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Imperium and Officium Working Papers (IOWP)
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“
Leben und Sterben arabischer Dokumente auf Textilien in der Papyrussammlung Erzherzog Rainer
(Österreichische Nationalbibliothek)
Version 01
March 2012
Lucian Reinfandt (University of Vienna, Department of Oriental Studies) Abstract: The Erzherzog Rainer Papyrus Collection (Austrian National Library in Vienna) contains a group of 68 textiles showing Arabic script in some way or other. They form an own subject group under the signature P.Vind.inv. A.L. (for ‘Arabic linen’) and seem to have been purchased, with few exceptions, by the end of the 19th century. A good number of them consists of textiles reused as money purses, identification tags, or amulets and carrying lines of Arabic written with ink. Others are fragments of garments that had been stuffed with linings of scrap paper, the paper being former documents from Ayyūbid and Mamlūk Egypt with still readable script. Another three objects are shreds of former legal deeds written on linen cloth and being reused for tailoring. The textiles are yet another case of Arabic documents found in unsuspected places. The following paper is a preliminary version of the introductory chapter of a book collectively written by Anne Regourd (Austrian Academy of the Sciences), Fiona Handley (University of Winchester), and the present author about the Arabic textiles in the Vienna collection. It gives an overview of the objects and their assumed archaeological background before addressing a few systematic questions of document recycling, ‘biographies’ of documents, and the search for archives in Islamicate societies.
© Lucian Reinfandt 2012 lucian.reinfandt@univie.ac.at
1 Lucian Reinfandt
NFN Imperium and Officium. Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“
Leben und Sterben arabischer Dokumente auf Textilien
in der Papyrussammlung Erzherzog Rainer (Österreichische Nationalbibliothek)
Die Papyrussammlung in der Österreichischen Nationalbibliothek (vormals: Papyrus Erzherzog
Rainer) ist zusammen mit ihrer Schwester in Oxford die an Umfang und wissenschaftlicher Bedeutung
weltweit größte Sammlung ihrer Art. Sie birgt in ihren Räumen in der Neuen Wiener Hofburg
schätzungsweise 180.000 Texte auf unterschiedlichsten Materialien (Papyrus, Papier, Pergament,
Holztafeln, Ostraka und Textilien) und in zahlreichen Sprachen (Arabisch, Griechisch, Koptisch,
Demotisch, Hieratisch, Hebräisch, Aramäisch, Syrisch, Pehlevi). Von diesen Sprachgruppen
repräsentiert die arabische mit allein etwa 80.000 Objekten die umfangreichste. Unter diesen
arabischen Textobjekten findet sich eine Sammlung von 68 Textilien, verteilt auf die
Inventarnummern A.L. 1‒71, die in der einen oder anderen Form arabische Schrift aufweisen. Sie sind
bislang nicht Gegenstand systematischer Untersuchungen geworden und nur gelegentlich in der
wissenschaftlichen Literatur erwähnt.1 Darüber hinaus liegen der Wiener Papyrussammlung keine
eigenen Informationen, wie Inventare oder Fundbücher, zu ihrer Herkunft vor.2 So sind von ihnen
bislang weder Fundort noch Jahr des Ankaufs, geschweige denn Einzelheiten zum Erwerb, bekannt.
Da ihr archäologischer Kontext unbekannt ist, musste auch eine funktionale Bestimmung der
einzelnen Stücke weitgehend dunkel bleiben, denn letztere geht aus den Objekten nicht zweifelsfrei
hervor.3
Wenn hier dennoch der Versuch gemacht wird, genau diese Fragen zu klären, dann deshalb, weil
das vorliegende Buch eine Gemeinschaftsarbeit von Autorinnen und Autoren mit spezifischen
Kenntnissen ist, wodurch eine Annäherung an die Objekte von gleich drei verschiedenen Seiten
möglich wird: zum einen eine Untersuchung der materialen Beschaffenheiten der Stoffe und ihrer
Gewebetechniken (F. Handley); zum anderen eine kommentierte Edition der auf den Stoffen
sichtbaren arabischen Texte (A. Regourd); schließlich eine museumsarchäologische Aufarbeitung der Vorliegender Beitrag entstand im Rahmen des vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten Nationalen Forschungsnetzwerks (NFN) Imperium and Officium. Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom (http://imperiumofficium.univie.ac.at). 1 Die wichtigsten Publikationen (und fast die einzigen) in diesem Zusammenhang sind Karabacek 1894; 1908; 1909; Grohmann 1924. ‒ Die Bestände der Wiener Papyrussammlung wurden 1971 im Rahmen eines Monastic Manuscript Microfilm Project (Hill Monastic Library, Saint John’s University, Collegeville, Minnesota, USA) mikroverfilmt; s. Loebenstein 1983:11. Allerdings waren die A.L.-Textilien nicht Bestandteil dieser Verfilmung. 2 Das ist ein allgemeines Problem der Bestände in der Wiener Sammlung. Vgl. dazu etwa Loebenstein 1983:27: „Karabacek und Grohmann (die beiden ersten Referenten des arabistischen Teils der Sammlung 1883‒1921; L.R.) legten kein Inventar an. Das vorhandene Inventar der arabischen Papyri in „Notizbuchform“ (es handelt sich um insgesamt drei solcher Notizbücher; L.R.) geht auf Seif (Betreuer der Sammlung in den Jahren 1921‒1930; L.R.) zurück. Es gibt trotz der äußerst knappen Informationen wertvolle Aufschlüsse, bes. bezüglich der Provenienz. Für die übrigen Beschreibstoffe (gemeint sind u.a. die Stoffe; L.R.) fehlen Inventare.“ – Entgegen Loebenstein scheint mir, ausweislich der Handschrift, das erste dieser ‚Notizbücher’ noch auf Karabacek selbst zurückzugehen und das zweite auf Grohmann. Erst das dritte der Notizbücher stammt von Seif selbst. Auch sind, sehr entgegen Loebensteins Angaben, die in diesen Notizbüchern gemachten Hinweise zur Provenienz der Stücke eher spärlich und äußerst sporadisch. Darüber hinaus findet sich in ihnen keinerlei Erwähnung von A.L.-Stücken, so dass auch Loebensteins ansonsten verdienstvoller Überblick (Loebenstein 1983; Stand der Bearbeitung: 1982) die Hintergründe zu dieser besonderen Materialgruppe beinahe vollständig aussparen muss. 3 Die von Grohmann 1924 als Geldsack gedeuteten Stücke etwa dürften einen anderen funktionalen Hintergrund gehabt haben, wie aus unserer Analyse hervorgeht (siehe Editionsteil).
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 2
NFN Imperium and Officium. Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom
Hintergründe zum Erwerb dieser Stücke durch die Wiener Sammlung und der Art ihrer Aufbewahrung
heute (L. Reinfandt). Das Zusammenspiel aller drei Zugänge stellt einen entscheidenden Vorteil für
die Bearbeitung der arabischen Textilien in der Wiener Sammlung dar und einen vielversprechenden
Ansatz, mit dem die Klärung des funktionalen Kontextes (‚was war es?’) wie auch eine
Rekonstruktion des archäologischen Kontextes (‚wo wurde es gefunden?’) erstmals möglich wird. Im
folgenden sollen, zugegeben in etwas personalisierter Weise, zunächst die Umstände noch einmal
dargestellt werden, die zur Entstehung der Wiener Papyrussammlung führten.4 Von ihnen erhoffen wir
uns entscheidende Hinweise zur Erwerbung auch der A.L.-Textilien durch die Sammlung. Dann folgt
eine erste Übersicht der heute in der Sammlung befindlichen A.L.-Textilien, bevor wir uns schließlich
an einer Rekonstruktion der Erwerbungsgeschichte dieser Stücke und ihres Fundhintergrunds in
Ägypten versuchen.
Vorgeschichte
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die wissenschaftliche Welt durch spektakuläre Funde
auf der Halbinsel Krim (heutige östliche Ukraine) auf antike Textilien aufmerksam geworden. Dort in
Kertsch hatte man Gräber mit Leichen geöffnet, die in noch erhaltene römische Gewänder gehüllt
waren. Nachdem man diese Textilien nach St. Petersburg gebracht und dort konserviert hatte5, erhoffte
man sich auch von anderen Gebieten der Alten Welt ähnlich spektakuläres Material. Insbesondere in
Ägypten, das aufgrund seiner trockenen klimatischen Bedingungen und einer für archäologische
Zwecke günstigen Beschaffenheit (räumliche Distanz von Fruchtland und Siedlungsgebieten)
vielversprechend erschien, unternahm man gezielte Grabungen. Im Jahr 1882 schließlich gelang ein
solcher Fund in Ägypten. Er war im Auftrag eines österreichischen Kaufmanns mit Namen Theodor
Graf unternommen worden und brachte nicht nur die ersehnten antiken Textilien zutage, sondern
sollte in seinem Umfang sogar alle vorherigen Erwartungen übertreffen.6
Die Textilien waren im Verbund mit den großen Papyrusfunden der 1880er Jahre erworben und
nach Wien gebracht worden. Waren die Erwerbungen in Ägypten selbst das Werk von Theodor Graf,
so stand im fernen Wien eine andere Person in maßgeblicher Verantwortung: Josef [von] Karabacek
(1845‒1918), Professor für Geschichte des Orients und ihrer Hilfswissenschaften an der Universität
Wien. Dieser hatte sich seit den 1870er Jahren eingehend mit mittelalterlichen orientalischen Stoffen
beschäftigt und zu diesem Thema bereits drei Aufsätze veröffentlicht.7 Wenn auch philologisch
geschult, hatte sich Karabacek gerade von materiellen, kunsthandwerklichen Aspekten viel mehr als
vom Studium der Sprachen und Literaturen eine Lösung besonders vordringlicher Fragen zu Kulturen
und Gesellschaften des Nahen und Mittleren Ostens versprochen.8 Aus seiner Beschäftigung mit
4 Wichtige Darstellungen hierzu sind Karabacek 1882b; 1883; Becker 1906; Grohmann 1924; 1954‒55; 1966; Loebenstein 1983; Cuvigny 2009. 5 Hunger 1962a:47. 6 So der zeitgenössische Ägyptologe Georg Ebers in einem Brief aus dem Jahr 1883; vgl. Hunger 1962a:ebd. 7 Zu Person und Leben Karabaceks siehe neben Loebenstein 1983:28‒29 vor allem die Nachrufe von Rhodokanakis 1919, Wessely 1919 und mit erheblich abweichender, aber nicht ganz unbegründeter, Sicht Becker 1920. 8 Becker 1920:235‒36.
3 Lucian Reinfandt
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mittelalterlichen islamischen Textilien war die Notwendigkeit erwachsen, seine Forschungen mit
antikem Vergleichsmaterial fortzusetzen.9 Bis dahin aber kannte man antike Textilien lediglich aus
den Beschreibungen antiker Autoren; nie war es gelungen, wirkliche Objekte im Rahmen
archäologischer Grabungen zu finden. Karabacek beharrte jedoch auf der Möglichkeit, dass antike
Textilien zumindest in Ägypten gefunden werden könnten, und begründete das mit zwei
grundsätzlichen Überlegungen: auf der einen Seite die bereits genannten, für archäologische
Grabungen zuträglichen klimatischen und räumlichen Gegebenheiten Ägyptens; auf der anderen Seite
die Vermutung, dass wenn die älteren Praktiken der Mumifizierung oder Brandbestattung zugunsten
der christlich motivierten Erdbestattung aufgegeben worden waren, die Menschen im spätantiken
Ägypten nun mitsamt ihrer Bekleidung bestattet worden sein mussten. Folglich galt es, ein solches
spätantikes Gräberfeld zu finden und die Textilien (für die Menschen und ihre Totenruhe interessierte
man sich weniger) freizulegen.10
Abb. 1: Freigelegtes Grabfeld, spätes 19. Jh. (aus: Thomas 2009:138 pl. 7.2)
Über die Umstände, die zur österreichischen archäologischen Initiative führten, und über die Rolle, die
Josef Karabacek darin einnahm, existieren nicht immer ganz übereinstimmende Versionen. Zwar zeigt
sein Briefwechsel mit Theodor Graf einen tatkräftigen und weitsichtigen Initiator, der die Suche nach
Textilien wie auch Papyri in Ägypten maßgeblich vorantrieb und der die wissenschaftliche Bedeutung
der Funde von Beginn an richtig einschätzte.11 Interessant ist in diesem Zusammenhang eine
9 Loebenstein 1983:4. 10 Vgl. Thomas 2009:141: „More commonly, a body was unwrapped after exhumation, then the better-preserved, more appealing pieces were removed for collection. Collectors prized colour and ornamental compositions and so pieces with these features were retained, whereas the plain-woven and less well-preserved portions of the items to which the decorations belonged were often discarded (as were the bodies).” 11 Darauf weist schon Loebenstein 1983:4 hin. Die entscheidenden Stellen im Briefwechsel befinden sich bei Hunger 1962a:15‒29. ‒ Die Briefe, 1962 vom damaligen Leiter der Wiener Papyrussammlung Herbert Hunger herausgegeben, stammten aus dem Nachlass von Josef Karabacek und waren 1959 von der Österreichischen Nationalbibliothek angekauft worden; vgl. Loebenstein 1983:10.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 4
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Äußerung von Carl Wessely, einem engen papyrologischen Mitstreiter in Wien seit frühesten Tagen.
Dieser schrieb im Jahr 1914, Karabacek habe in der Papyrusforschung in den ersten Jahren nur eine
Nebenrolle eingenommen, habe sich, nachdem die ersten ägyptischen Funde im damaligen
Österreichischen Museum für Kunst und Industrie (am heutigen Wiener Stubenring) eingelangt und
unter ihnen auch Papyri gefunden worden seien, erst daraufhin und somit nachträglich für das Material
(hier gemeint: die Papyri) zu interessieren begonnen.12 Vielleicht wird sich Karabacek erst allmählich
in jene Rolle begeben haben, die er später dann allerdings meisterhaft auszufüllen verstand und die er
mit einer derartigen Schuhgröße versah, die zu füllen späteren Generationen nicht wenige
Anstrengungen kostete.13 Unbezweifelbar ist aber die Euphorie jener Tage und nur verständlich, wenn
man sich in Erinnerung ruft, dass es ja gerade jene großen Papyruserwerbungen waren, die Österreich
auf einen der vordersten Plätze in einem nach vorderen Plätzen wetteifernden Europa jener Zeit
brachten. Zweifellos war die erste Bearbeitergeneration vor größte Herausforderungen gestellt, wenn
es um die Ordnung und Aufarbeitung der enormen Bestände ging. Waren die ägyptischen Papyri aber
an sich schon eine wissenschaftliche Sensation an sich, so trat noch der glückliche Umstand hinzu,
dass sich im damaligen Österreich auch eine einzigartige Forschungslandschaft vorfand, die die neue
Herausforderung der ägyptischen Artefakte mehr als angemessen zu bearbeiten verstand: Es trat mit
Carl Wessely (1860‒1931), Jakob Krall (1857‒1905) und Josef Karabacek eine erste Generation von
Wissenschaftern hervor, die unter teilweise schwierigen Umständen Pionierleistungen vollbrachte, die
bis heute ihresgleichen sucht.14
Abb. 2: Josef Karabacek (aus: Hunger 1962a, pl. nach p. 32)
12 Wessely 1914:96, zitiert in Loebenstein 1983:4. Loebenstein 1983:6 hat auf nicht geringe Abweichungen in den beiden Darstellungen hingewiesen und die Tatsache betont, dass die Korrespondenz zwischen Karabacek und Graf (Hunger 1962a) ein unverzichtbares Korrektiv zu Wessely darstellen. 13 Vgl. in diesem Zusammenhang die Kontroverse um die, sicher nicht ganz unbegründete, negative Beurteilung seines Lebenswerks durch Becker 1920 (vor allem die „phantasierende“ Arbeitsweise) einerseits und um die nicht minder überzeugende verteidigende Gegendarstellung von Grohmann 1935a:437‒38 andererseits. 14 Zu Carl Wessely siehe Gerstinger 1932; Hopfner 1933. Zu Jakob Krall siehe Reymond 1983.
5 Lucian Reinfandt
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Die Orte der antiken Gräberfelder in Ägypten waren nicht mehr bekannt, und die örtlichen
Verhältnisse galten allgemein als schwierig. Es bestand Bedarf an einer Person, die über
Landeskenntnis verfügte und mit tragfähigen Verbindungen vor Ort aufwarten konnte. Darüber hinaus
sollte sie sich mit den Regeln (und Fallstricken) des Kunstmarkts vertraut zeigen sowie zumindest
elementare Fachkenntnis von Kunsthandwerklichem ganz allgemein besitzen. Überdies hatte sie im
stetigen Kontakt zum Diskurs der damaligen europäischen Wissenschaft zu stehen, also ein Gefühl für
das ‚objektiv Wahre und Richtige’ zu behalten – mit einem Wort: das in Ägypten einzukaufen, wofür
sich die europäische Wissenschaft (zufällig) interessierte. Diese einzigartige Person fand Karabacek in
dem Kaufmann und Antiquitätenhändler Theodor Graf, dem „textilen Schliemann“, wie er vom
zeitgenössischen Wiener Kunsthistoriker Theodor Frimmel, nicht ohne Hintergründigkeit, genannt
worden war.15 Graf hatte sich bereits seit den 1860er Jahren dauerhaft in Ägypten niedergelassen und
war dort als Leiter der Kairoer Außenstelle eines Alexandriner Handelshauses tätig. In dieser Funktion
wusste er seine Geschäftskontakte zu bedeutenden Einkäufen auf dem ägyptischen Antikenmarkt zu
nutzen. Nach einigen Jahren genug an Profit erzielt, um sich selbständig zu machen und in Wien ein
Geschäft für orientalische Teppiche zu gründen, hielt er sich auch später noch regelmäßig und für
längere Perioden in Ägypten auf, um dort Antiquitäten einzukaufen.16
Abb. 3: Theodor Graf (aus: Hunger 1962a, pl. nach p. 16)
Zwischen Josef Karabacek und Theodor Graf hatte sich bereits vor den großen ägyptischen Textil-
und Papyrusfunden eine enge Zusammenarbeit entwickelt, als Karabacek gelegentliche
wissenschaftliche Expertisen zu einzelnen Stücken geliefert hatte, die Graf neu in Ägypten erworben
hatte.17 Diese Verbindung (aus der sich später auch eine persönliche Freundschaft entwickeln sollte)
sollte sich nun als nützlich erweisen, als Karabacek im Jahr 1880 Graf mit der Suche nach spätantiken
Friedhöfen in Ägypten beauftragte.18 Graf ließ daraufhin auf dem Kairoer Kunstmarkt sowie in
anderen Landesteilen über seine arabischen Mittelsmänner gezielt nach Textilien und Papyri, aber 15 Frimmel 1883:434. 16 Hunger 1962a:46. Zu Otto Theodor Graf (1840‒1903) allgemein siehe Hunger 1962a:11, Anm. 1. 17 Hunger 1962a:13; Loebenstein 1983:4. 18 Hunger 1962a:25. ‒ Bereits 1877 hatte es im Fayyūm erste große Papyrusfunde gegeben. Sie stammten aus dem Gebiet der antiken Gaumetropole Krokodilopolis-Arsinoë, von den beiden etwas nördlich der modernen Kreisstadt Madīnat al-Fayyūm gelegenen Schutthügeln Kawm al-Ḫaryāna und Kawm Fāris. Die dort gefundenen, später planmäßig ausgegrabenen Papyri, die später als Erster Fayyūmer Fund bekannt werden sollten, hatte man seit 1877 in Kairo zum Kauf angeboten. Schweinfurth 1887:59; Grohmann 1954‒55:12.
