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diagnostik und therapie der pilzkrankheiten und neuere ...

Date post: 08-Jan-2023
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DIAGNOSTIK UND THERAPIE DER PILZKRANKHEITEN UND NEUERE ERKENNTNISSE IN DER BIOCHEMIE DER PATHOGENEN PILZE VORTRÄGE DER 6. WISSENSCHAFTLICHEN TAGUNG DER DEUTSCHSPRACHIGEN MYKOLOGISCHEN GESELLSCHAFT IN WIEN VOM 15. BIS 17. JULI 1966 HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. HANS GÖTZ KLINIKUM ESSEN DER RUHRUNIVERSITÄT BOCHUM UND DR. HANS RIETH HAMBURG UNTER MITARBEIT VON DR. OTTO MALE I. UNIVERSITÄTS-HAUTKLINIK IN WIEN UND UNIV.-DOZ. DR. JOSEFINE THURNER II. UNIVERSITÄTS-HAUTKLINIK IN WIEN MIT 178 TEXTABBILDUNGEN 1970 GROSSE VERLAG BERLIN
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DIAGNOSTIK UND THERAPIEDER PILZKRANKHEITEN

UNDNEUERE ERKENNTNISSE IN DER

BIOCHEMIE DER PATHOGENEN PILZE

VORTRÄGE DER6. WISSENSCHAFTLICHEN TAGUNG DER

DEUTSCHSPRACHIGEN MYKOLOGISCHEN GESELLSCHAFT

IN WIENVOM 15. BIS 17. JULI 1966

HERAUSGEGEBEN VON

PROF. DR. HANS GÖTZKLINIKUM ESSEN DER RUHRUNIVERSITÄT BOCHUM

UND

DR. HANS RIETH

HAMBURG

UNTER MITARBEIT VON

DR. OTTO MALE

I. UNIVERSITÄTS-HAUTKLINIK IN WIEN

UND

UNIV.-DOZ. DR. JOSEFINE THURNERII. UNIVERSITÄTS-HAUTKLINIK IN WIEN

MIT 178 TEXTABBILDUNGEN

1970

GROSSE VERLAGBERLIN

DIAGNOSTIK UND THERAPIEDER PILZKRANKHEITEN

UNDNEUERE ERKENNTNISSE IN DER

BIOCHEMIE DER PATHOGENEN PILZE

VORTRÄGE DER6. WISSENSCHAFTLICHEN TAGUNG DER

DEUTSCHSPRACHIGEN MYKOLOGISCHEN GESELLSCHAFT

IN WIENVOM 15. BIS 17. JULI 1966

HERAUSGEGEBEN VON

PROF. DR. HANS GÖTZKLINIKUM ESSEN DER RUHRUNIVERSITÄT BOCHUM

UND

DR. HANS RIETHHAMBURG

UNTER MITARBEIT VON

DR. OTTO MALE

I. UNIVERSITÄTS-HAUTKLINIK IN WIEN

UND

UNIV.-DOZ. DR. JOSEFINE THURNERII. UNIVERSITÄTS-HAUTKLINIK IN WIEN

MIT 178 TEXTABBILDUNGEN

1970

GROSSE VERLAG

BERLIN

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen,

vorbehalten

Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht

gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem

Wege (Photokopie, Mikrokopie) oder auf andere Art zu verviel-

fältigen

© by Grosse Verlag Berlin 1970

Printed in Germany

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Waren-

bezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere

Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinn

der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu

betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden

dürften

Satz und Druck: Max Schönherr KG, BerlinBuchbinderische Verarbeitung: Fritzsche - Ludwig KG, Berlin

„Bei der wachsenden Bedeutung, die Lokal- und

Allgemeinerkrankungen durch Pilze,

speziell durch Candida-Arten, in den letzten Jahren gewonnen

haben, freuen wir uns, Ihnen eine Synopsis

über Epidemiologie, Klinik und Therapie dieses sich rasch

wandelnden Teilgebietes der Medizin zu übergeben."

von Heyden, München

IV

Begrüßungsansprache des Vorsitzendender Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft,

Prof. Dr. H. Götz, Essen

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

zum 6. Male hat die Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft Sieheute zu ihrer Jahressitzung eingeladen. Wenn wir in den vergangenenJahren ohne Umschweife in medias res gingen, so gibt es doch keine Regelohne Ausnahme. Zum ersten Male seit der Gründung unserer Gesellschaftin Essen im Frühjahr 1961 tagen wir außerhalb der Grenzen der Bundes-republik Deutschlands, nämlich in der heute ältesten deutschsprachigen Uni-versität Wien. Als Vorsitzender unserer Gesellschaft darf ich es daher alseine hohe Auszeichnung betrachten, daß unserer im Vergleich zu anderenOrganisationen zahlenmäßig noch kleinen Gesellschaft die große Ehre zu-teil wurde, das Interesse des österreichischen Bundesministers für Unter-richt, Dr. PIFFL-PERCEVIC, und des Herrn Bürgermeisters von Wien, HerrnBruno MAREK, gefunden zu haben. So möchte ich denn an erster Stelle dieVertreter dieser beiden Dienststellen, Herrn Ministerialrat REISENBERGER

und Herrn Stadtrat SIGMUND sowie Herrn SCHINDEL, Leiter der Sozialab-teilung, ganz besonders herzlich begrüßen und Ihnen sagen, wie sehr wirIhre Anteilnahme an der Entwicklung unserer noch jungen Gesellschaft alsaußergewöhnlich vermerken und sie zu würdigen wissen, daß wir Ihre Ge-genwart aber vor allem als Ausdruck österreichischen Charms und groß-herziger Gastfreundschaft empfinden.

Durch das wohlwollende Verständnis des Direktors der hiesigen II. Uni-versitäts-Hautklinik, des z. Z. auch amtierenden Präsidenten der DeutschenDermatologischen Gesellschaft, Herrn Prof. WIEDMANN, in Gemeinschaftmit dem Direktor der hiesigen I. Universitäts-Hautklinik, Herrn Prof.TAPPEINER, wurde es uns ermöglicht, in Wien zu tagen und dadurch die Be-zeichnung unserer Gesellschaft als „Deutschsprachige" Mykologische Gesell-schaft gleichsam Gestalt annehmen zu lassen. Dafür möchte ich beiden Her-ren meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Wenn auch das oberste Zielunserer Vereinigung die Erforschung der durch Pilze bedingten Krankhei-ten und aller damit im Zusammenhang stehenden Probleme gilt, so gehtHand in Hand damit doch auch die Pflege der internationalen Beziehun-gen. Sie im Geiste meines verstorbenen Lehrers und Freundes ALFRED

MARCHIONINI ZU fördern war unser Leitgedanke, als wir noch' zu seinenLebzeiten bei der Gründung der Gesellschaft 1961 das Attribut „Deutsch-sprachig" vorzogen.

Es kann aber nicht verschwiegen werden, daß der Anstoß zum Zusam-menschluß aller Human- und Veterinärmediziner, Biologen und Botaniker,soweit sie an medizinisch-mykologischen Problemen interessiert sind, vonHerrn Prof. VANBREUSEGHEM aus Antwerpen ausging. Er war es, der dieInternationale Gesellschaft für humane und animale Mykologie 1953 be-gründete und deren Generalsekretär er bisher geblieben ist. Eine ganz be-sondere Freude ist es mir daher heute, ihn auch in diesem Jahre in unsererMitte zu wissen und ihn nun schon als alten Freund von ganzem Herzenwillkommen zu heißen.

Die Pilzkrankheiten haben in den Jahren nach dem zweiten Weltkriegin der ganzen Welt eine fast ungewöhnliche Aufmerksamkeit gefunden.War es vor dem Kriege nur eine Handvoll Forscher, die sich insbesonderemit der „medizinischen" Mykologie auseinandersetzte, so ist heute ihreZahl fast schon unübersehbar geworden. Das ist aber kein Nachteil, dennje mehr mykologisch geschulte Arbeiter bemüht sind, Steinchen auf Stein-chen zusammenzutragen, um so eher wird es gelingen, in unserem Sektordas erstrebte Ziel einer von Infektionserregern freien Gesundheit zu er-reichen. Wie Sie aus unserem Programm ersehen, enthält es auch in diesemJahr wieder Beiträge aus verschiedensten Ländern, so aus der Schweiz, ausBelgien, Ungarn, England, Schweden, aus der Tschechoslowakei, aus Polen,Jugoslawien, Bulgarien, deren Repräsentanten ich hierdurch besondersherzlich begrüße.

Nur ein Wermutstropfen mischt sich heuer in meine Ansprache. Zu un-serem großen Bedauern gelang es nicht, eine größere Zahl von Mykologenaus der DDR nach Wien reisen zu lassen. Um so herzlicher heißen wir diewenigen Vertreter willkommen: Herrn Prof. BRAUN und Herrn Prof.WILDFÜHR aus Leipzig sowie Herrn Dr. ZIEGLER aus Berlin, die uns als parspro toto und gleichsam als „Raritäten" besonders wertvoll sind.

Ich möchte nicht schließen, ohne meinen aufrichtigen Dank noch denjeni-gen abzustatten, die mit der Vorbereitung und Durchführung der heutigenTagung beauftragt waren. Wir alle wissen, welch monatelange Mühe undArbeit notwendig ist, damit ein Kongreß in wenigen Stunden reibungslosabläuft. Hier an aktiver Stelle gestanden zu haben, ist bei ungezählten De-tails das Verdienst von Frau Dr. THURNER von der II. Universitäts-Haut-klinik, bei allgemeinen organisatorischen Fragen des Herrn Dozenten Dr.SPITZY von der Wiener Medizinischen Akademie und last not least desHerrn Oberarztes Dr. MALE von der I. Universitäts-Hautklinik, der dieersten Fäden knüpfen half. Ich bin sicher, daß bei so viel aufmerksamerVorbereitungsarbeit, und in einer landschaftlich wie historisch reizvollenUmgebung, die 6. Tagung der Deutsprachigen Mykologischen Gesellschaftin Wien zu einer der erinnerungswürdigsten in unserer noch kurzen Ge-schichte zählen wird.

HANS GÖTZ

V

VI

Zum Gruß!

Ich betrachte es als eine außerordentliche Freude und Ehre, dieDeutschsprachige Mykologische Gesellschaft anläßlich ihrer 6. Tagung inWien begrüßen zu können. Es ist zu wünschen, daß die Teilnehmer amwissenschaftlichen Teil des Kongresses ebenso wie ihre Angehörigen undFreunde nicht nur aus dem reichen Programm Nutzen und Anregung ziehen,sondern auch die Schönheiten der alten Kaiserstadt, welche ja durch Jahr-hunderte auch gleichzeitig der Sitz der deutschen Kaiser war, kennenlernenund genießen werden. Wenn Österreich auch nun schon seit nahezu 50Jahren zu einem kleinen Staat zusammengeschmolzen ist, bildet Wien dochimmer noch einen Anziehungspunkt sowohl für Wissenschaftler und Gelehr-te aus aller Herren Länder, wie auch für Menschen, die nur die Schönheitder Stadt und der sie umgebenden Landschaft auf sich wirken lassenwollen.

So begrüße ich Sie nochmals aufs herzlichste und wünsche Ihnen eineerfolgreiche Arbeit und unbeschwerte Tage in Wien!

A. WIEDMANN

Aus der Geschichte der Wiener UniversitätIhre Beziehungen zur medizinischen Mykologie

Ein kurzer Rückblick auf die Vergangenheit der ehrwürdigen AlmaMater Rudolphina, die erst im Vorjahr ihr 600jähriges Jubiläum feiernkonnte und unter deren Dach unsere Tagung stattfindet, sei dieser vorange-stellt. Die geistigen Voraussetzungen für die Universitas magistrorum etscholarium Viennensis entwickelten sich bereits in den zahlreichen Ordens-schulen der Babenbergerzeit; vor allem aber in der 1147 gegründeten La-teinschule (Stephansschule), an der im 12. und 13. Jahrhundert eine Reiheweithin berühmter Gelehrter wirkten. Der für die damalige Zeit außeror-dentlich hohe Stand des Bildungswesens und der ausgezeichnete Ruf Wiensals Schulstadt bewogen denn auch den aufgeschlossenen und reform-freudigen Herzog Rudolf IV. — dem Wien u. a. den Stephansdom ver-dankt — die Errichtung einer Universität zu betreiben. Sein am 12. März1365 erlassener Stiftbrief gründete nach dem Beispiel der weltberühmten

VII

hohen Schulen zu Montpellier, Bologna und Paris ein Generalstudium aller„erlaubten" Wissenschaften, verlieh dazu eine eigene „Pfaffenstadt", räum-te den Studenten Zoll- und Steuerfreiheit ein und garantierte ihnen eineneigenen Gerichtsstand. Nach Pariser Vorbild sollte der Rektor der aus jevier Fakultäten und Nationen bestehenden Gesamtuniversität aus der Ar-tistenfakultät gewählt werden.

Papst Urban V. billigte dieses Projekt mit einem feierlichen Dekret vom18. Juni 1365, in dem er den Studenten die angestrebten Privilegien ge-währte und den Dompropst von St. Stephan mit der Erteilung der „Li-zenz" und Vornahme der Promotionen, aber auch mit der Ausübung desobersten Richteramtes betraute. Die Gründung der, damals aufwendigsten,theologischen Fakultät wurde wohl zunächst von der Stiftung ausgenom-men, konnte jedoch bereits 1384 von Herzog Albrecht III. bei Papst UrbanVI. erwirkt werden, als der durch das Schisma verursachte Konflikt eineReihe der hervorragendsten Theologen der Pariser Fakultät nach Wienführte. Im selben Jahr wurde auch der sogenannte „erneuerte Stiftbrief",der das „Collegium Ducale" für 12 Artistenmagister begründete, die Do-tierung der Universität festlegte und ihr das Recht erteilte, sich selbst Statu-ten zu geben, erlassen. Diese Maßnahmen führten zu einem raschen An-wachsen der wissenschaftlichen Bedeutung und des Ansehens der Univer-sität, die bereits zu Ende des 14. Jahrhunderts die stattliche Zahl von4000 Studenten oder etwa 30 Collegien allein an der artistischen Fakultätaufzuweisen hatte.

In den folgenden Jahrhunderten erfuhr unsere Alma Mater, einbezo-gen in die wechselvolle Geschichte Wiens und Österreichs, die neben Periodendes Glanzes und der Blüte die Magyarenbesetzung und den Türkenan-sturm erlebten, von Hungersnöten, Seuchen und der Pest heimgesucht wur-den, die Wirren der Reformation, der Gegenreformation und zahlreicherKriege durchmachten, ein bewegtes Schicksal. Nicht immer konnte sie sichauf der Höhe ihrer Leistungen und ihres Ansehens halten, aber immerfolgten auf Phasen des Stillstandes Perioden der kraftvollen Erneuerung,in denen sie eines der großen Zentren der Geistigkeit Europas war undLehrer und Schüler aus aller Welt an sich zog.

Einige der glanzvollsten Epochen verdankt die Wiener Universität ihrermedizinischen Schule. Hier ist in erster Linie GERARDUS VAN SWIETEN, Leib-arzt Kaiserin Maria Theresias, Protomedicus der Erblande, Fakultäts- undStudiendirektor, zu nennen, der als überragender Mensch und Arzt, aberauch als weitblickender und großzügiger Reformator des Bildungs- und Ge-sundheitswesens in die Geschichte der Medizin eingegangen ist. Es warnicht zuletzt seiner Aufbauarbeit zu danken, wenn in der Folge unter KaiserJosef II. das Allgemeine Krankenhaus als damals modernstes und größtesUniversitätsspital errichtet, die Josephinische Akademie als Bildungsstätte

VIII

von Militärchirurgen ins Leben gerufen und neben einer Reihe sonstigerwertvoller Neuerungen im Sanitätswesen die routinemäßige Leichenöffnungeingeführt werden konnten.

Aus der großen Zahl hervorragender Gelehrter des damaligen medizi-nischen Wien seien nur LEOPOLD VON AUENBRUGGER, der Erfinder der Per-kussion, JOHANN PETER FRANK, der Begründer der Hygiene, JOSEPH GALL,einer der Pioniere der Hirnforschung, und MARCUS ANTON PLENCIZ, der be-reits 1762 die Infektionskrankheiten mit einem „Contagium animatum" inZusammenhang brachte, genannt. In dieselbe Ära fällt auch die 1767 er-folgte Gründung der ersten Tierarzneischule des deutschen Sprachraumesin Wien, die ab 1812 der medizinischen Fakultät eingegliedert war.

Die erste Beziehung Wiens zur medizinischen Mykologie fällt in den An-fang des 19. Jahrhunderts, als DAVID GRUBY an der hiesigen Universitätsein Medizinstudium absolvierte. Als Schüler von CARL V. ROKITANSKY undJOSEPH BERRES entwickelte er im Rahmen seiner 1839 veröffentlichtenDissertationsarbeit eine grundlegend verbesserte Mikroskopiertechnik, dieihn später bekanntlich befähigte, den myzetischen Erreger der damalsätiologisch noch ungeklärten Mikrosporie nachzuweisen, sowie den Favusund den Soorpilz näher zu beschreiben. HEBRA, der Gründer einer der bei-den ersten großen Dermatologieschulen, stand den Pilzen zwar skeptischgegenüber, erteilte der Mykologie aber durch minutiöse klinische Studien di-verser Dermatomykosen wertvolle Impulse. Zu seinen Schülern zählteSCHINDELKA, Professor für interne Medizin an der Tierärztlichen Hochschule,der das erste veterinärmedizinische Lehrbuch der Dermatologie verfaßteund darin auch eine ausführliche Darstellung der Hautmykosen gab. 1890isolierte H. EPPINGER sen. erstmalig in der Humanmedizin eine Nocardiaasteroides. 1925 lieferte G. RIEHL jun. die Erstbeschreibung der patholo-gisch-anatomischen Veränderungen der Histoplasmose und aus derselbenZeit stammen die grundlegenden Arbeiten von ZACH über mehrere kera-tinophile Myzeten. Auch an der neuesten Entwicklung der Mykologie hatteWien Anteil. Es war wieder RIEHL, der durch seine Untersuchungenwegbereitend an der Einführung der Griseofulvintherapie in der Human-medizin mitwirkte.

Unser Rückblick zeigt, daß die Mykologie in der 600jährigen Geschich-te unserer Alma Mater Rudolphina und ihrer medizinischen Schule wohlnur einen jungen, aber nichtsdestoweniger traditions- und erfolgreichenWissenszweig darstellt. Wenn heuer erstmalig die deutschsprachige Sektionder internationalen Mykologengesellschaft an der heute ältesten deutsch-sprachigen Universität tagt, so möge dies unserer ständig an Bedeutunggewinnenden Disziplin auch für ihre zukünftige Entwicklung fruchtbringen-de Impulse erteilen.

