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Staphylokokkus Von insgesamt 43 geimpften und dann...

Date post: 25-May-2019
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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. gegenüber einigen Bakterienarten (z. B. Staphylokokkus 640, 702) geringe Wirkungsunterschiede (getestet nach der Warburg-Methodik). Die in einigen anderen Fällen be- obachteten „Wirkungsunterschiede" ließen sich durch Zu- satz von CaC0 3 (zum Neutralisieren der die Wirkung verursachenden abgespaltenen HCl) aufheben. — Test- versuche mit Alkali- und Schwermetallsalzen (Cu, Hg, Zn) von I-Körpern an verschiedenen Objekten werden z. Zt. noch von uns durchgeführt. Leider neigen die meisten I- Säuren sehr zur HCl-Abspaltung. Über die Ergebnisse der stereochemischen Untersuchun- gen zum Nachweis der Behinderungsasymmetrie bei o- substituierten DDT-Körpern wird an anderer Stelle be- richtet werden. Beschreibung der Versuche in Mitt. IV 7 und V. Impfschutz gegen S. paratyphi B im bebrüteten Hühnerei* Hygiene-Institut der Universität Göttingen Direktor: Prof. Dr. med. F. Schütz Von J ö r g Jensen und H e r m a n n Woratz (Z. Naturforschg. 7 b, 253 [1952]; eingeg. am 24. März 1952) Anläßlich unserer Versuche, die sich mit der Chloro- mycetinwirkung im infizierten Hühnerei befaßten 1 und die experimentellen Ergebnisse von K l o s e und K n o t h e - bestätigten, fanden wir, daß eine Vorbehandlung mit ab- getöteten Keimen ( = Impfung) 10—12-tägige Hühner- embryonen gegen eine nachfolgende tötliche Infektion mit lebenden Bakterien desselben Stammes wirksam schützt. Werden 10—12-tägige Embryonen mit einer 18-stdg. Bouillonkultur von S. parathyphi B (Kröger I „rauh") in- fiziert, so sterben sie mit großer Regelmäßigkeit innerhalb vcn 24 Stdn. Dabei besteht weder eine Abhängigkeit von der Infektionsdosis (4 X 10 :! bis 2,5 X 10") noch vom In- fektionsort (Chorioallantois, Allantois). Von 62 derartigen Kontrolleiern starben 59 innerhalb von 24 Stdn., 2 inner- halb von 48 Stdn. und 1 überlebte mehrere Tage. Die Tatsache, daß 3 / 4 der geimpften Embryonen die nachfol- gende Infektion über die Kontrollzeit hinaus überstan- den, kann daher nur als Folge der Impfung angesehen werden. Als Impfmaterial wurde das zweimal in Aqua dest. ge- waschene Sediment einer 30 Min. auf 80° erhitzten 18-stdg. Bouillonkultur desselben Stammes (s. o.) benutzt. Die Impfdosis lag zwischen 3 X 10" und 3 X 10 9 Keimen pro Ei. Geimpft wurde in die Allantois bzw. auf die Chorioallantois. Meistens wurden die Eier 48 Stdn. nach dieser Vorbehandlung mit durchschnittlich 5 X 10 3 Bakte- rien einer 18-stdg. Bouillonkultur infiziert. * Diese Arbeit wurde mit Unterstützung der Not- gemeinschaft der Deutschen Wissenschaft ausgeführt. 1 J. J e n s e n u. H. W o r a t z , Immunitätsvorgänge im bebrüteten Hühnerei; ein Beitrag zur Frage der Chloromycetinwirkung. Arch. Hyg. Bakteriol., im Druck. 2 F . K l o s e u. H. K n o t h e , Ärztl. Wschr. 6, 558 [1951]. Von insgesamt 43 geimpften und dann infizierten Eiern überlebten 32 die Kontrollzeit von 24 Stdn.; hiervon er- reichten 14 das Schlüpfalter, d. h. den 7.—9. Tag nach der Infektion. 11 Eier starben innerhalb der ersten 24 Stdn. Keimzahlbestimmungen zeigten, daß in der Allantois- flüssigkeit der überlebenden Ei^r sich die Bakterien inner- halb von 48 Stdn. erheblich vermehrt hatten: Wir kflhn- ten Zunahmen gut beweglicher Keime bis zum 4 X 10 4 - fachen der Einsaatmenge nachweisen. Auch von dem Ge- fieder der geschlüpften Küken ließen sich zahlreidie Para- typhus-B-Baktenen züchten. Folgende Ergebnisse unserer Untersuchungen sind be- sonders bemerkenswert: 1. Hühner -Embryonen zeigen Immunitätsvorgänge. (Der Begriff „Immunität" sei hier sehr weit gefaßt.) 2. Die Immunität wird in außerordentlich kurzer Zeit voll wirksam. 3. Sie betrifft offenbar nicht die Infektiosität, da sie die Keimvermehrung nicht beeinträchtigt. 4. Da der von uns verwandte Stamm keine serologisdi nachweisbaren 0 - Antigene enthält (reiner „rauh"- Stamm), kann die Immunität nicht auf der Bildung von 0-Antikörpern beruhen. Ob und in welchem Um- fange 0-Antigen und Endotoxin identisch sind, soll hier nicht erörtert werden. 5. Auch eine Neutralisation eventuell vorhandener Exo- toxine kann schwerlich für den Impfschutz verantwort- lich gemacht werden, da das Impfmaterial erhitzt und gründlich gewaschen wurde. 6. Ein reiner „ r a u h " - S t a m m tötet mit großer Regel- mäßigkeit, auch bei kleiner Keimeinsaat (4 X 10 3 ), Hühnerembryonen innerhalb von 24 Stdn. Aus noch nicht veröffentlichten Versuchen läßt sich schließen, daß auch mit anderen gram-negativen Bakte- rien (E. coli) dieser Impfschutz gegen unseren Paratyphus- B-Stamm hervorgerufen werden kann. Diese eigenartigen Immunitätsverhältnisse sind Gegen- stand weiterer Untersuchungen. Ein Fall von blauer Federfärbung auf der Grundlage eines roten Lipochroms Von O t t o Völker Zoologisches Institut Gießen (Z. Naturforschg. 7 b, 253—254 [1952]; eingeg. am 8. März 1952) Die weitverbreitete blaue Farbe der Federn, das sog. Strukturblau, kommt bekanntlich als optische Farbe zu- stande durch die Anwesenheit lufterfüllter Kästchenzellen. Dies sind modifizierte Markzellen der Federäste, die für weißes Licht als trübes Medium wirken und im wesent- lichen die blauen Strahlen reflektieren 1 ' 2 . Stets sind die Kästchenzellen unterlagert von dunklen Pigmenten, brau- nen bis schwarzen Melaninen, die der vollständigen Ab- 1 K. G ö r n i t z u. B. R e n s c h , J. Ornithol. 72, 113 [1924]; F. F r a n k , J. Ornithol. 87, 426 [1939]. 2 W. J. S c h m i d t , Gießener Naturwiss. Vorträge, Heft 6 [1949],
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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

