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D. Bérenger – S. Berke – J.-S. Kühlborn, Archäologie aus der Luft. Sechs Jahre...

Date post: 21-Nov-2023
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Landschaftsverband Westfalen-Lippe Westfalisches Museum fur Archaologie

- Amt for Bodendenkmalpflege - Munster 1989

Sechs Jahre Luftbildarchaologie in Westfalen Methoden - Ergebnisse - Perspektiven

.. ARCHAOLOGIE AUS DER LUFT

Umschlagbild: Die Hunenburg von Borchen (J.-S. Kiihlbom, 13. 12. 1986), s. Nr. 19.

Gesamtherstellung: Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Munster.

Das Werk ist urheberrechtlich geschutzt, Die dadurch begrundeten Rechte, ins- besondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildun- gen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ahnlichern Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten.

© W estfalisches Museum fiir Archaologie, Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Munster 1989, Gedruckt in der Bundesrepublik Deutschland

Gedruckt mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen,

Redaktion: Manfred Balzer. Layout und Textgestaltung: Daniel Berenger und Stephan Berke. Umschlaggestaltung: Rudolf Meyer.

Herausgegeben im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe <lurch das W estfalische Museum fiir Archaologie - Amt fur Bodendenkmalpflege - von Bendix Trier.

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122 . S. Abbildungsnachweis

119 . S. Literaturverzeichnis

118 . S. Karte der Fundorte 6. Die uberpflugte Grabhilgelgruppe von Etteln, S. 50. - 7. Ein einzelner Grabhtigel aus Etteln, S. 52. - 8. Der Kreisgraben von der Sudheide in Nordrheda-Ems, S. 54. - 9. Der doppelte Kreisgraben von Dankersen, S. 56. - 10. Die Kreisgraben vom Saalberg, S. 58. - 11. Grabhtigel und Wolbacker vom Buhn, S. 60. - 12. Die Grabhilgelgruppe von Ca- lenberg, S. 62. - 13. Der Kreisgraben von Bad Lippspringe, S. 64.

112. - 36. Die Franzosenschanze bei Warburg, S. 114. - 37. Ein gerodetes Waldchen bei II. Grabhugel der Bronzezeit (ca. 2000 - 700 v. Chr.) S. 50 Nottuln -Tiefflieger von links, S. 116.

34. Die bischofliche Saline von Salzkotten, S. 110. - 35. Die "Bleiche" von Ostkilver, S.

1. Die jungsteinzeitliche Befestigung vom Schlachberg, S. 40. - 2. Das Erdwerk von VII. Neuzeitliche Bodenspuren und Relikte S. 110 Brakel, S. 42. - 3. Das Grabensystem von Obemtudorf, S. 44. - 4. Das GroBsteingrab von Hohenwepel bei Warburg, S. 46. - 5. Der "Saukamp" von Schweckhausen, S. 48.

29. Die Paderbomer Stadtlandwehr in Benhausen, S. 100. - 30. Die Hoxtersche Land- wehr am Brenkhauser Turm, S. 102. - 31. Hohlweg oder Befestigungsgraben in Rothe?, S. 104. - 32. Die "LandstraBe" bei Borchen, S. 106. - 33. Der Homsche Hellweg bei Neu- enbeken, S. 108.

100 VI. Landwehren und Wege S.

35 24. Eine Hofwustung in Heepen, S. 90. - 25. Die planmafiige Zerstorung von t Rozede- husen, S. 92. - 26. Der KirchengrundriB von t Papenheim bei Warburg, S. 94. - 27. Der mittelalterliche Hof "Hanencrad" bei Burg Altenfels, S. 96. - 28. Blankenrode - eine der wenigen Stadtwilstungen Westfalens, S. 98.

V. Wiistungen des Mittelalters S. 90 27

18. Die Karlschanze bei Willebadessen, S. 78. - 19. Die Htinenburg von Borchen, S. 80. - 20. Die Burg Reineberg oberhalb von Ltibbecke, S. 82. - 21. Die "Grafte" bei Bad Driburg, S. 84. - 22. Die Imbsenburg bei Paderbom-Wewer, S. 86. - 23. Die Asseler Burg(en), S. 88.

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IV. Friihgeschichtliche und mittelalterliche Befestigungen ..... S. 78

14. Das Erscheinungsbild eines eisenzeitlichen Siedlungsplatzes, S. 66. - 15. Die Nord- westecke des rornischen "Hauptlagers'' von Haltem, S. 68. - 16. Das Graberfeld von Hal tern, S. 72. - 17. Grabungsflache im romischen Militarlager Anreppen, S. 74.

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III. Vorromische Eisenzeit und Zeit der romischen Angriffskriege ( 700 v. Chr. - 16 n. Chr.) S. 66

I. Fundstellen aus dem Neolithikum (ca. 5500 - 2000 v.Chr.) ... S. 40

Sechs Jahre Luftbildarchaologie in Westfalen. Interpretation ausgewahlter Luftbilder.

Manfred Balzer (MB), Daniel Berenger (DB), Stephan Berke (SB), Johann - Sebastian Kiihlborn (Kii), Antje Sander (AS):

Daniel Berenger: Die Luftbildarchaologie - zu FuB S.

Stephan Berke: Yorn Bild zur Karte S.

Johann - Sebastian Kuhlborn: Archaologische Luftbildprospektion in Westfalen S.

Bendix Trier: Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S 6

Landesrat Friedhelm Nolte: Geleitwort S.

Inhaltsverzeichnis

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Die Inventarisierung der Denkmaler ist - vor allem auch im Bereich der Bo- dendenkrnalpflege - mit dem Auslau- fen der Schnellinventarisationsmittel nicht beendet. Gerade die Luftbildar- chaologie hat jahrlich einen grolseren Zuwachs an Neuentdeckungen ge- bracht. Da sie weitere Raume schnell iiberblicken kann und flachendecken- der arbeitet, konnte sie zeigen, daB 'weiBe Flecken' auf den bisherigen Fundkarten in der Regel 'Wissens- lucken', nicht aber das Fehlen von Denkmalern anzeigen. Wir werden daher sorgfaltig priifen, in welchem Umfang der Landschaftsverband Westfalen-Lippe im Rahmen der Bo- dendenkrnalpflege und Inventarisa- tion weiterhin 'Archaologie aus der Luft' betreiben kann. DaB sie auch kiinftig notwendig ist, daran besteht kein Zweifel.

durch Bau- und AbbaumaBnahmen sowie durch forst- und landwirtschaft- liche Tatigkeiten, Das Aufzeigen der Gefahren ist, so meinen wir, auch eine MaBnahme des Denkrnalschutzes, ohne den wichtige Bodenurkunden, Zeugnisse unserer Geschichte, unwie- derbringlich verlorengingen.

Wie notwendig Aufklarung ist, zeigt das traurige 'Nebenergebnis' der Be- fliegungen. In erschreckendem MaBe belegen sie die rasant fortschreitende Zerstorung der Bodendenkmaler -

lch freue mich dariiber und begrulse es, daB im Jahr 1989, in dem die Fi- nanzierung der Schnellinventarisation durch das Ministerium fur Stadtent- wicklung, W ohnen und Verkehr beendet sein wird, in dieser Publika- tion iiber die Methoden und Erfolge des Programms an ausgewahlten Bei- spielen Rechenschaft abgelegt wird. Um eine breitere Offentlichkeit zu er- reichen, ist durch die AuBenstelle Pa- derbom des Museums fur Archaolo- gie (Museum in der Kaiserpfalz) und das Westfalische Museumsamt paral- lel zu diesem Rechenschaftsbericht auch eine Luftbildausstellung konzi- piert worden, die von Paderbom aus in weiteren Museen in Westfalen- Lippe gezeigt wird. Als dritte Institution aus der Kulturpflege des Landschaftsver- bandes Westfalen-Lippe ist die Lan- desbildstelle durch ein Faltblatt und eine Dia-Serie an dieser Offentlich- keitsarbeit beteiligt.

dieses Programm erfolgreich war und ist.

Im Rahmen dieser Inventarisationsar- beiten ist vom Westfalischen Museum fur Archaologie seit 1983 die Luft- bildarchaologie eingesetzt worden, um Zusatzinformationen iiber bereits bekannte Bodendenkrnaler zu gewin- nen und um Neuentdeckungen zu machen. Heute, nach noch nicht sechs Jahren archaologischer Prospektion aus der Luft, konnen wir sagen, daB

In Vorbereitung des neuen Gesetzes hat daher das Westfalische Museum fur Archaologie seit 1975, zunachst mit eigenen Kraften, seit 1977 mit fi- nanzieller Unterstutzung des Landes, fur die wir sehr dankbar sind, die sog. "Schnellinventarisation", die "Erfas- sung des denkrnalwerten Kulturgu- tes", durchgefiihrt. Sie sollte mog- lichst rasch wenigstens einen Dber- blick iiber den vorhandenen Denkma- lerbestand gewahren, um den Unteren Denkmalbehorden uberprufte Daten fur die Erstellung von Denkrnallisten an die Hand geben zu konnen,

(§ 22). Notwendige Voraussetzung aber fur jede gutachterliche und bera- tende Tatigkeit ist die wissenschaftli- che Untersuchung und Erforschung der Denkmaler und - zu allererst - ihre Kenntnis.

Der Landschaftsverband Westfalen- Lippe nimmt seine Aufgaben durch das Westfalische Amt fur Denkrnal- pflege bei den Bau- und Industrie- denkmalern und durch das Westfali- sche Museum fur Archaologie - Amt fur Bodendenkrnalpflege - bei den Bo- dendenkmalern wahr. Zur Aufgaben- stellung der Amter gehoren die "fach- liche Beratung und Erstattung von Gutachten in allen Angelegenheiten des Denkrnalschutzes und der Denk- malpflege" und die "Wahmehmung der Interessen der Denkrnalpflege bei Planungen der Gemeinden und Ge- meindeverbande", Zu ihr gehoren die "Konservierung und Restaurierung von Denkmalern sowie die fachliche Uberwachung solcher Malmahmen"

Durch das "Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmaler im Lan- de Nordrhein-Westfalen (Denkrnal- schutzgesetz - DSchG)" vom 11. Marz 1980 ist die Denkrnalpflege den "Ge- meinden und Gemeindeverbanden als Selbstverwaltungsaufgabe" iibertra- gen worden (§ 22,1). "Die Land- schaftsverbande beraten und unter- stiitzen die Gemeinden und Kreise in der Denkrnalpflege und wirken fach- lich bei den Entscheidungen der Denkmalbehorden mit (§ 22,2)."

Landesrat Friedhelm Nolte

Geleitwort

Wir hoffen darauf, daB dies alles das Interesse an der Luftbildarchaologie und dariiber hinaus an den Boden- denkmalern selbst und ihrem Schutz weckt und fordert. Vielleicht gehen kunftig verstarkt Meldungen von Hobbyfliegem uber ihre Beobachtun- gen bei uns ein. An alle Burger richtet sich der dringende Appell, uns zu helfen, die Bodendenkmaler zu schiit- zen und zu bewahren, damit unser Land nicht zur "archaologischen Wuste" werde.

danken seinem Leiter, Herrn Dr. Helmut Knirim, und der zustandigen Referentin, Frau Dr. Annette Drees, die gute Zusarnmenarbeit. Wir eroff- nen die Ausstellung in Paderbom, weil das Luftbildprogramm bisher am intensivsten den Regierungsbezirk Detmold erfaBt hat und daher die uber- wiegende Zahl der exemplarisclfen Fundstellen aus dem ostlichen West- falen stammen. Von Paderbom wird die Ausstellung in andere Museen und Regionen W estfalens gehen, begleitet auch von einem Faltblatt und einer Dia-Serie, die Frau Renate Wiechers- Weidner und Herr Dr. Hermann- Joseph Hopervon der Landesbildstel- le des Landschaftsverbandes Westfa- len-Lippe konzipiert und betreut haben.

Gleichzeitig mit dem bier vorgelegten Ruck- und Ausblick und dem Bericht uber die Methoden und Ergebnisse der Luftbildarchaologie in W estfalen ist in unserer MuseumsauBenstelle in Pa- derbom, irn Museum in der Kaiser- pfalz, durch Herrn Dr. Manfred Balzer in Zusammenarbeit mit dem Westfali- schen Museumsamt eine Luftbildaus- stellung konzipiert worden, die vom Museumsamt getragen wird. Wir

rornische Archaologie. Im Regie- rungsbezirk Detmold flog seit 1983 Herr Daniel Berenger M.A. als Beob- achter mit, der in der AuBenstelle Bie- lefeld for die Schnellinventarisation zustandig ist und seine ganze Erfah- rung in die Beobachtung aus der Luft einbringen konnte. Den Mitarbeitem unseres Hauses ist auch an dieser Stelle dafiir zu danken, daB sie diese Aufgaben zusatzlich iibemommen und dafur sehr haufig auch ihre W o- chenenden verwendet haben. W er einmal an sich selbst die Belastung er- fahren hat, wenn die Maschine in Auf- nahmeposition gebracht in Steilkur- ven fliegt, kann ihre Leistung ermes- sen. Da eine solche Uberforderung kein Dauerzustand sein kann, haben wir den dringenden Wunsch, das Be- fliegungsprogramm mit einem eigens dazu bestellten Mitarbeiter fortfiihren zu konnen.

Der Riickblick nach sechs Jahren ist auch AnlaB und Gelegenheit zum Danksagen. Zu danken ist Herrn Dr. Walter Solter, dem viel zu frtih ver- storbenem Kollegen, und Frau Anne- Marie Martin M.A. Sie haben die Fluge des Jahres 1983 ermoglicht und uns mit ihrer Erfahrung den Einstieg in das Prograrnm erleichtert. Seit 1984 haben sich Herr Hans Ulrich Kriens (Saerbeck) und Hauptmann Heinz Holger Schmidt (Munster) dankens- werterweise als Piloten zur Verfiigung gestellt. Herr Dr. Kiihlbom ubernahm seit 1984 bei den Flugen das Navigie- ren, Beobachten, Photographieren und Protokollieren. 1987 und 1988 unterstiitzte ihn bei dieser Aufgabe Herr Dr. Stephan Berke, wissenschaft- licher Volontar irn Referat Provinzial-

chaologie auch for W estfalen hat, wird aus dem effektiven, d.h. uber- pruften Zuwachs an neu entdeckten Bodendenkmalern ersichtlich. Wir konnen heute sagen, daB etwa 50 % der photographierten Objekte tatsach- lich Bodendenkmaler sind. Die Zahl der echten Neuentdeckungen ist in den einzelnen Flugjahren schwankend gewesen. Im J ahre 1984 aber erbrach- te sie z.B. - bezogen auf alle bis dahin im Regierungsbezirk Detmold be- kannten Fundstellen - einen Zuwachs von immerhin 9 %.

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Welche Bedeutung die Luftbildar-

Fur die groBen Differenzen zwischen den Regierungsbezirken gibt es unter- schiedliche Grunde. Es hat sich gezeigt, daB eine kontinuierliche Be- fliegung des Sauerlandes wenig er- folgreich ist, weil sich die ausgedehn- ten W aldungen und die klimatischen Gegebenheiten negativ auswirken. Dagegen sind die Erfolgschancen in den beiden anderen Regierungsbezir- ken etwa gleich; der Regierungsbezirk Detmold ist aber bisher intensiver be- flogen worden.

Bis zum Jahresende 1988 sind 137 Bildfluge mit insgesamt 575 Flugstun- den durchgefuhrt worden. Dabei wurden 2.370 archaologieverdachtige Objekte photographiert. 1.400 von ihnen entfielen auf den Regierungsbe- zirk Detmold, 554 auf den Regie- rungsbezirk Munster und 416 auf den Regierungsbezirk Arnsberg.

Die Hoffnungen, mit denen 1983 auf Anregung und unter der Leitung von Herrn Dr. Johann-Sebastian Kiihl- bom, dem Leiter des Referates for Provinzialrornische Archaologie un- seres Hauses, erste systematische ar- chaologische Bildfluge for Westfalen geplant und durchgefuhrt wurden, haben sich erfullt.

Bendix Trier

Vorwort

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Der Einsatz des archaologischen Luft- bildes zahlt neben den geophysikali- schen Widerstands- und Magnetome- termessungen zu den gangigen Me- thoden moderner archaologischer Prospektion (vgl. den Beitrag von St. Berke). Diese Erkundungsmethoden liefem als wertvolle Hilfsdisziplinen im Vorfeld archaologischer Grabun- gen wichtige Anhaltspunkte iiber Art und Grolle einer archaologischen Fundstatte. Sie konnen aber nicht die Ausgrabungen und die wissenschaftli-

den ersten Blick scheinen mag. Manche Auffalligkeit, die aus der Vo- gelschau auf dem Erdboden sichtbar wird und als archaologischer Hinweis von Bedeutung sein konnte, bleibt in ihrer Entstehungsweise zunachst un- erklarbar, Erst anschlieBende Schreib- tisch- und Grabungsarbeiten konnen in solchen Fallen die notige Klarung bringen. Nuchtern betrachtet, kann man diese Art von Bildflug getrost als archaologische Luftaufklarung um- schreiben, der wertvolle Hinweise fur das Aufspiiren unbekannter Boden- denkmaler verdankt werden. In West- falen sind in den Jahren 1983 bis 1988 zahlreiche Neuentdeckungen allein dieser Erkundungsweise zu verdan- ken.

Der Begriff "Luftbildarchaologie" oder gar "Luftarchaologie" ist im hochsten MaBe irrefiihrend; er ist sogar falsch, wenn man ihn nicht genauer erlautert, Wortlich genom- men suggeriert der Begriff, daB vom Arbeitsplatz im Flugzeug aus archao- logische Forschung betrieben oder gar die archaologische Tatigkeit auf der Erde ersetzt werden konnte. Dies ist nicht der Fall. Und dennoch konnen die Ergebnisse archaologischer Luft- bildprogramme nicht hoch genug ein- geschatzt wer-den, auch wenn dem im Flugzeug iiber die Landschaft gleiten- den Archaologen in der Regel die groBartigen Entdeckungen keines- wegs so leicht zufliegen, wie es auf

Bedeutung der Luftbildarchdologie

zeit arbeitsokonomisch voll genutzt werden soll. Wer macht sich schon klar, daB die archaologischen Schrag- bildaufnahmen in extremen Steilkur- ven entstehen, daB aus dem offenen Fenster photographiert wird, und dies freihandig: Die in diesen extremen Fluglagen frei werdenden zentrifuga- len Krafte lassen eine Mittelformatka- mera scheinbar zentnerschwer wer- den.

Archaologie und Abenteuer - dieses Klischee wird auch gem auf archaolo- gische Hilfsdisziplinen wie die Luft- bild- oder die Unterwasserarchaologie iibertragen. Allein der Begriff lalit Un- gewohnliches vermuten, erscheint doch der Archaologe als Himmels- stiirmer, der vom Schreibtisch ent- nickt und fem der Grabungen unter und iiber den Wolken seiner aufregen- den Arbeit nachgeht. Auch hier sieht die Realitat des Arbeitsalltages viel niichtemer aus. Eine anfangliche flie- gerische Euphorie verliert sich bald, denn zu grof sind die Anforderungen, denen sich der Flugbeobachter gegen- iibersieht. Die Arbeitsroutine erfor- dert ein ho hes MaB an Arbeitsdisziplin und Aufmerksarnkeit, wenn die Flug-

Arbeitsalltag des Archaologen, der die Menge dem Boden entstammender Fundgattungen als Zeugnisse vergan- genen Lebens und damit als histori- sches Urkundenmaterial wertet. Seine Aufgabe besteht darin, mit den wenigen verbliebenen Relikten das ehemals vielgestaltige Mosaik der Menschheitsgeschichte wieder sicht- bar und verstehbar zu machen. Doch zwangslaufig ergeben sich dabei neue, ungeahnte Fragestellungen, die nur zu haufig unbeantwortet bleiben miissen.

Diese allgemein verbreitete Begeiste- rung iibersieht jedoch den bisweilen miihsamen und auch enttauschenden

Archaologie und Abenteuer - wie haufig wird dieses Begriffspaar in Verbindung mit der Tatigkeit des Ar- chaologen verwendet! Die mit dieser Formel angesprochene Faszination hat ihre Wurzeln weniger in manch abenteuerlichen Begleiterscheinun- gen der Forschung als vielmehr in spektakularen Neuentdeckungen und Funden. Man denke nur an die Offnung des Grabes von Tut-ench- amun, an den Schatz des Priamos oder an die vom Vesuv verschiitteten Rui- nenstadte. Ahnlich spektakular in der Wirkung waren in den beiden letzten J ahrhunderten jene Entdeckungen, die in Europa, in Asien, in Mittel- und Siidamerika vollig vergessene Kultu- ren und historische Ablaufe wieder ins BewuBtsein riefen. In der Tat, wie ware es ohne archaologische For- schungstatigkeit um unser teilweise recht detailliertes Wissen vom kultur- geschichtlichen Werdegang der Men- schheit bestellt? Unsere Neugier hatte nichts von einem Menschen aus dem Neandertal erfahren, der Turm von Babel ware fur immer eine biblische Legende geblieben.

Johann-Sebastian Kiihlborn

Archaologische Luftbildprospektion in W estf alen

Erst die Erfindung von Kamera und geeignetem Fluggerat lieB diese ar- chaologische Erkundungsmethode moglich werden. Das erste archaolo- gische Aufnahmeprograrnrn wurde von italienischen Militarangehorigen durchgeftihrt, die in den Jahren zwi- schen 1908 und 1911 noch vom Ballon aus das Forum Romanum und die romische Hafenstadt Ostia photo- graphiert batten. Fortschritte in der Photographie, besonders aber die Ent- wicklung verlalslicher Motorflugzeu-

Zur Geschichte der Luftbildarchdolo- gie

dendenkmaler manchen zusatzlichen Hinweis uber die eigentliche Ausdeh- nung des vermeintlichen Areals. Als negativer Nebeneffekt stellen sich in deprimierender Weise die andauem- den tiefgreifenden Veranderungen in der Landschaft ein. Im Uberblick wird schonungslos der schleichende Zerstorungsprozef offenbar, dem die archaologischen Bodendenkmaler durch modeme Bodeneingriffe - etwa durch den StraBenbau, die Erschlie- Bung von Baugebieten, besonders aber durch Flurbereinigung und agra­ rische Nutzung (Tiefpflugen und Drainagen) - ausgesetzt sind (Abb. 1). Dabei lassen sich die Dimensionen dieses Zerstorungsprozesses nur erahnen, da uberhaupt nur ein ver- schwindend kleiner Bruchteil der un- tertagigen Bodendenkmaler bekannt ist.

Daneben liefert die kontinuierliche Flugbeobachtung der bekannten Bo-

lassen sich unter bestimmten Voraus- setzungen ktinstliche, d.h. vom Men- schen verursachte Veranderungen der nattirlichen Bodenstruktur beobach- ten. Diese Bodeneingriffe, ganz gleich, ob sie nun auf einen modemen Pipelinebau oder auf einen in der Jungsteinzeit angelegten Befesti- gungsgraben zurtickzufiihren sind, konnen sich im Pflanzenwuchs, als Erdverfarbungen oder, jedoch selten, im heutigen Oberflachenrelief zu er- kennen geben. Dabei ist die Sicht aus der Perspektive eines Vogels von aus- schlaggebender Bedeutung. Denn von diesem Blickwinkel aus werden Details und Zusammenhange deut- lich, die auf dem Boden fast immer un- gesehen bleiben. Unter gunstigen Voraussetzungen erschlieBen sich durch diesen Uberblick zusammen- hangende Siedlungskarnrnem, einzel- ne Siedlungsmuster, Graberfelder, Feldaufteilungen, StraBen, Befesti- gungssysteme und vieles andere mehr. Die Schnelligkeit, mit der grolsraumig weite Gebiete tiberflogen und aus dem Fenster des Flugzeuges kontrolliert werden konnen, steht im krassen Ge- gensatz zu zeitraubenden und perso- nalintensiven Prospektionsbemuhun- gen auf dem Boden. Es kann daher nicht verwundem, daB unter den in den letzten Jahren entdeckten Fund- stellen in W estfalen viele den archao- logischen Bildflugen zu verdanken sind.

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Mit Hilfe des Flugzeuges kann das ar- chaologisch geschulte Auge die heutige Kulturlandschaft nach Zeug- nissen vergangener Epochen groBrliu- miger tiberblicken und absuchen. Gerade aus der Vogelperspektive

gen kann. che Auswertung der ergrabenen Funde und Befunde ersetzen, da erst die Grabungen jene Fiille an verwert- baren Detailinformationen hervor- bringen, mit deren Hilfe die For- schung einen archaologischen Fund- platz exak:t einordnen und ihn in seiner kulturhistorischen Bedeutung wiirdi-

1 Durch Flurbereinigung veranderte Landschaft bei Milte, Stadt Warend01f, Kr. Wa- rendorf. Auf den unbestellten Feldern sind mehrere Bodenmerkmale erkennbar, u.a. Drainagen, eine gerodete Wallhecke, dltere Feldgrenzen und aufgelassene Wege. (J.-S. Kuh/born, 19. 5.1984)

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Grundsatzlich gibt es zwei unter- schiedliche Denkmalergruppen, die aus der Luft erfaBt werden konnen: zum einen die relativ kleine Gruppe der oberirdisch noch in starkem oder schwachem Gelanderelief erhaltenen "obertagigen" Bodendenkmaler, zum anderen die groBe Gruppe der heutzu- tage vollig von der Oberflache ver- schwundenen "untertagigen" Denk- maler. Die Spuren der irn Bodenrelief

Das methodische Handwerkszeug des irn Luftbildverfahren tatigen Archao- logen hat sich aus der Erkenntnis ent- wickeln las sen, daB sich fast jede Ver- anderung der natiirlich entstandenen Bodenstruktur unter bestimmten Vor- aussetzungen in der Vegetation, in der Beschaffenheit des bloBen Bodens und im Oberflachenprofil zu erkennen gibt. Hierbei spielen die klimatischen Verhaltnisse, die jeweilige J ahreszeit, bisweilen sogar die Tageszeit und der selten vorher zu bestimmende giinsti- ge Zeitpunkt, zu dem ein bekanntes oder unbekanntes Objekt gezielt oder zufallig uberflogen wird, eine ent- scheidende Rolle.

Methoden der Luftbildarchdologie - die Beobachtungsmerkmale

dendenkmalpflege anzuwenden sind. Solter war es auch, der bereitwillig im Jahre 1983 die ersten systematischen Bildfliige in Westfalen iibemahm und seine westfalischen Kollegen in diese Prospektionsmethode einfuhrte.

Fiir die Entwicklung der Methoden des archaologischen Bildfluges waren die damaligen Gegebenheiten in England geradezu ideal. Uber weite Landstriche zog sich waldfreies Gelande, das seit vorgeschichtlicher Zeit nicht durch einen intensiven Ak- kerbau genutzt worden war. Entspre- chend gut waren somit die archaologi- schen Bodendenkmaler in einer weit- gehend noch intakten alten Kultur- landschaft erhalten geblieben. Nach dem zweiten Weltkrieg nahm

diese Beobachtungsmethode, die heute einen hohen Perfektionsstand erreicht hat, ungeahnte Aufschwiinge. Die deutsche archaologische For- schung, insbesonders die Bodendenk- malpflege, konnte sich dieses Hilfs- mittels allerdings erst nach der Aufhe- bung des allgemeinen Motorflugver- botes irn Jahre 1955 bedienen. Die Vorreiterrolle iibemahm das Rheini- sche Landesmuseum Bonn, besonders in der Person des im November 1988 verstorbenen Archaologen W. Solter, Seitdem gehort das archaologische Luftbildverfahren zu den unverzicht- baren Erkundungsmethoden, die zur Durchfuhrung einer geordneten Bo-

te. Im Gegensatz zu Crawford, der aus kartographischen Griinden die Tech- nik der Senkrechtaufnahme bevorzug- te, arbeitete Allen als erster vorrangig mit der Schragaufnahme. Er nutzte die Schatteneffekte zur Sichtbarmachung der archaologischen Denkrnaler, die ja gerade bei Schragaufnahmen zur Geltung kommen.

Als weiterer Pionier der.archaologi- schen Luftbildforschung ist der Inge- nieur G.W.G. Allen zu nennen, der - wirtschaftlich unabhangig - in seiner Freizeit mit dem eigenen Motorflug- zeug in den dreiBiger Jahren beson- ders irn Gebiet um Oxford unbekann- te archaologische Denkmaler aufspiir-

Wegweisend wurden die methodi- schen Grundlagen aber erst von dem englischen Archaologen O.G.S. Crawford erarbeitet, der als Pilot der Royal Air Force im Ersten Weltkrieg den Wert dieser Beobachtungsmog- lichkeit fur die Archaologie erkannt hatte. Er analysierte zu Beginn der zwanziger Jahre jene Faktoren, die zur Bildung archaologisch relevanter Luftbildspuren beitragen. Dazu zahlen u.a. Besonderheiten im Pflan- zenwuchs, schrag einfallendes Licht zur Sichtbarmachung der durch Men- schenhand herbeigefiihrten Uneben- heiten an der Oberflache, die unter- schiedliche Bodenfeuchtigkeit sowie die Verfarbung des vegetationslosen Bodens. Nach Crawford's eigenen W orten ist ihm die Entdeckung dieser Gesetzmaliigkeiten im Jahre 1922 ge- lungen. Damit war der entscheidende Schritt von der reinen Bilddokumen- tation zur gezielt einzusetzenden, ar- chaologischen Prospektion getan.

Samarra entdecken konnte. Man kann festhalten, daB die militarische Luft- aufklarung als Pate an der Wiege einer sich allmahlich entwickelnden arc chaologischen Luftbildtechnik stand.

Th. Wiegand, Ausgraber bekannter kleinasiatischer Griechenstadte wie Milet und Priene, veranlaBte in den Jahren 1916 bis 1918, daB wahrend der Kampfpausen im siidlichen Pala- stina antike Ruinenstadte von Militar- fliegem photographisch dokumentiert wurden. Neuentdeckungen am rorni- schen Limes in der Dobrudscha (west- lich von Constanza, Rumanien) sind in den letzten Kriegsjahren deutschen Fliegem gelungen. Im Gegensatz zur photographischen Erfassung des Forum Romanum und Ostias sowie der Wiegandschen Bilddokumenta- tion in Palastina darf man diese zufal- ligen Entdeckungen am romischen Limes im Ergebnis als echte Prospek- tionserfolge ansprechen. Ahnlich zu bewerten ist die fliegerische Ausbeu- te des im Ersten Weltkrieg irn Gebiet der antiken Kulturlandschaft Mesopo- tamiens eingesetzten Englanders G .A. Beazeley, der auf seinen militarischen Aufklarungsflugen neben antiken Be- wasserungssystemen u. a. auch die irn 9. Jh. v. Chr. gegriindete Stadt Alt-

ge fuhrten zu einem verstarkten Einsatz der militarischen Luftbild- technik wahrend des Ersten Weltkrie- ges. Im Rahmen militarischer Aufkla- rungsfliige wurden in diesen Jahren teils zufallig, gelegentlich aber auch gezielt, archaologische Statten photo- graphisch erfaBt. Die sich hier bieten- de Chance nahmen vor allem einige englische Archaologen wahr, die als Flugzeugfuhrer militarische Einsatze flogen.

