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Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

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Zeitreisen Syrien Palmyra Rom Festschrift für Andreas Schmidt-Colinet zum 65. Geburtstag herausgegeben von Beatrix Bastl Verena Gassner Ulrike Muss Sonderdruck Phoibos Verlag, Wien 2010
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ZeitreisenSyrien ‒ Palmyra ‒ Rom

Festschrift für Andreas Schmidt-Colinet zum 65. Geburtstag

herausgegeben von

Beatrix Bastl ‒ Verena Gassner ‒ Ulrike Muss

Sonderdruck

Phoibos Verlag,Wien 2010

Georg A. Plattner

Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien1

Eine der charakteristischsten Kunstgattungen der syrischen Oasenstadt Palmyra sind ohne Zwei-fel die Grabreliefs, die neben Palmyra selbst und dem Nationalmuseum in Damaskus in zahllo-sen Beispielen in vielen Sammlungen zu finden sind.2 In den ersten drei nachchristlichenJahrhunderten etablierte sich in Palmyra eine Begräbnisform, bei der horizontale Schächte mitrechteckigen Kalksteinplatten verschlossen wurden, die eine Büste des oder der Verstorbenen zei-gen. Die Bildnisse waren sicherlich keine Porträts im Sinne einer realistischen Abbildung des In-dividuums, im Gegenteil ist das »unbestreitbar geringe Interesse der Palmyrener an echtenIndividualporträts« zu konstatieren.3

Die Grabmonumente in Palmyra sind vornehmlich Familien- bzw. Stammesgräber mit meh-reren 100 Bestattungsplätzen.4 In der Kaiserzeit sind dabei drei Typen zu unterscheiden: Turm-gräber5, Hypogäen6 und Tempel- oder Hausgräber7. Es sind etwa 150 monumentale Grabbautenerhalten und sichtbar. Ein hoher Anteil davon, etwa ein Drittel, ist durch Inschriften genau da-tiert. Daher kann nachvollzogen werden, dass tendenziell Turmgräber ab dem frühen 1. Jh. n.Chr. bis in das 1. Viertel des 2. Jhs., Hypogäen ab dem 4. Viertel des 1. Jhs., Tempelgräber abkurz vor Mitte des 2. Jhs. n. Chr. errichtet wurden. Damit wurden mehr oder minder die Turm-von den Tempelgräbern abgelöst, was bisher allgemein als Ausdruck zunehmenden Einflusses ausdem Westen interpretiert worden ist.8

Innerhalb dieser Grabdenkmäler wurden die Verstorbenen in den bereits erwähnten hori-zontalen Schächten beigesetzt, das gilt in gleicher weise für alle drei Grabtypen. Zusätzlich treten

1 Der Verfasser wurde von Andreas Schmidt-Colinetin einer Exkursion und in mehreren Feldcampagnen desProjektes ‘Hellenistisches Palmyra’ von 1998 bis 2004 indie ‘Geheimnisse von Palmyra’ eingeführt; umso mehr istes mir eine Freude, meinem Lehrer an dieser Stelle mit derVorlage der Palmyreniaca in Wien meinen Dank für seineUnterstützung und Begleitung durch Studium und Arbeits-leben auszudrücken; dir, lieber Andreas, gelten mein Dankfür Fordern und Fördern und meine besten Wünsche fürdie kommenden Jahre.

2 Allgemein zur Grabplastik vgl. Colledge 1976, 58‒82.

3 Colledge 1976, 62; Parlasca 1985, 351; Schmidt-Colinet 1992, 139 f.

4 M. Gawlikowski, Monuments funeraires de Pal-myre, Travaux du Centre d’archéologie mediteranéennede l’Academie Polonaise des Sciences 9 (Warschau 1970);Eine Übersicht mit Zeittafel der datierten Grabdenkmälerbei Schmidt-Colinet 2005, 39‒52.

5 E. Will, La tour funéraire de Palmyre, Syria 26,1949, 87‒116; M. Gawlikowski, Classement, chronologieet évolution de la tour funéraire à Palmyre, EtTrav 3, 1969,167‒181; K. Parlasca, Beobachtungen zur palmyrenischenGrabarchitektur, DaM 4, 1989, 181‒190; M. Gawli-kowski, The Tower Tomb of Atenatan, PolAMed 4, 1992,112‒117; P. Clauss, Les tombeaux en forme des tours enAfrique du Nord et au Proche-Orient aux époques hellénis-tiques et romaines (Dissertation Paris 1999); A. Henning,

Die Grabtürme von Palmyra. Eine lokale Bauform als Aus-druck lokaler Identität (Disseratation Köln 2001);A. Henning, Individueller Anspruch und gesellschaftlicheOrientierung. Veränderungen im Nekropolenbild Palmy-ras im Verlauf des 1. Jh. n. Chr. am Beispiel der Turm-gräber, in: K. S. Freyberger ‒ A. Henning ‒ H. v. Hesberg(Hrsg.), Kulturkonflikte im Vorderen Orient an derWende vom Hellenismus zur römischen Kaiserzeit, OrA11 (Rahden 2003) 95‒108.

6 H. Ingholt, Five dated tombs from Palmyra, Ber-ytus 2, 1935, 57‒120; R. Amy ‒ H. Seyrig, Recherchesdans la nécropole de Palmyre, Syria 17, 1936, 229‒266;A. Sadurska, Le tombeau de famille de ‘Alainê, PalmyraVII (Warschau 1977); N. Saliby, L’hypogée de Sassan filsde Malê à Palmyre, DaM 6, 1992, 267‒292; Sadurska ‒

Bounni 1994; T. Higuchi ‒ K. Saito (Hrsg.), TombF. Southeast Necropolis Palmyra, Syria (Nara 2001);K. Saito, Die Arbeiten der japanischen Mission in der Süd-ost-Nekropole, in: Schmidt-Colinet 2005, 32‒35.

7 R. Fellmann, Die Grabanlage, Le Sanctuaire deBaalshamin 5 (Neuchâtel 1970); Ch. Makowski, Recher-ches sur le tombeau de ‘Aailmî et Zebîdâ, DaM 1, 1983,175‒187; A. Schmidt-Colinet, Flachdach und Giebel, in:Orient und Okzident im Spiegel der Kunst. FestschriftHeinrich Gerhard Franz zum 70. Geburtstag (Graz 1986)329‒331; Schmidt-Colinet 1992.

8 Zur ‘Romanisierung’ bzw. Einflüssen aus dem Wes-ten vgl. Schmidt-Colinet 2004.

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insbesondere in Hypogäen und Tempelgräbern Sarkophage (vornehmlich im 3. Jh. n. Chr.) undsogenannte Bankettreliefs auf; es handelt sich um Reliefs, die Familienensembles darstellen undmeist in der Art von Triklinien eingerichtet gewesen sind. Sie ermöglichen damit das Vorstellender ganzen Familie, bis zu 21 Personen sind etwa auf den Reliefs im Grab des Bôlh. â zu unter-scheiden.9 Auch der Brauch des Totenmahles in den Gräbern mag die Anordnung als Trikliniumbedingt haben.

Die erhaltenen Reliefs oder Fragmente in den diversen Museen sind dementsprechend ent-weder die Verschlussplatten der Schiebegräber (Loculus-Verschlussplatten) oder abgebrocheneTeile, meist Köpfe, der Bankettreliefs oder Sarkophagdeckel.10

Die Typologie und Datierung palmyrenischer Grabreliefs folgen im Wesentlichen immernoch der grundlegenden Bearbeitung von Harald Ingholt.11 Inzwischen konnte mehrfach gezeigtwerden, dass die damals definierten Kriterien, insbesondere die Gestaltung der Augen, keine reinlineare Entwicklung genommen haben; auf stilistisch vergleichbaren Bankettreliefs können gleich-zeitig verschiedene Formen vorkommen, Bezug nehmend etwa auf den Betrachter und die unter-schiedliche Einsehbarkeit der einzelnen Köpfe.12

Die dargestellten Verstorbenen tragen fast ausnahmslos einheimische Tracht, die Männeralso Untergewand und einen griechischen Mantel, die Frauen Untergewand und Mantel, dermeist als Schleier über den Kopf gelegt wird. Nur selten sind Männer in der Toga dargestellt, soan einem Relief in Frankfurt13 und auf einem Sarkophagkasten, wo der Grabinhaber als Opfer-nder in der römischen Staatstracht erscheint, während dieselbe Person auf dem Sarkophagdeckelweit überlebensgroß in parthischer Tracht zu sehen ist.14 Die Frauen tragen besonders auf denReliefs ab dem 2. Jh. n. Chr. reichen Schmuck, Ketten, Ringe und Ohrgehänge, die den Statusder Verstorbenen unterstreichen sollen.

Oft geben Inschriften, fast immer in palmyrenischer Sprache, die Namen der Verstorbenenan. In der Regel wird dabei zumindest auch der Name des Vaters angeführt, selten absoluteDatierungen, die für die chronologische Einordnung der Reliefs entscheidende Grundlagen dar-stellen.

Im Wiener Kunsthistorischen Museum sind in der Antikensammlung 15 Reliefs oder Frag-mente inventarisiert, die aus Palmyra stammen.15 Acht davon kamen als Geschenk aus der Samm-lung von James Samson bereits 1896 in das damalige k. k. Münz- und Antikenkabinett; mit derAbtrennung der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung 1919 blieben auch die Reliefs vorerst dortinventarisiert, ehe sie 1928 in die Antikensammlung übernommen wurden. Bereits 1885schenkte Erzherzog Rudolf, Kronprinz von Österreich-Ungarn, fünf Stücke den kaiserlichenSammlungen. Die beiden letzten Stücke wurden in Beirut angekauft.

9 Südost-Nekropole, Hypogäum 7; vgl. Sadurska ‒

Bounni 1994, 86‒88 Kat. 120; A. Sadurska, La familleet son image dans l’art de Palmyre, in: F. E. Koenig ‒

S. Rebetez (Hrsg.), Arculiana. Recueil d’hommages offertsà Hans Bögli (Avenches 1995) 587.

10 E. Will, Le relief de la tour de Khitôt et le banquetfunéraire à Palmyre, Syria 28, 1951, 70‒100; K. Makow-ski, La sculpture funéraire palmyrénienne et sa fonctiondans l’architecture sépulcrale, Studia palmyreńskie 8,1985, 69‒117; K. Tanabe (Hrsg.), Sculpture of PalmyraI, Memoirs of the Ancient Orient Museum 1 (Tokyo1986); zur Unterscheidung von Fragmenten von Sarkopha-

gen oder Bankettreliefs vgl. Schmidt-Colinet 1992. 105 f.1 1 Ingholt 1928.12 Schmidt-Colinet 1992, 110 Anm. 400.13 H. Böhme ‒ W. Schottroff, Palmyrenische Grabreli-

efs, Liebieghaus Monographie 4 (Frankfurt 1979) 3. 37 Nr.3; Parlasca 1985, 348 Anm. 28.

14 Schmidt-Colinet 2004, 193 f.1 5 Für die restauratorische Betreuung gilt mein Dank

Mag. Angelika Kathrein und Mag. Viktor Freiberger, fürdie Erstellung der Photos Stefan Zeisler und AlexanderRosoli, alle KHM.

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Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

Katalog

Bemerkungen zum KatalogDie Ordnung der Einträge folgt chronologischen Gesichtspunkten. Die Inschriften sind teilweisein den einschlägigen Corpora aufgenommen und wurden in den 70er Jahren von Malcolm Col-ledge im Zuge der Arbeiten an seiner Dissertation gelesen, seine Ergebnisse hat er dem Museumbrieflich übermittelt. Eine neue Lesung und Überprüfung wird Jean-Baptiste Yon, Maison de l’O-rient et de la Méditerranée, Universität Lyon, geschuldet, dem an dieser Stelle herzlich gedanktsei. Die ‘Gesichtshöhe’ im Katalog meint das Maß von der Linie der Augenbrauen bis zur Unter-kante des Kinns; diese Angabe erscheint für den Vergleich der Größen maßgeblicher als dieHöhe des ganzen Kopfes, die aufgrund der Brüche oft nicht erhalten ist.

