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Frühe Ackerbauern im Rheinland - Was gibt es Neues seit 2005 ? In: Th.Otten, H.Hellenkemper,...

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RÜHE ÄCKERBAUERN IM RHEINLAND- AS GIBT ES NEUES SEIT 2005? WEIN ER, ERIC BIERMANN, ERWIN (ZIESLA, WOLFGANG GAITZSCH, GEILENBRÜGGE, MARTIN HEINEN, THOMAS IBELING UND ULLA MÜNCH -- :..;:a nn darüber diskutieren, ob am Ende des :<.=s . \-. Chr. in den Rheinischen Lössbörden tat- -- : -h etwa 1300 Siedlungen der frühen Bauern -:::-_ ': lagen, wie von berufener Seite vor gerau- - hochger ec hnet worden ist. Nicht zu be- - ::- ;n is t jedenfalls, dass jener prägnante Aus- - :: er Rheinischen Bucht als die mit Abstand --=s ren erforschte Siedlungsregion der Bandke- Kultur insgesamt gelten darf. Im >Ge- - -: ::i-hen Atlas der Rheinlande<sind für 1997 Bucht knapp r2o bandkerami- -- Iungen aufgeführt. Seitdem hat sich der --::l isst an d a uf ca. qo Siedlungsplätze erhöht. - letzten Landesausstellung 2005 wurden ::r de n momentan fünf teilweise erst jüngst __ .::- re airneolithische Fundstellen ausgegra- :: 'eS \\·e il er-Oidtweiler (2oo s-2oo6 ), Erftstadt- -. .:h 2007) Merzenich-Morschenich ( 2006- - . .\lerze ni ch-Valdersweg (20o8 - 2009) und .::.:>\\· eiler (2009 ). Ebenfalls in diesem Bericht .::. - ·sic htigen ist der in mancherlei Hinsicht _ ;. -Jgende Platz von Jüchen-Garzweiler, im - - -,;,:J Fr im mersdorf (FR qr), der zwischen : · _::d 2007 ausgegraben wurde. Hierzu gesellt -- .: h die Siedlung von Bergheim-Zieverich . . -:: -cho n 2004 untersucht , wurde sie im Ka- - letzten La ndesausstellung nur kur z er- - -: :.m d w ird deshalb nachfolgend ebenfalls :·ab erfeld als Überraschung - Zu ge von bauvorgreifenden Untersuchun- - Bergheim-Zieverich aufgefundenen groß - ::-:; Reste eines bandkeramischen Siedlungs- -- '\·aren zunächst keine Besonderheit. Denn _.= ösdich angrenzenden Neubaugebiet waren ----. 5 ären r96oe r Jahren fallweise bandkera- - ::- Ob erflächenfunde, aber auch Gruben be- : :>a überdies die Verzierungselemente der - __ - auf eine recht lange Besiedlung des -- Z \\·i schen 5200 und 49 50 v. Chr. schließen lassen, mutmaßt en die Ausgräber, dass die Gra- bungsfläche nur den Randbereich einer großen, heute weitgehe nd überbauten Siedlung marki er t. Schließt man sich dieser Überlegung an, so lieferte die Grabungsstelle den Ausgräbern noch eine be- sondere Überraschung . Denn unmittelbar an- schließend an die neolithische Bebauung wurden völlig unverhofft 30 bandkeramische Grabgruben entdeckt (Abb. r). Erstmals wurde 1969 im Vor- feld des Braunkohlentagebaus Zukunft-West , mit Niedermerz 3 ein ba ndk eramischer Friedhof mit ca. II 5 Gräb ern gefunden. Über 30 Jahre sollten vergehen, bis Archäologen im Jahre 2ooo im Braunkohlent agebau Inden auf die zweite line ar- bandkeramische Nekropole von Inden-Altdorf mit 120 Gräbern stießen. Mit Bergheim-Zieverich li egt _ - CK ERBA UERN IM RHEINLAND-WAS GIBT ES NEUES SEIT 2 005 ') ,, I 1 Bergheim-Zievench: Blick auf einen Aus- schnitt des bandkera- mischen Gräberfeldes mit deutlich erkenn- baren dunkel verfüllten Grabgruben. 59
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RÜHE ÄCKERBAUERN IM RHEINLAND­

AS GIBT ES NEUES SEIT 2005?

