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Organisatorisches - German linguistics: Syntax (HU Berlin)stefan/PS/hu-formgram-handout.pdf ·...

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Grammatiktheorie Stefan Müller Sprachwissenschaft des Deutschen / Syntax Institut für deutsche Sprache und Linguistik Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät HU Berlin [email protected] 14. Januar 2020 Grammatiktheorie Organisatorisches Organisatorisches Bitte bei moodle anmelden Telefon und Sprechzeiten siehe: http://hpsg.fu-berlin.de/~stefan/ Beschwerden, Verbesserungsvorschläge: mündlich per Mail oder anonym über das Web: http://hpsg.fu-berlin.de/~stefan/Lehre/ Bitte unbedingt Mail-Regeln beachten! http://hpsg.fu-berlin.de/~stefan/Lehre/mailregeln.html © Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 1/345 Grammatiktheorie Organisatorisches Materialien Information zur Veranstaltung: https://hpsg.hu-berlin.de/~stefan/Lehre/GT/ Lehrbuch: Müller, Stefan (2013a) Grammatiktheorie, (Stauffenburg Einführungen 20). Tübingen: Stauffenburg Verlag zweite Auflage. http://hpsg.hu-berlin.de/~stefan/Pub/grammatiktheorie.html Alternativ: Müller, Stefan (2019a), Grammatical Theory (Textbooks in Language Science 1). Berlin: Language Science Press dritte Auflage. http://langsci-press.org/catalog/255 © Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 2/345 Grammatiktheorie Organisatorisches Vorgehen Handouts ausdrucken, immer mitbringen und persönliche Anmerkungen einarbeiten Veranstaltungen vorbereiten Veranstaltungen unbedingt nacharbeiten! Fragen! © Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 3/345
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Grammatiktheorie

Stefan MüllerSprachwissenschaft des Deutschen / SyntaxInstitut für deutsche Sprache und LinguistikSprach- und literaturwissenschaftliche FakultätHU Berlin

[email protected]

14. Januar 2020

GrammatiktheorieOrganisatorisches

Organisatorisches• Bitte bei moodle anmelden• Telefon und Sprechzeiten siehe: http://hpsg.fu-berlin.de/~stefan/• Beschwerden, Verbesserungsvorschläge:

• mündlich• per Mail oder• anonym über das Web:

http://hpsg.fu-berlin.de/~stefan/Lehre/• Bitte unbedingt Mail-Regeln beachten!

http://hpsg.fu-berlin.de/~stefan/Lehre/mailregeln.html

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 1/345

GrammatiktheorieOrganisatorisches

Materialien• Information zur Veranstaltung:

https://hpsg.hu-berlin.de/~stefan/Lehre/GT/

Lehrbuch: Müller, Stefan (2013a) Grammatiktheorie, (StauffenburgEinführungen 20). Tübingen: Stauffenburg Verlag zweite Auflage.http://hpsg.hu-berlin.de/~stefan/Pub/grammatiktheorie.html

Alternativ: Müller, Stefan (2019a), Grammatical Theory (Textbooks inLanguage Science 1). Berlin: Language Science Press dritte Auflage.http://langsci-press.org/catalog/255

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 2/345

GrammatiktheorieOrganisatorisches

Vorgehen• Handouts ausdrucken, immer mitbringen und persönliche Anmerkungen

einarbeiten• Veranstaltungen vorbereiten• Veranstaltungen unbedingt nacharbeiten!• Fragen!

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 3/345

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GrammatiktheorieLeistungen

LeistungenMaster Linguistik, Modul 2: Theoretische Grundlagen II, 2 SWS

• Aktive Teilnahme, Vor- und Nachbereitung• Klausur (im Modul für Linguistik)

Ideale Zeitaufteilung:Präsenzstudium Vorlesung 25 hVor- und Nachbereitung 95 h (35/15 = 2 h 20 min für jede Sitzung + 60h Prüf)KlausurvorbereitungFür die Veranstaltung gibt es 4 Leistungspunkte.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 4/345

GrammatiktheorieZiele

Ziele• Vermittlung grundlegender Vorstellungen über Grammatik• Vorstellen verschiedener Grammatiktheorien und deren Herangehensweisen

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GrammatiktheorieZiele

Alte Weisheit[Grammatik ist] das Tor zur Freiheit, die Medizin für die Krankheiten der Sprache,der Reiniger aller Wissenschaften; sie verbreitet ihr Licht über ihnen; …sie ist dieerste Sprosse auf der Leiter, die zur Realisierung übernatürlicher Kräfte führt undder gerade, königliche Weg für diejenigen, die die Freiheit suchen. (Bhartrhari,Spruchdichter, gest. vor 650 n. Chr., aus Vakyapadiya, gefunden von GabrieleKnoll)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 6/345

GrammatiktheorieEinleitung

Motivation fromale Syntax und Phrasenstrukturgrammatiken• Literatur: Müller 2013b: Kapitel 1 bzw. Müller 2013a: Kapitel 1• Englische Version des Grammatiktheoriebuches: Müller 2019a

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 7/345

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GrammatiktheorieEinleitung

Wozu Syntax?

Wozu Syntax?• Literatur: Müller 2013b: Kapitel 1 bzw. Müller 2013a: Kapitel 1

• Zeichen: Form-Bedeutungs-Paare (de Saussure 1916)• Wörter, Wortgruppen, Sätze• Sprache ?

= endliche Aufzählung von WortfolgenSprache ist endlich, wenn man maximale Satzlänge annimmt

(1) a. Dieser Satz geht weiter und weiter und weiter und weiter …b. [Ein Satz ist ein Satz] ist ein Satz.

extrem viele Sätze, Beschränkung der Wiederholung willkürlich• Unterscheidung zwischen Kompetenz (das Wissen darüber, was geht) und

Performanz (der Benutzung des Wissens)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 8/345

GrammatiktheorieEinleitung

Wozu Syntax?

Die Kinder von BullerbüUnd wir beeilten uns, den Jungen zu erzählen, wir hätten von Anfang an gewußt,daß es nur eine Erfindung von Lasse gewesen sei. Und da sagte Lasse, die Jungenhätten gewußt, daß wir gewußt hätten, es sei nur eine Erfindung von ihm. Das warnatürlich gelogen, aber vorsichtshalber sagten wir, wir hätten gewußt, die Jungenhätten gewußt, daß wir gewußt hätten, es sei nur eine Erfindung von Lasse. Undda sagten die Jungen – ja – jetzt schaffe ich es nicht mehr aufzuzählen, aber eswaren so viele „gewußt“, daß man ganz verwirrt davon werden konnte, wenn manes hörte. (S. 248)

Wir sind prinzipiell in der Lage, komplexere Sätze zu bilden (Kompetenz), aberirgendwann werden wir verwirrt, weil unsere Gehirne nicht mehr mitmachen(Performanz).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 9/345

GrammatiktheorieEinleitung

Wozu Syntax?

Kreativität• Wir können Sätze bilden, die wir noch nie gehört haben →

muss Strukturierung, Muster geben

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 10/345

GrammatiktheorieEinleitung

Wozu Syntax?

Direkte Evidenz für syntaktische Strukturen?• Wir können feststellen, dass wir Regeln verwenden,

indem wir Kinder beobachten.Kinder wenden Regeln mitunter falsch an (bzw. eben ihre eigenen Regeln).

• Beispiel aus der Morphologie:

(2) a. * die Baggersb. * die Ritters

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 11/345

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GrammatiktheorieEinleitung

Wozu Syntax?

Wozu Syntax? Bedeutung aus Bestandteilen ermitteln• Bedeutung einer Äußerung aus den Bedeutungen ihrer Teile bestimmen

(3) Der Mann kennt diese Frau.

• Syntax: Art und Weise der Kombination, Strukturierung

(4) a. Die Frau kennt die Mädchen.b. Die Frau kennen die Mädchen.c. Die Frau schläft.d. Die Mädchen schlafen.

Subjekt-Verb-Kongruenz → Bedeutung von (4a,b) ist eindeutig

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 12/345

GrammatiktheorieEinleitung

Warum formal?

Warum formal?Precisely constructed models for linguistic structure can play an important role, both negative andpositive, in the process of discovery itself. By pushing a precise but inadequate formulation to anunacceptable conclusion, we can often expose the exact source of this inadequacy and, consequently,gain a deeper understanding of the linguistic data. More positively, a formalized theory mayautomatically provide solutions for many problems other than those for which it was explicitly designed.Obscure and intuition-bound notions can neither lead to absurd conclusions nor provide new and correctones, and hence they fail to be useful in two important respects. I think that some of those linguistswho have questioned the value of precise and technical development of linguistic theory have failed torecognize the productive potential in the method of rigorously stating a proposed theory and applying itstrictly to linguistic material with no attempt to avoid unacceptable conclusions by ad hoc adjustmentsor loose formulation. (Chomsky 1957: S. 5)As is frequently pointed out but cannot be overemphasized, an important goal of formalization inlinguistics is to enable subsequent researchers to see the defects of an analysis as clearly as its merits;only then can progress be made efficiently. (Dowty 1979: S. 322)

• Was bedeutet eine Analyse genau?• Welche Vorhersagen macht sie?• Ausschluß anderer Analysen

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 13/345

EinleitungKonstituenz

Konstituententests

Einteilung in Einheiten• Sätze können Sätze enthalten, die Sätze enthalten, die …:

(5) dass Max glaubt, [dass Julius weiß, [dass Otto behauptet, [dass Karlvermutet, [dass Richard bestätigt, [dass Friederike lacht]]]]]

Das funktioniert wie eine Matrjoschka bzw. wie eine Zwiebel.• Genauso kann man in (6) Wörter zu Einheiten zusammenfassen:

(6) Alle Studenten lesen während dieser Zeit Bücher.

Welche?

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 14/345

EinleitungKonstituenz

Konstituententests

Schachteln

alle Studenten lesen während dieser Zeit Bücher

Wir tun alle Wörter, die zusammengehören, in eine Schachtel.Diese Schachteln können wieder in andere Schachteln getan werden.Im Beispiel ist intuitiv klar, was zusammengehört, aber gibt es Tests?

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 15/345

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EinleitungKonstituenz

Konstituententests

KonstituenzBegriffe:

Wortfolge Eine beliebige linear zusammenhängende Folge von Wörtern,die nicht unbedingt syntaktisch oder semantisch zusammengehörig sein müssen.

Wortgruppe, Konstituente, Phrase Ein Wort oder mehrere Wörter,die eine strukturelle Einheit bilden.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 16/345

EinleitungKonstituenz

Konstituententests

KonstituententestsWelche kennen Sie?

• Substituierbarkeit/Pronominalisierungstest/Fragetest• Weglaßtest• Verschiebetest (Umstelltest)• Koordinationstest

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 17/345

EinleitungKonstituenz

Konstituententests

Konstituententests (I)Substituierbarkeit Kann man eine Wortfolge einer bestimmten Kategorie in einem

Satz gegen eine andere Wortfolge so austauschen, dass wieder ein akzeptablerSatz entsteht, so ist das ein Indiz dafür, dass die beiden WortfolgenKonstituenten bilden.

(7) a. Er kennt den Mann.b. Er kennt eine Frau.

Pronominalisierungstest Alles, worauf man sich mit einem Pronomen beziehenkann, ist eine Konstituente.

(8) a. Der Mann schläft.b. Er schläft.

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EinleitungKonstituenz

Konstituententests

Konstituententests (II)Fragetest Was sich erfragen läßt, ist eine Konstituente.

(9) a. Der Mann arbeitet.b. Wer arbeitet?

Verschiebetest Wortfolgen, die man ohne Beeinträchtigung der Korrektheit desSatzes verschieben bzw. umstellen kann, bilden eine Konstituente.

(10) a. weil keiner diese Frau kennt.b. weil diese Frau keiner kennt.

Koordinationstest Was sich koordinieren läßt, ist eine Konstituente.

(11) Der Mann und die Frau arbeiten.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 19/345

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EinleitungKonstituenz

Bemerkungen zum Status der Tests

Bemerkungen zum Status der Tests: Expletiva (I)Was ist mit es in (12)?

(12) Es regnet.

Substituierbarkeit und Fragetest schlagen fehl:

(13) a. * Der Mann/er regnet.b. * Wer/was regent?

Aus denselben Gründen schlägt der Koordinationstest fehl:

(14) * Es und der Mann regnet.

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EinleitungKonstituenz

Bemerkungen zum Status der Tests

Bemerkungen zum Status der Tests: Expletiva (II)Nur die (allerdings eingeschränkte) Umstellbarkeit ist gegeben:

(15) a. Es regnet.b. Regnet es?c. weil es jetzt regnetd. * weil jetzt es regnet

(16) a. Er sah es regnen.b. * Es sah er regnen.

Daraus folgt: Nicht alle Tests müssen positiv ausfallen,damit eine Wortfolge als Konstituente gelten kann,d. h., die Test stellen keine notwendige Bedingung dar.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 21/345

EinleitungKonstituenz

Bemerkungen zum Status der Tests

Bemerkungen zum Status der Tests: KoordinationWas ist mit der Mann einen Esel und die Frau ein Pferd in (17)?

(17) Deshalb kaufte der Mann einen Esel und die Frau ein Pferd.

Diese Wörter kann man nur sehr bedingt gemeinsam umstellen:

(18) ?* Der Mann einen Esel kaufte deshalb.

Ein Ersetzung durch Pronomina ist nicht ohne Ellipse möglich:

(19) a. # Deshalb kaufte er.b. * Deshalb kaufte ihn.

Die Pronomina stehen nicht für beide logischen Argumente sondern nur für jeweils eins.Daraus folgt: Auch wenn einige Tests erfüllt sind,muß es noch lange nicht sinnvoll sein, eine Wortfolge als Konstituente einzustufen,d. h., die Test stellen keine hinreichende Bedingung dar.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 22/345

EinleitungKonstituenz

Bemerkungen zum Status der Tests

Bemerkungen zum Status der Tests: Voranstellung (I)Normalerweise steht im Deutschen eine Konstituente vor dem Finitum.

(20) a. [Alle Studenten] lesen während der vorlesungsfreien Zeit Bücher.b. [Bücher] lesen alle Studenten während der vorlesungsfreien Zeit.c. * [Alle Studenten] [Bücher] lesen während der vorlesungsfreien Zeit.d. * [Bücher] [alle Studenten] lesen während der vorlesungsfreien Zeit.

Voranstellbarkeit vor das finite Verb wird in manchen Definitionen sogar zumausschlaggebenden Kriterium für Satzglied (Duden 2005: S. 783).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 23/345

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EinleitungKonstituenz

Bemerkungen zum Status der Tests

Bemerkungen zum Status der Tests: Voranstellung (II)Satzgliedtest [Auch: Konsituententest]. Auf der → Topikalisierung beruhendesVerfahren zur Analyse komplexer Konstituenten. Da bei Topikalisierung jeweils nureine Konstituente bzw. ein → Satzglied an den Anfang gerückt werden kann,lassen sich komplexe Abfolgen von Konstituenten (z. B. Adverbialphrasen) als einoder mehrere Satzglieder ausweisen; in Ein Taxi quält sich im Schrittempo durchden Verkehr sind im Schrittempo und durch den Verkehr zwei Satzglieder, da siebeide unabhängig voneinander in Anfangsposition gerückt werden können.(Bußmann 1983: S. 446)

nicht mehr enthalten in Bußmann 1990

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 24/345

EinleitungKonstituenz

Bemerkungen zum Status der Tests

Bemerkungen zum Status der Tests: Voranstellung (III)Nach Bußmann:

• Teile des Materials können einzeln vorangestellt werden. →Das Material bildet keine Konstituente.

• Material kann zusammen vorangestellt werden. →Das Material bildet eine Konstituente.

Beide Implikationen sind problematisch.Die erste ist wegen Beispielen wie (21) problematisch:

(21) a. Keine Einigung erreichten Schröder und Chirac über den Abbau derAgrarsubventionen. (tagesschau, 15.10.2002, 20:00)

b. Über den Abbau der Agrarsubventionen erreichten Schröder und Chirackeine Einigung.

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EinleitungKonstituenz

Bemerkungen zum Status der Tests

Bemerkungen zum Status der Tests: Voranstellung (IV)Obwohl Teile der NP einzeln vorangestellt werden können, wollen wir die Wortfolgeals eine NP analysieren, wenn sie nicht vorangestellt ist.

(22) Schröder und Chirac erreichten keine Einigung über den Abbau derAgrarsubventionen.

Diese Wortgruppe kann auch gemeinsam vorangestellt werden:

(23) Keine Einigung über den Abbau der Agrarsubventionen erreichten Schröderund Chirac.

Keine Einigung über den Abbau der Agrarsubventionen ist eine Konstituente, dieunter gewissen Umständen aufgespalten werden kann.Bei Aufspaltung können die einzelnen Teilkonstituenten unabhängig voneinanderumgestellt werden.

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EinleitungKonstituenz

Bemerkungen zum Status der Tests

Bemerkungen zum Status der Tests: Voranstellung (V)Der zweite Teil des Konstituententests ist ebenfalls problematisch:

(24) a. [Dauerhaft] [mehr Arbeitsplätze] gebe es erst, wenn sich eine Wachstumsrate vonmindestens 2,5 Prozent über einen Zeitraum von drei oder vier Jahren haltenlasse. (taz, 19.04.2000, S. 5)

b. [Wenig] [mit Sprachgeschichte] hat der dritte Beitrag in dieser Rubrik zu tun, […](ZS für Dialektologie und Linguistik, LXIX, 3/2002, S. 339)

Mehr Daten in Müller 2003a.Wörter vor Finitum stehen werder in semantischer noch in syntaktischer Beziehungzueinander → nicht sinnvoll, sie als eine Konstituente zu analysieren

Die Daten kann man mit einem leeren verbalen Kopf im Vorfeld analysieren,so dass letztendlich wieder V2-Strukturen vorliegen (Müller 2005b).Trotzdem sind die Daten für Konstituententests problematisch.Voranstellbarkeit ist nicht hinreichend für Konstituentenstatus.© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 27/345

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EinleitungKonstituenz

Bemerkungen zum Status der Tests

Bemerkungen zum Status der Tests: Voranstellung (VI)

(25) a. Er bringt es bis zum Professor.b. # Es bringt er zum Professor.

es ist Konstituente, obwohl es nicht vorangestellt werden kann.Genauso:

(26) a. Karl hat sich nicht erholt.b. * Sich hat Karl nicht erholt.

(27) a. Er hörte es regnen.b. * Es hörte er regnen.

→ Voranstellbarkeit ist nicht notwendig.Also: Voranstellbarkeit ist weder hinreichend noch notwendig.© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 28/345

GrammatiktheorieEinleitung

Köpfe

KöpfeKopf bestimmt die wichtigsten Eigenschaften einer Phrase

(28) a. Träumt er?b. Erwartet er einen dreiprozentigen Anstieg?c. in diesem Hausd. ein Mann

Kombination eines Kopfes mit anderem Material wird Projektion des Kopfesgenannt.Eine vollständige Projektion ist eine Maximalprojektion.Ein Satz ist die Maximalprojektion eines finiten Verbs.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 29/345

GrammatiktheorieEinleitung

Köpfe

Beschriftete Schachteln

VPNP

Detder

NMann

Vliest

NP

Deteinen

NAufsatz

Wer schon einmal umgezogen ist, weiß, dass es sinnvoll ist,Schachteln zu beschriften.Im obigen Bild steht auf jeder Schachtel etwas über das wichtigste Element in derSchachtel.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 30/345

GrammatiktheorieEinleitung

Köpfe

Schachteln sind austauschbar• Der genaue Inhalt einer Schachtel ist egal:

(29) a. erb. der Mannc. der Mann aus Stuttgartd. der Mann aus Stuttgart, den wir kennen

Wichtig ist: Die Wörter bzw. Wortfolgen in (29) sind alle nominal und vollständig: NP.Man kann sie innerhalb größerer Schachtel gegeneinander vertauschen.

• Das geht aber nicht mit allen NPen:

(30) a. Der Mann liest einen Aufsatz.b. * Die Männer liest einen Aufsatz.c. * Des Mannes liest einen Aufsatz.

• Es gibt Eigenschaften, die für die Verteilung (Distribution) von Phrasen wichtig sind.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 31/345

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GrammatiktheorieEinleitung

Köpfe

Ausführlich beschriftete Schachteln

VP, fin

NP, nom, 3, sg, mas

Det, nom, sg, masder

N, nom, sg, masMann

V, fin, 3, sgliest

NP, akk, 3, sg, mas

Det, akk, sg, maseinen

N, akk, sg, masAufsatz

Alle Merkmale, die für die Distribution der gesamten Phrase wichtig sind, werdenprojiziert.Diese Merkmale werden auch Kopfmerkmale genannt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 32/345

GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Argumente• Konstituenten stehen in verschiedenartigen Beziehungen zu ihrem Kopf.• Man unterscheidet zwischen Argumenten und Adjunkten.• Bestimmte Mitspieler (Aktanten) gehören zur Bedeutung eines Verbs.

Z. B. gibt es in Situationen, die durch lieben beschrieben werden,immer einen Liebenden und einen Geliebten / etwas Geliebtes.

(31) a. Peter liebt Maria.b. lieben′(Peter′,Maria′)

(31b) ist eine logische Repräsentation für (31a).Peter ′ und Maria′ sind logische Argumente von lieben′.

• Syntaktische Argumente entsprechen meistens den logischen (später mehr).• Solche Beziehungen zwischen Kopf und Argumenten werden mit dem Begriff Selektion

bzw. Valenz erfasst.• Tesnière (1959) überträgt Valenzbegriff aus der Chemie auf die Linguistik.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 33/345

GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Valenz in der Chemie• Atome können sich mit anderen Atomen zu mehr oder weniger stabilen

Molekülen verbinden.• Wichtig für die Stabilität ist, wie Elektronenschalen besetzt sind.• Eine Verbindung mit anderen Atomen kann dazu führen,

dass eine Elektronenschale voll besetzt ist,was dann zu einer stabilen Verbindung führt.

• Die Valenz sagt etwas über die Anzahl der Wasserstoffatome aus,die mit einem Atom eines Elements verbunden werden können.

• Sauerstoff hat die Valenz 2 und kann sich zu H2O verbinden.• Man kann nun die Elemente in Valenzklassen einteilen.

Elemente mit einer bestimmten Valenz werden im Periodensystem vonMendeleev in einer Spalte repräsentiert.

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GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Valenz in der Linguistik• Ein Kopf braucht bestimmte Argumente,

um eine stabile Verbindung einzugehen.• Wörter mit der gleichen Valenz (mit gleicher Anzahl und Art von Argumenten)

werden in Valenzklassen eingeordnet, da sie sich in bezug auf die Verbindungen,die sie eingehen, gleich verhalten.

O

H H

lieben

Peter Maria

Verbindung von Sauerstoff mit Wasserstoff und Verbindung eines Verbs mitseinen Argumenten

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 35/345

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GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Optionale Argumente• Argumente müssen nicht immer realisiert werden:

(32) a. Er wartet auf den Installateur.b. Er wartet.

Das Präpositionalobjekt von warten ist ein fakultatives Argument.• In nominalen Umgebungen sind Argumente immer optional!

