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UARFNNAMFRAUMANNUARFNNAM
Wege zu ihr, Wege zu ihm
Subjektpositionen in einer dualistischen Ordnung
BA Arbeit von Chris-Oliver Schulz, Universität Wien, August 2012
1
Inhaltsverzeichnis
Warum und wie 2
1. 1. Unbewusstes und Ideologie: Schwanken 3
1.1 Von Vorne 4
2. Familien-Figuren – Frau Mutter Herr Vater 5
2.1 Symbiose 6
2.2 Autorität und Familie – Vaterfunktion 8
2.3 Durch den Mythos durch 10
2.4 Irritierende Bilder, irritierte Blicke 13
3. Sprechende Sein 14
3.1 Kastrierte Sein 14
3.2 Hochstapelei und Maskerade – Gewohnheitstier 16
So und deshalb? 17
2
Warum und wie
Körper, Name, Subjekt, Bild, Sprache, Sein.
Wie wird ein Subjekt, wie wird es ein geschlechtliches Wesen in Bezug auf familiäre und
gesellschaftliche Gefüge? Wie funktioniert die Verbindung Körper – Geschlecht – Mann/Frau und
sind die Erscheinungsweisen der Körper und deren Benennungen tatsächlich festgelegt? Begriffe
wie Ideologie und Unbewusstes sollen genauer betrachtet werden. Es soll sich zeigen, inwieweit
diese Begriffe tatsächlich überlappend verwendet werden können angesichts eines vermutlichen
schmalen Grats zwischen diesen Formationen. Kann man diese Thematik angehen via sichtbaren
und nicht sichtbaren Elementen, also den Dingen, die sich uns repräsentieren, durch gewisse
Mechanismen zur Repräsentation gebracht werden und dem was wir 'dahinter' vermuten? Ist es
anzugehen über eine solche Differenz? Vielleicht ja, über die Differenz der Geschlechter? Wäre
der Begriff der Diversität angemessener, im Sinne von den Unterschieden wiederum im
‚Bereich‘ männlich wie weiblich? Die vermeintliche Linie von Begriffen Mann oder Frau hin zu
Körpern, die entsprechend erscheinen und wiederum etwas repräsentieren (sollen). Brüche,
Stolperfallen auf dieser Linie? Wenn unsere „Identitäten als männlich oder weiblich, unser
Vertrauen auf die Sprache als wahr oder falsch und unsere Sicherheit im Beurteilen eines Bildes
als vollkommen oder entstellt, bloße Phantasien sind und genau diese Differenz die am stärksten
markierte ist, dann ist im Grunde der Moment, in dem diese virtuellen Linien in Frage gestellt
sind, derjenige Moment, der uns vielleicht einen Blick hinter das Konstrukt der
Geschlechterdualität erlaubt“ (Rose 1996:231).
Was macht uns sagen „ich bin ein Mann/ich bin eine Frau“ und was bedeutet, sagt es überhaupt?
“Das ›Ich‹ in der Rede steht für unsere Identität als in Sprache gefasste Subjekte, ist zugleich aber
das instabilste Element der Sprache, da seine Bedeutung nur in der Funktion des Moments der
Äußerung besteht“ (ebd. 1996:59), demnach stellt sich die Frage, warum dieses Element der
Sprache mit dem Sichtbaren des Körpers derart ‚stur‘ ist?
Einzelne Aspekte aus Theorie und Alltag sollen herausgegriffen werden, um diese Fragen aus
verschiedenen Perspektiven anzugehen. Unser Herumturnen auf Rollenvorstellungen und
Zuschreibungen, so tief diese auch eingeschrieben sein können, was haben sie tatsächlich mit dem
sich-Platzieren als Mann oder Frau zu tun? Bezugnehmend auf die psychoanalytische Theorie
sind vor allem Momente des Ödipuskomplex und der Sexuierung entlang derer diese Fragen
eingekreist werden sollen. In Summe ist es kaum möglich, alle Aspekte der Theorie hier zu
berücksichtigen, aber es soll versucht werden, möglichst einen tiefen Einblick in die Thematik zu
erarbeiten. Es sei noch angemerkt, dass wenn die Rede von Sehen, Bildern und Sichtbarem ist,
nicht zwangsläufig visuell wahrgenommenes gemeint ist. Erstens würde dies bedeuten, dass
blinde Menschen ein Spiegelstadium nicht durchlaufen können, somit wäre vielleicht immer an
3
‚etwas wahrnehmen‘ zu denken und zweitens wird davon ausgegangen, dass Visuelles immer
auch etwas nicht-Sichtbares impliziert. Daher wird oft der Begriff Bildhaftes verwendet.
1. Unbewusstes und Ideologie: Schwanken
Im Folgenden ein kleiner Einblick in den Ideologiebegriff bei Althusser: Die Gefüge in denen wir
leben, Familie, Schule, Religion, selbst der Bereich der Kunst fallen bei Althusser unter den
Begriff der ideologischen Staatsapparate, die in erster Linie auf Grundlage der Ideologie arbeiten
würden und auf diese Weise, durch beispielsweise Strafe oder Ausschluss, nicht nur „ihre Priester,
sondern auch deren Pfarrkinder“ dressieren (Althusser 2010:55). Eine Ideologie im Allgemeinen
zu formulieren war Althussers Anliegen, die Ideologie sei ewig, wie das Unbewusste bei Freud,
also der Form nach unveränderlich und sich über die ganze Geschichte hinweg erstreckend (vgl.
ebd. 2010:74). Sie sei wie eine Weltanschauung weitgehend imaginär, nicht der Wirklichkeit
entsprechend, man nehme aber an, sie sei eine Anspielung auf die Wirklichkeit, man müsse sie nur
interpretieren, um die Wirklichkeit dieser Welt wiederzuentdecken (vgl. ebd. 2010:75). Warum
Menschen sich ihre wirklichen Lebensbedingungen in imaginärer Gestalt darstellen läge daran,
dass sie den Lebensbedingungen selbst entfremdet seien (vgl. ebd. 2010:76f). Wie funktioniert
nun dieses Gefüge Subjekt – Ideologie? Ein Subjekt sei von Natur aus ein ideologisches Tier (ebd.
2010:85) und eine Anrufung mache aus Individuen Subjekte, aber „die Ideologie hat sich immer
schon (toujour-déjà) an die Individuen als Subjekte gerichtet“ (ebd. 2010:90). Also wiederum sind
Individuen immer schon als Subjekte angesprochen, sind immer schon Subjekte, selbst vor ihrer
Geburt (vgl. ebd. 2010:91). Ähnlich bei Lacan, wo ein Subjekt durch die Wahl eines
Eigennamens, in Verbindung von Wünschen und Vorstellungen in gewisser Weise bereits 'in die
Welt' eingeschrieben sei. Ein Eigenname wird „bis auf den Grund seines Wesens gehen und
untrennbar mit seiner Subjektivität verbunden sein“ (Fink 2006:79). Die Ankunft im
Symbolischen unter anderem durch einen Namen, der wie eine Art Platzhalter fungiert und in den
ein Subjekt (meistens) wie in die eigene Haut hineinwächst.
