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Staatsoberhaupt wird gewählt - Österreich Journal

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S eit 8. Juli 2004 amtiert Heinz Fischer als 11. Bundespräsident, der am 8. Juli 2010 das zweite Mal in seine Funktion als Staats- oberhaupt gewählt wurde. Da die Amtszeit maximal zwei Perioden bzw. zwölf Jahre dauern darf, wurde für 24. April 2016 die Wahl einer Nachfolgerin bzw. eines Nach- folgers festgesetzt. Da erstmals (voraussicht- lich) sechs KandidatInnen antreten werden, ist davon auszugehen, daß eine Stichwahl notwendig werden wird, da wohl keiner der Antretenden beim ersten Wahlgang eine Mehrheit erreichen wird. Auch dieser Ter- min steht bereits fest, es ist der 22. Mai. Lesen Sie weiter auf der Seite 41 Ausg. Nr. 150 1. Feber 2016 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at Foto: Klaus with K / GNU Free Documentation License Der Leopoldinische Trakt der Hofburg wurde 1681 auf der selben Stelle des bis auf die Grundmauern niedergebrannten Palasts von Kaiser Leopold I. wiedererrichtet. Hier befinden sich seit 1946 die Amtsräume des Österreichischen Bundespräsidenten. Staatsoberhaupt wird gewählt Am 24. April 2016 wird die Wahl zur/zum österreichischen Bundespräsidentin/Bundespräsidenten abgehalten werden. Sie sehen hier die Variante A4 mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken
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Seit 8. Juli 2004 amtiert Heinz Fischer als11. Bundespräsident, der am 8. Juli 2010

das zweite Mal in seine Funktion als Staats-oberhaupt gewählt wurde. Da die Amtszeitmaximal zwei Perioden bzw. zwölf Jahre

dauern darf, wurde für 24. April 2016 dieWahl einer Nachfolgerin bzw. eines Nach-folgers festgesetzt. Da erstmals (voraussicht-lich) sechs KandidatInnen antreten werden,ist davon auszugehen, daß eine Stichwahl

notwendig werden wird, da wohl keiner derAntretenden beim ersten Wahlgang eineMehrheit erreichen wird. Auch dieser Ter-min steht bereits fest, es ist der 22. Mai.Lesen Sie weiter auf der Seite 41

Ausg. Nr. 150 • 1. Feber 2016Unparteiisches, unabhängiges Monats-magazin speziell für Österreicherinnenund Österreicher in aller Welt in vierverschiedenen pdf-Formatenhttp://www.oesterreichjournal.at

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Der Leopoldinische Trakt der Hofburg wurde 1681 auf der selben Stelle des bis auf die Grundmauern niedergebrannten Palastsvon Kaiser Leopold I. wiedererrichtet. Hier befinden sich seit 1946 die Amtsräume des Österreichischen Bundespräsidenten.

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Am 24. April 2016 wird die Wahl zur/zum österreichischenBundespräsidentin/Bundespräsidenten abgehalten werden.

Sie sehen hier die Variante A4 mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 150 / 01. 02. 2016 2

Die Seite 2

Bundespräsidentenwahl am 24. April S 41

Hans Robert Pippal in der Albertina S 89

Wien 2016: Imperial & Co(ntemorary) S 107

Leichte Konjunkturaufhellung S 66

Bundespräsident in Tunesien S 3

Bundespräsident im »Musterland«des Arabischen Frühlings 3»Austrian Leadership Programs« 6Keine Aufweichung derLebensmittelstandards durch TTIP 7Werte- und Orientierungskurse fürFlüchtlinge im Burgenland 9Klagenfurt: 60 Jahre ZSO 10ÖsterreicherInnen sehen Zukunft der EU mit Sorge 12135 Millionen Übernachtungen 13Agrarexporte: rund 10 Mrd. Euro 16Europäische Plattform fürInvestitionsberatung 18Internationales Zentrum fürMigrationspolitikentwicklung 19Kurzmeldungen 20Jüdisches Museum Wien in NY 29Bischof Zsifkovics in Indiens 31Holocaust-Gedenktag in Linz 33Wiener ForscherInnen schreiben tibetische Philosophiegeschichte 34Neue Tierart nach Biologin benannt 36Standing Ovations f. d. RSO Wien 37Engagement für EINE Welt 38Von Wien nach TaurangaSerie von Birgit Anna Krickl 39Staatsoberhaupt wird gewählt 41Doskozil, Klug und Stöger angelobt 49Wahlrecht ist keineSelbstverständlichkeit 50Fischer zum ASVG 51

»Burgenland Journal«»Jahr der Bildung« 52Wachstumstreiber Tagestourismus 53Herausforderung Gesundheitswesen 54Schulden immer höher, Schuldnerimmer jünger 55Urlaubsstimmung versprüht 56Top-Ausbildung mit Zukunft 57Eisenstadt: Jahresrückblick 2015 58Werbekooperation mit dem ÖFB 59Jahr der kulturellen Vielfalt 62Startschuß für Interreg Italien-Österreich 63

EU-Kommission geht gegenSteuerdumping vor 64Leichte Konjunkturaufhellung zum Jahreswechsel 66Temporäre Layoffs 68Österreichs Wettbewerbsstärkenund -schwächen 69Relevanz von Wirtschafts- undIndustriespionage nimmt zu 70Zahlungsverkehr in Österreich 72Wofür ÖsterreicherInnen 2016 Geld ausgeben 73Straßenbahn nach Linz-Traun 75Top-Wirte 2016 78Kunstpreise 2015 80Molekulare Roboter gegen bakterielle Infektionen 82Lösungen finden, wenn alles mit allem zusammenhängt 83Systematischer Fehler bei GPS-basierten Distanzmessungen 843D-Brille für PilotInnen an JKU mitentwickelt 85»Ötzi«: Zurück in die Steinzeit 8610 Jahre ScienceCenter-Netzwerk 88Hans Robert Pippalin der Albertina 89Bernhard Leitner. Ton - Raum -Skulptur in St. Pölten 94O.R. Schatz & Carry Hauser.Im Zeitalter der Extreme imWien Museum 95Ein Meisterwerk der Glasmalereiauf Schloß Ambras Innsbruck 98Ein Komponist von "geringenFähigkeiten"? 100Ein Virtueller Besuch im Jüdischen Museum Wien 101Die Gartenmanie der Habsburger 102Österreichischer Filmpreis 2016 verliehen. 103»Österreicher in Hollywood« Serie von Rudolf Ulrich: dieSchauspielerin Vilma Kührer 105Wien 2016: Imperial & Co(ntemporary) 107

Impressum: Eigentümer und Verleger: ÖsterreichJournal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho-ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her-ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek-torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli-chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. FotosS. 1: Foto: Klaus with K / GNU Free DocumentationLicense (und 2); HBF / Peter Lechner; Bank Austria;Albertina, Wien © Bildrecht, Wien, 2016; WienTourismus / Peter Rigaud

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at

Der Inhalt der Ausgabe 151

Liebe Leserinnen und Leser,in der ersten Ausgabe des Jahres berichten wir über die bevorste-hende Wahl zur Bundespräsidentin/zum Bundespräsidenten und bieten Ihnen auch Kurzdarstellungen von sechs Persönlichkeiten, die am 24. April antreten werden. Es werden aber wahrscheinlichnoch welche dazukommen, über die wir dann voraussichtlich in derAusgabe 151 berichten werden. in unserem Beitrag ab der Seite 41finden Sie entsprechende Links zu professionellen Informationen, wieSie an dieser Wahl teilnehmen können.

Nochmals alles Gute für’s Neue Jahr und liebe Grüße aus Wien

Michael Mössmer

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 150 / 01. 02. 2016

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Österreich, Europa und die Welt

Bundespräsident im »Muster-land« des Arabischen FrühlingsStärkung der Demokratie und Ausbau der Handeslbeziehungen sind die Ziele des

Offiziellen Besuches in der Tunesischen Republik. Begleitet wurde BundespräsidentHeinz Fischer von einer 40köpfigen Wirtschaftsdelegation.

Am 20. Jänner wurde BundespräsidentHeinz Fischer mit seiner Frau Margit in

der Tunesischen Republik mit militärischenEhren zu seinem offiziellen Staatsbesuch inder Tunesischen Republik empfangen.

Der Bundespräsident und Tunesiens Prä-sident Beji Caid Essebsi stellten sich im Rah-men einer Pressekonferenz den Fragen derJournalisten: „Wir haben nach der Revolutioneine sehr, sehr schwierige Situation geerbt,mit 700.000 Arbeitslosen, davon 250.000Akademiker“, sagte das 89jährige tunesischeStaatsoberhaupt. „Und auch heute gibt es ingewissen Regionen noch Armut und Margina-lisierung. Das ist ein Problem, das man nichtvon heute auf morgen lösen kann mit einereinfachen Willenserklärung, dazu braucht esZeit.“

Tatsächlich sind fünf Jahre nach demSturz des tunesischen LangzeitmachthabersZine El Abidine Ben Ali laut Weltbankanga-ben weiterhin 33 Prozent der 15- bis 29jähri-gen beschäftigungslos. Das Wirtschafts-

wachstum ist von 4,5 Prozent vor der „Jas-min-Revolution“ auf heute nur noch ein Pro-zent gesunken, immerhin 46 Prozent der Ju-gendlichen gaben in einer aktuellen Studie an,ihre Situation habe sich seither verschlech-tert.

Vor diesem Hintergrund erhalten islami-stische Extremisten immer mehr Zulauf: Auskeinem Land der Welt sind so viele Kämpferin den Jihad nach Syrien und in den Irak ge-reist, wie aus Tunesien. Und auch im eige-nen Land wird der Terror immer mehr zum

Tunesiens Präsident Beji Caid Essebsi (l.) bei der Begrüßung von Bundespräsident Heinz Fischer beim Präsidentenpalast

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Bundespräsident Heinz Fischer (l.) und Tunesiens Präsident Beji Caid Essebsi

Problem; 2015 starben bei drei Anschlägenmehr als 70 Menschen. „Diese Menschenhaben keine Arbeit, daher sind sie ein leich-tes Opfer“, antwortete Präsident Essebsi aufeine entsprechende Frage. Aber auch Euro-päer würden sich den Terroristen anschlies-sen: „Man sollte nicht überdramatisieren".

Bundespräsident Heinz Fischer, der miteiner und 40köpfigen Wirtschaftsdelegationangereist war, versprach Essebsi dann auchHilfe bei der wirtschaftlichen und demokra-tischen Entwicklung des Landes. Ziel seinesBesuches sei es nicht nur, den wirtschaft-lichen Austausch zwischen den beiden Län-dern „signifikativ zu erhöhen“, österreichi-sche Investitionen im Land zu vergrößernund bei der Modernisierung der Infrastrukturund des – nachhaltigen – Energiewesens be-hilflich zu sein, sondern auch das tunesischeBildungssystem zu verbessern und das Landin europäischen und internationalen Gre-mien zu unterstützen.

Die Wirtschaft habe „die Aufgabe, einenBeitrag zur Stabilisierung zu leisten“, fügteWirtschaftskammerpräsident Christoph Leitlspäter vor österreichischen Journalisten hin-zu: „In den letzten zehn Jahren haben wir un-ser Handelsvolumen verdoppelt, das ist schonein Beitrag.“ Tatsächlich waren es zuletzt vorallem die Erdölimporte aus Tunesien nachÖsterreich, die die Zahlen in die Höhe trie-ben, während die österreichischen Exportezurückgingen. Im Vergleich zu 2014 impor-tierte Österreich in den ersten neun Monaten2015 ganze 496,5 Prozent mehr Öl in einemGegenwert von 112,1 Millionen Euro.

Freilich bedürfe es im Kampf gegen denTerrorismus neben sozio-ökonomischer auchSicherheitsmaßnahmen erklärte Bundespräsi-dent Heinz Fischer weiter. Sein tunesischerAmtskollege Essebsi wiederum sieht in denaktuellen Demonstrationen einen Beweis fürden demokratischen Übergang in Tunesien –dem einzigen Land des „Arabischen Früh-lings“, wo dies gelang: „Die Unruhen sindder Beweis, daß wir Freiheiten respektie-ren“, betonte er.

Arbeitsgespräch mit Parlaments-präsident M. Mohamed Ennaceur

Tags darauf, am 21. Jänner, gab es ein Ar-beitsgespräch mit Parlamentspräsident M.Mohamed Ennaceur sowie Verfassungs- undMenschenrechtsexperten im Parlament inTunis.

Zwar wird das Land oft als Vorbild ge-nannt, weil ihm nach dem „Arabischen Früh-ling“ als einzigem der Übergang zur Demo-kratie und einer hochgelobten Verfassung

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Österreich, Europa und die Welt

… beim »Forum Economique Tuniso-Autrichien« der tunesischen Handelskammer

Der Bundespräsident mit seiner Frau Margit im Nationalmuseum von Bardo in Tunis

Bundespräsident Heinz Fischer während seines Vortrags…

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gelang. Vor allem wegen des Verbotes derHomosexualität sowie angesichts von Be-richten über Folter und Mißhandlung durchdie Polizei wird aber immer wieder Kritik ander Menschenrechtssituation laut.

Der Bundespräsident war mit dem Völ-kerrechtsexperten Wolfang Benedek von derUniversität Graz nach Tunesien gekommen.Benedek präsentierte vor Experten und Par-lamentspräsident Mohamed Ennaceur seingerade auf Arabisch übersetztes Menschen-rechtshandbuch. Vielleicht komme die Über-setzung „gerade zur richtigen Zeit“, sagteder Bundespräsident. Es gebe aktuell „vieleDiskussionen über ganz entscheidende Fra-gen“ und das Handbuch liefere da Ant-worten.

„Die Revolution hat uns eine schöneVerfassung beschert, aber nun muß sie nochin Gesetzen umgesetzt werden“, betonteNeji Baccouch, Rechtsprofessor und Rektorder Universität Sfax. Es sei von „höchsterPriorität“, die Lebensbedingungen der Be-völkerung zu verbessern: „Das Überleben derDemokratie wird davon abhängen, ob es unsgelingt, die sozialen und wirtschaftlichenZustände zu verbessern“, so Baccouch.

Die Worte des Rechtsexperten sind gera-de von besonderer Aktualität, denn es war imZentrum des Landes erneut zu Unruhen ge-kommen, täglich gingen mehr Menschen aufdie Straße, um gegen die hohe Arbeitslosig-keit und die wirtschaftliche Misere zu de-monstrieren. Die Polizei setzte einmal mehrTränengas und Wasserwerfer mit heißemWasser gegen die Protestierenden ein. Dietunesische Regierung reagierte mit der An-kündigung, in der betroffenen Region Kas-serine 5000 Arbeitslose einzustellen und1000 Sozialwohnungen zu bauen.

Es gebe „innerhalb der tunesischen Elitedie feste Überzeugung, sich für Menschen-rechte einzusetzen“, gab sich der Verfas-sungsrechtler Rafaa Ben Achour zuversicht-lich. Etwa habe man nach der Revolutionjegliche Form der Diskriminierung vonFrauen aus Rechtstexten gestrichen.

Das Thema Homosexualität kam bei HeinzFischers Besuch zumindest offiziell nichtzur Sprache. Klare Worte fand der Bundes-präsident jedoch zur Todesstrafe, die eben-falls im Strafgesetzbuch steht. Präsident Es-sebsi habe ihm versichert, daß diese – „wennirgendwie möglich“ – in der Praxis nichtmehr angewendet würde, so der Bundesprä-sident. Um dann hinzuzufügen: „Und in 20Jahren wird es auch in Tunesien keine To-desstrafe mehr geben.“ Quelle: APA/PrK

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Österreich, Europa und die Welt

… wo er mit Parlamentspräsident M. Mohamed Ennaceur zusammentraf und …

… mit Neji Baccouch, Rechtsprofessor und Rektor der Universität Sfax.

Die Delegation mit dem Bundespräsidenten auf den Stiegen zum Parlament …

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Tragfähige globale Netzwerke sind einentscheidender Erfolgsfaktor für Staaten

und Unternehmen“, so Außenminister Seba-stian Kurz am 28. Jänner bei der Vorstellungdes neuen internationalen Besuchspro-gramms „Austrian Leadership Programs“ beieiner gemeinsamen Pressekonferenz mit denPräsidenten Christoph Leitl und GeorgKapsch der Partnerinstitutionen Wirtschafts-kammer Österreich (WKÖ) und Industriel-lenvereinigung (IV) sowie mit OMV-Ge-neraldirektor Rainer Seele.

„Mit dem neuen Programm starten wirein globales Besucherprogramm für Öster-reich, um ein starkes Netzwerk an internatio-nalen Entscheidungsträgern zu schaffen“, soSebastian Kurz. Im Rahmen der „AustrianLeadership Programs“ werden pro Jahr ca.100 junge internationale Führungskräfte ausWirtschaft, Politik und Verwaltung für eineWoche nach Österreich eingeladen, um einhochkarätiges Programm mit zahlreichenHigh-Level-Terminen zu absolvieren.

„Gerade in wirtschaftlich herausfordern-den Zeiten ist es nötig, Österreich global zupositionieren. Schließlich ist der Export dietragende Säule unseres Wohlstandes. Diese

gemeinsame Initiative ist daher ein wichtigerSchritt, um unser Land als modernen, wett-bewerbsfähigen Wirtschafts- und Innovations-standort mit hervorragenden Unternehmenweltweit darzustellen und eine globale Ver-netzung mit internationalen Entscheidungs-trägern sicherzustellen“, so WKÖ-PräsidentChristoph Leitl.

„Österreich ist eine kleine und offeneVolkswirtschaft mit einer Vielzahl von Hid-den Champions. Gerade letzteres ist einerder wenigen Bereiche, wo wir in Rankingsnoch vorne sind. Um erfolgreich zu bleiben,müssen wir jedoch in neue Wachstums-märkte gehen – und die liegen leider außer-halb Europas“, so Georg Kapsch, Präsidentder Industriellenvereinigung. Durch dieseInitiative werde es erleichtert, Investitionennach Österreich zu holen. Letzteres bedingejedoch auch die Verbesserung der wirt-schaftspolitischen Rahmenbedingungen amStandort durch strukturelle Reformen. „AmEnde geht es um die Schaffung und Erhal-tung von Arbeitsplätzen. Darum stehen wirvoll und ganz hinter dieser Initiative – auchum zu zeigen, was Österreichs Unternehmenkönnen“, schloß der IV-Präsident.

„Gute Partnerschaften sind die wichtigsteVoraussetzung für erfolgreiche Geschäftsbe-ziehungen. Die OMV steht seit Jahrzehntenfür langfristige, internationale Vernetzung.Wir freuen uns, die Initiative „Austrian Lea-dership Programs“ zu unterstützen. Dieneuen Netzwerke, die dabei entstehen wer-den, sind eine gute Investition in die Zukunftdes Standortes Österreich“, betonte OMV-Generaldirektor Rainer Seele.

Die Teilnehmer sollen aus ca. 50 Schwer-punktländern kommen, die politisch und wirt-schaftlich für Österreich von hoher Relevanzsein werden. Der erste Durchgang wird EndeApril mit Entscheidungsträgern aus denASEAN-Staaten sowie aus dem zentralasia-tischen Raum stattfinden. Für den zweitenDurchgang im heurigen Jahr wird derSchwerpunkt auf den Staaten des Westbal-kan liegen.

Diese Initiative des Außenministeriumsfindet breite Unterstützung aus der österrei-chischen Wirtschaft. „Wir freuen uns, daßwir zahlreiche Unternehmen als Partner ge-winnen konnten“, so Sebastian Kurz ab-schließend. http://www.bmeia.gv.at

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Österreich, Europa und die Welt

Kurz: Starten »AustrianLeadership Programs«

Außenminister, WKÖ-Präsident Leitl und IV-Präsident Kapsch starten neues internationales Besuchsprogramm.

Vorstellung des »Austrian Leadership Programs«: Außenminister Sebastian Kurz, Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl,ÖMV-Generaldirektor Rainer Seele und Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung nach der Pressekonferenz

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Die Europäische Union wird nicht zulas-sen, daß es im Zuge des Transatlanti-

schen Freihandelsabkommens TTIP zu einerVerwässerung der hohen Lebensmittelstan-dards und zu Abstrichen beim Tierschutzkommt. Bei seinem Treffen mit österreichi-schen Abgeordneten aus dem Landwirt-schaftsausschuß im Parlament steckte EU-Agrarkommissar Phil Hogan am 20. Jännerdiesbezüglich die „roten Linien“ für dieVerhandlungen mit den USA ab und stelltezudem klar, daß ein Abschluß des Ver-tragswerks jedenfalls die Zustimmung dernationalen Parlamente benötigt. Die Unionnehme die Bedenken der Bevölkerung ernst,niemandem „werde etwas übergestülpt“, ver-sicherte er. Hogan bekannte sich überdieszur Erhaltung der bäuerlichen Familienbe-triebe und kündigte eine Exportoffensive so-wie Vereinfachungen bei der Abwicklungder Förderungsanträge an.

Verwaltungsvereinfachungen beiFörderungsanträgen angekündigt

Die Gemeinsame Europäische Agrarpo-litik (GAP) baue auf dem von EU-Kom-missar Franz Fischler begonnenen Reform-weg auf, erinnerte Hogan, der der österrei-chischen Landwirtschaftspolitik großes Lobspendete. Durch die für dieses Jahr vorgese-henen Vereinfachungen der GAP soll nun dieZahl der Verordnungen von 200 auf rund 40

bis 50 reduziert und der Zugang der Land-wirte zu den Förderungen erleichtert wer-den. Große Bedeutung räumt Hogan dabeiden geplanten Vorab-Abgleichen ein, die esermöglichen werden, kleine Fehler in denAnträgen auf kurzem Weg zu korrigieren.Reduzieren will die Union auch die Anzahlder Kontrollen. „Die Bauern sollen keineAngst mehr vor den Kontrolloren haben“, be-tonte Hogan.

Hogan sieht ökologische Land-wirtschaft als Win-win-Situation

Weiters kündigte der Agrarkommissareine Überprüfung des „Greenings“ und derökologischen Vorrangsgebiete an und sprachsich für eine verstärkte Förderung des Bio-landbaus aus. Gerade Österreich habe ge-zeigt, daß eine umwelt- und klimaverträgli-che Landwirtschaft eine Win-win-Situationfür alle Beteiligten darstellt. Priorität werdedarüber hinaus auch der Erschließung vonneuen Märkten für die nachhaltigen, qualita-tiv hochwertigen landwirtschaftlichen Pro-dukte eingeräumt, wobei den geschütztengeografischen Angaben spezielle Bedeutungzukommt.

Auch Rupprechter für »rote Linien«bei TTIP-Verhandlungen

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprech-ter würdigte ebenso wie Ausschuß-Obmann

Jakob Auer (ÖVP) das große EngagementHogans für die Landwirtschaft und die bäu-erlichen Familienbetriebe und bezeichneteden EU-Kommissar als Garant für Stabilitätin der Landwirtschaftspolitik. Ausdrücklichbegrüßte der Ressortchef die Aussagen Ho-gans zu TTIP und appellierte auch seiner-seits an die Union, sich bei den Verhandlun-gen an „rote Linien“ zu halten und nichtKompromisse zu schließen, die dann keineZustimmung finden. Klar ist für Rupprechterüberdies, daß gerade in den BereichenSchweinefleisch und Milchwirtschaft nochweitere Anstrengungen seitens der EU erfor-derlich sein werden, um auf die schwierigeMarktsituation zu reagieren.

ÖVP bekennt sich zu den bäuerlichen Familienbetrieben

Die GAP-Reform garantiere nun, daßÖsterreich seinen Weg einer ökologischnachhaltigen Landwirtschaftspolitik fortset-zen kann, zeigte sich auch ÖVP-Abgeord-neter Nikolaus Berlakovich erfreut. Er unter-mauerte in diesem Zusammenhang seinBekenntnis zu einer bäuerlichen, kleinstruk-turierten und gentechnikfreien Landwirt-schaft. An Hogan richtete Berlakovich denWunsch nach Maßnahmen, um die Produk-tion von Eiweißfrüchten in Europa und Ös-terreich zu forcieren. Seine Fraktionskolle-gen Hermann Gahr und Franz Eßl plädierten

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Österreich, Europa und die Welt

Keine Aufweichung der Lebens-mittelstandards durch TTIPEU-Agrarkommissar Phil Hogan auf Besuch im Hohen Haus am Ring

v.l.: Die Abgeordneten z. NR Leo Steinbichler (Team Stronach), Jakob Auer (ÖVP), Wolfgang Pirklhuber (Grüne), EU-Kom-missar Phil Hogan, Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) und Abgeordneter z. NR Nikolaus Berlakovich (ÖVP)

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für ein objektives und nachvollziehbares Sy-stem bei der Almflächenfeststellung, wäh-rend Manfred Hofinger seiner Sorge um diePreissituation auf dem Milchmarkt Ausdruckverlieh.

SPÖ will den ländlichen Raum stärkenDie Stärkung des ländlichen Raums so-

wie eine bessere Absicherung der Biobe-triebe unter Betonung der Regionalität derProduktion sind die Anliegen von ErwinPreiner. Bei TTIP kritisierte der Landwirt-schaftssprecher der SPÖ vor allem mangeln-de Transparenz und forderte die Einbindungder nationalen Parlamente in den Verhand-lungs- und Entscheidungsprozeß. MarianneGusenbauer-Jäger (SPÖ) sah die Politik auf-gefordert, Impulse für den ländlichen Raumzu setzen und Arbeitsplätze für jene zuschaffen, die ihre Bauernhöfe aufgeben.Wolfgang Knes (SPÖ) trat für die Unter-stützung der sozialen Dienste im ländlichenRaum ein. Für Maximilian Unterrainer(SPÖ) wiederum besteht Handlungsbedarfbei den Agrarförderungen. Sein Vorschlageiner Streichung der Unterstützung aus derersten Säule der GAP fand allerdings keineZustimmung bei Phil Hogan.

FPÖ für Stopp der Rußland-SanktionenNamens der Freiheitlichen drängte Ha-

rald Jannach auf eine rasche Beendigung derRussland-Sanktionen, um weiteren Schadenfür die Landwirtschaft abzuhalten. Bei TTIPgeht es dem FPÖ-Agrarsprecher ebenfalls umdie Beibehaltung der hohen heimischen Le-bensmittelstandards, wobei er allerdingsVerbesserungsbedarf in Sachen Ursprungs-bezeichnungen ortete. Die aktuelle Regelungbiete für die KonsumentInnen keine Klarheitüber die tatsächliche Herkunft der Produkte,wandte er ein. Kritisch sah Jannach zudemauch das System der Agrarförderungen. Hierwäre eine Verschiebung weg von den großenBetrieben und hin zu den kleinen Familien-betrieben angebracht, meinte er.

Grüne bekräftigen Vorbehalte gegen TTIP

Grünen-Landwirtschaftssprecher Wolf-gang Pirklhuber untermauerte die Vorbehalteseiner Fraktion gegenüber TTIP, wobei ervor allem Einbußen bei Preisen und Qualitätsowie eine Existenzgefährdung für die land-wirtschaftlichen Betriebe befürchtete. Gen-technikfreiheit, Aufrechterhaltung der hohenStandards in der Lebensmittelproduktion undbeim Tierschutz dürften nicht zur Dispo-sition gestellt werden, mahnte er und forder-

te von Hogan diesbezüglich „No-gos“ ein.Sorgen bereitet Pirklhuber auch die Erwar-tung, daß der von TTIP beabsichtigte Zollab-bau zu einer Zunahme der Importe von land-wirtschaftlichen Produkten aus den USAführen werde.

NEOS und Team Stronach für Unter-stützung der regionalen Produktion

Die Unterstützung der regionalen land-wirtschaftlichen Produktion haben sowohlNEOS-Abgeordneter Josef Schellhorn alsauch Leopold Steinbichler vom Team Str-onach auf ihre Fahnen geheftet. Schellhornmachte sich in diesem Zusammenhang vorallem für eine Verknüpfung von Landwirt-schaft und Tourismus stark, während der TeamStronach-Agrarsprecher schwere Bedenkengegen die derzeitige Regelung der geografi-schen Angaben anmeldete, die seiner Mei-nung nach keinerlei Klarheit über die tat-sächliche Provenienz der Produkte gibt. Hef-tige Kritik übte Steinbichler auch am immerstärker zunehmenden Import von Palmöl,wobei er argumentierte, diese Entwicklungsei weder umwelt- noch klimapolitisch zuvertreten.

Wenig Fortschritt bei TTIP-Verhandlungen

Einig waren sich der Kommissar und derMinister, daß das geplante Freihandelsab-kommen mit den USA nicht zulasten derLandwirtschaft und der Lebensmittelstan-dards gehen darf. „Die Europäische Union

wird ihre Nahrungsmittel- und Tierschutz-standards wegen TTIP sicher nicht senken“,betonte Hogan.

Der Kommissar geht nicht davon aus, daßes zu einem raschen Abschluß der Verhand-lungen kommt. Er habe „keine Anzeichendafür“, im vergangenen Jahr habe es wenigFortschritt gegeben. Rupprechter bekräftigteseine Bedenken: „Die TTIP-Verhandlungenlaufen aus meiner Sicht derzeit unbefriedi-gend. Die USA müssen kompromissbereiterwerden, denn wir werden keinen Abschlußum jeden Preis akzeptieren.“ Die roten Li-nien, wie der Außenschutz für sensible Pro-dukte, die Tierschutzstandards, die GVO-Freiheit oder der Herkunftsschutz dürftennicht überschritten werden. „Das ,right toregulate‘ ist im Verhandlungsmandat veran-kert. Das zu öffnen ist ein klares No Go“, soder Minister.

Auch Rupprechter glaubt nicht an einenraschen Verhandlungsabschluß: „Ich bin der-zeit sehr skeptisch, daß es möglich sein wird,innerhalb der nächsten Monate ein gutesTTIP-Verhandlungsergebnis zu erzielen. Da-zu ist auf jeden Fall mehr Zeit notwendig. Ichwerde kein Abkommen auf Kosten der hei-mischen Bauern, die für Lebensmittelquali-tät und -sicherheit stehen, akzeptieren. Bes-ser kein Deal, als ein schlechter Deal.“ http://www.parlament.gv.athttp://www.bmlfuw.gv.athttps://de.wikipedia.org/wiki/Transatlantisches_Freihandelsabkommen

Quellen: Parlamentskorrespondenz, Bundesministerium fürLand- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

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Österreich, Europa und die Welt

Bundesminister Andrä Rupprechter (l.) und EU-Kommissar Phil Hogan nach einergemeinsamen Pressekonferenz im Hotel Sacher in Wien

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Als erstes Bundesland sprach sich dasBurgenland für die Umsetzung der von

Sebastian Kurz, Bundesminister für Europa,Integration und Äußeres (BMEIA), angekün-digten Werte- und Orientierungskurse ausund arbeitete in den vergangenen Wochen ge-meinsam mit dem Österreichischen Integra-tionsfonds (ÖIF) daran, diese Kurse ab Fe-bruar im ganzen Burgenland anzubieten. Sievermitteln Asylberechtigten und subsidiärSchutzberechtigten die Grundwerte des Zu-sammenlebens sowie Verhaltensregeln undgesellschaftliche Normen in unserem Land.

Kurz: „Eine zentrale Voraussetzung fürdie erfolgreiche Integration von Flüchtlingenist der uneingeschränkte Respekt für unsereWerte- und Gesellschaftsordnung, wie dieGleichberechtigung von Mann und Frau,Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit.Die neuen Werte- und Orientierungskurse, indenen diese Grundwerte sowie relevantesAlltagswissen vermittelt werden, sind des-halb zentraler Bestandteil des verpflichten-den Integrationsplans, den jede und jederAsylberechtigte künftig durchlaufen muß.Das Burgenland ist hier ein wichtiger Part-ner in der Umsetzung.“

Burgenlands Integrationslandesrat Nor-bert Darabos: „Ich begrüße den Vorstoß vonBundesminister Kurz zur Wertevermittlungfür Flüchtlinge. Das Burgenland hat sich alserstes Bundesland für die Durchführung derviel zitierten Werte- und Orientierungskurseausgesprochen. Aus meiner Sicht ist es uner-läßlich, daß jene Menschen, die in Öster-reich bleiben möchten und den Asylstatuserhalten haben, unsere Werte im Hinblick aufDemokratie, Rechtsstaatlichkeit und Fragender Gleichberechtigung annehmen. Die Ver-mittlung dieser Grundwerte ist ein wesent-lichen Beitrag zur Integration.“

Wertekurse als Teil des verpflichten-den Integrationsplans für Flüchtlinge

Die Werte- und Orientierungskurse sindneben dem Besuch eines Deutschkurses undArbeitswilligkeit zentrale Bestandteile desverpflichtenden Integrationsplans, auf densich Bundesregierung und VertreterInnenaller Länder beim Asylgipfel vergangene Wo-che geeinigt haben. Ziel ist, daß jede undjeder Asylberechtigte diese Kurse künftigdurchläuft. Durch die enge Zusammenarbeitzwischen dem Land Burgenland, dem

BMEIA und dem ÖIF ist es möglich, alleAsylberechtigten und subsidiär Schutzbe-rechtigten über die Werte- und Orientie-rungskurse zu informieren und direkt zueinem Orientierungskurs beim ÖIF anzumel-den. Weitere Integrationsangebote des ÖIF,wie Beratung vor Ort und die finanzielleFörderung von Deutschkursen, fördern einenraschen Integrationsprozeß.

Lernunterlage zu Grundwerten inArabisch, Farsi und Englisch erhältlich

Eine Arbeitsgruppe des unabhängigenExpertenrats für Integration erstellte unterder Leitung von Universitätsprofessor Chri-stian Stadler in den vergangenen Monatendas Konzept der Werte- und Orientierungs-kurse und setzte damit eine wichtige Maß-nahme des 50 Punkte-Plans für Integrationvon Integrationsminister Sebastian Kurz um.Für TeilnehmerInnen mit noch geringenDeutschkenntnissen werden die Kurse durchDolmetscherInnen für Arabisch und Farsi/Dari unterstützt. Die Kurse haben Seminar-Charakter und finden in Kleingruppen vonrund 15 Personen statt. Vortrag und Diskus-sionselemente wechseln einander ab. Für dievertiefende Beschäftigung mit den Kursin-halten wurden diese für die Zielgruppe derFlüchtlinge in Form der Lernunterlage „MeinLeben in Österreich“ in den häufigstenFlüchtlingssprachen Arabisch und Farsi/Darisowie in Englisch aufbereitet.

Franz Wolf, Geschäftsführer des ÖIF:„Mit unseren Kursen sowie dem vertiefen-den Informationsangebot bringen wir Flücht-lingen die zentralen Grundwerte unsererGesellschaft sowie nützliches Wissen fürden Alltag näher. Werte wie Gleichstellungvon Mann und Frau sowie Meinungsfreiheitwerden auch im Kurs aktiv gelebt: Männerund Frauen erarbeiten gemeinsam die Kurs-inhalte und können sich mit unseren Trai-nerinnen und Trainern austauschen – das istein wichtiger Schritt, unsere Werthaltungenauch im Alltag begreifbar zu machen.“ http://www.integrationsfonds.athttp://www.burgenland.gv.at

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 150 / 01. 02. 2016

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Österreich, Europa und die Welt

Werte- und Orientierungskursefür Flüchtlinge im Burgenland

Am 27. Jänner 2016 stellten Integrationsminister Sebastian Kurz und NorbertDarabos, Landesrat für Integration, die neuen Werte- und Orientierungskurse des

Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) für Flüchtlinge im Burgenland vor.

v.l.: Franz Wolf, Geschäftsführer des ÖIF, Integrationsminister Sebastian Kurzund Burgenlands Integrationslandesrat Norbert Darabos

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Landeshauptmann Peter Kaiser und Bun-desminister Josef Ostermayer trafen am

23. Jänner mit dem Präsidenten der RepublikSlowenien, Borut Pahor, im Spiegelsaal derKärntner Landesregierung zusammen. DasTreffen fand im Vorfeld des Festaktes 60Jahre Zentralverband der slowenischen Or-ganisationen in Klagenfurt statt.

Das bestimmende Thema bei einem Ge-spräch war die Flüchtlingskrise in Europa.Kaiser, Pahor und Ostermayer waren sicheinig darüber, daß eine Lösung der momen-tanen Flüchtlingssituation nur von allen 28EU-Mitgliedsstaaten gemeinsam erreichtwerden könne. Es genüge nicht, wenn sichnur einige wenige EU-Staaten solidarischzeigen würden. Der Landeshauptmann lobtedie gute Zusammenarbeit der österreichi-schen und slowenischen Behörden beimTransit der Flüchtlinge von Slowenien überKärnten nach Deutschland in den vergange-nen Wochen und Monaten. Pahor warnte voreinzelnen nationalstaatlichen Lösungsversu-chen, denn nur ein gemeinsam abgestimmtes

Vorgehen könne Erleichterung bringen. Os-termayer sprach vom Asylgipfel in Österreichin der Woche zuvor, an dem auch Kaiser teil-genommen hatte, von dem er sich eine Si-gnalwirkung für die Menschen in Österreichund die Flüchtlinge erwarte.

Ebenfalls bei dem Treffen dabei warenauch der Minister für Slowenen in den Nach-barländern und im Ausland, Gorazd Zmavc,der Botschafter Sloweniens in Österreich,Andrej Rahten, Generalkonsul Milan Predan,der österreichische Botschafter in Slowenien,Clemens Koja, Landtagspräsident ReinhartRohr und Landesamtsdirektor Dieter Platzer.Abschließend trug sich der Staatspräsidentauch in das Gästebuch des Landes ein.

Der Zentralverband slowenischerOrganisationen (ZSO) in Kärnten

feierte am 23. Jänner sein 60. Gründungsju-biläum. Das Jubiläum stand unter dem Mot-to „Rückwärts verstehen, vorwärts leben –Razumeti nazaj, ziveti naprej“. Herzlich be-grüßt wurden als Ehrengäste der sloweni-

sche Staatspräsident Borut Pahor, der Mini-ster Sloweniens für Slowenen in den Nach-barländern und im Ausland, Gorazd �mavc,Österreichs Kulturminister Josef Ostermayerund Kärntens Landeshauptmann Peter Kai-ser. Sie gratulierten dem Zentralverband undinsbesondere Obmann Marjan Sturm. Präsi-dent Präsident Pachor überreichte Sturm einehohe Auszeichnung der Republik Slowe-nien.

Landeshauptmann Kaiser begann seineGrußadresse in perfektem Slowenisch. Erbemerkte im Hinblick auf den ZSO, daß essehr bewegte Zeiten waren, die die gesell-schaftliche Entwicklung widerspiegelten.Doch es sei gelungen, über Parteigrenzen hin-weg Gräben zu überwinden und aufeinanderzuzugehen. Das Gemeinsame habe schließ-lich obsiegt, so Kaiser. Ausgehend von dertopografischen Frage seien viele weitere In-strumente geschaffen worden, die eine po-sitive Entwicklung ermöglichen und absi-chern, wie etwa das Dialogforum. Auch seies gelungen, die slowenische Musikschule

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60 Jahre ZSOJubiläumsfeier: 60 Jahre Zentralverband slowenischer Organisationen –

Sloweniens Staatspräsident Borut Pahor, BM Josef Ostermayer und LH Kaiser gratulierten und dankten ZSO und Obmann Sturm

Der Präsident der Republik Slowenien, Borut Pahor, trägt sich in Klagenfurt in das Gästebuch des Landes Kärnten ein. Linksvon ihm Bundesminister Josef Ostermayer, rechts Landeshauptmann Peter Kaiser und der slowenische Minister Gorazd Zmavc

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Glasbena sola in das Musikschulwesen ein-zugliedern und abzusichern, so Kaiser.

Weiters werde die slowenische Volks-gruppe erstmals in die neue Kärntner Lan-desverfassung aufgenommen werden. Dieszeige die guten Beziehungen, die es auchzwischen Österreich und Slowenien gebe.Kaiser sieht es auch als Fortschritt an, daßabseits von Beschönigungen oder Verschwei-gen offener über Geschichte und Landes-feiern gesprochen werde. Für kritische Aus-einandersetzungen müsse Platz sein. Er wün-sche sich, daß die nunmehr erreichten positi-ven Beziehungen zwischen den Volksgrup-pen bleiben bzw. gefestigt werden, sodaßdamit keine Konflikte mehr entstehen kön-nen, so Kaiser.

Bundesminister Josef Ostermayer erinner-te an seine „Kärnten-Mission“ im Zusam-menhang mit der Lösung der Ortstafelfrage.Dabei habe er viele Ratschläge und gute Un-terstützung bekommen, wie vor allem auchvon Marjan Sturm und Peter Kaiser. Sturmsei ein wesentlicher Mitstreiter gewesen, derauch sehr hartnäckig sein konnte. Doch Sturmhatte die Vision, mit dem Gegner ins Ge-spräch zu kommen, um gemeinsam weiter-zukommen. Als dann schließlich die Kon-senslösung 2011 erreicht wurde, wurde dieseinternational viel beachtet und das Interesseauswärts war sehr groß. Der Kompromiss seidie größte Erfindung der Menschheit, zitierteOstermayer den Soziologen Georg Simmel.Der Minister dankte dem ZSO und Sturm fürden Beitrag, den sie für die Kärntner Slo-wenen geleistet haben und leisten.

Der ZSO in Kärnten wurde vor 60 Jahrenam 25. März 1955 als überparteilicher Dach-verband gegründet. Der Obmann des Zen-tralverbandes slowenischer Organisationenin Kärnten, Marjan Sturm, ist seit 1992 Vor-sitzender des Beirates für die slowenischeVolksgruppe im Bundeskanzleramt.

Die Überreichung des Kärntner Landes-wappens an Obmann Sturm soll demnächsterfolgen, nachdem die Landesregierung diesbereits beschlossen hat. Damit werden dieVerdienste und Leistungen des ZSO um dieKultur, um die Bildung, Volkstumspflege, imBesonderen für die gemischtsprachige Be-völkerung anerkannt und gewürdigt. DerZentralverband slowenischer Organisationenin Kärnten/Zveza slovenskih organizacij naKoroškem darf dann das Kärntner Landes-wappen im geschäftlichen Verkehr führen,wie insbesondere als Aufdruck auf Brief-oder Geschäftspapier, auf Druckschriftenoder Verlautbarungen, auf Ehrenzeichen,Medaillen, Schildern usw.

Mitgliedsorganisationen des ZSO sind:Slowenischer Schulverein/Slovensko šolskodruštvo; Slowenischer Kulturverband/Slo-venska provetna zveza; Slowenischer Frauen-verband/Zveza slovenskih �ena; Sloweni-scher Partisanenverband/Zveza, koroških par-tizanov; Verband der vertriebenen Slowenen/zveza slovenskih izseljencev; SlowenischerAlpenverein/Slovensko planinsko društvosowie Fraktionen von Parteien.

Der ZSO zog aus der Konfrontationszeitder 70er und teilweise 80er-Jahre die Konse-quenz, zur Lösung offener Minderheiten-fragen einerseits durch die Befassung desVerfassungsgerichtshofes beizutragen undandererseits mit einer gezielten Politik desDialoges auch mit Gegnern der sloweni-schen Minderheit, eine Änderung des politi-schen Klimas in Kärnten zu erzielen. Bei derEntwicklung der Konsensgruppe und folg-lich bei der Lösung der Ortstafelfrage spiel-te der ZSO eine durchaus bedeutende Rolle,

wie Sturm ausführte. Sich immer wieder denbesonderen Herausforderungen zu stellen,war und ist seit Jahrzehnten ein wesentlicherBestandteil der Arbeit des ZSO.

Katja Gasser moderierte die Veranstal-tung, für Musik sorgte das SaxQuartett. Überspezifische Minderheitenfragen diskutiertenam Podium Brigitta Busch und Eva Hart-mann. Unter den vielen Gästen waren auchder Botschafter Sloweniens in Österreich, An-drej Rahten, Generalkonsul Milan Predan,der österreichische Botschafter in SlowenienClemens Koja, die Landtagspräsidenten Rein-hart Rohr und Rudolf Schober, Landesamts-direktor Dieter Platzer, Superintendent Man-fred Sauer, Prälat Michael Kristof, Bundes-rätin Ana Blatnik, LAbg. Zalka Kuchling,Bezirkshauptmann Gert Klösch, DiplomatValentin Inzko, Bgm. Bernard Sadvonik undMilitärkommandant Walter Gitschthaler. http://www.slo.at/?lang=dehttp://www.ktn.gv.at

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Blick in den Festsaal der Arbeiterkammer Kärnten, in dem der Festakt stattfand.

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Der Präsident der Republik Slowenien, Borut Pahor (r.), überreichte dem MarjanSturm, dem Obmann des ZSO, den Orden für Verdienste

Drei von vier ÖsterreicherInnen betrach-ten den Umgang mit der Flüchtlingsfra-

ge als entscheidend für die Zukunft der EU.Um die aktuelle Lage zu bewältigen, bevor-zugen sie – bei allem derzeitigen Mangel anEU-weiter Solidarität – dennoch eine europäi-sche Vorgehensweise. Den ÖsterreicherIn-nen ist bewußt, daß nationale Alleingänge inNotsituationen zwar kurzfristig helfen kön-nen, Flüchtlingsströme sich jedoch nachhal-tig dadurch nicht beeinflussen lassen“, analy-siert der Generalsekretär der ÖsterreichischenGesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), PaulSchmidt, das Ergebnis einer aktuellen Um-frage der Gesellschaft.

„Trotz Krise tritt eine klare Mehrheitauch gegenwärtig für den Verbleib unseresLandes in der EU ein. Der Wunsch nacheinem EU-Austritt ist im letzten halben Jahrzurückgegangen.“

Insgesamt 78 % der befragten Österrei-cherInnen befürchten, daß die Zukunft derEU durch die Flüchtlingsfrage gefährdet seinkönnte (38 %: „sehr“ | 40 % „eher“). Ein

Fünftel der Befragten teilt diese Sorge nicht(16 %: „eher nicht“ | 4 %: „gar nicht“).

„Die Schwierigkeiten der Politik, tragfä-hige Lösungen zu entwickeln und Beschlüs-se rasch umzusetzen, führen zu massiverVerunsicherung“, sagt Schmidt. „Weder dieösterreichische noch die europäische Politikvermittelt derzeit in dieser Frage ein ge-schlossenes Bild. Divergierende Lösungsan-sätze blockieren einander. Eine glaubwürdi-ge und konsequente Gesamtstrategie wäredaher dringend notwendig – Scheinlösungenhelfen niemandem.“

Knapp die Hälfte der Befragten (49 %)vertritt die Ansicht, daß eine Lösung derFlüchtlingsfrage eher mit Maßnahmen aufEbene der Europäischen Union gelingenkann. 36 % sehen dies nicht so und haltennationalstaatliche Maßnahmen für den er-folgversprechenderen Ansatz (14 %: „weißnicht/Keine Angabe).

„Das europäische Krisenmanagementstockt, daher sind nationale Zwischenschrit-te notwendig. Jedoch keinesfalls auf Kosten

ehrlicher politischer Anstrengungen füreuropäische Lösungsansätze.“

61 % treten derzeit dafür ein, daß unserLand Mitglied der Europäischen Union bleibt,21 % plädieren für einen EU-Austritt. Ge-genüber der letzten Erhebung vom Juni 2015ist die Zahl der BeitrittsbefürworterInnen kon-stant geblieben, jene der Austrittswilligenjedoch um 11 %-punkte gesunken. Im glei-chen Maß gestiegen ist die Anzahl jener, diesich hinsichtlich der Frage „Mitgliedschaftja oder nein“ unsicher sind (von 6 auf 19 %).In 47 Befragungen seit dem Jahr 1995 betrugder Durchschnittswert der Zustimmung zurösterreichischen EU-Mitgliedschaft 70 %,jener der Ablehnung 23 %.

„Trotz unzureichenden und komplexenManagements der Flüchtlingsbewegung nachEuropa ist der Zuspruch zur österreichischenEU-Mitgliedschaft weiterhin gegeben. DieEU und ihre Mitgliedstaaten sind aber drin-gend beraten, jetzt Nägel mit Köpfen zumachen“, schließt Schmidt. http://www.oegfe.at

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ÖsterreicherInnen sehenZukunft der EU mit Sorge

Flüchtlingsfrage kann EU-Zukunft gefährden - 49 Prozent sehen europäischeLösungen als Antwort – 61 Prozent sind für die EU-Mitgliedschaft

Rund 135,15 Millionen Nächtigungen inösterreichischen Beherbergungsbetrie-

ben im Kalenderjahr 2015 stellen einenneuen Rekordwert dar, der um 2,5 % überdem Vorjahr und 1,3 % über dem bisherigenHöchststand 2013 liegt. Diese vorläufigen Er-gebnisse sind laut Statistik Austria sowohl aufSteigerungen der inländischen (+2,1 % auf36,41 Mio.) als auch ausländischen (+2,6 %auf 98,74 Mio.) Übernachtungszahlen zu-rückzuführen.

Nach Herkunftsländern betrachtet stiegim Vergleich zu 2015 die Zahl der Nächti-gungen von Gästen aus Deutschland um 1,3 %auf 50,14 Mio. an. Auch die zweit- und dritt-wichtigsten ausländischen Herkunftsmärkte,Niederlande (9,17 Mio.) und Schweiz (4,91Mio.), verzeichneten Zuwächse von 1,7 %bzw. 5,8 %. Den höchsten Rückgang inner-halb der wichtigen Herkunftsländer wiesRussland auf. Im Vergleich zu 2014 wurden612.000 Übernachtungen weniger verzeich-net (-34 %). Mit insgesamt 1,19 Mio. Über-nachtungen liegt diese Zahl nunmehr um39,2 % unter dem bisherigen Rekordjahr2013, wo noch 1,95 Mio. russische Über-nachtungen gezählt wurden.

Mit insgesamt 39,40 Mio. Ankünftenwurde ebenfalls der bisherige Höchstwert ausdem Vorjahr (37,56 Mio.) um 4,9 % über-troffen. Die Zahl der inländischen Gästean-künfte, die 2007 mit 10,37 Mio. erstmals die10-Millionen-Marke überschritten hatte,erreichte im Jahr 2015 ein neues Höchst-niveau von 12,69 Mio. (+3,5 % im Vergleichzum Vorjahr), die Zahl der Ankünfte auslän-discher Gäste stieg auf 26,71 Mio. (+5,6 %).

Gäste bleiben kürzer und übernachtenin höherwertigen Quartieren

Auch im Jahr 2015 setzten sich die lang-jährigen Trends zu kürzerer Aufenthalts-dauer und höherwertigen Quartieren fort. Solegte die Zahl der Übernachtungen in 5/4-Stern Hotels mit 3,1 % überdurchschnittlichstark zu. Insgesamt wurden in diesen beidenHotelkategorien 49,03 Mio. bzw. 36,3 % al-ler Übernachtungen generiert. Vor 20 Jahren(1995) lag diese Zahl noch bei 25,76 Mio.,was einem Anteil von 22,0 % entsprach. Auchgewerbliche Ferienwohnungen zeigten mit+6,1 % Zuwachs an Übernachtungen einepositive Entwicklung. Rückläufig hingegenwar die Nächtigungszahl in Privatquartieren

mit -2,8 %. 2015 lag die durchschnittlicheAufenthaltsdauer bei 3,4 Übernachtungen,was den niedrigsten Wert seit Beginn derAufzeichnung darstellt. 1995 blieben dieGäste noch 4,8 Nächte lang.

Steiermark und Wien bei denÖsterreicherInnen immer beliebter

Wie eine Untersuchung der Inländer-nächtigungen nach Bundesländern zeigt,wurden im Jahr 2015 die meisten mit 7,15Mio. in der Steiermark beobachtet, gefolgtvon Salzburg (6,00 Mio.) und Kärnten (4,70Mio.). Knapp die Hälfte (49,0 %) aller inlän-dischen Übernachtungen fand in diesen dreiBundesländern statt. Ein Zehnjahresver-gleich zeigt in allen österreichischen Bun-desländern Anstiege, die aber vor allem inWien mit 6,0 % überdurchschnittlich hochausfielen.

Dezember 2015: Rückgänge beiNächtigungen und Ankünften

Im Dezember 2015 war sowohl die Zahlder Nächtigungen (-3,5 % auf 10,50 Mio.)als auch die Zahl der Ankünfte (-1,3 % auf3,08 Mio.) rückläufig. Diese Abnahme ist

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135 Millionen ÜbernachtungenDas Jahr 2015 bringt einen neuen Tourismus-Rekordwert.

Bettenauslastung im Sommerhalbjahr 2015 nach Gemeinden

vorwiegend auf einen Rückgang der deut-schen Übernachtungen von -9,3 % (auf 4,08Mio.) zurückzuführen, während die Zahl derinländischen Nächtigungen um 2,2 % auf2,27 Mio. stieg.

Wintervorsaison November/Dezember 2015 leicht rückläufig

In den ersten beiden Monaten der Win-tersaison 2015/16 – November und Dezem-ber – wurde mit 15,04 Mio. Übernachtungenerneut die 15-Millionen-Marke überschrit-ten. Dennoch wies die bisherige Wintersai-son einen leichten Rückgang von 0,8 % auf.Nach einem guten Start im November 2015(+5,9 % bei den Übernachtungen) ist der Ge-samtrückgang in der Wintervorsaison auf dasschwache Dezemberergebnis zurückzufüh-ren. Anstiege gab es hingegen bei der Zahlder Ankünfte (+1,1 % auf 4,94 Mio.).

Mitterlehner: Tourismusland Österreichglänzt mit neuen Rekorden

„Das Tourismusland Österreich ist attrak-tiv und wettbewerbsfähig, wie der Gäste- undNächtigungsrekord 2015 zeigt. Damit bleibtder Tourismus ein starker Konjunkturmotor,der Wachstum und Arbeitsplätze im Landsichert“, sagte Wirtschafts- und Tourismus-minister Reinhold Mitterlehner zu den Zahlender Statistik Austria. „Die heimischen Tou-rismusbetriebe und ihre Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter zeichnen sich durch Leistung,Gastfreundschaft und Innovation aus“, nenntMitterlehner die Eckpfeiler des Erfolgs.

Zwei Aspekte sind besonders positiv:„Erstens haben alle Bundesländer Zuwächseerzielt und zweitens haben wir bei den deut-schen Gästen wiederum die Nächtigungs-Schallmauer von 50 Millionen durchbro-chen“, so Mitterlehner. Starke Zuwächse ausden USA (plus 12,3 %), Tschechien (plus7,1 %), Polen (plus 6,6 %) aber auch aus derSchweiz (plus 5,8 %), dem VereinigtenKönigreich (plus 5,5 %) und Italien (+5,4 %)komplettieren das Rekordergebnis.

Das weltweite Wachstum des Tourismussetzt sich fort. Allein 2015 ist der Welttouris-mus um 4,4 Prozent gestiegen.

„Österreich hat alle Chancen, von diesemTrend zu profitieren, wenn wir noch stärkerauf neue Märkte und neue Zielgruppen set-zen“, ist Mitterlehner zuversichtlich. In die-sem Sinne unterstützt das Wirtschaftsmi-nisterium die Österreich Werbung (ÖW) mitzusätzlichen vier Millionen Euro für ver-stärkte Marketingaktivitäten, zum Beispielin China, Südkorea und ausgewählten euro-päischen Märkten.

ÖW setzt auf einzigartigen Content und Storytelling

„Das Urlaubsland Österreich ist für dasTourismusjahr 2016 gut aufgestellt. „DieNachfrage in den wichtigsten Herkunfts-märkten ist – trotz teils schwieriger Rahmen-bedingungen – ungebrochen gut. Und dietausenden österreichischen Betriebe und Re-gionen, die mit viel Einsatz und Leidenschaftfür das Urlaubsglück unserer Gäste arbeiten,garantieren ein hochqualitatives Angebot –und ermöglichen einzigartige Urlaubserleb-nisse, wonach sich Millionen Menschen seh-nen“, erklärte Petra Stolba, Geschäftsfüh-rerin der Österreic Werbung.

Von 24. bis 26. Jänner trafen bei der größ-

ten touristischen Fachmesse in Österreich imAustria Center Vienna (ACV) rund 500 ös-terreichische Aussteller auf 400 internationa-le Einkäufer aus 36 Ländern, um ihr touristi-sches Angebot zu präsentieren. „Drei Tagelang werden neue Kontakte geknüpft, Ge-schäfte angebahnt oder bestehende Kunden-beziehungen noch weiter vertieft. Die atb_sales ist damit – neben der atb_experienceund den auf die jeweiligen Bedürfnisse derHerkunftsmärkte zugeschnittene Verkaufsför-derungsplattformen im Ausland – ein wichti-ger Baustein zur Unterstützung der Branchebeim Vertrieb touristischer Produkte“, soStolba.

ÖW setzt auf Märkte mit dem größten Potential

Auch im Marketing ist man für das Jahr2016 gerüstet. Die ÖW konzentriert sich beiihrer Marktbearbeitung in den drei RegionenWesteuropa, CEE und Übersee auf jene Märk-te mit dem größten Potential für den heimi-schen Tourismus. 2016 sind das konkret 30Märkte, in denen die ÖW großteils auch miteigenen Vertretungen vor Ort ist. In den tra-ditionellen volumensstarken Herkunftsmärk-ten, wie z.B. Deutschland, Niederlande,Schweiz, Italien und Großbritannien geht esdarum, die Marktanteile zu halten bzw. aus-zubauen, was aufgrund des immer stärkerwerdenden Wettbewerbs schon ein Erfolgwäre. In Zentraleuropa – wo Österreich mitgroßem Abstand Marktführer beim alpinenWinterangebot ist – gilt es, das Sommeran-gebot Österreichs zu positionieren. Und dasEngagement in Fernmärkten soll die not-wendige Internationalisierung des Gäste-mixes vorantreiben. „Gerade in bewegtenZeiten wie jetzt, ist es wichtig Präsenz zuzeigen und bei der Urlaubsentscheidung imMindset der Menschen zu sein“, betont Stol-ba die Notwendigkeit von internationalenAktivitäten.

Dafür stehen der ÖW heuer zusätzlicheMittel zur Verfügung. „Mit dem Sonderbud-get von 4 Millionen Euro, das auf Initiativevon Wirtschafts- und TourismusministerReinhold Mitterlehner bereitgestellt wurde,können wir – neben der Sicherung der hartumkämpften Märkte in Europa – neueHerkunftsmärkte und Zielgruppen anspre-chen“, so Stolba. Schwerpunkt des Mittel-einsatzes ist in China und Südkorea, wo ne-ben Städte-, Hochkultur- und Luxury Travelheuer auch Natur, Volkskultur und Berger-lebnis beworben werden. Darüber hinauswerden auch die Türkei und vier weitereeuropäische Märkte (Großbritannien, Italien,

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Wirtschafts- und TourismusministerReinhold Mitterlehner

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v.l.: Petra Nocker-Schwarzenbacherund ÖW-GF Petra Stolba

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Deutschland und Polen) verstärkt ins Visiergenommen.

Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrauder Bundessparte Tourismus-und Freizeit-wirtschaft, erklärt: „Wir begrüßen das ak-tuelle Tourismus-Impulsprogramm der ÖW,das von der WKÖ mitinitiiert und mitfinan-ziert wird. Damit werden unsere Mitglieds-betriebe gezielt beim Kennenlernen und derBearbeitung neuer Gäste-Herkunftsmärkteunterstützt. Angesichts der noch immer an-haltenden Einbrüche am russischen Marktund auch um Marktanteile in Zukunftsmärk-ten auszubauen, müssen wir noch stärker alsbisher Märkte, wie etwa China, die Türkeioder Polen erschließen und unsere Positionin Märkten wie Italien oder Schwedenzurückerobern.“

Schwerpunkt »Nature Reloaded« –Fokus auf Thema, das bewegt

Neue Wege geht die ÖW auch im Mar-keting. In der täglichen Informationsflutwird es immer schwieriger, mit den Bot-schaften potentielle Gäste zu erreichen.„Waren wir in den 1950er Jahren mit rund300 Werbebotschaften pro Tag konfrontiert,sind es heute 15.000. Lautes Massenmar-keting gehört der Vergangenheit an – künftiggeht es darum, die Menschen möglichstpunktgenau und im richtigen Moment zuerreichen“, erläutert Stolba.

Dabei entscheiden im globalen Touris-mus mehr als je zuvor starke Marken überden Erfolg von Reisezielen. Eine Marke mußsich einerseits mit ihrer Spitzenleistung posi-tionieren und diesen Weg konsequent geh-en – aber dennoch immer wieder mit überra-schenden Aspekten punkten. „Deshalb rük-ken wir 2016 und 2017 mit ,Nature Re-loaded‘ Facetten Österreichs in den Mittel-punkt, die auf aktuelle gesellschaftliche Ent-wicklungen referenzieren und wo die Marke,Urlaub in Österreich‘ besondere Kompeten-zen aufweist“, so Stolba.

Gerade in einer globalisierten, vernetz-ten, digitalisierten Welt sehnen sich die Men-schen verstärkt nach Rückzugsorten in derNatur und nach damit verbundener Sinnstif-tung und Werterfahrung. In Österreichs Na-turräumen liegt ein enormes Potential, diesetiefen Sehnsüchte der Gäste durch inspirie-rende Produkterlebnisse in einer besonderenArt zu erfüllen. „Wir haben im vergangenenJahr, beginnend mit dem Tourismustag inKrems, intensiv an der Ausgestaltung diesesSchwerpunktes gearbeitet. Gemeinsam mitPartnern wurden im Rahmen der atb_expe-rience im Juni 2015 Produkte (weiter)ent-

wickelt, die nun zum Teil hier auf deratb_ales zum Verkauf bereit stehen“, erläu-tert Stolba die Herangehensweise der ÖW andas Thema, das nun auch für den Gast spür-und erlebbar wird.