(33) a. Jemand liest diese Bücher.b. das Lesen dieser Bücherc. das Lesen

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GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Syntaktische Argumente, die keine logischen sind• In unserem bisherigen Beispiel entsprechen die syntaktischen den logischen

Argumenten:

(34) a. Peter liebt Maria.b. lieben′(Peter′,Maria′)

• Allerdings gibt es auch Argumente, die keinen semantischen Beitrag leisten:

(35) a. Es regnet.b. Peter erholt sich.

es und sich sind syntaktische Argumente,aber keine logischen Argumente.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 37/345

GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Argumente und Adjunkte• Adjunkte füllen keine semantische Rolle• Adjunkte sind optional• Adjunkte sind iterierbar

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 38/345

GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Adjunkte füllen keine semantische Rolle• In einer lieben-Situation gibt es einen Liebenden und etwas Geliebtes.

seit der Schulzeit in (36) ist von anderer Art:

(36) Peter liebt Maria seit der Schulzeit.

Es sagt zusätzlich etwas über die Dauer der Relation aus,in der Peter und Maria zueinander stehen.

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GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Adjunkte sind optional• Adjunkte sind optional:

(37) a. Peter liebt Maria.b. Peter liebt Maria seit der Schulzeit.c. Peter liebt Maria aufrichtig.

• Vorsicht! Das ist auch bei Argumenten mitunter der Fall:

(38) a. Er gibt den Armen Geld.b. Er gibt den Armen.c. Er gibt Geld.d. Er gibt gerne.e. Du gibst. (beim Skat)f. Gib!

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GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Adjunkte sind iterierbar• Argumente können nur einmal mit dem Kopf kombiniert werden:

(39) * Der Mann der Mann schläft.

Die entsprechende Andockstelle des Kopfes (schläft) ist besetzt.• Bei Adjunkten ist das anders:

(40) A: Alle klugen Frauen sind unglücklich.B: Nein, ich kenne eine glückliche kluge Frau.A: Aber alle glücklichen klugen Frauen sind schön.B: Nein, ich kenne eine hässliche glückliche kluge Frau.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 41/345

GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Weiter Beispiele für AdjunkteAdverbial gebrauchtes Adjektiv (nicht alle Adjektive):

(41) Karl schnarcht laut.

Relativsätze (nicht alle):

(42) a. der Mann, den Maria liebtb. der Mann, der Maria liebt

Präpositionalphrasen (nicht alle):

(43) a. Die Frau arbeitet in Berlin.b. die Frau aus Berlin

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 42/345

GrammatiktheorieEinleitung

Argumente und Adjunkte

Andere Bezeichnungen• Argument: Ergänzung• Adjunkt: (freie) Angabe• Argumente werden mitunter in Subjekt und Komplemente aufgeteilt.• auch Aktant für Subjekte und Objekte

(aber nicht Prädikative und Adverbialien)• Zirkumstant für Adverbialien

• Adverbiale des Raumes (Lage, Richtung/Ziel, Herkunft, Weg)• Adverbiale der Zeit (Zeitpunkt, Anfang, Ende, Dauer)• Adverbiale des Grundes.

Hierher werden traditionellerweise auch Adverbialien gestellt,die einen Gegengrund oder eine Bedingung ausdrücken.

• Adverbiale der Art und Weise.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 43/345

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GrammatiktheorieEinleitung

Grammatikmodelle

Verschiedene Grammatikmodelle (I)• Dependenzgrammatik (DG)

(Tesnière 1980; 2015; Kunze 1975; Weber 1997; Heringer 1996; Eroms 2000)• Kategorialgrammatik (CG)

(Ajdukiewicz 1935; Steedman 2000)• Phrasenstrukturgrammatik (PSG)• Transformationsgrammatik und deren Nachfolger

• Transformationsgrammatik(Bierwisch63; Chomsky 1957)

• Government & Binding(Chomsky 1981; von Stechow & Sternefeld 1988; Grewendorf 1988)

• Minimalismus(Chomsky 1995; Grewendorf 2002)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 44/345

GrammatiktheorieEinleitung

Grammatikmodelle

Verschiedene Grammatikmodelle (II)• Tree Adjoning Grammar

(Joshi, Levy & Takahashi 1975; Joshi 1987; Kroch & Joshi 1985)• Generalisierte Phrasenstrukturgrammatik (GPSG)

(Gazdar, Klein, Pullum & Sag 1985; Uszkoreit 1987)• Lexikalisch Funktionale Grammatik (LFG)

(Bresnan 1982a; 2001; Berman & Frank 1996; Berman 2003)• Head-Driven Phrase Structure Grammar (HPSG)

(Pollard & Sag 1987; 1994; Müller 1999; 2002; 2013b)• Construction Grammar (CxG)

(Fillmore, Kay & O’Connor 1988; Goldberg 1995; 2006; Fischer & Stefanowitsch2006)

• Zu einem Überblick siehe Müller 2010 bzw. Müller 2016.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 45/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Phrasenstrukturen

Phrasenstrukturen

S

NP

er

NP

Det

das

N

Buch

NP

Det

dem

N

Mann

V

gibt

V

NP

er

V

NP

Det

das

N

Buch

V

NP

Det

dem

N

Mann

V

gibt

NP → Det, NS → NP, NP, NP, V

NP → Det, NV → NP, V

Das Eigentliche sind die Ersetzungsregeln! Die Bäume sind nur die Visualisierung.Aus Platzgründen auch Klammerschreibweise:[S [NP er] [NP [Det das] [N Buch]] [NP [Det dem] [N Mann]] [V gibt]]© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 46/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Begriffe

Knoten (node)

A

B C

D

verzweigendnicht verzweigend

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 47/345

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EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Begriffe

Mutter, Tochter und Schwester

A

B C

D

A ist die Mutter von B und CC ist die Mutter von DB ist die Schwester von C

Verhältnisse wie in Stammbäumen

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 48/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Begriffe

Dominanz (dominance)

A

B C

D

A dominiert B, C und DC dominiert D

A dominiert B genau dann, wenn A höher im Baum steht undwenn es eine ausschließlich abwärts führende Linie von A nach B gibt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 49/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Begriffe

Unmittelbare Dominanz (immediate dominance)A

B C

D

A dominiert unmittelbar B und CC dominiert unmittelbar D

A dominiert unmittelbar B genau dann, wennA B dominiert und es keinen Knoten C zwischen A und B gibt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 50/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Begriffe

BegriffePräzedenz (precedence)

A geht B voran, wenn A in einer Baumgrafik vor B steht undkeiner der beiden Knoten den anderen dominiert.

Unmittelbare Präzedenz (immediate precedence)Kein Element C zwischen A und B.

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EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Eine Beispielgrammatik

Beispielableitung bei Annahme flacher StrukturenNP → Det NS → NP NP NP V

NP → erDet → dasDet → dem

N → BuchN → MannV → gibt

er das Buch dem Mann gibtNP das Buch dem Mann gibt NP → erNP Det Buch dem Mann gibt Det → dasNP Det N dem Mann gibt N → BuchNP NP dem Mann gibt NP → Det NNP NP Det Mann gibt Det → demNP NP Det N gibt N → MannNP NP NP gibt NP → Det NNP NP NP V V → gibt

S S → NP NP NP V

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 52/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Eine Beispielgrammatik

Von der Grammatik beschriebene Sätze• die Grammatik ist zu ungenau:

NP → Det NS → NP NP NP V

(44) a. er das Buch dem Mann gibt.b. * ich das Buch dem Mann gibt.

(Subjekt-Verb-Kongruenz ich, gibt)c. * er das Buch den Mann gibt.

(Kasusanforderungen des Verbs gibt verlangt Dativ)d. * er den Buch dem Mann gibt.

(Determinator-Nomen-Kongruenz den, Buch)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 53/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Eine Beispielgrammatik

Subjekt-Verb-Kongruenz (I)• Übereinstimmung in Person (1, 2, 3) und Numerus (sg, pl)

(45) a. Ich schlafe. (1, sg)b. Du schläfst. (2, sg)c. Er schläft. (3, sg)d. Wir schlafen. (1, pl)e. Ihr schlaft. (2, pl)f. Sie schlafen. (3,pl)

• Wie drückt man das in Regeln aus?

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 54/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Eine Beispielgrammatik

Subjekt-Verb-Kongruenz (II)• Verfeinerung der verwedenten Symbole

aus S → NP NP NP V wird

S → NP_1_sg NP NP V_1_sgS → NP_2_sg NP NP V_2_sgS → NP_3_sg NP NP V_3_sgS → NP_1_pl NP NP V_1_plS → NP_2_pl NP NP V_2_plS → NP_3_pl NP NP V_3_pl

• sechs Symbole für Nominalphrasen, sechs für Verben• sechs Regeln statt einer

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 55/345

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EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Eine Beispielgrammatik

Kasuszuweisung durch das Verb• Kasus muß repräsentiert sein:

S → NP_1_sg_nom NP_dat NP_acc V_1_sg_ditransitivS → NP_2_sg_nom NP_dat NP_acc V_2_sg_ditransitivS → NP_3_sg_nom NP_dat NP_acc V_3_sg_ditransitivS → NP_1_pl_nom NP_dat NP_acc V_1_pl_ditransitivS → NP_2_pl_nom NP_dat NP_acc V_2_pl_ditransitivS → NP_3_pl_nom NP_dat NP_acc V_3_pl_ditransitiv

• insgesamt 3 * 2 * 4 = 24 neue Kategorien für NP• 3 * 2 * x Kategorien für V (x = Anzahl der Valenzmuster)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 56/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Eine Beispielgrammatik

Determinator-Nomen-Kongruenz• Übereinstimmung in Genus (fem, mas, neu), Numerus (sg, pl) und

Kasus (nom, gen, dat, acc)

(46) a. der Mann, die Frau, das Buch (Genus)b. das Buch, die Bücher (Numerus)c. des Buches, dem Buch (Kasus)

• aus NP → Det N wirdNP_3_sg_nom → Det_fem_sg_nom N_fem_sg_nom NP_gen → Det_fem_sg_gen N_fem_sg_genNP_3_sg_nom → Det_mas_sg_nom N_mas_sg_nom NP_gen → Det_mas_sg_gen N_mas_sg_genNP_3_sg_nom → Det_neu_sg_nom N_neu_sg_nom NP_gen → Det_neu_sg_gen N_neu_sg_genNP_3_pl_nom → Det_fem_pl_nom N_fem_pl_nom NP_gen → Det_fem_pl_gen N_fem_pl_genNP_3_pl_nom → Det_mas_pl_nom N_mas_pl_nom NP_gen → Det_mas_pl_gen N_mas_pl_genNP_3_pl_nom → Det_neu_pl_nom N_neu_pl_nom NP_gen → Det_neu_pl_gen N_neu_pl_gen… Dativ … Akkusativ

• 24 Symbole für Determinatoren, 24 Symbole für Nomen• 24 Regeln statt einer

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 57/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Erweiterung der PSG durch Merkmale

Probleme dieses Ansatzes• Gernalisierungen werden nicht erfaßt.• weder in Regeln noch in Kategoriesymbolen

• Wo kann eine NP oder NP_nom stehen?Nicht wo kann eine NP_3_sg_nom stehen?

• Gemeinsamkeiten der Regeln sind nicht offensichtlich.• Lösung: Merkmale mit Werten und Identität von Werten

Kategoriesymbol: NP Merkmal: Per, Num, Kas, …Wir erhalten z. B. die Regeln:NP(3,sg,nom) → Det(fem,sg,nom) N(fem,sg,nom)NP(3,sg,nom) → Det(mas,sg,nom) N(mas,sg,nom)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 58/345

EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Erweiterung der PSG durch Merkmale

Merkmale und Regelschemata (I)• Regeln mit speziellen Werten zu Regelschemata verallgemeinern:

NP(3,Num,Kas) → Det(Gen,Num,Kas) N(Gen,Num,Kas)• Gen-, Num- und Kas-Werte sind egal,

Hauptsache sie stimmen überein (identische Werte)• Der Wert des Personenmerkmals (erste Stelle in NP(3,Num,Kas))

ist durch die Regel festgelegt: 3.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 59/345

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EinleitungPhrasenstrukturgrammatiken

Erweiterung der PSG durch Merkmale

Merkmale und Regelschemata (II)• Regeln mit speziellen Werten zu Regelschemata verallgemeinern:

NP(3,Num,Kas) → Det(Gen,Num,Kas) N(Gen,Num,Kas)S → NP(Per1,Num1,nom)

NP(Per2,Num2,dat)NP(Per3,Num3,akk)V(Per1,Num1)

• Per1 und Num1 sind beim Verb und Subjekt gleich.• Bei anderen NPen sind die Werte egal.

(Schreibweise für irrelevante Werte: ‘_’)• Die Kasus der NPen sind in der zweiten Regel festgelegt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 60/345

GrammatiktheorieEinleitung

Hausaufgabe

Hausaufgabe1. Schreiben Sie eine Phrasenstrukturgrammatik, mit der man u. a. die Sätze in

(47) analysieren kann, die die Wortfolgen in (48) aber nicht zulässt.

(47) a. Der Mann hilft der Frau.b. Er gibt ihr das Buch.c. Er wartet auf ein Wunder.

(48) a. * Der Mann hilft er.b. * Er gibt ihr den Buch.

Dabei sollen Sie nicht für jeden Satz einzeln eigene Regeln für NP usw.aufstellen, sondern gemeinsame Regeln für alle aufgeführten Sätze entwickeln.Sie können für Ihre Arbeit auch Prolog benutzen: https://swish.swi-prolog.orgzur Syntax für die Grammatiken siehehttps://en.wikipedia.org/wiki/Definite_clause_grammar.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 61/345

EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Nominalphrasen• Bisher NPen immer Det + N, Nominalphrasen können aber wesentlich

komplexer sein:

(49) a. eine Fraub. eine Frau, die wir kennenc. eine Frau aus Stuttgartd. eine kluge Fraue. eine Frau aus Stuttgart, die wir kennenf. eine kluge Frau aus Stuttgartg. eine kluge Frau, die wir kennenh. eine kluge Frau aus Stuttgart, die wir kennen

Zusätzliches Material in (49) sind Adjunkte.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 62/345

EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Adjektive in NPen• Vorschlag:

(50) a. NP → Det Nb. NP → Det A N

• Was ist mit (51)?

(51) alle weiteren schlagkräftigen Argumente

• Für die Analyse von (51) müsste man eine Regel wie (52) haben:

(52) NP → Det A A N

• Wir wollen keine Höchtszahl für Adjektive in NPen angeben:

(53) NP → Det A* N

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 63/345

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EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Adjektive in NPen• Problem: Adjektiv und Nomen bilden bei Annahme von (54) keine Konstituente.

(54) NP → Det A* N

Konstituententests legen aber Konstituentenstatus von A + N nahe:

(55) alle [[geschickten Kinder] und [klugen Frauen]]

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 64/345

EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Adjektiv + Nomen als Konstituente• Besser geeignete Regeln:

(56) a. NP → Det Nb. N → A Nc. N → N

NP

Det

eine

N

N

Frau

NP

Det

eine

N

A

kluge

N

N

Frau

NP

Det

eine

N

A

glückliche

N

A

kluge

N

N

Frau

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 65/345

EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Andere Adjunkte• Andere Adjunkte analog:

(57) a. N → N PPb. N → N Relativsatz

• Mit den bisher aufgeführten Regeln können wir alle bisher genanntenDeterminator-Adjunkt-Nomen-Kombinationen analysieren.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 66/345

EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Komplemente• Bisher besteht N nur aus einem Nomen,

aber einige Nomina erlauben neben Adjunkten auch Argumente:

(58) a. der Vater von Peterb. das Bild vom Gleimtunnelc. das Kommen des Installateurs

• Deshalb:

(59) N → N PP

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 67/345

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EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Komplemente (und Adjunkte)

NP

Det

das

N

N

Bild

PP

vom Gleimtunnel

NP

Det

das

N

N

N

Bild

PP

vom Gleimtunnel

PP

im Gropiusbau

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 68/345

EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Fehlende Nomina• Nomen fehlt, aber Adjunkte sind vorhanden:

(60) a. eine kluge _b. eine kluge _ aus Hamburgc. eine kluge _, die alle kennen

• Nomen fehlt, aber Komplement des Nomens ist vorhanden:

(61) a. (Nein, nicht der Vater von Klaus), der _ von Peter war gemeint.b. (Nein, nicht das Bild von der Stadtautobahn), das _ vom Gleimtunnel war beeindruckend.c. (Nein, nicht das Kommen des Tischlers), das _ des Installateurs ist wichtig.

• PSG: Epsilonproduktion• Notationsvarianten:

(62) a. N →b. N → ϵ

• Regeln in (62) = leeren Schachteln, die aber dieselbe Beschriftung tragen, wie die Schachteln normalerNomina.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 69/345

EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Analysen mit leerem NomenNP

Det

eine

N

A

kluge

N

N

_

NP

Det

das

N

N

_

PP

vom Gleimtunnel

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EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Fehlende Determinatoren• Auch Determinatoren können weggelassen werden.

Plural:

(63) a. Frauenb. Frauen, die wir kennenc. kluge Frauend. kluge Frauen, die wir kennen

• Bei Stoffnomen auch im Singular:

(64) a. Getreideb. Getreide, das gerade gemahlen wurdec. frisches Getreided. frisches Getreide, das gerade gemahlen wurde

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EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Fehlende DeterminatorenNP

Det

_

N

N

Frauen

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 72/345

EinleitungX-Syntax

Nominalphrasen

Fehlende Determinatoren und fehlende NominaDeterminator und Nomen können auch gleichzeitig weggelassen werden:

(65) a. Ich helfe klugen.b. Dort drüben steht frisches, das gerade gemahlen wurde.

NP

Det

_

N

A

klugen

N

N

_

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 73/345

EinleitungX-Syntax

Adjektivphrasen

Adjektivphrasen• Bisher nur einfache Adjektive wie klug.• Mitunter sind Adjektivphrasen aber sehr komplex:

(66) a. der [seiner Frau treue] Mannb. der [auf seinen Sohn stolze] Mannc. der [seine Frau liebende] Mannd. der [von seiner Frau geliebte] Mann

• d. h., Regel für attributive Adjektive muss angepasst werden:

(67) N → AP N

• Regeln für AP:

(68) a. AP → NP Ab. AP → PP Ac. AP → A

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 74/345

EinleitungX-Syntax

Präpositionalphrasen

Präpositionalphrasen• PP-Syntax ist relativ einfach. Erster Vorschlag:

(69) PP → P NP

• Allerdings können PPen durch Maßangaben oder andere Angaben,die den Bedeutungsbeitrag der Präposition konkretisieren, erweitert werden:

(70) a. [[Einen Schritt] vor dem Abgrund] blieb er stehen.b. [[Kurz] nach dem Start] fiel die Klimaanlage aus.c. [[Schräg] hinter der Scheune] ist ein Weiher.d. [[Mitten] im Urwald] stießen die Forscher auf einen alten Tempel.

(71) a. PP → NP Pb. PP → AP Pc. PP → Pd. P → P NP

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 75/345

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EinleitungX-Syntax

Präpositionalphrasen

PräpositionalphrasenPP

P

P

vor

NP

dem Abgrund

PP

AP

kurz

P

P

vor

NP

dem Abgrund

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 76/345

EinleitungX-Syntax

Die X-Theorie

Generalisierungen über Regeln• Kopf + Komplement = Zwischenstufe:

(72) a. N → N PPb. P → P NP

• Zwischenstufe + weiter Konstituente = Maximalprojektion

(73) a. NP → Det Nb. PP → NP P

• parallele Strukturen auch für AP und VP im Englischen

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 77/345

EinleitungX-Syntax

Die X-Theorie

Adjektivphrasen im Englischen

(74) a. He is proud.b. He is very proud.c. He is proud of his son.d. He is very proud of his son.

(75) a. AP → Ab. AP → Adv Ac. A → A PPd. A → A

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 78/345

EinleitungX-Syntax

Die X-Theorie

Adjektivphrasen im Englischen

(76) a. AP → Ab. AP → AdvP Ac. A → A PPd. A → A

AP

A

A

proud

AP

AdvP

very

A

A

proud

AP

A

A

proud

PP

of his son

AP

AdvP

very

A

A

proud

PP

of his son

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EinleitungX-Syntax

Die X-Theorie

Weitere Abstraktion• Haben gesehen, wie man über Kasus- und Genuswerte u. ä. abstrahieren kann

(Variablen in Regelschemata).

(77) NP(3,Num,Kas) → D(Gen,Num,Kas), N(Gen,Num,Kas)

• Genauso kann man über Wortart abstrahieren.Statt AP, NP, PP, VP schreibt man XP.

• Satt (78), schreibt man (79):

(78) a. PP → Pb. AP → A

(79) XP → X

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 80/345

EinleitungX-Syntax

Die X-Theorie

X-Theorie: Annahmen (II)Phrasen sind mindestens dreistöckig:

• X0 = Kopf• X′ = Zwischenebene (= X, sprich X-Bar, X-Strich; → Name des Schemas)• XP = oberster Knoten (= X′′ = X), auch Maximalprojektion genannt

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EinleitungX-Syntax

Die X-Theorie

Minimaler und maximaler Ausbau von Phrasen

XP

X

X

XP

specifier X

adjunct X

complement X

• Adjunkte sind optional→ muss nicht unbedingt ein X′ mit Adjunkttochter geben.

• Für manche Kategorien gibt es keinen Spezifikator, oder er ist optional (z. B. A).• zusätzlich mitunter: Adjunkte an XP und Kopfadjunkte an X.

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EinleitungX-Syntax

Die X-Theorie

X-Theorie: Regeln nach Jackendoff 1977X-Regel mit Kategorien Beispiel

X → Spezifikator X N → DET N das [Bild von Maria]X → X Adjunkt N → N REL_SATZ [Bild von Maria] [das alle kennen]X → Adjunkt X N → ADJ N schöne [Bild von Maria]X → X Komplement∗ N → N P Bild [von Maria]

X steht für beliebige Kategorie, X ist Kopf,‘*’ steht für beliebig viele Wiederholungen

X kann links oder rechts in Regeln stehen

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Geschichtliches und Motivation

Phrasenstrukturgrammatiken und natürliche SprachenChomsky: Zusammenhänge zwischen bestimmten Sätzen (z. B. Aktiv und Passiv)können nicht erfaßt werden. → Transformationen:

NP V NP → 3 [AUX be] 2en [PP [P by] 1]1 2 3

(80) a. John loves Mary.b. Mary is loved by John.

Ein Baum mit der Symbolfolge auf der linken Regelseite wird auf einen Baum mitder Symbolfolge auf der rechten Regelseite abgebildet.

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Geschichtliches und Motivation

Transformation eines Aktivbaumes in einen Passivbaum

S

NP

John

VP

V

loves

NP

Mary

;

S

NP

Mary

VP

Aux

is

V

loved

PP

P

by

NP

John

NP V NP → 3 [AUX be] 2en [PP [P by] 1]1 2 3

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Geschichtliches und Motivation

Komplexität, Transformationen und natürliche Sprachen• Es gibt Ersetzungsgrammatiken verschiedener Komplexität.

(Chomsky-Hierarchie, Typ 3–0)• bisher behandelte so genannte kontextfreie Grammatiken sind vom Typ 2.• höchste Komplexitätsstufe (Typ 0) ist zu mächtig für natürliche Sprachen.

