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Bickel, Schmidlin - Ein Wörterbuch der nationalen und regionalen Varianten der deutschen...

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Bulletin suisse de linguistique appliquée © 2004 Institut de linguistique No 79, 2004, 99-122 • ISSN 1023-2044 Université de Neuchâtel Ein Wörterbuch der nationalen und regionalen Varianten der deutschen Standardsprache Hans BICKEL Deutsches Seminar, Universität Basel, Nadelberg 4, CH-4051 Basel; [email protected] Regula SCHMIDLIN Deutsches Seminar, Universität Basel, Nadelberg 4, CH-4051 Basel; [email protected] Standard German is a pluricentric language with several varieties. It is used as a solo-official or co- official language in Germany, Austria, Switzerland, Liechtenstein, South Tyrol, East Belgium and Luxembourg. The differences are especially evident in the lexicon. Up to now, the lexicographic focus as to Standard German pluricentric varieties has mainly been on the southern variants of the German speaking area, which have been considered as peripheral or as dialect variants. However, variants only used in Germany (or Northern Germany) have implicitly been assumed to be used by all speakers of German. In the course of this year, a dictionary of the national and regional variants of Standard German will be published (de Gruyter 2004). The dictionary is based on the concept of pluricentricity. It covers the most frequent and important current national and regional variants of Standard German not only of the southern areas, but of the whole German speaking area. In this paper, we present the empirical foundations of the dictionary, the methodical procedure of the lemma- selection and the structure of the dictionary entries. Our paper is introduced by some historical re- marks on the development of German as a pluricentric language. It will be concluded by a discussion of the practical relevance of this dictionary especially as far as teaching of German as L1 and L2 is concerned. 1. Einleitung Was in Texten aus Deutschland als Türklinke bezeichnet wird, ist in Österreich eine Schnalle und in der Schweiz eine Türfalle . Drei Wörter für dieselbe Sache, alle sind Teil der Standardsprache und alle sind gleich richtig. Unter- schiede zwischen den deutschen Standardvarietäten gibt es aber nicht nur in Bezug auf die Lexik. Wenige Kostproben aus den Medien, beispielsweise den Nachrichten aus ORF, ZDF und DRS, genügen, um sich von unterschiedlichen Aussprachegewohnheiten zu überzeugen, die Sprechtempo und -melodie und Wortbetonung ebenso betreffen wie systematische Unterschiede in der Aussprache bestimmter Vokale, Konsonanten und Fremdwörter. Spärlicher sind grammatikalische und pragmatische Unterschiede. Wirft man jedoch einen Blick in Lehrwerke, Grammatiken und Wörterbücher des Standarddeutschen, erhält man schnell den Eindruck, es handle sich beim Deutschen jenseits der Dialekte um eine einheitliche Sprache mit einer ein-
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Bulletin suisse de linguistique appliquée © 2004 Institut de linguistiqueNo 79, 2004, 99-122 • ISSN 1023-2044 Université de Neuchâtel

Ein Wörterbuch der nationalen und regionalenVarianten der deutschen Standardsprache

Hans BICKELDeutsches Seminar, Universität Basel, Nadelberg 4, CH-4051 Basel;[email protected]

Regula SCHMIDLINDeutsches Seminar, Universität Basel, Nadelberg 4, CH-4051 Basel;[email protected]

Standard German is a pluricentric language with several varieties. It is used as a solo-official or co-official language in Germany, Austria, Switzerland, Liechtenstein, South Tyrol, East Belgium andLuxembourg. The differences are especially evident in the lexicon. Up to now, the lexicographic focusas to Standard German pluricentric varieties has mainly been on the southern variants of the Germanspeaking area, which have been considered as peripheral or as dialect variants. However, variantsonly used in Germany (or Northern Germany) have implicitly been assumed to be used by allspeakers of German. In the course of this year, a dictionary of the national and regional variants ofStandard German will be published (de Gruyter 2004). The dictionary is based on the concept ofpluricentricity. It covers the most frequent and important current national and regional variants ofStandard German not only of the southern areas, but of the whole German speaking area. In thispaper, we present the empirical foundations of the dictionary, the methodical procedure of the lemma-selection and the structure of the dictionary entries. Our paper is introduced by some historical re-marks on the development of German as a pluricentric language. It will be concluded by a discussionof the practical relevance of this dictionary especially as far as teaching of German as L1 and L2 isconcerned.

1. Einleitung

Was in Texten aus Deutschland als Türklinke bezeichnet wird, ist in Österreicheine Schnalle und in der Schweiz eine Türfalle. Drei Wörter für dieselbeSache, alle sind Teil der Standardsprache und alle sind gleich richtig. Unter-schiede zwischen den deutschen Standardvarietäten gibt es aber nicht nur inBezug auf die Lexik. Wenige Kostproben aus den Medien, beispielsweise denNachrichten aus ORF, ZDF und DRS, genügen, um sich vonunterschiedlichen Aussprachegewohnheiten zu überzeugen, die Sprechtempound -melodie und Wortbetonung ebenso betreffen wie systematischeUnterschiede in der Aussprache bestimmter Vokale, Konsonanten undFremdwörter. Spärlicher sind grammatikalische und pragmatischeUnterschiede.

Wirft man jedoch einen Blick in Lehrwerke, Grammatiken und Wörterbücherdes Standarddeutschen, erhält man schnell den Eindruck, es handle sich beimDeutschen jenseits der Dialekte um eine einheitliche Sprache mit einer ein-

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zigen Norm. Auch die Bezeichnung deutsche Standardsprache suggeriert einesolche einheitliche Norm. Und so wurde bis in die jüngere Zeit vielfach kaumreflektiert die Existenz einer einheitlichen Norm nach norddeutschem Vorbildpostuliert.

In den letzten Jahrzehnten wurde diese Vorstellung aber zunehmend hinter-fragt und kritisiert. Dabei gingen wichtige Impulse zu einer solchen Hinter-fragung nicht zuletzt von der Auslandsgermanistik aus, die sich vor demHintergrund von Deutsch als Fremdsprache naturgemäss sehr stark mitNormfragen beschäftigt.

In den siebziger Jahren des 20. Jhs. diskutierte Jürgen Eichhoff im Rahmeneines Seminars mit dem Titel “Deutsche Umgangssprache” an der UniversitätMadison (Wisconsin, USA) mit seinen Studierenden, dass es für viele Dingedes täglichen Gebrauchs mehrere, regional differenzierte Standardbegriffegibt. Aufgrund der Erfahrungen aus diesem Seminar begann Eichhoff, einenWortatlas der deutschen Umgangssprachen zu erstellen, der in den Jahren1977 bis 2000 publiziert wurde. Darin ist die beträchtliche Variation derUmgangssprache eindrücklich dargestellt. Die Gemüsewurzel, die im Schwei-zerdeutschen meist Rüebli, im Schweizerhochdeutschen am ehesten Karottegenannt wird, heisst gemäss Eichhoff in Österreich entweder Möhre oderKarotte, in Süddeutschland gelbe Rübe, in Mitteldeutschland Möhre, im Mittel-westen manchmal auch Karotte, in Ostdeutschland Mohrrübe und in Nord-deutschland Wurzel (Eichhoff 1977-2000, Bd. 2, 89). Welchen Begriff auseiner solchen Auswahl sollen Lernende von Deutsch als Fremdsprache dennnun übernehmen? Die Uneinheitlichkeit des Deutschen betrifft nämlich nichtnur periphere Lebensbereiche, sondern erfasst auch Teile des zentralen, fürjede Kommunikation unverzichtbaren Wortschatzes. So ist wohl eine derersten Äusserungen, mit der eine fremdsprachige Person bei einem Besuchim deutschen Sprachgebiet konfrontiert wird, der Gruss. Er steht in der Regelam Anfang jeden Kontakts, wenn Menschen aufeinander treffen. Aber geradebei den Grussformeln gibt es beträchtliche regionale und auch nationaleUnterschiede, wie Eichhoffs Karte für den “Gruss beim Betreten einesGeschäfts (am Nachmittag)” zeigt: In der Deutschschweiz geschieht dasnatürlich im Dialekt mit den Formeln Grüezi, Grüessech und guete Tag, wobeiman sich bei Grüezi allmählich fragen kann, ob das Wort nicht zumSchweizerhochdeutschen gehört, da es oft geschrieben in Standardtexten zufinden ist. In Österreich betritt man ein Geschäft gewöhnlich mit grüss Gottoder auch mit guten Tag. In Süddeutschland ist – zumindest gemäss EichhoffsDaten (Erhebungsbeginn in den 1970er Jahren) – fast ausschliesslich grüss

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Gott gebräuchlich, in Mitteldeutschland und weiten Teilen von Norddeutsch-land guten Tag oder oft einfach Tach. Ganz im Norden Deutschlands gibt esnoch Moin (Eichhoff 1977-2000, Bd. 1, 47). Selbst wenn sich die Grussformelnin den letzten Jahrzehnten in bestimmten Regionen in Richtung hallo undguten Tag vereinheitlicht haben sollten, ändert dies nichts an der Tatsache,dass sie regional variieren, und zwar nicht nur dialektal, sondern auch imumgangssprachlichen Standard.

