Voss' Modellgestiitzte Markenpolitik
Schriftenreihe
Untemehmensfiihrung und Marketing
Herausgeber: Prof. Dr. Heribert Meffert, Miinster/Westf. Prof. Dr. Hartwig Steffenhagen, Aachen Prof. Dr. Hermann Freter, Bayreuth
Band 16
Dr. Wolf-Dieter Voss
Modellgestiitzte Markenpolitik
Planung und Kontrolle markenpolitischer Entscheidungen auf der Grundlage computergestiitzter Informationssysteme
GIlBLER
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Voss, Wolf-Dieter:
Modellgestützte Markenpolitik : Planung u. Kontrolle markenpolit. Entscheidungen auf d. Grundlage computergestützter Informationssysteme / Wolf-Dieter Voss. - Wiesbaden: Gabler, 1983.
(Schriftenreihe Unternehmensführung und Marketing ; Bd. 16)
NE:GT
~ Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1983 Umschlaggestaltung: Horst Koblitz, Wiesbaden Gesamtherstellung: Lengericher Handelsdruckerei, LengerichjWestf. Alle Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervielfältigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages.
ISBN 978-3-409-36035-7 ISBN 978-3-322-88041-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-88041-3
v
Vonwort
Die Erfolgstrachtigkeit markenpolitischer Entscheidungen ist
in wachsendem Ma8e abhangig von der Implementierung forma
lisierter und dennoch flexibel und problemorientiert ein
setzbarer Informationssysteme. Die zunehmende Zahl von Ver
offentlichungen aus dem Bereich MIS-orientierter Modellan
satze ist ein Indiz fUr die BemUhungen, Transparenz in Bezug
auf die komplexen Wirkungszusammenhange von KonsumgUtermark
ten zu schaffen.
Als wesentliche Einschrankung der bisher entwickelten mar
kenpolitischen Modellansatze erweist sich der einseitige Be
zug auf spezifische markenpolitische Probleme. Dabei zeigt
sich, da8 es noch keinen MIS-orientierten Modellansatz gibt,
dem ein geschlossenes und theoretisch fundiertes Aussagensystem zur Planung und Kontrolle markenpolitischer Entschei
dungen in Bezug auf bereits erschlossene KonsumgUtermarkte
zu entnehmen ware. Damit ist die VerknUpfung unternehmens
theoretischer Wirkungshypothesen mit verhaltenswissenschaft
lichen Hypothesen Uber die Auswirkungen markenpolitischer
Aktivitaten auf die markenpolitischen Ziele in ein Uberge
ordnetes Informationssystem angesprochen.
Vor diesem Hintergrund ist es die primare Zielsetzung der Arbeit, einen Beitrag zur Konstruktion flexibel einsetzbarer detailanalytischer Informationssysteme zu leisten. Im Mittelpunkt steht dabei die schrittweise Entwicklung eines MIS-orientierten Marktmodells mittlerer Komplexitat, in wel
chern Markt, Handel, Wettbewerb, Verbraucher und Unternehmung
simultan verarbeitet werden. Die VerknUpfung betriebswirt
schaftlicher und verhaltenswissenschaftlicher Hypothesen
im Makromodell erfolgt auf der Grundlage der Theorie der
Marktreaktion unter Zugrundelegung des S-Q-R-Paradigmas. Das Makro-Marktreaktionsmodell sowie ein weiter verdichtetes
VI
dar auf aufbauendes kennziffernorientiertes Rahmenmodell dienen
primar der Kontrolle der bereits verfolgten Markenstrate-
gie und liefern wichtige Anregungsinformationen ftir Strate
gieanderungen und ftir eine Reihe taktischer Entscheidungen.
Die allgemeine Modellvalidierung erfolgt mit Hilfe einer
empirischen Untersuchung tiber den Zahncrememarkt.
Die Erstellung dieser Arbeit war nur mit vielfaltiger Unter
sttitzung verschiedener Personen m5glich. Mein besonderer Dank
gilt an dieser Stelle meinem akademischen Lehrer, Herrn
Prof. Dr. Heribert Meffert, der die Anregung ftir die Themen
stellung gab und die Fertigstellung der Arbeit jederzeit
umfassend f5rderte.
