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DIE - GRETILgretil.sub.uni-goettingen.de/gretil_elib/Kie893...532 Philosophische...

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FILE Name: Kie893__Kielhorn_IndischePhilologie_IN_DDeutschUniv_1893_I.pdf PURL: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl/?gr_elib-117 Type: Searchable PDF/A (text under image) Encoding: Unicode (â î û ...) Date: 17.1.2010 BRIEF RECORD Author: Kielhorn, Franz Title: Indische Philologie Publ. in: Die deutschen Universitäten. Für die Universitätsausstellung in Chicago 1893 unter Mitwirkung zahlreicher Universitätslehrer herausgegeben von W. Lexis. Erster Band. Berlin : A. Asher & Co. 1893 Description: pp. 529–536. FULL RECORD www.sub.uni-goettingen.de/ebene_1/fiindolo/gr_elib.htm NOTICE This file may be copied on the condition that its entire contents, including this data sheet, remain intact.
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unter Mitwirkung zahlreicher Universitätslehrer herausgegeben von W. Lexis. Erster Band. Berlin : A. Asher & Co. 1893

Description: pp. 529–536. FULL RECORD www.sub.uni-goettingen.de/ebene_1/fiindolo/gr_elib.htm NOTICE This file may be copied on the condition that its entire contents, including this data sheet, remain intact.

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DIE

DEUTSCHEN UNIVERSITÄTEN

FÜR DIE UNlVERSITÄTSAUSSTELLUNG IN C H I C A G O 1893

U N T E R M I T W I R K U N G Z A H L R E I C H E R U N I V E R S I T Ä T S L E H R E R

H E R A U S G E G E B E N

VON

W . LEXIS ORDENTLICHEM PROFESSOR DER STAATSWISSENSCHAFTEN IN GÖTTINGEN.

ERSTER BAND,

BERLIN

V E R L A G V O N A. A S H E R & Co.

1893.

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Indische Philologie. 529

VIIL

INDISCHE P H I L O L O G I E .

Nachdem F. von Schlegel durch seine Schrift „Ueber die Sprache und Weisheit der Indier" (18(38) das Studium des Sanskrit in die deutsche Wissenschaft eingeführt und Bopp in seinem „Con¬jugationssystem“ (1816) seine Bedeutung für die Sprachwissenschaft erwiesen hatte, wurde im Jahre 1818 die erste Sanskritprofessur in Deutschland an der Universität zu Bonn gegründet und A. W. von Schlegel übertragen. Schlegel (1767—1845), gebildet in der Schule der classischen Philologie und als Dichter und Aesthetiker bereits im Genusse eines europäischen Rufes, hatte sich, wenigstens für jene Zeit, exakte und ausgebreitete Kenntnisse des Sanskrit er­worben, und konnte so dem neuen Studium nicht nur durch das Gewicht seiner Persönlichkeit zu Ansehen verhelfen, sondern ihm auch durch die Sicherheit seiner Methode und durch seine Er­fahrung in allen philologischen Wissenschaften eine feste Basis schaffen. Während er durch seine Textausgaben und Übersetzungen (Bhagavadgîtâ, 1823; Râmâyaṇa‚ 1829; u. a.) und durch zahlreiche Abhandlungen den Grund der deutschen Sanskritphilologie legte, lieferte der Schöpfer der vergleichenden Sprachwissenschaft die für das Wachsthum des neuen Wissenszweiges nothwendigen Hülfs¬

mittel. F. Bopp (1791—1867) hatte schon in London eine Episode (Nalus‚ 1819) aus dem Mahâbhârata herausgegeben, die durch Form und Inhalt vorzüglich geeignet ist, in das Studium des Sanskrit einzuführen. Im Jahre 1821 als Lehrer des Sanskrit an die Uni­

versität zu Berlin berufen, veröffentlichte er 1827 seine durch Klarheit und methodische Darstellung ausgezeichnete Grammatik des Sanskrit. Ihr folgte drei Jahre später ein Glossar, durch das das dritte der einer allgemeineren Verbreitung des Sanskritstudiums im Wege stehenden Hindernisse beseitigt wurde. Unter Schlegel's Schülern war sein Nachfolger in Bonn, Ch. Lassen (1800—1876), ein Norweger, der hervorragendste. Mit tieferer Kenntniss des Sanskrit und seiner Tochteridiome und umfassenderer Bekanntschaft mit der indischen Litteratur verband er eine historische Auffassung,

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die ihn die indische Kultur als ein Ganzes betrachten liess. Ihm war Indien eine besondere Welt, deren Entfaltung in allen Rich­tungen zu erfassen sein Streben war. Neben seinen Ausgaben von wissenschaftlichen und dichterischen Werken (Gîtagovinda, 1836; Institutiones linguae pracriticae‚ 1837; Anthologia, 1838; u. a.) und Abhandlungen über litterarische und historische Gegenstände ist sein Hauptwerk die „Indische Alterthumskunde “, in der er das damalige Wissen über Indien zusammenfasste, ein Werk, das für die Sanskritstudien von der grössten Bedeutung war‚ nicht nur durch die darin enthaltene Belehrung, sondern besonders auch dadurch, dass es die indische Philologie als eine einheitliche Wissenschaft darstellte und vor der Trennung in Specialstudien bewahrte.