→ Einschränkung nötig.• Transformationsgrammatiken entsprechen Typ-0-Phrasenstrukturgrammatiken

hinsichtlich ihrer Komplexität (Peters & Ritchie 1973).• Transformationen sind nicht genügend restringiert,

Interaktionen nicht überschaubar,Probleme mit Transformationen, die Material löschen (siehe Klenk 2003)

• → neue theoretische Ansätze, Government & Binding: Einschränkungen für Form derGrammatikregeln, Wiederauffindbarkeit von Elementen in Bäumen, allgemeinePrinzipien zur Beschränkung von Transformationen

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Geschichtliches und Motivation

Hypothese zum Spracherwerb: Prinzipien & Paramater• Ein Teil der sprachlichen Fähigkeiten ist angeboren.

(Wird nicht von allen Linguisten geteilt! Diskussion: Müller 2013a; 2016)• Prinzipien, die von sprachlichen Strukturen nicht verletzt werden dürfen.• Die Prinzipien sind parametrisiert, d. h. es gibt Wahlmöglichkeiten.

Ein Parameter kann für verschiedene Sprachen verschieden gesetzt sein.Beispiel:Prinzip: Ein Kopf steht in Abhängigkeit vom Parameter stellungvor oder nach seinen Komplementen.

(81) a. beist

showingzeigend

picturesBilder

ofvon

himselfsich

(English)

b. zibunsich

-novon

syasin-oBild

mise-tezeigend

irusein

(Japanisch)

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das T-Modell

Tiefen- und Oberflächenstruktur• Chomsky hat behauptet, dass man mit einfachen PSGen gewisse

Zusammenhänge nicht adäquat erfassen kann.Z. B. den Zusammenhang zwischen Aktivsätzen und Passivsätzen.

• Er nimmt deshalb eine zugrundeliegende Struktur an,die sogenannte Tiefenstruktur.

• Eine Struktur kann auf eine andere Struktur abgebildet werden.Dabei können z. B. Teile gelöscht oder umgestellt werden.Als Folge solcher Transformationen gelangt man von der Tiefenstruktur zu einerneuen Struktur, der Oberflächenstruktur.Surface Structure = S-StrukturDeep Structure = D-Struktur

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das T-Modell

Das T-ModellD-structure

S-structure

Deletion rules,Filter, phonol. rules

PhoneticForm (PF)

Anaphoric rules,rules of quantification and control

LogicalForm (LF)

move α

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das T-Modell

Das T-Modell: Das Lexikon• Enthält zu jedem Wort einen Lexikoneintrag mit Information zu:

• morphophonologischer Struktur• syntaktischen Merkmalen• Selektionsraster (= Valenzrahmen)• …Beinhaltet Wortformen- und Morphemliste sowie eine Wortbildungskomponente(= Morphologie)

• Lexikon bildet Schnittstelle zur semantischen Interpretationder einzelnen Wortformen.

• Wortschatz ist nicht von Universalgrammatik bestimmt,nur bestimmte strukturelle Anforderungen sind prädeterminiert

• Morphosyntaktische Merkmale (z. B. Genus) ebenfalls nicht vorbestimmt:Universalgrammatik gibt nur Bandbreite von Möglichkeiten vor.

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das T-Modell

Das T-Modell: D-Struktur, Move-α und S-Struktur (I)• Phrasenstruktur →

Beschreibung der Beziehungen zwischen einzelnen Elementen mögl.• Gewisses Format für Regeln ist vorgegeben (X-Schema).

Lexikon + Strukturen der X-Syntax = Basis für die D-StrukturD-Struktur = syntaktische Repräsentation der im Lexikon festgelegtenSelektionsraster (Valenzrahmen) der einzelnen Wortformen.

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das T-Modell

Das T-Modell: D-Struktur, Move-α und S-Struktur (II)• Konstituenten stehen an der Oberfläche nicht unbedingt an der Stelle, die der

Valenzrahmen vorgibt:

(82) a. [dass] der Mann der Frau das Buch gibtb. Gibt der Mann der Frau das Buch?c. Der Mann gibt der Frau das Buch.

• deshalb Transformationsregel für Umstellungen:Move-α = „Bewege irgendetwas irgendwohin!“Was genau wie und warum bewegt werden kann,wird von Prinzipien geregelt.

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das T-Modell

Das T-Modell: D-Struktur, Move-α und S-Struktur (III)• Von Lexikoneinträgen bestimmte Relationen zwischen einem Prädikat und

seinen Argumenten müssen für semantische Interpretation auf allenRepräsentationsebenen auffindbar sein.

• → Ausgangspositionen bewegter Elemente durch Spuren markiert.

(83) a. [dass] der Mann der Frau das Buch gibtb. Gibti der Mann der Frau das Buch _i?c. [Der Mann]j gibti _j der Frau das Buch _i.

Verschiedene Spuren werden mit Indizes markiert.Andere Darstellung: e oder t.

• S-Struktur ist eine oberflächennahe Struktur,darf aber nicht mit real geäußerten Sätzen gleichgesetzt werden.

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das T-Modell

Das T-Modell: Die Phonetische FormAuf PF werden phonologische Gesetzmäßigkeiten eines Satzes repräsentiert.Sie stellt den Output zum Sprechmodul dar.Beispiel: wanna-Kontraktion

(84) a. The students want to visit Paris.b. The students wanna visit Paris.

Die Kontraktion in (84) wird durch die optionale Regel in (85) lizenziert:

(85) want + to → wanna

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das T-Modell

Das T-Modell: Die Logische Form (I)• Logische Form ist eine syntaktische Ebene, die zwischen der S-Struktur und der

semantischen Interpretation eines Satzes vermittelt.anaphorischer Bezug (Bindung): Worauf bezieht sich ein Pronomen?

(86) a. Peter kauft einen Tisch. Er gefällt ihm.b. Peter kauft eine Tasche. Er gefällt ihm.c. Peter kauft eine Tasche. Er gefällt sich.

• Quantifizierung:

(87) Every man loves a woman.

∀x∃y(man(x) → (woman(y) ∧ love(x, y))∃y∀x(man(x) → (woman(y) ∧ love(x, y))

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das T-Modell

Das T-Modell: Die Logische Form (II)Kontrolltheorie:Wodurch wird die semantische Rolle des Infinitiv-Subjekts gefüllt?

(88) a. Der Professor schlägt dem Studenten vor,die Klausur noch mal zu schreiben.

b. Der Professor schlägt dem Studenten vor,die Klausur nicht zu bewerten.

c. Der Professor schlägt dem Studenten vor,gemeinsam ins Kino zu gehen.

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das Lexikon

Lexikon: Grundbegriffe (I)• Bedeutung von Wörtern → Phrasenbildung mit bestimmten Rollen („handelnde

Person“ oder „betroffene Sache“)Beispiel: semantischer Beitrag von kennen in (89a) ist (89b):

(89) a. Maria kennt den Mann.b. kennen’(x,y)

• Solche Beziehungen werden mit dem Begriff Selektion bzw. Valenz erfaßt.Achtung:Logische Valenz kann sich von syntaktischer Valenz unterscheiden!

• Man spricht auch von Subkategorisierung:kennen ist für ein Subjekt und ein Objekt subkategorisiert.Das Wort subkategorisieren hat sich verselbständigt, auch wie folgt gebraucht:kennen subkategorisiert für ein Subjekt und ein Objekt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 97/345

GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das Lexikon

Lexikon: Grundbegriffe (II)• kennen wird auch Prädikat genannt

(weil kennen’ das logische Prädikat ist).Vorsicht:entspricht nicht der Verwendung des Begriffs in der Schulgrammatik.

• Subjekt und Objekt sind die Argumente des Prädikats.• Spricht man von der Gesamtheit der Selektionsanforderungen, verwendet man

Begriffe wie Argumentstruktur, Valenzrahmen, Selektionsraster,Subkategorisierungsrahmen, thematisches Raster oder Theta-Raster =θ-Raster (thematic grid, Theta-grid)

• Adjunkte (oder Angaben) modifizieren semantische Prädikate,man spricht auch von Modifikatoren.Adjunkte sind in Argumentstrukturen von Prädikaten nicht vorangelegt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 98/345

GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das Lexikon

Das Theta-KriteriumArgumente nehmen im Satz typische Positionen (Argumentpositionen) ein.Theta-Kriterium:

• Jede Theta-Rolle wird an genau eine Argumentposition vergeben.• Jede Phrase an einer Argumentposition bekommt genau eine Theta-Rolle.

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das Lexikon

Externes Argument und interne Argumente• Argumente stehen in Rangordnung, d. h., man kann zwischen ranghohen und

rangniedrigen Argumenten unterscheiden.• Ranghöchstes Argument von V und A hat besonderen Status.

Weil es oft (im manchen Sprachen: immer) an einer Position außerhalb derVerbal- bzw. Adjektivphrase steht,wird es auch als externes Argument bezeichnet.

• Die übrigen Argumente stehen an Positioneninnerhalb der Verbal- bzw. Adjektivphrasen.Bezeichnung: internes Argument oder Komplement

• Faustregel für einfache Sätze: Externes Argument = Subjekt.

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das Lexikon

Einzelne Theta-Rollen• Wenn es sich bei den Argumenten um Aktanten handelt,

kann man drei Klassen von Theta-Rollen unterscheiden.• Wenn ein Verb mehrere Theta-Rollen dieser Art vergibt,

hat Klasse 1 gewöhnlich den höchsten Rang, Klasse 3 den niedrigsten:• Klasse 1: Agens (handelnde Person), Auslöser eines Vorgangs oder Auslöser einer

Empfindung (Stimulus), Träger einer Eigenschaft• Klasse 2: Experiencer (wahrnehmende Person), nutznießende Person (Benefaktiv)

(oder auch das Gegenteil: vom einem Schaden betroffene Person), Possessor(Besitzer, Besitzergreifer oder auch das Gegenteil: Person, der etwas abhandenkommt oder fehlt)

• Klasse 3: Patiens (betroffene Person oder Sache), Thema

• Vorsicht!großes Wirrwarr bei Zuordnungen von semantischen Rollen zu Verben

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 101/345

GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das Lexikon

Ein Lexikoneintrag (I)Über welche Information muss man verfügen, um ein Wort sinnvoll anzuwenden?Antwort: Das mentale Lexikon enthält Lexikoneinträge (englisch: lexical entries),in denen die spezifischen Eigenschaften der syntaktischen Wörter aufgeführt sind:

• Form• Bedeutung (Semantik)• Grammatische Merkmale:

syntaktische Wortart + morphosyntaktische Merkmale• Theta-Raster

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 102/345

GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Das Lexikon

Ein Lexikoneintrag (II)Form hilftSemantik helfen’Grammatische Merkmale Verb, 3. Person Singular Indikativ Präsens AktivTheta-RasterTheta-Rollen Agens Benefaktiv

Grammatische Besonderheiten Dativ

Argumente sind nach dem Rang geordnet:ranghöchstes Argument steht ganz links.In diesem Fall ist das ranghöchste Argument das externe Argument.Das externe Argument wird unterstrichen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 103/345

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

X-Theorie

Anmerkung zur Verbreitung von X-RegelnX-Theorie wird auch in vielen anderen Frameworks angenommen:• Lexical Functional Grammar (LFG):

Bresnan 1982a; 2001; Berman & Frank 1996; Berman 2003• Generalized Phrase Structure Grammar (GPSG):

Gazdar, Klein, Pullum & Sag 1985

Es wird nicht unbedingt dasselbe Kategorieninventar benutzt.Insbesondere bei sogenannten funktionalen Kategorien (z. B. INFL).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 104/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)X-Theorie

Köpfe

X-Theorie: KöpfeKopf bestimmt die wichtigsten Eigenschafteneiner Wortgruppe/Phrase/Projektion

(90) a. Karl schläft.b. Karl liebt Maria.c. in diesem Hausd. ein Mann

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 105/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)X-Theorie

Lexikalische Kategorien

X-Theorie: Lexikalische KategorienUntereinteilung in lexikalische und funktionale Kategorien(≈ Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenen Wortklassen)Lexikalische Kategorien:

• V = Verb• N = Nomen• A = Adjektiv• P = Präposition• Adv = Adverb

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 106/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)X-Theorie

Lexikalische Kategorien

X-Theorie: Lexikalische Kategorien (Kreuzklassifikation)Versuch, die lexikalischen Kategorien mittels Kreuzklassifikation auf elementarere Merkmalezurückzuführen:

− V + V

− N P = [ − N, − V] V = [ − N, + V]

+ N N = [+ N, − V] A = [+ N, + V]

Kreuzklassifikation → einfach auf Adjektive und Verben referieren:Alle lexikalischen Kategorien, die [ + V] sind,sind entweder Adjektive oder Verben.Generalisierungen mgl. z. B. : [ + N]-Kategorien können Kasus tragen

Anmerkung: Adverbien können als einstellige Präpositionen behandelt werden.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 107/345

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)X-Theorie

Lexikalische Kategorien

Kopfposition in Abhängigkeit von KategorieBei Präpositionen und Nomina steht der Kopf vorn:

(91) a. für Marieb. Bild von Maria

Bei Adjektiven und Verben steht er hinten:

(92) a. dem König treub. dem Mann helfen

→ [+ V] ≡ Kopf hinten[− V] ≡ Kopf vorn

Problem: Postpositionen (P = [− V])

(93) des Geldes wegen

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 108/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)X-Theorie

Funktionale Kategorien

X-Theorie: Funktionale KategorienKeine Kreuzklassifikation:

C COMP = complementizer

I Finitheit (sowie Tempus und Modus);in älteren Arbeiten auch INFL (engl. inflection = Flexion),in neueren Arbeiten auch T (Tempus)

D Determinierer (Artikelwort)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 109/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)X-Theorie

Annahmen und Regeln

X-Theorie: Annahmen (I)• Endozentrizität:

Jede Phrase hat einen Kopf,und jeder Kopf ist in eine Phrase eingebettet.(fachsprachlich: Jeder Kopf wird zu einer Phrase projiziert.)Phrase und Kopf haben die gleiche syntaktische Kategorie.

• Die Äste von Baumstrukturen können sich nicht überkreuzen.(Non-Tangling Condition)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 110/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Exkurs: CP und IP im Englischen

Die Struktur des deutschen Satzes• In früheren Arbeiten zum Englischen gab es für Sätze Regeln wie:

(94) a. S → NP VPb. S → NP Infl VP

S

NP

Ann

INFL

will

VP

V′

V0

read

NP

the newspaper

• Diese Regeln entsprechen nicht dem X-Schema.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 111/345

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Exkurs: CP und IP im Englischen

Exkurs: IP und VP im Englischen: HilfsverbenIP

NP

Ann

I′

I0

will

VP

V′

V0

read

NP

the newspaper

• Statt dessen INFL als Kopf, der eine VP als Komplement nimmt.• Hilfsverben stehen in I0 (= Aux).• Satzadverbien können zwischen Hilfsverb und Vollverb stehen.© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 112/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Exkurs: CP und IP im Englischen

IP und VP im Englischen: Sätze ohne HilfsverbIP

NP

Ann

I′

I0

-s

VP

V′

V0

read-

NP

the newspaper

• Hilfsverben stehen in I0 (= Aux).• Position kann leer bleiben.

Wird dann mit der flektierten Form des finiten Verbs verknüpft.Früher: In I0 stand das Affix -s, das Verb bewegt sich in die I0-Position.© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 113/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Exkurs: CP und IP im Englischen

Englische Sätze mit KomplementiererCP

C′

C0

that

IP

NP

Ann

I′

I0

will

VP

V′

V0

read

NP

the newspaper

• Der Komplementierer (that, because, …) verlangt eine IP.© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 114/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Exkurs: CP und IP im Englischen

CP, IP und VP im Englischen: FragesätzeIP

NP

Ann

I′

I0

_k

VP

V′

V0

read

NP

the newspaper

• Ja/nein-Fragen werden durch Voranstellung des Hilfsverbs gebildet:

(95) Will Ann read the newspaper?

• wh-Fragen werden durch zusätzliche Voranstellung vor das Hilfsverb gebildet:

(96) What will Ann read?

• Umstellung des Hilfsverbs erfolgt in Position, die sonst der Komplementierer innehat.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 115/345

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Exkurs: CP und IP im Englischen

CP, IP und VP im Englischen: FragesätzeCP

XP

_

C′

C0

willk

IP

NP

Ann

I′

I0

_k

VP

V′

V0

read

NP

the newspaper

CP

NP

whati

C′

C0

willk

IP

NP

Ann

I′

I0

_k

VP

V′

V0

read

NP

_i

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 116/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Topologie des deutschen Satzes

Topologie des deutschen Satzes (I)Bevor wir uns dem CP/IP-System für das Deutsche zuwenden, müssen einigedeskriptive Begriffe geklärt werden:

• Die Abfolge der Konstituenten im Deutschen wird unter Bezugnahme auftopologische Felder erklärt.

• Wichtige Arbeiten zum Thema topologische Felder sind:Drach 1937, Reis 1980 und Höhle 1986.

• Im folgenden werden die Begriffe Vorfeld, linke/rechte Satzklammer, Mittelfeldund Nachfeld eingeführt.Bech 1955 hat noch weitere Felder für die Beschreibung der Abfolgen innerhalbvon Verbalkomplexen eingeführt, die hier aber vorerst ignoriert werden.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 117/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Topologie des deutschen Satzes

Verbstellungstypen und Begriffe• Verbendstellung

(97) Peter hat erzählt, dass er das Eis gegessen hat.• Verberststellung

(98) Hat Peter das Eis gegessen?• Verbzweitstellung

(99) Peter hat das Eis gegessen.

• verbale Elemente nur in (97) kontinuierlich• linke und rechte Satzklammer• Komplementierer (weil, dass, ob) in der linken Satzklammer• Komplementierer und finites Verb sind komplementär verteilt• Bereiche vor, zwischen u. nach Klammern: Vorfeld, Mittelfeld, Nachfeld

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 118/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Topologie des deutschen Satzes

Topologie des deutschen Satzes im ÜberblickVorfeld linke Klammer Mittelfeld rechte Klammer Nachfeld

Karl schläft.Karl hat geschlafen.Karl erkennt Maria.Karl färbt den Mantel um den Maria kennt.Karl hat Maria erkannt.Karl hat Maria als sie aus dem Zug stieg sofort erkannt.Karl hat Maria sofort erkannt als sie aus dem Zug stieg.Karl hat Maria zu erkennen behauptet.Karl hat behauptet Maria zu erkennen.

Schläft Karl?Schlaf!Iß jetzt dein Eis auf!Hat er doch das ganze Eis alleine gegessen.

weil er das ganze Eis alleine gegessen hat ohne sich zu schämen.weil er das ganze Eis alleine essen können will ohne gestört zu werden.

wer das ganze Eis alleine gegessen hat.

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Topologie des deutschen Satzes

Die Rangprobe• Felder nicht immer besetzt

(100) Der Mann︸ ︷︷ ︸VF

gibt︸︷︷︸LS

der Frau das Buch,︸ ︷︷ ︸MF

die er kennt︸ ︷︷ ︸NF

.

• Test: Rangprobe (Bech 1955: S. 72)

(101) a. Der Mann hat der Frau das Buch gegeben, die er kennt.b. * Der Mann hat der Frau das Buch, die er kennt, gegeben.

Ersetzung des Finitums durch ein Hilfsverb →Hauptverb besetzt die rechte Satzklammer.

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Topologie des deutschen Satzes

Rekursives Auftauchen der Felder• Reis (1980: S. 82): Rekursion

Vorfeld kann in Felder unterteilt sein:

(102) a. Die Möglichkeit, etwas zu verändern, ist damit verschüttet für langelange Zeit.

b. [Verschüttet für lange lange Zeit] ist damit die Möglichkeit, etwas zuverändern.

c. Wir haben schon seit langem gewußt, daß du kommst.d. [Gewußt, daß du kommst,] haben wir schon seit langem.

• im Mittelfeld beobachtbare Permutationen auch innerhalb komplexer Vorfelder

(103) a. [Seiner Tochter ein Märchen erzählen] wird er wohl müssen.b. [Ein Märchen seiner Tochter erzählen] wird er wohl müssen.

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

Topologie des deutschen Satzes

ÜbungBestimmen Sie die topologischen Felder in den Sätzen in (104):

(104) a. Der Mann hat gewonnen, den alle kennen.b. Er gibt ihm das Buch, das Klaus empfohlen hat.c. Maria hat behauptet, dass das nicht stimmt.d. Peter hat das Buch gelesen,

das Maria dem Schüler empfohlen hat,der neu in die Klasse gekommen ist.

e. Komm!

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 122/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

Das topologische Modell mit CP, IP, VP (I)CP

XP

SpecCPprefield

C′

C0

C0

left SB

IP

XP

IP (without I0, V0)middle field

SpecIPsubject position

phrases insidethe VP

I′

VP

V0

V0, I0right SB

I0

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

Deutsch als SOV-Sprache• Köpfe von VP und IP (V0 und I0) stehen im Deutschen rechts und bilden

zusammen die rechte Satzklammer.• Subjekt und alle anderen Satzglieder (Komplemente und Adjunkte) stehen links

davon und bilden das Mittelfeld.• Deutsch ist damit zumindest in der D-Struktur eine sogenannte SOV-Sprache

(= Sprache mit Grundabfolge Subjekt–Objekt– Verb)• SOV Deutsch, …• SVO Englisch, Französisch, …• VSO Walisisch, Arabisch, …Etwa 40% aller Sprachen sind SOV-Sprachen, etwa 25% sind SVO.

• Nebeneffekt der SOV-Struktur: Je enger sich ein Satzglied auf das Verb bezieht,desto näher steht es an der rechten Satzklammer und auch dann, wenn das Verbwegbewegt wurde.

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

Motivation der Verbletztstellung als Grundstellung: PartikelnBierwisch63 Sogenannte Verbzusätze oder Verbpartikelbilden mit dem Verb eine enge Einheit.

(105) a. weil er morgen anfängtb. Er fängt morgen an.

Diese Einheit ist nur in der Verbletzstellung zu sehen, was dafür spricht, dieseStellung als Grundstellung anzusehen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 125/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

Stellung in NebensätzenVerben in infiniten Nebensätzen und in durch eine Konjunktion eingeleitetenfiniten Nebensätzen stehen immer am Ende(von Ausklammerungen ins Nachfeld abgesehen):

(106) a. Der Clown versucht, Kurt-Martin die Ware zu geben.b. dass der Clown Kurt-Martin die Ware gibt

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

Stellung der Verben in SVO und SOV-SprachenØrsnes (2009):

(107) a. dass er ihn gesehen3 haben2 muss1b. at

dasshaner

må1muss

have2haben

set3gesehen

hamihn

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

SkopusNetter 1992: Abschnitt 2.3: Skopusbeziehungen der Adverbien hängt von ihrererReihenfolge ab (Präferenzregel?):Links stehendes Adverb hat Skopus über folgendes Adverb und Verb.

(108) a. weil er [absichtlich [nicht lacht]]b. weil er [nicht [absichtlich lacht]]

Bei Verberststellung ändern sich die Skopusverhältnisse nicht.

(109) a. Er lacht absichtlich nicht.b. Er lacht nicht absichtlich.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 128/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

C0 – die linke Satzklammer in NebensätzenC0 entspricht der linken Satzklammer und wird wie folgt besetzt:

• In Konjunktionalnebensätzen steht die unterordnende Konjunktion(der Complementizer) wie im Englischen in C0.Das Verb bleibt in der rechten Satzklammer.

(110) Er glaubt, dass sie kommt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 129/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

C0 – die linke Satzklammer in Verberst- und -zweitsätzen• In Verberst- und Verbzweitsätzen wird das finite Verb über die Position I0 nach

C0 bewegt: V0 → I0 → C0.