Content und Storytelling imMittelpunkt von #austriantime

Der hochwertige multimediale Content zu„Nature Reloaded“ (Film, Sujets, Bildweltenetc) kommt ab sofort weltweit in der Kom-munikation zum Einsatz. In sechs Märkten,die besonders großes Potential dafür aufwei-sen, wird zudem die Kampagne #austriantimeausgerollt – eine crossmediale Kampagnemit einem starken Online-Schwerpunkt.Kernstück des Online-Auftritts ist ein inter-aktives Storytelling-Modul. „Gemeinsammit Anna und David – den Protagonisten desVideos – holen wir den Gast in einen typischösterreichischen Tag, den die beiden erleben.So geben die beiden quasi persönliche Tipps,bei anderen Angeboten stehen Videos oderBildstrecken im Vordergrund“, skizziert Stol-ba die Kampagne, im Rahmen derer auchzum ersten Mal ein Online-Magazin in achtSprachen zum Einsatz kommt sowie Videosin der 360 Grad-Perspektive. Damit ist dieÖW übrigens eine der ersten nationalen Tou-rismusorganisationen überhaupt, die dieseForm der „Virtual Reality“ in der Tourismus-werbung einsetzt!

„Storytelling und hochwertiger Contentsind nach Einschätzung aller Experten ent-scheidende Erfolgsfaktoren in Marketing derZukunft – entsprechend legen wir hier in denkommenden Jahren einen besonderenSchwerpunkt“, betont Stolba und verweist indiesem Zusammenhang auch auf die gene-rell wachsende Bedeutung des digitalenMarketing. So bewegen sich aktuell bereits40 Prozent aller Kampagnen im Online-Bereich. Nach dem Website-Relaunch vonaustria.info im Herbst 2015 werden auchlaufend neue Marketing-Tools entwickelt.

Neben dem Schwerpunkt „Nature Reloa-ded“ mit der Kampagne #austriantime gibtes 2016 weitere 60 Marktkampagnen, die füralle Bereiche und Angebote der Touris-muswirtschaft Beteiligungsmöglichkeitenbieten, sowie ein Kultur-Highlight, bei deres ebenfalls stark um Content und innovati-ve Zugänge geht. „Mit unseren für 2016geplanten Kampagnen, maßgeschneidertenE-Marketingprodukten, umfangreichen Pres-seaktivitäten und zahlreichen Verkaufsförde-rungs-Plattformen im In- und Ausland wol-len wir auch heuer wieder Millionen Men-schen für einen Urlaub in Österreich begei-stern und gemeinsam mit der österreichi-schen Tourismusbranche Erfolgsgeschichtenschreiben“, so Stolba abschließend. http://www.statistik.athttp://www.austria.info

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Österreich, Europa und die Welt

Ausschnitt aus einem der beiden neuen Plakate zur Kampagne #austriatime

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Vor dem Hintergrund der schwierigenMärkte für Schweinefleisch und Milch

konnten die Agrarexporte Österreichs 2015um 2,5 % zulegen und kratzten an der 10-Milliarden-Euro-Grenze. Michael Blass, Ge-schäftsführer der AMA-Marketing, zog am15. Jänner anläßlich der Grünen Woche inBerlin erste Bilanz über das abgelaufeneJahr. Der Agrar-Außenhandel hat sich seitdem Beitritt Österreichs zur EU fast verfünf-facht, während die Bilanz zwischen Impor-ten und Exporten relativ konstant blieb. Imvergangenen Jahr standen den Ausfuhren vonknapp 10 Mrd. Euro Importe von 11 Mrd.Euro gegenüber. Sowohl Wert als auchMenge der Agrar- und Lebensmittelexportestiegen 2015 um etwa 2,5 %.

Fleisch, Milchprodukte und Getränke sind Exportschlager

Die wichtigsten Produktgruppen im Ex-port sind Fleisch und Fleischzubereitungen,Milch und Milchprodukte, allen voran Käsesowie Getränke. Obst und Gemüse, frischund veredelt, nehmen knapp ein Zehntel imProdukt-Ranking ein.

Deutschland und Italien auf Platz eins und zwei

Rund ein Drittel der weltweiten agrari-schen Exporte Österreichs geht zu unserendeutschen Nachbarn. Damit ist und bleibtdie Bundesrepublik wichtigster Handelspart-ner für heimische Lebensmittelproduzenten.Italien steht mit knapp 1,3 Mrd. Euro weiteran zweiter Stelle. „Attraktive Zunahmen beiden Exporten von Käse und Butter stellendie Wettbewerbskraft heimischer Milch-produkte auf dem italienischen Markt unterBeweis“, erklärt Blass. Auch die Exporte indie Niederlande verzeichnen ein zweistelli-ges Plus.

Drittländer auf Kurs, USA beflügeltDer mehr als 10 %ige Zuwachs bei den

Ausfuhren in die Schweiz unterstreicht dieTüchtigkeit der österreichischen Exporteure.Die Warenströme in die USA – vor allem al-koholfreie Getränke – haben sich im vergan-genen Jahr mit einem Plus von 42 % sehr dy-namisch entwickelt. Der Käseexport konnte

2015 um 25 % zulegen. „Die konzentriertenBemühungen zeigen damit nachhaltig Wir-kung“, freut sich der AMA-Chef über denErfolg der Käsepräsentationen in den USA.

Wichtige Nachbar-MärkteDie benachbarten Länder sind für die hei-

mische Lebensmittelwirtschaft besondersbedeutend, wenngleich Ungarn, Slowenien,Tschechien und die Slowakei aufgrund deswirtschaftlichen Umfeldes im vergangenenJahr schwierige Exportdestinationen waren.Besser entwickelt haben sich die Handels-beziehungen mit Polen und besonders ausge-prägt mit Kroatien.

Ein Drittel der gesamten Exporte geht nach Deutschland

Deutschland ist und bleibt der mit Ab-stand wichtigste Handelspartner. Die gesam-ten Agrarausfuhren konnten im vergangenenJahr um 4 % gesteigert werden. 2015 er-reichten österreichische Lebensmittel undAgrarwaren im Wert von 3,5 Mrd. Euro un-ser großes Nachbarland. Die exportierte Men-ge stieg auf 2,9 Mio. t.

Die Außenhandelsbilanz mit Deutschlandverbessert sich weiter. Ein Plus zugunstender heimischen Lebensmittelwirtschaft zeigtsich bei Getränken und Fleischzubereitun-gen sowie bei Milch und Milchprodukten.

Auch bei Obst- und Gemüsekonserven wirdmehr nach Deutschland aus- als von dorteingeführt.

Wichtigste Umsatzbringer über alle agra-rischen Zollkapitel sind seit vielen JahrenFleischzubereitungen sowie Milch undMilchprodukte. Backwaren, alkoholfreieGetränke sowie frisches und veredeltes Obstund Gemüse folgen in der Verteilung nachProduktgruppen.

Das Ranking der landwirtschaftsnahenNahrungsmittel führen Milchprodukte sowieWurst, Schinken und Speck an. Die Ausfuhrvon Rind- und Geflügelfleisch entwickeltsich weiter sehr erfreulich. Auf frisches so-wie veredeltes Obst und Gemüse entfallenrund ein Viertel der Deutschland-Exporte.

Österreich ist wichtigerRindfleischlieferant

Nach einem leichten Rückgang der Rind-fleischexporte 2014 haben die heimischenProduzenten im vergangenen Jahr ein Plusvon fast 10 % zustandegebracht. Österreichist zweitwichtigster Rindfleischimporteur fürDeutschland hinter den Niederlanden undvor Polen. 42.220 t heimisches Rindfleischgingen zum großen Nachbarn. Der Pro-Kopf-Verbrauch zeigt Potenzial für hoch-wertiges, heimisches Rindfleisch auf demdeutschen Markt.

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Österreich, Europa und die Welt

Agrarexporte erreichen 2015 rund 10 Mrd. Euro

Deutschland ist wichtigster Absatzmarkt

v.l.: AMA-Marketing Chef Michael Blass, Exportmanagerin Margret Zeiler undAufsichtsratsvorsitzender Franz Stefan Hautzinger

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Käse ist Exportschlager

Käse ist und bleibt der Exportschlager.2015 wurden 60.435 t im Wert von 289 Mio.Euro nach Deutschland verbracht. Österreichnimmt in der Liste der Top-10-ImportländerPlatz drei ein, nach den potenten Käsenatio-nen Niederlande und Frankreich. Daß Öster-reichs Käsereien auf diesen wichtigen Marktsetzen, erscheint auch aufgrund der Preisent-wicklung sinnvoll. Mit 4,78 Euro/kg expor-tiertem Käse liegt Deutschland in einem at-traktiven Preissegment. Darüber hinaus sinddie Deutschen große Käseliebhaber. Derdurchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch liegtbei 24,2 kg, also noch um rund 3 kg höherals bei Herrn und Frau Österreicher.

AMA-Maßnahmen in Deutschland2016 stellt AMA-Exportmanagerin Mar-

gret Zeiler heimischen Bergkäse als typischösterreichische Sorte in den Mittelpunkt derAktivitäten, „denn er steht für Natürlichkeitund Genuß mit langer Tradition. Genau dassind die imagestarken Attribute unserer Pro-dukte und diese wollen wir nutzen.“ Dabeisoll auch die hohe Qualität der heimischenSpezialitäten in den Vordergrund gerückt wer-den. Als verkaufsfördernde Maßnahme ent-wickelt die AMA ein spezielles Paket für denVerkauf. „Die Käsethekenkräfte in deut-

schen Supermärkten können jene Käse inSzene setzen, die mit dem Käse-Kaiser – demwichtigsten österreichischen Award – ausge-zeichnet wurden. Für die Konsumenten sindunsere Spezialitäten damit auf den erstenBlick erkennbar“, erklärt Zeiler.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auch imheurigen Jahr in der gehobenen Gastrono-mie. Käsepräsentationen für Meinungsbild-ner und Gastro-Journalisten werden die ge-schmackvolle Bandbreite heimischer Käse-

spezialitäten aufzeigen. Volles Service bietetdie AMA mit ihrem speziell entwickeltenKäsewagen für die Gastronomie. „Und na-türlich werden wir auch auf den wichtigenMessen vertreten sein und das heimischeAngebot präsentieren“, erklärt die Export-managerin. Nach der Grünen Woche stehendie Biofach in Nürnberg, die Cibus in Parma,die Fancy Food in New York sowie die SIALin Paris auf dem Programm der AMA. http://www.ama.at

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Österreich, Europa und die Welt

*Schätzung auf Basis der ersten drei QuartaleQuelle: Statistik Österreich / AMA-Marketing

*Schätzung auf Basis der ersten drei QuartaleQuelle: Statistik Österreich / AMA-Marketing

Die Europäische Investitionsbank (EIB)und die Austria Wirtschaftsservice GmbH

(aws) haben am 29. Jänner in Wien ein Me-morandum of Understanding unterzeichnet.Diese Einigung, die im Rahmen einer Veran-staltung der Vertretung der EuropäischenKommission in Österreich zur EU-Investi-tionsoffensive unterschrieben wurde, ermög-licht es der aws zukünftig als ein nationaler„Entry Point“ der Europäischen Plattformfür Investitionsberatung (EIAH) zu agieren.

Die Europäische Plattform für Investi-tionsberatung ist neben dem EuropäischenFonds für strategische Investitionen (EFSI)eine wesentliche Säule des Investitionspla-nes für Europa. Die Bündelung des Know-hows europäischer und nationaler Institutio-nen hilft, die Zugangsmöglichkeiten und Be-ratungsleistungen für Investoren zu europäi-schen Investitionsprojekten deutlich zu ver-bessern. „Durch ihre langjährige Erfahrungin der Umsetzung gemeinsamer europäischerInitiativen ist die aws der ideale Partner, umals nationale Anlaufstelle für das EIAH zuagieren“, sagte Wilhelm Molterer, Ge-schäftsführender Direktor des EFSI, bei derUnterzeichnung der Vereinbarung in Wien.

aws als etablierter Partner europäischer Initiativen

Hauptzweck des EIAH ist es, Investorenund Projektträgern Beratung zur Projektfin-dung, -entwicklung und -vorbereitung zubieten. Die Beratungsplattform wird ihreDienste sowohl auf lokaler als auch auf EU-Ebene anbieten. Dabei stützt sie sich aufSachkenntnis und vorhandene Beratungs-dienste der EIB und der Europäischen Kom-mission – wie zum Beispiel die Beratungs-dienste der Fi-Compass oder JASPERS.Zudem wird das EIAH insbesondere auf dieSachkenntnis der nationalen Förderbankenzurückgreifen.

„Das EIAH ist zentraler Baustein bei derUmsetzung der EU-Investitionsoffensive.Durch die enge Abstimmung zwischen derEuropäischen Investitionsbank und den För-derbanken der Mitgliedsstaaten werden Fi-nanzierungsinstrumente flexibilisiert unddas Know-how der Förderstellen effektiv ge-bündelt. Die Angebotspalette für ÖsterreichsInvestoren und Unternehmen wird damitnoch breiter“, verdeutlicht StaatssekretärHarald Mahrer die Bedeutung der Initiative.

„Dank der Unterstützung durch europäi-

sche Mittel können wir zukünftig unsereFörderinstrumente und Finanzierungsinstru-mente noch attraktiver gestalten. Die geplan-te Zusammenführung von beratenden undtechnischen Leistungen in der EuropäischenPlattform für Investitionsberatung bietetauch für uns als nationale Förderbank ganzneue Möglichkeiten der Kooperation miteuropäischen Stellen“, zeigen sich auchBernhard Sagmeister und Edeltraud Stif-tinger, Geschäftsführer der aws, erfreut.

Weitere Informationen zum Europäi-schen Investitionsplan und dem EIAH fin-den sie unter folgenden Links:http://ec.europa.eu/priorities/jobs-growth-and-investment/investment-plan_deund http://www.eib.org/eiah/

Die Austria Wirtschaftsservice GmbH(aws) ist die Förderbank des Bundes. Durchdie Vergabe von zinsengünstigen Krediten,Garantien, Zuschüsse sowie Eigenkapitalunterstützt sie Unternehmen bei der Umset-zung ihrer innovativen Projekte. Ergänzendwerden spezifische Informations-, Bera-tungs-, Service- und Dienstleistungen fürangehende, bestehende und expandierendeUnternehmen angeboten. http://www.awsg.at

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Österreich, Europa und die Welt

Europäische Plattform für Investitionsberatung

aws unterzeichnet Memorandum of Understanding mit EuropäischerInvestitionsbank – Zusammenarbeit bei nationaler Umsetzung der EuropäischenPlattform für Investitionsberatung im Rahmen der EU-Investitionsoffensive fixiert

v.l.: Bernhard Sagmeister (Geschäftsführer der aws), Wilhelm Molterer (Direktor der EFSI), und Edeltraud Stiftinger(Geschäftsführerin der aws) bei der Unterzeichnung des Memorandum of Unterstanding in Wien

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Als neuer Generaldirektor präsentierteMichael Spindelegger am 29. Jänner

seine Pläne für das Internationale Zentrumfür Migrationspolitikentwicklung (ICMPD).Die in Wien ansässige Internationale Organi-sation wird in ihrer Funktion als zwischen-staatliche Mediationsplattform und ThinkTank für migrationspolitische Zukunftsfra-gen verstärkt.

Europa steht vor enormen Herausfor-derungen. „Die Dimension und Intensität derMigrationsströme des vergangenen Jahreshaben klar aufgezeigt: die bestehendenStrukturen, Mechanismen und Abläufe umMenschen auf der Flucht Schutz zu bietenoder Grenzen zu kontrollieren, funktionierenin Europa nur unzureichend. Zur Lösung dergegenwärtigen Situation braucht es präzisereGrundlagen und einen umfassenden Ansatz.Es wird nicht ausreichen nur an einzelnenStellrädern anzusetzen.” sagte Michael Spin-delegger*) bei seiner Antrittspressekonferenzals Generaldirektor von ICMPD in Wien.

Migrations-Organisation als »Dialog-Plattform und Think Tank«

Um diese aktuellen Probleme und künfti-ge Herausforderungen besser zu meistern,will Spindelegger mit dem ICMPD die Ent-scheidungsträger nun intensiver unterstüt-zen. Dafür wird das ICMPD seine Arbeit umzwei Handlungsfelder erweitern:

Dialog- und Mediations-Plattform fürdie aktuelle Situation

Kein Herkunfts-, Transit- oder Ziellandvon MigrantInnen vermag diese Herausfor-derungen alleine zu schultern – das kann undwird nur gemeinsam gelingen. Weil aber je-des Land nationale Interessen verfolgt,braucht es eine neutrale Plattform, die jen-seits von nationalen Interessen analysieren,agieren und vermitteln kann. Das ICMPDwill künftig die Rolle solch einer zwischen-staatlichen Dialog- und Mediations-Platt-form übernehmen.

Think Tank für künftige EntwicklungenGleichzeitig müssen Trends frühzeitig er-

kannt werden, um nicht nur kurzfristig rea-gieren, sondern vorausschauend agieren zukönnen. Der ICMPD Think Tank wird sichmit Fragestellungen auseinandersetzen, dieüber einzelne Nationen und auch über dieEU hinausgehen.

Vier Faktoren als zentraleNotwendigkeiten

Inhaltlich sieht Generaldirektor Spindel-egger dabei in der aktuellen Situation vor al-lem vier große Notwendigkeiten, denen mansich widmen muß: Die Regulierung der Flüchtlingsströme:

das umfaßt einerseits die Bekämpfung desSchlepperwesens und andererseits denAusbau legaler und sicherer Fluchtwege– denn das eine funktioniert nicht ohnedas andere.

Die Überprüfung der Funktionalität derFlüchtlingsstatus-Bestimmung: inklusiveder entsprechenden Aufnahme- undRückführungsmodalitäten.

Die Sicherstellung, daß jene, die bleibenkönnen, auch die Rechte und Möglichkei-ten für ihre Integration erhalten: dazuzählt die Klarstellung der Verpflichtun-gen für beide Seiten – Gesellschaft undMigrantInnen. Vor allem aber auch eineerfolgreiche Integration in Ausbildungs-systeme und Arbeitsmarkt.

Die Entwicklung eines neuen Migrations-Regimes für Europa: mit klaren Zielenund Wegen, auf denen sie erreichbarsind – in Solidarität und mit eindeutigenVerantwortlichkeiten.Die Voraussetzung für diesen Ausbau des

ICMPD liegt auf der Hand: eine möglichstbreite Unterstützungsbasis. Denn je breiterdie Basis des ICMPD, umso größer wird dieAkzeptanz und Anerkennung aber auchseine Schlagkraft sein.

Bei einem Besuch von Außenminister Se-bastian Kurz präsentierte der neue Gene-raldirektor diesem sein Ziel, die Positionie-rung des Unternehmens als Plattform fürDialog und Vermittlung im Bereich der Mi-gration zu stärken.

Über das ICMPDDas Internationale Zentrum für Migra-

tionspolitikentwicklung ist ein wichtigereuropäischer Akteur im Bereich Migrations-politik. Die internationale Organisation hat15 Mitgliedsländer und ist weltweit tätig.Neben dem Sitz in Wien und einer Vertre-tung in Brüssel hat ICMPD Projektbüros inacht Ländern und rund 150 Mitarbei-terInnen.

Das ICMPD unterstützt Regierungen undInstitutionen bei der Ausarbeitung innovati-ver, umfassender und langfristiger Migra-tionsstrategien. Die Organisation verfolgt ei-nen dreigliedrigen Ansatz: Forschung, Dia-log und Kapazitätsentwicklung.

Die Arbeit von ICMPD umfaßt ein weitesThemenspektrum von Asyl und der Be-kämpfung von Menschenhandel über irregu-läre Migration, legale Migration und Inte-gration bis hin zu Grenzmanagement oderdem Nexus zwischen Migration und Ent-wicklung.

Das ICMPD wurde 1993 gegründet undfungiert als Plattform für informelle multila-terale Konsultationen im Bereich Migrationund Asyl.

Österreich ist ein Gründungsmitglied derOrganisation. ICMPD und Außenministeriumblicken auf gemeinsame Studien zu Themenwie Asyl, legale Migration und Integrationsowie Migration und Entwicklung zurück. http://www.icmpd.org

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Österreich, Europa und die Welt

Internationales Zentrum fürMigrationspolitikentwicklung

ICMPD soll Entscheidungsträger als Dialog-Plattform und Think Tank unterstützen

*) Mag. Michael Spindelegger war von 2006 bis 2008Zweiter Nationalratspräsident, bis 2011 Außenmi-nister, bis 2013 ÖVP-Obmann und Vizekanzler undbis August 2014 auch Finanzminister

Generaldirektor Michael Spindelegger

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Außenminister Kurz auf Arbeitsbesuch im Libanon

Die erste Reise im neuen Jahr führte Aus-senminister Sebastian Kurz in den Li-

banon. Auf dem Programm standen am 8.Jänner unter anderem Arbeitsgespräche mitdem libanesischen Außenminister GebranBassil, Premierminister Tammam Salam undParlamentspräsident Nabih Berri, vor allemum die aktuelle Flüchtlingskrise und Mög-lichkeiten der Hilfe vor Ort zu besprechen.Österreich hat in diesem Zusammenhang 5Millionen Euro aus Mitteln des Auslandska-tastrophenfonds und der Austrian Develop-ment Agency zur Verfügung gestellt. Zudemhat Österreich dem World Food Programmemehr als 5 Mio. Euro an Nahrungsmittelhilfefür syrische Flüchtlinge in den Nachbarlän-dern und damit auch dem Libanon zur Ver-fügung gestellt. Weiters wurde über weitereSchritte im Rahmen der Friedensbemühun-gen für Syrien, den Kampf gegen die Terror-miliz IS sowie mit religiösen Vertretern übereinen interreligiösen Dialog und Herausfor-derungen aufgrund der Flüchtlingskrise fürdie Integration gesprochen.

Tags darauf, am 9. Jänner, besuchte derAußenminister vormittags österreichischeSoldaten, die derzeit in Naqoura im Südliba-non stationiert sind. Zurück in Beirut be-suchte er am Nachmittag die gemischteSchule „Ibtihaj Kaddoura“. Diese ist Teil desUNICEF-Projekts „Race“, das auch von Ös-terreich unterstützt wird und über 400.000syrischen Flüchtlingskindern und libanesi-schen Kindern hilft, für drei Jahre die Schulezu besuchen. http://www.bmeia.gv.at/botschaft/beirut.htmlhttp://www.entwicklung.at … und mit seinem libanesischen Amtskollegen, Gebran Bassil

Außenminister Sebastian Kurz im Gespräch mit Premierminister Tammam Salam…

Außenminister Sebastian Kurz besuchte unsere Truppen, die seit 2011 mit einer Logistikeinheit im Libanon stationiert sind.

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Österreich, Europa und die Welt

Mitterlehner traf slowakischen Wissenschaftsminister

Vizekanzler und WissenschaftsministerReinhold Mitterlehner hat am 13. Jänner

in Wien den slowakischen Minister für Bil-dung, Forschung, Wissenschaft und Jugend,Juraj Draxler, zu einem Arbeitsgespräch ge-troffen. Thema war unter anderem die Zu-sammenarbeit im Rahmen der EU-Donau-raumstrategie, die weiter vertieft werden sollund die Kooperationsmöglichkeit von Fir-men und außeruniversitären Forschungsein-richtungen beider Länder im Bereich der an-gewandten Forschung. Zudem soll auch derAustausch über duale Ausbildungsmöglich-keiten weiter vorangetrieben werden.

„Die Slowakei ist traditionell ein guterund wichtiger Partner für den Wissenschafts-und Wirtschaftsstandort Österreich und dieseBeziehung wollen wir auch weiterhin vertie-fen“, so Mitterlehner. Rund 1800 Studie-rende aus der Slowakei (WS 14/15) studie-ren in Österreich, aktuell bestehen acht bila-terale Abkommen zwischen österreichischenUniversitäten und Hochschuleinrichtungenin der Slowakei. Im Rahmen von Horizon2020 sind österreichische Partner an 39 von76 slowakischen Projekten (51,3 Prozent)involviert.

Im Rahmen der EU-Donauraumstrategiegibt es enge Verbindungen mit der Slowakei,

die 2016 auch den Vorsitz aller beteiligtenLänder haben wird. Österreich hat mit demDanubius Award 2011 eine eigene Auszeich-nung geschaffen, um WissenschaftlerInnenspeziell aus dem Donauraum zu würdigen.Zudem ist 2016 die Fortsetzung des EURE-

KA Danube Region Joint Calls geplant, beidem 2015 Forschungsprojekte von Institu-tionen und Unternehmen speziell aus demDonauraum eingereicht werden konnten.Die Slowakei war in sieben, Österreich in 16von 76 Projekten beteiligt.

Vizekanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (l.) mit seinem slo-wakischen Amtskollegen Juraj Draxler

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Hessischer Wissenschaftsminister zu Gast in der Steiermark

Am Mittag des 25. Jänner trafen Steier-marks Landeshauptmann Hermann

Schützenhöfer und Landesrat ChristopherDrexler den hessischen Wissenschaftsmi-nister Boris Rhein zum Erfahrungsaustauschim Parkhotel in Graz.

„Hessen und die Steiermark verbindeteine jahrzehntelange Verbundenheit undFreundschaft. Es freut mich, daß wir nunauch auf wissenschaftlicher Ebene die Zu-sammenarbeit noch weiter vertiefen können.Immerhin ist die Steiermark mit 4,8 ProzentForschungsquote bereits im europäischenSpitzenfeld“, so Schützenhöfer. Drexler un-terstrich: „Eine langjährige Verbundenheitzwischen den Ländern Hessen und der Steier-mark einerseits, wie ähnliche Strukturen undHerausforderungen, gerade auch im Wissen-schafts- und Gesundheitsbereich, begründenbeiderseits Interesse am gegenseitigen Aus-tausch. Es freut mich, daß wir weitereSchritte einer möglichen Zusammenarbeitim wissenschaftlichen Bereich sowie weite-re Kooperationsmöglichkeiten besprechenkonnten.“

Auf Einladung von Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Univer-sität Frankfurt/Main, besuchte Boris Rhein

noch die Winterakademie der Pharmazeutenin Aigen. Tags darauf ging es weiter zumNachtslalom nach Schladming.

v.r.: Landesrat Christopher Drexler und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfertrafen sich mit Hessens Wissenschaftsminister Boris Rhein und Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt/Main.

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Österreich, Europa und die Welt

Kurz eröffnet Kulturjahr Österreich und Bosnien-Herzegowina

Österreich und Bosnien-Herzegowina ver-bindet eine jahrelange enge Partner-

schaft und Freundschaft. Diese baut auf denengen historischen, kulturellen, wirtschaft-lichen und menschlichen Beziehungen unse-rer beiden Länder auf“, so AußenministerSebastian Kurz am 27. Jänner anläßlich derAuftaktveranstaltung zum Kulturjahr mitBosnien-Herzegowina gemeinsam mit dembosnisch-herzegowinischen AußenministerIgor Crnadak.

Der Westbalkan ist eine Schwerpunktre-gion der österreichischen Außenpolitik unddamit auch der österreichischen Auslands-kulturarbeit. Nach dem LänderschwerpunktSerbien 2015 legt die Auslandskultur diesesJahr den Schwerpunkt auf Bosnien und Her-zegowina.

Im Kulturjahr Österreich und Bosnien-Herzegowina 2016 findet eine verstärkteVermittlungs- und Veranstaltungstätigkeit inbeiden Ländern statt, mit dem inhaltlichenFokus auf neuen Kultur- und Kunstverbin-dungen sowie Dialog- und zivilgesellschaft-lichen Aktivitäten.

In über 50 Einzelveranstaltungen sollenmit einem umfangreichen Programm die Be-ziehungen in diesem Jahr weiter vertieftwerden.

„In Österreich leben über 200.000 Men-schen mit bosnischem Migrationshinter-grund. Sie sind nicht nur in allen Bereichen

des alltäglichen Lebens in Österreich sehrgut integriert, sondern auch ein wichtigesBindeglied zwischen unseren beiden Län-dern. Das Kulturjahr Österreich-Bosnien-Herzegowina bietet die Möglichkeit, unsnoch besser kennenzulernen“, so Außenmi-nister Sebastian Kurz abschließend.

Außenminister Sebastian Kurz und sein bosnisch-herzegowinischer AmtskollegeIgor Crnadak bei der Auftaktveranstaltung in Sarajevo

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Slowenien und Salzburg wollen wirtschaftlich enger kooperieren

In Slowenien standen am 26. Jänner Ge-spräche mit der Staatsregierung auf dem

Arbeitsprogramm von Salzburgs Landes-hauptmann Wilfried Haslauer. Gemeinsammit Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf,dem Vorsitzenden des Europaausschusses imSalzburger Landtag, Josef Schöchl, demösterreichischen Botschafter Clemens Kojaund Honorarkonsul Anton Santner führte Has-lauer Gespräche mit dem Ziel, mögliche Fel-der einer Zusammenarbeit und Kooperationauszuloten.

„Die Gespräche im Infrastruktur-, Wirt-schafts- und Kulturministerium sowie mitdem Präsidenten der Nationalversammlunghaben gezeigt, daß unsere Länder sehr vielverbindet. Neben der Flüchtlingskrise stan-den vor allem die Bereiche Tourismus, dasgesamte Themenspektrum der Ausbildungund die Holzwirtschaft im Zentrum der Ge-spräche“, berichtete Haslauer. „Es wird inden kommenden Monaten zu vertiefendenGesprächen in Salzburg kommen. Dabeiwerden vor allem die touristischen Ausbil-dungszweige in Salzburg und der SalzburgerHolzsektor im Mittelpunkt stehen. Konkretwerden wir unsere Ausbildungszweige vor-stellen. Dabei ist vor allem das duale Aus-bildungssystem im Lehrlingsbereich für Slo-

wenien von großem Interesse. Es waren sehrgute Gespräche, die von einer sehr freund-schaftlichen Atmosphäre geprägt waren“, soHaslauer, der sich auch bei StaatssekretärAles Centarutti für die wohlwollende Unter-stützung von Salzburger Unternehmen beiihrer Arbeit in Slowenien bedankte.

Der Präsident von „Forst Holz Papier inÖsterreich“, Rudolf Rosenstatter, sieht großeChancen in einer engeren Kooperation mit

Slowenien: „Wir wünschen uns eine intensi-ve Zusammenarbeit mit den Nachbarländernrund um Österreich. Es gibt Möglichkeitenin betrieblichen Kooperationen oder auchbei der Ausbildung junger Fachkräfte. Vorallem Slowenien wäre ein sehr interessanterPartner für die Holzwirtschaft. Wir ladenauch ein, daß wir gemeinsame Forschungs-arbeiten durchführen und so den Holzsektorinsgesamt stärken.“

v.l.: Botschafter Clemens Koja, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Landtagsprä-sidentin Brigitta Pallauf, Milan Berglez (Präsident der slowenischen Staatsver-sammlung und Honorarkonsul Anton Santner

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Sieben Länder + 48 Regionen = eine Mission

Am 25. Jänner erfolgte der Startschuß fürdie Europäische Strategie für den AlpenraumEUSALP im slowenischen Brdo. „Diese Ini-tiative geht federführend von Tirol aus – nunist der erste Schritt mit der Konstituierung derOrgane der Alpenraumstrategie getan“, in-formierte Landeshauptmann Günther Platter.Neben Österreich, Italien und Deutschlandumfaßt die Alpenstrategie die EU-LänderFrankreich, Slowenien, Liechtenstein und dieSchweiz mit insgesamt 48 Regionen. „Diemakroregionale Alpenstrategie bringt einenspürbaren Mehrwert für 70 Millionen Ein-wohnerinnen und Einwohner.“

Sein Vorschlag, im Jahr 2018 den Vorsitznach Tirol zu holen, wurde darüber hinausvon den KonferenzteilnehmerInnen mit gros-sem Applaus quittiert. „Tirol war maßgeb-lich an der Ausarbeitung der Alpenraumstra-tegie beteiligt, weil wir darin große Chancensehen. Deshalb stellen wir uns auch gerne

der Herausforderung die Präsidentschaft zuübernehmen.“ Die formellen Beschlüssedazu müssen erst gefaßt werden.

Schwerpunkte in der EUSALPWettbewerbsfähigkeit, Innovation, Verkehr

oder Energie – das sind nur einige Themen,die zu den Schwerpunkten der EUSALP zäh-len. Im Vordergrund steht eine nachhaltigeund ökologisch vertretbare Entwicklung derBerggebiete. Platter: „Es gilt das gemeinsa-me Potential noch besser zu nutzen undEinigkeit in der EU zu zeigen, denn gemein-sam sind wir stark“

Anläßlich dieser Konferenz wurde auchder Interreg-Kooperationsvertrag zwischenÖsterreich und Italien unterzeichnet. „Hierwird bereits vorgeführt, wie Zusammenar-beit zwischen Regionen und Ländern funk-tioniert, um gemeinsame Ziele und Interes-sen umzusetzen“, ist Platter überzeugt.

Servicestelle im Brüsseler Tirol-BüroAuf Vorschlag von Tirol und Südtirol soll

die Umsetzung und Abwicklung der EUS-ALP-Agenden in einer Servicestelle erfol-gen, die im gemeinsamen Vertretungsbüro inBrüssel angesiedelt ist. „Die Servicestellewürde somit von den Regionen getragenwerden – die Initiative ist ja auch von denAlpenregionen ausgegangen“, plädiertePlatter für eine sinnvolle Einbindung derLänder.

Darüber hinaus wird die EuroparegionTirol-Südtirol-Trentino gemeinsam den Vor-sitz im LEAD Verkehr führen, bei dem es umMobilität innerhalb der Regionen geht. http://www.alpine-region.eu/austria/about-eusalp.html

Tirols Landeshauptmann GüntherPlatter (Mitte links) mit den Vertre-terInnen der Alpenländer in der slowenischen Gemeine Brdo

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Rußland-Sanktionen: Fördermaßnahmen waren erfolgreich

Im ohnehin schwierigen Exportjahr 2015kam für Österreichs Unternehmen die Ruß-

land-Ukraine-Krise erschwerend hinzu. ImHinblick auf die Ereignisse in der Ukraineim Jahr 2014 hatte die Europäische UnionSanktionen gegen Rußland erlassen. Rußlanderließ in der Folge Gegensanktionen in Formvon Importverboten im Lebensmittel- undAgrarbereich. Dies führte zu einem deutli-chen Rückgang der österreichischen Ausfuh-ren nach Rußland von rund 40 Prozent imJahr 2015. Auf österreichischer Seite sind inerster Linie Lebensmittelexporte betroffen,so brach etwa der Fleischexport. Problemegibt es auch bei Investitionsgüter-Exporten.Indirekt sind österreichische Zulieferer auchstark von den Rückgängen der deutschen

Exportwirtschaft nach Rußland betroffen –und hier insbesondere bei den deutschenKfz- und Maschinen-Exporten. Rußland warim Jahr 2014 noch Österreichs elftwichtig-stes Exportland, ist aber 2015 auf den 15.Rang zurückgefallen.

Zusätzlich zu den bereits seit Beginn derKrise eingeleiteten Fördermaßnahmen habenWirtschaftsministerium und Wirtschaftskam-mer Österreich (WKÖ) ein noch umfangrei-cheres Förderpaket im Rahmen der gemein-samen Internationalisierungsoffensive „go-international“ geschnürt, um Unternehmenbei Ausfällen aus dem Rußland-Ukraine-Ge-schäft gezielt auf andere Weltmärkte zu füh-ren. Insgesamt wurden 2,75 Mio. Euro fürfünf Maßnahmen in der Periode 01.10.2014

bis 31.12.2015 zur Verfügung gestellt. Die An-gebote wurden stark wahrgenommen: Über120 Firmen konnten sich in 277 Ausweich-märkten die direkten Markteintrittskostenkofinanzieren lassen. 150 Unternehmen pro-fitierten von vergünstigten Teilnahmebedin-gungen bei Messen. Bei 20 Inlandsveran-staltungen wurden rund 1000 zusätzlicheB2B-Kontakte für betroffene Unternehmengeneriert. 26 Auslandsveranstaltungen brach-ten Ersatz- und Ausweichmärkte näher.

Insgesamt wurden rund 500 Unterneh-men an Ersatz- und Ausweichmärkte heran-geführt. http://www.go-international.atFolder Direktföderungen:http://www.go-international.at/io-folder-direktfoerderungen.pdf

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Österreich, Europa und die Welt

Gespräch von LH Pröll mit tschechischem Verkehrsminister Tok

Landeshauptmann Erwin Pröll traf am 15.Jänner im Landhaus in St. Pölten mit

dem Verkehrsminister der Republik Tsche-chien, Dan Tok, zusammen, der zum erstenMal zu einem offiziellen Besuch ins Regie-rungsviertel nach St. Pölten gekommen war.„Die grenzüberschreitende Zusammenarbeitzwischen der Tschechischen Republik unddem Bundesland Niederösterreich hat guteTradition“, betonte Pröll. Im Zentrum desArbeitsgespräches stand die Verkehrs-Infra-struktur: der weitere Ausbau der Nordauto-bahn und die Franz Josefs-Bahn.

Von niederösterreichischer Seite gebe es„großes Interesse, daß wir rasch vorankom-men“, hielt Pröll im Zusammenhang mit demAus- und Weiterbau der Nordautobahn fest.Derzeit laufe der Ausbau des TeilstücksSchrick-Poysdorf Nord und man gehe davonaus, daß man diesen Teil 2017 seiner Be-stimmung übergeben könne. Großes Ziel seies, nach Inbetriebnahme des letzten Teilstük-kes von Poysdorf-Nord bis nach Drasenho-fen im Jahr 2018 so weit zu sein, daß mandurchgehend bis zur Staatsgrenze fahrenkönne. Natürlich habe man auch großes Inter-esse daran, daß es jenseits des österreichi-schen Staatsgebietes einen Autobahnan-schluß Richtung Brünn/Prag gebe, so Pröll:„Wir haben heute die Information des Ver-

kehrsministers erhalten, daß die UmfahrungMikulov große Priorität genießt.“

Der Ausbau der Franz-Josefs-Bahn solledie Fahrzeit von Gmünd nach Wien, die der-zeit über zwei Stunden betrage, unter zweiStunden senken, sagte der Landeshauptmannweiters. Daher bestünde auch großes Inter-esse daran, „daß wir auf tschechischer Seiteeine Ausbaufacette ermöglichen von CeskeVelenice bis Budweis“, so Pröll: „Auch des-halb, weil der Flughafen in Budweis in Zu-kunft große Bedeutung bekommen wird."

Verkehrsminister Tok bedankte sich fürdas „äußerst angenehme Gesprächsklima“.Die Anbindung zwischen Tschechien undNiederösterreich sei sehr wichtig, „denn Ös-terreich und Niederösterreich sind für unswichtige Wirtschaftspartner“, betonte er. Eswerde alles getan, um den Ausbau der Nord-autobahn intensiv voranschreiten zu lassenund man konzentriere sich auf die Um-fahrung Mikulov. Die Nutzung der Franz-Josefs-Bahn bezeichnete er als „äußerstattraktiv“.

LH Erwin Pröll (r.) und der Verkehrsminister Tschechiens, Dan Tok

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»Deutsch-Tschechisch-Slowakisch« für die Feuerwehr

Eine gut funktionierende Feuerwehr ist injedem Land wichtig. Um im Ernstfall

schnelle, grenzüberschreitende Hilfe ge-währleisten zu können, muß die Zusammen-arbeit der Einsatzkräfte gestärkt werden. Vorallem vorliegende Sprachbarrieren gilt es da-bei zu überwinden. „Im grenzüberschreiten-den Einsatz sind Nachbarsprachen-Kenntnis-se besonders wichtig. Eine damit verbunde-ne rasche und optimale Kommunikation un-ter den Einsatzkräften kann im Ernstfall auchLeben retten“, so Niederösterreichs Landes-rätin Barbara Schwarz bei der Präsentationdes neuen Feuerwehr-Sprachführers „Deutsch-Tschechisch-Slowakisch“ des Sprachkompe-tenz.Zentrums der NÖ Landesakademie.

In diesem werden grundlegende Sprach-kenntnisse über Organisation und Ausrü-stung sowie zu Einsätzen bei Bränden, Un-fällen, Hochwasser und grenzüberschreiten-den Übungen vermittelt. Neben den Fach-wörtern wird auch eine umfangreiche Samm-lung von Redewendungen und -phrasen an-geboten. Der Sprachführer ist eine Weiter-

entwicklung des Wörterbuchs „Horí – Esbrennt“, das 2009 erschienen ist. Damalshaben bereits 400 Feuerwehrleute am Sprach-kurs zur Publikation teilgenommen.

„Heutzutage ist grenzüberschreitendeZusammenarbeit selbstverständlich. Und

dies vor allem und besonders zwischen denEinsatzorganisationen von Nachbarstaaten.Unser neuer Sprachführer soll dabei helfen,Sprachbarrieren abzubauen und rasch zuüberwinden", betonte Christian Milota, Ge-schäftsführer der NÖ Landesakademie.

v.l.: Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, Landesrätin BarbaraSchwarz und Landesakademie-Geschäftsführer Christian Milota

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Auslieferung der ersten Airbus A320neo startet

Die FACC AG, ein führender Luft-fahrtzulieferant von Leichtbauteilen und

Partner aller großen Flugzeughersteller – mitSitz im oberösterreichischen Ried im Inn-kreis –, ist mit Hightech-Composite-Kompo-nenten und -Systemen an Bord der A320neo,des jüngsten Mitglieds der verkaufsstarkenA320-Familie. Mit bis dato mehr als 4300Bestellungen von über 75 Kunden seit derMarkteinführung im Jahr 2010 nimmt dieA320-Familie rund 60 Prozent des Marktan-teils bei Kurz- und Mittelstreckenflugzeugenein. „Aktuell statten wir monatlich 44 Flug-zeuge der A320-Linie mit unseren hochwer-tigen Komponenten aus. Airbus plant, ab2019 pro Monat 60 A320neo zu liefern“, soWalter Stephan, Vorstandsvorsitzender derFACC AG. Die A320neo-Familie wird dem-nach bei voller Fertigungsrate 2019 über 450Mitarbeiter bei FACC beschäftigen und so-mit wesentlich zur Auslastung heimischerStandorte und zum nachhaltigen Wachstumvom FACC beitragen.

Für die A320neo-Familie liefern alle dreiFACC Divisionen Komponenten: FACCAerostructures konnte vor kurzem mit der

Erstauslieferung der Landeklappen einenwichtigen Projektmeilenstein erzielen. Zu-sätzlich werden die neuen Flügelenden ge-fertigt, die die Aerodynamik und Effizienzdes Mittelstreckenflugzeugs verbessern undden Treibstoffverbrauch um bis zu vier Pro-zent senken. Die Flügel-Rumpf-Verkleidun-gen, die Staulufteinlässe, Antennenstützenund Rippenanschlußwinkel sowie Verklei-

dungen am Triebwerk und der Triebwerks-aufhängung kommen ebenfalls von FACC.

FACC Innovationen finden sich auch inder Passagierkabine: FACC Interiors hat einzukunftsweisendes Konzept für Gepäckab-lagen entwickelt, das es den Passagieren er-möglicht, die Gepäckfächer leichter zu bela-den, das bietet höheres Ladevolumen. http://www.facc.com

FACC Fertigungsstraße für Landeklappen der A321neo

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Steiermark will sich am Projekt »Autonomes Fahren« beteiligen

Die Europäische Kommission ruft derzeitim Rahmen des Forschungsprogramms

„Horizon 2020“ dazu auf, an einem Flotten-versuch für „autonomes Fahren" teilzuneh-men. Für die Steiermark eröffnet sich dabeidie große Chance, als eine von drei bis fünfausgewählten europäischen Testregionen ge-meinsam mit dem benachbarten Slowenienan diesem Projekt teilzunehmen. Das Kom-petenzzentrum „Virtual Vehicle“, eines vondrei steirischen Super-Kompetenzzentrennach dem COMET-Programm des Bundes,koordiniert die entsprechende Einreichung.Am 14. Jänner hat die Steiermärkische Lan-desregierung einen „Letter of Committment“beschlossen, mit dem die bestmögliche Un-terstützung des Projekts seitens des Landeszugesichert wird.

Das Vorhaben wird sowohl von Verkehrs-landesrat Jörg Leichtfried als auch von Wirt-schaftslandesrat Christian Buchmann vollunterstützt. Mit diesem Pilotversuch sollenErfahrungswerte in bezug auf die Praxissi-tuation, Verkehrssicherheit, Transportmana-gement und Energieverbrauch gesammeltwerden. In weiterer Folge ist es das Ziel, eineuropaweit akzeptiertes gesetzliches Rah-menwerk zu erarbeiten.

Die Rahmenbedingungen für selbstfah-rende Fahrzeuge auf ausgewählten öffentli-chen Straßen in der Steiermark sind selbst-verständlich noch festzulegen. Die entspre-chenden gesetzlichen Voraussetzungen wer-den derzeit bereits mit Experten im Bundes-

ministerium für Verkehr, Innovation undTechnologie vorbereitet und sollen bis Som-mer 2016 durch einen Beschluß des Parla-ments geschaffen werden. Der Start des Flot-tenversuchs ist für das erste Quartal im Jahr2017 vorgesehen.

Das Forschungszentrum Virtual Vehicle arbeitet seit Jahren zusammen mit Fahr-zeugbauern wie beispielsweise BMW an Lösungen für den neuen Industriebereich»automatisiertes Fahren« und sieht darin große Chancen für die Steiermark bzw.Österreich.

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Flughafen Wien 2015: Neuer Passagierrekord von 22,8 Mio.

2015war ein Rekordjahr für denFlughafen Wien: Über 22,8

Mio. Passagiere verzeichnete der 4-Sterne-Airport trotz krisen- und streikbedingterHerausforderungen, das entspricht einemPlus von 1,3 Prozent. Wachstumstreiber wa-ren vor allem neue Langstrecken-Verbindun-gen, neue Destinationen und Frequenzerwei-terungen. Auch für 2016 ist der Ausblickoptimistisch: Die Flughafen Wien AG erwar-tet ein Passagierwachstum zwischen 0 und2 Prozent, sowie Steigerungen bei Umsatz,EBITDA und Nettoergebnis.

„2015 war für den Flughafen Wien einerfolgreiches Jahr: Wir verzeichneten mit22,8 Mio. Reisenden ein neues Rekorder-gebnis beim Passagieraufkommen und konn-ten das Flugangebot um neue Destinationenund Verbindungen ab Wien erweitern. Ge-rade die Mittel- und Langstrecke verzeichne-te ein starkes Wachstum und konnte damitdie krisenbedingten Rückgänge auf anderenVerbindungen mehr als kompensieren. Daszeigt, daß unsere Aviationstrategie funktio-niert. Ein besonderes Highlight in 2015 wa-ren das 4-Stern-Prädikat und der Preis für

die beste Flughafenmannschaft Europas. Da-mit spielt der Flughafen Wien in einer Ligamit internationalen Drehkreuzen wie Am-sterdam-Schiphol, Paris-Charles de Gaulleoder London-Heathrow. Die Weiterentwick-lung unserer Servicestrategie ist auch in die-sem Jahr ein wichtiger Schwerpunkt. Ins-

gesamt sind wir für 2016 optimistisch: Auchwenn die Auswirkungen der Krisensituationenin einzelnen Regionen spürbar sind, so rech-nen wir insgesamt mit einem Passagierwachs-tum zwischen 0 und plus 2 %.“, so JulianJäger, Vorstand der Flughafen Wien AG. http://www.viennaairport.com

Für das Jahr 2016 rechnet die Flughafen Wien AG mit einer stabilen Entwicklungbei den Bewegungen zwischen -1 % und 0 %.

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Flughafen Innsbruck feiert 90. Geburtstag mit großen Erfolgen

Eröffnet wurde er in der Innsbrucker Rei-chenau mit dem ersten Linien-Flugbe-

trieb nach München: Der Innsbrucker Flug-hafen feierte sein 90jähriges Bestehen undgilt als bestens gemanagter Alpenairport. ZumStart in die Wintersaison gibt es eine neueLinienverbindung nach Helsinki sowie einedeutliche Frequenzerhöhung nach London,Manchester und Amsterdam. Für das heurigeJahr 2015 wird ein kleines Passagierplus ge-genüber dem Vorjahr erwartet.

„Der Innsbrucker Flughafen ist in seiner90jährigen Geschichte ein für das Land Tirolstrategisch nicht mehr wegzudenkenderTraditionsbetrieb geworden. Allein im heuri-gen Winter werden 19 Städte in Europa an-geflogen.

Darunter gibt es eine Premiere mit einemneuen Linienflug der Finnair nach Helsinkisowie Frequenzerhöhungen nach London,Manchester und Amsterdam“, gab Tirols Be-teiligungslandesrätin Patrizia Zoller-Frisch-auf bekannt. „Mein Dank gilt Aufsichtsrats-chefin Paula Stecher und FlughafendirektorMarco Pernetta für ihr engagiertes und um-sichtiges Wirken in einem durch viele inter-nationale Krisen gekennzeichneten Umfeldder Luftfahrtbranche.“

„Als Tor nach Tirol und auch in die Weltist ein Flughafen wie der in Innsbruck unver-zichtbar für unseren Wirtschaftsstandort. Des-halb freut es mich, daß wir mit viel Opti-mismus auch ins neue Jahr 2016 gehen dür-fen, weil der Flughafen auf eine fundierte undstabile Verkehrsentwicklung schauen kann“,betont die Wirtschaftslandesrätin. Ziel ist das

Erreichen von einer Million Passagieren. AmFlughafen sind 30 Unternehmen angesiedelt,die rund 1000 ArbeitnehmerInnen beschäfti-gen. Rund 150 Arbeitsplätze direkt bei derFlughafenbetriebsgesellschaft sowie nochweitere 1500 Arbeitsplätze werden indirektvom Flughafen abgesichert. http://www.flughafen-innsbruck.at

v.l.: Bei der Ehrung des Flughafens Innsbruck anläßlich des 90jährigen Bestehens:Prokurist Helmut Wurm, Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf, Flughafen-direktor Marco Pernetta sowie Prokurist und Marketingleiter Patrick Dierich

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Oberösterreich: Agrarpolitik kennt keine Landesgrenzen

Gerade in für die Landwirtschaft heraus-fordernden Zeiten wie diesen darf

Agrarpolitik keine Landesgrenzen kennen“,betonte der Oberösterreichs AgrarlandesratMax Hiegelsberger. Darauf hat er sich beider Wintertagung der Deutschen Landwirt-schafts-Gesellschaft (DLG) in München mitseinem bayerischen Amtskollegen HelmutBrunner und dem DLG-Präsidenten Carl-Albrecht Bartmer verständigt. „Es gibt einklares Bekenntnis, daß die beiden Bundes-länder bei den Anstrengungen für die Bäu-erinnen und Bauern an einem Strang zie-hen“, so Hiegelsberger. „Ein sehr schwieri-ges Jahr liegt hinter uns. Daher lautet derAuftrag für die Politik im neuen Jahr umsomehr, ein verläßlicher Unterstützer undBegleiter bei der Bewältigung künftigerAufgaben zu sein.“

Christoph Amberger, GeschäftsführenderVorstand des Forums Moderne Landwirt-schaft, untermauerte in seinem Vortrag dievielfältigen Kommunikationsmöglichkeitenfür die BäuerInnen. Der Agrarsektor müssedemnach selbst verstärkt moderne Mediennutzen und nicht nur Fachjournalisten die

Informationen liefern. Die große Chancedabei sei, daß die Glaubwürdigkeit von ein-zelnen LandwirtInnen höher sei als von Un-ternehmen und Verbänden, so Amberger. Alsfür die Bevölkerung interessante Schwer-punktthemen nannte er den Arbeitsalltag, dieVermarktung und die Pflege der Kulturland-schaft. „Landwirtschaft braucht Wertschät-

zung und Anerkennung“, zitierte LandesratHiegelsberger eine der Kernbotschaften Am-bergers.

Die Lage für Milch- und Fleischprodu-zenten bleibt jedenfalls dies- und jenseits derGrenze weiter angespannt. „Es ist nach wievor ein Überangebot vorhanden“, sagt Hie-gelsberger.

Setzen sich grenzüberschreitend für den Agrarsektor ein (v.r.): Landesrat MaxHiegelsberger, DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer und Minister Helmut Brunner

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Tirol unterstützt Feuerwehrwesen in Kroatien

Seit sieben Jahren hilft das Land Tirolgezielt beim Wiederaufbau der Feuer-

wehren in Kroatien. Seit Beginn der Aktionwurden vom Land Tirol 76 ausgetauschteFeuerwehrfahrzeuge kostenlos zur Verfü-gung gestellt. Außerdem wurden bislang 29Feuerwehrkommandanten aus den RegionenPozega-Slawonien und Vukovar-Srijem ander Landesfeuerwehrschule in Telfs ge-schult.

„Wir haben in Tirol bestens ausgebildeteund ausgerüstete Feuerwehren und wissenum den Wert der Feuerwehren. Wir wolleneinen Beitrag dazu leisten, daß das Feuer-wehrwesen auch in Kroatien weiter verbes-sert wird“, befürwortet LHStv Josef Geislerdas Hilfsprogramm. Neben Fahrzeugen undAusrüstungsgegenständen bietet das LandTirol auch Ausbildung und Begleitung beider Verbesserung der Strukturen. „Im Zugedes Krieges wurden gerade in Vukovar undUmgebung die Mehrzahl der Feuerwehr-häuser sowie Feuerwehrfahrzeuge und Aus-rüstung vernichtet“, erklärt der Koordinatorder Aktion Peter Logar. Ziel sei es, dasFeuerwehrwesen in Kroatien durch eine re-gional begrenzte und mehrjährige Hilfe zustärken.

In der Region Pozega-Slawonien imOsten Kroatiens ist das Land Tirol seit 2008tätig, in Vukovar-Srijem seit dem Hochwas-serjahr 2014. Zum Dank für die bisherigeHilfe beim Aufbau der Feuerwehr wurdeTirols LHStv Josef Geisler vom Präsidenten

der Region Vukovar-Srijem eine der höch-sten Auszeichnungen verliehen. Überbrachthaben die Ehrung der Feuerwehrkomman-dant der Region, Zdenko Jukic, und seinStellvertreter Kresimir Jelic. http://www.leitstelle-tirol.at/Feuerwehr.8.0.html

LHStv Josef Geisler (Mitte) wurde vom Feuerwehrkommandanten der kroatischenRegion Vukovar-Srijem, Zdenko Jukic und seinem Stellvertreter Kresimir Jelic (re.)für die Unterstützung des Feuerwehrwesens geehrt. Koordiniert wird das Hilfspro-gramm von Peter Logar (2. von li.). Der ehemalige Tiroler Landesfeuerwehrkom-mandant Klaus Erler steht als Feuerwehrexperte und Berater zur Verfügung.

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Stiftsbibliothek Klosterneuburg im Zentrum der Wissenschaft

Kunst und Handwerk der Buchmalereisowie frühe Buchdrucke aus der Zeit

Gutenbergs standen im Mittelpunkt derTagung „Unter Druck“, die vom Institut fürMittelalterforschung organisiert an der Öster-reichischen Akademie der Wissenschaften inWien stattfand. ExpertInnen aus aller Weltpräsentierten die neuesten Ergebnisse ihrerForschungen zur Buchkultur in der zweitenHälfte des 15. Jhdt., als es durch die Erfin-dung des Buchdrucks zu einem einschnei-denden Medienwechsel kam.

Am 17. Jänner besuchten die rund 60 dieaktuelle Sonderausstellung „Kloster, Kaiserund Gelehrte“ sowie die Bibliothek des Stif-tes Klosterneuburg. Mit ihren rund 280.000Bänden, 860 Inkunabeln und 1250 mittelal-terlichen Handschriften ist sie die größte wis-senschaftliche Privatbibliothek Österreichsund eine der größten Mitteleuropas. Geradeaus dem Spätmittelalter sind zahlreicheprächtig ausgestaltete Bücher erhalten. Siewurden von den „Wiener Hofminiatoren“ il-luminiert, die vor allem für die HabsburgerFriedrich III. und Maximilian I. tätig waren.

Die Habsburger suchten die Nähe zumalten Stift der Babenberger, das als religiöses

und intellektuelles Zentrum vom 12. Jahr-hundert bis zum Ende der Donaumonarchiein guten Beziehungen zum landesfürstlichenHof und auch zu den gebildeten Eliten bzw.der Universität in Wien stand. Diese Bezie-hungen spiegeln sich bis heute in den Be-ständen der Stiftsbibliothek wider, die der

Wissenschaft ein großes Spektrum an For-schungsfragen ermöglichen.

In der Ausstellung werden noch bis EndeJuni 2016 einige der schönsten Handschrif-ten und Inkunabeln aus der Stiftsbibliothekgezeigt. http://www.stift-klosterneuburg.at

v.l.: EH Meinrad Bolz Can. Reg., Maria Theisen, Irina von Morzé und ChristineGlassner (ÖAW) und Martin Haltrich, Leiter der Stiftsbibliothek

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Großer Erfolg für die österreichische Architektur

Zwei europaweite Wettbewerbe in Luxem-bourg und Deutschland gewonnen: Das

Krankenhaus „Südspidol“ in Luxembourgwird ein kompletter Neubau, das „Universi-tätsklinikum“ Freiburg in Deutschland erhälteine moderne Station für Kinder und Jugend:große internationale Erfolge für ein Teamunter der Federführung von Architekt AlbertWimmer. Health Taem Vienna ist eine Bie-tergemeinschaft der Albert Wimmer ZT-GmbH und Architects Collective ZT GmbH.

„Der Erfolg in diesen internationalenWettbewerben ist ein großes Lob für unserTeam und auch eine schöne Anerkennung

für die österreichische Architektur. Wir sindmit mutigen und unorthodoxen Entwürfen indiese Wettbewerbe gegangen […] Ich freuemich, daß unsere Expertise im Ausland soanerkannt wird und wir mit diesen Erfolgenauch einen kleinen Beitrag zum Wirtschafts-standort Österreich leisten können“, so Ar-chitekt Wimmer.

Bereits im Oktober konnte das HealthTaem Vienna mit einem innovativen Kon-zept den Bau des neuen Krankenhauses Lu-xembourg mit rund 600 Betten für sich ent-scheiden. Das Spital soll bis 2022 fertigge-stellt werden, Baubeginn ist 2018. Das neue

Krankenhaus soll mit seinem völlig neuenRaumkonzept zu einem Lifecycle hospital/Green hospital werden und somit zu einemder modernsten Spitäler Europas.

Auch konnte sich das Health TaemVienna mit seinem Konzept im internationa-len Wettbewerb um den Neubau eines Teilsdes Krankenhauses Freiburg durchsetzen.Baubeginn für die neue Station mit rund 160Betten ist 2017 und soll bis 2021 fertigge-stellt werden. http://www.awimmer.at

Rendering Luxembourg: Süd-spidol mit Wasserpromenade

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Trotz heftigen Schneefalls und Verkehrs-chaos fanden sich am Abend des

20. Jänner etwa 150 Gäste in der Österrei-chischen Botschaft in Washington DC ein,um an der Eröffnung der Ausstellung „TheJewish Museum Vienna on InternationalCourt“ teilzunehmen. Das Jüdische Museumzeigt bis 18. März 2016 die Ausstellungen„Lessing zeigt Lessing“ und „A Good Day“des in Wien lebenden amerikanischen Künst-lers Andrew Mezvinksy. Im Beisein der Ge-neralsekretärin des Nationalfonds und Co-Kuratorin der Ausstellung, Hannah Lessing,lobte der designierte österreichische Bot-schafter in Washington, Wolfgang Waldner,die großartige Kooperation mit dem Jüdi-schen Museum Wien und seiner DirektorinDanielle Spera.

Waldner hob hervor, daß die Arbeit desÖsterreichischen Nationalfonds und seinerGeneralsekretärin in Washington DC hohesAnsehen genieße. Spera betonte, daß die bei-den Ausstellungen ein differenziertes Öster-reich-Bild vermitteln: „Wir zeigen Österreichaus der Perspektive zweier ganz unterschied-licher Künstler – Erich Lessing und AndrewMezvinsky. Erich Lessing mußte als jüdi-scher Jugendlicher 1939 aus Wien flüchten,

kehrte nach 1945 zurück und half beimAufbau des demokratischen Österreichs mit,weil er von dessen Wichtigkeit überzeugt war.Andrew Mezvinsky gehört einer anderen Ge-

neration an – er fand als junger jüdischeramerikanischer Künstler nach vielen Reisendurch die Welt in Wien seine neue Heimat.Beide vertreten in ihrem Werk zwei ganz un-terschiedliche Positionen, die das Bild einesneuen Österreich repräsentieren.“ Lessingsprach über ihren Vater, der nicht nur dieösterreichische, sondern als Magnum Foto-graf auch die internationale Szene maßgeb-lich beeinflußt hat: „Die Arbeit meines Va-ters ist seine Welt. Darin als Kind einen Platzzu finden, war eine Herausforderung, gleich-zeitig aber auch ein Schatz an Erfahrungen,aus dem ich lernen konnte. Meinen Vater undmich verbindet das Festhalten der Zeit, dieMagie, Erinnerung zu bewahren, immer imZusammenhang mit der Frage, ob wir mitunserer Arbeit, die Welt zumindest ein biß-chen zum Bessern verändern können.“ An-drew Mezvinsky sprach über die Inspirationfür seine Ausstellung „A Good Day“ durchdas Buch „Ist das ein Mensch“ von PrimoLevi, in dem Levi seine Erfahrungen in Au-schwitz reflektiert, aber auch über seineLiebe zu Wien. „Ich bin durch die halbe Weltgereist und glücklich, seit fünf Jahren in Wien

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Österreich, Europa und die Welt

»Lessing zeigt Lessing«und »A Good Day«

Das Jüdische Museum Wien präsentiert zwei Ausstellungen im österreichischen Kulturforum in Washington

v.l.: Hannah Lessing (Generalsekretärin des Nationalfonds und Co-Kuratorin derAusstellung), Danielle Spera (JMW-Direktorin und Kuratorin), Helena Hartlauer(bei Wien Tourismus für Internationale Presse USA, Kanada, Großbritannien,Australien verantwortlich) und Wolfgang Waldner (designierter österreichischerBotschafter in Washington bei der Ausstellungseröffnung

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Fotografien des berühmten österreichischen Magnum-Fotografen Erich Lessing

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leben und arbeiten zu können“, so Mezvins-ky. Die BesucherInnen, darunter RabbinerAndrew Baker, Vertreter verschiedenster Jü-discher Organisationen des State Department,des Holocaust Memorial Museums, sowieVertreterInnen verschiedener Botschaftenzeigten sich über die Ausstellungen sehr be-rührt.

