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Tagungsnachlese Heidelberg

Date post: 09-Dec-2023
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Frühjahrstagung 41 Prof. Dr. Wolfgang Sandner, Max-Born- Institut für Nicht- lineare Optik und Kurzzeitspektrosko- pie, Berlin Arbeitskreis Atome, Moleküle, Quantenoptik und Plasmen Flexibilität im Innern und nach außen, dabei gleichzeitig Konti- nuität und langfristige Koordinati- on, das sind die Ziele des Arbeits- kreises AMOP (Atome, Moleküle, Quantenoptik und Plasmen), wenn es um die gemeinsame Teilnahme an Frühjahrstagungen geht. Manch- mal können die Gegensätze kaum größer sein: Trafen sich die sechs beteiligten Fachverbände letztes Jahr noch im kleinen, fast fami- liären Kreis auf zwei getrennten Ta- gungen in Konstanz und Bayreuth, so war man dieses Jahr wieder bei- sammen und gleichzeitig auf der großen Haupttagung in Heidelberg, zusammen mit weit über 2000 Phy- sikern aus 13 Fachverbänden. Das Angebot an Vorträgen und Parallel- veranstaltungen war beinahe über- wältigend, dennoch – oder des- halb? – klagte keiner der AMOP- Fachverbände über mangelnde Teilnahme oder Diskussionsbereit- schaft bei seinen Veranstaltungen. Man hatte allerdings auch wie- der vorgesorgt: Nach dem letzt- jährigen Vorbild wurden wieder fachverbandsübergreifende Sonder- symposien eingerichtet, die bei der Anmeldung wie eigene Fachverbän- de behandelt wurden. Dem Anlaß angemessen waren diesmal die Symposien nicht nur auf den AMOP-Arbeitskreis beschränkt, sondern schlossen z. B. auch die Mathematische Physik (bei der Quanteninformation) oder die Um- weltphysik mit ein. Die folgenden Beiträge zeigen, daß manche der Symposiumsthemen (so z. B. Clu- ster, Laserkühlung oder die Wech- selwirkung in starken Laserfeldern) in der Tat fachübergreifend und hochaktuell sind und teilweise zu- sätzlich in den Fachverbänden aus verschiedenen Blickwinkeln be- leuchtet wurden. Darüber hinaus gab es zahlreiche interne Symposi- en zu Schwerpunktthemen inner- halb der Fachverbände. Vielleicht war diese Strukturie- rung hilfreich zur Orientierung auf der Tagung – insbesondere für die zahlreich teilnehmenden Studenten oder auch für Besucher aus anderen Fachverbänden. Auf dieser Tagung sollte wirklich für jeden etwas dabei gewesen sein, sei es im eigenen Fachgebiet oder bei den „Nach- barn“. Die AMOP-Fachverbände sind Karlheinz Meier und seinem Team besonders dankbar, daß sie das Wagnis der Organisation einer solch großen und diversen Tagung erfolgreich auf sich genommen ha- ben! (W. Sandner) Im Fachverband Atomphysik (A) fokussierten zwei interne Symposien, nämlich Fragmentation komplexer Systeme (Organisator H. O. Lutz, Bielefeld) und Atomphysik hochgeladener Ionen (J. Kluge, Darmstadt) gegenwärtig interessan- te Forschungsrichtungen und stell- ten gleichzeitig Verbindungen her zu anderen Fachverbänden, insbe- sondere der Molekülphysik, der Quantenoptik und der Kurzzeit- physik. Der Plenarvortrag von H. Schmidt-Böcking über hochauf- lösende Impulsspektroskopie der Helium-Doppelionisation stellte zusätzlich eine methodisch interes- sante Verbindung zwischen diesen beiden Themenfeldern dar. Dane- ben gab es Hauptvorträge zu aktu- ellen Einzelthemen: Höchstauf- lösende Doppelresonanzspektro- skopie hochangeregter Zustände in Atomen und Molekülen (Merkt), Dunkelresonanzen und laserindu- zierte Kontinuumsstrukturen (Half- mann), Antiprotonische Atome (Widmann) sowie atomphysikali- sche Untersuchungen mit Bose-Ein- stein-Kondensaten (Sengstock). Sie alle belegten, daß die Atomphysik ihre moderne Rolle als „Teststand“ für neue Konzepte, Methoden und Theorien selbst in benachbarten Fachgebieten gut ausfüllt. Im Mittelpunkt des Fragmentati- onssymposiums standen fünf Hauptvorträge. Eine Einführung gab J. M. Rost (Berlin/Dresden) mit der Diskussion grundlegender Prin- zipien von Fragmentationsprozes- sen: schnelle Zerfälle hinterlassen die Spuren des Anfangszustands in den Fragmentprodukten; bei schwellennahen Prozessen dagegen verliert der Komplex durch chaoti- sche Dynamik diese Erinnerung. Die Photoionisation und -fragmen- tation kleiner Moleküle wurde durch R. Dörner (Frankfurt) und U. Müller (Freiburg) diskutiert, R. Moshammer (Freiburg) behan- delte die Analogie von Prozessen im ultrakurzen Feld eines schnellen hochgeladenen Ions und in intensi- ven Photonenfeldern. Ionenstoß- induzierte Vorgänge in größeren Clustern und Fullerenen waren das Thema von B. Huber (Grenoble). Diese Diskussionen wurden in drei Fachsitzungen wieder aufgenom- men, die einen breiten Überblick gaben über das Spektrum der ge- genwärtig besonders aktuellen Pro- bleme, vom Zerfall elektronisch hochangeregter Zustände in Ato- men bis hin zur Fragmentation großer Cluster durch Ionenstoß und intensive Laser. Das Symposium „hochgeladene Ionen“ trug u. a. der Tatsache Rech- nung, daß der weitaus größte Teil der Materie im Universum als heißes, hochionisiertes Sternplasma existiert. Gerade die letzten Jahre haben einen „Quantensprung“ in Tagungsnachlese Heidelberg Atome, Moleküle, Quantenoptik und Plasmen Elementarteilchenphysik, Gravitation, und Relativitätstheorie, Theoretische und Mathematische Grundlagen der Physik, Umweltphysik, Strahlenphysik und Strahlenwirkung, Geschichte der Physik, Physik und Abrüstung, Energie Physikalische Blätter 55 (1999) Nr. 7/8 0031-9279/99/0707-41 $17.50+50/0 © WILEY-VCH Verlag GmbH, D-69451 Weinheim, 1999 Neues Ehrenmitglied der DPG Prof. Dr. Werner Buckel, Karlsruhe, (links) wurde für seine großen Verdienste um die Physik und die Deutsche Physikalische Gesellschaft zum DPG- Ehrenmitglied gewählt. In Heidelberg überreichte ihm DPG-Präsident Bradshaw während der Fest- sitzung die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft. (alle Fotos: H.-G. Siebig)
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Frühjahrstagung

41

Prof. Dr. WolfgangSandner, Max-Born-Institut für Nicht-lineare Optik undKurzzeitspektrosko-pie, Berlin

Arbeitskreis Atome,Moleküle, Quantenoptikund PlasmenFlexibilität im Innern und nach

außen, dabei gleichzeitig Konti-nuität und langfristige Koordinati-on, das sind die Ziele des Arbeits-kreises AMOP (Atome, Moleküle,Quantenoptik und Plasmen), wennes um die gemeinsame Teilnahmean Frühjahrstagungen geht. Manch-mal können die Gegensätze kaumgrößer sein: Trafen sich die sechsbeteiligten Fachverbände letztesJahr noch im kleinen, fast fami-liären Kreis auf zwei getrennten Ta-gungen in Konstanz und Bayreuth,so war man dieses Jahr wieder bei-sammen und gleichzeitig auf dergroßen Haupttagung in Heidelberg,zusammen mit weit über 2000 Phy-sikern aus 13 Fachverbänden. DasAngebot an Vorträgen und Parallel-veranstaltungen war beinahe über-wältigend, dennoch – oder des-halb? – klagte keiner der AMOP-Fachverbände über mangelndeTeilnahme oder Diskussionsbereit-schaft bei seinen Veranstaltungen.

Man hatte allerdings auch wie-der vorgesorgt: Nach dem letzt-jährigen Vorbild wurden wiederfachverbandsübergreifende Sonder-symposien eingerichtet, die bei derAnmeldung wie eigene Fachverbän-de behandelt wurden. Dem Anlaßangemessen waren diesmal dieSymposien nicht nur auf denAMOP-Arbeitskreis beschränkt,sondern schlossen z. B. auch dieMathematische Physik (bei derQuanteninformation) oder die Um-weltphysik mit ein. Die folgendenBeiträge zeigen, daß manche derSymposiumsthemen (so z. B. Clu-ster, Laserkühlung oder die Wech-selwirkung in starken Laserfeldern)in der Tat fachübergreifend undhochaktuell sind und teilweise zu-sätzlich in den Fachverbänden ausverschiedenen Blickwinkeln be-leuchtet wurden. Darüber hinausgab es zahlreiche interne Symposi-en zu Schwerpunktthemen inner-halb der Fachverbände.

Vielleicht war diese Strukturie-rung hilfreich zur Orientierung aufder Tagung – insbesondere für die

zahlreich teilnehmenden Studentenoder auch für Besucher aus anderenFachverbänden. Auf dieser Tagungsollte wirklich für jeden etwas dabeigewesen sein, sei es im eigenenFachgebiet oder bei den „Nach-barn“. Die AMOP-Fachverbändesind Karlheinz Meier und seinemTeam besonders dankbar, daß siedas Wagnis der Organisation einersolch großen und diversen Tagungerfolgreich auf sich genommen ha-ben! (W. Sandner)

Im Fachverband Atomphysik(A) fokussierten zwei interneSymposien, nämlich Fragmentationkomplexer Systeme (Organisator H.O. Lutz, Bielefeld) und Atomphysikhochgeladener Ionen (J. Kluge,Darmstadt) gegenwärtig interessan-te Forschungsrichtungen und stell-ten gleichzeitig Verbindungen herzu anderen Fachverbänden, insbe-sondere der Molekülphysik, derQuantenoptik und der Kurzzeit-physik. Der Plenarvortrag vonH. Schmidt-Böcking über hochauf-lösende Impulsspektroskopie derHelium-Doppelionisation stelltezusätzlich eine methodisch interes-sante Verbindung zwischen diesenbeiden Themenfeldern dar. Dane-ben gab es Hauptvorträge zu aktu-ellen Einzelthemen: Höchstauf-lösende Doppelresonanzspektro-skopie hochangeregter Zustände inAtomen und Molekülen (Merkt),Dunkelresonanzen und laserindu-zierte Kontinuumsstrukturen (Half-mann), Antiprotonische Atome(Widmann) sowie atomphysikali-sche Untersuchungen mit Bose-Ein-stein-Kondensaten (Sengstock). Siealle belegten, daß die Atomphysikihre moderne Rolle als „Teststand“für neue Konzepte, Methoden undTheorien selbst in benachbartenFachgebieten gut ausfüllt.

