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Muraševa V.V. Kompositgürtel altrussischer Krieger aus dem 10. und dem Beginn des 11. Jahrhunderts...

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Deutsches Archaologisches lnstitut • Eurasien-Abteilung Sonderdruck aus: EURASIA ANTIQUA Zeitschrift fUr Archaologie Eurasiens Band 12 • 2006 I Verlag Philipp von Zabern • Mainz am Rhein
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Deutsches Archaologisches lnstitut • Eurasien-Abteilung

Sonderdruck aus:

EURASIA ANTIQUA

Zeitschrift fUr Archaologie Eurasiens

Band 12 • 2006

I

Verlag Philipp von Zabern • Mainz am Rhein

Kompositgurtel altrussischer Krieger aus dem 10. und dem Beginn des 11. Jahrhunderts

Von Veronika V. Muraseva

Schlagworter: Keywords: npeAM9THbl9 CllOBa:

Russische Foderation/Russland/Mittelalter/Rus'/Gurtel Russian Federat ion/Russia/Medieval period/Rus'/Belt Pocc~<~~cKaA ClleAepau"'A/Pocc"'A/CpeAHeseKosbe/ApesHAA Pycb/noAc

Bei Kompositgurteln handelt es sich um ein mit Me­tallbeschliigen verziertes Kleidungsstiick, das keine originar altrussische Neuerung darstellt. Als der Giirtel in der Alten Rus' aufkommt, kan n er bereits auf eine lange Tradition zuruckblicken. Gleichwohl konnte bis heute die Frage nach dem Ursprung dieses spezifischen Mannerschmucks nicht abschlie­Bend geklart werden; Rom 1 wird in diesem Zusam­menhang ebenso genannt wie Siidsibirien2, die Da­tierung schwankt zwischen dem 2./1. ]t. v. Chr. 3 und den ersten Jahrhunderten n. Chr.4 •

Einig ist man sich dagegen in der Frage, dass dem Kompositgurtel innerhalb des Zeichensystems der Kleidung eine besondere Stellung zukommt5•

Als grundlegende Arbeit sei hier das Werk des un­garischen Archaologen Gy. Laszlo genannt, worin er den Kompositgurtel als eines der sozial signifikan­ten Kulturelemente am Bei~piel der awarischen Ver­gangenheit abhandelt6 • Dabei weist er am archao­logischen Material nach, dass der Gurtel den Rang des Verstorbenen innerhalb der Gemeinschaft an­zeigte. V. B. Kovalevskaja sieht im Kompositgurtel des fruhmittelalterlichen Druziniks eine Art Personal­ausweis, an dem sich seine Stellung innerhalb die­ser hierarchischen Struktur erkennen lasstl.

lm fruhen Mittelalter erfreute sich der Kom­positgurtel in ganz Eurasien, vor allem aber unter Nomadenvi:ilkern groBer Beliebtheit. Nachdem er im Gebiet der Alten Rus' aufgekommen war, fand er seine Verbreitung in militarischen Kreisen, die den Anfang der Staatsgeschichte markieren. Allem An­schein nach wurde der Gurtel von der Druzina iiber­nommen, die fremden Einflussen gegenuber emp­fanglich war und in der diese Stucke ein sozial signifikantes Kulturelement darstellen sollten.

Die meisten Funde von Teilen der Gurtelgarni­tur Stammen denn auch aus an wichtigen Fliissen Osteuropas gelegenen Fundorten der sog. Druzina­Kultur aus dem Zeitraum vom Ende des 9. Jhs. bis

. 1 AM6po3 1981, 16. 2 K•r.enee 1951, 243; Kblanacoe 1960, 83. J ,llo6li<BHCI<.~~ 1990, 19. 4 AM6poa 1< 1, 16. ~ Murasneva 1997, 113-118. 6 Laszlo 1955. 1 KoeaneecKaA 1970, 144.

zum Beginn des 11. ]hs. (Abb. 1). Der gri:iBte und am besten erhaltene Fund ist Gnezdovo unweit des heutigen Smolensk, das zudem einen Knotenpunkt der Wasserwege von Volchov und Dnepr darstellt (der Weg .,von den Waragern zu den Griechen" aus den alten Chron iken); hier wurde auch die umfang­reichste Sammlung von Riemenschmuck entdeckt.

Giirtelgarnituren sind insofern eine wertvolle archaologische Quelle, als sie Aufschluss uber die Herstellungstechnik der Beschlage, die Ornamentie­rung, die Konstruktion des Gurtels und die Art sei­ner Niederlegung im Grabkomplex geben8 • In dem hier vorliegenden Artikel kann allerdings nur auf einige Sujets dieser Fundkategorie eingegangen werden.

Herstellungstechnik der Gurtelbleche und Riemenzungen

Bei oberflachlicher Betrachtung der Bleche ki:innte man den Eindruck gewinnen, sie seien alle aus­schlieBlich in Punz- oder Pragetechnik ausgefiihrt, da sie auf der Ruckseite ein Negativ des Reliefs zei­gen, mit dem die Vorderseite geschmiickt ist. Bei naherer Untersuchung zeigt sich dann aber, dass die durchschnittlich etwa 1 mm dicken Platten zu dick sind, als dass die Pragetechnik hatte Anwen­dung finden ki:innen, durften sie in diesem Fall doch nicht dicker als ein Zehntel Millimeter sein9•

Daruber hinaus sind auch die Stifte fur die Befesti­gung am Gurtel nicht angeli:itet, sondern zusammen mit dem Blech hergestellt worden, was nur durch GieBen mi:iglich ist. Bei gegossenen Beschlagen be­durfte das Negativrelief aber einer weiteren Erkla­rung, womit insgesamt eine eingehendere Beschaf­tigung mit der Frage nach ihrer Herstellung ni:itig wird.

Die Gurtelbeschlage wurden mit einer binoku­laren Lupe untersucht, einige StUcke wurden zudem umfassend metallographisch analysiert (Spektral­analyse, Erstellung eines Schliffs und seine Auswer­tung unter einem metallographischen Mikroskop).

8 Mypaweea 2000. 9 P b16BKOB 1948, 303.

354

Abb. 1. Funde von GUrtel· schmuck aus dem

10./Beginn des 11. Jhs. im Gebiet der

Alten Rus'. - A Graber; • Siedlungen; D Hort­funde; + Zufallsfunde;

Areal der Vladimir­Kurgane.

Bleche und Riemenzungen sind ein dankbares Untersuchungsobjekt, da sie ausgesprochen aus­sagekraftige Serien bilden. Dies ist vor allem fUr die rein visuelle Auswertung mit einem Binokular wich­tig, da bei einer. ldentifizierung analoger StUcke eben die kleinen Details auffallen, die von den Be­sonderheiten der Herstellung zeugen.