Andrew M. Mezvinskys Ausstellung „AGood Day“ ist eine Multimediainstallation,die von Primo Levis Erzählung über die De-finition eines guten Tages in Auschwitz ge-prägt ist. „A Good Day“ – der Titel, denPrimo Levi wählte und Mezvinsky für seineArbeit übernimmt –, spielt auf die erste Son-ne in Auschwitz an, die eine kleine Hoffnungauf Überleben birgt. Mit Hilfe von interakti-ven, handgezeichneten Animationen und derneuesten Multimediatechnologie wurde einRaum geschaffen, der die Grundbedingun-gen der menschlichen Existenz im Momentwiderspiegelt und die BesucherInnen wer-den Teil der Installation.

„Lessing zeigt Lessing“ stellt eine sehrpersönliche Auswahl Hannah Lessings ausFotografien ihres Vaters vor, der als jüdi-sches Kind die Verfolgung und Deportationseiner Familie aus Wien erlebte. Ihm selbstgelang die Flucht nach Palästina. Nach sei-ner Rückkehr nach Österreich 1945 wurde erFotoreporter bei Associated Press, Mitgliedbei Magnum Photos und 1956 zum Chroni-sten des ungarischen Volksaufstand. SeinFoto anläßlich des österreichischen Staats-vertrages wurde zu einer Ikone des neuenÖsterreich. http://www.acfdc.orghttp://www.jmw.at

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Österreichs Außenminister Leopold Figl am Balkon des Belvedere zeigt der begei-sterten Menschenmenge den österreichischen Staatsvertrag, 1955 (Ausschnitt)

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Andrew M. Mezvinsky in seinem Atelier

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Andrew M. Mezvinsk: »Die Verwendung von Heuschrecken zur Verzauberung«,2011, verschiedene Techniken und Öl auf Stoff mit Neonlicht, 240x150cm

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Die Indienreise von Bischof Ägidius J.Zsifkovics, der eine Delegation der

Diözese Eisenstadt während eines 12tägigenAufenthalts in der Diözese Kanjirapally imBundesstaat Kerala an der südwestlichenSpitze des indischen Subkontinents anführte,war weit mehr als das Eintauchen in die soüberaus lebendige und kraftvolle Religiosi-tät, in die Kultur und Gesellschaft der bevöl-kerungsreichsten Demokratie der Welt. Eswar ein Fest unter Freunden, zelebriert vonPartnern, die einander seit Jahrzehnten infreundschaftlicher Verbundenheit begegnen.„Es ist ein wunderbar beglückendes Gefühl,den von Bischof Stephan László begonnenenund von Bischof Paul Iby nahtlosen fortge-setzten Stollen eines Herzensbergwerks ver-tiefen zu dürfen“, so Bischof Zsifkovics.

Burgenländisch-indisches PriesterbandDer Bischof nahm an der Priesterweihe

der beiden Theologiestudenten Lijo ThomasJoseph und Shinto Varghese Michael teil, dieaus der indischen Diözese Kanjirapally stam-men und im Burgenland tätig sind. Als Dia-kone reisten sie in ihre indische Heimat, alsPriester werden sie in die Diözese Eisenstadtzurückkehren, nachdem sie in ihrer Heimat-diözese Kanjirapally geweiht wurden. Kan-jirapally ist Teil der syro-malabarischen Kir-che, die den Papst und Bischof von Rom alsOberhaupt anerkennt und sich zugleich litur-gische Eigenheiten bewahrt hat.

„Die spirituelle Kraft und Verankerungder indischen Christen erleben zu dürfen undGast zu sein dieser so lebensfroh ausge-drückten Offenheit für Transzendenz ist einbesonderes Geschenk“, freute sich BischofZsifkovics. Vor den gut 1500 Gläubigen, dieanläßlich einer Kirchweihe versammelt wa-ren, sagte der Eisenstädter Diözesanbischof:´“Euer Glaube gibt uns Europäern Kraft.“

Indischer Bischof dankt EisenstadtVon großer Dankbarkeit und Wertschät-

zung war die Begegnung mit dem Bischofder Diözese Kanjirapally, Mar MathewArackal, geprägt. Die Partnerschaft, so Bi-schof Arackal, zwischen der Martinsdiözeseim Zentrum Europas und den Christen an derSüdspitze Indiens beschränke sich nicht ein-

zig auf die Unterstützung konkreter undnachhaltiger Hilfsprojekte, die durch bur-genländische Mittel aus der Fastenaktion derDiözese Eisenstadt ermöglicht wurden underfolgreich betrieben werden. Es sei dasBand der Seelsorge, der christlichen Caritas,der Mitmenschlichkeit und der Glaubens-tiefe, das die seit über 30 Jahre bestehendePartnerschaft so besonders machen würde:„Ihr habt die Mühen der langen Reise unddes Aufenthalts bei uns nicht gescheut; dasist ein besonderes Zeichen eurer Nähe undLiebe zu uns“, so Bischof Arackal wörtlich.

Weihe: Herzensnähe trotz räumlicher Weite

Die syro-malabarische Kirche ist aposto-lischen Ursprungs und geht auf die urkirch-liche Missionstätigkeit des Apostels Thomaszurück. Nach Jahrhunderten der eigenständi-gen Entwicklung kam die Wiederanbindungan das Papsttum in Rom für einen Teil derindischen Christen mit den Portugiesen, diesich ab Ende des 15. Jahrhunderts auf demSubkontinent ansiedelten und diesen zueinem Kolonialreich machten.

Die Priesterweihe findet in der syro-mal-abarischen Kirche immer in der Heimatpfar-re des Weihekandidaten statt. Der Noch-Dia-kon verbringt den Abend vor der Weihe zu-sammen mit dem Bischof im Gebet und in

Gesprächen und reist am kommenden Tagmit dem Bischof gemeinsam an. Zu der ver-sammelten Volksmenge, die der Priesterwei-he beiwohnt, zählen immer auch zahlreicheHindus und Muslime, zumal das interreligi-öse Miteinander im Bundesstaat Kerala auffesten Beinen steht. Das Weihesakramentwird nicht innerhalb der Messe gespendet,sondern ist in eine selbstständige Liturgieeingebettet.

Bischof Arackal und sein Gast aus derMartinsdiözese, Bischof Zsifkovics, vollzo-gen gemeinsam die rituelle Abhandlung derPriesterweihe.

Martins-Brücken der Menschlichkeit„Martinstaten kennen keine Grenzen der

Geografie oder Herkunft. Die Martins-brücken der Menschlichkeit zwischen Eisen-stadt und Kanjirapally, die vom Burgenlandbis zum indischen Subkontinent reichen, sindder beste Beweis dafür“, sagte der Bischof,der während seiner Indienreise zahlreiche vonder Diözese Eisenstadt unterstützte soziale,karitative und seelsorgerische Einrichtungenim Bistum Kanjirapally besuchte und sichvom Erfolg der Projekte überzeugen konnte.Zudem festigte und vertiefte er die seit mehrals 30 Jahren bestehende Partnerschaft undFreundschaft zwischen den beiden Diöze-sen.

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Ein Fest unter FreundenDiözesanbischof Aegidius J. Zsifkovics nahm an der Priesterweihe zweier im

Burgenland tätiger Theologiestudenten im Südwesten Indiens teil – Burgenländer besuchen Hilfsprojekte

Bischof Ägidius J. Zsifkovics mit seiner Delegation der Diözese Eisenstadt

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»Netzwerk der Nächstenliebe«Der erste Bischof der Diözese Eisenstadt,

Stefan László, weihte nicht nur den Grund-stein für ein Waisenhaus in der Stadt Pon-kunnam in dem rund 33,4 Millionen Einwoh-ner umfassenden indischen BundesstaatKerala, er wurde auch selbst zum Grundsteineiner vom christlich-caritativen Pioniergeistgetragenen Partnerschaft, die Bischof Zsif-kovics mit seiner Reise erneut bekräftigte.Er zeigte sich von der Erweiterung der So-zialeinrichtung in Ponkunnam hin zu einemmodernen Heim für Menschen mit Behinde-rungen ebenso beeindruckt wie grundlegendvom sozialen Engagement der christlichenKirchen: „Christen knüpfen im ganzen Bun-desstaat ein Netzwerk der Nächstenliebe undHilfsbereitschaft, das Bedürftigen, Armenund Notleidenden unabhängig ihrer religiö-sen Zugehörigkeit oder gesellschaftlichenStellung zugutekommt“, so der Bischof.

Begegnungen der HerzlichkeitWie stabil und bedeutsam die „Martins-

brücke der Menschlichkeit“ zwischen demBurgenland und Indien ist, unterstrich auchein Besuch bei Pfarrer Abraham Parampil,der als Erster aus der Diözese Kanjirapallynach Eisenstadt kam und im Gespräch mitBischof Zsifkovics die Herzlichkeit der Be-gegnung, wie sie seit dem ersten Kennenler-nen mit Bischof László auf den Weg ge-bracht wurde, fortsetzte. „Einen Grundsteinzu legen und die ersten Schritte zu setzen,wodurch ein Aufeinander-Zugehen und Ein-ander-Händereichen in Gang kommt, sindder Keim für eine Freundschaft, die zwischenbeiden Diözesen so lange anhaltende undwichtige Früchte gebracht hat.“

Der Eisenstädter Diözesanbischof traf imRahmen seiner Reise die Provinzoberin derSchwestern der Nächstenliebe und zwei ausder knapp 18.000-Einwohner-Stadt Mattoorin Kalady stammende Ordenspriester der Re-demptoristin, die im Burgenland tätig sind.Zusammen mit der burgenländischen Dele-gation wohnte er einer Kirchweihe in Kan-nampally bei. Dank finanzieller Unterstüt-zung durch die Fastenaktion der DiözeseEisenstadt kann dem deutlichen Anwachsender katholischen Gemeinde mit der Errich-tung eines neuen Gotteshauses Rechnung ge-tragen werden. Viele der Gottesdienstbesu-cher leben in kleinbäuerlichen Verhältnissen.

Eisenstädter Hilfe fürGesundheitseinrichtungen

Eine weitere Martinsbrücke zielt auf einim Jahr 2001 von der Diözese Kanjirapally

übernommenes und seit 50 Jahren bestehen-de Spital, das dank burgenländischer Hilfeerweitert und ausgebaut werden konnte undden zumeist in der Landwirtschaft beschäf-tigten Menschen dieser Region eine wichtigemedizinische Anlaufstelle ist. Wie wichtigder Know-how-Transfer für eine nachhaltigeHilfe ist, verdeutlicht das Beispiel von Schwe-ster Ildephonse: die Ordensfrau und Gynäko-login absolvierte ihre Facharztausbildungam Krankenhaus Barmherzige Brüder inEisenstadt und stellt ihr Wissen einer derwichtigsten medizinischen Abteilungen derEinrichtung in der geburtenstarken Regionzur Verfügung. Zwei weitere Ordensfrauen,Sr. Stella und Sr. Benno, konnten ihr Medi-zinstudium dank Unterstützung der DiözeseEisenstadt in Wien absolvieren und bringensich mit viel Engagement und Kompetenzfür die Patientinnen und Patienten ein.

Burgenland – Indien: Verläßliche Martinsachse

„Eine gute Partnerschaft braucht Konti-nuität und Verläßlichkeit sowie Nachhaltig-keit mit einem klaren und visionären Blickfür die Zukunft“, betonte Bischof Zsifko-vics, der sich von einer Krankenschwestern-Schule, deren Aufbau dank 15 Jahre langer,stetiger Unterstützung durch die DiözeseEisenstadt möglich wurde, beeindruckt zeig-te. Auch bei der Etablierung zeitgemäßermedizinischer Geräte und Räumlichkeitenhatte die Martinsdiözese ihre Hände imSpiel.

Besonders herzlich gestaltete sich dasTreffen des Eisenstädter Bischofs mit Bi-schof Sebastian Thekethecheril in Kottayam,

der aufgrund eines Burgenland-Besuchespersönliche Beziehungen zu Pannonien hatund sich herzlichst für die burgenländischeUnterstützung, die den Aufbau eines Kinder-heimes ermöglichte, bedankte. Das Bandzwischen der Martinsdiözese und Indien wur-de auch beim Besuch des großen Priester-seminars in Vadavathoor offenkundig, eingeistliches Zentrum für 270 angehendePriester aus einer Reihe von Diözesen. Unterihren Professoren ist auch Fr. James Tha-lachellor, der während seines Studienauf-enthalts in Rom unter anderem im Sommerin der Diözese Eisenstadt arbeitete und nunsein Wissen als Lehrer für Kirchenrecht wei-tergibt. Dank burgenländischer Unterstüt-zung konnten die Räumlichkeiten dieserwichtigen Ausbildungsstätte ausgestattetwerden.

Zsifkovics: Indiens lehrreiche Kraft der Spiritualität

„Martinsbrücken zu bauen bedeutet nie,aus einer vermeintlichen ÜberlegenheitHilfsbedürftigen zu begegnen, sonderndurch die Begegnung auf Augenhöhe mitzu-helfen am Aufbau von Daseinsräumen füreine würdevolle, selbstbestimmte Existenz.Und dabei können wir selbst so ungemeinviel von Indien lernen, von der hier allgegen-wärtigen Kraft der Spiritualität und Religio-sität der Menschen und ihrem Sensorium fürdas Transzendente, wie es sich in diesem rie-sigen und kulturell so farbenfrohen Land aufschier unerschöpflich vielfältige Art undWeise im ganz alltäglichen Leben manife-stiert“, so Bischof Zsifkovics. http://www.martinus.at

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Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics: »Martinsbrücken zu bauen bedeutet nie,aus einer vermeintlichen Überlegenheit Hilfsbedürftigen zu begegnen, sonderndurch die Begegnung auf Augenhöhe mitzuhelfen am Aufbau von Daseinsräumenfür eine würdevolle, selbstbestimmte Existenz.«

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Anlaß war der Internationale Holocaust-Gedenktag der Vereinten Nationen. Der

vielseitige Schauspieler trug dabei zwei ge-gensätzliche Texte vor: Einserseits Auszügeaus Henry Pickers „Hitlers Tischgespräche imFührerhauptquartier“, andererseits Abschnit-te aus Britta Pawelkes Berichtesammlung„Als Häftling geboren“. Im randvollen

Pressezentrum des Alten Rathauses Linznahmen mehr als 130 Besucher an der Ge-denkstunde teil, unter ihnen der Linzer Bür-germeister Klaus Luger, VizebürgermeisterBernhard Baier, LTgAbg. Severin Mayr undIKG-Präsidentin Charlotte Herman.

In solch turbulenten Zeiten ein Gedenkenan längst vergangene Ereignisse zu halten,sei nicht allen verständlich, so der Vorsit-zende der Österreichischen Freunde von YadVashem, Günther Schuster. Die Gegenwartbiete vielen Menschen genügend düstereNachrichten. Doch das Erinnern sei nötig,um einer Wiederholung der Geschichte ent-gegenzuwirken. An den damaligen NS-Ver-brechen tragen die Menschen heute in Öster-reich keine Schuld – aber die Verantwortung,es besser zu machen.

Der Linzer Vizebürgermeister BernhardBaier bezeichnete das Gedenken als wichti-ge, aber unheimlich schwierige Aufgabe. Diezeitliche Distanz berge die Gefahr, daß sichVergessen einschleiche; die Erinnerungschleife sich ab. Auch wenn in der Vergan-genheit viel Erinnerungsarbeit geleistet wur-de, so dürfe man doch keine Sekunde langmeinen, daß die Arbeit getan wäre.

Bürgermeister Klaus Luger zog Paralle-len zum Heute: Damals wie heute hatten dieMenschen Angst, damals wie heute kam es

auch zu pauschalen Verunglimpfungen undzur Stigmatisierung ganzer Gruppen. Heutesei eine massive Aggression in der Bevölke-rung spürbar, und die Verunglimpfung seiwieder alltagstauglich geworden: etwa wennMuslime öffentlich als potentielle Kinder-schänder und Sodomisten bezeichnet wer-den. Der Weg liege aber im gegenseitigenRespekt und nicht im Ausgrenzen.

Charakterdarsteller Cornelius Obonyaverlieh den beiden gegensätzlichen Textenseiner Lesung eine besondere Spannung:Einerseits die Abgehobenheit, in der ein„Führer“ mit ein paar Handbewegungenüber das Schicksal von Millionen Menschenentschied. Andererseits die unmittelbarenAuswirkungen seiner Entscheidungen, die inunglaublicher Brutalität vollzogen wurden –am Beispiel von Kindern, die im Konzen-trationslager Ravensbrück in die Gefangen-schaft hineingeboren wurden. In besondersstarker Form kam hier auch zum Ausdruck,wie der einen Jugend strahlende Zukunfteingeräumt wurde, während man die andereJugend emotionslos tötete oder sterben ließ.

Die sehr bewegende Lesung wurde voneiner Präsentation historischer Fotografienbegleitet und vom Linzer Klesmer-Ensemblemusikalisch einfühlsam umrahmt. http://www.austria.yad-vashem.net

Holocaust-Gedenktag in LinzAuf Einladung der Österreichischen Freunde von Yad Vashem hielt »Jedermann«-Darsteller Cornelius Obonya am 27. Jänner im Alten Linzer Rathaus eine Lesung.

Cornelius Obonya

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v.l.: LtAbg. Severin Mayr, Vizebürgermeister Bernhard Baier, IKG-Präsidentin Charlotte Herman, Ulrike & Günther Schuster(Friends of Yad Vashem in Austria), Staatssekretärin a.D. Hofrätin Beatrix Eypeltauer, Cornelius Obonya, BürgermeisterKlaus Luger und Alfred Klampfer, Vizerektor der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz im Linzer Rathaus

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Das Forschungsgebiet von Klaus-DieterMathes liegt in den Bergen Nepals und

Tibets. Der Wissenschafter der UniversitätWien hat in einem Projekt des Wissen-schaftsfonds FWF die Blüte einer buddhisti-schen Meditations-Lehre untersucht unddamit wertvolle Tibet-Geschichte bewahrt.Die Yoga- und Meditationstechniken derMahamudra stoßen seit einiger Zeit weltweitauf großes Interesse. „In der intellektuellenGeschichte Tibets nahmen diese Traditioneneine wesentliche Rolle ein“, erklärt Mathes.Seit 2012 untersucht der Tibetologe wichtigeWerke einflußreicher Meister des tibetischenBuddhismus und leistet so wertvolleGrundlagenarbeit.

Aufarbeitung überlieferter GeschichteDie wichtigsten Quellen des Wissen-

schafters sind alte Handschriften aus dem15. und 16. Jahrhundert, von denen Mathesviele in den 1990er-Jahren als damaligerLeiter des Nepal Research Centre vor Ort re-cherchiert und auf Mikrofilm gesichert hat.Seit dem Exil sind einige dieser jahrhunder-tealten Texte nur noch in den tibetischen En-klaven im Norden Nepals zugänglich. In en-ger Zusammenarbeit mit Indologen, Bud-dhologen und tibetischen Gelehrten hat einTeam um Mathes nun tibetisch buddhisti-

sche Werke identifiziert, kritisch ediert und –soweit vorhanden – mit indischen Originalenverglichen. Da bislang weder eine systemati-sche Analyse der Texte über Mahamudra er-folgt ist, noch der Versuch unternommen wur-de, die Entwicklung und die komplexe Be-ziehung dieser Lehre zu früheren Strömun-gen im indischen Buddhismus zu untersu-chen, liefern die Studien einen wichtigenBeitrag zur Religions- und Philosophiege-schichte Tibets.

Leerheit als zentrale buddhistische Weltsicht

Der Begriff „Mahamudra“ kommt ausdem Sanskrit und heißt wörtlich übersetzt„großes Siegel“. „Siegel“ steht für die Leer-heit oder Abwesenheit von inhärenter Exi-stenz. Als wahre Natur aller Gegebenheitenist es groß. Die Erkenntnis der Leerheit gehtmit einer großen Glückseligkeit einher. Ma-hamudra steht damit auch für die Vereini-gung von Glückseligkeit und Leerheit derBuddhas.

„Wir haben untersucht, wie in demZeitraum der post-klassischen Ära des Bud-dhismus Leerheit und abhängiges Entsteheninterpretiert werden“, erklärt Mathes. Diesebeiden zentralen Aspekte bedingen einander.In der buddhistischen Lehre bedeutet abhän-

giges Entstehen, daß die Welt ein Systemvon dynamischen Wechselwirkungen ist.Alles besteht nur in Relation zu anderem.Das Ich verliert folglich an Bedeutung.

Buddha-Natur – das Potential aller Wesen

Daraus wiederum erschließt sich dieLeerheit. Denn erst die Abwesenheit inhä-renter Existenz, also die Leere von eigenerNatur, ermöglicht, daß die Dinge überhauptmiteinander in Wechselwirkung treten kön-nen. Die Erkenntnis der Leerheit geht mitder Realisation der wahren Natur des eige-nen Geistes oder der sogenannten Buddha-Natur einher. Obwohl die Eigenschaften Bud-dhas, grenzenlose Liebe und Weisheit, seitjeher mit dem Persönlichkeitsstrom einesjeden Lebewesens verbunden sind, kann diesaufgrund äußerlicher geistiger „Befleckun-gen“ wie etwa Unwissenheit, Begierde oderHaß üblicherweise nicht erkannt werden.Für die Verwirklichung dieser Buddha-Naturwird gerne das Bild vom aufgewühlten Was-ser herangezogen, das dreckig erscheint.Durch die Praxis der Meditation setzt sichder Dreck und die Klarheit des Wassers tritthervor. In diesem Zusammenhang sprichtman von der „Leerheit von Anderem“, dasbedeutet, daß die Buddha-Natur leer von den

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Österreich, Europa und die Welt

Wiener ForscherInnen schreibentibetische Philosophiegeschichte

Die Yoga- und Meditationstechniken der Mahamudra stoßen seit einiger Zeit weltweit auf großes Interesse.

Die wichtigsten Quellen von Klaus-Dieter Mathes sind Handschriften und Blockdrucke des tibetischen Buddhismus.

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äußerlichen Verunreinigungen ist und diesedie wahre Natur des Geistes nicht berühren.

Hochblüte der Mahamudra-TraditionDiese auf Mahamudra beruhende Philo-

sophie wurde vom 15. und 16. Jahrhundertan systematisch vor allem in den Bka’ brgyud-Schulen des tibetischen Buddhismus vertre-ten. Zu der Zeit verfügten die Bka’ brgyud pas

über wirtschaftliche und politische Macht. InZentraltibet stellten sie zeitweise die Herr-scher. „In dieser Periode gab es sehr vielDialog und Austausch zwischen verschiede-nen Schulrichtungen“, so Mathes. „Dabeiwurde auf hohem Niveau über verschiedeneFormen von Leerheit diskutiert.“ WelcheDenkrichtungen es gab und welche Positio-nen einzelne Autoren vertraten, hat das inter-

nationale Team um Mathes in dem Projektuntersucht. Dabei haben die Wissenschaf-terInnen der Universität Wien auch grundle-gende philosophisch-religiöse Fragen ent-schlüsselt, wie diejenige der Relation zwi-schen dem Profanen und Sakralen. Ab dem17. Jahrhundert wurden die Bka’ brgyud pasunterdrückt. Damit war auch die Maha-mudra-Tradition gefährdet. Den entsprechen-den Klosteruniversitäten war die materielleGrundlage entzogen.

Klaus-Dieter Mathes forscht und lehrt seit 2010 an der UniversitätWien, wo er das Institut für Südasien-, Tibet-und Buddhismuskunde leitet. Er war zuvoran der Universität Hamburg tätig, unter an-derem als Leiter des Nepal Research Centre.Der Tibetologe hat zahlreiche Aufenthalte inNepal verbracht und besitzt eine wertvolleSammlung von Handschriften und Block-drucken des tibetischen Buddhismus. https://stb.univie.ac.at/http://www.fwf.ac.atServusTV-Beitrag, der Klaus-Dieter Mathesauf dem Weg zum Kristallberg zeigt:http://www.servustv.com/at/Medien/Bergwelten15

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Viele der alten Lehrtexte (Sutras) sind im Holzdruckverfahren hergestellt. Dielänglichen losen Blätter werden zwischen zwei dicken Buchdeckeln aus Holz auf-bewahrt und in Stoff gewickelt.

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»Forbes«-Magazin adelt Innsbrucker Physiker Prat-Camps

Innsbruck ist Anziehungspunkt für dieklügsten Köpfe Europas. Das zeigt die

jüngste Wahl von Jordi Prat-Camps unter die30 interessantesten Naturwissenschaftler un-ter 30 Jahren durch das amerikanische Wirt-schaftsmagazin „Forbes“. Der Physiker ausBarcelona forscht seit vergangenem Jahr amInstitut für Quantenoptik und Quanteninfor-mation (IQOQI) in Innsbruck.

Aus Tausenden Nominierungen wählteeine hochkarätig besetzte Jury die spannend-sten Persönlichkeiten aus 20 Bereichen, wie

Medien, Finanzen, Sport, Musik, Marketingoder Naturwissenschaften. Für die USA hatForbes diese Liste Anfang Januar bereits zumfünften Mal veröffentlicht. Nun gibt es sieerstmals auch für Europa und Asien. Unterden Auserwählten in Europa ist auch derTheoretische Physiker Jordi Prat-Camps. Erwollte schon in jungen Jahren gerne Neueserfinden. Nach seinem Studium an der Auto-nomen Universität Barcelona hat er diesenTraum wahrgemacht. Gemeinsam mit For-scherkollegen entwickelte er zum Beispiel

einen Tarnmantel für Magnetfelder. Mit die-ser Konstruktion gelang es den Physikernweltweit erstmals, einen räumlichen Bereichfür Magnetfelder unsichtbar zu machen.

Magnetisches Wurmloch gebautPrat-Camps Forschung kreist um Ma-

gnetfelder und magnetisch wirksame Mate-rialien, sogenannte Metamaterialien. Derenkünstlich veränderte Durchlässigkeit fürmagnetische Felder kann gezielt eingesetztwerden, zum Beispiel zur Herstellung einesmagnetischen Schlauchs. Mit diesem vonPrat-Camps und Kollegen konstruierten Ma-terial können auch statische Magnetfelderüber räumliche Distanzen übertragen wer-den – ganz ähnlich wie Licht über Glasfaser-kabel. Wie Science-Fiction mutet auch dieKonstruktion eines magnetischen Wurm-lochs an. Diese Vorrichtung kann ein magne-tisches Feld von einem Punkt im Raum zueinem anderen übertragen, über einen Wegder magnetisch unsichtbar bleibt.

Diese Entwicklungen haben auch konkre-te technologische Anwendungen, so in derVerbesserung der Magnetresonanztomogra-fie oder der drahtlosen Übertragung vonEnergie. https://iqoqi.at/en/group-page-romero-isart

Jordi Prat-Camps vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation derÖsterreichischen Akademie der Wissenschaften

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Neue Tierart nach SalzburgerBiologin benannt

Chinesische Kollegen würdigen die weltweit führenden Forschungen der Salzburger Biologin Sabine Agatha.

Die Expertise von Sabine Agatha von derUniversität Salzburg liegt derzeit vor

allem in der Beschreibung neuer mariner Ar-ten und deren Untersuchung mit neuestenwissenschaftlichen Methoden. Ein Spezial-gebiet Agathas ist die Erforschung der fanta-stischen Gehäuse-bauenden Wimpertierchen(„Tintinnen“). Als Bindeglied in allen Nah-rungsnetzen sind Wimpertierchen global vonimmenser Bedeutung und damit auch fürunsere Ernährung.

Die einzelligen Organismen kommenüberall in großen Mengen vor, wo es zumin-dest zeitweise feucht ist: im Boden, im Süß-wasser, im Meer. Mit freiem Auge sind diemeist nur 0,03 bis 0,3 mm „großen“ Wim-pertierchen (Ciliaten) aber selten sichtbar.Mit ihren beweglichen Wimpern können siesich nicht nur fortbewegen, sondern auchNahrung heranstrudeln und filtrieren. Derprominenteste Vertreter ist wohl das Pantof-feltierchen, das vielen aus dem Biologieun-terricht ein Begriff ist. Allein im Meer, demhauptsächlichen Forschungsfeld Agathas,sind neben den etwa 1000 Arten Gehäuse-bauender Wimpertierchen noch eine Viel-zahl weiterer Arten der Winzlinge beheima-tet. Noch wesentlich mehr Einzeller (bis zu80 Prozent) sind aber nach Expertenschät-zungen bisher unentdeckt.

Überleben bei 160 Grad CelsiusBesonders viele Rätsel zu lösen gibt es

bei den Gehäuse-bauenden Wimpertierchen(„Tintinnen“). Wie bauen diese einzelligenLebewesen ohne Gehirn ihre kunstvollenHäuschen, die sie mit sich tragen und dieihnen vermutlich als Fraßschutz oder zurWahrnehmung der Schwerkraft im Wasserdienen? Es sind oft glasartig durchscheinen-de oder mit Partikeln besetzte Strukturen inForm von Sektkelchen, Blumenvasen oderRöhren. Woraus bestehen die teils sehr bi-zarren und ästhetischen Formen, die sogareinem Kochvorgang von 45 Minuten bei 160Grad Celsius in einer der stärksten Laugen(KOH) widerstehen? Welche Bakterien kön-nen derartige Gehäuse im Meer zersetzenund damit die Inhaltsstoffe wieder „recy-

clen“? Wie lange dauert der Zersetzungs-prozeß und gibt es Unterschiede zwischenden Gehäusen der verschiedenen Arten?Diese Widerstandsfähigkeit entscheidet näm-lich auch mit darüber, welche Arten wir alsFossilien finden können.

International führende ForscherinAuf einige dieser Fragen hat Sabine

Agatha, international führende Forscherinauf dem Feld, Antworten gefunden. „Wirkönnen im Lichtmikroskop beobachten, wiesich das Baumaterial für die Gehäuse in denlebenden Tieren anreichert. Die Rasterelek-tronenmikroskopie hat uns dann gezeigt wiedas Material in kleinen Kügelchen aus denLebewesen austritt und mit schon vorhande-nen Gehäuseteilen verschmilzt. Das sind fas-zinierende Einblicke in einen mikroskopi-schen Kosmos von ungeahnter Vielfalt. Mandarf nicht vergessen, Einzeller stellen dasGros der Lebewesen auf der Erde“, sagt Aga-tha, stellv. Leiterin der AG Ökologie, Bio-diversität und Evolution der Tiere im Fach-bereich Ökologie und Evolution der Univer-sität Salzburg.

Vom Mittelmeer bei Neapel bis in dieNordsee, von der Irischen See bis zum At-

lantik vor Florida ist Sabine Agatha immerwieder mit Forschungsexpeditionen unter-wegs. Rund ein Dutzend Mal war das schonder Fall. „Letztes Jahr war ich an der Nord-see. Dort habe ich sehr viele Tintinnen le-bend beobachten können und bin mit einerreichen Ausbeute zurück nach Salzburg ge-kommen. Hier erforschen wir die Merkmaleder Zellen und der Gehäuse nach Anwen-dung modernster Färbetechniken und unterEinbeziehung der im Elektronenmikroskopsichtbaren Ultrastruktur, also der Feinstruk-tur. Ein Vergleich von Zelle und Gehäuseverschiedener Arten liefert uns Hinweise aufVerwandtschaftsverhältnisse der Tintinnenebenso wie die Stammbäume aus Gen-sequenzanalysen“, sagt Agatha.

»Mikrobielle Schleife«Die enorme Bedeutung der Einzeller liegt

in der sogenannten „mikrobiellen Schleife“(„microbial loop“). Damit bezeichnen Bio-logenInnen den Stoffkreislauf im Nahrungs-netz des Planktons, in dem gelöste organi-sche Kohlenstoffverbindungen von Bakte-rien aufgenommen werden, die neben einzel-ligen Algen Nahrung von zahlreichen Wim-pertierchen, der Beute kleiner Krebschenund Fischlarven sind. Ohne Wimpertierchenwürde möglicherweise der microbial loopnicht mehr funktionieren oder die Nah-rungsnetze nicht mehr die Menge an Fischenund anderen Meeresfrüchten für unsere Er-nährung hervorbringen.

Die Grundlage, um diese Zusammenhän-ge zu verstehen, ist die Benennung der vor-kommenden Arten, ihre Untersuchung unddie Klärung ihrer Verwandtschaftsverhält-nisse. Ziel unserer Biodiversitätsforschungist es letztlich, die Arten bekannt zu machenund zu schützen, auch im Hinblick auf unse-re Nahrungsgrundlagen“, sagt Agatha.

Im Oktober 2015 wurde der Biologin be-reits zum vierten Mal ein FWF- Projektbewilligt. 280.000 Euro stehen ihr damit inden nächsten drei Jahren für die Analyse derVerwandtschaftsverhältnisse von plankti-schen Wimpertierchen zur Verfügung. http://www.uni-salzburg.at

Assoz.-Professor Sabine Agatha

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Auf seinen Neujahrskonzerten in Xiamenund Ghuangzhou ist das ORF Radio-

Symphonieorchester Wien in ausverkauftenHäusern auf große Begeisterung beim chine-sischen Publikum gestoßen. Konzerte in derShanghai Symphony Hall (4. Jänner) unddem Opernhaus von Peking (7. und 8. Jänner)bildeten den Abschluß einer zweiwöchigenTournee, die das RSO Wien mit dem Diri-genten Patrick Lange unternahmt. Auf demProgramm standen neben Höhepunkten dessinfonischen Repertoires – Beethovens Fünf-ter Symphonie und Dvoraks Achter Sym-phonie – auch Walzer und Polkas aus derStrauß-Dynastie sowie zeitgenössische Orche-sterstücke von Johanna Doderer und GerhardE. Winkler.

Am 30. und 31. Dezember wurde dasRSO Wien in der südostchinesischen Hafen-stadt Xiamen jeweils von 1400 Konzertbe-suchern im Belram Grand Theatre mit ste-henden Ovationen gefeiert. Dabei wurdennicht nur die weltweit populären Walzer undPolkas von Johann Strauß jun. bejubelt, son-dern auch das chinesische Volkslied „HappySunrise“, das Patrick Lange und das RSOeigens für ihre China-Tournee einstudierthatten. Der Arrangeur Bao Yuan-Kai war am30. Dezember 2015 eigens zum Konzert an-

gereist und bedankte sich, sichtlich gerührt,bei den Musikern. Auch im elf Millionen Ein-wohner starken Wirtschaftszentrum Ghuang-zhou im Süden Chinas stieß das RSO Wienauf große Begeisterung bei den 1700 Be-sucherInnen des Opernhauses. Weiters aufdem Tourneeplan standen Shanghai, wo das

Orchester in der Symphony Hall auftrat,sowie die Landeshauptstadt Peking, in derenOpernhaus die MusikerInnen aus Wien schonfast Stammgäste sind.

In den letzten Jahren gab es regelmäßigeEinladungen des ORF Radio-Symphonie-orchesters Wien nach China. Dort wird dasRSO sowohl für seine wienerische Klangtra-dition geschätzt als auch für eine Programm-wahl, die immer wieder mit Überraschungenaufwartet. Besonderen Gefallen finden beimchinesischen Publikum daher nicht nur „Ra-detzkymarsch“ und „Donauwalzer“, sondernauch der Walzer von Johanna Doderer unddie Polka von Gerhard E. Winkler. BeideWerke sind in den letzten Jahren für dasRSO Wien geschrieben worden und wurdenin Wien von Chefdirigent Cornelius Meisteraus der Taufe gehoben. In China war dasRSO Wien bis 9. Jänner mit Patrick Langeunterwegs, der seine Karriere als Chefdirigentder Komischen Oper Berlin begann. Mitt-lerweile dirigiert er an den bedeutendstenOpernhäusern Europas, darunter an derWiener Staatsoper, wo er in dieser Spielzeitregelmäßig gastiert. http://rso.orf.atHier finden Sie alle Termine des RSO:http://rsokalender.orf.at

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China: Standing Ovations für das RSO Wien

Umjubelte China-Tournee des Radio Symphonieorchsters Wien

v.l.: RSO-Intendant Christoph Bechermit 1. Konzertmeister Peter Matzka

und Dirigent Patrick Lange

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Das RSO Wien genießt den langanhaltenden, stehenden Applaus des chinesischen Publikums in der Shanghai Symphony Hall.

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Völlig neue Horizonte kennenlernenmöchten 18 junge ÖsterreicherInnen, die

am 31. Jänner im Wiener Salesianum ihrebaldige Entsendung in Don Bosco Hilfs-projekte feierten. Ein Jahr lang werden dieJugendlichen in Straßenkinderprojekten,Schulen und Berufsbildungszenten sowie beider Freizeitbetreuung von benachteiligtenKindern und Jugendlichen mithelfen. Ein-satzländer sind Äthiopien, Ecuador, Ghana,Indien, Malawi, Kamerun sowie die Repub-lik Kongo. Organisiert werden die Einsätzevon VOLONTARIAT bewegt, einer Initia-tive von Jugend Eine Welt und der Salesia-ner Don Boscos, die von der Österreichi-schen Entwicklungszusammenarbeit geför-dert wird.

Endlich Familienbeihilfe auch für Auslands-Volontäre

Gefeiert wurde auch der Abschluß einerintensiven sechsmonatigen Vorbereitungs-zeit sowie verbesserte Rahmenbedingungenfür Auslandseinsätze, die seit dem Inkraft-treten des novellierten Freiwilligengesetzesam 1. Jänner gelten: Endlich erhalten nunauch Auslands-Volontäre Familienbeihilfe,sofern sie nicht älter als 24 Jahre sind. DieTeilnehmenden haben während ihres Ein-satzes Anspruch auf ein kleines Taschengeld.„Wir freuen uns sehr, daß unser jahrelangerEinsatz für bessere Rahmenbedingungen von

der Politik endlich ernstgenommen wurde“,so VOLONTARIAT bewegt-Geschäftsfüh-rer Johannes Ruppacher. Sehr erfreulich seizudem, daß Auslandseinsätze als wichtigerBereich Globalen Lernens sowie Bildungs-projekte insgesamt im neu beschlossenenDreijahresprogramm der ÖsterreichischenEntwicklungspolitik aufgewertet wurden.

Eviva Don Bosco!Bei einem feierlichen Entsende-Gottes-

dienst wurde den neuen VolontärInnen das

Sendekreuz überreicht. Unüberhörbar wardie Begeisterung der zahlreichen Anwesen-den, darunter vieler Freunde und Familien-angehöriger, für den Jugendheiligen DonBosco, dessen Gedenktag am 31. Jänner,dem „Tag der Straßenkinder“ gefeiert wird.

Im Turin des 19. Jahrhunderts holte derhumorvolle junge Priester, der auch ein be-gabter Zauberer und Jongleur war, obdachlo-se Kinder und Jugendliche von der Straßeund sorgte für Bildung und Ausbildung.

Fußball, aber auch Tanz und Musikkommen nicht zu kurz

Auch in den Don Bosco Projekten vonheute kommen Spiel, Spaß und Kreativitätnicht zu kurz. Insbesondere Fußball, aberauch Tanz und Musik werden in der Arbeitmit benachteiligten Kindern gezielt einge-setzt. Jede/r VolontärIn ist eingeladen, sichim Laufe des Einsatzes mit einem Themakreativ auseinanderzusetzen. So fotografier-te Sandra Kemptner aus Kirchdorf/Kremswährend ihres Volontariats in Lesotho Men-schen in ihrer Alltagskleidung. Die bunten,fröhlichen Bilder der ausgebildeten Fotogra-fin, die mithelfen wollen Stereotype zu über-winden, wurden während der Sendefeier imRahmen einer Ausstellung präsentiert undfanden bei allen Anwesenden großen An-klang. http://www.volontariat.at

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Engagement für EINE Welt18 junge ÖsterreicherInnen gehen mit VOLONTARIAT bewegt auf Auslandseinsatz –Neues Freiwilligengesetz bringt Verbesserungen – Ausstellung »Fashion in Lesotho«

Die jungen Volontärinnen und Volontäre, das Team von VOLONTARIAT bewegt, Br. Peter Rinderer SDB (Volontariatsbeauf-tragter der Salesianer Don Boscos, 3. von links) sowie Wilma Neureiter-Schneider (Geschäftsführerin von Jugend Eine Welt)

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Fashion in Lesotho – Ausi Litlare

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Ich hatte schon öfters in meinen Artikelnerwähnt, daß die Neuseeländer sehr freund-

lich und hilfsbereit sind. Durch ihre offeneArt kommt man schnell mit den Leuten inKontakt.

Es kann in einem Gespräch mit einemFremden relative schnell passieren, daßdiese Person persönliche Geschichten er-zählt. Anfangs fühlte ich mich dabei etwasunwohl, weil ich einerseits unsicher war, wieich reagieren sollte und andererseits wollteich meine eigenen persönlichen Geschichtennicht sofort einer fremden Person Preisgeben. In der Zwischenzeit habe ich etwasvon der „kiwianischen“ Gesprächskkulturgelernt, mich angepaßt und mittlerweileerzähle ich mehr als ich es früher getan hätte,wenn ich mich mit dem Gegenüber wohlfühle.

Es ist weiters üblich, daß man relativschnell zu privaten Feiern und Veranstal-tungen eingeladen wird, auch wenn man sichnoch nicht gut kennt. Das ist eine nette Gesteund dadurch fühle ich mich integriert undwillkommen. Manchmal verneine ich jedochhöflich und dankend, wenn ich das Gefühlhabe, daß es über meine eigenen kulturellenGrenzen hinausgeht: einmal hatte mich mei-ne Chefin eingeladen, mit ihr am Wochen-ende Radfahren zu gehen oder meine Super-visorin hatte angeboten, am Weihnachtstagbei ihr zum Grillen vorbei zukommen.

Auch wenn man relativ schnell über per-sönliche Themen diskutiert bzw. zu privatenFesten eingeladen wird, entwickelt sich nichtso schnell eine Freundschaft. Ich habe denEindruck, daß sich hier eher Interessensge-meinschaften bilden, so wie das Tanzen oder

Von Wien nach TaurangaDie Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor 18 Monaten

nach Neuseeland ausgewandert. Sie wird sich in monatlichen Kolumnen mit kleinenund feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland ausein-

andersetzen. Folge 10: Über Freundschaften und Beziehungen.

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Etwa mittig auf der Nordinsel zwischen Hamilton und Taupo führt ein Wanderweg durch eine beeindruckende Landschaft.

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Wandern zum Beispiel. Und durch dieseBekanntschaften wird man auch zu privatenFeierlichkeiten eingeladen, doch das hatnoch lange nichts mit Freundschaft zu tun.Oft denke ich, es geht hier mehr ums „socia-lizing“, also darum, unter die Leute zu kom-men und weniger um tiefe emotionale Ver-bindungen aufzubauen.

Und wenn es einmal darum geht, einMißverständnis zu klären oder einen Kon-flikt zu lösen, dann sind die Kiwis sehr gutim Ausweichen oder Davonlaufen, oft imwörtlichen Sinne. Ich selbst hätte mich frü-her nicht als besonders konfliktfreudig be-zeichnet, doch hier in Neuseeland fühle ichmich so. Wenn ich eine Unstimmigkeit oderein Mißverständnis erlebe, dann gehe ich aufdie Person zu und versuche das zu klären,auch wenn es ihnen unangenehm ist. Gene-rell fällt mir auf, daß die Neuseeländer Har-monie lieben und Konflikte scheuen.

In den eineinhalb Jahren hier in Neusee-land habe ich eine einzige Freundschaft miteinem Neuseeländer geschlossen. Eine wei-tere Freundin habe ich in einer Deutschengefunden, das war sehr einfach, weil wir ei-nerseits auf derselben Wellenlänge sind undandererseits aus einer ähnlichen Kultur kom-men.

Spannend finde ich auch, was ich überPartnerschaften beobachten konnte: Ich

brauchte lange, bis ich in meinem Bekann-tenkreis mitbekam, wer mit wem liiert ist.Selbst Pärchen verhalten sich nicht andersals Singles und berühren sich nicht ständig,so wie wir es in Österreich gewohnt sind(Hände halten, ein Küßchen auf die Wange,Umarmungen oder Berührungen zwischen-durch). Paare kleben auch nicht den ganzenAbend zusammen, ganz im Gegenteil, oftsieht man sie kaum zusammen. Selbst aufden Straßen trifft man sehr selten ein Paar,das Händehaltend spazierengeht. Es ist aus-serdem durchaus üblich, mit Freunden etwaszu unternehmen, auch wenn man einen Part-ner hat, also wenn ein Mann und eine Fraugemeinsam unterwegs sind, heißt das nochlange nicht, daß diese auch ein Paar sind.Meiner Meinung nach werden hier Bezie-hungen und Partnerschaften toleranter ge-handhabt. Ob ich mit meiner österreichischenKultur damit auch so offen und tolerant um-gehen kann, wird sich dann zeigen, wenn essoweit ist. Und bis dahin genieße ich dasSingle-Dasein, das hier in Neuseeland vieleinfacher und gesellschaftlich akzeptierterist… Schreiben Sie mir doch einfach!mailto:[email protected]

Etwa drei Stunden folgt man dem »Te Waihou Walkway« …

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… und kann aus der »Blue Spring«-Quelle kristallklares Wasser trinken.

Die Funktionsperiode einer österreichi-schen Bundespräsidentin oder eines

österreichischen Bundespräsidenten dauertsechs Jahre. Eine Bewerberin oder ein Be-werber kann sich bei zwei aufeinanderfol-genden Bundespräsidentenwahlen der Wahlstellen.

Der Wahltermin wird rechtzeitig vorAblauf der Funktionsperiode durch Verord-nung der Bundesregierung (im Einverneh-men mit dem Hauptausschuß des National-rates) festgelegt. Im Rahmen dieser Aus-schreibung wird auch ein Stichtag bestimmt,nach dem sich verschiedene Fristen richten,die die Durchführung der Bundespräsiden-tenwahl betreffen.

Das aktive Wahlrecht zu einer Bundes-präsidentenwahl erlangt man, wenn man amTag der Wahl das 16. Lebensjahr vollendet(alle Österreicherinnen und Österreicher, diespätestens am Wahltag ihren 16. Geburtstagfeiern) und das Wahlrecht zum Nationalratbesitzt.

Um zur Bundespräsidentin oder zum Bun-despräsidenten gewählt zu werden (passivesWahlrecht), muß eine Bewerberin oder einBewerber zum Nationalrat wählbar sein undam Tag der Wahl das 35. Lebensjahr vollen-den (alle ÖsterreicherInnen, die spätestensam Wahltag ihren 35. Geburtstag feiern).

Bei der Durchführung einer Bundespräsi-dentenwahl werden auf allen Ebenen dieWahlbehörden (Sprengelwahlbehörden, Ge-meinde-, Bezirks-, Landeswahlbehörden unddie Bundeswahlbehörde) in jenen Zusam-mensetzungen tätig, in denen sie seit der zu-letzt durchgeführten Nationalratswahl imAmt sind.

Aus organisatorischer Sicht gleicht eineBundespräsidentenwahl im Wesentlicheneiner Nationalratswahl. Dies betrifft auch dieMöglichkeit der Stimmabgabe mittels Brief-wahl, oder vor einer anderen Wahlbehördeund insbesondere auch durch Bettlägerigevor einer fliegenden Wahlbehörde. DieWahlzeiten werden von den Gemeinden in-dividuell festgesetzt, die Wahllokale müssenjedoch längstens um 17.00 Uhr schließen.Auch die Regelungen betreffend die Ver-botszonen entsprechen jenen bei National-ratswahlen; ein Alkoholverbot besteht beiBundespräsidentenwahlen – wie bei allen

anderen Wahlen – nicht mehr. Es bestehtauch keine Wahlpflicht.

Um zur Bundespräsidentin oder zumBundespräsidenten gewählt zu werden, istdas Erreichen von mehr als der Hälfte allergültigen Stimmen erforderlich. Kandidierenmehr als zwei BewerberInnen und erlangtvon diesen keiner eine solche Mehrheit, sofindet vier Wochen nach dem ersten Wahl-gang ein zweiter Wahlgang („engere Wahl“,„Stichwahl“) statt, bei denen die beidenstimmenstärksten BewerberInnen gegenein-ander antreten.

In der Folge wird das Ergebnis der Wahldurch die Bundeswahlbehörde auf der Amts-tafel des Bundesministeriums für Inneres so-wie im Internet verlautbart. Sofern eine Bun-despräsidentenwahl nicht erfolgreich ange-fochten wird, wird das Ergebnis der Wahlvom Bundeskanzler im Bundesgesetzblattkundgemacht. Die Funktionsperiode derneuen Bundespräsidentin oder des neuenBundespräsidenten beginnt mit der Angelo-bung vor der Bundesversammlung.

Bundespräsidenten 1. RepublikKarl Seitz (1918-1920)

Erstes Staatsoberhaupt der Republik Ös-terreich war vom 30. Oktober 1918 bis zum9. Dezember 1920 Karl Seitz in seiner Ei-genschaft als Präsident des von der National-versammlung gewählten Staatsratsdirekto-riums. Das Bundes-Verfassungsgesetz vom1. Oktober 1920 schrieb der Bundesversamm-lung (Nationalrat und Bundesrat) als wich-tigste Aufgabe die Wahl des Bundespräsi-denten vor.

Michael Hainisch (1920-1924)Die Bundesversammlung wählte in der

Folge Michael Hainisch zum Bundespräsi-denten. Die Amtsperiode des Bundespräsi-denten dauerte vier Jahre. Eine Wiederwahlfür die unmittelbar folgende Funktionsperio-de war nur einmal zulässig. Die erste Amts-periode von Hainisch dauerte vom 9. De-zember 1920 bis zum 9. Dezember 1924.Am 9. Dezember 1924 wurde Hainisch aber-mals durch die Bundesversammlung ge-wählt. Die zweite Funktionsperiode begannam Tag der Wahl und endete am 10. De-zember 1928.

Wilhelm Miklas (1928-1938)Auf die gleiche Weise wurde der Christ-

lichsoziale Wilhelm Miklas gewählt. Ob-gleich durch die Novellierung des B-VG(1929) in Art. 60 neben einer Verlängerungder Amtsperiode des Bundespräsidenten aufsechs Jahre die Direktwahl des Bundespräsi-denten in der Verfassung verankert wurde,blieb Miklas auch im sogenannten Stände-staat (1934 bis 1938) Bundespräsident, sodaß er – ohne daß es zu einer Wahl kam –vom 10. Dezember 1928 bis zum 13. März1938 das Amt des Bundespräsidenten beklei-dete.

Bundespräsidenten 2. RepublikKarl Renner (1945-1950)

Infolge der Nichtanerkennung des am 19.Dezember 1945 vom neugewählten Natio-nalrat verabschiedeten Verfassungsgesetzesdurch den Alliierten Rat – das Gesetz solltedas uneingeschränkte neuerliche Wirksam-werden des Bundes-Verfassungsgesetzes inder Fassung von 1929 bekräftigen – erfolgtedie erste Wahl des Bundespräsidenten wie-der durch die Bundesversammlung. Auf die-se Weise wurde der Sozialdemokrat KarlRenner, der vom 27. April 1945 bis zum Tagseiner Wahl (20. Dezember 1945) Staats-kanzler der Provisorischen Staatsregierungwar, zum Bundespräsidenten gewählt. Erbekleidete das Amt bis zu seinem Tod am 31.Dezember 1950. Vom 31. Dezember 1950bis zum 21. Juni 1951 übte BundeskanzlerLeopold Figl (ÖVP) die Funktionen desBundespräsidenten aus. Im Jahre 1951 konn-te zum ersten Mal nach den Bestimmungendes Artikels 60 des Bundes-Verfassungsge-setzes in der Fassung von 1929 das Bundes-volk den neuen Bundespräsidenten wählen.

Theodor Körner (1951-1957)Am 27. Mai 1951 erhielt General i.R. und

vormaliger Bürgermeister von Wien, TheodorKörner (SPÖ), im zweiten Wahlgang diedazu erforderliche absolute Mehrheit von52,1 % der Stimmen, Heinrich Gleißnererhielt 47,9 %. In Körners Amtszeit hat Ös-terreich 1955 seine Unabhängigkeit erreichtund trat den Vereinten Nationen bei, die1979 mit der UNO-City in Wien ihren drit-ten Standort weltweit bezogen.

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Innenpolitik

Staatsoberhaupt wird gewähltAm 24. April 2016 wird die Wahl zur/zum österreichischen Bundespräsidentin/

Bundespräsidenten, eine etwaige Stichwahl am 22. Mai 2016 abgehalten werden.

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Innenpolitik

Adolf Schärf (1957-1965)Aus der Bundespräsidentenwahl 1957

ging Adolf Schärf (SPÖ) nach dem erstenWahlgang mit 51,1 % der Stimmen vor sei-nem Mitbewerber Wolfgang Denk als Siegerhervor. Schärf ist nicht nur als Vizekanzler inErinnerung, sondern vor allem als Mitver-handler des Österreichischen Staatsvertrags.Am 28. April 1963 wurde er mit 55,4 % wie-dergewählt, Julius Raab (ÖVP) unterlag mit40,6 %. Der dritte Kandidat, der katholisch-konservative Gendarmeriegeneral und JuristJosef Kimmel, erreichte die restlichen 4 %.Doch konnte Schärf seine zweite Amtszeitnicht beenden, denn er verstarb im Feber1965. Bis zum 9. Juni 1965 übte Bundes-kanzler Josef Klaus (ÖVP) die Funktionendes Bundespräsidenten aus.

Franz Jonas (1965-1974)Am 23. Mai 1965 traten Franz Jonas

(SPÖ) und Alfons Gorbach (ÖVP) zur Wahlan. Jonas war von 1951 bis 1965 Bürger-meister und Landeshauptmann von Wien,Gorbach von 1961 bis 1964 Bundeskanzler.Jonas wurde mit nur 1,4 % Vorsprung aufGorbach der siebte Bundespräsident (50,7 %).Am 25. April 1971 trat er neuerlich zur Wahlan und siegte mit 52,8 % über seinen Her-ausforderer, den früheren AußenministerKurt Waldheim (47,2 %). Am 24. April 1974verstarb Jonas und Bundeskanzler BrunoKreisky (SPÖ) übernahm bis 8. Juli 1974diese Funktionen, also bis zur Angelobungdes nächsten Bundespräsidenten.

Rudolf Kirchschläger (1974-1986)Dessen Wahl erfolgte am 23. Juni 1974,

angetreten waren der parteifreie langjährigeDiplomat und anerkannte AußenministerRudolf Kirchschläger und der InnsbruckerBürgermeister Alois Lugger. Letzterer wurdevon der ÖVP erst kurz vor der Wahl ins Ren-

nen geschickt – eigentlich war deren Gene-ralsekretär Hermann Withalm nominiertworden. Der parteilose Kirchschläger gingmit 51,7 % als Wahlsieger hervor. Die zwei-te Amtsperiode Kirchschlägers wurde durchein beeindruckendes Wahlergebnis möglich:er konnte 79,9 % der Stimmen auf sich ver-einen, seine Herausforderer, der Wirtschafts-jurist und FPÖ-Politiker Wilfried Gredlerund der rechtsextreme Norbert Burger, er-hielten nur 16,9 % bzw 3,2 % der Stimmen.Kirchschläger war weit über die Parteigren-zen hinweg wegen seiner Bescheidenheit undVolksnähe beliebt und als Autorität allseitsanerkannt.

Kurt Waldheim (1986-1992)Bei der Wahl am 4. Mai 1986 traten drei

Kandidaten und eine Kandidatin an: Umwelt-und Gesundheitsminister Kurt Steyrer (SPÖ),der frühere (bis 1981) UNO-GeneralsekretärKurt Waldheim (ÖVP), der Arzt und VdU/FPÖ-Politiker Otto Scrinci und die Journa-listin und Grün-Politikerin Freda Meissner-Blau. Da keine/r der KandidatInnen im erstenWahlgang die erforderliche Mehrheit erhiel-ten, fand am 8. Juni 1986 eine Stichwahl statt,aus der Waldheim mit 53,9 % als Sieger her-vorging. Wegen der sogenannten „Waldheim-Affäre“ verzichtete er auf die Kandidatur füreine zweite Amtsperiode.

Thomas Klestil (1992-2004)Am 26. April 1992 war der langjährige

ÖVP-Diplomat Thomas Klestil gegen denSPÖ-Wirtschafts- und Verkehrsminister Ru-dolf Streicher, die Juristin und FPÖ-Politi-kerin Heide Schmidt und den Journalisten undZukunftsforscher Robert Jungk angetreten.Erst im zweiten Wahlgang am 24. Mai 1992konnte sich Klestil mit 56,9 % gegen Streichermit 43,1 % durchsetzen. Als sich Klestil am19. April 1998 zur Wiederwahl stellte, waren

mit ihm vier weitere KandidatInnen angetre-ten. Klestil konnte diesmal bereits den erstenWahlgang mit 63,4 % für sich entscheiden.Die ehemalige evangelische Pfarrerin Ger-traud Knoll war für die SPÖ angetreten underhielt 13,6 % der Stimmen, die Juristin undFPÖ-Politikerin Heide Schmidt 11,2 %, derBaumeister Richard Lugner 9,9 % und derFriedensaktivist und Buchautor Karl Novak1,9 %.

Heinz Fischer (2004-2016)Für die Wahl am 25. April 2004 gab es

nur zwei Nominierungen: die langjährigeÖVP-Diplomatin und Außenministerin Be-nita Ferrero-Waldner und der langjährigeSPÖ-Politiker und Präsident des National-rats Heinz Fischer, wobei letzterer bereits imersten Wahlgang mit 52,39 % der Stimmendie notwendige Mehrheit erlangte, Ferrero-Waldner unterlag mit 47,61 %. Am 25. April2010 trat Fischer zur Wahl für seine zweiteAmtsperiode und hatte nur zwei Mitbewer-berInnen, da die ÖVP auf einen eigenen Kan-didaten verzichtet hatte: die FPÖ-PolitikerinBarbara Rosenkranz und den Bundesob-mann von „Die Christen“, Rudolf Gehring.Und Fischer erreichte mit 79,33 % ein be-eindruckendes Ergebnis. Mit der Angelobungseiner Nachfolgerin bzw. seines Nachfolgersendet seine zweite Amtsperiode.

Ihre Teilnahme an der Wahl Wie Sie als AuslandsösterreicherInnen an

dieser Wahl teilnehmen können, ist auf denSeiten des Bundesministeriums für Europa,Integration und Äußereshttp://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/leben-im-ausland/wahlen/waehlerevidenz/und des Bundesministeriums für Inneres http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/auslandsoesterr/genau beschrieben.

Lesen Sie in der Ausgabe I/2016 des Aus-landsösterreicher-Journals „Rot-Weiss-Rot“vom Auslandsösterreicher-Weltbund einenausführlichen Bericht von Robert Stein vomInnenministerium, Stellvertreter der Bun-deswahlleiterin, über die Termine zur Bun-despräsidentenwahl demnächst hier:http://www.weltbund.at/rot_weiss_rot_aktuelle_ausgabe.asp

Die KandidatInnen für die Wahl 2016Die Kandidaten von SPÖ, ÖVP, FPÖ und

Grünen stehen fest, die unabhängige Irm-gard Griss wird ebenso antreten. Es werdensicherlich noch weitere teilnehmen wollen,so hat etwa das Team Stronach angekündigt,sicherlich noch jemanden zu nominieren.Lesen Sie daher erst einmal sechs Kurzvor-stellungen:

Die Angelobung von Bundespräsident Heinz Fischer am 8. Juli 2010

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Innenpolitik

Rudolf Hundstorfer

Am 15. Jänner erklärte SozialministerRudolf Hundstorfer in einer Pressekon-

ferenz nach den Sitzungen der SPÖ-Gre-mien, von denen er einstimmig zum Kandi-daten für die Bundespräsidentschaftswahlnominiert wurde: „Ich sehe die Rolle desBundespräsidenten vor allem darin, das star-ke soziale Fundament Österreichs zu sichernund einen möglichst großen Beitrag dazu zuleisten, den Zusammenhalt in der Gesell-schaft zu stärken und weiter auszubauen.“Der Einsatz für die Gesellschaft „war mirimmer wichtig und wird mir immer wichtigsein“, betonte Hundstorfer. „Ich möchte michfür andere Menschen engagieren, Brückenbauen, Menschen zusammenbringen, dasGemeinsame in den Vordergrund stellen.“

Österreich habe in vielen Bereichen inter-national Rang und Namen, von Wissenschaftüber Kunst und Kultur, vom Handwerk biszu Umwelttechnologien, Landwirtschaft undTourismus. „Die Österreicherinnen und Ös-terreicher zeichnen sich durch Fleiß, Könnenund Wissen aus und durch die Gabe, geradeauch in schwierigen Situationen positive Er-gebnisse zu erzielen – das ist die Basis fürunser hohes Ansehen in der Welt“, soHundstorfer.