J. TAPPEINER

I X

Inhaltsverzeichnis

Vorwort III

Begrüßungsansprache des Vorsitzenden der Deutschsprachigen Myko-logischen Gesellschaft, Prof. Dr. H. GÖTZ, Essen IV

Zum Gruß! Von Prof. A. WIEDMANN, Wien VI

Aus der Geschichte der Wiener Universität. Ihre Beziehungen zur medi-zinischen Mykologie. Von Prof. Dr. J. TAPPEINER, Wien . . . . VI

A. Pilzerkrankungen beim Menschen 1

Botanisch-mykologische Grundbegriffe und diagnostischer Aussagewertder Kultur. Von Dr. G. A. DE VRIES, Baarn 1

Klinik und Diagnostik der Dermatomykosen. Eine Bilddemonstration.Von Prof. Dr. H. GÖTZ, Essen 7

Laboratoriumsdiagnostik der Dermatomykosen. Von Dr. H. RIETH,

Hamburg. Mit 12 Textabbildungen 12

Kritische Bemerkungen zur Therapie der Dermatomykosen. Von Prof.Dr. G. POLEMANN, Krefeld 28

Berufsmykosen im Zusammenhang mit ihrer Ökologie und mit demGrad der parasitären Adaptation ihrer Erreger. Von Priv.-Doz. Dr.V. A. BALABANOFF und Dr. T. FILKOV, Sofia 32

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen. Von Prof. Dr.H.-J. HEITE, Freiburg. Mit 23 Textabbildungen 35

Isolierung und Differenzierung häufiger Sproßpilze im Laboratorium.Von Dr. D. HANTSCHKE, Essen. Mit 21 Textabbildungen . . . . 55

Der Einfluß der Qualität des Agars auf die Haemolyse in den Kulturenvon Candida albicans. Von Doz. Dr. M. KUPROWSKI, Wroclaw . . 69

X Inhaltsverzeichnis

Diagnostik und Epidemiologie der Candida-Mykosen in Griechenland.Von Dr. URANIE MARCELOU-KINTI, Athen 70

Therapeutique des levuroses. Von Prof. Dr. R. VANBREUSEGHEM, Anvers 73

Candida albicans als ein allergener Faktor bei Kindern mit Asthmabronchiale. Von Prof. Dr. T. NOWAKOWSKI, Dr. JANINA LEWAN-DOWSKA, Dr. BRONISLAWA SIELICKA, Wroclaw 79

Klinik, Diagnostik und Therapie der Aktinomykosen. Von Prof. Dr.F. LENTZE, Köln 83

Diagnose und Therapie der Aspergillosen. Von Dr. T. WEGMANN, St.Gallen. Mit 17 Textabbildungen 93

Myzetomhöhle und Myzetominhalt als Reaktionsprodukt der Ausein-andersetzung von Schimmelpilzen und menschlichem Organismus.Von Dr. P. SKOBEL, Marienheide, und Dr. M. PLEMPEL, Wuppertal-Elberfeld. Mit 8 Textabbildungen 115

Laboratoriumsdiagnostik der Schimmelpilze. Von Prof. Dr. R. KADEN,Berlin. Mit 4 Textabbildungen 125

Probleme der Pilzerkrankungen der inneren Medizin. Von Prof. Dr.F. MLCZOCH, Wien 133

B. Pilzerkrankungen bei Tieren 137

Zur Mucormykose bei Tieren. Von Dr. J. NICOLET und Dr. H. KÖNIG,Bern 137

Durch Aspergillus fumigatus verursachte Pneumomykose bei Enten-küken. Von Doz. Dr. M. PALYUSIK, Budapest. Mit 6 Textabbil-dungen 140

Über lymphogranulomähnliche Veränderungen bei experimentellenMykosen. Von Dr. G. RYVARDEN, Wien 144

Beitrag zur Kenntnis der Ätiologie und Verbreitung der Trichophytie.Von Dr. S. CUTURIC und Dr. M. HAJSIG, Zagreb 145

Bekämpfung der Trichophytie beim Rind auf Landwirtschaftsgütern.Von Dr. M. HAJSIG und Dr. S. CUTURIC, Zagreb 148

Vergleichende Untersuchungen zum Wachstum tierpathogener Pilze aufSabouraud-Agar mit verschiedenen Zusätzen. Von Prof. Dr. H.KRAFT, München 151

Inhaltsverzeichnis ' XI

Untersuchungen des Vitaminbedarfs von Trichophyton-verrucosum-Stämmen tierischer Herkunft. Von Dr. K. H. BÖHM, Hannover . . 153

C. Neue Erkenntnisse in der Biochemie keratinophiler Saprophytenund Dermatophyten 159

Die Ausscheidung von Enzymen zum Abbau polykondensierter Sub-strate durch keratinophile Saprophyten und Dermatophyten. VonDr. rer. nat. habil. H. ZIEGLER, Berlin 159

Verbreitung von Peptidasen bei Dermatophyten. Von Dr. M. MUFTIC,Berlin 171

Zur Frage der Temperaturabhängigkeit des Keratinabbaues durch dasTrichophyton mentagrophytes (unter besonderer Berücksichtigungder Tinea unguium pedis). Von Prof. Dr. H. GÖTZ und Dr. D.HANTSCHKE, Essen 174

Fermenthistochemische Untersuchungen zur Wirkungsweise des Griseo-fulvins auf Dermatophyten. Von Dr. O. MALE und Dr. K. HOLU-BAR, Wien. Mit 7 Textabbildungen 178

Keratinophilie und Neigung zum Parasitismus. Von HochschuldozentinDr. LUISE KREMPL-LAMPRECHT, München 187

Beitrag zur serologischen Verwandtschaft der Dermatophyten. VonDoz. Dr. H. PALDROK und Dr. K. R. SUNDSTRÖM. Mit 1 Text-abbildung 191

Papierchromatographische Untersuchungen serologisch reagierenderPolysaccharide einiger Dermatophyten. Von Dr. P. KIELSTEINund Dr. W. ERLER, Jena-Zwätzen. Mit 1 Textabbildung . . . . 193

Hormonwirkungen auf Dermatophyten. Von Prof. Dr. H. KRESBACHund Dr. H. HELIGE, Graz. Mit 9 Textabbildungen 197

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten. Von Priv.-Doz. Dr. W. LOEFFLER, Basel. Mit 8 Textabbildungen 207

Zur Technik des mikrobiologischen Antimykotikum-Nachweises. VonDr. W. DITTMAR, Frankfurt/M.-Hoechst. Mit 5 Textabbildungen . 235

Die praktische Bedeutung der Pilzdesinfektion für die Therapie undProphylaxe der Dermatomykosen. Von Priv.-Doz. Dr. K. MÜL-HENS, Hamburg 244

XII Inhaltsverzeichnis

Bekämpfung der Fußmykosen durch antimykotische Strumpfausrüstungmit Paraoxydiphenylmethan. Von Doz. Dr. H.-D. JUNG, Pasewalk 249

Spezifische enzymatische Reaktionen der Hefen. Von Dipl.-Chem. Dr.H. BÜRGER und Priv.-Doz. Dr. HANNE-LENE MÜLLER, Marburg . 251

Enzymchemische Untersuchungen an Sproßpilzen. Von Dr. rer. nat.habil. H. A. KOCH, Erfurt, und Dr. YVONNE KOCH, Bratislava . . 256

Autoradiographische Untersuchungen zum Stoffwechsel von Candida-pilzen. Von Prof. Dr. F. FEGELER, Dr. M. RAHMANN-ESSER undDr. M. KIFFE, Münster. Mit 1 Textabbildung 259

Der Einfluß von Aminosäuren auf das Wachstum der Candida albicans.Von Prof. Dr. F. FEGELER, Dr. S. NOLTING und Dr. A. WIENKER,Münster. Mit 1 Textabbildung 261

Manometrische Untersuchungen über atmungsstimulierende Wirkungvon B-Vitamin-Komplex und Serum gegenüber Candida albicans.Von Prof. Dr. J. MEYER-ROHN und Dr. E. ROESSLER, Hamburg.Mit 12 Textabbildungen 265

Agar- und immunelektrophoretische Untersuchungen an Sproßpilzen.Von Priv.-Doz. Dr. HANNE-LENE MÜLLER, Marburg. Mit 8 Text-abbildungen 274

Die Bedeutung der Keimschlauchbildung der Candida albicans fürfungistatische Prüfungen. Von Prof. Dr. H. GRIMMER, Wiesbaden 280

Stoffwechselphysiologische Untersuchungen an Candida albicans undanderen Hefen unter Einwirkung von Tellurit. Von Priv.-Doz. Dr.Dr. A. KAFFKA, Hamburg. Mit 12 Textabbildungen 283

Über Erfahrungen mit Kaliumtellurit in der mykologischen Labora-toriumspraxis. Von Dr. CHRISTINA SCHÖNBORN, Leipzig. Mit vierTextabbildungen 295

N a m e n v e r z e i c h n i s 299

S a c h v e r z e i c h n i s 301

A. Pilzerkrankungen beim MenschenCentraalbureau voor Schimmelcultures, Afd. Medische Mycologie, Baarn, Nieder-

lande(Direktor: Dr. J. A. von ARX)

Botanisch-mykologische Grundbegriffe und diagnostischerAussagewert der Kultur

G. A. DE VRIES, Baarn, Niederlande

Was die botanisch-mykologischen Grundbegriffe anbelangt, werde ichmich auf einige Bemerkungen von fundamentaler Wichtigkeit beschränken.Es handelt sich um einige Probleme der Systematik und Klassifizierung,die Nicht-Systematikern und Anfängern in der Mykologie oft Schwierig-keiten bereiten.

Wir sprechen geläufigerweise von Pilzen, Schimmelpilzen oder Fungi;aber was ist nun eigentlich ein Fungus, Pilz oder Schimmelpilz?

Diese Begriffe haben im Laufe der Geschichte, wie man in der Litera-tur sehen kann, wechselnde Bedeutungen gehabt. Auch jetzt wird man inden Lehrbüchern je nach der persönlichen Ansicht des Autors verschiedeneAuffassungen finden. Eine öfters angewandte Definition ist: Fungi sindpflanzliche Organismen ohne Gliederung in Wurzel, Stamm und Blattor-gane und ohne Chlorophyll, jenen Stoff, der die grüne Pflanze befähigt, imSonnenlicht aus Kohlendioxyd und Wasser organischen Stoff aufzubauen.Die Pilze hingegen müssen den organischen Stoff totem oder lebendem Ma-terial entnehmen. Im ersten Fall nennt man sie Saprophyten, im zweitenParasiten.

BESSEY (1950) umgrenzt die Fungi viel enger und schreibt: „Fungi sind pflanz-liche Organismen, die kein Chlorophyll und keine Gliederung in Wurzel, Stammund Blattorgane haben und nicht wegen der Beschaffenheit ihrer generativenund vegetativen Strukturen zu höheren Pflanzen, Algen, Bakterien und Schleim-pilzen gerechnet werden können." Der Autor trennt also die Bakterien undSchleimpilze von den eigentlichen Pilzen ab.

Die Vielheit der Systeme, die man in der Literatur findet, ist natürlichsehr verwirrend. VUILLEMIN beschreibt in seinem Buche „Les Champignons,Essai de Classification" (1912) eine große Menge mykologischer Sy-steme und fordert den Leser auf, sein eigenes System zu konstruieren oderdasjenige bestehende zu wählen, das ihm am besten gefällt.

Im System EICHLER'S (1883) werden die Fungi mit den Algen zusammenThallophyta genannt. Diese Thallophyta sind zu definieren als pflanz-liche Organismen ohne Gliederung in Wurzel, Stamm und Blattorgane.Weiter gibt es vier nahezu allgemein anerkannte Gruppen, nämlich diePhycomycetes, Ascomycetes, Basidiomycetes und Deuteromycetes oder

1

2 ,G. A. DE VRIES

Fungi Imperfecti. Die Phycomycetes haben ein meist einzelliges sog.coenocytisches Myzel, die anderen drei Gruppen dagegen haben ein Myzel,das meist reichlich septiert ist. Bei den Ascomycetes finden wir eine ge-schlechtliche Vermehrung durch Ascosporen, die endogen in einem Ascus ge-bildet werden. Bei den Basidiomycetes entstehen diese geschlechtlichenSporen exogen, auf einem Basidium und werden Basidiosporen genannt.Die Deuteromycetes vermehren sich nur ungeschlechtlich; eine Gruppe die-ser Pilze hat jedoch neben dieser ungeschlechtlichen oder imperfekten Formauch noch eine geschlechtliche oder perfekte Sporenform. Sobald von ei-nem Deuteromycet diese perfekte Form entdeckt wird, wobei es sich mei-stens um eine Form mit Ascosporen handelt, geht man dazu über, den Pilzmit dem Ascomycetennamen zu bezeichnen; der Namen für die imperfekteoder ungeschlechtliche Form darf jedoch- vorläufig noch angewandt werden.

Die Unterschiede der Systeme sind hauptsächlich in der Hierarchie, derAnordnung zu finden, besonders was die großen Gruppierungen betrifft.Die Einteilung der Deuteromycetes geschieht meistens noch nach dem künst-lichen System SACCARDO'S. VUILLEMIN'S sehr interessantes vergleichend-mor-phologisches System wird nur mehr wenig angewandt.

Ich möchte Sie weiter besonders aufmerksam machen auf die heuteso wichtige Gruppe der Actinomyceten (Microsiphonaceae). Von einigenAutoren werden sie noch immer bei den Pilzen eingereiht, jedoch ist manheute fast allgemein der Meinung, daß sie zu den Bakterien gehören.

Bezüglich der Abstammung der Pilze kann ich der Meinung, daß sie vonBakterien abstammen (WINTER), keinen Beifall zollen. Persönlich wage ichmich selten daran, phylogenetische Systeme aufzustellen, und zwar aus demGrunde, daß die Beweise dafür, die Fossilien, entweder überhaupt nichtoder in ungenügendem Maße gefunden sind. Man muß sich bei der Be-handlung dieser Materie nämlich bewußt sein, daß man Endprodukteeines Entwicklungsprozesses miteinander vergleicht. Die Urformen kenntman nicht. An ihrer Stelle wählt man Formen, die man als primitiv be-trachtet, obwohl sie das nicht unbedingt sein müssen. Es wäre immerhinmöglich, da diese Primitivität erst später erworben wurde.

Die Actinomycetes unterscheiden sich von den Pilzen nicht nur durchihre geringen Dimensionen, sondern vor allem auch durch ihre Kernbe-schaffenheit und die chemische Zusammensetzung der Zellwand, welch letz-tere sich zum Beispiel in einer abweichenden Färbbarkeit äußert. Außerdembesitzen die Actinomyceten eine große Empfindlichkeit für Bakteriostatica.Hierin stimmen sie mit den Bakterien überein. Ihre Morphologie ist jedochviel mannigfaltiger. Ob bei diesen Microorganismen eine geschlechtlicheVermehrung vorkommt, ist noch nicht einwandfrei bewiesen. Die Actino-myceten werden heute noch immer in medizinisch-mykologischen Hand-büchern Seite an Seite mit den pathogenen Pilzen behandelt, einerseitsaus taxonomisch-historischen Gründen, andererseits weil die actinomyko-tischen Krankheiten eine große Ähnlichkeit mit Pilzkrankheiten besitzen.

Botanisch-mykologische Grundbegriffe 3

Wir kommen nun zu einer kurzen Besprechung der Flechten oderLichenes, die alle medizinisch-mykologisch bedeutungslos sind. Diese Pflan-zengruppe stellt eine symbiotisch lebende Kombination von Pilzen und Al-gen vor. Ich möchte hier nur der Genauigkeit wegen bemerken, daß dieKälberflechte keine Flechte im botanischen Sinn ist, sondern eine Krankheitdie durch einen Dermatophyt, Trichophyton verrucosum, verursacht wird.

Die Hefen sind echte Pilze, deren vorwiegende Entwicklungsform ein-zellig ist (SKINNER). Ihr Myzel besteht aus runden, ovalen oder länglichenZellen, die sich meist durch Sprossung (Blastosporenbildung), selten durchQuerteilung vermehren. Die Kulturen haben eine Teig-, Pasten- oderSchleimkonsistenz. Eine große Gruppe von Hefen, die unter günstigen Um-ständen Ascoporen bildet, nennt man ascosporogene Hefen (LODDER). Manrechnet sie zu den Hemiascomycetes, und zwar zur Ordnung Endomyce-tales (z. B. Saccharomyces). Die große Zahl der Hefen, bei denen keinegeschlechtliche Vermehrung stattfindet, nennt man die anascosporogenenoder asporogenen Hefen oder auch Cryptococcales (z. B. Cryptococcus,Candida).

Am Ende dieses Abschnittes möchte ich über die mykologische Syste-matik noch sagen, daß sie sowie viele andere Sparten der Wissenschaft inständiger Entwicklung begriffen ist, so daß persönliche Auffassungen hiernoch eine große Rolle spielen.

Im weiteren möchte ich noch auf zwei Grundbegriffe eingehen, die zumLebenscyclus der Pilze Beziehung haben, und zwar die Homothallie unddie Heterothallie. Ein Pife wird heterothallisch genannt, wenn an der Bil-dung der perfekten Form zwei geschlechtlich verschiedene Myzelien sichbeteiligen müssen. Im einfachsten Fall nennt man das eine Myzel „ + " unddas andere „—" oder mit Buchstaben: großes A und kleines a. Morpholo-gisch1 kann man diese beiden Myzelformen oft nicht unterscheiden. Dieseeinfachste Form von Heterothallie wird u. a. bei den Mucoraceae undGymnoascaceae gefunden, wo sie bei der Bestimmung angewandt wird.Bekannte Beispiele sind: Mucor mucedo und Microsporum gypseum(Nannizzia incurvata), Microsporum nanum (Nannizzia obtusa) undTrichophyton terrestre (Arthroderma quadrifidum). Man impft z. B. un-ter günstigen Kulturbedingungen die unbekannte Kultur zusammen miteinem bekannten Teststamm. Wenn die Kombination gelingt und das per-fekte Stadium normal ausgebildet wird, nimmt man an, daß beide Stämmeder gleichen Art angehören. Die Möglichkeit von Hybridisierungen ist jedocha priori nicht ausgeschlossen; bei den Mucoraceae sind solche beschriebenworden (SAITO & NAGANISHI, 1915). Ob man Hybridisierung akzeptiert,hängt davon ab, inwieweit man die zwei Komponenten als gültige Artenoder als Unterarten betrachtet.

Im Gegensatz zur Heterothallie ist für die Bildung der perfekten Formbei homothallischen Arten, z.B. Aspergillus nidulans, und Anixiopsisstercoraria nur eine Einspor-Kultur erforderlich. Ich möchte betonen, daß

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der endgültige Beweis, daß ein Pilz homo- oder heterothallisch ist, nurdurch die Einsporkulturtechnik geliefert werden kann.

Die neuerdings geäußerte Meinung, daß die perfekte Form vonDermatophyten nicht pathogen sei (BENEDEK, 1963), betrachte ich als un-richtig, erstens weil diese Meinung nicht durch Einsporkulturen gestütztwird, und zweitens weil ungeschlechtlich gebildete Sporen immer zusammenmit geschlechtlichen Sporen auf demselben Myzel gefunden werden.STOCKDALE (1961, 1962) beschrieb Bildung der perfekten Form bei zwei vonder menschlichen Haut isolierten Microsporum gypseum-Stämmen. Auchdas beweist, daß die perfekte Form pathogen sein kann.

Es ist eine Tatsache, daß die imperfekte Form viel häufiger als Para-sit gefunden wird, was ohne Zweifel daran liegt, daß diese Form auch vielhäufiger in der freien Natur vorkommt als die Ascusform.

Die Anzahl der Pilze, die bei Mensch oder Tier Mykosen verursachenkönnen, ist ungefähr 50, abhängig davon, ob man einige Varietäten alsselbständige Arten auffaßt oder nicht. Man findet die pathogenen meistunter den Fungi Imperfecti. Für den medizinisch geschulten Mykologenwürde es also eine nicht allzu große Aufgabe sein, sie alle kennenzuler-nen. Leider kann er nicht umhin, auch die wichtigsten Saprophyten, dieals Verunreiniger auftreten, kennenzulernen. Glücklicherweise genügt fürdie Diagnose meistens schon eine Bestimmung, die nur bis zur Gattunggeht, obschon es in einigen Fällen wichtig ist, den Artnamen zu wissen.

In der Folge will ich noch einiges bemerken über den Aussagewertder Kultur. Es ist meines Erachtens am besten, das Problem mit einem re-zenten Beispiel zu illustrieren.

Wir untersuchten vor kurzem Material von einem Patienten, der vor 40 Jahrenam Ellenbogen operiert worden war. Später wurde das Gelenk allmählich steifund war ab und zu rot und schmerzhaft. Kurz nach der rezenten Aufnahme insKrankenhaus entstand eine Fistel, woraus Mycobacterium tuberculosis gezüchtetwurde. Im Februar 1966 wurde das Gelenk gesäubert, wobei neben Myco-bacterium tuberculosis auch Pilzhyphen gefunden wurden. Daß der Pilz aus demEiter bei Zimmertemperatur wuchs und nicht bei 37 °C, war an und für sichschon eine Andeutung, daß es sich um einen zufällig vorkommenden nichtpatho-genen Pilz handelte. Die Kultur wurde als Penicillium frequentans bestimmt,eine Art, die nicht als pathogen in der Literatur beschrieben ist. Der Pathologefand dementsprechend, daß die Hyphen nur am Rande des Gewebsstückchens undin den oberflächlichen Schichten wuchsen. Tiefer im Gewebe wurde kein Myzelmehr gefunden. Das alles machte klar, daß die Penicillium-Art hier saprophytischauf totem zellulärem Material lebte.