Veronika Muraseva

Bei der Auswertung des Corpus wurde nicht ein Exemplar entdeckt, das durch Pragetechnik her­gestellt worden ware, und auch die metallographi­sche Analyse bestatigte Strukturen, die fUr das GieBen typisch sind10• Der Prozess des GieBens wie-

10 Vgl. zu diesen Strukturen Eniosova/Murasheva 1999, 1093-1100.

l-

Kompositgurtel altrussischer Krieger

derum diirfte in mehrere Schritte zu untergliedern sein:

1. Erstellung eines Originalmodells 2. Herstellung einer Tonform 3. Herstellung eines Wachsmodells 4. Herstellung identischerTonformen fiirden Guss 5. Guss einer Serie von Beschlagen Dieser Prozess in mehreren Schritten war frei­

lich keine Besonderheit. In den Werkstatten der ro­mischen Provinzen diirfte das GieBen mit kopierten Modellen bereits in den ersten )ahrhunderten n. Chr. bekannt gewesen sein, und auch wahrend der Vol­kerwanderung und der Wikingerzeit war dieses Ver­fahren weit verbreitet11 •

Die Rekonstruktion der Herstellungstechnik belegt bestimmte Varianten beim GieBen der Giirtel­gilrnituren, die sich insbesondere in der Art der Her­stellung des Gussmodells unterscheiden.

1. GieBen mit einem Wachsmodell; das Orna­ment ist mit einem Stichel ausgefiihrt. Als Merkmal beim GieBen mit einem beschnitzten Wachsmodell sind die meist graben und ungleichmaBigen Kon­turen des Ornaments sowie seine durchbrochenen Linien zu nennen, wobei feinste Details nachtraglich ausgearbeitet sein konnen 12 • Das StUck wird auf ei­ner flachen Oberflache modelliert, das so erhaltene Wachsmodell mit Ton iibergossen und gebrannt. So entsteht eine ablosbare Form, die abermals mit Wachs iibergossen wird; dann werden der Wachs­abguss le1cht ausgebessert und Wachsstifte an ihm befestigt; nun kann der Guss mit verlorener Form erfolgen. Selbst absolut analoge StUcke zeigen Untersch iede in kleinen Details, wie es sich bei­spielsweise an den prachtvollen Riemenzungen aus Michailovskoe erkennen lasst (Abb. 2). Bei weit­gehender Obereinstimmung lassen sich kleinere Ab­weichungen in der Modellierung der zoomorphen Masken erkennen; zudem sind die einzelnen Details des Ornaments mit einer unterschiedlichen Anzahl von Strichen voneinander getrennt,

2. GieBen mit einem handgeformten Wachs­modell. - Die StUcke, die von einem handgeformten Wachsmodell gegossen worden sind, lassen sich sehr schnell erkennen. Die Riemenzungen sind Ieicht asymmetrisch, haben eine unebene Oberflache· Spuren der Wachsglattung sind bereits mit bloBe~ Auge zu erkennen (Abb. 3).

3. GieBen mit einem Wachsmodell, das mit einem Model hergestellt wurde. - Das wesentliche Merkmal der in dieser Technik hergestellten Giirtel­beschlage ist das Negativrelief auf der Riickseite (Abb. 4,1.2). Die hier verwendete Model hat die Form des Beschlags und zeigt das Positivrelief, falls

Lasz I 2, 8990; Lamm 1973, 97-111; Jansson 1985, 197-203;( ' 1989,170-171.

12 Pb1HAb1 19 ,, 202.

ein Ornament ausgefiihrt ist. Die Beschlage konnen auch unverziert sein. Das Model kann aus Metall gegossen oder aus einem festen Material wie Holz oder Horn geschnitzt worden sein. Um die Matrize zu erstellen, wird das Model in Ton abgedriickt. Theoretisch konnten als Matrize auch Stein- oder Metallformen mit entsprechender Negativdarstellung vorgelegen haben. Auf die Matrize wird eine diinne Wachsschicht aufgetragen und mit einem weichen Gegenstand festgedriickt. Von der Dicke dieser Schicht hangt ab, wie gestochen die Negativdarstel­lung auf der RUckseite ist: )e dicker die Wachs­schicht ist, desto unscharfer wird die Darstellung. Auf diese Weise wird eine ,gepunzte" Wachsplatte hergestellt. In einigen Fallen wurde das Wachs nicht sauber angedriickt, weshalb an den diinnsten Stet­len Risse entstehen, die auch nicht ausgebessert wurden, so dass der in Metall gegossene Beschlag aile Defekte des Wachsmodells zeigt. Neben dem Andriicken des Wachses in der Form ist noch eine andere Moglichkeit denkbar: Das Wachs konnte in

355

Abb. 2. Riemenzungen aus Michajlovskoe, Kurgan 1 (oblast' Jaroslavl').

Abb. 3. Riemenzunge aus Gnezdovo (oblast' Smolensk).

356

Abb. 4. GUrtelbeschliige aus

Gnezdovo (oblast' Smolensk) .

Abb. 5. GUrtelbeschliige aus

Gnezdovo (oblast' Smolensk).

Veronika Muraseva

die Form gegossen und dann sofort wieder abgegos­sen worden sein. Bei der Beruhrung mit der Form ware eine feine Wachsplatte entstanden, die eben­falls alle Details der Matrize aufweisen wurde und als Wachsmodell Verwendung finden ki:innte.

Mi:iglicherweise wurde jedes durch Kopieren entstandene Wachsmodell individuell ausgebessert, bevor die Wachsstifte an ihm befestigt wurden. Zu­mindest lie13en sich auf diese Weise die unterschied­lichen Stellen erklaren, an denen die Stifte bei Ble­chen einer Serie angebracht waren. Die Tonmatrize war somit nur eine Zwischenstufe, um die Wachs· modeln fUr den Guss in verlorener Form zu gewin­nen. Besonderheiten des Gie13ens von Gurtelbe· schlagen ki:innten mit den Stiften zu erklaren sein, die ein wesentliches Detail der Beschlagkonstruk· tion darstellen; sie bedingen eine hohle Form und schlie13en den Einsatz einer offenen Form aus.

4. Gie13en mit einem Wachsmodell, in das Ver­tiefungen fUr Silberdraht angelegt sind.

Beschlage wurden uberwiegend gegossen, wahrend Schmiedetechniken nur eine untergeord­nete Rolle spielen (Beseitigung der Gussmangel, Schleifen). Eine Ausnahme bildet hier eine Gruppe von Gurtelgarnituren, deren Bleche mit Silberdraht­einlagen versehen sind (Abb. 5,1). Zu ihrer Herstel­lung finden Schmiedetechniken eine weitaus inten­sivere Anwendung, selbst wenn Gussverfahren nach wie vor im Mittelpunkt stehen. Da die Silbereinlage heute langst nicht mehr bei allen Stl.icken vorliegt, konnten die Kammern eingehend untersucht wer­den; ihre Konturen legen nahe, dass die Kammern in das Wachsmodell eingeritzt wurden (Abb. 5,2). Mi:iglicherweise haben die Meister mit einer Schab­lone die Blechkonturen aus einer dunnen Wachs­platte geschnitten, dann die Kammern fUr die Tau­schierarbeiten ausgeschnitzt und auf der Ruckseite Wachsstifte angebracht (sie wurden ebenfalls in ei­nem Stuck mit dem Blech gegossen). Dann wurden - falls vorhanden - die einzelnen Einlagen wie Rhomben, Dreiecke und Sterne gegossen, der Hin­tergrund wurde vergoldet und diese beiden Blech­teile schlie13lich mit Nieten verbunden13.