Er habe große Herausforderungen in sei-ner Laufbahn immer mit persönlichem En-gagement und Achtung vor dem Gegenübererfolgreich bewältigt, sei es als Jugendver-trauensperson, ArbeitnehmerInnen-Vertreter,als Gemeinderats-Vorsitzender, als ÖGB-Präsident oder als Sozialminister. „Ich warimmer darum bemüht, mich für die Men-schen unseres Landes einzusetzen und damit

die Basis für ein Miteinander zu schaffen.“Das sei vor allem in Zeiten großer inter-

nationaler Herausforderungen mit einer fort-schreitenden Polarisierung wie beim ThemaFlüchtlinge besonders wichtig. „Es ist Auf-

gabe des Bundespräsidenten, hier das Ge-meinsame zu finden und ein Auseinander-driften der Bevölkerung zu verhindern. Wirwollen Menschen in Not nicht im Regen ste-hen lassen. Das funktioniert nur gemeinsammit anderen Ländern.“ Die ÖsterreicherIn-nen seien hilfsbereit, sie hätten aber auchSorgen. Diese gelte es ernstzunehmen, sienicht als politischen Spielball zu mißbrau-chen, „sondern aufeinander zuzugehen,einander zuzuhören, die Ärmel hochzukrem-peln und auf Basis unserer Werte einen ge-meinsamen Weg zu beschreiten“, betonteRudolf Hundstorfer. Dazu gehöre das klareBekenntnis zu einem gemeinsamen Europa.Es könne keine definierte Obergrenze, kein„Aus“ für Menschen geben, die aus Kriegs-gebieten fliehen. Das müsse man mehrstufiglösen, wenn es auch der kompliziertere Wegsei.

Ziele im Land, die Hundstorfer ein Anlie-gen sind, seien darüber hinaus die Herstel-lung von Gleichberechtigung zwischen Mannund Frau, etwa die Verkleinerung der Lohn-schere. „Alle Verfechter des modernen Fa-milienbilds haben einen Unterstützer in mir“,so der Präsidentschaftskandidat. „Die per-sönliche Entwicklungsfreiheit der Menschenmacht unser Land fairer, freier und erfolgrei-cher. Und Österreich soll ein Land des Zu-sammenhalts, der Fairness und des Erfolgsbleiben. Deshalb macht es einen Unter-schied, wer an der Spitze des Landes steht.Ich werde mich für das Land, für Sie, für unsalle mit aller Kraft einsetzen“, betonteHundstorfer.http://www.hundstorfer.at

Rudolf Hundstorfer

»Ich möchte mich für andere

Menschen engagieren, Brücken

bauen, Menschen zusammen-

bringen, das Gemeinsame in

den Vordergrund stellen.«

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: BM

ASK

Lebenslauf

Geboren am 19. September 1951 in Wien.Hundstorfer ist verheiratet, hat eine Tochterund zwei Stiefkinder.

Ausbildung

1958–1962 Volksschule1962–1965 Hauptschule1966–1969 Lehre als Bürokaufmann bei der

Stadt Wienseit 1969 Kanzleibediensteter und Ver-

waltungsbeamter der Stadt Wien1971–1976 Bundesgymnasium für

Berufstätige1976 Externistenmatura1977 Beamtenaufstiegsprüfung

Diverse Dienstprüfungen alsMitarbeiter der Stadt Wien

Gewerkschaftsarbeit1967–1971 Jugendvertrauensperson beim

Magistrat der Stadt Wien 1971-1975 Obmann des Jugendausschusses

der Gewerkschaft der Gemeinde-bediensteten (GdG)

1975–1983 Jugendreferent der GdG1983-1987 Organisationsreferent der GdG1987-1998 Leitender Referent der GdG1998–2001 Landesvorsitzender der

GdG Wien2001–2003 Geschäftsführender Vorsitzender

der GdG Wien 2003–2007 Vorsitzender der GdG2003–2006 Vizepräsident des Österreichi-

schen Gewerkschaftsbundes2006–2007 Geschäftsführender Präsident, 2007–2008 Präsident des Österreichischen

Gewerkschaftsbundes

Politische Funktionen1990–2007 Abgeordneter zum Wiener

Landtag und Mitglied desWiener Gemeinderates

1995–2007 Erster Vorsitzender des WienerGemeinderates

seit 2008 Bundesminister für Arbeit,Soziales und Konsumenten-schutz

Sonstige Funktionen

Präsident des Wiener Handballverbandes Präsident der Stiftung Anton Proksch

Institut Wien Präsident des Vereins „Wider die Ge-

walt“ Präsident des Vereins des Österreichi-

schen Gesellschafts- und Wirtschafts-museums

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Innenpolitik

Andreas Khol

Am 11. Jänner sagte ÖVP-Bundespartei-obmann Vizekanzler Reinhold Mitter-

lehner nach der Sitzung der ÖVP-Bundes-parteileitung: „Andreas Khol ist die richtigeWahl, weil er Erfahrung mit Expertenwis-sen, Heimatverbundenheit und internationa-ler Vernetzung verbindet. Denn der Bundes-präsident muß gerade in unsicheren ZeitenSicherheit vermitteln. Das Amt ist keine de-mokratie-politische Versuchsstation für erstepolitische Schritte. Andreas Khol ist einpolitischer Routinier, der nicht zuletzt durchseine Arbeit als ehrenamtlicher Seniorenver-treter die Anliegen der Menschen in Öster-reich kennt. Er lebt die Bürgergesellschaftund den Austausch der Generationen wiekein zweiter“, unterstrich Mitterlehner. ImWahlkampf stehen für die ÖVP Sachlichkeitund Fairness an oberster Stelle. „Ein Fair-nessabkommen und eine Kostenbegrenzungfür den Wahlkampf sehen wir als absolutzeitgemäß“, so der Bundesparteiobmann, derbetonte: „Wir gehen in eine offene Auseinan-dersetzung und haben gute Chancen, in dieStichwahl zu kommen. Wenn wir das schaf-fen, haben wir mit Andreas Khol ausgespro-chen gute Chancen, die Wahl zu gewinnen.“

„I mog das Land, i mog die Leit. Öster-reich ist mir ein Herzensanliegen“, so Prof.Andreas Khol, der sich über die einstimmigeNominierung durch die ÖVP-Gremien freut.„Als Patriot, der ich bin, bin ich überzeugt,daß der Bundespräsident etwas für unserLand leisten und etwas bewegen kann. Ge-nau das will ich.“ In seiner 15jährigen Tä-tigkeit als Generalsekretär der EuropäischenDemokratischen Union habe er die Welt ge-

sehen, als ehrenamtlicher SeniorInnenvertre-ter tausende persönliche Kontakte geschlos-sen. „Ich möchte das Sprachrohr der Öster-reicherinnen und Österreicher sein und ihreInteressen in Österreich, Europa und der

Welt schützen. Ich freue mich, daß mir mitder Kandidatur diese Chance geboten wirdund nehme diese Herausforderung sehrgerne an“, so Andreas Khol, der, wenn er dieWahl gewinnt, ein bescheidener Volkspräsi-dent sein will. „Ich freue mich auf viele Be-gegnungen und Gespräche, vom Bodenseebis zum Neusiedlersee.“

„Wir nehmen die Sorgen unserer Mitbür-gerinnen und Mitbürger ernst! Die Men-schen sind frustriert, sorgen sich um die Si-cherung von Wohlstand, Lebensstil und Le-benskultur, die sie seit 1945 aufgebaut ha-ben – sie haben das Gefühl, daß eine kleineGruppe von Meinungsbildnern über sie be-stimmt. Als Bundespräsident will ich Sprach-rohr dieser Menschen sein und so ihreInteressen sichern!“

Zur aktuellen Politik hielt Khol fest: „DieHoffnung unserer Jugendjahre war Europa –die Lösung für alles. Heute haben wir dieGefahr, daß Europa das Problem für alleswird. Politiker sollen Angst nehmen undnicht Angst machen. Sie müssen vom passi-ven Zusehen ins aktive Tun kommen undbeweisen, daß sie an dieses Europa glaubenund alles tun werden, die Herausforderungenzu lösen. Diese Lösungen erfordern aber dienächsten zwei bis drei Jahre konsequenteArbeit – bis dahin müssen wir österreichi-sche Schritte setzen. Nächstenliebe beginntim eigenen Haus, im eigenen Land. Wirmüssen auf unsere Leute schauen und ihnendie Sicherheit geben, daß ihr Lebensstil, ihreLebenskultur von uns geschützt, gesichertund gewahrt werden!“http://www.andreaskhol.at

Andreas Khol

»Als Patriot, der ich bin,

bin ich überzeugt, daß der

Bundespräsident etwas für

unser Land leisten und etwas

bewegen kann. Genau das

will ich.«

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VP

Lebenslauf

Geboren 14. Juli 1941, Südtiroler, Schule inSterzing (Südtirol) und Innsbruck.Verheiratet, sechs Kinder

1963 Promotion Dr. jur. (studien inInnsbruck und Paris)

1966 Sekretär im ÖsterreichischenVerfassungsgerichtshof

1969 Habilitation Verfassungsrechtund Internationale Organisation,Universität Wien

1969 Internationaler Beamter imEuroparat, Menschenrechte

1972-1973 Präsident der Personalvertretungdes Europarates

1974 Direktor der PolitischenAkademie der ÖVP, Wien

1978-1996 Exekutivsekretär der Europäi-schen Demokratischen Union

1980 ao. Universitätsprofessor 1983-2006 Abgeordneter zum Nationalrat

(Verfassungssprecher, außenpo-litischer Sprecher)

1994-2002 Klubobmann des ÖVP-Parlamentsklubs

2002-2006 Präsident des Nationalrates derRepublik Österreich

ab September 2005 Bundesobmann desÖsterreichischen Senioren-bundes und

ab September 2005 Präsident des Österrei-chischen Seniorenrates

2007- Mitglied der Expertenkom-mission der Bundesregierungzur Verfassungs- und Ver-waltungsreform

Andreas Khol ist Autor zahlreicher Pu-blikationen auf dem Gebiet von Außenpo-litik, Europapolitik, Sicherheitsfragen, allge-meine politische Regierungs- und Verfas-sungslehre, Verfassungs- und Rechtspolitik,u.a. „Mein politisches Credo – Aufbruch zurBürgersolidarität“ (Molden, 1998), „Durchbruch zur Bürgergesellschaft – einManifest“ (Molden, 1999), „Die Wende ist geglückt – Der schwarz-blaue Marsch durch die Wüste Gobi“ (Molden, 2001), „Die Freiheit hat kein Alter. – Senioren.Zukunft. leben.“ (Molden, 2006)1975: Andreas Khol ist Gründer und seitherMitherausgeber des „Österreichischen Jahr-buches für Politik“, eine Publikation derPolitischen Akademie

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Innenpolitik

Norbert Hofer

Die FPÖ präsentierte bei einer Presse-konferenz Norbert Hofer als Kandida-

ten für die Bundespräsidentschaftswahl. Ho-fer, er ist derzeit Dritter Nationalratspräsi-dent, ist mit seinen 44 Jahren der jüngsteKandidat, der jemals in der österreichischenGeschichte für dieses Amt kandidiert hat undwar auch der Wunschkandidat der FPÖ, wieBundesparteiobmann Heinz-Christian Strachebetonte. „Norbert Hofer ist selbstverständ-lich auch ein freiheitlicher Kandidat, der zuunseren Grundwerten steht und inhaltlich dieEntwicklungen der FPÖ mitgestaltet undweiterentwickelt hat“, betonte Strache. Hofersei seriös und übrigens sozialpolitisch enga-gierter als der ehemalige Sozialminister undnunmehrige SPÖ-Kandidat Rudolf Hunds-torfer. „Hofer wird das Amt mit Leben erfül-len und Volksabstimmungen einfordern“,zeigte sich Strache überzeugt.

Hofer: Ich bin in der Sache hart und konsequent!

Die FPÖ rechnet damit, daß – angesichtsder linken bis linksliberalen Konkurrenz –Norbert Hofer es in die Stichwahl schaffenwerde und es eine große Chance gebe, daßHofer auch Präsident werden könne. „Wirhaben die Chance, in die Stichwahl zu kom-men, und das ist unser Ziel, dafür treten wiran“, so Hofer. „Ich bin in der Sache hart undkonsequent, habe aber Respekt vor dem Mit-bewerber. Ich vertrete freiheitliche Positio-nen, davon gehe ich keinen Millimeter ab“,stellte Hofer klar. Hofer möchte die Türender Hofburg öffnen und darauf achten, daßdie direkte Demokratie ausgebaut wird. Den

anderen Kandidaten werde die FPÖ im Zugedes Wahlkampfs den Schneid abkaufen. EinFairnessabkommen werde es mit den Bür-gern geben, aber mit keiner Partei, so Hofer.

Ursula Stenzel, die ebenfalls im Gespräch

war, ins Rennen zu gehen, wünschte NorbertHofer, daß er das Rennen erfolgreich bestrei-ten werde: „Es ehrt mich, daß ich ins Spielgebracht wurde. Ich glaube, Norbert, du hastdas Zeug dazu, ein Schutzherr Österreichszu sein. Ich sehe keinen anderen Kandidatenaußer Norbert Hofer, der die Voraussetzun-gen hat, diese Schutzherrnpflicht zu erfül-len!“

FPÖ-Burgenland-LandesparteiobmannLandeshauptmann-Stv. Johann Tschürtz sag-te: „Mit Norbert Hofer präsentiert die FPÖeinen Präsidentschaftskandidaten, der alleEigenschaften verkörpert, die man sich voneinem Bundespräsidenten erwartet. NorbertHofer steht für Ehrlichkeit, Kompetenz undEloquenz in der Politik. Er ist, über alle frak-tionellen Differenzen hinweg, österreichweitanerkannt und trägt die Hoffnungen vielerBürger, die sich einen Bundespräsidenten er-warten, der – voll im Leben stehend – die In-teressen der Österreicher anspricht und ver-teidigt. Darüber hinaus verfügt er über dieGabe, Menschen mit verschiedenen Stand-punkten zusammen zu führen und für einkorrektes und konstruktives Gesprächsklimazu sorgen. Das kam bei vielen Präsidentenbisher zu kurz, weil sie ihre parteipolitischeund weltanschauliche Sichtweise allzu oft inihre Kommentare einfließen ließen. Da ge-nügt es nicht sich das Mäntelchen eines Par-teifreien umzuhängen aber gleichzeitig an-zukündigen ein Wählervotum nur anzuneh-men, wenn es einem ins persönliche Welt-bild paßt. Bei Norbert Hofer wäre diesesAmt in besten Händen!“ http://www.noberthofer.at

Norbert Hofer

»Ich bin in der Sache hart und

konsequent, habe aber Respekt

vor dem Mitbewerber. Ich ver-

trete freiheitliche Positionen,

davon gehe ich keinen Milli-

meter ab.«

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Lebenslauf

Geboren am 2. März 1971 in Vorau in derSteiermark, verheiratet und hat vier Kinder

1977-1981 Volksschule Pinkafeld1981-1985 Hauptschule Pinkafeld & BRG

Oberschützen1985-1990 HTL für Flugtechnik1990 Reifeprüfung mit ausgezeichne-

tem Erfolg1995-1999 verhaltenstechnische Seminare,

anschließend Ausbildung zumKommunikations- undVerhaltenstrainer

2000 Dienstprüfung für gehobenenRechnungs- und Verwaltungs-dienst mit ausgezeichnetemErfolg

Politische Laufbahn (u.a.)seit 1994 Mitglied FPÖ Landespartei-

vorstand Burgenland1994-2006 Stadtparteiobmann Eisenstadtseit 1996 Mitglied Landesparteipräsidium

Burgenlandseit 1996 Mitglied Bundesparteileitung1996-2007 Landesparteisekretär

Burgenland1997-2002 Klubobmann im Eisenstädter

Gemeinderat1997-2007 Gemeinderat Eisenstadt2000-2006 Klubdirektor des Freiheitlichen

Landtagsklubsseit 2005 Vizebundesparteiobmannseit 2005 Mitglied Bundesparteivorstandseit 2006 Abgeordneter zum Nationalratseit 2006 Mitglied Parlamentarischer

Ausschüsse für Arbeit und

Soziales, Umwelt, Forschung,Innovation und Technologie undFamilie

seit 2008 Mitglied Gesundheitsausschussseit 2008 Vorsitzender Ständiger Unter-

ausschuß des Rechnungshofausschusses

seit 2008 stv. Obmann Umweltausschuß seit 2008 Vizepräsident Österreichischer

Zivilinvalidenverband,Landesgruppe Burgenland

seit 2008 Mitglied ÖsterreichischerUmweltrat

seit 2009 Mitglied Österreichischer Rätefür Freiwilligenarbeit

seit 2009 stv. Vorsitzender Österreichi-scher Umweltrat

seit 2009 Mitglied Verfassungsausschußseit 2013 III. Präsident des Nationalrates

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Innenpolitik

Alexander Van der Bellen

Am 8. Jänner hat Prof. Alexander Van derBellen per Videobotschaft seine Kan-

didatur für die Bundespräsidentschaftswahl2016 bekannt gegeben. Seine Kandidaturwird von einem überparteilichen Verein or-ganisiert.

Drei Tage später erklärte er bei einer Pres-sekonferenz, er sei „überzeugt: Ich habe eineChance. Eine ernste Chance.“ Er habe sichdazu entschieden, gerade auch in herausfor-dernden Zeiten Verantwortung zu überneh-men und einen Beitrag zu leisten für Orien-tierung, Hoffnung und Zuversicht. Letztlichsei es die Sorge um die Demokratie, um denZusammenhalt in unserer Gesellschaft, dieihn dazu bewogen habe, für das Amt desBundespräsidenten zu kandidieren. SeineKandidatur stellt er unter ein Motto, das eraus der dritten Strophe der Bundeshymneübernommen hat: „Mutig in die neuen Zei-ten.“

„Warum kandidiere ich? Erstens bin ichüberzeugt, daß ich die Aufgaben des Bun-despräsidenten gut wahrnehmen kann. Ichbin ein verbindlicher Charakter, würde nachinnen verbindend wirken, übergreifend ver-binden und nach außen Österreich gut reprä-sentieren.“ Van der Bellen spricht sich ganzbewußt für eine Gesprächskultur des gegen-seitigen Respekts und der Wertschätzung inder Politik aus. Zuhören können, davon Ab-stand nehmen, den anderen zu kritisieren,bevor er oder sie den jeweiligen Satz über-haupt zu Ende gesprochen hat – mit seinerbesonnenen, überlegten Art, für die er überParteigrenzen hinweg geschätzt wird, will ersich um sachliche Lösungen bemühen.

„Zweitens gibt es auch ein ganz persönli-ches Motiv für dieses hohe Amt zu kandidie-ren“, führt er weiter aus: Österreich habe ihm,dem Flüchtlingskind, große Chancen eröff-net. Van der Bellen wächst als evangelisches

Immigrantenkind, seine Mutter ist gebürtigeEstin, der Vater gebürtiger Russe mit nieder-ländischen Vorfahren, in den Tiroler Bergenauf. Nach mehrmaliger Flucht vor den Sow-jets findet die Familie in Österreich eine neueHeimat. „Ich will meiner Heimat als Bun-despräsident etwas von dem zurückgeben,was mir in meinem Leben geschenkt wur-de.“ Jeder Mensch, der hier lebe, habe dasRecht, in Frieden und Würde zu leben. „Dasgehört zu den Menschenrechten, und an dieglaube ich. Ich glaube aber auch an be-stimmte Menschenpflichten. Nämlich diePflicht, Freiheit, Gleichheit und Brüderlich-keit nicht als selbstverständlich anzusehen,sondern darauf zu schauen und zu achten,daß sie auch in Zukunft garantiert sind“, soVan der Bellen.

Daß diese Heimat, Österreich, aktuell vorgroßen Herausforderungen steht, spricht Vander Bellen klar und deutlich an: Das Ausmaßder Arbeitslosigkeit ist inakzeptabel; dieSchere zwischen Arm und Reich geht weiterauf, statt sich zu schließen; das Flüchtlings-drama; der Klimawandel; und schließlich dieEuropäischen Union, die sich in der größtenKrise seit ihrer Geburt befindet.

„Ich bin überzeugt: Österreich wird dieseHerausforderungen mit Zuversicht und Ver-stand meistern können, so wie uns das in derVergangenheit immer wieder gelungen ist.“

Van der Bellen ist jedenfalls bereit dazu.Und er lädt alle ÖsterreicherInnen dazu ein,gemeinsam an einer guten Zukunft zu arbei-ten. An einer hellen, hoffnungsfrohen Zu-kunft. https://www.vanderbellen.at

Alexander Van der Bellen

»Ich bin ein verbindlicher

Charakter, würde nach innen

verbindend wirken, übergrei-

fend verbinden und nach

außen Österreich gut

repräsentieren.«

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Lebenslauf

Geboren am 18. Jänner 1944 in Wien, ver-heiratet.

Ausbildung

1950-1954 Volksschule Innsbruck1954-1962 Akademisches Gymnasium

Innsbruck (Matura)1962-1970 Universität Innsbruck, Studium

der Volkswirtschaft (1966Diplom, 1970 Doktorat)

Berufliche Tätigkeiten1968-1970 Wissenschaftliche Hilfskraft am

Institut für Finanzwissen-schaften an der UniversitätInnsbruck

1971-1975 Universitäts-Assistent am

Institut für Finanzwissen-schaften an der UniversitätInnsbruck

1972-1974 Research Fellow amWissenschaftszentrum Berlin

1976-1980 Außerordentlicher Universitäts-professor, Universität Innsbruck

1977-1980 Verwaltungsakademie desBundes Wien

1980-2009 Ordentlicher Universitätspro-fessor für Volkswirtschaftslehre,Universität Wien

1990-1994 Dekan bzw. StellvertretenderDekan, Sozial- und Wirtschafts-wissenschaftliche Fakultät derUniversität Wien

Politische Arbeit1994-2012 Abgeordneter zum Nationalrat

1997-2008 Bundessprecher der GrünenÖsterreich

1999-2008 Obmann des Grünen Klubs imParlament

2012-2015 Abgeordneter zum WienerLandtag und Mitglied desWiener Gemeinderates

Ehrenamtliche Tätigkeiten undAuszeichnungen (Auswahl)

2004 Verleihung des Großen Gol-denen Ehrenzeichens mit demStern für Verdienste um dieRepublik Österreich

2010-2015 Ehrenamtliche Tätigkeit alsBeauftragter der Stadt Wien fürUniversitäten & Forschung

Autor zahlreicher Publikationen

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Innenpolitik

Irmgard Griess„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,das Amt des Bundespräsidenten, in mei-

nem Fall der Bundespräsidentin, wird oftüberschätzt, es wird aber auch unterschätzt.Die Bundespräsidentin ist zwar nicht die Re-gierungschefin, sie macht auch nicht die Ge-setze, sie kann aber gleich einem Kompaßdafür sorgen, daß das Staatsschiff auf Kursbleibt und seinen Kurs auch ändert, wenndies notwendig ist.

Eine Bundespräsidentin, die aus derZivilgesellschaft kommt und nie einer Parteiangehört hat, ist niemandem verpflichtet alsdem Volk, ihren Wählerinnen und Wählernund dem eigenen Gewissen. Sie kann dieDinge beim Namen nennen, sie kann Proble-me ehrlich ansprechen, sachliche Diskussioneinfordern, zu Reformen ermutigen, für nach-haltige Lösungen werben, künftigen Genera-tionen eine Stimme geben.

Mein wichtigstes Werkzeug ist die Spra-che. Als Bundespräsidentin stehe ich für eineSprache, die nicht zudeckt, sondern aufdeckt,die nicht einlullt, sondern aufrüttelt, dienicht hetzt, sondern versöhnt, die nicht aus-grenzt, sondern einbindet.

Klare Worte zu finden und sie auch aus-zusprechen war immer schon meine Leiden-schaft. Als Richterin und auch als Vorsit-zende der Hypo-Untersuchungskommission.Als Bundespräsidentin will ich für eine Poli-tik der klaren Worte eintreten. Nur eine sol-che Politik respektiert die Würde des Men-schen. Denn die Wahrheit ist dem Menschennicht nur zumutbar, sie ist ihm auch geschul-

det. Nur eine ehrliche und aufrichtige Politikverzichtet darauf, zu manipulieren und zudämonisieren. Sie hilft dem Menschen, ver-nünftig zu entscheiden. Dazu braucht es In-formationen über die Sache, eine offene Dis-kussion über das Für und Wider, denn nur

eine solche Diskussion kann zu einer Ent-scheidung führen, die akzeptiert und als ge-recht empfunden werden.

Mein Ziel als Bundespräsidentin ist es,Gräben in der Gesellschaft zu überwindenund bewußt zu machen, daß jeder in seinemBereich einen Beitrag leisten kann: Zu eineroffenen und toleranten Gesellschaft, in derwir nicht nur nebeneinander leben, sondernuns miteinander dafür einsetzen, daß Solida-rität und Eigenverantwortung unser Lebenbestimmen. So schaffen wir eine Gesell-schaft gerechten Ausgleichs, die den Schwa-chen stützt und den Starken nicht über Ge-bühr belastet. Dafür stehe ich, und deshalbbin ich bereit zu kandidieren.

Dem Staatsoberhaupt kommt in unsererVerfassung die Rolle zu, in kritischen Zeitenstabilisierend zu wirken. Und diese Aufgabeerfordert vor allem eines: Integrität. Und da-her muß auch die Wahl zu diesem wichtigenAmt fair, redlich und transparent durchge-führt werden.

Mir ist bewußt, daß ich als Außenseiterinin diese Wahl gehe. Und das ist für etablier-te Politikberater, für gewiefte Parteistrategenund auch für Journalisten ein Gewöhnungs-prozeß. Doch für mich ist es eine Chance,denn ich will eine unabhängige Kandidatinfür alle sein, die eine neue Politik wollen.Eine Politik, die von Ehrlichkeit, Mut undVerantwortung bestimmt ist. Ich freue mich,wenn sie mich dabei unterstützen.

Ihre Irmgard Griss“https://www.irmgardgriss.at

Irmgard Griess

»Mein Ziel als

Bundespräsidentin ist es,

Gräben in der Gesellschaft

zu überwinden.«

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Lebenslauf

Geboren am 13. Oktober 1946 in Bösen-bach, ist verheiratet und hat zwei Söhne

Ausbildung1965 Bundes-Handelsakademie

Graz, Matura1966-1970 Karl-Franzens-Universität Graz,

Rechtswissenschaften, Dr. iur.1974-1975 Harvard Law School

Cambridge, Massachusetts,USA, International LegalStudies LL.M.

1978 Anwaltsprüfung

Berufliche Tätigkeiten1971-1975 Institut für Zivilgerichtliches

Verfahren der Universität Graz;Assistentin, Honorarprofessorin(Lehrbefugnis für Zivil- und Han-

delsrecht) an der UniversitätGraz

1976-1978 Rechtsanwaltsanwärterin in Wien

1979-1980 Richterin am Bezirksgericht fürHandelssachen in Wien

1981-1987 Richterin am HandelsgerichtWien

1987-1992 Richterin am OberlandesgerichtWien

1993-2011 Richterin am Obersten Gerichts-hof, Mitglied des OberstenPatent- und Markensenates

2007 -2011 Präsidentin des Obersten Ge-richtshofs

03.2014- Leiterin der Hypo-Unter-12.2014 suchungskommissionab 2008 Ersatzmitglied des

Verfassungsgerichtshofesab 05/2013 Leiterin der Schlichtungsstelle

für Verbrauchergeschäfte

ab 11/2014 Dr. Griss GmbH GesellschafterFrüher: Dr. Gunter Griss GmbHDr. Griss GmbH,Geschäftsführerin

ab 2015 Internationale Richterin amSingapore International Com-mercial Court

Vereinstätigkeiten ab 10/2013 Wiener Juristische Gesellschaft –

Vizepräsidentin Mitglied und Sprecherin des Senats des

European Law Institute Mitglied des Österreichischen

Juristentags Mitglied der Österreichischen

Juristenkommission Mitglied des Harvard Club of Austria Mitglied des Rotary Clubs Graz-Burg

Autorin und Mitautorin zahlr. Publikationen

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Innenpolitik

Robert Marschall

Am Sonntag, dem 17. Jänner 2016, habeich mich entschlossen, für das Amt des

Bundespräsidenten der Republik Österreichbei der kommenden Wahl zu kandidieren.

Warum?Weil der Bundespräsident ein politisches

Gegengewicht zur Bundesregierung seinkann und endlich auch sein muß. Gravie-rende Fehlentwicklung in Österreich – z.B.bei den Themen Asyl, Massenarbeitslosig-keit und Staatsverschuldung – müssen sofortgestoppt werden.

Als Bundespräsident der Republik Öster-reich und Oberbefehlshaber des Bundeshee-res kann und werde ich dazu sehr viel beitra-gen.

Als Bundespräsident würde ich gemäßArtikel 29 der Bundesverfassung den Natio-nalrat auflösen und eine sofortige Neuwahldes Parlaments durchführen lassen. Die jet-zige SPÖ-ÖVP-Koalition in Parlament undBundesregierung repräsentiert nicht mehrden mehrheitlichen Willen des österreichi-schen Volks. Laut Meinungsumfragen liegtdie SPÖ-ÖVP-Koalition nur mehr bei 44 Pro-zent an Zustimmung der Wähler. Wer einesofortige Neuwahl des österreichischenParlaments will, sollte daher Marschall wäh-len.

Marschallplan 2016 für ÖsterreichDer Marschallplan, offiziell „Österreichi-

scher Wiederaufbau-Plan“ (kurz ÖWP) ge-nannt, ist ein großes Wirtschaftswiederauf-bauprogramm für Österreich, das an den Fol-gen des EU-Beitritts am 1. Jänner 1995 lei-

dende Österreichs zugute kommen wird. Esbesteht aus der Wiederherstellung der Sou-veränität Österreichs, Friedenssicherung,mehr und bessere Demokratie, Regionalisie-rung statt Globalisierung und einen Wirt-

schaftsaufschwung in Österreich. Nur sowird es mehr Sicherheit und Wohlstand inÖsterreich in Zukunft geben.

Der österreichische Marschall-Plan wur-de nach dem Obmann der EU-Austrittspar-tei, Robert Marschall, benannt, der diesenPlan in den Jahren 2011 bis 2016 entwickel-te. Eine Nachahmung durch andere europäi-sche Staaten ist ausdrücklich erwünscht.

Die meisten der 10 Punkte sind nur miteinem EU-Austritt Österreichs möglich.

Je früher Österreich aus der EU aussteigt,desto besser für Österreich. 1. Einführung von permanenten Grenzkon-

trollen an der gesamten Staatsgrenze,2. Zuwanderungsstopp und insbesondere

Aufnahmestopp für Asylanten,3. Beibehaltung der immerwährenden Neu-

tralität Österreichs,4. echte Demokratie durch ein faires Wahl-

recht und durch vom Volk einleitbareVolksabstimmungen,

5. Arbeitsplätze in Österreich schaffen, stattAuslagerungen ins Ausland,

6. Generationengerechtigkeit durch ein fai-res Pensionssystem,

7. Nein zu EU-Erweiterungen (z.B. um dieTürkei, Ukraine, Serbien, Albanien,usw.),

8. Nein zu TTIP-, TISA- und CETA- Aus-beutungsabkommen der EU,

9. Halbierung der Parteienförderung und derPolitikereinkommen und

10. österreichisches Steuergeld muß in Ös-terreich bleiben.

http://www.marschall2016.at

Robert Marschall

»Die jetzige SPÖ-ÖVP-Koalition

in Parlament und Bundes-

regierung repräsentiert nicht

mehr den mehrheitlichen

Willen des österreichischen

Volks.«

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Lebenslauf

Geboren am 5. März 1966 in Wien.

Ausbildung1984 Matura Bundesrealgymnasium

Schmelz, Wien1984-1985 Wehrdienst in Form der EF-

Ausbildung; aktuell: Wirt-schaftsunteroffizier der Reserve,seit 1993 Oberwachtmeister

1985-1986 Studium der Elektrotechnik ander Technischen UniversitätWien (7 Prüfungen)

1986-1992 Studium der Betriebswirt-schaftslehre an der Wirtschafts-universität Wien, Abschluß alsMagister der Sozial- undWirtschaftswissenschaften

Berufliche Tätigkeiten1993-1996 Siemens Konzern in Wien,

München, Maria Enzersdorf,Projektkaufmann, Exportkauf-mann für Indonesien undPakistan, Businessplaner

1996 als Leiter Controlling an dieFirma ÖCall (später max.mobil)entsandt

1996-1997 Ericsson Austria AG in WienBusiness Consultant für dasKundensegment alternativeTelekombetreiber

ab 1997 Mars-mobil Telekom GmbH /TriCoTel Telekom GmbH inWien, Geschäftsführer

1999-2000 STAR TelecommunicationsGmbH in Wien, CountryManager Austria, Prokurist

2000-2002 UTA Telekom AG, LeiterTrading für die internationaleSprachtelefonie, Handlungs-bevollmächtiger

seit 2005 Herausgeber von Wien-konkret.at

Diverses2004- 2005IVMK-Interessensverband der

Mobilfunkkunden, Präsident desKonsumentenschutzvereins

seit 2011: Obmann der EU-Austrittspartei

2014 Höhepunkt seiner bisherigenpolitischen Tätigkeiten war dieEU-Wahl 2014 am 25. Mai2014, bei der er als Spitzen-kandidat der wahlwerbendenListe EU-STOP angetreten war.

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Innenpolitik

Minister Doskozil, Klug und Stöger angelobt

Dank des Bundespräsidenten an Minister Rudolf Hundstorfer – Minister sehen ihren neuen Aufgaben mit Freude entgegen.

Bundespräsident Heinz Fischer hat am26. Jänner auf Vorschlag von Bundes-

kanzler Werner Faymann Hans Peter Dos-kozil als Verteidigungsminister, Gerald Klugals Infrastrukturminister und Alois Stöger alsSozialminister angelobt. Der Wechsel in derSPÖ-Regierungsriege ist erfolgt, weil sich derehemalige Sozialminister Rudolf Hundstor-fer dazu entschlossen hat, als Bundespräsi-dent zu kandidieren und sein Amt mit die-sem Tag zurücklegt hat. Ihm galt auch derDank Fischers: „Rudolf Hundstorfer hat sichdem Wohl der Republik gewidmet und vielzur Entwicklung des Sozialstaats beigetra-gen.“ Der Zeremonie wohnten Bundeskanz-ler Werner Faymann, Vizekanzler Mitterleh-ner und die Familien der angelobten Regie-rungsmitglieder bei. Der Bundespräsidentgratulierte und wünschte Doskozil, Klug undStöger, die ihren neuen Aufgaben mit Freudeentgegensehen, alles Gute für die Ausübungihrer Ämter.

Der neue Verteidigungsminister HansPeter Doskozil sagte nach der Angelobung,daß ihn „eine interessante und herausfor-dernde Aufgabe“ erwartet. „Das Bundesheerist eine wesentliche Säule der österreichi-schen Sicherheitsarchitektur. Als solche sindwir – neben den militärischen Kernaufga-ben – gefordert, „gemeinsam mit dem Innen-ministerium Positionen und Maßnahmen beider Bewältigung der Flüchtlingssituation zu

erarbeiten und umzusetzen“, betonte der Ver-teidigungsminister. Auch der Sport hat fürDoskozil einen hohen Stellenwert: „DemSport kommt eine wichtige Bedeutung imBereich der Gesundheitsvorsorge und in Zei-ten wie diesen auch bei der Integration zu.“

Infrastrukturminister Gerald Klug blicktnach der Angelobung auf seine Zeit als Ver-teidigungsminister zurück, eine Aufgabe, dieer „mit großem Engagement und viel Lei-denschaft“ erfüllt habe. Sein neues Ressortsei wichtig für den Industriestandort, im Vor-dergrund stünden jetzt etwa der rasche Aus-bau beim Breitbandinternet und bereits ein-geleitete Großbaumaßnahmen bei Schieneund Straße ins Ziel zu bringen. „Jeder Euro,der hier investiert wird, ist ein Euro, der denStandort Österreich stärkt“, betonte Klug.

Sozialminister Stöger betonte, daß eineder wichtigsten Aufgaben die Schaffung vonArbeitsplätzen sei. „Da ist die gesamte Bun-desregierung gefordert“, so Stöger. Auch inseiner bisherigen Zeit als Minister habe erdiesen Aspekt ständig im Blick gehabt, etwabei den großen Investitionspaketen im Infra-strukturministerium. Stöger über sein neuesAmt: „Ich nehme diese Herausforderung mitDemut, aber auch mit Freude an.“

Der burgenländische LandeshauptmannHans Niessl, der der Angelobung ebenfallsbeiwohnte, zeigte sich „froh, daß der Bun-deskanzler mit Hans Peter Doskozil eine so

gute Wahl getroffen hat“. Doskozil sei einsehr guter Fachmann und gehöre auf demGebiet der Sicherheit zu den besten Öster-reichs.

Hans Peter Doskozilwurde 1971 geboren und leiste 1989 seinenGrundwehrdienst bei der 1. Ausbildungskom-panie/Landwehrstammregiment 13 (jetzt Jä-gerbataillon 19) ab. Danach trat er als Si-cherheitswachebeamter in die BPD Wien einund übte nach der Grundausbildung seinenDienst in der Polizeiinspeltion (PI) Wehrgas-se aus. Nach Absolvierung der E2a-Ausbil-dung war er 1997 Dienstführender in der PISchönbrunner Straße, nebenbei abolvierte erdas Studium der Rechtswissenschaften, daser im November 2000 mit der Sponsion zumMag. iur. abschloß. Im 2003 wurde er derSicherheitsdirektion Burgenland dienstzu-teilt. 2004 kehrte er in die BPD Wien zurückunt tat dort seinen Dienst im Fremdenpoli-zeilichen Büro, ein Jahr später wieder in derSicherheitsdirektion Burgenland. 2007/08absolvierte er den 11. Führungskräftelehr-gang des BM.I, 2008 wurde er Referent imBüro des burgenländischen Landeshaupt-manns, das er von 2010 bis 2012 leitete.2012 wurde er als Landespolizeidirektor desBurgenlands angelobt, am 26. Jänner 2016zum Bundesminister für Landesverteidigungund Sport.

v.l.: Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, Bundeskanzler Werner Faymann, Bundespräsident HeinzFischer, Sozialminister Alois Stöger, Verkehrsminister Gerald Klug und der neue Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil

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Innenpolitik

Kopf: Wahlrecht ist keineSelbstverständlichkeit

Demokratie-Symposium im Parlament anläßlich 70 Jahre freier Wahlen in Österreich

Je nach politischer Einstellung überwiegtnach Wahlen entweder Freude oder Nie-

dergeschlagenheit. Der Wahltag am 25. No-vember 1945 war aber für alle Österrei-cherInnen Grund zum Jubeln. Damals fan-den nämlich nach den Jahren des Austrofa-schismus und der nationalsozialistischen Ge-waltherrschaft die ersten demokratischenWahlen der Zweiten Republik statt.

Anläßlich des Jubiläums vergangenenHerbst lud im Parlament Zweiter Präsidentdes Nationalrats Karlheinz Kopf am 11. Jän-ner zum Symposium „Demokratie – quo va-dis?“, um der Frage, wohin sich unsere De-mokratie entwickelt, auf den Grund zugehen. Der ursprünglich für November 2015geplante Termin war wegen der parlamenta-rischen Gedenkveranstaltung für die Opferder Terroranschläge in Paris verschobenworden. Neben der Geschichte des Wählensin Österreich kreiste die Konferenz auch umaktuelle Fragen der politischen Partizipationund ihrer Weiterentwicklung, gerade in Be-zug auf die Form des Wahlrechts.

Denkanstöße zum Erhalt der parlamentarischen Demokratie

„Das Schneckentempo ist das normaleTempo der Demokratie“, zitierte Kopf den

früheren deutschen Bundeskanzler HelmutSchmidt, als er die Akzeptanzprobleme derparlamentarischen Demokratie und die zuneh-mende Entfremdung zwischen Politik undBevölkerung skizzierte. Viele BürgerInnenseien langer politischer Diskussionen über-drüssig und verlangten nach rascheren Ent-scheidungen. „Der Ruf nach einfachen Lö-sungen stärkt aber vereinfachende Reaktio-näre“, warnte Kopf vor einem Verlust vonFreiheit und Gerechtigkeit in diesem Zusam-menhang. Direktdemokratische Instrumentewürden demokratische Entscheidungsprozes-se zwar eher verlangsamen als beschleuni-gen, so der Präsident, Elemente der direktenDemokratie wie eine stärkere Persönlichkeits-orientierung im Wahlrecht könnten jedochder Politikverdrossenheit entgegenwirken.„Sie könnten die repräsentative Demokratierepräsentativer machen, weil mehr inhaltli-che Auseinandersetzung der Politik mit denBürgern gegeben ist“. In Erinnerung an dieZeiten faschistischer Herrschaft konstatierteder Zweite Nationalratspräsident, Demokra-tie, Wahlrecht und Menschenrechte seienkeine Selbstverständlichkeit und ihr Bestandsei nicht garantiert – selbst in Europa nicht.Daher wolle er Denk- und Diskussionsan-stöße geben, wie die parlamentarische De-

mokratie mit ihren Werten auch in Zukunftzu erhalten ist.

Was kann die Politik aus der Geschichte lernen?

Für den Historiker Helmut Wohnout vomsozialwissenschaftlichen Karl von Vogelsang-Institut und den Politikwissenschafter AntonPelinka waren die bundesweiten Wahlen imin Besatzungszonen aufgeteilten Österreicham 25. November 1945 eine entscheidendeWeichenstellung in Richtung funktionieren-der Demokratie. Obwohl die Rahmenbedin-gungen so kurz nach Kriegsende gegen Wah-len gesprochen hätten, betonte Wohnout, seidie provisorische Staatsregierung unter KarlRenner nicht davon abgewichen, diesen„Schlüsselakt jeder repräsentativen Demo-kratie herbeizuführen“. Als Preis dafür habeman die Anerkennung der österreichischenBeteiligung am Nationalsozialismus aufge-schoben, gab Pelinka zu bedenken, attestier-te den politischen Eliten im Umkreis vonRenner, Leopold Figl und Julius Raab aller-dings großes Engagement bei der Etablie-rung eines westlichen, demokratischen Mehr-parteiensystems.

„Damals gab es keinen Anlaß, die Verhäl-tniswahl zu problematisieren, denn sie be-

v.l.: Christoph Neumayer (Industriellenvereinigung), Anton Pelinka (Central European University in Budapest), Eva Weissen-berger (»NEWS«-Chefredakteurin), Karlheinz Kopf (Zweiter Nationalratspräsident), Michael Fleischhacker (Chefredakteur»NZZ Österreich«) Susanne Riess (Generaldirektorin Wüstenrot AG), Helmut Wohnout (Karl von Vogelsang-Institut) undThomas Hofer (Public Affairs-Agentur H&P)

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hinderte die Entscheidungsfähigkeit nicht“,ging der Politikwissenschafter näher auf dasWahlergebnis von 1945 ein. Die 95 ProzentZustimmung, die SPÖ und ÖVP gegenüberder als dritte Kraft antretenden Kommunisti-schen Partei erhielten, habe dem jungen StaatStabilität gegeben. Der politische Erfolg desin den Jahrzehnten danach etablierten Sy-stems zweier dominierender Parteien nehme

allerdings seit den 1980er-Jahren stetig ab,meinte Pelinka, der eine Neukonzeption desWahlrechts nach italienischem oder nieder-ländischem Muster vorschlug.

Den Perspektiven des österreichischenWahlrechts widmete sich in weiterer Folgeeine Podiumsdiskussion, moderiert von Mi-chael Fleischhacker, Chefredakteur der onli-ne-Plattform „Neue Zürcher Zeitung Öster-

reich“. DiskutantInnen waren Eva Weissen-berger, Chefredakteurin des Wochenmagazins„NEWS“, die Generaldirektorin der Bauspar-kasse Wüstenrot, Susanne Riess, Industriel-lenvereinigung-Generalsekretär ChristophNeumayer und Politikberater Thomas Hofervon der Public Affairs-Agentur H&P. http://www.parlament.gv.atQuelle: Parlamentskorrespondenz

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Innenpolitik

Fischer: Das ASVG ist eines derGrundgesetze der Zweiten Republik

Der Bundespräsident unterstreicht die Bedeutung der Pflichtversicherung und des Umlageverfahrens.

Bundespräsident Heinz Fischer nahm am12. Jänner den Festakt anläßlich 60 Jah-

re ASVG im Parlament wahr, um ein klaresBekenntnis zur bestehenden Pflichtversiche-rung und zum Umlageverfahren abzulegen.Das Modell des Umlageverfahrens sei auchheute noch ein „Netz für die Zukunft“, estrage dazu bei, ein menschenwürdiges Da-sein abzusichern, sagte Fischer. Die Pflicht-versicherung stelle die langfristige Finan-zierbarkeit des hohen Gesundheitsniveausund einer armutsfesten Alterssicherung inÖsterreich sicher. Der Bundespräsident zeig-te sich überzeugt davon, daß das ASVG auchin den nächsten Jahrzehnten ein Fundamentdes modernen Sozialstaats österreichischerPrägung sein wird. Mit sozial ausgewogenenAnpassungen und weiteren Harmonisie-rungsschritten unterschiedlicher Systemekönne das Vertrauen in den „Generationen-vertrag“ gestärkt werden, so Fischer.

Das ASVG bezeichnete der Bundespräsi-dent als eines der Grundgesetze der ZweitenRepublik, das gewachsen ist und weiterent-wickelt wurde. Es fasse einen wichtigen Be-reich des gesellschaftlichen Grundkonsen-ses, nämlich das Prinzip des Sozialstaats, inkonkrete Normen und bilde den Grundsteinfür ein Gebäude sozialer Sicherheit. DasASVG habe wesentlich zur wirtschaftlichenund politischen Erfolgsgeschichte des Lan-des beigetragen, unterstrich der Bundesprä-sident, der daran erinnerte, daß die Diskus-sionen über das ASVG im Vorfeld und zumZeitpunkt seiner Beschlußfassung keines-wegs so harmonisch und friedlich abgelau-fen sind, wie das jetzt im Rückblick aussieht.Man habe damals aber einen Kompromiß

gefunden, indem man die Bestimmungen zu-nächst auf unselbständig Beschäftigte redu-ziert und erst später andere Berufsgruppeneingebunden hat. Heute sei das Gesetz festim Bewußtsein der Bevölkerung verankert,weil es für die Demokratie und Millionen vonMenschen in Österreich soziale Sicherheitgeschaffen habe. In diesem Zusammenhanghob das Staatsoberhaupt die von einem In-teressensausgleich geprägte politische Kul-tur des Landes hervor. Gegenseitige Zuge-ständnisse und Kompromisse würden zwaroft gescholten, dennoch seien sie immer dasbeste Mittel, zu einer gemeinsamen Lösungzu kommen.

Fischer würdigte das ASVG nicht nur alsmaterielle Grundabsicherung, die Rechts-sicherheit in einem für das persönlicheLeben jedes Einzelnen wesentlichen Bereichbietet. Er wies auch darauf hin, daß es einMehr an Gleichheit gebracht habe, indem esauf ein umfassendes soziales Sicherungssy-stem mit gleichem Zugang abzielt. Für denBundespräsidenten hat das ASVG als Werkder Kodifikation aber auch eine große juri-stische Bedeutung. Alles in allem bilde eseine solide Basis für den weiteren Ausbauund die Weiterentwicklung des Sozialstaatsösterreichischer Prägung. Quelle: Parlamentskorrespondenz

Bundespräsident Heinz Fischer sprach im Parlament zu »60 Jahre ASVG«.

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Landeshauptmann Hans Niessl erklärteam 12. Jänner im Rahmen seiner Grund-

satzrede im Kultur- und Kongreßzentrum inEisenstadt das Jahr 2016 zum „Jahr derBildung“. „Als Landeshauptmann des Bur-genlandes setze ich jedes Jahr besondereSchwerpunkte, um der aktuellen gesell-schaftlichen Situation Rechnung zu tragen.Das Jahr 2016 soll ganz im Zeichen der Bil-dung stehen. Das Burgenland ist heute dasLand der guten Bildung. Ich will, daß dasBurgenland das Land der besten Bildungwird. Denn Bildung bedeutet Chancen fürdie Burgenländerinnen und Burgenländer undist entscheidend für den Erfolg und die Zu-kunft des Landes in einer modernen Wis-sensgesellschaft“, erklärte der Landeshaupt-mann vor rund 450 Fest- und Ehrengästen,darunter auch zahlreiche VertreterInnen allerBildungseinrichtungen.

Das Burgenland verfügt über die höchsteBetreuungsquote bei den 3 bis 5jährigen, hatmit nahezu 50 Prozent die höchste Maturan-ten-Quote aller Bundesländer, hat die klein-sten Volksschulklassen Österreichs und esgibt flächendeckend die Neue Mittelschuleim Land sowie an den Standorten in Eisen-stadt und Pinkafeld eine moderne Fachhoch-schule mit mehr als 2100 Studierenden. Ne-ben der Pädagogischen Hochschule, die inden letzten Jahren noch stärker zu einerwichtigen Säule im Bereich des lebenslan-gen Lernens geworden ist, haben auch dieErwachsenenbildungseinrichtungen, die Be-rufsschulen, die Fachschulen und die Lehr-werkstätten einen hohen Stellenwert. „Die-ses gute Fundament – vom Kindergarten be-ginnend – wollen wir im Jahr 2016 weiterverbessern. Daher ist mir dieses ‚Jahr derBildung‘ – insbesondere für die Zukunftunserer Kinder und die Zukunft des Burgen-landes – so wichtig. Wir lassen keinen jungenMenschen zurück. Das bedeutet Chancenund Perspektiven für die Jugend des Landes,denn für mich besteht ein unmittelbarerZusammenhang zwischen Bildung und Qua-lifikation einerseits bzw. Wohlstand und Ein-kommen andererseits“, sagte der Landes-hauptmann.

Damit verbunden, so Niessl weiter, seiauch der wirtschaftliche Aufstieg des Bur-genlandes zu sehen, denn gut ausgebildete

junge Menschen mit großer Perspektive seiendie Voraussetzung für den wirtschaftlichenErfolg des Landes. Im Jahr 2015 hatte dasBurgenland im Jahresdurchschnitt rund100.000 Beschäftigte und im Sommer knapp105.000. Das Land ist seit Jahren unter dendrei Regionen mit dem höchsten Wirtschafts-wachstum Österreichs und die Forschungs-quote konnte deutlich ausgebaut werden:„Ohne Bildung gibt es keinen Wohlstand,ohne Bildung keinen wirtschaftlichen Auf-stieg und ohne Bildung keine erfolgreicheZukunft! Daher setzen wir noch stärker aufbessere Bildung für alle. Diesen Weg müs-sen und werden wir konsequent fortsetzen.Bildung ist jedoch mehr als reine Wissens-vermittlung. Jemanden zu bilden heißt auch,ihm Werte, Zusammenhänge und Auswir-kungen von Handlungen näher zu bringen.Wir tragen hier eine große Verantwortung fürunsere Gesellschaft und vor allem für unserenächsten Generationen. Daher müssen wirdiese Verantwortung wahrnehmen und ihrgerecht werden!“

„Das Burgenland ist heute das Land derguten Bildung. Das Burgenland muß in Zu-kunft das Land der besten Bildung sein. Je-der junge Burgenländer und jede jungeBurgenländerin soll die Bildungschancen nut-zen und den Aufstieg durch Bildung schaffenkönnen. Das ist gut für das Burgenland, dasist gut für die Menschen in unserem Landund das ist vor allem gut für die Zukunft un-serer nächsten Generationen, denn Bildungermöglicht sozialen Aufstieg, Bildung ver-bessert Chancengerechtigkeit und baut Bar-rieren ab. Genau diese Richtung müssen wirgemeinsam konsequent weitergehen. Ich binmehr als zuversichtlich, daß wir mit verein-ten Kräften, mit den Pädagoginnen und Pä-dagogen, das Burgenland im Bildungsbe-reich noch weiter nach vorne bringen kön-nen. Arbeiten wir gemeinsam daran, daßauch das Jahr 2016 ein gutes Jahr für unserHeimatland Burgenland wird“, so Niessl ab-schließend. http://www.bildungburgenland.athttps://www.youtube.com/watch?v=boz13Ca0ETs

»Burgenland Journal«»Burgenland Journal«

»Jahr der Bildung«Grundsatzerklärung: Landeshauptmann Hans Niessl will den erfolgreichen Weg des Burgenlandes auch 2016 prolongieren

Landeshauptmann Hans Niessl bei seiner Grundsatzerklärung

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Mehr als 190 Millionen Euro an EU-Tourismusförderung sind in den letz-

ten 15 Jahren in den heimischen Tourismusgeflossen. Eine vom RegionalmanagementBurgenland (RMB) in Auftrag gegebeneStudie zu den volkswirtschaftlichen Effektenpräsentierten Landesrat Helmut Bieler, Tou-rismuslandesrat Alexander Petschnig undRMB-Geschäftsführer Harald Horvath am21. Jänner in Bernstein. Die wichtigsten Fak-ten: Die jährlichen Wachstumsraten liegenseit 2000 bei über 2,5 %. Die Besuchstageim Jahr sind von knapp 7 Millionen auf fast11 Millionen gestiegen; der Tagestourismusist mit 89 % überproportional gewachsenund Wachstumstreiber; der ÖsterreicherInnen-Anteil an den Übernachtungen ist auf 82 %gestiegen, und die Gesamtwertschöpfung hatim Vorjahr erstmals die Milliardengrenzeüberschritten. Jede/r zweite Burgenland-Be-sucher/in ist ein Premium-Gast. „Diese Er-gebnisse sind beeindruckend und zeigen, daßder burgenländische Tourismus auf einemguten Weg ist. Mehr als 14.000 Personen –das ist jeder siebente Arbeitsplatz im Land –sind im Tourismus beschäftigt. 9,1 Prozentder gesamten Wirtschaftsleistung werden imTourismus generiert, deutlich mehr als imÖsterreichschnitt von 7,9 Prozent“, betonteBieler.

Um den Aufwärtstrend zu prolongieren,seien eine Strukturbereinigung und eineQualitätsoffensive in der 1/2-Stern-Beherber-

gungskategorie dringend notwendig, so Stu-dienautor Andreas Kreutzer.

„Wir befinden uns in einer Aufwärtsspi-rale“, erklärte Tourismuslandesrat Petschnig.„Die Wertschöpfung weiter zu steigern unddie heimischen Tourismusbetriebe zu stär-ken, ist unser primäres Ziel. Mit der Novelledes Tourismusgesetzes haben wir dafür dieWeichen gestellt“.

Tagestourismus ist WachstumstreiberDie Ergebnisse zeigen von 2000 bis 2015

ein überdurchschnittliches Wachstum von89 % beim Tagestourismus und einen Zu-wachs von 22 % bei den Nächtigungen; deut-lich gestiegen (+20 %) sind von 2000 bis2015 auch die Besuchstage der touristisch ge-nutzten Nebenwohnsitze. Die Zahl der Be-suchstage ist von knapp 7 Mio. auf knapp10,8 Mio. im Jahr 2015 gestiegen – zwei Drit-tel davon resultieren bereits aus dem Tages-tourismus. Hier wiederum überwiegt „Shop-ping“ (3,7 Mio. Besuchstage) eindeutig alsMotiv, wobei das Wachstum im Wesentlichenauf das Outlet-Center Parndorf zurückzufüh-ren ist.

Tourismusumsätze seit 2000 verdoppeltMit 1,04 Mrd. Euro haben die touristischen

Ausgaben im Vorjahr erstmals die Milliar-denmarke überschritten, wobei rund knappdie Hälfte aus dem Tagestourismus, ein Drit-tel aus dem Nächtigungstourismus und knapp

ein Fünftel aus dem Bereich touristische Ne-benwohnsitze kommen. Wertmäßig liegt derShoppingtourismus (311 Mio. Euro) fastgleichauf mit „Sport/Natur/Erholung“ (325Mio. Euro). 20 % der Erlöse kommen ausdem Thermen-, Gesundheits- und Wellness-bereich (207 Mio. Euro). Im Durchschnitt ge-ben Gäste 100 Euro aus, wobei die Ausgabenbei touristischen Nebenwohnsitzen mit 145Euro am höchsten sind.

Mehr Premium-Nächtigungsgäste als in anderen Bundesländern

82 % der Nächtigungsgäste kommen ausÖsterreich, von diesen je ein Viertel aus Nie-derösterreich und Wien, 15 % aus der Steier-mark. Kreutzer: „Die räumliche Nähe ist keinGrund, nicht im Burgenland zu übernachten,wenn die richtigen Übernachtungsangebotegegeben sind“. Bemerkenswertes Detail:Mehr als die Hälfte der Übernachtungen(52 %) kommt aus dem Premium-Gästeseg-ment („leistungsbewusste Elite“); mit Aus-nahme von Wien hat kein Bundesland an-teilsmäßig mehr Gäste aus diesem Segment(Österreichschnitt: 57 %). Die „Neue Mitte“(junge pragmatische, konsumorientierte Mit-te, Hedonisten), zu der junge Gästegruppen,oft auch Familien, zählen, ist mit 31 % diezweitstärkste Nächtigungsgruppe. Nur 17 %kommen aus der „traditionellen Mitte“. Kreut-zer sieht daher „akuten Handlungsbedarf“ inder 1, 2 und 3-Stern-Kategorie. Nur das Pre-miumsegment und Campingplätze seien lang-fristig konkurrenzfähig. Das Premiumseg-ment bedürfe jedoch einer internationalenAusrichtung, Premium-Dienstleistungen undvor allem einer entsprechenden Bettenka-pazität.

»Überregionales Denken«Petschnig will die Marketingarbeit auf

allen Ebenen verbessern und fordert „überre-gionales Denken“. Es gelte, „neue Angebotefür Premiumgäste, Familien und Sportbegei-sterte zu kreieren, proaktiv an die Menschenheranzuführen und durch entsprechendeÜbernachtungsangebote zu begleiten“. Bielerwill auch das Kulturangebot weiter ausbauen;er sei „zuversichtlich, daß wir mit Regio-nalität, mit dem Erfolgskonzept hinter derneuen Dachmarke Burgenland, bei unserenGästen punkten können“.

»Burgenland Journal«»Burgenland Journal«

Tagestourismus alsWachstumstreiber

v.l.: RMB-GF Harald Horvath, LR Helmut Bieler, Tourismuslandesrat AlexanderPetschnig und Studienautor Andreas Kreutzer bei der Präsentation der Studie

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Mit einer Standortgarantie für alle fünfKrankenhäuser, der Einstellung von zu-

sätzlichen neuen ÄrztInnen, einer Termin- undQualitätsgarantie, der Etablierung von Spit-zenkräften in den einzelnen Standardkran-kenhäusern, wie dies beispielsweise in Ober-pullendorf bereits geschehen ist, der Bünde-lung der Kräfte in den Schwerpunkthäusernfür Akutoperationen in der Nacht, der Erfül-lung notwendiger Qualität- und Ausbildungs-erfordernisse sowie einer Leistungs- und Qua-litätsoffensive will Landesrat Norbert Dara-bos den Herausforderungen im Jahr 2016 imGesundheitsbereich erfolgreich begegnen.

„Ergänzend zur flächendeckenden Akut-und Notfallversorgung in allen Kranken-häusern soll im Krankenhaus Kittsee derFachschwerpunkt Urologie etabliert, dasKrankenhaus Oberpullendorf zu einem Kin-derwunschzentrum und einem Endoskopie-zentrum ausgebaut sowie die Augentageskli-nik verstärkt verankert werden. Im Kranken-haus Oberwart ist ein Fachschwerpunkt HNO,im Krankenhaus Güssing ein SchwerpunktGynäkologie – einschließlich eines zertifi-zierten Brustgesundheitszentrums – vorgese-hen. Maßgeblich wird auch die Erstellungdes RSG (Regionaler Strukturplan Gesund-

heit) sein, die derzeit im Gange ist und derenErgebnisse bis Mitte des Jahres vorliegenwerden. Dieser Plan wird handlungsanlei-tend für die Bettenanzahl im Burgenland undfür die Leistungsausrichtung der einzelnenHäuser sein, wobei die Bettenanzahl imBurgenland unter modernen Strukturen undgedämpften Kosten erhalten bleiben könnte,aber die Ergebnisse des RSG die Basis imHinblick auf eine ‚kundenorientierte‘, quali-tativ hochwertige und leistbare Kranken-versorgung im Burgenland sein werden“, soder Landesrat.

Konkret betreffen die aktuellen Heraus-forderungen im Gesundheitsbereich, speziellim intramuralen Bereich, stetig steigendeKosten aufgrund neuer technischer und me-dizinischer Möglichkeiten, das neue Ärzte-arbeitszeitgesetz, aber auch neue rechtlicheRahmenbedingungen, wie die Umsetzung desGesundheits- und Krankenpflegegesetzes(GuKG) in finaler Phase. Ziel ist die Neu-regelung der Pflegeausbildung in Richtungdreistufige Ausbildung, sprich Pflegeassi-stent, Pflegefachkraft und gehobener Dienst(Fachhochschulabschluß notwendig). Durchdiese bessere Kompetenzausbildung der Pfle-gekräfte könnte es sogar zu einer Verlage-

rung der Aufgaben zwischen Pflegepersonalund ÄrztInnen kommen.

Hinsichtlich der derzeitigen Asylsituationsprach sich Darabos für eine europäischeQuotenregelung aus und forderte die Solida-rität aller EU-Mitgliedsstaaten ein. Bei einerNichterfüllung plädierte Darabos für finan-zielle Einschnitte bei jenen Ländern, die ihreQuote nicht erfüllen. „Insgesamt gesehen binich der Auffassung, daß die Genfer Flücht-lingskonvention als Richtschnur anzusehenist und Wirtschaftsflüchtlinge nicht aufzu-nehmen bzw. rückzuführen sind. Ich glaube,daß das Burgenland hier einen pragmati-schen Kurs fährt, der sich mit der Meinungder Menschen deckt. Ein Weg, der auf dieSorgen der Menschen eingeht. Über dieFeiertage ist es uns gelungen, gut Gesprächemit den Gemeinden zu führen und 100 neuePlätze zu schaffen, was zeigt, daß wir be-müht sind, unsere Quote im Burgenland zuerfüllen.“

Gesundheitswesenals Herausforderung

Landesrat Norbert Darabos will 2016 mit gezielten Maßnahmen »kundenorientiert« agieren.

Landesrat Norbert Darabos will 2016 mit gezielten Maßnahmen »kundenorien-tiert« agieren, wie er im Rahmen einer Pressekonferenz feststellte.