Die Arbeit wurde dartiber hinaus wesentlich durch die Firma
Henkel KGaA, Dtisseldorf, untersttitzt. Vorstand und Geschafts
ftihrung standen als kompetente Gesprachspartner bereit. Da
ftir danke ich insbesondere Herrn Dr. H. Sihler, Vorsitzender
der Zentralgeschaftsftihrung der Henkel KGaA und Herrn
Dr. U. Specht, Geschaftsftihrer der Henkel Kosmetik GmbH.
Ftir die Untersttitzung bei der Durchftihrung der empirischen
Untersuchung bin ich ferner Herrn Dipl.-Kfm. P. Ltitzenkirchen, Bereichsleiter des Produktmanagements der Henkel-Kos
metik GmbH, den Mitarbeitern der Abteilungen Marktforschung, Marketing-Methoden und Werbedurchftihrung sowie den Marktforschungsinstituten A.C. Nielsen und GfK Ntirnberg zu Dank
verpflichtet.
Dartiber hinaus danke ~ch allen Mitarbeitern am Institut ftir
Marketing ftir ihre vielfaltige Untersttitzung. Dieser Dank
gilt in besonderem MaBe Herrn Dipl.-Kfm. Michael Walters,
Herrn Dipl.-Kfm. Reinhard Katz M.Sc. und Herrn Dr. Gerd
Schnetkamp, die jederzeit zur kritischen Diskussion bereit waren.
"II
Ganz herzlich danke ich auch Herrn Dr. Detlef Steinhausen,
akademischer Oberrat am Rechenzentrum der Universitat Munster,
der jederzeit zur Diskussion rechentechnischer Probleme bereitstand. Frau M. BUrger danke ich fUr die schnelle und reibungslose Abwicklung der zuweilen recht mtihevollen Schreibarbeiten.
Zu groBem Dank verpflichtet bin ich aber auch meiner Frau,
die durch ihr groBes Verst!ndnis und ihre tatkr!ftige Unter
stUtzung maBgeblich zu dem erfolgreichen AbschluB der Arbeit beigetragen hat.
Wolf-Dieter Voss
Inhaltsverzeichnis
A. Problemstellung und Gegenstand der untersuchung
1. Zweckorientierte Informationsgewinnung und -verarbeitung als Problem markenpolitischer Entscheidungen
2. Zur Fundierung markenpolitischer Entscheidungen
Seite
auf der Grundlage von Marketing-Modellen 7
3. Problemstellung, Gegenstand und Konzeption der Untersuchung 10
B. Analyse und Beurteilung ausgewahlter Modellansatze
zur Markenpolitik
1. Modelltheoretische Grundlagen
1.1 Kennzeichnung markenpolitischer Entscheidungen
17
17
im Rahmen von Markenstrategien 17
1.2 Typologie und Abgrenzung der Modellansatze 25
1.3 Kriterien zur Modell- und Methodenbeurteilung 29
2. Analyse und Beurteilung der Modellansatze 36
2.1 Einfache Produkt- und Prograrnmanalysen 36
2.2 Algorithmisch-analytische Optimierungsverfahren 43
2.3 Psychologische Marktmodelle 48
2.4 Strategische Portfoliomodelle 52
2.5 ComputergestUtzte Modellansatze 58
2.51 ComputergestUtzte Simulationsmodelle 59
2.52 ComputergestUtzte On-Line-Modelle auf der Basis des Decision-Calculus-Konzeptes 66
2.6 Zusarnmenfassende WUrdigung der Modellansatze und forschungslogische SchluBfolgerungen 73
x
C. Entwicklung eines modellgesttitzten partiellen Mar
keting-Informationssystems zur Planung und Kontrolle
markenpolitischer Entscheidungen
1. Ein mehrparametrisches mehrstufiges Marktreaktionsmodell zur Erfassung des Aktivitats- und Reaktionsniveaus markenpolitischer Entscheidungen
1.1 Zweck und Gegenstand der Modellbildung
1.11 Zielsetzungen des Marktreaktionsmodells
1.12 Wahl des Modelltyps und theoretische Vorgehensweise
1.2 Kauferverhaltensmodell von Howard-Sheth als verhaltenstheoretisches Rahmenmodell