Dieser Fall ist ziemlich einfach, weil hier der Pilz schon durch seinWachstumsoptimum, das unterhalb 37 °C lag, als ätiologisches Agens aus-geschaltet werden konnte. Die pathologisch-anatomischen Befunde habendas später bestätigt. Bei allen solchen Beurteilungen ist jedoch Vorsicht ge-boten, weil man im menschlichen und tierischen Körper Gewebsteile findet,deren Temperatur unterhalb 37 °C liegt. Übrigens ist nicht die optimale

Botanisdi-mykologisdie Grundbegriffe 5

Wachstumstemperatur entscheidend, ob ein Pilz in Mensch oder Tier wach-sen kann, sondern der ganze Wachstumstemperaturbereich zwischen Mini-mum und Maximum.

Die Wachstumstemperaturoptima einiger Maduromycose-Erreger be-tragen: Madurella americana (= mycetomi) 37 °C; Madurella grisea 27 bis30 °C; Phialophora jeanselmei 27 bis 30 °C, Monosporium sclerotiale(= apiospermum) 18 bis 26 °C (MACKINNON 1949). Es verdient hervor-gehoben zu werden, daß Stämme einer einzigen Art verschiedene Wachs-tumstemperaturkurven haben können und daß auch andere (äußere) Fakto-ren einen Einfluß auf den Verlauf dieser Kurven ausüben.

Ein Penicillium, das bei 37 °C gut wächst und ziemlich häufig aus patho-logischem Material gezüchtet wird, ist Penicillium piceum, gekennzeichnetdurch einen symmetrisch aufgebauten Sporenapparat. Es ähnelt ein wenigAspergillus fumigatus und wird öfters mit ihm verwechselt. Es ist jedochmakroscopisch schon durch sein gelbes Myzel und mikroscopisch durch dieAbwesenheit der Vesicula mit einreihigen Sterigmata zu unterscheiden. ImVerlauf der letzten drei Jahre empfingen wir am Zentralbüro für Pilz-kulturen (C.B.S.) 10 Stämme, die meistens aus Sputa, aber auch aus derLuft und aus Hautschuppen isoliert wurden. Als Verursacher von My-kosen hat man diesen Pilz noch niemals gefunden. Warum man ihn nochnicht als Saprophyt in Bronchien oder Lungen gefunden hat, wie z. B.Aspergillus fumigatus, ist unklar. Ist es die Häufigkeit des Vorkommensoder sind hier andere Faktoren im Spiel? Wir wissen es nicht. Es ist jaimmer noch ein großes Problem, warum die eine Pilzart so leicht Mykosenverursacht und die andere, nahverwandte, nicht.

Die meisten Penicillien haben für ihr Wachstum ein Temperaturmaxi-mum unterhalb 37 °C. Sie haben nicht die Fähigkeit, lebendes Gewebe zuinvadieren. Eine Ausnahme ist Penicillium marneffei, das ein sehr inter-essanter intrazellulärer Parasit des reticulo-endothelialen Systems derBambusratte ist (SEGRETAIN, 1959).

Die Erfahrung lehrt uns, daß die allgemein vorkommenden Sapro-phyten, die ab und zu Gelegenheitsschmarotzer sind, oft die größtendiagnostischen Schwierigkeiten bieten. Aspergillus fumigatus, ein Pilz, derallgemein auf organischen Substraten wie z. B. selbsterhitztem Heu vor-kommt, ist ein solches Beispiel. Eine einzige Kultur von Aspergillus fumi-gatus ohne ein positives Nativpräparat stellt keinen Beweis vor. Wenn aberdas Röntgenbild und die klinischen Symptome doch auf eine Mykose wei-sen ist es unbedingt nötig, neue Sputa oder Bronchialsekrete zu untersuchen.Es wird sich herausstellen, daß in einigen Fällen kein Aspergillus gezüchtetwerden kann, weil die Pilzelemente nicht aus dem abgeschlossenen Herdfreikommen, in anderen Fällen ist die Züchtung trotz positiver Nativpräpa-rate erfolglos, weil die Hyphen nicht mehr lebensfähig sind. Meistens wächstdieser Pilz sehr schnell und üppig bei einer Temperatur von 37 bis 45 °C. DerAussagewert der Kultur hängt in starkem Maße von dem pathologisch-

6 G. A. DE VRIES

anatomischen Befunde und der klinischen Diagnose ab, weil Aspergillusfumigatus sehr verschiedene Krankheitsbilder verursachen kann. Fast im-mer kann man eine primäre Ursache entdecken, die dem Pilze die Möglich-keit geboten hat, sich entweder als Saprophyt oder als Parasit anzusiedeln.

Eine andere Gattung, die im Gegensatz zu Aspergillus und Peni-cillium nicht zu den Moniliaceae, sondern zu den Dematiaceae gehört, istCladosporium. Der alte Name Hormodendrum (-on) ist nomenklatorischnicht mehr gültig, weil die Typusform ein Penicillium ist. Der Typus derGattung Cladosporium ist C. herbarum. Diese Art und die nächst ver-wandten Arten sind morphologisch gut gekennzeichnet durch akropetaleSporenketten und aufrechte, knotige Conidienträger. Sie sind besondersim Sommer und Herbst sehr häufige Verunreiniger unserer Kulturen.

Die sehr interessante Gruppe der Chromoblastomykose-Erreger, dieunter sehr verschiedenen Namen wie Phialophora, Fonsecaea, Hormoden-drum in der Literatur figurieren und die ein Cladosporium- oder Hormo-dendrumstadium haben können, unterscheiden wir unter anderm von densaprophytären Cladosporien durch ihr Unvermögen, Gelatine zu verflüs-sigen.

Die diagnostischen Schwierigkeiten sind auch groß bei Haut-, Haar-und Nagelmykosen, wenn Schimmelpilze wie Scopulariopsis brevicaulis,S. fusca, Cephalosporium-Arten, Chrysosporium pannorum u. a. gezüchtetwerden. Ich vermute, daß ich hierauf nicht näher einzugehen brauche, dadiese Probleme unzweifelhaft durch andere Referenten heute noch aus-führlich behandelt werden.

Literatur

T. BENEDEK: Fragmenta Mycologica V. Are perfect forms of Hyphomycetes(Dermatophytes) pathogenic. Mycopath. et Mycol. Appl. 20, 1—2: 133—144(1963).

E. A. BESSEY:Morphology and Taxonomy of Fungi. The Blakiston Cy., Toronto,S. 2 (1950).

J. E. MACKINNON: Investigaciones sobre las maduromicosis y sus agentes. An.Fac. Med. 34, 1—3: 257 (1949).

K. SAITO, U. H. NAGANISHI: Bemerkungen zur Kreuzung zwischen verschiedenenMucoarten. The Bot. Mag. Tokyo, 29, 345 (1915).

G. SEGRETAIN: Description d'une nouvelle espece de Penicillium: Penicilliummarneffei n. sp. Bull. Soc. Myc. France 75, 4, 412—416 (1959).

P. M. STOCKDALE: Nannizzia incurvata gen. nov., sp. nov., a perfect State ofMicrosporum gypseum (Bodin) Guiart et Grigorakis, Sabouraudia 1, 41—48(1961—1962).

P. VUILLEMIN: Les Champignons. Essai de Classification. Encycl. Scient. O. Doinet Fils. Ed. Paris, S. 2 (1912).

Dr. G. A. de VRIES

Centraalbureau voorSchimmelculturesAfd. Medische MycologieBaarn, Niederlande

Klinik und Diagnostik der Dermatomykosen

Dermatologische Klinik und Poliklinik Essender Ruhruniversität Bochum

(Direktor: Prof. Dr. H. GÖTZ)

Klinik und Diagnostik der Dermatomykosen

Eine Bilddemonstration

H. GÖTZ, Essen

Die in unseren geographischen Breiten bedeutungsvollsten Pilzinfek-tionen sind die durch Dermatophyten hervorgerufenen Krankheitsbilder,und zwar weniger wegen ihrer Gefährlichkeit quoad vitam als wegen ihrerHäufigkeit. Die Erreger sind mit unseren Schimmelpilzen verwandt, zeich-nen sich aber durch die Fähigkeit aus, totes Keratin anzugreifen. Ausdiesem Grunde finden wir die dem Pflanzenreich zugehörigen Parasitennur in den abgestorbenen Gewebsschichten des Integumentes oder seinerAnhangsgebilde, also im Stratum corneum, in den Haaren und Nägeln.Die Forschung über die botanische Einordnung der Dermatophyten hatin den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Der lange bestehende Ver-dacht, daß die „Fungi imperfecti" unter bestimmten Bedingungen auch inperfekte Formen übergehen können, hat sich zunächst bei einigenPilzarten bestätigen lassen. Bemerkenswerterweise sind es vor allem demGenus Mikrosporum zuzurechnende Pilze, deren sexuelle Fruchtformen un-ter geeigneten Kulturbedingungen gefunden wurden. Unter diesem Genusfinden wir nämlich besonders viele geophile Arten, also solche, die sichnormalerweise im Erdreich aufhalten. Je mehr nämlich eine bestimmteDermatophytenart an den Menschen oder an das Tier angepaßt ist, umso geringer ist nach unseren Erfahrungen die Wahrscheinlichkeit, sie ausErdbodenproben zu isolieren. Jedenfalls steht die Zahl des gelungenenNachweises beispielsweise der häufigsten Trichophytonpilze in keinem Ver-hältnis zu den in der ganzen Welt ausgedehnten und zahlreichen Versuchen,die negativ verliefen. Die alte Auffassung, nach der alle Dermatophyten ihrnormales Milieu im Erdboden besitzen, läßt sich daher für die meistenArten nicht aufrecht erhalten. In der Haut bzw. in den Nägeln und Haa-ren vegetiert der Pilz im parasitären Zustand. Die hervorgerufenen Krank-heitsbilder haben sich aber in den Jahrzehnten nicht wesentlich gewandelt,wenn auch manche Dermatomykosen zahlenmäßig stärker in den Vorder-grund getreten sind, während andere nur noch selten beobachtet werden.Durch die Einführung des Griseofulvins, des ersten peroral wirksamenMittels zur Bekämpfung der Hyphomykosen, sehen wir beispielsweise dasKerion Celsi des behaarten Kopfes bei Kindern kaum noch-.

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8 . H. GÖTZ

Beginnen wir mit der häufigsten Dermatomykose: der Fußpilzflechte,auch Sportlerfuß (athlet's foot) genannt. In älteren Lehrbüchern ist sieunter dem Begriff der Epidermophytie eingeordnet. Man vertrat damalsdie Auffassung, daß bestimmte Dermatophyten nur die Epidermis (Epi-dermophyten), nicht aber das Haar, eine andere Gruppe zwar auch dieEpidermis, vor allem aber das Haar (Trichophyten) infizieren können.Inzwischen konnte geklärt werden, daß sich in dieser Hinsicht die Epider-mophyten und Trichophyten nicht voneinander trennen lassen, mit Aus-nahme einer einzigen Art, nämlich des Epidermophyton floccosum. Klinischkann man aber nicht unterscheiden, ob wir aus einer Fußpilzflechte, d. h.aus den entzündlichen Veränderungen der Haut, in der Kultur ein Epi-dermophyton floccosum oder ein Trichophyton züchten werden. Deshalbziehen wir bei der klinischen Beurteilung eine neutrale Krankheitsbezeich-nung vor, die nicht durch den Hinweis auf die Art des Erregers (wieTrichophytie oder Epidermophytie) präjudiziert ist. Wir verwenden dasim anglo-amerikanischen Sprachgebrauch übliche „Tinea", was nur besagensoll, daß es sich um eine Pilzflechte handelt. Je nach der Lokalisationsprechen wir dann von einer Tinea pedum bzw. manuum, corporis, crurisusw. und möchten darunter klinisch nur diejenige Mykose verstanden wis-sen, die den Älteren unter dem Namen Epidermophytie vertraut war.

Die Tinea pedis tritt in drei Formen auf. Einmal als vesikulöse Form.Dabei kommt es zur intraepithelialen Bläschenbildung, die seltener an denZehenrücken, vor allem aber in den Zehenzwischenräumen und von dortübergreifend an der Fußsohle lokalisiert ist. Die Vesiculae können zugrößeren Blasen zusammenfließen. Hebt man eine Blasendecke ab, wird dieMehrkammerigkeit der Läsion sichtbar. Charakteristisch ist der fadenzie-hende Charakter des Bläscheninhaltes. Fast immer besteht Juckreiz. DurchEinwanderung von Leukocyten kommt es zu Pusteln, die meist durch einesekundäre bakterielle Infektion bedingt sind. Ähnliche Symptome könnenauch an der Hand auftreten. Eine regelmäßige Aussaat von stecknadelkopf-großen Bläschen besonders an den Fingerseiten, die gleichsam über Nachtaufschießt, ist nie direkt durch Pilze bedingt, sondern als Ausdruck einerAllergie gegen die Pilzinfektion am Fuß zu werten. "Wir sprechen in einemsolchen Fall von einem Mykid.

Bisweilen sieht man beim Spreizen der Zehen eine gequollene, weißlichverfärbte, sich von der Unterlage ablösende, leicht zerreißbare Horn-schicht, unter der sich eine rötliche, glänzende Epidermis verbirgt. Derstarke Juckreiz ist meist beachtlich. In diesen Fällen liegt eine intertriginöseForm der Tinea pedis vor.

Hat eine Pilzinfektion auf die Fußsohlen oder auch auf die Handflächenübergegriffen und gelingt es nicht, den Erreger in den nächsten Wochen undMonaten zu vernichten, dann verliert sich die ursprüngliche Neigung zurBläschenbildung. Jetzt entwickelt sich die dritte Variante der Tinea, nämlich

Klinik und Diagnostik der Dermatomykosen 9

die squamös-hyperkeratotische Form. Die Neigung zur Verdickung derHornschicht in Form von Schwielen, aber auch von Schüppchen steht imVordergrund. Nicht selten durchziehen tiefe, schmerzhafte Rhagaden dieHautdecke. Häufig wird der wahre Charakter dieses Leidens verkanntund als einfaches tylotisches Ekzem diagnostiziert. Von Interesse ist, daßbesonders das Trichophyton rubrum die Tendenz besitzt, an den Hand-flächen und Fußsohlen solche squamös-hyperkeratotischen Formen derTinea zu provozieren.

Nach unseren Beobachtungen pflegt in zunehmendem Maße der Pilzvon der Haut in die benachbarten Nägel der Zehen bzw. der Finger über-zugehen. So fanden wir bei jüngsten Untersuchungen von 1240 Knappenim Ruhrgebiet einen Pilzbefall der Nägel in 28 % aller Fälle. Dabei bleibtdie Nagelplatte entweder äußerlich unverändert und glatt, die Farbe wirdjedoch weißlich-gelblich. Es zeigt sich eine Art Leukonychie, die sich durcheine Ablösung der Nagelplatte von der Unterlage erklärt. Häufiger fin-den wir eine zunehmende Verdickung des Nagelorgans. Sie entsteht durcheine mächtige Hyperkeratose des Nagelbettes. Die leicht splitternde Nagel-platte wird dann deformiert, uneben und glanzlos. Eine oft überseheneklinische Veränderung besteht nur in einer geringgradigen Aufsplitterungdes freien Nagelrandes, und man ist immer wieder überrascht, in denkreidig-weißlich verfärbten Hornspänen mikroskopisch Pilzfäden nachwei-sen zu können. Die Infektion geht meist vom lateralen Hyponychium aus.In manchen Fällen löst sich die Nagelplatte völlig ab, so daß eine weiche,bröckelige, hyperkeratotische Masse zutage tritt. Kommt der Patient nurwegen dieser Nagelveränderungen zum Arzt, so lautet eine häufige Fehl-diagnose „Ernährungsstörung". Aus diesem Grunde ist in jedem Fall dieklinische Diagnose einer Tinea ttnguium durch den mikroskopischen Nach-weis des Pilzes in den Hornspänen zu bestätigen.

Besonders bei den Frauen finden wir an den Unterschenkeln oft jahre-lang bestehende, gering entzündliche, gerötete, leicht schuppende, z. T.schmerzhafte, auch juckende, follikuläre Infiltrate, die manchmal an einErythema nodosum, in anderen Fällen an ein papulo-nekrotisches Tuber-kulid, bisweilen an Follikulitiden denken lassen. Die wirkliche Ursache wirdfast immer verkannt. Es handelt sich nämlich um eine besonders chroni-sche Form einer Tinea, nämlich die Tinea granulomatosa nodularis. Auf-grund besonderer für den Unterschenkel charakteristischer Lokalisations-faktoren ruft der Pilz, der in die Follikel eindringt und auch die Lanugo-härchen infiziert, in der Tiefe die Bildung eines Granulationsgewebes her-vor, das dann knötchenartig imponiert.

Die Tinea zeigt allgemein eine besondere Prädilektion für die inter-triginösen Stellen des Körpers. Sogenannte Ekzeme subakuten oderchronischen Charakters im Anogenital-, Inguinalbereich oder unter den

10 H. GÖTZ

Brüsten und in den Achselhöhlen müssen immer dann an eine Tinea denkenlassen, wenn der Randsaum besonders entzündlich betont ist und schuppt.Bei längerer Krankheitsdauer gilt dieser Randsaum als besonders charak-teristisch. In ihm werden auch die Pilze leicht nachgewiesen. Die Derma-tophyten, die wir als Erreger solcher Lokalisationen isolieren, haben sichan das menschliche Terrain so gut angepaßt, daß sie kaum noch heftigeentzündliche Veränderungen bedingen. Die Folge ist dann die chronischeDauer der Affektion.

Im Gegensatz dazu pflegen Dermatophyten, die vom Tier auf denMenschen übergehen, z. B. das vom Rind ausgehende Trichophytonverrucosum, auf der menschlichen Haut heftige entzündliche Reaktionenauszulösen. Münzenförmige, konfluierende, anuläre Herde am Rande mitBläschen, Pusteln oder auch mit stärkerer Schuppung versehen, sind dietypischen Symptome einer solchen Infektion. Wir sprechen dann von einerTrichophytie. Anamnestisch ergibt sich meist eine kurze Krankheitsdauerund nachweislicher Kontakt mit Vieh (Landwirtschaft). Bei Kindern kön-nen die Erreger den behaarten Kopf befallen, beim Mann den Bart-bereich. Bei der Trichophytie des behaarten Kopfes zeigen sich nebennoch gesunden Haaren mehr oder weniger kahle Stellen, in denen dieHaare in der Follikelmündung abgebrochen sind. Das Nebeneinander nocherhaltener gesunder Haarbüschel und bereits kahler Stellen in der Läsionhat zu dem Vergleich; mit einer „schlecht gemähten Wiese" geführt. Auf-fallend ist die starke Schuppung sowie eine intensivere entzündliche Reak-tion, die bis zur Tumorbildung gesteigert sein kann. Eine solche Tumor-bildung trägt den Namen Kerion Celsi. Beim Erwachsenen zeigt sich dasKrankheitsbild im Bartbereich des Mannes meist nicht mit gleicher Inten-sität. Nicht selten lautet daher die irrtümliche Diagnose des Arztes „Fu-runkulose". Im Gegensatz zu echten Furunkeln an der Wange oder Lippemuß aber die fehlende oder nicht nur geringgradige Schmerzhaftigkeit sofortmißtrauisch machen. Kerionartige Bildungen können übrigens auch anKörperteilen des Erwachsenen, so am Unterarm, am Leib beobachtet wer-den. Meist läßt sich ein beruflicher Kontakt mit pilzinfizierten Tierenaufdecken, der dann zur Trichophytia profunda geführt hat.

