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Standortpolitik von Städten & die «Creative Class»

Date post: 01-Feb-2023
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Standortpolitik von Städten & die «Creative Class» Emamdeen Fohim Standortpolitik von Städten & die «Creative Class» Essay zum Kurs Standortfaktoren und internationaler Standortwettbewerb Dozent: Dr. Roland Scherer Emamdeen Fohim Breitistrasse 40 8421 Dättlikon Matrikel-Nr. 05-735-105
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Standortpolitik von Städten & die «Creative Class» Emamdeen Fohim

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Standortpolitik von Städten &

die «Creative Class»

Essay zum Kurs Standortfaktoren und internationaler Standortwettbewerb

Dozent:

Dr. Roland Scherer

Emamdeen Fohim Breitistrasse 40 8421 Dättlikon

Matrikel-Nr. 05-735-105

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ................................................................................................................ 1 1.1 Forschungsfrage ..........................................................................................................1 1.2 Aufbau .........................................................................................................................2

2 Begriffsdefinition: «Creative Class» .......................................................................... 2 3 Theorie: Cities and the «Creative Class» .................................................................. 4 4 Untersuchungsobjekte: Wien, Zürich und Auckland ................................................ 5 5 Wien, Zürich und Auckland & die 3Ts (Technology, Talent und Tolerance)............... 5 6 Benchmark: Wien, Zürich und Auckland.................................................................. 7

6.1 Outside-in-Perspektive .................................................................................................7 6.2 Inside-out-Perspektive..................................................................................................8 6.3 Neutrale Perspektive ....................................................................................................9 6.4 Ergänzende Beobachtungen ......................................................................................11

7 Ergebnisse: Erfolgreiche Standortpolitik ................................................................ 11 8 Fazit...................................................................................................................... 12 Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 14 Anhang A ................................................................................................................... 16

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1 Ein le itung

1.1 Forschungsfrage Nein, es sind nicht Unternehmen, Organisationen oder Maschinen, die die Welt bewegen, es ist der Mensch. Denn es ist der Mensch, der stetig neue Ideen hat und daraus Innovationen entwickelt, die am Ende verbraucht oder gebraucht werden. Dies sind Produkte, die sich laufend verändern, entwickeln und erneuern und so unsere Umwelt gestalten und die Welt in Bewegung halten: Solche Innovationen können neue Smartphones sein, die es uns erleichtern miteinander zu kommunizieren oder auch neue Organisationsprozesse in Unternehmen, die uns die knappe Zeit besser zu gestalten helfen. Insbesondere die «Creative Class», so sagt Richard Florida (2012), sind jene Menschen, die es immer wieder schaffen neue Lösungswege zu finden und neue Produkte auf den Markt zu bringen. Eine Stadt sollte also auf der Hut sein, gerade diese kreativen Menschen in ihr Gebiet zu holen, damit sich eine Region (weiter-)entwickeln kann. Menschen aber, entscheiden selten rational. Sowohl als Privatpersonen, wenn sie einen Wohnort oder als auch als CEOs, wenn sie einen Firmensitz wählen, lassen sie sich durch emotionale Faktoren beeinflussen (Scherer & Derungs, 2006, S. 9). Eine zukunftsorientierte Standortförderung muss also zusehends den Menschen in den Mittelpunkt stellen (Bieger & Scherer, 2011, S. 27). Und insbesondere macht es Sinn sich auf jene Menschen zu fokussieren, die es durch ihre Ideen und Innovationen schaffen Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Genau diesem Thema widmet sich dieser Essay.

Als Untersuchungsobjekte dienen die Städte Wien, Zürich und Auckland. Städte, die sich gemäss der Mercer-Studie durch die höchste Lebensqualität weltweit auszeichnen. Ausserdem sind es (wie noch zu lesen sein wird) attraktive Standorte für die in diesem Essay im Mittelpunkt stehende «Creative Class». Daraus ergibt sich nun folgende Forschungsfrage:

Wie schaffen es Städte wie Wien, Zürich und Auckland die «Creative Class» anzulocken?

Die Frage zielt darauf ab, eine erfolgreiche Standortpolitik für Städte zu definieren. Standortpolitik ist ein sehr breites Thema, das verschiede Bereiche berührt (siehe Abbildung 1):

(Abbildung 1: Standortpolitik; Scherer (2013), S. 18)

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Florida (2012) erwähnt bereits einige Eigenschaften, die eine erfolgreiche Stadt ausmachen. Er spricht von 3Ts (Technology, Talent und Tolerance), über die die Innovationszentren von morgen verfügen sollten. Jedoch handelt es sich dabei um sehr allgemeine Empfehlungen. Diesem Defizit soll hier Rechnung getragen werden, indem konkrete Umsetzungsvorschläge entwickelt werden. Am Ende des Essays soll ein ähnliches Modell wie in Abbildung 1 ausgearbeitet werden, das konkrete Anforderungen beinhaltet. Ein solches Modell soll als Grundlage einer erfolgreichen Standortpolitik von Städten dienen, die die «Creative Class» zu sich holen möchten.

Es macht durchaus Sinn sich diesem Thema zu widmen. Denn Standorte befinden sich aufgrund des zunehmenden Abbaus von internationalen Handels- und Investitionsbarrieren und der Erweiterung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien in einem hyperdynamischen Wettbewerb (Bieger & Scherer, S. 26). Wer es schafft hochqualifizierte Arbeitskräfte wie die «Creative Class» zu sich zu holen, kann vorne mitmischen.