Eine Art Wechselspiel, etwas Gegebenes wird angenommen, ein Hineinwachsen, aber auch in
gewisser Weise ein 'Müssen'. Was den Namen betrifft, beschreibt er die Identität entlang einer
spezifisch familiär-ideologischen Konfiguration, da bereits vor der Geburt feststehe, dass das
Kind (in unserer Gesellschaft) den Namen des Vaters tragen würde (vgl. Althusser 2010:91).
Somit müsse es seinen bereits zugewiesenen Platz finden, es müsse zu dem geschlechtlichen
Subjekt werden, das es bereits von vornherein gewesen ist, was in Folge auch durch
beispielsweise Erziehung und Rituale der Aufzucht gesichert würde (vgl. ebd. 2010:91). Er nennt
in diesem Zusammenhang ein Subjekt das ehemalige zukünftige Subjekt (l´ancien futur-sujet). Im
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Gefüge Subjekt – Welt gäbe es kein Verstehen, kein Wissen, sondern eher ein Verkennen, welches
wiederum eine Anwesenheit des Könnens sei (Fertigkeiten - savoir faire), welches den richtigen
Gebrauch der ideologischen Objekte bewirke (vgl. Charim 2002:144). Die bereits angesprochene
Dressur schließe Subjekte an den bestimmten Plätzen der symbolischen Ordnung an, Körper
würden symbolisch zu einer Einheit gebracht, was sich durch die Fertigkeiten realisiere,
wiederum nur dann vollständig, wenn diese Dressur in eine Anrufung umschlage (vgl. ebd.
2002:147). Den Ruf, den zugewiesenen Platz einzunehmen, diesem sei zu folgen im Prozess einer
Identifizierung, „das ist mein Platz“, ein Wieder- und Anerkennen (vgl. ebd. 2002:150). Mit was
sind die Fertigkeiten vergleichbar? Vielleicht mit der Maskerade, mit der sich eine als frau
Erscheinende in der symbolischen Ordnung sozusagen Platz schafft? Wäre es im Sinne einer
Ideologie dann ein tatsächliches savoir faire, wenn sich diese Praktik verselbstständigt und zur
Gewohnheit wird? Aus der als frau Erscheinende wird eine Frau-Seiende. Gilt dies nicht ebenso
für als männlich Erscheinende, die Maske?
Speziell um diese Momente, der geschlechtliche Platz, wird sich diese Arbeit drehen, sowie auch
um die Konfiguration Familie und die Positionen in diesem Beziehungsgefüge. Ideologie –
Unbewusstes. Vielleicht findet sich hier eine erste Verknüpfung: “Der Mensch lebt nie ganz in der
Gegenwart, in den Ideologien des Über-Ichs lebt die Vergangenheit, die Tradition der Rasse und
des Volkes fort, die von den Einflüssen der Gegenwart, neuen Veränderungen nur langsam
weicht, ...“ (Freud 1985:59), ein Über-Ich baut sich auf dem Über-Ich der Eltern auf, eine sich
fortpflanzende Ideologie im Rahmen der Familiengefüge? In diesem Sinne ist eine Ideologie als
Verkettung durchaus auch dem Wandel unterworfen. Das Unbewusste, welchem Wandel wäre es
unterworfen, ist es überhaupt in solchen Dimensionen erfassbar? Wäre es vielleicht denkbar, dass
ein Kreisen um den Gegenstand Unbewusstes wiederum einer Ideologie immer unterworfen ist
und somit die Theorien ebenso? Vielleicht könnte man von verschiedenartig ausgeprägten
Ideologien sprechen, was in den vielen unterschiedlichen Strömungen der Psychoanalyse mündet?
1.1 Von Vorne
Ödipus wollte seinem Schicksal entgehen, dem Schicksal des Inzests und dem Vatermord und
über Umwege erfüllt es sich, erfüllt er es. Was liest Freud aus dem Mythos heraus? Für Freud
stelle der Ödipuskomplex einerseits das Fundament der Geschlechtswahl dar, die Wahl zur Homo-
oder Heterosexualität, dazu weiße dieser Prozess den Platz in den Verwandtschaftsbeziehungen zu
und zuletzt finde sich hier die Grundlage der Moral, indem Freud den Komplex universalisiere
(vgl. Roudinesco 2006:16f). Um was geht es im Ödipusmythos, genauer – was könnten die
Kernpunkte sein in diesem Mythos, die wiederum Kernpunkte einer Subjektkonstitution treffen
sollen? Mythen und vor allem die Frage ihrer Interpretation waren bereits im Mittelalter relevant.
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Mit Macrobius grob umrissen sei der Wortlaut einer Erzählung nur Einkleidung, Verhüllung eines
tieferen Sinnes und Sätze die in buchstäblicher Bedeutung mit einem gegebenen
Rationalitätsstandard nicht vereinbar waren, würden sich aus verborgenem, tieferen Sinn
rechtfertigen lassen (vgl. Flasch 2006:267). Was bedeutet dieser Zugang, von einer buchstäblichen
Bedeutung und einem 'Rationalitätsstandard' auf einen tieferen Sinn zurückzugreifen, um dann
'endlich' rechtfertigen zu können? War das Freuds´ Zugang? Was könnte Verhüllung sein und was
ließe sich dahinter finden? Findet sich je nach Kontext und Konstellation immer etwas anderes?
Bleibt Freud im Suchen nach tieferliegenden Strukturen auf der Ebene von Personen-
Konstellationen, die Wiener Familie? Reduktion, weg von (ideologischen?) Aspekten von
Zuschreibungen Vater, Mutter, Sohn, Tochter, denn diese können jeweils etwas anderes bedeuten.
Freud setzt beispielsweise voraus, das ein Vater jeweils die Tochter und eine Mutter jeweils den
Sohn „in ihrer Zärtlichkeit bevorzugen“ (Freud 1986:263). Ist dem tatsächlich immer so? Entlang
dieser Voraussetzung kommt es zur Erweckung des Ödipuskomplexes, ein Sohn wolle die Mutter
für sich, eine Tochter den Vater und jeweils solle die konkurrierende Figur beseitigt werden (vgl.
ebd. 1986:263). Hinzukommende Geschwister brechen diesen Komplex 'auf' und wird zu einem,
wie Freud es nennt, Familienkomplex (ebd.1986:263). Vielleicht ist diese Benennung die
treffendere, da Voraussetzungen und Reduktionen der Positionen auf Mutter, Vater, Kind, sowie
deren Bezüge zueinander ein bestimmtes, linear gedachtes Familienmodell meint und dieses
bestimmte Familienmodell, an dem sich der ÖK anhängt, ist sehr wahrscheinlich Teil von
Ideologie. Wiederum wäre dies irrelevant, wenn im Komplex, wie auch immer er nun genannt
würde, grundlegende Bewegungen von Statten gehen würden, sich zur Repräsentation bringen,
aber dies wiederum immer nur Rahmen von dem, was man Ideologie nennt, was zur
Repräsentation gebracht werden kann und ‚darf‘. Ideologie als Rahmen für Unbewusstes, als
Bereich, der Uniformität erzeugt und so manches Individuum zu Umwegen zwingt?
Im Folgenden nun einige Versuche diesen Positionen näher zu kommen, mit Lacan, der in
gewisser Weise wiederum Freuds Texte zu entkleiden versucht hat.
