamt ist angesichts dieser schematischen Teilung jedoch zu berücksichtigen, daß nicht allediese Siedlungsbereiche zur gleichen Zeit entstanden (z.B. wohl die "North Suburb" zuletzt; in denprofanen Wohngebieten verlief die Belegung von West nach Ost, zunächst also nahe der "Royal

44 Detlef Franke44

27. Siehe zur Rolle der Prozessionen J. Assmann: "Das ägyptische Prozessionsfest", in: J. Assmann (Hg.), Das Festund das Heilige. Religiöse Kontrapunkte zur Alltagswelt. (Studien zum Verstehen fremder Religionen, Band 1;Gütersloh 1991) 105-122. Erik Hornung, JARCE 29 (1992) 49 weist daraufhin, daß der Auszug der Königsfamilie -im Unterschied zu den traditionellen Götterprozessionen z. B. in Theben - nicht feierlich zu Fuß erfolgt, sondern daßim Streitwagen gefahren wird.

28. Folgendes basiert wesentlich auf Endruweit (1993), vgl. noch Crocker (1985) und Shaw (1992). Der Plan Abb.6 nach L. Borchardt/H. Ricke, Die Wohnhäuser von Tell el-Amarna (WVDOG 91; Berlin 1980) 87ff. und Plan III(Quadrate P 47/48), vgl. auch Kemp, Ancient Egypt, 293 Fig. 97.

Road").

Ganz traditionell waren also der König und seine Familie physisch und symbolisch vom Profan-bereich durch Lage und Architektur der Paläste abgegrenzt, ebenso der Gott in seinem Tempel.Auch die beiden Wohnstädte bilden geschlossene Gebiete, in denen zwar hoch und niedrig, armund reich eng beieinander wohnten, jedoch soziale Grenzen architektonisch eindeutig markiertwaren.

Ebenso traditionell ist die Anlage einer Nekropole für die Elite (Nord- und Südgräber, 43 Gräberbegonnen) und strikt getrennt von ihr die Anlage der Nekropole für die Königsfamilie, sowie dieAnlage einer kasernenartigen, rigide geplanten Arbeitersiedlung (mit durchschnittlich 35 m großen2

"Einheitswohnungen") abgetrennt von der Stadt im Osten.

Der die Siedlungen verbindende Lebensnerv ist die Königsstraße, auf der nicht - wie in traditionel-len Städten - der Gott bei großen Festprozessionen in Erscheinung tritt, sondern die Königsfamiliein einer Staatsparade in von Pferden gezogenen Wagen ausfährt vom Palast zum Tempel.27

Die scheinbar strikte "Viertelsbildung" in Amarna scheint zur ursprünglichen Planung zu gehörenund kein Zufall zu sein. In den Wohnstädten läßt sich die Bebauung chronologisch und sozialdifferenzieren. Zunächst legten sich offenbar die höchsten Beamten große Grundstücke (gernmöglichst nahe der "Royal Road") an. Zwar sind nur etwa 50% der gesamten Siedlungsflächeausgegraben (KEMP/GARFI, Survey, listen 1142 Bauten auf, BORCHARDT/ RICKE besprechen 532Wohnhäuser in der Main City, CROCKER zählte 783 Wohnhäuser im gesamten Stadtgebiet), davonkönnen jedoch nur etwa 56 Häuser Beamten zugeschrieben werden (KEMP, Ancient Egypt, 314;ca. 15%). Die großen Grundstücke sind mit Mauern umgeben und bilden jeweils für sich eigenemehr oder weniger autonome Sozial- und Wirtschaftseinheiten.

Herausgegriffen sei ein Gebäudekomplex in der nördlichen "Main City", der dem BildhauerThutmose zugeschrieben wird (P 47.1-3, siehe Nr. 8 in Abb. 4 und Grundstücksplan Abb. 6).28

Umgeben von einer Nilschlammziegelmauer befinden sich zwei Wohnhäuser (das große hat eineFläche von 17 x 17 m = 290 m ), ein Hof mit Brunnen und Bäumen, Bäckerei und Getreidespei-2

chern sowie im Westen ein Werkstattbereich und Ställe (ca. 45 x 54 m). Getrennt voneinanderbefinden sich im Norden an der Querstraße zwei durch Zungenmauern markierte Eingänge zumGrundstück.

"Amarna - Grenzen und Stadt im alten Ägypten" 4545

29. Siehe Borchardt/Ricke, a.a.O., Tf. 28 (Kalkstein, 45 x 29 cm), S. 222, Plan 64 und S. Seidlmayer, MDAIK 39(1983) 204ff., weiter auch Kemp, Ancient Egypt, 293 Fig. 97.

Abb. 6: Die Bebauung um das Haus des Bildhauers Thutmose (nach Borchardt/Ricke (1980) Plan III). DiePlanquadrate haben eine Seitenlänge von 200 m.

Südlich der Hofmauer finden sich 12 kleinräumige mehr oder weniger uniforme Hausanlagen umeinen gemeinschaftlichen Hof mit eigenem Brunnen gelegen (P 47.1, ca. 45 x 21 m), dieBildhauer-Werkstattarbeitern und ihren Familien zugeschrieben werden. Architektonische Ge-schlossenheit entspricht hier also sozialer Zusammengehörigkeit. Ein schmaler Durchgang führtzum Hof der Hauptanlage im Norden (P 47.2/3). Westlich gehört zu diesem Komplex noch dassogenannte "Westhaus", das nur durch einen schmalen "privaten" Durchgang vom Hof zugänglichist und so über einen eigenen privaten Hof verfügt. Ein Zugang zu den Kleinhäusern und demWesthaus ist nur möglich durch eine ca. 1,2 m breite und etwa 15 m lange Gasse von Süden.

Scheinen der beruflich-soziale Fokus der Bewohner dieser Gebäude das Haus des Thutmose (P47.2/3) mit seinen Werkstätten, das "Westhaus" und der Hof zu sein, ist der religiös-ideelle Fokusvielleicht in einem kleinen Heiligtum (P 48.4) zu suchen, das wenig südwestlich lag. In ihm wurdeeine kleine Stele gefunden, die die drei Ortsgötter Chnum, Satet und Anuket von der weit im SüdenÄgyptens gelegenen Nilinsel Elephantine (beim heutigen Aswan) zeigt. Diese Götter waren29

zuständig für das Kataraktgebiet, in dem Granit abgebaut wurde, und sind deshalb im Neuen Reichzu den traditionell von Steinhandwerkern verehrten Göttern geworden. Man kann also vielleichtannehmen, daß die in den Werkstätten im Umkreis des Hauses von Thutmose arbeitenden Stein-

46 Detlef Franke46

30. Siehe dazu Seidlmayer, a.a.O., 206 und M. Fitzenreiter: "Zum Ahnenkult in Ägypten", in: GM 143 (1994) 57ff.Die Umgebung der Anlage war leider gestört. Vielleicht ist auch das Gebäude P 47.10 ein solches "öffentliches"Heiligtum gewesen.

31. Die Beschreibung der Stadt Amarna in den Grenzstelen nimmt in gewissem Sinne spätere Stadtutopien vorweg,ein Nachfolger ist die Beschreibung der Ramsesstadt (Übersetzung: D. Franke, in: VIAS 1 (1994) 49: Text 7). In derNeuzeit kommt es erst im 15. Jahrhundert zu Gründungen wirklicher "Idealstädte" (vgl. B. Roeck, in: VIAS 1 (1994)109).

metze und ihre Familien in dieser gemeinsamen Kapelle "ihre" Berufs-Götter verehrten und dieGemeinde des Heiligtums bildeten. Im Gegensatz dazu präsentierte sich die Elite in ihren Villen30

als Anhänger der Aton-Religion mit dem Königskult gewidmeten Hausaltären und verfügte überprivate Heiligtümer innerhalb großer Gärten (z.B. bei Haus P 47.17).

Restriktion der Zugangsmöglichkeiten und Abgrenzung durch Umfassungsmauern sind so dieMittel, um Privaträume zu sichern. Trotz der nach außen scheinbar uniform wirkenden langenUmfassungsmauern werden soziale und ideologische Unterschiede markiert: Grundstücke derEliteangehörigen zeichnen sich durch Zungenmauern parallel zum Grundstückseingang aus, undoft durch die Anlage von Gärten mit Bäumen, Teichen und eigener Kultkapelle, die an der Straßen-seite durch einen turmartigen Pylon (mit 8-12 m Breite und 6-8 m Höhe, eigentlich ein sakralesSymbol) jedermann sichtbar gemacht sind. Beides sind Markierungen des Übergangs in die privateWelt der Elite mit ihren distinktiven Werten und Normen.

Zusammenfassung

Ausgangspunkt der Gründung von Amarna ist der Wunsch des Pharao (und seiner Ratgeber?), sichvon der traditionellen Hauptstadt und ihrem Gott Amun abzugrenzen. Die Vision einer nur demPharao und seinem Vatergott, der sichtbaren Sonnenscheibe Aton, gehörenden und geweihten"Heiligen Stadt" findet ihr reales Spiegelbild in den topographischen Gegebenheiten des Gebietesvon Amarna. Achet-Aton ist geplant als Manifestation eines - wenn auch nur kurzlebigen - Inno-vationsschubs ägyptischer Religion und Kultur.

Das "Image" einer Residenz wird - unter Nutzung realer Grenzen - durch Grenzsteine markiert undin einer gemeinsamen Orientierung zentraler Bauten verwirklicht.

Im Bild der entlang der "Königsstraße" angelegten Bebauungsgebiete schlagen sich andererseitsdurchaus traditionell gewachsene ideelle und soziale Grenzen nieder - vor allem in der Exklusivitätdes Königs, seiner Familie und des Gottes. Insofern ist diese "Ausnahmestadt" nur ein Spiegelbildder herkömmlichen und von Echnatons Reformen wenig berührten ägyptischen Gesellschafts-struktur. Auch waren der Vision von einer Idealstadt offenbar durch die Realität Grenzen gesetzt:31

Der in den Grenzstelen beschriebene Plan einer durch sechs exakt gegenüberliegende Stelenrechteckig von Hinterland begrenzten Stadt ist nie realisiert worden. Die Orientierung der Bebau-ung entlang der "Royal Road" im Süden der Main City ist im Verlauf des Aufbaus des Stadtzen-trums aufgegeben worden und auch die Entwicklung der Bebauung in den Wohngebieten scheint

"Amarna - Grenzen und Stadt im alten Ägypten" 4747

im Laufe der Zeit nicht mehr dem "Master-plan" zu folgen. Überall stößt man in Amarna aufGrenzen ...

Literatur:

BORCHARDT, L./RICKE, H: Die Wohnhäuser von Tell el-Amarna (WVDOG 91) Berlin 1980CROCKER, P.T.: "Status Symbols in the Architecture of El-'Amarna", in: JEA 71 (1985) 52-65ENDRUWEIT, A.:"Architektur als Bedeutungsträger. Zur Markierung privater Territorien imStadtgefüge." (unveröffentlichter Vortrag, Göttingen 1993)ENDRUWEIT, A.:Städtischer Wohnbau in Ägypten. Klimagerechte Lehmarchitektur in Amarna.Gebrüder Mann Verlag, Berlin 1994HULIN, C.: "The Archaeology of the Amarna Plain", in: Papers for Discussion I (Jerusalem1984) 210-269KEMP, B.J. and S. GARFI: A Survey of the Ancient City of El-'Amarna. (The Egypt ExplorationSociety, Occasional Publications No. 9) London 1993KEMP, B.J.: Ancient Egypt. Anatomy of a Civilization. KPI, London/New York 1989. S. 261ff.KEMP, B.J.: "Tell el-Amarna", in: Lexikon der Ägyptologie, Band VI, Spalte 309-319KEMP, B.J.: "The city of el-Amarna as a source for the study of urban society in ancient Egypt",in: World Archaeology, Vol. 9, No. 2 (1977) 123-139MINERT, P.:Die Horizonte des Aton. Die Grenzfestlegung der Hauptstadt Echnatons. Spureneines altägyptischen Vermessungssystems. (Schriftenreihe des Förderkreises Vermessungstech-nisches Museum e.V., Band 21.) Dortmund 1994MURNANE, W.J./ Ch. C.Van Siclen III: The Boundary Stelae of Akhenaten. (Studies in Egypto-logy) KPI, London/New York 1993 O'CONNOR, D.: "City and Palace in New Kingdom Egypt", in: CRIPEL 11 (1989) 73-87O'CONNOR, D.: "Cities and Towns", in: Egypt's Golden Age: The Art of Living in the NewKingdom 1558-1085 B.C. Catalogue of the Exhibition (Museum of Fine Arts, Boston 1982) 17-25O'CONNER, D.: "Beloved of Maat, The Horizont of Re: The Royal Palace in New KingdomEgypt", in: D.'Connor/D.P. Silverman (eds) : Ancient Egyptian Kingship. E.J. Brill, Leiden/NewYork/Köln 1995. S. 263-300SHAW, I.: "Ideal Homes in Ancient Egypt: the Archaeology of Social Aspiration", in: CambridgeArchaeological Journal 2(2) (1992) 147-166

Abkürzungen:ÄA = Ägyptologische Abhandlungen. WiesbadenBES = Bulletin of the Egyptological Seminar, New York. New YorkBiOr = Bibliotheca Orientalis. LeidenJARCE = Journal of the American Research Center in Egypt. Boston

48 Detlef Franke48

JEA =Journal of Egyptian Archaeology. LondonGM = Göttinger Miszellen. GöttingenLÄ = Lexikon der Ägyptologie. WiesbadenMDAIK = Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. MainzRdE = Revue d'Égyptologie. ParisSAGA = Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens. HeidelbergSAK = Studien zur Altägyptischen Kultur. HamburgUrk. = Urkunden des aegyptischen Altertums. Leipzig/BerlinVIAS = Veröffentlichungen der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Stadtkulturforschung (IAS).AachenWVDOG = Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orientgesellschaft. BerlinZÄS = Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde. Leipzig/Berlin

Ambivalenz der Grenze 4949

1. Überblick mit weiterer Literatur: Heinrich R.Schmidt, Konfessionalisierung im 16.Jahrhundert (Enzyklopädiedeutscher Geschichte 12), München 1992; einen weitgespannten Entwurf bietet Heinz Schilling, Nationale Identitätund Konfession in der europäischen Neuzeit, in: Bernhard Giesen (Hg.), Nationale und kulturelle Identität. Studienzur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit, Frankfurt a.M. 1991, S.192-252.

2. Charles Antoine Pilati di Tassulo, Voyages en différens pays de l'Europe en 1774, 1775, & 1776, ou Lettresécrites de l'Allemagne, de la Suisse, de l'Italie, de Sicile, et de Paris. 2 Bde., Den Haag 1777, Bd.1, z.B. S.49-65(3.Brief aus Berlin, 30.Juni 1774), über den Bildungsvorsprung der Protestanten.

3. Wilhelm Heinrich Riehl, Land und Leute, Stuttgart 1862, S.433. Etienne François, Die unsichtbare Grenze.Protestanten und Katholiken in Augsburg 1648-1806, Sigmaringen 1991.

WOLFGANG KAISER

DIE AMBIVALENZ DER GRENZE.GRENZZIEHUNGEN UND SOZIALVERHALTEN IM BASLER RAUM

IN DER FRÜHEN NEUZEIT

1. Über Grenzen nachzudenken, scheint von brennender Aktualität in einer Zeit, in der das Wegfal-len von Grenzen Ängste hervorruft und die arbiträre Neuziehung von Grenzen den Gewalt-zusammenhang zwischen Abgrenzung und Ausbildung eines Gemeinschaftsgefühls deutlich macht.Dieser aktuelle Bezugspunkt ist sicherlich präsent in der Reflexion über eine historische Krisenzeit,in der das Althergebrachte wegzubrechen schien und neue Grenzen gezogen wurden: das Zeitalterder Reformation und der Konfessionalisierung. Die neuen Gräben, die der religiöse Konflikt aufriß,schufen eine "Unübersichtlichkeit", die durch Konfessionsbildung und Konfessionalisierungeingedämmt, in feste Bahnen gelenkt und begrenzt werden sollte.Die mittlerweile zum "Forschungsparadigma" erhobene Konfessionalisierung umfaßt, so derenVertreter, mehrere ineinander verschränkte Prozesse.1

Zunächst einen Territorialisierungsschub, der zur Homogenisierung des mittelalterlichen Flicken-teppichs konkurrierender Gewalten geführt und einen Zwang zur Entmischung, Arrondierung undgenaueren Bestimmung von territorial verstandenen Grenzen erzeugt habe. Weiterhin die Kodifi-zierung von Konfessionen, die Abgrenzung zu anderen ermöglichten, der eigenen Glaubensgemein-schaft klare Konturen gaben und nach innen als Glaubenszuchtmittel eingesetzt wurden. Schließ-lich einen obrigkeitlichen Machtzuwachs, den disziplinierenden Eingriff der Obrigkeit in das Lebender Bürger und Untertanen (Ehe- und Sittenzucht, Gewissenserforschung auf Rechtgläubigkeit).Auf lange Sicht habe dies zu einer Verinnerlichung der Konfessionalität geführt, die im 18.Jahrhundert von den Zeitgenossen als deutlich unterscheidbares Sozialverhalten, unterschiedlicheMentalität, ja Physiognomie festgehalten worden sind. Dies waren die für Reisende im 18. Jahr-hundert wie Friedrich Nicolai oder Pilati di Tassulo sichtbaren, klischeehaft festgehaltenen2

Grenzen zwischen den Konfessionen, die eine konfessionelle Karte des Reichs und jeder gemischt-konfessionellen Region oder Stadt des sogenannten dritten Deutschland durchzogen. Augenfällig3

ist der Unterschied zu den Beobachtungen von Reisenden des 16.Jahrhunderts wie Michel deMontaigne, dem die Eheschließungen zwischen Angehörigen verschiedener Konfessionen inoberdeutschen Städten auffielen und der die unklare religiöse Situation und offene Diskussiontheologischer Fragen in der Basler Elite so charakterisierte: "Der Herr von Montaigne fand, daßsie über ihre Religion sehr uneins waren, den Antworten nach zu urteilen, die er von ihnenhörte. Der eine nannte sich Zwinglianer, der andere Calvinist, der dritte Martinist [= Luthera-

50 Wolfgang Kaiser50

4. Michel de Montaigne, Journal de voyage en Italie, in: Ders., Oeuvres complètes, hg. von A.Thibaudet und M.Rat(Ed. Pléiade), Paris 1962, S.1128-9; hier zitiert nach: Tagebuch einer Badereise, übers. von O.Flake (Bibliothekklassischer Reiseberichte), Frankfurt a.M. 1980, S.54.

5. Siehe dazu für Basel im 15. Jahrhundert Claudius Sieber-Lehmann, Spätmittelalterlicher Nationalismus. DieBurgunderkriege am Oberrhein und in der Eidgenossenschaft (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts fürGeschichte 116), Göttingen 1995.

6. Zum regionalgeschichtlichen Ansatz siehe ausführlicher Wolfgang Kaiser, Den territorial region - Baselregioneni nyere tid, in: Regionen i historien (Den jyske Historiker 68 [1994]), S.51-66.

7. Ausführlicher zur territorialen Situation und zur Historiographie Wolfgang Kaiser, Régions et frontières: l'espacefrontalier de Bâle (XVIe-XXe siècles), in: Les identités régionales et nationales en Europe au XIX et XXe siècles DenHaag-London-Boston 1996, im Druck. 8. Bucers "Tetrapolitana", die "Fidei Ratio" Zwinglis. Zum Diskussionsraum siehe Erich Kleinschmidt, Stadt undLiteratur in der Frühen Neuzeit. Voraussetzungen und Entfaltung im südwestdeutschen, elsässischen undschweizerischen Städteraum (Literatur und Leben N.F. 22), Köln-Wien 1982.

ner], und so kam der Herr von Montaigne auf den Gedanken, daß verschiedene noch derrömischen Religion in ihrem Herzen den Vorzug geben möchten."4

Das bevorzugte Beobachtungsfeld für solche augenfälligen oder unsichtbaren Grenzziehungen wardie Stadt. Anders als das Diktum "Stadtluft macht frei" suggeriert, hatte die Stadt des Spätmittel-alters und der frühen Neuzeit einen starken Zwangscharakter. Sie hob sich durch scharfe Rechts-und Herrschaftsgrenzen vom Umland ab, bestimmte sich als Gemeinschaft durch die Unterschei-dung von allem - selbst definierten - Fremden und versuchte folgerichtig schon im Spätmittelalter,Fremdkörper wie die Kirche zu munizipalisieren und alle Einwohner, auch Aufenthalter undResidenten, dem städtischen Eid zu unterwerfen und das Ausbürgerwesen zurückzudrängen.5

Zugleich war sie jedoch ein komplexes soziales Gebilde, in dem die angestrebte innere Einmütig-keit ebenso illusorisch blieb wie die Abkapselung vom Fremden. Beide Aspekte traten in Reformation und Konfessionalisierung deutlich zutage. Die Städte sahensich nach außen mit konfessionell anders orientierten Territorien oder Städten konfrontiert, mußtendie komplizierte Entflechtung von Besitztiteln, Gerichtsrechten und Eigenleuten auf dem Territori-um und in der Stadt selbst angehen und versuchten, die altgläubige oder evangelische Orientierungbei Bürgern und Untertanen durchzusetzen. Für die Städte bedeuteten sie nach außen eine Neu-bestimmung des Verhältnisses von Stadt und Territorium, nach innen eine Neuordnung desinstitutionellen Gefüges und des Verhältnisses von Magistrat zu Bürger und Untertanen.

2. Der Basler Raum ist in diesem Zusammenhang ein interessanter Fall, weil die Grenzproblematikin die territoriale und konfessionelle Konfiguration eingebaut war. Durch den Beitritt zur Eidge-6

nossenschaft im Jahre 1501 wurde das im 16.Jahrhundert etwa 10.000 Einwohner zählende Baselzur Grenzstadt: es machte einen ersten Schritt weg vom Reich, blieb aber weiterhin ökonomisch aufden Sundgau und das Elsaß, in geringerem Maße auf die obere Markgrafschaft ausgerichtet. Dieunmittelbare Nachbarschaft zu den vorderösterreichischen, sprich habsburgischen Gebieten(Sundgau, Elsaß, Breisgau, die vier Waldstädte am Hochrhein usw.) und die Reichsstandschaft desBischofs von Basel erforderten die Berücksichtigung der Kräfteverhältnisse im Reich.7

In den Debatten um die reformatorischen Lehren bildete Basel einen Eckpunkt des weitgespanntenoberdeutsch-schweizerischen Diskussionsraums, in dem Alternativen zum Augsburgischen Be-kenntnis formuliert wurden. Die Städte - Straßburg, Basel, Zürich, usw. - bildeten im8

16.Jahrhundert ein Beziehungsgeflecht mit dichter Informationsökonomie und wechselnden

Ambivalenz der Grenze 5151

9. Zur Vermittlung Basels im Bauernkrieg: Heinrich Ryhiner, Chronik des Bauernkrieges (1525) [Basler Chroniken6], Leipzig 1902, S.461-524; Karl Hartfelder, Zur Geschichte des Bauernkriegs in Südwestdeutschland, Stuttgart1884. Allgemein zu den Städten: Georg Schmidt, Der Städtetag in der Reichsverfassung. Eine Untersuchung zurkorporativen Politik der Freien und Reichsstädte in der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts. Stuttgart 1984; ThomasA.Brady Jr., Turning Swiss. Cities and Empire, 1450-1550 (Cambridge Studies in Early Modern History), Cambridgeusw. 1985.10. Siehe zum folgenden ausführlich Wolfgang Kaiser, Vincini stranieri. L'uso dei confini nell' avea di Basilea, (XVI-XVII secolo), in: Quaderni storici 90:3 (1995), S. 601-630.11. Andreas Ryff (1550-1603), Reisebüchlein (Reiss Biechlein), hg. von Friedrich Meyer, in: Basler Zeitschrift fürGeschichte und Altertumskunde 72 (1972), S.5-136. Felix Platter, Tagebuch (Lebensbeschreibung) 1536-1567, hg.von Valentin Lötscher, Basel-Stuttgart 1976, S.361. Zum Basler Einzugsbereich im 15.Jahrhundert: DorotheeRippmann, Bauern und Städter: Stadt-Land-Beziehungen im 15. Jahrhundert. Das Beispiel Basel, unter besondererBerücksichtigung der Nahmarktbeziehungen und der sozialen Verhältnisse im Umland (Basler Beiträge zurGeschichtswissenschaft 159), Basel-Frankfurt/M. 1990.12. Martin Körner, Solidarités financières suisses au XVIe siècle. Contribution à l'histoire monétaire, bancaire etfinancière des cantons suisses et des états voisins, Lausanne 1980; Robert Stritmatter, Die Stadt Basel während desDreißigjährigen Krieges. Politik, Wirtschaft, Finanzen. Diss. Basel. Bern/Frankfurt a.M./Las Vegas 1977. RobertArzet, Die Geldgeschäfte der badischen Markgrafen mit der Stadt und der Bürgerschaft Basel, in: Blätter aus derMarkgrafschaft 1919, S.1-37. Martin Körner, Das System der Jahrmärkte und Messen in der Schweiz 1500-1800, in:Jahrbuch für Regionalgeschichte und Landeskunde 19 (1993/94), S.13-34. Walter Bodmer, Der Einfluß der

Bündnissen. Die Städte wurden bezeichnenderweise 1525 von den sundgauischen und breis-gauischen Bauernhaufen als Vermittler zwischen ihnen und den Adligen angerufen. 9

Der Übergang zur Reformation zog sich in diesem Raum über fast ein halbes Jahrhundert hin: Endeder 1520er und zu Beginn der 1530er Jahre wurde die Reformation in Basel und Straßburgeingeführt, erst 1556 in der oberen Markgrafschaft, gar erst 1575 in Colmar. Der aus der Stadtexilierte Basler Bischof zog sich 1529 ins jurassische Puntrut, in sein Fürstbistum, zurück, bliebjedoch in Basel weiterhin präsent: als Kanzler der Basler Universität, durch seine Rechte undBesitztitel in Basel und auf der Landschaft, als Verbündeter mit den katholischen Orten derEidgenossenschaft und zugleich weiterhin Reichsstand, als Grund- und Gerichtsherr in einigenrechtsrheinischen Enklaven in der oberen Markgrafschaft, die katholisch blieben. In den 1580erJahren kam es überdies zur Entfremdung zwischen der lutherischen Markgrafschaft und demreformierten Basel, die beide wiederum von katholischen Gebieten eingeschlossen waren (So-lothurn, vorderösterreichische und fürstbischöfliche Gebiete). Der ungleichzeitige Übergang zurReformation, der Dissens unter den Protestanten und der Gegensatz zu den Altgläubigen warfKonflikte auf und hielt sie virulent, die in der kleinräumigen Vielfalt der Basler Region nicht durcheinfache scharfe Abschottung lösbar waren, sondern zu neuen Formen des Umgangs mit Grenzenführten.10

3. Der Umgang mit Grenzen ging auch deshalb in die Alltagspraxis ein, weil Basel zentralörtlicheFunktionen wahrnahm, aber als Grenzstadt zugleich eine "ex-zentrische" Position hatte. IhrEinzugsbereich waren nicht allein die ländlichen Untertanengebiete, sondern vor allem die nördli-chen, relativ städtearmen Vorlande beiderseits des Rheins. Aus den Krankenbesuchen des BaslerStadtarztes Felix Platter wie aus den Aufzeichnungen des Tuchhändlers Andreas Ryff (zweiteHälfte des 16.Jahrhunderts) läßt sich die zentrale Rolle Basels in einem Umkreis von etwa 30 kmersehen, in dem die Marktorte Altkirch, Kandern und Schopfheim lagen. Auf lokaler Ebene warBasel natürlich Marktort für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Arbeitsbörse. Die Stadt war11

eingebunden in das überregionale System der Messen und Jahrmärkte und im 16.Jahrhundertinsbesondere ein wichtiger Bankenplatz. Die Refugiantenströme brachten fremde Kaufleute undneue Gewerbe in die Stadt, z.B. französische und italienische Seidenweber und Fabrikanten. Und12

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Refugianteneinwanderung auf die Basler Wirtschaft, Zürich 1946.13. Der Basler Bischof war kraft der Stiftungsbulle Pius II. von 1459 Kanzler der Universität; alle zehn Jahre begabsich eine Deputation von zwei oder drei Professoren zum Bischof nach Puntrut/Porrentruy, Rudolf Thommen,Geschichte der Basler Universität 1532-1632, Basel 1889, S.32ff.14. Robert Stritmatter, Die Stadt Basel während des Dreißigjährigen Krieges. Politik, Wirtschaft, Finanzen. Diss.Basel. Bern/Frankfurt a.M./Las Vegas 1977. Hans Georg Wackernagel, Basel als Zufluchtsort des Elsaß (15.-17.Jahrhundert), in: Annuaire de Colmar/Colmarer Jahrbuch 1936, S.54-64. Martin Keller, Markgräfliche Sitze inBasel; Taufen, Trauungen und Totenfeiern in den Basler Hofkapellen, in: Das Markgräflerland H.1 (1993), S.31-102.15. Bereits in der Spalenvorstadt machte sich der Einfluß elsässischer Mundart bemerkbar: Theodor Zwinger,Methodus Apodemica, Basel 1577, fol.169; Auseinandersetzungen in der Aeschenvorstadt zwischen Städtern undBauern: Ernst Erhard Müller, Die Basler Mundart im ausgehenden Mittelalter, Tübingen 1953, S.117.16. C.W.Brenner, Basels Bevölkerung nach den Wohnquartieren zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges (unter Beigabedes "Basler Adressbuches" von 1634), in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 51 (1952), S.35-106;Wilhelm Alfred Münch, Ergänzungen und Berichtigungen zum "Basler Adreßbuch" von 1634, in: Basler Zeitschriftfür Geschichte und Altertumskunde 52 (1953), S.65-74.17. Vgl. zum folgenden Wolfgang Kaiser, Vincini stranieri, art.cit.18. Cf. Delio Cantimori, Eretici italiani del Cinquecento, Florenz 1939. Werner Kaegi, Machiavelli in Basel, in:Ders., Historische Meditationen, Zürich 1942, S.119-81. Antonio Rotondò, Pietro Perna e la vita culturale e religiosadi Basilea fra il 1570 e il 1580, in: Ders., Studi e ricerche di storia ereticale italiana nel Cinquecento, Bd.1, Turin1974, S.273-392.

die im Gefolge des Basler Konzils gegründete Universität wurde zwar 1532 als evangelischeUniversität wiedereröffnet, aber man achtete darauf, ihr einen nicht zu eng konfessionellen Ein-zugsbereich zu bewahren. In den Kriegen des 17.Jahrhunderts schließlich wurde das neutrale13

Basel zur Zuflucht nicht nur für tausende von sundgauischen und Markgräfler Bauern, sondernauch für den Markgrafen selbst, der 1540 das Basler Bürgerrecht erworben hatte und Ende des17.Jahrhunderts in Basel ein prächtiges Palais erbauen ließ und dort seine "ex-territoriale" Resi-denz aufschlug.14

Politisch und rechtlich trennte ein tiefer Graben die Untertanen auf der Landschaft von den politi-schen Vollbürgern, innerhalb der Stadt die Bürger von den Hintersassen, Aufenthaltern undFremden, die in vielerlei Hinsicht benachteiligt waren (z.B. wurde auf Handelsgeschäfte unterBeteiligung eines Fremden Pfundzoll erhoben). Eine juristische und soziale Grenze trennte daspatrizisch dominierte Großbasel von der "Mindern Stadt" Kleinbasel. Die Vorstädte und diestadtnahen Landgemeinden wie Riehen und das 1640 vom Markgrafen erworbene Kleinhüningenwaren Auffangbecken für Migranten und Flüchtlinge. Durch die Vorstädte und ihre Wirtschaftenverlief die Grenze zwischen Städtern und Dörflern, wie an Streitfällen und dialektalen Unter-schieden deutlich wird. Die Flüchtlinge, Migranten und Aufenthalter wurden zwar periodisch in15

Rödeln erfaßt, doch die Vorstädte und stadtnahen Dörfer blieben schwer kontrollierbar - ihre16

Eingemeindung im 19. Jahrhundert galt Jacob Burckhardt als eine ernste soziale Gefährdung.

4. Mit dem Übergang zur Reformation wurde von den Bürgern das evangelische Bekenntnisverlangt, andernfalls mußte man das Bürgerrecht aufgeben. Neubürger mußten versprechen, ihreKinder evangelisch taufen zu lassen. Doch war das reformierte Basel bei weitem nicht so einmütigin Glaubensdingen, wie es sein wollte und sich nach außen darstellte. Es gab weiterhin heimliche17

Katholiken, die zum Gottesdienst in vorderösterreichische oder fürstbischöfliche Orte gingen undsich nach katholischem Ritus im Elsässischen bestatten ließen. Heterodoxe Ansichten und Diskus-sion über theologische Fragen waren in Basel zumindest im Milieu der Gebildeten geduldet:französische und italienische Querdenker fanden bei Basler Buchdruckern und LandsleutenUnterschlupf. Die Überschreitung der von der Stadt gesetzten Normen war geradezu ein Merkmal18

für die Zugehörigkeit zur Elite. Letztlich galt die akzeptierte Dissimulation selbst für (reiche)

Ambivalenz der Grenze 5353

19. Zitiert nach Roland Bainton, David Joris. Wiedertäufer und Kämpfer für Toleranz im 16. Jahrhundert, Leipzig1937, S.57. Paul Burckhardt, David Joris (Basler Biographien 1), Basel 1900; Ders., David Joris und seine Gemeindein Basel, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 48 (1949), S.5-106.20. Zu den Fremdengemeinden: Christina Hallowell Garrett, The Marian Exiles. A Study in the Origins ofElizabethan Puritanism, Cambridge 1938, Ndr. 1966, S.55-57, 357-61. Philippe Denis, Les églises d'étrangers en paysrhénans (1538-1564) [Bibliothèque de la Faculté de Philosophie et Lettres de l'Université de Liège CCXLII), Paris1984, S.241-55. Niklaus Röthlin, Aus der Geschichte der französischen Kirche in Basel, in: Bulletin derschweizerischen Gesellschaft für Hugenottengeschichte 14 (1992), S.17-33; siehe auch August Huber, DieRefugianten in Basel, Basler Neujahrsblatt 1897. Zum katholischen Gesandtengottesdienst: Ludwig R. von Salis, DieEntwicklung der Kultfreiheit in der Schweiz. Festschrift dem Schweizerischen Juristenverein bei seiner Versammlungin Basel im Jahre 1894 überreicht von der Juristischen Fakultät der Universität Basel, Basel 1894; Theo Gantner,Probleme einer konfessionellen Minderheit aus volkskundlicher Sicht, Basel 1968.21. Reformationsordnung des Großen Rats vom 31. Januar 1727, zitiert bei J.R. von Salis, Die Entwicklung derKultfreiheit, op.cit., S.81, Anmerkung 3.22. Ähnlich im reformierten Augsburg, siehe Lyndal Roper, The Holy Household. Women and Morals inReformation Augsburg, Oxford 1989.

Täufer und Schwärmer, wenn man an den berühmten Fall des David Joris denkt. Bevor dieser nachBasel zog, hatte er Erkundigungen einziehen lassen. "Wenn sie sich ... still verhielten, den Friedennicht störten oder fremde Lehren verbreiteten, wenn sie zur Kirche gingen und sich christlichgebärdeten, so hätten sie nichts zu befürchten", wurde ihm bedeutet. Als reicher Kaufherr "Johann19

von Bruck" erwarb er das Basler Bürgerrecht und lebte unbehelligt in seinem Binninger Wasser-schloß, obwohl Angehörige der Elite von seiner wahren Identität wußten. Erst nach seinem Todwurde er "entlarvt" und sein Leichnam verbrannt - in Basel verbrenne man nur die toten Ketzer,wurde daraufhin in der Innerschweiz gespöttelt. Die soziale Abschottung nach unten und dasRegime der Heimlichkeit definierten eine begrenzte Öffentlichkeit und doppelbödiges Verhalten,das von den Angehörigen der Elite nicht nur akzeptiert, sondern als distinktives Merkmal derKultiviertheit angesehen wurde. Sichtbarer im städtischen Raum waren Verhaltensweisen, die mitSonderrechtsbereichen verbunden waren und gerade mit der Grenze zwischen Bürgern und Frem-den arbeiteten. Der badische Markgraf durfte - als fremder Fürst, nicht als Stadtbürger - in seinerHofkapelle lutherischen Gottesdienst halten lassen. Die französischen Refugianten erreichten, unterSchwierigkeiten zwar, die Zulassung einer eigenen Gemeinde. Im 18.Jahrhundert gab es für dieKatholiken die halblegale Möglichkeit, den seit 1734 belegten Privatgottesdienst des kaiserlichenGesandten (offiziell seit 1766 in der Privatkapelle des kaiserlichen Residenten) zu besuchen.20

Solche Formen des Ausnutzens von Grenzen oder Sonderrechten wurden zwar mißtrauisch beäugtund kontrolliert, die Präsenz von Baslern bei den Gottesdiensten ließ sich aber nicht völlig unter-binden. Man konnte auch nicht umhin, den katholischen Gesellen, Mägden und Dienstboten zugestatten, sonntags die Stadt zu verlassen und andernorts die Messe zu hören. Dafür gab es einebesondere Passierscheinregelung: das katholische Gesinde benötigte einen vom Dienstherrnunterzeichneten Schein, nach ihnen wurden die Stadttore sogleich wieder geschlossen (eine Viertel-stunde vor Beginn des Gottesdienstes, an dem alle Basler teilnehmen sollten).21

Der "kleine Grenzverkehr" ging indes weit über diese legalen, streng kontrollierten Möglichkeitenhinaus. Er war nicht nur eine Notpraxis, dahinter standen ein allgemeines Interesse an Glaubens-dingen und die unausrottbare Praxis, mit bestimmten Orden und Wallfahrtsorten verbundeneheilsame oder magische Ressourcen auszunutzen. Dies ließ sich nicht einfach ins dogmatische22

Bett einer Konfession zwängen. In den Quellen ist bezeugt, daß der lutherische Hofprediger inBasel großen Zulauf fand, daß die Basler ins badisch-lutherische Weil zum Gottesdienst gingen,Badenser umgekehrt in den Kirchen des reformierten Riehen oder Basel anzutreffen waren. DiesesInteresse ist gleichsam das positive Gegenstück zu der von den Pfarrern oft beklagten Tatsache, daßdie Leute nicht wüßten, ob sie lutherisch oder reformiert seien. Derart beklagte Indifferenz gab es,

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23. Peter Ochs, Geschichte der Stadt und Landschaft Basel, 8 Bde. Basel 1786-1822, Bd.VI, S.757.24. Sebastian Franck, Weltbuch, Tübingen 1534, fo.xxijre, xxiiivo usw. Zur Begriffsgeschichte Hans Medick,Grenzziehungen und die Herstellung des politisch-sozialen Raumes. Zur Begriffsgeschichte und politischenSozialgeschichte der Grenzen in der frühen Neuzeit, in: Bernd Weisbrod (Hg.), Grenzland. Beiträge zur deutsch-deutschen Grenze, Hannover 1993, S.195-207. Vgl. auch Claudia Ulbrich, Grenze als Chance? Bemerkungen zurBedeutung der Reichsgrenze im Saar-Lor-Lux-Raum am Vorabend der Französischen Revolution, in: Arno Pilgram(Hg.), Grenzöffnung, Migration, Kriminalität, Baden-Baden 1993, S.123-46.25. Achilles Nordmann, Geschichte der Juden in Basel seit dem Ende der zweiten Gemeinde bis zur Einführung derGlaubens- und Gewissensfreiheit, 1397-1875, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 13 (1914).Ders., Über Wanderungs- und Siedlungsbeziehungen zwischen elsässischem und schweizerischem Judentum, in:Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte der Israeliten in Elsaß-Lothringen, Guebwiler 1917, S.3-10. TheodorNordemann, Zur Geschichte der Juden in Basel, Basel 1955; Paul Assell, Juden im Elsaß, Bühl 1984; A.Häsler, Lesjuifs d'Alsace, Strasbourg 1975. J.A.Zehnter, Zur Geschichte der Juden in der Markgrafschaft Baden-Durlach, in:ZGO NF 12 (1897), S.390ff, 15 (1900), 29ff, 547ff; B.Rosenthal, Heimatgeschichte der badischen Juden, Bühl 1927.26. L.R.von Salis, Die Entwicklung der Kultfreiheit, S.47ff.

insbesondere in den grenznahen Gemeinden und Vorstädten, in der Frage der Mischehe, vor allemzwischen Lutheranern und Reformierten, aber auch zwischen Katholiken und Protestanten - im16.Jahrhundert sehr häufig, sie sind aber auch im 17.Jahrhundert anzutreffen. Das "Tabu" derMischehe setzte sich erst in einem säkularen Prozeß fest. Der Obrigkeit, wenn sie nicht sogarMischehen im Rahmen ihrer Peuplierungspolitik als kleineres Übel duldete, genügte ein still-schweigender oder Scheinübertritt zur geforderten Konfession. So heiratete 1685 ein katholischerHandwerker im reformierten Riehen, starb aber im badischen Lörrach und wurde auf dem Friedhofder lutherischen Gemeinde bestattet. Das Verbot der Trauung gemischter Paare - wie es im refor-mierten Basel im 17.-18.Jahrhundert bestand, ließ sich durch Grenzübertritt in tolerantere Gefildeumgehen, wie es die Eltern von Johann Peter Hebel taten (der Vater war Pfälzer, die Mutterstammte aus dem Wiesental). Ähnliche Kniffe von katholischer Seite, gemischt mit Proselytismusvia Heirat, wurden beispielsweise 1640 dem Rat angezeigt, nämlich "zum ersten, wie an ver-schiedenen Orten in der Stadt Winkelschulen von den Papisten gehalten werden; zweytens, daßSoldaten, so Papisten sind, sich an hiesige Weibsbilder henken, und hernach von Papisten wolleneingesegnet seyn." 23

Der listige Umgang mit den konfessionellen Abgrenzungen nimmt diesen nichts von ihrem Zwang-scharakter. Er belegt jedoch eine Doppelbödigkeit im praktischen Zusammenleben und die Mög-lichkeit der Überschreitung, die im zeitgenössischen Begriff der Grenze als "Geschwell" (SebastianFranck) mitgedacht war: die Schwelle ist ein Hindernis und verbindet zugleich die zu beiden Seitenliegenden Räume.24

Die historische Konfiguration des Basler Raums mit der kleinräumigen Präsenz verschiedenerHerren und Konfessionen ermöglichte diese Praxis der Ausnutzung von Grenzen. Sie erlaubte denkleinen Grenzverkehr als Tagesreise, zu dem die in Basel handeltreibenden, aber in badischen oderelsässischen Dörfern lebenden Juden schon seit dem 14.Jahrhundert gezwungen waren...25

5. Andere Praktiken der Verhöhnung und Provozierung des Glaubensgegners führten ebenfalls zusolchen Grenzüberschreitungen. Jeder Landfriede, jeder Religionsvertrag in der Eidgenossenschaftenthielt das Verbot des "Schmützens und Schmähens". Jahr für Jahr hatten sich die eidgenössischenOrte mit der Erledigung solcher Klagen zu beschäftigen. Ein eidgenössischer Abschied aus demJahre 1657 zählt auf, woran sich Konflikte entzünden konnten, nämlich an "Feyertagen, Kinder-tauff, begräbnuss ungetauffter Kindern, aufsteken der Kreutzen auf die Gräber, Hochzeit halten zusonderbarer Zeit, Hüt abziehen bey dem Glockenklang, und dergleichen sachen". 26

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27. Siehe dazu W.Kaiser, Vincini stranieri, art.cit., Abschnitt 4. Eine Fülle von Belegen findet sich bei A.Blatter,Schmähungen, Scheltreden, Drohungen. Ein Beitrag zur Geschichte der Volksstimmung zur Zeit der schweizerischenReformation, Wissenschaftliche Beilage zu den Jahresberichten des Gymnasiums, der Realschule und derTöchterschule, Basel 1911, und E.Müller, Basler Mundart, op.cit.

Sie verbanden sich im Basler Raum mit anderen Konfliktstoffen und Negativetiketten, die einem"bei Grenzübertritt" unvermeidlich angesteckt wurden: dem Gegensatz zwischen Stadt und Land-schaft (statt dem Papisten der verhaßte Basler Vogt, der auf die Sittenzucht achtete); dem sozialenGegensatz zwischen dem Basler Stutzer und dem streitsüchtigen Weiler Bauern (dem angeblichbeim geringsten Anlaß das Rebmesser in der Tasche aufging); den Konflikten zwischen demZunfthandwerkern und italienischen Seidenfabrikanten, die Bandstühle auf der Landschaft aufstell-ten. Im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit tauchen auch "große" Feindbilder auf, etwa derGegensatz zwischen "Welsch" und "Teutsch". Für den katholischen Solothurner wurde der BaslerKaufmann ein sundgauischer Pfeffersack, der Markgräfler dem Basler unversehens zum Sau-schwaben, während für die vorderösterreichischen Adligen und Städter jeder Eidgenosse einKuhschweizer war. Diese Zerrbilder ordneten keine überlokale Identität zu, es waren sprachliche"Grenzpfähle", Elemente eines Vokabulars der Konfliktaustragung innerhalb einer Streitkultur derGrenze.27

6. Manche Etiketten, etwa der Sauschwab, überdauerten den Wandel von der Stadt- zur Staats-grenze. Die Nationalstaatsbildung aktualisierte den Gegensatz zwischen Katholiken und Protestan-ten: im Sonderbundskrieg auf schweizerischer Seite, im eiligen Zusammenschluß von Reformiertenund Lutheranern im neuen Großherzogtum Baden, in dem die Katholiken durch die Eingliederungder katholischen vorderösterreichischen Gebiete plötzlich die Mehrheit bildeten. Bis heute sind diehistorischen konfessionellen Grenzen in der Landschaft sichtbar, zwischen den ehemals fürst-bischöflichen Orten Schliengen oder Istein und den benachbarten badischen Dörfern, oder zwischender stark christkatholischen Enklave, dem ehemals vorderösterreichischen Fricktal, und denbenachbarten evangelischen Kantonen. Der "kleine Grenzverkehr" hatte als Notlösung selbst fürdie im Elsaß oder in Baden lebenden und in Basel tätigen Juden ein Ende, sie erhielten in derzweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts in Basel Niederlassungsrecht. Das Ausnutzen der Grenzenverlagerte sich auf andere Ebenen: die Schweizer Unternehmer, Finanzierer der Frühindustrialisie-rung, fragten nach Standortvorteilen und danach, wie sie mit den neuen Zollgrenzen (Zollverein1836) fertigwerden konnten. Die Zentralität Basels und das Reichtumsgefälle gegenüber demVorland jenseits der Grenze blieb bis ins 20. Jahrhundert erhalten, seine Rolle als Fluchtburggewann neue Aktualität. Die Grenzen zwischen dem patrizischen "Deig" und den Vierteln, die alsAufnahmebecken für die Migration dienen, haben sich wohl verschoben, sind aber dicht geblieben.Eine Basler Agglomeration hat sich herausgebildet, in der die Pendlerströme nicht mehr so aus-schließlich wie in der frühen Neuzeit von beiden Seiten des Rheins nach Basel gehen, sondern auchquer über den Rhein nach Deutschland. Man möchte meinen, daß die Agglomerationsbildung dieGrenzen überlagert und nebensächlich macht. Das gilt höchstens für Arbeit und Konsum. DieNachbarschaft ist weiterhin konfliktgeladen, nach den Kriegen des 20. Jahrhunderts zum Teileinfach sprachloses Nebeneinander. Johann Peter Hebel erzählt eine Anekdote: ein badischer Bauertrifft nach 1681 in Straßburg auf einen französischen Soldaten, der Wache schiebt und ihn anruft:"Filou!" Der Bauer versteht ihn falsch und antwortet "Halber viere!" Konnte man im18.Jahrhundert vielleicht noch auf den Dialekt hoffen, um dieses Mißverständnis ausräumen zukönnen, so ist es in den heute wuchernden deutsch-französischen Nachbarschaften im Elsaß damit

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vorbei. Die Grenze verläuft dort zwischen deutschen und französischen Einfamilienhausbesitzern,die kein Wort der anderen Sprache sprechen. Diese Grenze ist dicht - noch?

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HELMUT SCHNEIDER, DÜSSELDORF

ETHNIZITÄT UND ETHNISCHE VIERTELSBILDUNG IN PHILIPPINISCHEN SEKUNDÄRSTÄDTEN AM BSP. VON ZAMBOANGA CITY UND BAGUIO CITY

1. Ethnizität und ModernisierungDie innerstädtische räumliche Differenzierung nach Kriterien ethnischer und/oder regionalerHerkunft galt lange als typisches Merkmal des Urbanisierungsprozesses in Südostasien (vgl. z.B.BRUNER 1961, McGEE 1971, DOEPPERS 1974). Mit dem Begriff "ethnic urbanism" suchteman die - auch raumwirksame - Persistenz ethnischer Gruppenidentitäten und traditionellerKulturmuster im städtischen Kontext zu beschreiben. Die empirischen Beobachtungen in südost-asiatischen Städten mit sehr heterogener Bevölkerungsstruktur standen in deutlichem Kontrast zuden vorherrschenden Annahmen der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung, wonach traditionelleBindungen und Loyalitäten, wozu auch Ethnizität gerechnet wurde, sich im Prozeß der Urbanisie-rung auflösen sollten (vgl. z.B. WIRTH 1938). Vor dem Hintergrund der weltweit weiterbestehen-den Aktualität ethnischer und nationalistischer Mobilisierungen ist dieser Widerspruch in derneueren Debatte über ethnische Differenzierung erneut aufgegriffen worden (vgl. ESSER 1988,NASSEHI 1990, HECKMANN 1992). Dabei besteht einerseits Konsens, daß entgegen denklassischen Auffassungen Modernisierung - verstanden als funktionale Differenzierung - nicht perse mit dem Verschwinden ethnischer Vergemeinschaftung verbunden ist. Andererseits ist jedochstrittig, inwieweit die Persistenz von Ethnizität - im Zuge von Migrationen und Urbanisierung auchihre Neubelebung oder gar erst ihre Entstehung - untrennbarer Bestandteil des Modernisierungs-prozesses selber ist, oder aber ob dies nur ein Ausdruck von Ungleichzeitigkeiten und "Lücken" desModernisierungsprozesses ist, mithin also im Zeitverlauf doch mit einem Verschwinden gerechnetwerden kann (vgl. dazu zusammenfassend HECKMANN 1992, pp. 30 ff.).

2. Ethnizität, ethnische Grenzen und ethnische Schichtung"Ethnizität" bezeichnet das durch Fremd- und Selbstzuschreibung konstituierte Identitäts- undSolidarbewußtsein menschlicher Gruppen, das auf soziokulturellen Gemeinsamkeiten, gemein-samen historischen und/oder aktuellen Erfahrungen sowie auf Vorstellungen von einer gemein-samen Herkunft basiert (vgl. HECKMANN 1992, pp. 30 ff.). Solche Vorstellungen von einer"Abstammungsgemeinschaft", die Max Weber sogar als konstitutiv für ethnische Gruppen betrach-tet (WEBER 1976, pp. 216 ff.), beruhen auf Deutungen, Mythen, oft handelt es sich schlicht um5

Erfindungen. Nicht ihr Wahrheitsgehalt, sondern daß sie von einer Gruppe von Menschen geglaubtwerden, macht ihre soziale Wirksamkeit aus. Zu den wichtigsten Anlässen und Erfahrungen, die zuethnischen Differenzierungen führen, zählen Migrationen, Überschichtungen durch Eindring-linge/Eroberer oder Abschließungen z.B. zum Zweck der Statussicherung (vgl. ESSER 1988, p.23). Die soziale und räumliche Wirksamkeit ethnischer Differenzierungen hängt weiterhin inhohem Maße davon ab, inwieweit eine Kombination ethnisch-kultureller Kriterien mit anderen, vorallem ökonomischen und politischen Faktoren vorliegt. Solche ethnischen Schichtungen könnendann auch zur Basis ethnischer Mobilisierungen werden, d.h. kollektiven Bewegungen zur Er-reichung bestimmter Ziele (ESSER 1988, pp. 23 ff.). Innerstädtische Viertelsbildungen nachethnischen Kriterien sind in aller Regel Ausdruck ethnischer Schichtungen.Im Prozeß ethnischer Gruppenbildung ist schließlich - folgt man dem Vorschlag BARTHs (1969) -weniger die kulturelle "Essenz" einer Gruppe ausschlaggebend als vielmehr der Mechanismus

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ethnischer Grenzziehung selber, der freilich an existierenden soziokulturellen Unterschiedenansetzt. Aber weniger die soziale Tatsache von Ethnizität an sich, die als grundlegendes, uni-verselles Charakteristikum menschlicher Vergesellschaftung angesehen werden kann, ist dann vonInteresse, sondern vielmehr welche askriptiven Merkmale unter welchen historisch-gesellschaftli-chen Umständen zu Grenzmarken, zu Kriterien der Aus- oder Einschließung werden. Dies führt zuder grundlegenden Einsicht, daß Ethnizität historisch, soziostrukturell und situativ variabel ist. Einwichtiges Datum für die Herausbildung der ethnischen Problematik im heutigen Sinn ist dabei dieEntstehung des modernen Nationalstaats (vgl. ANDERSON 1993). Ethnische Gruppenbildungenund Grenzziehungen lassen sich insofern nur vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen historischenKonstitutionsbedingungen plausibel machen.

3. Ethnizität und intraurbane Viertelsbildung in den PhilippinenIm folgenden wird der Versuch gemacht, die ethnische Viertelsbildung in philippinischen Se-kundärstädten am Beispiel von Zamboanga City im Süden und Baguio City im Norden des Landes(vgl. Abb. 1) in ihrem historischen Konstitutionsprozeß wie auch in ihrer aktuellen Ausprägungnachzuzeichnen sowie Gründe für Entstehen oder Verschwinden ethnischer Grenzen zu benennen.Im Unterschied zu empirischen Befunden in anderen Ländern Südostasiens war DOEPPERS(1974, pp. 557 ff.) schon vor 20 Jahren mit Blick auf die Mehrzahl philippinischer Regional- oderSekundärstädte zu dem Ergebnis gekommen, ethnische Viertelsbildungen oder "ethnic urbanism"seien ohne Bedeutung - zumindest was die, in sich wiederum ethnisch und linguistisch heterogene,christliche Tieflandbevölkerung betrifft. Für die in nur wenigen Städten mit höheren Bevölke-rungsanteilen vertretenen islamischen Gruppen in Mindanao und im Sulu-Archipel im Süden sowiefür die Hochlandethnien Nord-Luzons stellte Doeppers dagegen kleinräumige Clusterbildungenfest. Die islamische Bevölkerung der Philippinen macht heute ca. 4,6 % von insgesamt rd. 60,6Mio. Einwohnern aus, während auf die verschiedenen ethnischen Gruppen des nordphilippinischenHochlandes auf Luzon schätzungsweise ein Anteil von 2% an der Gesamtbevölkerung entfällt(nach dem Kriterium "Muttersprache", NSO 1992a).Beide hier ausgewählten Städte liegen jeweils im Grenzsaum zu den Siedlungsräumen der genann-ten ethnisch-kulturellen Minderheiten, so daß diese auch mit einem relativ hohen Anteil an derStadtbevölkerung vertreten sein dürften. Da die Migranten in Sekundärzentren in der Regel nur auswenigen Quellgebieten stammen (vgl. DOEPPERS 1974, p. 551), ist weiterhin eine klar konturier-te Gegenüberstellung nur weniger ethnischer Gruppen zu erwarten. Für die Betrachtung vonSekundärstädten als besondere Klasse von Städten spricht in den Philippinen schließlich auch diegegenüber Manila verzögerte Entwicklung und der immer nur geringe Anteil nichtphilippinischerBevölkerungsgruppen. Beides erklärt sich aus der schon früh erreichten Primatstellung Manilas, dadie ökonomischen Interessen der Spanier in hohem

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Abb. 1: Philippinen, Regionen und ProvinzenQuelle: National Statistics Office, Kartographie: U. Beha

Maße auf den ausschließlich über Manila abgewickelten Galleonenhandel zwischen China undMexiko beschränkt waren.

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3.1 Ethnische Grenzbildung in der philippinischen KolonialgesellschaftFür das Verständnis der heutigen Bedeutung von Ethnizität in der vor allem durch den spanischen,in geringerem Maße auch den amerikanischen Kolonialismus geprägten philippinischen Gesell-schaft kommt Form und Methode kolonialer Herrschaft ein hoher Erklärungswert zu. Insbesonderedie aus den Erfahrungen der Reconquista auf der iberischen Halbinsel resultierende enge Verbin-dung zwischen Staat und Kirche hat den spanischen Kolonialismus nachhaltig geprägt. Die erstenKulturberührungen zwischen Spaniern und Bewohnern der nach Philip II benannten Inseln imLaufe der Magellan-Expedition 1521, die in den meisten Fällen bereits von spanischen Gewalt-tätigkeiten begleitet waren, gingen im Laufe der erst ab 1565 einsetzenden kolonialen Durch-dringung schnell in einen Kulturzusammenstoß über. Phasen friedlicher Kulturbeziehungen mitnoch nicht spanisch kontrollierten Bevölkerungsgruppen blieben zeitlich und räumlich eng begrenzt(vgl. zur Typologie von Kulturkontakten BITTERLI 1992). Die präkoloniale ethnisch-kulturelleDifferenzierung der philippinischen Bevölkerung wurde durch eine herrschaftsbezogene kolonialeGrenzziehung nachhaltig überprägt, ohne jedoch vollständig ausgelöscht zu werden. Zum einenverlief nun zwischen den spanischen Angehörigen der weltlichen und kirchlichen Apparate derKolonialverwaltung und der eingeborenen "Indio"-Bevölkerung eine scharfe Grenze. Diese durchdas askriptive Merkmal der Geburt definierte Grenze war nicht überwindbar, sieht man von derEinbeziehung einheimischen Personals auf der untersten Verwaltungsebene der konzentriertenMissionssiedlungen (Cabezeras /Poblaciones) ab. Eine weitere, kulturell-religiös markierte Grenze verlief zwischen der christianisierten und partiellhispanisierten Bevölkerung und den nicht-christlichen Bevölkerungsgruppen. Diese Grenzemarkierte zugleich die tatsächliche Reichweite der kolonialen Herrschaft, die sich bis zum Beginndes 19. Jahrhunderts nur allmählich über begrenzte Teilräume hinaus ausdehnen konnte. Derpersonelle Wechsel über diese zweite Grenze, die besser als beweglicher Grenzraum zu verstehenist, war dagegen häufig und - mit dem Ziel der Ausdehnung des kolonialen Einflusses - auchpolitisch gewollt. Neue Bevölkerungsgruppen wurden christianisiert, teilweise kulturell assimiliertund damit in das Kolonialsystem einbezogen. Andere (sog. remontados) dagegen entzogen sichaber auch wieder durch Flucht in (noch) nicht von der spanischen Kolonialverwaltung oder denMönchsorden kontrollierte Räume. Der personelle Wechsel über die politisch-kulturelle, durchProzesse der Selbstidentifikation zunehmend auch im engeren Sinn ethnische Grenze hinweg,implizierte auch einen Wechsel der askriptiven Attribute, ohne daß dies aber die Grenzbildungselbst berührt hätte. In Zamboanga waren Wechsel über die christlich-islamische Grenze häufig.Dies wurde durch den Umstand erleichtert, daß die religiös markierte koloniale Herrschaftsgrenzequer zu schon vor Ankunft der Spanier bestehenden ethnisch-kulturellen Unterschieden verlief. Sokonnten z.B. christianisierte Samal wieder zu islamischen Samal werden und in der islamischenGemeinschaft auch wieder führende Positionen erreichen. Die bestehenden kulturellen und linguistischen Differenzierungen innerhalb der indigenen Bevölke-rung wurden von den Spaniern zwar durchaus registriert. Man unterschied insbesondere zwischengrundsätzlich bekehrungsfähigen "Heiden" und "irrgläubigen" Muslimen. Spanischem Kulturdruck und kolonialer Kontrolle leistete aber auch die nicht islamische Bevölke-rung Widerstand oder versuchte sich durch Flucht der Eingliederung in das Kolonialsystem zuentziehen. Insofern verlief aus Sicht der Spanier die entscheidende politisch-kulturelle Grenzezwischen den Bevölkerungsgruppen, die man bereits kolonialer Kontrolle unterworfen hatte undjenen, die sich (noch) außerhalb spanischen Einflusses befanden. Die ethnisch-kulturelle Binnendif-ferenzierung dieser Gruppen war demgegenüber von geringerem Interesse. Das Verhältnis derSpanier zu den verschiedenen Ethnien war insofern in erster Linie herrschaftstechnisch bestimmt.

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Rassismus im Sinne einer kulturellen und politischen Bewertung wirklicher oder angenommenerbiologischer Unterschiede spielte dagegen kaum eine Rolle. Innerhalb des spanischen Herrschafts-bereiches wurden durch die koloniale und kulturelle Überprägung bestehende ethnische Unter-schiede - auch in der Selbstwahrnehmung - sehr stark eingeebnet, ein Umstand, der sich bis heuteauswirkt und wesentlich zur Ausbildung einer weitgehend vereinheitlichten "lowland ChristianFilipino culture" beigetragen hat (vgl. MULDER 1992, pp. 146 ff.).Anders dagegen bei den nicht oder nur randlich in das Kolonialsystem integrierten Bevölkerungs-gruppen, die aufgrund des fehlenden kolonialen Assimilierungsdruckes bis heute eine markantereethnische Binnendifferenzierung aufweisen. Bis zum Ende der spanischen Kolonialära, 1898erfolgte die Abtretung der Kolonie an die Vereinigten Staaten von Amerika, konnten zwei in sichethnisch heterogene Bevölkerungsgruppen ihre Autonomie gegenüber dem Kolonialisierungsdruckweitgehend behaupten: Die islamische Bevölkerung Mindanaos und der Sulu-Inseln im Südensowie die nichtchristliche Bevölkerung im Bergland Nordluzons, die von den Spaniern mit denSammelbezeichnungen "Moros" beziehungsweise "Igorotes" (aus dem tagalischen i golot =Bergbewohner) begrifflich zusammengefaßt wurden. Während die islamische Bevölkerung dieursprünglich diskriminierende Bezeichnung "Moros" im Verlauf ihrer ethnischen Selbstidentifika-tion gegenüber der christlichen Mehrheitsbevölkerung teilweise übernommen und ein Selbstver-ständnis als "Bangsa Moro" (= Moro Nation) entwickelt hat (vgl. z.B. RODIL 1993), existiert einesolche gemeinsame Identität unter den verschiedenen ethnischen Gruppen des nordphilippinischenHochlandes nicht, zur Selbstbezeichnung findet der Begriff "Igorot" keine Verwendung (vgl. dazuKEESING 1962, CAWED 1972, DUMIA 1979). Diese politisch-kulturellen Grenzen sind bis heute in der Wahrnehmung der christlichen Bevölke-rungsmehrheit wie auch der genannten Minderheitsgruppen verankert. Insofern kann erwartetwerden, daß dies auch in der sozialräumlichen Binnendifferenzierung städtischer Siedlungen zumAusdruck kommt.

3.1.1 Das Grundmuster kolonialstädtischer Viertelsgliederung in den PhilippinenDie spanische Form staatlicher Kolonisierung im Namen von König und Kirche unterschied sich -vor dem Aufkommen des neuzeitlichen Imperialismus im 19. Jahrhundert - deutlich von einermoderneren und vorrangig ökonomisch motivierten Kolonialismusvariante in Südostasien, wie sieinsbesondere von der als private Aktiengesellschaft organisierten holländischen "VereenigdeOostindische Compangnie"(VOC) verkörpert, später auch von den Briten praktiziert wurde (vgl.JÄCKEL 1993). Benötigten diese zur (monopolistischen) Kontrolle des Handels lediglich wenigeStützpunkte, waren die Spanier demgegenüber bestrebt, ihre koloniale Herrschaft flächendeckendüber die gesamte Inselgruppe auszudehnen und die indigene Bevölkerung zum katholischenGlauben zu bekehren. Diesen Zielen sollte die Errichtung eines hierarchisch gestuften, weitgehendnach einheitlichen Kriterien geplanten Netzes städtischer und ländlicher Siedlungen dienen. Manknüpfte dabei in der Regel an bestehenden Siedlungen der "Indios" an, von denen jedoch keinenach Form, Funktion und Größe als städtisch zu bezeichnen war. Eine indigene Stadttradition wiez.B. in Indien, China, Thailand, Burma oder Indonesien existierte in den Philippinen nicht (vgl.REED 1976b). Hauptmerkmale der neuen, nach einheitlichem Muster geplanten Siedlungen warenein schachbrettartiger Grundriß, die um eine zentrale Plaza gruppierten wichtigsten Gebäude (v.a.Kirche und Priester- bzw. Mönchswohnungen sowie Verwaltungsgebäude), teilweise auch einfestungsartiger Ausbau (vgl. HART 1961, REED 1967, pp. 59 ff.). An der Spitze der Siedlungs-hierarchie stand die Hauptstadt Manila, daneben bestanden weitere Ciudades (Cebu, Naga, NuevaSegovia) und Villas (Vigan, Arevalo nahe dem heutigen Iloilo), die sich durch ihre Funktionen alsMilitärstützpunkte, Bischofssitze und nicht zuletzt als Wohnsitze der spanischen Kolonialbevölke-

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rung auszeichneten (vgl. Abb. 2). Als unterste Stufe der neuen Siedlungshierarchie entstandendurch Siedlungsreduktion konzentrierte Missionssiedlungen oder cabezeras, in denen sich nebender "Indio"-Bevölkerung nur Priester und Mönche, aber keine spanischen Laien ansiedeln sollten.Dieses Ansiedlungsverbot wurde unterschiedlich streng gehandhabt, war aber aufgrund der für dieSpanier geringen Attraktivität von Wohnsitzen außerhalb Manilas faktisch überflüssig. DieGründung der Cabezeras, später setzte sich die Bezeichnung Poblaciones durch, hatte einenachhaltige Wirkung auf die philippinische Siedlungsstruktur: Mit ihrem Netz umliegenderländlicher Barrios, für deren Betreuung der in der Poblacion residierende Priester verantwortlichwar, entwickelte sich daraus das Grundmuster der heutigen Municipalities, in denen städtische undländliche Siedlungen administrativ und funktional zusammengefaßt sind. Mit Blick auf die Herausbildung innerstädtischer Grenzen in den philippinischen Kolonialsied-lungen ist eine Differenzierung des Grenzbegriffs nach den Bedeutungen "Grenzraum oder -saum"und "Grenzlinie" zweckmäßig, wofür im Englischen mit "frontier" und "boundary" auch zweiverschiedene Begriffe zur Verfügung stehen (vgl. dazu FRANZ 1970, KRISTOF 1959). Das Wort"Grenze", aus dem mittelhochdeutschen "granizze" abgeleitet, hatte ursprünglich denselbenBedeutungsgehalt wie "Mark" oder "Grenzmark", bezeichnete also einen siedlungsarmen oder gar-leeren Grenzraum. Erst später erweiterte sich die Wortbedeutung um das Verständnis von Grenzeals scharf gezogener Grenzlinie (vgl. FRANZ 1970).Der mit der "Entdeckung" des philippinischen Archipels verknüpfte Eigentumsanspruch derspanischen Krone mußte erst im Sinne realer Kontrolle durchgesetzt werden, was den Spaniern fürden Gesamtraum der philippinischen Inseln freilich nie vollständig gelang. Die Etablierung einesräumlich weit gespannten Netzes städtischer und ländlicher Siedlungen in den neu erworbenenTerritorien war Teil und wichtige Voraussetzung der allmählichen Ausdehnung des politischen undkulturellen Einflusses der Kolonialmacht. Die Gründung von Siedlungsstützpunkten steht dabeinicht am Ende, sondern am Anfang dieser schrittweisen Durchdringung.

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Abb. 2: Koloniale Siedlungsgründungen im 17. Jahrhundert und städtische Siedlungen um 1900. Quelle: DO-EPPERS 1972, S. 772, S.791. Entwurf: Schneider, Kartographie: U. Beha

Die kolonialen Siedlungsgründungen bildeten insofern das Rückgrat einer cultural frontier, eines

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1. Die in europäischer Bauweise errichteten Steinbauten waren den klimatischen Verhältnissen extrem schlechtangepaßt, unhygienisch und folglich ungesund. Die traditionellen Pfahlbauten boten demgegenüber eine guteDurchlüftung; Abfallentsorgung erfolgte durch die aus Bambusrosten bestehenden Böden hindurch (vgl. REID 1980).

auf Expansion und Integration angelegten Grenzraumes zwischen den von der Kolonialmachtkontrollierten und partiell hispanisierten Bevölkerungsgruppen und jenen, die noch nicht in dasspanische Herrschaftssystem einbezogen waren oder dieser Einbeziehung hartnäckigen Widerstandentgegensetzten. Mit der räumlichen Ausdehnung der frontier und ihrer integrativen Wirkungwuchs die Zahl der "Indios", die durch Taufe, Tributzahlung und kulturelle Assimilation in denkolonialen Herrschaftsbereich einbezogen waren. Dadurch sahen sich die Kolonialbehörden vordem Problem, Mittel zur dauerhaften Kontrolle dieser einheimischen Bevölkerung zu finden. Für die städtischen Siedlungsstützpunkte der Ciudades und Villas übersetzte sich dieses Kontroll-bedürfnis in eine markante innere räumliche Gliederung (vgl. DOEPPERS 1972): Durch Be-festigungsanlagen, Streifen unbesiedelten Landes oder Flußläufe von der planvoll angelegtenspanischen Wohnstadt mit ihren Steinbauten getrennt, entstanden die Wohnviertel der christiani-sierten indigenen Bevölkerung, in traditioneller Weise als Pfahlbauten - gewöhnlich aus Bambusund Blättern der Nipa-Palme - errichtet (Abb. 3 zeigt dieses Grundmuster am Bsp. Manilas und1

der zweitgrößten Stadt Cebu). Nach dem Muster Manilas wurden schließlich auch die nicht-christlichen chinesischen Händler und Handwerker, auf die die Spanier in der subsistenzorientiertenphilippinischen Gesellschaft ökonomisch angewiesen waren, in allen städtischen Siedlungen zurbesseren Kontrolle gezwungen, sich in gesonderten Stadtvierteln niederzulassen und auch nur dortihre Geschäfte zu betreiben. Die soziale Oberschicht der einheimischen Bevölkerung (principalia),durch Heirat zunehmend mit den philippinisch-chinesischen Mestizen verbunden, konnte sichallmählich, beschleunigt aber erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts, in die vormals exklusivspanischen Wohnviertel integrieren (vgl. REED 1967, p. 66). Die Cabezeras als unterste Stufe derSiedlungshierarchie wiesen eine solche Binnendifferenzierung nicht auf, da sie faktisch der indige-nen Bevölkerung vorbehalten waren.Damit ist das Grundmuster kolonialstädtischer Viertelsgliederung in den Philippinen skizziert, wiees weitgehend bis ins 19. Jahrhundert Bestand haben sollte. Der diffuse Übergangsraum (frontier)wandelte sich innerstädtisch zur scharf gezogenen Grenzlinie (boundary) zwischen Spaniern,partiell hispanisierten "Indios" und nicht-christlichen Chinesen. Ethnische Differenzierungen fallenhier mit politischen und soziostrukturellen Merkmalen zusammen, die Viertelsbildung ist insofernein klarer Ausdruck ethnischer Schichtung. Dem lag zum einen die - durch Erfahrungen in Mexikoverstärkte - Überzeugung der Spanier zugrunde, eine "gesunde" Gesellschaft setze die säuberlicheTrennung kulturell unterschiedlicher Gruppen voraus (vgl. WICKBERG 1964). Wichtiger waraber die Instrumentalisierung ethnisch-kultureller Verschiedenheiten zur Sicherung politischer undkultureller Hegemonie. Es ging dabei einerseits um die möglichst effektive politische, polizeilich-militärische, kulturelle (Christianisierung), aber auch fiskalische (Tributpflicht) Kontrolle der inden spanischen Herrschaftsbereich einbezogenen Bevölkerungsgruppen.

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Abb. 3: Koloniale Viertelsbildung in Manila und Cebu im 17./18. JahrhundertQuelle: DOEPPERS 1972, S. 777f. Entwurf: H. Schneider, Karthographie: U. Beha

Die Spitze der Kolonialverwaltung war andererseits aber auch bestrebt, die spanische Bevölkerungselber vor schädlichen Einflüssen durch zu intimen Umgang mit den nichtspanischen Gruppen

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abzuschotten. Von einer Verwässerung der eigenen Standards durch Akkulturationsprozessebefürchtete man eine Gefährdung der zivilisatorischen und religiösen "Mission" (vgl. auch BIT-TERLI 1992, p. 54). Ethnische Viertelsbildung als Kontroll- und Herrschaftsinstrument wurdeauch von den anderen europäischen Kolonialmächten in Südostasien bewußt gefördert oderüberhaupt erst initiiert (vgl. JÄCKEL 1993, pp. 396 ff. am Bsp. Makassars). Innerstädtische Viertelsstruktur und Sicherung politischer Kontrolle sowie kultureller Hegemoniestanden in der spanischen Kolonie in engem Zusammenhang. Das Ringen um kulturelle Hegemo-nie, vor allem durch die Verbreitung des katholischen Glaubens, war überall im spanischenKolonialreich Teil der politischen Herrschaftssicherung. Als besonders notwendig und unverzicht-bar erwies sich dies jedoch gerade in den Philippinen, wo aufgrund des sehr begrenzten ökono-mischen Potentials und schwieriger Verkehrsverbindungen ein nennenswerter Zustrom vonSpaniern nicht erfolgte und die herrschende Klasse der Kolonialgesellschaft zahlenmäßig immersehr schmal blieb. Die spanische Kolonialarmee bestand um 1590 nur aus rund 400 Soldaten, diekatholische Mission wurde lediglich von rund 140 Ordens-priestern betrieben. Im Jahr 1783umfaßte die ausschließlich in Städten konzentrierte spanische Bevölkerung (ohne spanisch-philippinische Mestizen) kaum mehr als 2000 Personen, bis 1830 hatte sich diese Zahl geradeverdoppelt, um dann erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der spanischenKolonialära durch den weltmarktinduzierten wirtschaftlichen Aufschwung kräftig auf 34000Personen anzusteigen (vgl. REED 1967, pp. 6 f., p. 34; pp. 195 f.; 1976, pp. 17 f.). Ohne die vonden Mönchsorden weiträumig vorangetriebene, auf die befestigten Städte und die konzentriertenMissionssiedlungen gestützte Christianisierung wäre mit nur militärischen Mitteln die Sicherungder spanischen Kolonialherrschaft über den philippinischen Archipel nicht möglich gewesen (vgl.auch WENDT 1994, pp. 48 ff.).

3.1.2 Die philippinische "Chinatown"Handelsverbindungen mit China und kleinere, temporäre Siedlungen chinesischer Händler in denPhilippinen sind seit dem 13. Jahrhundert bis zum Beginn der spanischen Kolonialära belegt (vgl.REED 1967, p. 15; pp. 107 f.; HUNT/WALKER 1974, p. 97). An diesen Handelsverbindungenkonnten die Spanier direkt anknüpfen, die Hauptstadt Manila machten sie rasch zum alleinigenUmschlagplatz für den lukrativen Handel zwischen China und Nueva España (Mexiko). Gegen dengewaltsamen Widerstand ihrer portugiesischen und holländischen Konkurrenten gelang es denSpaniern aber nicht, dauerhafte Handelsstützpunkte auf dem chinesischen Festland zu etablieren.Deshalb waren chinesische Händler als Mittler für den spanischen Chinahandel unverzichtbar, alseinzige nichtchristliche Bevölkerungsgruppe wurden sie in den spanischen Kolonialsiedlungengeduldet. Zunächst auf den Standort Manila beschränkt, übernahmen sie aber bald auch Funktio-nen in den übrigen spanischen Niederlassungen, für deren Ausübung es in der subsistenzorientier-ten einheimischen Bevölkerung kaum Voraussetzungen und wenig Neigung gab (Binnenhandel,Geldverleih, Handwerk, Dienstleistungen). Ihre schnell wachsende Zahl - um 1603 lebten inManila ca. 1000 Spanier, aber 20.000 - 30.000 Chinesen (HUNT/WALKER 1974, p. 97) -, ihregegenüber christlichen Bekehrungsversuchen ablehnende Haltung sowie ihre wachsende ökono-mische Stärke wurden von den Spaniern als Bedrohung der eigenen Position empfunden. Die bisdahin in Manila räumlich gestreut, z.T. auch innerhalb der spanischen Befestigungen lebendenChinesen wurden 1581 gezwungen - soweit sie nicht mit einheimischen Frauen verheiratet waren-, sich in einem gesonderten Viertel niederzulassen und auch nur dort ihre Geschäfte zu betreiben.Dieses Parian (= Markt) genannte Viertel lag unmittelbar vor den Mauern von Intramuros, derbefestigten spanischen Stadt, und damit direkt im Schußfeld der spanischen Geschütze. Mit derallmählichen kolonialen Durchdringung des Archipels entstanden auch in den Provinzstädtenchinesische Wohn-Geschäftsviertel, für die sich nach dem Muster Manilas Parian als Bezeichnung

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durchsetzte. Ein chinesisches Wohn-Geschäftsviertel existierte allerdings nur in Manila kontinuier-lich. Zwar wurde "Chinatown" mehrfach innerstädtisch verlagert, zuletzt an den heutigen Standortin Binondo am rechten Pasig-Ufer, brannte wiederholt nieder und seine Bewohner waren häufigOpfer von Massakern, hatte aber bis heute durchgehend Bestand. Nach 1766 versuchten die Spanier die wachsenden Spannungen mit der chinesischen Bevöl-kerungsgruppe, die sich in Manila während der zwanzigmonatigen Besetzung durch die Briten(1762-64) mit diesen verbündet hatte, durch rigorose administrative Maßnahmen zu lösen. Für dieManila nachgeordneten sekundären Zentren in den Provinzen wurde ein Ansiedlungsverboterlassen und der größte Teil der nicht-christlichen chinesischen Bevölkerung wurde des Landesverwiesen oder fiel Massakern zum Opfer. Lediglich in Manila wurde wenigen tausend Chinesender Verbleib im Stadtteil Binondo gestattet. In den Provinzstädten war das zahlenmäßige Verhältniszwischen Spaniern und Chinesen besonders ungünstig und die geschäftlichen Beziehungenletzterer mit der einheimischen Bevölkerung schwerer zu kontrollieren. Die ökonomisch in ersterLinie an dem in Manila monopolisierten Handel zwischen China und Mexiko interessierten Spanierwaren zudem in den Provinzstädten weniger auf die Anwesenheit einer chinesischenZwischenhändler- und Handwerkergruppe angewiesen. Eine erneute Herausbildung chinesischer Wohn-Geschäftsviertel in den Provinzstädten setzte erstwieder ab Mitte des 19. Jahrhunderts ein und stand bereits in engem Zusammenhang mit dereinsetzenden raumfunktionalen Binnendifferenzierung der Städte durch die Entstehung zentralerGeschäftsviertel (Central Business Districts = CBD). Die zunehmende weltwirtschaftliche In-tegration der Philippinen, basierend auf der Entwicklung einer exportorientierten, kommerziellenLandwirtschaft, stimulierte wieder eine verstärkte Einwanderung von überwiegend aus Fukienstammenden Chinesen. Zwischen 1864 und 1886 stieg die Zahl der in den Philippinen lebendenChinesen von ca. 18.000 auf 90.000 (HUNT/WALKER 1974, p. 98). Begünstigt wurde dies durcheine liberalere Einwanderungspolitik der spanischen Kolonialverwaltung und die Einrichtungdirekter Schiffsverbindungen zwischen chinesischen Häfen und Manila. Als Pioniere der Geld- undWarenökonomie durchdrangen die Chinesen allmählich den gesamten Archipel und trugen so auchzum wirtschaftlichen Zusammenwachsen des Landes bei. Chinesische Einzelhandelsgeschäfte (sari-sari stores) etablierten sich als "basic frontier institutions" (Wickberg) auch in abgelegenen ländli-chen Siedlungen, während das Wohn- und Geschäftsfunktionen vereinende chinesische Shophousezum baulichen Kennzeichen der sich bildenden innerstädtischen Geschäftsviertel wurde. Um 1890lebten ca. 100.000 Chinesen in den Philippinen, zu über 20% in Manila (vgl. DOEPPERS 1986,pp. 383 ff.).Die durch eine Überlagerung ethnischer und funktionaler Kriterien abgegrenzten Chinesenviertelblieben bis in die fünfziger Jahre ein typisches Element innerstädtischer Viertelsgliederung in denPhilippinen. Ein mit Beginn der amerikanischen Kolonialherrschaft erlassenes und bis zum ZweitenWeltkrieg bestehendes Verbot dauerhafter Ansiedlung von Chinesen hatte einen ständigen Aus-tausch der chinesischen Bevölkerung durch Rück- und Neuzuwanderung zur Folge, so daß eineAssimilierung kaum stattfinden konnte. Dies hat die um gemeinsame religiöse Einstellungen (v.a.Ahnenverehrung) zentrierte ethnisch-kulturelle Identität der chinesischen Bevölkerung und damitauch die ethnische Grenze gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen gefestigt. Trotz antisinitischerRessentiments in der hispanisierten philippinischen Gesellschaft gab es aber immer auch Heiratenüber diese ethnische Grenze hinweg. Für chinesische Männer war dies eine Möglichkeit zurIntegration in die philippinische Gesellschaft, gewöhnlich mit Christianisierung und kulturellerAssimilation (Hispanisierung) verbunden, eine Entwicklung, die von der spanischen Kolonialver-waltung nachdrücklich - z.B. durch Steuererleichterungen - gefördert wurde (vgl. REED 1967, p.155). Der materielle Wohlstand vieler Chinesen stellte andererseits für philippinische Familiendurch entsprechende Verheiratung der Töchter einen Weg zum sozialen Aufstieg dar

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(HUNT/WALKER 1974, pp. 102 f.). Chinesische Mestizen spielten schließlich auch als wichtigerTeil der politischen und ökonomischen Elite des Landes bei der Herausbildung einer gegen Spaniengerichteten nationalen Identität eine zentrale Rolle, exemplarisch an Person und Lebensweg desNationalhelden José Rizal ablesbar (vgl. DAHM 1988, allgemein auch BUCHHOLT 1994,WICKBERG 1964).Zu einem wichtigen Einschnitt wurde die Unterbrechung des ständigen Bevölkerungsaustauschesmit China während des Zweiten Weltkrieges, die zu einer demographischen Stabilisierung derchinesischen Bevölkerungsgruppe führte. Dadurch und durch die ökonomisch motivierte Dis-kriminierungspolitik des unabhängigen philippinischen Nationalstaats wurde aber auch dieBereitschaft unter den Chinesen gefördert, sich mit der philippinischen Gesellschaft zu arrangieren.1954 wurden per Gesetz alle Personen ohne philippinische Staatsbürgerschaft von einer Tätigkeitim Einzelhandel ausgeschlossen. Folge war eine steigende Zahl von Chinesen, die sich um diephilippinische Staatsbürgerschaft bemühten - oder die durch philippinische Strohmänner weiterhinKontrolle über den Handel auszuüben versuchten. Andere wiederum wandten sich unter diesemDruck neuen, zukunftsträchtigeren Sektoren wie z.B. der Industrie zu (BUCHHOLT 1994). Dies,aber auch der wachsende ökonomische Verdrängungsdruck auf die Wohnfunktion in den zentralen,innerstädtischen Geschäftsvierteln haben in der Nachkriegsphase zu einer allmählichen Auflösungder ethnisch geprägten, chinesischen Wohn-Geschäftsviertel geführt. Die innerstädtische Disper-sion chinesischer Wohnstandorte nach soziostrukturellen Kriterien im Zuge eines beginnendenSuburbanisier-ungsprozesses, d.h. die Tendenz wohlhabenderer chinesischer Haushalte zur räumli-chen Integration in die Wohnviertel der philippinischen Mittel- und Oberschicht, hat seit denfünfziger Jahren, mit Ausnahme von Binondo in Manila, zum weitgehenden Verschwinden von"Chinatown" in den philippinischen Städten geführt (vgl. DOEPPERS 1974, pp. 558 f.). Allerdingsist diese räumliche Dispersion nicht mit kultureller Assimilation und einem Verschwinden derethnischen Grenze gleichzusetzen. Antisinitische Ressentiments in der philippinischen Bevölke-rung, geprägt durch koloniale Wahrnehmungsmuster und stimuliert durch den ökonomischenErfolg der Chinesen, sind keineswegs verschwunden (vgl. BUCHHOLT 1994, SEE 1989). ImVergleich zu anderen südostasiatischen Staaten ist der Anteil der sich selbst so bezeichnenden"ethnic Chinese" an der philippinischen Bevölkerung mit 1% - 1,5% insgesamt jedoch sehr gering,er übersteigt in keiner Stadt 10%, in Zamboanga liegt er mit 1,7% und in Baguio mit gut 2% sogarnur wenig über dem Landesdurchschnitt (vgl. NSO 1992a-c). Im Unterschied zur spanischenKolonialstadt spielt die chinesische Bevölkerungsminderheit für die ethnische Viertelsbildung inheutigen philippinischen Provinzstädten keine Rolle.

3.1.3 Ethnische Struktur und koloniale Viertelsgliederung in Zamboanga CityBereits seit Mitte des 15. Jahrhunderts hatten im Süden der heutigen Philippinen, beschleunigtdurch das Vordringen des Islam, staatliche Zentralisierungsprozesse eingesetzt, die in die Heraus-bildung von Sultanaten im Sulu-Archipel und in Mindanao mündeten. Die Sultanate von Maguin-danao und von Sulu leisteten dem spanischen Eroberungsdrang lange und hartnäckig Widerstand.Begünstigt wurde dies durch ihre strategische Lage als Puffer zwischen den EinflußsphärenSpaniens und Hollands, später auch Großbritanniens. Die Konkurrenz zwischen den europäischenKolonialmächten konnten die Sultanate durch eine geschickte Diplomatie ausnutzten (vgl. z.B.LAARHOVEN 1989). Die Spanier hatten sich zwar bereits seit 1598 an der Küste der Zamboanga-Halbinsel westlich derspäteren Stadt Zamboanga in La Caldera, dem heutigen Recodo, festgesetzt. Um den Einfluß derSultanate, von denen regelmäßige Raubzüge zur Jagd nach Sklaven und Beutegut in die vonSpanien kontrollierten Teilräume ausgingen, einzudämmen oder gar zu brechen, waren jedoch

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stärkere militärische Kräfte erforderlich. Deswegen wurde 1635 Zamboanga als Militärstützpunktmit der Festung Fuerza Pilar gegründet. Der Standort des Stützpunktes war aus strategischenGesichtspunkten an der Südspitze der Zamboanga-Halbinsel im Südwesten Mindanaos im relativschwach besiedelten Grenzsaum der beiden miteinander konkurrierenden Sultanate von Sulu mitdem Zentrum Jolo und Maguindanao mit dem Zentrum Simoay (Cotabato) gewählt worden (vgl.Abb. 4). Die Bevölkerung der Zamboanga-Halbinsel wie auch im größeren Teil der Insel Basilanwar zu diesem Zeitpunkt dem Sultan von Maguindanao tributpflichtig, aber auch der Sultan vonSulu betrachtete das Vordringen der Spanier als Verletzung seiner Einflußsphäre ( vgl. LAARHO-VEN 1989, p. 37). In beiden Sultanaten waren verschiedene ethnische Gruppen mit unterschiedli-chem Grad der Machtteilhabe politisch zusammengeschlossen. Im Sultanat von Maguindanaokönnen die am Unterlauf des Pulangi-Flusses siedelnden Maguindanao und im Sultanat von Suludie Tausug auf der Insel Jolo als politisch-ethnisch definierte Staatsklassen angesehen werden (vgl.dazu KIEFER 1972). Die im Sulu-Archipel, auf Basilan, aber auch an der Küste der Zamboanga-Halbinsel siedelnden islamischen Samal erkannten teils die Oberhoheit Maguindanaos, teils dievon Sulu an. Dies gilt auch für die mit den Samal in einer räumlich-kulturellen Symbiose lebendenSama Lua´an oder Badjao. Bei dieser Bevölkerungsgruppe handelt es sich um eine "seenoma-dische" Ethnie, die ohne feste Landwohnsitze auf Booten, oft in unmittelbarer räumlicher Nähe zuSamalsiedlungen lebt. Viele Badjaogruppen haben im Laufe eines kulturellen Assimilierungs-prozesses wesentliche Elemente des kulturellen Habitus der Samal übernommen (Sprache, Klei-dung, Eßgewohnheiten, einige auch die auf Stelzen gebauten Häuser), aber nur teilweise dieislamische Religion. Da sie sich in ihrer Mehrheit ebenfalls dem spanischen Kolonisierungsdruckwidersetzten, wurden sie meist mit den islamischen Moros identifiziert (vgl. MANDI 1984, TEO1989).

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Abb. 4: Einflußzonen der südphilippinischen Sultanate im 17./18. JahrhundertQuelle: WERNSTEDT/SPENCER 1967, Kartographie: U. Beha

Beide Gruppen werden im folgenden als Samal bezeichnet. Die ursprünglich aus dem Raum umden Lanao-See stammenden Iranun, die sich seit Mitte des 17. Jahrhunderts entlang der KüstenSüdwestmindanaos und im Sulu-Archipel ausgebreitet und dort teilweise auch die ethnischeIdentität der Tausug übernommen hatten, gehörten ebenfalls in beiden Sultanaten zu den verbünde-ten, aber politisch abhängigen Bevölkerungsgruppen (vgl. WARREN 1985, pp. 149 ff.). Die Stadtgrenze Zamboangas war zugleich Religionsgrenze und Herrschaftsgrenze, der prägendeEinfluß der spanischen Siedlung erstreckte sich aber nie weiter als wenige Kilometer im Umkreis.Dieser politisch-kulturelle Grenzbildungsprozeß lief quer zu bestehenden ethnisch-kulturellenGruppengrenzen, ohne diese intraethnischen Verbindungen jedoch völlig zu unterbrechen. Davonbetroffen waren in erster Linie die Samal. Die Festung Fuerza Pilar wurde unmittelbar neben einerbestehenden Samal-Siedlung (Bagumbayan) gegründet (vgl. Abb. 5), die Bewohner mußten diechristliche Religion übernehmen; zuständig für die Missionierung waren in Zamboanga Angehöri-ge des Jesuiten-Ordens. Andere, ebenfalls zum

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2. Die mehr oder weniger stark in die Seehandelsnetze einbezogene Küsten- und Inselbevölkerung des vorkolonialenSüdostasien betrachtete religiöse, ethnisch-kulturelle oder rassische Unterschiede zumeist nicht als Ehehindernis (vgl.REID 1988, p. 155).

Abb. 5: Ethnische Viertelsgründung im kolonialen ZamboangaQuelle: ORENDAIN 1984, S. 102f. Entwurf: H. Schneider, Kartographie: U. Beha

Katholizismus konvertierte Samal wurden von entfernteren Standorten, u.a. aus Cagang-Cagang,dem heutigen Rio Hondo, unmittelbar vor die Mauern und damit auch vor die Geschütze derFestung umgesiedelt. Die agrarwirtschaftlich tätige einheimische Bevölkerung hatte die übrigenBewohner Zamboangas mit Lebensmitteln und die spanische Verwaltung mit Tauschgütern (v.a.Reis) für den Handel mit Sulu zu versorgen. Die Situation des vorgeschobenen Stützpunktes ineiner feindlichen, islamisch geprägten Umgebung ließ es den Spaniern ratsam erscheinen, dieeinheimische Stadtbevölkerung nicht nur ideologisch-religös durch Christianisierung, sondern auchmilitärisch durch Geschütze zu kontrollieren, eine Vorsichtsmaßnahme, die in anderen Städtenmeist nur gegenüber den Chinesen angewandt wurde. Verbindungen zwischen christianisierten undweiterhin islamischen Samal blieben jedoch erhalten, Heiraten über die politische und Religions-grenze hinweg waren häufig; eine Ansiedlung in und um Zamboanga setzte aber die Konversionzum Christentum voraus. 2

Ein erheblicher Teil der christianisierten philippinischen Bevölkerung Zamboangas setzte sichallerdings aus entflohenen Gefangenen zusammen, die ihren Tausug- oder Samalherren auf einerder nahegelegenen Suluinseln hatten entkommen können. Ihre dortige Stellung als banyagas, mitdem von westlichen Rechtsvorstellungen geprägten Begriff "Sklaven" nur unzureichend übersetz-

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3. In den vorkolonialen Gesellschaften auf den philippinischen Inseln existierten verschiedene Grade vonpersonenbezogener Abhängigkeit und Verpflichtung, die mit dem aus dem westlichen Kulturkreis stammendenSklavenbegriff nicht adäquat zu erfassen sind (vgl. dazu SCOTT 1983).

bar, war für die meisten jedoch erträglicher als das Schicksal, das sie in Zamboanga erwartete (vgl.WARREN 1985, pp. 235 ff.). Von den spanischen Behörden an der Weiterreise gehindert, ohne3

Recht, sich selbständig den Lebensunterhalt zu verdienen, waren diese Flüchtlinge eine billigeZwangsarbeitskraftreserve, die Frauen wurden oft zur Prostitution gezwungen (ibid). Siedlungs-schwerpunkt dieser untersten sozialen Schicht in Zamboanga bildete das Viertel Magay außerhalbder spanischen Stadt. In dieser aus Bevöl-kerungsegmenten ganz unterschiedlicher ethnisch-kultureller und linguistischer Herkunft zusammengesetzten philippinischen StadtbevölkerungZamboangas entwickelte sich allmählich eine eigene ethnische Identität und auf der Grundlage derspanischen Sprache auch ein eigener Dialekt als lingua franca: das Chavacano. Dieser Dialektbildet auch heute noch die ethnisch-linguistische Grenzmarke der sich als traditionelle Stadtbevöl-kerung verstehenden Zamboangeños oder Chavacanos.Die sozialräumliche Binnendifferenzierung des kolonialen Zamboanga folgte dem bereits be-schrieben Grundmuster (vgl. Abb. 5): Neben spanischer Wohnstadt und Festung befanden sich dieWohnviertel der christianisierten, indigenen Bevölkerung, in Zamboanga aus Gründen innerer wieäußerer Sicherheit zunächst unmittelbar um die Festung gruppiert. Die eigentliche Stadtentwick-lung Zamboangas setzte jedoch erst 1718 mit der Wiederbesiedlung des zwischenzeitlich aufge-gebenen Stützpunktes ein. Bereits 1662, 27 Jahre nach der Gründung, hatten die Spanier Zambo-anga für über 50 Jahre wieder aufgegeben, da das militärische Personal zur Verteidigung Manilasgegen den drohenden Angriff einer chinesischen (Piraten-)Flotte gebraucht wurde. Mit der Neu-besiedlung Zamboangas entstand auch das Chinesenviertel Magay, räumlich durch einen unbesie-delten Landstreifen und einen Flußlauf von dem spanischen Wohnviertel Pueblo Viejo getrennt.Später war Magay wie ausgeführt auch Wohnstandort christianisierter, aber statusniedrigerBevölkerungsgruppen. Die Chinesen waren auch in Zamboanga die einzige nichtchristlicheGruppe, die als Händler und Handwerker aus ökonomischen Gründen in der spanischen Kolonial-stadt geduldet wurde. Mit der Ausweisung aller Chinesen aus den philippinischen Provinzstädtenim Jahr 1766 endete auch in Zamboanga zunächst die Siedlungsgeschichte der Chinesen. Einerneuter Zuzug setzte erst in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts wieder ein. Bei den neuenchinesischen Zuwanderern handelte es sich anfangs um verarmte Flüchtlinge aus Jolo. Dort hattenseit dem Ende des 18. Jahrhunderts im Auftrag reicher Tausug operierende Chinesen eine wichtigeStellung im spekulativen Handelsgeschäft. Die Risiken dieses Geschäfts hatten aber oft Bankrott,Verschuldung und dadurch erzwungene Flucht zur Folge. Die Bereitschaft dieser chinesischenZuwanderer zur kulturellen Assimilation in Zamboanga durch Heirat mit einheimischen Frauen,Übernahme der christlichen Religion und räumlicher Integration in die Wohnviertel der einhei-mischen Bevölkerung war groß (vgl. WARREN 1985, p. 127). Die Wohn-Geschäftshäuser wohlhabenderer Chinesen konzentrierten sich dagegen nun entlangeiner Straße (Escolta) in dem entstehenden zentralen Geschäftsviertel innerhalb der ursprünglichenspanischen Wohnstadt (Pueblo Viejo), das neue Chinesenviertel ist insofern bereits ein Ausdruckder funktionalen Binnendifferenzierung der Stadt. Um 1860 lebten hier knapp über 300 Chinesen,ihre ökonomische Stellung basierte auf der Kontrolle des von den spanischen Behörden offiziellunterbrochenen, aber (auch im eigenen Interesse) als Schmuggel tolerierten Handels mit Jolo,dessen Handelsbeziehungen über den britischen Stützpunkt Labuan in Nord-Borneo bis Singapurreichten (WARREN 1985, p. 133.). Durch "chain migration" kamen aus Südostchina über

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Singapur auf diesem Wege auch ständig weitere illegale chinesische Zuwanderer nach Zambo-anga, die legale Zuwanderung mußte dagegen zwingend über Manila erfolgen (vgl. DOEPPERS1986, p. 394). Hohe Steuern und strikte Geschäftskontrollen durch die spanischen Behördenerschwerten jedoch die dauerhafte Ansiedlung, viele Chinesen wichen in andere Räume Mindanaosaus, in denen die spanische Kolonialmacht keinen oder nur geringen Einfluß hatte. Um die Jahr-hundertwende war die chinesische Bevölkerungsgruppe kaum größer als 40 Jahre zuvor. In denJahren nach 1915 wurde das zentrale Geschäftsviertel im Zuge der städtischen Expansion all-mählich in den als erste koloniale Stadterweiterung Ende des 18. Jahrhunderts entstandenenStadtteil Pueblo Nuevo (Calle Felipe II) verlagert. Zusammen mit anhaltendem Assimilierungs-druck und wirtschaftlicher Diskriminierung beschleunigte dies die Auflösung des chinesischenWohn-Geschäftsviertels. Die mit wachsendem Wohlstand zunehmende räumliche Dispersion derchinesischen Bevölkerung in die Wohnviertel der philippinischen Mittel- und Oberschicht führtenach 1945 schließlich allmählich zum Verschwinden des Chinesenviertels. Im ursprünglichen Konzept der spanischen Kolonialstadt waren mit Ausnahme der Chinesennichtchristliche Bevölkerungsgruppen nicht vorgesehen. Die Siedlungsgeschichte der heute inZamboanga lebenden islamischen Stadtbevölkerung, ethnisch im wesentlichen aus Angehörigender Samal und der Tausug zusammengesetzt, beginnt erst Mitte des 19. Jahrhunderts mit derAnsiedlung islamischer Samal. Im Jahre 1848 zerstörten spanische Kriegsschiffe, erstmals dietechnische Innovation des Dampfantriebs nutzend, die Samal-Siedlungen auf der Sulu-InselBalangingi, Ausgangspunkt zahlreicher Raubzüge in den Visayas und an den Küsten Luzons. DieÜberlebenden wurden teilweise nach Nord-Luzon (Cagayan Valley) deportiert, 1905 siedelten sichmit Zustimmung der jetzt amerikanischen Kolonialverwaltung einige wieder an einem nordöstlichdes engeren Stadtgebietes von Zamboanga gelegenen Küstenstandort (Taluksangay) an. AndereSamalgruppen wurden von den spanischen Behörden zur Ansiedlung in Zamboanga und seinemunmittelbaren Umland gezwungen, um sie besser kontrollieren zu können. Damit lebte erstmalseine islamische Bevölkerungsgruppe in der Stadt Zamboanga. Aufgrund ihrer Herkunft undGeschichte bezeichnen sich diese Samal selbst als Samal-Balangingi. Ihre Zahl wurde 1941 aufrund 200 Familien geschätzt (vgl. WARREN 1985, pp. 192 ff.). Als geschickte Seefahrer und gefürchtete Sklavenjäger hatten die Samal-Balangingi in der Ökono-mie des im 19. Jahrhundert prosperierenden Sultanats von Sulu eine wichtige Stellung. Sie liefertenden Tausug-Sultanen und -Datus im Tausch gegen Nahrungsmittel und Waffen Sklaven alsArbeitskräfte und Tauschmittel, damit diese die für den britischen Chinahandel wichtigen Tausch-güter (v.a. Meeresprodukte) bereitstellen konnten. Die Briten wiederum bezahlten mit Waffen,Opium und chinesischen Waren. Erst relativ spät und vor allem aufgrund ihrer Rolle in diesemHandelsnetz hat sich die ethnische Identität der Samal-Balangingi herausgebildet. DerGefangenen- oder Sklavenstatus war in der Samal-Gesellschaft gleitend, durch den ständigenBedarf an neuen Bootsmannschaften war die Kooptation ehemaliger Gefangener ganz unter-schiedlicher ethnischer, kultureller und räumlicher Herkunft häufig, viele übernahmen allmählichauch die ethnische Identität der Samal, am schnellsten jene, die im Kinder- oder Jugendlichenalterverschleppt worden waren. Für 1836 wurde geschätzt, daß bei weitem die Mehrzahl der männ-lichen Bewohner Balangingis von den Samal kooptierte und kulturell assimilierte, ursrpünglichanderen Ethnien angehörende Personen waren (vgl. WARREN 1985, p. 184). Dieses Beispielunterstreicht eindrucksvoll die von BARTH (1969) herausgestellte Bedeutung der grenzbildendenMechanismen bei der Entstehung ethnischer Gruppen. Die erste Ansiedlung islamischer Samal in Zamboanga erfolgte im Raum des ehemaligen Chine-senviertels Magay, auf diese Weise dessen Funktion als Wohnstandort nichtchristlicher undstatusniedriger Stadtbevölkerung fortsetzend (vgl. MANDI 1984). Im Zuge der Stadterweiterung

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4. Die zuvor bestehende "Commandancia General des Igorrotes" hatte ihren Sitz nicht im Hochland, sondern imchristianisierten und hispanisierten Küstentiefland. Ihre Aufgabe hatte sich - mit mäßigem Erfolg - auf das Eintreibenvon Tribut und die Bekämpfung des beträchtlichen, das spanische Monopol umgehenden Tabakschmuggelsbeschränkt (vgl. z.B. SEMPER 1861/1977, pp. 44 f.).

wurden die Samal jedoch 1936 wieder aus dem inneren Stadtraum verdrängt und nach Cawa-Cawa, dem heutigen Stadtteil Campo Islam westlich des Stadtzentrums an der Küste gelegen,umgesiedelt. Hier befand sich bereits vor der spanischen Stadtgründung eine Siedlung islamischerSamal. Ursprünglich außerhalb der Stadt gelegen, ist sie durch die räumliche Expansion Zambo-angas heute jedoch ein integraler Bestandteil des Stadtgebietes im engeren Sinn ("City Proper").Auch in der außerhalb der kolonialen Stadt gelegenen, ebenfalls schon vor Ankunft der Spanierexistierenden Samal-Siedlung Rio Hondo, deren christianisierte Bewohner vor die Mauern derspanischen Festung umgesiedelt worden waren, siedelten sich wieder islamische Samal-Flüchtlingean. Beide Siedlungen bilden heute den Kern der Muslimviertel im engeren Stadtgebiet. Selbst dieunmittelbar westlich der Festung gelegene Siedlung Bagumbayan wurde später wiederholt vor-übergehend von islamischen Samal besiedelt. Diese bemerkenswerte Siedlungskontinuität verweistauf eine fortdauernde Verankerung bestimmter Standorte als traditionelle Wohnplätze im kollekti-ven Gedächtnis der ethnischen Gruppe, die sich trotz der Überprägung durch die kolonialepolitisch-religiöse Grenzziehung erhalten hat.