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auch anderem orientalischen Kunsthandwerk und ganz allgemein nach Antiquitäten suchen.19 In
zeittypischer kolonialer Manier bezeichnete er die Vertrauensmänner in seinen Briefen an Karabacek
als „seine Araber“, die kürzlich „wieder in das Innere gegangen“ seien.20 Mit ‚dem Inneren’ war dabei
nicht der Kairoer Basar gemeint, in den man sich durchaus auch ‚hineinbegeben’ konnte, sondern
vielmehr die ägyptische Provinz, wie aus einer Formulierung Grafs vom 11. April unzweifelhaft
hervorgeht: „Meine Araber (…)! Seit 8 Tagen sind sie von Cairo abwesend, um Sachen für mich zu
sammeln und erwarte ich (sic) ihre Rückkehr mit einiger Spannung und Ungeduld!“21 Die
Formulierung ‚in das Innere gehen’ gibt einen schönen Eindruck von der Vorstellungswelt des
österreichischen Kaufmanns, die offensichtlich nicht ganz ohne Anleihen an ein als undurchdringlich
und weitgehend konturlos-fremd empfundenes Restägypten auskam (man fühlt sich an Jules Vernes
‚Reise in das Innere der Erde’ oder an koloniale Nilquellensuchergeschichten erinnert). Oder wollte er
nur gegenüber seinem Briefpartner in Wien ein bisschen aufdrehen? Grundsätzliche Berührungsängste
mit dem Land scheint er nämlich nicht gehabt zu haben, und wir wissen, dass er bisweilen auch in
eigener Person außerhalb der Hauptstadt reiste, so in das mittelägyptische Asyūṭ (im März 1881) oder
die im Nildelta gelegene Stadt Ṭanṭā (im April 1882).22 Vielmehr werden Nützlichkeitserwägungen im
Vordergrund gestanden haben: Der Europäer konnte wohl auf den gängigen (und sicheren)
Hauptrouten innerhalb Ägyptens reisen, weniger leicht hingegen an unkonventionelle Plätze, und
wenn ihm letzteres doch gelang, muss seine Anwesenheit merkwürdig und sicherlich preistreibend
und einem geräuschlosen Einkauf von Antiquitäten abträglich gewesen sein. Überdies arbeiteten
‚seine Araber’ ja zuverlässig und besorgten ihm auch in jenen Zeiten Stücke, in denen er selbst sich
längere Zeit in Wien aufhielt, und sandten sie ihm dorthin nach.23 Dabei waren die erworbenen Waren
von einer großen Variationsbreite, was in zweifacher Hinsicht vorteilhaft war. Denn zum einen ließen
sich damit Karabaceks wissenschaftliche Interessen mit Grafs wirtschaftlichen Interessen in Einklang
bringen: Was Karabacek für seine Arbeit nicht relevant erscheinen mochte, konnte sich immer noch
gewinnbringend in Europa verkaufen lassen. Zum anderen aber stellte es auch eine
Vorsichtsmaßnahme für die Tätigkeit in Ägypten selbst dar, denn die disparate Natur der gekauften
Objekte verschleierte jenes eigentlich vorliegende Interesse an Textilien und Papyri, welches,
übermäßig vorgebracht, zu der stets drohenden Sensibilisierung der ägyptischen Behörden oder aber
der wissenschaftlichen Konkurrenz aus Deutschland und England beigetragen hätte.
Anfangs kam die Suche nur schleppend in Gang und war von Misserfolgen begleitet. Die hohen
Erwartungen wurden auf eine harte Probe gestellt. Auch in Syrien versuchte Graf sein Glück, blieb
jedoch auch hier erfolglos und setzte daraufhin seine Suche erneut in Ägypten fort.24 Noch im Februar
19 So in einem Schreiben an Karabacek vom 17. April 1882 und auch später noch vom 19. November 1887. Hunger 1962a:32; 75. 20 So in Briefen an Karabacek vom 17. April und vom 20. September 1882 sowie auch noch später vom 21. November 1887. Hunger 1962a:32; 42; 76. In einem anderen Brief vom 11. Februar 1887 spricht er in diesem Zusammenhang von „meinen Beduinen“. Hunger 1962a:71. 21 Schreiben vom 11. April 1882. Hunger 1962a:30. 22 Hunger 1962a:22; 23; 33. 23 Schreiben vom 8. Mai und 20. September 1882. Hunger 1962a:36; 42. 24 Hunger 1962a:47‒48.
7 Lucian Reinfandt
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1881 hatte Graf aus Kairo geschrieben, dass ihm „alte Stoffreste bis dahin noch nicht unter die Hände
gekommen seien“.25 Stattdessen hatte er in Kairo erste Papyri angeboten bekommen, die er am 7.
März 1881 an Karabacek nach Wien schickte und sie ihm mit Schreiben vom selben Tag ankündigte.26
Da in Kairo weitere Ergebnisse ausblieben, begab er sich noch im selben Monat für eine Woche nach
Asyūṭ mit der Hoffnung, dort eher an die gewünschten Stoffe und Papyri zu kommen. Aber auch diese
Reise sollte ergebnislos verlaufen.27 Es sollte noch ein ganzes Jahr vergehen, bis Graf schließlich im
März 1882 der Fund eines spätantiken Gräberfeldes in der Oase al-Fayyūm gelang. Es handelte sich
bei ihm um den später berühmten textilen Gräberfund von Kawm al-ʿAẓāma, einem wenig nord-
nordwestlich von der Papyrusfundstätte Kawm Fāris gelegenen Kulturhügel in der Nähe der modernen
Kreisstadt Madīnat al-Fayyūm.28 Graf schickte umgehend eine erste Sendung mit Textilfragmenten,
(sowie 21 arabischen Papyri und 11Goldmünzen) an Karabacek nach Wien, wo sie am 8. April 1882
eintraf.29
Abb. 4: Karte von Ägypten (aus: Grohmann 1954‒55:8)
25 Graf an Karabacek vom 8. Februar 1881. Hunger 1962a:16. 26 Hunger 1962a:22; Loebenstein 1983:27. 27 Schreiben Graf an Karabacek vom 18. März 1881. Hunger 1962a:23. 28 Schweinfurth 1887:69‒71; Grohmann 1954‒55:13; 54; Grohmann 1966:81. 29 Hunger 1962a:26; 30; 31. Die Stoffe waren farbigen Medaillons bestickt und stammten aus byzantinisch, also vorislamischer, Zeit. Zu den Goldmünzen, sieben römischer und vier islamischer Herkunft, vgl. auch Hunger 1962a:35. Außerdem Loebenstein 1983:27.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 8
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Abb. 5: Karte des Fayyūm (aus: Grohmann 1954‒55:11)
Abb. 6: Karte der frühen Ausgrabungen im Fayyūm (nach Schweinfurt 1887; aus: Grohmann 1954‒55:pl. XX)
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Karabaceks Antwort erfolgte umgehend. Schon einen Tag nach Erhalt der Sendung, am 9. April 1882,
einem Ostersonntag, setzte er ein Schreiben auf, welches ein schönes Beispiel ist für Karabaceks
persönliche Seite (eine nicht unsympathische Temperamenthaftigkeit, gemischt mit einer guten
Portion Nonkonformismus) wie auch den allgemein herrschenden Zeitgeist, welcher ungebrochenen
Wissenschaftsoptimismus mit einem festen Glauben an neuzeitlich-abendländische Überlegenheit
verband. Es soll deshalb auszugsweise in seinem Wortlaut wiedergegeben werden:
„Lieber Freund! Nun ist das große Ereigniß eingetreten! Ein glänzender Anfang ist gemacht! Von Herzen gratulire
ich Ihnen zu der neuesten Erwerbung, die Sensation hervorrufen wird. Gestern kam unerwartet die sehnsüchtig
erwartete Sendung, eine Kiste mit „Büchern“, welche sich als die köstlichsten in ihrem Moder für mich wie Ambra
duftenden Fetzen enthüllten. Neben diesem „höchsten Gestank“ der höchste Wohlgeruch aus einer Lavendelflasche
entsteigend, über deren nähere Bestimmung ich völlig im Dunklen bin, ebenso wie über den Ballast in Gestalt des
kostbaren schwarzen Tuches … Also gestern Mittag [den 8. April 1882; L.R.] kam die Sendung direkt von Ihrem
Spediteur in Triest, so daß ich dem hiesigen Zollamte entrann. Das war alles sehr pfiffig durchgeführt. Wer schildert
Ihnen nun meine Jubelrufe beim Öffnen der Pakete? Wahrhafte uralte köstliche Stoffe der Byzantiner! Alles genauso
so wie ich es voraussagte u. Ihnen im letzten düster gestimmten Brief No. 3 schrieb! … Das Telegramm mit den 5
Worten „Theodor Graf, Cairo, Stoffe gut“ sandte ich ab, denn ich wollte Ihnen einen guten Ostersonntag bereiten u.
Sie nicht in banger Ungewißheit warten lassen.“30
Bemerkenswert ist die Verklärung alter Gerüche, vor allem aber auch der freizügige Umgang mit
Rechtsverhältnissen, dem Eingeständnis, geltende Zoll- und Ausfuhrbestimmungen der
österreichischen wie wohl auch der ägyptischen Behörden gezielt umgangen zu haben durch
fälschliche Deklarierung der Textilien als ‚Bücher’. Entlastend für letzteres mag der Umstand sein,
dass man als Räuber nicht allein war, dass man vielmehr von wissenschaftlichen Vertretern anderer
europäischer Nationen umgeben war, den Fachvertretern der deutschen, englischen, italienischen oder
französischen Altertumswissenschaften, die sicher mit ganz ähnlichen Methoden vorgingen.
Vielleicht ist das gemeint mit der dringenden Bitte Karabaceks, Graf solle in Ägypten unter keinen
Umständen die Nachricht von seinem Papyrusfund verbreiten.31
Was aber schreibt Karabacek zum Inhalt dieser ersten Sendung aus Ägypten? Sein Brief fährt
folgendermaßen fort (Sperrungen im Original):
„Nun hören Sie, was sich in Kürze über die mir gesandten Stoffreste sagen läßt. Es sind folgende: 1. Große bunt
gestickte Leinwanddecke (sehr gut erhalten), viereckig. Dazu kleine Abfälle. 2.‒3. zwei diverse buntgestickte
Leinwandstoffe; kleinere Fragmente. 4. Eine prächtig erhaltene Borte mit feinen Ranken-Dessins,
g o b e l i n a r t i g g e a r b e i t e t ! Also auch eine Arte Stickerei. 5. Eine rothe gewebte Bordüre mit
eingestickten Ornamenten. Eine Tunica clavata d. h. ein Hemdartiger Überwurf mit aufgenähten Medaillons,
bestehen a) in dem untern Theil der Tunica mit je zwei Medaillons vorne u. hinten. b) wohlerhaltener unterer Theil
30 Hunger 1962a:25‒26; Loebenstein 1983:4. – Die zeitbedingte Orthographie und einige stilistische Eigenheiten Karabaceks sind von mir hier wie im folgenden beibehalten worden, um den Eindruck des Originals nicht zu schmälern. 31 Hunger 1962a:28.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 10
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eines Ärmels mit Besatz, einer schönen g o b e l i n a r t i g e n Stickerei, c) wohlerhaltener Brustbesatz, bestehend
aus derselben frisch erhaltenen g o b e l i n a r t i g e n Stickerei.“32
Es wird deutlich, wie ausgeprägt Karabaceks Interesse zu dieser Zeit noch vor allem an
„gobelinartigen“, das heißt bestickten und allgemein kunsthandwerklich aufwändigen Einzelstücken
war. In diesem Zusammenhang äußerte er auch sein nachdrückliches Interesse an Seidenbrokaten.33 Er
setzt fort im Brief mit zusätzlichen Erläuterungen zu kunsthandwerklichen Aspekten, die Grafs
weitere Kauftätigkeit im Sinne der Forschungsinteressen Karabaceks steuern sollten. Aus ihnen wird
deutlich, wie wichtig Karabacek die einzelnen Objekte, wie zweitrangig ihm hingegen, zumindest bei
oberflächlicher Betrachtung, archäologische Fundkontext war:
„Die Leinwand ist im Dessin gestreift, die Medaillons sind ebenfalls in gobelinartiger Stickerei, doch mit anderen
Zeichnungen ausgeführt. Auf der andern Seite dieses Briefes finden Sie einige schnell hingeworfene Zeichnungen
nach byzantinischen Mosaiken und Miniaturen, welche ähnliche Tuniken mit Medaillons darstellen, wie auch die
Skizzen unsrer Tunica, des Besatzes u. eines der Medaillons (clavi). Diese Leinwandtuniken hießen „pura et clavate
lintea“ „rein weiße mit clavi versehene Linnenkleider“. Clavus heißt eigentlich „Nagel“, so nannte man auch die
Rundplättchen u. Buckeln, die als Verzierungen an Goldschmiedearbeiten angebracht wurden. … Jetzt wissen wir
genau wie sie ausgeschaut haben u. es können die falschen Übersetzungen dieses Ausdrucks berichtigt werden. –
Dieser Fund ist wissenschaftlich epochemachend und wird auch Ihnen Früchte tragen: glauben Sie mir die Fetzen
sind s e h r werthvoll. Trachten Sie so viel als möglich davon zu acquiriren. Vielleicht sind Sie von noch größerem
Glück begünstigt und erhalten weitere Clavi-Stoffe, ja vielleicht g o l d g e s t i c k t e (chrysoclavi)! Instruiren Sie
die Araber u. ermuntern Sie dieselben! Wie wird Kremer34 schauen, der sich negirend verhielt und immer sagte,
Stoffe werden nicht zu finden sein. Vorläufig halte ich reinen Mund; N i e m a n d wird davon erfahren, A l l e
sollen, wenn es Zeit sein wird, von dem Funde geblendet werden. Lassen Sie kein F e t z c h e n aus, wenn es auch
noch so unscheinbar sein sollte. Da Sie nun wirklich alte Stoffe gesehen, werden Sie sich kaum mehr täuschen lassen.
Überhaupt mögen die Araber A l l e s bringen, was sie zugleich mit den Geweben finden, wie Metallgegenstände
etc. Es könnten sich Stücke finden, die zu den Gewändern gehörten. Ganz ein rasendes Glück wäre es wenn sie
Stoffrestchen mit g r i e c h i s c h e n oder „ k u f i s c h e n “ I n s c h r i f t e n fänden! … Ich möchte vor
Freude laut aufjubeln, wenn ich nun diese kostbaren Fetzen immer u. immer wieder ansehe. Ich habe sie von den
Moderabfällen u. Staub gereinigt u. jedes besonders sorgfältig eingemacht u. eingeschlossen. Dazu kommt noch
unser alter K o p t i s c h e r – welch’ herrlicher Anfang!!“35
Allerdings ist Karabacek zugute zu halten, dass bei ihm ein Bewusstsein für den Fundkontext sehr
wohl erkennbar ist, und es mögen vielleicht eher die unübersichtlichen Verhältnisse vor Ort gewesen
sein, die alle weiteren Fragen nach der Provenienz von Objekten von vornherein aussichtslos machten
(„überhaupt mögen die Araber alles bringen, was sie zugleich mit den Geweben finden, wie
Metallgegenstände etc. Es könnten sich Stücke finden, die zu den Gewändern gehörten“).36 In
32 Hunger 1962a:26. 33 Hunger 1962a:29. 34 Alfred von Kremer, Orientalist (1828‒1889) und Freund Karabaceks. 35 Hunger 1962a:26‒27. 36 In diesem Zusammenhang ist auch seine Aufforderung an Graf zu würdigen, beim Einkauf von Textilien „kein Fetzchen aus(zulassen), wenn es auch noch so unscheinbar sein sollte“. Oder an anderer Stelle: „So schön aber diese Stücke zum größten Theile sind, ist mein Verlangen nach den andern minder ansehnlichen um Nichts geringer worden: Sie dürfen mich
11 Lucian Reinfandt
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merkwürdigem Gegensatz dazu steht aber sein eigentümlicher Überschwang, seine geradezu
rauschhafte Verklärung, die weniger einem auf Sachlichkeit und Distanz zum Forschungsobjekt
bedachten allgemeinen Wissenschaftsideal seiner Zeit zu entsprechen scheint. Diese Faszination für
das Objekt suchte Karabacek auch auf Graf zu übertragen in dem Wunsch, ihm damit einen Sachwert
jenseits des reinen Geldwerts (auf dem Kunstmarkt) glaubhaft zu machen und damit seine
Kauftätigkeit letztendlich zu animieren. Vielleicht mag dahinter auch eine Besorgnis von Seiten
Karabaceks gestanden haben, dass Graf, allzu sehr vom Geldwert der Antiquitäten gesteuert, den
Blick für wissenschaftlich interessante Stücke (Fragmente, weniger hochwertiges Material etc.)
verlieren könnte. Völlig unreflektiert scheint bei ihm die Steigerung des allgemeinen Sachwerts der
Textilien (und Papyri) durch den zeitbedingten gesellschaftlich-wissenschaftlichen Diskurs, in anderen
Worten: die Wertsteigerung der Objekte allein durch die normativ gesetzte ‚Bedeutung’ für die
Wissenschaft (und die durch entsprechende Nachfrage der Fachvertreter erzeugte Knappheit auf dem
Kunstmarkt). Hier blieb Karabacek Kind seiner Zeit. Durchaus reflektiert hingegen scheint bei ihm die
Diskrepanz zwischen wissenschaftlichen und kommerziellen Wertbestimmungen. Denn sein
Bemühen, Graf von seiner eigenen Faszination für den „nach Ambra duftenden Moder“ (s.o.) zu
überzeugen, ist ja auch eine Anspielung auf den Wert (für den Wissenschaftler) des nicht
vordergründig Gewinnbringenden (für den Kaufmann).