1. GrabsteleInv.-Nr.: ANSA I 1525

Material: Kalkstein

Maße: H.: 26 cm; B.: 21 cm; T.: 6,5 cm.

Erhaltung: Es fehlen der untere Abschluss des Reliefs ab knapp über den Füßen des Dargestellten und ein großes Fragmentrechts der Mitte am oberen Rand der Stele, sonst weitgehend erhalten, auch die Rundung des oberen Endes,allerdings sind große Teile des Rahmens weggebrochen: links in der vollen Höhe bis unter dem Bogenansatz,rechts ab der Höhe der Hände, sowie der gesamte obere, gebogene Teil des Rahmens mit Ausnahme des linkenBogenansatzes. Abplatzungen am Relief: linke Hand und Gewandpartien unter der r. Hand; Risse an derOberfläche in Kopfhöhe, Teile des Reliefs lösen sich schollenartig ab. Sprünge durch den Stein besonders in deroberen Hälfte des Reliefs. Kopf offenbar intentionell abgemeißelt (s. unten).

Erwerbung: Legat des k. k. Legationsrates Dr. James Samson, 1896 (Sem. Inv. 709); 1928 aus der ägyptisch-orientalischenSammlung übernommen.

Datierung: (1. Hälfte ?) 1. Jh. n. Chr.

Literatur: Müller 1885, 974 f. Nr. 2.

Typologie: Colledge FS/Ar C f 3 b16

Inschrift: CIS 4349; Hillers ‒ Cussini 1996, 125 f. Nr. 707.h. bl Wehe!yrhbw Jarhibô-l’ -lâ17

br whblt Sohn des Wahballat18

r? …?]r19

Die Bildstele (Abb. 1‒3) zeigt das Bildnis eines Verstorbenen, der in der Inschrift als Jarhibol ge-nannt ist: der Mann steht in Tunica und Mantel gekleidet frontal vor dem Betrachter, über denlinken Unterarm ist der Mantel gelegt, die Rechte greift in den Bausch. Hinter der Figur ist einTuch aufgespannt, befestigt an zwei scheibenförmigen Elementen, hinter denen Palmzweige auf-wachsen. Das aufgespannte Tuch, das dorsale, ist an zahlreichen Grabdenkmälern wiedergegeben,auch auf vielen der Loculus-Verschlussplatten. Das bereits aufgespannte dorsale deutet an, dassdie gezeigte Person bei der Herstellung des Reliefs bereits verstorben war.20

Der Rahmen des Reliefs ist als Ädikula oder Nische in die Darstellung integriert. Geradedie rechte Scheibe zur Aufhängung des Tuches scheint am vertikalen Rahmen befestigt zu sein.

16 Colledge 1976, 245 f.17 Stark 1971, 26 f.18 Stark 1971, 15 f.19 Andere mögliche Lesungen: d’ oder b; Colledge

liest Zab]dâ; Müller 1885, 974 f. liest gw]r’ (…Gû]râ),nennt dies aber eine »nicht ganz sichere Ergänzung«; da-

nach CIS 4349 und Stark 1971 13. 15 f. 26 f.; whblt gwr’belegt bei Hillers ‒ Cussini 1996, 125 Nr. 706.

20 K. Parlasca, Römische Kunst in Syrien, in: Land desBaal. Syrien ‒ Forum der Völker und Kulturen. KatalogBerlin (Mainz 1982) 200. 203 f. Kat. 180. 183; vgl. auchein Doppelrelief in Jerusalem, auf dem nur hinter einer der

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Georg A. Plattner

Das Tuch endet etwas über Kniehöhe, rechts unten ist die Inschrift eingraviert und mit roterFarbe nachgezogen.

Während das Relief an der Oberfläche zahlreiche Schäden aufweist und schollenartig ab-platzt, scheint der Kopf intentionell abgemeißelt worden zu sein. Das belegen die kurzen vertika-len Hackspuren über dem Halsansatz; der Stein wurde hier teilweise bis unter die Ebene desReliefgrundes abgearbeitet. Die Oberfläche ist an dieser Stelle in gleicher Weise versintert wiedas übrige Relief, sodass die Tilgung des Gesichtes bereits in der Antike erfolgt sein muss.

Grabstelen, die als Markierung der einzelnen Grabgruben aufgestellt wurden, kamen vor al-lem im 1. Jh. n. Chr. zur Anwendung. Entsprechend der rundansichtigen Aufstellung sind auchNeben- und Rückseite sorgfältiger ausgeführt als bei Loculus-Verschlussplatten. Die Seiten sindmit einem Flacheisen quer zur Höhe des Reliefs ausgeführt, die Rückseite mit einem Spitzeisengeglättet. Mit einer Höhe von nur 26 cm ist das Relief kleiner als viele vergleichbare Stücke.

Vergleichbar ist eine Stele im Louvre, die eine verstorbene Frau zeigt und fast die selben Di-mensionen hat wie die Stele in Wien; aufgrund von Gewand und Gestaltung des Gesichtes wirddas Stück im Louvre in die 1. Hälfte/Mitte 1. Jh. n. Chr. datiert.21 Anstelle einer Figur kannauch lediglich eine Inschrift über dem dorsale den Verstorbenen nennen, wie dies auf der Steledes Yarhai aus der Südostnekropole Palmyras der Fall ist22; das Hypogäum 4, in dessen Vestibüldie Stele gefunden worden ist, wird 88/89 n. Chr. eingerichtet, die Stele selbst ist daher vermut-lich älter. Auf einem Relief in Palmyra steht die Figur hinter dem dorsale23, der Vorhang wirdhier wohl als Trennung und Übergang zwischen dem Reich der Lebenden und der Toten verstan-den. Erst im 2. Jh. n. Chr. treten neben oben abgerundeten Stelen auch rechteckige auf 24,schon im ausgehenden 1. Jh. n. Chr. hingegen auch abgerundete Stelen mit mehr als einerFigur.25 Zu Beginn des 2. Jhs. scheinen die Stelen im Allgemeinen größer geworden zu sein undfast einen halben Meter Höhe erreicht zu haben.26

Form und Format der Wiener Reliefstele weisen damit ebenso in das 1. Jh. n. Chr. wie dieBuchstabenform. Auch die Gestaltung des Gewandes legt eine Datierung wohl sogar noch in die1. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. nahe.27

2. Kopf einer FrauInv.-Nr.: ANSA I 609

Material: weißer, grober Kalkstein

Maße: H.: 28 cm; B.: 29 cm; T.: 18 cm; Gesichtshöhe: 12,5 cm.

Erhaltung: Erhalten ist der Kopf und der Schleier bis auf Höhe des Halses; Reliefgrund rundum unregelmäßig abgebrochen;einzig erhaltene Oberfläche des Reliefgrundes neben dem l. Ohr und winziger Ansatz neben dem r. Ohr, hierhingegen sonst bis zum Schleier weggebrochen. Oberfläche angegriffen, Absplitterungen und Fehlstellen über denganzen Kopf, tiefe Risse von der Mitte der Stirn über das l. Auge bis zum Hals, quer über das Kinn und unter dem

gezeigten Figuren das dorsale aufgespannt ist: Ingholt 1928,110 Nr. 183; K. Parlasca, Ein frühes Grabrelief aus Pal-myra, in: Eikones. Studien zum griechischen und römi-schen Bildnis. Hans Jucker zum sechzigsten Geburtstaggewidmet, 12. Beih. AntK (Bern 1980) 151 Taf. 51, 1;weitere Doppelreliefs mit nur einem dorsale in Privatsamm-lungen in den USA: K. Parlasca, Palmyrenische Skulpturenin den Museen an der amerikanischen Westküste, in:M. True ‒ G. Koch (Hrsg.), Roman Funerary Monumentsin the J. Paul Getty Museum 1, Occasional Papers onAntiquities 6 (Malibu 1990) 135 f. Abb. 5. 6.

2 1 Inv.-Nr. AO 5971; Dentzer-Feydy ‒ Teixidor 1993,221 Kat. 210.

22 Sadurska ‒ Bounni 1994, 20 f. Kat. 5 Abb. 1.23 Museum Palmyra Inv.-Nr. A91/90; Colledge 1976,

64 Abb. 67; K. Asa‘ad ‒ J.-B. Yon, Inscriptiones de Pal-

myre. Promenades épigraphiques dans la ville antique dePalmyre (Beirut ‒ Damaskus ‒ Amman 2001) 39.

24 Frühestes datiertes Beispiel 114/115 n. Chr. inSankt Petersburg, vgl. Ingholt 1928, 20‒22 Taf. 1.2; wei-tere Beispiele später Stelen bei Ploug 1992, 120‒125 (alle1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.).

25 Ploug 1992, 118 f. Kat. 42, 80‒120 n. Chr.26 Beispiele bei Sadurska ‒ Bounni 1994, 21. 97 f.

113 f. Kat. 16. 131. 132. 156 Abb. 5‒7 mit Datierungenin die 1. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr.; zu den Grabstelen imZusammenhang mit syrischen Reliefs vgl. K. Parlasca, Sy-rische Grabreliefs hellenistischer und römischer Zeit. Fund-gruppen und Probleme, TrWPr 3 (Mainz 1982) bes. 21 f.

27 Vgl. H. Seyrig, Notes sur les plus anciennes sculptu-res palmyréniennes, Berytus 3, 1936, 137 f.

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Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

r. Ohr. Es fehlt die Nase, große Fehlstellen auch am Kinn. Farbreste an der Inschrift.Aufsockelung auf modernem Marmorsockel, beschriftet mit einer Messingtafel „Weiblicher Kopf. Palmyra.Gesch. S. k. u. k. Hoheit d. Kronprinzen Rudolf 1885“.

Erwerbung: Geschenk des Kronprinzen Erzherzog Rudolf, 1885

Datierung: 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.28

Literatur: Ingholt 1928, 134 Nr. 389 Anm. 5.

Typologie: Ingholt Gruppe I E a.

Inschrift:. …]l’ …]la,…]lw …Tochter des ?]lu29

Das Fragment einer Loculus-Verschlussplatte zeigt den verschleierten Kopf einer Dame (Abb. 4‒5). Die Haare sind fast zur Gänze verdeckt und werden nur über den Schläfen sichtbar, hier sindsie über den Ohren nach hinten unter den Schleier frisiert; eine kleinere Locke ist auf der Wangenach vorne frisiert. Auch unter den Ohren und den traubenförmigen Ohrgehängen30 werden dieEnden langer Locken sichtbar.

Die Stirnbinde ist mit rechteckigen Bildfeldern dekoriert, die von vertikalen Perlenreihenund Wellenbändern getrennt sind. Das Mittelfeld zeigt ein unregelmäßiges, vielfingriges Blatt.Jüngst konnte gezeigt werden, dass gerade diese Stirnbinden dank der durch die Inschriften be-kannten Prosopographie der gezeigten Verstorbenen offenbar die Zugehörigkeit der Frauen zu ei-nem der vier großen palmyrenischen Clans ausdrückt. Es scheint sich zu bestätigen, dass jederdieser Clans vornehmlich in je einer der palmyrenischen Nekropolen bestattet hat.31

Ungewöhnlich ist, dass das Mittelmotiv von zwei vertikalen Feldern gerahmt ist, einem Per-lenstab, wie bei fast allen Stirnbinden, dazu aber ein weiteres vertikales Bildfeld mit einem Wel-lenband (?); eine der wenigen Parallelen ist das Relief der ’Anâ im Louvre32: neben dem gleichenBlatt wie bei dem Wiener Relief sind hier Perlenstab und Rechtecke vertikal angeordnet.

Die Oberseite des Kopfes ist nicht auf Ansicht gearbeitet und mit dem Spitzeisen ausge-führt. Über der Stirnbinde ist der Turban in drei großen Wülsten gelegt. Dabei sind die beidenunteren Wülste noch nicht miteinander verschlugen, so wie es meist die Regel ist (vgl. auch Nr.3. 4. 5). Nicht verschlungen sind die Wülste etwa an den Bildern der H. annâ und der Qibôdâ inKopenhagen, beide Reliefs werden in das 2. Viertel des 2. Jhs. n. Chr. datiert.33

Die markanten Augen am Kopf in Wien sind von deutlich herausgearbeiteten Augenliderngerahmt, auch das Unterlid ist klar von der Wange abgesetzt. Pupille und Iris sind durch kon-zentrische Kreise angegeben. Die Augenbrauen sind als schmale Rille ausgeführt. Diese Merk-male lassen auf eine Datierung in die 1. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. schließen.