2. Familien-Figuren: Frau Mutter Herr Vater
Im Folgenden nun eine Annäherung an Geschlechterpositionen über die Figuren und Rollen
Mutter und Vater. Was könnte es bedeuten Mutter zu sein oder Vater zu sein und was bedeuten
diese Figuren für ein Subjekt? Wie funktioniert diese Dreierkonstellation Kind- Mutter –Vater?
Braucht ein Subjekt eine bestimmte Bezugsperson, oder würde sich selbst bei kommunenartigen
Konstellationen dennoch diese Art Triade bilden, braucht ein Subjekt eine Bezugsperson, damit
sich ein ‚Spiel‘ von An- und Abwesenheit etablieren kann?
6
Abb. 1: Szene aus dem Film „we Need to Talk about Kevin“, 2011
2.1 Symbiose
Ein Gedankengang eines Artikels im Onlinemagazin „der Freitag“ lässt mich der Frage
nachgehen, inwieweit die symbiotische Beziehung durch beispielsweise die Ideologie Familie –
falls sie als solche betrachtet werden kann – an Kraft gewinnen könnte. Ebenso spielt(e) hier
wahrscheinlich die Religion (oder inzwischen 'die' Medien?) mit ihrer Institutionalisierung,
Strukturierung und vielleicht Romantisierung des 'unmöglichen Geschlechtsverhältnisses' und des
Systems Familie eine große Rolle.
Die Autorin, Antje Schrupp, kritisiert das Fehlen eines Netzwerks für Mütter. Sie alleine seien für
die Kinder zuständig, es gibt nur das Netz Mutter - Kind. Dies löse sich in heutigen Zeiten auf,
Väter binden sich fallweise mehr ein, andere Personen des Umfelds ebenso, oder neue
Betreuungsmöglichkeiten die sich auftun. Dies interpretiert die Autorin so: „Aber immerhin wird
so die Position der Mutter überhaupt sozialisiert und bleibt nicht nur in der Symbiose Mutter-Kind
verankert“. Lässt sich eine Symbiose tatsächlich 'sozialisieren'? Eine Art Ursprungstriade ist bei
Lacan die der Konstellation Mutter – Kind – Phallus. Bei einer Mutter gäbe es neben dem Kind
„stets die Forderung nach dem Phallus, den das Kind mehr oder weniger symbolisiert oder
realisiert“ (Lacan 2003:63). Ist diese Grundhaltung oder salopp gesagt, dieser Modus, tatsächlich
der einer jeden Frau/Mutter zugrundeliegenden? Was passiert, wenn eine Realisierung sich nicht
einstellt oder anders als vielleicht 'erwartet'?
Nun einige Überlegungen zur Realisierung: Wenn eine Mutter nun in diesem Modus ist, stellt sich
die Frage, wie sie quasi den Phallus, welcher sich über das Kind realisiert, wieder 'abgibt' und das
Kind nicht in dieser Position belässt. Das Kind ist zunächst noch unwissend um die Position
Phallus, später aber „... identifiziert sich [das Subjekt] im Spiegel mit dem, was das Objekt des
Begehrens der Mutter ist“ (Lacan 2006:224). Es entwickelt sich eine Konstellation, in der nun die
Mutter potentiell etwas über ihr Kind realisiert und gleichzeitig das Kind wiederum dieser
Realisierung nachkommen will. Das Kind hängt ab vom Blick der Mutter und “wenn dieses
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Körperbild wirklich das Kind ist, wenn es dem Kind sogar zugänglich ist, sieht die Mutter ihr
Kind in dieser Weise?“ und weiter „zu welchem Zeitpunkt ist das Kind imstande zu erkennen, daß
das, was seine Mutter in ihm begehrt, stillt und befriedigt, das phallische Bild ist, das es für sie
darstellt?“ (Lacan 2003:63). Ist diese Phase ein zentraler Punkt der Symbiose, in der sich
eigentlich die Mutter als andere und wiederum auch das Kind sich als anderes etablieren soll?
„Das Subjekt geht aus aus einer synchronischen Hörigkeit, Unterwerfung im Feld des Anderen. Deshalb
muss es hier heraus, muss es sich herausholen, und in diesem Sich herausholen | s´en sortir weiß es letztlich,
daß auch der reale Andere nicht anders als es selbst sich herausholen, aus der Sache herausziehen
muss“ (Lacan 1996:197).
Ist dies nun ein überaus relevanter Schritt in einer Subjektwerdung und ist dieser Prozess der
Symbiose sozialisierbar und mit mehreren ProtagonistInnen besetzbar? Wie würde sich dieser
Prozess verändern, bei ständig wechselnden Bezugspersonen, wenn sich viele gleichermaßen
‚kümmern‘? Kristallisiere sich vielleicht immer eine/r als erste Bezugsperson für das Kind
heraus? Welche Rolle spielt ein Vater, gedacht als zweite Bezugsperson. Realisiert sich für ihn
nicht auch etwas? Ist dem etwa nicht so, da er den Phallus bereits 'hat', Träger dessen
Symbolisierung ist? Ein Gedanke könnte hier Skepsis hervorrufen: Die Kinder – vor allem Söhne
– die in Vaters Fußstapfen treten (müssen) und die somit in gewisser Weise wie eine Verlängerung
des Phallus funktionieren sollen? Der strahlende Stolz des Vaters, wenn der Sohn dies und jenes
tut und dem Anspruch des Vaters nachkommt. Die erschütternde Enttäuschung, wenn er dies und
jenes nicht tut und einen anderen Weg wählt oder noch schlimmer, es versucht, aber versagt - eine
Art Kastrationserfahrung für den Vater?
Warum findet sich zu solchen Gedanken kaum etwas bis nichts, warum wird nur der Mutterfigur
ein Phallus-haben-wollen unterstellt, wenn doch der Phallus bei niemandem ist, so auch nicht bei
Vaterfiguren? Ein Versuch einer Umkehrung: Vielleicht gerade deshalb, weil sie 'nur' Träger sind,
ein vermeintliches Haben haben, sind sie, die als männlich- Erscheinenden, vielleicht sogar
‚anfälliger' für eine Art (mehr) Haben-wollen-Haltung?! Haben ist nicht Sein und das zu
durchqueren ist schwer(er) mit einer körperlichen Beschaffenheit, die einen zu Haben meinen
lässt und gleichzeitig erkennen lässt, das andere - die als weiblich-Erscheinenden - ohne zu Haben
quasi sind – im Sinne einer bestenfalls schulterzuckenden Akzeptanz der körperlichen
Beschaffenheit, ohne weiter an rein Visuellem festzuhalten oder einer Orientierung daran. Oder ist
diese scheinbare Unmöglichkeit einer Orientierung an etwas eigenem nicht-Visuellem der Grund
für das Orientieren an etwas anderem Sichtbaren? Oder gibt es keine Regel und ein sich
orientieren etabliert sich jeweils anders? Vermutlich ist dies ein vernünftiger Weg, denn
Phänomene sind vielschichtig, Reduktionen auf binäre Begriffe meist nur roher Ausdruck
symbolischer Gewalt. Innerhalb unserer Gesellschaft lässt sich kaum ein Thema angehen, ohne
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auch Bezug auf diese dualen Muster zu nehmen, aber dies nur am Rande.