3.1.4 Baguio City - Hill Station im Hochland Nord-LuzonsDie Stadt Baguio im Hochland Nord-Luzons (Provinz Benguet) wurde erst zu Beginn der amerika-nischen Kolonialperiode gegründet. Sie ist also nicht Teil des während der spanischen Herrschaftentstandenen Siedlungsnetzes. Im Unterschied zu diesem hatte die Gründung Baguios auch nichtden Zweck, den Prozeß der Christianisierung und kulturellen Assimilierung der einheimischenBevölkerung zu unterstützen. Die typische Zentrierung der spanischen Kolonialstadt um religiöseund militärische Funktionen fehlt hier weitgehend (vgl. zum philippinischen Plaza-Komplex HART1961). Baguio City wurde vielmehr von vornherein als koloniale Hill Station gegründet, die hauptsäch-lich für das westliche zivile und militärische Personal der Kolonialverwaltung Erholungs- undGenesungsfunktion haben sollte. Die Erkenntnis, daß die Genesung erkrankter und verwundeterSoldaten in dem gemäßigten Hochland-Klima schneller voranschritt, hatte bereits die Spanier zumEnde ihrer Kolonialherrschaft veranlaßt, in La Trinidad - wenige Kilometer nördlich von Baguio -ein kleines Sanatorium zu gründen. La Trinidad war Sitz der spanischen Militärverwaltung für dasHochland, die erst Mitte des 19. Jahrhunderts eingerichtet werden konnte, ohne jedoch die Igorot-Bevölkerung wirklich kontrollieren zu können. Pläne für eine Erweiterung des Sanatoriums in4

dem nahegelegenen Dorf Baguio konnten von den Spaniern nicht mehr realisiert werden, siewurden aber dann von der amerikanischen Kolonialverwaltung aufgegriffen. Baguio sollte in denheißen Sommermonaten zum saisonalen Sitz der "Philippine Commission", der amerikanischenZivilverwaltung der Kolonie, werden. Planung und bauliche Entwicklung der Stadt Baguio erfolgtenach Entwürfen des amerikanischen Architekten Burnham, in denen dieser imperiale Größe,funktionale Effizienz und Einpassung in eine landschaftlich reizvolle Umgebung zu vereinen suchte(vgl. HINES 1972, pp. 46 ff.). Kernstück bildete eine durch einen langgestreckten Park gebildetezentrale Achse, an deren Enden Stadtverwaltung und Regierungsgebäude angeordnet waren.

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5. Diese Befragung ist Teil eines umfassenderen, von der VW-Stiftung finanzierten Forschungsprojektes überUrbanisierungsprozesse in Sekundärstädten der Dritten Welt.

Zwischen diesen Polen sollten sich entlang der nördlichen Seite die kommerziellen Einrichtungenentfalten. Spezielle Wohnviertel für verschiedene Bevölkerungsgruppen wie in den spanischenKolonialstädten waren ausdrücklich nicht vorgesehen. Die Durchsetzung des ambitionierten,kostspieligen - und was den notwendigen Bau einer Straße (Kennon-Road) vom Tiefland nachBaguio betrifft, auch mit hohen menschlichen Opfern bezahlten - Planes erfolgte von seiten der"Philippine Commission" mit großem Nachdruck und gegen den Widerstand der philippinischenElite (vgl. REED 1976a, p. 108). Damit setzte man sich aber auch unter einen starken Erfolgs-druck. Der hohe Einsatz war nur zu rechtfertigen, wenn die "Sommerresidenz" Baguio nicht nuradminstrativ durchgesetzt, sondern auch von der europäisch-amerikanischen und philippinischenElite angenommen würde. Dieses Ziel wurde, nicht zuletzt durch eine intensive Werbekampagne,erreicht. Der 1906 einsetzende Verkauf von privaten Grundstücken war ein Erfolg, 1913 zählteman bereits 8000 saisonale Besucher (bei ca. 5000 Einwohnern). Die für ein Erholungs- undGenesungszentrum wichtigen Einrichtungen wie Hospital, Sanatorium, exklusive Freizeit- undÜbernachtungsangebote standen entsprechend zahlungskräftigen Bevölkerungsgruppen ungeachtetihrer ethnischen Zugehörigkeit offen. Die Etablierung von Bildungseinrichtungen mit landesweiteroder regionaler Reichweite (z.B. das Teachers College), sowie der Bedarf an Arbeitskräften,vorwiegend im Bausektor, aber auch im Handel, zogen jedoch auch mittlere und untere Ein-kommensgruppen an, die sich überwiegend aus Angehörigen verschiedener Igorot-Gruppen sowieaus ilocanischen Zuwanderern aus dem angrenzenden Tiefland rekrutierten. Bereits im Jahre 1912hatten diese ethnischen Gruppen zusammen die europäisch-amerikanische und chinesische Bevöl-kerung im Verhältnis 10:1 zahlenmäßig weit überflügelt (vgl. REED 1976a, pp.168 ff.).

3.2 Ethnizität und Viertelsbildung in den heutigen Städten Zamboanga und Baguio CityVor dem Hintergrund ihrer kolonialen Geschichte sollen im folgenden beide Städte im Hinblick aufihre heutige ethnische Bevölkerungsstruktur und Viertelsbildung untersucht werden. Grundlagedafür bildet, neben diversen Sekundärquellen, eine standardisierte Befragung von jeweils über1000 Haushalten in beiden Städten, die 1991/92 durchgeführt wurde. Im Vergleich beider Städte5

zeigen sich markante Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. Während es sich bei Zamboangaum eine frühe spanische Kolonialgründung mit bewußt angestrebter, auf ethnischer Schichtungberuhender Viertelsbildung handelt, ist Baguio erst zu Beginn der amerikanischen Kolonialver-waltung Anfang des 20. Jahrhunderts als Hill Station und explizit ohne Vorgabe einer ethnischenViertelsstruktur planmäßig entwickelt worden. Gemeinsam haben beide Städte die Lage imGrenzsaum zu den Siedlungsräumen von Bevölkerungsminderheiten, die ihre ethnisch-kulturelleIdentität gegenüber dem spanischen Kolonialisierungsdruck weitgehend behaupten konnten.

3.2.1 Migrationen nach Zamboanga City und Baguio City Das demographische Wachstum von Zamboanga City und Baguio City während der letzten 20Jahre wurde in hohem Maße durch Zuwanderungen, auch von Angehörigen der oben genanntenethnischen Minderheiten, bestimmt. Von 1970 bis 1990 wuchs die Bevölkerung von ZamboangaCity von 199 901 auf 442 345, die von Baguio City von 84 534 auf 183 146 Einwohner (NSO1992b, 1992c). Seit den sechziger Jahren liegen die durchschnittlichen Wachstumsraten derBevölkerung in beiden Städten deutlich über dem nationalen Durchschnitt (vgl. Abb. 6).

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Abb. 6: Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung 1903-1990Quelle: NCSO 1982, NSO 1992 a-c

Die Bevölkerungszunahme auf nationaler Ebene wird für die folgenden Schätzungen als groberIndikator für den natürlichen Bevölkerungszuwachs betrachtet, da ausreichend differenzierteDaten über räumliche Variationen der Fruchtbarkeit nicht vorliegen und die grenzüberschreitendenMigrationen vernachlässigbar gering sind. 1990 entfiel nur ein Anteil von 0,10% der Bevölkerungüber fünf Jahren auf Zuwanderer aus dem Ausland, während rund 0,14% das Land dauerhaft alsAuswanderer verlassen hatten (NSO 1992a, JACKSON 1994, p. 83). Der nationale Durchschnitts-wert der natürlichen Bevölkerungszunahme wird allerdings durch die nach wie vor höhere Frucht-barkeit in ländlichen Räumen mitbestimmt, so daß die darauf beruhende Migrationsschätzung fürdie Städte Zamboanga und Baguio die tatsächliche Zuwanderung eher noch unterbewerten dürfte.Ausgehend von diesen Überlegungen kann der Anteil der Nettozuwanderung am Bevölkerungs-wachstum in Baguio City im Zeitraum von 1970 bis 1980 auf 23,7% geschätzt werden, für denZeitraum 1980 bis 1990 ist sogar von einem Anstieg dieses Anteils auf 51,4% auszugehen. InZamboanga City ist dagegen eine umgekehrte Entwicklung zu verzeichnen: Während von 1970 bis1980 die Nettozuwanderung mit einem Anteil von 56,8% ganz erheblich zum Wachstum derStadtbevölkerung beigetragen hat, ist dieser Anteil im folgenden Zeitraum 1980 bis 1990 jedochauf nur 8,7% zurückgegangen (NSO 1992b,c). Dieses unterschiedliche Gewicht als Wanderungs-ziel in den achtziger Jahren spiegelt sich auch im Anteil der befragten Personen wider, die nicht inder betreffenden Stadt geboren wurden, d.h. zu einem früheren Zeitpunkt zugewandert sein müssen:In unserer Erhebung waren dies in Baguio City fast 80% gegenüber nur 48% in Zamboanga City.Eine erste Erklärung für die differierende Attraktivität als Wanderungsziel kann in wirtschaftlichenUnterschieden zwischen beiden Städten gesucht werden. Baguios noch wachsende Ökonomiebasiert auf seiner Gateway-Funktion für das nordphilippinische Hochland, dem Handel sowieseiner andauernden Attraktivität als Erholungs- und Ferienzentrum vor allem für inländische, aberauch für ausländische Touristen. Im Handel ist die Vermarktung von Gemüse und Obst, das nur indem gemäßigten Hochlandklima gedeiht, von Bedeutung; im Bildungssektor fungiert die Stadt alsZentrum für ganz Nord-Luzon, ein wichtiger Pull-Faktor für die andauernde Zuwanderung (REED1976, MANAHAN/TORRES 1991). Demgegenüber kann die abnehmende Attraktivität vonZamboanga City als Wanderungsziel zumindest zum Teil mit dem nur begrenzten und stagnieren-

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den ökonomischen Potential erklärt werden. Seegestützter Handel hat durch verbesserte Straßen-verbindungen und wachsende Bedeutung des Luftverkehrs an Bedeutung verloren, eine Ausnahmeist allerdings der an eine lange Tradition anknüpfende Tauschhandel und Schmuggel mit den Sulu-Inseln und Nord-Borneo (Sabah / Malaysia). Das landwirtschaftliche Potential des Hinterlandesvon Zamboanga ist bedingt durch Klima und Morphologie begrenzt, traditionelle Produkte wieReis (für den Eigenbedarf) und Kopra sind vorherrschend. Holzeinschlag und nachgelagerteSägeindustrie haben aufgrund bereits starker Entwaldung im Umland ebenfalls an Bedeutungverloren. Eine bedeutendere Industrie - eine Ausnahme ist die Fischverarbeitung - hat sich bislangnicht entwickelt; auch die touristischen Potentiale der Stadt und ihres Umlandes werden bishernoch kaum genutzt. Zamboanga City unterscheidet sich in dieser Hinsicht deutlich von anderen,ökonomisch schnell wachsenden Städten in Mindanao wie z.B. Cotabato oder Cagayan de Oro. Diese ökonomischen Gründe sind sicher eine Teilerklärung für die in den achtziger Jahren abneh-mende und - im Vergleich zu Baguio - sehr geringe Wanderungsattraktivität Zamboangas. ImWiderspruch dazu steht jedoch der mit 57% sehr hohe Anteil der Nettozuwanderung am Bevölke-rungswachstum der Stadt im Zeitraum 1970 bis 1980. Der entscheidende Grund für diese massiveZuwanderung in den siebziger Jahren ist jedoch nicht in der Ökonomie, sondern in der Politik zusuchen. Damals eskalierte in Teilräumen Mindanaos und der Sulu-Inseln der bewaffnete Konfliktzwischen der islamischen Befreiungsbewegung MNLF (Moro National Liberation Front) und derphilippinischen Armee. In diesem tief in der Kolonialgeschichte verwurzelten Konflikt drückte sichaktuell der wachsende Gegensatz zwischen aus Luzon und den Visayas zugewanderten christlichenSiedlern und der ansässigen islamischen Bevölkerung aus (vgl. z.B. MERCADO 1984). Durch diestaatlich geförderte Ansiedlungspolitik in den Pionierräumen Mindanaos fühlte sich die ansässigeBevölkerung nicht nur aus angestammten Siedlungsräumen verdrängt, sondern auch durch kultu-relle Überfremdung in ihrer Identität bedroht. Andererseits waren bei der christlichen Mehrheits-bevölkerung die kolonial geprägten ethnisch-kulturellen Ressentiments gegenüber Muslimen leichtmobilisierbar (vgl. BULATAO 1975, p. 100). Die bewaffneten Auseinandersetzungen und dieBombardierung islamischer Siedlungen durch die philippinische Luftwaffe, z.B. auf Jolo undTawi-Tawi, zwangen Tausende zur Flucht; nach offiziellen Angaben wurde die Zahl der "displacedpersons" in Mindanao im Jahr 1977 auf insgesamt 0,5 -1 Mio. geschätzt (MERCADO 1984, p.162). In der Hoffnung, nicht zwischen die Fronten zu geraten, suchten viele Flüchtlinge Schutz inund um Zamboanga City, dem Hauptquartier des Southern Command (SOUTHCOM) der philippi-nischen Armee. Durch die starke Militärpräsenz waren hier offene Auseinandersetzungen mit derMNLF oder gar Bombardierungen praktisch ausgeschlossen. Allein von der Zamboanga Cityvorgelagerten Insel Socol flohen rund 18000 islamische Samal in die Stadt, vorzugsweise in denebenfalls von Samal bewohnten Stadtteil Taluksangay, der wie ausgeführt selbst erst 1905 durchzurückkehrende, noch von der spanischen Kolonialmacht deportierte Samal gegründet worden war(MENDOZA 1984, pp. 229 ff.). Diese fluchtbedingte Zuwanderung zeigt sich auch in der unter-schiedlichen Bevölkerungsdynamik von Zamboanga City und der Provinz Zamboanga del Sur, inder die Stadt liegt. Während von 1970 bis 1975 in der Provinz die Bevölkerung nicht nur relativ,sondern auch absolut schrumpfte, erreichte die Wachstumsrate der Bevölkerung in ZamboangaCity im Jahresdurchschnitt mit 6,5% den höchsten Wert seit 1903 (erst seit diesem Jahr stehenvergleichbare Zensusdaten zur Verfügung, vgl. NSO 1992c und Abb. 6). Mit dem Abflauen desKonflikts Ende der siebziger Jahre (auf die Gründe kann hier nicht weiter eingegangen werden)kam die fluchtbedingte Zuwanderung zum Stillstand, zugleich kehrten viele Flüchtlinge wieder inihre Heimatgebiete zurück. In der jüngeren Geschichte Zamboangas reproduziert sich also einkolonial vorgeprägtes Muster: Funktion der Stadt als vorgeschobener Militärstützpunkt undkonfliktbedingte Zuwanderung islamischer Bevölkerungsgruppen.

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3.2.2 Ethnische Zusammensetzung und räumliche Herkunft der MigrantenIn beiden Städten hat der Zustrom von Migranten zu einer ethnisch stark differenzierten Bevölke-rung geführt. Entsprechend den Angaben für alle erfaßten Haushaltsmitglieder unseres Samples -4824 in Baguio und 5758 in Zamboanga - entfiel in Baguio City auf Angehörige der verschiede-nen Hochlandethnien (u.a. Kankaney, Ibaloi, Bontoc, Ifugao) zusammen ein Anteil von 44%, einWert, der deutlich über den bei ROOD (1991, p. 87) oder dem NSO (1992b) genannten Bevölke-rungsanteilen liegt. Um so größer dürfte die Wahrscheinlichkeit sein, die nach den Beobachtungenvon DOEPPERS (1974) zu erwartenden räumlichen Cluster bei diesen Ethnien auch zu erfassen.Auf Angehörige verschiedener ethnischer Gruppen aus dem Tiefland Luzons entfiel zusammen einAnteil von fast 50%, wobei hier wiederum die Ilocanos, aus dem nordwestlichen KüstenstreifenLuzons stammend, eine deutliche Mehrheit (65%) stellten.

Abb. 7: Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in Baguio City und Zamboana CityQuelle: Eigene Erhebung 1991/92, alles Haushaltsmitglieder

In Zamboanga City entfiel auf die aus dem kolonialen Schmelztiegel hervorgegangenen, sich selbstals traditionelle Stadtbevölkerung verstehenden, christlichen Chavacanos oder Zamboangeños mit43% der größte Anteil, gefolgt von anderen, zum weit überwiegenden Teil aus den Visayas

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stammenden christlichen Bevölkerungsgruppen mit einem Anteil von 34%. Auf islamische Eth-nien, vorwiegend Samal und Tausug, entfiel zusammen ein Anteil von rund 20% (vgl. Abb. 7).Das ethnisch heterogene demographische Muster ist ursächlich mit der räumlichen Herkunft derzugewanderten Bevölkerung verknüpft (vgl. Abb. 8). In Baguio City kommt fast die Hälfte derMigranten (48%) aus der im Hochland gelegenen Cordillera Adminstrative Region (CAR), wobeihier die Provinzen Benguet, in der auch Baguio liegt, und die angrenzende Mountain Province alsQuellgebiete der Migration klar dominieren. Die entlang der Westküste Nordluzons gelegeneIlocos Region folgt mit einem Anteil von 27%, Central Luzon und Manila sind dagegen mitAnteilen von 8% bzw. 4,2% als Herkunftsräume der Migration nach Baguio City von relativgeringer Bedeutung. Dies gilt auch für die östlich des Cordillera-Hochlandes ebenfalls in Nord-Luzon gelegene Region Cagayan Valley, aus der lediglich 3,8% der in der Befragung erfaßtenMigranten stammten.

Abb. 8: Zuwanderung nach Baguio City und Zamboanga City nach Herkunftsprovinzen bzw. -regionen1991/1992. Quelle: Eigene Erhebung 191/92. Entwurf: H. Schneider, Kartographie: U. Beha

Cagayan Valley wurde zwar als einer der frühen Pionierräume vor allem durch ilocanische Siedlererschlossen; deren räumliche Orientierung ist jedoch dem infrastrukturellen Ausbau folgend aufZentralluzon und Manila ausgerichtet; die Straßenverbindungen von Cagayan Valley nach Baguiosind nach wie vor schlecht und oft durch Witterungseinflüsse oder Erdbebenschäden unterbrochen.Die geringe Bedeutung von Cagayan Valley als Herkunftsraum von Migranten erklärt sich jedochhauptsächlich aus dem insgesamt geringen Abwanderungsdruck dank noch vorhandener Landre-serven in dieser Region. Alle übrigen Räume der Philippinen sind als Quellgebiete der Migrationnach Baguio City unbedeutend. Dieses räumlich polarisierte Migrationsmuster ist für ZamboangaCity noch ausgeprägter. Über die Hälfte aller Migranten (55%) kommt aus Provinzen in West

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Mindanao (Zamboanga del Sur, Zamboanga del Norte, Basilan, Sulu und Tawi-Tawi), alleanderen Teilräume Mindanaos spielen mit einem Anteil von zusammen 8% nur eine unterge-ordnete Rolle. Neben der Existenz alternativer Wanderungsziele in Mindanao (z.B. Cotabato,Cagayan de Oro, Davao) erklärt sich dieser geringe Anteil aus der in den zurückliegenden Deka-den noch bedeutenden Land-Land-Wanderung, teilweise auch einer Stadt-Land-Wanderung in dielandwirtschaft-lichen Pionierräume Mindanaos. Mit dem Ende dieser ländlichen Erschließungs-bewegung, ablesbar z.B. bereits an den seit 1980 absolut sinkenden Bevölkerungszahlen in derProvinz Zamboanga del Sur (vgl. Abb. 6), ist allerdings zukünftig eine ansteigende Land-Stadt-Migration auch in Mindanao und unter Einschluß von Zamboanga City als Wanderungsziel zuerwarten (vgl. COSTELLO 1992, p.41). Die übrigen Teilräume der Philippinen sind als Quell-gebiete der Migration nach Zamboanga City unbedeutend, allerdings mit einer wichtigen Aus-nahme: Über 21% der erfaßten Migranten kommen aus der Region Central Visayas, mehrheitlich(fast 75%) aus der Provinz Negros Oriental. Unter den aus dieser Provinz kommenden Migrantenstammt wiederum eine klare Mehrheit (72%) aus Dumaguete City.Es bestätigt sich die eingangs formulierte Vermutung, die Zuwanderer in die SekundärzentrenBaguio und Zamboanga stammten nur aus wenigen, in der Regel nahegelegenen Herkunftsräumen:Neben den umliegenden Provinzen ist dies im Falle Baguios die weitere Hochlandregion sowie dieIlocosküste, im Falle Zamboangas sind dies die Sulu-Inseln sowie die Provinz Negros Oriental inden Visayas. Beide Städte fungieren bislang nicht als Wanderungsziele für einen größeren Raum(z.B. ganz Nord-Luzon oder Mindanao). Während sich das räumliche Muster der Migrationen nachBaguio mit der Nähe der Hauptherkunftsgebiete, dem ökonomischen Potential der Stadt undfehlenden Wanderungsalternativen in Nord-Luzon erklären läßt, sind für Zamboanga einigezusätzliche Bemerkungen erforderlich.

3.2.3 Muster der Migrationen nach Zamboanga CityDie islamische Bevölkerung Zamboangas setzt sich heute im wesentlichen aus Angehörigen derSamal und der Tausug zusammen. Während islamische Samal, wie ausgeführt, bereits seit Mittedes 19. Jahrhunderts in Zamboanga City ansässig sind, begann eine nennenswerte Zuwanderungvon Tausug, vornehmlich von den Sulu-Inseln Jolo und Tawi-Tawi, erst Anfang der siebzigerJahre. Ursache war der erwähnte eskalierende Konflikt zwischen philippinischer Armee undMororebellen, der auf der hauptsächlich von Tausug bewohnten Insel Jolo besonders heftigausgetragen wurde (u.a. Bombardierung von Jolo-Stadt). Mit der konfliktbedingten Migrationnach Zamboanga wiederholt sich für die Tausug ein Prozeß, der während der spanischen Kolonia-lära bereits die Samal erfaßt hatte. Inwieweit sich die unscharf abgegrenzte militärische Kon-fliktzone (frontier) in der innerstädtischen Viertelsgliederung wieder als scharfe Grenzlinie(boundary) reproduziert, wird im folgenden noch zu zeigen sein.Nach den Chavacanos, der traditionellen christlichen Stadtbevölkerung, stellen ebenfalls christlicheZuwanderer aus den Visayas die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe in Zamboanga. Die spanischeKolonialadministration hatte bereits im 18. Jahrhundert mehrere Familien aus den Visayas nachZamboanga umgesiedelt, um die loyale, christliche Stadtbevölkerung zu vergrößern (BAUTISTA1984). Dieses Bevölkerungssegment ging jedoch in der sich herausbildenden ethnischen Gruppeder Chavacanos auf, ohne eine dauerhafte eigene Gruppenidentität auszubilden. Trotz der ÖffnungZamboangas für den internationalen Seehandel seit 1855 blieb die ökonomische Anziehungskraftder Stadt gering (vgl. AGUILAR 1994). Eine zahlenmäßig bedeutendere und bis heute anhaltendeZuwanderung aus den Visayas setzte erst in der Zeit der amerikanischen Kolonialverwaltung in derersten Hälfte dieses Jahrhunderts ein, stimuliert durch eine auf Holzwirtschaft sowie die Gewin-nung von Kopra und Abaca (Musa textilis oder Manilahanf) gestützte ökonomische Expansion. Die

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überragende Bedeutung der Provinz Negros Oriental, und hier speziell der Stadt Dumaguete, fürdie Zuwanderung aus den Visayas erklärt sich aus der Art der Verkehrsanbindung Zamboangas.Ausgebaute Straßenverbindungen mit anderen Teilen Mindanaos existierten lange nicht, währendder Luftverkehr erst in jüngster Zeit und nur für ein schmales Bevölkerungssegment an Bedeutunggewonnen hat.

Abb. 9: Routen und Häufigkeit der Schiffsverbindungen von und nach Zamboanga CityMitte der fünfziger JahreQuelle: WERNSTEDT/SPENCER 1967, S. 481, überarbeitet; Kartographie: U.Beha

Der Personen- und Gütertransport per Schiff war deswegen lange die einzige und ist immer nochdie wichtigste Verbindung mit anderen Landesteilen. Die für die Stadt wichtigste Schiffahrtsrouteverläuft in der einen Richtung über Dumaguete in Negros Oriental weiter nach Cebu und Manilasowie in der anderen nach Cotabato und weiter nach Davao (vgl. Abb. 9). Dumaguete wurde aufdiese Weise zum Sprungbrett für die Migration nicht nur nach Zamboanga, sondern auch in diePionierräume in Zentral- und Südmindanao.

Diese wichtige Verkehrsader sowie die damit verbundene Weitergabe von Informationen über einNetzwerk persönlicher Kontakte unter Familienmitgliedern, Verwandten, Freunden und Bekanntenhat zu einem sich selbst verstärkenden Migrationsprozeß aus Negros Oriental nach Zamboangageführt. Neuankömmlingen wird die Integration über soziale Netze unter den bereits in Zamboangalebenden Visayans erleichtert. Insbesondere seit den achtziger Jahren dürfte sich durch dendramatischen Niedergang der Zuckerindustrie auf Negros der Abwanderungsdruck noch verstärkthaben. Andererseits kann angenommen werden, daß der wachsende ökonomische und politischeEinfluß der Visayans in Zamboanga auch für ankommende Migranten den Zugang zu wichtigen

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städtischen Ressourcen erleichtert, in einer klientelistisch strukturierten Gesellschaft ein nicht zuunterschätzender Pull-Faktor.

3.2.4 Heutige ethnische Viertelsbildung in Zamboanga City und Baguio CityDie räumliche Segregation ethnischer Gruppen wird im folgenden auf der Ebene von Barangays (=Stadtteil) als untersten administrativen Einheiten innerhalb der Stadtgrenzen untersucht. Dies ist beider Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen, da eine mög-liche ethnische Segregationinnerhalb von Barangay-Grenzen auf der höheren räumlichen Ebene nicht mehr erkennbar ist.Zamboanga City ist ein extremes Beispiel für einen überbegrenzten Stadtraum. Obwohl offiziellals "highly urbanized" klassifiziert, können nur knapp 5% der administrativ abgegrenzten, fast1421 km² umfassenden Stadtfläche als verstädtert gelten, legt man Indikatoren wie Bevölkerungs-dichte, Überbauung und Infrastruktur zugrunde (vgl. Abb. 10). Dieser verstädterte Raum umfaßt28 der insgesamt 97 Barangays. Berücksichtigt man nur die Fläche, die überhaupt in Barangaysunterteilt ist, also unter Vernachlässigung des nicht oder nur dünn besiedelten bergigen Binnen-landes, entfallen ca. 8% der Fläche auf den im eigentlichen Sinn verstädterten Raum. Dort lebenrund 259 700 Einwohner, fast 60% der Gesamtbevölkerung der Stadt (NSO 1992c). Die folgendenAusführungen beziehen sich nur auf diesen im engeren Sinn städtischen Raum.

Abb. 10: Gliederung des administrativen Stadtgebietes von Zamboanga CityQuelle: Office of the City Planning and Development Coordinator, Zambonga City. Ent-wurf: H. Schneider, Kartographie: U. Beha.

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Ethnische Segregation auf Barangay-Ebene ist hier markant ausgeprägt, es lassen sich z.B. Stadtviertel mit entweder fast ausschließlich christlicher oder islamischer Bevölkerung identifizieren(vgl. Abb. 11). Letztere konzentrieren sich entlang der Küstenlinie östlich und westlich des kolonia-len Stadtkerns. Diese islamischen Siedlungsschwerpunkte in Zamboanga, wie z.B. Rio Hondo oderCampo Islam, gehen auf die ersten Ansiedlungen islamischer Samal bzw. sogar auf schon vorAnkunft der Spanier bestehende Samal-Siedlungen zurück. Innerhalb der islamischen Stadtvierteldominieren mit zwei Ausnahmen die Samal mit Bevölkerungsanteilen von 80% und mehr, eindeutlicher Hinweis auf Segregationstendenzen auch zwischen Samal und Tausug. Bei der Aus-nahme handelt es sich zum einen um den Stadtteil Campo Islam westlich des Stadtkerns mit einergemischten Bevölkerung von Samal und Tausug, zum anderen um einen unmittelbar östlich an denkolonialstädtischen Kern anschließenden Stadtteil. In diesem Verteilungsmuster innerhalb derislamischen Bevölkerung kommt zum Ausdruck, daß die Tausug zu einer späteren (konfliktbe-dingten) Zuwanderungswelle gehören und sich innerstädtisch mit der existierenden Siedlungs-struktur arrangieren mußten.

Abb. 11: Ethnische Segregation in Zamboanga City (City Proper) Quelle: eigene Erhebung 1991/1992. Entwurf: H. Schneider, Kartographie: U. Beha

Von den in der Befragung erfaßten Tausug wurde keiner in Zamboanga geboren, 80% waren seit1970 zugewandert, allerdings mit deutlich rückläufigen Anteilen während der letzten 10 Jahre. Fürdie konzentrierte Ansiedlung von Tausug-Flüchtlingen innerhalb und angrenzend an das Samal-Viertel Campo Islam war das Interesse der Stadtverwaltung und des Militärs ausschlaggebend, umso die Kontrolle dieser politisch als unzuverlässig eingeschätzten Bevölkerungsgruppe zu erleich-tern (das Armeehauptquartier liegt in unmittelbarer Nähe). Die in diesem durch industrielle undtertiäre Funktionen geprägten Raum ebenfalls lebenden christlichen Gruppen, sowohl Chavacanos

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wie auch Visayans, haben auf diesen Zuzug islamischer Flüchtlinge, soweit sie dazu materiell inder Lage waren, mit Wohnstandortverlagerung reagiert. Es ist gleichwohl gerade diese Tausug-Zuwanderung, die zu einer ethnisch heterogeneren räumlichen Bevölkerungsverteilung entlang derwestlichen Küstenlinie und in der südöstlichen Kernstadt geführt hat. Bezeichnenderweise habenauch diese ethnisch stärker gemischten Viertel, nicht aber die etablierten Samal-Gemeinschaften,seit 1980 den stärksten Zuzug von Migranten erfahren. Insofern können die Tausug-Migranten alsWegbereiter eines weniger strikt segregierten Siedlungsmusters islamischer und christlicherBevölkerung angesehen werden, ein Ergebnis, das nicht aus dem freien Willen der Beteiligten,sondern aus politischen und ökonomischen Zwängen resultiert und nicht ohne Konflikte zustande-gekommen ist (vgl. LAJA 1988). Unter den heutigen Bedingungen übersetzt sich die militärischeund kulturelle frontier insofern innerstädtisch nicht mehr bruchlos in eine scharf gezogene bounda-ry. Allerdings ist diese Tendenz zur Auflockerung räumlicher Abschließungen ethnischer Gruppenbislang nur auf statusniedrige Bevölkerungsegmente beschränkt. Inwieweit sie von Dauer ist, läßtsich noch nicht abschließend beurteilen. Der Anteil von Migranten, die aus den Visayas - mehrheitlich aus Negros Oriental - stammen, hatseit den siebziger Jahren kontinuierlich zugenommen. 55% aller in unserem Sample erfaßtenMigranten entfielen auf diese Gruppe. Innerhalb der christlichen Bevölkerung Zamboangas istzwar eine scharf ausgeprägte räumliche Segregation verschiedener Ethnien nicht erkennbar.Allerdings haben die fast ausschließlich christlichen Barangays in den meisten Fällen eineChavacano-Bevölkerungsmehrheit mit Anteilen von 50% und mehr. Nur vier Stadtviertel wieseneine absolute Mehrheit von Visayans auf. Stadtviertel ohne absolute Mehrheit einer ethnischenGruppe machten nur rund ein Viertel aller untersuchten Barangays aus. Dieser Befund verweist aufeine zumindest ansatzweise bestehende räumliche Polarisierung auch innerhalb der christlichenBevölkerung zwischen Chavacanos und Visayans. Die eingangs erwähnte Festellung DOEPPERS(1974), ethnische bedingte räumliche Segregation spiele innerhalb der katholischen Mehrheits-bevölkerung keine Rolle, muß insofern zumindest relativiert werden.Im Falle von Baguio City wurde das gesamte administrative Stadtgebiet mit einer Flächenausdeh-nung von rund 49 km² in die Untersuchung einbezogen, da hier das Problem der Überbegrenzungund damit der Gegensatz zwischen tatsächlich verstädterten und ländlichen Räumen innerhalb deradministrativen Stadtgrenzen weniger eklatant ist. Unter den Migranten entfällt auf die aus demKüstentiefland stammenden Ilocanos und die kulturell mit ihnen verwandten Pangasinans mitzusammen 38% ein relativ hoher, in den letzten Jahren stetig gewachsener Anteil. Bemerkenswerthoch ist mit 24% auch der Anteil der aus dem Hochland stammenden Bontoc, deren Zuwanderungebenfalls im Laufe der letzten Jahre kontinuierlich angestiegen ist. Darin könnte sich eine Locke-rung der sozialen und kulturellen Beharrungskräfte in den Bontoc-Gemeinschaften ausdrücken, dieden von Baguio ausgehenden Anziehungskräften, z.B. im Bildungssektor, größere Wirkungverschafft. Für den Zweck dieser Untersuchung wurden von den insgesamt 197 Barangays inBaguio City 19 ausgewählt, die die wesentlichen Siedlungselemente von Baguio City repräsentie-ren. In keinem dieser ausgewählten Stadtteile stellt eine ethnische Gruppe die überwältigendeBevölkerungsmehrheit (Anteil von 85% und mehr, vgl. Abb. 12). Es gibt also keine nahezuausschließlichen z.B. Ilocano-, Bontoc-, oder Ibaloi-Stadtteile wie dies in Zamboanga City be-züglich der christlichen oder der islamischen Bevölkerung festgestellt werden konnte. Aber auchwenn die verschiedenen Hochlandethnien zusammengefaßt betrachtet werden, konnten in keinemder ausgewählten Barangays Bevölkerungsanteile von 85% und mehr registriert werden. Dabeidürfte eine Rolle spielen, daß bei den Hochlandethnien Identität und sozialer Zusammenhalt mehrauf Familie und Dorf, weniger dagegen auf die übergeordnete ethnische Gruppe bezogen sind.Absolute Mehrheiten einer ethnischen Gruppe in einem Barangay (Bevölkerungsanteil von 50%und mehr) sind in Baguio City ebenfalls weniger häufig als in Zamboanga City: Während dort in

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fast drei Viertel aller Barangays eine ethnische Gruppe die absolute Bevölkerungsmehrheit stellte,traf dies in Baguio nur bei weniger als der Hälfte der ausgewählten Stadtteile zu. Schließlichkonnten bei den Migranten auch keine ethnisch bedingten Präferenzen für bestimmte Stadtteilefestgestellt werden. Die Wohnstandortwahl wird in Baguio City durch die Verfügbarkeit vonWohnraum oder von Freiflächen bestimmt, die sich zur Besetzung durch Squatter eignen ( vgl.MANAHAN/ TORRES 1991). Die Squatter können oft mit Duldung oder gar Unterstützung vonLokalpolitikern rechnen, die auf diese Weise ihren Wähleranhang zu vergrößern suchen.

Abb. 12: Ethnische Segregation in ausgewählten Vierteln in Baguio CityQuelle: eigene Erhebung 1991/1992. Entwurf: H. Schneider, Kartographie: U. Beha

Zusammenfassend ergibt sich hinsichlich der auf ethnischer Schichtung beruhenden Viertelsbildungin den beiden Städten zunächst ein uneinheitliches Bild. Ethnische Segregation konnte dort fest-gestellt werden, wo sie aufgrund früherer Untersuchungen zu erwarten war: zwischen Christen undMuslimen in Zamboanga City. Ansatzweise konnte dort aber auch eine räumliche Polarisierunginnerhalb der christlichen Bevölkerung zwischen Chavacanos und Visayans, sowie innerhalb derislamischen Bevölkerung zwischen Samal und Tausug festgestellt werden. Demgegenüber erwiessich für die ausgewählten Barangays in Baguio City ethnische Segregation als wenig ausgeprägt,obwohl dies hier aufgrund starker Zuwanderung und einer ethnisch sehr heterogenen Bevölkerungmit hohen Anteilen der Hochlandethnien hätte erwartet werden können.

3.2.5 Muster interethnischer Heiraten und FreundschaftenEthnische Segregation und ethnische Schichtung drücken sich nicht nur räumlich als ethnischeViertelsbildung aus, sondern haben natürlich auch z.T. gravierende Auswirkungen auf die intereth-nischen Sozialbeziehungen. Als Indikator dafür werden im folgenden die interethnischen Heirats-

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und Freundschaftsmuster der befragten Personen in beiden Städten untersucht (vgl. Abb. 13).

Abb. 13: Muster interethnischer Heiraten und Freundschaften in Baguio City und Zamboanga CityQuelle: eigene Erhebung 1991/92

Intraethnische Heiraten sind in Zamboanga City am ausgeprägtesten bei den islamischen Samal:Fast 90% der verheirateten Probanden hatten auch einen Samal-Ehepartner. Auch bei den ebenfallsislamischen Tausug lag dieser Anteil mit fast 80% relativ hoch. Weniger ausgeprägt, aber ebenfallsnoch bemerkenswert hoch ist der Anteil intraethnischer Heiraten auch bei den christlichen Gruppender Chavacanos (77%) und Visayans (74%), allerdings liegt der Anteil interethnischer Heiratenzwischen diesen beiden christlichen Gruppen mit einem Anteil von jeweils 20% deutlich höher alsder entsprechende Wert für die islamischen Ethnien. Auch in Baguio City liegen die Anteile

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intraethnischer Heiraten mit 70% bei den Kankaney und sogar 73% den Bontoc relativ hoch,nimmt man die kulturell verwandten Tieflandethnien Ilocanos und Pangasinans zusammen, liegtder entsprechende Wert ebenfalls über 70%. Betrachtet man die Heiraten über die kolonial vor-geprägten, in der Wahrnehmung der Bevölkerung bis heute fest verankerten ethnisch-kulturellenGrenzen hinweg zwischen Christen und Muslimen in Zamboanga einerseits, zwischen Angehörigender hispanisierten katholischen Tieflandethnien und der protestantischen, teilweise auch nochanimistischen Hochlandethnien in Baguio andererseits, so sprechen die niedrigen Anteile in beidenStädten für die anhaltende soziale Wirksamkeit dieser ethnischen Grenze. Bemerkenswert ist aber,daß diese Grenze in Baguio, gemessen an den grenzüberschreitenden Heiraten, etwas durchlässigerist als in Zamboanga. Dieses Muster bestätigt sich auch, wenn als Indikator die weniger strenggehandhabte Sozialbeziehung "Freundschaft" gewählt wird. Freundschaften über ethnische Gren-zen hinweg sind zwar häufiger, Freundschaften über die kolonial geprägten ethnisch-kulturellenGrenzen hinweg werden aber ebenfalls nur von einer Minderheit gepflegt, als höchste Wertewurden 23,4% bei den Tausug und 23,5% bei den Ilocanos/Pangasinans genannt. Im Vergleichsind auch bei diesem Indikator höhere Werte für Baguio festzustellen, ein Indiz für die höhereDurchlässigkeit der ethnischen Grenzen.Aus diesen Befunden ist zusammenfassend der Schluß zu ziehen, daß eine - zumindest auf dergewählten räumlichen Ebene der Barangays - nicht oder nur schwach ausgeprägte ethnischeViertelsbildung wie in Baguio City nicht als Beleg für die Bedeutungslosigkeit von Ethnizität alssozialem Strukturprinzip überhaupt gewertet werden darf. Hier zeigt sich eine interessante Parallelemit Ergebnissen einer Untersuchung von SENNETT (1991) in New York, die eine sogar nochsteigende Bedeutung von Ethnizität als Handlungsorientierung bei gleichzeitig zunehmenderräumlicher Auflösung der ethnischen Ghettos konstatiert.

3.2.6 Ethnizität in anderen Bereichen des AlltagslebensWelche Rolle Ethnizität in verschiedenen Bereichen des Alltagslebens spielt, z.B. hinsichtlich desZugangs zu Einkommen, Arbeitsplätzen, Wohnungen und Grundstücken, wird im folgenden kurzbeleuchtet. Obwohl die Zugangschancen für die genannten Bereiche in hohem Maße auch vonanderen Faktoren wie z.B. Alter, Geschlecht, Ausbildung und Dauer des Stadtaufenthaltes abhän-gen, ist der Einfluß von Ethnizität gleichwohl nachweisbar. Allgemein stehen die Zuwanderer ineiner Stadt in Konkurrenz mit der bereits ansässigen Bevölkerung insbesondere hinsichtlich desZugangs zu den überlebenswichtigen Ressourcen Arbeit und Wohnungen. Dies ist besonders deutlich in Zamboanga City, wo die traditionell ansässige Bevölkerung derChavacanos auch eine eigene ethnische Identität (mit linguistischer Grenzmarkierung) ausgebildethat. Angehörige der Chavacanos sind überdurchschnittlich in höheren, über dem städtischenDurchschnitt liegenden Einkommensgruppen vertreten (1992:3000 Peso/ Monat = ca. 200 DMund mehr). Klar überrepräsentiert sind sie unter den Haus- und Grundstückseigentümern. Dem-gegenüber konzentrierten sich die Angehörigen der aus den Visayas stammenden Bevölkerung miteinem Anteil von 62% in der untersten Einkommensgruppe (1992: 1900 Peso/Monat = ca. 125DM und weniger). Ansätze zu ethnischer Segregation zwischen Chavacanos und Visayans warenbereits hinsichtlich der Wohnstandortwahl festgestellt worden, sie finden auch in der deutlichenEinkommenspolarisierung ihren Ausdruck. Die islamische Bevölkerung ist insgesamt in den unterdem Gesamtdurchschnitt liegenden Einkommensgruppen klar überrepräsentiert. Die Samalkonzentrieren sich mit einem hohen Anteil in der untersten Gruppe, während die Tausug, teilweiseaufgrund ihrer beherrschenden Rolle im Tauschhandel und Schmuggel mit den Sulu-Inseln undSabah (Nord-Borneo), auch in höheren, aber noch unter dem Gesamtdurchschnitt liegendenEinkommensgruppen stärker vertreten sind. Höheres Einkommen, bessere Ausbildung und ihre

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Stellung in dem lukrativen Tauschhandel ermöglichen den Tausug auch eher ein Überschreiten derethnischen Grenze, was sich im Vergleich mit den Samal in höheren Anteilen fremdethnischer,auch christlicher Heiratspartner und Freunde ausdrückt. Eine traditionelle Stadtbevölkerung oder städtische Elite wie die Chavacanos in Zamboanga, dieihren "Besitzstand" gegen Zuwanderer zu verteidigen sucht, existiert in Baguio nicht, insofernkonkurrieren hier alle zugewanderten Bevölkerungsgruppen untereinander um die städtischenRessourcen. Baguio City ist im traditionellen Siedlungsgebiet der Ibaloi entstanden, die Angehöri-gen dieser Hochlandethnie haben sich jedoch nicht zu einer den Chavacanos vergleichbarenstädtischen Elite entwickelt. Durch die Enteignung großer Teile des traditionellen Stammeslandesbereits bei der Gründung Baguios durch die amerikanische Kolonialverwaltung wurde der Zugangder Ibaloi zu dem ökonomisch wichtigen Grundstücksmarkt deutlich begrenzt, wenn auch nichtvöllig verschlossen. Die aktuellen Auseinandersetzungen um Eigentumsrechte an den vom ameri-kanischen Militär aufgegebenen Flächen (v.a. Camp John Hayes) haben im Streit über die Recht-mäßigkeit der kolonialen Enteignung von Ibaloi-Land ihre Wurzel. Gleichwohl sind die Ibaloiunter den Haus- und Grundstückseigentümern in Baguio City deutlich überrepräsentiert. Haus-und Grundstückseigentum ist insbesondere mit Blick auf die Bereitstellung von Unterkünften(boarding houses), Wohnungen, Hotels und Pensionen für die wachsende Zahl von Schülern,Studenten und Touristen eine wertvolle ökonomische Ressource. Dies erklärt auch den Befund,daß die Ibaloi überdurchschnittlich in höheren Einkommensgruppen vertreten sind, abgeschwächttrifft dies auch auf die Angehörigen anderer Hochlandethnien zu. Andererseits sind die Zuwandereraus den Tieflandgebieten Luzons, insbesondere die Ilocanos, in den unter dem Gesamtdurchschnittliegenden Einkommensgruppen leicht überrepräsentiert, was mit geringeren Zugangschancen zuden über Haus- und Grundstücksbesitz gesteuerten Einkommenspotentialen zusammenhängendürfte.

3.2.7 Ethnizität und Wahlverhalten in Zamboanga City und Baguio CityTrotz der aufgezeigten Unterschiede verweisen die Befunde für beide Städte auf die Persistenz vonEthnizität als einem gesellschaftlich strukturierenden Prinzip. Als potentielle soziale Kraft, die sichnicht zwangsläufig in räumlichen Strukturen (ethnische Viertel) oder Konflikten niederschlagenmuß, ist Ethnizität unter bestimmten Umständen auch politisch mobilisierbar. Dies soll abschlie-ßend anhand des Wahlverhaltens in beiden Städten illustriert werden. Die politische Rivalität zwischen eingesessenen Chavacanos und zugewanderten Visayans inZamboanga City kam in den Kommunalwahlen vom 18. Januar 1988 deutlich zum Ausdruck. DaWählerblöcke auf der Grundlage sozialer Klassen- oder Schichtzugehörigkeit, von Religion oderpolitischer Programmatik in Zamboanga faktisch nicht existieren, wurde der Sieg des pro-AquinoKandidaten entsprechend nicht als Resultat eines überzeugend vertretenen politischen Programmsinterpretiert, sondern mit seiner ethnischen Zugehörigkeit erklärt. Aufgrund seiner Abstammungaus einer aus den Visayas zugewanderten Familie wurde sein Sieg als Beleg dafür gewertet, daß erdie Visayan-Wähler der Stadt hinter sich hatte sammeln können, während sich die Chavacano-Stimmen auf mehrere konkurrierende Kandidaten verteilt hatten (vgl. TURNER 1991, pp. 31 ff.).Diese öffentliche Diskussion und Bewertung verweist darauf, daß beide christlichen Ethnien in derKonkurrenz um die knappen städtischen Ressourcen - wozu gerade auch das Recht gehört, öffentli-che Stellen zu besetzen - offensichtlich wie strategische Gruppen handeln (vgl. zum Konzept derstrategischen Gruppen allgemein EVERS/SCHIEL 1988, für die Philippinen BERNER/KORFF1991). Im Unterschied z.B. zu Cotabato City, wo die traditionellen Führer (Datus) ihren politi-schen Einfluß in der islamischen Bevölkerung halten oder sogar ausdehnen konnten - auch un-abhängig von ihrer jeweiligen Haltung zur Mororebellion! (vgl. McKENNA 1992) - hat sich in

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Zamboanga über eine wenig verbindliche Selbstidentifikation als Moros hinaus keine, die einzelnenislamischen Ethnien übergreifende, kulturelle und politische Vereinheitlichung entwickelt. DasWählerpotential der Muslime ist durch konkurrierende Interessen zersplittert und drückt keinepolitischen Ansprüche gegenüber der christlichen Stadtbevölkerung aus. Die in der spanischenKolonialära begründete Funktion als vorgeschobener Militärstützpunkt, die sich - jetzt unternationalstaatlichem Vorzeichen - bis in die jüngste Konfliktphase verlängert, stand immer einergrößeren politischen Selbständigkeit der islamischen Bevölkerung entgegen, die sich andererseitsaufgrund ihrer Migrationsgeschichte nur allmählich und partiell mit der Stadt als Kommuneidentifizieren konnte. Mit der Funktion als Militärstützpunkt hängt auch der, an Wahlergebnissenfreilich nicht ablesbare, große ökonomische und politische Einfluß von Militär und Polizei zu-sammen, die bei einer Betrachtung der Konkurrenz strategischer Gruppen in Zamboanga City nichtvernachlässigt werden dürfen (vgl. TURNER 1991; 1992).Das Wahlverhalten der Einwohner von Baguio City läßt allerdings Ethnizität als eine durch-gehende Orientierung nicht erkennen. Ethnische Mobilisierung insbesondere unter der großenGruppe ilocanischer Zuwanderer war von einiger Bedeutung während der Präsidentenwahlen1986, als der Ilocano Ferdinand Marcos von Corazon Aquino herausgefordert wurde, spielte aberbei den folgenden Senatswahlen keine Rolle mehr (vgl. ROOD 1991).

4. Zusammenfassende SchlußfolgerungenIm Laufe der philippinischen Kolonialgeschichte hat sich die koloniale cultural frontier inner-städtisch als scharf begrenzte ethnische Viertelsstruktur reproduziert. Dem lagen weniger ethnischeoder rassistische Ressentiments, als vielmehr ein herrschaftstechnisch begründetes Kontrollinteresseder Kolonialmacht zugrunde. Die koloniale Grenzziehung wurde aber auch selbst wiederum zumAnsatzpunkt ethnischer Selbstidentifikationen und Gruppenbildungen, wobei im Sinne BARTHs(1961) den grenzbildenden Mechanismen ausschlaggebende Bedeutung zukommt. Bis heutedurchgehalten hat sich das koloniale Muster innerstädtischer Viertelsgliederung jedoch nur inbezug auf die islamischen Ethnien in Zamboanga City. Demgegenüber ist das für die spanischeKolonialstadt typische Element des Chinesenviertels heute in allen philippinischen Städten - mitAusnahme Binondos in Manila - vollständig verschwunden. Dem liegt ein Ursachenbündel vonpolitischen (rechtliche Diskriminierung), raumökonomischen (Citybildung, Suburbanisierung) undkulturellen (Assimilierungsdruck) Faktoren zugrunde. Das immer nur schmale europäische undnordamerikanische Bevölkerungssegment tritt in der Viertelsstruktur ebenfalls nicht in Erschei-nung, sondern ist räumlich in die Wohnviertel der wohlhabenderen philippinischen Bevölkerungintegriert.In beiden untersuchten Städten läßt sich allerdings die Persistenz von Ethnizität als Handlungs-orientierung in den Sozialbeziehungen, in der Konkurrenz um städtische Ressourcen, mit Ein-schränkungen auch im politischen Wahlverhalten aufzeigen. Insbesondere die kolonial geprägteethnisch-kulturelle Grenzbildung erweist sich dabei als sozial nach wie vor wirksam. Erklärungsbedürftig bleibt jedoch, warum sich in Baguio City - im Unterschied zu ZamboangaCity - entlang der kolonial vorgeprägten ethnischen Grenze zwischen hispanisierter, katholischerTieflandbevölkerung und den Angehörigen der verschiedenen Hochlandethnien keine ausgeprägte,dauerhafte ethnische Viertelsbildung entwickelt hat. Die folgenden Umstände dürften zu einerErklärung beitragen:1. Baguio City ist erst zu Beginn der amerikanischen Kolonialära und ausdrücklich ohne Vorgabeeiner ethnischen Viertelsstruktur entstanden. Die räumliche Trennung ethnischer Gruppen als

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Herrschaftsinstrument spielte hier keine Rolle.2. Im Unterschied zu der ethnischen Grenze zwischen Christen und Muslimen in Mindanao wurdedie Grenze zwischen Tiefland- und Hochlandethnien in Nord-Luzon nicht durch eine bis in dieGegenwart reichende kontinuierliche Konfliktgeschichte immer wieder neu befestigt. 3. Eine traditionelle städtische Bevölkerung, die wie in Zamboanga City ihren Status gegenüberMigranten verteidigen müßte, existiert in Baguio City nicht. Die Chavacanos in Zamboanga sindbesonders gegenüber den durch Religion und hispanische Kulturelemente verwandten Visayans zurStatussicherung auf ethnische Selbstidentifikation und Abschließung verwiesen, da hier kolonialvorgeprägte askriptive Ausschlußmerkmale wie gegenüber der islamischen Bevölkerung nicht zurVerfügung stehen. 4. Die gegeneinander scharf abgegrenzten Hochlandethnien in Nord-Luzon haben keine gemein-same Identität ausgebildet, wie dies ansatzweise für die islamische Bevölkerung Mindanaoszutrifft. Hinzu kommt, daß bei den nordphilippinischen Hochlandethnien Loyalitäten meist aufFamilie und Dorf, nicht aber auf die ethnische Gruppe bezogen sind. Die auch heute noch üblichenBlutfehden zwischen Angehörigen derselben Ethnie machen es deshalb geradezu zu einemtödlichen Risiko, ohne den Schutz der Dorfgemeinschaft in Baguio City in räumlicher Nähe zu ausanderen Dörfern stammenden Angehörigen der eigenen Ethnie zu leben.5. Während Zamboanga City durch eine weitgehend stagnierende Ökonomie geprägt ist, sindökonomische Wachstumsimpulse in Baguio City stärker entwickelt. Dies könnte erklären, warumin Baguio City die Konkurrenz um städtische Ressourcen weniger mit ethnischen Aus- undEinschließungsprozessen einhergeht, wie dies zwischen Christen und Muslimen, aber auch in-nerhalb beider Gruppen in Zamboanga zu beobachten ist.Aus dem Vergleich ethnischer Differenzierungen in Baguio City und Zamboanga City läßt sichder allgemeine Schluß ziehen, daß Ethnizität im Laufe des Modernisierungs- und Entwicklungs-prozesses keineswegs rasch verschwindet. Sie bleibt offensichtlich als eine potentielle sozialeKraft erhalten, die in sozialen oder ökonomischen Krisen virulent werden kann. Historische,kulturelle und ökonomische Faktoren bestimmen dabei Form und Ausmaß möglicher ethnischerMobilisierungen, deren konkrete Entstehungsursachen bedürfen jedoch noch weiterer Aufklärung.

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94 Helmut Schneider94

Die inneren und äußeren Grenzen ... 9595

REINHARD DITTMANN

DIE INNEREN UND ÄUSSEREN GRENZEN DER MITTELASSYRISCHEN RESIDENZSTADT KAR-TUKULTI-NINURTA/NORD-IRAQ

Dargestellt werden die inneren und äußeren räumlichen Begrenzungen der mittelassyrischenResidenz- und Kultstadt Kar-Tukulti-Ninurta, die der mittelassyrische Herrscher Tukulti-NinurtaI. im ausgehenden 13. vorchristlichen Jahrhundert errichtete, sowie die zeitlichen Grenzen derBesiedlung. Soweit dies möglich ist, werden auch Angaben zur Binnenstruktur der Anlagegetroffen, also auch soziale Abgrenzungen illustriert.

1. Die räumlichen und sozialen Grenzen der StadtBeide Arten von Begrenzung bedingen sich gegenseitig und werden deshalb hier zusammenerörtert. Die Stadt besteht im wesentlichen aus zwei Hauptbezirken: dem offiziellen Stadtbereichund der "Wohnstadt", also dem Bereich, in dem die Masse der Bevölkerung ansäßig war. BeideBezirke sind durch eine innere Stadtmauer voneinander getrennt.

1.1 Die WohnstadtÜber diesen Bereich der Stadt wissen wir, in Ermangelung von Ausgrabungen, nur sehr wenig.Eine erste Interpretation stützt sich auf Oberflächenuntersuchungen und auf die keilschriftlichen,d.h. textlichen Informationen.

1.1.1 Stadtmauer- und KanalanlagenZum besseren Verständnis der Struktur der Stadt seien folgende Auszüge aus Königsinschriften desTukulti-Ninurta I. vorangestellt. "In diesen Tagen begehrte auf dem Ufer jenseits meiner Stadt der Gott Aššur, der Höchste, meinHerr, eine Kultstadt von mir und befahl, ihm ein Heiligtum zu errichten. Neben dem Aufenthaltsortder Götter baute ich eine große Kultstadt als Wohnsitz meiner Majestät, Kar-Tukulti-Ninurtanannte ich sie mit Namen. Mitten in ihr vollendete ich einen Tempel für Aššur, Adad, Šamaš,Ninurta, Nusku, Nergal, die Siebengottheit und Ištar, die großen Götter, meine Herren. Den(Kanal) Pattu mêšari [Kanal der Wohlfahrt] leitete ich breit hinein in ihre Wohnbezirke, aus demErtrag der Wasser dieses Kanals rüstete ich die ständigen Opfer für die großen Götter, meineHerren, auf immerdar. Inmitten dieser Stadt nahm ich umfangreiche Terrains zu Seiten des Tigris,120 Ziegellagen baute ich É.GAL.ME.ŠÁR.RA (d.i.) <Haus der Gesamtheit> als Wohnsitz meinerMajestät.In diesen Tagen erbaute ich die Mauer von Kar-Tukulti-Ninurta, der großen Kultstadt, als herr-liches Denkmal meiner Herrschaft, von ihrem Fundament bis zu ihrer Abschlußschicht vollendeteich (sie) und legte meine Urkunde nieder. Für zukünftige Tage: Ein zukünftiger Machthaber möge, wenn diese Mauer ins Altern kommt undverfällt, ihren verfallenen (Bau) neu aufführen, meine Urkunde möge er mit Öl salben, ein Opfer-lamm möge er opfern, an ihren Ort möge er sie zurückbringen. Aššur wird (dann) seine Gebete

96 Reinhard Dittmann96

1. E. Weidner, Die Inschriften Tukulti-Ninurtas I. und seiner Nachfolger, Archiv für Orientforschung, Beiheft 12(1959) 25-26, Text 15.2. Ibid., 28-29, Z. 109-117.3. Ibid., 28, Text 16, 100-106 heißt es zusätzlich: "...Gewaltige Baustellen zerschnitt ich gleich einem Faden, dieEnge hochragender Hochländer machte ich mit steinernem Bohrwerkzeug passierbar, ein Staubecken, das das Lebendes Landes festigt, Fülle beibringt, legte ich breit an und die Fluren meiner Stadt machte ich zu Bewässerungs(land)."4. K. Deller/A. Fadhil und K.M. Ahmad, Two New Royal Inscriptions Dealing with Construction Work in Kar-Tukulti-Ninurta, Baghdader Mitteilungen 25, 1994, 459-472, bes. 467.5. Siehe zu den Grabungen der Winterkampagne 1913-14 von W. Bachmann: T. Eickhoff, Kar Tukulti Ninurta. Einemittelassyrische Kult- und Residenzstadt, Abhandlungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 21 (1985). Zu denUntersuchungen von 1986 und 1989 cf. R. Dittmann et al., Vorläufiger Bericht über die von der Freien Universität

erhören.Wer (aber) diese Mauer zerstört und meine Urkunde und meine Namensinschrift beseitigt, Kar-Tukulti-Ninurta, die Kultstadt meiner Herrschaft, verläßt und aufgibt, dessen Königsherrschaftmöge Aššur, mein Herr, stürzen, seine Waffen möge er zerbrechen, die Niederlage seiner Truppenmöge er herbeiführen, seinen Grenzmarken möge er verkleinern und das Ende der Regierungsjahremöge er ihm bestimmen, seine Tage möge er verfinstern, seine Jahre möge er verbittern, seinenNamen und seinen Samen möge er im Lande vernichten."1

Eine Textvariante nennt weitere Bauten: 2

"...in diesen Tagen errichtete ich in meiner Stadt Kar-Tukulti-Ninurta, der Kultstadt, die ich baute,einen reinen Tempel, ein ehrfurchterbietendes Heiligtum als Wohnsitz für Assur meinen Herrn,É.KUR.ME.ŠÁR.RA nannte ich seinen Namen. Darin vollendete ich einen großen Tempelturm alsKultsockel für Assur, meinen Herrn, und legte meine Urkunde nieder...".Eine erst kürzlich publizierte weitere Variante des Textes gibt Zusatzinformationen:"....At the command of the god Aššur, the god who loves me I built before my city, Assur, a city for(the god) Assur on the opposite bank, besides the Tigris, in uncultivated plains and meadows wherethere was neither house nor dwelling, where no ruin hills of rubble had accumulated, and no brickshad been laid. I called it Kar-Tukulti-Ninurta. I surrounded it with two walls, I heaped up heaps ofearth in front of the wall and I dug a big moat following the circumference of the wall. In my cityKar-Tukulti-Ninurta which I love I constructed magnificent daises to serve as armchairs for thegreat gods and goddesses, my lords. I cut straight as a string through rocky terrain, massive andstrong mountains. I cut a wide path for two watercourses of life which carry abundance for my cityKar-Tukulti-Ninurta. I transformed its plains into irrigated (fields). I arranged for regular offerings3

to Aššur and the great gods, my lords, in perpetuity from the fish (lit. produce) of the waters of thatcanal...".4

Zunächst ist festzuhalten, daß Tukulti-Ninurta I., vermeintlich auf Geheiß seines Gottes Aššur, dieStadt Kar-Tukulti-Ninurta für ein Heiligtum seines Gottes und als Wohnsitz für seine Majestäterrichtet hat. Die Stadt ist von zwei Stadtmauern umgeben, hat Tempelanlagen, vor allem denTempel für den assyrischen Nationalgott Aššur, mit einer Ziqqurrat (einem mehrstufigen Tempel-turm), einen Palast mit einer Hochterrasse, sowie Wohnquartieren, die durch zwei Kanäle mitWasser versorgt werden und das Ackerland bewässern. Durch die somit garantierten landwirt-schaftlichen Erträge wurden die täglichen Opfer in den Tempeln ermöglicht.Die aus den Texten abzuleitende Binnenstruktur der Siedlung konnte dank der Untersuchungenvon W. Bachmann in der Winterkampagne von 1913-14 und den Arbeiten der Freien UniversitätBerlin in den Jahren 1986 und 1989 im wesentlichen erfaßt werden.5

Die inneren und äußeren Grenzen ... 9797

Berlin aus den Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der State Organization of Antiquities and CulturalHeritage der Republik Iraq in Kar Tukulti Ninurta unternommenen Untersuchungen, SUMER 46, 1989-90, 86-97;R. Dittmann et al., Untersuchungen in Kar-Tukulti-Ninurta (Tulul al-'Aqar) 1986, Mitteilungen der DeutschenOrient-Gesellschaft 120, 1988, 97-138; R. Dittmann, Ausgrabungen der Freien Universität Berlin in Assur und Kar-Tukulti-Ninurta/Iraq in den Jahren 1986-89, Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 122,1990,157-171; R.Dittmann, Assur und Kar-Tukulti-Ninurta. Die Kampagnen 1986, 1988 und 1989, American Journal of Archaeology96, 1992, 307-312 (Übersetzt von K. Nashef); K. Bastert/R. Dittmann, Anmerkungen zu einigen Schmuckelementeneines mittelassyrischen Tempels in Kar-Tukulti-Ninurta, Altorientalische Forschungen 22, 1995, 8-29.6. P.J. Ergenzinger/H. Kühne, in H. Kühne (Hrsg.), Die rezente Umwelt von Tall Šeh Hamad und Daten zurUmweltrekonstruktion der assyrischen Stadt Dur-Katlimmu, Berichte der Ausgrabung Tall Šeh Hamad/Dur Katlimmu(BATSH) 1 (1991) 163-190.7. Der hier kurvisch-lineare Verlauf der Stadtmauer konnte noch nicht vermessen werden, sondern zeichnet sich soähnlich im Gelände ab (Beobachtung 1989).

Die Ruine liegt auf osttigridischer Seite und ist, wie eine erst kürzlich wiederentdeckte Karten-skizze von W. Bachmann zeigt, angeschlossen an ein Kanalsystem, welches im Abstand von ca. 2-5km vom Tigrissteilufer eine Bewässerung dieses Landstriches erst ermöglicht (Abb. 1). DieserTypus von einem Hauptkanal mit abzweigenden Nebenkanälen zur Bewässerung von landwirt-schaftlichen Nutzflächen, die auf hohen Steilufern liegen, ist auch, zeitgleich, durch die Untersu-chungen des Grabungsteams der mittelassyrischen Provinzstadt Dur-Katlimmu am Khabur inSyrien bezeugt. 6

Besonders der hier zitierte dritte Text ist von Interesse. Erstmals in der literarischen Überlieferungist dort von zwei Stadtmauern von Kar-Tukulti-Ninurta die Rede, sowie von zwei Kanälen, die dieWohngebiete durchziehen (Abb. 2, 1-2. Nebenkanal). Die zweite Stadtmaueranlage war zu Zeitenvon W. Bachmann noch unbekannt, und konnte erst 1989 aufgefunden, bzw. präziser "wieder-entdeckt" werden, denn auf einer Kartenskizze von Bachmann, sowie auf einer weiteren Skizze, diein einer Sammlung von Plänen und Ruinenbeschreibungen 1992 in Dresden gefunden wurde, wirddeutlich, daß die 1989 ermittelte südliche Stadtwallanlage im Grunde schon von Bachmannendeckt und skizziert, jedoch ob der enormen Entfernung zu den von ihm ergrabenen Ruineteilendamit nicht verbunden, sondern auf die südlich anschließende Ruine Isdere bezogen wurde (Abb.2, südliche Stadtmauer). Die Oberflächenuntersuchungen von 1989 machen es jedoch deutlich,7

daß es zwischen der von Bachmann ergrabenen "Stadtmauer" bis zur 1989 aufgespürten südlicheneine kontinuierliche Scherbenbelegung aus mittelassyrischer Zeit gibt. Ebenso konnte 1989 der imText genannte zweite Kanal nachgewiesen, jedoch aus Zeitgründen bisher nur der Kanalkopf amTigris kartiert werden (Abb. 2, 2. Nebenkanal - vermuteter Verlauf). Auf der Kartenskizze ist eine weitere, diagonal verlaufende Wallanlage zu sehen, die Bachmannals parthisch auffaßte (Abb. 1 und 2, Wälle bei Isdere). Dieser Wall ist heute nicht mehr erkennbarund ist offenbar der rezenten Bebauung zum Opfer gefallen. Ob diese Anlage nicht doch mittel-assyrisch zu datieren ist, ist unklar.

98 Reinhard Dittmann98

Abb. 1: Kartenskizze des Osttigrislandes von W. Bachmann, zum Druck durchgezeichnet vom Verfasser.

Die inneren und äußeren Grenzen ... 9999

Abb. 2: Kar-Tukulti-Ninurta, funktionale Interpretationsskizze, n. Verfasser

100 Reinhard Dittmann100

8. Es ist nicht auszuschließen, daß diese Kieselverzierung bei Anlage des heutigen Bewässerungskanals zerstörtwurde.9. Zur Situation der Deportierten cf. H. Freydank, Zwei Verpflegungstexte aus Kar-Tukulti-Ninurta, AltorientalischeForschungen 1, 1974, 55-89; ders., Untersuchungen zur sozialen Struktur in mittelassyrischer Zeit, AltorientalischeForschungen 4, 1976, 111-130; ders., Zur Lage der deportierten Hurriter in Assyrien, Altorientalische Forschungen7, 1980, 89-117.

Da sie aber den mittelassyrischen Kanal schneidet, bzw. über ihn hinausreicht, mag eine Datierungjünger als die mittelassyrische Zeit vielleicht nicht ausgeschlossen werden. Der ursprünglicheAusgräber von Kar-Tukulti-Ninurta, W. Bachmann, bemerkt zu diesen Wällen folgendes in seinemNachlaß: "Die Sedde bei Isdere. Die Lage der Dämme siehe Karte [hier Abb. 1]. Höhe der Dämme [beträgt]ca 3-8 m. Nach Osten zu und in den mittleren Teilen [sind sie] am höchsten. Das eingeschlosseneTerrain scheint aber ursprünglich ca 1,50-2 m tiefer als jetzt gelegen zu haben, wie der Querschnittam Fluß zeigt [Abb. 3a-b]. Die Dämme bestehen aus einer Schüttung satten, gelben Lehmes. Siesind an den Seitenflächen mit großen Kieseln befestigt, die in Form von Stützdreiecken sich an denLehmkern anlegen. Die Kiesel sind hier ebenfalls in gelben Lehm gebettet. Die Außenfläche derDämme ist mit großen Kieseln in Netzform gepflastert und in die Netzfelder sind kleinere Kieseleingedrückt. Diese Befestigung zieht sich im flachen Bogen bis tief unter das heutige Niveau derganzen Senke. Ursprünglich war auch am Flußufer die Sedde geschlossen, man sieht an derSüddammlinie am Fluß noch Reste eines hier ziemlich scharf umbiegenden Dammes. Alles anderehat der Fluß abgetragen. Dort wo jetzt der Weg durch die Sedde im Süden durchführt, muß auchin früherer Zeit ein Durchlass gewesen sein. Es liegen hier Hellanquadern von mittlerer Größe dieaus dem Dammstück ganz dicht am Flusse stammen. Die ganze Anlage scheint erst in nachassyri-scher Zeit entstanden zu sein, da anliegende kleine Ruinen (wohl Wohnhäuser ursprünglich) allein Gipsmörtel erbaut waren. Sicher ist das aber nicht. Vielleicht doch jungassyr[ische] Anlage.Altassyrisch [d.h. eigentlich mittelassyrisch] nicht möglich, da die Sedde die Kanäle aus altassyr[i-scher s.o.] Zeit kassiert hat."Diese Kieselverzierungen dürften sich nur auf der südlichen Wallanlage gefunden haben, denn anderjenigen, die wir als südliche Stadtmauer bezeichnet haben, waren keinerlei Spuren davon zuerkennen. Teile der südlichen Stadtmauer dienen heute einem Bewässerungsgraben alsUntergrund. Neuassyrisch kann diese südliche Stadtmauer kaum datiert werden, da, wie erwähnt8

hier nur mittelassyrische Scherben bis an den Wall reichen.In der "Wohnstadt" waren, neben Einheimischen (vor allem Beamten), eine Fülle von aus ihrenHeimatländern deportierten Gefangenen der Feldzüge von Tukulti-Ninurta I. angesiedelt worden.Diese verschiedenen Bevölkerungsgruppen, deren patriarchalische Familienstruktur und ihrSklavenbestand weitgehend unangetastet blieb, und die mit ihrem Vieh und sonstigem bewegli-chem Gut nach Assyrien übergesiedelt wurden, waren, der textlichen Überlieferung nach, inunterschiedliche administrative Verfügungsbereiche eingeteilt. Diesen standen jeweils bestimmte,namentlich überlieferte Verwaltungsbeamte vor. Es ist verlockend in den deutlichen Scherbenkon-9

zentrationen in der südlichen Wohnstadt solche Verfügungsbereiche erkennen zu wollen (Abb. 2,gepunktete Bereiche).

Die inneren und äußeren Grenzen ... 101101

10. Besonders der Bereich unmittelbar südlich des Zeremonialtores des offiziellen Bereiches (Abb. 2, ÖG bei ZT)birgt mit einiger Gewißheit ein großes, wohl öffentliches Gebäude.

Abb. 3 a-b: Dämme bei Isdere; Querschnitt durch Damm. Skizze von W. Bachmann, zum Druckdurchgezeichnet vom Verfasser.

Auch mögen hier durchaus hervorgehobene Bauten bestanden haben, wie der Befund vermuten läßt(Abb. 2, ÖG?). 10

Die in den Texten erwähnten Saatfelder einiger deportierter Familien können sich auch durchausaußerhalb des eigentlichen Stadtmauerringes befunden haben, denn Regenfeldbau ist in diesemBereich möglich. Ebenso dürften Fluren vor der Stadt auch als Weidegrund für das Vieh der

102 Reinhard Dittmann102

11. H. Freydank, Zwei Verpflegungstexte aus Kar-Tukulti-Ninurta, Altorientalische Forschungen 1, 56, VAT 17 999,I, 1-6.

Deportierten genutzt worden sein. Die Deportierten dienten auch dem König, den schriftlichenQuellen nach wurde die Stadtmauer (oder zumindestens Teile davon) von hurritischen Deportiertengebaut, und diese und andere Gruppen, wie Kassiten, und Gefangene aus Nairi wurden dafür inNaturalien, in Form von täglichen Getreiderationen, entlohnt. Daneben wurde auch Wolle redis-tribuiert. Von den Ernteerträgen der Deportierten war die sogenannte telitu-Abgabe an die königli-chen Speicher in Kar-Tukulti-Ninurta zu entrichten.Den Texten nach gab es in Kar-Tukulti-Ninurta auch "Gefängnisse" in denen Mehl gemahlenwurde. Östlich der Palastterrasse wurde bei den Oberflächenuntersuchungen von 1989 ein11

Bereich erfaßt, in dem Reibschalenfragmente häufig angetroffen wurden. Möglicherweise ist dieserBefund mit der textlichen Überlieferung zu verbinden (Abb. 2, GV). Inwieweit die verschiedenen Gruppen an Deportierten auch räumlich voneinander getrennt wurdenoder wer neben wem angesiedelt wurde, läßt sich aus den Quellen heraus nicht ermitteln.

1.2 Offizieller Bezirk der AnlageDieser ist durch eine Befestigungsanlage vom übrigen Stadtbezirk abgetrennt und selbst durch eineBinnenmauer weiter unterteilt. Vom Hauptkanal zweigt ein kleinerer Kanal von Osten in diesenStadtteil ab, verläuft dann östlich der Binnenmauer, um direkt westlich neben dem Zeremonialtorden offiziellen Bezirk zu verlassen. Ein weiterer Strang dieses Kanals durchbricht die Binnenmauerin Richtung auf den Palast und verläuft möglicherweise zwischen der Palastterrasse und demAssur-Tempel (Abb. 2, zwischen P und AT). Erschlossen wird dieser Stadtteil durch mehrere Tore:Der Westteil des offiziellen Bezirks hat ein noch unergrabenes eigenes Tor im Süden; dem ent-spricht für den Ostteil des Bezirkes das ergrabene Zeremonialtor (Abb. 2, ZT). Im Osten gibt es einweiteres Tor und weitere sind zu vermuten.Der Binnenwall knickt nördlich des sogenannten "Turmes K" (Abb. 2 und 4) nach Westen ab. Obdieser Wall dann südlich der Zone, in der Getreide verarbeitet wurde, auf den Palast zuläuft istnoch undeutlich, wie überhaupt die Nordgrenze des offiziellen Bereichs und der Stadt überhauptnoch zu definieren ist. 1989 gelang es nicht, eine Begrenzung im Gelände zu erfassen. Wahr-scheinlich ist diese rezenten Planierarbeiten zum Opfer gefallen.Über den Ostteil des offiziellen Bereiches lassen sich keine Angaben machen. Dies umso mehr, alszwei rezente Dörfer, Tulul al-Aqir im Süden und Naif'eh im Norden, weite Teile dieses Bezirkesheute überlagern (Abb. 4). Gemessen an der Nähe zum Palast und den Tempeln dürften hier aberhohe Beamte und wohl auch Mannschaften lokalisiert werden. Solche Baulichkeiten sind auchwestlich an den Binnenwall angelehnt zu vermuten.

Die inneren und äußeren Grenzen ... 103103

12. Hier widersprechen sich Bachmanns Unterlagen. Nach dem Endplanum, welches T. Eickhoff op. cit., 25 Abb. 5vorgelegt hat, wäre nordöstlich hinter "Turm K" ein kleines Gebäude zu lokalisieren. Auf einer Skizze aus BachmannsTagebuch (Abb. 5) ist dagegen ein Tor in diesem Bereich nicht unwahrscheinlich.

Abb. 4: Schematischer Plan des offiziellen Stadtteils von Kar-Tukulti-Ninurta, n. Verfasser

Der Westteil des offiziellen Bezirks ist dagegen durch seine Bauten klar definiert. Ob es jedocheine direkte Verbindung zwischen dem Ost- und Westteil des offiziellen Bezirks, mit Ausnahme desKanals, gegeben hat, ist unklar. Ein solcher Durchbruch könnte nordöstlich hinter dem Turm Kbestanden haben (Abb. 4-5). Direkt am Tigrisufer befindet sich die eigentliche Palastanlage (Abb.12

2, P und Abb. 4, A+M). Diese besteht aus einer gewaltigen, ehemals gut 18 m hohen Terrasse imSüden der Anlage (Abb. 4, A und Abb. 6), mit südlich anschließenden Magazin-, Wirtschafts- und

104 Reinhard Dittmann104

13. Die Vermessungsarbeiten zum Höhenschichtenplan der Ruine lassen hier südlich des ergrabenen Befundes vonBachmann und dem vermuteten Kanalverlauf eine leichte Erhebung von ca 45 x 50 m Fläche und gut 1,5-2 m Höheerkennen. Hierbei dürfte es sich um ein öffentliches Bauwerk handeln. Ähnliches ist auch etwas südöstlich davon zuvermuten, hier fanden sich u.a. Handkonsolenfragmente aus dem 9. vorchristlichen Jahrhundert: R. Dittmann et al.,Untersuchungen in Kar-Tukulti-Ninurta (Tulal al- 'Aqar) 1986, MDOG 120, 1988, 120 Abb. 22.14. W. Andrae, Farbige Keramik aus Assur (1923) 11f., Taf. 1-4.

Kult(?)einrichtungen, sowie einem noch unausgegrabenen größeren Komplex, südlich des ver-meintlichen Kanalverlaufes. Auf dieser Terrasse befand sich einst der eigentliche Palast, der mit13

Wandmalereien reich geschmückt war. Allerdings ist dieser der Erosion vollständig zum Opfer14

gefallen.

Abb. 5: “Turm K”, Tagebuchskizze von W. Bachmann, zumDruck durchgezeichnet vom Verfasser

Nördlich schließt eine flache Schutterrasse an, die sicher als ein Bereich von Raumzingeln undHofsystemen zu interpretieren ist. Der anschließende Kopfbau im Norden (Abb. 4, M), der so-genannte Nordpalast, erschließt die gesamte Anlage und hier findet sich auch ein größerer Re-präsentationssaal. Dieses imposante Gebäude steht heute noch zu gut 7 m (Abb. 7) an.

Die inneren und äußeren Grenzen ... 105105

Abb. 7: Schematischer Plan des Nordpalastes, n.W. Bachmann, zum Druck durchgezeichnet vomVerfasser

Abb. 6: Bauphase des Südpalastes, nach Vorlagen von W.Bachmann vom Verfasser erstellt

106 Reinhard Dittmann106

15. In einem Manuskript von Bachmann, mit dem Titel "Der Palast in Kar-Tukulti-Ninib [alte Lesung für Ninurta]"heißt es: "Der südliche Palasttrakt mit einer mächtigen Terrasse könnte dann der Sommerpalast, der nördliche mit denauffallend starken Wänden, der Winterpalast gewesen sein".16. Eickhoff op. cit., 24 Abb. 5-6 spricht, sich auf die Ausgräber berufend, von einem Areal mit einem Turm undeinem Lager für die Besatzung, bringt also den "Turm" in einen fortifikatorischen Zusammenhang. Der Fund einerFritterosette (T 391 "Auf Kuppe K, am Turm-Süd") spricht eher für einen kultischen Kontext!

Bachmann interpretierte die beiden ergrabenen Palastteile als Sommer- (= Süd) und Winter-Palast(=Nord). Diese Erklärung ist verlockend, jedoch mögen auch andere Gründe für die unter-15

schiedlichen Hervorhebungen der beiden Palastteile verantwortlich sein.Südöstlich der Südpalastterrasse befindet sich der Aššur-Tempel mit der Ziqqurrat (Abb. 4, B undAbb. 8). Letztere dürfte ursprünglich maximal 30 m hoch gewesen sein. Geht man davon aus, daßauf der benachbarten Südpalastterrasse der eigentliche Palast ab 18 m über der Ebene einsetzte unddieser ein Stockwerk von ca 7 m Höhe hatte, so befand sich dieses erste Stockwerk schon mit seinerOberkante bei 25 m. Ein zu vermutendes zweites Stockwerk würde dann ab dieser Höhe einsetzenund der König im Palast und der Nationalgott Aššur auf seinem Hochtempel auf der Ziqqurratbefänden sich ungefähr auf gleichem Niveau!

Abb. 8: Assur-Tempel und Ziqqurrat. Tagebuchskizze von W. Bach-mann, zum Druck durchgezeichnet vom Verfasser

Eine gewisse Parallele erfährt dieser Befund im Bereich des Nordpalastteiles, denn auch diesem istöstlich eine Art Stufenturm zugeordnet, in Form von "Turm K", einer Art Mini-Ziqqurrat von 1816

Die inneren und äußeren Grenzen ... 107107

17. K. Bastert/R. Dittmann, Anmerkungen zu einigen Schmuckelementen eines mittelassyrischen Tempels in Kar-Tukulti-Ninurta (Iraq), AoF 22, 1995, 8-29, Abb. 12.

m Seitenlänge, erschlossen von einer von Süden anliegenden Rampe (Abb. 5). Nördlich desNordpalastes schließen weitere offizielle Bauten an. 1989 wurde dort ein monumentaler Bauangeschnitten (Abb. 2, T), dessen Schmuckelemente vielleicht darauf hinweisen, daß es sich hierbeium einen Kultbau handeln könnte. Gesicherte Tempel liegen jedoch nur mit dem schon erwähnten17

Aššur-Tempel und dem 1989 ergrabenen Tempel in Tell O (Abb. 9) vor.

Abb. 9: Tempel in Tell O. Aufnahme: M. Springer, 1989; Zum Druck gezeichnet von R. Klein

2. Zeitliche Grenzen Bachmann vermutet für den Aššur-Tempel mit der Ziqqurrat einen Peribolos. Inwieweit auch derTempel in Tell O ehemals einen Zingel als Abgrenzung hatte, ist unklar. Beide Tempel habenZugänge, die sie von N/NW her erschließen. Der Aššur-Tempel hat ferner einen Haupteingang von

108 Reinhard Dittmann108

18. H. Freydank, Beiträge zur mittelassyrischen Chronologie und Geschichte, Schriften zur Geschichte und Kulturdes Alten Orient 21 (1991) 50, VAT 19 546.19. R. Dittmann et al., Untersuchungen in Kur-Tukulti-Ninurta (Tulal al-`Aqar) 1986, MDOG 120, 1988, 115ff.,Abb. 17, nordwestlich des Nordpalastes gefunden.20. R. Dittmann, Ausgrabungen der Freien Universität Berlin in Assur und Kar-Tukulti-Ninurta in den Jahren 1986-89, MDOG 122, 1990, 170 Abb. 12.21. Ob Marduk wirklich deportiert wurde ist fraglich, cf. W. Mayer, Der babylonische Feldzug Tukulti-Ninurtas I.von Assyrien, Studi Epigrafici e Linguistici sul Vicino Oriente antico 5, 1988, 143-161, bes. 154-155.

Osten her. Ob solch eine Begehungsrichtung auch für den Tempel in Tell O angesetzt werden kann,ist anhand des schlechten Erhaltungszustandes nicht mehr zu entscheiden. Ebenso ist die hierverehrte Gottheit noch unidentifiziert. Gleiches gilt für den möglichen Tempelbereich unmittelbarnördlich des Nordpalastes. Diese sind verhältnismäßig klar zu definieren. Den Inschriften und demarchäologischen Befund nach hat Tukulti-Ninurta I. seine Stadt auf jungfräulichem Boden gegrün-det. Zumindest glaubte er dies, denn die Oberflächenuntersuchungen von 1989 haben für denSüdteil der Anlage Scherbenfunde erbracht, die in die ältere altassyrische Zeit datiert werdenkönnen. Allerdings war diese Besiedlung längst wüst gefallen und ohne erkennbare Spuren, als derKönig sein Werk begann.Strittig ist wann Tukulti-Ninurta I. mit dem Bau begann. In der Literatur wird allgemein einTermin um die Mitte seiner Regierungszeit (11. Jahr ?), nach seinem Sieg und die Gefangenen-nahme des Kassitenherrschers Kašhtiliašh IV. angesetzt. Ein jüngst bekannt gemachtes Text-fragment läßt aber vermuten, daß der Baubeginn schon in den ersten Jahren seiner Herrschafteinsetzte. Dafür sprechen auch weitere Befunde: zum einen Lehmziegel mit dem Palaststempel18

seines Vaters Salmanasser I., die sicher nicht allzulange nach dessen Tod verwendet wurden,19

sowie ein Rollsiegel aus Bergkristall, gefunden im Tempel von Tell O, welches stilistisch entwe-20

der auf den Großvater des Tukulti Ninurta I., Adad-Nerari I. oder allerspätestens in die früheRegierungszeit seines Vaters Salmanasser I. datiert. Sollte dieses Siegel einem Priester oderähnlichem, der in Tell O tätig war, gehört haben, so müßte dieser Mann schon recht alt gewesensein, als der Tempel gegründet wurde und dies kann dann nicht allzulange vom Regierungsantrittdes Tukulti-Ninurta I. zeitlich entfernt gewesen sein. Zu nennen sind auch die diversen Bauphasenam Südpalast, die kaum ausschließlich in die letzten 26 Jahre seiner Herrschaft datieren dürften. Indiesem Zusammenhang ist auch eine andere Beobachtung von Interesse: Ursprünglich befandensich im Bereich der Südpalastterrasse ebenerdige Bauten, darunter ein, anhand seiner Rillen-verzierten Fassade sicher zu identifizierender Kultbau, der dann zu einem späteren Zeitpunkt vonder Aufschüttung der gewaltigen Terrasse kassiert wurde (Abb. 6, Schraffur der Lehmziegel von35/14 cm). Wann dies geschah ist unklar, jedoch scheint diese bauliche Gigantomanie in bestemEinklang mit einem anderen Befund zu stehen, nämlich mit der schon an Größenwahn gemahnen-den Titulatur, die der König nach seinem Sieg über die Kassiten, die Gefangennahme des Kassiten-herrschers und der vermeintlichen Deportation des babylonischen Nationalgottes Marduk nach21

Assyrien annahm:"Tukulti-Ninurta, der König der Gesamtheit, der mächtige König, der König des Landes Assyrien,der König des Landes Sumer und (des Landes) der Akkader, der König der vier Weltteile, derGünstling des Aššur und des Šamaš (bin) ich - der gepriesene Machthaber, der König von EnlilsGunst, der mit dem Heile seines Stabes sein Land friedlich weidet, der oberste Sühnepriester,berufen von Anu, der in der Zornesgewalt seines Kriegertums die Machthaber, die Könige ins-gesamt niederzwingt, der rechtmäßige Hirte, nach dem Eas Herz Verlangen trägt, der über die vierWeltteile im Triumph seine Namen setzt, der erhabene Priester, der Liebling des Sin, der mit der

Die inneren und äußeren Grenzen ... 109109

22. E. Weidner, Die Inschriften Tukulti-Ninurtas I. und seiner Nachfolger, Archiv für Orientforschung, Beiheft 12(1959) 26, Text 16 I,1-26.23. E. Weidner, Studien zur Zeitgeschichte Tukulti-Ninurtas I., Archiv für Orientforschung 13, 1939-41, 109-124,bes. 123. 24. Zur Glaubwürdigkeit von Chronik P cf. aber W. Mayer op. cit.

Ordnungskraft des Zepters Menschen und Ortschaften in Ordnung hält, der tapfere Held, berührtvon Adads Hand, der in den Regierungsjahren seiner Königsherrschaft die Fülle des Überflussesimmer erneuert, der mächtige Mann, der Günstling des Ninurta, der mit dem Triumph seinerMachtfülle die Gesamtheit der Weltteile umspannt, der tatkräftige Starke, der Liebling der Išhtar,der den Tribut der Länder von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang empfängt, der Sohn desSalmanasser, des Königs der Gesamtheit, des Königs von Assyrien, des Sohnes des Adadnarâri,ebenfalls König der Gesamtheit, Königs des Landes Assyrien....".22

Diese Titulatur paßt bestens zur baulichen Häresie der Plazierung des Königs auf gleichem Niveauwie der Nationalgott Aššur!Das Ende ist vorprogrammiert: In seinem 37. Regierungsjahr kommt es zur Revolte, nicht zuletzt,weil Tukulti-Ninurtas "Bauwahn" und Militäreskapaden das Land ausgeblutet hatten. Sein Sohn23

(?) stürmt den Palast, schließt Tukulti-Ninurta I. darin ein und dieser kommt zu Tode. Denkbar ist,daß die Türblockaden im Bereich des Repräsentationsraumes im Nordpalast (Abb. 7. schwarzedicke Linien) auf diese Nachricht aus der babylonischen Chronik P verweisen. 24

Kar-Tukulti-Ninurta bleibt dann zwar bis zum Ende des Assyrerreiches besiedelt, jedoch ist dieSiedlungsfläche stark reduziert und die Stadt hat ihre hervorgehobene Funktion eingebüßt. Spär-lichste Siedlungsspuren aus dem islamischen Mittelalter verdienen noch Erwähnung. Die Ruinewar dann später kaum besiedelt und diente vornehmlich als Weideland. Erst Mitte der sechzigerJahre, mit dem Einsatz von Dieselpumpen, konnte das Stadtgebiet über das Tigris-steilufer wiederbewässert und in größerem Umfang besiedelt werden. Die großartige Kanalanlage des mittel-assyrischen Herrschers war längst verfallen und eine Wiederbelebung wahrscheinlich zu kost-spielig.Tukulti-Ninurta I. scheiterte, weil er die Grenzen, die die Götter den Herrschern setzen, über-schritten hat. Eine vergebliche Mahnung auch für spätere Zeiten.