Kahle Stellen auf dem kindlichen Kopfe müssen immer zuerst an einePilzinfektion denken lassen. Die infektiöseste Krankheit, die durch Der-matophyten hervorgerufen wird, ist ohne Zweifel die Mikrosporie. Klinischfinden wir hierbei münzenförmige Herde, in deren Bereich charakteristischer-weise alle Haare etwa 3—5 mm oberhalb der Follikelmündung abgebrochensind. Auffallend ist der Mangel stärkerer entzündlicher Reaktionen. Einefeine, mehlstaubartige Schuppung im Herd ist zu beachten. Natürlich ist esnicht leicht, beispielsweise bei einigen Mikrosporiefällen in einer Schul-klasse alle noch unerkannten Infektionen allein durch die klinische Inspek-tion aufzudecken. Hier bedienen wir uns eines Hilfsmittels, und zwar einer

Klinik und Diagnostik der Dermatomykosen 11

UV-Lampe, deren Strahlen durch Vorschaltung eines Woodlichtglases ge-filtert sind. Dadurch wird eine Strahlenqualität mit einer Wellenlänge vonetwa 365 mju erzeugt, die im Dunkeln die mikroskopiekranken Haare grün-lich fluoreszieren läßt. Das gleichmäßige Befallensein der Haare im Er-krankungsbereich hat übrigens zu der Bezeichnung „gut gemähte Wiese"geführt.

Häufiger in den Ländern des Balkans, in Osteuropa, seltener inDeutschland, beobachten wir gelegentlich ein Bild, das in früheren Jahr-zehnten unter der Bezeichnung „Erbgrind" bekannt war und das gleich-falls durch einen Fadenpilz hervorgerufen wird. Es handelt sich um denFavus. In der Mehrzahl der Fälle wird die Krankheit von der krankenMutter auf das Kind übertragen, wodurch sich die Bezeichnung „Erb-grind" erklärt. Die Infektiosität ist bei weitem nicht so ausgeprägt wie beieiner Mikrosporie. Im Gegensatz zur Mikrosporie heilt aber der Favusnicht immer zur Zeit der Pubertät ab. Die durch das Trichophytonschönleinii bedingte Infektion ist insofern die gefürchtetste Dermatomykose,da sie bei längerer Dauer zur Atrophie der Kopfhaut führt. Klinischbildet der Erreger charakteristische Skutula, das sind linsen- bis finger-nagelgroße, gelbliche Scheibchen mit eingesunkenem Zentrum. Unbehandel-ten oder vernachlässigten Fällen ist ein Geruch nach Mäuseharn eigen. Allediese Symptome können allerdings fehlen, wenn die Krankheit nur durcheine kleieförmige Schuppung imponiert. Wir sprechen dann von einemFavus pityroides. Meist leuchten unter dem Woodlicht die erkranktenHaare grün-weißlich auf, doch müssen gelegentlich das mikroskopischeHaarpräparat und die Kultur die differentialdiagnostische Entscheidungtreffen. In allen Fällen einer Mikrosporie, Trichophytie oder Favus desKopfes suchen wir stets nach weißlich umscheideten, meist schon brüchigenHaaren, die als pilzinfiziert suspekt sind und deshalb einer mikrosko-pischen Prüfung in 15 %iger Kalilauge unterzogen werden müssen. DieAnordnung der Hyphen und Sporen im Haarschaft gestattet bereits wich-tige Hinweise auf die Art des vorliegenden Erregers.

Zusammenfassung

Die klinischen Symptome der Tinea pedis et manus sowie der Nägelund anderer Lokalisationen, ferner der Trichophytie, der Mikrosporie unddes Favus werden in einer Bilddemonstration beschrieben und ihre differen-tial-diagnostischen Besonderheiten hervorgehoben. Der Beitrag wurde fürden in der medizinischen Mykologie noch unerfahrenen, doch interessiertenArzt zusammengestellt.

Prof. Dr. H. GÖTZ43 EssenHufelandstr. 55

12 . H. RlETH

Universitäts-Hautklinik Hamburg-Eppendorf(Direktor: Prof. Dr. Dr. J. KIMMIG)

Laboratoriumsdiagnostik der Dermatomykosen

H. RIETH, Hamburg

Mit 12 Abbildungen

Die gezielte Therapie der Dermatomykosen verlangt eine differenzie-rende Diagnostik. Der Einsatz teurer spezifischer Medikamente ist nurdann wirtschaftlich gerechtfertigt, wenn damit die Heilung bewirkt odereine sonst nicht zu erzielende Besserung herbeigeführt wird. Die Ver-ordnung von Griseofulvin setzt voraus, daß tatsächlich eine durch Derma-tophyten verursachte Erkrankung vorliegt. Der Nachweis von sogenannten„Fadenpilzen" genügt nicht. Zwar sind Dermatophyten unbestreitbar Faden-pilze, aber nicht alle Fadenpilze sind Dermatophyten. Man kennt zahl-reiche fadenbildenden Hefen, z. B. Candida albicans, Candida stellatoidea,Candida tropicalis, Candida pseudotropicalis, Trichosporon cutaneum,Trichosporum capitatum, ja sogar Saccharomyces-Arten.

„Fadenpilze" können auch Schimmelpilze sein. Schimmelpilze sprechenjedoch auf Mittel nicht an, die spezifisch gegen Dermatophyten gerichtetsind, wie dies beim Griseofulvin der Fall ist. Die Verordnung von Griseo-fulvin lediglich aufgrund des Nachweises von Pilzfäden ist mit dem Risikobehaftet, daß die tatsächlich nachgewiesenen Pilzfäden nicht von Derma-tophyten, sondern von Hefen oder Schimmelpilzen stammen. Die erwiesener-maßen griseofulvinunempfindlichen Erreger mit Griseofulvin zu behandeln,ist weder wissenschaftlich noch wirtschaftlich vertretbar.

Zu diesen Fehlbehandlungen kommt es jedoch, wenn die Diagnose mehr„angenommen" als wirklich geklärt wird.

Verwischungen des klinischen Bildes

Die weitverbreitete Verwendung corticoidhaltiger Externa v o r exakterKlärung der Diagnose führt in sehr zahlreichen Fällen zu einer Maskierungoder Verwischung der vielleicht anfangs ganz typischen Krankheitserschei-nungen, so daß der „klinische Blick" versagt und weitere Fehlbehandlungenfolgen. Die Hoffnung des Patienten auf eine sachgerechte Therapie wirdenttäuscht, wenn die einwandfreie mykologische Untersuchung aus Un-kenntnis unterbleibt oder aus wirtschaftlichen Gründen nachdrücklich ver-hindert wird. Der Kostenträger oder seine Berater, die den in Fortbildungs-veranstaltungen geschulten Arzt unter Hinweis auf die Wirtschaftlichkeitdazu bringen wollen, für notwendig erachtete mykologische Untersuchungenzu unterlassen, erweisen sich selbst einen Bärendienst, wenn sie — falsch

Laboratoriumsdiagnostik der Dermatomykosen 13

oder nur aufgrund überholter Vorstellungen unzulänglich informiert —das klinische Bild allein für pathognomonisch halten oder allenfalls nochein Nativpräparat akzeptieren.

Wert und Grenzen der Nativpräparate

Die direkte mikroskopische Untersuchung von Hautschuppen, Haarenund Nagelspänen kann in bestimmten Fällen eine Klärung der Diagnoseherbeiführen, z. B. ist die typische Pilzsporenmanschette um ein Mikro-sporiehaar herum pathognomonisch. Wird eine solche Manschette jedochnicht gefunden, dann kann es sich trotzdem um eine Mikrosporie handeln,etwa um eine weniger ausgeprägte Form oder um ein Frühstadium desBefalls gerade des untersuchten Haares. Wenn nur wenige Pilzfäden ineinzeln liegende Sporen zerfallen sind, dann lassen sich diese nur sehrschwer oder überhaupt nicht von kleinsten Talgkügelchen, Salbenrestenu. a. unterscheiden.

Auch Sproßzellen (Blastosporen) können mit den in Haufen liegendenMycelsporen von Dermatophyten verwechselt werden, so daß die Ver-mutung entsteht, es handele sich um Hefen, während in Wirklichkeit einnur schwer erkennbarer Dermatophyt vorliegt. Diese Tücken bei der Be-urteilung des Nativpräparates führen gerade bei erfahrenen Untersuchernzu der Erkenntnis, daß das Nativpräparat allein nicht ausreicht, um einfundiertes mykologisches Urteil abzugeben.

Wohl läßt sich mit Hilfe des Nativpräparates oft wenigstens fest-stellen, ob auf Anhieb Pilzelemente nachweisbar sind. Ein negatives Nativ-präparat schließt eine Mykose jedoch' keinesfalls aus, so daß gerade beinegativem Nativpräparat und klinischem Verdacht eine kulturelle myko-logische Untersuchung erst recht erforderlich ist.

Das Dilemma der neuen Erkenntnisse

Diese Erkenntnis hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Allzuleichtfertig werden Vorurteile und vorgefaßte Meinungen früherer ge-schichtlicher Perioden einfach wiederholt. Sie werden auch dadurch nichtrichtiger, daß zufällig die zahlenmäßige Mehrheit eines Gremiums aufdieselben Quellen zurückgreift und einen korrekt Informierten überstimmt.Richtige neue Erkenntnisse durch Mehrheitsbeschlüsse zu überprüfen odermit Hilfe der Computertechnik — bei vorgegebener veralteter Programmie-rung — zu beurteilen, muß zwangsläufig zu Fehlschlüssen führen, die demkorrekt Handelnden wirtschaftliche Nachteile beschert, demjenigen aber,der sich nach dem Mittelmaß richtet, ungerechterweise Vorteile sichert.Dies trifft heute ganz besonders auf die kulturellen Untersuchungen zu,deren Notwendigkeit bei der Abrechnungsüberprüfung nur aus der Sach-lage des Einzelfalles richtig beurteilt werden kann.

14 H. RlETH

D - H - S - DiagnostikDa in zahlreichen Fällen eine kulturelle mykologisdie Untersuchung un-

umgänglich notwendig ist, um oft jahrelange und auch teure Fehlbehand-lungen abzubrechen oder — vorsorglich gedacht und gehandelt — sie zuvermeiden, sind für die Laboratoriumsdiagnostik der DermatomykosenRoutineverfahren erlernbar, die bisher in der fachärztlichen Ausbildung ausden verschiedensten Gründen gefehlt haben.

Am einfachsten zu erlernen ist das D - H - S - Verfahren. Hierbei wer-den die in den Kulturen wachsenden Pilze in 3 Gruppen eingeteilt.

D = DermatophytenH = HefenS = Schimmelpilze, Systemmykosen-Erreger, Sonstiges

Alle Dermatophyten sind griseofulvinempfindlich und tolnaftatemp-findlich, alle Hefen sind nystatin-, amphotericin B- und primaricinemp-findlich, Schimmelpilze weisen eine unterschiedliche Empfindlichkeit auf.Systemmykosen-Erreger sind meist amphotericin B-empfindlich.

Hefen erkennt man einerseits am hefeartigen Wachstum, cremig, pastös,ohne Luftmycel, also nicht schimmelähnlich; andererseits müssen HefenBlastosporen (Sproßzellen) bilden können; sonst handelt es sich um anderePilze, wenn keine Sproßzellen gebildet werden können, z. B. bei Geotrichumcandidum, dem Milchschimmel, der zwar mitunter hefeartig wächst, späteraber Luftmycel bildet und keine Blastosporen bildet. Fälschlicherweisewird Geotrichum candidum aus Unkenntnis hier und da zu den Hefengestellt, was natürlich der Korrektur bedarf.

Schimmelpilze und Dermatophyten lassen sich mitunter nur schwerauseinanderhalten. Deshalb ist es erforderlich, die wichtigsten Dermatophytenkennenzulernen, damit man sie in den Kulturen wiedererkennt.

Bestimmungsschlüssel für DermatophytenEs gibt zahlreiche Bestimmungsschlüssel, die das Erkennen eines Pilzes

ermöglichen oder erleichtern sollen. Die Unterscheidung der Dermatophyten-gattungen Trichophyton, Mikrosporum, Epidermophyton und Keratino-myces erfolgt aufgrund des Aussehens der Makrokonidien, teilweise unterBerücksichtigung der Mikrokonidienbildung.

1. Trichophyton. Makrokonidien glattwandig, länglich, abgestumpft,4—8kammrig, fehlen aber häufig. Mikrokonidien in Trauben oder ent-lang den Hyphen, meist sehr zahlreich, bei faviformen Arten aber auchzeitweilig fehlend. Mehr als 1 Dutzend Trichophyton-Arten sind heuteanerkannt. In der Praxis spielen jedoch meist nur sehr wenige Arten dieHauptrolle. Diese wenigen Arten in seinem Gebiet zu kennen, ist für deneinzelnen Arzt eine durchaus erreichbare Aufgabe. Die häufigsten Artensind Trichophyton mentagrophytes (Abb. 1) und Trichophyton rubrum(Abb. 2).

Laboratoriumsdiagnostik der Dermatomykosen 15

Abbildung 1: Trichophyton mentagrophytes mit fein-körniger, rahmfarbener Oberfläche auf Kimmig - Agar

Abbildung 2: Trichophyton rubrum mit feinkörnigerund flaumiger weißrosa Oberfläche auf Kimmig - Agar

16 H. RlETH

a) Trichophyton mentagrophytes. Früher die häufigste Art als Erregervon Hand- und Fußmykosen, heute von Trichophyton rubrum stati-stisch vom ersten Platz verdrängt. Der Pilz wächst verhältnismäßigrasch, wird nach 1—2 Wochen feinkörnig bis gipsig in seiner Ober-flächenstruktur; die Farbe ist meist weiß bis cremefarben. Je mehrMakro- und Mikrokonidien gebildet werden, um so körniger wird dieOberfläche.

Später kann sich auf einem Teil der Oberfläche oder überall einweißer, watteartiger Flaum bilden, der Pilz wird „pleomorph". Indieser Form sehen sehr zahlreiche Pilze sehr ähnlich aus, so daß einesichere Unterscheidung schwierig sein kann oder zeitweilig nicht möglichist. In solchen Fällen verimpft man die Kulturen mehrmals auf ver-schiedene Nährböden mit und ohne Zusatz von Erdedekokt.

Es gibt eine Menge Synonyme für T. mentagrophytes, z. B. T.gypseum, T. asteroides, T. interdigitale, T. pedis, T. lacticolor. Nochnicht ganz geklärt ist, ob der bekannte Kaufmann-Wolf-Pilz immer einTrichophyton mentagrophytes gewesen ist oder ob auch andere, weiß-flaumig wachsende Pilze so genannt wurden. Frau Kaufmann-Wolf hieltihre Stämme für verwandt mit Trichophyton equinum.

Gelegentlich liest man auch noch die Bezeichnung „Epidermophytoninterdigitale" oder „Epidermophyton Kaufmann-Wolf"; sie stammennoch aus einer Zeit, in der man die Pilze nach ihrem Isolierungsortbenannte, z. B. glatte Epidermis der Hände und Füße inauguriert„Epidermophyton". Heute ist diese Benennungsweise verlassen, weilganz verschiedene Pilze vom gleichen Ort isoliert wurden und dadurchgroße Verwirrung entstanden war.

b) Trichophyton rubrum. Die Mikrokonidien sind meist birnenförmigund entlang den Hyphen angeordnet, gelegentlich aber auch in Trauben-form, während bei T. mentagrophytes die Traubenform vorherrscht. Aufglucosehaltigem Agar wird gewöhnlich roter Farbstoff gebildet, dochist dieses Merkmal — das muß immer wieder betont werden — nichtallein ausschlaggebend. Auch T. mentagrophytes kann rötlichen Farb-stoff bilden, ferner Trichophyton equinum und sogar Schimmelpilze, sodaß davor gewarnt werden muß, die Bildung von rotem Farbstoff zuüberschätzen.

c) Trichophyton tonsurans. Dieser Pilz kommt dort häufiger vor, woKopfpilzerkrankungen endemisch sind. Es gibt verschiedene Variationen,z. B. eine schwefelgelbe (Abb. 3). Allen gemeinsam ist, daß die Kulturenso gut wie nie pleomorph werden.

d) Trichophyton yerrucosum kommt sehr häufig in Rinderbeständen vor(Abb. 4) und wird leicht auf den Menschen übertragen.

Laboratoriumsdiagnostik der Dermatomykosen 17

Abbildung 3: Trichophyton tonsurans mit sehrkurzflaumiger, fast samtartiger Oberfläche vonschwefelgelber Farbe (variatio sulfureum), im Zen-trum zerklüftet, zur Peripherie hin radiär gefurcht,

mit abgesetztem Randsaum, auf Kimmig - Agar

Abbildung 4: Trichophyton verrucosum, vonfester Konsistenz, warzenartig gebuckelt undradiär gefurcht, mit kurzflaumiger, fast glatterOberfläche von weißlicher, stellenweise etwasgraugelber Farbe auf Kimmig-Agar. HäufigsterDermatophyt in Rinderbeständen, oft auf

Menschen übertragen

18 , H. RlETH

Die Kulturen wachsen sehr langsam; einige Stämme benötigen VitaminBi zur Entwicklung. Wenn das Untersuchungsmaterial sehr stark mitSchimmelpilzsporen verunreinigt ist, kann es vorkommen, daß trotzActi-dione-Zusatz Schimmelpilze die anfangs sehr kleinen Trichophytonverrucosum-Kolonien überwuchert werden. Frühzeitiges Abimpfen derverdächtigen Kolonien und Verbringen auf andere Nährböden ist dannzu empfehlen.

Das gedrungene, fast etwas gummiartige Wachstum ist sehr charakte-ristisch und wird als faviform bezeichnet; so erklärt sich auch dasfrüher häufig gebrauchte Synonym Trichophyton faviforme album.

e) Trichophyton schönleinü. Hier handelt es sich um den typischen Favus-erreger, der früher Achorion schönleinü genannt wurde. Die GattungAchorion ist jedoch nicht mehr anerkannt (Abb. 5).

Sehr charakteristisch ist das vielfältig gewundene Koloniewachstum.Es gibt Varianten, die mehr weißlich wachsen, andere haben einenmehr grauen oder gelblichen Farbton. Das klinische Bild ist nicht immervon den typischen „Scutula" beherrscht, mitunter sehen die Erscheinun-gen nicht anders aus wie gewöhnliche Trichophytie.

Infolge der stärkeren Bevölkerungsbewegungen, die durch Gast-arbeiter und Touristen gekennzeichnet sind, kommt es zur Einschlep-pung von Favuserregern mit schleichender Ausbreitung, weil mitunterdie Meinung gepflegt wird, Favus sei ausgestorben, so daß man ihndiagnostisch unbeachtet lassen könne.

f) Trichophyton terrestre. Dies ist eine im Erdboden sehr weit verbreiteteArt, die nur geringe Pathogenität aufweist. Der Nachweis von Tricho-phyton terrestre in Krankheitserscheinungen beweist nicht ohne weiteres,daß es sich um den Erreger dieser Erscheinungen handelt. Es kann aucheine einfache Verunreinigung mit Staub oder Erdkrumen erfolgt sein.In diesem Falle sind die Nativpräparate stets negativ, während dieKulturen nur dann positiv ausfallen, wenn man den angeflogenenSchmutz mit den Trichophyton terrestre-Sporen vor der Material-abnahme nicht beseitigt. Wird eine sorgfältige Reinigung des Abnahme-herdes vorgenommen, dann verschwinden damit die Anflugssporen, dieKultur bleibt negativ. Eine Reinkultur zeigt die Abb. 6.

Trichophyton terrestre ist zwar griseofulvinempfindlich, doch isteine Griseofulvinbehandlung beim Nachweis von Anflugsporen dieserPilzart eine auf Unkenntnis beruhenden Fehlleistung. Lediglich dann,wenn sichergestellt ist, daß der Pilz im Krankheitsherd Mycel bildet,ist ihm Krankheitswert beizumessen. In allen anderen Fällen genügtsorgfältige Reinigung, um ihn zu eliminieren.

Laboratoriumsdiagnostik der Dermatomykosen 19

Abbildung 5: Trichophyton schönleinii, im Zen-trum gefurcht und gebuckelt, unregelmäßig radiärausstrahlend, von sehr feinem, weißem Flaum be-deckt, die zentralen, graugelben Partien wie mit

Mehl bestäubt, auf Kimmig - Agar

Abbildung 6: Trichophyton terrestre, ein in Erdbodenhäufig vorkommender, meist apathogener Dermatophytmit fein- bis grobkörniger, weißlicher bis elfenbein-farbener Oberfläche, stellenweise von zartem Flaumüberzogen. Die Kultur strömte einen sehr charakteri-

stischen Geruch aus

20 H. RlETH

Weitere Trichophyton-Arten sind in der Routinediagnostik nurselten zu erwarten. In allen Fällen, die Probleme aufgeben, ist der engeKontakt zu einem mykologischen Referenzlaboratorium unentbehrlich.