gegenüber einigen Bakterienarten (z. B. Staphylokokkus 640, 702) geringe Wirkungsunterschiede (getestet nach der Warburg-Methodik). Die in einigen anderen Fällen be-obachteten „Wirkungsunterschiede" ließen sich durch Zu-satz von CaC0 3 (zum Neutralisieren der die Wirkung verursachenden abgespaltenen HCl) aufheben. — Test-versuche mit Alkali- und Schwermetallsalzen (Cu, Hg, Zn) von I-Körpern an verschiedenen Objekten werden z. Zt. noch von uns durchgeführt. Leider neigen die meisten I-Säuren sehr zur HCl-Abspaltung.

Über die Ergebnisse der stereochemischen Untersuchun-gen zum Nachweis der Behinderungsasymmetrie bei o-substituierten DDT-Körpern wird an anderer Stelle be-richtet werden. Beschreibung der Versuche in Mitt. IV 7

und V.

Impfschutz gegen S. paratyphi B im bebrüteten Hühnerei*

Hygiene-Institut der Universität Göttingen Direktor: Prof. Dr. med. F. S c h ü t z

Von J ö r g J e n s e n und H e r m a n n W o r a t z

(Z. Naturforschg. 7 b, 253 [1952]; eingeg. am 24. März 1952)

Anläßlich unserer Versuche, die sich mit der Chloro-mycetinwirkung im infizierten Hühnerei befaßten1 und die experimentellen Ergebnisse von K l o s e und K n o t h e -bestätigten, fanden wir, daß eine Vorbehandlung mit ab-getöteten Keimen ( = Impfung) 10—12-tägige Hühner-embryonen gegen eine nachfolgende tötliche Infektion mit lebenden Bakterien desselben Stammes wirksam schützt.