Die Betrachtung der Riemenbeschlage aus dem Gebiet der Alten Rus' hat damit gezeigt, dass sie hauptsachlich durch Gussverfahren mit Wachs­modellen hergestellt wurden, auch wenn bisweilen auf andere Modelformen zuruckgegriffen wurde. Auch ·die Mi:iglichkeit, bereits fertige Beschlage zu kopieren, indem sie nicht in Wachs, sondern in Ton gedruckt wurden, gilt es zu bedenken; bei diesem Verfahren mussten zweiteilige Tonformen angefer­tigt werden.

Untersucht man die Beschlage mit dem bino­kularen Mikroskop, lassen sich an etlichen Stl.icken

13 Opnoe 1984, 42; 44.

Kompositgllrtel altrussischer Krieger

Spuren einer Verzinnung in Form eines weiBen Me­talliiberzugs erkennen; in Ausnahmen handelte es sich auch um Gold. Das Auftragen von solchen Me­talliiberziigen ist ein Verfahren, das ausschlieBlich bei der Herstellung von Gurtelgarnituren zur Anwen­dung gelangte. Zinnschichten schutzen das Metall vor Korrosion; zudem ahneln dann die StUcke den Silberexemplaren.

Traditionen in der Herstellung der Gurtelgarnituren

Eine Analyse der Schmuckelemente von Gurtelble­chen lasst, vor allem wenn sie mit Besonderheiten in der Herstellung in Verbindung gebracht wird, ver­schiedene Richtungen in der Entwicklung der im Ge­biet der Alten Rus' verbreiteten osteuropaischen Giirtelgarnituren aus dem 10. und dem Beginn des 11. Jhs. erkennen. Die einzelnen Gruppen von Be­schlagen konnen bestimmten Produktionszentren zugeordnet werden, die mit einigen Vorbehalten als .,Schulen" bezeichnet werden durfen.

Das Zentrum der Wolga-Bulgaren

Die iiberwiegende Mehrheit der altrussischen Gur­telbeschlage, die mit einem Pflanzenornament ver­ziert sind, wird in der Regel als Import aus dem Os­ten angesehen, was sich vor allem dadurch erklart, dass sie aufgrund ihres Ornaments an die Kunst des Arabischen Kalifats denken lassen. Bereits zu Beginn des 20. Jhs. hat T. Arne zur Beschreibung dieser Ornamente den Begriff ,postsassanidischer Stil' gepragt und die Herkunft der meisten Pflanzen­motive auf das islamisierte Persien zuruckgefuhrt14.

Da Vergleiche aus Mittelasien und dem Fernen Osten zu den altrussischen Funden jedoch fehlen, lassen sich die Gurtelgarnituren nicht mit Stlicken aus diesen Regionen in Verbindung bringen, son­dern nur mit denen aus dem ostlichen Nachbar­gebiet, dem Reich der Wolga-Bulgaren. Das einzige Argument, das fUr ein mittelasiatisches Produktions­zentrum sprechen wurde, ist eine Zeichnung aus dem Archiv Arnes, die sich in einem Artike! von I. Jans­son findet15. Auf ihr ist der Abdruck einer Form oder Matrize zur Herstellung der Gurtelbeschlage aus dem Museum in Samarkand dargestellt. Das Blech zeigt aber kein Ornament und ist auch zeitlich nicht verankert, weshalb aus ihm keinesfalls zu schlussfolgern ist, dass die StUcke aus Mittelasien eingefiihrt wurden.

::>agegen sprechen fUr das Reich der Wolga-St.: als Herstellungszentrum der Gurtelgarnitu-

1 118-12 1 ; 32 139. 96 Abb. 10,13.

ren gleich mehrere Faktoren. Zum einen liegen in den 1991 veroffentlichten Funden aus den bulgari­schen Siedlungen an der unteren Kama 16 eine wei­tere Gurtelgarnitur und Beschlage mit Abdrucken der Gussoffnung vor17, was ganz entschieden fur eine lokale Produktion spricht.

Die groBte Zahl an Beschlagen, die denen im Gebiet der Alten Rus' entsprechen, sind von finn­ugrischen Wolgavolkern bekannt, den Mari (fsche­remissen) und den Mordvinen. Dies lasst sich vor allem damit erklaren, dass sich der Islam bereits im 9. Jh. unter den Wolga-Bulgaren auszubreiten be­gann18 und nach moslemischem Ritual angelegte, beigabenlose Bestattungen selbst in relativ fruhen Graberfeldern wie Tankeevskij einen hohen Anteil haben19. Nach 922 (die Gesandtschaft des Kalifen von Bagdad, Muqtadir, zu der auch Ibn Fadlan ge­horte) konnte sich der Islam endgultig durchsetzen. Die nachsten Nachbarn der Bulgaren aber, die Mari und Mordvinen, bewahrten sich ihr Heidentum, weshalb die StUcke bulgarischer Handwerker sich auch weiterhin in groBer Zahl in den Grabern dieser Volker fanden. E. P. Kazakov weist darauf hin, dass der Ausbau der Kontakte und vor allem der Han­delsbeziehungen zu den Wolga-Finnen in der zwei­ten Halfte des 10. Jhs. einsetzte20• Dies ist durch die Konsolidierung des bulgarischen Staates, die Grun­dung von Stadten und das Aufbluhen des Hand­werks bedingt, wobei sich ein Markt fUr die Erzeug­nisse vor allem bei den Nachbarvolkern fand 21.

Fur das Gebiet der Wolga-Bulgaren als bedeu­tendes Zentrum zur Herstellung osteuropaischer Gurtelgarnituren spricht auch die Analyse der orna­mentalen Traditionen. Gerade dieses Gebiet schien pradestiniert, die chasarische Toreutik sowie die postsassanidischen und islamischen Traditionen zu synthetisieren. Die Saltovo-Majack-Kultur brachte eben jene Typen metallenen Gurtelschmucks her­vor, die fUr die Entwicklung der osteuropaischen Gurtelgarnituren von besonderer Bedeutung waren. Am beliebtesten war dabei das fUr die chasarische Kunst klassische, figurlich gearbeitete Blech mit einer bse, durch die ein kleiner Ring gezogen wurde. Das Blech war mit einer Komposition aus vier Dreiblat­tern verziert (,knospenartige Blatter" in der Termino­logie Arnes); sie waren durch sehr feine Triebe un­terteilt, die in runde, am Rand der Platte liegende .,Miniaturbuckelchen" mundeten (Abb. 6,1). Nahezu alle Details dienten als Grundlage der weiteren Ent­wicklung (Abb. 6,2-13).