28 Nach Ausweis der Paläographie hält Colledge eineDatierung in die Jahre 110‒140 n. Chr. für wahrscheinlich.

29 Colledge liest …]lâ / …]lû und ergänzt „Tochter desOgei]lu“.

30 Traubenförmige Ohrgehänge scheinen seit dem frü-hen 2. Jh. n. Chr. ein beliebter Ohrenschmuck gewesen zusein, vgl. B. Deppert-Lippitz, Die Bedeutung der palmyre-nischen Grabreliefs für die Kenntnis römischen Schmucks,in: E. Ruprechtsberger (Hrsg.), Palmyra. Geschichte,Kunst und Kultur der syrischen Oasenstadt, Linzer Archäo-

logische Forschungen 16 (Linz 1987) 180.3 1 C. Finlayson, Veil turban, and headpiece. Funerary

portraits and female status at Palmyra. PhD University ofIowa (Iowa City 1998); C. Finlayson, Veil turban, andheadpiece. Funerary portraits and female status at Palmyra,AAS 45/46, 2002/03, 221‒235; Schmidt-Colinet 2004,191.

32 Dentzer-Feydy ‒ Teixidor 1993, 208 Kat. 206; 1.Hälfte 2. Jh. n. Chr.

33 Ploug 1992, 95‒99 Kat. 26. 27.

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Georg A. Plattner

3. Grabrelief eines GeschwisterpaaresInv.-Nr.: ANSA I 1524

Material: Kalkstein

Maße: H.: 43 cm; B.: 48 cm; T.: 20,5 cm; max. Reliefhöhe: 10,5 cm; Gesichtshöhe Frau: 9 cm.

Erhaltung: Büste der Frau fast vollständig erhalten, weggebrochen ist der Reliefgrund neben ihrer r. Schulter. Es fehlt deruntere Abschluss der Platte, Unterkante unregelmäßig bestoßen. Fehlstellen und kleine Ausbrüche am Oberkopf,am r. kleinen Finger und dem Handrücken neben dem Ringfinger, am Mantel an der r. Schulter und über derRechten, am Untergewand vor der Brust und am l. Handrücken sowie auf der r. Wange und der Nasenspitze. Vonder männlichen Figur ist nur die r. Schulter erhalten, vom Kopf das r. Ohr, die r. Wange und der Ansatz desHaares über dem r. Ohr; der Hals bis fast unter das Kinn, darunter die Tunica vor der r. Brust und der r. Arm bisknapp über das Handgelenk hinaus. Der Mantel ist bestoßen, am Arm ist der Stein gesprungen.Am Reliefgrund mit der Inschrift kleinere Fehlstellen, insbesondere im oberen Drittel des Palmblattes undzwischen den Namen (1. Zeile) der Inschriften.Originale Oberkante wohl nur l. neben dem Kopf der Frau erhalten.Modern mit zwei Stahldübeln auf Kalksteinsockel montiert.

Erwerbung: Legat des k. k. Legationsrates Dr. James Samson, 1896 (Sem. Inv. 708); 1928 aus der ägyptisch-orientalischenSammlung übernommen

Datierung: 2. Viertel des 2. Jhs. n. Chr.

Literatur: Müller 1885, 975 f. Nr. 3; Ingholt 1928, 95 Nr. 63 Anm. 1; A. Bernhard-Walcher ‒ K. Gschwantler ‒ B. Kriller‒ G. Kugler ‒ W. Oberleitner, Meisterwerke aus der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien(Mainz 1996) 128 Kat. 194 Abb. 164; A. Bernhard-Walcher, Grabrelief eines Geschwisterpaares, in: W. Seipel(Hrsg.),Weihrauch und Seide. Alte Kulturen an der Seidenstraße (Wien 1996) 383 Nr. 1 Abb. S. 178; Sorger2000, 153 Kat. E634; G. Damm, Les bijoux pendant la pax Romana dans les provinces de l’Ouest, in: K. Sas ‒H. Thoen (Hrsg.), Schone Schijn ‒ Brillance et Prestige. La joaillerie romaine en Europe occidentale (Leuven2002) 55 Abb. 31.

Typologie: Ingholt Gruppe II; Colledge II A a (weibliche Büste).

Ausstellungen: „Goldschmuck der römischen Frau“, Köln, Römisch-Germanisches Museum, 1993; „Trésors des Empereursd’Autriche“, Québec, Musée de la Civilisation, 1994; „Schätze des Österreichischen Kaiserhauses“, Mainz,Landesmuseum, 1995; „Antiikin Aarteita Habsburgien Keisarihovista“, Tampere, Taidemuseo, 1995; „Weihrauchund Seide. Geld und Luxus im alten Orient“,Wien, Palais Harrach, 1996; „Schätze der Habsburger“,Warschau,Schloß, 1996; „Lust auf Luxus“, Linz, Schloßmuseum, 2003; „Starke Köpfe“,Wien, KHM, 2010.

Inschrift: CIS 4352; Hillers ‒ Cussini 1996, 126, Nr. 710.35

‘trm36 ? ’r/d?w37 ?brt Tochter des br ydy Sohn des Yedi-ydy’bl Yedi’bel 38 ‘bl ‘belh.bl Wehe! h.bl Wehe!

Die Loculus-Verschlussplatte eines palmyrenischen Grabes zeigt ein Geschwisterpaar, die Kinderdes Yedibel (Abb. 6‒7); die Namen der Dargestellten wurden auf eine Leiste am oberen Randder Platte eingraviert und sind nicht mehr mit Sicherheit zu entziffern.

Gut erhalten ist die Büste der Frau, bekleidet mit Untergewand und Mantel. Das Unterge-wand wird an der linken Schulter von einer trapezoiden Fibel gehalten, die linke untere Ecke istmit einem Knopf abgeschlossen. Auf der Fibel ist ein Blattmotiv zu erkennen, der obere Ab-schluss wird von einer Rosette gebildet. Über das Gewand ist ein Mantel gelegt, der als Schleierüber den Kopf gezogen wird. Die Rechte ist erhoben und zeigt jenen Gestus, mit dem weiblicheFiguren üblicherweise in den Schleier greifen, hier liegt die Hand aber eigentlich auf dem Unter-gewand über der rechten Brust, nur der Daumen berührt den Schleier.

Die großen Augen sind gerahmt von klar akzentuierten Augenlidern. Iris und Pupille sindmit konzentrischen Kreisen definiert. Die Augenbrauen sind als tiefe Furche angegeben. DieHaare sind hinter der Strinbinde und dem Schleier verborgen, sichtbar sind sie über den Ohren,wo sie als Locke unter der Stirnbinde hervorkommen und unter den Schleier hinein frisiert sind.

34 Irrtümlich wird der Aufbewahrungsort als „unbe-kannt, ehemals Wien“ angegeben.

35 Nach Colledge weist die Buchstabenform eher indas 1. Jh. n. Chr.

36 Müller und Colledge lesen ‘[w?]ldm ; CIS: ‘t[…];möglich ist nach J.-B. Yon auch ‘tdm.

37 Colledge liest g]’[l ?]w; das CIS ’[…].38 Stark 1971, 24 f.

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Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

Am Nacken treten auf beiden Seiten lange Haarsträhnen hervor, die vor die Schulter gelegt sindund auf beiden Seiten unter dem Mantel verschwinden.

Die Stirnbinde ist durch vertikale Perlenreihen in fast quadratische Felder gegliedert; vierdavon sind durch schräge Linien untergliedert, das mittlere mit einem vegetabilen Motiv verziert.Der Turban ist in drei horizontalen, tordierten Wülsten darüber gelegt.

Das Ohrgehänge besteht aus quer ausgerichteten Bügeln mit jeweils drei Anhängern; umden Hals trägt die Frau eine eng anliegende Perlenkette, etwas abgesetzt darunter eine Flecht-drahtkette mit einem runden Schmuckelement in der Mitte, direkt darunter eine Kompositketteaus großen Perlen und aus Zwischenelementen, die aus mehreren Perlen zusammengefügt sind.39

Beide Ketten sind insbesondere in und ab der 1. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. belegt.An beiden Handgelenken ist die Frau mit tordierten Armreifen geschmückt, die abwech-

selnd aus massiven Abschnitten und Punktreihen gebildet sind. Vergleichbare Goldarmringe ausgetriebenem Goldblech sind für das gesamte römische Reich belegt.40 Am Ringfinger der Rech-ten steckt ein Ring mit abgesetzten Rändern und schräg schraffiertem Mittelteil sowie einer klei-nen Perle am Rand des Ringes; am kleinen Finger der Linken ein massiver Ring mit einemkleinen Schmuckstein.

In der Linken, die vor den Bauch gelegt ist, hält die Verstorbene Spindel und Spinnrocken.Das Auftreten dieser Attribute zeigt die Frau als Haushaltsvorstand und Matrone, die die Produk-tionsmittel buchstäblich in Händen hat. Derlei Darstellungen sind durchaus geläufig, aber aufdas 1. und 2. Jh. n. Chr. beschränkt.41 Die Textilproduktion lag ursprünglich offenbar im fami-liären Bereich, erst mit der Einrichtung größerer, spezialisierter Textilbetriebe im Laufe des 2.Jhs. n. Chr. endet die häusliche Produktion, der Status der Frau wird dann mit anderen Attribu-ten, etwa reichem Schmuck, dargestellt.42

Der Mann rechts trägt Tunica und Mantel, der über der rechten Schulter herabhängt undoffenbar eng um den Unterarm gewickelt ist, die Rechte wird vor dem Bauch sichtbar. Das Ge-sicht und der Kopf sind großteils verloren, über dem rechten Ohr sind kurze, gerade Locken er-kennbar.43 Vor dem Ohr beginnt in Fortsetzung der Koteletten ein schmaler Backenbart, der dieWangen großteils freilässt und wohl das Kinn bedeckt hat.

Hinter beiden Figuren ist wieder ein dorsale gespannt, das links hinter der Frau an einer Ro-sette befestigt ist. Zwischen den Figuren steht ein Palmwedel, dahinter stoßen die beiden Tücher

39 Untere Kette: große Perlen und Gruppen kleinerPerlen, nach Sorger 2000, 45 f.: Gruppe II c (Komposit-kette), belegt in der 1. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr.; Flecht-drahtkette (‘Fuchsschwanzkette’) im Fischgrätmuster (Sor-ger 2000, 47 f.: Typus IIIa), verbreiteter Typ, schon vor derMitte des 2. Jhs. n. Chr.; zum Schmuck allgemein vgl.J. Chehadé, Zu Schmuckdarstellungen auf palmyrenischenGrabreliefs, in: E. Ruprechtsberger (Hrsg.), Palmyra. Ge-schichte, Kunst und Kultur der syrischen Oasenstadt,Linzer Archäologische Forschungen 16 (Linz 1987) 193‒199.

40 B. Deppert-Lippitz, Die Bedeutung der palmyreni-schen Grabreliefs für die Kenntnis römischen Schmucks,in: E. Ruprechtsberger (Hrsg.), Palmyra. Geschichte,Kunst und Kultur der syrischen Oasenstadt, Linzer Archäo-logische Forschungen 16 (Linz 1987) 190; vgl. die Gold-armreife des 3. Jhs. n. Chr. aus Viminacium/Kostolac(Serbien), Kunsthistorisches Museum Wien, Inv.-Nr. VII846. 847: K. Gschwantler ‒ W. Oberleitner, Götter ‒

Heroen ‒ Menschen. Antikes Leben im Spiegel der Kunst(Wien 1974) 106 Kat. 359; A. Bernhard-Walcher ‒

K. Gschwantler ‒ B. Kriller ‒ G. Kugler ‒ W. Oberleitner,

Meisterwerke aus der Antikensammlung des Kunsthistori-schen Museums in Wien (Mainz 1996) 128 Kat. 191;G. Damm, Les bijoux pendant la pax Romana dans lesprovinces de l’Ouest, in: K. Sas ‒ H. Thoen (Hrsg.),Schone Schijn ‒ Brillance et Prestige. La joaillerie romaineen Europe occidentale (Leuven 2002) 56 Abb. 30.