1.2 Aufbau Um sich der gestellten Forschungsfrage zu nähern, wird folgender Aufbau gewählt:

a) In einem ersten Schritt wird der Begriff der «Creative Class» genauer erläutert und dessen exakten Verwendung im Essay aufgezeigt.

b) Darauf wird die regionale Entwicklungs- und Wachstumstheorie von Florida (2012) beschrieben sowie auf den Zusammenhang mit Michael E. Porters (1998) Cluster-Theorie hingewiesen.

c) Als nächstes wird die Wahl der drei Städte als Untersuchungsobjekte begründet. Daraus folgt eine Beschreibung der bereits erwähnten Mercer-Studie.

d) In einem nächsten Schritt wird kurz überprüft, ob die ausgewählten drei Städte die Anforderung der 3Ts (Technology, Talent und Tolerance) von Floridas Theorie erfüllen.

e) Danach wird ein Benchmark anhand der drei Städte durchgeführt, um so Antworten für die Forschungsfrage zu erhalten. Zur Unterstützung dieser Aufgabe wird der Kriterienkatalog der Mercer-Studie, die Bevölkerungsbefragungen der drei Städte sowie eine UN-Habitat-Studie verwendet.

f) Als nächstes soll ein Modell entwickelt werden, das die Ergebnisse zusammenfasst. g) Der Essay endet mit einem Fazit, das auf weiterführende Forschung und kritische Punkte hinweist.

2 Begri f fsdef in it ion: «Creat ive Class» Der von Florida geprägte Begriff der «Creative Class», wird in diesem Kapitel genauer definiert. Dies ist umso wichtiger, da der Begriff etwas irreführend ist. Man assoziiert damit intuitiv Maler oder Musiker, die zwar auch zur «Creative Class» gehören aber nicht ausschliesslich. Ausserdem ist eine exakte Definition entscheidend, da eine gewählte Abgrenzung wiederum Einfluss auf den Ausgang der Studie hat. Beispielsweise untersuchen Gutjahr, Scherer und Strauf (2011) Software- oder Werbebranchen, um den Einfluss der Kreativwirtschaft auf das Wirtschaftswachstum in Süddeutschen Raum zu messen (siehe Abbildung 1).

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(Abbildung 2: Turnovers of sub-segments of the creative industries; Gutjahr, Scherer & Strauf (2011), S. 3)

Gemäss Floridas Definition sind diese Branchen zur «Creative Class» dazuzurechnen, jedoch fehlen noch Andere. Um eine klare Abgrenzung zu vollziehen, werde ich zunächst den Begriff der «Creative Class» wie er Florida beschreibt wiedergeben. Abschliessend zeige ich auf, wie der Begriff im Laufe des Essays verwendet wird.

Florida unterteilt die «Creative Class» in zwei Kategorien. Zum «Super-Creative Core» gehören unter anderem WissenschaftlerInnen, Ingenieure/Ingenieurinnen, Universitätsprofessoren und -professorinnen, KünstlerInnen, Autoren/Autorinnen, EntertainerInnen, SchauspielerInnen, DesignerInnen oder Architekten/Architektinnen (Florida, 2012, S. 38). Sie sind diesem Kern zuzurechnen, weil sie neue Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen entwickeln, die es vorher nicht gab. Die zweite Kategorie definiert er als «Creative Professionals». Darin fallen ArbeitnehmerInnen, die beispielsweise in der High-Tech Branche, in der Finanzindustrie, im Business Management, im Gesundheitswesen oder im Justizsystem tätig sind (Florida, 2012, S. 39). Diese zweite Klasse würde man wohl nicht intuitiv als kreativ bezeichnen. Florida erklärt aber, dass von diesen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen ein hohes Mass an Eigenbeurteilung verlangt wird und dass sie immer wieder auf Herausforderungen stossen, die eine kreative Problemlösung erfordern. Als Beispiel dient eine Anwältin, deren Aufgabe es ist immer wieder angepasste Lösungswege für nie genau gleiche Fälle zu finden.

Jedoch wird diese Unterscheidung oftmals kritisiert. Markusen (2006) sagt beispielsweise, dass man anhand einer Branche nicht beurteilen kann, ob die darin vollbrachte Arbeit ein kreativer Prozess beinhaltet (S. 6). Ein Angestellter einer Bank geht einer genauso monotonen Arbeit nach wie ein Fliessbandarbeiter, wenn er nur Daten in eine Excel-Tabelle überträgt. Währendem ein Handwerker auch kreativ handeln muss, um einen ungewöhnlichen Wasserschaden zu beheben.

Florida ergänzt aber noch weitere Attribute, die die «Creative Class» definieren. Sie können, so meine ich, oftmals auch mit den Eigenschaften der heute oft genannten Generation Y verglichen werden (Zeit, 2013). Denn wie auch bei er Generation Y, zählen bei «Creative Class» Werte wie Individualität, Leistung und Vielfalt sowie Offenheit (Florida, 2012, S. 56). Sie möchte Verantwortung übernehmen und sucht neue Herausforderungen, sie ist flexibel in der Gestaltung ihres Arbeitsalltages, sie führt ihre Arbeit mit Leidenschaft aus und ist intrinsisch motiviert. Ausserdem möchte sie nicht weit entfernt ihres Arbeitsplatzes wohnen, aber sich gleichzeitig am Wohnort wohl fühlen. Schliesslich ist ihr Geld immer noch wichtig, aber nicht ausschliesslich (Florida, 2012, S. 69ff.).

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An dieser Stelle muss noch erwähnt werden, dass Florida alle Menschen als kreative Wesen anerkennt. Jedoch, so sagt er, sind aufgrund der Arbeitsbedingungen einzelner Branchen nicht alle im Stande ihre Kreativität während der Arbeit auszuleben (Florida, 2003, S. 16).