16 Ka3aKOB 1991. 17 Ka3aKoe 1991, 56. 18 XanHKOB 1991, 49. 19 Khalikova/Kazakov 1972. 2° Ka3aKoe 1985, 34. 21 Ka3aKoe 1985, 27.

357

358

Abb. 6. Glirtelbeschlage der Wolgabulgarischen

Schule, deren Aufkom· men mit der Saltovo­

Majackaja-Kultur zu ver­binden ist. - 1 Blech

aus der Saltovo­Majackaja-Kultur;

2.8.11.13 Gnezdovo (oblast' Smolensk);

3.4.7.9.12 oblast' Vladi-mir (genauer Fundort

unbekannt); 5 Timerevo (oblast' Jaroslavl');

6 Davydkovo (oblast' Vladimir); 10 Sednev

(oblast' Cernigov).

Abb. 7. 1 Beschlag aus

Gnezdovo (oblast' Smolensk); 2 altrus­

sische geschnitzte Platte aus dem Gebiet

um Bagdad, zweite Halfte des 8. )h. (nach

Dimand 1937).

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5

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2 3

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1

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Trotz des ganz offensichtlichen Einftusses der islamischen Kunst mit dem elaborierten Pflanzen­ornament konnten bislang nur wenige StUcke gefun­den werden, die fUr die osteuropaischen Giirtelgar­nituren als Vorlage in Frage kamen; das auffalligste ist eine geschnitzte Holzplatte aus dem 8. Jh. mit einem ftiigelformigen Motiv aus dem Museum in Kairo (Abb. 7,2)22 •

Bei den meisten mit einem in unterschied­lichem MafSe schematisierten Pftanzenornament ver­zierten Giirtelbeschlagen lasst sich auf der Riickseite ein Negativrelief erkennen, das die Herstellung durch

22 Dimand 1937, Abb. 6.

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Veronika Muraseva

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... 8 9

GiefSen mit einem ,gepunzten" Wachsmodell ver­muten lasst (3. Verfahren, s. o.). Die in der Tradition der Wolga-Bulgaren stehenden Beschlage dominie­ren im Gebiet der Alten Rus' eindeutig.

Die ,skandinavische" Tradition

Die Giirtelgarnituren skandinavischen Ursprungs las­sen sich ohne Probleme bestimmen 23. Als klares und eindeutiges Merkmal ist hier die spezifische Verzierung zu nennen, fUr welche die Verbindung eines zoomorphen Ornaments und eines Bandge­ftechts charakteristisch ist. FUr das Gebiet der Alten Rus' sind Beschlage bekannt, die in zwei Ornament­stilen verziert sind. Am starksten verbreitet war der Borre-Stil (zweite Halfte des 9. Jhs. bis 10. Jh.; Abb. 8,1-5.7 -10), zwei Serien liegen aber auch im Oseberg-Stil vor (Ende des 8. Jhs. bis erste Halfte des 9. Jhs.; Abb. 8,6.11). Alle Komplexe, die Be­schlage beider Stilrichtungen enthielten, sind ins 10. jh.24 zu datieren.

23 Mypaweea 1998, 154-164. 24 Mypaweea 1998, 160; Mypaweea 1999, 25-34.

Kompositgurtel altrussischer Krieger

4 3

5

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B • e g

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Neben diesem Ornament ist fUr die skandina­vische Schule ein Gussverfahren charakteristisch, bei dem eine geschnitzte Wachsmodel verwendet wurde (1. Verfahren, s. o.). Bislang lasst sich nicht sagen, ob die Gi.irtelgarnituren aus Skandinavien eingefiihrt oder vor Ort gegossen wurden. Da aber auch einige andere Schmucksti.icke der Wikinger in der Alten Rus' hergestellt worden sind2s, ki:innte dies auch bei den Gi.irtelbeschlagen mi:iglich gewe­sen SPill.

,; EH-~coaa 2001, 83- 92.

I -oi.l.

10 11

Das ,.Cernihov-Zentrum" (zweite Halfte des 10. Jhs.)

12

Die einzigen Sti.icke, von denen sich mit Sicherheit sagen lasst, dass sie in der Alten Rus' angefertigt wurden, sind Beschlage der ,Cernihov"- oder Mit­teldnepr-Schule, die sich deutlich von allen anderen unterscheiden. lhre charakteristischen Merkmale sind: eine flache Ober- und Unterseite, Nieten und Silberintarsien (Abb. 9). Bisweilen zeigen die Be­schlage noch eine weitere Einlage, die meist vergol­det und gepunzt ist. lhr Herstellungsverfahren ist im Unterschied sowohl zur Tradition der Wolga-Bul­garen wie auch zur skandinavischen Schute zu se­hen (4. Verfahren, s. o.).

359

Abb. 8. Gurtelschmuck skandi· navischen Ursprungs. 1,6 Michajlovskoe (oblast' Jaroslavl'); 2-5.7-12 Gnezdovo (oblast' Smolensk) .

360

Abb. 9. Riemenschmuck der

i":ernihov·Schule. 1.3 Sednev (oblast'

i":ernigov); 2.4.5 Gnezdovo (oblast'

Smolensk).

Abb. 10. Ein Satz GUrtelschmuck

aus Timerovo, Kurgan 450 (ablast' )aroslavl').

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• 4 5

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Am haufigsten begegnen diese Stucke am mittleren Dnepr und insbesondere im Kurgan Cerni­govscina; daruber hinaus sind sie in relativ groBer Zahl fUr Gnezdovo belegt, ein Blech wurde zudem in Staraja Ladoga gefunden, andere in Ungarn.

Die Bezeichnung ,Schute" zielt auf den Fund­art der meisten StUcke ab. Vermutlich sind die Sil­berintarsien der Gurtelgarnituren aber am Hofe des Kiever GroBfUrsten hergestellt worden. Von der Kie­ver Nekropole aus heidnischer Zeit liegt jedoch nur noch ein kleiner Teil vor, da sie weitgehend bei Bautatigkeiten im Mittelalter zerstbrt worden ist. Diese Oberreste durften kaum einen angemessenen Eindruck von ihr vermitteln. Darin wurden bei Gra­bungen jedoch Beschlage der hier betrachteten Richtung gefunden26 •

Zur Rekonstruktion des altrussischen Kompositgiirtels

Das Aufkommen des Kompositgurtels fUr Krieger ist bereits einige Jahrhunderte vor ihrem Bekanntwer­den in der Alten Rus' anzusetzen. In dieser Zeit hat sich ihre Form .durchaus verandert. So sind Gurtel mit und ohne zusatzliche herabhangende Riemen