1.21 Grundgedanken des Modells
1.22 Aussagewert des Modells zur Erklarung von
Seite
79
80 80
80
83
85
85
convenience goods-Kaufentscheidungen 92
1.3 Ein mikroanalytisches Marktmodell zur Erklarung des Kaufverhaltens bei convenience goods 96
1.31 Auswahl und Abgrenzung der wesentlichen Modellkonstrukte 96
1.32 Hypothesen tiber Entstehung, Beeinflussung und Verhaltensrelevanz dauerhafter Pradispositionen 111
1.321 Entstehung und Beeinflussung von Markenbekanntheit 111
1.322 Entstehung und Beeinflussung von Markeneinstellung 117
1.323 Verhaltensrelevanz und Hierarchie-konzepte 122
1.33 Mikroanalyse des Gesamtmodells 130
1.4 Erfassung der Struktur und der Beziehungen der Modellelemente im Makromodell 136
1.41 Zielsetzung, Funktionsweise und Modell-pramissen 136
1.42 Makroanalyse des Gesamtmodells 140
1.43 Datengewinnung und Datenpooling 143
1.5 Mathematisch funktionale Formalisierung des Makromodells 149
XI
Seite
1.51 Operationalisierung der Modellvariablen 149
1.511 Operationalisierung der instrumente-bezogenen Aktionsvariablen 149
1.512 Operationalisierung der Reakt'ions-und Konstruktvariablen 161
1.52 Aktions-reaktionstheoretische Struktur des Modells 172
1.521 Monovariable Reaktionsfunktionen 172
1.522 Polyvariable Reaktionsfunktionen 179
1.523 Hypothesen tiber die zeitliche Zu-ordnung von Aktions- und Reaktions-niveaus und Lag-Strukturen 190
1.53 Zur Modellvalidierung und Reduktion von Multikollinearitat 199
1.6 Ermittlung der relativen Bedeutung der AktionsReaktionsniveaus der Modellvariablen (Ergeb-nisse einer empirischen Studie) 206
1.61 Uberprtifung grundlegender Modellhypothesen 206
1.611 Zur Validitat und zum Aussagege-halt des Einstellungs-MeBkonzeptes 206
1.612 Hypothesentiberprtifung im Rahmen monovariabler Wirkungsanalysen 210
1.62 Polyvariable Wirkungsanalysen 221
1.621 Ergebnisse zur relativen Bedeutung der Modellvariablen 221
1.622 Modellsimulation 232
1.7 Modellbeurteilung und Implikationen ftir die Markenpolitik 238
2. Entwicklung eines kennziffernorientierten Rahmenmodells zur Erfolgskontrolle bisher verfolgter Markenstrategien 243
2.1 Makro-Marktreaktionsanalysen als Grundlage zur Entwicklung von Kennziffernsystemen 243
2.11 Zielsetzung und Strukturierung des Modells 243
2.12 Grundlagen und Pramissen der Kennziffern-bildung 245
2.13 Uberblick tiber die Dimensionen des Kenn-ziffernmodells 248
>ell
Seite
2.2 Bedeutung kennziffernorientierter Informationssysteme zur Kontrolle von Marktanteilsstrate-glen 250
2.21 Entwlcklung eines komparativ statischen Kennzlffernsystems 250
2.22 Partialanalyse ausgewahlter Kennziffern-kombinationen 254
2.23 Implikationen fUr ein kennzifferngestUtztes Marken-Intelllgence-System 261
2.3 Modellbeurteilung 264
D. SchluBbetrachtung 266
Anhang 268
Literaturverzeichnis 278
XIII
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Abb. 2:
Abb. 3:
Abb. 4:
Abb. 5:
Abb. 6:
Abb. 7:
Abb. 8:
Abb. 9:
Abb. 10:
Abb. 11:
Abb. 12:
Abb. 13:
Abb. 14:
Abgrenzung rnarkenpolitischer Strategien
Boston-Portfolio-Matrix
Modellkornponenten des Entscheidungssysterns BRANDAID
Die intervenierenden Variablen und hypothetischen Konstrukte des Howard-ShethModells
S-O-R-Paradigrna und hypothetische Konstrukte
Grundstruktur des Mikrornodells