Graf scheint diese Motive schon früh verstanden zu haben, denn auch die zweite Sendung, die er
bereits am 4. April 1882, noch vor Erhalt einer Empfangsbestätigung Karabaceks zur ersten Sendung
aufgegeben hatte, enthielt ganz ähnliches Material. Er kündigte sie mit Schreiben vom 11. April als
„noch besser als die erste“ an.37 Diese zweite Sendung enthielt weitere Textilfragmente, die nach
Grafs Ansicht denjenigen der ersten Sendung in zeitlicher und handwerklicher Hinsicht entsprachen,
jene aber in Schönheit und Qualität noch übertrafen.38 Mit dieser und der vorangehenden Sendung war
nun mittlerweile ein Korpus an Stofffragmenten zusammen gekommen, das nicht weniger als 20
verschiedene Typen von Ornamenten aufwies. Karabacek datierte alle in die Zeit des byzantinischen
Ägyptens (284‒642 n. Chr.), vermutete jedoch eine unterschiedliche Provenienz: Während er eine
Stoffbinde, auf der er mit Tinte geschriebene koptische Schriftzeichen erkannte, aus naheliegenden
Gründen als ägyptisch identifizierte, vermutete er für die „herrlichen Borten“ derselben Sendung,
aufgrund stilistischer Merkmale der Ornamente, die ihm denjenigen eines eindeutigen persischen
Stücks in einer Maastrichter Sammlung zu gleichen schienen, eine persisch-sasanidische Herkunft,
also Importe nach Ägypten.39
deshalb nicht für unbescheiden halten, denn gerade ein kleines Fleckchen Urkunde kann eine längst erwünschte Aufklärung bringen.“, beide im selben Schreiben an Graf vom 9. April 1882. Hunger 1962a:27‒28. 37 Hunger 1962a:30. Der 4. April 1882 als Tag der Sendung ergibt sich aus Grafs Bemerkung im selben Schreiben vom 11. April, nach der er das Paket „vor 8 Tagen“ von Alexandria geschickt hätte, wobei der 11. April mit eingerechnet ist. Vgl. die diesbezügliche Anspielung Karabaceks auf Erhalt ebendieser Sendung vom 4. April bei Hunger 1962a:28. 38 Schreiben Graf an Karabacek vom 17. April 1882. Hunger 1962a:31. 39 Schreiben Karabacek an Graf vom 11. April 1882. Hunger 1962a:28‒29. Bei dem koptischen Stück handelt es sich vielleicht um P.Vind.inv. K. 11363 (= Karabacek 1894:12 Nr. 59). Zu dem persischen Stoff in Maastricht siehe a.a.O.:34.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 12
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Neben Ornamenten hatte Karabacek aber auch starkes Interesse an den Gewebe an sich. Er erhoffte
sich von ihnen, gerade von ungemusterten Gebrauchsstoffen gröberer Natur, entscheidende Hinweise
zur besseren Kenntnis der spätantiken Textilproduktion und damit gesellschaftlicher Hintergründe
ganz allgemein.40 Dem sollte Grafs dritte Sendung vom 5. April 1882 entscheidend nachkommen,
denn diese enthielt eine noch größere Anzahl spätantiker Stoffe, diesmal allerdings von mehrheitlich
gröberer Qualität. Graf hatte Karabaceks Interessen verstanden und nicht gezögert, gerade auch solche
Stücke nach Wien zu schicken, deren Wert für Karabaceks Forschung, wie er ausführt, trotz oder
gerade auch wegen ihrer groben Qualität und der damit verbundenen erhebliche Erweiterung der
Kenntnisse vom spätantiken Stoffhandwerk, also auch der gewöhnlichen Stoffe, liege.41 Die dritte
Sendung enthielt gefütterte Leinwandstücke mit „nach innen herabhängenden Zotteln“, außerdem wie
schon in der zweiten Sendung eine Reihe von „gobelinartig bestickten“ Brokatfragmenten „à haute
lisse“ sowie einige „zum Theil ziemlich vollständig erhaltene Gewänder, ein Kinderleibchen darunter
mit Lederknopf u. Schlinge!“.42 Weiterhin wird diese dritte Sendung jenen „rauhen nach Art der
Sammete gewobenen Baumwollenstoff, welcher dem zu Badetüchern verwendeten Rubber-Stoff
völlig gleicht“ enthalten haben, den man als Teil „einer Tunika eines hochgestellten römischen
Würdenträgers aus dem 4. Jahrhundert n. Chr.“ ansah.43 Vielleicht gehörten zu diesen groben,
handwerklich weniger spektakulären Stücken der dritten Sendung auch solche, die arabische Schrift
trugen die später eine A.L.-Signatur bekamen (diese weisen in der Tat in ihrer Mehrheit einen
textilhandwerklich unspektakulären Charakter auf). Das aber lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen.
Darüber hinaus war die dritte Sendung von Bedeutung für Karabaceks Vermutung einer persischen
Herkunft der „gobelinartig bestickten“ Brokatfragmenten „à haute lisse“. Denn sie enthielt neuerliche
Brokatfragmente ganz ähnlich jenen der zweiten Sammlung, allerdings nun mit eingestickten
Schriftzeichen, die Karabacek als (mittelpersische) Pehlevi-Schrift identifizierte und die er als Siglen
einer iranischen Produktionsstätte deutete. Wie zur Bestätigung fand sich auf einem anderen Stück das
gestickte Abbild einer persich-sasanidischen Krone. Mit Hilfe dieser Entdeckungen datierte er die
Stoffe der dritten Sendung in den Zeitraum von ca. 628‒700 n. Chr.44 Eine Ausnahme stellte lediglich
„eine ganz kleine Stickerei (aber nicht gobelinartig)“ dar, welche „die arabischen Buchstaben ـ ـ =
het“ trug und deshalb von ihm definitiv in das 8. Jh. n. Chr. datiert wurde. Das Stück scheint heute
verloren oder aber in der Sammlung nicht auffindbar, auf jeden Fall nicht inventarisiert zu sein, denn
die noch am ehesten in Frage kommenden Stücke A.L. 5 (keine Stickerei), A.L. 6 (nur und ـ
erkennbar) und A.L. 48 ( ـ entsprechen alle nicht Karabaceks Beschreibung.45 ( ا
40 Schreiben Karabacek an Graf vom 11. April 1882. Hunger 1962a:29. 41 Schreiben Graf an Karabacek vom 17. April 1882. Hunger 1962a:31. 42 Schreiben Karabacek an Graf vom 20. April 1882. Hunger 1962a:34‒35. Vgl. auch Georg Ebers erläuternde Bemerkungen dazu in Hunger 1962a:48. 43 Hunger 1962a:48. 44 Karabacek an Graf vom 20.April 1882. Hunger 1962a:34‒35. 45 Hunger 1962a:35.
13 Lucian Reinfandt
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Mit Schreiben vom 8. Mai 1882 berichtet Graf Karabacek von seiner vierten Sendung aus Ägypten.
Diese habe unter anderem ein „mit Figuren und Vasen“ besticktes Stoffstück von 15‒20 cm Breite und
50 cm Länge enthalten, welches er als das bislang schönste an Karabacek geschickte Textil
bezeichnete. In diesem Zusammenhang äußerte Graf seine Hoffnung, dass es sich bei ihm nicht schon
wieder um ein sasanidisches, sondern jetzt „echt römisches oder alt griechisches“ handelte, damit die
Wiener Sammlung auch um solche Stücke erweitert würde.46
Verschickung Art der Sendung Inhalt (nach Angaben Korrespondenzpartner)
7.3.1881 Erste Papyrussendung „Papyrusfragmente mit arabischer Schrift“
vor 4.4.1882 Erste Textilsendung (anbei
21 arabische Papyri, 7
römische Goldmünzen und
4 islamische Goldmünzen)
„1 große bunt gestickte Leinwanddecke (sehr gut erhalten), viereckig, dazu
kleine Abfälle (Karabacek)“
„2 buntgestickte Leinwandstoffe (in Fragmenten) (Karabacek)“
„1 prächtig erhaltene Borte mit feinen Ranken-Dessins, gobelinartig
gearbeitet (d.h. mit Stickerei) (Karabacek)“
„1 rote gewebte Bordüre mit eingestickten Ornamenten (Karabacek)“
„1 Tunica clavata d.h. ein hemdartiger Überwurf (aus gestreifter Leinwand)
mit aufgenähten Medaillons (gobelinartig bestickt), bestehend a) in den
untern Teil der Tunica mit je zwei Medaillons vorne u. hinten; b)
wohlerhaltener unterer Teil eines Ärmels mit Besatz, einer schönen
gobelinartigen Stickerei; c) wohlerhaltener Brustbesatz, bestehend aus
derselben frisch erhaltenen gobelinartigen Stickerei (Karabacek)“
4.4.1882 Zweite Textilsendung „eine Anzahl clavi (Karabacek)“ (d.h. mit gestickten Medaillons besetzte
Leinwandtuniken)
„köstliche Borten (Karabacek)“
(Zusammen mit der ersten Textilsendung) „haben wir schon gegen 20
verschiedene Ornamente beisammen! (Karabacek)“
„1 Binde mit Inschrift, wie mir scheint koptisch (Karabacek)“
5.4.1882 Dritte Textilsendung
(anbei Glaswaren nicht-
antiker Herkunft)
„Stoffreste/Borten mit Medaillons (Graf) = gobelinartig bestickte
Brokatfragmente ‚à haute lisse’ mit gestickten Pehlevi-Schriftzeichen und
dem gestickten Bild einer sasanidischen Krone (Karabacek)“
„eine ganz kleine Stickerei (aber nicht gobelinartig)“ mit Resten zweier
arabischer Buchstaben (Karabacek)“
„ziemliche Anzahl dicker Stoffe von ziemlicher Größe (Graf) = gefütterte
Leinwandstücke mit nach innen herabhängenden Zotteln (Karabacek)“
(wohl grobe Leinenstoffe)
„verschiedene zum Teil ziemlich vollständig erhaltene Gewänder, darunter
ein Kindergewand mit Lederknopf und Schlinge (Karabacek)“
vor 8.5.1882 Vierte Textilsendung „weitere Partie alter Stoffe, darunter ein Stück, 15‒20 cm breit und ca. 50
cm lang, gestickt mit Figuren, Vasen etc. und dürfte dies das schönste von
allen bis jetzt eingekauften Stücken sein; nur ist es etwas beschädigt (Graf)“
Tabelle 1: Übersicht über die ersten Sendungen spätantiker Textilien
46 Hunger 1962a:36.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 14
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Karabacek selbst übernahm die Restaurierung der Textilien. Schon bei den ersten beiden Sendungen
vom April 1882 kümmerte er sich noch am selben Tag um Sortierung, Reinigung und fachgerechte
Aufbewahrung und mühte sich darum, die Textilien auf Karton zu spannen, ganz so wie es auch die
Kollegen in Berlin gemacht hätten.47 Der gute Fortgang der Ordnung und Konservierung hatte schnell
zu einer großen Menge ausstellungsfähiger Stücke geführt, so dass man sich bald zum Schritt an die
Öffentlichkeit entschloss und bereits im folgenden Jahr, am 27. März 1883, in Wien eine Ausstellung
unternahm.48 Gezeigt wurde eine Auswahl von 455 textilen Objekten, 295 Papyri (davon 107
arabische) sowie 19 (arabischen) Papieren aus dem damals in Wien vorhandenen Bestand des Ersten
Fayyūmer Funds.49 Ort der Ausstellung war das von Rudolf Eitelberger geleitete damalige
Österreichische Museum für Kunst und Industrie (heutiges Museum für Angewandte Kunst am
Wiener Stubenring).50 Karabacek hielt den Eröffnungsvortrag, der anschließend separat publiziert
wurde, und verfasste außerdem einen eigenen Ausstellungskatalog.51 Bezeichnender Weise hob der
Ägyptologe Georg Ebers, damals in Leipzig, die wissenschaftliche Bedeutung insbesondere der
Textilien dieser Ausstellung in einem zeitgenössischen Zeitungsartikel hervor.52 Während andere
europäische Sammlungen wie Berlin oder Paris ebenfalls bereits Papyri, und vielleicht sogar noch
bedeutendere, besäßen, sei die Wiener Sammlung spätantiker Textilien ganz einzigartig in der Welt.53
Nach Schließung der Ausstellung kam es zur Jahreswende 1883/84 dann zu einer materiellen, nicht
aber räumlichen Aufteilung der Sammlung, bei der alle mit Tinte beschriebenen Objekte (Papyri,
Papiere, Knochen, Pergamente, Hölzer, Tonscherben) von den Textilien getrennt und als separates
Korpus durch den Erzherzog Rainer, damaliger Protektor der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften, erworben und forthin als sogenannte Papyrussammlung geführt wurden.54 Die
Textilien hingegen wurden vom Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, dem Ausrichter
der vorangegangenen Ausstellung, angekauft.55 Beide Korpora, Papyrus- wie Textilsammlung,
verblieben jedoch vorerst gemeinsam in den Räumen des Museums.56 Karabacek hatte die Befugnis
erhalten, in diesen Räumen an den Papyrusbeständen zu arbeiten und bei Bedarf weitere
Wissenschaftler einzustellen – eine Möglichkeit, von der er umgehend und mit glücklicher Hand
Gebrauch machte.57 Es steht zu vermuten, dass die 1883 erfolgte Trennung in zwei verschiedene
47 Karabacek an Graf vom 11. und 20. April 1882. Hunger 1962a:29; 35. 48 Graf 1962:45‒48; Grohmann 1954‒55:13. 49 Hunger 1962a:46; Loebenstein 1983:27. Der offizielle Ausstellungskatalog dazu ist Karabacek 1883. 50 Loebenstein 1983:4. 51 Beide sind in einem Band publiziert als Karabacek 1883. 52 „Theodor Graf’s Entdeckung antiker Gewandstoffe“, in: Münchener Allgemeine Zeitung vom 23.8.1883; wiedergegeben in Hunger 1962a:46‒48. Vgl. dazu auch Loebenstein 1983:4. 53 Hunger 1962a:47. 54 Hunger 1962a:55. Man wollte mit diesem Schritt einen befürchteten Ankauf von deutscher Seite verhindern und die Objekte „für Österreich sichern“ (so Grohmann 1954‒55:13 in zeit- und landestypischer Diktion). Dass die seinerzeitige Rettung ‚für Österreich’ nicht allen beteiligten Seiten begreiflich war, zeigen die im Vorfeld recht schwierigen Verkaufsverhandlungen, dargestellt bei Loebenstein 1983:4‒5. 55 Grohmann 1924:5; Grohmann 1954‒55:13; 55; Grohmann 1966:81; Loebenstein 1983:5. 56 Loebenstein 1983:5. 57 Loebenstein 1983:5‒6. Vgl. allerdings die Einschränkung bei Loebenstein ebd., dass es für die Befugnis Karabaceks, seinerseits weitere Mitarbeiter einzustellen, keinen weiteren Beleg als seine eigene Aussage dazu gibt. Die weiteren, von Karabacek herangezogenen Bearbeiter waren David H. Müller, David Kaufmann, Gustav Bickell für die semitischen und
15 Lucian Reinfandt
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Sammlungen auch der Zeitpunkt war, zu dem die von uns bearbeiteten arabisch beschriebenen Stoffe
mit den Signaturen A.L. von den übrigen Textilien getrennt und den Papyri zugeführt worden sind.