Im vorliegenden Essay werde ich mich nun ausschliesslich auf die «Creative Professionals» konzentrieren. Zwar erachte auch ich die «Super-Creative Core» als wichtiger Bestandteil der «Creative Class». Ich konzentriere mich aber nur auf die zweite Gruppe, da mir zur Untersuchung ausschliesslich Daten dieser Kategorie zur Verfügung stehen. Oftmals sind jedoch in einem Gebiet mit vielen «Creative Professionals» auch viele ArbeitnehmerInnen der «Super-Creative Core» anzutreffen (Florida, 2003, S. 13). Somit ist diese Eingrenzung weniger ausschlaggebend.

3 Theorie: Cit ies and the «Creat ive Class» Allgemein gesagt behauptet Floridas Theorie, dass jene Städte innovativer und dementsprechend erfolgreicher sind, die eine hohe Dichte der «Creative Class» aufweisen.

Es muss aber erwähnt werden, dass diese Theorie oft kritisiert wird. Beispielweise kritisiert Levine (2004) die unzureichende empirische Überprüfung. Oder Shearmur (2007) bemängelt das fehlende Aufzeigen eines Wirkungszusammenhangs von «Creative Class» und Wirtschaftswachstum innerhalb einer Region.

Wenn diese Stimmen auch teils ihre Berechtigung haben, wird im Verlauf des Essays nicht weiter darauf eingegangen. Denn ich führe diese Untersuchung unter der Annahme durch, dass Floridas Theorie gewisse Aspekte der Realität widerspiegelt. Ich stimme zu, dass sie nicht die ganze Realität erklären kann, dies können Theorien aber nie. Des Weiteren muss ergänzt werden, dass ein Wirkungszusammenhang von «Creative Class» und Wirtschaftswachstum aufgrund der Charakteristika der Theorie nicht implizit gegeben ist. Denn eine Stadt kann schliesslich Innovationen entwickeln, deren wirtschaftlicher Nutzen in einer anderen Region zum Tragen kommt. Wird beispielsweise in Basel ein Düngemittel erstellt, so ist der Erfolg dieses Produkts nicht nur anhand der Verkaufszahlen zu beurteilen, sondern auch anhand des Mehrwertes, den es allen Bäuerinnen und Bauern weltweit bringt. Der Fokus von Floridas Theorie versucht vielmehr zu verstehen, wie Städte innovativ und erfinderisch werden können.

Ich versuche nun zu erklären, welche Bedingungen jene Städte erfüllen, die Florida als erfolgreich beurteilt. Er hat untersucht, dass sich diese Städte durch das Vorhandensein von 3Ts (Technology, Talent und Tolerance) auszeichnen (Florida, 2012, S. 228ff.):

• Technology: In diesen Städten leben eine Vielzahl von Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sind dort hoch und es werden laufend neue Innovationen (die sich anhand der Anzahl Patente messen lassen) entwickelt.

• Talent: Diese Städte weisen ein hohes Mass an Humankapital auf. Ausserdem leben eben dort viele der von Florida definierten «Creative Class».

• Tolerance: Schliesslich sind diese Städte tolerant. Tolerant im Sinne, dass deren Einwohner offen sind gegenüber Menschen aller Arten und Gesinnungen. Denn nur eine offene Gesellschaft, so Florida, ist auch offen für neue unkonventionelle Ideen, die der Ursprung von Innovationen sind. Dieser Toleranz-Index misst er anhand der Immigrations- und Gay-Indizes. Dies tut er, weil er einen Zusammenhang zwischen Toleranz und einer hohen Anzahl von AusländerInnen, Schwulen und Lesben vermutet. Er behauptet nämlich, dass diese

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Personengruppen in jene Städte ziehen, in denen sie nicht diskriminiert werden, da sie dort einer toleranten und offenen Gesellschaft begegnen.

Seine Untersuchung kommt zum Resultat, dass beispielweise San Francisco, Boston oder Chicago all diese Eigenschaften erfüllen und zu den erfolgreichen Städten Amerikas gehören (Florida, 2005, S. 177).

Abschliessend muss noch erwähnt werden, dass Floridas Theorie an die Cluster-Theorie von Porter anknüpft (1998). Diese Theorie besagt nämlich, dass erfolgreiche Regionen dazu im Stande sind, Menschen und Unternehmen miteinander zu verknüpfen. Dadurch können sie in einem Austauschprozess voneinander lernen, wodurch Probleme gelöst und neue Innovationen entwickelt werden können. Aus dieser Erkenntnis kann folgende Schlussfolgerung gemacht werden: Es genügt nicht, wenn eine Stadt ausschliesslich über eine hohe Dichte der «Creative Class» verfügt. Sie muss es zudem schaffen, diese Menschen miteinander zu vernetzen.

4 Untersuchungsobjekte: Wien, Zür ich und Auckland Nachdem nun Floridas Theorie erläutert wurde, folgen nun Informationen zur vorgenommen Untersuchung. Zunächst wird die Auswahl der bestimmten Untersuchungsobjekte (Wien, Zürich und Auckland) begründet. Wie in der Einleitung schon zu lesen war, habe ich diese Städte gewählt, weil die letztjährige Mercer-Studie diese als die Top-3-Städte mit der höchsten Lebensqualität klassifizierte (Mercer-Studie, 2012). Mercer ist ein Beratungsunternehmen auf dem Gebiet des Personalmanagements. Die Firma möchte mit diesem Ranking anderen Unternehmen eine Vergütungsgrundlage für deren im Ausland tätigen ArbeitnehmerInnen bereitstellen. So wissen Unternehmen wie hoch sie die finanziellen Anreize setzen müssen, damit deren Angestellte in Städte mit niedriger Lebensqualität hinzuziehen bereit sind.