Als einer der empirisch grossräumig arbeitenden Pioniere setzte Eichhoff diestandardsprachliche Variation erstmals kartographisch um. Methodisch arbei-tete er nach dialektologischer Tradition, dargestellt wurden jedoch nicht primärDialektvarianten, sondern Varianten der Umgangssprache, also der täglichgesprochenen Sprache, die grossräumig variiert.

Lexikographisch dagegen ist die Variation der deutschen Standardsprache bisanhin aber noch nicht vollständig dokumentiert worden. Zwar liegen mit Meyer1989 (Wie sagt man in der Schweiz – geplante Neuauflage 2004) und Ebner1998 (Wie sagt man in Österreich) aktuelle und sorgfältig verfasste Samm-lungen schweizerischer und österreichischer Besonderheiten der deutschenStandardsprache vor. Aber gerade diese Sicht auf die (fast ausschliesslich)südlichen Varianten des Deutschen als Besonderheiten wird von Vertreterndes plurizentrischen Konzepts der Standardsprache stark kritisiert. Dazugehört auch die Kritik, dass eine Darstellung von nur in Deutschland üblichenVarianten fehlt. Diese werden in den gängigen Wörterbüchern in vielen Fällentraditionsgemäss als Normalformen, die angeblich im ganzen deutschenSprachgebiet gelten, behandelt. Werden solche Formen empirisch auf ihrenationale und regionale Vorkommenshäufigkeit überprüft, wird man schnelleines besseren belehrt. Zum Beispiel werden Fleischer, Randstein undPellkartoffel längst nicht von allen Teilhaberinnen und Teilhabern der deu-tschen Standardsprache verwendet. Das DUW (Duden Deutsches UniversalWörterbuch) umfasst gut 130’000 Stichworteinträge, mit schweiz. markiert sindumgerechnet 1.3 %. 3.1% sind mit schweiz. oder österr. markiert (Hofer 1999).Der Rest (95%) müsste demnach, sofern nicht durch eine regionale Markie-rung wie z.B. norddt. lokalisiert – nur 0.6% der Stichworteinträge tragen dieseMarkierung –, gemeindeutsch, das heisst in der Schweiz und in Österreichauch üblich sein. Dies trifft bei vielen Wörtern nicht zu. Trotzdem werden sie inWörterbüchern wie gemeindeutsche Wörter behandelt. Dafür, dass es auch inDeutschland – und nicht nur in Norddeutschland – Varianten der Standard-sprache gibt, die beispielsweise in der Schweiz und in Österreich nicht ge-bräuchlich sind, gibt es vor allem in Deutschland im Allgemeinen noch relativ

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wenig Bewusstsein. Die nationale Variation wird oft mit der regionalenVariation verwechselt, verbunden mit der falschen Annahme, sprachlicheVariation der Standardsprache existiere nur in der gesprochenen Sprache undsei dasselbe wie dialektale Variation (Ammon 2001 et al., 13).

Um diese lexikographischen Forschungslücken zu schliessen, entsteht zurZeit auf der Basis der Konzeption des Deutschen als plurizentrischer Sprachean den Universitäten Basel, Duisburg und Innsbruck ein Wörterbuch der natio-nalen und regionalen Varianten der deutschen Standardsprache (Arbeitstitel:Variantenwörterbuch des Deutschen). Dieses wird in Kap. 4 dieses Beitragsnäher vorgestellt. Zunächst wird aber in Kap. 2 kurz die Entwicklung der Stan-dardsprache aus historischer Perspektive nachgezeichnet und der Frage nachder richtigen oder guten Norm nachgegangen. Daran schliesst in Kap. 3 dieFrage an, mit welcher Methodik das genannte Wörterbuch der nationalen undregionalen Varianten erarbeitet wird. Zum Schluss wird in Kap. 5 der Nutzeneines solchen Wörterbuchs diskutiert, dies auch im Hinblick auf didaktischeFragestellungen in den Bereichen Deutsch als Muttersprache und Deutsch alsFremdsprache.

2. Hochdeutsch in der Schweiz

2.1. Die Stellung des Hochdeutschen in der Schweizaus historischer Perspektive

Bei der Herausbildung der Standardsprachen spielen die Nationalstaaten einewichtige Rolle. Verwaltung, Rechtswesen und jede Art nationalspezifischerInstitutionen, Verlage und Medien konstituieren eigene Varianten und verbrei-ten diese. Einzelne Teile der politischen Systeme, spezifische Abläufe in Ge-setzgebung und Verwaltung etc. werden unterschiedlich bezeichnet, oder glei-che Bezeichnungen haben verschiedene Bedeutungen, wie im Falle vonBundesrat in Deutschland und der Deutschschweiz. Nicht zu unterschätzensind ferner Einflüsse auf die jeweiligen Standardvarietäten durch Dialektesowie geografische und kulturräumliche Gegebenheiten (z.B. der Gegensatzzwischen einer südlichen, alpinen und einer nördlichen, maritimen Kultur).Schliesslich führen auch sprachpflegerische Bemühungen zu nationalenUnterschieden, etwa die Verdeutschung französischer Lehnwörter in Deutsch-land während des 19. Jahrhunderts. So haben sich in der Sprache derLiteratur, der Medien und in vielen Bereichen alltäglicher Sprachverwendungin den Ländern mit deutscher National- oder Regionalsprache eine Reihestandardsprachlicher Varianten herausgebildet.

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In der deutschen Schweiz ist die Entwicklung hin zu sprachlichen Eigenheitenbereits in der frühen Neuzeit in Ansätzen fassbar, also etwa in der Zeit, alssich die Schweiz vom Deutschen Reich politisch zu lösen begann. Inwieferndie grössere politische Unabhängigkeit für die sprachliche Sonderentwicklungtatsächlich eine Rolle spielte, muss hier offen bleiben. Jedenfalls erscheinenbereits in Drucken des 16. Jahrhunderts einzelne Hinweise, dass sich dieDeutschschweizer in der Standardsprache unsicher fühlten (Bickel 2000, 33).

Drastischer fallen die Urteile späterer, auch deutscher Autoren aus, die dieSchweiz bereisten und sich über das Sprachverhalten der Deutschweizer undDeutschweizerinnen wunderten, z.B. P. W. Gercken, der 1784 seine Ein-drücke von einer Reise in die Schweiz veröffentlichte: “Die Vornehmen redenmit den Deutschen lieber Französisch, vermuthlich darum, dass sie glauben,man verstünde sie nicht wohl, oder sie schämen sich der rauhen Aussprache.”(Gercken, Ph. W. (1784). Reisen durch Schwaben, Baiern, die angränzendeSchweiz, 2. Teil, 279; zit. n. Trümpy 1955, 103).

Solche Klagen ziehen sich durch die Geschichte bis in die neueste Zeit undgipfeln in der Aussage, Hochdeutsch bzw. die Standardsprache sei für dieDeutschschweizerInnen eine Fremdsprache, wie das folgende Zitat zeigt: “FürSchweizer Kinder ist bereits die Standardsprache (Hochdeutsch) eine Fremd-sprache, sodass mit dem Frühenglisch eigentlich drei Sprachen zu erlernenwären.” (Schulpflege Dietlikon, http://www.dietlikon.ch/schule/aktuell.htm)

Eine solche Behauptung kann so nicht stehen gelassen werden. Allenfallskann von einem erweiterten Erstspracherwerb die Rede sein (Häcki Buhofer &Burger 1998, 138), der in gewissen Bereichen Züge von Zweitsprach-erwerbsstrategien zeigt. Zudem ist ein grosser struktureller Unterschiedzwischen gesprochener und geschriebener Sprache keine soziolinguistischeSeltenheit.