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Die SCHA TTENMERKMALE (Abb. fallrichtung des Lichtes eine entschei- decke auf. Blast ein starker Wind auf griffe sind, obwohl an der Oberflache

Gegeniiber den wenigen noch im Oberflachenrelief sichtbaren Boden- denkmalern macht die Gruppe der an der Oberflache vollig verschwunde- nen Bodendenkmaler den weitaus grolsten Teil aus. Von landwirtschaft- lichen Maschinen iiberrollte Grabhii- gel, eingeebnete Siedlungs- und Be- stattungsplatze oder Befestigungsan- lagen sowie andere auf Menschen- hand zurtickzufiihrende Bodenein-

FLUTMERKMALE: Fiir die Erken- nung von kiinstlichen Veranderungen der Gelandeoberflache sind gelegent- lich auch Beobachtungen in der Folge von Hochwasser moglich. Diese Flut- merkrnale im Bereich von Flulitalern sind relativ selten geworden, da unsere heutigen Flulslaufe durch Be- gradigungen und Eindeichungen nur zu haufig den Charakter kiinstlicher Wasserlaufe angenommen haben.

freier Flur, dann verfrachtet er den Schnee und lagert ihn andemorts ab. Dieser Vorgang bestimmt die Entste- hung der windabhangigen Schnee- merkrnale, denn der Schnee lagert sich im Windschatten von Bodenvertie- fungen - z.B. in ehemaligen Befesti- gungsgraben - und Bodenerhebungen - z.B. an Befestigungswallen und Grabhiigeln - ab (Abb. 6). Haufig ist in der U mgebung eines im Bodenre- lief noch erhaltenen Denkmals die Schneedecke vollends verweht, so daB die windabhangigen Schneestruktu- ren in aller Deutlichkeit hervortreten. Die SCHNEEMERKMALE (Abb. 4)

verdanken ihre Enstehung mehreren Gegebenheiten. Zu nennen sind als Hauptursachen der Bild- und Kon- trastwirkung unterschiedliche Tern- peraturverhaltnisse im Boden und an der Luft sowie Windeinwirkung in Verbindung mit Schnee. Auch hier be- giinstigt das schrageinfallende Licht der tiefstehenden Wintersonne die Be- obachtungsmoglichkeiten erheblich. Wahrend der Schneeschrnelze tauen zunachst die den Sonnenstrahlen aus- gesetzten Partien ab; im Schatten bleibt dagegen der Schnee langer liegen. Dann zeichnet sich die der Sonne zugewandte Boschungsseite eines Walles bereits in abgetautem Zustand dunkel ab, die ruckwartige, dem Sonnenlicht abgewandte Seite bleibt vom Schnee bedeckt und ist ent- sprechend hell. Auch Wind kann zur Bildung von Schneemerkrnalen bei- tragen. Besonders deutlich tritt dieses Phanomen bei extrem dunner Schnee-

dende Rolle zu, denn ein m i t dem Licht verlaufender Graben oder Wall ist unter Umstanden gar nicht sichtbar. Besonders kontrastreich und detail- liert sind diese Schattenmerkrnale im Winter, wenn das Gelande von einer diinnen, geschlossenen Schneedecke iiberzogen ist (Abb. 5). Die Beobach- tungsmoglichkeiten konnen aller- dings auch durch eine einheitliche Ge- landebedeckung, etwa durch hohes Gras oder hohen Schnee, stark gemin- dert werden.

3) sind abhangig vom Einfallwinkel des Lichtes. Die langen Schatten der tiefstehenden Sonne modellieren ein vorhandenes Bodenrelief durch den Kontrast beleuchteter und im Schatten liegender Konturen (Abb. 2). Auf diese Weise zeichnen sich vom Boden aus oft nicht mehr wahmehmbare Un- ebenheiten ab. Dabei kommt der Ein-

noch erhaltenen Denkmaler sind in der heutigen Kulturlandschaft selten ge- worden. Luftbildmafsig sind fur die Beobach- tung der Oberflachenstruktur drei Sichtmerkrnale von Bedeutung: die Schattenmerkrnale, die Schneemerk- male und die Flutmerkrnale.

2 Hohlwege als Schattenmerkmale bei Lubbecke, Kr. Minden - Liibbecke. (J.-S. Kuh/- born, 6. 5.1988)

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gungswdllen und Grabhiigeln) ab. Am deutlichsten sichtbar werden die windabhiingi- gen Schneestrukturen, wenn in der Umgebung eines im Bodenrelief noch erhaltenen Denkmals die Schneedecke weitgehend verweht wurde, aber im Windschatten liegen blieb.

4 Schneemerkmale: Besonders kontrastreiche und detaillierte Schattenmerkmale lafit die tief am H orizont stehende Wintersonne auf dunner Scheedecke entstehen. Die Wind- trift tut ein iibriges: Sie verfrachtet den Schnee und lagert ihn im Windschatten van Bo- denvertiefungen (z.B. in Befestigungsgriibent und Bodenerhebungen (z.B. an Befesti-

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ter und im Schatten liegender Konturen. Dies gilt in erster Linie fiir Walle, Graben und Grabhiigel.

3 Schattenmerkmale: Die vom Einfallwinkel des Lichtes abhdngigen Schattenmerkma- le verdeutlichen Erhebungen und Vertiefungen auf der Oberfldche. Schrag einfallendes Sonnenlicht verstdrkt optisch diese Unregelmdfligkeiten durch den Kontrast beleuchte-

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Die BODENMERKMALE (Abb. 8, 9) sind in der vegetationslosen Zeit,

insbesondere nach dem Pfliigen, zu beobachten (Abb. 7). Durch auffallen- de Verfarbungen in einer im iibrigen weitgehend einheitlichen Bodenfarbe indizieren sie direkt, nicht erst iiber das Medium der Pflanze, einen poten- tiell kiinstlichen Bodeneingriff. Die Bildung dieser Merkmalgruppe ist ab- hangig von verschiedenen Phanome-

haben sich folgende markante Beob- achtungskriterien als erfolgverspre- chend herauskristallisiert: Boden- merkmale, Feuchtigkeitsmerkmale, Frostmerkmale und Bewuchsmerk- male.

6 CastrumLipperode beiLipperode, Stadt Lippstadt, Kr. Soest. Als Schneemerkmal sind die geschliffenen W dlle der Bastion aus den J ahren zwischen 1605 bis 1609 erkennbar. (J.-S. Kiihlborn, 24.1.1985)

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Beschadigungen des natiirlichen Bo- dengeftiges geben die Grundlage jeder archaologischen Luftbildprospektion ab. Auch hier gilt die lapidare Archao- logenweisheit: kein menschliches Tun hat einen zeitlich dauerhafteren Be- stand als ein Loch, <las irgendwann einmal in den nati.irlich gewachsenen Boden gegraben wurde. In der Praxis

nicht mehr wahrnehmbar, unter be- stimmten Voraussetzungen aus der Vogelperspektive dennoch zu erken- nen. Die Ursache fur dieses Phanomen ist einfacher Art. J eder vom Menschen vorgenommene Eingriff in <las natur- liche Bodengeftige fuhrt zu einer phy- sikalischen und chemisch-mineralogi- schen Veranderung des Bodens. Diese

5 Turmhiigel und Wallreste eines Vorliiufers der Asseler Burg als Schattenmerkmal im Schnee bei Warburg, Kr. Hoxter; vgl. Nr. 23. (1.-S. Kuh/born, 13. 2.1986)

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Als negatives Frostmerkmal kann der umgekehrte Fall in den ersten Tagen des winterlichen Bodenfrostes eintre-

Schnee in der Umgebung bereits weg- getaut ist, bleibt er auf dem als Kalte- speicher wirkenden Graben noch fiir einige Zeit liegen. Diese Auffalligkeit kann man als positives Frostmerkmal bezeichnen.

einen hoheren Wasseranteil gebunden hat, bildet unter Frostbedingungen ein erhohtes Kaltereservoir, Dies macht sich dann wahrend der Tauperiode be- merkbar: Die kaltere Bodenpartie wirkt zunachst wie ein im Boden ein- geschlossener Eisblock und taut ent- sprechend verspatet auf. Besonders gut sichtbar wird dieser Vorgang in Verbindung mit Schnee. Wahrend der

7 Kreisgrdben und Schliissellochgrdben als Bodenmerkmale bei Saerbeck, Kr. Steinfurt. (W. Salter, 23. 7. 1983) Die FROSTMERKMALE (Abb. 13,

14) sind eng rnit den Feuchtigkeits- merkmalen verwandt. Neben der dif- ferenzierten W asserspeicherung des Bodens spielen als zweiter Hauptfak- tor die unterschiedlichen Temperatur- verhaltnisse im Boden eine wichtige Rolle. Diese Merkmale kommen zu Anfang und am Ende von Frostperio- den vor. Eine im strengen Winter ge- frorene Grabenfiillung, die wegen ihres humosen Materials in der Regel

tionsfreier Boden auf. Kiinstliche, mit feinporigem, humosem Material ver- schiittete Bodeneingriffe speichem im Vergleich zum natiirlichen Bodenge- fuge die Feuchtigkeit iiber einen Ian- geren Zeitraum. Zeigt ein Acker bereits eine weitgehend abgetrockne- te Krume, wird iiber einer derartigen Bodenstorung fur eine kurze Zeit- spanne, in der Regel fur einige Tage oder auch nur fur wenige Stunden, eine feuchte Partie sichtbar (Abb. 12). An dieser Stelle driickt aus dem Un- tergrund die im Boden gespeicherte Feuchtigkeit nach oben. Derartige Merkmalsarten sind besonders im Friihjahr nach der Schneeschmelze und im Sommer nach einem langeren Regen zu erwarten. Sie konnen extrem kurzlebiger Natur sein. Ein kurzer sommerlicher Platzregen auf ausge- trocknete Boden laBt derartige Merk- male kaum die Spanne weniger Stunden iiberdauem. Hier am rechten Ort zur rechten Zeit zu sein, ist unkal- kulierbar und damit in der Regel eine Sache des Gliicks.

Das Phanomen der FEUCHTIG- KEITSMERKMALE (Abb. 10, 11) tritt wahrend des Austrocknungspro- zesses nasser, in erster Linie vegeta-

Vor allem helle Sand-, LoB-, Kalk- und Schotterboden zeichnen sich durch eine starke Kontrastfahigkeit aus; in ihnen heben sich am ehesten die meist humosen und darnit dunkel verfarbten Einfiillungen von Graben, Gruben usw. ab. 1st ein verfiillter Graben oder eine Grube erstmalig unter den Pflug gekommen, sind.die Beobachtungsmoglichkeiten am er- folgversprechendsten, da die alte Ver- fiillung noch vergleichsweise wenig mit der homogenen Ackerkrume ver- mischt ist. Bei standiger Bewirtschaf- tung eines Ackers konnen solche lndi- zien durch die immer neue Durchar- beitung des Bodens mit der Zeit vollig verschwinden. Erst wenn die Pflug- schar wieder tiefere Kulturschichten erfaBt, sie an die Oberflache befordert und dabei naturlich auch zugleich zer- stort, werden diese Spuren, soweit von ihnen noch etwas iibriggeblieben ist, wieder kurzfristig sichtbar. In ein- dringlicher Weise vermittelt das Luft- bild gerade bei den sog. Bodenmerk- malen den standigen, schleichenden Zerstorungsprozef der Bodendenk- maler.

nen: der Bodenart, vom Umfang des Bodeneingriffs, von der Pflugtiefe und der Haufigkeit des Pfliigens, von der momentanen Bodenfeuchtigkeit und vom Lichteinfall.

Vor all em in hell en Boden heben sich die meist humosen und damit dunkleren Einfidlun- gen von Graben und Gruben ab. Beste Beobachtungsmoglichkeiten sind gegeben, wenn ein verfiillter Graben oder eine Grube erstmalig unter den Pflug kommt, da die alte Ver- fidlung vergleichsweise nocli wenig mit der homogenen Ackerkrume vermischt ist.

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8 u. 9 Bodenmerkmale: Bodenmerkmale sind insbesondere nach dem Pflug en zu beob- achten. Durch abweichende Veranderungen in der Bodenfarbe und im Material werden auf direktem Wege kulturgeschichtliche Bodeneingriffe sichtbar: im vorliegenden Fall eine imErdreich verborgene Mauer.Die an der Oberfldche sichtbare Konzentration von Steinen und Mortelresten kommt durch das Pfliigen zustande, da die Pflugschar Steine und Mortel aus dem Mauerverband herausbricht und an die Oberfldche fiirdert.

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Durch die einwirkenden Sonnenstrahlen trocknet die Oberfldche ab. Dabei kann es zur Bildung differenzierter Feuchtigkeitsmerkmale kommen. Im Bereich von tieferen, mit humosemMaterial verfidlten Graben und Gruben halt en sich kurzfristigfeuchte Partien, da hier aus dem Untergrund F euchtigkeit nach oben druckt. F euchtigkeitsmerkmale sind hdufig extrem kurzlebiger Natur.

10 u. 11 Feuchtigkeitsmerkmale: lndifferente Feuchtigkeitsmerkmale bei gleichmdfii- gem Feuchtigskeitsgehalt z.B. durch andauernden Regen. Unter der Oberfliiche verbor- gene Graben oder Gruben konnen unter derartigen Bedingungen nicht sichtbar werden.

Man unterscheidet positive und nega- tive Wachstumsmerkmale, die sich in erster Linie aufbestellten Ackerfluren einstellen. Von positiven Bewuchs- merkmalen spricht man, wenn sich Pflanzen sichtbar von ihren Nachbar- pflanzen aufgrund bes serer Wachs- tumsbedingungen abheben. Liegt in einem Acker eine eingetiefte, mit humosem Material verfiillte Zone vor, dann bilden die Pflanzen in diesem nahrstoff- und feuchtigkeitsreicheren Areal entsprechend tiefe Wurzeln. Das Wachstumsverhalten dieser Pflanzen wird durch die Besonderhei- ten im Untergrund positiv beeinfluBt (Abb. 17). Bei einsetzender Trocken- heit konnen sie sich wegen der tiefer- reichenden Wurzeln tiber einen lange- ren Zeitpunkt hinweg noch mit Feuch- tigkeit und Nahrstoffen versorgen, wahrend die Nachbarpflanzen "hun- gem" und bei ihnen bereits der Rei- fungsprozeB einsetzt (Abb. 18). Dem archaologischen Flugbeobachter of- fenbart sich dieser Vorgang in diffe- renzierten Farbnuancen zwischen Grun bis Gelb und in einem unter- schiedlichen Hohenwachstum, Der umgekehrte Fall tritt ein, wenn Pflan- zen z.B. auf den Uberresten von Mauem (Abb. 112 und 114) oder an anderen ungunstigen Standorten (Abb. 54) gedeihen mussen. Wegen der schlechteren Wachstumsbedin- gungen setzten hier bereits zu einem relativ friihen Zeitpunkt Minderwuchs und vorzeitige Reife ein; beide Auffal-

zwei W ochen sichtbar.

Hauptfaktoren dieses Merkmaltypus sind Bodenfeuchtigkeit und Nahr- stoffversorgung. Als feststehende Regel gilt, daB in trockenen und warmen Sommerperioden weitaus mehr Vegetationsspuren sichtbar werden als in nassen Jahren, denn in den Sommermonaten reagieren manche Pflanzenarten sehr sensibel auf Trockenheit. Zu den empfindlich- sten Indikatoren zahlen allgemein die Getreidearten, aber auch "wasserlie- bende'' Pflanzen wie Kartoffeln, Ruben und gelegentlich Mais neigen unter extremen Bedingungen zu W achsturnsveranderungen. Diese Ve- getationsmarken sind in unseren Brei- tengraden allerdings selten langer als

herangezogen werden konne, ist nicht erst die Erkenntnis unserer Tage. Im- merhin wurden im Jahre 1899 auf diese Weise romische Anlagen in Haltem entdeckt: "Beim Suchen nach einer neuen Stelle wurde in einem in der Nahe gelegenen Waldchen, beste- hend aus Eichenaufschlag, eine Partie Eichen mit besserem Wuchse gefun- den, woraus man folgerte, daB hier besserer Boden vorhanden sein musse, Diese Vermutung bestatigte sich. Es zeigte sich namlich, daB der Boden mit Asche durchsetzt war und sich durch dunklere Farbung von der Umgebung absetzte". Unter dem Ge- sichtspunkt der Luftbildprospektion wiirde man diese fur damalige Zeiten auBerst scharfsinnige Beobachtung als positives Bewuchsmerkmal an- sprechen.

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Unter allen Merkmalsarten sind hier- zulande die BEWUCHSMERKMA- LE (Abb. 15, 16) die haufigsten Luft- bildspuren. Die Beobachtung, daB die Vegetation als Indiz fur einen unter ihr liegenden archaologischen Befund

Schnee noch nicht liegen bleibt, wahrend es ansonsten bereits zur Bildung einer Schneedecke kommt.

ten. Fallt der erste Schnee auf einen leicht, aber noch nicht tiefgnindig ge- frorenen Boden, so beeinfluBt die un- terschiedliche Bodenwarme die Bil- dung der Schneedecke. Das hohere Feuchtigkeitsreservoir unseres hypo- thetischen Grabens verzogert fiir eine kurze Zeitspanne die Auskiihlung. Das fuhrt dazu, daB im Bereich der "warmeren'' Grabenfullung der

12 Grabenwerk einer neolithischen Befestigung bei Nottuln, Kr. Coesfeld, als F euchtig- keitsmerkmal. (J.-S. Kuhlborn, 15. 9.1985)

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Am Ende einer Dauerfrostperiode tritt das umgekehrte Phdnomen in Erscheinung, Beim Einsetzen der Schneeschmelze wirkt sich die gefrorene Grabenfiillung, einem Eisblock gleich, als erhohtes Kdltereservoir aus. Auch hier wird dieser Vorgang besonders gut in Verbindung mit Schnee sichtbar. Wiihrend der Schnee in der Umgebung bereits abge- taut ist, bleibt er auf dem als Kiiltespeicher wirkenden Graben noch fiir geraume Zeit liegen.

13 u. 14 Frostmerkmale: Frostmerkmale kommen zu. Anfang und am Ende van Frostpe- rioden var und sind abhdngig van zwei Faktoren: unterschiedlicher Bodenwdrme und dijferenzierter Wasserspeicherung im Boden. Bei allmdhlichem Einsetzen der Frostpe- riode bleibt dererste Neuschnee zwarauf demangefrorenenBoden liegen, nicht dagegen imBereich der in der Zeichnung wiedergegebenen, "wdrmeren" Grabenfiillung,

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15 u. 16 Bewuchsmerkmale: Wegen des erhohten Angebotes an F euchtigkeit und Ndhr- W enn Pflanz en auf den Uberresten von Mauern gedeihen miissen.fuhren die schlechte- stoffen bilden uber einem mit humosem Material verfiillten Graben die Pflanz en tiefere ren Wachstumsbedingungen schonfriih zu deutlich sichtbaremMinderwuchs, der Reife- Wurzeln, wodurch mit Beg inn der Ahrenschiebe deutliche Unterschiede im Pflanzen- prozej3 setzt vorzeitig ein (negatives Bewuchsmerkmal). wachstum entstehen. Bei Trockenheit werden die begiinstigten Pflanzen ldnger mit F euchtigkeit versorgt und wachsen dadurch deutlich besser als die Nachbarpflanzen.

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Nach dem Gesagten wird deutlich, daB die Verhaltnisse im Boden und in der Vegetation, das Licht und das

Ende Marz bis in den September hinein machen jedoch die Bewuchs- merkmale den grolsten Anteil unter allen luftbildarchaologisch bedeutsa- men Phanomenen aus.

Bewuchs zu erkennen geben. Die Bo- denmerkmale setzen vegetationsfreie Oberflachen voraus und sind damit verstarkt im Friihjahr, im Spatsommer und Herbst ZU beobachten, ahnlich den Feuchtigkeitsmerkmalen, die be- sonders im Friihjahr nach der Schnee- schmelze und im Sommer nach einem Iangeren Regen zu erwarten sind. Von

18 Mittelalterliche Landwehr bei Dolberg, Stadt Ahlen, Kr. Warend01f Zu Beg inn des Reifeprozesses setzen sich die griinen Vegetationsspuren der Landwehrgraben als posi- tive Bewuchsmerkrnale deutlich im gelben Feld ab. (J.-S. Kiihlborn, 25. 6.1986)

Jede Jahreszeit (Abb. 20) bildet bevor- zugt ihre eigenen Sichtmerkmale aus. Zu den ganzjahrigen Beobachtungs- kriterien zahlen die Schattenmerkma- le, die Unebenheiten im Schnee, auf der bloBen Oberflache und im

schrag einfallendem Licht als Schat- tenmerkmal erkennbar.

ligkeiten setzen sich deutlich von der Pflanzenumgebung ab. In diesem Falle spricht man von negativen Be- wuchsmerkmalen (Abb. 19). Positive wie negative Bewuchsmerkmale fallen mit ihrer unterschiedlichen Farbung zu jeder Tageszeit auf; dagegen werden Unterschiede im Ho- henwachstum in erster Linie erst bei

17 Mittelalterliche Landwehr bei Dolberg, Stadt Ahlen, Kr. w arendorf. Die Graben der Landwehr heben sich deutlich im unterschiedlichen Griin der Vegetation ab. (J.-S. Kuhl- bdrn, 5. 6.1985)

Die neun im Jahre 1983 mit Walter Salter durchgefiihrten Bildfluge brachten fur den Bereich des-Land- schaftsverbandes W estfalen - Lippe den Einstieg in das archaologische Luftbildprogramm. Bis zum Jahresen- de 1988 waren 137 Bildfltige mit ins- gesamt 57 5 Flugstunden durchgefiihrt warden. Die Suche nach weiteren, noch unbekannten romischen Militar- lagem aus der Zeit der Germanenkrie- ge (12 v. bis 16n. Chr.) der Kaiser Au- gustus und Tiberius stand am Anfang und gab den entscheidenden Impuls zur Aufnahme eines umfassenden Luftbildprogrammes, das allen ar- chaologischen Hinterlassenschaften auf westfalischem Boden nachzuspti- ren hat. Die Organisation und Durch- fiihrung der westfalischen Luftbild- prospektion ist in der mtinsterischen Zentrale des Westfalischen Museums fur Archaologie angesiedelt und wird dort vom Referat fur Provinzialromi- sche Archaologie wahrgenommen. Auf die sonst tibliche Methode der "Einhandfliegerei", die den Piloten in einer Person zum Flugzeugfiihrer, Na- vigator, Beobachter, Photographen

Sechs Jahre Luftbildarchdologie in Westfalen

urnfriedete Anlage vortauschen (Abb. 27). Geologische Veranderungen im Untergrund lassen an der Oberflache bizarre, geometrische Muster erschei- nen, die gelegentlich archaologische Strukturen tiberlagem konnen (Abb. 28).

reiche Spreu '{pm archaologischen M ei2 filA-zu sen€iM1Sri ~a erlfe'hL

den Beobac tern in der Luft und den Interpreten am Boden detektivische Fahigkeiten abverlangt. Nicht jedes kreisrunde Merkmal ist von vomher- ein in seinem Ursprung auf das Wirken des prahistorischen Men- schen zuruckzufuhren. Manche dieser Spuren konnen auf ganzlich andere Weise zustande kommen (Abb. 23). Es friBt und tritt z.B. ein auf einer Weide angepflocktes Tier in seinem Aktionsradius regelmabige Kreisfigu- ren in die Weide. Ebenso konnen He- xenringpilze und eingeebnete Born- bentrichter in die Irre fiihren (Abb. 24). Auch Beregnungsanlagen hinter- lassen noch Tage sparer verdachtige, kreisrunde Feuchtigkeitsmerkmale. Einer geradlinig verlaufenden Spur in der Nahe von Nottuln (vgl. Abb. 12) konnte man ohne vorherige Kenntnis uber den jungsteinzeitlichen Fund- platz nicht ansehen, ob es sich um das Teilstuck eines prahistorischen Befe- stigungsgrabens oder um einen aufge- Iassenen Feldweg handelt. An Stand- orten eines Melkwagens auf Kuhwei- den bilden sich rechteckige, soge- nannte positive Bewuchsmerkmale. Zurn Verwechseln ahnlich kann der von gerodeten Waldflachen herriih- rende Stubbenbrand altere Meiler- platze vortauschen (Abb. 25). Zahlrei- che Auffalligkeiten in Getreide- feldem sind in ihrem Ursprung auf heutige Dungemethoden zuriickzu- fiihren (Abb. 26). Einst gerodete Wall- hecken konnen bisweilen eine alte,

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wird deutlich, daB jede ktinstliche Veranderung der nattirlichen Boden- struktur, gleich welcher Zeitstellung, die Vegetation, die Bodenverfarbung oder das Bodenrelief pragt. Die ei- gentliche Schwierigkeit besteht daher darin, die archaologisch relevanten Merkmale zu erkennen und bei der Vielzahl an Auffalligkeiten die zahl-

Klima die ausschlaggebenden Fakto- ren fur jede archaologische Luftbild- prospektion abgeben (Abb. 21 u. 22). Im rechten Zeitpunkt ein Objekt gezielt anzufliegen, das sich meist nur fur wenige Tage, in Extremfallen nur fur wenige Stunden, zu erkennen gibt, ist auch bei bester V orausplanung nur aulserst selten moglich. W eiterhin

19 Zwei eingeebnete, bogenformige Walle der mittelalterlichen Burg Utzenburg bei Dohren, Stadt Petershagen, Kr. Minden - Liibbecke, als negatives Bewuchsmerkmal. (J.-S. Kiihlborn, 15. 5. 1988)

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20 Giinstige Beobachtungszeiten fur Boden-, Bewuchs- und Schattenmerkmale im archdologischen Flugjahr.

Schattenmerkma le

Bewuchsmerkma le

Jan. Feb. Marz Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.

I Bodenmerkmale

Ill II I I I II Ill Ill

Die Kosten fur das Fluggerat, den Treibstoff, die Landegebiihren und den Piloten beliefen sich in den J ahren 1987 und 1988 durchschnittlich auf DM 185,-- pro Flugstunde. Insgesamt wurden im Bereich Westfalens 2.370 archaologisch verdachtige Objekte photographiert. Davon entfielen 1.400

100 Flugstunden zusammen. achtungsmoglichkeiten und wirkte sich somit grundsatzlich positiv aus. Die Durchfiihrung des archaologi- schen Luftbildprogramms war nur neben den ublichen Dienstgeschaften, d.h. in erster Linie neben den laufen- den Grabungen moglich. Daher muBte weitestgehend an den W ochenenden geflogen werden. Dennoch kam im Schnitt ein jahrliches Kontingent von

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fiihrer fur die rein fliegerischen Belange, der Archaologe als Beobach- ter und Photograph. Durch diese Ar- beitsteilung war einerseits die Flug- sicherheit gewahrleistet, andererseits wurde die Flugzeit fiir die archaologi- sche Beobachtung arbeitsokonomisch optimal ausgeschopft, Die gelegentli- che Anwesenheit eines zweiten Ar- chaologen an Bord erhohte die Beob-

und Protokollanten macht, wurde bewuBt verzichtet. Wer die teilweise extremen Flugmanover und -situatio- nen kennt, unter denen eine senkrech- te Aufnahme aus der Hand und aus dem geoffneten Ti.irfenster zustande- kommt, weif um die Problematik solcher "Einhandfliegerei". Stattdes- sen kam in W estfalen ein zweikopfi- ges Team zum Einsatz: der Flugzeug-

21u.22 Landwehr bei Vreden, Kr. Barken. Im Waldstiick sind zwei der drei Landwehr- benachbarten Feld zeichnen sich a/le drei Graben deutlich als positives Bewuchsmerk- grdben durch das erhaltene Bodenrelief als Schattenmerkmal gut erkennbar, auf dem ma/ ab. (J.-S. Kiihlborn, 19.4.1988)

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folg auch Dritten beschieden. Das Entdeckungsphoto der neolithischen Anlage bei Brakel (Nr. 2) gelang z.B. einem Laien. Es veranschaulicht auf eindringliche Weise, daB mancher mit Photoapparat und Kartierungsutensi- lien bewaffnete Hobbyflieger der ar- chaologischen Denkmalpflege un- schatzbare Dienste erweisen kann. Die Erfahrung hat gezeigt, daB in den

(Abb. 12). Dariiberhinaus sind aus der Luft zahlreiche Neufunde und zusatz- liche lnformationen iiber bereits be- kannte Fundstellen gelungen, seien es einzelne Grabhiigel oder ganze Grab- hugelgruppen aus der Bronzezeit (Nm. 6 bis 12), mittelalterliche Wti- stungen (Nm. 24 bis 27) oder mittelal- terliche Landwehren (Nm. 29 und 30). Gelegentlich war der Entdeckungser-

24 Eingeebnete Bombentrichter bei Mes um, Stadt Rheine, Kr. Steinfurt. (J.-S. Kiihlborn, 19. 5.1984)

Die Bilanz dieser sechsjahrigen Luft- bildprospektion in W estfalen ist durchaus positiv zu beurteilen. Denn in diesem Zeitraum wurden unter anderem die drei neolithischen Erd- werke Schlachberg (Nr. 1), Obemtu- dorf (Nr. 3) und Brakel (Nr. 2) ent- deckt, die Erkenntnisse von der Aus- dehnung des neolithischen Erdwerkes bei Nottuln entscheidend vermehrt

auf den Regierungsbezirk Detmold, 554 auf den Regierungsbezirk Munster und 416 auf den Regierungs- bezirk Arnsberg. Weitere 63 Luftbild- objekte wurden jenseits der Landes- grenze von N ordrhein-W estfalen in den benachbarten Bundeslandern auf- genommen; sie konnten bei der Luft- bildarbeit in den unrnittelbaren Grenz- bereichen beobachtet werden.

23 Ehemaliger Sportplatz als auffdlliges, nicht archdologisches Bodenmerkmal bei Buren, Kr. Paderborn. (St. Berke, 12. 4.1988)

lagers Haltem (Nr. 15) sind ein Para- debeispiel for das Unkalkulierbare in der archaologischen Luftaufklarung. Jahrelang war an eben dieser Stelle trotz haufigen Uberfliegens rein gar nichts zu sehen. Dieser taglich sich wiederholende Vorgang zeigt, daB ein mit negativem Ergebnis iiberflogener Platz durchaus zu irgendeinem Zeit- punkt sein archaologisches Geheirn-

bildprospektion wichtigen Merkmale nicht unterdriicken. Auffallig ist das fast vollige Fehlen der sog. negativen Bewuchsmerkmale. Nur zwei Fund- stellen konnten bislang entdeckt werden: die Hofwiistung Hanencrad (Nr. 27) und die Dorfwiistung Papen- heirn (Nr. 26). Die im Jahre 1988 erst- mals sichtbaren Spitzgraben an der Nordwest-Ecke des romischen Haupt-

26 Gidlespur in einem Feld als positives Bewuchsmerkmal bei Emsbiiren, Kr. Ems land. (St. Berke, 9. 11. 1988)

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Wallanlagen, Grabhiigel, Kreisgra- ben, Landwehren, Wiistungen, alte Wege usw. lieBen sich Iuftbildmabig am besten fassen. Einzelne kleine Siedlungsgruben und Einzelgraber blieben in der Regel unauffallig, da bei deren Anlage keine grolseren Erd- bewegungen vorgenommen worden waren. Selbst Eschauftrage konnten das Zustandekommen der fur die Luft-

Regierungsbezirken Detmold und Munster mit guten Prospektionser- gebnissen zu rechnen ist. Im Ver- gleich dazu erwies sich eine kontinu- ierliche Befliegung in den gebirgigen Regionen des Sauerlandes als wenig erfolgreich. Hier wirkten sich die waldreichen Gebiete und die klimati- schen Gegebenheiten eindeutig ne- gativ aus.