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Krankenhaus der BarmherzigenBrüder EisenstadtJohann von Gott-Platz 1, 7000 EisenstadtTelefon: ++43 / (0)2682 / 601-0http://www.barmherzige-brueder.at/eisenstadt

Ladislaus Batthány-StrattmannKrankenhaus Hauptplatz 3, 2421 KittseeTelefon: ++43 / (0)2682 / 57979/350-00

Landeskrankenhaus OberpullendorfSpitalstraße 31, 7350 OberpullendorfTelefon: ++43 / (0)2682 / 57979/340-00

Landeskrankenhaus OberwartDornburggasse 8, 7400 OberwartTelefon: ++43 / (0)57979 / 320-00

Landeskrankenhaus GüssingGrazer Straße 13, 7540 GüssingTelefon: ++43 / (0)057979 / 310-00

http://www.krages.at

Allgemein öffentlicheKrankenanstalten

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Die Bilanz der Schuldenberatung Burgen-land und der Bankkunden-Ombudsstelle

für das Jahr 2015 präsentierte Konsumenten-schutzlandesrätin Verena Dunst am 14. Jän-ner. Demnach wurden im Vorjahr 616 neueKlientInnen gezählt. Die durchschnittlicheVerschuldungssumme betrug 80.800 Euro,72.000 Euro waren es im Durchschnitt derletzten Jahre, wobei die höchste Verschul-dung eines Klienten bei rund einer MillionEuro lag.

294 Personen nahmen im Vorjahr die Be-ratung der Bankkunden-Ombudsstelle in An-spruch; dabei konnten für die KonsumentIn-nen mehr als 134.000 Euro an Nachlässenund Zinssatzreduktionen verhandelt werden.„Neben der steigenden Verschuldungshöheist vor allem das sinkende Alter der Schuld-ner besorgniserregend. Der jüngste Klient isterst 17 Jahre, das ist ein alarmierendes Zei-chen“, warnt Dunst. Mit der Forcierung derPräventionsarbeit in den Schulen und derFortführung des im Vorjahr gestarteten Pilot-projekts „Finanzführerschein“ will sie derSchuldenfalle insbesondere für Jugendlicheverstärkt den Kampf ansagen.

Ursachen für Schulden seit Jahren unverändert

Ehemalige Selbständigkeit, Einkommens-verschlechterung, Hausbau oder Wohnungs-kauf, Scheidung und falsches Konsumver-halten seien seit Jahren die Hauptgründe fürSchulden. „Die Schuldner kommen aus allenSchichten, es kann jeden treffen“, weiß Ga-briela Perusich, seit 15 Jahren Leiterin derSchuldenberatung Burgenland, die 1998 alskostenlose Serviceeinrichtung des Landes ge-gründet wurde. Durchschnittlich werden1125 persönliche Beratungsgespräche im Jahrdurchführt, dazu kommen noch fast 2900 te-lefonische Auskünfte, Anfragen und Bera-tungen. 616 Personen haben im Vorjahr ihreBeratungsdienste erstmals in Anspruch ge-nommen, 2009 waren es knapp 700 Neu-klientInnen, seit drei Jahren ist die Tendenzwieder leicht fallend. Die Hilfe durch dieSchuldenberatung ist auf den jeweiligen Fallabgestimmt, es werden individuelle Sanie-rungskonzepte erarbeitet.

Steigende Schulden, immer jüngerSchuldner, mehr Männer als Frauenverschuldet

Insgesamt verzeichnete man von 1998 bis2015 9558 neue KlientInnen. Deren durch-schnittliche Verschuldung betrug in den letz-ten Jahren 72.000 Euro, 80.800 waren es2015 – Tendenz steigend. Die höchste Ver-schuldung lag bei 1 Mio. Euro. Detail amRande: Mit 54,7 Prozent sind die Männer beiden KlientInnen im Überhang. Das Durch-schnittsalter der SchuldnerInnen beträgt 43Jahre, wobei der jüngste 17, der älteste 79Jahre alt war.

Kostenlose, anonyme Beratung,individuelle Sanierungskonzepte

Seit 2002 ist die Schuldenberatung Bur-genland eine bevorrechtete Schuldenberatungund darf die KlientInnen im Privatkonkursvor Gericht vertreten und auch Anträge ein-bringen. 2015 war dies bei 123 Konkurstag-satzungen der Fall, es wurden 159 außerge-richtliche Ausgleiche angeboten. Insgesamtbegleitete die Schuldenberatung von 1998bis 2015 KlientInnen bei 1804 Konkurstag-satzungen und erzielte 2182 außergerichtli-che Ausgleiche, dazu zahlreiche Stundun-gen, Zinsfreistellungen, Ratenvereinbarun-gen und Abschlagszahlungen. Seit 2013 istdie Schuldenberatung auch ISO zertifiziert.

Beratungen werden neben Eisenstadt seit2009 auch in der Außenstelle in der Be-zirkshauptstadt Oberwart durchgeführt.

Präventionsarbeit an SchulenGearbeitet wird aber auch präventiv: Eine

eigens ausgebildete Beraterin berät an Schu-len, wodurch bisher rund 3300 SchülerInnenerreicht werden konnten. Dunst will die Prä-vention weiter forcieren und auch den im Vor-jahr als Pilotprojekt erfolgreich gestartetenFinanzführerschein auch 2016 weiterführen.

Bankkunden-Ombudsfrau85 Prozent ihrer KlientInnen hätten Pro-

bleme bei der Rückzahlung von Kreditraten,Kontoüberziehung und Fremdwährungskre-diten, berichtete Bankkunden-OmbudsfrauHelga Schmidt. Die Spezialistin mit langjäh-riger Erfahrung im Bankensektor leitet vonAnbeginn die von Dunst vor zehn Jahren in-stallierte Bankkunden Ombudsstelle und hatseither mehr als 2800 Personen beraten, al-lein 294 waren es im Vorjahr – dabei konn-ten 2015 mehr als 134.000 Euro an Nach-lässen und Zinssatzreduktionen verhandeltwerden. Schmidt, die sich ein hervorragen-des Netzwerk mit den Banken aufgebaut hat,bietet Sprechtage in Eisenstadt und Ober-wart an. http://www.schuldenberatung.at/kontakt/beratungsstellen.php

Schulden immer höher,Schuldner immer jünger

LRin Dunst präsentierte Bilanz von Schuldenberatung und Bankkunden Ombudsstelle Burgenland

v.l.: Gabriela Perusich, Leiterin der Schuldenberatung Burgenland, LRin VerenaDunst und Bankkunden-Ombudsfrau Helga Schmidt

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Der Burgenlandstand platzte am heutigenEröffnungstag aus allen Nähten. Beim

traditionellen VIP-Empfang und Rundgangam Burgenlandstand gaben sich die Spitzender burgenländischen Politik, der Kultur, desTourismus und der Wirtschaft ein Stelldich-ein. Hunderte Besucher sorgten für großesGedränge. Ein Hauptanziehungspunkt wareine Burgenland-Torwand, bei der die Besu-cherInnen ihre Zielsicherheit testen und tollePreise gewinnen konnten. „Die Wiener zäh-len zu unseren treuesten Besuchern – mehrals 620.000 Nächtigungen entfallen alleinauf Gäste aus der Bundeshauptstadt. DieFerien-Messe hat für das Burgenland seitjeher einen hohen Stellenwert und ist aucheine ganz wichtige Plattform für unser Tou-rismusland“, stellte Landeshauptmann HansNiessl, Geschäftsführender Präsident vonBurgenland Tourismus, beim Empfang fest.

Auf der wichtigsten Tourismusmesse Ös-terreichs präsentiert sich das Burgenland ineinem einheitlichen, besonders attraktiven Er-scheinungsbild und macht Lust auf Urlaub imBurgenland. Auf über 600 m² Ausstellungs-fläche stellten 25 touristische Partner das bur-genländische Angebot zu den ThemensäulenNatur, Kultur, Wellness & Gesundheit, Sportund Wein & Kulinarik vor. Elf Partner ausdem Kulinarik-Bereich sorgten für das leib-liche Wohl der BesucherInnen und gaben mitTop-Weiß- und Rotweinen, Golser Sekt undBier, Pannonischem Cider, „Xunder Xandl“-

Fruchtsäften, Produkten der LeithabergerEdelkirsche, Kaffee der „Coffeeshop Com-pany“ und feinstem „Tschürtz“-Schinkeneinen Vorgeschmack auf kulinarische Genüs-se. Auch Tourismuslandesrat und Präsidentvon Burgenland Tourismus, AlexanderPetschnig, zeigte sich vom Burgenland-Auf-tritt begeistert: „Die Festspiele, die einzigar-tige Natur, aber auch die Thermen und nichtzuletzt der hervorragende burgenländischeWein und die Kulinarik stehen bei den Wie-nern ganz hoch im Kurs. 2016 gibt es imBurgenland einen Menge Neues zu erleben.Am Burgenlandstand können sich die Be-sucher alle Informationen kompakt und ingemütlicher Atmosphäre besorgen.“

Anläßlich der Fußball-Europameister-schaft in Frankreich und der langjährigenPartnerschaft als Hauptsponsor des Österrei-chischen Fußballbundes gab es heuer eigenseine Burgenland-Torwand, an der die Besu-cherInnen ihr fußballerisches Können unterBeweis stellen und viele tolle Preise gewin-nen konnten. Auch die Burgenland-Card be-nützte die Wiener Ferienmesse als Bühne.Die Burgenland Card 2016 hat ihr Angebotgegenüber ihrem ersten Erscheinungsjahrgleich verdoppelt! Sage und schreibe 200Partnerbetriebe in allen Regionen des son-nenreichen Bundeslandes bieten zumeistGratis-Eintritte, jedenfalls aber namhaftePreisvorteile. Die Card-Flaggschiffe sind un-ter anderem die Thermen. Hier gilt: Einmal

Gratis-Eintritt und 50 Porzent Ersparnis füreinen weiteren Thermenbesuch. Tourismus-direktor Mario Baier betonte: „Mit der Bur-genland-Card ist Urlaub und Freizeit im Bur-genland noch günstiger, noch bequemer undnoch leichter planbar. Denn der landesweite‚Sesam-Öffne-Dich‘ bietet nahezu alle Mög-lichkeiten, das Land und seine Top-Aus-flugsziele sowie die herausragenden Kultur-und Freizeitangebote zu entdecken.“

Kräftig beworben wurde auch die neue„Ausflugsziele Burgenland-App“. Sie bietetdurch die intuitive Menüführung einenschnellen und umfassenden Überblick überdas sonnenreichste Bundesland Österreichs.Ganz aktuell kann sich der User über Aus-flugstipps und Veranstaltungen informieren.Ob Sehenswürdigkeiten, Thermen, Sport &Fun: die App ist praktisch ein Muß für alleBurgenländerInnen, wie auch für alle Aus-flugs- und Nächtigungsgäste. Tradition hatauch das Gewinnspiel, bei dem es täglich um17 Uhr viele wertvolle Preise zu gewinnengab. Die Verlosung fand auf der Bühne amBurgenlandstand statt. Auf die Gewinner war-teten Urlaube im „Land der Sonne“, Ther-meneintritte, Karten von den burgenländi-schen Festspielanbietern, Kulinarik-Paketeund besonders begehrt – eine Fahrt mit demBurgenland-Heißluftballon „Sunny“. Weitere Informationen und Downloadmög-lichkeiten finden Sie unterhttp://apps.burgenland.info

Das Burgenland ver-sprühte Urlaubsstimmung

Getreu dem Werbeslogan »Die Sonnenseite Österreichs« präsentierte sich dasBurgenland vom 14. bis 17. Jänner 2016 auf Österreichs größter Tourismusmesse.

Landeshauptmann Hans Niessl, Landesrat Alexander Petschnig und Tourismusdirektor Mario Baier am Burgenlandstand

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Um den Veränderungen – Stichwort Pro-duktveredelung und Spezialisierung –

in der Landwirtschaft im Allgemeinen bzw.der Weinwirtschaft im Speziellen, aber auchder wieder wachsenden Nachfrage von Ab-solventInnen Rechnung zu tragen, wird aufInitiative von Agrarreferentin LandesrätinVerena Dunst ab September 2016 auf Basiseiner Kooperation zwischen der BHAK Neu-siedl/See, der BHAK/S Eisenstadt und derLFS Weinbauschule Eisenstadt die Ausbil-dung von künftigen Führungskräften in derWeinwirtschaft und im Agrarmanagement an-geboten. „Diese Ausbildung, die bereits zwi-schen 1999 und 2011 erfolgreich betriebenwurde, ist eine optimale Vorbereitung fürBetriebsgründungen und -übernahmen, weilsie einerseits die Grundlagen, wie beispiels-weise in Betriebswirtschaft, Management undMarketing sowie Sprachen, andererseits aberauch das fachliche Grundwissen in SachenWeinbau und Kellerwirtschaft zum Inhalthat“, so Dunst.

Die Jugendlichen besuchen eine der bei-den Handelsakademien und bekommen dortdie kaufmännische, sprachliche und allge-meine Ausbildung – mit dem Schwerpunktauf Weinbau und Landwirtschaft. Im 1. bis 4.Schuljahr der HAK kommen die SchülerIn-nen an zwei Nachmittagen pro Woche in dieWeinbauschule zum Fach- und Praxisunter-richt, je nach Schwerpunkt in Weinbau/ Kel-lerwirtschaft/Weinpräsentation bzw. Obst-,

Gemüse- bzw. Feldbau, sowie in Pflanzenbauund Landtechnik. Die erforderliche Praxiswird im Rahmen der Pflichtpraxis der BHAKabsolviert. Mit dem HAK-Maturazeugnisbekommt die SchülerInnen zeitgleich auchden Facharbeiterbrief (Betriebsführer) – unddamit ein hochwertiges Rüstzeug, sowohlfür das betriebliche Management, als auchfür das landwirtschaftliche Handwerk.

Außerdem stehen den Wein-HAK-Schü-lerInnen alle zusätzlichen Angebote und er-gänzenden Qualifikationen der Weinbauschu-le, wie das Internat und diverse Kurse, wieGastronomiekonzession, Jungsommelier,Edelbrandsommelier, aber auch Käsekenner,Fahrkurse, Jagdkurs etc., die sich momentannoch im Planungsstadium befinden, zur Ver-fügung. Für SchülerInnen, denen eine tägli-che Anreise zu beschwerlich wäre, steht das

Internat der Weinbauschule mit dem Frei-zeit- und Lernangebot parat. Dunst dazuabschließend: „Es stehen den Absolventin-nen und Absolventen aber auch viele Be-rufsfelder der Wein- und Agrarwirtschaft,wie leitende Positionen im Weinhandel, inder Gastronomie und im Tourismus, in derWerbung, im Lebensmittelhandel bis hin zumStudium im In- und Ausland offen. Mit demAngebot der Fachhochschule Burgenland(Weinmarketing, IWB) bietet das Burgen-land damit ein breites Spektrum an Aus-bildungsmöglichkeiten im Bereich Weinbau,Weinwirtschaft und Agrarmanagement.“ An-meldungen werden ab sofort in den BHAKNeusiedl/See und Eisenstadt entgegengenom-men. http://www.akwi.athttp://www.bhak-eisenstadt.at

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Top-Ausbildung mit ZukunftAgrarreferentin Landesrätin Verena Dunst initiiert Kooperation zwischen der BHAK

Neusiedl/See, der BHAK/S Eisenstadt und der LFS Weinbauschule Eisenstadt

v.l.: Direktor Markus Prenner, LFS Weinbauschule Eisenstadt, Heinz Josef Zitz, Amtsführender Präsident des Landesschul-rates für Burgenland, Agrarreferentin Landesrätin Verena Dunst, Beata Sämann-Takács, BHAK/Akademie der Wirtschaft, undOStRin Johanna Dorner-Resch, BHAK/S Eisenstadt, setzen auf Kooperation für eine Top-Ausbildung.

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Am 28. Jänner fand die erste Sitzung desLandtages im Neuen Jahr statt. Als erste

Landtagssitzung in der Geschichte des Bur-genlandes wurde diese live im Internet über-tragen. Es ist damit das letzte Bundesland Ös-terreichs, das diesen digitalen Schritt zur Öff-nung des Landtages setzt. „Die Implementie-rung des Live-Streams ist nicht nur eine wich-tige demokratiepolitische Entscheidung,sondern auch längst überfällig. Will derParlamentarismus in der modernen Informa-

tionsgesellschaft nicht an Bedeutung einbü-ßen, müssen wir zeitgemäße Informations-kanäle nutzen“, so LTP Christian Illedits.

Mit Beginn der aktuellen XXI. Gesetzge-bungsperiode konnten die ersten Schritte zurUmsetzung der Übertragung eingeleitet wer-den. Drei ferngesteuerte HD-Kameras wur-den im Landtagssitzungssaal installiert. PerInsert werden jeweils Name und Partei desRedners eingeblendet. http://www.bgld-landtag.at

Live zusehen, wenn das Land tagt!

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Im Vorjahr feierte Eisenstadt sein 90jähri-ges Bestehen als Landeshauptstadt des

Burgenlandes. Dieses Jubiläum bietet auchden Anlaß, auf die Entwicklung der StadtRückschau zu halten. „Wir können mit Stolzsagen, Eisenstadt hat sich in den vergange-nen 90 Jahren zu einer Stadt mit hoher Le-bensqualität entwickelt, in der sich die Men-schen wohlfühlen. Dies bestätigt auch derjährliche Zuzug an Neubürgern, die unsereStadt als ihr neues Zuhause auserkorenhaben“, freut sich Bürgermeister ThomasSteiner. Dieses Wachstum stellt die Stadtver-waltung aber auch vor die Herausforderung,genügend Kinderbetreuungsplätze zu schaf-fen. 2015 wurden 40 Kinder in Kinderkrip-pen und 476 Kinder in Kindergärten betreut.331 VolksschülerInnen besuchten nachmit-tags das Tagesheim. Im Bereich der Schulenfiel im vergangenen Jahr der Grundsatzbe-schluß zur Sanierung der Neuen Mittelschu-le Rosental und der Polytechnischen Schule.Start für dieses große Vorhaben ist 2016. Imdas im vergangenen Dezember beschlosseneBudget reservierte der Gemeinderat dafürrund 4,2 Millionen Euro.

Gut etabliert hat sich auch der E_Cube.Mehr als 140 Veranstaltungen fanden 2015in dem Haus statt, das in erster Linie von derJugend genützt wird.

Infrastruktur und StraßenbauIm Bereich der Infrastruktur wurden im

Jahr 2015 rund 1,3 Millionen Euro in die Sa-nierung und den Erhalt des Straßennetzesinvestiert. Die größten Projekte waren derDurchstich von der Feldstraße zum Bad Kis-singen-Platz und die Sanierung der Kaser-nenstraße. Viele weitere kleine Projekte, wieStraßenmarkierungen, Baumpflanzungen undandere gestalterische Maßnahmen sorgen fürein Mehr an Verkehrssicherheit und tragenzur Beruhigung in Wohngebieten bei.

Meilenstein StadtentwicklungsplanEin Meilenstein für die Entwicklung der

Stadt ist auch der Stadtentwicklungsplan„Eisenstadt 2030“. Nachdem der STEP nochEnde 2014 einstimmig vom Gemeinderatbeschlossen wurde, wurden 2015 bereits er-ste Ziele daraus in Angriff genommen: Es

wurden Maßnahmen zu barrierefreien Gestal-tung im öffentlichen Raum initiiert. EineProjektgruppe arbeitet bereits an der Wie-derbelebung des Oberberges und im kom-menden Herbst wird ein Stadtbus seinenTestbetrieb aufnehmen.

Auszeichnungen im Jubiläumsjahr2015 war auch ein Jahr, in dem es genü-

gend Anlaß zum Feiern gab. Neben dengelungenen Veranstaltungen zum 90-Jahr-Jubiläum, feierte die Stadt im Sommer dieEröffnung des frisch renovierten historischenEnsembles am Lionsplatz. Dieses kulturelleKleinod bestehend aus Pulverturm undPongratz- Haus ist eine wahre Bereicherungfür die Stadt und wird bereits laufend fürkleinere Veranstaltungen und Ausstellungenlokaler Künstler genutzt.

Im Herbst durfte man sich über den Lan-dessieg beim burgenländischen Blumen-schmuckwettbewerb freuen. „Das haben wirunseren kreativen Stadtgärtnern zu verdan-ken haben“, weiß Bürgermeister Steiner:„Sie sorgen, so wie alle Mitarbeiter des Bau-hofes, das ganze Jahr über dafür, daß Eisen-stadt eine einladende und saubere Stadt ist.“

Über eine ganz besondere Auszeichnungkonnte sich die Stadt bereits im Frühjahrfreuen: Die Zeitschrift „Industriemagazin“kürte die burgenländische Landeshauptstadtzur zukunftsfähigsten Gemeinde Öster-

reichs. Ausschlaggebend waren dafür die Ar-beitsplätze sowie der Bildungsgrad der Ein-wohnerInnen. Alle 2400 österreichischen Ge-meinden stellte das „Industriemagazin“ aufden Prüfstand und untersuchte sie nach Wett-bewerbsfähigkeit und Zukunftspotential.„Um den Herausforderungen der Wissensge-sellschaft gerecht zu werden, ist eine gutausgebildete Bevölkerung Voraussetzung.Damit die hellen Köpfe ihr Potential entfal-ten können, ist auch die wirtschaftliche Dy-namik des Standortes maßgeblich“, definier-te Autor Mario Offenhuber die Herange-hensweise an den Test.

„Damit wir diesen hohen Standard anLebensqualität aber auch für weitere Gene-rationen erhalten, dürfen wir uns nicht aufVergangenem ausruhen und so haben wirtrotz schwieriger Rahmenbedingungen auchmit dem Budgetentwurf 2016 eine solide Ba-sis für eine gute Zukunft unserer Stadt ge-schaffen“, so Bürgermeister Steiner.

Veranstaltungskalender 2016Anläßlich des 90-Jahr-Jubiläums als Lan-

deshauptstadt des Burgenlandes wurde imVorjahr von der Stadtgemeinde erstmals einVeranstaltungskalender herausgegeben, dereinen Überblick über alle Events in der Lan-deshauptstadt bot. Aufgrund der hohen An-frage und des guten Zuspruchs wurde auchfür das Jahr 2016 ein Veranstaltungskalenderaufgelegt.

„Dieses übersichtliche Jahresprogrammstieß sowohl bei Kulturveranstaltern als auchbei der Bevölkerung auf äußerst positive Re-sonanz, sodaß wir uns entschieden haben, die-sen Veranstaltungskalender im heurigen Jahrneu aufzulegen“, sagte der Bürgermeister.

Alle Veranstalter waren daher wiedereingeladen, ihre Termine für das Jahr 2016bekanntzugeben. Das 40 Seiten starke Büch-lein listet in chronologischer Reihenfolge dieEisenstädter Events des Jahres 2016 auf. Diebunten Raster der einzelnen Monate erleich-tern die Orientierung.

Das Jahresprogramm wurde in den ver-gangenen Tagen an alle Eisenstädter Haus-halte gratis verteilt und liegt auch in der Bür-gerservicestelle des Rathauses auf. http://www.eisenstadt.at

Eisenstadt: Jahresrückblick 2015 Ein ereignisreiches und spannendes Jahr ist vergangen

Bürgermeister Thomas Steiner

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Antrittsbesuch von Botschafter Dmitrij Ljubinskij

Der Botschafter der Russischen Födera-tion in Österreich, Dmitrij Ljubinskij,

absolvierte am 14. Jänner seinen Antrittsbe-such im Burgenland. LandeshauptmannHans Niessl begrüßte den Botschafter imBeisein des designierten Landesamtsdirek-tors Ronald Reiter zu einem Arbeitsgesprächin Eisenstadt. Im Zentrum des freundschaft-lichen Austauschs standen Möglichkeitender weiteren Vertiefung der Zusammenarbeitinsbesondere in den Bereichen wirtschaftli-che Entwicklung, Kultur und Tourismus.

„Durch Besuche burgenländischer Dele-gationen in Moskau konnten die guten Be-ziehungen zwischen Rußland und dem Bur-genland in den letzten Jahren vertieft und be-stehende wirtschaftliche Kontakte ausgebautwerden. Mit Botschafter Ljubinskij als höch-stem Repräsentanten seines Landes in Öster-reich haben wir nicht nur einen wertvollenVermittler zwischen den politischen Interes-sen der beiden Länder, sondern auch eine

Persönlichkeit, die das Burgenland auchselbst schätzt“, so der Landeshauptmann, der

auch das amikale Gesprächsklima hervor-hob.

LH Hans Niessl (l.) hieß Botschafter Dmitrij Ljubinskij herzlich willkommen.

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Burgenland verlängert Werbekooperation mit dem ÖFB

Der geschäftsführende Präsident desBurgenland Tourismus, Landeshaupt-

mann Hans Niessl, und ÖFB-Präsident LeoWindtner teilten am 19. Jänner im Beiseinvon Tourismuslandesrat Alexander Petsch-nig, Landtagspräsident und Vorstand Burgen-land Tourismus Christian Illedits, ÖFB-Teamchef Marcel Koller, TourismusdirektorMario Baier, ÖFB-Generaldirektor Gigi Lud-wig und BFV-Präsident Gerhard Milletichbei einem Sponsor-Workshop des ÖFB in derSt. Martins Therme & Lodge in Frauen-kirchen gegenüber Medienvertretern mit, dieWerbekooperation der beiden Verbände bisEnde 2018 zu verlängern. Beide Präsidentenbekräftigten die Fortsetzung eines gemeinsa-men, erfolgreichen Weges, der am 18. März1997 im Rahmen eines Länderspieles inLinz eingeschlagen wurde.

„Diese jahrelange Partnerschaft zwischenBurgenland Tourismus und dem ÖFB zeugtvon gegenseitiger, wertschätzender und ziel-orientierter Zusammenarbeit. Deshalb freutes mich umso mehr, daß wir diesen erfolg-reichen Weg weiter gemeinsam gehen. Wirsind stolz, mit dem Österreichischen Fuß-ballbund seit so vielen Jahren einen derartkompetenten und hochprofessionellen Part-ner für unsere Werbeaktivitäten zur Seite zuhaben. Die Sponsorpartnerschaft zwischendem Burgenland und dem ÖsterreichischenFußballbund hat sich für das Burgenland

nämlich in mehrfacher Hinsicht bezahltgemacht: Steigerung der Bekanntheit, Wer-bewerte in Millionenhöhe und die Positio-nierung als Fußball-Trainingsdestination mitexzellenter sportlicher Kompetenz stehen alsErfolgsfaktoren zu Buche. Der Fußball hatim Burgenland einen sehr hohen Stellenwert.Deshalb freut es mich, daß diese erfolgrei-che Partnerschaft nun auch für die kommen-den Jahre gesichert ist“, so Niessl.

Mit dem Sponsorvertrag mit dem ÖFBbetrat das Burgenland 1997 Neuland, dennerstmals warb eine Tourismusregion mitdem österreichischen Nationalteam. Diese

Partnerschaft hat sich als Erfolgsmodell er-wiesen. Dadurch konnte das Burgenlandseine Bekanntheit steigern, Werbewerte ge-nerieren und sich – national und internatio-nal – als erstklassige Fußball-Trainingsdesti-nation positionieren.

Dazu Landesrat Alexander Petschnig:„Deshalb ist diese Partnerschaft mit demÖsterreichischen Fußballbund nicht nur aussportlicher Sicht sehr zu begrüßen, denn wirprofitieren mit jedem Erfolg des National-teams auch als Tourismusdestination erheb-lich von dieser perfekten Allianz.“ http://www.oefb.at

ÖFB-Präsident Leo Windtner, Landeshauptmann Hans Niessl und TourismuslandesratAlexander Petschnig in der St. Martins Therme & Lodge in Frauenkirchen

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BH Neusiedl am See erhält ein neues Bürgerbüro

Die Bezirkshauptmannschaft Neusiedlam See erhält neues Bürgerbüro. Bei

einem Besuch machte sich LandeshauptmannHans Niessl am 15. Jänner ein Bild vom Fort-schritt der vor kurzem begonnenen Umbau-arbeiten. Bereits im Jahr 2001 wurde an derBH Neusiedl am See eine Bürgerservicestel-le eingerichtet. Diese habe sich „als ersteAnlaufstelle in der Bezirkshauptmann-schaft“ sehr bewährt, so Niessl: „In den letz-ten 14 Jahren wurden von den Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern 210.000 Kunden-

kontakte geleistet, 70.000 Reisepässe und6500 Personalausweise ausgestellt. Die In-vestition in ein neues Bürgerbüro ist eineInvestition in die Zukunft für eine effizienteund wohnortnahe Verwaltung. Bürgernähe istder Schlüssel dafür, daß die Verwaltung alsBrücke zum Bürger funktionieren kann. Inder Bezirkshauptmannschaft Neusiedl amSee wird sehr gut gearbeitet, hier sind wirnahe beim Bürger, bei den Bedürfnissen derMenschen.“ Die Fertigstellung des neuenBürgerbüros ist für Mitte 2016 geplant.

„Die Bürgerservicestelle hat auch bei derBürgerbefragung die beste Bewertung erhal-ten. Die Rückmeldungen ergaben, daß dasoffene Arbeiten Verständnis bei Wartezeitenerzeugt, hingegen ist oft die Wartezeit beiverschlossenen Räumlichkeiten nicht trans-parent“, erläutert Bezirkshauptmann MartinHuber.

Die Anforderungen an die Bezirkshaupt-mannschaft werden künftig nicht wenigerwerden, das zeige ein Blick auf die Bevöl-kerungsentwicklung. Seit 2001 sei die Be-völkerung des Bezirkes Neusiedl um mehrals 10 Prozent von 51.730 auf 57.000 ge-wachsen, „das bedeutet auch um 10 Prozentmehr Kundenverkehr“, so Huber.

Die Bürgerservicestelle hatte bisher nurzwei Arbeitsplätze, bearbeitet wurden dortReisepässe und Personalausweise. Im neuenBürgerbüro werden die Arbeitsplätze aufsechs erweitert, sodaß dort in Zukunft auchder Führerschein, Fahrschul- und Vereinsan-gelegenheiten sowie die Bescheinigungen fürEU-Bürger dort erledigt werden können.

Bei den Planungen wurde auch der ÖZIVBurgenland eingebunden. „Die Bürgerbüroswerden behindertengerecht errichtet. Alsnächster Schritt soll auch der Eingangsbe-reich entsprechend diesen Anforderungenadaptiert werden“, so Niessl. http://www.neusiedlamsee.at/gemeinde/

Bezirkshauptmann Martin Huber informierte Landeshauptmann Hans Niessl überdie geplanten Umbauarbeiten für das neue Bürgerbüro.

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Bürgerservice Oberwart seit 7. Jänner im Atrium

Das Rathaus Oberwart wird, wie im Ge-meinderat beschlossen, bis zum Früh-

jahr/Sommer 2017 umfassend saniert. In die-ser Zeit des Umbaus arbeiten die Mitarbei-terInnen des Rathauses in den Ausweich-räumlichkeiten im Atrium (Hauptplatz 11).Nach intensiven Räumarbeiten in den letztenDezembertagen und nach Neujahr habensich die MitarbeiterInnen in ihren neuen Bü-ros gut eingefunden und stehen für die An-fragen der BürgerInnen zur Verfügung. Bür-germeister LAbg. Georg Rosner zeigt sichmit der Übergangslösung sehr zufrieden: „Wirsind nur ein Haus weitergezogen, die Bür-gerinnen und Bürger finden uns quasi am sel-ben Ort wieder. Die Arbeiten zur Übersied-lung in die neuen Räumlichkeiten haben gutfunktioniert. Ich möchte mich bei allen Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern, die tatkräftigmitangepackt haben, für ihren Einsatz undden Zusammenhalt bedanken. So haben wires geschafft, daß wir schon ab 7. Jänner 2016wieder wie gewohnt arbeiten konnten. Bei den

Oberwarterinnen und Oberwartern möchteich mich für die Unannehmlichkeiten, diedadurch entstanden sind, entschuldigen und

danke für das Verständnis, daß sie aufge-bracht haben.“ http://www.oberwart.at

Bürgermeister LAbg. Georg Rosner in seinem Büro

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Eisenstadt: Neujahrsempfang war ein voller Erfolg

Im Rathaus ging am 14. Jänner die 43. Auf-lage des Eisenstädter Neujahrsempfangs

über die Bühne. Rund 400 Persönlichkeitenaus Politik, Wirtschaft, und Gesellschaft so-wie Vertreter der Eisenstädter Vereine undInstitutionen folgten der Einladung vonBürgermeister Thomas Steiner. Jährlich lädtder Bürgermeister der burgenländischen Lan-deshauptstadt am zweiten Donnerstag imneuen Jahr die Vertreter der wichtigsten In-stitutionen, Vereine und Geschäftspartner insRathaus. Für den passenden musikalischenRahmen sorgte heuer das Bläserensembleder Stadt- und Feuerwehrkapelle Eisenstadt.

Der Bürgermeister bot in seiner Redeeinen Rückblick auf das ereignisreiche ver-gangene Jahr und präsentierte seine Plänefür 2016 (siehe Seite XX).

Spendengelder für Team Österreich-Tafel des Roten Kreuzes

Wie auch in den letzten Jahren war derNeujahrsempfang des Bürgermeisters gleich-zeitig ein Charity-Fest: Gesammelt wurdeninsgesamt bis zum 15. Jänner 5900 Euro inden aufgestellten Spendenboxen und 3696

Euro per Überweisung auf das Spenden-konto. Die Summe wird sich erfahrungsge-mäß in den nächsten Wochen noch erhöhen,da viele Gäste erst nach der eigentlichen Ver-anstaltung Spenden mittels Zahlschein über-weisen.

Nutznießer der Charity-Aktion war heuer

die Team Österreich Tafel des Roten Kreu-zes. Mit den Spendengeldern werden Le-bensmittel, Sanitärwaren und andere Dingedes täglichen Gebrauchs angekauft, die dannan finanziell schlechter gestellte Menschenweitergegeben werden. http://www.eisenstadt.at

Bürgermeister Thomas Steiner, 1. Vizebürgermeister Josef Mayer, 2. Vizebürger-meister Günter Kovacs und Magistratsdirektorin Gerda Török gemeinsam mitAlfred Stagl und Gerhard Marhold vom Team Österreich Tafel des Roten Kreuzes

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Prominente Gäste beim pro mente-Neujahrsempfang

Wie schon im Vorjahr lud, pro menteBurgenland zum Neujahrsempfang in

die Bauermühle nach Mattersburg. Dabeikonnte Obmann Bruno Wögerer auch Mini-ster Rudolf Hundstorfer, die LandesräteNorbert Darabos und Astrid Eisenkopf, Prof.Karl Dantendorfer sowie Bgm. Ingrid Sala-mon begrüßen.

Das pro mente-Haus in Mattersburg sollim Sommer fertig gestellt werden.

Betreut werden psychisch erkrankte und

psychosozial benachteiligte Menschen.Bauträger ist die Oberwarter Siedlungsge-nossenschaft (OSG), investiert werden vierMillionen Euro. Pro mente plant die Einstel-lung von 16 MitarbeiterInnen.

Perfekter StandortAngesiedelt ist das pro mente-Haus in

unmittelbarer Nähe des bestehenden So-zialzentrums der Stadt Mattersburg, der VillaMartini. Durch die Zusammenarbeit mit der

Villa Martini und den sich daraus ergeben-den Synergien – sei es im Küchen- und Ver-pflegungsbereich oder im Pflegebereich –erhält das Projekt einen besonderen Stellen-wert. „Für die Stadt Mattersburg ist der Baudes Hauses ein wichtiger Schritt. Der Stand-ort könnte nicht besser sein: er liegt mitten inder Stadt in einer verkehrsberuhigten Zone“,betont Bürgermeisterin Ingrid Salamon. http://www.mattersburg.athttp://www.promente-bgld.at

v.l.: LR Norbert Darabos, Bürgermeisterin Ingrid Salamon, Jennifer Gut (Leiterin Haus Mattersburg), Eva Blagusz (Prokuristinpro mente Burgenland), Prof. Karl Dantendorfer, Petra Prangl (pro mente Burgenland) und HR Bruno Wögerer (Obmann promente Burgenland)

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Seit 2004 setzt das Burgenland – feder-führend dabei die Kulturabteilung – kul-

turpolitische Jahresschwerpunkte, zuletzt2015 mit dem „Jahr der Volkskultur – Bur-genland musiziert“. Das kulturelle Jahr 2016steht ganz im Zeichen der kulturellen Viel-falt. „Das Burgenland ist das Land der Viel-falt. Vielfalt bedeutet kulturellen Reichtumund dieses Jahr der kulturellen Vielfalt solldazu beitragen, daß wir uns dieses Reich-tums bewußt werden. Ziel ist es, diesemReichtum eine Bühne zu bieten. Jeder ein-zelne Baustein der burgenländischen, kultu-rellen Identität ist unverzichtbar im ,Kultur-haus Burgenland‘“, so Kulturlandesrat Hel-mut Bieler. Wichtigster Projektpartner ist,wie bereits in den letzten Jahren, das Bur-genländische Volksliedwerk mit Karin Ritteran der Spitze, das die Projektabwicklung über-nommen hat. „Ganz besonders freut es mich,daß das ,Jahr der kulturellen Vielfalt 2016‘offiziell unter die Schirmherrschaft der Ös-terreichischen UNESCO-Kommission ge-stellt wurde und damit unsere Bemühungenum die Pflege der kulturellen Vielfalt desBurgenlandes von höchster Seite gewürdigtwerden“, betont Bieler.

Als Auftakt des „Jahres der Vielfalt“ wur-de am Abend des 21. Jänner die Ausstellung„Bilder der Vielfalt. Die Volksgruppen in derBildenden Kunst“ im Projektraum der Lan-desgalerie Burgenland eröffnet. Ausgangs-punkt für diese erste Jahresausstellung imRahmen des Schwerpunktjahres ist ein imJahr 2015 ausgeschriebener Kunstwettbe-

werb, den die Neufelder Künstlerin ElkeMischling gewann. Die Künstlerin wurdemit dem Förderpreis des Landes für bildendeKünstlerinnen und Künstler zum Thema„Das Beste an der Welt ist die Vielfalt“ausgezeichnet.

Das kulturelle Profil des Burgenlandessei das eines Landes „mit einer großen kul-turellen Vielfalt“ betont Bieler. „Es gibt diesprachliche Vielfalt, die sich längst nicht nurauf das Deutsche, Kroatische, Ungarischeund Romanes reduzieren läßt. Eng damitverbunden ist die hiesige ethnische Vielfalt.Von den sechs verfassungsrechtlich aner-kannten autochthonen Volksgruppen habengleich drei ihre Heimat im Burgenland.“Facettenreich sei auch das Brauchtum unddie gelebte Volkskultur im Land. „Darüberhinaus gibt es im Burgenland noch einebunte künstlerisch-kreative Vielfalt, auf diewir zu Recht stolz sein können. Allen diesenunterschiedlichen Facetten soll das ,Jahr derkulturellen Vielfalt‘ eine Bühne sein“, so Bie-ler bei der Präsentation des Programmes.

Breites Programm„Zum ,Jahr der kulturellen Vielfalt‘ wird

es eine breite Palette an Veranstaltungen ge-ben – von Ausstellungen über DarstellendeKunst, wissenschaftlichen Veranstaltungen,Festen bis hin zum Brauchtum sowie Pro-jekten wie dem Bibliothekenprojekt oder dem,Tag der kulinarischen Vielfalt‘ in derSchuhmühle in Schattendorf“, erläutert Pro-jektleiterin Karin Ritter. Ergänzt wird das

Angebot durch Wettbewerbe, darunter einSchulwettbewerb in Kooperation mit demLandeschulrat. „Burgenländische Schulenkönnen Projekte aus den Bereichen Inte-gration, Kunst oder Volkskultur einreichen“,so Ritter.

Ein weiterer Wettbewerb legt den Fokusauf aktuelle gesellschaftliche und politischeProbleme. Dabei soll im Rahmen von Klein-projekten zum Beispiel auf die Gegenwartund Zukunft der autochthonen Volksgrup-pen, Integration oder Fremdenfeindlichkeiteingegangen und Aspekte der politischenBildung berücksichtigt werden. Teilnahme-berechtigt sind burgenländische Kunst-,Kultur- und Bildungsvereine sowie Einzel-personen. „Dazu können zum beispielsweiseKunstprojekte, Konzerte, Ausstellungen,Workshops oder Publikationen eingereichtwerden. Wesentlich ist, daß die ProjekteAspekte der kulturellen Vielfalt beinhaltenund einem künstlerischen Crossover-Ge-danken folgen, kreativ und möglichst nach-haltig sind“, erklärt Ritter.

In das „Jahr der Vielfalt“ eingebundenwird der Zooming Culture Fotowettbewerb,dieser steht heuer unter dem Motto „Viel-falt.LEBEN“. Zooming Culture ist die Ju-gendkulturinitiative des Kulturreferates, zudessen jährlichem Programm auch ein Ju-gendfotowettbewerb zählt.

Kulturschwerpunkte seit 2004Der Beginn der Schwerpunktsetzung im

Kulturbereich erfolgte 2004 dem „Jahr derVolkskultur“. „Die damalige Bilanz war mit75 teilnehmenden Museen, 67 Einzelveran-staltungen, 32 Aktionen und rund 3800 aktivBeteiligten als Tänzer, Musiker, Organisato-ren sehr beeindrucken“, so Bieler.

Kulturpolitische Jahresschwerpunkte gabes aus den Bereichen Musik (Haydn 2009,Liszt 2011), Kultur (90 Jahre Burgenland)und Volkskultur 2004, 2010, 2013, derBaukultur 2014 und letztes Jahr mit „Jahrder Volkskultur – Burgenland musiziert“.„Im Jahr 2015 konnten wir mit „Burgenlandmusiziert“ bei insgesamt 200 Veranstaltun-gen rund 47.000 aktive Musikerinnen undMusiker beziehungsweise Zuschauerinnenund Zuseher erreichen“, bilanziert Bieler. http://www.jahrdervielfalt.at.

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Jahr der kulturellen VielfaltLR Bieler: Zeigen 2016 die unterschiedlichsten Facetten, die das Kulturland Burgenland bietet

Kulturlandesrat Helmut Bieler mit der Preisträgerin Elke Mischling aus Neufeld. Sieerhielt den Förderpreis des Landes für bildende Künstlerinnen und Künstler.

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Weit über hundert Interessierte warenam 28. Jänner im Bozner Palais Wid-

mann dabei, als Landeshauptmann ArnoKompatscher gemeinsam mit Martha Cam-bas von der EU den Startschuß für die neueProgrammperiode von Interreg V-A Italien-Österreich gegeben hat.

Das Kooperationsprogramm Interreg V-AItalien-Österreich ist Teil der Förderpro-gramme im Rahmen des Ziels Europäischeterritoriale Zusammenarbeit für die Periode2014-2020. Es fördert die ausgewogene,nachhaltige Entwicklung sowie harmonischeIntegration im Grenzraum zwischen Italienund Österreich und wird durch den Europäi-schen Fonds für regionale Entwicklung(EFRE) und nationale öffentliche Beiträgefinanziert. Mit diesen Mitteln fördert dasProgramm italienisch-österreichische Ko-operationsprojekte in den Bereichen For-schung und Innovation, Natur und Kultur,Ausbau institutioneller Kompetenz undRegionalentwicklung auf lokaler Ebene.

Interreg V-A Italien-Österreich ist einvom Europäischen Fonds für regionale Ent-wicklung (EFRE) kofinanziertes Programmzur Förderung der grenzübergreifenden Re-gionalentwicklung. Im Grenzraum zwischenItalien und Österreich kooperieren sechsRegionen in ambitionierten Kooperations-projekten an „gemeinsamen Lösungen fürgemeinsame Problemstellungen“, wie es derLandeshauptmann formulierte. Gemeinsammit Martha Cambas von der EU-Kommis-sion, der Vertreterin Italiens, Monica Belli-sario, und der Vertreterin Österreichs, Alex-andra Deimel, führte er in die Auftaktver-anstaltung ein.

Aufbauend auf die positiven Erfahrungenund Ergebnisse der Zusammenarbeit in denletzten Jahrzehnten, über die Helga Mahl-knecht vom Gemeinsamen Sekretariat Bi-lanz zog, wurde die neue Förderperiode 2014-2020 mit einer öffentlichen Veranstaltung imPalais Widmann eingeläutet. Das Programmzur Förderung der Zusammenarbeit zwischenItalien und Österreich war am 30. November2015 von der EU-Kommission genehmigtworden. Mit den bereitgestellten Mitteln vonfast 100 Millionen Euro, 82 davon aus dem

Europäischen Fonds für regionale Entwick-lung, werden demnach bis 2020 nach festge-legten Prioritäten grenzüberschreitende Pro-jekte gefördert.

Bei der Auftaktveranstaltung wurden dieKooperationsstrategie, alle Programminhaltesowie alle Anforderungen vorgestellt, dieProjektträger erfüllen müssen, um eine För-derung durch das Kooperationsprogramm zuerhalten.

An verschiedenen runden Tischen wurdeden über 100 Interessierten die Möglichkeitgeboten, sich mit den Programmverantwort-lichen auszutauschen und Antworten auf of-fene Fragen zu erhalten.

Die Strategie von Interreg V-A Italien-Österreich wurde auf der Grundlage derVorgaben und Ziele von Europa 2020 sowieauf der Grundlage von öffentlichen Konsul-tationen und einer Analyse der Bedürfnisse,Möglichkeiten, Herausforderungen, Stärkenund Schwächen im Programmgebiet entwor-fen, wie Peter Gamper von der Verwaltungs-behörde des Programms heute erklärte. Dar-auf aufbauend wurden vier Prioritätsachsenfestgelegt. Es sind diese Forschung und In-novation, Natur und Kultur, Institutionen so-wie Regionalentwicklung auf lokaler Ebe-ne. http://www.interreg.net

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Aus Südtirol

Startschuß für Interreg Italien-Österreich

Nahezu hundert Millionen Euro sollen bis 2020 in grenzüber-schreitende Projekte zur regionalen Entwicklung fließen.

In Bozen fiel der Startschuß für Interreg Italien-Österreich

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Bis 2018 besteht die Möglichkeit, aufdem youtube-Kanal des Multisprach-

zentrums die vierteilige Filmreihe „Verkauf-te Heimat“ auch mit italienischen Untertitelnanzusehen – Sie befaßt sich auf eindrückli-che Weise mit den Geschehnissen in Südtirolvon 1938 bis in die 60er-Jahre. Das Werk ba-siert auf dem literarischen Werk des TirolerSchriftstellers Felix Mitterer und entstand1989 unter der Regie von Karin Brandauer(Teil 1 und 2) sowie Gernot Friedel (Teil 3und 4). Die Verfilmung hat seinerzeit für et-liche Kontroversen gesorgt, bietet aber nach

Meinung des italienischen Kulturressortseinen interessanten Einblick in die SüdtirolerZeitgeschichte.

Das italienische Amt für Zweisprachig-keit und Fremdsprachen hat daher bis 2018die Rechte erworben und die vier Episodenmit Untertiteln in italienischer Sprache aufden youtube geladen, um sie einer möglichstbreiten Öffentlichkeit unentgeltlich zugäng-lich zu machen und das gegenseitige Ver-ständnis und die Kenntnis der beiden Sprach-gruppen zu fördern. http://www.youtube.com/user/CentroMultilingue

»Verkaufte Heimat« auf youtube

Pierre Moscovici, EU-Kommissar für Wirt-schafts- und Finanzangelegenheiten, Steu-

ern und Zoll, hat am 28. Jänner zum Anti-Steuerdumping-Paket neue Kommissionsvor-schläge vorgestellt. Die Kommission stütztsich auf die von der OECD im letzten Herbstentwickelten internationalen Standards.

Mit diesen Vorschlägen setzt die EU-Kommission ihre Kampagne für eine faire,effiziente und wachstumsfreundliche Steuer-politik in der EU fort. Moscovici rief die Mit-gliedstaaten auf, entschlossener und besserkoordiniert gegen Unternehmen vorzugehen,die versuchen, sich der Entrichtung ihres fai-ren Anteils am Steueraufkommen zu entzie-hen, und die internationalen Standards zurBekämpfung von Gewinnverkürzung undGewinnverlagerung umzusetzen.

Kernelemente der neuen Vorschläge sind: rechtsverbindliche Maßnahmen, um den

auf Ebene von Unternehmen am häufig-sten verwendeten Methoden der Steuer-vermeidung einen Riegel vorzuschieben;

eine Empfehlung an die Mitgliedsstaaten,wie der Mißbrauch von Steuerabkommenzu verhindern ist;

ein Vorschlag über den Austausch vonSteuerinformationen zwischen den Mit-gliedsstaaten über in der EU tätige multi-nationale Unternehmen;

Maßnahmen, um international verantwor-tungsvolles Handeln im Steuerbereich zufördern und

eine neue Liste der EU für Drittländer,die sich nicht an die Regeln des Fair Playhalten.

Zusammengenommen werden diese Maß-nahmen die aggressive Steuerplanung erheb-lich erschweren, für mehr Transparenz zwi-schen den Mitgliedsstaaten sorgen und einenfür alle Unternehmen faireren Wettbewerbim Binnenmarkt gewährleisten.

Vizepräsident Valdis Dombrovskis, in derKommission zuständig für den Euro und densozialen Dialog, erklärte hierzu: „Heute ma-chen wir einen weiteren Schritt hin zu mehrVertrauen in die Steuersysteme allgemein,

indem wir ihre Fairness und Effizienz stär-ken. Die Menschen müssen darauf vertrauenkönnen, daß die Steuervorschriften für alleEinzelpersonen und Unternehmen gleicher-maßen gelten. Die Unternehmen müssen ihrenfairen Anteil am Steueraufkommen dort auf-bringen, wo sie tatsächlich wirtschaftlich tä-tig sind. Europa kann bei der Bekämpfungder Steuervermeidung eine weltweite Füh-rungsrolle übernehmen. Dies erfordert je-doch ein abgestimmtes Vorgehen auf europä-ischer Ebene, nicht 28 Ansätze in 28 Mit-gliedsstaaten.“

Moscovici erklärte: „Milliarden Euro ge-hen Jahr für Jahr durch Steuervermeidungverloren – Gelder, die für öffentliche Ein-richtungen wie Schulen und Krankhäuser oderzur Förderung von Wachstum und Beschäfti-gung verwendet werden könnten. Im End-effekt müssen die europäischen Bürgerinnenund Bürger und die rechtschaffenen Unter-nehmen höhere Steuern zahlen. Das ist unan-nehmbar, und deswegen handeln wir. Wirmachen heute einen großen Schritt hin zugleichen Wettbewerbsbedingungen für alleUnternehmen, zu einer gerechten und wirk-samen Besteuerung für alle Europäer.“

Das Paket ruht auf den drei zentralen

Säulen der Agenda der Kommission für einefairere Besteuerung:

Gewährleistung effektiverBesteuerung in der EU

Der Grundsatz der Unternehmensbesteu-erung besteht darin, daß Unternehmen dortSteuern zahlen, wo sie ihre Gewinne erwirt-schaften. Das Paket enthält konkrete Vor-schläge, wie den Mitgliedsstaaten geholfenwerden kann, dies durchzusetzen. Die Kom-mission schlägt eine Richtlinie zur Bekämp-fung der Steuervermeidung mit rechtsver-bindlichen Maßnahmen vor, mit denen eini-ge der häufigsten Steuervermeidungsstrate-gien ausgehebelt werden können. Ihre Emp-fehlung zu Steuerabkommen enthält Infor-mationen darüber, wie die Mitgliedsstaatenihre Steuerabkommen am besten gegenMißbrauch schützen und dabei im Einklangmit dem EU-Recht vorgehen.

Mehr SteuertransparenzTransparenz ist von entscheidender Be-

deutung, um aggressiven Steuerplanungsstra-tegien von Großunternehmen auf die Schlichezu kommen und einen fairen Steuerwettbe-werb zu gewährleisten. Das aktuelle Paketsoll mit der überarbeiteten Richtlinie über

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Europa

Pierre Moscovici, EU-Kommissar für Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten,Steuern und Zoll, präsentierte das Anti-Steuerdumping-Paket der Kommission.

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EU-Kommission geht gegen Steuerdumping vor

Um das Steuerrecht in allen 28 Mitgliedsstaaten auf eine effiziente und wirksameBekämpfung der aggressiven Steuerplanung von Großunternehmen auszurichten,

bedarf es neuer Vorschriften.

die Zusammenarbeit der Verwaltungsbehör-den für mehr Transparenz im Zusammen-hang mit den von den Unternehmen gezahl-ten Steuern sorgen. Die vorgeschlagene Re-gelung sieht vor, daß die nationalen Be-hörden Steuerinformationen über die Tätig-keiten multinationaler Unternehmen aufLänderbasis austauschen. Damit erhaltenalle Mitgliedsstaaten wichtige Informatio-nen, um Steuervermeidungsrisiken nachzu-gehen und Steuerprüfungen gezielter durch-zuführen. Die Kommission befaßt sich der-zeit auch mit dem separaten Problem der öf-fentlichen länderbezogenen Berichterstat-tung; im Hinblick auf eine Initiative, die imfrühen Frühjahr vorgestellt werden soll, isteine Folgenabschätzung im Gange.

Gewährleistung gleicherWettbewerbsbedingungen

Steuervermeidung und schädlicher Steuer-wettbewerb sind weltweite Probleme, wes-wegen Gegenmaßnahmen nicht an den Gren-zen der EU Halt machen können. Währenddie Mitgliedstaaten mit der Umsetzung derneuen globalen Standards für Steuertrans-parenz und fairen Steuerwettbewerb befaßtsind, kommt es gleichermaßen darauf an,daß die internationalen Partner der EU mit-ziehen. Auch die Entwicklungsländer solltenin das internationale Netzwerk für verant-wortungsvolles Handeln im Steuerbereicheinbezogen werden, damit ihnen der welt-weite Kampf gegen Steuervermeidung eben-falls zugutekommt. Das heutige Paket um-faßt eine Mitteilung über eine externe Stra-tegie für effektive Besteuerung, mit der diefolgenden Ziele verfolgt werden: Ausbau derZusammenarbeit mit internationalen Partnernbei der Bekämpfung der Steuervermeidung;Intensivierung der EU-Maßnahmen, mitdenen weltweit eine faire Besteuerung aufder Grundlage internationaler Standardsgefördert werden soll; einheitliches Vorgehengegen externe Gefahren der Steuervermei-dung. Dies wird dabei helfen, faire und glei-che Wettbewerbsbedingungen für alle Un-ternehmen und Länder zu schaffen.

Das Paket enthält zudem eine einleitendeMitteilung und eine Arbeitsunterlage derKommissionsdienststellen, in denen diepolitischen und wirtschaftlichen Beweggrün-de der einzelnen Maßnahmen und die umfas-sendere Agenda der Kommission zur Be-kämpfung der Steuervermeidung erläutertwerden. Ergänzend wird eine neue Studie überaggressive Steuerplanung vorgelegt, in derdie wichtigsten Steuervermeidungsmethodender Unternehmen untersucht werden.

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Europa

Vorteile und Nachteile virtueller Währungen

Am 25. Jänner veranstaltete der Wirtschaftsausschuß desEuropaparlaments eine Anhörung zu Vorteilen und Nutzen

virtueller Währungen

Wie funktioniert digitales Kryptogeld?Eine virtuelle Währung wie Bitcoin er-

möglicht den Geldtransfer direkt von einemKonto zum anderen, ohne den Umweg überBanken oder andere Mittelsmänner. UnterEinsatz einer Verschlüsselungstechnologie,einer sogenannten „Blockchain“ werden alleTransaktionen in einer gemeinsam verwalte-ten dezentralen Datenbank aufgezeichnet,um Mißbrauch vorzubeugen. So wird Ver-trauen zwischen Verkäufern und Käufernhergestellt. Ein Prüfprozeß durch eine drittePartei ist nicht notwendig.

Im Rahmen der Debatte betonte der deut-sche EU-Abgeordnete und BerichterstatterJakob von Weizsäcker (S&D): „Es gibt sehrviele Investoren, die ihre Hoffnungen darinsetzen, daß sich eine bestimmte Anwendungdieser Technologie als Killeranwendungerweist. “ Und er führte weiter an: „DieFrage, die sich ergibt, ist, ob und wann es zudiesem Durchbruch kommt, beziehungs-weise wie gut wir dann als Regierungen undGesetzgeber auf diese revolutionäre Ent-wicklung vorbereitet sind.“

Vorteile und RisikenZahlreiche Experten argumentierten, da-

mit, Transaktionen über virtuelle Währungenseien billiger, rascher, sicherer und transpa-renter. Primavera De Filippi, Wissenschaft-lerin im Nationalen Zentrum für Wissen-schaftliche Forschung Paris, sagte, die Block-chain-Technologie könne auch als „eine Artregulierende Technologie angesehen wer-den, die es ermöglicht, Gesetze transparenterund effizienter umzusetzen“. Das Problem,wem die Aufgabe zukomme, die Überprü-fung zu kontrollieren, werde dadurch gelöst.

Virtuelle Währungen bringen auch eineReihe von Herausforderungen mit sich. „Sieschützen den Konsumenten nicht wirklichund zugleich bestehen Risiken hinsichtlichder Stabilität der Plattformen, der Preisvolati-lität und klassischer Cyber-Bedrohungen wieDiebstahl, Hacking und Verluste“, betonteOlivier Salles von der EU-Kommission.

Da die Transaktionen anonym vorgenom-men werden können, wird Bitcoin oftmalsmit illegalen Aktivitäten wie Geldwäsche

und dem Handel mit verbotenen Waren inVerbindung gebracht.

„Vielmehr ist Bargeld ein anonymeresMittel“, sagte Sean Ennis, leitender Ökonomder Organisation für wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung (OECD). DieRegister der Transaktionen seien öffentlich.Somit könne eine große Anzahl von Trans-aktionen analysiert werden. Ähnlich argu-mentierte Jeremy Millar, Partner bei Ma-gister Advisors. Er sagte, es sei leichter, einVerbrechen aufzudecken, für welches Bit-coin verwendet wurde, als ein solches, indem Bargeld zum Einsatz kam. „Bitcoin istnicht länger eine Hacker-Gemeinschaft. Eswird von großen Unternehmen betrieben,dieversuchen, die existierenden Vorschrifteneinzuhalten.“

Sind EU-Bestimmungen nötig?Die meisten Experten gaben sich bezüg-

lich einer Ausweitung der EU-Gesetzgebungauf virtuelle Währungen zurückhaltend.„Eine der großen Herausforderungen istnicht, wie rasch und wie weit wir regulieren,sondern wie wir diese sich rasch entwickeln-de Technologie beobachten können“, sagteSalles. Im Kontext der Terroranschläge vonParis prüfe die EU-Kommission nun, ob vir-tuelle Währungen reguliert werden sollten.

Laut Jeremy Millar sei eine generelleRegulierung von Bitcoin nicht gerechtfertigt.Dennoch würde Bitcoin als globales Netz-werk von einer „Harmonisierung der europä-ischen Regelungen“ profitieren und seineReichweite vergrößern können. „Eine pro-portionale Regulierung ist sehr wünschens-wert“, so Thaer Sabri von der Electronic Mo-ney Association. Die Industrie unterstützeMaßnahmen gegen Finanzkriminalität. SiânJones, Mitbegründerin des European DigitalCurrency and Blockchain Technology Forum,legte nahe: „Falls Sie Legislativmaßnahmenvorschlagen wollen, so rate ich, diese auf dieBekämpfung von Geldwäsche und Terroris-musfinanzierung zu beschränken.“

Es solle weniger über „vorbeugende Re-gulierung“ als über „vorbeugendes Monito-ring“ gesprochen werden, betonte Bericht-erstatter Jakob von Weizsäcker (S&D).

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Wirtschaft

Trotz des Gegenwinds aus den Schwel-lenländern, insbesondere durch die zu-

nehmenden Sorgen um die Wirtschaftsdyna-mik in China, hat sich die Konjunkturstim-mung in Österreich zum Jahresende 2015verbessert. Die österreichische Wirtschafthat das alte Jahr dennoch nur verhalten abge-schlossen und nur eine schwache Wachs-tumstendenz aufgewiesen. „Der Bank Au-stria Konjunkturindikator ist im Dezember2015 auf minus 0,1 Punkte angestiegen. Da-mit ergibt sich für das Schlussquartal 2015ein durchschnittlicher Indikatorwert von mi-nus 0,2 Punkte. Das läßt darauf schließen,daß die österreichische Wirtschaft im viertenQuartal im Vergleich zum Vorquartal nurwenig zulegen konnte“, analysiert BankAustria Chefökonom Stefan Bruckbauer.Trotz der gestiegenen globalen Unsicherhei-ten in der zweiten Jahreshälfte betrug dasWirtschaftswachstum im Gesamtjahr 2015geschätzte 0,9 Prozent und war damit klarhöher als im Jahr davor.

Die österreichische Industrie hat Ende2015 stimmungsmäßig zu Europa auf-geschlossen

Die österreichische Wirtschaft startet insneue Jahr unter leicht verbesserten Rahmen-bedingungen. „Der Anstieg des Bank AustriaKonjunkturindikators im Dezember war von

einer generellen Stimmungsaufhellung in derheimischen Wirtschaft getragen. Damit hatsich die Stimmungslage in Österreich derdeutlich besseren in fast allen Ländern desEuroraums zumindest angenähert“, meintBruckbauer und ergänzt: „Zwar konnte derPessimismus der heimischen Konsumentenim Dezember den Jahrestiefstwert des Vor-monats überwinden, jedoch sind die heimi-schen Verbraucher weiterhin sehr skeptisch.Im Jahresdurchschnitt 2015 zeigt sich in Ös-terreich, als eines von wenigen europäischen

Ländern, eine klare Verschlechterung derKonsumentenstimmung gegenüber 2014.“Nur noch während der Wirtschaftskrise 2009war der Pessimismus unter den österreichi-schen Konsumenten größer, was mit der ne-gativen Entwicklung am Arbeitsmarkt, ange-sichts der im europäischen Vergleich aberweiterhin viel günstigeren Lage in Österreichnur unzureichend erklärt werden kann. Da-gegen schätzen die heimischen Sachgüter-erzeuger die Geschäftsaussichten zum Jah-reswechsel nicht nur optimistischer als vor

Leichte Konjunkturaufhellungzum Jahreswechsel

Zuversicht in heimischer Industrie spürbar gestiegen und Konsumenten-stimmung überwindet Tiefpunkt – trotz Gegenwind aus den Schwellenländern.