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Innerstädtische Grenzen in Städten Tropisch Afrikas 111111

KARL VORLAUFER

INNERSTÄDTISCHE GRENZEN IN STÄDTEN TROPISCH AFRIKAS: TRIBALISMUS,SEGREGATION UND INTEGRATION IM RAHMEN DES

URBANISIERUNGSPROZESSES

I. "Tribalismus" und Ethnizität in AfrikaTribalismus und ethnische Konflikte kennzeichnen Geschichte und Gegenwart Afrikas - blutigeAuseinandersetzung zwischen verschiedenen Ethnien erschüttern viele Staaten des Kontinents. DieListe der Länder mit auch und vorrangig ethnisch bedingten Bürgerkriegen umfaßt u.a. Nigeria mitBiafra, Uganda, Burundi, Liberia, den Süd-Sudan und - ein heute bedrückendes Beispiel - Ruanda.Latente ethnische Konflikte, die häufig in Eruptionen und Gewalt einmünden, kennzeichnen zudemdie innenpolitische Situation auch vieler anderer, oft nur scheinbar befriedeter Staaten Afrikas,denen es nur selten gelungen ist, die oft große Zahl von Völkern mit häufig eigenständiger Spracheund Kultur, unterschiedlichen Wirtschaftsinteressen und auch oft extrem unterschiedlicher wirt-schaftlicher und politischer Macht zu einer Gesellschaft mit gemeinsamer Identität, zu einer Nationzusammenzuführen, obwohl im nachkolonialen Afrika fast alle Staaten dieses Ziel unter demMotto "Nation Building" zu erreichen versuchten. Selbst Staaten mit einer anscheinend oderscheinbar sprachlich und sozio-kulturell homogenen Bevölkerung sind infolge von Interessen-gegensätzen und permanenter Konflikte zwischen verschiedenen, durch eine gewisse eigeneEthnizität gekennzeichneten Untergruppen, z.B. den Clans eines Volkes, kaum existenzfähig, wiedie Beispiele Somalia und Ruanda eindrucksvoll veranschaulichen.Diese ethnischen Konflikte werden häufig als koloniales Erbe definiert u.a. deshalb, weil1. die aus der Kolonialzeit übernommenen Grenzen der unabhängigen Staaten einerseits Siedlungs-räume verschiedener Völker zerschneiden und andererseits Ethnien zusammenfassen, die aufgrundihrer linguistischen und sozio-kulturellen Eigenständigkeit und ihrer spezifischen ökonomischenLage kaum ähnliche Interessen in einen gemeinsamen Staat einbringen können und2. zumindest in weiten Räumen des vorkolonialen Schwarz-Afrika die Bevölkerung auf derGrundlage der Subsistenzproduktion segmentär gegliedert war, keine zentrale Organisations-struktur und Herrschaft aufwies, sondern aus vielen kleinen lokalen Elementen bestand, dasBewußtsein einer über den lokalen Raum hinausgehenden Zugehörigkeit zu einer größerenBevölkerungsgruppe, zu einer Ethnie oder zu einem Volk, selten und nur rudimentär bestand.Vor allem in den britischen Kolonien führte die von den Kolonialherren praktizierte Herrschafts-technik der "indirect rule" zur Entfaltung und Stärkung ethnischer bzw. tribalistischer Identität u.a.,weil die Kolonialherren die Bevölkerung mit gleicher Sprache oft erstmals in Verwaltungsterrito-rien zusammenfaßten und diesen so entstandenen neuen Einheiten eine gewisse Selbstverwaltungund Verwaltungsspitzen, Chiefs und Paramounts Chiefs, zugestanden, obwohl derartige hier-archisch und zentralistisch strukturierte Gesellschaften vorher nicht oder nur rudimentär bestanden.In Verbindung mit dem Prinzip "teile und herrsche" und dem Konzept der "getrennten Entwick-lung" für die sich nun herausbildenden unverwechselbaren, kulturell und sprachlich distinktenStämme wurde der Prozeß der Herausbildung zahlreicher ethnischer Identitäten in den Koloniengefördert (s. dazu LENTZ o.J.).In den überwiegend agrarwirtschaftlich und zudem weithin subsistenzwirtschaftlich ausgerichteten

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Gesellschaften waren Zuweisung und Aufrechterhaltung jeweils getrennter Siedlungsräume für diesich nun schnell herausbildenden Bevölkerungsgruppen als Ethnien oder Stämme zunächst nochmöglich, zumal in einigen Ländern, insbesondere mit großen europäischen Siedlerkolonien, wieetwa in Kenya, Zimbabwe oder Sambia, den einzelnen Ethnien exklusive Siedlungsrechte in denenihnen zugewiesenen Reservaten, den Reserves und Homelands, zugestanden wurden. Eine räumli-che Durchmischung verschiedener, sprachlich und kulturell distinkter Bevölkerungsgruppenerfolgte im ländlichen Raum kaum. Lediglich in den, in das Weltwirtschaftssystem eingebundenen,durch exogene Faktoren dominierten, zunächst noch kleinen Siedlungsräumen, wie den Städten,den Bergbaurevieren, den Plantagenstandorten oder den großbetrieblich strukturierten Agrarräu-men europäischer Siedler, bildeten sich durch die Zuwanderung der benötigten Arbeitskräfte ausverschiedenen Landesteilen ethnisch heterogene Bevölkerungsfraktionen.Vor allem die überwiegend erst in der Kolonialzeit entstandenen Städte entfalteten sich zu großenund dynamischen Zentren der Zuwanderung - hier mußten nun häufig erstmals Angehörigeverschiedener Sprach- und Religionsgruppen, Kulturen und Völker auf relativ engem Raumzusammenleben. Die Stadt konnte einmal die Funktion eines ethnischen Schmelztiegels überneh-men und so zum Kristallisationskern der von den unabhängigen Staaten fast stets erhofften "Na-tional Building" werden, in dem über eine Integration der verschiedenen Zuwanderergruppen eineurbane, multikulturelle oder pan-ethnische Gesellschaft entsteht. Zum anderen konnte die Stadtsich aber auch zum Mikrokosmos der durch ethnische Unterschiede und Gegensätze gekenn-zeichneten Staaten entfalten, wo sich diese Gegensätze bündeln, verschärfen und so in offeneKonflikte einmünden können. Die im Staatsterritorium mehr oder weniger deutlich ausgeprägtenmateriellen und immateriellen Grenzen zwischen den Ethnien können somit einerseits in der Stadtaufgehoben, andererseits auch in die Zuwanderungszentren transferiert und evtl. sogar akzentuiertwerden. Beide denkbaren Prozesse sind in der Tat mit der Verstädterung und Urbanisierung inweiten Räumen Afrikas verbunden, wobei es durchaus typisch ist, daß die beiden scheinbarinkompatiblen Prozesse, die Integration einerseits und die Segregation andererseits, selbst innerhalbeiner Person gleichzeitig ablaufen, sich zu einer Einheit verschränken können.Noch in der Kolonialzeit wurde von Wissenschaftlern und Kolonialbeamten (VORLAUFER 1973)erkannt, daß in den Städten der Migrant mit der Zuwanderung notwendigerweise zumindest partiellin ein neues, exogenes, auf Pan-Ethnizität angelegtes, d.h. städtisches Sozialsystem eingebundenwird, da er z.B. an seinem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, evtl. auch in seiner Wohnsiedlung, mitAngehörigen anderer Ethnien zusammenkommt, deren Lebensstile, Werte und Normensystemekennenlernt und zumindest in einem gewisse Maße akzeptieren muß. Mit der Übernahme einerTätigkeit in einem städtischen Arbeitsbereich ist zudem nicht nur eine gewisse Akzeptanz derLebensstile von Migranten anderer Ethnien, sondern auch die Übernahme neuer, mit der modernenArbeitswelt verknüpfter Normen und Werte verbunden, die ethno-neutral sind. Gleichzeitig löstsich der Migrant mit der - auch bei der zunächst vorherrschenden vorübergehenden - Abwanderungaus der Heimat zumindest räumlich aus dem überkommenen Sozialsystem mit seinen oft rigidensozialen Kontrollen und Verpflichtungen. Dieser Prozeß der zumindest partiellen Lösung vonüberkommenen Normen und der Übernahme neuer Werte wird als Detribalisierung bezeichnet.Dem steht eine weithin zu beobachtende Re- oder sogar Übertribalisierung (supertribalization beiSOUTHALL 1970) gegenüber: Das Hinüberwechseln des Migranten aus dem ländlichen, ethnischund kulturell homogenen Raum mit seinen tradierten Netzen sozialer Sicherheit in die neueLebenswelt, in eine relativ ungesicherte soziale Existenz in der Stadt ist für den Einzelnen mitschwierigen sozialen, wirtschaftlichen und physischen Anpassungsprozessen und großen Spannun-gen verbunden. Die Rückbesinnung auf die eigene Herkunft und Identität, die Aufrechterhaltungund Sicherung der Bindungen an die Heimat und an Angehörige des eigenen Volkes, des Clans, der

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Großfamilie oder an ehemalige Mitbewohner des Heimatdorfes in der Stadt vermitteln soziale undpsychische Stabilität. Oft vollzieht sich bei den neuen Stadtbewohnern sogar eine Wiederbelebungund Überbetonung in der Heimat bereits weniger beachteter tradierter Werte, ja häufig sogar dieEtablierung und Herausbildung neuer, nur scheinbar traditioneller ethno-zentrierter Kulturmuster.Im Kampf um die extrem knappen städtischen Ressourcen, wie Arbeitsplätze, Land, Wohnungenoder Ausbildung, ist es im Zuge der wachsenden Verelendung zunehmend größerer Bevölkerungs-teile für den Einzelnen oft unumgänglich, sich auf die überkommenen und im ländlichen Raum(lange) bewährten Sozialbeziehungen zu besinnen, denn Solidaritätsleistungen und reziprokeBeziehungen realisieren sich in Anbetracht verschärfter Verteilungskämpfe überwiegend zunächstnoch auf Basis großfamiliärer, dann auf tribaler, ethnischer oder landsmännischer Herkunft. DieserProzeß wird dadurch verschärft, daß sich auch die strategischen Gruppen (EVERS, SCHIEL 1988)in der Stadt, die die von ihnen kontrollierten städtischen Ressourcen zur langfristigen Sicherungihrer Positionen einsetzen, ethno-orientiert sind. Die politischen Instrumente der strategischenGruppen, die politischen Parteien in den wenigen Mehrparteien-Staaten oder Fraktionen in denStaatsparteien, konstituieren sich noch vornehmlich nach ethnischen Kriterien. Nur in wenigen Staaten zeigen sich Ansätze zur Herausbildung einer nationalen, pan-ethnischenherrschenden Klasse mit gemeinsamen Interessen und Organisationsstrukturen. BATES (1974)vertritt die Ansicht, daß derartige interethnische Beziehungen und Strukturen sich deshalb nichthaben entfalten können, weil die Eliten der einzelnen Ethnien von ihren weniger begütertenVerwandten und anderen Stammesangehörigen dazu gezwungen werden, von ihnen eroberte Güterumzuverteilen und den engeren und weiteren Verwandten Arbeit, Ausbildung, Wohnungen, Landund Einkommen zu verschaffen. Die Eliten ethnischer Gruppen mit einem privilegierten Zugang zuden knappen Gütern der moderen Zeit lösen bei anderen Ethnien zudem das Gefühl der Benach-teiligung aus, das sie durch eine stärkere innere Gruppenbindung wiederum auf ethnischer Basis zukompensieren versuchen, um sich so ebenfalls einen erleichterten Zugang zu den knappen Ressour-cen zu erkämpfen.Diese in vielen Staaten zunehmende Bedeutung der Ethnizität als Vehikel der Existenzsicherungwird auch dadurch beschleunigt, daß der Staat und die Staatsbürokratie als ethno-neutrale undleistungsfähige Instanzen weithin ausfallen (IHONVBERE 1994). Ethnische Gruppierungen auchin der Stadt dienen dem Zuwanderer als "Entry Points"; sie übernehmen weithin die in westlichenGesellschaften vom Staat wahrgenommen Aufgaben: Sie vermitteln Arbeit, Unterkunft, Aus-bildung, sie tragen Stipendienprogramme, unterstützen in Not geratene Mitglieder und sie sindnicht zuletzt auch von den ethnischen Eliten politisch leicht zu mobilisieren (und zu instrumentali-sieren).Im Zuge dieser Prozesse kommt es nicht nur zu einer Weiterexistenz oder Wiederbelebung tradier-ter tribaler Strukturen in der Stadt, sondern nicht selten auch zu einer Neuformierung, zur Heraus-bildung gänzlich neuer quasi-tribaler Gruppierungen in der Stadt durch Angehörige zunächstunterschiedlicher Ethnien, die aber in der Stadt zahlenmäßig evtl. jeweils so schwach vertreten sind,daß sie alleine keine effiziente Einheit und Identität zur Durchsetzung der Interessen ihrer Angehö-rigen bilden können. Der häufig extreme Ethno-Zentrismus bei der Mehrheit der Stadtbevölkerungzwingt gerade Angehörige kleiner Ethnien so einerseits zur Überschreitung tribaler Grenzen, umgleichsam Verbündete bei Angehörigen anderer kleinerer Ethnien zu suchen, die eigene tribaleIdentität in einem zweifachen Sinne zumindest partiell aufzuheben, in eine neu konstituierteEthnizität einfließen zu lassen. Andererseit muß diese Ethnizität infolge der ausgeprägtenMinoritäten- und Diaspora-Situation in der Stadt um so dezidierter gelebt werden.

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1. . Dieser Beitrag basiert wesentlich auf den von der Stiftung Volkswagenwerk in den Jahren von 1987-94geförderten Projekten "Urbanisierungsprozesse in schwarz-afrikanischen Städten" sowie "Urbanisierungsprozesse inMittelstädten der Dritten Welt. Ein interkultureller Vergleich ausgewählter Städte in Kenya, Thailand und denPhilippinen".

In diesem Beitrag möchte ich einige ethno-orientierte materielle und immaterielle Grenzen und1)

Grenzüberschreitungen an Beispielen der Bevölkerung einiger sehr unterschiedlicher StädteAfrikas aufzeigen:1. Die heute etwa 600.000 Einwohner zählende Stadt Kumasi in Ghana bestand bereits in vorkolo-nialer Zeit und war und ist Residenzsiedlung des Königs der Ashanti, eines der größten VölkerGhanas.2. Auch das etwa 600.000 Einwohner zählende kenyanische Mombasa ist eine schon alte präkolo-niale Stadt, sie ist jedoch - im Gegensatz zu Kumasi - keine endogene Gründung der Afrikaner.Araber und Perser errichteten vielmehr diese Küsten- und Hafenstadt im 9. Jhd. und beherrschtensie - unterbrochen nur durch die Herrschaft der Portugiesen von 1600 bis 1700 - bis zum Beginnder britischen Kolonialzeit 1890.Sowohl die Binnenstadt Kumasi als auch die Küstenstadt Mombasa sind Sekundärstädte, d.h. inihrer bevölkerungsmäßigen und funktionalen Bedeutung sind sie den jeweiligen HauptstädtenAccra bzw. Nairobi nachgeordnet.3. Demgegenüber hat die ca. 1,6 Mio. Einwohner zählende Hauptstadt des Senegal, Dakar, alsdominante Wirtschaftsmetropole eine überragende Primatstellung. Im Unterschied zu Mombasaund Kumasi ist Dakar zudem eine europäisch-koloniale Stadtgründung, nämlich der Franzosen1856.Diesen drei Groß- und Megastädten stehen die mittleren bis kleineren Städte Nakuru und Malindiin Kenya gegenüber. Während das heute etwa 150.000 Einwohner zählende Nakuru erst zu Beginndieses Jahrhunderts von den Briten im sog. "Weißen Hochland", dem bis 1955/1961 für europäi-sche Siedler reservierten Agrarraum, als zentraler Ort für eine marktorientierte Landwirtschaftgegründet wurde, ist das heute ca. 30.000 Einwohner zählende und als Fremdenverkehrszentrumbedeutende Malindi eine der zahlreichen von Arabern vor Jahrhunderten gegründeten Küstenstädte,das aber nie die Bedeutung Mombasas erlangen konnte und bis zum Beginn des Ferntourismus,etwa bis 1965, ein kleiner städtischer Flecken mit nur sehr geringer Wachstumsdynamik war.Ich gehe von der These aus, daß aufgrund der unterschiedlichen Geschichte, Größe, Bedeutung,Wachstumsdynamik und Raumlage für die fünf Städte unterschiedliche Integrations- und Raum-muster, unterschiedliche materielle und immaterielle Grenzverläufe zwischen den Ethnien typischsind.Eine zunehmende ethnische Heterogenität der Bevölkerung ist typisch für fast alle Städte Afrikas,da insbesondere die großen städtischen Zentren Ziele einer Zuwanderung aus allen Landesteilensind, die Einzugsbereiche der Migrationen sich stetig erweitern. Obwohl Volumen und Intensitätder Abwanderung aus den ländlichen Räumen nur eingeschränkt durch den Faktor der räumlichenDistanz zwischen Ab- und Zuwanderungsräumen determiniert werden (VORLAUFER 1984),sondern auch Aspekte der sozialen Distanz wichtig sind, ist es gleichwohl typisch, daß die imNahbereich der jeweiligen Stadt lebende Ethnie, das heimische Volk, wenn nicht die Majorität, sodoch die größte Minorität stellt.Die ethnische Struktur der Städte spiegelt somit in der Regel nicht die entsprechende Gliederungder Gesamtbevölkerung des Landes wider: Die heimischen Ethnie ist infolge der geringen räumli-

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chen und in der Regel auch geringen sozialen und Informationsdistanz überproportional vertreten,und dies trifft auch auf einige evtl. von der Stadt weitentfernt siedelnde Völker zu, die aber z.B.aufgrund starker Push-Faktoren (z.B. Landmangel, Ressourcenzerstörung) in der Heimat einerrelativ intensiven Landflucht unterliegen.Diese Muster der ethnischen Struktur werden beispielhaft (Abb. 1) für kenyanische Städte belegt.So bilden z.B. die Kikuyu in Nairobi sowie die Mijikenda in Mombasa die jeweils weitaus stärksteEthnie. Das Beispiel Nairobi zeigt aber, daß die relative Bedeutung der Kikuyu infolge deraußerordentlichen und wachsenden Attraktivität der Wirtschaftsmetropole und Hauptstadt Nairobials Zuwanderungszentrum auch für fremde Ethnien zurückgeht. Demgegenüber veranschaulichtdas Beispiel Malindi, daß in einer Kleinstadt die heimische Ethnie eine deutlich größere Gruppestellt und dies, obwohl Malindi als Fremdenverkehrszentrum eine wachsende Zuwanderung ausweitentfernten Räumen auch deshalb aufweist, weil die den überkommenen Lebensstilen stärkerverhafteten Küstenvölker seltener als z.B. viele der im westlichen und zentralen Kenya siedelndenEthnien bereit und auch fähig sind, eine Arbeit in einem "modernen" Sektor aufzunehmen. Hiermitkorrespondiert, daß, in der vornehmlich auf einer Befragung der wirtschaftlich aktiven Haushalts-vorstände basierenden Abb. 2, die heimischen Mijikenda - im Unterschied zu den Ergebnissen derVolkszählung - nur eine kleine Minderheit stellen.Die westkenyanischen Luo und Luhya oder auch die Kamba aus dem östlichen Zentralkenyanehmen demgegenüber schon seit Jahrzehnten auch an Fernwanderungen im hohen Maße teil; siebilden daher in allen größeren Städten bedeutende Ethnien.Ein interessanter Sonderfall ist Nakuru, das in den in der Kolonialzeit europäischen Siedlernvorbehaltenen White Highlands und im vorkolonialen Siedlungsraum der semi-nomadischen Masaientstanden ist. Kikuyu sind zwar noch z.Z. der Kolonialherrschaft in diesem Raum zunächst alsArbeiter für europäische Farmer eingewandert, und sie wurden aufgrund ihrer privilegiertenpolitischen Position auch im nachkolonialen Kenya im Rahmen von Settlement Schemes inländlichen Räumen des Distriktes Nakuru bevorzugt angesiedelt, als eine für die Stadt Nakuruheimische Ethnie können sie aber somit nur aufgrund ihrer zahlenmäßigen und politischen Domi-nanz seit etwa 35 Jahren angesehen werden (vgl. Schneider, 1994).Um die Grundmuster der zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen verlaufenden Grenzenund die sich vollziehenden Grenzüberwindungen sichtbar zu machen, habe ich zunächst dieBevölkerung der Städte nach vier Hauptgruppen unterschieden, nämlich die in der Stadt geborenenAngehörigen1. der heimischen Ethnie und2. der Fremdethniensowie die zugewanderten Angehörigen3. der heimischen Ethnie und4. der Fremdethnien, (Abb. 2).Hierbei wird zunächst von den Thesen ausgegangen, daß die Grenzen pointiert zwischen den in derStadt geborenen und den zugewanderten Angehörigen der heimischen Ethnie einerseits und denAngehörigen der Fremdethnien andererseits verlaufen.Hiermit ist die zu überprüfende Hypothese verknüpft, daß diese Grenzena) auch noch für einen großen Teil der Zuwanderer der zweiten und dritten Generation, für diebereits in der Stadt geborenen Angehörigen der Fremdethnien, relevant sind,

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b) nur allmählich und nur von einer Minderheit, im Rahmen des Urbanisierungsprozesses, partiellüberwunden werden, sowiec) unter dem Druck sich verschärfender Verteilungskämpfe um knappe Ressourcen und - damitverbunden - häufig auch manifesten interethnischen Konflikten aber auch zumindest partiell einegroße intergenerative Persistenz aufweisen.Die hier zunächst ausgewiesenen beiden fremdethnischen Gruppen sind jedoch ethnisch keineswegshomogen, sondern gliedern sich in eine große Zahl von deutlich distinkten Ethnien, zwischen denenwiederum oft ebenso oder sogar partiell sogar noch schärfer gezogene Grenzen verlaufen als zu denEinheimischen. So stehen einige zugewanderte Ethnien kulturell und linguistisch den Einhei-mischen näher als den Angehörigen zahlreicher anderer Fremdethnien. Zum Beispiel weisen inKenya die Kikuyu mit den ebenfalls bantusprechenden Meru oder Kamba aus dem zentralen Kenyaoder mit den Kisii Westkenyas mehr Gemeinsamkeiten oder Ähnlichkeiten auf als mit den zurnilotischen Sprachfamilie zählenden Luo oder Kalenjin. In Ghana sind die Ashanti mit den eben-falls zu den Akan zählenden Fante und Brong linguistisch und kulturell eng verwandt - die politi-schen Gegensätze und kriegerischen Konflikte schon in vorkolonialer Zeit haben aber trotz großersprachlicher und kultureller Homogenität eine ethnische Identität aller Akan verhindert (GNIE-LINSKI 1986). Linguistisch sind die Akan-Völker zudem mit den auch in Togo siedelnden,ebenfalls zu den kwa-sprachigen Völkern zählenden Ewe näher verwandt als mit den gur-sprachi-gen Völkern des Nordens. Zu diesen als Northerners zusammengefaßten Völkern bestehen scharfesprachliche und kulturelle Unterschiede. Die Northerners sind aber wiederum keine homogeneGruppe, im Gegenteil, die gegenwärtig auch blutig ausgetragenen, bürgerkriegsähnlichen Konfliktein Nordghana bestehen zwischen verschiedenen gur-sprachigen Völkern und werden mit Sicherheitdurch die Migranten zumindest als latente Konflikte in die Städte auch des Südens, d.h. auch nachKumasi übertragen.Auch in Dakar stehen die heimischen Wolof linguistisch und kulturell den ebenfalls sprachlich zuden westatlantischen Völkern zählenden zugewanderten Serer und Lebu näher als z.B. den zur Ful-Sprachgruppen zählenden Tukulor oder besonders als zu den kulturell und politisch sehr eigen-ständigen, u.a., da auch im hohen Maße christianisierten Dyola aus dem Süden des Senegal, dergegenwärtig durch separatistische Bestrebungen in einem offenen Konflikt mit dem islamisch undvon den Wolof geprägten dominanten Dakar steht. In Anbetracht der ethnischen Heterogenität auchder Migranten-Bevölkerung habe ich daher zumindest für einige ausgewählte Ethnien versucht, diemöglicherweise zwischen ihnen verlaufenden Grenzen sichtbar zu machen.

II. Die Muster, Ursachen und Ausmaß der räumlichen SegregationDie auch augenfälligste Manifestation interethnischer Grenzen ist die Herausbildung ethnisch-homogener Stadtquartiere oder zumindest von Vierteln, in denen sich einzelne Ethnien überpropor-tional konzentrieren. Die soziale Distanz zwischen den Ethnien materialisiert sich häufig in einerräumlichen Distanz zwischen ihnen. Diese für die afrikanischen Städte weithin typische Heraus-bildung derartiger Viertel (VORLAUFER 1973, 1985; HOFMANN 1994) wird im wesentlichendurch folgende Faktoren bedingt:1. Migranten lassen sich zunächst bevorzugt in Wohnquartieren nieder, wo bereits Familien-angehörige, Bekannte, ehemalige Mitbewohner aus dem Heimatdorf oder auch persönlich unbe-kannte Personen, aber aus der eigenen Ethnie leben. Hier erhält der Zuwanderer auf der Basis derin Afrika noch weithin praktizierten Solidaritätsleistungen häufig erste Unterkunft, hier wird ihm

Innerstädtische Grenzen in Städten Tropisch Afrikas 117117

der Zugang zum formellen und informellen Arbeitsmarkt erleichtert.

2. Das Zusammenleben mit einer großen Zahl von Angehörigen der gleichen Ethnie auf relativengem Raum erleichtert die Abgrenzung von anderen Völkern mit häufig gänzlich unterschiedli-chen Sprachen, Kulturen und Lebensstilen sowie die Pflege und evtl. Wiederbelebung tradierterKulturmuster und damit die Sicherung der sozio-kulturellen Identität. Die mit dem Urbanisierungs-prozeß für den Einzelnen verbundenen sozialen und psychischen Spannungen und Anpassungskon-flikte werden gemildert.3. Zudem gewährt das Zusammenleben in einer ethnisch-homogenen Bevölkerung Schutz vorDiskriminierung oder gar vor physischer Verfolgung.Diese eine freiwillige Segregation begünstigenden Faktoren werden oft ergänzt durch oktroyierteZwänge. In vielen Städten insbesondere Westafrikas wird Angehörigen bestimmter Ethnien, zumalwenn diese vornehmlich einer unteren Einkommensschicht angehören, die freie Wahl des Wohn-standortes verwehrt; durch vielfältige Diskriminierungsmechanismen wird die Abdrängungbestimmter Ethnien in ethnische Sonderquartiere realisiert. Typisch ist z.B., daß die über Grundund Boden verfügenden Landlords fast ausschließlich oder doch bevorzugt Bauland an Angehörigeder eigenen Ethnie vergeben, auch deshalb, weil diese ihre politische Klientel bilden. Die Landlordsgehören auch zur nationalen oder regionalen Bourgeoisie und zählen oft zu den Bevölkerungs-teilen, die EVERS und SCHIEL (1988) als strategische Gruppen definiert haben. Diese strategi-schen Gruppen kontrollieren u.a. auch die städtischen Ressourcen; über die Steuerung der Ressour-cenzuteilung wird das strategische Ziel einer langfristigen Sicherung der Privilegien zur Aneignungmaterieller und immaterieller Güter realisiert (siehe auch Vorlaufer 1994).Dieser freiwilligen oder unfreiwilligen Segregation stehen Faktoren gegenüber, die tendenziell eineethnische Heterogenisierung der Quartiere begünstigen. Die große Wohnungsnot zwingt dieAfrikaner dazu, jede sich bietende günstige Wohnmöglichkeit unabhängig vom Standort wahr-zunehmen. Dieser Prozeß der Heterogenisierung vormals ethnisch oder sogar rassisch relativhomogener Quartiere ist besonders in den Hauptstädten der unabhängigen Staaten zu beobachten:Die vormals fast ausschließlich von der sozialen Oberschicht, den Angehörigen der Kolonialmäch-te, bewohnten und extrem privilegierten Viertel gehobenen Standards wurden nach der Unabhän-gigkeit häufig auch der bevorzugte Wohnstandort der neuen nationalen einheimischen Eliten undBourgeoisie, die zwar in vielen Ländern auch noch durch die Dominanz einer Ethnie charakterisiertist, aber zumindest partiell pan-ethnische Strukturen aufweist.Die Abb. 3-7 belegen, daß sich in allen Städten, jedoch besonders eklatant in den Großstädten, dieethnischen Gruppen mit ihren Wohnstandorten nicht gleichmäßig über die Stadt verteilen, in denStadtvierteln nicht proportional ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung vertreten sind. Allerdings:In den meisten Quartieren sind Angehörige aller vier ausgewiesenen Gruppen vertreten. EinigeViertel weisen jedoch eine relative ethnische Homogenität bzw. sogar die Charakteristika vonethnischen Sonderquartieren auf:1. In Kumasi ist erwartungsgemäß das in allen Städten Westafrikas und stets (fast) ausschließlichvon Fremdethnien bewohnte Zongo-Viertel schon lange bevorzugter Wohnstandort sowohl der inals auch der außerhalb von Kumasi geborenen Angehörige von Fremdethnien. Eine noch wei-tergehende ethnische Differenzierung zeigt zudem, daß Zongo fast nur von sog. Northerners, vonAngehörigen der im Norden Ghanas (und in benachbarten Staaten der Sudan-Zone) siedelndenVölker bewohnt wird (s. dazu auch SCHILDKROUT 1978).2. Demgegenüber stellen in den Vierteln Adum oder Asafo die heimischen Ashanti eine deutliche

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Mehrheit, und auch die Angehörigen fremder Ethnien zählen überwiegend zu den mit den Ashantinäher verwandten Akan-Völkern.3. Zudem lassen sich einige vor allem durch Zuwanderung geprägte Viertel aussondern. In Bremanstellen zugewanderte Ashanti, in Ayigya zugewanderte Fremdethnien die große Mehrheit.In Kumasi ist vor allem das traditionelle Landrecht das zentrale Steuerungsinstrument. Dasgesamte Land gehört formell dem Ashanti-König, der bis heute über eine eigene Behörde dieVerpachtung des Landes vornimmt. Nicht-Ashanti und insbesondere den Northerners ist nur dieInbesitznahme ihnen zugewiesener Areale möglich. Die Zuweisung erfolgt im hohen Maßeausschließlich nach ethnischen Kriterien.In Mombasa sind die Segregationsmuster nicht so deutlich ausgeprägt, aber durchaus erkennbar.Da sich die Bevölkerung dieser Stadt im hohen Maße aus Zuwanderern aus weitentfernten Räumenzusammensetzt (VORLAUFER 1992), stellt die heimische Ethnie (Mijikenda) im Unterschied zuKumasi in keinem Viertel die Mehrheit, wenngleich sie in den noch lange ländlich geprägten, heuteäußeren Stadtvierteln, wie vor allem in Kisauni, eine große Minderheit bilden. Charakteristisch istjedoch, daß viele Quartiere vorrangig Wohnstandorte fremdethnischer Migranten sind (z.B.Mikindani). Ein Viertel, das die spezifische Genese Mombasas als arabisch-persische Stadt-gründung widerspiegelt, ist die vorkoloniale Old Town: Araber (bzw. Swaheli) stellen hier diegroße Mehrheit. Die Altstadt weist die deutlichsten Merkmale eines ethnischen Sonderviertels auf.Zwischen den islamischen Arabern/Swaheli einerseits und der großen Zahl der überwiegendchristanisierten, aus dem zentralen und westlichen Kenya Zugewanderten verlaufen somit deutlichematerielle, vor allem aber auch immaterielle Grenzen. Da die Araber aber überwiegend Nach-kommen schon vor Jahrhunderten eingewanderter Vorfahren sind, können sie allerdings, wie eshier geschieht, kaum noch als Fremdethnie bezeichnet werden, zumal sie als Städtegründer an derostafrikanischen Küste das klassische Element der in den Küstenstädten entstandenen und bis heutebeheimateten arabisch-swahelischen Kultur bilden. Dieser Swahelikultur sind auch die schon langeislamisierten, an der Nordküste Kenyas siedelnden Bajun eng verbunden. Dementsprechend weistdiese Ethnie auch die geringste räumliche Distanz zu den Arabern auf.Um das Ausmaß der Segregation quantitativ zu erfassen, bietet sich die Errechnung sog.Segregations- und Dissimilaritätsindizes an. Die Segregationsindizes verdeutlichen das räumlicheMaß der Trennung einer Gruppe von der Gesamtbevölkerung; die Dissimilaritätsindizes den Gradder räumlichen Trennung zwischen verschiedenen Teilgruppen der Bevölkerung. Ein Wert gleich0 bedeutet, daß die beiden miteinander verglichenen Gruppen hinsichtlich ihrer prozentualenVerteilung über die einzelnen Stadtviertel vollkommen identisch sind; ein Wert gleich 100 besagt,daß sich die beiden Gruppen vollständig segregieren, in keinem Viertel gemeinsam vertreten sind.Für Mombasa belegen die Dissimilaritäts- und Segregationsindizes (Tab. 1-4), daß sich die Araber,aber auch die Bajun, am stärksten von der Gesamtbevölkerung, aber auch von den anderen Ethniensegregieren, während die räumliche Distanz zwischen beiden Gruppen sehr gering ist. Zudem wirdsichtbar, daß die beiden fremdethnischen Gruppen (Zuwanderer, Nicht-Zuwanderer), eine deutlicheräumliche Distanz zur einheimischen Ethnie aufweisen. Bemerkenswert ist darüber hinaus, daß diezugewanderten Migranten weniger stark von der einheimischen Gruppe segregiert sind als die inder Stadt geborenen Angehörigen fremder Ethnien, d.h. bei den Angehörigen der 2. und 3. Genera-tion der Zuwanderer erfolgt nicht, wie evtl. als Folge der Urbanisierung zu erwarten wäre, einemassive Überwindung innerstädtischer Grenzen bei der Wahl des Wohnstandortes. Dies kann aufeine sich verfestigende ethnische Identität hinweisen, ist aber auch erklärbar durch den Zeitpunktder Zuwanderung. Die oft bereits vor Jahrzehnten nach Mombasa zugewanderten Vorfahren dieserfremdethnischen Gruppen bildeten auch in räumlicher Hinsicht das zentrale afrikanische Bevölke-

Innerstädtische Grenzen in Städten Tropisch Afrikas 119119

rungselement der Stadt, sie wohnten vornehmlich in den heute schon älteren städtischen Siedlungs-kernen auf Mombasa Island, während die einheimischen Mijikenda zunächst wenig verstädtertwaren und vornehmlich in den heutigen Randquartieren des verstädterten Raumes sowie auf demFestland lebten. Diese Räume sind aber aufgrund ihrer noch gegebenen Aufnahmefähigkeitgegenwärtig auch wichtige Zielräume der jüngeren Zuwanderung. Dementsprechend konzentrierensich auch hier, in enger räumlicher Nachbarschaft zu den hier seit jeher ansässigen Mijikenda, auchdie erst jüngst zugewanderten Migranten.Der Vergleich Mombasas mit Kumasi und Dakar (Tab. 5-10) zeigt als wesentliche Ergebnisse: DieSegregation der verschiedenen Gruppen ist in Dakar am geringsten, in Kumasi am stärkstenausgeprägt, während Mombasa in dieser Hinsicht eine mittlere Position einnimmt. In Dakar kannauch im Vergleich mit Mombasa nicht mehr davon gesprochen werden, daß sich eine möglichesoziale Distanz räumlich stärker materialisiert. Die Bevölkerung lebt in multi-ethnischen Vierteln.In Kumasi segregieren sich demgegenüber die heimischen Ashanti insgesamt deutlich von denanderen Gruppen. Eine extreme räumliche Absonderung weisen vor allem aber die Haussa auf, dieaus den nördlich Kumasi gelegenen Regionen des Sudangürtels zugewandert sind. Die Haussawohnen zudem bezeichnenderweise in enger räumlicher Nachbarschaft zu den aus Nordghanakommenden Dagomba.Diese ausgeprägte Segregation in Kumasi wird, wie bereits angedeutet, wesentlich durch dastraditionelle Landrecht ermöglicht. Die demgegenüber in Mombasa, abgesehen vom Sonderfall derAraber, vergleichsweise geringe Segregation der afrikanischen Gruppen voneinander resultiertdaraus, daß hier ein hoher Anteil der Stadtbewohner in staatlichen bzw. kommunalen Wohnsied-lungen lebt und hier die Wohnungsvergabe - zumindest offiziell - nicht nach ethnischen Kriterienerfolgen soll. In Dakar hat - im Vergleich zu Kumasi - die heimische Elite, die Wolof, trotz ihrerherausgehobenen politischen Bedeutung, nicht eine ähnlich umfassende Verfügungsmöglichkeitüber Land wie die Ashanti in ihrer traditionellen Königstadt. Das Landrecht und die politischenRahmenbedingungen des Wohnungsmarktes sind somit weitere wichtige Determinanten, die dasvon Stadt zu Stadt sehr unterschiedliche Ausmaß der Segregation mitbestimmen können. Diegeringste Segregation voneinander weisen die Gruppen in den relativ kleinen Städten Nakuru undMalindi auf: Die Überschaubarkeit des städtischen Raumes und die relativ geringe Bevölkerungs-zahl könnten hierfür Faktoren sein. Erst mit zunehmender Anonymität in der Großstadt wächstmöglicherweise der Wunsch, in Nachbarschaft zu Angehörigen des eigenen Volkes zu leben.Die hier für die Städte beispielhaft herausgestellten Segregationsmuster wurden auf der Grundlageder Ausweisung relativ großer Wohnquartiere transparent. Bei einer noch kleinräumigeren Diffe-renzierung wurde jedoch sichtbar, daß die Segregation selbst innerhalb der einzelnen Viertel, jahäufig von Wohngebäude zu Wohngebäude, letztlich doch noch ausgeprägter ist als hier sichtbarwerden konnte.

III. Interethnische HeiratenDer Entschluß zu einer interethnischen Heirat kann als wohl radikalste Form der Überschreitunginterethnischer Grenzen angesehen werden u.a. deshalb, weil soziale Kontrollen und Sanktionendurch Familienmitglieder das Heiratsverhalten sehr stark mitprägen und mit der Eheschließung undFamiliengründung auch eine größere Verbindlichkeit und Dauerhaftigkeit dieser intertribalenBeziehungen verknüpft sind.Abb. 8 bestätigt das erwartete Bild: Interethnische Heiraten sind in allen Städten insgesamt sehrselten. In Mombasa und Dakar sind insgesamt nur 10 % aller Ehen intertribal. Zunächst überra-schend ist der hohe Anteil interethnischer Heiraten in Kumasi mit insgesamt ca. 25 %. Allerdings

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realisieren sich diese Heiratsbeziehungen vornehmlich zwischen linguistisch, kulturell und auchreligiös eng verwandten Völkern. So heiraten z.B. von den Northerners mit einem Ehepartner auseiner anderen Ethnie weniger als 10 % einen Partner, der einem im Süden Ghanas lebenden Volk,etwa den Ashanti, Fante oder Ewe, angehört. Bemerkenswert ist darüber hinaus jedoch, daß inDakar und Kumasi die Fremdethnien und hier insbesondere die Migranten der 2. und 3. Genera-tion, d.h. die bereits in der Stadt Geborenen, im höheren Maße als Angehörige der einheimischenEthnien intertribale Ehen eingehen. Es ist anzunehmen, daß die fremdethnischen Migranten sichmit ihrer Abwanderung aus dem ländlichen Raum eher als die Angehörigen der heimischen Ethnienaus dem familiären und dörflichen Kontrollsystem lösen und leichter eine interethnische Heirat - oftgegen den Willen der Familie - eingehen können. Allerdings gilt auch hier: Zu über 90 % werdendann auch Partner aus Ethnien geheiratet, zu denen eine geringe soziale Distanz besteht. DieKorrelation der Zahl interethnischer Heiraten mit dem Zuwanderungsjahr zeigt zudem (VOR-LAUFER 1992), daß intertribale Ehen vor allem bei den Zuwanderern der letzten Jahre häufigersind als bei den Migranten vorhergehender Jahrzehnte. Somit kann die vorsichtige These formuliertwerden, daß zumindest in einigen Städten, für die beispielhaft Dakar und Kumasi stehen, für einennicht unbedeutenden und zudem stetig wachsenden Teil der Bevölkerung die Stadt die Funktioneines ethnischen Schmelztiegels hat. Über diese intertribalen Ehen zwischen Partnern aus überwie-gend engverwandten Völkern können sich aber wiederum neue und evtl. um so schärfere Grenz-verläufe entwickeln, wie z.B. in Kumasi besonders ausgeprägt zwischen den Northerners einerseitsund den Angehörigen aus dem Süden stammender Völker andererseits. Eine weitergehendeethnische Differenzierung und Analyse des Heiratsverhaltens in Dakar bestätigt zudem, daß in dersenegalisischen Hauptstadt der Assimilationsprozeß auch nicht zuletzt deshalb weiter fortgeschrit-ten ist, weil die Wolof und die mit ihnen naheverwandten Völker hier zwischen 70 und 80 % derGesamtbevölkerung stellen und die soziale Distanz dieser Bevölkerungsmehrheit zu weiteren 20 %der Bevölkerung infolge der gemeinsamen Religion, des Islam, weniger relevant ist.

IV. Interethnische FreundschaftenIch gehe von der These aus, daß interethnische Sozialbeziehungen mit einer im Vergleich zurEheschließung geringeren Verbindlichkeit als Folge des Urbanisierungsprozesses zunehmen.Interethnische Grenzüberwindungen werden daher vergleichsweise häufiger bei der Wahl des"besten Freundes" realisiert. Diese Annahme wurde zwar insoweit bestätigt, als in allen Städten derbeste Freund in der Regel schon immerhin etwa jedes vierten bzw. dritten Bewohners einer anderenEthnie angehört. Das bedeutet aber auch, daß sich für die Mehrheit der Bevölkerung die Wahl desbesten Freundes noch an ethnischen Grenzen orientiert. Bemerkenswert ist zudem, daß bei denAngehörigen von Fremdethnien und besonders ausgeprägt bei den Zuwanderern der 2. und 3.Generation, d.h. bei den bereits in der Stadt Geborenen, interethnische Freundschaften deutlichhäufiger vorkommen als etwa bei der heimischen Ethnien. Es ist anzunehmen, daß die mit derAbwanderung aus dem ländlichen Raum notwendigerweise verknüpfte Lösung oder Lockerungintraethnischer Sozialbeziehungen auch in der Stadt neue Optionen für die Entwicklung neuer,auch interethnischer Freundschaften eröffnet. Die bereits in der Stadt geborenen Nachkommen derMigranten wachsen zudem mit zahlreichen Ethnien auf: Die Schule ist so eine wesentliche Agenturzur Überwindung der exzessivsten Formen des Ethnozentrismus. Zudem ist zu beobachten, daß beiden erst in den letzten Jahren Zugewanderten im Vergleich zu den schon länger in der Stadtlebenden fremdethnischen Migranten die Bedeutung ethnischer Freundschaften zunimmt, wennauch bei diesen Gruppen noch die deutliche Mehrheit ethno-orientiert ist (Abb. 14). Die Fest-stellung einer zumindest tendenziellen Relativierung ethnozentrierter Kriterien bei der Wahl desbesten Freundes muß jedoch dann eingeschränkt werden, wenn die soziale Distanz zwischen den

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einzelnen Ethnien berücksichtigt wird. So realisieren sich interethnische Freundschaften überwie-gend nur mit Angehörigen sprachlich und kulturell eng verwandter Völker - dies trifft pointiert z.B.auf Mombasa, allerdings wesentlich eingeschränkter auf Dakar zu (VORLAUFER 1992). InMombasa konzentrieren sich interethnische Freundschaften (z.B. der Mijikenda) überwiegend aufAngehörige von Ethnien, die aufgrund linguistischer und sozio-kultureller Merkmale zu denKüsten-Bantu gezählt werden. Scharfe ethno-orientierte Grenzen bestehen in Kumasi (HOFMANN1994). Ein Beispiel: Bei den ohnehin nur 1,4 % der Ashanti mit interethnischen Freundschafts-beziehungen zählt der beste Freund fast stets zu einem anderen Akan-Volk und sehr selten zu denNortherners. In Dakar sind demgegenüber Freundschaften z.B. zwischen den Wolof und auchAngehörigen sprachlich gänzlich anderer Völker deutlich zahlreicher.Wie schon die Analyse der räumlichen Segregation verdeutlicht hat, sind in Dakar die intertribalenGrenzen generell durchlässiger als in Mombasa, möglicherweise auch als Folge dessen, daß diegroße Bevölkerungsmajorität des Senegal islamisch ist, über die Religion zumindest bei einergroßen Minderheit eine panethnische Identität konstituiert wird. Bezeichnend ist daher, daß vonden Personen mit nur einem Koran-Schulabschluß ein relativ hoher Anteil interethnische Freund-schaften pflegt (Tab. 11).Zudem wurde die Erwartung bestätigt, daß mit steigender schulischer Qualifikation und auchberuflicher Tätigkeit tendenziell die Bereitschaft und Fähigkeit zunimmt, eine interethnischeFreundschaft aufzubauen.

V. Religionzugehörigkeit und GrenzenDiese Grenzüberschreitungen sind jedoch stets interkonfessionell, d.h. vor allem bei Christen istnicht selten der beste Freunde Angehöriger einer anderen christlichen Konfession (Abb. 15).Freundschaften zwischen Moslems und Christen sind demgegenüber äußerst selten. In vielenStaaten und damit auch in Städten Afrikas sind die Grenzen zwischen den beiden großen Religio-nen extrem scharf, ja viele ethnische Konflikte werden überlagert von einem massiven Gegensatzzwischen Moslems und Christen. Dies trifft in unseren Beispielen besonders auf Ghana zu. Diechristlichen Völker des Südens grenzen sich scharf von den islamischen Northerners ab (HOF-MANN 1994). In Dakar ist dieser Aspekt für die übergroße Mehrheit der Bevölkerung insofernirrelevant, als Christen hier nur in einer sehr geringen Zahl vertreten sind. Lediglich die im äußer-sten Süden des Senegal lebenden Dyola sind stärker christianisiert bzw. Animisten - ihre an vielenIndikatoren ablesbare geringere Integration in der senegalesische Gesellschaft dürfte auch wesent-lich durch ihre religiöse Sonderstellung bedingt sein.In Kenya besteht zwar kein offener Gegensatz zwischen den vor allem im Inland lebenden Christenund den vornehmlich an der Küste siedelnden islamischen Ethnien, die sehr geringe Zahl derFreundschaften zwischen Angehörigen beider Gruppen belegt aber auch die hier scharfen religiösenGrenzen und deutet latente Konflikte an.

VI. Ethnisch-landsmannschaftlich orientierte Vereinigungen in der StadtDie Mitgliedschaft in einer landsmannschaftlich bzw. ethnisch orientierten Vereinigung vermitteltvor allem dem Zuwanderer soziale Stabilität; sie erleichtert die Wahrung tradierter Kulturmusterund trägt so zur ethnischen Identität auch im Prozeß eines radikalen sozialen Wandels bei; siegewährt oft auch unmittelbaren wirtschaftlichen Vorteil. Ethnisch orientierte Vereinigungenentfalteten sich so mit Beginn der Verstädterung in weiten Räumen Afrikas. Die Existenz derartiger

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Vereinigungen kann als Indikator für die Weiterexistenz ethnozentrierter Werte, Strukturen undGrenzen in den Städten gewertet werden. Infolge des weitgehenden Ausfalls pan-ethnischer, z.B.staatlicher Instanzen zur Existenzsicherung gewinnen diese Organisationen in jüngster Zeit zudemwieder eine wachsende Bedeutung.Die Interpretation der Abb. 16 verdeutlicht, daß diese Organisationen in den Städten gleichwohleine unterschiedliche Bedeutung haben. In Mombasa sind die fremdethnischen Zuwanderer nochim hohen Maße, in Kumasi noch in beachtlicher Zahl landsmannschaftlich organisiert. Bei denZuwanderern der 2. und 3. Generation sinkt der Organisationsgrad auch in diesen Städten bereitsdeutlich ab; auch bei den Angehörigen der heimischen Ethnie ist er vergleichsweise gering. Diesbesagt, daß vor allem die Migranten der 1. Generation aus sozial und räumlich weit entferntenRegionen in der Stadt, in der Fremde, sich durch die Mitgliedschaft in einer ethnischen VereinigungHalt, Unterstützung und Orientierung erhoffen. Im Zuge der Urbanisierung nimmt die Bedeutungdieser Organisationen merklich ab. An ihrer Stelle treten dann zunehmend zunächst panethnischangelegte Organisationen, etwa religiösen, gewerkschaftlichen, genossenschaftlichen oder berufli-chen Charakters. In Dakar ist dieser Bedeutungsverlust ethnozentrierter Vereinigungen besondersweit fortgeschritten. Hier spielen die islamischen und politisch begründeten Bruderschaften sowiedie sog. Dahiras eine große Rolle, deren ethnische Ausrichtung unbedeutend ist, wenngleich vieledieser Organisationen zu den ländlichen Herkunftsräumen ihrer Mitglieder enge Bindungenunterhalten, der ländliche Raum für sie auch eine wesentliche wirtschaftliche Basis ist, da dieBruderschaften z.B. im hohen Maße am Anbau auch weltmarktorientierter Agrarerzeugnisse (z.B.der Erdnuß) beteiligt sind.

VII. Sprache, ethnische Pluralität und NationwerdungDer von allen unabhängigen Staaten Afrikas geförderte Prozeß, aus der oft großen Zahl der Ethnieneine Nation mit gemeinsamen Wirgefühl zu entwickeln, wird durch die Vielzahl der oft sehrunterschiedlichen Sprachen und Dialekte der einzelnen Völker außerordentlich erschwert. DieSprache der ehemaligen Kolonialherren ist zwar in fast allen Staaten eine offizielle Sprache, dieauch an Schulen vorrangig gelehrt wird, jedoch beschränkt sich Englisch, Französisch oderPortugiesisch als tägliche Umgangssprache auf eine überwiegend nur schmale, westlich geprägteElite und Oberschicht. Fast alle Staaten bemühen sich zudem seit langem um die Entwicklungeiner heimischen Sprache zur nationalen Verkehrs- und offiziellen Staatssprache - nicht zuletztauch, um Reste des kolonialen Erbes zu überwinden.Da sich ethnische Identität auch in Afrika im hohen Maße, wenngleich keineswegs ausschließlich,an Sprachgrenzen orientiert, stellt sich die Frage, ob und inwieweit sich bei den linguistischzunächst unterschiedlichen Völkern eine interethnische Sprache, eine Verkehrssprache, eine linguafranca als Umgangssprache ausbreitet, die auch zuhause gesprochen wird und möglicherweise dieMuttersprache wenn nicht ersetzt, so doch stark zurückdrängt.Im östlichen Afrika und damit auch in Kenya ist Swaheli die große Verkehrssprache und u.a. inKenya auch Amtssprache, die als Muttersprache aber nur von einem Teil lediglich der Küstenbe-völkerung gesprochen wird.Abb. 17 belegt für Mombasa, daß sich das Swaheli selbst in dieser zunächst durch die sog. Swahe-likultur und -sprache geprägten Küstenstadt noch bei weitem nicht als Haussprache bei der Mehr-heit der Stadtbevölkerung durchgesetzt hat. Selbst bei der heimischen Ethnie, den Mijikenda, dieeinen dem Swaheli engverwandten Bantu-Dialekt sprechen, ist das Swaheli nicht durchgängigverbreitet. Bei den anderen großen, aus dem Binnenland zugewanderten Ethnien liegt der Anteil

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der swahelisprechenden Haushalte stets unter 20, in der Regel weit unter 10 %. Auch bei der 2. und3. Generation der Migranten hat sich bei der Mehrheit die Verkehrssprache noch nicht als täglicheUmgangssprache durchgesetzt, obwohl bei diesen Personen eine deutliche Swahelisierung fest-zustellen ist. Diese Tendenz einer - wenn auch nur allmählichen - Ausbreitung des Swaheli alsVerkehrssprache wird bei Betrachtung der Städte Malindi und vor allem Nakuru deutlicher. Indieser letztgenannten, weit entfernt vom ursprünglichen Swaheli-Sprachraum gelegenen Binnen-stadt wird bereits bei der Hälfte der Bevölkerung Swaheli auch zuhause gesprochen. Diese imVergleich zu Mombasa deutlich höheren Werte dürften im wesentlichen daraus resultieren, daß inMalindi und Nakuru nur im aktiven Wirtschaftsleben stehende Haushaltsvorstände, vor allem ausdem sog. modernen Sektor, sowie 1991/92, in Mombasa aber auch andere Haushaltsvorstände undzudem vier Jahre früher befragt wurden. D.h., bei den jüngeren, wirtschaftlich aktiveren Bevölke-rungsteilen setzt sich das Swaheli zunehmend durch. Nicht auszuschließen ist aber auch, daß inMombasa die Zuwanderer aus dem Hochland zur Sicherung ihrer in der Küstenregion besondersgefährdeten Identität die Pflege ihrer Muttersprache als bewußte oder unbewußte Maßnahme derIdentitätssicherung betrachten.Andere Rahmenbedingungen bestimmen Möglichkeiten und Grenzen der Ausbreitung der Spracheder jeweils heimischen Ethnie bei anderen Völkern in Kumasi und Dakar (Abb. 18). Twi, ein u.a.von den Ashanti (und den Fante sowie den Brong) gesprochener Dialekt der Akan-Sprachen ist inGhana nicht Staatssprache. Die große interethnische Verkehrssprache Westafrikas ist - demSwaheli vergleichbar - Haussa. In Kumasi sprechen zwar ca. 40 % der fremdethnischen MigrantenTwi als Umgangssprache, hierbei handelt es sich jedoch überwiegend um Angehörige der ebenfallstwisprachigen Fante, Brong, Akuapem, Akyem, Kwahu und Wasa. Bei den, ebenso wie die Akan-Völker, zu den kwasprachigen Völkern zählenden Ewe ist die Übernahme des Twi demgegenüberdeutlich eingeschränkter, bei den Northerners entfällt sie fast gänzlich.In Dakar ist demgegenüber die Wolofisierung, die Übernahme einer gemeinsamen Sprache auchals Haussprache durch die Mehrheit der Stadtbevölkerung bereits deutlich stärker fortgeschrittenals z.B. die Verbreitung des Swaheli in Mombasa. Selbst bei den eine gänzlich andere Sprachesprechenden Mandingo oder Tukulor breitet sich das Wolof aus - nicht zuletzt auch deshalb, weildie Wolof als bei weitem größtes Volk des Senegal und auf der Basis ihrer politischen Herrschaftin allen Landesteilen eine massive Wolofisierung betreiben - auch dies ist ein wesentlicher Faktordes Dyola-Separatismus. Die Oktroyierung einer Sprache kann demnach zur Quelle neuer Kon-flikte und Abgrenzungen werden.Somit kann die These formuliert werden, daß in Dakar im Vergleich zu Mombasa und Kumasi einestärkere sprachliche Homogenisierung erfolgt und damit ein wesentliches Element ethnischerIdentität in seiner Bedeutung zumindest relativiert wird. Eine Beseitigung von Grenzen undKonflikten zwischen den Ethnien muß damit nicht zwangsläufig verbunden sein: Die Tutsi undHutu in Ruanda z.B. sprechen eine gemeinsame Bantu-Sprache und sind zudem fast ausschließlichAnhänger der christlichen Religion - die blutigen Konflikte zwischen ihnen konnten jedoch nichtverhindert werden. Gerade das Beispiel Ruanda zeigt, daß Grenzen zwischen verschiedenenBevölkerungsgruppen und auch Ethnizität nach sehr unterschiedlichen Kriterien gezogen unddefiniert werden können. Die Überwindung und Beseitigung von Grenzen auch in den Städteninfolge des Verstädterungs- und Urbanisierungsprozesses müssen nicht notwendigerweise mit derEntfaltung einer befriedeten multi-ethnischen und -kulturellen Gesellschaft einhergehen, sondernkönnen auch zur Konstituierung weiterer neuer Grenzen, partikularer Identitäten, Konflikte undAntagonismen beitragen.

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Tabellen:

Tab. 1: Die Segregationsindizes für die Haushaltsvorstände einheimischer und fremder Ethnien in den fünf Städten

Mombasa Kumasi Dakar Nakuru Malindi----------------------------------------------------------------------------------------in der Stadt Geboreneder heimischen Ethnie 40.11 48.95 33.86 20.02 6.30

der Fremdethnien 50.11 49.34 20.13 41.46 41.75

außerhalb der Stadt Geboreneder heimischen Ethnie 40.32 37.73 19.81 18.76 8.48

der Fremdethnien 39.93 34.53 16.25 7.41 16.36

----------------------------------------------------------------------------------------

Tab. 2: Die Dissimilationsindizes für die Haushaltsvorstände der Mijikenda (einheimisch) und der Fremdethnie in Mombasa

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4-----------------------------------------------------------------Gruppe 1 0.0 60.1 11.4 45.7

Gruppe 2 0.0 61.1 50.6

Gruppe 3 0.0 42.5

Gruppe 4 0.0

-----------------------------------------------------------------Gruppe 1 = in der Stadt Geborene der heimischen Ethnie (Mijikenda)Gruppe 2 = in der Stadt Geborene der FremdethnienGruppe 3 = außerhalb der Stadt Geborene der heimischen Ethnie (Mijikenda)Gruppe 4 = außerhalb der Stadt Geborene der Fremdethnien

Tab. 3: Die Segregationsindizes für die Haushaltsvorstände ausgewählter Ethnien in Mombasa

Mijikenda 44.64 Kikuyu 37.98

Kamba 38.36

Luhya 33.67

Taita 31.99

Bajun 55.22

Luo 47.35

Araber 63.06

Innerstädtische Grenzen in Städten Tropisch Afrikas 127

Tab. 4: Die Dissimilaritätsindizes der Haushaltsvorstände ausgewählter Ethnien in Mombasa

Mijikenda Kikuyu Kamba Luhya Taita Bajun Luo Araber-----------------------------------------------------------------------------------------Mijikenda 0.0 40.0 44.3 48.0 36.8 63.3 58.7 65.0

Kikuyu 0.0 22.4 36.3 41.1 72.9 49.3 76.1

Kamba 0.0 19.4 25.3 79.2 33.6 79.5

Luhya 0.0 22.8 78.4 19.9 83.8

Taita 0.0 75.2 37.2 80.7

Bajun 0.0 87.4 12.6

Luo 0.0 87.2

Araber 0.0

-----------------------------------------------------------------------------------------

Tab. 5: Die Dissimilaritätsindizes für die Haushaltsvorstände der Ashanti (einheimisch) und der Fremdethnien in Kumasi

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4-----------------------------------------------------------------Gruppe 1 0.0 61.3 40.4 53.7

Gruppe 2 0.0 58.7 43.4

Gruppe 3 0.0 46.1

Gruppe 4 0.0

-----------------------------------------------------------------Gruppe 1 = in der Stadt Geborene der heimischen Ethnie (Ashanti)Gruppe 2 = in der Stadt Geborene der FremdethnienGruppe 3 = außerhalb der Stadt Geborene der heimischen Ethnie (Ashanti)Gruppe 4 = außerhalb der Stadt Geborene der Fremdethnien

Tab. 6: Die Segregationsindizes für die Haushaltsvorstände ausgewählter Ethnien in Kumasi

Ashanti 50.29 Fante 31.57

Ewe 47.01

Dagomba 61.37

Haussa 84.55

Tab. 7: Die Dissimilaritätsindizes der Haushaltsvorstände ausgewählter Ethnien in Kumasi

Ashanti Fante Ewe Dagomba Haussa-------------------------------------------------------------------Ashanti 0.0 28.8 56.0 79.9 95.0

Fante 0.0 30.2 74.0 93.1

Ewe 0.0 74.7 93.2

Dagomba 0.0 21.4

Haussa 0.0

-------------------------------------------------------------------

128 Karl Vorlaufer

Tab. 8: Die Dissimilaritätsindizes für die Haushaltsvorstände der Wolof (einheimisch) und der Fremdethnien in Dakar

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4-----------------------------------------------------------------Gruppe 1 0.0 29.5 35.5 34.5

Gruppe 2 0.0 18.2 15.4

Gruppe 3 0.0 7.1

Gruppe 4 0.0

-----------------------------------------------------------------Gruppe 1 = in der Stadt Geborene der heimischen Ethnie (Wolof)Gruppe 2 = in der Stadt Geborene der FremdethnienGruppe 3 = außerhalb der Stadt Geborene der heimischen Ethnie (Wolof)Gruppe 4 = außerhalb der Stadt Geborene der Fremdethnien

Tab. 9: Die Segregationsindizes für die Haushaltsvorstände ausgewählter Ethnien in Dakar

Wolof 15.33 Bambara 20.26

Diola 28.64

Malenke 29.66

Toucouleur 18.52

Tab. 10: Die Dissimilaritätsindizes der Haushaltsvorstände ausgewählter Ethnien in Dakar

Wolof Bambara Diola Malenke Toucouleur-----------------------------------------------------------------------Wolof 0.0 22.5 30.6 32.0 18.7

Bambara 0.0 25.1 26.8 26.5

Diola 0.0 24.0 31.6

Malenke 0.0 35.2

Toucouleur 0.0

-----------------------------------------------------------------------

Tab. 11: Schulausbildung (höchster Abschluß) und die ethnische Zugehörigkeit des "besten Freundes" der Haushaltsvorstände (in %)

Dakar Kumasi Mombasa ethnische Zugehörigkeit gleich ungleich gleich ungleich gleich ungleich---------------------------------------------------------------------------------------keine Schule 84,6 15,4 76,0 24,0 74,1 25,9Koranschule 65,4 34,6 51,9 48,1 87,2 12,8

Grundschule 73,1 26,9 69,2 30,8 78,1 21,9

Mittelschule 62,0 38,0 73,3 26,7 76,0 24,0

Oberschule 60,7 39,3 61,0 39,0 78,6 31,4

Universität 54,7 45,3 58,6 41,4 77,0 23,01) 1)

---------------------------------------------------------------------------------------Gesamt 68,4 31,6 67,7 32,3 73,6 26,4---------------------------------------------------------------------------------------Nur eingeschränkt aussagefähig, da zu geringe Grundgesamtheit (13)1)

Innerstädtische Grenzen in Städten Tropisch Afrikas 129

130 Karl Vorlaufer

Innerstädtische Grenzen in Städten Tropisch Afrikas 131

132 Karl Vorlaufer

Innerstädtische Grenzen in Städten Tropisch Afrikas 133

134 Karl Vorlaufer

Innerstädtische Grenzen in Städten Tropisch Afrikas 135

136 Karl Vorlaufer

Innerstädtische Grenzen in Städten Tropisch Afrikas 137

138 Karl Vorlaufer

Reale und immaterielle Grenzen Roms ... 139139

2. H. Galsterer danke ich für klärende Hinweise. Es werden die in den Publikationen des Deutschen ArchäologischenInstituts üblichen Abkürzungen verwandt. J. Vogt, Raumauffassung und Raumordnung in der römischen Politik, in:Das Neue Bild der Antike II (1942) 100ff. RAC XII (1983) 1095ff. s.v. Grenze (K.H. Ziegler). Umfassend: P.Catalano, Aspetti spaziali del sistema giuridico-religioso romano, mundus, templum, urbs, ager, Latium, Italia, ANRWII 16, 1 (1978) 440ff. Vgl. auch die Beiträge im 4. Stuttgarter Kolloquium zur historischen Geographie des Altertums1990 (1994).3. Roscher IV (1909-15) 166ff. s.v. Romulus (J.B. Carter). H. Strasburger, Zur Sage von der Gründung Roms,SBHeidelberg (1968). A. Grandazzi, MEFRA 105, 2, 1993, 494ff. (zu Roma Quadrata).4. Oxford Latin Dict. 1864 s.v. Sulcus, u.a. Varro, L.L. 5, 143. Ovid, Fast 4,825. Paul. Diac., Fest. p. 236 M. C.O.Thulin, Die Ritualbücher, Die etruskische Disziplin III (1909) 3ff. (zu den Quellen und zum Ritus). R.E.A. Palmer,The Archaic Community of the Romans (1970) 182ff.

HENNER VON HESBERG

REALE UND IMMATERIELLE GRENZEN ROMS UND RÖMISCHER STÄDTE

Gemeinwesen werden in bedeutsamer Weise durch ihre Grenzen definiert. Die Stellung desEinzelnen in der Gemeinschaft und zugleich auch die Gliederung der Bevölkerung und die Funk-tion des allgemein zugänglichen Raumes wird dadurch bestimmt. Die Qualität dieser Grenzen, diesich in ihrer sinnlichen Erfahrbarkeit ebenso äußert wie in ihrer Respektierung auf Grund bestimm-ter Regelungen oder auch in einem verinnerlichten Umgang ihrer Vorgaben, kann dabei sehrunterschiedlich ausfallen. Unsichtbare Grenzen üben bisweilen größere Wirkung aus als sichtbare.Denn eine starke Mauer ist oft nur Ausdruck von Unsicherheit, und gerade in dieser Hinsicht lehrtdie Geschichte, daß solche Mauern meist nur bedingt Schutz gewährten. Eine Typologie vonGrenzen, die sich an deren äußerem Aussehen orientierte, hätte an dieser Stelle kaum einen Sinn.Für die Antike bildet die Stadt eine zentrale Lebenseinheit. Das gilt auch für das römische Welt-reich, obwohl hier in größerem Umfang als zuvor territoriale Grenzziehungen hinzukommen.2Nicht allein äußere Grenzen definieren die Stadt, ebenso wichtig sind ihr Territorium und dieinnere Gliederung. Darunter sollte man verschiedene Aspekte auseinanderhalten: Indizien für dieGrenzen selbst, z.B. Mauern, Grenzsteine, Gräben, Schranken u.dgl. mehr und die Objekte, die be-grenzt werden sollen, privater gegen öffentlichen Besitz oder nur Lebensraum, profane gegensakrale Zonen und viele andere Sektoren im antiken Lebensbereich. Es ist nun kaum möglich, alledie Grenzziehungen in ihren unterschiedlichen Funktionen an dieser Stelle ausreichend zu be-handeln, denn die Art und Aufgabe wechselt im Laufe der Zeiten - immerhin handelt es sich um ca.1000 Jahre - und von Ort zu Ort. In den östlichen, griechisch geprägten Provinzen fußte man aufanderen kulturellen Traditionen als in Italien oder den westlichen Provinzen.Wichtiger ist es wohl, die Funktion solcher Grenzen anzusprechen. Sie schließen ab und strukturie-ren zugleich eine Gemeinschaft. Auf dieser Basis besitzen sie einen wichtigen kommunikativenWert, denn sie definieren den von ihnen begrenzten Bereich nach innen und nach außen. Unter derFülle der aus dem römischen Reich bekannten Erscheinungen sei deshalb ein zentraler Aspekt,nämlich die Umgrenzung des eigentlichen Stadtareals, herausgegriffen. Schon die mythischeÜberlieferung läßt die Verhältnisse im unklaren. Bei der Stadtgründung Roms hatte Romulus dieGrenze mit der Pflugschar festgelegt und auch durch Aufheben des Pfluges die Lage der Torebestimmt. In einer Version der Sagen sprang sein Zwillingsbruder über diese Linie, mißachtete3

damit die Regelung und wurde deshalb getötet.Nicht erst die Mauer oder eine entsprechende Bewehrung galt als Grenze, sondern die imaginäre,mit dem sulcus primigenius festgelegte Linie. Was zunächst nur wie eine Markierung für die4

140 Henner von Hesberg140

5. V.M. Scrinari, Catalogo delle sculture Romane, Museo Archeologico di Aquileia (1972) 193 Nr. 600. G. Brands,AA 1991, 586ff. Zu den Münzen u. Anm. 12.6. RE IV (1901) 963f. s.v. Constantinopolis (Oberhammer). A. Alföldi, On the Foundation of Constantinople, JRS37, 1947, 10-16.7. G. Säflund, Le mura di Roma Repubblicana (1932). E. Gjerstad, Early Rome IV 2 (1966) 349ff. L. Quilici, in LaGrande Roma dei Tarquini, Ausst. Rom 1990 (1990) 29ff.

Bauleute wirkt, erweist sich als religiös sanktionierte, tabubehaftete Grenzlinie. Die Grenze desStadtgebietes hat für jedermann heilig zu sein, so konnte man die Botschaft des Mythos verstehen,und diese Botschaft wurde mit ihren Konsequenzen die gesamte römische Antike über in derPraktizierung desselben Rituals wachgehalten. In jeder römischen Koloniestadt legte der Grün-dungsbeamte auf dieselbe altväterliche Weise die Grenzen der Siedlungsfläche fest, und der Aktwar es wert, in Bildern - vorwiegend auf Münzen - bisweilen auch auf Reliefs (Abb. 1) - ver-5

gegenwärtigt zu werden. Erst bei der Gründung von Konstantinopel wählte Konstantin einenanderen Ritus.6

Abb. 1: Aquileja, Relief mit Darstellung des sulcus primigenius (Foto Alinari 47109)

Betrachtet man daneben die Mauerringe römischer Städte, bietet sich ein recht vielfältiges Bild.Schon Rom selbst war offenbar lange Zeit ohne einen kontinuierlich durchlaufenden Mauerringausgekommen. Die Überlieferung in den literarischen Quellen zur Mauer des Romulus oder der desServius wird jedenfalls nur eingeschränkt durch entsprechende archäologische Quellen gestützt.Vielmehr vermitteln die Reste den Eindruck, einzelne Areale seien durch Verteidigungswerkegesichert gewesen, die Berghänge durch Mauern aus Tuff und die Ebenen durch Erdwälle. Dabeisind möglicherweise einzelne Höhen zu Festungen ausgebaut worden, während andere frei blieben.Erst nach dem Galliersturm mit der Belagerung des Kapitols - bei diesen Ereignissen finden keineMauerringe Erwähnung - wird die sog. servianische Mauer errichtet, deren Reste noch heute anvielen Stellen zu sehen sind. Dabei dürfte das Fehlen archäologischer Indizien der Realität ent-7

Reale und immaterielle Grenzen Roms ... 141141

8. P. Fontaine bereitet eine größere Studie zum Thema vor, vorläufig AA 1994, 75ff., ders. MEFRA 106, 1994 (imDruck).9. G. Gatti, Il pomerio di Roma imperiale, BuLLCom 1943, 166ff. R. Schilling, Le temple de Vénus Capitoline e latradition pomériale, RevPhil 23, 1949, 27ff. M. Torelli, Un templum augurale d'età repubblicana an Bantia,RendStudMiscLinc 8, 21 (1967) 1ff. (zur Auguralpraxis). A. Magdelain, L'inauguration de l'urbs et l'imperium,MEFRA 89, 1977, 10ff. A. Prosdocimi, La stella del templum augurale e la stella dei gromatici, ParPass 46, 1991,37ff.

sprechen, denn auch die Städte Etruriens bleiben bis in das 4. Jh. v.Chr. hinein wie Rom ohnemonumentalen Ring.8

Dieser Diskrepanz zwischen immateriellen, im Ritual verankerten äußeren Grenzen und derBewehrung der Städte durch einen Mauerring sollen die folgenden Bemerkungen gelten, im An-schluß seien noch Grenzlinien im Inneren der Städte erörtert.Unter den immateriellen Grenzen der römischen Stadt wird man zwei Erscheinungen trennenmüssen. Die eine ist der sulcus primigenius, den wir schon aus den Erzählungen um Romuluskennengelernt haben. Das früheste Zeugnis läßt sich auf Cato d.Ä. zurückführen, der in seinenOrigines schreibt, ein Stadtgründer müsse mit einem Gespann aus Stier und Kuh den Pflug soführen, daß die Erdschollen nach innen fallen. Nur an den Toren solle man den Pflug aufheben(Serv. zu Verg., Aen. 5, 755). Andere Quellen erweitern das Bild um etymologische Kombinatio-nen und leiten die Bezeichnung urbs von orbis (die mit dem Pflug gezogene Kreislinie) oderurvum (Pflugschar) ab (ebd. I 12). Sie erklären auch genauer die Sitte, die Tore aus der Furcheauszusparen, denn so könne man an diesen Stellen Dinge, die zwar notwendig, aber nicht rein sind,durch sie ein- und ausführen. Als Beispiel werden die Verstorbenen genannt (Plut, Rom. 1; ders.Moralia 270f.). Dem Mythos nach gehört das Ritual in die Anfänge der Stadtwerdung Roms undist damit untrennbar verbunden.Die andere immaterielle Grenze Roms ist das pomerium. Hierbei handelt es sich um eine Linie, diedurch einzelne Grenzsteine (cippi) markiert wird und diese wohl in gerader Linienführung verbin-det. So jedenfalls sieht es in der Kaiserzeit aus, aus der Zeit der Republik fehlen analoge Funde.Überhaupt fällt es schwer, die Anfänge dieser Einrichtung einigermaßen exakt zu bestimmen. DieÜberlieferung bei den antiken Schriftstellern macht deutlich, daß die Einrichtung des pomeriummit der etruskisch-römischen Auguralpraxis zusammenhing. Von ihrem Beobachtungsplatz, demauguraculum, aus legten die Auguren unter Beachtung der umliegenden Natur und der Himmels-gestirne das Achsenkreuz ihres Feldes mit cardo und decumanus fest. Ferner wurden auch dieGrenzen bestimmt und mit entsprechenden Steinen markiert. Diese Festlegung gehörte zu den9

üblichen Aufgaben der Priester, freilich ist die Einrichtung des pomerium durch sie nicht ausdrück-lich bezeugt, sondern nur daß die Auguren eine Vielzahl von Erklärungen des Wortes gegebenhaben und eine enge Verbindung zur Mauer sahen.Die Entstehungszeit in der Fixierung der Grenzlinie läßt sich vielleicht noch näher bestimmen,wenn man deren Funktion mit in die Überlegungen einbezieht. Innerhalb des pomerium durfteniemand bestattet werden, dort fanden keine comitia centuriata, d.h. Versammlungen der mi-litärischen Formationen, statt, und überhaupt bleibt das Militär außen vor, weshalb auch Inhaberdes imperium das pomerium nicht übertreten dürfen. Nur in Sonderfällen, z.B. bei Verleihung desTriumphes, könnten spezielle Regelungen getroffen werden. Ganz offensichtlich also diente daspomerium dazu, Welten voneinander zu trennen, den Bereich des Draußen mit Tod und Krieg unddes Drinnen, von dem man diese Dinge möglichst fernhielt. Offenbar gab es auch konkrete Vorstel-lungen darüber, welche Gottheiten besser draußen blieben, aber nach den antiken Quellen warendiese Bestimmungen nicht unbedingt mit dem pomerium verbunden. So überliefert Vitruv (I 7, 1),daß die etruskischen Haruspices in ihren Ritualbüchern festgelegt hätten, die Tempel von Venus,

142 Henner von Hesberg142

10. F. Zevi, in La Grande Roma a.O. (Anm. 6) 47ff.11. A.M. Snodgrass, The Dark Age of Greece (1971) 147ff. D.C. Kurtz - J. Boardman, Thanatos - Tod und Jenseitsbei den Griechen (1985) 46ff. Abb. 3 a-c. I. Morris, Burial and City State (1989) 171ff. K.W. Welwei, Athen (1992)66f. Zu Grenzen in Attika: H. Lohmann, in Stuttgarter Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums 4,1990 (1994) 251ff.

Mars und Vulcan sollten außerhalb der Stadtmauern bleiben, um Unzucht, bewaffnete Konflikteund Feuersbrünste von den Bürgern fernzuhalten. Diese Regelung fand keine Beachtung, offenbarkonnte man aber entsprechende Vorstellungen leicht reaktivieren, z.B. wenn man in augusteischerZeit unliebsame ägyptische Kulte aus dem Stadtgebiet verbannen wollte (Cass. Dio. 40, 47, 4; 53,2, 4).Die Eigenart der Bestimmungen weist nun auf eine Regelung vor allem im Innern des Stadt- bzw.Siedlungsareals. Solche Bestimmungen konnten gut im Zusammenhang mit der Gründung Romszunehmend Gewicht erhalten haben. Bei diesem Vorgang wurden ja verschiedene kleinere Sied-lungen zusammengeschlossen, eine auf dem Kapitolshügel, die andere auf dem Palatin, und weiteremögen sich anderswo befunden haben. In diesem Vorgang der Stadtwerdung wurden die Nekro-polen dazwischen, z.B. die unter dem späteren Forum Romanum gelegene, aufgegeben, dassumpfige Gelände dort durch den Bau der Cloaca Maxima trockengelegt und das Gebiet insgesamtdurch das pomerium eingefaßt. Generell läßt sich der Vorgang mit der Gründung anderer Städte,10

z.B. Athens, vergleichen. An Hand der Nekropolen ist zu verfolgen, wie im Anfang des 7. Jhs.v.Chr. das Areal der späteren Stadt von Begräbnisplätzen frei wird. Die zuvor versprengteneinzelnen Siedlungsstellen wachsen dadurch zu einer geschlossenen Fläche - ob nun durch einen be-wußt durchgeführten Akt, den Synoikismos, der Theseus zugeschrieben wurde, erzielt oder nicht -zusammen.11

Für Rom dürfte der Vorgang nach Aussage der Beigaben in den Gräbern etwa in denselbenZeitraum (7. Jh. v.Chr.) anzusetzen sein. Die strengen, mit Tabuvorschriften belegten Gesetze si-cherten die Integrität des Siedlungsareals. Niemand sollte mehr seine Ahnen in der Siedlungbestatten. Bewaffnete sollten vor allem auch bei politischen Entscheidungen außen vor bleiben unddie Kulte im Einvernehmen aller Bewohner geregelt werden. Es ist aus dieser Logik heraus gutdenkbar, daß derartige Tabus emotional mit strengen Ritualen abgesichert wurden; zugleich wirdin der Einhaltung der Vorschriften das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Der Bedeutung dieserEinrichtung sollte dabei mehr Gewicht verliehen werden als den Bindungen an die Familie, was dieGeschichte um Romulus und Remus lehrt.Beide Einrichtungen nun, pomerium und sulcus primigenius, sind zwar miteinander verbunden,aber aus der antiken Überlieferung wird nicht recht deutlich, auf welche Weise. Livius (I 44, 3ff.)berichtet, der König Servius Tullius habe Rom um Quirinal und Viminal erweitert. Rings um dieStadt ließ er an der Wende vom 6. zum 5. Jh. v.Chr. einen Befestigungsring anlegen, den man indem System der oben erwähnten Verteidigungswerke erkennen darf. So schob er das pomeriumvor. Wieder folgt bei Livius ein etymologischer Exkurs, in dem die Meinung jener, pomerium leitesich von postmoerium ab, zurückgewiesen wird. Eigentlich müsse es nämlich circamoeriumheißen, denn diesen Streifen zu beiden Seiten der Mauer hätten einst die Etrusker bei Gründungihrer Städte exakt festgelegt und geweiht. Innen durften keine Häuser bis an die Mauer gebautwerden und außen nicht die Ländereien. Diesen Raum nannten die Römer pomerium, weil er hinterder Mauer als auch weil die Mauer dahinter war. Immer wenn sich die Stadt ausdehnte, wurdendiese geheiligten Grenzen entsprechend der geplanten Ausdehnung der Mauer vorverlegt. Nacheiner anderen Überlieferung bei Plutarch (Rom. 11, 4) gehört als Äquivalent zum pomerium dermundus, eine Grube auf dem Forum, in die alle Erstlingsfrüchte und -tiere hineingelegt wurden.Zum Abschluß brachte jeder eine Handvoll Erde aus seinem Herkunftsort und warf sie darauf.

Reale und immaterielle Grenzen Roms ... 143143

12. H. Nissen, Pompejanische Studien (1877) 478ff. V. Kockel, Die Grabbauten vor dem Herkulaner Tor in Pompeji(1983) 11ff.13. U. Kraft, Zur Münzprägung des Augustus (1969) 11ff. (Nicopolis). Kommentar zu Pausanias 7 u. 8 - Achaea u.Arkadika (griech. 1980) 84 Abb. 32 (Patras). W. Trillmich, in Augustus und die verlorene Republik, Ausst. Berlin(1988) 508 Nr. 325. G. Brands a.O. (Anm. 4).

Darauf umschrieb man um den mundus wie um das Zentrum in einem großen konzentrischen Kreis(orbis) die Stadtgrenze (urbs). Möglicherweise sollte die Präzision der Grenzlinien des pomeriumdie lockere Führung der Verteidigungswerke korrigieren. Die Grenzsteine bestimmten dabei exaktdie Lage von Drinnen und Draußen.Der sulcus primigenius bezeichnete dagegen vor allem den Verlauf der Stadtmauer und indirektauch die Lage der Tore, das pomerium war zwar mit der Mauer zu verbinden, es bildete aber inviel stärkerem Maße eine Art magische Grenzlinie der Stadt. So fassen es eine Reihe lateinischerSchriftsteller auf. Varro z.B. (L.L. 5, 143) schreibt zum pomerium, es bilde die Grenze für diestädtischen Auspizien, und es würde um Aricia wie auch um Rom durch cippi - eben nicht dieStadtmauer - gekennzeichnet. Die Städte (oppida) hießen deswegen vom Kreis (orbis) her urbes,und die Kolonien wären früher auch urbes genannt worden, weil sie ebenso wie Rom gegründetwurden. In Capua steht auf den cippi, sie stünden dort, wo auf kaiserlichen Befehl der Pfluggezogen sei (CIL X 3825). Auch die späteren Erweiterungen Roms lassen eine enge Verbindungoder gar Gleichsetzung von pomerium und sulcus primigenius zu. Tacitus (ann. XII, 23) überlie-fert für Claudius, er habe das pomerium erweitert nach der alten Sitte, die es denen, die das Reichvergrößerten, auch erlaube, die Grenzen (pomerium) der Stadt vorzuschieben. Außer L. Sulla undAugustus hätte es aber zwischen den Königen und Claudius niemand unternommen. Dann be-schreibt der Autor den Verlauf des ersten pomerium. Die Furche zur Bezeichnung der Stadt (sulcusdesignandi oppidi coeptus) habe beim Rindermarkt angefangen, von da an wurden in bestimmtenZwischenräumen cippi aufgerichtet. Die Schilderung endet mit der Bemerkung, daß die vonClaudius festgesetzten Grenzen (termini) - da in den öffentlichen Urkunden verzeichnet - leicht zuerfahren seien.Was die Begriffe genau bedeuteten und wie sie sich voneinander abgrenzten, ist schwer zu er-gründen. Schon die Zeitgenossen scheinen ihre Schwierigkeiten damit gehabt zu haben. Durch einestete Absicherung der Regeln auch durch pseudorationale Erklärungen hatte sich die ursprünglicheVorstellung wohl verunklärt. Andererseits belegen diese Bemühungen die große Bedeutung dieserGrenzziehungen auch noch in späterer Zeit.Insgesamt ist festzuhalten, daß die äußeren Stadtgrenzen in den Gründungsakten der Städte Mittel-und später ganz Italiens strikt festgelegt wurden. Zwar ist uns die Anlage der Pomeriusgrenze nurfür Rom, Capua und Ariccia direkt bezeugt, aber es gibt gute Gründe, solche Einrichtungen auchanderswo, z.B. in Pompeji, anzusetzen. Die Sitte, die Grenze und den Verlauf der Mauer mit dem12

sulcus primigenius festzulegen, ist viel besser für eine große Anzahl von Koloniestädten bildlichbelegt und reicht bis in das 3. Jh. n.Chr. hinein.13

Man könnte diese Dinge als belanglose Begleiterscheinungen im Vorgang der Stadtgrün-dungenund -erweiterungen abtun, als religiösen Rahmen ohne Bedeutung, wenn sich in ihnen nicht eingrundsätzlicher Unterschied etwa zu den griechischen Städten anzeigte. Dieser Unterschied liegtpointiert gesagt in den konstitutiven Elementen der jeweiligen Städte, denn die griechische Polisdefiniert sich vor allem durch die Summe ihrer Bürger. Wenn die Umstände es erforderten, konntensie von einem auf den anderen Tag ihren Hausrat zusammenpacken und an einer ganz anderenStelle ihre Stadt neu gründen, wie es z.B. für Phokaea überliefert ist (Herod. II 178). Es finden sichauch Städte ohne eigentlichen Siedlungskern, bei denen die Bewohner weit verstreut im Areal der

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14. M. Coppa, Storia dell'Urbanistica I (1981) 121ff. E. Greco - M. Torelli, Storia dell'Urbanistica, Il mondo Greco(1983) 299ff.15. RE A IV (1932) 1435ff. s.v. Synoikismos (Kahrstedt).16. Antiocheia in Baktrien: V. Tscherikower, Die hellenistischen Städtegründungen von Alexander d.Gr. bis auf dieRömerzeit, 19. Suppl. Philologus (1927) 105.

Polis wohnen. Der Synoikismos bedeutete dabei vor allem eine Bündelung der Kräfte, die14

Möglichkeit zur Konzentration des politischen Lebens; eigentlich notwendig war er nicht undwurde deshalb in vielen Gebieten erst verhältnismäßig spät in hellenistischer Zeit vollzogen. Eine15

weitere Konsequenz dieser strukturellen Eigenheit griechischer Städte sind z.T. riesige Mauerringe,die in hellenistischer Zeit bis zu 1.500 Stadien (ca. 270 km) lang gewesen sein sollen. Die Bürger16

hatten in diesem Areal große Bewegungsfreiheit, und die Mauer schloß die Gemeinschaft nichteigentlich zusammen. Riten bei der Festlegung des Mauerverlaufs sind nicht überliefert, denn dieberühmte Episode bei der Anlage der Mauer Alexandrias wird nur bei Curtius Rufus (IV 8,6) alsmakedonischer Ritus verstanden. Angeblich wurden die Linien mit Mehl oder Getreidekörnernmarkiert, die Vögel aufpickten. Dies sah man als glücksbringendes Vorzeichen an. Die übrigenAutoren, vor allem Strabon (17, 1, 6, p. 792), Arrian (III 2), Plutarch (Alex. 26,5) und selbst nochAmmianus Marcellinus (22, 16, 7) nennen übereinstimmend den Mangel an Kalk für die Markie-rung der Grundrisse als Grund, daß man nach einem Ersatz Umschau gehalten habe. Die Situationwird dabei nur unterschiedlich ausgemalt. Der Hinweis auf einen spezifischen Ritus ist deshalbwohl nicht ernst zu nehmen, zumal es auch sonst keinerlei weitere Nachrichten dazu gibt.Die Gründungen von Stadtgrenzen vollziehen sich folglich im römischen Bereich ganz anders alsim griechischen, sie sind mit einem aufwendigen Ritus verbunden, und diese Art hält sich überlange Zeit. Selbst also wenn die Zeremonien auf etruskische Vorbilder zurückgehen, muß mandiese Dauer in der Anwendung der Riten erklären. Bevor man aber alle Erklärungen diskutiert, solldie Wirkung und Funktion der Pomeriumgrenzen am Beispiel Rom erläutert werden (Abb. 2).

Reale und immaterielle Grenzen Roms ... 145145

Abb. 2: Rom, Pomeriumgrenzen; Quadrate entsprechen claudischen,Dreiecke vespasianischen und Kreise hadrianischen Cippen. (nachRichardson, s. Anm. 16)

Damit hängt unmittelbar die Anlage der Mauern zusammen. Wie erwähnt wurde der erste massiveMauerring nach dem Galliersturm im 4. Jh. v.Chr. errichtet. Sein Verlauf deckt sich weitgehendmit dem des republikanischen pomerium, wie es Tacitus beschreibt, allerdings doch auch miteinigen Besonderheiten. Denn Aventin und Kapitol wurden von der Mauer eingeschlossen, abernicht vom pomerium. Aulus Gellius (13, 14), der es für den Aventin berichtet, schließt wiederumfangreiche Spekulationen über die Ursachen an, u.a. die Erklärung des Messalla, der Hügel seidurch das Augurium des Remus vom Unglück beladen gewesen. In unserem Zusammenhanginteressiert nur die Notiz, der Hügel sei dicht besiedelt gewesen, aber selbst Caesar und noch Au-gustus habe vermieden, ihn in das pomerium einzubeziehen.Der Mauerverlauf dürfte primär von fortifikatorischen Überlegungen geleitet worden sein. DieFront zum Tiber z.B. blieb sehr kurz, und im übrigen folgt sie der Außenkante der sechs Hügel, dieden Palatin im Zentrum umgeben. Auch die spätere, im 3. Jh. unter Aurelian errichtete Mauer wirdnach solchen Gesichtspunkten angelegt. Der Verlauf des pomerium folgte anderen Gesetzmäßig-keiten. Sulla z.B. erweiterte es zwar, faßte aber den dichtbesiedelten Aventin nicht mit ein. Augu-stus dehnte das pomerium aus und ordnete die Stadt im Innern neu. Claudius, Vespasian, Titus und

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17. O. Richter, Topographie der Stadt Rom (1901) 64ff. L. Richardson, A New Topographical Dictionary of AncientRome (1992) 293ff. s.v. pomerium, Abb. 67.18. H. Jordan, Topographie der Stadt Rom im Altertum I 1 (1878) 284f.19. G. Lugli, Fontes ad topographiam veteris urbis Romae pertinentes I (1952) 129ff.20. L. Cassanelli u.a., Le mura di Roma (1974) 35ff. Aufschlußreich ist der Befund in der Grabanlage an der VialeManzoni, in dem nach der Errichtung der Aurelianischen Mauer keine Bestattungen mehr vorgenommen wurden,Nash, Rom II 311.21. C. Carducci, Benevagienna - Scavi e scoperte, NSc 1950, 203ff. Plan. G.A. Mansuelli, Urbanistica e architetturadella Cisalpina romana (1971) 121.22. F. Noack - K. Lehmann-Hartleben, Baugeschichtliche Untersuchungen am Stadtrand von Pompeji (1976) 174ff.P. Zanker, Pompeji, 9 TrWPr (1987) 23f.23. R. Laur-Belart, Führer durch Augusta Raurica (1988) 39ff.5

Hadrian legten ebenfalls neue Grenzen an, die Funktion aber bleibt völlig unklar, auch wenn es17

Vermutungen gab, sie seien von religiös bedingten Motiven geleitet worden.18

Das Stadtbild jedenfalls wurde dadurch nicht besser begreifbar. Denn der in augusteischer Zeitlebende Autor Dionys von Halikarnass (4, 13, 3 f.) beschreibt es mit folgenden Worten: "allebewohnten Plätze um die Städte - es sind viele und ausgedehnte - blieben schutzlos und ohneMauern... Wenn jemand danach die Größe Roms bemessen wollte, würde er in die Irre geführtwerden und hätte keinen sicheren Anhaltspunkt, an dem er erkenne, wie weit sich die Stadt er-streckte und wo sie aufhörte, Stadt zu sein. So eng ist die Stadt mit dem Land verbunden, und sosehr gibt sie dem Betrachter den Eindruck, sie erstrecke sich ins Unendliche. Sollte aber einer denWunsch verspüren, die Größe an der Stadtmauer zu messen, deren Spuren trotz moderner Überbau-ung sich noch an vielen Stellen erhalten haben, würde er feststellen, daß sie kaum ausgedehnter seials die von Athen". Das pomerium kann im Erlebnis der Stadt kaum Bedeutung gehabt haben,selbst wenn es sich um einen größeren Streifen Landes gehandelt hätte. Später nach Errichtung19

der Aurelianischen Mauer gewann diese offenbar die Bedeutung eines pomerium, obwohl sie20

keineswegs sakral so ausgewiesen war und innerhalb des von ihr umschlossenen Areals hörten dieBestattungen auf.Was bleibt, ist in bezug auf die Eindeutigkeit der Grenzen ein merkwürdig desolates Bild. Grenzenwurden penibel genau unter Beachtung diverser religiöser Vorschriften gezogen, aber für das Lebenin der Stadt hatten sie nur eingeschränkt Bedeutung. Sie regulierten einzelne Vorgänge, z.B. dieLage der Nekropolen und den Aufenthalt militärischer Abteilungen, das Erlebnis der Stadt prägtensie spätestens seit der Zeit der Republik kaum noch.Obwohl römische Theoretiker wie Hyginus (de limit, Lachen. 1, 180, 1) selbst darauf hinweisen,daß eine Stadt am schönsten wie ein Lager mit vier Toren eingerichtet sei, weil dann die Wege vondraußen zum Markt für alle Bewohner gleich seien, hat sich diese Art keineswegs allgemeindurchgesetzt. Vielmehr ist eine Freiheit im Umgang mit Grenzen und ihrer Fixierung auch in derAnlage von Mauerringen spürbar. Sie und die mächtigen Tore gelten als spezifisch römischeErrungenschaft. Angesichts der mächtigen Bauten von Aosta und anderer Orte wird gerne verges-sen, daß sie in ihrer praktischen und fortifikatorischen Funktion seit augusteischer Zeit offenbar un-tergeordnete Bedeutung besaßen. Nicht nur in Italien wurden einzelne Mauerringe gar nicht erst zuEnde geführt wie in Augusta Bagiennorum (Ligurien) oder mit Villen derart überbaut, daß sie21

eigentlich nur noch als Substruktionen dienten wie in den Vesuvstädten, sondern auch in den22

Provinzen und in Städten an den Reichsgrenzen. In Augusta Raurica z.B. wurden Tore undanschließend Kurtinen errichtet, ein durchlaufender geschlossener Ring aber fehlte. In Emporio -23

Ampurias in Spanien oder später in Timgad wurden die Mauern spätestens im 2. Jh. durch Häuser

Reale und immaterielle Grenzen Roms ... 147147

24. E. Ripoll Perellò, Ampurias (1979) 66ff. Plan 4ff. Erstaunlicherweise wurde die unter Hadrian angelegteNeustadt von Italica wieder mit einem Mauerring umgeben, A. Garcia y Bellido, Colonia Aelia Augusta Italica (1979)74ff. S. die Beiträge von J. Luzón Nogue und A. Blanco Freijero in P. Leon (Hrsg.), Italica (1982) 75ff. Die Mauerhatte also vor allem repräsentativen Wert. E. Boeswillwald - R. Cagnat - A. Ballu, Timgad (1905) 320ff. J. Lassus,Visite a Timgad (1969) 71ff. Abb. 39 Plan.25. AD III Taf. 38. A. Geffroy, RA 36,2, 1878 Taf. 14.26. Verf., in Die Regierungszeit des Kaisers Claudius - Umbruch oder Episode, Freiburg 1991 (1994) 245ff.27. L. Cassanelli u.a., Le mura di Roma (1974) 34ff.28. Verona: L. Franzoni, Verona - testimonianze archeologiche (1965) 76 Nr. 76. Abb. 56.29. G. Precht, KölnJbVFrühGesch 13, 1972-73, 124f. M. Carroll-Spillecke, KölnJbVFrühGesch 25, 1994 (imDruck).

ver- bzw. überdeckt.24

Dennoch müssen Stadtmauern in der Vorstellung von Stadt eine wichtige Rolle gespielt haben. DieEinheit Roms wird nach Vergil (georg. III 535) durch den Mauerring hergestellt, der angeblichgleich von Anfang an die sieben Hügel umfaßt. Bilder von Städten zeigen das deutlich, z.B. einRelief aus dem Fuciner See bei Avezzano (Abb. 3) , oder auch die prächtigen Tore, die erst in der25

frühen Kaiserzeit in Italien errichtet werden. Verona bietet die vielleicht schönsten Beispiele.26

Abb. 3: Avezzano, Relief mit Wiedergabe einer Stadt (Foto Alinari 47035)Diese Arten der Grenzziehung um die Städte herum hat offensichtlich kaum mehr praktischeBedeutung gehabt. Vielleicht konnte man dadurch besser Räuberbanden abwehren und leichterZölle erheben. So aufwendiger Riten und Bauten hätte es aber kaum bedurft. Vielmehr schuf derVerweis auf die Grenzen wohl eher ein spezifisches Gemeinschaftsgefühl. Die Proklamation undVorstellung von Grenze war wichtiger als ihre dingliche Gegenwart. Allerdings konnte ein Wandelder politisch-militärischen Situation die Vorstellung von Grenzen schlagartig ändern. Mit denÜbergriffen von Barbaren auf das Reich errichtete man z.T. gewaltige Befestigungen um dieStädte. Die Mauer des Aurelian ist nur ein besonders markantes Beispiel. Überall im Reich27

wurden bisweilen in großer Hast am Ende des 3. Jhs. n.Chr. und zu Beginn des 4. Jhs. solcheMauern errichtet oder - wie Deutz vor Köln - zusätzliche Festungen mit dichter Folge von28 29

Türmen.Hieran wird spürbar, wie sehr man in der mittleren Kaiserzeit auf die Befestigungen und sicherenGrenzen des Reiches vertraut hat. Aelius Aristides rühmt in seiner Rede auf Rom (39ff.), Mauern

148 Henner von Hesberg148

30. Zum Limes: B. Isaac, The Limits of the Empire (1990). Das beste Beispiel für Kataster bietet Orange: A. Piganiol,Les documents cadastraux de la colonie d'Orange, 16. Suppl. Gallia (1962). F. Salviat, RANarb 18, 1985, 277ff. Vgl.O. Behrends - L. Capogrossi (Hrsg.) Die römische Feldmeßkunst - Interdisziplinäre Beiträge zu ihrer Bedeutung fürdie Zivilisationsgeschichte Roms (1992).31. CIL 1 639-45 (Cippi) RE XIII (1926) 674. 680ff. s.v. Limitatio (Fabricius). Verf., in Bauplanung und2

Bautheorie der Antike, Koll. Berlin 1983 (o.J.) 120ff. (Grundrißpläne mit Grenzangaben).32. A. Carandini (Hrsg.) Settefinestre - una villa schiavistica nell'Etruria Romana (1985) 121ff.2

33. Pompeji: CIL X 1018. A. Varone, in Pompeji wiederentdeckt, Ausst. Hamburg 1993 (1993) 224 Nr. 160.Ephesos: D. Knibbe - H. Engelmann - B. Iplikcioglu, ÖJh 59, 1983, Beibl. 223 Nr. 59 a und b. Vgl. Ch. Börker u.a.,Die Inschriften von Ephesos II (1979) 235 Nr. 566.34. Vitr. 6,5.35. Ein prominentes Beispiel stellen die Brandmauern des Augustusforum dar: H. Bauer, in Roma - archeologia nelCentro I (1985) 229ff. Abb. 3ff.36. H. Jordan, Topographie der Stadt Rom im Altertum 1, 1 (1978) 427ff. Helbig III (1969) Nr. 2439-24484

(Tiberbegrenzung). W. Eck, in Die Wasserversorgung antiker Städte 2 (1987) 58ff.

seien um das Reich, nicht um die Stadt herumgeführt. "Über den äußersten Ring des Erdkreises legtihr ganz ähnlich wie bei der Umwallung einer Stadt noch eine zweite Grenzlinie an, die bewegli-cher und leichter zu bewachen ist ... Niemals vorher waren Mauern so stabil gebaut (R. Klein)". Inder panegyrischen Formulierung des Rhetors aus dem 2. Jh. n.Chr. war das Reich insgesamt durchdie Limesbefestigungen gegen die barbarische Welt außen herum geschützt. Im Inneren desReiches kamen gewiß andere Aspekte hinzu. Die Verwaltungsgrenzen der Städte und des Ter-ritoriums waren in Katasterplänen und Grundbüchern fixiert. Die Grenzen der Areale waren im30

Gelände vor allem im rechtwinklig geführten Wegenetz und wahrscheinlich auch an cippi erlebbar.Städtischer Grund muß dabei erkennbar von privatem getrennt gewesen sein. Dazu dientenwahrscheinlich wiederum cippi, die Grundstücke wurden aber auch großräumig durch Hecken undMauern herausgehoben. Villen z.B. oder Grabareale konnten auf dieselbe Weise abgegrenzt31

werden, wobei man sich in Einzelfällen auffälliger Zusätze bediente wie der verkleinerten Stadttür-me in den Villen aus der Umgebung von Cosa. Hierbei verändern sich freilich auch die Qualitäten32

von Grenzen. Denn mit einem Rückzug in die Lebenssphäre der Privatheit, wie es in der Kaiserzeitspürbar ist, gewinnen Aspekte der Abschirmung dieser Sphäre an Bedeutung. Der Zugang oder derEinblick wird deutlich erschwert.Die Trennung des öffentlichen Raumes von privatem dürfte innerhalb der Städte die schärfstenGrenzen hervorgebracht haben. Diese Grenzen werden streng kontrolliert und von Beamten oderselbst Kaisern revidiert. Die Häuser waren eindeutig abgesetzt und von hohen Mauern um-33

schlossen. Das gilt freilich in gleicher Weise für öffentliche Anlagen wie Thermen, Marktgebäude34

und für Tempelbezirke. Dabei konnten innerhalb der Areale im öffentlichen Besitz zusätzliche35

Begrenzungen hinzukommen. So wurden z.B. die Fora in der frühen Kaiserzeit fast durchweggegen den Wagenverkehr gesperrt, und Wasserleitungen und Flußläufe durch einen breitenLandstreifen zu beiden Seiten geschützt, in dem nicht gebaut werden durfte . Heiligtümer besaßen36

ihre eigenen, sakral sanktionierten Grenzen. Wiederum gibt es dabei zeitlich und räumlich bedingteVeränderungen.Rom selbst war ja angeblich schon durch Servius Tullius in vier regiones aufgeteilt worden, nachdenen die tribus hießen und die die sog. Argeerkapellen als religiöse Mittelpunkte besaßen.Augustus erweiterte in den Jahren 12-7 v.Chr. die Zahl auf 14, wobei die Viertel vor allem wohlVerwaltungseinheiten darstellten, denen entsprechende cohortes vigilium (Feuerwehreinheiten)zugeordnet waren. Rom hat in der Zeit der Republik als extrem unübersichtlich und deswegen auch als unschön

Reale und immaterielle Grenzen Roms ... 149149

37. Verf., in Munus non Ingratum, Vitruvkolloquium Leiden (1989) 134ff.38. Plin, n.h. 36, 21. J.-M. Roddaz, Marcus Agrippa (1984) 150f.39. H. Jordan, Topographie der Stadt Rom II (1871) 539ff.40. Caesar: Suet., Caes. 46. L. Arruntius Stella: Mart. 12, 3, 9.41. In Paestum wird damit die Anlage des Forums verbunden, M. Mello, Paestum Romana (1974) 137ff. E. Greco -D. Theodoresen, Forum Nord, Poseidonia - Paestum III (1987) 11ff. in Pompeji verschiedene Gebäude, V. Kockel,in Römische Gräberstraßen, AbhMünchen (1987) 182f.42. E. Ripolee Perelló, Ampurias (1979) 9ff. Plan.43. E.M. Steinby (Hrsg.), Lexicon Topographicum Urbis Romae A-C (1993) 247ff.

gegolten . Caesar soll deshalb seine Errichtung an anderer Stelle geplant haben (Cic., Ad Att. 13,37

33, 1.). Mit der neuen Binnengliederung schafft man keine Zusammenhänge und die Möglichkeitneuer Beziehungsgeflechte innerhalb der Stadt. In gleicher Weise hat es auch Agrippa währendseiner Aedilität 34/33 v.Chr. mit der Anlage von ca. 700 Brunnen erstrebt. Auf diese Weise38

entstehen einander überlagernde Kommunikationssysteme der innerurbanen Gemeinschaftlichkeit.Diese Eingriffe bleiben nicht ohne Folgen, denn die vici gewinnen offenbar nach der Teilungzunehmend den Charakter zusammengehöriger Viertel, die im 2. Jh. n.Chr. eigene Namen anneh-men, z.B. Trans Tiberim (Trastevere). Die Regionenverzeichnisse der konstantinischen Zeit gebeneine genaue Auflistung ihrer Gebäude, was zusätzlich für eine verwaltungsmäßig vorgenommeneUnterteilung spricht. Die Regionenteilung wurde später auf Konstantinopel übertragen. Hinzu39

kamen in Rom noch die vici, ebenfalls unter Augustus eingerichtet, deren Zahl sich in flavischerZeit auf 307 belief. Sie waren vor ihm religiös motiviert und sollten den Kaiserkult pflegen. Obsich die Grenzen von vici und regiones im Stadtbild an Trennlinien bemerkbar machten, bleibteher unwahrscheinlich.Ebenso fehlen alle Zeichen für eine soziale Abgrenzung nach Stadtvierteln. Selbst in einem derübelsten Viertel Roms, den Subura, haben Caesar und Mitglieder des Senats wie der Konsul L.Arruntius Stella gewohnt. Oft rückten ja Neusiedler oder Veteranen in bestehende Bürgerstädte40

ein, so 272 v.Chr. in Paestum oder 89 v.Chr. in Pompeji. Es gibt nicht die geringsten Hinweise41

darauf, daß als Folge eines der beiden Bevölkerungsteile sich in ein Ghetto zurückzog. WarenStädte durch Mauern unterteilt wie das in Spanien gelegene Emporio, handelt es sich wohl auch42

um rechtlich getrennte Gebiete. Dies läßt sich auch bei Berufs- und Religionsgemeinschaften nichtbeobachten. Nur das Militär blieb ganz an das Lager gebunden, in Rom sehr deutlich im Prätoria-nerlager und in den kleinen Lagern der vigiles und der equites singulares zu sehen.43

Römische Städte waren im Inneren durchlässig und wirkten integrierend. Dies prägte auch dasStadtbild. Denn innerhalb des öffentlichen Raumes existierten nur eingeschränkt Grenzen. Viel-mehr gab man sich offen. Die Grenzen dienten der Orientierung und Ordnung. Mit ihrer Hilfeerlebte man die Bedeutung der umschlossenen Räume. Je nach Gestaltung der Grenzen konntedabei die Bedeutung hervorgehoben oder gemindert werden, in der Kombination verschiedenerindividuell gestalteter Grenzziehungen wie z.B. bei der Anlage der Städte konnte auch ein ganzesBedeutungsfeld evoziert werden. Der Gründungsakt im sulcus primigenius, die sakrale Unantast-barkeit im pomerium und der Schutz der Bürger und ihres Gemeinwesens in der Mauer. ImUnterschied zur griechischen Praxis und auch zu modernen Erscheinungen liegt in der Veranschau-

150 Henner von Hesberg150

lichung der Grenzziehungen und dem differenzierten Spektrum verschiedener Formen die Eigenartvon Grenzen im Imperium Romanum.