2. Mikrosporum. Mäkrokonidien rauhwandig, spindelförmig oderellipsoid, 4—lOkammrig, nur bei Mikrosporum nanum 1—3kammrig.Mikrokonidien entlang den Hyphen, mitunter auch in Haufen, rundlichbis birnenförmig.

Die Gattung Mikrosporum enthält mehr als 1 Dutzend Arten, die sichzwanglos in 2 Gruppen einteilen lassen:

1. Mikrosporum audouinii und verwandte Arten;2. Mikrosporum gypseum und verwandte Arten.Die erste Gruppe verursacht die typische Mikrosporie, die in allen Lehr-

büchern in ihren klassischen Erscheinungen beschrieben ist und gemeldetwerden muß, selbst bei Verdacht schon.

Die zweite Gruppe kann dieses typische Krankheitsbild überhaupt nichtverursachen. Die Erscheinungen finden sich nur selten auf dem Kopf.

Gruppe 1 wird als anthropophil und zoophil oder als zooanthropophilbezeichnet, während Gruppe 2 eindeutig geophil ist. Die letztgenannten Pilzefindet man nesterweise im Erdboden. Personen, die mit Erdboden inKontakt kommen, sind am meisten gefährdet.

Entsprechend den Unterschieden im Verhalten als Krankheitserreger,gibt es auch typische Unterschiede im Aussehen.

a) Mikrosporum audouinii. Einer der klassischen Mikrosporie-Erreger.Die Kultur (Abb. 7) läßt sich von Mikrosporum canis (Abb. 8) gutabgrenzen, wenn beide Pilze typisch gewachsen sind. Das ist aber nichtimmer der Fall. Am zuverlässigsten sind die Ausgangskulturen vomfrisch verimpften Untersuchungsmaterial zu beurteilen, weil dann dasgelbe Pigment von Mikrosporum canis gut zu erkennen ist. Mikro-sporum audouinii bildet niemals dieses so typische gelbe Pigment, sondernmehr bräunliche Tönungen. Auch auf Reiskörnern ist die Neigung,braunes Pigment zu bilden, bei M. audouinii stark ausgeprägt. DasMycel entwickelt sich auf den Reiskörnern nur sehr schwach. Es istmit unbewaffnetem Auge kaum wahrzunehmen.

b) Mikrosporum canis. Dieser Pilz ist bei Hauskatzen und wilden Katzenhäufiger anzutreffen, als dies in den Lehrbüchern zum Ausdruck gebracht.Die Übertragung vom Tier auf den Menschen oder umgekehrt ist einhäufiges Ereignis. Die zur richtigen Diagnose führenden mykologischenUntersuchungen werden jedoch nur relativ selten und auch nur vonwenigen qualifizierten Ärzten richtig ausgeführt. Infolgedessen sinddie Angaben in den Statistiken mehr ein Ausdruck der mykologischenAusbildung als eine realistische Bezugsziffer für die Häufigkeit des Vor-kommens.

Laboratoriumsdiagnostik der Dermatomykosen 21

Abbildung 7: Mikrosporum audouinii mit fein-flaumiger, in der Peripherie weißer, im Zentrumetwas bräunlich tingierter Oberfläche, radiär gefurcht,auf Kimmig-Agar. Typischer Erreger der „Mikro-sporie der Kinder-Köpfe"; bei gezielter Suche wirdder Pilz jedoch auch an anderen Körperteilen vonKindern, bei Erwachsenen und bei Tieren gefunden

Abbildung 8: Mikrosporum canis mit etwas wol-liger, feinflaumiger, im Zentrum etwas dichtererOberfläche und angedeuteter radiärer Furchung aufKimmig-Agar. Durch den weißlichen Flaum ließ sichdas vom Pilz gebildete gelbe Pigment erkennen, dasin den Agar diffundierte. Ebenfalls typischer Mikro-

sporie-Erreger

22 . H. RIETH

c) Mikrosporum gypseum. Ein sehr typisch wachsender Erdbodenderma-tophyt. Erreger der sogenannten Gärtnerei-Mikrosporie, die nur denNamen mit der klassischen Mikrosporie der Kinderköpfe gemein hat.

Die Krankheitserscheinungen werden leicht falsch eingeschätzt undmitunter nicht einmal für pilzverdächtig gehalten. Wenn die kul-turellen mykologischen Untersuchungen nicht zur Selbstverständlichkeitwerden wie Harn- und Blutuntersuchungen, wird die Dunkelziffer dernicht erkannten Mykosen noch lange Zeit größer bleiben, als dieswünschenswert ist.

Wie alle geophilen Pilze, ist die Neigung, Variationen zu bilden,stark ausgeprägt. Sehr leicht tritt Pleomorphismus auf (Abb. 9).

Betrachtet man die Oberfläche der Kultur mikroskopisch, so fälltimmer sofort die ungeheure Zahl von spindelförmigen, rauhwandigenMakrokonidien auf, die büschelförmig stehen.

Mikrokonidien kommen auch vor, vor allem in Kulturen, die schonhäufig von einem künstlichen Nährboden auf den andern verimpft wur-den und dabei an typischem gipsigem Aussehen verloren.

d) Mikrosporum nanum. Anfangs wurde dieser Pilz als Zwergform vonMikrosporum gypseum angesehen, später aber als selbständige Artbeschrieben. Kommt es zur üppigen Bildung von pleomorphem Flaum,dann sind die 1—3kammrigen Makrokonidien, die wirklich zwergenhaftsind, kaum zu finden. Gut gewachsene Kulturen sind sehr feinkörnig(Abb. 10).

Der Pilz kann leicht mit Trichothecium roseum verwechselt werden,da die Konidienform Ähnlichkeiten aufweist und auch die Kultur demweniger Geübten der in Worten ausgedrückten Beschreibung zu ent-sprechen scheint. Fehler in der Bestimmung werden in solchen Fälleneher vermieden, wenn man sich immer einige Vergleichskulturen hält,um im Zweifelsfalle objektive Entscheidungen treffen zu können.

Mikrosporum nanum ist schon mehrfach von hautkranken Schweinenisoliert worden, Übertragung auf den Menschen kommt vor. Das natür-liche Reservoir ist der Erdboden.

Weitere Mikrosporum-Arten gibt es sowohl in Gruppe 1 als auch inGruppe 2. Es würde den Rahmen dieses kurzen Beitrages aber sprengen,wollte man alle gebührend berücksichtigen. In dem Handbuchbeitrag vonGÖTZ ist mehr darüber zu finden.

Meldepflicht bei Mikrosporie

Laut Bundesseuchengesetz ist Mikrosporie meldepflichtig. Selbst derVerdacht ist zu melden. Ob eine unter dem klinischen Bild einer Tricho-phytie ablaufende Erkrankung durch- Mikrosporum canis oder durch Mikro-sporum gypseum auch meldepflichtig ist, wird verschieden beurteilt. ImZweifelsfalle sollte man lieber melden, als die Meldung zu unterlassen.

Laboratoriumsdiagnostik der Dermatomykosen 23

Abbildung 9: Mikrosporum gypseum mit grob-körniger, sandfarbener Oberfläche, an den Impf-strichen bereits von weißlichem Flaum überzogen(Pleomorphismus), auf Kimmig - Agar; meist vom

Erdboden aus übertragen

Abbildung 10: Mikrosporum nanum von feinkörniger,sandfarbener Oberfläche und feinstrahligen Ausläufernauf X/mmig-Agar. Die Knopfbildung im Zentrum kenn-

zeichnet die Impfstellen

24 . H. RIETH

3. Epidermophyton. Makrokonidien glattwandig, keulenförmig, 2—4-kammrig. Mikrokonidien werden nicht gebildet. Nur eine einzige Art istin dieser Gattung zu verzeichnen. Die früher gebräuchlichen Namen wieEpidermophyton interdigitale oder Epidermophyton rubrum wurden alsfalsch erkannt und sind nur noch da in Gebrauch, wo man den Anschlußan die wissenschaftliche Forschung noch nicht gefunden oder wieder verlorenhat. Es ist völlig obsolet, die Bezeichnungen heute noch zu gebrauchen.

Nachdrücklich muß betont werden, daß die Benennungen „Epidermophy-ton" und „Epidermophytie" unglücklich gewählt waren und dadurch sehrzu der Verwirrung beigetragen haben. Die Konzeption, die Pilze seien sospezialisiert, daß jede Art ein typisches Krankheitsbild erzeuge, war falsch.Die Zahl der Pilze ist weit größer als die doch recht eng begrenzte Zahlder Reaktionsmöglichkeiten. Zudem kann ein und derselbe Organismus aufein und denselben Pilz an verschiedenen Körperstellen, zu verschiedenenZeiten oder unter veränderten Umständen verschieden antworten.

Götz hat deshalb vorgeschlagen, anstelle von Epidermophytie die Be-zeichnung Tinea zu verwenden. Damit wird jedenfalls nicht inauguriert,die Erkrankung würde durch einen Pilz der Gattung Epidermophyton ver-ursacht.

a) Epidermophyton floccosum. Einzige Pilzart, die aufgrund der Gat-tungsmerkmale zu Epidermophyton zu zählen ist. Die Kultur ist sotypisch, wenn sie aus den vom Patienten stammenden Materialienstammt, daß auch der weniger Geübte nach kurzer Zeit schon imstandeist, auf Anhieb den Pilz richtig zu erkennen (Abb.ll).

4. Keratinomyces. Makrokonidien glattwandig, meist sehr lang, zu-gespitzt, meist mehr als lOkammrig. Mikrokonidien fehlen meist ganz. DieGattung wurde 1952 von VANBREUSEGHEM neu aufgestellt. Vor einigenJahren war der Vorschlag zu lesen, die Gattung Keratinomyces in die Gat-tung Trichophyton aufzunehmen, doch konnte hierfür nicht die ZustimmungVanbreuseghems gewonnen werden.

a) Keratinomyces ajelloi. Typischer Erdbodenpilz von sehr geringer Patho-genität, weit verbreitet. Sehr variabel im Aussehen, mitunter Mikro-sporum gypseum oder anderen Mikrosporum-Arten ähnlich (Abb. 12).Das Aussehen der Kultur wechselt nicht nur auf den verschiedenenNährböden, sondern sogar auf einem und demselben, so daß endogeneFaktoren dafür bestimmend sein müssen.

Der Pilz ist schwach griseofulvinempfindlich. Sein Nachweis solltesehr kritisch beurteilt werden und keinesfalls eine sofortige Griseofulvin-behandlung in Gang bringen.

Laboratoriumsdiagnostik der Dermatomykosen 25

Abbildung 11: Epidermophyton floccosum. Zwei gleich-zeitig verimpfte Kulturen von graugrünlicher Farbe,sehr zartflaumig, stellenweise jedoch mit reinweißen,dichteren Flöckchen besetzt, teils in den radiären Furchen,

teils zur Peripherie hin, auf Kimmig-Agar

Abbildung 12: Keratinomyces ajelloi von feinkörniger,sandfarbener Oberfläche mit durchscheinendem, rot-violettem Pigment auf Kimmig-Agar. Der Stamm waraus Pferdehaar isoliert worden und bildete zahlreiche,

sehr unterschiedliche Varianten

26 H. RIETH

Pilznährböden

Die Laboratoriumsdiagnostik setzt voraus, daß für die Pilzkulturensehr gleichmäßig zusammengesetzte Nährböden verwendet werden, damitdie Möglichkeit besteht, beim Betrachten der etwa 2 bis 3 Wochen altenKulturen aufgrund des typischen Aussehens sofort die Diagnose zu stellen.

Wer nur wenige Dermatophyten sicher kennt, vor allem Trichophytonmentagrophytes, Trichophyton rubrum und Epidermophyton floccosum,kann damit mehr als zwei Drittel der in der Routinediagnostik einer Stadt-praxis in Mitteleuropa anfallenden Dermatophytenkulturen richtig be-funden.

Sehr gut für die Routinezüchtung geeignet ist KIMMIG-AGAR folgenderZusammensetzung:

Rp. Glucose 10,0Pepton e carne „Merck" 5,0Glycerin 5,0NaCl 5,0Standard II Nährbouillon

„Merck" 15,0Agar-Agar 20,0 bis 30,0Aqu. dest. ad 1000,0

S. An 3 aufeinander folgenden Tagen je 30 Min. imDampftopf sterilisierenZusatz von Antibiotika, z. B. Penicillin 40 E/ml

SABOURAUD gebrauchte um die Jahrhundertwende vornehmlich 2 Nähr-böden, einen davon, um die Pilze zu identifizieren, „milieu d'epreuve" ge-nannt, den andern, um die Kulturen längere Zeit aufzubewahren, „milieu deconservation". Auch heute wird noch häufig von SABOURAUD-Agar ge-sprochen oder geschrieben. Häufig fehlt aber die Angabe, um welchender SABOURAUD'schen Nährböden es sich handelt. SABOURAUD selbst legtesehr großen Wert darauf, daß die Bestandteile seiner Nährböden immervon der gleichen Firma in Paris bezogen werden sollten, um nur ja alleAbweichungen zu vermeiden.

GRÜTZ erkannte nach dem ersten Weltkrieg, daß auch deutsche Nähr-medien verwendbar waren, ohne daß dadurch schwere Fehldiagnosen dieFolge waren.

Bei Schwierigkeiten, die Pigmentbildung eines Pilzes zu beurteilen, derzur Pigmentbildung entweder Glucose braucht oder gerade nicht ver-trägt, ist die Verwendung von Glucose-Agar und Pepton-Agar zweckmäßig.Man kann dann das Wachstum der Kulturen auf den 3 angegebenen Nähr-böden vergleichen. Für ein mykologisches Referenzlabor ist diese Methodesehr zu empfehlen.

Laboratoriumsdiagnostik der Dermatomykosen 27

Rezept für den Pepton-Agar:Rp. Glucose 40,0

Pepton e carne „Merck" 10,0Agar-Agar 18,0 bis 30,0Aqu. dest. ad 1000,0S. Sterilisieren wie KiMMiG-Agar

Rezept für den Glucose-Agar:Rp. Pepton e carne „Merck" 30,0

Agar-Agar 18,0Aqu. dest. ad 1000,0S. Sterilisieren wie KiMMiG-Agar

Gelegentlich erweist es sich als wertvoll, zur Erzielung einer besserenSporenbildung dem Nährboden etwa 20 % Erdedekokt beizufügen. Auferdehaltigem Nährboden kommt es weniger rasch zur Entwicklung vonPleomorphismus.

ZusammenfassungDie differenzierende Diagnostik ermöglicht eine gezielte Therapie mit

spezifisch wirkenden Antimykotika wie Griseofulvin, Nystatin, Amphoteri-cin B und Pimaricin.

In der Praxis hat es sich bewährt, die isolierten Pilze nach dem D -H - S - Verfahren in 3 Gruppen einzuteilen: D = Dermatophyten (griseo-fulvinempfindlich), H = Hefen (nystatin-, amphotericin B- und pimaricin-empfindlich) sowie S = Schimmelpilze und Systemmykosen-Erreger (unter-schiedlich empfindlich).

Das Nativpräparat hat ebenso begrenzten Wert wie die kulturelleUntersuchung allein. Beide ergänzen sich und sollten deshalb nicht wegenangeblicher Unwirtschaftlichkeit von den Prüfstellen verworfen oder be-anstandet werden.

Unter den Dermatophyten lassen sich auf genau nach Vorschrift her-gestellten Nährböden gute Abgrenzungen der häufigsten Arten vornehmen.

Literatur

1. GÖTZ, H.: Die Pilzkrankheiten der Haut durch Dermatophyten. In: Handbuchder Haut- u. Geschl.krkh. von J. JADASSOHN, Erg.werk, Bd. IV/3. Springer-Verlag, Berlin-Göttingen-Heidelberg 1962.

2. RIETH, H.: Nachweis und Einteilung der Dermatophyten unter Auswertungdes Krankengutes der Universitäts-Hautklinik Hamburg von 1951 bis 1955.Derm.Wschr. 133, 633—641 (1956).

3. RIETH, H. U. K. SCHODERER: Die Mykosen. Fol. Ichthyol. Heft 6, 3. Aufl. (1964).

Dr. H. RIETH,

Universitäts-Hautklinik2 Hamburg 20, Martinistr. 52

28 G. POLEMANN

Hautklinik der Städtischen Krankenanstalten Krefeld(Direktor: Professor Dr. G. POLEMANN)

Kritische Bemerkungen zur Therapieder Dermatomykosen

G. POLEMANN, Krefeld

Wer sich heute mit dem Thema „Therapie der Dermatomykosen" be-fassen will, muß von dem Ereignis ausgehen, das zu einem entscheidendenWandel in der Behandlung der Pilzkrankheiten geführt hat, nämlich derEinführung des Griseofulvin, als es im Sinne von PAUL EHRLICH möglich ge-worden war, auf Fadenpilze „chemisch zu zielen, ohne daneben zu tref-fen". Gerade in Wien wird man an dieses Ereignis erinnert, da 1958 vorder österreichischen Medizinischen Gesellschaft Professor RIEHL die erstenso überraschenden Behandlungsergebnisse mit dem neuen Antibiotikum be-kanntgegeben und damit die neue Ära antimycetischer Therapie eingeleitethat.

Inzwischen sind fast 8 Jahre vergangen, und wir müssen leider fest-stellen, daß dem Griseofulvin bisher kein anderes internes, bei Fadenpilz-krankheiten wirksames Chemotherapeutikum gefolgt ist. Das mag dazuveranlassen, die Entwicklung der Chemotherapie auf dem mykologischenSektor einmal einer kritischen Betrachtung zu unterziehen und den Gründennachzugehen, warum die Behandlung der Dermatomykosen auch heutenoch vielfach ein so unbefriedigendes Ergebnis hat. Überblicken wir die ge-samte Entwicklung der Chemotherapie bei den Fadenpilzkrankheiten, soist eigentlich nur das von SCHRAUFSTÄTTER U. M. entwickelte Dihydroxy-dichlordiphenylsulfid zu erwähnen, das vorübergehend als internes Mittelin der Humanmedizin Verwendung gefunden hat, heute aber nur noch' alsLokaltherapeutikum erhältlich ist. Vergleicht man nun die zahlreichen, ge-gen bakterielle Krankheiten entwickelten Chemotherapeutika mit den inder Mykologie am Krankenbett verfügbaren intern verabreichbaren Mit-teln, so ist die Aufzeichnung mit Amphotericin-B, Nystatin, Pimaricin undden Amidin-Abkömmlingen beendet. Verschiedene Gründe lassen sich fürdiese chemotherapeutische Unterentwicklung bei den Pilzkrankheiten an-führen. Dabei ist vor allem zu berücksichtigen, daß die Pilzkrankheiten inder Arzneimittelforschung deshalb eine untergeordnete Rolle gespielt ha-ben, weil die Vitalindikationen bei den bakteriellen Krankheiten vordring-licher nach einer therapeutischen Lösung drängen.

Sicher hätte die Entwicklung wohl einen anderen Verlauf genommen,wenn die neu synthetisierten Substanzen, mit der gleichen Intensität wiebei den Bakterien, auch bei den Pilzen geprüft worden wären. Dazu hattees aber früher weitgehend an mykologischen Laboratorien gefehlt, die eine

Kritische Bemerkungen zur Therapie der Dermatomykosen 29

systematische Austestung chemotherapeutisch potentieller Substanzen vor-nehmen konnten. Als wesentlichstes Hindernis war aber das Fehlen einesadäquaten Tiermodells zu werten — etwa der Aronson-Maus entspre-chend —, mit dem routinemäßig schnell und sicher die antimycetische Akti-vität in vivo bestimmt werden konnte.

Als Erklärung für die zähflüssige Entwicklung auf dem chemothera-peutischen Sektor der Pilzkrankheiten kann aufgeführt werden, daß erstdurch die pandemische Verbreitung der Dermatomykosen nach dem letztenKriege und durch die Renaissance der Hefepilzerkrankungen, als Folgeder antibakteriellen Antibiotika-Therapie, ganz allgemein das Interessean mykologischen Fragen gewachsen ist. Dieses Interesse wird ja auchdurch die Entwicklung der Mykologischen Gesellschaften im In- und Aus-land bestätigt.