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Bank Austria Konjunkturindikator Österreich

BIP(real; Veränderung zumVorjahr in%) Bank Austria Konjunkturindikator

Quelle: Statistik Austria, Wifo, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria, eigene Berechnungen

Österreich Konjukturprognose2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Schätzung Prognose

Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 1,9 2,8 0,8 0,3 0,4 0,9 1,5 1,5

Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,0 1,3 0,6 0,1 0,0 0,2 1,0 1,0

Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) -2,1 6,7 1,3 -0,3 -0,2 0,9 2,8 3,2

Inflationsrate (Vdg. z. Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,7 0,9 1,4 1,9

Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 9,1 9,5 9,5

Beschäftigung (Vdg. z. Vorjahr in %) **) 0,8 1,9 1,4 0,6 0,7 1,0 1,1 0,9

Öffentlicher Haushaltssaldo (in % des BIP) -4,4 -2,6 -2,2 -1,3 -2,7 -1,7 -1,7 -1,3

Öffentliche Verschuldung (in % des BIP) 82,3 82,1 81,6 80,8 84,2 85,9 85,1 83,6

*) Bruttoanlageinvestitionen **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und SchulungenQuelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria

einem Monat ein, sondern sogar so gut wienoch nie im abgelaufenen Jahr. Die österrei-chische Industrie hat Ende 2015 stimmungs-mäßig zu Europa aufgeschlossen.

Konjunkturauffrischung zu Beginn 2016

Bereits zu Beginn des Jahres 2016 istnach Einschätzung der Ökonomen der BankAustria eine Konjunkturauffrischung zu er-warten. „Nach der moderaten Wachstums-phase Ende 2015 sollte die österreichischeWirtschaft im ersten Quartal 2016 unter-stützt durch die Effekte der Steuerreformspürbar expandieren können. Wir rechnenmit einem Wirtschaftswachstum zu Jahres-beginn von bis zu 0,5 Prozent zum Vorquar-tal“, so Bruckbauer. Die Steuerreform unddie Wohnbauinitiative werden 2016/17 füreine Konjunkturbelebung mit einem BIP-Anstieg von rund 1,5 Prozent sorgen. Auchwenn das externe Umfeld problematischbleibt, weisen die bisher verfügbaren real-

wirtschaftlichen und umfragebasierten Da-ten auf keine Ansteckung der Eurozonedurch die Probleme in den Schwellenländernhin. Darüber hinaus wird die Stabilität derErholung im Euroraum gestärkt durch diesolide Binnennachfrage – die vom anhalten-den Rückgang der Ölpreise profitiert – dieverzögerte Unterstützung durch die bereitserfolgte Euro-Abwertung sowie die gutePerformance der klassischen Exportmärkte.

Inflation steigt 2016 moderatDer starke Preisverfall von Rohöl dämpf-

te die Teuerung in Österreich zum Jahresaus-klang 2015 spürbar. Im Dezember bliebt dieInflationsrate weiterhin klar unter der 1-Pro-zent-Marke. „Im Jahresdurchschnitt 2015 be-trug der Anstieg der Verbraucherpreise ge-schätzte 0,9 Prozent bzw. auf harmonisierterBasis 0,8 Prozent. Nach der höchsten Infla-tionsrate aller Länder des Euroraums im Jahr2014 zählte Österreich auch 2015 zu denLändern mit der höchsten Teuerung in Eu-ropa – übertroffen nur von Malta“, faßt BankAustria Ökonom Walter Pudschedl zusam-men. Im Euroraum sind die Preise 2015 imDurchschnitt unverändert geblieben. DerAufschlag in Österreich ist vor allem aufstärkere Preissteigerungen von Dienstleistun-gen, wie Bewirtung sowie Freizeit undKulturangebote zurückzuführen. Zudemschlugen sich etwas stärkere Mieterhöhun-gen und vor allem die geringere Preissen-kungen von Haushaltsenergie ungünstig nie-der. Die heimische Inflationsentwicklungwird in der ersten Jahreshälfte 2016 vomniedrigen Ölpreis weiterhin gedämpft wer-

den. Jedoch sollte die anziehende Binnen-konjunktur in den kommenden Monatennachfragebedingt für eine tendenziell leichtsteigende Inflation sorgen. Zudem wird derdämpfende Ölpreiseffekt im späteren Jah-resverlauf voraussichtlich auslaufen. „Auf-grund des starken Ölpreisverfalls in den ver-gangenen Wochen und vorerst auch weiter-hin tiefer Ölpreise haben wir unsere In-flationsprognose für 2016 reduziert. Mit 1,4Prozent wird der Anstieg der Verbraucher-preise im Jahresdurchschnitt jedoch überdem Vorjahreswert liegen“, prognostiziertPudschedl. Österreich wird damit wiedereinen Inflationsaufschlag gegenüber demEuroraum aufweisen. In den vergangenenfünf Jahren sind in Österreich die Preise ins-gesamt um mehr als 4 Prozentpunkte stärkergestiegen als im Euroraum oder im Nach-barland Deutschland.

Lage am Arbeitsmarkt stabilisiert sich 2016

Trotz des schwungvolleren Wachstumsbleibt die Lage am österreichischen Arbeits-markt auch 2016/17 angespannt. „Für 2016erwarten wir einen Anstieg der Arbeitslosen-quote auf 9,5 Prozent. Auf diesem Wert wirddie Arbeitslosenquote auch 2017 verharren,da wir optimistisch sind, daß sich im Jahres-verlauf 2016 die jüngsten Anzeichen einerStabilisierung festigen werden. Dazu mußsich jedoch der Anstieg des Arbeitskräfte-potentials verlangsamen und die Konjunkturtatsächlich an Schwung gewinnen“, so Pud-schedl abschließend. http://www.bankaustria.at

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Wirtschaft

Dez.98 1,9 2,5Dez.99 4,9 4,0Dez.00 2,8 4,0Dez.01 0,5 1,8Dez.02 0,8 2,6Dez.03 1,7 2,1Dez.04 1,8 2,5Dez.05 3,7 2,3Dez.06 4,4 4,2Dez.07 2,7 3,6Dez.08 -1,1 -1,5Dez.09 -0,2 0,2Dez.10 2,6 3,8Dez.11 0,7 -0,2Mär.12 1,5 0,6Jun.12 0,1 0,3Sep.12 0,4 -1,0Dez.12 1,1 -0,5Mär.13 -0,8 0,7Jun.13 0,1 -0,1Sep.13 0,6 0,8Dez.13 1,3 0,9Mär.14 0,8 1,0Jun.14 0,5 0,8Sep.14 0,3 -0,1Dez.14 -0,2 -0,1Mär.15 0,4 0,3Jun.15 0,8 0,1Sep.15 1,0 0,1Okt.15 -0,2Nov.15 -0,3Dez.15 -0,1

Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria

Bank AustriaKonjunktur-

Indikator

BIP realVeränderungzum Vorjahr

Per 1. März dieses Jahres wird Robert Za-drazil, 45, vorbehaltlich aller gremialen

und aufsichtsrechtlichen Zustimmungen, dieFunktion des Vorstandsvorsitzenden in derBank Austria von Willibald Cernko, 59, über-nehmen.

Erich Hampel, Aufsichtsratsvorsitzenderder Bank Austria: „Wir danken WillibaldCernko für seine hervorragende Arbeit inden Jahren seit seinem Amtsantritt im Ok-tober 2009. Er hat den Umbau der BankAustria zu einer modernen Universalbankfederführend eingeleitet und dabei wichtigestrategische Entscheidungen für die erfolg-reiche Zukunft des Unternehmens gesetzt.Als Präsident des österreichischen Banken-verbandes hat er darüber hinaus im Interesseder gesamten Branche maßgebliche Akzentegesetzt. Mit der Richtungsentscheidung, dasRetail-Geschäft neu auszurichten, um es

nachhaltig profitabel zu machen, wurdenerst im Dezember die Weichen für die Zu-kunft gestellt. Mit der bevorstehenden Um-setzung dieser Entscheidungen im Rahmendes Mehrjahresplanes der UniCredit ist deroptimale Zeitpunkt für einen Generatio-nenwechsel gekommen. Mit Robert Zadrazilhaben wir einen erfahrenen Manager fürdiese Aufgabe gewinnen können, der bereitsseit 15 Jahren sehr erfolgreich in unsererGruppe tätig ist und in unterschiedlichenVorstandsfunktionen, zuletzt als verantwort-licher Vorstand für das Private Banking, sei-ne Managementqualitäten beweisen konnte.Daher bin ich überzeugt, daß wir mit RobertZadrazil den richtigen Mann gefunden ha-ben, den Umbau unserer Bank auf Basis dervorliegenden Konzepte und Entscheidungenerfolgreich voranzutreiben und zu gestalten,wozu ich ihm viel Erfolg wünsche.“

CEO-Wechsel in der UniCredit Bank Austria AG

Die kurzfristige Unterbrechung von Be-schäftigungsverhältnissen ist in Öster-

reich eine in vielen Betrieben gängigePraxis. 6,5 Prozent des Jahresdurchschnitts-bestandes an Beschäftigungsverhältnissensind betroffen, mit leicht steigender Ten-denz. Diese Strategie kann zur Abfederungbranchenspezifischer Saisonschwankungenoder auch zum Ausgleich konjunkturbeding-ter Veränderungen des Arbeitskräftebedarfseingesetzt werden. Die freigesetzten Arbeits-kräfte sind während der Unterbrechung häu-fig arbeitslos und beziehen Leistungen ausder Arbeitslosenversicherung. Dadurch kön-nen Betriebe ihre Personalkosten sehr flexi-bel anpassen, verursachen aber Arbeitslosig-keit und damit eine beachtliche Belastungder öffentlichen Hand.

Unternehmen setzen unterschiedlicheFlexibilisierungsstrategien ein, um betriebs-internen Schwankungen des Arbeitskräfte-bedarfs möglichst kostengünstig zu begeg-nen. Dazu zählen flexible Arbeitszeitmodel-le und leistungsabhängige Entlohnung eben-so wie Anpassungen des Personalbestandesdurch Einstellungen und Entlassungen, Out-sourcing oder auch die Nutzung von befri-steter Beschäftigung und Leiharbeit. EineFlexibilisierungsstrategie wurde bisher impolitischen Diskurs und in der empirischenForschung weitgehend ausgeklammert: die

vorübergehende Kündigung („Layoff“) undanschließende Wiedereinstellung von Be-schäftigten durch denselben Arbeitgeber(„Recall“) – kurz „temporäre Layoffs“.

Um kurzfristige Nachfrageschwankun-gen abzufedern, kündigen viele Betriebe inZeiten geringer Auslastung einen Teil ihrerBelegschaft – häufig mit einer Wiederein-stellungszusage – und stellen dieselben Perso-nen bei verbesserter Auftragslage wieder ein.

Dadurch sparen sie in Phasen schwachenWachstums Personalkosten. Die während derArbeitslosigkeit von den freigesetzten Ar-beitskräften bezogenen Existenzsicherungs-leistungen könnten oftmals als impliziter Be-standteil des vereinbarten Lohnes aufgefaßtwerden. Sobald sich der Arbeitskräftebedarfwieder erhöht, können die Betriebe auf be-währte, bereits betriebsspezifisch qualifizier-te Arbeitskräfte zurückgreifen. Sie vermei-den durch temporäre Layoffs die üblicher-weise mit einer Beschäftigungsbeendigungverbundenen Nachteile wie den Verlustbetriebsspezifischen Humankapitals und dieKosten einer Neueinstellung (etwa vonPersonalsuche, -auswahl und Einschulung).

Diese Praxis hat über die betroffenen Be-triebe und Arbeitskräfte hinaus Konsequen-zen für die Systeme der sozialen Sicherheit,da die freigesetzten Arbeitskräfte zu einemgroßen Teil während der Beschäftigungsun-terbrechung arbeitslos vorgemerkt sind undLeistungen der Arbeitslosenversicherungbeziehen. Temporäre Layoffs bedeuten folg-lich eine vorübergehende Verlagerung vonAuslastungsrisiken auf die betroffenen Ar-beitskräfte und von Teilen der Personalko-sten auf die öffentliche Hand. Diskontinuier-liche Erwerbsverläufe und zusätzliche Aus-gaben des sozialen Sicherungssystems sinddie Folge.

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Wirtschaft

Temporäre LayoffsDas kurzfristige Aussetzen von Arbeitsverhältnissen

spielt eine bedeutende Rolle in Österreich

Quellen: WIFO INDI-DV auf Basis von Daten des AMS und des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger

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Recall-Anteil am Jahresdurchschnittsbestand der Beschäftigungsverhältnisse

Um kurzfristige Nachfrageschwankungen abzufedern, kündigen viele Betriebe inZeiten geringer Auslastung einen Teil ihrer Belegschaft

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Eine aktuelle Untersuchung des WIFOzeigt auf, daß temporäre Layoffs in Öster-reich eine bedeutende Rolle spielen. Im Jahr2013 waren 11,8 Prozent aller Neueinstellun-gen Wiedereinstellungen von temporär Ar-beitslosen bei demselben Arbeitgeber inner-halb einer Zeitspanne von einem halbenJahr. 6,5 Prozent des Jahresdurchschnittsbe-standes an Beschäftigungsverhältnissen ent-fielen auf Arbeitskräfte, deren Beschäfti-gungsverhältnisse kurzfristige Unterbre-chungen („Recalls“) aufwiesen. Die regi-strierte Arbeitslosigkeit während temporärerLayoffs erreichte – unter Berücksichtigungvon Wiedereinstellungen innerhalb eineshalben Jahres – etwa 12,7 Mio. Tage undtrug damit ein Achtel zur registrierten Ge-samtarbeitslosigkeit bei. Dies war mit Ko-sten von rund 360 Mio. € für Existenzsiche-rungsleistungen der Arbeitslosenversicherungverbunden.

Rund die Hälfte der Recalls entfallen aufBauwirtschaft, Tourismus und Landwirt-schaft – Bereiche, die stark durch saison-bzw. wetterabhängige Schwankungen derBeschäftigung geprägt sind. Temporäre Lay-offs sind aber auch in anderen Wirtschafts-bereichen zu beobachten. So ist z. B. in derVermittlung und Überlassung von Arbeits-kräften jedes achte Beschäftigungsverhältnisein Recall. Auf die Warenherstellung entfie-len im Jahr 2013 6,2 Prozent, auf den Handel5,2, auf Verkehr und Lagerei 5,1 Prozent undauf den Bereich „Öffentliche Verwaltung,Verteidigung; Sozialversicherung“ 3,7 Pro-zent aller Wiedereinstellungen.

Innerhalb der Branchen ist das Ausmaßder Verwendung temporärer Layoffs sehr un-terschiedlich. Betriebe, die über hohen Be-schäftigungsumschlag viel Arbeitslosigkeitherbeiführen, verursachen die gleiche Bei-tragslast zur Finanzierung der Arbeitslo-senversicherung wie Betriebe, die hoheBeschäftigungsstabilität bieten und dadurchwenig Arbeitslosigkeit verursachen. Ein Aus-bau von Elementen des Experience Rating inder Arbeitslosenversicherung könnte zurInternalisierung der vom Arbeitslosenversi-cherungssystem getragenen Kosten beitra-gen und somit den Anreiz verringern, dasSystem der Arbeitslosenversicherung zur Fi-nanzierung kurzfristiger Auslastungsschwan-kungen zu mißbrauchen.

Ziel sollte dabei sein, stärkere Anreize zueiner kontinuierlichen Beschäftigung vonArbeitskräften zu setzen, ohne die notwendi-ge Reallokation auf dem Arbeitsmarkt zubehindern. http://www.wifo.ac.at

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Österreichs Wettbewerbs-stärken und -schwächen

Im Auftrag des Bundesministeriums fürWissenschaft, Forschung und Wirtschaft

(BMWFW) veröffentlicht das FIW-Projektregelmäßig Policy Briefs zu aktuellen aus-senwirtschaftlichen Themen. Prof. KarlAiginger, Leiter des WIFO, stellt ein neuesKonzept zur Messung von Wettbewerbsfä-higkeit vor. Ausgehend von einer breiterenDefinition des Wettbewerbserfolges analy-siert Aiginger die Stärken und SchwächenEuropas und insbesondere Österreichs. Ab-schließend skizziert Aiginger seine Visioneiner Reformstrategie für Österreich basie-rend auf einer „High Road to Competitive-ness“.

Wettbewerbsfähigkeit wird noch immeroft rein kostenmäßig definiert (niedrigeLöhne, Energiepreise). Für Industrieländerund besonders Topeinkommensländer wieÖsterreich spielen aber Faktoren wie In-novation, Ausbildung und staatliche undnicht staatliche Institutionen (Sozialpartner-schaft, Vertrauen, schnelle Entscheidungen)eine wichtige Rolle. Und der Wettbewerbs-erfolg sollte nicht nur an den erzielten Ein-kommen, sondern auch an sozialen und öko-logischen Kriterien gemessen werden. Öster-reich ist auch nach dieser breiteren Defini-tion des Wettbewerbserfolges – gemessen ander Erreichung von Beyond-GDP-Zielen –mittelfristig ein Erfolgsmodell.

Die schlechteren Ergebnisse der jüngstenVergangenheit erklären sich daraus, daß Ös-terreich sich zu sehr auf jene Faktoren verlas-

sen hat, die für mittlere Einkommensländerwichtig sind, und zu wenig auf Exzellenz beiAusbildung, Innovation und Ökologie ge-setzt hat. Das soziale System diente zu sehrder Absicherung und zu wenig der Investi-tion in zukünftige Fähigkeiten und Qualifi-kationen. Der öffentliche Sektor finanziertvergangene Prioritäten und Entscheidungs-abläufe und besteuert den Faktor Arbeit vielzu hoch. Das Innovationssystem leidet nachguten Ansätzen in den letzten Jahren immerstärker an Budgetengpässen. Dem Ziel, eineuropäischer Innovationsleader zu werden(„Frontstrategie“), ist Österreich daher nichtnähergekommen.

Exzellenz im Umweltbereich, bei Ener-gieeffizienz und alternativen Energien wer-den zu wenig genutzt. Für eine Rückkehr zumErfolgsweg ist ein Konzept notwendig, wieÖsterreich als Hocheinkommensland im Jahr2025 auf einem „High Road Path“ wettbe-werbsfähig sein kann und welche Reformendafür nötig sind.

Die Forschungsarbeiten, die zu diesen Er-gebnissen geführt haben, wurden gemäß derFinanzhilfevereinbarung Nr. 290647 im Zu-ge des Siebten Rahmenprogramms der Euro-päischen Union RP7/2007-2013 gefördert.

Das Kompetenzzentrum „Forschungs-schwerpunkt Internationale Wirtschaft“(FIW) ist ein Projekt von drei Instituten – Ös-terreichisches Institut für Wirtschaftsfor-schung (WIFO), Wiener Institut für Interna-tionale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), Wirt-schafts- und Sozialwissenschaftliches Re-chenzentrum (WSR) – im Auftrag des Bun-desministeriums für Wissenschaft, Forschungund Wirtschaft (BMWFW). Die Koopera-tionsvereinbarungen des FIW mit der Wirt-schaftsuniversität Wien, der Universität Wienund der Johannes Kepler Universität Linzwerden aus Hochschulraumstrukturmittelngefördert. Das FIW bietet Zugang zu inter-nationalen Außenwirtschafts-Datenbanken,eine Forschungsplattform und Informatio-nen zu außenwirtschaftsrelevanten Themen.

Das FIW-Projekt veröffentlicht regelmäs-sig Policy Briefs zu aktuellen außenwirt-schaftlichen Themen. In diesen Policy Briefssoll eine Aufbereitung aktueller, politikrele-vanter Informationen stattfinden. Hierbei sollinsbesondere auf die spezifische SituationÖsterreichs eingegangen werden. http://www.fiw.ac.at/

Prof. Mag. Dr. Karl Aiginger

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Die Ergebnisse der Studie des Fach-bereichs „Risiko- und Sicherheitsmana-

gement“ der FH Campus Wien belegen, daßjedes österreichische Unternehmen vonWirtschafts- und Industriespionage betroffensein kann. Ein Spionageangriff kann finan-zielle Verluste, den Verlust von sensiblenDaten und Umsatzrückgänge bedeuten“,sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitneram 20. Jänner bei der Präsentation einer Stu-die, die 2015 von WissenschaftlerInnen derFH Campus Wien erstellt wurde. Im Auftragdes Innenministeriums und in Kooperationmit der Wirtschaftskammer Österreich undder Industriellenvereinigung wurde erhoben,wie stark österreichische Unternehmen vonWirtschafts- und Industriespionage betroffensind.

In den letzten fünf Jahren waren hochge-rechnet knapp 8400 Unternehmen in Öster-reich Opfer mindestens eines Spionagefalls.22 Prozent der betroffenen Unternehmenwaren von fünf oder mehr Vorfällen betrof-fen. Ein Drittel der Vorfälle kam in Indu-striebetrieben vor. Bei 71 Prozent der betrof-fenen Unternehmen entstanden erheblicheFolgeschäden, etwa der Verlust von Aufträ-gen oder Kunden sowie Image-Schäden. Der

Gesamtschaden beträgt jährlich etwa eineMilliarde Euro.

Knapp ein Viertel der Spionagefälle wur-de einer Behörde gemeldet. Der Studie nachwar nicht immer die Angst vor Image-Schä-den entscheidend dafür, daß die Behördenicht informiert worden war: In den meistenFällen waren es Beweisprobleme oder diegeringe Aussicht auf Erfolg einer justiziellenVerfolgung. „Der Kontakt zwischen Unter-nehmen und Behörden zur Ahndung vonSpionagefällen muß intensiver werden. Nurso kann es uns gelingen, unsere Unterneh-men vor Wirtschafts- und Industriespionagezu schützen“, sagte der Generaldirektor füröffentliche Sicherheit im Innenministerium,Konrad Kogler.

„Österreichs Industrie ist bereit und wil-lens, Verantwortung zu tragen und die not-wendigen Schritte für mehr effektiven In-dustrie- und Wirtschaftsschutz aktiv und inenger Abstimmung mit den Behörden voranzu treiben – ohne daß es zu Überregulierungund flächendeckender Überwachung kommt“,sagte der Vize-Generalsekretär der Industriel-lenvereinigung, Peter Koren, über die Not-wendigkeit der Zusammenarbeit zwischenIndustrie und Behörden.

Fast 30 Prozent der befragten Unterneh-mensvertreter schätzen mehr als die Hälfteihrer Informationen als besonders schutz-würdige Geschäfts- und Betriebsgeheimnis-se ein. „Insbesondere jene Unternehmen, diedurch ihre Exportaktivitäten im Fokus ste-hen, sind von Wirtschaftsspionage betroffen.Ganz besonderes Augenmerk gilt unserenHidden Champions, also jenen Betrieben,die Weltmarktführer in ihren Bereichensind“, sagte Maximilian Burger-Scheidlin,Geschäftsführer der Internationalen Han-delskammer in der Wirtschaftskammer Ös-terreich. „Nur zwölf Prozent beschäftigeneine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter,die oder der für Risiko- und Sicherheits-management gegen Wirtschafts- und Indu-striespionage verantwortlich ist. „Die Rele-vanz für die heimischen Unternehmen wasdas sensible Thema Wirtschafts- und Indu-striespionage betrifft, nimmt zu. Denn im-mer mehr Unternehmen stehen mit hoch in-novativen Produkten am internationalenMarkt im Fokus und rufen damit unredlicheMitbewerber auf den Plan.“

Der Studie zufolge ist die größte Schwach-stelle der Mensch und nicht die Technik. DieInformationsweitergabe durch Personen über-

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Relevanz von Wirtschafts- undIndustriespionage nimmt zu

Durch Wirtschafts- und Industriespionage wird in Österreich ein jährlicher Schaden von einer Milliarde Euro verursacht. Ein Drittel der Vorfälle kommt in

Industriebetrieben vor.

v.l.: General Franz Lang (Bundeskriminalamt) Direktor Peter Gridling (BVT, Bundesamt für Verfassungsschutz und Terroris-musbekämpfung), Vizegeneralsekretär Peter Koren (Industriellenvereinigung), Professor Martin Langer (Studiengangsleiterim Fachbereich "Risiko- und Sicherheitsmanagement" der FH Campus Wien), Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, Maximi-lian Burger-Scheidlin (Geschäftsführer der Internationalen Handelskammer in der WKÖ), der Generaldirektor für die öffentli-che Sicherheit Konrad und BVT-Abteilungsleiter Martin Weiss

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wiegt IT-basierten Angriffen von außen beiWeitem. „Mit dem richtigen Know-how, kla-ren Verantwortlichkeiten und strategischemVorgehen können sich Unternehmen vor Wirt-schafts- und Industriespionage schützen. DieSensibilisierung für das Thema ist der erstewichtige Schritt“, sagte FH-Professor MartinLanger, Studiengangsleiter im Fachbereich„Risiko- und Sicherheitsmanagement“ derFH Campus Wien.

In nahezu der Hälfte der Spionagefällekommen Mitbewerber als Täter in Frage.Nach Ansicht der befragten Unternehmens-vertreter besteht in den Bereichen Techno-logie und Organisation Forschungsbedarf.

Mit Unterstützung der Wirtschaftskam-mer Österreich und der Industriellenvereini-gung beteiligten sich an der Studie 1149österreichische Unternehmen. Neben der In-dustrie nahmen 19 Branchen an der Studieteil, wie etwa die Branche Information undKommunikation und die Dienstleistungs-branchen im wirtschaftlichen, technischenund wissenschaftlichen Bereich. http://webshop.wko.at

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Aus der Studie: Neben den finanziellen Einbußen kommt es oftmals zu anderenSchäden; dies bestätigten 42 von 59 betroffenen Unternehmen (71 %) aus eige-ner Erfahrung: Sie waren vor allem durch den Verlust von Kunden (38 %), denAuftragsverlust (34 %) und die Schädigung des Rufs bzw. des Ansehens desUnternehmens (30 %) betroffen.

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Unternehmenskritische Schäden betroffener Unternehmen

Wiener Börse Highlights 2015Liquiditätsschub und kräftiges Plus für den Leitindex ATX

2015war ein bewegtes Jahr an derWiener Börse. Eine Fülle an

Ereignissen beeinflußte die Entwicklung desLeitindex, von Griechenland über Syrien bishin zu den vom Kurseinbruch in China ausge-henden Turbulenzen. In diesem spannungsrei-chen Umfeld kann die Wiener Börse auf einsehr solides Jahr 2015 zurückblicken. DasHandelsvolumen bei Aktien lag ab FebruarMonat für Monat auf einem höheren Niveauals im Vorjahr. Am Jahresende ergibt sich einsatter Umsatzanstieg von 22 %. Der Leitin-dex erzielte eine Performance von 11,16 %(Jahrestief 14.1.2015: 2.122,08 Punkte;Jahreshoch 15.5.2015: 2.681,44 Punkte).

In diesem Jahr gab es bei den Unterneh-men im prime market, dem Top Segment derWiener Börse, mehr Gewinner als Verlierer.Einige Unternehmen verdoppelten ihrenBörsewert, so zum Beispiel Kapsch Traf-ficcom (+ 112,11 %) und Cross Industries (+ 103,26 %). Um etwa die Hälfte zulegenkonnten AT&S (+ 60,58 %) DO & CO (+54,43 %) sowie im ATX Erste Group Bank(+ 50,22 %) und Wienerberger (+ 47,79 %).

Insgesamt 36 Corporate Bonds mit einemVolumen von 5,3 Mrd. Euro kamen heuerneu an die Börse (18 inländische Emittenten:

2,28 Mrd. Euro; 18 ausländische Emittenten:3,06 Mrd. Euro). Bei Kapitalerhöhungenkonnte mit einem Volumen von 320 Mio.Euro nicht an das starke Vorjahr angeschlos-sen werden. Im mid market verzeichnete dieWiener Börse einen Neuzugang der WP AG,einem oberösterreichischen Zulieferer fürdie Motorrad- und Automobilindustrie. BFHolding firmierte um zu Cross Industriesund konnte den Aktienkurs beinahe verdop-peln. Wermutstropfen waren die Börse-Ab-gänge von ATB, HEAD, MIBA und BENE,die aufgrund von Übernahmen, Unterneh-menssanierung oder einer geänderten Eigen-tümerstrategie in diesem Jahr vom Kurszet-tel der Wiener Börse verschwanden.

Seit 25 Jahren spiegelt der ATX die Kurs-entwicklung der österreichischen Blue-Chips in Echtzeit wider. Der österreichischeLeitindex wird seit 2. Jänner 1991 berechnetund konnte seit damals um rund 240 % zule-gen. Vier Unternehmen, nämlich OMV,Verbund, Wienerberger und RHI (damalsnoch RADEX-HERAKLITH) sind seit derGeburtsstunde im ATX enthalten. Den höch-sten Indexstand erreichte der ATX am9.7.2007 mit 4.981,87 Punkten, seinen nie-drigsten am 13.8.1992 mit 682,96 Punkten.

Ausblick auf 2016Der Ausblick für Aktien bleibt im kom-

menden Jahr positiv. Die europäische Zins-politik, der billigere Euro und damit derwirtschaftliche Ausblick – so die Analystengeschlossen – sollten österreichischen Aktienim kommenden Jahr weiteren Aufwindbescheren.

Das neue Jahr startet mit der Umsetzungder im Zuge der Steuerreform beschlossenenErhöhung der Kapitalertragsteuer, die beiErträgen aus Kapitalvermögen auf 27,5 %steigt. Dagegen bleiben Sparzinsen von derErhöhung ausgenommen. Hinzu kommt, daßfür private Investoren Verluste steuerlichnicht abzugsfähig sind.

„Die Erhöhung der Wertpapier-KESt istfür die Motivation des Privatanlegers, sichmit dem Kapitalmarkt auseinanderzusetzen,kontraproduktiv. Dabei wäre die Bereitstel-lung von Risikokapital durch langfristige In-vestments privater Investoren fördernswertund ein wichtiger Faktor für eine Volks-wirtschaft“, so Börsevorstand Birgit Kuras.„Ich wünsche mir eine Entschärfung der bit-teren Pille – etwa durch eine Ausnahme fürüber fünfjährige Investments.“ http://www.wienerboerse.at

Die Kundinnen und Kunden sind – um esin der Sprache der Banken zu sagen –

das wichtigste Asset der österreichischenKreditwirtschaft. Daher liegt es nahe, daßwir uns immer wieder Nutzung, Vorliebenund Zufriedenheit der Menschen mit demZahlungsverkehrsangebot in Österreich an-sehen“, so Franz Rudorfer, Geschäftsführerder Bundessparte Bank und Versicherung inder Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ),am 18. Jänner. Deshalb hat die Bundessparteeine Befragung unter Bankkunden zum„Zahlungsverkehr in Österreich“ in Auftraggegeben.

Kundenbedürfnisse im Wandel – undpositives Verhältnis zur eigenen Bank

Ob Informationsstand zu Bank-/Konto-dienstleistungen, Zufriedenheit mit demZahlungsverkehr oder das Leistungsangebothinsichtlich der Kontopakete – die KundiIn-nen in Österreich haben ein positives Ver-hältnis zu ihrer Bank. „Dieses Befragungser-gebnis ist auch eine Auszeichnung für diehervorragende Arbeit der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter in den Bankfilialen“, so Ru-dorfer, der hervorhebt: „Insgesamt ist derZahlungsverkehr einer jener Bereiche desBankgeschäfts, der einem enormen Verände-rungsprozeß unterliegt – dazu gehören mas-siv geänderte Kundenbedürfnisse genausowie technologische Neuerungen, StichwortDigitalisierung.“

80 % fühlen sich gut informiertDie Studie zeigt, daß sich rund 80 Pro-

zent der vom MeinungsforschungsinstitutGfK befragten Bankkunden über das ThemaZahlungsverkehr – also die unterschied-lichen Möglichkeiten, Zahlungen abzuwik-keln – gut informiert fühlen. Ebenfalls einegroße Mehrheit, nämlich 70 Prozent, emp-findet die Verrechnung der Leistungen ver-ständlich und nachvollziehbar.

Zahlungsverhalten: Höhe der Rechnung entscheidend

Bei Beträgen bis 10 Euro zahlen Frau undHerr Österreicher noch immer bevorzugt mitBargeld, für Rechnungen über 100 Euro wirdvermehrt zur Karte gegriffen. Die Möglich-keit des kontaktlosen Bezahlens wird vor

allem bei Beträgen zwischen bis 20 Eurogenutzt. Dies ergibt sich vor allem daraus,daß bei Beträgen bis 25 Euro ohne PIN-Code und nur durch Anhalten der Karte anden Bezahlterminal bezahlt werden kann

Rudorfer: »Sicherheit und Innovationsind kein Widerspruch«

Daß Sicherheit und Innovation keinWiderspruch sind, zeigt die stark gestiegeneBeliebtheit der kontaktlosen Bezahlmöglich-keit per „Near Field Communication“ (NFC):66 Prozent der Befragten kennen schon dieNFC-Funktion auf ihrer Karte, mehr als 4Millionen monatliche Transaktionen mittelsNFC, konkret im Dezember 2015, sprecheneine klare Sprache. „Das zeigt, daß Innova-tion und Sicherheit im Zahlungsverkehr keinWiderspruch sind“, unterstreicht Rudorfer.

Kontaktloses Zahlen mittels Karte mit NFC-Funktion immer beliebter

„Bereits 7,6 Mio. und damit 84 Prozentaller Bankomatkarten waren im Jahr 2015mit NFC-Funktion ausgestattet. Die Nut-zung hat sich gegenüber dem Vorjahr ver-dreifacht“, informiert Rainer Schamberger,Vorsitzender der Geschäftsführung der Pay-

ment Services Austria (PSA), über Detailszu der 2013 eingeführten kontaktlosen Be-zahlmöglichkeit. 83 Prozent jener Befragten,die kontaktlos bezahlen, zeigen sich mit die-sem Angebot sehr beziehungsweise eher zu-frieden und empfinden kontaktloses Bezah-len als schnell, unkompliziert und bequem.

Im vergangenen Jahr wurden 34,35 Mio.Transaktionen kontaktlos getätigt. Dies be-deutet eine Steigerung von 194 Prozentgegenüber 2014. Besonders beliebt ist dieseBezahlmethode in Supermärkten, Drogerien,Tankstellen oder Apotheken. Daher habenbereits 76,6 Prozent aller Lebensmittelhänd-ler NFC-fähige Terminals. Die Konsumen-ten wünschen sich zukünftig aber auch einenAusbau der Bezahlmöglichkeit, insbesonde-re beim Kauf von Tickets für den öffentli-chen Verkehr, Restaurants, Bäckereien, Tra-fiken oder Restaurants. „Die Zufriedenheitder Kunden zeigt auch unsere interne Feed-backanalyse auf, die bis heute keinen einzi-gen Schadensfall in Zusammenhang mitNFC verzeichnen konnte“, so Schamberger.Kartenzahlungen legen auch 2015 zu

Insgesamt wurden im Jahr 2015 592 Mio.Transaktionen, das sind 1,6 Mio. Transkatio-nen pro Tag, mit österreichischen Bankomat-karten im In- und Ausland durchgeführt, wo-von 453 Mio. direkt an einer Bankomatkassagetätigt wurden. Dies stellt eine Steigerungder Transaktionen um 8,4 Prozent dar. 2015wurden somit Zahlungen mit dem Gesamt-volumen von 38,2 Mrd. Euro mit einer Ban-komatkarte vorgenommen.

Kontoführung: All-Inclusive-Paket am gefragtesten

„In der Studie wurden die Teilnehmerauch hinsichtlich Kontopaketen befragt. 43Prozent der Befragten bevorzugen ein All-Inclusive Kontopaket. Nach Geschlechternbetrachtet, präferieren Frauen eher ein Kon-to mit Verrechnung der Einzelleistungen.„70 Prozent der Befragten empfinden die Ver-rechnungen der Leistungen jedenfalls nach-vollziehbar und verständlich, wobei hier diejüngere Bevölkerung ein noch höheres In-formationsbedürfnis hat“, so Alexander Zeh,Geschäftsführer von GfK Österreich undStudienautor. https://www.psa.at

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Wirtschaft

Zahlungsverkehr in ÖsterreichVorlieben beim Bezahlen – Studie zeigt Details zu Zahlungs-

verhalten, Zufriedenheit mit Kontoleistungen und Informationen

Kontaktlos zahlen – hier im Restaurant

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Die Kaufkraft ist in Österreich wiederleicht gestiegen: Nach 27 % im Jahr

2014 geben aktuell nur mehr 22 % der Ös-terreicherInnen an, über weniger Geld zuverfügen als im Vorjahr. Mit 15 % unverän-dert ist die Zahl jener, die mehr Geld zurVerfügung haben, bei 63 % ist in der Geld-börse gleich viel Geld wie im Vorjahr.Knapp ein Fünftel der ÖsterreicherInnenplant für den Urlaub 2016 wieder mehr Geldauszugeben.

Das geht aus der aktuellen „GeneraliGeldstudie“ hervor. Die Generali hat kurzvor Weihnachten bereits zum zwölften Malin Folge durch ein Marktforschungsinstituterhoben, wofür die ÖsterreicherInnen imneuen Jahr mehr oder weniger bzw. gleichviel Geld ausgeben wollen. Befragt wurden1000 Personen ab 16 Jahren, die einen reprä-sentativen Querschnitt der Bevölkerung dar-stellen.

Geringe Zuwächse bei der KaufkraftSeit 2013 hat sich die Zahl jener Österrei-

cher, die eigenen Angaben zu Folge wenigerGeld besitzen als im Vorjahr, kontinuierlichvon 32 % auf 22 % reduziert. Mit 15 %unverändert ist 2013, 2014 und 2015 hinge-gen die Zahl jener, die mehr Geld zur Ver-fügung haben. Nach 57 % im vergangenenJahr verfügen 63 % aktuell über gleich vielGeld wie im Vorjahr.

Zu den Top-3-Bereichen des täglichenLebens, in denen die ÖsterreicherInnen Mehr-ausgaben planen, gehören Urlaub (18%),Wohnen (17%) und Wohlbefinden/Sport(17%). An vierter Stelle mit jeweils 14 %liegen Mehrausgaben für die Gesundheit, dieAus- und Weiterbildung sowie das Sparen.Die größten Einsparungsmöglichkeiten se-hen die Befragten neben dem Urlaub bei derKleidung, beim Alkohol und beim Sparen.

Ausgabenplus auch für Altersvorsorge und Spenden

Die größten Veränderungen bei den Mehr-ausgaben gab es gegenüber dem Vorjahr beider Ernährung: Hier ist der Wert von 17 %auf 12 % gesunken. Eine minimale Steige-rung von 2 %-Punkten verzeichneten dieBereiche Altersvorsorge und Spenden. Von

jenen ÖsterreicherInnen, die im Jahr 2016mehr in die Altersvorsorge investieren möch-ten, werden 54 % eine klassische Lebens-versicherung, 29 % eine staatlich geförderteZukunftsvorsorge und 25 % eine fondsge-bundene Lebensversicherung abschließen.

Männer und Frauen planen Ausgaben unterschiedlich

Anders als in den Vorjahren unterschei-den sich aktuell die Angaben der Frauendeutlich von den Männern. Die größten Un-terschiede gibt es in den Bereichen Wohl-befinden/Sport, Freizeit/Hobbys und Urlaub,wo Männer bei den geplanten Mehrausgabenum 6- bzw. 5 %-Punkten über Frauen liegen.Frauen planen vorrangig in den BereichenWohnen, Urlaub und GesundheitsvorsorgeMehrausgaben für das kommende Jahr ein.

Unter-30jährige planen die meisten Mehrausgaben

Noch deutlichere Abweichungen gibt esbei den unterschiedlichen Altersgruppen. In12 von 18 Bereichen des täglichen Lebensliegt im Altersvergleich die Gruppe der 16-bis 29jährigen bei den Mehrausgaben voran.Besonders große Unterschiede im Vergleichzum Gesamtwert gibt es mit einer Differenzvon 16 %-Punkten beim Sparen bzw. von

9 %-Punkten bei der Altersvorsorge. Unter-30jährige wollen 2016 in erster Linie mehrGeld sparen (30 %), mehr Geld für Urlaubausgeben (26 %) und in das eigene Wohl-befinden und den Sport investieren (23%).16 % planen, mehr für die Altersvorsorgeauszugeben, damit hat sich dieser Wertgegenüber dem Vorjahr verdoppelt.

Bei den 30- bis 39jährigen liegen hinge-gen die Aus- und Weiterbildung zusammenmit dem Wohnen an erster Stelle bei denMehrausgaben (24 %). Auch im Altersver-gleich liegen sie in diesen Bereichen anerster Stelle. Wohlbefinden und Sport liegenbei den 40-bis 49jährigen (19 %) sowie den50- bis 59jährigen (21 %) voran, währenddie Über-60jährigen mehr in ihre Gesundheitinvestieren möchten (15 %).

Burgenland Top bei Ausgaben für Auto,Gesundheit und Geschenke

Gleich in drei Bereichen des täglichenLebens planen die BurgenländerInnen höhe-re Ausgaben als der Rest Österreichs: Fürdas Auto (Burgenland: 19 %, Gesamt: 11 %),die Gesundheit (Burgenland: 18 %, Gesamt:14 %) und für Geschenke (Burgenland: 15%,Gesamt: 12 %) ist die Geldbörse gefüllter alsandernorts. An erster Stelle im Ranking derMehrausgaben liegt das Auto mit einer

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Wirtschaft

Wofür ÖsterreicherInnen 2016 Geld ausgeben

Mehr Geld für Urlaub, Wohnen und Sport – Kaufkraft etwas stärker als im Vorjahr

Knapp ein Fünftel der ÖsterreicherInnen plant für den Urlaub 2016 wieder mehrGeld auszugeben.

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Steigerung von 6 %-Punkten ex aequo mitdem Urlaub (jeweils 19%). Auf Platz dreiliegt der Bereich Gesundheit mit 5 %-Punkten plus (18 %), gefolgt von Ausgabenfürs Wohnen (17 %) und für Geschenke(15%). Großes Einsparungspotential sehendie BurgenländerInnen im Bereich Mode(4 %) mit minus 6 %-Punkten im Vergleichzum Vorjahr.

Kärntner wollen 2016 mehr sparen

Zu den Top-3-Bereichen des täglichenLebens, in denen die KärntnerInnen Mehr-ausgaben planen, zählen Urlaub (19 %),Wohnen (16 %) und Freizeit/Hobbys(16 %). An vierter Stelle mit jeweils 15 %liegen die Gesundheit und das Sparen. Diedeutlichste Steigerung zum Vorjahr um plus7 %-Punkte gab es beim Sparen mit einerVerbesserung von Rang 12 auf Rang 4. Dengrößten Rückgang von Rang 1 im Vorjahrauf aktuell Rang 9 gab es in Kärnten mitminus 12 %-Punkten beim Wohlbefinden/Sport. Mit nur 10 % Mehrausgaben ist dieserBereich der niedrigste im Bundesländer-Vergleich.

Niederösterreich mit höchstenAusgaben für Wohnen

Niederösterreich verzeichnet unter allenBundesländern den höchsten Wert bei dengeplanten Mehrausgaben im Bereich Woh-nen (Niederösterreich: 22 %, Gesamt: 17 %).Dahinter folgen die Bereiche Urlaub, Ge-sundheit und Ernährung, wobei letzteres mit

7 %-Punkten im Vergleich zum Vorjahr deut-lich zurückgegangen ist. Mehr Geld als nochzuletzt planen die NiederösterreicherInnen2016 für Freizeit/Hobbys und Sport ein.

OberösterreicherInnen sind Österreichs Sparmeister

In keinem anderen Bundesland will dieBevölkerung mehr Geld sparen als in Ober-österreich (Oberösterreich: 17 %, Gesamt:14 %). Mit einer Steigerung von 4 %-Punk-ten gegenüber dem Vorjahr führt dieser Be-reich die Liste der geplanten Mehrausgaben2016 in Oberösterreich an, gefolgt von Aus-gaben für das Auto bzw. die Mobilität, dieGesundheit und den Sport (jeweils 16 %).Im Vergleich dazu ist Oberösterreich dasBundesland mit den geringsten Mehrausga-ben für den Urlaub (Oberösterreich: 12 %,Gesamt: 18 %).

SalzburgerInnen machen 2016 wieder mehr Urlaub

2016 planen die SalzburgerInnen wiedermehr Geld für die Ernährung (20 %), denUrlaub (19 %) und das Wohnen (16 %) aus-zugeben. Im Vergleich zu den anderen Bun-desländern liegt Salzburg bei Mehrausgabenfür die Ernährung (Salzburg: 20 %, Gesamt:12 %) und für Geschenke (Salzburg: 15 %,Gesamt: 12 %) voran. Die größte Verände-rung gegenüber dem Vorjahr gab es beimUrlaub. Belegte dieser im Vorjahr nur Platzelf bei den Mehrausgaben, so ist er aktuellum 12 %-Punkte auf Platz zwei vorgerückt.

SteirerInnen mit höchstenMehrausgaben für Sport

Mit einer Steigerung von 8 %-Punktengegenüber dem Vorjahr sticht die Steiermarkals jenes Bundesland hervor, das 2016 amstärksten in das Wohlbefinden und in denSport investieren möchte (Steiermark: 22 %,Gesamt: 17 %). Auch in den Bereichen Aus-und Weiterbildung (12%) und für Geschenke(11 %) planen die SteirerInnen, mehr Geldauszugeben als zuletzt. Überholt werdendiese Bereiche im Ranking der Mehrausga-ben nur noch von Wohnen (Rang 3: 15%)und Urlaub (Rang 2: 14 %).

TirolerInnen investieren am stärksten in die Bildung

Tirol sticht im Bundesländervergleich mitden höchsten Mehrausgaben für Aus- undWeiterbildung (Tirol: 19 %, Gesamt: 14 %)sowie für Freizeit/Hobbys (Tirol: 17 %, Ge-samt: 12 %) hervor. Knapp ein Fünftel derTirolerInnen plant neben dem Bereich Bil-dung 2016 mehr Geld für Sport auszugeben.Die deutlichste Steigerung zum Vorjahr umplus 8 %-Punkte gab es im Bereich Freizeit/Hobbys sowie um plus 7 %-Punkte beimWohnen.

VorarlbergerInnen wollen 2016 wieder mehr schenken

Während sich die geplanten Mehrausga-ben der VorarlbergInnen mehrheitlich redu-zierten oder gleich blieben, sticht ein Le-bensbereich mit einem deutlichen Plus her-vor: 2016 planen doppelt so viele Vorarlber-gerInnen mehr Geld für Geschenke auszuge-ben als im Vorjahr (12 %). Damit rückt die-ser Bereich von Rang 13 auf Rang fünf vor.Rang eins auf der Liste der Mehrausgabenteilen sich in Vorarlberg Urlaub, Sparen undSport (jeweils 15 %).

Wiener investieren am stärksten in den Urlaub

Sehr unterschiedliche Ergebnisse liefertdie Generali Geldstudie in den einzelnenBundesländern. Wien sticht mit den höch-sten Mehrausgaben für Urlaub hervor, einViertel der WienerInnen plant, dafür mehrGeld auszugeben (Wien: 25 %, Gesamt:18 %). An zweiter Stelle bei den Mehraus-gaben – jedoch im Vergleich zum Vorjahrum 8 %-Punkte zurückgegangen – liegt derBereich Wohnen (18 %). Mehr Geld wollendie WienerInnen 2016 auch für Sport undAus- und Weiterbildung ausgeben (jeweils15%). http://www.generali.at

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Wirtschaft

Zu den Top-3-Bereichen des täglichen Lebens, in denen die ÖsterreicherInnenMehrausgaben planen, gehört das Wohnen mit 17 %

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Chronik

Es freut mich Ihnen mitteilen zu können,daß die Arbeiten an der Straßenbahn-

strecke im Zeitplan liegen und wir den erstenAbschnitt nach Traun Ende Februar in Be-trieb nehmen können“, gab Landesrat Gün-ther Steinkellner am 8. Jänner bekannt. Nach-dem Anfang November bereits der Gleisbauder Strecke abgeschlossen war, wurde in wei-terer Folge die Haltestellenausstattung, dieFahrleitung, die Signal- und Sicherungstech-nik, die Beleuchtung, der Wegebau, wie auchdie Bike&Ride und Park&Ride-Anlagen wei-testgehend fertiggestellt. Kleinere Komplet-tierungsarbeiten werden derzeit noch abge-schlossen. Seit Dezember sind die Probe- undZulassungsfahrten im Laufen. Anfang Jän-ner begann darüber hinaus die Schulung derStraßenbahnfahrerInnen der LinzLinien.

Anläßlich einer Probefahrt auf der neuenStrecke, die bereits mit einer der regulärenStraßenbahngarnituren – einem neuen „City-runner 2“ – durchgeführt wurde, betonte derLandesrat: „Die bevölkerungs- und arbeits-platzreichen Gemeinden Leonding, Pasching

Straßenbahn nach Linz-Traun weiter im Zeitplan

Die Fertigstellungsmaßnahmen an der Straßenbahn und die Ausbildung der MitarbeiterInnen schreiten zügig voran.

Landesrat Günther Steinkellner bei einer Probefahrt mit einer der neuen regulären Straßenbahngarnituren »Cityrunner 2«

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Die erste Garnitur der neuen Serie des »Cityrunner 2«

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und Traun werden von der Verlängerung derStraßenbahn klar profitieren. Ein eindeutigesAnwachsen der Zahl der Fahrgäste ist zuerwarten. Eines der wichtigsten Verkehrspro-jekte im Großraum Linz steht damit vor sei-ner Finalisierung.“ Gegenüber dem ehemali-gen Busangebot kam es bereits in den Jahrenseit 2011 zu einem starken Passagieranstieg.Durch die Verlängerung der Straßenbahn zumDoblerholz gab es einen Anstieg von damals2,1 Mio. Fahrgästen jährlich, auf heute unge-fähr 3,9 Mio. Fahrgäste und damit nahezu zueiner Verdoppelung der Fahrgastzahlen.

Auch Linz AG-Generaldirektor ErichHaider und Linz AG-Vorstandsdirektorin Jut-ta Rinner freuen sich bereits auf die baldigeBetriebsaufnahme der Straßenbahnverlän-gerung nach Traun: „Mit der Verlängerungder Straßenbahnlinie 3 werden wir nachLeonding bald auch Traun an das Liniennetzder Linz AG Linien anbinden und so dasAngebot im öffentlichen Verkehr für unsereFahrgäste weiter ausbauen. Sechs neue, top-moderne Cityrunner bieten unseren Kundin-nen und Kunden ab Februar 2016 auch aufdem neuen Streckenabschnitt höchsten Fahr-gastkomfort und eine attraktive Alternativezum PKW.“

Auch im zweiten Abschnitt der Streckeschreiten die Bauarbeiten zügig voran. ImBereich nördlich des Hauptplatzes von Traunwurde bereits die Straße verlegt und mit demBau der Gleistrasse begonnen. Im Frühjahrwird nunmehr der Hauptplatz der Stadt neugestaltet und die Umkehrschleife beim SchloßTraun errichtet. Aus derzeitiger Sicht kannmit einer Inbetriebnahme der gesamten Strek-ke zum Schulbeginn im September diesesJahres gerechnet werden.

Das wird sich mit der Inbetriebnahme derStraßenbahnverlängerung nach Traun für dieFahrgäste verbessern: Die Linie 3 fährt an Werktagen im 15min-

Takt bis zum Nahverkehrsknoten TraunerKreuzung, ab ca. 20.30 Uhr bis Betriebs-ende im 30min-Takt.

Die Linie 610 der Fa. Welser stellt ab dortden Anschluß Richtung Traun, Ansfeldensicher (bisher ab Meixnerkreuzung). DieWWT-Linie 1 fährt weiterhin im Stunden-takt parallel zur Straßenbahn, jedoch überdie Unionkreuzung zum HBhf Linz.

Bereits seit dem Fahrplanwechsel im ver-gangenen Dezember wird der Flughafen-bus zur Trauner Kreuzung verlängert (LinzHBhf – Pasching – Flughafen – Hör-sching – Trauner Kreuzung), sodaß dorteine direkte Umsteigebeziehung zur Stras-senbahn besteht.

An der Trauner Kreuzung entsteht geradeeine Park&Ride-Anlage für ca. 120 Kfz,zusätzlich wird jede Straßenbahn-Halte-

stelle mit einer Fahrradabstellanlage aus-gestattet.

https://www.linzag.at

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Chronik

Die Verlängerung der bestehenden Straßenbahnlinie 3 beginnt im Bereich der imAugust 2011 von der LINZ AG eröffneten Remise Leonding. Die Gesamtlänge derVerlängerung der bestehenden Straßenbahnlinie 3 beträgt rund 4,5 km und endetin der Schleife Schloß Traun.

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Das Cockpit der neuen »Cityrunner 2«-Garnitur

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Chronik

»balloonalps 2016 – The Alps Crossing Event«

Das spektakuläre Heißluftballon-Treffen„balloonalps – The Alps Crossing Event“

findet von 6. bis 13. Februar 2016 zum zwei-ten Mal in Zell am See-Kaprun statt. In ho-hen Lüften bewegen sich über 30 Heiß-luftballone aus sieben Ländern am Himmelder Region. Neben der sportlichen Heraus-forderung für die Ballonfahrer wird ein span-nendes Programm fürs interessierte Publi-kum geboten. Bei dieser internationalenWinter-Ballonwoche gibt es drei Disziplinen,welche es zu meistern gilt: Bei der Weit-streckenfahrt mit bis zu 100 Stundenkilome-tern und in einer Höhe von bis zu 6000 Me-tern kann es den Teilnehmern gelingen, überden Großglockner nach Italien zu fahren so-wie die Alpen zu überqueren. Zudem stehtein sogenannter „Fly-In“ am Zeller See aufdem Programm – eine schwierige Präzisions-aufgabe mit zielgenauer Landung. Ballonbe-geisterte können dieses Highlight von derElisabeth-Promenade aus direkt verfolgen.Die dritte sportliche Herausforderung ist dieFuchsjagd, eine Art Verfolgungsrennen. Re-nate Ecker, Tourismusdirektorin von Zell amSee-Kaprun freut sich auf die internationale

Ballonwoche: „Über die vergangenen Jahr-zehnte etablierte sich Zell am See-Kaprunbei Ballonfahrern als Hotspot für erfolgrei-che Starts zu winterlichen Alpenüberquerun-gen. Für die Austragung der balloonalps istZell am See-Kaprun perfekt. Bei starkemNordwind ist sogar eine Fahrt bis nach Ve-nedig möglich“.

Bei täglichen Publikumsfahrten selbsthoch hinaus steigen Erwachsene und Kinderhaben vom 5. bis 14. Februar die Möglichkeit,an täglichen Publikumsfahrten teilzunehmen.Wer selbst einmal in einem der Körbe mit-fahren möchte, der kann sich zu einemtraumhaften Ballonausflug anmelden. http://www.balloonalps.com

Atemberaubend: Die Sonne strahlt bei spannender Fuchsjagd über die Alpen.

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29. Kitzbüheler Alpenrallye

Sie ist ein Fixpunkt im Rennkalender vie-ler Oldtimerfreunde und eine der schön-

sten Classic-Car-Veranstaltungen Europas:Die Kitzbüheler Alpenrallye, die von 1. bis4. Juni 2016 bereits zum 29. Mal auf großeFahrt geht.

Mit selektiven Bergstrecken in Tirol,Salzburg und dem angrenzenden Bayern bie-tet die Alpenrallye 2016 wieder neue, span-nende Strecken, diesmal wieder mit einembesonderen Schwerpunkt auf Tirol mit derHauptetappe über den Gerlospaß, durch dasZillertal und zum Achensee und viele land-schaftlich reizvolle Routen durch das TirolerUnterland. Rund 600 Kilometer sind an dendrei Bewerbstagen zu bewältigen.

Die traumhafte Kulisse der Bergwelt unddas einzigartige Flair der HahnenkammstadtKitzbühel machen die Alpenrallye zu einerganz besonderen Oldtimerrallye, der auchviele prominente Teilnehmer aus Rennsport,Film, TV und Show, Wirtschaft und Sporteinen exklusiven Touch verleihen.

Gefahren wird in zwei Kategorien: Sport-Trophy (sportlich) und Classic-Trophy (Ge-nußfahrer). Seit dem Vorjahr gilt die neueBaujahrsgrenze 1972, ein Schritt zurück inRichtung der „klassischen“ Automobile, ein

Schritt, der auch der Philosophie der Tra-ditionsrallye entspricht.

Rund 180 Klassiker aus sechs Jahrzehn-ten Automobilgeschichte werden bei der 29.Alpenrallye am Start sein, darunter großeMarken wie Bentley, Bugatti, Lamborghini,Porsche, Ferrari, Maserati, Jaguar, Merce-des-Benz, Aston Martin oder Rolls Royce:Herrliche Vorkriegsklassiker, elegante Sport-

wagen und kostbare Limousinen – einQuerschnitt der schönsten Fahrzeuge aussechs Jahrzehnten Automobilgeschichte.

Namhafte Sponsoren stehen hinter derTraditionsrallye: Neben der VolkswagenGroup, der Unternehmensgruppe Schaefflerund dem Bankhaus Berenberg 2016 erstmalsdie Schweizer Uhrenmarke Chronoswiss. http://www.alpenrallye.at

Rund 180 Klassiker, wie dieser Porsche, werden bei der Alpenrallye am Start sein.

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Gastronomie & Kulinarisches

Die 18. Ausgabe der Veranstaltung „EinFest für die Wirte“ der Niederösterrei-

chischen Wirtshauskultur versprach im Vor-feld einiges, und hielt alles. Im Mittelpunktstanden erwartungsgemäß die heimischenWirtinnen und Wirte, die einen wesentlichenBeitrag zur Erhaltung der Kochkultur inNiederösterreich leisten. Gebührend gefeiertund ausgezeichnet wurden eben diese amAbend des 25. Jänner vor rund 500 Fest-gästen aus dem Tourismus-, Wirtschafts-,Medien- und Kulinarik-Bereich in der ehe-maligen Reitschule von Schloß Grafenegg.

Gleich 52 der rund 230 Mitgliedsbetriebeder Wirtshauskultur können sich über denTitel „Top-Wirt 2016“ freuen. An Spannungkaum zu überbieten war das „Grand Finale“,wo die Besten der Besten in den Kategorien„EinsteigerIn des Jahres“, „AufsteigerIn desJahres“ und „Top-WirtIn des Jahres“ prä-miert wurden. Die Ehrungen nahmen Lan-deshauptmann Erwin Pröll und LandesrätinPetra Bohuslav vor.

Oasen der Gastlichkeit„Sie sind von unschätzbarem Wert“, be-

dankte sich Pröll herzlich bei den WirtInnen.Diese seien „Oasen der Gastlichkeit“. Wirts-häuser seien ein Ort, wo man zusammen-kommen und die Lebensart pflegen könne.Wo gebe es solche Orte noch, fragte Pröll,man werde die WirtInnen in der derzeitigenschwierigen Situation nicht im Stich lassenwerde. Seitens des Landes Niederösterreichhabe man ein „Aktionspaket geschnürt, umein wenig behilflich zu sein“. Und er beton-te, daß man auch eine Ombudsstelle bei Fi-nanzkontrollen ins Leben gerufen habe.

„Ich möchte Sie bitten, an die Zukunft zuglauben", machte Pröll den WirtInnen Mut.Es gebe gerade in der Gastronomie so vielejunge Nachwuchstalente, man müsse dieseneine Chance geben. Und Pröll abschließend:„Es gibt kein zweites Land, wo die Wirts-hauskultur auf einem so hohen Niveau stehtund wo so viel Geschichte und Traditionspürbar ist.“

Internationales AushängeschildLandesrätin Bohuslav betonte, daß, wenn

etwas 20 Jahre Bestand habe wie die Wirts-hauskultur, zeige das, wie wichtig das sei.Das Land Niederösterreich sei seit 20 JahrenPartner, bedankte sich Bohuslav für die„großartige Zusammenarbeit“. „Die Wirts-hauskultur ist ein internationales Aushänge-schild“, so Bohuslav, die betonte, daß dieWirtshauskultur „Qualität, Regionalität undEngagement“ bedeute. Wirtshäuser seieneine „Kommunikationsdrehscheibe", dieWirtInnen wüßten, was die Menschen bewe-ge. Als klares Signal, daß man die WirtInnennicht im Stich lasse, habe man seitens desLandes ein Wirte-Paket geschnürt. „Wir sindauch weiterhin euer Partner“, so Bohuslav.

Top-Jury testet kompetent und anonym

Um diese mit ungemeiner Strahlkraft ver-sehene Auszeichnung zu erhalten, bedarf esneben dem hohen Qualitätsanspruch in der

Top-Wirte 2016 beim »Fest für die Wirte« gekürt!

Die höchste kulinarische Auszeichnung Niederösterreichs wurde am 26.Jänner in Grafenegg vergeben. »Top-Wirt des Jahres 2016« wurde die Familie Essl vom

Landgasthaus Winzerstüberl aus Rührsdorf.