(111) a. dass er sie kenn- -t (Verb in V0)b. dass er sie _i [kenn-i -t] (Verb in I0)c. [Kenn-i -t]j er sie _i _j? (Verb in C0)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 130/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

SpecCP – das Vorfeld in Deklarativsätzen (I)Die Position SpecCP entspricht dem Vorfeld und wird wie folgt besetzt:

• Deklarativsätze (Aussage-Hauptsätze): XP wird ins Vorfeld bewegt.

(112) Gibt der Mann dem Kind jetzt den Mantel?

(113) a. Der Mann gibt dem Kind jetzt den Mantel.b. Dem Kind gibt der Mann jetzt den Mantel.c. Den Mantel gibt der Mann dem Kind jetzt.d. Jetzt gibt der Mann dem Kind den Mantel.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 131/345

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

Verbbewegung und Bewegung nach SpecCPCP

NP

diesen Manni

C′

C0

(kenn-j -t)k

IP

NP

jeder

I′

VP

V′

NP

_i

V0

_j

I0

_k

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 132/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Die Struktur des deutschen Satzes

CP und IP im Deutschen

SpecCP – das Vorfeld in Deklarativsätzen (II)• Ausschlaggebender Faktor für die Auswahl der zu bewegenden Phrase ist die

Informationsstruktur des Satzes:Was an vorangehende oder sonstwie bekannte Information anknüpft, stehtinnerhalb des Satzes eher links (→ vorzugsweise im Vorfeld), und was für denGesprächspartner neu ist, steht eher rechts.

• Bewegung ins Vorfeld von Deklarativsätzen wird auch Topikalisierung genannt.Der Fokus kann aber auch im Vorfeld stehen. Auch Expletiva.

• Achtung:Vorfeldbesetzung hat nicht denselben Status wie die Topikalisierung imEnglischen!

• Analyse funktioniert auch für sogenannte Fernabhängigkeiten:

(114) [Um zwei Millionen Mark]i soll er versucht haben,[eine Versicherung _i zu betrügen].

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 133/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Der Kasus von Argumenten: Struktureller und lexikalischer Kasus

Kasus und Kasusprinzipien• Welche Arten von Kasus gibt es?• Wie hängen Kasus vom syntaktischen Kontext ab?• Bisher wird Kasus in Valenzlisten repräsentiert,

wenn wir die Gesetzmäßigkeiten kennen, muß das nicht mehr sein.Erfassen Generalisierungen undbrauchen nur einen Lexikoneintrag für das Verb lesen in (115):

(115) a. Er möchte das Buch lesen.b. Ich sah ihn das Buch lesen.

Kasus des Subjekts (und des Objekts) wird durch Prinzip geregelt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 134/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Der Kasus von Argumenten: Struktureller und lexikalischer Kasus

Struktureller und lexikalischer Kasus• Wenn Kasus von Argumenten von der syntaktischen Umgebung abhängt,

spricht man von strukturellem Kasus.Ansonsten haben die Argumente lexikalischen Kasus.

• Beispiele für strukturellen Kasus sind:

(116) a. Der Installateur kommt.b. Der Mann läßt den Installateur kommen.c. das Kommen des Installateurs

• In (116) wird der Kasus des Subjekts von kommen verschieden ausgedrückt,in (117) der Kasus des Objekts von schlagen:

(117) a. Karl schlägt den Hund.b. Der Hund wird geschlagen.

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Der Kasus von Argumenten: Struktureller und lexikalischer Kasus

Lexikalische Kasus• vom Verb abhängiger Genitiv ist lexikalischer Kasus:

Bei Passivierung ändert sich der Kasus eines Genitivobjekts nicht.

(118) a. Wir gedenken der Opfer.b. Der Opfer wird gedacht.c. * Die Opfer wird/werden gedacht.

(118b) = unpersönliches Passiv, es gibt kein Subjekt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 136/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Der Kasus von Argumenten: Struktureller und lexikalischer Kasus

Der Dativ ein lexikalischer Kasus?• Genauso gibt es keine Veränderungen bei Dativobjekten:

(119) a. Der Mann hat ihm geholfen.b. Ihm wird geholfen.

• Aber was ist mit (120)?

(120) a. Der Mann hat den Ball dem Jungen geschenkt.b. Der Junge bekam den Ball geschenkt.

• Die Einordnung des Dativs wird kontrovers diskutiert.Drei Möglichkeiten für Dativargumente:1. Alle Dative sind lexikalisch.2. Einige Dative sind lexikalisch, andere strukturell.3. Alle Dative sind strukturell.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 137/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Der Kasus von Argumenten: Struktureller und lexikalischer Kasus

Der Dativ als lexikalischer Kasus• Wenn man den Dativ als lexikalischen Kasus behandelt, muß man beim

Dativpassiv eine Umwandlung von lex. und str. Kasus annehmen.• Haiders Beispiele in (121) sind dann sofort erklärt (1986: S. 20):

(121) a. Er streichelt den Hund.b. Der Hund wurde gestreichelt.c. sein Streicheln des Hundesd. Er hilft den Kindern.e. Den Kindern wurde geholfen.f. das Helfen der Kinder (Kinder nur Agens)g. * sein Helfen der Kinder

• Dativ kann nur pränominal ausgedrückt werden:(122) das Den-Kindern-Helfen

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 138/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Der Kasus von Argumenten: Struktureller und lexikalischer Kasus

Struktureller Kasus und bivalente Verben• Wenn man allein die Unterscheidung strukturell/lexikalisch hat,

bekommt man bei bivalenten Verben ein Problem:

(123) a. Er hilft ihm.b. Er unterstützt ihn.

Die Information im Lexikoneintrag von helfen und unterstützen muß sichunterscheiden.

• Bei ditransitiven Verben kann man Kasus aus allgemeinen Prinzipien ableiten(Nom, Dat, Acc), aber bei bivalenten geht das nicht.→ Dativ bei helfen wird als lexikalisch eingeordnet.Vorhersage: Dativpassiv ist mit diesen Verben nicht möglich.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 139/345

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Der Kasus von Argumenten: Struktureller und lexikalischer Kasus

Das Dativpassiv mit bivalenten Verben

(124) a. Er kriegte von vielen geholfen / gratuliert / applaudiert.b. Man kriegt täglich gedankt.

Die Beispiele in (125) sind Korpusbelege:

(125) a. „Da kriege ich geholfen.“1

b. Heute morgen bekam ich sogar schon gratuliert.2c. „Klärle“ hätte es wirklich mehr als verdient, auch mal zu einem„unrunden“ Geburtstag gratuliert zu bekommen.3

d. Mit dem alten Titel von Elvis Presley „I can’t help falling in love“ bekamKassier Markus Reiß zum Geburtstag gratuliert, […]4

1Frankfurter Rundschau, 26.06.1998, S. 7.2Brief von Irene G. an Ernst G. vom 10.04.1943, Feldpost-Archive mkb-fp-02703Mannheimer Morgen, 28.07.1999, Lokales; „Klärle“ feiert heute Geburtstag.4Mannheimer Morgen, 21.04.1999, Lokales; Motor des gesellschaftlichen Lebens.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 140/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Der Kasus von Argumenten: Struktureller und lexikalischer Kasus

Kasuszuweisung• Lexikalischer Kasus wird vom Verb zugewiesen.• Verben weisen Objektskasus (Akkusativ) zu,

wenn ein Argument strukturellen Kasus hat.• Finites Infl (bzw. T) weist dem Subjekt Nominativ zu.

• Kasusfilter: Jede Nominalphrase muss Kasus haben.

• Kasus wird unter Rektion zugewiesen, d. h. nur an bestimmte Baumpositionen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 141/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Rektion als strukturelle Bedingung für Kasusvergabe

Rektion als strukturelle Bedingung für Kasusvergabe• Kasus und (interne) Theta-Rollen werden nur unter Rektion

(englisch: government) vergeben.• Rektion ist eine syntaktische Relation in der Phrasenstruktur.• Sie beruht auf der Relation m-Kommando.

Der Vollständigkeit halber wird hier gleich auch noch der „Zwillingsbegriff“des c-Kommandos eingeführt (wichtig für Ú Bindungstheorie)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 142/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Rektion als strukturelle Bedingung für Kasusvergabe

c-Kommando und m-KommandoPopuläre Fassung:

• c-Kommando: aufwärts und bei der ersten Möglichkeit wieder abwärts• m-Kommando: aufwärts und spätestens bei der ersten XP wieder abwärts

Exakte Fassung:

c-Kommando A c-kommandiert B genau dann, wenn weder A B dominiert noch BA dominiert und wenn der erste verzweigende Knoten, der A dominiert, auch Bdominiert.

m-Kommando A m-kommandiert B genau dann, wenn weder A B dominiert nochB A dominiert und wenn die erste maximale Projektion XP, die A dominiert,auch B dominiert.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 143/345

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Rektion als strukturelle Bedingung für Kasusvergabe

BeispieleXP

UP X’

VP X’

WP X

YP W’

ZP W

c-Kommando

XP

UP X’

VP X’

WP X

YP W’

ZP W

m-Kommando

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 144/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Rektion als strukturelle Bedingung für Kasusvergabe

Rektion (government)Rektion ist eine strukturelle Relation zwischen Kopf X0 und Phrase YP:

Rektion X0 regiert YP genau dann, wenn a), b) und c) zusammen gelten:a) X0 ist von der Kategorie V, N, A, P (= lexikalische Kategorien) oder finites I.b) X0 m-kommandiert YP.c) Zwischen X0 und YP steht keine Barriere ZP.

Barriere ist dabei sprachspezifisch festgelegt.Vereinfacht: Maximalprojektion außer IP.Klausel c) stellt sicher, daß ein Kopf weder einen Kasus noch eine Theta-Rolle aneinen Bestandteil einer NP oder einer PP vergeben kann. Rektion ist also in derTiefe begrenzt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 145/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Rektion als strukturelle Bedingung für Kasusvergabe

Rektion: BeispielXP

UP X’

VP X’

WP X

YP W’

ZP W

Wenn WP ̸= IP,kann X also z. B. nicht ZP eine Theta-Rolle zuweisen, da WP eine Barriere ist.© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 146/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Rektion als strukturelle Bedingung für Kasusvergabe

Kasus und Passiv als BewegungAnnahmen zu Kasus und Passiv:

• Das Subjekt bekommt von I Kasus, die anderen Argumente von V.• Das Passiv blockiert das Subjekt.• Das Akkusativobjekt bekommt im Passiv zwar eine semantische Rolle,

aber keinen Kasus zugewiesen.• Deshalb muss es in eine Position umgestellt werden,

in der es Kasus bekommt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 147/345

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Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Rektion als strukturelle Bedingung für Kasusvergabe

Kasus- und Theta-Rollen-Vergabe im Aktiv

IP

NP

der Mann

I′

VP

V′

NP

der Frau

V′

NP

den Jungen

V0

zeig-

I0

-t

nur Kasusnur Theta-RolleKasus und Theta-Rolle

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 148/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Rektion als strukturelle Bedingung für Kasusvergabe

Kasus- und Theta-Rollen-Vergabe im Passiv

IP

NP

der Jungei

I′

VP

V′

NP

der Frau

V′

NP

_i

V0

gezeigt wir-

I0

-d

nur Kasusnur Theta-RolleKasus und Theta-Rolle

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 149/345

Transformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)Kasus und Passiv als Bewegung

Rektion als strukturelle Bedingung für Kasusvergabe

Anmerkungen zur Analyse von Passiv als Bewegung• Die Analyse funktioniert gut für das Englische:

(126) a. The mother gave [the girl] [a cookie].b. [The girl] was given [a cookie] (by the mother).

Das Objekt muss wirklich an einer anderen Stelle stehen.• Das ist jedoch für das Deutsche nicht der Fall:

(127) a. weil das Mädchen dem Jungen das Buch schenktb. weil dem Jungen das Buch geschenkt wurdec. weil das Buch dem Jungen geschenkt wurde

(127b) ist im Vergleich zu (127c) die unmarkierte Abfolge.D. h., es muss nichts bewegt werden.

• Lösung: Abstrakte Bewegung. (leeres Expletivronomen in Subjektsposition)• Wir werden alternative Behandlungen des Passivs kennenlernen,

die ohne solche komplizierten Mechanismen auskommen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 150/345

GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Exceptional Case Marking

Exceptional Case Marking• Für Sätze wie (128) – so genannte AcI-Konstruktionen – gibt es mehrere

Analysemöglichkeiten:

(128) dass der Mann den Jungen einen Apfel essen sah

• Entweder man nimmt an, dass essen und sah einen Verbalkomplex bilden, oderman nimmt an, dass sehen eine IP einbettet.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 151/345

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Exceptional Case Marking

AcI mit SatzeinbettungIP

NP

der Mann

I′

VP

V′

IP

NP

den Jungen

I′

VP

V′

NP

einen Apfel

V

ess

I

-en

V

sah

I

_

• Problem bei der IP-Analyse: den Jungen ist Subjekt von essen (SpecIP),bekommt aber Kasus wie ein Objekt.

• Weil IP keine Barriere ist, kann V ausnahmsweise (exceptionally) Kasus an dasSubjekt von essen zuweisen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 152/345

GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Zusammenfassung

ZusammenfassungZiele:

• Zusammenhang zwischen bestimmten Strukturen erfassen, z. B.:• Aktiv/Passiv• Verbletzt-/Verberst-/Verbzweitstellung• nahezu freie Abfolge der Konstituenten im Mittelfeld bei bestimmbarer GrundabfolgeAbbildung von D-Struktur auf S-Struktur.

• Spracherwerb erklären. Dazu• möglichst allgemeines Regel-Gerüst, das für alle Sprachen gleich ist

(X-Theorie)• allgemeine Prinzipien, die für alle Sprachen gelten, aber parametrisierbar sind

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GrammatiktheorieTransformationsgrammatik bis Government & Binding (GB)

Zusammenfassung

ÜbungZeichnen Sie Syntaxbäume für die folgenden Sätze:

(129) a. dass der Mann der Frau hilftb. dass die Frau den Mann liebtc. dass der Mann geliebt wirdd. Der Mann hilft der Frau.e. Der Mann wird geliebt.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Generalized Phrase Structure Grammar (GPSG)• Die GPSG wurde als Antwort auf die Transformationsgrammatik Ende der 70er

Jahre entwickelt.• Hauptpublikation: das Buch von Gazdar, Klein, Pullum & Sag (1985).• Eine GPSG für das Deutsche wurde von Uszkoreit (1987) entwickelt.• Chomsky hat gezeigt, dass Phrasenstrukturgrammatiken inadäquat sind.

GPSG erweitert PSG so, dass für Chomskys Punkte eine adäquate Behandlungmöglich wird:• keine Beschränkung auf atomare Kategorien (Harman 1963)• andere Behandlung der lokalen Umstellung• Passiv als Meta-Regel• Fernabhängigkeiten als Folge lokaler Abhängigkeiten

• Wir gucken diese Erweiterungen im folgenden an.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Allgemeines zum Repräsentationsformat• Kategorien sind Mengen von Merkmal-Wert-Paaren• Lexikoneinträge haben ein Merkmal namens subcat. Der Wert ist eine Zahl.

Diese Zahl sagt etwas darüber aus, in welcher Grammatikregel das Wortverwendet werden kann.

• Beispiele nach Uszkoreit 1987:V2 → H[5] (kommen, schlafen)V2 → H[6], N2[Case Acc] (kennen, suchen)V2 → H[7], N2[Case Dat] (helfen, vertrauen)V2 → H[8], N2[Case Dat], N2[Case Acc] (geben, zeigen)V2 → H[9], V3[+dass] (wissen, glauben)Diese Regeln lizenzieren VPen, d. h. die Kombination eines Verbs mit seinenKomplementen, aber nicht mit dem Subjekt.

• Die Zahlen nach den Kategoriesymbolen (V bzw. N) geben die X-Stufe an.Das Maximum ist bei Uszkoreit drei, nicht wie oft angenommen zwei.

• H steht für Head.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 156/345

GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Prinzipien: Das Kopf-Merkmalsprinzip

Prinzipien: Das Kopf-MerkmalsprinzipHead Feature Convention:Mutterknoten und Head-Tochter müssen in allen Head-Merkmalenübereinstimmen,außer wenn die Merkmale mit explizitem Wert vorgegeben sind.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Lokale Umstellung

Lokale Umstellung• Im Mittelfeld können Argumente in nahezu beliebiger Abfolge angeordnet

werden.

(130) a. [weil] der Mann der Frau das Buch gibtb. [weil] der Mann das Buch der Frau gibtc. [weil] das Buch der Mann der Frau gibtd. [weil] das Buch der Frau der Mann gibte. [weil] der Frau der Mann das Buch gibtf. [weil] der Frau das Buch der Mann gibt

• In (130b–f) muß man die Konstituenten anders betonen und die Menge derKontexte, in denen der Satz mit der jeweiligen Abfolge geäußert werden kann,ist gegenüber (130a) eingeschränkt (Höhle 1982).Abfolge in (130a) = Normalabfolge bzw. die unmarkierte Abfolge.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Lokale Umstellung

Motivation für Linearisierungsregeln (I)Motivation: Permutation mit Phrasenstrukturregeln →braucht für ditransitive Verben sechs Phrasenstrukturregeln für Verbletztstellung:

(131) S → NP[nom] NP[acc] NP[dat] VS → NP[nom] NP[dat] NP[acc] VS → NP[acc] NP[nom] NP[dat] VS → NP[acc] NP[dat] NP[nom] VS → NP[dat] NP[nom] NP[acc] VS → NP[dat] NP[acc] NP[nom] V

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Lokale Umstellung

Motivation für Linearisierungsregeln (II)Plus sechs Regeln für Verberststellung:

(132) S → V NP[nom] NP[acc] NP[dat]S → V NP[nom] NP[dat] NP[acc]S → V NP[acc] NP[nom] NP[dat]S → V NP[acc] NP[dat] NP[nom]S → V NP[dat] NP[nom] NP[acc]S → V NP[dat] NP[acc] NP[nom]

Die Regeln erfassen eine Generalisierung nicht.Genauso für transitive Verben und entsprechende andere Valenzrahmen.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Lokale Umstellung

Abstraktion von linearer Abfolge: Dominanz• Gazdar, Klein, Pullum & Sag (1985):

Trennung von unmittelbarer Dominanz (immediate dominance = ID) undlinearer Abfolge (linear precedence = LP)

• Dominanzregeln sagen nichts über die Reihenfolge der Töchter.

(133) S → V, NP[nom], NP[acc], NP[dat]

Regel in (133) sagt nur, dass S die anderen Knoten dominiert:S

V NP[nom] NP[acc] NP[dat]

• wegen Aufhebung der Anordnungsrestriktion für die rechte Regelseite:statt zwölf Regeln nur noch eine

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Lokale Umstellung

Abstraktion von linearer Abfolge: Lineare Abfolge• LP-Beschränkungen über lokale Bäume, d. h. Bäume der Tiefe eins:

S

V NP[nom] NP[acc] NP[dat]

→ Können etwas über die Abfolge von V, NP[nom], NP[acc] und NP[dat] sagen.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Lokale Umstellung

Erneute Formulierung von Restriktionen• ohne Restriktionen für die rechte Regelseite gibt es zu viel Freiheit

S → V, NP[nom], NP[acc], NP[dat]Die Regel läßt Abfolgen mit dem Verb zwischen NPen zu:

(134) * Der Frau der Mann gibt ein Buch.

• Linearisierungsregeln schließen solche Anordnungen dann aus.

(135) V[+MC] < XX < V[−MC]

mc steht hierbei für main clause.Die LP-Regeln stellen sicher, dass das Verb in Hauptsätzen (+mc) vor allenanderen Konstituenten steht und in Nebensätzen (−mc) nach allen anderen.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Meta-Regeln

Einführung des Subjekts über eine Meta-RegelBisher sehen unsere Regeln aber so aus:

(136) V2 → H[7], N2[Case Dat] (helfen, vertrauen)V2 → H[8], N2[Case Dat], N2[Case Acc] (geben, zeigen)

Mit (136) können wir nur VPen, aber keine Sätze mit Subjekt analysieren.Verwenden Meta-Regel, die sagt: Wenn es in der Grammatik eine Regel der Form „V2besteht aus irgendwas“ gibt, dann muß es auch eine Regel„V3 besteht aus dem, woraus V2 besteht + einer NP im Nominativ“ geben.Formal:

(137) V2 → W 7→V3 → W, N2[Case Nom]

W steht dabei für eine beliebige Anzahl von Kategorien.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Meta-Regeln

Einführung des Subjekts über eine Meta-Regel

(138) V2 → W 7→V3 → W, N2[Case Nom]

Diese Meta-Regel erzeugt aus den Regeln in (139) die Regeln in (140):

(139) V2 → H[7], N2[Case Dat] (helfen, vertrauen)V2 → H[8], N2[Case Dat], N2[Case Acc] (geben, zeigen)

(140) V3 → H[7], N2[Case Dat], N2[Case Nom]V3 → H[8], N2[Case Dat], N2[Case Acc], N2[Case Nom]

Damit stehen Subjekt und andere Argumente gemeinsam auf der rechten Seite derRegel und können also beliebig angeordnet werden,so lange die LP-Regeln nicht verletzt sind.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Passiv als Meta-Regel

Passiv als Meta-RegelBeim Passiv passiert folgendes:

• Das Subjekt wird unterdrückt.• Wenn es ein Akkusativobjekt gibt, wird dieses zum Subjekt.

Das gilt für alle Verbklassen, die ein Passiv bilden können. Dabei ist es egal, ob die Verbeneinstellig, zweistellig oder dreistellig sind:

(141) a. weil er noch gearbeitet hatb. weil noch gearbeitet wurde

(142) a. weil er an Maria gedacht hatb. weil an Maria gedacht wurde

(143) a. weil sie ihn geschlagen hatb. weil er geschlagen wurde

(144) a. weil er ihm den Aufsatz gegeben hatb. weil ihm der Aufsatz gegeben wurde

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Passiv als Meta-Regel

Passiv als Meta-Regel• In der PSG müßte man für jedes Satzpaar jeweils zwei Regeln aufschreiben.• In GPSG gibt es Meta-Regeln für das Passiv.• Zu jeder Aktiv-Regel mit Subjekt und Akkusativobjekt wird eine Passiv-Regel mit

unterdrücktem Subjekt lizenziert. Der Zusammenhang ist also erfaßt.• Unterschied zu Transformationsgrammatik/GB:

Es gibt nicht zwei Bäume, die in Beziehung zueinander gesetzt werden,sondern jeweils Aktiv-Regeln werden zu Passiv-Regeln in Beziehung gesetzt.Mit den Aktiv- bzw. Passiv-Regeln kann man dann zwei unabhängige Strukturenableiten, d. h. (145b) ist nicht auf (145a) bezogen.

(145) a. weil sie ihn geschlagen hatb. weil er geschlagen wurde

Die Generalisierung in bezug auf Aktiv/Passiv ist aber dennoch erfaßt.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Passiv als Meta-Regel

Passiv im EnglischenGazdar, Klein, Pullum & Sag (1985) schlagen folgende Meta-Regel vor:

(146) VP → W, NP 7→VP[PAS] → W, (PP[by])

Diese Regel besagt, dass Verben, die ein Objekt verlangen, in einer Passiv-VP auchohne dieses Objekt auftreten können.Bei den Passiv-VPen kann eine by-PP angeschlossen werden.(VP entspricht V2)

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Passiv als Meta-Regel

Probleme der VP-bezogenen Passivmetaregel1. Regel nimmt nicht auf Verb bezug (nicht alle Verben erlauben Passivierung).2. Unpersönliches Passiv kann nicht durch Unterdrückung eines Objekts abgeleitet

werden. Eine uneinheitliche Behandlung des Passivs scheint unumgänglich zusein, wenn man (146) aufrechterhalten will.

