+ All Categories
Home > Documents > ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang...

ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang...

Date post: 21-Sep-2020
Category:
Upload: others
View: 0 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
28
NUMMER 3 | September 2012 BULLETIN * 4 Zweite Röhre – Ein vergiftetes Geschenk! * * 10 Stadtrat – Erste Mobilmachung missglückt * * 11 Abstimmung Casino – Verschlimmbesserung * * 16 Fifa – Pecunia non olet * * 22 Kosovo – Der erste Tourist * ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG
Transcript
Page 1: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

NUMMER 3 | September 2012BULLETIN

* 4 Zweite Röhre – Ein vergiftetes Geschenk! *

* 10 Stadtrat – Erste Mobilmachung missglückt *

* 11 Abstimmung Casino – Verschlimmbesserung *

* 16 Fifa – Pecunia non olet *

* 22 Kosovo – Der erste Tourist *

ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG

Bulletin 2012_1 UG.indd 3 19.09.12 15:26

Page 2: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

2

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

3 EditorialCall Ali

4 Zweite RöhreEin vergiftetes Geschenk!

6 Grüne WirtschaftGrün. Stark. Initiative eingereicht!

8 GemeinderatNicht GEGEN sondern FÜR

10 StadtratErste Mobilmachung missglückt

11 Abstimmung CasinoVerschlimmbesserung

12 KantonsratCVP und FDP zwängeln wieder

13 RegierungsratZum Wohle unserer Kleinsten

14 DemonstrationJustice now!

16 FifaPecunia non olet

18 BahninfrastrukturWalchwil oder Murpfli?

19 Bulletin ProzessSieg und Frust

20 FinanzplatzLabuyla – der Anfang vom Ende

22 KosovoDer erste Tourist

24 ServiceteilKinoBuchAufrufVeranstaltungenAdressenImpressum

Inhaltsverzeichnis

«Mission statement»

Das BULLETIN des alternativen Zug wird von folgenden Gruppen getragen:

Alternative – die Grünen Baar Alternative – die Grünen Menzingen Alternative – die Grünen Unterägeri Alternative – die Grünen Stadt Zug Alternative – die Grünen ZugForum OberägeriGleis 3 Alternative Risch-RotkreuzGrüne Steinhausen Krifo Alternative Cham

Das BULLETIN setzt sich mittels seiner Publikationen ein für die Förderung und den Erhalt von Lebensqualität im Sinne von:• SozialeGerechtigkeit,Schutzvonso-

zial Benachteiligten• Ökologische Nachhaltigkeit, Schutz

von Lebensräumen und der Natur

• GleichwertigkeitvonGeschlechtundRasse

• VerantwortungdesEinzelnengegen-über der Gesellschaft und Verantwor-tung der Gesellschaft gegenüber dem/der Einzelnen.

Die Redaktion recherchiert zu politi-schen und gesellschaftlichen Themen nach bestem Wissen und Gewissen. Sie nimmt aktuelle Themen der alterna-tiven Gruppierungen aus den einzelnen Zuger Gemeinden auf. Das BULLETIN fördert das politische Bewusstsein der Bevölkerung und trägt zur Meinungs-bildung bei.

Redaktion und Herausgeberverein «Das BULLETIN»

Noch geniessen sie Narrenfreiheit in den U.S.A. – die Cartoonisten

Page 3: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

3

Editorial

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Ich habe ein differenziertes Bild des Kantons Zug. Ich bin hier aufgewachsen, habe alle Schulen in diesem Kanton durchlaufen und bin seit einem halben Jahr-hundert in diesem Kanton wohn-haft. Ich mag diesen Flecken, er bedeutet ein Stück Heimat für mich. An die spöttischen Kom-mentare von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kantonen zur Niedersteuerpolitik dieses Kantons habe ich mich gewöhnt. Was mir aber auf meiner Reise durch die Türkei in diesem Frühling passiert ist, hat mich zusätzlich nachdenklich gemacht und es erfüllt mich nicht mit

Thomas Ehrensperger, Präsident Alternative – die Grünen, Stadt Zug

Call Ali

Stolz, dass man Zug scheinbar auch irgendwo in einer Kleinstadt im Nordwesten der Türkei primär im Zusammenhang mit dem Handel von Rohstoffen kennt. Die Geschichte, die ich erlebt habe, geht so. Ich wanderte durch die Gassen einer kleinen, aber berühmten Karawanenstadt und schaute mir die osmanischen Bauten an. Ich wunderte mich über die vielen Produkte, die man aus Safran herstellen konnte. Die durstige Kehle wollte es, dass ich mich in der belebtesten Teestube, die ich finden konnte, hinsetzte. Weit

und breit war kein Mensch in der Nähe, der Englisch oder Deutsch oder sonst eine Fremdsprache sprach. Ich beobachte das Leben in der Gasse, vor mir ein Glas Tschai, als mich plötzlich ein 63-jähriger Mann auf Englisch anspricht und mich fragt, ob er sich neben mich setzen darf. Ali, wie er hiess, erzählt mir, dass er 3 Fabriken für Fensterrahmen besitze und mehrere Minen. Er sei gerade von der Unterzeichnung eines Kaufvertrages über ein grösseres Gelände im Südosten von Anatolien zurückgekommen. Weiter erzählte er mir blumig, wie viel Geld unter der Erde liege und

nur darauf warte, gefördert zu werden. Der Wert seiner neusten Errungenschaft sei mehrere Hundert Millionen Dollar, wie er mir weiter erklärte und in Form von Chrom und anderen Erzen gelagert. Als er sich darauf besann, dass ich neben ihm sass und seinen Monolog unterbrach, frage er mich woher ich komme. Zunächst sagte ich vage Schweiz, als er nachbohrte, weil er angab die Schweiz zu kennen, sagte ich ‚Zug‘. Daraufhin meinte er, dass er Zug und Lugano kenne, an beiden Orten sei er schon gewesen. Praktisch gleichzeitig zückte er seine Visitenkarte hervor und legte sie vor mich und bat mich darum, Kontakte zu einem seriösen Partner in Zug herzustellen, um das neue Gelände, die neue Mine aufzubauen. Auf diese Bitte war ich nicht vorbereitet. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich mich nicht auskenne und nicht vertraut sei mit solchen Dingen. Kurz darauf rief er «Foto please» worauf ein stämmiger junger Mann am Nebentisch aufstand und uns zwei fotografierte. Erst dann habe ich festgestellt, dass an den Neben-tischen links und rechts offen-sichtlich seine Entourage sass. Beim Abschied nahm mich Ali zur Seite und meinte, wenn ich ein Problem in der Türkei hätte – «call Ali»!Wieso ich das hier schreibe? Weil Zug in der Pflicht steht, wie es Andy Hürlimann im letzten Bulletin so treffend formuliert hat. Meine Geschichte oben beweist, wie schnell man als Zuger sogar während eines Urlaubs mit Rohstoffen oder Rohstoffhandel konfrontiert wird. Das Bulletin und die Alternativen – die Grünen Zug machen mit Vorstössen, Demos und Informationen die Bevölkerung immer wieder darauf aufmerksam. Und das ist gut so. Danke! ■

Page 4: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

4

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Thomas Bolli, Alpeninitiative | Bilder Peter Mosimann / ASTRA

Der Gütertransitverkehr gehört auf die Schiene und es sollen weniger Lastwagen durch die Alpen fahren. Das Volk hat diese Verkehrspolitik in mehreren Abstimmungen vorgegeben und 20 Milliarden Franken in die neuen Bahntunnels an Gotthard, Ceneri und Lötschberg investiert. Nun will der Bundesrat am Gotthard zusätzlich eine zweite Strassenröhre bohren.

Ein vergiftetes Geschenk!

Der Gotthard-Strassentunnel muss nach 2020 saniert werden. Das ist ohne Bau einer zweiten Röhre mög-lich. Die zeitweise Sperrung des Tun-nels kann überbrückt werden. Er-stens mit einem Verlad für Personen-wagen durch den bestehenden SBB-Scheiteltunnel zwischen Airolo und Göschenen. Zweitens mit einem Bahnverlad für die Lastwagen durch den neuen Gotthard-Basistunnel zwischen Bodio und Erstfeld (Eröff-nung 2016). Die entsprechenden Bundesämter haben zahlreiche Stu-diendurchgeführt,dieallezudensel-ben Ergebnissen gekommen sind: Eine Sanierung ohne zweite Röhre ist kostengünstiger,bezüglichVerkehrs-bewältigung machbar und sie wird keine bedeutenden wirtschaftlichen Konsequenzen für die Anrainerkan-tone haben. Die von der Alpen-Initia-tive beigezogenen Experten sind un-abhängig davon zu den gleichen Schlüssen gekommen.

Gegen den VolkswillenZur Erinnerung: 1994 hat das Schwei-zer Volk die Alpen-Initiative ange-nommen. Seither ist der Ausbau der Strassenkapazitäten durch die Alpen verboten. 2004 hat das Schweizer Volk den Avanti-Gegenvorschlag ab-gelehnt,dereinezweiteStrassenröh-re am Gotthard forderte. 2011 haben die Stimmberechtigten des Kantons Uri erneut eine zweite Röhre am Gotthard abgelehnt.Dennoch entschied sich der Bundes-rat Ende Juni 2012 anders. Er will eine zweite Röhre bauen – gewisser-massen als Baustellenumfahrung. Das ist eine Luxuslösung angesichts derTatsache,dasseinErsatzangebot

auf der Schiene mindestens eine Mil-liarde Franken günstiger zu stehen käme.DasVersprechen,denAlpen-schutzartikel in der Verfassung zu respektieren und die beiden Röhren

dannzumal nur je einspurig zu befah-ren, istverlogen.AuchVerkehrsmi-nisterin Doris Leuthard glaubt offen-bar nicht an ihr Versprechen. In der Verkehrskommission gab sie Anfang 2012 zu Protokoll: «Wir bauen ja kaum zwei Tunnels und lassen je eine Spur leer.» Doris Leuthard sagte laut Protokoll der Verkehrskommis-sion auch: «Verfassungskonform kann man nur eine zweite Röhre bauen und die alte behalten, wennman beide einspurig betreibt, unddas ist ein bisschen Seldwyla.» Also ein bisschen Narrenzeugs.Der Druck der inländischen Auto- und Lastwagenlobby, die heute diezweiteRöhrefordert,wirdnichtklei-nerwerden,diebeidenTunnelsvier-spurig zu nutzen. Es kommt hinzu,dass die EU aufgrund des Landver-kehrsabkommens auf die freie Durch-fahrt pochen könnte. So hat denn die

Zweite Röhre

EU bereits freudig auf die Ankündi-gung des Bundesrats reagiert und klargemacht,dasssieinderzweitenRöhre eine willkommene Ausweich-route sieht, sollte es anderswoSchwierigkeiten geben. Kurz: Mit ei-ner zweiten Röhre würde die Schweiz der EU den roten Lastwagenteppich auslegen. Und das just in dem Mo-ment,wodasLandderBahnamGott-hard den längsten Tunnel der Welt gebaut hat. Widersprüchlicher geht es nicht!

Langfristige SchädenWer in der Verkehrspolitik kurzfris-tig denkt, verursacht langfristigeSchäden.DieArgumente,welchederBundesrat für den Bau einer zweiten Röhre vorgebracht hat, sind nichtstichhaltig.

1. Sicherheit I: Nach dem schweren Lastwagenunfall 2001 sind im Gott-hardtunnel umfassende Verbesse-rungen vorgenommen wurden. Die Zahl der Unfälle nahm markant ab. In den letzten 10 Jahren kamen im Tun-nel weniger als 10 Personen ums Le-ben. Im gleichen Zeitraum wurden auf Schweizer Strassen weit über 3000 Menschen getötet. Die grossen Sicherheitsprobleme bestehen also nicht im Gotthardtunnel! Die Bera-tungsstelle für Unfallverhütung (bfu) sieht keinen Sicherheitsgewinn in einer zweiten Röhre. Allein bei 3 Pro-zent mehr Verkehr würde sich das Risiko für Unfälle auf der ganzen Transitachse sogar erhöhen.

2. Sicherheit II: Die schlimmsten Unfälle in Tunnels verursachen Last-wagen. Dies wegen ihrer Grösse und ihrem Brandpotenzial. Der folgen-schwere Lastwagenbrand zum Bei-spiel im Mont-Blanc-Tunnel (38 Tote) wurde nicht durch eine Fron-talkollisionverursacht, sondernderMotor entzündete sich selber. Ein Lastwagenverbot im Gotthardtunnel wäre daher die effizienteste Mass-nahme,umdasRisikovonschwerenUnfällen zu vermindern! Zudem

Airolo: Noch mehr Lastwagen erträgt der Gotthard nicht.

Page 5: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

5

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

liessen sich für einen Bruchteil der Kosten einer zweiten Röhre durch die flächendeckende Einführung von Tempo-30-Zonen in Städten und Dörfern jährlich gegen 100 Todesop-fer, darunter viele Kinder, verhin-dern.

3. Tessin I: Der Kanton wird während der Sanierung des Strassentunnels nicht isoliert. Dank des leistungsfä-higen Bahnverlads für Lastwagen und Autos wird das Tessin auch auf der Strasse stets erreichbar sein. Der VerladamGotthardistmachbar,dashaben alle Studien bewiesen und das sagen auch die Fachleute der BLS,die seit 50 Jahren am Lötschberg den Autoverlad betreiben. Setzt der Bun-desrataufeinezweiteStrassenröhre,desavouiert er nicht nur die eigenen Fachleute,sondernauchdieSchwei-zer Bahnen.

4. Tessin II: Der südliche Teil des Tessins leidet schon heute über-durchschnittlich unter der Transitla-wine. Krebs- und Atemwegserkran-kungen liegen hier über dem Schwei-zer Durchschnitt und betreffen vor allem Kinder und Betagte. Mehr Ver-kehr erträgt das Mendrisiotto nicht.

5. Kosten: Eine zweite Strassenröhre käme mindestens 1 bis 1,5 Milliar-

den Franken teurer als die Sanierung inklusive Ersatzangebot auf der Schiene. Wird am Gotthard die Lu-xusvariante gewählt, müssen Pro-jekte in anderen Landesgegenden aufgeschoben oder gestrichen wer-den. Mit zwei Röhren würden sich zudem die jährlichen Unterhaltsko-sten massiv erhöhen. Auch dieses Geld würde bei anderen Autobahnab-schnitten fehlen.