Die unzulänglichen Tiermodelle für Dermatophyteninfektionen hinsicht-lich routinemäßiger Untersuchungen haben dazu geführt, sich in der An-timykotikaforschung überwiegend des Schräg- und Lochplattentestes zu be-dienen. Als Folge davon ist uns eine kaum übersehbare Flut lokal anwend-barer Antimykotika beschert worden. Es wäre müßig, hier die einzelnenStoffklassen der Antimykotika von den Amidrazonen bis zu den Vitami-nen Revue passieren zu lassen, mit denen jeder Arzt das Thema „Therapieder Dermatomykosen" am Patienten beliebig variieren kann. Wir könntenhier lediglich sagen: „Wir führen folgende Behandlung durch." Aber dieBerechtigung, es auch' anders zu machen, besteht durchaus, solange dietatsächliche Heilung, nämlich der am häufigsten vorkommenden Pilzkrank-heiten, der Interdigitalmykosen, fraglich bleibt. Die derzeitige Situationin der Therapie der Dermatomykosen besteht vornehmlich darin, die Lük-ken, die das Antibiotikum Griseofulvin offen gelassen hat, durch eine mög-lichst optimale Lokalbehandlung zu schließen. Es sollen deshalb hier nichtEinzelheiten der Griseofulvin-Therapie besprochen werden, da das ge-stellte Thema schon aus Zeitgründen eine Beschränkung verlangt, sonderngrundsätzliche Fragen der Lokalbehandlung.

Die topische Therapie der Dermatomykosen ist zunächst nicht eine an-timycetische, sondern a priori eine physikalische, d. h. der Medikamenten-träger muß dem jeweiligen Hautzustand entsprechen. Diese Prinzipien derallgemeinen dermatologischen Therapie könnten unerwähnt bleiben, wenndagegen nicht häufig, vor allem bei Verwendung von Fertigpräparaten,verstoßen würde. Immer wieder kommt es vor, daß Salben dort angewandtwerden, wo Pasten oder feuchte Verbände adäquat sind. Der Mißerfolgeines Mittels läßt sich also nicht ohne weiteres der inkorporierten anti-mycetischen Substanz zuordnen. Es ist immer besser, auf ein bestimmtesPräparat, mit dem man sonst gute Erfahrungen gewonnen haben mag,zu verzichten, als es im falschen Moment zu verordnen; der untersuchendeArzt, Antimykotika und Akuitätszustand der Haut sollten eine therapeu-tische Einheit bilden.

30 G. POLEMANN

Zur Kennzeichnung der antimycetischen Aktivität eines Präparates wirdzumeist der fungistatische Titer verwandt. Das kann sehr aufschlußreichsein, wenn man sich in vitro über die Leistung einer Substanz unterrich-ten will. Entscheiden wird aber über die Brauchbarkeit des Mittels, ob derHöhe des in vitro ermittelten Titers die in-vivo-Leistung entspricht, d. h.also, ist eine Präparat mit einem in-vitro-Titer von 1 : 50 000 auch in vivo50 mal wirksamer, als ein Mittel, das nur eine Hemmung von 1:1000 auf-weist? Unsere experimentellen und klinischen Untersuchungen lassen einesolche Erwartung aber nicht zu. Wir haben 200 im Handel befindliche Prä-parate im Schräg-Agar- bzw. Plattentest geprüft und dann 12 Mittel, diein ihrem fungistatischen Titer mindestens um das Zwanzigfache differier-ten, im Halbseitenversuch auf ihre klinische Haut-Wirksamkeit geprüft.Dabei stellte sich heraus, daß der Basis: Creme, Paste, Salbe eine größereBedeutung zukam, als den jeweils inkorporierten antimycetischen Substan-zen. Wenn man die auf dem Markt erhältlichen Präparate nach fungista-tischem Titer und Konzentration der antimycetischen Substanzen betrach-tet, dann wird man feststellen müssen, daß der Wirkstoffgehalt meist 1 %beträgt. Somit sind diese Präparate unabhängig von der Höhe ihres fun-gistatischen Titers, falls das antimikrobielle Spektrum übereinstimmt, aufein therapeutisches Einheitsmaß nivelliert worden.

Von der alleinigen Kennzeichnung eine Lokalantimykotikums mittelsdes fungistatischen Titers sollte generell abgegangen werden. Wichtiger hal-te ich es vor allem in Hinsicht auf die nur wachstumshemmende Wirkungdes Griseofulvin, die Fungizidie zu ermitteln, und zwar in der Relationvon Titer zu Zeiteinheit und Eiweißhemmung. Den mykologischen Labo-ratorien ist zu empfehlen, sich mehr der Warburgapparaturen zu bedie-nen, mit denen Fungistase, Teil- und Totalfungizidie bei gleichzeitiger Ab-lesung des Wirkungseintritts differenziert werden können. Als wir 1959erstmals Griseofulvin in Reinsubstanz erhielten, konnten wir nach denersten Warburgversuchen aussagen, daß das Antibiotikum kaum für eineLokalanwendung geeignet war, da die Depression der Proliferationsphasennach' Zugabe des Antibiotikums zu flach verlief. Es würde zu weit führen,hier auf diese Probleme näher einzugehen. Ich möchte aber betonen, daßletztlich alle bisherigen in-vitro-Versuche keine bindenden Aussagen für diemenschliche Haut mit ihrem komplizierten Erregungssystem zulassen.

Das Ziel jeder Lokalbehandlung ist, die Dermatophyten in der Hautzu vernichten, was aber bei den Hand- und Fußmykosen häufig nichterreicht wird. Es gehört zu den Routineanweisungen, den mit Interdigital-mykosen behafteten Patienten eine Nachbehandlung von 2 bis 3 Monatenzu empfehlen. Diese Verordnung schließt das Geständnis ein, daß mit dervorausgegangenen Behandlung die Dermatophyten wahrscheinlich nichtvernichtet werden konnten. Der negative Ausfall der mikroskopischen undkulturellen Untersuchungen nach der Behandlung besagt ja nur, daßauf der Haut keine Pilze mehr nachgewiesen werden konnten. Über die

Kritische Bemerkungen zur Therapie der Dermatomykosen 31

Verhältnisse in der Haut sagen die Untersuchungen dagegen nichts aus. Dieantimykotische Wirkung eines Präparates kann ausgezeichnet sein, näm-lich' hinsichtlich der Reaktion des Organismus auf den Erreger, was dannzu der Diagnose „klinisch geheilt" veranlaßt, aber die Pilze existieren inder Haut weiter, in der stummen Infektionsphase, so wie sie u. a. von FrauKAUFMANN-WOLF schon 1918 nachgewiesen worden ist. Trotz gewissenhaf-ter Nachbehandlung werden deshalb Rezidive nicht verhindert. Die Auf-fassung von TRONNIER, daß auch die Puderprophylaxe nicht von großemNutzen ist, können wir nur unterstützen. Selbst das ständige Absprühen mitDesinfektionsmitteln verhindert nach unseren Erfahrungen nicht die Re-zidive. Auch Patienten mit ausgedehnten Trichophytien sind uns bekannt,bei denen bisher weder durch Griseofulvin noch zahlreiche Antimykotikaund Desinfektionsmittel eine Abheilung erzielt worden ist.

Andererseits klingen bekanntlich auch exazerbierte Interdigitalmyko-sen von selbst wieder ab und machen klinisch den gleichen Eindruck, als obsie behandelt worden wären. Zwischen den Exazerbationen können oft Jah-re oder Jahrzehnte vergehen. Auch hier harren noch Probleme der einge-henden Bearbeitung. Das Selbststerilisierungssystem der Haut in dem Zu-sammenspiel zwischen Bakterien und Lipoiden ist für die Pilzinfektionender Interdigitalräume noch zu wenig beachtet worden. Möglicherweise las-sen sich hier Ansatzpunkte für Prophylaxe und Therapie finden.

Neben der antimycetischen kommt der antiphlogistischen Wirkung derLokaltherapeutika die größte Bedeutung bei der Behandlung der Derma-tomykosen zu. Beide Komponenten ergänzen sich in ihrem antimykotischenEffekt. Während das Antimyceticum über den Eingriff auf den Erregerdas reaktive Geschehen von Seiten des Wirtsorganismus bremst, beeinflußtdas Antiphlogisticum lediglich die entzündlichen Reaktionen. Zwar be-sitzen auch Corticosteroide, die ja heute viele Lokalantimykotika enthal-ten, auch eine antimycetische Wirkung, aber sie ist doch so gering, daß siegegenüber der antiphlogistischen kaum eine Rolle spielt. Was die topischeund allgemeine Verabreichung der NNR-Hormone betrifft, so lassen sichdamit z. B. oberflächliche Trichophytien so maskieren, daß sie fast nichtmehr erkennbar sind. Sie rezidivieren aber wieder einige Tage nach Ab-setzen der Therapie. Das ist ein Hinweis dafür, daß bei der so verbreite-ten Anwendung der Corticosteroide nicht auf die mykologische Diagnostikverzichtet werden darf. Im Gegensatz dazu scheint bei den tiefen Tricho-phytien trotz verkürztem entzündlichen Stadium die Spontanheilungsten-denz unter alleiniger Corticosteroid-Therapie nicht beeinträchtigt zu wer-den. Da sich unsere Erfahrungen aber erst auf 3 Fälle mit tiefer Tricho-phytie erstrecken, wird angeregt, diese Beobachtungen nachzuprüfen.

Wenn man die Gesamtheit der im Handel befindlichen Antimykotikaüberblickt, dann muß man sich fragen, welche Tendenzen zeichnen sich inder Behandlung der Pilzkrankheiten ab. Es würde manchen Mykologen

32 G. POLEMANN / V. A. BALABANOFF und T. FILKOV

sicher erfreuen, wenn jeder Pilzspecies auch ein spezifisches Therapeutikumzugeordnet werden müßte. Die heutige Therapie ist aber, was die Pilz-differenzierung betrifft „antimorphologisch" eingestellt, eine Tendenz, dieden niedergelassenen Ärzten zugute kommt, die meist nicht in derglücklichen Lage der Kliniken sind, ein mykologisches Speziallaboratoriumzu besitzen. Es ist deshalb zu begrüßen, daß das Griseofulvin zwischen deneinzelnen Dermatophytengattungen nicht differenziert. Leider bilden dieHefen oft noch eine diagnostische und therapeutische Klippe. Auch bei denlokal zur Verfügung stehenden Präparaten besteht häufig zwischen Faden-pilzen und Hefen ein therapeutischer Unterschied, der wahrscheinlich aufder differierenden Zusammensetzung der Zellwände beruht. Die Richtungder antimykotischen Therapie zielt deshalb auf einen Breitbandeffekt,wie er sich beispielsweise beim Pimaricin mit seiner Wirkung auf Hefen,Fadenpilze und Schimmelpilze abzeichnet. Hinsichtlich dieser therapeu-tischen Tendenzen und der Schwierigkeiten bei Stellung der mykologischenDiagnose besonders für den in der Praxis tätigen Arzt, ist es ein folgerichti-ger Weg gewesen, als GÖTZ vor über 10 Jahren vorgeschlagen hat, auch inDeutschland den Begriff der Tinea einzuführen, der den klinischen Erfor-dernissen am ehesten gerecht wird.

Jede neue Therapie löst Probleme und wirft neue auf, wie wir es wiederseit der Einführung des Griseofulvins erlebt haben. Ob der Wunsch jedesChemotherapeuten von der Therapia magna sterilisans auf dem Gebieteder Dermatomykosen einmal Wirklichkeit wird, wissen wir nicht, aber wirerwarten, daß weitere Chemotherapeutika folgen werden.

Prof. Dr. med. G. POLEMANN

Direktor der Hautklinikder Städtischen Krankenanstalten415 Krefeld

Hautklinik der Universität Sofia, Bulgarien(Direktor: Prof. Dr. P. POPCHRISTOFF)

Berufsmykosen im Zusammenhangmit ihrer Ökologie und mit dem Grad der parasitären

Adaptation ihrer Erreger

V. A. BALABANOFF und T. FILKOV

Bei der Erörterung einer Mykose im Zusammenhang mit dem Berufs-leben ist nach GÖTZ (1962) der Nachweis einer Infektionskette von Bedeu-tung. Am leichtesten gelingt dieser Nachweis bei den von Tieren übertrage-nen Mykosen.

Berufsmykosen im Zusammenhang mit ihrer Ökologie 33

Der folgende Bericht bezieht sich auf Berufsmykosen, bei denen sich' einZusammenhang mit den Fundstätten der Erreger ergab. Es lassen sich4 Gruppen unterscheiden:

1. Berufsmykosen durch halbsaprophytische Erreger wie Sporotrichum,Hormodendrum, Phialophora, Histoplasma, Coccidioides, Mucor, Asper-gillus, Candida, Nocardia, Actinomyces und primitive Dermatophyten.

ökologisch sind diese Erreger in der Natur sehr verbreitet, vor allemim Erdboden, auf Pflanzen, in organischen Abfällen, im Fell von Nage-tieren und anderer Tiere. Trotz ihrer großen Verbreitung sind Erkrankun-gen des Menschen durch diese Erreger selten. Der Verlauf ist meist chro-nisch, die Behandlung macht große Schwierigkeiten.

Die meisten dieser Erreger zeigen noch keine Adaptation an den Men-schen; es kommt zu lebensgefährlichen viszeralen Mykosen und zu Sy-stemmykosen, z. B. Histoplasmose, Coccidioidomykose (Laboratoriumsinfek-tion), südamerikanischer Blastomykose (Feldarbeiter), Aspergillose, Mucor-mykose (Geflügelzüchter).

Subakute Formen, die keine Tendenz zur Generalisierung zeigen, fin-den sich vor allem bei der Sporotrichose (landwirtschaftliche Arbeiter, Berg-leute, Holzhacker, Arbeiter in Papierfabriken u. a.) und bei den Chromo-mykosen (Waldarbeiter, landwirtschaftliche Arbeiter).

Eine deutliche phylogenetische Entwicklung und Adaptation zeigen dieBodendermatophyten wie z. B. Microsporum gypseum.

Eine Zwischenstellung nimmt die Candidose ein, die immer mehr anBedeutung zunimmt, vor allem in der Süßwarenindustrie, Bierbrauerei usw.

Seit Anwendung der Antibiotika ist in Bulgarien das Vorkommenvon Aktinomykose zurückgegangen.

2. Berufsmykosen durch zoo-anthropophile Mehrwirts-Arten. Sehrverbreitet sind in Bulgarien die relativ ungefährlichen und leicht zu behan-delnden Trichophyton-mentagrophytes-Infektionen bei landwirtschaftlichenArbeitern, Müllern, Jägern usw.; alle diese Arbeiter stehen in direktem oderindirektem Kontakt mit Haus- oder Feldmäusen oder anderen Nagetieren,oft auch mit Lebensmitteln, Getreide und pflanzlichen Abfällen.

Eine andere, epidemiologisch verschiedene Gruppe stellen die Tricho-phyton mentagrophytes-Infektionen dar, die beim Kontakt mit Versuchstie-ren auftreten. Weiße Mäuse, Ratten und Meerschweinchen sind eine neueInfektionsquelle für Menschen. Die Epizootien in den Vivarien sind zwarschon länger bekannt, ihre Bedeutung hat aber infolge der Verbreitung derexperimentellen Medizin erheblich zugenommen, worauf wir wiederholthingewiesen haben.

3. Berufsmykosen durch zoophile Einwirts-Arten. Diese Infektionenkönnen bei verschiedenen Tierarten massenhaft auftreten, bei Rindern alsTrichophytie durch Trichophyton verrucosum, bei Pferden durch Tricho-phyton equinum, bei Mäusen durch Trichophyton quinckeanum und bei

34 V. A. BALABANOFF und T. FILKOV

Geflügel durch Trichophyton gallinae. Beim Menschen dagegen sind Er-krankungen durch diese Pilze seltener. Dies beruht auf der engen Adap-tation an entsprechende Tierarten.

Mit den Veränderungen in der Volkswirtschaft haben sich auch inter-essante Veränderungen in den Wechselbeziehungen unter den zoophilenPilzarten entwickelt, und zwar zwischen T. mentagrophytes und T. verru-cosum einerseits und zwischen den zoophilen und anthropophilen Pilzen an-dererseits. Die Zahl der Pilomykosen hat abgenommen, die Zahl der Er-krankungen der glatten Haut im Zusammenhang mit einem Anstieg dertierischen Mykosen hat zugenommen. Die Infektionen durch T. verrucosumzeigen eine Zunahme, wenn auch diejenigen durch T. mentagrophytes nochimmer an erster Stelle unter den tierischen Mykosen stehen.

4. Berufsmykosen durch anthropophile Einwirts-Arten. Es handeltsich meist um chronische, vor der Entdeckung des Griseofulvins schwer zubehandelnde Infektionen. Zusätzliche Faktoren oder Prädisposition exoge-ner oder endogener Natur sind hier von besonderer Bedeutung für einestärkere Verbreitung oder Therapieresistenz dieser Mykosen. In die Infek-tionskette kann man hier eine beruflich bedingte Schädigung kaum ein-schließen, wie z. B. die Epidermophytie beim Badepersonal, bei Sportsleu-ten und Bergarbeitern. Deutlicher ist der Zusammenhang mit dem Berufbei der stark verbreiteten Pityriasis versicolor der Arbeiter, die bei höherenTemperaturen an Hochöfen oder in der Glasindustrie arbeiten.

Die hyperkeratotische Rubrophytie der Handteller und der Finger-nägel kann in Zusammenhang mit schwerer Handarbeit stehen, wie daseine unserer Untersuchungsreihen gezeigt hat. Die Infektion ist in diesenFällen autochthon und aszendiert von den Fußsohlen und Zehen.

Die Kontaktinfektionen durch pilomykotische Erreger (Trichophytie,Mikrosporie) bei medizinischem Personal (Schwestern, Laboranten, Fri-seuren) und bei Ärzten und Biologen sind verhältnismäßig leicht zu be-handeln.

Die Frage einer etwaigen Entschädigung ist in den verschiedenen Kate-gorien unterschiedlich zu beantworten. Die Feststellung eines Zusammen-hanges zwischen dem Beruf und der Mykose führt nicht unbedingt zu einerEntschädigung, insbesondere wenn die mykotische Infektion sporadisch auf-tritt und leicht zu behandeln ist. Eine Entschädigung kommt in Betracht,wenn es sich um Masseninfektionen in einer begünstigenden Umgebunghandelt oder um eine spezielle Situation (z. B. die Sporotrichose bei Gold-bergarbeitern in Südafrika), vor allem bei chronischen, rezidivierenden undhartnäckigen Infektionen.

Priv.-Doz. Dr. VASSIL A. BALABANOFF

Dr. TOMA FILKOV

Hautklinik der Universität SofiaSofia, BulgarienG. Sofiisky 1

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen 35

Universitäts-Hautklinik Freiburg im Breisgau(Direktor: Prof. Dr. K. W. KALKOFF)

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen

H.-J. HEITE, Freiburg i. Br.

Mit 23 Abbildungen*)

Sproßpilze sind häufige, nicht nur bei Menschen, sondern auch1 bei Tieren,in deren Ausscheidungsprodukten, in der Luft und im Boden nachweisbarePilze. Viele, vorzüglich Candida albicans betreffende Untersuchungsergeb-nisse sind widersprechend. Gesichert erscheint, daß die Pilze der GattungCandida beim Menschen nicht nur als Krankheitserreger, sondern auchsaprophytär vorkommen; daß sie wesentlich häufiger von krankhaft ver-änderter als von normaler Haut oder Schleimhaut zu züchten sind. Gelingtder kulturelle Nachweis aus krankhaften Veränderungen an Haut undSchleimhaut, so beweist dies keinesfalls, daß die Krankheitserscheinungendurch den Pilz erzeugt wurden. Pathologische Zustände an Haut undSchleimhaut können die Haft- und Lebensbedingungen des Keims verbessern,dadurch den Nachweis begünstigen, ohne daß die Krankheitserscheinungendurch den Keim hervorgerufen sind; andererseits kann die Abheilung krank-hafter Hauterscheinungen durch eine sekundäre Sproßpilzbesiedlung ver-zögert werden.