Werden 10—12-tägige Embryonen mit einer 18-stdg. Bouillonkultur von S. parathyphi B (Kröger I „rauh") in-fiziert, so sterben sie mit großer Regelmäßigkeit innerhalb vcn 24 Stdn. Dabei besteht weder eine Abhängigkeit von der Infektionsdosis (4 X 10:! bis 2,5 X 10") noch vom In-fektionsort (Chorioallantois, Allantois). Von 62 derartigen Kontrolleiern starben 59 innerhalb von 24 Stdn., 2 inner-halb von 48 Stdn. und 1 überlebte mehrere Tage. Die Tatsache, daß 3 / 4 der geimpften Embryonen die nachfol-gende Infektion über die Kontrollzeit hinaus überstan-den, kann daher nur als Folge der Impfung angesehen werden.

Als Impfmaterial wurde das zweimal in Aqua dest. ge-waschene Sediment einer 30 Min. auf 80° erhitzten 18-stdg. Bouillonkultur desselben Stammes (s. o.) benutzt. Die Impfdosis lag zwischen 3 X 10" und 3 X 109 Keimen pro Ei. Geimpft wurde in die Allantois bzw. auf die Chorioallantois. Meistens wurden die Eier 48 Stdn. nach dieser Vorbehandlung mit durchschnittlich 5 X 103 Bakte-rien einer 18-stdg. Bouillonkultur infiziert.

* Diese Arbeit wurde mit Unterstützung der N o t -g e m e i n s c h a f t d e r D e u t s c h e n W i s s e n s c h a f t ausgeführt.

1 J. J e n s e n u. H. W o r a t z , Immunitätsvorgänge im bebrüteten Hühnerei; ein Beitrag zur Frage der Chloromycetinwirkung. Arch. Hyg. Bakteriol., im Druck.

2 F. K l o s e u. H. K n o t h e , Ärztl. Wschr. 6, 558 [1951].

Von insgesamt 43 geimpften und dann infizierten Eiern überlebten 32 die Kontrollzeit von 24 Stdn.; hiervon er-reichten 14 das Schlüpfalter, d. h. den 7.—9. Tag nach der Infektion. 11 Eier starben innerhalb der ersten 24 Stdn.

Keimzahlbestimmungen zeigten, daß in der Allantois-flüssigkeit der überlebenden Ei^r sich die Bakterien inner-halb von 48 Stdn. erheblich vermehrt hatten: Wir kflhn-ten Zunahmen gut beweglicher Keime bis zum 4 X 104-fachen der Einsaatmenge nachweisen. Auch von dem Ge-fieder der geschlüpften Küken ließen sich zahlreidie Para-typhus-B-Baktenen züchten.

Folgende Ergebnisse unserer Untersuchungen sind be-sonders bemerkenswert: •

1. Hühner-Embryonen zeigen Immunitätsvorgänge. (Der Begriff „Immunität" sei hier sehr weit gefaßt.)

2. Die Immunität wird in außerordentlich kurzer Zeit voll wirksam.

3. Sie betrifft offenbar nicht die Infektiosität, da sie die Keimvermehrung nicht beeinträchtigt.

4. Da der von uns verwandte Stamm keine serologisdi nachweisbaren 0 - Antigene enthält (reiner „rauh"-Stamm), kann die Immunität nicht auf der Bildung von 0-Antikörpern beruhen. Ob und in welchem Um-fange 0-Antigen und Endotoxin identisch sind, soll hier nicht erörtert werden.

5. Auch eine Neutralisation eventuell vorhandener Exo-toxine kann schwerlich für den Impfschutz verantwort-lich gemacht werden, da das Impfmaterial erhitzt und gründlich gewaschen wurde.

6. Ein reiner „ r a u h " - S t a m m tötet mit großer Regel-mäßigkeit, auch bei kleiner Keimeinsaat (4 X 103), Hühnerembryonen innerhalb von 24 Stdn.

Aus noch nicht veröffentlichten Versuchen läßt sich schließen, daß auch mit anderen gram-negativen Bakte-rien (E. coli) dieser Impfschutz gegen unseren Paratyphus-B-Stamm hervorgerufen werden kann.

Diese eigenartigen Immunitätsverhältnisse sind Gegen-stand weiterer Untersuchungen.