Im Mittelpunkt des Fragmentati-onssymposiums standen fünfHauptvorträge. Eine Einführunggab J. M. Rost (Berlin/Dresden) mitder Diskussion grundlegender Prin-zipien von Fragmentationsprozes-sen: schnelle Zerfälle hinterlassendie Spuren des Anfangszustands inden Fragmentprodukten; beischwellennahen Prozessen dagegen

verliert der Komplex durch chaoti-sche Dynamik diese Erinnerung.Die Photoionisation und -fragmen-tation kleiner Moleküle wurdedurch R. Dörner (Frankfurt) undU. Müller (Freiburg) diskutiert,R. Moshammer (Freiburg) behan-delte die Analogie von Prozessenim ultrakurzen Feld eines schnellen

hochgeladenen Ions und in intensi-ven Photonenfeldern. Ionenstoß-induzierte Vorgänge in größerenClustern und Fullerenen waren dasThema von B. Huber (Grenoble).Diese Diskussionen wurden in dreiFachsitzungen wieder aufgenom-men, die einen breiten Überblickgaben über das Spektrum der ge-genwärtig besonders aktuellen Pro-bleme, vom Zerfall elektronischhochangeregter Zustände in Ato-men bis hin zur Fragmentationgroßer Cluster durch Ionenstoß undintensive Laser.

Das Symposium „hochgeladeneIonen“ trug u. a. der Tatsache Rech-nung, daß der weitaus größte Teilder Materie im Universum alsheißes, hochionisiertes Sternplasmaexistiert. Gerade die letzten Jahrehaben einen „Quantensprung“ in

Tagungsnachlese HeidelbergAtome, Moleküle, Quantenoptik und PlasmenElementarteilchenphysik, Gravitation, und Relativitätstheorie, Theoretische und Mathematische Grundlagen der Physik, Umweltphysik, Strahlenphysik und Strahlenwirkung, Geschichte der Physik, Physik und Abrüstung, Energie

Physikalische Blätter55 (1999) Nr. 7/80031-9279/99/0707-41$17.50+50/0© WILEY-VCH Verlag GmbH,D-69451 Weinheim, 1999

Neues Ehrenmitglied der DPG

Prof. Dr. Werner Buckel, Karlsruhe, (links) wurdefür seine großen Verdienste um die Physik und dieDeutsche Physikalische Gesellschaft zum DPG-Ehrenmitglied gewählt. In Heidelberg überreichteihm DPG-Präsident Bradshaw während der Fest-sitzung die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft. (alleFotos: H.-G. Siebig)

Physikalische Blätter55 (1999) Nr. 7/842

Frühjahrstagung

der Erzeugung von Plasmen undhochgeladenen Ionen durch lei-stungsstarke Kurzzeitlaser bzw. effi-ziente Ionenquellen (Elektron-Zyklotron-Resonanzquelle, EZR)sowie in deren Langzeit-Speiche-rung (Ionen-Speicherringe, Ionen-fallen) gebracht. Eine beeindrucken-de Fülle erst dadurch möglich ge-wordener experimenteller und

theoretischer Resultate konnte imSymposium präsentiert werden: Siereichen von der fundamentalen Un-tersuchung des Ladungstransfers inIon-Ion-Stößen, der zeitaufgelöstenAnalyse von Bildung und Zerfall„hohler“ Atome bei der Wechselwir-kung von Oberflächen, der Ionisati-onseigenschaften von Clustern undFullerenen bis hin zu bemerkens-werten Präzisionsexperimenten inSpeicherringen und Ionenfallen.

Einige wenige davon seien hiergenannt, stellvertretend für vieleandere: die experimentelle Untersu-chung der Quantenelektrodynamik(QED) in starken elektromagneti-schen Feldern durch die Spektro-skopie an gespeicherten, höchstge-ladenen schweren Ionen. Eine zu-vor noch nie erreichte Präzisionerlaubt zum ersten Mal einen sensi-tiven Test der a2-Terme in der Rei-henentwicklung der QED. Einschöner „Zufall“ hat bewerkstelligt,daß jetzt auch die Theorie in derLage ist, diese a2-Terme (fast) voll-ständig zu berechnen. Durch Spei-cherung eines einzigen wasserstoff-ähnlichen Kohlenstoffions über vie-le Woche in einer Penning-Fallegelang es, den g-Faktor des gebun-denen K-Elektrons mit einer Ge-nauigkeit von annähernd 10–8 zumessen. Dieses Ergebnis ist bereits

sensitiv auf QED-Korrekturen. Derbesonders interessante Bereich derQED-Effekte in stärksten Magnet-feldern wurde erstmals durch kolli-neare Laserspektroskopie im ESR-Speicherring zugänglich, und zwardurch Messung der 1s-Hyperfein-aufspaltung von wasserstoffähnli-chen Blei- und Wismut-Ionen. Diedielektronische Rekombination frei-er Elektronen mit hochgeladenenIonen läßt sich in den Elektronen-kühlern von Ionenspeicherringenmit höchster Präzision beobachten.

Es besteht kein Zweifel, daß dieAtomphysik hochgeladener Ionengerade erst am Beginn einer höchstinteressanten Entwicklung steht,die für die Atom-, die Plasma und –insbesondere – für die Astrophysikvon großem Nutzen sein werden.Dies war die wichtigste Botschaftdieses Symposiums. Daß sie ange-kommen ist, beweist das Ausharreneiner ansehnlichen Physikergemein-de bis Freitag abend um halb sie-ben! (W. Sandner)

Im Fachverband Molekülphysik(M) hat sich die Anzahl der Beiträ-ge wiederum erhöht, die etwa zurHälfte als Vorträge und als Posterangemeldet wurden. Positiv zu ver-merken war, daß die neuen Ent-wicklungen in der Meßtechnik undder theoretischen Behandlung vonmolekularen Problemen sehr

schnell eine relativ große Verbrei-tung gefunden haben. Dabei sindspeziell die Einzelmolekülspektro-skopie, die Cavity Ring-down Spek-troskopie und die fs-Spektroskopiezu erwähnen, die einen markantenPlatz in den beiden Fachsitzungenüber Spektroskopie eingenommenhaben. Als Beispiele wurden dieMikroskopie und Spektroskopie aneinzelnen Pigment-Protein-Komple-xen (J. Wachtrup) sowie die Spek-troskopie an einzelnen Molekülenim Festkörper (E. Heinecke, A.Hese) vorgestellt. Die mit diesenMethoden erreichten Empfindlich-keitssteigerungen eröffnen die Aus-sicht auf bisher undenkbare Typenvon Experimenten. Diese Entwick-lung wurde parallel auch in derTheorie vollzogen, beispielsweise inder Wellenpaketdynamik (Fachvor-trag von H.-D. Meyer und VorträgeE. Riedle und A. Hofmann)

Erfreulich zu sehen war, welcheFortschritte bei der Molekülspek-troskopie mit Lasern und mit Syn-chrotronstrahlung gemacht wordensind (R. Neuhauser). Auch Stoß-prozesse wurden in den SitzungenStoß- und Ladungstransfer, Photo-dissoziation und chemische Reak-tionen wieder ausführlich behan-delt, was sich auch in drei Haupt-vorträgen über Elektronenan-lagerung an Moleküle und Cluster

Das Symposium Cluster und Fullerene(gemeinsam veranstaltet von A, M undMS) hat in der über die Fachverbändeverteilten Cluster-Community großeResonanz gefunden. 76 Fachbeiträgewaren entweder direkt oder über dieFachverbände Atom-, Molekülphysikund Massenspektroskopie eingereichtworden, ein erheblicher Zuwachs verg-lichen mit dem Vorjahr. In fünf einge-ladenen Hauptvorträgen wurden neueinteressante Entwicklungen auf demClustergebiet vorgestellt – so Arbeitenzur fs-Dynamik von Molekülen undClustern (E. Schreiber), zur Dynamikdotierter, superflüssiger He-Cluster (F.Stienkemeier), zur Charakterisierungleuchtender Siliziumteilchen (F. Huis-kens), zur Strukturbestimmung wasser-stoffbrückengebundener Assoziate (M.Schmitt), ebenso wie eine neue Metho-de zur Einengung der Größenvertei-lung deponierter Metallcluster (F.Stietz).

Zwei der Schwerpunkte waren dieUntersuchungen von homogenen undheterogenen He-Clustern sowie Me-tallcluster, die in zwei Sitzungen (Dy-namik bzw. Spektroskopie und Stöße)behandelt wurden. Hier haben insbe-sondere die neuen fs-Methoden we-sentliche Erkenntnisse zum Ablauf der

Dynamik beigetragen. Ein weiteres re-levantes und interdisziplinäres Themawar die Wechselwirkung von Clusternmit Oberflächen, ein Gebiet, das im-mer mehr genaue Informationen lie-fert, die auch für Anwendungen wiedie Katalyse und die Nanostruktur-technik relevant sind. Ein ähnlich in-terdisziplinäres Gebiet ist die Solvata-tion, bei der Cluster ein hervorragen-des Werkzeug sind, grundlegendeProzesse in-situ zu untersuchen. In derFachsitzung wurde neben den so wich-tigen Energietransferprozessen auchim Rahmen eines Fachvortrags Mole-kulardynamikrechnungen zu heteroge-nen Goldclustern diskutiert, die einegrößenabhängige Dimensionalität desClusters postulieren. Auch die Fulle-renforschung im weitesten Sinne warwieder mit einer Sitzung vertreten.Hier beginnen sich die Forschungsin-teressen immer mehr zu Nicht-Kohlen-stoff-Fullerenen und zu den Nano-röhren, deren Anwendungspotentialzur Zeit sehr hoch eingeschätzt wird,zu verschieben. Weitere Sitzungen be-schäftigten sich – wie in den vergange-nen Jahren – mit Van-der-Waals Mole-külen und nichtmetallischen Clusternsowie mit der Dynamik reaktiver Pro-zesse in Clustern. (A. Ding)

Symposium SYCF: Cluster und Fullerene

Max-Planck-Medaille 1999

Der Preisträger Prof. Dr. Pierre Hohenberg, YaleUniversity, New Haven/USA (rechts).