4 1 K. Parlasca, Aspekte der palmyrenischen Skulptu-ren, in: E. Ruprechtsberger (Hrsg.), Palmyra. Geschichte,Kunst und Kultur der syrischen Oasenstadt, Linzer Archäo-logische Forschungen 16 (Linz 1987) 277.

42 K. al Asa‘ad ‒ A. Schmidt-Colinet ‒ A. Stauffer,Die Textilien aus Palmyra, DaF 8 (Mainz 2000) 51 mitAnm. 198‒200; das Verschwinden der Spinnutensilienwurde mitunter als Zeichen der Emanzipation der Frauin der Antike missgedeutet; zur Darstellung der Frau aufpalmyrenischen Reliefs vgl. auch die Zusammenstellungbei B. Zouhdi, La femme dans l’art de Palmyre, DaM 1,1983, 315 f.

43 Die Locken über dem Ohr erscheinen auf den ers-ten Blick wie der Ansatz eines Kranzes oder Diadems; miteinem solchen waren palmyrenische Priester geschmückt,die aber grundsätzlich kahlköpfig und bartlos sind.

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Georg A. Plattner

zusammen, etwas unterhalb der Stelle, an der sie aufgehängt sein müssten, steht ‒ allerdings vordem Palmwedel ‒ ebenfalls eine Rosette.

Über dem dorsale steht zu beiden Seiten des Palmwedels die jeweilige Inschrift, in denBuchstaben sind Reste einer roten Farbfassung erkennbar. Beide Köpfe ragten ursprünglich überdie obere Randleiste hinaus. Leiste und Reliefgrund sind weder in der Horizontalen noch in derTiefe wirklich gerade, die Leiste biegt sich hinter dem Kopf der Frau nach unten durch, währendder Reliefgrund zu beiden Figuren hin hervor tritt.

Die Loculus-Verschlussplatte ist ungewöhnlich dick, alleine der Hintergrund selbst ist in ei-ner Tiefe von fast 11 cm erhalten, die Rückseite ist unregelmäßig abgearbeitet. Während alle an-deren Kanten verloren sind, scheint direkt links neben dem Kopf der Frau ein Teil der originalenOberkante erhalten zu sein; auffällig dabei ist, dass der Kopf selbst mehrere Zentimeter in derHöhe darüber hinaus ragt, auch die Bosse hinter der Relief kante steht dabei über der Oberkanteder Platte. In der Verlängerung der Vorderkante des Reliefgrundes ist über den Kopf eine Ritzli-nie gezogen, als ob die Bosse hier hätte abgearbeitet werden sollen.

David Müller vermerkt als Fundort dieser Platte: »Gefunden in einem Grabthurme amFusse des Berges südwestlich vom Sonnentempel«, also in einem der Grabtürme westlich der anti-ken Stadt. Ohne dass aus dieser Passage die Zuordnung zu einem Grab möglich würde, ist derHinweis auf einen Grabturm aber zumindest chronologisch relevant, da die Errichtung dieser Mo-numente bereits nach dem 1. Viertel des 2. Jhs. n. Chr. endet.

Die Qualität des Darstellung ist nicht überall überzeugend. Die Gewandfalten sind gra-phisch und linear angegeben, die Plastizität der Hände und des Gesichtes der Frau vermögennicht zu überzeugen. Das Gesicht ist geradezu in zwei Ebenen gearbeitet: die weiter vorkragendeEbene ist jene der Stirn und des Nasenrückens, die tiefer liegende Ebene bilden Wangen, Kinnund Augen. Auch die Montage des dorsale scheint hier unglücklich missverstanden zu sein: diebeiden Stoffbahnen stoßen hinter dem Palmblatt zusammen; die Rosette, die in gleicher Weisewie am linken Rand der Platte als Aufhängung der Stoffbahnen dienen sollte, steht allerdings vordem Palmblatt und ist damit sinnlos, zudem auch deutlich tiefer als die Enden der Stoffbahnen.Der Doppelvorhang an sich scheint eine Modeerscheinung der 1. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. gewe-sen zu sein, die Büstenform selbst weist in die Zeit um die Mitte des 2. Jhs. n. Chr.44

Ein Relief im Museum von Palmyra zeigt ebenfalls ein Geschwisterpaar.45 Die vermuteteBedeutung der Stirnbinden als Ausweis der Sippen-Zugehörigkeit wurde bereits oben erwähnt (s.Nr. 2). Eine ähnliche Stirnbinde wie die Verstorbene unseres Reliefs trägt etwa eine ‘Alâ auf ei-nem Relief in Kopenhagen46; ‘Alâ, Tochter des Yarhai, ist 113/114 n. Chr. verstorben47; auf derBinde steht zentral ebenfalls ein stehendes Plättchen, abgetrennt von vertikalen Perlenreihen fol-gen Felder mit rautenförmigen Ritzungen. In gleicher Weise liegt auch hier die Hand der ‘Alâauf dem Untergewand auf, in der Linken hält sie die Spinnutensilien.

Nicht zuletzt wegen der Ähnlichkeit zu den genannten Reliefs in Kopenhagen und Londonmuss das Relief, dass Ingholt als am Übergang von Gruppe I zu Gruppe II bezeichnet hat, wohlin die erste Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. zu datieren sein. Das reiche Auftreten des Schmuckes, ins-besondere der mehrfachen Halsketten, ist hingegen eher im späteren 2. und 3. Jh. n. Chr. belegt,tritt aber auch schon im 2. Viertel des 2. Jhs. n. Chr. auf.48

44 Nach Colledge 1976, 70 f. Gruppe II.45 Museum Palmyra, Inv.-Nr. 1967/7059; A. Sadur-

ska, La famille et son image dans l’art de Palmyre, in:F. E. Koenig ‒ S. Rebetez (Hrsg.), Arculiana. Recueild’hommages offerts à Hans Bögli (Avenches 1995) 585Abb. 8.

46 Inv.-Nr. 1079; vgl. Ploug 1992, 39‒42 Kat. 3.47 Ein weiteres Relief derselben Person existiert im

British Museum, vgl. Ingholt 1928, 55‒57 Nr. 31 Taf.10,2; Colledge 1976, 69 f. Abb. 63.

48 Museum Palmyra Inv.-Nr. 2016, Südostnekropole:

Sadurska ‒ Bounni 1994, 109 f. Kat. 149 Abb. 149; Mu-seum Palmyra Inv.-Nr. 1790/6639, Gräbertal : Colledge1976, 259; Sadurska ‒ Bounni 1994, 144 f. Kat. 190Abb. 158; Museum Palmyra Inv.-Nr. 1782/6605, Gräber-tal: Colledge 225; Sadurska ‒ Bounni 1994, 166 Kat. 220Abb. 155; vergleichbar ist auch das Relief der Tamma,British Museum, Inv.-Nr. ME 125204, 1. Hälfte 2. Jh.n. Chr., die neben reichen Ketten und breiten Armreifenauch ein mit einer Borte mit Rankenmotiven verziertesUntergewand trägt.

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Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

In gleicher Weise wie bei den Stirnbinden wurde auch für die Schmuckketten der Palmyre-nerinnen versucht, eine semantische Bedeutung zu ermitteln.49 Ausgehend von zwei Reliefs imLouvre, auf denen dieselbe Person einmal als Ehefrau, einmal als Mutter auftritt und jeweils an-dere Ketten trägt50, wurde hinterfragt, ob die sehr unterschiedlichen Ketten differenzierte Aussa-gen haben können und damit die häufig auftretende Perlenkette anders zu ‘lesen’ wäre, alsreichverzierte Schmuckketten. Es wurde untersucht, ob etwa der Status der Frau als verheiratetoder Mutter durch bestimmte Ketten symbolisiert worden wäre; die Inschriften der Reliefs gebenaber meist zu wenig Auskunft gerade über den Familienstand der Frauen, sodass sich aus diesenStudien vorerst keine verbindlichen Aussagen gewinnen ließen.

Auch der Bart der männlichen Figur mit den horizontalen, kurzen Haarsträhnen ist bereitsvor und um die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. belegt.51 Das Wiener Relief wird daher ebenso in das 2.Viertel oder um die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. zu datieren sein.

4. Kopf einer FrauInv.-Nr.: ANSA I 1519

Material: Kalkstein

Maße: H.: 22 cm; B.: 11,5 cm; T.: 15,5 cm; Gesichtshöhe: 8,5 cm.

Erhaltung: Kopf vollständig erhalten, an der Oberfläche z. T. tiefe Risse, etwa ein horizontaler Sprung im Bereich desDiadems, einer quer über die r. Wange, mehrere kleinere Sprünge unter dem Kinn und am Unterkiefer. Unterdem Hals schräg gebrochen, mit einem Gipskeil gefasst und auf einem gedrechselten Holzsockel montiert,Aufschrift „Palmyra 1884“ und Aufkleber „48“.

Erwerbung: Legat des k. k. Legationsrates Dr. James Samson, 1896 (Sem. Inv. 703); 1928 aus der ägyptisch-orientalischenSammlung übernommen

Datierung: 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.

Literatur: K. Masner, Katalog der archäologischen Ausstellung 22. Mai bis 31. August 1893. k. k. Österreichisches Museumfür Kunst und Industrie (Wien 1893) 132 Nr. 1575; Ingholt 1928, 134 Nr. 392 Anm. 7.

Der Kopf einer Frau stammt nach Ausweis der Bearbeitung an den Seitenflächen, von einem Ban-kettrelief (Abb. 8‒9). Die Augen sind von einem scharf kantigen Oberlid gerahmt, das Unterlidist nur als flache Kante angegeben. Iris und Pupille sind mit konzentrischen Kreisen gezeichnet.

Die Haare sind nur über den Ohren in kleinen, aber voluminösen, nach hinten unter denSchleier gekämmten Strähnen sichtbar. Auf der Stirn trägt die Frau eine Stirnbinde. Vier rechte-ckige Felder sind mit schrägen Linien dekoriert, ein fünftes in der Mitte mit einem liegendenVierblatt mit winzigen Zwischenblättern. Nur dieses mittlere Feld ist von zwei vertikalen Perlen-reihen gerahmt.

Darüber ist der Turban in drei Bahnen erkennbar, die unterste tordiert, die beiden oberenüber der Stirn miteinander verflochten. Über den Turban ist der Mantel als Schleier gezogen.

Von den Ohren sind nur die Ohrläppchen erkennbar, an denen je ein „Hantelohrring“hängt, der Querträger besteht aus einem geschwungenen Element, daran hängen je zwei Perlenherab.52

Die Gestaltung der Augen und die Frisur verbinden den Kopf mit den bereits genanntenaus der 1. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr.

49 Sorger 2000.50 Louvre Inv.-Nr. AO 2000. AO 2093: Dentzer-

Feydy ‒ Teixidor 1993, 172 f. 178 f. Kat. 175. 180.5 1 Museum Palmyra Inv.-Nr. 1991/7116, Südostne-

kropole: Sadurska ‒ Bounni 1994, 94 f. Kat. 126 Abb.44; Museum Palmyra Inv.-Nr. 2004, Südostnekropole:Sadurska ‒ Bounni 1994, 104 f. Kat. 139 Abb. 49.

52 Der geteilte Haken mit volutenartigen Einrollungenist eine Eigenart palmyrenischer Goldschmiede, vgl.B. Deppert-Lippitz, Die Bedeutung der palmyrenischenGrabreliefs für die Kenntnis römischen Schmucks, in:E. Ruprechtsberger (Hrsg.), Palmyra. Geschichte, Kunstund Kultur der syrischen Oasenstadt, Linzer Archäologi-sche Forschungen 16 (Linz 1987) 180.

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Georg A. Plattner

5. Kopf eines MannesInv.-Nr.: ANSA I 1522

Material: Kalkstein

Maße: H.: 20 cm; B.: 14 cm; T.: 12 cm; Gesichtshöhe: 10 cm.

