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Medienkritik in der Schweiz – Eine Bestandesaufnahme.

Date post: 29-Mar-2023
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Jahrbuch 2012

Qualitaumlt der Medien

Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera

Herausgegeben vom

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und GesellschaftUniversitaumlt Zuumlrich

im Auftrag der Stiftung Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Zuumlrich

Schwabe Verlag Basel

Auszuumlge des Jahrbuchs Qualitaumlt der Medien sind auch im Internet zugaumlnglichwwwqualitaet-der-mediench

Copyright copy 2012 Schwabe AG Verlag Basel Schweiz und foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und GesellschaftUniversitaumlt ZuumlrichDieses Werk ist urheberrechtlich geschuumltzt Das Werk einschliesslich seiner Teile darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages und des foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und GesellschaftUniversitaumlt Zuumlrich in keiner Form reproduziert oder elektronisch verarbeitet vervielfaumlltigt zugaumlnglich gemacht oder verbreitet werdenGestaltung Thomas Lutz SchwabeGesamtherstellung Schwabe AG Druckerei MuttenzBasel SchweizPrinted in SwitzerlandISBN Printausgabe 978-3-7965-2855-2ISBN Flipping Book 978-3-7965-2856-9ISSN 1664-4131

rightsschwabechwwwfoeguzhchwwwschwabeverlagch

Vorwort 7Praumlambel 9 Hauptbefunde 21

I Medienarena 47I1 Publizistische Versorgung 51I2 Qualitaumltsvalidierung 72I 2 1 Qualitaumltsveraumlnderungen gegenuumlber dem Vorjahr (diachroner Vergleich) 72I 2 2 Qualitaumltsvalidierung der vier Medien gattungen im Untersuchungsjahr 2011 (synchroner Vergleich) 81

II Presse 103II1 Publizistische Versorgung 105II2 Qualitaumltsvalidierung 125II 2 1 Informationsangebotsanalytik 125II 2 2 Frontseitenanalytik 136

III Radio 155III1 Publizistische Versorgung 157III2 Qualitaumltsvalidierung 177III 2 1 Informationsangebotsanalytik 178III 2 2 Aufmacheranalytik 186

IV Fernsehen 203IV1 Publizistische Versorgung 205IV2 Qualitaumltsvalidierung 224IV 2 1 Informationsangebotsanalytik 224IV 2 2 Aufmacheranalytik 235

V Online 251V1 Publizistische Versorgung 253V2 Qualitaumltsvalidierung 271V 2 1 Informationsangebotsanalytik 271V 2 2 Frontseitenanalytik 278

VI Vertiefungsstudien 293VI1 Schweizer Medien im Wahlkampf Qualitaumlt der Medien berichterstattung vor den Eidgenoumlssischen Wahlen 2011 293VI 1 1 Problematik Fragestellung und Aufbau 294VI 1 2 Diachrone Analyse Entwicklung der Wahlberichterstattung von 1960 bis 2011 296VI 1 3 Synchrone Analyse Qualitaumltsvali dierung der Politikberichterstattung vor den Eidgenoumlssischen Wahlen 2011 301VI2 Onlinenews ndash Die Qualitaumlt von Presse- und Onlinetiteln im Direktvergleich 316VI 2 1 Problem- und Fragestellung ndash zur Qualitaumlt der Onlinenews 317VI 2 2 Rahmenbedingungen Werberessourcen amp Nutzungszahlen 319VI 2 3 Berichterstattungsqualitaumlt von Online- und Pressetiteln im Vergleich 321VI 2 4 Fazit und Ausblick 329VI3 Kriminalitaumltsberichterstattung in der Schweizer Presse 332VI 3 1 Laumlngsschnittuntersuchung Wandel der Kriminalitaumltsberichterstattung 2002ndash2011 335VI 3 2 Querschnittuntersuchung Vergleich der Kriminalitaumltsberichterstattung mit der polizeilichen Kriminalstatistik fuumlr das Untersuchungsjahr 2011 342VI 3 3 Qualitaumlt der massenmedial vermittelten Auseinandersetzung um die Revision der allgemeinen Bestimmungen des Strafgesetzbuches (AT-StGB) 354

Inhaltsverzeichnis 5

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VI4 Medienkritik in der Schweiz minus eine Bestandsaufnahme 361VI 4 1 Warum Medienkritik unverzichtbar ist 362VI 4 2 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen 364VI 4 3 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und Vorgehen 366VI 4 4 Empirische Befunde und Evidenzen 367VI 4 5 Fazit und Ausblick 373

Anhang 1 Methodik 377Anhang 2 Medienstatistiken 409 21 Medienstatistik Presse 409 22 Medienstatistik Radio 431 23 Medienstatistik Fernsehen 439 24 Medienstatistik Online 447

Glossar 455Medienregister 473Autorenverzeichnis 481

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Zusammenfassung

bull Relevanz der Medienkritik Medienkritik vollzieht sich als Beobachtung Beschreibung und Bewertung von Medien und deren Leistungen fuumlr die Gesellschaft Die Kommunikations- und Medienwissenschaft unter-streicht die Relevanz oumlffentlicher Medienkritik angesichts der Bedeutung von journalistischen Medien und deren Deutungsmacht in demokratischen Gesellschaften Die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen und mit deren Rahmenbedingungen ist nicht zuletzt deshalb unverzichtbar weil erstens Wirklichkeitsbeschreibungen immer kontingent sind also auch anders sein koumlnnen und weil zweitens die Akteure der oumlffentlichen Wirklichkeitskonstruktion durch diese Auseinandersetzung an ihre Verantwortung erinnert werden

bull Akteure der Medienkritik Es braucht moumlglichst unabhaumlngige Instanzen welche die Medien beobachten und dadurch zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Medienkritik kann in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting stattfinden Von Fremdbeobachtung sprechen wir wenn medienexterne Akteure Medienkritik uumlben In der Schweiz wird diese Kritik von einer Vielzahl medien kritischer Institutionen und Organisationen geleistet gesetzlich vorgeschriebene sich selbst als Organe der Selbstkontrolle verstehende sowie wissenschaftliche oder zivilgesellschaftliche Organisationen und Initia tiven die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote zu beurteilen

bull Medienjournalismus in der Selbstbeobachtungsfalle Wirksame Medienkritik erfordert die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten Sie ist nur interaktiv moumlglich indem die Medien selbst oumlffentlich auf Beurtei-lungen reagieren und so die Fremdbeobachtung zur Selbstbeobachtung machen Es waumlre also wuumlnschenswert dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage waumlre das Mediensystem genauso kritisch zu beobachten wie er es bei anderen Gesellschaftsbereichen zu tun gewohnt ist Empirische Studien zeigen dass extramediale Kritikinstanzen in der Medienoumlffentlichkeit kaum wahrgenommen werden ndash die Medien kritik fristet ein Mauerbluumlmchendasein Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse sowie die sogenannte Selbstbeobachtungsfalle des Medienjournalismus verursachen Institutionalisierungsprobleme einer von jour-nalistischen Medien zu leistenden Medienkritik

bull Medienblogs sind kein Ersatz Angesichts der Unzulaumlnglichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medienjour-nalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlagwort laquoMedienbeobachtung 20raquo das Interesse auf die Leis-tungsfaumlhigkeit sogenannter Medienblogs gerichtet wird Medienblogs sind indes ndash das zeigen die Befunde ers-ter Studien ndash keinesfalls ein modernes Wundermittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung Aufgrund ihrer schwachen Institutionalisierung vermoumlgen sie ndash trotz ihrer unbestreitbaren Vorteile ndash der Medienkritik kaum eine wirksame auf Dauer gestellte oumlffentliche Plattform zu geben

bull Medienkritik setzt Struktur voraus Studien des Instituts fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur (ZHAW) zeigen dass medienkritische Bericht-erstattung mit struktureller Ausstattung korreliert Das Vorhandensein von Zustaumlndigkeiten oder Ressort-strukturen foumlrdert eine auf Dauer gestellte und umfassende journalistische Medienkritik Des Weiteren wird deutlich dass in der medienkritischen Berichterstattung ndash mit Ausnahme des Schweizer Radios und Fernsehens ndash Medienorganisationen nur zuruumlckhaltend thematisiert werden Ausserdem ist medienkritische Berichterstat-tung wenig offen fuumlr die Kritik Dritter und sie fokussiert eher auf das journalistische Endprodukt als auf strukturelle Fragen wie etwa die journalistischen Produktionsbedingungen Auch ist sie zuruumlckhaltend mit Kritik am eigenen Medienhaus und kommt zudem nur sporadisch auf die Agenda wenn besondere Ereignisse wie beispielsweise die Hildebrand-Affaumlre dazu Anlass geben

bull Rolle der Kommunikations- und Medienwissenschaft Erste Befunde zur strukturellen Schwaumlche des Medienjour-nalismus bzw der Nachweis dass dieser blinde Flecken hat sowie die Beobachtung dass weder Medienblogs

VI4 Medienkritik in der Schweiz minus eine BestandsaufnahmeGastbeitrag Vinzenz Wyss Michael Schanne Annina Stoffel

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VI41 Warum Medienkritik unverzichtbar istlaquoIn der Schweiz fehlt es uumlberhaupt nicht an Medien-kritik Im Gegenteil sie nimmt komplett uumlberhandraquo twittert Redaktor Maurice Thiriet vom Tages-Anzeiger am 30 Mai 2012 und reagiert damit auf die Neugruumln-dung des Blogs medienkritischch der kurz nach dem Carunfall von Siders vom 18-jaumlhrigen Stephan Stulz ins Leben gerufen wurde um laquomal ernsthafter mal satirischer [hellip] uumlber die Schweizer Medienlandschaft zu berichtenraquo (Stulz 2012) Der twitternde Redaktor des Tages-Anzeiger muumlsste es eigentlich wissen Er gilt als einer der wenigen Journalisten die in einer Schweizer Tageszeitung fuumlr Medienthemen zustaumlndig sind Mit einem weiteren Tweet unterstreicht er seine Behauptung laquoDas Leben des Journalisten ist eine ein-zige Selbstkritikraquo Die Einschaumltzung des Redaktors steht allerdings im Widerspruch zum medienwissen-schaftlichen Befund wonach eine sich als Beobach-tung Beschreibung und Bewertung von Medien voll-ziehende Medienkritik eher schwach ausgepraumlgt ist und sogar zunehmend an Bedeutung verliertDie Argumentation fuumlr die Relevanz der Medienkritik setzt bei der erheblichen gesellschaftlichen Bedeutung journalistischer Medien an Journalistische Kommuni-kationsangebote tragen durch die Herstellung von Oumlffentlichkeit zur Selbstbeobachtung und Synchroni-sation der Gesellschaft bei Unser gesellschaftlicher Alltag wird von journalistisch vermittelten Kommuni-kationsangeboten und Vorstellungen durchwirkt Jour-nalistische Medien verfuumlgen uumlber eine bedeutsame Definitionsmacht Gerade weil Wirklichkeitsbeschrei-bungen immer kontingent sind also immer auch anders ausfallen koumlnnten (vgl Schmidt 2005 S 28) ist die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen wichtig (Sutter 2010)In der Medien- und Kommunikationswissenschaft herrscht weitgehend Konsens daruumlber dass es in einer demokratischen Gesellschaft moumlglichst unabhaumlngige

noch aussermediale Akteure eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare Medienkritik zu leisten vermoumlgen unterstreichen die Bedeutung der Kommunikations- und Medienwissenschaft als unverzicht-barem Akteur der Medienkritik Die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann Medienkritik interes-senunabhaumlngig betreiben Es muss ihr jedoch gelingen interaktiv mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie mit der Medienpraxis zusammenzuarbeiten Auch sie ist schliesslich auf die oumlffentliche Resonanz durch die journalistischen Medien angewiesen also auf diejenigen Akteure die zugleich Gegenstand ihrer Beobach-tungen Analysen und Bewertungen sind

Instanzen braucht die die Medien beobachten sie mit Fremdbeobachtungen oumlffentlich konfrontieren und so zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Ange-sichts der besonderen gesellschaftlichen Bedeutung von Medien irritiert das Fehlen einer systema tischen und reflexiven laquoThematisierung von Routineprozessen aller am lsaquoMedienprozessrsaquo Beteiligtenraquo (Schmidt 2005 S 23) Zahlreiche medienwissenschaftliche auf die Schweiz auf Deutschland und auf die USA bezogene Befunde legen den Schluss nahe dass veroumlffentlichte Medienkri-tik ein laquoMauerbluumlmchendaseinraquo fristet (Walser 2012 vgl Hickethier 2005 S 61) Blum bringt den Sach-verhalt fuumlr die Schweiz nach der Veroumlffentlichung des ersten Jahrbuchs laquoQualitaumlt der Medienraquo (2010) wie folgt auf den Punkt laquoHierzulande gilt eher das Prinzip dass keine Kraumlhe der anderen ein Auge aushacktraquo (Blum 2011 S 7) Tatsaumlchlich fallen in der Medien-branche die Reaktionen auf die Medienkritik durch die Wissenschaft in der Regel gehaumlssig aus Ein Beispiel dafuumlr ist die Resonanz die die Veroumlffentlichung des Bundesratsberichts laquo Pressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumls-sisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) gefunden hat Der Bericht stuumltzte sich auf fuumlnf Studien die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommunikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012) Die daran anschlies-sende Medien berichterstattung kritisierte primaumlr die Methodik der Studien und blieb inhaltlich substanzlos (vgl dazu Wyss 2011 Russ-MohlWilczek 2011)Im vorliegenden Beitrag steht jedoch nicht die von der Kommunikations- und Medienwissenschaft ausge-hende Medienkritik im Vordergrund sondern die vom Medienjournalismus hervorgebrachte Selbstbeobach-tungsleistung Medienbeobachtung und Medienkritik koumlnnen in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting vorgenommen werden Von Medienkritik als Selbstbeobachtungsleistung

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selbst oumlffentlich auf Beurteilungen reagieren und Fremd beobachtung zur Selbstbeobachtung machenDie Erwartung ist also zunaumlchst naheliegend dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage sein sollte das Mediensystem genau so kritisch zu beobachten wie andere Gesellschaftsbereiche auch also etwa Politik Wirtschaft Wissenschaft Sport oder Kunst So wird seit mehr als 20 Jahren ndash fast schon mantraartig ndash die Relevanz der Medienkritik durch den Medienjournalismus betont (Russ-Mohl 1994 Kreitling 1996 Wessler 1997 S 23 KruumlgerMuumlller-Sachse 1998) Medienjournalismus koumlnne durch die Thematisierung von Strukturen Spielregeln und Ambivalenzen als laquofuumlnfte Gewaltraquo handeln heisst es etwa (Weiss 2005 BeuthnerWeichert 2005 S 47) Er koumlnne zur Qualitaumltssicherung des Journalismus bei-tragen (Malik 2004 S 333 Russ-MohlFengler 2002 S 191) sowie das Verantwortungsbewusstsein der Medien gegenuumlber der Gesellschaft demonstrieren (BeuthnerWeichert 2005 S 47 Malik 2004 S 197 Fengler 2003 S 148f) Trotz dieser Betonung der Wichtigkeit einer Selbstbeobachtung von Seiten der Medienwissenschaften uumlberwiegen in einschlaumlgigen Debatten der letzten Jahre resignierte Toumlne wenn etwa vom Medienkritiker als aussterbender Gattung die Rede ist (Houmlpli 2011) Auch aktuelle wissenschaftliche Studien beklagen ein Institutionalisierungs problem des Medienjournalismus das sich etwa in der fort-schreitenden Einstellung von Medienseiten zeigt (BeuthnerWeichert 2005 S 44f)Angesichts der immer wieder beobachteten Unzulaumlng-lichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medien-journalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlag-wort laquoMedienbeobachtung 20raquo in juumlngster Zeit vermehrt die Diskussion uumlber die Potentiale und die Probleme von Medienblogs hinsichtlich ihrer medien-kritischen Funktion angestossen wird (Eberwein 2010) So steht neuerdings die Frage im Zentrum mancher Untersuchung ob Medienblogs als neuartige Instanz der Beobachtung und Thematisierung von Medien und Journalismus Defizite des Medienjourna-lismus auffangen koumlnnten Noch legen entsprechende Untersuchungen ein zwiespaumlltiges Fazit nahe Medien-blogs sind heute keinesfalls ein modernes Wunder-mittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung denn laquodie Liste der eingestellten und abgewickelten Watchblogs wird laumlnger und laumlngerraquo (Luumlthi 2012a)

sprechen wir dann wenn journalistische Medien selbst mediale bzw journalistische Strukturen und Leistun-gen kritisch ndash auf Normen oder Leistungen bezogen ndash thematisieren (Medienjournalismus)Von Fremdbeobachtung wiederum sprechen wir wenn die Kritik von medienexternen Akteuren aus-geht Zu solchen medienkritischen Institutionen und Organi sationen gehoumlren etwa die Unabhaumlngige Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fernsehen (UBI) gesetzlich vorgeschriebene oder freiwillig eingerich-tete Ombudsstellen diverser Medienorganisationen sowie Organe der Selbstkontrolle wie Presseraumlte oder Publikums- bzw Leserschaftsraumlte Des Weiteren ist an zivilgesellschaftliche medienkritische Organisatio-nen zu denken die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen Dies koumlnnen aber auch Berufsorganisationen oder Mediengewerkschaften sein Als medienkritische Akteure treten schliesslich auch Akteure der Medienpolitik (z B mittels parla-mentarischer Vorstoumlsse) oder Akteure der Medien- und Kommunikationswissenschaft auf (veroumlffent-lichte Studien zur Medienqualitaumlt) Damit die Kritik solcher Organisationen und Instanzen auch ein brei-tes Publikum erreichen und Resonanz erzeugen kann ist sie darauf angewiesen dass ihre Beurteilungen von den Massenmedien aufgegriffen und thematisiert werden So riet beispielsweise der Schweizer Presserat zu einer sogenannten Abdruckpflicht die ndash so wieder- um dessen damaliger Stiftungsratspraumlsident Enrico Morresi ndash Redaktionen dazu anhaumllt zumindest uumlber diejenigen Stellungnahmen des Presserates zu berich-ten die das eigene Medium betreffen Die Pflicht bezieht sich freilich nur auf die Stellungnahmen des Presserats wobei die Bilanz ernuumlchternd ausfaumlllt (Morresi 2010 S 26) Trotz mehrmaliger Bemuumlhun-gen seitens des Presserats hat sich 2011 der Ruumlgen-abdruck (ganz oder teilweise gutge heissener Be- schwerden) mit etwa 50 Prozent gegenuumlber den Vor-jahren nicht verbessert Blum (2010) macht im Schweizer Kontext darauf aufmerksam dass extra-mediale Kritikinstanzen in der Oumlffentlichkeit kaum wahrgenommen und gehoumlrt wuumlrden (vgl auch Wal-ser 2012) Zudem liegt auf der Hand dass wirksame Medienkritik die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert Sie ist nur interaktiv moumlglich (Schmidt 2005 S 22) indem die Medien

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Problem stellen dass eine (theoretisch valide und ope-rational griffige und reliable) Festlegung des Begriffs Medienkritik fehlt Ein entsprechendes Forschungs-vorhaben muss also zunaumlchst definitorische Klarheit schaffenTrotz der Unschaumlrfe des Begriffs liegt eine beachtliche Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten zu den Leistungen des Medienjournalismus vor Empirische Untersuchungen sind allerdings selten und oft nur als Fallstudien angelegt Zu erwaumlhnen sind hier etwa die qualitativen Befragungen von Medienjournalisten in den USA (Fengler 2001) und diejenigen von von Mitgliedern journalistischer Organisationen zu den Rahmenbedingungen des Medienjournalismus (Malik 2004) Noch seltener sind (vergleichende) Inhalts-analysen wie sie juumlngst Lichtenstein (2011) in Deutsch-land ndash ebenfalls nur fallbezogen ndash zur Einflussnahme der Kommerzialisierung auf die veroumlffentlichte Selbst-reflexion bestimmter Berliner Zeitungen durchgefuumlhrt hat Auch multimethodische Studien wie diejenige von Weiss (2005) in der quantitative und qualitative Inhaltsanalysen durch leitfadengestuumltzte Experten-interviews ergaumlnzt wurden sind eine Seltenheit Ent-sprechende Daten interpretierend betonen Engels Hickethier Jarren und Weiss (2005) die Bedeutung von Medienseiten uumlberregionaler Qualitaumltszeitungen und deren ReflexionspotentialZahlreicher sind theoretisch-reflektierende Beitraumlge auf der Suche nach Erklaumlrungen fuumlr die schwache Institutionalisierung des Medienjournalismus Beuth-ner und Weichert (2005 S 44f) beklagen die fort-schreitende Aufhebung von Medienseiten in Deutsch-land (vgl auch Malik 2004 S 337f) Auch in der Schweiz wird eine solche Entwicklung beobachtet Straub und Schoumlnhagen (2007 S 2) sowie Porlezza (2004 S 96) weisen darauf hin dass in den letzten Jahren immer mehr Medienseiten abgeschafft und die Stellenprozente fuumlr Medienjournalisten sowie das Platzangebot fuumlr Medienjournalismus reduziert wur-den Auch Henzirohs (2006 S 97) kann nachweisen dass in der Schweiz die fehlende Institutionalisierung zur Abnahme des Umfangs von Medienjournalismus fuumlhrt Er stellt zudem ndash in Einklang mit Befunden aus Deutschland ndash fest dass es sich bei medienjournalis-tischen Beitraumlgen selten um Medienkritik handelt sondern vielmehr um ereignisbezogene Berichterstat-tung oder Servicebeitraumlge wie beispielsweise Pro-

Am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur startet ndash sobald dessen Finanzierung gesichert ist ndash ein Forschungsprojekt das unter Ruumlck-griff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen zur Struktur der veroumlffentlichten Medien-kritik in der Schweiz kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) durchfuumlhrt In diesem Projekt wird der laquoRadar Me- dienkritik Schweizraquo entwickelt der es erlaubt Veraumlnde-rungen der Medienkritik im Zeitverlauf festzustellen und zu erklaumlren Im Folgenden werden die forschungs-leitenden Annahmen dieses sich zum gegenwaumlrtigen Zeitpunkt noch in der Konzeptionsphase befindenden Projektes sowie erste empirische Erkenntnisse aus explorativen Studien zur Diskussion gestellt Auf der Basis von Vorstudien wurden eine Struktur- und eine Inhaltsanalyse der Medienkritik in der Schweiz vor-genommen Im Fokus steht dabei die journalistische Medienkritik (Selbstbeobachtung) und nicht die me- dienkritische Fremdbeobachtung (z B durch die Wis-senschaft)

VI42 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen

VI421 Schwach institutionalisierter MedienjournalismusObwohl in der Scientific Community Einigkeit da ruumlber herrscht dass oumlffentliche Medienkritik und insbe-sondere Medienjournalismus gerade in Zeiten des Strukturwandels der Oumlffentlichkeit und der Kommer-zialisierung des Mediensystems (vgl Imhof 2011) ein wesentliches Medium der gesellschaftlichen Selbst-verstaumlndigung darstellen zeigt der Blick in die wissen-schaftliche Literatur dass eine definitorische Fest-legung der Begriffe Medienkritik und Medienjour- nalismus schwerfaumlllt (Beuthner 2005 S 20 Malik 2004 S 183) Unter Etiketten wie laquoMedienjournalis-musraquo laquoJournalismusjournalismusraquo laquomedienkritische Berichterstattungraquo laquoMedienkritikraquo usw sind sowohl die journalistischen Beobachtungen von journalis-tischen Leistungen in publizistischen Medien als auch die journalistische Berichterstattung in publizistischen Medien uumlber diese Beobachtungen unscharf bestimmt Eine inhaltsanalytische Auseinandersetzung mit die-sem schwach umrissenen Gegenstand muss sich dem

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VI422 Medienblogs als VersammlungsshyoumlffentlichkeitAussermediale medienkritische Institutionen und Organisationen sind in vielfaumlltiger Weise auf Verbrei-tungsmedien angewiesen Deshalb ruumlcken neuerdings neben dem Medienjournalismus auch Medienblogs ins Zentrum des Forschungsinteresses (Eberwein 2008a 2008b) Es stellt sich die Frage ob Medienblogs die Defizite des Medienjournalismus aufheben koumlnnen (vgl Hutter 2009 S 37 GriloPeacutelissier 2006 S 170f) Medienblogs sind wie andere Weblogs auch formal regel maumlssig aktualisierte Websites die ihre Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge anordnen (vgl Schmidt 2006 S 13) Die Inhalte koumlnnen in der Regel kommentiert werden Medienblogs sind auf das Themenfeld Medien und Journalismus spezialisiert Sie verweisen haumlufig auf andere Websites und werden in der Regel von einzelnen Personen oder Gruppen betrieben (vgl Hutter 2009 S 21) Sogenannte Me- dienwatchblogs beschaumlftigen sich kontinuierlich und kritisch mit einem einzelnen Medium (Lowrey 2006 Mrazek 2006 Fengler 2008) Das bekannteste Beispiel ist der verhaumlltnismaumlssig reichweitenstarke Bildblog ndash in der Schweiz gibt es allerdings kaum vergleichbare Blogs Gemaumlss Eberwein (2010 S 151) und DomingoHein-onen (2008 S 7f) koumlnnen Buumlrger- bzw Rezipienten-blogs von Journalistenblogs (ausserhalb einer bestimmten Medienredaktion) und Redaktionsblogs (innerhalb einer bestimmten Medienorganisation) unterschieden werden Medienblogs koumlnnen durch ihre Abkehr von gaumlngiger Berichterstattung einen wichtigen Gegenpol zum Medienjournalismus dar-stellen Sie koumlnnen kostenguumlnstiger publizieren sind in der Regel unabhaumlngig von Medienorganisationen und laufen deshalb weniger Gefahr auf Organisations-interessen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen (vgl Neu-berger 2004) Hutter (2009 S 95f) zeigt mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse dass Medienwatch- blogs bisweilen eine houmlhere journalistische Qualitaumlt aufweisen als die (medienjournalistische) Bericht-erstattung in der Qualitaumltspresse Interessant sind auch die Fallstudien von Fengler (2008 S 170) Schoumlnherr (2008 S 132) und WiedSchmidt (2008 S 189) zum Potential von Medienwatchblogs als Instanz der Quali-taumltskontrolle Allerdings haben die meisten bisherigen Studien zu diesem Thema allenfalls explorativen

grammhinweise Hickethier (2005 S 61) bringt die beobachtete Entwicklung besorgt auf den Punkt laquoDie Ausdifferenzierung der Kritik traumlgt langfristig [hellip] zu ihrer strukturellen lsaquoEntschaumlrfungrsaquo bei Der kritische Fokus droht verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machen Von den Raumlndern her [hellip] findet die Erosion der Kritik stattraquo Neben dem Institutionalisierungsproblem themati-sieren Untersuchungen weitere Ursachen fuumlr eine schwach ausgepraumlgte Medienkritik durch journalis-tische Medien So stehen hinter dem Institutionali-sierungsproblem weitere Treiber wie Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse im Mediensystem Medienkonzentration sowie wachsende Ertragsein-bussen u a bei den Abonnementszeitungen fuumlhren dazu dass aufgrund der Marktmacht weniger domi-nanter Medienkonzerne der publizistische Konflikt zwischen den Medien abnimmt und der ndash in den Augen mancher Medienmanager nur schlecht laquover-kaumluflicheraquo ndash Medienjournalismus dem Spardruck zum Opfer faumlllt Dann fuumlhrt die Konzentration fuumlr die Journalisten zu einer Situation die die Medienkritik allein schon deshalb als nicht opportun erscheinen laumlsst weil nicht mehr viele moumlgliche Arbeitgeber auf dem Markt sindEine systemtheoretische Betrachtungsweise legt indes den Schluss nahe dass einer Selbstbeobachtung des Journalismus durch Medienjournalismus ohnehin enge Grenzen gesetzt sind Beuthner und Weichert (2005 S 48f) erklaumlren dies mit der sogenannten Selbstbeobachtungsfalle Die starke Selbstreflexivitaumlt des Journalismus bzw die ausgepraumlgte Kollegenorien-tierung Betriebsblindheit und das Glashausdilemma (laquoNestbeschmutzertheseraquo) vergroumlssern die blinden Flecken des Medienjournalismus (vgl dazu auch Eber-wein 2010 S 148f) Es sei kaum zu erwarten dass Journalisten ihre eigene Branche oder gar das eigene Unternehmen kritisierten (Fengler 2005) Hallenber-ger und Nieland (2005 S 10) verweisen denn auch darauf dass es Tabuthemen gibt und Medienjournalis-mus auch von den Interessen der Unternehmenskom-munikation instrumentalisiert wird Der Medien-journalismus sollte von journalistischen Routinen und Handlungsprogrammen entkoppelt sein ndash er folgt indes derselben Logik wie der Journalismus generell (Orientierung an Nachrichtenfaktoren Recherche-aufwand usw) (Malik 2004 S 337f)

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VI43 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und VorgehenDie bisherigen Ausfuumlhrungen verdeutlichen zum einen die gesellschaftliche Relevanz von oumlffentlicher Medien-kritik Sie verweisen zum anderen aber auch auf die vielen blinden Flecken der Medienkritik in Form des Medienjournalismus und relativieren die Hoffnungen bezuumlglich des Potentials von MedienblogsIn der Schweiz fehlt heute eine transparente Uumlbersicht uumlber all die Instanzen und Organisationen die sich oumlffentlich medienkritisch aumlussern Es ist weitgehend unklar von welchen Akteuren uumlberhaupt Medienkritik ausgeht was sie mit welcher Effektivitaumlt und Qualitaumlt zu leisten vermoumlgen und inwiefern ihre Kommunika-tionsangebote in der Oumlffentlichkeit Resonanz finden Zudem wurde bisher fuumlr die Schweiz nicht syste-matisch und kontinuierlich untersucht inwiefern der Medienjournalismus unter Ruumlckgriff auf adaumlquate Ressourcen (z B Zustaumlndigkeiten Ressortstrukturen) die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfuumlllen vermag welches die zentralen Debatten und entspre-chenden Inszenierungsmuster sind und unter welchen Bedingungen medienkritische Blogs Wirkung entfalten koumlnnen Das genannte Forschungsprojekt am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Win-terthur wird sich genau diesen Fragen annehmen Mit dem laquoRadar Medienkritik Schweizraquo wird eine For-schungsinfrastruktur aufgebaut die unter Ruumlckgriff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) erbringen kann Dieser Radar umfasst zum einen eine Strukturanalyse medienkri tischer Instanzen in der Schweiz zum ande-ren eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medien-kritik Die computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse wird durch eine Analyse entsprechender Kommunikations-angebote wie Medienblogs ergaumlnztDas Projekt startet mit einer Strukturanalyse der-jenigen relevanten medienkritischen Akteure in der Schweiz die ihre Beurteilungen oumlffentlich zugaumlnglich machen (z B die Stellungnahmen des Presserates oder von Ombudsstellen Verlautbarungen medienkri-tischer Organisationen oder wissenschaftliche Studien zu Arbeitsbedingungen und Medienqualitaumlt) Kern-stuumlck des laquoRadars Medienkritik Schweizraquo ist dann eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medienkritik in der

Charakter ihre Befunde sind aufgrund geringer Fall-zahlen kaum verallgemeinerbar (Eberwein 2010 S 53)In oumlffentlichkeitstheoretischer Hinsicht muss bei der Einschaumltzung des Potentials von Medienblogs beachtet werden dass diese ihre kommunikativen Leistungen auf einer ganz anderen Oumlffentlichkeitsebene erbringen als herkoumlmmliche Medienorganisationen Waumlhrend der von Medienorganisationen hervorgebrachte Medienjournalismus in der Regel ndash off- wie online ndash eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr ein heterogenes Publikum mit vielfaumlltigen Interessen (General Interest) herstellt agieren sowohl die Kommunikationsmedien der Web-20-Anwendungen ndash also Blogs oder soziale Netz-werke ndash als auch die Fachzeitschriften auf der Ebene der Themen-Versammlungsoumlffentlichkeit wo sie Personen mit Interessen an aumlhnlichen Themen und Inhalten verbinden (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Es kann vorkommen dass medienkritische Debatten die Grenzen der verschiedenen Oumlffentlichkeitsebenen ndash meist nur fuumlr kurze Zeit ndash uumlberwinden beispielsweise wenn in den Massenmedien uumlber Beitraumlge in sozialen Netzwerken (wie z B auf Facebook) berichtet wirdAus institutionentheoretischer Perspektive ist zu beachten dass massenmedial hervorgebrachte oumlffent-liche Kommunikation erst aufgrund ihres Institutions- und Organisationscharakters folgenreich ist da Massenmedien eine Art Statusfunktion zukommt Journalismus laumlsst sich als ein durch Verhaltensregeln gesteuertes Handlungssystem begreifen das erst durch die laquoVerknuumlpfung mit Medien als Organisationen auf Dauer gestellt ist und auf Produktions- wie Rezep-tionsseite von Journalismus fuumlr einen grossen Kreis von Menschen giltraquo (Kiefer 2011 S 8) Genau dies trifft zumindest nach dem Stand der heutigen Beobachtun-gen fuumlr Medienblogs nicht zu auch wenn es nicht aus-geschlossen ist Oumlffentliche Medienkritik ndash will sie nicht folgenlos bleiben ndash ist auf das Vorhandensein von (Medien-)Organisationen angewiesen die unter Ruumlckgriff auf vorhandene Ressourcen arbeitsteilig regelbezogen und kontinuierlich ein breites Themen-angebot bereitstellen koumlnnenErste Analysen zeigen denn auch dass Medienblogs gegenwaumlrtig allenfalls als Ergaumlnzung zum Medienjour-nalismus der Tagespresse dienen koumlnnen nicht aber als Ersatz (Eberwein 2010 S 151) Es fehlt an Kontinuitaumlt in der Berichterstattung oft auch an eigenstaumlndiger Recherche und letztlich an Reichweite

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

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Stulz Stefan 2012 Herzlich willkommen in medienkritisch aus Sicht von Konsumenten Projekt Abgerufen unter wwwmedienkritischchherzlich-willkommen (Zugriff 3062012)

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Wyss Vinzenz 2007 Der Schweizer Presserat im Urteil der Jour-nalisten in Zeitschrift fuumlr Kommunikationsoumlkologie und Medienethik 19(1) S 6minus13

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Auszuumlge des Jahrbuchs Qualitaumlt der Medien sind auch im Internet zugaumlnglichwwwqualitaet-der-mediench

Copyright copy 2012 Schwabe AG Verlag Basel Schweiz und foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und GesellschaftUniversitaumlt ZuumlrichDieses Werk ist urheberrechtlich geschuumltzt Das Werk einschliesslich seiner Teile darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages und des foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und GesellschaftUniversitaumlt Zuumlrich in keiner Form reproduziert oder elektronisch verarbeitet vervielfaumlltigt zugaumlnglich gemacht oder verbreitet werdenGestaltung Thomas Lutz SchwabeGesamtherstellung Schwabe AG Druckerei MuttenzBasel SchweizPrinted in SwitzerlandISBN Printausgabe 978-3-7965-2855-2ISBN Flipping Book 978-3-7965-2856-9ISSN 1664-4131

rightsschwabechwwwfoeguzhchwwwschwabeverlagch

Vorwort 7Praumlambel 9 Hauptbefunde 21

I Medienarena 47I1 Publizistische Versorgung 51I2 Qualitaumltsvalidierung 72I 2 1 Qualitaumltsveraumlnderungen gegenuumlber dem Vorjahr (diachroner Vergleich) 72I 2 2 Qualitaumltsvalidierung der vier Medien gattungen im Untersuchungsjahr 2011 (synchroner Vergleich) 81

II Presse 103II1 Publizistische Versorgung 105II2 Qualitaumltsvalidierung 125II 2 1 Informationsangebotsanalytik 125II 2 2 Frontseitenanalytik 136

III Radio 155III1 Publizistische Versorgung 157III2 Qualitaumltsvalidierung 177III 2 1 Informationsangebotsanalytik 178III 2 2 Aufmacheranalytik 186

IV Fernsehen 203IV1 Publizistische Versorgung 205IV2 Qualitaumltsvalidierung 224IV 2 1 Informationsangebotsanalytik 224IV 2 2 Aufmacheranalytik 235

V Online 251V1 Publizistische Versorgung 253V2 Qualitaumltsvalidierung 271V 2 1 Informationsangebotsanalytik 271V 2 2 Frontseitenanalytik 278

VI Vertiefungsstudien 293VI1 Schweizer Medien im Wahlkampf Qualitaumlt der Medien berichterstattung vor den Eidgenoumlssischen Wahlen 2011 293VI 1 1 Problematik Fragestellung und Aufbau 294VI 1 2 Diachrone Analyse Entwicklung der Wahlberichterstattung von 1960 bis 2011 296VI 1 3 Synchrone Analyse Qualitaumltsvali dierung der Politikberichterstattung vor den Eidgenoumlssischen Wahlen 2011 301VI2 Onlinenews ndash Die Qualitaumlt von Presse- und Onlinetiteln im Direktvergleich 316VI 2 1 Problem- und Fragestellung ndash zur Qualitaumlt der Onlinenews 317VI 2 2 Rahmenbedingungen Werberessourcen amp Nutzungszahlen 319VI 2 3 Berichterstattungsqualitaumlt von Online- und Pressetiteln im Vergleich 321VI 2 4 Fazit und Ausblick 329VI3 Kriminalitaumltsberichterstattung in der Schweizer Presse 332VI 3 1 Laumlngsschnittuntersuchung Wandel der Kriminalitaumltsberichterstattung 2002ndash2011 335VI 3 2 Querschnittuntersuchung Vergleich der Kriminalitaumltsberichterstattung mit der polizeilichen Kriminalstatistik fuumlr das Untersuchungsjahr 2011 342VI 3 3 Qualitaumlt der massenmedial vermittelten Auseinandersetzung um die Revision der allgemeinen Bestimmungen des Strafgesetzbuches (AT-StGB) 354

Inhaltsverzeichnis 5

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VI4 Medienkritik in der Schweiz minus eine Bestandsaufnahme 361VI 4 1 Warum Medienkritik unverzichtbar ist 362VI 4 2 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen 364VI 4 3 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und Vorgehen 366VI 4 4 Empirische Befunde und Evidenzen 367VI 4 5 Fazit und Ausblick 373

Anhang 1 Methodik 377Anhang 2 Medienstatistiken 409 21 Medienstatistik Presse 409 22 Medienstatistik Radio 431 23 Medienstatistik Fernsehen 439 24 Medienstatistik Online 447