Physikalische Blätter55 (1999) Nr. 7/8

Frühjahrstagung

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(J. M. Weber), Elektronenstoßpro-zesse an astrophysikalisch relevan-ten Molekülen (C. R. Vidal) undlaserinduzierte Reaktionen in Spei-cherelementen (S. Schlemmer) ma-nifestierte.

Die Brücke zur Anwendungschloß eine umfangreiche Sitzungüber medizinische Anwendungen inder Spektroskopie, hauptsächlichzur Stoffanalyse, die von einemFachvortrag über die Erkennungvon Krankheitsmustern aus demIR-Spektrum von Blutseren (W. Pe-trich) eingeleitet wurde. Die vielenBeiträge aus den unterschiedlich-sten Arbeitsgruppen zeigten, daßvielen Physikern die anwendungs-nahe Forschung nicht fremd ist. (A. Ding)

Der Fachverband Massenspek-trometrie (MS) hatte mit 51 Beiträ-gen bei starker Schweizer undösterreichischer Beteiligung einbreites und vielfältiges Programm.Die Hauptgebiete waren Beschleu-nigermassenspektrometrie (AMS),Laserresonanzionisation, apparati-ve Entwicklungen, Fallen, Speicher-ringe, Cluster und MALDI. Aus-führlich diskutiert wurden Erzeu-gung, Kühlung und Anwendungenradioaktiver Ionenstrahlen. Präzi-sionsmassenmessungen von kurz-lebigen Radionukliden in Hoch-frequenz-Spektrometern mitMISTRAL und die Erzeugunghochbrillanter radioaktiver Strahlenan EXOTRAPS bei ISOLDE(CERN) wurden von D. Lunneyund G. Bollen beschrieben. DieMöglichkeiten der Schottky-Mas-senspektrometrie nach Kühlung derradioaktiven Strahlen am ESR inDarmstadt wurden von M. Steckvorgestellt. L. Schweikhard erläu-terte die Untersuchung ausgewähl-ter atomarer Cluster in Penning-Fallen.

Einen Blick auf lebende Über-reste von erdnahen Supernovae inForm von Eisen-60 warf K. Knie.Mit Hilfe von AMS-Messungenkonnte er in Mangankrusten desPazifik erstmals supernovaprodu-zierte Radionuklide mit Lebensdau-ern von Millionen Jahren auf derErde nachweisen und sogar dieAusdehnung der Supernovablaseabschätzen. Sehr erfolgreich ver-läuft die Miniaturisierung von 14C-AMS-Anlagen. M. Suter zeigte,daß 14C-Messungen an Beschleuni-gern mit Spannungen von 300 bis600 kV möglich sind. Eine Lösungder „Hiroshima-Diskrepanz“, er-höhte Neutronenaktivierungen für

große Abstände zum Explosionsortder Atombombe, wurde von T. Hu-ber vorgestellt. Wie erfolgreich sich14C-Messungen an Pollen zur Datie-rung des Holozäns einsetzen lassen,konnte von H. Kerscher erfahrenwerden.

Für MALDI-Anwendungen wur-de eine neue Generation von supra-leitenden Detektoren, Tunnel-dioden und Absorber mit Sprung-thermometern, von M. Frank undL. Zerle präsentiert. Die Tests sindso weit fortgeschritten, daß bereitsSpektren von Albumin aufgenom-men werden können. (E. Nolte)

Im Fachverband Quantenoptik(Q) wurden der größte Teil derHauptvorträge im Rahmen von dreiSymposien zu aktuellen Themen ge-halten, die durchweg sehr gut be-sucht waren. Die Postdeadline-Bei-träge, die im Gegensatz zu den imDezember eingereichten Beiträgenvon einer Auswahlkommission se-lektiert werden, liefen am Montag-abend zur besten Sendezeit undwaren ebenfalls sehr gut besucht.Von den sieben Vortragenden stellteM. Weitz mit einer neuen Methodeder Laserkühlung, die sich auch aufMoleküle anwenden läßt, die wohlüberraschendsten Ergebnisse vor.

Einen breiten Raum nahm auchdie nichtlineare Optik ein. Dabeiwar ein zentrales Thema das „trans-versale Verhalten“ von Strahlen beiRückkopplung. So wurde über dastransversale Strahlprofil bei Pha-senkonjugation von A. Heuer undR. Menzel (Potsdam) berichtet, so-wie von der Gruppe H. J. Eichleraus Berlin über Strahlkopplung inphotorefraktiven Kristallen undSättigungseffekten bei stimulierterBrillouin-Streuung. Wie es auch P.Hohenberg in seinem sehr gelunge-nen Preisträgervortrag über Selbst-organisation formulierte, ist dieAnalyse, Kontrolle und Nutzbar-machung hochdimensionaler, raum-zeitlicher Muster eine der großenverbleibenden Herausforderungendes Gebietes der Synergetik undSelbstorganisation. M. Schwab, C.Denz und R. Neubecker von der TUDarmstadt zeigten außerdem in ver-schiedenen Systemen mit spontanerStrukturbildung, daß die Fourier-Optik eine Fülle von Möglichkeitenbietet, Muster ohne direkte Eingrif-fe in das System zu stabilisieren, zuverfolgen oder zu manipulieren.

Sehr interessant war der Vortragvon I. Zawischa über einen Oszilla-tor-Faserverstärker-System bei1064 nm mit beeindruckenden Spe-

zifikationen. Die Entwicklung zieltauf Anwendungen in der Satelliten-kommunikation, als Pumpe fürOPOs und beim laserinterferometri-schen Gravitationswellennachweis.S. Marzenell stellte einen optischparametrischen Femtosekunden-Oszillator vor, der bei einigen10 mW Leistung einen beein-druckenden Abstimmbereich von2 mm bis 20 mm hat. Bei der Diffe-renzfrequenzerzeugung in einemperiodisch-gepolten Titan-Lithium-Niobat Streifenwellenleiter, überden D. Hofmann referierte, wurdeder größte jemals gemessene Kon-versionswirkungsgrad gemessen.Durch die miniaturisierte Bauweisegibt es einen unmittelbaren Bezugzu Anwendungen in der Photonik.(G. Leuchs)

Im Symposium AngewandteOptik (SYAO) stellte sich die Deut-sche Gesellschaft für angewandteOptik (DGaO) vor, die im Mai die-ses Jahres auch ihre 100. Jahresta-gung in Berlin feierte. Diese von G.Häusler koordinierte Veranstaltungist Teil des Bestrebens, die DGaOund den Fachverband Quantenop-tik einander näher zu bringen. Dergroße Zuspruch der Zuhörer zeigt,daß dies der richtige Weg ist.

Im Fachverband Kurzzeitphysik(K) war die Zahl der Einzelbeiträgevergleichbar mit der des Vorjahres.

Prof. Dr. AdalbertDing, OptischesInstitut, TechnischeUniversität Berlin

Prof. Dr. EckehartNolte, Fakultät fürPhysik E 15, Techni-sche UniversitätMünchen

Prof Dr. GerdLeuchs, Physika-lisches Institut,Universität Erlan-gen/Nürnberg

G. Alber organisierte dasSymposium Quanteninfor-mationsverarbeitung (ge-meinsam veranstaltet vonden FV Quantenoptik sowieTheoretische und Mathe-matische Grundlagen derPhysik). Dieses neue inter-disziplinäre Forschungsge-biet hat sich in jüngster Zeitaus physikalischen Frage-stellungen entwickelt, diedie Grundlagen und teilwei-se „paradoxen“ Aspekte derQuantenmechanik betreffen.Die zentralen Fragen be-rühren die Quantenoptikund Informatik ebenso wiedie mathematische Physik.Anwendungen reichen vonder bereits realisierten, ab-hörsicheren Übertragungvon Quanteninformation imRahmen der Quantenkryp-tographie bis hin zu Vor-schlägen zur Realisierungschneller Quantenrechner.Von den vier Hauptvorträ-gen ist in Zusammenhangmit der Nichtlokalität derQuantenmechanik der

von N. Gisin gehaltene her-vorzuheben, der über eineindrucksvolles Experimentberichtete, bei dem die Ver-letzungen der Bellschen Un-gleichungen mit verschränk-ten Photonenpaaren über ei-ne Distanz von über 10 kmEntfernung in einer kom-merziellen Glasfaser nach-gewiesen werden konnten.

Anschließend gab Rein-hard Werner (Braun-schweig) eine Einführung in die Begriffsbildungen derQuanteninformationstheo-rie. Thomas Beth (Karls-ruhe) sprach über die ko-härente Kontrolle vonQuantensystemen und dieStabilisierung und Repro-duktion von Quantenzu-ständen durch fehlerkorri-gierende Codes unter Benut-zung von Methoden aus derDiskreten Mathematik, undMichal Horodecki (Gdansk)analysierte maximal ver-schränkte Zustände und ih-re Rolle für die Quanten-kommunikation. (G. Alber)

Symposium SYQI: Quanteninformationsverarbeitung

Physikalische Blätter55 (1999) Nr. 7/844

Frühjahrstagung

Prof. Dr.-Ing.Wolfgang Seelig,Institut für Ange-wandte Physik,Technische Univer-sität Darmstadt

Ein Schwerpunkt waren Hochlei-stungs-Kurzpulslaser und damit er-zeugte schnell veränderliche dichtePlasmen. In den Plenarvorträgenvon Campbell und Krausz und imSymposium „Wechselwirkung instarken Laserfeldern (SYLF)“wurde das wachsende Interesse imArbeitskreis AMOP an diesemSchwerpunkt besonders deutlich.Wesentliche Initiativen dafür gingenvon diesem Fachverband mit seinenBeiträgen zu den Frühjahrstagun-gen der letzten Jahre (Rostock/Mainz/Bayreuth) aus.