Zurück zur Mutter-Kind-Symbiose: Muss sich eine Frau, die Mutter wurde, selbst wiederum
ebenfalls in ähnlicher Weise „herausholen“, gewissermaßen von Mutter wieder Frau werden?
Oder neutraler formuliert: Eine Bezugsperson würde wieder zur Person, damit und dass sich das
Kind „herausholen“ kann? Die Position des Vaters impliziert dies nicht. Vielleicht weil die
Position einer zweiten Bezugsperson eher eine symbolische Funktion für das Kind einnimmt und
bedeutet, falls hier etwas nicht unterschätzt wird.
2.2 Autorität und Familie – Vaterfunktion
Zunächst einige Fragen entlang der Debatte des Verlustes der Vaterfigur im Sinne des
Niedergangs der Autorität1. Es scheint, als wäre das ein Kennzeichen unserer heutigen
Gesellschaftsordnung, aber diese Debatten sind nicht neu. Zu Zeiten beispielsweise, in denen das
Kino zu einer bürgerlichen massenkulturellen Institution wurde, war es – einerseits – die zentrale
Aufgabe des Films „...die Familie als gesamtgesellschaftlichen Disziplinierungsfaktor zu
restituieren. […] 'Rettung der Familie' ist in ähnlichem Sinne auch die Devise der deutschen
Reformbewegung“ (Schlüpmann1990:10). Warum ist/war der Erhalt (Klein)Familie derart
relevant? Vergangene und aktuelle Realitäten betrachtend könnte man zu dem Schluss kommen:
Ja, der Vater ist Repräsentant einer Autorität, „nicht weil er sich als würdig erweist, sondern er
erweist sich als würdig, weil er der Stärkere ist“ (Horkheimer 2010:386). Anders formuliert,
repräsentiere er eine unter der Autorität liegende symbolische Struktur und daher kann er sie
ausüben, was der Vaterfunktion entspräche und nicht mit der Vaterschaft zu verwechseln sei (vgl.
Verhaeghe 2009:130). Die Familie als ideologische Figur gedacht bildet hier vielleicht eine Art
Rahmen, der die Autorität überhaupt in der Vaterfigur sich repräsentieren lässt und diese Position
aufrecht hält. Die Familie gilt (oft nach wie vor) als Einheit, als Erzeugerin autoritärer Gesinnung,
welches das Ziel politischer, religiöser und moralischer Bewegungen sei. Er, der Vater, trete zu
Hause als Herr auf, was seine Nachkommenschaft an Bescheidung und Gehorsam gewöhne. Das
relevante Resultat sei ein Menschentypus, der nicht dazu erzogen sei, den Dingen auf den Grund
zu gehen. Selbstständiges Denken, welches über bloße Feststellungen und ein bloßes Aufnehmen
von Vorliegendem hinausgehe, übersteige den geformten Horizont, man habe gelernt, sich
kritiklos der religiösen und sonstigen Kategorien zu bedienen (vgl. Horkheimer 2010:390f). Bei
Copjec findet sich ein Gedankengang, der einen etwas weiteren Horizont zu umfassen scheint:
Eine alte ödipale Ordnung des Begehrens würde ersetzt durch eine Ordnung des Triebs, Sinn und
Sein, Schutzmechanismen gegen die jouissance gäbe es keine mehr (vgl. ebd. 2004:211). Diese
Wandlung vollziehe sich unter anderem aufgrund der Veränderung der Verhältnisse im
Allgemeinen: Es gibt keinen „Körper des Königs“ mehr (ebd. 2004:201), der die Grenzen (einer
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Nation) bestimme, ein Subjekt finde niemanden mehr, der etwas bestätige oder rechtfertige und
die letzten Anhaltspunkte lösen sich auf (vgl. ebd. 2004:189f). Ein unterworfen-Sein im Sinne von
Sub-iectus und nun (auch) eine Art ausgeliefert-Sein, vielleicht im Sinne von Sub-debilis?
Inmitten eines Systems, einer Bürokratie, die uns mit all ihren Ver-ordnungen, Regeln und
wiederum Verordnungen, die die Regeln regeln, verwaltet. Orientierung und Anhaltspunkte
entlang von Paragraphen und moralischen Zeigefingern, die so tun, als erzeugen sie Ordnung.
Trügerisch. Hier soll nun nicht Fürsprache für eine zentrale Figur gehalten werden, wie einen
Körper des Königs. Wiederum eine Tendenz, diesen Körper auf all die Einzelbereiche der
Bürokratie zu 'verteilen', ist vielleicht eher eine verzweifelte oder ängstliche Reaktion1. Ohne
Gott, ohne König? Ein Subjekt versucht sich in einer Welt zu orientieren, sucht Antworten und
dies nun ohne zentrale Figur? Freiheit als Belastung, es ist scheinbar der menschlichen Spezies
inhärent, sich nicht selbsttätig orientierbar machen zu können. Vielleicht muss es jetzt aber
selbstständig, erwachsen werden, in Anerkennung des Subjekt-seins, des Erscheinen-als, ohne
eine Legimitierung eines (symbolisierten) zentralen Anderen erwarten zu können?
Vielleicht lässt sich mit Marcuse unterstreichen, dass wir einen, vielleicht für viele, schmerzhaften
Prozess durchlaufen, aber langfristig betrachtet, könnten diese Veränderungen durchaus positiv
und wichtig sein (vgl. Marcuse 2010:421). Hier kommt ein Aspekt ins Spiel, der sehr
wahrscheinlich einen Kern trifft: Die Veränderung, die vor allem eine Veränderung der Position
der Frau bedeutet. Veränderungen der Position der Mutter, der Frau bedingen automatisch eine
Verschiebung der Position des Mannes und Vaters und dies scheint für viele empörend.
Nun ein Versuch, diesen Verschiebungen näher zu kommen: Verhaeghe spricht von einer Junkie-
Ideologie als neuem Mythos, ein Hier und Jetzt und Sofort im Sinne einer Illusion eines spontanen
Materialismus (vgl. ebd. 2009:152). Des Weiteren erklärt er ähnlich wie Copjec, das früher eine
gewisse Basis nie in Frage gestellt wurde - der König ist tot, es lebe der König - und das nun aber
eben grundlegende Prinzipien ins Wanken geraten (vgl ebd. 2009:99). Die Vaterfigur sei nicht
mehr Repräsentant der väterlichen Autorität, biete keinen Schutz mehr vor einer zu Grunde
liegenden Gefahr (die mit Weiblichkeit zu tun habe) und die Söhne seien verzweifelt auf der
Suche nach einer Alternative (vgl ebd. 2009:99). Die Dinge sind nicht mehr an ihren
vermeintlichen Plätzen und die Forderung, (vgl. Hall 2004:110f). Was heißt das für die Töchter?