Das Erscheinen des ersten Bandes von Lassen's Alterthums­kunde im Jahre 1847 bezeichnet den Abschluss einer ersten Periode der Sanskritstudien in Deutschland. Wie schnell auch der jungen Wissenschaft ein Platz an verschiedenen Universitäten eingeräumt wurde, gewöhnlich in Verbindung mit anderen orientalischen Sprachen oder der Sprachvergleichung, so bewegten sich ihre Ver­treter in dieser Periode doch wesentlich in den Bahnen, die ihnen von den grossen in Indien selbst gebildeten englischen Gelehrten eröffnet waren, und beschränkten sich so bei ihren litterarischen Arbeiten auf das Gebiet des späteren Sanskrit. Ihre Studien weiter auszudehnen hinderte sie schon das Fehlen von eigenen Hand¬schriftensammlungen. Wer Neues veröffentlichen oder Bekanntes kritisch bearbeiten wollte, musste sich das Material im Auslande, namentlich in London, verschaffen. Und liessen die Regierungen es auch an Unterstützungen nicht fehlen, so blieb das Studium doch immer ein beschwerliches. Der kurze Aufenthalt in der Fremde erlaubte es wohl, den kritischen Apparat für einzelne Texte zu beschaffen; er gestattete keine sorgfältige Prüfung und richtige Schätzung der dort vorhandenen reichen Sammlungen, und genügte nicht, der Wissenschaft neue Gebiete zu erobern.

Es ist unmöglich, auf die Arbeiten aus dieser Periode näher einzugeben. Zu den frühsten Lehrern des Sanskrit gehören 0. Frank (1770—1840‚ seit 1821 in Würzburg und 1826 in München), J. G. L . Kosegarten (1792—1860, seit 1823 in Greifswald), und P. von Bohlen (1796—1840, seit 1825 in Königsberg; „das alte Indien", 1830). Eine hervorragende Stellung nimmt durch seine Arbeiten

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schon aus jener Zeit A. F. Stenzler (1807—87‚ seit 1833 in Breslau) ein‚ sowohl wegen des Umfanges und der Sicherheit seiner Kenntnisse wie wegen seiner strengen Methode und der gewissenhaften Sorgfalt, die ihn nur Fertiges veröffentlichen liess (Raghuvanpa, 1832; Kumârasambhava‚ 1838; Mṛicchakaṭikâ, 1847). Mehr noch als Lehrer und als Förderer der Sanskritstudien überhaupt denn als Herausgeber von Texten wirkte H. Brockhaus (1806—77, seit 1841 in Leipzig; Kathâsaritsâgara, 1839—66). Lassen selbst wurde in seinen späteren Lebensjahren in seiner Lehrthätigkeit unterstützt und zuletzt ersetzt durch seinen Schüler Joh. Gildemeis ter (1812—90)‚ der wie kein anderer die beiden Gebiete der semitischen und indischen Philologie beherrschte und ähnlich wie Stenzler durch die Strenge seiner Methode einen weitgehenden Einfluss aus­

geübt hat. Andere Gelehrte, die in jener Periode anregend wirkten, waren K. G. A. Höfer (1812—­83, seit 1840 in Greifswald) und A. H. Holtzmann (1810­70, seit 1852 in Heidelberg). Von Uebersetzern ist der hervorragendste und einflussreichste F r i e d r i c h R ü c k e r t . Das Ausland verdankt den deutschen Universitätslehrern der früheren Generation F. Rosen, Th. Goldstücker‚ Max Müller, Th. Aufrecht (1862­75 Professor in Edinburgh) und O. Böhtlingk.