Erst nach dem Tod des Museumsleiters Eitelberger 1886 bekam die Papyrussammlung dessen
ehemalige Dienstwohnung, ebenfalls im Museumsgebäude, zugewiesen. Dort konnte eine auf sechs
verschiedene Räume verteilte ständige Ausstellung eingerichtet werden, die ab 1894 ihre Türen
öffnete.58
In den Jahren 1886‒1894 kam es zu umfangreichen Neuerwerbungen an Papyri. Auch erschienen
in diesen Jahren wichtige Publikationen.59 Man kann für die Jahre bis 1894 von der konstituierenden
Phase in der Geschichte der Wiener Sammlung sprechen, die ja nicht kontinuierlich gewachsen,
sondern schlagartig und beinahe überstürzt entstanden war mit den großen Papyrusfunden der 1880er
Jahre. Spätere Erwerbungen sollten den Bestand zwar weiter auffüllen, aber nie mehr auch nur
annähernd dieselben Mengen nach Wien führen, wie es die allerersten Funde getan hatten.60 Allein im
Bereich der Arabica waren mit dem Ersten und Zweiten Fayyūmer Fund bis 1885 etwa 4.000 Objekte
in die Sammlung gekommen.61 Während das Material des Ersten Fayyūmer Funds von den dortigen
Schutthügeln von Kawm al-Ḫaryāna und Kawm Fāris stammte, kam das Material des Zweiten Funds
neben den genannten außerdem von dem etwas weiter östlich davon gelegenen Schutthügel Kawm aṭ-
Ṭayyāra.62 Unter beiden Funden befand sich außerdem Material aus Ihnās, dem antiken Herakleopolis
Magna.63 1886 kam es zur Erwerbung größerer Mengen an arabischen Papyri und vor allem Papieren
aus al-Ušmūnayn, dem antiken Hermopolis Magna, sowie dann 1891 von Papyri aus dem Fayyūm
sowie erneut von Papyri und Papieren aus al-Ušmūnayn.64 Im Jahr 1892 überließ der Wiener
Kaufmann Franz Trau seine private Sammlung von arabischen Papyri und Pergamenten in kufischer
Schrift der Papyrussammlung.65 Weitere Ankäufe geschahen 1893 mit Stücken aus dem Fayyūm, vor
allem Dime, dem antiken Soknopaiu Nesos, sowie erneut al-Ušmūnayn, und dann noch einmal 1897
mit Stücken, die in frühen Jahren von Theodor Graf in Ägypten gekauft worden waren und
wahrscheinlich ebenfalls aus dem Fayyūm stammten.66 Im Jahr 1899 dann kam es zu letzten Ankäufen
ägyptischer Papyri durch Erzherzog Rainer. Es handelte sich bei diesen Stücken um eine große Anzahl
von Papyri und Papieren, die der schwedische Arabist Carlo Landberg in Kairo erworben hatte und die
mutmaßlich in al-Ušmūnayn gefunden worden waren.67 Ebenfalls vermittelte der Wiener Ägyptologe
iranischen Sprachen; Karl Wessely für lateinische und griechische Objekte; Jakob Krall für die demotischen und koptischen Objekte. 58 Grohmann 1924:6; Loebenstein 1983:7. – Das genaue Eröffnungsdatum war der 19. Dezember 1894. Es handelte sich um eine Dauerausstellung, die schon damals den Titel „Papyrusmuseum“ trug. Der offizielle Führer für diese Ausstellung war Karabacek 1894. 59 Eine Übersicht über Publikationen von arabischen Stücken der Sammlung findet sich in Becker 1906:3‒4. 60 Hunger 1962a:7. 61 Loebenstein 1983:27. 62 Grohmann 1954‒55:13; Loebenstein 1983:6. 63 Grohmann 1954‒55:21; Loebenstein 1983:4. Ein zusammenfassender erster Bericht von den Umständen des Ersten Fayyūmer Funds und seiner groben Zusammensetzung ist Karabacek 1882b. 64 Grohmann 1924:6; Grohmann 1954‒55:13; 22; Loebenstein 1983:6‒7; 27. 65 ‚Schenkung Trau’. Loebenstein 1983:27. Die genaue Zahl geht aus der genannten Quelle nicht hervor. 66 Grohmann 1924:6; Loebenstein 1983:6; 7; Hunger 1962a:98‒103; 106‒11; 116‒17; 119‒20; 126‒27; 129‒31. 67 ‚Kauf Landberg’. So jedenfalls Adolf Grohmanns Ansicht auf der Grundlage von inhaltlichen Merkmalen der Texte. Grohmann 1924:6; Grohmann 1954‒55:22; Loebenstein 1983:7; 27.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 16
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Jakob Krall in diesem Jahr den Kauf einer größeren Anzahl von Ostraka für die Sammlung.68 Im
selben Jahr 1899 machte Erzherzog Rainer die Papyrussammlung dem damaligen Kaiser von
Österreich zum Geschenk, was zu ihrer anschließenden Überführung in die seinerzeitige
Hofbibliothek am Wiener Josefsplatz (heutige Österreichische Nationalbibliothek) führte.69 1911
schließlich kam es noch zum Ankauf einer größere Menge von Ostraka aus Edfu, die der Ägyptologe
Hermann Junker zuvor in Ägypten erworben hatte und unter denen sich auch zehn arabische befunden
haben sollen.70 Danach kam die Erwerbungstätigkeit, bedingt durch die politischen Ereignisse in
Österreich, für die folgenden zwei Jahrzehnte zum Erliegen.
Bestand
Papyrologischer Konvention folgend ist der Gesamtbestand der Wiener Papyrussammlung nach
sprachlichen Hauptgruppen geordnet, die ihrerseits wieder in nach Beschreibmaterial geordnete
Untergruppen zerfallen. Dieser Systematik folgend sind die arabisch beschriebenen Textilien zu einer
eigenen Materialgruppe zusammengefasst und den Arabica der Sammlung mit einer eigenen Signatur
A.L. (für ‚Arabisch Leinwand’) zugeschlagen. Die heute insgesamt 68 Objekte sind auf die
Inventarnummern A.L. 1‒71 verteilt, wobei zwei Nummern (A.L. 56; 63) bis heute unbelegt geblieben
sind und zwei Objekte (A.L. 19; 42) heute verschollen. Ein weiteres Objekt ist unsigniert und liegt den
Stoffen bei: Bei ihm handelt es sich um einen langen, mit arabischen Schriftzeichen bestickten
Turbanschal von den Maßen 71 x 454cm.71 Von den insgesamt 68 A.L.-Objekten sind 53 in der einen
oder anderen Weise mit arabischer Schrift beschrieben (Tinte) oder bestickt (Seidenfaden) oder aber
mit Altpapier gefüttert und vernäht (letztere bestehen aus Resten ehemaliger, mit Tinte geschriebener
arabischer Urkunden, die als Altpapier für Schneiderarbeiten wiederverwendet wurden). Die übrigen
15 Objekte dieser Sachgruppe weisen schriftlose Dekors (teils gestempelt), Webereien oder
Stickereien auf und sind wohl unter der Annahme, es handele sich bei ihnen ebenfalls um Stoffe aus
der arabisch-islamischen Periode Ägyptens, der Gruppe zugeschlagen worden (A.L. 6; 7; 22; 24(?);
30‒34; 39; 45(?); 47; 48; 61; 68).
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Reihenfolge der Belegung von Inventarnummern in
Grundzügen der zeitlichen Abfolge des Erwerbs der einzelnen Objekte entspricht, also: Niedrige
Nummern zeigen ältere, höhere Nummern jüngere Erwerbungen an. Allerdings wurden die meisten 68 ‚Kauf Krall’. Loebenstein 1983:7‒8. 69 Die Schenkung geschah am 18. August 1899 anlässlich des Geburtstages des österreichischen Kaisers Franz Josef. Karabacek selbst war kurz zuvor, am 10. August 1899, zum Generaldirektor der Hofbibliothek ernannt worden. Aus einem Schreiben Karabaceks geht hervor, dass die gleichzeitige Überstellung der Papyri in die Hofbibliothek und die Vergabe der Direktion an den Begründer der Papyrologie, Karabacek, in der Intention Erzherzog Rainers gelegen hatten. Zwar ließen die neuen Leitungsaufgaben Karabacek nun keine Zeit mehr für die Arbeit mit den Papyri, so dass sich der frühere Mitarbeiter Karabaceks in der Papyrussammlung, der Gräzist Karl Wessely, des Materials weitgehend allein annahm. Karabacek sollte jedoch seine Befugnisse zur Leitung der Papyrussammlung (als Abteilung der Hofbibliothek) und die angeschlossenen Publikationsorgane bis zu seinem Tod 1918 nicht aus der Hand geben, was zu bitteren Klagen von Seiten Wesselys führte. Loebenstein 1983:7‒8; 28. 70 ‚Kauf Junker’. So Grohmann 1954‒55:25. Loebenstein 1983:8; 27 spricht dagegen nur von 6 arabischen Ostraka. Hermann Junker (1877‒1962) war Ägyptologe und Afrikanist an der Universität Wien und leitete ab 1929 das Deutsche Archäologische Institut in Kairo. 71 Hinzu kommen noch fünf Leinenstücke, die bislang zu den koptischen Textilien der Sammlung gerechnet wurden, die aber ebenfalls arabische Schriftzeilen enthalten und deshalb hier von uns mit untersucht werden.
17 Lucian Reinfandt
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Stücke nicht isoliert, sondern in Gruppen gekauft, so dass man von Etappen oder ‚Generationen’
innerhalb des A.L.-Bestands sprechen muss. Innerhalb der einzelnen Anschaffungsgenerationen wird
ein gewisses Bemühen deutlich, die Stücke nach funktionalen oder materialen Gesichtspunkten in
kleinere Untergruppen zu sortieren oder zumindest mit benachbarten Inventarnummern zu versehen.
Das ist aber nicht immer ganz konsequent durchgeführt aufgrund der problematischen funktionellen
Bestimmung vieler dieser Stücke. Nach materialen Eigenschaften und funktionalen Aspekten lassen
sich die Objekte heute in fünf größere Gruppen ordnen: a. Leinenfragmente mit arabischen Schriftzeichen oder individuellen Handzeichen, die entweder gestempelt
(A.L. 1; 10; 24) oder aber mit Tinte geschrieben sind (A.L. 2; 4; 5; 8; 9; 12‒17; 20; 21; 23; 25‒28; 37; 38; 41;
44; 45; 70; 71); diese können entweder kreis- oder sogar spiralförmig (A.L. 1; 10; 24; 45) oder aber
konventionell zeilenweise angeordnet sein (A.L. 2; 4; 5; 8; 12; 15; 20; 21; 23; 25‒28; 37; 38; 41; 44; 70; 71;
unsignierter Turbanschal) oder aber eine Mischung von beidem darstellen (A.L. 9; 10; 13; 14; 16; 17);
b. Leinenfragmente, die mit Tinte geschriebene oder gemalte oder aufgedruckte oder aber mit Fäden eingestickte
oder eingewebte magische Ornamente, Stickvorlagen oder ähnliche Muster aufweisen (A.L. 6; 7; 22; 30‒33;
48);
c. gestickte Schriftbänder auf ṭirāz-Stoffen (A.L. 11; 18; 19; 48) oder Resten von Kleidungsstücken (A.L. 29);
d. Reste von Mützen oder anderen Kleidungsstücken, die gestickte oder gewebte schriftlose Ornamente oder
Muster aufweisen (A.L. 34; 39; 47; 61);
e. wiederverwendetes Altpapier aus ehemaligen Schriftdokumenten, das nun entweder als Garnspule (A.L. 69)
oder aber als Futter oder Füllung von Mützen oder anderen Kleidungsstücken verwendet worden ist und sich
heute isoliert in der Sammlung befindet (A.L. 3; 35; 36) oder aber noch in situ mit den originalen Stoffen
vernäht (A.L. 39; 40; 43; 46; 47; 49‒55; 57‒60; 62; 64‒68).
Die Objekte A.L. 49‒53 und 64‒68 sowie eventuell auch A.L. 47 und 54 gehören nach Ausweis ihrer
äußeren Eigenschaften zusammen und müssen ursprünglich ein Kleidungsstück (Mütze?) gebildet
haben. Von einem anderen gemeinsamen Kleidungsstück dürften die Objekte A.L. 45‒46, 55, 57‒60
und 62 stammen. Zusammen mit der von Karabacek 1918 publizierten Mütze (ṭāqiyya)72 hätten wir es
somit mit insgesamt drei verschiedenen Kleidungsstücken zu tun, die sich unter den A.L.-Fragmenten
erhalten haben. Weiterhin scheinen die Objekte A.L. 29 und 39 zusammenzugehören.
Alle mehr oder weniger flachen Objekte waren zum Zeitpunkt dieser Bestandsaufnahme im
Magazin der Papyrussammlung in neuen Papierumschlägen aufbewahrt. Beiliegend waren auch die
originalen Papierumschläge mit zum Teil wichtigen handschriftlichen Vermerken früherer Bearbeiter
(s.u.). Nicht-flache Objekte hingegen waren in Agfa-Fotopapierkartons aufbewahrt (es handelt sich
um die Stücke A.L. 27; 32; 49; 59; 60; 64; 65; 67; 69‒71).73 Ein Objekt (A.L. 31) ist seit Jahren
Bestandteil der ständigen Ausstellung im angegliederten Papyrusmuseum. Nicht mitbehandelt in
unserer Darstellung sind solche Textilien der Wiener Sammlung, die ebenfalls beschrieben, aber
72 Karabacek 1918:75‒78. 73 Ein erheblicher Teil der Objekte ist seitdem in bewährter Weise von den Konservatorinnen der Sammlung, Frau Mag. Andrea Donau und Frau Mag. Isabella Coranda, konserviert worden.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 18
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anderen Sprachgruppen oder anderen Teilen der Sammlung zugeschlagen sind.74 Ebenfalls nicht
mitbehandelt sind die ‚koptischen’, schriftlosen Textilien der Sammlung.75 Außerdem nicht
mitbehandelt sind arabisch-islamische Textilien, die sich in anderen Sammlungen Wiens befinden wie
etwa dem Wiener Kunsthistorischen Museum oder dem Wiener Dom- und Diözesan Museum, da
diese aus anderen Fundkontexten stammen.76
Im folgenden geben wir eine Aufstellung aller A.L.-Objekte in der Wiener Papyrussammlung. Sie
vereint solche Einzelheiten, die aus den Stücken selbst hervorgehen, mit Sachinformationen, die aus
der wissenschaftlichen Literatur bekannt sind. Zusätzliche Angaben zum Fundort und Erwerbungsjahr
sind hier auch schon aufgenommen, werden aber erst im nachfolgenden Abschnitt begründet. Die
Fettgedruckten Signaturen kennzeichnen den Wechsel einzelner Tranchen innerhalb des Bestands.
A.L. 1 Gestempeltes Leinen. 4,8x6,5cm. Stempel in runder Form. Rote Tinte. 7./13. Jh. (Bearbeitung: Grohmann
1924:59 mit Beschreibung, Lesung und Abbildung; Grohmann 1934b:854; Grohmann 1967:97 mit
Beschreibung und Lesung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924,
wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L.2 Geldsäckchen. Leinen von gelber Farbe. 20,6x19,5cm. Auf Recto vier Zeilen arabischen Textes mit
schwarzer Tinte auf den Stoff aufgetragen. Verso ist leer. (Bearbeitung: Grohmann 1924:59 nur
Erwähnung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor
1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 3 Rest einer Mütze mit Futter aus Papier. 10,4x6cm. Papier mit fünf Zeilen arabischer Schrift mit Tinte
geschrieben. Sehr kursive Schrift. Verso ist leer. 4.‒5./10.‒11.Jh. Offenbar keine Zusammengehörigkeit
mit A.L. 36. (Bearbeitung: keine.) Erworben vor 1924 (eher wahrscheinlich) oder 1949 (weniger
wahrscheinlich), mutmaßlich vor 1900. Inventarisiert zwischen 1966 und 1982. Fundort: Fundort:
vielleicht al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 4 Geldsäckchen. 10,5x7,2cm. Leinen mit arabischer Schrift mit Tinte beschrieben. Verso ist leer.
(Bearbeitung: Grohmann 1924:59 mit Lesung; Grohmann 1952:224.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich
vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder
Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 5 Handzeichen eines Kaufmanns? Leinenfragment von brauner Farbe. Grobe Qualität. 6,5x7,1cm. Auf
Recto wenige Buchstaben mit schwarzer Tinte geschrieben. Eher hebräisch oder griechisch als Arabisch.
74 Siehe z.B. die Stücke PERF 59 und 60 in Karabacek 1894:11‒12, die in koptischer Schrift geschriebene arabische Personennamen aufweisen. Siehe weiterhin die folgenden Stücke in der Wiener Sammlung: Nr. 36V (Leinenstück. 19,6 x 7,5cm. Eine Zeile arabischer(?) Schrift mit Wollfaden eingestickt. 5.‒6./11.‒12. Jh. Standort: R3_re_F1); Nr. 37V (Leinenstück. 22,6 x 10,8cm. Zwei Zeilen arabischer(?) Schrift mit rotem Wollfaden eingestickt. Standort: R3_re_F1); Nr. 38V (Leinenstück. 14,5 x 10,8cm. Eine Zeile arabischer(?) Schrift mit blauem Wollfaden eingestickt. Standort: R3_re_F1); Nr. 40V (Leinenstück. 13,6 x 7,4cm. Eine Zeile arabischer(?) Schrift mit rotem und rosa Wollfaden eingestickt. Standort: R3_re_F1); Nr. 41V (Leinenstück. 22,1 x 12,2cm. Zwei Zeilen arabischer(?) Schrift mit Wollfaden eingestickt. Standort: R3_re_F1). 75 Diese werden zur Zeit im Rahmen eines an der Nationalbibliothek angesiedelten ForMuse-Projekts (Österreichisches Bundesministerium für Forschung und Wissenschaft) unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Palme durch unsere Kollegin Mag. Ines Bogensperger bearbeitet. www.formuse.at/index.php?option=com_project&view=project&Itemid=11&pid=5 (aufgerufen 11. März 2012). 76 Die dortige Weltliche Schatzkammer im Kunsthistorischen Museum enthält eine königliche Albe (Inv.-Nr. XIII/7), ein paar Socken (Inv.-Nr. XII/12) sowie einen Krönungsmantel (Inv.-Nr. XIII/14), alle mit aufwändig gestickten arabischen Inschriften (6./12. Jh., Sizilien, Roger II.?). Editionen und Fotos in Al Samman 1982:10‒31. Das Wiener Dom- und Diözesan Museum wiederum besitzt das Grabtuch (Prot.-Nr. L-7) von Herzog Rudolf IV. von Österreich (1339‒1365) mit einer arabischen Inschrift (Seide, frühes 8./14. Jh., Iran, Ilchanidisch). Edition in RCEA Nr. 5701. Fotos in Saliger, Artur (Hg.), Dom- und Diözesan Museum, Wien. Katalog, Wien 1987, Nr. 3; Blair, Sheila / Bloom, Jonathan, Islamic Art and Architecture 1250‒1800, London ‒ New Haven 1994, Abb. 23.
19 Lucian Reinfandt
NFN Imperium and Officium. Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom
Verso ist leer. (Bearbeitung: Grohmann 1924:59 nur Erwähnung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich
vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder
Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 6 Stoffstück aus Leinen oder Wolle. 12x6cm. Vorlage bzw. Übungsstück für eine Stickarbeit. 4 Reihen von
gestickten Linien in ‚Zahnmuster’ mit feinem schwarzen Faden. (Bearbeitung: Grohmann 1924:59 nur
Erwähnung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor
1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 7 Kleines Stoffstück aus Leinen oder Wolle. Bräunliche Färbung. 2,5x7 cm. Enthält Streifen von
unterschiedlicher Breite auf Recto und Verso. Keine Schrift. (Bearbeitung: keine.) Erworben vor 1924,
wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: Fundort: al-Fayyūm
oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 8 Kleines Leinenfragment. 6,1x2,3cm. Auf Recto eine Zeile arabischer Schrift mit wenigen Buchstaben.