Erhaltung: Kopf weitgehend vollständig, bestoßen an der Nasenspitze, am Kinn, an den Ohren. Oberfläche versintert undteilw. in kleinen Schollen abgeplatzt (Stirn, l. Ohr, r. Wange). Hals schräg von vorne unten nach hinten obengebrochen, mit Gips ergänzt und auf gedrechseltem Holzsockel montiert, beschriftet mit „Palmyra 1884“; imTrochilus des Sockels Aufkleber „51“.

Erwerbung: Legat des k. k. Legationsrates Dr. James Samson, 1896 (Sem. Inv. 706); 1928 aus der ägyptisch-orientalischenSammlung übernommen.

Datierung: 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.

Literatur: Ingholt 1928, 105 Nr. 134 Anm. 4.

Typologie: Ingholt I E

Der Kopf eines bartlosen Mannes stammt wahrscheinlich von einem Bankettrelief (Abb. 10‒11).An den Augen ist das Oberlid ausgeführt, das Unterlid nur als Kante unter dem Auge. Iris undPupille sind mit zwei konzentrischen Kreisen definiert. Die Lippen des schmalen Mundes hebensich als Grat vom Gesicht ab, eine Mulde trennt den Mund vom leicht vorkragenden rundenKinn. Das Kinn ist mit einer markanten Rille vom Hals getrennt, auf dem Hals sind zwei „Ve-nusringe“ angegeben.

Die Ohren stehen fast in rechtem Winkel vom Kopf ab. Die Haare sind in lange Strähnengegliedert, die fast gerade über den Operkopf nach vorne führen und auf der Stirn zu kurzen,leicht geschwungenen Locken umbiegen.

Die Frisur, die an Haarmoden in der Nachfolge Traians erinnert, und die Angabe von Irisund Pupille in den Augen sprechen für eine Datierung vor oder um die Mitte des 2. Jhs. n.Chr.53

6. Kopf eines MannesInv.-Nr.: ANSA I 611

Material: Kalkstein

Maße: H.: 19 cm; B.: 16 cm; T.: 15,5 cm; Gesichtshöhe: 10,5 cm.

Erhaltung: Oberfläche stark angegriffen, teilweise abgeblättert, gelblich versintert. Risse an der Oberfläche quer über Gesichtund Nase, über die Stirn und in den Haaren. Große Teile des l. Ohres verloren. Fehlstellen in der Lockenfrisurüber dem l. Ohr, am Oberkopf und in der obersten Lockenreihe über dem r. Ohr. Modern auf einemMarmorsockel montiert.

Erwerbung: Geschenk des Kronprinzen Erzherzog Rudolf, 1885

Datierung: um die Mitte des 2. Jh. n. Chr.

Literatur: Ingholt 1928, 105 Nr. 135 Anm. 4.

Typologie: Ingholt Gruppe I E.

Kopf eines bartlosen Mannes (Abb. 12‒13). Die Lippen sind mit Graten abgeschlossen und dieAugen ausgeführt: Iris und Pupille sind mit konzentrischen Kreisen angegeben, jener der Iris be-rührt das scharf abgesetzte Augenlid. Das Unterlid ist mit einer Furche von der Wange getrennt.Die Augenbraue ist als Furche von der Stirn abgesetzt.

Die Haare sind in zwei Reihen von eingerollten Buckellocken gestaltet. Diese sind durch-wegs im Uhrzeigersinn in einer fast vollständigen Umdrehung eingerollt und aus meist dreiHaarsträhnen gebildet. Diese charakteristischen Buckellocken treten etwa ab der Mitte des

53 Zahlreiche Beispiele von Reliefs im Zeitraum 120‒150 n. Chr. bei Ploug 1992, 67‒78 Kat. 10‒13. 15‒16;Sadurska ‒ Bounni 1994, 26 f. 55 f. 63 f. 99 Kat. 20 Abb.

29. Kat. 67 Abb. 24. Kat. 83 Abb. 23. Kat. 135 Abb. 31;Dentzer-Feydy ‒ Teixidor 1993, 160 Kat. 164.

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Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

2. Jhs. n. Chr. auf.54 In Verbindung mit den markanten Augen, die noch aus zwei konzentri-schen Kreisen bestehen wobei die Pupille noch nicht gebohrt ist, ist eine Datierung des Kopfesum die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. wahrscheinlich.

7. Loculus-Verschlussplatte mit Büste einer FrauInv.-Nr.: ANSA I 1503

Material: Kalkstein

Maße: H.: 38 cm; B.: 30 cm; T.: 15,5 cm; max. Reliefhöhe: 13,5 cm; Gesichtshöhe: 8,5 cm.

Erhaltung: vollständig bis auf die linke und rechte obere Ecke des Reliefgrundes. Fragment von der Inschrift neben der l.Schulter abgebrochen und angeklebt; Risse und Sprünge im Stein, etwa quer unter dem Kinn und unter dem l.Ellenbogen. Nasenspitze bestoßen und teilweise abgebrochen. Oberfläche verwittert und versintert, insbesonderean allen Kanten des Reliefgrundes.

Erwerbung: Gekauft von Oskar Fischl in Beirut, 1925.

Datierung: 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.

Literatur: J. Zingerle, Grabrelief aus Palmyra, ÖJh 3, 1900, 215 f.55; Ingholt 1928, 135 Nr. 397 Anm. 4; S. Reinach,Répertoire de Reliefs Grecs et Romains II. Afrique ‒ Iles Britanniques (Paris 1912) 150 Nr. 2; Colledge 1976,258; K. Parlasca, Eine Dame aus Palmyra ‒ Zu einem Büstenrelief in Privatbesitz, EtTrav 15, 1990, 321 Abb. 4.

Typologie: Ingholt Gruppe II A a; Colledge II C b.

Inschrift: CIS 4407; Hillers ‒ Cussini 1996, 132 Nr. 767.[- ‒ -][brt] [Tochter von][y]rh.bwl[’] [Ia]rhibôl[â] 56

[br] ml’ Sohn des] Malê 57

Loculus-Verschlussplatte mit der Büste einer Frau, deren Name nicht erhalten ist (Abb. 14‒16):Das Untergewand wird über der linken Brust von einer aufwendigen Fibel gehalten, der Körperist trapezoid, an beiden Schrägen mit einer Perlenreihe dekoriert, der obere Abschluss ist von ei-nem Löwenkopf bekrönt. Der Mantel ist als Schleier über den Kopf gezogen. Die Rechte liegtangewinkelt vor dem Bauch und hält zwischen Daumen und Zeigefinger einen Bausch des Man-tels. Die Linke ist vertikal nach oben geführt und greift in den Schleier, gleichzeitig hält sieSpinnrocken und Spindel, beide sehr sorgfältig und detailliert ausgeführt (zur Bedeutung vgl. Nr.3). Der Kopf ist frontal dem Betrachter zugewandt. Die Augen sind nur durch einen, durch dasOberlid angeschnittenen Kreis definiert, der die Iris darstellt. Das Unterlid geht ohne Furche indie Wangenpartie über. Der schmale Mund ist vor allem durch die leicht vorkragende Unterlippedefiniert. Das Haar wird an den Schläfen sichtbar und ist in leicht bewegten Locken nach hintenunter den Turban frisiert und verdeckt dabei die Ohren. Neben dem Hals fallen auf beiden Sei-ten längere, S-förmig geschwungene Haarsträhnen bis auf die Brust herab. Die Stirnbinde istdurch zwei langechteckige vertikale Abschnitte in breite Felder untergliedert, die aber alle nichtdekoriert sind. Der Turban ist in drei Wülsten über die Stirnbinde gelegt, deren unterster ist tor-diert, die beiden oberen in einer Schlaufe über der Stirn miteinander verbunden.

Auch die Oberseite des Kopfes, also des Schleiers, ist wie die Ansichtsseiten sorgfältig geg-lättet und bis zum Reliefgrund, der direkt hinter dem Kopf noch in einem kleinen Stück erhaltenist, ausgeführt. Die beiden oberen Ecken der Platte sind verloren, vielleicht abgebrochen, als derLoculus für Nachbestattungen geöffnet worden ist. Die Sinterspuren gehen jedenfalls auch überdiese Bruchkanten. Da dieser Sinter nur an den seitlichen Kanten vorhanden ist, könnte es sich

54 D. Kaspar, Grabreliefs aus Palmyra, in: H. Jucker ‒D. Willers (Hrsg.), Gesichter. Griechische und römischeBildnisse aus Schweizer Besitz (Bern 1982) 245 Kat. 108;Ploug 1992, 126‒128. 134 f. Kat. 47. 51; Sadurska ‒

Bounni 1994, 53 f. 81. 92 f. 159 Kat. 63 Abb. 92. Kat.111 Abb. 79. Kat. 122 Abb. 96. Kat. 208 Abb. 89.

55 Fälschlich wird der Name des Käufers des Reliefs

mit Dr. Ernst Fischer angegeben.56 Colledge liest: …y n] hbw[l’ / …br] ml’, also „…

ion] Habû[lâ. / …Tochter des] Malê“.57 Stark 1971, 31; die Lesung der Inschrift bei

J. Zingerle, Grabrelief aus Palmyra, ÖJh 3, 1900, 216 folgtden Angaben von D. H. Müller.

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Georg A. Plattner

auch um Rückstände eines Mörtels handeln, mit dem die Platte im Loculus gefasst war; an denFehlstellen an den Ecken könnte dann die Öffnung mit Mörtel verschlossen gewesen sein.

Mit dem Verlust der linken oberen Ecke der Platte ist auch der Name der Verstorbenen ver-loren gegangen. Ungewöhnlich ist die Nennung dreier Generationen; während meist nur derName des Vaters genannt ist, ist hier mit Male auch der Großvater angeführt.

Für eine frühe Zeitstellung noch in der 1. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. sprechen die Frontali-tät des Gesichtes, die Angabe des Spinngeräts und die altertümlichere Form der trapezoidalen Fi-bel am Gewand. Das Auge ist allerdings schon durch die Oberlider angeschnitten. Auch ist dielinke und nicht, wie gewöhnlich, die Rechte Hand erhoben. Dieses ikonographische Detail trittbei den Reliefs in der Regel im ausgehenden 2. und im 3. Jh. n. Chr. auf. Eine einzige Paralleleist mir bekannt, bei der die Verstorbene ebenfalls Spinngeräte in der erhobenen Linken hält; die-ses Relief in Privatbesitz wurde von Klaus Parlasca um die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. datiert.58

Ein vergleichbares Relief ist das der Qibôdô; ähnlich sind die trapeziode Fibel, die undeko-rierte Stirnbinde und die Frisur, insbesondere die langen, auf die Schulter fallenden Strähnen, so-wie die Spinngeräte in der ‒ allerdings gesenkten ‒ Linken.59 Der oben angeschnittene Kreis derIris und die fehlende Pupille hingegen lassen wie der erhobene linke Arm eher an eine Zeitstel-lung des Reliefs in der 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. denken.

Eine interessante Übereinstimmung in den Namen der Dargestellten ergibt sich zu einemRelief in der Ny Carlsberg Glyptothek; dargestellt sind Yarhibôlê und sein Vater Malê, zwischenden beiden Figuren die kleine Büste der jungen Tochter Bêltâ.60 Das Relief wird in die Jahre150‒170 n. Chr. datiert. Wäre die auf dem Wiener Relief dargestellte tatsächlich jene Bêltâ,würde dies auch mit der Datierung in der 2. Jahrhunderthälfte korrespondieren. Auf dem Reliefihres Vaters und Großvaters aus der Jahrhundertmitte wäre sie noch als Kind dargestellt gewesen,also wie auf Bankettreliefs nicht als Verstorbene, sondern als Mitglied der Familie gezeigt wor-den. Für sie selbst wäre dann später das Relief in Wien hergestellt worden.

8. Loculus-Verschlussplatte mit Büste eines MannesInv.-Nr.: ANSA I 719

Material: Kalkstein

Maße: H.: 50,5 cm; B.: 36 cm; T.: 19,5 cm; max. Reliefhöhe: 13,5 cm; Gesichtshöhe: 10,5 cm.