Welche Rolle spielen Veränderungen, die es möglich machen, dass Väter die Position der ersten
Bezugsperson einnehmen und die Mütter beispielsweise arbeiten gehen und somit symbolischen
1 Es sei kurz angemerkt, dass der sogenannte „Ruf nach Autorität“ oftmals der sogenannten rechten Szene in die
Hände spielt und die Angst vieler Menschen vor Orientierungslosigkeit ein enormes Problem darstellt. Der Ruf
nach Autorität bedeutet für manche vermeintliche Sicherheit, für andere Zwang. Für eine politische Diskussion
ist an dieser Stelle leider kein Platz, aber es sei in Sachen Macht und Autorität auf zB Arendt, 1970 verwiesen
(Bürokratie als „Tyrannis ohne Tyrann“)
10
Funktionen innehaben? Bleibt eine Mutter vielleicht immer auf Grund der Schwangerschaft und
Geburt eine Art erste Bezugsperson, da ihr Verhältnis deshalb über Symbolisches hinausgeht?
Dies soll nicht bedeuten, dass sie ‚zu Hause‘ bleiben müsste, es betont nur das grundlegende
Verhältnis. Ein Vater kann als erste Bezugsperson fungieren und aufgrund des ‚Spiels‘ von An-
und Abwesenheit zum ersten Anderen werden, die Mutter wiederum wäre in Folge jene, die dies
unterbricht. Ob das die Triade komplexer macht, sei dahingestellt, jedenfalls nicht unmöglich.
Dies sollten nur Überlegungen am Rande sein.
Somit zurück zu ‚den Töchtern‘: Zu diesen findet sich nichts, dafür aber zu den daraus
gewachsenen Frauen: Diese müssten sich fallweise den älteren Männern zuwenden, da ihnen die
gleichaltrigen eher wie verängstigte Pubertierende entgegentreten. Ihnen fehle der Vater-Patriarch
und somit verblieben sie in einer Art Sohnrolle (vgl. ebd. 2009:100). Welche Umwege tun sich
hier auf? Welche Generation ist gemeint und was ist mit den wiederum nachfolgenden Söhnen?
Stellt sich außerdem die Frage, ob denn eine ältere Generation von Männern nicht ebenso Angst
vor 'der Weiblichkeit' hätte und diese nur überdeckt, in dem sie sich auf (im Grunde)
Rollenzuweisungen stützen und somit eine erzeugte Sicherheit/Angstlosigkeit nur eine
vermeintliche ist? Was passiert, wenn genau diese Stütze kippt? Ist vielleicht gerade das einer der
Momente der Veränderungen? Wenn die Stütze der Rollenzuschreibung - also ein sich-verlassen-
auf eine Art 'Männer sind so und Frauen sind so' - nicht mehr gilt, wären es dann schlussendlich
vielleicht in erster Linie Menschen, die sich begegnen? Menschen, die als Mann oder Frau
erscheinen, aber genau das würde nun nicht mehr wie ein so-Sein gedacht und zementiert.
2.3 Durch den Mythos durch
Wer interpretiert was und wie und warum. Wie verläuft der Prozess, wenn aus einem Text, einem
Mythos ein tieferer Sinn gezogen wird, vermeintlich erkannt wird? Gibt es diesen tieferen Sinn?
Gibt es ihn heute, gab es ihn damals, zu Freuds´ Zeiten, zu Homers Zeiten? Der Mythos und sein
tieferer Sinn: ein Fundament der Gesellschaft, eines, welches eine „normale Liebeswahl
sicherstelle“ (Roudinesco 2006:10), meinte Freud 1914 und kurz vor seinem Tod unterstreicht er
dieses noch einmal und hebt den Komplex auf den Thron der „wertvollsten Neuerwerbungen n
der Menschheit“ (ebd. 2006:11). Wenn nun eine normalisierende familiäre Ordnung den tieferen
Sinn darstellen soll, oder das die Funktion des Komplexes wäre, wäre es dann in dieser Form der
Interpretation eher eine ideologische? Wenn sich tatsächlich Mütter eher den Söhnen zuwenden
und Väter eher den Töchtern, dreht sich die Theorie hier noch um tieferen Sinn und was bedeutet
es, dass Frauen sich wiederum älteren Männern zuwenden ‚dürfen‘, Männer aber nicht älteren
Frauen (eine Thematik, die bereits seit der Antike interessante Blüten treibt und seit je her ein
11
‚männlicher‘, also phallozentrischer Diskurs ist). Weil die Vaterfigur in ihrer Funktion als
symbolische gedacht wird und somit ein ‚älterer Mann‘ nicht als das ‚wiedergefundenes
Objekt‘ fungieren kann? Was bedeuten sich ändernde Bezugs- und Familienverhältnisse? Ein
zentraler Moment beim Ödipusmythos, ein nackter Rest, könnte die Aufforderung der Sphinx an
Ödipus sein »Erkenne dich selbst«. Bei Verhaeghe zielt dies auf die Fragen ab »Wer ist er, wohin
gehört er«. Diese 'Wahl', vor der Ödipus sich befindet, entspricht den Grundmomenten einer
Entwicklung, in der sich ein jedes Subjekt fragt, wer er/sie ist, also »der oder die bin ich?« und
sich eine weibliche oder männliche (persönlich-subjektive) Wirklichkeit etabliere (vgl. König
2005:253). In erster Linie gehe es um ein Werden eines geschlechtlichen Wesens und
unterschiedliche Erfahrungsräume, die sich etablieren, wenn aus „Kopffüßlern
Geschlechtswesen“ (ebd. 2005:253) werden. Dazu kommt der Moment, in dem die Eltern nicht
mehr als zwei Seiten „einer Objektkontur“ wahrgenommen werden, sondern als zwei Objekte
(vgl. ebd. 2005:253f). König unterstreicht hier das Gewahr-werden der Geschlechterdifferenz
aufgrund der Genitalien der Eltern als Grundmoment und das virtuelle Vorstellungen von
Geschlecht auch schon vor diesem Moment im Subjekt entwickelt seien (ebd. 2005:253f). Hier
stellt sich dennoch die Frage, inwieweit das Elternpaar aufgrund unterschiedlicher Genitalien
tatsächlich ausschlaggebend sein soll, dies unterstelle nämlich, dass gleichgeschlechtliche
Elternpaare diesen Prozess nicht ins Rollen bringen könnten. Ebenso würden sehr schamhafte
Eltern ebenfalls das Erkennen einer Differenz verunmöglichen. Die Geschlechterdifferenz wird
wahrscheinlich auch ohne Blick auf die Genitalien wahrgenommen, da das, was die Differenz 'tut'
mehr beinhaltet, tiefer liegt als zwei unterschiedliche Organe, die eine Möglichkeit einer
Repräsentanz sind. Oder ganz anders: Die Geschlechterdifferenz, wie wir sie seit langem meinen
zu kennen, ist etwas, dass sich produziert, aus Angst vor Orientierungslosigkeit, dem Drang um
ein gewisses Wissen um sich und des anderen? Schlägt das, was Differenz repräsentiert, eine
Furche, macht einen Riss und das Subjekt soll sich nun eine Seite entlang des Risses nehmen, sich
platzieren, bevor es sein Leben lang im Spagat verbringen muss? Ilsabe Witte erläutert die
Prozesse, indem sie der Erfahrung der Liebesszene der Eltern die Entstehung des Individuums
zuschreibt, den Beginn der Sexualität der Verführungsszene und die Konstituierung des
Geschlechtsunterschieds der Kastrationsphantasie (vgl. Witte 2007:153). Auch hier spielt wieder
unter Anderem die Elternimago eine Rolle, aus zwei wird drei, das Subjekt findet sich als Drittes
und soll nun Position beziehen gegenüber zwei geschlechtlichen Bezugspersonen ohne bereits
diese Repräsentationen und Gefüge verbalisieren zu können. Momente, die Gegensätzliches
trennen und verbinden, nicht-Sagbares in Sagbares transportieren und irgendwo in diesem
Geschlinge finde man eine Art Fundament?