26 Kaprep 1948, 187; 199.

Veronika Muraseva

sowie Doppel- und Einfachgurtel bekannt. Von be­sonderem Interesse ist fUr uns der ungarische Gur­tel aus der Zeit der Landnahme, bei dem ein Ende durch einen Bugel oder einfach uber ein Gurtelstuck gezogen wurde und frei herabhing, wahrend das andere eine Schnalle hatte (Abb. 11,4). Die wesent­liche Konstruktionsbesonderheit ist in dem zusatz­lichen lnnenriemen zu sehen, der nicht mit Metall­beschlagen verziert war und mit dem der Gurtel geschlossen wurde, indem der Riemen durch die Schnalle gezogen wurde27•

Wie konnte nun der Gurtel eines altrussischen Druziniks ausgesehen haben? Die Gurtel der Noma­den, der Barbaren wahrend der Volkerwanderung sowie der Sogdier sind auf Skulpturen, Wandmale­reien und Mosaiken dargestellt, was ihre Rekons­truktion erheblich vereinfacht28 . Dagegen sind die einzige solide Grundlage fUr die Rekonstruktion des altrussischen Kompositgurtels Grabfunde, die einen Gurtel in situ enthielten. Freilich erlauben der Zu­stand des Materials und die Grabungsdokumenta­tion nur fUr vier Komplexe eine entsprechende Aus­wertung: Kurgan 450 aus Timerevo, Kurgan L-95, C-160 und C-191 aus Gnezdovo).

In Timerevo, Kurgan 450 (Umkreis Jaroslavl', obere Wolga) lag das Skelett nicht mehr vor. Der Gurtel fand sich in der Mitte der Grabgrube. Es han­deft sich um einen 2 em breiten Lederriemen, der aus zwei Fragmenten von 66 em bzw. 32 em Lange besteht. Auf den Riemen waren 36 herzfOrmige Sil­berbleche aufgesetzt, die mit einer Blume mit fl.inf Blutenblattern verziert waren29• Der Satz besteht aus zwei Beschlagvarianten, 16 breiten und 20 schma· len. Ein Riemenende hat eine Schnalle mit festem Schild, das andere eine Riemenzunge (Abb. 10). 17 schmale Beschlage liegen, ausgerichtet an der Langsachse, hinter der Schnalle, die anderen drei sind nahe der Riemenzunge aufgesetzt. Die breiten Beschlage sind, ausgerichtet an ihrer Querachse, in einer dichten Gruppe in der Riemenmitte aufgesetzt.

Ober den Kompositgurtel hinaus wurden eine kleinere Riemenzunge und Fragmente eines schma­len Riemens gefunden (B 1,3 em; L 11,0 em, 4,4 em, 4,3 em und 3,4 em). Diese kleine Riemenzunge kann nur zu einem zusatzlichen lnnenriemen gehort haben - die Oberreste durften von diesem stam­men -, der wie bei dem ungarischen Gurtel zum VerschlieBen der Schnalle diente. Dafl.ir sprache auch, dass die groBe Zunge des Hauptriemens etwa 2 em breit ist, wahrend die Offnung im Schnallen· gatter nur ca. 1,6 em misst, weshalb von einer zu· satzlichen Verschlussmoglichkeit ausgegangen wer·

27 Dienes 1959, 153 Abb. 8; Dienes 1960, 185 Abb. 9. 28 Pacnonosa 1980, Abb. 50; 51; 55; 57; nneTHesa 1981, 265

Abb. 88; Schmauder 2000. 29 <PexHep/HeAOW«B«Ha 1987, 72; 75 Abb. 4.

n I· g

zu­wer-

265

Kompositgurtel altrussischer Krieger

den muss. Dam it riickt der Giirtel a us Timerevo in die Nahe des ungarischen, von dem er sich nur durch ~ ~tne ~etallbeschlage auf dem lnnenriemen unter­sch ., Dass diese Variante auch in der Alten Rus' beg hat bereits Jansson angemerkt30 •

10 )an 1986, 78; 105.

5

2

Die meisten Funde altrussischer Giirtelgarni­turen stammen aus Gnezdovo. Hier wurden in 45 Komplexen Reste von Kompositgiirteln und Zaum­zeug festgestellt, wobei das reiche Material aus Gra­bungen des 19. Jhs. stammt, das nicht naher ausge­wiesen wurde, noch nicht einmal beriicksichtigt ist. Einen prachtvollen Kompositgiirtel fanden D. A. Av-

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Abb. 11. 1-3 Gurtel aus Gnez­dovo, Kurgan C-160 (oblast' Smolensk) (1 Ausschnitt der Feld ­skizze; 2 Satz von Metallschmuck; 3 Re­konstruktion); 4 unga­rischer Gurtel aus der Zeit der Landnahme (nach Dienes 1959); 5 Gurtel der Saltovo­Maiack-Kultur (nach Sramko 1962).

362

dusin und T. A. Puskina bei ihren Grabungen 1990 in Kurgan C-160. Der 168 em lange und 1,7-2,0 em breite Lederriemen lag noch fast vollstandig vor. Die Anordnung der Riemenreste lasst darauf schlie-13en, dass er um den Korper geschlungen war -vom Skelett gibt es kaum Oberreste - und ein Ende herabhing (Abb. 11,1). Der Gurtel war mit drei un­terschiedlichen Beschlagarten besetzt: Auf das freie Ende und das anschlie13ende Stuck waren 34 herz­formige, langlich gestreckte Beschlage mit figurlich gearbeitetem Rand und geometrischem Ornament aufgebracht (Abb. 11,2). Der ubrige Bereich war mit breiten herzformigen Beschlagen verziert, die mit dem spitzen Ende nach oben wiesen. 29 dieser StUcke waren mit einem Dreiblatt verziert, drei mit Elementen eines geometrischen Ornaments. Zwei der letztgenannten lagen neben den schmalen herzfOr­migen Stiicken und eroffneten gleichsam die Reihe der breiten Beschlage, wahrend das dritte Exemplar die Reihe der Dreiblatter am Riemenende .. zer­schneidet" und den Schnallenabschluss bildet.

Das herabhangende Gurtelstuck ist mit einer Riemenzunge mit Pflanzenornament versehen (Abb. 11,3). Die Schnalle liegt nicht in der Mitte, sondern ist zur rechten Seite versetzt. Ein einzelnes kleineres Riemenfragment (B ca. 1,0 em) lag am hin­teren Gurtelteil, etwas zur linken Seite hin. Es war mit einem kleineren Blech und einer Miniaturrie­menzunge verziert. Bei diesem handelt es sich al­lem Anschein nach um Reste eines zusatzlichen ln­nenriemens, mit dem der Gurtel auf dieselbe Weise wie der in Timerevo verschlossen wurde. Der Rie­men war mit Metallblechen besetzt, die ihn von dem klassischen ungarischen Gurtel unterscheiden (Abb. 12). Das wiederholte Auftreten dieses Details erlaubt es, von einer altrussischen Variante des un­garischen Gurtels zu sprechen. An der rechten Seite des Toten lagen in situ Metallbeschlage von einem Beutel, dessen Verschlussriemen mit zwei breiten herzfOrmigen Blechen verziert war, die den Gurtel­beschlagen entsprechen, wahrend den Riemen an­sonsten kleine Bleche schmuckten, die denen ent­sprechen, die sich auf dem zusatzlichen lnnenriemen des Gurtels finden. Somit durften sich die Beschlage von unterschiedlichen Gegenstandskategorien kaum unterschieden haben; ihre unterschiedlichen Formen hangen somit eher mit asthetischen Anspruchen und Konstruktionsbesonderheiten zusammen. Der Beutel und der Gurtel bilden ein Set, das bereits bei der Herstellung oder erst bei der Reparatur zu­sammengestellt worden sein kann. Fur die letzt­genannte IJermutung spricht vor allem, dass die breiten herzfOrmigen Beschlage mit geometrischem Ornament, die auf beiden Stiicken zu finden sind, beim Gurtel Ieicht fremdartig wirken. Daruber hinaus ist ihre geringe Zahl und Zufalligkeit in der Anord­nung bemerkenswert, zerschneidet doch eines der