Ein Fall von blauer Federfärbung auf der Grundlage eines roten Lipochroms

Von O t t o V ö l k e r

Zoologisches Institut Gießen

(Z. Naturforschg. 7 b, 253—254 [1952]; eingeg. am 8. März 1952)

Die weitverbreitete blaue Farbe der Federn, das sog. Strukturblau, kommt bekanntlich als optische Farbe zu-stande durch die Anwesenheit lufterfüllter Kästchenzellen. Dies sind modifizierte Markzellen der Federäste, die für weißes Licht als trübes Medium wirken und im wesent-lichen die blauen Strahlen reflektieren1'2. Stets sind die Kästchenzellen unterlagert von dunklen Pigmenten, brau-nen bis schwarzen Melaninen, die der vollständigen Ab-

1 K. G ö r n i t z u. B. R e n s c h , J. Ornithol. 72, 113 [1924]; F. F r a n k , J. Ornithol. 87, 426 [1939].

2 W. J. S c h m i d t , Gießener Naturwiss. Vorträge, Heft 6 [1949],

Sorption der nidit blauen, längerwelligen Strahlen dienen. Dadurch tritt die Strukturfarbe Blau besonders intensiv hervor. Zerstört man die Feinstruktur der Feder, am ein-fachsten durdi Druck, so schwindet mit ihr das sdiöne JBlau, und die zuvor leuchtend blauen Federstrahlen haben nur noch dunkles bis sdi^arzes Aussehen, hervorgerufen duffch die nunmehr sichtbar werdende Eigenfarbe des Melanins.

Auch bei den Cotingiden (Schmuckvögel) ist bei einigen Arten die blaue Gefiederfarbe besonders üppig entwik-kelt. Sie bedeckt z. B. bei Cotinga maynana $ und Cotinga ridgwayi $ den weitaus größten Teil des Gefieders, so daß diese Vögel bis auf einige dunkelviolett gefärbte Regionen der Unterseite und die schwarzen Schwingen in einem prächtigen Türkisblau erscheinen. Bei Cotinga maynana <3 ist weiterhin auffallend, daß sämtliche Federn des Kleingefieders in ihrem mittleren Abschnitt denselben dunkelvioletten Farbton aufweisen, dem die Kehlfedern ihr violettschwarzes Kolorit verdanken. Die Basaldune ist je nach Körperregion meist pigmentfrei, also weiß oder dürch Melanineinlagerung schwarz gefärbt. Unter dem Mikroskop erkennt man im durchfallenden Licht weiter-hin, wie die im distalen Abschnitt vorhandene Blaustruk-tur von derselben violetten Färbung unterlagert wird, wie diese im Mittelabschnitt der Federn sich findet. Die Käst-ehenzellen zeigen das typisdie Aussehen der Norm.

Beim Pressen oder Quetschen derartiger Federn schlägt jedoch die blaue Farbe ganz im Gegensatz zu dem üb-lichen Verhalten nicht nach Schwarz, sondern nach Rot um, und auch die violette Zone verfärbt sidi ebenfalls nadi Rot.

Die Erscheinung des Farbumschlags findet zwanglos ihre Erklärung durdi die folgenden Tatsachen: Zunädist werden durch das Pressen die Kästchenzellen zerstört, wo-durch der Farbeindruck Blau schwindet. Aber gleichzeitig erfolgt auch der Farbumsdilag des unterlagernden Violetts nach Rot, was eine einheitliche Rotfärbung der zuvor blau und violett gefärbten Feder zur Folge hat.

Wie an anderer Stelle bereits mitgeteilt3, liegt der violetten Federfarbe der Cotingiden kein violettes Pigment zugrunde, sondern nur rotes, nicht näher definiertes Lipo-chrom (Carotinoid), da die violette Färbung solcher Fe-dern beim Pressen nach einem lebhaften Rot umschlägt. Es handelt sich dabei um einen Vorgang, der offenbar durch die Zertrümmerung einer noch nicht näher bekannten Feinstruktur hervorgerufen wird.

Wir haben also bei Cotinga maynana $ den höchst bemerkenswerten Fall der Unterlagerung der Blaustruk-tur mit einem roten Lipodirom — seinerseits mit einem Strukturfaktor kombiniert (daher violett) —, das hier in-folge seines dunkelvioletten Farbtons die Funktion der Melanine als Absorptionsschirm übernimmt.