Natürlich sind nur Dinge, die erscheinen wiederum beobachtbar, aber das scheinen in Erscheinen
12
sollte nicht ignoriert werden. Sichtbares, vermeintlich Eindeutiges, repräsentiert Etwas oder
verweist wiederum auf Etwas und dieses lässt sich wahrscheinlich oft nicht 'festnageln', Grenzen
von 'Wissen' sind hier markiert. Es ist fraglich, wie Verknüpfungen, Brücken und Deutungen von
diesen ‚Etwas‘ wirklich greifen können sollen, wenn Repräsentationen von … und dessen
Zuschreibungen als Richtschnur gelten? Ein weiterer Gedanke dreht sich um die Momente, in
denen sich Nicht-sagbares zeigt und die Idee, dass eine Theorie umso besser greifen kann, desto
weniger sie sagt. Beweglich bleibt, also ein Weniges an Definitionen und Festlegungen beinhaltet.
Zurück zum Vater, soll er streng sein, soll er liebenswürdig sein? Ist er der, der auf den Tisch
haut? Ist er der, der als Gegenpol zur Mutterfigur agiert, für das Kind als Instanz erscheinend, sich
herauszuholen zu können? Eine Instanz, die nicht notwendigerweise anwesend sein muss, der
Vater als symbolischer, in seiner Funktion ist er Anspruchsberechtigter, legitimiert durch die
Mutter und er untersagt diese wiederum, ein imaginärer Akt betreffend ein reales Objekt (vgl.
Lacan 2006:201). Aus Zwei werden Drei. Das Dritte, entweder als Mädchen, oder als Junge,
unterschiedlich im „normativierenden Ausgang des Ödipus erkennt das Kind nicht zu haben –
nicht wirklich das zu haben, was es hat, das ist der Fall beim Knaben -, was es nicht hat, der Fall
beim Mädchen“ (ebd. 2006:202). Anders formuliert ist die Funktion des Vaters „ein für den
ersten, in die Symbolisierung eingeführten Signifikanten, den mütterlichen Signifikanten,
eingesetzter Signifikant zu sein“ (ebd. 2006:203). Ein Eingreifen in den Wechsel von An- und
Abwesenheit, dem das Subjekt quasi ausgeliefert ist und es so – sich herausholen | s´en sortir –
kann. Es bleibt die Frage offen, wie determiniert wir sind, was unsere genitale Beschaffenheit
betrifft. Lacan spricht von der Funktion des Ödipus, die unter anderem die Übernahme seines
eigenen Geschlechts durch das Subjekt darstelle, also der Mann den virilen Typus und die Frau
den femininen Typus übernehme (ebd. 2006:193) und es scheint, für diese Übernahme wäre vor
allem das Körperbild ausschlaggebend. Wäre dies ein ‚normaler Ablauf‘, der ödipale Prozess in
seiner unter anderem ‚normativierenden Funktion‘ dann erfolgreich?
13
2.4 Irritierende Bilder, irritierte Blicke
Abb. 2:„Geschlinge-Geschlechtsakt“
Es könnte das Gefühl entstehen, Freud versuche ‚krampfhaft‘ dieses hier sichtbare Geschlinge
auseinander zu deuten. Im Folgenden sei eine kurze Einsicht in Freuds Interpretation des Bildes
aus dem Text „Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci“ gegeben: Einerseits sei die Frau
nur angedeutet, wiederum sei der Männerkopf feminin gezeichnet, Freud sieht (Ab)Scheu in
seinem Gesicht, beschreibt die hier weibliche Brust als 'schlappbrüstig' gezeichnet, das weibliche
Genital sei vernachlässigt, dagegen das männliche fast schon präzise gezeichnet und im
Besonderen stößt ihm die stehende Position der beiden auf, denn durch das Liegen würde
gewissermaßen das Wollen ausgedrückt, in der erwünschten Situation längere Zeit hindurch zu
verweilen. Die gröbste, wie Freud es nennt, Fehlleistung, sieht er in den unteren Extremitäten, die
Beine 'passen' nicht, hier habe Leonardo männlich und weiblich vertauscht. Freuds Irritation lässt
vielleicht das Auseinander-nehmen dieser Figur(en) folgen, damit es wieder 'in Ordnung' komme.
Ein Liebesspiel 'darf' nicht stehend erfolgen. All dies scheint etwas mehr zu sagen, über ihn,
wiederum meine Lesart nun auch über mich. Und Sie? Muss man in diesem Bild die Wirrungen
eines Malers sehen? Wer ist mehr verwirrt? Wie klar und eindeutig müssen die Repräsentationen
weiblich und männlich (seien sie gezeichnet oder dargestellt in Personen um uns herum) sein,
damit wir nicht irritiert sind? Dürfen wir nicht irritiert werden, wollen wir nicht? Berührt uns das
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an einer Stelle, rührt dies an Etwas, das nicht angerührt werden soll. Warum?
3. Sprechende Sein
Es stellt eine Notwendigkeit dar, für einen Menschen zu sein. Im Sinne von: hier, inmitten der
anderen Menschen, zwischen anderen Körpern erscheinen können und ansprechbar sein. Ein
vermeintliches Erkennen, dem manche, vielmehr alle, ausgesetzt sind. Im Grunde ist es eine
Notwendigkeit, dieses Erkennbar-sein (können), um erscheinen zu können. Ein seltsames
Wechselspiel von kennen und scheinen. Pfade, die eigentlich nicht so eindeutig sind, wie es
manche gerne hätten oder genauer – brauchen, um ihr eigenes vermeintliches so-Sein aufrecht
halten zu können. Ge-schlecht?
Unbewusstes und Ideologie, Subjekt und Gesellschaft. Kultur. Wie verläuft in diesen Gefügen
eine Subjekt- und Geschlechtskonstitution? Differenz oder Diversität? Kann man Körper in zwei
Bereiche ordnen? Sind Kultur und soziale Normen Interpretationen, die aus körperlichen
Diversitäten resultieren? Ein Begreifen, Deuten und Erfassen wollen von Etwas. Kategorien
konstruieren, Platz schaffen, um sein zu können?