Veronika Muraseva

StUcke die dichte Reihe der Beschlage mit Pflanzen­ornament. Unter Umstanden ist also die Anfertigung des Beutels zeitlich mit der Ausbesserung des Gur­tels zusammengefallen.

Ein weiterer bemerkenswerter Gurtel wurde in Gnezdovo, Kurgan L-95 gefunden (Abb. 12,1-3). Er war mit Bronzeblechen verziert, von denen eines herzformig war, wahrend die anderen 58 als Feli­denkopfe gearbeitet waren 31. Diese Beschlage sind vollig einzigartig. lhre Darstellungen sind detailliert ausgefiihrt: Die spitzen Ohren der Tiere stehen hoch, zwischen ihnen ist bei fast allen Beschlagen mit Strichen die Stirn angezeigt; die runden Backen sind ebenso ausgefiihrt wie die Bra uen, die in der Regel in einer Linie zusammen mit der Nase ge­zeichnet sind (Abb. 12,1-3). Bei 21 Blechen ist un­ten eine Ose angebracht, durch die in sechs Fallen ein Ring gezogen war; alle ubrigen Bleche haben keine solche bse. Nicht ganz klar ist, wie der Gurtel verschlossen wurde, da eine Schnalle fehlt. Mog­licherweise dienten dazu zwei Riemenzungen, die rechts neben dem Toten lagen und an die lange Lederschnure geknupft waren (Abb. 12,2)32 .

Auch die Rekonstruktion des Gurtels ist aus­gesprochen schwierig, da die Lage der Riemenreste hier mehrere Moglichkeiten offen lasst. So konnte der Gurtel zweimal um den Korper geschlungen worden sein und dann mit den kleinen, mit Zungen versehenen Riemen, die an den Gurtelenden befes­tigt worden waren, geschlossen worden sein. Die beiden Verschlussriemen mit den Schnuren etwa gleicher Lange lie13en aber auch eine Konstruktion zu, die dem in Podbolot'e, einem finn-ugrischen Graberfeld a us dem 9.-10. )h. im oblast' Vladimir, gefundenen Gurtel entsprechen wurde33, dessen he­rabhangende Enden ebenfalls mit Blechen verziert waren (Abb. 12,4). Der Gurtel in Podbolot'e hat zwei kleinere herabhangende Enden und wurde mit einer Schnalle geschlossen, die an zwei lnnenrie­men befestigt war. Bei dem Stiick in Gnezdovo, Kurgan L-95 konnten die Riemenzungen mit den an­geknupften Schnuren eine ahnliche Rolle gespielt haben.

Schlie13lich ware noch eine dritte Moglichkeit denkbar: Vielleicht liegt auch hier ein Gurtel ungari­schen Typs vor, bei dem eine Verschlussschnur an das eine Gurtelende angeknupft war, wahrend die zweite am lnnenriemen befestigt war. Bei einer sol­chen Konstruktion musste das frei herabhangende Gurtelende uber den am Korper anliegenden Teil geschlungen und zuruckgezogen werden. )ede der

31 ABAYCHH 1970, 239; 274. 32 ABAYCHH 1970, 279 Abb. 15. 33 ropOAL10B 1914, 88 Abb . 31.

364 Veronika Muraseva

kennen lassen, selbst wenn letztere eine eindeutig zoomorphe Darstellung zeigen (Abb. 12,5) . Charak­teristische Merkmale in einer Anhangergruppe36

sind die Darstellung von Locken auf den Wangen, die detaillierte Zeichnung der Frisur sowie die hoch angesetzten Ohren, wahrend als stilistische Beson­derheiten alter anthropomorphen Darstellungen die Verbindung von Brauen und Nase festzuhalten ist37.

Diese Merkmale lassen sich auch auf den Blechen aus Kurgan L-95 erkennen, selbst wenn das Sujet ein anderes ist. Somit vereinigt der Gurtel aus Gnezdovo recht eigenwillig Altaj- und Saltovo-Tradi­tionen. Als Ergebnis entsteht ein Objektiv dekorativ­angewandter Kunst, bei dem in barbarischer Un­befangenheit unterschiedliche Konstruktions- und Zierelemente kombiniert wurden, was nicht immer auf ein genaues VersUindnis ihrer ursprunglichen Bedeutung schlieBen lasst.

Ein weiterer Kompositgurtel stammt aus Kur­gan C-191 (Grabungen von D. A. Avdusin 1976). Der Lederriemen liegt zwar nicht mehr vor, dafl.ir sind die Metallbeschlage aber unbeschadigt (Abb. 13,2). Auf den Gurtel waren 10 breite und 18 schmale herzformige Beschlage aufgesetzt, die alle mit ei­nem Dreiblatt verziert waren. Hinzu kommen noch flinf Riemenzungen mit figurlich gearbeitetem Rand und zwei runden Einbuchtungen entlang der Lang­sachse, eine Riemenzunge mit einem stilisierten Pflanzenornament, drei Ringe, drei im Langsschnitt ovate Bugel und eine Schnalle mit festem Schild (Abb. 13,1). Hinten liegen die Bleche in zwei Rei­hen, von denen eine mit einer Riemenzunge ab­schlieBt; bei ihr durfte es sich urn das nach unten hangende Ende handeln. Geht man davon aus, dass der Tote den Gurtel zu Lebzeiten genauso ge­tragen hat, wie er im Grab niedergelegt worden ist, muss sich das herabhangende Ende an der rechten Seite befunden haben, auf der auch die Schnalle lag. Diese durfte - im Unterschied zu der hier be­schriebenen ungarischen Variante - am lnnenrie­men angebracht gewesen sein, auf den wohl auch einer der schmalen Beschlage aufgesetzt war (Abb.13,3).