6. Pannenstreifen: Der Bundesrat verspricht,auchbeizweiRöhrendievier Spuren nicht voll zu nutzen,sondern in jeder Röhre einen Pan-nenstreifen frei zu lassen. ABER: Schon heute wird bei Morges am Genfersee auf Pannenstreifen ge-fahren. Das Departement von Doris Leuthard will zudem in den nächs-ten Jahren auf über 125 Kilometern Autobahn die Pannenstreifen zu Spitzenzeiten für den Verkehr freige-ben. Dies unter dem Titel «Sicher-stellung des Verkehrsflusses». Was das für den Gotthard bedeutet, istleicht auszudenken: Mehr Verkehr,insbesondere mehr Lastwagen.

Ein vergiftetes GeschenkDie Alpen sind nachgewiesenermas-sen ein ökologisch hoch sensibles Gebiet. Sie verdienen deshalb einen besonderen Schutz vor dem Transit-

verkehr. Die Bahn ist und bleibt das umweltschonendere Transportmittel als die Lastwagen, deshalb gehörendie Transitgüter auf die Bahn. Eine Sanierung ohne zweite Röhre kann zudem ohne Volksabstimmung sofort geplant werden. Eine zweite Röhre aber provoziert eine Abstimmung,verzögert die Sanierung und die Ver-antwortlichen riskieren den politi-schen Scherbenhaufen. Das dient weder der Sicherheit noch dem Tes-sin. Das dient niemandem.

Die Alpen-Initiative hatte auf den Entscheid des Bundesrats unmiss-verständlich reagiert. In einer Medi-enmitteilung hielt sie fest, dass derBundesrat dem Tessin ein vergiftetes Geschenk machen wolle – gute Ver-bindung versprechen, um nachhermehr Lastwagen zu schicken. Bereits haben rund 30 Organisationen ange-kündigt,einezweiteRöhremitallendemokratischen Mitteln zu bekämp-fen. Falls nicht das Eidgenössische Parlament die Weichen anders stellt undaufeinezweiteRöhreverzichtet,wird das Volk das letzte Wort haben. Es hat stets konsequent für die Verla-gerung der Güter auf die Schiene und gegen eine zweite Strassenröhre am Gotthard gestimmt. Tricks und falsche Versprechen werden durch-schaut. ■

A1a

A1

A9

A9

A9

A9

A1

A12

A5 A1

A6A8

A16

A2

A2

A2

A3

A1

A3

A4

A4

A14

A4a

A3

A2

A2

A2

A13

A13

A28

A1

A7

A4

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

N.D.

1403 / +1.0

887 / +1.0

1262 / +1.3

1093 / +3.61200 / +1.4

941 / +2.6

725 / +2

621 / +2.0

854 / +0.5

835 / +0.2

662 / +4.0

825 / +0.9

734 / +1.2

719 / +2.7

716 / +1.7672 / +0.4

695 / +1.5

714 / +5.2

666 / +1.2

603 / +2.8

555 / +2.7

582 / +1.3

571 / +2.7

423 / +3512 / +1.9

535 / +2.5

528 / +1.2

515 / +2.4

504 / +1.9

450 / +9.6

373 / +3.9

438 / +1.4

402 / +2.5

408 / +0.5

390 / +1.7

351 / +2.7

357 / +2.9

379 / +1.3

327 / +3.3

336 / +3.5

953 / +1.7

347 / +3.4

259 / +1.0

333 / +3.1

295 / +2.7

299 / +0.3

313 / +2.1

318 / +6.9

300 / +0.7

252 / +2.3

297 / +1.5

254 / +1.4

290 / +1.6

285 / +2.6

234 / +0.3

226 / +4.7

234 / +5.4

216 / +2.2

152 / +0.0

227 / +0.6

248 / +5.4

227 / +1.2

192 / +0.3

178 / +2.3

173 / +3.8

171 / +1.5

127 / +4

161 / +1.5

151 / +0.4

149 / +1.1

133 / +3.5

131 / +5.8

118 / +1.4

128 / +4.2

126 / +0.4

87 / +1.383 / +2.5

66 / +1.4

62 / +2.7

989 / +1.7

1023 / +1.8809 / +1.2

1060 / +6.9

863 / +0.9

1007 / +1.1

720 / +34.5

734 / +1.5

655 / +1.9

597 / +2.2

543 / +2.4

569 / +1.7

569 / +6.1

595 / +2.2 451 / +3.2

432 / +4.5

433 / +7.9

533 / +11.5

413 / +0.3

351 / +0.9

351 / +3.3

334 / +0.2

329 / +3.7

317 / +0.4

291 / +1.4

268 / +0.9

175 / +2.2

171 / +2.6

146 / +4.6

158 / +5.0

534 / +2.7

556 / +3.0

254 / +1.4

411 / +2.7

594 / +2.3

292 / +1.5

249 / +9.0

984 / -2.3

903 / -0.4

791 / -1.7

690 / -2.6

664 / -1.7

512 / -0.2

473 / -0.8

366 / -1.1

137 / -0.3

764 / -0.2889 / -5.4

640 / -1.9

674 / -4.2

580 / -1.5

449 / -0.8

390 / -12.4

253 / -0.7

189 / -2.6

201 / -27.4

48 / -0.4

23 / -0.9

457 / --

438 / --

586 / --

199 / --

468 / --

563 / --

492 / --

1051 / --

498 / --774 / --

919 / --

41 / -6.5

865 / --

Schweizerisches Nationalstrassennetz / Réseau suisse des routes nationales

Schweizerische automatische Strassenverkehrszählung (SASVZ) 2010Comptage suisse automatique de la circulation routière (CSACR) 2010

Durchschnittlicher Tagesverkehr (DTV) 2010 und Verkehrsentwicklung der Motorfahrzeuge 2009/2010

Trafic journalier moyen (TJM) 2010 et évolution du trafic des véhicules à moteur 2009/2010

Total des Verkehrs beiderRichtungen in 24 Stunden

Circulation dans les deuxsens sur 24 heures

Die Zahlen in der Karte bedeuten Hunderter (Beispiel: 12 = 1200)Les nombres sur la carte sont donnés en centaines (exemple: 12 = 1200)

geodata © swisstopo

Sigmaplan, 12.05.20111:1.25 Mio

Anzahl der MotorfahrzeugeNombre de véhicules à moteur

90'000

75'000

60'000

0

45'000

30'000

15'000

498 / --

903 / -0.4

248 / +5.4

Nationalstrassen / Routes nationales

DTV [102] keine Angabe zum VorjahrTJM [102] pas de valeurs de l'année précédente

DTV [102] und Verkehrsabnahme in %TJM [102] et diminution en %

DTV [102] und Verkehrszunahme in %TJM [102] et croissance en %

Im Bau oder geplantEn construction ou projetées

In BetriebEn service

Mit 17‘000 Fahrzeugen pro Tag ist der Gotthardtunnel heute eine vergleichsweise schwach genutzte Strasse.

Page 6: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

6

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Grüne Wirtschaft

Grün. Stark. Initiative eingereicht!

Philippe Koch, Redaktion Bulletin | Bilder Grüne Partei Schweiz

Die Grüne Bewegung erstarkt

LiebeJungeGrüne,liebeGrüne

Als Co-Präsident der Jungen Grünen Schweiz und auch im Namen des Vorstandes der Jungen Grünen Schweiz möchte ich mich bei allen SammlerInnen für den unermüd-lichen Einsatz bedanken. Gemein-sam haben wir es geschafft. Der Ein-satz für den Schlussspurt war atem-beraubend und zeigt, wie stark dieGrüne Bewegung in der Schweiz ist. EineBewegung,diemitderEinrei-chung der Initiative für eine Grüne Wirtschaft verdeutlicht, dass sieüber die Generationen hinweg funk-tioniert.EineBewegung,ausderdieGrünen entstanden sind und eine Bewegung, die noch heute bewegt.Waren es in den 70er Jahren Leute aus der Generation meiner Eltern,die sich gegen die Zerstörung der Natur durch Strassenbauten oder ge-gen den Bau von Atomkraftwerken eingesetzthaben,sindesauchheuteimmer noch Menschen in diesem Al-ter,wiewirunschwererkennenkön-nen, wenn wir hier in die Rundeschauen. Zu dieser ersten Genera-tion Grüne sind nun aber neue Gene-rationen dazugekommen. Sozusagen Grüne 2.0 oder 3.0 oder besser ausgedrückt Junge Grüne. Junge Grü-ne,diegemeinsammitdenGrünendie basisch demokratische Bewe-gungamLebenerhalten,diesichge-meinsam gegen den Bau von Stras-sen und gegen den Erhalt der Atom-kraft einsetzen. Unser Ziel ist klar

undwarschonimmerklar,wirwol-lendieNatur,dieSchweiz,dieErdeauch für zukünftige Generationen so hinterlassen,wiewirsieeinstvorge-funden haben. Wir wollen nicht Res-sourcen rauben, Wälder abholzen,nicht Gewässer oder Luft verschmut-zen.Wirwollensoleben,dassauchin Zukunft hier noch gelebt werden kann. Ein Freund von mir hat mir einmalgesagt,seinLebensmottoseies, so zu leben, dass er durch seinLeben niemand anderem Steine in den Weg legt. Dieses Motto, dieseLebensweisheit sollten wir uns als moderne Gesellschaft zu Herzen nehmen.Durch unseren, in der neoliberalenZivilisation unökologischen Ver-schleiss der Ressourcen verhindern wir die Entwicklung in anderen Re-gionen der Welt. Ganz zu schweigen von den oftmals unmenschlichen Arbeitsbedingungen,dieindenAb-bau und Produktionsländern herr-schen. Mit einem aktuellen globalen Fussabdruck, der mindestens drei-mal so gross wie unsere Biokapazität ist,müssenwirendlichhandelnundGegensteuer leisten. Die Initiative für eine Grüne Wirtschaft tut dies und formuliert Ziele zum Schutz der Umwelt und zum Wohlergehen der Menschen. Mit der Verringerung des Ressourcenverbrauchs und mit der kompromisslosen Förderung der Kreislaufwirtschaft. Das Zustande-kommen der Initiative ist ein starkes Zeichen unserer Gesellschaft. Denn ichglaube,ichsprechefürvielejun-ge Menschen wenn ich sage, wir

Am 6. September 2012 hat die Grüne Partei der Schweiz ihre Initiative für eine grüne Wirtschaft mit 110‘000 gültigen Unterschriften eingereicht. In den letzten drei Wochen vor der Einreichung wurden nochmals 25‘000 Unter-schriften auf der Strasse gesammelt. Ein Erfolg auf den andere Parteien mit Recht neidisch sind. Und auf den die Alternativen – die Grünen Zug und die Jungen Alternativen Zug dank ihrer grossen Präsenz auf der Strasse und den zahlreich gesammelten Unterschriften stolz sein können. Am Tag der Einrei-chung haben u.a. Josef Lang und Andi Lustenberger vor dem Bundeshaus zu den Grünen gesprochen. Die Referate drucken wir hier ungekürzt ab.

wollen nicht auf Kosten anderer Menschen,Tieren,desKlimasoderder Natur leben. Wir wollen keine Ungerechtigkeiten durch unseren Lebenswandel verschulden. Wie schondieGrünen1.0,wollenauchwir Jungen die Erde für unsere zu-künftigen Generationen in einem in-takten Zustand hinterlassen.

Andi LustenbergerCo-Präsident Junge Grüne

Andi Lustenberger: keine Ungerechtig-keiten durch unseren Lebenswandel.

Page 7: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

7

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

noch aus einem anderen Grund be-sonders brisant. Die Schweiz ist ein Zentrum des globalen Rohstoffhan-dels. Dessen Funktionsweise fördert die Ressourcenverschwendung. Wie pragmatisch die Initiative Grüne Wirtschaftist,zeigenzweikonkreteBeispiele, die sich heute schon be-währen. Beim Urban Mining geht es umdieRückgewinnungvonSchrott,Abfällen, Kehrichtschlacke undKlärschlamm-Asche. Wertvolle Bau-stoffe,MetalleoderselteneElementewiePhosphorwerdennichtentsorgt,sondern wieder verwertet. Wenn die Stadt Zürich beim Urban Mining Vorreiterinist,verdanktsiedasauchder grünen Entsorgungschefin Ruth Genner.

Grüne Wirtschaft in der Praxis

Die Volksinitiative «Grüne Wirt-schaft» ist pragmatisch und visionär. Sie beinhaltet viele kleine und mitt-lere Schritte, die zusammen einengrossen Schritt ergeben. Der grosse Schritt ist die Reduktion des ökolo-gischen Fussabdrucks der Schweiz bis 2050 auf eine Erde. Heute leben wir,alsgäbees3.1Planeten,aufde-nen sich leben lässt. Der Fussabdruck 1 ist ein Gebot der ökologischen Gerechtigkeit. Es ist ökologisch und sozial ungerecht,wenn ein kleiner Teil der Mensch-heit einen grossen Teil der Ressour-cen verbraucht. Die Frage des Roh-stoff-Verbrauchs ist in unserem Land

Das andere Beispiel namens Ecosite kommt aus Genf. Ecosite ist eine Industrieanlage,beiderdieeinzel-nen Unternehmen über ihre Stoff-kreisläufe miteinander verbunden werden. Initiiert wurde es vom da-maligen Regierungsrat und heu-tigen Vizepräsident der Grünen Schweiz: Robert Cramer. Diese Kom-bination von Pragmatischem und Visionärem,dieseVerknüpfungvonkleinen und grossen Schritten ma-chen die Initiative «Grüne Wirt-schaft» aus. Sie machen auch die Grünen aus.

Josef LangVizepräsident Grüne Schweiz

Grund zum Stolzsein: Der Beitrag aus Zug war substantiell.