3.1 Kastrierte Sein
Unser Körper, ist das Ich oder mich? Was erkennen wir? „Alles, was das Kind in dieser Fesselung
durch sein eigenes Bild lernt, ist genau der Abstand, der zu seinen inneren Spannungen
besteht“ (Lacan 2003:16), denn da ist etwas abwesend. Das, was darin aufgerufen wird, könne
darin nicht erscheinen, aber „diese Abwesenheit ist auch die Möglichkeit eines Erscheinens,
beherrscht durch eine Anwesenheit, die anderswo ist“ (Lacan 2010:63). Ein Ich, ein Gefühl von
'das bin Ich' schwankt also immer zwischen einer Art Bild-von-sich und etwas jenseits davon. Das
unterstreicht, dass ein sich als Mann-sagen oder Frau-sagen eigentlich nicht (allein) durch das
Bild etabliert wird. Also wäre die Körperoberfläche allein nicht ausschlaggebend. Nun ein
Versuch des Nachvollziehens einer Subjektentwicklung entlang der relevanten Momente, die ein
Subjekt zu einem geschlechtlichen werden lassen: Das Spiegelbild2 ist zur phallischen Phase in
einer korrelativen Position und in dieser geht es ebenfalls um ein Fehlen (vgl. ebd. 2010:406),
fort. Der Ausfall eines Objekts, sei zentral in diesem Verhältnis, das fehlende Instrument
bezeichnet als -φ. Hier gibt es nichts, was den Phallus symbolisieren kann, das Genießen des
Anderen rückt näher, die Kastrationsangst finde ihren Platz (vgl. ebd. 2010:367,380). Lacan
spricht ebenfalls von einem Kastrationsbegehren, da der Andere hier der Agent der Kastration sei
2 Lacan beschreibt, wie ein Schimpanse von seinem Spiegelbild relativ schnell ablasse. Die meisten Tiere tun
dies, da sie sich auf ihre Sinne verlassen. Man riecht im Spiegelbild kein Lebewesen, insofern ist es
uninteressant. Das wir Menschen als vergesellschaftete Subjekte unserer Sinne offenkundig verlustig gegangen
sind, oder das Visuelle sich über alle anderen pfropft, wäre eine interessante, andere Diskussion
15
und wiederum das Subjekt dessen Begehren, den Anderen als begehrend, anerkennen müsse.
Dieses Begehren wiederum trenne 'sich' vom Genießen des Anderen ab, also ein Ausfall des
Genießens des Anderen, dass stelle sich als ein Mangel dar (vgl. ebd. 2010:418), also -φ. Objekt a
löst sich heraus. Das Begehren kann sich abtrennen, als Begehren des Anderen. In Folge wäre es
das Bild, das Objekt würde, den Phallus symbolisieren kann in Verbindung mit der Macht des
Anderen, „die das Trugbild des menschlichen Begehren ist“ (ebd. 2010:368) und das Spiegelbild
nun diene als Stütze, als „narzisstische Stütze der Selbstbeherrschung in ihrer Beziehung mit dem
Ort im Anderen“ (ebd. 2010:385). Der Blick des Anderen ist „nicht klar, […] er ist verhangen und
sich selbst zugewandt“ (Copjec 2004:48). Das Subjekt habe kein ‚Bild‘ vom Begehren des
Anderen, es bleibe unbestimmt und dieser Mangel sei wiederum Ursache für unser Begehren (vgl.
ebd. 2004:75). In beiden Fällen „hat das Begehren keinen Inhalt, […] es ist auf nichts gerichtet,
weil die Sprache uns keine unwiderlegbare Wahrheit, kein positives Ziel liefern kann“ (ebd.
2004:74). Sozusagen ist da nichts mehr und das Subjekt zieht sich heraus entlang einer Linie, die
sich etabliert jeweils exakt in dem Moment, in dem sie beschritten würde und die bereits aber
schon besteht. Bereits besteht, da das Subjekt als Kind von den Eltern (meist) erwartet wurde, ein
Platz somit bereits besteht, dieser aber eingenommen werden muss. Einen Weg gehen, der ‚im
Gehen‘ eine eigene Position ‚macht‘ und symbolisiert, zur Repräsentation bringt.
Die Kastrationserfahrung ist ein zentraler Moment ohne Objekt, welches in den anderen Phasen
oder Stadien – wie der oralen oder analen – als (schützendes, stützendes?) Medium zwischen den
Figuren agieren konnte. Das Subjekt ist mit dem Anderen direkt konfrontiert, was es sich mit sich
konfrontieren macht? So schiebt es sich in eine Position, vom Genießen des anderen gedrängt. das
Begehren, es „bleibt immer in letzter Instanz Begehren des Körpers, Begehren des Körpers des
Anderen ...“ (ebd. 2010:270). Vielleicht ist die Nähe von Spiegel/Bild, Kastrationserfahrung,
Angst und das sich Platzieren ausschlaggebend für das sich-Halten am Visuellen und
Sprachlichem, mehr ‚haben‘ wir nicht? Sein und Sehen scheinen eng verknüpft. Das erzeugt in
Betrachtenden eine Art scheinbare Macht, eine Position vermeintlichen Wissens und somit ein
Gefühl von Sicherheit. Zum Sehen kommt die Sprache hinzu, die benennt. Betrachtende sind
immer in Bildhaftes eingeflochten. Ein (Ab)Bild ist somit für jede/n immer etwas Anderes, eine
klare Definition eines Bildes kann es nicht geben und in etwas Bildhaftem kann nichts gefunden
werden, was mich in meinem quasi Suchen bestätigt. Verdeckt das Bildhafte immer auch etwas?
Wenn ja, wäre dies vielleicht ein Brandherd für Angst (gilt es nicht ebenso für Begriffe?).
Hervorgerufen durch ein Fehlen, welches wiederum durch Bildhaftes überdeckt, übermalt wurde?
Ein Gefühl von Unwohlsein oder einer Unheimlichkeit? Ist es unsere Gestalt, das Bild unseres
Körpers und der vermeintlich nahtlose Zugang dazu, der etwas 'verdecken macht'?
„Sie [Erkenntnis/Anerkennung unserer eigenen Gestalt] setzt, dass diese Erkenntnis in sich selbst begrenzt
ist, denn sie lässt etwas von dieser ursprünglichen Besetzung unserem Sein entgehen, das durch die
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Tatsache gegeben ist, als Körper zu existieren. Ist das nicht eine nicht nur vernünftige, sondern auch
nachvollziehbare Antwort, wenn behauptet wird, dass eben dieser Rest, dieser nicht verbildlichte
Rückstand über irgendeinen Umweg, den wir bezeichnen können, sich auf dem für den Mangel
vorgesehenen Platz manifestieren wird, und das auf eine Weise, die, eben weil sie nicht spiegelbildlich ist,
infolgedessen unerkennbar (irrepérable) wird? Der Ausfall gewisser Merkmale (repères) ist schließlich eine
Dimension der Angst“ (ebd. 2010:83).
Und wie steht es mit der Sprache, die Bildhaftes mit Begriffen unterlegt und es somit
(aus)sprechbar macht? Vielleicht notwendigerweise akzeptieren wir diese Verweise, dieses
Geflecht, stützen uns darauf und meinen zu erkennen. In der Sprache findet sich die „Ursache
dafür, dass das Subjekt sich immer anderswo realisiert” (ebd. 1991a:267). Ein Körpergefühl, das
verworren beginnt, vielleicht verworren bleibt. Sprache, die diese Wirrungen benennt und dem
Subjekt Bahnen ermöglicht sich zu form-ulieren. Geht es Hand in Hand, Ge-gut?