Auch die beiden diesjährigenHauptvorträge zu dieser Thematikfanden große Resonanz. A. Sae-mann (Garching) berichtete über

„Kleine Sonnen im Labor“ – heißefs-erzeugte Al-Plasmen mit Tempe-raturen von 0,1...1 keV und Elektro-nendichten bis zu 1024 cm–3. Solcheextremen Materiezustände findetman in der Natur nur im Innerenvon Sternen, aus ihnen lassen sichneue Erkenntnisse für die Trägheits-fusion und für Röntgenquellen ho-her Leuchtdichte gewinnen. Die Er-gebnisse stellen im Hinblick auf diehohe Plasmadichte z. Z. den Welt-rekord dar. G. Pretzler (Garching)beleuchtete das Thema „MeV-Elek-tronen, Gamma-Strahlen, Neutro-nen, Positronen: Kernphysik mitLaserplasmen“. Der Schlüssel zurAnregung lasergetriggerter Kernpro-zesse liegt im Umweg über die Plas-maphysik: „Light channelling“, dieBildung eines langen, engen Licht-

kanals, hält den Puls über längereStrecken eng fokussiert. Elektronenaus dem Plasma werden auf einerStrecke von einigen Zehntelmilli-metern gerichtet nach vorne be-schleunigt, auf Energien von vielenMeV, wodurch dann die Kernwech-selwirkungen ermöglicht werden.Ein Fernziel derartiger Arbeiten istdie Entwicklung von Laserquellenfür ultrakurz gepulste und daherhochintensive „Kernstrahlung“, diefür gewisse Aufgabenstellungen derKernphysik und der kernphysikali-schen Technik die derzeit verwen-deten Großanlagen ersetzen könn-ten (lasergetriggerte gepulste Neu-tronenquelle bzw. kompakterElektronenbeschleuniger mitGeV/cm Feldstärken).

Ein weiterer Schwerpunkt lag beider angewandten Physik. TypischeBeispiele dafür waren die Haupt-vorträge von E. Igenbergs (TUMünchen) und E. W. Kreutz et al.(RWTH Aachen). Die Umformungvon Oberflächenschichten durchPlasmapulse wurde zunächst unter-sucht, um den Einschlag von Mikro-meteoriten auf Satelliten im Welt-raum zu simulieren. Die Beauf-schlagung von Werkstoffoberflächenmit derartigen Plasmapulsen führtzu einer Beeinflussung bzw. Um-wandlung bis zu einer Tiefe von10–50 mm. Das Anwendungspoten-tial ist beträchtlich, wie die Diskus-sionsbeiträge gezeigt haben. Mit derVorbehandlung von Polymeren mitUV-Excimerstrahlung bei Atmo-sphärendruck ist es der Arbeitsgrup-pe Kreutz gelungen, durch ein intel-ligentes Verfahren Kunststoffeselektiv mit Metallen zu beschich-ten. Das neue Verfahren eröffnetWerkstoffwissenschaftlern erstmalsdie Möglichkeit, auch kompliziertgeformte Kunststoffteile ohne nach-folgende Strukturierung zu metalli-sieren. Dazu zählen beispielsweiseInstrumententräger oder Tür- undSchiebedachmodule im Auto, dieteilweise bereits jetzt serienmäßigaus Kunststoffteilen mit integriertenLeiterbahnen gefertigt werden.

Der größte Teil der Einzelbei-träge der Frühjahrstagung betrafLaseranwendungen sowohl in derKurzzeitmeßtechnik als auch fürdie Laser-Materialbearbeitung. (W. Seelig)

Dem Fachverband Plasmaphysik(P) bot die diesjährige Haupttagungdie Möglichkeit, in 234 Beiträgendie breite Palette der Forschungs-themen dieses Arbeitsgebiets zupräsentieren. Die Tagung wurde

auch dadurch geprägt, daß vielejunge Teilnehmer als Studenten, Di-plomanden und Doktoranden ihreForschungsergebnisse vorstellten.Dies zeigt offenbar, daß die Plasma-physik mit Arbeiten auf dem Gebietder reinen Grundlagenforschung bishin zu ausgesprochen anwendungs-nahen Themen gerade für jungeWissenschaftler sehr attraktiv ist.

Von den vielen interessantenForschungszweigen stellte derFachverband in diesem Jahr dieGrundlagenforschungsaspekte derInertialfusion am Beispiel der Na-tional Ignition Facility (NIF) in Livermore in einem Plenarvortragvor. Dabei handelt es sich um einHochleistungslasersystem, beste-hend aus 192 Strahlen mit einerPulsenergie von 1.5 MJ. In seinemPlenarvortrag gab Mike Campbell,Leiter des NIF-Projektes, einenÜberblick über den aktuellen Standund die geplanten Forschungsvor-haben, insbesondere auch auf denGebieten der Astrophysik, der Fest-körperphysik, den Materialwissen-schaften und der Strahlungsphysik.In diesen Themenkomplex ordnetensich auch die Beiträge von M. Roth,F. B. Rosmej und R. Redmer ein.Während M. Roth neue und für die weiteren Arbeiten an der GSIDarmstadt wichtige Resultate zumEnergieverlust von schweren Ionenin Laserplasmen vorstellte, widmetesich F. B. Rosmej den neuen undinteressanten Röntgenspektren indichten laserproduzierten Plasmen.In einem sehr schönen Vortrag be-richtete R. Redmer über den aktuel-len Stand von Theorie und Experi-ment bei der Beschreibung der Ei-genschaften von Wasserstoff untersehr hohen Drücken.

Ein weiterer Schwerpunkt aufdem Gebiet der dichten Plasmen istseit einigen Jahren die Wechselwir-kung hochintensiver Femtosekun-den-Laserpulse mit der durch sieerzeugten heißen und hochdichtenMaterie. Insbesondere im Rahmendes Symposiums „Wechselwirkungin starken Laserfeldern (SYLF)“zeigte sich wieder die engen Bezie-hungen zur Kurzzeitphysik.

Zur Motivation der Forschungzur kontrollierten Kernfusion mitmagnetischem Einschluß stellteT. Hamacher (Garching) möglicheEnergieszenarien für das nächsteJahrhundert und die jeweilige Rolleder Kernfusion vor. Wichtige Para-meter der betrachteten Szenariensind der Strompreis sowie der Gradder Einschränkung der CO2-Emis-

Das sehr gut besuchte Sym-posium Bose-Einstein-Kon-densation und Laserküh-lung (koordiniert von T. Ess-linger, Münche, gemeinsamveranstaltet von A und Q)vermittelte einen Quer-schnitt über die jüngstenEntwicklungen und Resulta-te bei der Erforschung kalterQuantengase. S. Stringari(Trento) gab eine Einfüh-rung in die Physik der Bose-Einstein-Kondensation unddiskutierte dann Supra-fluidität und Vortexbildungin gefangenen Bose-Gasen.I. Bloch stellte die in Mün-chen durchgeführten Atom-laser-Experimente und neu-este Untersuchungen zurKohärenz des Kondensatesvor. Die Gruppe von W.Ertmer in Hannover berich-tete in zwei Vorträgen (K.Bongs, S. Burger) über ihre

Experimente mit Bose-Ein-stein-Kondensaten. Insbe-sondere konnten sie faszi-nierende Bilder von der Re-flexion eines Kondensatesan einem Laserfeld zeigen.Die Vormittagssitzung ende-te mit einem Höhepunkt,dem Bericht von L. Willmanüber die küzlich beobachte-te Bose-Einstein-Kondensa-tion von atomaren Wasser-stoff, dem Experiment, daßvon D. Kleppner und T. J.Greytak am MIT vor mehrals 15 Jahren begonnen wur-de. Außerhalb des Symposi-ums hervorzuheben ist dieAnwendung der Atomoptikin der Lithographie mit demTrend zu feineren Struktu-ren unter 100 nm, die von J. Mlynek in seinem Plenar-vortrag dargestellt wurde.(T. Esslinger)

Symposium SYBE: Laserkühlung und Bose-Einstein-Kondensation

Physikalische Blätter55 (1999) Nr. 7/8

Frühjahrstagung

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sionen zum Klimaschutz. MehrereVorträge widmeten sich dem Ener-gietransport in der Nähe resonantermagnetischer Flächen, der ein sehrvariantenreiches Verhalten zeigt.Wie von N. Lopes-Cardozo (Nieu-wegein, NL) eindrucksvoll demon-striert, tragen Transportbarrieren inder Nähe resonanter Flußflächenstark zum zentralen Energieinhaltder Elektronen im Tokamak RTPbei. Eine schöne Übersicht über denKenntnisstand zur Plasma-Wand-Wechselwirkung (PWW) wurde vonV. Philipps (Jülich) vorgetragen.Eine besondere Anforderung an diePWW ergibt sich aus der Ausrich-tung auf den Dauerbetrieb in einemFusionsreaktor. Hier gilt es unteranderem, die recht starke Erosionvon Wandmaterial durch lokaleDeposition zu kompensieren. Diebesonderen Anforderungen desDauerbetriebs motivieren in derStellaratorentwickung die Konstruk-tion des Inseldivertors, dessen phy-sikalische Grundlagen und derzeiti-ger Entwicklungsstand von F. Sardei(Garching) vorgestellt wurden.

Die technischen Möglichkeitenund exemplarische Anwendungender Leistungsimpulstechnik wurdenvon W. Hartmann umfassend darge-stellt. Dabei wurde deutlich, daßdie Leistungsimpulstechnik einer-

seits teilweise ein eigenständigesArbeitsgebiet der Plasmaphysik istund andererseits für viele Bereicheder Plasmaphysik die technischeGrundlage darstellt. (D. H. H. Hoffmann )

Auf den Mitgliederversammlun-gen der AMOP-Fachverbände wur-de auf die nächste gemeinsameTagung vom 3. bis 7. April 2000 inBonn hingewiesen. Für 2001 habensich die Fachverbände Atom-, Mo-lekül-, Plasmaphysik und Kurzzeit-physik sowie die Massenspektrome-trie nach sechs Jahren wieder fürdie Teilnahme an der EuropeanConference on Atomic and Molecu-lar Physics (ECAMP), diesmal inBerlin, ausgesprochen; die Quan-tenoptik wird voraussichtlich mitder DGaO (Deutsche Gesellschaftfür angewandte Optik) tagen. Imdarauffolgenden Jahr liegt einerseitseine Einladung an AMOP zur er-neuten Teilnahme an der Haupt-tagung in der Woche vom 18. – 22.März 2002 in Leipzig vor, währendsich andererseits die MV Kurzzeit-physik bereits für eine Tagung wie-der im kleineren Rahmen, gemein-sam mit dem Fachverband Plasma-physik, ausgesprochen hat.

In der Massenspektrometrie wur-den Möglichkeiten der Aktivierungweiterer Gruppen zur Teilnahme

bei der nächsten DPG-Frühjahrs-tagung besprochen. Es wurde be-schlossen, im gleichen Rahmen mitder neu gegründeten DGMS wiebisher mit der aufgelösten AGMSzusammen zu arbeiten. Aus derQuantenoptik wurde angeregt, die„Verhandlungen der DPG“ über-sichtlicher zu gestalten.