Page 8: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

8

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Nicht GEGEN sondern FÜR

Natalie Chiodi, Redaktion BULLETIN | Bild Paula Gisler

BULLETIN: Welches sind deine Tä-tigkeiten in deiner Funktion?Berty Zeiter: Zum einen bin ich Vor-steherin einer Abteilung und in dieser Funktion stehe ich meinen Mitarbei-tenden vor. Ihnen möchte ich in ihrer Arbeit gute Bedingungen schaffen und sie in ihrer anspruchsvollen Auf-gabe stärken. Zum anderen ist da meine politische Arbeit im Gemein-derat.GottlobsindwirzweiFrauen,nebst fünf Männern. Da ich als einzige Linke politisch gesehen in der Min-derheit bin, muss ich schauen, wieich meine Positionen und Haltungen möglichst gut einbringen kann. Wenn ich nicht will, dass es bei Abstim-mungen einfach 1:6 steht, darf ichmich nicht prinzipiell auf Fundamen-talpolitikfestlegen,sondernmussan-dere Wege beschreiten. Um meine Zielebestmöglichzuerreichen,mussich also konstruktiv und realitätsnah handeln.

BULLETIN: Ist das eine Erkenntnis,die du in deiner Arbeit als Exekutiv-politikerin gemacht hast?Berty Zeiter: Ja genau. Als Exekutiv-politikerin muss ich mich von dogma-tischen Haltungen entfernen. Gleich-zeitig möchte ich aber von meinen grundlegenden Einstellungen nicht abrücken. Meine Grundhaltung in der ZusammenarbeitimGemeinderatist,dassichjedemzubillige,dasserodersie ebenfalls das Beste für Baar errei-chen will. Ich will nicht einfach GE-GEN jemanden kämpfen, sondernmich FÜR das einsetzen, was mirwichtig ist. Bei Diskussionen will ich herausfinden,wiesomeinGegenüberdas so sieht. Dann bringe ich meine Argumente als Ergänzung. Ich darf sa-gen,dassderGemeinderatkonstruk-tiv zusammenarbeitet. Ich werde trotz meiner Einzelrolle als Linke nicht in

eine Schublade gesteckt. Doch soziale Anliegen haben es nun mal nicht sehr einfach und manchmal beschäftigt es mich, dass ich bei der Umsetzungwichtiger sozialer Themen auf den Goodwill der anderen angewiesen bin. Als Legislativpolitikerin hatte ichdagegengelernt,eineklarepartei-politische Sichtweise zu vertreten. Da war ich viel weniger kompromissbe-reit,weilichdieParteihaltungnichtverwässern wollte.

BULLETIN: Wie lernt man Gemein-derätin?Berty Zeiter: Bevor ich Gemeinderä-tinwurde,habeich12JahredasSe-kretariat einer Sozialabteilung gelei-tet. Ich war die Dienstälteste, habeüberall hineingesehen und hatte gros-sen informellen Einfluss. Das war operative Arbeit. Ich bin nun immer nochamLernen,wasalleszumeinerstrategischen Arbeit als Gemeinderä-tin gehört. Als ich gewählt wurde,habe ich vor Amtsantritt den Gemein-derat gebeten, dass ich eine Ausbil-dung als Führungsperson machen kann.Manwarüberrascht,weiloffen-sichtlich noch nie jemand mit einem solchen Anliegen gekommen war. In dieser Führungsausbildung habe ich mich stark mit dem Zusammenhang von Führung und Intuition beschäf-tigt. Landläufig herrscht ja die Mei-nung, je mehr Erfahrung wir haben,destoehergelingtesuns,dieErfah-rung umzusetzen und damit die Zu-kunft zu planen. Die sogenannte «Theorie U» geht vom Umgekehrten aus: Anstatt sich nach hinten zu orientieren,will sie,dassmandankneu entwickelten Wahrnehmungs-formen Bekanntes loslässt und so Raum für Neues schafft. Dieser An-satz heisst «Von der Zukunft her füh-ren» und hat mich extrem beein-

druckt. Es erfordert eine andere Form der Präsenz und die absolute Bereit-schaft, auf Neues einzugehen undumzusetzen.

BULLETIN: Welches waren/sind dei-ne Hauptthemen in deiner bisherigen Legislaturzeit?Berty Zeiter: Erstens ist es die Überga-be der vormundschaftlichen Aufga-ben von der Gemeinde an die neue Kindes- und Erwachsenenschutzbe-hörde des Kantons Zug auf Anfang 2013.EsistmireingrossesAnliegen,dass der Übergang für die betreuten Personen und unsere Mitarbeitenden gut verläuft. Zweitens ist es die Um-setzung des Alterskonzepts, bezie-hungsweise die demographische Ent-wicklung überhaupt, die mich starkbeschäftigt. Die Anzahl der über 65jährigen wird sich in der Schweiz bis ins Jahr 2035 fast verdoppeln. Das hat grossen Einfluss auf meine Arbeit. Damit meine ich die Pflegeheim- und Pflegeplatzplanung,denAufbauvonBetreutem Wohnen und von ambu-lanten Pflegeserviceleistungen und schliesslich auch das Suchen nach neuen Modellen von generationen-übergreifendem Wohnen. Ich leite im Auftrag der Sozialvorste-herkonferenz eine Arbeitsgruppe, inder Änderungen im Spitalgesetz auf Gemeindeebene umgesetzt werden müssen. Diese Aufgabe fordert mich stark, weil das Gesundheitswesensehr komplex ist und weil 11 Gemein-den zusammenarbeiten müssen, dieverschiedene Hintergründe und fi-nanzielle Möglichkeiten haben. Es be-trifft vor allem die spezialisierte Lang-zeitpflege sowie die Akut- und Über-gangspflege. Was der Kanton bisher in diesemBereichzahlte,gehtnunandieGemeindenüber,siemüssensichzu-sammenschliessen und die Umset-zung gemeinsam angehen. Durch mei-ne Rolle kann ich Einfluss nehmen,habe aber auch die Verantwortung,dass wir nichts Wesentliches überse-hen und vernachlässigen. Ich habe Freude an dieser Aufgabe,

Gemeinderat

Berty Zeiter, Gemeinderätin und Vorsteherin der Abteilung Soziales / Fami-lie in Baar, wurde im Herbst 2010 gewählt. Sie ist seit eineinhalb Jahren in ihrem Amt. Das BULLETIN befragte sie zu ihren Schwerpunkten und Erfah-rungen. Das folgende Interview fand am 3. September 2012 statt.

Page 9: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

9

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

wie auch an der ganzen Gemeinderats-tätigkeit. Hier kann ich meine Füh-rungseigenschaften einbringen. Ich konnte es mir lange nicht eingeste-hen, dass ich Führungsqualitätenhabe. Doch mein Leben hat mich an diesen Punkt geführt. Ich habe nie verbissen etwas verfolgt oder zu errei-

chen versucht. Auch diese Funktion als Gemeinderätin nicht. Natürlich freueichmichnunüberdieChance,ein solch verantwortungsvolles Amt ausübenzukönnen,undmachedieseArbeit sehr gerne.

BULLETIN: Worin gründet dein poli-tisches Engagement?Berty Zeiter: Neben meinem Engage-ment in der Politik habe ich mich auch immer in der Kirche engagiert. Ich bin seit einigen Jahren Lektorin und stehe ungefähr alle 6 Wochen ei-

nen Sonntagvormittag als Kommuni-onhelferin im Kantonsspital im Ein-satz. Ich war über lange Jahre auch im Pfarreirat. Der Auslöser für meine politische Arbeit war mein Engage-mentineinerkirchlichenBewegung,diesich«Gerechtigkeit,FriedenundBewahrung der Schöpfung» nannte.

Da bin ich irgendwann an den Punkt gekommen, wo ich gemerkt habe,dasseszuwenigist,wennnurinderKirche etwas gemacht wird, esbraucht auch die politische Arbeit. Schon als Katechetin war mir die Aussage «Gott hat nur unsere Hände um seine Arbeit zu tun» zentral. Ich habe mich in Baar schon immer enga-giert und wo möglich immer für die Ökumene. Das hat mir vermutlichauch meine Bekanntheit gebracht. Alsichrealisierte,dassdieArbeitinder Kirche für mich ein politisches

Engagementnachsichzieht,habeichmich ganz bewusst für die Alternative – die Grünen entschieden, da ihreThemen am nächsten bei meinen christlichen Werten liegen. Ich möch-te in meiner politischen Arbeit ein Gegengewicht zu neo-liberalen und -konservativen Tendenzen bilden.

BULLETIN: Bist du nach wie vor in der Kirche engagiert?Berty Zeiter: Ja,undgerademeinEin-satz im Spital ist für mich sehr be-deutsam. Die Begleitung von kranken Menschen und die Konfrontation mit demSterbenbringenmirsehrviel,daesimmerwiedermeineSichtdessen,was im Leben wirklich wichtig ist,zurechtrückt.

BULLETIN: Vielen Dank für das span-nende Gespräch und weiterhin alles Gute in deinem Amt. ■

Ich möchte in meiner politischen Arbeit ein Gegengewicht zu neo-liberalen und -konservativen Tendenzen bilden.

Page 10: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

10

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Stadtrat

Martin Stuber, Kantonsrat Zug | Illustration Bulletin

Erste Mobilmachung miss-glückt

So recht vom Fleck kommen sie nicht mit ihrem Klub – trotz zweimaligem Flyer in alle (!) Stadtzuger Haushal-tungen zählte «BS14!» bei Redaktions-schluss nur gerade 50 Mitglieder. Nach dem 2. Flyer sind vier Neue hinzuge-kommen. BS steht übrigens nicht für eineneueFormvonRinderwahnsinn,sondern für «Bürgerlicher Stadtrat».

Simples ProgrammDas Programm ist simpel – Zug soll wieder einen bürgerlichen Stadtrat bekommen – sprich: wieder eine bür-gerliche Mehrheit. Das Problem dabei: niemand will den alten, ziemlichhandlungsunfähigen Stadtrat zurück. So meinte ein prominenter CVP-Poli-tikeraufmeineFrage,welcherStadt-rat denn besser gewesen sei, deraktuelleoderdervorherige:nun,dasdürfemannichtsoanschauen,ja,dahätte es schon Personalprobleme ge-geben. Die CVP wolle halt wieder ei-nen Stadtratssitz.Ebenweilessooffensichtlichist,dassder jetzige Stadtrat ganz passabel re-giert, hat sich ein Teil des hartenrechtsbürgerlichen Kerns von BS14! darauf verlegt, dem Stadtrat so vieleSteine wie nur möglich in den Weg zu legen,umdannsagenzukönnen:sehtihr,diebringennichtszustande.Dementsprechend peinlich sind denn auch die Vorwürfe an den Stadtrat – sie lassen sich auf der Webseite von BS14! nachlesen. Entweder betreffen sie Punkte,welcheinderKompetenzdesKantons sind (mit satter bürgerlicher Mehrheit…), in der Kompetenz derbeiden bürgerlichen Stadträte liegen oder auf den alten Stadtrat zurückge-hen. Und einer ist schlicht erfunden.

Hauptprobe Gubelstrasse 22DaswissenBollmann,Kleeb,GranziolundCo.natürlichauch,undsohabensie den Kauf der Gubelstrasse 22 ge-nutzt, um mit einer verlogenen unddemagogischen Angstkampagne diese einmalige Chance für die Stadt zunich-te zu machen. Es ist ihnen trotz be-trächtlichem finanziellem Einsatz nicht gelungen – mit 56 Prozent Ja hat der Stadtzuger Souverän zugestimmt. Noch herrschen nämlich keine US-amerikanischen Verhältnisse in der Stadt – obwohl das der in einer US-PR-Agentur gestählte Ulrich Bollmann si-cher gerne möchte.UnddieLeutehiersehen,wohindiePolitik des ausgehungerten, schwa-chenStaates, indemnurdasMilitär«floriert», die U.S.A. geführt haben.Dass die v.a. freisinnigen Rechtsausle-gerdashiergernekopierenmöchten,was die Republikaner (und leider viel zu oft auch die Demokraten) durchge-setzthaben,wurdebeimKaufderGu-belstrasse 22 deutlich. Und dass dabei das eigene Parteiprogramm ad absur-dumgeführtwird,störtdieseHerren

nicht, denn double und triple Stan-dards gehörten bei dieser Garde zur Tagesordnung. So kam FDP-Bollmann am Podiumsgespräch im Casino ge-waltiginsSchleudern,alsererklärensollte,wiedasNeinzumKaufderGu-belstrasse denn in Einklang zu bringen ist mit der freisinnigen Parteipro-gramm-Forderung nach einer Zentrali-sierung der Verwaltung.

So rechts wie möglichIn die Quere kommt dem Versuch ei-ner geeinten bürgerlichen Front unter der Fuchtel des harten Rechtsbürger-tums aber nicht nur die solide Arbeit des jetzigen Stadtrates und die Tatsa-che,dassdaspolitischeKoordinaten-system eben doch nicht so weit rechts ist, sondern auch personelle Interes-sen.SoisteskeinGeheimnis,dassbeiden Hardlinern innerhalb der FDP Stadtrat Romer als «Betriebsunfall» betrachtet wird (er ist nach dem Rück-tritt von Ulrich Straub nachgerutscht und dann als Bisheriger wieder ge-wähltworden),derzuunabhängigundliberal politisiert. Die bösartig insze-nierte Opposition gegen den Kauf des L&G-Gebäudes richtete sich auch ge-gen ihn.Deutlich heisst es auf der Webseite,was oberstes Ziel sei, «nämlich dieMotivierung geeigneter Persönlich-keiten,diesichfüreineStadtratskan-didatur zur Verfügung stellen. Solchen sichern wir eine klare Unterstützung zu.» Und weiter: «Was wir nicht wol-len! Wir konkurrenzieren keine beste-henden bürgerlichen Parteien.» Im Klartext: Aber wir möchten bestim-men, wen sie aufstellen. Immerhinschafft BS14! Transparenz. Ein Blick in die Mitgliederliste wirft die Frage auf,obsichdieeineoderderanderebewusstsind,vorwelchenKarrensiehier gespannt werden sollen. Denn ein Trittbrett für die Ambitionen des mehrfach gescheiterten Andreas Kleeb oder ein Sprachrohr für frustrierte Alt-Zuger wie Hans Wickart möchten ja wahrscheinlich nicht alle auf der Liste sein… ■

Der Schock sass tief bei einigen Bürgerlichen – dank etwas Proporzglück und der wilden Kandidatur von ex-CVP Stadträtin Sidler Weiss gab’s im Herbst 2010 zum ersten Mal in der Geschichte eine rosagrünviolette Mehrheit im Zuger Stadtrat – und den SP-Stapi obendrauf, mit einem Glanzresultat bestätigt. Nun hat ein Teil der Rechts- bis ganz Rechtsbür-gerlichen zur Mobilmachung geblasen und BS14! gegründet. Die erste Hauptprobe ist gründlich in die Hose gegangen.