25 Stubbenbrand auf der Fldche eines gerodeten Waldes bei Cappenberg, Stadt Lunen, Kr. Unna. (W. Salter, 14. 5.1983)

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bildbefund weder vor Ort noch am Schreibtisch eindeutig bestimmen. Hier konnen erst archaologische Suchschnitte, wie sie im Falle der jungsteinzeitlichen Erdwerke von Oberntudorfund auf dem Schlachberg angelegt wurden, die gewunschte Si- cherheit geben (vgl. die nachfolgen-

men hin untersucht werden mussen, u.a. durch Uberprufung des Urkata- sters, Sichtung der Ortsakten nach Fundnachrichten und durch Begehun- gen vor Ort mit begleitender Suche nach Oberflachenfunden, wie etwa Keramik, Steinwerkzeugen, Munzen usw. Gelegentlich 13.Bt sich ein Luft-

28 Doline bei Borgentreich, Kr. Hoxter, als Bewuchsmerkmal geologischen Ursprungs. (St.Berke, 7. 7.1988)

Der Wert der gewonnenen Luftbilder hangt entscheidend von der Koopera-

tion der in der Luft und am Boden tatigen Archaologen ab. Ohne die ar- chaologische Interpretation bleibt der Luftbildbestand dem Charakter nach nur eine Samrnlung bunter, z.T. recht ansprechender Bilder. Das bedeutet, daB die im Luftbild festgehaltenen Auffalligkeiten auf ihr Zustandekom-

nis preisgeben kann. Es zeigt sich damit aber auch, daB eine im Dienste der Bodendenkmalpflege stehende Befliegung nur auf lange Sicht zuver- Iassige Ergebnisse einbringt.

27 Uber zwei Felder sich erstreckende Bewuchsmerkmale, die eine rechteckige Anlage - z.B. ein Romerlager- vortduschen. Die Auffalligkeiten in der Vegetation !assen sicb auf ein vor nicht langer Zeit gerodetes Waldstuck zuriickfiihren; bei Kattenvenne, Stadt Lienen, Kr. Steinfurt. (J.-S. Kuhlborn, 2. 7. 1988)

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Die "Luftbildarchaologie" ist unter all en Prospektionsmethoden schlecht- hin die effektivste. Zahlreiche Neu- entdeckungen und zusatzliche Er- kenntnisse iiber bekannte Fundplatze sind ihr zu verdanken. Die Effektivitat bleibt nicht auf den archaologischen Zugewinn beschrankt, Gemessen am Erfolg und an den Moglichkeiten, weite Gebiete aus der Luft zuverlassig und flachendeckend zu kontrollieren, fallt der Einsatz von Personal, Zeit und finanziellen Mitteln vergleichsweise bescheiden aus. Gezielt eingesetzt, kann die archaologische Luftbildpro- spektion daher eine wertvolle Hilfe bei der Durchftihrung denkmalpflege- rischer Aufgaben sein. Als Vorbeuge- maBnahme eingesetzt, liefert sie im Vorfeld wichtiges Material fur die Be- arbeitung von Planfeststellungsver- fahren. In dem standigen Wettlauf zwischen Baumaschine und Boden- denkmalpfleger empfiehlt sie sich als wertvolles Hilfsmittel und Arbeitsin- strument.

den Beitrage von St. Berke und D. Be- renger).

27

29 Ausschnitt aus der Militdr - Geographischen Karte, Blatt Minden, im Maj3stab 1: 50.000.

Auf diesen Flugkarten werden zusatz- lich verschiedene lnformationen ein- getragen, die dazu dienen sollen, sich schnell iiber die archaologische Sub- stanz eines iiberflogenen Gebietes in- formieren zu konnen, Dariiberhinaus helfen sie bei einer ersten groben Ein- ordnung eines entdeckten Objektes, wenn es rnit einem schon bekannten Fundpunkt zusarnmenfallt oder sich in

Als Orientierungshilfe beim Flug selbst werden allerdings nicht diese Melstischblatter, sondem sog. "Mil Geo Karten" benutzt, die einen MaBstab von 1 : 50.000 besitzen (Abb. 29); dieser KartenmaBstab eignet sich besonders gut fur eine Orientierung aus der Luft im Gelande. Zusatzlich erlaubt ein aufgedrucktes Koordina- tengitter, welches die Karte in ein Netz von Quadraten unterteilt, denen jeweils ein Quadratkilometer in der Natur entspricht, eine schnelle und prazise Einmessung des zu photogra- phierenden Objektes.

(TK 1:25.000) iibertragen. Diese dienen nun als prirnare Planungs- grundlage fur das Programm eines Flugjahres, bzw. fur die einzelnen Bildfliige. BeijedemNeufund werden diese Karten auf den neuesten Stand gebracht.

Die Daten dieser Inventarisierungsar- beit wurden iibemommen und in ei- nen Kartensatz von Mefitischblattem

Am Anfang stand die Notwendigkeit, sich einen Dberblick iiber die bereits bekannten archaologischen Fundstel- len W estfalens zu verschaffen. Dazu konnte auf die Inventarisierung der Bodendenkmaler in den einzelnen Be- zirksreferaten des Westfalischen Museums fiir Archaologie - Amt fur Bodendenkmalpflege - zuriickgegrif- fen werden. Diese Inventarisierung aller Denkmaler ist mit Hilfe eines Sonderprogrammes des Landes Nord- rhein-Westfalen, der sog. Schnellin- ventarisation, im Hinblick auf das neue Denkmalschutzgesetz erarbeitet worden.

Organisationsgrundlagen

Fur eine erfolgreiche Luftbildpro- spektion ist es erforderlich, daf zur Kenntnis der allgemeinen Methodik eine sorgfaltige Planung und Durch- fuhrung der Befliegung und eine erste Auswertung der Ergebnisse am Boden tritt. Uber die Organisation dieser Ar- beitsschritte in Miinster und die dabei gemachten Erfahrungen soll im fol- genden berichtet werden.

Stephan Berke

Vom Bild zur Karte

Im allgemeinen sind for Aufnahmen aus einem Flugzeug keine Spezialka- meras notwendig. So werden bei Pro- jekten auBerhalb Westfalens in der Luftbildarchaologie haufig handels- iibliche Kleinbildkameras eingesetzt, die lediglich zusatzlich iiber einen au- tomatischen Filmtransport verfugen. In der Photographie gilt der Lehrsatz, daB je grober ein Negativ oder ein Dia- positiv ist, umso besser ist die spatere Abbildungsqualitat eines Photos. Damit steigen auch die Moglichkeiten einer spateren Ausschnittsvergrofie- rung. Daher wird in Westfalen eine sog. Mittelformatkamera mit dem Ne- gativformat von 6 x 6 cm verwendet. Diese Kamera ist noch so handlich, daB sie sich auch im Flugzeug noch leicht mit einer Hand halten und mit der anderen einstellen laBt. Fur die

Die Ausriistung

Al ( = 1. Objekt des Fluges A) von Aufnahme 1 - 6. Daneben erfolgt eine kurze, aber pragnante Beschreibung der photographierten Fundstelle und weitere Details, die spater bei einer Bearbeitung am Boden wichtig sein konnten. Zusatzlich werden die jewei- lige Kartennummer und die Koordina- ten der Fundstelle vermerkt. Diese beiden Angaben sind vor allem dann unbedingt notwendig, wenn es sich um eine bisher unbekannte Stelle handelt. Bei einer bekannten Fund- stelle reicht die Angabe der jeweiligen Kennziffer dieses Fundpunktes.

Aus der Notwendigkeit heraus, die einzelnen Filme zu numerieren, eine Beschreibung und eine kurze Bewer- tung zu einem aufgenommenen Objekt anzufertigen, damit sich nach der Entwicklung die photographierten Fundstellen wieder den einzelnen Kartierungen zuordnen lassen, hat sich ein differenziertes System der Be- schreibung von Fundstellen entwik- kelt. So erhalt jeder Flugtag innerhalb eines Jahres einen Buchstaben oder eine Buchstabenkombination mit an- gehangter J ahreszahl, die im Protokoll vermerkt wird ( z.B. A/88 = 1. Flug des Jahres 1988) als unveranderliches Kennzeichen. Jeder belichtete Film wird mit dem Buchstaben des jeweili- gen Fluges und einer laufenden Nummer versehen, damit sich nach- traglich die Reihenfolge der Aufnah- men rekonstruieren la.Et. Im Protokoll wird so z.B. vermerkt: Objektnummer

Photos entstanden sind, angefertigt werden muB, das neben den Angaben zur Besatzung das Flugzeugkennzei- chen, die Start- und Landeflugplatze und auch jeweils die Ortsangabe eines jeden vorgelegten Photos enthalten muB, wird neben der Kartierung ein sog. Flugprotokoll gefuhrt (Abb. 30). Es enthalt zum einen die notwendigen Angaben for die Freigabe der Luftbil- der bei dem zustandigen Regierungs- prasidenten und zum anderen die ar- chaologischen Beobachtungen zu einer Fundstelle. Wichtig sind auch die Bemerkungen zum Wetter am je- weiligen Flugtag.

Objekte mit Bleistift eingetragen. Doch diese Art der Lokalisierung einer Fundstelle reicht bei weitem nicht aus. Denn jedes durch Zivilper- sonen in der Bundesrepublik Deutsch- land aufgenommene Luftphoto muB durch eine entsprechende Behorde, die Luftaufsicht bei einem Regie- rungsprasidenten, freigegeben wer- den. Daher findet sich auch unter jedem Luftphoto, ob in der Werbung, auf Postkarten oder in anderen Publi- kationen der Vermerk: "Freigegeben durch den Regierungsprasidenten ... ", gefolgt von einer Zahl. Die Aufnah- men werden durch die Luftaufsicht daraufhin kontrolliert, ob sie geheirne militarische Anlagen wie Munitions- lager oder Radarantennen zeigen. Da nun for die Vorlage bei der Luft- aufsichtsbehorde ein Protokoll uber den Flug, auf dem die jeweiligen

28

Auf den Flugkarten werden wahrend des Fluges kurz die photographierten

1. Schon bekannte Fundstellen mit ihren Kennziffem. 2. Bekannte Luftbildstellen, bei den en es sich nicht immer unbedingt um Stellen mit archaologischem Charak- ter handeln muB, mit ihren Kennzif- fem. 3. Wunsche und Anfragen einzelner Abteilungen der Bodendenkmalpfle- ge. So sind laufende Ausgrabungen zu photographieren oder es ist die Doku- mentation oberirdischer Denkmaler wie Wallburgen oder Grabhugel vor- zunehmen.

dessen unmittelbarer Nahe befindet. Die vor dem Flug in die Karten einge- tragenen Informationen lassen sich in drei Gruppen einteilen:

30 Formular eines Flugprotokolls.

Datum: Start Ort

lugnummer: Landung Ort: Pilot Start: Ort: llesatzung Landung: Ort:

Start: Ort: Landung: Ort::

Flugzeugkennzeichen: Gesamte Flugzeit: [Iyp: Gesamtkosten: Kosten pro/h:

Filmnr.: Filmnr.: Ex. Obiektnr.: Koordinaten TK Ex. Obiektnr.: Koordinaten TK 1 1 f2 2 '3 3 ~ 4 r> 5

" 6 I/ 7 ~ 8 13 9 10 10 11 11 1<' 12

29

An das fliegerische Konnen des Piloten werden hohe Anspri.iche ge- stellt. Sollen z.B. fast senkrechte Auf- nahmen angefertigt werden, ist es not- wendig, extreme Steilkurven zu fliegen, bei denen man die Hande gen-

Es hat sich als notwendig und prak- tisch erwiesen, daf die Besatzung des Flugzeuges aus zwei Personen besteht. Einmal ist die Kombination von erfahrenem Archaologen und gutem Piloten in einer Person sehr selten zu finden. Das Beurteilen von siedlungsgi.instigem Gelande und das Einordnen sichtbarer Spuren am Boden erfordert ein hohes MaB an archaologischer Allgemeinbildung durch alle Perioden der Vor- und Fri.ihgeschichte hindurch. Daher ist es notwendig, daB sich ein ausgebildeter Archaologe an Bord befindet, der das Photograhieren miti.ibemimmt.

Das Modemste ist nicht immer das Ni.itzlichste; dies bewahrheitet sich auch hier. Soweit es geht, wird in W estfalen eine Cessna 172 eingesetzt (Abb. 32).

che, die eine freie Sicht zum Boden behindert. Dieses Problem tritt bei einem Hochdecker, bei dem die Trag- flachen i.iber dem Cockpit angeordnet sind, nicht auf. Wie manche unserer Aufnahmen zeigen (vgl. Abb. 7), laBt es sich aber auch bei einem Hoch- decker nicht immer verhindem, daB sich eine Tragflache oder eine Strebe in das Bild stiehlt.

Im Gegensatz zu reinen Vermes- sungsfli.igen, auf denen senkrechte Luftaufnahmen als Grundlagen fi.ir Landkarten angefertigt werden, werden in der Luftbildarchaologie i.iberwiegend Schragaufnahmen her- gestellt. Fi.ir diese Art der Luftbild- photographie ist die Auswahl an Flug- zeugtypen, die in Frage kommen, sehr beschrankt, Denn bei Schragaufnah- men aus der Flugzeugkanzel ist nur ein sogenannter Hochdecker einzuset- zen. Bei anderen Flugzeugen setzen die Tragflachen an der Unterseite des Flugzeugrumpfes an, d.h. es befindet sich zwischen dem Photographen und dem Objekt am Boden eine Tragfla-

Das Flugzeug und die Besatzung

immer ausreichend, nur mit Farbfil- men zu photographieren, da diese in bestimmten Situationen nicht immer die benotigten Kontraste bringen. Deshalb werden auch Schwarz-WeiB Filme eingesetzt; bei diesen werden durch die Umsetzung der Farbwerte in Grauabstufungen die Kontraste starker betont. Durch den Einsatz von Gelb- und Rotfiltem kann dieser Effekt noch verstarkt werden. Hinzu kommt, daB die Archivsicherheit dieser Filme wesentlich besser als die von Farbfilmen ist. Bei letzteren ver- andern sich im Laufe der Jahre die Farbwerte und die photographische Schicht kann sich losen, Schwarz- WeiB Filme sind aufgrund ihres einfa- cheren chemischen Aufbaues dagegen nicht so gefahrdet.

Als Filmmaterial werden im allgemei- nen handelsi.ibliche Rollfilme von mittlerer Empfindlichkeit eingesetzt. Mit ihnen IaBt es sich am problemlo- sesten arbeiten. Leider ist es nicht

von Aufnahmen benotigt wird, und nati.irlich auch fi.ir den Notfall eines Ausfalls der Mittelformatkamera kommt zusatzlich eine Kleinbildka- mera zum Einsatz (Abb. 31).

meisten Aufnahmen wird ein Teleob- jektiv von 120 mm Brennweite ver- wendet. Bei Ubersichtsaufnahmen reicht das Normalobjektiv, und in ex- tremen Fallen, z.B. bei kleineren Ob- jekten oder wenn aus flugtechnischen Gri.inden eine bestimmte Flughohe nicht unterschritten werden darf, muf zu einem starken Teleobjektiv gegrif- fen werden. Fi.ir den Fall, daf von einem Objekt eine grolsere Anzahl

31 Die normale Ausriistung fur einen Luftbiidflug. Sie besteht aus einer 6 x 6 Kamera der Firma Hasselblad mit ihren Objektiven, Flugkarten und einem Schreibbrett fiir das Flugprotokoll.

wollen, was es Interessantes zu sehen gibt. Wesentlich gefahrlicher, da schneller und aufgrund ihrer Tamung oft nur schwer zu erkennen, sind wahrend der Woche die Militarflug- zeuge, die sich unkontrolliert in allen Rohen bewegen konnen und durfen. Daher erfordert die Beobachtung des Luftraumes durch den Piloten eine sehr hohe Konzentration, was nicht ausschlieBt, daf es manchmal doch zu

zen unzahlige Segelflieger, private Motorflugzeuge und die in Westfalen so haufigen und beliebten Heillluft- ballons durch das Blau des Himmels. All diese sind zwar nicht schnell, mussen aber iID Auge behalten werden, um nichtunangenehme Uber- raschungen zu erleben. Hinzu kommt, daB ein standig kreisendes Flugzeug schnell andere Piloten anzieht, die neugierig in Erfahrung bringen

33 Begegnung mit einem "Tornado" bei Ennigerloh. (St. Berke, 7. 7. 1988)

Allein iID Jahr 1987 wurden 1.242.000 Flugbewegungen iiber der Bundesre- publik gezahlt. Dies betrifft aber nicht nur Flughohen, in denen groBe Passa- giermaschinen fliegen, sondem auch Rohen irn Bereich von etwa 150 - 1000 ID, in denen nach Sichtflugregeln geflogen wird. Hier gilt rechts vor links; egal ob nur durch die Luft getra- gen oder mit Propeller oder Diise vor- angetrieben. Am Wochenende kreu-

30

ausowenig VOID Steuerknilppel lassen darf, wie vom Lenkrad eines Autos beim Fahren einer scharfen Kurve. Erweist sich hier eine Aufgabentei- lung schon als niitzlich und notwen- dig, so wird sie lebensnotwendig bei der Beobachtung des Luftraumes und der Fiihrung des Funksprechverkehrs. Der Luftraum iiber der Bundesrepu- blik Deutschland besitzt das hochste Flugverkehrsaufkommen Europas.

32 Eine Cessna 172 an der Flugzeugtankstelle auf dem Flughafen Greven.

31

Wahrend die belichteten Filme im Labor entwickelt werden, werden die neuen Fundpunkte von den Flugkar- ten in den Satz Mebtischblatter tiber- tragen, auf den die aus der Luft photo- graphierten Objekte seit dem Jahr 1983 eingetragen sind (Abb. 34). Jede Stelle erhalt eine Kennziffer, unab- hangig davon, als was sie sich im Laufe der Auswertung entpuppt. Die

Nachbereitung der Fliige und Inven- tarisierung

Wenn dann die diversen Detail- und Ubersichtsaufnahmen gemacht sind, vielleicht auch noch der Film gewech- selt und beschriftet und schlieBlich die Zahl der Aufnahmen im Flugprotokoll festgehalten wurde, kann der Suchflug weitergehen. Fur eine neu entdeckte Fundstelle kann das ganze Verfahren durchaus 15 - 20 Minuten dauern.

bestmoglichsten Aufnahmewinkel zu erreichen. Dieses Verfahren erfordert eine gute Abstimmung zwischen Pilot und Photographen, denn bei geoffne- tem Fenster ist eine mtindliche Ver- standigung nicht mehr moglich. Al- lenfalls Handzeichen erlauben noch die Anweisung zu kleineren Kurskor- rekturen. Allerdings muB der Pilot irnmer einen KompromiB zwischen den aerodynamischen Gegebenheiten und den manchmal tiberzogenen For- derungen nach einem besseren Auf- nahmewinkel durch den Wissen- schaftler finden.

Erst nach der Kartierung geht es an die eigentliche Aufgabe des Photogra- phierens. Zwischen Pilot und Wissen- schaftler erfolgt eine kurze Abspra- che, aus welcher Hohe und aus welcher Richtung das Objekt in der Hauptsache aufgenommen werden soll. Danach beginnt der Pilot enge Kurven um das Objekt zu ziehen, wahrend das Fenster geoffnet wird, und der Wissenschaftler versucht, den

stelle erneut zu sehen ist, beginnt der Pilot an Ort und Stelle zu kreisen, um dem Archaologen die Moglichkeit zu geben, sich das Objekt aus jedem Blickwinkel anzusehen. Dabei ver- sucht der Wissenschaftler eine erste Einordnung und Klassifizierung der Fundstelle und entscheidet, ob der Befund zu photographieren ist oder nicht. 1st die Entscheidung positiv, wird die Stelle kartiert und rnit einer Nummer versehen. Dies kann durch- aus einige Zeit in Anspruch nehmen, da von der exakten Kartierung eines neuen Objektes der Wert aller von dieser Fundstelle gemachten Photos abhangt. Denn Photos von einem Befund, der z.B. in einer flachen Landschaft mit vielen kleinen Waldern, Feldem und Hafen liegt und der nicht bis auf das Feld genau kar- tiert ist, lassen sich nach einem Flug, wenn tiberhaupt, nur noch rnit Muhe in eine Karte einhangen. Nahezu un- moglich wird es, wenn der Archaolo- ge im Eifer des Gefechtes es unterlas- sen hat, eine Ubersichtsaufnahme an- zufertigen.

Die zweite Methode ist das streifen- formige Abfliegen eines bestimmten Gebietes oder eines Kartenblattes. Dieses Verfahren bietet zwei Vorteile. Zurn einen ist die Navigation in solchen Fallen recht einfach, da keine schnellen Richtungswechsel auftre- ten, und zum zweiten ist es ausgespro- chen grtindlich. Ein nicht zu unter- schatzender Nachteil liegt in der Ein- tonigkeit dieser Methode, vor allem in Gebieten, die nur wenig for die Luft- bildarchaologie hergeben. Die Ge- fahr, zu ermtiden und in der Aufmerk- sarnkeit nachzulassen, ist sehr groB. Sobald sich ein auffalliger Befund zeigt oder eine schon bekannte Fund-

1st das entsprechende Untersuchungs- gebiet erreicht, gibt es grundsatzlich zwei Arten des Suchfluges, die dazu dienen, ein Gebiet so vollstandig wie moglich abzudecken. Das erste System laBt sich dann anwenden, wenn es sich um einen Bereich mit einem hohen Aufkommen an archao- logischen Fundpunkten oder Luftbild- stellen handelt. In diesem Fall werden die bekannten Stellen auf einer Karte nacheinander angeflogen und es wird kontrolliert, ob irgendwelche Befunde erkennbar sind. Beim springenden W echsel von Punkt zu Punkt, wird die Landschaft im Auge behalten, um auf- fallige Merkmale am Boden entdek- ken zu konnen.

stelle anmelden und um Freigabe for das Durchfliegen sonst vielleicht ge- sperrter Luftraume bitten.

Zudem erleichtert es die Arbeit an Bord sehr, wenn man das engere Ziel- gebiet schon im voraus kennt. Es lassen sich die notwendigen Karten in der richtigen Reihenfolge zusammen- stellen und der Pilot kann sich schon bei einer zustandigen Flugfuhrungs-

Vor jedem Flug muB das zu befliegen- de Gebiet nach mehreren Gesichts- punkten ausgesucht werden. Es mtissen die Jahreszeit, das Wetter der vergangenen Tage und die damit zu- sammenhangende Konsistenz der Boden berticksichtigt werden, um moglichst optimale Ergebnisse zu er- zielen. Daneben gilt es, den Bewuchs und auch die Denkmalart, die man vorrangig dokumentieren will, mit in seine Uberlegungen einzubeziehen. Wahrend des Winters z.B., wenn die Baume laubfrei sind, lassen sich sehr gut unbekannte oder auch schon be- kannte W allanlagen in den Waldern photographieren, die sonst aus der Luft nicht sichtbar sein wtirden.

Flugvorbereitung und Flugdurchfiih- rung

gefahrlichen Begegnungen kommt (Abb. 33). Nur bei einer Zweierbesat- zung (Pilot und Wissenschaftler) kann der eine sich ganz dem Luftraum und der andere der Suche nach archaologi- schen Spuren am Boden widmen. Damit ist aus archaologischer und flie- gerischer Sicht ein Optimum an Beob- achtungsmoglichkeiten erreicht.

durch, bis zur Industriellen Revolu- tion, war: ohne die groBen Moorkulti- vierungen, die FluBbegradigungen, das immense W achstum unserer Stadte und Dorfer und vor allem vor den groJ3en Flurbereinigungen, die auch in Westfalen ganze Landschaf- ten so verandert haben, daB sie nicht mehr wiederzuerkennen sind. Da sich nun ein friihneuzeitlicher Weg oder Graben genauso gut aus der Luft zu er- kennen gibt, wie ein ur- und fruhge- schichtliches Bodendenkmal, erleich- tem diese Karten oftmals das Anspre- chen eines Luftbildbefundes unge- mein, ja in vielen Fallen erklaren sie ihn sogar unmittelbar (s. Nr. 37). Alle Befunde, die so nicht erklart werden und einen archaologischen Hintergrund vermuten lassen, und

Hierbei findet als erstes ein Abgleich aller neu entdeckten Stellen mit den Urmefitischblattem aus den vierziger und funfziger Jahren des 19. Jahrhun- derts statt (Abb. 140). Diese zeigen uns die Landschaft W estfalens in einer Kartenqualitat, die an die der moder- nen Karten heranreicht, und sie zeigen sie noch so, wie sie Jahrhundeite hin-

die 1987 gemacht wurde. Dadurch ist man in der Lage, neben den einzelnen Fundstellen auch jedes einzelne Photo, das einmal aufgenommen warden ist, individuell anzusprechen. All dies sind notwendige, organisato- rische Vorbereitungen for eine erste, vorlaufige Bearbeitung der Pundstel- len noch innerhalb des Referates for Provinzialromische Archaologie.

35 Karteikarte der Luftbildinventarisation.

- WMfA - Archaoloqische Luftbildkartei

Stand:23.03. 1989

LKZ: 3619, 6 w Frille

Reg. ­ Bez.: D Kreis: Ml Gemeindekennz.: 05. 770.028

Kennziffer des Gebietsreferates: DKZ 3619, 64 des Fachreferates:

FOTONR. KOORDINATEN Aufnahmedatum FREIGABENR: OBJEKT Fotoqraf

84/2844 r.: 3497150 h.: 5801000 24. 07. 1984 13044/85 ~

bis r.: 3497250 h.: 5801150 Dr. Kuhlborn

bis ringf6rmige und rechtecki­

84/2855 ge Strukturen 13055/85

32

Labor zuruck, muJ3 die Reihenfolge, in der die Filme eines jeden Fluges aufgenommen warden sind, wieder hergestellt werden. Hierbei erhalt jedes Photo eine Archivnummer, be- stehend aus der Jahreszahl und wieder einer laufenden Nummer. So ist z.B. das Photo mit der Archivnummer 87 /1000, die tausendste Aufnahme,

Kennziffer setzt sich zusammen aus der Nummer des MeJ3tischblattes und einer laufenden Nummer aller Fund- stellen auf der jeweiligen Karte. Diese Nummer bildet fortan die Leitnummer for diese Fundstelle, unter der alle Bilder, Diapositive und Texte abge- legt werden. Sind die belichteten Filme aus dem

34 Mefitischblatt 3619, Petershagen, im Mafistab 1: 25.000. Es handelt sich um einen Ausschnitt aus der Karte vonAbb. 29. Die handschriftlich eingetragenen Signaturen sind Luftbildfundstellen.

33

die Bearbeitung am Boden auch nur eine studentische Hilfskraft 15 Stunden in der Woche zur Verfiigung steht, wird seit Beginn des Luftbild- programms ein kleiner Personalcom- puter eingesetzt, mit dem sich inzwi- schen Routinearbeiten schnell und leicht erledigen lassen. Er iibernimmt z.B. das Drucken vonFlugprotokollen fi.ir den Regierungsprasidenten oder das Anfertigen von Karteikarten fi.ir jede Fundstelle und von Listen fi.ir die AuBenstellen (Abb. 35).

Das archaologische Luftbildarchiv des Westfalischen Museums fi.ir Ar- chaologie enthalt nunmehr 17.000 Einzelaufnahmen von den verschie- densten archaologischen Objekten in Westfalen. Eine einigermaBen effekti- ve Verwaltung dieses groBen Archivs ohne eine elektronische Datenverar- beitung konnte nur mit einem hohen Personalaufwand betrieben werden. Da die Luftbildarchaologie jedoch nicht, wie in anderen Bundeslandern, hauptamtlich betrieben wird und fi.ir

37 Ergebnis einer elektrischen Erdwiderstandsmessung im Wall- und Grabenbereich des romischen Lagers van Anreppen. Bei den orange-roten Streifen handelt es sich hochstwahrscheinlicli um die sogenannte Holz-Erde-Mauer, die im Siiden von zwei dun- kelgriinen Streif en begleitet wird. Diese durften die beiden Lagergriiben wiedergeben .. (Institut fur Geophysik Munster. G. Spykmann und G. Knollenberg).

L' -100.0 OHMM

100.0 OHMM

100.0 M

50.0 M 50.0 M ANR25T2TRE.BOX •••• DATEI.

3 6 Erdmagnetometermessungen im neolithischen Erdwerk van Rimbeck.

Zukunftsperspektiven

tieren und es laBt sich auch in den meisten Fallen nicht sagen, worum es sich bei den jeweiligen Objekten handelt. Die Klarung dieser Fragen ist also nicht mehr am Schreibtisch moglich, sondem muB <lurch die Kol- legen vor Ort vorgenommen werden. Daher erhalt jede AuBenstelle des Westfalischen Museums fi.ir Archao- logie Abziige der jeweils aussagekraf- tigsten Aufnahrnen einer Fundstelle mit den Angaben zu ihrer topographi- schen Lage und eine Beschreibung, sobald die Bearbeitung eines Fluges mit seinen jeweiligen Fundstellen ab- geschlossen ist und die Photos <lurch die Luftaufsichtsbehorde freigegeben worden sind (s. Beitrag Berenger).

auch solche Befunde, die auf modeme Ursachen zuriickgehen, erhalten eine Note. Diese Notenskala reicht, wie in der Schule, von 1 - 6 und bezieht sich auf den Grad der "Archaologiever- dachtigkeit'' eines Objektes. Solange sich ein Objekt nicht einwandfrei <lurch schon bekannte Funde einord- nen laBt, wird eine reine Beschreibung des aufgefallenen Merkmals angefer- tigt, aber keine einordnende Anspra- che vorgenommen. Dies soil eine Be- einflussung desjenigen vermeiden helfen, der in den AuBenstellen des W estfalischen Museums fi.ir Archao- logie fi.ir die weitere Bearbeitung zu- standig ist. Denn ohne die Begehung einer Fundstelle und entsprechendes Fundmaterial von diesen Stellen lassen sich Luftbildbefunde nicht da-

So stehen wir in Westfalen bei den Er- kenntnismoglichkeiten, die das Me- dium der Luftbildfliegerei uns zur Verfiigung stellt, trotz der Erfolge, die kaum jemand vorher for moglich ge- halten hatte, aufgrund der Organisa- tionsstruktur noch am Anfang.

werden die Storungen im naturlichen Magnetfeld der Erde gemessen, die durch menschliche Eingriffe entstan- den sind. Dagegen erlaubt es die Erd- widerstandsmessung, unterschiedli- che Spannungsabfalle im Boden zu messen, die ahnlich auszuwerten sind, wie bei der Magnetfeldmessung (Abb. 37). Beide Verfahren erlauben es, weit differenziertere Befunde innerhalb eines Objektes aufzunehmen als die Luftbildarchaologie. Sie erganzen sie in geradezu idealer Weise, denn solche Untersuchungen wiirden, ebenso wie auch die unumganglich notwendige enge Kooperation mit den Kollegen vor Ort, die Interpretation von Luftbildbefunden sehr erleichtem und erste Ergebnisse liefem, ohne daB Bodeneingriffe notig waren.