Glossar 455Medienregister 473Autorenverzeichnis 481

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Zusammenfassung

bull Relevanz der Medienkritik Medienkritik vollzieht sich als Beobachtung Beschreibung und Bewertung von Medien und deren Leistungen fuumlr die Gesellschaft Die Kommunikations- und Medienwissenschaft unter-streicht die Relevanz oumlffentlicher Medienkritik angesichts der Bedeutung von journalistischen Medien und deren Deutungsmacht in demokratischen Gesellschaften Die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen und mit deren Rahmenbedingungen ist nicht zuletzt deshalb unverzichtbar weil erstens Wirklichkeitsbeschreibungen immer kontingent sind also auch anders sein koumlnnen und weil zweitens die Akteure der oumlffentlichen Wirklichkeitskonstruktion durch diese Auseinandersetzung an ihre Verantwortung erinnert werden

bull Akteure der Medienkritik Es braucht moumlglichst unabhaumlngige Instanzen welche die Medien beobachten und dadurch zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Medienkritik kann in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting stattfinden Von Fremdbeobachtung sprechen wir wenn medienexterne Akteure Medienkritik uumlben In der Schweiz wird diese Kritik von einer Vielzahl medien kritischer Institutionen und Organisationen geleistet gesetzlich vorgeschriebene sich selbst als Organe der Selbstkontrolle verstehende sowie wissenschaftliche oder zivilgesellschaftliche Organisationen und Initia tiven die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote zu beurteilen

bull Medienjournalismus in der Selbstbeobachtungsfalle Wirksame Medienkritik erfordert die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten Sie ist nur interaktiv moumlglich indem die Medien selbst oumlffentlich auf Beurtei-lungen reagieren und so die Fremdbeobachtung zur Selbstbeobachtung machen Es waumlre also wuumlnschenswert dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage waumlre das Mediensystem genauso kritisch zu beobachten wie er es bei anderen Gesellschaftsbereichen zu tun gewohnt ist Empirische Studien zeigen dass extramediale Kritikinstanzen in der Medienoumlffentlichkeit kaum wahrgenommen werden ndash die Medien kritik fristet ein Mauerbluumlmchendasein Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse sowie die sogenannte Selbstbeobachtungsfalle des Medienjournalismus verursachen Institutionalisierungsprobleme einer von jour-nalistischen Medien zu leistenden Medienkritik

bull Medienblogs sind kein Ersatz Angesichts der Unzulaumlnglichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medienjour-nalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlagwort laquoMedienbeobachtung 20raquo das Interesse auf die Leis-tungsfaumlhigkeit sogenannter Medienblogs gerichtet wird Medienblogs sind indes ndash das zeigen die Befunde ers-ter Studien ndash keinesfalls ein modernes Wundermittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung Aufgrund ihrer schwachen Institutionalisierung vermoumlgen sie ndash trotz ihrer unbestreitbaren Vorteile ndash der Medienkritik kaum eine wirksame auf Dauer gestellte oumlffentliche Plattform zu geben

bull Medienkritik setzt Struktur voraus Studien des Instituts fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur (ZHAW) zeigen dass medienkritische Bericht-erstattung mit struktureller Ausstattung korreliert Das Vorhandensein von Zustaumlndigkeiten oder Ressort-strukturen foumlrdert eine auf Dauer gestellte und umfassende journalistische Medienkritik Des Weiteren wird deutlich dass in der medienkritischen Berichterstattung ndash mit Ausnahme des Schweizer Radios und Fernsehens ndash Medienorganisationen nur zuruumlckhaltend thematisiert werden Ausserdem ist medienkritische Berichterstat-tung wenig offen fuumlr die Kritik Dritter und sie fokussiert eher auf das journalistische Endprodukt als auf strukturelle Fragen wie etwa die journalistischen Produktionsbedingungen Auch ist sie zuruumlckhaltend mit Kritik am eigenen Medienhaus und kommt zudem nur sporadisch auf die Agenda wenn besondere Ereignisse wie beispielsweise die Hildebrand-Affaumlre dazu Anlass geben

bull Rolle der Kommunikations- und Medienwissenschaft Erste Befunde zur strukturellen Schwaumlche des Medienjour-nalismus bzw der Nachweis dass dieser blinde Flecken hat sowie die Beobachtung dass weder Medienblogs

VI4 Medienkritik in der Schweiz minus eine BestandsaufnahmeGastbeitrag Vinzenz Wyss Michael Schanne Annina Stoffel

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VI41 Warum Medienkritik unverzichtbar istlaquoIn der Schweiz fehlt es uumlberhaupt nicht an Medien-kritik Im Gegenteil sie nimmt komplett uumlberhandraquo twittert Redaktor Maurice Thiriet vom Tages-Anzeiger am 30 Mai 2012 und reagiert damit auf die Neugruumln-dung des Blogs medienkritischch der kurz nach dem Carunfall von Siders vom 18-jaumlhrigen Stephan Stulz ins Leben gerufen wurde um laquomal ernsthafter mal satirischer [hellip] uumlber die Schweizer Medienlandschaft zu berichtenraquo (Stulz 2012) Der twitternde Redaktor des Tages-Anzeiger muumlsste es eigentlich wissen Er gilt als einer der wenigen Journalisten die in einer Schweizer Tageszeitung fuumlr Medienthemen zustaumlndig sind Mit einem weiteren Tweet unterstreicht er seine Behauptung laquoDas Leben des Journalisten ist eine ein-zige Selbstkritikraquo Die Einschaumltzung des Redaktors steht allerdings im Widerspruch zum medienwissen-schaftlichen Befund wonach eine sich als Beobach-tung Beschreibung und Bewertung von Medien voll-ziehende Medienkritik eher schwach ausgepraumlgt ist und sogar zunehmend an Bedeutung verliertDie Argumentation fuumlr die Relevanz der Medienkritik setzt bei der erheblichen gesellschaftlichen Bedeutung journalistischer Medien an Journalistische Kommuni-kationsangebote tragen durch die Herstellung von Oumlffentlichkeit zur Selbstbeobachtung und Synchroni-sation der Gesellschaft bei Unser gesellschaftlicher Alltag wird von journalistisch vermittelten Kommuni-kationsangeboten und Vorstellungen durchwirkt Jour-nalistische Medien verfuumlgen uumlber eine bedeutsame Definitionsmacht Gerade weil Wirklichkeitsbeschrei-bungen immer kontingent sind also immer auch anders ausfallen koumlnnten (vgl Schmidt 2005 S 28) ist die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen wichtig (Sutter 2010)In der Medien- und Kommunikationswissenschaft herrscht weitgehend Konsens daruumlber dass es in einer demokratischen Gesellschaft moumlglichst unabhaumlngige

noch aussermediale Akteure eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare Medienkritik zu leisten vermoumlgen unterstreichen die Bedeutung der Kommunikations- und Medienwissenschaft als unverzicht-barem Akteur der Medienkritik Die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann Medienkritik interes-senunabhaumlngig betreiben Es muss ihr jedoch gelingen interaktiv mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie mit der Medienpraxis zusammenzuarbeiten Auch sie ist schliesslich auf die oumlffentliche Resonanz durch die journalistischen Medien angewiesen also auf diejenigen Akteure die zugleich Gegenstand ihrer Beobach-tungen Analysen und Bewertungen sind

Instanzen braucht die die Medien beobachten sie mit Fremdbeobachtungen oumlffentlich konfrontieren und so zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Ange-sichts der besonderen gesellschaftlichen Bedeutung von Medien irritiert das Fehlen einer systema tischen und reflexiven laquoThematisierung von Routineprozessen aller am lsaquoMedienprozessrsaquo Beteiligtenraquo (Schmidt 2005 S 23) Zahlreiche medienwissenschaftliche auf die Schweiz auf Deutschland und auf die USA bezogene Befunde legen den Schluss nahe dass veroumlffentlichte Medienkri-tik ein laquoMauerbluumlmchendaseinraquo fristet (Walser 2012 vgl Hickethier 2005 S 61) Blum bringt den Sach-verhalt fuumlr die Schweiz nach der Veroumlffentlichung des ersten Jahrbuchs laquoQualitaumlt der Medienraquo (2010) wie folgt auf den Punkt laquoHierzulande gilt eher das Prinzip dass keine Kraumlhe der anderen ein Auge aushacktraquo (Blum 2011 S 7) Tatsaumlchlich fallen in der Medien-branche die Reaktionen auf die Medienkritik durch die Wissenschaft in der Regel gehaumlssig aus Ein Beispiel dafuumlr ist die Resonanz die die Veroumlffentlichung des Bundesratsberichts laquo Pressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumls-sisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) gefunden hat Der Bericht stuumltzte sich auf fuumlnf Studien die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommunikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012) Die daran anschlies-sende Medien berichterstattung kritisierte primaumlr die Methodik der Studien und blieb inhaltlich substanzlos (vgl dazu Wyss 2011 Russ-MohlWilczek 2011)Im vorliegenden Beitrag steht jedoch nicht die von der Kommunikations- und Medienwissenschaft ausge-hende Medienkritik im Vordergrund sondern die vom Medienjournalismus hervorgebrachte Selbstbeobach-tungsleistung Medienbeobachtung und Medienkritik koumlnnen in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting vorgenommen werden Von Medienkritik als Selbstbeobachtungsleistung

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selbst oumlffentlich auf Beurteilungen reagieren und Fremd beobachtung zur Selbstbeobachtung machenDie Erwartung ist also zunaumlchst naheliegend dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage sein sollte das Mediensystem genau so kritisch zu beobachten wie andere Gesellschaftsbereiche auch also etwa Politik Wirtschaft Wissenschaft Sport oder Kunst So wird seit mehr als 20 Jahren ndash fast schon mantraartig ndash die Relevanz der Medienkritik durch den Medienjournalismus betont (Russ-Mohl 1994 Kreitling 1996 Wessler 1997 S 23 KruumlgerMuumlller-Sachse 1998) Medienjournalismus koumlnne durch die Thematisierung von Strukturen Spielregeln und Ambivalenzen als laquofuumlnfte Gewaltraquo handeln heisst es etwa (Weiss 2005 BeuthnerWeichert 2005 S 47) Er koumlnne zur Qualitaumltssicherung des Journalismus bei-tragen (Malik 2004 S 333 Russ-MohlFengler 2002 S 191) sowie das Verantwortungsbewusstsein der Medien gegenuumlber der Gesellschaft demonstrieren (BeuthnerWeichert 2005 S 47 Malik 2004 S 197 Fengler 2003 S 148f) Trotz dieser Betonung der Wichtigkeit einer Selbstbeobachtung von Seiten der Medienwissenschaften uumlberwiegen in einschlaumlgigen Debatten der letzten Jahre resignierte Toumlne wenn etwa vom Medienkritiker als aussterbender Gattung die Rede ist (Houmlpli 2011) Auch aktuelle wissenschaftliche Studien beklagen ein Institutionalisierungs problem des Medienjournalismus das sich etwa in der fort-schreitenden Einstellung von Medienseiten zeigt (BeuthnerWeichert 2005 S 44f)Angesichts der immer wieder beobachteten Unzulaumlng-lichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medien-journalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlag-wort laquoMedienbeobachtung 20raquo in juumlngster Zeit vermehrt die Diskussion uumlber die Potentiale und die Probleme von Medienblogs hinsichtlich ihrer medien-kritischen Funktion angestossen wird (Eberwein 2010) So steht neuerdings die Frage im Zentrum mancher Untersuchung ob Medienblogs als neuartige Instanz der Beobachtung und Thematisierung von Medien und Journalismus Defizite des Medienjourna-lismus auffangen koumlnnten Noch legen entsprechende Untersuchungen ein zwiespaumlltiges Fazit nahe Medien-blogs sind heute keinesfalls ein modernes Wunder-mittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung denn laquodie Liste der eingestellten und abgewickelten Watchblogs wird laumlnger und laumlngerraquo (Luumlthi 2012a)

sprechen wir dann wenn journalistische Medien selbst mediale bzw journalistische Strukturen und Leistun-gen kritisch ndash auf Normen oder Leistungen bezogen ndash thematisieren (Medienjournalismus)Von Fremdbeobachtung wiederum sprechen wir wenn die Kritik von medienexternen Akteuren aus-geht Zu solchen medienkritischen Institutionen und Organi sationen gehoumlren etwa die Unabhaumlngige Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fernsehen (UBI) gesetzlich vorgeschriebene oder freiwillig eingerich-tete Ombudsstellen diverser Medienorganisationen sowie Organe der Selbstkontrolle wie Presseraumlte oder Publikums- bzw Leserschaftsraumlte Des Weiteren ist an zivilgesellschaftliche medienkritische Organisatio-nen zu denken die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen Dies koumlnnen aber auch Berufsorganisationen oder Mediengewerkschaften sein Als medienkritische Akteure treten schliesslich auch Akteure der Medienpolitik (z B mittels parla-mentarischer Vorstoumlsse) oder Akteure der Medien- und Kommunikationswissenschaft auf (veroumlffent-lichte Studien zur Medienqualitaumlt) Damit die Kritik solcher Organisationen und Instanzen auch ein brei-tes Publikum erreichen und Resonanz erzeugen kann ist sie darauf angewiesen dass ihre Beurteilungen von den Massenmedien aufgegriffen und thematisiert werden So riet beispielsweise der Schweizer Presserat zu einer sogenannten Abdruckpflicht die ndash so wieder- um dessen damaliger Stiftungsratspraumlsident Enrico Morresi ndash Redaktionen dazu anhaumllt zumindest uumlber diejenigen Stellungnahmen des Presserates zu berich-ten die das eigene Medium betreffen Die Pflicht bezieht sich freilich nur auf die Stellungnahmen des Presserats wobei die Bilanz ernuumlchternd ausfaumlllt (Morresi 2010 S 26) Trotz mehrmaliger Bemuumlhun-gen seitens des Presserats hat sich 2011 der Ruumlgen-abdruck (ganz oder teilweise gutge heissener Be- schwerden) mit etwa 50 Prozent gegenuumlber den Vor-jahren nicht verbessert Blum (2010) macht im Schweizer Kontext darauf aufmerksam dass extra-mediale Kritikinstanzen in der Oumlffentlichkeit kaum wahrgenommen und gehoumlrt wuumlrden (vgl auch Wal-ser 2012) Zudem liegt auf der Hand dass wirksame Medienkritik die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert Sie ist nur interaktiv moumlglich (Schmidt 2005 S 22) indem die Medien

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Problem stellen dass eine (theoretisch valide und ope-rational griffige und reliable) Festlegung des Begriffs Medienkritik fehlt Ein entsprechendes Forschungs-vorhaben muss also zunaumlchst definitorische Klarheit schaffenTrotz der Unschaumlrfe des Begriffs liegt eine beachtliche Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten zu den Leistungen des Medienjournalismus vor Empirische Untersuchungen sind allerdings selten und oft nur als Fallstudien angelegt Zu erwaumlhnen sind hier etwa die qualitativen Befragungen von Medienjournalisten in den USA (Fengler 2001) und diejenigen von von Mitgliedern journalistischer Organisationen zu den Rahmenbedingungen des Medienjournalismus (Malik 2004) Noch seltener sind (vergleichende) Inhalts-analysen wie sie juumlngst Lichtenstein (2011) in Deutsch-land ndash ebenfalls nur fallbezogen ndash zur Einflussnahme der Kommerzialisierung auf die veroumlffentlichte Selbst-reflexion bestimmter Berliner Zeitungen durchgefuumlhrt hat Auch multimethodische Studien wie diejenige von Weiss (2005) in der quantitative und qualitative Inhaltsanalysen durch leitfadengestuumltzte Experten-interviews ergaumlnzt wurden sind eine Seltenheit Ent-sprechende Daten interpretierend betonen Engels Hickethier Jarren und Weiss (2005) die Bedeutung von Medienseiten uumlberregionaler Qualitaumltszeitungen und deren ReflexionspotentialZahlreicher sind theoretisch-reflektierende Beitraumlge auf der Suche nach Erklaumlrungen fuumlr die schwache Institutionalisierung des Medienjournalismus Beuth-ner und Weichert (2005 S 44f) beklagen die fort-schreitende Aufhebung von Medienseiten in Deutsch-land (vgl auch Malik 2004 S 337f) Auch in der Schweiz wird eine solche Entwicklung beobachtet Straub und Schoumlnhagen (2007 S 2) sowie Porlezza (2004 S 96) weisen darauf hin dass in den letzten Jahren immer mehr Medienseiten abgeschafft und die Stellenprozente fuumlr Medienjournalisten sowie das Platzangebot fuumlr Medienjournalismus reduziert wur-den Auch Henzirohs (2006 S 97) kann nachweisen dass in der Schweiz die fehlende Institutionalisierung zur Abnahme des Umfangs von Medienjournalismus fuumlhrt Er stellt zudem ndash in Einklang mit Befunden aus Deutschland ndash fest dass es sich bei medienjournalis-tischen Beitraumlgen selten um Medienkritik handelt sondern vielmehr um ereignisbezogene Berichterstat-tung oder Servicebeitraumlge wie beispielsweise Pro-

Am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur startet ndash sobald dessen Finanzierung gesichert ist ndash ein Forschungsprojekt das unter Ruumlck-griff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen zur Struktur der veroumlffentlichten Medien-kritik in der Schweiz kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) durchfuumlhrt In diesem Projekt wird der laquoRadar Me- dienkritik Schweizraquo entwickelt der es erlaubt Veraumlnde-rungen der Medienkritik im Zeitverlauf festzustellen und zu erklaumlren Im Folgenden werden die forschungs-leitenden Annahmen dieses sich zum gegenwaumlrtigen Zeitpunkt noch in der Konzeptionsphase befindenden Projektes sowie erste empirische Erkenntnisse aus explorativen Studien zur Diskussion gestellt Auf der Basis von Vorstudien wurden eine Struktur- und eine Inhaltsanalyse der Medienkritik in der Schweiz vor-genommen Im Fokus steht dabei die journalistische Medienkritik (Selbstbeobachtung) und nicht die me- dienkritische Fremdbeobachtung (z B durch die Wis-senschaft)

VI42 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen

VI421 Schwach institutionalisierter MedienjournalismusObwohl in der Scientific Community Einigkeit da ruumlber herrscht dass oumlffentliche Medienkritik und insbe-sondere Medienjournalismus gerade in Zeiten des Strukturwandels der Oumlffentlichkeit und der Kommer-zialisierung des Mediensystems (vgl Imhof 2011) ein wesentliches Medium der gesellschaftlichen Selbst-verstaumlndigung darstellen zeigt der Blick in die wissen-schaftliche Literatur dass eine definitorische Fest-legung der Begriffe Medienkritik und Medienjour- nalismus schwerfaumlllt (Beuthner 2005 S 20 Malik 2004 S 183) Unter Etiketten wie laquoMedienjournalis-musraquo laquoJournalismusjournalismusraquo laquomedienkritische Berichterstattungraquo laquoMedienkritikraquo usw sind sowohl die journalistischen Beobachtungen von journalis-tischen Leistungen in publizistischen Medien als auch die journalistische Berichterstattung in publizistischen Medien uumlber diese Beobachtungen unscharf bestimmt Eine inhaltsanalytische Auseinandersetzung mit die-sem schwach umrissenen Gegenstand muss sich dem

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VI422 Medienblogs als VersammlungsshyoumlffentlichkeitAussermediale medienkritische Institutionen und Organisationen sind in vielfaumlltiger Weise auf Verbrei-tungsmedien angewiesen Deshalb ruumlcken neuerdings neben dem Medienjournalismus auch Medienblogs ins Zentrum des Forschungsinteresses (Eberwein 2008a 2008b) Es stellt sich die Frage ob Medienblogs die Defizite des Medienjournalismus aufheben koumlnnen (vgl Hutter 2009 S 37 GriloPeacutelissier 2006 S 170f) Medienblogs sind wie andere Weblogs auch formal regel maumlssig aktualisierte Websites die ihre Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge anordnen (vgl Schmidt 2006 S 13) Die Inhalte koumlnnen in der Regel kommentiert werden Medienblogs sind auf das Themenfeld Medien und Journalismus spezialisiert Sie verweisen haumlufig auf andere Websites und werden in der Regel von einzelnen Personen oder Gruppen betrieben (vgl Hutter 2009 S 21) Sogenannte Me- dienwatchblogs beschaumlftigen sich kontinuierlich und kritisch mit einem einzelnen Medium (Lowrey 2006 Mrazek 2006 Fengler 2008) Das bekannteste Beispiel ist der verhaumlltnismaumlssig reichweitenstarke Bildblog ndash in der Schweiz gibt es allerdings kaum vergleichbare Blogs Gemaumlss Eberwein (2010 S 151) und DomingoHein-onen (2008 S 7f) koumlnnen Buumlrger- bzw Rezipienten-blogs von Journalistenblogs (ausserhalb einer bestimmten Medienredaktion) und Redaktionsblogs (innerhalb einer bestimmten Medienorganisation) unterschieden werden Medienblogs koumlnnen durch ihre Abkehr von gaumlngiger Berichterstattung einen wichtigen Gegenpol zum Medienjournalismus dar-stellen Sie koumlnnen kostenguumlnstiger publizieren sind in der Regel unabhaumlngig von Medienorganisationen und laufen deshalb weniger Gefahr auf Organisations-interessen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen (vgl Neu-berger 2004) Hutter (2009 S 95f) zeigt mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse dass Medienwatch- blogs bisweilen eine houmlhere journalistische Qualitaumlt aufweisen als die (medienjournalistische) Bericht-erstattung in der Qualitaumltspresse Interessant sind auch die Fallstudien von Fengler (2008 S 170) Schoumlnherr (2008 S 132) und WiedSchmidt (2008 S 189) zum Potential von Medienwatchblogs als Instanz der Quali-taumltskontrolle Allerdings haben die meisten bisherigen Studien zu diesem Thema allenfalls explorativen

grammhinweise Hickethier (2005 S 61) bringt die beobachtete Entwicklung besorgt auf den Punkt laquoDie Ausdifferenzierung der Kritik traumlgt langfristig [hellip] zu ihrer strukturellen lsaquoEntschaumlrfungrsaquo bei Der kritische Fokus droht verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machen Von den Raumlndern her [hellip] findet die Erosion der Kritik stattraquo Neben dem Institutionalisierungsproblem themati-sieren Untersuchungen weitere Ursachen fuumlr eine schwach ausgepraumlgte Medienkritik durch journalis-tische Medien So stehen hinter dem Institutionali-sierungsproblem weitere Treiber wie Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse im Mediensystem Medienkonzentration sowie wachsende Ertragsein-bussen u a bei den Abonnementszeitungen fuumlhren dazu dass aufgrund der Marktmacht weniger domi-nanter Medienkonzerne der publizistische Konflikt zwischen den Medien abnimmt und der ndash in den Augen mancher Medienmanager nur schlecht laquover-kaumluflicheraquo ndash Medienjournalismus dem Spardruck zum Opfer faumlllt Dann fuumlhrt die Konzentration fuumlr die Journalisten zu einer Situation die die Medienkritik allein schon deshalb als nicht opportun erscheinen laumlsst weil nicht mehr viele moumlgliche Arbeitgeber auf dem Markt sindEine systemtheoretische Betrachtungsweise legt indes den Schluss nahe dass einer Selbstbeobachtung des Journalismus durch Medienjournalismus ohnehin enge Grenzen gesetzt sind Beuthner und Weichert (2005 S 48f) erklaumlren dies mit der sogenannten Selbstbeobachtungsfalle Die starke Selbstreflexivitaumlt des Journalismus bzw die ausgepraumlgte Kollegenorien-tierung Betriebsblindheit und das Glashausdilemma (laquoNestbeschmutzertheseraquo) vergroumlssern die blinden Flecken des Medienjournalismus (vgl dazu auch Eber-wein 2010 S 148f) Es sei kaum zu erwarten dass Journalisten ihre eigene Branche oder gar das eigene Unternehmen kritisierten (Fengler 2005) Hallenber-ger und Nieland (2005 S 10) verweisen denn auch darauf dass es Tabuthemen gibt und Medienjournalis-mus auch von den Interessen der Unternehmenskom-munikation instrumentalisiert wird Der Medien-journalismus sollte von journalistischen Routinen und Handlungsprogrammen entkoppelt sein ndash er folgt indes derselben Logik wie der Journalismus generell (Orientierung an Nachrichtenfaktoren Recherche-aufwand usw) (Malik 2004 S 337f)

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VI43 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und VorgehenDie bisherigen Ausfuumlhrungen verdeutlichen zum einen die gesellschaftliche Relevanz von oumlffentlicher Medien-kritik Sie verweisen zum anderen aber auch auf die vielen blinden Flecken der Medienkritik in Form des Medienjournalismus und relativieren die Hoffnungen bezuumlglich des Potentials von MedienblogsIn der Schweiz fehlt heute eine transparente Uumlbersicht uumlber all die Instanzen und Organisationen die sich oumlffentlich medienkritisch aumlussern Es ist weitgehend unklar von welchen Akteuren uumlberhaupt Medienkritik ausgeht was sie mit welcher Effektivitaumlt und Qualitaumlt zu leisten vermoumlgen und inwiefern ihre Kommunika-tionsangebote in der Oumlffentlichkeit Resonanz finden Zudem wurde bisher fuumlr die Schweiz nicht syste-matisch und kontinuierlich untersucht inwiefern der Medienjournalismus unter Ruumlckgriff auf adaumlquate Ressourcen (z B Zustaumlndigkeiten Ressortstrukturen) die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfuumlllen vermag welches die zentralen Debatten und entspre-chenden Inszenierungsmuster sind und unter welchen Bedingungen medienkritische Blogs Wirkung entfalten koumlnnen Das genannte Forschungsprojekt am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Win-terthur wird sich genau diesen Fragen annehmen Mit dem laquoRadar Medienkritik Schweizraquo wird eine For-schungsinfrastruktur aufgebaut die unter Ruumlckgriff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) erbringen kann Dieser Radar umfasst zum einen eine Strukturanalyse medienkri tischer Instanzen in der Schweiz zum ande-ren eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medien-kritik Die computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse wird durch eine Analyse entsprechender Kommunikations-angebote wie Medienblogs ergaumlnztDas Projekt startet mit einer Strukturanalyse der-jenigen relevanten medienkritischen Akteure in der Schweiz die ihre Beurteilungen oumlffentlich zugaumlnglich machen (z B die Stellungnahmen des Presserates oder von Ombudsstellen Verlautbarungen medienkri-tischer Organisationen oder wissenschaftliche Studien zu Arbeitsbedingungen und Medienqualitaumlt) Kern-stuumlck des laquoRadars Medienkritik Schweizraquo ist dann eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medienkritik in der

Charakter ihre Befunde sind aufgrund geringer Fall-zahlen kaum verallgemeinerbar (Eberwein 2010 S 53)In oumlffentlichkeitstheoretischer Hinsicht muss bei der Einschaumltzung des Potentials von Medienblogs beachtet werden dass diese ihre kommunikativen Leistungen auf einer ganz anderen Oumlffentlichkeitsebene erbringen als herkoumlmmliche Medienorganisationen Waumlhrend der von Medienorganisationen hervorgebrachte Medienjournalismus in der Regel ndash off- wie online ndash eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr ein heterogenes Publikum mit vielfaumlltigen Interessen (General Interest) herstellt agieren sowohl die Kommunikationsmedien der Web-20-Anwendungen ndash also Blogs oder soziale Netz-werke ndash als auch die Fachzeitschriften auf der Ebene der Themen-Versammlungsoumlffentlichkeit wo sie Personen mit Interessen an aumlhnlichen Themen und Inhalten verbinden (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Es kann vorkommen dass medienkritische Debatten die Grenzen der verschiedenen Oumlffentlichkeitsebenen ndash meist nur fuumlr kurze Zeit ndash uumlberwinden beispielsweise wenn in den Massenmedien uumlber Beitraumlge in sozialen Netzwerken (wie z B auf Facebook) berichtet wirdAus institutionentheoretischer Perspektive ist zu beachten dass massenmedial hervorgebrachte oumlffent-liche Kommunikation erst aufgrund ihres Institutions- und Organisationscharakters folgenreich ist da Massenmedien eine Art Statusfunktion zukommt Journalismus laumlsst sich als ein durch Verhaltensregeln gesteuertes Handlungssystem begreifen das erst durch die laquoVerknuumlpfung mit Medien als Organisationen auf Dauer gestellt ist und auf Produktions- wie Rezep-tionsseite von Journalismus fuumlr einen grossen Kreis von Menschen giltraquo (Kiefer 2011 S 8) Genau dies trifft zumindest nach dem Stand der heutigen Beobachtun-gen fuumlr Medienblogs nicht zu auch wenn es nicht aus-geschlossen ist Oumlffentliche Medienkritik ndash will sie nicht folgenlos bleiben ndash ist auf das Vorhandensein von (Medien-)Organisationen angewiesen die unter Ruumlckgriff auf vorhandene Ressourcen arbeitsteilig regelbezogen und kontinuierlich ein breites Themen-angebot bereitstellen koumlnnenErste Analysen zeigen denn auch dass Medienblogs gegenwaumlrtig allenfalls als Ergaumlnzung zum Medienjour-nalismus der Tagespresse dienen koumlnnen nicht aber als Ersatz (Eberwein 2010 S 151) Es fehlt an Kontinuitaumlt in der Berichterstattung oft auch an eigenstaumlndiger Recherche und letztlich an Reichweite

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

beglaubigte Auflage 2011)

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

Fengler Susanne 2008 Media WWWatchdogs Die Rolle von Blogs fuumlr die Medienkritik in den USA in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Torsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 157minus171

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

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Vorwort 7Praumlambel 9 Hauptbefunde 21

I Medienarena 47I1 Publizistische Versorgung 51I2 Qualitaumltsvalidierung 72I 2 1 Qualitaumltsveraumlnderungen gegenuumlber dem Vorjahr (diachroner Vergleich) 72I 2 2 Qualitaumltsvalidierung der vier Medien gattungen im Untersuchungsjahr 2011 (synchroner Vergleich) 81

II Presse 103II1 Publizistische Versorgung 105II2 Qualitaumltsvalidierung 125II 2 1 Informationsangebotsanalytik 125II 2 2 Frontseitenanalytik 136

III Radio 155III1 Publizistische Versorgung 157III2 Qualitaumltsvalidierung 177III 2 1 Informationsangebotsanalytik 178III 2 2 Aufmacheranalytik 186

IV Fernsehen 203IV1 Publizistische Versorgung 205IV2 Qualitaumltsvalidierung 224IV 2 1 Informationsangebotsanalytik 224IV 2 2 Aufmacheranalytik 235

V Online 251V1 Publizistische Versorgung 253V2 Qualitaumltsvalidierung 271V 2 1 Informationsangebotsanalytik 271V 2 2 Frontseitenanalytik 278

VI Vertiefungsstudien 293VI1 Schweizer Medien im Wahlkampf Qualitaumlt der Medien berichterstattung vor den Eidgenoumlssischen Wahlen 2011 293VI 1 1 Problematik Fragestellung und Aufbau 294VI 1 2 Diachrone Analyse Entwicklung der Wahlberichterstattung von 1960 bis 2011 296VI 1 3 Synchrone Analyse Qualitaumltsvali dierung der Politikberichterstattung vor den Eidgenoumlssischen Wahlen 2011 301VI2 Onlinenews ndash Die Qualitaumlt von Presse- und Onlinetiteln im Direktvergleich 316VI 2 1 Problem- und Fragestellung ndash zur Qualitaumlt der Onlinenews 317VI 2 2 Rahmenbedingungen Werberessourcen amp Nutzungszahlen 319VI 2 3 Berichterstattungsqualitaumlt von Online- und Pressetiteln im Vergleich 321VI 2 4 Fazit und Ausblick 329VI3 Kriminalitaumltsberichterstattung in der Schweizer Presse 332VI 3 1 Laumlngsschnittuntersuchung Wandel der Kriminalitaumltsberichterstattung 2002ndash2011 335VI 3 2 Querschnittuntersuchung Vergleich der Kriminalitaumltsberichterstattung mit der polizeilichen Kriminalstatistik fuumlr das Untersuchungsjahr 2011 342VI 3 3 Qualitaumlt der massenmedial vermittelten Auseinandersetzung um die Revision der allgemeinen Bestimmungen des Strafgesetzbuches (AT-StGB) 354

Inhaltsverzeichnis 5

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VI4 Medienkritik in der Schweiz minus eine Bestandsaufnahme 361VI 4 1 Warum Medienkritik unverzichtbar ist 362VI 4 2 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen 364VI 4 3 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und Vorgehen 366VI 4 4 Empirische Befunde und Evidenzen 367VI 4 5 Fazit und Ausblick 373

Anhang 1 Methodik 377Anhang 2 Medienstatistiken 409 21 Medienstatistik Presse 409 22 Medienstatistik Radio 431 23 Medienstatistik Fernsehen 439 24 Medienstatistik Online 447

Glossar 455Medienregister 473Autorenverzeichnis 481

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Zusammenfassung

bull Relevanz der Medienkritik Medienkritik vollzieht sich als Beobachtung Beschreibung und Bewertung von Medien und deren Leistungen fuumlr die Gesellschaft Die Kommunikations- und Medienwissenschaft unter-streicht die Relevanz oumlffentlicher Medienkritik angesichts der Bedeutung von journalistischen Medien und deren Deutungsmacht in demokratischen Gesellschaften Die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen und mit deren Rahmenbedingungen ist nicht zuletzt deshalb unverzichtbar weil erstens Wirklichkeitsbeschreibungen immer kontingent sind also auch anders sein koumlnnen und weil zweitens die Akteure der oumlffentlichen Wirklichkeitskonstruktion durch diese Auseinandersetzung an ihre Verantwortung erinnert werden

bull Akteure der Medienkritik Es braucht moumlglichst unabhaumlngige Instanzen welche die Medien beobachten und dadurch zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Medienkritik kann in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting stattfinden Von Fremdbeobachtung sprechen wir wenn medienexterne Akteure Medienkritik uumlben In der Schweiz wird diese Kritik von einer Vielzahl medien kritischer Institutionen und Organisationen geleistet gesetzlich vorgeschriebene sich selbst als Organe der Selbstkontrolle verstehende sowie wissenschaftliche oder zivilgesellschaftliche Organisationen und Initia tiven die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote zu beurteilen

bull Medienjournalismus in der Selbstbeobachtungsfalle Wirksame Medienkritik erfordert die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten Sie ist nur interaktiv moumlglich indem die Medien selbst oumlffentlich auf Beurtei-lungen reagieren und so die Fremdbeobachtung zur Selbstbeobachtung machen Es waumlre also wuumlnschenswert dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage waumlre das Mediensystem genauso kritisch zu beobachten wie er es bei anderen Gesellschaftsbereichen zu tun gewohnt ist Empirische Studien zeigen dass extramediale Kritikinstanzen in der Medienoumlffentlichkeit kaum wahrgenommen werden ndash die Medien kritik fristet ein Mauerbluumlmchendasein Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse sowie die sogenannte Selbstbeobachtungsfalle des Medienjournalismus verursachen Institutionalisierungsprobleme einer von jour-nalistischen Medien zu leistenden Medienkritik

bull Medienblogs sind kein Ersatz Angesichts der Unzulaumlnglichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medienjour-nalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlagwort laquoMedienbeobachtung 20raquo das Interesse auf die Leis-tungsfaumlhigkeit sogenannter Medienblogs gerichtet wird Medienblogs sind indes ndash das zeigen die Befunde ers-ter Studien ndash keinesfalls ein modernes Wundermittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung Aufgrund ihrer schwachen Institutionalisierung vermoumlgen sie ndash trotz ihrer unbestreitbaren Vorteile ndash der Medienkritik kaum eine wirksame auf Dauer gestellte oumlffentliche Plattform zu geben

bull Medienkritik setzt Struktur voraus Studien des Instituts fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur (ZHAW) zeigen dass medienkritische Bericht-erstattung mit struktureller Ausstattung korreliert Das Vorhandensein von Zustaumlndigkeiten oder Ressort-strukturen foumlrdert eine auf Dauer gestellte und umfassende journalistische Medienkritik Des Weiteren wird deutlich dass in der medienkritischen Berichterstattung ndash mit Ausnahme des Schweizer Radios und Fernsehens ndash Medienorganisationen nur zuruumlckhaltend thematisiert werden Ausserdem ist medienkritische Berichterstat-tung wenig offen fuumlr die Kritik Dritter und sie fokussiert eher auf das journalistische Endprodukt als auf strukturelle Fragen wie etwa die journalistischen Produktionsbedingungen Auch ist sie zuruumlckhaltend mit Kritik am eigenen Medienhaus und kommt zudem nur sporadisch auf die Agenda wenn besondere Ereignisse wie beispielsweise die Hildebrand-Affaumlre dazu Anlass geben

bull Rolle der Kommunikations- und Medienwissenschaft Erste Befunde zur strukturellen Schwaumlche des Medienjour-nalismus bzw der Nachweis dass dieser blinde Flecken hat sowie die Beobachtung dass weder Medienblogs

VI4 Medienkritik in der Schweiz minus eine BestandsaufnahmeGastbeitrag Vinzenz Wyss Michael Schanne Annina Stoffel

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VI41 Warum Medienkritik unverzichtbar istlaquoIn der Schweiz fehlt es uumlberhaupt nicht an Medien-kritik Im Gegenteil sie nimmt komplett uumlberhandraquo twittert Redaktor Maurice Thiriet vom Tages-Anzeiger am 30 Mai 2012 und reagiert damit auf die Neugruumln-dung des Blogs medienkritischch der kurz nach dem Carunfall von Siders vom 18-jaumlhrigen Stephan Stulz ins Leben gerufen wurde um laquomal ernsthafter mal satirischer [hellip] uumlber die Schweizer Medienlandschaft zu berichtenraquo (Stulz 2012) Der twitternde Redaktor des Tages-Anzeiger muumlsste es eigentlich wissen Er gilt als einer der wenigen Journalisten die in einer Schweizer Tageszeitung fuumlr Medienthemen zustaumlndig sind Mit einem weiteren Tweet unterstreicht er seine Behauptung laquoDas Leben des Journalisten ist eine ein-zige Selbstkritikraquo Die Einschaumltzung des Redaktors steht allerdings im Widerspruch zum medienwissen-schaftlichen Befund wonach eine sich als Beobach-tung Beschreibung und Bewertung von Medien voll-ziehende Medienkritik eher schwach ausgepraumlgt ist und sogar zunehmend an Bedeutung verliertDie Argumentation fuumlr die Relevanz der Medienkritik setzt bei der erheblichen gesellschaftlichen Bedeutung journalistischer Medien an Journalistische Kommuni-kationsangebote tragen durch die Herstellung von Oumlffentlichkeit zur Selbstbeobachtung und Synchroni-sation der Gesellschaft bei Unser gesellschaftlicher Alltag wird von journalistisch vermittelten Kommuni-kationsangeboten und Vorstellungen durchwirkt Jour-nalistische Medien verfuumlgen uumlber eine bedeutsame Definitionsmacht Gerade weil Wirklichkeitsbeschrei-bungen immer kontingent sind also immer auch anders ausfallen koumlnnten (vgl Schmidt 2005 S 28) ist die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen wichtig (Sutter 2010)In der Medien- und Kommunikationswissenschaft herrscht weitgehend Konsens daruumlber dass es in einer demokratischen Gesellschaft moumlglichst unabhaumlngige

noch aussermediale Akteure eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare Medienkritik zu leisten vermoumlgen unterstreichen die Bedeutung der Kommunikations- und Medienwissenschaft als unverzicht-barem Akteur der Medienkritik Die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann Medienkritik interes-senunabhaumlngig betreiben Es muss ihr jedoch gelingen interaktiv mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie mit der Medienpraxis zusammenzuarbeiten Auch sie ist schliesslich auf die oumlffentliche Resonanz durch die journalistischen Medien angewiesen also auf diejenigen Akteure die zugleich Gegenstand ihrer Beobach-tungen Analysen und Bewertungen sind