Erhaltung: Fast vollständig erhalten; bestoßen sind die Kanten des Reliefgrundes an allen Seiten, Fehlstelle hinter dem r.Ellenbogen. Oberfläche verwittert und von Sprüngen durchzogen: zwei vertikale am r. Arm, einer quer über dieBrust auf Höhe der Hände. Großer vertikaler Sprung über das rechte Auge mit Fehlstellen in den Locken über derStirn und an der r. Wange, Ränder des Sprunges von schwarz-grauen Flechten überzogen. Risse von derHaarkappe über die Wange vor dem r. Ohr und am oberen Ende der Inschrift. Farbreste in der Inschrift. An derglatten Rückseite modern drei Montagelöcher mit quer gelagerten Eisenträgern darüber.

Erwerbung: Vom Vizeconsul Carl Peez in Beirut für die kaiserlichen Sammlungen erworben, 1895

Datierung: 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

Literatur: Ingholt 1928, 120 Nr. 257 Anm. 4

Typologie: Ingholt III A a; Colledge III A c.

Inschrift: br‘’ br zbyd’ h.bl Bar‘â 61, Sohn des Zebîdâ 62. Wehe!

Büste eines bartlosen Mannes, der Kopf ist leicht zu seiner Linken gewandt (Abb. 17‒19). Derverstorbene Bar‘â trägt Tunica und Mantel, die Rechte ist in den Mantel geschlagen, die Handgreift in die Falten, die über die linke Schulter führen. Der linke Arm ist ebenfalls in den Mantel

58 K. Parlasca, Eine Dame aus Palmyra ‒ Zu einemBüstenrelief in Privatbesitz, EtTrav 15, 1990, 317‒322.

59 Ploug 1992, 98 f. Kat. 27.60 Ny Carlsberg-Glyptothek Inv.-Nr. 1027; Ploug

1992, 157‒159 Kat. 61.61 Stark 1971, 11.62 Stark 1971, 18 f.

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Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

gehüllt, die linke Hand hält den Mantel fest, der in einer Schlaufe über dem ausgestreckten Zei-gefinger sichtbar wird.

An der geraden Nase sind die Nasenflügel markant freigearbeitet. Die Oberlider sind defi-niert, das Unterlid geht bruchlos in die Wange über. Die Augen selbst sind nicht weiter ausge-führt, die Augenbrauen als Rille angegeben.

Die Haare sind in kurzen flammenartigen Sichellocken aus der Stirn nach hinten gestri-chen.

Hinter der Büste ist das dorsale an zwei sechsblättrigen Rosetten aufgehängt, darüber ist derAnsatz eines Palmblattes erkennbar, der vermuten lässt, dass der Reliefgrund ursprünglich höhergewesen ist und nicht bereits wie in heutigem Zustand auf der Höhe der Ohren geendet hat; dievollständig erhaltene Inschrift nimmt aber bereits Rücksicht auf die heute erhaltene Höhe.

Die Drehung des Kopfes, der nicht mehr frontal auf den Betrachter ausgerichtet ist, ist einMerkmal späterer Reliefs der 2. Hälfte des 2. und des 3. Jhs. n. Chr.63 Auch der Büsten-Aus-schnitt und der auf Höhe der Ohren endende Reliefgrund sind mit Reliefs der genannten Zeitvergleichbar.64 Bestätigt wird dies von den nicht mehr durch Iris und/oder Pupille angegebenenAugen und den bereits kursiven Zügen der Inschrift, wie sie für das ausgehende 2./beginnende3. Jh. n. Chr. charakteristisch sind. Unmittelbar vergleichbare Reliefs in Kopenhagen werden indie erste Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. datiert; Übereinstimmungen besonders mit der Büste einesMannes in Hinblick auf die Kopfwendung65 oder mit jener des ‘Autân, wo die Drapierung desGewandes weitgehend entspricht66, machen auch für das Wiener Relief eine Zeitstellung in der1. Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. wahrscheinlich.

9. Kopf eines PriestersInv.-Nr.: ANSA I 1521

Material: Weicher, weißer Kalkstein

Maße: H.: 11,5 cm; B.: 8 cm; T.: 7,9 cm; Gesichtshöhe: 5,5cm.

Erhaltung: Gesicht weitgehend erhalten, es fehlt das l. Ohr, Priesterkappe über dem Kranz weggebrochen. Von der Nasegroßer Teil verloren, der in Gips ergänzt wurde (wohl bereits im 19. Jh.). Die Bruchfläche verlief schräg vomhinteren Teil der Priesterkappe bis zur Vorderseite des Halses. Aus Gips wurde eine keilförmige Masse hinter demHals eingefügt, um den Kopf zu sockeln; gedrechselter Holzsockel mit der Aufschrift „Palmyra 1884“; imTrochilus des Sockels Aufkleber „50“.

Erwerbung: Legat des k. k. Legationsrates Dr. James Samson, 1896 (Sem. Inv. 705); 1928 aus der ägyptisch-orientalischenSammlung übernommen.

Datierung: 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

Literatur: Ingholt 1928, 126 Nr. 312 Anm. 5.

Typologie: Ingholt Gruppe III D.

Das kleinformatige Haupt eines Mannes stammt wohl von einem Bankettrelief (Abb. 20‒21).Auf seinem kahl rasierten Kopf trägt er eine Priestermütze (modius), erkennbar noch am Ansatzüber der Stirn und über dem rechten Ohr; auf der Mütze liegt ein Kranz aus schmalen, lanzett-förmigen Blättern (Lorbeer ?); über der Stirn ist der Kranz mit einem langovalen Schmuckele-ment (Edelstein?) verziert.67 Über dem rechten Ohr ist ein vertikales konisches Element zusehen, aus dem die Blätter des Kranzes herauswachsen.

In den Augen ist keine Iris/Pupille angegeben, die Augenbrauen sind nur mehr abgesetzteGrate über den Augen. Zahlreiche kleinformatige Priesterköpfe von Bankettreliefs können hier

63 Colledge 1976, 68 f.64 Louvre AO 2398: Dentzer-Feydy ‒ Teixidor 1993,

190 Kat. 191.65 Ny Carlsberg Glyptothek Inv.-Nr. 1048; Ploug

1992, 178 f. Kat. 72.

66 Ny Carlsberg Glyptothek Inv.-Nr. 1041; Ploug1992, 182‒184 Kat. 74.

67 Zum Modius vgl. Schmidt-Colinet 1992, 112 Anm.418 mit weiterführender Literatur.

171

Georg A. Plattner

als Vergleich aufgeführt werden. Gemeinsam ist ihnen die Kappe mit dem aufgelegten Kranz, dasSchmuckelement in der Mitte ist dabei oft durch eine Büste ersetzt.68 In der Qualität der Ausfüh-rung ist der Wiener Kopf bescheiden, vergleichbar mit einem doch beträchtlich größeren Stückin Kopenhagen69, datiert in die Jahre 230‒250 n. Chr. Jedenfalls ist kaum einer der publiziertenPriesterköpfe so klein wie das hier vorgestellte Stück. Die Zeitstellung kann auch hier mit der 1.Hälfte, wahrscheinlich dem 2. Viertel des 3. Jhs. n. Chr. angegeben werden.

10. Kopf einer FrauInv.-Nr.: ANSA I 1520

Material: Weicher, weißer Kalkstein

Maße: H.: 17 cm; B.: 13,8 cm; T.: 13,5 cm; Gesichtshöhe: 8 cm.

Erhaltung: Kopf weitgehend erhalten, Nase abgebrochen, aber offenbar das originale Fragment wieder angeklebt (?), am r.Nasenflügel mit Füllung aus Gips unterstützt, kleine Gipsergänzung auch am Filtrum und der Oberlippe. Überdem r. Ohr Partie der Locken ausgebrochen. Entlang der Maserung des Steins an mehreren Stellen wieausgewaschen bzw. Risse an der Oberfläche, besonders unter dem Kinn, am Ohrschmuck und Schleier am l. Ohrund am r. Auge.Am Hinterkopf/Halsansatz schräg gebrochen und mit einem Keil aus Gips für das Aufsockeln gefasst.Gedrechselter Holzsockel mit Beschriftung „Palmyra 1884“ sowie einem Aufkleber im Trochilus „49“.

Erwerbung: Legat des k. k. Legationsrates Dr. James Samson, 1896 (Sem. Inv. 704); 1928 aus der ägyptisch-orientalischenSammlung übernommen

Datierung: 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

Literatur: K. Masner, Katalog der archäologischen Ausstellung 22. Mai bis 31. August 1893. k. k. Österreichisches Museumfür Kunst und Industrie (Wien 1893) 132 Nr. 1576; Colledge 1976, 261.

Typologie: Colledge II X e.

Kopf einer Frau von einem Bankettrelief (Abb. 22‒23). Nach Ausweis der nach hinten fortgesetz-ten Bosse war das Haupt wohl leicht zu ihrer Linken gewandt. Die Augen neben der geradenNase sind mit einem Punkt für die Pupille und einem durch die Oberlider angeschnittenen Drei-viertelkreis definiert. Ober- und Unterlider sind als Grate ausgeführt, die in den Augenwinkelnals Rille fortgesetzt werden. Die Augenbrauen sind als V-förmige Rille angegeben. Der schmaleMund wird aus einer geschwungenen Oberlippe und einer deutlich vortretenden Unterlippe gebil-det. Das spitze, vorkragende Kinn ist in der Mitte durch eine (antike ?) Bohrung akzentuiert.

Die Haare sind über der Stirn in der Mitte gescheitelt und zur Seite gekämmt. In einer S-förmigen Welle werden sie bis über die Schläfen geführt, wo sie umgeschlagen nach hinten gelegtwerden und die Ohren verdecken. Sichtbar ist das Ohrgehänge, das aus einem runden, einem ke-gelförmigen und einem weiteren runden Element besteht.

Während die vom Betrachter aus rechte Seitenfläche hinter der Kante des über den Kopf ge-legten Schleiers kaum mehr gegliedert ist, werden auf der linken Seitenfläche drei vertikale ‘Stoff-bahnen’ sichtbar.

Über der Stirn trägt die Frau ein Perlendiadem, eine Darstellung, die innerhalb der palmy-renischen Ikonographie einen Sonderfall darstellt. Vergleichbar sind der reich dekorierte Kopf-schmuck palmyrenischer Damen aus Ingholts Gruppe III in der 1. Hälfte des 3. Jhs. n. Chr.,etwa die reich bestickte Kappe der Marâ in Kopenhagen70 oder der kettenförmige Stirnschmuckzahlreicher Platten mit der ‘Beauty of Palmyra’ als wohl bekanntestem Beispiel.71 DerartigerKopfschmuck tritt erst in der 1. Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. auf.

68 Ploug 1992, 234‒242 Kat. 103‒112; A. Sadurska,Le tombeau de famille de ‘Alainê, Palmyra VII (Warschau1977) 128‒139 Kat. 30‒43.

69 Ploug 1992, 241 f. Kat. 111; H. 19,5 cm.

70 Ploug 1992, 196‒198 Kat. 80 mit einer Datierungin die Jahre 210‒230 n. Chr.

7 1 Colledge 1976, 71. 120 Abb. 89; Ploug 1992,188‒192 Kat. 77.

172

Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

11. Kopf einer FrauInv.-Nr.: ANSA I 607

Material: Weicher, fast weißer Kalkstein, an der Oberfläche gelb verwittert.

Maße: H.: 14 cm; B.: 14 cm; T.: 12,5 cm; H Gesicht: 9,5 cm.

Erhaltung: Oberkopf an Stirn direkt über den Augenbrauen weggebrochen. Erhalten ist das Gesicht mit Ausnahme der Nase,die Locken über dem r. Ohr und der Ansatz der Locken über dem l. Ohr. Am Hals gebrochen. Oberfläche imBereich von Kinn und Wangen bestoßen. Der Bruch am Hals ist glatt, jener über der Stirn der Maserung desSteins entsprechend grob. Rückseite grob, versintert.

Erwerbung: Geschenk des Kronprinzen Erzherzog Rudolf, 1885

Datierung: 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

Literatur: unpubliziert

Der Kopf einer Frau stammt wohl von einem Bankettrelief, da die ausgearbeiteten Flächen anden Seiten weit nach hinten reichen und neben dem Gesicht an keiner Stelle der Ansatz eines Re-liefgrundes erkennbar ist (Abb. 24‒25). Eine Wendung des Kopfes ist aus der nur fragmentari-schen Erhaltung kaum abzulesen. Auch die geringe Größe des Kopfes ist am besten mit einemBankettrelief vereinbar.