Deterrninanten der Markenbekanntheit
Deterrninanten der Markeneinstellung
Hierarchiekonzepte bei Erst- und Wiederholungskaufen
Mikroanalyse von convenience goods-Kaufentscheidungen
Grundstruktur des Makrornodells
Makroanalyse von convenience goods-Kaufentscheidungen
Absatzinduzierte Einkaufsreaktionen des Handels
Reihenfolge der Markennennungen und relative Assoziationsstarke
Seite
20
56
69
87
98
110
114
120
129
132
139
141
157
166
Abb. 15:
Abb. 16:
Abb. 17:
Abb. 18:
Abb. 19:
Abb. 20:
Abb. 21:
Abb. 22:
Abb. 23:
Abb. 24:
Abb. 25:
XIV
Evoked Set und Dissonance-AttributionHierarchy im Kauferaggregat
Zeitliche Struktur des detailanalytischen Makro-Marktreaktionsmodells
Graphische Darstellung der rotierten Faktorladungsmatrix, Periode t
Vereinfachte Funktionalstruktur des Zahn~ crememarktes der Periode t+1
Grundstruktur des Kennziffernmodells
Alternative Strategien bei GUltigkeit der Learning-Hierarchy
Alternative Strategien bei GUltigkeit der Low-Involvement-Hierarchy
Alternative Strategien bei GUltigkeit des Evoked Set-Dissonance-Attribution-Konzeptes
Alternative strategien zur Beeinflussung verwendungserfahrungsinduzierter Markeneinstellung
Alternative Strategien zur Beeinflussung werbeeinstellungsinduzierter Markeneinstellung
Einfache Grundstruktur eines planungsund kontrollorientierten Informationssystems
Seite
182
193
217
234
249
255
257
257
259
260
262
xv
Tabellenverzeichnis Seite
Tab. 1 :
Tab. 2:
Tab. 3:
Tab. 4:
Tab. 5:
Tab. 6:
Tab. 7:
Tab. 8:
Tab. 9:
Tab. 10:
Tab. 11:
Tab. 12:
Tab. 13:
Typologie von Marketing-Modellen 26
Zusarnmenfassende Kategorisierung marken-politischer Modellansatze 30
Abgrenzung von Simulationsmodellen 61
Zusammenfassende Bewertung markenpolitischer Modellansatze 76
Konsistenz der Praferenzen, Marke 8 208
Einfaktorielle Mittelwertdifferenzentests zur UberprUfung des Einstellungs-MeBkonzeptes 209
Einkaufs- und Lageranteilsfunktionen zur UberprUfung der Einkaufsreaktionshypothese 211
Monovariable Reaktionsanalyse 213
Rotierte Faktorladungsmatrix der Perioden 218 t und t+1
Einfaktorielle Mittelwertdifferenzentests zur UberprUfung der Evoked Set-DissonanceAttribution-Hypothese
Relative Bedeutung der Modellvariablen fUr das offene Kaufverhalten
Relative Bedeutung der Markeneinstellung zur Bildung des Evoked Set
Bedeutung der durch Verwendungserfahrungen und kommunikationspolitische MaBnahmen induzierten Markeneinstellung
220
223
225
226
Tab. 14:
Tab. 15:
Tab. 16:
Tab. 17:
Tab. 18:
Tab. 19:
Tab. 20:
Tab. 21:
XVI
EinfluB der Konstruktvariablen auf den aktuellen Verwenderanteil
Determinanten der Werbeeinstellung
Determinanten der Werbeeinstellung bei Einbeziehung von Wirkungslibertragungen
Diffusionstheoretische Determinanten der kumulierten Erstkaufrate
Bedeutung der Kommunikation zur Gewinnung von Neuverwendern
Simulation der Wirkung einer Erh6hung des Nettowerbeaufwandes und der gewichteten Distribution auf den Marktanteil und zwischengelagerte Pradiktorvariablen
Auswirkungen von Nettowerbeaufwands- und Distributionssteigerungen auf die produktbezogenen Deckungsbeitrage
Struktur eines komparativ statischen Kennziffernsystems
Seite
227
228
229
230
231
235
237
251
XVII
Abkiirzungsverzeichnis
AER
AMA
AP
ASW
EJM
et al.