Verso leer. (Bearbeitung: keine.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924,
wahrscheinlich vor 1894. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 9 Etikett (Grohmann: Gefäßverschluss). Leinen. 8,4x10cm. Enthält auf Recto vier Zeilen und auf Verso
zwei Zeilen arabischer Schrift mit Tinte aufgetragen. (Bearbeitung: Grohmann 1924:59 mit Lesung;
Grohmann 1952:58 mit Lesung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924,
wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 10 Etikett. Leinen. 7,5x12,4cm. Gelbe Färbung. Recto mit gestempeltem Medaillon von 3cm Durchmesser.
Medaillon zeigt vier Linien arabischer Schrift, die von zwei Kreisen aus arabischer Schrift umschlossen
sind. Unklarer Stempeldruck, Schrift kaum lesbar. Verso ist leer. (Bearbeitung: keine.) Erworben vor
1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: al-Fayyūm
oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 11 ṭirāz. Leinen mit Seidenstickerei. 14,2x10,2cm. Sehr feine Qualität. Eine Zeile in kleiner Schrift in
eckigem Kufi-Duktus, an linkem und rechtem Rand des Stoffstücks unvollendet gelassen. Roter Faden.
(Bearbeitung: Grohmann 1924:60 nur Erwähnung; Grohmann 1934b:851.) Erworben vor 1924,
wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-
Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 12 Leinen von grober Qualität. 15,7x7cm. Auf recto acht Zeilen Text mit schwarzer Tinte und dickem
Federstrich geschrieben. (Bearbeitung: Grohmann 1924:59 nur Erwähnung. Ausstellung 2010 im Wiener
Papyrusmuseum.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich
vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 13 Rautenförmiges Leinenstück. 13,2x13cm. In der Mitte zwei Zeilen eines arabischen Textes mit schwarzer
Tinte geschrieben und von einer dritten arabischen Zeile kreisförmig umschlossen. (Bearbeitung:
Grohmann 1924:59 nur Erwähnung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor
1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 14 Amulett? Leinen von feiner Qualität. 11x11,2cm. In der Mitte drei arabische Zeilen mit schwarzer Tinte
geschrieben und von zwei arabischen Zeilen kreisförmig umschlossen. (Bearbeitung: Grohmann 1924:59
nur Erwähnung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich
vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 15 Geldsäckchen. Leinen. 9x8,4cm. In der Mitte eine Zeile arabischer Schrift mit Tinte geschrieben.
(Bearbeitung: Grohmann 1924:59 mit Lesung; Grohmann 1952:224.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich
vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder
Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 16 Amulett? Leinen. 12,5x10cm. In der Mitte drei arabische Zeilen mit Tinte geschrieben und von zwei
arabischen Zeilen kreisförmig umschlossen. (Bearbeitung: Grohmann 1924:59 nur Erwähnung.)
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 20
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Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort:
wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 17 Leinen von bräunlicher Färbung. 13,1x13,5cm. In der Mitte In der Mitte drei Zeilen eines arabischen
Textes mit schwarzer Tinte geschrieben und von einer dritten arabischen Zeile kreisförmig umschlossen.
(Bearbeitung: Grohmann 1924:59 nur Erwähnung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894.
Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-
Ušmūnayn.
A.L. 18 ṭirāz. Leinen mit Seidenstickerei. 7x7,4cm. Sehr feine Qualität. Eine Zeile in arabischer Schrift.
Schwarzer Faden. 3./9. Jh. (Bearbeitung: Karabacek 1894:228, Erwähnung; Karabacek 1909:38, Edition;
Grohmann 1924:60 mit Beschreibung; Grohmann 1934b:855.) Erworben vor 1894. Inventarisiert vor
1894. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 19 ṭirāz. Leinen mit Seidenstickerei. 3,7x14,5. Roter Faden. 295‒96 H./908 n. Chr. Objekt heute verschollen.
(Bearbeitung: Karabacek 1894:228, Lesung und Abbildung; Karabacek 1909:38 mit Edition; Grohmann
1924:60 mit berichtigter Lesung; Grohmann 1934b:851; Grohmann 1952:261 mit Lesung; Grohmann
1954‒55:pl. Xb nur Abbildung.) Erworben vor 1894. Inventarisiert vor 1894. Fundort: al-Fayyūm oder
Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 20 Verschluss einer Amphore. Leinen. 21x11cm. Dreiecksform. Weiß-gelbliche Färbung. Enthält auf Recto
zwei Zeilen arabischer Schrift mit Tinte geschrieben sowie weitere Tintenspuren. Verso ist leer.
(Bearbeitung: keine.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924,
wahrscheinlich vor 1894. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 21 Etikett. Leinen. 9,5x11cm. Auf Recto und Verso jeweils zwei arabische Zeilen mit Tinte geschrieben.
Datierung? (Bearbeitung: Grohmann 1924:59 mit Lesung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894.
Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-
Ušmūnayn.
A.L. 22 Übungsstück für eine Stickarbeit? Leinen oder Wolle. 4,5x13,1cm. Keine Schrift. (Bearbeitung:
Grohmann 1924:59 nur Erwähnung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor
1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 23 Leinenstück. 18,5x8,7cm. Bräunliche Färbung. Auf Recto zwei kurze Zeilen mit schwarzer Tinte
geschrieben. Verso ist leer. (Bearbeitung: Grohmann 1924:59 nur Erwähnung.) Erworben vor 1924,
wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Fundort: wahrscheinlich al-
Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 24 Leinenstück. 3x7cm. Weiße Färbung. Enthält in der Mitte ein mit schwarzer Tinte gestempeltes
kreisförmiges Emblem. Möglicherweise arabische Schrift. (Bearbeitung: Grohmann 1924:59 nur
Erwähnung.) Erworben vor 1924, wahrscheinlich vor 1894. Inventarisiert vor 1924, wahrscheinlich vor
1894. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 25 Fragment einer Rechtsurkunde. Leinen mit weißer Färbung. 9x10cm. Auf Rekto sieben Zeilen eines
arabischen Textes mit brauner Tinte geschrieben. Verso ist leer. 4./10. Jh. (Bearbeitung: Karabacek
1894:12 nur Erwähnung; Grohmann 1924:59 nur Erwähnung.) Erworben vor 1894. Inventarisiert vor
1894. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 26 Fragment einer Rechtsurkunde. Leinen. 3,4x5,5cm. Auf Rekto vier Zeilen eines arabischen Textes mit
brauner Tinte geschrieben. Verso ist leer. (Bearbeitung: Karabacek 1894:12 nur Erwähnung; Grohmann
1924:59 nur Erwähnung.) Erworben vor 1894. Inventarisiert vor 1894. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās
oder al-Ušmūnayn.
A.L. 27 Amulett. Leinen. 9,1x7cm. Enthält eine mit schwarzer Tinte geschriebene šahāda (muslimisches
Glaubensbekenntnis). Verglast seit dem 31.08.1954 (so auf dem alten Papierumschlag von Restaurator
Anton Fackelmann vermerkt. 2./8. Jh., Fayyūm. (Bearbeitung: Karabacek 1894:12 mit Lesung;
21 Lucian Reinfandt
NFN Imperium and Officium. Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom
Grohmann 1924:59 nur Erwähnung; Grohmann 1932:pl. Va nur Abbildung; Grohmann 1934a:427 mit
Edition (P.Bad. V 152); Klos 1955 (Nr. 3) mit Beschreibung; Hunger 1962:32 (Nr. 40) mit Beschreibung;
Demiri/Römer 2009:42 (Nr. 16) mit Edition.) Erworben vor 1894. Inventarisiert vor 1894. Fundort:
Fundort: vielleicht al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 28 Fragment einer Eheurkunde. Leinen. 21,2x6,1cm. Zehn Zeilen arabischen Urkundentextes auf Recto.
Verso ist leer. 4./10. Jh. (Bearbeitung: Karabacek 1894:12 nur Erwähnung; Grohmann 1924:59 nur
Erwähnung; Grohmann 1932:pl. V b nur Abbildung; Grohmann 1954‒55:pl. XIIa nur Abbildung. Ein
ganz ähnliches, aber wesentlich umfangreicheres Stück ist in Grohmann 1935b:52‒63 (Nr. 13‒14)
publiziert worden.) Erworben vor 1894. Inventarisiert vor 1894. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-
Ušmūnayn.
A.L. 29 Mütze III (Rest). Leinen mit Wolle. 9x4,5cm. Schwarze Streifen. Auf der Vorderseite eine Zeile mit
eingestickter arabischer Schrift (ṭirāz). Verso ist leer. Evtl. vor dem 10. Jh. Entstanden. Gehört zu A.L.
39. (Bearbeitung: keine.) Erworben vermutlich vor 1924. Inventarisiert zwischen 1966 und 1982.
Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 30 Rest einer Mütze oder einer Jacke. 15,7x9,5cm. Leinen von bräunlich-gelber Farbe in Dreiecksform. Aus
zwei Stücken zusammengenäht. Recto ist mit schwarzen Vögeln in der Größe von 2cm bedruckt. Verso
ist leer. Das innere des originalen Briefumschlags enthält eine maßstabgetreue Rekonstruktion der
Vogelmuster aus der Hand von Adolf Grohmann. Keine Schrift. 4.‒5./10.‒11. Jh. (Bearbeitung: keine.)
Erworben wahrscheinlich vor 1924. Inventarisiert zwischen 1924 und 1927. Fundort: vermutlich al-
Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 31 Amulett oder Zeichenübung. Leinen. 11,9x8,1cm. Enthält zehn Hexagramme in unterschiedlicher Größe.
Keine Schrift. 3.‒4./9.‒10. Jh. Das Objekt befand sich ausweislich eines handschriftlichen Vermerks
Adolf Grohmanns auf dem originalen Papierumschlag schon im März 1927 in der Wiener Sammlung. Es
ist Teil der Dauerausstellung im angegliederten Papyrusmuseum. (Bearbeitung: Buschhausen et al.
1995:Nr. 77 nur Abbildung; Froschauer/Harrauer 2005:Nr. 71 nur Abbildung.) Erworben vor 1924.
Inventarisiert zwischen 1924 und 1954, wahrscheinlich 1927. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder
Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 32 Seide mit Goldfarbe. 6,9x5,1cm. Auf Recto mehrere gemalte Medaillons in schwarzer, brauner und
goldener Farbe. Verso ist leer. Keine Schrift. (Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1924.
Inventarisiert zwischen 1966 und 1982. Fundort: wahrscheinlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-
Ušmūnayn.
A.L. 33 Teil eines Wandbehangs oder textiler Tapete? Leinenstoff von bräunlicher Farbe. 6,4x4cm. Enthält auf
beiden Seiten eingewebte(?) Streifen aus Wolle von dunkelblauer, rosa, grüner oder roter Wolle. Keine
Schrift. Möglicherweise vor dem 7. Jh. entstanden. (Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor
1924. Inventarisiert zwischen 1924 und 1954, wahrscheinlich vor 1930. Fundort: wahrscheinlich al-
Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 34 Rest einer Mütze. 11,5x4,5cm. Leinen in Dreiecksform mit eingewebten(?) Streifen aus blauer Wolle.
Keine Schrift. 4.‒5./10.‒11. Jh. (Bearbeitung: keine.) Erworben vermutlich vor 1924. Inventarisiert
zwischen 1924 und 1954, wahrscheinlich vor 1930. Fundort: vermutlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-
Ušmūnayn.
A.L. 35 Kleidungsstück II (Rest). 14,6x8cm. Futter aus Papier. Bei dem Papier handelt es sich um ein
wiederverwendetes arabisches Schriftstück. 4.‒5./10.‒11. Jh. Laut handschriftlichem Vermerk auf dem
originalen Papierumschlag wurde das Objekt im Jahr 1949 erworben (‚Kauf Liebl’). (Bearbeitung: keine.)
Erworben 1949. Inventarisiert zwischen 1966 und 1982. Fundort: ?
A.L. 36 Kleidungsstück II (Rest). 8,2x5cm. Futter aus Papier. Bei dem Papier handelt es sich um ein
wiederverwendetes arabisches Schriftstück. 4.‒5./10.‒11. Jh. Laut handschriftlichem Vermerk auf
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 22
NFN Imperium and Officium. Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom
originalem Papierumschlag wurde das Objekt im Jahr 1949 erworben (‚Kauf Liebl’). Offenbar keine
Zusammengehörigkeit mit A.L. 3. (Bearbeitung: keine.) Erworben 1949. Inventarisiert zwischen 1966
und 1982. Fundort: ?
A.L. 37 Kleidungsstück II (Rest). 8,8x7,7cm. Leinen mit Futter aus Papier, auf dem sich mit schwarzer Tinte
geschriebene arabische Zeilen finden. Laut handschriftlichem Vermerk auf dem originalen
Papierumschlag wurde das Objekt im Jahr 1949 erworben (‚Kauf Liebl’). (Bearbeitung: keine.) Erworben
1949. Inventarisiert zwischen 1966 und 1982. Fundort: ?
A.L. 38 Teil eines Getreidesacks? 22,5x13,5cm. Leinen von grober Qualität. Zwei Zeilen mit deutlicher
arabischer Schrift mit schwarzer Tinte geschrieben enthalten einen Personennamen wohl des Adressaten.
Laut handschriftlichem Vermerk auf dem originalen Papierumschlag wurde das Stück 1930 von Adolf
Grohmann in Ägypten erworben. (Bearbeitung: keine.) Erworben 1930. Inventarisiert zwischen 1930 und
1954, wahrscheinlich 1930. Fundort: al-Fayyūm oder al-Fusṭāṭ.
A.L. 39 Mütze III (Rest in zwei Teilen). 11,3x4,5cm. Leinen mit schwarzen Streifen und Papierfutter. Das Papier
enthält auf Recto zwei arabische Zeilen und auf Verso griechische Zahlzeichen, mit Tinte geschrieben.
4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zu A.L. 29. (Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900.
Inventarisiert zwischen 1966 und 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw.
Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 40 Saum einer Mütze. 16x7,2cm. Leinen mit gelber, roter und blauer Wolle und Papierfutter. Sizilianische
Steppnaht (laut Fiona Handley). Auf Rekto finden sich mehrere kurze Zeilen arabischer Schrift mit Tinte
geschrieben. Verso enthält ein Ornament mit Tinte gezeichnet. 4.‒5./10.‒11. Jh. (Bearbeitung: keine.)
Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert zwischen 1966 und 1982. Fundort: al-Fayyūm oder
Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 41 Stark fragmentiertes Leinenstück. 12,2x14,3cm. Auf Recto mittig eine Zeile arabischer Schrift mit
schwarzer Tinte geschrieben. (Bearbeitung: keine.) Erworben: wahrscheinlich vor 1924. Inventarisiert
zwischen 1966 und 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 42 Nicht belegt.
A.L. 43 Mütze I (Rest). 15,5x9cm. Leinen mit Wolle und Papierfutter. Dreiecksform. Zahlreiche Löcher einer
Naht. Auf Recto mehrere Zeilen kursiver arabischer Schrift mit Tinte geschrieben. Verso ist leer.
4.‒5./10.‒11. Jh. (Bearbeitung: Karabacek 1918:75‒78 mit Beschreibung und Abbildungen; Grohmann
1967:105 und pl. XVIIIa mit Beschreibung und Abbildung.) Erworben vor 1918, wahrscheinlich vor
1900. Inventarisiert zwischen 1966 und 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw.
Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 44 Zwei Leinenstücke von weißlicher Farbe. 9x6,5cm. Auf Recto zwei arabische Zeilen mit Tinte
geschrieben. Verso ist leer. Handschriftlicher Vermerk auf originalem Papierumschlag: “Ex 1886”.
(Bearbeitung: keine.) Erworben 1886. Inventarisiert wahrscheinlich nach 1924. Fundort: al-Ušmūnayn.
A.L. 45 Kleidungsstück I (Rest). Zwei zusammengenähte Leinenstücke. 16,2x9cm. Das eine Stück ist von feiner,
das andere von grober Qualität. Auf Recto befindet sich arabische Schrift (?) in Form eines Herzens ♡
angeordnet. Verso ist leer. Gehört zusammen mit A.L. 46, 55, 57‒60. (Bearbeitung: keine.) Erworben
wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert zwischen 1966 und 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-
Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 46 Kleidungsstück I (Rest). 13x9,5cm. Leinen mit Papierfutter. Auf dem Papier finden sich Reste arabischer
Schrift. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L. 45, 55, 57‒60. (Bearbeitung: keine.) Erworben
wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn
bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
23 Lucian Reinfandt
NFN Imperium and Officium. Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom
A.L. 47 Mütze II? (Rest bestehend aus zwei Teilen). 15,5x7cm und 5,7x4,3cm. Leinen mit Wolle und
Papierfutter. Recto von beiden Teilen mit Resten arabischer Schrift. 4.‒5./10.‒11. Jh.. Kleinerer Teil mit
blauem Faden bestickt. Gehört vielleicht zusammen mit A.L. 49‒53, 54(?), 64‒68. (Bearbeitung: keine.)
Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-
Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 48 Stickvorlage. Leinen von weißer Farbe. 4,5x3cm. Eine Zeile arabischer Schrift mit blauem Faden
eingestickt. (Bearbeitung: keine.) Erworben vermutlich vor 1924. Inventarisiert zwischen 1966 und 1982.
Fundort: vermutlich al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn.
A.L. 49 Mütze II (Rest). ∅ ca. 12cm. Leinen und Wolle mit Papierfutter. Auf letzterer zwei Zeilen arabischer
Schrift. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L. 47(?), 50‒53, 54(?), 64‒68. (Bearbeitung: keine.)
Erworben vor 1918? Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw.
Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 50 Mütze II (Rest). 9x6cm. Leinen und Wolle mit Papierfutter. 4.‒5./10.‒11.Jh. Auf dem Rekto des Papiers
finden sich Reste von kursiver arabischer Schrift. Auf dem Verso des Papiers ist blaues Leinen
angebracht. Gehört zusammen mit A.L. 47(?), 49, 51‒53, 54(?), 64‒68. (Bearbeitung: keine.) Erworben
wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn
bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 51 Mütze II (Rest). 3,3x1,8cm und 3,2x3cm. Rautenförmiges Stück von einer Mützenspitze. Leinen mit
aufgeklebtem Papierfutter. Blaue Farbe. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L. 47(?), 49‒50,
52‒53, 54(?), 64‒68. (Bearbeitung: keine.) wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort:
al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 52 Mütze II (Rest) (oder Buchbindung?). 7,5x4cm. Leinen mit Wolle und Papierfutter. 4.‒5./10.‒11. Jh.