Gruppen und Grenzen in der griechischen Stadt 151151

1. Einen knappen Überblick mit weiterführender Lit. bei Schmitt-Pantel 1990, bes. 205 ff. Bei der Komplexität derhier erwähnten Fragekomplexe ist es nicht möglich, die reiche Sekundärliteratur ausführlich zu zitieren. Ichbeschränke mich daher auf die wichtigsten Werke der neueren Literatur, in denen weiterführende Hinweise zu findensind.2. Die Problematik der verwendeten Begriffe Stadt, Polis, Staat kann in diesem Zusammenhang nicht näher erörtertwerden. Vgl. dazu bes. Kolb 1984, 12 ff.; ders. 1994, 181 ff.; Sakellariou 1984; Gawantka 1985; Audring 1989;Lewis 1990; 245; 260 ff.3. Zu diesen Bevölkerungsgruppen vgl. Garlan, 1983; Davies, 1983, 109 ff.; Traill 1975; Whitehead 1979.

REINHARD SENFF

GRUPPEN UND GRENZEN IN DER GRIECHISCHEN STADT

Die Bevölkerung jeder griechischen Polis erweist sich nach den literarischen und epigraphischenQuellen als ein dichtes Netz gesellschaftlicher, politischer und religiöser Gruppen, die in ihremUmfang von den Mitgliedern eines einzelnen Oikos über größere Verbände wie Phylen oderPhratrien bis hin zum Demos reichen, in seiner umfassendsten Wortbedeutung der freien Gesamtbe-wohnerschaft auf dem Polisterritorium. Der Versuch, auch nur die wichtigsten Gruppen zu charak-terisieren, würde bei weitem den hier zur Verfügung stehenden Raum sprengen. Ich möchte mich1

daher im folgenden darauf beschränken, einige Schlaglichter auf die für unser Thema in derarchäologischen Forschung besonders wichtigen und ergiebigen Mate-rialkomplexe und die damitverbundenen Fragestellungen zu werfen.Versucht man auf der Grundlage der materiellen Hinterlassenschaft griechischer Städte oderStaatsgebilde Aussagen über die Gruppen zu machen, aus denen sich ihre Bevölkerung zusammen-setzt, die Abgrenzung gegeneinander oder die Überwindung der Grenzen, so wird sich das Resultatin Vielem nicht mit dem decken, was aus der Interpretation schriftlicher Quellen entsteht. Viele2

Fragen können mit dem Bestand der erhaltenen Denkmäler nicht beantwortet werden. Dies hathauptsächlich zwei Gründe. Zum einen hängt die Möglichkeit, Antworten auf bestimmte Fragen zuerhalten, natürlich von dem - oft zufälligen - Erhaltungszustand ab. Zum anderen engen dieGrenzen der Gattungen, innerhalb derer die Gegenstände ursprünglich geschaffen worden sind, diemöglichen Fragen weiter ein. Daraus ergeben sich Blickwinkel und Erkenntnisgrenzen der Ar-chäologie. Eines der auffälligsten Resultate ist, daß die archäologischen Dokumente zusammengenommen einauf den Kopf gestelltes demographisches Bild antiker Städte zeichnen, wenn wir die quantitativeVerteilung der Bevölkerung auf bestimmte Gruppen nach literarischen oder epigraphischenAnhaltspunkten zu Grunde legen.Während die ausgegrabenen Häuser, öffentlichen Bauten und Grabanlagen zahlreiche, auchdifferenzierte Informationen zu archaischen Adelsfamilien oder den Bürgern der klassischenDemokratien liefern, müssen Aussagen zu Metöken oder Sklaven, die zahlenmäßig sicher einengrößeren Anteil an der Gesamtbevölkerung hatten, sehr pauschal bleiben, weil hier kaum Materialfür eine archäologische Untersuchung vorhanden ist. Die uns erhaltenen Kunstobjekte oder Bauten3

wurden meist von einer geringen Zahl Begüterter, die zu ihrer Herstellung die erforderlichen Mittelbesaß, in Auftrag gegeben. Auf die Angehörigen der unteren Gesellschaftsschichten kann dagegenmeist nur indirekt geschlossen werden, da sie nicht in gleicher Weise wie die Adligen und dieVollbürger Immobilien besaßen oder mit anderen anspruchsvollen Monumenten in Erscheinungtreten konnten.Wichtigste Informationsquelle sind in unserem Zusammenhang Bauwerke öffentlicher und privater

152 Reinhard Senff152

4. Zum Symposion und seiner Bedeutung vgl. Gossel-Raeck 1990 m. Lit., Osborne 1983.5. Zu dieser Frage ausführlicher Hölscher 1973; Knell 1990.6. Spahn 1980, 539 ff.7. Aristoteles, Politik 1252 b 10; 1253 b 1 ff. Vgl. Kolb 1994.8. Zur griechischen Kolonisation in diesem Zusammenhang vgl. Purcell 1990. Zu kolonialen StadtanlagenHoepfner/Schwandner 1994, 1 ff. mit weiterer Lit.9. Einen Überblick über die am besten bekannten Orte unter diesem Aspekt gibt Drerup 1979.

Art oder Monumente wie Statuen und Inschriften. Für die "Stadtkulturgeschichte" im weiteren Sinnsind aber auch Gegenstände von Interesse, die nicht unmittelbar im Weichbild der Stadt oder ihremUmland in Erscheinung traten, dafür aber wichtige Elemente des Stadtlebens festhalten, die ander-weitig nicht oder nicht so detailliert überliefert sind. Beispielsweise berichten die Bilder griechi-scher Vasen viel über das Symposion, einen der Kristallisationspunkte der griechischen (Män-ner)kultur und wohl eines der tragenden Elemente "urbaner" Lebensweise. Reliefs wie der Parthe-4

nonfries enthalten wichtige Informationen über den Festzug anläßlich der großen Panathenäen,dessen Verlauf vom Pompeion bis zur Akropolis einen wesentlichen Teil Athens geprägt hat. DieDeutung dieser Bilder bereitet allerdings oft Schwierigkeiten, da mythische Ereignisse häufig andie Stelle historischer oder gesellschaftlicher Vorgänge treten. Der Mythos ist zwar nicht gesell-schaftsunabhängig entstanden und hinter ihm können sich konkrete historische Konstellationenverbergen, nur ist es nicht immer leicht, diese hinter den Chiffren aufzuspüren. Wichtigster5

Grundbestandteil der griechischen Polis ist zu allen Zeiten die Familie, der einzelne Oikos, wobeidas Wort gleichermaßen die Blutsverwandten und die im weiteren Kreis dazugehörigen freien undunfreien Mitbewohner des Hauses, als auch das Gebäude selbst in seiner physischen Beschaffenheitbezeichnet. In den homerischen Epen, besonders aber bei Hesiod spielt der Oikos eine wichtige6

Rolle, und noch in späteren staatstheoretischen Schriften, wie der Politik des Aristoteles, wird vomeinzelnen Haushalt in politischer Hinsicht als Grundeinheit der Polis ausgegangen. Aus der 7

Perspektive des mittelständischen Bauern empfiehlt Hesiod die Konzentration auf den eigenenOikos und seine Vergrößerung, gemäß der Überzeugung, "im Hause ist es besser; denn was vor derTür ist, bringt Schaden" (Erga 365). Das Beste ist die größtmögliche Autarkie des einzelnenHausstandes, die seiner Meinung nur durch eigene Arbeit erreicht werden kann. Die sozialeStellung des Einzelnen ist ganz vom Besitz des Hauses und dem damit verbundenen landwirt-schaftlichen Betrieb abhängig, und der Verlust zieht den völligen gesellschaftlichen Abstieg nachsich. Hier scheint es keine Auffangmöglichkeiten in übergeordneten Sippenverbänden oder anderengesellschaftlichen Gruppen zu geben. Auch in größeren Siedlungen, dem Dorf Askra oder dernächsten Polis erkennt Hesiod keine wertvollen gesellschaftlichen Beziehungen. Hesiod dürfte hierallerdings ein extremes Unabhängigkeitsideal vertreten, denn schon im 7. Jh.v.Chr. sind unsnamentlich in den Kolonien zahlreiche Beispiele von Stadtgebilden bekannt, deren interne Raum-gliederung ohne ein hohes Maß an gesellschaftlichem Konsens kaum vorstellbar ist. GleichgroßeHausparzellen und Landlose setzen politische Absprachen und regulierende Mechanismen voraus,wie das Phänomen der griechischen Kolonisation überhaupt ein großes Maß an Kommunikationund Mobilität in der frühen griechischen Gesellschaft beweist.8

Die vom Denkmälerbestand her nächstliegende Frage ist die nach der topographischen Aufteilungdes Stadtgebietes und der Verbindung von Gebäuden mit bestimmten Bevölkerungsgruppen. Suchtman gleichsam stratigraphisch in den ältesten Schichten der Städte nach Zeugnissen für die frühenPhasen der geometrischen und archaischen Epochen, so muß man generell feststellen, daß es bishernicht möglich ist, in dieser Zeit die Bevölkerungsgruppen nach bestimmten Wohnverhältnisseneindeutig und großflächig zu klassifizieren. Vom Grabungsbefund her läßt sich in der Regel nochnicht sagen, wo die reichen oder ärmeren Bevölkerungsteile einer Stadt wohnten, oder wie siewohnten. Von den Wohnsitzen der Tyrannen oder Oligarchen einer Stadt fehlen leider auch da alle9

Gruppen und Grenzen in der griechischen Stadt 153153

10. Kiegeland 1993; Marzolff 1994, 261.11. Ein regelrechter Palast wie der von Larissa am Hermos ist eine seltene Ausnahme, in diesem Falle deutlich unterdem Einfluß der angrenzenden orientalischen Königreiche, vgl. Boehlau/Schefold 1940; Lauter 1975; Kiegeland1993, 50 f.12. Vom Ausgräber wurde der Antenbau von Emporio als Fürstensitz gedeutet (Boardman 1967, 31 ff., 249). H.Drerup hat aber darauf hingewiesen, daß es hier keine der in diesem Fall notwendigen Wirtschafts- und Vorratsräumegibt und eine Deutung als Versammlungsraum der Bürgerschaft vorgeschlagen ( Drerup 1979, 90.). Ein ähnlichesProblem gibt es auch bei der Interpretation des Gebäudes in IV-1 von Nichoria vgl. Sourvinou-Inwood 1990, 6 m.Anm. 38. Vgl. auch Mazarakis-Ainian 1988.13. Zu Delos vgl. Kreeb 1988; Hoepfner/Schwandner 1994, 293 ff.14. Vgl. die ältesten Phasen der Besiedlung in Milet, v.Graeve/Senff 1990, 44 ff. oder Megara Hyblaea:Vallet/Villard/Auberson 1976, 263 ff.; 410 f.15. Stein-Hölkeskamp 1989, 64 ff.; Welwei 1992, 87 ff. m. weiterer Lit.16. Audring 1981; vgl. Lohmann 1993, 123 ff. Eine Übersicht des Größenspektrums klassischer Bauernhöfe Attikasfindet sich bei Lohman a.O. und Lauter 1980, 279 ff.17. Maass 1993, 204 ff.; Kolb 1977.

Spuren, wo uns literarische Quellen über das Vorhandensein ihrer Wohnungen informieren. Geht10

man vom Grundriß ausgegrabener Gebäude aus, so können lediglich in einzelnen Fällen inbesonders großen Bauten die Residenzen der Aristokraten vermutet werden. Aber hier ist auch11

nicht immer klar, ob es sich um Adelssitze oder kollektive Repräsentationsbauten früher Polis-gemeinschaften handelt, die architektonische Elemente des aristokratischen Megarons über-nehmen. Es ist allerdings ziemlich sicher, daß zumindest die städtischen Wohnungen auch der hö-12

heren Gesellschaftsschichten nicht besonders aufwendig waren, und auf keinen Fall dem Anspruchgenügten, den größere Stadthäuser späterer Epochen, etwa auf Delos oder in Pompeji verkörpern.13

Der Großteil der Bevölkerung wohnte in bescheidenen Häusern, die anfangs meist nur aus einemeinzigen, für alle Zwecke benutzten Raum bestanden und erst nach und nach mehrere oft um einenHof gruppierte Räume umfaßten. Die Verdichtung der innerstädtischen Bebauung führte in der14

Folge zur Abgrenzung des Bodenbesitzes, zunächst vielleicht mit Zäunen oder Hecken, schließlichdurch solide Mauern, die zwischen den Einraumhäusern gezogen wurden. Bei Häusern auf demLand war eine Hofmauer aus Schutzgründen wohl schon von Anfang an unerläßlich.Mehr als irgendeine andere Bevölkerungsgruppe hat in archaischer Zeit die Aristokratie sichtbareSpuren auf dem Polisterritorium hinterlassen. Das liegt in erster Linie an der Konzentrationwirtschaftlicher und finanzieller Macht in den Händen der Oberschicht. Ihre Ressourcen ermöglich-ten es den Mitgliedern der reichen Familien nicht nur, feste Häuser in den Siedlungszentren oderaufwendige Landhäuser zu erbauen. Besonders die kostbaren Weihgeschenke in den Heiligtümernoder die großen Grabanlagen sind dem Bestreben der einzelnen Adelsfamilien zu verdanken, Machtund Reichtum zur Schau zu stellen. Die uns bekannten Grabstätten konzentrieren sich an den15

wichtigen Toren der Städte, finden sich aber auch zu allen Zeiten auf dem Lande in der Nähegroßer Gutshöfe, was darauf schließen läßt, daß ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung auf demLande lebte und nicht nur von der Stadt aus Ackerbau betrieben wurde.16

Bezeichnend für das Konkurrenzverhalten der großen Familien in der archaischen Epoche ist dieÜberschreitung der Territorialgrenzen der eigenen Polis. Der Wettstreit ist natürlich umsowirkungsvoller, je größer die Bühne ist, auf der er ausgetragen wird; daraus resultiert die reicheAusstattung panhellenischer Heiligtümer wie Olympia oder Delphi. Selbst da, wo es umHegemonialbestrebungen innerhalb eines Gemeinwesens geht, können auswärtige Heiligtümer zumSchauplatz der Ansprüche werden, wie Delphi im Falle der Auseinandersetzung zwischen Alkmäo-niden und Peisistratiden um die Macht in Athen. Auch in ihrer Familienpolitik überschreiten die17

adligen Familien die engen Grenzen der Polis. Mit Heiraten oder politischen Bündnissen werdenBeziehungen zu weit entfernt liegenden Gemeinwesen geknüpft. Im Vordergrund steht hier in erster

154 Reinhard Senff154

18. Stein-Hölkeskamp 1989, 24 ff.; 157 ff.19. Stein-Hölkeskamp 1989, 74; Berve 1937, 7 ff.20. Welwei 1992, 151.21. Vgl. dazu mit weiterer Literatur Marzolff 1994, 261 m. Anm. 35; Gruben 1991; Mazarakis-Ainian 1988.22. Schneider/Tuchelt 1989.23. Kurze Zusammenfassung mit der wichtigsten Literatur bei Schneider/Höcker 1990, 78 ff.24. Schneider/Höcker 1990, 109 Abb. 74.25. Zur sozialen Bedeutung des Symposion s. bes. Osborne 1983; Schmitt-Pantel 1990.

Linie das partielle Interesse des adligen Oikos, nicht ein dieser Zeit noch fremdes Gemeinschafts-gefühl als Polisbewohner. Dementsprechend weit gestreut kann der Grundbesitz adliger Familien18

sein. Peisistratos hatte Besitzungen in Thrakien, Miltiades besaß Land auf der thrakischen Cherson-nes. Ausdruck der Verfügung über den Landbesitz sind Bauern- oder Gutshöfe. Archaische19

Grenzsteine sind zwar bisher nicht identifiziert, müssen aber existiert haben, da Solon in seinenGedichten die Entfernung von Horoi aus dem attischen Boden als Teil seiner Reformen nennt.20

Hinzu kam bei den reicheren Familien sicher noch ein Stadthaus im politischen Zentrum. Im sakra-len Bereich konnten sich adlige Familien durch die exklusive Benutzung von Heiligtümern von denübrigen Polisbewohnern abgrenzen. Die Kulte galten heroischen Ahnen der Vorzeit, aber auchGöttern, die eine besondere Bedeutung für die Familie hatten. Auf diese Kulte weisen besonders dieOpfermahltempel hin, größere Gebäude mit einem Herd zur Zubereitung von Speisen im Innern,einem Sockel für das Kultbild und an den Wänden umlaufenden Bänken für die Kultgemein-schaft. Im Falle des Temenos an der heiligen Straße von Milet nach Didyma waren einige der21

Familienangehörigen für die Vorbeiziehenden sogar im Verein mit mythischen Sphingen alsthronende Sitzstatuen besonders herausgehoben.22

Auf der Akropolis von Athen sind aufwendige Marmorstandbilder von Jagdhunden, Pferden,sportlichen jungen Männern und schönen Mädchen sichtbarer Ausdruck des Wertekanons derattischen Aristokratie. In dem Maße, wie zu Anfang des 5. Jh.v.Chr. andere Gesellschaftsgruppen23

wirtschaftlich und sozial aufsteigen, verschwinden aber die festen Grenzen, die in archaischer Zeitklar bestimmte Darstellungen an die Oberschicht banden. Beispielsweise ist der Stifter der sog.Töpferstele von der Akropolis im Hinblick auf seine soziale Zugehörigkeit eigentlich ein "Banau-se". Die kunstvolle Frisur, das sorgfältig drapierte Gewand und das fein gedrechselte Sitzmöbel24

orientieren sich jedoch ganz an dem Adelsideal der "Kalokagathia", wie es uns die archaischenStatuen der Aristokraten vorführen und lassen keinen Unterschied zu Darstellungen Adligererkennen. Daß der Auftraggeber aus seinem Beruf keinen Hehl macht, zeigen die beiden Trink-schalen, die hier eindeutig nicht im Verwendungszusammenhang des Symposion erscheinen,sondern als Hinweis auf die Grundlagen seines Wohlstands.Besonders deutlich wird im archäologischen Material die Übernahme exklusiver adligerVerhaltensweisen durch die bürgerliche Gesellschaft in der großen Verbreitung von Symposiendar-stellungen auf bemalten Trinkgefäßen und mit der deutlichen Zunahme von Klinenräumen in derWohnarchitektur, die zeigen, daß es sich nicht nur um eine gedankliche, sondern auch um einewirkliche Übernahme dieser Gewohnheiten handelt. Das Symposion, ursprünglich die Eß- undTrinkgemeinschaft des adligen Anführers mit seinen gleichgestellten Hetairoi hatte sich in ar-chaischer Zeit unter orientalischem Einfluß zum Inbegriff des Luxus entwickelt. Die Bilder auf25

Vasen, Reliefs oder Grabwänden zeigen alle Elemente der Adelskultur - von kunstvoller Aus-stattung der Räume bis zur Integration musikalischer und artistischer Darbietungen. Dargestelltsind aber nicht mehr nur die Aristokraten oder deren große Vorbilder Achill und die anderentrojanischen Helden, sondern auch Angehörige der Bürgerelite - nach der Beischrift des BrüsselerStamnos (Abb.1) in diesem Fall sogar der Vasenmaler Smikros, dessen Spitznahme, "der Mickrige"

Gruppen und Grenzen in der griechischen Stadt 155155

26. Gossel-Raeck 1990, 220f.27. Zum Veränderungsprozeß in Attika s. Welwei 1992, 161 ff.28. Salmon 1977.

neben einer der Figuren zu lesen ist.26

Wir sind zwar nur für das archaische Athen so detailliert über die politischen Veränderungeninformiert, die im Laufe der archaischen Epoche die Adelsfamilien immer mehr zugunsten einergrößeren Anzahl gleichberechtigter Bürger entmachteten, die Tendenz ist aber auch in anderenPoleis zu erkennen. Ein wichtiger Faktor dafür dürfte die schon im 7. Jh.v.Chr. erfolgte Ein-27

führung der Hoplitenphalanx gewesen sein, die die militärische Bedeutung des aristokratischenEinzelkämpfers stark einschränkte und andererseits die Bürger als Hopliten unmittelbar ihreWichtigkeit für das Gemeinwesen erleben ließ. In einzelnen Stufen über die solonischen und28

kleisthenischen Reformen bis hin zur Bürgerrechtspolitik des Perikles wird die Stellung desattischen Oikos und der einzelnen Familie als kleinster Funktionseinheit der Polis kontinuierlichgestärkt. Diese Reformen legten großen Wert auf die Modalitäten der Eheschließung als staatlicherInstitution, die Legitimierung der Nachkommenschaft und daran gekoppelt die Kontinuität vonBoden- und Hausbesitz. Entscheidendes Ergebnis war die rechtliche Gleichstellung der einzelnenattischen Oikoi.

Abb.1: Smikros beim Symposion, nach E. Simon, Diegriechischen Vasen 1981, Abb. 110

Die Reformen von Solon und Kleisthenes führten im Endeffekt zu einer stärkeren Gleichverteilungvon Grundbesitz und erweiterten den Kreis der an der aktiven Politik Beteiligten. Die Bestimmun-gen über Bürgerrechte, wie sie in der Verordnung des Perikles gipfelten, zeigen nun unverkennbardas Bestreben, politische Aktivitäten und Bürgerrechte mit dem Territorium zu verknüpfen und die

156 Reinhard Senff156

29. Dazu Stein Hölkeskamp 1989, 225.30. Siewert 1977.31. Xenophon, Poroi 2,6; Lewis 1990, 249. Zur Frage nach dem Wohnort der Metöken vgl. Thür 1989.32. Jones 1975; Hoepfner/Schwandner 1994.33. Die Schwierigkeiten beschreibt Jameson 1990, 172 f., 191 ff. ausführlich.

übergreifenden Beziehungen der Aristokraten zu beschneiden. Um seiner Politik Glaubwürdigkeitzu verleihen, kündigte Perikles die Abgabe seines ererbten Landbesitzes an den Demos für den Fallan, daß sein Besitz im Krieg wegen seiner Gastfreundschaft mit dem spartanischen König verschontwürde. Wie wichtig die Bindung der Bürger an den Boden für den Staat wird, zeigt in Athen bei-29

spielsweise der Eid der Epheben, die auf "die Grenzen der Heimat, die Felder von Weizen undGerste, die Weinberge, die Oliven und Feigen" schwören .30

Die Gruppe derer, die in Athen die Politik machten, war nun zwar größer geworden, aber immernoch exklusiv. Eines der wichtigsten Privilegien des freien Bürgers der griechischen Polis war derBesitz von Grund und Boden. Nur in Ausnahmefällen und als eine Belohnung konnte auchNichtbürgern der Grundbesitz erlaubt sein. Daß hier ein Unterschied zwischen einer bloßenWohnstätte in der Stadt und der Landwirtschaftsfläche gemacht wurde, zeigen ÜberlegungenXenophons, der um die Mitte des 4. Jh.v.Chr. zur Belebung der ökonomischen Situation Athensden Metöken den Erwerb eines Stadthauses zugestehen will, aber natürlich nicht an die Vergabevon Ackerland denkt.31

Seit der ersten Hälfte des 5. Jh.v.Chr. ist unser Bild von griechischen Städten nicht mehr ganz solückenhaft wie in den Perioden zuvor. Sowohl im Hinblick auf das Aussehen der Häuser als auchfür das gesamte Stadtbild wird das Material nun zunehmend reicher. Von primärer Bedeutung fürdie archäologische Forschung ist in diesem Zusammenhang die Untersuchung der Stadtanlage unddes "öffentlichen Raumes", andererseits des Hauses, seiner internen Organisation, seiner Wendungnach außen und der Einfügung in den Gesamtorganismus der Stadt. Das Augenmerk richtet sich32

dabei sowohl auf die Raumdisposition als auch auf die Ausstattung; Fundobjekte, Dekorationen,Fassadengestaltung werden auf ihre Aussagemöglichkeit zur Raumnutzung hin untersucht.Funktionen sind leider nicht zu allen Zeiten gleich gut erkennbar. Für die vorklassischen Periodentappen wir meist noch im Dunkeln, was einerseits am unzureichenden Material liegt, andererseitsdurch die offenkundige Multifunktionalität der wenigen Räume dieser ältesten griechischen Häuserbedingt ist. So vereinen die bescheidenen Einraumhäuser im 7. Jh. oft Einrichtungen für Küche,Vorrats-, Wohn-, und Schlafzimmer in einem einzigen Raum. Erst im 5./4. Jh.v.Chr. verbinden sichdie differenzierter gewordenen Funktionen auch mit unterschiedlichen Raumeinheiten.Die Tätigkeits- oder Wirkungsbereiche der einzelnen Gruppen von Hausbewohnern lassen sichzwar nach antiken Quellen theoretisch in bestimmte Bereiche aufgliedern. Grob eingeteilt handeltes sich um die drei Bereiche von Männertrakt (Andronitis), Frauenbereich (Gynaikonitis) undWirtschafts-, Vorrats-, oder Gewerberäumen, in denen auch zum Haushalt gehörige Bediensteteoder Sklaven zu erwarten sind. In der materiellen Hinterlassenschaft kann man aber selten dieseBereiche deutlich identifizieren. In den Städten war der Raum knapp, meist haben die Häuser eine33

Grundfläche von ca. 100 - 250 m . Dazu kommt allerdings häufig ein zweites Geschoß über2

manchen Räumen, so daß sich die gesamte Wohnfläche etwas vergrößert. Diese Beschränkungenmachten seit der Frühzeit eine relativ große Flexibilität in der Raumnutzung und -disposition nötig.Das trifft nicht nur auf das Stadthaus, sondern auch auf ländliche Bauernhäuser oder Gutshöfe zu;auch hier lassen sich mit wenigen Ausnahmen keine standardisierten Raumtypen feststellen, die anbestimmte Funktionen gebunden sind.

Gruppen und Grenzen in der griechischen Stadt 157157

34. Jameson 1990, 183; 188 ff. Zur zentralen Rolle des Andron im griechischen Hausbau vgl. die zahlreichen Belegebei Hoepfner/Schwandner 1994, bes. 327.35. Vgl. die Rekonstruktion bei Hoepfner/Schwandner 1994, 216 f, Abb. 212.36. Hoepfner/Schwandner 1994, 93 ff.; 146 ff.; 210 ff.37. Diese Ansicht vertreten auch Hoepfner und Schwandner 1994, 327 mit Berufung auf F. Preißhofen.38. Jameson 1990, 187; Walker 1993.39. Walker a.O. Auch unter günstigen Bedingungen ist der Befund aber nicht immer eindeutig. Vgl. z.B. den Raum5 des Hauses 22 in Block 6.4 von Halos, wo neben 104 Webgewichten auch eisernes Ackergerät gefunden worden ist,Reinders 1994, 220.40. Beispiele bei Richter 1966. Zur Einrichtung vgl. Hoepfner/Schwandner 1994, 98 ff., Abb. 139; 216 ff., 318 ff.;Walker 1983, 82 f.41. Dazu ausführlich Reinsberg 1989, 18 ff., 42.42. Lacey 1983, 152 ff.; Reinsberg 1989, 38

Zu den Ausnahmen zählen solche, deren Funktion feste Installationen voraussetzt. So werden schonin archaischer Zeit beispielsweise Herde oder Backöfen in gesonderten Räumen untergebracht.Dieser Bereich entwickelt sich in der Folge zu einem festen Bestandtteil des Hauses und wird wohlder hauptsächliche Tätigkeitsbereich der Frauen und des Gesindes gewesen sein.Von den Räumen mit speziellen Funktionen ist der am sichersten zu identifizierende Raum derAndron, der als Gesellschaftszimmer der Männer oder als Raum für die Erledigung geschäftlicheroder politischer Angelegenheiten diente. In den Andrones ruhte man auf Klinen, so daß die34

Abmessungen des Raumes stets auf die Aufstellung der einigermaßen genormten Ruhebettenentlang der Wände Rücksicht zu nehmen hatten. Es mußte Platz für mindestens drei Klinenvorhanden sein, die bei der Tür beginnend so aufgestellt wurden, daß der Eingang häufig etwas ausder Mitte verschoben war. Als selbstverständlicher Teil bei der Neuanlage von Häusern begegnen35

sie erst seit dem 5. Jh.v.Chr. (Olynth, Kassope, Priene). In jedem Falle ist in ihnen eine Ver-36

breitung gesteigerter Wohnansprüche zu erkennen, man hat hier sogar den Ausdruck einer all-gegenwärtigen Durchdringung des städtischen Bereichs mit politischen Funktionen sehen wollen,sozusagen die kleinsten Keimzellen der Demokratie.37

Außer den Männern hatten nur die Kinder Zugang zu den Andrones, erwachsene, auch verheirateteFrauen waren ausgeschlossen. Der Andron lag so, daß er entweder direkt vom Hauseingang oderüber einen kleinen Innenhof evtl. noch durch einen Vorraum zu betreten war. Jedenfalls ziemlichschnell und direkt von der Straße aus, so daß der Gast wenig Einblick in die übrigen Räume desHauses hatte und nicht mit den anderen Hausbewohnern in Kontakt kam.Die Frauenräume (Gynaikonitis) bildeten eine abgeschlossene Welt, die nicht ohne weiteres zu be-treten war. Im Unterschied zum Andron sind sie nicht mit einem festen Bautyp zu verbinden oderin einem bestimmten Bereich des Hauses zu lokalisieren. Oft wird angenommen, daß sie wegen desbesseren Schutzes im oberen Stockwerk des Hauses lagen, aber aus den literarischen Quellenerfahren wir, daß sie auch unten gelegen haben können. Nur selten legen Funde von typischen38

weiblichen Gebrauchsgegenständen wie Webgewichten die Benutzung von Räumen durch Frauennahe. Die Einrichtung dürfte sich nach dem Ausweis von Vasenbildern wie die des restlichen39

Hauses auf das Nötigste beschränkt haben.40

Nach griechischer Auffassung war der Tätigkeitsbereich der Frauen, besonders der begütertenGesellschaftsschichten, auf das Haus beschränkt, im Wesentlichen auf Kinderaufzucht und Klei-derherstellung. Gerade im Hinblick auf die Sicherung des Besitzes für die Familie muß man dieAbschließung der Frauen im Zusammenhang mit dem für das Fortbestehen des Oikos wichtigenBestreben sehen, illegitimen Nachwuchs zu verhindern. Schon allein das unangekündigte Betreten41

des Hauses in Abwesenheit des Hausherrn konnte den Verdacht des Ehebruchs heraufbeschwören.42

Auch die Einkäufe wurden von den Männern getätigt. Ansonsten bildete das gemeinschaftliche

158 Reinhard Senff158

43. Reinsberg 1989, 49 ff. Auf den eigens für den Totenkult hergestellten weißgrundigen Lekythen sind Frauenbesonders häufig zu sehen, s. Wehgartner 1983.44. Pfisterer-Haas 1990, 439 ff. Zu den Thesmophorien vgl. Der kleine Pauly 5, Sp.751 f.; Burkert 1977, 365 ff.45. Schmaltz 1983, 213 f.; Petrakos 1991, 34 ff. mit Rekonstruktionen der Gräberstraße von Rhamnous.46. Zu den Korenfiguren der Akropolis s. Schneider 1975.

Auftreten der Familie den Rahmen, innerhalb dessen es Frauen möglich war, das Haus zu verlas-sen, etwa bei Hochzeiten, Begräbnissen oder der Verrichtung des Totenkultes, wie häufig aufattischen Vasen dargestellt. In ärmeren Schichten konnte dagegen wohl nicht so ohne weiteres auf43

die Arbeitskraft der Frauen verzichtet werden, hier werden Frauen auch außerhalb des Hause, etwabei der Feldbestellung eine Rolle gespielt haben.Frauen besaßen in der antiken griechischen Gesellschaft kein Bürgerrecht und waren so von derpolitischen Betätigung ausgenommen, es gab daher auch keinen Grund für sie, in der Öffentlichkeitaufzutreten. Lediglich durch die Bekleidung bestimmter Priesterämter konnten sie eine Funktionim öffentlichen Leben übernehmen. Außer den Priesterinnen nahmen auch andere Frauen anreligiösen Festen teil, in einigen wie den Panathenäen oder den Lenäen in Athen hatten sie wichtigekultische Handlungen auszuführen; die Thesmophorien waren sogar ein exklusives Frauenfest,dessen Fruchtbarkeitsriten allerdings wieder auf den Fortbestand der Gemeinschaft bezogenwaren.44

Den wenigen Möglichkeiten der Frauen außerhalb des Hauses in Erscheinung zu treten, entsprichtdie Beschränkung auf wenige Typen von Monumenten, mit denen sie im öffentlichen Raum präsentwaren. Von den Darstellungen im kultischen Rahmen wie dem Panathenäenzug war schon dieRede. Zahlenmäßig bedeutender sind Bildnisse in Heiligtümern oder auf Gräbern. Die Statuen oderReliefs rühmen formelhaft weibliche Schönheit oder Tugenden wie die Mutterliebe, individualisiertsind die Darstellungen lediglich durch Namensinschriften. Auch hier steht aber die Einbindung inden Oikos wieder deutlich im Vordergrund, denn schon äußerlich sind die einzelnen Grabmonu-mente z.B. durch einen gemeinsamen Unterbau zusammengefaßt, der sie dem Passanten alsunterschiedliche Illustrationen der Familientugend präsentiert. Auch die Korenfiguren der45

Akropolis, die heranwachsende Mädchen in kostbarer Kleidung und reichem Schmuck zeigen,werden von Männern, wohl den Familienvätern geweiht.46

Alle Charakteristika des griechischen Stadthauses lassen eine größtmögliche Abschließung von derAußenwelt erkennen (Abb. 2).

Gruppen und Grenzen in der griechischen Stadt 159159

47. Einige Beipiele für Türen und Fenster bei Schwandner 1979.48. Bildliche Darstellungen von Innenräumen, etwa auf attischen Vasen beschränken sich auf die notwendigstenRequisiten. Die Versteigerungsakten des Hausrates von Alkibiades und seiner Parteigänger, die sicher zu denwohlhabendsten Einwohnern Athens im 5.Jh.v.Chr. zählten, zeigen auch keinen besonderen Luxus derInneneinrichtung, vgl. Pritchett 1953.49. Vgl. z.B. Häuser aus Olynth, Hoepfner/Schwandner 1994, 112 ff.

Abb. 2: Attisches Stadthaus des 4. Jh.v. Chr., nach Thompson, H.A./ Wycherley, R.E., The Agora of Athens, The Athenian Agora Vol. 14,1971, Abb.44

Die Räume des Erdgeschosses sind um einen zentralen Hof gruppiert, der nur durch einen schmalenEingang zu erreichen ist. Manchmal dient hier sogar eine Art Pförtnerloge der Bewachung. Diegelegentlich rekonstruierbaren Türen sind äußerst stabil gebaut, die Fenster eher schmale Schlitze,schon deshalb, weil sie in Ermangelung von Glas in der kalten Jahreszeit einfach zugestopft wur-den. Das schmucklose Äußere verrät nichts über den Besitzstand des Eigentümers, aber auch das47

Innere war nach unseren Kenntnissen sehr sparsam ausgestattet.48

Im Laufe des 4. Jh.v.Chr. geht die Entwicklung dahin, ursprünglichen Wohnraum für kommerziel-le Zwecke auszugliedern und in Läden oder Werkstätten zu verwandeln. Dieser Bereich öffnet sichimmer zur Straße hin, kommuniziert aber selten mit dem Rest des Hauses direkt und läßt wiederdas Bestreben erkennen, den Zugang zu den privaten Räumen möglichst gut zu kontrollieren.49

160 Reinhard Senff160

50. Zur Terminologie "öffentlich - privat" vgl. Schmitt-Pantel 1990, bes. 208 f.51. Arist. Pol. 1274 b 29 ff. Eine knappe Darstellung dieses umfangreichen Themas bei Austin/Vidal-Naquet 1977,94 ff.; Bleicken 1991, 65 ff.52. Osborne 1990, 277.53. Osborne 1990, 277 ff.54. Zu den Metöken s. Whitehead 1979. Sie wohnten vermutlich bei ihrem Prostates zur Miete, vgl. Thür 1989.55. Garlan 1983.

Daher ist es meist nicht klar, ob solche Räume von den Eigentümern genutzt oder an anderePersonen vermietet waren.Diese Abgeschlossenheit ist allerdings nicht als Rückzug aller Bewohner vom gemeinschaft-lichenLeben zu interpretieren. Gerade das Leben der Männer als politisch tätige Bürger spielte sich zueinem großen Teil in der Öffentlichkeit ab und man kann vielleicht gerade in der Beschränkung desprivaten Wohnens einen Ausdruck für das Überwiegen von Tätigkeiten im außerhäuslichen Raumsehen. Dazu gehören natürlich nicht nur politische oder religiöse Unternehmungen, sondern auch50

alltägliche Verrichtungen wie Marktbesuch, Feldbestellung etc.In rechtlicher Hinsicht war die Bevölkerung der griechischen Polis klar in drei Gruppen geteilt, diefreien Bürger, Metöken und die Sklaven. Für uns hat diese Einteilung ihre deutlichsten Spuren in51

den Namensformen auf Inschriften hinterlassen, wo der Name des Bürgers stets vom Demotikon,also dem Namen seiner Gemeinde gefolgt wird, während der Metöke mit dem Zusatz "wohnhaft indem und dem demos" und der Sklave nur mit seinem Namen genannt wird. Die hierarchischgeordneten Gruppen der Bürgerschaft, wie sie am detailliertesten aus Athen bekannt sind, alsoPolis, Phyle, Deme und Trittys spiegeln auf jeder Stufe ihrerseits die Aufteilung und Institutionendes Gesamtverbandes fast exakt wieder. Auf untergeordneter Ebene finden wir in den Inschriftendie gleichen Verwaltungstitel und Einrichtungen wie auf der nächst übergeordneten. In der Regelbeschränkt sich die Veröffentlichung eines Beschlusses zur Ehrung eines Angehörigen der jeweili-gen Gruppe auf die Gruppenmitglieder. Die Mehrzahl dieser Institutionen war konstruktiv politischoder religiös orientiert, nur selten erfahren wir von möglicherweise subversiven Vereinigungen, ausderen Praktiken oder Namen programmatisch eine Gegenhaltung zu gesellschaftlichen Normendeutlich wird, etwa Gruppen wie die Kakodaimonistai.52

Diese häufige und den Griechen offenbar selbstverständliche, weil spontan immer wieder ent-stehende Institutionalisierung ist nicht der Ausdruck einer kastenartigen Erstarrung der Gesell-schaft. Beispielsweise zeigen hellenistische Inschriften aus dem attischen Demos Rhamnus ineindrucksvoller Weise, wie im Zusammenschluß bei der Ehrung einer verdienten Person durchvielschichtige Beziehungen der Bewohner die Gruppengrenzen nicht mehr ins Gewicht fallen.53

Metöken, freie Griechen oder Nichtgriechen, waren durch die von ihnen zu entrichtende jährlicheSteuer und den Ausschluß von Grundbesitz von den Bürgern unterschieden. Sie mußten sich einenattischen Bürger als Prostates (Patron) zur Vertretung in wichtigen, etwa juristischen Angelegen-heiten wählen. Auf Unterlassungen in allen diesen Bestimmungen konnte als Strafe der Verkauf indie Sklaverei erfolgen. Der Ausschluß vom Grundbesitz führte zwar dazu, daß diese Bevölke-rungsgruppe in allen anderen Wirtschaftsbereichen tätig wurde und es dort oft zu großem Einflußund Vermögen brachte, sie bleibt aber für uns materiell wenig greifbar.54

Die Sklaven bildeten einen nicht unbeträchtlichen Teil der Bewohnerschaft einer antiken Polis.55

Auf der untersten sozialen Stufe waren sie erst recht wirtschaftlich und rechtlich von den freienBewohnern abgegrenzt. Vielfach gehörten sie fremden Völkerschaften an, so daß die rechtlichenBarrieren noch durch solche der Rasse, Sprache und Lebensgewohnheiten verstärkt wurden. Für

Gruppen und Grenzen in der griechischen Stadt 161161

56. Hoepfner/Schwandner 1994, 312; Hoepfner 1989; vgl. auch Lengauer 1989.57. Hoepfner-Schwandner a.O.58. Ähnliche Grundrisse unterschiedlich großer Häuser im gerastertem Grundriß der Stadt z.B. im frühhellenistischenHalos, Reinders 1988; ders. 1994.59. Kolb 1977.60. Camp 1986, 90 ff.; Hoepfner 1993.

uns ist es heute schwer, diese sogar von Intellektuellen wie Aristoteles theoretisch untermauerteGrenzziehung zu verstehen, zumal in der antiken Literatur auch auf die Zufälligkeit der Sklavereidurch Kriegsgefangenschaft, Verschuldung oder Piraterie hingewiesen wird, auf welche Weiseauch freie Griechen zu Sklaven werden konnten. Vielfach begegnet man einer pragmatischenEinstellung, die den Sklaven als reine Investitionsangelegenheit begreift, und wo es unter Um-ständen sogar lohnender ist, wenn der Sklave als spezialisierter Handwerker für seinen Besitzerarbeitet und sich schließlich für eine größere ersparte Summe freikauft. Daß Sklaven durchaus zugrößerem Vermögen kommen und besser leben konnten als die freien Bürger derselben Stadt, istebenfalls überliefert.Wie prägen nun die gerade skizzierten gesellschaftlichen Gruppen das Bild der griechischen Stadt?In letzter Zeit ist mehrfach der Versuch gemacht worden, die politischen Schlagworte der radikalenDemokratie mit der städtebaulichen Ordnung in Einklang zu bringen. Für die Vollbürger galt vor56

allem die prinzipielle rechtliche und politische Gleichstellung, allerdings nur innerhalb der Grenzender eigenen Polis. Da in städtischen Neugründungen der klassischen Zeit eine große Ähnlichkeit inder Grundrißdisposition der Häuser innerhalb eines rechtwinkligen Straßensystems zu erkennen ist,hat man Stadtanlagen wie den Piräus, Olynth und Priene im 5. Jh.v.Chr. mit weitgehend iden-tischen Häusern rekonstruiert und darin den Ausdruck einer weitgehend homogenen Polisgemein-schaft mit einer Regulierung der Besitzansprüche gesehen. Die Grundstücke scheinen in der57

Frühzeit tatsächlich gleich groß gewesen zu sein und sich erst im Laufe des 4. Jh. und im Helle-nismus verändert zu haben. Allerdings ist man fast immer darauf angewiesen, mit sehr wenigenunvollständig erhaltenen Hausgrundrissen, die erst aus späteren baulichen Veränderungen heraus-präpariert werden müssen, den Stadtplan zu rekonstruieren. Im Frühhellenismus ist jedenfalls beiNeugründungen schon keine Durchsetzung von "Typenhäusern" mehr erkennbar, doch kannwenigstens die rasterförmige Grundanlage mit rechteckigen oder quadratischen Parzellen alsüberall akzeptierter neuer Standard gewertet werden. "Gewachsene" Städte wie Athen behalten58

allerdings ihre alte Raumordnung bei, auch wenn sich nach unseren schriftlichen Quellen geradehier demokratische Institutionen besonders deutlich durchsetzen.Das gewandelte politische System findet auch in dem Teil der Stadt seinen Ausdruck, den wir denöffentlichen Bereich nennen würden. Hier spielt Athen wieder wegen der Fülle seiner erhaltenenDenkmäler eine herausragende Rolle. Waren es zuvor die Aristokraten oder die Tyrannen, deren59

Bauten die Heiligtümer oder öffentlichen Plätze beherrschten, so ist es nun die Bürgerschaft, diesich in Gebäuden für Selbstverwaltung oder Staatskult Denkmäler setzt. In erster Linie sind esBauten der Volksversammlung, Ekklesiasteria oder Theater, Gerichtsstätten oder Bauten für klei-nere Gremien wie Rathäuser oder Prytaneia. Hier hatte es der in einem der Gremien tätige Bürger60

- durch die häufige Rotation der Ämter konnte er im Laufe seines Lebens in mehreren mitwirken -mit Seinesgleichen zu tun, die nicht des vollen Bürgerrechtes Teilhaftigen waren ausgeschlossen.Wichtigste öffentliche Einrichtung griechischer Städte war die Agora, ursprünglich der einfachevon Bebauung freigehaltene Platz im Zentrum der Siedlung. Wie charakteristisch für die griechi-sche Lebensweise er auch in den Augen der barbarischen Nachbarn war, zeigt die Äußerung des

162 Reinhard Senff162

61. Herodot 1, 153. Auch Hesiod empfiehlt, sich von den Streitereien der Agora fernzuhalten. Zur Funktion derAgora grundlegend Kolb 1981.62. Aristoteles Pol. 7, 1331 a 30 f.; Hoepfner/Schwandner 1994, 198 f.; Marzolff 1994, 262 f.63. Lalonde 1991, 14 ff; Siewert 1982, 10 ff.64. Travlos 1971, 210 ff.; Kron 1976; Camp 1986, 97 ff.65. Stein-Hölkeskamp 1989, 193 ff.; Lang 1990.66. Fehr 1984.

Kyros, er fürchte kein Volk, daß sich auf der Agora gegenseitig betrüge.61

Neben rein kommerziellen Zwecken, die hier Angehörige unterschiedlicher Bevölkerungsgruppenauch aus der Chora und aus anderen Ländern zusammenführten, war die Agora von Anfang anMittelpunkt des politischen Lebens des Gemeinwesens. Die Agorai sind für uns daher die wichtig-sten Fundorte von Monumenten, die sich auf die Bürgerschaft und ihre einzelnen Gruppen bezie-hen. Auf politische Aktivitäten verweisen die auf steinernen Stelen veröffentlichten Dekrete,Ehrenstatuen oder die politischen Zwecken dienenden umliegenden Gebäude wie Hallen, Bouleute-rion, Prytaneion u.a. Um in späterer Zeit die repräsentativen politischen und religiösen Aktionenvom Kommerziellen zu trennen, wurden manchmal zwei Agorai, eine Staatsagora und eineHandelsagora gebaut.62

Die Einteilung der Bevölkerung spielte nicht nur eine abstrakt-rechtliche Rolle, sondern war auchim realen Verlauf politischer Aktionen maßgebend. Horossteine von der Athener Agora zeigen, daßdie Demen nach ihren einzelnen Trittyien geordnet an der Volksversammlung in abgeteiltenBlöcken teilnahmen und räumlich getrennt voneinander abstimmten. Dies gilt natürlich auch für63

die damit verbundenen religiösen Zeremonien. Nicht zufällig stellt eines der ältesten Monumenteauf der Athener Agora die eponymen Heroen der attischen Phylen dar. Als zentraler Ort fürBekanntmachungen existierte das Monument bereits im 5. Jh., in statuarischer Form sind diemythischen Stammväter in spätklassischer Zeit aufgestellt worden, sinnfällige Abbilder derpolitischen Grundordnung der Polis.64

Bezeichnend für die Frühzeit der Demokratie ist gerade in Athen eine außerordentliche Sensibilitätgegenüber persönlichem Vormachtstreben Einzelner. Archäologisch hat sich die Einschränkungeinzelner Politiker durch den Demos in einer Vielzahl von auf der Agora gefundenen Ostraka mitz.T. prominenten Namen niedergeschlagen. Die Verbannung bedeutete den Verlust des Bürger-65

rechts und aller damit verbundener Privilegien, also auch des Grund- und Sachbesitzes. Unter-bunden wird zunächst die Herausstellung Einzelner durch dauerhafte Ehrungen, etwa Statuen imöffentlichen Raum. Auf der Agora von Athen sind die Statuen der beiden Tyrannenmörder Harmo-dios und Aristogeiton, deren Tat als eine Weichenstellung für die attische Demokratie verstandenwurde, lange Zeit die einzigen. Erst am Ende des 5. Jh. werden Statuen für den verdienten66

Strategen Konon und den verbündeten König Euagoras von Salamis auf Zypern aufgestellt.Nicht weniger charakteristisch für das Erscheinungsbild griechischer Städte sind Sportstätten wieGymnasien oder die größeren Einrichtungen der Stadien und Hippodrome. Gerade die Betonungdes nackten Athletenideals, für uns in vielen statuarischen Darstellungen noch heute greifbar,unterschied die Griechen an allen ihren Wohnstätten deutlich von den Nichtgriechen. DieseEinrichtungen sind bis zu einem gewissen Grade als öffentlich zu betrachten, auch wenn nicht jederBürger gleichermaßen seine Zeit hier verbringen konnte, so daß ihre Benutzung Privileg einer"leasure class" blieb.

Gruppen und Grenzen in der griechischen Stadt 163163

67. Zum Kerameikos s. Travlos 1971, 299 ff.; Knigge 1988; zu den Horoi Lalonde 1991, 11 ff.68. Zu Korinth s. Stilwell 1948; Williams 1982. Zu Milet Krumme/Seifert 1991; Senff 1995, 210 ff.

Abb.3: Horosstein von der Athener Agora,nach Thompson, H.A./ Wycherley,R.E., TheAgora of Athens, The Athenian Agora Vol. 14,1971, Taf. 64 a.

Die einzelnen Stadteile Athens sind uns aus der literarischen und epigraphischen Überlieferungteilweise bekannt und in verschiedenen Monumenten faßbar. Der bekannteste Stadtteil dürfte heuteder Kerameikos sein, das Wohn- und Töpferviertel, in dem hochspezialisierte Handwerker in einerArbeitsteilung arbeiteten, die vom schnellen Austausch von Erfahrungen oder Arbeitskräftenprofitierte. Die Ausdehnung des Viertels war gegen andere Stadtteile klar abgegrenzt, wie Hoross-teine mit dem Namen des Kerameikos belegen ( Abb.3 ). Ihre Fundorte und die antike Überliefe-67

rung die von einem "inneren" und "äußeren" Kerameikos spricht, zeigen, daß dieser Stadtteil vonder Stadtmauer durchschnitten wurde, daß sich also äußeres Erscheinungsbild der Stadt undVerwaltungseinheiten nicht decken mußten. Am Stadtrand lagen auf jeden Fall die Industrieein-richtungen, die man wohl wegen der Rauch- und Lärmbelästigung und der Verkehrsvorteile hierangesiedelt hatte, wie es auch aus Korinth und Milet bekannt ist.68

Offenbar waren aber nicht alle Bestandteile des "öffentlichen Raumes" systematisch mit Grenz-steinen markiert, sondern vielleicht nur diejenigen, die für das Funktionieren der gesellschaftlichenEinrichtungen unerläßlich waren. Auch Heiligtümer sind hier zu nennen. Der Begriff Temenosbezeichnet ja schon ein aus dem übrigen Gelände "herausgeschnittenes" Stück Land, gleichgültigob innerhalb der Stadt gelegen oder außerhalb. Vielfach haben sich diese Begrenzungen in Formfester Mauern oder einzelner Markierungssteine erhalten.Heiligtümer sind im Hinblick auf das Besitzverhältnis ambivalent, da sie einerseits offenbar als

164 Reinhard Senff164

69. Walbank 1983; ders. 1991.70. In Athen z.B. nach den einschneidenden Zerstörungen der persischen und der sullanischen Eroberungen.71. Zu einem Beispiel von der Agora von Athen vgl. Lalonde 1980.72. Leriche/Treziny 1986.73. Zu den Befestigungen von Herakleia s. Krischen 1922.74. Die Inschrift wurde ausführlich kommentiert von Missailidou-Despotidou 1993.75. Hoepfner/Schwandner 1986, 19 f.; v. Eickstedt 1991, 286.; Lewis 1990, 250.76. Aristoteles Pol. 1267 b. Zu Hippodamos mit weiterer Lit. Hoepfner/Schwandner 1994, 17; 301 ff.77. Pecirka 1970; Audring 1981; Morris 1991, 36 ff.

öffentlicher Raum gelten konnten - Städte verpachteten z.B. Grund und Boden von Heilig-tümern -aber auch kleinen Kultvereinen oder Familien gehörten. Dabei ist es nicht so, daß der Raum eines69

Heiligtums schon durch die Zuordnung an eine Gottheit vor menschlichen Übergriffen geschütztwar. Auch hier war es nötig, die Grenzen deutlich und möglichst dauerhaft zu markieren, in Zeitennach Zerstörungen durch kriegerische Auseinandersetzungen und dem Ausfall der den Kultbesorgenden Personen kommt es nicht selten zur Aneignung des Bodens durch Fremde. Anderer-70

seits liefern Heiligtümer auch wieder Beispiele dafür, daß die Beschränkung der Bedeutung einesKultortes schnell über den ursprünglichen Personenkreis hinauswachsen kann, wenn beispielsweisean einer alten Grabstätte, deren Inhaber längst nicht mehr bekannt ist, ein Heroenkult entsteht.71

Unübersehbar im Stadtbild waren vor allem die Verteidigungseinrichtungen. Innerhalb des72

Staatsgebietes der Polis ist der Hauptort, das Asty, oft mit einer Mauer zum Schutz seiner Ein-wohner umgeben. Die Städte der geometrischen und archaischen Epoche verfügten oft nur über ei-nen bescheidenen Schutz, der vielfach nicht mehr nachzuweisen ist. Mit zunehmender Bedeutungvon Belagerungsgeräten wurden die Verteidigungseinrichtungen aber immer aufwendiger. BeimBau spielen offenbar nicht nur rein praktische Erfordernisse eine Rolle, auch in ästhetischerHinsicht dient die optische Fernwirkung der Stadtbefestigung als eine Art Aushängeschild. InEpochen militärischer Auseinandersetzungen wie der Diadochenzeit stellt der Bau einer Stadtmau-er oft den ersten Schritt einer Stadtgründung dar. Als Beispiel kann hier Herakleia am Latmosdienen, geplant als Hauptstadt des Pleistarchos und in seinem vollständig ausgeführten Mauerringnach Aufgabe der Residenzpläne nur spärlich besiedelt.73

Inschriftlich sind wir im Falle der thessalischen Stadt Skotoussa darüber informiert, daß an dieStadtmauer grenzender Raum als öffentlich galt und nicht bebaut werden sollte, um dieVerteidigungsfähigkeit zu gewährleisten. Straßen gelten auch als öffentlich, mit ihrer Instand-74

haltung sind bestimmte Demosioi - Staatssklaven - betraut, ihr Verlauf kann ebenfalls durch Horoigekennzeichnet sein. Im Falle des Piräus, dessen Anlage im frühen 5. Jh.v.Chr. für Athen ja amBeginn seiner Großmachtpolitik stand, spielte die Grenzziehung zwischen öffentlichem undprivatem Land offenbar eine besonders große Rolle, wie wir an den nur hier in so großer Zahlgefundenen Grenzsteinen feststellen können. Mit der Anlage wird Hippodamos von Milet in75

Zusammenhang gebracht, ein Staatstheoretiker als dessen Hauptanliegen Aristoteles die Aufteilungdes Staatsgebietes in Hiera (heiliges Land), Demosia (öffentliches Land) und Idia (Privatbesitz)überliefert.76

Die Städte besitzen als dicht besiedeltes Wohngebiet durch ihre Mauern eine festumrissene Gestaltund sind auf diese Weise optisch vom Umland abgetrennt, doch existieren vielfache Verbindungenzur umgebenden Chora. Viele Stadtbewohner waren anscheinend gleichzeitig Besitzer umliegenderParzellen und wenigstens teilweise von der Landwirtschaft abhängig. Der Zusammenhang77

zwischen den einzelnen Siedlungsformen auf dem Polisterritorium und dem Hauptort ist vor allemdadurch bestimmt, daß letzterer als kulturelles, religöses und politisches Zentrum fungierte undzwar in einer Weise, die die unmittelbare physische Präsenz der Bewohner bei den verschiedenen

Gruppen und Grenzen in der griechischen Stadt 165165

78. Travlos 1988, 388 ff.; Petrakos 1991, 44 ff.; Goette 1993, 161 ff.; 199 ff.79. Osborne 1985, 3480. Lauter 1982; Lohmann 1993, 54 ff.81. Langdon/Watrous 1977; Osborne 1985, 34 ff. mit weiterer Lit. Im Unterschied zu den älteren Interpretationensieht Osborne in den bekannten Beispielen keine Belege für die Häufigkeit von ländlichen Anwesen, sondern Beweisefür ihr seltenes Vorkommen. Vgl. auch die weitere Diskussion a.O. 41 f.82. Einige Beispiele bei Osborne 1985, 37 f. Zur Siedlungsstruktur des attischen Territoriums vgl. die ausführlichenDarlegungen Lohmanns 1993, 123 ff.83. Jameson 1990, 173 m. weiterer Lit. Anm. 3.84. Ober 1985; Lauter/Lohmann/Lauter-Bufe 1988; Munn 1993.85. Zur attischen Ephebie vgl. Siewert 1977.

Anlässen erforderte. Insofern mußte das Poliszentrum prägend auf die Gesamtbevölkerung wirken.Genau wie die jeweils untergeordneten politischen Institutionen verkleinerte Abbilder der nächst-höheren sind, spiegeln die Siedlungsunterzentren baulich auf bescheidenerem Niveau den Hauptortwider. Uns sind zwar nur aus Attika einige Demenzentren in ihrer baulichen Erscheinung besserbekannt, hier erwecken Orte wie Sunion oder Rhamnus mit ihren Mauern, Straßen, Häusern undöffentlichen Einrichtungen durchaus einen kleinstädtischen Eindruck. Politische Einrichtungen78

wie Volksversammlungen, die sich auf Plätzen abspielten, sind bis in kleine dorfähnliche Sied-lungen nachzuweisen.79

In der Chora waren anscheinend auch die Hoheitsgebiete der einzelnen Demen im Gelände durchHorosinschriften deutlich gekennzeichnet. Sogar für das Territorium einzelner Gutshöfe läßt sich80

die Abgrenzung des Areals nachweisen. Eines der besten Beispiele ist die steinerne Flurgrenze, diesich um das zu dem Gutshof mit dem sog. Cliff Tower gehörige Gelände zieht. Der Turm selbst81

ist das markanteste Relikt eines größeren Gutsgebäudes, von dessen Art sich noch weitere inSüdattika erhalten haben. Auch in anderen Gegenden des mutterländischen Griechenlands und derKolonien sind durch Survey und Ausgrabungen isolierte landwirtschaftliche Gehöfte bekannt,während sie in den schriftlichen Quellen nur sehr selten erwähnt werden. Die Grundbesitzer-82

familien, denen Gutshöfe auf dem Land gehörten, verfügten zumindest in klassischer Zeit in derRegel auch über ein Haus im Hauptort der Polis.83

Soweit das Polisterritorium nicht durch natürliche Geländebedingungen begrenzt und geschütztwar, konnten seine Grenzen mit Befestigungen versehen sein. Das System der attischen Grenzsiche-rung hat sich in Form einzelner Festungen, Türme und Mauerabschnitte in eindrucksvoller Weiseerhalten ( Abb.4 ). Nach Ausweis antiker Schriftquellen gehörte der Dienst bei der Grenztruppe84

zur Militärzeit der Epheben, also der jungen Männer die nach Ableistung dieses Dienstes erst alsVollbürger aufgenommen wurden. Die Sicherung des Territoriums ist in diesen Gesellschaften85

also ein Teil des Initiationsrituals.

166 Reinhard Senff166

86. Mit seinem weit entfernt gelegenen Heraion konnte Argos z.B. sein Territorium gegen Ansprüche von Mykeneund Tiryns sichern, vgl. Sourvinou-Inwood 1990, 301.87. Dazu in unserem Zusammenhang Sourvinou-Inwood 1993, bes. 12 f.88. Miller 1978; Schmitt-Pantel 1990, 202 ff.

Abb.4: Nordmauer-Innenseite des Kastells Eleutherai am Kithairon - Paß, nachGoette 1993, Taf. 27,2

Bei der Begrenzung des Polisterritoriums spielen auch Heiligtümer eine wichtige Rolle. Am Randedes Hoheitsgebietes gelegen, markieren sie das Einflußgebiet der Stadt und stellen die Grenze aufdiese Weise unter den Schutz einer Gottheit, die meist besonders mit der Stadt verbunden ist. Der86

Kult kann aber auf einer anderen Ebene auch verbindende Funktion erfüllen, indem er die Be-wohner verschiedener Poleis oder sogar unterschiedlicher Kulturen in der gemeinsamen Verehrungeines Gottes zusammenführt.Obwohl dies aus methodischen Gründen häufig geschieht, ist die aus moderner Sicht profane Seiteder griechischen Polis nicht von der religösen zu trennen. Zwar existiert keine kodifizierte und87

institutionalisierte "Staatsreligion", dafür gibt es aber eine große Zahl von Kulten, die vonunterschiedlichen Bevölkerungsgruppen ausgeübt wurden. Angefangen beim Haus, wo die Exi-stenz eines Altars des Zeus Herkeios im Hof die Vorraussetzung für die Ausübung der Bür-gerrechte war, über Kulte der einzelnen Demen bis hin zu den wichtigen Staatskulten, die bei dengroßen Festen die Bevölkerung der ganzen Polis vereinten. In jedem Haus wurde die Göttin Hestiaim Herdfeuer verehrt, ein Herdaltar der Hestia existierte aber auch im Prytaneion, wo die Inhaberder höchsten Ämter gemeinsam speisten. Das gemeinsame Mal mit den Prytanen war eines der88

höchsten Auszeichnungen jeder Polis.Alle diese Kulte haben, je nach der Größe der an ihnen beteiligten Personengruppen, unterschied-lich bedeutende Reste hinterlassen. Für das Erscheinungsbild der Stadt sind hauptsächlich dieDemen- oder Staatskulte von Bedeutung, denn nur in ihnen war sehr viel Platz für die zahlreichenFestteilnehmer nötig, der später für Tempel, Hallen, Schatzhäuser oder Theater zur Verfügungstand; der größte Teil der erhaltenen Denkmäler besteht eben aus Sakralbauten oder Weihgeschen-

Gruppen und Grenzen in der griechischen Stadt 167167

89. Fast in jeder größeren Polis gibt es dafür ein Beispiel, vgl. die Verbindung von Eleusis und Brauron mit Athen,das Heraion von Argos, das Heraion von Samos, das Amyklaion von Sparta, das Didymaion von Milet. DazuSourvinou-Inwood 1990, 310. Zum Didymaion und den damit verbundenen siedlungstopographischen Fragen vgl.Tuchelt 1976, 207 ff, bes. 214 f.90. Mieth 1993; Kolb 1977.91. Zum Folgenden vgl. Sourvinou-Inwood 1990, 295 ff. Vgl. ihre ausführliche Schilderung der Abstufungen nachPoliszugehörigkeit a.O. 297 ff.92. Herodot I 144, vgl. Sourvinou-Inwood 1990, 299.93. Zur Proxenie s. Gauthier 1972; Marek 1984; Herman 1987.94. Vgl. dazu ausführlich Raeck 1981.

ken für die Götter, da für diese in erster Linie kostspielige und haltbare Materialien verwendetwurden.Die Heiligtümer sind stets mit der Polis verknüpft, sie liegen entweder innerhalb des besiedeltenStadtgebietes, können aber auch außerhalb, auf dem Polisterritorium eng mit der Stadt verbundensein. Selbst wenn eine andere Siedlung näherliegt, kann eine heilige Straße die deutliche Verbin-dung zum Hauptort herstellen und bei jährlichen Prozessionen die Bevölkerung der ganzen Polisin das Heiligtum führen.89

Heiligtümer, besonders innerstädtische, eignen sich durch ihre reiche Ausstattung in besondererWeise als Identifikationsobjekt für die Bewohner. Dies gilt nicht so sehr im Hinblick auf einzelnekostbare Statuen- oder "Sach"-weihungen, die eher den Stifter herausheben. Bauten, die auch imStadtbild optisch wirken, also in erster Linie Tempel, gehören daher schon unter den Tyrannen des6. Jh.v.Chr. zu den besonders geförderten Projekten.90

Verbindet man überlieferte Namen und die in ihnen erhaltenen Hinweise auf ihre gesellschaftlicheGruppenzugehörigkeit mit Kultgewohnheiten, so zeigt sich, daß es sich bei den Kulten um dieBrennpunkte der Interaktion zwischen den einzelnen Gruppen der Polisbevölkerung handelt.91

Jeder Teilnehmer gehört einer Gruppe an und tritt auch bewußt als Gruppenangehöriger auf. Hierist die Verknüpfung von Individuum und sozialer Gruppe oft stärker, als wir es heute gewohnt sind,denn Verfehlungen eines ihrer Bürger fallen sogar auf die Stadt als Ganzes zurück.92

Auch wenn Kulte immer neue Kombinationsmöglichkeiten von Gruppenmitgliedern zu eröffnenscheinen, werden doch bestimmte Grundvoraussetzungen nicht außer Acht gelassen, denn derNichtbürger ist im Heiligtum auf einem anderen Polisterritorium genauso ein Fremder wie imHinblick auf politische Rechte. Dies gilt auch für panhellenische Heiligtümer. Zur Befragung desOrakels von Delphi mußte beispielsweise jeder Fremde sich beim vorherigen Opfer durch einendelphischen Bürger als proxenos vertreten lassen.Außerhalb der Polis war der Grieche ein Fremder. Schon bei Homer wird die Wichtigkeit privaterBeziehungen zu Gastfreunden deutlich, bei denen der Reisende Aufnahme finden kann. In denklassischen Poleis entwickelt sich dieses System der gastfreundschaftlichen Beziehungen zu einemdichten Netz, an dem auch der Staat als Institution teilnimmt, indem er Proxenien vergibt, Indi-viduen oder ganzen Kollektiven das Gastrecht einräumt.93

Noch über die Fremdheit der angrenzenden, immerhin aber griechischen Polisstaaten hinaus wirddie Andersartigkeit der äußerlich oder sprachlich unterschiedenen Nachbarn wahrgenommen. Eswürde hier zu weit führen, auch noch die sog. "Randkulturen" und die ihnen spezifische Aus-prägung von Gesellschaftsgruppen unter dem Einfluß griechischer Stadtkultur einzubeziehen, sodaß einige Bemerkungen genügen müssen. Durch Sitten, Kleidung, Lebensweise oder andere94

politische Institutionen gekennzeichnete Anwohner, von den Griechen als Barbaren lautmalerischin ihrer sprachlichen Andersartigkeit charakterisiert, sind ein häufiges Thema der griechischenLiteratur und Kunst. Sehr häufig sind z.B. Darstellungen skythischer Söldner auf archaischen

168 Reinhard Senff168

95. Hoepfner/Schwandner 1994, 108 ff.: 222 ff.96. Hoepfner/Schwandner 1994, 92 ff.97. Zur Gründung von Alexandria Troas wurden durch Antigonos zahlreiche Poleis der Troas aufgelöst (Strabo 604;607). In Gegenden mit einer anderen (autoritären) Gesellschaftsodnung konnten Synoikismen auf Betreiben Einzelnerschon früher erfolgen, für Maussollos Neugründung seiner Hauptstadt Halikarnass wurden 6 lelegische Orte verlegt(Strabo 611). Aus griechischer Sicht ist ein derartiges Vorgehen bei einer Stadtgründung offenbar so typisch, daß esauch in die Vergangenheit zurückprojiziert wird, etwa wenn als Geburtsstunde von Athen der Synoikismosumliegender Dörfer durch Theseus genannt wird (Plutarch, Thes. 25), vgl. Welwei 1990, 2 f.98. Bekannt ist das Beispiel Alexandrias, in dem Strabo einen ganzen Stadtteil als "königlich" bezeichnet, vg. dazumit weiterer Lit. Hoepfner/Schwandner 1994, 235 ff.99. Marzolff 1979, 136 ff.; ders. 1994, 65.100. Ein gutes Beispiel ist die Agora von Priene, Schede 1964, 48 ff. Zur veränderten Funktion und Gestaltöffentlicher Gebäude in hellenistischen Städten s. Hesberg 1990.

attischen Vasen, die eine solche Vertrautheit der Vasenmaler mit deren Ausrüstung erkennenlassen, daß sich die sonst nicht belegte Anwesenheit dieser Truppen in Athen voraussetzen läßt.Das Erscheinungsbild des Barbaren ist sehr vielfältig und uneinheitlich. Wahrgenommen werdenviele Details und oft wertend mit griechischen Gepflogenheiten oder Institutionen verglichen. DasSpektrum reicht von depravierenden Schilderungen, verknüpft mit schlimmsten Vorurteilen, bis zurGegenüberstellung der natürlichen und unverdorbenen barbarischen Lebensweise mit der sittlichfragwürdig gewordenen griechischen städtischen Zivilisation.Während zumindest für die griechischen Städte des 5. Jh.v.Chr. hinter den relativ einheitlichenHausgrößen der Städte ein Regulativ des Besitzanspruchs zu wirken scheint, bahnt sich im Verlaufdes späteren 4. Jh., erkennbar an der deutlichen Veränderung der Parzellen, ein Auseinanderfallenin sehr kleine und größere Wohnungen an. Die Ausstattung der flächenmäßig großen Häuser mit95

aufwendigem Innendekor macht klar, daß es sich hier um eine Zunahme des Wohnanspruchshandelt. In Olynth hebt sich beispielsweise das außerhalb der einengenden Stadmauer errichteteNeubauviertel mit seinen größeren Parzellen und Triklinien mit Mosaik-böden deutlich von denkleinen Häusern der Altstadt ab.96

Vor allem in den Städten des Hellenismus drücken sich die Unterschiede der sozialen Gruppen imSiedlungsbild aus. Die neuen politischen Verhältnisse, bei denen es ja nicht mehr auf dieWillensbekundung einer physisch an einem Ort präsenten Bürgerschaft ankommt, führen zuanderen Stadtformen. Am deutlichsten prägen sie sich in den Riesenstädten aus, die meist alsResidenz eines Herrschers entstehen. Bereits die Gründung dieser Städte, bei der oft die Bevölke-rung umliegender Poleis zwangsweise angesiedelt wird, um das Areal mit Bewohnern zu füllen,zeigt, daß über den Selbstverwaltungsorganen der alten Poleis nun die Macht der Diadochen steht.97

In den Residenzstädten sind oft große Teile der Fläche den Herrschern vorbehalten, an anderenOrten sind diese durch Beamte und Militär vertreten. Eindrucksvoll inszenierte Palastfassaden mit98

Hoheitsabzeichen wie Türmen und Peristylen, die eine sakrale Aura verbreiten, lassen keinenZweifel an der Stellung des Bewohners, sind wie im Falle der makedonischen Residenz Demetriassogar auf Dominanz des Stadtbildes aus der Ferne ausgerichtet. Durch Handel oder Grundbesitz99

reich gewordene Individuen stellen ihren Wohlstand offener zur Schau, als das in früheren Epochenmöglich war und bedienen sich dabei der aus der herrscherlichen Repräsentation stammendenWürdeformeln. Dies gilt sowohl in architektonischer Hinsicht im privaten Wohnungsbau als auchin der Ausstattung der Stadt mit öffentlichen Gebäuden, und ist außerdem an der rapiden Zunahmevon Ehrenmonumenten auf öffentlichen Plätzen zu erkennen. Als deutlicher Indikator offenbaren100

sie den Wandel der gesellschaftlichen Zustände und zeigen, daß der früher für die politischeBetätigung notwendige unverstellte Raum der Agora nun für diese Zwecke nicht mehr benötigtwird. Die "Entgrenzung" der Ansprüche Einzelner, für deren Wohltaten die Monumente errichtet

Gruppen und Grenzen in der griechischen Stadt 169169

101. Himmelmann 1983; Giuliani 1987; Lorenz 1988.

werden, bedeutet aber gleichzeitig schon ihre Relativierung. Die stetig anwachsende Menge derStatuen zwingt zu immer neuen Mitteln der Steigerung oder ausgefalleneren Standorten, um sie ausder Fülle des Gleichen herauszuheben.In den hellenistischen Großstädten weitet sich das Spektrum der Bevölkerungsgruppen, die auchdas Interesse der bildenden Künstler anziehen. Zum ersten Mal finden wir im Zusammenhang mitder alexandrinischen Kunst Darstellungen von Krüppeln, Bettlern oder anderen Randgruppen inrealistischen Schilderungen . Auch wenn sie nicht primär als kritische Schilderung aktueller101

Zustände aufzufassen sind, sondern etwa in einem religiösen Zusammenhang stehen, ist doch alsVoraussetzung die Existenz und neue Wahrnehmung dieser Gruppen unübersehbar.Die erstaunliche Vielschichtigkeit der Bevölkerung griechischer Poleis und ihre Manifestationen ineiner großen Zahl von kleineren und größeren, sozial, politisch, wirtschaftlich oder religiös vonein-ander unterschiedenen Gruppen läßt sich in dem erhaltenen Denkmälerbestand nicht immer in ihrenfeinsten Verästelungen aufspüren. Vielfach ist daher nur eine generelle, grobe Übereinstimmungder Ergebnisse archäologischer und historisch - epigraphischer Forschung zu konstatieren. Wie ander unterschiedlichen Ausführlichkeit der vorangegangenen Darlegungen zu erkennen war, liegtder Gewinn archäologischer Untersuchung aber vor allem in den Bereichen der "Alltagskultur",über die Autoren oder Urkunden in der Regel schweigen, in der Bestätigung, Falsifizierung oder inModifikationen von schriftlichen Zeugnissen durch "anschauliche" Beispiele, wenn sie nicht sogarwie in Epochen oder Regionen ohne schriftliche Hinterlassenschaften die einzige Informations-quelle ist.

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ECKART PANKOKE

KULTURLANDSCHAFT IM BALLUNGSRAUM: GRENZLINIEN, NETZWERKE UND LERNPROZESSE

"Stadtluft macht frei": Ein Schlüssel zur Theorie der westlichen Moderne ist Max Webers Idealtypder abendländischen "Stadt". In den stadtbürgerschaftlichen "Freiheiten" bereiteten sich - nachWeber: einzigartig im Horizont der Weltkulturen - jene Strukturen und Kulturen der Moderne vor,die das 19. Jahrhundert auf den Begriff brachte als "bürgerliche Gesellschaft". Auch die "Ideen von1789" hatten in den städtischen Freiheiten ihren realen Grund: Libertät, Egalität, Solidarität,Rationalität, Publizität.Die in der alteuropäischen Stadt mit Stadtmauern befestigten Außen-Grenzen gegenüber "Land"und "Herrschaft" gaben den Rahmen, im Inneren die Grenzen ständischer Gliederung - zumindesttendenziell - aufzuheben. Zu verweisen ist auf Prozesse urbaner Integration, Inklusion, Partizipa-tion, und auf die das Stadtbild prägende Offenheit öffentlicher Räume. Kulturell bedeutete die Konstitution der Stadtgemeinde als zugleich religiöse Gemeinschaft, daßeine alle Standesschranken durchbrechende 'christliche Freiheit' leitbildhaft wirksam werden sollte.Politisch bedeutete die Abgrenzung gegenüber fürstlicher und feudaler Herrschaft, aber auch dieinnere Geschlossenheit der Bürgerschaft als "Wehrverband", daß innerhalb der Städte sich "demo-kratische" Formen einer selbstverwalteten Öffentlichkeit vorbereiten konnten. Ökonomisch boten städtische Märkte der sich herausbildenden Öffentlichkeit moderner Wirt-schaftssysteme ein offenes Forum. Historiker werden soziologische Idealisierungen und Typisierungen mit Zurückhaltung zu relati-vieren und zu korrigieren wissen. Dennoch kann die von Max Weber idealtypisch 'ins Reinegesteigerte' These, daß innerhalb der städtischen Grenzen sich die ständischen Grenzen in neueStrukturen und Kulturen bürgerlicher Vergesellschaftung aufheben konnten, eine Modernisie-rungsschwelle markieren. Vor allem werden die Kriterien deutlich, nach denen die "bürgerlicheUrbanität" von vormodernen - heute aber auch von posturbanen Formen der städtischen Entwick-lung zu unterscheiden ist.'Cuius regio, eius religio' - diese für die deutschen Kulturlandschaften so geschichtsmächtiggewordene Doktrin zum Zusammhang von "Geist" und "Macht" findet eine säkulare Entsprechungin der Frage nach der politischen und oder ökonomischen Programmierung regionaler Kulturen. Heute werden die Grundlinien bürgerlicher Urbanität durchkreuzt von neuen Formationen indu-strieller Vergesellschaftung, wie Marx sie um 1848 im "Kommunistischen Manifest" geschichts-wirksam zu beschreiben wußte. Die "industrielle Revolution" bedeutete demnach nicht nur dieAufhebung der Stadt-Land-Grenze, sondern zugleich auch die Überlagerung der tradierten Standes-schranken durch neue Fronten industrieller Klassenspaltung. Die sozialräumliche Struktur dergroßen Industriestädte bildet dies ab in sinnlich erfahrbaren Segmentierungen zwischen armen undreichen, bevorzugten und vernachlässigten Zonen. Kulturpolitik, Sozialpolitik, Stadtentwicklungs-politik versuchen dem heute gesellschaftspolitisch gegenzusteuern, etwa durch innerstädtischeRaumordnung und Infrastukturplanung. Neben der neuen Relevanz "innerer Grenzen" kommen mit neuen Formen posturbaner Entstädte-rung auch die "Außengrenzen" in Bewegung. Posturbane Lebensweisen wären idealtypisch zuorten in der Spanne von "Ballung" und "Streuung". Hier scheint moderne und mobile Lebens-führung von der Territorialität sozialer Räume abzuheben in eine nur noch "punktuelleVergesellschaftung", die sich über "Optionen" steuert und kaum noch über die "Ligaturen"

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sozialer Räume. Und doch zeichnen sich im Schatten postmoderner "Erlebnisgesellschaften" neueFronten sozialer Ungleichheit und kultureller Gewalt ab, gegenüber denen das Vermächtnis einerurbanen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Öffentlichkeit die Alternative zeigt. Programmieren die durch Raumordnung vorgegebenen regionalen Strukturen die Entwicklung derregionalen und lokalen Kulturen, so werden sich im Vollzug der großen verwaltungspolitischenTerritorial- und Funktionalreformen auch die kulturellen Grenzen und Schwellen verschieben.Bricht Stadtkultur an der Grenze ab, oder zerläuft sie bereits an der Schwelle zwischen der kultu-rellen Skyline einer auf den Stadtkern zentrierten City-Kultur und dem sich zerlaufenden Weich-bild kulturell unterversorgter und unterentwickelter suburbaner Randzonen.Was bedeutet im 'globalen Dorf' der Mediengesellschaft noch der einst prägende Unterschied von'Stadt' und 'Land'? Oder: wie schneiden sich die territorialen Grenzen - bildlich gesprochen zwi-schen 'Oberstadt' und 'Unterstadt'- mit den sozialen und kulturellen Grenzen von 'Unterschicht' und'Mittelschicht'? Oder schließlich sind all diese raumbezogenen Grenzen und Schwellen, Kriterienund Koordinaten längst außer Kraft gesetzt? Wird sich im erlebnisgesellschaftlichen Pluralismusder Lebensstile nicht auch die Kulturlandschaft neu formieren müssen? Und inwieweit werden fürdie Entwicklung regionaler Identität und Solidarität die sich überlagernden Schichten der grundie-renden Geschichtslandschaft noch bedeutsam: als kulturelles Erbe und Vermächtnis, Schuld undVerhängnis, Anspruch und Aufbruch?Anders als die mitteldeutschen oder auch südwestdeutschen Wirtschaftsräume, die verwurzelt ineiner der großen deutschen Kulturlandschaften von christlichem Mittelalter und bürgerlicherAufklärung ihr kulturelles Eigengewicht immer wieder erneuern konnten, müssen die Zonenindustrieller Ballung ihre Identität entwickeln ohne diesen geschichtsmächtigen Hintergrund.Bewußt wird, daß es sich bei der Kultur vieler moderner Industrieregionen nicht um etwas 'natural'Gewachsenes handelt, sondern um eine moderne Wirklichkeit von hoher Künstlichkeit, die sichweniger definiert über kulturellen "Sinn", als über die 'härteren' Währungen von "Macht" und"Geld". Auch in aktuellen Diskursen um eine durch Regionalkultur zu befestigende 'regionale Identität'geht es nicht - wie gerne behauptet wird - rein um 'Kultur', sondern bewußt auch darum, überkulturelle Infrastruktur auch die ökonomische Struktur einer Region zu entwickeln. Die Künstlichkeit des Regionalen und die Geschichtlichkeit regionaler Identität wird besondersdeutlich in einem modernem Ballungsraum wie dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet, alseiner modernen Kulturlandschaft, in der die sozialräumlichen Identifikationsmuster einer 'symboli-schen Ortsbezogenheit' (Treinen) nur bedingt noch auf einer traditionell verankerten stadt- und bil-dungsbürgerlichen Bildungskultur gründen. Gerade wo die "gewachsene Kultur" fehlt, wird esdarauf ankommen, kulturelle Identität durch eine geplante Infrastruktur gezielt zu entwickeln. Kulturpolitiker berufen sich dann gerne auf Kultur als 'weichen' Standortfaktor. Dies giltnicht nur für die hochkulturelle Attraktivität der 'schönen Künste', sondern auch für die prägnanteGestaltqualität der kulturellen Formen des Alltags. Auf den Zusammenhang von 'Sinn' und'Form' verweist bereits Max Webers verstehende Soziologie, wenn hier die 'Kulturbedeutung'gesellschaftlicher Wirklichkeit im 'Sinngehalt' ihrer 'Sozialgestalt' herausgestellt wird.Praktisch werden solche Zusammenhänge im Blick auf die Künstlichkeit, Planbarkeit undMachbarkeit regionaler Kulturen. Bewußter als früher erleben wir heute auch das Kulturelle alsProdukt und Projekt, als Konstrukt und Kontrakt. Im Bewußtsein der Wirkungszusammen-hänge von Sinn und Form, von Gestaltqualität und Sinngehalt entwickelt sich heute ein neuesInteresse für die Kultur von Organisationen - oder auch von Regionen. Auch im industriellenBallungsraum Rhein-Ruhr sprechen wir nun bewußter von der 'Kultur der Arbeit', der 'Kultur derUnternehmen', von 'politischer Kultur', von der 'Industrielandschaft' als 'Kulturlandschaft'.

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Die oft unterstellten Wirkungszusammenhänge zwischen der kulturellen Identität sozialer Wirk-lichkeit (einer Organisation oder auch einer Region) und ihrer darauf gründenden Attraktivitätinteressieren auch als Rahmen für die Aktivität und Produktivität wirtschaftlichen Wachstums:"Wer Leistung will, muß Sinn bieten!" heißt es plakativ im Titel einer der vielen Rezepte fürkulturelles Management. Gerade wenn die heute geforderte Leistung nicht mehr in der sturen undstumpfen Verausgabung von Arbeitskraft besteht, sondern es darauf ankommt, bei den Mitarbeiternauch Sensibilität und Kreativität, Elan und Engagement anzusprechen, muß der dazu bewegendeSinn auch in der kulturellen Gestaltqualität einer Organisation - wie auch einer Region - 'sinnenfäl-lig' werden. Für den Kultur- und Regionalsoziologen ist der damit beschworene Wirkungszusammenhang vonkultureller Dynamik und strukturellem Aufschwung ein Lehrstück für die sozialen Effekte desKulturellen, wie sie heute auch in anderen Feldern beobachtet, bearbeitet und beschworen werden.Hinzuweisen ist auf neueste Konzepte von 'Organisationskultur' und 'Corporate Identity', wobei vondem Kalkül ausgegangen wird, daß eine gesellschaftliche Gestalt, deren 'Sinngehalt' zur Identifika-tion einlädt, dann auch attraktiv sein wird, Interesse und Engagement anzusprechen, Kreativitätund Phantasie zu wecken. Auch im Blick auf Image und Identität einer Region können sich die Koordinaten von Identifi-kation und die Grenzen der Identität durchaus verschieben. Im neuen Horizont der deutschen undeuropäischen Einigungsprozesse könnte es sein, daß das klassische 'Ruhrgebiet' des einst starkenSiedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk seine Bedeutung verliert zugunsten kleiner geschnittener,zunehmend aber ihren Eigenweg behauptenden Teilregionen im Westen, Osten oder Norden desalten Reviers. Es könnte aber auch sein, daß im Maßstab Europa das alte Revier (das in seinerSiedlungsstruktur ja eher programmiert war durch die 'unter Tage' liegenden Kohleflöze) zu engoder zu schief geschnitten erscheint und die wirtschaftliche und kulturelle Verflechtung mit derRhein-Schiene und den neuen Euregio Zonen stärker wiegt als die Erinnerung an alte Reviere. Wenn wir solche Grenzverschiebungen soziologisch beobachten, sollten wir zunächst unserekategorialen Instrumente sichten. Auf dieser zunächst sehr allgemeinen Ebene gilt es also zunächstnachzudenken über das Zusammenspiel von STRUKTUR und KULTUR. Dieses gewinnt dannpraktische Bedeutung im Bezug auf kulturelle Inszenierungen von IMAGE und IDENTITÄT (in)einer Region.

IMAGE und IDENTITÄT"Das Ruhrgebiet - ein starkes Stück Deutschland" - so beschwört es die regionale Selbstdarstellungin einer großformatigen Image-Kampagne, womit sich diese alte Industrielandschaft mit ihrenGlanzseiten zu präsentieren sucht: nicht nur als Industrielandschaft, sondern selbstbewußt auch als'Kulturlandschaft'. Hinter dem Kampf um ein neues Image steht die Erwartung, daß ein Raum,dessen schöne Seiten aufpoliert und dessen altes Stigma wegretuschiert werden soll, im Ent-scheidungshorizont von Investoren neue Attraktivität gewinnen muß. Zielgruppe sind dann nichtnur die Investoren industriellen Kapitals, sondern auch die innovativen Akteure, deren professio-nelles, aber auch moralisches und kulturelles Humankapital als 'endogenes Potential' in dieRegion einzuladen und einzubinden ist. 'Image' können wir fassen als die Attraktivität einer Person, einer Organisation oder auch einerRegion. Image wird dann zum kulturellen Medium, um in seiner gesellschaftichen Umwelt anAufmerksamkeit, Anerkennung und Anziehung zu gewinnen und dieses mit positiven Erwartungenund Bewertungen zu besetzen. Durch das 'Image' einer City etwa werden sich 'Kaufkraftströme'einfangen und binden lassen, vielleicht aber auch das Kapitalinteresse, dort zu investieren.

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Investitionsentscheidungen folgen gewiß zunächst der ökonomisch-logistischen Kalkulation. Wennaber vergleichbare Anbieter im Werben um Investoren konkurrierend im Rennen liegen, könntendie 'weichen' Faktoren des 'Kulturellen', wie etwa 'Image' und 'Identifizierbarkeit' den Ausschlaggeben. Über den wirtschaftlichen Wert von Image - auch im Blick auf praktische Möglichkeiten derIntervention und Manipulation - nachzudenken, sollten wir kommerziellen Beratern in Sachen'Marketing' oder 'Image-Management' überlassen. Sie werden auf Wunsch gewiß gerne gutachten,daß sich das Ruhrgebiet so erfolgreich als "starkes Stück Deutschland" ins Gespräch bringenkonnte und daß dabei gerade auch kulturelle und ökologische Aspekte in die Waagschale gebrachtwerden konnten. Fraglich bleibt jedoch, ob über ein noch so attraktiv in Szene gesetztes 'Image' sich auch 'Identität'bilden läßt, also ob und wie die mit dem 'Image' angestrebte Wirkung 'nach außen' auch 'nachinnen' ausstrahlt, - etwa im Sinne einer Erneuerung regionaler Identität, einer Belebung regionalerAktivität. So soll 'innere Führung' über die gezielte Gestaltung von Organisationskultur den 'Sinn'aktiver Mitgliedschaft und engagierter Mitarbeit sinnenfällig machen. Die kulturelle Selbstdar-stellung und Selbstverständigung einer Region wird dann zum Medium, über das eine aktive undproduktive Identifikation mit den regionalen Möglichkeiten sich orientieren könnte. Dabei soll die kulturelle Identität und Attraktivität der Region nicht nur Investitionskapitalanziehen, sondern auch dazu einladen, das Humankapital qualifizierter und vor allem motivierterund engagierter Arbeitskräfte und Führungskräfte produktiv in die Region zu 'investieren'. Wie kann es also gelingen, daß das innovative Potential der jetzt die neuen Ruhr-Universitätenverlassenden technischen und ökonomischen, aber auch kulturellen Intelligenz nicht abgezogen wird in einen in der Gestaltqualität des Lebens angeblich attraktiveren Süden, sondernsich hier in die Betriebe aber auch in die sozialen Räume und kulturellen Felder dieser Industrie-landschaft aktiv einbringen wird. Es gab Grund zur Sorge, daß das Ruhrgebiet nicht zuletzt durch seine von 'schwerer Arbeit','großer Organisation' und 'starker Kultur' geprägten 'kulturellen Altlasten' es einer neuenGeneration kreativer und engagierter Intelligenz schwer macht, sich hier zu engagieren und zuidentifizieren. Heute hingegen spricht manches dafür, daß nicht nur durch die Ausstrahlung der erst in den letztenJahren voll ausgebauten Hochschulen das kulturelle Klima offener wird. Die Lebendigkeit eines sozialen Feldes (definieren wir dieses als 'Organisation' oder als 'Region')wird sich dann in dem Maße entwickeln, wie es gelingt, den einzelnen zu motivieren und zuaktivieren, sich selbst mit seiner kommunikativen Lebendigkeit ins öffentliche Leben und auch inskulturelle Leben aktiv einzubingen.

REVIER und REGIONIn bewußter Absetzung von den alten Klisches des 'Reviers' und gewiß auch von den nostalgi-schen Bildern von 'Landschaft' und 'Heimat' steht der Begriff der 'Region' für die Künstlichkeit,Machbarkeit und Planbarkeit moderner Wirklichkeit, wie wir sie uns - bewußt konstruktivistisch- konstruieren als Projekt und Prozeß, als Kontrakt und Konstrukt.Im gesellschaftsgeschichtlichen Horizont müssen wir zudem die strukturelle und kulturelle Ent-wicklung einer Industrieregion wie dem Ruhrgebiet beobachten unter dem Aspekt der hier be-sonders drastisch spürbaren Modernisierungsschübe und Modernisierungskrisen. So profiliert sich die neue Region 'Rhein-Ruhr' im selbstbewußten Kontrast zum 'alten Revier':Das alte Revier steht in seiner gesellschaftlichen Form wie seiner kulturellen Gestalt gewiß nichtfür bürgerliche Modernität und Urbanität, eher für die verblassende industrielle Modernität von

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Arbeitsgesellschaft. Doch diese klassische Modernität liegt fast schon hinter uns, lastet längst als'kulturelle Altlast'. Die über bürgerliche Stadtkultur wie die über eine klassisch industrielle Kultur der Arbeit hinaus-treibenden Modernisierungsprozesse setzen heute neue Koordinaten. Dann ist die heute sich neuaufdrängende Kategorie der 'REGION' ein neuer Maßstab, der gerade auch in seiner Dimensionals REGIONAL-KULTUR etwas anderes bedeutet als die traditionell bildungsbürgerliche Stadt-kultur, aber auch etwas anderes als das, was der ehrwürdige 'Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk'noch klassisch als 'Ruhrgebiet' fassen wollte. Der Begriff der Region greift weiter als die bürgerliche Stadt, ist zugleich aber auch konkreter undkomplexer als die vom Raum abhebenden Systemzwänge industrieller Arbeitsgesellschaft. Während der ältere Begriff der 'Landschaft', etwa in der Begriffsbildung 'Kulturlandschaft', dieVorstellung einer 'gewachsenen' Kultur nahelegt, steht das Begriffsfeld 'regio' eher dafür, daßsoziale Räume durch personalisierte Herrschaft (regnum) oder organisierte Macht (regime)beherrschbar, planbar und kontrollierbar werden.Die Problemformel "Regionalkultur" führt dann schnell zur Frage des territorialen Zuschnittsvon Planungskompetenzen und Verwaltungsgrenzen, wie sie etwa in den großen Territorial-und Funktionalreformen der 70er Jahre zur Diskussion und zur Disposition standen. So stellt sichdie Frage, inwieweit in einem Ballungssraum eine regionale Kultur überhaupt noch im Rathausho-rizont zu planen und zu verwalten ist, oder ob nicht neue Kompetenzen einer ortsübergreifendenregionalen Entwicklungsplanung gerade im Blick auf die Kulturentwicklung gefordert und zufördern sind. Der Verwaltungswissenschaftler Dietrich Fürst hat die Problematik einer regionalen Entwicklungs-steuerung auf die Formel gebracht: "Von der Raumplanung zum Regional-management". Einsolcher 'Führungswechsel' gilt auch für die regionale Kulturentwicklung. Wenn wir dazu dieBegriffe 'Kultur und Region' soziologisch operationalisieren, so fassen wir: "Kultur" als Medium und Möglichkeit der Kommunikation von sozialem Sinn - und zwar aufsinnfällige Weise, viel sinnfälliger als bloße Worte es zu sagen wissen. In kultureller Gestalt wird der Sinngehalt von Wirklichkeit kommunizierbar, als 'innere Form' und'innere Führung', als 'cognitive map' und 'corporate identity', als Erwartungsrahmen und Deutungs-muster."Region" fassen wir demgegenüber als funktional kontrollierte Zone, wobei die durch Wirt-schaftsverflechtungen, Verkehrsnetze oder politisch-administrativen Kompetenzzuschnitt de-finierten Funktionsräume nicht unbedingt deckungsgleich sein müssen mit den durch sozialesLeben und Erleben konstituierten 'sozialen Räumen'. Im Ruhrgebiet läßt sich der regionale Bezug auf unterschiedliche Weise konstruieren: wir könnenuns fragen, ob die Rhein-Ruhr-Region im Zuschnitt des einstigen Siedlungsverbandes Ruhr-kohlenbezirk typisierbare Formen sozialen Sinns hervorbringt. Soziologische Regionalforschung wird neben der Rekonstruktion sozialer Infrastruktur daraninteressiert sein, jene Deutungsmuster, Orientierungs- und Organisationsprinzipien zu rekon-struieren, die das räumliche, präziser formuliert: das 'sozialräumliche' Verhalten dokumentierenund programmieren: Über welche Muster und in welchen (inneren) Grenzen konstituiert sich diegesellschaftliche Wirklichkeit sozialer Räume? Traditionelle 'innere' Grenzen umschreibt die aus dem alten Revier gemeldete 'Kleinkariertheit'eines Lebenszuschnitts in der Reichweite von 'Pantoffelmeile' und 'Schrebergartenpar-zelle'. DieWerkssiedlung war auf kurzem, direkten Weg mit dem Arbeitsplatz verbunden, der kleine Gartenwar gleich hinterm Haus und die für die freie Zeit nach schwerer Arbeit einladende Eckkneipe oder

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fürs alte Revier noch typischer die Bierbude war 'in Pantoffeln' erreichbar. Hier blühte eine Soli-darkultur sozialer Nähe, auf die hin dann auch die parteipolitischen Organisationsmuster oderauch die Angebote von Vereinen und Kirchen zugeschnitten waren. Diese sehr dichte Quartiers-kultur und der lebenspraktische Wert der sozialen Nähe von Verwandtschaft und Nachbarschaftzählt gewiß auch heute noch zu den alltagskulturellen Bindungen und Prägungen (Ligaturen)dieser Industrielandschaft. Im alten Revier der industriellen Gründerzeit um 1900 waren die Ligaturen zudem abgestecktdurch ethnisch, konfessionell und kulturell differenzierte Milieus, die zunächst auch räumlich klarsegmentiert blieben. Sozialer Lebensraum war die Werkssiedlung mit ihrer Straße und ihren Gärtenund Höfen. Je nach der Kolonisations- und Rekrutierungspolitik des Arbeitgebers war man dannals relativ geschlossene Einwanderungsgruppe unter sich, als katholischer Westfale, als luthera-nischer Lipper, als reformierter Niederländer, als schlesischer Katholik oder zugehörig den großenEinwanderungsschüben aus Polen. Die Alltagsgeschichte der Kolonialisierungszeit berichtet vonder Kleinräumigkeit einer Welt, die sich im engen Wechsel zwischen Arbeitsstätte und Arbeiter-siedlung abspielte. Sozialräumliches Erleben konzentrierte und reduzierte sich dann auf den'Straßenraum' des unmittelbaren Wohnquartiers und die suburbane Eigenwelt des Stadtteils.Heimat definierte sich eher durch Herkunft und weniger durch die Ankunft in der zugewiese-nen Zielregion. Diese interkulturelle Pluralität der sozialmoralischen Milieus hat sich bisheute erhalten, auch wenn die segmentären Siedlungsformen längst durchwachsen sind. Dennocherlaubt es die verkehrsmäßige Vernetzung, raumübergreifend kulturelle Besonderung zu organisie-ren und zu mobilisieren. Geblieben von der segmentären Struktur der Gründerzeit ist jedoch ein bisheute deutliches Gefälle zwischen der südlichen Hellwegregion des Ruhrtals mit seiner bürgerli-chen und bäuerlichen Stammbevölkerung und den später industrialisierten, jetzt umso heftiger vonden Krisen industrieller Arbeitsgesellschaft geschüttelten Problemzonen des Emscherbruchs.Gerade hier zeichnet sich nach den letzten Einwanderungswellen aufs neue ab, daß Ligaturen sichzunächst nur im eng begrenzten, auch sozialräumlich segmentierten Milieu entwickeln. Nach den Eingemeindungswellen der 20er und der 70er Jahre kam es darauf an, aus den neuzusammengebundenen Stadtteilen großstädtische Orientierungs- und Identifikationshorizonte zumachen. Heute stellt sich die Frage, ob sozialräumliche Identität im industriellen Ballungsraumnicht weiter greifen muß als die Zuständigkeiten von Stadtverwaltungen.Gerade unter den Bedingungen industrieller Ballung wurde die Identifizierbarkeit und Identitätsozialer Räume immer wieder zum Problem. Was waren die sozialen und kulturellen oder auchpolitischen Bedingungen räumlicher Orientierung und Identität. Worin zeigten sich die regionalenBesonderheiten und Prägungen sozialer Verhaltens- und Deutungsmuster?Dies verweist auf die definitorischen und methodologischen Schwierigkeiten, einen industriellenBallungsraum als sozialen, kulturellen oder auch politischen Raum beobachten und beschreiben zukönnen. Der regionalwissenschaftliche Diskurs, etwa unter einem Arbeitstitel wie "Haben wir oder brau-chen wir eine Ruhrgebietsidentität?" verweist auf Probleme der politisch-administrativenSteuerung von Kulturentwicklung im Ballungsraum, aber auch auf Identitätskrisen der politischenKultur im Zerfall der tradionell in sozialräumlicher Vergemeinschaftung verankerten soziokulturel-len Milieus.Die dabei bewußt werdende Frage, ob im industriellen Ballungsraum die räumliche Dimension undDefinition sozialer Wirklichkeit an Bedeutung und Deutlichkeit verlieren könnte, stellt sich heuteunter der Bedingung der Pluralisierung und der Individualisierung der Lebensstile gewißschärfer. Unsere Fragen nach den räumlichen Grenzen des Sozialen und der sozialen Bedeutungdes Räumlichen, wie wir sie unter dem Titel 'Industrieller Ballungsraum' zunächst für die indu-

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1. Vgl. Volker Lück, Hans Nokielski, Eckart Pankoke, Karl Rohe 1976: Industrieller Ballungsraum. Zur sozial- undpolitikwissenschaftlichen Problematisierung. In: Zeitschrift für Soziologie 5, 309-318; Eckart Pankoke, 1977: Polisund Regio. Sozialräumliche Dimensionen politischer Kultur. In: Sociologia Internationalis 16, 30-62.