HBR
HM
1M
IMR
JoAP
JoAR
JoB
JoCR
JoConsR
JdAV
JoM
JoMR
M. 1. T.
MS
OR ORQ
WiSt
WISU
ZfB
ZfbF
American Economic Review
American Marketing Association
American Psychology
Absatzwirtschaft
European Journal of Marketing
et altera
Harvard Business Review
Harvard Manager
Industrial Marketing
The Industrial Management Review
Journal of Applied Psychology
Journal of Advertising Research
Journal of Business
Journal of Contemporary Research
Journal of Consumer Research
Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung
Journal of Marketing
Journal of Marketing Research
Massachusetts Institute of Technology
Management Science
Operations Research Operations Research Quarterly
Wirtschaftswissenschaftliches Studium
Das Wirtschaftsstudium
Zeitschrift fUr Betriebswirtschaft
Zeitschrift fUr betriebswirtschaftliche Forschung
XVIII
Symbolverzeichnis
DGV
DME
DWE EArn
LAm
MAm
MAw
MBg
MBP
MD
ME1
P
SB
SMV
SZ
vw WD
WE 1
ZK
Indices:
i
j
t
Gewichteter Distributionsgrad, vorratig (%)
Durchschnittliche Markeneinstellung
Durchschnittliche Werbeeinstellung
MengenmaBiger Einkaufsanteil (%)
MengenmaBiger Lageranteil (%)
MengenmaBiger Marktanteil (%)
WertmaBiger Marktanteil (%)
Gewichteter aktiver Bekanntheitsgrad (%)
Passiver Bekanntheitsgrad (%)
Verstrichener Zeitraum seit der MarkteinfUhrung des Produktes in Jahren (Marktperiode)
Anteil der Konsumenten, der die Marke als ausgezeichnet empfindet (top-attitude-Anteil) (%)
Durchschnittlicher Endverbraucherpreis
Anteil der Konsumenten, dem der Werbeslogan bekannt ist (%)
Anteil der Konsumenten, der eine Marke schon einmal verwendet hat (%)
Anteil der Konsumenten, der den Werbeslogan der Marke richtig zuordnen kann (%)
Aktueller Verwenderanteil (%)
Nettowerbedruck (Nettowerbeaufwendungen)
Anteil der Konsumenten, der die Werbung fUr die Marke als ausgezeichnet empfindet (%)
MengenmaBiges Zweitplazierungskontaktniveau
Markenindex (i = 1, ... , n)
Gebietsindex (j = 1, .•• ,m
Periodenindex (t = 1, ... , z)
Markenpolitik und Marketing-Informationssysteme Einfiihrung in den Problemkreis der Untersuchung
von Prof. Dr. Heribert Meffert
I.
Die Dynamik der Markte und Umweltbedingungen, denen sich die Markenartikelhersteller seit dem Ubergang vom Verkaufermarkt zum aggressiv umworbenen Kaufermarkt ausgesetzt sehen, hat sich in den vergangenen Jahren weiter beschleunigt. Spates tens seit Beginn der SOer Jahre muB sich eine Vielzahl von Anbietern bei stagnierenden oder rilcklaufigen Wachstumsraten auf gesattigten
Markten behaupten. Die Folgen zunehmender Marktsattigung sind
- ein zunehmender Verdrangungswettbewerb bei teilweisen Uberkapazitaten,
- das Inflationieren des Gilterangebotes bei kaum wahrnehmbaren Produktunterschieden,
- damit einhergehend das verstarkte Auftreten markenloser Ware, insbesondere im Bereich der periodisch gekauften Konsumgilter,
- eine abnehmende Kooperationsbereitschaft des Handels, insbesondere bei der Aufnahme neuer Produkte,
- ein zunehmender Bestandsabbau des Handels sowie eine verstarkte Neigung zur Auslistung weniger umschlagsstarker Produkte und damit einhergehend
- ein zunehmend hektisches und nervoses Reagieren der Hersteller im Bereich der Rabatt- und Sonderkonditionengewahrung.
xx
Es bedarf vor diesem Hintergrund keiner BegrUndung, daB Marken
artikelhersteller nur durch eine konsequent marktorientierte
Markenpolitik dem zunehmenden Wettbewerbsdruck begegnen konnen.
Eine derartige Markenpolitik erfordert nicht nur rechtzeitiges
Anpassen an Veranderungen im Markt, sondern auch die bewuBte
und zielgerichtete Gestaltung des Marktes. Auf der Grundlage
der Gewinnung und Verdichtung relevanter Informationen sind
markenpolitische Entscheidungen zu treffen, die nicht nur kurz
fristigen Erfolg versprechen, sondern zu einer nachhaltigen
Realisierung der Unternehmensziele beitragen.
II.
Das markenpolitische Entscheidungsfeld eines Markenartikelher
stellers umfaBt eine Vielzahl von Handlungsalternativen, die
auf der Grundlage der Unternehmensziele und der jeweiligen Mar
keting-Situation zu bewerten sind. Markenpolitik beinhaltet da
bei nicht nur die mit der Markierung von Produkten zusammenhan
genden Entscheidungen, sondern letzten Endes die Gesamtheit aller .auf die Vermarktung eines Markenartikels gerichteten MaBnahmen.