34

Es lassen sich dann solche Prospek- tionsverfahren an gefahrdeten oder in- teressanten Objekten durchfiihren wie die Magnetometennethode oder elek- trische Erdwiderstandsmessungen. Beide Verfahren wurden schon mit guten Erfolgen in W estfalen versuchs- weise eingesetzt, so im jungsteinzeit- lichen Erdwerk von Rimbeck, Kr. Hoxter (Abb. 36), oder im romischen Militarlager von Anreppen, Kr. Pader- bom. Bei der Magnetometennethode

Diese Arbeiten stellen jedoch erst den bescheidenen Anfang der Moglich- keiten dar, die eine elektronische bzw. digitale Weiterverarbeitung der Luft- bilder ermoglichen wiirde. So ware es moglich, die Aufnahmen zu entzerren, d.h. mit Computerhilfe in senkrechte Aufnahmen umzuarbeiten, um sie dann problemlos in den entsprechen- den Kartenausschnitt einzupassen. Wiirde hierdurch die Arbeit des Um- setzens eines Luftbildbefundes in eine Karte sehr erleichtert, so ergaben sich noch wesentlich aufregendere Per- spektiven bei der Auswertung. Bei- spiele, vor allem in Bayem, haben gezeigt, daB die Koppelung der Luft- bildarchaologie, welche ja eine fla- chendeckende Prospektionsmethode ist, mit modemen physikalischen Er- kundungsverfahren, die am speziellen Objekt eingesetzt werden, erst wirk- lich alle Moglichkeiten auszuschop- fen in der Lage ist. Fiir diese Arbeiten ist jedoch eine Digitalisierung und Entzerrung der Aufnahrnen unbeding- te Voraussetzung.

35

Das Zoomen der Kartierung von Luft- bildspuren geschieht vor Ort, in den Aulsenstellen, wo die entsprechenden Blattersammlungen der Grundkarte vorhanden sind. Dabei werden nicht nur die Fundstellen als Flache einge- tragen sondem - nach Moglichkeit - die Luftbildspuren selbst. Die Bege- hung kann dadurch vie! gezielter sein; die Kartierung wird in Einzelfallen bereits Anhaltspunkte fiir die Deutung der Spuren liefem konnen: eine wie- derholte Einkerbung der Hohenlinien liiBt sich beispielsweise als trockener W asserlauf interpretieren, der irn Luftbild eine langliche, dunkle Spur verursacht. Dennoch muB die Ubertra- gung von Luftbildem in prazise Karten derzeit sehr unvollkommen bleiben: die perspektivischen Verkiir-

der von der AuBenstelle Bielefeld ar- chaologisch bearbeitet wird, benotigt man nicht weniger als 1788 Blatter, die jeweils einen Gelandeausschnitt von 2 km Seitenlange darstellen. Bei solch einem Umfang kann die Deut- sche Grundkarte eigentlich nur zu- satzlich zur topographischen Karte, gewissermaBen in Zoom-Technik, verwendet werden: die Registratur findet im MaBstab 1:25.000 statt; De- tailkartierungen konnen in die Grund- karte vorgenommen werden.

Hier bieten die Katasteramter mit der sog. Deutschen Grundkarte (1 :5.000) das ideale Instrument. Diese Karte wird mit Hilfe der Flurkarte herge- stellt, d.h. sie ist gebaude- und parzel- lengenau und kann dennoch in einer Ausfiihrung geliefert werden, die die Hohenlinien enthalt. Damit besitzt man eine Landschaftsdarstellung von hervorragender Prazision: 1 cm in der Karte entspricht 50 m im Gelande! Das ist sowohl fiir die Begehung als auch fiir die Fixierung der Ergebnisse die beste Voraussetzung. Diese Karte ware auch allgemein fiir die Fundregi- stratur eine geeignete Basis; sie wurde dabei bis jetzt jedoch nur zogernd ein- gesetzt, weil ihre Genauigkeit sie sehr uniibersichtlich macht. Um den Re- gierungsbezirk Detmold abzudecken,

cher, da sie das Gelande doppelt so groB darstellt. W enn die Luftbilder in das zustandige Gebiets- bzw. Fachre- ferat des W estfalischen Museums fiir Archaologie gelangen, sind die Fund- punkte in die entsprechenden Karten bereits iibertragen. Fiir prazise Bege- hungen sind solche Ubersichtskarten aber immer noch zu grob. Ahnlich dem Wanderer, der sich mit einer S tra- Benkarte nicht begniigen kann, muB nun der Archaologe auf den zweck- mafsigsten MaBstab zuriickgreifen.

In seinem Beitrag hat St. Berke die Kartierung der Luftbilder erlautert (S. 27). Wahrend des Fluges werden die Objekte in Militarkarten eingetragen, deren MaBstab (1 :50.000) bei der Fluggeschwindigkeit (150-180 km/h) besonders geeignet ist und deren UTM-Gitter das direkte Ablesen der Koordinaten ermoglicht. Der Ober- sicht im Fundarchiv ist allerdings eine Eintragung in die topographische Karte irn MaBstab 1:25.000 dienli-

Vorbereitung der Bodenkontrolle

engem Zusammenhang stehen. Vor- aussetzung fiir eine Aufnahme ist - anders gesagt - die Vermutung, daB das Objekt, das die Luftbildspuren verursacht, die menschliche Tatigkeit bedingt hat oder daB es von ihr bedingt wurde: Die fruheren FluBschleifen, die heute nur noch im Bewuchs er- kennbar sind, haben die Nutzung des Bodens in ihrer Ausdehnung be- schrankt; die linearen Spuren, die im Acker erscheinen, sind auf Graben zu- riickzufiihren, die Menschen aus Schutzgriinden angelegt haben. Dies ist aber zunachst alles nur Vermutung. Die Luftbildarchaologie bedarf der Bodenkontrolle; der Archaologe muB die Stiefel anziehen.

Auf bis dahin fiir die Archaologie un- bekannten oder unerforschten Flachen aber setzen die Luftaufnahmen zu- nachst eigentlich nur Fragezeichen. Sie stellen einen Anspom dar, durch Bodenkontrolle eine Klarung des je- weiligen Befundes herbeizufiihren. Denn - abgesehen von einigen schein- bar geologischen Erscheinungen, die aber ebenfalls zu priifen sind - photo- graphiert werden die Auffalligkeiten, von denen angenommen wird, daB sie mit Menschen der Vergangenheit in

Bei bekannten Objekten dokumentie- ren sie das Erscheinungsbild ( eine Wall burg, die der Winter im Wald sichtbar werden laBt: Abb. 92) oder den derzeitigen Zustand: es sind Reste eines GroBsteingrabes (Abb. 49), so wie sie bei der Ausgrabung freigelegt wurden, oder etwa die raumlichen Verhaltnisse zwischen Fundstellen und den sie bedrohenden Bau- und AbbaumaBnahmen (vgl. Abb. 109). Solche Photos unterscheiden sich von den ubrigen Bildem, die von der Bo- dendenkmalpflege angefertigt und ar- chiviert werden, nur dadurch, daB sie aus dem Flugzeug entstanden sind.

Die Bilder, die bei einem Luftbildflug entstehen, erfiillen Zwecke, die je nach Gegenstand verschieden sind.

Daniel Berenger

Die Luftbildarchaologie - zu Fu6

Diese Falle sind nicht frei erfunden, sie sind samtlich in der Praxis aufge- treten. Die Kuhlen der Materialent- nahme liefem in den geebneten Feldem rundliche Grundrisse unter- schiedlicher Grofie, die an eingeebne- te Grabhiigel oder W allbefestigungen erinnem. Die verschiedenen Wege- netzebenen, die in ihrer Orientierung nicht ubereinstimmen, konnen groB- raumige Grabensysteme vortauschen und die rekultivierte Flache sieht wie

Gesetzt den Fall, das fragliche Gelande ware vor einem Jahrhundert als gemeinschaftliches Heidegebiet genutzt warden und Bauwillige hatten hier und da kleine Sand- oder Stein- kuhlen for den personlichen Bedarf anlegen diirfen ... Gesetzt den Fall, die gesamte Acker- flur ware vor wenigen Jahren Gegen- stand einer Flurbereinigung gewor- den, die die Wege der Markenteilung und der Verkoppelung gleichsam ver- wischt hatte ... Gesetzt den Fall, die Flache ware ma- schinell tiefer gelegt und rekultiviert warden ...

Durch Begehungen das Luftbild prufen

logisch - es fand sich iiberhaupt keine plausible Begrtindung dafurl Dieses Beispiel zeigt allerdings zugleich, warum hin und wieder eine Begehung nicht genii gt, sondem eine Sondierung erfolgen muB.

eine wertvolle Bodenurkunde zu ver- meiden; eine sorgfaltige Begehung wird unbedingt vorzuziehen sein. Dementsprechend gering blieb die Zahl der Sondierungen, die im Bereich von Luftbildspuren durchge- fuhrt wurden und bei der jeweiligen Fundstelle weiter unten erlautert sind. In Brake! zwang eine heftige Kontro- verse dazu, eine vermeintlich romi- sche Grabenanlage punktuell zu un- tersuchen (Nr. 2). In Obemtudorf diente der Suchschnitt zur ersten Orientierung: denn das jungsteinzeit- liche Erdwerk ist akut bedroht; es wird nach und nach von einer Tongrube ab- gebaut (Nr. 3). Dasselbe gilt for die mittelalterliche Wtistung Rozedehu- sen, zumindest was ihre Gesamtaus- dehnung betrifft, deren dauerhafte Er- haltung bisher zweifelhaft erscheint (Nr. 25). Veranlassung for die kleine Untersuchung auf dem Schlachberg von Daseburg war die Befurchtung, daB die Unterschutzstellung bereits zu spat kommen konnte, da das Boden- denkmal durch Tiefpflugen teilweise zerstort ist (Nr. l); in Nordrheda (Nr. 8) muBte wegen einer geplanten Aus- sandung der Kreisgraben unvorherge- sehen im Frtihjahr 1989 ausgegraben werden. Ein ausschlieBlich negatives Ergebnis hatte eine Sondierung, die am Ostrand von Bielefeld im Bereich kraftiger Bewuchsstorungen wegen einer kurz bevorstehenden StraBen- baumaBnahme durchgefuhrt wurde: die Ursache for das geometrische Vor- kommen von Disteln im Getreidefeld (Abb. 38) war nicht nur nicht archao-

Dasselbe gilt for die Luftbildspuren: Ganz abgesehen von der kaum iiber- sehbaren Zahl der Ausgrabungen, die notwendig waren - jede unnotige Son- dierung ist als blinder Einschlag in

Steht man vor einem Hugel, der ein- deutig als Grabhtigel zu deuten ist und mit Hilfe von Erfahrungswerten (Lage, Erscheinungsbild usw.) in die altere Bronzezeit datiert werden kann, so ist die erste Aufgabe der modemen Archaologie nicht die Untersuchung, sondem die Erhaltung des Denkrnals. Denn der Archaologe sucht nicht so sehr die Bronzenadel oder die Men- schenknochen, die im Hugel liegen konnen, sondem den Zusammenhang zwischen Nadel und Skelett, Sargspu- ren, Grabeinhegungen und spatere Eingrabungen. Gegenstand der For- schung sind somit fluchtige Spuren, Bodenverfarbungen, deren Untersu- chung zugleich auch Zerstorung be- deutet. Von ihnen bleibt nach der Aus- grabung bestenfalls ein Stuck Papier: Beschreibung oder Zeichnung, nicht jedoch die Substanz, die man spater, in einigen Jahrzehnten, mit verfeiner- ten Techniken wirkungsvoller hatte studieren konnen, Daher werden Bo- dendenkmaler ohne Not prinzipiell nicht ausgegraben, sondem nach den Regelungen des Denkrnalschutzgeset- zes Nordrhein-Westfalens von 1980 unter Schutz gestellt.

rung) zuverlassig untersucht werden. Und doch beschrankt man sich in der Regel auf Begehungen.

36

Unter dem Begriff "Bodenkontrolle" werden verschiedene Tatigkeiten zu- sammengefaBt, die durch Einsatz im Gelande ausgeubt werden konnen, Denn for jede Luftbildspur mochte man zumindest eine Deutung und eine Datierung erreichen. Daruberhinaus muB - wie iiberhaupt for archaologi- sche Fundstellen - die Frage der Aus- dehnung (die nicht unbedingt mit der Grobe der Luftbildspuren identisch ist) und die der Erhaltung der Befunde geklart werden. Zweifellos konnen all diese Aspekte nur durch eine Ausgra- bung (mindestens durch eine Sandie-

Die Bodenkontrolle: Begehungen oder Sondierungen?

Bei der Vorbereitung der Bodenkon- trollen werden schlieBlich noch die Bilder, die reine Dokumentations- zwecke erfiillen und neue Einzelhei- ten nicht liefem, als solche erkannt und gedanklich von denen getrennt, die im Gelande zu prtifen sind. Letzte- re bilden allerdings die Mehrheit der Falle.

zungen, die die Schragaufnahmen kennzeichnen, verlangen eine Entzer- rung, die eigentlich nur mit einer com- putergesteuerten Bildverarbeitung zu erreichen ist. Eine solche Anlage, die auch die Manipulation der Graustufen und damit eine bessere Lesbarkeit der Aufnahmen erlauben wurde, ist weder im zentralen Luftbildarchiv noch in den AuBenstellen vorhanden.

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folgenschwer. Sie heiBt: begehen, wieder begehen und nochmals begehen, bis sich eine eindeutige Antwort findet (Abb. 39). Denn Luft- bildarchaologie, ob sie nun per Flug- zeug oder anschlieBend "zu FuB" be- trieben wird, ist eine Frage der Konti- nuitat, Was eine erste Besichtigung

sind? W enn wir heute die letztgenannte Moglichkeit fur die wahrscheinlichste halten, so ist das noch eher Meinen als bewiesene Tatsache. Auf solch einer Grundlage kann allerdings keine Wis- senschaft stehen. Die Konsequenz, die sich aus dieser Unsicherheit ergibt, ist

38 Bielefeld-Hillegossen, Hachmeisters Acker: der Schein frog. Die Sondierung des grojJen schliissellochformigen Distelvorkommens erbrachte 1985 nicht die erwartete Grabanlage der jiingeren Bronzezeit. Die eigentiimliche Farm war zufallig entstanden und nicht auf archdologische Ursachen zuriickzufiihren. (J.-S. Kuh/born, 18. 8. 1984)

Sehr deutlich bedingen sich das "Wann" und das "Was" gegenseitig im Saukamp bei Willebadessen (Nr. 5). Von dieser Fundstelle liegen zahlrei- che jungsteinzeitliche Funde vor. Und die Frage, die Begehungen bisher nicht klaren konnten, lautet: Sind die Funde junger oder alter als das Klammergebilde oder sind sie gleich- altrig? Anders gesagt: Hat eine geolo- gische Erscheinung die fri.ihen Bauem zu einer Niederlassung eingeladen, oder wurden etwa die Steingerate aus tieferen Schichten bei friihneuzeitli- chen Schanzarbeiten an die Oberfla- che gebracht, oder hangen doch Funde und Befunde eng zusammen, so daB sie gemeinsam als Uberreste eines neolithischen Erdwerks zu deuten

gend. Im Sommer 1988 landete jeden- falls ein Hubschrauber der Luftwaffe beim Gut Dedinghausen, um Erkundi- gungen iiber den eigentlichen Sinn des "Zeichens" einzuholen. Eine modeme Zielscheibe also, eine spatmittelalter- liche Anlage oder ein fri.ihbronzezeit- licher Graben? Die Zeitstellung des Befundes, wie sie <lurch Lesefunde auf dem Schlachberg von Daseburg ermittelt wurde (Nr. 1), konnte in diesem Fall zur richtigen Deutung der Luftbildspur weiterhelfen. Leider haben die Begehungen bisher nicht zur Entdeckung von Fundstiicken gefiihrt, mit denen die Kreisgraben von Alverdissen (Saalberg, Nr. 10), von Dedinghausen (Nr. 13) und von Dankersen (Nr. 9) datiert werden konnten,

Anders verhalt es sich bei "echten'' Bodendenkrnalem. Nehmen wir eine Reihe einfacher Beispiele: hat man <lurch Begehungen, Befragungen, Hinzuziehen der Bombenabwurfkar- ten die iibrigen ringformigen Spuren v.on den rekultivierten Bombentrich- tem getrennt, so ist die Deutung dieser Befunde noch lange nicht geklart, Das Luftbild von Dedinghausen bei Bad Lippspringe ist ein guter Beleg hierfiir (Nr. 13): fur die Interpretation kommen in Betracht der Standort eines W artturmes der Paderbomer Stiftslandwehr oder die Grabeneinhe- gung einer vorgeschichtlichen Grab- statte. Andere Deutungen sind auch denkbar, wenn auch nicht nahelie-

Bei der sorgfaltigen Begehung solcher nicht archaologischen Fundstellen von Luftbildspuren kann die kombi- nierte Betrachtung aller verfiigbaren Informationen (Luftbild, alte und neue Karten, fri.ihere Nachrichten, Einbin- dung der Flache in die Umgebung, Mikroreliefusw.) zur Klarung fiihren. Unter Umstanden kann sogar eine Be- fragung vor Ort Vermutungen bestati- gen und fiir die Ursache der Luftbild- spuren eine grobe Datierung liefem.

ein vorgeschichtlicher Siedlungsplatz aus: fleck:ig und diffus. Tatsachlich gehen auch die genannten Beispiele alle auf menschliche Tatigkeiten zuri.ick. Aber Steinkuhlen, Wegespu- ren und Tieferlegungen des 20. Jahr- hunderts sind keine archaologischen Denkmaler.

Seit dem Jahre 1983 besteht hingegen die Moglichkeit, den Blick nach vom zu richten und nicht nur ruckwarts, da die Luftbildarchaologie in der Lage ist, Fundstellen zu entdecken, lange bevor sie gefahrdet oder zerstort sind. Dem Graben, der als dunkle Spur im Gerstenfeld erscheint, tut die Entdek- kungsursache - das Bewuchsmerkmal - nicht web, wahrend die Ume, um iiberhaupt auffallen zu konnen, zu- nachst einmal angeschnitten werden muB. Die Entdeckung heiBt fiir sie Zerstorung; fur den Archaologen be- deutet sie, nur noch Feuerwehrdienst leisten zu konnen. DaB der Graben aber als solcher fruh erkannt wird, gibt erst die emsthafte Moglichkeit, ihn als Bodendenkmal zu retten, noch lange bevor eine Nutzungsanderung seines Standortes eingeleitet oder gar konzi- piert wird. Nachdem im Juli 1983 die Befestigung auf dem Schlachberg ent- deckt wurde (Nr. 1), kann ihr Vorhan- densein jetzt schon im Planungsstadi- um beriicksichtigt werden. Und nachdem ihre Bedeutung durch Bege-

iiber die Dreitagefrist hinaus, die das Gesetz ihnen einraumt, nicht verzo- gem. Die "Wissenschaft'' besteht also darin, in drei Tagen das zu retten, was gerettet werden kann oder am drin- gendsten soil. Die Quellenedition, die auf diese "ruhmlose" Tat folgen miiBte, wird haufig unterbleiben. Denn in einer weit entfemten Bauer- schaft hat die Flurbereinigung einge- setzt, und soeben hat der Bagger ... und so fort.

Vor dem Jahre 0 der westfalischen Luftbildarchaologie - also noch im Jahre 1982 - gab es zu der Zufallspra- xis keine emsthafte Alternative. Diese Praxis lliBt sich beispielhaft folgender- maBen schildem: In einem bis dahin landwirtschaftlich genutzten und fundleeren Raum wird ein Gewerbe- gebiet geplant. Da das Amt fur Boden- denkmalpflege keinerlei Kenntnisse uber die fruhere Nutzung des Areals besitzt und ohnehin an anderen Stellen mit Rettungsgrabungen beschaftigt ist, wird der Bebauung vorbehaltlos zugestimmt und ohne archaologische Uberwachung ausgeschachtet. Als endlich Funde und Befunde bemerkt werden, hat der Bagger bereits die Halfte der neuentdeckten Fundstelle durchquert und zerstort, sitzt in der Mitte fest und schaut sich die Archao- logen an. Diese konnen den Zeitplan fur das Bauvorhaben nicht mehr andern und aus finanziellen Grunden

kann vom Flugzeug aus keine Sied- lungsplatze der vorromischen Eisen- zeit suchen (wissenschaftliche Ziel- setzung), sondem moglichst viele po- tentielle Bodendenkmaler entdecken (denkmalpflegerischer Auftrag). Und bei der Nachbereitung, bei den Bege- hungen, habe ich ebenfalls nicht ei- senzeitliche Fundstellen zu filtem, sondem nach der Deutung einer jeden Luftbildspur zu suchen. Denn Luft- bildarchaologie ist Bodendenkmal- pflege schlechthin. Die Frage nach dem Sinn der einen ist die Berechti- gungsfrage der anderen.

Auch die Luftbildarchaologie darf nicht als Wissenschaft miBverstanden werden. Sie ist eine Prospektionstech- nik, deren primare Fragestellung nicht qualitativ sondem quantitativ ist: Ich

Dazu ist zunachst festzustellen, daB die Bodendenkmalpflege keine For- schungsinstitution ist, jedenfalls nicht in dem Umfang und der Weise, wie gemeinhin angenommen wird. Denn die Bedingungen fur eine wirkliche wissenschaftliche Forschung sind im archaologischen Alltag schon lange nicht mehr gegeben. Es fehlt bei- spielsweise die Zeit, sich auswartige Literatur zu beschaffen oder Neuer- scheinungen zur Kenntnis zu nehmen. Und da eine entsprechend breit ange- legte archaologische Datenbank nicht existiert, bleibt in vielen Bereichen der Archaologe auf das Wissen ange- wiesen, das er als Student in der Uni- versitat erworben hat: Zugewinn ist haufig nur durch eigene Erfahrung moglich, Was in der Bodendenkmal- pflege unter dem Begriff Wissen- schaft geleistet werden kann, ist also Grundlagenforschung, d.h. bestmogli- che Anwendung der archaologischen Technik vor dem Hintergrund wissen- schaftlicher Ergebnisse und allenfalls eine sorgfaltige Quellenedition. Samt- liche anderen Komponenten des Alltags sind die Verwaltungsarbeiten einer Behorde, die mit der Erhaltung der Bodendenkmaler beauftragt ist.

Frage zu stellen: Wozu denn die Luft- bildarchaologie? Was gibt sie mir?

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Spatestens an diesem Punkt durfte deutlich geworden sein, daB die Luft- archaologie zwar eine Fulle neuer Kenntnisse einbringt, daB sie aber auch zahlreiche neue Fragen aufwirft. Sie kostet Zeit und Kopfzerbrechen und muB, um wirkungsvoll zu sein, kontinuierlich betrieben werden. So erscheint es vor Ort, in der Boden- denkmalpflege, zwingend, sich die

Luftbildarchdologie und Bodendenk- malpflege

Alles wird die Begehung jedoch nie klaren konnen. Das Beispiel aus Ost- kilver (Nr. 35) kann es zeigen. Dort sind zwar weitere Begehungen not- wendig, weil die Entstehung des Luft- bildes nicht restlos geklart ist, doch muB auch zugegeben werden, daB die Deutung des Befundes bisher noch sehr unvollkommen ist. Wir wissen - oder glau ben zu wissen - , daB dort eine neuzeitliche Bleiche gestanden hat, konnen uns jedoch keine klare Vor- stellung von der Anlage machen: weder von dem Aussehen noch von der eigentlichen Funktion. Hier werden Literaturstudien und der Rat von Nachbarwissenschaften nachhel- fen miissen. Denn, wie manche wissen, "es ist zu jung fur den Archao- logen; das kennt er nicht",

nicht preisgeben will, kann sich eines Tages geradezu anbieten, wenn Licht, Klima und Bodenbewuchs im optima- len Verhaltnis zueinander stehen.

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spur erlebt hat, derselbe ist, der an- schlieBend die Sache am Boden priifen kann, dann sind die besten Vor- aussetzungen fur eine optimale Aus- nutzung der Moglichkeiten, die in der Luftbildarchaologie stecken, gege- ben. Die Zukunft der Bodendenkmal- pflege hangt also von der Einrichtung einer zentralen Prospektionsabteilung ab, die in enger Zusammenarbeit mit den Gebietsarchaologen tatig wird.

Diese Zentralabteilung wird aber mit den AuBenstellen des W estfalischen Museums fiir Archaologie eng zusam- menarbeiten miissen. Denn wenn J.-S. Kiihlbom und St. Berke in ihren Bei- tragen iibereinstirnmend von einer Zweiergruppe sprechen, die die Luft- bildfliige durchfiihrt, wissen sie zu- gleich, daB diese Konstellation in Ost- westfalen optimiert werden konnte. Sofem Zeit zu eriibrigen war(!), flog der Verfasser dieser Zeilen mit und lief seine regionalen Kenntnisse un- mittelbar einflielsen, die zwangslaufig durch die Konzentration auf ein engeres Arbeitsgebiet, die die Tatig- keit in einer Aufsenstelle mitbringt, hier tiefer und da breiter sein miissen. Die Beteiligung des Gebietsarchaolo- gen ist unabdingbar: weil sie bereits fiir den Bildflug qualitatsfordernd ist und weil sie sich auch fiir die Folgear- beit, fiir die Priifungen am Schreib- tisch und vor Ort, als vorteilhaft erwie- sen hat. Entscheidend dabei wird die Personalunion sein, die jede Kommu- nikationsschwierigkeit und jenes irn Mensch en tief verwurzelte MiBtrauen gegeniiber geistigen Leistungen von Dritten vermeidet und ausschaltet. Wenn der Archaologe, der mit einer - auch la ten ten und diffusen - Fragestel- lung im Flugzeug gesessen und die Ei- genart des Erscheinens einer Luftbild-

tion, Aufarbeitung, Zentralarchivie- rung und Weitervermittlung der Er- gebnisse zu leisten, wobei zur Luft- bildarchaologie sich bald weitere Pro- spektionsmethoden gesellen wiirden.

Die Konsequenz, die sich daraus ergibt, lie gt auf der Hand: Institutiona- lisierung der Luftbildarchaologie. Nachdem das Verfahren in Westfalen erprobt wurde und seine zentrale Be- deutung fiir die Zielsetzung der Bo- dendenkmalpflege sich herausgestellt hat, geht an einer Fortfiihrung und Weiterentwicklung kein Weg vorbei. Bisher, in der Annaherungsphase, muBte die Luftbildarchaologie quasi nebenberuflich geleistet werden. Jetzt sollte sie der Anlaf sein, an zentraler Stelle eine eigene Abteilung fiir ar- chaologische Prospektion einzurich- ten. Diese Abteilung hatte Prospek-

lung des gesetzlichen Auftrags der Landesarchaologie gewahrleistet.

So kann die anfangs gestellte Frage nach der ZweckmliBigkeit der Luft- bildarchaologie nun eindeutig beant- wortet werden. Von ihrer Bedeutung her nimmt die Luftbildarchaologie im Tagesgeschaft der Bodendenkmal- pflege eine Schliisselstellung ein: ohne sie kann nur gebastelt werden, und erst mit ihrer Hilfe wird die Erful-

hungen und Sondierung abschatzbar wurde, muf ihre Erhaltung bei jeder Interessenabwagung irn V ordergrund stehen. Damit erweist sich die Luft- bildarchaologie als der W eg, der von der Rettungsgrabung zur planbaren, praventiven MaBnahme fiihrt: von der nachtraglichen Ambulanzbehandlung zur friihzeitigen Vorsorge.

39 Bodenpriifung einer Luftbildspur; der Bewuchs liij3t eine Begehung gerade noch zu. (D. Berenger, 22. 2.1989)

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Lit.: GUNTHER (1987) S. 675-677.

Trockenheit erscheinen - ein seltener Gliicksfall! (DB)

40 Umzeichnung des Luftbildes.

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Die Graben selbst konnten Ende 1988 Gegenstand einer kleinen Untersu- chung werden, bei der - unter Schnee und Eisregen - ein Grabungsschnitt im Norden der Befestigungslinie einge- richtet wurde. Die sich im Boden farbig kaum abzeichnenden Sohlgra- ben lagen im regelmalsigen Abstand von 9 m und waren 2 bis 3 m breit. Der auBere reichte nur bis 1 m unter heuti- ger Oberflache, die anderen waren 1,80 m tief. Sie enthielten Knochen, Steingerate und kleine GefaBreste, die das jungneolithische Alter des Erd- werks voll bestatigten und eine kultu- relle Zugehorigkeit seiner Benutzer zur nordhessischen Wartbergkultur andeuteten. Die Grabungsbeobachtungen lieferten dariiber hinaus eine Erklarung for die schwache Auspragung und das seltene Auftreten der Graben im Luftbild: die Bewuchsmerkmale sind allein auf die langere Speicherkapazitat der Boden- feuchte der Graben zuruckzufuhren. Sie konnen daher nur bei extremer

Archaologische Arbeitsgemeinschaft Warburg brachten Hinweise for ein jungsteinzeitliches Alter der Anlage, die bereits in der vorromischen Eisen- zeit jede fortifikatorische Bedeutung verloren hatte: das Gelande diente damals namlich als Friedhof.

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War die Befestigung als solche erkannt, so blieb die Frage nach ihrem Alter zunachst offen. Die Vermutun- gen reichten von der Jungsteinzeit uber die vorromische Eisenzeit bis zum Friihmittelalter. Denn datierende Oberflachenfunde fehlten. Systemati- sche Begehungen <lurch Herrn Dr. P. Glusing (Universitat Munster) und die

Auf dem Gelandesporn, der im Miln- dungswinkel der Eggel in die Diemel liegt und auf drei Seiten von Steilhan- gen natiirlich geschutzt ist, lassen schwach ausgepragte Bewuchsmerk- male ein dreifaches Grabensystem erahnen, das ein ca. 15 ha gro Bes Areal von der iibrigen Hochflache abriegelt (Abb. 41). Auf einigen weiteren Photos erkennt man daruber hinaus etwa 120 m nordlich der Anlage, in der Schachbreite, einen zusatzlichen Gra- benzug, der an der Steilkante des Pla- teaus einsetzt und sich bald verliert.