Diese Studie und deren Ergebnisse sind zur Beantwortung der Forschungsfrage eine hervorragende Quelle, da die Umfrage unter Expats der Firma Mercer durchgeführt wurde (Mercer-Studie, 2012). Diese Expats entsprechen genau der Kategorie der «Creative Professionals», die im Kapitel 2 beschrieben wird. Denn als UnternehmensberaterInnen fallen sie in die zu dieser Kategorie gehörenden Branche des Business Managements. Ausserdem kann ihr Arbeitsalltag als kreativer Prozess verglichen werden, da sie ihren Kunden stetig neue Problemlösungen vorschlagen müssen. Schliesslich entsprechen die Eigenschaften der Mercer-Angestellten jenen der «Creative Class»: Sie sind verantwortungsbewusst und suchen neue Herausforderungen (weshalb sie auch bereit sind in eine fremde Stadt zu ziehen). Die Mercer-Studie kann also auch als Umfrage verstanden werden, die die Präferenzen einer bestimmten Gruppe der «Creative Class» widerspiegelt.

Ausserdem wird die Mercer-Studie verwendet, da sie methodologischen Anforderungen ausreichend gerecht wird. Beispielsweise werden kulturell geprägte Präferenzen der Befragten ignoriert, da dies die Auswertung verzerren würde (Mercer-Methodologie, 2011, S. 2f.). Das Resultat würde ansonsten amerikanisch, europäisch oder asiatisch polarisiert ausfallen.

5 Wien, Zür ich und Auckland & die 3Ts (Technology, Talent und Tolerance) Nachdem nun klar ist, warum diese drei Städte untersucht werden, können nun deren Eigenschaften überprüft werden. Es muss kontrolliert werden, ob die Städte die Bedingungen der 3Ts erfüllen. Täten sie das nämlich nicht, widerspräche dies Floridas Theorie: Die «Creative Class» wohnt in Städten, die die Eigenschaften der 3Ts erfüllen. Nur wenn die Theorie bestätigt werden kann, macht eine weitere Untersuchung Sinn. Denn schliesslich sollen ja anhand erfolgreicher Städte (nach der Definition von Florida) konkrete Umsetzungsvorschläge für eine gelungene Standortpolitik entwickelt werden.

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Die hier verwendete Untersuchung entspricht nicht der von Florida vorgenommenen Analyse. Dies würde das Ausmass dieses Essays übertreffen. Jedoch wird anhand einiger ähnlicher Indikatoren überprüft, ob die Städte die Bedingungen der 3Ts erfüllen.

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass alle drei Städte die Bedingungen erfüllen:

• Technology: Die Analyse bestätigt, dass die Städte Innovationszentren sind.

Der Global Innovation Index (GII) beispielsweise stuft alle Länder, in denen sich die drei Städte befinden, als äusserst innovationsstark ein. Dieser Index wird jährlich von der World Intellectual Property Organization (WIPO) erstellt und wird mittels des Investitionsgrades an Forschung und Entwicklung und dem Ausmass an ausgestellten Patenten errechnet. Das Ranking zeigt, dass die Länder der drei Städte vorne mitmischen. Die Schweiz führt die Liste sogar an, Neu Seeland befindet sich auf Platz 13 und Österreich auf Platz 22 (WIPO, 2012, S. XVIII).

Ein weiteres Ranking führt die Global Innovation Agency 2thinknow durch, die jährlich die innovativsten Städte rankt. Auch sie beurteilen die drei Städte als Innovationszentren (2thinknow, 2013). Wien klassifiziert sie als eine Nexus-Stadt und Zürich und Auckland als Hub-Städte. Mit erster Kategorie sind die weltweit innovativsten Städte gemeint, die es schaffen verschiedene ökonomische und soziale Innovationssegmente zu verknüpfen (2thinknow-Methodologie, 2013). Unter der zweiten Kategorie sind Städte zu verstehen, die in bestimmten ökonomischen und sozialen Segmenten weltweit am innovativsten sind (2thinknow-Methodologie, 2013).

• Talent: Das zweite T (Talent) soll anhand des vorhandenen Humankapitals überprüft werden. Der Economist Intelligence Unit (EIU) quantifiziert das Humankapital aller grossen Städte einzeln. Auch in diesem Ranking nehmen die untersuchten Städte vordere Ränge ein. Zürich besetzt Platz 7 (mit einem Score von 77.9 von 100 Punkten), Auckland Platz 20 (Score von 76.4) und Wien Platz 30 (Score von 71.3) (EIU, 2012, S. 7).

Des Weiteren zeigt auch schon die Mercer-Studie, dass die drei Städte beliebte Standorte der «Creative Class» sind und folglich fähig sind Talente anzulocken.

Dementsprechend können die drei Städte als Orte bezeichnet werden, in denen ausreichende Talente angesiedelt sind.

• Tolerance: Die drei Städte erfüllen ebenfalls die Anforderungen einer toleranten Stadt:

Auckland beispielsweise verfügt über einen im Vergleich weltweit höchsten Ausländeranteil. Dieser beträgt etwa 40 Prozent (Maré, 2012, S. 3). Auch der Ausländeranteil der Stadt Zürich ist mit 31.3 Prozent hoch (Zürich, 2013), sowie der Ausländeranteil der Stadt Wien mit 20.5 Prozent (Wien-konkret, 2013).