Fest der Wirte in der Reitschule in Grafenegg (v.l.): der Obmann der NÖ Wirtshauskultur Harald Pollak, Philipp Essl (Top-Wirt), Landesrätin Petra Bohuslav, Landeshauptmann Erwin Pröll, Christine und Franz Essl (Top-Wirt), Markus Bsteh (Auf-steiger), Katharina und Georg Stocker (Einsteiger) und Prof. Christoph Madl, MAS, Geschäftsführer der NÖ Werbung

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Küche einer Vielzahl an zu erfüllenden Kri-terien der Wirtshauskulturbetriebe. Ein fach-kundiges Tester-Team hat die kulinarischenAushängeschilder Niederösterreichs besuchtund bewertet, selbstverständlich anonymund unbemerkt. Getestet wurden u.a. dasAmbiente, die MitarbeiterInnen, regionaleund saisonale Speisen und Getränke. Auf dieliebevollen Details wurde besonders geach-tet: Denn selbstproduzierte Säfte und einge-legtes Gemüse, attraktiv zusammengestellteSpeisekarten, hausgebackenes Brot und einMehr an Gastfreundschaft können da schoneinen wesentlichen Unterschied ausmachen.Für die handverlesene Jury wahrlich keineleichte Aufgabe, daraus die Siegerin oderden Sieger zu küren.

Die PreisträgerInnen des Jahres 2016„Top-Wirt des Jahres 2016“ und wichtigerkulinarischer Repräsentant für Nieder-österreich: Familie Essl vom LandgasthausWinzerstüberl aus Rührsdorf 17 3602 Rossatzhttp://www.winzerstueberl.at

Kategorie „Einsteiger des Jahres 2016“ sicherten sich den Titel:Familie Stocker vom StockerwirtRohrberg 36, 2392 Sulz im Wienerwaldhttp://www.stockerwirt.com

„Aufsteiger des Jahres 2016“Markus Bsteh vom Gasthaus mit GästehausBsteh 2064 Wulzeshofen im Weinviertel http://www.bsteh.at

Als Jurymitglied und Geschäftsführer derNiederösterreich-Werbung war Prof. Chri-stoph Madl, MAS, anwesend, der nicht nurden PreisträgerInnen gratulierte, sondern auchden besonderen Rahmen der Veranstaltunghervorhob: „Das Fest für die Wirte bietet denWirtInnen eine festliche aber entspannte At-mosphäre, um ins Gespräch zu kommen,sich auszutauschen und voneinander zu pro-fitieren. Für uns ist diese Veranstaltung einesder schönsten Feste des Jahres. Ihnen allenein herzliches Dankeschön für Ihr Engage-ment“, so Madl.

Kulinarische HöchstgenüsseEinmal mehr zeigten sich die Mitglieder

der Niederösterreichischen Wirtshauskulturals große Familie und bewiesen noch größe-ren Zusammenhalt. Die Vorjahressieger undNominierten zeichneten an diesem Abend an

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Gastronomie & Kulinarischesgleich drei Kochstationen für eine kulinari-sche Sinnesreise verantwortlich. Tatkräftigunterstützt wurden sie von den GOLDZauberlehrlingen der Wirtshauskultur.

In diesen Genuß kam eine Vielzahl anprominenten Galagästen wie Spartenob-mann für Tourismus und Freizeitwirtschaftder Wirtschaftskammer Niederösterreich,Mario Pulker, Werner Auer, Luzia Nistler,Gerhard Zadrobilek, Stefanie Schwaiger,Toni Pfeffer, Michael Hatz und Eva Vas-kovich-Fidelsberger.

Tolle Unterstützung kam von den Partnern:Die Waldviertler Privatbrauereien Zwettler

und Schremser servierten verschiedene Bier-sorten, feine Weine von Lenz Moser undMorandell. Frischen Kaffee von Julius Meinlund La Cimbali gab es in der Lounge. DieKastner Gruppe, ein langjähriger und verläß-licher Partner der NiederösterreichischenWirtshauskultur, stellte die Zutaten für dievon den WirtInnen zubereiteten Gerichte zurVerfügung, Römerquelle und Almdudler dieSoftgetränke. Geplaudert wurde traditionellbis weit nach Mitternacht am Würstelbuffet,für die stimmungsvolle Note sorgte die Band„The Unterlagsreben“. http://www.wirtshauskultur.at

»Best Wine TravelDestination Europe«

Während Hollywood den Golden Glo-bes entgegenfieberte, waren die Au-

gen der amerikanischen Reiseindustrie aufdie „Travvy Awards“ gerichtet. Diese wer-den von der Plattform der ReiseindustrietravAlliancemedia verliehen und honorierenherausragende Leistungen in der Reisebran-che. Die Österreich Werbung New York zählt2016 zu den glücklichen Gewinnern – mitgleich drei Travvy Awards. Die fulminanteGala fand am 6. Jänner in der legendärenGotham Hall in New York statt.

Die Jury, bestehend aus 39.000 TravelAgents, bewerteten sowohl Reiseveransta-lter und Reisebüros, als auch Destinationen,touristische Produkte und Tourismusorgani-sationen. In der Kategorie „Best Wine TravelDestination Europe“ setzte sich Österreich

gegen weltberühmte Weinregionen wie Bor-deaux und die Toskana durch. Die jahrelan-ge Zusammenarbeit der Österreich Werbung(ÖW) New York mit der Österreich WeinMarketing Gesellschaft (ÖWM) und derstarke Wein- und Kulinarik-Fokus in derMarktbearbeitung wurden mit diesem Preisgewürdigt. „Dieser wichtige Weintourismus-Award ist der Lohn für die gemeinsam mitder Österreich Werbung unternommenenMarketingaktivitäten mit dem Ziel, Öster-reich unter den attraktivsten Weindestinatio-nen der Welt zu etablieren“, freut sich auchÖWM-Geschäftsführer Willi Klinger überdiesen wichtigen internationalen Tourismus-preis. http://www.austriatourism.comhttp://www.oesterreichwein.at

Übernahm den »Travvy Awards 2016«: Michael Gigl, ÖW-Markt Manager USA

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Die österreichischen Kunstpreise zeich-nen die herausragenden Leistungen ös-

terreichischer Künstlerinnen und Künstleraus und zeigen die Vielschichtigkeit, für dieÖsterreichs Kunstschaffende auch interna-tional viel Beachtung finden. Österreich istein Land, das viel Wert auf Kunst und Kulturlegt“, sagte Kunst- und Kulturminister JosefOstermayer am Abend des 27. Jänner beiseiner Begrüßungsrede zur Verleihung derÖsterreichischen Kunstpreise 2015, die ergemeinsam mit Bundespräsident HeinzFischer in der Präsidentschaftskanzlei vor-nahm.

„Mit dem Preis zeichnen wir das Schaf-fen von Künstlerinnen und Künstlern aus,die auch als Seismographen von gesellschaft-lichen Entwicklungen ein wichtiges Ventilfür die Wahrnehmung von Veränderungensind. Gleichzeitig ist der Preis ein Appell andie Künstlerinnen und Künstler, genauso en-gagiert und kritisch weiterzumachen wie bis-her. Sie verstehen es auf unterschiedlichsteArt und Weise, uns, dem Publikum, neue

Sichtweisen zu eröffnen. Dabei werden stetsdie Grenzen ausgelotet, um sie sogleich zuüberschreiten“, so Ostermayer.

Im Anschluß stellte der Minister diePreisträgerInnen der sieben Kategorien vor:

In der Kategorie Bildende Kunst wurdeIris Andraschek geehrt. Ihre Fotografien,Zeichnungen, Installationen und Arbeiten imöffentlichen Raum sind deutlich sichtbareZeichen. Ihre Kunst ist ihr Mittel, um inWelten zu reisen, die weit entfernt scheinenund doch gleich nebenan stattfinden.

Hans Scheugl, dessen künstlerischeArbeit bereits 50 Jahre umspannt, erhielt dieAuszeichnung in der Sparte Film. Er setztesich erfolgreich für eine offene Gesellschaftsowie für die Erneuerung von Form undInhalt im Filmischen ein.

In der Kategorie Kulturinitiativen ge-wann der Verein „Kürbis Wies“. Diese Ini-tiative steht seit 40 Jahren vorbildlich fürNachhaltigkeit in einer Kulturarbeit, die sichstets neu erfindet und am Puls der Zeitbleibt.

Die Auszeichnung für KünstlerischeFotografie erhielt Anita Witek. Ihre Arbeitist die fotografische Bildkonstruktion alsKonzept, ist Kunst zum Nachdenken undStaunen.

Die Schriftstellerin Evelyn Schlag, dieauch den Festvortrag „körper körper boden-weich“ hielt, wurde in der Gattung Literaturausgezeichnet. In all ihren Arbeiten kommtdie Sprache gerne leichtfüßig, ironisch undelegant einher.

Der Preis im Bereich Musik ging anThomas Larcher. Seine eigenständigen Stük-ke werden in allen großen Konzertsälen ge-spielt. Er komponiert mit der Hand, radiert,korrigiert und schreibt erneut. So entstehenwunderbare, vielschichtige Werke.

Bernhard Leitner ist Preisträger derKategorie Video- und Medienkunst. Wennman sein Gesamtwerk verfolgt, entsteht einBild der steten, produktiven Überschreitungvon Grenzen.

Für die musikalische Umrahmung sorgtenThomas Gansch und Georg Breinschmid.

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Personalia

Kunstpreise 2015Kulturminister Josef Ostermayer: »Kunst als

Seismograph und Ventil gesellschaftlicher Veränderungen«

Am 27. Jänner 2016 fand die Überreichung des Österreichischen Kunstpreises 2015 durch Bundespräsident Heinz Fischer(Mitte) und Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer (3. v.l.) in der Präsidentschaftskanzlei statt.

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Personalia

OÖ: Goldenes Verdienstzeichen für Landesmusikdirektor

Das Goldene Verdienstzeichen desLandes Oberösterreich überreichte Lan-

deshauptmann Josef Pühringer am 11.Jänner an Landesmusikdirektor a.D. Konsu-lent Walter Rescheneder in Würdigung sei-nes Engagements für die Musik, die Mu-sikpflege und die Musikpädagogik inOberösterreich.

„Du bist nicht nur ein begnadeter Mu-siker und Dirigent, sondern überhaupt einMann des Taktgefühls, einer, der auch diezwischenmenschlichen Töne beherrscht.Deine Offenheit, Deine Freundlichkeit undDeine Kollegialität haben Generationen vonMusikerinnen und Musikern erfreut. Du hastals Dirigent nicht nur die Orchester geleitet,sondern sie auch zusammengehalten“, soPühringer in seiner Würdigung bei Reschen-eders Abschiedsfeier in den Linzer Redou-tensälen. „Genauso war Dir aber auch dieMusikpädagogik, das Vermitteln von Freudebeim Erlernen eines Instruments, ein ganzgroßes Anliegen. Musikpädagoge zu seinbedeutete für Dich nicht nur einfach einenBeruf zu haben, sondern war immer aucheine Berufung.“

„Auch wenn in letzter Zeit von manchemKritik am Nutzen und der Bedeutung desBlasmusikwesens geäußert wurde, Dein En-

gagement und Dein Lebenswerk sind mit einGrund dafür, daß gerade viele junge Men-schen in der Musik – und in der Blasmusikim Besonderen – nicht nur eine beruflicheHerausforderung, sondern gerade auch eineidentitätsstiftende Heimat gefunden haben“,betonte der Landeshauptmann. „Ohne DeineLiebe zur Musik, ohne Dein leidenschaftlichesEngagement, ohne Dein Interesse an der För-derung junger Talente, auch in Deiner oftma-ligen Rolle als Juror, wäre das Kulturland

Oberösterreich um viele Facetten und rich-tungweisende Impulse ärmer geblieben“,ergänzte Pühringer und bedankte sich „fürall das, was Du beruflich in den letzten bei-den Jahrzehnten in der Kulturverwaltungbewegt und gestaltet hast, daß Du das Hausüber all die Jahre so bestellt hast, daß DeineNachfolger auf einem guten Fundament auf-bauen können und daß Du bereit bist, Dichauch künftig ehrenamtlich in den Dienst derMusik zu stellen.“

v.l.: Landeskulturdirektor Reinhold Kräter, LH Josef Pühringer, Landesmusik-direktor a.D. Walter Rescheneder und Landesamtsdirektor Erich Watzl

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Walther Ludwig erhielt Ehrendoktorat der Universität Wien

Am 8. Jänner 2016 verlieh Rektor HeinzW. Engl dem Doyen der Neolatinistik,

Walther Ludwig, das Ehrendoktorat der Uni-versität Wien. Der herausragende Geistes-wissenschaftler hat entscheidend dazu beige-tragen, daß das Fach seit der Mitte des 20.Jahrhunderts zu einem festen Bestandteil dereuropäischen Literatur- und Kulturgeschich-te geworden ist. „Ohne das jahrzehntelangeWirken von Walther Ludwig stünde die Neo-latinistik weltweit – und in Wien – nichtdort, wo sie heute steht“, so Franz Römer, Alt-dekan der Philologisch-Kulturwissenschaft-lichen Fakultät der Universität Wien, in sei-ner Laudatio auf Walther Ludwig.

Seine wissenschaftliche Laufbahn begannWalther Ludwig als Klassischer Philologeim traditionellen Sinn. Er erbrachte Spitzen-leistungen auf diesem Gebiet, wie seine Be-rufungen an die Universität Frankfurt a. M.,an die Columbia University NY und an dieUniversität Hamburg zeigen. Bahnbrechendsind Ludwigs Leistungen in der Neolatini-stik, die um die Mitte des 20. Jahrhundertsde facto neu begründet und als Teil der euro-

päischen Literatur- und Kulturgeschichteaufgebaut wurde. In diesem Sinn hat er seineForschungen seit nunmehr über 40 Jahrenmit kontinuierlich steigender Produktivitätauf das Neulateinische konzentriert, dessenBedeutung für viele Disziplinen bewußtgemacht und damit auch eine entsprechendeEntwicklung initiiert bzw. gefördert.

Neben seinen philologischen Arbeiten imengeren Sinn hat Ludwig die Neolatinistikimmer wieder unter wissenschaftsgeschicht-lichen, wissenschaftstheoretischen und so-ziologischen Gesichtspunkten einschließlichihrer Funktion in der Gegenwart reflektiertund damit entscheidend zur internationalenEtablierung des Faches beigetragen.

v.l.: Altdekan Franz Römer, Ehrendoktor Walther Ludwig und Rektor Heinz W. Engl

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Die steigende Ausbreitung von multiresi-stenten Krankheitserregern stellt das

moderne Gesundheitswesen vor ernsthafteHerausforderungen. Die häufige Verwendungvon Antibiotika hat Antibiotikaresistenzenverursacht, die immer öfter zu Todesfällenführen und das Gesundheitssystem enormbelasten.

Um die weitere Verbreitung von Antibio-tikaresistenzen zu verhindern, ist die Ent-wicklung alternativer Behandlungsstrategienaber auch Implementierung von effizientenSeuchenschutzmaßnahmen erforderlich. Fürdiesen effizienten Seuchenschutz sind flä-chendeckende Analysen aller, potentiell mitbakteriellen Erregern infizierten, PatientIn-nen aber auch Umweltproben notwendig, dieaber zurzeit aus Kostengründen nicht durch-geführt werden.

Im Projekt MARA (Molecular AnalyticalRobotics Assays) werden hochinnovativeKonzepte für die Diagnostik, aber auch fürdie Therapie von Krankheitserregern und An-tibiotikaresistenzen geschaffen. In den näch-sten vier Jahren werden unter Leitung desAIT die notwendigen wissenschaftlichenGrundlagen erforscht und, falls möglich, er-ste Prototypen entwickelt.

Neue Ansätze in der Erkennung von Infektionen

„Wir konzentrieren uns auf drei radikalneue Ansätze“, erläutert Ivan Barisic, Scien-tist am AIT Austrian Institute of Technology.„So wollen wir reine DNA als kostengünsti-gen Sensor einsetzen, der Zielmoleküle inwasserlöslichen Substanzen erkennt und dar-auf mit einem Farbumschlag reagiert, dermit freiem Auge sichtbar ist.“ In einem wei-teren Ansatz soll DNA wie in einem Bau-kastenprinzip zusammengesetzt werden, umso künstliche Enzyme für verschiedenste An-wendungen herzustellen. In einem drittenSchritt soll dieser Ansatz noch weiter voran-getrieben werden, um aus DNA einen funk-tionalen DNA-Roboter zu bauen, der bakte-rielle Erreger oder Tumorzellen aufspürenund durch Aufbohren der Zellwand zerstören

kann. „Mit diesen molekularen Maschinenbewegen wir uns in einem derzeit kaum vor-stellbaren Größenbereich von ca. 100 Na-nometern“, so Barisic. Der Einsatz dieserDNA-Roboter im menschlichen Körper wür-de komplett neue Möglichkeiten in der mo-lekularen Medizin eröffnen. Denn durch die

gezielte Zerstörung von bakteriellen Zellenwerden auch multiresistente Erreger ausge-schaltet. Eine Behandlung von Infektions-krankheiten, die Resistenzen auf Antibiotikaentwickelt haben, wäre dadurch effizientmöglich.

Um die ambitionierten Ziele zu erreichen,arbeitet in dem Projekt ein multidisziplinäresTeam aus international führenden ExpertIn-nen zusammen. Mit seiner langjährigen Ex-pertise in der Entwicklung molekulardiagno-stischer Tests für Infektionskrankheiten undin der Entwicklung von Bioinformatik-Lö-sungen wird AIT in den nächsten vier Jahrendas Projekt leiten. Die anderen Projektpart-nern sind das britische Unternehmen AptaBiosciences, die Albert-Ludwigs-UniversityFreiburg (DE), die Aarhus University (DK)und das Imperial College London (GB).

Die EU-Programmlinie FET-Open för-dert unkonventionelle neue Forschungsideenund Themen, die auf fundamentale Durch-brüche abzielen und frühzeitig vielverspre-chende künftige Forschungsthemen identifi-zieren. http://www.ait.ac.at

Molekulare Roboter gegen bakterielle Infektionen

ForscherInnen des AIT Austrian Institute of Technology entwickeln im ProjektMARA gemeinsam mit einem europäischen Konsortium neue Technologien für

die Diagnose und Bekämpfung bakterieller Infektionen.

Ein funktionaler DNA Roboter aus DNA, der bakterielle Erreger und Tumorzellenaufspüren und zerstören kann.

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Quantensysteme kann man nur dann aufeinfache Weise berechnen, wenn sie aus

wenigen Einzelteilen bestehen. Ein Wasser-stoffatom ist kein Problem – eine Atomwol-ke, die tausende Teilchen enthält, kann mannormalerweise nur näherungsweise beschrei-ben. Der Grund dafür ist, daß die Teilchenquantenphysikalisch miteinander verbundensind und nicht einfach getrennt voneinanderbetrachtet werden können. Kaspar Sakmannvom Atominstitut der TU Wien zeigt nungemeinsam mit Mark Kasevich (Stanford,USA) im Fachjournal „Nature Physics“, daßman mit bestimmten Methoden sogar Effek-te in ultrakalten Bose-Einstein-Kondensateberechnen kann, die sich nur durch die quan-tenphysikalische Korrelation zwischen vie-len Atomen erklären lassen.

Quantenphysikalische VerbindungenDie Quantenphysik ist ein großes Zufalls-

spiel: Die Atome in einer Atomwolke habenzunächst keinen festgelegten Aufenthaltsort.Ähnlich wie ein Würfel noch keine Augen-zahl anzeigt, so lange er noch in der Luftherumwirbelt, befinden sich die Atome zu-nächst überall gleichzeitig. Erst bei der Mes-sung werden die Positionen der Atome fest-gelegt. „Wir bestrahlen die Atomwolke mitLicht, das von den Atomen absorbiert wird“,erklärt Kaspar Sakmann. „Man fotografiertdie Atome gewissermaßen und legt ihre Po-sition damit fest. Das Ergebnis ist völligzufällig.“

Allerdings unterscheidet sich dieserQuantenzufall vom Würfelspielen: Wenn mannämlich mit verschiedenen Würfeln gleich-zeitig würfelt, kann man sie völlig getrenntvoneinander betrachten. Ob man mit dem er-sten Würfel einen Sechser würfelt, hat über-haupt keinen Einfluß darauf, welche Zahlbeim Würfel Nummer sieben drankommenwird. Die Atome in der Atomwolke sind hin-gegen quantenphysikalisch miteinander ver-bunden. Man kann sie nicht getrennt vonein-ander betrachten, sie sind ein gemeinsamesQuantenobjekt. Daher hängt das Ergebnisjeder Atom-Aufenthaltsmessung auf mathe-

matisch komplizierte Weise von den Auf-enthaltsorten aller anderen Atome ab.

„Es ist nicht schwer, die Wahrscheinlich-keit zu ermitteln, daß man ein Teilchen aneinem bestimmten Ort vorfinden wird“, sagtKaspar Sakmann. „Im Zentrum der Wolkeist die Wahrscheinlichkeit am größten, nachaußen hin nimmt sie stetig ab.“ Hätte man esmit einem klassischen Zufallssystem zu tun,dann wäre das schon alles: Wenn man weiß,daß mit einem einzelnen Würfel in einemSechstel aller Fälle eine Eins würfeln wird,dann kann man problemlos die Wahr-scheinlichkeit ausrechnen, mit drei Würfelnjeweils eine Eins zu würfeln. Auch wennman fünfmal die Eins würfelt, ist beim sech-sten Würfel die Wahrscheinlichkeit für eine

Eins wieder genauso groß wie immer – einSechstel. Bei quantenphysikalischen Teilchenist das viel komplizierter.

„Wir teilen das Problem Schritt fürSchritt auf“, erklärt Sakmann. „Wir berech-nen zuerst die Wahrscheinlichkeit, mit dersich das erste Teilchen an einer bestimmtenStelle befindet. Die Aufenthaltswahrschein-lichkeiten des zweiten Teilchens hängendann davon ab, wo man das erste gefundenhat, der Ort des dritten Teilchens von denersten beiden – und immer so weiter.“ Umdie Verteilung zu berechnen, die das letzteTeilchen beschreibt, muß man ausnahmslosalle anderen Teilchen berücksichtigen – die-se Art von Quantenverschränkung macht dasProblem mathematisch höchst kompliziert.

Ohne Korrelationen wäre das Experiment unerklärbar

Doch genau diese Art von höherenKorrelationen zwischen vielen Teilchen sindunverzichtbar – zum Beispiel um dasVerhalten von kollidierenden Bose-Einstein-Kondensaten zu berechnen. „Aus dem Ex-periment weiß man, daß bei solchen Kolli-sionen spezielle Quantenwellen entstehen.An manchen Orten findet man viele Teil-chen, gleich daneben überhaupt keine“, sagtKaspar Sakmann. „Betrachtet man die Ato-me des Bose-Einstein-Kondensats einzeln,dann ist dieser Effekt nicht zu erklären. Erstwenn man die vollständige, Quanten-Ver-teilungsfunktion mit höheren Korrelationenbetrachtet, tauchen diese Wellen in derRechnung auf.“

Berechnet wurden auch Bose-Einstein-Kondensate, die man mit einem Laserstrahlumrührt, woraufhin spontan an bestimmtenOrten kleine Vortices entstehen – auch eintypischer Vielteilcheneffekt. „Unsere Ergeb-nisse zeigen, wie wichtig diese Korrelatio-nen sind, und daß man sie trotz aller Schwie-rigkeiten korrekt berücksichtigen kann“,sagt Sakmann. Mit einigen Modifikationensollte die Rechenmethode auch für viele an-dere Quantensysteme anwendbar sein. http://www.tuwien.ac.at

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Lösungen finden, wenn alles mit allem zusammenhängtQuantenobjekte kann man nicht einfach als Summe ihrer Einzelteile

verstehen – das macht Quanten-Rechnungen oft extrem schwierig. An der TU Wien berechnet man nun Bose-Einstein-Kondensate, die ihre spannendsten

Eigenschaften nur im Kollektiv preisgeben.

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Ein Bose-Einstein-Kondensatschlägt Wellen

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Salzburger Wissenschaftler haben erstmalseinen systematischen Fehler bei Distanz-

messungen bewiesen. Sie haben gezeigt, daßdie Distanz zwischen zwei Positionen mitzufälligen Meßfehlern im Mittel größer istals die Distanz zwischen zwei Positionen ohneMeßfehler. Die Differenz hängt von derStreuung des Meßfehlers ab.

Abweichung wirkt sich beim Messenvon Distanzen mittels GPS aus

Von Bedeutung ist diese Erkenntnis ausder Statistik deshalb, weil auf diese Art undWeise auch zurückgelegte Entfernungenmithilfe von GPS-Geräten gemessen werden.„Werden Distanzen aus GPS Tracks abgelei-tet, kommt dieser systematische Fehler zumTragen. Das ist auf den ersten Blick erst ein-mal eine rein statistische Tatsache, die aberauch in der Praxis relevant wird“, erklärtStudienautor Peter Ranacher, Absolvent desDoctoral College GIScience an der Univer-sität Salzburg.

„Bei einem GPS Track werden in einerbestimmten zeitlichen Frequenz immer wie-der Positionen erfaßt“, so Ranacher weiter,„jede einzelne Position ist aber nicht exaktdort, wo sie sein sollte. Dieser Meßfehler istimmer da. Wird nun die Distanz zwischenzwei beliebigen Positionen im Track gemes-

sen, passiert etwas Überraschendes: Manch-mal ist die vom GPS gemessene Distanz kür-zer als die tatsächlich zurückgelegte, manch-mal länger. Die Abweichungen gleichen sichjedoch nicht aus. Im Mittel überschätzt dasGPS die tatsächlich zurückgelegte Entfer-nung. Die Abweichung hängt nur teilweisemit dem Gerät zusammen. Sie wird kleiner,je besser das GPS Gerät ist, aber sie ver-schwindet nicht.“

Dies läßt sich mathematisch erklären. „Diesystematische Überschätzung tritt immerauf, wenn die Meßfehler entweder in eineRichtung unbeschränkt sind, wie zum Bei-spiel bei einer Normalverteilung, oder nichtimmer identisch Null sind“, erläutert Mit-autor Wolfgang Trutschnig, Assistenzpro-fessor am Fachbereich Mathematik der Uni-versität Salzburg, „in unseren experimentel-len Tests mit GPS-Distanzmessungen konn-ten wir Abweichungen von bis zu 15 Prozentfeststellen.“

Auswirkungen in der PraxisDie Abweichung wirkt sich auf alle An-

wendungen aus, mit denen mittels GPS Di-stanzen gemessen werden. Das können mo-bile Apps für Sportler sein, die laut GPS einelängere Distanz zurückgelegt haben als dastatsächlich der Fall war. Wirtschaftlich rele-

vant kann die Abweichung bei Unternehmenwerden, die mittels GPS Distanzen messen.

Formel zur Berechnung der Abweichung entwickelt

„An der Abweichung trägt nicht das GPSdie Schuld“, sagt Ranacher, „sondern dersystematische Fehler. Wie groß die Abwei-chung ist, hängt von mehreren Faktoren ab –etwa der Qualität des GPS-Empfängers, demEmpfang, der Satelliten-Konstellation oderder Atmosphäre. Wir müssen diese Abwei-chung jedenfalls bedenken, wenn wir GPSfür das Messen von zurückgelegten Entfer-nungen verwenden.“

Die Salzburger Forscher haben eine For-mel entwickelt, mit der sie diese Differenzzwischen der zu hohen Distanz (Overestima-tion of distance) und der tatsächlichen Ent-fernung berechnen können.

Eine mögliche AlternativeAlternativ könnten Distanzen auch über

GPS-Geschwindigkeitsmessungen ermitteltwerden. Geschwindigkeitsmessungen mitGPS sind nicht von diesem systematischenFehler betroffen. Ob diese Methode jedochtatsächlich realistischere Distanzmessungenliefert, muß noch getestet werden. http://www.sbg.ac.at

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Systematischer Fehler bei GPS-basierten Distanzmessungen

Ein mathematisch erklärbarer Fehler beeinflußt Distanzmessungen mit GPS-Geräten. Salzburger Forscher haben dies erstmals bewiesen und eine Formel ent-

wickelt, um die tatsächlich zurückgelegten Distanzen zu berechnen.

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Eine an der Johannes Kepler Universitätmitentwickelte Technologie soll helfen,

die vielen Daten und Instrumente im Cockpiteinfacher im Blick zu behalten. „Momentanist es so, daß Bordinstrumente und Naviga-tionssysteme im Cockpit verbaut sind. Durchständiges Ablesen und Bedienen dieser In-strumente werden die Luftraumbeobachtun-gen des Piloten reduziert – und das verrin-gert die Sicherheit“, so Univ.-Prof. OliverBimber, Vorstand des Instituts für Computer-grafik der JKU.

Die Lösung: Gemeinsam mit der FirmaAero Glass hat Bimber mit seinem Teameine Datenbrille entwickelt, die alle für denFlug relevanten Daten analysiert und in 3Ddirekt in den Luftraum projiziert.

„Diese neue Art der Flugnavigation stelltzukünftig sicher eine Revolution in der Luft-fahrt dar“, ist der JKU-Wissenschaftler si-cher. Allerdings gab es eine Menge techni-scher Probleme zu lösen. „Unter anderemmußte natürlich die Blickrichtung des Pilo-ten im Cockpit genau erfaßt werden.“ Nur solassen sich die gerade benötigten Datenbestimmen. Dazu wurde an der JKU einneues „Head-Tracking System“ entwickelt.„Das System muß extrem genau, schnell undzuverlässig arbeiten. Außerdem muß es mitden unterschiedlichen Beleuchtungsverhält-nissen je nach Tageszeit und Wetterlage zu-rechtkommen“, beschreibt Prof. Bimber dieAufgabenstellung.

Infrarot-SignaleGelöst wurden all diese Herausforderun-

gen mittels einer Infrarotkamera, die an derBrille befestigt ist, und speziellen Markie-rungen an der Cockpitdecke. Diese Markie-rungen reflektieren Lichtsignale, die von derKamera ausgesandt werden, wieder direktzurück in die Kamera. „Dank der aus einemspeziellen Material hergestellten Markierun-gen können wir Position und Rotation desPilotenkopfes exakt bestimmen“, so Prof.Bimber. Aber erst die eigens entwickelte Soft-ware wertet die Daten so schnell aus, daß dasSystem auch für den Luftverkehr anwendbarist. Insgesamt erreicht das neue Tracking-System mittlerweile eine Genauigkeit von+/- 1 Grad im Sichtfeld des Piloten und lie-fert 75 Updates pro Sekunde.

Noch nicht ganz gelöst ist die Frage nachder Bestimmung der Flugrichtung des Flug-zeugs, um die 3D-Ansicht exakt ins Blick-feld einzublenden. Elektronische Kompaß-Systeme sind zu ungenau für diese Aufgabe.Zwar liefern GPS-Aufzeichnungen genaueInformationen über die Flugrichtung, be-rücksichtigen aber nicht den „Winderver-satz“ (bei Seitenwind ist die Nase des Flug-zeugs in den Wind gerichtet, sodaß manleicht quer zur gewünschten Richtung fliegt).„Aber daran arbeiten wir gerade“, versichertder JKU-Forscher.

Selbst ist der MannEnde 2015 wurde der Prototyp fertigge-

stellt. Bimbers Interesse am Thema ist auchprivater Natur: Der JKU-Forscher ist Pilotund testet das System daher immer wiederselbst.

Ab Mitte 2016 soll eine neue Generationvon Aero Glasses, die das neue Tracking-Sy-stem beinhaltet, von rund 200 PilotInnen inden USA ausführlich getestet werden. Bisdahin wartet noch viel Arbeit auf Prof. Bim-ber und sein Team: „Aber wenn wir das Pro-blem mit der Windkorrektur lösen und dieTests positiv verlaufen, könnte das Systembereits am Ende des heurigen Jahrs Markt-reife erlangen.“ http://www.jku.atVideo zum Thema:https://vimeo.com/101826751

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3D-Brille für PilotInnen an JKU mitentwickelt

Fliegen ist einer der Menschheitsträume überhaupt. Über den Wolken ist aber nicht nur die Freiheit, sondern auch die Anforderung an die PilotInnen grenzenlos.

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oben: Durch die Brille eingeblendeteFlugdaten aus Sicht des Pilotenunten: Univ.-Prof. Bimber bei einemTestflug mit der Aero Glass Brille

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Mit der Rekonstruktion des Genoms liegtnun der älteste bekannte Vertreter die-

ses Bakteriums vor und gibt Überraschendespreis: Frühe Einwanderer aus Asien müssenbei der Besiedlung Europas eine zentraleRolle gespielt haben, denn das Genomstammt fast vollständig von asiatischenVorfahren ab.

Der Mensch lebt mit einer Vielzahl vonMikroorganismen, die sich an das Überlebenin unserem Verdauungstrakt oder auf unsererHaut angepaßt haben. Die meisten von ihnensind für uns nützliche Bakterien, einige sindjedoch Erreger von Infektionskrankheiten, diebereits unsere frühen Vorfahren peinigten.

Das Bakterium Helicobacter pylori ist einbesonders interessanter Krankheitserregerund ein wichtiges Forschungsobjekt. Es istseit mehr als 100.000 Jahren an den Men-schen gebunden und hat sich an das Überle-ben im sauren Milieu des Magens angepaßt.Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ist mitdiesem Erreger infiziert, wovon die überwie-gende Mehrheit von 90 Prozent jedoch nichterkrankt. So wird Helicobacter pylori seitlangem von einer Generation an die nächsteweitergegeben, und hat damit eine geografi-sche Verbreitung erlangt, die die Stammes-geschichte der Menschen erstaunlich genauwiderspiegelt.

Die Sequenzen ausgewählter Gene diesesBakteriums ermöglichten es, die Ursprüngeder Menschheit und die Geschichte der Wan-derungsbewegungen der Völker mit hoherGenauigkeit nachzuvollziehen. Bisher konn-ten jedoch nur Daten von heute lebendenMenschen verwendet werden, auf deren Ba-sis man die Geschichte der Völker mit Hilfevon Computerprogrammen rekonstruierte.

Die Helicobacter pylori-Genome der heu-tigen Europäer sind eine Mischung aus Bak-

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Zurück in die SteinzeitEin internationales ForscherInnenteam um die Bioinformatiker Dmitrij Turaev

und Thomas Rattei von der Universität Wien entdeckte Spuren des BakteriumsHelicobacter pylori im Verdauungstrakt der besterhaltenen Mumie aus der

Steinzeit – »Ötzi«. Bioinformatiker rekonstruieren urzeitliche DNA.

Rekonstruktion des »Ötzi«

Die Bioinformatiker Univ.-Prof. Thomas Rattei (l.) und Dmitrij Turaev

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Der Endokrinologie Univ.Prof. Christian Egarter und der Paleopathologe Richard Zink bei der Entnahme des Bakteriums

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terien afrikanischer und asiatischer Abstam-mung. Viele Fragen zum genauen Ursprungdieser Vermischung sind bis heute ungeklärt.

In einem bislang einzigartigen For-schungsprojekt suchte ein interdisziplinäresWissenschafterInnenteam daher nach Spu-ren von Helicobacter pylori in der Gletscher-mumie. Ötzis Magen war erst vor wenigenJahren aufgrund neuer radiologischer Datenin der Mumie lokalisiert worden. Gemein-sam mit ihren KollegInnen der EURAC (Eu-ropäische Akademie Bozen), der UniversitätKiel, der Veterinärmedizinischen UniversitätWien und weiterer Partner werteten die Bio-informatiker Dmitrij Turaev und ThomasRattei von der Universität Wien die aus ÖtzisVerdauungstrakt gesammelten DNA-Se-quenzen aus und entdeckten tatsächlichSpuren des Bakteriums Helicobacter pylori.

Das Genom des Bakteriums wurde mitHilfe einer speziell entwickelten Anreiche-rungsmethode für dessen bereits gealtertesund in Fragmente zerfallenes Erbgut sequen-ziert. So konnten am Ende mehr als 90 Pro-zent des Helicobacter pylori-Genoms ausÖtzis Magen rekonstruiert werden.

Der Vergleich des 5300 Jahre alten Bak-teriengenoms aus Ötzis Magen mit Datender heutigen Europäer brachte eine großeÜberraschung: Es entspricht so gut wie voll-ständig der asiatischen Komponente. „Dasläßt sich am besten dadurch erklären, daß der

Hauptteil der afrikanischen Bevölkerungs-komponente erst nach Ötzis Lebenszeit, alsoin den letzten 5000 Jahren, nach Europa ein-gewandert ist“, erklärt Thomas Rattei: „Öt-zis Magen-Bakterium stützt also jene Theo-rie, wonach frühe Einwanderer aus Asien beider Besiedlung Europas eine zentrale Rollegespielt haben.“

Zugleich demonstriert dieses Forschungs-ergebnis eindrucksvoll das große Potentialmoderner Methoden zur Analyse alter DNA

in Verbindung mit speziellen Methoden derBioinformatik. Die Entdeckung und Genom-rekonstruktion von Ötzis Helicobacter pylo-ri ist somit erst der Anfang eines neuen For-schungsgebietes, in dem ForscherInnen dieEvolution des Menschen, seiner Krankheits-erreger und seiner Umwelt anhand tausendeJahre alter Mikroorganismen nachvollziehenkönnen. http://cube.univie.ac.athttps://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96tzi

Ötzis Magen-Bakterium stützt jene Theorie, wonach frühe Einwanderer aus Asienbei der Besiedlung Europas eine zentrale Rolle gespielt haben.

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Das österreichweit aktive ScienceCenter-Netzwerk feierte am 28. Jänner in Wien

sein 10jähriges Bestehen. „Aus dem anfäng-lich kleinen Samen ist ein großer Baum ge-worden mit vielen Verästelungen und einemtragfähigen Gerüst. Wir alle sind sehr glück-lich, daß es blüht und gedeiht und die Wis-sensgesellschaft in Österreich davon profi-tiert,“ so Margit Fischer, Vorstandsvorsitzen-de des Vereins ScienceCenter-Netzwerk. AlsGäste begrüßte das Netzwerk neben Bundes-präsident Heinz Fischer, interessiertemStammgast an den Aktivitäten des Netz-werks, viele weitere Unterstützer, Koopera-tionspartner und Sponsoren des Vereins.

Moderator Martin Haidinger führte lau-nig durch das Programm und betonte, daßdieser Abend nicht Bilanz ziehe, sonderneinen Zwischenstand zeige. Das Netzwerkstehr für Impulse, dafür „Entwicklungs-arbeit“ zu leisten und durch Vernetzung dereinzelnen AkteurInnen in der österreichischenScience-Center-Community weitreichendeSynergien zu ermöglichen. Das Programmdes Abends bot u.a. mit einer Keynote vonCatherine Franche (Executive DirectorECSITE) und einer Diskussionsrunde mitWolfgang Haidinger (IV), Josef Fröhlich(AIT) und Ümit Mares-Altinok (Kultur undGut) Einblicke in die Arbeitsweise aber auchin die Potentiale zur Nutzung des Netzwerksfür die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.

10 Jahre ScienceCenter-Netzwerk istgleichzusetzen mit 160 PartnerInnen, 52Netzwerktreffen, drei erfolgreichen Wander-ausstellungen mit über 130.000 BesucherIn-nen in ganz Österreich und vielen weiteren

gemeinsamen Projekten für den Bildungs-bereich und die interessierte Öffentlichkeit.Ergänzt wird die Impulssetzung in Öster-reichs Wissenschaftskommunikation mitüber 40 Fortbildungsangeboten, Broschürenund der umfangreichen Website, auf der auchin aktuellen Kurzvideos die Tätigkeit desNetzwerks bebildert wird.

Über wirksame Science-Center-Aktivitäten vermitteln

Von Anfang an stand im Zentrum des ös-terreichweit agierenden ScienceCenter-Netz-werks die Vermittlungsweise à la ScienceCenter, also zur eigenmotivierten und inter-aktiven Annäherung an Wissenschaft undTechnik einzuladen, hands-on, mit einerspielerischen Komponente und ohne speziel-les Vorwissen. Selbstbestimmtes Lernen sollso ermöglicht und zum Weiterdenken ange-regt werden. Solche Aktivitäten können anganz unterschiedlichen Orten stattfinden undvielfältige Formate haben – die Science-Center-Didaktik eignet sich für Museen, Aus-stellungen, Workshops, Experimente undauch für den Schulkontext.

Phänomen NetzwerkDas ScienceCenter-Netzwerk bilden mitt-

lerweile 160 PartnerInnen aus Bildung, Wis-senschaft und Forschung, Ausstellungsde-sign, Kunst, Medien und Wirtschaft.

Von der Gründung des gleichnamigenVereins am 16. August 2005 an war das Ziel,die in Österreich bis zu diesem Zeitpunktnoch wenig entwickelte Kultur der Hands-on-Vermittlung von Wissenschaften und

Technik auszubauen und kontinuierlich wei-ter zu entwickeln. Unter der Koordination desachtköpfigen Teams im Verein Science Cen-ter-Netzwerk und durch regelmäßige Netz-werktreffen wird zu intensivem Austauschangeregt. In einer Atmosphäre von Vertrauenfindet so seit 10 Jahren ein Geben und Neh-men statt, in dem zum Nutzen von Kindern,Jugendlichen und Erwachsenen Neues ent-steht. Die Früchte dieser Arbeit zeigen sichvor allem darin, daß diese Art der Vermittlungin den Bildungs- und WissenschaftssektorEinzug gefunden hat und heute nicht mehrwegzudenken ist.

Die Netzwerktheorie nennt es ein Emer-genzphänomen, wenn durch Zusammenwir-ken im Netzwerk Neues entsteht. Fast 3000für Kooperationen aktivierbare Kontakte in-nerhalb des ScienceCenter-Netzwerks wur-den im Rahmen einer aktuellen sozialenNetzwerkanalyse gezählt, die vom VereinScienceCenter-Netzwerk beim AIT (Aus-trian Institute of Technology) in Auftrag ge-geben wurde. Die dynamische Struktur istdaher sehr flexibel nutzbar.

Mit Projekten punktenDer Austausch von Erkenntnissen in der

Wissensvermittlung läuft im ScienceCenter-Netzwerk vielfach über Pilotprojekte, derenLernerfahrungen wieder ins Netzwerk zu-rückgespielt werden. Dank der Unterstützungvon Sponsoren und der öffentlichen Handkönnen die Projekte des Netzwerks meist beifreiem Eintritt für die Öffentlichkeit und spe-zielle Zielgruppen angeboten werden. http://www.science-center-net.at

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Wissenschaft & Technik

ScienceCenter-NetzwerkZehn Jahre Impulsgeber für Österreichs Wissenschaftskommunikation

v.l.: Wolfgang Haidinger, Wolfgang Czerny, Margit Fischer, Barbara Streicher, Catherine Franche, Josef Fröhlich

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Hans Robert Pippal (1915-1998) ist vie-len vor allem durch seine charmanten

Wien-Ansichten bekannt. Als der vielleicht„wienerischste“ österreichische Maler des20. Jahrhunderts widmet Pippal sich ab den1950er-Jahren mit großer Leidenschaft sei-ner Heimatstadt und hält sowohl repräsenta-tive Straßen und Gebäude der Innenstadt alsauch stimmungsvolle Ansichten der WienerAußenbezirke fest. Wie kaum ein andererversteht er es, die Atmosphäre der Stadt ein-zufangen.

Die Albertina würdigt das einzigartigesowie vielseitige Schaffen des Künstlers, wel-ches sich durch seinen reflektierten Wechselzwischen Stilen, Techniken und Themeneiner stilistischen Zuordnung entzieht, nunmit einer Personale.

Hans Robert Pippal ist kein Revolutionär.Im Gegensatz zur Avantgarde der Modernestürzt er sich nicht ins Abenteuer der Ab-straktion. Sein Werk ist vielmehr als Spiegelseiner Zeit zu bezeichnen. Befruchtet wirdes von der Nachkriegsatmosphäre in Wien,in der sich die Stadt und ihr Kunstleben nachden Schrecken des Zweiten Weltkriegs lang-sam erholen.

Pippals Stadtporträts zeigen keine pulsie-rende Metropole der Moderne, sondern sindder Zeit entrückte, stille Ansichten der histo-rischen Bausubstanz, voll kompositionellerund farblicher Harmonie. Seine Werke wer-fen einen liebevollen Blick auf ein fröhli-ches, schönes, prosperierendes und vor al-lem – nach den Grauen des Krieges – fried-liches Wien. In den Jahren des Wiederauf-

baus lassen Pippals Bilder ein besseres, sorg-loses Leben erahnen. Viele Ansichten entste-hen im Winter, da die dann laublosen Bäumeeinen ungehinderten Blick auf dieArchitektur erlauben, die einer Stadt erst ihreEinzigartigkeit verleiht. Seine Damenpor-träts der 50er-Jahre atmen mit ihrer rokoko-haften Eleganz und Üppigkeit den Geist derdamaligen Sissi-Filme und verleihen darinder Hoffnung auf Prosperität und Friedenwiederum Ausdruck.

Auf zahlreichen Reisen nach Italien undFrankreich entstehen außerdem Veduten, indenen sich Pippal ganz von der Leichtigkeitund frischen Farbigkeit französischer Künst-ler wie Henri Matisse, Maurice Utrillo oderRaoul Dufy inspirieren läßt, die er auch inden von den Besatzungsmächten initiierten

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Kultur

Hans Robert PippalDie Albertina widmet dem vielleicht »wienerischsten« österreichischen

Maler des 20. Jahrhunderts von 22. Jänner bis 28. März 2016 eine Personale.

Hans Robert Pippal, Wien 8, Theater in der Josefstadt im Winter, um 1975; Pastell auf Ingres

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Präsentationen moderner französischer Kunstin Wien bewundern kann. Auf Grundlage dervor Ort entstandenen Skizzen schafft Pip-pal – zurück in seinem Atelier im 8. Bezirk –seine großformatigen Pastelle, welche dieSchönheit der besuchten Städte widerspie-geln.

In den parallel dazu entstehenden Still-leben und Interieurs zeigt sich seine Ausein-andersetzung mit dem Kubismus. Auch wennPippal den damit eingeschlagenen WegRichtung Abstraktion nicht weiter verfolgt,dienen ihm seine Arbeiten auf Papier auchals „Experimentierfeld“ für die neue Stil-richtung, wo er sich größere Freiheit als inseiner Malerei zugesteht.

Das gesamte Werk des Künstlers ist ge-prägt von dem Wunsch, nach dem Krieg andie gegenständliche internationale Moderneanzuschließen und durch das Ringen um ei-nen dem jeweiligen Motiv oder Thema ange-messenen Stil. Während er sich bei seinenStädtebildern am Spätimpressionismus orien-

Hans Robert Pippal, Wien 16, Brunnenmarkt im Herbst am Abend, um 1975; Kreide, Gouache auf Fabriano

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Hans Robert Pippal, Junges Mädchen vor Blumenwagen, 1957; Pastell

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tiert, knüpft er bei seinen ersten Illustratio-nen an Alfred Kubin an und folgt bei seinenwenigen Werken mit christlichen Inhaltendem Beispiel Georges Rouaults, einemHauptvertreter moderner religiöser Malerei.

Hans Robert Pippals Stilvielfalt ist kei-nesfalls ein beliebiger Eklektizismus, son-dern zeugt vom ständigen Bemühen desKünstlers, für die jeweiligen Motive eineadäquate künstlerische Ausdrucksform zufinden. Dies macht sein künstlerisches Werkzu einem ganz individuellen Beitrag inner-halb der Geschichte der modernen bildendenKunst in Österreich.

Von Martina Pippal, der Tochter desKünstlers, erhielt die Albertina eine umfang-reiche Schenkung an Aquarellen, Pastellen,Zeichnungen und Skizzen, von denen einerepräsentative Auswahl nun in einer umfas-senden Personale erstmals öffentlich präsen-tiert wird.

Porträts und FigurenBei Hans Robert Pippals Porträtzeich-

nungen handelt es sich meist um Vorstudien

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oben: Hans Robert Pippal, Wien 1, Kärntner Ring mit Staatsoper, 1961; Pastell auf Ingresunten: Hans Robert Pippal, Wien 13, Allee im Schönbrunnner Schlosspark; 1949,Pastell auf Ingres

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für Bildnisse von Familienmitgliedern undPersonen seiner näheren Umgebung: Da ihmder Kontakt zu seinen Modellen sehr wichtigwar, lehnte er es zeitlebens ab, nach Fotos zumalen.

In seinem Selbstporträt aus dem Jahr1945 präsentiert sich der Künstler mit zer-rauftem Haar, hohlen Wangen und melan-cholischem Blick. Der Schrecken des Zwei-ten Weltkriegs, in dem Pippal schwer verwun-det wurde, ist ihm deutlich ins Gesicht ge-schrieben. Als stumme Selbstbefragung nachphysischen wie seelischen Erschütterungenist die Rötelzeichnung eine schonungsloseAuseinandersetzung mit der eigenen Phy-siognomie.

Das Aufatmen nach dem Ende des Krie-ges spiegeln die großformatigen Figurenpa-stelle der späten 40er- und frühen 50er-Jahrewider. Ganz- oder halbfigurige Akte in gra-zilen Posen reihen sich neben elegante Da-menporträts von delikater Farbigkeit. Diefrischen Pastelle strahlen Optimismus ausund zeugen davon, daß Pippal bereits auf

dem Weg zu einem neuen künstlerischen Stilist.

Im privaten Leben des Künstlers bedeutetdie Geburt seiner Tochter Martina eine Wen-dung. Zahlreiche Skizzen zeigen sie in ver-schiedenen Haltungen und aus unterschied-lichen Blickwinkeln.

Ein Denkmal voll heiterer Melancholie: Bilder von Wien

Wie kein anderes Motiv dominieren An-sichten von Wien das gesamte SchaffenHans Robert Pippals. Am häufigsten zieht esihn in den 1. Bezirk, wovon unzählige Bilderder Ringstraße und der Staatsoper zeugen.Ein anderes Lieblingsmotiv des Künstlers istdas Theater in der Josefstadt nahe seinemAtelier in der Alserstraße. Aber auch Orteaußerhalb des Zentrums erregen seine Auf-merksamkeit, etwa der Brunnenmarkt in Ot-takring, oder Straßenzüge in den Wiener Vor-städten. Die vor Ort angefertigten Skizzenbilden die Grundlage für seine im Ateliergeschaffenen Pastelle. Viele Ansichten ent-

stehen im Winter, da die dann laublosen Bäu-me einen ungehinderten Blick auf die Ar-chitektur erlaubten, welche der Stadt erst ihreEinzigartigkeit verleiht.

Pippals Wien ist keine pulsierende Me-tropole der Moderne. Er schafft der Zeit ent-rückte, stille Ansichten der historischen Bau-substanz, voll kompositioneller und farb-licher Harmonie. Flaneure und Fahrzeugebeleben die Szenerie, die Hauptakteurinbleibt jedoch stets die Stadt selbst.

Kubistische Stillleben und InterieursIn den 1950er-Jahren dienen Pippal seine

Stillleben und Interieurs als Experimentier-feld einer künstlerischen Auseinanderset-zung mit dem Kubismus, also jener vonPablo Picasso und George Braque ab 1908 inFrankreich entwickelten Stilrichtung, derenName sich aus dem französischen cube fürWürfel ableitet. Die Bildgegenstände werdenkubisch vereinfacht, aufgesplittert, simultanaus verschiedenen Blickwinkeln präsentiertund zu neuen Formen zusammengesetzt. Pip-

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Hans Robert Pippal, Wien 18, Alte Pötzleinsdorfer Kirche im Herbst, 1968; Pastell auf Ingres

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pal kommt mit dem Kubismus durch Aus-stellungsbesuche, Studienreisen nach Parissowie durch Kunstbücher in Berührung. Erfächert die Formen und Konturen seiner Mo-tive auf neuartige Weise auf, die schwarzenUmrisslinien lösen sich von ihrer formbe-schreibenden Funktion und stellen Übergän-ge zwischen den Bildinhalten her, verspan-nen diese in der Fläche oder dienen derendekorativer Ausschmückung. Die PastelleFische und Akt sind 1954 auf der Biennale inVenedig ausgestellt, an der Pippal als einerder Vertreter Österreichs teilnimmt.

IllustrationsgraphikAb Mitte der 40er-Jahre ist Hans Robert

Pippal auch als Illustrator für Bücher, Zeit-schriften und Plakate tätig. Im Sommer 1946schließt er in der Redaktion der Kulturzeit-schrift „Plan“ mit dem österreichisch-serbi-schen Schriftsteller Milo Dor eine Freund-schaft, die den Ausgangspunkt mehrererkünstlerischer Kooperationen bildet. Der dü-stere Grundton der von ideologischer Ver-folgung und der Armut der unmittelbarenNachkriegszeit geprägten Texte Dors spie-gelt sich in der formalen Ausführung vonPippals Illustrationen wider. So sind die ex-pressiven Tuschezeichnungen für den 1947erschienenen Erzählband „Unterwegs“ durchprononcierte Kreuzschraffuren und dramati-sche Hell-Dunkel-Kontraste charakterisiert,die in Kombination mit der oft groteskenMotivik einen unheimlichen Gesamtein-druck erzeugen und an Illustrationen AlfredKubins denken lassen.

Reisesouvenirs aus fremden LändernDie späten 40er- und frühen 50er-Jahre

sind von einer intensiven Reisetätigkeit HansRobert Pippals geprägt. Auf Studienfahrtennach Italien, Frankreich und Spanien, nachSkandinavien und in die USA setzt er sichmit älterer und zeitgenössischer Kunst aus-einander und hält stimmungsvolle Eindrückedieser Reisen auf Papier fest. Neben der Mög-lichkeit zur kreativen Weiterbildung bietendiese Auslandsaufenthalte eine willkomme-ne Gelegenheit zur temporären Flucht ausdem zerbombten und von den Alliierten be-setzten Wien der Nachkriegsjahre. Nicht zu-letzt ist es auch Pippals vermehrte Ausstel-lungstätigkeit im Ausland, die Anlaß für Rei-sen nach Schweden, New York oder Venediggibt. Vor allem anläßlich der ersten Bien-nale-Beteiligung des Künstlers im Jahr 1950entstehen zahlreiche Skizzen in Venedig, diebis in die späten 60er-Jahre als Grundlagefür Pastelle und Ölbilder dienen.

Pariser ImpressionenIm Zuge dreier Studienaufenthalte in

Paris hält Hans Robert Pippal zwischen 1949und 1952 die pittoresken Straßenzüge derStadt aus verschiedensten Blickwinkeln fest.Die in raschen Kohle- oder Rötelskizzen zuPapier gebrachten Ansichten dienen in vie-len Fällen als direkte Vorarbeiten für groß-formatige Werke. Einfache Farbnotizen bil-den dabei die Grundlage für das bunt-leuch-tende Kolorit der Pastelle und geben Auf-schluß über den Arbeitsprozeß des Künstlers.

In der Konstruktion einer schlichten aberkonsequenten Tiefenräumlichkeit und demstimmungsbetonten Grundtenor seiner An-sichten, greift Pippal auf die Formenspracheder französischen Vedutenmalerei, allen vor-an auf die Stadtbilder Maurice Utrilloszurück. Insgesamt vermittelt er so ein ruhi-ges und durchwegs positives Bild der fran-zösischen Hauptstadt.

Sakrale Szenen1953 und 1954 entsteht eine Reihe von

Pastellen mit Darstellungen christlichen

Inhalts. Nicht zufällig erinnern die Pastellemit ihren breiten dunklen Konturen, derkräftig leuchtenden Buntfarbigkeit sowieden eckig gebrochenen Formen an mittelal-terliche Glasfenster. Es handelt sich jedochnicht um Entwürfe für Glasmalerei, sondernum autonome Arbeiten, die von dem für Pip-pal so typischen Bemühen um einen demjeweiligen Thema angemessenen Stil zeu-gen. Als stilistisches Vorbild dient ihm Geor-ges Rouault, einer der wichtigsten Vertretermoderner religiöser Malerei in Frankreich.Im Hinblick auf die Flächigkeit der Figuren,die abstrakte Gestaltung des Hintergrundesund das Eigenleben der schwarzen Umriß-linien ähneln die sakralen Arbeiten den kurzzuvor entstandenen Stillleben und Interieurs.

Ab den 60er-Jahren realisiert Pippalpunktuell Werke im öffentlichen Raum undschafft dabei auch rein abstrakte Komposi-tionen, während er in seinem malerischenund zeichnerischen Œuvre zeitlebens derGegenständlichkeit verpflichtet bleibt. http://www.albertina.athttps://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Robert_Pippal

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Hans Robert Pippal, Tochter des Künstlers, 1958; Rötel auf Ingres

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Bernhard Leitner beschäftigt sich seit denspäten 1960er-Jahren mit der auf empi-

rischen Untersuchungen basierenden Frage,wie Raum akustisch und physisch erlebbargemacht werden kann. In seinen Installatio-nen und Objekten, die alle benutzbar oderbegehbar sind, geht es darum, nur mit Hilfevon Tönen körperlich wahrnehmbare Räumezu erzeugen, die jeweils einer bestimmtenskulptural-architektonischen Idee folgen.Voraussetzung ist die Aktivität der Betrach-terInnen, die durch Liegen, Stehen und Be-wegen im Raum Teil dieser Ton-Räume wer-den und denen sich auf diese Weise derenspezifische Wirkung erschließt.

Die von Florian Steininger kuratierteAusstellung in der Shedhalle im Landes-museum Niederösterreich in St. Pölten istBernhard Leitners erste umfassende Präsen-tation zu seinem künstlerischen Werk in Ös-terreich. Sie setzt mit den theoretischenSkizzen „Tonraumuntersuchungen“ von 1969ein – die Zeichnungen fungieren als Disegnound Codierung eines neuen akustisch-räum-lich-körperlichen Systems. Einen weiterenSchwerpunkt bilden die ersten „Ton-Raum-Skulpturen“ der 1970er-Jahre wie etwa die„Ton-Liege“, bei der der menschliche Kör-per von den Klängen durchdrungen wird.Für die Ausstellungsräume in der Shedhallehat Bernhard Leitner eigens Ton-Raum-Installationen mit „Feldcharakter“ entwik-kelt. Seine internationale und singuläre Posi-tion unterstreichen zahlreiche Ausstellungs-beteiligungen, wie etwa an der ars electroni-ca, Linz, 1982, an der documenta 7, Kassel,1982 und an der Biennale di Venezia, Vene-dig, 1986.

Als Leitner Wien Ende der 1960er-Jahreverließ und New York als Zentrum seinerkünstlerischen Tätigkeit auswählte, wurde erzu einem wichtigen Protagonist der interna-tionalen Avantgarde im medienübergreifen-den Kontext. Seine damalige Loslösung vonEuropa ermöglichte ihm ein offenes Feld anInnovation und Experiment.

Bernhard Leitner wurde 1938 in Feld-kirch geboren und studierte Architektur ander Technischen Universität Wien. Bevor erEuropa für viele Jahre den Rücken kehrte,

absolvierte der Pionier der Klangkunst von1963 bis 1966 in Paris einen Studienaufent-

halt. 1968 folgte die Übersiedelung nachNew York, wo Leitner von 1969 bis 1971 alsUrban Designer im Department of City Plan-ning arbeitete. Danach war der Ton-Raum-Künstler von 1972 bis 1981 als außerordent-licher Professor an der New York Universitytätig. Die Jahre 1982 bis 1986 verbrachte erin Berlin, bis es ihn 1987 wieder nach Wienzog und er bis 2005 als Professor für Ge-staltungslehre an der Universität für ange-wandte Kunst in Wien lehrte. Heute befindetsich ein Teil seiner permanenten Installatio-nen u.a. im Ton-Raum der Technischen Uni-versität Berlin (seit 1984) und im Ton-RaumBuchberg (seit 1991) sowie der „Klangstein“im Kulturbezirk St. Pölten (seit 2003) und„Le Cylindre Sonore“ im legendären Parc dela Villette in Paris (seit 1987). Bernhard Lei-tner lebt und arbeitet in Wien und Ravels-bach/NÖ.

Begleitend zur Ausstellung erscheint einezweibändige Publikation im Schuber (DE/EN)mit Textbeiträgen von Isabella Marboe, Ste-fan Fricke, Florian Steininger und einemWiederabdruck (Manifest) von BernhardLeitner. http://www.zeitkunstnoe.athttp://www.bernhardleitner.at

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Bernhard Leitner. Ton – Raum – Skulptur

Von 5. März bis 31. Juli 2016 in der Shedhalle im Landesmuseum Niederösterreich in St. Pölten

Bernhard Leitner, »Immaterielles Gewölbe«, Ton-Röhre, 1974

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Bernhard Leitner, Klangstein, seit 2003 im St.Pöltener Regierungsviertel

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Otto Rudolf Schatz (1900-1961) undCarry Hauser (1895-1985) standen lan-

ge im Schatten von berühmten Zeitgenossenwie Egon Schiele und Oskar Kokoschka.Vorrangig im Bereich der Grafik tätig, wur-den sie international wenig ausgestellt. Krie-ge, Exil und politische Systemwechsel präg-ten ihre Biografien. Die einzige Konstantebildete der permanente Neuanfang.

Im Dialog zwischen Schatz und Hausererschließt sich das breite Spektrum künstler-ischer Ausdrucksformen vom Expressionis-mus und Kubismus über die Neue Sachlich-keit bis hin zum Realismus nach 1945. Be-stimmende Themen sind die menschlicheExistenz in einem Zeitalter der Extreme unddie Großstadt in all ihren Facetten – von pul-sierendem Leben bis zu Elend und Isolation.

Anfänge im Schatten des WeltkriegsSowohl Carry Hauser als auch der fünf

Jahre jüngere Otto Rudolf Schatz stammtenaus bürgerlichen Verhältnissen, studierten ander fortschrittlichen k. k. Kunstgewerbeschu-le (der heutigen Universität für angewandteKunst), beide absolvierten die allgemeineFormenlehre bei Oskar Strnad, das Aktstu-dium bei Anton von Kenner und die orna-mentale Formenlehre bei Franz Cizek. DieAusbildung vermittelte eine Vielfalt an gra-fischen und malerischen Techniken, die denWeg von Schatz und Hauser maßgeblich be-stimmte. In ihrem jeweiligen Œuvre wechsel-ten sie später mühelos zwischen Gemälden,Holzschnitt, Buchkunst, Typografie, Werbe-grafik, Plakatentwürfen und Mosaiken, bishin zu Entwürfen für Bühnenbilder und Kir-chenfenster.