Die Augen wölben sich aus dem Gesicht hervor. Das Oberlid ist durch scharfe Kanten defi-niert, das untere nur gegen das Auge mit einer Kante abgesetzt, die inneren Augenwinkel sind ge-bohrt, die Augenbrauen als schmale Furchen angegeben. Der Mund ist schmal, die Lippen mitscharfen Graten definiert.

Das Haar war in großen, wenig geschwungenen Locken nach hinten geführt, wie an denPartien, die die Ohren verdecken, noch erkennbar ist. Vor den Ohren ist auf beiden Wangeneine kleine Locke nach vorne frisiert.

Als Schmuck trägt die Frau dreiteilige Ohrgehänge aus einer kugelförmigen Halterung, ei-nem ovalen, gekehlten Mittelglied und einer runden Perle (?) als unterem Abschluss.

Die Datierung des Kopfes lässt sich nur aus der Bildung des Gesichts und vor allem der Au-gen gewinnen; Vergleichbar ist ein Relief in Kopenhagen, an dem in gleicher Weise die Augennur durch die Lider definiert sind, die Braue durch eine Furche angegeben ist, und auch diesel-ben Ohrgehänge gezeigt werden.72 Beide Köpfe sind in die 1. Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. zu datie-ren.

12. Relief eines EhepaaresInv.-Nr.: ANSA I 1523

Material: Kalkstein

Maße: H.: 33 cm; B.: 44 cm; T.: 14,5 cm; Reliefhöhe: 7,5 cm; Gesichtshöhe: 8 cm (Mann) bzw. 7 cm (Frau).

Erhaltung: weitgehend vollständig, ausgebrochen vor allem im Bereich des Reliefgrundes am Unterlager und am Oberlagerund Teil des Reliefgrundes unter der Frau. Relief nur wenig bestoßen, etwa an der Nasenspitze der Frau. Riss vonder r. Schulter der weiblichen Büste bis über den Mund hinaus. Reste roter Farbe an den Inschriften. Am unterenRand der Platte unter der männlichen Büste etwa 1‒1,5 cm von der Plattenkante entfernt ein horizontalerStreifen einer Sinter- oder Putzkante.

Erwerbung: Legat des k. k. Legationsrates Dr. James Samson, 1896 (Sem. Inv. 707); 1928 aus der ägyptisch-orientalischenSammlung übernommen

Datierung: 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

Literatur: Müller 1885, 976 f. Nr. 4; K. Masner, Katalog der archäologischen Ausstellung 22. Mai bis 31. August 1893.k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie (Wien 1893) 132 Nr. 1574; Ingholt 1928, 96 Nr. 70Anm. 4; Colledge 1976, 264; Sorger 2000, 134 Kat. A3973; K. Gschwantler ‒ J. Tropper, Grabrelief einesEhepaares, in: W. Seipel (Hrsg.), Der Turmbau zu Babel. Ursprung und Vielfalt von Sprache und Schrift, Bd. IIIb(Mailand 2003) 178 Kat. 3.3.20 Abb. 197.

72 Ploug 1992, 204 f. Kat. 83.73 Irrtümlich wird hier als Auf bewahrungsort „unbe-

kannt“ angegeben.

173

Georg A. Plattner

Typologie: Ingholt Gruppe III; Colledge III T (Mann), K a (Frau)

Inschrift: CIS 4353; Hillers ‒ Cussini 1996, 12674:Horizontale Inschriftrbt Rabah/Rabat/Rubat (?)75

br Sohn desbl’qb Bel’aqab76

h. bl Wehe!Vertikale Inschrift links neben dem Kopf der Frau:mqy ’tth Maqay77, seine Frauh.bl Wehe!

Das Relief zeigt die Büsten eines Mannes und einer Frau (Abb. 26). Zu beachten ist, dass hierdie Büsten nicht bis zum Rand der Platte hinunterreichen sondern frei auf dem Reliefgrund‘schweben’ Die Darstellung des Mannes endet ca. 5 cm über dem unteren Plattenrand, die Büsteder Frau reicht etwas weiter hinunter, ist aber unten nicht gerade abgeschlossen sondern trapezo-idal geformt. Die beiden seitlichen Kanten der Reliefplatte sind auf Gehrung gearbeitet und lau-fen nach hinten hin zusammen (Stichhöhe hinter der weiblichen Büste ca. 5 cm, hinter dermännlichen ca. 3,5 cm). Die abgeschrägten Kanten sind für eine Loculus-Verschlussplatte wenigsinnvoll und sind wohl sekundär, vielleicht modern. Gerade auch die Büstenform und der Ab-stand vom unteren Rand machen wahrscheinlich, dass es sich nicht um eine Verschlussplatte han-delt sondern um ein Fragment eines Sarkophagkastens. Zwischen den ‘Klinenbeinen’ desSarkophages waren meist Büsten78, seltener auch ganze Figuren79, von Familienangehörigen ange-bracht. Mehrmals sind dabei auch Namensinschriften angebracht, etwa im Hypogäum 780 oderdem Hypogäum 3 in der Südostnekropole81.

Der Mann trägt ein Untergewand, darüber einen schrägen Mantel, der auf der rechten Schultervon einer kreisrunden Fibel gehalten wird. Vor der Brust ist der Mantel in einem halbkreisförmi-gen Bogen drapiert, unter der Fibel hängt einer der Zipfel herab.

Der Kopf ist leicht zu seiner Linken gewandt. Die Augen sind nur in ihrer Fläche angelegt,Iris, Pupille und sogar die Augenlider sind nicht ausgeführt. Die Augenbrauen hingegen sinddurch Gliederung des Wulstes in einzelne ‘Härchen’ sehr detailreich gestaltet. Der Vollbart desMannes ist durch unregelmäßige Rillen definiert, die in das Gesicht eingegraben sind. Die Haaresind als kurze, kaum geschwungene, eher rhombische Strähnen angegeben, die aus der Stirn nachhinten frisiert sind, die Haarkappe bildet dabei eine Masse von fast 5 mm Höhe. Die abstehen-den Ohren liegen auf dem Reliefgrund auf.

Die Frau trägt ein Untergewand und einen Mantel, der als Schleier über den Kopf gezogenist. Auch hier sind ‒ wie bei der männlichen Büste ‒ die Hände nicht sichtbar. Der Mantel fälltin einem großen Bausch quer über den Oberkörper, darunter sind die Brüste als Erhebungen an-gegeben.

Am leicht zu ihrer Linken gewandten Kopf sind die Augen in gleicher Weise nicht ausge-führt und nur als Umriss definiert, auch die Augenbrauen erschließen sich nur als Kante zwi-schen Augen-‘Fläche’ und der Stirn. Die Haare sind über der Stirn nach hinten bis unter denSchleier gestrichen. Die Ohren sind verdeckt, sichtbar ist der Ohrenschmuck aus perlenartigen

74 Inschrift in ‘monumentalen’ Buchstaben des 3. Jhs.n. Chr. (Colledge).

75 Stark 1971, 49.76 Stark 1971, 10.77 Stark 1971, 35.78 Vgl. das Sarkophag-Triklinium im Hypogäum der

„Drei Brüder“ (Südwest-Nekropole), Sadurska ‒ Bounni1994, 117‒121 Kat. 161‒162; Schmidt-Colinet 2005, 43

Abb. 59; vgl. auch das Hypogäum H in der Südost-Nekro-pole: K: Saito, Die Arbeiten der japanischen Mission in derSüdost-Nekropole, in: Schmidt-Colinet 2005, 35 Abb. 45.

79 Vgl. Schmidt-Colinet 2004, 193 Abb. 7‒8;Schmidt-Colinet 2005, 44 f. Abb. 60. 63.

80 Sadurska ‒ Bounni 1994, 86‒88 Kat. 120 Abb.231‒236.

8 1 Sadurska ‒ Bounni 1994, 12 f. Kat. 3 Abb. 239.

174

Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

Elementen. Die Stirnbinde ist in rechteckige Felder gegliedert, die undekoriert geblieben sind.Als Turban ist wohl die Kante zu verstehen, die zwischen Stirnbinde und Schleier angegeben ist.Um den Hals trägt die Frau eine einfache Perlenkette ohne Anhänger, wie sie während der gan-zen Laufzeit palmyrenischer Reliefs auftritt. 82

Im Allgemeinen wirkt das Relief durch seine großflächige Ausführung. Die Falten der Ge-wänder sind wie die Flächen in den Gesichtern breit angelegt. Die Köpfe des Ehepaares sind ei-nander zugewandt, »sans doute pour exprimer son amour conjugal.«83

Gefunden wurde das Relief nach Müller angeblich »am selben Orte wie Nr. 3«84, also in ei-nem Grabturm westlich der antiken Stadt. Sollte das Relief tatsächlich ein Fragment eines Sarko-phages sein, wäre die Auffindung in einem Hypogäum oder Tempelgrab wahrscheinlicher.

Die summarische Ausführung der Gewänder und Gesichter entspricht jenen der Köpfe aufden bereits genannten Sarkophagen. Insbesondere die ‘leeren’ Augen und die fehlenden Lider ha-ben Parallelen im 3. Jh. n. Chr., besonders auch an Figuren von Bankettreliefs. Ungewöhnlichsind die markanten Augenbrauen der männlichen Büste, vergleichbar ist der Kopf des Priestersvon einem Bankettrelief des 3. Jhs. n. Chr.85

13. Kopf eines MannesInv.-Nr.: ANSA I 610

Material: weißer, weicher Kalkstein

Maße: H.: 23 cm; B.: 15,5 cm; T.: 17,5 cm; Gesichtshöhe: 11,8 cm.

Erhaltung: Oberfläche wenig versintert, verkratzt, Risse im Stein hinter dem l. Ohr bis zum Hals, quer über und hinter demr. Ohr ebenfalls bis auf den Hals, quer über den Oberkopf.

Erwerbung: Geschenk des Kronprinzen Erzherzog Rudolf, 1885

Datierung: 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

Literatur: unpubliziert

Typologie: Colledge II F a.

Der Kopf eines jungen, unbärtigen Mannes zeigt einen Grad der Ausführung, wie er für dieletzte Phase palmyrenischer Reliefs charakteristisch ist (Abb. 27‒28). Das Gesicht ist in allenUmrissen angelegt, aber nicht bis zum letzten Detail ausgeführt. Die Augen sind als erhabene Flä-che vom Bereich des Oberlids freigestellt, zeigen aber keine Binnenzeichnung. Die Nase ist mo-delliert, aber etwa die Nasenlöcher nicht gebohrt. Das Lippenpaar und das pointierte, leichtvorkragende Kinn sind angelegt, wären aber, wie der Vergleich mit anderen Grabreliefs zeigt,noch überarbeitet worden, gerade die Lippen wurden ja zumeist in einer scharfgratigen Form aus-geführt. Auch die Ohrmuscheln sind nur als leicht abstehende Umrisse ausgeführt.

In den Details praktisch fertig ist hingegen die gesamte Haarkappe. In drei (erhaltenen) Rei-hen übereinander sind zehn oder mehr eingezwirbelte Locken ausgeführt, die aus zwei oder dreiSträhnchen bestehen und mehr als eine ganze Umdrehung eingerollt sind, die Spitzen treten da-bei aus der Locke hervor. Diese aufwendige Frisur ist schon von Kopf Nr. 6 bekannt; auch dortsind die Haare ähnlich sorgfältig gestaltet, die Locken sind lediglich in die andere Richtung einge-dreht; die Frisur ist also das einzige Detail, das gleichsam vollständig ausgeführt ist.

Die Seitenflächen und der Bruch machen es wahrscheinlich, dass der Kopf Teil einesBankettreliefs gewesen ist; vergleichbare, nicht in jedem Detail ausgeführte Köpfe sind für das 3.Jh. n. Chr. ausreichend belegt.86 Auch für Frauenköpfe ist der gleiche Grad an Ausführung mitwenig überarbeiteten Augen und Gesicht belegt.87

82 Sorger 2000, 38 f.: Typus Ia.83 A. Sadurska, La famille et son image dans l’art de

Palmyre, in: F. E. Koenig ‒ S. Rebetez (Hrsg.), Arculiana.Recueil d’hommages offerts à Hans Bögli (Avenches 1995)585 Abb. 7.