Einer der Ringe lag in der Ruckenmitte, die beiden anderen vorn, symmetrisch zu den Seiten hin. Der Riemen wurde mit Bugeln an den Ringen befestigt, die doppelt gelegten Riementeile mit den Stiften der Riemenzungen gehalten, woflir auch die MaBe des Abstands zwischen der Ruckseite der Zungen und dem gebogenen Ende der Stifte spre­chen. Der Abstand betrug genau 4 mm, wahrend er sonst der Standardbreite eines Riemens von 2 mm entsprach. Beim rechten vorderen Ring ist nur eine Riemenzunge verwendet worden. Moglicherweise

36 Kb13nacoe/Koponb 1990, 127 Taf. 32, Gruppe 7. 37 Kb13/lacoe/Koponb 1990, 129 Abb . 38,1.2 .

wurde das herabhangende Ende durch den Ring im Rucken gezogen; die zweite Blechreihe reicht hier genau bis zu diesem Ring heran. Fur sie wurden nur die schmalen herzfOrmigen Bleche gewahlt, wahrend am Rucken nur breite StUcke aufgesetzt waren; vorn lagen ein breites und vier schmale Bleche, die sowohl an der Langs- wie auch an der Querachse ausgerichtet sein konnten. An den rech· ten Ring wurde wahrscheinlich vermittels eines Rie­mens mit zwei Eisenringen ein Beutel befestigt, in dem sich Knochenspitzen, Feuerstahl und Feuer­stein fanden .

Der hier untersuchte Gurtel unterscheidet sich von allen anderen vor allem dadurch, dass die Rin· ge genutzt wurden, urn einzelne Riementeile mit· einander zu verbinden. Diese Tradition ist eher fUr baltische Gurtel charakteristisch (Abb. 13,4)38 ; bei finn-ugrischen Gurteln treten diese Ringe dagegen seltener auf39 . Kompositorisch lassen sich der Gur­tel aus Gnezdovo und die baltischen StUcke vor allem durch die Riemenzungen vergleichen, die an die Ringe anschlieBen. Sie ersetzen die speziellen, langlichen Klammern, bei deren Verwendung der Rie­men nicht durch den Ring gezogen werden muss40.

Die vorliegende hybride Form konnte somit die kom· plexen Prozesse der unterschiedlichen Einwirkungen widerspiegeln, die bei der Entstehung einer genuin altrussischen Kultur zum Tragen kamen.

Sch lussbetrachtu ng

Der Kompositgurtel war in der Rus' vor allem im 10. und am Beginn des 11. Jhs. ungemein beliebt. In diese Zeit datieren die etwa dreitausend bekann­ten Funde von Gurtelblechen und Riemenzungen. Mit der Formierung der Rjurikiden-Dynastie kommt aber auch die groBfurstliche Druzina auf, die von ihrer Funktion her dem Stammesadel im gemein­schaftlichen und politischen Gefl.ige gegenubersteht, sich offen gegenuber auslandischen Einflussen zeigt und empfanglich fUr die sozial signifikanten Ele­mente der internationalen ,Druzina-Mode" ist41 • Eine der markantesten Modeerscheinungen ist mit dem Kompositgurtel fUr Krieger gegeben. Die Entstehung des alt russischen Staates fuBte auf einer multieth­nischen Grundlage, was sich auch in der heteroge­nen ethnischen Zusammensetzung der Druzina nie­derschlug, die aus Slawen, Turken, Finno-Ugrern, Skandinawiern und eventuell auch Batten bestand. Aile genannten Faktoren flihrten dann im Zusam·

38 Z. B. Aspelin 1884, 365 Abb. 1988; Latvias PSR Arheologija 1974. 39 Apxl'lnOB 1973, 152 Abb. 40. 40 Latvias PSR Arheologija 1974, 197 Abb. 3,5; 24,25; 119 Taf. 59;

64. 41 MellbHI'IKOBa u. a. 1984, 57.

KompositgUrtel altrussischer Krieger

2

me• spiel mit den kulturellen und handwerklici-Jen 10 •en der Nachbarstaaten zu der erstaunli­

?lt der GUrtelbeschlage. rgebnisse der Auswertung dieses um-

ng r orpus zeigen, dass das gesamte Mate-•la, a aer Herstellungstechr ken klassifiziert

4

werden muss. Der im Gebiet der Alten Rus' gefun­dene GUrtelschmuck wurde zwar ausnahmslos ge­gossen, Unterschiede zeigen sich aber in der Her­stellung der jeweiligen Model. Eine Auswertung der Herstellungstechniken und der Verzierung der Beschlage lasst fUr die Anfertigung der GUrtelgar-

365

Abb. 13. 1- 3 GUrtel aus Gnez· dovo, Kurgan C·191 (oblast' Smolensk); (1 Satz von Metall­schmuck; 2 Ausschnitt der Feldskizze; 3 Re· konstruktion); 4 Kom· positgUrtel aus Lettland (nach Latvias PSR Arheologija 1974).

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nituren drei ,Schulen" erkennen. An dieser Stelle sei noch einmal betont, dass die Begriffe ,Schute" oder ,Zentrum" relativ zu verstehen sind, da sie nur die Hauptquellen, Wurzeln und Traditionen bezeich­nen. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass ein Handwerker, der seine Waren beispielsweise nach der Schute der Wolga-Bulgaren anfertigte, seine Tatigkeit auch auBerhalb ihres Reichs ausUben konnte.

Die Herstellung der KompositgUrtel in der Alten Rus' entsprach dem sog. ungarischen Typ, eine Be­zeichnung, die sich in der Literatur durchgesetzt hat. GUrtel vergleichbaren Typs waren weit verbrei­tet, so bei Chasaren (Abb. 11,5)42 , Udmurten, Mord­vinen43 und Protobulgaren 44. lhre Heimat dUrfte Chasarien gewesen sein, aus dem die Alte Rus' auch die Formen Ubernommen hat. FUr ungarische und chasarische GUrtel war die Verzierung des zusatz­lichen lnnenriemens mit Metallbeschlagen nicht ty­pisch, weshalb auch von einer altrussischen Variante des ungarischen GUrtels gesprochen werden kann (was auf das Vorkommen, nicht auf die Herstellung zielt). Dam it dUrfte sich dieses Modell recht lange ge­halten haben. Zu zwei der vier in Birka (Schweden) gefundenen Satze gehorten beispielsweise je zwei Riemenzungen, von denen eine sehr klein war und offenbar den lnnenriemen schmUckte45. Der Fund ei­nes GUrtel dieses Typs in Schweden zeigt einmal mehr, dass zahlreiche Elemente der Druzina-Kultur, die zum Teil ostlich (chasarisch, iranisch, tUrkisch etc.) gepragt waren, von den Wikingern aus der Rus' Ubernommen wurden.

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Summary

"The fashion peak" of composite belts in Russia is known to be dated as the 101h-early 11th century AD. About 3 thousand finds of belt mounts and strap ends are related to this period. This epoch is characterised with "The Ruri· kids' Empire" formation, the princely retinue emerges, being open in respect of various external influences. The retinue begins to adopt some socially meaningful ele­ments of international retinue "fashion".