Das Bewusstsein einer sprachlichen Sonderrolle innerhalb des deutschenSprachgebiets führt dazu, dass die Varianten der schweizerischen Standard-sprache selbst von Schweizern häufig entweder als Fehler oder als schlechtesDeutsch aufgefasst werden. Deutsche Lektoren und Herausgeber bestärkenschreibende DeutschschweizerInnen vielfach darin. In Manuskripten vonDeutschschweizer WissenschaftlerInnen, die ihre Arbeiten in deutschen Verla-gen publizieren wollen, werden nicht selten Helvetismen, die durchaus stan-dardsprachlich sind, getilgt.

Auch die Lexikographie des Standarddeutschen hat die Deutschschweizbisher meist als Anhängsel des deutschen Sprachgebietes gesehen, wo zwar

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mindestens im Schriftverkehr die so genannt allgemeingültige Standard-sprache benutzt wird, wo es aber auch einige spezifische so genannteBesonderheiten gibt. Das DUW geht ganz selbstverständlich davon aus, dassdas deutschländische Deutsch die Norm ist, von der die Schweiz und andereGebiete in Randlage abweichen (zum Begriff deutschländisch vgl. Polenz1996). Wenn wir beispielsweise den Wörterbucheintrag für Hausmeister mitdem Eintrag für den schweizerischen Abwart vergleichen, wird die Ungleich-behandlung dieser Varianten deutlich:

Haus|meis|ter, der [mhd. husmeister = Hausherr]: 1. jmd., der vom Hausbesitzer angestellt ist,um in einem größeren Gebäude für die Instandhaltung, die Reinigung, Einhaltung der Ordnungu. Ä. zu sorgen. 2. (schweiz. veraltend) Hausbesitzer.

Ab|wart, der; -s, -e, (seltener:) Abwärte (schweiz.): Hausmeister, Hauswart

(Duden. Deutsches Universalwörterbuch A-Z. CD-ROM, 2003)

Hausmeister ist ohne regionale Einschränkung jmd., der vom Hausbesitzerangestellt ist, um in einem größeren Gebäude für die Instandhaltung, dieReinigung u. Einhaltung der Ordnung zu sorgen. Die zweite BedeutungHausbesitzer wird dagegen als rein schweizerische gekennzeichnet. EinDUW-Benützer wird nicht darauf hingewiesen, dass die erste Bedeutung inder Schweiz nicht gilt. Es wird ihm auch nicht gesagt, wie diese Person in derSchweiz genannt wird. Dass man dazu in der Schweiz Abwart sagt, kann manim DUW nur dann verifizieren, wenn man es ohnehin schon weiss. Und wennman die Bedeutung von Abwart wissen will, muss man die Definition vonHausmeister in Deutschland kennen, denn nur dort wird eine Worterläuterunggeliefert. Damit erweist sich das DUW nicht als Wörterbuch des Deutschen,sondern in erster Linie als Wörterbuch für das Deutsche in Deutschland.Varianten der anderen deutschsprachigen Länder und Regionen sind zwarenthalten, gelten aber in ihrer Verwendung als eingeschränkt, während vonden unmarkierten Wörtern behauptet wird, sie gälten im ganzen deutschenSprachgebiet. Ähnlich verfahren auch andere deutsche Wörterbücher wieetwa Wahrig (1997) oder, noch ausgeprägter, das Wörterbuch Deutsch alsFremdsprache (Kempcke 2000). Hier wird auf regional verwendete Wörterweitgehend verzichtet. So findet man südliches Wortgut wie beispielsweiseTram, Karren oder parkieren gar nicht im Wörterbuch, dagegen werden Wörterwie Sonnabend oder Apfelsine fälschlicherweise ohne jegliche regionaleMarkierung aufgenommen. Damit wird das im Norden Deutschlands verwen-dete Deutsch zur überall geltenden deutschen Standardsprache erhoben.

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2.2. Die heutige Stellung des Hochdeutschen in der Schweiz

Wenn man sich etwas eingehender mit der Sprachsituation der deutschenSchweiz auseinander setzt, wird schnell klar, dass Schweizerhochdeutschnicht einem mangelhaften Versuch entspringt, die Nachbarn im Nordennachzuahmen, sondern dass es in der Schweiz durchaus gültige standard-sprachliche Normen gibt, die sich in einigen ganz wesentlichen Punkten vonder Norm in Deutschland unterscheiden. Am deutlichsten kommt diesesNormverständnis bei der Aussprache zum Ausdruck. Ziehen Deutsche in dieDeutschschweiz, lernen deren Kinder, wenn sie in ihrer schulischen Laufbahnnoch am Anfang stehen, zusätzlich zum im Elternhaus gesprochenenStandarddeutschen auch noch Schweizerhochdeutsch, um dem Normdruckder Schule und vor allem der Mitschüler und Mitschülerinnen zu genügen. Siewerden also mit ihrer deutschländischen Aussprache nicht etwa zu Vorbildernfür schweizerische Kinder, sondern legen die als fremdländisch empfundeneAussprache zugunsten der schweizerischen Norm ab. Ebenso achten vieleSprecherinnen und Sprecher in den elektronischen Medien darauf, eine alsschweizerisch erkennbare Aussprache beizubehalten (vgl. Hove 2002). Dieseeigene Normierung des Schweizerhochdeutschen gilt nicht nur bezüglich derAussprache, sondern ebenso im Hinblick auf Wortschatz, Grammatik undSprachgebrauch. Deutsche Agenturmeldungen in Zeitungen werden für dasSchweizer Publikum an das Schweizerhochdeutsche angepasst. Wörter wieSonnabend, Betttuch oder Sahne werden dann durch ihre schweizerischenEntsprechungen Samstag, Leintuch und Rahm ersetzt. Somit richtet sich derGebrauch des Standarddeutschen in der Schweiz zu einem guten Teil nachzentrumseigenen, schweizerischen Vorbildern. Die landeseigenen Medienhaben eine sprachliche Vorbildfunktion und gegenüber der Konkurrenz ausden anderen deutschsprachigen Ländern eine viel grössere Verbreitung inner-halb des Landes (Bickel 2001, 21). Allerdings dominiert Deutschland aufgrundseiner Grösse das deutschsprachige Verlagswesen und hat bessere Mittel,seine Varietät durch Fremdsprachenunterricht zu exportieren (Clyne 1993,2f.).

3. Deutsch als plurizentrische Sprache

Aus der heute als veraltet geltenden monozentrischen Perspektive überdachtdie Varietät einer dominierenden Nation die Varietäten der dominiertenNationen (vgl. Ammon 1995, 2ff, Kloss 1977). Die Varietäten der anderenNationen werden folglich als Abweichungen, Nicht-Standard, exotisch, oftauch als charmant, herzig und etwas veraltet beschrieben (Clyne 1993). Aus

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plurizentrischer Sicht sind die sprachlichen Varianten in den einzelnennationalen Zentren hingegen nicht Abweichungen von einer nationenüber-greifenden deutschen Einheitssprache. Sie werden vielmehr als gleichwertige,aber unterschiedliche Ausprägungen des Deutschen gesehen, die in ihrerSumme eigene Zentren bilden. Mit standardsprachlichen Vollzentren, die dasGebilde einer plurizentrischen Standardsprache ausmachen, sind Länder undRegionen gemeint, die nicht nur standardsprachliche eigene Variantenherausgebildet, sondern diese auch kodifiziert und zur Norm erklärt haben.Die Kodizes können aus Wörterbüchern, Grammatiken, Lehrwerken undanderen sprachlichen Nachschlagewerken bestehen. Im Falle des Deutschentrifft dies für Deutschland, Österreich und, unter Vorbehalten, auch für diedeutschsprachige Schweiz zu. Im Gegensatz dazu handelt es sich beiLiechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol in Ammons Terminologieum so genannte Halbzentren (Ammon 1995). Die dort verwendeteStandardsprache ist nicht endo-, sondern exonormiert; es werdenausländische Kodizes, also beispielsweise Wörterbücher aus den anderenZentren, verwendet. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch dieHalbzentren in ihrem Standard eine gewisse Anzahl eigener Variantenbesitzen (z. Bsp. Schuhlitze, Notspur oder Schüttelbrot in Südtirol, Ehni,Landesphysikus oder Kapile in Liechtenstein).