2. Georg Simmel 1903: Soziologie des Raums. In: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung, und Volkswirtschaft inDeutschen Reich, Jg. 27, 32.

striellen Arbeitsgesellschaft zu formulieren suchten, stellen sich im Blick auf die sich abzeichnende1

Post-Moderne einer postindustriellen und posturbanen "Erlebnisgesellschaft" gewiß neu undanders.Dieser Perspektivenwechsel läßt sich verdeutlichen im Blick auf die hier besonders interessierendenRelevanzbereiche moderner Regionalkultur: die Entwicklungen von Stadtkultur und Organisa-tionskultur.Wie so oft, steigert sich unsere Sensibilität für die Brüche der Moderne im Rückgriff auf Georg Simmel: In seiner 1903 in Schmollers Jahrbuch veröffentlichten "Soziologie des Raumes"weist er darauf hin, daß ein sozialer Raum nicht nur geographisch zu vermessen und zu begrenzenist, sondern immer auch als soziale Gestalt und Gestaltung soziologisch zu beobachten und zubeschreiben ist, also nicht nur als "eine räumliche Tatsache mit soziologischen Wirkungen, sondernauch als eine soziologische Tatsache, die sich räumlich formt".2

Heute müssen wir uns allerdings fragen, ob die von Simmel als Identifikationsmoment einessozialen Raumes vorgegebenen Kriterien wie die "Einzigartigkeit" des Landschaftsbildes, die"Gemeinsamkeit" soziokultureller und landsmannschaftlicher Prägungen und die Eindeutigkeit des"Bewußtseins der Eingegrenztheit" für moderne Lebensräume noch trennscharf zu identifizierensind. So ließ sich die sozialräumliche Formation "industrielle Ballung" als eine Lebensweisetypisieren, deren funktionale Mobilität von sozialräumlichen Bezügen abhebt. Inzwischen erscheintdie Erosion der sozialmoralischen Milieus drastischer und dramatischer. Dennoch sollten wir keine kulturkritische Nostalgie betreiben, vielmehr könnte sich räumlicheIdentität ja auch anders darstellen als nach dem traditionellen Muster der milieuhaft vergemein-schafteten Verbundenheiten und Verbindlichkeiten.Die Frage "Haben wir oder brauchen wir eine regionale Identität" wäre dann zu beantworten imBlick auf mögliche Wirkungszusammenhänge von "Identität" und "Aktivität", von "Autono-mie" und "Engagement". Wer sich mit einem Raum positiv identifiziert, wird eher interessiertsein, sich hier produktiv einzubringen. Er wird investieren, nicht nur sein Geld, sondern auch seineKompetenz und sein Engagement als Humankapital. Er wird sich vielleicht auch engagieren: nichtnur im wirtschaftlichen, sondern auch im kulturellen und öffentlichen Leben. Wir können die damitunterstellte Relation auch dahin wenden: wer sich in seiner Identität kulturell angesprochen sieht,könnte eher bereit sein, auch in anderen Bereichen, etwa wirtschaftlich oder beruflich (oder auchehrenamtlich) aktiv zu werden. Methodische Zwischenbemerkung: Wenn wir das neue Interesse für die inneren Bilder, die inneren Formen und die innere Führunggesellschaftlicher Wirklichkeit methodologisch ernst nehmen, gewinnen Betrachtungsweisen derkognitivistischen und konstruktivistischen Gesellschaftsanalyse an Gewicht. So wie man seiteinigen Jahren bemüht ist um eine 'subjektzentrierte Organisationsforschung' und daraus für dieKultivierung der inneren Führung die Konsequenzen zu ziehen sucht, könnte man auch von einersubjektorientierten Wende der Regionalsoziologie sprechen.

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3. Detlef Briesen und Jürgen Reulecke 1994: Regionale Identität und Regionalgeschichte: Kognitive Kartographieund die Konstruktion von Regionalbewußtsein durch Geschichte am Beispiel des Ruhrgebiets. In: Wendelin Strubelt(Hg.): Entwicklungen und Probleme der Agglomerationsräume in Deutschland. Bonn (i.E.); Briesen, Detlef/ RüdigerGans/ Armin Flender, 1984, Regionalbewußtsein in Montanregionen im 19. und 20. Jahrhundert: Saarland -Siegerland - Ruhrgebiet. i.E.

4. Christa Becker, Ulf Matthiesen, Hartmut Neuendorff u.a. 1987: Kontrastierende Fallanalysen zum Wandel vonarbeitsbezogenen Deutungsmustern und Lebensentwürfen in einer Stahlstadt. UMBRÜCHE. Studien des Instituts fürempirische Kultursoziologie, Dortmund.

Bahnbrechend waren hier vielleicht einerseits die Geschichtswissenschaftler mit ihrem Interesse fürdie geschichtliche Wirklichkeit des Alltagslebens und die darauf bezogenen Rekonstruktionsmustereiner 'Oral History'. Aber auch der regionalistischen Wende der soziologischen Kulturfo-schung mit ihren Forschungen zu Stadtkultur und Industriekultur verdanken wir wichtige Hin-weise. Wie fruchtbar die Verbindung von 'Oral History' und neuen Ansätzen einer kognitivistischenPsychologie und konstruktivistischen Soziologie sein kann, zeigt das an der Universität Siegen imRahmen des 'Förderprogramms Montanregionen' durchgeführte sozialhistorische Forschungs-projekt: "Historische Ausprägung und historischer Wandel von Regionalbewußtsein in ausgewähl-ten Montanregionen".3

Hier geht es sehr konsequent um subjektzentrierte kongnitivistische Regionalforschung, indem diesubjektiven räumlichen und zeitlichen Koordinaten der Konstruktion sozialer Wirklichkeit rekon-struiert werden. Produktiv werden dabei neuere Methoden der 'kognitiven Kartographie', überwelche das Regionalbewußtsein der Ruhrgebietsbevölkerung und die dafür konstitutiven Raum-bilder und Geschichtsbilder rekonstruiert werden. Das Interesse für die innere Form gesellschaftli-cher Wirklichkeit und für die Rekonstruktion der 'mental maps' ist nicht nur eine methodischeMode, deren Attraktivität sich etwa daraus erklären ließe, daß die Sonne der gesellschaftstheoreti-schen Gesamtschau untergegangen ist. Soziologische Methoden spiegeln immer auch historische Konfigurationen. Vielleicht ist die derzeitbeobachtbare Erosion der sozialräumlich verankerten sozialmoralischen Milieus und der strukturellwie kulturell erklärbare Individualisierungsschub ein Grund, daß die räumliche Dimension virulentwird. Der Übergang von der "Arbeitsgesellschaft" zur "Erlebnisgesellschaft" erfordert neue Metho-den gerade auch im Bereich der Regionalforschung.Die Dominanz der nahräumlichen Orientierung im alten Revier erscheint heute vielen als kulturelleAltlast, die eine Entwicklung zum modernen Regionalbewußtsein zu blockieren scheint.Jüngere Generationen fixieren sich demgegenüber weniger auf die heimatlichen Ligaturen, sondernorientieren sich eher an den Optionen weiträumiger Vernetzung. Vieles spricht dafür, daß sich auch in der Umstellung der kognitiven Kartierung ein Genera-tionsbruch abzeichnet: von der Arbeitsgesellschaft zur 'Erlebnisgesellschaft'. Vielleicht bedeutet diePluralisierung und die Individualisierung der Lebensstile auch ein anderes Verhältnis zum Raum,der nun bewußter in seinen Optionen geschätzt und vernetzt wird. Nehmen wir die jüngere und mobilere Aktivbevölkerung in den Blick, wie es in den DortmunderUntersuchungen von H. Neuendorff versucht wird, so rückt ein neuer Typ ins Bild. Ein junges4

erlebnisrationales Konsumverhalten, das mit Fahrplan, Veranstaltungsplan und Straßenkarte sicheine kognitive Kartierung bildet, in der die Region als polyzentral vernetzter Options- und Aktions-raum an Attraktivität gewinnt. In dieser Altersgruppe scheint der älterer Typ des sozialräumlich und soziokulturell eingebundenen

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Milieus allerdings längst abgelöst durch multilokal vernetzte 'Szenen', die nicht mehr durchTradition vorgegeben sind, sondern bewußt konstituiert werden als Programm und Projekt,Konstrukt und Kontrakt, Konsens und Konflikt.Die Beobachtung der neuen Reichweiten und Maßstäbe kultureller Märkte und zwar sowohl fürdie Anbieter wie für die Nachfrager bestätigt zunächst unsere These, daß mit den neuen Verkehrs-techniken weiträumiger Orientierung und Mobilisierung sich der Horizont der sozialräumli-chen Orientierung ins 'Regionale' (hier im Sinne von 'überörtlich') gewandelt hat. Eine solcheAussage bleibt soziologisch trivial, wenn wir zu diesem quantitativen Trend (der sich messen läßtetwa durch eine Kontrolle der Kaufkraftströme durch Marktforschung) nicht auch einen qualitati-ven Wandel der raumbezogenen Deutungs- und Orientierungsmuster bedenken.Mit einer sich ausweitenden Mobilität der kulturellen Nachfrage verbinden sich auch Signale einesqualitativen Wandels moderner Vergesellschaftung. Doch mit der Steigerung der 'Optionen' durch die Weitung der Märkte stellt sich die Fragenach den Ligaturen. Es ist zu vermuten, daß die Ligaturen des Ortsbezuges sich lockern. Weretwa in Moers wohnt, in Essen arbeitet, in Düsseldorf einkauft und vielleicht in Gelsenkirchenmodernes Musiktheater wahrnimmt, der hat in seinem Netzwerk offensichtlich nicht mehr vieleFäden, um jeweils 'vor Ort' Wurzeln zu schlagen, so das Vorurteil. Man sucht nicht mehr das Repräsentative, sondern das Spezifische: die Pluralisierung derGeschmacksrichtungen und die Ausdifferenzierung kultureller Identitäten ist im 'lokal' bleibendenHorizont nur schwer noch möglich, auch nicht bei dem doch relativ schmalen Bildungsbürgertumder großen Ruhrgebietsstädte. Erst die offenen Optionen regional geöffneter kultureller Märkte macht kulturelle Differenzierungmöglich.

KULTURELLE DYNAMIK Wir können die Auseinandersetzung mit 'Image' und 'Identität des Ruhrgebiets', dieses "starkenStücks Deutschland", auf zwei Ebenen kulturwissenschaftlicher Analyse betrachten: 1. Im Sinne eines engeren, eher auf das klassische Ressortdenken kommunaler Kultur-verwaltungzugeschnittenen Kulturbegriffs ließe sich die Entwicklung und Bedeutung der 'KulturlandschaftRuhrgebiet' rekonstruieren in der Spannung von 'Skyline' und 'Szene'. 2. Im Rahmen eines weiteren, eher von der ethnographischen Volks- und Völkerkunde als derdeutschen Geisteswissenschaft geprägten Kulturbegriffs wäre die 'Kulturbedeutung' gesellschaftli-cher Wirklichkeit (der Sinngehalt ihrer Sozialgestalt) herauszuarbeiten über die Entwicklungtypischer Muster der die Region prägenden Industriekultur: Kultur der Arbeit, Kunst des Führens,Kultur der Unternehmen, Kultur des Alltags. Auch hier läßt sich gerade im innovativen Sektor eine Entwicklung markieren, die sich spannenließe zwischen die idealtypisch ins Reine zu steigernden Bezugsgrößen: 'starke Kultur' und 'offeneGesellschaft'.Beobachten und beurteilen wir in diesem Rahmen die Kulturlandschaft Ruhrgebiet, so ist einPerspektivenwechsel geboten: es geht dann nicht nur um die imagefördernden Show-Effekte derhochkulturellen 'Skyline', sondern auch um die Lebendigkeit soziokultureller 'Szenen', die deneinzelnen einladen, in die Region zu ziehen, - oder in der Region zu bleiben und sich in die regiona-le Wirtschaftsentwicklung oder/und Kulturentwicklung als Aktivposten einzubringen. Das gilt gerade für eine neue Generation junger Fachkräfte und Spitzenkräfte, die jetzt die Fach-

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5. Werner Bußkamp und Eckart Pankoke 1993: Innovationsmanagement und Organisationskultur. Chanceninnovativer Industriekultur im Ruhrgebiet. Essen.

schulen und Hochschulen verlassen und bislang eher abgesogen wurden in wirtschaftlich wiekulturell scheinbar attraktivere Regionen. Für diese Zielgruppe käme es darauf an, daß die Regionim Profil ihrer Optionen, aber auch in der Anziehungskraft ihrer Bindungen und Vernetzungenidentifizierbar wird, so daß die Identifikation mit regionaler Wirklichkeit Identität stiftet. Zu fragen ist dann allerdings auch, ob das Ruhrgebiet von denen, die von den strukturellen wiekulturellen Möglichkeiten aktiv Gebrauch machen können, noch als Einheit wahrgenommen wird,oder ob der Reiz dieses Ballungsraumes nicht eher darin zu sehen ist, daß sich hier polyzentraleNetzwerke vieler lokaler Szenen und subregionaler Zonen ausbilden können.

INDUSTRIE- und ORGANISATIONSKULTURBei der Einschätzung der Situation altindustrieller Ballungsräume in der Spanne von "Altlast"und "Aufwind" erscheint das Ruhrgebiet entscheidend geprägt durch "große Industrie", "schwereArbeit" und "starke Kultur". Das aus der amerikanischen Unternehmensforschung übernommene5

Konstrukt der "strong culture" typisiert dazu einen Organisationstyp, für den die Muster derkorporativen Identität einen hohen Grad der Eindeutigkeit, Fraglosigkeit und Verbindlichkeitbeanspruchen. Wir sprechen hier auch von "geschlossener Kultur", bei der aus der 'Umwelt' desOrganisationssystems kaum Impulse wirksam werden. Hier bleibt die 'Welt der Arbeit' die auf alleLebensbereiche durchschlagende Wertsphäre. Im Gegentyp "kultureller Offenheit" wird hingegengerade der 'lebensweltliche' Bezug auf die Subjektivität von Mitarbeitern wie auch der Umweltbe-zug auf gesellschaftliche Öffentlichkeit kommunikativ aufgewertet. In der Praxis des Unternehmens präsentieren sich allerdings eher Mischkulturen einer je variablenKombinatorik von traditionellen und innovativen, integrativen und diskursiven, 'starken' und'offenen' Kulturen. Dabei scheinen gerade die innovativen Unternehmen (bzw. Organisationsein-heiten) sich dadurch auszuzeichnen, daß hier auch im Führungsstil kommunikative Offenheitgegenüber kommunitärer Geschlossenheit sich durchsetzt. Wie neuere Konzepte organisationskulturell orientierter Unternehmensberatung und Unterneh-mensforschung nahelegen, werden bei innovativer Führung eher Verhaltensmuster, Umgangs-formen und Führungsstile kulturell aufgewertet, wie Experimentierfreude und Risikobereitschaftder Führungskräfte oder Verantwortungsbereitschaft der Mitarbeiter. Heute, da von den Betrieben ein hohes Maß an Flexibilität, Kreativität und Innovations-fähigkeit erwartet wird, können gerade Impulse einer kommunikativen Kultur jenes Lernklimaschaffen, auf das Innovation bauen muß. Identifikation mit dem Betrieb und Kooperation imBetrieb sind dabei wesentliche Voraussetzungen. Schon deshalb gewinnen 'Unternehmenskultur'und 'kulturorientiertes Management' in der unternehmerischen Praxis, aber auch in der unter-nehmensbezogenen Forschung zunehmende Bedeutung.In diesem Sinne soll die kulturelle Gestalt eines Unternehmens den Sinngehalt unternehm-erischenHandelns signalisieren und damit das Unternehmen für Kunden, Partner und Mitarbeiter attraktivmachen. Es zeichnet sich ab, daß die Kriterien der Attraktivität sich heute verlagern: von "starkerKultur" zu "offener Kommunikation". Für das Ruhrgebiet läßt sich beobachten, daß in vielenUnternehmen die innovative Offenheit nicht unbedingt eine Verabschiedung der traditionellenIdentifikationsmuster bedeuten muß. Gerade wenn sich industrielle Traditionen mit offenerUnternehmenskultur verbinden, das Selbstverständnis des Unternehmens also in offener Kommuni-kation diskutiert und reflektiert werden kann, werden die tradierten Darstellungs- und Deutungs-

Kulturlandschft im Ballungsraum 185185

6. Richard Erny, Wilhelm Godde, Karl Richter 1988: Handbuch Kultur 90. Modelle und Handlungsbedarf für diekommunale Kulturarbeit, Köln.

muster nicht zur 'kulturellen Altlast', sondern können als kulturelle Ressource korporativer Identitätaktiv bleiben. Hier könnten neue regionale Akzente und Perspektiven sich profilieren, die es schwer machen, wieeinst zur hohen Zeit von Kohle und Stahl noch von 'dem Ruhrgebiet' zu sprechen. Es gibt längstganz anders geschnittene Regionen und Bündnisbereiche. Neue Wege innovativer Vernetzung zeigtgewiß auch das Planungsnetzwerk der 'Internationalen Bauausstellung' IBA-Emscherpark. Immerwenn im Ruhrgebiet neue Wege gesucht werden, bilden sich Kristallisationspunkte regionalerVerknüpfung. Die Bereitschaft zum Diskurs begründet dann neue Muster einer kommunikativenSteuerung. Die Wege zum Nachbarn sind kürzer geworden, die geschlossenen Milieus aufgebrochen. Soist es zwischen Ruhr, Emscher und Lippe kaum mehr schwierig, sich bei gleichem Sinn undgleichem Interesse zu treffen und auszutauschen. Wirksam als Foren kulturpolitischer Selbstverständigung werden heute auch neue Instanzen undInstrumente der regionalen Steuerung und Selbststeuerung, die immer wieder zum 'runden Tisch'einladen und damit eine Professionalisierung der Akteure und so auch die Profilierung der Pro-gramme entscheidend vorantreiben. Was an innovativer Dynamik sich bei regionaler Koordinationund Kommunikation entfalten läßt, zeigte der jüngst von über 30 Städten lokal wie regionalgeführte Diskurs "Kultur 90 - Forderungen der Gesellschaft an die kommunale Kulturpolitik". All6

diese Diskurse und Foren geben Zeugnis, daß Kultur in der Region farbiger wird, wenn sichHorizonte öffnen und innere Vernetzung die Kombinatorik steigert. Bedeutet 'Post-Moderne', daß die Komplexität kultureller Dynamik nicht mehr durch eindeutigeMuster zu repräsentieren ist, sondern kulturelle Vielfalt neuen Bewegungsraum fordert, so wirdauch in der 'Industrielandschaft' als 'Kulturlandschaft' die Autonomie kultureller Felder im Hori-zont regionaler Profile zum entscheidenden Kriterium für die Lern-fähigkeit kommunaler Politikund zugleich für die Lebendigkeit 'offener Gesellschaft'.Der programmatische Anspruch auf eine "Kulturpolitik als Gesellschaftspolitik" schien problemloseinlösbar, solange man es zu tun hatte mit der flächendeckenden Versorgung territorial wiefunktional klar begrenzter Zonen: etwa die Ausstattung eines Stadtgebiets mit gleichen Zugangs-chancen zum öffentlichen Bibiothekswesen. Heute aber wissen wir, daß die einfache und eindeutigeEinordnung von Zielräumen und Ziegruppen nicht mehr gegeben ist. Überall wo wir heute neueNetzwerke und Lernfelder beobachten können, wird bewußt, daß die klassische Statik der indu-striellen Moderne in Bewegung kam. Die Koordinaten kultureller Entwicklung lassen sich nicht mehr orten allein in der räumlichenDimension von Verwaltungsgrenzen und Versorgungszonen. Gewiß bleiben die lokalen oderregionalen Grenzen und funktionalen Zonen und Zentren als Raster kultureller Infrastruktur weiterverbindlich, gerade hier im Ruhrgebiet, wo auch soziale Räume in ihrer Künstlichkeit und Gestalt-barkeit bewußt sind und die Akteure in Politik und Verwaltung lernen mußten, Lebensräume inihrer Versorgungstiefe und Austattungsdichte weitsichtig zu planen. Gerade hier ging es, wenn manvon 'Kultur' sprach, zunächst eher um Verfügungszonen und ihre Grenzen und um gesicherteStandards ihrer infrastrukturellen Ausstattung und Versorgung. Aber gerade dieses Niveau an'flächendeckender' öffentlicher Einrichtung und Austattung, womit das Ruhrgebiet sich selbst-bewußt zu repräsentieren wußte, sind heute hinterfragt und gefährdet. Die Mittel und Kräfte werden knapp, nicht nur finanziell sondern auch legitimatorisch. Wer sich

186 Eckart Pankoke186

heute für Kultur engagiert, muß das politisch neu erstreiten: in der eigenen Partei und auch beimWähler. Auch der Wähler ist heute wählerischer geworden. So ist öffentliches Geld, das breitgestreut in der Fläche versickert, kaum noch populär - selbst wenn - und gerade wenn - es umKultur geht. Wenn wir schon im Bereich der öffentlichen Kulturpflege das Bild vom "Gärtner"nutzen wollen, geht es weniger um die "Gieskanne", als um das Pflanzen und Pflegen, womit inödes Terrain neues Leben gebracht werden soll. Auch wenn wir uns - in kulturpolitischer Phantasie - diese Kulturlandschaft als 'Parklandschaft'vorstellen wollen (und die IBA-Emscherpark hat dieses semantische Potential der Park-Metaphorikprogrammatisch kultivieren können), wird zu bedenken sein, daß der moderne Park wenigergeometrisch strukturiert ist durch Grenzen und Gräben, denn als eine Erlebnislandschaft program-miert ist, die sich erst bildet, wenn der Park dazu einlädt, daß in ihm die Menschen sich andersbewegen, vernetzen und erleben als sonst im Alltag. Doch das Ruhrgebiet mit seinen funktionalenSchienen und Zonen schien lange Zeit alles andere als ein einladender 'Park'. Auch die bei allen Verflechtungen und Entgrenzungen industrieller Ballung immer für wichtiggehaltenen territorialen Grenzen der geschlossenen Ratshaushorizonte kommunaler Kulturpolitikbieten nicht mehr den Rahmen, um kulturpolitisch steuerungsfähig und lernfähig zu bleiben. Wennwir deshalb anstelle von klar begrenzten 'Flächen' und funktionalen Zonen, von offenen Feldernund ihrer Vernetzung sprechen, so signalisiert dieser vielleicht etwas modische Begriffswechseleinen tiefergreifenden 'Systemwandel', zumindest einen Perspektivenwechsel in der Kulturpolitik:Es geht nicht mehr um die Verwaltung von kulturellen Gütern und die Versorgung klar definier-barer Zielräume und Zielgruppen, sondern es geht um die Steuerung turbulenter Entwicklung. Anders als Vorurteile zu werten meinen, war das Ruhrgebiet für neue Wege in der kulturellenEntwicklung immer offen. Zu erinnern ist daran, daß hier an Rhein und Ruhr der Zusammenhangvom 'Kultur und Arbeit' schon früh begriffen wurde. Zu erinnern ist auch daran, daß dieser i-ndustrielle Ballungsraum gerade durch seine polyzentrische Struktur im Reichtum seiner Kulturflächendeckend ausgebaut wurde. Diese Verantwortung für infrastrukturelle Versorgung großerFlächen führte zu Planungen der kulturellen Entwicklung, welche das öffentliche Kulturangebotnicht auf die City zentrierten, sondern bewußt auch die Stadtteile und Randzonen in die kulturelleVersorgung einzubeziehen suchten. Zumindest Versuche in dieser Richtung wurden in den letztenJahrzehnten unternommen. Repräsentanten des Ruhrgebiets beschwören gerne diese Phase deskulturellen Aufbruchs und Ausbaus. Aber wir müssen uns auch kritisch fragen, ob diese großeVergangenheit heute nicht auch schon so weit 'vergangen' ist, daß es zwingend wird, nach neuenUfern Ausschau zu halten. Die Begriffe, aus denen die kulturpolitischen Parolen des Wohlfahrtsstaates gebaut wurden, Staatund Stadt, Polis und Regio, Kunst und Kultur, Arbeit und Alltag tragen uns nicht mehr ungebro-chen in eine Zukunft, in der neue Probleme aufreißen "jenseits" der klassischen Unterscheidun-gen von "Markt und Staat", "Polis und Regio", "Kultur und Arbeit".Zu aller Beruhigung eine schnelle Richtigstellung: Es geht nicht nur um den Ausstieg aus derIndustriegesellschaft. Nach wie vor haben wir Staaten und Städte, auch weiterhin bestimmt dieArbeit den Alltag, und immer noch genießen wir alte und neue Kunst als 'große Kultur'. Unddennoch haben wir das Gefühl, daß diese klassischen Muster überlagert sind durch gesellschaftlicheEntwicklungen, welche den Rathaushorizont der bürgerlichen Stadtkulturen sprengen und diealternativ abweichen von allem, was wir einst durchzusetzen suchten als repräsentative Kultur, -gerade auch im Blick auf eine Kultur für Arbeiter. So schieben sich neue Begriffe - als Signale neuer Wirklichkeiten - in den Vordergrund, worauf wirkulturpolitisch antworten müssen. Schlüsselbegriffe klassischer Kulturpolitik wie "Stadt", "Kunst","Arbeit" werden nun korrigiert, durch programmatische Begriffswechsel: Neben "Stadt" kommt"Region", neben "Kunst" kommt "Kommunikation" - und die 'Welt der Arbeit' ist nicht mehr

Kulturlandschft im Ballungsraum 187187

der Drehpunkt des Lebens, worüber allein "Identität" und "Solidarität" sich aufbaut.So wird das heute in der Kulturpolitik geforderte Umdenken, - oder sprechen wir lieber von"Lernprozessen" - daran deutlich und zugleich dadurch gefordert, daß in der modernen Raum-gestalt von 'Ballung' und 'Streuung' gerade die klassischen 'Grenzen' einer 'bürger-lichen' Stadtkul-tur in Bewegung kamen: Poliskultur bedeutet eine klassische Kongruenz zwischen dem zunächst durch Mauern geschlosse-nen städtischem Territorium und dem sozial wie kulturell geschlossenen Verkehrskreis der Bürger.Ob Machtfragen oder Marktprobleme - der Bürger/die Bürgerin war auf seine/ihre Stadt bezogen.Dies galt auch für seine/ihre geselligen Kreise und seine Bereitschaft zu aktiver Teilnahme amkulturellen und öffentlichen Leben. Hier kannte er/sie sich aus und hier ließ man sich kennen. Manblieb "unter sich". Das war zumindest das Prinzip; die Praxis sah anders aus: Gerade in derbürgerlichen Stadt fand die Offenheit urbaner Öffentlichkeit nach Klassenlagen, Bildungsgradenund Geschlechtsrollen vielfältig gestaffelte innere Grenzen. Doch für alle war das öffentliche undkulturelle Leben durch den Rathaushorizont auf die eigene Stadt fixiert. In 'seiner Stadt' fand derBürger den Schutzraum seiner privaten Sphäre und zugleich die Schwelle, sich zu öffnen fürurbane Öffentlichkeit. Doch solche Leitbilder bürgerlicher Urbanität ließen sich unter indu-striellem Druck nur noch bedingt fortschreiben: Wenn wir von "Ballungsraum" sprechen, meinenwir eine sozialräumliche Formation, die von den Mustern der Stadt radikal entfernt ist. Die Krise der Arbeitsgesellschaft ist nicht nur ein konjunkturelles Tief, sondern ein strukturellerBruch. Die Technologie der industriellen Produktion hat ihre Produktivität dahin gesteigert, daßmit immer weniger menschlicher Arbeitskraft immer mehr Menschen versorgt werden können.Die 'Krise der Arbeitsgesellschaft' - bedeutet die Krise der auf Arbeit gründenden Ökonomie.Ökonomisch bedeutet die Modeformel "post-industriell" gerade nicht den Ausstieg aus der Indu-striegesellschaft, vielmehr das Paradox, daß eine Steigerung der industriellen Produktivität, welcheMenschen aus der Produktion freisetzt, so wie die ins Europäische Revolutionszeitalter treibendenAgrarreformen ja gleichermaßen die Produktivität steigerten und zugleich die Produzenten freiset-zen. Diese Freisetzung in die Individualität bedeutet zugleich eine kulturelle Revolution.Historiker rekonstruieren in diesem Sinne die kulturellen Schwellen industriellen Aufbruchs.Stehen wir heute im Umbruch der Industriegesellschaft nicht an vergleichbarer Schwelle ?Wir werden freigesetzt aus den Arbeitszusammenhängen der industriellen Produktion und werdenfrei für neue Handlungsfelder, in denen weniger unsere produktiven Kräfte, als unsere kommunika-tive Kompetenz gefordert ist. Bedeutet dies nicht gerade für kommunale wie regionale Kulturpolitik neue Grenzen und Horizon-te ?

188 Eckart Pankoke188

Anhang 189189

ANHANG

TEILNEHMERLISTE DER TAGUNG

Prof. Dr. Lucio Barbera Dip. di Storia di Architettura, Università “La Sapien-za” Roma, Piazza Borghese 9, I-00186 Roma

Dr. Wolfgang Behringer Historisches Seminar der Universität Bonn,Konviktstraße 11, 53113 Bonn

Dr. Detlef Briesen FB 1 Geschichte, GH Siegen, Haus Nöh, SohlbacherStraße , 57068 Siegen

Prof. Dr. René Dittmann Altorientalische Seminar der WestfälischenWilhelms-Universität Münster, Rosenstraße 9, 48143Münster

Prof. Dr. Vittorio Franchetti-Pardo Dip. Di Storia di Architettura, Università “La Sapien-za” Roma, Piazza Borghese 9, I-00186 Roma

PD Dr. Detlef Franke Ägyptologisches Institut der Universität Heidelberg,Marstallhof 4, 69117 Heidelberg

Prof. Dr. Hartmut Galsterer Seminar für Alte Geschichte der Universität Bonn,Am Hof 1e, 53113 Bonn

Dr. Andreas Göbel FB 1 Soziologie, Universität Gesamthochschule Es-sen, Postfach 10 37 647, 45037 Essen

Barbara Hennes M.A. Lehr- und Forschungsgebiet Stadtbaugeschichte,RWTH Aachen, Schinkelstraße 1, 52062 Aachen

Prof. Dr. Henner von Hesberg Archäologisches Institut der Universität Köln,Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

Prof. Dr. Jochen Hoock U.F. R. De géographie, histoire, Université Paris, Pla-ce Jussieu, F-75251 Paris

Prof. Dr. Michael Jansen Lehr- und Forschungsgebiet Stadtbaugeschichte,RWTH Aachen, Schinkelstraße 1, 52062 Aachen

190 Anhang190

Prof. Dr. Jörg Jarnut FB 1 Geschichte der Universität Gesamt-hochschulePaderborn, Pohlweg 55, 33098 Paderborn

Min. R. Dr. Werner Joel Ministerium für Wissenschaft und Forschung NRW,Düsseldorf

Prof. Dr. Peter Johanek FB Geschichte, Historisches Seminar der Westfäli-schen Wilhelms-Universität Münster Domplatz 20-22, 48413 Münster

Dr. Heinz-K. Junk Institut für vergleichende Städtegeschichte, Westfä-lische Wilhelms-Universität Münster, Syndikatplatz,48143 Münster

Dr. Wolfgang Kaiser Université de Provence Ais-Marseille I, Avenue Ro-bert Schuman, F-13621 Aix en Provence Cedex 1

Prof. Dr. Hans J. Nissen Seminar für Vorderasiatische Altertumskunde, FUBerlin, Bitterstraße 8-12, 14195 Berlin

Prof. Dr. Eckart Pankoke FB Soziologie, Universität Gesamthochschule EssenPostfach 10 37 647, 45037 Essen

Prof. Dr. Ursula Rößler-Köhler Ägyptologisches Seminar der Universität Bonn,Regina-Pacis-Weg 7, 53113 Bonn

Dr. Helmut Schneider Geographisches Institut der Heinrich-Heine-Universi-tät Düsseldorf, Universitätsstraße 1, 40225 Düssel-dorf

Dr. Reinhard Senff Institut für Archäologie der Ruhr-UniversitätBochum, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum

Dr. Mechthild Siekmann Institut für vergleichende Städtegeschichte, Westfä-lische Wilhelms-Universität Münster, Syndikatplatz,48143 Münster

Prof. Dr. Karl Vorlaufer Geographisches Institut der Heinrich-Heine-Universi-tät Düsseldorf, Universitätsstraße 1, 40225 Düssel-dorf

Anhang 191191

Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Stadtkulturforschung

2. Symposium der IAS “GRENZEN UND STADT”

24. Juni - 26. Juni 1994, Münster

Tagungsort: Institut für Vergleichende StädtegeschichteSyndikatplatz 4-5, 48143 Münster

TAGUNGSPROGRAMM

Freitag, 24. Juni 1994

Vormittag 1. Grenzen und Stadt unter rechtlichen, sozialen und kognitiven Aspekten

Vorsitz: Kaiser, Rößler-KöhlerBeirat: Dittmann, Jansen, Nissen, Schneider

11.00 Uhr Herr Dr. Briesen, SiegenStädtische images und kognitive GrenzenKöln und Düsseldorf seit den 20er Jahren

11.30 Uhr Herr PD Dr. Franke, HeidelbergStadtgrenzen im alten Ägypten: Das Beispiel Armarna

12.00 Uhr Diskussion

Nachmittag 2. Der Umgang mit der Grenze, prozessuale StrukturenVorsitz: Hoock, VorlauferBeirat: Behringer, Franchetti-Pardo, Jarnut, Johanek, Senff

14.30 Uhr Herr Dr. Kaiser, MarseilleVom Umgang mit der Grenze. Konfessionelle Grenzziehungund Sozialverhalten im Basler Raum (16.-17. Jh)

192 Anhang192

15.00 Uhr Herr Dr. Schneider, DüsseldorfMigrationen und Viertelsbildungen in südostasiatischen Sekundärstädten

15.30 Uhr Diskussion

Abend FestvortragVorsitz: Nissen

20.00 Uhr Herr Prof. Dr. Jansen, AachenGrenzen und Stadt in der Indus-ZivilisationHörsaal F 6 im Fürstenberg-Haus, Domplatz 20-22

Samstag, 25. Juni 1994

Vormittag 3. Reale und imaginäre GrenzenVorsitz: Galsterer, SchneiderBeirat: Franke, Pankoke, Junk

9.30 Uhr Herr Prof. Dr. Vorlaufer, DüsseldorfInnerstädtische Grenzen Tropisch Afrikas: Tribalismus, Segregation und Integration im Rahmen des Urbanisierungsprozesses

10.00 Uhr Herr Prof. Dr. von Hesberg, KölnReale und immaterielle Grenzen der römischen Stadt

10.30 Uhr Diskussion

4. Minderheiten - Ausgrenzung - GrenzüberwindungVorsitz: Göbel, HesbergBeirat: Briesen, Galsterer, Vorlaufer

11.30 Uhr Herr Dr. Senff, BochumGruppen und Grenzen in der griechischen Stadt

12.00 Uhr Herr Prof. Dr. Pankoke, EssenPosturbane Entgrenzung - Ballung und Streuung

Anhang 193193

Nachmittag14.30 Uhr Abschlußdiskussion

Sonntag, 26. Juni 1994Vorsitz: Siekmann

10.00 Uhr Stadtmorphologie Münster

194 Anhang194

HEIDELBERGER STUDIEN ZUM ALTEN ORIENT – BAND 14

BETWEEN THE CULTURES

THE CENTRAL TIGRIS REGIONFROM THE 3RD TO THE 1ST MILLENNIUM BC

Conference at Heidelberg January 22nd – 24th, 2009

edited by

PETER A. MIGLUS & SIMONE MÜHL

2011

HEIDELBERGER ORIENTVERLAG

KAR-TUKULTI-NINURTA THROUGH THE AGES – A SHORT NOTE

Reinhard Dittmann (Münster)

Before the year 1986, Kar-Tukulti-Ninurta was believed to be more or less a single period site, of about

62 ha at best. A survey conducted in 1986 and 1989 could proof that the ruin was much larger than

the 240 ha, surveyed at that time (Dittmann 1990, 166).1 In fact, it could be about of double size. The

survey did not follow very sophisticated modern standards, but for the time being and the resources at

hand, it was the best way to do. Kar-Tukulti-Ninurta was always considered a ‘clean site’, with almost

no pottery on its surface (Eickhoff 1985, 17). This proved to be partly true; sherds are quite rare, with

the exception of those areas, which are ‘punctuated’ on Fig. 1.2 Due to our shortcomings concerning

time, funds and personal, we took the recent fi eld borders as survey units. From these units all rim-,

base- and ‘special’-sherds were collected, and then wares and types were defi ned. Later, after the

campaign of 1989, this material was compared to the pottery from our excavations in Area A-F, north

of the so-called ‘Northern-Palace’ and the material from the temple in Tell O.

C. Schmidt (today C. Beuger) who has worked on the pottery from Areas A-F, dates Phase 2, 3a-b

and 4a-c from early Neo-Assyrian to Late-/Post-Assyrian3 and sees a certain continuity between the

Middle and early Neo-Assyrian material of phases 1-2 in Areas (Schmidt 1999, 69).

Unfortunately as in other excavations, the amount of older material in much younger layers was quite

high, as noted also by Roaf (2001, 362 n. 16). Therefore, types, which are present in secure Middle

Assyrian context, have been dated in this presentation exclusively to this period,4 even if they are present

in later levels, where they occur most often only in small numbers. Therefore, I do not follow Schmidt’s

approach for the moment. As to her the development of Assyrian pottery at Kar-Tukulti-Ninurta would

be very continuous, with lots of ongoing Middle Assyrian types in Neo-Assyrian levels.

My scepticism is due to the fact, that the material from Tell Barri shows a smooth transition in the

development of Assyrian pottery from Middle to Neo-Assyrian. However, as to my opinion at least

our excavated sequence is not as complete as the one from Tell Barri.5 Therefore, the real degree

of continuous Middle Assyrian forms in later levels at Kar-Tukulti-Ninurta is hard to judge. For

that reason, I use a more traditional approach, at least for the moment. Types, which start in our

excavations only in later levels, have been attributed to these phases. This type of analysis gives of

course only a somewhat minimalistic impression.

1 For a historical source concerning the southern ‘second’ city wall, traced in 1989, see Deller, Fadhil & Ahmad 1994.

2 These areas, especially in the southern part of the city, south of gate D, have given material comparable to the one of

the small temple in Tell O.

3 The shift from Late- to Post-Assyrian pottery types is quite smooth as studies by Kreppner 2006 and Bombardieri &

Forassasi 2008 have shown on behalf of the evidence of Tall Šēĥ Ħamad and Tell Barri.

4 The few intrusions are mentioned below. One should not forget that the temple was preserved only to a height of about

1.5 m in its central part and only about 1-2 cm at the edges of the excavation, due to recent ploughing.

5 Sherds with Barri (II) III-V parallels come almost exclusively from survey units. Barri VII material is present in our

Phases 3a-4c, on the surface of Tell O and in survey unit 69; D’Agostino 2008, Fig. 51, 6; 55, 1 and 73, 3. 5 – cf. Dittmann

forthcoming, Taf. 51, 6, type 1.2.4.4-3 (Phases 3a-4c); Taf. 55, 1, type 1.3.17.10-3 (Tell O, area Z); Taf. 73, 3-5, type 6.6.58.1-

2 (Phase 3a) and type 6.6.58.1-4 (survey unit 69).

Reinhard Dittmann166

Fig. 1. Kar-Tukulti-Ninurta: excavated and surveyed areas (cf. Dittmann 1990, 162).

Kar-Tukultī-Ninurta through the Ages – a Short Note 167

This short contribution will not discuss pottery in any detail or publish it, since the fi nal publication is

forthcoming. Nevertheless, it is worth mentioning, that two Samarra painted sherds have been found:

one from Bachmann’s excavations (T 145) and another one from Area A-F.6 Both come without doubt

from mud brick debris and do not necessarily refl ect any Samarran occupation at the site. From survey

evidence, at least three sherds from survey units 82-84 could perhaps give a hint as to an Old Assyrian

occupation at the extreme south of the site.7

The survey material, as said above, was compared to the one of our excavations at Kar-Tukulti-

Ninurta. Unfortunately, the surface of our Phase 2 was very limited and has given only a very small

amount of datable material. With high probability, a gap separates Phase 2 from 1.8

Survey-Period 1 (Fig. 2)

In this respect, the sequence of Tell Barri is helpful, as reported by D’Agostino in 2008. Barri I

corresponds well to our Middle Assyrian material from Tell O, older- and later Phase9 and Building-

Phase 1 in areas A+E. Almost all survey units have material of the Middle Assyrian period, i.e. 71,

if not 72 units. Where such material does not occur, no datable sherds were found on the surface of

the units or they were completely devoid of sherds. Already in the late eighties of the last century

extensive bulldozer levelling destroyed much of the site.

Moreover it is clear, that the extension of public structures, north of the so-called ‘Northern-Palace’,

was much larger, than what we excavated, running up at least to survey-unit 8.10 It was also clear

already in 1986, that the ‘Northern-’ and the ‘Southern-Palace-Terrace’ palaces where connected by

a brick fl oor in survey-unit 13, which has now be excavated by the Iraqi excavators (Dittmann et al.

1988, 111). In 1989 unfortunately, we were not able to fi x the northern limit of the city. Nevertheless,

there can be no doubt to the fact that the small temple excavated in Tell O lies well within the city and

not outside. Therefore, an interpretation of the building as a bīt akītu 11 seems improbable as well as

by its location as by the layout of the structure, which excludes any kind of complex procession of

gods into the cella. A tablet, found in the later phase at Tell O dates to the reign of Aššur-nerari III

(1193–1188 BC) (Bastert & Dittmann 1995, 13 n. 9). From the temple only a very small amount of

Neo-Assyrian pottery is known;12 the same is true from the surface of the temple, which was levelled

6 The sherd was discarded.

7 Dittmann forthcoming, Taf. 62, 6. 11, types 2.5.62.0-1, 2.5.52.0-1 and Taf. 87, 24 – cf. Beuger 2005, Taf. 41, 16b; 43, 5;

52, 2 and Taf. 117, 4-6. 8. 10-11. However, I do not follow Beuger’s dating of the sequence in my excavation at Assur. This

will be discussed somewhere else. In short, we never excavated any structure that would be older than the Ur III – Period.

We have older sherds, but no so-called ‘Late Early Dynastic’-context layers and so on. On the presence of older material

in younger layers, see Roaf 2001, 362 n. 16.

8 This gap can be fi lled by the material from Barri II-VII – at least (see n. 18-20).

9 Roaf 2001, 365 n. 28 suggested that certain bowl types from Kar-Tukulti-Ninurta (ibid. Fig. 10) might be intermediate

forms between Middle and Late Assyrian bowl forms. However, they are also present at Barri ID-A and IC, see D’Agos-

tino 2008, Figs 1, 6 and 12.

10 This is clear from a section, cut by the Tigris in survey unit 8. See also the critical remarks by Hausleiter 2010, 183.

11 Suggested by S. Maul at the conference.

12 The fi rst vessel does not necessarily refl ect any intrusion, since it is a common type: Dittmann forthcoming, Taf. 58,

9, type 1.11.15.16-1, Tell O, older Phase, R3, D4 – cf. Curtis 1989, Fig. 23, 13 (Khirbet Qasrij). The second one is differ

ent: Dittmann forthcoming Taf. 72, 11, type 6.5.47.0-5, Tell O, later Phase, Y, R1 – cf. Hausleiter 1996, Taf. CXX, 1, D2-3

(Earlier Neo-Assyrian).

Reinhard Dittmann168

Fig. 2. Period 1.

Kar-Tukultī-Ninurta through the Ages – a Short Note 169

by extensive ploughing.13 These sherds could be a hint as to a possible continuous use of the temple

until the end of the Assyrian empire, if not beyond, since no other Neo-Assyrian material is known

from the vicinity of this building.

Fig. 1 shows a kind of precinct around Tell O. These elevations had been levelled before our campaign

in 1989. In Tell O-SE (Toslo), we scratched the surface but did not fi nd any coherent mud bricks.

However, from this area a Neo-Assyrian sherd is known, comparable to the one in unit 10.14 There

has been a wall in ancient time, but it could not be traced. Midway between these elevations (mapped

in 1986) and survey unit 11, unit 10 is placed with a further elevation in the middle of the unit. Here a

Neo-Assyrian bowl fragment, comparable to Assur, Grave Ass. 10231, dated to the late Neo-Assyrian

period (Hausleiter 1999a, 139 Fig. 8, 4.) was found in 1986.15 Further parallels to this type are known

from the Lower Khabur16 and from Tell Ahmar (Jamieson 1999, 304 Fig. 6, 11), suggesting an earlier

beginning for this type. The survey units 11-12, lying between the temple in Tell O and the so-called

‘Northern Palace’, have already been identifi ed with a prison like structure, where grain was processed

at large scale and so-called ‘Kassite bottles’ were prominent in the survey assemblages.17

Survey-Periods 2 – 3 (Figs 3. 4)

If we look for material comparable to Tell Barri II-III, which might be dated around the 11th?/10th

century BC,18 24 if not 25 survey units can be mentioned.19 This diminishes drastically for Barri V

13 Cf. n. 5 and Dittmann forthcoming, Taf. 48, 3, type 0.1.21.2-1, Tell O, Area Z, surface – cf. Ökse 1988, type 263 (Degir-

mentepe, 8th–7th century BC); Dittmann forthcoming, Taf. 51, 6, type 1.2.4.4-3, ibid. – cf. Hausleiter 1996, Taf. LXXXIII,

4 and LXXXIV, 10-11, A3-H (Late Assyrian); Dittmann forthcoming, Taf. 52, 18, type 1.2.57.11-1, ibid. – cf. Curtis 1989,

Fig. 23, 16 (Khirbet Qasrij, Late-/Post-Assyrian); Dittmann forthcoming, Taf. 53, 21, Tell O, Area X+Y, surface – cf. Haus-

leiter 1999a, 139 Fig. 8, 6 Grave Ass: 10231 (Late Neo-Assyrian but if it has a fl at bottom, this would be a standard Middle

Assyrian type); Dittmann forthcoming, Taf. 58, 12, type 1.11.15.22-2, Tell O, Area Z, surface – cf. Hausleiter 1996, Taf.

LXXXII, 3-4, A3-C (Late Neo-Assyrian); Dittmann forthcoming, Taf. 59, 1, type 1.11.16.14-1 – cf. Curtis 1989, Fig. 24, 34

(Khirbet Qasrij); Dittmann forthcoming, Taf. 63, 34, type 3.2.76.3-1, Tell O, Area Z, surface – cf. Morandi-Bonacossi 1999,

220, Abb. 5d (Early-Late Assyrian); Dittmann forthcoming, Taf. 79, 24, type 82.2-2, Tell O, Area V+Y, surface – cf. Curtis

1989, Fig. 14, 83 (Qasrij Cliff); Dittmann forthcoming, Taf. 55, 1, type 1.3.17.10-3, Tell O surface, Area Z – cf. D’ Agostino

2008, Fig. 5, 4; For dates proposed for Qasrij Cliff and Khirbet Qasrij see inter alii Bernbeck 1993, 117; Green 1999, 106f.

and Hausleiter 1999a, 138.

14 Dittmann forthcoming, Taf. 57, 15, type 1.7.26.19-1, Tolso, surface.

15 Dittmann forthcoming, Taf. 57, 16, type 1.7.26.19-2.

16 Morandi-Bonacossi 1999, 217 Abb, 2f; 219 Abb. 4e.

17 Freydank 1974, 56 VAT 17 999, I, 1-6; Dittmann et al. 1988, 119 Abb. 19 und Dittmann 1997a, 108 Abb. 2 ‘GV’. Such

bottles are known from survey units 1.3.7. 11-13. 48. 51. 54-55. 57/57-S - 58. 73 and Tell O-surface (Dittmann forthco-

ming, Taf. 81, 1-3, types 96.3-1-3).

18 D’Agostino 2008 compares Barri III with Tille Höyük IV-V, which is dated to 10th?/9th century BC (Blaylock 1999, 267).

On the other hand, D’Agostino quotes also one pottery type from Tell Barri starting only with Phase III (Schmidt 1999,

Abb. 3a, 24), but it is present in our Building Phase 1 in areas A+E, i.e. in Middle Assyrian context. This sherd has been

compared by Beuger (in Dittmann forthcoming), to material from Khirbet Qasrij and Assur, 7th century BC (for Schmidt

1999, Fig. 3a, 24 – cf. Curtis 1989, Fig. 23, 16 and Hausleiter, 1996, Ass.1151b, VA 881). As to me Barri III has to be older

than the 10th?/9th century BC, as the Tille Höyük dates suggest. Otherwise, it would be diffi cult to fi ll the time up to Barri

VIII, dated by D’Agostino 2008, 51 to the 9th/8th century BC Barri IV-VI would than be very short. D’Agostino proposes

himself a 10. century date for Phase V (ibid. 50). For the moment, I prefer to separate the material of Barri II-III from

our Building Phase 1. The reason is that with the exception of one pottery type (87.2-4) no material of Tell Bderi date can

be found in Building Phase 1. Since Barri II has very good connections to Tall Bderi (D’Agostino 2008, 49) our Building

Phase 1 must be connected with Barri I.

19 As discussed in note 18, type 87.2-4 has a parallel in Tall Bderi (Beuger in Dittmann forthcoming). However, if this type

Reinhard Dittmann170

Fig. 3. Period 2.

Kar-Tukultī-Ninurta through the Ages – a Short Note 171

Fig. 4. Period 3.

Reinhard Dittmann172

material, dated around the 10th century BC that is only known from 8 if not 18 survey units.

Survey-Period 4 (Fig. 5)

With Barri VII-VIII, probably corresponding roughly to our Phase 2 in Area A,20, the number of

survey units increases to 22, if not 31.21 Attributed to this phase were also survey units where so-called

‘Clay-Hands’ were found (units 7, 16, 36 [Dittmann et al. 1988, 120 Abb. 22] and Gate D),22 mostly

of 9th century BC date (Frame 1991). Since unit 36 is situated just south to a sherd concentration

represented by units 24-26 and 31-33, this ‘Clay-Hand’ possibly belongs to this complex and it might

not be impossible, that units 24-26 and 31-33 must also be attributed to Phase 2.

Survey-Periods 5-6 (Fig. 6. 7)

This trend of increasing settlement area continues with phase 3, with 42, if not 46 units as well as

phase 4, with 48 if not 51 units. Phase 3 starts about Hausleiter’s ‘Earlier Neo-Assyrian’ period, dated

roughly to the 9th/8th century BC23 but continues into the Late Assyrian period.24

If Phase 4 is of Post-Assyrian date is not clear.25 Two skeletons of Phase 3b could also be the victims

of a local limited confl agration and not necessarily of the Median attack, as proposed earlier (Schmidt

1999, 70). On the other hand, about 21 pottery types fi nd close counterparts at Khirbet Qasrij: 6 types

start in Phase 3b; 15 types start only in Phase 4. Khirbet Qasrij is supposed to be of Post-Assyrian

date (Schmidt 1999, 70 and Green 1999, 95). Kreppner does even not exclude a 5th or 4th century

date for Khirbet Qasrij and Khirbet Khatuniya, level 3 (Kreppner 2006, 128)! The question, as to me,

remains unsolved until good datable material in the region is excavated. What we need is an intelligent

study of all Middle to Neo-Assyrian material available, with a strong focus on intra-site and regional

developments in order to understand possible local developments and not the kind of ‘here and

there’26 studies based on interregional type comparisons as in this study.

is diagnostic for the Middle Assyrian III-Phase is doubtful since it occurs in Kar-Tukulti-Ninurta also in Tell O, older Phase

and in Building Phase 1 and 3a in areas A-F.

20 Concerning the small amount of material, excavated in Phase 2, one should consider Roaf ’s scepticism as to a 9th

century date seriously (Roaf 2001, 364). It is not impossible, as to me, that our Phase 2 starts late in Barri VIII. There is

at least one type from Barri VIII from our Phase 2 (D’Agostino 2008, 51 – cf. Schmidt 1999, Abb. 4, 11, type 6.5.28.7-3)

which is not present among the survey material.

21 I have included those units that have also parallels in Qasrij Cliff, supposed to be of 9th century date – see Bernbeck

1993, 117 and Hausleiter 1999a, 138. However, see Roaf 2001, 364. Our type 1.11.19.8-2 (units 4. 8. 28) – cf. Curtis 1989,

Fig. 7, 7; our type 1.11.76.6-1 (unit 69) – cf. Curtis 1989, Fig. 8, 11 and out type 82.2-2 (units 1 and 63) – cf. Curtis 1989,

Fig. 14, 83.

22 Dittmann forthcoming, T 39, attributed by Eickhoff 1985, 64 - erroneously to the Assur Temple; the discussion of this

fi nd in relation to this temple in Dittmann et al. 1988, 121 note 24 can therefore be cancelled.

23 This is clear by the occurrence of a signifi cant type: Hausleiter 1999a, 137 Fig. 6, right column of bowls, which at Kar-

Tukulti-Ninurta start only with Phase 3 – cf. Schmidt 1999, 85, Abb. 5a, 11. In our Phase 3, Barri V material is present:

D’Agostino 2008, 50 and Schmitt 1999, 85, Fig. 5a, 6.

24 Schmitt 1999, Abb. 5a, 9-10 (Phase 3) and Abb. 6, 19-20 (Phase 4) and Hausleiter 1999a, Fig. 8, 3-5 (Grave Ass. 10231,

Late Neo-Assyrian).

25 See note 5 and Green 1999, 115-116 for the problems defi ning a Post-Assyrian period.

26 What I normally call „Da-Da-Da-Archäologie“.

Kar-Tukultī-Ninurta through the Ages – a Short Note 173

Fig. 5. Period 4.

Reinhard Dittmann174

Fig. 6. Period 5.

Kar-Tukultī-Ninurta through the Ages – a Short Note 175

Fig. 7. Period 6.

Reinhard Dittmann176

Conclusion

The general trend of the evolution of Kar-Tukulti-Ninurta, as a city, as refl ected by the survey (Tab.

2), is quite in good harmony with the historical records mentioning the site.27 Kar-Tukulti-Ninurta

was founded early in the reign of Tukulti-Ninurta I28 – not as counterpart for Assur,29 but as a site,

assuring the economic life of Assur as capital and as religious centre (Period 1) (Freydank 2009 ). After

the violent death of the king the city would continue to survive, even, if the central administration

had broken down and the palace at the site lost its administrative function, but also the decreasing

ecological conditions would have not been without infl uence on the settlement, starting already late in

Tukulti-Ninurta’s reign (Freydank 2009) (Period 2).30 The total decrease of settlement units in Period

3 is in good harmony with the silence of historical records concerning the site in the 10. century BC

With period 4 the site started to prosper again. If this is due to Tukulti-Ninurta II – who, with some

probability did not choose his throne name without programmatic ambitions is not known.31 However,

already from the end of the 9th century BC onwards Kar-Tukulti-Ninurta is mentioned in historical

records what is in perfect agreement to the survey evidence.32 Even though the internal development

of Assyrian pottery needs much more detailed studies, at least the survey from Kar-Tukulti-Ninurta

provides a fi rst insight in the even prosperous development of the city after the death of its founder.

Tab. 1. Proposed dates for the survey units at Kar-Tukultī-Ninurta.

SU OP YP KTN 2 3 4 (Barri II-III) (Barri V) (Barri VIII)

01 ■■■■■■ XXX XXX ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■02 ■■■■■■ Bderi ? ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■03 ■■■■■■ Bderi XXX ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■04 ■■■■■■ Bderi XXX ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■05 ■■■■■■ XXX ? ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■06 ■■■■■■ ? XXX ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■07 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■08 ■■■■■■ XXX ? ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■09 ■■■■■■ Barri VII ■■■■■■ ■■■■■■Toslo ■■■■■■ ■■■■■■10 ■■■■■■ ■■■■■■11 ■■■■■■ XXX ■■■■■■ ■■■■■■12 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■

27 Freydank 1976-80; Dittmann et al. 1988, 110 n. 12; 121 n. 24; Gilibert 2008.

28 Freydank 1991a, 44f. 50; Dittmann 1997a, 114; Gilibert 2008, 179.

29 Gilibert 2008, 180-182 and Freydank 2009, 77f.

30 A partial demolition of the palace might be refl ected in KAJ 129 – cf. Freydank 1982b, 65 n. 15 and Eickhoff 1985, 45

n. 132, dated to the time of Ninurta-Tukulti-Aššur (1133 BC).

31 That the early 9th century is present at the site is clear by the presence of ‘Clay Hands’ mentioned above, but of course

the earliest ‘Clay Hands’ with inscriptions date only to Assurnasirpal II and his son – Frame 1991; possible references of

the site in documents of this period were also discussed in Dittmann et al. 1988, 121 note 24. Tukulti-Ninurta II was busy

in constructing palaces all over Assyria and he was proud of having dramatically increased the amount of harvested grain

in his realm (RIMA 2 A.0.100.3, 3’-4’). In one inscription, the king mentions a city called Nēmed-Tukulti-Ninurta and

Grayson speculates, if this could not be a new name for an older town, already known under a different name (RIMA 2

A.0.100.6). According to Bachmann, the so-called ‘North-Palace’ was reused as granary (Dittmann forthcoming). Could

this be in relation to Tukulti-Ninurta’s efforts?

32 Freydank 1976-80; Eickhoff 1985, 51; Dittmann et al. 1988, 110 n. 12 and 121 n. 24.

Kar-Tukultī-Ninurta through the Ages – a Short Note 177

13 ■■■■■■ ■■■■■■14 ■■■■■■15 ■■■■■■16 ■■■■■■ Bderi XXX ‘Clay Hand’ ■■■■■■ ■■■■■■17 ■■■■■■ XXX ? ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■18 ■■■■■■ Bderi ■■■■■■ ■■■■■■19 ■■■■■■20 ■■■■■■ XXX ■■■■■■ ■■■■■■21 ■■■■■■ Bderi ■■■■■■22 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------23 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------24 ■■■■■■ Bderi ? ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■25 ■■■■■■ Bderi ? ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■26 ■■■■■■ XXX XXX ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■27 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■28 ■■■■■■ XXX XXX ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■ 29 ■■■■■■ ■■■■■■30 ■■■■■■ Bderi31 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■32 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■33 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■34 ■■■■■■ XXX ? ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■35 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■36 ■■■■■■ XXX ? ‘Clay Hand’37 ■■■■■■ XXX ■■■■■■ ■■■■■■38 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------39 ■■■■■■ ■■■■■■40 ■■■■■■41 ■■■■■■42 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------43 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------44 ■■■■■■45 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------46 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------47 ■■■■■■ 48 ■■■■■■ ■■■■■■49 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■50 ■■■■■■ XXX ? ■■■■■■ ? ■■■■■■51 ■■■■■■ ■■■■■■ 52 ■■■■■■ ■■■■■■53 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■54 ■■■■■■ ■■■■■■55 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■56 ■■■■■■57 ■■■■■■ XXX ? XXXXX ■■■■■■ ■■■■■■57-S ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■58 ■■■■■■59 ■■■■■■ XXX60 ■■■■■■ ■■■■■■61 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------62 ■■■■■■ ■■■■■■63 ■■■■■■ ■■■■■■64 ■■■■■■ XXX ■■■■■■ ■■■■■■65 ■■■■■■ XXXXXXXXX66 ■■■■■■ XXX67 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■68 ■■■■■■69 ■■■■■■ Bderi ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■70 ■■■

Reinhard Dittmann178

71 ■■■■■■ ■■■■■■72 ■■■■■■ ■■■■■■73 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■74 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------75 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------76 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■ 77 ■■■■■■78 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------79 ■■■■■■80 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■81 ■■■■■■82 ■■■■■■ ■■■■■■ ■■■■■■83 ■■■■■■ XXXXXXXXXX84 ■■■■■■Tor D ■■■■■■ ‘Clay Hand’

Grey blocs – Survey units next to unit 7 OP – Tell O, Older Phase – Building in units 24-26 and 31-33 YP – Tell O, Younger Phase

Black blocs – Types present in our building phases 1-4 SU – Survey UnitXXX – Types present at Tell Barri KTN – Areas A - f, Phases 2 - 4

Tab. 2. Number of maximum survey units according to periods.

Period 1 = Tell O – older and later Phase/Building Phase 1 in Area A+EPeriod 2 = Tell Barri II-III/Tall BderiPeriod 3 = Tell Barri VPeriod 4 = KTN Building Phase 2/Barri VII-VIIIPeriod 5 = KTN Building Phase 3Period 6 = KTN Building Phase 4

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ZADOK, R. 1991. Geographical and Topographical Notes (2. Tillu-ša-Ab/ptāni), NABU No. 3, 70.

— 1995. Foreigners and Foreign Linguistic Material in Mesopotamia and Egypt, in K. van Lerberghe & A. Schoors (eds), Immigration an Emigration within the Ancient Near East, Leuven, 431-447.

ZAWADZKI, S. 1994. The Revolt of 746 BC and the Coming of Tiglath-pileser III to the Throne, SAAB 8, 53-54.

ZETTLER, R. L. 1977. The Sargonic Royal Seal: A Consideration of Sealing in Mesopotamia, in McG. Gibson & R. D. Biggs (eds), Seals and Sealing in the Ancient Near East, BiMe 5, 33-41.

— 1979. On the Chronology of Neo-Babylonian and Achaemenid Seals, JNES 38, 257-70

— 1989. Pottery Profi les Reconstructed from Jar Sealings in the Lower Seal Impression Strata (SIS

8-4) at Ur: New Evidence for Dating, in A. Leonard Jr. and B. B. Williams (eds), Essays in

Ancient Civilization Presented to Helene J. Kantor, SAOC 47, 369-387.

— 2003. Reconstructing the World of Ancient Mesopotamia. Divided Beginnings and Holistic History, JESHO 46, 3-45.

— 2007. Dynastic Change and Institutional Administration in Southern Mesopotamia in the Later

Between the Cultures464

Third Millennium BC. Evidence from Seals and Sealing Practices, in H. Crawford (ed.), Regime Change in the Ancient Near East and Egypt. From Sargon of Agade to Saddam Hussein, Oxford – New York.

ZIEGLER, C. 1953. Die Keramik von der Qal’a des Hağği Mohammed, UA 5.

ZIEGLER, N. 1994. Deux esclaves en fuite à Mari, in D. Charpin & J.-M. Durand (eds), Recueil à la mémoire de M. Birot, Mémoire de Nabu 3, Florilegium marianum 2, Paris, 11-21.

— 2000. Aspects économiques des guerres de Samsî-Addu, in J. Andreau, P. Briant & R. Descat,

Economie antique. La guerre dans les économies antiques, Saint-Bertrand-de-Comminges, 14-33.

— 2002a. Le royaume d’Ekallâtum et son horizon géopolitique, in Charpin & Durand 2002, 211-

274.

— 2002b. À propos de l’itinéraire paléo-babylonien UIOM 2134 iv : 2’-4’ NABU No. 2, 48.

— 2004. The Conquest of the Holy City of Nineveh and the Kingdom of Nurrugûm by Samsî-Addu, in Collon & George 2004, 19-26.

— 2006. Review of Eidem & Laessøe 2001, ZA 96, 127-132

— 2009. Die Westgrenze des Reiches Samsi-Addus, in Cancik-Kirschbaum & Ziegler 2009, 181-209.

— in preparation. La correspondance d’Išme-Dagan dans les archives.

Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Kar-Tukulti-Ninurta

1

Die Grabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Kar-Tukulti-Ninurta

1913-14 unter W. BachmannDargestellt von R. Dittmann nach Unterlagen von W. Bachmann

Die Ergebnisse der Winterkampagne 1913/14 wurden zu großen

Teilen schon von T. Eickhoff vorgelegt1. In dieser Publikation

wurden alle Daten, die Eickhoff seinerzeit zur Verfügung standen,

aufgenommen. Zum Zeitpunkt der Abfassung war jedoch das

Originaltagebuch noch nicht zugänglich und auch das Fundjour-

nal stand nur in Abschriften zur Verfügung. Nach der Wiederver-

einigung gelang es 1992 diese und weitere Originaldokumente im

Landesamt für Denkmalpflege in Dresden einzusehen und zu

bearbeiten.2 Dem Leiter dieser Institution, Hrn. Dr. Ing. G. Glaser

1 Eickhoff 1976-80: 456-459; ders. 1985; daneben gibt es vor allem die knappe

Zusammenfassung von Teilen der Grabungsergebnisse bei Andrae 1977: bes. 174ff. Letztere beruht jedoch im wesentlichen auf Eindrücken, die Andrae bei Besuchen in Kar-Tukulti-Ninurta gewann. In Bachmanns Tagebuch finden sich folgende Daten vermerkt, an denen Andrae, zum Teil in Begleitung von Besuchern, in Kar-Tukulti-Ninurta weilte: 15.-19. 21. 23.-24. Oktober 1913; 9. 15-16. 21. 29.-30. Januar 1914; 5. Und 21. Februar 1914 und 4. 11-12. März 1914. 2 Herrn G. Dankwarth gebührt das Verdienst die Unterlagen aufgespürt zu

haben. Sie wurden von ihm und R. Dittmann abgeschrieben (für die Bereitstellung ihres Laptops zur effektiveren Arbeit sei K. Bartl herzlichst gedankt) und auf Transparentpapier von S. Thürwächter am 11.-13. März 1992 kopiert; A. Kohlmeyer nahm Teile der Zeichnungen, Skizzen und Fotos am 2. April 1992 fotografisch auf. Die in Dresden kopierten und ausgewerteten Quellen sind: a) Das Grabungstagebuch von W. Bachmann, welches auch das ursprüng-liche Fundjournal enthält und in dem viele wichtige Funde oft in kleinen Skizzen mit ihrer genauen Fundlage aufgeführt sind, zusammen mit Skizzen von noch unpublizierten Funden. Dieses Buch wurde mit dem Originalseitenumbruch ab-geschrieben. Diese Abschrift ist zwar nicht Zeichen- aber wortgetreu, so daß nach dieser Quelle zitiert werden kann (hier Bachmann 1 genannt; 276 Seiten mit Skizzen kopiert). b) Ein Skizzenbuch von Bachmann (Bachmann 2); c) Berichte über die Grabung in "Tulul Akr" vom 15.-25. Oktober 1913 (in Kopie = Bachmann 3; 2 Seiten = MDOG 53, April 1914, 41-43; Tulul Akir, 30. Oktober 1913); vom 26. Okt.-29. Nov. 1913 (Original = Bachmann 4a; 4 Seiten; in Kopie = Bachmann 4b; 4 Seiten; in einer weiteren Kopie (Kurzfassung !) = Bachmann 4c; 2 Seiten = MDOG 53. April 1914, 43-44); Bericht über die Grabung in Kar-Tukulti-Ninib 30. Nov.-31.Dez. 1913 (in Kopie = Bachmann 5; 3 Seiten = MDOG 53, April 1914, 49-52, Kar Tukulti-Ninib, 31. Dezember 1913); Bericht über die Grabung in Kar-Tukulti-Ninib: 1.-31. Januar 1914 (Original = Bachmann 6; 2 Seiten = MDOG 53, April 1914, 54-55; Kar Tukulti-Ninib, 31. Januar 1914); Bericht über die Grabung in Kar-Tukulti-Ninib: 1.-28. Februar 1914 (in Kopie = Bachmann 7; 2 Seiten = MDOG 53, April 1914, 56-57; Kar Tukulti-Ninib, 2. März 1914); Bericht über die Grabung in Kar-Tukulti Ninib März 1914 (in Kopie = Bachmann 8; 2 Seiten); "Die innere Festungsmauer von Kar-Tukulti-Ninib. Untersuchungen vom 27.11.13-7.12.13 mit 1/2 Zug" (Original = Bachmann 9a; 1 Seite; in Kopie = Bachmann 9b; 1 Seite); "Bericht über die Grabung am Asur-Tempel in Kar-Tukulti-Ninib" (Original = Bachmann 10a; 14 Seiten; in Kopie = Bachmann 10b; 14 Seiten); "Fundlage der Bauurkunde T 350 in der Zikurrat des Asurtempels in Kar-Tukulti-Ninib" (in Kopie = Bachmann 11; 1 Seite); "Allgemeiner Bericht be. 1913" (Original = Bachmann 12; 5 Seiten = MDOG 53, April 1914, 45-48, Kar Tukulti-Ninib, 10. Dezember 1913). d) Ein schwarzes Schulheft mit folgendem Inhalt: "Die gemalten Wanddeco-rationen im Palast in Kar-Tukulti-Ninib" (Original = Bachmann 13; 7 Seiten); "-Der Palast in Kar-Tukulti-Ninib" (Original = Bachmann 14; 6 Seiten) und dem Titel: "Die assyrische Säule". Er wurde hier nicht aufgenommen. Es handelt sich um ein stark überarbeitungsbedürftiges Aufsatzmanuskript zur Vorderasiatischen Baugeschichte von 38 Seiten, zum Teil mit Anmerkungen versehen. e) Ein weiteres Schulheft mit Beschreibungen von Ruinen, die Bachmann zum Teil mit anderen Mitarbeitern besucht hat (Bachmann 15a). Dazu gehört ein Skizzenbuch mit Kartenskizzen, auf denen auch mehrere Tells im Umland von Assur aufgenommen sind (Bachmann 15b; diese werden in der Festschrift Boehmer vorgelegt), sowie fertige Kartenvorlagen, die u.a. den Verlauf vom großen Kanal von Kar-Tukulti-Ninurta skizzieren (Bachmann 15c1-2 = hier Abb. 1). Es sei darauf hingewiesen, daß die zum Teil unterschiedlichen Schreibungen von Toponyma in Bachmanns diversen Manuskripten hier vereinheitlicht werden. Also statt Asurtempel/Asur-Tempel = Assur-Tempel geschrieben wird. Die alte Lesung des Ortsnamens (Kar-Tukulti-Ninib") wird durch die neuere Lesung durchgehend ersetzt; ebenso wird das von Bachmann verwendete "altassyrisch" durch das korrektere mittelassyrisch ersetzt und "Zikurrat" durch Ziqqurrat. Die in Bachmanns Text oft verwendete Abkürzung "I.N" = Inventar-Nummer entspricht der gleichlautenden T - Nummer des Fundjournals und nur diese findet hier im

sei an dieser Stelle herzlichst für die Erlaubnis die Quellen nutzen

zu können, sowie für die Bereitstellung eines Arbeitsplatzes und

der Nutzung der Gästewohnung gedankt.

Aus den genannten Quellen wurde im folgenden der Versuch

unternommen, den ursprünglichen Ausgräber so oft wie möglich

selbst zu Worte kommen zu lassen, ein seltenes Beispiel der

"Archäologie der Archäologie". Die Quellen wurden in der

gleichen Beschreibungsanordnung zusammengestellt, wie in der

oben genannten Arbeit von Eickhoff, so dass Gemeinsamkeiten

und Unterschiede parallel in beiden Publikationen verfolgt werden

können. Es sei nochmals betont, dass Eickhoff, mit Ausnahme der

Pläne und weniger Resümees, kaum Originaltext von Bachmann

zur Verfügung stand. Dem Befund vorangestellt wird hier eine

Portraitskizze von Walter Bachmann aus der berufenen Feder

seines Schülers und Nachfolgers im Amt in Dresden Prof. Dr. H.

Nadler.

Walter Bachmann

(8. Mai 1883 - 15. März 1958)

Eine biographische Skizze von Prof. Dr. Ing. H. Nadler

(Dresden)

Walter Bachmann3 wurde in Leipzig am 8. Mai 1883 als Sohn des

Postdirektors Friedrich Bachmann und seiner Frau Alma geb.

Tröger geboren, besuchte seit 1889 Schulen in Leipzig, Grimma

sowie Plauen im sächsischen Vogtland und legte am dortigen

Realgymnasium 1902 die Reifeprüfung ab, um anschließend an

der Technischen Hochschule Dresden Architektur sowie

Kunstgeschichte zu studieren und 1907 als Diplom-Ingenieur das

Studium abzuschließen.

Als Einjährig-Freiwilliger genügte er vom 1.10.1907 bis Ende

September 1908 beim Pionierbataillon 12 in Dresden seiner

militärischen Dienstpflicht.

Im November 1908 wird Bachmann als Assistent bei

deutschen Ausgrabungsexpeditionen im türkischen Arabien ab

Assur am Tigris tätig. 1911 promovierte er an der Technischen

Hochschule Dresden mit der wissenschaftlichen Auswertung

seiner Expedition in Kurdistan zum Dr.-Ing.

Der Assyriologe Ernst Weidner schreibt 1958 in einem

Nachruf aus Anlass des Todes von Walter Bachmann am 15.

März 1958: "Im Spätherbst 1908 reiste Bachmann nach Assur, wo

er sich rasch und gründlich in die mannigfaltigen Pflichten eines

Expeditionsteilnehmers einarbeitete. Bis zum Abschluss der

deutschen Ausgrabungen in Assur im Frühjahr 1914 hat er den

Orient nicht verlassen, beteiligte sich an den Forschungen in

Text Verwendung. Das Bachmann-Archiv befindet sich nunmehr in der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin. 3 . Eine weitere, wichtige biographische Skizze ist: Das Landesamt für Denkmalpflege 1920/45 - Organisation und Arbeitsweise - Walter Bachmann und Walter Hentschel als Denkmalpfleger, in: G. Glaser et al. (Hrsg.), Geschichte der Denkmalpflege Sachsen (Verlag für Bauwesen, Berlin 1989) 155-161.

Hatra, leitete 1913/14 selbstständig die Ausgrabungen in Tulul

Akir, dem antiken Kar Tukulti-Ninurta und führte eine Reihe sehr

erfolgreicher Forschungsreisen durch Kurdistan, Armenien und

Kleinasien durch. In zwei höchst bedeutsamen Werken hat er die

Ergebnisse dieser Forschungsreisen festgehalten: Kirchen und

Moscheen in Kurdistan 1913 und Felsreliefs in Assyrien, Bawian,

Maltai und Gundück 1927, beide in der Reihe der

Wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Deutschen

Orientgesellschaft (Band 25 und 52) erschienen. Seine Reise

durch Zentralkurdistan schildert er in Petermanns Mitteilungen,

Jahrgang 1913. Über die Ausgrabungen in Tulul Akir hat er ein

Manuskript vorbereitet. Es darf die Hoffnung ausgesprochen

werden, daß es veröffentlicht werden kann."

Mit dem vorliegenden Beitrag von Reinhard Dittmann kann

35 Jahre danach diesem Wunsch insoweit entsprochen werden, als

die von Walter Bachmann mit den Grabungen während der Jahre

1913/14 in Kar-Tukulti-Ninurta gewonnenen Erkenntnisse eine

wissenschaftliche Auswertung erfahren.

Am 4. August 1914 zum Militärdienst einberufen, war

Bachmann als Offizier in Vorderasien bei der Expedition "Klein"

eingesetzt und später den Stäben des Feldmarschalls von der

Goltz-Pascha und des Generals Liman von Sanders zugeteilt.

Auch während dieser Jahre hatte er Gelegenheit, im Rahmen

des Deutsch-Türkischen Denkmalschutzkommandos

wissenschaftlich tätig zu sein. Er besuchte Petra und

veröffentlichte 1921 gemeinsam mit C. Watzinger und Th.

Wiegand die dort durchgeführten Untersuchungen.

Nach kurzer Internierung durch die Entente Anfang Februar

1919 in Haidar Pascha erreichte Bachmann am 28. März 1919 mit

dem Truppentransporter Patmos in Hamburg wieder deutschen

Boden und kehrte nach Dresden zurück. Dort habilitierte er sich

noch im Herbst 1919 als Privatdozent an der Technischen

Hochschule Dresden für die Kultur des Alten Orients und hielt

Vorlesungen zu diesem Thema.

Am 1. Oktober 1917 war in Sachsen die Umwandlung der

"Königlich-Sächsischen Kommission für die Erhaltung der

Kunstdenkmäler" in ein königliches Landesamt für

Denkmalpflege erfolgt. Am 1. September 1920 übernahm Walter

Bachmann als Landesdenkmalpfleger im Sächsischen

Ministerium für Inneres den Aufbau und die Leitung dieses

Amtes.

Mit den reichen Erfahrungen, die Bachmann in seinen

Wanderjahren im Orient auf dem Gebiete der Bauforschung und

Archäologie, aber auch bei der Vorbereitung und Durchführung

von Forschungsexpeditionen und nicht zuletzt in seiner Tätigkeit

als Beauftragter für Denkmalschutz während des Krieges im

Orient gewonnenen hatte, richtete er im Wackerbarth-Palais in der

Dresdner Neustadt das Sächsische Landesamt für Denkmalpflege

ein. Er übernahm die von der "Königlich-Sächsischen

Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler" 1894

begonnenen Sammlungen und Aktenvorgänge, welche durch die

darin enthaltenen Dokumentationen restauratorischer Maßnahmen

für den Denkmalpfleger besonders wichtig erschienen, sowie

Bildmaterialien und eine an der Technischen Hochschule von

Cornelius Gurlitt und Robert Bruck seit 1898 geführte Sammlung

alter Pläne und Stiche von Bau- und Kunstdenkmälern im Lande

Sachsen. Diese für die Forschung und praktische Denkmalpflege

wichtigen Materialien wurden im Landesamt für Denkmalpflege

systematisch geordnet, laufend durch Neuerwerbungen erweitert

und mit einer Fachbibliothek ergänzt.

Bachmann konnte als Denkmalpfleger auf eine gute Tradition

im Lande Sachsen aufbauen. Die Grundsätze des Sächsischen

Altertumsvereins, die 1829 von Prinz Johann formuliert wurden,

besagten:"...Die Altertümer und Kunstschätze eines Landes sind

ein Gesamteigentum der Menschheit, ein anvertrautes Gut, das

man nicht den Launen der Besitzer überlassen kann..."

Dieser Grundsatz war im Lande noch lebendig und anerkannt.

1908 war in Dresden der "Landesverein Sächsischer

Heimatschutz" gegründet worden. Dieser hatte schon 1909 für das

Land Sachsen ein "Gesetz gegen die Verunstaltung von Stadt und

Land" erwirkt und konnte erfolgreich Schutz und Pflege

überlieferter kulturgeschichtlich wertvoller Orts-, Straßen- und

Platzbilder anleiten.

Den gemeinsamen Bemühungen von Denkmalpflege und

Heimatschutz gelang es, dass 1926 dem Sächsischen Landtag der

Entwurf für ein Gesetzt zum Schutze von Kunst-, Kultur- und

Naturdenkmalen vorgelegt wurde, das nach langen Beratungen

1934 beschlossen und bis 1952 gesetzliche Grundlage für die

Denkmalpflege in Sachsen war.

In den 20er Jahren, in denen die praktische

Denkmalpflegearbeiten -bedingt durch die Inflation- sehr begrenzt

waren, widmete sich Walter Bachmann neben dem Aufbau des

Amtes wissenschaftlichen Arbeiten. Sein besonderes Interesse

galt der Architektur des 16. und 17. Jahrhunderts in Sachsen und

der Burgenforschung. Hier konnte er sich auf seine großen

Erfahrungen, die der als Archäologe im Orient 1908-1919 und

auch als Teilnehmer der deutschen Ktesiphon-Expedition im

Winter 1928/29 sammelte, stützen. Die baugeschichtlichen

Untersuchungen, die im Rahmen der Aufgaben des Sächsischen

Landesamtes für Denkmalpflege anfielen, waren oft mit

archäologischen Sondierungen verbunden und dienten in der

Regel der Vorbereitung denkmalpflegerischer Maßnahmen. Trotz

der Notzeiten in den 20er Jahren wurden diese Ausgrabungen von

Bachmann großzügig gefördert und erbrachten vielerorts wichtige

Erkenntnisse, die wissenschaftlich fundierte denkmalpflegerische

Entscheidungen erlaubten.

In Walter Hentschel fand Walter Bachmann 1925 einen

Mitarbeiter, der als Kunsthistoriker mit ihm mehr als zwei

Jahrzehnte die Freuden und Sorgen des denkmalpflegerischen

Alltags teilte. 1923 schloss Cornelius Gurlitt, Lehrer Bachmanns

an der Technischen Hochschule in Dresden, die 1881 von Robert

Steche begonnene Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmale in

Sachsen ab.

Walter Bachmann und Walter Hentschel begannen 1925 die

Neuinventarisation der Bau- und Kunstdenkmale in Sachsen. Der

1. Band des Inventars, die Stadt Pirna, erschien 1928. Weitere

Inventarisationsarbeiten in Freiberg kamen nicht mehr zum

Abschluss. Mit der wirtschaftlichen Erholung des Landes Mitte

der 20er Jahre nahmen praktische Aufgaben der Denkmalpflege

die wenigen Mitarbeiter des Landes voll in Anspruch. 1924

begannen die Arbeiten zur Sanierung des Zwingers in Dresden.

Das Meisterwerk von Matthias Daniel Pöppelmann (1711-1722)

hatte im Siebenjährigen Krieg, während der Revolution 1849,

durch Alterung und Witterung argen Schaden erfahren und

bedurfte einer Generalinstandsetzung. Diese fand erst 1936 ihr

Ende. Durch diese Baumaßnahmen war der Zwinger so

stabilisiert, dass er die Zerstörung Dresdens am 13./14. Februar

1945 überstand. Wohl waren Dächer und Ausstattungen

verbrannt. Die großen Steinschäden beschränkten sich auf

Bombentreffer im Wallpavillon und den angrenzenden

Bogengallerien. Alle übrigen Galerien blieben – bedingt durch die

im Zuge der letzten Restaurierung eingefügten Massivdecken

über den Gewölben des 18. Jahrhunderts - erhalten.

Im Erzgebirge erfuhr die bedeutende spätgotische

Hallenkirche St. Annen in Annaberg 1927-1929 eine umfassende

Erneuerung. Ihr folgte 1935 die Sanierung und Neuausstattung

des Domes in Wurzen.

Daneben erfuhren zahlreiche Stadt- und Landkirchen in

Sachsen mit ihren Ausstattungen unter Anleitung des

Landesamtes für Denkmalpflege durch freischaffende Architekten

in kollegialer Zusammenarbeit mit Walter Bachmann eine sach-

und fachgerechte Instandsetzung.

Für die Restaurierung beweglichen Kunstgutes richtete

Bachmann eine Werkstatt ein, die heute noch spezielle Aufgaben

der Konservierung sowie der restauratorischen Betreuung von

Kunstwerken zur Verfügung steht und wesentlich zu der

geforderten restauratorischen Qualität der Behandlung

gefährdeten Kunstgutes beiträgt.

Auch die Pflege und Bewahrung historischer Altstädte mit

ihren charakteristischen Orts-, Straßen- und Platzbildern, aber

auch die Pflege historischer Park- und Gartenanlagen, wie die

Erfassung und der Schutz technischer Denkmale, waren schon vor

dem Krieg durch das Landesamt zu betreuen.

Mit der Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 ging auch

das im Wackerbarth-Palais eingerichtete Landesamt für

Denkmalpflege in Flammen auf.

Ungebrochen von der Zerstörung des Amtes und dem Anblick

der Ruinen der Stadt Dresden über eine Fläche von 16

Quadratkilometern begann Walter Bachmann 1945 mit den

zurückgeführten ausgelagerten Archivbeständen, unterstützt von

den aus dem Krieg heimgekehrten alten Mitarbeitern Walter

Hentschel und Hans Nadler, das neue Landesamt aufzubauen und

leitete dieses bis 1949.

Walter Bachmann gehörte zu den verdienten Männern in

Dresden, die sich im Sommer 1945 zusammen fanden, um im

Rahmen einer Bergungs- und Wiederaufbaukommission bei der

Landesverwaltung Sachsen den neuen Anfang zu beraten. Er

konnte erreichen, dass u.a. bereits im Herbst 1945 auf Grund eines

Gutachtens von Hubert Ermisch, der von 1924 bis 1936 die

Sanierungsarbeiten am Dresdner Zwinger leitete und mit einem

Gutachten vom 17.7.1945 die Möglichkeit des Wiederaufbaues

des Zwingers vorstellte, am 1. Oktober 1945 planmäßig mit der

Beseitigung der Kriegsschäden im Zwinger begonnen wurde,

nachdem bis dahin mit freiwilligen Helfern, Künstlern,

Architekten, Studenten. Schülern u.a. die Bergung herab

gestürzter Steinplastiken und Architekturteile erfolgte.

Bachmann veranlasste die Sicherung der bedeutendsten

Monumente in der Stadt Dresden und auch in den übrigen vom

Krieg gezeichneten Städten in Sachsen und erlebte noch den

Beginn des Wiederaufbaues bzw. der Rettung von Ruinen der

Bauten, die einstmals Bild und Geschichte des Landes

bestimmten und heute noch allerorten auch an das verdienstvolle

Wirken von Walter Bachmann, der von 1920-1949 als

Landesdenkmalpfleger für Schutz und Pflege der Denkmale im

Lande Sachsen sorgte, erinnern.

Walter Bachmann verstarb am 15. März 1958 in Radebeul.

Der wissenschaftliche Nachlass wird durch das Landesamt für

Denkmalpflege in Dresden verwahrt und konnte für die

vorliegende Arbeit von Reinhard Dittmann wertvolle Angaben

vermitteln.

Bibliographie Walter Bachmann

Bibliographie Walter Bachmann

Zusammengestellt Februar 1959, zeitlich geordnet

1. Kirchen und Moscheen in Armenien und Kurdistan.

Leipzig 1913.

2. Eine Reise durch Centralkurdistan. In: Petermanns

Mitteilungen 1913.

3. (Kollektivarbeit) Hatra. Leipzig 1920.

4. (Mit Th. Wiegand und C. Watzinger) Petra. De Gruyter

1921.

5. Denkmalpflege in Sachsen. In: Mitteilungen d. Landesver.

Sächs. Heimatschutz 11, 1922, 24-35.

6. "Antons". In: Mitteilungen d. Landesver. Sächs.

Heimatschutz 11, 1922, 173-178.

7. Eine wiedergefundene alte Postmeilensäule. In

Mitteilungen d. Landesver. Sächs. Heimatschutz 11, 1924,

258.

8. Aus der Tätigkeit des Landesamtes für Denkmalpflege. In:

Mitteilungen d. Landesver. Sächs. Heimatschutz 13, 1924,

47-63.

9. Über die Erhaltung wurmzerfressener Holzskulpturen. In:

Mitteilungen d. Landesver. Sächs. Heimatschutz 13, 1924,

283-287.

10. Verfallende Schlösser in Sachsen. In: Mitteilungen d.

Landesver. Sächs. Heimatschutz 13, 1924, 338-346.

11. Felsreliefs in Bawian und Maltai. Leipzig 1926.

12. Die Rochsburg. In: Mitteilungen d. Landesver. Sächs.

Heimatschutz 17, 1928, 221-246.

13. Die Kunstdenkmäler des Freistaates Sachsen. I. Die Stadt

Pirna. Dresden 1929.

14. Lauenstein. In: Mitteilungen d. Landesver. Sächs.

Heimatschutz 19, 1930, 161-187.

15. Schloß Stolpen. In: Mitteilungen d. Landesver. Sächs.

Heimatschutz 20, 1931, 161-192.

16. Die freie Bergstadt St. Annaberg. In: Sächs. Bau- und

Kunstdenkmäler. Dresden 1933, 67-109.

17. Oberlandbaumeister Johann Georg Starcke, der Erbauer

des Palais im Großen Garten. In: Dresdner Anzeiger vom

17.1. 1933. Wiss. Beil. 3.

18. Zur Geschichte der ehemaligen Kreuzpforte und des

Salamonistores. In: Dresdner Geschichtsblätter 1933.

19. Das ehemalige Ziegel- oder Schifftor. In: Dresdner

Anzeiger vom 5.1.1934. Wiss. Beil.

20. Entstehung und Frühgeschichte des Großen Gartens. In:

Sitzungsber. u. Abhandlungen der Flora N.F. 36-38.

Dresden 1934, 37-104.

21. Der ehemalige Italienische, später Türkische Garten zu

Dresden und seine Geschichte. In: Sitzungsber. und

Abhandlungen d. Flora N.F. 39-40, Dresden 1936, 124-

146.

22. Nossanis Lusthaus auf der Jungfernbastei in Dresden. In:

Neues Archiv f. sächs. Gesch. 57, 1936, 1-29.

23. Grillenburg. In: Mitteillungen d. Landesver.

Sächs. Heimatschutz 25, 1936, 97-171.

24. Eine romanische Kirchenanlage in Grillenburg bei

Dresden. In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege, 1936,

216-221.

25. Wiedersberg im Vogtlande. In: Mittellungen d. Landesver.

Sächs. Heimatschutz 19, 1940, 103-161.

26. Moritzburg. Große Baudenkmäler 104. Berlin 1947.

27. Das alte Plauen. Dresden 1952.

28. Die Fasanerie zu Moritzburg. In: Jb. z. Pflege d. Künste 2,

Dresden 1954, 18-38.

29. Die Brühlsche Terrasse. In: Jb. z. Pflege d. Künste 4,

Dresden 1956, 187-202.

Ergebnisse der Grabungen von W. Bachmann

Beschreibung der Ruine vor der Grabung und Bach-

manns Eindrücke nach den ersten Grabungstagen

"Tulul el Akir heißen die Ruinenhügel, die schräg nordöstlich

gegenüber von Assur in der [fruchtbaren]4

Ebene auf dem östli-

chen Tigrisufer gelegen sind. Die bedeutenste dieser Ruinen ist

am Tigris selbst gegenüber dem Dorfe Dschumele5 in der

Scherqâtebene gelegen. Die Ruine erscheint kenntlich an drei

hohen und einer Anzahl kleinerer Schuttkegel. Das Gebiet dieser

Ruine hat etwa rechteckige Form und hat in den Seiten West-Ost

eine Ausdehnung von ca. 800-900 Schritt.6 Eingerahmt wird das

Ruinenfeld an der Ostseite sowie an der halben Südseite und

Nordseite von einigen niedrigen Lehmdämmen, die vielleicht

Reste einer nicht allzu hohen Stadtmauer ohne Türme in sich

bergen. An drei Stellen markieren Doppelhügel die Lage von

Toren. Am Fluße selbst liegen im 150 Schritt Abstand

voneinander zwei hohe Kuppen, eine südliche; oben ca. 70 Schritt

breit, und eine kleinere nördliche, von oberer Breite [von] 35

Schritt. Beide Kuppen bestehen durchgehend aus Lehmziegeln

und stellen wohl die Reste zweier Terrassen dar. Eine breite nur

wenige Meter über dem Ruinenfeld [sich] erhebende Fläche bildet

die Basis beider Kuppen, wohl eine niedere Terrassenstufe. Süd-

westlich der südlichen Kuppe und in 140 Schritt Abstand von

derselben, liegt die dritte Kuppe, die sich über einem flachen

Plateau von rechteckiger Form erhebt (Tempel ?). Sonst sind im

Inneren des umwallten Gebietes Kuppen, die auf größere Bauten

schließen ließen, nicht vorhanden.

Bemerkenswert sind nur die niedrigen Dämme eines Kanals,

der sich in Nord-Süd Richtung ziemlich genau durch die Mitte des

Stadtgebietes zieht. Dieser Kanal zweigt ab von dem großen

Kanal im rechten Winkel und endet im Tigris in einem Wadi

südlich des Ruinenfeldes. Die [in Kar-Tukulti-Ninurta gefunde-

nen] Scherben sind assyrisch".

Der angesprochene Kanal wurde bei Ausflügen von

Bachmann in seinem Verlauf kartiert und diese Planskizze kann

hier vorgelegt werden (Karte. 1-2).7 Er mündet südlich vom

4 Ausführungen zitiert nach Bachmann 15a, ein Manuskript, welches vor

Grabungsbeginn, wohl 1912 entstand. Bemerkungen in [..] weisen auf von mir vorgenommene "stilistische" Glättungen oder Zusätze hin. Im Original steht "Fruchtebene". Anmerkungen, die von Bachmann selbst stammen, werden in den Fußnoten mit einem "*" gekennzeichnet. 5 Heute ist dieses Dorf von der expandierenden Kleinstadt Scherqat einverleibt

worden. 6 Wie aus einer Zeichnung in Bachmann 15b (Tell Fara) hervorgeht, waren

100 Schritt = 90 m; das heißt, die mit dem Schrittmaß ermittelte West-Ost Ausdehnung würde 720-810 m entsprechen, was sich gut mit dem später von Bachmann ergrabenen und untersuchten Befund deckt; cf. Eickhoff 1985: 16. 7 Der Kanalkopf wurde bei einem Ausflug am 8.2.1914 bestimmt (Bachmann

1: 57) und kartiert (Bachmann 15c: Blatt 1-2). Diese Karte ist wesentlich detaillierter als das Kartenrudiment in Andrae 1912: Taf. II oder die sehr schematische Karte bei Reade 1978: Fig. 1. Es wäre eine lohnende Aufgabe für einen jungen Geodäten, die diversen Kartenskizzen und Messreihen, die sich im Bachmanischen Nachlaß finden, zu einer Gesamtkarte als Diplomarbeit zu kompilieren. Zu diesem Kanal siehe auch die Bemerkungen in Dittmann, R. et al. 1988: 121 Anm. 23. Der Verlauf wurde auch kartiert in ders. n.d. 1989: Abb. 1; ders. 1995: 88f. Abb. 1-2 und ders. 1997: 104, Abb. 1. Die Anlage dieses Kanals

Ruinenhügel "Mhasshaff", nördlich von "Qanausah" im Ostufer

der Tigrisschlaufe ein, verläuft dann südlich/südöstlich an der

Ruine Haikal vorbei, bis Kar-Tukulti-Ninurta, wo ein Abzweig

des Hauptarmes nach Westen in das Stadtgebiet führt, dann in

Nord-Süd Richtung, östlich entlang des Mittelwalles ver-läuft, um

schließlich westlich von Tor D aus dem Bachmann bekannten

Ruinengelände auszutreten und südlich von Tor D in den Tigris

einzumünden. Der Hauptarm des Kanals verliert sich südlich der

1989 ermittelten südlichen Stadtmauer von Kar-Tukulti-Ninurta

in Richtung auf Isdere zu verlaufen, wo er dann unmittelbar

nördlich dieses Ruinengeländes anscheinend in das Wadi as-Sahj

mündet.8

ähnelt auffallend dem zeitgleichen System am Khabur: cf. Ergenzinger./Kühne 1991: 163-191. 8 Angesichts des oben zitierten Analogiefalles von Dur-katlimmu, dürfte

dieser Hauptkanal ungefähr die äußerte östliche Stadtgrenze von Kar-Tukulti-Ninurta markieren. Östlich der von Bachmann ermittelten "Stadtmauer" wäre dann noch ein Stadtgebiet von ca. 1 km Ausdehnung nach Osten zu veranschlagen: cf. Dittmann 1997: 105, Abb. 2.

"Ohne bemerkenswerte Zwischenfälle ist die Grabung in Tulul

Akir, oder, wie wir es jetzt besser nennen, in Kar-Tukulti-Ninurta

in Gang gesetzt worden.9 Der Herbst ist hier die günstigste

9 Bachmann 12; abgefaßt am 19. Dezember 1913, laut Manuskript. In MDOG

53, April 1914, 45 wird der 10. Dezember 1913 genannt. Bereits am 17. Oktober 1913 findet sich in Bachmann 1: 3 folgender Einschub in die Berichterstattung vom Tage (Fettmarkierungen, wie im Original): "Für die Identifikation [mit Kar-Tukulti-Ninurta] spricht: I. Übereinstimmung mit der Londoner und der Assurinschrift 5208 in folgenden Punkten: a. Tulul Akir liegt "gegenüber" oder jenseits Assur. b. Vorhanden sind und schon ohne Grabung kenntlich: 1. Kanal/Kanalsystem 2. Hohe L.[ehmziegel]-Terrasse 3. Ziqqurrat-ähnlicher Hügel mit Plateau, in dem ein Gebäude (Tempel) stecken könnte 4. Ein zweiter ähnlicher Hügel 5. Eine assyrische Umwallung mit großen Toren Diese 5 entsprechen den in den Inschriften erwähnten: 1. Kanal

2. Palast Mesharra 3. Tempel der großen Götter 4. Tempel und Ziqqurrat des Assur 5. Dûru c. Auch die in "Tempelstadt" ist möglich, da das Weichbild [= Silhouette] durch den Mittelwall in zwei Hälften getrennt ist, in deren einer alle großen Hügel liegen. II. Funde a. Die Ziegel sind mittelassyrisch meist dreizeilig Tukulti- Ninurta I. Stempel b. Potterie dicke Ware, die in Assur mittelassyrisch ist c. Der große Altar (wie die beiden Ishtar-Tempel) im Norden am Fluß d. Tontafelbruchstücke mittelassyrisch geschriebene. Lehmzie- gelformat 37/12 (wie im Ishtar-Tempel Tukulti-Ninurtas I.) f. Bruchstücke eines Ziegels mit Rest des bekannten dreizeili gen Stempels Tukulti-Ninurtas I. (Tor D, Grab) g. T 85. Bruchstück eines beschrifteten Gefäßes mit Inschrif- ten-Rest Kar-Tukulti-Ninurta h. Bauurkunde Tukulti-Ninurtas I. vom Assur-Tempel (T 94) in Kar-Tukulti-Ninurta. Inhalt übereinstimmend mit Assur I.N. 5208 i. gestempelter Ziegel [T] 304 mit vierzeiliger Inschrift Tukulti-Ninurtas I. vom Palast in Kar-Tukulti-Ninurta k. T 350 große Alabasterurkunde Tukulti-Ninurtas I. aus der Ziqqurrat des Assur-Tempels in situ gefunden. (Ab f. sind die Einträge nachträglich in die Liste eingefügt worden).