Die Diagnose „Candidamykose" ist also keineswegs durch den Nachweisder Candidapilze auf Krankheitserscheinungen gesichert. Der kulturelleNachweis ist eine zwar notwendige, aber nicht allein hinreichende Bedin-gung für die Diagnose. Die Deutung der positiven kulturellen Befundebedarf daher der Korrektur durch die klinische Erfahrung. Nur dann, wennCandida auf allen Impfstellen in Reinkultur massiv wächst und sich dieseBefunde reproduzieren lassen, wird die wirkliche pathogene Deutung desPilzes immer wahrscheinlicher.

Es sind daher verschiedentlich Versuche unternommen worden, laborato-riumsmäßige Kriterien für die Pathogenität zu gewinnen. Eine Pathogeni-tätsprüfung an Tieren führt nicht zum Ziel, denn sie erlaubt keinerlei Rück-schlüsse auf den Menschen. Beachtenswert sind die Versuche von KÄRCHER

(1956), der die proteolytische Fähigkeit von Candida albicans als Patho-genitätskriterium heranzieht. Auch serologische Methoden sind verschiedent-lich versucht worden, um einen saprophytären Befall von Parasitismus zuunterscheiden. Hier sind in erster Linie die Untersuchungen von JANKE

(1951—1959) zu erwähnen, der im wesentlichen mit der Methode von HOFF-MANN und JESSNER (1923) arbeitete, ohne daß es ihm gelang, eine klinischbefriedigende Methode zu entwickeln.

*) Abb. 4—23 stammen aus dem Fotoarchiv der Univ.-Hautklinik Freiburg

36 H.-J. HEITE

Weiterhin hat man versucht, durch immunologische Methoden Einblicke indie jeweiligen Beziehungen zwischen Mikroorganismus und Makroorganis-mus zu gewinnen. Hier sind die Untersuchungen von KALKOFF, BÜCK undBICKHARDT (1964) über eine candida-spezifische Leukozytolyse in vitro zuerwähnen. Die Leukozytolyse wird dabei als antigenspezifische Zellschädi-gung aufgefaßt, die in Gegenwart bestimmter Antigenmengen an weißenZellen des peripheren Blutes innerhalb einiger Stunden zu erkennen ist. Eskam nun darauf an, festzustellen, ob diese candidaspezifische Leukozytolyseeine Korrelation zu klinischen Erscheinungen und zu kulturell-mykologischenBefunden erkennen läßt. Hierzu pflegen wir an der Universitäts-HautklinikFreiburg folgende 5 Kollektive zu bilden:

Kollektiv 1: Patienten mit Hauterscheinungen, die klinisch und kulturelleinen für eine Candidamykose typischen Befund aufweisen;

Kollektiv 2: Patienten, aus deren Hauterscheinungen Candidapilze gezüch-tet wurden, bei denen die Art der Hauterscheinungen für eineCandidamykose zwar nicht typisch ist, ohne daß sich aber dasVorliegen dieser Mykose ausschließen läßt.

Kollektiv 3: Patienten mit Hauterscheinungen, bei denen sich klinisch keineAnhaltspunkte für eine Candidamykose ergeben, bei denenaus Stuhl-, Vaginal- oder Zungenabstrich jedoch Reinkulturenvon Candida albicans mit massivem Wachstum an allen Impf-stellen gezüchtet wurden.

Kollektiv 4: Patienten mit Hauterscheinungen, bei denen sich' vom Kli-nischen her keine Anhaltspunkte für eine Candidamykose er-geben, aus deren Stuhl- oder Zungenabstrich jedoch verein-zelte Kulturen von Candidapilzen zu züchten waren.

Kollektiv 5: Patienten mit Hauterscheinungen, bei denen sich weder vomKlinischen noch vom Pilznachweis her ein Anhalt für eineCandida-Besiedlung oder -Mykose ergeben; einschließlich ge-sunder Kontrollpersonen mit negativem Pilzbefund.

Vom methodischen Ansatz sei kurz folgendes erwähnt: 0,1 ccm Antigen(Candidin, Trichophytin oder Kochsalzlösung); 1 ccm Blut; Inkubation 1 bis6 Stunden; nach 1, 2 und 6 Stunden Auszählung der Leukozyten und Lym-phozyten im Ausstrich.

Unter der gut begründeten Voraussetzung, daß die Zahl der Lympho-zyten konstant bleibt, kann man gegenüber dem Kochsalzansatz die Ab-nahme der Leukozyten quantitativ erfassen. Wichtig ist, daß das Verhaltender 5 oben genannten Patientengruppen gegenüber Trichophytin keinerleiUnterschiede ergibt. Bei Benutzung von Candidin als Antigen zeigt sichjedoch in der Abb. 1 eine weite Streuung. Interessant ist, daß das Kollektiv 1(Kultur positiv, für Candida albicans typischer Hautbefund) die stärkstenZytolysewerte aufweist; interessant ist ferner, daß die Kollektive 2 und 3etwa dicht beieinander liegen (Patienten mit Reinkulturen von Haut und

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen 37

Abb. 1: Verlaufskurven der Zytolyse-durchschnittswerte (nach KALKOFF, BICK-HARDT und BÜCK 1964), nach Gruppenein-teilung I—V für Candidin als Antigen.Dargestellt ist der durchschnittliche Zyto-lysegrad unter Candidin in Abhängigkeitvon der Zeit. Nach 6 Stunden unterschei-den sich die Gruppen I, II und III sowieIV und V jeweils signifikant voneinander

Magen-Darmkanal mit geringen oder untypischen Hauterscheinungen).Außerdem liegen die Kollektive 4 und 5 (kulturell negativ, uncharakte-ristische oder gänzlich fehlende Hauterscheinungen) ebenfalls zusammen. Dieunterschiedliche pathogene Bedeutung — wenn man so will — spiegelt sichhierbei in der unterschiedlichen Zytolyse wieder.

Im normalen Serum des gesunden Menschen finden sich candidistatischwirksame Faktoren, deren Nachweis durch die Eintrübungsgeschwindigkeitvon Schüttelkulturen in Serum-Nährlösungsmischungen methodisch relativleicht erfaßt werden kann. Durch Vergleich mit Eintrübungskurven, dieunter analogen Bedingungen jedoch mit Zusatz von Phenollösungen verschie-dener Konzentration erzielt werden, gelingt sogar eine semi-quantitativeBestimmung candidistatischer Serumfaktoren (HEITE, BÜCK, LEHMANN 1964,HEITE 1964). Es zeigte sich nun, daß regelmäßig alle die Patienten imMagen-Darm-Trakt mit Candida albicans besiedelt waren — kulturell imZungenabstrich und im Stuhl durch massives Wachstum an allen Impfstellennachgewiesen , bei denen der candidistatische Serum-Titer unter 0,3 %oPhenol-Äquivalent abgesunken war (s. Abb. 2). Patienten mit niedrigerercandidistatischer Aktivität im Serum begannen zu „verpilzen". Was an dieserMethode noch unbefriedigt bleibt, ist eine absolute Standardisierung, die es

Abb. 2: Häufigkeitsverteilungdes candidistatischen Serum-titers (in %o Phenol-Äqui-valenten) bei 32 menschlichenSeren. Alle Seren unterhalbdes Titers von 0,3 °/oo Phenol-Äquivalent stammen von Pa-tienten, die Candida albicans-besiedelt sind; alle Patientenmit höherem candidistati-schen Serum-Titer erwiesensich als kulturell nicht besie-

delt0 02 53 0$ 05

PHENOL-ÄQUIVALENT •/..

99-

90-

70-

50;

30-

10'

O = CarKfida albicans Kultur negativ

• = Candida albicdns Kultur positiv

n StuH*Zungenabslrich

38 H.-J. HEITE

gestattet, Werte verschiedener Zeitperioden exakt zu vergleichen. Immerhinhaben die bisherigen Untersuchungen ergeben, daß eine Candidabesiedlungregelmäßig — offenbar gesetzmäßig — mit einer Verringerung der candidi-statischen Serumaktivität korreliert ist. Die Candidabesiedlung selbst sagtaber noch nichts darüber aus, ob Krankheitserscheinungen vorhanden sind,und wenn, ob diese unmittelbar durch den Pilz verursacht sind. Die candidi-statische Serumaktivität kann offenbar nur die Bereitschaft des menschlichenKörpers, sich von Candida albicans besiedeln zu lassen, erfassen, nicht aberdas Vorhandensein oder Fehlen Candida albicans-spezifischer Krankheits-erscheinungen an Haut oder Schleimhaut.

Betrachten wir zunächst einmal die Verhältnisse, unter denen beim gesun-den Menschen eine experimentelle Candidainokulation an der Haut zuKrankheitserscheinungen führt. Dies gelingt nur unter den Bedingungen einerfeuchten Kammer, wie wir dies klinisch etwa unter Fluocinolon-Okklusiv-Verbänden nicht selten zu sehen pflegen. In der Abb. 3 werden Selbstversuche

Versuchsperson 4 (Hei)

PustelPapVesikelFbpelErythem

Stunden n. JnteMion

Abb. 3: Selbstversuch niii Inokul.uion von Ouulida-albicans-Kul-turen am Unterarm unter Okklusivbedingungen (Okklufolbinde,am Rande abgepflastert mit Heftpflaster). Es entstehen innerhalbweniger Stunden erythematöse Papeln, Vesikeln und schließlichPusteln. Nach Entfernung der feuchten Kammer heilt beim Gesun-den allein durch Austrocknung die „experimentelle Candidamykose"

wieder ab

gezeigt über die Krankheitserscheinungen, wie sie nach Inokulation von Can-dida albicans auf dem Unterarm unter einem Okklusivverband entstehen.Vorausbemerkt sei, daß ohne Okklusivverband keinerlei Krankheitserschei-nungen sichtbar wurden. Während nach 50 Stunden unter der Zellophanfolieein Erythem und einzelne Papulo-Vesikel am Orte der Inokulation sich zei-gen, ist nach 67 Stunden die Krankheitserscheinung intensiver geworden, mitdeutlicher Ausprägung von Pusteln; nach 96 Stunden ist auch in weitererUmgebung der ursprünglichen Inokulationsstelle ein ausgedehntes Erythemerkennbar, das sich nach Entfernen des Okklusivverbandes als aus dicht bei-einanderstehenden Vesikulo-Pusteln erweist. Die einfache Entfernung desOkklusivverbandes der feuchten Kammer und das „Austrocknenlassen" derHauterscheinungen führte nach einigen Tagen zur Abheilung. Dieser einfache,

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen 39

jederzeit im Selbstversuch reproduzierbare, Verlauf weist eindrucksvoll aufdie Bedingungen hin, unter denen für Candida albicans typische Krankheits-erscheinungen auftreten und auch unter welchen sie wieder zur Abheilunggelangen. Körperpartien, wie z. B. die Körperfalten, die mit einer feuchtenKammer vergleichbar sind, bieten ein Milieu, das der Ansiedlung von Can-dida albicans und der Entstehung krankhafter Veränderungen im Sinne vonPapulo-Pusteln Vorschub leistet. Sorgt man jedoch dafür, daß die Bedingun-gen der feuchten Kammer verschwinden, die Hautfalten entfaltet werden,besser belüftet werden, so daß sie austrocknen können, so sind dies alleinBedingungen, die der Candida albicans-Besiedlung so hinderlich sind, daßbereits diese Faktoren alleine ausreichen können, um eine bestehende Can-didamykose zur Heilung zu bringen.

Daß Candida albicans-Inokulation einen nicht unerheblichen örtlichenReiz bedeutet, konnte Herr ILLIG in unserer Klinik auch bei seinen Studienüber die Auslösung des Köbner'schen Phänomens bei der Psoriasis nachweisen(1967). Dabei wurden Candida-Reinkulturen auf die gereinigte Haut auf-gebracht und mit einem handelsüblichen Testpflaster — also unter Erstellungeiner feuchten Kammer — abgedeckt. Es entstand nach 2 bis 3 Tagen eineunterschiedlich stark papulös-pustulöse Entzündung. Die experimentelleCandidainfektion war hinsichtlich der Auslösung eines Köbner-Phänomensmindestens ebenso wirksam und erfolgreich wie die vielfach übliche Skari-fikation oder das sogenannte „Stripping".

Diese Versuche sollen beispielhaft zeigen, was in ausgedehnten Versuchen,z. B. von KÄRCHER sowie SCHIRREN und RIETH U. a. zum Ausdruck kommt,

daß verschiedene Candidaarten für den Menschen durchaus primär pathogensein können. Voraussetzung hierfür ist aber, daß eine ganze Reihe vonFaktoren erfüllt sind und eine bestimmte Toleranzgrenze überschritten wird.So bedarf es vielfach nur geringfügiger Hilfsmaßnahmen, um obligat ent-zündliche Erscheinungen auszulösen. Eine solche Hilfsmaßnahme, die dieEntwicklung krankhafter Hauterscheinungen erleichtert, kann z. B. einefeuchte Kammer sein, wie das etwa bei Anwendung von Heftpflastern oderin den vorgelegten Versuchen mit Okklusivverbänden der Fall ist. Manchesogenannte „Heftpflaster-Reizung" entpuppt sich bei näherer Analyse nichtals allergisches Kontaktekzem, sondern als Candidamykose. Dies bedarfjedoch einer Einschränkung. Zwar kann man von primärer Pathogenität ver-schiedener Arten der Gattung Candida sprechen, jedoch bedarf es zum Auf-treten einer „Infektion", also zum Überschreiten einer bestimmten Toleranz-grenze, verschiedener Hilfsursachen. Diese liegen meist im Makroorganismus.Durch diese Hilfsursachen vermag der potentiell parasitäre Saprophyt patho-gen zu werden. Zunächst können wir festhalten, was auch aus den vorgeleg-ten Selbstversuchen mit Okklusivverband hervorgeht, daß unter lokal gün-stigen Bedingungen eine zusätzliche Schrittmacherkrankheit nicht unbedingtnotwendig ist. Fettleibigkeit mit Ausbildung ausgeprägter Bauchfalten,Hängebrüsten, stärkerer Schweißsekretion, können diese lokal günstigen Be-

Abb. 4: Candidamykose der linken Achselhöhle. Provokationsfaktor istLähmung des linken Arms nach Schlaganfall, so daß die Axilla besonders

feucht und schlecht belüftet ist

dingungen abgeben. So haben wir in der Abb. 4 eine Candidamykose in derrechten Achselhöhle, da die Patientin nach einem Schlaganfall den rechtenArm nicht mehr heben konnte, die rechte Axilla nicht mehr belüftet wurde,nicht mehr trocknete und so eine feuchte Kammer als Voraussetzung für dieBesiedlung von Candida albicans abgeben konnte. In der Abb. 5 haben wir

Abb. 5: Candidamykose an der Genitocruralfalte eines 67jährigen Mannes

40 H.-J. HEITE

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen 41

Abb. 6: Candidamykose an der Submammafalte einer adipösen Frau

ähnliche Verhältnisse in der Genito-Cruralfalte bei einem 67jährigen Manne.Bekannt sind die Candidamykosen submammär bei adipösen Personen(Abb. 6) oder auch in der Rima ani (Abb. 7). Sehen wir uns die Art der

Abb. 7: Candidamykose der Rima ani

42 H.-J. HEITE

Abb. 8a/b: Vesikulo-pustulöse Streuung in der Umgebung einer Candidamykoseder Rima ani

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen 43

Hauterscheinungen etwas näher an (Abb. 8 a/b), so begegnen uns wieder dieVesikulo-Pusteln, die wir von der experimentellen Candidamykose unterdem Okklusivverband bereits im Prinzip gesehen haben.

Auch an Interdigitalfalten der Hände und Füße kann es bekanntlich zuCandidabesiedlungen kommen, die das bekannte Krankheitsbild der „Erosiointerdigitalis candidamycetica" hervorrufen. Dies sei in der Abb. 9 in Erin-

Abb. 9: Massive, sogenannte „Erosio interdigitalis candidamycetica"

nerung gerufen. Im allgemeinen gilt an der Hand der 3. Interdigitalraum,also zwischen Mittel- und Ringfinger, als der am wenigsten gespreizte unddaher am schlechtesten austrocknende Interdigitalraum. Vielfach ist aber derBefall mit Candida albicans determiniert durch eine orthopädische Störung,die gegebenenfalls die Spreizung und damit Trockenhaltung anderer Digital-räume verhindert. Dann konzentriert sich die Intensität der Krankheits-erscheinungen an einer Candidamykose auf diese, am schlechtesten spreiz-baren Interdigitalräume.

Weitere praedisponierende Faktoren sind z. B. Diabetes. Wir kennen allediese Bilder einer perigenitalen Candidamykose, die nicht zuletzt durch denzuckerhaltigen Urin und die dadurch bedingte Nährbodenverbesserung der

44 H.-J. HEITE

Abb. lOa/b: Perigenitale und perianale intensiv nässende Candidamykosebei einem Diabetiker. Hier dürfte die Nährbodenverbesserung durch Zuk-

kerausscheidung im Harn eine besondere Rolle spielen

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen 45

Perigenitalgegend ausgelöst wird (vgl. Abb. 10 a/b). Bekannt ist ferner dasBild der Mundwinkel-Candidamykose, also der durch Candida albicans her-vorgerufenen Perleche (Abb. 11 a/b). Seltener sind vesikulöse und pustulöseCandidamykosen am Stamm.

Abb. 11 a/b: Candidamykose des Mundwinkels (Perleche)

46 H.-J. HEITE

Wenn die in allen diesen Abbildungen deutlich erkennbaren vesikulösenund pustulösen Effloreszenzen eintrocknen, die entzündlichen Erscheinungensich zurückbilden und vielfach nur ein vorwiegend squamöser Restzustandvorhanden ist, dann kann man vielfach aus der Eigenart der Anordnung derSchuppung noch den Verdacht auf das Vorliegen bzw. Abgelaufenseineiner Candidamykose ziehen. Dies sei an der folgenden Abb. 12 einer Can-

Abb. 12: Restzustand nach abgeheilter Candidamykose an den Füßen.Charakteristisch sind die rundlichen Schuppenkrausen mit flottierenden

Randsäumen nach eingetrockneten Pusteln

didamykose der Füße,wie sie nicht selten beobachtet wird, demonstriert. Wirerkennen an den Fußrändern zahlreiche rundliche, buntstecknadelkopf- bislinsengroße kleine Schuppenfetzen mit einem etwas nach innen flottierendenRandsaum. Diese Effloreszenzform darf als recht charakteristisch für dieCandidamykose angesehen werden. Ihr Vorhandensein läßt bereits klinischdie Diagnose einer Candidamykose mit leidlicher Sicherheit stellen.

Häufig findet man aber schwerere Erscheinungen an den distalen Extremi-tätenenden, wie sie z. B. in Abb. 13 an den Fingern und in Abb. 14 an denFüßen beispielhaft demonstriert seien. Von besonderer Bedeutung ist hierbeider Nagelbefall. Es hat auf dem Hamburger Mykologen-Kongreß eine aus-gedehnte Diskussion darüber gegeben, ob Candida albicans eine echteOnychomykose (Pilzerkrankung der Nagelplatte) verursachen kann. Im all-gemeinen darf man jedoch annehmen, daß Sproßpilze vom Typ der GattungCandida keine Keratophilie besitzen und nicht in die kompakte Horn-substanz der Nägel hineinwachsen. Typisch für die Candidamykose ist dage-

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen 47

Abb. 13: Massive Candidamykose an den Fingerspitzen

Abb. 14: Massive Candidamykose an den distalen Fußenden

48 H.-J. HEITE

Abb. 15, 16 und 17: Candidamykose an und in Umgebung der Fingernägel:chronisch torpide Paronychie mit teils tumorös angeschwollenem Parony-chium; sekundäre Nagelwachstumsstörung, charakteristischerweise meistens

an einem Fingerrand

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen 49

gen eine chronisch torpide Paronychie, wie sie in den Abb. 15, 16 und 17demonstriert werden soll. Charakteristisch ist, daß das tumorös angeschwol-lene Paronychium recht häufig eine Seite des Fingers bevorzugt und daß esgerade diese Seite ist, auf der eine stärkere (sekundäre) Nagelwachstumsstö-rung erkennbar ist. Dieses klinische Bild der eine Fingerseite bevorzugendenchronisch torpiden Paronychie mit vielfach einseitiger Nagelwachstumsstö-rung ist so charakteristisch, daß allein aufgrund dieser klinischen Erscheinun-gen die Diagnose Candidaparonychie mit recht großer Sicherheit gestellt wer-den kann.