84 Müller 1885, 977.

85 Ploug 1992, 239 f. Kat. 108.86 Ploug 1992, 238. 241 f. Kat. 106. 111; Dentzer-

Feydy ‒ Teixidor 1993, 219 Kat. 215 mit angegebenenAugenlidern, 3. Jh. n. Chr.

87 Ploug 1992, 246 Kat. 116.

175

Georg A. Plattner

14. Kopf eines MannesInv.-Nr.: ANSA I 608

Material: Kalkstein

Maße: H.: 20 cm; B.: 16 cm; T.: 10,5 cm; Gesichtshöhe: 10,5 cm.

Erhaltung: gebrochen am Hals, im Bereich des l. Ohres, Locken über der Stirn in ganzer Breite verloren.

Erwerbung: Geschenk des Kronprinzen Erzherzog Rudolf, 1885

Datierung: 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

Literatur: unpubliziert

Typologie: Colledge III U a.

Der Kopf eines unbärtigen Mannes ist weitgehend erhalten, das Gesicht aber in weiten Teilen un-fertig (Abb. 29). Die Konturen sind angelegt, aber nicht ausgeführt. An der Oberfläche sind dieWerkzeugspuren deutlich erkennbar. Die Augen sind bisher lediglich durch die Kante der Augen-brauen und jene des Überganges von Unterlid zur Wange definiert, der Mund als Bosse erkenn-bar, die Nase im Umriss angelegt. Damit ist der Kopf tatsächlich als unfertig zu bezeichnen,während Kopf Nr. 13 ja zumindest in den Gesichtskonturen ausgeführt war.

Fertig ist hingegen auch hier die Frisur. Ohren und Stirn bedeckend sind zwei Reihen mitBuckellocken zu erkennen, die im Uhrzeigersinn eingerollt aus sichelförmigen Strähnen gebildetwerden.

Vergleichbare, tatsächlich unfertige Köpfe sind nur wenige bekannt, etwa der Kopf einesPriesters in Kopenhagen.88 Da die palmyrenischen Köpfe keine eigentlichen Porträts sind89, istauch die Vermutung, man hätte an einem Bankettrelief einen Kopf in Bosse vorbereitet, um ihnspäter auszuführen, unwahrscheinlich. Dennoch muss man annehmen, dass der Wiener und derKopenhagener Kopf Teile eines versetzten Bankettreliefs gewesen sind und damit solche Unfertig-keiten offenbar in Gräbern des 3. Jhs. n. Chr. vorkommen konnten.

15. Fragment eines BankettreliefsInv.-Nr.: ANSA I 1526

Material: Kalkstein

Maße: H.: 27 cm; B.: 23 cm; T.: 8,5 cm.

Erhaltung: erhalten ist lediglich ein Abschnitt der Matratze und darüber wohl das l. Knie einer gelagerten Person bzw. dieGewandfalten. Oberfläche versintert. Links ein Abschnitt des Unterlagers erhalten, dieses mit dem Zahneisengeglättet. Buchstaben der Inschrift mit roter Farbe nachgezogen.

Erwerbung: Legat des k. k. Legationsrates Dr. James Samson, 1896 (Sem. Inv. 710); 1928 aus der ägyptisch-orientalischenSammlung übernommen.

Datierung: 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

Literatur: Müller 1885, 973 f. Nr. 1Inschrift: CIS 4351; Hillers ‒ Cussini 1996, 126 Nr. 709.

S. lm šlmlt Bildnis des Šalmallat90

br zbd’ h.b[l] Sohn des Zabdâ 91. Wehe!

Das Fragment muss wohl Teil eines Bankettreliefs sein; von einem nach rechts gelagerten Mannwäre hier das linke Bein mit dem Knie erhalten. Das Gewand hängt in schweren, breiten Faltenherab.92 Für den Deckel eines Sarkophages ist das Bein wohl zu klein. Die Inschrift steht auf ei-

88 Ploug 1992, 242 Kat. 112.89 Colledge 1976, 62; K. Parlasca, Das Verhältnis der

palmyrenischen Grabplastik zur römischen Porträtkunst,RM 92, 1985, 351.

90 Bei Stark 1971, 61 ist nur šlmt belegt; das „š“ ist insehr ungewöhnlicher Form geschrieben und könnte auchals „br“ gelesen werden.

9 1 Stark 1971, 16.92 Vergleichbare Bankettreliefs, an denen unter dem

linken Knie ähnlich breite Falten zu sehen sind, bliebenim Peristylgrab von A’ailamî und Zebîdâ erhalten, vgl.K. Makowski, Recherches sur le tombeau d’A’ailamî etZebîdâ, DaM 1, 1983, 180 Taf. 51 c; im Tempelgrab Nr.36: Schmidt-Colinet 1992, Taf. 34 a.

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Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

nem Wulst unter dem Bein, also wohl der Matratze. Der Text beginnt mit dem Wort „S. lm“, alsoBildnis des …; dieser Beginn ist selten, aber vereinzelt belegbar93 und lässt erkennen, dass trotzder offensichtlichen Mängel in der Ähnlichkeit zu lebenden Personen die Reliefs tatsächlich einIndividuum repräsentieren sollten.

Literaturverzeichnis

CIS Corpus Inscriptionum Semiticarum II 3. Inscriptiones Palmyrenae (Paris 1926/1947).Colledge 1976 M. A. R. Colledge, The Art of Palmyra (London 1976).Dentzer-Feydy ‒ Teixidor 1993 J. Dentzer-Feydy ‒ J. Teixidor, Les antiquités de Palmyre au Musée du Louvre (Paris 1993).Hillers ‒ Cussini 1996 D. R. Hillers ‒ E. Cussini, Palmyrene Aramaic Texts (Baltimore 1996).Ingholt 1928 H. Ingholt, Studier over palmyrensk Skulptur (Kopenhagen 1928).Müller 1885 D. H. Müller, Vier palmyrenische Grabinschriften im Besitze des Ministerial-Concipisten

Herrn Dr. J. C. Samson, SBWien 108, 1885, 973‒977.Parlasca 1985 K. Parlasca, Das Verhältnis der palmyrenischen Grabplastik zur römischen Porträtkunst,

RM 92, 1985, 343‒356.Sadurska ‒ Bounni 1994 A. Sadurska ‒ A. Bounni, Les sculptures funéraires de Palmyre, RdA Suppl. 13 (Rom 1994).Schmidt-Colinet 1992 A. Schmidt-Colinet, Das Tempelgrab Nr. 36 in Palmyra. Studien zur palmyreinschen

Grabarchitektur und ihrer Ausstattung, DaF 4 (Mainz 1992).Schmidt-Colinet 2004 A. Schmidt-Colinet, Palmyrenische Grabkunst als Ausdruck lokaler Identität(en): Fallbei-

spiele, in: A. Schmidt-Colinet (Hrsg.), Lokale Identitäten in Randgebieten des RömischenReiches. Akten des Internationalen Symposiums in Wiener Neustadt 2003 (Wien 2004,22008) 189‒198.

Schmidt-Colinet 2005 A. Schmidt-Colinet (Hrsg.), Palmyra. Kulturbegegnung im Grenzbereich3 (Mainz 2005).Sorger 2000 A. Sorger, Zum Halsschmuck der Frauen in der palmyrenischen Plastik, Diplomarbeit

Universität Wien (Wien 2000).Stark 1971 J. K. Stark, Personal names in Palmyrene inscriptions (Oxford 1971).

Georg A. PlattnerKunsthistorisches Museum Wien, [email protected]

Abbildungsnachweis: Alle Abbildungen Kunsthistorisches Museum,Wien.

93 Vgl. die Reliefs der Kinora im Louvre: Dentzer-Feydy ‒ Teixidor 1993, 172 f. 178 f. Kat. 175. 180.

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Georg A. Plattner

Abb. 1‒2: Grabstele, Kat. 1

Abb. 3: Grabstele, Kat. 1, Inschrift

178

Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

Abb. 4‒5: Kopf einer Palmyrenerin, Kat. 2

Abb. 6: Grabrelief eines Geschwisterpaares, Kat. 3

Abb. 7: Grabrelief eines Geschwisterpaares, Kat. 3,Inschrift

Abb. 8‒9: Kopf einer Palmyrenerin, Kat. 4

179

Georg A. Plattner

Abb. 10‒11: Kopf eines Palmyreners, Kat. 5

Abb. 12‒13: Kopf eines Palmyreners, Kat. 6

180

Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

Abb. 14‒15: Verschlussplatte mit Frauenbüste, Kat. 7

Abb. 16: Verschlussplatte mit Frauenbüste, Kat. 7,Inschrift

Abb. 17: Verschlussplatte mit Männerbüste, Kat. 8

181

Georg A. Plattner

Abb. 18: Verschlussplatte mit Männerbüste, Kat. 8,Detail des Kopfes

Abb. 19: Verschlussplatte mit Männerbüste, Kat. 8,Inschrift

Abb. 20‒21: Kopf eines Priesters, Kat. 9

182

Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

Abb. 22‒23: Kopf einer Palmyrenerin, Kat. 10

Abb. 24‒25: Kopf einer Palmyrenerin, Kat. 11

Abb. 26: Relief eines Ehepaares, Kat. 12

183

Georg A. Plattner

Abb. 27‒28: Kopf eines Palmyreners, Kat. 13

Abb. 29: Kopf eines Palmyreners, Kat. 14

Abb. 30‒31: Fragment eines Bankettreliefs, Kat. 15

Abb. 32: Fragment eines Bankettreliefs, Kat. 15, Inschrift

184

Palmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien

Inhalt

Zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Danksagungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Tabula Gratulatoria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Schriftenverzeichnis Andreas Schmidt-Colinet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Beiträge

Al-Asa‘ad Waleed (in collaboration with Delplace Christiane)The three graces. New discovery from Palmyra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Balty Jean-CharlesDeux reliefs palmyréniens du Musée Saint-Raymond, Musée des Antiques de Toulouse . . . . . . . . . 23

Bammer AntonSynagogen im südtürkisch-nordsyrischen Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Bastl BeatrixWiener Jugendstilvestibüle. Ein antikes Motiv und seine Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Freyberger Klaus-StefanDer Himmelsitz des Bel in Palmyra: Semantik und Symbolgehalt der hellenistisch-römischenSakralarchitektur in der östlichen Mittelmeerwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

Gawlikowski MichałThe royalty from Palmyra once again . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

Gschwind Markus ‒ Hasan HaythamZum Ausstattungsluxus spätantiker Wohnbauten in Westsyrien. Das Fragment einerMarmortischplatte mit ,profilé en bec de corbin‘ aus Raphaneae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

Invernizzi AntonioLa Relazione di Palmira del conte Vidua, 1820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

Kaizer TedFrom Zenobia to Alexander the Sleepless: paganism, judaism and christianity at LateRoman Palmyra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

Maschek DominikDie Gegenwart des Princeps am Ende der Welt. Ein traianischer Porträtkopf aus demMuseum in Suweida (Hauran) als Zeugnis kaiserzeitlicher Akkulturationsprozesse . . . . . . . . . . . . 125

Mitthof FritzDecebals Freitod als inszeniertes Spektakel? Bemerkungen zu einigen Reliefsigillaten desL. Cosius aus La Graufesenque . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141

Plattner GeorgPalmyrenische Reliefs im Kunsthistorischen Museum Wien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

Ployer RenéEin Schwertgehänge der mittleren Kaiserzeit aus Palmyra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185

Rçmer-StrehlDer Pan auf der Lampe. Ein importiertes Lampenmotiv und seine palmyrenischenNachahmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

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Saito KiyohideSheep metacarpal bones accompanying the dead at an underground tomb in Palmyra, Syria . . . . 201

Stauffer AnnemarieKleidung in Palmyra: Neue Fragen an alte Funde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209

Prayon Friedhelm ‒ Steingr�ber StephanGrab und Altar. Römische Felsdenkmäler in etruskischer Tradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

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