Wenn Clyne (1992) und Ammon (1995) die Erforschung des Deutschen alsplurizentrische Sprache auch sehr stark vorangetrieben und internationalverbreitet haben, so begann die theoretische Auseinandersetzung mitnationalen Varianten von Standardsprachen früher. Den Anfang für dasDeutsche dürfte wohl Elise Riesel, aus Österreich stammende Germanistik-professorin in Moskau, markieren, die bereits 1962 mehrere “nationaleVarianten der Literatursprache” für das Deutsche unterscheidet (zit. nachAmmon 1995, 44). Die Begriffe monozentrische und polyzentrische Standard-sprachen wurden 1968 vom amerikanischen Soziolinguisten William A.Stewart vorgeschlagen. Mit Heinz Kloss etablierte sich 1976 anstelle vonpolyzentrischen Sprachen der Begriff plurizentrische Sprachen (Ammon 1995,46ff.).

Seither stösst diese neue Sicht auf Standardsprachen mit mehrerennationalen Zentren zunehmend auf Akzeptanz (vgl. aber Koller 1999, Besch1990). Sie ist für das Deutsche in der Schweiz von grosser Bedeutung unddürfte die Haltung vieler Deutschschweizer und Deutschschweizerinnen ge-genüber der deutschen Standardsprache und insbesondere gegenüber ihrereigenen, schweizerhochdeutschen Varietät nachhaltig verändern.

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4. Das Variantenwörterbuch: Ein Wörterbuchder nationalen und regionalen Variantender deutschen Standardsprache

Im Rahmen des Forschungsprojekts Wörterbuch der nationalen undregionalen Varianten der deutschen Standardsprache mit Forschungsteams inDuisburg, Innsbruck und Basel entstand in den letzten sieben Jahren ein11'800 Artikel umfassendes Wörterbuch, in dem die wichtigsten nationalenund regionalen standardsprachlichen Varianten des Deutschen erfasst unddokumentiert wurden (vgl. dazu Ammon 1997, Ammon et al. 2001, Hofer1999). Dem Variantenwörterbuch des Deutschen liegt die Konzeption desDeutschen als plurizentrische Sprache zugrunde (Clyne 1992, Ammon 1995).Die Projektleitung war bei Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner (demAutor von Wie sagt man in Österreich 1998), Heinrich Löffler, Hans Moser undRobert Schläpfer. Wissenschaftliche Mitarbeiter in der Schweiz waren HansBickel, Markus Gasser, Lorenz Hofer und Regula Schmidlin, Universität Basel.

4.1. Das Wörterbuchkorpus

Für die Erhebung des national und regional (also areal) variierendenWortschatzes wurde auf eine Reihe empirischer Methoden zurückgegriffen.Dabei wurden nicht nur bestehende Sammlungen nationaler Varianten (z.B.Meyer 1989 und Ebner 1998) sowie aktuelle Wörterbücher mit ihren regiona-len Markierungen ausgewertet. Um einem deskriptiven Ansatz für dieBeschreibung der aktuellen deutschen Standardsprache gerecht zu werden,wurde ein umfangreiches Korpus von Texten erstellt und exzerpiert. In einerersten Projektphase wurden über 2000 Tageszeitungen, Zeitschriften, amt-liche Schriften, Romane, Erzählungen, öffentliche Reden und Gesprächesowie Fachmonographien auf areale Variation hin gelesen und markiert. DasKorpus wurde zwischen Österreich, der Schweiz und Deutschland im Kreisherum verschickt und bearbeitet, d.h. von den wissenschaftlichen Mitarbeiternund Hilfskräften gelesen, die nach einem zuvor erarbeiteten Beurteilungsrasterareal variierende Wörter und Wendungen markierten. Allfällige nationaleVarianten wurden so durch Sprecher der jeweils anderen Zentren, also ausder Fremdperspektive, identifiziert. Aus den ermittelten Varianten entstandeine über 320’000 Belege umfassende Belegdatenbank. Sie diente als Basisfür die Wörterbuchartikel.

Im Vordergrund der Forschung standen sowohl die Präzisierung vonregionalen Markierungen bereits kodifizierter als auch die Ermittlung von nochunkodifizierten nationalen Varianten. Von zentraler Wichtigkeit für die Lemma-

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selektion war die Ermittlung der Vorkommensfrequenz der Varianten. Diebestehenden sowie neu erhobenen arealen Markierungen wurden mitaktuellen, breit abgestützten empirischen Analysen überprüft. Diese wurden invielen Fällen regional (z.B. mit D-nord, D-westmittel, D-süd) subdifferenziert.Für die Ermittlung der Nennformen von Phraseologismen (Redewendungenund Kollokationen), ihren Varianten sowie typischen und häufigen Verwen-dungsweisen sehr hilfreich waren elektronische Archive und Korpora wieCOSMAS (Corpus Storage, Maintenance and Access System des Instituts fürdeutsche Sprache in Mannheim).

4.2. Wortfrequenzanalysen und die Bestimmungnationaler Varianten mit Hilfe des Internets

Bei der Erarbeitung des Variantenwörterbuchs wurden erstmals die Möglich-keiten des Internets systematisch in die Arbeit miteinbezogen. Das Internetwurde eingesetzt:

1. für die Eruierung und Beurteilung von nationalen Varianten;

2. für die semantische Überprüfung der Lemmata anhand einer Vielzahlunterschiedlicher Belegstellen;

3. für die Gewinnung aussagekräftiger Belegstellen;

4. für die Arbeit an der gemeinsamen Wörterbuch-Datenbank der drei betei-ligten Forschungsteams.

Besonders bei Punkt 1., der Eruierung und Beurteilung von nationalenVarianten mit Hilfe von Internetabfragen, wurden neue, in der Lexikographieund der Variationsforschung bis anhin unbekannte Wege beschritten.

Die unter 4.1. beschriebene Auswertung eines umfangreichen Korpus hat zuvielen neuen, bisher lexikographisch noch nicht erfassten Varianten geführt.Trotzdem konnte die Forschung nicht allein auf die Korpusbearbeitung abge-stützt werden. Denn vor allem in der Schweiz zeigte sich rasch eine gewisseUnsicherheit bei der nationalen und regionalen Zuordnung von Varianten.Keine Probleme boten zwar regionale Wörter wie das nord- und mittel-deutsche Dönkes ‘lustige Geschichte’, das in Österreich und der Schweizsofort als Variante erkannt wird. Aber heisst es in der Deutschschweiz Adress-oder Adressenänderung, doppel- oder zweigleisig – und wie steht es mitdoppelspurig und wann wird es verwendet? Sagen wir Zugführer oderZugsführer – oder sind vielleicht beide Bildungen möglich? Die Unsicherheitwurde dadurch verstärkt, dass alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nur eine

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beschränkte Wortschatz- und Sachkenntnis haben. Besonders in Sach-bereichen, die jemanden nicht besonders interessieren, bestehen deutlicheLücken im Wortschatz. Wer sich nicht für Wirtschaft interessiert, dem sindAusdrücke wie Cashflow und Abschreibung möglicherweise nicht geläufig. Esist daher nahezu unmöglich, bei gewissen Wörtern mit Sicherheit auszu-schliessen, dass diese im eigenen Zentrum vorkommen.

Um solche Unsicherheiten auszugleichen, wäre es notwendig, mit einemriesigen Korpus zu arbeiten, aus dem einigermassen gesicherte Schlüsseüber das Vorkommen eines Lexems gezogen werden könnten. Nun ist aberder Aufbau eines Korpus, das auch Angaben über Wortfrequenzen liefert, eineäusserst zeitraubende und in Zeiten knapper Forschungsmittel fast unmög-liche Angelegenheit.

Deshalb wurde nach Möglichkeiten gesucht, einigermassen zuverlässigeFrequenzangaben zu erhalten, die die Angaben aus der Belegdatenbankergänzen sollten. Dazu kam dem Forschungsprojekt die Entwicklung im Inter-net, genauer im World Wide Web (WWW), gelegen. In der zweiten Hälfte der90er Jahre entwickelte sich das WWW zu einem Informationsmedium, in demMillionen von Texten unterschiedlichster Provenienz frei zugänglich wurden.Es brauchte also einzig noch ein Instrument, das diese Texte so erschliessenkann, dass sie als datenbankähnliche Quelle benutzt werden können.