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GrammatiktheorieGeneralized Phrase Structure Grammar (GPSG)

Fernabhängigkeiten als Folge lokaler Abhängigkeiten

Fernabhängigkeiten als Folge lokaler Abhängigkeiten• Bisher können wir nur Verberst- und Verbletztstellung erklären.

(147) a. [dass] der Mann der Frau das Buch gibtb. Gibt der Mann der Frau das Buch?

• Was ist mit Verbzweitstellung?

(148) a. Der Mann gibt der Frau das Buch.b. Der Frau gibt der Mann das Buch.

• Verbzweitstellung wird als Fernabhängigkeit mittels einer Folge lokalerAbhängigkeiten analysiert.Eine der großen Leistungen bei der Entwicklung der GPSG besteht in derEntwicklung einer Alternative zu Transformationen für die Analyse vonFernabhängigkeiten. (siehe aber auch schon Harman 1963)

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Generalized Phrase Structure Grammar (GPSG)Fernabhängigkeiten als Folge lokaler Abhängigkeiten

Meta-Regel zur Einführung von Fernabhängigkeiten

Meta-Regel zur Einführung von FernabhängigkeitenNehmen beliebige Kategorie X aus der Menge der Kategorien auf der rechtenRegelseite und repräsentieren sie auf der linken Seite mit Slash (‘/’):

(149) V3 → W, X 7→V3/X → W

Diese Regel erzeugt aus (150) die Regeln in (151):

(150) V3 → H[8], N2[Case Dat], N2[Case Acc], N2[Case Nom]

(151) V3/N2[Case Nom] → H[8], N2[Case Dat], N2[Case Acc]V3/N2[Case Dat] → H[8], N2[Case Acc], N2[Case Nom]V3/N2[Case Acc] → H[8], N2[Case Dat], N2[Case Nom]

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Generalized Phrase Structure Grammar (GPSG)Fernabhängigkeiten als Folge lokaler Abhängigkeiten

Regel zur Abbindung von Fernabhängigkeiten

Regel zur Abbindung von Fernabhängigkeiten

(152) V3[+Fin] → X[+Top], V3[+MC]/X

X steht dabei für eine beliebige Kategorie,die per ‘/’ in V3 als fehlend markiert wurde.Die für unsere Beispiele interessanten Fälle zeigt (153):

(153) V3[+Fin] → N2[+Top, Case Nom], V3[+MC]/N2[Case Nom]V3[+Fin] → N2[+Top, Case Dat], V3[+MC]/N2[Case Dat]V3[+Fin] → N2[+Top, Case Acc], V3[+MC]/N2[Case Acc]

Linearisierungsregel sorgt dafür, dass X vor dem restlichen Satz steht:

(154) [+Top] < X

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Generalized Phrase Structure Grammar (GPSG)Fernabhängigkeiten als Folge lokaler Abhängigkeiten

Eine Beispielanalyse

Eine BeispielanalyseV3[+fin, +mc]

N2[dat,+top]

dem Mann

V3[+mc]/N2[dat]

V[8,+mc]

gibt

N2[nom]

er

N2[acc]

das Buch

• Metaregel lizenziert Regel, die Dativobjekt in Slash einführt.• Diese wird angewendet und lizenziert den Teilbaum für gibt er das Buch.• Lineariesierungsregel ordnet Verb ganz links an (V[+MC] < X).• Im nächsten Schritt wird die Konstituente hinter dem Slash abgebunden.

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Generalized Phrase Structure Grammar (GPSG)Fernabhängigkeiten als Folge lokaler Abhängigkeiten

Ein Beispiel mit Fernabhängigkeit

Ein Beispiel mit Fernabhängigkeit (I)In (155) hängen alle NPen vom selben Verb ab:

(155) Dem Mann gibt er das Buch.

Man könnte sich ein kompliziertes System von Linearisierungsregeln einfallenlassen, das es dann erlaubt, (155) mit einer ganz flachen Struktur zu analysieren.Allerdings braucht man dann immer noch eine Analyse für:

(156) a. Wen glaubst du, dass ich getroffen habe?b. Gegen ihn falle es den Republikanern hingegen schwerer,

Angriffe zu lancieren.5

(156) kann man nicht über lokale Umstellung erklären, denn wen hängt nicht vonglaubst sondern von getroffen ab und getroffen befindet sich in einem anderenTeilbaum.5taz, 08.02.2008, S. 9

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Generalized Phrase Structure Grammar (GPSG)Fernabhängigkeiten als Folge lokaler Abhängigkeiten

Ein Beispiel mit Fernabhängigkeit

Ein Beispiel mit Fernabhängigkeit (II)• Die Analyse von (157) besteht aus mehreren Schritten: Einführung, Weitergabe

und Abbindung der Information über die Fernabhängigkeit.

(157) Wen glaubst du, dass ich getroffen habe?

• ich getroffen habe ist V3/NP[acc](durch Metaregel lizenzierte Grammatikregel)

• dass ich getroffen habe ist V3/NP[acc](Weitergabe der slash-Information)

• glaubst du, dass ich getroffen habe ist V3/NP[acc](Weitergabe der slash-Information)

• Wen glaubst du, dass ich getroffen habe ist V3(Abbindung der slash-Information in Grammatikregel)

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Generalized Phrase Structure Grammar (GPSG)Fernabhängigkeiten als Folge lokaler Abhängigkeiten

Ein Beispiel mit Fernabhängigkeit

Ein Beispiel mit Fernabhängigkeit (III)V3[+fin,+mc]

N2[acc,+top]

wen

V3[+mc]/N2[acc]

V[9,+mc]

glaubst

N2[nom]

du

V3[+dass,−mc]/N2[acc]

dass

V3[−dass,−mc]/N2[acc]

N2[nom]

ich

V[6,−mc]

gesehen habe

Hierbei habe ich vereinfachend angenommen,dass getroffen habe sich wie ein einfaches transitives Verb verhält.

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GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Merkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle• Literatur: Müller 2010: Kapitel 5

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GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Merkmalstrukturen und -beschreibungen

Merkmalstrukturen und -beschreibungenMerkmalstrukturen werden benutzt,um linguistische Objekte zu modellieren:

• Merkmal-Wert-Struktur• Attribut-Wert-Struktur• feature structure

Der Linguist benutzt Merkmalsbeschreibungen,um über die Merkmalstrukturen zu sprechen:

• attribute-value matrix• feature matrix

• Shieber (1986), Pollard & Sag (1987), Johnson (1988),Carpenter (1992), King (1994), Richter (2004)

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GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Merkmalstrukturen und -beschreibungen

Ein BeispielEine Merkmalbeschreibung, die einen Menschen beschreibt:vorname maxnachname meiergeburtstag 10.10.1985

Rekursive Beschreibungen:

vorname maxnachname meiergeburtstag 10.10.1985

vater

vorname peternachname meiergeburtstag 10.05.1960vater …mutter …

mutter …

Übung: Wie repräsentieren wir die Töchter oder Söhne eines Menschen?

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GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Typen

Typen• Merkmalstrukturen sind von einem bestimmten Typ• Der Typ wird in Merkmalbeschreibungen kursiv gesetzt:[

typeA1 W1

]• Typen sagen etwas darüber aus, welche Merkmale zu einer bestimmten

Beschreibung gehören dürfen/müssen.• Typen sind in Hierarchien organisiert.

Beispiel: part of speech

p-o-s

adj adv det noun prep verb

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GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Strukturteilung

StrukturteilungWerte von A1 und A2 sind token-identisch:[A1 1 [A3 W3]A2 1

]Die Identität der Werte wird durch Boxen verdeutlicht.Boxen kann man als Variablen auffassen.

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GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Unifikation

Unifikation• Grammatikregeln & Lexikoneinträge werden durch Merkmalbeschreibungen

beschrieben.• Grammatikregeln enthalten Beschreibungen möglicher Töchter,

aber nicht die vollständige Information über die Tochter.• Im konkreten Fall muß eine Phrase mit den Anforderungen an die Tochter

kompatibel sein,um in einer Struktur als Tochter vorkommen zu dürfen.

• Bezeichnung für diese spezielle Art der Kompatibilität: Unifizierbarkeit• Wenn man zwei Strukturen unifiziert, bekommt man eine Struktur,

die die Information aus den beiden unifizierten Strukturen enthält,aber keine zusätzliche Information.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 182/345

GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Unifikation

Beispiel: Detektivbüro• Wir suchen nach einer blonden, weiblichen Person namens Meier.• Die Merkmalbeschreibung wäre:

personnachname meiergeschlecht weiblichhaarfarbe blond

• Wenn wir als Antwort folgende Beschreibung bekommen,

wechseln wir das Büro.personnachname meiergeschlecht männlichhaarfarbe rot

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GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Unifikation

Beispiel: Detektivbüro• Wir suchen nach einer blonden, weiblichen Person namens Meier.

personnachname meiergeschlecht weiblichhaarfarbe blond

ein mögliches Ergebnis für eine Anfrage:

personvorname katharinanachname meiergeschlecht weiblichgeburtstag 15.10.1965haarfarbe blond

• Katharina Meier, kann weitere Eigenschaften haben,

die der Detektiv nicht kennt.Wichtig ist nur, daß die, die er kennt, zur Anfrage passen.

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GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Unifikation

Beispiel: DetektivbüroDie Unifikation der Anfrage mit der Information des Detektivs

personnachname meiergeschlecht weiblichhaarfarbe blond

personvorname katharinanachname meiergeschlecht weiblichgeburtstag 15.10.1965haarfarbe blond

ist nicht folgendes, da keine Information über Kinder vorliegt:

personvorname katharinanachname meiergeschlecht weiblichgeburtstag 15.10.1965haarfarbe blondkinder ⟨⟩

Der Detektiv darf sich nichts ausdenken!Er riskiert sonst seinen Job!

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GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Phänomene, Modelle und formale Theorien

Phänomene, Modelle und formale Theorien

Phänomen ModellLinguistische

ObjekteMerkmal-strukturen

Merkmal-beschreibungenFormale Theorie

modelliert

wird von Theorie lizenziertlegt fest

sagt vorher

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GrammatiktheorieMerkmalbeschreibungen, Merkmalstrukturen und Modelle

Hausaufgaben

Hausaufgaben1. Überlegen Sie, wie man Musikinstrumente mittels Merkmalstrukturen beschreiben könnte.2. In diesem Kapitel wurden Listen eingeführt. Dies sieht wie eine Erweiterung des Formalismus

aus. Dem ist aber nicht so, denn man kann die Listennotation in eine Notation überführen, dienur mit Merkmal-Wert-Paaren auskommt. Überlegen Sie wie das geht.

3. Im folgenden Kapitel wird die Relation append eine Rolle spielen, die dazu dient, zwei Listen zueiner dritten zu verknüpfen. Relationale Beschränkungen stellen eine Erweiterung desFormalismus dar. Man kann beliebige Werte von Merkmalen zu anderen Werten in Beziehungsetzen. Es stellt sich die Frage, ob man solch mächtige Beschreibungsmittel in einerlinguistischen Theorie braucht und wenn man sie zuläßt, was für eine Komplexität man ihnenzubilligt. Eine Theorie, die ohne relationale Beschränkungen auskommt, ist einer anderenvorzuziehen.Für die Verkettung von Listen gibt es eine direkte Umsetzung in Merkmalstrukturen ohnerelationale Beschränkungen. Finden Sie diese. Geben Sie Ihre Quellen an und dokumentierenSie, wie Sie bei der Suche nach der Lösung vorgegangen sind.

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GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Lexical Functional Grammar (LFG)• In den 80er Jahren von Joan Bresnan und Ron Kaplan entwickelt.• LFG gehört zur West-Coast-Linguistik:

Joan Bresnan (LFG) und Ivan Sag (HPSG) sind Chomsky-Schüler(MIT liegt an der Ostküste der USA,Stanford bzw. Palo Alto liegen an der Westküste)

• LFG will implementierbar und psycholinguistisch adäquat sein• Lehrmaterial und Überblicksartikel: Bresnan 2001; Dalrymple 2006• Literatur zum Deutschen: Berman 1996; 2003

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GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Allgemeines zum Repräsentationsformat• Mehrere Repräsentationsebenen:

• c-Struktur (Konstituentenstruktur, durch PSG lizenziert, X-Strukturen)• f-Struktur (funktionale Struktur)

• Abbildungen vermitteln zwischen den Strukturen.

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Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Funktionale Struktur

Grammatische Funktionen und F-StrukturIn LFG spielen grammatische Funktionen (Subjekt, Objekt, …) eine große Rolle.Sie sind Primitiva der Theorie.Einem Satz wie (158a) wird eine funktionale Struktur (f-Struktur) wie in (158b) zugeordnet:

(158) a. David devoured a sandwich.

b.

pred ‘devour⟨SUBJ,OBJ⟩’

subj[pred ‘David’

]obj

[spec Apred ‘sandwich’

]

Jedes Inhaltswort steuert ein pred bei. In der pred-Spezifikation ist festgelegt, welchegrammatischen Funktionen ein Kopf regiert. (Rektion = Subkategorisierung)

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Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Funktionale Struktur

Regierbare grammatische FunktionenEntsprechende Funktionen werden regierbare grammatische Funktionen(governable grammatical functions) genannt.Beispiele sind:subj: Subjektobj: Objektcomp (u. a.) SatzkomplementOBJθ: sekundäre obj-Funktionen, die mit einer besonderen,

sprachspezifischen Menge grammatischer Rollen verbundensind. Im Englischen nur OBJ THEME

OBLθ: eine Gruppe thematisch beschränkter obliquer Funktionen wiez. B. OBLGOAL oder OBLAGENT, die oft adpositionalen Phra-sen in der c-Struktur entsprechen.

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Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Funktionale Struktur

Nicht-regierbare grammatische FunktionenAußerdem gibt es nicht-regierbare grammatische Funktionen:Beispiele sind:adj: Adjunktetopic: das Topik einer Äußerungfocus: der Fokus einer Äußerung

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Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Funktionale Struktur

Funktionale BeschreibungenBezug auf den Wert des Merkmals tense in einer funktionalen Struktur f

(159) (f TENSE)

In einer f-Beschreibung kann man etwas über den Wert aussagen,den dieses Merkmal haben muß:

(160) (f TENSE) = PAST

Wir können auch sagen, dass ein Merkmal eine bestimmte f-Struktur als Wert hat.Der Ausdruck in (161) sagt, dass das subj-Merkmal in f die f-Struktur g ist:

(161) (f SUBJ) = g

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Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Funktionale Struktur

(162) a. David sneezed.b. (f PRED) = ‘SNEEZE⟨SUBJ ⟩’

(f TENSE) = PAST(f SUBJ) = g(g PRED) = ‘David’

Die Beschreibung in (162) gilt für die folgende Struktur:

(163) f:

pred ‘SNEEZE⟨SUBJ ⟩’tense PASTsubj g:

[pred ‘David’

]

Die Beschreibung gilt auch für viele andere Strukturen, die noch weitere Merkmaleenthalten, wir sind aber nur an den Strukturen interessiert,die minimal die Information enthalten, die wir vorgegeben haben.

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Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Funktionale Struktur

(164) a. David sneezed.b. IP

NP

N′

N

David

I′

VP

V′

V

sneezed

pred ‘SNEEZE⟨SUBJ ⟩’tense PAST

subj[pred ‘David’

Eine Phrase und ihr Kopf entsprechen immer derselben f-Struktur.IP, I′ und I, (und auch VP) werden auf dieselbe f-Struktur abgebildet.

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Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Funktionale Struktur

(165) V′

V

sneezed

[PRED ‘SNEEZE⟨SUBJ ⟩’TENSE PAST

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Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Funktionale Struktur

(166) a. David is yawning.b. IP

NP

N′

N

David

I′

I

is

VP

V′

V

yawning

PRED ‘YAWN⟨SUBJ ⟩’TENSE PRESSUBJ

[PRED ‘David’

]

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Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Vollständigkeit (Completeness)

Vollständigkeit (Completeness)Elemente, die in pred verlangt werden, müssen auch realisiert werden:

(167) a. * David devoured.

b.

pred ‘devour⟨SUBJ,OBJ⟩’

subj[pred ‘David’

] In (167b) fehlt obj, weshalb (167a) als ungrammatisch erkannt wird.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 198/345

Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Kohärenz (Coherence)

Kohärenz (Coherence)Alle Argumentfunktionen in einer f-Struktur müssen im Wert des lokalenpred-Attribut seligiert sein.

(168) a. * David devoured a sandwich that Peter sleeps.

b.

pred ‘devour⟨SUBJ,OBJ⟩’subj [ pred ‘David’ ]

obj[spec Apred ‘sandwich’

]

comp

pred ‘sleep⟨SUBJ⟩’

subj[pred ‘Peter’

]

(168a) ist ausgeschlossen,da comp nicht bei den Argumenten von ‘devour’ auftaucht.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 199/345

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Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Beschränkung der c-Struktur/f-Struktur-Beziehung

Beschränkung der c-Struktur/f-Struktur-Beziehungdie f-Struktur des unmittelbar dominierenden Knotens: ↑die f-Struktur des gegenwärtigen c-Struktur-Knotens: ↓

(169) V′ → V↑ = ↓

f-Struktur der Mutter = eigene f-Struktur

(170) V′

V

[ ]

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 200/345

Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Beschränkung der c-Struktur/f-Struktur-Beziehung

V′-Regel mit Objekt

(171) V′ → V↑= ↓

NP(↑ OBJ) = ↓

(172) V′

V NP

[OBJ [ ]

]

Annotation an der NP sagt:Die f-Struktur des Knotens unterhalb von NP ist identischmit dem obj-Wert in der f-Struktur der Mutter.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 201/345

Lexical Functional Grammar (LFG)Allgemeines zum Repräsentationsformat

Beschränkung der c-Struktur/f-Struktur-Beziehung

Ein LexikoneintragGenauso in Lexikoneinträgen:

(173) sneezed V (↑ PRED) = ‘SNEEZE⟨SUBJ ⟩’(↑ TENSE) = PAST

(174) V

sneezed

[PRED ‘SNEEZE⟨SUBJ ⟩’TENSE PAST

]

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 202/345

GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Lexikalische Integrität (Lexical Integrity)

Lexikalische Integrität (Lexical Integrity)Bresnan & Mchombo (1995):Wörter sind die „Atome“, aus denen sich die syntaktische Struktur zusammensetzt.Syntaktische Regeln können keine Wörter erzeugen oder auf die interne Struktur vonWörtern Bezug nehmen.Jeder Terminalknoten (jedes „Blatt“ des Baumes) ist ein Wort.Daraus ergibt sich:Analysen wie folgende GB-Analyse für (175) sind ausgeschlossen:

(175) MarieMarie

neneg

parleraitspeak.cond.3sg

pasneg

‘Marie würde nicht sprechen.’

In Pollocks Analyse befinden sich Wortbestandteile (Morpheme) in bestimmtenBaumpositionen und werden erst nach gewissen Umstellungen zusammengeführt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 203/345

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GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Lexikalische Integrität (Lexical Integrity)

GB-Analyse mit Morphemen als Terminalsymbolen (Pollock 1989)AgrP

Spec-AgrP Agr′

Agr

-ait

NegP

Spec-NegP

pas

Neg′

Neg

ne

TP

Spec-TP T′

T

-er-

VP

Spec-VP

Marie

V′

V

parl-

Marie ne parlerait pas

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 204/345

GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Lexikalische Integrität (Lexical Integrity)

Lexikalische Integrität und Passiv• Beobachtung: Neben dem verbalen Passiv gibt es passivische Adjektive, die die

gleichen morphologischen Idiosynkrasien aufweisen wie die entsprechendenPartizipien (Bresnan 2001: 31)

(176) a. a well-written novel (write – written)b. a recently given talk (give – given)c. my broken heart (break – broken)d. an uninhabited island (inhabit – inhabited)e. split wood (split – split)

• Wenn man von lexikalischer Integrität ausgeht,dann müssen Adjektive im Lexikon abgeleitet sein.

• Wenn das verbale Passiv ein phrasenstruktureller Prozess wäre,dann wäre Formengleichheit ein unerklärter Zufall.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 205/345

GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Lexikalische Integrität (Lexical Integrity)

Passiv als lexikalischer Prozeß• Grammatische Funktionen sind Primitiva

(d. h. nicht abgeleitet aus der Baum-Position [z. B. Subjekt = SpecIP])• Wörter (d.h. vollständig flektierte Wortformen) bestimmen die grammatische

Funktion ihrer Argumente• Es besteht eine Hierarchie von Grammatischen Funktionen• Bei der Bildung von Partizipien in der Morphologie verliert das „höchstwertige“

Verbargument seinen Status• Das nächste Argument rückt nach und wird nicht als OBJECT,

sondern als SUBJECT realisiert.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 206/345

GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Lexikalische Integrität (Lexical Integrity)

Die Lexikonregel• Das Nachrücken und die Zuweisung von grammatischen Funktionen regelt die

Lexical Mapping Theory.• In früheren Arbeiten (Bresnan 1982b) war das noch explizit kodiert:

(177) Passivierungsregel:(SUBJ) 7→ ∅/(OBL)(OBJ) 7→ (SUBJ)

Das besagt: Das Subjekt wird entweder nicht ausgedrückt (∅) oderals obliques Element (im Deutschen von-PP)Wenn es ein Akkusativ-Objekt gibt, wird dieses zum Subjekt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 207/345

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GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Verbstellung

Verbstellung• Es werden zwei Möglichkeiten vorgeschlagen:

• eine Spur in Verbletztstellung (wie in GB auch) (siehe Choi 1999) und• sogenannte erweiterte Kopfdomänen (extended head domains).

• Erweiterte Kopfdomänen: Verb wird in der Verbphrase einfach weggelassen:

(178) VP → (NP) (NP) (NP) (V)

Alle Bestandteile der VP sind optional,was durch die Klammern gekennzeichnet wird.

• Wie in GB-Analysen steht das Verb in der C-Position.Es steuert von da seine f-Struktur-Information bei.

• VP ohne V? Es muß nur sichergestellt werden, dass bei einer Analyse eines Satzesalle notwendigen Bestandteile (und nur die) vorhanden sind.Das regeln die Beschränkungen für Vollständigkeit und Kohärenz.Von wo die Information kommt, ist dabei nicht wichtig.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 208/345

GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Verbstellung

Ein Beispiel für die VerberststellungsanalyseCP

↑ = ↓C

↑ = ↓C

verschlingt

devours

↑ = ↓VP

(↑ subj) = ↓NP

David

David

(↑ obj) = ↓NP

den Apfel

the apple

pred ‘VERSCHLINGEN⟨subj,obj⟩’

subj[pred ‘DAVID’

]tense PRES

obj[pred ‘APFEL’

]

Analyse frei nach Berman (2003: 41).© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 209/345

GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Lokale Umstellungen

Lokale Umstellungen• Zwei Möglichkeiten werden in der Literatur diskutiert:

• Umstellung von Argumenten aus einer Basiskonfiguration wie in GB(siehe Choi 1999)

• direkte Ableitung über Phrasenstrukturregeln (siehe Berman 1996; 2003)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 210/345

GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Lokale Umstellungen

Unterspezifikation des Kasus in der c-Struktur• Die Regel, die wir schon kennen, sagt nichts über den Kasus oder die grammatischen

Funktionen der Elemente aus:

(179) VP → (NP) (NP) (NP) (V)

Wenn man die grammatische Funktion einer NP erst in Abhängigkeit von ihrem Kasusbestimmt, dann kann man mit der Regel in (179) alle Anordnungen der Nominalphrasenableiten.