Personelle Veränderungen gab esin der Kurzzeitphysik, wo A. Eich-horn (Saint Louis) als Nachfolgervon H. Mach zum stellvertretendenLeiter des Fachverbandes gewähltwurde. Der Fachverband ist HerrnMach besonders dankbar für seingroßes Engagement und seine um-fangreiche erfolgreiche vieljährigeArbeit bei der Leitung des Fachver-bandes. In der Atomphysik wurdefür die Amtsperiode 1999 – 2001Ulrich Heinzmann (Bielefeld) zumNachfolger des bisherigen Vorsitzen-den W. Sandner (Berlin) gewählt,dem die Mitgliederversammlung fürsein Engagement für die Atomphysikin der DPG dankte. Neuer Stellver-treter wurde Horst Schmidt-Böcking(Frankfurt), der gleichzeitig denFachverband Atomphysik im DPG-Vorstandsrat vertreten wird.

Theoretische und Mathe-matische Grundlagen der Physik Die Tagung des Fachverbandes

Theoretische und MathematischeGrundlagen der Physik (MP) wurdeentscheidend geprägt durch drei ge-meinsame Sitzungen mit anderen inHeidelberg tagenden Fachverbän-den.

Die Tagung wurde eröffnet durchdas sehr gut besuchte, gemeinsammit dem Fachverband Quanten-

„Sylfen“ und „Sylfiden“ sind, laut En-zyklopädie, Luftgeister aus der mittel-alterlichen Magie. Im Symposium SY-LF wurden – ohne Bezug zu Spiritis-mus – Aspekte der Wechselwirkungvon Materie mit starken Laserfelderndiskutiert. Das Thema stellt zur Zeiteines der stärksten Bindeglieder inner-halb des AMOP-Arbeitskreises dar, wieauch aus den obigen Beiträgen der ein-zelnen Fachverbände hervorgeht; dasSymposium wurde von den Fachver-bänden A,Q, P, K und M gemeinsamgetragen.

Am Montag vormittag wurde insechs Hauptvorträgen eine Einleitungund Überblick über das Gebiet gege-ben. Am Montag und Dienstag nach-mittag wurden in vier Fachsitzungen(„Strahlung“, „Einzelne atomare Teil-chen“, „Plasma“, „Elementarteilchen“)durch vier Fachvorträge und vierzehnKurzvorträge weitere Forschungsergeb-nisse dargestellt. Eine Postersitzungmit acht Postern am Dienstag abendschloß das Symposium ab. Weiterefachspezifische Beiträge zu diesemThema waren – neben Plenarvorträgenvon E. M. Campbell (Livermore, USA)und F. Krausz (Wien) – während derrestlichen Woche in den beteiligtenFachverbänden zu hören.

Die wesentlichen Themen bei derWechselwirkung mit „einzelnen ato-maren Teilchen“ sind Mehrelektronen-systeme und Mehrfachionisation, beider Tunnel- und semiklassische Rück-streu-Mechanismen eine Rolle spielen.Molekular- und Cluster-Strahlen erlau-ben die differentielle Untersuchung derIonisations- und Dissoziations-Dyna-mik atomarer Vielteilchensysteme.Atomare Medien rufen Harmonischeder Laserfrequenz hervor; derenKohärenzeigenschaften werden durchLaser-Pulsformung und Kontrolle derAusbreitungsgeometrie selektiert.

Einen Schwerpunkt stellt die Wech-selwirkung mit einem Plasma dar: Nu-merische Simulationen zeigen im De-tail die komplexe Dynamik der Ener-gie-Einkopplung und -Ausbreitung, diestarke Ströme relativistisch schnellerElektronen und korrespondierende Gi-ga Gauss Magnetfelder enthält. Beiden höchsten Laserintensitäten erzeu-gen die schnellen Elektronen sekundä-re Gamma-Quanten, die ihrerseitsKernreaktionen auslösen können, de-ren Reaktionsprodukte (�, n, �) Rück-schlüsse auf die Plasmaparameter ge-statten. (M. Dörr)

Symposium SYLF: Wechselwirkung von Materie mit starken Laserfeldern

Prof. Dr. Dieter H. H. Hoffmann,Institut für Kern-physik, TechnischeUniversität Darm-stadt

Stern-Gerlach-Medaille 1999

Der Preisträger Prof. Dr. Siegfried Hunklinger, Uni-versität Heidelberg (links).

Physikalische Blätter55 (1999) Nr. 7/846

Frühjahrstagung

Prof. Dr. FrankSteiner, Theoreti-sche Physik, Univer-sität Ulm

optik (Q) veranstaltete Symposium„Quanteninformationsverarbeitung“(s. Nachlese AMOP)

Im ersten Hauptvortrag präsen-tierte Franz Wegner (Heidelberg)interessante Anwendungen neuerFlußgleichungen für Hamilton-Ope-ratoren in der kondensierten Mate-rie, und Christian Wieczerkowski

(Münster) gab einen Überblick überden gegenwärtigen Stand der Re-normierungsgruppentheorie und ih-rer Anwendung auf kritische Phä-nomene und in der Quantenfeld-theorie. Eine Umformulierung derQuantenmechanik als universelleYang-Mills Theorie im Phasenraumwurde von Martin Reuter (Mainz)vorgestellt.

In der gemeinsamen Sitzung mitden Fachverbänden Teilchenphysik(T) und Gravitation und Relati-vitätstheorie (GR) beschrieb ValeriaFerrari (Rom) verschiedene Metho-den zur Berechnung der Gravitati-onsstrahlung, welche z. B. von Ster-nen und Schwarzen Löchern emit-tiert wird, und Jan Louis (Halle)diskutierte die neuesten Entwick-lungen in der Stringtheorie. Dievielfältigen Anwendungen der Zu-fallsmatrixtheorie in der Quanten-physik wurden von Hans Weiden-müller (Heidelberg) dargestellt.

A. Recknagel (Leipzig) unter-suchte mit Methoden der Konfor-men Feldtheorie die Eigenschaftenvon „D-branes“, und Andreas Fring(Berlin) illustrierte die Verwendungeines thermodynamischen BetheAnsatzes und die Rolle verallgemei-nerter Statistiken beim Studium desUltraviolettverhaltens integrablerQuantenfeldtheorien. Michael

Dütsch (Hamburg) stellte die lokaleKonstruktion von Observabeln inForm von BRST-invarianten Fel-dern im Falle nichtabelscher Eich-theorien vor.

Die Haupt- und Fachvorträge amDonnerstag waren dem ThemaQuantenchaos gewidmet. AndreasKnauf (Leipzig) präsentierte dieneuesten Ergebnisse zur Potential-streuung und zeigte u. a., daß dasdreidimensionale himmelsmechani-sche n-Zentrenproblem für n > 2 zueiner Cantor-Menge gebundenerOrbits führt, deren fraktale Dimen-sion und dynamische Entropie uni-verselles Hochenergieverhalten be-sitzen. Jens Bolte (Ulm) stellte einesemiklassische Theorie der Dirac-Gleichung vor, welche in semiklas-sisch führender Ordnung die Lö-sung einer Spintransport-Gleichungerfordert, erläuterte das Auftreteneiner geometrischen (Berry) Phaseund gab eine Spurformel an. JensMarklof (Bures-sur-Yvette) unter-suchte die Quantisierung einer sym-plektischen (chaotischen) Abbil-dung des 2-Torus und gab das erstebekannte Beispiel für ein Hamilton-sches System an, für welches dieErwartungswerte der quantenme-chanischen Observablen für alleEigenzustände im semiklassischenLimes gegen den Phasenraum-Mit-telwert der klassischen Observablenkonvergieren (quantum unique er-godicity). Die semiklassische Theo-rie für Systeme mit gemischtemPhasenraum, welche sowohl chaoti-sches als auch reguläres Verhaltenaufweisen, und mit Diffraktion, wiesie z. B. an magnetischen Flußlinienauftritt, wurde von Martin Sieber(Dresden) entwickelt.

Schließlich stellte Günter Wun-ner (Stuttgart) ein neues Verfahrenzur semiklassischen Quantisierungvor, welches auf der Anwendungder harmonischen Inversion auf dieklassische Wiederkehrfunktion be-ruht. Großes Interesse fand auchder Plenarvortrag von Jacques Las-kaar (Paris) über die neuesten nu-merischen Experimente zum Son-nensystem, welche ergeben, daß dieBewegung der kleinen Planeten(Merkur, Venus, Erde, Mars undPluto) chaotisch ist.

Den Abschluß der Hauptvorträgebildete am Freitag die gemeinsameSitzung mit dem Fachverband Gra-vitation und Relativitätstheorie(GR), welche von Norbert Strau-mann (Zürich) mit einem Vortragüber Gravitationslinsen, DunkleMaterie und die Bestimmung der

kosmologischen Parameter eröffnetwurde. Klaus Fredenhagen (Ham-burg) berichtete über die jüngstenErfolge bei der Konstruktion einerQuantenfeldtheorie auf gekrümmterRaumzeit, und Jutta Kunz (Olden-burg) gab einen Überblick überSchwarze Löcher – Lösungen mit„nichtabelschen Haaren“ in Theo-rien wie z. B. der Einstein-Yang-Mills Theorie.

Die Hauptvorträge wurden er-gänzt durch eine Postersitzung undzahlreiche interessante Fachvorträ-ge über Themen aus den GebietenQuantenfeldtheorie, Stringtheorie,Quantenchaos, Statistische Mecha-nik, Nichtkommutative Geometrieund Quanteninformationstheorie.

Frank Steiner

ElementarteilchenphysikIm Programm des FV Elementar-

teilchenphysik ragten die neuen ex-perimentellen Resultate zu denThemen Neutrinomassen und CP-Verletzung heraus. Von Yoji Totsu-ka (U Tokyo), Superkamiokande-Sprecher, erfuhren die Tagungsteil-nehmer aus erster Hand Detailsdieses Experiments. (s. Phys. Bl.,Feb. 99, S. 25). Trifft dort im unter-irdischen Wassertank ein atmos-phärisches Myon-Neutrino auf ei-nen Sauerstoffkern, entsteht einnachweisbares Myon. Bei den ca.5000 registrierten Myon-Neutrino-Reaktionen wird eine Asymmetriein der Neutrino-Herkunftsrichtunggefunden: „von unten“ kommendeutlich weniger Neutrinos als „vonoben“, da sich einige Myon-Neutri-nos auf dem längeren Weg durchdie Erde in Tau-Neutrinos verwan-deln, die mit Superkamiokandenicht nachweisbar sind. DerartigeNeutrino-Oszillationen können nurdann auftreten, wenn Neutrinoskleine, von Null verschiedene Mas-sen haben. Das Superkamiokande-Resultat gilt als erster verläßlicher,allerdings indirekter Beweis dafür.{Wie Achim Geiser (U Dortmund)berichtete, liefern neuere Messun-gen der Flüsse der Sonnenneutrinoswieder nur rund die Hälfte der imSonnenstandardmodell erwartetenWerte, was mit Oszillationen vomTyp ne → nx verträglich ist. Die bei-den CERN-Neutrino-ExperimenteCHORUS und NOMAD, die nachOszillationen nm → nt gesucht ha-ben, finden kein Signal.} Um dieseNeutrino-Oszillationen positivnachzuweisen, werden in Japan,USA und Europa „Long BaseLine“-Experimente vorbereitet, bei

Gustav-Hertz-Preis 1999

Die Preisträgerin Dr. Elke Scheer, UniversitätKarlsruhe, mit dem Staatssekretär im BMBF Dr.Uwe Thomas, der eine Ansprache bei der Festsit-zung hielt. Frau Scheer berichtete über ihre preis-gekrönten Arbeiten bereits im Februarheft, S. 43.