Ein solches Instrument bieten die frei zugänglichen, gängigen Such-maschinen, die einen guten Teil der Internetseiten durch einen Index er-schliessen. Für unsere Zwecke als besonders brauchbar erwies sich amAnfang die Suchmaschine AltaVista, später Google. Gegenwärtig sind in denSuchmaschinen bei Google über 3 Milliarden Internetseiten indiziert, daruntersind vermutlich mehr als 12 Mio. deutsche Seiten (die Abfrage von “die” mitder Einschränkung “auf deutschen Seiten” ergab im Mai 2004 bei Google 19Mio. Okkurrenzen). Glücklicherweise kann man die Seiten anhand ihrerAdresse weiter aufteilen in österreichische, schweizerische und deutscheSeiten.

Um das World Wide Web für die Frequenzanalyse nutzen zu können, mussteaber zuerst seine Zuverlässigkeit überprüft werden. Die Nutzung des WWWals Quelle kommt nur dann in Frage, wenn:

1. erwiesen werden kann, dass damit zuverlässige, reproduzierbareErgebnisse erzielt werden können;

2. die Ergebnisse in einem systematischen Bezug zur Sprachwirklichkeitstehen.

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110 Ein Wörterbuch der nationalen und regionalen Varianten der deutschen Standardsprache

Um Bedingung 1. zu überprüfen, wurden acht Lemmata ausgewählt, die in derLexikographie bisher nicht als in irgendeiner Weise national geprägt ange-sehen wurden und deren gleichmässige Verteilung im ganzen deutschenSprachraum empirisch nachgewiesen werden konnte. Die Überprüfung dieserWörter im Index von AltaVista und Google sollte also für alle acht Wörter ver-gleichbare prozentuale Ergebnisse liefern. Dazu wurde diese Abfrage nacheiniger Zeit wiederholt, um allfällige Veränderungen bei der ständigen Neuin-dexierung durch die Suchmaschinen zu verfolgen.

Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt (die Geltung fürÖsterreich wird mit A, für die Deutschschweiz mit CH und für Deutschland mitD markiert).

Tabelle 1: Absolute und prozentuale Verteilung von gemeindeutschen Lexemen auf deutschspra-chigen Internetseiten in Österreich, der Schweiz und Deutschland.

In Tabelle 1 sind die Anzahl Seiten und die jeweiligen Prozentangabenaufgeführt, die die Abfrage der in der linken Spalte angegebenen Wortformenzu zwei verschiedenen Zeitpunkten für die drei nationalen Zentren Österreich(A), Schweiz (CH) und Deutschland (D) ergab. Die ersten drei Zahlenkolonnengeben die Abfrageergebnisse vom 22. Oktober 1998 wieder, die letzten dreizeigen die Ergebnisse für dieselbe Abfrage am 16. Januar 2004. Man

AltaVista Abfrageergebnisse vom 22 .10 .1 9 9 8 Google Abfrageergebnisse vom 16 .1.200 4

Lexem A CH D A CH D

selt en 4' 69 1 5' 643 42 '465 109 '000 12 5'00 0 8 41'0 008.8 8% 10.69% 80.43% 10.14% 11.6 3% 78.23%

wollen 68'70 0 67' 490 541 '690 483 '000 53 3'00 0 4'2 70' 0 0010.1 3% 9.96% 79.91% 9.14% 10.0 8% 80.78%

Tisch 2'93 0 3' 420 25 '030 77 '400 9 2'90 0 7 32'0 009.3 4% 10.90% 79.76% 8.58% 10.3 0% 81.13%

Mensch 8'06 4 8' 357 62 '130 167 '000 19 8'00 0 1'5 10' 0 0010.2 7% 10.64% 79.10% 8.91% 10.5 6% 80.53%

Baum 1'84 3 1' 580 16 '322 43 '500 3 8'50 0 4 81'0 009.3 3% 8.00% 82.66% 7.73% 6.8 4% 85.44%

Kopf 6' 69 1 8' 101 65 '792 174 '000 19 1'00 0 1'4 00' 0 008.3 0% 10.05% 81.64% 9.86% 10.8 2% 79.32%

soll 81' 04 0 64' 010 624 '390 544 '000 58 5'00 0 5'3 00' 0 0010.5 3% 8.32% 81.15% 8.46% 9.1 0% 82.44%

Regen 1'39 2 1' 929 14 '517 42 '200 4 4'70 0 4 59'0 007.8 0% 10.81% 81.38% 7.73% 8.1 9% 84.08%

Total Abs. 175'351 160'530 1'392'3 36 1'640'10 0 1'8 08'100 14' 993'000Total % 10.15% 9.29% 80.56% 8.89% 9.80% 81.30%

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Hans BICKEL & Regula SCHMIDLIN 111

beachte, dass, obwohl sich die absoluten Zahlen im Lauf der Zeit massivgeändert haben, die Prozentzahlen ziemlich stabil geblieben sind. So war dasWort selten im Oktober 1998 auf 4’691 österreichischen Seiten indiziert, imJanuar 2004 auf 109’000. Trotzdem verschoben sich die prozentualenVerhältnisse nur geringfügig um 1%.

Die Ergebnisse bei den acht ausgewählten Wörtern zeigen deutlich, dass beinational nicht markierten Wörtern durchaus vergleichbare Resultate zustandekommen. Die prozentualen Werte liegen für Österreich und die Schweiz beiungefähr 10% und für Deutschland bei 80% (diese prozentuale Häufigkeitkorreliert nur einigermassen mit den Sprecherzahlen in den drei Ländern, daauch die unterschiedliche Internetnutzung eine Rolle spielt). Alle Abfragenliegen in einem sehr engen Streuungsbereich. Wenn man zusätzlich bedenkt,dass die Indizes zwischen Oktober 1998 und Januar 2004 mindestenszehnmal grösser wurden, hielten sich die Veränderungen in ganz engenGrenzen.

Nachdem dieser Test zeigt, dass bei mehreren unterschiedlichen Lemmataauch über die zeitliche Distanz immer wieder vergleichbare Resultate erzieltwerden können, stellt sich die Frage, wie nationale Varianten im Internet-Korpus aufscheinen, mit anderen Worten, ob die Ergebnisse in einemsystematischen Bezug zur Sprachwirklichkeit stehen. Dazu werden vierLemmata ausgewählt, die in der Lexikographie bereits eindeutig als nationalmarkiert beschrieben werden, nämlich Maturand, Maturant, Abiturient undallfällig:

Tabelle 2: Absolute und prozentuale Verteilung von nationalen Variantenauf deutschsprachigen Internetseiten in Österreich, der Schweiz und Deutschland.

Google Abfrageergebnisse vom 29. 1. 200 4

Lexem A CH D

Maturand 2 1 '580 1 70.13% 9 8.81% 1 .06%

Maturant 6 3 4 1 2 11083.86% 1.59% 14.5 5%

Abiturient 8 4 8 9 9 '0000.92% 0.97% 98.1 1%

allfällig 2 '7 00 8 '130 4 '87017.20% 5 1.78% 31.0 2%

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112 Ein Wörterbuch der nationalen und regionalen Varianten der deutschen Standardsprache

Die Ergebnisse in Tabelle 2 bestätigen die Angaben in den Wörterbüchern:Alle Lemmata zeigen deutlich nationale Verbreitungsschwerpunkte. Abiturientbeispielsweise ist mit über 98% der Fundstellen vorwiegend in Deutschlandverbreitet, Maturand mit fast derselben prozentualen Häufung der Belege inder Schweiz, während Maturant mit fast 84% in Österreich vorkommt.