Realsatire: das auf dem BS14! Prospekt gewählte Foto suggeriert ein idyllisches Zug,wieeswe-gen der Politik der superbür-gerlichen Pro-motoren längst der Vergangen-heit angehört.

Page 11: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

11

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Abstimmung Casino

Urs E. Meier, Gemeinderat Zug | Foto Paula Gisler

Verschlimmbesserung

Die Weichen wurden schon früh falsch gestellt. Insbesondere die im Gastrokonzept vom August 2009 for-mulierten,überrissenenundgerade-zu naiv euphorischen Vorstellungen über den Stellenwert des Casinos in der Zuger Gastronomie-Szene führten auf den Holzweg. So hiess es da z.B.: «Das Restaurant soll der Treffpunkt der Stadt Zug werden.» Mit entspre-chendem Angebot und Platzbedarf. Schon anlässlich der Vorlage zum Umbau des Restaurants im Septem-ber 2009 habe ich mich im GGR vehe-ment zur Wehr gesetzt und dafür sor-genkönnen,dasszumindestdasAl-lerschlimmste verhindert wurde.

Missglückter UmbauOb sich der Umbau in der jetzigen Form gelohnt hat, bezweifle nichtnur ich. Das Ding ist trotz zwang-haftem Veränderungs- und Gestal-tungsdrang und dem Einsatz sehr aufwändiger und entsprechend teurer Materialien unterkühlt und ungemütlich geworden. Mangels Nachfrage sind die Öffnungszeitenam Morgen denn auch bereits wieder reduziert worden. Die millionenteu-reÜbunghatsichnursoweitgelohnt,alssiedieKüche,denSaalbodenundden Lift betrifft.Das nun aktuelle Projekt wurde be-reits im Juli 2011 als äusserst frag-würdig bezeichnet. Die neu ge-planten Erweiterungsbauten Fo-yererweiterung, Foyerbar Süd undBankettsaal musste ich aus architek-tonischer Sicht als verfehlt und in ihrer geschmäcklerischen Formen-sprache ablehnen.

Kein Gehör für KritikIm September 2011 fand eine Be-sichtigung mit Orientierung an Ort statt. Vorgelegt wurde uns genau das

Gleiche. Anwesend waren nebst den üblichen Akteuren auch die Archi-tekten,derSteuerungsausschussCa-sino sowie der Präsident der Stadt-bildkommission.Der Steuerungsausschuss betonte den dringenden Ruf nach mehr Fläche und mehr Möglich-keiten für die Betrei-ber,dieArchitektenlobten sich in ge-wohnter Manier sel-ber und der SBK-Präsident bezeich-nete die Sache als gelungen. Die Denk-malpflege unterstüt-ze die Sache eben-falls,hiesses.Ich wiederholte mei-ne grundsätzlichen Vorbehalte und kriti-sierte die an we-senden Architekten deutlich. Erfolglos,wie die nun fast un-veränderte Vorlage zeigt. Einzig der im Süden aufgepfropfte Bankettsaal wur-de zwecks Kostenreduktion weggelas-sen.

Foyer bliebe engEsstimmt,imFoyerwirdesbeigros-sem Andrang ziemlich eng und mehr Platz wäre wünschbar. Doch genau dies bringt die Vorlage kaum. Anstel-le von mehr Fläche auf einer Ebene isteineschmale,mittels5Stufenab-getreppte, kaum nutzbare Erweite-rung Richtung See geplant. Die Flä-chenvergrösserung dient vor allem der m2-Statistik. Sie dient letzten Endes vor allem als Zugang zur süd-lichdavongeplantenFoyer-Bar,wel-che schlussendlich über eine weitere Absenkung via abgewinkelte Rampe

zu erreichen wäre. Ein «Geschnurpf» sondergleichen und erst noch ohne jede Sichtverbindung zum bestehen-den Foyer. Zu allem Übel würde auch das gelungene heutige Ensemble von Alt und Neu massiv beeinträchtigt unddurchfragwürdige,neueGestal-tungselemente entstellt.Die negativen Auswirkungen auf das Seebad Seeliken haben bei den Be-troffenen zu Recht zu einem Auf-schrei geführt. Da hilft die dann plötzlich aufgetauchte, aus Sicher-

heitsgründen offenbar ohnehin not-wendige Erweiterung der Baderoste Richtung See auch nicht wirklich weiter.Da sämtliche notwendigen Sanierungs-massnahmen unbestritten sind, beg-rüssen wir die Aufteilung in zwei Ab-stimmungsvorlagen und sind nur für die Sanierung. Die Abstimmung ist am 25.11.2012.

P.S.: Unser Antrag zur Kürzung des Kredits für die Sanierung um 800‘000 Fr. fand Zustimmung. 200‘000 Fr. an-stelle der zusätzlich verlangten 1 Mio. für die Sanierung der Westfassa-de des Foyers genügen ohne jeden Abstrich an Qualität und Umfang. Grün gespart! ■

Was erwarten wir eigentlich von unserem Casino? Theater und Konzerte unter adäquaten akustischen Bedingungen? Oder vor allem die Festhütte mit viel Raum für Apéros und Häppchen? Und rentieren soll‘s auch noch? Die Fragen sind zugegebenermassen nicht leicht zu beantworten.

Badi Seeliken beim Casino - das Bijou soll so bleiben – links im Bild der Bereich,welcherderFoyererweiterungweichenmüsste.

Page 12: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

12

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Kantonsrat

CVP und FDP zwängeln wieder

Anna Lustenberger, Präsidentin Alternative – die Grünen Baar

Diese Sätze sind ein Teil der Medien-mitteilungen,anlässlichderMajorz-abstimmung vom 10. Juni 2001. Be-reits das zweite Mal hatte die Zuger BevölkerungdamalsdenMajorz,of-fenbar das Lieblingskind von CVP undFDP,verworfen–dasersteMalam 28. September 1997. Die ge-wünschte Ruhe zu diesem Thema ist seither nie eingekehrt. Im Herbst 2006 wurde das Wahl- und Abstim-mungsgesetz total revidiert. Der Kanton Zug wechselte vom Listen- zum Nationalratsproporz – gegen den Willen der linken Parteien. Ebenfalls forderten die Linken die Einführung eines gerechten Zählsys-tems, sie schlugen den DoppeltenPukelsheim vor, erfolglos. Am 7.März 2010 stimmten die Bürger-Innen über ein Referendum zum Listenverbindungsverbot ab, eben-falls von den bürgerlichen Parteien gefordert. Dabei gehören Listenver-bindungen zum Nationalratspro-porz – CVP und FDP haben keine Hemmungen Listenverbindungen einzugehen, wenn es ihnen nützt(siehe die letzten Nationalrats-wahlen). Auch eine Motion der Al-ternativen–dieGrünenundderSP,die den Wechsel zum Doppelten Pu-kelsheimverlangte,hatte imParla-ment keine Chance. Uns Linken ist ein gerechtes Wahlsystem wichtig,denn alle Menschen im Kanton Zug sollen sich in der Legislative und der Exekutive von Kanton und Ge-meinden vertreten fühlen.

Klarer Entscheid des Bundesge-richts Endlich bekommen wir Recht. Im Januar 2011 heisst das Bundesge-richt die Beschwerde gegen das Wahlverfahren für den Kantonsrat gut. Das jetzige Wahlverfahren ge-

nügt den Anforderungen des Pro-porzes nicht; es schliesst grosse Minderheiten in den kleinen Wahl-kreisen aus und verstösst gegen die Rechtsgleichheit. Die Regierung schlägt nun dem Parlament den Dop-peltenPukelsheimvor,denwirbe-reits zweimal gefordert hatten. Das hätte man auch früher und billiger haben können – ohne Gang vors Bun-desgericht. Die Kommissionsbestel-lung für diese Wahlgesetzänderung ist erfolgt. Es eilt, denn bis zu denWahlen im Herbst 2014 muss ein bundesrechtskonformes Wahlrecht beschlossen sein. Gleichzeitig,obwohlzweiverschie-dene Geschäfte, möchte man dieZwängerei-Initiative, die Einfüh-rung des Majorzes für Exekutivbe-hörden, schnellst möglichst durchden Kantonsrat peitschen. CVP und FDP kleben an der Macht und wol-len sie auf Jahrzehnte hinaus für sich pachten.

Haarsträubende Gründe Immer wieder wird von «Persönlich-keitswahlen» gesprochen, es wür-den nur qualifizierte Persönlich-keiten gewählt – war dies bis jetzt anders? Mit dem Wechsel zum Ma-jorz werde sichergestellt, dass dieExekutive auch in Zukunft den Kan-ton und die Gemeinden gemeinsam statt gegeneinander voran bringe. Wenn dies bereits jetzt schon so war - warum braucht es eine Änderung? Das Majorzverfahren erleichtere das Wählen. Haben die Wählerinnen und Wähler der CVP und FDP Mühe mit unserem Wahlsystem? Der Zuger Souverän hat in den letzten Jahr-zehnten im Proporzverfahren fähige Regierungsrätinnen und Regierungs-räte,kompetenteGemeinderätinnenund Gemeinderäte gewählt.

Esistinakzeptabel,dassderRegie-rungsrat diese dritte Zwängerei un-terstützt – trotz zweimaligem Nein der Bevölkerung.

Bewährten Proporz beibehaltenDie Einführung von Majorzwahlen würde den Bestrebungen der lau-fenden Revision zuwiderlaufen. Die politische Vielfalt unserer Bevölke-rung soll sich im Regierungsrat und in den Gemeinderäten widerspie-geln. Die Mitsprache aller politi-schen Kräfte – von der SVP bis zu SP und Grünen – führt zu besten Lö-sungen. Sie sind jedenfalls besser als der angestrebte Einheitsbrei von CVPundFDP.DerMajorzistteurer,weil bei jedem Rücktritt eine Nach-wahl stattfinden müsste. Die Stabili-tät unserer Exekutivbehörden wür-de jedes Mal durchgeschüttelt. Das Proporzverfahren ist im Kanton Zug eine bewährte Tradition. Warum wollen dies CVP und FDP nicht wahrhaben? Es gibt nur ein Fazit: die Initiative ist eine Zwängerei! ■

«Mit dem Nein zur Majorz-Zwängerei ist nun – hoffentlich für lange Zeit – sichergestellt, dass auch weiterhin kleinere politische Gruppierungen, Frauen ohne finanzielle Lobby im Rücken, jüngere Erwachsene und Neu-zugezogene eine reelle Chance auf ein Exekutiv-Amt haben.»

Page 13: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

13

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Regierungsrat

Zum Wohle unserer Kleinsten

Manuela Weichelt-Picard, Regierungsrätin Alternative – die Grünen Zug | Bild Tagesheime Zug

Vor gut elf Jahren reichte ich zusam-men mit 19 Kantonsrätinnen eine Motion mit einem ausformulierten Gesetzesvorschlag zur Unterstüt-zung und Sicherstellung eines be-darfsgerechten familienergänzenden Angebots für Kinderbetreuung ein. Dieses Anliegen wurde damals von allen Frauen im Kantonsrat mitgetra-gen – unabhängig der Parteizugehörigkeit:Von der FDP Antoinette Barmettler-Huber, An-dreaHodel,DorlyHeim-gartner†,RegulaTöndu-ry und Vreni Sidler; von der SVP Sophie Stuber; von der SP Diana Stadel-mann Stützi, JeanetteBruckbach, Trudy Fuxund Käthi Hofer Buser; von den Alternativ-Grü-nen Anna Lustenberger-Seitz,RuthWyss,Yvon-ne Furler Studer, EricaAlbisser-Iten Rosemarie Fähndrich Burger, Anne Ithen und ManuelaWeichelt; schliesslich von der CVP VreniWicky,BeatriceGaierundUr-sula Baggenstos†.

Ausbau der KinderbetreuungEsdauertevierJahre,bisderRegie-rungsrat das Gesetz dem Kantonsrat vorlegte. Von einem bedarfsge-rechten Angebot bis zu tragbaren Ko-sten wie dies in der Motion gefordert wurde,wardarinnichtsmehrenthal-ten. Der Kantonsrat verabschiedete 2005 ein zahnloses Gesetz und befri-stete es auch noch auf sechs Jahre. Im Kanton Zug konnte die Anzahl

der Kinderbetreuungs-Angebote – nicht zuletzt auch dank der Anstoss-finanzierung des Bundes – erhöht werden. Heute profitieren über 1'300 Kinder von einem Krippenplatz,mehr als 2'200 besuchen einen Mit-tagstisch und mehr als 1'700 die

Randzeitenbetreuung. Über 680 Kin-der dürfen eine Tagesschule besu-chen. Private Angebote ohne ge-meindliche finanzielle Unterstützung haben wir vermutlich aus reichend. Nach wie vor fehlen aber zahlreiche subventionierte Plätze in Kinderkrip-pen und öffentlichen Tagesschulen.

Wertvolle frühkindliche BildungWirwissen,dasssichfrühkindlicheBildung, Betreuung und Erziehunglohnen,wennsievonguterQualitätsind. Sie wirken sich positiv auf die kognitiveund sozialeEntwicklung,den Schulerfolg und die Chancen-gleichheit von Kindern aus.

Der Regierungsrat liess das Kinderbe-treuungsgesetz analysieren und kam zum Schluss, dass sich das Gesetzbewährt und eine positive Wirkung auf die Qualität der Angebote sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Fa-miliehat.DieGemeinden,Elternso-wie die Einrichtungen sind mit dem Gesetz zufrieden und wünschen aus-drücklich die Weiterführung. Der Re-gierungsrat stellte dem Kantonsrat den entsprechenden Antrag.