Schon im Jahre 1828 hatte W. von Humboldt den Ankauf der in England verkäuflichen Chambers'schen Sammlung von Sanskrit­

handschriften warm empfohlen, überzeugt, dass nur so an ein tieferes Studium der indischen Quellen zu denken sei und dass der Erwerb einer so bedeutenden Sammlung eine neue Epoche für diesen ganzen Zweig der Wissenschaften bilden würde. Die be­

sonders an vedischen Handschriften reiche Sammlung wurde wirklich im Jahre 1842 für die Berliner Bibliothek erworben und ist später durch eine grosse Zahl anderer wichtiger Handschriften vermehrt worden. Andere Regierungen sind Preussens Beispiele gefolgt — Deutschland besitzt jetzt etwa 4000 indische Handschriften gegen kaum mehr als 40 im Jahre 1840 — und alle haben dadurch eine Bewegung gefordert, die den Kreis der Sanskritstudien in ungeahnter Weise zu erweitern und dieselbe besonders in Deutschland zu ent­

wickeln bestimmt war, die Erforschung des Veda. Wohl sind in den drei Jahrzehnten bis gegen das Ende der siebziger Jahre auch auf anderen Gebieten der indischen Litteratur bedeutsame Werke erschienen, aber das Hauptinteresse der deutschen Gelehrten

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concentrierte sich in dieser Zeit auf die ältesten Denkmale indischen Geisteslebens; und es wird mit Recht behauptet, dass die wich­tigsten Erfolge auf diesem Arbeitsfelde sich an die Namen deutscher Forscher knüpfen. Die hervorragendsten Vertreter dieser vedi¬schen Richtung zählen zu ihren Schülern Gelehrte des Auslandes wie M. Bréal, O. Donner, C. Giussani, A. de Gubernatis, H. Kern, C. R. Lanman, A. A. Macdonell, J. R Minayeff, F. L . Pulle, L. von Schröder, E. Senart und W. D. Whitney, ebenso wie die Deutschen, die während der letzten dreissig Jahre in England und namentlich in Indien selbst als Lehrer und Forscher thätig gewesen sind oder noch sind: M. Haug, G. Bühler und F. Kielhorn im westlichen Indien, G. Thibaut in Benares, R. Hörnle in Cal­cutta, E. Hultzsch in Madras, A. Stein in Lahore, E. Haas in London, J. Eggeling in Edinburgh u. a.

An der Spitze dieser neuen Bewegung stehen von Lehrern der deutschen Universitäten R. Roth, A. Weber und Th. Benfey. Nach mehrjährigen Studien in Paris, London und Oxford brachte Roth (seit 1845 in Tübingen) in seinen Abhandlungen „zur Litte¬ratur und Geschichte des Veda" (1846) zum ersten Male Licht und Ordnung in das dunkle Gewirr der vedischen Schriftenmasse und zeigte, welche Resultate vom ‚ Studium des Veda erhofft werden dürften. In kleineren Schriften und in seiner xAusgabe des Nirukta (1852) erwies er, dass für die Erklärung des Veda die indischen Commentare nicht eine Richtschnur, sondern nur eines der Hülfs¬mittel seien, deren sich der Erklärer zu bedienen habe, und be­zeichnete es als des Forschers Aufgabe, nicht, dasjenige Verständ¬niss des Veda zu erreichen, das vor etlichen Jahrhunderten in Indien gangbar gewesen sei, sondern den Sinn zu suchen, den die Dichter selbst in ihre Lieder und Sprüche gelegt hätten. Und diese Aufgabe zu lösen hat er selbst den sicheren Grund gelegt, indem er sich mit Böhtlingk zur Bearbeitung des grossen Peters­burger Wörterbuches (1852—75) verband, das allen Sanskritisten das unentbehrlichste Werkzeug des Arbeitens geworden ist. A. Weber (seit 1848 in Berlin) begann seine wissenschaftliche Laufbahn mit der Bearbeitung des weissen Yajurveda (Yajurvedae specimen, schon 1845) und hat in zahlreichen anderen Arbeiten das Verständniss der vedischen Schriften besonders in sachlicher Richtung gefördert. Für ihn jedoch giebt es wenige Gebiete der