Im Rahmen der strategischen Markenpolitik werden der Kern des
Leistungsangebots und die langfristig wirksamen Schwerpunkte fUr den Einsatz der Marketing-Instrumente festgelegt. Dabei kann grundsatzlich zwischen markenpolitischen Strategien fUr
neue Markte und solchen fUr vorhandene, von der Unternehmung
bereits bearbeitete Markte unterschieden werden.
Markenpolitische Handlungsalternativen beim Eintritt in neue
Markte sind
- die Schaffung neuer Markte mit vorhandenen Produkten oder
Markenkonzeptionen durch Ansprache neuer Zielgruppen oder durch tibertragung vorhandener Konzeptionen auf zusatzliche
Teilmarkte,
XXI
- die ErschlieBung neuer Markte durch EinfUhrung neuer Produkte
(Diversifikationsstrategie).
Fur vorhandene, von einem Markenartikelhersteller bereits bear
beitete Markte kommt den Marktanteilsstrategien aufgrund der
Schlusselfunktion des Marktanteils fur die Umsatz- und Gewinn
situation von Unternehmen besondere Bedeutung zu.
Ziel der Marktanteilswachstumsstrategie ist die Gewinnung von
Marktanteilen durch neue Produkte, variierte Produkte oder in
tensivierten Marketing-Mix-Einsatz. In diesem Sinne kann auch
von einer Innovations-, Variations- oder Marktdurchdringungs
strategie fur erschlossene Markte gesprochen werden.
Die Marktanteilserhaltungsstrategie ist auf die Verteidigung
der erreichten Marktposition gerichtet. Strategische Handlungs
alternativen sind auch hier Innovation, Variation oder Markt
durchdringung.
Die Marktanteilsabschopfungsstrategie kennzeichnet demgegenuber
einen zeitlich kontrollierten Ausverkauf bestehender Marken mit
dem Ziel einer kurzfristigen Gewinnmaximierung bei mittel- bis
langfristiger Produktelimination.
Nach MaBgabe der Marktanteilsstrategien konnen demnach die Strategien der Marktdurchdringung, Variation, Elimination oder volligen Neueinfilhrung (Innovation) als zentrale markenpolitische Strategiealternativen bezeichnet werden.
Die markenpolitischen Strategien sind durch eine Vielzahl von
Detailentscheidungen zu konkretisieren. Markenpolitische De
tailentscheidungen beinhalten Einsatz, Kombination und Auspra
gung des Marketing-Mix in Abhangigkeit von der Markenstrategie
und der jeweiligen phase des produktlebenszyklus.
)()(II
Richtet man das Augenmerk auf bereits bearbeitete Markte, so
ist es flir einen Markenartikelhersteller von entscheidender Be
deutung, Kenntnis liber die Auswirkungen von Timing und Dosie
rung markenpolitischer Aktivitaten in Abhangigkeit vom jewei
ligen Wettbewerbsumfeld zu erlangen. Dabei geht es nicht nur urn
die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt flir Innovations-, Varia
tions- und EliminationsmaBnahmen, sondern auch darum, inwieweit
die markenpolitischen Ziele in der jeweiligen Marketing-Situa
tion durch eine Intensivierung des taktischen Instrumentariums realisiert werden konnen.
Zentrale Voraussetzungen flir zielorientierte Entscheidungen
sind deren standige Kontrolle anhand operationaler Unterneh
mens- und Marketingziele sowie die Bereitstellung und Verarbei
tung entscheidungsrelevanter Informationen zur Planung zuklinf
tiger Aktivitaten.
Die Komplexitat markenpolitischer Entscheidungen und die Insta
bilitat der marktspezifischen Handels-, Konsumenten- und Wett
bewerbsverhaltnisse erfordern eine Informationsverdichtung und
damit eine Vereinfachung komplex strukturierter und interdependenter Entscheidungstatbestande. Vor diesem Hintergrund gewinnen Aufbau und Implementierung flexibler und problemspezifisch
einsetzbarer modellgestlitzter Marketing-Informationssysteme an
Bedeutung.