-~ G EN WEIN ER, ERIC BIERMANN, ERWIN (ZIESLA, WOLFGANG GAITZSCH,

GEILENBRÜGGE, MARTIN HEINEN, THOMAS IBELING UND ULLA MÜNCH

-- :..;:a nn darüber diskutieren, ob am Ende des :<.=s . \-. Chr. in den Rheinischen Lössbörden tat­

- - : -h etwa 1300 Siedlungen der früh en Bauern -:::-_ ' : lagen, wie von berufener Seite vor gerau-- Z~i r hochgerechnet worden ist. Nicht zu be-- ::- ;n is t jedenfalls, dass jener prägnante Aus-- :: er Rheinischen Bucht als die mit Abstand --=sren erforschte Siedlungsregion der Bandke-·<~en Kultur insgesamt gelten darf. Im >Ge­

- -: ::i-hen Atlas der Rheinlande< sind für 1997 ~::--Rh e inischen Bucht knapp r2o bandkerami­-- ~ : ~ Iungen aufgeführt. Seitdem hat sich der --::l isstand a uf ca. qo Siedlungsplätze erhöht. - .::.:-~ letzten Landesausstellung 2005 wurden

::rde n momentan fünf teilweise erst jüngst __ .::- re a irneolithische Fundstellen ausgegra­

:: 'eS\\·e il er-Oidtweiler (2oos-2oo6), Erftstadt­- . .:h 2007) Merzenich-Morschenich ( 2006-

- . .\lerzenich-Valdersweg (20o8 - 2009) und .::.:>\\·eiler (2009 ). Ebenfalls in diesem Bericht

.::. - ·sichtigen ist der in mancherlei Hinsicht _ ;. -Jgende Platz von Jüchen-Garzweiler, im

- - -,;,:J Frimmersdorf (FR qr), der zwischen : · _::d 2007 ausgegraben wurde. Hierzu gesellt - - .:h die Siedlung von Bergheim-Zieverich .

. -:: -chon 2004 untersucht, wurde sie im Ka-- .::.t~ letz ten Landesausstellung nur kurz er-

--: :.m d wird deshalb nachfolgend ebenfalls

:·aberfeld als Überraschung

- Zuge von bauvorgreifenden Untersuchun-- Bergheim-Zieverich aufgefundenen groß-::-:; Reste eines bandkeramischen Siedlungs­

-- ' \·aren zunächst keine Besonderheit. Denn _.=ösdich angrenzenden Neubaugebiet waren

----. 5 ären r96oer Jahren fallweise bandkera-- ::- Oberflächenfunde, aber auch Gruben be-: :>a übe rdies die Verzierungselemente der - __ - auf eine recht lange Besiedlung des -- Z\\·ischen 5200 und 49 50 v. Chr. schließen

lassen, mutmaßten die Ausgräber, dass die Gra­bungsfläche nur den Randbereich einer großen, heute weitgehend überbauten Siedlung markiert. Schließt man sich dieser Überlegung an, so lieferte die Grabungsstelle den Ausgräbern noch eine be­sondere Überraschung. Denn unmittelbar an­schließend an die neolithische Bebauung wurden völlig unverhofft 30 bandkeramische Grabgruben entdeckt (Abb. r). Erstmals wurde 1969 im Vor­feld des Braunkohlentagebaus Zukunft-West, mit Niedermerz 3 ein bandkeramischer Friedhof mit ca. II 5 Gräbern gefunden. Über 30 Jahre sollten vergehen, bis Archäologen im Jahre 2ooo im Braunkohlentagebau Inden auf die zweite linear­bandkeramische Nekropole von Inden-Altdorf mit 120 Gräbern stießen. Mit Bergheim-Zieverich liegt

_ - CK ERBA UERN IM RHEINLAND-WAS GIBT ES NEUES SEIT 2005

') ,, I

1 Bergheim-Zievench: Blick auf einen Aus­

schnitt des bandkera­

mischen Gräberfeldes

mit deutlich erken n­

baren dunkel verfüllten

Grabgruben.

59

2 Jüchen-Garzweiler:

Plan der Wall-Graben­

Anlage mit Hausgrund­

rissen einer dichten ln ­

nenbebauung.