Die große Labilität der Blaufärbung bei dieser Vogel-art läßt sich nodi zeigen beim Behandeln der Federn mit alkoholischem Alkali in der Wärme. Hierbei tritt nach kurzer Zeit durch Zerstörung der Feinstruktur ebenfalls der Farbumschlag nach Rot ein, das rote Lipochrom geht dabei in Lösung, und die Feder wird schließlich farblos.

3 O. V ö l k e r , Naturwiss. 38, 565 [1951]. O. V ö l -k e r , J. Ornithol. 93, 122 [1952],

Erzielt man den Farbumschlag unter Vermeidung von Alkali, mit Methanol allein, so bleibt die intensive Rot-färbung der Federn längere Zeit bestehen, da zunächst nur geringe Mengen des roten Lipochroms in Lösung gehen. Läßt man nun eine derartige hellrot gewordene Feder mit noch vollkommen intakten Kästchenzellen luft-trocken werden, so ergibt die Kombination Blaustruktur mit dem nunmehr unterlagernden hellroten Lipochrom ein sdiönes und intensives Violett, ein Verhalten, wie es durchaus den Erwartungen entspricht. Man kann also in-folge der Labilität des unterlagerten nativen Violetts auf experimentellem Wege die blaue Feclerfarbe in eine vio-lette umwandeln. Die Federn gleichen dann in ihrem Farbton weitgehend den violetten Stirnfedern von Nyc-tiornis amictus (Bienenfresser), deren Violettfärbung im wesentlichen auf derselben Kombination von Blaustruktur mit unterlagertem rotem Lipochrom beruht1 . Entzieht man schließlich den Federn durch längere Methanol-behandlung alles rote Lipochrom, so kehrt beim Luft-trocknen der nunmehr weißen, völlig pigmentfreien Feder ein ganz schwacher, nur auf dunkler Unterlage sichtbarer Blaureflex wieder. Wie man sieht, gestattet dieses Objekt auf bequeme Weise, durch mehr oder minder weitgehende Extraktion des unterlagernden roten Lipochroms, alle Farbabstufungen der Federn von Blau über Violett bis praktisch farblos zu erzeugen (bei Melaninunterlage ist dies nicht möglich). Somit ist.im Experiment gezeigt, daß die intensiv blaue Federfarbe erst durch die Unterlage-rung der Kästchenzellen mit dunklen Pigmenten zustande kommt, was man bisher nur aus Schnittpräparaten hierzu geeigneter Objekte zu schließen vermochte. Auch an der charakteristischen Grün- bis Blaufärbung mit konzentrier-ter Schwefelsäure und anschließendem Farbloswerden läßt sidi die lipochromatische Grundlage dieses Strukturblaus mühelos nachweisen.

Auffallenderweise trägt eine der Cotinga maynana syste-matisch sehr nahestehende Form, Cotinga ridgwayi zwar genau dasselbe blaue Federkleid, das in allen Ein-zelheiten hinsichtlich seiner Farbnuancen mit jenem voll-kommen übereinstimmt. Auch die violette Federfärbung von Kehle und Bauch beider Arten gleicht sich völlig, ferner weist die Pigmentanordnung innerhalb der Einzel-federn viele gemeinsame Züge auf. Doch erfolgt hier die Blaufärbung — wie im Regelfalle — auf der Grundlage des Melanins; denn die blauen Federn geben das unter-lagernde dunkle Melanin leicht zu erkennen, gleichgültig ob man sie preßt, ihre Extraktion anstrebt oder mit kon-zentrierter Schwefelsäure versetzt. Die Spezies hält völlig starr an diesem Prinzip fest, auch dort, wo innerhalb der-selben Feder Violettfärbung und Blaustruktur aneinander-grenzen.

Nadidem die eingehende biochemische Untersuchung des Farbkleides vieler Cotingiden zu der Erkenntnis führte, daß in dieser Gruppe rote Lipochrome die stoff-liche Grundlage abgeben für rotschwarze, purpurrote und violette Färbungen des Gefieders 3, ist es kaum mehr ver-wunderlich, wenn hier von einer Art auch bei der Er-zeugung der blauen Federfarbe eigene Wege beschritten werden. Dieser Fall zeigt weiterhin, wie verschieden die Mittel sein können, die zum Hervorbringen ein und des-selben Farbeneffektes Verwendung finden.


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