Instanzen braucht die die Medien beobachten sie mit Fremdbeobachtungen oumlffentlich konfrontieren und so zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Ange-sichts der besonderen gesellschaftlichen Bedeutung von Medien irritiert das Fehlen einer systema tischen und reflexiven laquoThematisierung von Routineprozessen aller am lsaquoMedienprozessrsaquo Beteiligtenraquo (Schmidt 2005 S 23) Zahlreiche medienwissenschaftliche auf die Schweiz auf Deutschland und auf die USA bezogene Befunde legen den Schluss nahe dass veroumlffentlichte Medienkri-tik ein laquoMauerbluumlmchendaseinraquo fristet (Walser 2012 vgl Hickethier 2005 S 61) Blum bringt den Sach-verhalt fuumlr die Schweiz nach der Veroumlffentlichung des ersten Jahrbuchs laquoQualitaumlt der Medienraquo (2010) wie folgt auf den Punkt laquoHierzulande gilt eher das Prinzip dass keine Kraumlhe der anderen ein Auge aushacktraquo (Blum 2011 S 7) Tatsaumlchlich fallen in der Medien-branche die Reaktionen auf die Medienkritik durch die Wissenschaft in der Regel gehaumlssig aus Ein Beispiel dafuumlr ist die Resonanz die die Veroumlffentlichung des Bundesratsberichts laquo Pressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumls-sisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) gefunden hat Der Bericht stuumltzte sich auf fuumlnf Studien die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommunikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012) Die daran anschlies-sende Medien berichterstattung kritisierte primaumlr die Methodik der Studien und blieb inhaltlich substanzlos (vgl dazu Wyss 2011 Russ-MohlWilczek 2011)Im vorliegenden Beitrag steht jedoch nicht die von der Kommunikations- und Medienwissenschaft ausge-hende Medienkritik im Vordergrund sondern die vom Medienjournalismus hervorgebrachte Selbstbeobach-tungsleistung Medienbeobachtung und Medienkritik koumlnnen in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting vorgenommen werden Von Medienkritik als Selbstbeobachtungsleistung

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selbst oumlffentlich auf Beurteilungen reagieren und Fremd beobachtung zur Selbstbeobachtung machenDie Erwartung ist also zunaumlchst naheliegend dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage sein sollte das Mediensystem genau so kritisch zu beobachten wie andere Gesellschaftsbereiche auch also etwa Politik Wirtschaft Wissenschaft Sport oder Kunst So wird seit mehr als 20 Jahren ndash fast schon mantraartig ndash die Relevanz der Medienkritik durch den Medienjournalismus betont (Russ-Mohl 1994 Kreitling 1996 Wessler 1997 S 23 KruumlgerMuumlller-Sachse 1998) Medienjournalismus koumlnne durch die Thematisierung von Strukturen Spielregeln und Ambivalenzen als laquofuumlnfte Gewaltraquo handeln heisst es etwa (Weiss 2005 BeuthnerWeichert 2005 S 47) Er koumlnne zur Qualitaumltssicherung des Journalismus bei-tragen (Malik 2004 S 333 Russ-MohlFengler 2002 S 191) sowie das Verantwortungsbewusstsein der Medien gegenuumlber der Gesellschaft demonstrieren (BeuthnerWeichert 2005 S 47 Malik 2004 S 197 Fengler 2003 S 148f) Trotz dieser Betonung der Wichtigkeit einer Selbstbeobachtung von Seiten der Medienwissenschaften uumlberwiegen in einschlaumlgigen Debatten der letzten Jahre resignierte Toumlne wenn etwa vom Medienkritiker als aussterbender Gattung die Rede ist (Houmlpli 2011) Auch aktuelle wissenschaftliche Studien beklagen ein Institutionalisierungs problem des Medienjournalismus das sich etwa in der fort-schreitenden Einstellung von Medienseiten zeigt (BeuthnerWeichert 2005 S 44f)Angesichts der immer wieder beobachteten Unzulaumlng-lichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medien-journalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlag-wort laquoMedienbeobachtung 20raquo in juumlngster Zeit vermehrt die Diskussion uumlber die Potentiale und die Probleme von Medienblogs hinsichtlich ihrer medien-kritischen Funktion angestossen wird (Eberwein 2010) So steht neuerdings die Frage im Zentrum mancher Untersuchung ob Medienblogs als neuartige Instanz der Beobachtung und Thematisierung von Medien und Journalismus Defizite des Medienjourna-lismus auffangen koumlnnten Noch legen entsprechende Untersuchungen ein zwiespaumlltiges Fazit nahe Medien-blogs sind heute keinesfalls ein modernes Wunder-mittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung denn laquodie Liste der eingestellten und abgewickelten Watchblogs wird laumlnger und laumlngerraquo (Luumlthi 2012a)

sprechen wir dann wenn journalistische Medien selbst mediale bzw journalistische Strukturen und Leistun-gen kritisch ndash auf Normen oder Leistungen bezogen ndash thematisieren (Medienjournalismus)Von Fremdbeobachtung wiederum sprechen wir wenn die Kritik von medienexternen Akteuren aus-geht Zu solchen medienkritischen Institutionen und Organi sationen gehoumlren etwa die Unabhaumlngige Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fernsehen (UBI) gesetzlich vorgeschriebene oder freiwillig eingerich-tete Ombudsstellen diverser Medienorganisationen sowie Organe der Selbstkontrolle wie Presseraumlte oder Publikums- bzw Leserschaftsraumlte Des Weiteren ist an zivilgesellschaftliche medienkritische Organisatio-nen zu denken die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen Dies koumlnnen aber auch Berufsorganisationen oder Mediengewerkschaften sein Als medienkritische Akteure treten schliesslich auch Akteure der Medienpolitik (z B mittels parla-mentarischer Vorstoumlsse) oder Akteure der Medien- und Kommunikationswissenschaft auf (veroumlffent-lichte Studien zur Medienqualitaumlt) Damit die Kritik solcher Organisationen und Instanzen auch ein brei-tes Publikum erreichen und Resonanz erzeugen kann ist sie darauf angewiesen dass ihre Beurteilungen von den Massenmedien aufgegriffen und thematisiert werden So riet beispielsweise der Schweizer Presserat zu einer sogenannten Abdruckpflicht die ndash so wieder- um dessen damaliger Stiftungsratspraumlsident Enrico Morresi ndash Redaktionen dazu anhaumllt zumindest uumlber diejenigen Stellungnahmen des Presserates zu berich-ten die das eigene Medium betreffen Die Pflicht bezieht sich freilich nur auf die Stellungnahmen des Presserats wobei die Bilanz ernuumlchternd ausfaumlllt (Morresi 2010 S 26) Trotz mehrmaliger Bemuumlhun-gen seitens des Presserats hat sich 2011 der Ruumlgen-abdruck (ganz oder teilweise gutge heissener Be- schwerden) mit etwa 50 Prozent gegenuumlber den Vor-jahren nicht verbessert Blum (2010) macht im Schweizer Kontext darauf aufmerksam dass extra-mediale Kritikinstanzen in der Oumlffentlichkeit kaum wahrgenommen und gehoumlrt wuumlrden (vgl auch Wal-ser 2012) Zudem liegt auf der Hand dass wirksame Medienkritik die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert Sie ist nur interaktiv moumlglich (Schmidt 2005 S 22) indem die Medien

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Problem stellen dass eine (theoretisch valide und ope-rational griffige und reliable) Festlegung des Begriffs Medienkritik fehlt Ein entsprechendes Forschungs-vorhaben muss also zunaumlchst definitorische Klarheit schaffenTrotz der Unschaumlrfe des Begriffs liegt eine beachtliche Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten zu den Leistungen des Medienjournalismus vor Empirische Untersuchungen sind allerdings selten und oft nur als Fallstudien angelegt Zu erwaumlhnen sind hier etwa die qualitativen Befragungen von Medienjournalisten in den USA (Fengler 2001) und diejenigen von von Mitgliedern journalistischer Organisationen zu den Rahmenbedingungen des Medienjournalismus (Malik 2004) Noch seltener sind (vergleichende) Inhalts-analysen wie sie juumlngst Lichtenstein (2011) in Deutsch-land ndash ebenfalls nur fallbezogen ndash zur Einflussnahme der Kommerzialisierung auf die veroumlffentlichte Selbst-reflexion bestimmter Berliner Zeitungen durchgefuumlhrt hat Auch multimethodische Studien wie diejenige von Weiss (2005) in der quantitative und qualitative Inhaltsanalysen durch leitfadengestuumltzte Experten-interviews ergaumlnzt wurden sind eine Seltenheit Ent-sprechende Daten interpretierend betonen Engels Hickethier Jarren und Weiss (2005) die Bedeutung von Medienseiten uumlberregionaler Qualitaumltszeitungen und deren ReflexionspotentialZahlreicher sind theoretisch-reflektierende Beitraumlge auf der Suche nach Erklaumlrungen fuumlr die schwache Institutionalisierung des Medienjournalismus Beuth-ner und Weichert (2005 S 44f) beklagen die fort-schreitende Aufhebung von Medienseiten in Deutsch-land (vgl auch Malik 2004 S 337f) Auch in der Schweiz wird eine solche Entwicklung beobachtet Straub und Schoumlnhagen (2007 S 2) sowie Porlezza (2004 S 96) weisen darauf hin dass in den letzten Jahren immer mehr Medienseiten abgeschafft und die Stellenprozente fuumlr Medienjournalisten sowie das Platzangebot fuumlr Medienjournalismus reduziert wur-den Auch Henzirohs (2006 S 97) kann nachweisen dass in der Schweiz die fehlende Institutionalisierung zur Abnahme des Umfangs von Medienjournalismus fuumlhrt Er stellt zudem ndash in Einklang mit Befunden aus Deutschland ndash fest dass es sich bei medienjournalis-tischen Beitraumlgen selten um Medienkritik handelt sondern vielmehr um ereignisbezogene Berichterstat-tung oder Servicebeitraumlge wie beispielsweise Pro-

Am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur startet ndash sobald dessen Finanzierung gesichert ist ndash ein Forschungsprojekt das unter Ruumlck-griff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen zur Struktur der veroumlffentlichten Medien-kritik in der Schweiz kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) durchfuumlhrt In diesem Projekt wird der laquoRadar Me- dienkritik Schweizraquo entwickelt der es erlaubt Veraumlnde-rungen der Medienkritik im Zeitverlauf festzustellen und zu erklaumlren Im Folgenden werden die forschungs-leitenden Annahmen dieses sich zum gegenwaumlrtigen Zeitpunkt noch in der Konzeptionsphase befindenden Projektes sowie erste empirische Erkenntnisse aus explorativen Studien zur Diskussion gestellt Auf der Basis von Vorstudien wurden eine Struktur- und eine Inhaltsanalyse der Medienkritik in der Schweiz vor-genommen Im Fokus steht dabei die journalistische Medienkritik (Selbstbeobachtung) und nicht die me- dienkritische Fremdbeobachtung (z B durch die Wis-senschaft)

VI42 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen

VI421 Schwach institutionalisierter MedienjournalismusObwohl in der Scientific Community Einigkeit da ruumlber herrscht dass oumlffentliche Medienkritik und insbe-sondere Medienjournalismus gerade in Zeiten des Strukturwandels der Oumlffentlichkeit und der Kommer-zialisierung des Mediensystems (vgl Imhof 2011) ein wesentliches Medium der gesellschaftlichen Selbst-verstaumlndigung darstellen zeigt der Blick in die wissen-schaftliche Literatur dass eine definitorische Fest-legung der Begriffe Medienkritik und Medienjour- nalismus schwerfaumlllt (Beuthner 2005 S 20 Malik 2004 S 183) Unter Etiketten wie laquoMedienjournalis-musraquo laquoJournalismusjournalismusraquo laquomedienkritische Berichterstattungraquo laquoMedienkritikraquo usw sind sowohl die journalistischen Beobachtungen von journalis-tischen Leistungen in publizistischen Medien als auch die journalistische Berichterstattung in publizistischen Medien uumlber diese Beobachtungen unscharf bestimmt Eine inhaltsanalytische Auseinandersetzung mit die-sem schwach umrissenen Gegenstand muss sich dem

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VI422 Medienblogs als VersammlungsshyoumlffentlichkeitAussermediale medienkritische Institutionen und Organisationen sind in vielfaumlltiger Weise auf Verbrei-tungsmedien angewiesen Deshalb ruumlcken neuerdings neben dem Medienjournalismus auch Medienblogs ins Zentrum des Forschungsinteresses (Eberwein 2008a 2008b) Es stellt sich die Frage ob Medienblogs die Defizite des Medienjournalismus aufheben koumlnnen (vgl Hutter 2009 S 37 GriloPeacutelissier 2006 S 170f) Medienblogs sind wie andere Weblogs auch formal regel maumlssig aktualisierte Websites die ihre Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge anordnen (vgl Schmidt 2006 S 13) Die Inhalte koumlnnen in der Regel kommentiert werden Medienblogs sind auf das Themenfeld Medien und Journalismus spezialisiert Sie verweisen haumlufig auf andere Websites und werden in der Regel von einzelnen Personen oder Gruppen betrieben (vgl Hutter 2009 S 21) Sogenannte Me- dienwatchblogs beschaumlftigen sich kontinuierlich und kritisch mit einem einzelnen Medium (Lowrey 2006 Mrazek 2006 Fengler 2008) Das bekannteste Beispiel ist der verhaumlltnismaumlssig reichweitenstarke Bildblog ndash in der Schweiz gibt es allerdings kaum vergleichbare Blogs Gemaumlss Eberwein (2010 S 151) und DomingoHein-onen (2008 S 7f) koumlnnen Buumlrger- bzw Rezipienten-blogs von Journalistenblogs (ausserhalb einer bestimmten Medienredaktion) und Redaktionsblogs (innerhalb einer bestimmten Medienorganisation) unterschieden werden Medienblogs koumlnnen durch ihre Abkehr von gaumlngiger Berichterstattung einen wichtigen Gegenpol zum Medienjournalismus dar-stellen Sie koumlnnen kostenguumlnstiger publizieren sind in der Regel unabhaumlngig von Medienorganisationen und laufen deshalb weniger Gefahr auf Organisations-interessen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen (vgl Neu-berger 2004) Hutter (2009 S 95f) zeigt mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse dass Medienwatch- blogs bisweilen eine houmlhere journalistische Qualitaumlt aufweisen als die (medienjournalistische) Bericht-erstattung in der Qualitaumltspresse Interessant sind auch die Fallstudien von Fengler (2008 S 170) Schoumlnherr (2008 S 132) und WiedSchmidt (2008 S 189) zum Potential von Medienwatchblogs als Instanz der Quali-taumltskontrolle Allerdings haben die meisten bisherigen Studien zu diesem Thema allenfalls explorativen

grammhinweise Hickethier (2005 S 61) bringt die beobachtete Entwicklung besorgt auf den Punkt laquoDie Ausdifferenzierung der Kritik traumlgt langfristig [hellip] zu ihrer strukturellen lsaquoEntschaumlrfungrsaquo bei Der kritische Fokus droht verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machen Von den Raumlndern her [hellip] findet die Erosion der Kritik stattraquo Neben dem Institutionalisierungsproblem themati-sieren Untersuchungen weitere Ursachen fuumlr eine schwach ausgepraumlgte Medienkritik durch journalis-tische Medien So stehen hinter dem Institutionali-sierungsproblem weitere Treiber wie Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse im Mediensystem Medienkonzentration sowie wachsende Ertragsein-bussen u a bei den Abonnementszeitungen fuumlhren dazu dass aufgrund der Marktmacht weniger domi-nanter Medienkonzerne der publizistische Konflikt zwischen den Medien abnimmt und der ndash in den Augen mancher Medienmanager nur schlecht laquover-kaumluflicheraquo ndash Medienjournalismus dem Spardruck zum Opfer faumlllt Dann fuumlhrt die Konzentration fuumlr die Journalisten zu einer Situation die die Medienkritik allein schon deshalb als nicht opportun erscheinen laumlsst weil nicht mehr viele moumlgliche Arbeitgeber auf dem Markt sindEine systemtheoretische Betrachtungsweise legt indes den Schluss nahe dass einer Selbstbeobachtung des Journalismus durch Medienjournalismus ohnehin enge Grenzen gesetzt sind Beuthner und Weichert (2005 S 48f) erklaumlren dies mit der sogenannten Selbstbeobachtungsfalle Die starke Selbstreflexivitaumlt des Journalismus bzw die ausgepraumlgte Kollegenorien-tierung Betriebsblindheit und das Glashausdilemma (laquoNestbeschmutzertheseraquo) vergroumlssern die blinden Flecken des Medienjournalismus (vgl dazu auch Eber-wein 2010 S 148f) Es sei kaum zu erwarten dass Journalisten ihre eigene Branche oder gar das eigene Unternehmen kritisierten (Fengler 2005) Hallenber-ger und Nieland (2005 S 10) verweisen denn auch darauf dass es Tabuthemen gibt und Medienjournalis-mus auch von den Interessen der Unternehmenskom-munikation instrumentalisiert wird Der Medien-journalismus sollte von journalistischen Routinen und Handlungsprogrammen entkoppelt sein ndash er folgt indes derselben Logik wie der Journalismus generell (Orientierung an Nachrichtenfaktoren Recherche-aufwand usw) (Malik 2004 S 337f)

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VI43 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und VorgehenDie bisherigen Ausfuumlhrungen verdeutlichen zum einen die gesellschaftliche Relevanz von oumlffentlicher Medien-kritik Sie verweisen zum anderen aber auch auf die vielen blinden Flecken der Medienkritik in Form des Medienjournalismus und relativieren die Hoffnungen bezuumlglich des Potentials von MedienblogsIn der Schweiz fehlt heute eine transparente Uumlbersicht uumlber all die Instanzen und Organisationen die sich oumlffentlich medienkritisch aumlussern Es ist weitgehend unklar von welchen Akteuren uumlberhaupt Medienkritik ausgeht was sie mit welcher Effektivitaumlt und Qualitaumlt zu leisten vermoumlgen und inwiefern ihre Kommunika-tionsangebote in der Oumlffentlichkeit Resonanz finden Zudem wurde bisher fuumlr die Schweiz nicht syste-matisch und kontinuierlich untersucht inwiefern der Medienjournalismus unter Ruumlckgriff auf adaumlquate Ressourcen (z B Zustaumlndigkeiten Ressortstrukturen) die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfuumlllen vermag welches die zentralen Debatten und entspre-chenden Inszenierungsmuster sind und unter welchen Bedingungen medienkritische Blogs Wirkung entfalten koumlnnen Das genannte Forschungsprojekt am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Win-terthur wird sich genau diesen Fragen annehmen Mit dem laquoRadar Medienkritik Schweizraquo wird eine For-schungsinfrastruktur aufgebaut die unter Ruumlckgriff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) erbringen kann Dieser Radar umfasst zum einen eine Strukturanalyse medienkri tischer Instanzen in der Schweiz zum ande-ren eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medien-kritik Die computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse wird durch eine Analyse entsprechender Kommunikations-angebote wie Medienblogs ergaumlnztDas Projekt startet mit einer Strukturanalyse der-jenigen relevanten medienkritischen Akteure in der Schweiz die ihre Beurteilungen oumlffentlich zugaumlnglich machen (z B die Stellungnahmen des Presserates oder von Ombudsstellen Verlautbarungen medienkri-tischer Organisationen oder wissenschaftliche Studien zu Arbeitsbedingungen und Medienqualitaumlt) Kern-stuumlck des laquoRadars Medienkritik Schweizraquo ist dann eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medienkritik in der

Charakter ihre Befunde sind aufgrund geringer Fall-zahlen kaum verallgemeinerbar (Eberwein 2010 S 53)In oumlffentlichkeitstheoretischer Hinsicht muss bei der Einschaumltzung des Potentials von Medienblogs beachtet werden dass diese ihre kommunikativen Leistungen auf einer ganz anderen Oumlffentlichkeitsebene erbringen als herkoumlmmliche Medienorganisationen Waumlhrend der von Medienorganisationen hervorgebrachte Medienjournalismus in der Regel ndash off- wie online ndash eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr ein heterogenes Publikum mit vielfaumlltigen Interessen (General Interest) herstellt agieren sowohl die Kommunikationsmedien der Web-20-Anwendungen ndash also Blogs oder soziale Netz-werke ndash als auch die Fachzeitschriften auf der Ebene der Themen-Versammlungsoumlffentlichkeit wo sie Personen mit Interessen an aumlhnlichen Themen und Inhalten verbinden (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Es kann vorkommen dass medienkritische Debatten die Grenzen der verschiedenen Oumlffentlichkeitsebenen ndash meist nur fuumlr kurze Zeit ndash uumlberwinden beispielsweise wenn in den Massenmedien uumlber Beitraumlge in sozialen Netzwerken (wie z B auf Facebook) berichtet wirdAus institutionentheoretischer Perspektive ist zu beachten dass massenmedial hervorgebrachte oumlffent-liche Kommunikation erst aufgrund ihres Institutions- und Organisationscharakters folgenreich ist da Massenmedien eine Art Statusfunktion zukommt Journalismus laumlsst sich als ein durch Verhaltensregeln gesteuertes Handlungssystem begreifen das erst durch die laquoVerknuumlpfung mit Medien als Organisationen auf Dauer gestellt ist und auf Produktions- wie Rezep-tionsseite von Journalismus fuumlr einen grossen Kreis von Menschen giltraquo (Kiefer 2011 S 8) Genau dies trifft zumindest nach dem Stand der heutigen Beobachtun-gen fuumlr Medienblogs nicht zu auch wenn es nicht aus-geschlossen ist Oumlffentliche Medienkritik ndash will sie nicht folgenlos bleiben ndash ist auf das Vorhandensein von (Medien-)Organisationen angewiesen die unter Ruumlckgriff auf vorhandene Ressourcen arbeitsteilig regelbezogen und kontinuierlich ein breites Themen-angebot bereitstellen koumlnnenErste Analysen zeigen denn auch dass Medienblogs gegenwaumlrtig allenfalls als Ergaumlnzung zum Medienjour-nalismus der Tagespresse dienen koumlnnen nicht aber als Ersatz (Eberwein 2010 S 151) Es fehlt an Kontinuitaumlt in der Berichterstattung oft auch an eigenstaumlndiger Recherche und letztlich an Reichweite

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2001 Medienjournalismus als Instrument der Medienselbstkontrolle Ergebnisse von Kommunikatorstu-dien aus Deutschland und den USA im Vergleich in Medien-wissenschaft Schweiz Nr 1 S 10minus13

Fengler Susanne 2003 Medienkritik ndash feuilletonistische Texts-orte oder Strategie zur Qualitaumltssicherung in Qualitaumlt im Journalismus Grundlagen Dimensionen Praxismodelle hg von Hans-Juumlrgen Bucher Klaus Dieter Altmeppen Wies-baden Westdeutscher Verlag S 147minus161

Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

Fengler Susanne 2008 Media WWWatchdogs Die Rolle von Blogs fuumlr die Medienkritik in den USA in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Torsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 157minus171

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

Grilo Marcia Rogerio Peacutelissier Nicolas 2006 La blogoshpegravere un cinquiegraveme pouvoir Critique du journalisme et reconfigu-ration de lrsquoespace public au Portugal in Reacuteseaux 24(138) S 159minus184

Hallenberger Gerd Nieland Joumlrg-Uwe 2005 Medienkritik revisited in Neue Kritik der Medienkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 7minus20

Henzirohs Urban 2006 Medienjournalismus in der Schweiz Quantitative Untersuchung zur Entwicklung des Medien-journalismus in Schweizer Tageszeitungen Lizentiatsarbeit Universitaumlt Freiburg

Hickethier Knut 2005 Der Herbst der Medienkritik in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzerservice Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 59minus89

Houmlpli Gottlieb 2011 Laudatio fuumlr Rainer Stadler in Medien-kritik Schweiz Abgerufen unter wwwmedienkritik-schweizch201109laudatio-fur-rainer-stadler (Zugriff 2032012)

Hutter Andres 2009 Watchblogs Medienkritik 20 Eine inhaltsanalytische Untersuchung journalistischer Qualitaumlt in medienkritischen Weblogs 1 Aufl Boizenburg Werner Huumllsbusch

Imhof Kurt 2011 Die Krise der Oumlffentlichkeit Kommunikation und Medien als Faktoren des sozialen Wandels Frankfurt aM campus

Kiefer Marie Luise 2011 Die schwierige Finanzierung des Jour-nalismus in Medien amp Kommunikationswissenschaft 59(1) S 5minus22

LiteraturBeuthner Michael (Hg) 2005 Die Selbstbeobachtungsfalle

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Beuthner Michael Weichert Stephan Alexander 2005 Und wer beobachtet die Medien Uumlber die Kritikfunktionen und blinden Flecken des Medienjournalismus in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzerservice Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 41minus58

BlaABlog 2012 BlaABlog houmlrt auf Abgerufen unter wwwsuperblaablogspotch (Zugriff 3062012)

Blattkritik 2011 Weiter gehtrsquos auf stefan-schaerch Abgerufen unter wwwblattkritikch (Zugriff 3062012)

Blum Roger 2010 Das Elend der Medienkritik in der Schweiz Zu viele Koumlche verderben den Brei Abgerufen unter wwwpersoenlichcomnewsshow_newscfmnewsid=88854 (Zugriff 306 2012)

Blum Roger 2011 Der Blick in den Spiegel in Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera hg von foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Universitaumlt Zuumlrich Basel Schwabe S 7minus8

Degen Matthias Spiller Ralf 2012 Watchblogs ndash ein uumlber-schaumltztes Instrument der Medienkritik Conference Paper Lugano Media Accountability Conference

Domingo David Heinonen Ari 2008 Weblogs and Journa-lism A Typology to Explore the Blurring Boundaries in Nordicom Review 29(1) S 3minus15 Abgerufen unter

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Eberwein Tobias 2008a Raus aus der Selbstbeobachtungsfalle Zum medienkritischen Potenzial der Blogosphare in Neue Gegenwart Nr 56 Abgerufen unter wwwneuegegenwartdeausgabe56medienjournalismushtm (Zugriff 30062012)

Eberwein Tobias 2008b Typen und Funktionen von Medien-blogs in cooleparkde Abgerufen unter wwwcooleparkde 20081223typen-und-funktionen-von-medienblogs (Zu- griff 23062012)

Eberwein Tobias 2010 Von laquoHolzhausenraquo nach laquoBlogvilleraquo ndash und zuruumlck Medienbeobachtung in Tagespresse und Web-logs in Journalismus und Oumlffentlichkeit Eine Profession und ihr gesellschaftlicher Auftrag Festschrift fuumlr Horst Poumlttker hg von Tobias Eberwein Daniel Muumlller Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 143minus165

Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011 Pressevielfalt sichern Bericht des Bundesrates in Erfuumlllung des Postulats Fehr 093629 und des Postulats der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates (SPK-NR) 093980 vom 29 Juni 2011

Engels Kerstin Hickethier Knut Jarren Otfried Weiss Ralph 2005 Zusammenfassung der Studie laquoZur Kritik der Medien-kritik ndash Wie Zeitungen das Fernsehen beobachtenraquo Abge-rufen unter wwwlfm-nrwdefileadminlfm-nrwPressemel-dungenmedienkritik-zuspdf (Zugriff 07092011)

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Schmidt Jan 2006 Weblogs Eine kommunikationssoziolo-gische Studie Konstanz UVK Verlag

Schmidt Siegfried J 2005 Zur Grundlegung einer Medien-kritik in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzer-service Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 21minus40

Schoumlnherr Katja 2008 Medienwatchblogs als Form journalis-tischer Qualitaumltskontrolle in Kommunikation Partizipation und Wirkungen im Social Web hg von Ansgar Zerfass Mar-tin Welker Jan Schmidt Koumlln Halem Bd 2 S 116minus133

Schweizer Presserat 2012 Jahresbericht 2011 des Schweizer Presserats in Jahrheft 2012 des Schweizer Presserates S 8minus17 Abgerufen unter wwwpresseratchDocumentsJahrheft_2012pdf (Zugriff 3062012)

Sieber David 2011 Der Gang nach Canossa Abgerufen unter wwwsuedostschweizchcommunityblogsder-gang-nach-

canossa (Zugriff 3062012)SPK Staatspolitische Kommission des Nationalrats 2012

Medien sollen ihre demokratiepolitischen Aufgaben besser erfuumlllen koumlnnen Medienmitteilung SPK-N Abgerufen unter wwwparlamentchdmm2012Seitenmm-spk-n-2012-01- 20aspx (Zugriff 3062012)

Straub Constanze Schoumlnhagen Philomen 2007 Wandel nach der Krise Tendenzen im Schweizer Medienjournalismus in Medienheft vom 2152007 S 1minus6

Stulz Stefan 2012 Herzlich willkommen in medienkritisch aus Sicht von Konsumenten Projekt Abgerufen unter wwwmedienkritischchherzlich-willkommen (Zugriff 3062012)

Sutter Tilmann 2010 Medienanalyse und Medienkritik For-schungsfelder einer konstruktivistischen Soziologie der Medien Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften

Walser Rahel 2012 Medienkritik in der Schweiz ndash ein Mauer-bluumlmchen in Schweizer Radio DRS Kontexte Abgerufen unter wwwdrschwwwdedrssendungenkontext5005sh10207413html (Zugriff 1012012)

Weiss Ralph (Hg) 2005 Zur Kritik der Medienkritik Wie Zeitungen das Fernsehen beobachten Berlin Vistas

Wessler Hartmut 1997 Der laquobefremdeteraquo Blick auf das Selbst-verstaumlndliche Wann ist Medienkritik kritisch in Perspek-tiven der Medienkritik Die gesellschaftliche Auseinander-setzung mit oumlffentlicher Kommunikation in der Medien- gesellschaft hg von Hartmut Wessler Christiane Matzen Otfried Jarren Uwe Hasebrink Opladen Westdeutscher Verlag S 15minus26

Wied Kristina Schmidt Jan 2008 Weblogs und Qualitaumltssiche-rung Zu Potenzialen weblogbasierter Kritik in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Thorsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 173minus192

Wyss Vinzenz 2007 Der Schweizer Presserat im Urteil der Jour-nalisten in Zeitschrift fuumlr Kommunikationsoumlkologie und Medienethik 19(1) S 6minus13

Wyss Vinzenz 2009 Das Publikum des Journalismus in Medienrealitaumlten hg von Daniel Suumlss Urs Dahinden Kon-stanz UVK S 131minus142

Wyss Vinzenz 2011 Kassandra laumlsst gruumlssen Neue Zuumlrcher Zeitung vom 2642011 Nr 96 S 44

Kreitling Holger 1996 Das neue Ressort Warum ist Medienbe-richterstattung zum festen Bestandteil bundesdeutscher Printmedien avanciert Eine qualitative Befragung von Res-sortleitern und Redakteuren Magisterarbeit FU Berlin

Kruumlger Udo Michael Muumlller-Sachse Karl H 1998 Medien-journalismus Strukturen Themen Spannungsfelder Opla-den Westdeutscher Verlag

Kuumlnzler Matthias 2012 (in Vorbereitung) Mediensystem Schweiz Konstanz UVK Verlag

Leonarz Martina (Hg) 2012 Im Auftrag des BAKOM Aktuelle Studien zur Leistungsfaumlhigkeit von Presse Radio und Fern-sehen in der Schweiz Universitaumlt Zuumlrich SwissGIS

Lichtenstein Dennis 2011 Kommerzialisierung des Medien-journalismus Eine empirische Untersuchung zum Fall laquoBer-liner Zeitungraquo in Medien amp Kommunikationswissenschaft 59(2) S 216minus234

Lowrey Wilson 2006 Mapping the journalism-blogging rela-tionship in Journalism 7(4) S 477minus500

Luumlthi Nick 2012a Medienkritik Zwitschern statt bellen Abge-rufen unter wwwmedienwochech20120523zwitschern-statt-bellen (Zugriff 3062012)

Luumlthi Nick 2012b Presserat laquoMan kann dem auch Pranger sagenraquo Abgerufen unter wwwmedienwochech20120628man-kann-dem-auch-pranger-sagen (Zugriff 2862012)

Malik Maja 2004 Journalismusjournalismus Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften

Mediensalat 2012 In eigener Sache Abgerufen unter httpmediensalatinfowordpress (Zugriff 3062012)

Morresi Enrico 2010 Stellenwert der Ethik in der Ausbildung der Journalistinnen und Journalisten in Jahrheft 2010 des Schweizer Presserates S 26minus29 Abgerufen unter wwwpresse ratchDocumentsJahrheft_2010pdf (Zugriff 3062012)

Mrazek Thomas 2006 Ungebetene Kritiker in Journalist 55(1) S 44minus46

Neuberger Christoph 2004 WEBLOGS amp CO Partizipation statt Redaktion Abgerufen unter wwwgoa2003onlinejour-nalismusdeforschungweblogsphp (Zugriff 3012012)

Porlezza Colin 2004 Die harmlosen Watch-Dogs Zwischen Konkurrenzschelte und Selbstbeweihraumlucherung in message Nr 3 S 96minus98

Porlezza Colin Russ-Mohl Stephan 2011 Switzerland The Principle of Diversity in Mapping Media Accountability ndash in Europe and Beyond hg von Tobias Eberwein Susanne Feng-ler Epp Lauk Tanja Leppik-Bork Koumlln Halem S 168minus180

Puppis Manuel 2009 Organisationen der Medienselbstregulie-rung Europaumlische Presseraumlte im Vergleich Koumlln Halem

Russ-Mohl Stephan 1994 Der I-Faktor Qualitaumltssicherung im amerikanischen Journalismus ndash Modell fuumlr Europa Osna-bruumlck Zuumlrich Edition Interfrom

Russ-Mohl Stephan Fengler Susanne 2002 Scheinheiliger Aufklaumlrer Wie Journalismus und Medien uumlber sich selbst berichten in Medien und Ethik hg von Matthias Karmasin Stuttgart Reclam S 175ndash193

Russ-Mohl Stephan Wilczek Bartosz 2011 Medien Medien-forschung und Kritik Gastbeitrag in Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera hg von foumlg ndash For-schungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Universitaumlt Zuumlrich Basel Schwabe S 25minus33

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VI4 Medienkritik in der Schweiz minus eine Bestandsaufnahme 361VI 4 1 Warum Medienkritik unverzichtbar ist 362VI 4 2 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen 364VI 4 3 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und Vorgehen 366VI 4 4 Empirische Befunde und Evidenzen 367VI 4 5 Fazit und Ausblick 373

Anhang 1 Methodik 377Anhang 2 Medienstatistiken 409 21 Medienstatistik Presse 409 22 Medienstatistik Radio 431 23 Medienstatistik Fernsehen 439 24 Medienstatistik Online 447

Glossar 455Medienregister 473Autorenverzeichnis 481

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Zusammenfassung

bull Relevanz der Medienkritik Medienkritik vollzieht sich als Beobachtung Beschreibung und Bewertung von Medien und deren Leistungen fuumlr die Gesellschaft Die Kommunikations- und Medienwissenschaft unter-streicht die Relevanz oumlffentlicher Medienkritik angesichts der Bedeutung von journalistischen Medien und deren Deutungsmacht in demokratischen Gesellschaften Die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen und mit deren Rahmenbedingungen ist nicht zuletzt deshalb unverzichtbar weil erstens Wirklichkeitsbeschreibungen immer kontingent sind also auch anders sein koumlnnen und weil zweitens die Akteure der oumlffentlichen Wirklichkeitskonstruktion durch diese Auseinandersetzung an ihre Verantwortung erinnert werden

bull Akteure der Medienkritik Es braucht moumlglichst unabhaumlngige Instanzen welche die Medien beobachten und dadurch zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Medienkritik kann in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting stattfinden Von Fremdbeobachtung sprechen wir wenn medienexterne Akteure Medienkritik uumlben In der Schweiz wird diese Kritik von einer Vielzahl medien kritischer Institutionen und Organisationen geleistet gesetzlich vorgeschriebene sich selbst als Organe der Selbstkontrolle verstehende sowie wissenschaftliche oder zivilgesellschaftliche Organisationen und Initia tiven die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote zu beurteilen

bull Medienjournalismus in der Selbstbeobachtungsfalle Wirksame Medienkritik erfordert die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten Sie ist nur interaktiv moumlglich indem die Medien selbst oumlffentlich auf Beurtei-lungen reagieren und so die Fremdbeobachtung zur Selbstbeobachtung machen Es waumlre also wuumlnschenswert dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage waumlre das Mediensystem genauso kritisch zu beobachten wie er es bei anderen Gesellschaftsbereichen zu tun gewohnt ist Empirische Studien zeigen dass extramediale Kritikinstanzen in der Medienoumlffentlichkeit kaum wahrgenommen werden ndash die Medien kritik fristet ein Mauerbluumlmchendasein Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse sowie die sogenannte Selbstbeobachtungsfalle des Medienjournalismus verursachen Institutionalisierungsprobleme einer von jour-nalistischen Medien zu leistenden Medienkritik

bull Medienblogs sind kein Ersatz Angesichts der Unzulaumlnglichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medienjour-nalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlagwort laquoMedienbeobachtung 20raquo das Interesse auf die Leis-tungsfaumlhigkeit sogenannter Medienblogs gerichtet wird Medienblogs sind indes ndash das zeigen die Befunde ers-ter Studien ndash keinesfalls ein modernes Wundermittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung Aufgrund ihrer schwachen Institutionalisierung vermoumlgen sie ndash trotz ihrer unbestreitbaren Vorteile ndash der Medienkritik kaum eine wirksame auf Dauer gestellte oumlffentliche Plattform zu geben

bull Medienkritik setzt Struktur voraus Studien des Instituts fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur (ZHAW) zeigen dass medienkritische Bericht-erstattung mit struktureller Ausstattung korreliert Das Vorhandensein von Zustaumlndigkeiten oder Ressort-strukturen foumlrdert eine auf Dauer gestellte und umfassende journalistische Medienkritik Des Weiteren wird deutlich dass in der medienkritischen Berichterstattung ndash mit Ausnahme des Schweizer Radios und Fernsehens ndash Medienorganisationen nur zuruumlckhaltend thematisiert werden Ausserdem ist medienkritische Berichterstat-tung wenig offen fuumlr die Kritik Dritter und sie fokussiert eher auf das journalistische Endprodukt als auf strukturelle Fragen wie etwa die journalistischen Produktionsbedingungen Auch ist sie zuruumlckhaltend mit Kritik am eigenen Medienhaus und kommt zudem nur sporadisch auf die Agenda wenn besondere Ereignisse wie beispielsweise die Hildebrand-Affaumlre dazu Anlass geben

bull Rolle der Kommunikations- und Medienwissenschaft Erste Befunde zur strukturellen Schwaumlche des Medienjour-nalismus bzw der Nachweis dass dieser blinde Flecken hat sowie die Beobachtung dass weder Medienblogs

VI4 Medienkritik in der Schweiz minus eine BestandsaufnahmeGastbeitrag Vinzenz Wyss Michael Schanne Annina Stoffel