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Physikalische Blätter55 (1999) Nr. 7/8

Frühjahrstagung

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Prof. Dr. Erwin Hilger, Physika-lisches Institut, Uni-versität Bonn

denen Beschleuniger-erzeugteStrahlen von Myon-Neutrinos über230 km (Japan) bzw. 730 km (USA,Europa) durch die Erde auf denDetektor gerichtet werden.

Myungyun Pang (FNAL) präsen-tierte erstmals in Europa das brand-neue Ergebnis der KTeV-Kollabora-tion zur Verletzung der CP-Symme-trie im Zerfall neutraler K-Mesonen,basierend auf der Auswertung von20 % der Meßdaten aus 1996 und1997 (s. Phys. Bl. Mai 99, S. 15).Die bereits 1964 entdeckte CP-Verletzung läßt als Erklärung eineMischung der CP-geraden und CP-ungeraden K-Zustände oder dendirekten Zerfall des CP-ungeradenK-Zustands in zwei Pionen zu. Diebeiden Fälle lassen sich unterschei-den durch Messung des Doppelver-hältnisses e'/e, i.w. des Verhältnissesder Zerfallsraten der langlebigenKaonen in zwei neutrale und inzwei geladene Pionen dividiertdurch das entsprechende Zerfalls-ratenverhältnis für kurzlebige Kao-nen. CP-Verletzung durch Mischungergäbe Null für e'/e. Das KTeV-Ergebnis e'/e = (2,8 ± 0,41) × 10–3

bestätigt jetzt das ebenfalls von Nullverschiedene Resultat der NA31-Kollaboration am CERN von 1993und somit direkte CP-Verletzung im K-Zerfall. {Das neuere CERN-Experiment NA48 steht, wie HansBlümer (U Karlsruhe) ausführte, inder sorgfältigen Untersuchung derSystematik. Er berichtete auch vonder Evidenz für CP-Verletzung imZerfall neutraler B-Mesonen amFNAL (s. Phys. Bl. April 99, S. 15).}

Ein sehr positives Echo fand diegemeinsame Sitzung mit den FVenGravitation und Relativitätstheoriesowie Theoretische und Mathemati-sche Grundlagen der Physik.

In 30 Parallelsitzungen wurden386 Kurzvorträge gehalten. Überdie Hälfte der Parallelsitzungen wa-ren neuen experimentellen Metho-den und Detektoren gewidmet. Da-nach nahmen experimentelle undtheoretische Beiträge zur Quanten-chromodynamik den größten Raumein. Die jungen Nachwuchs-Wissen-schaftlerinnen und -Wissenschaftlerbewiesen mit Berichten über ihreArbeiten die sehr beachtliche Breiteund die große Lebendigkeit desForschungsgebiets Elementarteil-chenphysik. In der Mitgliederver-sammlung des FV wurde u. a. dieFrühjahrstagung 2000 in Dresdenbesprochen und Bonn als Tagungs-ort für 2001 festgelegt.

Erwin Hilger

Gravitation und RelativitätstheorieDer Fachverband Gravitation

und Relativitätstheorie trug zumProgramm der Physikertagung ei-nen Plenarvortrag über Quanten-fluktuationen im frühen Universumbei, in dem Claus Kiefer (Freiburg)die Bedeutung dieser Fluktuationenfür die Strukturbildung im Univer-sum erläuterte. Bemerkenswert istdie Deutung des heutigen Zustan-des des Universums als extrem ge-quetschter Quantenzustand des Va-kuums. Dies paßte gut zu dem vonder Tagungsleitung eingeladenen öf-fentlichen Abendvortrag von Chri-stof Wetterich (Heidelberg), in demdieser weitere Ergebnisse der Kos-mologie in sehr anregender undverständlicher Weise dem allgemei-nen Publikum vorstellte.

In 15 Hauptvorträgen wurde dieGravitation einigermaßen „flächen-deckend“ abgehandelt. Über Kos-mologie-Astrophysik sprachen Vale-ria Ferrari (Rom, Astrophysicalsources of gravitational radiation),Bodo Baschek (Heidelberg, Ele-ment formation and stellar evoluti-on), Norbert Straumann (Zürich,Gravitationslinsen, Dunkle Materie,kosmologische Parameter), KlausElsässer (Bochum, Plasmagleichun-gen in der Allgemeinen Relativitäts-theorie). Die Fortschritte der Er-kenntnisse über den Kosmos imGroßen sind beeindruckend.

Fachübergreifend im Rahmender experimentellen Gravitations-physik trug Achim Peters (Stanford& Konstanz) über die Möglichkeiteiner extrem genauen Messung derErdbeschleunigung mit Hilfe vonAtominterferometern vor. Es zeigtsich, daß das Rauschen etwa dreiMal kleiner als bei klassischen In-strumenten ist, aber noch Problemebei der absoluten Eichung bestehen.

Über den aktuellen Stand dernumerischen Relativitätstheorie,mit Vorstellung des neuen Compu-tercodes Cactus, informierte BerndBrügmann (Potsdam, Binary blackhole mergers). Die mathematischeRelativitätstheorie war durch FabioGiannoni (Camerino, Variationalmethods and gravitational lensing),Helga Baum (Berlin, Geometric in-vestigations of spinor field equati-ons) und Jutta Kunz (Oldenburg,Black holes with Yang-Mills hair)vertreten.

Quantenaspekte der Gravitationbesprachen Dimitri Vassilevich (St.Petersburg & Leipzig, Hawking ra-diation and 2-dimensional gravity),

Klaus Fredenhagen (Hamburg,Quantenfeldtheorie auf gekrümm-ten Räumen) und Christof Wette-rich (Heidelberg, Modifications ofEinstein’s gravity with implicationsfor late cosmology). Auch der ge-meinsam mit den Teilchen- undmathematischen Physikern eingela-dene Vortrag von Jan Louis (Halle,New developments in string theory)kann hier eingeordnet werden.Bernhard Haisch (Palo Alto) stellteseine neue Theorie der Trägheit vor.

Des weiteren fanden 28 Kurzvor-träge, oft bester Qualität, in einemteilweise extrem überfüllten Hör-saal statt. Die Titel und Abstractskönnen beim Server der DPG ein-gesehen werden: http://www.dpg-tagungen.dpg-physik.de/prog/html/gr.html.

In der Mitgliederversammlungwurde wiederum über den bevorste-henden erheblichen Verlust vonHochschullehrerstellen in der All-gemeinen Relativitätstheorie debat-tiert. Der Vorstandsrat der DPG

teilt, laut Beschluß, die Besorgnisdes Fachverbandes „über dieschwache personelle Vertretung derRelativitäts- und Gravitationstheo-rie an deutschen Hochschulen“ undhatte einen entsprechenden Bericht(vgl. Phys. Bl., Juli/August 1998, S.578) zur Kenntnis genommen. DerFachverband schrieb alle Physik-Fachbereiche der deutschen Hoch-schulen an, schaltete die Presse einund beschloß eine Eingabe an denWissenschaftsrat.

Bevorstehende von Fachver-bandsmitgliedern organisierte Schu-len bzw. Konferenzen sind Gyros,Clocks, and Interferometers: TestingGeneral Relativity in Space vom 22. – 27. Aug. 1999 im Physikzen-

Robert-Wichard-Pohl-Preis 1999

Der Preisträger Prof. Dr. Herbert Welling,Hannover (links).

Physikalische Blätter55 (1999) Nr. 7/850

Frühjahrstagung

trum in Bad Honnef (http://kaluza.physik.uni-konstanz.de/GCI99/,Schule, richtet sich an fortgeschrit-tene Studenten), Aktuelle Entwick-lungen in der Gravitationstheorie6.–8. Sept. 1999 ebenda (www.tpi.uni-jena.de/tpi/gravity_d.html,richtet sich an alle deutschsprachi-gen Wissenschaftler, insbesondere

auch an Diplomanden und Dokto-randen, die im Bereich der Relati-vitätstheorie arbeiten und selbstvortragen und diskutieren wollen),Journées Relativistes 13.–17. Sept.1999 in Weimar-Jena (Kontakt ü[email protected]). Im März2000 wird der Fachverband an derPhysikertagung in Dresden teilneh-men, im März 2001 in Bonn ge-meinsam mit den Teilchen- undmathematischen Physikern tagen.

Wilhelm Kley,

Friedrich W. Hehl

UmweltphysikFür den noch jungen FV Umwelt-

physik bedeutete die HeidelbergerTagung die erste „normale“ Teilnah-me an einer Frühjahrstagung. Dievon U. Platt, Heidelberg, organisier-ten Fachsitzungen behandelten dasvolle Spektrum der Umweltphysik,nämlich die Themenkreise Atmo-sphärenphysik, Meeresphysik,Agrarphysik, Hydrologie, Boden-physik, physikalische Altersbestim-mung und Laborexperimente zurUmweltphysik. Diese Bereiche wur-den jeweils von einem Hauptvortrageingeleitet.

Besonders eindrucksvoll hierbeiwaren für mich die Beiträge vonTh. Stocker über neueste Ergebnisse

aus Eisbohrkernen und von demlangjährigen Leiter des alten Fach-verbandes 516 Meeresphysik/Meerestechnik, dem 94-jährigen W. Kroebel, zu neuen Methoden fürdie in-situ Messung physikalischerGrößen im Meer. In den zahlrei-chen Kurzvorträgen und Posternwurden eine Vielzahl neuer Meß-verfahren, neuer Beobachtungs-daten und von Interpretationensolcher Daten im Hinblick auf phy-sikalische und andere Vorgänge inder Umwelt vorgestellt.