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indischen Philologie, denen er seine unermüdliche Thatigkeit nicht in ähnlicher Weise gewidmet hätte. Er besitzt vielleicht von allen Sanskritisten das grösste encyclopädische Wissen; eine seiner Hauptbestrebungen ist seit früher Zeit gewesen, den gegen­seitigen Einfluss von Orient und Occident nachzuweisen. Werke wie seine Ausgabe des Yajurveda (1852—59), seine Literatur­geschichte (1852), seine Ausgabe von Hâla's Saptaçataka (1881) und seine Handschriftenverzeichnisse der Berliner Bibliothek (1853 und 1886-92) sind für Sanskrit wie Prâkrit, für die vedische wie die Jaina-Litteratur von der grössten Bedeutung. Th. Benfey (1809-81, seit 1834 in Göttingen), der schon 184O seine ideen­reiche Abhandlung „Indien" veröffentlicht hatte, wurde durch Rosen's Arbeiten zum Studium der vedischen Sprache angeregt und hat diese Richtung, deren Ziel für ihn eine (leider nicht vollendete) vedische Grammatik war, bis an sein Ende verfolgt und durch zahlreiche Abhandlungen bethätigt. Im Jahre 1848 erschien sein Sâmaveda mit Uebersetzung und Glossar, eine für jene Zeit vortreffliche Arbeit, die er selbst als seine gelehrteste bezeichnet hat. Ausser dem Veda interessierten ihn von indischen Dingen besonders die einheimische Grammatik der Inder, die er seiner eigenen Sanskritgrammatik (1852) zu Grunde gelegt hat, und der Buddhismus, dessen Bedeutung für die indische Fabellitteratur er in seinem bahnbrechenden Werke über das Pancatantra (1859) zu zeigen versucht hat.

Die dieser flüchtigen Skizze gezogenen Grenzen gestatten es nicht, die Thätigkeit der durch diese Männer gegründeten vedischen Schule im Einzelnen zu verfolgen oder auch nur die bedeutenderen Werke der verschiedenen Forscher aufzuzählen. Wollte man die Summe des Geleisteten etwa nach den in Deutschland veröffent­lichten Texten bemessen, so würden ausser schon erwähntem zu nennen sein die erste vollständige Ausgabe des Ṛigveda von Th. Aufrecht (1875­89 in Bonn), Weber's Text der Taittirîya¬

samhitâ‚ Roth’s und Whitney's Ausgabe des Atharvaveda, und die Prolegomena einer neuen Ausgabe des Ṛigveda von H. Olden¬

berg (in Kiel); Ausgaben von Brâhmaṇas durch Aufrecht, B. Lindner (in Leipzig) und Weber; Texte mit und ohne Ueber¬

setzungen aus der Sûtra­Litteratur von R. Garbe (in Königsberg), A. Hil lebrandt (in Breslau), Oldenberg, Stenzler und

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Weber u. a. Aber die Veröffentlichung solcher Texte repräsentiert nur einen geringen Theil von dem, was auf vedischem Gebiete in Deutschland gethan ist, und es muss genügen, ausser den schon genannten noch P. von Bradke (in Giessen), B. D e l b r ü c k (in Jena), K. Geldner (in Berlin), E. Windisch (in Leipzig), H. Zim­

mer (in Greifswald)‚ und von nicht mehr lebenden M. Haug (1867 bis 75 in München) und Ad. Kuhn als Gelehrte zu nennen, die ihre Arbeit ausschliesslich oder mit Vorliebe dem Veda zugewandt haben.

Das durch die intensive Beschäftigung mit dem Veda eine Zeit lang zurückgedrängte Studium der schönen und wissenschaft­

lichen Litteratur Indiens ist in den beiden letzten Jahrzehnten mit erneuter Energie wieder aufgenommen und nicht wenig ge­

fördert durch die besonders G. Bühle r zu verdankende Entdeckung vieler wichtiger Werke des indischen Mittelalters‚ und durch die Libera­

lität, mit der ihre Handschriften den deutschen Gelehrten von den indischen Regierungen zur Verfügung gestellt sind. Hier sind ausser Textausgaben und kleineren Schriften von Aufrecht und Stenzler zu nennen die Arbeiten von C. Cappel le r (in Jena) auf dem Gebiete der Dichtkunst, die von P. Deussen (in Kiel) und Garbe auf dem der indischen Philosophie, die Untersuchungen von A. Holtzmann (in Freiburg) über das Mahâbhârata, die Arbeiten von H. Jacob i (in Bonn) über die indische Kunstdichtung, namentlich das Râmâyaṇa, und über astronomische und epigraphische Fragen, die von J. J o l l y (in Würzburg) über das indische Recht, F. Kie lhorn ' s (in Göttingen) Publicationen über indische Grammatik, Epigraphik und Chronologie, R. Pi sche l ' s (in Halle) Ausgaben und Untersuchungen auf den Gebieten des Drama und der Poetik, und Th. Zachar iae ' s (in Halle) lexicographische Schriften. Was die Mehrzahl dieser Studien betrifft, so haben der Umstand, dass eine Reihe von deutschen Gelehrten (Haug, Bühler, Kielhorn, Jacobi, Jolly, Garbe, denen sich in neuster Zeit Deussen anschliesst) entweder in amtlicher Stellung in Indien selbst gewirkt oder Studien halber Indien besucht und mit den einheimischen Gelehrten gearbeitet hat, und der Aufschwung, den die indische Epigraphik seit der Begründung des Indian Ant iquary genommen hat, dazu beigetragen, allmählich die Methode des Forschens zu ändern und der Wissenschaft neue Ziele zu stecken. Abgesehen davon, dass