Die Erwartungen aus dem lexikographischen Vorwissen werden eindeutigbestätigt und teilweise präzisiert. Im Unterschied zu den Angaben im DUW,wo das Wort allfällig als ‘bes. österr., schweiz.’ markiert ist, zeigt die Internet-Abfrage in aller Deutlichkeit, dass allfällig vor allem in der deutschen Schweizgebräuchlich ist, in Österreich schon deutlich seltener vorkommt und, im Ver-hältnis zur Sprecherzahl, in Deutschland fast gar nicht gebraucht wird. DerVersuch, das WWW als lexikographische Quelle zu nutzen, hat für das For-schungsprojekt “Nationale Varianten des Deutschen” eine Vielzahl neuerErkenntnisse gebracht. Im Anschluss an die Tests wurden auch grössereKorpora von Wörtern mit dieser Methode analysiert und die Ergebnisse ineiner Datenbank abgespeichert. So können heute Angaben über die Vertei-lung und Frequenz von über 900'000 Wortformen gemacht werden (die grosseZahl erklärt sich damit, dass die meisten Wortformen mehrfach abgefragtwurden). Dadurch wird die traditionelle Quellenauswertung auf ideale Weiseergänzt.

Die Möglichkeiten, die das Internet für die Lexikographie bietet, können vonallen Sprachinteressierten selbst ausprobiert werden. Sie werden wohl inZukunft von den meisten Wörterbuchprojekten der Standardsprache genutztwerden.

4.3. Auswahl der Stichwörter und Artikeltypenim Variantenwörterbuch des Deutschen

Im Variantenwörterbuch des Deutschen werden ausschliesslich Wörter undWendungen verzeichnet, die nationale oder regionale (areale) Besonderheitenaufweisen (z.B. Ziegenpeter, das in Nord- und Mitteldeutschland vorkommt),sowie, soweit vorhanden, ihre gemeindeutschen Entsprechungen (im Fall vonZiegenpeter Mumps) als Bedeutungserläuterungen und Verweise. Es handeltsich bei diesem Wörterbuch also nicht um ein Vollwörterbuch. Gemein-deutsche Wörter wie Baum, Frau, Mann sucht man darin vergebens alsVollartikel. Dargestellt wird nur der Wortschatz, der regionalspezifisch undnationalspezifisch vom Gemeindeutschen abweicht, und zwar nicht nur in

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Österreich und der Schweiz, sondern auch in Deutschland sowie den sogenannten Halbzentren Luxemburg, Liechtenstein, Ostbelgien und Südtirol.

Für die Aufnahme der Stichwörter war im Einzelnen ausschlaggebend, obregionale oder nationale Unterschiede in einer der folgenden Hinsichtenvorlagen:

in der Form, d.h. in der Schreibung (z.B. Portmonee / Portemonnaie) oderim Vorkommen des ganzen Wortes (z.B. Velo, parkieren, Fasching,Sonnabend, Marille, Paradeiser);

in der Bedeutung, z.B. Estrich, das in A und D ‘Fussboden’ bedeutet, inder Schweiz dagegen den unbeheizten Dachraum bezeichnet;

in der Verwendung in bestimmten Situationen (Pragmatik), z.B. die Partikelhalt, die in den deutschsprachigen Zentren unterschiedlich gebraucht wird;

nach Sprach-, Stil- oder Altersschicht, z.B. lugen, das in A-west und D-südstandardsprachlich, in CH mundartlich ist;

nach Verwendungshäufigkeit (Frequenz), z.B. die Konjunktion obschon,die in A und D selten und gehoben verwendet wird, in der Schweiz aberkeine Markierung trägt.

Wörter und Wendungen, die sich sprachlich auf mindestens einer dieserEbenen unterscheiden, bilden die im Wörterbuch verzeichneten Varianten.Unter spezifischen Varianten verstehen wir Wörter und Wendungen, die inihrer Verwendung auf eine Nation beschränkt sind (Bsp. Marille, Maturant,nachtmahlen, paprizieren, Erdapfel, Buderl, Sponsion in A, knorzen,Maturand, Morgenessen, Natel, Traktandum, verganden, ringhörig oder Veloin CH und Kai, Abitur, Tacker, Tresen, petzen, bevorrechtigt oder Beitreibungin Deutschland), während unspezifische Varianten auch darüber hinausvorkommen, aber dennoch nicht gemeindeutsch, also nicht im ganzendeutschen Sprachgebiet gebräuchlich sind (Bsp. Autolenker, Abgeltung,Teuerung in A und CH, Eisbecher, Ortskern, Schlafanzug in A und D, sowiePolizeiposten, Aprikose, Quark, Werkhof in CH und D). In vielen Fällenhandelt es sich bei den spezifischen lexikalischen Varianten gleichzeitig umBezeichnungen nationaler und regionaler Sachspezifika und Institutionen,soweit sie von nationaler Bedeutung oder in irgendeiner Form typisch sind.Dazu gehören auch gewisse Abkürzungen und Kurzwörter (Bsp. Kanti‘Kantonsschule’, EFH ‘Einfamilienhaus’, Halbtax ‘Halbtaxabonnement’, Nati‘Nationalmannschaft’, ÖBB ‘Österreichische Bundesbahn’, TÜV ‘TechnischerÜberwachungsverein’). Dialektwörter wurden nur dann aufgenommen, wenn

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114 Ein Wörterbuch der nationalen und regionalen Varianten der deutschen Standardsprache

sie häufig und unmarkiert in Standardtexten vorkommen, sind dann allerdingsmit “Grenzfall des Standards” markiert. Beispiele dafür sind vergeigen,anläuten, Töff, Tanke, Buderl, Zmorge, moin. Nicht berücksichtigt wurdenfachsprachliche Wörter und Wendungen, veraltete Wörter und Wendungen(auch der ehemaligen DDR, soweit sie heute ausser Gebrauch sind, Bsp.Jugendweihe, Wohnraumlenkung, SED, Staatsrat), ad-hoc-Bildungen undindividualsprachliche Besonderheiten, die nicht zum festen Bestand derSprache gehören, sowie drei- und mehrgliedrige Zusammensetzungen, sofernsie nicht ausgesprochen häufig gebraucht werden.

Der vergleichende plurizentrische Ansatz stellt neue Anforderungen an dielexikographische Mikrostruktur (Hofer & Schmidlin 2003, Ammon et al. 2001,Schmidlin 2003). Folgendes Beispiel soll die neuartige Verweisstruktur – hierfür den einfachen Fall eines substantivischen Primärartikels – illustrieren. Miteinem Pfeil wird auf die Varianten der anderen Zentren verwiesen, unterdenen an entsprechender Stelle des Alphabets ebenfalls ein Artikel kommt.Nach der Bedeutungserläuterung werden die Belegstelle und deren Quelleangegeben. Darauf folgen der Kommentar, hier in Form von Angaben zuKollokationen, und der Verweis auf eine andere, jedoch gemeindeutscheVerwendung. Am Schluss folgen zum Lemma gehörige Ableitungen undKomposita, die, sofern ihnen ein Pfeil vorangestellt ist, auf einen selbst-ständigen Artikel verweisen.

Vortritt CH der; -(e)s, ohne Plur.: −VORRANG A D-südost,−VORFAHRT D ‘Recht, an einer Kreuzung oder Einmündung voreinem anderen herankommenden Fahrzeug durchzufahren’ (inVerbindung mit den Verben achten, beachten, gewähren, lassen,missachten): Bald schon fluchte er leise … über denzunehmenden Privatverkehr, über die rücksichtslosenAutomobilisten, die ihm den Vortritt nicht liessen (Geiser, vonGuntens Traum 263); *kein Vortritt: −NACHRANG A ‘Pflicht,an einer Kreuzung oder Einmündung ein anderesherankommendes Fahrzeug durchfahren zu lassen’: Dabeimissachtete [die Autofahrerin] das Signal “Kein Vortritt”, unddas Auto kollidierte mit dem Motorrad (NZZ 15.3.2002,Internet) – Die Bedeutung ‘aus Höflichkeit gewährteGelegenheit, voranzugehen’ ist gemeindt. – Dazu:−Kreisvortritt, −Rechtsvortritt, −vortr ittsberechtigt,Vortr ittsrecht, Vortrittsregel, Vortrittssignal

Innovativ sind Position und Ausführlichkeit der regionalen Markierungen.Zusätzlich zu den nationalen Markierungen A (Österreich), CH (Schweiz), D(Deutschland), BELG (Ostbelgien), LIE (Liechtenstein), LUX (Luxemburg) undSTIR (Südtirol) können regionale Spezifizierungen der jeweiligen Nationen-angabe mit Bindestrich angehängt werden (z.B.: A-west oder A-west CH D-süd). Solche Spezifizierungen sind auch kombinierbar, z.B.: D-nord/mittel.