Ausgehend von der Unternehmung als offenes, zielgerichtetes so
ziotechnisches Verhaltenssystem ist ein Marketing-Informations
system als ein nach bestimmten prinzipien strukturiertes
Mensch-Maschine-System zu definieren, das unter Bezugnahme auf
bestimmte Modelle und Methoden Informationen zur Steuerung und
Regelung des Marketing generiert. Kernpunkt eines Marketing
Informationssystems bilden Marketing-Modelle, liber deren Struktur und Verarbeitungsregeln sowohl Daten- als auch Methodenbank bestimmt werden. Marketing-Modelle konnen als vereinfachte Abbildungen realer Marketing-Systeme nicht nur Transparenz schaf
fen, sondern auch Moglichkeiten einer konkret rechnerischen
Durchdringung von Marketing-Problemen eroffnen.
}(}(III
III.
Grundlage fur die Entwicklung von Modellansatzen zur Fundierung
markenpolitischer Entscheidungen bildet die Marketing-Theorie,
in deren Mittelpunkt das marktbezogene Entscheidungsverhalten
von Institutionen, Gruppen und Personen steht.
Als bedeutende Forschungsschwerpunkte sind in diesem Zusammen
hang die betriebswirtschaftlich und die verhaltenswissenschaft
lich orientierte Marketingtheorie hervorzuheben.
Die betriebswirtschaftliche Marketingtheorie richtet ihr Inter
esse primar auf die Untersuchung der Auswirkungen markenpoli
tischer Aktivitaten auf die markenpolitischen Ziele. Betrachtet
werden Reaktionen eines Personenaggregats auf absatzpolitische
Aktivitaten der Unternehmen. Im Mittelpunkt der Forschung steht
dabei die Entwicklung und Validierung uni- und multivariabler
Marktreaktionsfunktionen.
Die verhaltenswissenschaftliche Marketingtheorie stellt demge
genUber auf das Individuum als Ausgangspunkt der Theoriebildung
abo Sie versucht, Aussagen uber das Verhalten einzelner Konsu
menten bei Kaufentscheidungen und uber die psychischen und so
zialen Bestimmungfaktoren des Kaufverhaltens abzuleiten. Besonderes Interesse gilt dabei der untersuchung der durch markenpo
litische Aktivitaten bzw. Stimuli ausgelosten intraindividuellen Verarbeitungsprozesse und den daraus folgenden Konsumentenreaktionen (S-O-R-Paradigma). Im Gegensatz zur betriebswirtschaftlich orientierten Marketingtheorie wird das Kaufverhalten
nicht als Black-Box betrachtet, sondern explizit zum Untersu
chungsgegenstand erhoben.
Die betriebswirtschaftliche wie auch die verhaltenswissenschaftliche Marketingtheorie haben zahlreiche Modellansatze zur
Fundierung markenpolitischer Entscheidungen hervorgebracht. Die
Ansatze reichen von investitionstheoretischen Optimierungsmo-
XXIV
dellen uber psyehologisehe Marktmodelle bis hin zu komplexen eomputergestutzten Simulationsmodellen. Viele dieser Ansatze erweisen sieh jedoeh bei naherer Betraehtung als zu komplex und wenig praktikabel zur Verbesserung markenpolitiseher Entseheidungsprobleme oder als zu ungenau, realitatsfremd und wenig operational.
Bei dem Einsatz von Modellen in Informationssystemen ist auf Flexibilitat, Problembezug und einen mittleren Komplexitatsgrad zu aehten. Insbesondere kommt es bei der Konzeption dieser Informationssysteme auf eine modellgestutzte Verarbeitung unternehmenstheoretiseher Wirkungszusammenhange an. Zur Fundierung markenpolitiseher Entseheidungen im Konsumguterbereieh ist daruber hinaus eine umfassende Integration von betriebswirtsehaftliehen Hypothesen und Erkenntnissen aus verhaltenswissensehaftliehen Forsehungsansatzen im Sinne einer S-O-R-orientierten Informationsgrundlage anzustreben.
IV.
Der Verfasser dieser Sehrift hat sieh die Aufgabe gestellt, einen Beitrag zur Konstruktion derartiger integrierter Informationssysteme zur Fundierung markenpolitiseher Entseheidungen von Markenartikelherstellern zu leisten.