Florida misst Toleranz ebenfalls anhand des Gay-Indexes. Auch dieser ist in allen Städten sehr hoch. In einer Studie beurteilt Corrales (2009) (Professor an der Universität Pittsburgh für Politikwissenschaften) Zürich als die fünft Gay-freundlichste Stadt der Welt (S. 6). Wien nimmt Platz 11 ein und Auckland Platz 15 (Corrales, S. 6). Ingesamt untersucht er 180 Städte.

Die Analyse zeigt, dass die drei Städte die Bedingungen der 3Ts erfüllen. Florida würde sie also auch als Orte bezeichnen, in denen die «Creative Class» leben und arbeiten möchte und die fähig sind Innovationen zu entwickeln. Sie sind also gemäss Florida erfolgreiche Städte der Zukunft. Aus diesem Grund können wir sie als Musterbeispiele verwenden um anhand ihrer Ausgestaltung eine erfolgreiche Standortpolitik zu definieren.

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6 Benchmark: Wien, Zür ich und Auckland Um dieses Benchmark durchzuführen, werden drei Herangehensweisen gewählt. Zunächst wird eine Outside-in-Perspektive angewendet. Hier wird untersucht, was die «Creative Class» von einer Stadt erwartet. Als nächstes wird die Inside-out-Perspektive betrachtet. Dabei werden Bevölkerungsumfragen unter den Bewohnern der drei Städte analysiert. Dann wird eine neutrale Perspektive herangezogen bei der vorgegebene Facts verglichen werden. Die ersten beiden Perspektiven unterscheiden sich von der letzten, indem menschliche Wahrnehmungen und keine gegebenen Tatsachen verglichen werden. Abschliessend werden noch einige ergänzende Beobachtungen angefügt.

6.1 Outside-in-Perspektive Diese Herangehensweise versucht die Anforderungen, die die «Creative Class» an eine Stadt stellt, herauszukristallisieren. Es soll verstanden werden, was die «Creative Class» will und wünscht, damit sie sich in einer Stadt wohl fühlt. Die Ausarbeitung eines solchen Wunschkatalogs ist bei der Entwicklung einer erfolgreichen Standortpolitik wichtig: Städte sollten versuchen Angebote zu schaffen, die die Bedürfnisse der «Creative Class» zufriedenstellen. Nur wenn Städte diese Bedürfnisse befriedigen können, werden sie in diesem internationalen Wettbewerb um hochqualifizierte Arbeitskräfte mithalten.

Um auf diese offene Frage eine Antwort zu erhalten, soll erneut die Mercer-Studie verwendet werden. Diesmal wird aber nicht das Städteranking, sondern der dazugehörige Kriterienkatalog betrachtet. Dies ist ein Kriterienkatalog anhand dem die Lebensqualität der jeweiligen Städte beurteilt wird (siehe Tabelle 1). Der Kriterienkatalog ist eine geeignete Quelle, um die Untersuchung fortzuführen. Dieser wurde nämlich in einer Vorstudie durch Expats von Mercer ausgearbeitet: Die im Ausland tätigen Mitarbeiter mussten in einer Umfrage Kategorien einer Stadt aufzählen, die sie als wichtig erachteten und diese Kategorien bewerten (Mercer-Methodologie, 2011, S. 5). Da diese Mitarbeiter (wie schon erläutert) ein Teil der «Creative Class» sind (insbesondere der «Creative Professionals», stehen ihre Aussagen repräsentativ für die «Creative Class». Welche Anforderungen die «Creative Class» an eine Stadt stellt, ist nachfolgend aufgelistet (siehe Tabelle 1):

Categories (%)

Political and Social Environment 23.5

Medical and Health Considerations 19.0

Public Services and Transportation 13.0

Consumer Goods 10.7

Recreation 9.0

Social/Cultural Environment 6.4

Natural Environment 5.9

Housing 5.1

Economic Environment 4.0

Schools and Education 3.4

TOTAL SUM 100.0

(Tabelle 1: Weighting of the Quality-of-Living factors; Mercer-Methodologie (2011), S. 4ff.)

Die Bedeutungen der einzelnen Kategorien können im Anhang A nachgelesen werden (siehe S. 16). Nachfolgend werden die gewonnenen Erkenntnisse, die die Analyse des Kriterienkatalogs ergeben hat, zusammengefasst.

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Die Analyse hat gezeigt, dass die «Creative Class» zunächst um ihre Sicherheit und ihr Wohl besorgt ist. Aus diesem Grund bevorzugen sie es in Städten zu leben, in denen ein stabiles politisches und soziales Klima (kein Krieg, geringe Kriminalitätsrate, Rechtsstaatlichkeit) vorherrscht sowie in denen eine gute medizinische Versorgung und Luftqualität gewährleistet wird. Als nächstes ist es ihr wichtig, dass die Stadt über eine gute Infrastruktur verfügt (öffentlicher Verkehr, wenig Stau, gute Sanitäranlagen). Ausserdem möchte die «Creative Class» ungern auf diverse Konsumgüter und Freizeitmöglichkeiten verzichten (grosses Angebot von qualitativ hochstehenden Lebensmitteln, Möglichkeit von Kino-, Theater- oder Restaurantbesuche). Die weiter unten stehenden Kategorien scheint ihr weniger wichtig zu sein. In den anderen Herangehensweisen wird teils detailliert darauf eingegangen.

Will nun eine Stadt fähig sein die «Creative Class» für sich zu gewinnen, dann sollte sie die oben erwähnten Anforderungen garantieren können.