Die Entdeckung der Befestigung vom Schlachberg, siidlich von Daseburg, ist einer der fruhesten Ghicksfalle der westfalischen Luftbildprospektion. Sie gelang namlich bereits am 30.7.1983, also kurz nach Projektbe- ginn; ein Glucksfall ist die Entdek- kung auch, weil die Spuren seitdem fast immer unsichtbar geblieben sind.

(Stadt Warburg, Kr. Hoxter)

1. Die jungsteinzeitliche Befestigung vom Schlachberg

41

41 Die jungsteinzeitliche Befestigung vom Schlachberg. Blick von Nordosten. (W. Salter, 30. 7. 1983)

Lit.: BEST (1987) S. 484-492.

waren: der eine, aufsen, 1,60 m, der andere nur 0,50 m tief (Abb. 43). Der schmale Schnitt hatte gerade genug Scherben geliefert, um die Datierung der Anlage in die Jungsteinzeit zu sichem. (DB)

42

43 Profilzeichnung mit den in den Fels eingeschlagenen iiuj3eren (links) und inneren Graben (rechts) unterhalb der deckenden Pflug- schicht.

die 9 m von einander entfemt in den anstehenden Kalkfelsen eingearbeitet

42 Umzeichnung des Luftbildes.

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Umzeichnung (Abb. 42) ist sie als Punktreihe dargestellt. Bei der Bearbeitung stellte sich schnell heraus, daB beide Befunde nur zufallig nebeneinander lagen. Die gerade Linie entpuppte sich als alter Weg lokaler Bedeutung, der auf dem UrmeBtischblatt von 1838 noch kar- tiert ist. Auf unserem Photo ist seine Fortfuhrung nach Siidosten im grunen Weizenfeld, oben, zu erahnen (unter- brochene Linie der Umzeichnung). Wesentlich interessanter wirkte die Doppelspur in der gelben Gerste (Bildmitte). Als unser Luftbild ent- stand, am 11.7.1987, war noch als nacktes Rechteck unterhalb der Ak- kerscheune der Grabungsschnitt er- kennbar, mit dem im November 1986 die Verfarbungen gepruft worden waren. Wie die positiven Bewuchs- merkmale es hatten erwarten lassen, handelte es sich um zwei Sohlgraben,

Auf dem einen Feld (links auf Abb. 44) waren es zwei dunkle Spuren, die parallel verliefen und einen Bogen nach Norden bildeten, bevor sie von einem Weg unterbrochen wurden. Im jenseitigen Acker (rechts auf dem Photo) lieB sich nur eine der Spuren ein Stuck weiterverfolgen. Nach einer grofseren Lucke setzte dann ein anna- hemd geradliniges Bewuchsmerkmal ein, das von Siidosten nach Nordwe- sten fiihrte. Diese Linie ist auf unserem Photo nicht sichtbar; in der

Wie leicht Luftbilder falsch interpre- tiert werden konnen, hat sich 1986 auf dem Hellenberg nordostlich von Brakel gezeigt. Dort hatte Heribert Klabes (Rheda-Wiedenbriick) vom Flugzeug aus gleich zwei verschiede- ne Luftbildspuren entdeckt, die ge- meinsam ein Romerlager anzudeuten schienen.

(Stadt Brakel, Kr. Hoxter)

2. Das Erdwerk von Brakel

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44 D as jungstei . . Brake/. Blick nzeitliche Erdwerk 19 von Siide (S von 87) n. t. Berke, Jl. 7

Lit.: GUNTHER (1987a) S. 713-718.

Aushub gewonnen wurde. Was kann die Trager der Michelsberger oder der Trichterbecherkultur mit ihren Holz-, Stein- und Geweihwerkzeugen zum Bau einer solchen Anlage bewogen haben? Was erwartet uns eigentlich in der Innenflache dieser gewaltigen Be- festigung? (DB)

46 Umzeichnung des Luftbildes. Das funf- fache Grabenbiindel wird im Vordergrund van einer Doline unterbrochen.

m lange Graben voll (von) Skeletten hintereinander geschaltet in mehreren Reihen" angeschnitten hat. Diese fur lange Zeit geheimnisvolle Beobach- tung HiBt sich nun nachtraglich lokali- sieren und ergibt fur die urspriingliche Ausdehnung des Erdwerks einen Durchmesser von mindestens 400 m. Es entspricht einem Bauwerk von uber 6 km Lange, aus dem bei 3 m Breite und 1,50 m Tiefe mehr als 28.000 cbm

kungsgleich, deren mergelige Tone offenbar keine luftbildrelevanten Merkmale zulassen. Diese Schichten werden seit Jahr- zehnten nach und nach von einer be- nachbarten Ziegelei abgebaut ( der Bagger ist oben rechts auf Abb. 47 zu sehen), und zwar technisch bedingt in einer Weise, die archaologische Be- gleitmaBnahmen nicht erlaubt. Von dieser Abgrabungsfirma ist bekannt,

leeiszeitlicher Grundmorane · dek- daB sie in den fruhen 30er Jahren "50

45 Das Grabensystem van Oberntudorf wdhrend der ersten Sondierung im Sommer 1986. Den dunk/en Grabenfidlungen im Grabungsschnitt entsprechen die Bewuchs- merkmale im angrenzenden Acker. (J.-S. Kiihlborn, 1. 9. 1986)

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Auf dem Ruckflug von Paderbom nach Landshut entdeckte Otto Braasch, ein bekannter Fachmann fur die Luftbildarchaologie Siiddeutsch- lands, am 14.6.1985 zwischen Salz- kotten und Borchen eine einzigartige Luftbildspur (Abb. 47). Im Wirrwarr der Klufte der Karst- hochflache zeichnete sich ein Biindel von fiinf parallel verlaufenden Graben ab, deren weiche Maander auf drei verschiedenen Ackern zu verfolgen waren. Es handelte sich offensichtlich um eine jungsteinzeitliche Befesti- gung, was die Funde einer sofort ein- geleiteten Begehung bestatigten - aber es war eine Befestigung von einer bei- spiellosen Monumentalitat, Der Bering ist 40 m breit und besteht tat- sachlich, wie die Probeschnitte aus den Jahren 1986 (Abb. 45) und 1988 es gezeigt haben, aus funf Graben von 3 - 4 m Breite, die bis zu 1,80 m tief in den Kalkfels eingearbeitet wurden. Von dem Grabensystem kennen wir bisher nur zwei Abschnitte von insge- samt 300 m Lange. Denn trotz regel- malsiger Befliegung sind hier seit 1985 keine weiteren Spuren festge- stellt worden. Dies wird z.T. mit dem geologischen Untergrund zusammen- hangen. Die "stummen" Flachen sind namlich weitgehend mit einem raum- lich begrenzten Vorkommen von saa-

(Stadt Salzkotten, Kr. Paderbom)

3. Das Grabensystem von Oberntudorf

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47 Das Grabensystem van Oberntudorf, Siidwestecke der Befestigung mit Torliik- ken. (St. Berke, 18. 7. 1987)

Lit.: GUNTHER (1986) S. 65-97.

Das GroBsteingrab von Hohenwepel gehort neben den Kammem von Rim beck und Warburg zur kleinen W arburger Gruppe der westfalisch- nordhessischen Galeriegraber, An- hand der Reste der GefaBe und vor allem der Pfeile, die den Toten beige- geben worden waren, laBt es sich in die jungere Stufe der Wartbergkultur einstufen und in die Zeit um 3000 v. Chr. datieren. (DB)

Denn bei 3 m lichter Breite kommt eine Dachkonstruktion aus Steinplat- ten nicht mehr in Frage.

Die archaologische Untersuchung der sparlichen Reste der Grabkammer konnte noch so viele Einzelheiten fest- stellen, daB eine fundierte Rekon- struktion des urspninglichen Baues moglich ist (Abb. 48). Selbst die hol- zeme Decke faBt sich belegen, obwohl von ihr keine Spuren erhalten waren.

naherem Hinsehen wird man am Ostende (rechts) die angeschnittene Verfarbung des Fundamentgrabens der Schmalseite erkennen. Die Ent- sprechung am W estende fehlt: sie ist der jahrhundertelangen landwirt- schaftlichen Nutzung des Gelandes zum Opfer gefallen. In der Nord- ostecke der Grabungsflache liegt der im 12. Jahrhundert verschleppte Ab- schluBstein der ostlichen Schmalseite. Seine AusmaBe erlauben es, die lichte Hohe der Grabkammer an deren Ostende zu rekonstruieren: 80 cm. In der Mitte darf man eine etwas grofsere Raumhohe erwarten, vielleicht 1,20 m. Dort findet sich an der Sudwand der 75 cm breite Eingang, zu dem ein kurzer Gang hinabfuhrte, der von zwei Wandsteinen flankiert war. Ihm ge- genuber liegen auBerhalb der Gra- bungsflache die aufgestapelten Gras- plaggen, die bei der Rekultivierung, nach AbschluB der Arbeiten, Verwen- dung finden sollen.

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48 Zeichnerische Rekonstruktion der Steinkammer von Hohenwepel mit Eingangsram- pe, Turiiffnung, Holzdach und urspriinglich. iiberdeckender Hiigelaufschiittung.

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schaft und im Mittelfeld die rechtecki- ge Grabungsflache. In ihr zeichnen sich drei konzentrische, unterschied- lich eingetiefte Grabungsflachen (Plana) ab. Die innere, in der bereits einzelne Querschnitte angelegt sind, faBt zwei langliche, dunklere Spuren erkennen, die einzelne Steine enthal- ten. Es sind dies die Fundamentgraben der Langsseiten einer kollektiven Grabkammer von 23 m Lange und 2,2 - 3 m Breite, deren 33 Wandsteine bei der Rodung des Gelandes im Mittelal- ter entfemt bzw. zerstort wurden. Bei

Aufgabe der Luftbildarchaologie ist es auch, einmalige Grabungsbefunde ubersichtlicher zu photographieren, als es mit den herkommlichen Mitteln moglich ware. Fur die Grabungs- mannschaft von Hohenwepel fiel im Sommer 1984 gewissermaBen eine zusatzliche Pause vom Himmel, als das sauber geputzte Planum vom Flugzeug aus dokumentiert wurde. Auf dem Bild (Abb. 49) ist vom gerade noch die StraBe von Engar nach Hohenwepel zu sehen, dann die Bauwagen mit der Grabungsmann-

(Stadt Warburg, Kr. Hoxter)

4. Das Gro6steingrab von Hohenwepel bei Warburg

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49 Das Groj]steingrab van Hohenwepel im Sommer 1984 wdhrend der Ausgrabung. Zu erkennen sind var allem die Standspuren der Wandsteine; denn die Steine selbst waren ldngst zerstort warden. ( 1.-S. Kiihlborn, 29. 8.1984)

Lit.: TRIER (1985) Titelbild.

Im Saukamp, wie iiberall, wird erst der Spaten die Luftbildspur wirklich ent- schlusseln konnen. (DB)

Flurstuckes zur V orsicht mahnen. Denn unabhangig davon, was rnit "Saukamp" genau gemeint war, der Name bezieht sich nicht unbedingt auf eine vorhandene, zweckentfremdete Struktur. Er kann im Gegenteil auf eine jiingere Anlage hinweisen, bei deren Errichtung moglicherweise neolithische Befunde zerstort und Funde daraus an die Oberflache ge- bracht wurden.

51 Umzeichnung des Luftbildes.

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50 Steinbeile und Feuersteinkratzer: Fundauswahl vom Saukamp aus der Sammlung Mdhnert, MI :2.

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Bei dieser Luftbildspur handelt es sich um eine steinige, lineare, gebogene, schwache Erhebung, die den Eindruck erweckt, von einer eingeebneten, ca.

80 m breiten Wallanlage herzuruhren, Es kommt hinzu, daB die Luftbildspur mit einer Fundstelle annahernd dek- kungsgleich ist, auf der R. Mahnert seit zehn Jahren Feuersteingerate und Steinbeile der J ungsteinzeit sammelt (s. die Auswahl auf Abb. 50). Es lage also nahe, in der Klammer ein jung- neolithisches Erdwerk zu sehen, wurde nicht die Namengebung des

rechten Schichten des Unteren Keupers zuruckzufuhren sein. Die "weiBe Klammer" ist farbig kraftiger ausgepragt und wirkt zu geometrisch, um geologischer Herkunft zu sein.

Schon aus groBer Entfemung HiBt sich vom Flugzeug aus die "weiBe Klammer" westlich vom Gut Schon- thal erkennen und anvisieren (Abb. 52). Dort, in der flachwelligen Bor- gentreicher Mulde, sind helle Boden- flecken und Bewuchsmerkmale nicht selten. Sie sind aber meist diffuser und ungleichmaliig; sie diirften auf die vielfaltigen Komponenten der waage-

(Stadt Willebadessen, Kr. Hoxter)

5. Der "Saukamp" von Schweckhausen

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52 Die "weifie Klammer" im Saukamp von Schweckhausen. (J.-S. Kuh/born, 7. 8.1984)

Lit.: STIEREN (1922) S. 34; SUD- HOLZ (1964).

des Bodens spart die Bodendenkmaler im grobflachigen Windbruch des Ger- stenfeldes aus. Dasselbe Bild gibt den Urnfang einer weiteren, nicht land- wirtschaftsbedingten Zerstorung der Substanz bekannt: Fahrspuren der schweren Panzer, die im Winter 1986/87 drei bis vier jener flachen Grabhiigel beschadigt haben. Eine Rettungsgrabung der gesamten Gruppe ist - trotz erfolgter Unter- schutzstellung - dringend. (DB)

19. Jahrhunderts lagen sie noch relativ geschiitzt im Wald. Die Finanzknapp- heit, die der deutsch-franzosische Krieg verursacht hatte, fiihrte den Fiskus dazu, einzelne Forstflachen zu veraufsern. Der Wald wurde gerodet und das Land urbar gemacht. Dabei verzichtete man auf die Erhaltung der Grabdenkmaler, Tatsachlich sind diese Grabhiigel im Gelande heute kaum noch wahrzuneh- men (Abb. 53). Im Sommerluftbild, links (Abb. 55), sind sie aber zu erahnen. Der geringe Nahrstoffgehalt

55 Die Grabhiigelgruppe von Etteln als Bewuchsmerkmale. (J.-S. Kuh/born, 4. 7. 1987)

53 Die Grabhiigelgruppe von Etteln "zu 54 Etteln, Kartierung der Grabhiigel (of- Fufi". (D. Berenger, 24.11. 1988) Jene Kreise) und von Meilerpldtzen

(schwarze Punkte).

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kreisrunde Flecken, die schwach gewolbt scheinen und an Windpok- kenblaschen erinnem. Es sind die Grabhiigel, die dadurch als Boden- merkrnale auftreten, daB ihr Lehm- mantel Jahr fiir Jahr vom Pflug emeut angegriffen wird. Bis gegen Ende des

In der Flur Etteler Ort liegt auf einem schwachen Hang am Waldrand eine Gruppe von mindestens 22 Grabhu- geln, die nach hundert Jahren land- wirtschaftlicher Nutzung fast vollig zerstort sind. Auf dem rechten Photo (Abb. 56) erkennt man helleuchtende,

(Gem. Borchen, Kr. Paderbom)

6. Die iiberpfliigte Grabhiigelgruppe von Etteln

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56 Die Grabhiigelgruppe von Etteln als Bo- denmerkmale. Blick von Suden. (J.-S. Kiihl- born, 21. 8. 1984)

Lit.: STIEREN (1922) S. 34 u. 42 f.; GUNTHER u. BERENGER (1979/80) S. 413 ff.

Die Hauptbestattung des Grabhiigels gehort nach den Beobachtungen aus dem Jahr 1913 zu den relativ seltenen "Brandskelettgrabem", die mit ihrer Janggestreckten Form den Ubergang von der Korperbestattung der alteren

Der Suchschnitt wurde zugeschiittet und die landwirtschaftliche Bewirt- schaftung setzte wieder ein. Auf Abb. 58 erkennt man vor Beginn der Getrei- dereife eine helle, bewuchsarme Stelle. Denn der Pflug greift jedes Jahr in den Hiigelmantel ein und bringt den Lehm, aus dem er besteht, zur Ober- flache; dieser weist nicht denselben Nahrstoffgehalt auf wie der Mutterbo- den der Umgebung. Abb. 59 zeigt den Acker nach Beginn der Reife. Der Bewuchs ist in der Mitte des Hiigels noch mager, der gesamte Hiigelman- tel zeichnet sich durch das verzogerte Wachstum farbig ab. Auf Abb. 60 schlieBlich ist der Zustand kurz vor der Emte festgehalten. Der griine Kranz ist nicht mehr feststellbar, wird aber von den Windbruchstreifen aus- geklammert, weil der ReifeprozeB noch nicht abgeschlossen ist und die Pflanzen weniger hoch sind. Die be- wuchsarme Hiigelkuppe weist noch griine Pflanzen auf.

1922), Riicksicht genommen".

52

1913 wurde seine archaologische Er- forschung mit einem Suchschnitt be- gonnen. Im oberen Hiigelmantel wurde zunachst eine Umenbestattung festgestellt, die nachtraglich vorge- nommen worden war. Das urspriingli- che Grab fand sich wesentlich tiefer auf dem gewachsenen Boden. Dort bedeckte eine 5 cm starke Kohle- schicht eine Flache von ca. 5 m Durch- messer, in der verbrannte Knochenre- ste eine langliche Streuung von 1,20 x 0,50 m Grolse bildeten. Eine dariiber liegende Schicht aus ziegelrotem Lehm vermittelte den Eindruck, daB der Leichnam an Ort und Stelle "ver- kohlert" worden war. Die Untersu- chung konnte 1913 nicht abgeschlos- sen werden, deshalb wurde "von vom- herein auf eine spatere Vollendung, die aber noch aussteht (so A. Stieren,

Auf einem Acker im "Etteler Ort" wird Jahr fiir Jahr ein bronzezeitlicher Grabhiigel iiberpfliigt. Im Jahre 1913 hatte er einen Durchmesser von 20 m und eine Hohe von 1,75 m. Heute, nach 75 Jahren, ist er nur noch knapp 0,60 m hoch. Sein Durchmesser ist dafiir um 3,50 m grofser geworden. Er fallt im Gelande nicht mehr auf (Abb. 57) und ist dadurch umso mehr gefahr- det. Aus der Luft aber ist er haufig zu sehen (Abb. 58 - 60).

(Gem. Borchen, Kr. Paderbom)

7. Ein einzelner Grabhiigel aus Etteln

Bronzezeit zur Brandbestattung der jiingeren Bronzezeit zu kennzeichnen scheinen. Dies macht die Fortfiihrung der 1913 unterbrochenen Untersu- chung umso notwendiger, als die Er- haltung des Grabhiigels auf Dauer - trotz Unterschutzstellung - nicht zu sichem ist. Die langsame, kontinuier- liche Erosion durch den Pflug, die den Hiigel imrner weniger sichtbar macht, wird auch dazu fiihren, daB der Panzer, der das Bodendenkmal im Winter 1986/87 noch knapp verfehlt hat (vgl. Fahrspur auf Abb. 58) es beim nachsten Mal aus Unwissenheit zerstoren wird. (DB)

53

60 Der Grabhiigel aus der Luft kurz var der Ernte. (1.-S. Kiihlborn, 21. 8.1984)

59 DerGrabhiigel aus der Luft wahrend der Reife. (J.-S. Kiihlbarn, 12. 7.1985)

58 Der Grabhiigel aus der Luft var der Ge- treidereife. (1.-S. Kuhlborn, 4. 7. 1987)

57 Der Grabhiigel in der Bodenperspektive. Blick van Osten. (D.Berenger, 24.11.1988)

62. Umzeichnung des Luftbildes

/ -----------5-------- (Abb. 61) sich als schmaler, geradlini- ger Strich zwischen Kreisgraben und Doppelspur abgezeichnet hatte. Auch die Bewuchsmerkmale am rechten Bildrand riihren von einem Bundel von linearen Spitzgraben her, deren Deutung noch 1989, vor endgiiltiger Aussandung, zu untersuchen sein wird. (DB)

61 Der friihbronzezeitliche Kreisgraben wdhrend seiner Untersuchung im Friih- jahr 1989. Unverkennbar sind die tiefen landwirtschaftlichen Furchen, die den Graben vielfach unterbrechen. Blick von Osten. (W. Best, 2. 3.1989)

Falsch gedeutet war allerdings die Doppelspur, die rnit dem alten Weg nichts gemein hat. Sie ist auf zwei par- allel verlaufende Spitzgraben zuriick- zufuhren, deren Zweck und Datierung noch ungeklart sind, wahrend der W eg

Inzwischen hatte die Abgrabungsbe- horde die Erweiterung der Aussan- dungsflache genehmigt. Eine archao- logische Voruntersuchung konnte im Bereich der Luftbildspuren im Frtih- jahr 1989 durchgefiihrt werden. Dabei zeigte sich, daB das Gelande bei der Urbarmachung tiefe Wunden erhalten hat, die die Feststellung der archaolo- gischen Strukturen erschwerten (Abb. 62). Doch wurde die Deutung des Ringes als kreisformige Grabeinhe- gung der alteren Bronzezeit bestatigt - mehr noch: ein doppelter Pfosten- kranz ist dem Graben auf der Sudost- seite vorgelagert.

warum vor der Entdeckung die Fund- stelle mehrfach angeflogen wurde: In der Sudheide wird die Aussandung der Fundstelle seit mehreren Jahren beab- sichtigt und dabei war eine - leider komrnentarlose - Eintragung in einer Fundkarte der 30er Jahre bekannt, die etwa dort, wo der Kreisgraben sich ab- zeichnet, rnit einem roten Kreuz zur Vorsicht mahnte.

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Die deutlichste ist eine wegbreite Doppelspur, die sich durch das Feld schlangelt, Ein Blick auf altere Kar- tenwerke zeigt, daB es sich um einen alten Weg handeln muB, der zum Hof Hunewinkel und zum Emsufer fuhrte, bis er in den 60er Jahren aufgegeben und rekultiviert wurde. Im 19. Jahr- hundert tangierte der Weg die sog. Sudheide, die noch nicht urbar gemacht worden war. An seinem Nordrand, im Vordergrunddes Bildes, bestand in der ersten Halfte unseres Jahrhunderts ein Kiefernwaldchen. Erst nach dem 2. W eltkrieg wurde das Gelande gerodet und unter den Pflug genomrnen. In der Bildmitte findet sich fast unmit- telbar unterhalb der Doppelspur ein Ring von ca. 14 m Durchmesser, der mit grolster Wahrscheinlichkeit als Kreisgraben der alteren Bronzezeit zu deuten ist. Im gleichen Abstand vom Weg erkennt man am rechten Bild- rand ein weiteres, unvollstandiges Gebilde. Der Baggersee in der oberen rechten Ecke des Bil desist der Grund,

Im Juni 1988 erschienen in einem bis dahin oft erfolglos beflogenen Getrei- deacker positive Bewuchsmerkmale, die zurnindest zwei eindeutige Struk- turen anzeigen, die im Boden verbor- gen sind (Abb. 63).

(Stadt Rheda-Wiedenbruck, Kr. Giitersloh)

8. Der Kreisgraben von der Sudheide in Nordrheda-Ems

55

63 Der Kreisgraben und der doppelte Spitz- graben van der Sudheide. Blick van Nard- osten. (St. Berke, 22. 6.1988)

64 Umzeichnung des Luftbildes.

Lit.: GUNTHER (1983) S. 13-16.

Der Doppelkreisgraben von Danker- sen liegt auf dem trockenen Hochufer der Aue, eines Nebenflusses der Weser, in einer Lage, die in den unter- suchten jungbronzezeitlichen und ei- senzeitlichen Friedhofen von Lahde und Dohren - weiter flullabwarts - gute Parallelen findet. Von diesen Graber- feldem ist aber inzwischen bekannt, daB sie an wenige, altere Grabanlagen

In Dankersen gelang es 1988, eine Luftbildspur zu entdecken, deren Ent- stehung im Zweiten Weltkrieg trotz der Nahe der Eisenbahnlinie ausge- schlossen werden kann (Abb. 65). Im fast emtereifen Getreide zeichneten sich zwei helle, nebeneinander liegen- de Ringe ab, von den ender rechte ( der nordliche) einen dritten, exakt kon- zentrischen Kreis enthalt, Dieser auch in Grabungsflachen seltene Befund kann von einem Bombenabwurf nicht verursacht werden. Es muB sich um die doppelte Grabeneinhegung einer Bestattung handeln, die nach der Grobe der Anlage (17 und 12 m Durchmesser) friihbronzezeitlich sein diirfte.

sowohl Befragungen als auch Pro- spektionsbegehungen (und im Ideal- fall Sondierungen im Boden) umfas- sen muB.

56

In der Nahe von Minden und beson- ders nordlich auBerhalb der Stadt treten immer wieder kreis- und ring- formige Luftbildspuren als Bewuchs- merkmale auf, von denen viele gewiB von zugeschiitteten Bombentrichtem herriihren. Einige Spuren jedoch konnen <las V orhandensein von bronze- und eisenzeitlichen Grabein- hegungen verraten. Die Uberprufung ist allerdings langwierig, weil sie

Die Bedeutung von Minden geht be- kanntlich auf die Erhebung des Ortes zum Bischofssitz <lurch Karl d. Gr. um 800 zuriick; ihre Lage verdankt die Stadt aber der Existenz einer Weser- furt und der nattirlichen Kreuzung einer Nord-Siid-Trasse mit der Ost- West-Verkehrsachse, die auf der Nordseite von Weser- und Wiehenge- birge verlauft, Diese geographisch vorgegebene Standortgunst wurde in der Neuzeit noch verstarkt: im 19. Jahrhundert mit dem Bau der Eisen- bahnlinie und im 20. Jahrhundert mit dem des Mittellandkanals, der am Nordrand der Stadt die Weser iiber- briickt. Es erstaunt daher nicht, wenn Minden wahrend des Zweiten Welt- krieges das Ziel zahlreicher Bomben- abwiirfe wurde, zumal die Wasser- briicke die schwachste Stelle des ge- samten Mittellandkanals sein diirfte.

(Stadt Minden, Kr. Minden-Liibbecke)

9. Der doppelte Kreisgraben von Dankersen

gewissermaBen "angelehnt" sind. Vielleicht ist analog dazu die Streuung kleiner, heller Flecken, die man im Bewuchs rechts vom Doppelgraben zu erkennen meint, als jiingerer Ur- nenfriedhof zu deuten. Bisher hat <las fragliche Gelande keine Funde gelie- fert. Das aber konnte ein Hinweis darauf sein, daB die Graber tiefer als die Pflugsohle liegen und deshalb noch unversehrt erhalten sind. Ein sel- tener Gliicksfall! (DB)

57

65 Die Kreisgrdben van Dankersen. Blick van Sudosten. (St. Berke, 24. 7.1988)

67 Umzeichnung des Luftbildes.

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66 Die Bronzenadel vomSaalberg. M 1 :2.

Lit.: NEBELSIEK (1950) S. 163-167.

Luftbild ist nur die Standspur des Hugels erfaBt, der Hugel selbst ist ab- getragen worden. Und doch waren er- haltene Graber die einzige Moglich- keit, um mittels gut datierter Beigaben die Frage beantworten zu konnen, die sich bei der Betrachtung des Bildes stellt, ob das kleinere Grab bewuBt neben dem grofseren nachtraglich an- gelegt wurde. (DB)

Auf der gemahten Weide im Bildun- terteil erkennt man zwei sich fast be- riihrende Ringe, die sich durch ihre dunkle Farbe vom Umfeld abheben. Diese intensivere Farbung diirfte auf einen tiefergriindigen, nahrstoffhalti- geren Boden zunickzufuhren sein, auf Kreisgraben also, die einen Durch- messer von etwa 15 bzw. 10 m aufwei- sen. Zwar kennen wir bisher in den al- terbronzezeitlichen Steinhiigeln des hiesigen Berglandes keine Kreisgra- ben, doch in Anbetracht der kleinen Zahl regelrechter Untersuchungen konnte es sich dabei durchaus nur um eine Forschungsliicke handeln. Eine Pnifung der Deutung und der Datie- rung des Befundes (denn von Pilzen bedingte "Hexenringe" konnen hier nicht ausgeschlossen werden) wird ohnehin durch den fortschreitenden Steinabbau unvermeidbar sein: der Beginn der entsprechenden Ausgra- bung ist fur das Jahr 1989 geplant. Ob die jeweilige Bestattung innerhalb der Grabeinhegungen dabei noch ange- troffen werden kann, muB zweifelhaft erscheinen. Zwar ist eine in den Boden eingetiefte Grube vorstellbar, doch ist die Wahrscheinlichkeit groB, daB von der urspriinglichen Bestattung keine Spur mehr erhalten ist. Denn mit dem

festgestellt werden (Abb. 68).

58

Zu der schon langer andauemden Ge- fahrdung der Denkmaler durch die Landwirtschaft kam eine neue hinzu. Heute friBt sich vom Norden herein groBer Steinbruch in den Berg hinein, durch den das Westdrittel der Hoch- flache abgetragen werden soll. Umso wichtiger war es, aus der Luft noch einmal zu versuchen, zumindest die Lage der zerstorten Grabhugel zu er- kunden. Gefunden wurden zunachst nur Spuren fruherer Rodungsarbeiten. Eindeutigere Hinweise auf Grabstat- ten konnten aber nur am 21. Juli 1984

Zwischen Alverdissen und Sonnen- bom erreicht die breite Kuppe des Saalberges eine Hohe von 342,20 m uber NN. Die Hochflache wird seit Menschengedenken gepflugt, Die Range sind zwar terrassiert, heute aber z.T. bewaldet. Einige bronzezeit- liche Grabhugel, die sich im Randbe- reich des Plateaus unter dem Schutz der Baume befanden, sind erhalten. Es ist aber bekannt, daB frtiher weitere Grabhugel auf der Bergkuppe vorhan- den waren, die heute zerstort sind. Aus solch einem Hugel, der wie die heute erhaltenen aus Steinen aufgebaut war, konnte der Schulrat H. Schwanold zu Beginn der 30er Jahre eine bronzene Nadel rnit schlichtem Nagelkopf bergen (Abb. 66).

(Stadt Barntrup, Kr. Lippe)

10. Die Kreisgraben vom Saalberg

59

68 Die Ringe vom Saalberg. Blick van Saden. (f.-S. Kiihlborn, 21. 7.1984)

70 Der Grabhiigel (Kreis) und die Furchen zwischen den Wolbackern ( schwarze Linien). Kartierung in einer vereinfachten U mzeichnung aus der Deut- schen Grundkarte.

Lit.: LANGEWIESCHE (1934).

Das fast senkrechte Luftbild erlaubt es, die Befunde relativ genau zu kar- tieren (Abb. 70). (DB)

mentieren zweierlei: eine historische Pflugtechnik, bei der man spiralfor- mig von den Langsseiten zur Mitte ar- beitete, und auch die gemeinschaftli- che Nutzung der Feldflur und ihre raumliche Gliederung in der friihen Neuzeit.