• Berman (2003: 37) schlägt ähnliche Analyse vor:

(180) (↓case) = ACC ⇒ (↑OBJ)=↓

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 211/345

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Lexical Functional Grammar (LFG)Fernabhängigkeiten und Funktionale Ungewißheit

Diskursfunktionen

Fernabhängigkeiten: Diskursfunktionen (I)• Beobachtung: die versetzte Konstituente (Chris in (181)) ist durch zwei

Funktionen ausgezeichnet:

(181) Chris, we think that David saw.

• eine Argumentfunktion, die kanonisch an anderer Stelle realisiert würde(im Beispiel obj des Verbs saw),

• eine besondere Hervorhebung des informationsstrukturellen Status in diesemSatzgefüge – eine sog. Diskursfunktion(im Beispiel topic des Matrixsatzes).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 212/345

Lexical Functional Grammar (LFG)Fernabhängigkeiten und Funktionale Ungewißheit

Diskursfunktionen

Diskursfunktionen (II)• Grammatikalisierte Diskursfunktionen: topic und focus

(daneben wird subj als Default-Diskursfunktion klassifiziert).• Nur grammatikalisierte Diskursfunktionen werden auf f-Struktur markiert, also

solche, die einem festen syntaktischen Mechanismus unterliegen und mit dem Restder Syntax interagieren.

• Im Gegensatz zu den Argumentfunktionen werden die Diskursfunktionen topic undfocus nicht lexikalisch subkategorisiert(unterliegen also nicht der Completeness- und Coherence-Bedingung)

• topic und focus werden mit einer f-Struktur identifiziert,die eine Argument-Funktion trägt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 213/345

Lexical Functional Grammar (LFG)Fernabhängigkeiten und Funktionale Ungewißheit

Diskursfunktionen

Diskursfunktionen in der f-Struktur(182) a. Chris, we think that David saw.

b.

pred ‘think⟨ SUBJ, COMP⟩’

topic[pred ‘Chris’

]subj

[pred ‘pro’

]

comp

pred ‘see⟨ SUBJ, OBJ⟩

subj[pred ‘David’

]obj

Der Strich sagt: Der Wert von topic ist mit dem von comp obj identisch.Als Beschränkung: (↑topic)=(↑comp obj)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 214/345

Lexical Functional Grammar (LFG)Fernabhängigkeiten und Funktionale Ungewißheit

Diskursfunktionen

Verschiedene Einbettungstiefen (I)

(183) a. Chris, we saw.

b.

pred ‘see⟨ SUBJ, OBJ⟩’

topic[pred ‘Chris’

]subj

[pred ‘pro’

]obj

Als Beschränkung: (↑topic)=(↑obj)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 215/345

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Lexical Functional Grammar (LFG)Fernabhängigkeiten und Funktionale Ungewißheit

Diskursfunktionen

Verschiedene Einbettungstiefen (II)

(184) a. Chris, we think Anna claims that David saw.

b.

pred ‘think⟨ SUBJ, COMP⟩’

topic[pred ‘Chris’

]subj

[pred ‘pro’

]

comp

pred ‘claim⟨ SUBJ, COMP⟩

subj[pred ‘Anna’

]

comp

pred ‘see⟨ SUBJ, OBJ⟩

subj[pred ‘David’

]obj

Als Beschränkung: (↑topic)=(↑comp comp obj)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 216/345

Lexical Functional Grammar (LFG)Fernabhängigkeiten und Funktionale Ungewißheit

Diskursfunktionen

Funktionale Ungewißheit• Die Beschränkungen sind c-Struktur-Beschränkungen:

CP → XP C′

(↑topic) = ↓ ↑=↓(↑topic) = (↑comp obj)

• Wir haben aber auch andere Einbettungestiefen:(↑topic)=(↑obj)(↑topic)=(↑comp obj)(↑topic)=(↑comp comp obj)…

• Die Generalisierung über diese Gleichungen ist:(↑topic)=(↑comp* obj)Dabei steht der ‘*’ für beliebig viele Vorkommen von COMP.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 217/345

Lexical Functional Grammar (LFG)Fernabhängigkeiten und Funktionale Ungewißheit

Diskursfunktionen

Disjunktionen und Variablen für grammatische Funktionen• Im Deutschen kann nicht nur ein topic im Vorfeld stehen,

sondern auch ein focus.• Man kann in LFG-Gleichungen auch Disjunktionen verwenden:

(↑topic|focus)=(↑comp* obj)• Für topic|focus kann man einen eigenen Bezeichner einführen:

df steht für eine Disjunktion der Diskursfunktionen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 218/345

GrammatiktheorieLexical Functional Grammar (LFG)

Zusammenfassung

Zusammenfassung• LFG ist unifikationsbasiert, arbeitet mit Merkmalsstrukturen und PSG-Regeln• grammatische Funktionen sind Primitive der LFG,

sie sind nicht strukturell definiert (wie in der GB)• LFG ist lexikalistisch. Valenzänderungen wie bei Passivierung erfolgen im

Lexikon mittels lexikalischer Regeln.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 219/345

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GrammatiktheorieKategorialgrammatik (CG)

Kategorialgrammatik• Kategorialgrammatik ist die älteste der hier besprochenen Theorien (Ajdukiewicz

1935).• Heute hauptsächlich in Edinburgh, Uetrecht und Amsterdam betrieben.• Wichtige Artikel und Bücher von Steedman (1991; 2000); Steedman &

Baldridge (2006)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 220/345

GrammatiktheorieKategorialgrammatik (CG)

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Motivation der Kategorialgrammatik• komplexe Kategorien ersetzen das subcat-Merkmal der GPSG

Regel Kategorie im Lexikonvp → v(ditrans) np np (vp/np)/npvp → v(np_and_pp) np pp(to) (vp/pp)/np

• Es gibt nur noch sehr wenige, sehr abstrakte Regeln:

(185) MultiplikationsregelRegel1: X/Y * Y = X

Diese Regel sagt: Kombiniere ein X, das ein Y sucht, mit dem Y,wenn es rechts von X/Y steht.

• Valenz ist nur noch einmal kodiert, nämlich im Lexikon.Bisher Valenz in den Grammatikregeln und im subcat-Merkmal desLexikoneintrags.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 221/345

GrammatiktheorieKategorialgrammatik (CG)

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Ein Beispiel

(186) MultiplikationsregelRegel1: X/Y * Y = X

Diese Regel sagt: Kombiniere ein X, das ein Y sucht, mit dem Y,wenn es rechts von X/Y steht.chased Maryvp/np np

>vpKategorie v wird nicht mehr benötigt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 222/345

GrammatiktheorieKategorialgrammatik (CG)

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Kategorialgrammatik• vp kann auch eleminiert werden: vp = s\np

(187) Regel2: Y * X\Y = X

the cat chased Marynp/n n (s\np)/np np

> >np s\np

<s• kein expliziter Unterschied zwischen Phrasen und Wörtern:

• intransitives Verb = Verbphrase = (s\np)• genauso Eigennamen = Nominalphrasen = np

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 223/345

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GrammatiktheorieKategorialgrammatik (CG)

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Modifikation• optionale Modifikatoren:

vp → vp ppnoun → noun ppbeliebig viele PPen nach einer VP bzw. einem Nomen

• Modifikatoren allgemein haben Form: X\X bzw. X/X• Prämodifikator für Nomina:

noun → adj nounAdjektive = n/n

• Postmodifier für Nomina: n\n• vp-Modifikator → X = s\np• vp-Modifikator: (s\np)\(s\np).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 224/345

GrammatiktheorieKategorialgrammatik (CG)

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Ableitung mit einer Kategorialgrammatik

The small cat chased Mary quickly round the gardennp/n n/n n (s\np)/np np (s\np)\(s\np) (s\np)\(s\np)/np np/n n

> >n s\np

> <np s\np

>np>

(s\np)\(s\np)<

(s\np)<s

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 225/345

Kategorialgrammatik (CG)Verbstellung

Variable Verzweigung

Verbstellung• Steedman (2000: S. 159) für das Niederländische:

(188) a. gaf (‘geben’) mit Verbletztstellung: (S+SUB\NP)\NPb. gaf (‘geben’) mit Verberststellung: (S−SUB/NP)/NP

Das eine geben verlangt Argumente rechts und das andere links von sich.• Die beiden Lexikoneinträge werden über Lexikonregeln zueinander in Beziehung

gesetzt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 226/345

Kategorialgrammatik (CG)Verbstellung

Variable Verzweigung

Anmerkung zu dieser Analyse der VerbstellungMan beachte: Die NPen müssen in verschiedenen Reihenfolgen mit dem Verbkombiniert werden. Die Normalstellung entspricht:

(189) a. mit Verbletztstellung: (S+SUB\NP[nom])\NP[acc]b. mit Verberststellung: (S−SUB/NP[acc])/NP[nom]

Zur Kritik an solchen Analysen mit variabler Verzweigung siehe Müller 2005a.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 227/345

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Kategorialgrammatik (CG)Verbstellung

Verbstellung mit Spur

Verbstellung mit SpurJacobs (1991) schlägt eine Spur in Verbletztstellung vor,die die Argumente des Verbs und das Verb in Erststellung selbst als Argumentverlangt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 228/345

GrammatiktheorieKategorialgrammatik (CG)

Konstituentenstellung

Konstituentenstellung• Bisher haben wir Kombination nach links und Kombination nach rechts gesehen.

Die Abbindung der Argumente erfolgte immer in einer festen Reihenfolge (vonaußen nach innnen).

• Steedman & Baldridge (2006) unterscheiden:• Sprachen, in denen die Reihenfolge der Abbindung egal ist• Sprachen, in denen die Richtung der Kombination egal ist

Englisch (S\NP)/NP S(VO)Latein S{|NP[nom], |NP[acc] } freie StellungTagalog S{/NP[nom], /NP[acc] } freie Stellung, verbinitialJapanisch S{\NP[nom], \NP[acc] } freie Stellung, verbfinal

Elemente in Klammern in beliebiger Reihenfolge abbindbarSteht ‘|’ statt ‘\’ oder ‘/’, dann ist die Abbindungsrichtung egal.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 229/345

GrammatiktheorieKategorialgrammatik (CG)

Passiv

PassivLexikonregel:

(190) a. lieben: S+SUB { \NP[nom]i, \NP[acc]j }b. geliebt: Spas { \NP[nom]j, \PP[von]i }

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 230/345

GrammatiktheorieKategorialgrammatik (CG)

Fernabhängigkeiten

FernabhängigkeitenSteedman & Baldridge (2006: S. 614):

(191) the man that Manny says Anna married

Lexikoneintrag für Relativpronomen:

(192) (N\N)/(S/NP)

Wenn ich rechts von mir einen Satz finde, dem noch eine NP fehlt,dann kann ich mit dem zusammen einen N-Modifikator (N\N) bilden.Das Relativpronomen ist in dieser Analyse der Kopf (Funktor).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 231/345

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Kategorialgrammatik (CG)Fernabhängigkeiten

Type Raising

Type RaisingDie Kategorie np kann durch type raising in die Kategorie (s/(s\np)) umgewandeltwerden. Kombiniert man diese Kategorie mit (s\np) erhält man dasselbe Ergebniswie bei einer Kombination von np und (s\np) mit Regel 1.

(193) a. np * s \ np → sb. s / (s \ np) * s \ np → s

Man dreht durch Type Raising die Selektionsrichtung um.In (193a) selegiert ein Verb (bzw. s) links von sich eine NP,in (193b) selegiert ein Nomen rechts von sich ein Verb (s),das links von sich eine NP erwartet.Das Ergebnis der Kombination ist in beiden Fällen ein Satz.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 232/345

Kategorialgrammatik (CG)Fernabhängigkeiten

Vorwärts- und Rückwärtskomposition

Vorwärts- und Rückwärtskomposition

(194) X/Y * Y/Z = X/Z Vorwärtskomposition (fc)Y\Z * X\Y = X\Z Rückwärtskomposition (bc)

Beispiel Vorwärtskomposition:Wenn ich Y finde, bin ich ein vollständiges X.Ich habe ein Y, dem aber noch ein Z fehlt.Wenn ich dieses Element mit X/Y verbinde, bekomme ich etwas,das ein X ist, wenn es noch mit einem Z verbunden wird.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 233/345

Kategorialgrammatik (CG)Fernabhängigkeiten

Relativsätze mit Fernabhängigkeiten

Relativsätze mit Fernabhängigkeitenthat Manny says Anna married

>T >T(N\N)/(S/NP) S/(S\NP) (S\NP)/S S/(S\NP) (S\NP)/NP

>B >BS/S S/NP

>BS/NP

>N\N

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 234/345

Kategorialgrammatik (CG)Fernabhängigkeiten

Relativsätze mit Fernabhängigkeiten

Anmerkung zu dieser RelativsatzanalyseDie Annahme, dass das Relativpronomen der Kopf ist, ist problematisch, daRattenfängerkonstruktionen wie (195) nicht einfach erklärt werden können (Pollard1988).

(195) a. Here’s the minister [[in [the middle [of [whose sermon]]]] the dogbarked].6

b. Reports [the height of the lettering on the covers of which] thegovernment prescribes should be abolished.7

Zu Analysen siehe (Morrill 1995; Steedman 1997).

6Pollard & Sag (1994: S. 212)7Ross67

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 235/345

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GrammatiktheorieKategorialgrammatik (CG)

Übungsaufgabe

ÜbungsaufgabeAnalysieren Sie den Satz:

(196) Die Kinder im Zimmer lachen laut.

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GrammatiktheorieHPSG

Head-Driven Phrase Structure Grammar (HPSG)• Von Carl Pollard und Ivan Sag Mitte der 80er Jahre entwickelt

(Pollard & Sag 1987; 1994)• HPSG gehört wie LFG zur West-Coast-Linguistik.• Lehrmaterial und Überblicksartikel:

Müller 2013b; 2014b; Levine & Meurers 2006; Müller & Machicao y Priemer2019

• Ivan Sag war einer derjenigen, die GPSG entwickelt haben.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 237/345

GrammatiktheorieHPSG

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Grundlegendes zur HPSG• lexikalisiert (head-driven/kopfgesteuert)• zeichenbasiert (de Saussure 1916)• getypte Merkmalstrukturen (Lexikoneinträge, Phrasen, Prinzipien)• Mehrfachvererbung• monostratale Theorie

• Phonologie• Syntax• Semantik

wordphon ⟨ Grammatik ⟩

synsem|loc

loc

cat

cat

head[

nouncase 1

]

spr⟨DET[case 1 ]

cont …

[grammatikinst X

]

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GrammatiktheorieHPSG

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Einflüsse• Kategorialgramamtik

(Funktor-Argument-Strukturen, Valenz, Argumentkomposition)• GPSG

(ID/LP-Format, Slash-Mechanismus für Fernabhängigkeiten)• Government & Binding

(u.a. Analyse der Verbstellung im Deutschen)

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GrammatiktheorieHPSG

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Valenz und Grammatikregeln: PSG• große Anzahl von Regeln:

S → NP, V X schläftS → NP, NP, V X Y liebtS → NP, PP[über], V X über Y sprichtS → NP, NP, NP, V X Y Z gibtS → NP, NP, PP[mit], V X Y mit Z dient

• Verben müssen mit passender Regel verwendet werden.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 240/345

GrammatiktheorieHPSG

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Valenz und Grammatikregeln: HPSG• Argumente als komplexe Kategorien in der lexikalischen Repräsentation eines

Kopfes repräsentiert(wie Kategorialgrammatik)

• Verb compsschlafen ⟨ NP ⟩lieben ⟨ NP, NP ⟩sprechen ⟨ NP, PP[über] ⟩geben ⟨ NP, NP, NP ⟩dienen ⟨ NP, NP, PP[mit] ⟩

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 241/345

GrammatiktheorieHPSG

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Beispielstruktur mit Valenzinformation (I)

V[comps ⟨⟩]

1 NP[nom]

Peter

V[comps ⟨ 1 ⟩]

schläft

V[comps ⟨ ⟩] entspricht hierbei einer vollständigen Phrase(VP oder auch S)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 242/345

GrammatiktheorieHPSG

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Beispielstruktur mit Valenzinformation (II)

V[comps ⟨⟩]

1 NP[nom]

Peter

V[comps ⟨ 1 ⟩]

2 NP[acc]

Maria

V[comps ⟨ 1 , 2 ⟩]

erwartet

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 243/345

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GrammatiktheorieHPSG

Passiv

Passiv• HPSG folgt Bresnans Argumentation, dass das Passiv im Lexikon behandelt

werden sollte.• Eine Lexikonregel nimmt den Verbstamm als Eingabe und lizenziert die

Partizipform, wobei das prominenteste Argument (das sogenannte designierteArgument) unterdrückt wird.

• Da grammatische Funktionen in der HPSG keine Bestandteile der Theorie sind,braucht man auch keine Mapping-Prinzipien,die Objekte auf Subjekte mappen.

• Allerdings muss die Kasusänderung bei Passivierung erklärt werden.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 244/345

HPSGPassiv

Struktureller Kasus

Struktureller und lexikalischer Kasus• Wenn Kasus von Argumenten von der syntaktischen Umgebung abhängt, spricht

man von strukturellem Kasus.Ansonsten haben die Argumente lexikalischen Kasus.

• Beispiele für strukturellen Kasus sind:

(197) a. Der Installateur kommt.b. Der Mann läßt den Installateur kommen.c. das Kommen des Installateurs

• In (197) handelt es sich um Subjektskasus, in (198) um Objektskasus:

(198) a. Karl schlägt den Hund.b. Der Hund wird geschlagen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 245/345

HPSGPassiv

Lexikalischer Kasus

Lexikalische Kasus• Vom Verb abhängiger Genitiv ist lexikalischer Kasus:

Bei Passivierung ändert sich der Kasus eines Genitivobjekts nicht.

(199) a. Wir gedenken der Opfer.b. Der Opfer wird gedacht.c. * Die Opfer wird/werden gedacht.

(199b) = unpersönliches Passiv, es gibt kein Subjekt.• Den Dativ zähle ich zu den lexikalischen Kasus (umstritten).• Zur Diskussion und weiteren Fällen von lexikalischem Kasus siehe Müller 2013b.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 246/345

HPSGPassiv

Valenzinformation und das Kasusprinzip

Valenzinformation und das KasusprinzipPrinzip (Kasusprinzip (vereinfacht))

• In einer Liste, die sowohl das Subjekt als auch die Komplemente eines verbalenKopfes enthält, bekommt das erste Element mit strukturellem Kasus Nominativ.

• Alle anderen Elemente der Liste, die strukturellen Kasus tragen, bekommenAkkusativ.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 247/345

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HPSGPassiv

Valenzinformation und das Kasusprinzip

Aktivprototypische Valenzlisten:

(200) a. schläft: comps ⟨ NP[str]j ⟩b. unterstützt: comps ⟨ NP[str]j, NP[str]k ⟩c. hilft: comps ⟨ NP[str]j, NP[ldat]k ⟩d. schenkt: comps ⟨ NP[str]j, NP[str]k, NP[ldat]l ⟩

str steht für strukturell, ldat für lexikalischen Dativ.Das erste Element in der comps-Liste bekommt Nominativ.Alle anderen mit strukturellem Kasus bekommen Akkusativ.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 248/345

HPSGPassiv

Valenzinformation und das Kasusprinzip

Passiv

(201) a. schläft: comps ⟨ NP[str]j ⟩b. unterstützt: comps ⟨ NP[str]j, NP[str]k ⟩c. hilft: comps ⟨ NP[str]j, NP[ldat]k ⟩d. schenkt: comps ⟨ NP[str]j, NP[str]k, NP[ldat]l ⟩

Bei Passivierung der Verben ergeben sich die folgenden comps-Listen:

(202) a. geschlafen wird: comps ⟨ ⟩b. unterstützt wird: comps ⟨ NP[str]k ⟩c. geholfen wird: comps ⟨ NP[ldat]k ⟩d. geschenkt wird: comps ⟨ NP[str]k, NP[ldat]l ⟩

In (202) steht jetzt eine andere NP an erster Stelle.Wenn diese NP strukturellen Kasus hat, bekommt sie Nominativ,wenn das wie in (202c) nicht der Fall ist, bleibt der Kasus, wie er ist,nämlich lexikalisch spezifiziert.© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 249/345

GrammatiktheorieHPSG

Verbstellung

Repräsentationen und Lexikonregeln: Verbbewegung

VP

V ⟨ VP//V ⟩

V

kenntk

VP//V

NP

jeder

V′//V

NP

diesen Mann

V//V

_k

• In Verberstsätzen steht in der Verbletztposition eine Spur.• In Verberststellung steht eine besondere Form des Verbs,

die eine Projektion der Verbspur selegiert.• Dieser spezielle Lexikoneintrag ist durch eine Lexikonregel lizenziert.• Verbindung Verb/Spur durch Informationsweitergabe im Baum

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 250/345

GrammatiktheorieHPSG

Lokale Umstellung

Lokale UmstellungMehrere Möglichkeiten:

• ganz flache Strukturen. Umordnung wie bei GPSG• binär verzweigende Strukturen,

Abbindung der Argumente in beliebiger Reihenfolge

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HPSGLokale Umstellung

Binär verzweigende Strukturen

Beispiel: Normalabfolge

(203) a. weil jeder das Buch kenntb. weil das Buch jeder kennt

V[comps ⟨⟩]

1 NP[nom]

jeder

V[comps ⟨ 1 ⟩]

2 NP[acc]

diesen Mann

V[comps ⟨ 1 , 2 ⟩]

kennt

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 252/345

HPSGLokale Umstellung

Binär verzweigende Strukturen

Beispiel: UmstellungV[comps ⟨⟩]

2 NP[acc]

diesen Mann

V[comps ⟨ 2 ⟩]

1 NP[nom]

jeder

V[comps ⟨ 1 , 2 ⟩]

kennt

Unterschied nur in Abbindungsreihenfolge der Elemente in comps

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 253/345

GrammatiktheorieHPSG

Fernabhängigkeiten

KonstituentenbewegungVP

NP

diesen Manni

VP/NP

V

V

kenntk

VP/NP

NP/NP

_i

V′

NP

jeder

V

_k

• Wie bei Verbbewegung: Spur an ursprünglicher „normaler“ Position.• Weiterreichen der Information im Baum• Konstituentenbewegung ist nicht lokal, Verbbewegung ist lokal

mit zwei verschiedenen Merkmalen modelliert (slash vs. dsl)

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GrammatiktheorieKonstruktionsgrammatik (CxG)

Konstruktionsgrammatik (I)• Konstruktionsgrammatik gehört auch zur West-Coast-Linguistik• Sie wurde maßgeblich von Charles Fillmore, Paul Kay und Adele Goldberg

geprägt. (Fillmore, Kay & O’Connor 1988; Kay & Fillmore 1999; Kay 2002;2005; Goldberg 1995; 2006)

• Fillmore, Kay, Jakendoff und andere weisen darauf hin, dass Sprache zu großenTeilen aus komplexeren Einheiten besteht, die sich jedoch nicht ohne weiters mitden Mitteln beschreiben lassen, die wir bisher kennengelernt haben.