Auf Messers SchneideUmso erstaunlicher war es dann,dass die vorberatende Kommission in diesem Frühling zwar beschloss

aufdasGesetzeinzutreten,dann aber in der Schluss-abstimmung diskussions-los die Ablehnung emp-fahl. Im Kantonsrat stand die Kinderbetreuung auf Mes-sers Schneide. Am Tag vor der Sitzung war in der Zei-tung zu lesen, dass einkantonales Hundegesetz gewünscht wird. Es soll nicht 11 verschiedene Hundereglemente im Kan-ton geben. Das ist nach-vollziehbar. Aber was ist mit unseren Kindern? Soll hier jede Gemeinde mit

einem eigenen Reglement vor die Gemeindeversammlung? Sollen wir wirklich 11 verschiedene RegelungenbezüglichAufsicht,Be-triebsbewilligung,Qualitätsanforde-rungen etc. kreieren?Dank riesigem Einsatz von zahl-reichen Einzelpersonen und Gemein-demitgliedern hat der Kantonsrat Ende August unerwartet doch noch beschlossen, dass der Kanton Zugauch weiterhin ein Kinderbetreu-ungsgesetz braucht. Das Aufatmen im Kantonsratssaal war spür- und hör-bar.HerzlichenDankallen,diesichzum Wohle unserer Jüngsten einge-setzt haben. ■

Vor elf Jahren forderten alle Frauen im Kantonsrat ein Kinderbetreuungsge-setz. Statistiken belegen, dass die meisten Eltern erwerbstätig sind. Staat und Wirtschaft haben ein grosses Interesse an diesen Arbeitskräften. Trotzdem tun sich immer noch Parlamentarier und neu auch Parlamentarierinnen schwer damit, dass bei der Kinderbetreuung auch der Staat in der Pflicht steht. Dank geeinten Kräften verfügt auch der Kanton Zug weiterhin über ein Kinderbetreuungsgesetz.

Gemeinsam den Wald erkunden – auch das ist Kinderbetreuung.

Page 14: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

14

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Justice now!

Jonas Feldmann, Redaktor BULLETIN | Bilder Paula Gisler

Bei beiden Demonstrationen for-derten wir von den beiden Zuger Multis die Einhaltung der Men-schenrechte überall auf der Welt,mehr Respekt gegenüber Natur und Umwelt,dieAufhebungderSteuer-privilegien für die Rohstoffmultis undeinRechtohneGrenzen,füreinegerechtere Welt! Wir fordeten Men-schenwürde und Gerechtigkeit für die Minenarbeiter: Justice now! ■

Am Mittwoch, 11. Juli, demons-trierten rund 300 Personen in Zug für mehr Solidarität mit den Opfern der Zuger Rohstoffmultis Xstrata und Glencore. Rund zwei Monate später, am 7. September, fand im Casino in Zug die Gene-ralversammlung der Xstrata statt. Auch diesen Anlass nutzen wir, um gegen die menschenverachtenden Praktiken des Bergbaumultis zu protestieren.

Demonstration

Zensur durch die Zuger Polizei?Die Zuger Polizei hat am 27.August die Bewilligung für die Mahnwache zur Ge-neralversammlung der Xstrata erteilt. So weit, sogut. Irritierend ist jedoch,dassdie Zuger Polizei als Auflage formuliert: «SofernFlyerverteiltwerden,isteinFly-erexemplar bis spätestens Freitag 31. Au-gust 2012 dem Polizeiamt […] zuzustel-len.» Diese Auflage ist rechtswidrig. DennesistnichtSachederBehörde,diean einer Kundgebung vermittelten Aus-sagen zu bewerten. Ausser man möchte Zensur wieder salonfähig machen…

Page 15: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

15

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Page 16: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

16

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Fifa

Josef Lang, Vizepräsident Grüne Partei Schweiz

Pecunia non olet

Im Juni 2011 veröffentlichte das Bun-desamtfürPolizei,diefedpol,ihren«Jahresbericht 2010 zur Kriminali-tätsbekämpfung Bund». Das auffäl-ligste in der reich illustrierten Schrift wareingrosserBall,derlautLegendeim katarischen Doha aufgestellt wor-den war. Im üblichen Kapitel Kor-ruptionstelltedasfedpoldenSport,insbesonderedieFifa,indenMittel-punkt. Am 19. November 2011 erschien in der Neuen Zuger Zeitung ein auf der Titelseite angerissener Grossbeitrag,in dem ein ehemaliger Fifa-Direktor wärmstens zur Wahl in den Bundes-rat empfohlen wird. Der Chef der Fifa-Rechtsabteilung aus der Mastercard-Visa-Zeit als Justiz- oder Sportmini-ster? Als Vorkämpfer gegen die Sport-Korruption? Als Schöpfer neuer Gesetze, die die Fifa aus dem Landtreiben könnten? Mindestens so be-fremdlich wie diese Vorstellung war der Artikel selber: Ein Superlativ jagt denanderen,eineLobhudeleiüber-trifft die nächste. So gut wie der Ge-feiertepolitisierensoll,soguthatdie«Roja» nicht einmal am letzten Sonn-tag gespielt. Bezeichnenderweise fehlte in der Hofberichterstattung jeglicher Hinweis auf die Fifa-Ver-gangenheit des Gelobhudelten.

«Star-Alliance»Noch befremdlicher aber war der Aufruf und die Zusammensetzung derbürgerlich-linken«Star-Alliance»,wie sie im Artikel genannt wurde. War den beiden Sekundanten (NR Gerhard Pfister, Stapi Dölfi Müller)bewusst, dass das Advokatur-Büro

des Initianten (SR Rolf Schweiger) mit Ricardo Teixeira einen der kor-ruptesten Fifa-Köpfe vertrat? Ange-sichts der dynamischen Rolle der Beschuldigten und ihrer Anwälte im ISL-Verfahren, wo es um die dyna-mische Summe von 140‘785‘618 Franken und 93 Rappen Schmiergeld geht, erschien der auf der rechtenZeitungsseite hervorgehobene Satz besonders sinnig: «In Zug herrscht eine andere Dynamik – diese wäre auch für Bern wichtig.»

Fifa-SprachregelungZweiTage,nachdemichdenMitglie-dern des Bundesparlaments eine Ge-genempfehlung zum Aufruf der drei Politikerversendethatte,erschieninder Neuen Zuger Zeitung am 27. No-vember ein weiterer grösserer Arti-kel. Unter dem Titel «Behauptungen sindabsurd»stehteinText, indemkeine einzige Behauptung konkret erwähnt wird. Aber der Autor insi-nuiert subtil und systematisch, ichwürde Heinz Tännler Korruption vorwerfen. Auch die indirekt zi-tierten Reaktionen der Zuger SVP-Mitglieder, beispielsweise der Vor-wurf der «Ehrverletzung», machennur unter dieser Annahme Sinn. Al-lein: Ich habe Tännler nie Korruption unterstellt. Dieser Vorwurf wird kon-struiert, um nicht über die RisikenundProblemeschreibenzumüssen,welche ein ehemaliger Fifa-Direktor als Bundesrat, insbesondere als Ju-stiz- oder Sportminister, bedeutenkönnte. Wer unkritisch ist, ist in der Regelauch uninformiert. So passiert dem

AutorderLapsus,dasserzurpoliti-schen Entlastung von Heinz Tännler einZitatbringt,welchesdasGegen-teil bewirkt: «Wir dürfen aber nicht vergessen,dasswederdieFifanochVertreter von ihr je verurteilt worden sind.Eswirdnurimmerbehauptet,den Beweis hat niemand erbracht.» Thomas Kistner qualifizierte den Satz drei Tage später in der Süddeut-schen als «feinste Fifa-Sprachrege-lung». Mit ihm stellte Tännler jene gegenwärtigeNähezurFifaher,dievon den Vertretern seiner Kandida-tur als vergangene verdrängt wurde. Die Antwort auf den ersten Satz gibt der eingangs erwähnte fedpol-Be-richt. «Die Gesetzesbestimmungen über Privatbestechung sind für Sportverbändenichtanwendbar,dadiese grundsätzlich nicht in einem wirtschaftlichen Wettbewerbsver-hältnis stehen.» Zum zweiten Satz schrieb Kistner: Diese Aussage «insi-nuiert, es gäbe nichts Handfestes.Dabei wurden hohe Fifa-Leute na-mentlich im Prozess um die frühere Schmiergeldagentur ISL als Empfän-ger geoutet.» Im Buch wird die Frage auf Seite 281 abgehandelt.

AbsturzDie mediale Kampagne für die in-zwischen offizielle Zuger Bundes-rats-Kandidatur erfuhr weitere Hö-hepunkte am 30. November und am 2.Dezember,nachdemTännlervonBruno Zuppiger in der SVP-Fraktion nur relativ knapp geschlagen wor-den war. Plötzlich – ab dem 8. De-zember,alsTännlerinderSVP-Frak-tion völlig abstürzte – war die Bun-

Am 4. Juli fand im Siehbachsaal die Veranstaltung «Fifa – die schmut-zigen Geschäfte mit dem Weltfussball» statt. Referiert und diskutiert haben dabei Thomas Kistner (Redaktor der Süddeutschen Zeitung und Autor des Buchs «Fifa Mafia»), Roland Büchel (Nationalrat der SVP und ehemaliger Angestellter der ISL Zug und der Fifa Marketing AG), Virgi-nia Köpfli (Kopräsidentin der JUSO Zug) und Josef Lang (Vizepräsident der Grünen Partei Schweiz). Das Referat von Jo Lang drucken wir auf den folgenden Seiten ungekürzt ab.

Page 17: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

17

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

beitet hat, deren Exponenten sichFehler leisteten, ist das Sippenhaftpur». Noch interessanter als das Wort «Fehler» für Schmiergeldzah-lungen in der Höhe von gut 140 Mil-lionen Franken ist der Begriff «Sip-penhaft». «Sippenhaft» hat mit Fa-milie zu tun. Fifa-Familie ist ein Grundmotiv im Buch «Fifa Mafia». Kistner entlehnte es Sepp Blatter,um die Funktionsweise des «Paten» und seiner Familie darzustellen und mit einer anderen Familie zu analo-gisieren.

Globale Verantwortung oder Pro-vinzialismusIch komme zum Schluss: Warum ist die Sensibilität für die Fifa-Korrup-tion sowohl in der hiesigen Medien- als auch in der Polit-Landschaft be-sonders unterentwickelt? Es hat mit zwei Grundproblemen zu tun: Ethik-freier Legalismus und verantwor-tungsscheuer Provinzialismus. Was nichtverbotenist,giltbeivielenau-tomatisch als zulässig (insbesondere wenn man damit Geld verdienen kann). Diese Haltung feiert gerade jetzt im Zusammenhang mit den Rohstoffmultis wieder Urständ. Weil Zug engstens und auch lukrativ mit derWeltverflochtenist,gibteshier-zulande nur zwei mögliche Positio-nen zur Welt: Kritisch und aktiv zur globalen Verantwortung stehen! Oder sich in einen besonders tiefen Provinzialismus verkriechen – über dessen Eingang der Spruch prangt: «Pecunia non olet.» Womit ich wie-der beim Hauptthema des heutigen Abends wäre. ■

desratskandidatur kein Thema mehr. Das Interesse der Zeitung erlosch justindemMoment,alsauchTänn-lers Interesse erlosch. Dabei dräng-ten sich Fragen auf wie: Warum wollte die SVP-Fraktion nach dem Verzicht von Bruno Zuppiger auch vom Zweitplatzierten nichts mehr wissen? Hat die Zuppiger-Affäre gleichzeitig das Risikobewusstsein in Sachen Fifa geschärft? Dieser tota-le journalistische Absturz des hie-sigen Monopolblattes wurde einzig etwas abgefedert durch eine recht liberale Leserbrief-Praxis. Dank ihr konnten journalistische Lücken mindestens teilweise gefüllt wer-den.

Fifa-FamilieIch begebe mich nun auf die Ebene derPolitik–und lassedabeioffen,

ob es da hinauf- oder hinunter geht. Ich frage mich heute noch, was sich RolfSchweiger überlegt hat,alserdenZugerStadtpräsidenten und den einzigen wieder gewählten Nationalrat in sein Anwalts-Büro be-stellte. Er muss doch gewusst haben, dassdie Verbindung sei-ner Advokatur zu Teixeira zum öffent-lichen Thema wird. Zudemwarbekannt,dass ihm die Fifa-Anliegen im Bundes-

haus wichtig waren. Es war schon damalseinoffenesGeheimnis,dassermitgeholfenhat,denimNational-rat erfolgreichen Anti-Korruptions-Vorstoss von Roland Büchel im Ständerat wenn nicht aus- so doch abzubremsen. Im Kampf gegen die Sport-Korruption wie auch schon früher in dem gegen ein griffiges Geldwäscherei-Gesetz waren im Bundeshaus Zuger Bremsen wirk-samer als Zuger Dynamik.Was die beiden Mitunterzeich-nendenbetrifft,möchteichnureinBild aufnehmen, das hervorragendzum Buch von Thomas Kistner passt. In einem Leserbrief mit dem Titel «Kandidat Heinz Tännler: Eine Chance für Zug» schrieb Gerhard Pfister: «Wenn Jo Lang nun allen in Bernmitteilt,HeinzTännlerseiun-wählbar,weilerineinerFirmagear-

Page 18: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

18

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Bahninfrastruktur

Walchwil oder Murpfli?

Das Gespräch mit Philippe Gauderon war spannend, intensiv, fair undsachlich. Monsieur Gauderon fordert einen, und das ist als Komplimentgemeint! Offenbar konnten wir beste-hen, denn die Diskussion gipfelteschliesslichimAngebotderSBB,dieAusweichstelle «Murpfli» in ihre Fahrplansimulation einzubauen und uns das Resultat dieser Simulation Ende August zu präsentieren. Damit war eigentlich auch ein Teil der For-derungen in unserem Minderheitsbe-richt schon erfüllt, nämlich die be-triebliche Machbarkeit des Murpfli seriös abzuklären. Der Kern unserer Argumentation wurde ernst genom-men und unser Engagement für einen optimalen Mitteleinsatz bei der Bahn-infrastruktur wird auch von den SBB als glaubwürdig taxiert.

Nur VorteileZur Erinnerung: Das Murpfli als Al-ternative zur Verlängerung der Dop-pelspur nördlich des Bahnhofes Walchwil liegt in topografisch gün-stigem Gelände ausserhalb des Sied-lungsgebietes, kann wesentlich kür-zerseinalsdie1,7kmvon«WalchwilNord»,erlaubteinendurchgehendenHalbstundentakt der S2 bis Arth-Gol-dau ohne teure Zusatzkomposition und vor allem ist die 2-jährige Sper-rung der Strecke Oberwil–Arth-Gold-au ausgerechnet nach der Eröffnung des Gotthard Basistunnel unnötig – ein grosser Teil kann im laufenden Betrieb gebaut werden.