69 Der Grabhiigel vom Buhn aus der Bo- denperspektive. Blick von Osten. (D. Be- renger, 6. 3.1989)

Auf dem Luftbild sind auch vier strei- fenartige Schattenmerkmale zu er- kennen, die die Parzelle, in der der Grabhiigel erhalten ist, durchqueren. Sie sind auf nicht vollig eingeebnete Wolbacker zuriickzufiihren und doku-

Fiir die Erhaltung der anderen Grab- hiigel vom Buhn lagen nicht diesel- ben Voraussetzungen vor. Drei von ihnen muBten 1933 notuntersucht werden und enthielten komplizierte Befunde. Es sind sowohl Steinsetzun- gen und -einbauten als auch Pfosten- stellungen, Korper- und Brandbestat- tungen bekannt. Ihre Datierung scheint von Fall zu Fall vom Spatneo- lithikum bis in die friihe Eisenzeit zu reichen. Drei weitere Hiigel, die den Schutz des Waldes genieBen, sind vor einigen Jahren durch unbekannte Grabrauber heimgesucht und z. T. zer- stort warden. Damit ist die historische Aussagefahigkeit dieser seltenen und komplexen Bodenurkunden erheblich reduziert warden.

die Neuzeit hinein die Grabstatte beim Pfliigen weitgehend vermieden. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Auch wenn das Bodendenkmal gesetzlich geschiitzt wird, kann seine allmahli- che Vemichtung ohne Ausparzellie- rung nicht aufgehalten werden.

60

Im fruchtbaren, stark bevi:ilkerten Ra- vensberger Hiigelland ist der Wald, in dem sich Bodendenkmaler jahrtau- sendelang erhalten konnten, auf geringe Restflachen reduziert. Die in- tensive Ackemutzung ist alt. Mit Si- cherheit hat die bronzezeitliche Be- vi:ilkerung auch hier zahlreiche Grab- statten hinterlassen, doch nur sehr wenige konnten der landwirtschaftli- chen Einebnung und Zersti:irung ent- gehen. Die Erhaltung des Grabhiigels vom Buhn wird der Grofse des Denk- mals verdankt. Trotz Abtragung weist der Hiigel namlich immer noch 35 m Durchmesser und 1 m Hohe auf (Abb. 69). Fiir seine Erbauer sollte diese ge- waltige Masse die Bedeutung des Toten unterstreichen. W egen dieses uniibersehbaren Buckels wurde bis in

Der Buhn ist eine ebene Hochflache, die am rechten W eserufer 90 m iiber dem FluB liegt und dem Durchbruch der Porta W estfalica vorgelagert ist. Der Berg gehort heute zum Kreis Herford und tragt die Mehrzahl der im Kreisgebiet noch vorhandenen Grab- hiigel. Diese liegen im Wald - mit einer Ausnahme. Diese tritt auf unserem Luftbild (Abb. 71) als Schat- tenmerkmal an der Grenze von zwei Besitzparzellen in Erscheinung und ist auf Abb. 70 als Kreis umgezeichnet.

(Stadt Vlotho, Kr. Herford)

11. Grabhiigel und Wolbacker vom Bohn

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71 Der Grabhiigel und die W olbiicker vom Buhn. Blickvon Nordosten. (J.-S. Kuhlborn, 23. 2.1986)

Lit.: DOMS (1986) S. 42 ff., 59 Nr.10 u. 82 Nr.163.

73 Kartierung der drei Calenberger Grabhiigel, die aus der Bodenhohe noch fajJbar sind. Das Luftbild zeigt aber, dajJ urspriinglich 5 bis 7 Hugel vorhanden waren.

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gebaut sein; fiir andere (Muddenha- gen bei Borgentreich) ist das Vorhan- densein eines Kranzes aus grolseren Steinblocken wahrscheinlich. Die beiden Grabhugel, die in Wormeln beim Bau der Autobahn A 44 unter- sucht werden muBten, bestanden fast ausschlieBlich aus Kalksteinen (Abb. 72). Sie enthielten nur die Uberreste des Toten und wenige Scherben der alteren Bronzezeit. (DB)

- Menschenknochen angetroffen wur- den. Die wenigen erhaltenen Grabhiigel der W arburger Borde scheinen nach verschiedenen Bauprinzipien errichtet worden zu sein. Einzelbeobachtungen lassen den SchluB zu, daB die Calen- berger Hiigel in der Mitte eine Stein- setzung enthalten, wofiir sich im Luft- bild allerdings keine Anzeichen finden. Ahnlich konnten die Graber von Herlinghausen (bei Warburg)

72 Warburg-Wormeln: Bronzezeitlicher Grabhiigel wiihrend seiner Untersuchung im Jahre 1964. Blickvon Osten. (A. Doms, 1964)

62

Ganz im Siiden des Stadtgebietes von Warburg liegt nahe an der hessischen Grenze eine Gruppe von Grabhiigeln, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Calenberger Holz verschont blieb. Mit der Urbarmachung des Gelandes setzte die allmahliche lautlose Zersto- rung der Denkmalsubstanz ein, die in wenigen Jahren vollendet sein wird. 1933 waren noch funf Erdbuckel im Acker vorhanden; 1978 war es muhsam, drei schwache Wolbungen zu erkennen und zu vermessen (vgl. Abb. 73). Sie waren stark auseinan- dergepfliigt und erreichten bei einer maximalen Resthohe von 20 cm einen Durchmesser von rund 20 m. Die Calenberger Grabhiigelgruppe aus der Luft aufzuspiiren, fallt auch nicht leicht. Es gelang bisher nur zweimal: am 7. 8. 1984 und am 15. 6. 1985 (Abb. 74). Das Bild aus dem zweiten Jahr zeigt im Weizenacker mindestens funf, vielleicht gar sieben kreisrunde "Storungen", die zwei Reihen bilden: eine kleine Grabhiigel- nekropole, die beiderseits eines W eges angelegt wurde. Der erste Hiigel oben links weist zwei ringfor- mige Bewuchsmerkmale auf. Das innere diirfte auf eine nicht dokumen- tierte "Ausgrabung" des spaten 19. oder friihen 20. Jahrhunderts zuruck- zufiihren sein, bei der - der Sage nach

(Stadt Warburg, Kr. Hoxter)

12. Die Grabhiigelgruppe von Calenberg

63

74 Die Grabhiigelgruppe von Calenberg. Blick von Siiden. (1.-S. Kiihlborn, 15. 6. 1985)

64

Die grob von rechts nach links verlau- fende Spur kann vorlaufig noch nicht gedeutet werden. Die Winkellinie soll von einem rekultivierten Weg herriih- ren, der zum Gutshof fiihrte. Ein 76 Umzeichnung des Luftbildes.

75 Der Kreisgraben van Bad Lippspringe in der Bodenperspekiive. Blick van Osten. (D. Berenger, 9. 8.1988)

Die richtige Ansprache der Luftbild- spuren wird erst eine Ausgrabung er- moglichen. (DB)

Die Bewuchsmerkmale sind bisher nur im Sommer, im Stadium der Ge- treidereife festgestellt warden. Sie sind dann aber so ausgepragt, daB sie auch nach der Emte im Stoppelfeld er- kennbar bleiben - und zwar nicht nur vom Flugzeug aus (Abb. 75), sondem auch in Bodenhohe. In nachster Nahe last sich die undefinierbare Verfar- bung jedoch so auf, daB die am Boden "gemessene" Breite des Ringes von Lit.: TRIER (1989) S. 81. 1,30 m nur eine Schatzung ist.

solcher W eg laBt sich jedoch in keiner der zur Verfiigung stehenden Altkar- ten nachweisen. Es fallt auch auf, daB der angebliche Weg das Kreisgebilde zu vermeiden bzw. zu umgehen scheint. Fiir den Ring, dem im Boden ein Kreisgraben von ca. 32 m Durch- messer entsprechen miiBte, konnen vorlaufig zwei verschiedene Deu- tungen vorgeschlagen werden. Es konnte sich um eine besonders stattli- che Grabeinhegung handeln, die ins Spatneolithikum oder in die Friih- bronzezeiteinzustufen ware. Anderer- seits konnten wir es dabei mit den Spuren eines W artturmes der spatmit- telalterlichen Landwehr des Stiftes Paderbom zu tun haben. Fur die Win- kellinie kame in diesem Fall eine Deutung als Landwehrgraben in Be- tracht.

Um die archaologisch relevanten Spuren iiberhaupt lesen zu konnen, muB das nebenstehende Luftbild zu- nachst gedanklich gefiltert werden: die regelmafligen, schnurgeraden dop- pelten Fahrspuren des Treckers, das kreideweiB erscheinende Vorkommen einer Schmarotzerpflanze und die ge- schlangelten Punktlinien, die sprin- gende Tiere hinterlassen haben. Dann erkennt man in der Mitte einen dunklen Ring und eine gleichfarbige, gewinkelte Linie, die unterhalb des Kreises eine teils dunkle, teils helle Spur durchquert.

(Stadt Bad Lippspringe, Kr. Paderbom)

13. Der Kreisgraben von Bad Lippspringe

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77 Der Kreisgraben van Bad Lippspringe. Senkrechtaufnahme. (St. Berke, 18. 7.1987)

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78 Webgewichte aus einer eisenzeitlichen Siedlungsgrube von H oberge-U erentrup, M 1 :2.

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Zwei, drei Tage sparer, nach Beendi- gung der Emte, hatte man vom Flug- zeug aus keine Spuren mehr entdek- ken konnen. (DB)

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Der abgebildete Fall war allerdings leichter zu losen. Oberflachenfunde und vor allem eine Siedlungsgrube, die 1965 in den Wanden eines neuan- gelegten Gasleitungsgrabens festge- stellt und notgeborgen wurde, spre- chen eine eindeutige Sprache. Die er- kennbaren Bewuchsstorungen sind auf einen Siedlungsplatz - wahr-

gorien wie "Nicht naher bestimmbarer archaologischer Bereich" und "Spu- ren neuzeitlicher Rodungsarbeiten".

Das Luftbild aus Hoberge-Uerentrup (Abb. 79) ist typisch fi.ir zahlreiche Fundstellen von Bewuchsmerkmalen. Zwar ist die Lage des Platzes am Was- serlauf und in Quellnahe (oben, in der Wiese unter den Baumen) fi.ir ein bau- erliches Anwesen durchaus gi.instig. Auch sind die gri.inen Bewuchsstorun- gen im noch nicht gemahten Teil des gelben Ackers uni.ibersehbar, doch bilden letztere keine ansprechbaren Strukturen. Bei solch einem Bild zogert man jahrelang zwischen Kate-

(Stadt Bielefeld)

14. Das Erscheinungsbild eines eisenzeitlichen Siedlungsplatzes

scheinlich einen Einzelhof mit mehre- ren Bauphasen von Haupt- und Ne- bengebauden - der vorromischen Ei- senzeit zuri.ickzufi.ihren. Zahlreiche Webgewichte (Abb. 78), die aus der Grube stammen, belegen fi.ir diesen Platz die Textilverarbeitung mit Hilfe eines stehenden Gewichtswebstuhles.

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79 H oberge-U erentrup, Bewuchsmerkmale einer Siedlungsstelle. Blick von Nordosten. (J.-S. Kiihlborn, 17. 8.1984)

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81 Umzeichnung des Luftbildbefundes.

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80 Plan des Haut/agers von Ha/tern. Die gerasterte F ldche links oben ist imLuftbild erkennbar.

Via Sagularls

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Das Lager ist seit 1900 immer weiter erforscht warden. Doch hat es im Bereich der nordwestlichen Ecke des Lagers bisher nur kleinere Ausgrabun-

Neben diesen Bauten befanden sich innerhalb des Lagers weitere wichtige Einrichtungen. So ein Valetudinarium (Lazarett) und eine Fabrica (Hand- werkerzentrum), in dem die hier sta- tionierte Truppe beni::itigte Gegenstan- de selber herstellte. Das Leben inner- halb der Lagermauem scheint nicht mehr sehr stark von einer gefahrlichen Umgebung gepragt gewesen zu sein. Darauf deutet die Anlage von Wasser- leitungen, zumindest in Teilen, und der Versuch zur Herstellung von Lu- xustonwaren, wie Terra Sigillata, hin. Auch die groBziigige Anlage des Friedhofes auBerhalb des Lagers (siehe folgenden Katalogbeitrag) scheint dafiir ein Hinweis zu sein.

danten) und die sog. Tribunenhauser (W ohnhauser fiir hohere Offiziere und Verwaltungspersonal). Die weit iiber das notwendige militarische MaB hinaus vorhandenen Tribunenhauser deuten darauf hin, daB dieses Lager in ri::imischer Zeit wichtige Kontroll- und Verwaltungsfunktionen innerhalb des neu eroberten germanischen Ge- bietes rechts des Rheines besessen hat.

68

Bei dem etwa um Christi Geburt ge- grundeten und 9 n. Chr. aufgegebenen "Hauptlager" von Haltem handelt es sich um die am besten erforschte ro- mische Anlage in Westfalen. In der ersten Ausbaustufe besaB das von zwei Graben und einer Holz-Ertle Mauer geschiitzte Lager eine Grobe von 16, 7 ha. Sparer war eine Erwei- terung des Lagerareals auf 18 ,3 ha not- wendig, um weiteren Bauten Platz bieten zu ki::innen. Der Lagerinnen- raum war vollstandig bebaut. Die wichtigsten Gebaude waren die Prin- cipia (Verwaltungsgebaude), das Praetorium (Wohnhaus des Kornman-

Im dunkelgelben Getreidefeld, das am Rand bereits gemaht wird, verlaufen in einem sanften Bogen zwei paralle- le Spuren. Zusatzlich sind, in ahnlich hellgelber Farbung, weitere unregel- mafsige Strukturen erkennbar. Bei den parallelen Spuren handelt es sich um die beiden Graben, die das ri::imische "Hauptlager" von Haltem als auberen Befestigungsring umziehen. Im Vor- feld des Lagers sind (rechts) als unre- gelmafsiger hellerer Bewuchs, Gruben zu erkennen, die zum vorausgegange- nen Feldlager gehort haben ki::innen. Nach der Emte, am nachsten Tag, waren die Bewuchsmerkmale nicht mehr zu erkennen gewesen.

(Stadt Haltem, Kr. Recklinghausen)

15. Die Nordwestecke des romischen "Hauptlagers" von Haltern

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82 Die Nordwestecke des romischen "Haupt/agers" von Ha/tern. Im Roggenfeld ist der Verlauf der beiden Spitzgrdben gut erkennbar. (St. Berke, 27. 7. 1988)

Lit.: v. SCHNURBEIN (1974); KUHLBORN (1988) S. 50-56.

Zurn zweiten nahrt eine solche Auf- nahme die Hoffnung, daB bi sher un be- kannte romische Lager in W estfalen mit Hilfe der Luftbildprospektion noch zu entdecken sind. (SB)

70

Uber die Sachinformation hinaus hat die Aufnahme eine wichtige methodi- sche Hinweisfunktion. Sie beweist zum einen, wie notwendig es ist, be- kannte oder vermutete archaologische Fundstellen immer wieder anzuflie- gen, auch wenn lange Zeit keine Befunde aus der Luft zu erkennen sind. Seit dem Sommer 1983 ist der Bereich der romischen Anlagen von Haltem unzahlige Male angeflogen worden. Doch bis zu diesem Mai gaben sich die romischen Befunde aus der Luft nicht zu erkennen. Die Ursache for die Anderung ist in dem besonders trockenen Monat Mai 1988 zu such en, der in die fruhe Wachs- tumsphase des Getreides fie!. Uber den humoseren und damit feuchteren Boden der Graben wuchs das Getrei- de besser, so daB es zu einem deutlich erkennbaren W achstumsunterschied kam.

gen gegeben. So wurde 1905 das Nordtor ausgegraben, welches sich etwa am oberen Bildrand, in Hohe der sechs Traktorspuren, befunden hat. Eine weitere Grabung fand im oberen Drittel der westlichen Lagerseite statt. Hierbei handelte es sich jedoch nur um eine kleine Sondage zur Klarung des Grabenverlaufes. Der Verlauf der Umwehrung zwischen diesen beiden Grabungsarealen konnte bisher nur in den Planen hypothetisch eingetragen werden, Mit dieser Aufnahme aus der Luft ist die genaue Lage der Umweh- rung in der Nordwestecke nun eindeu- tig geklart,

71

83d Miinzschatzfund aus dem Lager Ha/- tern. In dem Topf befanden sich 186 romi- sche Miinzen, die in etwa dem Jahressold eines romischen Legiondrs entsprechen.

83c Bleideckel einer romischen Apotheker- biichse. Auf der AujJenseite befindet sich eine lnschrift: "EX RADICE BRIT ANN/CA" (aus der britannischen Wurzel). Bei dem Medikament hat es sich wohl um ein Mittel gegen Skorbut gehandelt.

83b Glasphalera mit Medusenkopf Bei den Phalerae handelt es sich um militdrische Auszeichnungen, die fur besondere Verdien- ste vergeben wurden.

83a Romischer lnfantriehelm aus dem ro- mischen Lager van Ha/tern. Auf der Innen- seite des Helmes haben sich die Reste eines textilen I nnenfutters erhalten.

KUHLBORN Lit.: ABKAMP u. (1986)

84 Schnitzereien aus Knochen. Urspriing­ lich waren sie als Verzierung an einer Kline, Ruhebett, angebracht.

Wie wird man sich nun den Grabbau vorzustellen haben ? Auf diese Frage geben uns Befunde aus Italien etwa gleicher Zeitstellung Antwort. Es wird sich um einen sogenannten "Tu­ mulus", Grabhugel, gehandelt haben, der in einer zweischaligen Bauweise errichtet worden ist. In dem kreisfor­ migen Graben stand die aulsere Schale des Grabhugels, die den Erdhugel vor dem Auseinanderflielsen schiitzte. Die innere Schale bildete dann der mas­ sierte Pfostenkranz, in dem die einzel­ nen Pfosten untereinander zu einer massiven Wand verbunden waren. Diese innere Schale nahm den gri:iBten Erddruck des, sicherlich etwa 10 ro­ mische FuB ( = 3 m) hohen, Hugels auf. (SB)

gelehnt, fand sich die Grabgrube mit der Bestattung. Leider war diese schon durch landwirtschaftliche Ar­ beiten gesti:irt; sie enthielt die Reste einer Ume, Reste von zwei Glas­ flaschchen und vor allem groBe Mengen an Knochenschnitzereien, die von ho her Qualitat sind (Abb. 84 ). Diese Schnitzereien gehi:irten ur­ sprunglich zu einer reich verzierten Kline, auf der der Tote verbrannt worden war.

Nach der Verbrennung wurden die Uberreste des Toten, der Leichen­ brand, die verschmolzenen und zer­ sprungenen Reste der Beigaben aus dem Schutt des Scheiterhaufens auf­ gelesen und gesammelt. Dieses Sam­ melgut, in erster Linie der Leichen­ brand, wurde dann in einer Ume bei­ gesetzt. Bestand bei einfachen Bestat­ tungen das Grab lediglich aus einer Grube, in der Ume und Beigaben bei­ gesetzt wurden, so wurden bei reiche­ ren Bestattungen haufig groBe Grab­ bauten iiber den Grabern errichtet. Ein Beispiel dafiir ist die groBe Kreisgra­ benanlage auf unserem Luftbild. Dieser Grabbau bestand aus einem Kreisgraben von 14 m (= 47 romi­ schen FuB) Durchmesser mit einer Offnung von 3 m ( = 10 FuB) im Norden. Deutlich zu sehen sind auf unserem Photo im Innneren des Kreis­ grabens acht radial angeordnete Pfo­ stengruben. Nicht zentral, sondem an eine der Pfostengruben im Siiden an­

Funden. Hier waren die Scheiterhau­ fen errichtet worden, auf denen der je­ weilige Leichnam auf einer Kline (Ru­ hebett) aufgebahrt wurde. Der oder die Tote war bekleidet und erhielt auf den Scheiterhaufen in Ton­ und Glas­ gefaBen Nahrungsmittel, Getranke oder auch Parftim als Beigabe.

72

Bis etwa in die Mitte des 2. Jh. war es im romischen Kulturbereich ublich, die Toten zu verbrennen. Dies geschah auf eigens angelegten Ver­ brennungsplatzen, den "ustrina". Auch in Haltem laBt sich dieser Brauch beobachten. So finden sich immer wieder groBe, flache Mulden mit starken Konzentrationen an Holz­ kohle, Keramikscherben und weiteren

I.

Das Graberfeld liegt, wie in der Antike ublich, auBerhalb der Militar­ anlagen entlang einer StraBe. Bisher konnten lediglich die Graber auf der Nordseite der ri:imischen StraBe frei­ gelegt werden. Sie konzentrieren sich hier in einem Streifen von etwa 40 ­ 60 Metem Breite.

Ausgelost durch einen Bebauungs­ plan, finden seit dem Jahr 1982 groB­ flachige Ausgrabungen in dem einzig­ artigen ri:imischen Graberfeld von Haltem statt. Es ist einzigartig, weil es, zeitgleich rnit dem augusteischen "Hauptlager" von Haltem, nicht sch on in antiker Zeit iiberbaut worden ist wie z.B. vergleichbare Graberfelder des Rheinlandes. So werfen die Ergebnis­ se der Ausgrabungen ein Schlaglicht auf die ri:imischen Bestattungssitten augusteischer Zeit in einem neu er­ oberten Land.

(Stadt Haltem, Kr. Recklinghausen)

16. Das Graberfeld von Haltern

73

85 Der 1985 ausgegrabene groj3e Kreis­ graben. Deutlich ist die Struktur der An/age zu erkennen. (J.­S. Kuh/born, 3.10.1985)

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86 Grundrifi des Praetoriums (?) mit weiteren Anbauten im Suden.

74

Das Luftbild (Abb. 87) zeigt den Blick auf eine im Jahr 1988 aufgedeckte Grabungsflache, in der sich die Fun­ damentgraben und die Pfostengruben eines groBen Gebaudekomplexes (praetorium ?) abzeichnen (Abb. 86). Die V orderseite des nach Osten ausge­ richteten Gebaudekomplexes maB 49 m; 72 m erstreckte sich der Bau in die Tiefe. Mit ca. 3.530 m2 uberbauter Grundflache fiel dieser Gebaudekom­ plex ungewohnlich groB aus. Derartig dimensionierte Gebaude sind in friih­ romischer Zeit nur aus Legionslagem bekannt. An der siidlichen Langsseite schlieBen sich zwei benachbarte Gebaude an, die jedoch nur zu gerin­ gen Teilen erfaBt werden konnten: ein 17 m breiter und umfriedeter Innenhof mit einem durchlaufenden Lauben­ gang an der Nordseite sowie ein wei­ teres, leider bislang erst in geringen Partien ergrabenes Gebaude, von dem unterschiedlich geschnittene Raume und ein kleiner, von Saulen umgebe­ ner Innenhof freigelegt werden konnten. Das Luftbild wurde in diesem Falle unter dem Aspekt der Dokumentation, nicht dem der Pro­ spektion eingesetzt. Dennoch erwie­ sen sich die ersten Aufnahmen dieser Grabungsflache als auBerordentlich hilfreich: Wahrend die auf dem Boden Tatigen noch eine scheinbar befundlo­

(Stadt Delbriick, Kr. Paderbom)

17. Grabungsflache im romischen Militarlager von Anreppen

75

87 Blick auf die Ausgrabung im romischen lager Anreppen, Stadt Delbriick, Kr. Pa­ derborn. Deutlich zeichnen sich die Funda­ mentgriiben und Pfostengruben des Gebdu­ des (praetorium ? ) und der im Siiden sich anschliej3enden Bauten ab. Blick von SiidwestnachNordost. (J.­S. Kuhlborn,a. 7. 1988)

Lit.: BECK (1970); DOMS (1970); DOMS (1971); v. SCHNURBEIN (1981); KUHLBORN (1988).

Ohne grolsere Untersuchungen im La­ gerinneren bleibt beim gegenwartigen Kenntnisstand die Funktion des Lagers Anreppen ungewiB. Auffallig istjedoch die extreme Uferlage dieses Romerlagers, die for die Anbindung des Lagers an die Lippe auf eine hohe Priori tat schlieBen faBt. Daher hat man gelegentlich in dem Lager Anreppen eine grofsere Nachschubstation zur Versorgung der in Rich tung Weser operierenden Truppen vermutet. Mit der Freilegung des Praetoriums (?) wird deutlich, daB dem Platz Anrep­ pen in romischer Zeit eine grolsere Be­ deutung zukam als bislang angenom­ men werden konnte. Offensichtlich war das Romerlager Anreppen for eine langere Belegungszeit errichtet und zumindest zeitweilig als Legions­ lager genutzt worden. Dem wiirde auch die Lagergrolse von ca. 23 ha ent­ sprechen. Die Funktion des Lagers wird sich kaum auf eine reine Versor­ gungsstation beschranken Iassen. (Kii)

tiefen Spitzgraben, der auf der Sudsei­ te durch einen zweiten, ca. 3 m breiten und ca. 1,6 m tiefen Spitzgraben ver­ starkt worden war. Toranlagen sind bislang unbekannt. Uber den Innen­ ausbau des Lagers liegen ­ sieht man von dem Gebaudekomplex auf unserem Luftbild ab ­ vorerst nur geringe Erkenntnisse vor.

76

Das Lager (Abb. 88) ist in der Form eines unregelmalsigen, ca. 750 x ca. 330 m groBen Langsovals angelegt worden und nahm eine Flache von ca. 23 ha in Anspruch. Beim Lagerbau von Anreppen ­ wie in allen friihromi­ schen Militarlagern fangs des Rheines und der Lippe ­ wurden als Baumate­ rialien nicht Steine, sondem vorwie­ gend Holz und Lehm verwendet. Die Umwehrung bestand aus einer 3 m breiten Holz­Erde­Mauer und einem maximal 6 m breiten und bis zu 2 m

Das Romerlager Anreppen ist unter den vier romischen Militarlagern fangs der Lippe ­ Holsterhausen, Haltem (Nr. 15 und 16), Oberaden ­ der bislang ostlichste romische Mili­ tarstutzpunkt, Wie alle rornischen Lager in Westfalen erfolgte die Grun­ dung des Lagers im Verlauf der romi­ schen Germanenkriege (12 v. Chr. bis 16 n. Chr.). Eine genauere zeitliche Einordnung des Romerlagers Anrep­ pen ist nicht moglich, da bislang nur wenig datierbares Fundmaterial bekannt wurde. Mit Sicherheit spielte es im Rahm en der Drususfeldzuge ( 12 bis 9 v. Chr.) keine Rolle. Die Epoche der Jahre von der Zeitenwende bis zur Varusschlacht erscheint als Bele­ gungszeit am wahrscheinlichsten.

se Grabungsflache vor Augen hatten, zeichneten sich bereits aus der Vogel­ schau die ersten zusammenhangenden Fundamentgraben und Raumeinhei­ ten eines gewaltigen Gebaudekornple­ xes als Bodenmerkmale ab.

77

/ ette Aussandung

X EntdeckungssfeUe

Ho(zerdemauer Jergraben

.:: Hauptgraben und

Vorgraben erganzt

Grabungsgrenzen

DELBRUCK-ANREPPEN

Kr. Paderborn Grabungen 196811982

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88 Lageplan des romischen Militiirlagers Anreppen.

89 Die Karlschanze bei Willebadessen (nach Holzermann).

500 m 400 300 100 200 0

Lit.: SCHUCHHARDT (1888­1916) S. 64 ff. u. Taf. 51; TRIER (1974) S. 27­28.

Die Karlschanze ist bisher archaolo­ gisch wenig erforscht. Nicht einmal der urspriingliche Eingang der Anlage ist bekannt. Der machtige Innenwall (9 m breit und 3 m hoch!) konnte im­ merhin mehrfach untersucht werden. Er besteht aus Schichten von Sand und Steinen, die als AuBenverkleidung eine Trockenmauer von mehr als 1 m Starke besaBen, wahrend die Rucksei­ te offensichtlich mit einer Holzkon­ struktion versehen war. Fundstticke, die die Wall burg zu datieren erlauben wiirden, fehlen bisher. Aufgrund der Bauart werden sowohl die sachsisch­ karolingische Zeit als auch spatere Jahrhunderte des Mittelalters in Erwa­ gung gezogen. (DB)

bracht wird. Die Bezeichnung "Karl­ schanze" ist aber jung: fruher sprach man von der Behmburg.

78

In der 350 x 250 m groBen Innenfla­ che des Kemwerkes liegt eine heute trockene Quellmulde, die seinen Be­ nutzem eine gewisse Wasserversor­ gung sicherte. In ihrer Nahe wurden 1934/35 die Fundamentmauem eines unbestimrnbaren Gebaudes freigelegt. Weiter soll eine Kirche oder gar ein herrschaftlicher W ohnbau in dieser Anlage gestanden haben, die gem mit Karl dem GroBen in Verbindung ge­

Auf der Egge liegt die Karlschanze, von der wir auf dem Luftbild das Kemwerk erkennen, nachdem der Bergspom, der auf zwei Seiten vom tiefen, steilen Hellebachtal nanirlich geschutzt ist (Abb. 90, links), durch Waldbrand, Windbrtiche und Holz­ einschlag freigelegt worden ist. Es sind nun Schattenmerkmale, die es im neuaufgeforsteten Gelande erlauben, den ovalformigen Bering zu verfol­ gen: einfach am Steilhang entlang und als Doppelwall auf der anderen Halfte. Ein Graben war hier als zusatzlicher Schutz notwendig, um den ebenen Zugang von der Hochflache aus zu verhindem. Dem Kemwerk ist sogar auf dieser Seite in 150 ­ 300 m Entfer­ nung ein weiterer Erdwall mit AuBen­ graben vorgelagert, die im Bildaus­ schnitt nicht mehr erfaBt sind (Abb. 89).

(Stadt Willebadessen, Kr. Hoxter)

18. Die Karlschanze bei Willebadessen

79

90 Die Karlschanze, senkrechte Aufnahrne des Kernwerkes. (l.­S. Kuhlborn, 12. 8. 1984)

GLUSING (1980) S. 48­58; KRALE­ MANN (1983) S. 89­95.

91 Die Hiinenburg (nach Biermann u. Schmedding).

300 m 200 100

Lit.: ROMBERG (1971) S. 213­219;

Die Hunenburg, so wie sie im Luftbild erscheint, durfte in der karolingisch­ ottonischen Zeit (A) angelegt und bis ins hohe Mittelalter (B, C) ausgebaut warden sein. Zur wahrscheinlich wechselvollen Geschichte der Burg, zur genauen Datierung ihrer Baupha­ sen, zur Kenntnis ihrer Funktion uber­ haupt gabe es noch viel zu erforschen. Bis dahin bleibt sie for Spazierganger (und Flieger) ein eindrucks­ und ge­ heimnisvolles Wanderziel. (DB)

Dreieck im Bildoberteil (A), das eine fast 1 ha groBe Flache mit einem Stein wall und einem tiefen Aufsengra­ ben umschlieBt. Eine Torkammer im Trockenmauerwerk wurde zu Beginn des Jahrhunderts an der Spitze des Dreiecks nachgewiesen. Dem Kem­ werk westlich vorgelagert ist eine fast dreimal grofsere Flache, die ebenfalls durch Wall und Graben befestigt ist (B). Im Norden und im Suden biegen die Walle ein und bilden je eine Tor­ kammer, deren Bauweise (Mortel­ mauer) untersucht worden ist. Das sudliche Tor rechts ist von einem si­ chelforrnigen Vorbau zusatzlich ge­ schutzt, des sen Pendant im Norden die Dimension einer zweiten Vorburg (C: 3 ha groB) annimmt.