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VI41 Warum Medienkritik unverzichtbar istlaquoIn der Schweiz fehlt es uumlberhaupt nicht an Medien-kritik Im Gegenteil sie nimmt komplett uumlberhandraquo twittert Redaktor Maurice Thiriet vom Tages-Anzeiger am 30 Mai 2012 und reagiert damit auf die Neugruumln-dung des Blogs medienkritischch der kurz nach dem Carunfall von Siders vom 18-jaumlhrigen Stephan Stulz ins Leben gerufen wurde um laquomal ernsthafter mal satirischer [hellip] uumlber die Schweizer Medienlandschaft zu berichtenraquo (Stulz 2012) Der twitternde Redaktor des Tages-Anzeiger muumlsste es eigentlich wissen Er gilt als einer der wenigen Journalisten die in einer Schweizer Tageszeitung fuumlr Medienthemen zustaumlndig sind Mit einem weiteren Tweet unterstreicht er seine Behauptung laquoDas Leben des Journalisten ist eine ein-zige Selbstkritikraquo Die Einschaumltzung des Redaktors steht allerdings im Widerspruch zum medienwissen-schaftlichen Befund wonach eine sich als Beobach-tung Beschreibung und Bewertung von Medien voll-ziehende Medienkritik eher schwach ausgepraumlgt ist und sogar zunehmend an Bedeutung verliertDie Argumentation fuumlr die Relevanz der Medienkritik setzt bei der erheblichen gesellschaftlichen Bedeutung journalistischer Medien an Journalistische Kommuni-kationsangebote tragen durch die Herstellung von Oumlffentlichkeit zur Selbstbeobachtung und Synchroni-sation der Gesellschaft bei Unser gesellschaftlicher Alltag wird von journalistisch vermittelten Kommuni-kationsangeboten und Vorstellungen durchwirkt Jour-nalistische Medien verfuumlgen uumlber eine bedeutsame Definitionsmacht Gerade weil Wirklichkeitsbeschrei-bungen immer kontingent sind also immer auch anders ausfallen koumlnnten (vgl Schmidt 2005 S 28) ist die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen wichtig (Sutter 2010)In der Medien- und Kommunikationswissenschaft herrscht weitgehend Konsens daruumlber dass es in einer demokratischen Gesellschaft moumlglichst unabhaumlngige

noch aussermediale Akteure eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare Medienkritik zu leisten vermoumlgen unterstreichen die Bedeutung der Kommunikations- und Medienwissenschaft als unverzicht-barem Akteur der Medienkritik Die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann Medienkritik interes-senunabhaumlngig betreiben Es muss ihr jedoch gelingen interaktiv mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie mit der Medienpraxis zusammenzuarbeiten Auch sie ist schliesslich auf die oumlffentliche Resonanz durch die journalistischen Medien angewiesen also auf diejenigen Akteure die zugleich Gegenstand ihrer Beobach-tungen Analysen und Bewertungen sind

Instanzen braucht die die Medien beobachten sie mit Fremdbeobachtungen oumlffentlich konfrontieren und so zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Ange-sichts der besonderen gesellschaftlichen Bedeutung von Medien irritiert das Fehlen einer systema tischen und reflexiven laquoThematisierung von Routineprozessen aller am lsaquoMedienprozessrsaquo Beteiligtenraquo (Schmidt 2005 S 23) Zahlreiche medienwissenschaftliche auf die Schweiz auf Deutschland und auf die USA bezogene Befunde legen den Schluss nahe dass veroumlffentlichte Medienkri-tik ein laquoMauerbluumlmchendaseinraquo fristet (Walser 2012 vgl Hickethier 2005 S 61) Blum bringt den Sach-verhalt fuumlr die Schweiz nach der Veroumlffentlichung des ersten Jahrbuchs laquoQualitaumlt der Medienraquo (2010) wie folgt auf den Punkt laquoHierzulande gilt eher das Prinzip dass keine Kraumlhe der anderen ein Auge aushacktraquo (Blum 2011 S 7) Tatsaumlchlich fallen in der Medien-branche die Reaktionen auf die Medienkritik durch die Wissenschaft in der Regel gehaumlssig aus Ein Beispiel dafuumlr ist die Resonanz die die Veroumlffentlichung des Bundesratsberichts laquo Pressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumls-sisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) gefunden hat Der Bericht stuumltzte sich auf fuumlnf Studien die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommunikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012) Die daran anschlies-sende Medien berichterstattung kritisierte primaumlr die Methodik der Studien und blieb inhaltlich substanzlos (vgl dazu Wyss 2011 Russ-MohlWilczek 2011)Im vorliegenden Beitrag steht jedoch nicht die von der Kommunikations- und Medienwissenschaft ausge-hende Medienkritik im Vordergrund sondern die vom Medienjournalismus hervorgebrachte Selbstbeobach-tungsleistung Medienbeobachtung und Medienkritik koumlnnen in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting vorgenommen werden Von Medienkritik als Selbstbeobachtungsleistung

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selbst oumlffentlich auf Beurteilungen reagieren und Fremd beobachtung zur Selbstbeobachtung machenDie Erwartung ist also zunaumlchst naheliegend dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage sein sollte das Mediensystem genau so kritisch zu beobachten wie andere Gesellschaftsbereiche auch also etwa Politik Wirtschaft Wissenschaft Sport oder Kunst So wird seit mehr als 20 Jahren ndash fast schon mantraartig ndash die Relevanz der Medienkritik durch den Medienjournalismus betont (Russ-Mohl 1994 Kreitling 1996 Wessler 1997 S 23 KruumlgerMuumlller-Sachse 1998) Medienjournalismus koumlnne durch die Thematisierung von Strukturen Spielregeln und Ambivalenzen als laquofuumlnfte Gewaltraquo handeln heisst es etwa (Weiss 2005 BeuthnerWeichert 2005 S 47) Er koumlnne zur Qualitaumltssicherung des Journalismus bei-tragen (Malik 2004 S 333 Russ-MohlFengler 2002 S 191) sowie das Verantwortungsbewusstsein der Medien gegenuumlber der Gesellschaft demonstrieren (BeuthnerWeichert 2005 S 47 Malik 2004 S 197 Fengler 2003 S 148f) Trotz dieser Betonung der Wichtigkeit einer Selbstbeobachtung von Seiten der Medienwissenschaften uumlberwiegen in einschlaumlgigen Debatten der letzten Jahre resignierte Toumlne wenn etwa vom Medienkritiker als aussterbender Gattung die Rede ist (Houmlpli 2011) Auch aktuelle wissenschaftliche Studien beklagen ein Institutionalisierungs problem des Medienjournalismus das sich etwa in der fort-schreitenden Einstellung von Medienseiten zeigt (BeuthnerWeichert 2005 S 44f)Angesichts der immer wieder beobachteten Unzulaumlng-lichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medien-journalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlag-wort laquoMedienbeobachtung 20raquo in juumlngster Zeit vermehrt die Diskussion uumlber die Potentiale und die Probleme von Medienblogs hinsichtlich ihrer medien-kritischen Funktion angestossen wird (Eberwein 2010) So steht neuerdings die Frage im Zentrum mancher Untersuchung ob Medienblogs als neuartige Instanz der Beobachtung und Thematisierung von Medien und Journalismus Defizite des Medienjourna-lismus auffangen koumlnnten Noch legen entsprechende Untersuchungen ein zwiespaumlltiges Fazit nahe Medien-blogs sind heute keinesfalls ein modernes Wunder-mittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung denn laquodie Liste der eingestellten und abgewickelten Watchblogs wird laumlnger und laumlngerraquo (Luumlthi 2012a)

sprechen wir dann wenn journalistische Medien selbst mediale bzw journalistische Strukturen und Leistun-gen kritisch ndash auf Normen oder Leistungen bezogen ndash thematisieren (Medienjournalismus)Von Fremdbeobachtung wiederum sprechen wir wenn die Kritik von medienexternen Akteuren aus-geht Zu solchen medienkritischen Institutionen und Organi sationen gehoumlren etwa die Unabhaumlngige Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fernsehen (UBI) gesetzlich vorgeschriebene oder freiwillig eingerich-tete Ombudsstellen diverser Medienorganisationen sowie Organe der Selbstkontrolle wie Presseraumlte oder Publikums- bzw Leserschaftsraumlte Des Weiteren ist an zivilgesellschaftliche medienkritische Organisatio-nen zu denken die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen Dies koumlnnen aber auch Berufsorganisationen oder Mediengewerkschaften sein Als medienkritische Akteure treten schliesslich auch Akteure der Medienpolitik (z B mittels parla-mentarischer Vorstoumlsse) oder Akteure der Medien- und Kommunikationswissenschaft auf (veroumlffent-lichte Studien zur Medienqualitaumlt) Damit die Kritik solcher Organisationen und Instanzen auch ein brei-tes Publikum erreichen und Resonanz erzeugen kann ist sie darauf angewiesen dass ihre Beurteilungen von den Massenmedien aufgegriffen und thematisiert werden So riet beispielsweise der Schweizer Presserat zu einer sogenannten Abdruckpflicht die ndash so wieder- um dessen damaliger Stiftungsratspraumlsident Enrico Morresi ndash Redaktionen dazu anhaumllt zumindest uumlber diejenigen Stellungnahmen des Presserates zu berich-ten die das eigene Medium betreffen Die Pflicht bezieht sich freilich nur auf die Stellungnahmen des Presserats wobei die Bilanz ernuumlchternd ausfaumlllt (Morresi 2010 S 26) Trotz mehrmaliger Bemuumlhun-gen seitens des Presserats hat sich 2011 der Ruumlgen-abdruck (ganz oder teilweise gutge heissener Be- schwerden) mit etwa 50 Prozent gegenuumlber den Vor-jahren nicht verbessert Blum (2010) macht im Schweizer Kontext darauf aufmerksam dass extra-mediale Kritikinstanzen in der Oumlffentlichkeit kaum wahrgenommen und gehoumlrt wuumlrden (vgl auch Wal-ser 2012) Zudem liegt auf der Hand dass wirksame Medienkritik die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert Sie ist nur interaktiv moumlglich (Schmidt 2005 S 22) indem die Medien

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Problem stellen dass eine (theoretisch valide und ope-rational griffige und reliable) Festlegung des Begriffs Medienkritik fehlt Ein entsprechendes Forschungs-vorhaben muss also zunaumlchst definitorische Klarheit schaffenTrotz der Unschaumlrfe des Begriffs liegt eine beachtliche Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten zu den Leistungen des Medienjournalismus vor Empirische Untersuchungen sind allerdings selten und oft nur als Fallstudien angelegt Zu erwaumlhnen sind hier etwa die qualitativen Befragungen von Medienjournalisten in den USA (Fengler 2001) und diejenigen von von Mitgliedern journalistischer Organisationen zu den Rahmenbedingungen des Medienjournalismus (Malik 2004) Noch seltener sind (vergleichende) Inhalts-analysen wie sie juumlngst Lichtenstein (2011) in Deutsch-land ndash ebenfalls nur fallbezogen ndash zur Einflussnahme der Kommerzialisierung auf die veroumlffentlichte Selbst-reflexion bestimmter Berliner Zeitungen durchgefuumlhrt hat Auch multimethodische Studien wie diejenige von Weiss (2005) in der quantitative und qualitative Inhaltsanalysen durch leitfadengestuumltzte Experten-interviews ergaumlnzt wurden sind eine Seltenheit Ent-sprechende Daten interpretierend betonen Engels Hickethier Jarren und Weiss (2005) die Bedeutung von Medienseiten uumlberregionaler Qualitaumltszeitungen und deren ReflexionspotentialZahlreicher sind theoretisch-reflektierende Beitraumlge auf der Suche nach Erklaumlrungen fuumlr die schwache Institutionalisierung des Medienjournalismus Beuth-ner und Weichert (2005 S 44f) beklagen die fort-schreitende Aufhebung von Medienseiten in Deutsch-land (vgl auch Malik 2004 S 337f) Auch in der Schweiz wird eine solche Entwicklung beobachtet Straub und Schoumlnhagen (2007 S 2) sowie Porlezza (2004 S 96) weisen darauf hin dass in den letzten Jahren immer mehr Medienseiten abgeschafft und die Stellenprozente fuumlr Medienjournalisten sowie das Platzangebot fuumlr Medienjournalismus reduziert wur-den Auch Henzirohs (2006 S 97) kann nachweisen dass in der Schweiz die fehlende Institutionalisierung zur Abnahme des Umfangs von Medienjournalismus fuumlhrt Er stellt zudem ndash in Einklang mit Befunden aus Deutschland ndash fest dass es sich bei medienjournalis-tischen Beitraumlgen selten um Medienkritik handelt sondern vielmehr um ereignisbezogene Berichterstat-tung oder Servicebeitraumlge wie beispielsweise Pro-

Am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur startet ndash sobald dessen Finanzierung gesichert ist ndash ein Forschungsprojekt das unter Ruumlck-griff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen zur Struktur der veroumlffentlichten Medien-kritik in der Schweiz kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) durchfuumlhrt In diesem Projekt wird der laquoRadar Me- dienkritik Schweizraquo entwickelt der es erlaubt Veraumlnde-rungen der Medienkritik im Zeitverlauf festzustellen und zu erklaumlren Im Folgenden werden die forschungs-leitenden Annahmen dieses sich zum gegenwaumlrtigen Zeitpunkt noch in der Konzeptionsphase befindenden Projektes sowie erste empirische Erkenntnisse aus explorativen Studien zur Diskussion gestellt Auf der Basis von Vorstudien wurden eine Struktur- und eine Inhaltsanalyse der Medienkritik in der Schweiz vor-genommen Im Fokus steht dabei die journalistische Medienkritik (Selbstbeobachtung) und nicht die me- dienkritische Fremdbeobachtung (z B durch die Wis-senschaft)

VI42 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen

VI421 Schwach institutionalisierter MedienjournalismusObwohl in der Scientific Community Einigkeit da ruumlber herrscht dass oumlffentliche Medienkritik und insbe-sondere Medienjournalismus gerade in Zeiten des Strukturwandels der Oumlffentlichkeit und der Kommer-zialisierung des Mediensystems (vgl Imhof 2011) ein wesentliches Medium der gesellschaftlichen Selbst-verstaumlndigung darstellen zeigt der Blick in die wissen-schaftliche Literatur dass eine definitorische Fest-legung der Begriffe Medienkritik und Medienjour- nalismus schwerfaumlllt (Beuthner 2005 S 20 Malik 2004 S 183) Unter Etiketten wie laquoMedienjournalis-musraquo laquoJournalismusjournalismusraquo laquomedienkritische Berichterstattungraquo laquoMedienkritikraquo usw sind sowohl die journalistischen Beobachtungen von journalis-tischen Leistungen in publizistischen Medien als auch die journalistische Berichterstattung in publizistischen Medien uumlber diese Beobachtungen unscharf bestimmt Eine inhaltsanalytische Auseinandersetzung mit die-sem schwach umrissenen Gegenstand muss sich dem

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VI422 Medienblogs als VersammlungsshyoumlffentlichkeitAussermediale medienkritische Institutionen und Organisationen sind in vielfaumlltiger Weise auf Verbrei-tungsmedien angewiesen Deshalb ruumlcken neuerdings neben dem Medienjournalismus auch Medienblogs ins Zentrum des Forschungsinteresses (Eberwein 2008a 2008b) Es stellt sich die Frage ob Medienblogs die Defizite des Medienjournalismus aufheben koumlnnen (vgl Hutter 2009 S 37 GriloPeacutelissier 2006 S 170f) Medienblogs sind wie andere Weblogs auch formal regel maumlssig aktualisierte Websites die ihre Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge anordnen (vgl Schmidt 2006 S 13) Die Inhalte koumlnnen in der Regel kommentiert werden Medienblogs sind auf das Themenfeld Medien und Journalismus spezialisiert Sie verweisen haumlufig auf andere Websites und werden in der Regel von einzelnen Personen oder Gruppen betrieben (vgl Hutter 2009 S 21) Sogenannte Me- dienwatchblogs beschaumlftigen sich kontinuierlich und kritisch mit einem einzelnen Medium (Lowrey 2006 Mrazek 2006 Fengler 2008) Das bekannteste Beispiel ist der verhaumlltnismaumlssig reichweitenstarke Bildblog ndash in der Schweiz gibt es allerdings kaum vergleichbare Blogs Gemaumlss Eberwein (2010 S 151) und DomingoHein-onen (2008 S 7f) koumlnnen Buumlrger- bzw Rezipienten-blogs von Journalistenblogs (ausserhalb einer bestimmten Medienredaktion) und Redaktionsblogs (innerhalb einer bestimmten Medienorganisation) unterschieden werden Medienblogs koumlnnen durch ihre Abkehr von gaumlngiger Berichterstattung einen wichtigen Gegenpol zum Medienjournalismus dar-stellen Sie koumlnnen kostenguumlnstiger publizieren sind in der Regel unabhaumlngig von Medienorganisationen und laufen deshalb weniger Gefahr auf Organisations-interessen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen (vgl Neu-berger 2004) Hutter (2009 S 95f) zeigt mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse dass Medienwatch- blogs bisweilen eine houmlhere journalistische Qualitaumlt aufweisen als die (medienjournalistische) Bericht-erstattung in der Qualitaumltspresse Interessant sind auch die Fallstudien von Fengler (2008 S 170) Schoumlnherr (2008 S 132) und WiedSchmidt (2008 S 189) zum Potential von Medienwatchblogs als Instanz der Quali-taumltskontrolle Allerdings haben die meisten bisherigen Studien zu diesem Thema allenfalls explorativen

grammhinweise Hickethier (2005 S 61) bringt die beobachtete Entwicklung besorgt auf den Punkt laquoDie Ausdifferenzierung der Kritik traumlgt langfristig [hellip] zu ihrer strukturellen lsaquoEntschaumlrfungrsaquo bei Der kritische Fokus droht verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machen Von den Raumlndern her [hellip] findet die Erosion der Kritik stattraquo Neben dem Institutionalisierungsproblem themati-sieren Untersuchungen weitere Ursachen fuumlr eine schwach ausgepraumlgte Medienkritik durch journalis-tische Medien So stehen hinter dem Institutionali-sierungsproblem weitere Treiber wie Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse im Mediensystem Medienkonzentration sowie wachsende Ertragsein-bussen u a bei den Abonnementszeitungen fuumlhren dazu dass aufgrund der Marktmacht weniger domi-nanter Medienkonzerne der publizistische Konflikt zwischen den Medien abnimmt und der ndash in den Augen mancher Medienmanager nur schlecht laquover-kaumluflicheraquo ndash Medienjournalismus dem Spardruck zum Opfer faumlllt Dann fuumlhrt die Konzentration fuumlr die Journalisten zu einer Situation die die Medienkritik allein schon deshalb als nicht opportun erscheinen laumlsst weil nicht mehr viele moumlgliche Arbeitgeber auf dem Markt sindEine systemtheoretische Betrachtungsweise legt indes den Schluss nahe dass einer Selbstbeobachtung des Journalismus durch Medienjournalismus ohnehin enge Grenzen gesetzt sind Beuthner und Weichert (2005 S 48f) erklaumlren dies mit der sogenannten Selbstbeobachtungsfalle Die starke Selbstreflexivitaumlt des Journalismus bzw die ausgepraumlgte Kollegenorien-tierung Betriebsblindheit und das Glashausdilemma (laquoNestbeschmutzertheseraquo) vergroumlssern die blinden Flecken des Medienjournalismus (vgl dazu auch Eber-wein 2010 S 148f) Es sei kaum zu erwarten dass Journalisten ihre eigene Branche oder gar das eigene Unternehmen kritisierten (Fengler 2005) Hallenber-ger und Nieland (2005 S 10) verweisen denn auch darauf dass es Tabuthemen gibt und Medienjournalis-mus auch von den Interessen der Unternehmenskom-munikation instrumentalisiert wird Der Medien-journalismus sollte von journalistischen Routinen und Handlungsprogrammen entkoppelt sein ndash er folgt indes derselben Logik wie der Journalismus generell (Orientierung an Nachrichtenfaktoren Recherche-aufwand usw) (Malik 2004 S 337f)

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VI43 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und VorgehenDie bisherigen Ausfuumlhrungen verdeutlichen zum einen die gesellschaftliche Relevanz von oumlffentlicher Medien-kritik Sie verweisen zum anderen aber auch auf die vielen blinden Flecken der Medienkritik in Form des Medienjournalismus und relativieren die Hoffnungen bezuumlglich des Potentials von MedienblogsIn der Schweiz fehlt heute eine transparente Uumlbersicht uumlber all die Instanzen und Organisationen die sich oumlffentlich medienkritisch aumlussern Es ist weitgehend unklar von welchen Akteuren uumlberhaupt Medienkritik ausgeht was sie mit welcher Effektivitaumlt und Qualitaumlt zu leisten vermoumlgen und inwiefern ihre Kommunika-tionsangebote in der Oumlffentlichkeit Resonanz finden Zudem wurde bisher fuumlr die Schweiz nicht syste-matisch und kontinuierlich untersucht inwiefern der Medienjournalismus unter Ruumlckgriff auf adaumlquate Ressourcen (z B Zustaumlndigkeiten Ressortstrukturen) die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfuumlllen vermag welches die zentralen Debatten und entspre-chenden Inszenierungsmuster sind und unter welchen Bedingungen medienkritische Blogs Wirkung entfalten koumlnnen Das genannte Forschungsprojekt am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Win-terthur wird sich genau diesen Fragen annehmen Mit dem laquoRadar Medienkritik Schweizraquo wird eine For-schungsinfrastruktur aufgebaut die unter Ruumlckgriff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) erbringen kann Dieser Radar umfasst zum einen eine Strukturanalyse medienkri tischer Instanzen in der Schweiz zum ande-ren eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medien-kritik Die computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse wird durch eine Analyse entsprechender Kommunikations-angebote wie Medienblogs ergaumlnztDas Projekt startet mit einer Strukturanalyse der-jenigen relevanten medienkritischen Akteure in der Schweiz die ihre Beurteilungen oumlffentlich zugaumlnglich machen (z B die Stellungnahmen des Presserates oder von Ombudsstellen Verlautbarungen medienkri-tischer Organisationen oder wissenschaftliche Studien zu Arbeitsbedingungen und Medienqualitaumlt) Kern-stuumlck des laquoRadars Medienkritik Schweizraquo ist dann eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medienkritik in der

Charakter ihre Befunde sind aufgrund geringer Fall-zahlen kaum verallgemeinerbar (Eberwein 2010 S 53)In oumlffentlichkeitstheoretischer Hinsicht muss bei der Einschaumltzung des Potentials von Medienblogs beachtet werden dass diese ihre kommunikativen Leistungen auf einer ganz anderen Oumlffentlichkeitsebene erbringen als herkoumlmmliche Medienorganisationen Waumlhrend der von Medienorganisationen hervorgebrachte Medienjournalismus in der Regel ndash off- wie online ndash eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr ein heterogenes Publikum mit vielfaumlltigen Interessen (General Interest) herstellt agieren sowohl die Kommunikationsmedien der Web-20-Anwendungen ndash also Blogs oder soziale Netz-werke ndash als auch die Fachzeitschriften auf der Ebene der Themen-Versammlungsoumlffentlichkeit wo sie Personen mit Interessen an aumlhnlichen Themen und Inhalten verbinden (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Es kann vorkommen dass medienkritische Debatten die Grenzen der verschiedenen Oumlffentlichkeitsebenen ndash meist nur fuumlr kurze Zeit ndash uumlberwinden beispielsweise wenn in den Massenmedien uumlber Beitraumlge in sozialen Netzwerken (wie z B auf Facebook) berichtet wirdAus institutionentheoretischer Perspektive ist zu beachten dass massenmedial hervorgebrachte oumlffent-liche Kommunikation erst aufgrund ihres Institutions- und Organisationscharakters folgenreich ist da Massenmedien eine Art Statusfunktion zukommt Journalismus laumlsst sich als ein durch Verhaltensregeln gesteuertes Handlungssystem begreifen das erst durch die laquoVerknuumlpfung mit Medien als Organisationen auf Dauer gestellt ist und auf Produktions- wie Rezep-tionsseite von Journalismus fuumlr einen grossen Kreis von Menschen giltraquo (Kiefer 2011 S 8) Genau dies trifft zumindest nach dem Stand der heutigen Beobachtun-gen fuumlr Medienblogs nicht zu auch wenn es nicht aus-geschlossen ist Oumlffentliche Medienkritik ndash will sie nicht folgenlos bleiben ndash ist auf das Vorhandensein von (Medien-)Organisationen angewiesen die unter Ruumlckgriff auf vorhandene Ressourcen arbeitsteilig regelbezogen und kontinuierlich ein breites Themen-angebot bereitstellen koumlnnenErste Analysen zeigen denn auch dass Medienblogs gegenwaumlrtig allenfalls als Ergaumlnzung zum Medienjour-nalismus der Tagespresse dienen koumlnnen nicht aber als Ersatz (Eberwein 2010 S 151) Es fehlt an Kontinuitaumlt in der Berichterstattung oft auch an eigenstaumlndiger Recherche und letztlich an Reichweite

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

beglaubigte Auflage 2011)

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

Fengler Susanne 2008 Media WWWatchdogs Die Rolle von Blogs fuumlr die Medienkritik in den USA in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Torsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 157minus171

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

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Zusammenfassung

bull Relevanz der Medienkritik Medienkritik vollzieht sich als Beobachtung Beschreibung und Bewertung von Medien und deren Leistungen fuumlr die Gesellschaft Die Kommunikations- und Medienwissenschaft unter-streicht die Relevanz oumlffentlicher Medienkritik angesichts der Bedeutung von journalistischen Medien und deren Deutungsmacht in demokratischen Gesellschaften Die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen und mit deren Rahmenbedingungen ist nicht zuletzt deshalb unverzichtbar weil erstens Wirklichkeitsbeschreibungen immer kontingent sind also auch anders sein koumlnnen und weil zweitens die Akteure der oumlffentlichen Wirklichkeitskonstruktion durch diese Auseinandersetzung an ihre Verantwortung erinnert werden

bull Akteure der Medienkritik Es braucht moumlglichst unabhaumlngige Instanzen welche die Medien beobachten und dadurch zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Medienkritik kann in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting stattfinden Von Fremdbeobachtung sprechen wir wenn medienexterne Akteure Medienkritik uumlben In der Schweiz wird diese Kritik von einer Vielzahl medien kritischer Institutionen und Organisationen geleistet gesetzlich vorgeschriebene sich selbst als Organe der Selbstkontrolle verstehende sowie wissenschaftliche oder zivilgesellschaftliche Organisationen und Initia tiven die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote zu beurteilen

bull Medienjournalismus in der Selbstbeobachtungsfalle Wirksame Medienkritik erfordert die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten Sie ist nur interaktiv moumlglich indem die Medien selbst oumlffentlich auf Beurtei-lungen reagieren und so die Fremdbeobachtung zur Selbstbeobachtung machen Es waumlre also wuumlnschenswert dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage waumlre das Mediensystem genauso kritisch zu beobachten wie er es bei anderen Gesellschaftsbereichen zu tun gewohnt ist Empirische Studien zeigen dass extramediale Kritikinstanzen in der Medienoumlffentlichkeit kaum wahrgenommen werden ndash die Medien kritik fristet ein Mauerbluumlmchendasein Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse sowie die sogenannte Selbstbeobachtungsfalle des Medienjournalismus verursachen Institutionalisierungsprobleme einer von jour-nalistischen Medien zu leistenden Medienkritik

bull Medienblogs sind kein Ersatz Angesichts der Unzulaumlnglichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medienjour-nalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlagwort laquoMedienbeobachtung 20raquo das Interesse auf die Leis-tungsfaumlhigkeit sogenannter Medienblogs gerichtet wird Medienblogs sind indes ndash das zeigen die Befunde ers-ter Studien ndash keinesfalls ein modernes Wundermittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung Aufgrund ihrer schwachen Institutionalisierung vermoumlgen sie ndash trotz ihrer unbestreitbaren Vorteile ndash der Medienkritik kaum eine wirksame auf Dauer gestellte oumlffentliche Plattform zu geben

bull Medienkritik setzt Struktur voraus Studien des Instituts fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur (ZHAW) zeigen dass medienkritische Bericht-erstattung mit struktureller Ausstattung korreliert Das Vorhandensein von Zustaumlndigkeiten oder Ressort-strukturen foumlrdert eine auf Dauer gestellte und umfassende journalistische Medienkritik Des Weiteren wird deutlich dass in der medienkritischen Berichterstattung ndash mit Ausnahme des Schweizer Radios und Fernsehens ndash Medienorganisationen nur zuruumlckhaltend thematisiert werden Ausserdem ist medienkritische Berichterstat-tung wenig offen fuumlr die Kritik Dritter und sie fokussiert eher auf das journalistische Endprodukt als auf strukturelle Fragen wie etwa die journalistischen Produktionsbedingungen Auch ist sie zuruumlckhaltend mit Kritik am eigenen Medienhaus und kommt zudem nur sporadisch auf die Agenda wenn besondere Ereignisse wie beispielsweise die Hildebrand-Affaumlre dazu Anlass geben

bull Rolle der Kommunikations- und Medienwissenschaft Erste Befunde zur strukturellen Schwaumlche des Medienjour-nalismus bzw der Nachweis dass dieser blinde Flecken hat sowie die Beobachtung dass weder Medienblogs

VI4 Medienkritik in der Schweiz minus eine BestandsaufnahmeGastbeitrag Vinzenz Wyss Michael Schanne Annina Stoffel

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VI41 Warum Medienkritik unverzichtbar istlaquoIn der Schweiz fehlt es uumlberhaupt nicht an Medien-kritik Im Gegenteil sie nimmt komplett uumlberhandraquo twittert Redaktor Maurice Thiriet vom Tages-Anzeiger am 30 Mai 2012 und reagiert damit auf die Neugruumln-dung des Blogs medienkritischch der kurz nach dem Carunfall von Siders vom 18-jaumlhrigen Stephan Stulz ins Leben gerufen wurde um laquomal ernsthafter mal satirischer [hellip] uumlber die Schweizer Medienlandschaft zu berichtenraquo (Stulz 2012) Der twitternde Redaktor des Tages-Anzeiger muumlsste es eigentlich wissen Er gilt als einer der wenigen Journalisten die in einer Schweizer Tageszeitung fuumlr Medienthemen zustaumlndig sind Mit einem weiteren Tweet unterstreicht er seine Behauptung laquoDas Leben des Journalisten ist eine ein-zige Selbstkritikraquo Die Einschaumltzung des Redaktors steht allerdings im Widerspruch zum medienwissen-schaftlichen Befund wonach eine sich als Beobach-tung Beschreibung und Bewertung von Medien voll-ziehende Medienkritik eher schwach ausgepraumlgt ist und sogar zunehmend an Bedeutung verliertDie Argumentation fuumlr die Relevanz der Medienkritik setzt bei der erheblichen gesellschaftlichen Bedeutung journalistischer Medien an Journalistische Kommuni-kationsangebote tragen durch die Herstellung von Oumlffentlichkeit zur Selbstbeobachtung und Synchroni-sation der Gesellschaft bei Unser gesellschaftlicher Alltag wird von journalistisch vermittelten Kommuni-kationsangeboten und Vorstellungen durchwirkt Jour-nalistische Medien verfuumlgen uumlber eine bedeutsame Definitionsmacht Gerade weil Wirklichkeitsbeschrei-bungen immer kontingent sind also immer auch anders ausfallen koumlnnten (vgl Schmidt 2005 S 28) ist die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen wichtig (Sutter 2010)In der Medien- und Kommunikationswissenschaft herrscht weitgehend Konsens daruumlber dass es in einer demokratischen Gesellschaft moumlglichst unabhaumlngige

noch aussermediale Akteure eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare Medienkritik zu leisten vermoumlgen unterstreichen die Bedeutung der Kommunikations- und Medienwissenschaft als unverzicht-barem Akteur der Medienkritik Die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann Medienkritik interes-senunabhaumlngig betreiben Es muss ihr jedoch gelingen interaktiv mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie mit der Medienpraxis zusammenzuarbeiten Auch sie ist schliesslich auf die oumlffentliche Resonanz durch die journalistischen Medien angewiesen also auf diejenigen Akteure die zugleich Gegenstand ihrer Beobach-tungen Analysen und Bewertungen sind

Instanzen braucht die die Medien beobachten sie mit Fremdbeobachtungen oumlffentlich konfrontieren und so zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Ange-sichts der besonderen gesellschaftlichen Bedeutung von Medien irritiert das Fehlen einer systema tischen und reflexiven laquoThematisierung von Routineprozessen aller am lsaquoMedienprozessrsaquo Beteiligtenraquo (Schmidt 2005 S 23) Zahlreiche medienwissenschaftliche auf die Schweiz auf Deutschland und auf die USA bezogene Befunde legen den Schluss nahe dass veroumlffentlichte Medienkri-tik ein laquoMauerbluumlmchendaseinraquo fristet (Walser 2012 vgl Hickethier 2005 S 61) Blum bringt den Sach-verhalt fuumlr die Schweiz nach der Veroumlffentlichung des ersten Jahrbuchs laquoQualitaumlt der Medienraquo (2010) wie folgt auf den Punkt laquoHierzulande gilt eher das Prinzip dass keine Kraumlhe der anderen ein Auge aushacktraquo (Blum 2011 S 7) Tatsaumlchlich fallen in der Medien-branche die Reaktionen auf die Medienkritik durch die Wissenschaft in der Regel gehaumlssig aus Ein Beispiel dafuumlr ist die Resonanz die die Veroumlffentlichung des Bundesratsberichts laquo Pressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumls-sisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) gefunden hat Der Bericht stuumltzte sich auf fuumlnf Studien die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommunikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012) Die daran anschlies-sende Medien berichterstattung kritisierte primaumlr die Methodik der Studien und blieb inhaltlich substanzlos (vgl dazu Wyss 2011 Russ-MohlWilczek 2011)Im vorliegenden Beitrag steht jedoch nicht die von der Kommunikations- und Medienwissenschaft ausge-hende Medienkritik im Vordergrund sondern die vom Medienjournalismus hervorgebrachte Selbstbeobach-tungsleistung Medienbeobachtung und Medienkritik koumlnnen in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting vorgenommen werden Von Medienkritik als Selbstbeobachtungsleistung

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selbst oumlffentlich auf Beurteilungen reagieren und Fremd beobachtung zur Selbstbeobachtung machenDie Erwartung ist also zunaumlchst naheliegend dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage sein sollte das Mediensystem genau so kritisch zu beobachten wie andere Gesellschaftsbereiche auch also etwa Politik Wirtschaft Wissenschaft Sport oder Kunst So wird seit mehr als 20 Jahren ndash fast schon mantraartig ndash die Relevanz der Medienkritik durch den Medienjournalismus betont (Russ-Mohl 1994 Kreitling 1996 Wessler 1997 S 23 KruumlgerMuumlller-Sachse 1998) Medienjournalismus koumlnne durch die Thematisierung von Strukturen Spielregeln und Ambivalenzen als laquofuumlnfte Gewaltraquo handeln heisst es etwa (Weiss 2005 BeuthnerWeichert 2005 S 47) Er koumlnne zur Qualitaumltssicherung des Journalismus bei-tragen (Malik 2004 S 333 Russ-MohlFengler 2002 S 191) sowie das Verantwortungsbewusstsein der Medien gegenuumlber der Gesellschaft demonstrieren (BeuthnerWeichert 2005 S 47 Malik 2004 S 197 Fengler 2003 S 148f) Trotz dieser Betonung der Wichtigkeit einer Selbstbeobachtung von Seiten der Medienwissenschaften uumlberwiegen in einschlaumlgigen Debatten der letzten Jahre resignierte Toumlne wenn etwa vom Medienkritiker als aussterbender Gattung die Rede ist (Houmlpli 2011) Auch aktuelle wissenschaftliche Studien beklagen ein Institutionalisierungs problem des Medienjournalismus das sich etwa in der fort-schreitenden Einstellung von Medienseiten zeigt (BeuthnerWeichert 2005 S 44f)Angesichts der immer wieder beobachteten Unzulaumlng-lichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medien-journalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlag-wort laquoMedienbeobachtung 20raquo in juumlngster Zeit vermehrt die Diskussion uumlber die Potentiale und die Probleme von Medienblogs hinsichtlich ihrer medien-kritischen Funktion angestossen wird (Eberwein 2010) So steht neuerdings die Frage im Zentrum mancher Untersuchung ob Medienblogs als neuartige Instanz der Beobachtung und Thematisierung von Medien und Journalismus Defizite des Medienjourna-lismus auffangen koumlnnten Noch legen entsprechende Untersuchungen ein zwiespaumlltiges Fazit nahe Medien-blogs sind heute keinesfalls ein modernes Wunder-mittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung denn laquodie Liste der eingestellten und abgewickelten Watchblogs wird laumlnger und laumlngerraquo (Luumlthi 2012a)

sprechen wir dann wenn journalistische Medien selbst mediale bzw journalistische Strukturen und Leistun-gen kritisch ndash auf Normen oder Leistungen bezogen ndash thematisieren (Medienjournalismus)Von Fremdbeobachtung wiederum sprechen wir wenn die Kritik von medienexternen Akteuren aus-geht Zu solchen medienkritischen Institutionen und Organi sationen gehoumlren etwa die Unabhaumlngige Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fernsehen (UBI) gesetzlich vorgeschriebene oder freiwillig eingerich-tete Ombudsstellen diverser Medienorganisationen sowie Organe der Selbstkontrolle wie Presseraumlte oder Publikums- bzw Leserschaftsraumlte Des Weiteren ist an zivilgesellschaftliche medienkritische Organisatio-nen zu denken die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen Dies koumlnnen aber auch Berufsorganisationen oder Mediengewerkschaften sein Als medienkritische Akteure treten schliesslich auch Akteure der Medienpolitik (z B mittels parla-mentarischer Vorstoumlsse) oder Akteure der Medien- und Kommunikationswissenschaft auf (veroumlffent-lichte Studien zur Medienqualitaumlt) Damit die Kritik solcher Organisationen und Instanzen auch ein brei-tes Publikum erreichen und Resonanz erzeugen kann ist sie darauf angewiesen dass ihre Beurteilungen von den Massenmedien aufgegriffen und thematisiert werden So riet beispielsweise der Schweizer Presserat zu einer sogenannten Abdruckpflicht die ndash so wieder- um dessen damaliger Stiftungsratspraumlsident Enrico Morresi ndash Redaktionen dazu anhaumllt zumindest uumlber diejenigen Stellungnahmen des Presserates zu berich-ten die das eigene Medium betreffen Die Pflicht bezieht sich freilich nur auf die Stellungnahmen des Presserats wobei die Bilanz ernuumlchternd ausfaumlllt (Morresi 2010 S 26) Trotz mehrmaliger Bemuumlhun-gen seitens des Presserats hat sich 2011 der Ruumlgen-abdruck (ganz oder teilweise gutge heissener Be- schwerden) mit etwa 50 Prozent gegenuumlber den Vor-jahren nicht verbessert Blum (2010) macht im Schweizer Kontext darauf aufmerksam dass extra-mediale Kritikinstanzen in der Oumlffentlichkeit kaum wahrgenommen und gehoumlrt wuumlrden (vgl auch Wal-ser 2012) Zudem liegt auf der Hand dass wirksame Medienkritik die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert Sie ist nur interaktiv moumlglich (Schmidt 2005 S 22) indem die Medien

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Problem stellen dass eine (theoretisch valide und ope-rational griffige und reliable) Festlegung des Begriffs Medienkritik fehlt Ein entsprechendes Forschungs-vorhaben muss also zunaumlchst definitorische Klarheit schaffenTrotz der Unschaumlrfe des Begriffs liegt eine beachtliche Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten zu den Leistungen des Medienjournalismus vor Empirische Untersuchungen sind allerdings selten und oft nur als Fallstudien angelegt Zu erwaumlhnen sind hier etwa die qualitativen Befragungen von Medienjournalisten in den USA (Fengler 2001) und diejenigen von von Mitgliedern journalistischer Organisationen zu den Rahmenbedingungen des Medienjournalismus (Malik 2004) Noch seltener sind (vergleichende) Inhalts-analysen wie sie juumlngst Lichtenstein (2011) in Deutsch-land ndash ebenfalls nur fallbezogen ndash zur Einflussnahme der Kommerzialisierung auf die veroumlffentlichte Selbst-reflexion bestimmter Berliner Zeitungen durchgefuumlhrt hat Auch multimethodische Studien wie diejenige von Weiss (2005) in der quantitative und qualitative Inhaltsanalysen durch leitfadengestuumltzte Experten-interviews ergaumlnzt wurden sind eine Seltenheit Ent-sprechende Daten interpretierend betonen Engels Hickethier Jarren und Weiss (2005) die Bedeutung von Medienseiten uumlberregionaler Qualitaumltszeitungen und deren ReflexionspotentialZahlreicher sind theoretisch-reflektierende Beitraumlge auf der Suche nach Erklaumlrungen fuumlr die schwache Institutionalisierung des Medienjournalismus Beuth-ner und Weichert (2005 S 44f) beklagen die fort-schreitende Aufhebung von Medienseiten in Deutsch-land (vgl auch Malik 2004 S 337f) Auch in der Schweiz wird eine solche Entwicklung beobachtet Straub und Schoumlnhagen (2007 S 2) sowie Porlezza (2004 S 96) weisen darauf hin dass in den letzten Jahren immer mehr Medienseiten abgeschafft und die Stellenprozente fuumlr Medienjournalisten sowie das Platzangebot fuumlr Medienjournalismus reduziert wur-den Auch Henzirohs (2006 S 97) kann nachweisen dass in der Schweiz die fehlende Institutionalisierung zur Abnahme des Umfangs von Medienjournalismus fuumlhrt Er stellt zudem ndash in Einklang mit Befunden aus Deutschland ndash fest dass es sich bei medienjournalis-tischen Beitraumlgen selten um Medienkritik handelt sondern vielmehr um ereignisbezogene Berichterstat-tung oder Servicebeitraumlge wie beispielsweise Pro-