• In Frameworks wie GB wird explizit zwischen Kerngrammatik und Peripherieunterschieden und die Peripherie wird weitestgehend ignoriert. Die Kritik derCxG an einer solchen Praxis ist berechtigt, da die Zuordnung zur Peripheriemitunter willkürlich scheint und auch nichts gewonnen ist, wenn man große Teilevon Sprachen von der Beschreibung ausschließt, weil sie teilweise irregulär ist.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 255/345

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GrammatiktheorieKonstruktionsgrammatik (CxG)

Konstruktionsgrammatik (II)• Konstruktionsgrammatik gibt es in vielen Varianten:

• Construction Grammar (Berkeley)• Goldbergian/Lakovian Construction Grammar (Goldberg 1995; 2006)• Cognitive Grammar (Dąbrowska 2004)• Radical Construction Grammar (Croft 2001)• Embodied Construction Grammar (Bergen & Chang 2005)• Fluid Construction Grammar (Steels & De Beule 2006)

• Phänomenbeschreibungen zielen meistens auf phrasale Muster ab.• Als Haupterklärungsmittel wird die Vererbung benutzt.

Z. B. Croft 2001; Goldberg 2003• Deutschsprachiger Sammelband zum Thema: Fischer & Stefanowitsch 2006.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 256/345

GrammatiktheorieKonstruktionsgrammatik (CxG)

Grundannahmen• kein angeborenes sprachspezifisches Wissen• keine Transformationen• keine leeren Elemente• lexikalische Integrität (wie in LFG, HPSG)• Vererbungshierarchien spielen eine große Rolle• Goldberg argumentiert für Konstruktionsstatus von Resultativkonstruktionen

(Goldberg 1995; Goldberg & Jackendoff 2004):

(204) Er lacht sich schlapp.

D. h., es gibt keinen Kopf, der die Zahl der Argumente festlegt.Das wird durch die phrasale Resultativkonstruktion geregelt.Das ist ein fundamentaler Unterschied zur GB, LFG und HPSG.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 257/345

GrammatiktheorieKonstruktionsgrammatik (CxG)

Formalisierung• Es gibt nur sehr wenige Arbeiten zur Formalisierung der CxG.• Formalere Arbeiten sind:

Kay & Fillmore 1999; Kay 2002,Michaelis & Ruppenhofer 2001,Goldberg 2003,Bergen & Chang 2005,Steels & De Beule 2006; van Trijp 2011; Steels 2013.

• Eine durch Ideen der CxG beeinflusste Arbeit ist das Buch von Jean-PierreKoenig (damals Berkeley) (1999) im Rahmen der HPSG.

• Fillmore und Kay arbeiten eng mit Sag zusammen,woraus sich eine HPSG-Variante ergeben hat,die Sign-Based Construction Grammar genannt wird (Sag 2012).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 258/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Probleme mit derivationeller Morphologie: Ge- -e-Derivation

Problem: Phrasale Konstruktionen und derivationelle Morphologie• Jackendoffs Rumpel-Konstruktion (Jackendoff 2008):

(205) The bus rumbled around the corner.[VP V PP] = ‘go PP in such a way to make a V-ing sound’

• Die englische Konstruktion hat ein Ebenbild im Deutschen:

(206) dass die Straßenbahnen um die Ecke quietschen• Deutsch: diskontinuierliches Derivationsmuster interagiert mit der

Quietsch-Konstruktion:

(207) wegen des Um-die-Ecke-Gequietsches der Straßenbahnen

• Wenn die Bedeutung an der phrasalen Konstruktion hängt,brauchen wir die folgende Allo-Konstruktion:

(208) [N PP [N [N-stem ge- V-stem -e] -s] ]

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 259/345

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GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Probleme mit derivationeller Morphologie: Ge- -e-Derivation

Ge- -e-DerivationDie Interaktion zwischen Quietsch-Konstruktion und Ge- -e ist aber in keinerWeise besonders.Beispiele Ge- -e-Derivation:8

(209) a. an-den-Hals-Gewerfeb. aus-dem-Bett-Gequälec. von-oben-herab-Geschreibe

8aus dem COW-Korpus http://hpsg.fu-berlin.de/cow/ 9,108,097,177 Token für Dt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 260/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Probleme mit derivationeller Morphologie: Ge- -e-Derivation

Lexikonregelansatz für die quietsch-Konstruktion• Lexikoneintrag für das intransitive Verb quietsch- (Listem ⟨ NP ⟩ )• Lexikonregel lizenziert quietsch- (⟨ NP, PP ⟩)• Flexion oder Derivation gefolgt von Flexion• kombinatorisches System, das Köpfe mit Argumenten kombiniert und

Dislokation von Konstituenten ermöglicht.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 261/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Lexikalische Integrität und phrasale Konstruktionen

Lexikalische Integrität und phrasale Konstruktionen• Das Partizip ist nur bildbar, wenn es ein Objekt gibt:

(210) a. * Er tanzt die Schuhe. c. Er liebt das Buch.b. * die getanzten Schuhe d. das geliebte Buch

• Mit Resultativprädikat ist Partizip möglich:

(211) a. Er tanzt die Schuhe blutig / in Stücke.b. die blutig / in Stücke getanzten Schuhe

Das legt nahe, dass die Resultativkonstruktion lexikalisch lizenziert ist. (Dowty1978: 412; Bresnan 1982b: 21; Müller 2006)

• Lexikonbasierte Analysen für die Resultativkonstruktion: Simpson 1983;Wunderlich 1992; Verspoor 1997; Wechsler 1997; Wechsler & Noh 2001; Müller2002; Kay 2005; Jacobs 2009; Welke 2009.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 262/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Aktiv/Passiv und phrasale Konstruktionen

Aktiv/Passiv und phrasale Konstruktionen• Fillmore/Kay und Michaelis & Ruppenhofer (2001) und Culicover & Jackendoff

(2005): Passiv ist eine alternative Unifikation von Beschränkungen• Auch in anderen Theorien:

• HPSG: Koenig 1999: Kapitel 3 Koenig 1999; Davis & Koenig 2000; Kordoni 2001• TAG: Candito 1996; Clément & Kinyon 2003: 188• Simpler Syntax: Culicover & Jackendoff 2005• LFG: Asudeh et al. 2014

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 263/345

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GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Aktiv/Passiv und phrasale Konstruktionen

Passive in Simpler Syntax (Culicover & Jackendoff 2005)DESIRE( BILL2, [SANDWICH; DEF]3)

GF2 GF3

[S NP2 [VP V1 NP3]]

Bill desires the sandwich.

DESIRE( BILL2, [SANDWICH; DEF]3)

GF2 GF3

[S NP3 [VP V1 by NP2]]

the sandwich is desired by Bill.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 264/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Aktiv/Passiv und phrasale Konstruktionen

Aktiv/Passiv und phrasale Konstruktionen• Passiv interagiert mit anderen valenzverändernden Konstruktionen:

• Litauisch (Timberlake 1982; Wiemer 2006)• Irisch (Noonan 1994)• Türkisch (Özkaragöz 1986)• …

(212) a. Budieses

şato-daSchloss-loc

boğ-ul-un-ur.erwürg-pass-imp-aor

(Türkisch)

‘Man wird erwürgt (von jemandem) in diesem Schloß.’b. Bu

dieseroda-daRaum-loc

döv-ül-ün-ür.schlag-pass-imp-aor

‘Man wird geschlaggen (von jemadem) in diesem Raum.’

• Blevins (2003): Passiv + Impersonal• Lösung: Passivlexikonregel oder morphem-basierter Ansatz.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 265/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Einstöpseln und Kasus

Einstöpseln und Kasus• Goldberg (1995): Ein Lexikoneintrag enthält die Semantik des Verbs und

Angaben darüber, welche Rollen realisiert werden müssen.• Lexikoneinträge können in Argumentstrukturkonstruktionen eingesetzt werden

(regulär oder mit Erzwingung = Coercion)• Problem: Kasusanforderungen lassen sich nicht auf semantische Unterschiede

zurückführen:(213) a. Er hilft dem Mann.

b. Er unterstützt den Mann.

(214) a. Er begegnet dem Mann.b. Er trifft den Mann.

• Auch mit Coercion nicht grammatisch:(215) * Er hilft den Mann.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 266/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Einstöpseln und Koordination

Symmetrische Koordination• Wortgruppen mit gleichen syntaktischen Eigenschaften koordinierbar:

(216) a. Er [kennt und liebt] diese Schallplatte.b. Ich bin [froh und stolz auf meinen Sohn].9

• Solche Koordinationen sind auch möglich, wenn ein Verb mit einfachem und einsmit erweitertem Valenzrahmen verwendet wird:(217) ich hab ihr jetzt diese Ladung Muffins mit den Herzchen drauf [gebacken und

gegeben].10

• Problem: Wenn die GF erst nach dem Einsetzen in die Konstruktion vorhandenwären, dann könnten wir die Koordination nicht durchführen.

• Lösung: dreistelliges Verb gebacken (Lexikonregel)

9http://www.lebenshilfebruchsal.de/index.php?option=com_content&task=view&id=227&Itemid=59. 20.06.201210http://www.musiker-board.de/diverses-ot/35977-die- liebe-637-print.html. 08.06.2012

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 267/345

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GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Phrasale Konstruktionen

Phrasale Konstruktionen• Es gibt Strukturen, die nicht der X-Theorie entsprechen.

Matsuyama (2004) und Jackendoff (2008):

(218) a. Student after student left the room.b. Day after day after day went by, but I never found the courage to

talk to her. (Bargmann 2015)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 268/345

Probleme phrasaler AnsätzeAllgemeines zum Repräsentationsformat

Boxen

Boxen statt Merkmal-Wert-PaarenHPSG: Dominanzverhältnisse werden wie andere Eigenschaften linguistischerObjekte durch Merkmal-Wert-Paaren beschrieben.Die BCG (Berkeley CxG) verwendet zwar im Allgemeinen Merkmal-Wert-Paare zurBeschreibung linguistischer Objekte, die Dominanzverhältnisse werden aber überBoxen dargestellt:

phon ⟨ der Mann ⟩

phon ⟨ der ⟩ phon ⟨ Mann ⟩

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 269/345

Probleme phrasaler AnsätzeAllgemeines zum Repräsentationsformat

Die Kopf-Komplement-Konstruktion

Die Kopf-Komplement-KonstruktionHead plus Complements Construction (HC)

role headlex +

role fillerloc +

+

Ein Kopf wird mit mindestens einem Komplement kombiniert.(Das ‘+’ hinter der Box steht für mindestens ein Zeichen,das zur Beschreibung in der Box passt.)loc+ bedeutet, dass das Element lokal realisiert werden muss.Der Wert von role sagt etwas über die Rolle aus,die ein bestimmtes Element in einer Konstruktion spielt.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 270/345

Probleme phrasaler AnsätzeAllgemeines zum Repräsentationsformat

Die Kopf-Komplement-Konstruktion

Verbphrasen-Konstruktioncat v

role headlex +

role fillerloc + +gf ¬subj

Die syntaktische Kategorie der gesamten Konstruktion ist V.Die Komplemente dürfen nicht die grammatische Funktion Subjekt haben.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 271/345

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Probleme phrasaler AnsätzeAllgemeines zum Repräsentationsformat

Die Kopf-Komplement-Konstruktion

VererbungDie VP-Konstruktion ist eine bestimmte Art von Kopf-Komplement-Konstruktion.INHERIT HCcat v

gf ¬subj +

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 272/345

Probleme phrasaler AnsätzeAllgemeines zum Repräsentationsformat

Die Kopf-Komplement-Konstruktion

Valenz• Valenz wird in Mengen repräsentiert.• Valenzprinzip: Lokale Füllertöchter werden mit einem Element in der

Valenzmenge der Mutter identifiziert.• Subset-Prinzip: Mengenwerte der Kopftochter sind Teilmengen der

entsprechenden Mengen der Mutter.• Achtung: Das ist genau das Entgegengesetzte von HPSG.

In HPSG-Grammatiken werden Valenzlisten abgearbeitet, in CxG sind beimMutterknoten mindestens so viele Elemente vorhanden, wie bei der Kopftochter.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 273/345

Probleme phrasaler AnsätzeAllgemeines zum Repräsentationsformat

Die Kopf-Komplement-Konstruktion

Valenz und Adjunkte• Kay und Fillmore gehen davon aus, dass Adjunkte auch etwas zum val-Wert

des Mutterknotens beitragen.• Im Prinzip ist val dann nichts anderes als eine Menge aller Nicht-Kopf-Töchter

in einem Baum.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 274/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Passiv

Passiv• Idee: Passiv über sogeannte Linking-Konstruktionen, die in

Vererbungshierarchien mit Lexikoneinträgen kombiniert werden.• Im Grundlexikoneintrag steht nur, welche semantischen Rollen ein Verb füllt, wie

diese realisiert werden, wird von den jeweiligen Linking-Konstruktionenbestimmt, mit denen der Grundeintrag kombiniert wird.

• Die Idee geht auf Fillmore und Kay zurück, aber Varianten sind erst in Koenig1999 und Michaelis & Ruppenhofer 2001 veröffentlicht.

• Varianten dieser Analyse wurden auch in HPSG vorgeschlagen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 275/345

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GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Passiv

Passiv und Vererbung

lexeme

passive

passive ∧ read

active

active ∧ read

read

passive ∧ eat

eat

active ∧ eat

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 276/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Passiv

Linkingkonstruktionendie Subject Construction: die Transitive Construction:syn

[cat v

]val

{[role

[gf subj

]]}

syn

[cat vvoice active

]

val

[role

[gf objda −

]]

die Passive Construction:syn

[cat vform PastPart

]

val

role

[gf oblda +

]syn P[von]/zero

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 277/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Passiv

(219) Lexikoneintrag für schlag-:syn

[cat v

]val

[role

[θ agentda +

]],[role

[θ patient

]]

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 278/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Passiv

(220) a. schlag- + Subjekt- und Transitiv-Konstruktion:syn

[cat vvoice active

]

val

role

θ agentgf subjda +

,

roleθ patientgf objda −

b. schlag- + Subjekt- und Passiv-Konstruktion:

syn[cat vform PastPart

]

val

role

θ agentgf oblda +

syn P[von]/zero

,[role

[θ patientgf subj

]]

(221) a. Er schlägt den Weltmeister.

b. Der Weltmeister wird (von ihm) geschlagen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 279/345

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Probleme phrasaler AnsätzePassiv

Kritik

Kritik: Mengenbegriff• Die Analyse ist formal inkonsistent, da die Mengenunifikation nicht funktioniert

(Müller 2006).• Man kann sie reparieren, indem man die HPSG-Formalisierung von Mengen

verwendet (Pollard & Sag 1987; Pollard & Moshier 1990).• Die Subjekt-, Transitiv- und Passivkonstruktion muss man dann so abändern,

dass die Konstruktionen etwas darüber aussagen, wie ein Element in valaussieht, statt zu verlangen, dass val genau ein Element enthält.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 280/345

Probleme phrasaler AnsätzePassiv

Kritik

Grenzen der Vererbung• Das ist ein formales Problem, das sich lösen läßt. Schwerwiegender ist das

folgende empirische Problem:• Vererbungsbasierte Ansätze scheitern an Phänomenen, bei denen ein

argumentstrukturverändernder Prozess mehrfach angewendet werden kann.Beispiel: Kausativierung im Türkischen (Lewis 1967):

(222) Öl-dür-t-tür-t-‘to cause somebody to cause somebody to kill somebody’

Wenn ich sage, dass ein Wort drei mal von der Causative Construction erbt,bekomme ich nichts anderes, als wenn ich einmal erben würde.

• Für solche Phänomene braucht man Regeln, die ein linguistisches Objekt zueinem anderen, komplexeren in Beziehung setzen.

• Diese Regeln können dann das Ursprungszeichen semantisch einbetten (alsoz. B. cause zu kill hinzufügen).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 281/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Verbstellung

Verbstellung• Es gibt keine Arbeiten zur Verbstellung im Deutschen im Rahmen der CxG.• Da es weder leere Elemente noch Transformationen gibt,

können die im Rahmen anderer Theorien gewonnenen Einsichten nicht direktumgesetzt werden (Müller 2014c).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 282/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Lokale Umstellung

Lokale Umstellung• Kay (2002) nimmt eine phrasale Konstruktion für Heavy-NP-Shift an.• D. h. für die Umstellung schwerer NPen im Englischen gibt es eine neue Regel.• Solche Analysen stellen einen Rückfall hinter GPSG dar,

wenn man keine Meta-Regeln annimmt.• Alloconstructions (Goldberg 2014: 116; Cappelle 2006)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 283/345

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GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Fernabhängigkeiten

Fernabhängigkeiten• In der Left Isolation Construction gibt es eine linke Tochter und eine rechte

Tochter. Die linke Tochter entspricht dem, was aus der rechten Tochterextrahiert wurde.

• Das fehlende Element wird mit dem Operator VAL gesucht. VAL liefert alleElemente der Valenzmenge eines linguistischen Objekts und alle Elemente in denValenzmengen dieser Elemente usw.

• Es ist somit möglich unbeschränkt tief in Argument und Adjunkttöchterhineinzuschauen.

• Der Ansatz entspricht dem Ansatz von Kaplan & Zaenen (1989) im Rahmen derLFG.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 284/345

GrammatiktheorieProbleme phrasaler Ansätze

Fernabhängigkeiten

Neue Entwicklungen• In neueren Arbeiten wurden die Mengen aufgegeben.• Aus der Berkeley-Variante der CxG wurde Sign-Based Construction Grammar

entwickelt (KM2017a; Sag 2012; Kay et al. 2015)• Sign-Based Construction Grammar benutzt den formalen Apparat der HPSG

(getypte Merkmalstrukturen).• Valenz und Sättigung wird genauso wie in HPSG behandelt.• Valenzänderungen werden wie in HPSG über Lexikonregeln behandelt.• Fernabhängigkeiten werden genauso wie in HPSG behandelt.• Lediglich die Organisation der Merkmale in Merkmalstrukturen unterscheidet

sich von HPSG-Arbeiten.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 285/345

GrammatiktheorieTAG

Tree Adjoining Grammar (TAG)• Tree Adjoining Grammar (TAG) wurde von Aravind Joshi entwickelt.• TAG ist interessant, weil man annimmt,

daß dieser Grammatikformalismus von seiner Ausdrucksmächtigkeit ziemlichgenau das kann, was Menschen auch können, wenn sie natürliche Spracheproduzieren oder rezipieren.

• wichtige Aufsätze:Joshi, Levy & Takahashi 1975; Joshi 1987; Joshi & Schabes 1997Zum Deutschen: Joshi, Becker & Rambow 2000

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 286/345

GrammatiktheorieTAG

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Allgemeines zum Repräsentationsformat• Die Grundidee ist einfach: Man ordnet jedem Kopf einen Baum zu,

der eine Struktur beschreibt, in der der Kopf vorkommen kann.• Solche Bäume können mit zwei Operationen zu komplexeren Bäumen

zusammengebaut werden: Substitution und Adjunktion.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 287/345

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TAGAllgemeines zum Repräsentationsformat

Elementare Bäume (Elementary Trees)

Elementare Bäume (Elementary Trees)

NP

John

S

NP↓ VP

V

laughs

VP

ADV

always

VP*

Knoten für Einsetzungen von Argumenten sind speziell markiert(NP im Baum für laughs).Knoten für Einsetzungen von Adjunkten in einen Baum sind ebenfalls markiert(VP im Baum für always).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 288/345

TAGAllgemeines zum Repräsentationsformat

Substitution

Substitution

S

NP↓

NP

John

VP

V

laughs

;S

NP

John

VP

V

laughs

An Substitutionsknoten müssen andere Teilbäume eingesetzt werden.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 289/345

TAGAllgemeines zum Repräsentationsformat

Adjunktion

Adjunktion

S

NP

John

VP

V

laughs

VP

ADV

always

VP*

;S

NP

John

VP

ADV

always

VP

V

laughs

Adjunktionsbäume können in einen anderen Baum eingefügt werden.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 290/345

GrammatiktheorieTAG

Lokale Umstellungen

Lokale Umstellungen• Zu jedem Wort gibt es eine Familie von Bäumen.• Zu einem ditransitivem Verb gibt es unter anderem sechs Bäume,

die den verschiedenen Anordnungen der Argumente entsprechen.• Die Bäume werden über Lexikonregeln in Beziehung zueinander gesetzt.• TAG kann Umordnungen nicht behandeln,

wenn Argumente verschiedener Verben abwechselnd auftreten.• Für solche Fälle braucht man eine Erweiterung des TAG-Formalismus:

Multi-Component TAG.Zu den Details siehe Joshi, Becker & Rambow 2000.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 291/345

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GrammatiktheorieTAG

Passiv

Passiv• Zu jedem Wort gibt es eine Familie von Bäumen.• Zu einem Aktiv-Baum gehört ein Passiv-Baum.• Diese werden über Lexikonregeln in Beziehung zueinander gesetzt.• Die Lexikonregeln entsprechen den Transformationen der GB-Theorie,

die Bäume auf Bäume abbilden.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 292/345

GrammatiktheorieTAG

Fernabhängigkeiten

FernabhängigkeitenEs werden einfach Bäume in die Mitte anderer Bäume eingesetzt.

S

WHi

who

SOA

COMP

that

S

NP

Bill

VP

V

likes

NP

i

S

INFL

did

NP

John

VP

V

tell

NP

Sam

S*

S

WHi

who

S

INFL

did

NP

John

VP

V

tell

NP

Sam

S

that Bill likes i

(223) a. whoi did John tell Sam that Bill likes _i

b. whoi did John tell Sam that Mary said that Bill likes _i

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 293/345

GrammatiktheorieTAG

Fernabhängigkeiten

Noch einige Details• Der Baum für WH COMP NP likes _i gehört zur Baumfamilie von likes und

steht somit im Lexikon.• Obwohl der Baum für (224) die Kategorie S hat, ist (224) kein grammatischer

Satz des Englischen.

(224) * who that Bill likes

Die Markierung OA sagt, daß an der entsprechenden Stelle eine obligatorischeAdjunktion stattfinden muß.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 294/345

GrammatiktheorieTAG

Fernabhängigkeiten

Idiome in TAGIdiom-Analyse ganz einfach. Abeillé & Schabes (1989):

S

NP↓ VP

V

takes

NP↓ PPNA

P

into

NPNA

NNA

account

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 295/345

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GrammatiktheorieMinimalism

Minimalismus• wie GB durch Noam Chomsky am MIT in Boston entwickelt (1993; 1995)• Problem der Evolution von Sprache: Wenn sprachspezifisches Wissen in unserem

Genom kodiert ist, wie kommt es da hin?• Also möglichst minimale Annahmen bezüglich angeborenem sprachspezifischem

Wissen (Hauser, Chomsky & Fitch 2002)• International weit verbreitet. Eigene Infrastruktur an Zeitschriften, Konferenzen

usw.• Deutschland:

• Artemis Alexiadou, Humboldt-Universität zu Berlin;• Günther Grewendorf, Frankfurt am Main;• Joseph Bayer, Konstanz;• Gereon Müller, Leipzig.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 296/345

GrammatiktheorieMinimalism

Minimalismus• GB und X-Analysen finden sich in vielen anderen Theorien wieder (GPSG, LFG,

HPSG, TAG), das ist bei Minimalistischen Analysen seltener der Fall.• Es gibt aber interessante Arbeiten, die man auch lesen und verstehen können

muss.• Explosion von Varianten nach 1993.