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der wissenschaftlichen Litteratur Indiens ernstere Aufmerksamkeit geschenkt wird, bildet sich eine neue Richtung, deren Streben es ist mit möglichster Beseitigung subjectiver Elemente das Studium der Litteratur und der Wissenschaften durch eine sorgfältigere Erwägung des indischen Characters und bessere Schätzung der Tradition zu fördern und die Geschichte mit Hülfe der Inschriften zu reconstruieren. Sie verlangt eine genaue und ausgedehnte Kenntniss des classischen Sanskrit, und legt Werth auf Fertigkeit in der Sprache fast eben so sehr wie auf ihre kritische Kenntniss; und sie hält darauf, dass man erst das gründlich lernen soll, was sicher zu lernen ist, ehe man zu dem fortschreitet, wo der Mög¬lichkeiten viele sind. Wesentlich dieselbe Richtung vertreten auf vedischem Gebiete die in neuster Zeit veröffentlichten Arbeiten von P i s c h e l und Geldner.

Hand in Hand mit dieser ernsteren Pflege des classischen Sanskrit, und in den schon erzielten Resultaten vielleicht von grösserer Bedeutung, geht das in neuerer Zeit in Deutschland be­sonders eifrig getriebene Studium des Pâli und der Prakrits. Das Pâli wurde zuerst grammatisch von Lassen behandelt in dem mit E. Burnouf gemeinsam herausgegebenen „Essai sur le Pâli" (1826). Nach kleineren Arbeiten von F. Spiegel (in Erlangen) und W. Storck hat dann E. Kuhn (in München) zuerst (1875) die Sprache vom wissenschaftlichen Standpunkte behandelt und Oldenberg die Kenntniss des Pâli durch Herausgabe wichtiger und grosser Texte (Dîpavaṁsa, 1879; Vinayapiṭakaṁ in fünf Bänden, 1879 — 83) gefördert. Einzelne Texte haben auch Pische l und Wind i sch veröffentlicht. Und auf Grund der alten Texte hat zuerst Olden­

berg, der selbst mehrere von ihnen übersetzt hat, im Jahre 1881 eine wissenschaftliche Darstellung der Lehre des Buddha gegeben. — Die Prâkritdialekte wurden zuerst in grösserem Umfange dar­

gestellt ebenfalls von Lassen in seinem schon erwähnten grund­

legenden Werke „Institutiones linguae pracriticae“ (1837); und später stellte die Behandlung des Prâkrit auf philologische Grund­

lage Stenz1er in seiner Ausgabe der Mṛicchakaṭikâ (1847). Zwanzig Jahre hernach beschäftigte sich Weber zunächst mit dem Jaina¬

prâkrit in zwei Abhandlungen, die die erste Anregung zur wissenschaft¬

lichen Erforschung der Jainalitteratur überhaupt gegeben haben, an der sich Weber selbst, namentlich durch eine Uebersicht der cano­

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nischen Litteratur und durch die ausführliche Beschreibung der von Bühler für die Berliner Bibliothek erworbenen Jainahandschriften‚ in ausgedehntem Masse betheiligt hat. Ihm haben sich besonders Jacobi und E. Leumann (in Strassburg) angeschlossen, sowohl mit Textausgaben und Übersetzungen wie mit Untersuchungen, durch die das Verhältniss zwischen den Stiftern des Jainismus und Buddhismus und die litterarischen Beziehungen zwischen beiden Religionen klar gelegt werden, während J. K l a t t sich besonders der chronologischen Litteratur angenommen hat. Weber hat zuerst auch die Mahârâshṭrî näher bekannt gemacht in seiner Arbeit „Ueber das Saptaçatakam des Hâla“ (1870), der er mehrere er­

gänzende Abhandlungen und (1881) eine Gesammtausgabe des Hâla folgen liess; und auf gleichem Gebiete sind S. Goldschmidt (1872—­84 in Strassburg) und Jacobi thätig gewesen. Das Dramen¬

prâkrit, die Çaurasenî, hat zuerst Pischel philologisch behandelt, der ausser kleineren Schriften auch die einheimische Grammatik des Hemacandra (1877—80) in Text und Uebersetzung veröffentlicht und (1880) die Deçînâmamâlâ des Hemacandra bearbeitet hat.

Göttingen F. Kie lhorn .


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