Am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur startet ndash sobald dessen Finanzierung gesichert ist ndash ein Forschungsprojekt das unter Ruumlck-griff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen zur Struktur der veroumlffentlichten Medien-kritik in der Schweiz kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) durchfuumlhrt In diesem Projekt wird der laquoRadar Me- dienkritik Schweizraquo entwickelt der es erlaubt Veraumlnde-rungen der Medienkritik im Zeitverlauf festzustellen und zu erklaumlren Im Folgenden werden die forschungs-leitenden Annahmen dieses sich zum gegenwaumlrtigen Zeitpunkt noch in der Konzeptionsphase befindenden Projektes sowie erste empirische Erkenntnisse aus explorativen Studien zur Diskussion gestellt Auf der Basis von Vorstudien wurden eine Struktur- und eine Inhaltsanalyse der Medienkritik in der Schweiz vor-genommen Im Fokus steht dabei die journalistische Medienkritik (Selbstbeobachtung) und nicht die me- dienkritische Fremdbeobachtung (z B durch die Wis-senschaft)

VI42 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen

VI421 Schwach institutionalisierter MedienjournalismusObwohl in der Scientific Community Einigkeit da ruumlber herrscht dass oumlffentliche Medienkritik und insbe-sondere Medienjournalismus gerade in Zeiten des Strukturwandels der Oumlffentlichkeit und der Kommer-zialisierung des Mediensystems (vgl Imhof 2011) ein wesentliches Medium der gesellschaftlichen Selbst-verstaumlndigung darstellen zeigt der Blick in die wissen-schaftliche Literatur dass eine definitorische Fest-legung der Begriffe Medienkritik und Medienjour- nalismus schwerfaumlllt (Beuthner 2005 S 20 Malik 2004 S 183) Unter Etiketten wie laquoMedienjournalis-musraquo laquoJournalismusjournalismusraquo laquomedienkritische Berichterstattungraquo laquoMedienkritikraquo usw sind sowohl die journalistischen Beobachtungen von journalis-tischen Leistungen in publizistischen Medien als auch die journalistische Berichterstattung in publizistischen Medien uumlber diese Beobachtungen unscharf bestimmt Eine inhaltsanalytische Auseinandersetzung mit die-sem schwach umrissenen Gegenstand muss sich dem

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VI422 Medienblogs als VersammlungsshyoumlffentlichkeitAussermediale medienkritische Institutionen und Organisationen sind in vielfaumlltiger Weise auf Verbrei-tungsmedien angewiesen Deshalb ruumlcken neuerdings neben dem Medienjournalismus auch Medienblogs ins Zentrum des Forschungsinteresses (Eberwein 2008a 2008b) Es stellt sich die Frage ob Medienblogs die Defizite des Medienjournalismus aufheben koumlnnen (vgl Hutter 2009 S 37 GriloPeacutelissier 2006 S 170f) Medienblogs sind wie andere Weblogs auch formal regel maumlssig aktualisierte Websites die ihre Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge anordnen (vgl Schmidt 2006 S 13) Die Inhalte koumlnnen in der Regel kommentiert werden Medienblogs sind auf das Themenfeld Medien und Journalismus spezialisiert Sie verweisen haumlufig auf andere Websites und werden in der Regel von einzelnen Personen oder Gruppen betrieben (vgl Hutter 2009 S 21) Sogenannte Me- dienwatchblogs beschaumlftigen sich kontinuierlich und kritisch mit einem einzelnen Medium (Lowrey 2006 Mrazek 2006 Fengler 2008) Das bekannteste Beispiel ist der verhaumlltnismaumlssig reichweitenstarke Bildblog ndash in der Schweiz gibt es allerdings kaum vergleichbare Blogs Gemaumlss Eberwein (2010 S 151) und DomingoHein-onen (2008 S 7f) koumlnnen Buumlrger- bzw Rezipienten-blogs von Journalistenblogs (ausserhalb einer bestimmten Medienredaktion) und Redaktionsblogs (innerhalb einer bestimmten Medienorganisation) unterschieden werden Medienblogs koumlnnen durch ihre Abkehr von gaumlngiger Berichterstattung einen wichtigen Gegenpol zum Medienjournalismus dar-stellen Sie koumlnnen kostenguumlnstiger publizieren sind in der Regel unabhaumlngig von Medienorganisationen und laufen deshalb weniger Gefahr auf Organisations-interessen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen (vgl Neu-berger 2004) Hutter (2009 S 95f) zeigt mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse dass Medienwatch- blogs bisweilen eine houmlhere journalistische Qualitaumlt aufweisen als die (medienjournalistische) Bericht-erstattung in der Qualitaumltspresse Interessant sind auch die Fallstudien von Fengler (2008 S 170) Schoumlnherr (2008 S 132) und WiedSchmidt (2008 S 189) zum Potential von Medienwatchblogs als Instanz der Quali-taumltskontrolle Allerdings haben die meisten bisherigen Studien zu diesem Thema allenfalls explorativen

grammhinweise Hickethier (2005 S 61) bringt die beobachtete Entwicklung besorgt auf den Punkt laquoDie Ausdifferenzierung der Kritik traumlgt langfristig [hellip] zu ihrer strukturellen lsaquoEntschaumlrfungrsaquo bei Der kritische Fokus droht verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machen Von den Raumlndern her [hellip] findet die Erosion der Kritik stattraquo Neben dem Institutionalisierungsproblem themati-sieren Untersuchungen weitere Ursachen fuumlr eine schwach ausgepraumlgte Medienkritik durch journalis-tische Medien So stehen hinter dem Institutionali-sierungsproblem weitere Treiber wie Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse im Mediensystem Medienkonzentration sowie wachsende Ertragsein-bussen u a bei den Abonnementszeitungen fuumlhren dazu dass aufgrund der Marktmacht weniger domi-nanter Medienkonzerne der publizistische Konflikt zwischen den Medien abnimmt und der ndash in den Augen mancher Medienmanager nur schlecht laquover-kaumluflicheraquo ndash Medienjournalismus dem Spardruck zum Opfer faumlllt Dann fuumlhrt die Konzentration fuumlr die Journalisten zu einer Situation die die Medienkritik allein schon deshalb als nicht opportun erscheinen laumlsst weil nicht mehr viele moumlgliche Arbeitgeber auf dem Markt sindEine systemtheoretische Betrachtungsweise legt indes den Schluss nahe dass einer Selbstbeobachtung des Journalismus durch Medienjournalismus ohnehin enge Grenzen gesetzt sind Beuthner und Weichert (2005 S 48f) erklaumlren dies mit der sogenannten Selbstbeobachtungsfalle Die starke Selbstreflexivitaumlt des Journalismus bzw die ausgepraumlgte Kollegenorien-tierung Betriebsblindheit und das Glashausdilemma (laquoNestbeschmutzertheseraquo) vergroumlssern die blinden Flecken des Medienjournalismus (vgl dazu auch Eber-wein 2010 S 148f) Es sei kaum zu erwarten dass Journalisten ihre eigene Branche oder gar das eigene Unternehmen kritisierten (Fengler 2005) Hallenber-ger und Nieland (2005 S 10) verweisen denn auch darauf dass es Tabuthemen gibt und Medienjournalis-mus auch von den Interessen der Unternehmenskom-munikation instrumentalisiert wird Der Medien-journalismus sollte von journalistischen Routinen und Handlungsprogrammen entkoppelt sein ndash er folgt indes derselben Logik wie der Journalismus generell (Orientierung an Nachrichtenfaktoren Recherche-aufwand usw) (Malik 2004 S 337f)

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VI43 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und VorgehenDie bisherigen Ausfuumlhrungen verdeutlichen zum einen die gesellschaftliche Relevanz von oumlffentlicher Medien-kritik Sie verweisen zum anderen aber auch auf die vielen blinden Flecken der Medienkritik in Form des Medienjournalismus und relativieren die Hoffnungen bezuumlglich des Potentials von MedienblogsIn der Schweiz fehlt heute eine transparente Uumlbersicht uumlber all die Instanzen und Organisationen die sich oumlffentlich medienkritisch aumlussern Es ist weitgehend unklar von welchen Akteuren uumlberhaupt Medienkritik ausgeht was sie mit welcher Effektivitaumlt und Qualitaumlt zu leisten vermoumlgen und inwiefern ihre Kommunika-tionsangebote in der Oumlffentlichkeit Resonanz finden Zudem wurde bisher fuumlr die Schweiz nicht syste-matisch und kontinuierlich untersucht inwiefern der Medienjournalismus unter Ruumlckgriff auf adaumlquate Ressourcen (z B Zustaumlndigkeiten Ressortstrukturen) die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfuumlllen vermag welches die zentralen Debatten und entspre-chenden Inszenierungsmuster sind und unter welchen Bedingungen medienkritische Blogs Wirkung entfalten koumlnnen Das genannte Forschungsprojekt am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Win-terthur wird sich genau diesen Fragen annehmen Mit dem laquoRadar Medienkritik Schweizraquo wird eine For-schungsinfrastruktur aufgebaut die unter Ruumlckgriff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) erbringen kann Dieser Radar umfasst zum einen eine Strukturanalyse medienkri tischer Instanzen in der Schweiz zum ande-ren eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medien-kritik Die computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse wird durch eine Analyse entsprechender Kommunikations-angebote wie Medienblogs ergaumlnztDas Projekt startet mit einer Strukturanalyse der-jenigen relevanten medienkritischen Akteure in der Schweiz die ihre Beurteilungen oumlffentlich zugaumlnglich machen (z B die Stellungnahmen des Presserates oder von Ombudsstellen Verlautbarungen medienkri-tischer Organisationen oder wissenschaftliche Studien zu Arbeitsbedingungen und Medienqualitaumlt) Kern-stuumlck des laquoRadars Medienkritik Schweizraquo ist dann eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medienkritik in der

Charakter ihre Befunde sind aufgrund geringer Fall-zahlen kaum verallgemeinerbar (Eberwein 2010 S 53)In oumlffentlichkeitstheoretischer Hinsicht muss bei der Einschaumltzung des Potentials von Medienblogs beachtet werden dass diese ihre kommunikativen Leistungen auf einer ganz anderen Oumlffentlichkeitsebene erbringen als herkoumlmmliche Medienorganisationen Waumlhrend der von Medienorganisationen hervorgebrachte Medienjournalismus in der Regel ndash off- wie online ndash eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr ein heterogenes Publikum mit vielfaumlltigen Interessen (General Interest) herstellt agieren sowohl die Kommunikationsmedien der Web-20-Anwendungen ndash also Blogs oder soziale Netz-werke ndash als auch die Fachzeitschriften auf der Ebene der Themen-Versammlungsoumlffentlichkeit wo sie Personen mit Interessen an aumlhnlichen Themen und Inhalten verbinden (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Es kann vorkommen dass medienkritische Debatten die Grenzen der verschiedenen Oumlffentlichkeitsebenen ndash meist nur fuumlr kurze Zeit ndash uumlberwinden beispielsweise wenn in den Massenmedien uumlber Beitraumlge in sozialen Netzwerken (wie z B auf Facebook) berichtet wirdAus institutionentheoretischer Perspektive ist zu beachten dass massenmedial hervorgebrachte oumlffent-liche Kommunikation erst aufgrund ihres Institutions- und Organisationscharakters folgenreich ist da Massenmedien eine Art Statusfunktion zukommt Journalismus laumlsst sich als ein durch Verhaltensregeln gesteuertes Handlungssystem begreifen das erst durch die laquoVerknuumlpfung mit Medien als Organisationen auf Dauer gestellt ist und auf Produktions- wie Rezep-tionsseite von Journalismus fuumlr einen grossen Kreis von Menschen giltraquo (Kiefer 2011 S 8) Genau dies trifft zumindest nach dem Stand der heutigen Beobachtun-gen fuumlr Medienblogs nicht zu auch wenn es nicht aus-geschlossen ist Oumlffentliche Medienkritik ndash will sie nicht folgenlos bleiben ndash ist auf das Vorhandensein von (Medien-)Organisationen angewiesen die unter Ruumlckgriff auf vorhandene Ressourcen arbeitsteilig regelbezogen und kontinuierlich ein breites Themen-angebot bereitstellen koumlnnenErste Analysen zeigen denn auch dass Medienblogs gegenwaumlrtig allenfalls als Ergaumlnzung zum Medienjour-nalismus der Tagespresse dienen koumlnnen nicht aber als Ersatz (Eberwein 2010 S 151) Es fehlt an Kontinuitaumlt in der Berichterstattung oft auch an eigenstaumlndiger Recherche und letztlich an Reichweite

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

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foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

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Eberwein Tobias 2010 Von laquoHolzhausenraquo nach laquoBlogvilleraquo ndash und zuruumlck Medienbeobachtung in Tagespresse und Web-logs in Journalismus und Oumlffentlichkeit Eine Profession und ihr gesellschaftlicher Auftrag Festschrift fuumlr Horst Poumlttker hg von Tobias Eberwein Daniel Muumlller Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 143minus165

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Wyss Vinzenz 2007 Der Schweizer Presserat im Urteil der Jour-nalisten in Zeitschrift fuumlr Kommunikationsoumlkologie und Medienethik 19(1) S 6minus13

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Kruumlger Udo Michael Muumlller-Sachse Karl H 1998 Medien-journalismus Strukturen Themen Spannungsfelder Opla-den Westdeutscher Verlag

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Russ-Mohl Stephan 1994 Der I-Faktor Qualitaumltssicherung im amerikanischen Journalismus ndash Modell fuumlr Europa Osna-bruumlck Zuumlrich Edition Interfrom

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VI41 Warum Medienkritik unverzichtbar istlaquoIn der Schweiz fehlt es uumlberhaupt nicht an Medien-kritik Im Gegenteil sie nimmt komplett uumlberhandraquo twittert Redaktor Maurice Thiriet vom Tages-Anzeiger am 30 Mai 2012 und reagiert damit auf die Neugruumln-dung des Blogs medienkritischch der kurz nach dem Carunfall von Siders vom 18-jaumlhrigen Stephan Stulz ins Leben gerufen wurde um laquomal ernsthafter mal satirischer [hellip] uumlber die Schweizer Medienlandschaft zu berichtenraquo (Stulz 2012) Der twitternde Redaktor des Tages-Anzeiger muumlsste es eigentlich wissen Er gilt als einer der wenigen Journalisten die in einer Schweizer Tageszeitung fuumlr Medienthemen zustaumlndig sind Mit einem weiteren Tweet unterstreicht er seine Behauptung laquoDas Leben des Journalisten ist eine ein-zige Selbstkritikraquo Die Einschaumltzung des Redaktors steht allerdings im Widerspruch zum medienwissen-schaftlichen Befund wonach eine sich als Beobach-tung Beschreibung und Bewertung von Medien voll-ziehende Medienkritik eher schwach ausgepraumlgt ist und sogar zunehmend an Bedeutung verliertDie Argumentation fuumlr die Relevanz der Medienkritik setzt bei der erheblichen gesellschaftlichen Bedeutung journalistischer Medien an Journalistische Kommuni-kationsangebote tragen durch die Herstellung von Oumlffentlichkeit zur Selbstbeobachtung und Synchroni-sation der Gesellschaft bei Unser gesellschaftlicher Alltag wird von journalistisch vermittelten Kommuni-kationsangeboten und Vorstellungen durchwirkt Jour-nalistische Medien verfuumlgen uumlber eine bedeutsame Definitionsmacht Gerade weil Wirklichkeitsbeschrei-bungen immer kontingent sind also immer auch anders ausfallen koumlnnten (vgl Schmidt 2005 S 28) ist die oumlffentliche Auseinandersetzung mit journalis-tischen Leistungen wichtig (Sutter 2010)In der Medien- und Kommunikationswissenschaft herrscht weitgehend Konsens daruumlber dass es in einer demokratischen Gesellschaft moumlglichst unabhaumlngige

noch aussermediale Akteure eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare Medienkritik zu leisten vermoumlgen unterstreichen die Bedeutung der Kommunikations- und Medienwissenschaft als unverzicht-barem Akteur der Medienkritik Die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann Medienkritik interes-senunabhaumlngig betreiben Es muss ihr jedoch gelingen interaktiv mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie mit der Medienpraxis zusammenzuarbeiten Auch sie ist schliesslich auf die oumlffentliche Resonanz durch die journalistischen Medien angewiesen also auf diejenigen Akteure die zugleich Gegenstand ihrer Beobach-tungen Analysen und Bewertungen sind

Instanzen braucht die die Medien beobachten sie mit Fremdbeobachtungen oumlffentlich konfrontieren und so zur oumlffentlichen Selbstbeobachtung zwingen Ange-sichts der besonderen gesellschaftlichen Bedeutung von Medien irritiert das Fehlen einer systema tischen und reflexiven laquoThematisierung von Routineprozessen aller am lsaquoMedienprozessrsaquo Beteiligtenraquo (Schmidt 2005 S 23) Zahlreiche medienwissenschaftliche auf die Schweiz auf Deutschland und auf die USA bezogene Befunde legen den Schluss nahe dass veroumlffentlichte Medienkri-tik ein laquoMauerbluumlmchendaseinraquo fristet (Walser 2012 vgl Hickethier 2005 S 61) Blum bringt den Sach-verhalt fuumlr die Schweiz nach der Veroumlffentlichung des ersten Jahrbuchs laquoQualitaumlt der Medienraquo (2010) wie folgt auf den Punkt laquoHierzulande gilt eher das Prinzip dass keine Kraumlhe der anderen ein Auge aushacktraquo (Blum 2011 S 7) Tatsaumlchlich fallen in der Medien-branche die Reaktionen auf die Medienkritik durch die Wissenschaft in der Regel gehaumlssig aus Ein Beispiel dafuumlr ist die Resonanz die die Veroumlffentlichung des Bundesratsberichts laquo Pressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumls-sisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) gefunden hat Der Bericht stuumltzte sich auf fuumlnf Studien die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommunikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012) Die daran anschlies-sende Medien berichterstattung kritisierte primaumlr die Methodik der Studien und blieb inhaltlich substanzlos (vgl dazu Wyss 2011 Russ-MohlWilczek 2011)Im vorliegenden Beitrag steht jedoch nicht die von der Kommunikations- und Medienwissenschaft ausge-hende Medienkritik im Vordergrund sondern die vom Medienjournalismus hervorgebrachte Selbstbeobach-tungsleistung Medienbeobachtung und Medienkritik koumlnnen in einem Selbstbeobachtungs- oder in einem Fremdbeobachtungssetting vorgenommen werden Von Medienkritik als Selbstbeobachtungsleistung

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selbst oumlffentlich auf Beurteilungen reagieren und Fremd beobachtung zur Selbstbeobachtung machenDie Erwartung ist also zunaumlchst naheliegend dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage sein sollte das Mediensystem genau so kritisch zu beobachten wie andere Gesellschaftsbereiche auch also etwa Politik Wirtschaft Wissenschaft Sport oder Kunst So wird seit mehr als 20 Jahren ndash fast schon mantraartig ndash die Relevanz der Medienkritik durch den Medienjournalismus betont (Russ-Mohl 1994 Kreitling 1996 Wessler 1997 S 23 KruumlgerMuumlller-Sachse 1998) Medienjournalismus koumlnne durch die Thematisierung von Strukturen Spielregeln und Ambivalenzen als laquofuumlnfte Gewaltraquo handeln heisst es etwa (Weiss 2005 BeuthnerWeichert 2005 S 47) Er koumlnne zur Qualitaumltssicherung des Journalismus bei-tragen (Malik 2004 S 333 Russ-MohlFengler 2002 S 191) sowie das Verantwortungsbewusstsein der Medien gegenuumlber der Gesellschaft demonstrieren (BeuthnerWeichert 2005 S 47 Malik 2004 S 197 Fengler 2003 S 148f) Trotz dieser Betonung der Wichtigkeit einer Selbstbeobachtung von Seiten der Medienwissenschaften uumlberwiegen in einschlaumlgigen Debatten der letzten Jahre resignierte Toumlne wenn etwa vom Medienkritiker als aussterbender Gattung die Rede ist (Houmlpli 2011) Auch aktuelle wissenschaftliche Studien beklagen ein Institutionalisierungs problem des Medienjournalismus das sich etwa in der fort-schreitenden Einstellung von Medienseiten zeigt (BeuthnerWeichert 2005 S 44f)Angesichts der immer wieder beobachteten Unzulaumlng-lichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medien-journalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlag-wort laquoMedienbeobachtung 20raquo in juumlngster Zeit vermehrt die Diskussion uumlber die Potentiale und die Probleme von Medienblogs hinsichtlich ihrer medien-kritischen Funktion angestossen wird (Eberwein 2010) So steht neuerdings die Frage im Zentrum mancher Untersuchung ob Medienblogs als neuartige Instanz der Beobachtung und Thematisierung von Medien und Journalismus Defizite des Medienjourna-lismus auffangen koumlnnten Noch legen entsprechende Untersuchungen ein zwiespaumlltiges Fazit nahe Medien-blogs sind heute keinesfalls ein modernes Wunder-mittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung denn laquodie Liste der eingestellten und abgewickelten Watchblogs wird laumlnger und laumlngerraquo (Luumlthi 2012a)

sprechen wir dann wenn journalistische Medien selbst mediale bzw journalistische Strukturen und Leistun-gen kritisch ndash auf Normen oder Leistungen bezogen ndash thematisieren (Medienjournalismus)Von Fremdbeobachtung wiederum sprechen wir wenn die Kritik von medienexternen Akteuren aus-geht Zu solchen medienkritischen Institutionen und Organi sationen gehoumlren etwa die Unabhaumlngige Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fernsehen (UBI) gesetzlich vorgeschriebene oder freiwillig eingerich-tete Ombudsstellen diverser Medienorganisationen sowie Organe der Selbstkontrolle wie Presseraumlte oder Publikums- bzw Leserschaftsraumlte Des Weiteren ist an zivilgesellschaftliche medienkritische Organisatio-nen zu denken die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen Dies koumlnnen aber auch Berufsorganisationen oder Mediengewerkschaften sein Als medienkritische Akteure treten schliesslich auch Akteure der Medienpolitik (z B mittels parla-mentarischer Vorstoumlsse) oder Akteure der Medien- und Kommunikationswissenschaft auf (veroumlffent-lichte Studien zur Medienqualitaumlt) Damit die Kritik solcher Organisationen und Instanzen auch ein brei-tes Publikum erreichen und Resonanz erzeugen kann ist sie darauf angewiesen dass ihre Beurteilungen von den Massenmedien aufgegriffen und thematisiert werden So riet beispielsweise der Schweizer Presserat zu einer sogenannten Abdruckpflicht die ndash so wieder- um dessen damaliger Stiftungsratspraumlsident Enrico Morresi ndash Redaktionen dazu anhaumllt zumindest uumlber diejenigen Stellungnahmen des Presserates zu berich-ten die das eigene Medium betreffen Die Pflicht bezieht sich freilich nur auf die Stellungnahmen des Presserats wobei die Bilanz ernuumlchternd ausfaumlllt (Morresi 2010 S 26) Trotz mehrmaliger Bemuumlhun-gen seitens des Presserats hat sich 2011 der Ruumlgen-abdruck (ganz oder teilweise gutge heissener Be- schwerden) mit etwa 50 Prozent gegenuumlber den Vor-jahren nicht verbessert Blum (2010) macht im Schweizer Kontext darauf aufmerksam dass extra-mediale Kritikinstanzen in der Oumlffentlichkeit kaum wahrgenommen und gehoumlrt wuumlrden (vgl auch Wal-ser 2012) Zudem liegt auf der Hand dass wirksame Medienkritik die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert Sie ist nur interaktiv moumlglich (Schmidt 2005 S 22) indem die Medien

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Problem stellen dass eine (theoretisch valide und ope-rational griffige und reliable) Festlegung des Begriffs Medienkritik fehlt Ein entsprechendes Forschungs-vorhaben muss also zunaumlchst definitorische Klarheit schaffenTrotz der Unschaumlrfe des Begriffs liegt eine beachtliche Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten zu den Leistungen des Medienjournalismus vor Empirische Untersuchungen sind allerdings selten und oft nur als Fallstudien angelegt Zu erwaumlhnen sind hier etwa die qualitativen Befragungen von Medienjournalisten in den USA (Fengler 2001) und diejenigen von von Mitgliedern journalistischer Organisationen zu den Rahmenbedingungen des Medienjournalismus (Malik 2004) Noch seltener sind (vergleichende) Inhalts-analysen wie sie juumlngst Lichtenstein (2011) in Deutsch-land ndash ebenfalls nur fallbezogen ndash zur Einflussnahme der Kommerzialisierung auf die veroumlffentlichte Selbst-reflexion bestimmter Berliner Zeitungen durchgefuumlhrt hat Auch multimethodische Studien wie diejenige von Weiss (2005) in der quantitative und qualitative Inhaltsanalysen durch leitfadengestuumltzte Experten-interviews ergaumlnzt wurden sind eine Seltenheit Ent-sprechende Daten interpretierend betonen Engels Hickethier Jarren und Weiss (2005) die Bedeutung von Medienseiten uumlberregionaler Qualitaumltszeitungen und deren ReflexionspotentialZahlreicher sind theoretisch-reflektierende Beitraumlge auf der Suche nach Erklaumlrungen fuumlr die schwache Institutionalisierung des Medienjournalismus Beuth-ner und Weichert (2005 S 44f) beklagen die fort-schreitende Aufhebung von Medienseiten in Deutsch-land (vgl auch Malik 2004 S 337f) Auch in der Schweiz wird eine solche Entwicklung beobachtet Straub und Schoumlnhagen (2007 S 2) sowie Porlezza (2004 S 96) weisen darauf hin dass in den letzten Jahren immer mehr Medienseiten abgeschafft und die Stellenprozente fuumlr Medienjournalisten sowie das Platzangebot fuumlr Medienjournalismus reduziert wur-den Auch Henzirohs (2006 S 97) kann nachweisen dass in der Schweiz die fehlende Institutionalisierung zur Abnahme des Umfangs von Medienjournalismus fuumlhrt Er stellt zudem ndash in Einklang mit Befunden aus Deutschland ndash fest dass es sich bei medienjournalis-tischen Beitraumlgen selten um Medienkritik handelt sondern vielmehr um ereignisbezogene Berichterstat-tung oder Servicebeitraumlge wie beispielsweise Pro-

Am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur startet ndash sobald dessen Finanzierung gesichert ist ndash ein Forschungsprojekt das unter Ruumlck-griff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen zur Struktur der veroumlffentlichten Medien-kritik in der Schweiz kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) durchfuumlhrt In diesem Projekt wird der laquoRadar Me- dienkritik Schweizraquo entwickelt der es erlaubt Veraumlnde-rungen der Medienkritik im Zeitverlauf festzustellen und zu erklaumlren Im Folgenden werden die forschungs-leitenden Annahmen dieses sich zum gegenwaumlrtigen Zeitpunkt noch in der Konzeptionsphase befindenden Projektes sowie erste empirische Erkenntnisse aus explorativen Studien zur Diskussion gestellt Auf der Basis von Vorstudien wurden eine Struktur- und eine Inhaltsanalyse der Medienkritik in der Schweiz vor-genommen Im Fokus steht dabei die journalistische Medienkritik (Selbstbeobachtung) und nicht die me- dienkritische Fremdbeobachtung (z B durch die Wis-senschaft)

VI42 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen

VI421 Schwach institutionalisierter MedienjournalismusObwohl in der Scientific Community Einigkeit da ruumlber herrscht dass oumlffentliche Medienkritik und insbe-sondere Medienjournalismus gerade in Zeiten des Strukturwandels der Oumlffentlichkeit und der Kommer-zialisierung des Mediensystems (vgl Imhof 2011) ein wesentliches Medium der gesellschaftlichen Selbst-verstaumlndigung darstellen zeigt der Blick in die wissen-schaftliche Literatur dass eine definitorische Fest-legung der Begriffe Medienkritik und Medienjour- nalismus schwerfaumlllt (Beuthner 2005 S 20 Malik 2004 S 183) Unter Etiketten wie laquoMedienjournalis-musraquo laquoJournalismusjournalismusraquo laquomedienkritische Berichterstattungraquo laquoMedienkritikraquo usw sind sowohl die journalistischen Beobachtungen von journalis-tischen Leistungen in publizistischen Medien als auch die journalistische Berichterstattung in publizistischen Medien uumlber diese Beobachtungen unscharf bestimmt Eine inhaltsanalytische Auseinandersetzung mit die-sem schwach umrissenen Gegenstand muss sich dem

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VI422 Medienblogs als VersammlungsshyoumlffentlichkeitAussermediale medienkritische Institutionen und Organisationen sind in vielfaumlltiger Weise auf Verbrei-tungsmedien angewiesen Deshalb ruumlcken neuerdings neben dem Medienjournalismus auch Medienblogs ins Zentrum des Forschungsinteresses (Eberwein 2008a 2008b) Es stellt sich die Frage ob Medienblogs die Defizite des Medienjournalismus aufheben koumlnnen (vgl Hutter 2009 S 37 GriloPeacutelissier 2006 S 170f) Medienblogs sind wie andere Weblogs auch formal regel maumlssig aktualisierte Websites die ihre Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge anordnen (vgl Schmidt 2006 S 13) Die Inhalte koumlnnen in der Regel kommentiert werden Medienblogs sind auf das Themenfeld Medien und Journalismus spezialisiert Sie verweisen haumlufig auf andere Websites und werden in der Regel von einzelnen Personen oder Gruppen betrieben (vgl Hutter 2009 S 21) Sogenannte Me- dienwatchblogs beschaumlftigen sich kontinuierlich und kritisch mit einem einzelnen Medium (Lowrey 2006 Mrazek 2006 Fengler 2008) Das bekannteste Beispiel ist der verhaumlltnismaumlssig reichweitenstarke Bildblog ndash in der Schweiz gibt es allerdings kaum vergleichbare Blogs Gemaumlss Eberwein (2010 S 151) und DomingoHein-onen (2008 S 7f) koumlnnen Buumlrger- bzw Rezipienten-blogs von Journalistenblogs (ausserhalb einer bestimmten Medienredaktion) und Redaktionsblogs (innerhalb einer bestimmten Medienorganisation) unterschieden werden Medienblogs koumlnnen durch ihre Abkehr von gaumlngiger Berichterstattung einen wichtigen Gegenpol zum Medienjournalismus dar-stellen Sie koumlnnen kostenguumlnstiger publizieren sind in der Regel unabhaumlngig von Medienorganisationen und laufen deshalb weniger Gefahr auf Organisations-interessen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen (vgl Neu-berger 2004) Hutter (2009 S 95f) zeigt mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse dass Medienwatch- blogs bisweilen eine houmlhere journalistische Qualitaumlt aufweisen als die (medienjournalistische) Bericht-erstattung in der Qualitaumltspresse Interessant sind auch die Fallstudien von Fengler (2008 S 170) Schoumlnherr (2008 S 132) und WiedSchmidt (2008 S 189) zum Potential von Medienwatchblogs als Instanz der Quali-taumltskontrolle Allerdings haben die meisten bisherigen Studien zu diesem Thema allenfalls explorativen

grammhinweise Hickethier (2005 S 61) bringt die beobachtete Entwicklung besorgt auf den Punkt laquoDie Ausdifferenzierung der Kritik traumlgt langfristig [hellip] zu ihrer strukturellen lsaquoEntschaumlrfungrsaquo bei Der kritische Fokus droht verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machen Von den Raumlndern her [hellip] findet die Erosion der Kritik stattraquo Neben dem Institutionalisierungsproblem themati-sieren Untersuchungen weitere Ursachen fuumlr eine schwach ausgepraumlgte Medienkritik durch journalis-tische Medien So stehen hinter dem Institutionali-sierungsproblem weitere Treiber wie Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse im Mediensystem Medienkonzentration sowie wachsende Ertragsein-bussen u a bei den Abonnementszeitungen fuumlhren dazu dass aufgrund der Marktmacht weniger domi-nanter Medienkonzerne der publizistische Konflikt zwischen den Medien abnimmt und der ndash in den Augen mancher Medienmanager nur schlecht laquover-kaumluflicheraquo ndash Medienjournalismus dem Spardruck zum Opfer faumlllt Dann fuumlhrt die Konzentration fuumlr die Journalisten zu einer Situation die die Medienkritik allein schon deshalb als nicht opportun erscheinen laumlsst weil nicht mehr viele moumlgliche Arbeitgeber auf dem Markt sindEine systemtheoretische Betrachtungsweise legt indes den Schluss nahe dass einer Selbstbeobachtung des Journalismus durch Medienjournalismus ohnehin enge Grenzen gesetzt sind Beuthner und Weichert (2005 S 48f) erklaumlren dies mit der sogenannten Selbstbeobachtungsfalle Die starke Selbstreflexivitaumlt des Journalismus bzw die ausgepraumlgte Kollegenorien-tierung Betriebsblindheit und das Glashausdilemma (laquoNestbeschmutzertheseraquo) vergroumlssern die blinden Flecken des Medienjournalismus (vgl dazu auch Eber-wein 2010 S 148f) Es sei kaum zu erwarten dass Journalisten ihre eigene Branche oder gar das eigene Unternehmen kritisierten (Fengler 2005) Hallenber-ger und Nieland (2005 S 10) verweisen denn auch darauf dass es Tabuthemen gibt und Medienjournalis-mus auch von den Interessen der Unternehmenskom-munikation instrumentalisiert wird Der Medien-journalismus sollte von journalistischen Routinen und Handlungsprogrammen entkoppelt sein ndash er folgt indes derselben Logik wie der Journalismus generell (Orientierung an Nachrichtenfaktoren Recherche-aufwand usw) (Malik 2004 S 337f)

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VI43 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und VorgehenDie bisherigen Ausfuumlhrungen verdeutlichen zum einen die gesellschaftliche Relevanz von oumlffentlicher Medien-kritik Sie verweisen zum anderen aber auch auf die vielen blinden Flecken der Medienkritik in Form des Medienjournalismus und relativieren die Hoffnungen bezuumlglich des Potentials von MedienblogsIn der Schweiz fehlt heute eine transparente Uumlbersicht uumlber all die Instanzen und Organisationen die sich oumlffentlich medienkritisch aumlussern Es ist weitgehend unklar von welchen Akteuren uumlberhaupt Medienkritik ausgeht was sie mit welcher Effektivitaumlt und Qualitaumlt zu leisten vermoumlgen und inwiefern ihre Kommunika-tionsangebote in der Oumlffentlichkeit Resonanz finden Zudem wurde bisher fuumlr die Schweiz nicht syste-matisch und kontinuierlich untersucht inwiefern der Medienjournalismus unter Ruumlckgriff auf adaumlquate Ressourcen (z B Zustaumlndigkeiten Ressortstrukturen) die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfuumlllen vermag welches die zentralen Debatten und entspre-chenden Inszenierungsmuster sind und unter welchen Bedingungen medienkritische Blogs Wirkung entfalten koumlnnen Das genannte Forschungsprojekt am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Win-terthur wird sich genau diesen Fragen annehmen Mit dem laquoRadar Medienkritik Schweizraquo wird eine For-schungsinfrastruktur aufgebaut die unter Ruumlckgriff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) erbringen kann Dieser Radar umfasst zum einen eine Strukturanalyse medienkri tischer Instanzen in der Schweiz zum ande-ren eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medien-kritik Die computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse wird durch eine Analyse entsprechender Kommunikations-angebote wie Medienblogs ergaumlnztDas Projekt startet mit einer Strukturanalyse der-jenigen relevanten medienkritischen Akteure in der Schweiz die ihre Beurteilungen oumlffentlich zugaumlnglich machen (z B die Stellungnahmen des Presserates oder von Ombudsstellen Verlautbarungen medienkri-tischer Organisationen oder wissenschaftliche Studien zu Arbeitsbedingungen und Medienqualitaumlt) Kern-stuumlck des laquoRadars Medienkritik Schweizraquo ist dann eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medienkritik in der

Charakter ihre Befunde sind aufgrund geringer Fall-zahlen kaum verallgemeinerbar (Eberwein 2010 S 53)In oumlffentlichkeitstheoretischer Hinsicht muss bei der Einschaumltzung des Potentials von Medienblogs beachtet werden dass diese ihre kommunikativen Leistungen auf einer ganz anderen Oumlffentlichkeitsebene erbringen als herkoumlmmliche Medienorganisationen Waumlhrend der von Medienorganisationen hervorgebrachte Medienjournalismus in der Regel ndash off- wie online ndash eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr ein heterogenes Publikum mit vielfaumlltigen Interessen (General Interest) herstellt agieren sowohl die Kommunikationsmedien der Web-20-Anwendungen ndash also Blogs oder soziale Netz-werke ndash als auch die Fachzeitschriften auf der Ebene der Themen-Versammlungsoumlffentlichkeit wo sie Personen mit Interessen an aumlhnlichen Themen und Inhalten verbinden (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Es kann vorkommen dass medienkritische Debatten die Grenzen der verschiedenen Oumlffentlichkeitsebenen ndash meist nur fuumlr kurze Zeit ndash uumlberwinden beispielsweise wenn in den Massenmedien uumlber Beitraumlge in sozialen Netzwerken (wie z B auf Facebook) berichtet wirdAus institutionentheoretischer Perspektive ist zu beachten dass massenmedial hervorgebrachte oumlffent-liche Kommunikation erst aufgrund ihres Institutions- und Organisationscharakters folgenreich ist da Massenmedien eine Art Statusfunktion zukommt Journalismus laumlsst sich als ein durch Verhaltensregeln gesteuertes Handlungssystem begreifen das erst durch die laquoVerknuumlpfung mit Medien als Organisationen auf Dauer gestellt ist und auf Produktions- wie Rezep-tionsseite von Journalismus fuumlr einen grossen Kreis von Menschen giltraquo (Kiefer 2011 S 8) Genau dies trifft zumindest nach dem Stand der heutigen Beobachtun-gen fuumlr Medienblogs nicht zu auch wenn es nicht aus-geschlossen ist Oumlffentliche Medienkritik ndash will sie nicht folgenlos bleiben ndash ist auf das Vorhandensein von (Medien-)Organisationen angewiesen die unter Ruumlckgriff auf vorhandene Ressourcen arbeitsteilig regelbezogen und kontinuierlich ein breites Themen-angebot bereitstellen koumlnnenErste Analysen zeigen denn auch dass Medienblogs gegenwaumlrtig allenfalls als Ergaumlnzung zum Medienjour-nalismus der Tagespresse dienen koumlnnen nicht aber als Ersatz (Eberwein 2010 S 151) Es fehlt an Kontinuitaumlt in der Berichterstattung oft auch an eigenstaumlndiger Recherche und letztlich an Reichweite