Als Bezugsrahmen zur Strukturierung des Problemkreises liegen der Arbeit Entseheidungen zur Durehsetzung von Marktanteilswaehstums-, Marktanteilserhaltungs- und Marktanteilsabsehopfungsstrategien und den daraus abgeleiteten zentralen produktpolitisehen Entseheidungen uber Einfuhrung, Variation, foreierte Durehsetzung oder Elimination von Produkten in den von der Unternehmung bereits bearbeiteten Konsumgutermarkten zugrunde.
xxv
Ziel ist die Entwicklung eines partiellen planungs- und kon
trollorientierten lnformationssystems, das durch Verknlipfung
okonomischer produktbezogener ErfolgsgroBen mit Variablen des
Konsumentenverhaltens als eine unternehmenstheoretisch wie auch
verhaltenswissenschftlich fundierte Grundlage zur Verbesserung
des lnformationsstandes von Markenartikelherstellern herange
zogen werden solI. lm Mittelpunkt steht dabei die schrittweise
Entwicklung eines den Markt, Handel, Wettbewerb, die Verbrau
cher und die Unternehmung simultan verarbeitenden Marktmodells.
Den Ausgangspunkt der Modellentwicklung bildet eine Untersu
chung und Beurteilung einiger ausgewahlter Ansatze der Litera
tur zu diesem Problemkreis.
Auf der Grundlage der untersuchten Modellstrukturen setzt die
Entwicklung des Marktmodells an der Kontrolle der bisherigen
markenbezogenen Aktivitaten des Herstellers an. Zentrale Hypo
these ist dabei die Annahme, daB die herstellereigene Zielrea
lisierung von der relativen Uberlegenheit des eigenen lnstru
menteeinsatzes im Verhaltnis zum Wettbewerb abhangig ist. lm
einzelnen besteht die Modellentwicklung aus zwei aufeinander
aufbauenden Subsystemen.
Subsystem I dient der Erfassung des realen Marktgeschehens auf der Basis empirisch gemessener Marktreaktionsfunktionen.
Der Aufbau dieses Subsystems erfolgt zunachst mikroanalytisch
zur Erklarung des Kaufverhaltens bei Konsumgutern des periodi
schen Bedarfs. Dabei wird der Einbeziehung der verschiedenen Konstruktvariablen wie Einstellungen und Markenbekanntheit und der Diskussion der zeitlichen und kausalen wirkungshierarchie
besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Aggregation des Modells erfolgt zunachst generell bestim
mend fur das Kauferaggregat. AnschlieBend wird jede Modellva
riable operationalisiert und mathematisch funktional in den Sy
stemansatz integriert.
XXVI
Der makroanalytische Modellansatz erfaBt samtliche Konkurrenz
aktivitaten im Dateninput und liefert wichtige Anregungsinfor
mationen fUr die Anderung der bisher verfolgten Markenstrate
gie.
Im AnschluB an die theoretische Entwicklung des Modellansatzes
erfolgt die Modellvalidierung durch empirische Messung der
Marktreaktion. Als Bezugsmarkt wird der Zahncrememarkt herange
zogen, der als klassischer convenience goods-Markt bezeichnet
werden kann.
Neben dem grundsatzlichen FunktionalgefUge des Marktes werden
Uber den Modellansatz die Auswirkungen der Variation von In
strumental- und Konstruktvariablen auf die markenpolitischen
Ziele sowie die zur Realisierung der Ziele erforderlichen Min
destauspragungen der Modellvariablen abgeschatzt.
Subsystem I bildet die Grundlage fUr den Aufbau eines wettbe
werbsorientierten Kennziffernsystems fUr die Erfolgskontrolle
der bisher verfolgten Markenstrategie.
Die Entwicklung des Kennziffernsystems erfolgt durch Transfor
mation des Makro-Marktreaktionsmodells in Kennziffern auf Basis relativer GroBen.
Auf der Grundlage eines allgemeinen Kennziffernsystems werden
liber komperativ statische partialanalysen ausgewahlter Kennzif
fernkombinationen Ansatzpunkte zur tiberprlifung und Anderung der
bisher verfolgten Markenstrategie in Abhangigkeit vom jeweils
gliltigen Hierarchiekonzept und dem Wettbewerbsverhalten aufge
zeigt.
Insgesamt ist das System durch hohe Flexibilitat bei simultaner
Verarbeitung von Hersteller-, Handels-, Verbraucher- und Wettbewerbsvariablen gekennzeichnet. Damit leistet der Verfasser einen beachtlichen Beitrag zur Weiterentwicklung leistungsfahiger Informationssysteme im Bereich der Markenpolitik.