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Spezifische Ortsangaben (Toponyme) werden in runden Klammern hinzu-gefügt (z.B.: D (Berlin)).

Das Wörterbuch ist glattalphabetisch angeordnet. Es enthält vier verschiedeneArtikeltypen sowie weitere Misch- und Sonderformen:

1. Primärartikel stellen den häufigsten Artikeltyp des Wörterbuchs dar. Sieenthalten Wörter, die als gesamte Wortform oder in einer ihrerBedeutungen nicht im ganzen deutschen Sprachgebiet gebräuchlich sind.z.B.:

Ausweispapier CH D das; -(e)s, -e (meist Plur., formell):−PERSONALDOKU MENT A D, −SCHRIFTEN CH, −PERSONAL-PAPIER D ‘schriftliche amtliche Legitimation einer Person;Ausweisdokument’: Wer das Gebäude fortan betreten will …,muss Metalldetektoren passieren, Ausweispapiere vorweisenund sein Gepäck röntgen lassen (Bund 29.12.2001, 1; CH);Sollen Beamte des Bundesgrenzschutzes künftig Personennicht nur anhalten und befragen, sondern auch dieAusweispapiere überprüfen können (Bundestag aktuell11/2001, Internet; D) – In A selten

2. Differenzartikel betreffen gemeindeutsche Wörter, die nationale oderregionale Unterschiede in Grammatik (Genus, Flexion, Rektion) oderPragmatik zeigen. z.B.:

Salami der; -s, -s/die; -, -( s): in CH auch Maskulinum,gemeindt. Femininum: Wohlgefällig sah ich zu, wie Rädchenum Rädchen verschwand und der Salami sich merklichverkürzte (Kolb, Niederdorfer 88; CH)

3. Siehe-Art ike l betreffen Zweitformen, die in einem Artikel imKommentarteil oder bei einem Doppellemma an zweiter Stelle stehenkönnen, z.B.

Mocca siehe Mokka

oder

Petzer Petzerin D der; -s, - bzw. die; -, -nen: siehe Petze

4. Verweisartikel: Stichwort ist hier jeweils ein gemeindeutsches Wort, vondem auf die Varianten verwiesen wird, z.B.

Weinberg (gemeindt.): −REBBERG, −REBHANG, −RIED,−WEINACKER, −WEINGARTEN, −WINGERT

5. Sonderformen: Zu den Sonderformen zählen Namen-, Movierungs- (zuabgeleiteten, meist femininen Formen), Wortbestandteils-, Abkürzungs-und Phraseologismenartikel:

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116 Ein Wörterbuch der nationalen und regionalen Varianten der deutschen Standardsprache

Friedl A D-südost: 1. −FRITZI A-ost, −RIEKE D Kurzformdes weibl. Vornamens Friederike: Schatzmeisterin undEhrenmitglied Friedl G. zog sich aus Altersgründen vom Amtzurück und übergab an Natalie H. (VN 30.1.2003,Heimat/Bregenz 4; A) 2. −FRIEDER CH D-mittelwest/südwest,−FIETE D-nord Kurzform des männl. Vornamens Friedrich, inD-südost auch Kurzform der männl. Vornamen Fridolin undGottfried: Wer war der beste Tormann, Rudi Hiden, WalterZeman oder Friedl Koncilia? (Neue Kronen Ztg 28.11.1999,Internet; A)

AdA CH der; -s, -s bzw. die; -, -s (formell): als Wortgesprochene Abk. für ‘Angehörige der −Armee’: Mit 20Jahren muss die Rekrutenschule absolviert werden, die 118Tage dauert. Danach wird der Angehörige der Armee (AdA)zu verschiedenen Kursen aufgeboten (Blick 16.12.1993, 29) –Mit AdA werden alle Personen, die Dienst in der Armee leistenoder zu leisten haben, bezeichnet, und zwar während dergesamten Dauer ihrer Wehrpflicht, also auch in der Zeit, in dersie gerade keinen Dienst absolvieren

Coiffeuse CH die; -, -n [koa}fë:zW]: −FRISEUSE A D ‘Frau,die berufsmässig Haare schneidet und pflegt’: Die 52-jährigeCoiffeuse ist überzeugt, dass sich bei Vollmond Keime undKrankheitserreger in den Haarspitzen sammeln (Blick22.9.2000, 8) – Vgl. Coiffeur – Dazu: Herrencoiffeuse

Einreiche- CH (produktives Bestimmungswort in Zus.):−EINREICH- A D ‘Einreichen von Anträgen, Formularen o. Ä.betreffend; Einreichungs-’, z.B. Einreichedatum,Einreichefrist, Einreichetermin: Einreichefrist für diebenötigten 100 000 beglaubigten Unterschriften ist der 8.März (Bund 11.2.2000, 13); Die Zuschüsse werden abEinreichedatum ausbezahlt (KIGA Kanton BS, 2002, Internet)

Fließband: *[wie] am Fließband D: −BAND: *AM

LAUFENDEN BAND A D, −METER: *AM LAUFENDEN METER AD, −LAUFMETER: *AM LAUFMETER CH ‘in Serie, noch undnoch’: Die Arminia vergab zuvor Chancen am Fließband(Kicker 18.9.2000, 70) – Das Substantiv Fließband ist in allenanderen Verwendungen gemeindt.

Die Einleitung des Variantenwörterbuchs wird ausführliche Hinweise zurBenutzung enthalten und den Aufbau der Artikel erklären. Auch wird dasKonzept der plurizentrischen Sprache vorgestellt und es werden dienationalen Zentren und Halbzentren des Deutschen im Einzelnen präsentiert.Dazu gehören Ausführungen zur unterschiedlichen Stellung derStandardsprache in den jeweiligen Zentren, zur Abgrenzung derStandardsprache von Dialekt und Umgangssprache und zur regionalenDifferenzierung innerhalb des Zentrums, die besonders in Deutschlandbeträchtlich ist. Sodann werden Unterschiede auf den einzelnen sprachlichenEbenen zusammenfassend dargestellt, insofern sie überhauptverallgemeinerbar sind: auf der Ebene der Aussprache (u.a. von Sprechtempound -melodie, Vokalqualität und -quantität), Schreibung, Wortgrammatik und

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Wortbildung, aber auch auf der Ebene der Pragmatik; hier geht es umUnterschiede der Sprachanwendung in bestimmten Kommuni-kationssituationen wie z.B. beim Bestellen in Restaurants, beim Umgang mitakademischen Titeln sowie um Tendenzen zu unterschiedlichem Gesprächs-verhalten.

5. Praktische Relevanz einer plurizentrischorientierten Standardkodifizierung

5.1. Plurizentrik für Deutsch als Muttersprache in der Schweiz

Lehrerinnen und Lehrer gehören zu den Normautoritäten einer Standard-sprache. Ihr Korrekturverhalten hat im Einzelfall nur eine kleine, insgesamtaber doch eine spürbare Wirkung auf die allgemeine Toleranz oder Intoleranzgegenüber standardsprachlichen Varianten. Es zeigt sich aber, dass geradeSchweizer Lehrerinnen und Lehrer die eigenen Varianten oft als Fehleranstreichen (Ammon 1995, 436). Eine Untersuchung des Korrekturverhaltensvon Lehrerinnen und Lehrern in Österreich, Deutschland und der Schweiz hatdiesbezüglich interessante Resultate ergeben. Den Gewährspersonen wurdenTexte zur Korrektur vorgelegt, die nationale Varianten aus allen Zentrenenthielten, z.B. Kleiderkasten, Oma, Postbote und Karfiol. Die Mehrzahl derLehrer bewertete die fremdnationalen Varianten zwar insgesamt negativer alseigennationale. “Teutonismen werden aber insgesamt positiver beurteilt alsandere nationale Varianten… Manche österreichische und Schweizer Lehrerbeurteilen sogar gewisse eigene nationale Varianten negativ… Vor allemSchweizer Lehrer sind gegenüber Teutonismen toleranter als gegenübergewissen eigenen Varianten.” (Ammon 1995, 446f) Einerseits geht dieKorrektur fremder Varianten vielfach auf die Unkenntnis dieser Variantenzurück. Andererseits zeigt sich in der Asymmetrie der Bewertung auch dasNormverständnis mit einer leichten Tendenz in Richtung Minderwertigkeits-komplex der eigenen Varietät gegenüber. “Der Deutschlehrer, der sich umeine korrekte Standardsprache bemüht, neigt aus seiner Mundart-Situationheraus zu Überkompensation und Hyperkorrektheit.” (Schläpfer 1983, 47f.)Ein Variantenwörterbuch wie das in diesem Beitrag vorgestellte könnte dieseTendenz zu überdenken helfen. Denn dass Varianten in Schüleraufsätzen alsfalsch bewertet und angestrichen werden, verunsichert nicht nur unnötiger-weise die Schüler, sondern lenkt von wichtigeren Problemen bei derNormvermittlung der Standardsprache ab.