Die künstlerischen Anfänge von OttoRudolf Schatz und Carry Hauser waren vomErsten Weltkrieg überschattet. Beide hattensich in den unstabilen Nachkriegsverhältnis-sen erstmals als Künstler in Wien zu behaup-ten und fanden in Arthur Roessler einen ein-flussreichen Unterstützer. Roessler war eineder zentralen Gestalten der Wiener Kunst-szene jener Jahre. Der Kunsthistoriker arbei-tete als Journalist, Kritiker und Experte fürdie führenden Galerien Miethke und Piskound leitete ab 1919 das Haus der jungen

Künstlerschaft (wo Hauser 1919 seine ersteEinzelausstellung hatte) sowie den von ihmmitbegründeten bibliophilen Avalun-Verlag,in dem Anfang der 1920er-Jahre Bücher mitHolzschnitten und Illustrationen von Schatzsowie Carry Hausers Mappenwerk „DieInsel“ erschienen. Seinen Nachruhm erwarbRoessler zwar als Förderer von Egon Schie-le, doch er setzte sich ebenso vehement fürHauser und Schatz ein. Roesslers Nachlaß inder Sammlung des Wien Museums bildetden umfangreichen Grundstock für dieseAusstellung.

Bereits im Frühwerk spiegelt sich die fürSchatz und Hauser so typische Reaktion auf

aktuelle Kunstströmungen. Hauser ist vomsozialkritischen Expressionismus eines Geor-ge Grosz und Otto Dix inspiriert, währenddie Landschaften und Stadtansichten vonSchatz deutlich von Egon Schiele geprägtsind.

Dennoch entwickelt Schatz bald eineneigenständigen Stil, nicht zuletzt in seinendunklen, kraftvollen Holzschnitten, die aufAnregung Roesslers mittelalterliche undchristliche Motivik aufnehmen. Verbindendin den frühen expressionistischen Werkenbeider Künstler sind dynamische, überzeich-nete Menschenbilder als Ausdruck innererEmpfindungen.

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O.R. Schatz & Carry Hauser.Im Zeitalter der Extreme

Im Wien Museum sind mit Otto Rudolf Schatz (1900–1961) und Carry Hauser (1895–1985) zwei bedeutende österreichische Maler zu entdecken.

Otto Rudolf Schatz, Schaustellung, 1930

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Ebenso typisch für die künstlerischenStrömungen dieser Zeit ist das omnipräsenteThema Großstadt. Die Metropole wurde zumInbegriff der Gegensätze, die nicht nur inpolitischer Hinsicht ungebremst aufein-anderprallten: Auf der einen Seite städtischeVergnügungen wie Jazz, Varieté und Bor-dell, auf der anderen Seite Gewalt, Verbrech-en, Elend und die ausgebeutete Arbeiter-schaft in den Fabriken. Zwei Künstlerbücherkönnen hier stellvertretend genannt werden.Carry Hauser kombinierte in seinem 1921erschienen „Buch von der Stadt“ geometri-sche Bildelemente und Figuren mit selbstgeschriebenen poetischen Texten zur Seelen-lage des Menschen im Moloch Großstadt.

Dieser ist ein „betonener Kerker“, dieStraßen sind „Schlunde, umengt von himme-laufwärtsstrebenden Wänden“, am Ende ste-hen „Blut, Qualm und Staub“ sowie „GottesGericht!“.

Deutlich optimistischer ist Otto RudolfSchatz Künstlerbuch „Die neue Stadt“ nacheinem Text des sozialdemokratischen Volks-bildners Josef Luitpold Stern. Schatz schnittdafür alle 74 Seiten – und zwar sowohl Textals auch Bild – in Holz. Der sozi- alistischeFortschrittsglaube des „Roten Wien“ mischtsich in dem Buch mit wuchtiger Typografie,die Bilder selbst tendieren bereits zur NeuenSachlichkeit. Eindeutig letzterem zuzuord-nen sind die bekanntesten Werke von Schatzund Hauser – Gemälde wie „Jazzband“ vonHauser (1927) oder „Ballonverkäufer“ vonSchatz (1929). Vordergründiges Thema sindstädtische Vergnügungen, doch es dominie-ren Kühle, Regungslosigkeit und reduzierteFarbigkeit. Gegen Ende der 1920er-Jahre istSchatz auch als gefragter Illustrator tätig, inGemälden und Aquarellen widmet er sich aus-serdem motivisch der Industrie und den Fa-brikshallen. Es kommt zu zahlreichen Auf-tragsarbeiten für die Sozialdemokratie, u. a.entstehen Flyer, Plakate und Drucksachenfür Republik- und Maifeiern.

Wirtschaftskrise und»Ständestaat« als Zäsur

Spätestens mit der „ständestaatlichen“Diktatur führten die Wege von Schatz undHauser in deutlich unterschiedliche Richtun-gen. Für Schatz bedeutete die Ausschaltungder Sozialdemokratie nicht nur das Wegbre-chen vieler Auftraggeber, sondern eine Be-drohung seines Freundeskreises, aus demviele ins Ausland fliehen mußten. Der Künst-ler entging der politisch drastisch veränder-ten Situation auf Weltreisen, die ihm durchdie Heirat mit einer wohlhabenden Unter-

nehmertochter aus Brünn möglich wurden.Das Resultat findet sich in zahlreichen NewYorker Bildern und einigen Paris- Ansichten.Schatz Kunst ist zu dieser Zeit deutlich un-politischer als zuvor.

Hauser, der angesichts der Wirtschafts-krise 1932 die „Notgemeinschaft für Kunst

und Schrifttum“ mitbegründet hatte, enga-gierte sich auch in der Kulturorganisation„Neues Leben“ der Vaterländischen Front.Christliche Heilsikonografie, die schon vonAnbeginn Teil seines künstlerischen Schaf-fens gewesen waren, prägten Hausers Œuvredieser Jahre nun vorrangig. In seinem neuen

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Carry Hauser, Madonna vor der Stadt, 1921

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Atelier, welches er 1934 in Döbling bezieht,bot er von ihm gemalte Madonnenbilder,Weihnachtskrippen und Flügelaltäre zumKauf an. Hauser pflegte eine enge Bekannt-schaft mit Kardinal Theodor Innitzer, unterdem Eindruck einer drohenden Machtüber-nahme durch die Nationalsozialisten über-nahm er die Funktion des Treuhänders imReferat für bildende Kunst der Vaterländi-schen Front.

»Anschluss«, Exil und VerfolgungNach der Machtübernahme der National-

sozialisten wurden Schatz und Hauser auspolitischen wie aus „rassischen“ Gründenverfolgt, da ihre Frauen aus jüdischen Fami-lien stammen. Schatz floh über Brünn nachPrag ins Exil, Hauser wählte – getrennt vonder Familie – die Schweiz als Aufenthaltsort.

Trotz aller Einschränkungen und unterUmgehung des Berufsverbots betätigten sichbeide im Exil künstlerisch. Schatz setzte aufharmlose kommerzielle Nischenprodukteund finanzierte sich durch Miniaturen in alt-meisterlicher Manier sowie Künstlerbücher,vielfach mit erotischen Inhalten. Bemer-kenswert unbeschwert erscheinen Bildserienzum Wiener Prater sowie zum „goldenenPrag“. Schatz und seine Frau wurden 1944verhaftet und überlebten die Verschleppungin verschiedene Zwangsarbeitslager sowieletztlich ins Konzentrationslager nur knapp.Hauser verlegte seine kreative Betätigungvor allem ins Schriftstellerische, um nichtgegen das auferlegte Berufsverbot zu ver-stoßen, dennoch entstanden auch einzelneZeichnungen und Aquarelle als Reaktion aufden Krieg.

Nach 1945: Kunst am BauSchatz kehrte unmittelbar nach dem

Krieg im November 1945 nach Wien zurück,Hauser im Jahr 1947, unterstützt durch sei-nen Freund, den Schriftsteller Franz TheodorCsokor. Die Heimkehr kam in vielerlei Hin-sicht einem neuerlichen Anfang gleich.Künstlerisch wurde der Anschluß an dieNachkriegsmoderne gesucht und ein neuerRealismus erprobt. Die wirtschaftliche Lagewar allerdings katastrophal, private Aufträgegab es so gut wie keine. Zum „Retter in derNot“ für Schatz wie für Hauser wurde derlegendäre kommunistische KulturstadtratViktor Matejka, der die Künstler nicht nurdazu aufrief, sich aktiv am Wiederaufbau zubeteiligen, sondern diese auch mit öffent-lichen Aufträgen versorgte und ihnen damitin vielen Fällen das existenzielle Überlebensicherte. Ab den späten 1940er-Jahren kam

es zu zahlreichen Aufträgen für Kunstwerkean den neu entstehenden kommunalen Ge-meindebauten. Die inhaltliche Zielsetzung,ein Neues Österreich zu propagieren, drücktesich allerdings in wenigen Werken unmittel-bar thematisch aus. Die beiden prominente-sten Beispiele hierfür lieferten sie in ihrenjeweils größten Wandbildern: Hausers DieBefreiung Österreichs 1945-1955 in der Si-monygasse, 1180 Wien (1956) sowie rund100.000 neue Gemeindewohnungen in derPfenniggeldgasse, 1160 Wien (1957) vonSchatz. Daneben war die Buchillustrationfür Schatz wie für Hauser weiterhin einwichtiges Betätigungsfeld.

Das Werk beider Künstler ist in den spä-ten 1950er-Jahren bereits von deutlichemOptimismus bestimmt: Hauser malte heitergestimmte, farbenfrohe Stadtansichten, Schatzgriff insbesondere in seinen Aquarellen undGemälden auf einen in den 1940er-Jahrenentwickelten Stil zurück. Er zeigte Wien vomersten Hochhaus aus betrachtet als wieder-auferstandene Stadt, auch Lustbarkeiten wiedie Festwochen und der Zirkus gehörten zumneuen Themenspektrum. Waren die 1950er-Jahre von Auftragsarbeiten geprägt, konntesich Carry Hauser in den folgenden Jahren

wieder als freischaffender Künstler behaup-ten und mit seinen Afrika-Bildern einem neu-en Themenschwerpunkt widmen. Otto Ru-dolf Schatz war eine weitere künstlerischeEntwicklung nicht mehr vergönnt – er ver-starb bereits 1961 im 62. Lebensjahr.

Größte öffentliche SammlungDas Wien Museum verfügt über die größ-

te öffentliche Sammlung von Werken beiderKünstler. In der Ausstellung werden sie durchhochkarätige Leihgaben ergänzt (u.a. von in-stitutionellen Leihgebern wie Leopold Mu-seum, Belvedere und Museum Neuer KunstSammlung Wörlen Passau sowie von zahl-reichen privaten Leihgebern). Insgesamtwerden rund 300 Werke ausgestellt, darunterauch Raritäten wie die eigenhändig gefertig-ten Künstlerbücher und bislang unbekannteEntwürfe zur Kunst am Bau.

Zur Ausstellung erscheint im ResidenzVerlag ein Katalog mit Aufsätzen von Chri-stoph Bertsch, Cornelia Cabuk, Ausstel-lungskurator Ralph Gleis und WolfgangKos. Die Ausstellung wurde von Robert Rüfgestaltet, für die Grafik zeichnete ManuelRadde verantwortlich. http://www.wienmuseum.at

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Carry Hauser, Befreiung Österreichs, Wandmosaik in der Simonygasse, 1180 Wien,1956

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Das kunsthistorisch wertvolle Glasge-mälde konnte im Frühsommer 2015

von der Landesgedachtnisstiftung uber Ver-mittlung des Bundesdenkmalamtes (Landes-konservatorat Tirol) und des ÖsterreichischenNationalkomitees des Corpus Vitrearum er-worben werden. Es wird künftig als Dauer-leihgabe an Schloß Ambras Innsbruck imHochschloß zu sehen sein. Die in leuchten-den Farben strahlende Scheibe von 1574 fer-tigte der aus Feldkirch stammende Glasma-ler Thomas Neidhart (gest. 1598) an. Siezeigt das Wappen des Tiroler LandesfürstenErzherzog Ferdinands II. (1529–1595) mitder Collane und dem Ornat des Ordens vomGoldenen Vlies. Das Meisterwerk befindetsich in einem hervorragenden Zustand undist eines der wenigen Glasgemälde aus derRegierungszeit des Erzherzogs, die erhaltengeblieben sind.

Habsburgische GlasmalereistiftungenDas Stiften von Wappenscheiben hat eine

lange, bis in das Mittelalter reichende Tradi-tion und wurde von Adeligen und Bürgerngleichermasen ausgeübt. Zu den prominen-testen Stiftern von Glasgemälden zählten diejeweiligen Landesherren. In der ersten Hälf-te des 16. Jahrhunderts, im Zeitalter der Re-naissance, waren es in Tirol Kaiser Maximi-lian I. (1459?1519) und Ferdinand I. (1503–1564), die zahlreiche Glasgemälde in Auf-trag gaben.

Kaiser Maximilian I. stiftete Wappenfen-ster im Jahr 1516 fur die Tiroler Kirchen inNauders und Graun. Für sein Jagdschloß Ler-moos entstand eine ehemals aus 20 Rund-scheiben bestehende Glasgemäldefolge mitDarstellungen von Kriegen und Jagden. Vondieser Folge haben sich nur mehr zweiGlasgemälde erhalten, von denen eines uberden Kunsthandel auf die Wartburg und einzweites in das Metropolitan Museum nachNew York gelangt ist.

Ferdinand I. gab eine Scheibenfolge fürden „neuen Saal und die Paradeisstube“ inder Innsbrucker Hofburg in Auftrag. Ganz imSinne landesfürstlicher Repräsentation han-delte es sich dabei um ein umfangreichesWappenprogramm, das „neun kaiserlicheund neun konigliche Wappen sammt dersel-bigen angehängten Fürstenthümer und Erb-

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Ein Meisterwerk der GlasmalereiWertvolles Renaissance-Glasgemälde: Schloß Ambras Innsbruck zeigt die die Wappenscheibe Erzherzog Ferdinands II. von 1574.

Die Wappenscheibe Erzherzog Ferdinands II. von 1574, Thomas Neidhart, 1574Landesgedächtnisstiftung (Dauerleihgabe an Schloß Ambras Innsbruck)

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länder Wappen, wie dieselben im Titel derMajestät geschrieben stehen“ umfaßte. Fer-dinand I. ließ auch ab 1554 die Fenster derInnsbrucker Franziskaner-Hofkirche mit denhabsburgischen Wappen aller Königreiche,Erbländer und Fürstentümer repräsentativausstatten. Erzherzog Ferdinand II. (1529-1595) vollendete dieses Programm seines Va-ters. Bedauerlicherweise sind die Bildfensterder Innsbrucker Hofkirche spätestens 1710verloren gegangen und wurden durch farblo-se Blankverglasungen ersetzt.

Die Wappenscheibe Erzherzog Ferdi-nands II. von 1574 komplettiert in besonde-rer Weise das Wissen um renaissancezeitli-che Glasmalereistiftungen in Tirol. Ihre Da-tierung verweist auf das Jahr, in dem derErzherzog nachweislich zwei Wappenschei-ben in Seefeld in Tirol gestiftet hat. Diese Da-tierung sowie das eher kleine Scheibenfor-mat von 57,5 x 30,5 cm legt die Vermutungnahe, daß die Scheibe ursprunglich fur dieHeiligblutkapelle der Kirche St. Oswald vonSeefeld geschaffen worden sein dürfte.

Die neue Dauerleihgabe wurde feierlichvon Herwig van Staa, Prasident des TirolerLandtages und Vorsitzender des Kurato-riums der Landesgedächtnisstiftung, Veroni-ka Sandbichler, Direktorin Schloß AmbrasInnsbruck, sowie Christina Wais-Wolf, Ös-

terreichische Akademie der Wissenschaftenund Mitglied des Österreichischen National-komitees des Corpus Vitrearum – Österreich,

präsentiert. Es ist eine Begleitpublikation er-schienen. http://www.schlossambras-innsbruck.at

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Details der Wappenscheibe Erzherzog Ferdinands II. von 1574

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Franz Xaver Wolfgang Mozart wurde am26. Juli 1791 in Wien geboren, nur weni-

ge Monate vor dem Tod seines VatersWolfgang Amadé Mozart.

Die Ausstellung im Mozart-Wohnhauszeichnet die Stationen seines Lebens anhandvon originalen Noten, Briefen und Bildernaus dem Bestand der Bibliotheca Mozartia-na, des Archivs und der Museen der StiftungMozarteum Salzburg nach. Es soll dabei auchdaran erinnert werden, daß Salzburg es vorallem Mozarts jüngstem Sohn zu verdankenhat, daß sich im Besitz der Stiftung Mozar-teum heute so viele OriginalhandschriftenWolfgang Amadé Mozarts, Gemälde und an-dere Andenken an den großen Sohn Salzburgsund dessen Familie befinden. Denn kurz vorseinem Tod verfügte Franz Xaver WolfgangMozart, daß seine eigene Bibliothek und dieErbstücke seines Vaters als Vermächtnis anden 1841 gegründeten Dommusikverein undMozarteum gehen sollten. Die noch heute be-stehende Stiftung Mozarteum Salzburg wur-de 1880 als Nachfolgeorganisation gegrün-det und verwahrt heute einen Großteil diesesMozart-Nachlasses. Ein weiterer Teil befin-det sich im Archiv der Erzdiözese Salzburg.Unter der Federführung der Stiftung Mo-zarteum wird dieser historische Bestand der-zeit in einer Kooperation zwischen den bei-den Institutionen umfassend erschlossen undwissenschaftlich aufgearbeitet.

Schon als Kind erhielt Franz XaverWolfgang Mozart in Prag und Wien eine in-tensive musikalische Ausbildung. Zu seinenLehrern gehörten einige der bedeutendstenMusiker und Komponisten der Zeit, darunterAntonio Salieri, Sigismund Neukomm undJohann Nepomuk Hummel. Mit 17 Jahrenübernahm er in Galizien eine Stelle als pri-vater Klavierlehrer einer Adelsfamilie undwar anschließend mehrere Jahre in Lemberg(heute Lwiw, Ukraine) tätig. Von dort ausunternahm er eine zweieinhalb Jahre dauern-de Konzertreise durch Europa und trat inzahlreichen Städten als Pianist auf (darunterWarschau, Kopenhagen, Berlin, Prag, Ve-nedig, Mailand und Wien). 1838 zog er nachWien und verbrachte dort die letzten Jahreseines Lebens.

Im Jahr 1839 erhielt er aus Salzburg denAuftrag, zur Einweihung des geplanten Mo-zart-Denkmals eine Festkantate zu Ehrenseines Vaters zu komponieren. Der Mozart-Sohn lehnte den Auftrag aber ab, da er sichmit seinen – wie er selbst schrieb – „geringenFähigkeiten“ dieser anspruchsvollen Aufga-be nicht gewachsen fühlte.

Diese außerordentliche Bescheidenheitist bezeichnend für einen durchaus angese-henen Komponisten, der aber zeitlebens imübergroßen Schatten seines Vaters stand. Sei-ne Kompositionen, die er meist unter demNamen „Wolfgang Amadeus Mozart (Sohn)“veröffentlichte, werden heute immer öfter ge-spielt, zum Beispiel seine beiden Klavier-konzerte.

Das Mozart-WohnhausDas zum Großteil im zweiten Weltkrieg

zerstörte Gebäude wurde originalgetreu wie-der aufgebaut und als zweites Mozart-Mu-seum im Jahr 1996 neu eröffnet. WolfgangAmadeus lebte acht Jahre in diesem Haus,bevor er Anfang 1781 endgültig nach Wienzog. Sein Vater Leopold verstarb hier 1787.

Die Familie Mozart bezog 1773 die groß-

zügige Acht-Zimmer-Wohnung im erstenStock. In den weitläufigen Räumen wird an-hand von Originaldokumenten und Portraitsdie Geschichte des Hauses und Mozarts kom-positorisches Schaffen während seiner Salz-burger Jahre dokumentiert. Besondere An-ziehungspunkte sind Mozarts Original-Ham-merklavier und das bekannte Familienbildim „Tanzmeistersaal“. Seit kurzem ist hierebenfalls die originale Geige, die Mozart inseiner Zeit in Wien benutzt hat, ausgestellt.

Den Frauen um Mozart, hier insbesonde-re seiner Schwester Nannerl, dem Bölzl-schießen, ein beliebtes Freizeitvergnügen derMozarts, und ihren Reisen sind eigene The-menkreise gewidmet. In Mozart-Wohnhausfinden wechselnde Sonderausstellungen,Konzerte und Vorträge statt.

Mozart-Ton- und Filmsammlung:Ergänzend zu der Ausstellung in der ehe-

maligen Mozart-Wohnung finden Museums-besucherInnen im Halbstock die Mozart-Ton-und Filmsammlung mit Dokumenten. http://www.mozarteum.atFranz Xaver Mozart auf youtube:https://www.youtube.com/results?search_query=Franz+Xaver+Wolfgang+Mozart

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Ein Komponist von »geringen Fähigkeiten«?Franz Xaver Wolfgang Mozart – Sonderausstellung im Mozart-Wohnhaus Salzburg von 14. Jänner bis Mitte September 2016

Ein Blick in die Sonderausstellung »Franz Xaver Mozart« im Mozart-Wohnhaus

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Ab sofort kann das Jüdische Museum inWien mit dem Google Cultural Institute

von Menschen auf der ganzen Welt virtuellbesichtigt werden. Und das 24 Stunden lang,sieben Tage die Woche. Interessierte könnendamit die Ausstellungen über die Geschichteund Gegenwart der JüdInnen in der StadtWien online besuchen und einen Blick aufdie außergewöhnlichen Sammlungen des Jü-dischen Museums werfen. Das Palais Eske-les in der Dorotheergasse sowie das MuseumJudenplatz beherbergen sowohl Daueraus-stellungen – allen voran „Unsere Stadt! Jüdi-sches Wien bis heute“ – als auch Wechsel-ausstellungen.

Dazu Museumsdirektorin Danielle Spera:„Wir freuen uns, daß das Jüdische MuseumWien für dieses Projekt mit Google in Öster-reich zusammenarbeiten konnte. Damit ist esfür uns möglich, unsere einzigartige Samm-lung weltweit zu präsentieren und so der Öf-fentlichkeit noch besser zugänglich zu ma-chen. Dieser Schritt ist für unser Museumein weiterer wichtiger Baustein in der Um-setzung unserer Web- und Social MediaStrategie.“

Eine virtuelle Reise in die jüdischeVergangenheit und Gegenwart Wiens

Den Ausgangspunkt des virtuellen Streif-zugs durch das Jüdische Museum Wien imRahmen des Google Cultural Institute bildetneben „Highlights“ aus den Sammlungen die2013 eröffnete Dauerausstellung „UnsereStadt! Jüdisches Wien bis heute“. Zwei vir-tuelle Ausstellungen ermöglichen einen Ein-blick in die 800jährige Geschichte der Wie-ner JüdInnen. Objekte, ergänzt durch Aus-stellungsansichten, nehmen den Betrachtermit auf eine Reise durch die jüdische Ver-gangenheit und Gegenwart Wiens. Ausge-hend von den Jahren nach 1945 und demschwierigen Wiederaufbau einer total zer-störten Gemeinde führt die Präsentation bisin die vielfältige und lebendige Wiener jüdi-sche Gegenwart.

Der zweite Teil der Präsentation widmetsich den Anfängen jüdischen Lebens inWien. Vom Mittelalter bis zur Katastropheder Schoa zeugen beeindruckende Objektenicht nur von Antisemitismus, Verfolgungund Vertreibung, sondern vor allem von der

Entstehung der drittgrößten jüdischen Ge-meinde Europas und der Blüte jüdischenLebens in Wien.

Verborgene Schätze online erkundenAuch den verschiedenen Sammlungen des

Jüdischen Museums Wien ist ein Schwer-punkt gewidmet. Neben im Museum zu be-staunenden Objekten ermöglicht das GoogleCultural Institute dem Jüdischen MuseumWien, Schätze zu zeigen, die den Gästen desMuseums sonst verborgen bleiben.

Mehr als 60 Museen und Institute via Google Cultural Institute online

Das Google Cultural Institute hat nebendem Jüdischen Museum Wien mehr als 60weitere Museen bzw. Institute zusätzlich on-line verfügbar gemacht. Die Auswahl wirddie Herzen der Kunst- und Kulturbegeister-ten höher schlagen lassen: heute sind über200 interaktive Informationen und Ausstel-lungen sowie weitere 10.000 Artefakte neuhinzugekommen. 17 weitere Meisterwerkekönnen mit der Gigapixel-Technologie bisins kleinste Detail begutachtet werden und50 Sammlungen bzw. Ausstellungen erwei-tern das Angebot der Museen und Gallerienmit Street View-Technologie.

„Wir haben die 1000er-Marke übersprun-gen und freuen uns sehr, daß wir Menschen

auf der ganzen Welt so viele bedeutende Mu-seen und Kunstwerke zugänglich machenkönnen. Das Jüdische Museum Wien zählt –gemeinsam mit dem Jüdischen Museum inBerlin – zu den Highlights, die wir neu in dieGoogle Cultural Institute-Galerie aufgenom-men haben. Damit erweitern wir unser An-gebot von bedeutenden jüdischen Museenwie in New York, London oder Prag. So kön-nen alle, die noch keine Gelegenheit hatten,Wien zu besuchen, die einzigartigen Ausstel-lungen sowie Sammlungen des Jüdischen Mu-seums Wien online besichtigen“, so SimonRein, Program Manager Cultural Institute.

Über das Google Cultural InstituteDas Google Cultural Institute und seine

Partner stellen den Internet-Usern Kultur-schätze aus der ganzen Welt zur Verfügungund entwickeln Tools, die es ermöglichen,das kulturelle Erbe online zu erleben. DasGoogle Cultural Institute mit mehr als 1000Partnern in 70 Ländern bietet eine Plattformmit über 170.000 Kunstwerken und insge-samt sechs Millionen Fotos, Videos, Manu-skripten und anderen Dokumenten ausKunst, Kultur und Geschichte. Das GoogleCultural Institute zeigt insgesamt mehr als2200 virtuelle Ausstellungen. http://www.jmw.athttps://www.google.com/culturalinstitute/collection/jewish-museum-vienna?projectId=historic-moments

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Ein Virtueller Besuch im Jüdischen Museum Wien

Die Startseite zum Jüdischen Museum Wien auf »Google Cultural Institute«

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Die größte gartentouristische Initiativedes Landes Niederösterreich – der

„Gartensommer Niederösterreich“ – präsen-tiert sich in seiner sechsten Saison so frischund facettenreich wie noch nie. Neben denrund 60 Gärten und den beliebten Veranstal-tungen wie den Gartensommer-Vollmond-nächten und „Living Plants“- Performancessorgt der neue Ausstellungs-Schwerpunkt„Die Gartenmanie der Habsburger“ im Kai-serhaus Baden für einen imperialen Auftakt.

Die Gartenkultur hat in Niederösterreicheine lange Tradition und reicht bis in dieRömerzeit zurück. „Mit der Aktion ‚Natur imGarten‘ wird diese traditionsreiche Garten-kultur-Geschichte nicht nur bewahrt, sonderndurch ihre rein ökologische Ausrichtung denheutigen modernen gesellschaftlichen Anfor-derungen gerecht und in ein breiteres Be-wußtsein transportiert. So kann ein wesentli-cher Beitrag zu einer nachhaltigen und ge-sunden Zukunft geleistet werden“, so Landes-hauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka.

„Der Gartentourismus ist in unserer Tou-rismusstrategie und den KompetenzfeldernNatur, Kultur und Kulinarik fest verankert.Er ist ein Garant für eine sanfte und nachhal-tige Tourismusentwicklung, die uns im Hin-blick auf eine langfristige regionale Wert-schöpfung besonders am Herzen liegt. ‚DieGartenmanie der Habsburger‘ ist eine mo-derne Inszenierung, die das kaiserlicheThema für Jede und Jeden ansprechend auf-bereitet. Mein persönlicher Ausflugs-Tipp in

diesem Jahr!“, bekräftigt Tourismus-Landes-rätin Petra Bohuslav.

„Die Gartenmanie der Habsburger“ imKaiserhaus Baden stellt von 23. April bis 1.November 2016 die kaiserliche Gartenkul-tur – ausgehend vom 18. bis zur Mitte des19. Jahrhunderts – in den Mittelpunkt. DieHabsburger hatten eine große Vorliebe fürGärten und einen besonderen Eifer beim„Garteln“. Allen voran der so genannte„Blumenkaiser“ Franz II. (I.), der nicht nurviele Gärten sein eigen nannte, sondern auchüber einen „grünen Daumen“ verfügte. Die

Ausstellung widmet sich den Gärten derWeilburg als „private Garteninsel“ vonErzherzog Carl und den zahlreichen – teilskaum bekannten – kaiserlichen Privatgärtenund Parks in ganz Niederösterreich. Sie er-öffnen damit einen neuen Blickwinkel undrücken die gärtnernden Persönlichkeiten inden Fokus. Darüber hinaus laden ein The-menweg im Kurpark Baden, Garten- undStadtführungen, ein Konzertreigen imGarten, Genuß im Grünen, Mondscheinpick-nicks oder die Badener Rosentage dazu ein,in Kaisers Zeiten einzutauchen.

„In der umfassenden Markenumfrage wur-de von den internationalen Gästen die At-traktivität unserer Parks und Gartenlandschaf-ten außergewöhnlich hoch bewertet. Dieszeigt erneut die große Bedeutung der Gärtenzum besonderen Lebensgefühl der Stadt Ba-den als größte Tourismusstadt Niederöster-reichs“, so Badens Bürgermeister KR KurtStaska. Kulturstadtrat Hans Hornyik ergänzt:„Der Kurpark wird diesen Sommer zumGartentheater und gewährt interessante Ein-blicke in die Hobbys der kaiserlichen Fa-milie. Vom botanisch interessierten Garten-bau-Kaiser Franz I. bis zum Tennis spielen-den Thronfolger Franz Ferdinand gibt esVieles zu erleben. Außerdem laden neu an-gelegte Habsburg-Spazierwege zum Erfor-schen der Kurstadt einladen“. http://www.niederoesterreich.at/gaerten

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Die Gartenmanie der HabsburgerSobotka/Bohuslav: Initiative startet kaiserlich in die sechste Saison

Neben zahlreichen romantischen Privatgärten, prunkvollen Schloßgärten, öffent-lichen Schau- und Nutzgärten sind es auch die modernen Erlebnisoasen, die zueiner Vielfalt in der niederösterreichischen Gartenwelt beitragen, wie sie anderswokaum zu finden ist.

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v.l.: Hans Hornyik (Kulturstadtrat Baden), LH-Stellvertreter Wolfgang Sobotka,Tourismuslandesrätin Petra Bohuslav und Christoph Madl (GF NÖ-Werbung) prä-sentierten den Ausstellungsschwerpunkt im »Gartensommer Niederösterreich«.

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16Mal wurde die von VALIE EXPORTgestaltete Preisskulptur überreicht. Es

gab erstmals vier Preise für die darstelleri-sche Leistung: Ulrike Beimpold erhielt denPreis für die Beste weibliche Hauptrolle inSUPERWELT, Gerti Drassl für die Besteweibliche Nebenrolle in MA FOLIE, Johan-nes Krisch für die Beste männliche Haupt-rolle in JACK und Christopher Schärf für dieBeste männliche Nebenrolle in EINER VONUNS. Mit insgesamt fünf Auszeichnungenund als Bester Spielfilm war ICH SEH ICHSEH von Veronika Franz und Severin Fialader Star des Abends. Bester Kurzfilm wurdePatrick Vollraths ALLES WIRD GUT.

Der Präsident der Akademie, Stefan Ru-zowitzky, begrüßte mit „Der Jahrgang 2015ist für den österreichischen Film – wiedermal – ein guter. Die Oscar-Nominierung fürPatrick Vollraths ALLES WIRD GUT ist danur der spektakuläre Schlusspunkt. Das zartePflänzchen österreichischer Film ist so zartnicht mehr, es blüht und gedeiht und ver-mehrt sich! So danken wir allen, die Film-kunst und Filmwirtschaft in Österreich för-dern und unterstützen.“

Die Differenzierung der Darsteller/innen-preise ist für Ursula Strauss, Präsidentin derAkademie eine gelungene Neuerung, denn

„Die Nebenrolle ist eine ungemein wichtigeund oftmals unterschätzte Kunstform, eineFigur zu kreieren, die eindrücklich bleibt,auch wenn sie nicht im Fokus der Geschichtesteht. Die in der Kürze der Zeit, die einemNebendarsteller oft nur zur Verfügung steht,glaubhaft ihre Geschichte erzählt, die Hand-lung unterstützt und vorantreibt.“

Im Fokus des Abends standen Menschen,Menschen vor und hinter der Kamera, aufund hinter der Bühne und auch Menschenauf der Flucht. Ein besonderer Moment wardie couragierte Dankesrede zur Flüchtlings-krise von Jakob Brossmann, der für LAM-PEDUSA IM WINTER den Preis als BesterDokumentarfilm erhielt. Der ganze Saal ap-plaudierte mit Standing Ovations. Die Flücht-lingskrise hat alle Filmschaffenden in diesemJahr enorm beschäftigt. Die Akademie desÖsterreichischen Films ist auch stolz darauf,daß die Initiative „For A Thousand Lives: BeHuman“ in Österreich ihren Ausgang ge-nommen hat. Ursula Wolschlager und Natha-lie Borgers ist es gelungen FilmemacherIn-nen und SchauspielerInnen aus ganz Europaund der ganzen Welt zu mobilisieren, vonDaniel Craig über Bruno Ganz bis HannaSchygulla.

Hilde Dalik berührte mit ihren offenen

und nachdenklich stimmenden Worten zumselben Thema. „Wir können über Flücht-lings-Obergrenzen reden und über Schengenund über die Kapazitäten und die Zäune,aber eines können wir nicht mehr: wir kön-nen nicht mehr so tun, als ginge uns das allesnichts an. Wir können nicht mehr nicht han-deln.“ Seit zwei Jahren arbeitet sie mit jun-gen Flüchtlingen als Gruppe chong* anTheater- und Tanzprojekten. „Wir machengerade eine Doku und ich schätze sie sehr,weil sie mir wieder Lust gegeben haben, neueWege zu gehen im Theater und im Film, undweil sie so anders sind als ich und dann dochüber die gleichen Sachen lachen.“

Der Gastgeber, Niederösterreichs Lan-deshauptmann Erwin Pröll, war überwältigtvom stimmigen, wertschätzenden Abend unddem Umgang der einzelnen mit dem Flücht-lingsthema.

Diesmal führten acht ModeratorInnendurch den Abend – Jessica Hausner, PhilippHochmair, Christiane Hörbiger, GabrieleKranzelbinder, Catalina Molina, David Schal-ko, Eva Spreitzhofer und Mirjam Unger –alle sowie die Geschäftsführerin Marlene Ro-pac und die Präsidentin der Akademie UrsulaStrauss wurden von Peter Holzinger (Sams-tag Shop) eingekleidet.

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Film

Einmalig, vielfältig, buntAm 20. Jänner wurde in Grafenegg der Österreichische Filmpreis 2016 verliehen.

Landeshauptmann Erwin Pröll (3. v.r.), Angehörige der Österreichischen Filmakademie, des ORF und die PreisträgerInnen

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Die filmaffine Grazer Band EFFI rundum Thomas Petritsch lieferte feine Auftritts-Grooves im Wechsel- und Zusammenspielmit dem Doppelquartett des steirischen Jä-gerchors. Markus Schleinzer war wiederMastermind der Bühnenshow im Setting vonGerhard Dohr, der die Bühne diesmal ver-spiegelte, die dank Art for Art realisierbarund leistbar wurde. Die syrische Köchin undKünstlerin Maha Abdalla hat die Festge-sellschaft – insgesamt waren 1200 Gästeangereist – gemeinsam mit Johannes Rosen-berger und Toni Mörwald bekocht. DieFilmemacherInnen Sabrina Reiter, DanielProchaska, Deniz Cooper und Salka Weberbewegten die Plattenteller und so wurde wie-der lange und wild getanzt.

Abend der Nominierten am 19. Jänner im Wiener Rathaus

Am Vorabend der Preisverleihung wurdein lockerer Atmosphäre im Wiener Rathausgefeiert und über die Arbeit der Nominiertengesprochen. Stadtrat Andreas Mailath-Po-korny begrüßte die Gästeschar und genoßden Abend inmitten der österreichischenFilm-Community. „Der Abend hebt die Wahr-nehmung auf die Vielfalt der heimischenFilmbranche und soll sich als Verneigungverstehen für alle diese Menschen und diehervorragende Arbeit, die jährlich geleistetwird“, so Markus Schleinzer, der mit Kennt-nis vieler Geschichten und Details durch denkurzweiligen Abend führte. Unterstützt wur-de er von den Patinnen des Abends, den bei-den Casterinnen Lisa Oláh und Eva Roth, so-wie von Tanja Petrovsky am Plattenspieler.

Die SkulpturDie spiralförmige Preisskulptur aus Alu-

minium stammt von der renommierten öster-reichischen Künstlerin VALIE EXPORT undist 37 cm groß und 3,3 kg schwer. Jede Sta-tuette ist signiert und somit ein originalesKunstwerk.

Der ORF – ein bewährter, langjähriger Kooperationspartner

Der ORF begleitet die Verleihung desÖsterreichischen Filmpreises bereits seitJahren mit zahlreichen Berichten und Son-dersendungen sowie mit der Ausstrahlungösterreichischer Filme zur Primetime. ORFIII berichtete wieder live von der Gala undwidmete dem heimischen Filmschaffen dengesamten Fernsehabend.

Die Akademie gratulierte allen Preisträ-gerInnen herzlich und bedankte sich beiallen Mitgliedern, die ehrenamtlich zum Ge-

lingen der Abende beigetragen haben sowiebei allen Förderern und Sponsoren. Bei derGala hat diese lange Liste in charmantester

Weise die Gebärdensprecherin Traude Bin-der performt. http://www.oesterreichische-filmakademie.at

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Film

Bester SpielfilmICH SEH ICH SEHProduzent: Ulrich SeidlRegie: Veronika Franz, Severin Fiala

Bester DokumentarfilmLAMPEDUSA IM WINTERProduzent: Jakob BrossmannRegie: Jakob Brossmann

Bester KurzfilmALLES WIRD GUTPatrick Vollrath

Beste RegieVeronika Franz, Severin FialaICH SEH ICH SEH

Beste weibliche HauptrolleUlrike BeimpoldSUPERWELT

Bester männliche HauptrolleJohannes KrischJACK

Beste weibliche NebenrolleGerti DrasslMA FOLIE

Beste männliche NebenrolleChristopher SchärfEINER VON UNS

Bestes DrehbuchChristian FroschVON JETZT AN KEIN ZURÜCK

Beste KameraMartin GschlachtICH SEH ICH SEH

Bestes KostümbildRenate Martin, Andreas DonhauserCASANOVA VARIATIONS

Beste MaskeRoman Braunhofer, Martha RuessICH SEH ICH SEH

Beste MusikOliver Welter, Herwig ZamernikJACK

Bester SchnittEvi RomenCASANOVA VARIATIONS

Bestes SzenenbildJohannes Salat, Hubert KlausnerICH SEH ICH SEH

Beste TongestaltungWilliam Edouard Franck, VeronikaHlawatsch, Bernhard MaischJACK

Die PreisträgerInnen 2016

Sie haben den besten Spielfilm gemacht (v.l.) Ulrich Seidl , Veronika Franz,Severin Fiala

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Vilma Kürer (in den USA Kurer), Tochter von Heinrich Kürer unddessen aus Mähren stammender Gattin Ida (geb. Schrottmann),

am 6. Oktober 1914 in Melk geboren, begann ihre Theaterkarriereachtzehnjährig in Wien mit kleinen Rollen, spielte ein Jahr in einemTournee-Ensemble und ging anschließend an das Deutsche Landes-theater in Prag. Als sich die Zeitschrift „Mein Film“ 1934 bemühte,neue Talente ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, zählte auchVilma Kürer zum ausgewählten Teilnehmerkreis. Sie war im Studien-jahr 1935/36 neben O.W. Fischer, Marianne Schönauer und Ge-raldine Katt Reinhard-Seminaristin, aufgrund einer ausgezeichnetenSprachtechnik gehörte sie 1937 zum Dubbing-Team, das in den Wie-ner Selenophon-Ateliers die Universal-Filme „Three Smart Girls“und „100 Men and a Girl“ synchronisierte, wobei sie jeweils dieRollen der jungen Deanna Durbin sprach. Zudem wirkte sie in derletzten unabhängigen austro-ungarischen Koproduktion der Hunnia-Tobis-Klangfilm „Die entführte Braut“ mit, die auf Paul AbrahamsFußball-Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ basierte.

Anschließend bis Juni 1938 an Bühnen erneut in Prag, führte siedie Flucht vor den Nazis mit Hilfe des englischen JournalistenSydney Morell nach Polen und Ende 1938 in die Vereinigten Staaten.

Englisch perfekt beherrschend, gelang der jungen Exilantin in einerder Billie Rose Shows der berufliche Anschluß in New York. VonFebruar bis Mai 1940 trat sie in der von Herbert Berghof mit einerReihe namhafter „refugees“ produzierten Revue „Reunion in NewYork“ der American Viennese Group im Little Theatre (früher Klein-kunstbühne Wien) auf. Eine danach angedrohte Deportation bereite-te ein Dilemma und sorgte für Schlagzeilen in den Zeitungen. Da sichdie Österreicherin noch immer mit einem Visitorsvisum im Landeaufhielt, riet man ihr zur Sicherung des weiteren Aufenthalts zur Ehemit einem Amerikaner, das Problem löste sich durch die Heirat mitdem Schauspieler Michael Joffre Lewis. Ein Faktum, das ihr Populari-tät einbrachte. Die frischgebackene Amerikanerin fand reichlich Enga-gements, teils im deutschsprachigen Bereich im Kultur-Angebot fürEmigranten, u.a. 1941 in Bruno Granichstädtens Operette „Wenn dieMusik spielt“ im Theresa L. Kaufmann Auditorium, in Jimmy Bergs

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Serie »Österreicher in Hollywood«Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel-biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus

Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 96. Folge portraitiert er

Vilma KührerSchauspielerin

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Werbeposter zu Columbias Spionagedrama »Walk East onBeacon« von 1952, gedreht in Areas von Boston und an derNew England-Coast, in der Regie von Alfred L. Werker

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Parodie „Das Weiße Rößl“, 1942 in Schu-berts „Das Dreimäderlhaus“ in der Fassungvon Jimmy Berg, beide im „Café Vienna“ amCentral Park und 1943 in Oscar Tellers Exil-Kabarett „Die Arche“. Dazu an Networks, inverschiedenen Shows oder Rollen in BenHechts CBS-Hörspiel „Crime Without Pas-sion“ und der Radiofassung des WarnerBros.-Dramas von 1942 „Kings Row“.

Beeindruckende Auftritte in Broadway-Stücken brachten ihr glänzende Kritiken ein,so in Reginald Denhams und Mary OrrsFarce-Komödie „Wallflower“ (1944) imCort Theatre, in Bertolt Brechts „The PrivateLife of the Master Race“ („Furcht und Elenddes Dritten Reiches“, 1945) im City Collegeof New York, mit den Bassermanns in derRegie von Berthold Viertel, 1947 in „Temperthe Wind“, einem Stück ehemaliger GIs imThe Playhouse, bei der Emigrantentruppe„Players from Abroad“ in Anne Nichols

„Dreimal Hochzeit“ unter der Regie LeonAskins und in Goethes „Faust“, darüber hin-aus 1949 im Lennox Hill Playhouse in Franz

Molnárs „The Good Fairy“ („Die Fee“) ineiner Produktion des Equity Library Theatre.1954 wurde sie für die Darstellung derZeugin Hilde Kranzbeck in dem Stück „TheWinner“ des Pulitzer Preis-Trägers ElmerRice mit dem Clarence Derwent Award aus-gezeichnet.

Hollywood gehörte anscheinend nicht zuKürers Intentionen, sie bevorzugte offensicht-lich die Theaterwelt New Yorks und der um-liegenden Summer Stocks. Zur Erfüllung fil-mischer Ambitionen boten die Fernseh-Stu-dios an der Ostküste ohnedies genügend Auf-gaben. Vilma Kürer stand von 1949 bis 1959in über 40 Episoden bekannter TV-Serienvor der Kamera, die in New York oder des-sen Umfeld gedreht wurden, wie „Hour GlassShow“, „Kraft Theatre“, „The Clock“, „Stu-dio One“, „Secret Storm“, The Goldbergs“und die dramatische Anthologie „ArmstrongCircle Theatre“. 1947 synchronisierte sie dieweibliche Hauptrolle in dem israelisch/ame-rikanischen Streifen „My Father’s House“(„Bayit Avi“) von Hebräisch in Englisch.Der möglicherweise latente Hollywood-Traum erfüllte sich 1952 mit einer Filmrolleim Spionagedrama „Walk East on Beacon“,eine Louis de Rochemont-Produktion undPräsentation der Columbia, wobei die Dreh-arbeiten in Boston Massachusetts stattfan-den.

Nach der frühen Aufgabe des Berufslebte die Künstlerin zurückgezogen in einemvornehmen Stadtteil der New Yorker West-side. Vilma Kürer, die nahe Verwandte imHolocaust verlor, in zweiter Ehe mit demSchauspieler Robert Barron verheiratet,starb am 4. Februar 2008 im New YorkerStadtteil Bronx. Die Bestattung erfolgte imRiverside Cemetery, Saddle Brook, BergenCounty, New Jersey.

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Serie »Österreicher in Hollywood«

Jack Manning und Vilma Kürer als Ehepaar Ross im pseudo-dokumentarischenFilm »Walk East on Beacon«, ein Thriller nach dem Reader's Digest-Artikel »TheCrime of the Century« von FBI-Direktor J. Edgar Hoover

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Mit dem Buch „Österreicher in Holly-wood“ legte der Zeithistoriker Rudolf

Ulrich die lang erwartete Neufassung seines1993 erstmals veröffentlichten Standardwer-kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchenkonnten 2004 die Ergebnisse in Form einerrevidierten, wesentlich erweiterten Buchaus-gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage istnicht nur ein Tribut an die Stars, sondernauch an die in der Heimat vielfach Unbe-kannten oder Vergessenen und den darüber-hinaus immensen Kulturleistungen österrei-chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt-kinematographie gewidmet: „Alles, was anetwas erinnert, ist Denkmal“, schließt derAutor.

Rudolf Ulrich undder Verlag FilmarchivAustria bieten Ihnen,sehr geehrte Leserin-nen und Leser, dieMöglichkeit, im „Ös-terreich Journal“ eini-ge Persönlichkeitenaus dem Buch „Öster-reicher in Hollywood“ kennenzulernen.

Rudolf Ulrich„Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten,zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei-terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1;http://www.filmarchiv.at

Franz Joseph I. aus dem Hause Habsburg-Lothringen wurde 1830 in Schloß Schön-

brunn in Wien geboren. Er regierte die Do-naumonarchie 68 Jahre lang, von seinerThronbesteigung im Alter von 18 Jahren biszu seinem Tod als 86jähriger. Er war Kaiservon Österreich und König von Ungarn. 1854heiratete Franz Joseph seine um sieben Jahrejüngere Cousine Elisabeth (1837-1898), dieunter ihrem Kosenamen „Sisi“ heute als diepopulärste Gestalt der Habsburger-Dynastiegilt. 1916 verstarb der vorletzte Kaiser mit-ten im 1. Weltkrieg in Schloss Schönbrunn.

Große Sonderausstellung »Franz Joseph 1830-1916«

Anläßlich des 100. Todestages von KaiserFranz Joseph findet von 16. März bis 27. No-vember 2016 die Sonderausstellung „FranzJoseph 1830-1916“ an vier Standorten in

Wien und Niederösterreich statt. Die in meh-rere Themenbereiche gegliederte Schau stelltden Monarchen in den Mittelpunkt, geht da-bei aber durchaus kritisch mit der Person desKaisers um und klammert auch das ThemaPolitik nicht völlig aus.http://www.franzjoseph2016.at

Mensch & Herrscher – Schloß Schönbrunn

Diese Ausstellung in der Sommerresi-denz der Habsburger widmet sich der PersonFranz Joseph.

Seine Vorfahren und Nachkommen, seineKindheit und Erziehung und einschneidendeEreignisse seines Lebens wie die Thron-besteigung 1848, die Verlobung und Ehe mitElisabeth in Bayern sowie der Ausgleich mitUngarn und dessen Folgen werden beleuch-tet. Die Schau findet in den beeindruckenden

Ausstellungsräumen im Erdgeschoß vonSchloß Schönbrunn statt.http://www.schoenbrunn.at

Repräsentation & Bescheidenheit –Kaiserliche Wagenburg Wien

Im Fokus steht die Inszenierung des kai-serlichen Images im Spannungsfeld vonopulenter Repräsentanz und Bescheidenheit.Gezeigt werden Kutschen und Kleider, dieder Monarch persönlich benutzte. Mit Hilfeerhaltener Prunkwagen, prachtvoller Pferde-geschirre, erlesener Festkleider und noblerHoflivreen werden drei bedeutende zeremo-nielle Ereignisse aus dem Leben des Kaisersvor Augen geführt: seine Hochzeit mit Eli-sabeth in Bayern (1854), seine Krönung inUngarn (1867) und seine feierliche Bestat-tung (1916).http://www.kaiserliche-wagenburg.at

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Das Schloß Schönbrunn, in dem Kaiser Franz Joseph I. am 18. August 1830 geboren wurde und 21. November 1916 starb

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Wien 2016: Imperial & Co(ntemporary)

Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) regierte 68 Jahre lang die Donaumonarchie.Der Habsburger war der Inbegriff kaiserlicher Macht und der vorletzte Herrscher

einer untergehenden Epoche. 2016 jährt sich sein Todestag zum 100. Mal.

Fest & Alltag – Hofmobiliendepot.Möbel Museum Wien

Diese Ausstellung zeigt den Kontrastzwischen den bescheidenen persönlichenAnsprüchen des Menschen Franz Joseph unddem prunkvollen Lebensstil, den seine büro-kratische Pflichterfüllung ihm auferlegte.Große Festlichkeiten und aufwendig organi-sierte Reisen waren Teil seines Herrscher-lebens. Die Schau im Hofmobiliendepot, ei-ner der größten Möbelsammlungen der Welt,wirft auch einen kritischen Blick auf dasNachleben und den Mythos Franz Josephs inverschiedenen Medien.http://www.hofmobiliendepot.at

Jagd & Freizeit – Schloß Niederweiden Die Schau im Schloß Niederweiden in

Niederösterreich beleuchtet u. a. die persön-liche Beziehung des Kaisers zum Weidwerk,die habsburgischen Jagdgebiete sowie Jagd-gesellschaften und deren politische Bedeu-tung.http://www.schlosshof.at

Der ewige Kaiser. Franz Joseph I.1830-1916

Die Österreichische Nationalbibliothekwidmet Franz Joseph I. von 11. März bid 27.November 2016 eine große Ausstellung mitdem Titel „Der ewige Kaiser. Franz Joseph I.1830-1916.“ Im Mittelpunkt steht der Kaiserals öffentliche Figur: Er war die wohl amhäufigsten abgebildete Person des 19. Jahr-hunderts, vor allem seine Regierungsjubi-läen und der 80. Geburtstag führten zu einerExplosion der Bildproduktion: Sein schein-bar zeitloses Gesicht war allgegenwärtig, eswar das einzig bindende Symbol des zerfal-lenden Habsburgerreiches. Heute befindensich mehr als 10.000 Fotografien, Grafikenund andere Lebensdokumente Franz Josephsin der Österreichischen Nationalbibliothek.Die Schau im Prunksaal präsentiert die Hö-hepunkte dieser umfangreichen Sammlung.Zudem werden die erst 2015 entdeckten ori-ginalen Abschiedsbriefe von Mary Vetseraaus Mayerling mit dem Kuvert des Kron-prinzen Rudolf zum ersten Mal öffentlichgezeigt.http://www.onb.ac.at

Imperiale Jubiläen 20162016 stehen neben Kaiser Franz Joseph

weitere imperiale Persönlichkeiten und In-stitutionen im Mittelpunkt. Das Untere Bel-vedere feiert 300. Geburtstag, sein Errichter,Prinz Eugen von Savoyen, starb vor 280 Jah-ren. Der Wiener Prater wurde vor 250 Jahren

von Kaiser Joseph II. der Öffentlichkeit zu-gänglich gemacht. Das Wien Museum Karls-platz widmet diesem Jubiläum die Ausstel-lung „In den Prater! Wiener Vergnügungenseit 1766“ (10. März bis 21. August 2016).Das einstige kaiserliche Jagdrevier ist heutemit rund sechs Quadratkilometern Wiensgrößtes Vergnügungs- und Naherholungsge-biet. 2016 begeht das Kunsthistorische Mu-seum Wien seinen 125. Geburtstag. Gelegenan der von Kaiser Franz Joseph beauftragtenRingstraße wurde das imposante Museumfür die Kunstschätze der Habsburger 1891eröffnet. Mit der großen SonderausstellungFeste feiern (8. März bis 11. September 2016)beleuchtet das KHM verschiedene Aspektejener Festkulturen, die sich in Europa vomSpätmittelalter und der Renaissance bis ins

18. Jahrhundert herausgebildet haben. ImFokus steht das Festmahl mit Essen, Trin-ken, Tanzen und Musizieren, insbesonderemit Blick auf habsburgische Residenzen.http://www.belvedere.athttp://www.wienmuseum.athttp://www.khm.at

Eine ausgezeichnete Informationsquelleüber die Geschichte und die „Geschichtender Habsburger“ (auf Deutsch und Englisch)findet man unterhttp://www.habsburger.net

Wo sich Imperiales und Zeit-genössisches in Wien begegnen

Vergangenheit und Gegenwart: In Wienverbinden sich diese beiden Elemente auf

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In der Österreichischen Nationalbibliothek – hier im Bild deren Prunksaal – findetdie Ausstellung »Der ewige Kaiser. Franz Jofeph I, 1830-1916« statt.

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Nur wenige Autominuten von Schloß Hof entfernt befindet sich das kaiserlicheJagdschloß Niederweiden.

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einzigartige und spannende Weise. Das warschon zur Kaiserzeit so: Direkt gegenüberder Hofburg, dem imperialen Machtzentrumim Herzen Wiens, entstand ab 1909 ein Ge-schäftshaus nach den Entwürfen von AdolfLoos. Das sogenannte Looshaus schockiertedie WienerInnen mit seiner glatten, schmuck-losen Fassadengestaltung und soll auch Kai-ser Franz Joseph ein Dorn im Auge gewesensein. Heute gilt es als eines der zentralenBauwerke der Wiener Moderne.

Was der Kaiser nicht mehr erlebte, ist dieUmwandlung seiner barocken Pferdestallun-gen in eines der größten Kulturareale welt-weit. Das MuseumsQuartier Wien (MQ)feiert 2016 seinen 15. Geburtstag. Kunst-halle Wien und mumok – museum modernerkunst stiftung ludwig wien zeigen dort Zeit-genössisches auf höchstem Niveau. DieKunsthalle Wien hat seit ihrer Eröffnung1992 über zwei Millionen BesucherInnen re-gistriert. Das mumok besitzt eine Sammlungvon über 9600 Werken und ist damit dasgrößte Museum für moderne und zeitgenös-sische Kunst in Mitteleuropa. Darüber hin-aus hat das Haus die weltweit größte Mu-seumssammlung zum Wiener Aktionismusvorzuweisen. Ebenfalls im MQ befindet sichdas Q21. Es bietet rund 50 Kultur-InitiativenPlatz, die sich mit Themen von Klangkunstüber elektronische Musik bis hin zu StreetArt beschäftigen.

Gegenwartskunst zeigt sich in Wien auchan ungewöhnlichen Orten. Das Belvederebespielt das barocke Winterpalais des Prin-zen Eugen in der Innenstadt mit modernerKunst, etwa bis 6. März 2016 mit einer Aus-stellung des dänisch-isländischen KünstlersOlafur Eliasson. Das an der Ringstraße in

einem historischen Gebäude gelegene MAK– Österreichisches Museum für angewandteKunst / Gegenwartskunst stellt im MAK De-sign Labor Bezüge zwischen Kunst und All-tag her. Und die Secession präsentiert nichtnur Gustav Klimts berühmten „Beethoven-

fries“ aus dem Jahre 1902, sondern auchregelmäßig Ausstellungen zeitgenössischerKünstlerInnen.http://www.hofburg.comhttp://www.adolfloos.athttp://www.mqw.athttp://www.kunsthallewien.athttp://www.mumok.athttp://www.q21.athttp://www.belvedere.athttp://www.khm.athttp://www.mak.athttp://www.secession.at

Gelungene Symbiosen zwischen klassi-scher und gegenwärtiger Kunst gibt es inWien natürlich auch in der Musik, etwawenn das Festival für zeitgenössische MusikWien Modern in traditionsreichen Konzert-sälen wie dem Musikverein oder dem Kon-zerthaus gastiert. Im Bereich Design liefertdie Vienna Design Week, die 2016 zum 10.Mal stattfindet, spannende Kooperationenjunger GestalterInnen mit etablierten WienerHandwerksbetrieben wie etwa einstigenk.u.k. Hoflieferanten. Einen ähnlichen An-

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Das sogenannte Looshaus schockierte die WienerInnen mit seiner glatten, schmuck-losen Fassadengestaltung und soll dem Kaiser ein Dorn im Auge gewesen sein.

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Das MusemsQuartier mit dem Leopold Museum

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satz verfolgt die Wien Products Collection,die Wiener Unternehmen mit DesignerInnenzusammenzuführt.http://www.wienmodern.athttp://www.viennadesignweek.athttp://www.wienproducts.at

Tradition und Innovation begegnen sichin Wien auch im Restaurant. SpitzenkochChristian Domschitz logiert mit seinemVestibül in der einstigen kaiserlichen Kut-scheneinfahrt im Burgtheater an der Ring-straße. Dort kocht er Hummerkrautfleisch,eine Neuinterpretation des klassischen Sze-gediner Kraufleisches. Modern speisen imimperialen Rahmen läßt es sich auch imCafé-Restaurant Halle im MuseumsQuartier,das in der Winterreithalle eingerichtet wur-de, oder im Palmenhaus, einem im Jugend-stil erbauten Glashaus im Burggarten. Im alt-ehrwürdigen Café Landtmann haben dieWiener DesignerInnen Lucy.D den Tortenein schickes Outfit-Update verpaßt. DieLandtmann-Kollektion wurde 2015 mit demWallpaper Design Award in der Kategorie„Best Coffee and Cake“ ausgezeichnet. ImDogenhof, einem an venezianische Palazzierinnernden Jahrhundertwendebau auf derPraterstraße, hat sich mit Supersense eininteressanter Mix aus Café, Concept Storeund Handwerksbetrieb niedergelassen.

http://www.vestibuel.athttp://www.diehalle.athttp://www.palmenhaus.athttp://www.landtmann.athttp://the.supersense.com

Zeitgenössische Orte in WienZeitgenössische Kunst ist in Wien nicht

nur im MuseumsQuartier zu finden. Das zumBelvedere gehörende 21er Haus wird alsPlattform für die österreichische Kunst von1945 bis heute im internationalen Kontextgenutzt. Francesca Habsburgs KunststiftungThyssen-Bornemisza Art Contemporary(TBA21) bespielt ein einstiges Museum imAugarten im 2. Bezirk, TBA21 – Augartenversteht sich als Labor für Kunst, Designund Kreativität. Im 10. Bezirk wurde ein Fa-brikgebäude zu einem Kunstcluster. Die Brot-fabrik beherbergt mehrere Kunst- und Foto-galerien (u. a. Hilger Modern Contemporary,OstLicht, Anzenberger Gallery) sowie Künst-lerateliers, Musik- und Tanzinitiativen sowieSozialprojekte. Auch das Kunst Haus Wien,das 2016 seinen 25. Geburtstag begeht, prä-sentiert zumeist Fotokunst.

Die Wiener Galerien- und Off-Spaces-Szene ist für ihre lebendige Vielfalt bekannt.Neben etablierten Ausstellungsräumen, dievorrangig im 1. Bezirk zu finden sind, for-mierten sich schon vor einigen Jahren weite-

re Schwerpunkte in der Eschenbachgasse na-he der Akademie der bildenden Künste undin der Schleifmühlgasse im 4. Bezirk, unweitvom Naschmarkt. Auch der kreativ geprägte7. Bezirk hat ambitionierte Galerien für zeit-genössische Kunst vorzuweisen. Im 9. Be-zirk haben sich Ateliers und Galerien vorallem im Servitenviertel (rund um die Ser-vitengasse) angesiedelt. Einen Überblicküber aktuelle Ausstellungen bietet der Ver-band österreichischer Galerien modernerKunst auf seiner Website. ZeitgenössischerKunst begegnet man in Wien aber nicht nurin Museen und Galerien, sondern auch imöffentlichen Raum. Werke internationalerund österreichischer KünstlerInnen von derInstallation bis zur Skulptur werden an aus-gewählten Plätzen in der Stadt präsentiert.Unter anderem können Objekte von TonyCragg, Fritz Wotruba, Alfred Hrdlicka oderHenry Moore besichtigt werden. Und auchin Wiens U-Bahn lohnt es sich, die Augenoffen zu halten, denn die Organisation Kunstim öffentlichen Raum hat zahlreiche Statio-nen mit Kunstwerken ausgestattet. http://www.21erhaus.athttp://www.tba21.orghttp://www.brotfabrik.wienhttp://www.kunsthauswien.comhttp://www.diegalerien.athttp://www.koer.or.at

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Kunst Haus Wien: Friedensreich Hundertwasser hat das Museum in der Unteren Weißgerberstraße gestaltet.

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