Gehört zusammen mit A.L. 47(?), 49‒51, 53, 54(?), 64‒68. (Bearbeitung: keine.) wahrscheinlich vor
1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis
(Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 53 Mütze II (Rest). 4x5,1cm. Leinen mit Papierfutter. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L. 47(?),
49‒52, 54(?), 64‒68. (Bearbeitung: keine.) wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort:
al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 54 Mütze II? (Rest). 6,7x10cm. Leinen mit Papierfutter. Gehört vielleicht zusammen mit A.L. 47(?), 49‒53,
64‒68. (Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-
Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 55 Kleidungsstück I (Rest). 18x9cm. Leinen mit Papierfutter. Auf letzterer befinden sich mehrere Zeilen
arabischer Schrift. Gehört zusammen mit A.L. 45‒46, 57‒60, 62. (Bearbeitung: keine.) Erworben
wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn
bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 56 Nicht belegt.
A.L. 57 Kleidungsstück I (Rest) (oder Fächer?). 16x12,5cm. Leinen mit Papierfutter. Auf dem Papier mehrere
Zeilen arabischer Schrift. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L. 45‒46, 55, 58‒60, 62.
(Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm
oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 58 Kleidungsstück I (Rest in zwei Teilen). 12,3x15,8 cm und 12x8,2cm. Leinen mit Wolle. Auf Recto und
Verso mehrere Zeilen arabischer Schrift. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L. 45‒46, 55, 57,
59‒60, 62. (Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort:
al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 24
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A.L. 59 Kleidungsstück I (Rest). 28x15cm. Leinen mit Wolle und Papierfutter. Auf dem Papier mehrere Zeilen
arabischer Schrift. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L. 45‒46, 55, 57‒58, 60, 62. (Bearbeitung:
keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder
al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 60 Kleidungsstück I (Rest). 12x7,2cm. Leinen mit Wolle und Papierfutter. Auf dem Recto des Papiers neun
Zeilen arabischer Schrift. Verso ist leer. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L. 45‒46, 55, 57‒59,
62. (Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-
Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 61 Seide von hellbrauner Färbung. 12,8x3,9cm. Keine Schrift. 4.‒5./10.‒11. Jh. (Bearbeitung: keine.)
Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-
Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 62 Kleidungsstück I (Rest) (oder Buchbindung?). 10,5x5,5cm. Leinen mit Papier, das möglicherweise in den
Stoff eingenäht ist. Magischer Zweck? (Fiona Handley) Papier mit mehreren Zeilen arabischer Schrift.
4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L. 45‒46, 55, 57‒60. (Bearbeitung: keine.) Erworben
wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn
bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 63 Nicht belegt.
A.L. 64 Mütze II (Rest). 14x14cm. Wolle mit hellblauer Seidenstickerei und Papierfutter. Auf dem Recto des
Papiers mehrere Zeilen arabischer oder griechischer Schrift. Verso ist leer. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört
zusammen mit A.L. 47(?), 49‒53, 54(?), 65‒68. (Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900.
Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm)
oder Saqqāra.
A.L. 65 Mütze II (Rest). 11,3x5,5cm. Wolle mit hellblauer Seidenstickerei und Papierfutter. Auf dem Recto des
Papiers mehrere Zeilen arabischer Schrift. Verso ist leer. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L.
47(?), 49‒53, 54(?), 64, 66‒68. (Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert
nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 66 Mütze II (Rest). 11,5x8cm. Dreiteilig. Seide mit Papierfutter. Sehr feine Qualität. Möglicherweise
persische oder zentralasiatische Herkunft. Papier enthält Buchstaben möglicherweise aus der Pehlevi-
Schrift. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L. 47(?), 49‒53, 54(?), 64‒65, 67‒68. (Bearbeitung:
keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder
al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 67 Mütze II (Rest). 14x9cm. Wolle mit hellblauer Seidenstickerei und Papierfutter. Auf dem Recto des
Papiers mehrere Zeilen arabischer Schrift. Verso ist leer. 4.‒5./10.‒11. Jh. Gehört zusammen mit A.L.
47(?), 49‒53, 54(?), 64‒66, 68. (Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert
nach 1982. Fundort: al-Fayyūm oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 68 Mütze II (Rest). 6,6x2,1 cm und 2,5x2,3cm und 2,5x1cm. Leinen mit Papierfutter. Blaue Farbe. Gehört
zusammen mit A.L. 47(?), 49‒53, 54(?), 64‒67. (Könnte zu A.L. 50; 51; 53; 64; 65; 67 gehören.)
(Bearbeitung: keine.) Erworben wahrscheinlich vor 1900. Inventarisiert nach 1982. Fundort: al-Fayyūm
oder Ihnās oder al-Ušmūnayn bzw. Panopolis (Aḫmīm) oder Saqqāra.
A.L. 69 Garnspule mit Leinenfaden. 12,1x3cm. Leinen und Papier. (Bearbeitung: keine.) Erworben nach 1968?
Inventarisiert nach 1982. Fundort: ?
A.L. 70 Geldsäckchen. Leinen von hellbrauner Färbung. Auf Recto sieben Zeilen arabischer Schrift mit
verblasster Tinte. Verso ist leer. (Bearbeitung: keine.) Erworben 1997. Inventarisiert 1997 oder später.
Fundort: ?
A.L. 71 Geldsäckchen. 17x16,5cm. Leinen von gelb-bräunlicher Färbung. Komplett erhaltenes Stoffsäckchen
inklusive Faden zum Verschließen. Auf Vorder- und Rückseite jeweils zwei arabische Zeilen mit
25 Lucian Reinfandt
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gleichem Wortlaut (Name des Eigentümers?) mit Tinte geschrieben. (Bearbeitung: keine.) Erworben:
1997. Inventarisiert 1997 oder später. Fundort: ?
Unsigniert Turbanschal. 454x71cm. Leinen von feiner Qualität, der einen in feiner Schrift mit Tinte aufgetragenen
vollständigen Koran enthält. Stammt angeblich aus dem Besitz des Mogulherrschers Šāh Ǧahān aus
Nordindien (reg. 1628‒1659 n. Chr.). Seinerzeitiges Geschenk von W. Rickmer-Rickmers an die
Österreichische Nationalbibliothek. (Bearbeitung: Grohmann 1924:59 mit Beschreibung; Grohmann
1967:98 mit identischer Beschreibung.) Erworben vor 1924. Fundort: ?
Erwerbungsgeschichte
Will man die Reihenfolge der Erwerbung der A.L.-Stücke durch die Wiener Sammlung
rekonstruieren, vielleicht sogar den genauen Zeitpunkt des Erwerbs einzelner Stücke bestimmen, kann
dies fast nur auf der Grundlage der wenigen wissenschaftlichen Publikationen geschehen, die Teile der
A.L.-Stücke nennen. Das jeweilige Veröffentlichungsjahr dieser Publikationen ist ein wichtiger
terminus ante quem für den Erwerb der Stücke. Von erheblicher Bedeutung ist deshalb der Umstand,
dass Adolf Grohmann die Stücke A.L. 1, 2, 4‒6, 9, 11‒19, 21‒28 in seiner Allgemeinen Einführung in
die Papyrologie (1924) behandelt und dass bereits vor ihm Josef Karabacek die Objekte A.L. 18‒19
und A.L. 25‒28 im Jahr 1894 in seinem berühmten Führer durch die Ausstellung erwähnt.77 Daraus
lässt sich schließen, dass sich nicht nur die von Karabacek 1894 behandelten Stücke (A.L. 18‒19,
25‒28), sondern auch die von Grohmann 1924 behandelten Stücke (A.L. 1, 2, 4‒6, 9, 11‒17, 21‒24)
schon vor 1894 in der Wiener Sammlung befunden haben müssen. Denn es ist nicht glaubhaft
anzunehmen, dass die von Karabacek beschriebenen Stücke vergleichsweise hohe Inventarnummern
trugen, wenn nicht auch die vorangehenden Nummern schon damals mit Objekten belegt gewesen
waren. Ebenfalls ist es nicht glaubhaft anzunehmen, dass die Nummern A.L. 1, 2, 4‒6, 9, 11‒17,
21‒24 heute mit anderen Objekten belegt sind als damals, denn eine solche Umsignierung in späteren
Jahren hätte doch irgendwo Spuren in den Aufzeichnungen der Papyrussammlung hinterlassen. Wir
haben es also bei den von Grohmann 1924 und Karabacek 1894 behandelten Stücken mit der
allerersten inventarisierten Gruppe von A.L.-Objekten, der ältesten Schicht der A.L.-Sachgruppe, zu
tun.
Diese früheste Gruppe muss bei einer oder mehreren Erwerbungen der Sammlung in den Jahren
1893, 1892, 1891 oder 1886 nach Wien gekommen sein, wobei wir nicht mehr rekonstruieren können,
ob sie als Konvolut oder als einzelne Beigaben zu den Papyri eintrafen. Lediglich von den beiden
ṭirāz-Stoffen A.L. 18‒19 wissen wir, dass sie sich unter den Papyri befanden und deshalb von einem
der frühen Papyrusfundorte (al-Fayyūm, Ihnās, al-Ušmūnayn) stammen dürften.78 Mit einer gewissen
Berechtigung lässt sich dies auch für die anderen Stücke A.L. 1‒28 vermuten, aber endgültige 77 Karabacek 1894:12; 228. ‒ A.L 18‒19 sind ediert in Karabacek 1909:38‒40. Beide sind ṭirāze. A.L. 19 befand sich bereits in den 1920er Jahren nicht mehr an seinem Platz, wie aus einem handschriftlichen Vermerk Grohmanns auf dem zugehörigen, heute noch erhaltenen Papierumschlag hervorgeht (Grohmann: „Fehlend Ar.Lwd No 19 photogr. bei Karabacek, Papyrusprotokolle S. 38“). Ein handschriftlicher Nachtrag, ebenfalls von Grohmann, vermerkt: „in der Vitrine“. Das Stück A.L. 19 befand sich zu jenem Zeitpunkt, in den 1920er Jahren, also in der kleinen Dauerausstellung der Wiener Papyrussammlung, von der er bis jetzt nie zurück gekehrt ist). 78 „Die erzherzogliche Sammlung besitzt zwei Thirâz-Proben, welche sich unter den Papyrushaufen gefunden haben.“ Karabacek 1894:228.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 26
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Sicherheit besteht nicht. Vielleicht hatten manche der früh erworbenen A.L.-Stücke auch einer Gruppe
von pharaonenzeitlichen Mumienbinden beigelegen, die Theodor Graf im Jahr 1891 zum Verkauf
angeboten hatte und die wahrscheinlich 1893 von der Sammlung erworben worden waren.79
Andererseits steht fest, dass die Stücke A.L. 1‒28 nicht Bestandteil der drei ersten Textillieferungen
Theodor Grafs aus dem Jahr 1882 gewesen sein konnten, denn in der Korrespondenz zwischen
Karabacek und Graf wird für diese ersten drei Sendungen nur ein einziges Textilfragment genannt, das
Reste arabischer Schrift enthielt und das heute verschollen scheint (s.o.). Das heißt: Die A.L.-Stücke
können erst frühestens mit der vierten Textilsendung Grafs (Mai 1882) nach Wien gelangt sein.80 Es
ist dagegen wenig plausibel, dass Theodor Graf sie auf dem Kairoer Kunstmarkt aus einer anderen
Quelle erworben hatte ‒ zu sehr lag die damalige Aufmerksamkeit des Einkäufers auf den ersten
Papyrusfundorten.
Allerdings gibt es unter den Objekten A.L. 1‒28 weitere sieben, die nicht in der Literatur bis 1924
erwähnt sind. Hierbei handelt es sich um die Stücke A.L. 3, 7, 8, 10 und 20. Wenn sie schon vor 1924
in der Sammlung inventarisiert gewesen waren, ist es nicht recht ersichtlich, warum sie von den in
erster Linie philologisch ausgerichteten Bearbeitern Grohmann und Karabacek übergangen wurden,
denn sie enthalten Texte (mit Ausnahme von A.L. 7), die darüber hinaus nicht übermäßig
problematisch zu lesen sind (mit Ausnahme von A.L. 10). Bei A.L. 3 handelt es sich außerdem um ein
Papier, also eigentlich ein Stück der A.Ch.-Signaturengruppe. Sind sie erst nach 1924 auf damals noch
freie Nummern im Bestand A.L. 1‒28 verteilt, vielleicht sogar erst nach 1924 durch die Sammlung
erworben worden? Viel wahrscheinlicher erscheint uns, dass sie schon vor 1924, möglicherweise auch
schon vor 1894 Bestandteil der Sammlung und auch mit ihren heutigen Nummern inventarisiert
gewesen waren ‒ denn darauf weisen die Zählungen des gesamten A.L.-Bestands in den Jahren 1924,
1954 und 1982 hin (s.u.) ‒ und dass sie aus nicht weiter bekannten Gründen von Grohmann 1924 und
Karabacek 1894 ignoriert worden sind.
Lediglich das Stück A.L. 3 scheint deutlich später, in den Jahren zwischen 1966 und 1982,
inventarisiert worden zu sein (s.u.), denn es steht mit seinen Nachbarn A.L. 1, 2, 4‒6 in keinem
materialen oder funktionalen Zusammenhang und wirkt an seinem Platz wie ein Fremdkörper. Zwar
weist das Stück in der Art des Papiers, der Stichlöcher ehemaliger Nähte sowie Tinte und
Schriftduktus eine große Ähnlichkeit mit dem 1949 (‚Kauf Liebl’) in die Sammlung gekommenen
A.L. 36 auf. Sein sehr weit entfernter Platz A.L. 3 könnte jedoch als Hinweis gemeint sein, dass beide
Stücke eben nicht zusammen erworben worden waren. Deshalb scheint es möglich, dass A.L. 3 schon
vor 1924 Bestandteil der Sammlung gewesen war, sich jedoch unter dem später aufgearbeiteten
Material der Sammlung befunden und erst nachträglich auf den bis dahin vakanten Platz A.L. 3 gelegt
worden war. Vielleicht hatte es zuvor auch zur Materialgruppe der arabischen Papiere (mit Signatur
A.Ch.) gehört und war dann erst auf Grundlage etwa der 1949 in die Sammlung gekommenen ganz
ähnlichen (und vom gleichen Fundort stammenden?) Papiere A.L. 35‒36 (‚Kauf Liebl’, s.o.) oder aber 79 Hunger 1962a:110; Loebenstein 1983:14. 80 Hunger 1962a:35.
27 Lucian Reinfandt
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auf Grundlage der Stoff-Papier-Kombinationen A.L. 39, 40, 43, 46, 47, 49‒55, 57‒60, 62, 64‒68 als
Bestandteil der A.L.-Textilien erkannt und entsprechend umsigniert worden.
Mit seiner heutigen Belegung könnte A.L. 3 eine bis dahin bestehende Vakanz im Bestand
aufgefüllt haben (ähnlich den bis heute immer noch freien Plätzen A.L. 42, 56, 63). Solche Vakanzen
sind keine Ungewöhnlichkeit in der Wiener Sammlung. Schon Karabacek hatte bei den ersten großen
Inventarisierungen in den 1880er Jahren einzelne Inventarnummern und sogar ganze Gruppen von
Nummern unbelegt gelassen, um die Bestände im ganzen größer erscheinen zu lassen (betrifft Papyri
und Papiere) oder aber für solche Objekte freizuhalten, die zu einem späteren Zeitpunkt gesichtet
werden sollten (betrifft alle Materialbereiche).81 Noch unter dem dritten Referenten der Sammlung,
Theodor Seif, wurde diese Praxis in den 1920er Jahren gepflegt.82 Deshalb scheint auch im Bereich
der A.L.-Stücke das vorsätzliche Freihalten einzelner Inventarnummern durchaus vorstellbar, zumal
vor dem Hintergrund der offensichtlichen Ratlosigkeit vonseiten der Sammlung, die sich in einem
weitgehenden Fehlen einer systematischen Ordnung der Stücke ausdrückte (und angesichts des
unbekannten archäologischen Kontextes der Stücke auch nur verständlich war).
Mit diesen Vakanzen wird auch ein grundsätzliches Ordnungsprinzip der Wiener Sammlung
offenbar: Lücken im Bestand sollen getrennte Erwerbsgruppen anzeigen. Dies geht jedenfalls
eindeutig aus einer Äußerung des seinerzeitigen Sammlungsleiters Theodor Seif hervor. Dieser hatte
für ein von Grohmann 1930 in Kairo von der „Firma Ḫalīl“ (Name des Händlers) gekauftes Konvolut
von arabischen Papyri die Inventarnummern A.P. 11001‒11015 vorgesehen, während die übrigen
damals von Grohmann in Kairo gekauften arabischen Papyri auf die Nummern A.L. 11017‒11100
gelegt werden sollten. Die vakante Nummer A.L. 11016 sollte demnach anzeigen, dass es sich hier um
zwei verschiedene Erwerbungsquellen (und damit auch Fundkontexte) handelte.83 Übertragen auf die
arabischen Textilien der Sammlung bedeutet dies: Die lange unbelegte Nummer A.L. 3 sollte
mutmaßlich kenntlich machen, dass die äußerlich ganz ähnlichen Stücke A.L. 1‒2 einerseits und A.L.
4‒6 aus unterschiedlichen Fundkontexten stammten. Ein späteres Schließen dieser Lücke (wie mit
dem heutigen Papier A.L. 3 geschehen), lässt diese alte Kennzeichnung der verschiedenen Tranchen
weiterhin sichtbar erscheinen. Eine ähnliche Funktion, den Bestand zu strukturieren, scheint auch den
bis heute freien Nummern A.L. 42, 56 und 63 zuzukommen.