Die hier gewählte Herangehensweise der Outside-in-Perspektive gewährt einen ersten Einblick in eine erfolgreiche Standortpolitik. Die Ergebnisse sind aber noch sehr oberflächlich. Von diesen Erkenntnissen kann nicht eindeutig erkannt werden, weshalb eine Person der «Creative Class» lieber in Wien als in New York wohnt. Ein Report der Auckland Council (2012) kritisiert an der Mercer-Studie, dass sie es nicht schafft einheimisches Wissen zu berücksichtigen (S. 1): Einwohner und Politiker einer Stadt haben nämlich ein grosses Verständnis über Erfolgsfaktoren ihrer Stadt. Um diesem methodologischen Defizit gerecht zu werden, wird als zweite Herangehensweise die Inside-out-Perspektive gewählt.

6.2 Inside-out-Perspektive Bei dieser Herangehensweise werden die Bevölkerungsbefragungen der Städte Wien, Zürich und Auckland untersucht. Die Untersuchung wird Aufschluss geben, warum die Städte nach Sicht ihrer Einwohner über eine hohe Lebensqualität verfügt. Da die Stadtbewohner ihre Stadt besser kennen als Expats, kann durch diese Innensicht Erkenntnisse über detaillierte Eigenschaften der Städte gewonnen werden.

In dieser Analyse wird auf Eigenschaften geachtet, die bei allen drei Städten vorzufinden sind. Denn wenn diese Eigenschaften überall vorkommen, sind sie typische Merkmale für erfolgreiche Städte wie es Wien, Zürich und Auckland sind. Diese Ergebnisse können dann wiederum verwendet werden, um Aspekte einer erfolgreichen Standortpolitik ausarbeiten zu können.

An dieser Stelle folgen nun die Bevölkerungsbefragungen:

Wien

Versorgung mit öffentlichem Verkehr und Radwegen

Kulturelles Angebot

Gestaltung des öffentlichen Raumes und Versorgung mit Grünflächen

Freizeiteinrichtungen

Einkaufs- und Wohnmöglichkeiten

(Tabelle 2: Bevölkerungszufriedenheit Stadt Wien; Wien (2008))

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Zürich

Öffentliche Verkehrsmittel

Möglichkeiten zum Ausgehen

Kulturangebote

Bildungs- und Weiterbildungsangebote

Sportanlagen/Schwimmbäder

Grünanlagen oder Pärke

Treffpunkte und Freizeiteinrichtungen

Schulden/Kindergärten

Sauberkeit auf Strassen/Plätzen

(Tabelle 3: Bevölkerungszufriedenheit Stadt Zürich; Zürich (2011), S. 11)

Auckland

Beaches

Green spaces

Natural surroundings

Multicultural/vibrant communities

Entertainment options (cinemas, festivals & free events)

Public amenities (libraries, art galleries, museums, zoo)

Strong & friendly community

Work, training or business opportunities

Sports and recreational facilities

Shops, supermarkets and markets

Cafes, restaurants and bars

Good public transport

(Tabelle 4: Bevölkerungszufriedenheit Auckland; Auckland Council (2011), S. 23)

Der Vergleich dieser Bevölkerungsbefragungen zeigt, dass die Bewohner an ihren Städten den ausgebauten öffentlichen Verkehr schätzen. Ausserdem sind ihnen die vorhandenen Grünanlagen und natürlichen Erholungsgebiete wichtig. In allen drei Städten honorieren die Bewohner das vorhandene kulturelle Angebot, die verschiedenen Freizeiteinrichtungen sowie die vielzähligen Sportangebote. Die Bewohner von Wien und Auckland mögen an ihrer Stadt ausserdem die guten Einkaufsmöglichkeiten. Und die Bewohner von Zürich und Auckland würdigen die existierenden Bildungs- und Weiterbildungsangebote.

Anhand dieser Erkenntnisse können wiederum wichtige Eigenschaften herausgearbeitet werden, die erfolgreiche Städte erfüllen sollten.

6.3 Neutrale Perspektive Als dritte Herangehensweise wird eine neutrale Perspektive gewählt. In dieser werden Hard Facts miteinander verglichen. Dies hat den Vorteil, dass die Ergebnisse nicht durch subjektive Wahrnehmungen beeinflusst werden. Als Grundlage dient der UN-Habitat-Report «State of the World’s Cities 2012/13». In diesem Report werden die Städte nach verschiedenen messbaren Kriterien untersucht. Diese sind nachfolgend tabellarisch aufgelistet:

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Dimensions Definitions/variables

Productivity The productivity index is measured through the city product, which is composed of variables such capital investment, formal/informal employment, inflation, trade, savings, export/import and household income/ consumption. The city product represents the total output of goods and services (value added) produced by a city’s population during a specific year.

Quality of life This index is a combination of three sub-indices: education, health sub-index and public space.

Infrastructure development This index combines two sub-indices: one for infrastructure proper, and another for housing.

Environmental sustainability This index is made of three sub-indexes: air quality (PM10), CO2 emissions and indoor pollution.

Equity and social inclusion This index combines statistical measures of inequality of income/consumption, (Gini coefficient) and inequality of access to services and infrastructure.

(Tabelle 5: The UN-Habitat City Prosperity Index; UN-Habitat (2012), S. 14)

Nun muss untersucht werden, ob die Städte Wien, Zürich und Auckland diesen Dimensionen ausreichend gerecht werden. Können gleiche Eigenschaften in allen drei Städten beobachtet werden, dann sind dies notwendige Merkmale, die eine erfolgreiche Stadt erfüllen sollte.