6o

nun das dritte frühneolithische Gräberfeld im Rheinland vor. Es handelt sich ausschließlich um Körpergräber sowohl in klassischer gehackter Sei­ten- als auch in gestreckter Rückenlage. Ein Grab hob sich von allen anderen seinerzeit bekannten eindeutig bandkeramischen Gräbern des Rheinlan­des markant ab. Denn in einer besonders tief in den Untergrund reichenden Grabgrube fand sich eine Bestattung in Rückenlage, deren Skelett im Oberkörperabschnitt nicht nur als Verfärbung, sondern - völlig einmalig für rheinische Verhält­nisse - tatsächlich noch in Form von Knochen erhalten war.

Eine Großsiedlung mit Grabenanlage

Mit Jüchen-Garzweiler (FR q r ) ist dem Braun­kohleabbau im Tagebau Garzweiler mittlerweile ein besonders interessanter altneolithischer Fund­platz zum Opfer gefallen . Er lag im Zwickel an der Einmündung eines kleinen >Fließes< ins Elsbachtal, und ohne die Hilfe einer Magnetometerprospek­tion wäre er wahrscheinlich kaum entdeckt wor­den. Hier wurden auf einer Fläche von knapp 3 ha

mindestens 45 Grundrisse von Langhäusern, typi ­sche Lehmentnahme- und sonstige Gruben ange­troffen. Herausragendes Merkmal ist aber ein noch bis zu 2 m tiefer umlaufender trapezoider Grabenring mit V-förmigem Querschnitt, ein >Erd­werk< mit mindestens vier bewusst angelegten Durchlässen (Abb. 2). Eine vergleichbare Graben­anlage mit 3ichter Innenbebauung ist aus Erke­lenz-Kückhoven bekannt, wo sie aber nur einen Teil des gesamten Siedlungsplatzes darstellt. Dies könnte eventuell auch für das Erdwerk FR qr zu­treffen, denn es liegt gerade einmal ca . 200 m nordwestlich von der 6 ha einnehmenden band ke­ramischen Fundstelle FR I39· Die Zusammen­schau beider Plätze wird eine Aussage über ih r Verhältnis zueinander erlauben.

Verteilersiedlung für eine seltene Feuersteinart?

Bei einer Prospektion auf einem geplanten N eu­baugebiet am Ostrand von Baesweiler-Oidtwei ­ler wurden frühneolithische Befunde sowie ein ca . qo m langer Abschnitt eines Grabens enr­deckt . Der Fundplatz liegt auf einem trockenen Höhenrücken zwischen dem Bettendoder Fli eß und dem Beek-Bach im Zentrum der Aldenhove­ner Platte. Die geradlinige Entfernung zu den bandkeramischen Siedlungen des mittleren Merz­bachtales im Südosten beträgt ca. 6 km. Die Be­funde von 20 Hausgrundrissen in klassischer Aus­richtung sowie zahlreicher Gruben erstreckten sich über gut 2 ha und wurden in zwei Grabungskam­pagnen vollständig ausgegraben. Der Grabena b­schnitt gab sich als ein bis maximal o,7 m tief erhaltener Sohlgraben am Ostrand der bandkera­mischen Bebauung zu erkennen. Er lässt sich nichr als Teil eines Grabenringes interpretieren. Die über das gesamte Untersuchungsgebiet sehr dichte Be­fundlage in Verbindung mit der Grabenanlage und einem außergewöhnlich hohen Aufkommen an Keramik und Steinartefakten belegen hier eine Großsiedlung. Ihr westlich gelegenes Zentrum isr allerdings durch die unmittelbar anschließende moderne Wohnbebauung und eine breite Durch­gangsstraße vollständig überprägt.

Hochinteressant präsentiert sich das geborgene Feuersteinmaterial aus den Gruben im Süden des Untersuchungsgeländes. Die signifikanten Arte­faktformen sprechen für eine exklusive und sehr umfangreiche Klingenproduktion auf diesem Sied­lungsareal. Die größte Überraschung sind all er­dings die zahlreichen Belege der sehr charakte­ristischen Feuersteinart des >Simpelveld-Flint< aus N iederländisch-Limburg (Abb. 3) . Dieser gebän -

WEINER • BIERMANN •CZIESLA • GAITZSCH •GE I LENBRÜGGE • HEINEN • IBELING • MÜNC H

--:qunkrete hellgraue Feuerstein ist in ver--- .1r großer Häufigkeit bislang nur von der _ ·::-ra mi schen Siedlung Jülich-Hambach, - .:~ eh 8< bekannt. Eventuell besaß die Sied-

:1 Baesweiler-Oidtweiler eine spezielle Ver­- ..::1 ·rion für diese seltene Feuersteinart.