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2003 Medienkritik ndash feuilletonistische Texts-orte oder Strategie zur Qualitaumltssicherung in Qualitaumlt im Journalismus Grundlagen Dimensionen Praxismodelle hg von Hans-Juumlrgen Bucher Klaus Dieter Altmeppen Wies-baden Westdeutscher Verlag S 147minus161

Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

Fengler Susanne 2008 Media WWWatchdogs Die Rolle von Blogs fuumlr die Medienkritik in den USA in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Torsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 157minus171

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

Grilo Marcia Rogerio Peacutelissier Nicolas 2006 La blogoshpegravere un cinquiegraveme pouvoir Critique du journalisme et reconfigu-ration de lrsquoespace public au Portugal in Reacuteseaux 24(138) S 159minus184

Hallenberger Gerd Nieland Joumlrg-Uwe 2005 Medienkritik revisited in Neue Kritik der Medienkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 7minus20

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Imhof Kurt 2011 Die Krise der Oumlffentlichkeit Kommunikation und Medien als Faktoren des sozialen Wandels Frankfurt aM campus

Kiefer Marie Luise 2011 Die schwierige Finanzierung des Jour-nalismus in Medien amp Kommunikationswissenschaft 59(1) S 5minus22

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Beuthner Michael Weichert Stephan Alexander 2005 Und wer beobachtet die Medien Uumlber die Kritikfunktionen und blinden Flecken des Medienjournalismus in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzerservice Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 41minus58

BlaABlog 2012 BlaABlog houmlrt auf Abgerufen unter wwwsuperblaablogspotch (Zugriff 3062012)

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Eberwein Tobias 2010 Von laquoHolzhausenraquo nach laquoBlogvilleraquo ndash und zuruumlck Medienbeobachtung in Tagespresse und Web-logs in Journalismus und Oumlffentlichkeit Eine Profession und ihr gesellschaftlicher Auftrag Festschrift fuumlr Horst Poumlttker hg von Tobias Eberwein Daniel Muumlller Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 143minus165

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Engels Kerstin Hickethier Knut Jarren Otfried Weiss Ralph 2005 Zusammenfassung der Studie laquoZur Kritik der Medien-kritik ndash Wie Zeitungen das Fernsehen beobachtenraquo Abge-rufen unter wwwlfm-nrwdefileadminlfm-nrwPressemel-dungenmedienkritik-zuspdf (Zugriff 07092011)

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Schmidt Siegfried J 2005 Zur Grundlegung einer Medien-kritik in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzer-service Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 21minus40

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Sieber David 2011 Der Gang nach Canossa Abgerufen unter wwwsuedostschweizchcommunityblogsder-gang-nach-

canossa (Zugriff 3062012)SPK Staatspolitische Kommission des Nationalrats 2012

Medien sollen ihre demokratiepolitischen Aufgaben besser erfuumlllen koumlnnen Medienmitteilung SPK-N Abgerufen unter wwwparlamentchdmm2012Seitenmm-spk-n-2012-01- 20aspx (Zugriff 3062012)

Straub Constanze Schoumlnhagen Philomen 2007 Wandel nach der Krise Tendenzen im Schweizer Medienjournalismus in Medienheft vom 2152007 S 1minus6

Stulz Stefan 2012 Herzlich willkommen in medienkritisch aus Sicht von Konsumenten Projekt Abgerufen unter wwwmedienkritischchherzlich-willkommen (Zugriff 3062012)

Sutter Tilmann 2010 Medienanalyse und Medienkritik For-schungsfelder einer konstruktivistischen Soziologie der Medien Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften

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Kruumlger Udo Michael Muumlller-Sachse Karl H 1998 Medien-journalismus Strukturen Themen Spannungsfelder Opla-den Westdeutscher Verlag

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selbst oumlffentlich auf Beurteilungen reagieren und Fremd beobachtung zur Selbstbeobachtung machenDie Erwartung ist also zunaumlchst naheliegend dass Journalismus im Sinne der Selbstbeobachtung in der Lage sein sollte das Mediensystem genau so kritisch zu beobachten wie andere Gesellschaftsbereiche auch also etwa Politik Wirtschaft Wissenschaft Sport oder Kunst So wird seit mehr als 20 Jahren ndash fast schon mantraartig ndash die Relevanz der Medienkritik durch den Medienjournalismus betont (Russ-Mohl 1994 Kreitling 1996 Wessler 1997 S 23 KruumlgerMuumlller-Sachse 1998) Medienjournalismus koumlnne durch die Thematisierung von Strukturen Spielregeln und Ambivalenzen als laquofuumlnfte Gewaltraquo handeln heisst es etwa (Weiss 2005 BeuthnerWeichert 2005 S 47) Er koumlnne zur Qualitaumltssicherung des Journalismus bei-tragen (Malik 2004 S 333 Russ-MohlFengler 2002 S 191) sowie das Verantwortungsbewusstsein der Medien gegenuumlber der Gesellschaft demonstrieren (BeuthnerWeichert 2005 S 47 Malik 2004 S 197 Fengler 2003 S 148f) Trotz dieser Betonung der Wichtigkeit einer Selbstbeobachtung von Seiten der Medienwissenschaften uumlberwiegen in einschlaumlgigen Debatten der letzten Jahre resignierte Toumlne wenn etwa vom Medienkritiker als aussterbender Gattung die Rede ist (Houmlpli 2011) Auch aktuelle wissenschaftliche Studien beklagen ein Institutionalisierungs problem des Medienjournalismus das sich etwa in der fort-schreitenden Einstellung von Medienseiten zeigt (BeuthnerWeichert 2005 S 44f)Angesichts der immer wieder beobachteten Unzulaumlng-lichkeit und der beklagten laquoDauerkriseraquo des Medien-journalismus erstaunt es nicht dass unter dem Schlag-wort laquoMedienbeobachtung 20raquo in juumlngster Zeit vermehrt die Diskussion uumlber die Potentiale und die Probleme von Medienblogs hinsichtlich ihrer medien-kritischen Funktion angestossen wird (Eberwein 2010) So steht neuerdings die Frage im Zentrum mancher Untersuchung ob Medienblogs als neuartige Instanz der Beobachtung und Thematisierung von Medien und Journalismus Defizite des Medienjourna-lismus auffangen koumlnnten Noch legen entsprechende Untersuchungen ein zwiespaumlltiges Fazit nahe Medien-blogs sind heute keinesfalls ein modernes Wunder-mittel der oumlffentlichen Medienbeobachtung denn laquodie Liste der eingestellten und abgewickelten Watchblogs wird laumlnger und laumlngerraquo (Luumlthi 2012a)

sprechen wir dann wenn journalistische Medien selbst mediale bzw journalistische Strukturen und Leistun-gen kritisch ndash auf Normen oder Leistungen bezogen ndash thematisieren (Medienjournalismus)Von Fremdbeobachtung wiederum sprechen wir wenn die Kritik von medienexternen Akteuren aus-geht Zu solchen medienkritischen Institutionen und Organi sationen gehoumlren etwa die Unabhaumlngige Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fernsehen (UBI) gesetzlich vorgeschriebene oder freiwillig eingerich-tete Ombudsstellen diverser Medienorganisationen sowie Organe der Selbstkontrolle wie Presseraumlte oder Publikums- bzw Leserschaftsraumlte Des Weiteren ist an zivilgesellschaftliche medienkritische Organisatio-nen zu denken die es sich zur Aufgabe machen Medienstrukturen und Angebote aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen Dies koumlnnen aber auch Berufsorganisationen oder Mediengewerkschaften sein Als medienkritische Akteure treten schliesslich auch Akteure der Medienpolitik (z B mittels parla-mentarischer Vorstoumlsse) oder Akteure der Medien- und Kommunikationswissenschaft auf (veroumlffent-lichte Studien zur Medienqualitaumlt) Damit die Kritik solcher Organisationen und Instanzen auch ein brei-tes Publikum erreichen und Resonanz erzeugen kann ist sie darauf angewiesen dass ihre Beurteilungen von den Massenmedien aufgegriffen und thematisiert werden So riet beispielsweise der Schweizer Presserat zu einer sogenannten Abdruckpflicht die ndash so wieder- um dessen damaliger Stiftungsratspraumlsident Enrico Morresi ndash Redaktionen dazu anhaumllt zumindest uumlber diejenigen Stellungnahmen des Presserates zu berich-ten die das eigene Medium betreffen Die Pflicht bezieht sich freilich nur auf die Stellungnahmen des Presserats wobei die Bilanz ernuumlchternd ausfaumlllt (Morresi 2010 S 26) Trotz mehrmaliger Bemuumlhun-gen seitens des Presserats hat sich 2011 der Ruumlgen-abdruck (ganz oder teilweise gutge heissener Be- schwerden) mit etwa 50 Prozent gegenuumlber den Vor-jahren nicht verbessert Blum (2010) macht im Schweizer Kontext darauf aufmerksam dass extra-mediale Kritikinstanzen in der Oumlffentlichkeit kaum wahrgenommen und gehoumlrt wuumlrden (vgl auch Wal-ser 2012) Zudem liegt auf der Hand dass wirksame Medienkritik die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert Sie ist nur interaktiv moumlglich (Schmidt 2005 S 22) indem die Medien

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Problem stellen dass eine (theoretisch valide und ope-rational griffige und reliable) Festlegung des Begriffs Medienkritik fehlt Ein entsprechendes Forschungs-vorhaben muss also zunaumlchst definitorische Klarheit schaffenTrotz der Unschaumlrfe des Begriffs liegt eine beachtliche Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten zu den Leistungen des Medienjournalismus vor Empirische Untersuchungen sind allerdings selten und oft nur als Fallstudien angelegt Zu erwaumlhnen sind hier etwa die qualitativen Befragungen von Medienjournalisten in den USA (Fengler 2001) und diejenigen von von Mitgliedern journalistischer Organisationen zu den Rahmenbedingungen des Medienjournalismus (Malik 2004) Noch seltener sind (vergleichende) Inhalts-analysen wie sie juumlngst Lichtenstein (2011) in Deutsch-land ndash ebenfalls nur fallbezogen ndash zur Einflussnahme der Kommerzialisierung auf die veroumlffentlichte Selbst-reflexion bestimmter Berliner Zeitungen durchgefuumlhrt hat Auch multimethodische Studien wie diejenige von Weiss (2005) in der quantitative und qualitative Inhaltsanalysen durch leitfadengestuumltzte Experten-interviews ergaumlnzt wurden sind eine Seltenheit Ent-sprechende Daten interpretierend betonen Engels Hickethier Jarren und Weiss (2005) die Bedeutung von Medienseiten uumlberregionaler Qualitaumltszeitungen und deren ReflexionspotentialZahlreicher sind theoretisch-reflektierende Beitraumlge auf der Suche nach Erklaumlrungen fuumlr die schwache Institutionalisierung des Medienjournalismus Beuth-ner und Weichert (2005 S 44f) beklagen die fort-schreitende Aufhebung von Medienseiten in Deutsch-land (vgl auch Malik 2004 S 337f) Auch in der Schweiz wird eine solche Entwicklung beobachtet Straub und Schoumlnhagen (2007 S 2) sowie Porlezza (2004 S 96) weisen darauf hin dass in den letzten Jahren immer mehr Medienseiten abgeschafft und die Stellenprozente fuumlr Medienjournalisten sowie das Platzangebot fuumlr Medienjournalismus reduziert wur-den Auch Henzirohs (2006 S 97) kann nachweisen dass in der Schweiz die fehlende Institutionalisierung zur Abnahme des Umfangs von Medienjournalismus fuumlhrt Er stellt zudem ndash in Einklang mit Befunden aus Deutschland ndash fest dass es sich bei medienjournalis-tischen Beitraumlgen selten um Medienkritik handelt sondern vielmehr um ereignisbezogene Berichterstat-tung oder Servicebeitraumlge wie beispielsweise Pro-

Am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur startet ndash sobald dessen Finanzierung gesichert ist ndash ein Forschungsprojekt das unter Ruumlck-griff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen zur Struktur der veroumlffentlichten Medien-kritik in der Schweiz kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) durchfuumlhrt In diesem Projekt wird der laquoRadar Me- dienkritik Schweizraquo entwickelt der es erlaubt Veraumlnde-rungen der Medienkritik im Zeitverlauf festzustellen und zu erklaumlren Im Folgenden werden die forschungs-leitenden Annahmen dieses sich zum gegenwaumlrtigen Zeitpunkt noch in der Konzeptionsphase befindenden Projektes sowie erste empirische Erkenntnisse aus explorativen Studien zur Diskussion gestellt Auf der Basis von Vorstudien wurden eine Struktur- und eine Inhaltsanalyse der Medienkritik in der Schweiz vor-genommen Im Fokus steht dabei die journalistische Medienkritik (Selbstbeobachtung) und nicht die me- dienkritische Fremdbeobachtung (z B durch die Wis-senschaft)

VI42 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen

VI421 Schwach institutionalisierter MedienjournalismusObwohl in der Scientific Community Einigkeit da ruumlber herrscht dass oumlffentliche Medienkritik und insbe-sondere Medienjournalismus gerade in Zeiten des Strukturwandels der Oumlffentlichkeit und der Kommer-zialisierung des Mediensystems (vgl Imhof 2011) ein wesentliches Medium der gesellschaftlichen Selbst-verstaumlndigung darstellen zeigt der Blick in die wissen-schaftliche Literatur dass eine definitorische Fest-legung der Begriffe Medienkritik und Medienjour- nalismus schwerfaumlllt (Beuthner 2005 S 20 Malik 2004 S 183) Unter Etiketten wie laquoMedienjournalis-musraquo laquoJournalismusjournalismusraquo laquomedienkritische Berichterstattungraquo laquoMedienkritikraquo usw sind sowohl die journalistischen Beobachtungen von journalis-tischen Leistungen in publizistischen Medien als auch die journalistische Berichterstattung in publizistischen Medien uumlber diese Beobachtungen unscharf bestimmt Eine inhaltsanalytische Auseinandersetzung mit die-sem schwach umrissenen Gegenstand muss sich dem

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VI422 Medienblogs als VersammlungsshyoumlffentlichkeitAussermediale medienkritische Institutionen und Organisationen sind in vielfaumlltiger Weise auf Verbrei-tungsmedien angewiesen Deshalb ruumlcken neuerdings neben dem Medienjournalismus auch Medienblogs ins Zentrum des Forschungsinteresses (Eberwein 2008a 2008b) Es stellt sich die Frage ob Medienblogs die Defizite des Medienjournalismus aufheben koumlnnen (vgl Hutter 2009 S 37 GriloPeacutelissier 2006 S 170f) Medienblogs sind wie andere Weblogs auch formal regel maumlssig aktualisierte Websites die ihre Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge anordnen (vgl Schmidt 2006 S 13) Die Inhalte koumlnnen in der Regel kommentiert werden Medienblogs sind auf das Themenfeld Medien und Journalismus spezialisiert Sie verweisen haumlufig auf andere Websites und werden in der Regel von einzelnen Personen oder Gruppen betrieben (vgl Hutter 2009 S 21) Sogenannte Me- dienwatchblogs beschaumlftigen sich kontinuierlich und kritisch mit einem einzelnen Medium (Lowrey 2006 Mrazek 2006 Fengler 2008) Das bekannteste Beispiel ist der verhaumlltnismaumlssig reichweitenstarke Bildblog ndash in der Schweiz gibt es allerdings kaum vergleichbare Blogs Gemaumlss Eberwein (2010 S 151) und DomingoHein-onen (2008 S 7f) koumlnnen Buumlrger- bzw Rezipienten-blogs von Journalistenblogs (ausserhalb einer bestimmten Medienredaktion) und Redaktionsblogs (innerhalb einer bestimmten Medienorganisation) unterschieden werden Medienblogs koumlnnen durch ihre Abkehr von gaumlngiger Berichterstattung einen wichtigen Gegenpol zum Medienjournalismus dar-stellen Sie koumlnnen kostenguumlnstiger publizieren sind in der Regel unabhaumlngig von Medienorganisationen und laufen deshalb weniger Gefahr auf Organisations-interessen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen (vgl Neu-berger 2004) Hutter (2009 S 95f) zeigt mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse dass Medienwatch- blogs bisweilen eine houmlhere journalistische Qualitaumlt aufweisen als die (medienjournalistische) Bericht-erstattung in der Qualitaumltspresse Interessant sind auch die Fallstudien von Fengler (2008 S 170) Schoumlnherr (2008 S 132) und WiedSchmidt (2008 S 189) zum Potential von Medienwatchblogs als Instanz der Quali-taumltskontrolle Allerdings haben die meisten bisherigen Studien zu diesem Thema allenfalls explorativen

grammhinweise Hickethier (2005 S 61) bringt die beobachtete Entwicklung besorgt auf den Punkt laquoDie Ausdifferenzierung der Kritik traumlgt langfristig [hellip] zu ihrer strukturellen lsaquoEntschaumlrfungrsaquo bei Der kritische Fokus droht verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machen Von den Raumlndern her [hellip] findet die Erosion der Kritik stattraquo Neben dem Institutionalisierungsproblem themati-sieren Untersuchungen weitere Ursachen fuumlr eine schwach ausgepraumlgte Medienkritik durch journalis-tische Medien So stehen hinter dem Institutionali-sierungsproblem weitere Treiber wie Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse im Mediensystem Medienkonzentration sowie wachsende Ertragsein-bussen u a bei den Abonnementszeitungen fuumlhren dazu dass aufgrund der Marktmacht weniger domi-nanter Medienkonzerne der publizistische Konflikt zwischen den Medien abnimmt und der ndash in den Augen mancher Medienmanager nur schlecht laquover-kaumluflicheraquo ndash Medienjournalismus dem Spardruck zum Opfer faumlllt Dann fuumlhrt die Konzentration fuumlr die Journalisten zu einer Situation die die Medienkritik allein schon deshalb als nicht opportun erscheinen laumlsst weil nicht mehr viele moumlgliche Arbeitgeber auf dem Markt sindEine systemtheoretische Betrachtungsweise legt indes den Schluss nahe dass einer Selbstbeobachtung des Journalismus durch Medienjournalismus ohnehin enge Grenzen gesetzt sind Beuthner und Weichert (2005 S 48f) erklaumlren dies mit der sogenannten Selbstbeobachtungsfalle Die starke Selbstreflexivitaumlt des Journalismus bzw die ausgepraumlgte Kollegenorien-tierung Betriebsblindheit und das Glashausdilemma (laquoNestbeschmutzertheseraquo) vergroumlssern die blinden Flecken des Medienjournalismus (vgl dazu auch Eber-wein 2010 S 148f) Es sei kaum zu erwarten dass Journalisten ihre eigene Branche oder gar das eigene Unternehmen kritisierten (Fengler 2005) Hallenber-ger und Nieland (2005 S 10) verweisen denn auch darauf dass es Tabuthemen gibt und Medienjournalis-mus auch von den Interessen der Unternehmenskom-munikation instrumentalisiert wird Der Medien-journalismus sollte von journalistischen Routinen und Handlungsprogrammen entkoppelt sein ndash er folgt indes derselben Logik wie der Journalismus generell (Orientierung an Nachrichtenfaktoren Recherche-aufwand usw) (Malik 2004 S 337f)

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VI43 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und VorgehenDie bisherigen Ausfuumlhrungen verdeutlichen zum einen die gesellschaftliche Relevanz von oumlffentlicher Medien-kritik Sie verweisen zum anderen aber auch auf die vielen blinden Flecken der Medienkritik in Form des Medienjournalismus und relativieren die Hoffnungen bezuumlglich des Potentials von MedienblogsIn der Schweiz fehlt heute eine transparente Uumlbersicht uumlber all die Instanzen und Organisationen die sich oumlffentlich medienkritisch aumlussern Es ist weitgehend unklar von welchen Akteuren uumlberhaupt Medienkritik ausgeht was sie mit welcher Effektivitaumlt und Qualitaumlt zu leisten vermoumlgen und inwiefern ihre Kommunika-tionsangebote in der Oumlffentlichkeit Resonanz finden Zudem wurde bisher fuumlr die Schweiz nicht syste-matisch und kontinuierlich untersucht inwiefern der Medienjournalismus unter Ruumlckgriff auf adaumlquate Ressourcen (z B Zustaumlndigkeiten Ressortstrukturen) die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfuumlllen vermag welches die zentralen Debatten und entspre-chenden Inszenierungsmuster sind und unter welchen Bedingungen medienkritische Blogs Wirkung entfalten koumlnnen Das genannte Forschungsprojekt am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Win-terthur wird sich genau diesen Fragen annehmen Mit dem laquoRadar Medienkritik Schweizraquo wird eine For-schungsinfrastruktur aufgebaut die unter Ruumlckgriff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) erbringen kann Dieser Radar umfasst zum einen eine Strukturanalyse medienkri tischer Instanzen in der Schweiz zum ande-ren eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medien-kritik Die computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse wird durch eine Analyse entsprechender Kommunikations-angebote wie Medienblogs ergaumlnztDas Projekt startet mit einer Strukturanalyse der-jenigen relevanten medienkritischen Akteure in der Schweiz die ihre Beurteilungen oumlffentlich zugaumlnglich machen (z B die Stellungnahmen des Presserates oder von Ombudsstellen Verlautbarungen medienkri-tischer Organisationen oder wissenschaftliche Studien zu Arbeitsbedingungen und Medienqualitaumlt) Kern-stuumlck des laquoRadars Medienkritik Schweizraquo ist dann eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medienkritik in der

Charakter ihre Befunde sind aufgrund geringer Fall-zahlen kaum verallgemeinerbar (Eberwein 2010 S 53)In oumlffentlichkeitstheoretischer Hinsicht muss bei der Einschaumltzung des Potentials von Medienblogs beachtet werden dass diese ihre kommunikativen Leistungen auf einer ganz anderen Oumlffentlichkeitsebene erbringen als herkoumlmmliche Medienorganisationen Waumlhrend der von Medienorganisationen hervorgebrachte Medienjournalismus in der Regel ndash off- wie online ndash eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr ein heterogenes Publikum mit vielfaumlltigen Interessen (General Interest) herstellt agieren sowohl die Kommunikationsmedien der Web-20-Anwendungen ndash also Blogs oder soziale Netz-werke ndash als auch die Fachzeitschriften auf der Ebene der Themen-Versammlungsoumlffentlichkeit wo sie Personen mit Interessen an aumlhnlichen Themen und Inhalten verbinden (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Es kann vorkommen dass medienkritische Debatten die Grenzen der verschiedenen Oumlffentlichkeitsebenen ndash meist nur fuumlr kurze Zeit ndash uumlberwinden beispielsweise wenn in den Massenmedien uumlber Beitraumlge in sozialen Netzwerken (wie z B auf Facebook) berichtet wirdAus institutionentheoretischer Perspektive ist zu beachten dass massenmedial hervorgebrachte oumlffent-liche Kommunikation erst aufgrund ihres Institutions- und Organisationscharakters folgenreich ist da Massenmedien eine Art Statusfunktion zukommt Journalismus laumlsst sich als ein durch Verhaltensregeln gesteuertes Handlungssystem begreifen das erst durch die laquoVerknuumlpfung mit Medien als Organisationen auf Dauer gestellt ist und auf Produktions- wie Rezep-tionsseite von Journalismus fuumlr einen grossen Kreis von Menschen giltraquo (Kiefer 2011 S 8) Genau dies trifft zumindest nach dem Stand der heutigen Beobachtun-gen fuumlr Medienblogs nicht zu auch wenn es nicht aus-geschlossen ist Oumlffentliche Medienkritik ndash will sie nicht folgenlos bleiben ndash ist auf das Vorhandensein von (Medien-)Organisationen angewiesen die unter Ruumlckgriff auf vorhandene Ressourcen arbeitsteilig regelbezogen und kontinuierlich ein breites Themen-angebot bereitstellen koumlnnenErste Analysen zeigen denn auch dass Medienblogs gegenwaumlrtig allenfalls als Ergaumlnzung zum Medienjour-nalismus der Tagespresse dienen koumlnnen nicht aber als Ersatz (Eberwein 2010 S 151) Es fehlt an Kontinuitaumlt in der Berichterstattung oft auch an eigenstaumlndiger Recherche und letztlich an Reichweite

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

beglaubigte Auflage 2011)

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

Fengler Susanne 2008 Media WWWatchdogs Die Rolle von Blogs fuumlr die Medienkritik in den USA in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Torsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 157minus171

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

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Problem stellen dass eine (theoretisch valide und ope-rational griffige und reliable) Festlegung des Begriffs Medienkritik fehlt Ein entsprechendes Forschungs-vorhaben muss also zunaumlchst definitorische Klarheit schaffenTrotz der Unschaumlrfe des Begriffs liegt eine beachtliche Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten zu den Leistungen des Medienjournalismus vor Empirische Untersuchungen sind allerdings selten und oft nur als Fallstudien angelegt Zu erwaumlhnen sind hier etwa die qualitativen Befragungen von Medienjournalisten in den USA (Fengler 2001) und diejenigen von von Mitgliedern journalistischer Organisationen zu den Rahmenbedingungen des Medienjournalismus (Malik 2004) Noch seltener sind (vergleichende) Inhalts-analysen wie sie juumlngst Lichtenstein (2011) in Deutsch-land ndash ebenfalls nur fallbezogen ndash zur Einflussnahme der Kommerzialisierung auf die veroumlffentlichte Selbst-reflexion bestimmter Berliner Zeitungen durchgefuumlhrt hat Auch multimethodische Studien wie diejenige von Weiss (2005) in der quantitative und qualitative Inhaltsanalysen durch leitfadengestuumltzte Experten-interviews ergaumlnzt wurden sind eine Seltenheit Ent-sprechende Daten interpretierend betonen Engels Hickethier Jarren und Weiss (2005) die Bedeutung von Medienseiten uumlberregionaler Qualitaumltszeitungen und deren ReflexionspotentialZahlreicher sind theoretisch-reflektierende Beitraumlge auf der Suche nach Erklaumlrungen fuumlr die schwache Institutionalisierung des Medienjournalismus Beuth-ner und Weichert (2005 S 44f) beklagen die fort-schreitende Aufhebung von Medienseiten in Deutsch-land (vgl auch Malik 2004 S 337f) Auch in der Schweiz wird eine solche Entwicklung beobachtet Straub und Schoumlnhagen (2007 S 2) sowie Porlezza (2004 S 96) weisen darauf hin dass in den letzten Jahren immer mehr Medienseiten abgeschafft und die Stellenprozente fuumlr Medienjournalisten sowie das Platzangebot fuumlr Medienjournalismus reduziert wur-den Auch Henzirohs (2006 S 97) kann nachweisen dass in der Schweiz die fehlende Institutionalisierung zur Abnahme des Umfangs von Medienjournalismus fuumlhrt Er stellt zudem ndash in Einklang mit Befunden aus Deutschland ndash fest dass es sich bei medienjournalis-tischen Beitraumlgen selten um Medienkritik handelt sondern vielmehr um ereignisbezogene Berichterstat-tung oder Servicebeitraumlge wie beispielsweise Pro-

Am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Winterthur startet ndash sobald dessen Finanzierung gesichert ist ndash ein Forschungsprojekt das unter Ruumlck-griff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen zur Struktur der veroumlffentlichten Medien-kritik in der Schweiz kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) durchfuumlhrt In diesem Projekt wird der laquoRadar Me- dienkritik Schweizraquo entwickelt der es erlaubt Veraumlnde-rungen der Medienkritik im Zeitverlauf festzustellen und zu erklaumlren Im Folgenden werden die forschungs-leitenden Annahmen dieses sich zum gegenwaumlrtigen Zeitpunkt noch in der Konzeptionsphase befindenden Projektes sowie erste empirische Erkenntnisse aus explorativen Studien zur Diskussion gestellt Auf der Basis von Vorstudien wurden eine Struktur- und eine Inhaltsanalyse der Medienkritik in der Schweiz vor-genommen Im Fokus steht dabei die journalistische Medienkritik (Selbstbeobachtung) und nicht die me- dienkritische Fremdbeobachtung (z B durch die Wis-senschaft)

VI42 Forschungsstand und theoretische Uumlberlegungen

VI421 Schwach institutionalisierter MedienjournalismusObwohl in der Scientific Community Einigkeit da ruumlber herrscht dass oumlffentliche Medienkritik und insbe-sondere Medienjournalismus gerade in Zeiten des Strukturwandels der Oumlffentlichkeit und der Kommer-zialisierung des Mediensystems (vgl Imhof 2011) ein wesentliches Medium der gesellschaftlichen Selbst-verstaumlndigung darstellen zeigt der Blick in die wissen-schaftliche Literatur dass eine definitorische Fest-legung der Begriffe Medienkritik und Medienjour- nalismus schwerfaumlllt (Beuthner 2005 S 20 Malik 2004 S 183) Unter Etiketten wie laquoMedienjournalis-musraquo laquoJournalismusjournalismusraquo laquomedienkritische Berichterstattungraquo laquoMedienkritikraquo usw sind sowohl die journalistischen Beobachtungen von journalis-tischen Leistungen in publizistischen Medien als auch die journalistische Berichterstattung in publizistischen Medien uumlber diese Beobachtungen unscharf bestimmt Eine inhaltsanalytische Auseinandersetzung mit die-sem schwach umrissenen Gegenstand muss sich dem

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VI422 Medienblogs als VersammlungsshyoumlffentlichkeitAussermediale medienkritische Institutionen und Organisationen sind in vielfaumlltiger Weise auf Verbrei-tungsmedien angewiesen Deshalb ruumlcken neuerdings neben dem Medienjournalismus auch Medienblogs ins Zentrum des Forschungsinteresses (Eberwein 2008a 2008b) Es stellt sich die Frage ob Medienblogs die Defizite des Medienjournalismus aufheben koumlnnen (vgl Hutter 2009 S 37 GriloPeacutelissier 2006 S 170f) Medienblogs sind wie andere Weblogs auch formal regel maumlssig aktualisierte Websites die ihre Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge anordnen (vgl Schmidt 2006 S 13) Die Inhalte koumlnnen in der Regel kommentiert werden Medienblogs sind auf das Themenfeld Medien und Journalismus spezialisiert Sie verweisen haumlufig auf andere Websites und werden in der Regel von einzelnen Personen oder Gruppen betrieben (vgl Hutter 2009 S 21) Sogenannte Me- dienwatchblogs beschaumlftigen sich kontinuierlich und kritisch mit einem einzelnen Medium (Lowrey 2006 Mrazek 2006 Fengler 2008) Das bekannteste Beispiel ist der verhaumlltnismaumlssig reichweitenstarke Bildblog ndash in der Schweiz gibt es allerdings kaum vergleichbare Blogs Gemaumlss Eberwein (2010 S 151) und DomingoHein-onen (2008 S 7f) koumlnnen Buumlrger- bzw Rezipienten-blogs von Journalistenblogs (ausserhalb einer bestimmten Medienredaktion) und Redaktionsblogs (innerhalb einer bestimmten Medienorganisation) unterschieden werden Medienblogs koumlnnen durch ihre Abkehr von gaumlngiger Berichterstattung einen wichtigen Gegenpol zum Medienjournalismus dar-stellen Sie koumlnnen kostenguumlnstiger publizieren sind in der Regel unabhaumlngig von Medienorganisationen und laufen deshalb weniger Gefahr auf Organisations-interessen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen (vgl Neu-berger 2004) Hutter (2009 S 95f) zeigt mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse dass Medienwatch- blogs bisweilen eine houmlhere journalistische Qualitaumlt aufweisen als die (medienjournalistische) Bericht-erstattung in der Qualitaumltspresse Interessant sind auch die Fallstudien von Fengler (2008 S 170) Schoumlnherr (2008 S 132) und WiedSchmidt (2008 S 189) zum Potential von Medienwatchblogs als Instanz der Quali-taumltskontrolle Allerdings haben die meisten bisherigen Studien zu diesem Thema allenfalls explorativen

grammhinweise Hickethier (2005 S 61) bringt die beobachtete Entwicklung besorgt auf den Punkt laquoDie Ausdifferenzierung der Kritik traumlgt langfristig [hellip] zu ihrer strukturellen lsaquoEntschaumlrfungrsaquo bei Der kritische Fokus droht verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machen Von den Raumlndern her [hellip] findet die Erosion der Kritik stattraquo Neben dem Institutionalisierungsproblem themati-sieren Untersuchungen weitere Ursachen fuumlr eine schwach ausgepraumlgte Medienkritik durch journalis-tische Medien So stehen hinter dem Institutionali-sierungsproblem weitere Treiber wie Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse im Mediensystem Medienkonzentration sowie wachsende Ertragsein-bussen u a bei den Abonnementszeitungen fuumlhren dazu dass aufgrund der Marktmacht weniger domi-nanter Medienkonzerne der publizistische Konflikt zwischen den Medien abnimmt und der ndash in den Augen mancher Medienmanager nur schlecht laquover-kaumluflicheraquo ndash Medienjournalismus dem Spardruck zum Opfer faumlllt Dann fuumlhrt die Konzentration fuumlr die Journalisten zu einer Situation die die Medienkritik allein schon deshalb als nicht opportun erscheinen laumlsst weil nicht mehr viele moumlgliche Arbeitgeber auf dem Markt sindEine systemtheoretische Betrachtungsweise legt indes den Schluss nahe dass einer Selbstbeobachtung des Journalismus durch Medienjournalismus ohnehin enge Grenzen gesetzt sind Beuthner und Weichert (2005 S 48f) erklaumlren dies mit der sogenannten Selbstbeobachtungsfalle Die starke Selbstreflexivitaumlt des Journalismus bzw die ausgepraumlgte Kollegenorien-tierung Betriebsblindheit und das Glashausdilemma (laquoNestbeschmutzertheseraquo) vergroumlssern die blinden Flecken des Medienjournalismus (vgl dazu auch Eber-wein 2010 S 148f) Es sei kaum zu erwarten dass Journalisten ihre eigene Branche oder gar das eigene Unternehmen kritisierten (Fengler 2005) Hallenber-ger und Nieland (2005 S 10) verweisen denn auch darauf dass es Tabuthemen gibt und Medienjournalis-mus auch von den Interessen der Unternehmenskom-munikation instrumentalisiert wird Der Medien-journalismus sollte von journalistischen Routinen und Handlungsprogrammen entkoppelt sein ndash er folgt indes derselben Logik wie der Journalismus generell (Orientierung an Nachrichtenfaktoren Recherche-aufwand usw) (Malik 2004 S 337f)

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VI43 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und VorgehenDie bisherigen Ausfuumlhrungen verdeutlichen zum einen die gesellschaftliche Relevanz von oumlffentlicher Medien-kritik Sie verweisen zum anderen aber auch auf die vielen blinden Flecken der Medienkritik in Form des Medienjournalismus und relativieren die Hoffnungen bezuumlglich des Potentials von MedienblogsIn der Schweiz fehlt heute eine transparente Uumlbersicht uumlber all die Instanzen und Organisationen die sich oumlffentlich medienkritisch aumlussern Es ist weitgehend unklar von welchen Akteuren uumlberhaupt Medienkritik ausgeht was sie mit welcher Effektivitaumlt und Qualitaumlt zu leisten vermoumlgen und inwiefern ihre Kommunika-tionsangebote in der Oumlffentlichkeit Resonanz finden Zudem wurde bisher fuumlr die Schweiz nicht syste-matisch und kontinuierlich untersucht inwiefern der Medienjournalismus unter Ruumlckgriff auf adaumlquate Ressourcen (z B Zustaumlndigkeiten Ressortstrukturen) die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfuumlllen vermag welches die zentralen Debatten und entspre-chenden Inszenierungsmuster sind und unter welchen Bedingungen medienkritische Blogs Wirkung entfalten koumlnnen Das genannte Forschungsprojekt am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Win-terthur wird sich genau diesen Fragen annehmen Mit dem laquoRadar Medienkritik Schweizraquo wird eine For-schungsinfrastruktur aufgebaut die unter Ruumlckgriff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) erbringen kann Dieser Radar umfasst zum einen eine Strukturanalyse medienkri tischer Instanzen in der Schweiz zum ande-ren eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medien-kritik Die computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse wird durch eine Analyse entsprechender Kommunikations-angebote wie Medienblogs ergaumlnztDas Projekt startet mit einer Strukturanalyse der-jenigen relevanten medienkritischen Akteure in der Schweiz die ihre Beurteilungen oumlffentlich zugaumlnglich machen (z B die Stellungnahmen des Presserates oder von Ombudsstellen Verlautbarungen medienkri-tischer Organisationen oder wissenschaftliche Studien zu Arbeitsbedingungen und Medienqualitaumlt) Kern-stuumlck des laquoRadars Medienkritik Schweizraquo ist dann eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medienkritik in der

Charakter ihre Befunde sind aufgrund geringer Fall-zahlen kaum verallgemeinerbar (Eberwein 2010 S 53)In oumlffentlichkeitstheoretischer Hinsicht muss bei der Einschaumltzung des Potentials von Medienblogs beachtet werden dass diese ihre kommunikativen Leistungen auf einer ganz anderen Oumlffentlichkeitsebene erbringen als herkoumlmmliche Medienorganisationen Waumlhrend der von Medienorganisationen hervorgebrachte Medienjournalismus in der Regel ndash off- wie online ndash eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr ein heterogenes Publikum mit vielfaumlltigen Interessen (General Interest) herstellt agieren sowohl die Kommunikationsmedien der Web-20-Anwendungen ndash also Blogs oder soziale Netz-werke ndash als auch die Fachzeitschriften auf der Ebene der Themen-Versammlungsoumlffentlichkeit wo sie Personen mit Interessen an aumlhnlichen Themen und Inhalten verbinden (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Es kann vorkommen dass medienkritische Debatten die Grenzen der verschiedenen Oumlffentlichkeitsebenen ndash meist nur fuumlr kurze Zeit ndash uumlberwinden beispielsweise wenn in den Massenmedien uumlber Beitraumlge in sozialen Netzwerken (wie z B auf Facebook) berichtet wirdAus institutionentheoretischer Perspektive ist zu beachten dass massenmedial hervorgebrachte oumlffent-liche Kommunikation erst aufgrund ihres Institutions- und Organisationscharakters folgenreich ist da Massenmedien eine Art Statusfunktion zukommt Journalismus laumlsst sich als ein durch Verhaltensregeln gesteuertes Handlungssystem begreifen das erst durch die laquoVerknuumlpfung mit Medien als Organisationen auf Dauer gestellt ist und auf Produktions- wie Rezep-tionsseite von Journalismus fuumlr einen grossen Kreis von Menschen giltraquo (Kiefer 2011 S 8) Genau dies trifft zumindest nach dem Stand der heutigen Beobachtun-gen fuumlr Medienblogs nicht zu auch wenn es nicht aus-geschlossen ist Oumlffentliche Medienkritik ndash will sie nicht folgenlos bleiben ndash ist auf das Vorhandensein von (Medien-)Organisationen angewiesen die unter Ruumlckgriff auf vorhandene Ressourcen arbeitsteilig regelbezogen und kontinuierlich ein breites Themen-angebot bereitstellen koumlnnenErste Analysen zeigen denn auch dass Medienblogs gegenwaumlrtig allenfalls als Ergaumlnzung zum Medienjour-nalismus der Tagespresse dienen koumlnnen nicht aber als Ersatz (Eberwein 2010 S 151) Es fehlt an Kontinuitaumlt in der Berichterstattung oft auch an eigenstaumlndiger Recherche und letztlich an Reichweite

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

beglaubigte Auflage 2011)