Tne warriors' composite belt is considered as the most striking example of this "fashion". The Old Russian stiM was fonned on the polyethnic base, the later defin-

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Veronika Muraseva State Historical Museum

Krasnaja ploshchad', dom 1/2 109012 Moscow

Russia

ing the ethnically heterogeneous retinue composition in· eluding the Slaves, the Turks, the Finno-Ugrians, the Scan· dinavians and perhaps the Baltes. The striking variety of the belt mounts was determined by a number of factors such as the retinue pretension to socially meaningful of other culture elements adoption, its polyethnic character, cultural and handicraft traditions of neighbouring states.

The results of the study of this tremendous artefact set indicate that the manufacturing technology could be considered as the classification base of all this material. The belt decorations found at the Old Russia territory were manufactured by casting but the differences in their technological cycles lie in the area of the mode of produc·

367

368

tion of the first pattern. The reconstruction of the manu­facturing technology allowed to determine some variants of the belt mount modes of production:

1. The lost-wax casting. The first pattern was made of wax and the ornament was carved by the cutting tool.

2. The lost-wax casting. The first pattern was sha­ped by hand.

3. The lost-wax casting. The first pattern was made of stone or some other material and used as a stamp in the processing of the clay moulds in order to obtain a ser­ies of mounts.

4. The lost-wax casting. The grooves for the silver wire incrustation were cut in the first pattern.

The comparison of the mount manufacturing tech­nology with the study of the decoration allows to distin­guish three main "schools" of belt mount manufacturing:

1. "Volga Bulgaria" centre (technological scheme N3) 2. "Scandinavian" school (technological scheme Nl). 3. "Middle Dnieper" ("Chernigov") centre (technolo­

gical scheme N4). It is necessary to note that the "school" and "centre"

terms are of conditional character. They indicate to the main source and the tradition roots. But it is not excluded that the artisan of the "Volga Bulgaria" school could make his production working not only within the Volga Bulgaria territory.

It could be asserted that the "Hungarian belt" with a loosely hanging end is considered as determinative stereotype for the composite belt manufacturing at the Old Russia territory. This term is rather conditional whereas it is applied in many publications. The belts of such a type were widespread among the Khazars, the Finno-Ugric peo­ples of the Middle Volga and the Bulgarians. We suppose that the Khazaria was their proto-motherland. The addi­tional decoration of the inner strap by the metal mounts allows to determine a special Old Russian variety of the «Hungarian belt». Here we speak not of the manufactur­ing, but of the occurrence of these belts.

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Veronika Muraseva, Kompositgurtel altrussischer Krieger

6anTbl. MHor111e cpaKTOpbl (cTpeMneHIIIe AP~IIIHbl K eocnpiii­ATIIIIO COl.IIIIBnbH0-3HB'-IIIIMbiX 3fi8MBHTOB t:\pyri!IX KYfibTYp, ee noniii3THIII'-IHOCTb, KYfibTYPHble 111 peMecneHHble TPaAIII-1..1111111 COC9AHIIIX rocy.r:~apCTB) onpeA9filllfilll Yt:IIII8111T9fibHOe pa3-H006pa31118 8111AOB peMBHHbiX HBKnaAOK.

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2. JliiiTbB no BOCKOBOii MOt:\Bfilll. nepBOHB'-IBnbHBA MOA9fib BblnenneHa OT PYKIII.

3. Jl111Tb9 no BOCK080ii M0t:\9filll. nepBOHa'-IBnbHaA MOABfib 6bin8 1113rOT08fiBHB 1113 KBMHA lllfilll Apyroro MBTB· plllana 111 lllcnonbaoeanacb e Ka'-lecTee wTaMna np111 1113ro­TOeneHIIIIII rniiiHAHbiX fii/IT9iliHbiX cpOpM AJlA nony'-19HIIIA Ce· pllllliHOIIi npOAYKLIIIIIII.

4. JliiiTbB no 80CK080ii MOABfilll. B nep80Ha'-IBnbHOioi BOCKOBOioi MOABfilll npope3aHbl yrny6neHIIIA t:\fiA IIIHKpycTa­l.lllllll cepe6pAHoioi npoeonoKoioi.

ConocTa8neHIIIe TexHonorllllll 1113rOT08neHIIIA HaKna­AOK c aHaniii30M A9Kopa n0380nAeT 8b1A9fi111Tb TPIII OCHOB­Hble <<WKOfibl>> 1113rDTOBfi9HIIIA peMeHHOii rapHIIITYPbl:

1. <<BOfi)I(CK0-60nrapCKIII~» l.I9HTp (T9XHOnOriii'-19CKaA cxeMa No. 3).

2. <<CKBHAIIIHBBCKBA» WKOfiB (TBXHOfiOriii'-IBCKaA CX9· Ma No.1).

3. «49pHIIIrOBCKIIIi-i» l.ISHTp (T9XHOnOriii'-19CKaA CXeMa No.4).

Heo6XOt:\IIIMO OTMeTIIITb, '-ITO noHATIIIA «WKona>> 111n111 <<l.ISHTp)) HOCAT ycnOBHblioi xapaKTep. 0HIII yKa3bl8aiOT OCH08HOIIi IIICTO'-IHIIIK, KOpHIII TpaAIIIl.llillll. 0AHaKO He IIICKniO· '-19HO, '-ITO p9M9Cfi9HHIIIK, pa60T88WIII~, Hanp111M9p, 8 paM· Kax <<80fi)I(CK0-6onrapCK0ioi)) WKOfibl MOr np0111380A111Tb npo­t:IYKLIIIIIO 111 3a npeAenaMIII Bon)I(CKO~ 6onrap111111.

MO)I(HO YT89P)I(ABTb, '-ITO onpeAenAIO~IIIM cTepeo­TIIInOM AflA 1113roToeneHIIIA Ha6opHbiX noAC08 Ha APB8He­pyccKolli Tepp111TOp111111 6blfilll noAca eeHrepcKoro Tlllna co C8060AHO C8111CaiO~IIIM KOHI.jOM. 3TO Ha38aHIIIB AOCTaTO'-IHO ycn08HO, XOTA Ill ynoTpe6nAeTCA 8 fii!ITepaTYpe. noACa nOA06HOrO Tlllna IIIM9filll WlllpOKOB pacnpOCTpaHBHIII9: y xa3ap, YAMYPT08, MOpt:\Bbl, npoTo6onrap. BIIIAIIIMO, IIIX po­AIIIHO~ 6blfia Xa3apiiiA Ill AP9BHRR Pycb IIIMBHHO OTTYAa '-lepnana o6paaubl. AnA AP9BHepycCKIIIX noRcoe xapaKTep­Ho yKpBWBHIIIB AOnOnHIIIT9fibHOrO 8HyTp9HHero peMeWKa M9TBnfiiii'-19CKIIIMIII HaKnaAKBMIII, '-ITO n0380fiA9T r080p111Tb 0 APB8HepyCCKO~ pa3HOBIIIAHOCTIII BeHrepCKOrO nOACa (8 ABHHOM cny'-lae pe'-lb 111A9T 0 6biTOBaHIIIIII, a HB 0 npolll3· 80ACTBe).


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