Karte 1

Karte 2

Abb. 1 Das Grabungshaus von Bachmann

Jahreszeit für derartige Unternehmungen, da unsere Araber die

Hirseernte hinter sich haben und froh sind, wenn sie während der

Wintermonate ein paar Taler für die, auch hier nicht sehr be-

liebten Steuern und für Kleider einheimsen können. So konnten

ohne Schwierigkeiten etwa 200 Arbeiter ein-gestellt werden,

meist liebe, alte Gesichter, Leute, die schon früher einmal in As-

sur mit Schaufel und Korb gearbeitet hatten, was immerhin für

das schnelle Einarbeiten von Vorteil war. Ihre schwarzen

Ziegenhaarzelte bedecken jetzt schon, sauber nach Stämmen g-

ruppiert, das Hochufer des Tigris im Norden und Süden des

Ruinengebietes. Das Expeditionslager ist gleichfalls am Flusse

gelegen, etwa in der Mitte der Westseite des alten Stadtgebietes.

Es besteht aus einer Anzahl kleiner, aber sehr kunstvoll

konstruierter Lehmhütten; je eine für den Grabungsleiter mit

Diener (Abb. 1),10

die Küche, die Wächter und den Kommissar.

In einer weiteren, halb unterirdischen Lehmhütte, die nach Art der

bei unseren Dscheburs für Pferde und Kühe üblichen gebaut ist,

ist das aus Assur entliehene Wasserpferd untergebracht. Die

Wächterhütte ist gleichzeitig das "Kachwehaus" von Tulul Akir,

in dem unser alter, aus Assur übernommener 2. Aufseher

Mohammed seinen weitberühmten Kaffee braut. Vier Wächter:

zwei Fußgendarmen und zwei Eingeborene sorgen für die Sicher-

heit und Ordnung im Lager, dessen Umgrenzung durch einen s-

chmalen Graben markiert wird. Auf dem Tigris liegt unsere

Marine, das Expeditionsmotorboot und ein Ruderboot für den

Verkehr mit Assur wird den Fährdienst zur anderen Flußseite, wo

zweimal täglich der reitende Bote aus Scherqât mit allem, was an

Lebensmitteln und Grabungsgerät aus dem Expeditionshause

bezogen werden muß, erscheint. Der Grabungsbetrieb selbst ist

genau nach Assurmuster geregelt, was Arbeitszeit, Zugseinteilung

und anderes mehr betrifft, und jeden 10. Arbeitstag erscheint der

berittene Kassierer aus Assur zur Lohnauszahlung.11

So geht die

Grabung stetig vor sich, wenn nicht gerade einer der zur Zeit

reichlich häufigen Regengüsse niedergeht. Dann freilich

verwandelt sich die abflußlose Ebene in einen Sumpf, und die

Arbeit muß mitunter abgebrochen werden, weil der schlüpfrige

Lehmboden das Gehen auf den Schutthalden unmöglich macht.

Scheint aber die Sonne, dann hat die hiesige Ebene noch ihre

besonderen Reize für unsere jüngeren Arbeiter als geeigneter

Platz zum Polospiel, dem sie sich nach Arbeitsschluss am Mittag

und Abend eifrig widmen. Krumme Holzknüppel vertreten hier

die Stelle des uns bekannten eleganten Poloschlägers; ein rundes

Holzstück muß den Gummiball ersetzen. Meist spielen zwei

Stämme gegeneinander, was nicht ohne großes Geschrei und

selten ohne blutige Schienenbeine abgeht. Im Vergleich zu Assur

muß Kar-Tukulti-Ninurta eine außerordentlich saubere Ruine ge-

nannt werden. Kaum eine Scherbe verrät die antike Besiedlung

und nach Ziegel- und Gesteinsbruchstücken kann man lange

suchen. Ein halbes Dutzend größerer und eine Anzahl kleiner

gelber Kuppen weithin verteilt auf das sonst durchaus eben,

quadratisch umgrenzte und ca. 1 km² große Stadtgebiet sind alles,

was dem Kundigen die Ruine verrät. Auch ohne Grabung ge-

statten sie meist schon Schlüsse auf ihren Inhalt zu machen und

deutlich markiert sich die Linie der Festungsmauern mit Türmen

und Toren, sowie die wenigen großen Gebäude. Es fehlen in

dieser Stadt gänzlich die vielen kleinen Hügel, wie sie in Assur

10

Zu einem Foto des Lagers cf. MDOG 53, April 1914, zwischen 46-47, Abb. 11. 11

Zum Arbeitsverlauf in Assur cf. Andrae 1977: 275ff. Dieser Rhythmus der Lohnauszahlung wurde auch bei den Grabungen der FU Berlin in Assur und in Kar-Tukulti-Ninurta beibehalten.

und noch deutlicher in Hatra die Ruinen der Privathäuser

hinterlassen haben. Fast unvermittelt und als charakteristische

Landmarken dieser Ruine, erheben sich aus der jetzt mit kurzer

Grasnarbe bedeckten Ebene die Lehmziegelmassive der Ziqqurrat

des Assur-Tempels und der Palastterasse am Fluß. Rein

landschaftlich betrachtet ist die Lage von Kar-Tukulti-Ninurta

recht ansprechend, mit den Augen unserer Araber betrachtet sogar

hervorragend schön. Weithin dehnt sich die vom Tigris westlich

begrenzte Alluvialebene, in der lange niedrige Höhenrücken die

Lage alter Kanäle erkennen lassen. Keinerlei Feldanbau bedeckt

heutzutage diese riesigen Flächen kulturfähigen Landes, die nur

Schafherden und Gazellenrudel als Weide und Tummelplatz

dienen. Nach Süden zu begrenzen Hamrin-, Makhul- und

Chanukegebirge den Horizont, in blau abgetönten Kulissen sich

voreinander schiebend. Davor liegt Assur mit dem langge-

streckten, steilen Nordhang und der Ziqqurrat einem Fabeltier

nicht unähnlich, das den Zugang zu verborgenen Schätzen

bewacht. Im Norden zeigt sich bisweilen der kleine Plateaurücken

von Kajara und an besonders klaren Tagen wohl auch die Reihe

der schneebedeckten Kurdenberge. Im Osten schließt der kahle

Doppelrücken des Karatschok das Landschaftsbild ab. Der Tigris

mit seinen Windungen, den bebuschten Inseln und den zahl-

reichen schwarzen Zeltniederlassungen auf beiden Ufern gibt dem

Bilde noch den besonderen Reiz. Breit und ruhig fließt er an

unserer Ruine vorüber, zu Zeiten belebt mit Keleks und Ruder-

booten, die nicht selten auf der wenig unterhalb von Tulul-Akir

den Fluß quer durchschneidenden Sandbank einen unfreiwilligen

Aufenthalt nehmen, da trotz des anhaltenden Regens der Was-

serstand noch sehr tief ist. Von der hohen Kuppe A, direkt am

Tigrisufer läßt sich alles am besten überblicken und leicht wird es

verständlich, was den Gründer der Stadt veranlaßte, sich gerade

hier einen Palast zu bauen, wo Luft und Wasser noch unvermischt

zu genießen waren, besser jedenfalls als im beengten Stadtgebiet

von Assur. Ergänzt man sich in Gedanken, wozu nicht viel Phan-

tasie gehört, die Gärten, die dereinst gewißlich Palast und Tempel

umgaben, so mag hier in Kar-Tukulti-Ninurta wohl eine ideale

Königsresidenz geschaffen worden sein.

Jetzt sind wir eifrig dabei uns durch die Grabung ein Bild von

dieser einst der Laune eines Despoten entsprungenen und schnell

wieder verfallenden Stätte zu verschaffen, und die bisherigen

Resultate haben Kar-Tukulti-Ninurta als ideales Objekt für eine

derartige Untersuchung erkennen lassen. Keine spätere

Besiedlungen, keine Umbauten entstellen das Bild der Uranlage

dieser Bauten. Klar und deutlich treten die aus langsamen Verfall

entstandenen Umrisse zu Tage, und ihr stellenweise überraschend

guter Erhaltungszustand gibt schon jetzt einen deutlichen

Eindruck der mittelassyrischen Baukunst, wie wir uns ihn besser

nicht wünschen könnten".

Die Bauten von Kar-Tukulti-Ninurta

In diesem Kapitel sollen alle Angaben Bachmanns zu den

einzelnen Baubefunden und sonstigen Befunden aus den

verschiedenen Originalquellen zusammengetragen werden.

Größtenteils können auch in diesem Abschnitt die Quellen für

sich selbst sprechen, da längere Ausführungen des Ausgräbers

dazu vorliegen. Nur betreffs des Turmes in Kuppe K liegen keine

umfangreicheren, zusammenfassenden Darstellungen vor.12

Nur wenige der Kleinfunde aus Kar-Tukulti-Ninurta sind keinen

engeren Bereichen zugeordnet, sondern nur dem Stadtgebiet

allgemein:

T 3. 36-37. 49. 127-128. 145-46. 178-179. 206. 218-219. 222.

227. 322. 347. 397 und T 398.

Das südliche Stadttor, Kuppe D und die Stadtmauer

"Die Grabung13

in Tulul Akir wurde am 15. Oktober 1913 mit

zwei Arbeiterzügen begonnen. In Angriff genommen wurde

zunächst die etwa in der Mitte der Wallinie gelegene Kuppe D, in

der wir das Haupttor vermuten. Ein kleiner Suchgraben östlich

davon, an der sich deutlich markierenden Wallinie ergab noch am

gleichen Tage die Außenkante des Walles und einen

Turmvorsprung. Die weitere Untersuchung hat hier inzwischen

einen weiteren Turm in 25 m Entfernung von dem ersten nach

Osten zu feststellen können ferner die Wallinnenkante und den

Rücksprung des ersten Turmes, der ein Kavalierturm ist”.14

"Vom Wall15

ist im November ein etwa 100 m langes Stück

vom Gebäude D nach Osten zu frei gelegt worden [Abb. 2]. Es

ergaben sich auf dieser Strecke vier Kavaliertürme von gleicher

Art. Ihre Breite beträgt im Durchschnitt 5 m, sie springen nach

Außen zu um 3 m, nach Innen um 1.40 m vor, der Turmabstand

12

Im folgenden seien die Tage aus Bachmann 1 notiert, an denen offenbar in den verschiedenen Bereiche gegraben wurde: Südliches Stadttor, Kuppe D und südliche Stadtmauer: 15.-18. 20.-25. 27.-31.10.1913; 1. 4.-5. 7. 11.-19. 21.-22. 25.-30.11.1913; 1. 3.-6.12.1913; Assur-Tempel, Ziqqurrat und Westbau (Kuppe B): 17.-18. 20.-24. 27-31.10.1913; 1. 3. 27-30.11.1913; 2.-3. 5.-6. 8.-13. 15-20. 22.-28. 31.12.1913 und 1.-6. 8.-10. 13.-16.1.1914; 2.-4. 28.3. 1914; Süd-Palast (Kuppe A) + Suchschnitte: 23.-24. 26.-31.12.1913 und 1-3. 8.-10. 13. -17. 19.-22. 24. 26.-31.1.1914; 2.-7. 9.-14. 16.-18. 20. 23. 25.-28.2.1914; 2.-7. 10.-13. 21.3.1914; Nord-Palast (Kuppe M): 12.-15. 17. 20. 28.-31.1.1914; 2.-7. 9.-11. 19. 23. 25.-28.2.1914; 2.-4. 9.-14. 16-21. 26-27.3.1914; Binnenwall (Kuppe C): 27. 29.11.1913; 1. 3.-6. 8.-9.12.1913; Turm (Kuppe K): 16-19. 23-27.3.1914; Wohnhaus (Kuppe * J): 13.-14. 17. 28.-29.1. 1914; 3.-7. 9. 12.-13. 19. 23. 27.2.1914 und 2.-4. 17-19.3.1914. Bei der Notiz "unverändert" in Bachmanns Tagebuch wurden in dieser Auflistung alle Bereiche des Vortages mitgezählt. Für den 3.3.1913 wird nur erwähnt, daß 3 1/2 h [= Stunden] vormittags gearbeitet wurde; wahrscheinlich auch in den Bereichen, in denen am 27.-28.2. und 4.3. gearbeitet worden war, denn der 1.3. war ein Sonntag und am 2.3. wurde auf Grund des schlechten Wetters vormittags nicht gearbeitet, ob nachmittags gearbeitet wurde wird nicht genannt, ist aber wahrscheinlich. * J ist die Fortsetzung der Bachmannschen Kuppenzählung, die in der Kampagne 1986 und 1989 fortgeführt wurde. 13 Bachmann 3: 1 = MDOG 53, April 1914, 41-43; cf. auch die Zusammenfassungen von Andrae 1977: 91f., Abb. 63 und Eickhoff 1985: 20-23, Plan 2. 14

Es folgen nun vorläufige Angaben zur Mauerstärke etc., die in Bachmann 4a-b besser, da auf entgültig ergrabenen Daten beruhend, dargestellt sind. Wichtig ist hier, in Bachmann 3: 1, die Angabe zum Lehmziegelformat im Torbereich: 36-372 x 12-13 cm. Zur Definition von Kavaliertürmen siehe die Zusammenstellung in: Andrae 1977: 323. 15

Bachmann 4a: 1-4. Dieser Text ist wesentlich ausführlicher, als die in MDOG 53, April 1914, 43-44 abgedruckte Kurzfassung (= Bachmann 4c).

beträgt 24.50 m, nur der zunächst am Gebäude D gelegene hat

von dessem östlichen Außenturme den geringeren Ab-

stand von 10 m. Die Mauer ist überall 7 m breit. Auf der etwa 300

m betragenden Strecke zwischen Gebäude D und der Südostecke

der Walllinie, die sich im Gelände deutlich markiert, haben im

Ganzen neun Türme Platz, die nicht ausgegrabenen fünf Türme

sind ebenfalls an der Hügeloberfläche leicht zu erkennen und zu

ergänzen. Näher zu untersuchen wäre nur noch die Befesti-

gungsanlage an der Südostecke selbst, die vermutlich einen

besonderen Charakter hat. Mauer und Türme sind, soweit die

Grabung sie freilegte überall ohne besondere Fundamentierung

befunden worden. Ein Wallgraben ist, wie ein ca. 50 m langer

Einschnitt rechtwinklig zur Außenfront ergab, nicht vorhanden.

Es trat in geringer Tiefe die Kiesschicht zu Tage auf der der Wall

selbst aufsteht.16

Das Gebäude D ist durch die Grabung als Torraum einwandfrei

festgestellt worden. Seine Abmessungen sind recht beträchtliche.

Das Mauerwerk besteht aus Lehmziegeln des gleichen Formates,

wie die am Wall verwendeten, es kommen 10 Schichten auf 1.20

m, jedoch ist der verwendete Lehm auffallend schlecht und erdig.

Diesem Umstande, sowie dem Fehlen einer soliden

Untergründung ist der schlechte Erhaltungszustand des

aufsteigenden Mauerwerks zuzuschreiben, den die Ausgrabung

feststellte. Gute Mauerkanten fanden sich nur in geringer Höhe

unterhalb des alten Fußbodenniveaus, wo sie dem

Witterungseinflusse entzogen waren. Die Dicke der Mauern und

das Fehlen späterer Besiedlungsperioden17

hat aber von dem

Gebäude noch genug erhalten, um den Grundriß in allen Um-

rissen festlegen zu können. Es ergab sich ein gutes Beispiel einer

monumentalen, mittelassyrischen Festungsanlage.

16

Eickhoff 1985: 23, Abb. 3; Bachmann 3: 1 ergänzt: "...und liegt ohne weitere Fundamentierung auf dem 1-1.50 m unter der Hügeloberfläche sich hinziehenden gewachsenen Kiesboden auf". 17 Gemessen an dem Fund des Terrakotta-Handkonsolenfragmentes T 39 im oberen Schutt zwischen den südlichen Tortürmen am 31.10.1913 ist eine Nutzung der Anlage zumindest bis in neuassyrische Zeit wahrscheinlich, was durch die Untersuchungen in der Stadt von 1986 und 1989 gestützt wird.

Die Anlage des Tores ist unsymmetrisch. Es besteht in den

Hauptteilen aus einem durch zwei mächtige Außentürme

geschützten Tordurchgang, den an der Innenseite zwei kleinere

Türme flankieren. Ein langer, zweimal rechtwinklig umbiegender

Treppenraum ist in der Osthälfte des Gebäudes untergebracht. Die

Mittelachse des Durchganges weicht um 20 von der

Nordrichtung gegen West ab. Von außen gesehen erscheint der

Bau symmetrisch. Die beiden Außentürme springen um 16.50 m

gegen die Wallinie vor und haben bei je 11 m Breite eine

Abstand von rund 8 m von einander. Sie sind durchweg massiv

gebildet. Nach der Seite des Durchganges zu beträgt ihre

Flankenlänge ebenfalls 16.50 m. Die Torlaibungen springen in der

Flucht der Wallinie um 2 m beiderseits vor, so daß eine Türlichte

von 4 m verbleibt. Die Tiefe der Laibung beträgt 8.50 m. Der nun

folgende Haupttorraum ist ein Langraum von 8 m Breite und 15

m Länge. Seine Wandstärken betragen 5 m und haben keinerlei

seitliche Türdurchbrüche. Nach der Stadtseite zu öffnet sich dieser

Raum in einen Durchgang von 4.80 m Breite und 5.50 m

Laibungstiefe. Mit je 2 m Rücksprung setzen hier an der

Nordseite die kleineren, inneren Tortürme an, deren Vorsprung

etw. 3-4 m, und deren Breite etwa 6 m betragen haben mag, der

Verfallzustand erlaubt hier die genauen Maße nicht mehr zu

nehmen. An den östlichen dieser beiden Innentürme stößt im

rechten Winkel ein weiterer an, der bei 3.50 m Vorsprung eine

Breite von nur 5 m hat. Auch an der Westseite scheint an

entsprechender Stelle ein solcher zweiter Innenturm vorhanden

gewesen zu sein, doch ist von ihm nur ein Teil des südlichen

Rücksprunges erhalten. Es ist jedoch auch möglich, hier an der

Westseite an Stelle der im rechten Winkel zusammenstoßenden

beiden Ecktürme eine einzige Eckbastion zu ergänzen; eine

wesentliche Änderung des Gesamtbildes würde dies nicht

ergeben. An dieser Seite des Torbaues finden sich weitere

Anbauten nicht, die innere Wallkante stößt hier im rechten

Winkel unmittelbar an die Westwand der Tordurchganges an. An

der Ostseite enthielt der schon genannte, zweimal umbiegende

Raum sehr wahrscheinlich den Aufgang zu den Dächern und

Tortürmen. Zugänglich ist der nur 2.30 m breite Raum durch eine

1.60 m breite Tür, die nach der Seite der östlichen Walllinie

gelegen ist, sich also in beträchtlicher Entfernung vom

Tordurchgang befindet. Durch diese in die 5 m starke

Umfassungswand eingeschnittene Tür gelangt man in den

nördlichen Arm des Treppenraumes, der in der Mittelachse

gemessen eine Länge von etwa 16 m hat, die Stärke seiner

Außenwand beträgt wieder 5 m. Auf dem Raumfußboden, den ein

Lehmestrich bildet, liegt hier eine Ascheschicht auf, in der sich

eine Anzahl zerbrochener grober Tongefäße fanden. Nicht weit

von der Tür entfernt haben sich auch Reste einer Feuerstelle

erhalten. Der hierzu im rechten Winkel anstoßende Raumteil hat

Karte 3

eine mittlere Länge von 8 m, die Länge des weiter nach Osten zu

abgehenden Teiles muß noch bestimmt werden. Daß dieser ganze

Raum nur als Treppenraum gedient haben kann, geht aus der

ganzen Lage und der geringen Breite bei großer Länge deutlich

hervor, doch hat die Grabung keinen Anhaltspunkt dafür gegeben,

welcher Art die Treppenkonstruktionen selbst waren. Zu

vermuten ist, daß eine, vielleicht auch mehrere Holztreppen

eingebaut waren. Dafür spricht die über den ganzen bisher

freigelegten Raumfußboden sich ausdehnende, ebene

Wohnschuttschicht, und das Fehlen jeglicher steinernen, oder

sonstigen festen Substruktion, mit der eine massive Rampe, oder

Treppe doch den größeren Teil des Raumes hätte bedecken

müssen.

Der Fußbodenbelag des Tordurchgangs muß, wie die

zahlreich aufgefundenen Bruchstücke gebrannter Ziegel

beweisen, aus solchen bestanden haben, doch wurde kein einziger

ganzer Ziegel bisher in situ freigelegt. Es ist anzunehmen, daß der

Pflasterbelag schon in assyrischer Zeit abgetragen und andersweit

wiederverwendet wurde. Auch von Angeleinrichtungen, Kapseln

und Angelsteinen, wurde nichts gefunden. Daß diese aber

vorhanden waren, darauf lassen größere Anhäufungen von

Ziegelbruch an den inneren Laibungsecken einen Schluß zu, auch

ist an der Südseite an den in Frage kommenden Stellen eine

Vertiefung unter das Niveau des ehemaligen Fußbodens zu

erkennen.

Von den aufgefundenen Ziegelbruchstücken zeigten einige

Reste von Ziegelstempeln, die beiden besterhaltenen in folgender

Art:

Skizze und Skizze

Ein Bruchstück eines Ziegels mit Rest eines dreizeiligen Stempels

ergab die schon aus Assur bekannte Palastziegellegende Tukulti-

Ninurtas I. Gefunden wurde dieser Ziegel in einem

mohammedanischen Grabe auf der Oberfläche des Hügels. Im

Ganzen wurden hier etwa 20 derartige Gräber aufgedeckt und

transloziert.18

An der Westseite der äußeren Torlaibung wurden unter

Fußbodenhöhe einige ungebrannte Tontafeln gefunden, deren

18 Es gab aber möglicherweise auch ein Grab in diesem Bereich, das älter als die islamische Periode und jünger als die jungassyrische sein könnte, denn Bachmann schreibt (Bachmann 1: 15; 13.11.1913): "Im Tordurchgang oben wird an der Ost-seite ein Skelett eines halbwüchsigen Menschen mit angezogenen Beinen freigelegt, anscheinend aus vorarabischer Zeit, Kopf nach Norden zu gelegen, keine Beigaben oder sonstige Reste".

Abb. 2 Tor D und Stadtmauer

Abb. 3 Stadttor, Rekonstruktion nach Bachmann

Text Arbeiter- und Lohnlisten zu enthalten scheint. aufgefundene

Keramik ist grobe, mittelassyrische Ware, doch kamen vereinzelt

auch Scherben mit schwarzbrauner geometrischer Bemalung,

auch solche mit feiner Deckfarbenbemalung vor..".19

Mit Abb. 3 ist eine Rekonstruktionsskizze von Bachmann

widergegeben,20

die im Gegensatz zur Eickhoffschen Rekonstruktion der Toranlage21

von einer überdachten

Torhalle ausgeht.

Im Bereich des Südtores, Kuppe D wurde eine große Anzahl

von Kleinfunden gemacht (Abb. 4):

Kuppe D, ohne nähere Eingrenzung: T 10. 15. 23-24.

27. 31. 34-35. 38. 41

und 53.

Kuppe D, islamische Gräber: T 28 ? 30. 70-71

Kuppe D, Osthälfte: T 14. 58-59

Westlicher Suchgraben an D: T 16

Östlicher Suchgraben an D: T 29

Zwischen den Tortürmen von D: T 39-40

Nordwest-Torturm von D: T 56

Nordost-Eckturm bei D: T 81

Bereich der Torlaibungen von D: T 42-44. 47-48. 51-

52. 55. 73. 79. 80 und

84

Bereich Tordurchgang von D: T 57. 60-66. 69

und 72

Bereich Treppe von D: T 67-68.

74. 76-77. 88 und 93

Bereich Turm II bei D: T 11-12. 17-18. 20 ?

und 26 ?

Bereich Turm IV bei D: T 45-46 und 54

19

Es folgt in Bachmann 4a: 4: " Die Grabung liegt zur Zeit an Kuppe B und am Mittelwall. Dr. Bachmann". 20 Die Originalskizze bei Bachmann ist etwas aus dem Winkel geraten, was auf der vorliegenden Abbildung leicht verbessert wurde. Die Bastionen und der Verbindungsbau der inneren Tortürme wurde auf das Oberkantenniveau der linken, äußeren Bastion von Bachmann gebracht, damit es einheitlich ist. Im Original liegt die Oberkante der linken Bastion wie hier angegeben, der Verbindungsbau und die rechte Bastion am rechten inneren Torturm schließen dagegen mit der Oberkante der Torhalle auf gleichem Niveau ab. Folglich könnten beide Bastionen und der Verbindungsbau auch nicht gestuft unter der Torhallenoberkante abschließen, sondern als denkbare Alternative, bündig damit. 21 Eickhoff 1985: 20, Abb. 1.

Der Mittelwall, Kuppe C

Zum Mittelwall liegen nur wenige Informationen vor22

: "Die

äußere Befestigungslinie von Kar-Tukulti-Ninurta wird, wie

durch die Untersuchung an der

Südseite festgestellt wurde, durch eine einzige Festungsmauer

gebildet. Es hat jedoch ein großer Teil des Stadtgebietes, und zwar

die westliche Hälfte, in der der Palast und Tempel gelegen sind,

noch eine eigene, wenn auch schwach ausgebildete

Mauerumgrenzung [gehabt]. Sie ist kenntlich als niedrige, von

Nord nach Süd das mittlere Stadtgebiet durchziehende

Dammlinie; der weitere Verlauf bleibt unklar. Die Untersuchung

nahm nur kurze Zeit in Anspruch und beschränkte sich auf einige

Suchgrabeneinschnitte in der Nähe des Tores D und des

Trigonometrischen Punkte I [westlich von Kuppe C gelegen]. Es

hat sich nur wenig von dieser Anlage erhalten, doch läßt sich noch

eine Lehmziegelmauer von 3.50 m Breite erkennen, an der an der

Ostseite im Abstand von 14 bis 16 m Türme von ca. 3.50 m Breite

und ca. 2.00 m Vorsprung anliegen [Abb. 5b].23

Tordurchgänge,

die sicherlich mehrfach vorhanden gewesen sein müssen, wurden

hierbei nicht mitangeschnitten. An der Ostseite der Mauer zieht

sich ferner in 5.00 m Abstand von derselben ein etwa 13 m breiter

und durchschnittlich 2 m tiefer Kanal entlang,24

dessen Verlauf

sich noch jetzt als flache Senke im Gelände markiert [Abb. 5a-b].

Der Kanal ist in den gewachsenen Kiesboden eingeschnitten und

dürfte sein Wasser von dem im Osten außerhalb der Stadt sich

nach Süden zu ziehenden Kanal erhalten haben.25

Er verläßt das

Stadtgebiet dicht westlich des Tores D und mündet einige hundert

Meter unterhalb von Tulul-Akir in den Tigris ein. Die betreffende

Stelle wird heute Wadi Mahmud genannt (Karte 5-6).26

Auf der

Grabensohle fanden sich viele mittelassyrische Scherben von

dickwandigen Gefäßen (T 95 und 99)".

Turm und Mittelwallhaken, Kuppe K

22

Bachmann 1 (cf. Tageseinträge in Anm. 11); Bachmann 5: 1 = MDOG 53, April 1914, 49-52 und Bachmann 9a-b; abgedruckt wird hier die Quelle Bachmann 9a. Siehe auch die Darstellung bei Eickhoff 1985: 23-24, bei ihm als "Binnenmauer" bezeichnet. 23

Bachmann 1: 39; an Text findet sich am Skizzenrand: "Mittelwall! Material Lehmziegel 362 x 12 [cm] sehr schlecht, ein - drei Schichten erhalten. Gründung auf Kies". 24

Ursprünglich stand im Text Bachmann 9a:1 "..Graben entlang". 25 Dieser Hauptkanalarm mündet offenbar in das Wadi as Sahj. 26 Im Text folgt: "(siehe Umgebungskarte von Assur [= Karte 2])", die jedoch nie richtig fertiggestellt wurde. Das Wadi Mahmud liegt in der 1989 aufgespürten und Bachmann noch unbekannten Südstadt und ist hier auf Karte 5-6 eingezei-chnet.

Abb. 4 Fundverteilung im Bereich des Stadttores

Informationen zu diesem Bereich sind ebenfalls überaus

spärlich27

: "In der zweiten Monatshälfte wurde noch die in der

Mitte des nördlichen Stadtgebietes gelegene Hügelkuppe K einer

näheren Untersuchung unterzogen. Es ergab sich, daß der größte

Teil des Hügels Reste eines Lehmziegelmassivs von 20 x 18.15 m

Grundfläche,28

die ihn auf drei Seiten umgebenden niedrigen

Wallinien aber Teile des schon an anderer Stelle untersuchten

[Mittelwalles]29

bedeckten. Das Massiv stand, wie die

Kantenverfolgung ergab, vollkommen frei, doch liegt an der Mitte

seiner Südseite ein 5 m breiter und 20 m langer Mauerteil an. Das

Ganze wird verständlich als Ruine eines Turmes, der von Süden

her auf einer Rampe, oder Treppe zugänglich war.30

Die Lage des

Turmes an einer besonders betonten Stelle des Innenwalles macht

es wahrscheinlich, daß er fortifikatorischen Zwecken diente.

Unter der Treppenanlage war ein schmaler Raum mit kleiner

Zugangstür untergebracht. Im Winkel des nördlich vom Turme

rechtwinklig nach Westen umbiegenden [Mittel] Walles sind

ebenfalls kleine Räume gelegen, die wohl für die

Wachmannschaft bestimmt waren...".31

27

Siehe auch Eickhoff 1985: 24f. 28

Bachmann 8: 1 [soweit lesbar; schwache Kopie]: " ..von 18.50 m Grundflä-che.."; bei Eickhoff 1985: 24 wird 20 x 18.15 m genannt, wobei die Maße offenbar vom Originalplan abgenommen wurden. Bei Bachmann 1: 76; 23. 3. 1914 heißt es: "..Bis jetzt ergab sich die eigentliche Kuppe K als Lehmziegel-massiv von ca. 20 x 18 m quadratischer Grundfläche. Libnformat 352 x 14 [cm]". 29 Bachmann 8: 2 schreibt, entgegen seiner sonstigen Gepflogenheit "Innenwalles". 30

Bachmann 1: 80; 30.3.1914: "Der Aufgang zu dem Massiv K ist, soweit ausgegraben, 20 m lang. Er besteht aus zwei in 5 Metern Abstand parallel verlaufenden Mauern von 1.30 m Dicke, die die Wangenmauern der Treppe bildeten. Unter der Treppe war ein kleiner Raum mit 80 cm breiter Tür..". 31

Der Bericht Bachmann 8: 2 schließt ab: "Am 30. des Berichtsmonats [= März 1914] wurden die Arbeiten in Kar-Tukulti-Ninurta abgeschlossen und die Arbeiter entlassen. Die Grabung ist bis zum Schluß ohne ernsteren Zwischenfall verlaufen und hat über alle wesentlichen Teile des alten Stadtgebietes den gewünschten Aufschluß erbringen können. B[achmann].". Nach Bachmann 1: 78; 23.-25.3. 1914 haben die Mauerteile des nördlich von Kuppe K nach Westen zu umbiegenden Mauerteile eine Stärke von 3.50 m. In Bachmann 1: 80-81; 30.3.

Diese Informationen können noch ergänzt werden: "Die

Kanten des Massivs sind ganz unten mit [einem] schwarzem

Asphaltsockelanstrich versehen, auch der umgebende Boden hat

Asphaltbelag. In der östlichen einspringenden Ecke [der Rampe,

die an das Massiv heranführt] stehen gebrannte Ziegel als

Orthostaten, auch hat sich hier ein Pflasterrest von 332 x 6

erhalten".32

Abb. 6, eine Skizze aus Bachmanns Tagebuch, verzeichnet im

einspringenden Winkel nördlich hinter dem Turm noch

Mauerkanten in Zusammenhang mit einem torartigen Durchlaß,

von dem sich in dem von Eickhoff vorgelegten Aufnahmeplan33

nichts mehr findet. Die Skizze in Bachmanns Tagebuch ist hier

aber eindeutig (nur die punktierten Linien sind "hypothetisch") in

ihrer Notation, folglich könnte hier ursprünglich mehr beobachtet

worden zu sein, als später dokumentiert wurde.

Kleinfunde: T 391 und 400

Assur-Tempel, Ziqqurrat und Westbau, Kuppe B

"Die zu Beginn der Grabung34

in Tulul-Akir vorgenommene

kurze Untersuchung der Kuppe B durch schmale

Suchgrabeneinschnitte ergab schon deutlich, daß der Hügel Reste

1914 heißt es zusätzlich:" Die Ecke [des Mittelwalls] ist hier scheints einsprin-gend gewesen, auch lag im Innenwinkel ein Gebäude (wohl für die Turmwache) von dem ein Raum mit Tür deutlich geworden ist. Das Material des Walles ist Libn vom Format 362 x 12 [cm], der Wall ist aber vor dem Turme gebaut worden. Im Süden des Turmes biegt der Wall nach Westen zu um, um nach einiger Zeit wieder nach Süden [zu verlaufen], jedoch ist das Ganze hier lückenhaft, ein Kanalarm scheint den Wall, in der Richtung auf den Palast verlaufend, durchbrochen zu haben. Seitwärts des Kanals liegt der Kiesaushub auf dem der Innenwall zum Teil aufsteht". 32

Bachmann 1: 76-78; 23.-25.3.1914. 33

Eickhoff 1985: 25, Abb.5. 34

Der Bericht über die Grabungen am Assur-Tempel liegt als Quelle Bachmann 10a-b vor. Siehe auch Eickhoff 1985: 27-35, Plan 3.

Abb. 5 Mittelwall, Kuppe C

eines großen Lehmziegelmassivs, das daran im Osten sich

anlegende niedrige Plateau aber die Ruine eines größeren

Bauwerks enthielt. Die eigentliche Ausgrabung nahm die

verhältnismäßig kurze Zeit vom 29. November 1913 bis 8. Januar

1914 in Anspruch.35

Ein Zufall ergab schon wenige Tage nach

Beginn der Grabung die Aufklärung über die Art des Bauwerkes;

es fand sich dicht unter der Hügeloberfläche, wie später

festgestellt wurde, auf der östlichen Cellawand, die Gips-

steinbauurkunde T 94, deren Inhalt einwandfrei klarstellte, daß

wir es bei dieser Ruine mit dem Assur-Tempel von Kar-Tukulti-

Ninurta zu tun hatten.36

[Zur Fundlage cf. Abb. 14].

Die Ruine des Tempels läßt die Reste der Ziqqurrat und die von

neun um einen großen Innenhof allseitig gruppierten Räume

erkennen.37

Der Erhaltungszustand gestattete sämtliche Grundriß-

35

Im Bereich der Kuppe B wurde aber länger gegraben - cf. Anm. 11. 36

Anmerkung bei Bachmann 10a: 1: "Nach Aussehen und Inhalt deckt sich diese Urkunde mit der früher in Assur angekauften, angeblich aus Gagaije stammenden Assur: I.N. 5208. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß auch diese Urkunde aus dem Assur-Tempel selbst stammt. In ihr wird in Ergänzung der in situ gefundenen auch die Ziqqurrat des Tempels genannt". 37

Betreffs der Raumzählung in der Südostecke des Assur-Tempels herrscht bei Bachmanns frühen Aufzeichnungen eine deutliche Verwirrung. Erst mit Abfassung von Bachmann 10a wurde offenbar die endgültige Raumbezeichnung der vermeintlichen "Wohnung" = Räume 5-8 und "Hof" festgesetzt. Daß Bachmann selbst unsicher war, zeigt ein Fragezeichen neben den Räumen 6-8 auf der Skizze vom Assur-Tempel und der Ziqqurrat in Bachmann 1: 9 = hier Abb. 7a. Hinsichtlich der Bezifferung der Räume 1-4 herrscht Klarheit. Für die anderen Räume liegt folgender Befund vor (cf. Abb. 7a): Bachmann 1: 29; 16-17.12.1913: "Die südliche Peribolosraumreihe wird ebenfalls freigelegt. Bisher ergaben sich zwei Räume. Ein langer Raum (4) durch den ein Kanälchen aus dem Hofe kommend fließt, und ein kleiner Raum (5) östlich daran anstoßend, mit niedrig erhaltenen Wänden und Resten roten Wandputzes. In der Mitte dieses Raumes ist auf dem Fußbodenlehmestrich eine Ziegelfeuerstelle erhalten. Einer der Ziegel mit ...zeiligem Tukulti-Ninurta Stempel". [Raum, 5 entspricht somit eindeutig dem Raum 5 auf der hier vorliegenden Skizze Bachmann 1: 9 und ist ebenso eindeutig der "Hauptraum" in Bachmanns Manuskript 10a: 12, auf Grund seiner Ausstattung]; Bachmann 1: 32; 22-23.12.1913: "Raum 3 hat im Ganzen jetzt zwei Türen. Nach dem Hofe zu, die zweite in der Nähe der Nordost-Hofecke. Diese Ecke selbst ist gut herausgekommen, so daß jetzt die ganze Ausdehnung des Hofes bekannt ist. Der kleine Raum 5 hat einen Zugang in der Ostwand. Es ist außer der Cella und Raum 3 der einzige bisher, der Farbputz hat. Diese Tür scheint in einen ([eingeschoben:] 23.12.1913) Nebenhof zu führen, der durch eine weitere Tür in der Südostecke des großen Hofes mit diesem in Verbindung steht"[Dies stimmt ebenfalls mit der hier vorgelegten Skizze überein]. Bachmann 1: 33; 24.12.1913: "Die kleinen Räume in der Südostecke des Tempels sind bisher alle von dem Nebenhof (6) zugänglich" [Entgegen der späteren Raumzählung war also der Hof auf Abb.7a ursprünglich Raum 6]. Bachmann 1: 33; 26.12.1913: "Raum 7 des Tempels hat einen Zugang von Torraum 8 und vom Hofe 6". [Dies widerspricht der hier abgebildeten Skizze Bachmanns völlig; ebenso der bei Eickhoff 1985: Abb.8 (s.u.); der hier erwähnte "Raum 7" ist der spätere Raum 8 der Skizze und der erwähnte "Torraum 8" entspricht dem Torraum 9 der Skizze]. Bachmann 1: 34; 27.12.1913: "Der Torraum 10 ist nun klar herausgekommen. Der Tordurchgang zum Hofe liegt in der Mitte der Westwand, der Durchgang nach außen am Ende der Ostwand [dies kann nicht Raum 10 bei Eickhoff sein]. Letzterer ist zugesetzt. Vor ihm ist ein Lehmziegelrampenstreifen gelegen, der sich in zwei Gangbahnen nach Norden und Süden fortsetzt. Im Torraum führen weitere zwei Türen nach Raum 3 und Raum 7. Von 7 führt eine Tür in den kleinen Raum 9. Damit sind alle Tempelräume klar freigelegt". [Es ist völlig klar, daß "Torraum 10" dem späteren Torraum 9 der Skizze und des Berichtes Bachmann 10a entspricht; der hier genannte "Raum 7" ist der Raum 8 der Skizze, von dem man von Raum 9 aus gelangt. Der hier genannte "Raum 9" kann nur Raum 7 der Skizze sein]. Diese Konfusion hat auch Auswirkungen auf die Herkunft von T 148 und T 149. In Bachmann 1: 246, T 148 heißt es: "Aus Ostseite von Raum 6.."; betreffs T 149 wird notiert: "In Raum 7, im Schutt..". Beide Fundeinträge datieren auf den 25.12.1913 und beide Fundstücke sind auf einer kleinen Skizze ihrer Fundlage nach auf der gleichen Seite markiert. Am 24. und 26. 12. bezeichnete Raum 6 den kleinen Nebenhof; "Raum 7" entspricht Raum 8 der endgültigen Zählung. Die im Fundjournal beigefügte Skizze, verweist zwingend für T 148 auf Raum 8 und nicht auf den "Nebenhof = Raum 6", denn der für "Raum 6" erforderliche Mauerdurchbruch fehlt in der Skizze. T 149 paßt von der Fundstellenmarkierung her gut zu Raum 8 der endgültigen Zählung. Zu diesem Raumkomplex cf. auch die Diskussion bei Eickhoff 1985: 30f.; bes. 95, 3b wird vermerkt: "Basierend auf a) ein schematisierter Grundrißplan mit Angabe der Raumnummern. M 1:500. Signatur Bachmann. Abbildung 8 dieser Arbeit". Offenbar hat Bachmann auf dem von Eickhoff benutzten Plan nochmals falsche Raumnumm ergeben, denn die hier in dieser Arbeit vorliegenden Raumnummern auf dem Plan bei Bachmann 1: 9 passen auch zu den kleinen Fundstellenskizzen in dem Originalfundjournal in Bachmann 1 jedoch nicht zu den Raumfolgen in

maße und die Lage aller Zugangs- und Verbindungstüren zu

bestimmen [Abb. 7A38

].

Das Gelände, auf dem das Gebäude sich erhebt, fällt leicht

geneigt von West nach Ost zu. Den Baugrund bildet fester,

lehmiger Alluvialboden, der besondere Gründungen überflüssig

machte. Die Grabung ergab denn auch, daß die Raummauern und

auch die Ziqqurrat direkt auf dem alten Geländeniveau aufsteht.

Da jedoch alle Innenräume und die beiden Höfe des Tempels eine

künstliche Aufhöhung der Fußböden um etwa einen Meter

erfuhren, so wurde auf diese Weise eine Art Gründung

nachträglich gewonnen. Bankettverstärkungen finden sich nur an

einigen Stellen. Bruchsteine und gebrannte Ziegel haben im

Aufbau keine Verwendung gefunden, durchgehend ist das ganze

Gebäude, wie die Ziqqurrat aus Lehmziegel vom Format 362 x 12

cm aufgeführt. Als Fugenmörtel und Wandputz hat Lehm von

gleicher Beschaffenheit, wie der Ziegel dienen müssen. Die

Fußböden bestehen in den Haupträumen aus einer Lage

Lehmziegel mit Asphaltbelag, in den Nebenräumen und Höfen

aus einfachem Lehmestrich. Gebrannte Ziegel sind selbst als

Pflasterbelag nirgends verwendet worden.

Der Grundriß (Abb. 7a) hat folgende hauptsächliche Anordnung:

An die Ostseite der quadratischen Ziqqurrat legt sich das Tempel-

gebäude an, dergestalt, daß die durch Ziqqurrat und Hofmitte

gehende, gemeinsame Ost-Westachse Hauptachse der Anlage ist.

Sie verläuft nicht genau ostwestlich, sondern mit 20 Abweichung

Ost gegen Nord, was in gleicher Weise für alle Bauten in Kar-

Tukulti-Ninurta gilt und wohl durch den Richtungsverlauf des

Flusses bedingt war. Die Cella nimmt die ganze Westhofseite ein,

sie ist ein Breitraum [Raum 1], der sich mit seiner Rückwand an

dem bei Eickhoff abgebildeten Plan. Da es sich bei den Angaben in Bachmann 1 um die Primärquelle handelt, ist ihnen gegenüber allen anderen Angaben der Vorzug zu geben. Warum Heinrich 1982: Abb. 326, obwohl sich auf Eickhoff berufend (ibid.: 325f.) nochmals neue Raumnummern vergeben hat, ist unklar. 38 In dieser Handskizze bei Bachmann sind nicht alle Details widergegeben, wie in Eickhoffs Plan: Eickhoff 1985: Plan 3, wie zum Beispiel die Nischen im einspringenden Winkel im Bereich der Ziqqurrat-Südostecke (cf. aber Abb.10a) oder die Zusetzungen.

Abb. 6 Turm, Kuppe K

die Ziqqurrat anlegt, eine Vorcella ist nicht vorhanden.39

Ein

kleines Adyton schließt sich im Norden an die Cella an [Raum 2].

Der zweite Hauptraum des Tempels ist der langgestreckte

Torraum 3 an der Hofnordseite, ein weiterer Torraum 9 schließt

das Gebäude im Osten ab. In der Südost-Tempelecke ist eine

kleine Wohnung von vier Räumen 5,6,7,8 um einen Nebenhof40

gruppiert, ein größerer Raum 4 ist noch an der Hofsüdseite zu

finden.

39

Andrae 1977: 176 vermutete, daß diese Ausrichtung der Cella in babylonischer Manier für den Gott Assur erfolgte, nachdem die Kräfte des babylonischen Hauptgottes Marduk durch den siegreichen Feldzug von Tukulti-Ninurta I: besiegt worden waren und diese nun architektonisch Gott Assur zugeordnet wurden. Letztlich vermutet Andrae auch eine Symbiose beider Götter, die sich in Kar-Tukulti-Ninurta manifestieren soll (ibid.: 221), und (ibid.: 174 -cf. aber ibid.: Anm. 148), daß Marduk einen "Zwangswohnsitz als Assur in einem neuen Assur-Tempel" in Kar-Tukulti-Ninurta erhielt. Eickhoff 1985: 33 mag eine Aufstellung der entführten Mardukstatue nicht ausschließen, was das babylonische Gepräge der Cella erklären könnte. 40

Eickhoff 1985: 30f. mit Anmerkung 60 auf die von Heinrich vermutete Kapellenfunktion dieser Räume und gegen die Hoffunktion verweisend (Heinrich 1982: 217). Mit Eickhoff wird dem Raum "[Neben]Hof" auf Abb. 7a eine Vertei-lerfunktion zugewiesen. Raum 5 muß, ob seiner identischen Farbausschmückung mit der Cella, besondere Funktionen erfüllt haben, denn nur ganz hervorgehobene Räumlichkeiten haben farbigen Wandverputz in Kar-Tukulti-Ninurta.

Durch die Grabung wurde erwiesen, daß die Ziqqurrat ohne

Verbindung mit dem Tempel (!) fertiggestellt wurde des

Bauunterschiedes[?] wegen.41

Die trennende Fuge zwischen

beiden Bauwerken markiert sich in der Ruine ganz deutlich (Abb.

8a+c und Abb. 9a-b). Die Ziqqurrat selbst erhebt sich auf

41

In Bachmann 10a: 2 ist die Lesung von "Bauunterschied" nicht gesichert. In Bachmann 10b: 2 heißt der Teilsatz: "daß zunächst die Ziqqurrat fertiggestellt wurde und die Erbauung des Tempels nachfolgte".

quadratischer Grundfläche von 30 m Seitenlänge. Das alte

Geländeniveau lag auf ca. + 7.00 m, der jetzige höchste Punkt des

Massivs liegt auf + 15.00 m, es hat sich also wenig vom Aufbau

selbst erhalten. Die Kanten des Massivs wurden freigelegt, wobei

sich eine recht eigenartige Nischendekoration des unteren

Geschosses ergab..42

42

In Bachmann 10a: 3 folgt nun eine mit der Bemerkung "falsch" dick durchgestrichene Passage: "Als Hauptergebnis dieser Untersuchung ist zu nennen,

Abb. 7a-b Assur-Tempel, Ziqqurrat und Westbau

Die schon erwähnte Nischendekoration des Untergeschosses

konnte am besten an der gut erhaltenen Westseite, weniger gut,

aber doch noch deutlich kenntlich in den Konturen an der Nord-

und Südseite43

festgestellt werden. An diesen drei Seiten springen

daß die Ziqqurrat einen Aufgang an den drei Seiten im Norden, Westen und Süden nicht hatte, man muß wohl den Zugang von der vierten Seite, der Ostseite genommen haben. Da hier jedoch der Tempel anliegt, so kann er nur über das Dach des Gebäudes möglich gewesen sein, was nach Art der ganzen Anlage von vornherein wahrscheinlich war." [-Es folgt der Hinweis: "Brücke an der Westseite !" auf die Bauten westlich der Ziqqurrat, die in der Folgezeit und Literatur als möglicher von der Ziqqurrat losgelöstes Treppenhäuschen angesprochen wird; Diese von Bachmann nachträglich vorgenommene Korrektur findet sich nicht auf der Kopie = Bachmann 10b: 3]. 43

Bachmann 1: 30; 19.12.1913 weist darauf hin, daß die südliche Ziqqurrat-kante bis in große Tiefe zerstört war. Bachmann 1: 34; 26.12.1913: "Die Nord- und Südkante der Ziqqurrat sind fast vollständig fertig ausgegraben. Von den Fassaden selbst hat sich hier nichts erhalten, die Wände sind stark verwaschen und haben keine guten Kanten mehr. An der Westseite sind in der südlichen Hälfte zwei jüngere Kieselpflasterreste freigelegt worden, auch diese Kante ist stark zerstört". Diese Kieselpflasterreste könnten eine späte, neuassyrische (?) Nutzung des Komplexes reflektieren. Leider kommt Bachmann nie mehr auf diesen Befund zu sprechen.

nahe der Wandmitte je zwei Risalite von 4.50 m Breite um 60 cm

vor, während in den zwischen ihnen verbleibenden Wandstreifen

von 2.65 m Länge eine Nische von 1.15 m Breite und 20 cm Tiefe

eingeschnitten ist (Abb. 7a-b44

). In der Idee ist diese

Wanddekoration wohl zurückzuführen auf die Eigenart des

Eingreifens der Cellanische in die Ziqqurrat, die durch das

Anliegen der Cella an letztere möglich war. Die Dimensionen der

Nische sind hier freilich größer (2 : 2 m Grundfläche), doch sind

die beiden Risalite auch an dieser Ziqqurratseite vorhanden, nur

waren sie im unteren Teile durch die Cellarückwand verdeckt.

Über dem Dach des Tempels werden sie aber sicherlich sichtbar

gewesen sein.45

Den unteren Abschluß der Ziqqurratwände bildet

eine 60 cm breite, 15 cm hohe Stufe, die auch die Risalit-

vorsprünge mitmacht.

44

Es folgt der Hinweis auf die Fotos 36/37. 45

Wollte man dieser Auffassung zustimmen, dann wäre der Rekonstruktions-vorschlag von Eickhoff 1985: Abb. 7 diesbezüglich zu modifizieren.

Abb. 8a-d Detailskizzen zur Cella

Die Cella [Raum 1] des Assur-Tempels hat eine Breite von 20

m und eine Tiefe von 7.20 m (Abb. 7a). Sie war vom Hofe aus

zugänglich durch drei Türen, eine 3.40 m breite in der Wandmitte

und je eine 1.10 und 1.30 m breite zu beiden Seiten der ersteren.

Die Mitteltür wird an der Außenseite von zwei Risaliten flankiert,

die bei 4 m Breite einen halben Meter vorspringen. Die Hofwand

selbst hat eine Dicke von 2.80 m. Die an die Ziqqurrat ohne

Mauerverband sich anlehnende Cellarückwand hat dieselbe

Stärke. Sie ist im mittleren Teile auf einer Länge von 4 m

unterbrochen, wodurch eine entsprechend breite und tiefe Nische

entsteht, die der Hauptzugangstür genau gegenüber liegt. An die

Rückwand dieser Nische setzt die erwähnte, in die Ziqqurrat

eingreifende kleinere Nische an, die eine Grundfläche von 2 : 2 m

im Quadrat hat. Das Fußbodenniveau beider Nischen ist gegen

den Cellafußboden um etwa einen Meter erhöht.46

Den Höhenun-

46

Bachmann 1: 24-25; 11.12.1913: "Der Fußboden des kleinen Nischenraumes ist 3.60 m unter Oberkante des anstehenden westlichen Libnmassives heraus-gekommen. Es ist ein Lehmestrich mit Asphaltbelag. Man erkennt jetzt deutlich, daß die beiden Libnschäfte [einem; im Text steht: "durch einen"] späteren Umbau zuzuschreiben sind. (Skizze: Schnitt W.-O. durch die Nische [= hier Abb. 9a-b]). Hinter ihnen geht die alte Nischenwand, rechts und links, mit ihrem roten Putz durch [Abb. 8b-c]. Der Spalt zwischen den beiden Schäften ist nur 45 cm breit" [Abb. 8c].

terschied [überbrücken] acht flache Stufen und ein zwischen

Nischen und Treppe eingeschalteter Podest [Abb. 8A].

Die kleine Nische ist mit der Errichtung der Ziqqurrat vor

Erbauung des Tempels entstanden, und es ist darum sehr wahr-

scheinlich, daß sie ursprünglich zur Aufnahme des Kultbildes

bestimmt war, während die große Nische erst einer Planänderung

während des Tempelbaues ihre Entstehung verdankt. Darauf

deutet auch der Umstand hin, daß die Öffnung der kleinen Nische

durch Einbau zweier Mauerschäfte nachträglich auf etwa 80 cm

verengt wurde, wodurch sie praktisch jeglichen Wert verlor. Ob

diese beiden Schäfte, die jetzt ca. 1.40 m über dem

Nischenfußboden anstehen, ursprünglich bis zur Celladecke

durchgeführt waren, oder vorher abbrachen, muß unentschieden

Abb. 9a-b Ansichten der Cella-Nordwand

Abb. 10a-b Einspringender Winkel zwischen Ziqqur-

rat und Cella (a); Cella-Nordteil und Raum 2-3

bleiben. Daß sie später eingebaut sind, beweißt deutlich der

Umstand, daß beide ohne Verband mit den Seitenwänden

stehen.47

Auch setzt sich der rote Wandputz, den die

Nischenseitenwände trugen noch in den durch die Schäfte jetzt

verdeckten Wandpartien fort [Abb.8b-c].48

Die Rückwand der

kleinen Nische hatte glatten Lehmputz ohne Farbanstrich. Auf

dem Fußboden der großen Nische hat sich das Postament für

Aufstellung des, oder der Kultbilder erhalten. Es besteht aus einer

genau in der Nischenmitte angelegten Stufe aus Lehmziegeln, die

1.80 m breit, 1.90 m tief und 12 cm hoch ist. Auf ihr liegen mit 27

cm Abstand voneinander zwei sorgfältig geglättete, rechteckige

Kalksteinplatten, die 1.25 m lang, 75 cm breit und 15 cm hoch

sind (Abb.7a. 8a und d. 9a-b49

). Nach der Cellaseite sind beide

Platten ein wenig geneigt [Abb. 8d], die Seitenkanten des

Postamentes und auch der Platten zeigen Reste von rotem

Farbputz. Alle von den Steinen nicht bedeckten Teile dieser

Anlage, wie auch die seitlich verbleibenden Teile des Nischen-

fußbodens hatten Asphaltbelag.

Eine merkwürdige Einrichtung der großen Nische wurde

weiter durch die Grabung festgestellt. Der Fußboden derselben ist

nämlich nicht bis zur Rückwand durchgeführt, sondern bricht im

Abstand von 20 cm von dieser ab, so daß hier längs der

Rückwand ein entsprechend breiter und etwa 20 cm tiefer Schlitz

verbleibt (Abb.8b-d und 9a-b50

). In letzteren sind zu beiden Seiten

des Zugangs zur rückwärtigen kleinen Nische je drei quadratische,

15-20 cm tiefe Löcher eingelassen, die untereinander etwa 50-60

cm Abstand haben. Auf dem Boden von zweien von ihnen fand

sich ein Bruchstück eines gebrannten Ziegels. Eine Erklärung für

diese eigenartige Anlage ist mit Sicherheit nicht mehr zu geben,

doch läßt sich vermuten, daß die genannte Einrichtung zur

Aufnahme eines hölzernen Balkengerüstes bestimmt war.51

Hierfür spricht noch ein weiterer Umstand. Die Seitenwänden der

großen Nische hatten nämlich ursprünglich ebenfalls roten

Farbanstrich, von dem sich noch größere Reste erhalten haben.

Dieser ist nun aber nicht bis zur Nischenrückwand durchgeführt,

sondern bricht mit dem Fußboden am Rande des genannte

Einschnittes gradlinig ab (Abb. 8c und 9a).

Das erweckt den Eindruck, als hätten hier zwei Kantholzpfosten,

die in den Ecken standen, ihre Abdrücke hinterlassen.

Dementsprechend müßte man dann auch in den verbleibenden

vier Vertiefungen vier Kanthölzer ergänzen, je zwei dieser Hölzer

unten verbindende Fußschwellen könnten dann in den

Längsschlitzen ihren Platz gehabt haben. Da nun ferner die

Nischenrückwand nirgends Reste roten Farbputzes zeigte,

vielmehr nur mit Lehm abgeglättet ist, so liegt die Vermutung

nahe, daß dieses Balkengerüst Träger einer die ganze

47

Gute Abbildung bei Andrae 1977: Abb. 156. 48 Bachmann 1: 22; 8.12.1913: "Montag. Das Massiv B wird an der Südostseite von oben her abgeräumt. Dabei ergibt sich eine Nische, die vermutlich der Nische für das Kultbild der Cella entspricht (Siehe Skizze [Abb. 7a, 8a-b]). Am oberen Ende der Nordwand der Nische (Skizze [Abb. 8c]) ist der farbige, rote Wandputz wieder zu erkennen. Es scheint aber auf diesem Putz eine zweite dünne Lehmschicht mit weißem Putz aufgesetzt zu sein (Probe davon T 98)". 49

Es folgt der Hinweis auf die Fotos 13. 14. 16. 17 und 22. 50

Es folgt der Hinweis auf die Fotos 12-13. 51

Offenbar sprechen hierfür auch Abdrücke auf dem Wandverputz, cf. Bachmann 1: 25-26; 11.12.1913: "Zwischen dem Kultbildpostament und der Nischenrückwand ist ein ca. 20 cm breiter Streifen vertieft, in dem sich unten 6 Löcher erkennen lassen. In diesen Löchern werden Holzpfosten gestanden haben, wie die Abdrücke an dem roten Wandputz an der Süd- und Nordseite der großen Nische erkennen [lassen]. Unten müssen die 6 Pfosten durch Riegelhölzer verbunden gewesen sein. Es hat aber hinter den Kultbildern eine Schmuckwand ? (Ikonostasis ?) gestanden ? [Skizze: Von Cellanische = Abb. 8c]. Die Nischen-rückwand hat keinerlei farbigen Wandputz, muß aber durch die Holzaufbauwand verdeckt worden sein".

Nischenrückwand einnehmenden und sie verdeckenden

Stoffbespannung war, durch welche dem davor aufgestellten

Kultbild ein wirkungsvoller Hintergrund gegeben wurde.52

Ob auf dem beschriebenen Postament ein, oder zwei Götter-

bilder aufgestellt waren, darüber hat die Grabung selbst keine

volle Klarheit geben können. Der Umstand, daß zwei sorgfältig

bearbeitete verlegte Standplatten vorhanden sind, spricht für die

letztere Annahme, doch können in diesem Falle die beiden

Kultbilder kaum sehr große Abmessungen gehabt haben. Ergänzt

man andererseits eine einzelne große Statue, so ist der

Zwischenraum der beiden Sockelplatten schwer zu verstehen.

Diese Frage läßt sich mangels weiterer klärender Tatsachen nicht

endgültig beantworten.

52

Dieser Befund könnte eine These von Parrot 1936: 27f., Abb. 155 und Moortgat 1959: 11 Anm. 6 und Abb. 3 stützen, die, ausgehend von den altbabylonischen Wandmalereien im Palast von Mari, auf die mögliche Existenz von Tafelbildern hingewiesen haben.

Der in der Cellamitte vor der Hauptnische gelegene Trep-

penaufgang mit Podest ist durchgehend aus Lehmziegeln mit

Asphaltbelag konstruiert. Die Treppe hat sechs Stufen von 5 m

Breite und je 40 cm Tiefe, der Podest zwei weitere Stufen von 7

m, beziehungsweise 5.80 m Breite und 2 m, beziehungsweise 1.20

m Tiefe. Die Stufen haben durchschnittlich etwa 12 cm Höhe. In

der Mittelachse dieser Treppenanlage finden sich drei kleine

Zwischenpodeste, die auf einfachste Weise dadurch gebildet sind,

daß je ein 1.10 m breites Mittelstück der 3. 5. und 8. Stufe,

ersteres um zwei, letztere beiden um eine Stufentiefe zurück-

springen (Abb. 8a und 1253

). Der Zweck dieser Einrichtung ist

nicht mehr ersichtlich, ob diese Stufenpodeste der Aufstellung

von Kultgerät dienten, oder etwa die Standplätze zelebrierender

Priester waren, muß dahingestellt bleiben. Im Asphaltbelag des

oberen, breiten Podestes ist eine flache, schmale Rinne kenntlich,

die der Stufenkante zunächst und parallel verläuft, ihre einstige

Bestimmung unklar.

In der Cella finden sich noch einige bemerkenswerte Einzel-

heiten. Asphaltbelag, der den Lehmziegelestrich überall bedeckte,

hat sich noch in großen Partien erhalten. An der südlichen

Schmalwand, dicht an der Laibung einer hier die Wand

53

Es folgt der Hinweis auf Foto 23.

durchbrechenden, aber zugesetzten Tür ist ein 1.50 m im Quadrat

messendes, wenige Centimeter hohes Podium gelegen, auf dem

dereinst wohl ein Altar, oder Thronsessel gestanden haben könnte.

Die erwähnte Tür kann nur als Zugang zu einem nicht zur

Ausführung gekommenen südlichen Adyton gedacht gewesen

sein, sie ist dann als überflüssig zugesetzt worden, und die

verbleibende flache Nische, gleich den Cellawänden mit rotem

Wandputz versehen worden [Abb. 7a und 10a].54

In der Südost- und Nordostcellaecke zeigt der Asphaltbelag

des Fußbodens Eindrücke, die von hier einstmals aufgestellten

schweren Gegenständen, Altären, oder Wassergefäßen herrühren

könnten.55

Wie schon mehrfach erwähnt, waren die Wände der Cella mit

farbigen Anstrich versehen, von dem sich größere Partien erhalten

haben, so vor allem in den Nischen und an der hochanstehenden

West- und Nordwand (Abb. 13). Auf dem Lehmziegelputz

Wände ist am Sockel ein etwa 50 cm hoher Streifen mit

Asphaltestrich bedeckt. Darüber folgt der rote Anstrich, dessen

54

Somit ist es nunmehr völlig klar, daß alle Pläne des Tempels, wie Eickhoff 1985: Plan 3 (hier ist auch das kleine Postament gerade noch zu erkennen) und Andrae 1977: 136, Abb. 117 betreffs der vermeintlichen direkten Betretbarkeit der Cella von Süden her zu revidieren sind. 55

Leider gibt es keinerlei Gestalt- und Maßangaben zu diesen Eindrücken.

Abb. 11 Skizze vom Tunnel in den Ziqqurratkern

Ton man mit pompejanisch Rot am besten bezeichnen kann. Der

Wandabschluß unter der Decke dürfte weiß gewesen sein, da sich

im Cellaschutt vereinzelt weiße Farbreste vorfanden, die dafür

sprechen.

Die Hofwand der Cella ist bis tief hinab zerstört, vor allem im

mittleren Teil. Doch konnte trotzdem noch festgestellt werden,

daß alle drei Türen in dieser Wand nachträglich mit Lehmziegeln

zugesetzt worden sind. Diese eigentümliche Erscheinung findet

sich bei allen Haupttüren des Tempels wieder. Hieraus geht mit

Deutlichkeit daß von einem bestimmten Zeitpunkt an der Tempel

verlassen wurde, um nicht mehr benutzt zu werden.

Angeleinrichtungen und Anschläge gibt es an den genannten drei

Cellatüren nicht, sie waren demnach nicht verschließbar einge-

richtet. Auf dem Mauerstück zwischen der Haupttür und der

nördlichen Nebentür fand sich in korrodiertes Lehmziegelmauer-

werk eingebettet die Bauurkunde T 94 [zur Lage cf. Abb. 14]56

in

aufrechter Stellung. Da am unteren Ende der Tablette noch einige

Fritteperlen und einige kleine Muscheln anhafteten, so ist

anzunehmen, daß dieselbe in nächster Nähe der Fundstelle in situ

gelegen hat. Das obere Ende muß längere Zeit über dem

Ruinenniveau freigelegen haben, da es stark verwaschen ist.

Aus der Cella führt eine vierte 1.30 m breite Tür in der

nördlichen Schmalwand zu einem kleinen Adyton [Raum 2], das

durch Einspannen einer etwa 2 m breiten Wand zwischen

Ziqqurrat und Raum 3 des Tempels geschaffen wurde.

Fugenverband ist nicht vorhanden. Die Abmessung des Adytons

betragen nur 5.80 : 1.50 m. In seiner Süd- und Ostwand findet

sich je eine flache Nische, die Tür zur Cella hat an der Innenseite

Anschläge und in der östlichen Anschlagecke unten einen sehr

kleinen Pfannenstein für die Türangel [Abb.10b]. Sie war

demnach verschließbar eingerichtet. Die Nordwand des Adytons

ist bis auf die Gründung verschwunden, und zwar ist sie, wie der

Grabungsbefund zeigte, künstlich abgetragen worden. Nur ein

unterer Rest des auch alle Wände des Adytons ursprünglich

bedeckenden Farbanstriches hat sich als Abdruck an dem den

Raum füllenden Verfallsschutt erhalten. Auch Aschereste und

sonstige Spuren zahlreicher Feuerstellen fanden sich gerade an

dieser Stelle. Offensichtlich ist der Raum auch nach Verfall des

Gebäudes noch des öfteren benutzt worden. Die noch anstehenden

Räume des Adytons zeigen nach Freilegung durch die Grabung

den ursprünglichen Farbanstrich in besonders guter Erhaltung

(Abb. 10b). In den Nischen ist unter dem roten Farbbewurf ein

weißer, an den anderen Wänden ein schwarzer Grund zu

erkennen57

. Der Fußboden des Adytons hatte Asphaltbelag.

Von dem dereinstigen Aussehen der Cella und des beschriebe-

nen Nebenraumes läßt sich unschwer eine Ergänzung geben, da ja

diese wichtigsten Gebäudeteile gerade hier besonders gut erhalten

56

Bachmann 1: 22; 6.12.1913: "Bauurkunde T 94. Die Urkunde lag 20 cm u[nter]. N[iveau] .O[ber].Fl[äche]. in Verfallschutt des Libns des Massives B, aufrecht stehend etwas gedreht. Die verwaschene Hälfte nach oben. Am unteren Ende fanden sich im Schutt einige Perlen, kleine Muscheln...An B kommt östlich der Kuppe B, 20 cm unter Oberfläche eine Bauurkunde heraus, T 94. Sie ist ca. 27.5 zu 38 zu 5 cm groß und hat eine Inschrift Tukulti-Ninurtas I., betreffend den Assur-Tempel in Kar-Tukulti-Ninurta. Der Bau B dürfte demnach dieser Tempel sein". 57

Bachmann 1: 27; 15.12.1913: "Es sind in dem kleinen Raum, der durch die "Tür" an der Nordseite der Cella zugänglich ist, Reste des Wandputzes gut erhalten. Unten läuft ein 30 cm hoher schwarzer Streifen um, oben ist der Putz durchgehend rot. Ein kleiner Angelstein liegt in der Türnische in situ". Bachmann 1: 28; 16. und 17.12.1913: "Den kleinen Raum 2 schließt nach Norden zu eine Lehmschlagwand von ca. 30 cm Dicke ab, die an ihrer Außen-(Nord-) Seite ebenfalls farbigen Putz trägt, und zwar unten schwarzen Sockel, oben zinnoberroten Putz".

sind und schon an Ort und Stelle, ohne Ergänzung, ein

außerordentlich eindrucksvolles Bild gaben.

Vom Haupthof des Tempels ist nur ein etwa 6 m breiter

Streifen vor der Cellafront vollständig ausgegraben worden, im

übrigen hat sich die Untersuchung auf die Feststellung der

Hofkanten in schmalen Einschnitten beschränkt. Auch die noch

verbleibenden Gebäudeteile wurden in dieser Weise ihrer Lage

und Größe nach bestimmt. Nur [von] Raum 4 und Raum 3

[wurde] ein größeres Stück im West[teil der Räume] ganz

freigelegt. Die Abmessungen des Hofes betragen 19 m in der Ost-

West- und 20 m in der Nord-Südachse. Mitten durch den mit

Lehmestrich abgeglichenen Hofraum zieht sich vom östlichen

inneren Hoftor zur großen Cellatür eine 6 m breite, 15 cm hohe

und mit Asphalt belegte Gangbahn, die aus einer Lage

Lehmziegeln besteht. Die Hofwände sind mit Lehm abgeputzt

gewesen und hatten anscheinend ursprünglich weißen

Farbanstrich. Spuren davon fanden sich längs der Wände auf dem

Estrich. Die Entwässerung des Hofes besorgten vermutlich

Ziegelkanäle. Ein Teil eines solchen hat sich noch in Raum 4

erhalten. Ein Brunnen wurde durch die Grabung nicht freigelegt,

kann aber trotzdem in den nicht ausgegrabenen Hofteilen noch

vorhanden sein.

Als zweiter Hauptraum des Tempels muß der Breitraum 3 an

der Nordseite angesprochen werden. Seine Abmessungen

betragen in der Ost-Westrichtung nicht weniger als 30 m, in der

Nord-Südrichtung nur 5 m. Ein in der Mitte der 2 m dicken Nord-

außenwand des Raumes gelegenes Tor von 2.40 m lichter Weite

bildet den Zugang. Flankiert wird dasselbe außen von zwei 6.30

m breiten [und] 2.50 m vorspringenden Türmen. Die Südwand

des Raumes 3 hat nach der Hofseite zu, wie die Cella, drei Türen,

von denen hier eigenartiger Weise die westlichste mit 2 m Breite

die größte ist. Die beiden anderen Türen haben nur 1.50 m lichte

Weite. Eine vierte Tür im östlichen Teil derselben Wand stellt die

Verbindung mit dem anliegenden zweiten Torraum 9 her.

Innenwände sind mit Lehmputz abgeglichen, auf dem sich jedoch

keine Farbspuren fanden. Auffallend ist in diesem Raume die

große Anzahl der Wandnischen. In die beiden Schmalseiten ist je

eine 1.10-1.30 m breite und 0.80-1.00 m tiefe Nische eingelassen,

die bis zum Fußbodenniveau herabreichte58

. Sechs kleinere

Nischen liegen in der Südwand, zwischen den Hoftüren. Sie sind

bei etwa 20 cm Tiefe 0.80-1.00 m breit. Welchen Zwecken sie

dienten läßt sich nicht mehr erkennen.59

Raum 3 selbst diente als

58 Wie Abb. 13 lehrt, ist diese Angabe sicher falsch. 59

Nach allgemeiner Überzeugung, seit Andrae 1935: 58f.; ders. 1977: 176-178 und Eickhoff 1985: 30, sollen in diesen Nischen die Symbolaltarsockel des Götterkreises des Gottes Assur gestanden haben. Ein solcher Sockel fand sich in Kar-Tukulti-Ninurta, weit vom Assur-Tempel entfernt, nordwestlich von Bau M (T 50) und hier wurde er auch von Bachmann kartiert (Eickhoff 1985: 34 Anm. 85, Plan 1, erwähnt noch zwei weitere, also insgesamt drei, unweit nordwestlich davon). Andrae erwähnt einen (vierten ?) Symbolsockel, der im Südwesten der Stadt gefunden worden sein soll, zusammen mit weiteren großen Blöcken: Andrae 1935: 72f., Abb. 31 und Taf. 32a; Andrae 1977: 178, Abb. 157, so auch Eickhoff 1985: 34 Anm. 84. Andrae faßt diesen als "verschleppt" auf und möchte ihn den Nischen des Assur-Tempels zuordnen. Dieser Sockel findet bei Bachmann keinerlei Erwähnung oder Kartierung. Gibt es also diesen vierten Sockel wirklich oder ist Andrae in der Endpublikation der jüngeren Ishtar-Tempel ein Schreibfehler unterlaufen, was erklären würde, warum das "vierte Exemplar" keine T Nr. hat (allerdings fehlt diese auch beiden zweien in der Nähe von T 50 gefundenen). Das dem Südwestteil der Stadt zugewiesene Stück liegt, dem Foto nach (Andrae 1977: Abb. 157) auf gar keinen Fall an der Stelle, an der Bachmann T 50 kartiert hat, nämlich am Hang, unweit des Areales D der FU-Grabung von 1989, nordwestlich von Kuppe M, wo es heute noch liegt und zwar so, wie auf dem Bachmannschen Plan verzeichnet (= Eickhoff 1985: Plan 1). Auch fehlen die anderen Werksteine, die bei Andrae abgebildet sind, und der Block wirkt größer als der, der heute noch nordwestlich von Kuppe M liegt (T 50). Zwar heißt es in Bachmann 1: 5; 17.10.1913: "Vom Flußufer liegen nördlich der Kuppe M einige bearbeitete Steinblöcke, die freigelegt werden, Darunter ein vorher(iger) Altar aus

Zugangsraum zum Tempel, sicherlich nicht dem gewöhnlichen

Durchgangsverkehr, für den der zweite Torraum 9 bestimmt war.

Die Lage nach der Seite des Palastes zu scheint viel eher darauf

hinzuweisen, daß er nur als Zugang für den Herrscher selbst

bestimmt war, wenn dieser den Tempel zu besuchen kam.

Der an der Hofseite gelegene zweite Torraum 9 hat bei 20 m

Breite eine Tiefe von nur 4.70 m. Das eigentliche Außentor ist

ganz nach dem Südende der Ostwand zu verschoben, wodurch

vermieden wurde, daß man von außen her Einblick in den Tempel

und die Cella nehmen konnte. Die Torbreite beträgt hier 2.30 m.

Die Laibungstiefe entspricht mit 2.00 m der äußeren Wandstärke.

Zwei Turmvorsprünge von 5.20 m Breite und 1.60 m Vorsprung

flankieren auch hier den Zugang. Nach dem Haupthofe zu führen

wieder drei Türen, ein 3.50 m breiter Mitteldurchgang und zwei

etw. 1.20 m breite seitliche Türen. Ersterer liegt der Hauptcellatür

genau gegenüber, wie dieser hat er an den Außenseite zwei

Risalitvorsprünge von ca. 5 m Breite und 1 m Vorsprung. Jedoch

ist auch diese Hofwand wenig gut erhalten.60

Da das den Tempel außen umgebende Niveau etwa einen

Meter tiefer liegt, als im Tempel selbst, so ist dem Haupttor eine

entsprechend hohe Rampe vorgelegt. Reste von dieser haben sich

erhalten. Sie läuft nach beiden Seiten in 2 m breite Podeststreifen

aus, die in etwa 5 m Abstand der Ostaußenwand des Tempels

parallel laufen und an den Gebäudeecken rechtwinklig umbiegen

(Abb. 7a).

Daß der Torraum 9 dem gewöhnlichen Verkehr diente,

beweist deutlich der an seiner Schmalseite anliegende Wach- und

Pförtnerraum 8, zu dem auch die schon genannte kleine Wohnung

gehört, die sich um den Nebenhof gruppiert. Letzterer hat eine

Länge von 7.20 m und eine Breite von 4.70 m. Er ist mit dem

Haupthofe durch eine Tür in direkter Verbindung. An seiner

[West-]seite61

ist der Hauptraum [= Raum 5]62

der kleinen

Wohnung gelegen, der als solcher durch Reste roten Wandputzes

und eine Feuerstelle auf dem Fußboden noch kenntlich ist. Alle

diese Räume haben sehr bescheidene Dimensionen.

Kalkstein "gelb" und in der Fotoliste - ibid.: 230: "Serie I, 1 Altar am Fluß" - offenbar das vorliegende Foto, doch sprechen die vorher genannten Punkte gegen eine Identifikation von T 50 mit demselben. Zwei Werksteine wurden heute (1989) noch in den Auberginenfeldern nördöstlich unserer Areale A-F angetroffen. Hierbei handelt es sich jedoch eindeutig um zum Teil sekundär verlagerte Schwellensteine, nicht um die bei Andrae, op. cit. abgebildeten vierkantigen Blöcke. Wenn auch Skepsis betreffs des "vierten" Altars angebracht ist, so liegt derjenige im Nordosten und die zwei weiteren Kandidaten zu weit vom Assur-Tempel entfernt, um einfach verschleppt worden zu sein, zumal wohin ? Auch ist die Idee Andraes, daß alle für Kar-Tulkulti-Ninurta genannten Götter, wie: Assur, Adad, Shamash, Ninurta, Nuskhu, Nergal, Ilu-Sebetti, Ishtar und vielleicht Sharrat-nipha (cf. Freydank 1976-80: 455-456) ausschließlich im Assur-Tempel in Kar-Tukulti-Ninurta als einzigem Tempel verehrt wurden, unhaltbar, wie die Grabungen der FU-Berlin im Bereich des Tempels von Tell O zeigten. Die Nähe der von Bachmanns nordwestlich von Kuppe M gefundenen Altären/ Symbolsockeln zu dem 1989 angeschnittenen Monumentalbau in den Arealen A und E-Süd, könnten auch auf eine kultische Funktion dieser Struktur hindeuten. Sollte es den "vierten" Sockel tatsächlich geben, wovon hier ausgegangen wird, mag er zum Assur-Tempel gehören oder zu einer noch unausgegrabenen großen Struktur, südlich der Palastterrasse und des Palasthofes gehört haben. Leider hat Raum 3 des Assur-Tempels keinen Asphaltboden, auf dem sich sicher Abdrücke dieser "gewichtigen" Sockel erhalten hätten; gerade das Fehlen dieses Fußbodenbelages und eines roten Wandverputzes die in der Cella und Nebencella so prominent hervorstechen, spricht aber eher gegen eine Kultraumfunktion von Raum 3 des Assur-Tempels. Es ist auch darauf hinzuweisen, daß die Nischen in unterschiedlichen Höhen über dem Fußboden enden -cf. Abb. 13-, also nicht mit dem Fußbodenniveau abschließen. Es kann also nur etwas vor, nicht in den Nischen gestanden haben, oder, ähnlich dem Befund in Tell O, wurde etwas in ihnen aufbewahrt. 60

Bachmann 1: 36; 31.12.1913: "Am Tempel wird der Torraum zuende freige-legt. Die Hofwand ist tief herunter zerstört, der Mitteldurchgang ist nur an dem Asphaltbelag noch in seiner Lage und Breite zu bestimmen". 61

Im Text steht fälschlicherweise "Nordseite". 62 Daß Raum 5 gemeint ist, zeigt der in Anm. 34 zitierte Eintrag in Bachmann 1: 29; 16-17.12.1913.

Der letzte zu nennende Tempelraum ist Raum 4 an der

Südwesthofecke. Er ist 14 m breit und 5 m tief und steht mit dem

Haupthof durch eine 2.30 m breite Tür in Verbindung. Der schon

genannte kleine Kanalrest führt durch diese Tür und durchbricht

dann die Südwand dieses Raumes. Raum 4 enthält sonst nichts

bemerkenswertes. Es ist jedoch zu vermuten, daß in ihm ur-

sprünglich der Zugang zum Tempeldach untergebracht war, da

ein anderer Raum dafür kaum in Frage kommt, ein Treppenauf-

gang zu diesem Zwecke aber doch sicherlich vorhanden war.

Durch den Wegfall des ursprünglich wohl geplanten südlichen

Adytons63

ist zwischen Raum 4, der Cella und der Ziqqurrat ein

einspringender Winkel am Tempel entstanden. Hier finden sich an

den Außenwänden eine Anzahl kleinerer Nischen eingelassen.

Die Ziqqurrat zeigt zwei solche von 40 cm Breite und 20 cm

Tiefe. Sie setzen 70 cm über dem Sockelbankett an, das obere

Ende ist abgebrochen.64

Da sich solche Rillen aber an den anderen

Ziqqurratwänden, wie z.B. an der gut erhaltenen Westwand nicht

wiederfinden, so kann es sich hierbei kaum um eine einheitliche

Rillendekoration handeln. Eine 1.10 m breite größere Nische ist

an gleicher Stelle in der Cellaaußenwand gelegen. Im Verfall-

schutt wurden hier an der Nischenrückwand anliegend eine ganze

Anzahl von Fritterosetten und Frittestielen gefunden (Abb. 10a -

T 140). Aus dem Verfallschutt des Raumes 4 selbst stammt die

schön modellierte, lebensgroße Bleiheuschrecke T 136.65

Westlich der Ziqqurrat und in 6.50 m Abstand von derselben

ist die Ruine eines kleinen Bauwerkes gelegen, das nur einen

einzigen Raum von U-förmigen Grundriß enthält (Abb. 7a-b) Das

Gebäude hat eine äußere Breite von 14.50 m und eine Tiefe von

9.50 m, die Wandstärke beträgt etwa 2.60 m. Der lange Schenkel

des U-förmigen Raumes verläuft parallel zur Zikuratkante, er war

durch eine nur 40 cm dicke Zwischenwand mit Verbindungstür in

zwei Hälften geteilt. Beide Raumteile sind durch eine schmale

Tür in der Ostwand zugänglich gewesen. Welchen Zwecken dies

Gebäude mit der eigenartigen Grundrißbildung diente, ist nicht

mehr zu erkennen. Zu vermuten ist nur, daß es ein Wirtschafts-

raum des Tempels gewesen ist. Auf dem Lehmestrich des

Fußbodens wurden in beiden Raumhälften ungebrannte Tontafeln

in größerer Anzahl gefunden (T 169), ferner Rohbleistücke und

geprägte Bleiplaketten (T 187). Auch zahlreiche

Gefäßbruchstücke lagen auf dem Fußboden verstreut, darunter ein

Teilstück eines Terrakottaziqats (T 192). Die Keramik ist

durchweg grobe, mittelassyrische Ware66.

63

Bei der Notation des Suchschnittes an der Südost-Ziqqurratkante in Abb. 7a handelt es sich nicht um einen Mauerzug, sondern wohl um die Fortsetzung des Suchgrabens in den einspringenden Winkel zwischen Tempel und Ziqqurrat. 64

Es folgt der Hinweis auf Foto 28. 65

Eickhoff 1985: Taf. 12, 3 und 13, 3. 66

Bachmann 1: 36-37; 1.1.1914: "Das kleine Bauwerk westlich der Ziqqurrat wird vollständig freigelegt. Es scheint ein rechteckiger kleiner Innenraum klar zu werden. Sein Fußboden hat starke Brandspuren, auch die fast ganz verschwundene Nordwand läßt Rötung erkennen. Hier wurden im Raumschutt Bruchstücke ungebrannter Tontafeln (T 169) [gefunden]"; Bachmann 1: 37; 2.1.1914: "Im Schutt des Einzelbaues westlich der Ziqqurrat werden weitere un-gebrannte Tontafeln gefunden. Dieselben liegen anscheinend in einer Nische der Westwand des Raumes, auf dem mit Asche und Brandresten bedeckten Fußboden. Darüber und dazwischen Bruchstücke von Terrakottaschalen, in denen vielleicht die Tafeln ursprünglich aufbewahrt wurden. Der Raum hat eine zugesetzte, schmale Tür nach der Ziqqurratseite zu".

Die Mauern dieses kleinen Nebenbaues stehen ohne

Gründung auf dem oberflächlich abgeglichenen alten Gelände

auf, der hier mit Ascheresten und Scherben bedeckt war, auch ein

kleiner Ziegelkanal ist mit überbaut worden. Hingegen ist der

Fußboden zwischen dem Gebäude und der Ziqqurrat mit einer

Lage von Lehmziegeln sorgfältig eingeebnet worden [Abb. 13].

Dieser Umstand spricht dafür den Nebenraum noch zum Tempel

selbst zu rechnen und zwar könnte er zu einer, jetzt bis auf einen

noch zu nennenden ganz untergeordneten Nebenraum

verschwundenen Raumreihe gehört haben, die als äußerer

Peribolos den Assur-Tempel umgab. Von dem genannten kleinen

Raum hat sich ein Mauerrest und ein Teil eines asphaltierten

Ziegelpflasters in 2 m Abstand südlich von dem oben

beschriebenen Gebäude erhalten. Es ist, wie die unweit davon

gelegene Abfallgrube beweist, ein Abortraum gewesen. In der

Grube wurden eine ganze Anzahl zerbrochener Gefäße gefunden

Abb. 12

Abb. 13

Abb. 14

Fundverteilung im Assur-Tempel-Bereich

(T 196).67.

Ein dürftiger Lehmziegelmauerrest nördlich von dem

Einzelbau läßt Mauer- oder gar Raumformen nicht mehr

erkennen. Wenn ein Peribolos überhaupt existiert hat, dann dürfte

er bis auf die eben genannten geringen Reste ganz verschwunden

sein. Die Suchgrabeneinschnitte an der Nord- und Südseite der

Ziqqurrat haben keine weiteren Spuren ergeben".68

"Nachdem einige kurze Untersuchungen auf eventuell vorhan-

dene Bauurkunden in der Südwest-Ziqqurrat, der Südwest-Cella

und der Nordost-Gebäudeecke resultatlos verlaufen waren,

versprach nur noch eine solche des Ziqqurratsinneren selbst

Erfolg.

67

Bachmann 1: 41; 9.1.1914: "Auf dem Fußboden des Einzelbaues, in der südlichen Raumhälfte werden viele Bleiplaketten, eine Bronzesichel, eine zerbrochene Terrakotta-Zigatu gefunden". und weiter: "Ebenso finden sich auf dem Asphaltfußboden des weiter südlich neu freigelegten Raumes Perlen, eine Muschel, eine ungebrannte Tontafel. Dieser Raum ist fast ganz zerstört, nur wenige Libnreste der Mauern erhalten"; Bachmann 1: 41-42; 10.1.1914: "Der kleine asphaltierte Raum südlich des Einzelbaues scheint eine Abortanlage zu sein, es wurde an seinem Ostende eine tiefe Grube ausgeräumt, in der eine Menge zerschlagener Gefäße in grün-gelben Schutt gebettet zutage traten. Die Grube selbst ist einfach ein Erdloch, das sich nach unten erweitert". 68

Über der Unterschrift von Bachmann stehen folgende handschriftliche Notizen: "Brunnen im Hof ? [abgehakt]; Brücke ! Lehmziegelformat; Art der Ziqqurrat! Urkunde! Kleinfunde! Zugesetzte Türen" Da von Bachmann ein Bericht über die Fundlage der Gründungsurkunde in der Zikurrat gesondert vorliegt (Bachmann 11 und Bachmann 1: Seite 64. 66-67 mit Skizze der Fundlage), soll dieser, zusammen mit der entsprechenden Skizze der Fundstelle im Haupttext angeschlossen werden. Die vermeintliche Brücke, die -wohl auf Andraes Anregung veranschlagt wurde (Andrae 1977: 60 Anm. 34; 136; cf. auch Eickhoff 1985: 31 Anm. 62)- die von diesem Einzelbau, der einen Treppenhausfunktion erfüllen soll, auf die erste Ziqqurratstufe führen soll, ist sicher eine Fiktion. Rein architektonisch erscheint eine solche Treppe, bei knapp 1.80 m Innenmaß der vermeintlichen Treppenräume doch mehr als unwahrscheinlich. Wie sollte sie auch verlaufen ? Entweder es gibt eine Treppenspindel oder eine gegenläufige Führung. Erstere fehlt und Letztere entfällt bei verbleibenden 90 cm Breite. Wollte man eine geknickte Treppe in einem der beiden L-förmigen Räumchen rekonstruieren, so ergäbe sich auf Grund des zu überwindenden Höhenunterschiedes, bei der geringen Weglänge, eine leiterartige Stiege, denn die erste Ziqquratstufe war höher als 8 m, dem heutigen erhaltenen Oberkantenniveau, eine ebenfalls wenig überzeugende Rekonstruktion. Entweder der Zugang erfolgte über das Dach (wo war dann der Treppenraum; Raum 4 ?) oder aber es gab keinen Zugang und damit auch keinen begehbaren Hochtempel. Einen Zugang zur Ziqqurrat über das Dach, wie in Tell Rimah, vermutet auch Hrouda, in Andrae 1977: 178 Anm. 154, der ebenfalls in dem Einzelbau kein Treppenhaus zu erkennen vermag. Tell Rimah ist aber eine nur scheinbare Parallele, ist doch die Raumgestaltung grundsätzlich einer anderen Grundidee verpflichtet, nämlich dem "Hürdenhaustypus", der in Kar-Tukulti-Ninurta beim allem Wohlwollen nicht zu erkennen ist, worauf Eickhoff 1985: 33 zu recht hinwies. Da auch in Assur bei der Assur-Enlil-Ziqqurrat und der Anu-Adad-Ziqqurrat sich bisher keinerlei äußere Treppen, Rampen oder ähnliches abzeichnen (trotz rezenter iraqischer Versuche am restaurierten Befund), stellt sich die grundsätzliche Frage, ob die mittelassyrischen Ziqqurrati überhaupt begehbar waren. Daß man in Tell Rimah das Dach betreten konnte, heißt noch nicht zwingend, daß deshalb die Ziqqurrat betreten werden mußte, geschweige denn, daß dies kultisch erforderlich war. Schon Andrae 1977: 137 Anm. 111 wies darauf hin, daß unsere Kenntnis von Kulthandlungen an und auf Ziqqurrati ungenügend sind. Daran hat sich bis heute nichts entscheidendes geändert. Zur Begehbarkeit von assyrischen Ziqqurratis siehe auch die Überlegungen von Kühne/Röllig 1989: bes. 296f. und Stepnioswki 1992.

Es wurde deshalb von der kleinen Nische in der Cellarück-

wand aus ein Tunnel nach der Mitte des Massivs vorgetrieben.69

In 14.40 m Abstand von der Nischenrückwand wurde am 4. März

[1914] ein im Lehmziegelmauerwerk ausgesparter Hohlraum

angeschnitten, in dem die Alabasterurkunde T 350 in unver-

sehrtem Zustande in situ sich vorfand [Abb. 11a].70

Der erwähnte Hohlraum hat eine quadratische Grundfläche

von 40 x 40 cm und eine Höhe von 70 cm. Er ist nicht genau

in/über der Mitte der Ziqqurratgrundfläche gelegen, sondern etwa

70 cm nach Norden zu verschoben. Die Bodenfläche liegt auf +

9.15 m, also etwa drei Meter über der Grundfläche des Massivs,

die auf + 6.20 m gelegen ist (Höhe des Cellafußbodens im

Durchschnitt + 8.50 m). Die Urkunde, die die Abmessungen von

70 x 37 x 5.5 cm hat, stand aufrecht auf der einen Schmalseite,

jedoch etwas über Eck gedreht, also auf der Diagonale der

Gehäusebodenfläche. Bei Auffindung war der Holraum bis zu

einem Viertel seiner Höhe mit feinem sandigen Lehmschutt

angefüllt. Fritteperlen, oder Muscheln wurden jedoch nicht bei der

Urkunde gefunden".71

Wichtig sind auch folgende Informationen zu dem Tunnel und

der Gründungsplattform der Ziqqurrat:72

"In der Ziqqurrat des Assur-Tempels wurden im Tunnel die

Reste des großformatigen Ziegelbelages aufgenommen. Es sind

im ganzen bisher drei Schichten Ziegel vom Format 482 x 7 cm

aufgenommen worden. Die meisten der Ziegel haben an der

Unterseite eine fünfzeilige Stempelinschrift (T 393) des Palastes

in Assur. Welchem Zwecke dieser dreifache Belag diente konnte

noch nicht sicher festgestellt werden [Abb. 11b]". 73

An Kleinfunden aus dem Bereich des Assur-Tempels und der

Zikkurrat sind zu nennen (Abb. 14a-b):

Kuppe B allgemein: T 138. 174

Suchgraben westlich von B: T 1. 85-87

Südlicher Suchgraben westlich von B: T 2. 7

Nördlicher Suchgraben bei B: T 5. 9

Nordöstlicher Suchgraben bei B: T 21-22

Östlich B: T 75. 82-33

Östlicher Suchgraben bei B: T 6. 13. 19. 25

Südlicher Suchgraben bei B: T 8

Einzelbau westlich der Zikkurrat: T 169-170. 173.

175. 180. 184-

185. 187-190.

192

Bereich südlich des Einzelbaus: T 191. 196

(Abortgrube) Bereich zwischen

Zikkurrat und Einzelbau: T 155. 167

Unter/in Ziqqurrat: T 350. 393

Auf Ziqqurratstumpf: T 89-91. 151.

69

Zuvor wurde das Postament vor der Cella abgeräumt. Dabei fanden sich auf der Unterkante der 10. Ziegelschicht unter den Kalksteinplatten eine kleine Fritteperle und ein umgestülptes kleines Tonschälchen - cf. Abb. 8d. 70

Eickhoffs Interpretation (1985: 31), daß der in Bachmanns Plänen in der Ziqqurrat eingezeichnete Freiraum für die Gründungstafel-Kammer auf einen Schacht hinweist (und dieser ein verbindendes Element zur Ziqqurrat von Tell Rimah sei - ibid.: 34), diese Urkunde also mit schlafwandlerischer Sicherheit in einem 50 : 50 cm messenden Schacht ergraben worden wäre, ist damit hinfällig. Schon Andrae 1977 wies auf den Stollen hin, der in die Ziqqurrat getrieben worden war. 71

Bachmann 11; signiert mit B. zuvor gibt es die handschriftliche Notiz: "Name des Assur-Tempels: bit Sad-Me-Shar-Ra". 72

Bachmann 1: 79; 28.3.1914. 73

Auf der Skizzenbeischrift, Bachmann 2: 14-15 heißt es ferner: "Zwischen den 3 Ziegellagen liegt eine Sandschicht 1/2 cm dick" und ferner: "Die Ziegel stammen vom großen Palast Tukulti-Ninurtas I. in Assur [:] E-Lugal-kurkurra".

153-154. 172

An der Nordostecke der Ziqqurrat: T 143. 152

An der Südostecke der Ziqqurrat: T 122-123. 129-

130. 140. 142.

144

Aussur-Tempel Raum 1/Cella: T 94. 100. 105-

108. 114. 124.

132-135

Assur-Tempel Raum 1/Cellanische: T 97-98. 103-104.

109-110. 115

Assur-Tempel Raum 1/Unter Cella-

Postament: T 207-208. 209?

Assur-Tempel Raum 2: T 11174

-113. 119

Assur-Tempel Raum 3: T 131? 137. 139.

141. 147. 156

Assur-Tempel nördl. von Raum 3: T 32-33

Assur-Tempel Raum 4: T 136

Assur-Tempel Raum 7: T 149

Assur-Tempel Raum 8 T 148

Assur-Tempel Raum 9: T 157

Assur-Tempel Hof: T 96. 100-102.

116-118.120-121.

125-126

74

T 111 ist seiner Fundlage nach problematisch: In Bachmann 1: 343 (!) heißt es als Herkunft: "Cella" und es findet sich eine kleine Skizze, die in der Tat die Fundnummern T 109-111 der Cellanische zuweist. Betreffs T 112 heißt es ibid.: "Nördlich der Cellatür im Assur-Tempel"; die Begleitskizze verweist eindeutig auf Raum 2 des Tempels, hier findet sich aber ebenfalls T 111, zusammen mit T 112 aufgeführt. Dies stünde also im Widerspruch zu der Angabe/Skizze bei T 111. Die Lösung bietet der Eintrag zu T 119 - ibid.: "In kleinem Raum, wie T 111-112". Das heißt, mit hoher Wahrschein-lichkeit ist T 111 Raum 2 zuzuweisen.

DIE PALASTANLAGEN VON KAR-TUKULTI-NINURTA, KUPPE A UND M Unter "Palast" verstand Bachmann, bis zur Mitte März 1914 aus-

schließlich den Südpalast (Abb. 15), mit der gewaltigen Palastter-

rasse.75

Der später so von ihm bezeichnete Nordpalast (Abb. 19)

galt fast bis zum Grabungsschluß noch als "Tempel". Anfänglich

wurden die Bereiche um Kuppe A und zwischen Kuppe A und M

nur mit Suchschnittten (I-VII) untersucht (Abb.16a), über die

jedoch nur geringe Informationen vorliegen:

Die Suchschnitte im Palastbereich

Suchgraben I

Lage: Genau südlich von Punkt A von der Terrasse bis weit in

das südliche Terrassenvorgelände führend.

Begonnen am: 23.12.1913

Befunde: "In Suchgraben I kommt in der unteren Hälfte ein

großer Angelstein, anscheinend in situ befindlich heraus. Weiter

oben scheint eine Raumkante deutlich zu werden, es fanden sich

auch im Schutt Reste von Wandputz".76

"In dem Verfallschutt des ganz oben angeschnittenen großen

Raumes [wurde] heruntergefallener farbiger Wandputz (Probe T

162) aufgefunden. Es sind anscheinend Bruchstücke eines Frieses

[mit] Rosetten (?) und Lotosblüten (?)".77

[Siehe farbige Skizze].

Kleinfunde: T 146 ? und T 162

Suchgraben II

Lage: Von Osten her an Kuppe A heranführend.

Begonnen am: 26.12.1913

Befunde: "Oben Libnterrasse. Der östl. Suchgraben II stößt unten

im Osten auf den Kiesfels, keine weiteren Kanten sonst bisher".78

Kleinfunde: T 150. 168 und T 171

Suchgraben III

Lage: Im rechten Winkel zu Suchgraben II, von Norden an den

Ostteil von Kuppe A herangeführt.

Begonnen am: 26 ? oder 27.12.1913

Befunde: "Oben Libnterrasse".79

"Suchgraben III und IV ergeben

bisher nur Wohnschuttschichten arabischer Zeit ca. 50 cm tief,

Asche und Knochenreste, Gipsdeckel etc.".80

"An Kuppe A

kommt im Suchgraben III die Massivkante gut heraus, in großer

Tiefe liegt davor [ein] Raum [mit] Ziegelpflaster, darauf

[liegen] Bruchstücke von Tongefäßen und ein Hypokrater".81

75

Erst in Bachmann 1: 73; 17.-19.3.1914: "Die ganze Anlage an M dürfte doch wohl noch zum Palaste gehören und vielleicht den Winterpalast vorstellen, da auf der großen Terrasse im Süden wohl nur für den Sommer berechnete Räume lagen" wird Kuppe M dem Palast zugerechnet. 76

Bachmann 1: 35; 29.12.1913. 77

Bachmann 1: 36; 31.12.1913. 78

Bachmann 1: 35; 27.12.1913. 79

Bachmann 1: 35; 27.12.1913. 80

Bachmann 1: 35; 30.12.1913. 81

Bachmann 1: 37; 2.1.1914.

Kleinfunde: T 158-160 und T 164

Suchgraben IV

Lage: Diagonal von Südwesten nach Nordosten das Plateau

zwischen Kuppe A (West) und M (Ost) durchschneidend.

Begonnen am: 27.12.1913.

Befunde: "Durch das Plateau zwischen M und A wird ein 1.2 m

breiter Versuchsgraben IV quer angelegt".82

"Suchgraben III und IV ergeben bisher nur Wohnschuttschichten

arabischer Zeit ca. 50 cm tief, Asche und Knochenreste,

Gipsdeckel etc.".83

"Im Suchgraben IV (Süd) wird eine große

Terrakottakonsole [T 163] gefunden".84

"Suchgraben IV ist bisher

ergebnislos, es ist augenscheinlich, daß der Palast in den

Hauptteilen im Süden von A lag".85

"Der Quersuchgraben IV

ergibt arabische Wohnlöcher, die bis unter das alte assyrische

Niveau hinabgehen. Es finden sich in ihnen Gipsdeckel,

Scherben, eine Basaltmühle".86

Kleinfunde: T 161. 163. 166 und T 176

Suchgräben V-VII

Lage: V liegt unmittelbar südöstlich von Kuppe A über den

späteren Magazinräumen.87

VI liegt ungefähr auf gleicher Höhe,

westlich von V und I.88

VII wurde in eine kleine Kuppe

nordöstlich von Kuppe A angelegt.89

Begonnen am: ?

Befunde: Über die Suchgräben V-VII finden sich in Bachmanns

Tagebuch keinerlei Aufzeichnungen.