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Es geht aber nicht nur um die Varianten im Wortschatz, sondern auch um dieToleranz gegenüber der Aussprache. “Das im Unterricht verwendeteHochdeutsch soll ein Schweizer Hochdeutsch sein. Regionale Lautung undregionale Eigenheiten im Wortschatz machen das gesprochene Hochdeutschauthentisch und damit zu einer Sprache, in der sich Schüler und Schülerinnenheimisch fühlen können.” Soweit die Forderung, die in einer an derPädagogischen Hochschule Zürich publizierten Broschüre zu lesen ist(Hochdeutsch als Unterrichtssprache. Befunde und Perspektiven. 2003).Tatsächlich könnte die Propagierung der eigenen Schweizervarietät dazubeitragen, dass sich die Schüler weniger sträuben, im Schulzimmer überhauptHochdeutsch und nicht Dialekt zu sprechen. Bekanntlich gibt es zwar dieungeschriebene Regel, dass die so genannten Herz- und Handfächer auchauf Mittelschulstufe im Dialekt unterrichtet werden, die Kopffächer oderLeistungsfächer jedoch konsequent im Standard. In einigen Klassen entwickeltsich aber erfahrungsgemäss auch auf Mittelschulstufe ganz generellWiderstand, im Plenum Hochdeutsch zu verwenden – selbst in den sogenannten Kopffächern. In einer kleinen Umfrage in drei Proseminarklassenan der Universität Basel 2002 wurde nach möglichen Gründen für dieseWiderstände gefragt. Die Antworten wiesen mehrheitlich in dieselbe Richtungund können in vier Kategorien eingeteilt werden: Gründe für die Widerständegegen das Sprechen der Standardsprache seien zum einen in der Vorstellungder Fremdsprachlichkeit der Standardsprache zu suchen; zum andern seienes Schamgefühle, die dahinter stünden, Hemmungen, die Angst, sich zublamieren, aber auch Rebellion und “pubertierendes Verhalten”. Schliesslichwurden auch “Faulheit und Bequemlichkeit” mehrfach genannt. In Bezug aufdie Lehrperson wurde oft über fehlendes Vorbildverhalten geklagt. Was imindividuellen Fall auch immer die Gründe für die Weigerung, Hochdeutsch zusprechen, sind: Je weniger es geübt wird, desto weniger gern wird esgesprochen. Der wenig geübte Umgang mit der deutschen Standardspracheführt bei vielen Schweizern zu Unsicherheiten und zu Abgrenzungsproblemengegenüber der Mundart und schliesslich zur Einschätzung, die Standard-sprache sei eine Fremdsprache. Das Variantenwörterbuch möchte einer sol-chen Tendenz entgegenwirken und dazu beitragen, dass das Hochdeutschestärker im sprachlichen Selbstbewusstsein der Deutschschweizer verankertwird (vgl. dazu Sieber 2001, 502). Die Berücksichtigung nationaler Varietätenim Muttersprachunterricht soll nicht nur die Kenntnis der fremdnationalenVarianten erweitern, sondern den Umgang mit der eigenen Varietät erleichtern

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und das Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler in ihre eigenensprachlichen Fähigkeiten erleichtern.

5.2. Plurizentrik für Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache in der Schweiz

Es ist begreiflich, dass sowohl Lerner wie Lehrer von Deutsch alsFremdsprache (DaF) wahrscheinlich am liebsten eine einzige und überallgültige Einheitssprache hätten. Der Fiktion der einheitlichen Standardsprachesteht jedoch die Realität der doch beträchtlichen Variation innerhalb derStandardsprache gegenüber. Diese Realität wird von DaF-Lehrmittel-produzenten seit geraumer Zeit berücksichtigt (vgl. Glaboniat et al. 2002). Eswurde erkannt, dass es wichtig ist, das Bewusstsein für nationale undregionale Differenzen in der Standardsprache zu fördern (vgl. Wiesinger 2001,489). Darüber, wie und in welchem Ausmass dies umgesetzt werden soll,gehen die Meinungen allerdings auseinander. Einig scheint man sich darüberzu sein, dass schon früh das Hörverstehen anhand von gesprochenerSprache in Medien oder mittels Tonaufnahmen mit Sprechern ausverschiedenen Regionen trainiert werden muss. Weniger einig ist man sichdagegen in der Frage, welche deutsche Varietät in den verschiedenenLändern gelehrt werden soll. Einige Autoren plädieren für das Prinzip dergeographischen Nähe zum nächstliegenden deutschsprachigen Land (Muhr1993, 117). Daraus könnte man für die französischsprachige unditalienischsprachige Schweiz ableiten, dass die landeseigene deutscheStandardvarietät gelehrt werden soll.

Man darf dabei aber nicht vergessen, dass die gemeindeutsche Lexik dengrössten Anteil der deutschen Standardvarietäten ausmacht. Der Erwerbdieser Lexik sollte erste Priorität haben. Für den produktiven Sprachgebrauchsollte möglichst unmarkierte, gemeindeutsche Lexik gelehrt werden, um denLernenden zu ermöglichen, sich im gesamten deutschen Sprachraum über-regional auszudrücken und sich in verschiedenen Regionen zurechtzufinden.Gleichzeitig muss aber schon früh auf die Variation hingewiesen werden(Glaboniat et al. 2002, 23). Die regionale und nationale Spezifizierung solltedabei nicht als Verkomplizierung des DaF-Unterrichts betrachtet werden. Siegehört nämlich zum metasprachlichen Wissen dazu, das Teil des gesteuertenSpracherwerbs sein muss.

Die Vorbereitung auf einen möglichst “weiten Kommunikationsradius” im DaF-Unterricht soll oberstes Gebot bleiben (Glaboniat et al. 2002, 23). Gerade in

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120 Ein Wörterbuch der nationalen und regionalen Varianten der deutschen Standardsprache

modernen Selbstevaluationsmodellen im Fremdsprachenunterricht, zumBeispiel dem Sprachenportfolio, wird grosses Gewicht auf Kommunikation imAlltag gelegt. Wir denken hier beispielsweise an das sprachliche Verhaltenbeim Bestellen im Restaurant, beim Telefonieren und Begrüssen. Es verstehtsich von selbst, dass dies nicht ohne lexikalische Varianten geht. Gerade ausden Bereichen Lebensmittel, Berufsbezeichnungen und Institutionen stammenviele Varianten. Zahlreich sind die Varianten auch bei der Benennungalltäglicher Gebrauchsgegenstände. Solche Varianten sind nicht Teil derperipheren Lexik. Es sind darunter auch hochfrequente Wörter, die aus derEigenperspektive oft als nationale Varianten unerkannt bleiben, wie z.B.Einsprache (CH), dannzumal (CH), allfällig (A CH), beiziehen (A CH D-südost), Fleischhauerei (A), Weinschorle (D), Sonnabend (D-nord/mittel).Dazu kommt, dass es eben nicht zu jeder Variante ein gemeindeutschesSynonym gibt. Dies ist z.B. der Fall bei Klempner, Installateur, Spengler mitder Bedeutung ‘Handwerker, der Wasserrohre repariert’ (Eichhoff 1977, Band1, Karte 21). Andere Beispiele wären Harke, Rechen oder Metzger, Fleischer,Schlachter, Schlächter, Fleischhacker, Fleischhauer. Für diese Bedeutungs-felder gibt es “nur” regionale Varianten. Diese wird man im Variantenwörter-buch des Deutschen bald nachschlagen können.

Wir danken Markus Gasser und Lorenz Hofer für ihre wertvollen Kommentare.

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