Eindrückliche Präsentation…Am 18. September (kurz vor Druckle-gung dieses Bulletins) hat nun die

Präsentation der SBB stattgefunden. Es ist beeindruckend, mit welchenTools und welcher Kompetenz die Fahrplaner den Verkehr auf dem meistgenutzten Schienennetz der Welt planen und am reibungslosen Laufen halten.Und die Komplexität des Systems Bahn ist nicht zu unterschät-zen. Inzwischen ver-fügen die SBB über Software,welchedasSchienennetz meter-genau mit allen In-stallationenabbildet,hinunter auf jedes Si-gnal und jede Wei-che. Zitat Gauderon: «Wir haben die be-sten Fahrplaner der Welt!»

…mit zwiespältigem ResultatBezüglich Murpfli lässt sich das Re-sultat kurz so zusammenfassen: Es hängtallesan2Minuten!DieS24,sowie sie jetzt in der 4. Teilergänzung der S-Bahn Zürich geplant ist, er-laubt keine Abfahrt und Ankunft der S2,wie sievonunsvorgesehen ist,sondern erst 2-3 Minuten später. Zu-dem möchte Fahrplaner Beat Künzli mit der S2 möglichst früh in Zug sein undmöglichstspätabfahren,umfüralle anderen Züge mehr Spielraum zu haben.Aber im Prinzip funktioniert das Murpfli! Auch bei der Simulation der Verspätungsszenarien schneidet das Murpfli vergleichbar ab mit der SBB-Variante. Allerdings wäre wegen die-ser 2 Minuten der durchgehende

Halbstundentakt bis Arth-Goldau auch nur mit einer 3. Komposition möglich,dadie4MinutenWendezeitin Goldau nicht erreicht werden.Zusätzlich sei die Verlängerung der S2 bis nach Baar nicht wie geplant möglich, weil das angedachte Wen-degleis in der Litti nicht erreicht wer-den könne.

Ei des Kolumbus?Die Diskussion über mögliche Verbes-serungen beim Nordkopf des Bahn-hofes Zug zur Eliminierung des Ab-grenzungskonfliktes mit der S24 ver-liefimSande.UnddieIdee,dieS2und

dieS24zusammenzulegen,wurdeerstauf der Heimfahrt der Kerngruppe Stu-ber/Brunner/Schmid/Schnyder gebo-ren. Wir bleiben dran.

P.S.: Der einzige Negativpunkt an der Veranstaltung war in der Pause die eher aggressive Frage des Gemeinde-präsidenten von Walchwil, TobiasHürlimann, an den Schreibenden,was das Ganze hier eigentlich solle. Ichmussteihndaranerinnern,dasser als Gemeindepräsident die Interes-sen von Walchwil zu vertreten habe und es ja wohl positiv für seine Ge-meindewäre,wenndie1,7kmDop-pelspur mitten im Siedlungsgebiet nicht gebaut werden müssten. ■

Im Zusammenhang mit der Doppelspur in Walchwil hat eine kleine Gruppe um Philip Brunner, Martin Stuber und ZBL-Koordinator Ger-hard Schmid auch das direkte Gespräch mit «Bern» gesucht. Konzern-leitungsmitglied und Chef Division Infrastruktur Philippe Gauderon hat uns schliesslich einen Termin gewährt – am 3. Juli am Hauptsitz der SBB in Bern. Kurz zuvor wurde die entsprechende Vorlage vom Regie-rungsrat im KR zurückgezogen. Es kommt Bewegung in die Sache.

Martin Stuber, Kantonsrat und Mitglied der Kommission für öffentlichen Verkehr | Bild Bulletin

Im herbstlichen Dunst passiert ein ICN in Doppeltraktion das Murpfli. Bis im Frühling lichtet sich der Nebel.

Page 19: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

19

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Bulletin Prozess

Sieg und Frust

WenneinereineBetreibungmacht,sokann er etwas erleben. Aber nur mit demTropfenzähler,dennesdauert,esdauert.

VorhersehbarDass die Labuyla nicht zahlen wür-de, konnte angenommen werden.Denn als wir am 17. Mai die Rech-nung für die Parteientschädigung stellten – wenige Tage nachdem das Urteil Rechtskraft erlangt hatte – war der «Konzernsitz» in Zumikon be-reits verwaist. Andreas Koch, denkennen zu lernen wir das Vergnügen anlässlich des Prozess hatten, warkurz zuvor als VR der Labuyla Hol-ding zurück getreten. Präzis geti-med…Dannhiesses,dieZahlungsfristab-zuwarten und dann sofortiges Einlei-ten der Betreibung. Diese erfolgte am 5. Juni. Dann hörten wir zuerst mal nichts mehr. Anfangs Juli telefonierte unser Redaktor dem Betreibungsamt Küsnacht-Zollikon-Zumikon,umsichüber den Stand der Betreibung zu er-kundigen:- Der Zahlungsbefehl könne in Zu-

mikonnichtzugestelltwerden,dieBüros seien verwaist.

- Und jetzt?-Man könne versuchen, es mit

einem Requisitionspapier dem Ver waltungsrat der Labuyla zuzu-stellen. Herr Perri wohne in Wald (ZH). Das koste aber.

- Dann rufe ich das Betreibungsamt in Wald an?

-Nein, das nütze nichts. Wald seinur für die Zustellung zuständig.

- Und was wäre die Alternative?-Es müsse als unzustellbar gelten,

dann würden sie das dem Handels-registermelden,welchewg.Orga-nisationsmangel ein Konkursver-fahren einleiten werde. Wir kön n-ten es aber auch im SHAB publizieren lassen, dann gelte esals zugestellt. Aber die Publikation koste,dasmüsstedasBulletinbe-zahlen.

- Und ab wann gilt es als unzustell-bar?

Ich erspare der Leserschaft hier die detaillierte Prozedur, aber amSchluss wird noch die Polizei einge-schaltet – und es dauert x Wochen.

Konkursamt hilfsbereit…Um keinen falschen Eindruck auf-kommen zu lassen: nachdem ich Frau C. unsere Situation schildere als Non Profit Betrieb, der auf reinerFronarbeit beruht und ihr erkläre,dass wir mit der Parteientschädigung trotz Sieg auf der ganzen Linie und trotz Sozialtarif unseres Anwaltes noch «hindertsi» machen würden,zeigt sie viel Verständnis und nimmt sichZeit,allemeineFragenzubeant-worten und die Prozeduren geduldig zu erklären. Das wiederholt sich auch bei den weiteren Telefonen.Denn nachdem ein weiterer Monat verstrichen war, telefonierte derSchreibende am 8. August wieder nach Küsnacht – die Betreibungsferi-enwarenjainzwischenvorbei.Nein,sie hätten nichts gehört von Wald,aberHerrPerriseinochdort,bisherhätte am Schluss immer alles zuge-stellt werden können, sie werdenachhaken.Das tat Frau C. auch, wie ich beimeinem nächsten Telefonat, wieder

einenMonatspäter,feststellenkonn-te.Blosswardas,waswirschonlän-ger wussten und worauf ich das Be-treibungsamt schon beim ersten Tele-fonhingewiesenhatte,nunoffiziell:der gute Herr Perri hat sich abgemel-det nach Deutschland…So – und jetzt kommt’s: die Betrei-bungskosten und auch die Zusatzko-sten,welchedurchdieUnzustellbar-keitauflaufen,mussdasBulletinbe-zahlen. «Die Betreibungskosten sind vom Gläubiger vorzuschiessen», sosteht es in den Erläuterungen. Auch wenn die Betreibung 100% rechtens ist – das Gerichtsurteil haben wir un-serem Begehren ja beigelegt.

…aber machtlosDazu der Kommentar von Frau C.: «Sie können diese Kosten der Labuyla inRechnungstellen,wenneszurVer-wertung der Konkursmasse kommt.» DieangeregteDiskussion,diesichda-raufhinentspannte,endeteinderla-pidaren aber korrekten Erkenntnis der Betreibungsbeamtin, deshalbwürde ja auch immer wieder auf Be-treibungenverzichtet,wennzumVo-rausklarsei,dassderSchuldnerKon-kurs gehe – oder schon Konkurs sei – und nichts mehr zu holen sei.Fazit: Bei solchen Klagen sollte der Kläger ein Depot leisten müssen. Je-der Mieter muss das z.B. auch. Bei Betreibungen müssen die Zustel-lungsmodalitäten beim Zahlungsbe-fehl verschärft werden, damit be-wusstes Ausweichen unterbunden wird. Und Betreibungsferien gehö-ren abgeschafft.

P.S.: Das Betreibungsamt informiert das Handelsregister nicht von sich aus über «Organisationsmängel»,welche eine Einleitung des Kon-kurses zur Folge haben müssten. Erst wenn die Unzustellbarkeit etabliert ist, wird dies dem HRA gemeldet.Dass seit anfangs März die Räume der Labuyla verwaist sind, erfährt dasHRA nicht, obwohl es dem Kon-kursamt bekannt ist. ■

Bulletin-LeserInnen wissen es – der Ehrverletzungsprozess der Labuyla gegen die alternative grüne Zuger Quartalszeitung endete mit einem vollständigen Sieg des Bulletins. Labuyla wurde dazu verurteilt, den Beklagten eine Parteientschädigung von je CHF 4000.– zu bezahlen (der Autor und die Zeitung wurden separat eingeklagt). Aber die geneigte Le-serschaft ahnt es – Labuyla zahlt nicht und das System in der Schweiz macht es diesen (beep beep beep) auch noch einfach.

Martin Stuber, Bulletin Redaktor

Page 20: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

20

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Finanzplatz

Labuyla – der Anfang vom Ende

Franz Stoller, freier Journalist Zug | Foto Bulletin

Nicht nur das Bulletin war in Rechts-streitigkeiten mit Koch und Perri ver-wickelt – auch Herr B. aus Luzern machte die unliebsame Bekannt-schaft mit Medienanwalt Dr. Andre-as Meili und seinen klagefreudigen Klienten.

Dauergast bei den JustizbehördenHerrB.erdreistetesich,aufverschie-denen Internetforen das Geschäfts-modell der Labuyla und die dubiose Vergangenheit der Herren Koch und Perri zu hinterfragen. Man traf sich ein erstes Mal im November 2010 beim Friedensrichteramt in Luzern zu einer Vergleichsverhandlung. Lei-der leistete sich Herr Perri während der Verhandlung eine verbale Ent-gleisunggegenüberHerrnB,sodassdie Verhandlung ohne Ergebnis abge-brochen wurde. Der Streit wegen den angeblich «geschäftsschädigenden» Äusserungen wurde dann eine Stufe höher auf staatsanwaltschaftlicher Ebene ausgefochten. Doch Herr B. parierte auch diesen Angriff des Zür-cher Rechtsanwaltes gekonnt. Die Staatsanwaltschaft Luzern stellte diesen Frühling das Verfahren gegen B. ein. Ehemalige Mitarbeiter von La-buyla mussten die Justiz 2011 mehr-mals bemühen und ihre Lohnforde-rungen gerichtlich durchsetzen. Dies steht im krassen Widerspruch zu Dr. MeilisAussage,dassseineKlienteneinen «untadeligen» Ruf geniessen würden.

Wankelmütiger GrossverlagDer Sonntagsblick wurde von Labuy-la ebenso angegangen und man ver-passte dem damals für die zwei Streetparade Geschichten verant-

wortlichen Redakteur Guido Schätti einen Maulkorb in Form einer Unter-lassungserklärung und entfernte die Artikel aus der Onlineausgabe. Es ist bisheutenichtklar,wasdieGründe

für den Rückzieher waren und wa-rum sich Ringier auf so einen Handel einliess.HannesBritschgi,Ex-Chef-redaktor und heute Dozent an der Ringier-Journalistenschule, wolltesich dazu nicht äussern. Das Bulletin dagegen zeigte sich hartnäckig und war keinesfalls kompromissbereit. Die beiden Labuyla-Betreiber Koch und Perri hatten vermutlich nicht mitsoheftigerGegenwehrgerechnet,offensichtlich waren sie der Mei-nung, ein teurer Medienanwalt ga-rantiere einen sofortigen Erfolg.

Mit zunehmender Verfahrensdauer wurdeesaberimmerklarer,dassdasFirmengebilde der beiden Herren be-drohliche Schlagseite hatte. Die den Aktionären vollmundig gemachten Versprechen,manwerdeihr Invest-mentvervielfachen,konnteninkei-ner Weise eingehalten werden und die Geschäfte sowohl in der Schweiz wie in Deutschland gingen nur schleppend und waren nicht annä-hernd kostendeckend. Schlussend-lich musste die „Europazentrale mit Ladengeschäft“inStuttgart,woman

grossspurig hundert neue Arbeits-plätze schaffen wollte, im Sommer2011 Hals über Kopf geräumt wer-den. Seither residierte man in einem ziemlich heruntergekommenen In-dustriebau in Holzgerlingen. Das pri-märeZielvonLabuyla-AnwaltMeili,die «schädlichen» Bulletinberichte gerichtlich vom Internet entfernen zulassen,bliebihmverwehrt.

Vom Winde verwehtDie Büros der «Konzernzentrale» am Fadacher 1 in Zumikon sind leer und

Seit dem für das Bulletin positiven Entscheid des Bezirksgerichts Meilen vom 13. März 2012 liegt kein Stein mehr auf dem anderen – die Labuyla Firmengruppe mit den beiden Verantwortlichen Andreas Koch und Gionni Perri steht finanziell mit dem Rücken zur Wand beziehungsweise ist kurz vor dem kollabieren. Zwei Firmen der Gruppe sind bereits Konkurs (Jacro Financière SA und Die Denker GmbH).

Die verlassene «Europazentrale» der Labuyla im deutschen Holzgerlingen.