80

Die zweite Befestigungsanlage besteht aus mehreren Teilen, die nach­ einander gebaut wurden, was das Luftbild z.T. erkennen laBt (Abb. 92). Den Kem der Anlage bildet das

Die Hunenburg hat eine lange Ge­ schichte. Eine erste Bauperiode datiert in die vorromische Eisenzeit (3. Jh. v.Chr.). Ihre Wehrlinien wurden aber von der zweiten, mittelalterlichen Bauphase derart verschliffen, daB sie im Luftbild nicht erscheinen.

Das nebenstehende Bild wurde am 13. Februar 1986 aufgenommen. Die ein­ heitliche Schneedecke und die tiefste­ hende Nachmittagssonne riefen die Schattenmerkmale hervor, die den Plan der mittelalterlichen Wallburg in einer seltenen Vollstandigkeit abbil­ den. Die Burganlage nutzt das vorhan­ dene Relief eines Bergspoms im Miin­ dungswinkel von Burgatal und Altenau. Die Schatten der nackten Baume bilden eine feine Schraffur, deren Verlauf Hange, Hochebene und geringfiigige Unebenheiten wieder­ gibt. Kraftige Bander, die dieses Raster unterbrechen, betonen die Bo­ schung der Walle und der Graben der machtigen Befestigung. Als Doppelli­ nien sind auch die Waldwege erkenn­ bar (Abb. 92).

(Gem. Borchen, Kr. Paderbom)

19. Die Hiinenburg von Borchen

81

92 Die Hiinenburg van Borchen. Blick van Westen. (J.­S. Kiihlborn, 13. 2.1986)

94 Die Burg Reineberg, zeichnerische Rekonstruktion (nach Engel).

Lit.: KOHLMEIER (1952); NORD­ SIEK (1966); ENGEL (1979) S. 154­ 161.

struieren ( Abb. 94; die Zeichnung ist allerdings viel zu lang gezogen). Denn im Gelande haben die Bauwilligen der Umgebung nur wenige Steine und Dachziegelbruchstucke ubrig gelas­ sen, nachdem die Burg 1723 auf Befehl des Landesherren abgerissen wurde. (DB)

Die Burg ist auf der 275,9 m hohen Spitze des Reineberges (Abb. 93), 184 m oberhalb der damals allzu machti­ gen Stadt Lubbecke vom Landes­ herm, dem Bischofvon Minden, zwi­ schen 1220 und 1230 gebaut worden. Sie diente der Sicherung der Mindener Territorialpolitik und war stark befe­ stigt. Dank einer Baubeschreibung des 15. Jahrhunderts, die ein Steinhaus, eine Kiiche, eine Kapelle, Nebenge­ baude, einen groBen Brunnen und komplizierte Toranlagen nennt, laBt sich der Baubestand dieser Zeit rekon­

mondforrnigen Vorburg (links) zu­ ganglich war.

82

93 Die Burg Reineberg. Blick van Nordwesten. (J.­S. Kiihlborn, 23. 2.1986)

kontraste zu betonen. Schattenmerk­ male definieren eine von machtigen Graben abgesetzte, birnenformige Anlage (Abb. 95), deren uberhohte Hauptburg (rechts) iiber der halb­

Erst der Winter und eine diinne Schneedecke machen die Burg Reine­ berg zu einem lohnenden Flugziel. Die Laubbaume haben ihre Blatter verloren, der Schnee hilft, die Licht­

(Stadt Liibbecke, Kr. Minden­Lubbecke)

20. Die Burg Reineberg oberhalb von Liibbecke

83

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95 Die Burg Reineberg. Blick von Norden. (J.­S. Kuh/born, 23. 2. 1986)

96 Fundamentmauer des Wohnturmes der "Griifte" (nach Schuchhardt).

97 Plan der "Grdfte" zu Beg inn des 20. Jahrhunderts (nach Schuchhardt).

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15 m 10

_...­­­­­­­­­­1 I Lit.: HOLZERMANN (1878) S. 82­ 84 u. Taf. XVI; SCHUCHHARDT (1888­1916) S. 53, Taf. 47A.

Archaologische Ausgrabungen haben bisher nur im Kem der Anlage stattge­ funden. 1868 und 1897 wurden von L. Holzermann und C. Schuchhardtkalk­ gemortelte Mauerztige von 1,20 bzw. 2,15 m Starke untersucht, die den rechteckigen, 1 m hohen Sockel eines Turmes bildeten, <lessen Hauptkorper aus Fachwerk bestanden haben muf (Abb. 96). Scherbenfunde ermoglich­ ten, diesen seltenen Vertreter einer Art Niederungs­Donjon (Bergfried) ins Spatmittelalter zu datieren. (DB)

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84

Die fast quadratische Anlage besteht aus einem Turmhugel und zwei kon­ zentrischen Wallen mit flachen Sohl­ graben in den Zwischenraumen, die vom vorbeiflieBenden Bach (im Vor­ dergrund) mit Wasser gespeist wurden. Auf der sudlichen Seite ( oben auf dem Bild) schlieBt eine viereckige Vorburg an, deren Umwehrung noch 1975 ­ im Denkmalschutzjahr! ­ so grundlich eingeebnet wurde, daB der siidliche Wall am StraBenrand selbst im Luftbild nicht mehr erscheint. Auf den Planen des 19. Jahrhunderts, die den damaligen Bestand fixiert haben (Abb. 97), erkennt man jenseits des Baches einen umbiegenden Wallkor­ per, von dem heute jede Spur fehlt. Das Luftbild laBt aber in diesem Bereich rechtwinklige Strukturen erahnen, die einer naheren Untersu­

Niemals kommen Schattenmerkmale besser zur Geltung als bei tiefstehen­ der Sonne im Winter, wenn die ein­ heitlich weiBe Landschaft unter einer dunnen Schneedecke liegt. Mikrore­ liefs treten dann in Erscheinung, die sonst kaum zu sehen sind. Unter solchen Voraussetzungen kann die "Grafte" in einer Vollstandigkeit do­ kumentiert werden, die dem Spazier­ ganger nicht mehr bekannt ist (Abb. 98).

(Stadt Bad Driburg, Kr. Hoxter)

21. Die "Grafte'' bei Bad Driburg

85

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98 Die "Grdfte" Bl" (J ­S Kiihl . ick von Nordwesten . . . u born,22.2.1986)

Lit.: HOMBERG (197la); DOMS (1986).

Armbrustbolzen und der bier abgebil­ dete bronzene Beschlag mit der stili­ sierten Darstellung eines ruckwarts blickenden Vogels (Abb. 99). (DB)

selten den Besitzer mehrfach. Ihren N amen erhielt die Imbsenburg von der Familie von lmbsen, die im 19. Jh. die Burgstatte als romantische Gartenan­ lage nutzte, nicht ohne dabei einen Blick ins Innere geworfen zu haben: man fand damals "nur etwas altes Eisen"; in den letzten Jahren sind weitere Funde geborgen worden: etwa eine grune Glasscheibe, ein eiserner

JOO Plan der Imbsenburg (nach Homberg).

­­­­­155

­­­­ ­­

Die Imbsenburg ist eine typische Turmhiigelburg: die uberhohte Insel in der Mitte diente als Basis fur einen wehrhaften W ohnturm. Ahnlich wie bei der "Grafte" (s. Nr. 21) wurde von ihren Erbauern aus fortifikatorischen Grunden die unmittelbare Nahe eines Bachlaufes gesucht. Aber die histori­ sche Bedeutung ist hier besser bekannt. Die Turmhiigelburg war das Amtshaus der Familie von Brobecke und der Ortschaft Ostinghausen, die ein bedeutendes Leben des Stiftes Heerse war, aber bereits um 1400 im Zuge der Bengeler Fehde verwiistet wurde. Der Standort dieser Siedlung ist nicht mehr bekannt. Die Landerei­ en wurden aufgeforstet ­ wodurch der Burgplatz erhalten blieb ­ und wech­

Ringwalles ist die diinne Schneedek­ ke bereits geschmolzen. Es erscheint der braune W aldboden, der von links nach rechts einen schwachen Bogen bildet. Ein ahnlicher, aber diinnerer Bogen setzt am Rande des AuBengra­ bens ein und fuhrt im Bildoberteil fast bis zum Forstweg. Auch bier haben wires mit einer kiinstlichen Boschung zu tun. Es ist die westliche Begren­ zung eines ebenen Areals von knapp 100 m Durchmesser, das als Standort des Wirtschaftshofes der lmbsenburg gedeutet wird.

86

99 Jmbsenburg, Bronzener Beschlag. M2:1.

Kehren wir zur Turmhiigelburg zuriick, so stellen wir sog. Schnee­ merkmale geringer Ausdehnung fest: auf der sonnenseitigen Boschung des

Schattenmerkmale zeigen bei tieflie­ gender Sonne im Sammtholz die we­ sentlichen Bestandteile der Imbsen­ burg: eine inselartige Erhebung mit einer ebenen Kuppe von 15 m Durch­ messer, die von zwei konzentrischen Graben und einem dazwischen errich­ teten Ringwall abgesetzt und befestigt ist. Die gesamte Anlage ist an einen Bachlauf angelehnt, damit der innere Graben bei entsprechender Stauung mit Wasser gefiillt werden konnte. Fluflaufwarts ist in der Boschung des Bachbettes eine tiefe Zisterne einge­ richtet (Abb. 101).

(Stadt Paderborn, Kr. Paderborn)

22. Die Imbsenburg bei Paderborn-Wewer

87

101 Die lmbsenburg. Blick von Norden. (J.­S. Kuhlborn, 13. 2. 1986)

Lit.: DOMS (1986a) S. 74 Nr. 91 und 62 Abb. 22.

Zweifellos haben wires mit zwei Bau­ perioden ein und derselben Burg zu tun: wahrscheinlich der des 1024 ur­ kundlich genannten Grafen Ekkika von Asseln. Die Turmhi.igelburg stellt dabei sicher die altere Anlage dar. Ihre Aufgabe und der quadratische Neu­ bau, in dessen Bereich Scherben des 13. Jh. liegen, war zeitgemaf under­ laubte es, den Herrensitz fortan als SchloB zu bezeichnen. (DB)

handelt sich um den letzten Rest eines rechteckigen Gebaudes, das Stein­ werk einer ji.ingeren Burg (Abb. 102), deren weitere Bestandteile (vierecki­ ge Grabenanlage?) nur noch im Luft­ bild als Bodenmerkmale sichtbar werden konnen (Abb. 105).

103 Umzeichnung der Luftbilder.

104 Die Asseler Burgen als Bodenmerk­ male. Blick van Westen. (1.­S. Kuhlborn, 28. 4.1987)

50 m oberhalb davon ist eine Baum­ gruppe quadratisch von der Ackerbe­ wirtschaftung ausgespart worden. Der sparliche Bewuchs (April) laBt eine Mauer erkennen, die im rechten Bild nur noch erahnt werden kann. Es

zu dem AuBenwall, mit dem die Anlage zusatzlich befestigt war. Von diesem war vor einigen Jahren unter Buschwerk ein dreidimensionaler Rest erhalten. Wesentlich mehr scheint der Topograph von 1838, Voigts Rhetz, im UrmeBtischblatt dar­ gestellt zu haben. Wie dem auch sei: die Baume sind inzwischen gefallt worden und die Turmhi.igelburg wird nun ungehindert von Pflugjahr zu Pflugjahr weiter eingeebnet (Abb. 104).

102 Ruine des jiingeren Wohnturmes. ( D. Berenger, 2. 3.1989)

88

auf dem bewuchslosen Acker als Boden­ und wohl auch Schattenmerk­ mal erscheint. Der Turmhi.igel in der Mitte der Anlage ist nur noch ganz schwach gewolbt und etwa 30 m breit. Der Kreisgraben, der ihn umgab, ist erkennbar, aber vor allem als Kontrast

Am Si.idrand der Diemelaue, unweit der hessichen Grenze gelegen, doku­ mentiert die Asselerburg in eindrucks­ voller Weise zwei Entwicklungsstu­ fen der Geschichte des Burgenbaues. Auf dem kleinen Bild (Abb. 104) ist es vor allem die Turmhi.igelburg, die

(Stadt Warburg, Kr. Hoxter)

23. Die Asseler Burg(en)

89

105 Die Asseler Burgen als Boden­ und Bewuchsmerkmale. Blick von Siidwesten. (J.­S. Kiihlborn, 19. 7. 1987)

106 Umzeichnung des Luftbildes.

Lit.: RIEPENHAUSEN (1938) beson­ ders S. 67 (Hofverlagerung).

Auf dieser verhaltnismafiig groBen Flache brauchen wir uns keinen mit­ telalterlichen Weiler vorzustellen, zumal das Gebiet bekanntlich zum Bereich der Einzelhofsiedlung gehi:irt. Sowohl auf archaologischem (Alteri­ schildesche) als auch archivalischem Weg (Vilsendorf) sind fur das Biele­ felder Gebiet Hofplatzverlegungen bekannt, die einen nicht unerhebli­ chen Raum beanspruchen konnen. Vielleicht stellt sogar der Hof Hasen­ jager im Bildunterteil den letzten Standort dieser Wanderung dar? (DB)

worden. Die Scherben von zerbroche­ nen und fortgeworfenen GefaBen, aus denen das Fundgut bestand, lassen sich ins Spatmittelalter datieren. Uber die Ausdehnung des somit belegten W ohnplatzes konnte 1969 keine Aussage getroffen werden. Das Luft­ bild aus dem Jahr 1984 bringt diese Erkenntnisse. Die Siedlungsspuren er­ strecken sich auf einer Flache von mindestens 180 x 200 m und nehmen den Hauptteil des sog. "Fortmanns Feld" ein.

90

Am oberen Bildrand tritt femer auf dem dunkelgriinen Acker eine Art Git­ terwerk in Erscheinung. Es handelt sich um eine modeme Drainage, die dazu dient, den Boden zu entwassern. Im Bereich unserer Fundstelle, in der Bildmitte, wurde zumindest in den ge­ mahten Wiesen 1969 eine ahnliche Drainage angelegt. In einem der schmalen Graben, die dabei gezogen wurden, ist eine mit Hausabfall gefull­ te Grube entdeckt und notgeborgen

Das Luftbild, das am Nordostrand von Bielefeld, unweit der Autobahn aufge­ nommen wurde, zeigt den gewi:ilbten Mundungswinkel zweier Nebenflufi­ chen der Windwehe (die Bache treffen sich in der oberen linken Ecke des Bildes: Abb. 107). Es ist Juni. Die Wiesen im linken Bildteil (am Siidhang) sind gemaht worden und zeigen keinerlei Strukturen. Im hell­ grunen Getreidefeld (rechts) erkennt man hingegen zahlreiche dunkle Sto­ rungen, die gut ausgepragt sind. Einige davon sind annahernd quadra­ tisch und reichen bis zur Grobe zweier Pkw (MaBstab unten). Andere sind langlich, schmaler als die Hauptge­ baude des neuzeitlichen Hofes im Vordergrund, aber von entsprechen­ der Lange. Sie sind annahernd Ost­ W est gerichtet.

(Stadt Bielefeld)

24. Eine Hofwiistung in Heepen

91

107 Bielefeld­Heepen. Bewuchsmerkmale einer mittelalterlichen Wiistung. Blick von Osten. (1.­S. Kiihlborn, 28. 6. 1984)

108 Rozedehusen, Plan der vorhandenen Mikroreliefs. M ca. 1 :5.000.

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Lit.: BERGMANN (1987).

Trotz ihrer hervorragenden Denkrnal­ eigenschaften muB bedauerlicherwei­ se die Wi.istung Rozedehusen notun­ tersucht werden! Eine kurzfristige Sicht der lnteressenlage fi.ihrt dazu, daB die Tongrube, die im rechten Teil des Luftbildes zu sehen ist, sich weiter in den Siedlungsbereich einarbeitet. Einziges Zugestandnis ist die Bereit­ schaft der Firma, sich mit den Archao­ logen an einen Tisch zu setzen, um fi.ir die Zerstorung der Wi.istung nach Moglichkeit einen Zeitplan aufzustel­ len. Noch im Jahre 1989 wird dieses Kulturerbe weiter zu Klinkem verar­ beitet. Das abgebildete Luftphoto (Abb. 109) aus dem Fri.ihjahr 1985 ist

destens zwei Hausplatze und Wegezi.i­ ge, die facherartig um die heute noch wasserfi.ihrende Quelle geordnet sind. Das Zentrum der Ortschaft bildete der Teich, dermit einem Erddarnm so auf­ gestaut worden war, daB er von beiden Quellen gespeist wurde. Zwischen dem Damm und dem heutigen Hoch­ sitz sind auBer querliegenden Bo­ schungen auch zwei runde Buckel feststellbar, von denen einer 1987 un­ tersucht wurde. Es handelte sich um die Ruine eines groBen, aus Steinen errichteten Ofens, der zwei Baupha­ sen aufwies und ins 13. Jahrhundert datiert werden konnte.

92

Die Siedlung Rozedehusen ist ein her­ vorragendes Beispiel fi.ir den mittelal­ terlichen Siedlungsausbau. Sie liegt in der halbkreisformigen Nische, die zwei Quellen am Osthang des Egge­ gebirges gebildet haben, wesentlich hoher als die heutige Bebauung und auf Boden geringer Attraktivitat, Ihre Rodungsinsel ist vor Ort und im Luft­ bild (Abb. 109) z.T. noch erkennbar. Rozedehusen ist dari.iber hinaus als Wi.istung mit erhaltenen Mikroreliefs in W estfalen fast einmalig. Diese Mi­ kroreliefs, die einen Siedlungsplatz in ein obertagiges Bodendenkrnal ver­ wandeln, sind auf dem Luftbild als Schattenmerkmale und im Hohen­ schichtenplan (Abb. 108) deutlich sichtbar. Man erkennt Terrassen, min­

In der schriftlichen Uberlieferung findet sich ab 1149 die gelegentliche Erwahnung einer Ortschaft namens Rozedehusen, die im Spatmittelalter eine Grangie des Klosters Hardehau­ sen aufnahm und relativ bald darauf in der bekannten spatmittelalterlichen Wi.istungsphase verlassen wurde. An Rozedehusen erinnerte lange Zeit nur noch ein Flumame im Kataster der Gemarkung Bonenburg (zu Rohzen; Rauzen), bis der Ortsheimatpfleger J. Floren auf die erhaltenen Siedlungs­ spuren 1981 aufmerksam machte.

(Stadt Warburg, Kr. Hoxter)

25. Die planmallige Zerstorung von t Rozedehusen

heute schon eine historische Aufnah­ me. (DB)

11

93

109 Die Wiistung Rozedehusen und die Tongrube, die sie bedroht. Blick van Nord­ osten. (J.­S. Kiihlborn, 9. 5. 1987)

0 111 Umzeichnung des Luftbildbefundes.

Lit.: SCHNEIDER (1936) S.106; LEESCH (1970) S. 358.

110 Aus der Karte des Hochstiftes Pader­ born von Johann Gigas (1580­1633) aus dem Jahre 1620. Direkt nordlicli von Warburg, in dem Dreieck Warburg, Menne und Ossendorp ist der Ort "Pap­ penheim"( =Papenheim) eingetragen.

Vermutlich bei der Belagerung von Warburg 1621/1622, wahrend der viele umliegende Ortschaften zerstort wurden, wurde auch "Papenheim" dem Erdboden gleichgemacht. Von der Existenz dieser Ortschaft zeugte um den Beginn des 19. Jh. noch die Er­ hebung eines sogenannten "Papenhei­ mer Zehnten". Heute findet sich ledig­ lich in der naheren U mgebung des nun eindeutig lokalisierten Ortes auf den Karten der Flumame "Papenheim". (AS/SB)

len wird dieser Ort das erste Mal Anfang des 12. Jh. genannt. Vermut­ lich nannte sich das Geschlecht "von Papenheim" nach ihm. Angehorige dieser Familie werden seit dem 13. Jh. immer wieder in den Urkunden, die besonders den ostwestfalischen Raum betreffen, genannt. Auch fur eine Kirche in Papenheim finden sich zahl­ reiche Belege. So wird um das Jahr 1106 erstmals eine Kirche erwahnt, und seit dem 14. Jh. finden sich Nach­ weise von Pfarrem in den Urkunden. In einem Rechtsstreit zwischen der Paderbomer Kirche und der romi­ schen Kurie um die Besetzung der Pfarrei (1588­1594), im iibrigen die letzte sichere Erwahnung der Kirche, wird uns auch der Name des Patrons uberliefert: St. Jakobus.

94

Fruhneuzeitliche Karten des 17. Jh. zeigen zwischen Warburg und Menne einen Ort mit dem Namen "Papen­ heim" (Abb. 110). In den Schriftquel­

Im Wes ten der Kirche vorgelagert wird ein weiterer, fast quadratischer Grundrif sichtbar. Zusatzliche, je­ doch sehr unklare Strukturen im nord­ westlichen Teil des Komfeldes kon­ nten auf weitere Bebauungsspuren hindeuten.

Das Kirchenschiff schlieBt im Osten mit einem leicht eingezogenen Recht­ eckchor und im Westen mit einem weiteren, rechteckigen Anbau (Vor­ halle ? Turm ?) ab. Die Lange durfte etwa 15­16 m betragen, die Breite des Schiffes ca. 5­6 m. Ein zusatzlicher Anbau ist im Norden der Kirche zu er­ kennen.

Drei Kilometer nordwestlich von Warburg, auf halbem W eg zwischen Warburg und der Ortschaft Menne, zeichnete sich im Sommer 1988 ein rechteckiger Grundrif als negatives Bewuchsmerkmal in einem griinen Kornfeld ab. Bei dem sich hier ab­ zeichnenden Gebaude wird es sich aufgrund der ost­westlichen Ausrich­ tung wahrscheinlich um eine ehemali­ ge Kirche handeln.

(Stadt Warburg, Kr. Hoxter)

26. Der Kirchengrundri6 von t Papenheim bei Warburg

95

112 "St. Jakobus'' inPapenheim. (St. Berke, 7. 7.1988)

113 Umzeichnung des Luftbildbefundes.

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Literatur: RUTHER (1956) S. 271 mit Anm. 7 und 335; LOBBEDEY (1979) S. 11­75.

Um welches Gebaude es sich bei dem oben beschriebenen Grundrif handelt, liiJ3t sich bisher nicht mit Sicherheit sagen. Eine Interpretation als Kirche mit Langhaus und leicht eingezoge­ nem Rechteckchor lage nahe. Sie wurde eine Sttitze in der ost­westli­ chen Ausrichtung des Grundrisses finden. In der Schrifttiberlieferung fehlt bisher jedoch jeglicher Hinweis auf eine Kirche. Es wird immer nur die "curia Hanencrad" genannt. (AS/SB)

aus der Mitte des 16. Jh. wird der Hof nicht mehr genannt.

96

Das auffallige Gebaude befindet sich auf halbem Wege von der Burg Alten­ fels, die sich im Suden uber unserem Befund erhebt, zu einer alten StraBe, die nordlich des Bewuchsmerkrnales von Ost nach West verlauft, Sie ftihrte einst von Brilon nach Bredelar. Schon in der ersten Nennung der Burg Alten­ fels (1144) im Gtiterverzeichnis des Grafen Siegfried von Boyneburg, Vogt des Klosters Corvey, wird auch ein Hof mit dem Namen "Hanencrad" erwahnt. Im 14. Jh. wird der Hof zum einen im Gtiterverzeichnis der Grafen von Amsberg genannt und zum anderen findet er sich in den Urkunden des Klosters Bredelar immer wieder als Tauschobjekt im Besitz der Ritter von Horhausen bzw. der Ritter von Padberg. 1527 ist der Hof wohl end­ gtiltig dem Kloster Bredelar ubereig­ net worden. Diese Urkunde stellt auch die letzte Nennung des Hofes "Hanen­ crad" dar. In den Schatzungsregistem

1987 konnte zwischen Rosenbeck und Madfeld ein Iangsrechteckiger Grund­ riJ3 mit einem kleinen rechteckigen Annex im Osten als negatives Be­ wuchsmerkrnal photographiert wer­ den. Von Stidwest nach Nordost wird der GrundriJ3 von einer hellen Spur . tiberlagert, bei welcher es sich um einen spateren W eg handeln konnte.

(Gem. Madfeld, Kr. Hochsauerlandkreis)

27. Der mittelalterliche Hof "Hanencrad" bei Burg Altenfels

97

114 Der Mittelalierliche Gebiiudegrundrij3 van "Hanencrad". (St. Berke, 17. 8. 1987)

115 Plan der Stadtwiistung Blankenrode mit der Burg im Osten und dem teilenden Dop­ pelwall in der Mitte (nach Stoob).

Lit.: STOOB (1975); TRIER (1986).

ihren Mauern, ihren Toren und StraBen, Kirche und Hausern verbirgt ­ all die Schatze eines Dornroschens, das es mit dem Erwachen nicht so eilig hat. (DB)

Die Altstadt Blankenrode ist aber nicht nur ein lohnendes Ziel fur Wan­ derer und Flieger, sie ist vor allem ein einmaliges Denkmal, das im Boden, dicht unter der Oberflache, eine voll­ standige Stadt des Mittelalters mit

von Paderborn und des Abtes von Corvey aus dem 13. Jahrhundert gewesen: vielleicht vor 1248, jeden­ falls lange vor 1298 ist sie gegriindet worden. Damals endete namlich ein langer Rechtsstreit mit dem Grafen Otto von Wal deck, bei dem sowohl die Burg (Castrum) als auch die Stadt (Oppidum) genannt werden. Blanken­ rode verdankte seine Entstehung nicht nur territorialpolitischen, sondern auch okonomischen Grunden: in der Gemarkung der Stadt lagen mehrere Erzgruben, deren Ausbeutung ihren wirtschaftlichen Aufstieg um 1300 mit begriindet haben durfte. Damit waren aber die Spannungen mit dem Grafen von Wal deck we gen seines be­ nachbarten Bergbaugebietes von Marsberg vorprogrammiert. Und tat­ sachlich iiberlebte die Stadt die immer wieder auftauchenden Schwierigkei­ ten nicht: sie wurde zwischen 1380 und 1396 endgiiltig zerstort. Ihre letzten Bewohner zogen weiter west­ lich in das Dorl, das den Namen Blan­ kenrode bis heute lebendig halt.

98

Die geteilte Stadt Blankenrode ist eine gemeinsame Griindung des Bischofs

Und doch liefert das Luftbild ­ nach Herausfiltern des weiBen Bandes des sog. Warburger Weges (im unteren Bildteil) ­ alle wesentlichen Merkma­ le in gebiihrender Deutlichkeit: eine runde Turmhiigelburg am Ostrand einer 17 ha groBen Flache, die mit Wall und Graben befestigt und von einem diametral angelegten Graben mit beidseitigem Wall durchschnitten ist. Unter uns liegt eine verlassene Stadt im Wald (Abb. 115).

Wer die ausgedehnten Walder, die den Sudteil des Eggegebirges zwischen Lichtenau und Scherfede bedecken, im Sommer befliegt, der wird bei all er Anstrengung Alt­Blankenrode nicht entdecken. Wer die verlassene Stadt erkunden will, muB sich zu FuB auf­ machen. In der kalten Jahreszeit ist hinge gen dem Flugzeug unbedingt der Vorzug zu geben. Denn sobald die Sonne auf den Schnee fallt und Schat­ tenmerkmale hervorruft, entbehrt der Oberblick, den man von der einmali­ gen Anlage erhalt, jeden Vergleichs. Auch das Photo, das bestenfalls einen Moment des Luftkarussels dokumen­ tiert, kann nur ein schwaches Abbild davon geben (Abb. 116).

(Stadt Lichtenau, Kr. Paderborn)

28. Blankenrode - eine der wenigen Stadtwiistungen Westfalens

99

116 Osthdlfte der Stadtwiistung Blankenro­ de mit Stadtgraben und Burgplatz. (J.­S. Kuh/born, 13. 2.1986)

119 Umzeichnung des Luftbildes.

Lit.: HOLZERMANN (1878) Taf. B; ROHRBACH (1961) Kt. l; BALZER (1977) Register s.u.l'Landwehr''; Aus­ grabungen und Funde in Westfalen­ Lippe 3, 1985, S. 295 Nr. 253 (Be).

118 Der rekonstruierte Turm der H axter­ schen Warte (D. Berenger, 22. 2.1989)

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Im 16. Jahrhundert hatte die Land­ wehr ihre urspri.ingliche Bedeutung verloren. Der langsame Verfall und die systematische Zerstorung began­ nen. (DB)

einen besonders starken Ausbau er­ fahren hatte. Denn die Landwehr spielte auch eine Rolle in der Vertei­ digung der Stadt. Von den Ti.irmen aus konnte das Umland kontrolliert und besondere Informationen per Sicht­ zeichen an die Stadt weitergeleitet werden. Teil eines alteren ostlichen Landwehrabschnittes ist der Piepen­ turm, dessen Ruine innerhalb der Feldmark zwischen Benhausen und Paderbom erhalten ist.

117 Verlauf der Stadtlandwehr von Pa­ derborn.

Verlauf erstmals von L. Holzermann im 19. Jahrhundert rekonstruiert wurde, schloB Benhausen ein und tan­ gierte die Feldflur von Dahl, N ordbor­ chen, Wewer, Elsen, Neuhaus und Marienloh (Abb. 117). Dort, wo Fem­ wege die Landwehr durchquerten, befand sich nicht nur ein Schlagbaum sondem haufig auch ein Turm, eine Warte. Etwas auBerhalb unseres Luft­ bildes muB der Mi.isenturm gestanden haben. Im Verlauf der Landwehr sind Uberreste zweier W artti.irme erhalten: die Pamelsche und die Haxtersche W arte (Abb. 118). Dort ist der zweite Abschnitt der Landwehr an einer Stelle obertagig erhalten, die mit drei hintereinander lie gen den Wallkorpern

100

Im Mittelalter und zwar vor 1407 er­ richtete Paderbom, wie zahlreiche andere Stadte, eine Landwehr. Im Ge­ gensatz zu der Stadtmauer, die vor allem der Verteidigung der Menschen diente, galt die Landwehr als Schutz der Gi.iter und zwar wohl in erster Linie des Viehs, das dadurch weder fortlaufen noch geraubt werden konnte. Die Stadtlandwehr, deren

Schwache Schattenmerkmale lieBen im Juni 1984 auf zwei gemahten Wiesen den leicht gebogenen Verlauf der Paderbomer Stadtlandwehr erken­ nen (Abb. 120). Dieser 300 m lange Abschnitt der vorgeschobenen Vertei­ digungslinie der mittelalterlichen Stadt ist eines der zwei Teilsti.icke, die dreidimensional erhalten sind. Arn Boden fallt er nicht sehr auf. Im jetzi­ gen Zustand ist nur eine Bodenwelle von 11 bis 15 m Breite und 0,40 bis ca. 0,80 m Hohe feststellbar. Urspri.ing­ lich soll aber der Wall von einem Graben auf jeder Seite begleitet gewesen sein, was der Anlage eine Gesamtbreite von 15­20 Schritten verlieh. Diese Umwehrung war zu­ satzlich von einer Hecke aus zusam­ mengeflochtenem Buschwerk (sog. Knick) bewachsen, um den Durch­ gang zu erschweren bzw. zu verhin­ dem.