- .... sse der ältesten Bandkeramik

- s ekrion auf einem geplanten Neubauge­.:.-: -üdostrand von Erftstadt-Gymnich hatte

::: -~ a uf eine Besiedlung des Geländes im -- _ :i hi kum erbracht. Von dem insgesamt

- -:.1 großen Gelände wurden bauvorgreifend :_ -.:. du rc h Grabungen untersucht. Die Band­- .- ;s t mit vier Grundrissen von Großbauten,

_ "glei tenden Gruben und zahlreichen Fun­--:-eren . Auch in der letzten Kampagne 2007

--=:::sich der bereits bei einer vorhergehenden _- : anhand der verzierten Keramik gewon­::: -..:i ruck einer sehr frühen Besiedlung des

:-: der so genannten Flomborner Phase. · ~ ieser Zeit mit typischen Verzierungsele­~: rr im Rheinland ganz zu Beginn der neo-

-:::-_ La ndna hme gegen 5 300 v. Chr. auf, also _ : 2e r älteren Bandkeramik. Völlig anders - :::> sich dagegen mit Siedlungsspuren aus

- _ -:::-s en Abschnitt dieser Kultur, der >altes-- .::_-~ramik < von etwa 5 500-5 300 v. Chr. Sie

;- ·urzem im Rheinland überhaupt nicht -_-.sieh t man einmal von einem Fundplatz

- 20. dessen Keramik gewisse Anklänge an -: _:;.;_e ra mische Machart zeigt. Mit Nieder-- :.-~ndo rf liegt seit 2003 jetzt der erste ein-

- - .:;~ se Periode- wenngleich auch in deren - - .\bschnitt um 5 300 v. Chr. - einzuord-- _-_ ?Ia tz vo r. Vor diesem H intergrund ist _ _ 2-: hrung des Ausgräbers von Erftstadt­-- zu '-erstehen. Denn er konnte bei der Be-- : des keramischen Materiales ein kleines - :: --on Scherben aussondern, das charak-

-::: _ lerkmale ä ltestbandkeramischer Ton--- ·eist (Abb . 4). Die Interpretation bleibt ....::..:s ,-enung vorbehalten . • -::;- irüheren Grabungskampagne war ein -_- ~ ..; m tiefer zylindrischer Schacht ange-

~den, dessen Sohle nicht erreicht werden :: Befund wird als Brunnen angespro­

-<"i nicht zu klären war, ob er zur band-- -::n oder zur ebenfalls nachgewiesenen

:hi schen Siedlung gehört.

- ::::>SA UERN IM RHEINLAND -WAS GIBT ES NEUES SEIT 2005

3 Baesweiler-Oidt­

. weiler: Eine Auswahl von

S1mpelveld-Feuerste1n.

4 Erftstadt-Gymn ich:

Gefäßbruchstücke mit

besonders breiten Ritz­

linien, Merkma len der

ältesten Bandkeramik.

::='llch-Mor-: t:ine Auswahl -'ener Be i klin­

=eisgestei n, - :: 3e gaben aus -·5räbern des

'3'"'1 sehe n - --::s

:e'l ch-Valders­- ~algim

• u die Kopf­

_. te ·partie olast ischen

~ r au s gebrann­""'lt mensch­

:::::.s chtszügen.

Hier wurde nicht >am Bach< gesiedelt

Der jünge rbandkeramische Siedlungspla tz M er­zenich-Morschenich liegt im ehema ligen Hamba­cher Forst und wird in absehbarer Zeit der Braun­kohlegewinnung zum Opfer fall en. Seit der Ent­deckung im Jahr 2 0 0 6 konnten a rchäologisch e Untersuchungen nur mit Unterbrechungen statt­

finden . M omentan sind sechs Grundrisse von Langhä usern nebst zugehörigen Gruben und ent­sprechendem Fundmaterial bekannt . Der wich-