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

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VI422 Medienblogs als VersammlungsshyoumlffentlichkeitAussermediale medienkritische Institutionen und Organisationen sind in vielfaumlltiger Weise auf Verbrei-tungsmedien angewiesen Deshalb ruumlcken neuerdings neben dem Medienjournalismus auch Medienblogs ins Zentrum des Forschungsinteresses (Eberwein 2008a 2008b) Es stellt sich die Frage ob Medienblogs die Defizite des Medienjournalismus aufheben koumlnnen (vgl Hutter 2009 S 37 GriloPeacutelissier 2006 S 170f) Medienblogs sind wie andere Weblogs auch formal regel maumlssig aktualisierte Websites die ihre Inhalte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge anordnen (vgl Schmidt 2006 S 13) Die Inhalte koumlnnen in der Regel kommentiert werden Medienblogs sind auf das Themenfeld Medien und Journalismus spezialisiert Sie verweisen haumlufig auf andere Websites und werden in der Regel von einzelnen Personen oder Gruppen betrieben (vgl Hutter 2009 S 21) Sogenannte Me- dienwatchblogs beschaumlftigen sich kontinuierlich und kritisch mit einem einzelnen Medium (Lowrey 2006 Mrazek 2006 Fengler 2008) Das bekannteste Beispiel ist der verhaumlltnismaumlssig reichweitenstarke Bildblog ndash in der Schweiz gibt es allerdings kaum vergleichbare Blogs Gemaumlss Eberwein (2010 S 151) und DomingoHein-onen (2008 S 7f) koumlnnen Buumlrger- bzw Rezipienten-blogs von Journalistenblogs (ausserhalb einer bestimmten Medienredaktion) und Redaktionsblogs (innerhalb einer bestimmten Medienorganisation) unterschieden werden Medienblogs koumlnnen durch ihre Abkehr von gaumlngiger Berichterstattung einen wichtigen Gegenpol zum Medienjournalismus dar-stellen Sie koumlnnen kostenguumlnstiger publizieren sind in der Regel unabhaumlngig von Medienorganisationen und laufen deshalb weniger Gefahr auf Organisations-interessen Ruumlcksicht nehmen zu muumlssen (vgl Neu-berger 2004) Hutter (2009 S 95f) zeigt mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse dass Medienwatch- blogs bisweilen eine houmlhere journalistische Qualitaumlt aufweisen als die (medienjournalistische) Bericht-erstattung in der Qualitaumltspresse Interessant sind auch die Fallstudien von Fengler (2008 S 170) Schoumlnherr (2008 S 132) und WiedSchmidt (2008 S 189) zum Potential von Medienwatchblogs als Instanz der Quali-taumltskontrolle Allerdings haben die meisten bisherigen Studien zu diesem Thema allenfalls explorativen

grammhinweise Hickethier (2005 S 61) bringt die beobachtete Entwicklung besorgt auf den Punkt laquoDie Ausdifferenzierung der Kritik traumlgt langfristig [hellip] zu ihrer strukturellen lsaquoEntschaumlrfungrsaquo bei Der kritische Fokus droht verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machen Von den Raumlndern her [hellip] findet die Erosion der Kritik stattraquo Neben dem Institutionalisierungsproblem themati-sieren Untersuchungen weitere Ursachen fuumlr eine schwach ausgepraumlgte Medienkritik durch journalis-tische Medien So stehen hinter dem Institutionali-sierungsproblem weitere Treiber wie Konzentrations- und Kommerzialisierungsprozesse im Mediensystem Medienkonzentration sowie wachsende Ertragsein-bussen u a bei den Abonnementszeitungen fuumlhren dazu dass aufgrund der Marktmacht weniger domi-nanter Medienkonzerne der publizistische Konflikt zwischen den Medien abnimmt und der ndash in den Augen mancher Medienmanager nur schlecht laquover-kaumluflicheraquo ndash Medienjournalismus dem Spardruck zum Opfer faumlllt Dann fuumlhrt die Konzentration fuumlr die Journalisten zu einer Situation die die Medienkritik allein schon deshalb als nicht opportun erscheinen laumlsst weil nicht mehr viele moumlgliche Arbeitgeber auf dem Markt sindEine systemtheoretische Betrachtungsweise legt indes den Schluss nahe dass einer Selbstbeobachtung des Journalismus durch Medienjournalismus ohnehin enge Grenzen gesetzt sind Beuthner und Weichert (2005 S 48f) erklaumlren dies mit der sogenannten Selbstbeobachtungsfalle Die starke Selbstreflexivitaumlt des Journalismus bzw die ausgepraumlgte Kollegenorien-tierung Betriebsblindheit und das Glashausdilemma (laquoNestbeschmutzertheseraquo) vergroumlssern die blinden Flecken des Medienjournalismus (vgl dazu auch Eber-wein 2010 S 148f) Es sei kaum zu erwarten dass Journalisten ihre eigene Branche oder gar das eigene Unternehmen kritisierten (Fengler 2005) Hallenber-ger und Nieland (2005 S 10) verweisen denn auch darauf dass es Tabuthemen gibt und Medienjournalis-mus auch von den Interessen der Unternehmenskom-munikation instrumentalisiert wird Der Medien-journalismus sollte von journalistischen Routinen und Handlungsprogrammen entkoppelt sein ndash er folgt indes derselben Logik wie der Journalismus generell (Orientierung an Nachrichtenfaktoren Recherche-aufwand usw) (Malik 2004 S 337f)

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VI43 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und VorgehenDie bisherigen Ausfuumlhrungen verdeutlichen zum einen die gesellschaftliche Relevanz von oumlffentlicher Medien-kritik Sie verweisen zum anderen aber auch auf die vielen blinden Flecken der Medienkritik in Form des Medienjournalismus und relativieren die Hoffnungen bezuumlglich des Potentials von MedienblogsIn der Schweiz fehlt heute eine transparente Uumlbersicht uumlber all die Instanzen und Organisationen die sich oumlffentlich medienkritisch aumlussern Es ist weitgehend unklar von welchen Akteuren uumlberhaupt Medienkritik ausgeht was sie mit welcher Effektivitaumlt und Qualitaumlt zu leisten vermoumlgen und inwiefern ihre Kommunika-tionsangebote in der Oumlffentlichkeit Resonanz finden Zudem wurde bisher fuumlr die Schweiz nicht syste-matisch und kontinuierlich untersucht inwiefern der Medienjournalismus unter Ruumlckgriff auf adaumlquate Ressourcen (z B Zustaumlndigkeiten Ressortstrukturen) die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfuumlllen vermag welches die zentralen Debatten und entspre-chenden Inszenierungsmuster sind und unter welchen Bedingungen medienkritische Blogs Wirkung entfalten koumlnnen Das genannte Forschungsprojekt am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Win-terthur wird sich genau diesen Fragen annehmen Mit dem laquoRadar Medienkritik Schweizraquo wird eine For-schungsinfrastruktur aufgebaut die unter Ruumlckgriff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) erbringen kann Dieser Radar umfasst zum einen eine Strukturanalyse medienkri tischer Instanzen in der Schweiz zum ande-ren eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medien-kritik Die computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse wird durch eine Analyse entsprechender Kommunikations-angebote wie Medienblogs ergaumlnztDas Projekt startet mit einer Strukturanalyse der-jenigen relevanten medienkritischen Akteure in der Schweiz die ihre Beurteilungen oumlffentlich zugaumlnglich machen (z B die Stellungnahmen des Presserates oder von Ombudsstellen Verlautbarungen medienkri-tischer Organisationen oder wissenschaftliche Studien zu Arbeitsbedingungen und Medienqualitaumlt) Kern-stuumlck des laquoRadars Medienkritik Schweizraquo ist dann eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medienkritik in der

Charakter ihre Befunde sind aufgrund geringer Fall-zahlen kaum verallgemeinerbar (Eberwein 2010 S 53)In oumlffentlichkeitstheoretischer Hinsicht muss bei der Einschaumltzung des Potentials von Medienblogs beachtet werden dass diese ihre kommunikativen Leistungen auf einer ganz anderen Oumlffentlichkeitsebene erbringen als herkoumlmmliche Medienorganisationen Waumlhrend der von Medienorganisationen hervorgebrachte Medienjournalismus in der Regel ndash off- wie online ndash eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr ein heterogenes Publikum mit vielfaumlltigen Interessen (General Interest) herstellt agieren sowohl die Kommunikationsmedien der Web-20-Anwendungen ndash also Blogs oder soziale Netz-werke ndash als auch die Fachzeitschriften auf der Ebene der Themen-Versammlungsoumlffentlichkeit wo sie Personen mit Interessen an aumlhnlichen Themen und Inhalten verbinden (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Es kann vorkommen dass medienkritische Debatten die Grenzen der verschiedenen Oumlffentlichkeitsebenen ndash meist nur fuumlr kurze Zeit ndash uumlberwinden beispielsweise wenn in den Massenmedien uumlber Beitraumlge in sozialen Netzwerken (wie z B auf Facebook) berichtet wirdAus institutionentheoretischer Perspektive ist zu beachten dass massenmedial hervorgebrachte oumlffent-liche Kommunikation erst aufgrund ihres Institutions- und Organisationscharakters folgenreich ist da Massenmedien eine Art Statusfunktion zukommt Journalismus laumlsst sich als ein durch Verhaltensregeln gesteuertes Handlungssystem begreifen das erst durch die laquoVerknuumlpfung mit Medien als Organisationen auf Dauer gestellt ist und auf Produktions- wie Rezep-tionsseite von Journalismus fuumlr einen grossen Kreis von Menschen giltraquo (Kiefer 2011 S 8) Genau dies trifft zumindest nach dem Stand der heutigen Beobachtun-gen fuumlr Medienblogs nicht zu auch wenn es nicht aus-geschlossen ist Oumlffentliche Medienkritik ndash will sie nicht folgenlos bleiben ndash ist auf das Vorhandensein von (Medien-)Organisationen angewiesen die unter Ruumlckgriff auf vorhandene Ressourcen arbeitsteilig regelbezogen und kontinuierlich ein breites Themen-angebot bereitstellen koumlnnenErste Analysen zeigen denn auch dass Medienblogs gegenwaumlrtig allenfalls als Ergaumlnzung zum Medienjour-nalismus der Tagespresse dienen koumlnnen nicht aber als Ersatz (Eberwein 2010 S 151) Es fehlt an Kontinuitaumlt in der Berichterstattung oft auch an eigenstaumlndiger Recherche und letztlich an Reichweite

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

beglaubigte Auflage 2011)

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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VI43 Forschungsprogramm Zielsetzung Fragestellungen und VorgehenDie bisherigen Ausfuumlhrungen verdeutlichen zum einen die gesellschaftliche Relevanz von oumlffentlicher Medien-kritik Sie verweisen zum anderen aber auch auf die vielen blinden Flecken der Medienkritik in Form des Medienjournalismus und relativieren die Hoffnungen bezuumlglich des Potentials von MedienblogsIn der Schweiz fehlt heute eine transparente Uumlbersicht uumlber all die Instanzen und Organisationen die sich oumlffentlich medienkritisch aumlussern Es ist weitgehend unklar von welchen Akteuren uumlberhaupt Medienkritik ausgeht was sie mit welcher Effektivitaumlt und Qualitaumlt zu leisten vermoumlgen und inwiefern ihre Kommunika-tionsangebote in der Oumlffentlichkeit Resonanz finden Zudem wurde bisher fuumlr die Schweiz nicht syste-matisch und kontinuierlich untersucht inwiefern der Medienjournalismus unter Ruumlckgriff auf adaumlquate Ressourcen (z B Zustaumlndigkeiten Ressortstrukturen) die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfuumlllen vermag welches die zentralen Debatten und entspre-chenden Inszenierungsmuster sind und unter welchen Bedingungen medienkritische Blogs Wirkung entfalten koumlnnen Das genannte Forschungsprojekt am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft der Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften in Win-terthur wird sich genau diesen Fragen annehmen Mit dem laquoRadar Medienkritik Schweizraquo wird eine For-schungsinfrastruktur aufgebaut die unter Ruumlckgriff auf ein Mehrmethodendesign entsprechende Analysen kontinuierlich und mittels eines Langzeitvergleichs regelmaumlssig (mindestens jaumlhrlich) erbringen kann Dieser Radar umfasst zum einen eine Strukturanalyse medienkri tischer Instanzen in der Schweiz zum ande-ren eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medien-kritik Die computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse wird durch eine Analyse entsprechender Kommunikations-angebote wie Medienblogs ergaumlnztDas Projekt startet mit einer Strukturanalyse der-jenigen relevanten medienkritischen Akteure in der Schweiz die ihre Beurteilungen oumlffentlich zugaumlnglich machen (z B die Stellungnahmen des Presserates oder von Ombudsstellen Verlautbarungen medienkri-tischer Organisationen oder wissenschaftliche Studien zu Arbeitsbedingungen und Medienqualitaumlt) Kern-stuumlck des laquoRadars Medienkritik Schweizraquo ist dann eine Inhaltsanalyse der journalistischen Medienkritik in der

Charakter ihre Befunde sind aufgrund geringer Fall-zahlen kaum verallgemeinerbar (Eberwein 2010 S 53)In oumlffentlichkeitstheoretischer Hinsicht muss bei der Einschaumltzung des Potentials von Medienblogs beachtet werden dass diese ihre kommunikativen Leistungen auf einer ganz anderen Oumlffentlichkeitsebene erbringen als herkoumlmmliche Medienorganisationen Waumlhrend der von Medienorganisationen hervorgebrachte Medienjournalismus in der Regel ndash off- wie online ndash eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr ein heterogenes Publikum mit vielfaumlltigen Interessen (General Interest) herstellt agieren sowohl die Kommunikationsmedien der Web-20-Anwendungen ndash also Blogs oder soziale Netz-werke ndash als auch die Fachzeitschriften auf der Ebene der Themen-Versammlungsoumlffentlichkeit wo sie Personen mit Interessen an aumlhnlichen Themen und Inhalten verbinden (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Es kann vorkommen dass medienkritische Debatten die Grenzen der verschiedenen Oumlffentlichkeitsebenen ndash meist nur fuumlr kurze Zeit ndash uumlberwinden beispielsweise wenn in den Massenmedien uumlber Beitraumlge in sozialen Netzwerken (wie z B auf Facebook) berichtet wirdAus institutionentheoretischer Perspektive ist zu beachten dass massenmedial hervorgebrachte oumlffent-liche Kommunikation erst aufgrund ihres Institutions- und Organisationscharakters folgenreich ist da Massenmedien eine Art Statusfunktion zukommt Journalismus laumlsst sich als ein durch Verhaltensregeln gesteuertes Handlungssystem begreifen das erst durch die laquoVerknuumlpfung mit Medien als Organisationen auf Dauer gestellt ist und auf Produktions- wie Rezep-tionsseite von Journalismus fuumlr einen grossen Kreis von Menschen giltraquo (Kiefer 2011 S 8) Genau dies trifft zumindest nach dem Stand der heutigen Beobachtun-gen fuumlr Medienblogs nicht zu auch wenn es nicht aus-geschlossen ist Oumlffentliche Medienkritik ndash will sie nicht folgenlos bleiben ndash ist auf das Vorhandensein von (Medien-)Organisationen angewiesen die unter Ruumlckgriff auf vorhandene Ressourcen arbeitsteilig regelbezogen und kontinuierlich ein breites Themen-angebot bereitstellen koumlnnenErste Analysen zeigen denn auch dass Medienblogs gegenwaumlrtig allenfalls als Ergaumlnzung zum Medienjour-nalismus der Tagespresse dienen koumlnnen nicht aber als Ersatz (Eberwein 2010 S 151) Es fehlt an Kontinuitaumlt in der Berichterstattung oft auch an eigenstaumlndiger Recherche und letztlich an Reichweite

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

beglaubigte Auflage 2011)

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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VI44 Empirische Befunde und Evidenzen

VI441 Strukturanalyse der Medienkritik in der SchweizMedienkritische Instanzen in der SchweizMedienkritik laumlsst sich nicht an einer bestimmten Stelle im medialen Produktionsprozess in stallieren Vielmehr sind viele Instanzen Regel systeme und Inter-ventionen identifizierbar die als Teile eines Netzwerkes ihren Beitrag leisten Zu unterscheiden sind medien-kritische Akteure ausserhalb des Mediensystems von solchen innerhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems wiederum sind Aktivitaumlten auf Bran-chenebene von solchen innerhalb der Medienorgani-sationen zu differenzieren (vgl Darstellung VI41)Ausserhalb des Mediensystems kann Medienkritik durch die Politik beispielsweise in Form von parlamen-tarischen Vorstoumlssen gefoumlrdert werden Dies ist etwa dann der Fall wenn die Staatspolitische Kommission (SPK) des Nationalrats die demokratiepolitischen Funktionen der Medien problematisiert und den Bun-desrat beauftragen will eine Vorlage zur Medienfoumlrde-rung auszuarbeiten (SPK 2012) Hier ist auch die vom Gesetz vorgesehene Beschwerdeinstanz fuumlr Radio und Fern sehen (UBI) zu verortenAuch die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann als Beobachterin von Medienleistungen ein Akteur der Medienkritik sein wenn sie unabhaumlngig und unter Ruumlckgriff auf theoretisch begruumlndete trans-parente Beurteilungskriterien Schlussfolgerungen aus ihren Analysen zieht und diese oumlffentlich zur Diskus-sion stellt Als Beispiel sei hier das Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo erwaumlhnt Dieses kann als Aufforderung an die Medienbranche verstanden werden laquoin den Spiegel zu blicken und sich dem Dialog zu stellen als zusaumltz-liche Messlatte der eigenen Arbeitraquo (Blum 2011 S 8) Zu erwaumlhnen ist auch der Bericht des Bundesrats laquoPressevielfalt sichernraquo (Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011) der sich auf fuumlnf Studien stuumltzt die das Bundesamt fuumlr Kommunikation (Bakom) bei kommu-nikations- und medienwissenschaftlichen Instituten in Auftrag gegeben hatte (vgl Leonarz 2012)Die Wissenschaft hat ganz entschiedene Vorteile gegen-uumlber den anderen Instanzen Sie ist nicht Teil des Mediensystems und operiert in der Regel weder ge- maumlss einer oumlkonomischen noch einer politischen

Schweiz Zur Anwendung kommt eine im Projekt zu entwickelnde computerunterstuumltzte Inhaltsanalyse (CUI) die beliebig viele online zugaumlnglich gemachte Datenquellen erschliessen kann Als Quellen werden dabei primaumlr medienjournalistische Erzeugnisse in Publikumsmedien (Print und Online) herangezogen aber auch ndash quasi als Vergleichsgroumlssen ndash Fachpubli-kationen sowie Beitraumlge und Kommentare in Medien-blogs oder in einschlaumlgigen sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook Im Fokus des Forschungs-projektes steht also die journalistische Medienkritik als Selbstbeobachtung weniger aber die Medienkritik von medienexternen Akteuren wie beispielsweise der Kommunikations- und Medienwissenschaft diese koumlnnen aber als moumlgliche Quellen der medienjournalis-tischen Kritik eine Rolle spielen (vgl Abschnitt VI41)Im Rahmen des geplanten Forschungsprojektes kann auf zahlreiche Fallstudien zuruumlckgegriffen werden in denen beispielsweise den Fragen nachgegangen wurde inwiefern medienkritische Studien von Schweizer Hochschulen und Universitaumlten in den Medien Reso-nanz finden oder inwiefern die von den Stellungnah-men des Presserates betroffenen Medien diese auch veroumlffentlichen Ebenfalls bereits untersucht wurde inwieweit in den von Tamedia und Ringier heraus-gegebenen Gratiszeitungen die Selbstkritik durch die Selbstthematisierungen konzerneigener Publika tionen ersetzt wird und inwiefern sich medienkri tische The-matisierungen in Sonntagszeitungen mit bzw ohne Medienressort unterscheiden Diese nicht veroumlffent-lichten Vorarbeiten gelten dann als Referenz fuumlr die InhaltsanalysenDie Befunde des Forschungsprojekts sollen Ergebnisse fuumlr die allgemeine und fuumlr die fachliche Oumlffentlichkeit hervorbringen Der laquoRadar Medienkritik Schweizraquo soll eine konstruktiv kritische Diskussion ermoumlglichen und weitere nachhaltig medienkritische journalistische Leistungen anstossen und foumlrdern Die Ergebnisse der Studie sollen regelmaumlssig (jaumlhrlich) in einem Report dargestellt werden in spaumlteren Ausgaben mit fruumlheren Ergebnissen verglichen und so aufbereitet werden dass sie in weiteren Kontexten (Symposien Medienoumlffent-lichkeit Instanzen zur Foumlrderung der Medienkompe-tenz usw) anschlussfaumlhig sind Der laquoRadarraquo soll also auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten aufgenom-men und hinsichtlich der Orientierungs- und Dialog-funktion laquoverwertbarraquo sein

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2001 Medienjournalismus als Instrument der Medienselbstkontrolle Ergebnisse von Kommunikatorstu-dien aus Deutschland und den USA im Vergleich in Medien-wissenschaft Schweiz Nr 1 S 10minus13

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Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

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foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

Grilo Marcia Rogerio Peacutelissier Nicolas 2006 La blogoshpegravere un cinquiegraveme pouvoir Critique du journalisme et reconfigu-ration de lrsquoespace public au Portugal in Reacuteseaux 24(138) S 159minus184

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Eberwein Tobias 2010 Von laquoHolzhausenraquo nach laquoBlogvilleraquo ndash und zuruumlck Medienbeobachtung in Tagespresse und Web-logs in Journalismus und Oumlffentlichkeit Eine Profession und ihr gesellschaftlicher Auftrag Festschrift fuumlr Horst Poumlttker hg von Tobias Eberwein Daniel Muumlller Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 143minus165

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Wied Kristina Schmidt Jan 2008 Weblogs und Qualitaumltssiche-rung Zu Potenzialen weblogbasierter Kritik in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Thorsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 173minus192

Wyss Vinzenz 2007 Der Schweizer Presserat im Urteil der Jour-nalisten in Zeitschrift fuumlr Kommunikationsoumlkologie und Medienethik 19(1) S 6minus13

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Kruumlger Udo Michael Muumlller-Sachse Karl H 1998 Medien-journalismus Strukturen Themen Spannungsfelder Opla-den Westdeutscher Verlag

Kuumlnzler Matthias 2012 (in Vorbereitung) Mediensystem Schweiz Konstanz UVK Verlag

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Medienkritik Schweiz (wwwmedienkritik-schweizch) Letztere Organisation hat sich bei ihrer Gruumlndung 2010 zum Ziel gesetzt als Plattform den Dialog zwischen den sehr unterschiedlichen Vereinen und Stiftungen zu organi sieren und die Kraumlfte zu buumlndeln Fuumlr Blum (2010) gibt es in der Deutschschweiz zu viele Organisationen die sich ndash jede fuumlr sich ndash der Medien-kritik widmen laquoDas Land ist zu klein fuumlr eine derartige Zersplitterung Und Koumlche die bloss ruumlhren ver- derben den BreiraquoInnerhalb des Mediensystems agiert der Presserat als Kontrollinstanz die auch von sich aus Faumllle aufgreifen und beurteilen kann (Puppis 2009 S 228 Wyss 2007) Im Jahr 2011 wurden beim Schweizer Presserat 82 Beschwerden eingereicht was dem Mittel der letzten Jahre entspricht (vgl Schweizer Presserat 2012) In drei Faumlllen ist der Presserat von sich aus aktiv ge- worden Er hat 72 Stellungnahmen veroumlffentlicht Gutgeheissen hat er 14 Beschwerden (12 Zeitungen 2 Zeitschriften) und teilweise gutgeheissen hat er deren 19 (11 Zeitungen 4 Zeitschriften 1 TV SRG SSR 1 TV Privat 2 Internet) Noch gibt es keine systematischen Untersuchungen daruumlber inwiefern die Medien die Stellungnahmen des Presserates veroumlffentlichen und so seine Beurteilung einem breiteren Publikum zugaumlnglich machen Im Rahmen von Fallstudien des oben skizzierten For-schungsvorhabens musste allerdings festgestellt wer-den dass es houmlchstens in einem Drittel der Faumllle zu einer solchen Publikation kommt Bei ganz oder teil-weise gutgeheissenen Beschwerden steigt die Quote bis auf 50 Prozent Auch geruumlgte Redaktionen kommen ihrer Abdruckpflicht bei weitem nicht nach (vgl Wyss

Logik Die Kritik der Wissenschaft kann allerdings ihre Wirkung nur dann entfalten wenn sich einerseits die Forschenden nicht hinter ihren Ergebnissen ver-schanzen sondern den ndash fuumlr Medienwissenschaftler oft unangenehmen ndash Gang an die Oumlffentlichkeit wagen und andererseits ihre Erkenntnisse vom Medienjour-nalismus angemessen zur Kenntnis genommen werden (vgl Wyss 2011) Russ-Mohl und Wilczek vermerken kritisch dass man laquovon Kommunikationswissenschaft-lern erwarten duumlrfen [sollte] dass sie nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren koumlnnenraquo (2011 S 30) Wissenschaftstransfer in die Oumlffentlichkeit ist das Ziel des Europaumlischen Journalismus-Observatorium (EJO) der Universitaumlt Lugano (deejo-onlineeu) Das 2004 gegruumlndete Zentrum EJO bietet ein breites Spektrum ndash andernorts bereits publizierter ndash medienjournalis-tischer Beitraumlge etwa zu strukturbezogenen Themen wie Medienethik Qualitaumltssicherung Journalisten-ausbildung Medienoumlkonomie Medienpolitik oder Pressefreiheit Als weitere medienkritische Instanz sind all die me- dienkritischen Organisationen zu nennen die es sich zur Aufgabe gemacht haben als zivilgesellschaft- liche Akteure die Medien zu beobachten und zu kritisieren (vgl auch PorlezzaRuss-Mohl 2011) die Vereinigung fuumlr kritische Mediennutzung Arbus (wwwarbusch) die Stiftung Wahrheit in den Medien (wwwmedienwahrheitch) die Aktion Medienfreiheit (wwwmedienfreiheitch) der Verein Qualitaumlt im Journalis-mus (wwwquajouch) die Gesellschaft fuumlr Medien-kritik Schweiz (wwwgfmksch) die Stiftung Oumlffent-lichkeit und Gesellschaft (wwwqualitaet-der-mediench) sowie ndash als juumlngster der Genannten ndash der Verein

Darstellung VI41 Akteure der Medienkritik

Die Darstellung bildet jene Instanzen Regelsysteme und Interventionen ab die ndash ausserhalb oder innerhalb des Mediensystems ndash einen Beitrag an die

oumlffentliche Medienkritik leisten Die Aktivitaumlten innerhalb des Mediensystems sind zusaumltzlich in solche auf Branchenebene und solche innerhalb von

Medienorganisationen unterteilt

Ausserhalb des Mediensystems Innerhalb des Mediensystems

Ebene Branche Ebene Medienorganisation

Parlamentarische Vorstoumlsse Stellungnahmen des Schweizer Presserats Veroumlffentlichungen von Publikums- und Leserschaftsraumlten

Beurteilungen der Unabhaumlngigen Beschwerde-instanz fuumlr Radio und Fernsehen UBI

Veroumlffentlichungen von Standesorganisationen und Gewerkschaften

Veroumlffentlichungen von Ombudsstellen

Forschungsberichte aus der Medienwissenschaft Medienkritische Fachpublikationen Publikationen des Medienjournalismus

Veroumlffentlichungen von medienkritischen Organisationen

Medienblogs medienkritische soziale Netzwerke

Veroumlffentlichte Selbstthematisierungen Selbstkritik Korrekturspalten

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

beglaubigte Auflage 2011)

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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raumltoromanischen Schweiz erstreckt sich auf alle priva-ten lokalen und sprach regionalen Radio- und Fern-sehanstalten der deutschsprachigen und raumltoroma-nischen Schweiz Im Jahr 2011 gingen hier insgesamt 52 Beanstandungen und Anfragen ein Davon konnten nur 16 materiell behandelt und mit einem auf der eigenen Webseite publizierten Schlussbericht ab- geschlossen werden Bei den Deutschschweizer Print-medien gibt es etwa ein halbes Dutzend Ombudsleute So behandelt beispielsweise der Ombudsmann des Tages-Anzeigers Ignaz Staub jaumlhrlich 150 Faumllle einige davon werden in der nur monatlich erscheinenden Kolumne laquoIn eigener Sacheraquo einem breiteren Publi-kum zugaumlnglich gemacht Interessant ist auch das Modell des laquoMerkersraquo des St Galler Tagblatts in dem Persoumlnlichkeiten aus der Region in einer monatlichen Kolumne ihre kritischen Beobachtungen darlegenEine weitere Moumlglichkeit Selbstkritik zu veroumlffent-lichen haben die Medienunternehmen indem sie festgestellte Fehlleistungen beispielsweise in einer Korrekturspalte oder auf der Webseite korrigieren Es koumlnnen hier auch soziale Netzwerke wie Facebook oder der Nachrichtendienst Twitter fuumlr entsprechende Korrekturhinweise genutzt werden Innovativ ist fuumlr die Deutschschweiz schliesslich das Modell des Chef-redaktors der Suumldostschweiz David Sieber hat auf der Zeitungswebseite die Rubrik laquoInternaraquo eingerichtet und reflektiert dort einmal woumlchentlich uumlber das eigene Tun und Lassen und schafft dadurch Trans-parenz So schrieb er beispielsweise unter dem Titel laquoDer Gang nach Canossaraquo uumlber die laquoundankbarste Aufgabe eines Chefredaktors sich fuumlr eine offensicht-liche Fehlleistung entschuldigen zu muumlssen [hellip] Eine Fehlleistung bei der ein simples Korrigendum nicht mehr ausreichtraquo (Sieber 2011)

Medienkritische BlogsOhne Zweifel koumlnnen Medienblogs potentiell das Spektrum der oumlffentlichen Medienkritik erweitern Auch die Moumlglichkeiten uumlber Forums- oder Kommen-tarfunktionen ohne Eintrittsbarrieren journalistische Angebote direkt zu kritisieren koumlnnen die oumlffentliche Thematisierung von Medienleistungen bereichern So sind denn auch in der Schweiz in den letzten Jahren solche Plattformen enstanden (vgl Darstellung VI42)Mittlerweile mischt sich die anfaumlngliche Euphorie aber auch mit Skepsis was Resonanz und Nachhaltigkeit

2007) Dies hat den Presserat dazu veranlasst kuumlnftig im Jahresbericht ndash erstmals 2012 ndash eine Liste derjeni-gen Medien zu ver oumlffentlichen die sich nicht an die Abdruckpflicht gehalten haben (vgl Luumlthi 2012b)Auf der Ebene der Medienbranche sind Berufsver-baumlnde und journalistische Gewerkschaften als medien-kritische Akteure aktiv Die Berufsorganisationen Impressum Syndicom sowie das Syndicat Schweizer Medienschaffender beraten ihre Mitglieder in recht-lichen Fragen geben Presseausweise heraus engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung sind im Stiftungs-rat des Presserats vertreten und geben gemeinsam das medienkritische zweisprachige Medienmagazin Edito+Klartext heraus In der Deutschschweiz gibt es mit dem Schweizer Journalist und Persoumlnlich weitere Medienmagazine sowie die Branchennewsletter Klein-report Persoumlnlich und Werbewoche Das von der katho-lischen und evangelisch-reformierten Kirche heraus-gegebene Onlinemagazin medienheftch wurde 2012 nach 18 Jahren Reflexion und Diskussion uumlber Medien aus finanziellen Gruumlnden eingestellt An dieser Stelle ist auch auf (von Medienorganisationen unabhaumlngige) Medienblogs zu verweisen (vgl naumlchster Abschnitt laquoMedienkritische Blogsraquo)Auch die Radio- und Fernsehgenossenschaften der SRG SSR beauftragen ihre Gremien explizit mit Aufgaben der Medienkritik Wie in allen Sprachregionen gehoumlren auch in der Deutschschweiz der Publikumsrat (ein konsul tatives programmbegleitendes Gremium) und die Ombudsstelle zu den Organen der Medienkritik Im Jahr 2011 hat der Publikumsrat der SRG SSR Deutsch-schweiz 18 Sendungen (7 beim SR DRS 11 beim SF) 2 Online-Auftritte von SRF sowie das trimediale Projekt laquoTreffpunkt Bundesplatzraquo beurteilt und seine Beobach-tungen veroumlffentlicht Bei der Ombudsstelle der SRG SSR Deutschschweiz wurden 171 Beanstandungen ein-gereicht (im Langzeitdurchschnitt sind es 157 Bean-standungen) Von den 116 materiell behandelten Bean-standungen betrafen 14 das Radio 101 das Fernsehen und 1 das uumlbrige publizistische Angebot 23 Prozent der behandelten Beanstandungen waren gemaumlss der Ombudsstelle laquomehr oder weniger berechtigtraquo Den 116 erledigten Beanstandungen stehen 13 gegenuumlber die an die Unab haumlngige Beschwerdeinstanz UBI weiter-geleitet wurdenDer Zustaumlndigkeitsbereich der Ombudsstelle der Radio- und Fernsehveranstalter der deutschen- und

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

beglaubigte Auflage 2011)

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

Fengler Susanne 2008 Media WWWatchdogs Die Rolle von Blogs fuumlr die Medienkritik in den USA in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Torsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 157minus171

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

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tinuierlich zu publizieren Viele Watchblogs sind nur wenige Monate aktiv und ruhen anschliessend im Netzraquo (DegenSpiller 2012 S 14) Die in den Fall-studien untersuchten Medienblogs der Deutschschweiz variieren sehr stark bezuumlglich Thematik Regelmaumlssig-keit und Laumlnge der Eintraumlge Auf den Seiten von medienspiegelch etwa werden lange Diskussionen gefuumlhrt ndash freilich von einer gut uumlberblickbaren Anzahl von Kommentatoren (2011 waren es durchschnittlich 94 Kommentare pro Beitrag) waumlhrend auf dem Radioblog O-Ton kaum Kommentare zu finden sind Die medienwochech zeichnet sich durch uumlberdurch-schnittlich viel Eigenleistung und Recherche aus Ins-gesamt ist zu beobachten dass die zitierten Quellen in der Regel auf Printmedien oder Onlineplattformen verweisen kaum aber auf andere medienkritische Blogs Zudem werden Medienleistungen von Print- und Onlinemedien weit haumlufiger thematisiert als solche von Radio und FernsehenDie ersten Befunde aus den Fallstudien zum medien-kritischen Potential von Medienblogs fallen also auch fuumlr die Deutschschweiz ernuumlchternd aus Auch Hin-weisen auf das medienkritische Potential von sozialen Netzwerken ist zunaumlchst mit Skepsis zu begegnen denn diese Art der oumlffentlichen Kommunikation uumlber-schreitet noch weit weniger die Ebene der Themen- oder Versammlungsoumlffentlichkeit (vgl Kuumlnzler 2012 S 57) Deutlich vor Augen fuumlhrt dies eine Fallstudie die der Frage nachging inwiefern auf den Facebook-fanseiten bestimmter Medienorganisationen zu be- stimmten Faumlllen medienkritische Kommentare aus-getauscht werden Die Affaumlre Hildebrand beispiels-

solcher Plattformen angeht So wie viele Medienwatch-blogs aufgekommen sind ndash sang- und klanglos ndash sind einige von ihnen auch wieder verschwunden Ende Februar 2012 ist beispielsweise auf dem Blick am Abend Blog zu lesen laquoBlaABlog houmlrt auf [hellip] Sie werden viel-leicht sagen Was schon [hellip] Wir sagen Dankeschoumln Und auf Wiedersehen Die Show muss weitergehenraquo (BlaABlog 2012) Bei blattkritikch heisst es seit Mai 2011 laquoLeider ist blattkritikch seit etwas mehr als zwei Jahren inaktiv Alle Versuche aus blattkritikch einen breit abgestuumltzten Medienblog mit mehreren Autorin-nen und Autoren zu machen sind gescheitertraquo (Blatt-kritik 2011) Der Initiant Stefan Schaer verweist auf seinen persoumlnlichen Blog stefan-schaerch auf dem er monatlich medienkritische Kommentare formuliert So gibt es eine unuumlberblickbare Zahl persoumlnlicher Medienblogs die aufgrund ganz unterschiedlicher Motive gegruumlndet wurden Ein weiteres Beispiel ist der Blog mediensalatinfo dessen Urheber sich ndash inspiriert von anderen Blogs ndash laquoin erster Linie mit den deutsch-sprachigen Medien im Internet und im Fernsehen und deren Fehlern Peinlichkeiten sowie anderen bemer-kenswerten Kuriositaumltenraquo beschaumlftigen will (Medien-salat 2012)Mangel an Ressourcen ist meist der Hauptgrund fuumlr die wachsenden Friedhoumlfe der Medienblogs im Netz womit wiederum das Institutionalisierungsproblem angesprochen ist Medienjournalismus braucht eine adaumlquat mit Ressourcen ausgestattete Organisation Die intrinsische Motivation engagierter Journalisten (-Beobachter) genuumlgt nicht Die vielbeschworene Unabhaumlngigkeit der Medienblogs von Medienkon-zernen (vgl DegenSpiller 2012 S 3) ist oft teuer erkauft ndash meist mit Arbeit zum Gotteslohn So stellt denn auch Nick Luumlthi der erfahrene Medienjournalist und Chefredaktor des innerhalb der Medienszene uumlberdurchschnittlich viel beachteten und professionell anmutenden Medienblogs medienwochech fest laquoDas Modell der selbsternannten (und oft anonymen) Medienwachhunde konnte sich in der Schweiz nicht etablierenraquo (Luumlthi 2012a)Explorative Analysen einzelner Medienblogs bestaumltigen weitgehend die bisherigen medienwissenschaftlichen Beobachtungen wonach laquodie Szene der Watchblogs in Deutschland Oumlsterreich und der Schweiz [hellip] von einem hohen Grad an Inkonsistenz gepraumlgt [ist] Nur wenige Betreiber achten darauf regelmaumlssig und kon-

Medienwatchblog URL

Fehlerli fehlerli

Infamy infamantvilleorg

Journalistenschredder blogdessennamenmansichnichtmerkenkannwordpresscom

Medienkritik Schweiz medienkritik-schweizch

medienkritisch medienkritischch

Medienspiegel wwwmedienspiegelch

Medienwoche medienwochech

O-Ton o-tonch

Darstellung VI42 In der Deutschschweiz aktive Medienwatchblogs

Die Darstellung listet Medienwatchblogs mit ihrer URL auf

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

beglaubigte Auflage 2011)

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2001 Medienjournalismus als Instrument der Medienselbstkontrolle Ergebnisse von Kommunikatorstu-dien aus Deutschland und den USA im Vergleich in Medien-wissenschaft Schweiz Nr 1 S 10minus13

Fengler Susanne 2003 Medienkritik ndash feuilletonistische Texts-orte oder Strategie zur Qualitaumltssicherung in Qualitaumlt im Journalismus Grundlagen Dimensionen Praxismodelle hg von Hans-Juumlrgen Bucher Klaus Dieter Altmeppen Wies-baden Westdeutscher Verlag S 147minus161

Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

Fengler Susanne 2008 Media WWWatchdogs Die Rolle von Blogs fuumlr die Medienkritik in den USA in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Torsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 157minus171

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

Grilo Marcia Rogerio Peacutelissier Nicolas 2006 La blogoshpegravere un cinquiegraveme pouvoir Critique du journalisme et reconfigu-ration de lrsquoespace public au Portugal in Reacuteseaux 24(138) S 159minus184

Hallenberger Gerd Nieland Joumlrg-Uwe 2005 Medienkritik revisited in Neue Kritik der Medienkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 7minus20

Henzirohs Urban 2006 Medienjournalismus in der Schweiz Quantitative Untersuchung zur Entwicklung des Medien-journalismus in Schweizer Tageszeitungen Lizentiatsarbeit Universitaumlt Freiburg