Die Resultate des UN-Habitat-Reports sind untenstehend abgebildet:

1.0 = Max. Productivity Q. of Life Infrastructure Environment Equity

Wien 0.939 0.882 0.996 0.932 0.883

Zürich 0.868 0.858 0.997 0.941 0.772

Auckland 0.854 0.889 0.994 0.958 0.657

(Tabelle 6: The UN-Habitat City Prosperity Index and components; UN-Habitat (2012), S. 122)

Die Untersuchung zeigt, dass die Städte Wien, Zürich und Auckland bei den Aspekten «Productivity», «Quality of Life» (Bildung, Gesundheitssystem & öffentliche Räume), «Infrastructure» und «Environment» sehr gute Werte aufweisen (siehe Tabelle 6). Folglich sollten diese Dimensionen Bestandteile einer erfolgreichen Standortpolitik sein.

Nicht überall gleich stark ausgeprägt ist der Equity-Index. Daraus könnte man schliessen, dass Gleichheit keine notwendige Bedingung ist, um als Stadt für die «Creative Class» attraktiv zu sein. Ich behaupte aber, dass eine zu starke Ungleichheit von der «Creative Class» nicht geduldet wird. Dies zeigt das Beispiel der Stadt New York (siehe Tabelle 7):

1.0 = Max. Productivity Q. of Life Infrastructure Environment Equity

New York 0.940 0.866 0.994 0.941 0.502

(Tabelle 7: The UN-Habitat City Prosperity Index and components New York; UN-Habitat (2012), S. 122)

New York weist in fast allen Dimensionen ausser im Equity-Index sehr gute Werte auf. Aus diesem Grund könnte New York bei der «Creative Class» ein beliebter Standort sein. In der Mercer-Studie belegt die Stadt aber gerade mal Platz 44 (Mercer-Studie, 2013). Ein Grund dieses schlechten Abschneidens könnte das vorhandene Ungleichgewicht innerhalb der Gesellschaft sein. Ist dieses nämlich spürbar wahrzunehmen (wie dies in New York mit vielen Obdachlosen der Fall ist), schreckt dies die «Creative Class» ab.

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Eine Stadt sollte also über ein gewisses Mass an gesellschaftlicher Gleichheit verfügen, um eine erfolgreiche Standortpolitik betreiben zu können.

6.4 Ergänzende Beobachtungen Hier sollen noch kurz einige Beobachtungen gemacht werden, die bisher in keiner Herangehensweise erwähnt wurden. Ich meine aber, dass diese Merkmale nicht vernachlässigt werden sollten.

Anhand des Benchmarks ist zu erkennen, dass alle drei Städte im Vergleich mit den Globals Cities wie New York oder Tokyo relativ klein sind. Wien verfügt über etwa 1.7 Mio. Einwohnern (Statistik Austria, 2013). In Zürich leben nur knapp 400'000 Menschen (Zürich, 2013). Aucklands Bevölkerung beträgt etwa 1.4 Mio. (Statistics New Zealand, 2012) Einwohner. Daraus kann man schliessen, dass die «Creative Class» kleinere Städte mit einer Einwohnerzahl von etwa 1 Mio. Menschen bevorzugen. Eine Stadt, die die «Creative Class» in ihr Gebiet holen möchte, sollte also überschaubar bleiben.

Des Weiteren kann festgestellt werden, dass sich alle Städte in Ländern mit einer vollständigen Demokratie befinden. The Economist bewertet jährlich den Demokratisierungsgrad aller Länder. Sowohl Österreich, die Schweiz als auch Neuseeland, nehmen darin vordere Plätze ein. Österreich belegt Platz 12, die Schweiz Platz 7 und Neuseeland Platz 5 (The Economist, 2013, S. 3). Erfolgreiche Städte von morgen sind also zwingend in Demokratien angesiedelt.

7 Ergebnisse: Erfo lgreiche Standortpol i t ik In diesem Kapitel sollen die gewonnen Ergebnisse des Benchmarks zusammengeführt werden. Um eine bessere Übersicht zu erhalten, dient als Grundlage das in der Einleitung bereits vorgestellte Modell. Die Einordnung erfolgt nach eigenem Empfinden. Daraus folgt folgende Darstellung:

(Abbildung 3: Erfolgreiche Standortpolitik, zur Gewinnung der «Creative Class»; eigene Darstellung)

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Dieses Modell kann nun als Vorlage zur Ausarbeitung einer erfolgreichen Standortpolitik behilflich sein. Eine Stadt kann anhand dieser Vorgaben Massnahmen einleiten, um so zu versuchen die «Creative Class» in ihre Stadt zu locken.

Das Modell lässt erkennen, dass eine erfolgreiche Standortpolitik einige unverzichtbare Rahmenbedingungen erfüllen muss. Insbesondere sollten erfolgreiche Städte in Demokratien angesiedelt sein. Dies macht auch intuitiv Sinn. Denn die «Creative Class» ist eine offene und tolerante Gesellschaft, die ihre Ideen umsetzen will. In einer Autarkie sind jedoch oftmals Grenzen gesetzt (beispielsweise begrenzter Zugang zum Internet). Diese können das kreative Handeln beschränken. Deshalb sucht sich die «Creative Class» Orte, in denen grenzenlose Meinungsfreiheit herrscht.

Des Weiteren ist zu erkennen, dass die «Creative Class» sehr grosse und anonyme Städte meidet. Sie mag eine gewisse Nähe zu ihren Mitmenschen, wie dies auch in der Bevölkerungsbefragung von Auckland hervorgeht (Auckland Council, 2011, S. 23). Mittelgrosse Städte gewähren eine bessere Grundlage für starke Communities. Dies wiederum fördert den Austausch von Ideen, wodurch Innovationen entstehen können.