(Stadt Paderbom, Kr. Paderbom)

29. Die Paderborner Stadtlandwehr in Benhausen

101

120 Die Stadtlandwehr van Paderborn bei Benhausen. Blick van Nordwesten. (J.­S. Kuh/born, 20. 6.1984)

121 b. Umzeichnung des Luftbildes

122 Der Brenkhduser Turm der Hoxter­ schen Landwehr. (D'.Berenger, 6. 3.1989)

Lit.: KRUGER (1929); WEERTH (1938) S. 163 f.; PIETRUSCHKA (1987).

102

121 Die Stadtlandwehr von Hoxter. Hervorgehoben ist der Bereich der Luftbildspuren.

V ordergrund lauft die von Liitmarsen kommende Landwehr auf den Turm zu, der von Baum en umgeben und teil­ weise verdeckt ist. In diesem Ab­ schnitt ist die Wehrlinie vollig einge­ ebnet und nur noch ­ selten ­ aus der Luft als Bewuchsmerkmal zu verfol­ gen. Hinter dem Turm sinkt die Land­ wehr in das Sch el petal. Schattenmerk­ male lassen die beiden Graben erken­ nen, die den 7 m breiten Erdwall noch auf 100 m Lange begleiten. Steht man am Turm (Abb. 122), dann kann man feststellen, daB er auf dem Wall, zwi­ schen den Graben erbaut wurde. Die Landwehr von Hoxter ist eine der

Hoxter eine Stadtlandwehr erbaut, die im Westen etwa 3 km von der Stadt­ mauer entfemt vom W eserufer bei Corvey und Godelheim bis ins Gebirge bei Brenkhausen und Liit­ marsen reichte. Rech ts der Weser war die Umwallung kleiner. Sie schlof nur das Briickfeld ein: das Hoxtersche Gebiet jenseits des Flusses. Der Verlauf der Landwehr und die Lage der fiinf sicher iiberlieferten bzw. er­ haltenen Tiirme wird von der unten­ stehenden Reliefkarte wiedergege­ ben, auf der der Bereich des Luftbil­ des hervorgehoben ist (Abb. 121a). Im Luftbild (Abb. 123) sind drei ver­

Zwischen 1332 und 1380 hat sich schiedene Befunde dokumentiert. Im besterhaltenen Westfalens.(DB)

(Stadt Hoxter, Kr. Hoxter)

30. Die Hoxtersche Landwehr am Brenkhauser Torm

103

123 Die Stadtlandwehr von Hiixter am Brenkhduser Turm. Blick von Westen. (St. Berke, 8. 8. 1988)

\ ~~~~~~~~ 124 Ausschnitt aus dem UrmejJtischblatt, TK 4321 ( 1 :25 .000 ).

• ... v .\.frin7111.

Lit.: GEMMEKE (1914); MUR­ MANN (1980) S. 99.

Ein solcher "Hohlweg" ist ein Boden­ denkrnal und bedarf des Schutzes ­ gerade, wenn sein Alter und seine Funktion noch ungeklart sind. Leider ist erst in jungster Zeit ein GehOft in die Weide in der unteren Spitze des Ovals umgesiedelt worden, wobei man einen Teil der Grabenboschun­ gen abgetragen hat. (MB)

"Schlag(baum)" oder "Schling" heiBt (Hinweis C. Kneppe, Munster).

Ben. Sie hatte Rothe an die 1429 be­ schlossene gemeinsame Landwehr von Borgholz und Borgentreich ange­ schlossen, auf deren einen Turm, die noch stehende "Dustere Warte", der Weg von Rothe nach Natingen direkt zulief, wie der Ausschnitt aus dem Ur­ meBtischblatt belegt (Abb. 124). Fur eine solche Deutung konnte sprechen, daB auf der Urkatasterkarte in die LandstraBe am Nordausgang von Rothe der Name "Klappenweg" ein­ getragen ist, ein Wort, das z.B. bei Biihne den Durchtritt durch die Land­ wehr bezeichnet, der sonst vielfach

104

aus dem weiten Bogen erschlieBen, in dem die modeme LandstraBe die Ho­ Man wird daher die fruher schon vor­ henunterschiede iiberwindet. geschlagene Deutung des Grabens als

Teil einer (geplanten?) Ortsbefesti­ Bei einem Ortstermin erweist die gung vorerst nicht vollig ausschlie­

Der Hohlweg konnte als "Ortsumge­ hung" gedeutet werden, wie wir sie auch sonst in Westfalen kennen. Man hatte fur sie den etwas flacheren Anstieg gewahlt und gleichzeitig die kleine Senke gemieden, durch die das Wasser der Quell en abfloB, die heute als Brunnen gefaBt sind (das Luftbild zeigt die unbebaute Senke, die aus der Ortsmitte kommt, am rechten Rand der Weiden innerhalb des Ovals. Zwi­ schen Senke und LandstraBe liegen nur wenige Hauser). Fur die Deutung als "UmgehungsstraBe" spricht das Abflachen der Boschungen im Nord­ teil des Weges. Fraglich bleibt sie, weil Rothe nicht an einer FemstraBe lag, so daB wir bisher nicht mit einem grofieren Verkehrsaufkommen in alterer Zeit dort rechnen.

Luftbildspur sich als Feldweg, der in seinem siidlichen Teil bis zu 3 m tief in das Gelande eingeschniten ist. Nachdem er den Anstieg geschafft hat, flachen die hohen Rander merk­ lich ab, so daB der Weg in seiner Nord­ halfte kaum uber den umgebenden Flachen liegt.

Die Hauser des kleinen Dorfes liegen auf der rechten, sudostlichen Seite entlang der StraBe; im oberen Bildteil kommt es zu einer Erweiterung nach links in das Oval hinein: hier sind Hofe und Hauser an einer Nebenstra­ Be gereiht, die im Halbkreis auf die LandstraBe fi.ihrt. DaB Rothe auf dem Plateau des Mittelberges liegt, der im Bildvordergrund relativ steil in ein Nebental der Dalhausener Grund abfallt, kann man auf dem Luftbild nur

Das Luftbild des Dorfes Rothe vom August 1984 zeigt ein auffallendes Oval (Abb. 125). Es wird gebildet von der LandstraBe, die von Tietelsen ( oben) kommt und nach Borgholz fiihrt, und einer Linie, die nach links ausschwingt. Am unteren (stidwestli­ chen) Ortsausgang setzt diese Linie als Wegespur an, ist durch die Baum­ reihe markiert, wird durch eine Vertie­ fung mit ausgepragtem Schattenmerk­ mal fortgesetzt und bleibt als Wege­ verbindung zu sehen bzw. zu erahnen, die bei der platzartigen Erweiterung mit dem Baum wieder auf die Land­ straBe trifft.

(Stadt Beverungen, Kr. Hoxter)

31. Hohlweg oder Befestigungsgraben in Rothe?

105

125 Blick auf Rothe von Siidwesten. (J.­S. Kiihlborn, 12. 8.1984)

Lit.: KOCH (1977) S. 39­42.

meBtischblatt wurde 1838 noch die alte Trasse benutzt, in der Ausgabe von 1895 ist sie aber durch die begra­ digte Fi.ihrung ersetzt, deren vierspuri­ ger, heutiger Ausbau im Jahr 1978 be­ gonnen hat. So kann das Luftbild den ersten und den letzten Zustand einer Verwandlung dokumentieren, die aus einer fri.ihen "LandstraBe" eine Bun­ desautobahn gemacht hat. (DB)

127 Umzeichnung des Luftbildes.

Der entsprechende Hohlweg ist seit Jahren zugeschi.ittet und rekultiviert. Auf dem Luftbild erscheint er auf­ grund von Feuchtigkeitsmerkmalen sowohl im gegrubberten Acker als im Stoppelfeld. Zwei brach gelassene Boschungen betonen seinen Verlauf. Denn die breite, tiefe Fahrspur ist nicht restlos zugeschi.ittet (Abb. 126), so daB an den Parzellengrenzen Aus­ gleichsstufen entstehen, deren Bedeu­ tung jedoch erst aus dem Flugzeug im Zusammenhang mit den Luftbildspu­ ren verstanden wird. Diesen heute verlassenen Weg nannte man um 1620 die "LandstraBe", seit dem Beginn des 19. J ahrhunderts eher "Konigsweg" oder gar lateinisch "via regia". Der Zustand der LandstraBe war spatestens 1810 schlecht, als der Baumeister Gockel ihn beschrieb: "Seit der Organisation des Bauwesens ist an dieser StraBe ebenso wenig ge­ schehen wie in fri.iherer Zeit." Doch sollte sich das andern. Nach dem Ur­

tierte Rampe und muBte den Anstieg auf die Paderbomer Hochflache ­ 235 m Hohenunterschied auf der 11 km langen S trecke zwischen N ordbor­ chen und Haaren ­ auf dem blanken und tief gerillten Kalkfelsen machen, und zwar wenige Meter neben der jet­ zigen Autobahntrasse.

106

126 Der Hohlweg der "Landstrafle" aus der Bodenperspektive mit einer brachliegenden Boschung am Ackerrain. (D. Berenger, 24.11.1988)

nach Brilon und Marsberg. Wer aber im 17. Jahrhundert von Paderbom nach Marsberg (bzw. "Stadtberge") oder gar bis Frankfurt ziehen wollte, verfi.igte nicht i.iber die glatte, asphal­

Alt und neu nebeneinander. Am unteren Bildrand (Abb. 128) fiihrt von links nach rechts die neue A 33 von Paderbom zur Autobahn A 44 (Dort­ mund­Kassel) bzw. dari.iber hinaus

(Gem. Borchen, Kr. Paderbom)

32. Die "Landstra6e" bei Borchen

107

128 Die "Landstrafie" und die Autobahn A 33 siidlich von Borchen. (J.­S. Kuh/born, 26. 8.1984)

Lit.: KOCH (1977) S. 39­42.

108

Ein Hohlweg also? Ein Weg mit ent­ sprechender Trassenfuhrung findet sich tatsachlich in der Uraufnahme des MeBtischblattes von 1838, die ihn "Stadtweg" nennt. Bei der Neuaufnah­ me der Karte, die 1912 erfolgte, war die alte Trasse begradigt und in die Fuhrung der heutigen StraBe bereits verschoben worden, welche nur noch fur die Forstwirtschaft von Bedeutung ist. DaB dies nicht immer der Fall gewesen ist, deutet schon der Verlauf der Trasse auf der W asserscheide an, derdem "Stadtweg" eine standige Pas­ 129 Umzeichnung des Luftbildes.

Uber die fruhere Bedeutung des Weges, der die Paderbomer Feldmark in Benhausen, am Musenturm der stadtischen Landwehr erreichte, gibt das Urkataster an: "Weg von Feldrom nach Paderbom, der Hellweg ge­ nannt." Doch uber Feldrom hinaus verband der W eg Paderbom mit dem lippischen Hom. Er wurde deswegen je nach Standpunkt als Homscher oder Paderbomscher Hellweg bezeichnet. Es handelt sich also um eine Variante des GroBen Hellweges zwischen dem Niederrhein und Magdeburg. Im Verlauf des Homschen Hellweges lag fiir die Handler des 16.­17. Jahrhun­ derts eine Zollhebestelle, weshalb

sierbarkeit gewahrleisten sollte. Auf einem gepflugten Acker am Zie­ genberg, nordostlich von Neuen­ beken (Paderbom), erkennt man in der Marmorierung, die von Steinen verur­ sacht ist, die aus dem Untergrund ab­ gelost wurden, eine dunkle Schlan ­ genlinie, die in groben Zugen diesel be Ausrichtung aufweist, wie die StraBe, die am W aldrand entlangfuhrt. Bei der Luftbildspur handelt es sich offen­ sichtlich um eine verfullte Rinne, wie sie durch haufiges Befahren unbefe­ stigter Wege entstehen. Der fruhere Hohlweg braucht nicht vom Boden aus erkennbar zu sein: sein Vorhan­ densein beeinfluBt die Verteilung der Bodenfeuchtigkeit und kann dadurch ­ wie hier, am 17. 7 .1985 ­ im Luftbild erscheinen (Abb. 130).

(Stadt Paderbom, Kr. Paderbom)

33. Der Hornsche Hellweg bei Neuenbeken

auch der Name "Zollstockweg" gele­ gentlich auftaucht. (DB)

109

130 Der Verlauf des alten "Hornschen Hellweges" vor seiner Begradigung um die Jahrhundertwende. Blick von Westen. (J.­S. Kiihlbom, 17. 7.1985)

BERENGER u. KUHLBORN (1986) S. 174 f. rnit Abb. 4; BERGMANN (1986).

die wir im Luftbild wiederfinden. (DB) Lit.: KOHL (1982) S. 203 Bild 103;

132 Die bischofliche Saline van Salzkotten am Ostufer der Heder. Winterbild mit Schneemerkmalen. (J.­S. Kuhlborn, 13. 2.1986)

131 Ausschnitt aus dem Plan des neuen Salzwerkes var Salzkotten (1589); Staatsarchiv Munster, Kartensammlung A 19576). von einem Graben umflossen wird. Eine etwa trapezforrnige Flache schlielst sich an, mi::iglicherweise die,

110

Im Naturschutzgebiet fi.ir Salzflora Sultsoid, zwischen Upsprunge und Salzkotten, erscheinen im Luftbild ­ wintertags wie sommertags ­ geome­ trische Spuren, die scheinbar eine Kombination von Bewuchs­ und Was­ sermerkmalen mit Schattenmerkma­ len hervorruft. Unter einer leichten Schneedecke heben sich rechts der Heder ein Rechteck und eine Winkel­ linie hervor (Abb. 132), die im Friih­ jahrsphoto zu einer trapezformigen Grabenanlage erganzt werden, wahrend ein drittes Viereck hinzu­ kommt (Abb. 133). Die hier austretende Sole hatte zur Anlage von drei Salinen des Stiftes Busdorf im 11. Jahrhundert gefi.ihrt. Als aber 1589 der Paderbomer Bischof Dietrich von Furstenberg die aufgegebene Salzgewinnung wieder aktivieren wollte und ein neues Salz­ werk errichtete, traf er auf den Wider­ stand der Salzkottener, die Absatz­ schwierigkeiten fi.ir ihre eigenen Salinen befi.irchteten. Fiir den Prozeb, den sie gegen den Bischof fi.ihrten, wurde die hier im Ausschnitt abgebil­ dete Karte gezeichnet (Abb. 131). Diese zeigt in der Niederung zwischen den einzelnen Streifenfluren die Quelle, den Salzbrunnen und zwei Baulichkeiten, von denen eine auf einer quadratischen Insel steht, die

(Stadt Salzkotten, Kr. Paderbom)

34. Die bischofliche Saline von Salzkotten

111

133 Die Saline im Fruhjahr, mit Wasser­, Bewuchs­ und Schattenmerkmalen.Die geo­ metrischen F ormen !assen sich mit den Anlagen, die auf der Karte aus dem Jahre 1589 dargestellt sind, anniihernd zur Deckung bringen. (1.­S. Kuhlborn, 28. 4. 1987)

135 Umzeichnung des Luftbildes.

134 Die "Bleiche" im Urkataster von Ost­ kilver.

wendung solcher Anlagen genau vor­ zustellen hat, bedarf jedoch noch einer Untersuchung. (DB)

Eine ahnliche aber doppelte Anlage entsprechender Grofse ist im sog. Pfarrholz von Bielefeld­Jollenbeck dreidimensional erhalten: sie wurde bisher als Viehpferch angesehen. Bei der Bedeutung, die die Flachsverar­ beitung im Ravensberger Hligelland besessen hat, ist die neue Interpreta­ tion als handwerkliche Bleiche wahr­ scheinlicher. Wie man sich die Ver­

AuBer einer archaologischen Sondie­ rung bietet sich nur noch ein Besuch beim Staatsarchiv Detmold an, wo die Blatter des Urkatasters fur diesen Bereich (heute Rodinghausen­Bieren, im 19. Jahrhundert jedoch Ostkilver) aufbewahrt werden. Und da bestatigt sich der V erdacht: bei der V erkoppe­ lung wurde die Grenzziehung zwi­ schen Hof und Acker geandert (Abb. 134 ). Derurspriingliche Verlauf deckt sich mit dem Ubergang von dunkel zu hell im griinen Feld unterhalb des Rechtecks. Und das Rechteck selbst ist im Urkataster als ausparzelliert mit der Flurstucksnummer 160 darge­ stellt. Im Flurbuch wird erlautert, daB es sich um eine Flache von 32 Ruthen und 40 FuB (ca. 458 m2) handelte, die als Weide genutzt und "Die Bleiche" genannt wurde.

spur nichts beitragen.

112

Eine Befragung der Bewohner des an­ grenzenden Hofes, deren Familie dort seit 1790 wohnhaft ist, blieb erfolglos: zwar scheint das UrmeBtischblatt die Aussage zu widerlegen, man ist aber dort sicher, daB die Parzellengrenzen auch nach Rodung des Wal des, der im Bereich des grlinen Ackers noch 1900 kartiert ist, nicht verandert wurden. Somit kann der alte Kotten, der eben­ falls 1900 im Hofbereich dargestellt wurde, zur Entstehung der Luftbild­

Auf dem nebenstehenden Luftbild (Abb. 136) sieht man zunachst die auf­ falligen geometrischen Figuren, die bei der Getreideemte entstanden sind, bald darauf aber ein U­formiges, dun­ kelgriines Gebilde im griinen Feld, das die Mitte des Bildes einnimmt. Die Bewuchsmerkmale wirken, als ob sie gewissermaBen "im Schatten" des an­ grenzenden Hofareals verschwinden wurden. Doch bei naherem Betrachten erscheint die Luftbildspur nicht mehr offen wie ein U, sondem geschlossen und fast quadratisch. Sie diirfte auf einen verfullten Graben hindeuten. Der erste Deutungsversuch als Funda­ mentgraben eines Hauses muBte schon im Flugzeug aufgegeben werden: der Vergleich mit den be­ nachbarten Gebauden zeigt, daB das Gebilde hierfiir zu breit ist.

(Gem. Rodinghausen, Kr. Herford)

35. Die "Bleiche" von Ostkilver

113

. "van Ostkilver. Blick van 136 Die "Bleiche 8 1984) (J ­S Kiihlborn, 2. · Westen. · ·

Lit.: ROTHERT (1951) S. 95 ff. mit Karte im Anhang; v.GEISAU (1961); KINDL (1974).

138 Umzeichnung des Luftbildes (Aus­ schnitt).

benjahrigen Krieges und damit fur die Geschichte zweier Kontinente ent­ scheidend. Die Franzosenschanze wird daher von der Stadt Warburg als Bodendenkmal geschiitzt. (DB)

Die Ereignisse vom 31. Juli 1760 fuhrten zwar nicht unmittelbar fur Frankreich den Verlust seiner nord­ amerikanischen Terri tori en herbei, sie waren aber fur den Verlauf des Sie­

Selten ist es moglich, ein Bodendenk­ mal so prazise zu datieren, wie es bei der Franzosenschanze der Fall ist. Sie wurde namlich angelegt bzw. verwen­ det am 31. Juli 1760. Wahrend des Siebenjahrigen Krieges hatte der fran­ zosische Chevalier du Muy auf dem Hohenzug, der von Warburg fast bis Ossendorf reicht, Stellung bezogen. Seine 18 000 Soldaten verschanzten sich rnit Blick auf den Desenberg. Von dort erwarteten sie den Angriff der bri­ tisch­alliierten Armee, die unter der Fiihrung des Herzogs Ferdinand von Braunschweig die Diemel weiter ostlich iiberschritten hatte. Briten, Hessen und Braunschweiger wahlten aber nicht den kiirzesten Weg. Unbe­ merkt gingen sie iiber Liitgeneder und Borgentreich, iiber Hohenwepel und Norde und griffon die linke Flanke der franzosischen Linie bei Ossendorf an ­ d.h. statt von Osten von Westen her (Abb. 137).

sie dient als Standort fur das Denkmal, das den im Ersten W eltkrieg gefalle­ nen Jungstiirmem gewidmet ist.

114

137 Die Schlacht bei Warburg mit den franzosischen Stellungen zwischen Warburg und Ossendorf und den M arschrouten der Alliierten ( nach Rathert).

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x 25 m auf. Sie besteht aus einer leicht uberhohten Innenflache, die ein Erdwall von 1 bzw. 1,60 m Hohe um­ schlieBt. Solche Geschiitzstellungen, die wahrend des Dreilsigjahrigen und Siebenjahrigen Krieges entstanden sind, blieben selten bis heute so gut er­ halten. Die Warburger Anlage ver­ dankt ihre Erhaltung der Nutzung, die die Stadt Warburg ihr zugedacht hat:

Die Franzosenschanze ist viereckig und weist einen Durchmesser von 30

Das Zusammenspiel der Sonne und der einheitlichen Schneedecke zeigte am 13. Februar 1986 die unweit von Ossendorf gelegene "Franzosen­ schanze" viel deutlicher, als Schatten­ merkmale allein es bisher je gemacht haben (Abb. 139).

(Kr. Hoxter)

36. Die Franzosenschanze bei Warburg

115

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139 Die Franzosenschanze vom 31. Juli 1760 zwischen Warburg und Ossendorf. (J.-S. Kuhlborn, 13. 2.1986)

140 Ausschnitt aus dem Urmej3tischblatt TK 4010, Nottuln (M 1 : 25.000)

116

Zwischen emer StraBe und dem Griindkesbach zeichnet sich im spar­ lich bewachsenen Feld eine dunkle rechteckige Struktur ab. Da wahrend des Fluges keine befriedigende Erkla­ rung for dieses Phanomen gefunden werden konnte, wurde darnit begon­ nen, den Befund aufzunehmen. Dabei kam es zu dieser, zugegebenermaBen seltenen, Situation. Uberraschend geriet ein tieffliegender Jagdbomber zwischen Luftbildflugzeug und Fund­ stelle am Boden. Der Abstand zwi­ schen der Kamera und der geometri­ schen Struktur betrug etwa 150 m. Bei der Auswertung am Schreibtisch stellte sich dann heraus, daB es sich bei dem auffalligen Merkmal im Acker um den Standort eines ehemaligen Walde hens handelte, das vielleicht im Zuge einer Flurbereinigung entfemt worden ist. Auf dem Urkataster aus dem Jahre 1841, gezeichnet von dem Leutnant im Garde­Jager­Batallion von der Lancken, ist dieses Waldchen noch gut zu erkennen.(SB)

(Gem. Nottuln, Kr. Coesfeld)

37. Ein gerodetes Waldchen bei Nottuln - Tiefflieger von links

117

141 Tieffiiegervon links. (St. Berke, 14. 6. 1988)

118

Karte der Fundorte des Katalogteiles.

0 Dortmund

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Bielefeld

•24 •14Q

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Abbildungsnachweis Abb. Bildnachweis Freigabenummer

30. Flugprotokoll, WMfA 31. Photo St. MULLER, WMfA

Abb. Bildnachweis Freigabenummer 32. Photo, WMfA 33. Photo WMfA, 88/1727 19312/87

Titelbild Photo WMfA, 86/106 6105/86 34. Vervielfaltigt mit Genehmigung des 1. Photo WMfA, 84/518 10533/84 Landesvermessungsamtes Nordrhein­ 2. Photo WMfA, 88/364 17949/87 Westfalen vom 17.4.1989, Nr. 179/89 3. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 35. Karteikarte, WMfA 4. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 36. Photo K. GUNTHER, WMfA 5. Photo WMfA, 86/220 6219/86 37. SPYKMANN/KNOLLENBERG, 6. Photo WMfA, 85/31 6035/85 Institutfur Geophysiklvlunster 7. Photo WMfA, 83/1167 11921/83 38. Photo WMfA, 84/3521 15543/85 ~ 8. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 39. Photo D. BERENGER,WMfA 9. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 40. Zeichnung A. WIBBE, WMfA 10. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 41. Photo WMfA, 83/1472 12199/83 11. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 42. Zeichnung A. WIBBE, WMfA 12. Photo WMfA, 85/2236 16896/85 43. Zeichnung A. WIBBE, WMfA 13. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 44. Photo WMfA, 87 /1430 15828/87 14. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 45. Photo WMfA, 86/2219 8218/86 15. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 46. Zeichnung A. WIBBE, WMfA 16. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 47. Photo WMfA, 87 /1807 16205/87 17. Photo WMfA, 85/636 9940/85 48. Zeichnung R. van LAAK­BERENGER, 18. Photo WMfA, 86/1296 7295/86 WMfA 19. Photo WMfA, 88/817 18402/87 49. Photo WMfA, 84/1110 11005/84 20. Graphik R. KOSSOLAPOW, WMfA 50. Zeichnung B. KLEIBER, WMfA 21. Photo WMfA, 88/144 17729/87 51. Zeichnung A. WIBBE, WMfA 22. Photo WMfA, 88/151 17736/87 52. Photo WMfA, 84/4523 14862/85 23. Photo WMfA, 88/12 17597 /87 53. Photo D. BERENGER, WMfA 24. Photo WMfA, 84/445 10484/84 54. Zeichnung A. WIBBE, WMfA 25. Photo WMfA, 83/169 5367/83 55. Photo WMfA, 87 /966 15364/87 26. Photo WMfA, 88/2492 6989/88 56. Photo WMfA, 84/3977 15805/85 27. Photo WMfA, 88/1488 19073/87 57. Photo D. BERENGER, WMfA 28. Photo WMfA, 88/1757 19342/87 58. Photo WMfA, 87/971 15369/87 29. Kartengrundlage vervielfaltigt mit 59. Photo WMfA, 85/1229 12347 /85

Genehmigung des Deutschen 60. Photo WMfA, 84/3987 15814/85 Militargeographischen Dienstes 61. Zeichnung A. WIBBE, WMfA (DMG) ­ Lizenz BK 0001­8 62. Photo W. BEST, WMfA

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Abb. Bildnachweis Freigabenummer Abb. Bildnachweis Freigabenummer

63. Photo WMfA, 88/1280 18865/87 95. Photo WMfA, 86/698 6697/86 64. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 96. Zeichnug nach SCHUCHHARDT 65. Photo WMfA, 88/1888 19473/87 97. Zeichnug nach SCHUCHHARDT 66. Zeichnung nach L. NEBELSIEK, 1950 98. Photo WMfA, 86/564 6563/86 67. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 99. Zeichnung nach A. DOMS 68. Photo WMfA, 84/2741 16487/85 100. Zeichnung nach HOMBERG 69. Photo D. BERENGER, WMfA 101. Photo WMfA, 86/95 6094/86 70. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 102. Photo D. BERENGER, WMfA 71. Photo WMfA, 86/783 6782/86 103. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 72. Photo A. DOMS, WMfA 104. Photo WMfA, 87 /271 8529/86 73. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 105. Photo WMfA, 87 /2078 16476/87 74. Photo WMfA, 85/944 10248/85 106. Zeichnung A. Wibbe, WMfA 75. Photo D. BERENGER, WMfA 107. Photo WMfA, 84/1830 5254/85 76. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 108. Zeichnung J. BENNEMANN, WMfA 77. Photo WMfA, 87/1929 16327/87 109. Photo WMfA, 87 /502 8753/86 78. Zeichnung R. van LAAK­BERENGER, 110. Diozesanarchiv Paderbom

WMfA 111. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 79. Photo WMfA, 84/2453 16192/85 112. Photo WMfA, 88/1774 19357/87 80. von SCHNURBEIN, 1979 113. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 81. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 114. Photo WMfA, 87/2177 16575/87 82. Photo WMfA, 88/1837 19422/87 115. Zeichnung nach STOOB 83a. Photo St. MULLER, WMfA 116. Photo WMfA, 86/171 6170/86 83b. Photo St. MULLER, WMfA 117. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 83c. Photo St. MULLER, WMfA 118. Photo D. BERENGER, WMfA 83d. Photo St. MULLER, WMfA 119. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 84. Photo St. MULLER, WMfA 120. Photo WMfA, 84/1979 9473/85 8~. Photo WMfA, 85/2544 17204/85 121. Photo D. BERENGER, WMfA 86. Zeichnung D. LUDWIG, WMfA 122. Zeichnung U. SAMSON, WMfA 87. Photo WMfA, 88/1547 19132/87 123. Photo WMfA, 88/2039 19624/87 88. Zeichnung D. LUDWIG, WMfA 124. Vervielfaltigt mit Genehmigung des 89. Zeichnung nach HOLZERMANN Landesvermessungsamt Nordrhein­ 90. Photo WMfA, 84/3543 16543/85 Westfalen vom 17.4.1989, Nr. 179/89 91. Zeichnung nach BIERMANN 125. Photo WMfA, 84/3666 16666/85

u. SCHMEDDING 126. Photo D. BERENGER, WMfA 92. Photo WMfA, 86/116 6115/86 127. Zeichnung A. WIEBE, WMfA 93. Photo WMfA, 86/713 6712/86 128. Photo WMfA, 84/1325 11130/84 94. Zeichnung nach ENGEL 129. Zeichnung A. WIEBE, WMfA

Altertumskommission fur Westfalen Rothenburg 30, 4400 Munster (Westf.), Tel. (02 51) 59 07 02

AuBenstelle Paderbom Museum in der Kaiserpfalz lkenberg, 4790 Paderbom, Tel. (0 52 51) 2 29 10 Offnungszeiten: dienstags bis sonntags 10­17 Uhr

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AuBenstelle Bielefeld Kurze StraBe 36, 4800 Bielefeld, Tel. (05 21) 5 20 02 50

Fachreferat Provinzialromische Archaologie Rothenburg 30, 4400 Munster (Westf.), Tel. (02 51) 59 07 28 3

Fachreferat Palaontologische Bodendenkmalpflege Westfalisches Museum fiir N aturkunde Sentruper StraBe 285, 4400 Munster, Tel. (02 51) 8 20 84

FachreferatMittelalter­Archaologie SalzstraBe 22­23, 4400 Munster, Tel. (02 51) 5 90 72 83

Gebietsreferat Munster Broderichweg 35, 4400 Munster, Tel. (02 51) 2 10 52 52

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14112/85

6054/86 8433/86

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Freigabenummer

Photo WMfA, 85/1258 Staatsarchiv Munster Photo WMfA, 86/55 Photo WMfA, 87/175 Urkataster, Staatsarchiv Detmold Zeichnung A. WIEBE, WMfA Photo WMfA, 84/2424 Zeichnung nach ROTHERT Zeichnung A. WIEBE, WMfA Photo WMfA, 86/230 Vervielfaltigt mit Genehmigung des Landesvermessungsamtes Nordrhein­ Westfalen vom 17.4.1989, Nr. 179/89 Photo WMfA, 88/1122 Zeichnung A. WIEBE, WMfA

Bildnachweis

124

141. 142.

130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140.

Abb.


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