tigste - und erneut völlig unverhofft angetroffene - Befund ist jedoch ein Grä berfeld mit zurze ir 92 Gräbern. Damit kennen w ir im Rheinland min­lerwei le den vierten linea rbandkeramischen Fried­hof (Abb. 5 ). Allerdings läss t nicht nur di eser er­freuliche Befund aufhorchen. Z usätzlich gibt auch die topogra fi sch markante Lage der Siedl ung mir ­ten auf einer trockeuen H ochfläche zu denken . Denn sie fo lgt nicht 8~m fü r di e Bandkera mik ü -liehen Siedlungsmuster, das heißt sie zeigt keinen unmittelbaren Bezug auf ein O berflächengewässer. Tatsächlich beträgt die geradlinige Entfern ung selbst zum nächstgelegenen W iebach im Norden knapp 3 km, jene zum Ellebach im Westen soga r annähernd 4 k m . Aber selbst unter der Vorausser­zung, dass der Fundplatz bei M erzenich-Morsche­nich innerhalb eines klassischen >Siedlungskorri ­dors < entlang eines dieser Bäche läge, w äre nach neuesten Erkenntnissen zur bandkeramischen Wasserversorgung die Entnahme von Trinkwasser daraus nicht ernsthaft in Betracht zu ziehen. So kann gar kein Z weifel daran aufkommen, dass an diesem Siedlungsplatz die Versorgung m it dem lebensnotwendigen Wasser über einen Br unnen sichergestellt w urde. Deshalb stellt sich die Frage. ob sich hinter einer weitmundigen, unregelmäßig rundlichen und momentan bis zu einer Tiefe von fas t 8 m unter der Oberfl äche dokumentien en Schachtgrube eventuell di e Baugrube eines Brun­nens verbi rgt. Eine Antwort wi rd erst nac h Wiederaufna hme der Gra bung in der zweiten Jah ­reshälfte 2 009 möglich sein. O bwohl in Merzenich­M orschenich a uch römische Siedlungsspuren enr­deckt worden sind, stammen aus der Schachtgrube bislang ausschließlich bandkeramische Funde.

WEINER • BIERMANN •CZIESLA • GAITZSCH •GEILENBRÜGGE • HEINEN • IBELING • MÜNCH

- -::. ieder eine Großsiedlung

·- -.:.:lende von Merzenich liegt auf einem zum .::.;. ·h hin sanft einfallenden H ang ein auf drei -=-=- 2urch dichte Bebauung begrenztes, fast 5 ha .:~:; Erschließungsgebiet für eine Neubausied­

-: ?'ächengrabungen führten zur Entdeckung . · ::-andkeramischen Großsiedlung, die sich :c.:ir Jenseits der Durchgangsstraße weiter · Testen in Richtung Ellebach erstreckte. In -- .=:urch Wohnbebauung unzugänglichen Ge-

- ~ ::-d man auch mit dem für eine geregelte ,.::- ·ersorgung unerlässlichen Brunnen zu rech­-' 2en . 64 Hausgrundrisse und zahlreiche

_ -=--- ::-a rgen frühneolithisches FundmateriaL _ --.e'lS \\-ett ist ein Großbau mit leicht ge--- · :-:-: und als Doppelpfostenreihen gesetzten

2:1den, M erkmalen, die als architektoni­:-2oren des wenig später einsetzenden Mit­::-:; 1.-: ums gedeutet werden könnten. Diese

- :o-: _::J.g wird durch Verzierungselemente der - -: ges rürzr, die den Fundplatz am Valders-

- - ::;: jüngere bis jüngste Linienbandkeramik -.-. Beim Feuersteinmaterial fällt ein Ensem--· .;.;mä hernd 7 5 Kernkantenklingen und

:-.:Cen auf, markanter Hinweis auf eine in­- : - ;agenherstellung. Ein für rheinische Ver­

:: :.;.rsächlich einmaliger Fund stammt aus - -:.dgru be. Es handelt sich um den Kopf

-:.-::;eilen 0 berkörper einer voll plastischen __ - .::us gebranntem Ton (Abb. 6). Das

- -_:._- is r knapp 6 cm groß und besitzt ein - :.:-.ts Gesicht mit deutlich ausgearbeiteter

. ...:-..: . _-\ ugen und Ohren. Die Schultern zei-

gen Ansatzstellen der beiden Arme, deren einer als gekrümmtes Teilfragment ebenfalls gefunden wor­den ist. Freilich irritiert dieser Sonderfund am Siedlungsplatz in M erzenich, gehören doch voll­plastische menschenförmige Darstellungen in aller Regel in die Zeit der >älteste Bandkeramik<, nicht aber wie hier in deren jüngsten Abschnitt, in dem gefäßförmige Idolkeramik vorherrscht.