Kleinfunde: T 165 und T 177 (Graben V)

Allgemeine Beschreibung der Palastanlagen

Als Primärquelle für die Ansichten Bachmanns zum Palast muß

ein handschriftliches Manuskriptfragment gelten, welches im

folgenden an den Anfang gestellt wird90

:

"Die beiden größten Erhebungen im Ruinengebiet von Tulul

Akir sind die Kuppen A und M am Hochufer in der Mitte der

West-Seite des Stadtgebietes. Beide Hügel sind in Ost-West-

Richtung langgestreckt und fallen steil nach Norden [und]

allmählich nach Süden zu ab, ein Zustand, der bei den meisten

Ruinenhügeln von Tulul Akir zu beobachten und wohl

Witterungseinflüssen zuzuschreiben ist.

82

Bachmann 1: 35; 27.12.1913. 83

Bachmann 1: 35; 30.12.1913. 84

Bachmann 1: 36; 31.12.1913. 85

Bachmann 1: 36; 1.1.1914. 86

Bachmann 1: 38; 3.1.1914. 87

Eickhoff 1985: Plan 4. 88 Ibid.: Einstich, der westlich vom Hoftor liegt. 89

Vielleicht in die auf ibid.: Plan 1 eingezeichnete kleine Anhöhe nordöstlich des dort angegebenen Tümpels. 90

Bachmann 14. Beginnt in dem in Fußnote 2 erwähnten schwarzen Schulheft auf Seite 15. Das Manuskript trägt den Titel: "Der Palast von Kar-Tukulti-Ninurta". Leider ist das Manuskript nicht vollendet worden, sondern bricht noch in der Beschreibung der Bauphasen des Südpalastes ab.

Die Ausgrabung ergab, daß beide Hügel Reste von Palastan-

lagen erhalten. Obwohl aber die Entfernung zwischen den

Gebäuden mehr als 150 m beträgt, und obwohl ferner die

Hauptfront des Nordpalastes gegen Norden gerichtet ist, sprechen

doch gewichtige Gründe dafür, diese ausgedehnte Anlage als ein

Ganzes anzusprechen. Der südliche Palasttrakt mit einer

mächtigen Terrasse könnte dann der Sommerpalast, der nördliche

mit den auffallend starken Wänden, der Winterpalast gewesen

sein. Die ausgedehnte Fläche zwischen beiden Anlagen dürfte ein

großer von Wirtschaftsgebäuden umschlossener Hof

eingenommen haben. Die Grabung mußte sich aus Rücksicht auf

die zur Verfügung stehende Zeit auf die Freilegung der

Haupträume beschränken; auch hier wurde zumeist nur den

Mauerzügen in Einschnitten nachgegangen, auf das Ausräumen

der Räume selbst aber verzichtet. Die Grabung am91

Palast wurde

Anfang Januar 1914 begonnen und war Mitte März 1914 in der

Hauptsache beendet.

Die Inschriften: Bauurkunden92

wurden nicht gefunden,

jedoch machten es eine Anzahl von gebrannten Ziegeln mit

gestempelter Inschrift, die in situ lagen, einwandfrei klar, daß wir

es hier mit dem Palast des Tukulti-Ninurta I. zu tun hatten, was

nach Art der Anlage erwiesener Maßen nicht zweifelhaft sein

konnte.

91

Im Text folgt jetzt durchgestrichen: "Kuppe A, dem Südpalast". 92

Im Text durchgestrichen: "in situ".

Abb. 15

Abb. 16a-c Lage der Suchschnitte I-VII (a), Anbringung von Wandankern (b) und ........ (c)

Der am häufigsten aufgefundene Ziegel (T 30493

) hat [eine]

vierzeilige Legende und bezieht sich auf den Palast des Tukulti-

Ninurta I. in Kar-Tukulti-Ninurta. Es wurde ein gutes Exemplar

im Fußboden des Raumes 7 im Südpalast gefunden. Eine ganze

Anzahl gleicher [Ziegel] fanden sich in der Westhälfte des großen

Mittelraumes im Nordpalast im Pflaster und sonst wo. Die Größe

des Ziegels [beträgt] 332 x 6 cm.

Ebenfalls eine vierzeilig gestempelte Inschrift trägt ein 432 x 8

cm großer Pflasterziegel, der im Norden von Kuppe M in einem

der späteren Privathäuser verbaut gefunden wurde. In einem

Pflasterrest aus der Nordost-Ecke des Nordpalastes fanden sich

eine Anzahl 422 x 7 cm großer Ziegel mit dreizeiligem Stempel,

dessen Inschrift nur Namen des Königs und seines Vaters nennt,

93

Es folgt der Hinweis auf ein Foto.

aber nicht die Stadt selbst. Der Ziegel ist jedoch in Assur

unbekannt, kann aber sehr wohl auch nach Kar-Tukulti-Ninurta

gehören. Ein weiterer Ziegel (T 390) mit dreizeiligem Legen-

denstempel wurde an der Nordseite des Südpalastes in dem

Terrassenlibn aufgefunden. Er nennt den Palast als zu Kar-

Tukulti-Ninurta gehörig (Abb. ##).

Das Baumaterial bilden, wie am Tempel und Tor D,

durchgängig Lehmziegel. Das Format derselben wechselt. Es

finden sich Ziegel von 34-372 x 13 cm, 36-37

2 x 12-13 cm, 35

2 x

14 cm und 352 x 15-16 cm Größe und zwar läßt sich feststellen,

daß die ältesten Gebäudeteile das kleinste, die jüngsten [dagegen]

das größte Format haben, soweit nicht bei letzteren ältere

[Ziegel]94

wieder verbaut wurden. [Letzteres Argument, daß die

94

Im Text steht "Steine".

Abb. 17 Ziegelphasen des Südpalastes

größerformatigen Ziegel die jüngeren seien, widerspricht seinen

Ausführungen und Tagebuchnotizen und Skizzen. Andersherum

ist es richtig. Die jüngsten Bauzustände haben auch die kleinsten

Ziegel!].

Die Mauern stehen ohne besondere Gründung auf dem

Alluvialboden auf; Bankette wurden selten beobachtet. An der

West-Seite, sowohl des Nord-, wie des Südpalastes sind

Fundamentreste von gebrannten Ziegeln vereinzelt festgestellt

worden, doch ist dies eine Ausnahme, die wohl mit der Nähe des

Flußes und der schlechteren, weil weicheren Beschaffenheit des

Bodens hier zu erklären ist.

Zu den Raumfußböden scheinen gebrannte Ziegel in größerem

Umfang Verwendung gefunden zu haben, die spätere Besiedlung

der Bauten hat aber naturgemäß wenig davon an Ort und Stelle

gelassen. Die Wandflächen sind mit einer bis 3 cm dicken

Lehmputzschicht abgeglichen und teilweise auch farbig dekoriert

gewesen.

Der Südpalast, Kuppe A

Recht schlecht ist der Erhaltungszustand des Südpalastes [Abb.

15],95

wie ihn die Grabung feststellte.96

Die Lage in nächster Nähe

des Flußes, die Plazierung der eigentlichen Palasträume auf einer

hohen Terrasse aus wenig solidem Material, das alles macht es

erklärlich, daß hier vom Grundriß wenig Reste geblieben sind.

Dazu kommt, daß die ganze Anlage durchaus nicht einheitlich

ist,97

wodurch das Grundrißbild noch mehr an Klarheit verloren

hat.

Den Hauptteil des Südpalastes bildet eine hohe Lehmziegel--

Terrasse, die unter dem Doppelhügel A gelegen ist. Ihr höchster

Punkt ist jetzt auf ca + 19 m gelegen, das alte Geländeniveau auf

+ 7.50 m, so daß sich eine Gesamthöhe der Terrasse von ca 11.50

m ergibt.98

Die Breite der rechteckig langgestreckten Terrasse

beträgt ca 38 m, die erhaltene Länge rund 75 m, doch fehlt am

Fluß ein größerer Teil. Die Ost-West-Hauptachse der Terrasse

weicht von der des Tempels um ca 20 von Ost gegen Nord ab.

Da von vorneherein nicht anzunehmen war, daß auf dem

großen Lehmziegelmassiv noch Aufbaureste erhalten seien, so

beschränkte sich die Untersuchung der Terrasse auf einen breiten,

etwa in der Mitte des Hügels herübergelegten Suchgraben und

Abräumung des Libn an der Südost- und Südseite derselben.

Dabei ergab sich jedoch, daß dieses Massiv nicht einheitlich

aufgehöht wurde, sondern daß in demselben Kanten verliefen,

95

Siehe zum Südpalast auch Eickhoff 1985: 35-40 und Heinrich 1982: 235f. Die hier vorgelegte Skizze des Südpalastes von Bachmann stellt den überaus komplizierten Befund zwar stark vereinfacht dar, bietet dafür aber die Original-Raumnummern. Der im Süden der Terrasse skizzierte Tümpel ist noch heute vorhanden. 96

So auch nach Bachmann 1: 54-55; 3. und 4.2.14: "Gut erhalten im unteren Teile ist die östliche Terrassenkante. Das Gebäude liegt hier vor der Terrasse viel höher als im Süden. Die Nordseite scheint ebenfalls hoch erhalten zu sein, sie wird jetzt in Angriff genommen. Sehr schlecht ist die Terrassenwestkante". 97

Es folgt durchgestrichen im Text:"..,daß vielmehr während des Baues ständig Planänderungen von teilweise grund-legender, weitgehendster Art vorgenommen wurden". 98 .Anmerkung bei Bachmann 14: 20: "Nach der King-Inschrift baute Tukulti-Ninurta den Palast MESCHARA, dessen Terrasse 120 [Lehmziegel-]Schichten hatte. bei durchschnittlich 13-14 cm Schichthöhe ergäbe das eine Terrassenhöhe von 15-17 m". Eickhoff 1985: 35 Anm. 91 und 93 will, unter Hinzufügung des Mörtels, 18 m, ermitteln, indem er "120 Ziegellagen multipliziert mit einer durch-schnittlichen Ziegelstärke samt Mörtel von 14-15 cm" (ibid.: Anm. 93). Dies würde ein Ziegelmaß von 13-14 cm + 1-2 cm Mörtel pro Lage ergeben. Nach Ausweiß des Profilschnittes: Eickhoff 1985: Plan 5b (Ostschnitt !) wurde die Terrasse aus Ziegel des Formats 352 x 15 cm errichtet. Addiert man dazu minimal 1-2 cm Mörtel pro Lage, ergäbe dies eine Höhe von 19.20-20.40 m.

deren Bedeutung erst die weitere Untersuchung klarstellte. Wie

schon die Verschiedenheit des Lehmziegelformates erkennen ließ,

müssen im Palast mehrere Bauperioden unterschieden werden, die

zwar sicherlich nicht allzuweit auseinander liegen, die aber

immerhin recht beträchtliche Veränderungen des Bauplanes

erkennen lassen. Die ältesten Anlagen breiteten sich ohne

Terrassenunterbau im alten Geländeniveau aus, während die jetzt

in Resten erhaltene ausgedehnte Terrassierung in einfacher Weise

durch Ausfüllung der genannten unteren Gebäude entstand. So

erklären sich auch die in dem Massiv sichtbaren Fugen. Von einer

Freilegung der in der Terrasse verbauten Uranlage mußte aber aus

Rücksicht auf die enromen Mengen des dabei zu bewegenden

Schuttmaterials abgesehen werden.

Wie ein Blick auf den schematischen Grundrißplan lehrt,

haben wir auch in der Uranlage zwei Perioden zu unterscheiden.

Die ältesten Gebäudereste zeigen das Libnformat 36-372 x 12

[cm]99

[Abb.17-18a-b]. Vor Aufhöhung der großen Terrasse

wurde diese Anlage durchgreifend umgebaut, wobei Lehmziegel

vom Format 352 x 14 [cm]

100 Verwendung fanden. Den dritten

Bauzustand bildet erst die Erbauung des Massivs und des Palastes

auf demselben, während noch spätere Anbauten im unteren

Niveau das Libnformat 352 x 15 cm verwenden.

101

Von jeder dieser Bauphasen sind nur geringe Reste erhalten

und auch die Ergänzung stößt bei der Asymmetrie der Gesamtan-

lage auf Schwierigkeiten. Vereinzelte Teile des Aufbaus bean-

spruchen jedoch architektonisches Interesse und müssen deshalb

ausführlicher besprochen werden.102

99

Es müßte heißen 36-372 x 12-13. Im Text folgend ausgestrichen: "dazu zu rechnen dürften die Teile mit Steinen [gemeint sind Ziegel] von 342 x 13 cm sein". 100

Bachmann 1: 62-63; 26.2.1914: "Am Palast sind an verschiedenen Stellen der Terrasse und der Räume neben den Libn 362 x 12, solche von 352 x 15-16 cm verbaut worden. Die Letzteren scheinen einer Umbauphase des Palastes an-zugehören". 101

Ursprünglich -cf. Abb. 18b rechnete Bachmann im Westabbruch der Terrasse Ziegel und die "vordere Rillenfront" mit dem Format 35/15 cm zur zweiten Bauphase, die von dem Bau mit den Rillenfronten ("hintere Rillenfront" = schwarz in Abb. 18a überlagert würde). Erst eine spätere Skizze = Abb. 18c vermerkt, daß es sich bei der jüngeren Rillenfront um einen späteren Anbau handelt (wobei gleichermaßen Veränderungen in Raum 7 vorgenommen wurden). Allerdings ist auf dieser Abbildung das Ziegelformat möglicherweise falsch benannt, denn auf Abb. 18b ist für diese "vordere Rillenfront" eindeutig 35/15 vermerkt. Eickhoff 1985: Plan 5a nennt dagegen für die "hintere und vordere Rillenfront" gleichermaßen 35/14 cm. 102

Im Text folgt: "Über die Innenausstattung der Räume des Palastes geben uns die in größeren zusammenhängenden Reste von bemalten, mehrfarbigen Wanddekorationen lehrreiches Material, so daß es an der Hand des Vorhandenen unschwer möglich ist, sich ein ergänztes, gutes Bild mittelassyrischer Wandbemalung zu rekonstruieren, worauf im folgenden noch des Näheren eingegangen werden soll". Dieser Abschnitt wird hier jedoch aus dem Text ausgeklammert, da im Anschluß an die Besprechung der Paläste die ausführlichen Informationen zu den Wandmalereien von Bachmann wiedergegeben werden.

Von der ältesten Anlage103

stehen Mauerreste an der Südost-

sowie an der Süd- und Westseite der Terrasse an". [Es kann hier

textlich angeschlossen werden:104

] "So besteht im westlichen

Einschnitt folgender Bauzustand: In der Mitte des Einschnittes

steht ein Teil einer alten Palastraumwand mit Türlaibungskante an

der Nordseite. Diese Wand hat hohen schwarzen Sockelanstrich,

darüber [finden sich] Reste [eines] roten Wandputzes und [sie]

besteht aus Libn [von] 362 x 12

105 cm [Abb. 17 -schwarz; Abb.

18a-b - senkrecht schraffiert]. Später wurden die Kanten nördlich

und südlich davon aus Libn [von] 352 x 15 cm eingezogen und der

alte Raum kassiert. Die neuen Kanten scheinen Gründungen für

einen oberen Palastraum zu sein, da sie nicht geputzt sind und

Schräge haben.106

Zu dem alten Raum scheinen die [drei]

Terrakotta-Handkonsolen (T 329) gehört zu haben, die beim

103

Es folgt der Vermerk: "..im Plan Dunkelgrün. 104

Bachmann 1: 62-63; 26.2.1914. 105

Die Skizze auf Bachmann 1: 63 vermerkt hier "36/13". 106

Bachmann faßte also die Einbauten im Format 35/15 cm als Substruktion für den Bau mit der "hinteren Rillenfront", also als vorbereitende, zweite Bauphase auf, kehrte also zu seinem ersten Eindruck (cf. Abb. 18b) bei der Zusammenstellung der Grabungsergebnisse zurück. Gemäß des Fugenverlaufs bei Eickhoff 1985: Plan 4 und vor allem angesichts der geknickten senkrechten Fuge auf ibid.: Plan 5a (gemeint ist die Fuge links von der Fuge der "hinteren Rillenfront"), ist es eindeutig, daß diese Blöcke Zusetzungen des Baues der zweiten Bauphase mit differenzierter Fassadengliederung (= "hintere Rillenfront") darstellen und jünger als dieser Bau datieren müssen.

Umbau kassiert wurden und im Füllschutt gefunden wurden.107

Es

scheint als sei der Teil der Palastterrasse westlich von Raum 7 im

Ganzen aus 352 x 15 cm Ziegeln bestehend, später angesetzt

worden, wobei ältere Grundrißteile überbaut wurden".

Im folgenden sollen Einzelbefunde des Südpalastes und der

Terrasse zusammengestellt werden:

Die Terrasse des Südpalastes

In der oberen Schuttschichten des Sattels zwischen den beiden

Kuppen von A fanden sich bei Beginn der Grabung islamische

Gräber mit Ziegelabdeckung, darunter ein dreizeilig gestempelte

Ziegel Tukulti Ninurtas I. aus Assur.108

"Am Palast ergeben sich

ganz oben im Sattel von Kuppe A zwei Fugen in der Libnterras-

sierung, die noch nicht zu erklären sind"109

[cf. Abb. 15 und 17,

östlich von Punkt A]. An der Ostseite der Palastterrasse finden

sich die Reste eine schmalen Langraumes (Raum 6), der tief in die

Terrasse eingreift und in seinem westlichen Abschluß eine gute

Kante aufweist. Dieser Raum wurde nicht vollständig

untersucht.110

An Funden fand sich wenig auf der Terrasse selbst.

Bachmann weist jedoch darauf hin, daß "am mittleren Westhang

der Palastterrasse liegt auf halber Höhe ein roher

Kalksteinangelstein, der aus dem oberen Palast stammen muß"111

[Abb. 17].

Funde von der Palastterrasse, wobei es nicht sicher ist, daß

diese immer auf derselben gefunden wurden:

Allgemein: T 199 und T 246

Nordostkante/seite/ecke: T 248. 320 und T 344

Nordkante/seite: T 186 und T 386

Nordwestkante/seite/ecke: T 194-195. 215 und

107

Würde die Annahme richtig sein, daß die drei Handkonsolen zum ältesten Raum gehören würden, dann würde dieser Bau zwingend in die neuassyrische Zeit, vornehmlich in das 9. vorchristliche Jahrhundert datieren, denn älter datierende Handkonsolen sind bislang nicht belegt (Frame 1991: 335-381; die Handkonsolen aus Kar-Tukulti-Ninurta sind neuassyrisch, da dieser Ort nachweislich zu dieser Zeit besiedelt war. In Frames Arbeit fehlen die in Dittmann, R. et al. 1988: 121 Anm. 24 und Abb.22 vorgelegten und diskutierten Stücke). Leider ist die exakte Fundlage dieser Objekte im westlichen Terrasseneinschnitt nirgends skizziert. Wären es wirklich "in situ"-Funde, dann wäre die Konsequenz, da diese Mauerteile von der Terrasse kassiert wurden, daß die Terrasse, mit dem aufsitzenden Palast und den Malereien erst in neuassy-rischer Zeit entstanden wäre, wofür sich aber ansonst keine Anhaltspunkte ergeben, zumal aus textlicher Selbstbezeugung Tukulti-Ninurta das Lehmzie-gelmassiv erwähnt (Weidner 1959: Text 15; Eickhoff 1985: 35 Anm. 93). Die Probleme der Phasenabfolge der Bauzustände des Südpalastes waren bis in die letzten Grabungstage ungelöst, denn der Ausgräber bemerkt noch am 13.3.1914 (Bachmann 1: 69-70): "An der Westseite der Terrasse werden weitere Kanten der alten Anlage klar. Es läßt sich jedoch wenig damit anfangen. Klar ist nur, daß eine ältere, tief gelegene Palastanlage durch Ausfüllen der Räume in die Terrasse ein-bezogen wurde. Die große Terrasse ist demnach vielleicht überhaupt erst einer späteren durchgreifenden Planänderung zuzuschreiben und anfänglich nicht vorhanden gewesen. Die Aufhöhung der großen Terrasse geschah mit teilweise sehr schlechten Libnmaterial unter Benutzung der Umfassungswände der 1. Anlage (?) cf. Terrassensüdseite. Wie viel vom ersten Grundriß innerhalb der jetzigen Terrasse liegt, läßt sich ohne Abtragen derselben nicht leicht ermitteln". Mit einiger Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei den Handkonsolen um eine spätere Zufügung/Ausschmückung älterer Baussubstanz. Daß Handkonsolen in der Tat zu einer späten (neuassyrischen) Nutzungsphase gehören, zeigt zumindest die Fundlage der Handkonsolen T 294, die südlich von Raum 7 auf einem jüngeren Nutzungsniveau gefunden wurden - Eickhoff 1985: Plan 4-5. 108

Bachmann 1: 36; 1.1.1914 und 41; 8.1.1914. 109 Bachmann 1: 41; 9.1.1914. 110 . Bachmann 1: 41; 10.1.1914 und 44; 17.1.1914. Von seiner langgestreckten Form her könnte er Teil einer inneren Treppen- oder Rampenanlage sein. Dies ist nicht zu entscheiden, zumal die gegenläufige Bahn nicht gefunden wurde. Eickhoff 1985: 37 bietet neben der Interpretation der Treppenfunktion auch die einer Wasserleitung an. 111

Bachmann 1: 58; 13.2.1914.

Abb. 18a-c Lehmziegelformate an der

Südwesteseite der Südpalastterrasse

T 385

Westkante/seite: T 372-373 und T 377

Südwestkante/seite/ecke: T 181-183 und T 257

Südostkante/seite/ecke: T 200. 213 und T 226

Ostkante/seite: T 197. 265 und T 266

Sattel bei Punkt A: T 193

Über die Nordfront der Terrasse liegen wenig Informationen

vor, ebenso wie es zur Ostfront fast überhaupt keine Angaben

gibt, mit Ausnahme der Notiz, die für Suchgraben II genannt

wurde. Zu den Mauern, die an die Nordfront stoßen, findet sich

nur eine knappe Bemerkung.112

Auch finden die kleinen

Mauerzüge, bei denen es sich offenbar um spätere Einbauten

handelt, keine Erwähnung. Es wird nur mitgeteilt, daß sich in

einem kleinen Nebenraum offenbar ein kleines Grab befand.113

Ein ritzverziertes Gefäß (T 356) könnte gemäß dem Eintrag im

Fundjournal zu diesen kleinen Anbauten gehören.

An Kleinfunden können dem Bereich nördlich vor der

Palastterrasse zugewiesen werden: T 379 und 389. Bei letzterem

handelt es sich um Bruchstücke von emaillierten Ziegeln, die sich

im Verfallschutt der Räume fanden und vielleicht einmal zur

Raumausschmückung gehörten.114

Es fanden sich hier auch Reste

von bemaltem Wandputz, die vom Ausgräber besonders hervor-

gehoben werden:

"An der Nordseite der Palastterrasse kommen weitere größere

farbige Putzreste heraus".115

Die Nordostecke der Terrasse hat zwar diverse Räume, von

zum Teil riesigen Ausmaßen erbracht, jedoch mit Ausnahme der

Funde von Raum 10 gibt es dazu in den Aufzeichnungen

Bachmanns kaum Informationen:

Im nordöstlichen "einspringenden Winkel" der

Terrassenanlage "fanden sich auf dem Fußboden (?)..verschiedene

Goldblechreste, Frittebruchstücke, Asphalt mit bunten Blättchen-

belag, eine beschrieben Asphalttablette, Perlen und Muscheln,

dabei Knochen und Aschereste. Es ist unklar, worum es sich dabei

handelt [T 234-235 - cf. Abb. 21]."116

In Raum 9 wurden folgende Kleinfunde ergraben: T 259. 336 und

T 337

"In Raum 10 des Palastes liegen auf dem Fußboden

Bruchstücke emaillierter Ziegel, dabei ein zerbrochener Glas-

siegelzylinder (T 361) und eine kleine ungebrannte Tontafel (T

363). Der Raum hat eine Tür in der Nordwand".117

An weiteren Kleinfunden aus diesem Raum sind zu nennen: T

263 ? 353. 362. 366 und T 367

Auch zur Nordwestecke der Terrasse gibt es nur wenig Infor-

mationen. Außer der Erwähnung, daß hier an der Außenkante

Ziegelmauerwerk zutage tritt,118

weist Bachmann nur auf einen

Gefäßrand mit Inschrift hin, der an der Nordwestecke der Palast-

112

Bachmann 1:56-57; 6-7.2.1914: "Am Palast geht von der Nordkante der Terrasse etwa in der Mitte eine Raumwand ab". 113

Bachmann 1: 57-58; 10.2.1914: "Auch an der Nordseite der Terrasse scheint ein Grab zu liegen, in einem kleinen Nebenraum". Dieses Grab ist auf Abb. 17 verzeichnet. cf. auch Eickhoff 1985: Plan 4. 114

Cf. Seite #### Grabung von 1989, Areal E, Schicht 5. 115

Bachmann 1: 59; 17.2.1914. Es folgt im Text der Hinweis auf eine "Skizze: System des Frieses von der Palast-N.Seite/farbig" -cf. Andrae 1923: 8, Taf. 1. 116

Bachmann 1: 51; 27.2.1914. 117 Bachmann 1: 68 ; 5.3.1914. 118

Bachmann 1: 44-46; 20.1.1914.

terrasse gefunden wurde (T 379)119

sowie auf T 390, ein dreizeilig

gestempelter Ziegel von 332 x 6 cm, "der sich aufrecht liegend in

der Fuge zwischen Rillenfront und nördlicher Schalenver-stär-

kung [bei Eickhoff "Kisû" genannt] fand".120

An weiteren Kleinfunden im Bereich der Nordwestecke des

Südpalastes seien erwähnt: T 194-195 und T 215.

Die Westkante der Terrasse ist schlecht erhalten und bis in

tiefste Lage zerstört.121

"Der Einschnitt in der Westecke der

Terrasse stellt sich als Raum heraus. Die Innenseite ist im unteren

Teile, soweit erhalten, farbig geputzt, schwarzer Sockel, darüber

rot".122

Bachmann weist auch auf ein weiteres bemaltes

Putzfragment aus diesem Bereich hin.123

An Kleinfunden aus diesem Bereich seien aufgeführt: T 329.

372 und T 373.

Ausführlicher wird in den Grabungsunterlagen auf den

gesamten Südsektor der Terrasse und das dort vorgelagerte

Gelände eingegangen:

Im Südwestbereich der Terrassenanlage wurden ebenfalls

bemalte Putzreste gefunden.124

In ihrer Bedeutung125

und

Feindatierung noch weitgehend ungeklärt sind zwei Rillenfronten,

die Bachmann, bei seiner Besprechung der Bauphasen schon

würdigte. Seiner Skizzen nach [Abb. 17. 18b-c] sind beide jünger

als die Uranlage aber älter als die Lehmziegelterrasse, die sie

"kassiert". An Originalinformationen textlicher Art liegt zu

diesem Befund vor:

"Die Rillendekoration an der Südwestecke der Palastterrasse

Südwand, westlicher Teil, zeigt das unten [Bachmann 1: 60126

]

gegebene Schema. Die Terrassen-ecke selbst ist unsicher".127

"An

der Südseite der Palastterrasse ist am Westende hinter der

vorderen Rillendekoration eine ähnliche weiter rückwärts

freigelegt worden. Wie bei der Vorderen zeigt auch diese im

mittleren Teil eine flache Nische mit zwei Rundstäben in der

Rückwand. Jedoch ist die hintere alte Rillenfront auf eine

Gründung aus gebrannten Ziegeln gestelllt, die vordere nur auf

Kiesbettung. Auch weiter nach Norden zu und an der West-

Terrassenseite [sind] neue Kanten der Uranlage deutlich gewor-

den".128

Unmittelbar an der Südseite der Südwestecke der Terrasse ist

Raum 7 gelegen, der einige Besonderheiten aufweist und in dem

zahlreiche Funde gemacht wurden; cf. Abb.20a-b:129

119

Bachmann 1: 76; 21.3.1914. 120

Bachmann 1: 76; 21.3.1914; Eickhoff 1985: Plan 4. Auf Bachmann 1: 45-Skizze - hier Abb. ## findet sich die gleiche Bezeichnung für dieses Mauerstück eingetragen, die sonst an keiner Textstelle erwähnt wird. 121 Bachmann 1: 41; 8.1.1914 und 58; 12.2.1914. 122

Bachmann 1: 60; 20.2.1914. Bachmann vermutete hier anfänglich eine Treppe; ibid.: "An der Westseite des Palastes ist in der Mitte der Terrasse ein Einschnitt breiter als der östliche, zu erkennen (Treppe ?)". 123

Bachmann 1: 59; 18.2.1914: "Der Fries an der Westseite wiederholt ein Blattrosettenmotiv im Wechsel auf blauem, weißem und rotem Grunde. Auf dem roten und blauen Grunde ist das Muster mit weiß aufgedeckt". 124

Bachmann 1: 44; 19.1.1914. 125

Heinrich 1982: 236 vermutet hierin zu Recht einen Kultbau. 126 Cf. Eickhoff 1985: 37 Abb. 9a-c. 127

Bachmann 1: 60-61; 23.2.1914; Zuvor ist im Tagebuch nur vermerkt: 51-52; 28.1.1914: "Am Palast ergibt sich an der Südwestecke der Terrasse ein Rest der alten Wanddekoration, Rundstäbe und Rille". 128

Bachmann 1: 68-69; 10.3.1914. 129

Betreffs Abb. 20a-b seien folgende Bemerkungen getroffen: Auf Abb. 20a ist linkerhand der großen, eine kleine Nische verzeichnet, die auf Abb. 20b und bei Eickhoff 1985: Plan 4 fehlt. Da Abb. 20a aus dem Originalfeldtagebuch stammt, dürfte diese Nische wohl existiert haben. Gegenüber der Originalmeßskizze zu Abb. 20b wurde eine kleine Veränderung vorgenommen: Der Vorsprung im Nischen-bereich wurde hier optisch verstärkt, indem die Basislinie der hinteren Mauerteile etwas höher als die Basislinie im Nischen-bereich gezeichnet wurde, die bei Bachmann beide als eine Linie gezeichnet sind, was nach dem Grundriß unmöglich ist. Es ist ferner zu beachten, daß der Vorsprung im Nischen-bereich gemäß Abb. 18b sicher eine spätere Ansetzung

"Am Palast wird in der Ostwand des Raumes 7 an der

Südwestecke der Terrasse eine Wandnische (?) freigelegt, die

oben keilförmigen [einen] Querschnitt hat und deren Abdeckung

erhalten ist. [Abb. 19a-b]. Im unteren Teil sind die Wände gerade;

die Nische ist 3 m tief und unten 1 m breit".130

"An der Südwest-

Terrassenecke setzt mit Raum 7 eine Raumreihe an, von der nur

wenig im Süden erhalten ist. Sie umschließt anscheinend einen

nach der Flußseite gelegenen Palasthof".131

Offenbar wurde hier

bereits am 16.1.1914 ein ähnlicher Ziegel,132

wie später in dem

Pflasterrest auf dem Sandschutt vor der Nische von Raum 7 (T

304) gefunden.133

"Auf dem Fußboden von Raum 7 werden viele

bemalte Scherben [T 281], ein Fritteknopf [T 279], Bleireste [T

280. 293; daneben wurden noch Bleiplaketten (T 255. 276a)] und

Rosettenfragmente [T 285] gefunden134

[und] eine Frittescherbe

aus [Raum] 7 war beschriftet [T 282]. Auf dem Fußboden [fand

sich] teilweise [ein] Ziegelpflaster, darunter ein Grab (?)".135

"Südlich der südlichen Außenwand des Raumes 7 fanden sich im

Fußbodenschutt vier gro0e Terrakotta-Handkonsolen (T 294), die

zum Deckengebälkauflager [Verwendung] fanden".136

Ob dieser

Raum ebenfalls bemalten Wandverputz trug oder ein anderer

Raum im Südwesten ist nicht ganz deutlich.137

An weiteren Kleinfunden aus Raum 7 seien aufgeführt:

Raum 7 allgemein: T 212. 229. 238-239.

273. 276-278

Raum 7, Fußboden: T 253a-253b. 254-256.

279-285. 293

Raum 7, Fußboden vor Nische: T 304-305

Raum 7, in der Tür: T 240-241

Halde bei Raum 7: T 291

Für den Südteil der Terrasse liegen folgende Informationen in

Bachmanns Unterlagen vor:

Vor dem Palast liegt im Süden ein Hof.138

In diesem fanden

sich diverse Installationen und Kleinfunde. "..die große Hof(?)-

Wand im Süden.. hat an der Ostseite zwei Turm(?)vorsprünge.

sind, ebenso, wie die Einengung im Türbereich von Raum 7, die offenbar im Zusammenhang mit der Errichtung der "vorderen Rillenfront" gemäß Abb. 18c erfolgte. Beachtenswert ist ebenfalls die auf Abb. 20b verzeichnete Trennfuge rechts vom Nischenvorsprung. Diese fehlt zwar bei Eickhoff 1985: Plan 4, wird aber auf ibid.: Plan 5a (Westschnitt !) durch den Wechsel im Ziegelformat hinter der Südmauer von Raum 7 erkennbar. Wahrscheinlich war der gesamte Bereich von Raum 7 im Urzustand (so nach Eickhoffs Schnitt) im Format 36-372 x 12-13 cm errichtet. Die senkrechte Beischrift in Abb. 20b bezieht sich offenbar auf die Wand hinter dem Nischenvorsprung. 130

Bachmann 1: 48-50; 24.1.1914, 131

Bachmann 1: 58; 12.2.1914. 132

Bachmann 1: 43-44: "In einem kleinen Raum des Palastes in der Südwest-Ecke der Terrasse fand sich ein fünfzeiliger, gestempelter Ziegel Tukulti-Ninurtas vom großen Palast in Assur im Schutt". 133

Bachmann 1: 58-59; 16.2.1914: "Auf dem Fußboden des Raumes 7 liegt vor der Nische ein Pflasterrest auf Sandschutt. In diesen Pflasterrest fand sich ein gebrannter Ziegel (T 304) mit vierzeiligem Stempel: Palast des Tukulti-Ninurta etc. zugehörig zur Stadt Kar-Tukulti-Ninurta". 134

Bachmann 1: 57; 9.2.1914. 135

Bachmann 1: 57-58; 10.2.1914. 136

Bachmann 1: 58; 14.2.1914; Letzteres ist bei der Fragilität des Materials mehr als unwahrscheinlich. 137

Bachmann 1: 42; 13.1.1914: "Am Palast im Süden werden verschiedene Raumkanten deutlich. Ein Hauptraum an der Westseite hat schönen farbigen Wandputz gehabt, von dem im oberen Schutt verschiedene Reste herauskommen. Es sind wie früher, Lotos und Rosettenmotive, blau, rot [im Text durchgestrichen: ", gelb"] und weiß, mit schwarzen Konturen, die zuletzt aufgemalt wurden" -hierbei handelt es sich entweder um den Bau mit den Rillenfronten oder vielleicht Raum 7. Ferner: ibid.: 42; 14.1.1914 heißt es: "Im großen Palastraum im Süden wurden im oberen Schutt zwei Bruchstücke eines Gefäßes mit Inschrift gefun-den". [Inschriftkopie vorhanden = [GA)L I.GISH TUKUL-ti-MASH MAN KISH, ...des Tukulti-Ninurta, Shar Kishati; ohne T Nr.]. Ob damit Raum 7 gemeint ist, ist unklar, denkbar wäre auch, daß Bachmann ursprünglich den Hof, südlich der Palastterrasse als "großen" Palastraum auffaßte. 138

Bachmann 1: 43; 15.1.1914.

Auf dem nördlichen der beiden ist ein Rest eines aus gebrannten

Ziegeln bestehenden, umgestürzten Mauerpfeilers zu erkennen. Er

scheint eine Wölb(?)konstruktion getragen zu haben. Vielleicht

hängt dieser Ziegelrest mit dem Palasttreppenaufgang zusammen

(??)".139

Offenbar ist damit der umgestürzte Ziegelschutt an der Nord-

ostseite der Hofmauer gemeint [Abb. 17], den Eickhoff als

kaminartigen Einbau auffaßte.140.

"In der Nordwestecke des 24 m

breiten Hofes (?) im Süden ist im Verfallschutt der geputzten und

bemalten Wand ein zweiter Kupferhaken T 233 (wie T 216)

herausgekommen. Diese Haken steckten mit dem doppelt

umgebogenen Stiel in der Wand, so daß der Ring herausragte.

Was diese Ringe trugen ist nicht zu erkennen [Abb. 16B]".141

Weiter bemerkt Bachmann: "An dem Südwest-Plasttrakt

liegen eine Anzahl kleiner Brennöfen in den Libnmauern der

ehemaligen Palasträume".142

"In dem Raume südlich des

südwestlichen Torraumes am Palast sind bei Erbauung des

Palastes, oder wenig später, Brennöfen untergebracht gewesen. Im

Schutt derselben fanden sich viele emaillierte Scherben,

Bleiplaketten und Bruchstücke bemalter figürlicher Scherben (T

332 und T 338). Auf der einen ist der Unterleib und Füße einer

schreitenden Figur mit Fransenrock, sowie zwei Festungstürme zu

sehen, auf der anderen ein springendes Einhorn".143

Zum Hof

gehört ferner "der Ziegelrest an dem Vorsprung der Palasthof-

nordwestecke ist ein großer Wasserablauf des Palastes. Von der

inneren Röhre sind Bruchstücke erhalten, darunter die beschrif-

teten Scherben T 289 und T 292".144

Aus dem großen Hof unmittelbar südlich der Terrasse

stammen folgende Kleinfunde:

Bereich südlich vor der Terrasse: T 202. 295 und

296.

Palasthof, Nordwestecke: T 214. 216. 220.

233. 236-237.

269. 297-299 und

T 306

Palasthof, Südwestecke: T 252. 289 und

292

Palasthof, Hofwand: T 287-288

Westhofbereich: T 286. 294. 300.

(oder Raum 7?) 302-303.308-

310. 312-313.

315-319 und

T 349

Westhof-Türlaibung: T 260. 261 und

262

Westhofwand-Mitte: T 267. 268. 270-

271. 274-275 und

290

Brennofen südlich des Torraums: T 323-325

Großer Brennofen: T 330-335. 338-

342

Unklar ist die Herkunft der folgenden Fund-objekte, die aus

dem "großen Palastraum im Süden" (T 204 aus oberen Schutt)

139

Bachmann 1: 56-57; 6-7.2.1914. An anderer Stelle vermutet Bachmann 1: 52; 29.1.1914: "Die südliche Terrassenkante wird abgeräumt, sie hat vorliegende Mauerstufen, Treppen ?". 140

Eickhoff 1985: 40, Plan 4. 141

Bachmann 1: 50-51; 26.1.1914. 142

Bachmann 1: 62; 25.2.1914. 143

Bachmann 1: 64; 27.2.1914. 144

Bachmann 1: 58; 14.2.1914.

stammen sollen: T 204 und 205. Denkbar wäre auch, daß

Bachmann den Hofbereich anfänglich als großen Palastraum

auffaßte.

Besonders zahlreich wurden im Bereich der Südterrasse und

unmittelbar davor bemalte Putzreste angetroffen.

"Am Palast kommen im Süden weitere Putzreste heraus,

darunter größere zusammenhängendere rote Putzreste mit

Bordürenbemalung. Diese Teile lagen in Fallage, die Ansichtssei-

te nach unten. [Eins] ist auf rotem Grund mit weiß, blau und

schwarz bemalt (siehe Zeichnungen)".145

"Ein kleineres Stück (T

214) zeigt kleine Genien mit Adlerkopf vor einem Lebensbaum,

es ist sehr zierlich gemalt in schwarz und rot"146

. Die an der

Südseite der Palastterrasse gefundenen Putzreste lassen sich zu

einem Stück der alten Wanddekoration ergänzen. "Danach scheint

die Dekoration in der Hauptsache ornamental gewesen zu sein.

[Abb. 20a] Es finden sich Palmetten, Rosetten, Gittermuster,

145 Bachmann 1: 43-44; 16.1.1914. 146

Bachmann 1: 44; 17.1.1914; cf. Andrae 1923: Taf.3.

Schachbrett, Palmwedel, Lotos?. daneben kommen jedoch auch

kleine figürliche Darstellungen, Genien, Reiter [?] etc. vor. Die

letzteren sind so klein in der Zeichnung, daß es undenkbar

erscheint, die Friese anders als in Augenhöhe über dem Fußboden

zu ergänzen. Der darunterliegende Sockel der Wandfläche hatte

gleichmäßigen roten Putz (ganz unten wahrscheinlich einen

schwarzen Streifen). Über dem Fries scheint die Wandfläche in

der Hauptsache in weiße und blaue Felder geteilt gewesen zu sein,

die nur teilweise geschmückt gewesen sein können, da sich von

dem weißen Putz vor allem große, zusammen liegende

undekorierte Teile gefunden haben".147

"An der abgestürtzten

Wand im Süden der Terrasse ist ein weiteres farbiges Bild zutage

getreten, zwei Gazellen, die aufeinander zuschreiten".148

Es

wurden jedoch auch Anhaltspunkte dafür gefunden, daß der

Wandputz des nicht mehr erhaltenen Südpalastes auf der Terrasse

auch um die Ecken und Laibungen zum Teil bemalt war: "In der

NWordwestecke des Südhofes kommen weitere Putzreste heraus.

Es sind sehr grobe ornamentale Malereien in blau, rot, weiß und

schwarz. Interessant sind Eckbruchstücke, von Türkanten, mit

Rosetten- und Rautenmustern, sowie Eckrosetten zwischen zwei

Feldern"149

[Abb. 20B-c150

].

147

Bachmann 1: 44-46; 20.1.1914. 148

Bachmann 1: 52; 30.1.1914. 149

Bachmann 1: 54-55; 3. und 4.2.1914. 150

Zwei ähnliche Fragmente hat bereits Andrae 1923: Taf. 4i-k vorgestellt. Ungewöhnlich bei der Skizze Abb. 20b ist das angedeutete Blattmotiv im Eckbereich, rechts über der Rosette. Solch eine Kombination ist bei den bisher publizierten Fragmenten nicht zu beobachten: cf. ibid.: Taf. 1; Wahrschein-lich gehört dieses Blatt zu einem Lebensbaum, ähnlich wie ibid.: Taf. 2 - links unten.

Abb. 19a-c Detaillskizzen zu Raum 7 des Südpalas-

tes

Abb. 20a-c Detaillskizzen der Wandmalereien am

Südpalast

Interessante Befunde liegen auch in der Südostecke der

Terrasse vor. Hier fanden sich sechs Räume (Raum 1-5. 8), von

unregelmäßiger Form. "Auch scheint es sich bei der Raumgruppe

an der Südost-Terrassenecke nur um Raumsubstruktionen zu

handeln. [Im Text durchgestrichen: "Dies beweisen die

Verbindungsschlitze zwischen den Räumen 1 und 2 sowie 4 und

8, sie sind unten ganz schmal und laufen nach oben zusammen,

der östliche zwischen 4 und 8 ist aber mit gebrannten Ziegeln

versetzt, auch ist Raum 8 zum Teil mit Kies

ausgefüllt"[Darübergeschrieben: 2 Perioden!]] .Vermutlich sollten

aber wohl auch die anderen Räume hier noch ausgefüllt

werden".151

151

Bachmann 1: 54-55; 3. und 4.2.1914. Nach dem bei Eickhoff 1985: Plan 5-unten publizierten Ostschnitt (!) könnten diese Räume nachträglich in das Magazin hereingeschlagen worden sein, denn im Bereich von Raum 2 ist auf dem

Zu den einzelnen Räumen kann bemerkt werden: "In Raum 1

werden in der Tür und im Raum selbst ungebrannte Tontafeln (T

232) gefunden".152

"Es kommen in Raum 2 des Palastes in 2.40 m

Tiefe unter [der] Oberkante [der] Mauer ungebrannte Tontafeln

heraus, darunter mehrere größere. Die Tafeln lagen im Ver-

fallschutt des Raumes".153

Zu den anderen Räumen gibt es keine

Informationen, ebensowenig zu den vermeintlichen

Magazinräumen an der Südostecke der Terrasse.154

Unklar ist,

Profil "abgehackt" für die Südwand vermerkt. Oder die Wände wurden bei der Ausgrabung nicht gut genug präpariert. 152

Bachmann 1: 50-51; 26.1.1914; ibid.: 51; 27. I.1914: "In Raum 1 schlechte, verschlämmte ungebrannte Tontafeln (T 232 wie vor); ibid.: 52; 29.1.1914: "Im Raum 1 des Palastes kommen in der Tür zum Hof auf dem Fußboden viele weitere Tontafeln heraus". 153

Bachmann 1: 48; 21.1.1914. 154

Diese werden im Tagebuch nirgends erwähnt. Vielleicht könnten folgende Notizen damit im Zusammenhang stehen: Bachmann 1: 58; 12.2.1914: "An der Südostecke schließt die Raumgruppe im Süden und Osten mit guter Kante ab

Abb. 21 Fundverteilung im Bereich des Südpalastes

worauf sich Bachmanns Äußerung: "Der Palast hat auch an der

Ostseite das Libnformat 352 x 15 in den Anbauten" bezieht, denn

laut Eickhoffs Schnitt liegen hier andere Ziegelmaße vor.155

Folgende Funde können den einzelnen Räumen dieses

Bereiches zugewiesen werden:

Südpalast, Raum 1: T 230-232

Südpalast, Raum 2: T 225

Südpalast, Raum 4: T 242-243

Aus dem Magazintrakt-Ostteil stammt T 307

Dem Südostbereich allgemein

sind zuzuweisen: 210. 348 und

T 364156

Der Nordpalast, Kuppe M

Aus Bachmanns Feder gibt es leider keine zusammenfassende

Darstellung zum Nordpalast (Abb.22),157

jedoch finden sich

[wohl Räume 1-5], doch kommen im Süden tiefer unten auch Libnkanten heraus [= "Magazinräume"]"; ibid.: 58-59, 16.2.1914: "An der Südostecke des Palastes wird in einem der Tunnel im Süden eine Terrakotta-Handkonsole (T 307) gefunden"; gemäß Bachmann 1: 357-Fundskizze stammt dieser Fund aus dem Bereich des östlichen Raumes des Magazintraktes in der Südostecke der Terrasse. 155

Bachmann 1: 62-63; 26.2.1914; Eickhoff 1985: Plan 5b, Ostschnitt (!), nennt dieses Maß nur für die Terrassierung in diesem Bereich, sonst 36-372 x 12-13 cm. 156

Bachmann 1: 68; 6.3.1914: "An der großen Halde an der Südostecke der Palastterrasse wird die Dioritstatuette eines Affen in hockender Stellung (T 364) gefunden. Sie ist ca. 20 cm hoch und etwas beschädigt, die Füße fehlen und der Rücken". 157

Verglichen mit dem von Eickhoff 1985: Plan 6 vorgelegten Aufnahmeplan sind in der Bachmannschen Tagebuchskizze kleine Unstimmigkeiten enthalten: Zum einen ist die Südwand der Raumreihe 1-5 zu dünn dargestellt und zum anderen fehlen die meisten Zusetzungen und die Mauer westlich vor Raum 14. Wichtig ist die Skizze jedoch wiederum wegen der Original-Raumnummern, die hier verzeichnet sind. Darüberhinaus werden jedoch Eingriffe in die Bausubstanz der nördlichen Raumreihe erkennbar, in Form von nicht geschwärzten oder

größere zusammen-hängende Darstellungen zu Einzelbefunden in

den verschiedenen Quellen, die hier in Folge aufgeführt werden.

Dabei werden zwar einige Wiederholungen und Widersprüche

unvermeitlich sein, auf der anderen Seite illustrieren diese

Quellen Bachmanns Auseinandersetzung mit dem Befund.

Untersuchungen nördlich von Kuppe M wurden bereits am 17.

Oktober 1913 vorgenommen, hierbei fand sich der Altar (T 50 -

cf. Karte 3) und eine Kalksteinbasis am Fluß, nordwestlich von

Kuppe M (Abb.23).158

Die eigentliche Grabung in diesem Bereich

erfolgte jedoch erst mit Anlage des südlichen und kurzen

östlichen Suchschnittes An Kuppe M am 12. Januar 1914.159

schraffierten Mauerteilen, was aus Eickhoffs Plan, der ja nicht ziegelgerecht ist, nicht hervorgeht. Einige dieser in Abb. 22 nicht identifizierten Ziegelmaße können anhand anderer Skizzen bestimmt werden: Das Ziegelmaß der Zusetzung der Tür von Raum 1 zu Raum 6 beträgt gemäß Abb. 25a-26 = 352 x 16 cm; die westliche Türzusetzung von Raum 4 zu 6 hat gemäß Abb. 26 Ziegel von 362 x 12 cm und die östliche Tür von Raum 4 zu 7 = 372 x 12 cm. 158

Bachmann 1: 5; 17. X. 1913. Der Altar wurde von Bach-mann, nachdem er ihn näher untersucht und vermessen hatte, an Ort und Stelle belassen. Der Un-tersuchung der FU 1986 und 1989 diente er als Niveaupunkt. Die genaue Lage der Kalksteinbasis ist nicht zu eroieren. Sie ist nicht identisch mit dem Türangelstein, der 1986 am Hang nördlich des Nordpalastes gefunden wurde. 159

Bachmann 1: 42; zum Nordpalast cf. auch Eickhoff 1985: 40-45 und Heinrich 1982:, 235 supra "E" - als wahrscheinlicher Tempel angesprochen.

Abb. 22 Schematische Skizze des Nordpalastes, Kuppe M

"Unter Kuppe M ist, soweit die bisherigen Suchgraben und

Tunneleinschnitte erkennen lassen, ein großes Bauwerk mit

beträchtlich dicken Wänden gelegen. Es hat an seiner Nordseite

eine von Türmen flankierte Torfront, die den Zugang zu einem

monumentalen Breitraum bildet. Ein zweiter Raum schließt sich

östlich davon an".160

"Der in westöstlicher Richtung langge-

streckte Haupttrakt dieses Bauwerkes wird von fünf

nebeneinander angeordneten Räumen gebildet. An einem

Mittelraum [Raum 1] von ca 18 m Breite und 6 m Tiefe legt sich

beiderseits ein kleiner Nebenraum an [Raum 2+3]. Der

Hauptraum hat in der Mitte der Rückwand, dem Haupteingang

gegenüber eine tiefe Nische.161

Nach Osten zu ist ein weiterer

größerer Raum gelegen, der in seiner Ostschmalwand ebenfalls

eine Nische erkennen läßt [Raum 4162

]. Im Westen grenzt das

Gebäude dicht an das Hochufer des Flusses, der hier im Abbruch

Teile des Grundrisses zerstört haben dürfte. Der hier anliegende

Raum [5] ist bemerkenswert wegen einer in seiner Nord-

außenwand eingeschnittenen Nische, die mit einer Fensteröffnung

160 Bachmann 6: 2 = MDOG 53, April 1914, 55. 161 Hierbei handelt es sich um die zugesetzte Tür zu Raum 6, die als solche bei Abfassung dieses Textes noch nicht erkannt worden war. 162

Auch hier war die Zusetzung zu Raum 11 noch nicht als solche erkannt.

recht große Ähnlichkeit besitzt [Abb.27-links].163

Der ganze

Raum, der ein Treppenraum gewesen sein könnte, war überdies

bis hoch hinauf mit Brandschutt angefüllt, auch lassen sich am

Wandputz Spuren einer starken Feuersbrunst erkennen [cf.

Brandgrenze in Abb. 27]. Auffallend ist bei Gebäude M die Höhe

der erhaltenen Wände, diesselbe dürfte an einigen Stellen noch 7

bis 8 m betragen. Spuren farbigen Wandputzes fanden sich im

Hauptraum und den kleinen Nebenräumen. Nach

Grundrißbildung und Abmessung zu schließen, könnte Bau M ein

Tempel gewesen sein [Abb. 24A]".164

Erst im Bericht über den Monat März kam Bachmann zu einer

anderen Einschätzung: "Die weitere Untersuchung des Gebäudes

M ergab, daß dasselbe in seiner Uranlage ebenfalls zum Palast zu

rechnen ist. Es sind südlich anschließend an den früher

freigelegten Raumtrakt [= Raum 1-5] zwei weitere Raumreihen

163

Cf. auch Eickhoff 1985: Plan 6. 164

Bachmann 7: 2 = MDOG 53, April 1914, 57; abgefaßt am 2.3.1914. Erst um den 17-19.3.1914, nachdem die südlichen Raumreihen vom Nordpalast untersucht wurden, rechnete Bachmann dieses Gebaude zum Palast (Bachmann 1: 76). Vorher, am 4.3.1914 faßte er Raum 1 als Breitraumcella auf, flankiert von zwei "Adyta" = Raum 2-3. Bachmann 1: 65: "An M wird der Grundriß klar. Es könnte demnach ein Tempel mit Mittelcella (Breitraum, Nische im Süden), sowie zwei kleinen Adyton und einer Nebencella (Nische im Osten [von Raum 4]) [sein] (siehe Skizze Seite 239 [hier Abb. 24a])".

Abb. 23 Basis nördlich des Nordpalastes

gelegen, die mit ersterer und untereinander in Verbindung stehen.

Der Hauptraum der mittleren Reihe [Raum 6] ist ein Breitraum

mit den beträchtlichen Abmessungen von 40 : 8 m, der sich daran

anlegende Hauptraum der südlichen Reihe [Raum 9] ist mit 36 :

6.50 m ebenfalls noch monumental zu nennen. Auch weiter nach

Osten zu sind noch Teile des Gebäudes gelegen. Aus gut in situ

befindlichen Pflasterresten stammen einige gestempelte Ziegel,

deren Inschrift sich auf den Palast bezieht. Danach ist es

zweifellos, daß das Gebäude M ein Palastbau ist. Bei der großen

Entfernung, die diese Anlage von der im Süden bei A gelegenen

trennt, werden wir also nunmehr zwischen einem Nord- und

einem Südpalast zu unterscheiden haben. Daß beide Teile

miteinander in Verbindung stehen, vielleicht durch einen großen

Zwischenhof, geht aus Einzelheiten der Grundrißbildung

hervor.165

Die Nordhälfte des Baues M, deren Mauern sich durch

besondere Dicke auszeichnen, ist auch nach dem Verfall des

Palastes noch weiter verwendet worden, ob zu Wohnzwecken,

oder als Tempel, ist jedoch kaum zu entscheiden".166

Im folgenden sollen Einzelbefunde des Nordpalastes vorge-

stellt werden. "Im Hauptgebäude M sind Raum 2, 4, und 5 bis

zum Fußbodenniveau ausgeräumt worden. Nur in [Raum] 4

liegen größere Ziegelpflasterreste. Ziegelformat 342 x 7 cm. Die

Steine [= Ziegel] sind scharfkantig, konvex. Die Tür von Raum 1

zu Raum 2 ist sorgfältig zugesetzt. In Mannshöhe führt jedoch ein

165

Dies wird von Bachmann nicht weiter ausgeführt, jedoch meint er offensichtlich die schmucklose, unbetonte Ausge-staltung des zentralen Einganges der Südwand von Raum 9, die auf die eigentliche Wohnbereiche (bitanu) des Palastes hindeuten, während die monumental betonte Eingangsituation in der Nordwandmitte des Raumes 1 eindeutig auf den öffentlichen Bereich (babanu) hindeutet. Siehe dazu auch die entsprechende Diskussion bei Eickhoff 1985: 43. 166

Bachmann 8: 1.

Abb. 24a-b Nordpalast Raum 1 (a) und Raumbenennung (b)

niedriger gewölbter Schacht hindurch, dessen Abdeckung 6

keilförmig gestellte Lehmziegel bilden [Abb. 25a. 26]. Von Raum

4 zu 3 führt eine zugesetzte Tür in die eine kleine Pforte mit

geradem Sturz eingeschnitten ist. In der Südwand des Raumes 4

liegen zwei große zugesetzte Türen. Das Wandstück zwischen

den Türen hat Reste von Holzankern. [Abb.25b-26]. Die

Holzanker bestehen aus 5-7 cm starken Rundhölzern, die

rohkantig zugehauen sind".167

"Es kommen an der Westseite Putzreste heraus. Das Gebäude

hat anscheinend im ganzen drei Raumreihen hintereinander. Es

scheint, als sei die ältere Anlage die Südliche mit zwei

Raumreihen, während die Nördliche daran direkt angebaut wurde.

Von Raum 1, 4 und 5 führen Türen zu dem südlichen Gebäude.

Diese Türen sind jedoch in noch späterer Zeit zugesetzt worden,

so daß ein vollständiger Abschluß des Nordbaues gegen den

Südbau stattfand. Der so auffallend hoch erhaltene Nordbau

scheint noch bis in späte Zeit hinein zu Wohnzwecken gedient zu

haben. Das beweisen die zwei verschiedenen Fußbodenniveaus in

demselben [Abb.25a. 26-27]. Zur Zeit der Brandkatastrophe,

deren Spuren in Raum 5 und 2 deutlich sichtbar sind, muß das

Gebäude ebenfalls noch bewohnt gewesen sein, da sich [im Text

durchgestrichen: "große"] Reste verkohlter Holzbalken im Schutt

167

Bachmann 1: 70-71; 14.3.1914.

massenhaft fanden. Die Balken können nur vom Dach her

stammen. Raum 5 des Nordbaues scheint der Treppenraum

gewesen zu sein. Von seiner südlichen Tür steigt eine

Lehmziegelrampe in allerdings sehr geringer, doch deutlich

sichtbarer Steigung nach Norden, dann nach Westen an. Der

Mauerschaft in der Mitte dürfte also wohl eine Art Treppenspin-

del vorstellen. Am oberen Teil wird die Treppe aus Holz bestan-

den haben. Der Wanddurchbruch in der Nordwand von Raum 5

kann zweifellos nur ein Fenster gewesen sein. Die ganze Anlage

an M dürfte doch wohl noch zum Palaste gehören und vielleicht

den Winterpalast vorstellen, da auf der großen Terrasse im Süden

wohl nur für den Sommer berechnete Räume lagen.

Beachtenswert sind zwei Schachtdurchgänge, die die Türzu-

setzungen an der Süd- und Westseite in Raum 1 durchbrechen.

Diese schmalen Schächte, deren Zweck unklar bleibt, haben oben

echte Gewölbe als Decken, die aus radial gestellten Lehmziegeln

bestehen. Es ergibt sich deutlich, daß diese Durchbrüche mit der

Zusetzungsmauer zusammen aufgeführt wurden [Abb.25a.

26]".168

168

Bachmann 1: 72-73; 17.-19.3.1914.

Abb. 25a-b Südwestwand von Raum 1 (a) und Raum 4

(b) Nordpalast

"Im Raum 6 West und in Raum 1 Süd wurden Bruchstücke

farbigen, blauweißen und roten Wandputzes gefunden.169

Daraus

erhellt, daß beide Bauten zusammen existiert haben, der Südbau

von M, der zumeist170

aus Libn 37/12 besteht, wird jedoch die

Uranlage sein. Seine Nordwand, die jetzt an die 6 m starke

Südwand des Nordbaues anliegt, ist zudem nur noch ca 4 m dick

erhalten.171

Sie hat sich in Folge ihrer geringen Dicke nach innen

(Süden) zu gesenkt, so daß hier jetzt oben zwischen den beiden

Mauern ein stellenweise oben bis 50 cm breiter Spalt klafft, unten

stoßen die Flächen noch gut zusammen [Abb.27]".172

Die Teile an der Ostseite von Gebäude M "gehörten zur Uranlage

des Nordpalastes mit Libn 362 x 12 [cm]. Sie wurden kassiert zur

Zeit, als die Türen zu den Haupträumen 6 und 9 zugesetzt wurden

und nur das Nordgebäude mit dem erhöhten Fußboden noch in

Gebrauch war. Daß zu dieser Zeit noch Raum 6 wenigstens zu

untergeordneten Zwecken Verwendung fand, beweist der gewölb-

te, schmale Türdurchgang in der Zusetzung der Südtür des

Raumes 1 [Abb. 25a-26; auch Raum 6 hat ein jüngeres

Nutzungsniveau - cf. Abb. 27]. In dieser Spätperiode, die

vielleicht gleichzeitig mit der Anlage des Privathausquartieres

nördlich von M längs des Hochufers zu setzen ist, war von den

farbigen Wandputz nichts mehr erhalten, die Reste desselben

lagen unter der Fußbodenaufhöhung verborgen. So zum Beispiel

in Raum 1 und im Westen in Raum 6 [Abb. 25a. 26]. Die Verbin-

dungstür zwischen [Raum] 6 und 10 war zu einer kleinen

Kammer ausgebaut worden [Abb. 22 und 27]".173

169

Putzreste fanden sich offenbar auch in Raum 2: Bachmann 1: 69; 10.3. 1914: "An Bau M kommen auf dem Fußboden des freigelegten westlichen Adytons ? [Raum 2] Putzreste heraus". 170

Die Einschränkung ist berechtigt, denn die südliche Abschlußmauer von Raum 9, weist - entgegen der Skizze = Abb. 22- auch Ziegel vom Maß 352 x 15 cm auf (Abb. 27), allerdings, wie weiter unten im Text noch gezeigt werden wird, scheint es sich hierbei um eine Ausbesserung an der Westseite der Mauern von Raum 9 zu handeln. Dies ist in sofern von Interesse, als dieses Maß auch in der Aufstockung der nördlichen Abschlußmauer von Raum 9 belegt ist, während der Urzustand das genannte, größere Ziegelmaß aufweist (cf. Abb. 27). 171

Es folgt im Text: "(?? Auch ist die Außenseite dieser Wand künstlich abgeschlagen worden ??)". 172

Bachmann 1: 74-75; 20.3.1914. 173 Bachmann 1: 78-79; 26-27.3.1914.

"M: In Raum 6 des Nordpalastes liegt am Westende ein

Pflasterrest gut in situ. Die Ziegel haben das Format 332 x 6 [cm]

und teilweise den aus T 304 bekannten vierzeiligen Stempel mit

verkehrt gestellten Zeilen. Zwischen den einzelnen Ziegeln liegt

in den Fugen Asphalt, darunter eine 1 cm hohe feine Sandschicht.

Die Türwand, die den Raum 6 im Westen abschließt hat Farban-

strich und zwar unten 15 cm schwarz, darüber rot. Auf dem

Pflaster lagen jedoch viele farbige Putzreste T 394, die nur von

den oberen Partien dieser Wand stammen können. Die Türen von

der mittleren zur südlichen Raumreihe sind alle zugesetzt bei der

Abb. 26

Abb. 27

zweiten Benutzung des Gebäudes. In die Tür von Raum 6 zu

Raum 10 wurde sogar ein kleiner Raum mit sehr schmaler Tür

eingebaut. Damals lag das Fußbodenniveau schon 1.30 m höher

als das alte Raumpflasterniveau [Abb. 27]. Die Zusetzung dieser

Türen nach Süden zu beweist, daß zur Zeit der Wiederver-

wendung von M die südliche Raumreihe schon stark verfallen war

und deshalb abgeschnitten wurde. Desgleichen sind auch alle

Gebäudeteile östlich der Ostwand von Raum 4, 7 und 9 damals

kassiert worden. Man hat die Lehmziegel zum Teil zum Zusetzen

der Türen verwendet.174

Die nördliche Raumreihe hatte bei der

Wiederverwendung des Gebäudes ein Fußbodenniveau auf + 9.13

bis + 9.20 angelegt, das alte lag auf + 7,75 m. Mit der mittleren

Raumreihe hatte die nördliche nur durch die schmale, gewölbte

Pforte in der Zusetzung der Tür zu Raum 6 Verbindung. Unklar

bleibt, aus welchem Grunde diese Pforte später durch Einbau

[Abb. 25a. 26] eines 1.6 m hohen Libnstückes noch weiter

verkleinert worden [ist]. Der ursprüngliche Wandputz in Raum 1

ist nur bis zur Höhe des neuen Fußbodens erhalten, darüber setzt

dann neuer Lehmputz an. Daß aber auch diese Wände früher

farbigen Putz hatten, beweisen Bruchstücke von solchem auf dem

alten Fußbodenniveau gefundenem. Die Gewölbe der

Schachtdurchgänge bestehen aus radialgestellten Libn, 10 bei der

großen, 6 bei der kleinen pro Ringschicht, die Scheitelfuge ist mit

Bruch ausgefüllt.

Der zweite Hauptraum der Nordreihe Nr. 4 hat guten Ziegel-

pflasterbelag in der späten Periode erhal-ten.175.

Ziegelformat 342 x

7[cm]. Die Tür, die von 4 in der Ostwand zum Nebenhof (?) 11

führte ist später teilweise zugesetzt worden, so daß an dieser Seite

eine Nische entstand, die an den Wänden hochgestellte Ziegel hat.

In der Türzusetzung führt unten ein kleines Abflußrohr nach

außen. Die Verbindungstür zu Raum 3 ist ebenfalls bis auf eine

kleine, 1.65 m hohe Pforte zugesetzt worden. Diese Türchen hat

einen geraden Sturz, der wohl auf Holzbalken ruhte. In der

Südwand von [Raum] 4 führten zwei Türen zu Raum 7 und 6,

beide sind sorgfältig zugesetzt und geputzt worden. Das

Wandstück zwischen den beiden Türen enthält in drei Lagen

Holzanker [Abb.25b-26].

Von den später kassierten Gebäudeteilen im Osten sind einige

Mauern klar geworden, die wohl zu ein oder zwei Raumreihen

gehörten, die den Peribolos des Nordhofes vor M bildeten. Jedoch

ist hier der Zerstörungszustand weit fortgeschritten. In [Raum] 14,

sowie in der Hofecke ? westlich von [Raum] 14 liegen Ziegelpfla-

sterreste mit gestempelter Inschrift, dreizeilig (T 384), Format der

Ziegel 422 x 7 [cm]. Daß das Gebäude M sich auch nach Süden

fortsetzte, zeigt ein an der Südostecke abgehendes kurzes Mauer-

stück. Aus Raum 9 führen außerdem zwei Türen, aus [Raum] 10

eine Tür ins Freie, wohl auf einen hier gelegenen großen

Palasthof. Längs der Außenwand von Raum 9 und 10 fanden sich

vereinzelt schlechte Pflasterreste. Daß die hier gelegene

Außenfront keine Hauptfront war beweist auch das Fehlen einer

Turmfront.

Nach dem Flusse zu, im Westen, hat diese Außenwand eine

Ausbesserung mit Lehmziegeln [von] 352 x 15 [cm] erhalten,

174

Möglicherweise sind diese Aktivitäten mit den Abriß-arbeiten zu verbinden, die in einem mittelassyrischen Text (KAJ 129)), wohl aus der Zeit des Ninurta-Tukulti-Assurs (1133 v. Chr.), genannt sind: Eickhoff 1985: 45 Anm. 132 verweisend auf Freydank 1982: 65 Anm. 15. Ob diese Abrißarbeiten jedoch zeitgleich zur erneuten Nutzung von Teilen des Nordpalastes waren, ist überaus fraglich. Eher setzte diese später als der Abbruch ein. 175

Dieses ist auf dem Profilschnitt Abb. 26 nicht verzeichnet, jedoch im Aufnahmeplan bei Eickhoff 1985: Plan 6 (mit eindeutigem Niveau der jüngeren Nutzungsphase).

auch ist hier ein unteres Bankett aus drei Lagen gebrannter Ziegel

vorhanden [Abb.27]. Die Dicke der südlichen Außenmauer

beträgt 4 m. Ganz auffallend stark ist jedoch mit 5.80 m die Dicke

der Zwischenwand der mittleren und südlichen Raumreihe. Eine

Erklärung dafür ist schwer zu geben. Vermutlich wurde sie

deshalb soviel dicker als die anderen Wände gemacht, weil die

Balkenlagen der beiden aneinanderstoßenden großen Räume 6

und 9 darauf ruhten. Diese Räume hatten aber sehr schwere Dach-

konstruktionen, da Raum 6 8 m breit und Raum 9 6.50 m breit

ist. Auch in Raum 9 haben sich Reste roten Farbputzes feststellen

lassen".176

Es wurden eine Anzahl "gestempelter Ziegel gefunden, deren

Inschriften auf den Palast Tukulti Ninurta I. in Kar-Tukulti-

Ninurta bezug nehmen: T 383 vierzeilig 43.8 cm, gefunden im

Norden von Kuppe M an der angeschnittenen starken

Lehmmauer am Fluß. T 384 dreizeiliger gestempelter Ziegel 42 x

7, aus dem Pflasterrest im Raum 14 an der Nordost-Ecke von Bau

M".177

An Kleinfunden sind für den Bereich Kuppe M zu nennen [cf.

Abb.24b]:

Rezente und Islamische Funde: T 201178

. 203.

223-224. 228.

272. 368-369

Kuppe M, Nordostecke von Kuppe M: T 384 und T 392

Kuppe M, Nordseite: T 249

Kuppe M, nordwestlich davor: T 50 und T 383

Kuppe M, Nordwestecke: T 244

Kuppe M, Südwestseite: T 354

Kuppe M, Südseite: T 217 und T 245

Südlicher Suchgraben an M: T 198

Kuppe M, Ostseite: T 211. 247. 326-

327. 346 und

T 376

Östlicher Suchgraben: T 221

Kuppe M, Raum 2: T 370-371

Kuppe M, Raum 6: T 365. 387 und

T 394

Kuppe M, Raum 7: T 380

Kuppe M, Raum 9: T 345

Kuppe M, Raum 11?: T 263 ?

Kuppe M, Raum 11: T 381-82. 388

Kuppe M, Raum 4 oder 11,

Tür in Nordwand: T 264179

Kuppe M, Raum 12: T 395-396

„Die gemalten Wanddekorationen im Palast

von Kar-Tukulti-Ninurta“

"Wie in der Baubeschreibung180

der Palastruine von Kar-Tukulti-

Ninurta181

erwähnt, fanden sich bei der Ausgrabung dieser Ruine

176

Bachmann 1: 81-86; offenbar nach dem 30.3.1914, dem Grabungsschluß, verfaßt. Die einzige längere, zusammenfas-sende Textpassage zum Nordpalast. 177

Bachmann 1: 75-76; 21.3.1914. 178

Zwischen Kuppe A und M. 179

Da gemäß Bachmann 1: 56; 4.2.1914 in der Tür von Raum 4 T 249 gefunden wurde, ist diese Fundlage wohl auch für T 264 mit ähnlicher Fundlagenbeschreibung und gleichem Funddatum nicht unwahrscheinlich. 180

Gemeint ist Bachmann 14. Siehe zu dem hier wiederge-gebenen Manuskript Bachmann 13: 1-7, auch die zusammen-fassende Darstellung bei Andrae 1923: 7-8, eine teilweise wortwörtliche (ungekennzeichnete) Abschrift von Bachmanns handschriftlich vorliegendem Originalmanuskript nebst Aus-führungen aus

größere Reste gemalter Wanddekorationen, die insgesamt

genommen uns ein recht gutes Bild mittelassyrischer

Raumausschmückun-gen geben.182

Die in Kar-Tukulti-Ninurta

freigelegten Gebäude, Assur-Tempel und Palast183

zeigen alle im

Rauminneren184

Reste farbiger Wanddekorationen. Während aber

im Tempel sich diese in einfachster Weise auf schwarzen Sockel

und darüber einfarbig roten Wandanstrich beschränkt, tritt hierzu

am Palast eine Fülle dekorativer ornamentaler und teilweise

figürlicher Muster, die, soweit sich erkennen läßt, in Friesen die

Innenwände umliefen. Die verwendeten Farben scheinen

Mineralfarben zu sein.185

Der rote Farbton ist an frischen Stücken

von großer Leuchtkraft, dabei jedoch durchaus nicht grell

wirkend, hell zu nennen. Blau ist ebenfalls von brillanter

Farbwirkung und entspricht in etwa der Farbe frischen Uknus.

Weiß ist kreidig und von starker Deckkraft. So zwar, daß

fehlerhafte Stellen durch Überdecken mit diesem Farbton für die

neue Bemalung leicht grundiert werden konnte. In dieser Weise

fanden sich vor allem an der Südseite der Palastterrasse große

Teile des Frieses übermalt. Schwarz fand außer an dem regulären,

überall vorhandenen186

Sockelstreifen nur zu den Konturen der

Zeichnung Verwendung und zwar ist dieser Farbton stets als

letzter aufgesetzt worden, er ist von satter glänzender Farbe.187

Die Ausführung der Malerei zeigt handwerks-mäßigen

Charakter. Die Zeichnungen [sind] dem entsprechend zwar188

flott

entworfen, dafür aber stellen-weise auch recht flüchtig geraten.

Selbst die regelmäßige Feldereinteilung, das Gerippe des Ganzen,

seinem Tagebuch: Eintrag 20.1.1914 in Bach-mann 1: 46 betreffs der Höhe auf der die Friese angeordnet waren. Andraes Angaben, daß die Wandmalereien sofort verblaßten und deshalb von ihnen unterhöhlt und auf dem Rücken liegend sofort aquarelliert wurden, wirkt überhöht dargestellt. Zum einen war Andrae nur an zwei Tagen, an denen Putzreste im Südpalastbereich gefunden wurden in Kar-Tukulti-Ninurta (Bachmann 1: 43; 16.1. 1914: "A.[ndrae], W.[eber] und Lührs zu Besuch. Das Nischenpostament in der Cella wird bis zur Ziqqurratsohle abgetragen, ohne Erfolg. In der Mitte des Ziqqurrat-Südrandes wird ein Tunneleinschnitt begonnen. Am Palast kommen im Süden weitere Putzreste heraus, darunter größere, zusammenhängendere rote Putzreste mit Bordürenbemalung. Diese Teile lagen in Fallage, die Ansichtsseite nach unten. Es ist auf rotem Grund mit weiß, blau und schwarz bemalt (siehe Zeichnungen = Abb. ##) ..[es folgen Ausführungen zu einem gestempelten Ziegel]". Angaben zum zweiten Datum finden sich in ibid.: 1: 52; 30.1.1914: "An der Südostecke der Palastterrasse werden zwei weitere kleine Räume 5 und 8 deutlich. Die westliche Hof(?)mauer wird nach Süden zu verfolgt. An der abgestürtzten Wand im Süden der Terrasse ist ein weiteres farbiges Bild zutage getreten, 2 Gazellen, die aufeinander zuschreiten [Andrae 1923: Taf. 2]. An [Kuppe] M ergibt sich an der Nordseite, etwa in der Mitte der Kante ein Rücksprung, Tür (?). A.[ndrae] kommt mit dem Boot vormittags zurück [Seite 53 folgt dann eine Skizze der Wandmalereien = Abb ## ]". Es finden sich in Bachmanns Tagebuch keinerlei Hinweise auf diese vermeintliche Aktion. Gemessen an der Fülle von Mar-ginalien, die in dieser Quelle sonst verzeichnet sind, muß das Fehlen dieser ungewöhnlichen Aktion erstaunen. Immerhin gibt es in Bachmann 2 die hier vorgelegten Buntstiftskizzen, wovon eine = Abb. ## wohl auf einer Unterhöhlung des abgestürtzten Mauerteils beruhen könnte. Zu den Malereien cf. auch Moortgat 1959: 14 Taf. 6; ders. 1967: 120ff.; Eickhoff 1985: 38f. und Nunn 1988: 12. 15-17. 19. 22. 24. 30-32. 94. 97. 162. 205f. 227, sowie Guardata/Dolce 1990: 233. 181

Im Text folgt durchgestrichen: "wiederholt". 182

Im Text Bachmann 13: 1 folgt durchgestrichen: "wo wir in den durch Layards, Bottas und Rassams Grabungen bekannt gewordenen jungassyrischen Palästen die Wände mit reich reliefierten Steinplatten oder wohl auch mit emaillierten Kacheln bedeckt finden, da begnügte sich die ältere assyrische Zeit mit gemalten Friesen an deren Stelle". 183

Im Text Bachmann 13: 1 folgt durchgestrichen: "und Bau" und dann "M". Letzterer Eintrag wurde hier weggelassen, da A und M gleichermaßen zum Palast zählen. 184

Im Text Bachmann 13: 1 folgt durchgestrichen: "zum Teil recht aus-gedehnte". 185

Im Text Bachmann 13: 1 folgt durchgestrichen: "und zwar finden sich stets dieselbe rot und schwarze und blaue und weiße Farbe verwendet". 186

Im Text Bachmann 13: 2 folgt durchgestrichen: "etwa 50 cm hohen". 187

Im Text Bachmann 13: 2 folgt als Zusatz: "Lasuren !!". 188

Im Text Bachmann 13: 2 folgt durchgestrichen: "keck und".

ist durchaus nicht überall gewahrt! Füllungen der gleichen Art

haben oft stark voneinander abweichende Abmessungen.189

Die reichste Ausbeute an Motiven ergab das abge[stürtzte]

Wandstück im Süden und Norden der großen Palastterrasse.

Dieses Stück hatte eine ungefähre Länge von 5 m [? -

unleserlich190

], an seinem westlichen Ende ist eine Laibungsecke

deutlich erkennbar erhalten. Im Fall ist die Wand in mehrere Teile

zerrissen worden, wobei die auch vor dem Absturz gewiß schon

stark beschädigten Dekorationsreste noch weiter gelitten haben.

Es konnten so nur vereinzelt größere zusammen-hängende Teile

des Farbputzes festgestellt und aufgenom-men werden. Bei der

regelmäßigen Anord-nung der Dekorationen ist aber teilweise

[eine] Ergän-zung möglich. Die Wand war danach etwa wie folgt

aufgeteilt. Den Sockel umlief der übliche hier mindestens 50 cm

hoch erhaltene schwarze Putzstreifen, darüber folgte ein ca. 1.40 -

1.60 m hohes rotes Wandstück, das durch einen mehrfarbigen

Fries abgeschlossen wurde. Über diesem hier zweiteiligen Fries

scheint die ursprüng-lich hoch aufstrebende Wand nur noch in

große einfar-bige Felder aufgeteilt gewesen zu sein, es ließen sich

davon jedoch nur vereinzelt größere weiße und blaue Feldstücke

ohne weitere Dekoration in Resten erkennen. Ganz unbekannt

beleibt der Abschluß der Wandflächen unter der eigentlichen

Decke. Der zweiteilige Fries zerfällt in einen unteren ca 35 cm

breiten Streifen und einen schmäleren oberen Streifen, die

voneinander abweichende Dekorationsmotive erkennen lassen.

Beide Friesteile lösen sich wieder in einzelne Felder auf, die

durch fortlaufende Bänder aus schmalen roten und blauen Karres

rechtwinklig umrahmt werden. Im unteren, breiten Fries

wiederholt sich in jedem zweiten Feld die gleiche Füllung. Von

dieser sind größere Teile an verschiedenen Stellen der Wand in

situ gefunden worden. Es ist ein Palmettenbaum in einem

hochgestellten Rechteckfelde von ca 30 cm Höhe und ca 28 cm

Breite. Die Palmettenblätter sind zumeist fünf-teilig mit

wechselnd blau und roten Füllungslamellen. Sie sind

untereinander durch Rankenbogen mit schwarz weiß geteilten

Füllungsstreifen verbunden. Das Ganze gruppiert sich um einen

Mittelstab, der nach unten und oben in eine gleichartige aber

größere Palmette endet. Voluten, Kelch, Nesteln. An einigen

Bruchstücken sind zwischen den einzelnen Palmettenfeldern noch

kleine konzentrische Doppelringe mit blauem Kerne plaziert.

Zwischen je zweien dieser Palmettengeschlinge ist ein Feld von

wechselndem Dekorationscharakter unterge-bracht gewesen.

Erhalten hat sich nur ein größeres Stück eines

Gazellendoppelbildes im Wappenstil [= Andrae 1923: Taf. 3] und

zwei Bruchstücke einer großen Kreis-füllung (umgekehrte

Reihenfolge) [= ibid.: Taf. 2].

Die figürliche Füllung hat liegende Rechtecks-conturen von ca

50 cm Länge und ca 30 cm Höhe. erhalten haben sich größere

Teile der rechten der beiden gegeneinander schreitenden Gazellen

(Siehe ). Der Kopf zeigt ein sehr großes mehrfach umrändertes

Auge, darüber den sehr breiten Ansatz des Gehörns. Auch das

Maul ist wenig gut gelungen. Die Hinterbeine schreiten stark

eingeknickt vorwärts, das eine Vorderbein ist gehoben und

gebogen, das andere Stark gestreckt. Zwischen den Tieren erhebt

sich ein pfahlförmiges Gebilde mit rotem Blättchenstiel als

Füllung, unter ihren Füßen schlingen sich Ranken mit kleinen

Palmetten, eine größere Palmette wird über dem Rücken des

189

Im Text Bachmann 13: 2 folgt der durchgestrichene Absatz: "Im folgenden sollen an der Hand der an Ort und Stelle aufgenommenen Bruchstücke die verschiedenen Wandstücke beschrieben werden". 190

Ergänzt nach Andrae 1923: 7.

rechten Tieres sichtbar. Eine ähnliche Palmette dürfte sehr

wahrscheinlich auch den Kopf des Mittelbaumes gebildet haben.

Die Fellfarbe ist durch verdünntes Rot in Lasur fleckig markiert.

Am weitesten nach Osten zu lag eine der beiden

Kreisfüllungen, die jedoch nur im unteren Teil erhalten war.

Danach hatte der rote Mittelkreis ca 27 cm Durchmesser, die

Zwickel waren blau. Das ganze Feld dürfte quadratische

Abmessungen von ca 30 x 30 cm gehabt haben. Den Kern des

Feldes wird eine Rosette gebildet haben.

Von der zweiten Kreisfüllung191

hat sich auch nur ein unterer

Rest erhalten. Danach betrugen die Maße des vermutlich quadrati-

schen Feldes [Angabe fehlt] cm. Die Zwickel waren Rot mit

kleinen dreiteiligen Blüten in den Ecken. Vom Mittelfeld hat sich

nur ein Rest der wohl kreisrunden Umrandung in Form einer

schwarz-weiß gefüllten192

doppelten Kreisbogens erhalten.

Der obere schmale Fries ist in zwei Formen teilweise erhalten,

und zwar ist die erste, einfachere ursprüngliche Bemalung hier

durch Überdecken mit Weiß für den zweiten, komplizierten und

größeren Fries repariert worden.

Der erste, untere Fries bestand aus kleinen quadratischen

Feldern, die im Wechsel einer Rosette und Spitzblattblüte

erkennen lassen. Die Quadrate haben ca 7 cm Seitenlänge. Die

Rosetten, die spitz- und rundblättrig vorkommen, stehen

wechselnd auf blauem und roten Grund, die Blüten immer auf

weißem Grunde, so daß sich im Wechsel der Felder, weiß, rot,

weiß, blau weiß als Grundfarbe ergibt.

Die Rosetten haben Kreisfüllung mit schwarzem Punkt und 8

bis 15 Blätter. Die Blüten entwickeln sich teils recht primitiv aus

dem Punktkreis oder einem recht plumpen Volutenkelch (.), ihre

Blätter sind lanzettförmig spitz, mit wechselnd blau und roter

Bemalung. Zwischen über und unter den Quadratfeldern zieht

sich die blau-rote Carreumrahmung hin.

Viel reicher war die zweite Friesausführung von der leider nur

geringe Reste erhalten sind. Es fällt bei Betrachtung der Bruch-

stücke sofort die Zierlichkeit der Motive auf, die bei der großen

Höhe in der dieses Fries dort gesessen haben muß (2.5-3.0 m)193

nicht sehr vorteilhaft für den Gesamteindruck gewesen sein kann,

zumal im Zusammenhang mit den derberen Formen des unteren

Frieses [cf. Andrae 1923: Taf. 3].

Die Anordnung scheint in Quadraten von ca [21] cm194

Seitenlänge erfolgt zu sein. Zwischen den einzel-nen Quadraten

verblieb jedoch [11] cm cm breiter weißer Streifen, in dem unten,

gleichsam als Stützen für die Friesbilder Viertelbögen in den

Zwickeln stehen. Das Bruchstück (T 214) läßt zwei Genien an

Lebensbäumen erkennen, umrahmt von kleinen Zickzack- und

Kreisbändern, die Figuren sind nur knapp 5 cm hoch. Ein weiteres

sehr zierliches Bruchstück läßt ein Blattornament erkennen, das

teppichartigen Charakter hat. Ferner finden sich noch Bruchstücke

von sich bäumenden gegeneinanderstehenden Pferden und halb

liegenden Ziegen desgleichen. Weiter schachbrettartig gemusterte

Bänder, Bruchstücke eines Gehänges, eines Gewandes ? Etc.".195

An folgenden Stellen in der Ruine fanden sich farbige

Wandputzreste:

191

Im Text Bachmann 13: 5 folgt im Text durchgestrichen: "die ebenfalls zwischen Palmettenbaumfeldern stand". 192

Im Text Bachmann 13: 9 folgt durchgestrichen: "Felder-ranke". 193

Siehe dzu aber die oben zitierte Aufassung in Bachmann 1: 44-46; 20.1. 1914; wo er die figürlichen Friese in Augenhöhe vermutet. 194

Bei Bachmann fehlt diese und die folgende Angabe; ergänzt nach Andrae 1923: 9. 195

Das Manuskript Bachmann 13 bricht hier unvermittelt ab.

Turm K hatte einen Sockelanstrich mit Asphalt ebenso, wie

der umlaufende Boden. Hierbei hat man aber sicher weniger an

rein dekorative Funktion zu denken als vielmehr an eine

Schutzmaßnahme gegen Feuchtig-keit.196

Im der Cella des Assur-Tempel fand sich ebenfalls ein 50 cm

hoher Asphaltstreifen, darüber ein roter Anstrich ("pompejanisch

Rot"), darüber ein weißer gefärbter Verputz.197

Nur die

Seitenwände der Nische waren rot verputzt, die hintere Rückwand

wies keinen farblichen Putz auf, hier vermutet Bachmann, wie

erwähnt eine Wandverkleidung mit Stoff.198

Die Seiten der beiden

Kalksteinplatten, sowie die Wandungen des Postaments, auf dem

sie liegen, zeigten Spuren von rotem Farbputz.199

Die Nische der

zugesetzten Tür in der Cella Südwand hatte ebenfalls einen roten

Verputz.200

Im an die Cella nördlich angrenzenden Nebencella

Raum 2 fanden sich ebenfalls Reste von farbigem Wandputz, die

besonders im Sockelbereich gut erhalten war. Auch hier fand sich

ein 30 cm hoher schwarzer Sockelanstrich, darüber zinnoberrot

gefärbter Wandputz.201

Die rot verpuzten Nischen in diesem

Raum hatten entweder eine weiße oder schwarze Grundierung.202

Auch der von Bachmann so bezeichnete "Hauptraum" = Raum 5

der vermeintlichen "kleinen Wohnung" zeigt rote Putz-spuren.203

Die Hofwände hatten ursprünglich wohl weiß verputze Wände.204

Schwarzer Asphaltbelag findet sich in der Cella, Raum 2 und in

der 15 cm hohen Gangbahn, die durch den Hof führt.205

Die Wandmalereien des Südpalastes sind schon ausführlich

besprochen worden. Reste von komplexen Motiven, die einst zu

dem erodierten Palast auf der Südterrase gehört haben müsssen,

fanden sich vor allem an der Nord- und Südseite der Terrasse,

weniger an der Westseite. Der in diesem Bereich angeschnittene

Raum, der von der Terrasse überlagert wird, hatte ebenfalls einen

schwarzen Sockelanstrich mit aufgehender roter Färbung der

Wände im Inneren.206

Im Nordpalast fanden sich nicht näher spezifizierte farbige

Wandputzreste in Raum 2207

und an der Westseite der Anlage.208

Rote und blauweiße Fragmente wurden in Raum 1 und in Raum

6209

und zwar jeweils auf dem ältesten Fußbodenniveau210

angetroffen. Wie der Befund im Türdurchgang von Raum 6 nach

Raum 8 lehrt, waren die Wände im Sockelbereich auf einer Höhe

von 15 schwarz und darüber rot bemalt. Von erhöhten Bereichen

stammen offenbar die anderen farblichen Reste (T 394).211

Auch

Raum 9 hatte ehemals roten Verputz.212

Die Malereien sind

jedoch zumindests einmal ausgebessert worden.213

Das Privathaus im Nordosten, Kuppe J

196

Bachmann 1: 76-78; 23.-25.3.1914. 197

Bachmann 10a: 8. 198

Bachmann 10a: 6. 199

Bachmann 10a: 5. 200

Bachmann 10: 7. 201

Bachmann 1: 27; 15.12.1913 und Bachmann 1: 28; 16. und 17.12.1913. 202

Bachmann 10a: 9. 203

Bachmann 10a: 12. 204

Bachmann 10a: 10. 205

Bachmann 10a: 7. 9-10. 206

Bachmann 1: 59; 18.2.1914 und 60-61; 23.2.1914. 207

Bachmann 1: 69; 10.2.1914. 208

Bachmann 1: 72; 17.-19.3.1914. 209

Bachmann 1: 57-58; 10.2.1914. 210

Bachmann 1: 74; 20.3.1914; Bachmann 1: 78; 26.-27.3.1914 und Bachmann 1: 83. 211

Bachmann 1: 81. 212

Bachmann 1: 86. 213

Bachmann 1: 51-52; 28. I. 1914: "Im Putzstreifen finden sich neue Stücke der Wanddekoration. Hieran wird deutlich, daß 2 Putzlagen, resp. Ausbesserun-gen übereinander liegen (siehe die Skizzen)".

Über dieses Gebäude gibt es nur sehr spärliche Informationen.

Am 13. Januar 1914 finden sich hierzu die ersten Notizen in

Bachmanns Tagebuch. Das Gebäude [Abb.28]214

hat drei Höfe,

die ihrerseits von Raumreihen umgeben werden. Zwei Höfe sind

durch den Hauptraum voneinander getrennt, dessen Maße laut

Bachmann 16.20 : 5.70 m betragen.215

Die Mauern haben

Lehmziegel vom Format 372 x 13 cm in der Nord- und Westwand

des Hauptraumes und 372 x 12 cm in der Südwand. Die

Nordmauer des Südwesthofes hat Ziegel von 362 x 10 cm. Das

Gebäude "kassiert" ältere Mauerteile,216

die einen Durchbruch

aufweisen, der in einer jüngeren Phase verengt wurde. Bachmann

glaubte in diesen "kassierten" Mauerteilen Reste des Innenwalles

zu erkennen. Das Ziegelmaß desselben beträgt 362 x 13 cm. Es

fanden sich diverse Funde (T 357-359), die offenbar zu einem

Grab gehören217

. Das Gebäude ist jedoch nur fragmentarisch

214

Diese Skizze Bachmanns stimmt in wesentlichen Punkten nicht mit Eickhoffs Aufnahmeplan überein: Im Norden hat Bachmann drei Räume verzeichnet, obwohl es hier nur zwei gibt. Wahrscheinlich geschah dies, weil er mit der Zeichnung des Hauptraumes zwischen den beiden Höfen anfing und diesen proportionsmäßig so überlängte, daß er bei der angesprochenen Raumreihe nicht umhin kam noch einen Raum einzuzeichnen. Ebenso sind die Mauerteile nordöstlich vor dem Tor(?)durchbruch zuweit von der Raumreihe des gebäudes entfernt und die weit schraffierte Mauer südlich des Durchbruchs zu dicht daran gefügt. Immerhin erlauben die unterschiedlichen Einfärbungen und Schraffuren die Annahme, daß hier mehr als eine Bauphase vorhanden gewesen sein dürfte, denn sonst hätte Bachmann dies nicht differenziert skizziert. Völlig unbekannt bisher, und leider bei Bachmann nicht näher beschrieben, ist eine Treppe oder Rampe, die offenbar von Süden auf den kassierten Mauerstumpf führte. 215

Bachmann 1: 56; 3-4.2.1914. 216

Bachmann 1: 57; 5-7.2.1914: "Am Nordostgebäude werden Hofraum und Nebenräume klarer. Es scheint aber über dem mittelassyrischen Gebäude teilweise ein jüngeres zu liegen". 217

Bachmann 1: 65; 4.3.1914: "Im Privathaus Nordost werden im mittleren Teil die Kupfersachen [T] 357/58/59, dazu Tonschalen gefunden. Neben den Geräten lagen viele Tierknochen, darüber ein Schädelrest. Das Ganze ist zum Teil in einer Wandspalte untergebracht gewesen und könnte eventuell ein Erdgrab vorstellen.

erhalten.218

In der nordwest-lichen befand sich ein Eingang, 2 m

breit mit einer Ziegelschwelle.219

Ursprünglich war Bachmann der

Ansicht, daß es sich bei diesen Gebäudeteilen um ein einziges

Privathaus handeln würde.220

Später sprach er das Ganze als einen

Komplex von mehreren, aufeinander bezogen Privathäusern an.221

Chronologisch verband er dieses Gebäude mit der jüngsten

Nutzungsphase des Nordpalastes222

oder unwesentlich jünger:

"Die Privat-häuser nordöstlich von M scheinen sicherlich erst

nach Verfall der Tukulti-Ninurta-Bauten entstanden zu sein, wenn

auch wenig später. Wie die Skizze zeigt, ist ein Tor einer großen

Mauerlinie, wohl der inneren Festungs-mauer, die bei K

[Wo genau dieses vermeint-liche Grab lag, ist unklar. Entweder in der Mitte des kassierten Mauerteiles, wo Bachmann -auf Abb. 28- einen kleinen Kreis eingezeichnet hat, oder in der Mauerfuge zwischen dem bastionsartigen Vorsprunges östlich neben dem Durchlaß des "kassierten" Mauerteils und dem angesetzten Mauerwerk des jüngeren Bauwerkes, wo auf der Originalzeichnung die Fundnummer angegeben ist. Da der kleine Kreis auf der Skizze jedoch an einer Fuge liegt, dürfte die erste Lösung die richtigere sein.] In demselben Gebäudeteil wurde auf Fußbodenniveau auch ein emailliertes Fliesenbruchstück gefunden, daß Granatapfel und Palmetten?bruchstücke um den Mittelknopf angeordnet zeigt. Ferner lag in der Nähe im Schutt ein Bruchstück einer großen Frittetafel mit Palmettenrest ([T] 360)". 218

Bachmann 1: 64; 27.2.1914: "Das Privathaus bei M scheint im Süden ganz zerstört zu sein, setzt sich aber nach Westen zu fort". 219

Bachmann 1: 52; 29.1.1914. 220

Bachmann 6: 2: "Ein unweit von Kuppe M gelegenes großes Gebäude scheint nach seinen Raumabmessungen und Wand-stärken zu schließen ein Privathaus zu sein". 221

Bachmann 1: 60; 19.2.1914: "Am Privathauskomplex nord-östlich Kuppe M wird ein zweiter Hof mit umgehenden Räumen klar. Es scheint sich um eine Wohnhausgruppe zu handeln"; Bachmann 7: 2: "Die Baulichkeiten im Nordosten von Kuppe M stellen eine Gruppe von Privathäusern dar, die anscheinend un-tereinander in Verbindung standen". 222

Bachmann 1: 78; 26.-27.3.1914: "An der Ostseite von Gebäude M ...In dieser Spätperiode, die vielleicht gleichzeitig mit der Anlage des Privathausquartieres nördlich M längs des Hochufers zu setzen ist, war von den farbigen Wandputz nichts mehr erhalten, die Reste desselben lagen unter der Fußbodenaufhöhung verborgen".

Abb. 28 Privathaus, Kuppe J

rechtwinklig umbog von den Ruinen der Privathäuser umgeben;

und zwar legen sich die Privathäusmauern teils dagegen, teils

haben sie alte dicke Mauern durchschnitten. Das Privathausviertel

zieht sich als breiter Streifen von Kuppe M am Ufer des Flusses

gegen Norden".223

Kleinfunde aus dem Wohnhaus bei Kuppe M:

Gebäude allgemein: T 251. 258 und T 370

Aus oberen Schutt: T 374

Aus Raumschutt: T 250-251

Aus mittlerem Teil im Schutt: T 360

Von altem Fußbodenniveau: T 352

Aus einem Grab (?): T 357-359

Aus einer Brenngrube: T 321224

und T 328

223

Bachmann 1: 73-74; 17-19.3.1914. 224

Bachmann 1: 61; 23.II. 1914: "Im Privathausviertel ist an der Ostaußenwand im Brandschutt einer Kurra ein Bruchstück einer Terrakotta-Knauffliese gefunden worden (T 321). Die Fliese muß auf einem Holz- oder Metallpflock in der Wand gesteckt haben und wurde durch einen Sperrstift auf dem Pflock festgehalten [dazu Skizze]".

Die Kleinfunde aus den Grabungen von W. Bachmann

Im folgenden wird die überarbeitete Kleinfundliste vorgelegt. Hierbei handelt es sich nicht nur um die Originalliste des Tagebuches,225

sondern sie beinhaltet auch Angaben, die in Eickhoffs Liste, nach seiner Autopsie der Funde im British Museum, aufgeführt sind. Da in

Bachmanns Originalliste und in seinem Tagebuch skizzenmäßig Kleinfunde zum Teil mit ihrer exakten Fundstelle erfaßt sind, werden die

eher sporadischen Einträge im Original Fundjournal gegebenenfalls erweitert. Alle Zusätze die nicht in Bachmanns Original vermerkt

sind, sind in [ ] - Klammern gesetzt. Solche Angaben vor dem Fund(eintrags)datum markieren die Stelle in Bachmanns Tagebuch,

beziehungsweise einer der anderen Quellen.

Folgende Kürzel wurden verwendet:

B = Breite

BM = British Museum

D = Durchmesser

Erh. = erhaltene

Fdstck. = Fundstück

Fdstelle. = Fundstelle

H = Höhe

L = Länge

v = vollständig

* = Angaben, die aus Bachmanns

Fundskizzen sich ergeben.

T 1

Kiesel mit Bronzedraht montiert. [H 4.2 cm; D 3.9 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 11]. Südl. Suchgraben an der Westseite von [Kuppe] B;

0.5 m tief. [Bachmann 1: 2] 16.10.1913.

T 2

Bruchstück einer gebrannten Tontafel. [Freydank 1989: 63 Anm. a]. Südl. Suchgraben an der Westseite von [Kuppe] B; 1.1 m tief.

[Bachmann 1: 2] 16.10.1913.

T 3

Vollständiger dreizeiliger gestempelter Ziegel Tukulti-Ninurta (Palast).[33.5 x 33.5 x 6.0 cm; * Inschriftfeld 27/7 cm]. Stadtgebiet, woher

(?) unbekannt. 16.10.1913; Inschriftkopie Abb.##.

T 4

Zengidische Gefäßscherbe. Am östlichen Lagerwall. 17.10.1913

T 5

Fragment eines gestempelten Ziegels. Nördlicher Suchgraben an Kuppe B; 1.0 m [tief].17.10.1913; Inschriftkopie Abb. ##.

T 6

Kupferdraht gekrümmt mit Goldblechbelag. [* L 2 cm, D 2 mm.]. Östlicher Suchgraben am Gebäude vor [Kuppe] B, 1.1 m tief, auf/s

Libnresten. [Bachmann 1: 5] 18.10.1913; Abb. ##.

T 7

Emaillierte Gefäßscherbe. Südlicher Suchgraben an der Westseite der Kuppe B; 1.7 m tief. 20.10.1913.

T 8

Frittebruchstück. Suchgraben an der Südseite von Kuppe B auf/s dem Libn. 20.10.1913.

T 9

Bruchstück eines Kupferstäbchens. [L 3.5 cm; D 0.7 cm;

Eickhoff 1985: Taf. 14, 21]. Suchgraben an der Nordseite der Kuppe B; 1.5 m tief. 20.10.1913.