Hickethier Knut 2005 Der Herbst der Medienkritik in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzerservice Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 59minus89

Houmlpli Gottlieb 2011 Laudatio fuumlr Rainer Stadler in Medien-kritik Schweiz Abgerufen unter wwwmedienkritik-schweizch201109laudatio-fur-rainer-stadler (Zugriff 2032012)

Hutter Andres 2009 Watchblogs Medienkritik 20 Eine inhaltsanalytische Untersuchung journalistischer Qualitaumlt in medienkritischen Weblogs 1 Aufl Boizenburg Werner Huumllsbusch

Imhof Kurt 2011 Die Krise der Oumlffentlichkeit Kommunikation und Medien als Faktoren des sozialen Wandels Frankfurt aM campus

Kiefer Marie Luise 2011 Die schwierige Finanzierung des Jour-nalismus in Medien amp Kommunikationswissenschaft 59(1) S 5minus22

LiteraturBeuthner Michael (Hg) 2005 Die Selbstbeobachtungsfalle

Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjournalismus Wies-baden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften

Beuthner Michael Weichert Stephan Alexander 2005 Und wer beobachtet die Medien Uumlber die Kritikfunktionen und blinden Flecken des Medienjournalismus in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzerservice Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 41minus58

BlaABlog 2012 BlaABlog houmlrt auf Abgerufen unter wwwsuperblaablogspotch (Zugriff 3062012)

Blattkritik 2011 Weiter gehtrsquos auf stefan-schaerch Abgerufen unter wwwblattkritikch (Zugriff 3062012)

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Blum Roger 2011 Der Blick in den Spiegel in Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera hg von foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Universitaumlt Zuumlrich Basel Schwabe S 7minus8

Degen Matthias Spiller Ralf 2012 Watchblogs ndash ein uumlber-schaumltztes Instrument der Medienkritik Conference Paper Lugano Media Accountability Conference

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Eberwein Tobias 2008a Raus aus der Selbstbeobachtungsfalle Zum medienkritischen Potenzial der Blogosphare in Neue Gegenwart Nr 56 Abgerufen unter wwwneuegegenwartdeausgabe56medienjournalismushtm (Zugriff 30062012)

Eberwein Tobias 2008b Typen und Funktionen von Medien-blogs in cooleparkde Abgerufen unter wwwcooleparkde 20081223typen-und-funktionen-von-medienblogs (Zu- griff 23062012)

Eberwein Tobias 2010 Von laquoHolzhausenraquo nach laquoBlogvilleraquo ndash und zuruumlck Medienbeobachtung in Tagespresse und Web-logs in Journalismus und Oumlffentlichkeit Eine Profession und ihr gesellschaftlicher Auftrag Festschrift fuumlr Horst Poumlttker hg von Tobias Eberwein Daniel Muumlller Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 143minus165

Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011 Pressevielfalt sichern Bericht des Bundesrates in Erfuumlllung des Postulats Fehr 093629 und des Postulats der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates (SPK-NR) 093980 vom 29 Juni 2011

Engels Kerstin Hickethier Knut Jarren Otfried Weiss Ralph 2005 Zusammenfassung der Studie laquoZur Kritik der Medien-kritik ndash Wie Zeitungen das Fernsehen beobachtenraquo Abge-rufen unter wwwlfm-nrwdefileadminlfm-nrwPressemel-dungenmedienkritik-zuspdf (Zugriff 07092011)

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Schmidt Jan 2006 Weblogs Eine kommunikationssoziolo-gische Studie Konstanz UVK Verlag

Schmidt Siegfried J 2005 Zur Grundlegung einer Medien-kritik in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzer-service Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 21minus40

Schoumlnherr Katja 2008 Medienwatchblogs als Form journalis-tischer Qualitaumltskontrolle in Kommunikation Partizipation und Wirkungen im Social Web hg von Ansgar Zerfass Mar-tin Welker Jan Schmidt Koumlln Halem Bd 2 S 116minus133

Schweizer Presserat 2012 Jahresbericht 2011 des Schweizer Presserats in Jahrheft 2012 des Schweizer Presserates S 8minus17 Abgerufen unter wwwpresseratchDocumentsJahrheft_2012pdf (Zugriff 3062012)

Sieber David 2011 Der Gang nach Canossa Abgerufen unter wwwsuedostschweizchcommunityblogsder-gang-nach-

canossa (Zugriff 3062012)SPK Staatspolitische Kommission des Nationalrats 2012

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Stulz Stefan 2012 Herzlich willkommen in medienkritisch aus Sicht von Konsumenten Projekt Abgerufen unter wwwmedienkritischchherzlich-willkommen (Zugriff 3062012)

Sutter Tilmann 2010 Medienanalyse und Medienkritik For-schungsfelder einer konstruktivistischen Soziologie der Medien Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften

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Wied Kristina Schmidt Jan 2008 Weblogs und Qualitaumltssiche-rung Zu Potenzialen weblogbasierter Kritik in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Thorsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 173minus192

Wyss Vinzenz 2007 Der Schweizer Presserat im Urteil der Jour-nalisten in Zeitschrift fuumlr Kommunikationsoumlkologie und Medienethik 19(1) S 6minus13

Wyss Vinzenz 2009 Das Publikum des Journalismus in Medienrealitaumlten hg von Daniel Suumlss Urs Dahinden Kon-stanz UVK S 131minus142

Wyss Vinzenz 2011 Kassandra laumlsst gruumlssen Neue Zuumlrcher Zeitung vom 2642011 Nr 96 S 44

Kreitling Holger 1996 Das neue Ressort Warum ist Medienbe-richterstattung zum festen Bestandteil bundesdeutscher Printmedien avanciert Eine qualitative Befragung von Res-sortleitern und Redakteuren Magisterarbeit FU Berlin

Kruumlger Udo Michael Muumlller-Sachse Karl H 1998 Medien-journalismus Strukturen Themen Spannungsfelder Opla-den Westdeutscher Verlag

Kuumlnzler Matthias 2012 (in Vorbereitung) Mediensystem Schweiz Konstanz UVK Verlag

Leonarz Martina (Hg) 2012 Im Auftrag des BAKOM Aktuelle Studien zur Leistungsfaumlhigkeit von Presse Radio und Fern-sehen in der Schweiz Universitaumlt Zuumlrich SwissGIS

Lichtenstein Dennis 2011 Kommerzialisierung des Medien-journalismus Eine empirische Untersuchung zum Fall laquoBer-liner Zeitungraquo in Medien amp Kommunikationswissenschaft 59(2) S 216minus234

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Luumlthi Nick 2012a Medienkritik Zwitschern statt bellen Abge-rufen unter wwwmedienwochech20120523zwitschern-statt-bellen (Zugriff 3062012)

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Malik Maja 2004 Journalismusjournalismus Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften

Mediensalat 2012 In eigener Sache Abgerufen unter httpmediensalatinfowordpress (Zugriff 3062012)

Morresi Enrico 2010 Stellenwert der Ethik in der Ausbildung der Journalistinnen und Journalisten in Jahrheft 2010 des Schweizer Presserates S 26minus29 Abgerufen unter wwwpresse ratchDocumentsJahrheft_2010pdf (Zugriff 3062012)

Mrazek Thomas 2006 Ungebetene Kritiker in Journalist 55(1) S 44minus46

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Porlezza Colin 2004 Die harmlosen Watch-Dogs Zwischen Konkurrenzschelte und Selbstbeweihraumlucherung in message Nr 3 S 96minus98

Porlezza Colin Russ-Mohl Stephan 2011 Switzerland The Principle of Diversity in Mapping Media Accountability ndash in Europe and Beyond hg von Tobias Eberwein Susanne Feng-ler Epp Lauk Tanja Leppik-Bork Koumlln Halem S 168minus180

Puppis Manuel 2009 Organisationen der Medienselbstregulie-rung Europaumlische Presseraumlte im Vergleich Koumlln Halem

Russ-Mohl Stephan 1994 Der I-Faktor Qualitaumltssicherung im amerikanischen Journalismus ndash Modell fuumlr Europa Osna-bruumlck Zuumlrich Edition Interfrom

Russ-Mohl Stephan Fengler Susanne 2002 Scheinheiliger Aufklaumlrer Wie Journalismus und Medien uumlber sich selbst berichten in Medien und Ethik hg von Matthias Karmasin Stuttgart Reclam S 175ndash193

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viales Auswahlproblem dar In einem ersten Schritt wurde deshalb in der Schweizer Mediendatenbank (SMD) mittels Suchstring laquoJournali AND Medi AND (Presserat OR UBI OR Redak OR Send OR Fernseh OR Radio OR Zeitung OR Internet)raquo nach medienjournalistischen Beitraumlgen gesucht Der Suchstring wurde im Rahmen einer weiteren Vorstudie erarbeitet und validiert Insgesamt konnten auf diese Weise 445 Tageszeitungsartikel und 116 Wochen- und Sonntagszeitungsartikel ermittelt werden In die Unter-suchung wurden anschliessend Filter eingebaut um einen aussagekraumlftigen Kern medienkritischer Bericht-erstattung zu bestimmen Ausgesondert wurden rein medienjournalistische Beitraumlge wenn diese beispiels-weise Jubilaumlen Berichterstattungen zur Medienpromi-nenz oder zu verschiedenen Info- Edu- oder Enter-tainmentformaten thematisierten Mit diesem ersten inhaltlichen Filter konnte das Sample von 561 auf 243 Artikel reduziert werden Mit einem zweiten Filter wurde bestimmt ob die medienkritische Berichterstat-tung das Hauptthema bildete (Reduktion auf 181 Arti-kel) und mit einem dritten Filter wurde ermittelt ob schweizerische Sachverhalte in den Vordergrund der medienkritischen Berichterstattung geruumlckt wurden Unter Anwendung dieser drei Filter blieben von den 561 Artikeln noch 106 uumlbrig die inhaltsanalytisch tiefergehend untersucht wurden

Ausgewaumlhlte BefundeIm Folgenden werden ausgewaumlhlte Befunde aus der Vorstudie praumlsentiert Dabei ist nochmals festzuhalten dass nur 19 der urspruumlnglich uumlber den Suchstring

weise wird auf der Facebookseite der Neuen Zuumlrcher Zeitung gerade 16-mal medienkritisch kommentiert auf der Fanseite des Blicks finden sich dazu sechs me- dienkritische BeitraumlgeOb der Nachrichtendienst Twitter Poten tiale zur Me- dienkritik freisetzen kann ist ebenfalls fraglich So will Luumlthi in Twittermeldungen zwar laquoHinweise auf Rechtschreibefehler Ergaumlnzungen zu unvollstaumlndigen Recherchen Schelte fuumlr berufsethisch zweifelhaftes Gebaren aber auch Lob und Komplimente fuumlr gelun-gene Stuumlckeraquo gelesen haben (Luumlthi 2012a) daraus aber gleich einen Vorteil der Selbst beobachtung via Twitter gegenuumlber der Fremdbe obachtung abzuleiten ist etwas kurzschluumlssig Die Selbstbeobachtungsfallen bleiben auch wenn sich immer mehr journalistische Berufskol-legen via Twitter (selbst-)kritische Scharmuumltzel liefern

VI442 Inhaltsanalyse journalistischer Medienshykritik ndash Befunde einer VorstudieZur Auswahl des SamplesIn einer Vorstudie zum geplanten Forschungsprojekt wurden im Untersuchungszeitraum vom 1 Januar bis 31 Maumlrz 2012 elf Tageszeitungen (inklusive Gratiszeitun-gen) und vier Wochen- und Sonntagszeitungen ausge-wertet die in deutscher Sprache in der deutschsprachigen Schweiz erschienen sind Die ausgewaumlhlten Zeitungen zaumlhlen zu den weitreichenden Titeln (zum Medien-sample vgl Darstellung VI43) Das Interesse der Vor-studie galt dem quantitativen Gewicht und den inhalt-lichen Schwerpunkten journalistischer MedienkritikEine laquoinhaltlichraquo verlaumlssliche (theoretische wie empi-rische) Bestimmung von Medienkritik stellt kein tri-

Tageszeitungen Sonntags- amp Wochenzeitungen

Auflage in Tausend

Auflage in Tausend

20 Minuten 496 SonntagsZeitung 182

Blick am Abend 321 Der Sonntag 158

Blick 208 Weltwoche 78

Tages-Anzeiger 196 WochenZeitung 16

Aargauer Zeitung 179

Berner Zeitung 194

Neue Zuumlrcher Zeitung 133

Die Suumldostschweiz 123

Neue Luzerner Zeitung 121

St Galler Tagblatt 118

Basler Zeitung 78

WEMF beglaubigte Auflage 2011

Darstellung VI43 In der Vorstudie untersuchte Zeitungen

Die Gesamtausgaben der in der

Darstellung aufgefuumlhrten Zeitungen

wurden im Studienzeitraum vom

1 Januar bis zum 31 Maumlrz 2012 auf

journalistische Medienkritik untersucht

Das Sample umfasst journalistisch

leistungs- und auflagenstarke Titel des

Typs Gratis Abonnement Boulevard

und SonntagMagazin (Quelle WEMF

beglaubigte Auflage 2011)

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2001 Medienjournalismus als Instrument der Medienselbstkontrolle Ergebnisse von Kommunikatorstu-dien aus Deutschland und den USA im Vergleich in Medien-wissenschaft Schweiz Nr 1 S 10minus13

Fengler Susanne 2003 Medienkritik ndash feuilletonistische Texts-orte oder Strategie zur Qualitaumltssicherung in Qualitaumlt im Journalismus Grundlagen Dimensionen Praxismodelle hg von Hans-Juumlrgen Bucher Klaus Dieter Altmeppen Wies-baden Westdeutscher Verlag S 147minus161

Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

Fengler Susanne 2008 Media WWWatchdogs Die Rolle von Blogs fuumlr die Medienkritik in den USA in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Torsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 157minus171

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

Grilo Marcia Rogerio Peacutelissier Nicolas 2006 La blogoshpegravere un cinquiegraveme pouvoir Critique du journalisme et reconfigu-ration de lrsquoespace public au Portugal in Reacuteseaux 24(138) S 159minus184

Hallenberger Gerd Nieland Joumlrg-Uwe 2005 Medienkritik revisited in Neue Kritik der Medienkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 7minus20

Henzirohs Urban 2006 Medienjournalismus in der Schweiz Quantitative Untersuchung zur Entwicklung des Medien-journalismus in Schweizer Tageszeitungen Lizentiatsarbeit Universitaumlt Freiburg

Hickethier Knut 2005 Der Herbst der Medienkritik in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzerservice Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 59minus89

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Hutter Andres 2009 Watchblogs Medienkritik 20 Eine inhaltsanalytische Untersuchung journalistischer Qualitaumlt in medienkritischen Weblogs 1 Aufl Boizenburg Werner Huumllsbusch

Imhof Kurt 2011 Die Krise der Oumlffentlichkeit Kommunikation und Medien als Faktoren des sozialen Wandels Frankfurt aM campus

Kiefer Marie Luise 2011 Die schwierige Finanzierung des Jour-nalismus in Medien amp Kommunikationswissenschaft 59(1) S 5minus22

LiteraturBeuthner Michael (Hg) 2005 Die Selbstbeobachtungsfalle

Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjournalismus Wies-baden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften

Beuthner Michael Weichert Stephan Alexander 2005 Und wer beobachtet die Medien Uumlber die Kritikfunktionen und blinden Flecken des Medienjournalismus in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzerservice Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 41minus58

BlaABlog 2012 BlaABlog houmlrt auf Abgerufen unter wwwsuperblaablogspotch (Zugriff 3062012)

Blattkritik 2011 Weiter gehtrsquos auf stefan-schaerch Abgerufen unter wwwblattkritikch (Zugriff 3062012)

Blum Roger 2010 Das Elend der Medienkritik in der Schweiz Zu viele Koumlche verderben den Brei Abgerufen unter wwwpersoenlichcomnewsshow_newscfmnewsid=88854 (Zugriff 306 2012)

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Wied Kristina Schmidt Jan 2008 Weblogs und Qualitaumltssiche-rung Zu Potenzialen weblogbasierter Kritik in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Thorsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 173minus192

Wyss Vinzenz 2007 Der Schweizer Presserat im Urteil der Jour-nalisten in Zeitschrift fuumlr Kommunikationsoumlkologie und Medienethik 19(1) S 6minus13

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Kreitling Holger 1996 Das neue Ressort Warum ist Medienbe-richterstattung zum festen Bestandteil bundesdeutscher Printmedien avanciert Eine qualitative Befragung von Res-sortleitern und Redakteuren Magisterarbeit FU Berlin

Kruumlger Udo Michael Muumlller-Sachse Karl H 1998 Medien-journalismus Strukturen Themen Spannungsfelder Opla-den Westdeutscher Verlag

Kuumlnzler Matthias 2012 (in Vorbereitung) Mediensystem Schweiz Konstanz UVK Verlag

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Puppis Manuel 2009 Organisationen der Medienselbstregulie-rung Europaumlische Presseraumlte im Vergleich Koumlln Halem

Russ-Mohl Stephan 1994 Der I-Faktor Qualitaumltssicherung im amerikanischen Journalismus ndash Modell fuumlr Europa Osna-bruumlck Zuumlrich Edition Interfrom

Russ-Mohl Stephan Fengler Susanne 2002 Scheinheiliger Aufklaumlrer Wie Journalismus und Medien uumlber sich selbst berichten in Medien und Ethik hg von Matthias Karmasin Stuttgart Reclam S 175ndash193

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der gesellschaftlichen Aufgabe der Medien steht Die Neue Zuumlrcher Zeitung wird 14-mal genannt gefolgt von Ringier (13-mal) Tamedia AG (9-mal) AZ Medien AG (3-mal) und Edipresse (1-mal) Die Suumldostschweiz wird in den ersten drei Monaten 2012 in keinem Artikel des Samples angesprochen Andere Schweizer Medien kommen zusammen auf 16 NennungenMedienkritische Berichterstattung ist vor allem jour-nalistisch redaktionelle Eigenleistung 90 von 106 Arti-keln basieren auf Eigenleistungen Medienkritische Beitraumlge stammen nur in 37 von 106 Faumlllen von exter-nen Dritten Dies koumlnnte ein Hinweis auf die man-gelnde Offenheit fuumlr Kritik von aussen sein Wenn uumlberhaupt vorhanden so ist medienkritische Bericht-erstattung eher am journalistischen Endprodukt als an der kritischen Darstellung von Entstehungsbedingun-gen und Randbedingungen der journalistischen Pro-duktion interessiert In 62 von 106 Artikeln wird auf ein konkretes journalistisches Endprodukt (Zeitung Programm) verwiesen Das bedeutet aber auch dass strukturelle Aspekte eher vernachlaumlssigt werdenMedienkritische Berichterstattung zeigt sich hinsicht-lich der eigenen Redaktion oder des eigenen Medien-hauses sehr zuruumlckhaltend Gerade mal bei 28 von 106 Artikeln konnte eine solche Selbstkritik ermittelt wer-den Dieser Befund wurde in verschiedenen Fallstudien mehrfach bestaumltigt Uumlberdies bleibt die Kritik eher unbestimmt Zwar werden allgemeine journalistische Fehlleistungen in 61 von 106 Artikeln thematisiert Konkrete sprachliche und gestalterische Fehlleistun-gen werden aber nur in 16 von 106 Artikeln angespro-chen Insgesamt werden die Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens nur zuruumlckhaltend themati-siert naumlmlich in 23 von 106 Artikeln (vgl Darstellung VI44)

Rahmenbedingungen Anteile

gesellschaftliche kulturelle 39 von 106 Artikel

rechtliche 37 von 106 Artikel

betriebswirtschaftliche 36 von 106 Artikel

politische 22 von 106 Artikel

volkswirtschaftliche 8 von 106 Artikel

andere 11 von 106 Artikel

Darstellung VI44 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf Rahmenbedingungen journalistischen Arbeitens

Die Darstellung zeigt inwiefern in der Berichterstattung mit engem me-

dienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) unterschiedliche Rahmenbedin-

gungen journalistischen Handelns thematisiert werden

gefundenen Artikel einem engen Kern medienkri-tischer Berichterstattung aus der Schweiz zugeordnet werden koumlnnen (106 von 561 Artikeln) Das bedeutet dass der Grossteil medienjournalistischer Bericht-erstattung nicht kritisch selbstreflexiver Art ist Der Befund bestaumltigt die von Hickethier fuumlr Deutschland gemachte Beobachtung dass in der Berichterstattung uumlber Medien der laquokritische Fokus verloren zu gehen und einem allgemeinen Reden uumlber die Medien Platz zu machenraquo drohe (2005 S 61)Die Medienberichterstattung wird in den einzelnen Zeitungstiteln unterschiedlich extensiv gepflegt Noch bevor die drei Filter aktiviert sind dominiert bei den Tageszeitungen die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 83 Arti-keln (19) Der Sonntag und die Weltwoche dominie-ren das Sample der Wochen- und Sonntagszeitungen mit 42 (36) bzw 41 (35) Artikeln Dieser Befund deutet darauf hin dass die Medienberichterstattung mit Auflage und spezifischer struktureller Ausstattung korreliert Die drei Spitzenreiter haben fuumlr diese selbst-reflexive Berichterstattung eine spezifische Ressort- bzw Rubrikenstruktur ausdifferenziertNoch deutlicher wird dieser Befund nach der Aktivie-rung der drei Filter Im engen Kern medienkritischer Berichterstattung nimmt die Dominanz einzelner Zei-tungstitel nochmals zu Bei den Tageszeitungen domi-niert weiterhin die Neue Zuumlrcher Zeitung mit 25 (37) von 67 Artikeln bei den Wochen- und Sonntagszeitun-gen Der Sonntag mit 18 (46) von 39 Artikeln Die Befunde einzelner Fallstudien erhaumlrten die Beobach-tung dass Medien mit entsprechenden Zustaumlndig-keiten und Ressortstrukturen haumlufiger und umfassen-der medienkritisch berichten als Medien ohne ent- sprechende Organisationsstrukturen Medienorganisa-tionen werden in den medienkritischen Artikeln aller-dings nur zuruumlckhaltend angesprochen Das koumlnnte als Uumlbereinstimmung mit dem Theorem der laquoblinden Fle-ckenraquo des Medienjournalismus interpretiert werden Die SRG SSR wird mit 23 von 106 Artikeln am haumlufigs-ten thematisiert dabei dominiert das SF was auch mit der von der SVP getragenen Kampagne gegen die SRG SSR zu erklaumlren istPrivate Rundfunkveranstalter kommen zusammen auf zehn Nennungen Interessanterweise sprechen erste Befunde dafuumlr dass hier meist einzelne Sendeformate kritisiert werden und die Kritik weniger haumlufig in einem Zusammenhang mit dem Service Public bzw

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2008 Media WWWatchdogs Die Rolle von Blogs fuumlr die Medienkritik in den USA in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Torsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 157minus171

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

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tung der Weltwoche durch die Bank Sarasin beim Schweizer Presserat zum Thema Im Fokus stand dass Roger Koumlppel Martin Spieler und Marc Walder sich auf Einladung von Philippe Gaydoul laquoin London ein vergnuumlgliches Wochenende mit allem Drum und Dranraquo machten (Der Sonntag 5 Februar 2012 S 25) Zum Thema wurde auch ein sogenanntes laquoKochbuch fuumlr Profisraquo ein Leitfaden zur Qualitaumltssicherung in Redaktionen das Stefan Russ-Mohl in der Neuen Zuumlrcher Zeitung (Nr 67 20 Maumlrz 2012) vorstellte Ansonsten wurden unterschiedliche Einzel themen veroumlffentlicht zum Beispiel ein Interview mit Ruedi Matter in der SonntagsZeitung vom 15 Januar 2012 oder ein Leserbrief laquoSchimpf und Schande uumlber den Kulturredaktorraquo in der Suumldostschweiz vom 19 Januar 2012 aber etwa auch dass der Moderator der Sendung laquoEcoraquo in der Sendung seinen Lohn offenlegte Schliess-lich wurden die journalistischen Arbeits- und Ge- staltungsweisen betreffend den Carunfall im Wallis (14 Maumlrz 2012) intensiver thematisiert Patrik Muumlller schrieb dazu im Editorial des Sonntag laquoAuflage und Klicks gehen vor Ethik- und Pietaumltsuumlberlegungen sind bloss laumlstigraquo (18 Maumlrz 2012)Insgesamt ergab sich so das Bild einer schwach kri-tischen Medienberichterstattung Zieht man als Mass-stab etwa die aktuellen kommunikations- und medien-wissenschaftlichen Studien zur Zukunft der Medien in der Schweiz heran (vgl Leonarz 2012) so wird deut-lich dass die medienkritische Bericht erstattung eher beilaumlufig zu ihren Themen findet und kaum die tat-saumlchlichen oder auch nur vermeintlichen Probleme der aktuellen journalistischen und medialen Praxis in der Schweiz reflektiert

VI45 Fazit und AusblickDie moderne demokratische Gesellschaft ist auf Me- dienkritik angewiesen Die oumlffentliche Diskussion von Leistungserwartungen und Leistungskriterien profes-sionellen journalistischen Handelns ermoumlglicht und erfordert einen laquoselbstreflexiv-kritischen Umgang mit dem eigenen Tun und dem der Mitspieler im institu-tionellen Feldraquo (Kiefer 2011 S 18) Eine systematische auf Kriterien bezogene und nachvollziehbare journa-listische Medienkritik ist ndash angesichts der zentralen Bedeutung der Institution Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft ndash auch eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht Nur eine solche Kritik

Institutionen der schweizerischen Medienkritik werden in 28 von 106 Artikeln genannt Der Schweizer Presse-rat wird im Untersuchungszeitraum in 12 Artikeln angesprochen die Unabhaumlngige Beschwerde instanz UBI in 3 und die Ombudsstelle in 1 Artikel Die Insti-tutionen der Medienpolitik ndash Parteien Parlamente Exekutiven ndash werden nur in begrenztem Umfang dar-gestellt In Bezug auf die Beschwerdein stanz Presserat wird in einer vertiefenden Fallstudie der Befund er haumlrtet dass dessen Stellungnahmen in der Medien-berichterstattung kaum auf Resonanz stossen (nicht oumlffentlich zugaumlngliche studentische Arbeit)Waumlhrend in den kommunikations- und medienwis-senschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Status quo der journalistischen Berichterstattung eine Reihe von Themen in den Vordergrund gestellt werden bleiben diese in der medienkritischen Berichterstat-tung eher randstaumlndig (vgl Darstellung VI45) Die medienkritische Berichterstattung greift die Erkennt-nisse wissenschaftlicher Forschung somit nur zuruumlck-haltend auf

Kommunikations- und medienwissen-schaftlich relevante Themen

Anteil

Qualitaumltsverlust 26 von 106 Artikel

Skandalisierung 24 von 106 Artikel

Medialisierung 21 von 106 Artikel

Konvergenz Multimediatisierung 19 von 106 Artikel

Personalisierung 17 von 106 Artikel

Dramatisierung 15 von 106 Artikel

Kommerzialisierung 15 von 106 Artikel

Entdifferenzierung von PR Werbung Journalismus

12 von 106 Artikel

Medienkonzentration 8 von 106 Artikel

Social Media und journalistische Arbeit 8 von 106 Artikel

Darstellung VI45 Medienkritische Berichterstattung ndash Fokus auf kommunikationsshy und medienwissenschaftlich relevante Themen

Die Darstellung zeigt inwiefern innerhalb der Berichterstattung mit

engem medienkritischem Kern (n = 106 Beitraumlge) kommunikations- und

medienwissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Publikationen auf-

gegriffen und verarbeitet wurden

Sind alle Filter aktiviert ndash Medienkritik in der Haupt-sache in der Schweiz ndash so erweist sich die Zahl der Themen die laquoSchlagzeilenraquo im gegebenen Sample machten als niedrig Selbst die Hildebrand-Affaumlre machte da keine Ausnahme wo der medien kritische Diskurs ndash trotz offensichtlicher publizis tischer Fehler ndash insgesamt randstaumlndig blieb Hier wurde unter ande-rem die Beanstandung einer fehlerhaften Berichterstat-

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

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foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2011 Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

Grilo Marcia Rogerio Peacutelissier Nicolas 2006 La blogoshpegravere un cinquiegraveme pouvoir Critique du journalisme et reconfigu-ration de lrsquoespace public au Portugal in Reacuteseaux 24(138) S 159minus184

Hallenberger Gerd Nieland Joumlrg-Uwe 2005 Medienkritik revisited in Neue Kritik der Medienkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 7minus20

Henzirohs Urban 2006 Medienjournalismus in der Schweiz Quantitative Untersuchung zur Entwicklung des Medien-journalismus in Schweizer Tageszeitungen Lizentiatsarbeit Universitaumlt Freiburg

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Morresi Enrico 2010 Stellenwert der Ethik in der Ausbildung der Journalistinnen und Journalisten in Jahrheft 2010 des Schweizer Presserates S 26minus29 Abgerufen unter wwwpresse ratchDocumentsJahrheft_2010pdf (Zugriff 3062012)

Mrazek Thomas 2006 Ungebetene Kritiker in Journalist 55(1) S 44minus46

Neuberger Christoph 2004 WEBLOGS amp CO Partizipation statt Redaktion Abgerufen unter wwwgoa2003onlinejour-nalismusdeforschungweblogsphp (Zugriff 3012012)

Porlezza Colin 2004 Die harmlosen Watch-Dogs Zwischen Konkurrenzschelte und Selbstbeweihraumlucherung in message Nr 3 S 96minus98

Porlezza Colin Russ-Mohl Stephan 2011 Switzerland The Principle of Diversity in Mapping Media Accountability ndash in Europe and Beyond hg von Tobias Eberwein Susanne Feng-ler Epp Lauk Tanja Leppik-Bork Koumlln Halem S 168minus180

Puppis Manuel 2009 Organisationen der Medienselbstregulie-rung Europaumlische Presseraumlte im Vergleich Koumlln Halem

Russ-Mohl Stephan 1994 Der I-Faktor Qualitaumltssicherung im amerikanischen Journalismus ndash Modell fuumlr Europa Osna-bruumlck Zuumlrich Edition Interfrom

Russ-Mohl Stephan Fengler Susanne 2002 Scheinheiliger Aufklaumlrer Wie Journalismus und Medien uumlber sich selbst berichten in Medien und Ethik hg von Matthias Karmasin Stuttgart Reclam S 175ndash193

Russ-Mohl Stephan Wilczek Bartosz 2011 Medien Medien-forschung und Kritik Gastbeitrag in Jahrbuch 2011 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera hg von foumlg ndash For-schungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Universitaumlt Zuumlrich Basel Schwabe S 25minus33

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desto groumlsser wird die Notwendigkeit zur Reduktion von Komplexitaumlt in der Oumlffentlichkeit Dies trifft fuumlr den Medienjournalismus bzw die oumlffentliche Medien-kritik genauso zu wie fuumlr den Journalismus generellMedienkritik sollte von Zufaumllligkeiten der (medien-)journalistischen Berichterstattung ebenso befreit werden wie von zeit- und befindlichkeitsgebundenen Parolen partikularer (politischer) Interessen Damit ist die Kommunikations- und Medienwissenschaft an- gesprochen Sie kann als unabhaumlngiger Akteur dem Desiderat einer empirisch-analytisch fundierten und kontinuierlichen Beobachtung von Medienleistungen besser begegnen Sie ist in der Lage unabhaumlngig und anhand von nachvollziehbaren transparenten Mass-staumlben Problemfelder und Fehlentwicklungen zu erkennen aber auch ndash aufgrund systematischer Ver-gleiche ndash Qualitaumltskonzepte und Modelle fuumlr Loumlsungen zur Diskussion zu stellen Da wirksame Medienethik jedoch nur interaktiv moumlglich ist bzw die Reflexivitaumlt zwischen Beobachtern und Beobachteten erfordert muss die Wissenschaft gemaumlss den Prinzipien der Partizipation und der Koordination moumlglichst viele (medienkritische) zivilgesellschaftliche Akteure sowie die Medienpraxis einbeziehen Es geht um eine kon-struktive Auseinandersetzung in der die demokratisch legitimierten und in Grundrechten abgesicherten Anspruumlche der Buumlrger auf funktionale journalistische Berichterstattung respektiert werden Gemaumlss dem Prinzip der Rekursivitaumlt muss sich wissenschaftliche Medienkritik auf transparente Qualitaumltskriterien beziehen die sich aus der oumlffentlichen Aufgabe des Journalismus ableiten lassen Schliesslich ist auch die wissenschaftlich basierte Medienkritik auf oumlffentliche Resonanz uumlber Publikumsmedien angewiesen Mit dem Jahrbuch laquoQualitaumlt der Medienraquo werden die vie-len Schneisen im Dickicht der Medienkritik breiter (foumlg 2011 2010 2009)

ermoumlglicht es dem Publikum seine simple Rolle des Konsumenten zu uumlberwinden und die Rolle des sozia-len Akteurs und Buumlrgers der fuumlr sein Mediensystem und dessen Qualitaumlt mitverantwortlich ist zu uumlberneh-men (vgl Wyss 2009)Die Aufgabe der Medienkritik kann nun aber nicht dem Medienjournalismus allein uumlberlassen werden auch wenn sein Beitrag zur Veroumlffentlichung unverzichtbar bleibt Zu gross sind die empirisch nachweisbaren blinden Flecken und Selbstbeobachtungsfallen Dazu kommt die institutionelle Schwaumlche des Medienjourna-lismus die sich auch darin aumlussert dass in der Schweiz gerade mal sechs Prozent aller Journalisten haumlufig uumlber Medien berichten (vgl Darstellung VI46) In der so- genannten Mediengesellschaft berichten 31 Prozent der Journalisten nie und 43 Prozent nur selten uumlber MedienMedienjournalismus bleibt somit struktur- und in- haltsschwach Die ersten empirischen Befunde aus den hier zur Diskussion gestellten Vorstudien verdeut-lichen dass medienkritische Berichterstattung vor-leistungsabhaumlngig ist Als These kann formuliert werden Es braucht in der Regel ein Ereignis aus einem anderen Gesellschaftsbereich (z B der Tod von Muam-mar al-Gaddafi die Hildebrand- oder Wulff-Affaumlre) an das der Medienjournalismus nach uumlblichen Bericht-erstattungsmustern und Inszenierungsregeln an- schliessen kannDie Delegation dieser Aufgabe an selbstregulierende Kraumlfte ist eine naive Haltung Auch die zahllosen zer-splitterten medienkritischen Organisationen sowie die beliebig agierenden und kaum auf Dauer gestellten Medienblogs vermoumlgen bis heute der Medienkritik nicht die oumlffentliche Plattform zu geben die sie gemaumlss ihrer demokratietheoretischen Bedeutung benoumltigen wuumlrde Je staumlrker sich aber ndash gerade durch Medienblogs die sozialen Netzwerke oder Twitter ndash die Oumlffentlich-keitsstruktur horizontal und vertikal ausdifferenziert

sehr oft haumlufig selten nie

SRG SSR (398 Beitraumlge) 8 30 41 21

Privatrundfunk (294 Beitraumlge) 8 30 46 16

Printmedien (1140 Beitraumlge) 5 15 43 37

Gesamt (2132 Beitraumlge) 6 20 43 31

Darstellung VI46 Wie haumlufig berichten Journalisten uumlber Medienthemen

Die Darstellung zeigt fuumlr die SRG SSR den Privatrundfunk und die Printmedien wie intensiv sie sich in ihrer Bericht erstattung medienjournalistischen

Themen widmen Die Daten stammen aus einer Journalistenenquecircte aus dem Jahr 2008 die am Institut fuumlr Angewandte Medienwissenschaft an der

Zuumlrcher Hochschule fuumlr Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgefuumlhrt wurde (vgl Keel 2011)

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Fengler Susanne 2001 Medienjournalismus als Instrument der Medienselbstkontrolle Ergebnisse von Kommunikatorstu-dien aus Deutschland und den USA im Vergleich in Medien-wissenschaft Schweiz Nr 1 S 10minus13

Fengler Susanne 2003 Medienkritik ndash feuilletonistische Texts-orte oder Strategie zur Qualitaumltssicherung in Qualitaumlt im Journalismus Grundlagen Dimensionen Praxismodelle hg von Hans-Juumlrgen Bucher Klaus Dieter Altmeppen Wies-baden Westdeutscher Verlag S 147minus161

Fengler Susanne 2005 Vorbildliche Medienkritik ndash oder laquomedia gossipraquo Medienjournalismus in den USA in Die Selbstbe-obachtungsfalle Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjour-nalismus hg von Michael Beuthner Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 329minus336

Fengler Susanne 2008 Media WWWatchdogs Die Rolle von Blogs fuumlr die Medienkritik in den USA in Journalismus online ndash Partizipation oder Profession hg von Torsten Quandt Wolfgang Schweiger Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 157minus171

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2009 Jahrbuch 2009 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

foumlg ndash Forschungsbereich Oumlffentlichkeit und Gesellschaft Uni-versitaumlt Zuumlrich (Hg) 2010 Jahrbuch 2010 Qualitaumlt der Medien Schweiz ndash Suisse ndash Svizzera Basel Schwabe

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Grilo Marcia Rogerio Peacutelissier Nicolas 2006 La blogoshpegravere un cinquiegraveme pouvoir Critique du journalisme et reconfigu-ration de lrsquoespace public au Portugal in Reacuteseaux 24(138) S 159minus184

Hallenberger Gerd Nieland Joumlrg-Uwe 2005 Medienkritik revisited in Neue Kritik der Medienkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 7minus20

Henzirohs Urban 2006 Medienjournalismus in der Schweiz Quantitative Untersuchung zur Entwicklung des Medien-journalismus in Schweizer Tageszeitungen Lizentiatsarbeit Universitaumlt Freiburg

Hickethier Knut 2005 Der Herbst der Medienkritik in Neue Kritik der Medienkritik Werkanalyse Nutzerservice Sales Promotion oder Kulturkritik hg von Gerd Hallenberger Joumlrg-Uwe Nieland Koumlln Halem S 59minus89

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Grenzen und Grenzgaumlnge des Medienjournalismus Wies-baden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften

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Eberwein Tobias 2008b Typen und Funktionen von Medien-blogs in cooleparkde Abgerufen unter wwwcooleparkde 20081223typen-und-funktionen-von-medienblogs (Zu- griff 23062012)

Eberwein Tobias 2010 Von laquoHolzhausenraquo nach laquoBlogvilleraquo ndash und zuruumlck Medienbeobachtung in Tagespresse und Web-logs in Journalismus und Oumlffentlichkeit Eine Profession und ihr gesellschaftlicher Auftrag Festschrift fuumlr Horst Poumlttker hg von Tobias Eberwein Daniel Muumlller Wiesbaden VS Verlag fuumlr Sozialwissenschaften S 143minus165

Eidgenoumlssisches Departement fuumlr Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK 2011 Pressevielfalt sichern Bericht des Bundesrates in Erfuumlllung des Postulats Fehr 093629 und des Postulats der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates (SPK-NR) 093980 vom 29 Juni 2011

Engels Kerstin Hickethier Knut Jarren Otfried Weiss Ralph 2005 Zusammenfassung der Studie laquoZur Kritik der Medien-kritik ndash Wie Zeitungen das Fernsehen beobachtenraquo Abge-rufen unter wwwlfm-nrwdefileadminlfm-nrwPressemel-dungenmedienkritik-zuspdf (Zugriff 07092011)

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Schmidt Jan 2006 Weblogs Eine kommunikationssoziolo-gische Studie Konstanz UVK Verlag

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Kruumlger Udo Michael Muumlller-Sachse Karl H 1998 Medien-journalismus Strukturen Themen Spannungsfelder Opla-den Westdeutscher Verlag

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