• Kayne (1994)• Rizzi (1997): Kartographie• Borer (2003; 2005): Exoskeletale Ansätze• Starke2009a NanosyntaxDas Folgende basiert auf Adger 2003.

• Lehrbücher: Adger (2003); Radford (1997); Hornstein, Nunes & Grohmann(2005) (Vorsicht, Haltbarkeitsdatum evtl. überschritten)

• Übersichtsartikel: Richards (2015)

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 297/345

GrammatiktheorieMinimalism

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Allgemeines zum Repräsentationsformat• nur zwei Regeln: External Merge und Internal Merge• External Merge = Multiplikationsregel der Kategorialgrammatik bzw.

Kopf-Komplement-Schema und Spezifikator-Kopf Schema der HPSG (Berwick& Epstein 1995; Müller 2013c)

• Internal Merge = Füller-Kopf-Schema der HPSG (Müller 2013c)• Anders als bei CG und HPSG gibt es aber viele, viele Zusatzannahmen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 298/345

GrammatiktheorieMinimalism

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Architektur• Es gibt keine Tiefenstruktur und Oberflächenstruktur mehr.• Kombination und Bewegung sind verwoben.

lexicon

LF/CI(meaning)

PF/AP(sound)

Spell-Out

overt syntax

covert syntax

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 299/345

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GrammatiktheorieMinimalism

Allgemeines zum Repräsentationsformat

Phases• Phases: Chomsky (2008).• Phase is spelled out once it is combined with a head.

(225) He believes that Peter comes.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 300/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Valenz, Merkmalsüberprüfung und Agree

DP vs. NP• Standardannahme im Minimalismus:

this man ist eine DP (weil D der Kopf ist, nicht N)

(226) letters to this man

• him hat Distribution wie DP, also dieselbe Kategorie:

(227) letters to him

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 301/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Valenz, Merkmalsüberprüfung und Agree

Valenzrepräsentation über uninterpretierbare Merkmale

N

letters [N, pl, uP] P

to [P, uD] him [D]

• uD bedeutet, dass ein D gefunden werden muss.• uD bedeutet, dass ein D gefunden wurde.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 302/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Valenz, Merkmalsüberprüfung und Agree

Valenzrepräsentation und Crash

N

letters [N, pl, uP] to [P, uD]

• Objekt ist nicht wohlgeformt, weil uD übrig ist.• Derivation „crasht“ an den Interfaces

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 303/345

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MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Valenz, Merkmalsüberprüfung und Agree

Merkmalsüberprüfung mittels Agree(228) a. * letters to he

b. letters to him

N

letters [N, pl, uP] P

to [P, uD, acc] him [D, acc]

• Selektionsmerkmale sind atomar, d. h. man kann nicht DP[acc] verlangen.• weiterer Mechanismus, der andere Merkmale überprüfen kann: Agree• über Agree geprüfte Merkmale müssen nicht unbedingt am obersten Knoten präsent sein.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 304/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Phrasenstruktur und X-Theorie

Phrasenstruktur und X-TheorieXP

specifier X

specifier X

complement X

• Ob etwas X oder XP ist, hängt davon ab, ob es als Argument benutzt wird odernicht.

• vermeidet unschöne unären Verzweigungen der X-Theorie• Probleme: Brosziewski 2003: Abschnitt 2.1.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 305/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Little v

Little v

(229) a. * Emily showed himself Benjamin in the mirror.b. Peter showed himself Benjamin in the mirror.

• himself kann sich auf Emily, aber nicht auf Benjamin beziehen.• himself muss höher im Baum sein.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 306/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Little v

c-command-Anforderungen und ditransitive Verben

(230) A node A c-commands B if, and only if A’s sister either:a. is B, orb. contains B

V

show himself Benjamin

V

V

show himself

Benjamin

v

show VP

himself V

V Benjamin

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 307/345

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MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Little v

Ditransitive Verben

(231) Peter showed himself Benjamin in the mirror.

• Analyse mit zusätzlichem leeren Verb geht zurück auf Larson (1988)• Hale & Keyser (1993a: 70): Leeres Verb steuert Kausativsemantik bei.• show steht in der V-Position und bewegt sich dann zu v.• show bedeutet see und bei little v kommt dann die kausative Bedeutung dazu,

woraus sich cause-see′ ergibt (Adger 2003: 133).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 308/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Little v

Ditransitive Verben

vP

Peter v

v + show VP

himself V

⟨ show ⟩ [V] Benjamin

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 309/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Linking

Little v everywhere• Verb-Shell-Analyse ursprünglich nur für ditransitive Verben (Larson 1988), jetzt

aber auch für strikt transitive Verben und intransitive Verben verwendet.• Adger (2003: Abschnitt 4.5): semantische Rollen einheitlich vergeben:

(232) a. DP Tochter von vP → interpretiert als agentb. DP Tochter von VP → interpretiert als themec. PP Tochter von v → interpretiert als goal

• Adger: einheitlich zugewiesene Rollen helfen bei Spracherwerb,also little v auch bei strikt transitiven und intransitiven Verben.

• Frage: Involviert schlafen eine kausative Komponente? Ein Agens?

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 310/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Linking

Transitive und intransitive Verben

vP

Agent v [uD]

v VP

burn [V, uD] Theme

vP

Agent v [uD]

v laugh [V]

• Adger (2003: 164):Auch intransitive und transitive Verben bewegen sich von V nach v.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 311/345

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MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

CP, TP, vP, VP

Merkmale als Auslöser von Bewegung: EPP-Merkmal bei T• In GB waren die Subjekte Spezifikatoren von IP.• Jetzt sind sie Spezifikatoren von vP.• Kombiniert man Modalverben mit vP, steht Subjekt an falscher Stelle.

(233) a. * Will Ann read the book.b. Anna will read the book.

• Annahme eines starken, uninterpretierbaren Merkmals D beim T-Kopf.• Starke Merkmale lösen Bewegung aus, weil die Überprüfung lokal erfolgen muss.

Sie werden durch ein ‘*’ gekennzeichnet.• Da das Merkmal stark ist, muss ein passendes D in die Spezifikatorposition von

T bewegt werden und das D checken.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 312/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

CP, TP, vP, VP

Merkmale als Auslöser von Bewegung: EPP-Merkmal bei T

TP

Anna [D] T[uD*]

will T[pres] vP

⟨ Anna ⟩ v [uD]

v

read v

VP

⟨ read ⟩ [V, uD] DP

the book

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 313/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

CP, TP, vP, VP

EPP: Extended Projection Principle• Das Merkmal wird EPP-Merkmal genannt.

EPP steht für Extended Projection Principle.• EPP gab es schon in der GB: Jeder Satz muss ein Subjekt haben.• Das ist für das Deutsche falsch:

(234) a. Mir ist schlecht.b. weil noch gearbeitet wurde.

• Man kann behaupten, dass in (234) leere Subjekte vorliegen,das Prinzip wird dadurch aber entwertet.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 314/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

CP, TP, vP, VP

Komplette Analyse eines Deklarativsatzes mit CP

CP

C[Decl] TP

Anna [D] T[uD*]

will T[pres] vP

⟨ Anna ⟩ v [uD]

v

read v

VP

⟨ read ⟩ [V, uD] DP

the book

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 315/345

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MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

CP, TP, vP, VP

Fragen• Für (235) braucht man ein unvalued Satztypen-Merkmal bei T für den Satztyp

question.

(235) What will Anna read?

• Der leere Komplementierer C hat ein Q-Merkmal, das dem Satztyp-Merkmal beiT einen Wert zuweisen kann. (value the feature)

• Da das Satztypmerkmal bei T strong ist, muss sich das T-Element zu Cbewegen, um das Merkmal lokal checken zu können.

• wh-Element muss auch bewegt werden. Das wird durch starkes wh-Merkmal beiC erzwungen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 316/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

CP, TP, vP, VP

Fragen: What will Anna read?

CP

what [D, wh] C[uwh*]

C

will T[Q*] C[Q]

TP

Anna [D] T[uD*]

⟨ will ⟩ [T] vP

⟨ Anna ⟩ v [uD]

v

read v

VP

⟨ read ⟩ [V, uD] ⟨what⟩

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 317/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Kasuszuweisung

Kasuszuweisung• Die DPs Anna und the book haben zu Beginn uninterpretierbare

Kasusmerkmale: [ucase:].• Die Merkmale werden valuiert durch T und v.• Nur ein Merkmal wird durch Merge gecheckt. Bei T das D-Merkmal.• Kasusmerkmal muss mittels eines anderen Checking-Mechanismuses gecheckt

werden: Agree.• Agree kann Merkmale in Schwesterknoten checken oder auch weiter weg im

Baum.• Knoten muss den Knoten, mit dem es eine Agree-Relation geben soll,

c-kommandieren.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 318/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Kasuszuweisung

Kasuszuweisung

TP

Anna [D, nom] T[uD*, nom]

T[pres] vP

⟨ Anna ⟩ v [uD]

v

read v [acc]

VP

⟨ read ⟩ [V, uD] DP[acc]

the book

• v c-kommandiert VP, V, die DP the book und alle Knoten in dieser DP.• Da Agree Merkmale von c-kommandierten Knoten valuieren kann,

kann der Akkusativ bei v das Kasus-Merkmal der DP the book valuen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 319/345

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MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Kasuszuweisung

Nichtlokalität von Agree• Agree kann nicht-lokal Merkmale überprüfen. Aber was ist mit (236)?

(236) * Him likes she.

Der Akkusativ von v könnte mit dem Subjekt abgeglichen werden und derNominativ von T mit dem Objekt von likes.

TP

him [D, acc] T[uD*, nom]

T[pres] vP

⟨ him ⟩ v [uD,acc]

v

read v [acc]

VP

⟨ read ⟩ [V, uD] DP[nom]

she

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 320/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Kasuszuweisung

Nichtlokalität von Agree• Anforderung an Agree: Nimm das nächstmögliche Element.• Adger (2003: 218):

(237) Locality of matching: Agree holds between a feature F on X and amatching feature F on Y if and only if there is no intervening Z[F].

Intervention ist wie folgt definiert:

(238) Intervention: In a structure [X … Z … Y], Z intervenes between X and Yiff X c-commands Z and Z c-commands Y.

• Weil T mit Anna Agreen kann, darf es nicht mit the book Agreen.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 321/345

MinimalismAllgemeines zum Repräsentationsformat

Adjunkte

Adjunkte• Adger (2003: Section 4.2.3) nimmt an, dass Adjunkte sich mit XP verbinden

und eine neue XP bilden.• Er nennt diese Operation Adjoin.• Operation konsumiert keine Merkmale, ist also anders als External Merge.• Das heißt, neue zusätzliche Operation in der Theorie (nicht nur die beiden

Merges!).• Es gibt Vorschläge, Adjunkte als Elemente innerhalb spezieller adverbieller

Phrasen mit leeren Köpfen zu behandeln.• Ich finde Adgers Lösung besser.

Entspricht dem, was in vielen anderen Frameworks auch gemacht wird.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 322/345

GrammatiktheorieMinimalism

Verbstellung

Verbstellung• Finites Verb bewegt sich von V zu v zu T und dann zu C.• Die Bewegung zu T wird durch ein starkes Tense-Merkmal von T erzwungen.• Die Bewegung des T-Komplexes nach C wird durch ein Satztypmerkmal

ausgelöst, das durch ein starkes Interrogativ-Merkmal (Int) bzw. durch einDeklarativ-Merkmal (Decl) valuiert wird.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 323/345

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GrammatiktheorieMinimalism

Verbstellung

Verbstellung: Kennt jeder diesen Mann?CP

C

T[Int*]

kennt [Pres*] T[Pres]

C[Int]

TP

jeder T[uD*]

vP

⟨ jeder ⟩ v

VP

DP

diesen Mann

⟨ kennt ⟩

v

⟨ kennt ⟩ v

⟨ kennt T ⟩

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 324/345

GrammatiktheorieMinimalism

Fernabhängigkeiten

Fernabhängigkeiten• Decl bei C löst Verbumstellung aus.• Merkmal top löst Bewegung nach SpecCP aus.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 325/345

GrammatiktheorieMinimalism

Fernabhängigkeiten

Fernabhängigkeiten Diesen Mann kennt jeder.CP

diesen Mann [top] C[utop*]

C

T[Decl*]

kennt [Pres*] T[Pres]

C[Decl]

TP

jeder T[uD*]

vP

⟨ jeder ⟩ v

VP

⟨ diesen Mann ⟩[D] ⟨ kennt ⟩

v

⟨ kennt ⟩ v

⟨ kennt T ⟩

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 326/345

GrammatiktheorieMinimalism

Passiv

Passiv• Wie bei GB weist Verb keinen Akk zu: little v hat kein acc-Merkmal.• Dafür spezielle Version von little v, das auch bei den unakkusativischen Verben

eine Rolle spielt (Perlmutter 1978).Adger (2003: 140): vPs für unakkusativische Verben fall, collapse, wilt:

vP

v VP

fall[V, uD] Theme

• Unakkusativisches little v spielt auch bei Analyse des Passivs eine Rolle.• Es gibt ein Subjekt, das irgendwie Objekteigenschaften hat.• Das spezielle little v wird von einem Passivkopf werden gefordert und bildet eine

Passive Phrase.© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 327/345

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GrammatiktheorieMinimalism

Passiv

Passiv: dass er geschlagen wurdeTP

PassP

vP

VP

pronoun [nom] ⟨schlagen⟩

v

schlagen v[uInfl:Pass]

⟨werden⟩

T[past,nom]

werden [Pass,uInfl:past*] T[past]

• Pass-Kopf verlangt Infl-Merkmal von little v mit Wert Pass.• Partizip-Morphologie bei Spell-Out.• Hilfsverb bewegt sich zu T, um starkes Infl zu checken.• Weil Infl-Wert past ist, muss Form wurde ausgesprochen werden• Es gibt keine Bewegung! Kasus wird über Agree vergeben.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 328/345

GrammatiktheorieMinimalism

Passiv

Passiv: Aber• Das ist besser als bei der GB-Analyse mit IP.• Aber: Adger (2003: 332) nimmt für Deutsch an, dass es ein starkes

EPP-Merkmal gibt.• Daraus ergeben ich dieselben Probleme wie beim GB-Ansatz.• Alle Objekte müssen sich zu T bewegen, auch wenn es keine Umstellung im Satz

gibt.• Unpersönliche Passive sind problematisch, da es nichts gibt,

was sich zu T bewegen könnte.

(239) weil getanzt wurde

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 329/345

GrammatiktheorieMinimalism

Lokale Umstellung

Lokale Umstellung• Adger (2003) behandelt Scrambling nicht.• Alle Umordnungen sind merkmalsgesteuert, also muss es irgendein Merkmal

geben, das Umstellungen wie in (240b) auslöst:

(240) a. [weil] jeder diesen Mann kenntb. [weil] diesen Mann jeder kennt

• Diverse Vorschläge in der Literatur mit so genannten funktionalen Projektionen:• Topic Phrase (Laenzlinger 2004: 222)• AgrS und AgrO (Meinunger 2000: Kapitel 4)

• Bessere Lösung von G. Müller (2014a: Abschnitt 3.5): Objekt bewegt sich zuzweiter Spezifikatorposition von little v.

• Dazu werden optionale Merkmale bei v und V angenommen (S. 48).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 330/345

GrammatiktheorieMinimalism

Lokale Umstellung

Lokale Umstellung dass diesen Mann jeder kenntCP

C

dass

TP

vP

diesen Mann v

jeder v

VP

⟨ diesen Mann ⟩ [D] ⟨ kennt ⟩

v

⟨ kennt ⟩ v

kennt [T]

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 331/345

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GrammatiktheorieMinimalism

Lokale Umstellung

Überblick über Stipulationen• Annahmen in Adgers Analyse:

• Kategorie eines Knotens hängt davon ab, wie er verwendet wird (noch erweitertoder nicht).

• Bei Merge kann immer genau ein Merkmal überprüft werden.• Andere Merkmale werden mit Agree überprüft.• Agree kann Merkmale überprüfen, wenn c-Kommando vorliegt.• Agree kann nur dann Merkmale überprüfen, wenn kein anderes Merkmal interveniert.• Es gibt starke und schwache Merkmale.• Derivationen, die noch Merkmale übrig haben, crashen an den Interfaces.

• Es gibt ein Spracherwerbsproblem.• Zum Vergleich CG und HPSG:

• Es gibt einen Funktor mit einer Beschreibung des abhängigen Elements.• Abhängiges Element muss passen.

• Adgers Analyse ist die MP-Analyse mit den wenigsten Stipulationen.

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GrammatiktheorieMinimalism

Varianten und Argumentation für Theorien

Varianten und Argumentation für Theorien• Es gibt viele Varianten und Sub-Schulen.• Kartographie (Crypto-Konstruktivismus): Probleme mit der

Syntax-Semantik-Trennung werden durch Syntaktifizierung der Semantikumgangen (Rizzi 2014)

• Kaynesche Ansätze mit zugrundeliegenderSpecifier-Head-Complement-Anordnung für alle Sprachen.

• …

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 333/345

GrammatiktheorieMinimalism

Varianten und Argumentation für Theorien

Varianten: Rizzi (1997)ForceP

Force′

Force0 TopP*

Top′

Top0 FocP

Foc′

Foc0 TopP*

Top′

Top0 FinP

Fin′

Fin0 IP

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GrammatiktheorieMinimalism

Varianten und Argumentation für Theorien

Evidence from a single language and UG• What does it mean for other languages

that a rule/morpheme is present in one particular language?• Possible answer:

If we have a certain structure in language X,it must be present in all languages.

• Example:• Basque: Tree positions for object agreement (AgrO, AgrIO)• Japanese/Gungbe: Tree position for topic marker

• German and Dutch neither have object agreement nor topic morphemes.• Conclusion:

If such inferences regarding properties of particular languages are made,one has to assume (very specific!) innate linguistic knowledge.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 335/345

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GrammatiktheorieMinimalism

Varianten und Argumentation für Theorien

Deutsch ist Englisch/Romanisch (SVO, Laenzlinger nach Kayne)CP

C0 SubjP

DP …ObjP

DP …AuxP

VP Aux+

Aux νP

DP VP

V DP

weil er ihn gelesen hat

• All languages areSpr-H-Comp underlyingly.

• The object is moved out ofthe VP.

• The subject is fronted.• The empty VP is fronted.• There are further empty

heads (Cinque 1999).• Innateness has to be

assumed.

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GrammatiktheorieMinimalism

Varianten und Argumentation für Theorien

Deutsch ist Deutsch (GB-Varianten, CG, LFG, HPSG, …)CP

C

weil

VP

NP

er

V′

NP

ihn

V

V

gelesen

V

hat

CP

C

weil

VP

NP

er

NP

ihn

V

gelesen

V

hat

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 337/345

GrammatiktheorieMinimalism

Varianten und Argumentation für Theorien

English, German, … are HungarianAgrP

DP

mirj

Agr′

Agr

_

PP

P′

P

hinter

DP

mir

_ihinteri _jmirj

• Hornstein, Nunes & Grohmann (2005: p. 124):agreement head for the checking of case features

• Preposition is moved there.• DP is put into the specifier position of this head.• Evidence for this:

Agreement in Hungarian postpositional phrases• English is like Hungarian,

but the movement is invisible.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 338/345

GrammatiktheorieMinimalism

Varianten und Argumentation für Theorien

Deutsch ist Deutsch, … Ungarisch ist UngarischPP

P DP

hinter mir

• A PP is a P together with an NP (or DP).• No movement instead of two movements.• Structure has five nodes less.• Truly minimal!• Question: What constitutes an explanation?

Where and how is complexity of language represented?

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 339/345

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GrammatiktheorieMinimalism

Varianten und Argumentation für Theorien

Der Schweizer KäsepP

p

P

with

p

AgrOP

D

me

AgrO

AgrO

P

t′

AgrO

PP

P

t

D

t

• from another text book:Radford (1997: 452)

• Sternefeld (2006: 549–550) calls this aSwiss Cheese analysis, but there are moreholes (5) than cheese (2).

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 340/345

GrammatiktheorieMinimalism

Fundamentale Probleme

Fundamentale Probleme: Kopflose Strukturen• Annahme: Es gibt immer einen Kopf und Strukturen sind binär.• Problematisch sind NPN-Konstruktionen (Jackendoff 2008; Bargmann 2015;

Müller 2019b):

(241) a. Student after student left the room.b. Day after day after day went by, but I never found the courage to

talk to her. (Bargmann 2015)

• Jackendoff:• Weder N noch P kann sinnvoll als Kopf bezeichnet werden.• X-Theorie nicht anwendbar.• Semantik nicht kompositional.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 341/345

GrammatiktheorieMinimalism

Fundamentale Probleme

Fundamentale Probleme: Kopflose Strukturen• G.Müller (2011) schlägt vor, NPN als Reduplikation zu analysieren: Besondere

Form der Präposition löst Verdopplung aus.• Behauptung: Im Deutschen gäbe es keine NPN-Konstruktionen mit Adjektiven.

Ist falsch:

(242) Die beiden tauchten nämlich geradewegs wieder aus dem heimischenLegoland auf, wo sie im Wohnzimmer, schwarzen Stein um schwarzenStein, vermeintliche Schusswaffen nachgebaut hatten.11

• Außerdem funktioniert Reduplikation nicht für Iteration wie in (243).

(243) Day after day after day went by, but I never found the courage to talk toher. (Bargmann 2015)

11taz, 05.09.2018, S. 20

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 342/345

GrammatiktheorieZusammenfassung

Kopflose, idiosynkratische Strukturen• Es gibt Strukturen, die nicht der X-Theorie entsprechen.

Matsuyama (2004) und Jackendoff (2008):

(244) a. Student after student left the room.b. Day after day after day went by, but I never found the courage to

talk to her. (Bargmann 2015)

• Diese sind problematisch für CG, DG und Minimalismus, weil diese Theorieneinen Kopf/Funktor verlangen.

• GPSG, LFG, HPSG, CxG, TAG haben damit kein Problem, weil man beliebigeStrukturen mit einer Bedeutung kombinieren kann.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 343/345

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GrammatiktheorieZusammenfassung

ÜbersichtTheorie V1 V2 Passiv ScramblingGB Bewegung Bewegung lexikalisch Bewegung/BasisgenerierungGPSG ID/LP flach slash Metaregel ID/LP flachLFG co-heads functional uncertainty Lexikonregel Unterspezifikation von KasusCG direkt/leerer Kopf Typanhebung … Lexikonregel direkte KombinationHPSG dsl (Kopfbewegung) slash (X(P)-Bewegung) Lexikonregel direkte KombinationSBCG ist HPSG-VarianteCxG flach? flach? Allostruktion ? Unterspezifikation ID/LP?Minimalism Bewegung Bewegung alternatives v Bewegung/Basisgenerierung

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 344/345

GrammatiktheorieZusammenfassung

Zusammenfassung der gesamten Veranstaltung• Irgendwie machen wir alle dasselbe.• Irgendwie dann aber doch nicht.

© Stefan Müller 2020, HU Berlin, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Syntax 345/345

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