T 10

Bemalte arabische (?) Scherbe. Stadtgebiet bei Kuppe D. 21.10.1913.

T 11

225

Bachmann 1: 335-364.

Bruchstücke von bemalten Gefäßen; Frittebruckstück; Fragment eines Tiergefäßes. Nordseite der Kurtine, östlich von [Kuppe] D; ca. 1.5

m Tiefe. 21.10.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 12

Kleiner Frittekegel. [H 3.0 cm; D 1.6 cm]. An der Kurtinen Südkante; 1.1 m tief [Kuppe D]. 22.10.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 13

Probe von rotem Wandputz. Ost-Suchgraben bei Punkt B. 22.10.1913.

T 14

Fragmente eines gebrannten Ziegels mit Delta-Eindrücken (Stempel ?). An Kuppe D; 90 cm tief. 22.10.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 15

Bemalte Scherbe. An Kuppe D; 90 cm tief. 22.10.1913; Abb.##.

T 16

Bleibruchstück. [BM 115 699-78]. Westlicher Suchgraben an [Kuppe] D auf Libn. 22.10.1913.

T 17

Bruchstück einer Fritteschale. Innenseite der Kurtine östlich [Kuppe] D; 1 m tief im Schutt. 23.10.1913; Abb.##; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 18

Zwei ineinander steckende, rote zerbrochene Tonflaschen [* Beide zusammen H 42 cm; D unteres Gefäß ca. 12 cm]. Wie T 17, aber in

der Grabung; [Kuppe] D. 23.10.1913; [die Skizze des Fundes im Fundjournal ist undeutlich] Fundstelle cf. Abb. 4.

T 19

Bleirest. Im Raum ? des [?] im östlichen Suchgrabens an [Kuppe] B. 23.10.1913.

T 20

Frittebruchstück. An der Außenseite der Kurtine im Osten [Kuppe D] 23.10.1913.

T 21

Bruchstücke rotem Wandputzes. Aus dem Nordost-Suchgraben an Kuppe B. 24.10.1913.

T 22

Frittebruchstück in Phallusform. [Erh. L 5.5 cm; Andrae 1935: 92 k, Taf. 36b]. Wie T 21. 24.10.1913.

T 23

Bleifragment. Auf [Kuppe] D im oberen Schutt. 24.10.1913.

T 24

Bruchstück eines gestempelten Ziegels. Auf Kuppe D im oberen Schutt. 24.10.1913.

T 25

Kleine Frittetierperle. Östlich Kuppe B auf Libnschutt im großen Suchgraben. 25.10.1913.

T 26

Frittebruchstück. An der Kurtine bei Kuppe D; 1 m tief. 25.10.1913.

T 27

Bruchstücke eines gestempelten Ziegels; (a-d). Auf Kuppe D im oberen Schutt. 27.10.1913.

T 28

Ziegel mit Fingermarken. [* 33/6 cm]. Kuppe D aus Grab (arabisch ?). 27.10.1913; Abb. ##.

T 29

Bleifragment. Im Ost-Suchgraben an Kuppe D; 1.2 m tief. 28.10.1913.

T 30

Verschiedene zerbrochene eiserne Nägel. Auf moham-medanischem Grab auf Kuppe D. 28.10.1913.

T 31

Alabastronbruchstück. [* H 5 cm]. Auf Kuppe D auf/s oberen Libn. 29.10.1913; Abb. ##.

T 32

Kleines Bronzehäkchen. Nördlich vom Turm, nordöstlich Kuppe B; 1 m tief. 30.10.1913; Abb. ##.

T 33

Großer Bronzearm(?)ring. [D 10.5 cm; Dicke max. 1.5 cm; BM 1922; 8.12.126; Eickhoff 1985:Taf. 2, 5/3, 5]. Wie T 32. 31.10.1913.

T 34

Bleifragment. Auf Kuppe D, auf/s Libn; 1.5 m tief. 31.10.1913.

T 35

Bruchstück eines Kupferbleches. [2.3 x 2.1 cm]. [Kuppe] D, auf/s Lehmziegel; 1.5 m tief. 31.10.1913.

T 36

Verschiedene Scherben. Stadtgebiet. b) Randfragment eines Gefäßes [Halspartie mit diagonal kreuzendem Ritzmuster; 10.2 x 6.3 cm;

Eickhoff 1985: Taf. 5, 4]. c) Randfragment eines Gefäßes [Halspartie mit umlaufenden Ritzlinien; Lippe schräg geritzt; 6.2 x 6.2 cm;

ibid.: Taf. 5, 5]. d) Körperscherbe mit diagonal kreuzendem Ritzmuster. Stadtgebiet. 31.10.1913.

T 37

Terrakottagegenstand (Phallus). [Fritte; L 4.4 cm; D max. 3.6 cm; Eickhoff 1985: Taf. 6, 11; Andrae 1935: 92 l, Taf. 36c.]. Stadtgebiet.

31.10.1913.

T 38

Fritteperlen. Auf Kuppe D, auf/s Libn. 31.10.1913.

T 39

Terrakotta-Handkonsole.[B 10.0 cm; H 10.6 cm; * B 10 cm; L 11 cm; H 5.5 cm]. Zwischen den "Türmen" im oberen Schutt [Kuppe] D.

[Bachmann 1: 13] 31.10.1913; Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 40

Bruchstücke eines gestempelten Ziegels; (a, b). [* 33/6 cm]. Wie T 39; 2 m unter Oberfläche. 3.11.1913; Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 41

Zwei Bleireste. Im Tor ?, auf/s Libn, 0.3 m unter Oberfläche [Kuppe D]. 3.11.1913.

T 42

Fragmente einer Bronzespitze (Nadel). [Eickhoff 1985: Taf. 14, 23]. An der südwestlichen Laibung bei [Kuppe] D; 1 m unter Oberfläche.

3.11.1913.

T 43

Bruchstück eines gestempelten Ziegels. An der Südost-Laibung bei [Kuppe] D; 2 m unter Oberfläche. 4.11.1913; Abb. ##.

T 44

Bruchstück einer bemalten assyrischen Scherbe. [Außen bemalte Flasche. Gelber Scherben, schwarz-brauner Grund, helles Muster. Es ist

das untere Ende der Flasche, vermutlich ist der Knopf abgebrochen. Ein Kranz von sechs gefiederten kleinen Blättern umgibt die

Fußspitze; erh. D max. 3.7 cm; Andrae 1923: 10f., Taf. 5p]. Auf/s dem östlichen Laibungsstützen; [Kuppe] D; 50 cm unter Oberfläche.

5.11.1913.

T 45

Verschiedene mittelassyrische prof. Scherben. k) Randfragment eines Gefäßes. [Kantige Wulstlippe; Erh. L 7.3 cm; Eickhoff 1985: Taf.

5, 6]. Einschnitt am äußeren Wall östlich von Kuppe D. 5.11.1913.

T 46

a) Zerbrochenes Hypokraterion (Standring). [Erh. Umfang ca. 15 cm; D ?; Eickhoff 1985: Taf. 5, 16]. An Turm IV; Einschnitt am

äußeren Wall, östlich von [Kuppe] D. 6.11.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 4.

T 47

Bruchstück eines gestempelten Ziegels. An der Südwest-Laibung bei [Kuppe] D; 1.5 m tief. 6.11.1913.

T 48

Schwarz bemalte Scherbe. Auf/s dem Libn der West-Laibung bei [Kuppe] D. 6.11.1913; Abb. ##.

T 49

Schwarz bemalte Scherbe. Stadtgebiet. 6.11.1913; Abb. ##.

T 50

Großer, roh bearbeiteter Altar (= Symbolsockel) aus Kalkstein. Am Tigrisufer, nordwestlich von Kuppe M. [Bachmann 1: 4. 5;

17.10.1913] 11.11.1913; Fundstelle cf. Karte 3.

T 51

Drei beschädigte und drei unbeschädigte, ungebrannte Tontafeln. [Freydank 1989: 63 Anm. b nennt VAT 14 429, VAT 14 430, VAT 14

431, VAT 18 147, VAT 18 148 und VAT 18 151; Fotonr. S 6955]. An der Südwest-Laibungsecke des Tordurchganges an Kuppe D; ca. 3

m tief im Libn. [Bachmann 1: 14-15; "An der Südwest-Laibungsecke des Tores bei D finden sich in einem Loche des

Tordurchgangbelages (?) ungebrannte Tontafeln in verstreuter Lage]. 11.11.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 52

Fragmente eines gestempelten Ziegels. An der Südost-Laibungsecke des Tordurchganges bei [Kuppe] D. 11.11.1913; Abb. ##.

T 53

Bruchstück schwarz bemalte Scherbe. [3.0 x 3.5 cm]. Auf/s dem Libnmauerwerk bei [Kuppe] D-oben. 11.11.1913; Abb. ##.

T 54

Zwei kleine Frittekegel (v). An Turm IV im Einschnitt außen [Wall östlich Kuppe D]. 11.11.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf.

Abb. 4.

T 55

Mittelassyrische Scherben. Auf/s dem Libn der Torlaibung [Kuppe D]. 13.11.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 56

Bronzebeschlag. [Panzerschuppe mit Mittelrippe; 5 Befestigungslöcher; 3.5 x 2.7 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 1]. An der Nordseite des

Tores [Kuppe D]; auf dem Libn des Nordwest-Torturmes. 18.11.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 4.

T 57

Bleiplakette. [D 3.6 cm]. Im Schutt des Tordurchganges [Kuppe D]. 19.11.1913; Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 58

Bruchstück eines dreizeilig gestempelten Palastzylinders [?- Ziegels] des Tukulti-Ninurta I. (v). Aus der Osthälfte des Torbaues auf/s

Libn [Kuppe D]. 21.11.1913.

T 59

Bruchstück eines roten Tonbechers. Wie T 58. 21.11.1913.

T 60

Bronzespachtel. [Eickhoff 1985: Taf. 14, 13]. Im Tordurchgang an der Westwand [Kuppe D]. 24.11.1913.

T 61

Knopffußflasche, zerbrochen. Am Ostende des Lang-Torraumes in der Ost-Hälfte [Kuppe D]. [Gemäß Abbildung der Fundstelle wurde

das Objekt im Treppenraum in der Nordost-Ecke gefunden]. 25.11.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 62

Fuß einer [Knopf]flasche. [H 5.0 cm; D 6.5 cm; Eickhoff 1985: Taf. 5, 13]. Wie T 61. 25.11.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 63

Bronzehaken. [3.3 x 0.9 cm]. Wie T 61. 25.11.1913; Abb. ##; Fundstelle Abb. 4.

T 64

Kleine Tonschale. Wie T 61. [Gemäß Abbildung der Fundstelle wurde das Objekt im Treppenraum in der Südwest-Ecke gefunden].

26.11.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 65

Zerbrochene Fritteschälchen. In der Höhe des alten Fußboden, im Tordurchgang [Kuppe D]. 27.11.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 66

Fuß einer groben Tonflasche. Wie T 65. 27.11.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 67

Bemalte assyrische Scherbe. [Bauchige Flasche. Gelber Scherben, schwarzbraune Bemalung. Stehende Palmetten auf breiten hellen

Linien. Die Palmettrippen sind punktiert. Unten stehend geordnete, gestielte Bögen (stehender Blattkranz). 5.0 x 3.7 x 0.6 cm; Andrae

1923: 10f., Taf. 5s]. Nördlich an der Außenwand des Treppenraumes von Tor D auf dem Kies des Baugrundes aufliegend. 27.11.1913;

Fundstelle cf. Abb. 4.

T 68

Mittelassyrische Gefäßscherben, Hypokrater etc. d) Randscherbe. [Mit knapp angedeuteter Stufe unter der Lippe; 17.0 x 8.0 cm; Eickhoff

1985: Taf. 5, 7]. e) Randscherbe. [Mit flach auswärts kragender Stufe unter der Lippe; ibid.: Taf. 5, 8]. g) Randscherbe. [Mit runder

Wulstlippe; 9.0 x 10.0 cm; ibid.: Taf. 5, 9]. h) Randscherbe. [Mit runder Wulstlippe; 9.0 x 10.0 cm; ibid.: Taf. 5, 10]. n) Boden eines

Zitzenbechers. [Erh. H 12.5 cm; D 9.0 cm; ibid.: Taf. 5, 17]. o) Gefäßboden mit Ringfuß. [Boden D 8.0 cm; ibid.: Taf. 5, 12]. p) Fuß

eines Knopfbechers. [ibid.: Taf. 5, 14]. q) Boden mit Ringfuß. [Im Zentrum durchbohrt; Boden D 13.0 cm; ibid.: Taf. 5, 11]. Auf

Fußboden des Treppenraums bei [Kuppe] D, an der Tür. 27.11.1913; ungefähre Fundstelle cf. Abb. 4.

T 69

Fragmente emaillierter Schalen. Im Tordurchgang bei [Kuppe] D. 27.11.1913; Abb. ##.

T 70

Silberner (?) Fingerring. Aus mohammedanischem Grab auf Kuppe D. 27.11.1913.

T 71

Fingerring aus Bronze. [BM 115 700-136; Eickhoff 1985: Taf. 15, 6]. Aus mohammedanischem Grab auf Kuppe D. 27.11.1913.

T 72

a) Fritteperle. b) Fritteperle. [Linsenförmig, über den Grat geritzt; H 1.2 cm; D 2.0 cm; D Bohrung 0.4 cm; BM 1922; 8.12.183; Eickhoff

1985: Taf. 15, 9]. Fußboden im Tordurchgang [bei Kuppe D]. 27.11.1913.

T 73

Pfeilspitze [aus Flint]. [BM 116 400 (fehlt dort)]. An der Außenlaibung des Tordurchganges bei [Kuppe] D. 28.11.1913.

T 74

Steinperle. Walzenförmig, braunrot mit kugeligen, weißen Einschlüssen und hellblauen Adern, mattglänzend poliert; H 3.1 cm; D 1.7 cm;

D Bohrung 0.25 cm; BM 1922;8.12.194; Eickhoff 1985: Taf. 15, 2]. An der Tür des Treppenraums bei [Kuppe] D. 28.11.1913; ungefähre

Fundstelle cf. Abb. 4.

T 75

Kleine Fritteperle. [Walzenförmig; L 2.8 cm; D 1.0 cm]. Östlich von Kuppe B; im Schutt. 28.11.1913.

T 76

Ornamentierte Bruchstücke einer Steinschale. [* Grau-grüner Schiefer; L 14 cm; Dicke 1 cm]. Im Treppenraum, an der Tür, auf dem

Fußboden [Kuppe D]. 28.11.1913; Abb. ##; ungefähre Fundstelle cf. Abb. 4.

T 77

Fragment eines Hypokraters. Wie T 76. 28.11.1913; ungefähre Fundstelle cf. Abb. 4.

T 78

Fehlt in Bachmanns Liste.

T 79

Gestempelter Ziegel. [* 32/15/6.5 cm]. An der Laibung 3.5 unter Mauerlibn-Oberkante [Kuppe D]. [Bachmann 1: 20; 29.11.1913]

28.11.1913; Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 80

Gestempelte Scherbe. [Aus Wandung einer Flasche; gelblich-grünlicher, mittelfeiner, unglasierter Ton, 7.5 x 7.3 cm; D ca. 18 cm; Dicke

1 cm; VA Ass 4475; Jakob-Rost 1991: 61 Nr. 27; Lesung: Usur-namkur-sharri]. Wie T 79. [Bachmann 1: 20] 29.11.1913; Abb. ##;

Fundstelle cf. Abb. 4.

T 81

a und b) Zwei Fragmente einer großen Fritteperle. [Walzenförmig, hell- und dunkelgelb eingefärbt; Erh. H 2.5 cm; D 2.0 cm; D Bohrung

0.5 cm; BM 1922; 8.12.191; Eickhoff 1985: Taf. 15, 1]. Nordost-Eckturm innen an der Außenkante [Kuppe D]. 29.11.1913.

T 82

Fritterosette. [12blättrig, aufgesetzte Korolle abgeplatzt, Farbgebung der Blätter unklar, in den Ritzlinien leichte Spuren von hellem Grün;

BM 1922;8.12.178; Eickhoff 1985: Taf. 7, 10]. Im Schutt östlich von Kuppe B auf Ziegelpflasterrest. 2.12.1913 .

T 83

Zwei Bronzebruchstücke. Wie T 82. 3.12.1913.

T 84

Tontafelrohmaterial. [Als Scheibe geformt; D 7.0 cm].

An der südlichen Laibung an Tor [Kuppe] D; wie T 51.

3.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 4.

T 85

Bruchstück eines beschrifteten Terrakottagefäßes. [* H 11 cm; B 11; Dicke 2.4 cm]. Im oberen Schutt westlich von langen Suchgraben

[Kuppe B]. [Bachmann 1: 4] 5.12.1913; Abb. ##; [Skizze zur Fundstelle ist zu ungenau].

T 86

Bronzebruchstück. Wie T 85. 5.12.1913.

T 87

Großes Stück Blei. [Wahrscheinlich BM 155 699-76] Etwas südlich von T 85. 5.12.1913 [Skizze der Fundstelle ist zu ungenau].

T 88

Bruchstück einer Steinschale. Tunnelende, Treppenraum bei [Kuppe] D. 5.12.1913.

T 89

Fragment einer großen Fritterosette. [3.5 x 6 cm; Vasenborte); ehemalige Farbgebung nicht mehr erkennbar; H max. 1.5 cm; Wulst D 6.7

cm; * B 6 cm; H 3.5 cm;

BM 1922;8.12.201]. An Kuppe B; ca. 4 m südöstlich von Kuppe B, auf Libn, im Schutt. 5.12.1913; Abb. ##.

T 90

Bruchstück einer Frittetafel. Wie T 89. 5.12.1913.

T 91

Schwarz bemalte Scherbe. [Im Bruch buff bis grün und blättrig; BM 1922;8.12.207]. Wie T 89. 5.12.1913; Abb. ##.

T 92

Gut erhaltene Bleiplakette. [Mit Aufhänger; D 3.0 cm; Andrae 1935: 106, 1a]. Nordost-Außenmauer Unterkante bei Kuppe B.

[Bachmann 1: 21] 5.12.1913.

T 93

Gestempelter Ziegel mit Marke. Tunnelende. Treppenraum bei [Kuppe] "B". [Gemäß Bachmann 1: 21 wurde ein Tunnel in Kuppe D

angelegt, es muß also Treppenraum bei Kuppe D heißen]. 5.12.1913; Abb. ##.

T 94

Zweiseitig beschriftete Alabasterbauurkunde, dazu Perlen und Muscheln. [BM 115 692; Schroeder 1922: Nr. 61; Weidner 1959: Text

17]. Bei [Kuppe] B-Ost. [Bachmann 1: 4. 22] 6.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 95

Bruchstück eines beschrifteten Gefäßrandes. [Randscherbe, gelblich-rötlicher, mittelgrober Ton, mit hellem Slip, unglasiert; 2 x 6.5 x 2.8

cm; Dicke 1.7 cm; VA Ass 4451; Jakob-Rost 1991: 57, Nr. 5; Lesung:...]. Am Mittelwall im Schutt; 1 m unter Oberfläche [Gemäß

Fundstellenskizze 4 m nordöstlich im Suchgraben vor turmartigen Vorsprung gefunden]. [Bachmann 1: 23; 8.12.1913] 6.12.1913;

Inschriftkopie cf. Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 5a.

T 96

Gestempeltes Ziegelbruchstück. Vor der Hof?-Westfront des Baues [Kuppe] B im Schutt, ca. 0.5 m unter heutiger Oberfläche.

[Bachmann 1: 23; 8.12.1913] 6.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 97

Frittebruchstück. In der Nische der Kuppe B. 7.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 98

Reste von Wandputz; weiß und rot. In der Nische oben vor der Nordwand [Kuppe B]. [Bachmann 1: 23; 8.12.1913] 7.12.1913;

Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 99

Viele mittelassyrische Scherben. Auf der Sohle des Grabens am Mittelwall. [Bachmann 1: 22-23; 8.12.1913] 7.12.1913; Fundstelle cf.

Abb. 5a.

T 100

Kupferhaken. [Kupferring mit Ankerhaken; Funktion: Wahrscheinlich Tür- oder eingemauerter Wandbeschlag zur Türverriegelung; 26.5

x 1.8 cm x 1.9 cm; D Ring 8.0 cm; BM 1922;8.12.141; BM 115 700-141; Eickhoff 1985: Taf. 2, 3/3, 3]. Auf der Asphaltabgleichung vor

der West-Hoffront [Kuppe B]. [Bachmann 1: 24] 10.12.1913; ungefähre Fundstelle cf. Abb. 14a..

T 101

Bleifigur einer hockenden Frau. [Beschädigt, Kopf und Oberkörper stark korrodiert; Detail (außer linker Hand) nicht mehr erkennbar;

Rückseite flach, Bleiguß; 5.1 x 3.5 cm; D max. 0.5 cm; Eickhoff 1985: Taf. 12, 2/13, 2]. 2 m unter der Oberkante der Hofwand im Schutt

[des Assur-Tempels] bei [Kuppe] B. 10.12.1913; grobe Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 102

Deckel eines kleinen Alabastrons. [* D 4 cm]. Wie T 101. 10.12.1913; Abb. ##; grobe Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a..

T 103

Drei Fritteperlen. a) Bikonische Fritteperle [Mit Ritzungen über den Mittelgrat; H 1.0 cm; D 1.8cm; BM 1922;8.12.185; Eickhoff 1985:

Taf. 15, 10]. b) Frittescheibchen. [H 0.8 cm; D 1.2 cm; BM 1922;8.12.196; ibid.: Taf. 8, 6]. c) Frittescheibchen. [H 0.7 cm; D 1.1 cm;

ibid.: Taf. 8, 7]. In der Cellanische, im Verfallsschutt; bei [Kuppe] B. 10.12.1913; Fundstelle Abb. 14a.

T 104

Bruchstück einer emaillierten Schale. Cellanische im Verfallsschutt des Assur-Tempels [Kuppe B]. 10.12.1913; Fundstelle Abb. 14a.

T 105

Bruchstück einer Fritteschale. An der Cella-Westwand im oberen Schutt [Kuppe B]. 10.12.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb.

14a.

T 106

Fritte-Bruchstücke. Wie T 105. 10.12.1913.

T 107

Bronzehaken, Bronzenagel. Im Schutt der Cella, oben [Kuppe B]. 10.12.1913.

T 108

Bronzepfeilspitze. [Flache Klinge, Spitze abgebrochen; 8.5 x 1.5 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 14] Cella [Kuppe B]. 11.12.1913;

Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 109

Bruchstück eines gestempelten vierzeiligen Ziegels. (v) Cella[nische, Kuppe B]. 11.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 110

Frittereste. Cella[nische, Kuppe B]. 11.12.1913; Fund-stelle cf. Abb. 14a.

T 111

Metall (Kupferbruchstück). Cella [gemäß Skizzen der Fundstelle zusammen mit T 112 in Raum 2 oder mit T 109-110 in der Cellanische

gefunden. Gemäß der textlichen Angaben zu T 119 ist Raum 2 wahrscheinlicher; Kuppe B]. 11.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 112

Frittekegel. a) Tetraeder aus Fritte. [Olivgrün; Seitenlänge 1.5 cm; BM 1922;8.12.1913]. b) Frittekegel. [D 1.2 cm; H ?]. Nördlich der

Cellatür im Assurtempel [Kuppe B; gemäß Fundstellenabbildung Raum 2]. 12.12.1913; Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 113

Amulett-Täfelchen aus Schiefer mit groben Ritzfigürchen. [Figur in wechselseitiger Darstellung. Lamashtu-Amulett; 4.0 x 3.0 cm;

Eickhoff 1985: Taf. 6, 9]. Wie T 112; 12.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 114

Bruchstück einer Frittetafel. Im Cellaschutt [Kuppe B]. 12.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 115

Bruchstücke emaillierter Scherben. b) Fragment eines Fritteschälchens mit Tülle; Gußtiegel? [Erh. L 4.0 cm; B 3.9 cm; H 1.7 cm; BM

1922;8.12.206; 12.12.191; Eickhoff 1985: Taf. 8, 9/10, 11; 3] Aus der Nische [Kuppe B]. 12.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 116

Bleiplakette. a) Bleiplakette. [Deformiert; Dekor bis zur Unkenntlichkeit korrodiert; Bleiguß; D 2.7 cm; BM 1922;8.12.120; BM 115

699-120]. In der Nordwest-Hofecke [Kuppe B]. 12.12.1913; grobe Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 117

Goldkappe. Tempelhof, Südwestecke [Kuppe B]. 12.12.1913; grobe Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 118

Wenig Goldblech. Wie T 117. 12.12.1913; grobe Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 119

Bruchstück eines Glasgefäßes. [(Dreiteilig); Boden ?; D 3.8 cm; * D 3.5 cm]. In kleinem Raum, wie T 111-112 [Raum 2; Kuppe B].

15.12.1913; Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 120

Bruchstücke eines Steingefäßes. Süd-Hofwand; im oberen Schutt nahe Südwestecke [Kuppe B]. 15.12.1913; grobe Lage der Fundstelle

cf. Abb. 14a.

T 121

Zwei Kupferhaken. a) Kupferhaken [Einmal um die Längsachse gedreht; L 11.0 cm; B ca. 1.5 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 5]. b)

Kupferhaken. [Einmal um die Längsachse gedreht; L 11.0 cm; B ca. 1.0 cm; ibid.: Taf. 14, 6]. 0.5 m unter Oberfläche im Schutt; an der

Süd-Hofwand; bei [Kuppe] B. 16.12.1913; grobe Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 122

Kleines liegendes Tier aus Fritte. [Formen stark verschliffen; Tierart unklar; 4.2 x 2.0 x 2.4 cm; BM 1922;8.12.186; Eickhoff 1985: Taf.

12, 4/13, 4]. An der Südostecke der Ziqqurrat-Cellawand [Kuppe B]. 16.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 123

Bruchstück eines Alabastrons. [* L 7.5 cm]. Wie T 122. 16.12.1913; Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 124

Bruchstück eines Bronzebeschlages. [5.5 x 2.0 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 12]. Im oberen Schutt der südlichen Cella [Kuppe B].

16.12.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 125

2 Bleibruchstücke. b) Bleirest [BM 115 699-96]. An der Süd-Hofwand, im oberen Schutt bei[Kuppe] B. 16.12.1913; zur groben Lage der

Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 126

Kleine Bronzespitze. [L 4.0 cm; D max. 0.8 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 24]. An der Süd-Hofwand, im oberen Schutt bei [Kuppe] B.

16.12.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 127

Zwei Fritteperlen, eine Steinperle. Stadtgebiet. 16.12.1913.

T 128

Diverse Bleireste. a) Bleirest Stadtgebiet. 16.12.1913.

T 129

Bruchstück eines Alabastrondeckels. Südlich der Südseite der Cella; [gemäß Fundskizze westlich vor der West-Außenmauer von Raum

4] bei [Kuppe] B. 17.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 130

Glasrest. (v) Wie T 129. [Gemäß Fundstellenskizze Raum 4; Kuppe B]. 17.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 131

Hohle Kupferspitze. [Aus Blech gerollt, zerbrochen; Eickhoff 1985: Taf. 14, 16]. Im oberen Schutt, an der Nord-Peribolosmauer; bei

[Kuppe] B. 17.12.1913.

T 132

Bemalter Becherrand. [Gelber Scherben, dunkelbraun grundiert, Deckweißzeichnung; schräge, gefiederte Zweige bedecken die

Hauptfläche; die Lippe ist mit einer Linie gerändert; Andrae 1923: 10f., Taf. 5k]. In der Cella auf dem Fußboden nördlich des

Postamentes; bei [Kuppe] B. 17.12.1913; ungefähre Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 133

Fritteschale, Bruchstück. Wie T 132. 17.12.1913; ungefähre Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 134

Kleine Frittekegel. (v) Wie T 132. 17.12.1913; ungefähre Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 135

Etwas Glasmasse. An der Ostwand der Cella im Norden [Kuppe B]. 17.12.1913; grobe Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 136

Sitzende Heuschrecke mit angelegten Flügeln, auf einem Stiel sitzend; in Blei gegossen, Binnenzeichnung graviert. [6.0 x 1.8 x 4.4 cm;

BM 1922;8.12.101; BM 115 699-99; Andrae 1935: 103, Taf. 44m; Eickhoff 1985: Taf. 12, 3/13, 3]. Assur-Tempel, Raum 4-Ostende; im

oberen Schutt bei [Kuppe] B. [Bachmann 1: 30] 18.12.1913; grobe Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 137

Bruchstücke von Kupfernägeln. Assur-Tempel, Raum 3-Ost; bei [Kuppe] B. 18.12.1913; grobe Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 138

Kupferbruchstücke. [L 4.5 cm; D 1.0 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 19]. Tempelgebiet bei [Kuppe] B. 18.12.1913.

T 139

Goldblechstreifen. In der Libn-Türzusetzung der Hof-Nordwand; bei [Kuppe] B. 20.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 140

Viele Fritteobjekte. a) Fritterosette. [16blättrig, jedes Blatt zweifach längs geritzt, aufgesetzte Korolle mit Kreuzschraffur; Vorderseite

gelb, Rückseite mit Befestigungsöse; D 7.0 cm; H 1.8 cm; BM 1922;8.12.161; BM 115 701; Eickhoff 1985: Taf.7, 1/9, 2]. b)

Fritterosette. [16 blättrig, aufgesetzte Korolle weiß; Vorderseite gelb, Rückseite beschädigt. D 0.7 cm; H 1.7cm; BM 1922; 8.12.170;

ibid.: Taf. 7, 2]. c) Fritterosette. [16blättrig, aufgesetzte Korolle. D ca 6.2 cm; H ?]. d) Fritterosette. [16blättrig, aufgesetzte Korolle

abgeplatzt; Vorderseite mit schwarzen Farbresten; Rückseite mit Befestigungsöse beschädigt; D 7.2 cm; H 1.2 cm; BM 1922;8.12.171;

ibid.: Taf. 7, 3]. e) Fritterosette. [16blättrig, aufgesetzte Korolle gelb; Vorderseite weiß; Rückseite mit Befestigungsöse beschädigt; D 7.0

cm; H 2.0 cm; BM 1922.8.12.169]. f) Fritterosette. [12blättrig, aufgesetzte Korolle gelb; Rückseite mit Befestigungsöse beschädigt; D 6.4

cm; H 2.0 cm; BM 1922;8.12.174; ibid.: Taf. 7, 4]. g) Fritterosette. [12blättrig, aufgesetzte Korolle weggebrochen, Klebespuren noch

sichtbar; Vorderseite weiß, Rückseite mit Befestigungsöse; D 6.5 cm; H 1.4 cm; BM 1922.8.12.173; ibid.: Taf. 7, 5]. h) Fritterosette.

[16blättrig, aufgesetzte Korolle gelb; Vorderseite grün, Rückseite mit Befestigungsöse beschädigt; D 6.8 cm; H 1.9 cm; BM

1922;8.12.162; BM 115 701-?; ibid.: Taf. 7, 6]. i) Fritterosette. [16blättrig, aufgesetzte Korolle abgeplatzt; Vorderseite gelb; Rückseite

mit Befestigungsöse beschädigt; D 6.8 cm; H 1.2 cm; BM 1922;8.12.175]. k) Fritterosette. [16blättrig; aufgesetzte Korolle schwarz (?);

Vorderseite gelb, Rückseite mit Befestigungsöse; D 7.3 cm; H 2.2 cm; BM 1922;8.12.55; BM 115 701-???; ibid.: Taf. 7, 7/9, 1]. l) (?)

Fritterosette. [12blättrig, aus 2 Halbrosetten zusammengesetzt, aufgesetzte Korolle; D 6.2 cm; H 1.4 cm; BM 1922;8.12.163(?); BM 115

701(?)-?; ibid.: Taf. 7, 8]. m und n) Zwei Fragmente einer Fritterosette. [Join; 16 blättrig; aufgesetzte Korolle abgeplatzt; Vorderseite

weiß, Trennlinien zwischen den Blättern mit hellgrünen Farbresten; Rückseite mit Befestigungsöse beschädigt; D 7.0 cm; H 1.6 cm; BM

1922;8.12.176 und 177]. o) Kleine Fritterosette. [10blättrig, Korolle (?); Vorderseite gelb; Rückseite mit Befestigungsöse; D 3.3 cm; H.

0.8 cm; BM 1922; 8.12.181; ibid.: Taf. 7, 12/9, 6]. p) Kleine Fritterosette. [10blättrig, Korolle (?); Vorderseite gelb; Rückseite mit Befes-

tigungsöse beschädigt; D 3.1 cm; H 0.7 cm; BM 1922;8.12.164; ibid.: Taf. 7, 13]. q) wie p) [D 3.2 cm; H 0.7 cm; BM 1922;8.12.180;

ibid.: Taf. 7, 14/9, 5]. r) Anhänger (?) [Aus 4 Frittesträngen gedreht, zentrale Bohrung, bzw. Loch, außen satt gelb; L 4,7 cm; D max. 2.5

cm; BM 116 40?; ibid.: Taf. 8, 4]. [Für dieses und die folgende Objekte aus dem Komplex T 140 vgl. Andrae 1935: 96, Taf. 39a-d. Dort

werden sie als "Bommeln" bezeichnet]. s) Anhänger (?) [Wie T 140r; am dünneren Ende zwei umlaufende Kerben, dort gelb, sonst weiß;

L 5.0 cm; D 2.0 cm; BM ?; ibid.: Taf. 8, 1/9, 7]. t) (?) Fritterosette. [16blättrig, aufgesetzte Korolle schwarz; Vorderseite gelb; Rückseite

mit Befestigungsöse beschädigt; D 6.8 cm; H 1.8 cm; BM 1922; 8.12.172; ibid.: Taf. 7, 9/9, 3]. ?) Anhänger (?) [In Form und Farbe wie

T 140 s; L 5.2 cm; D 2.1 cm; BM 1922; 8.12.61; ibid.: Taf. 8, 2/9, 8]. ?) Fragment eines Anhängers (?) [Aus mehreren Strängen spiralig

gedreht; zentrale Bohrung bzw. Loch; außen gelblich bis oliv; L 4.3 cm; D 2.0 cm; BM 1922;8.12.192; BM 116 404; ibid.: Taf. 8, 3]. ?)

[unleserlich aber T 140]. [Fragment eines Anhängers; wie T 140r; L 4.8 cm; D 2.1 cm]. [Anmerkung: Die Zuordnung der BM-Nummern

116 399 und 166 [116?] 408 zu einzelnen Objekten aus dem Komplex T 140 gelingt nicht mehr]. Südliches Adyton im Verfallsschutt der

Ziqqurrat [Kuppe B; nach Bachmanns Tagebuchangaben wurden die Funde südlich der Cella im Zwickel zwischen Raum 4 und der

Ziqqurrat gefunden]. [Bachmann 1: 30] 20.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 141

Hohle Kupferspitze; aus Blech gerollt. [L 6.7 cm; D 1.7 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 17]. In der Libn-Zusetzung der mittleren Tür des

Raumes 3; bei [Kuppe] B. 22.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14.

T 142

Terrakotta-Wagenrad. [D 3.2 cm; B 1.5 cm; D Achsloch 0.35 cm; BM 1922;8.12.182; Eickhoff 1985: Taf. 15, 11/12, 5]. Im oberen

Schutt, Südostecke Assur-Tempel; bei [Kuppe] B. 23.12.1913.

T 143

Fragment eines Magnesitgriffes. [Achteckig mit zentraler Bohrung; Erh. L 3.8 cm; B 2.8 cm; D Bohrung 0.8 cm; BM 1922;8.12.204;

Eickhoff 1985: Taf. 15, 3]. Nordostecke Ziqqurrat, ganz unten; [Kuppe] B. 23.12.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 144

Bruchstück einer bemalten Scherbe. [Schale; grünlicher Scherben; braune Bemalung, gefiederter Zweig; Andrae 1923: 10f., Taf. 5t].

Südostecke Ziqqurrat, ganz unten [Kuppe B]. 23.12.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 145

Bemalte Scherbe. [* Dicke oben 4 cm; unten 6 cm]. Stadtgebiet. 23.12.1913; Abb. ##.

T 146

Fragment eines fünfzeilig gestempelten Ziegels. (Palast des Tukulti Ninurta I.). [VA Ass 3249; Jakob-Rost/ Marzahn 1985: 7, Nr. 65].

Stadtgebiet; Suchgraben südlich von Punkt A ? 23.12.1913.

T 147

Kleiner Bronzenagel. Raum 3 des Assur-Tempels; bei [Kuppe] B. 23.12.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 148

Kantiger Block aus Gipsstein in Fallage. Aus Ostseite von Raum 6; 85 cm unter heutiger Oberfläche; bei [Kuppe] B. [Dürfte gemäß

Fundstellenskizze von T 148-149 sicher Raum 8 sein]. 25.12.1913; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 149

Gebogener Kupferstab. [L ca. 27 cm; D 1.0-2.0 cm; * L 27 cm; BM 115 699-108 (fehlt dort)]. In Raum 7 im Schutt; bei [Kuppe] B.

25.12.1913; Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 150

Kleiner Goldring. Östlicher Suchgraben an Ostkuppe A, auf/s Libn. 26.12.1913.

T 151

Geschweifter Tonbecher. An der Westkante der Ziqqurrat auf/s Libn, bei [Kuppe] B. 26.12.1913.

T 152

Fragment einer weiblichen Terrakottafigurine. [* L 5.5 cm]. An Nordost-Außenecke des Tempels im Schutt; bei [Kuppe] B. 26.12.1913;

Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 153

Kleine Fritterosette. [12blättrig, aufgesetzte Korolle; Vorderseite gelb; Rückseite mit Befestigungsöse; D 4.6 cm; H 1.6 cm; BM

1922;8.12.179; Eickhoff 1985: Taf. 7, 11/9, 4]. Aus der Mitte der Südseite der Ziqqurrat im Schutt; bei [Kuppe] B. 26.12.1913; zur

groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 154

Parthische Gefäßscherbe. Auf/s der Ziqqurrat, Libn an der Nordwestecke; bei [Kuppe] B. 26.12.1913; Abb. ##; zur groben Lage der

Fundstelle cf. Abb. 14a .

T 155

Emaillierte Gefäßscherben. Zwischen Westkante Ziqqurrat und Rampe im Schutt; bei [Kuppe] B. 27.12.1913; zur groben Lage der

Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 156

Kleiner Bronzenagel. Aus der Nordseite Raum 3 [Kuppe B]. 27.12.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 157

Zwei Bleireste, roh. Raum 9; Assur-Tempel; [Kuppe] B, im Schutt. 29.12.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 14a.

T 158

Dreizeilig gestempeltes Ziegelfragment mit Inschrift des Tukulti-Ninurta I. Kleiner Suchgraben III, nördlich von Kuppe A. 30.12.1913;

zur Lage des Suchgrabens cf. Abb. 16.

T 159

Gepreßte, zengidische Scherbe. Kleiner Suchgraben III, nördlich [Kuppe] A, oberer Schutt. 30.12.1913; zur Lage des Suchgrabens cfr.

Abb. 16.

T 160

Späte Gefäßscherbe. Wie T 159. 30.12.1913.

T 161

Zwei (arabische) Gipsdeckel. Kleiner Suchgraben IV (nördlich [Kuppe] A), obere Schuttschicht. 30.12.1913; zur Lage des Suchgrabens

cf. Abb. 16.

T 162

Fragmente farbiger Wanddekorationen in blau, rot, weiß, schwarz, vom oberen Palast herabgestürzt. Palast Raumschutt, Suchgraben I,

Nordwest-Hofecke [Kuppe A]. [Bachmann 1: 36] 31.12.1913; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 163

Große fünffingrige Terrakotta-Handkonsole. Suchgraben IV im Süden, 1 m unter Obfläche [Kuppe A] 31.12.1913; zur Lage des

Suchgrabens cf. Abb. 16.

T 164

Späte Scherben. Suchgraben III-Süd; [Kuppe] A. 31.12.1913; zur Lage des Suchgrabens cf. Abb. 16.

T 165

Fragment einer ornamentierten Bleiplakette. [BM 115 699-92]. Kleiner Stichgraben V östliche Seite Kuppe A. 31.12.1913; zur Lage des

Suchgrabens cf. Abb. 16.

T 166

Glasgefäß. (Boden). Suchgraben IV-Nord [Kuppe A]. 31.12.1913; zur Lage des Suchgrabens cf. Abb. 16.

T 167

Fragment einer emaillierten prof. Schale. Zwischen Ziqqurrat und westlichem Einzelbau [Kuppe B]. 1.1.1914; Abb. ##; zur groben Lage

der Fundstelle cf. Abb. 14a .

T 168

Emaillierte Scherben. Suchgraben II; altes Fußboden-Niveau [Kuppe A]. 1.1.1914; zur Lage des Suchgrabens cf. Abb. 16.

T 169

Viele ganze und zerbrochene Tontafeln (ungebrannt). [Freydank, H.: 1989, 63 Anm. d nennt hier VAT 15 422, 15 425, 15 433-36. 38. 42.

93-99, 15 531. 34. 40-48; Fundlage von VAT 15 545 wird von Freydank in Zweifel gezogen, da sie neuassyrisch datiert. Da die Ruine

in dieser Zeit nachweislich bewohnt war, könnte diese Urkunde einen Hinweis darauf geben (term. p.q.), wann dieser Annex an der

Ziqqurrat abbrannte]. Auf dem Fußboden-Ascheschutt [in der Nordwestecke] des Einzelbaues westlich der Ziqqurrat, bei [Kuppe] B.

[Bachmann 1: 37] 1.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 14b.

T 170

Gefäßscherben. wie T 169. 1.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 14b.

T 171

Profilierte Gefäßscherbe. Suchgraben II [bei Kuppe A], 3.5 m tief. 2.1.1914; zur Lage des Suchgrabens cf. Abb. 16.

T 172

Kleines verbranntes Tontöpfchen. Auf/s dem Libn der Ziqqurrat Südwestecke; bei [Kuppe] B. 2.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle

cf. Abb. 14a.

T 173

Bleiplakette. [ Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D max. 2.7 cm; Dicke 0.2 cm; BM 1922;8.12.118; BM 115 699-118; Andrae 1935:

106, 1a; Eickhoff, Taf. 10, 9/11, 1]. Auf/s der Libenmauerecke des Einzelbaues westlich der Ziqqurrat; [Kuppe] B. 3.1.1914; Fundstelle

Abb. 14b.

T 174

Bleiplakette. [Dekor: Palmett-Vierpaß, Rosetten dazwischen weitgehend wegkorrodiert; D max. 2.7 cm; Dicke 0.13 cm; BM

1922;8.12.116; BM 115699-116; Andrae 1935: 106, 1a; Eickhoff 1985: Taf. 10, 8/11, 2]. Halde bei [Kuppe] B. 3.1.1914.

T 175

Bleiklumpen. Im Tontafelraum-Mitte [= Einzelbau]; bei [Kuppe] B. 5.1.1914; Fundstelle Abb. 14b.

T 176

Profilierte arabische Scherben. [* Wulstdicke 2.5 cm; Scherbendicke 1 cm]. Suchgraben IV [bei Kuppe A]; arabische Wohnlöcher.

5.1.1914; zur Lage des Suchgrabens cf. Abb. 16.

T 177

Beschriftete Scherben. [Wandung einer Flasche, mittel-feiner, roter Ton mit hellem Slip, unglasiert; Drehspuren (?); 6.7 x 9 cm; D ca. 20

cm; Dicke 1.1 cm; VA Ass 4455; Jakob-Rost 1991: 61, Nr. 30 Nennt den Eunuchen des Tukulti-Ninurta I. (?)]. Suchgraben V [bei Kuppe

A], oberer Schutt. 5.1.1914; zur Lage des Suchgrabens cf. Abb. 16.

T 178

Bruchstück eines emaillierten Zigati. [Fragment einer Scheibe, zentrales Nagelloch, konzentrische Beschriftung; Radius ca. 6.0 cm].

Stadtgebiet. 6.1.1914.

T 179

Bleiplakette. [Dekor: Palmett-Vierpaß mit Resten von Rosetten; D max. 2.9 cm; Dicke 0.1 cm; BM 1922; 8.12.108; BM 115 699-108;

Eickhoff 1985: Taf. 10, 7/ 11, 3]. Stadtgebiet. 6.1.1914.

T 180

Bruchstück, emaillierter Topfrand. Westlicher Einzelbau bei Tempel [Kuppe] B. 8.1.1914.

T 181

Ungebrannte Tontafel. [Freydank, H.: 1989, 63 Anm. b; T 181 ist zusammen mit Texten T 51 auf Fotonr. S 6955 abgebildet].

Palastterrasse Südwestseite; [Kuppe] A. 8.1.1914.

T 182

Bemaltes Topfbruchstück. [Gelber Scherben mit schwarz-brauner Zeichnung; mehrere Reihen von "Berg"-Bögen innen punktiert, die

Linien und Punkte hell ausgewittert; ca. 6.5 x 3.5 cm; Andrae 1923: 10f; Taf. 5o]. Wie T 181 [+ Vermerk: "auf Libn"]. 8.1.1914.

T 183

a?) Frittelocke. [Zweiseitig mit Spirallocke gezeichnet; dritte Seite mit Zapfloch versehen, weiß; Grundform Tetraeder; Seitenlänge ca.

1.9 cm; BM 1922;8.12.188(?); BM 115 700-188(?); Eickhoff 1985: Taf. 8, 8/9, 10]. Wie T 181. 8.1.1914.

T 184

Scherben, bearbeitete Kiesel. Aus dem westlichen Einzelbau bei Tempel [Kuppe] B. 8.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 14b.

T 185

Fragment eines großen Wagenrades. [D 14.0 cm]. Wie T 184. 8.1.1914; Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 14b.

T 186

Bleiplakette. [Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D max. 2.7 cm; Dicke 0.15cm; BM 1922;8.12.119; BM 115 699-119; Eickhoff

1985: Taf. 11, 4]. An/auf/aus der Nordseite vom Sattel an [Kuppe] A; auf Libn. 9.1.1914.

T 187

Viele Bleiplaketten, Bleireste. c) Bleiplakette. [Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D max. 2.9 cm; Dicke 0.15 cm; BM 1922;8.12.109;

BM 115 699-109; Andrae 1935: 106, 1a, Taf.46c; Eickhoff 1985: Taf. 10, 5/11, 5]. d) Bleiplakette. [Stark korrodiert. Dekor: Palmett-

Vierpaß mit Rosetten; D max. 2.6 cm; Dicke 0.15 cm; BM 1922;8.12.106; BM 115 699-106; Eickhoff 1985: Taf. 11, 6]. e) Bleiplakette.

[Dekor: Pakmett-Vierpaß mit Rosetten; D max. 2.8 cm; Dicke 0.1 cm; BM 1922;8.12.107; BM 115 699-107; Andrae 1935: 106, 1a;

Eickhoff 1985: Taf. 10, 4/11, 7]. g) Bleiklumpen. [BM 115 699-77]. i) Bleiklumpen. [BM 155 699-80 oder 81?]. k) Bleidraht.

[Ringförmig gebogen; D ca. 2.3 cm; BM 1922;8.12.104; BM 115 699-10; Eickhoff 1985: Taf. 15, 5]. m) Bleiklumpen. [BM 115 699-

86]. Auf der südlichen Fußboden-Hälfte des westlichen Einzelbaues [Kuppe B]. 9.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 14b.

T 188

Sichelförmiges Kupferblatt. [15.3 x 2.8 x 0.6 cm; BM 1922;8.12.128 BM 115 700-128; Eickhoff 1985: Taf. 2, 6/3, 6]. Wie T 187.

9.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 14b.

T 189

Ungebrannte Tontafel. [Cf. Freydanks Angaben zu T 51 und Fotonr. S 6955]. Auf dem Asphalt des kleinen Raumes westlich [muß

südlich heißen] des Einzelbaues; bei [Kuppe] B. 9.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 14b.

T 190

Kleine Muschel mit Perle, Bleireste. b) Muschel. [D ca 4.0 cm; BM 116 404]. Wie T 189. 9.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 14b.

T 191

Fragment eines dreizeilig gestempelten Ziegels. Aus dem Tenur (Ofengrube) südlich des Einzelbaues; Kuppe B. 10.1.1914; Abb. ## mit

Inschriftkopie; zur vermutlichen Lage der Fundstelle cf. Abb. 14b.

T 192

Bruchstück eines emaillierten großen Zigatu. Auf dem Fußboden des Einzelbaues; Kuppe B-West. 10.1.1914.

T 193

Bruchstück einer fünffingerigen Handkonsole. An/auf/aus der Libn-Terrasse, Sattel bei Punkt A. 10.1.1914; zur groben Lage der

Fundstelle cf. Abb. 21.

T 194

Fragment eines Ziegels. Im Pflasterniveau des Raumes an der Nordwestecke des Palastes; [Kuppe] A. 10.1.1914; zur groben Lage der

Fundstelle cf. Abb. 21.

T 195

Bemalte Schale. [Gelber Scherben, rote Bemalung; Fischgrätenmuster zwischen Linien; Andrae 1923: 10f., Taf. 5r]. Wie T 194.

10.1.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 196

Sehr viele zerbrochene Gefäße und Scherben. Aus der Abortgrube westlich der Ziqqurrat; Assur-Tempel [Kuppe B]. 10.1.1914.

T 197

Wenig Goldblech. Im Libn der östlichen Palastterrasse; [Kuppe] A. 12.1.1914.

T 198

Kleine rote Koralle. Südl. Suchgraben an Kuppe M. 13.1.1914.

T 199

Bleireste. b) Bleiklumpen. [BM 115 699-97]. Östliche Palastterrasse; [Kuppe] A. 12.1.1914. d) Bleiklumpen. [BM 115 699-90]. e)

Bleiklumpen. [BM 115 699-88]. Von der Palastterrasse; [Kuppe] A. 13.1.1914.

T 200

Bronzepfeilspitze. [L 5.5 cm; D 0.7cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 18]. Von der Palastterrasse-Südost; [Kuppe] A.

13.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 201

Arabische Kupfermünze. Plateau zwischen Kuppe A und Kuppe M. 13.1.1914.

T 202

Fragment eines Terrakottasiebes. Südlich Palastterrasse [Kuppe A], im Schutt oben. 13.1.1914.

T 203

Arabische Topfscherbe. Bei Kuppe M, oberer Schutt. 13.1.1914.

T 204

a und b) Zwei Bruchstücke eines beschrifteten Gefäßes; (Palast des Tukulti-Ninurta I.). [a) aus flaschenähnlicher Wandung; mittelfeiner,

roter Ton, unglasiert, innen heller Slip; Drehspuren; 11 x 13.4 cm; D ca. 20 cm; Dicke 1.5 cm; VA Ass 4450; Jakob-Rost 1991: 61, Nr.

29; Nennung des Eunuchen des Tukulti-Ninurta I.?]. Großer Palastraum im Süden im oberen Schutt; [Kuppe] A. [Bachmann 13, 7]

14.1.1914; Abb. ##.

T 205

Kupferhaken. [Teil einer Türverriegelung (?), einseitig zum Ring geschmiedet, anderes Ende als (Wand)Haken umgebogen; L 16.0 cm; D

Ring 5.5 cm; L Haken 5.5 cm;

BM 1922;8.12.143; BM 115 700-43; Eickhoff 1985: Taf. 2, 1/3, 1]. Wie T 204. 14.1.1914.

T 206

Bruchstück eines Zigatu. [Wahrscheinlich Teil der runden Wandfliese; konzentrisch angelegte Beschriftung;

ca 8.0 x 5.0 cm]. Stadtgebiet im Norden. 14.1.1914.

T 207

Kleines zerbrochenes Tonschälchen. Unter dem Cella-postament, Assur-Tempel; bei [Kuppe] B. 15.1.1914; Fundstelle und Fundstück cf.

Abb. 8d.

T 208

?) Fritteperle. ?) Bleiplakette. [Dekor durch Korrosion kaum erkennbar, jedoch sicher kein Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D max. 3.3 cm;

Dicke 0.08 cm; BM 115 699-128; Eickhoff 1985: Taf. 11, 8]. Unter dem Cella-postament, Assur-Tempel; bei [Kuppe] B. 15.1.1914;

Fundstelle und Fritteperlenskizze cf. Abb. 8d.

T 209

Vierkantiger Kegelstumpf aus Fritte. [Durch umlaufende Ritzen horizontal gegliedert; Standfläche 0.5 cm tief ausgehöhlt; H 2.9 cm;

Standfläche 2.0 x 2.2 cm; Oberfläche 1.4 x 1.5 cm; BM 1922;8.12.189; Eickhoff 1985: Taf. 8, 5/9, 9]. [Unter dem Cellapostament, Assur-

Tempel; bei Kuppe B ? - unklar; aber wahrscheinlich]. 15.1.1914.

T 210

2 Bleiplaketten. a) Bleiplakette. [Im Zentrum stark korrodiert. Dekor: Palmett-Sechspaß(?) mit Rosetten; D max. 2.6 cm; Dicke 0.12 cm;

BM 1922;8.12.111; BM 115 69-111; Eickhoff 1985: Taf. 11, 9]. b) Bleiplakette. [Halbseitig stark korrodiert. Dekor: Palmett-Vierpaß mit

Rosetten; D max. 2.6 cm; Dicke 0.12 cm; BM 1922;8.12.112; BM 115 699-112; ibid.: Taf. 11, 11]. Palastraum an der Südostseite [der

Terrasse, Kuppe A].

15.1.1914.

T 211

Bronzering (Fingerring) aus Draht. [D 2.3 cm; D des ovalen Drahtes max. 0.4 cm; BM 1922;8.12.135 BM 115 700-135; Eickhoff 1985:

Taf. 15, 7]. Auf/s dem Massiv [Kuppe] M; Ostseite. 15.1.1914.

T 212

Fünfzeilig gestempelter Ziegel des Tukulti-Ninurta I. vom Palast in Assur. Südwestecke der Palastterrasse, 1.5 m unter der Oberfläche im

Schutt des kleinen Raumes [Kuppe A; gemäß Fundskizze Raum 7, Nordteil]. 16.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 213

Beschriftete Scherbe. [Aus Wandung eines flaschen-artigen Gefäßes; mittelfeiner, roter Ton, unglasiert; Drehspuren; 8 x 6 cm; D ca. 20

cm; Dicke 1 cm; * 6.5 x 5.5 cm; VA Ass 4482; Jakob-Rost 1991: 62, Nr. 42; Lesung: ti]. Palastterrasse im Südosten; [Kuppe] A.

17.1.1914; Abb. ; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21 .

T 214

Farbige Putzreste. Darstellung: Zwei Genien am Lebensbaum. [Andrae 1923: Taf. 3] Palast-Süd, in der Nordwest-Hofecke [Kuppe A].

[Bachmann 1: 44] 17.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 215

Fragment eines Alabastrons. Raum an der Nordwestecke der Palastterrasse; [Kuppe] A. 17.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf.

Abb. 21.

T 216

Bruchstück eines Kupferhakens. [Teil einer Türverriegelung (?); Rundstab mittig als Ring geschmiedet; die vierkantigen freien Enden

laufen bis zum Hakenknick parallel (Wandanker?); L 22.5 cm; D Ring 8.2 cm; L Haken 2.8 cm; BM 1922;8.12.140; BM 115 700-140;

Eickhoff 1985: Taf. 2, 2/3, 2]. Palast im Süden; bei den Putzresten (T 214) [Kuppe A]. 19.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf.

Abb. 21.

T 217

Goldblech, Steinperle. Südlich [Kuppe] M, im oberen Schutt. 20.1.1914.

T 218

Wenig Goldblech. Stadtgebiet. 20.1.1914.

T 219

Wenig Goldblech. Stadtgebiet. 20.1.1914.

T 220

Bleirest. Palast im Süden; bei den Putzresten (T 214) [Kuppe A], 20.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 221 a) und b)

Zwei Bruchstücke eines Phallus aus Fritte. [Basis mit Kerbe (Rest einer Schnuröse?); L 5.5 cm; D 1.3 cm; BM 1922;8.12.195; BM

1922;8.12.205; Eickhoff 1985: Taf. 8, 10/12, 6]. [Kuppe] M; östlicher Suchgraben, oberer Schutt. 20.1.1914.

T 222

Bleiplakette. [Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D max. 2.5 cm; Dicke 0.2 cm; BM 1922;8.12.117; BM 115 699-117; Eickhoff 1985:

Taf. 10, 3/11, 12]. Stadtgebiet. 20.1.1914.

T 223

Bronzeanhänger aus arabischer Zeit. [Bronzeblech mit Aufhängeöse, 5eckig, zentral doppelt durchbohrt, nahe den Ecken je eine

punzierte Vertiefung, an der Spitze Lötstelle für eine heute fehlende Applikation; Rückseite flach; 3.4 x 2.0 cm; Dicke 0.1 cm; BM

1922;8.12.137; BM 115 700-137]. Bei [Kuppe] M-Nord. 20.1.1914.

T 224

Arabisches Kettchen aus Kupfer. Bei Kuppe M-Nord. 20.1.1914.

T 225

Ungebrannte Tontafeln. [VIII) Verpflegungstext; VAT 17 999; Freydank, H.:1974, 55ff.]. 2.4 m unter der Oberkante der Mauer;

[Kuppe] A im Verfallsschutt, Palastraum 2. 20.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 226

Große Bleiplakette. [In der Mitte durchbohrt. Dekor: Palmett-Sechspaß und einzeln gesetzte Bossen um die Bohrung, am Rand

Strahlenkranz in Zweier- und Dreierbündeln; D max. 3.4 cm; Dicke 0.1 cm; BM 1922;8.12.113; BM 115 699-113; Eickhoff, T.: 198, Taf.

10, 6/11, 15]. Südost-Palastterrasse; [Kuppe] A auf/s dem Libn. 21.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 227

Bleiplakette. [Stark korrodiert. Dekor nicht mehr erkennbar; D max. 2.8 cm; Dicke 0.17 cm; BM 1922;8.12.114; BM 115 699-114].

Stadtgebiet. 22.1.1914.

T 228

Glasierte arabische Schale. Bei [Kuppe] M, Südkante - oben. 24.1.1914.

T 229

Bruchstück eines Glasgefäßes. [Zweifarbig gestreift; 4.0 x 2.8 cm]. Raum 7 des Palastes [Kuppe A]; 4.7 m unter Mauer-Oberkante.

24.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 230

Bleibruchstück. Raum 1 des Palastes [Kuppe A]; 2 m unter Mauer-Oberkante im Schutt. 24.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf.

Abb. 21.

T 231

Kleine Fritterosette. Wie T 230. 24.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 232

Fragmente ungebrannter Tontafeln und ganzer Tafeln. [IX) Inventartext; VAT 16 462; Köcher 1957/58: 300ff.; Freydank 1989: 64 Anm.

15 nennt mindestens 16 Texte/Fragmente für dieses kleine Archiv]. In der Tür von Raum 1 [und im Raum selbst; Kuppe A]. [Bachmann

1: 51; 27.1.1914] 26.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 233

Kupferhaken. [Teil einer Türverriegelung(?); Rundstab mittig als Ring geschmiedet; die vierkantigen freien Enden laufen, sich

verjüngend, zum Hakenknick parallel (Wandanker ?); L 30 cm; D Ring 7.3 cm; L Haken 2.9 cm; BM 1922;8.12.147 BM 115 700-147;

Eickhoff 1985: Taf. 2, 4/3, 4]. An der geputzten Palastwand [in der Palasthof-Nordwestecke; Kuppe A]. [Bachmann 1: 50] 26.1.1914;

Fundstelle cf. Abb. 21.

T 234

Fragmente von Fritte, kleine Muscheln, Goldblech. Bleiplakette. Nordostecke der Palastterrasse [gemäß Fundskizze südöstlich von Raum

9 an dem einspringenden Winkel der Terrassen Nordostkante] auf Ascheschutt des Fußbodens zusammen mit Kohle und Knochenresten;

[Kuppe] A. [Bachmann 1: 51] 27.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 235

Beschrifteter Asphaltziegel. Wie T 234. [Bachmann 1: 51] 27.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 236

Kleine ungebrannte Tontafel. [VAT 15 502; Freydank 1989: 63 Anm. e]. Nordwestecke des Hofs im Wandschutt [Kuppe A]. 28.1.1914;

zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 237

Bruchstück Uknu (Farbstoff). Wie T 236. 28.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 238

Bruchstück eines ornamentierten Knochenplättchens. Südwestecke der Palastterrasse aus dem Schutt des Raumes 7 [Kuppe A].

29.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 239

Bemalte Keramik, Goldblechrest in der Tür. a) Schüsselrand. [Rand und Farben wie b). Spiralig geordnete Fiederung der Innenfläche;

Andrae 1923: 10f., Taf. 5n]. b) Flache Schale. [Innen bemalt, gelber Scherben mit braunem Grund, die Muster hell ausgespart (?). Viele

Palmblätter wie Farnkrautblätter auf den Grund verstreut. Am Gefäßrand ein Streifen aus Scheibchen zwischen nach innen gekehrten

Halbkreisbögen. An ihn sind kleine Palmetten angehängt; Andrae 1923: 10f., Taf. 5 m]. Südwestecke der Palastterrasse aus dem Schutt

des Raumes 7; [Kuppe] A. 30.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 240

Ungebrannte Tontafel in der Tür. Wie 239 b). 30.1.1914;

Fundstelle cf. Abb. 21.

T 241

Reste eines Balkens in der Tür. Wie T 240. 30.1.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 242

b) Gefäßbruchstück. [Gelber Scherben, braune Zeichnung. Geschweiftumrandete und punktierte Fläche, an die etwas Geschupptes

anschließt. Andere Linien zu beiden Seiten; Andrae 1923: 10f., Taf. 5e]. Raum 4 im Libn; 2 m unter Mauer-Oberkante; [Kuppe] A.

30.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 243

Bruchstücke zweier bemalter Knopfbecher. Wie T 242. 30.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 244

Goldblechrest. Kuppe M; Nordwestecke der Terrasse. 30.1.1914.

T 245

Goldblechrest. Kuppe M; Südkante, oben im Schutt. 30.1.1914.

T 246

Bleireste. Palastterrasse [Kuppe A]. 30.1.1914.

T 247

Kupferring (Fingerring). [D max. 2.8 cm; D innen 2.5 cm; Dicke 0.5 cm; BM 1922;8.12.134; BM 115 700-134;

Eickhoff 1985: Taf. 15, 8]. Kuppe M; Ostkante, oben im Schutt. 30.1.1914.

T 248

a) Gefäßbruchstück. [Gelber Scherben, schwarzbraune Zeichnung. Zwei Reihen dicker und dünner Punkte unter mehrfacher

Bogenstellung von der Art der assyrischen Bergdarstellung, aber die Bögen innen mit konzentrischen Bögen und zum Teil mit Punkten

gefüllt. Darunter weit ausholende Bögen, z.T. mit Punkten gefüllt. Andrae 1923: 10f., Taf. 5g]. d und e) Schalenboden. [Innen bemalt,

gelber Scherben, schwarzbraune Bemalung. Mittelrosette mit doppelt umrandeten schwarzen Blättern; ibid.: 10f., Taf. 5h-i]. g und h)

flache Schale. [Innen bemalt, gelblicher Scherben mit brauner Zeichnung. Die Mittelrosette ist eine umringte braune Scheibe mit dünnem

Strahlenkranz; sie ist umgeben von ähnlichen, kleinen Rosetten; ibid.: 10f., Taf. 5c-d]. Nordostecke der Palastterrasse [Kuppe A].

30.1.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 249

Beschriftete Scherbe mit Nennung des Salmanasser I. [15.0 x 11.0 cm]. Nordkante am Gebäude [Kuppe] M [gemäß Fundskizze nördlich

vor Tür zu Raum 4]. [Bachmann 1: 56; 3-4.2.1914] 2.2. 1914; ungefähre Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 250

Schlangenköpfchen aus Fritte. [L ca 2.5 cm; BM 1922; 8.12.100]. Nordost-Gebäude [= Privathaus], im Raumschutt. 2.2.1914; Abb. ##.

T 251

Zwei Bleiplaketten. Wie T 250. 2.2.1914.

T 252

Bleiplakette. [Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D max. 2.7 cm; Dicke 0.1 cm; BM 1922;8.12.121; BM 115 699-121; Eickhoff 1985:

Taf. 10, 2/11, 13]. Palast, Südwest-Hofwand, im Süden [Kuppe A]. 2.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 253a

Glasbruchstück. Raum 7 des Palastes, Fußboden-Niveau [Kuppe A]. 2.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 253b

Bruchstück eines Terrakotta-Idols. [Erh. L 5.3 cm; B 3.4 cm; BM 1922;8.12.168; BM 116 408; Eickhoff 1985: Taf. 6, 10]. wie T 253a.

3.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 254

Bruchstück einer Steinschale. [Raupolierte Oberfläche; Material: Basalt ? Ausgeprägter Standfuß, ausladende, leicht konvexe Wandung,

deutlicher Knick zum senkrechten Rand; D Boden ca. 10.5 cm; D Rand ca. 24.5 cm; H 10.0; Eickhoff 1985: Taf. 5, 15]. Wie T 253a.

3.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 255

Zwei Bleiplaketten. a) Große Bleiplakette mit Anhängeröse. [Dekor: 16blättrige Rosette im Zentrum, umgeben von einem Ring mit

Punktbossen sowie einem Kurven-Sechseck mit Palmettstellungen. Doppelte Bogenstellungen bilden den äußeren Rahmen; D 7.8 cm;

Andrae 1935: 106, 2a, 83]. b) Bleiplakette. [Dekor: Pallmett-Vierpaß mit Punktrosetten (?); D ca. 2.7 (?) cm; ibid.: 106, 1a]. Raum 7 des

Palastes, Fußbodenniveau [Kuppe A]. 3.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 256

Bruchstück eines steinernen Keulenknaufs. Wie T 255. 3.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 257

Zwei kleine Bleiplaketten. Palastterrasse, Südwestecke; [Kuppe] A. 3.2.1914.

T 258

Kleines Tongefäß. Nordost-Gebäude [= Privathaus]. 3.2.1914; Abb. ##.

T 259

Bruchstück eines vierkantigen Elfenbeinstäbchens. [Ende abgeschrägt; 5.8 x 1.1 x 0.9 cm; BM 1922; 8.12.58; BM 116 402; Eickhoff

1985: Taf. 15, 4]. Raum 9 aus Palast [Kuppe A]. 3.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 260

Kupferplakette. An der Westhof-Türlaibung am Palast [Kuppe A]. 4.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 261

Bleistäbchen. Wie T 260. 4.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 262

Bleibruchstücke. u) Bleirest [BM 115 699-94]. Wie T 260. 4.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 263

Bleibruchstücke. a) Bleirest [BM 115 699-91]. h) Bleirest [BM 115 699-89]. ?) Bleirest [BM 115 699-84]. Raum 11 des Palastes [Kuppe

A ?/Kuppe M ?; sollte die Raumbezeichnung stimmen, kann es sich nur um Kuppe M handeln; jedoch ist das Datum suspekt, denn zu

dieser Zeit galt Kuppe M noch als "Tempel". Ist also Kuppe A/Raum 10 oder der Raum östlich davon gemeint ?]. 4.2.1914.

T 264

Fritterolle; Bruchstück. [L 3.3 cm; Dicke 3.0 cm]. Kuppe M, Osttür in der Nordwand. [Da gemäß Bachmann 1: 56; 4.2.1914 in der Tür

von Raum 4, T 249 gefunden wurde, ist diese Fundlage wohl auch für T 264 nicht unwahrscheinlich]. 4.2.1914.

T 265

Bronzepfeilspitze. Ostkante der Palastterrasse; [Kuppe] A. 4.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 266

Knopfbecherbruchstück. Wie T 265. 4.2.1914; Abb. ##; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 267

Terrakotta-Gefäßdeckel. Palast, Westhofwand-Mitte, aus Ascheschicht [Kuppe A]. 5.2.1914.

T 268

Bemaltes Knopfbecherbruchstück. Wie T 267. 5.2.1914.

T 269

Scherben mit Farbresten. Hof, Nordwestecke [Kuppe A]. 5.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 270

a) Gefäßbruchstück. [Gelber Scherben, braune Bemalung. Punktrosetten, darunterstehend geordnete, gestielte konzentrische Bögen

(stehender Blattkranz) auf dicken Linien; Andrae 1923: 10f., Taf. 5q]. Palasthof, Westwand [Kuppe A]. 5.2.1914.

T 271

Schalenboden. [Innen bemalt, große Mittelrosette, dickere Blätter mit äußerer Umrandung. Sie wird von einem Scheibenkranz umgeben,

der ebenfalls umrandet und von "laufendem Hund" begleitet wird; Andrae 1923: Taf. 5f]. Wie T 270. 5.2.1914.

T 272

Zengidische Scherbe. [Plastischer Modeldekor; ca. 6.0 x 6.0 cm]. Punkt M, alter Tunnel (?) 5.2.1914.

T 273

Ungebrannte Tontafel ohne Inschrift. Raum 7 des Palastes [Kuppe A]. 5.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 274

a) Bruchstücke mittelassyrischer Gefäße. b) Dreizeilig beschriftete Scherbe. [26.5 x 13.0 cm]. c) Fritteperle (?) oder Knopf (?) [D 2.6 cm].

d) Knochenknopf; Fdstck. Palast, Westhofwand, im Süden aus Asche [Kuppe A]. 6.2.1914.

T 275

Fritte Tetraeder. [Seitenlänge ca. 2.0 cm]. Wie T 274. 6.2.1914.

T 276

a) Fragment einer großen Bleiplakette. [Teilweise korrodiert. Mehrere konzentrische Ringe; zwischen diesen Punktbossen, zum Teil als

Zentren kleiner Ringe. Die beiden äußeren Ringe begrenzen eine Schrägschraffur; der Rand ist als Strahlenkranz gebildet; Erh. D max.

6.4 cm; BM 1922;8.12.105; BM 115 699-105; Eickhoff 1985: Taf. 10, 10/11, 10]. Raum 7 des Palastes [Kuppe A]. 7.2.1914; zur groben

Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 277

Zerbrochener Bronzenagel. Wie T 276. 7.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 278

Steinreiber. [6.0 x 5.5 x ? cm; Eickhoff 1985: Taf. 6, 6]. Wie T 276. 7.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 279

Bruchstück eines Fritteknopfes [(wahrscheinlich Nagelkopf eines Zigatu), durchbohrt; D ca. 6.5 cm; D Bohrung ca. 1.0 cm; Eickhoff

1985: Taf. 4, 4]. Wie T 276, aber Fußboden-Niveau. 9.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 280

Zweiteiliger Bleigegenstand ? wie T 279. 9.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 281

Bemalte mittelassyrische Scherbe. wie T 279. 9.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 282

Bruchstück einer beschrifteten Fritteschale. wie T 279. 10.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 283

Fragment eines Magnesitknaufes (Zigatu). [Basis D 5.0 cm; D oben 4.0 cm; H 8.0 cm; Eickhoff 1985: Taf. 4, 5]. wie T 279. 10.2.1914;

zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 284

Verschiedene Steinobjekte. a) Steinstöpsel. [Reibinstrument ?; D max. 5.0 cm; L ca. 12.0 cm; Eickhoff 1985: Taf. 6, 4]. b) Steinreiber (?)

[D ca. 5.0 cm; L ca. 8.5 cm; ibid.: Taf. 6, 5]. c) Steinfragment. [Vom Foto in seiner Funktion nicht bestimmbar; 5.0 x 3.5 cm]. Wie T 279.

10.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 285

Große Bleirosette. Wie T 279. 10.2.1914.

T 286

Fragment einer großen Muschel. Südlich Raum 7 [Kuppe A]. 10.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 287

Magnesitknopf, Bleiplaketten. a?) Magnesitknopf. [bi-konisch (?); D ca. 3.5 cm; BM 1922;8.12.102(?); BM 115 699-102(?)]. b)

Bleiplakette. [Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D max. 2.8 cm; Dicke 0.13 cm; BM 1922; 8.12.115; Eickhoff 1985: Taf. 10, 1/11,

16] ?) Bleiplakette. [Stark korrodiert; Figürliche Darstellung: Gehörnter Vierbeiner oder Mischwesen mit Flügeln (?); D 5.5 cm; BM Nr.

fehlt; ibid.: Taf. 11, 14]. An der Hofwand im Fußboden-Schutt [Kuppe A]. 10.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 288

Bleirelief. [Teilweise zerstört. Darstellung: Hockende weibliche (?) Gestalt mit zurückgelegtem Oberkörper; bei gestrecktem Arm greifen

die Hände in die Kniekehlen und halten die Beine in angewinkelter Stellung. Darstellung des Sexualakts? Rückseite flach; Bleiguß (Vgl.

T 101); L 4.8 cm; H 3.0 cm; Dicke max. 0.8 cm; BM 1922;8.12.103; BM 115 699-103; Eickhoff 1985: Taf. 12, 1/13, 1]. An der Hofwand

im Fußboden-Schutt [Kuppe A]. 10.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 289

Beschriftete Scherbe (Join mit T 292; Abflußrohrfragment). Südwestecke, Hof im Süden am Palast [Kuppe A]. [Bachmann 1: 14.2.1914]

10.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 290

Blei-Ohrring. [Methode der Anbringung unklar, da im fraglichen Bereich zerstört. Das Schmuckstück ist als Ring angelegt, an dessen

Scheitelpunkt eine Art Traube hängt. Am tiefsten Punkt ist der Ring stempelartig verbreitert; Erh. L 2.5 cm; D max 1.7 cm; BM 115

699-100;

Eickhoff 1985: Taf. 15, 12]. Hof-Westwand, außen [Kuppe A]. 10.2.1914.

T 291

Beschriftete Scherbe. [Randprofil; 11.0 x 6.0 cm]. Halde, Raum 7 [Kuppe A]. 10.2.1914.

T 292

Beschriftete Scherbe (Join mit T 289). Südwest-Hofecke Palastes, aus dem Ziegelschacht [Kuppe A]. [Bachmann 1: 58; 14.2.1914]

10.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 293

Großes Bleistück. [ca 35.0 x 10.5 cm]. Raum 7, Fußboden [Kuppe A] 11.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 294

4 Bruchstücke von Handkonsolen aus Terrakotta. [Handhaltung: Fünffingerige Faust ohne Daumen]. a) Handkonsole [Wandanker

abgebrochen; Eickhoff 1985: Taf. 4, 9]. b) Handkonsole [17 x 14 x ? cm; ibid.: Taf. 4, 8]. c) Handkonsole [Wandanker abgebrochen;

ibid.: Taf. 4, 10]. Ecke, südlich Raum 7 auf Ascheschicht [Kuppe A]. [Bachmann 1: 58; 14.2.1914] 11.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 295

Kupferhaken mit breitem Kopf. Aus abgerutschter Palastwand im Süden der Terrasse [Kuppe A]. 11.2.1914; zur groben Lage der

Fundstelle cf. Abb. 21.

T 296

Fragment eines Alabastergefäßes. [Randprofil mit aus-ladender Wulstlippe; 8 x 11 cm; Eickhoff 1985: Taf. 6, 7]. Süd-Palast, Hof [Kuppe

A]. 12.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 297

Bruchstücke emaillierter Schalen. Hof-Nordwestecke auf Fußboden [Kuppe A]. 12.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 298

Kleines Bruchstück eines bemalten Gefäßes. wie T 297. 12.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 299

Bruchstück eines Glasgefäßes. [Dekor: Konzentrische Ringe unterschiedlicher Farbe (?); Erh. D max 3.0 cm]. Wie T 297. 12.2.1914; zur

groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 300

Fragment eines Steinknaufs (Zigatu). [Knaufknopf mit andersfarbig aufgesetztem Mittelpunkt; Erh. H 3.8 cm; D Knaufkopf 4.0 cm;

Eickhoff 1985: Taf. 4, 6]. Westlich Raum 7 des Palastes [Kuppe A]. 12.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 301

Bronzepfeilspitze. Östlich Kuppe M, oberer Schutt. 13.2.1914.

T 302

Bruchstück einer ungebrannten Tontafel. Südlich Außenwand von Raum 7 am Palast [Kuppe A]. 13.2.1914; zur groben Lage der

Fundstelle cf. Abb. 21.

T 303

Diverse Bleireste. b) Bleirest [BM 115 699-93]. f) Bleirest [BM 115 699-85]. i) Bleirest [BM 115 699-79]. k) Bleirest [BM 115 699-87].

p) Bleirest [BM 115 699-95]. ?) Bleirest [BM 115 699-83]. Wie T 302. 13.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 304

Vierzeilig gestempelter Palastziegel. [* 33 x 33 x 6 cm;

VA Ass 3248; Jakob-Rost/Marzahn 1985: 7, Nr. 66]. Fußboden Raum 7, vor der Nische [Kuppe A]. [Bachmann 1: 59; 16.2.1914;

Bachmann 14, 17] 13.2.1914; Inschriftkopie Abb. ##; Fundstelle Abb.21.

T 305

Diverse Fritteobjekte. b) Frittekegel. [Spitze abgebrochen. Funktion: Segerkegel ?; D 2.0 cm]. d) dito. [Spitze leicht geneigt. Funktion:

wie b); D 1.4 cm; H 3.3 cm]. r) kleine dreiseitige Pyramide aus Fritte. [Seitenlänge ca. 1.2 cm]. Wie T 304. 14.2.1914; Fundstelle Abb.

21.

T 306

Bruchstück einer großen Fritteschale. Großer Palasthof, Nordwestecke [Kuppe A]. 14.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb.

21.

T 307

Handkonsole aus Terrakotta. An der [Palast-] Südostecke im unteren Tunnel [Kuppe A]. [Bachmann 1: 59] 16.2.1914; Fundstelle Abb.

21.

T 308

Bruchstücke emaillierter Schalen. Palast im Südwesten [Kuppe A]. 18.2.1914; Fundstelle cf. Abb.21.

T 309

Basaltschale. Wie T 308. 18.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 310

Bleiobjekte. b) Kupferhaken. [Fragment, gebogen und einmal um die Längsachse gedreht; ca. 4.5 x 1.2 cm]. c) Bleiplakette. [Stark

korrodiert; Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten (?); D ca. 3.0 cm]. Wie T 308. 18.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 311

Bemalte Putzreste. Mitte Nordkante der Palastterrasse; [Kuppe] A. 18.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 312

Bruchstück eines ornamentierten Steinknaufs (Keulenknauf). [Dekor: Diagonal kreuzende Ritzverzierung; D 6.5 cm; H 8.2 cm; Eickhoff

1985: Taf. 6, 12]. Südl. Außenwand Raum 7 [Kuppe A]. 19.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 313

Etwas Goldblech. Wie T 312. 19.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 314

Zwei ungebrannte Tontafeln (eine vollständig). [Freydank 1989: 64 Anm. g; Fotonr. S 7024]. Palast Südostecke [Kuppe A]. 19.2.1914.

T 315

Fragment einer beschrifteten Gipssteintablette. [10.5 x 10 cm]. Südwest-Hofmauer im Füllschutt [Kuppe A]. 21.2.1914; Fundstelle cf.

Abb. 21.

T 316

Bleireste. f) Bleinadel (?) [L 5.0 cm; D max. 0.9 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 22]. Wie T 315. 21.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 317

Großes Blechstück. [D ca 7.0 cm]. Südlich Raum 7, an der Außenwand [Kuppe A]. 21.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb.

21.

T 318

Mehrere Bleiplaketten; Bleistab. a) Bleiplakette. [Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D ca. 2.7 cm; Andrae 1935: 106, 1a]. b)

Bleiplakette. [Muster durch Korrosion schwer erkennbar. Nach Andraes Umzeichnung wird eine 8blättrige Rosette flächenfüllend

eingesetzt; D ca. 2.8 cm; ibid.: 106, 1d, 82]. d) Fragment einer ungemusterten Bleiplakette. [D ca 2.2 cm]. e) Blei-plakette. [Teilweise

korrodiert und beschädigt. Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D ca. 2.5 cm]. f) Bleistab. [Leicht verbogen; L 9.6 cm; D max. 0.7 cm;

Eickhoff 1985: Taf. 14, 20]. Südlich Raum 7 an der Außenwand [Kuppe A]. 21.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 319

Auge aus Masse. [Zweiteilig, Pupille eingelegt. Klebemasse dunkel: Asphalt ?); 2.0 x 1.5 cm; D Pupille 1.2 cm]. Wie T 318. 21.2.1914;

zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 320

Becherrand. [Gelber Scherben, rote Bemalung. Granatfruchtgerank aus dem Rot ausgespart (?). Die Ranken als helle Doppellinie; Andrae

1923: 10f., Taf. 5l]. Palast Nordost-Trakt auf/s Libn-Terrasse [Kuppe A]. 21.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 321

Bruchstücke von Terrakotta-Wandknäufen (Zigati). a) Wandknauf mit Resten des Wandtellers. [Knaufschaft mit Loch bzw.

Durchbohrung rechtwinklig zur Längsachse. Wandanker abgebrochen oder verloren; Erh. L 15.0 cm; D. Knaufkopf 9.5 cm; Eickhoff

1985: Taf. 4, 1]. b) Wandknauf. [Wandteller und Wandanker abgebrochen; Erh. L 9.0 cm; D Knaufkopf 10.0 cm; ibid.: Taf. 4, 3].

Privathaus im Nordosten, aus Brenngrube. [Bachmann 1: 61] 23.2.1914.

T 322

Blattgold-Rest. Stadtgebiet. 23.2.1914.

T 323

Kleine Fritte-Tierfigur. [* H 2.7 cm; sitzender Affe]. Brennofen südlich des Torraumes in der Südwest-Hofwand des Palastes; [Kuppe] A.

23.2.1914; Abb. ##; ungefähre Fundstelle cf. Abb. 21.

T 324

Bleirosette. Wie T 323. 23.2.1914; ungefähre Fundstelle cf. Abb. 21.

T 325

Bronzepfeilspitze. Wie T 323. 23.2.1914; ungefähre Fundstelle cf. Abb. 21.

T 326

Bruchstück eines Alabastrons mit Resten einer ägyptischen Kartusche! [(farbig); 9.3 x 3.6 cm]. Kuppe M, an der Ost-Außenwand

(innen). 24.2.1914; Abb. ##.

T 327

Fragment eines Magnesitknaufs. [Eickhoff 1985: Taf. 4, 7]. Wie T 326. 24.2.1914.

T 328

Wagenrad aus Terrakotta. Privathaus, wie T 321 (Brenngrube). 24.2.1914.

T 329

Drei Terrakotta-Handkonsolen. Aus dem westlichen Einschnitt der Terrasse am Palast; [Kuppe] A. [Bachmann 1: 63; 26.2.1914]

24.2.1914.

T 330

Große Bleiplakette. In großem Brennofen aus dem Südwest-Trakt des Palastes; [Kuppe] A. 26. 2. 1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 331

Mehrere Bleiplaketten. b) Bleiplakette. [Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D 2.7 cm]. c) Ungemusterte Bleiplakette. [Ausblühungen

durch Korrosion; D 2.8 cm]. d) Bleiplakette. [Dekor: Palmett-Vierpaß mit Rosetten; D 2.7 cm]. Im großen Brennofen an dem Südwest-

Trakt des Palastes; [Kuppe] A. 26.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 332

Schalenboden. [Gelber Scherben, rote Zeichnung. Die untere Reihe der Darstellung gab eine Festung wider, die Turmzinnen sind

erhalten. Oben nach rechts schreitender Mann in Fransenrock mit drei- und vierfachem Streifenbesatz; Andrae 1923: 10f., Taf. 5b].

Großer Brennofen an dem Südwest-Trakt des Palastes; [Kuppe] A. [Bachmann 1: 64; 27.2.1914] 26.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 333

Bleireste. m) Bleiplakette. [Stark korrodiert. Dekor nicht erkennbar; D 2.0 cm]. Großer Brennofen an dem Südwest-Trakt des Palastes;

[Kuppe] A. 26.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 334

Emaillierte Scherben. Wie T 333. 26.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 335

Bruchstück eines Alabastrons. Wie T 333. 26.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 336

Bruchstück eines beschrifteten Alabastrons. [3.0 x 3.6 cm]. Raum 9 des Palastes, in der Tür [Kuppe A]. 26.2.1914; Fundstelle cf. Abb.

21.

T 337

Uknu-Stück. wie T 336. 26.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 338

a und b) Schalenboden. [Innen bemalt, unten Standring. Grauer Scherben, schwarze Umrißzeichnung. Dargestellt ist ein anspringender (?

vielleicht auch in das rechte Knie sinkender ?) Stier. Für die Sprunghaltung spricht der gewellte Schweif und die straffe Muskelzeichnung.

Da die Standlinie fehlt, läßt sich die Stellung nicht genau feststellen. Der Nacken ist punktiert, wodurch vermutlich die Locken

wiedergegeben sein sollen. Das Horn ist stark gekrümmt. Der linke Vorderlauf ist erhoben, wie es gern bei springenden Tieren gezeichnet

wird; Andrae 1923:10f., Taf. 5a; Moortgat-Correns 1964: 172, 6]. Großer Brennofen im Südwesten des großen Palastes; [Kuppe] A.

[Bachmann 1: 64] 27.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 339

Blattförmige Bronzepfeilspitze. [Der Stiel geht in die Verstärkungsrippe über; L 6.5 cm; B max. 2.0 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 15]. Wie

T 338. 27.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 340

Zwei Panzerschuppen aus Bronze. a) Panzerschuppe. [Biberschwanzform mit verstärkter Mittelrippe. Rundes und gerades Ende mit zwei

Löchern zur Befestigung versehen; 8.0 x 3.8 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 3]. b) halbe Panzerschuppe. [Biberschwanzform mit verstärkter

Mittelrippe; ein Befestigungsloch; 4.1 x 3.5 cm; ibid.: Taf. 14, 2]. Wie T 338. 27.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 341

Kleine Muschel. Wie T 338. 27.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 342

Bronzebruchstück.. [Funktion unklar; 3.5 x 1.9 cm].

Wie T 338. 27.2.1914; Fundstelle cf. Abb. 21.

T 343

Bruchstück einer gestempelten emaillierten Scherbe. Wie T 327. 27.2.1914; Abb. ##.

T 344

Drei arabische Kupfermünzen. Palast Nordostecke; [Kuppe] A; arabische "Wohnlöcher". 27.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf.

Abb. 21.

T 345

Fragment eines durchlochten Ziegels. Raum 9; [Kuppe] M, Fußboden. 27.2.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 346

Gefäßscherben. Kuppe M, Ost-Außenwand. 27.2.1914.

T 347

Goldrest. Stadtgebiet. 27.2.1914.

T 348

Bruchstücke mittelassyrischer Gefäße. Vor der Palastterrasse im Südosten; [Kuppe] A. 27.2.2.1914.

T 349

Bruchstücke mittelassyrischer Gefäße. Von dem Raumtrakt im Südwesten des Palastes; [Kuppe] A. 27.2.1914.

T 350

Gipsstein-Bauurkunde. [VA 8253; Erstpublikation: Schroeder 1922: Nr. 60; Neubearbeitung: Weidner 1959: Text 16, Taf. A]. Mitte aus

der Ziqqurrat des Assur-Tempels; [Kuppe] B. [Bachmann 1: 4. 64. 66-67] 4.3.1914; Fundstelle cf. Abb. 11-12. 14.

T 351

Bruchstück einer emaillierten Fliese. Privathaus im Nordosten, innen. 4.3.1914.

T 352

a) Knauffliese aus Terrakotta. [Wandfliese abgebrochen. Wandanker zum Teil abgebrochen; Knauf erh. L ca. 19.0 cm; D 7.0 cm;

Eickhoff 1985: Taf. 4, 2]. b) Bruchstück einer Fliese. [Vielleicht zu a) gehörig. Oberfläche emailliert. Dekor: Sonnenmotiv mit Rosette.

Fliesenform eventuell rechteckig. Seitenlänge dann ca. 25 cm; ibid.: Taf. 5, 3]. Privathaus in Nordosten von [Kuppe] M, altes Fußboden-

Niveau. 4.3.1914.

T 353

Bruchstück einer Kupferrosette. Raum 10 des Palastes; Fußboden [Kuppe A]. 4.3.1914;zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 354

Wenig Blattgold. Südwest-Seite von [Kuppe] M. 4.3.1914.

T 355

Kleines Bruchstück einer Alabasterurkunde. Halde, Palast [Kuppe A]. 4.3.1914.

T 356

Großer ornamentierter Topf (zerbrochen). Nordseite der Palastterrasse im kleinen Anbau; [Kuppe] A. [Bachmann 1: 65] 4.3.1914; Abb.

##; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 21.

T 357

Trompetenförmig ausladender Ständer mit Schale [aus Kupfer]. [Den oberen Abschluß bildet eine flache, aufgezapfte Schale, die auf

einem ausgeprägten Wulst am Oberende des Ständers liegt. Die Schale selbst hat einen kurzen, senkrechten Rand mit umlaufender

Kerbung. Funktion: Räucher- oder Opferständer. H ca. 26.0 cm; D Ständeröffnung unten 11.5 cm; D Schale 12.0 cm;

Eickhoff 1985: Taf. 6, 1]. Privathaus im Nordosten; in Mauerfuge, Erdgrab ? [Bachmann 1: 65] 4.3.1914; zur Fundlage cf. Abb. 28

(Kreismarkierung im "kassierten" Lehmziegel ?).

T 358

Kupfergeräte. a) Beschlag aus Kupferblech. [Unvoll- ständig. Funktion unklar; 10.0 x 5.5 cm; Eickhoff 1985: Taf. 14, 9]. b) Beschlag

aus Kupferblech. [Kanten abgerundet, ein Nagelloch in der Blechmitte. Unvollständig; ca. 5 x 5 cm; ibid.: Taf. 14, 7], c) Beschlag aus

Kupferblech. [Kanten wulstartig rundgebogen. Auf der Blechfläche Loch für Nagel oder Niete; 5.6 x 5.0 cm; ibid.: Taf. 14, 8]. d)

Kupferscheibe. [Im Zentrum rechteckige Eintiefung. Verwendungsweise vielleicht ähnlich dem Schalenteil des Ständers T 357; D 10 cm;

Eintiefung 3.9 x 2.2 cm; ibid.: Taf. 6, 3]. l) Beschlag aus Kupferblech. [Zwei Nagellöcher erkennbar. Unvollständig; 10.5 x 9.0 cm; ibid.:

Taf. 14.4]. m) Beschlag aus Kupferblech. [Unvollständig; 12.0 x 10.5 cm]. Wie T 357. 4.3.1914; zur Fundlage cf. Abb. 28 (Kreismarkie-

rung im "kassierten" Lehmziegel ?).

T 359

Tonschalen. Wie T 357. [Bachmann 1: 65] 4.3.1914; zur Fundlage cf. Abb. 28 (Kreismarkierung im "kassierten" Lehmziegel ?).

T 360

Fragment einer großen Frittetafel mit Palmette. [ca. 11.0 x 8.5 cm; Eickhoff 1985: Taf. 5, 2]. Privathauses Nordöstlich von [Kuppe] M;

mittlerer Teil, im Schutt. [Bachmann 1: 65] 4.3.1914.

T 361

Zerbrochener Siegelzylinder aus Glas mit Bronzehalter. Fußbodenniveau Raum 10 des Palastes [Kuppe A]. [Bachmann 1: 68] 5.3.1914;

zur groben Fundlage cf. Abb. 21.

T 362

Bleiplakette. Wie T 361. 5.3.1914; zur groben Fundlage cf. Abb. 21.

T 363

Kleine ungebrannte Tontafel. [Freydank, H.: 1989, 64]. Wie T 361. [Bachmann 1: 68] 5.3.1914; zur groben Fundlage cf. Abb. 21.

T 364

Statuette eines hockenden Affen aus Diorit. [L 19.1 cm; B max. 8.0 cm; T max. 9.3 cm; Eickhoff 1985: Taf. 1, 1]. Halde an der

Südostecke des Palastes [Kuppe A]. [Bachmann 1: 68] 6.3.1914.

T 365

Fragment eines beschrifteten Basalts. [ca 17 x 13 cm]. Kuppe M, 2 m unter Oberfläche [gemäß Fundskizze Raum 6]. 9.3.1914; Fundstelle

cf. Abb. 24b.

T 366

Kupferschale. [Rundbodig (?); Rand mit horizontaler Oberfläche ist in regelmäßigen Abständen mit Punzmarken verziert; D 10.0 cm;

Eickhoff 1985: Taf. 6, 2]. Palast Nordost-Trakt, Raum 10 [Kuppe A]. 10.3.1914; zur groben Fundlage cf. Abb. 21.

T 367

Uknu-Rest. [? wahrscheinlich ein Lapislazuli-Imitat auf Frittebasis]. Wie T 366. 10.3.1914; zur groben Fundlage cf. Abb. 21.

T 368

Zengidische Scherben. a) Fragment eines Henkelkruges. [Im Halsbereich geometrischer Ritzdekor. Der Halsansatz ist mit plastisch

aufgesetzten Tonröllchen verziert. Dekor: Spiralreihe "laufender Hund" mit begleitenden Tontupfen. ca. 20 x 12 cm]. b) Scherben [Mit

Resten einer plastisch aufgesetzten Verzierung ca. 7 x 3 cm]. Oben auf Kuppe M. 10.3.1914.

T 369

Zengidisches Öllämpchen. [Aus Ton in Form einer tropfenförmigen Schale. Auf dem Schalenboden ist ein ebenfalls tropfenförmiger

Vorratsbehälter anmodelliert. Dieser zeigt an seiner Oberfläche eine trichterförmig geformte Nachfüllöffnung. Die Tropfenspitze des

Behälters ist zur Aufnahme des Dochtes geöffnet. Der Henkel des Lämpchens saß auf Vorratsbehälter und Schalenrand auf, ist jedoch

abgebrochen; ca. 11.5 x 7.0 cm]. Wie T 368. 10.3.1914.

T 370

Kleiner Goldblechrest. Raum 2, Fußbodenniveau; Kuppe M. 10.3.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 371

Farbige Putzreste (monochrom). wie T 370. 10.3.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 372

Fragment eines bemalten Knopfbechers. Westseite der Palastterrasse unten; [Kuppe] A. 10.3.1914.

T 373

Goldblechrest. Wie T 372. 10.3.1914.

T 374

Feine Tonschale mit Fabrikmarke. [Kalottenform mit Horizontallippe. Zerbrochen; D ca. 18 cm]. Privathaus [im] Nordosten, im oberen

Schutt. 10.3.1914.

T 375

Arabischer Eisenrest. Arabisches "Wohnloch". 11.3.1914.

T 376

Bemalte, beschriftete Scherbe. Im Osten von M, altes Fundament. 14.3.1914.

T 377

Fragment eines Alabastrons. [Vielleicht mit Wulstrand (Form vom Foto kaum erkennbar)]. Palastterrasse, Westkante [Kuppe A].

14.3.1914.

T 378

Fragment einer Terrakotta-Fliese. Privathaus [im] Nordosten.14.3.1914.

T 379

Beschrifteter Gefäßrand. [* L 6; H 5 cm; Dicke 1 cm]. Palast Nordseite; Westhälfte [Kuppe A; von der Nordwestecke der Palastterrasse].

[Bachmann 1: 76] 18.3.1914; Abb. ## mit Inschriftkopie.

T 380

Fragmente ungebrannter Tontafeln. [Freydank 1989: 64 Anm. 6; Fotonr. S 7025]. Raum 7, Nordpalast ([Kuppe] M). 19.3.1914; zur

groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 381

Knopfflasche, mittelassyrisch. Kuppe M, östlich außerhalb, Raum 7, im Verfallschutt ganz unten. 19.3.1914; zur groben Lage der

Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 382

Fragment eines eisernen Messers (mittelassyrisch). Wie T 381. 19.3.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 383

Vierzeilig gestempelter Palastziegel des Tukulti-Ninurta I. aus Tulul al-`Aqar. [43 x 43 x 8 cm]. 60 m nördlich von M am Flußrand, aus

dem Peribolos ? im Norden. [Bachmann 1: 75; 21.3.1914] 19.3.1914; Inschriftkopie Abb. ##.

T 384

Dreizeilig gestempelter Palastziegel des Tukulti-Ninurta I. [42 x 42 x 7 cm]. Nordöstlich der Nordostecke des Baues [Kuppe] M, im

Pflasterrest des Peribolos (?) im Nordosten, in situ (?) [westlich von Raum 14]. Bachmann 1: 75; 21.2.1914; 85] 19.3.1914; Inschriftkopie

Abb. ##; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 385

Bleirest. Palastterrasse, Nordwestecke [Kupppe A]. 20.3.1914.

T 386

Steinzylinder. [Dessen eines Ende beidseitig abgeflacht wurde; Stöpsel ?; L 12.0 cm; D max. 4.3 cm]. Durchlochter Pflasterstein.

Palastterrasse Nordwand [Kuppe A]. 20.3.1914.

T 387

Bruchstück einer Knauffliese. [Knauf und Wandanker fehlen; Runde Fliese, Oberfläche zweimal nach außen abgestuft; geschätzter D ca.

30 cm; Eickhoff 1985: Taf. 5, 1]. Raum 6/West; [Kuppe] M. 20.3.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 388

Blattgoldrest. Raum 11; [Kuppe] M. 20.3.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 389

Bruchstücke emaillierter Ziegel. [H 7.2 cm] Palastterrasse, im Nordosten und Nordwesten, im Verfallschutt der Räume [Kuppe A].

20.3.1914.

T 390

Dreizeilig gestempelter Ziegel. [* 33/6 cm]. Von der Nordterrasse Rillenfront an [der] Palast-Westseite; [Kuppe] A. Bachmann 1: 76;

21.3.1914; Bachmann 14, 19] 20.3.1914; Inschriftkopie Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. ##.

T 391

Fritterosetten. Auf Kuppe K, am Turm-Süd. 24.3.1914.

T 392

Kupferrest. Nordost bei [Kuppe] M, Anbau. 25.3.1914.

T 393

Fünfzeilig gestempelter Ziegel. [* 48/7 cm]. Aus den drei Ziegellagen unter der Mitte der Ziqqurrat des Assur-Tempels; [Kuppe] B.

[Bachmann 1: 79; 28.3.1914] 25.3.1914; Inschriftkopie Abb. ##; Fundstelle cf. Abb. 11-12. 14a.

T 394

Farbiger Wandputz. Raum 6 im Westen; Bau [Kuppe] M. [Bachmann 1: 81] 25.3.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 395

Bronzenägel. Raum 12; [Kuppe] M. 25.3.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 396

Muschel. Raum 12; [Kuppe] M. 25.3.1914; zur groben Lage der Fundstelle cf. Abb. 24b.

T 397

Wenig Goldblech. Stadtgebiet. 25.3.1914.

T 398

Bleiplakette. Stadtgebiet. 25.3.1914.

T 399

Wurde als Nummer nicht vergeben.

T 400

Bronze-Lanzenspitze. Auf dem Pflaster, Turm K.

25.3.1914.

Abb. 29 Fundskizzen nach Bachmann

Abb. 30 Fundskizzen nach Bachmann

Abb. 31 Fundskizzen nach Bachmann

Abb. 32 Fundskizzen nach Bachmann

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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

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AMI Archäologische Mitteilungen aus dem Iran (Berlin)

AoF Altorientalische Forschungen (Berlin)

AUWE Ausgrabungen in Uruk-Warka Endberichte (Mainz (am Rhein)

AVO Altertumskunde des Vorderen Orients (Münster)

BaM Baghdader Mitteilungen. Deutsches Archäologisches Institut Abteilung

Baghdad (Berlin)

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BATSH Berichte der Ausgrabung Tell Šeh Hamad/ Dur Katlimmu (Berlin)

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