Ein weiteres Hilfsmittel für eine Rekonstruktion der Erwerbschronologie sind die gelegentlichen
handschriftlichen Vermerke auf den originalen Papierumschläge der Objekte. Zwar sind sie in den
letzten Jahrzehnten durch neuere holz- und säurefreie Papierumschläge ersetzt worden84, liegen aber
den Objekten aus dokumentarischen Gründen weiterhin bei. Diese handschriftlichen Vermerke
stammen von früheren Bearbeitern und liefern ihrerseits einen wichtigen terminus ante quem für die
Bestimmung des ungefähren Zeitpunkts der Erwerbung. Im Fall von A.L. 44 wissen wir sogar das
81 Loebenstein 1983:26. 82 Loebenstein 1983:26. 83 Brief Theodor Seif an Adolf Grohmann vom 5. März 1930. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Archiv, Nachlass Grohmann A 12/1. 84 Loebenstein 1983:39.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 28
NFN Imperium and Officium. Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom
konkrete Jahr, denn auf dem Umschlag findet sich der handschriftliche Vermerk „Ex 1886“, der das
Stück als Bestandteil der Erwerbungen von 1886 (Fundort: al-Ušmūnayn-Hermopolis) ausweist. Es
stellt sich aber die Frage, warum es seinerzeit nicht unter den Nummern A.L. 1‒28 inventarisiert
worden war, denn freie Plätze hatte es ja, wie aus dem Fall von A.L. 3 hervorgeht (s.o.), noch
gegeben. Sehr wahrscheinlich ist, dass es seinerzeit unter den reichen Beständen der Sammlung
übersehen worden war und erst nachträglich inventarisiert und der Gruppe der A.L. Stoffe
zugeschlagen worden ist. Warum dann aber mit der vergleichsweise hohen Nummer A.L. 44, lässt
sich nur dadurch erklären, dass die Stücke A.L. 29‒43 wie eben auch die Stücke A.L. 7, 8, 10, 20
schon vorher inventarisiert gewesen waren. Es eröffnen sich hier Perspektiven einer immerhin
relativen Chronologie. Ein anderes Beispiel ist A.L. 31, wo sich auf dem Papierumschlag ein
handschriftlicher Vermerk Grohmanns befindet, dem zufolge er das Stück im März 1927, wohl im
Rahmen eines seiner Besuche in der Wiener Sammlung, in den Beständen der arabischen Papyri (nicht
der Textilien!) gefunden hat.85
Bei den Objekten A.L. 29‒34 handelt es sich um äußerlich sehr disparate Stücke, nämlich
einerseits um eine Forsetzung der vorangehenden flachen Gewebe aus Leinen (A.L. 30‒31),
andererseits einem Flachgewebe aus Seide (A.L. 32) sowie schließlich um zwei der später so häufigen
Beispiele für Kombinationen von Textilien (Leinen, Wolle) und Altpapier (A.L. 29, 34). Auf den
ersten Blick scheinen sie, da nicht in Grohmann 1924 behandelt, erst nach 1924 in die Sammlung
gekommen zu sein. Allerdings hatte es zwischen den Jahren 1911 (‚Kauf Junker’) und 1930 (‚Kauf
Grohmann’) keine Erwerbungen von Arabica durch die Wiener Papyrussammlung gegeben, woraus
sicher hervorgeht, dass sich das Stück A.L. 31 schon vor 1924 in der Sammlung befunden hatte.86 Da
nun der ‚Kauf Junker’ wahrscheinlich keine Textilien enthalten hatte, geht die Erwerbung von A.L. 31
auf den Zeitraum vor 1900 zurück. Sehr wahrscheinlich gilt das dann auch für die umliegenden Stücke
A.L. 30, 32 und 33, alles Flachgewebe (das letztere vielleicht ein Irrläufer aus den frühen ‚koptischen’
Erwerbungen der Sammlung87), sowie möglicherweise auch für die beiden Objekte A.L. 29 und 34.
Inventarisiert wurden die Stücke allerdings später (A.L. 30, 31, 33, 34 in den 1920er Jahren; A.L. 29
und 32 zwischen 1966 und 1982).
Sichere Hinweise auf Erwerbungen der Wiener Sammlung nach 1924 gibt es erst für die vier
Stücke A.L. 35‒38. Die früheste Erwerbung dieser vier Stücke stellt A.L 38 dar, es gehörte zu jenen
Stücken, die Adolf Grohmann 1930 in Ägypten gekauft hatte.88 Grohmann war in diesem Jahr
während einer Ägyptenreise der Kauf von etwa 1.000 Papyri und Papieren in arabischer, griechischer
und koptischer Sprache gelungen. Die arabischen Objekte stammten seinen eigenen Angaben zufolge
85 Das Stück hatte sich damals, laut dem handschriftlichen Vermerk, beim arabischen Papyrus P.Vind.inv. A.P. 4299 (unpubliziert mit Stand vom 23.02.2012) befunden. ‒ Grohmann war 1921 Professor für Semitische Philologie und Islamforschung in Prag geworden, besuchte jedoch im Verlauf der 1920er Jahre regelmäßig die Wiener Papyrussammlung. Reinfandt 2011:252‒53; Wentker 2012:393; 398. 86 1927 hatte es lediglich einen Kauf von 9 pharaonischen Papyri gegeben. Loebenstein 1983:14. 87 Die ca. 100 Textilien ‚koptischer’ oder spätantiker Provenienz, die sich seit den 1880er Jahren in der Wiener Sammlung befinden, sind Bestandteil eines größeren Korpus an spätantiken Stoffen, das unsere Kollegin Mag. Ines Bogensperger im Rahmen eines ForMuse-Projekts in der Österreichischen Nationalbibliothek bearbeitet. 88 Dies geht sicher hervor aus einem handschriftlichen Vermerk auf dem zugehörigen Papierumschlag.
29 Lucian Reinfandt
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zu einem großen Teil aus Grabungen in al-Fusṭāṭ, sowie zum Teil auch aus dem Fayyūm.89 Während
sich in den Unterlagen kein expliziter Hinweis darauf findet, dass sich nur dieses einzige Leinenstück
A.L. 38 unter den von Grohmann gekauften Objekten befunden hatte, wird in einem offiziellen
Bericht der Papyrussammlung vielsagenderweise von „Linnen“ offenbar im Plural gesprochen.90
Möglicherweise hatte Grohmann also weitere Leinenstücke in Ägypten erworben.91 Die Stücke A.L.
35‒37 hingegen waren ausweislich der handschriftlichen Vermerke auf ihren Originalumschlägen erst
im Jahr 1949, im Rahmen vom ‚Kauf Liebl’, und in die Sammlung gekommen.
Zuvor, im Jahr 1940, war es noch zur Erwerbung von Papyri aus dem Nachlass des vormaligen
Sammlungsleiters Theodor Seif gekommen, in dem sich aber offenbar keine Textilien befunden
hatten.92 Insgesamt kam es, bedingt durch politische Ereignisse und die wirtschaftliche Lage
Österreichs, in den Jahren zwischen 1930 und 1968 nur zu sehr sporadischen Zufallskäufen kleineren
Umfangs.93 Im Jahr 1975 kam es dann zu einer Schenkung von 122 Arabica (15 Papyri und107
Papiere) durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften an die Papyrussammlung.94 Ende
der 1970er Jahre ging Adolf Grohmanns Privatsammlung in den Besitz der Österreichischen
Nationalbibliothek über. Diese bestand aus 104 arabischen Papyri und Papieren, welche zum Teil im
ägyptischen Delta, angeblich in der Umgebung von Ṭanṭā, gefunden sein sollen, sowie anderen aus al-
Fusṭāṭ und al-Ušmūnayn.95
Ein drittes und letztes Hilfsmittel für die Rekonstruktion der zeitlichen Reihenfolge der
Erwerbungen schließlich sind die gelegentlichen Zählungen des Gesamtbestands von A.L.-Stücken in
der Wiener Sammlung. Zwar nennt keine dieser Zählungen explizit die Stücke, und auch die jüngste
und ansonsten sehr materialreiche Bestandsaufnahme (Loebenstein 1983) hilft nicht bei der
Identifikation der einzelnen Stücke und der Chronologie ihrer Anschaffung. Die verschiedenen
Zählungen des Gesamtbestands gewinnen jedoch an Aussagekraft vor dem Hintergrund der anderen
von uns zusammengetragenen Informationen. Auf dieser Grundlage wird es uns möglich, nahezu
zweifelsfrei die jeweiligen A.L.-Objekte zuzuordnen.
So hatte Grohmann mit Stand vom Jahr 1922 insgesamt 28 arabische „Linnen“ in der Wiener
Sammlung gezählt.96 Damit könnte er pauschal die Gruppe A.L. 1‒28 gemeint haben (mit A.L. 28 als
der höchsten von ihm seinerzeit bearbeiteten Nummer) und stillschweigend davon ausgegangen sein,
dass jede der ersten 28 Nummern belegt gewesen war. Viel eher wahrscheinlich aber erscheint uns;
89 Zum ‚Kauf Grohmann’ (1930) siehe Grohmann 1954‒55:17; 28; außerdem Reinfandt 2011:253 mit Angaben zu Stückzahlen und weiterführender Literatur. 90 „Schließlich gelang es erst vor wenigen Wochen (d.h. im selben Jahr 1930, L.R.), einen größeren Kauf orientalischer Papyri in Ägypten durchzuführen, welcher der orientalischen Abteilung rund 500 Papyri, Pergamente, Linnen und Papiere zubrachte“. Nationalbibl. 1930:2. 91 Allerdings wird in einem Brief des damaligen Leiters der Papyrussammlung, Theodor Seif, an Grohmann vom 5. März 1930 nur von Papyri, Papieren und Pergamenten gesprochen, über mögliche Leinenstücke fällt kein Wort. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Archiv, Nachlass Grohmann A 12/1. 92 Loebenstein 1983:28. 93 Loebenstein 1983:11. 94 Die Stücke waren 1914 von Heinrich Junker in Ägypten erworben worden. Loebenstein 1983:28. 95 Grohmann 1954‒55:28; 59. 96 Grohmann 1924:10; 59: „Von den achtundzwanzig Leinwandstücken der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer sind Inv. Ar. L. 2, 4, 5, 6, 9, 12‒17, 21‒24, 25‒28 (= PERF n° 62‒65) mit schwarzer Tinte beschrieben“.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 30
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dass er tatsächlich eine absolute Zahl von 28 damals bereits inventarisierten A.L.-Stücken gezählt
hatte, nämlich die folgenden:
Zählung Grohmann 1922: A.L. 1‒2, 4‒28, 44 (= 28 Stücke).
Nicht in diese Zählung aufgenommen wurden Stücke, die sich schon damals nachweislich in der
Sammlung befunden hatten, aber zum Zeitpunkt von Grohmanns Zählung noch nicht als solche
bekannt oder inventarisiert gewesen waren. So hatte sich etwa das heutige Objekt A.L. 31 ebenfalls
schon vor 1922 in der Sammlung befunden, war jedoch erst im Jahr 1927 von Grohmann unter den
arabischen Papyri entdeckt worden.97 Ein anderer Fall ist derjenige von A.L. 43, dem oberen Teil einer
Mütze (ṭāqiyya), welche bereits von Karabacek 1918 veröffentlicht worden war, aber erst erheblich
später (offenbar nach 1955) der A.L.-Gruppe zugeschlagen und mit seiner heutigen Nummer
inventarisiert worden ist.98 Wir wissen, dass erst wieder unter der Leitung von Theodor Seif zwischen
1921 und 1930 größere arabische Bestände der Sammlung gesichtet und inventarisiert worden
waren.99 Dabei werden auch einige der bis dahin unbekannten Leinenstücke entdeckt und
entsprechend inventarisiert worden sein. So kam es mit Stand von 1954 (gleichbleibend 1966) zu einer
zweiten Zählung der arabischen Leinen in der Sammlung, ebenfalls durch Grohmann, mit einer nun
aktualisierten Zahl von 33 „Linnenstücken“ mit arabischer Schrift.100 Erneut wird aus der
Formulierung nicht ersichtlich, ob es sich bei den von ihm gezählten „Linnen“ um solche Stücke mit
oder auch ohne arabische Schrift handelte. Aufgrund der Reihenfolge der vergebenen
Inventarnummern lässt sich aber der folgende Bestand recht sicher rekonstruieren:
Zählung Grohmann 1954/1966: A.L. 1‒2, 4‒28, 30‒31, 33‒34, 38, 44 (= 33 Stücke).
Grohmann räumt aber an gleicher Stelle ein, dass es zur Zeit seiner Bestandsaufnahme (1954/1966)
noch viel unaufgearbeitetes, und damit weitgehend unbekanntes, Material gab.101 Hierzu könnten auch
arabische Stoffe gezählt haben, die dann erst in späteren Jahren inventarisiert und zur A.L.-Gruppe
zugeschlagen wurden.102 Diese hätten dann bei einer nächsten Zählung Berücksichtigung gefunden,
97 Ausweislich eines handschriftlichen Vermerks durch A. Grohmann auf dem zugehörigen Papierumschlag. 98 Karabacek 1918:75‒78. Es handelt sich um eine Wollkappe, in die man zur Verstärkung ein Futter aus Altpapier genäht hatte. Die Fotografie, die Karabacek seinerzeit benutzt hatte, ist reproduziert in Grohmann 1967:pl. XVIII/1 (Bildunterschrift: „Stoffmütze mit Makulaturpapierfütterung in der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer (Österreichische Nationalbibliothek in Wien). Nach einer Photographie der Österreichischen Nationalbibliothek“). 99 Loebenstein 1983:26. 100 Grohmann 1954‒55:56; 1966:83. Von den drei Stücken A.L. 35‒37 des ‚Kaufs Liebl’ scheint er 1954 nichts gewusst zu haben, während er für Grohmann 1966 wohl lediglich seine älteren Aufzeichnungen reproduziert hat. 101 Grohmann 1966:83. 102 Eine offizielle Angabe, nach der die Sammlung bis zum Jahr 1968 insgesamt 89 Objekte aus Leinen besessen hat (Nationalbibl. 1977:27) ist für unsere Betrachtung nicht weiter von Belang. Denn hier werden auch jene 54 altägyptischen Mumienbinden mit eingerechnet worden sein, die sich damals schon in der Sammlung befanden (Loebenstein 1983:13; Hunger 1962a:110.). Die offizielle Angabe nennt erneut nur die absolute Zahl der Objekte ohne Nennung der Signaturengruppe oder Details zu einzelnen Stücken. Allerdings würden in dieser Gesamtzahl auch Grohmanns für 1966 genannte „33 (arabische) Linnenstücke“ Platz finden, was als eine indirekte Bestätigung seiner Angabe gewertet werden kann.
31 Lucian Reinfandt
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die 1982 von Helene Loebenstein durchgeführt worden ist und die eine Gesamtzahl von 45
„arabischen Leinen“ erbrachten.103
Zählung Loebenstein 1982: A.L. 1‒41, 43‒45, 48 (= 45 Stücke).
Wie aber steht es dann um die übrigen 23 Stücke (A.L. 46‒47, 49‒55, 57‒62, 64‒71), die seitdem
inventarisiert worden sind? Mit der Ausnahme von A.L. 70 und 71, die beide 1997 erworben worden
sind104, haben wir zu ihnen keinerlei Informationen aus der Literatur oder den Akten der Sammlung.
Es handelt sich bei ihnen einerseits um die Reste von einer Mütze (A.L. 47, 49‒54, 64‒68),
andererseits um die Reste eines nicht näher identifizierbaren Kleidungsstücks (A.L. 46, 55, 57‒60,
62). Nun finden sich zwei schwerwiegende Hinweise darauf, dass alle genannten Stücke (bis auf A.L.
69‒71) bereits vor 1900 in die Sammlung gekommen sein dürften. Da ist einerseits die handwerkliche
Ähnlichkeit der Mützenreste (A.L. 47, 49‒54, 64‒68) mit dem bereits von Karabacek 1918
publizierten Stück A.L. 43.105 Das ist andererseits die offensichtliche Zugehörigkeit von A.L. 45 zum
Kleidungsstück A.L. 46, 55, 57‒60, 62. A.L. 45 ist nach unserer Rekonstruktion der Zählungen des
Gesamtbestands (s.o.) erst zwischen 1966 und 1982 inventarisiert worden. Es muss sich aber schon
wesentlich länger in der Sammlung befunden haben. Denn sollte A.L. 45 erst zwischen 1966 und 1982
angeschafft worden sein, stellt sich die Frage, warum die offenbar zugehörigen Stücke A.L. 46, 55,
57‒60, 62 nicht mit inventarisiert und im Jahr 1982 nicht mit gezählt worden sind (geschweige denn
dass ein solcher Kauf in den neueren Akten vermerkt worden wäre. Die einzige mögliche Erklärung
ist die, dass sich die Stücke A.L. 46, 55, 57‒60, 62 schon lange in der Sammlung befunden hatten und
aus demselben Fundzusammenhang wie A.L. 45 stammen, jedoch erheblich später als jenes im
Bestand erkannt und inventarisiert worden sind. Ebenso verhält es sich mit den beiden Resten einer
dritten Mütze (A.L. 29, 39) und den Resten eines zweiten Kleidungsstücks (A.L. 35‒37), die sich
schon lange in der Sammlung befunden hatten, jedoch erst zwischen 1954 und 1982 inventarisiert
worden sind. Alle genannten Stücke dürften aus dem Fayyūm, aus al-Ušmūnayn oder Ihnās, vielleicht
aber eher noch aus den großen textilen Gräberfunden von Aḫmīm (Panopolis) oder Saqqāra
stammen.106 Lediglich das Stück A.L. 69 scheint erst nach 1968 in die Sammlung gekommen zu sein.
103 Loebenstein 1983:25. Die in Loebenstein 1983:12 genannte Zahl von „48 Leinen“ für den Gesamtbestand der Sammlung (mit Stand vom 31.12.1981) scheint sich aus den damals 45 arabischen Leinen zuzüglich der ebenfalls vorhandenen „3 Fragmenten ägyptischer Leichentücher“ (Loebenstein 1983:13) zu ergeben. In diesem Fall wären die schon genannten 54 Mumienbinden in der Sammlung (ebd.) aus uns nicht ersichtlichen Gründen nicht mitgezählt worden. ‒ Obwohl die auf 1968 folgenden Jahre eine Zeit vergleichsweise starker Ankäufe waren, waren bis 1977 keine weiteren Stoffe in die Sammlung gekommen. Nationalbibl. 1977:27. 104 Laut den Akten der Papyrussammlung. 105 Karabacek 1918:75‒78. 106 Zu den großen Funden in Aḫmīm und Saqqāra am Ende des 19. Jahrhunderts siehe Thomas 2009:142. ‒ Aus Panopolis stammte auch ein Fund von 200 Papyri (Sprache Griechisch?), den Graf im November 1887 nach Wien zur Ansicht geschickt hatte und über dessen weiteren Verbleib wir nicht unterrichtet sind. Hunger 1962a:76 (Schreiben Graf an Karabacek vom 21. November 1887).