Überreich an Befunden

Bei Arnoldsweiler, gerade einmal rund 3 km nord­westlich von M erzenich, wird die nach Süden umgeleitete Autobahn 4 das Ellebachtal queren. Bauvorgreifend wurde auf dem dortigen Trassen­abschnitt bis zur Jahresmitte 2009 eine Fläche von

- :;3 .:, U ERN I M RHEINLAND-WAS GIBT ES NEUES SEIT 2005

7 Arno ldsweiler-E IIe­bachtal: Profilans icht

einer zyl indrischen,

ins Grundwasser reichenden Grube,

möglicherweise Rest ei nes einfachen band­

keramischen Brunnens.

~ Arnoldsweiler­

'bachtal : Eine de r

~besten erhaltenen

- rperbestattu ngen ~::s bandkeramischen

::: r liJerfel des.

6 .1

knapp I ha archäologisch bearbeitet. Im Süden des Untersuchungsgeländes gab sich eine dichte band­keramische Bebauung mit ca. I 5 Hausgrundrissen sowie zahlreichen Gruben unterschiedlicher Größe zu erkennen. Ließ die topografische Lage mit einem hohen Grundwasserstand eigentlich keine Siedlungsspuren erwarten, so favorisierte sie an­dererseits eine herausragende Befundgruppe, deren Entdeckung somit nicht unerwartet war, nämlich Brunnen. Dabei handelt es sich um gering dimen­sionierte zylindrische Schächte, die an der Sohle von Gruben und -komplexen ansetzen und nur wenig tief in die Grundwasser führenden Kiese und Sande der Mittelterrasse greifen. Konstruktive Spuren des ehemals zwingend vorhandenen Aus­baus etwa in Form von Flechtwerk sind vergan­gen. Mittlerweile liegen mindestens zwei solcher Schächte vor, die vermutlich in die bandkerami­sche Epoche gehören (Abb. 7). Die Zeitstellung von vier weiteren Brunnenbefunden, darunter ein Röhrenbrunnen aus Eichenholz und ein Flecht­werkbrunnen mit nennenswerter Holzerhaltung, ist zurzeit noch unklar; eine metall- oder römer­zeitliche Zuordnung ist nicht auszuschließen.

Mit der größten Überraschung sahen sich die Ausgräber indes in ca. 30 m Entfernung auf der nördlichen Grabungsfläche konfrontiert. Dort stie­ßen sie auf das fünfte bandkeramische Gräberfeld des Rheinlandes mit aktuell ca. 20 Körpergräbern. Regelrecht atemberaubend ist dabei der Umstand,

dass sich die Skelette von fünf Gräbern in einer Er­haltung zeigten, wie sie im Rheinland noch nie­mals angetroffen worden ist (Abb. 8). Erstmal s konnten bandkeramische Knochen dreidimensi o­nal präpariert und weitgehend vollständige Ske­lette detailliert dokumentiert werden. Das Gräber­feld war, wenn auch unwissentlich, schon in den I98oer Jahren entdeckt worden. Zwischen I9 83 und I986 las der Privatsammler Hubert Böhr aus Merzenich zahlreiche vollständige und fragmen ­tierte Beilklingen aus Felsgestein, so genannte Dechselklingen an der heutigen Grabungsstelle auf. Dabei muss es sich um hochgepflügte Grab­beigaben handeln, denn die Verteilung der mit Ein­zelkoordinaten versehenen Fundstücke deckt sich exakt mit der Position des Gräberfeldes. So bestä­tigt sich in wünschenswerter Weise die Erkenntnis, dass bestimmte von der Oberfläche stammende Artefaktklassen als hervorragende Indikatoren fü r ein Gräberfeld dienen können.

]. Lüning (Hrsg.) Die Bandkeramiker. Erste Steinzeitbau­

ern in Deutschland (Rabden/Wcstf. 200 5 ); A. Zimmer­

mann/j . Meurers-Balke/A.]. Kalis, Das Neolithikum im

Rheinland. Bonner Jahrb. 205,2005 (2007) 1-63.

Abb. r: ARTEMUS GmbH, Frechen; 2-6: LVR; 7-8:

Wurzel-Archäologie, Ji.ilich.

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