Um Interaktionen zwischen denverschiedenen Bereichen der Um-weltphysik zu fördern, war auf Par-allelveranstaltungen verzichtet wor-den. Dies galt auch für das Sonder-symposium „Umweltphysik undSpektroskopie“, das der Fachver-band zusammen mit dem Arbeits-kreise AMOP durchführte. Deswe-gen erstreckten sich die Sitzungenüber die gesamte Woche. Die Sit-zungen waren durchgehend erfreu-lich besucht. Trotz räumlicher Nähezum Sitzungssaal schien mir die In-tegration der Poster in die Veran-staltung nicht ganz geglückt; hiersollten neue Wege überlegt werden.

Ein kleiner Wermutstropfen war,daß der Veranstaltungsort rechtweit von den anderen Veranstaltun-gen der Tagung entfernt war, so daßweniger interessierte Beobachter zuuns fanden als wir gehofft hatten.Der Fachverband hat erst im ver-gangenen Jahr begonnen, die in sei-nem Themenbereich tätigen physi-kalischen Arbeitsgruppen in derDPG zusammenzuführen. Die Ta-gung stellte für den Fachverbanddeshalb einen wichtigen Schritt zurseiner Konsolidierung dar. Diedurchgeführte Mitgliederversamm-lung wählte Herrn Platt, Heidel-berg, zum neuen stellv. Leiter desFachverbands, und stimmte zu, daßder Fachverband eine Leitungsgrup-pe bilden wird, die die Leitung zwi-schen den Mitgliederversammlun-gen unterstützen soll. Ein vonRoether, Künzi und Platt vorberei-tetes Memorandum zur Situationder physikalischen Umweltfor-schung in Deutschland wurde zurVeröffentlichung freigegeben, mitder Maßgabe weiterer Überarbei-tung und unter Vorbehalt der Zu-stimmung seitens der DPG. Fernerwurden weitere anstehende Akti-vitäten des Fachverbands bespro-chen, darunter auch die nächsteFrühjahrstagung. Diese wird in ei-nem kleineren Rahmen zusammenmit nur wenigen, thematisch be-

nachbarten Fachverbänden in derWoche vom 20. bis 24. März 2000in Bremen stattfinden.

Wolfgang Roether

Strahlenphysik und StrahlenwirkungDie Jahrestagung des Fachver-

bandes „Strahlenphysik und Strah-lenwirkung“ dokumentierte, daß imGegensatz der auch in Wissen-schaftlerkreisen – selbst auch beiPhysikern – verbreiteten Auffassungdie Aufgaben und Probleme derStrahlenforschung nicht mit demAusstieg aus der Kernenergienut-zung zu Ende gehen. So wird oftübersehen, daß die natürliche Ra-dioaktivität einen ungleich größe-ren Anteil an der Strahlenbelastunghat als medizinische und erst rechttechnische Quellen. Eine besondereBedeutung nimmt hier vor allemdas Radon ein, das nach heutigenAbschätzungen nahezu die Hälfteder durchschnittlichen Belastung inder Bundesrepublik ausmacht. Diemit ihm zusammenhängenden Meß-aufgaben stellen dem Physiker nichtunerhebliche, aber interessanteHerausforderungen. Traditions-gemäß engagiert sich hier die PTBin besonderer Weise, wovon auchdas diesjährige Treffen Zeugnis ab-legte. Aus der Gruppe von U. Key-ser wurden von Anette Paul undA. Hönig über den Einsatz der PTB-Radon-Normalkammer berichtet,nämlich über die Messung kurzlebi-ger Radon-Folgeprodukte und Ver-gleichsmessungen mit verschiede-nen aktiven Radonmeßgeräte. MitAbsolutmessungen der Radonakti-vität beschäftigten sich H. Greup-ner und I. Busch (ebenfalls PTB).Umgebungsstrahlung birgt aberauch andere Probleme, sie stört beider Messung sehr niedriger Akti-vitäten. Um diese durchführen zukönnen, hat die PTB ein Unter-grundlabor im ehemaligen Salz-bergwerk Asse II (bei Wolfenbüttel)eingerichtet, über dessen Einrich-tung und Möglichkeiten Neumaieru. a. berichteten. Von der Physikzur gesundheitlichen Bewertungführte der abschließende Hauptvor-trag von H. E. Wichmann (GSF,Neuherberg), der sich der Epide-miologie des Radons widmete.Während es auf Grund der Studienan Arbeitern in Uranminen unbe-stritten ist, daß die Inhalation vonRadon zu Lungenkrebs führt, kanndie Frage nach der Wirkung niedri-gerer Aktivitäten, wie sie in dernormalen Umwelt auftreten, nicht

Max-Born-Preis 1999

Der Preisträger Prof. Dr. John B. Dainton, Universi-ty of Liverpool und DESY Hamburg, zwischen demVizepräsidenten des Institute of Physics, Prof. A. M.Stoneham (rechts) und dem DPG-Präsidenten,Prof. A. M. Bradshaw.

Dr. Wilhelm Kley,Theoretisch-Physikalisches Insti-tut, Universität Jena

Prof. Dr. FriedrichW. Hehl, Institut fürTheoretische Physik,Universität Köln

Prof. Dr. WolfgangRoether, Institut fürUmweltphysik, Universität Bremen

Physikalische Blätter55 (1999) Nr. 7/8

Frühjahrstagung

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Prof. Dr. JürgenKiefer, Strahlen-zentrum, UniversitätGießen

sicher beantwortet werden. Schät-zungen auf der Basis der Bergarbei-terdaten gehen davon aus, daß inder Bundesrepublik 7 % aller Lun-genkrebsfälle auf das radioaktiveEdelgas zurückgehen. Nach demderzeitigen Stand der noch nichtabgeschlossenen Untersuchungendeutet sich an, daß es auch für„Normalbürger“ einen Zusammen-hang zwischen Radonaktivität undLungenkrebs gibt. Weitere Erkennt-nisse können allerdings vor allemaus kombinierten Anstrengungenvon Epidemiologie und strahlen-biologischer Grundlagenforschungerwartet werden. Ein Beispiel ausdiesem Fachgebiet präsentierteR. Greinert (Buxtehude und Göttin-gen), indem er zeigte, wie mitmodernen Methoden, die auf Im-munchemie und Fluoreszenz-mikroskopie basieren, Schäden amgenetischen Material der Zellensichtbar gemacht und ihre Repara-tur verfolgt werden kann. Aus-gehend von Messungen dieser Artlassen sich Modelle der Strukturdes Zellkerns entwickeln, welchezu einem verbesserten Verständnisstrahleninduzierter Chromosomen-veränderungen führen können, wieG. Kreth aus der Arbeitsgruppe C. Kremer (Angewandte PhysikHeidelberg) anschaulich darstellte.

Einen breiten Raum nahm auchwieder die Radioökologie ein. Ineinem weit gefaßten Hauptvortragschilderte R. Michel (Hannover)deren Möglichkeiten, die vonFragen der Sternentstehung überAltersbestimmungen bis zu aktuel-len Umweltproblemen reichen. Erstdie Entwicklung neuer hochemp-findlicher Nachweismethoden,wobei vor allem die „Beschleuniger-Massenspektroskopie“ eine heraus-ragende Rolle spielt, haben hier zuneuen Möglichkeiten geführt. Einaktuelles Beispiel hierzu wurde vonW. Rühm u. a. (GSF, Neuherberg)gegeben, der sich mit dem quantita-tiven Nachweis schneller Neutro-nen bei der Waffenexplosion inHiroshima beschäftigte. Diese Frageist keineswegs nur von akademi-scher Bedeutung, sondern hat un-mittelbare Auswirkungen auf dieAbschätzung des menschlichenNeutronenrisikos, das z. B. bei denAuseinandersetzung um die Castor-Transporte eine Rolle spielte.

Der scheidende FV-Sprecher be-endete die Tagung mit einer kriti-schen Auseinandersetzung zur Zu-kunft der Strahlenforschung unterdem Thema „Strahlenforschung in

den Zeiten des Atomausstiegs“. Aneiner Reihe von Beispielen belegteer seine These, daß auch und geradeheute dieses Fachgebiet eine wichti-ge wissenschaftliche und auch ge-sellschaftliche Bedeutung hat. Umso bedauerlicher ist es feststellen zumüssen, daß in völliger Verkennungder Situation die Förderung derAusbildung nur als katastrophal be-zeichnet werden kann. Entsprechen-de Universitätsinstitutionen werdenreihenweise geschlossen, so daßabzusehen ist, daß schon in wenigenJahren der Nachwuchs aus demAusland rekrutiert werden muß.

Jürgen Kiefer

Geschichte der Physik Die achte Physikhistorische

Tagung des FV Physikgeschichtestand in diesem Jahr unter dem Titel„Physik und Physiker in Deutsch-land nach dem Zweiten Weltkrieg(1945/1955)“. Bei der Behandlungdieses Themas standen in den ein-führenden Vorträgen einerseits dieHandlungsspielräume und Zwangs-lagen der Physiker in beiden deut-schen Staaten und andererseits dieinstitutionellen und lebensweltli-chen Kontinuitäten und Diskonti-nuitäten nach 1945 im Vordergrund.

Durch das Gesetz Nr. 25 desAlliierten Kontrollrats „zur Rege-lung und Überwachung der wissen-schaftlichen Forschung“ sollte ab1946 die „wissenschaftliche For-schung für militärische Zwecke“verhindert werden. WährendOtfried Madelung in seinen Erinne-rungen an die „Gründerjahre“ derdeutschen Halbleiterphysik keinenEinfluß dieses Gesetzes feststellte1),wies Helmut Rechenberg daraufhin, daß die Kernforschung durchdas Gesetz nachdrücklich behindertwurde. Manfred Heinemann vertratdarüber hinaus die Ansicht, daß dasGesetz zur Etablierung von „Ersatz-wissenschaften“ geführt habe undauch noch nach dem Ablauf desGesetzes 1955 eine anhaltende alli-ierte Kontrolle der deutschen Wis-senschaft stattfand.

Hubert Laitko stellte (in einemzusammen mit Dieter Hoffmannverfaßten Beitrag) heraus, daß sichdie physikalische Forschung in derSBZ/DDR ähnlich wie in der BRDan traditionellen Forschungsthemenund Organisationsformen orientierthabe. Einen politischen Druck inRichtung stärkerer Anwendungs-orientierung der physikalischenForschungen habe es erst ab den1960er Jahren gegeben.