Page 21: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

21

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

verwaist, die Wandertruppe ist am31. März 2012 nach «unbekannt» ausgezogen. Dies nur zwei Wochen nach der folgenschweren Niederlage gegen das Bulletin. Nebst dem He-rausgeberverein wartet auch der dor-tige Vermieter auf Geld der mit 3 Mil-lionen Franken Aktienkapital be-stücktenFirma.Dochesscheint,dassin deren Kasse gähnende Leere herrscht.Ein weiterer Hinweis auf die prekäre finanzielle Lage der Labuyla Gruppe: Der Webshop in Deutschland und in derSchweiz,mitdemmanjadieIn-vestorenbeiLaunehielt,istseitJuni2012 offline und nicht mehr erreich-bar. Anfangs Juli wurde über die Ja-cro Financière SA der Konkurs eröff-net und die dem Firmenkonstrukt ebenfalls zugehörige Webdesign Fir-ma «Die Denker GmbH» ereilte am 2. August 2012 das gleiche Schicksal. Weitere Insolvenzen dürften wohl bald folgen. Gehören die Tage mit Luxuswagen und hohem Lebensstan-dard definitiv der Vergangenheit an?Perri soll angeblich seinen neuen Wohnsitz in Wald (ZH) bei der ehe-maligen Assistentin der Geschäfts-leitung von Jacro haben. Doch weder der Vermieterin noch mehreren Be-wohnern der Liegenschaft ist er be-kannt. Ironischerweise präsentiert sich seine Domizilsgeberin D.B. auf dem Social Network Xing als «Inde-pendent Manager» für die Rekrutie-rung von neuen Strukturvertriebs-Verkäufern für Aloe Vera Produkte,die über ein schneeballähnliches Ve-triebssystem verkauft werden.

Strafuntersuchung läuftSchon vor Monaten ist bei der Staats-anwaltschaft Zürich, Abteilung fürWirtschaftsdelikte, eine Strafunter-suchung gegen Koch und Perri wegen möglicher Vermögensdelikte eröffnet worden. Die Pressestelle der Ober-staatsanwaltschaft bestätigt zwar die Existenz des Verfahrens, will aberaus Datenschutzgründen keine wei-teren Informationen preisgeben.

Auch von der zuständigen Staatsan-wältin Tatjana Heller war zu den Vor-würfen nichts in Erfahrung zu brin-gen. Es gilt wie immer die Unschulds-vermutung.Womöglich geht es um die dubiosen Kapitalaufstockungen in Millionen-höhe,dievonderRevisionsfirmaRe-fin GmbH aus Brugg bestätigt wur-den. Refin spielte im Firmenumfeld der rauchlosen Zigarette NicStic eine nicht unwichtige Rolle, zwischen-zeitlich wurde der Firma von der Re-visionsaufsichtsbehörde (RAB) gar die Zulassung entzogen. Seit dem Dezember 2011 stehen bei Refin nun dieRäderstill,dieFirmagingnäm-lich still und heimlich Konkurs.

Seltsames UmfeldNebst ASE Verwaltungsrat Schlegel (siehe Bulletin 2/2012 - «Der Multi-millionenfall») steht auch der ehe-malige Labuyla Holding Verwal-tungsrat Edin Kuranovic und seine Firma Leonor Swiss GmbH im Visier der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Die Goldhandelsfirma, die auch ein«Mutterhaus» an der Chamerstrasse 174inZugbetrieb,wirdverdächtigt,ihre Kunden um einige Millionen Euro geprellt zu haben. Den Kunden wurden sogenannte «Gold-Sparplä-ne» verkauft, bei denen die Firmanebst der Depotführung auch noch die Lagerung des Edelmetalles in einem Zollfreilager namens «Albers-rieden» übernahm. Laut deutschen Ermittlern habe man beim echten Zollfreilager Albisrieden in Zürich Erkundigungeneingezogen,dortseidie Firma Leonor Swiss aber nicht bekannt gewesen. Zwar soll der Ge-schäftsführer Bekir Berkant Güner in der Türkei angeblich für ca. 3 Mio. FrankenGoldgekaufthaben,nurlei-der ist es bis heute unauffindbar. Der Auslöser für das Strafverfahren war eine Betrugsanzeige eines erbosten Kunden,der imDezember2011dieAuslieferung seines bereits bezahl-ten Edelmetalls verlangte. Der «Gold-händler» tauchte unter und wurde

erst im Mai 2012 anlässlich einer Verkehrskontrolle auf der Autobahn in der Nähe von Heilbronn verhaftet. Seither sitzt er in Untersuchungs-haft. Wenigstens einmal waren die Schweizer Behörden schneller als ihre deutschen Kollegen – der Zuger Ableger wurde bereits im September 2011 als unbewilligtes Institut auf der Homepage der Finanzmarktauf-sicht (FINMA) gelistet und vom zu-ständigen Richter im November 2011 in Konkurs geschickt.

Düpierte Aktionäre Das Kartenhaus der ehemaligen Max Entertainment Aktienverkäufer Koch und Perri ist stark einsturzgefährdet. Über 200 Aktionäre werden auf ihre erhoffte Kapitalvermehrung verzich-ten müssen. Nicht wenige davon ha-ben unvorsichtigerweise ihre Alters-vorsorge für das Labuyla-Projekt her-gegeben. Sehr viel Geld wurde den zwei umtriebigen Herren anvertraut. Grobe Schätzungen gehen von einem Betragvonüber20Mio.Frankenaus,die sich nun in Luft aufgelöst haben. Ob ein Teil des Geldes in die Taschen von Koch und Perri gewirtschaftet wurde,dürftedieStrafuntersuchungwohl ans Tageslicht bringen.Einmal mehr steht in diesem Fall lei-der die Finanzmarktaufsicht für ihre Untätigkeit in der Kritik - waren doch die beiden Hauptakteure der FINMA seit längerem bekannt. Zum Schluss haben sich die Zwei auch noch als schlechte Verlierer gezeigt. Sie wei-sen jede Schuld von sich und be-haupten bei ihren Aktionären, derBulletin-Journalist und Herr B. seien massgeblich Schuld am Misserfolg ihrer Geschäftsidee. ■

Nach Redaktionsschluss erreicht uns fol-gende Nachricht: Die Labuyla GmbH Stuttgart ist ebenfalls Konkurs, zustän-diger Staatsanwalt für das Strafverfahren ist Dr. Rosen von der Staatsanwaltschaft Stuttgart.

Page 22: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

22

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Kosovo

Der erste Tourist

Jonas Feldmann, Redaktor BULLETIN | Bilder Jonas Feldmann

Sonntag, 06.05. 2012, 09:55h,Skopje – PristinaDer Bus, in dem ich für etwa fünfEurovonSkopjenachPristinareise,bietet etwa Platz für 20 Leute und ist zur Hälfte voll. Hinter mir sitzt eine kroatische Dame, die andauerndrülpst und mich aus grossen Glubsch-augen anschaut und irgendwas schwafelt,dasichbeimbestenWillennicht verstehen kann. Ich sitze nur da, lächle sie an und nicke. Ichkomme mir mehr wie ein illegaler Flüchtling als wie ein Tourist vor.

Eine halbe Stunde nach der Abfahrt in Skopje kommen wir zur Grenze. Ein Grenzpolizist betritt den Bus und brüllt irgendwelche mazedonischen Befehle. Weil daraufhin alle anderen Passagiere ihre Pässe hervorholen,hole ich meinen auch hervor und rei-che ihndemBeamten,dererst ein-mal für einige Minuten in ein Ka-bäuschenverschwindet,umdiePäs-se zu prüfen. Als wir unsere Pässe endlich wieder zurückbekommen,kann die Reise weitergehen. Aller-dings nur etwa zehn Meter, dennschon wieder betreten zwei Beamte – diesmal Kosovarische – den Bus und verlangen die Pässe. Endlich im Kosovo angekommen, geht es nurfünf Minuten, bis uns die Polizeiwieder rauswinkt. Unser Fahrer ist offensichtlich in eine Polizeikontrol-legekommen,erwaretwaszuschnellunterwegs. Er muss aussteigen, umsich die Moralpredigt des Verkehrs-polizisten anzuhören. Bezahlen musserabernichts,sovielichmitbe-komme.«Oh,Kosovo,Kosovo»seuf-zt die Kroatin hinter mir.

Die Landschaft hier ist viel weniger ärmlich,alsicherwartethatte.EshatzwarvieleHäuser,diesichnochimRohbaubefinden,aberesgibtaucheinige schöne Einfamilienhäuschen. Und viel Industrie. Mindestens jeder zweite Kosovare scheint in Auto- und Autoreifenverkaufs- oder Auto-verschrottungsbetrieben zu arbeiten. InderFerne sehe ichSchneeberge,was irgendwie überhaupt nicht zum Gesamtbild und zur Temperatur hier im Bus passt. Der Bus holpert weiter-hin auf schlaglöchrigen Strassen gen Pristina – eben habe ich das erste Mal ein Schild gesehen: «Pristina 10 km» stehtda,untendranndasselbeinky-rillischer Schrift, doch das wurdemit schwarzer Farbe durchgestri-chen.Malschauen,wieesfürmichweitergeht,sobaldwirangekommensind.

Sonntag, 06.05.2012, 11:35h, Pristina, Broadway Café BarKaum in Pristina angekommen löse ich mein Ticket für die Weiterfahrt nach Podgorica (Kostenpunkt 16 Euro). Um 19 Uhr geht’s los. Bis dann habe ichalsoZeit,diekosovarischeHauptstadt zu erkunden. Viel zu er-kunden – das sage ich jetzt so auf den ersten Blick – gibt es allerdings nicht. Das «Boulevardi Bill Clinton» wird seinem Namen als «Boulevard» nicht wirklichgerecht,Museengibteshierkeine und falls es hier mal irgendwel-che Sehenswürdigkeiten gab, sinddiese spätestens seit dem Krieg vor zehn Jahren zerstört und plattge-walzt. Pristina ist eine – Tschuldi-gung–hässlicheStadt,diewieschonihr Umland von Industrie und Auto-verkauf dominiert ist. Nur die Einfa-milienhäuschenhaben, jenäherwirder Stadt kamen, grossen, tristenWohnblocks Platz machen müssen. Tourismus gibt es hier offensichtlich nicht,dafürwohlvieleDiplomaten,denn zwischen den hässlichen Blocks blitzenimmerwieder teure,neuge-baute Vier- und Fünfsternhotels her-vor. Ausserdem sieht man in ganz PristinavielPolizei.Militär,z.B.dieSwisscoy,habeichnochnichtgese-hen. Aber die kurven ja wohl auch nicht bei heiterhellem Tag durch die Hauptstadt,nehmeichan.

Sonntag, 06.05.2012, 15:05h, Pristina, Elena RestaurantHier sitze ich also schon wieder im Restaurant und geniesse ein kosova-risches Bier («Peja») und einen (mehr oder weniger kosovarischen) Hamburger. Im Hintergrund höre ich einenBrunnenrauschen,imVorder-grund (da sehr laut) einheimische Popmusik.IchhabedasGefühl,dassjeder,dersichhieraufhältundEng-lischspricht,entwedervomMilitäroder von irgendeiner Botschaft kommt. So werde ich nämlich be-handelt. Nur einen Wunsch können mir die zuvorkommenden Kosova-

Per Interrail erforschte ich im Frühling 2012 Europa. Auf meiner Reise ge-langte ich unter anderem bis nach Belgrad, von wo aus ich einen nicht ganz alltäglichen Kurztrip unternahm: Mit dem Nachtzug nach Skopje, Mazedo-nien, von dort per Bus weiter nach Pristina, Kosovo, und von dort mit dem Nachtbus nach Podgorica, Montenegro, und mit dem Zug zurück nach Bel-grad. Exklusiv veröffentliche ich hier meine Tagebucheinträge, die meine Erfahrungen während meinem «Tagesausflug in den Kosovo» beschreiben.

Herzlich willkommen in Pristina!

Page 23: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

23

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

rinnen und Kosovaren nicht erfül-len: Ich suche schon seit ich hier angekommen bin nach Postkarten. Obwohl ich alle zehn Schritte an einemKioskvorbeikam,fandichnureineneinzigen,derPostkartenanzu-bietenhatte.IchbrachinJubelaus,alsichdassah,dochdieFreudelegtesichwieder,alsichsah,dassdieserKiosk als einziger von allen sonntags geschlossen ist. So begnüge ich mich alsodamit,aufderSuchenachschö-nen Postkartenmotiven durch die entweder vom Krieg relativ ver-schonte oder rasch wieder renovierte (ich vermute zweiteres) Innenstadt zu schlendern. Postkartenmotive finde ich zwar keine – vielleicht der Grund,wiesoesauchkeinePostkar-ten gibt – dafür andere, für einenSchweizer Touristen interessante Dinge. Die Kosovarinnen und Koso-varen schauen mich immer ganz ver-wundert an, wenn ich irgendetwasfotografiere. Eine alte Frau lacht mich einmal so offensichtlich aus,als ich einen Wohnblock fotografie-re,dassesmirfortanimmerpeinlichist,dieKameraauszupacken.

Pristina, 06.05.2012, 17:55h, Pristina, BusbahnhofViel zu früh sitze ich schon am Bus-bahnhof. Aber man kann ja nie wis-sen. Vor allem hier nicht. Denn ob-wohl die Polizei hier noch präsenter ist als in Zug – auch vier Soldaten (zwei davon sogar Soldatinnen) des KFOR habe ich angetroffen – fühle ich mich hier in der Abenddämmerung

recht unwohl. Meine Meinung über die Stadt muss ich nach heute Nach-mittag etwas revidieren, sie bietetschoneinigeschöneFleckchen,vieleCafés und Bars. Aber ich scheine hier wirklich der einzige und überhaupt der erste Tourist zu sein. Und die ko-sovarische Bevölkerung scheint Tou-risten gegenüber nicht sonderlich freundlich gestimmt zu sein, auchwenn ich in Cafés und im Restaurant sehr zuvorkommend bedient wurde. Dass der Kosovo (oder heisst es das Kosovo?) touristisch noch nicht er-schlossenist,beweistnatürlichschondieTatsache,dassesinganzPristinaweder Postkarten oder Souvenirs zu kaufen noch irgendwelche Sehens-würdigkeiten zu besichtigen gibt. Nur Cafés,BarsundRestaurants.Sover-brachte ich den ganzen Tag entweder laufend oder sitzend und Kaffee oder Bier trinkend.