Ausserdem benötigen erfolgreiche Städte bestimmte Infrastrukturanlagen und Gesundheitszentren wie jede andere Stadt auch. Die «Creative Class» erwartet aber, dass diese von hoher Qualität sind.

Die «Creative Class» siedelt sich auch dort an, wo ein tolerantes Kl ima existiert, frei von politischen Unruhen ist sowie eine geringe Kriminalitätsrate vorherrscht. Ausserdem hat sie gewisse spezifische Bedürfnisse, die sie zu befriedigen versucht. Eine erfolgreiche Stadt sollte deshalb ausreichend Grünanlagen, Einkaufsmöglichkeiten, kulturelle Angebote und Sportanlagen bereitstellen.

Die «Creative Class» ist ausserdem eine Gesellschaft, die stetig neues Wissen sammeln möchte. Deshalb sollte eine Stadt gute Bildungs- und Weiterbildungsangebote zur Verfügung stellen.

Eine erfolgreiche Stadt muss sich auch um eine ausgeglichene Vermögensverteilung innerhalb der Gesellschaft kümmern. Existieren zu grosse Ungleichheiten, wird die «Creative Class» solche Orte meiden.

Diese Vorlagen sind eine gute Grundlage, damit eine Stadt die «Creative Class» in ihr Gebiet locken kann. Schafft sie das, kann sie sich zu einem innovativen Zentrum wandeln und so ihre Produktivität steigern.

Es genügt jedoch nicht, dass eine Stadt gedankenlos diese Vorlagen umsetzt. Entscheidend ist selbstverständlich der Prozess, der von Politikern und Einwohnern eingeleitet und umgesetzt wird, damit sich eine Stadt in einen attraktiven Standort für die «Creative Class» wandelt.

8 Fazit Im vorliegenden Essay wurde die Frage zu beantworten versucht, wie es die Städte Wien, Zürich und Auckland schaffen, die «Creative Class» anzulocken. Um diese Frage zu beantworten, wurde zunächst überprüft, ob die Städte die Anforderungen der 3Ts von Floridas Theorie erfüllen. Nachdem dies bejaht werden konnte, wurden die drei Städte gebenchmarkt. Anhand dieser Ergebnisse konnte ein Modell entwickelt werden, das aufzeigt, wie die drei Städte die «Creative Class» anzulocken vermögen. Dieses Modell kann als Grundlage für andere Städte dienen, die ebenfalls die «Creative Class» anwerben möchten.

Damit dieses Modell noch mehr Gültigkeit hat, sollte eine ähnliche Studie anhand der kompletten «Creative Class» durchgeführt werden. Im Essay hat man sich aber nur auf die «Creative Professionals» fokussiert. Dementsprechend haben die gewonnen Ergebnisse eine geringere Allgemeingültigkeit. Nichtsdestotrotz konnte anhand des Benchmarks erkannt werden, dass in diesen Städten wohl auch eine hohe Quantität von ArbeitnehmerInnen des «Super-Creative Cores» leben.

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Zukünftige Studien sollten ausserdem die individuellen Eigenschaften von Städten analysieren, um deren Erfolg zu untersuchen. Ein Report der Auckland Council (2012) erwähnt dementsprechend auch, dass der Erfolg einer Stadt auch anhand seiner Geschichte, Politik und Menschen erklärt werden kann, die überall einzigartig ist (S. 1).

In dieser Studie wurden Strukturen untersucht, nach denen sich erfolgreiche Städte charakterisieren lassen. Zukünftig sollten aber auch Studien zu Prozessen gemacht werden. Es sollte untersucht werden, wie ein Ort sich zu einer Stadt wandeln kann, die fähig ist die «Creative Class» anzulocken.

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Anhang A • Political and Social Environment: Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten primär eine Stadt frei von politischen Unruhen, mit einer geringen Kriminalitätsrate sowie funktionierenden rechtsstaatlichen Institutionen wünschen.

• Medical and Health Consideration: Als nächstes muss eine Stadt ausreichende medizinische Versorgung gewährleisten können. Ausserdem sollte das Leitungswasser von guter Qualität sein, die Abfallversorgung muss funktionieren und eine gute Luftqualität wird erwartet.

• Public Services and Transportation: Ebenfalls wichtig sind Rahmenbedingungen wie funktionierende Elektrizitäts- und Leitungssysteme sowie ein tadelloser Telefondienst. Des Weiteren wird ein reibungsloser Postdienst, öffentlicher Verkehr und Strassenverkehr erwünscht.

• Consumer Goods: Den Befragten ist es ausserdem wichtig aus einem grossen Angebot von qualitativ hochstehenden Lebensmitteln und Konsumgütern wählen zu können.

• Recreation: Sie möchten ungern auf ein breites Freizeitangebot wie Restaurant-, Theater- oder Kinobesuche verzichten müssen. Ihnen ist es ebenfalls wichtig verschiedenen Sportaktivitäten nachgehen zu können.

• Social/Cultural Environment: Auch nicht zu unterschätzen ist die Möglichkeit zu haben, frei seine Meinung äussern und unzensierte Medien konsumieren zu können.

• Housing: Weniger wichtig ist es den Befragten aus einem breiten Angebot von hochqualitativen Häusern oder Wohnungen auswählen zu können.

• Economic Environment: Ebenfalls nicht so wichtig ist ihnen ein breites Angebot von Bankdienstleistungen wie das Vorhandensein vieler Bankomaten.

• Schools and Education: Am wenigsten wichtig ist den Befragten eine exzellente Auswahl von Schulen. Dieses Kriterium ist so niedrig gewichtet worden, da nur wenige der Befragten Kinder haben.


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