Den Teil der Hauptvorträgeschloß Cathryn Carson mit einemoriginellen Beitrag über „Bildung alsKonsumgut“ ab. Noch in der Wei-marer Zeit hatten sich die Physikerbei öffentlichen Vorträgen haupt-sächlich an das Bildungsbürgertumgerichtet und ihre philosophischenAnsichten über das Wesen der Phy-sik in teuren, gebundenen Büchernin kleinen Auflagen herausgebracht.Nach 1945 mußten die westdeut-schen Physiker ihre Position in dersich entwickelnden Konsumgesell-schaft und unter erhöhter gesell-schaftlicher Aufmerksamkeit neufinden. Dabei waren sie damit kon-frontiert, daß sie bei öffentlichenVorträgen zwar einen enormen Zu-lauf hatten, aber von ihrem neuemPublikum, das häufig aus Studentenbestand, als austauschbar wahrge-nommen wurden. Der enorme Zu-lauf führte zur Produktion von Ta-schenbüchern über die philosophi-schen Grundlagen der Physik, diezwar in hoher Auflage verkauft wur-den, aber von ihren Lesern wohlkaum verstanden wurden. Einerseitsverfügten diese häufig nicht über dieklassische Bildung, um die lateini-schen und griechischen Zitate zuverstehen, und andererseits konntensie die mathematischen Formelnauch nicht einschätzen. Es stelltsich die Frage, ob Unverständlich-keit als Qualitätsmerkmal derPhysik verstanden wurde.

In den weiteren Beiträgen derTagung nahm der Themenkomplex„Umgang mit den Nationalsozialis-mus“ im Nachkriegsdeutschlandeinen großen Raum ein. So stelltenbeispielsweise Klaus Hentschel undGerhard Rammer heraus, daß es inder Personalstruktur der GöttingerPhysik zwar 1933 den bekanntengroßen Bruch gegeben habe, sichaber nach 1945 kaum personelle Än-derungen feststellen ließen. Sie ka-men zu dem Schluß, daß nur wenigeder 1933 Vertriebenen zurückkamenoder entschädigt wurden. Diese Ein-schätzung teilten auch Aniko Szabound Jost Lemmerich in ihren Vorträ-gen zur „Re-Emigration“.

Zu Einzelentwicklungen in derBRD und der DDR und zu „freienThemen“ wurden weitere interes-sante Beiträge vorgetragen, auf diehier aus Platzgründen leider nichteingegangen werden kann. Der guteEindruck von der Qualität der mei-sten Vorträge veranlaßte den Vor-stand der Fachgruppe „Geschichteder Physik“, eine Publikation in ei-nem Tagungsband anzuregen, der

1) vgl. Phys. Bl., Juni1999, S. 54

Physikalische Blätter55 (1999) Nr. 7/852

Frühjahrstagung

Dipl.-Phys. Kai Handel, Lehrstuhlfür Geschichte derTechnik, RWTH Aachen

Dr. Jürgen Altmann,Inst. für Experimen-talphysik III, Univer-sität Bochum

Dr. Götz Neuneck,Inst. für Friedensfor-schung und Sicher-heitspolitik, Univer-stität Hamburg

Anfang des nächsten Jahres imGNT-Verlag erscheinen wird.

Kai Handel

Arbeitskreis Physik undAbrüstung Schwerpunkt der diesjährigen

Fachsitzung am 18. März 1999 inHeidelberg waren die Nukleartestsin Indien und Pakistan 1998. Derindische Physiker Mani V. Ramana(MIT, Cambridge/USA) gab in ei-nem einführenden Hauptvortrag ei-nen Überblick über das militärischeNuklearprogramm Indiens, das bisin die sechziger Jahre zurückreicht.Aufgrund unvollständiger Testresul-tate kann nicht ausgeschlossen wer-den, daß Indien noch einmal testet.Ein Beitritt Indiens zum CTBT istjedoch möglich. Der pakistanischePhysik-Professor Pervez Hoodbhoy(Quaid-e-Azam Universität, Islama-bad) verwies darauf, daß die Regionmit der dauerhaften Existenz vonindischen und pakistanischenNuklearwaffen rechnen müsse. Ein„Krieg aus Versehen“ sei jederzeitmöglich. Eine drastische Reaktionseitens der Weltöffentlichkeit hättedie Tests nach dem 11. Mai verhin-dern können. Der dritte Hauptvor-trag von Jörg Schlittenhardt (Bun-desanstalt für Geowissenschaftenund Rohstoffe, Hannover) beschäf-tigte sich mit der seismischen Aus-wertung der Testreihen von 1998.Das International Monitoring Sy-stem, das im Rahmen des CTBT er-richtet wird, hat gemäß seiner Aus-legung (1 kt Nachweisschwelle)funktioniert. Allerdings könnennicht alle indischen und pakistani-schen Aussagen anhand der Meß-signale bestätigt werden. Eine end-gültige Klärung über die Art der ge-testeten Sprengkräfte steht nochaus. Götz Neuneck (IFSH, Ham-burg) gab einen Überblick über dieNuklear- und Raketenprogrammeder Region. Die Gefahr ist groß,daß das augenblickliche Raketen-wettrüsten sich fortsetzt und auchChina miteinbezogen wird.

Im vierten Hauptvortrag beschäf-tigte sich Dr. Mathew McKinzie(National Resources Defense Coun-cil, Washington D.C.) mit der gehei-men Laserfusionsforschung, die inder National Ignition Facility imLivermore Laboratory der USA be-trieben wird. Mit dem Ziel, neueKernwaffentypen zu ermöglichen,widerspreche diese geheime For-schung dem Geiste des CTBT.Außerdem werde die internationaleKooperation behindert.

Jürgen Altmann (Ruhr-Univer-sität Bochum) stellte eine Arbeitvor, in der der Zusammenhang zwi-schen den militärischen und zivilenHochtechnologien im Bereich derLuftforschung und -entwicklung un-tersucht werden. Noch werden vieleTechnologien zuerst im Militär ein-geführt, aber in einigen Bereichenist das Zivile schon innovativer.

Irmgard Niemeyer (Forschungs-zentrum Jülich) zeigte auf, wie dieÄnderungsdetektion bei multitem-poralen Satellitenbilder für Verifi-kationszwecke genutzt werdenkann. Ulrike Kronfeld (SCHIFF,Universität Kiel) berichtete überden radioaktiven Müll der sowje-tischen Flotte auf der Kola-Halb-insel und in der Barents-See, derein großes Umwelt- und Sicher-heitsproblem darstellt. Im letztenVortrag führte Jürgen Scheffran(IANUS, TU Darmstadt) die Ergeb-nisse eines dynamischen Inter-aktionsspiels vor, das sich für Veri-fikationszwecke nutzen läßt.

An der Sitzung nahmen zwi-schen 30 und 200 Zuhörern teil, dieaufmerksam und engagiert derDiskussion folgten. Auf der an-schließenden Mitgliederversamm-lung wurden Jürgen Altmann undGötz Neuneck zum AKA-Sprecherbzw. Stellvertreter gewählt. Künftigsoll die Kommunikation innerhalbdes AKA verbessert werden.

Götz Neuneck,

Jürgen Altmann

Arbeitskreis EnergieDer Arbeitskreis Energie (AKE)

der DPG war auf der HeidelbergerTagung mit elf eingeladenen Haupt-vorträgen und doppelt so vielenFachvorträgen vertreten. Für vieleüberraschend (auch für die Organi-satoren) war der enorme Andrangzu den meisten Hauptvorträgen.Diese und die Fachsitzungen be-handelten einen sehr weiten Be-reich von Themen, wie es für denAKE typisch ist, denn eine moderneEnergieversorgung kann auf keinender modernen Ansätze verzichten.Diesmal waren vertreten die ener-getische Nutzung von Biomasseund konkrete Erfahrungen in Euro-pa im Vortrag von H.-M. Gros-curth, sowie Offshore Wind inDänemark von S. Fransen. BeideTechniken bieten die realistischeMöglichkeit, in einem Jahrzehnt aufmehrere Prozent der deutschenStromerzeugung zu kommen,brauchen aber noch staatlichenSchutz. Potentiale zur regenerati-

ven Stromerzeugung in Nordafrika(G. Czisch) und Solarstrombückenzwischen Nordafrika und Europa(M. Häusler) eröffneten globaleAspekte einer durchaus im Bereichdes Möglichen liegenden zukünfti-gen Stromwirtschaft. Der liberali-sierte Binnenmarkt der Energie war die Bühne für den Vortrag vonD. Attig über Zukunftschancen derKraft-Wärme-Kopplung.

Zwei Vorträge befaßten sich mitThemen im Umkreis Kernenergie,so sprach K. Kühn über die Endla-gerung radioaktiver Abfälle, undK. Becker behandelte die Frage:„Wie gefährlich sind kleine Strah-lendosen?“. Hier war es besondersvoll, und als der Redner die dezi-dierte Meinung vertrat, daß die pro-portionale Interpolation der Bezie-hung zwischen Dosis und Gefähr-dung in vielen Fällen falsch sei,vielmehr eine Schwelle wirksamwerde, da konnte man die Span-nung im Saal richtig fühlen. Dennes ist nun einmal so, daß diejeni-gen, die sich in dieser Frage enga-gieren, in zwei Lager gespaltensind, die Anhänger und die Gegnerdes Schwelleneffektes. Die DPGund der AKE sind behilflich, daßauch in dieser Frage die Redlich-keit der Wissenschaft zum Tragenkommt und sich die Kontrahentenauf Meßergebnisse einigen können.

Die Magnet-Schwebebahn vonBerlin nach Hamburg und ihr Ener-giebedarf waren das Thema einesVortrages von R. Fürst, der vielInteresse fand. Weniger konkret,dafür aber von allgemeiner Bedeu-tung war die Studie „Möglichkeitenund Chancen einer CO2-Entsor-gung bei der Nutzung fossilerBrennstoffe“ von D. Herrmann. DieKosten für Abtrennung und Endla-gerung des CO2 sind viel höher alsdie CO2-Vermeidungskosten bei derAltbausanierung. Über den neue-sten Stand des ITER für die Kern-fusion berichtete G. Janeschitz.Frau Lenz behandelte das wichtigeund praktische Thema des Strom-handels mit erneuerbaren Energie-trägern. Die Vorträge werden abHerbst beim AKE gedruckt zur Ver-fügung stehen.

Die Fachsitzungen waren nichtweniger spanend: Solartechnik,Verbrennungssysteme, Kernenergie,Energiewirtschaft, Verkehr, Windund Sonne umreißen die Themen.

Walter Blum


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