Sonntag, 06.05.2012, 21:00h, Pristina – Podgorica Der Bus nach Podgorica ist planmäs-sig abgefahren. Gerade hält er an ei-ner dunklen Raststätte und fast alle Leute–derBusistnichtganz,aberbeinahe voll – sind ausgestiegen. Ich nicht – aus Angst, der Bus würdeohne mich weiterfahren und mich hier vergessen. Bald sollte die Gren-ze kommen und wenn wir diese ohne Schikanen überquert haben,kann ich vielleicht noch eine Runde schlafen. Dieser Bus bietet nämlich wesentlich mehr Komfort als der letzte:MehrBeinfreiheit,einenSitz,

den man etwas nach hinten neigen kann, sogar ein kleines Tischchenkann ich vom vorderen Sitz runter-klappen. Seit wir vor genau zwei Stunden in Pristina losgefahren sind, läuft der Fernseher. Im Mo-ment kosovarische Musik-Clips,nicht meine Lieblingsmusik. Die (ebenfalls kosovarische) Sitcom mit den drei Transvestiten (vielleicht auch nur von Männern gespielte Frauen oder Kosovarinnen mit Rau-cherstimme und Bartwuchs, so ge-nau weiss ich es nicht, weil ichnichts verstanden habe) hat mir ir-gendwie besser gefallen. Eigentlich

«BitteentladenSieIhreWaffe»,sogese-hen am Haupteingang des Postgebäudes in Pristina.

Strassenkunst oder nationalistische Propaganda? Pristina: Eine Stadt im Aufbau.

Page 24: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

24

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Kino

No Man‘s Zone – Mujin chitai. Montag,8.Oktober2012,20.00 UhrAm 11. März 2011 kam es infolge von Erdbeben und Tsunami in Fukushima zum Atomunfall. Durch radioaktive Strahlung sind selbst Orte ohne sichtbare Zerstörungen auf viele Generationen hinaus unbewohnbar. Toshi Fujiwaraversucht,denunsichtbaren Schaden zu zeigen: Ein Mann wandert durch die 20-Kilometer-Zone um die havarierten Atomreaktoren. Gelegent-lich begegnen ihm weisse GeisterinSchutzkleidung,die seltsamen Aufgaben nachgehen. Und alte Menschen,dieentschlos-sensind,inderZoneauszuharren...Nach der Vorstellung beantwortet WoZ-Journalis tin Susan Boos Publikumsfragen. Für ihr neues Buch «Fukushima lässt grüssen» hat sie vor Ort recherchiert.

Ecuador. Montag,12.November2012,20.00Uhr2007 schlug der ecuadoria-nische Präsident Rafael Correa der Weltgemein-schaftvor,dasgesamteErdölimYasuni-National-park unter der Erde zu belassen. Als Gegenleis-tung sollte die internatio-nale Gemeinschaft Ecuador die Hälfte der entgangenen Erträge zurückzahlen. Damit würde der Zerstörung eines Paradieses entgegen-gewirkt,dasLebensraumfür Ureinwohner und eine einzigartigen Biodiversität ist. Regisseur Jacques Sarasin begleitet Rafael CorreaaufdessenWeg,die Menschen von seiner Idee zu überzeugen. Nach der Vorstellung beantwortet der langjäh-rige Lateinamerika-Korre-spondentdesTagi,ChristophKuhn,Publi-kumsfragen.

hoffeichzwar,dassdasGerätbaldabgestelltwird,vielleichtkehrtdann mal etwas Ruhe ein im Bus.

An der Grenze vom Kosovo nach Montenegro hatte mein Schweizer Pass übrigens für viel Aufregung im Busgesorgt,sodassplötzlichdergan-ze Bus über mich zu munkeln be-gann. Einer der Kosovaren spricht ein bisschen Deutsch – er hatte nach dem Krieg für zehn Jahre in Österreichgearbeitet und wurde dann, ausGründen, aufdie ernicht so genaueingehen wollte, zurückgeschicktund arbeitet nun auf einer Baustelle in Montenegro – und wir kommen ins Gespräch. Das erste Mal seit Ta-gen,dassichDeutschspreche!GanzMontenegro gehöre den Russen,meint er, die es nach ihren Plänenzum Touristenparadies machen wollten. Er erzählt mir auch vom Krieg,woerselbstalsSoldatinderkosovarischen Armee dienen muss-te.Undseitichweiss,dassnochbisvor zehn Jahren ganz Pristina (und wirklichganzPristina,wieernoch-malsbetonte)totalzerstörtwar,habeich nun eine etwas andere Meinung derStadt,diesichalsoquasinochimRohbau befindet. Für dass sie näm-lich vor zehn Jahren noch in Schutt undAschelag,hatsichschonwiedereiniges getan. Mittlerweile ist es dunkel geworden überdemBalkan.DieBergkette,aufderen Gipfeln noch immer Schnee liegt, kann ich zwar nicht mehr se-hen,dochichweiss,dasssieirgend-wo nicht allzu weit vor uns in den Himmel ragt. Irgendwo hinter diesen Bergen liegt Podgorica. Ich kann mir ehrlichgesagtnichtvorstellen,dasses tatsächlich eine Strasse über diese Bergegebensoll,aberichweiss,wo-hin dieser Bus fährt und der wird ja wohl auf der Strasse bleiben. Wenn wir nicht extrem verspätet in Podgo-rica eintreffen, nehme ich von dortden ersten Zug nach Bar – und sehe sogar noch das Meer! ■

Page 25: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

25

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Büchermail

Liebe Bulletin-LeserInnen!

Ich möchte Euch gerne auf zwei wichtige Neuerschei-nungen im Bereich Sachbuch aufmerksam machen. Was die belletris-tischen Bücher betrifft - habe ich mir schon lange vorgenommen einmal eine eigene Liste mit den von mir am liebsten gelesenen neuen Titeln dieses Bücherherbstes zusam-menzustellen. Vorerst aber zu zwei Sachbüchern von SchweizerAutoren,dieich sehr wichtig finde:

Gret Haller: Menschen-rechte ohne DemokratieAufbau-VerlagMit Menschenrechten in Diktaturen ist es nicht weit her. Doch wie verhält es sich damit in so genannt gefestigten Demokratien,wennVolksentscheide Men-schenrechte verletzen? Über den Stellenwert der Menschenrechte in der Schweiz äussert sich Gret Haller zwar nur sehr knapp. Hart ins Gericht geht sie vor allem mit dem von ihr so genannten neuen «Interventionis-mus» nach dem Ende des kalten Krieges.

Jean Ziegler: Wir lassen Sie verhungernBertelsmann-VerlagUnermüdlichister,deralte leidenschaftliche Kämpfer. Ein wichtiges Buchauchfürjene,dieglauben,siewüsstenbereits genug zu diesem Thema. Hier noch eine Antwort von Jean Ziegler in einem Interview mit der Weltwoche vor ein paar Jahren: «Bei Ihnen stehtjedenfallsfest,dassSie Ihr Salär als Professor eines «Schurkenstaates» bezogen – sofern man Ihren Büchern über die Schweiz glaubt» Jean Ziegler: «Die Schweiz ist kein Schurkenstaat. Sie ist eineuralteDemokratie,die kolonisiert wurde durch eine Finanzoligar-chie. Uns steht der Dekolonisationsprozess erst noch bevor.»

Bevor ich nun meine Liste bringe noch ein Hinweis auf ein neues Buch von P.M. mit dem Titel: Manetti lesen oder vom guten Leben. Das Buch ist soeben im Nautilus-Verlag erschienen und tönt sehr vielversprechend.Ich packe es auf jeden Fall in meine Herbstferien-Tasche.

Ahimsa – die Stärke von Gewaltfreiheit. Montag,10.Dezember2012,20.00UhrGewaltloser Widerstand im Sinne Gandhis wird auch im heutigen Indien noch gelebt. Der Schwei-zer Filmer Karl Saurer zeigt uns die modellhafte Geschichte einer Dorfge-meinschaft von Ureinwoh-nern,diesichimjahrelan-gen gewaltfreien Kampf das Recht auf Boden und Wasser erstreitet. Nach der Vorstellung beantwortet Regisseur Karl Saurer Publikumsfra-gen.

Freundliche GrüsseMartin BucherFLIZ FilmliebhaberInnen Zug

Meine Bestenliste Herbst 2012:David Mitchell: Die tausend Tage des Jacob de Zoet,Rowohlt-VerlagMario Desiati: Zementfa-sern,Wagenbach-VerlagIrvin D. Yalom: Das Spinoza-Problem,btb-VerlagJulie Otsuka: Wovon wir träumten,Mare-VerlagMargareta Mazzantini: DasMeeramMorgen,Dumont-VerlagLily Brett: LolaBensky,Suhrkamp-VerlagRichard Ford:Kanada,Hanser-Verlag

Ich wünsche allen einen schönen Leseherbst!Susanne Giger

Buch

Page 26: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

26

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Veranstaltungen

Sonntag, 23. September: Abstimmungssonntag

Mittwoch, 3. Oktober: Alternative Monatsbarab18.30Uhr,Siehbach-saal,Chamerstrasse33,Zug,mitKöchinnenundKöchen Alternative – die Grünen Unterägeri

Samstag, 27. Oktober: Flyer verteilen gegen Ausbau Casino08.00bis12.00Uhr,Landsgemeindeplatz ZugBadekappe und Schwimm- brille mitnehmen!

Mittwoch, 7. November: Alternative Monatsbarab18.30Uhr,Siehbach-saal,Chamerstrasse33,Zug,mitKöchinnenundKöchen Alternative – die Grünen Stadt Zug

Dienstag, 13. November: Parteiversammlung Gleis 3 Alternative Risch19.30Uhr,BesprechenderGeschäfte zur Rischer Ge meindeversammlung

Samstag, 24. November: Delegiertenversammlung Grüne Schweiz

Sonntag, 25. November: Abstimmungssonntag

Mittwoch, 5. Dezember: Alternative Monatsbarab18.30Uhr,Siehbach-saal,Chamerstrasse33,Zug,mitKöchinnenundKöchen Alternative – die Grünen Steinhausen

Aufruf

«Danke sagen möchte ich auch für eure immer wieder beeindruckende und aufrüttelnde Arbeit und Berichter-stattung. Das faule Zurücklehnen in der warmen Stube bekommt dann einen bitteren Nachgeschmack ;-) Klar hatesauchdaseineoderandere,dasmirbekannt ist,aberichfindeesspannend,zusätzlicheBlickwinkelge-liefert zu bekommen.» (Feedback einer Leserin auf das Bulletin Nr. 1/2012)

Unser Redaktionsteam sucht Verstärkung

Wir sind ein engagiertesTeam,das4-mal im Jahr eineZeitschriftherausbringt,dieihresgleicheninderSchweizsuchenkann.DasmachenwirausÜberzeugung,mitvielEngagement und weil wir das Herz auf dem linken Fleck haben.UnserRedaktionsteamarbeitetehrenamtlich,dieArbeit im Team macht Spass. Das Redaktionsteam korri-giert,redigiert,lektoriert,schreibtmanchmalauchArti-kel,sorgt fürKontaktezupotentiellenAutorinnenundAutoren,sorgtdafür,dassdieArtikelfristgerechteintref-fen,hatdasOhramPulsderPolitikundweissungefähr,was auf der politischen Traktandenliste (national und kantonal)steht.DieRedaktionsmitgliedersorgendafür,dass die Aufgaben gemäss den eigenen Ressourcen ver-teiltwerden.FürdieInhalteistdieRedaktionzuständig,sie ist also auch frei in der Auswahl der Themen. Nun suchen wir Verstärkung.

Hast du Interesse an dieser vielfältigen Arbeit?Bringst du Zuverlässigkeit und Ausdauer mit?Bist du interessiert an ehrenamtlicher Arbeit?Willst du deine Fähigkeiten im Umgang mit Sprache an-wenden?

Dann melde dich unter [email protected]. Wir freuen uns auf Verstärkung. Das BULLETIN Redaktionsteam

Page 27: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

27

BULLETIN | NUMMER 3 | SEPTEMBER 2012

Die Alternativen im Kanton Zug Alternative – die Grünen ZugPostfach4806,6304Zug041 711 99 09www.alternative-zug.ch [email protected]

ÖffnungszeitenBüroAlter-native – die Grünen Zug:Montag 14–18 UhrDienstag 9–13 UhrDonnerstag 9–13 Uhr

Alternative – die Grünen BaarAnna Lustenberger-SeitzPostfach,[email protected]

Alternative – die Grünen MenzingenBarbara Beck-IselinPostfach112,[email protected]

Alternative – die Grünen UnterägeriCornelia [email protected]

Alternative – die Grünen Stadt ZugPostfach4805,[email protected]

Forum OberägeriPhilipp Rö[email protected]

Gleis 3 Alternative RischHanni [email protected]

Grüne SteinhausenPostfach 123, 6312 [email protected]

Junge Alternative ZugPostfach4806,[email protected]

Krifo Alternative ChamSha Ackermann und Roman Ambü[email protected]

Alternative Grüne Fraktion im Kantonsratwww.alternativefraktion.ch

Grüne Partei Schweiz www.gruene.ch

ImpressumAdressen

Namentlich gezeichnete Artikel unterliegen der alleinigen Verantwortung der AutorInnen.

BULLETIN Nr.3,SEPTEMBER2012,erscheint viermal jährlich.

Herausgeber: Verein DAS BULLETIN

Adresse: BULLETIN Alternative – dieGrünenKantonZug,Postfach4806,6304Zug,[email protected]

Catering: Arlene Wyttenbach

Redaktion: NatalieChiodi,HansjörgGlauser,JonasFeldmann,PhilippeKoch,LorenzoMartinoni,MartinStuber

Gestaltungskonzept: S.H.E.D. GmbH

Produktion: Satz,BildundDruck:DMGZug,www.dmg.ch

Gedruckt auf Cyclus Print (100% Recycling Papier)

Titelbild: Paula Gisler

Nutzauflage: 850 Exemplare

Abonnement: Fr. 25.– KleinverdienerInnen Fr. 10.– Unterstützungsabo: Fr. 50.–Mitgliederbeitrag Verein DAS BULLETIN: Fr. 100.–

Einzahlungen auf: VereinDASBULLETIN,6304Zug,PC60-30584-6

Redaktionsschluss Nr. 4/2012: 30. Oktober 2012

Erscheinungsdatum: Donnerstag 28. Dezember 2012

«DAS BULLETIN» im Internet unter www.bulletin-zug.ch

Page 28: ALTERNATIVE - DIE GRÜNEN ZUG BULLETIN · 2017. 6. 22. · 20 Finanzplatz Labuyla – der Anfang vom Ende 22 Kosovo Der erste Tourist 24 Serviceteil Kino Buch Aufruf Veranstaltungen

P.P. 6304 ZugAdressberichtigungen melden: Alternative - die Grünen Zug,

Postfach 4806, 6304 Zug

Bulletin 2012_1 UG.indd 2 19.09.12 15:26


Recommended