3.2 Hochstapelei und Maskerade - Gewohnheitstier
Was hat all dies eben umschriebene mit Gesellschaft, Rollenzuschreibung, Religion oder Familien
zu tun? Im Grunde wenig und dennoch Einiges. Zwei Faktoren: Die geschlechtsspezifischen
Differenzen, die einerseits eine grundlegende Positionierung im Aussagevorgang (énonciation)
bedeuten, also ein sich setzen als Argument im Verhältnis zur phallischen Funktion, aus einer
logischen Forderung im Sprechen resultierend (vgl. Copjec 2004:245f) und andererseits wird
diese Position durch „die kulturellen Wertungen, die allein sichtbaren Objekten Existenz
zubilligen“ (Seifert 2004:22) ge- oder verformt? Sind es diese (Ver)Formungen, die uns zu ‚den
Männern‘ und ‚den Frauen‘ machen? Entlang von Dingen, die vollständig im Sicht- und
(An)Sprechbaren liegen, die wir immer wieder bestätigen wollen, uns selbst und auch die anderen,
da dies wiederum unser so-Sein bestätigt? Festlegungen, Rollenzuweisungen, Stereotype,
Verhaltenszuschreibungen. Dinge, die uns vorbeten, wie Männer und Frauen seien. Die
Begründungen fehlen natürlich nicht: Gehirne, Chromosomen, Hormone, Körperteile,
Traditionen, Evolution. Wir beten das manchmal nach. Die Differenz scheint nicht nur in der
Subjektwerdung einiges in Bewegung zu setzen. Vielleicht ‚müssen‘ viele von uns diese Differenz
immer wieder betonen und bestätigt bekommen, weil es nur auf ein vermeintliches Sein verweist?
Eine tatsächliche Subjekt-Formung durch Sprache, die in so-Sein mündet ist daher nicht möglich,
da diese Annahme über das Täuschende der Sprache hinwegsehen würde. Gerade die Falschheit
stelle sicher, dass das Subjekt nicht als ein bestimmter Sinn von Sprache ins Sein kommen würde
(vgl. Copjec 2004:75). Ansprüche auf positive sexuelle Identität, also auf Männlichkeit, im Sinne
von einer Verkörperung desselbigen, wären nach Lacan Hochstapelei, ebenso bei der Frau bloße
Maskerade (Copjec 2004:264f). Nun kann man aber den Eindruck gewinnen, dieses Verhalten ist
‚normal‘. Wenn in Theorien von den Mädchen und den Jungen gesprochen wird, also die, die
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Mädchen sind oder Jungen sind, weil sie beschaffen sind so und so, deren Entwicklung demnach
so und so ‚zu verlaufen hat‘, schleicht sich hier nicht ein Fehlschluss ein? Auf der anderen Seite
sind wir in der Sprache und somit kommen wir nicht umhin, Bildhaftes, Sprache und Körper
inmitten dieser Ebenen zusammen zu denken und zu praktizieren, leben? Wäre es dennoch
sinnvoll und konsequent von als Frau/als Mann Erscheinenden zu sprechen, um diesem eben
erläuterten Ansatz gerecht zu werden?
So und Deshalb?
Wir befinden uns in einem Gewirr, keine Zuschreibungen, keine greifbare Bedeutung,
Wechselspiele, keine Worte. Fort. Dann ist hier etwas, das ist anders. Sichtbar. Da. Das schlägt
sich nieder in einen Bereich, rührt an und aus diesem, unsichtbar. Fort. Wir platzieren uns. Das
schlägt sich nieder, bedeutet, wir sind sichtbar. Da.
Wie erläutert, stellt das Spiegelstadium und das dort auftauchende Bild in unserer Gesellschaft
einen Prozess für das Subjekt dar, welches Momente der Kastrationserfahrung quasi hinter sich
hat und im Bild ein trügerisches aber rettendes Objekt findet, eine Art Seinsgrund. Vielleicht ist
das ein Punkt, dass sich Herausholen via etwas Bildhaftem, welches erzeugt, dass wir uns oftmals
ganz selbstverständlich über unser Bild definieren und auch vieles entlang Visuellem festlegen.
Das wahrgenommene Bild, beteiligte Personen und wie sie das Bild sehen „… als eine
Identifikation, … als eine beim Subjekt durch die Aufnahme eines Bildes ausgelöste
Verwandlung“ (Lacan 1991:64). Der Blick auf etwas, der uns glauben macht, eine Realität ‚vor'
uns zu haben, etwas tatsächlich zu erkennen, Bildfalle, ein Herein-Hineinfallen? Es ist aber
wiederum auch eine Realität, eine Art Wirklichkeit, wird es. Die Frage nur, wie wir dieses Stück
Realität, von Haut umgeben mitten in sozialen Gefügen und Selbstbezügen, (er)leben. Der Eintritt
in die Sprache vollzieht sich entlang des Bildes und dieser Vollzug gebe uns eine Art Subjektivität
wieder (vgl. ebd. 1991:64), es wird ein Selbstbild? Also (m)ein Bildhaftes, welches mich rettet
während des Ausfalls eines Objekts, entlang dessen ich mich stütze, der Focus wird verlegt nach
‚Außen‘? Mit Sprache unterlegt, das vage Bild wird benannt, wird es wiederum auch zu etwas
‚Innerem‘, sorgt dafür, dass ich nicht auf der quasi Oberfläche verbleibe. Eine Art Acht der Form
nach, die sich durch uns zieht. Wenn ein Körper etwas repräsentiere, aber selbst Repräsentationen
nur scheinbar verbergen, die täuschende Sprache Ursache unseres Begehrens sei und jenseits des
Signifikantennetzes, jenseits des Sehfelds eigentlich nichts sei (vgl. Copjec 2003:48), es also kein
‚Dahinter‘, kein ‚echtes Sein‘ gibt, zeigt sich die Notwendigkeit einer Konstituierung im sehenden
Sprechen oder sprechenden Sehen. Kurz: Subjekt-Sein. Jedes Sich als ein Schwankendes in diesen
Spannungsfeldern, trügerisch, wandelbar und wiederum stabilisierend. In und aus sozialen
Gefügen und mit und in sich selbst.
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Viele Fragen warfen sich auf und blieben unbeantwortet, unter Anderem vielleicht auch daher, da
es manchmal keine eindeutigen Antworten gibt. Vielleicht ist es sogar sinnvoll nicht auf
Antworten zu pochen und selbige zu konstruieren, abzuleiten, oder aus irgendwelchen Kontexten
auszugraben, um Schlüsse zu ziehen, die eigentlich nichts sagen? In der Theorie des
Ödipuskomplexes gibt es wohl eine Struktur, die greift, die erklärt und aufzeigt. Ist es aber
angebracht hieraus eine Art Dogma zu formen, eine Ideologie, starr, unbeweglich, ewig? Um eine
weitere Differenz zu eröffnen: Wann drehe ich mich tatsächlich um Unbewusstes und greife
tiefliegende Strukturen heraus, wann lässt mich Ideologie Dinge erdichten und was ist überhaupt
tatsächlich und was ist Dichtung, lässt es sich sagen, ist es erkennbar oder drehen wir uns immer
um ein Verkennen?
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