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 32
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Die nachfolgende Tabelle ist eine Übersicht über die Erwerbungen von Arabica (Papyri, Papiere,
Pergamente, Knochen) durch die Wiener Papyrussammlung einschließlich einer Rekonstruktion der
mutmaßlichen Erwerbung von arabischen Textilien im Zeitraum von 1881‒2012:
Ankauf Objekte Bezeichnung Fundort
1881‒82 („weit über 1.000“ Papyri107) I. Fayyūmer Fund (P I108) al-Fayyūm;
Ihnās109
1884‒85 (ca. 3.000 Papyri110)
vielleicht A.L. 1‒34, 39‒41, 43, 45‒55, 57‒62, 64‒68
II. Fayyūm. Fund (P I111) al-Fayyūm; Ihnās
1886 („zahlreiche“ Papyri und Papiere112)
sicher A.L. 44113
vielleicht A.L. 1‒34, 39‒41, 43, 45‒55, 57‒62, 64‒68
(P II114) al-Ušmūnayn115
1891 („bedeutende Zahl“ von Papyri116)
vielleicht A.L. 1‒34, 39‒41, 43, 45‒55, 57‒62, 64‒68
(P II117) al-Fayyūm118
al-Ušmūnayn119
1892 („kufische Papyri und Pergamente, prächtige
Gewandstoffe mit Stickereien in Gobelintechnik“120)
vielleicht A.L. 1‒34, 39‒41, 43, 45‒55, 57‒62, 64‒68
Schenkung Trau121 ?
1893 („zahlreiche“ Papyri)
vielleicht A.L. 1‒34, 39‒41, 43, 45‒55, 57‒62, 64‒68
(P III122) al-Fayyūm;
al-Ušmūnayn
1897 („zahlreiche“ Papyri)
vielleicht A.L. 1‒17, 20‒24, 29‒34, 39‒41; 43; 45‒55,
57‒62, 64‒68
(P IV123) al-Fayyūm,
Ihnās,
al-Ušmūnayn124
1899 (346 Papyri, 176 Papiere125)
vielleicht A.L. 1‒17, 20‒24, 29‒34, 39‒41; 43; 45‒55,
57‒62, 64‒68
Kauf Landberg al-Ušmūnayn126
1899 („größerer Ankauf“ hauptsächlich von Ostraka127)
vielleicht A.L. 1‒17, 20‒24, 29‒34, 39‒41; 43; 45‒55,
57‒62, 64‒68
Kauf Krall ?
1911 (10128 bzw. 6129 Ostraka) Kauf Junker130 Edfu
107 Loebenstein 1983:27. 108 Loebenstein 1983:6 Anm. 21. 109 Loebenstein 1983:4. 110 Loebenstein 1983:27. 111 Loebenstein 1983:6 Anm. 21. 112 Loebenstein 1983:27. 113 Handschriftlicher Vermerk auf zugehörigem Papierumschlag. 114 Loebenstein 1983:6 Anm. 21. 115 Loebenstein 1983:27. 116 So Grohmann 1954‒55:22. 117 Loebenstein 1983:6 Anm. 21. 118 So Grohmann 1954‒55:13. 119 So Grohmann 1954‒55:22. 120 Grohmann 1924:6. 121 Loebenstein 1983:27. 122 Loebenstein 1983:6 Anm. 21. 123 Loebenstein 1983:6 Anm. 21. 124 Grohmann 1924:6. 125 Loebenstein 1983:27. Grohmann 1924:6 spricht dagegen von „einigen tausend (arabischen) Papyri und Papieren“. 126 Grohmann 1924:6; Loebenstein 1983:7. 127 Loebenstein 1983:8 mit Verweis auf ÖNB Archiv HB 710/1899. 128 Grohmann 1924:7; 10; 1954‒55:25.
33 Lucian Reinfandt
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1930 (314 Papyri, 284 Papiere, 6 Pergamente, 1 Knochen131)
sicher A.L. 38132
weitere Leinenstücke?133
Kauf Grohmann al-Fayyūm;
al-Fusṭāṭ
1940 (1.720 Papiere134) Nachlass Seif135 ?
1949 sicher A.L. 35‒37 Kauf Liebl136 ?
1952 (1 Holztafel mit Koranversen137) Amt für
Vermögenssicherung
?
1971 (1 Papyrus138) Kauf Groterjahn ?
1975 (15 Papyri, 107 Papiere139) Schenkung ÖAW ?
nach
1977
(104 Papyri und Papiere)
vielleicht A.L. 69
Nachlass Grohmann al-Fusṭāṭ; Ṭanṭā;
al-Ušmūnayn
1984 (1 Papyrus140) Kauf Bernhard ?
1986 (1 Papyrus141)
(9 Papiere142)
Kauf Ahmed
Kauf Othman
?
1988 (3 Papiere143) Kauf Staubmann ?
1989 (3 Papiere144) Kauf Staubmann ?
1995 (15 Papiere145) Kauf Staubmann ?
1996 (12 Papiere146) Kauf Abdul Hady ?
1997 (11 Papyri, 37 Papiere)
sicher A.L. 70, 71147
Kauf Abdul Hady ?
2000 (14 Papiere148) Kauf Abdul Hady ?
2001 (1 Papier149)
(16 Papiere150)
Kauf Skrebsky
Kauf Abdul Hady
?
Tabelle 2: Erwerbungen von Arabica durch die Wiener Papyrussammlung 1881‒2012
Einordnung und Fragestellungen
Die arabischen A.L.Textilien der Wiener Papyrussammlung sind gleich aus mehreren Gründen von
besonderem Interesse für die wissenschaftliche Forschung. Zum einen stellen die Stücke eine
129 Loebenstein 1983:27. 130 Loebenstein 1983:8 mit Verweis auf ÖNB Archiv HB 935/1911 und 1061/1911 sowie Grohmann 1924:7. 131 Loebenstein 1983:27. 132 Handschriftlicher Vermerk auf dem Originalumschlag von A.L. 38. 133 Nationalbibl. 1930:2. 134 Loebenstein 1983:28. 135 Grohmann 1966:83. Die Stücke waren zuvor von dem schwedischen Orientalisten F. Martin in Ägypten erworben und dann an Theodor Seif weiterverkauft worden. 136 Handschriftlicher Vermerk auf den Originalumschlägen von A.L. 35‒37. 137 Loebenstein 1983:28; Akten der ÖNB. 138 ÖNB Archiv 59/71. 139 ÖNB Archiv 376/175. Loebenstein 1983:28 nennt abweichend davon 27 Papyri und 95 Papiere. Die Stücke waren 1914 von Heinrich Junker in Kairo erworben worden. 140 Akten der Papyrussammlung. 141 Akten der Papyrussammlung. 142 Akten der Papyrussammlung. 143 Akten der Papyrussammlung. 144 Akten der Papyrussammlung. 145 Akten der Papyrussammlung. 146 Akten der Papyrussammlung. 147 Akten der Papyrussammlung. 148 Akten der Papyrussammlung. 149 Akten der Papyrussammlung. 150 Akten der Papyrussammlung.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 34
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geschlossene Sachgruppe der Sammlung dar, die bislang kaum systematisch bearbeitet worden ist,
deren vergleichsweise kleine Zahl eine vollständige Bearbeitung aber realistisch macht. Ihre
Erschließung stellt ein vordringliches sammlungsspezifisches Anliegen dar. Zum anderen ist jedes
Stück, für sich allein genommen, ein bedeutendes Dokument hinsichtlich seiner materialen und
handwerklichen Beschaffenheit, seiner funktionalen Bestimmung, seines textlichen Gehalts sowie der
sprachlichen und paläographischen Eigenheiten der Texte. Nicht zuletzt aber sind die Objekte auch
und gerade in ihrer Gruppe als ganzem, so wie sie sich heute in der Papyrussammlung befinden, von
nicht unerheblicher Bedeutung für eine Papyrologie, die sich einen möglichst ganzheitlichen Blick auf
die Dokumente und ihren Sitz im Leben zum Ziel macht.
Das ist deshalb wichtig, da die bisherige Beschäftigung mit Textilien weitgehend an einzelnen
Objekten, weniger an ihren größeren Zusammenhängen ausgerichtet war. Das hängt mit der
allgemeinen Situation in den Sammlungen zusammen: Die Stücke sind in der Regel aus ihrem
Fundzusammenhang gerissen und zumeist in verstümmelter Form erhalten. Bei ihrer Darstellung
überwiegt bis heute der Sammlungskatalog mit physischen Beschreibungen sowie kunsthistorischen
Interpretationen vor allem mit Betonung der formalen Eigenschaften, Ornamente und der
Ikonographie.151 Die arabische Papyrologie wiederum hat sich im Bereich ihrer Textilien vornehmlich
wenn nicht ausschließlich mit den gestickten Schriftbändern der ṭirāz-Stoffe beschäftigt (vgl. A.L. 11,
18, 19). Das lag nicht zuletzt daran, dass ṭirāz-Stücke mit ihren gestickten Schriftbändern, den darin
genannten Namen identifizierbarer Persönlichkeiten (Herrschern) oder Produktionsstätten sowie ihrer
kalligraphischen Künstlerschaft einem vorwiegend philologischen und ereignishistorischen Interesse
entgegen kam. Demgegenüber sind archäologische oder technisch-handwerkliche Darstellungen
immer noch selten, obwohl es gerade diese sind, die den Aussagewert der Objekte erheblich erweitert
haben.152 Damit im Zusammenhang steht, neben der Beschäftigung mit aufwändig dekorierten
Prunkstoffen, auch die bewusste Einbeziehung einfacherer Gebrauchsstoffe. Denn diese öffnen, über
die eigentlichen Begräbniszusammenhänge (die Fundorte der Stoffe) hinaus, den Blick auch auf
Fragen des täglichen Lebens.153 Neuere Ausgrabungen werden diesen Forderungen natürlich viel mehr
gerecht, als es die frühen Sammlungserwerbungen aus dem 19. Jahrhundert getan haben. Aber auch
für diese älteren Bestände in den Museen und Sammlungen gilt es, die Objekte so gut es geht in ihren
ursprünglichen archäologischen Kontext einzuordnen, sollen sie einen überhaupt nur brauchbaren
Aussagewert bekommen.154
Genau dieser Ansatz wird von uns im Rahmen der Arbeit mit den Wiener A.L.-Stücken verfolgt.
Die Objekte A.L. 1‒71 sind aus archäologischer, textilkundlicher, philologischer, historischer und
151 Thomas 2007:137‒39. 152 Thomas 2007:139‒40. 153 Thomas 2009:141. Die Einbeziehung einfacher Gebrauchsstoffe in die Untersuchungen hatte im übrigen schon Karabacek in den 1880er Jahren gefordert. 154 Thomas 2009:139. A.a.O. 141: „As the corpus has grown, and ideas about and approaches to these textiles have changed significantly over the years, it seems appropriate to consider developments from initial cataloguing efforts and the predominance of formal analyses to current multi-disciplinary, integrative approaches to materials, techniques, and object types, production, circulation, and use“.
35 Lucian Reinfandt
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anthropologischer Sicht gleichermaßen bedeutsam. Sie bieten für jede der genannten Disziplinen und
den von ihnen vertretenen Methoden geeignete Ansatzpunkte. Und über den Beitrag jeder der
einzelnen Disziplinen hinaus ist es gerade ihr Zusammenspiel, ihr wechselseitiger Austausch der
Interessen, Methoden und Erfahrungen, das den eigentlichen Mehrwert und das größtmögliche
Verständnis der Objekte verspricht.
Ein wichtiger Ansatzpunkt ist dabei der Aspekt der Wiederverwendung (Recycling) von Material,
hier insbesondere von ehemaligen (Papier-)Dokumenten. Letzteres betrifft die Objekte (A.L. 3, 29,
34‒36, 39‒40, 43, 45‒47, 49‒55, 57‒60, 62, 64‒68), die Reste solcher Dokumente (Urkunden, Listen,
vielleicht Briefe) enthalten, die nun als Altpapier zur Fütterung von Mützen und anderen
Kleidungsstücken wiederverwendet und zu diesem Zweck mit Textilien zusammengenäht worden
waren. Eine andere große Gruppe (A.L. 2, 4‒6, 9‒10, 13‒17, 20‒23, 24?, 27, 31, 37‒38, 41, 44, 48,
70‒71) besteht aus flachen Leinenstoffen, die offensichtlich in Zweitverwendung (sie dürften
ursprünglich von Kleidungsstücken, Säcken oder anderem gestammt haben) einer neuen Bestimmung
als Geldsäckchen, Gefäßverschluss, Stickvorlage oder Warenetikett dienten und durch ihre
Beschriftung nun ihrerseits zu Textdokumenten wurden.155 Daneben steht eine kleinere Anzahl solcher
Stoffe (A.L. 8, 12, 25‒26, 28), die von Anfang an als Träger von Textdokumenten konzipiert waren
und zu diesem Zweck möglicherweise in Erstverwendung standen. Zusätzlich finden sich Reste von
größeren Stoffbahnen (A.L. 1, 11, 18‒19, 24?), die mit Abzeichen ihrer Manufaktionsstätte versehen
waren, darunter die mehr oder weniger kostbaren ṭirāz-Stickereien sowie Stempeleien. Schließlich gibt
es noch eine Handvoll von Stoffen ohne Schrift, die seinerzeit aus rein handwerklichem Interesse
erworben waren und offensichtlich irrtümlich in den Signaturbestand der arabischen Leinen
aufgenommen oder dort verblieben sind (A.L. 7, 30, 32‒33, 61).
Es wird deutlich, dass bei den meisten Stücken der Aspekt der Wiederverwendung eine zentrale
Rolle spielt. Denn es war gerade die Wiederverwendung, die die Stücke in jenen Fundkontext
gelangen ließen, in dem sie im 19. Jahrhundert gefunden worden sind. Ohne ihre Zweitverwendung
wäre der überwiegende Teil der A.L.-Stücke heute verloren. Dazu gibt es interessante Parallelen aus
anderen Bereichen. Ein berühmter Fall sind jene dokumentarischen Papyri, welche als
Mumienkartonage wiederverwendet und der Nachwelt somit in großer Zahl erhalten geblieben sind.
Ein Fall aus dem spätmittelalterlichen islamischen Bereich sind die amtlichen Dokumente, die im
9./15. Jahrhundert von dem ägyptischen Chronisten Taqī ad-Dīn al-Maqrīzī als Schmierpapier (scrap
paper) für die Konzeption seiner Chronik Kitāb as-Sulūk wiederverwendet worden waren.156 Im
Bereich der Arabica der Wiener Sammlung Erzherzog Rainer gibt es jenen Fall der vielen arabischen
Papiere, die eine Zweitverwendung als Füllung mittelalterlicher arabischer Bucheinbände aus Leder
gefunden hatten. Bei diesem Altpapier handelte es sich hauptsächlich um Kodexblätter von Büchern
sowie in geringem Umfang auch um Briefe, Notizen, Rechnungszettel und wenige amtliche
155 Zur Verwendung von kleinen Stofffetzen als Geldsächcken (Arab. ṣurra, Griech. follis), die auch in den Papyri belegt ist, s. Heidemann 1997. 156 Bauden 2004.
„Denn Erde bist du und zu Erde musst du wieder werden.“ 36
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Schreiben.157 Das berühmteste Beispiel für die ‚Rettung’ von Dokumenten durch ‚Wegwerfen’ ist die
Geniza in der Kairoer Ben Ezra-Synagoge.
Im Zusammenhang mit der Wiederverwendung von Dokumenten steht die Frage nach dem
Archivwesen in der islamischen Welt. Auch in dieser Hinsicht sind die von uns bearbeiteten
arabischen Textilien von nicht unerheblicher Bedeutung. Die Aspekte der Anfertigung, Verwendung
und Verwahrung von Dokumenten sind ein wichtiger Aspekt gesellschaftlicher Handlung. Ein
Spezifikum vormoderner islamischer Gesellschaften ist dabei ein auffälliger Mangel an Institutionen,
die der Aufbewahrung von Dokumenten (Akten und Urkunden) dienten sowie eine im Vergleich zum
zeitgleichen vormodernen Europa geringe Menge erhaltener Originaldokumente.158 Diese Situation
traf andererseits ganz und gar nicht auf das frühneuzeitliche Osmanische Reich zu. Man hat daraus
verschiedentlich Schlüsse gezogen, die zu einflussreichen Einschätzungen der Natur islamischer
Gesellschaften, auch dem ‚Wesen des Islams’ schlechthin, geführt haben: Wittfogels (in Nachfolge
Marxens) Oriental Despotism, Webers Patrimonialismus, Chamberlains Oral Culture, um nur einige
zu nennen.159
Die neuere Forschung verweist dagegen auf das Vorhandensein von Dokumenten in islamischen
Gesellschaften in anderen Zusammenhängen als aus Europa bekannt. Im Vordergrund steht dabei die
Frage nach der Lebensdauer (‘life cycle’) von Dokumenten. Man kann geradezu von Biographien von
Dokumenten sprechen mit spezifischen Umständen ihrer Schaffung, ihrer Erstverwendung, ihrer
Aufbewahrung, ihrer Zweit- und Drittverwendung sowie schließlich ihre Ausmusterung.160
Bezeichnenderweise sind es fast immer Stadien der Wiederverwendung oder der Ausmusterung ‒ den
Brüchen in den Biographien der Dokumente ‒, fast nie dagegen diejenigen der Erstverwendung, die
der Nachwelt diese Objekte bewahrt haben.161 Dies gilt auch für die von uns bearbeiteten arabischen
Stoffe.
157 Loebenstein 1983:28. Sie stammen aus dem Nachlass Seif und sind 1940 von der Sammlung erworben worden. Es handelt sich bei ihnen um die Stücke P.Vind.inv. A.Ch. 8803‒10.210. 158 “Few documents and almost no archives have survived”. Stern 1964:14. 159 Wittfogel 1957; Weber 1921–22; Chamberlain 1994. 160 El-Leithy 2011 spricht von biographies of documents und life-cycles of documents. 161 Ibid.
37 Lucian Reinfandt
NFN Imperium and Officium. Comparative Studies in Ancient Bureaucracy and Officialdom
Bibliographie
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