Weniger charakteristisch und klinisch nicht auf Anhieb diagnostizierbar,ist die Cheilitis candidamycetica, wie sie in Abb. 18 demonstriert sei. Ein

Abb. 18: Cheilitits candidamycetica

weiteres charakteristisches Zeichen ist die Candidamykose der Mundschleim-haut, die bekanntlich bei Säuglingen zwischen dem 6. Lebenstag und der6. Woche nicht selten ihren Höhepunkt erreicht, aus blendend weißen Strei-fen, Stippchen und Flecken zusammengesetzten charakteristischen Erschei-nungen besteht und gegebenenfalls die Mundhöhle wie austapeziert er-scheinen läßt. Bekanntlich restieren nach Abschaben dieser Belege leuchtendrote, meist nicht rundliche, sondern unregelmäßig gezackte Erosionen. BeiErwachsenen ist die Candidamykose der Mundschleimhaut seltener. Viel-fach müssen besondere lokale Faktoren, wie Faltenbildung, vorliegen, um dieEntstehung zu begünstigen. Hier findet man vielfach einzelstehende odermultiple stippchenförmige oder geschlängelt streifenförmige weißliche bis

50 H.-J. HEITE

Abb. 19: Candidamykose der Zungemit multiplen einzelstehenden weiß-lichen stippchenförmigen Auflagerun-

gen

Abb. 20: Düsterrote glatte Zungen-oberfläche nach Antibiotikabehand-lung als klinisches Hinweiszeichen für

eine eventuelle Candidabesiedlung

grauweißliche Beläge (s. Abb. 19). Häufig hat die Zunge eine eigenartige,düster-rote Farbe, nicht selten nach einer ausgedehnten Antibiotikabehand-lung, wie sie in Abb. 20 zu sehen ist. Häufig ist die Zunge geschwollen, sodaß die seitlichen Zahnimpressionen als Dellen erkennbar sind (Abb. 21).

Abb. 21: Candidamykose der Zunge mit An-schwellung der Zunge, erkenntlich an den seit-lichen Zahnimpressionen, die als Dellen erkennbar

sind

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen 51

Eine besondere Besprechung verdient noch die generalisierte Candida-mykose der Kinder. Unter der Bezeichnung generalisierte Candidamykoseverbergen sich 3 pathogenetisch verschiedene Formen:

1. Eine Ausbreitung über weite Körperbezirke einer zunächst lokalen Can-didamykose, z. B. bei einem Diabetiker von einem genito-cruralen Befallausgehend, etwa provoziert durch unzweckmäßige Maßnahmen. DieseForm spricht meist auf die Therapie gut an und entwickelt kaum jemalseine über Jahre sich hinziehende Candidamykose.

2. Eine Septikämie auf dem Boden einer hämatogenen Streuung. Dies wirdante finem bei schweren konsumierenden Krankheiten beobachtet. Dies seian der folgenden Abb. 22 bei einem 47jährigen Mann mit Kachexie auf

Abb. 22: Ausgedehnte Candidamykose an verschiedenen Teilen des Körpers beieinem 47jährigen Mann mit Kachexie auf dem Boden eines Pankreaskopfcarcinomsund eines Diabetes. Die Candidamykose war Früh- und Leitsymptom für eine

„konsumierende schwere Krankheit".

52 H.-J. HEITE

dem Boden eines Pankreaskopfcarcinoms und eines Diabetes demon-striert.

3. Schon im frühen Säuglingsalter beobachtet man über viele Jahre sichhinziehende generalisierte Candidamykosen, bei denen eine Grundkrank-heit nicht erkennbar ist. Generalisation und Chronizität dieser Candida-mykosen der Haut, Schleimhäute und offenbar innerer Oberflächen,führen bisweilen bei einem chronischen Verlauf zu Knotenbildungen. Esist üblich, dann von einem „Granuloma candidamyceticum" zu sprechen.Es kann sogar zu Hyperkeratosen auf diesen Knoten mit regelrechtenHauthörnern kommen.

Ein Beispiel für diesen Krankheitszustand sei an einem inzwischen7jährigen Jungen demonstriert, der seinerzeit von KALKOFF im Alter von4V2 Jahren auf der Fortbildungstagung in München bildmäßig demonstriertwurde. Im Alter von 4 Wochen trat eine langanhaltende, nicht heilen wol-lende Bronchitis auf, die im Rahmen des Gesamtbefundes als candidabedingtangesprochen werden muß. Eine eindeutige Beteiligung des Lungen-parenchyms ließ sich nicht nachweisen. Im 6. Lebensmonat entwickelte sich,ausgehend von einer Windeldermatitis, die seitdem ununterbrochen be-stehende Candidamykose der Haut. Weite Körperteile waren befallen, Kopf,Hals, Oberkörperpartie, Ober- und Unterarme, die Füße unter hochgradigerSchwellung, Rötung, Nässen und Krustenbildung (s. Abb. 23). An vielenStellen war der Körper mit Papulopusteln übersät; in der Genitocruralregionund auf den Innenseiten der Oberschenkel war der Prozeß nur diffus aus-geprägt, um sich an der unteren Extremität in Einzelherde aufzulösen.Neben einer typischen Candidamykose der Zunge und Mundschleimhautfanden sich Paronychien an Händen und Füßen, excessive subunguale Hyper-keratosen und Nagelveränderungen, die an eine Onychogryphosis erinnern.

Über das weitere Schicksal solcher Patienten ist nicht allzuviel bekannt.Bisweilen verläuft die Krankheit tödlich; offenbar kommt es aber im Laufeder Jahre, nicht selten z. Z. der Pubertät, zur Ausheilung.

In unserem Fall, der inzwischen 8 Jahre alt ist und 21 kg wiegt, war estrotz laufender Behandlung mit Farbstoffen (Pyoktanin, Castellanischer Lö-sung), mit verschiedensten antimykotischen Lösungen und Salben, Nystatin-salben und Steroidsalben verschiedenster Fertigung, ferner auch hochdosierterinnerlicher Moronalbehandlung, nicht möglich, die Krankheitserscheinungenzu beherrschen. Unter ständiger intensiver Verbandstherapie durch Kranken-schwestern, die über die Methodik der dermatologischen Verbände großeErfahrung besitzen, gelang es, den Zustand einigermaßen erträglich zu hal-ten. Erscheinungsfreiheit oder weitgehende Besserung der Erscheinung warjedoch nicht zu erzielen. Nur kurze Perioden von 1 bis 2 Wochen gelang esgelegentlich einmal, den Jungen nach Hause zu entlassen. Regelmäßig kamer mit schweren krustösen und impetigenisierten Erscheinungen nach kurzerZeit wieder zur stationären Aufnahme. Beachtenswert in dem weiteren Ver-

Zur Klinik und Diagnostik der Sproßpilzmykosen 53

Abb. 23: Generalisierte „idiopathische" Candidamykose, nahezu seit Geburt be-stehend bei einem 6jährigen jungen

lauf ist jedoch, daß eine palpierbare Lebervergrößerung und auch ein an denSerumtransaminasen ablesbarer Leberschaden auftrat. Es ist z. Z. noch un-klar, ob der Leberschaden durch den massiven Befall mit Candida albicansund die dadurch hervorgerufenen Krankheitserscheinungen entstanden ist.Diese Frage wird z. Z. von dem Kollegen MOLL in unserer Klinik bearbeitetund zu gegebener Zeit publiziert werden.

Wir haben uns nunmehr entschlossen, eine Amphotericin B-Therapiedurchzuführen, und begannen Ende April mit Infusionen in 2tägigem Ab-stand von zunächst 1,5 mg und haben bei jeder Infusion die Dosis um 1 mggesteigert, bis zur Enddosis von 21 mg je Infusionstag.

Man erkennt unter dieser Behandlung eine eindeutige, durch jahrelangeäußere und innere Maßnahmen bisher nicht erreichbare Besserung. Interessantist, daß zu Anfang auch eine Besserung der Transaminasewerte im Serum,also offenbar eine Besserung des Leberschadens eintrat. Bei weiterer Fort-setzung der Amphotericin B-Therapie verschlechterten sich jedoch wieder dieFermentwerte im Blut. Die Frage, ob etwa eine durch den jahrelangenCandida albicans-Befall hervorgerufene Leberschädigung durch eine Ampho-tericin B-Therapie gebessert werden kann, obwohl dieses Chemotherapeuti-kum selbst zweifellos nicht leberindifferent ist, harrt noch der Lösung.

54 <-:-'•• H.-J. HEITE

Wenn wir also rückblicken, so vermögen die Sproßpilzmykosen eine starkvariierende Reihe verschiedener Besiedelungszustände und Krankheitserschei-nungen hervorzurufen. Vom reinen Saprophytismus über einen Noso-Parasi-tismus schließlich zum (uneingeschränkten) Parasitismus gibt es offenbar alleÜbergänge. Eine subklinische Candida-Besiedlung von Haut oder Schleim-haut oder gar candidaspezifische Krankheitserscheinungen sollte man dahernicht als eigenständiges Krankheitsbild, als sog. „morbus sui generis", son-dern als Krankheitszeichen, als Leitsymptom ansehen, das Anlaß ist, sorg-fältig und umfassend nach der Ursache der Candida-Besiedlung/Mykose, nachder Ursache der „Verpilzung" zu fahnden. Diese Ursache, diese „Basis-Krankheit" gilt es zu erkennen und zu behandeln, wenn einer antimyko-tischen Lokalbehandlung ein Dauererfolg beschieden sein soll.

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KALKOFF, K. W., R. BICKHARDT und A. BÜCK: Zur candidinspezifischen Leuko-

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Prof. Dr. H.-J. HEITEOberarzt der Univ.-Hautklinik78 Freiburg i. Br.Hauptstr. 7

Isolierung und Differenzierung häufiger Sproßpilze 55

Dermatologische Klinik und Poliklinik Essender Ruhr-Universität Bochum(Direktor: Prof. Dr. H. GÖTZ)

Isolierung und Differenzierung häufiger Sproßpilzeim Laboratorium

D. HANTSCHKE, Essen

Mit 21 Abbildungen

Sproßpilze werden immer häufiger aus dem Untersuchungsmaterialverschiedener Provenienzen gezüchtet (WINDISCH U. STAIB 1955, VANBREU-

SEGHEM 1964, FRÄGNER U. SVATEK 1957, RIETH 1958, MEYER 1960, SCHÖN-

BORN 1961, FRIEDRICH 1963, O T T 1963, BÖHME 1965 u. a.). Daher ist es heute

nichts Außergewöhnliches, wenn ein großer Teil der isolierten Sproßpilz-stämme als Erreger von Erkrankungen unterschiedlicher Lokalisationen an-gesehen wird. Das geht aus zahlreichen Arbeiten der bereits zitierten undnoch anderer Autoren hervor. Beispielsweise wiesen HOLTORFF U. BREY (1965)sowie KRUSCHWITZ (1965) auf die Zunahme von Vaginalmykosen hin. Dietherapeutisch schwierig zu beeinflussenden — durch Sproßpilze hervorge-rufenen — sekundären Pulmonalmykosen werden immer häufiger beob-achtet (ALEXANDER und KRÜGER 1965, FRENZEL 1965 u. a.). Seltener treten

dagegen die relativ gefährlicheren Infektionen durch Cryptococcus neo-formans auf. Gefürchtet ist vor allem die Cryptococcus-Meningitis (BENDERet al. 1965 sowie U T Z und BUTLER 1965). Bereits diese wenigen Beispiele un-terstreichen die Wichtigkeit und die zunehmende Bedeutung der Sproß-pilze für die medizinische Mykologie.

In unserem Mykologischen Laboratorium dienen zur Anzucht von Sproßpilzenaus Untersuchungsmaterial 20prozentige Bierwürzemedien, denen zur Unter-drückung des gesamten Bakterienwachstums 80 y Colistin und 100 y Novobiocinje ml Nährboden zugesetzt werden (HANTSCHKE 1966 a). Abstriche von Schleim-häuten, Sekret- sowie Exkrementproben werden direkt auf Bierwürzeschrägagar-röhrchen oder auf Bierwürzeagarplatten übertragen. Dagegen werden Haut- undNagelproben mit Hilfe des Einbettungsverfahrens (HANTSCHKE 1966 b) in denNährboden eingegossen. Eingesandte Stieltupfer mit eingetrocknetem Abstrich-material werden in flüssiger Bierwürze und bei 29 °C — wie alle Sproßpilz-anzuchtkulturen — bebrütet.

Eine Vororientierung durch eine mikroskopische Untersuchung des be-treffenden Materials kann je nach Fall erfolgen, und zwar durch Anferti-gung eines Nativpräparates mit physiologischer NaCl-Lösung oder miteinem Parkertinte-Kaliumlaugegemisch. Ebenso können Ausstriche mit

56 D. HANTSCHKE

Methylenblau oder nach Gram gefärbt werden. Bei dem Verdacht auf eineCryptococcus neoformans-Infektion fertigt man zweckmäßigerweise einTuschepräparat an. In diesem können die mit einer Kapsel umgebenenCryptococcus-Zellen schnell und sicher nachgewiesen werden. Zur Züch-tung von Cryptococcus neoformans eignet sich der von STAIB und SEELIGER

(1965) entwickelte Selektivnährboden. Sproßpilze wachsen im Gegensatzzu Dermatophyten relativ schnell, und bereits nach ein- bis dreitägiger Kul-tur beobachtet man das Hefewachstum. Zeigt sich jedoch etwa bis zumsechsten Tag kein Wachstum von Sproßpilzen, so wird die Kultur mit Sicher-heit negativ bleiben.

Züchten wir dagegen Sproßpilze, so werden von makroskopisch ver-schieden aussehenden und isoliert wachsenden Kolonien — meistens wirdaber nur ein Kolonietyp vorliegen — eine Verdünnungsreihe im Ausstrich-verfahren hergestellt. Dabei wird die von einer einzeln wachsenden Kolo-nie in einem Tropfen physiologischer NaCl-Lösung hergestellte Zellsuspen-sion auf einer Bierwürzeagarplatte — ohne Antibiotikazusatz — so aus-gestrichen, daß einzeln liegende Kolonien in dem zuletzt beimpften Teilder Platte heranwachsen. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis nurein Kolonietyp wächst, und der "Wahrscheinlichkeit nach eine Reinkultur deszu untersuchenden Stammes vorliegt. Von einer einzeln wachsenden Kolo-nie werden anschließend zwei Schrägagarröhrchen beimpft. Nach drei-tägiger Bebrütung wird das Pilzmaterial der einen Kultur für die physio-logischen und morphologischen Untersuchungen verwendet, während diezweite als Stammkultur bis zur taxonomischen Einordnung des Sproßpilz-stammes verwahrt wird.

Die in ihrer Durchführung relativ konstanten biochemischen Untersuchungs-methoden sollen in diesem Rahmen nur gestreift werden. Zu nennen wäre hierdie Fermentation. Hefewasser oder einprozentigem Peptonwasser — letzteres wirdvon WINDISCH (1960) empfohlen — werden zweiprozentig die KohlehydrateDextrose, Galaktose, Maltose, Saccharose, Laktose und vierprozentig Raffinosezugegeben. In Durham-Röhrchen, die zu Versuchsbeginn mit den Kohlenhydrat-lösungen gefüllt sind, sammelt sich Kohlendioxyd, wenn der getestete Stamm denbetreffenden Zucker vergärt. Die Versuchsdauer beträgt wenigstens 10 Tage. Beider Prüfung der Zuckerassimilation werden Hefezellen in ein kohlenstofffreiesAgarmedium eingebettet. Auf die Agarfläche kommen sterile, in gesättigtenZuckerlösungen getränkte Testblättchen der fünf erstgenannten Stoffe. Bei posi-tiver Assimilation bildet sich ein milchiger Hof, entsprechend der Diffusionszoneum das betreffende Testblättchen. Können die Ergebnisse nicht eindeutig beurteiltwerden, empfiehlt es sich, zur genauen Klärung nur einen Zucker auf eine Test-platte aufzustreuen. Als weitere physiologische Eigenschaften wären für einenSproßpilzstamm zu untersuchen — nur noch einige sollen angeführt werden —Hautbildung auf flüssigem Nährboden, Assimilation von Nitrat, Verwendungvon Äthanol als alleinige N-Quelle, Arbutinspaltung, das Verhalten in Lackmus-

Isolierung und Differenzierung häufiger Sproßpilzc 57

milch usw. Die weiteren biochemischen Untersuchungsmethoden und derenBeschreibungen sind aus den Arbeiten von LODDER und KREGER-VAN RIJ (1952)und WINDISCH (1960) zu entnehmen.

Die biochemischen Eigenschaften einer Sproßpilzart sind in der Regelkonstant und daher für die Bestimmung einer Hefe unerläßlich. Diese bio-chemischen Untersuchungen erfordern aber viel Zeit. Da andererseits fürdie Routinediagnostik eine verhältnismäßig schnelle Sproßpilzbestimmungerwünscht ist, kann aufgrund der schon frühzeitig zu beurteilenden mor-phologischen Merkmale einer Hefeart eine Vororientierung erfolgen, wäh-rend die biochemischen Untersuchungen parallel dazu laufen. Die mor-phologischen Kriterien einiger Sproßpilzarten, die bei uns am häufigstenisoliert werden, sollen hier anhand von Abbildungen demonstriert wer-den.

Vier Tage alte Candida albicans-Kolonien sind weißlich bis creme-farben und zum Zentrum flach gewölbt oder kegelig. Bei einer sechs Tagealten Kultur finden sich bereits in den Agar hineinwachsende Hyphen

Abb. 1: Candida albicans, 6 Tage alte Kolonien mit Myzelwachstumauf Bierwürzeagar (Vergr. etwa 2X)

(Abb. 1);;-. In einer Zellsuspension einer 3 Tage alten Bierwürzeagarkul-tur sind nur unterschiedlich große runde bis leicht ovale Sproßzellen vor-

»•) Für dfe Abbildungen 1, 7, 10, 13, 15 und 19 sei Frau M. SCHLINKERT undfür technische Ausführungen Frau I. ISAKOW gedankt.

58 D. HANTSCHKE

Abb. 2: Candida albicans, Zellbild einer 3 Tage alten Bier-würzeagarkultur (Vergr. etwa 500 X)

handen (Abb. 2). Als weiteres morphologisches Merkmal wird die My-zel- und Pseudomyzelbildung bewertet. Gute Resultate erzielt man aufeinem Kartoffeldextroseagar (RIVALIER und SEYDEL 1932). Auf ihnstreicht man nicht zu dick eine Zellsuspension aus und legt unter sterilenBedingungen ein Deckglas darüber. Bereits nach einigen Tagen kann sichbei 29 °C Myzel und Pseudomyzel entwickeln. Bei Candida albicans sinddie Sproßzellen eindrucksvoll kugelförmig um ein Zentrum angeordnet, wasdie Abb. 3 gut veranschaulicht. Weniger charakteristische Myzel-

Abb. 3: Candida albicans, Pseudomyzel mit ku-gelartiger Anordnung der Sproßzellen auf Kar-

toffeldextroseagar (Vergr. etwa 500X)

Isolierung und Differenzierung häufiger Sproßpilze 59

und Pseudomyzelbilder, wie wir sie auf den nächsten Abbildungen sehen(Abb. 4 u. 5), sind häufig zu beobachten. Typisch, aber nicht charakteristisch,

Abb. 4 (oben): Candida albicans, Myzel und Pseudomyzel aufKartoffeldextroseagar (Vergr. etwa 205X)

Abb. 5 (unten): Candida albicans, weniger typisches Pseudo-myzel auf Kartoffeldextroseagar (Vergr. etwa 205X)

60 D. HANTSCHKE

Abb. 6: Candida albicans, Chlamydosporen und Pseudomyzelauf Kartoffeldextroseagar (Vergr. etwa 500X)

ist die Entwicklung von Chlamydosporen (Abb. 6), die ebenso bei Candidastellatoidea und Candida reukaufii beobachtet werden. Entdecken wir alsoChlamydosporen, so besagt das nicht in jedem Fall, daß wir einen Stammvon Candida albicans vor uns haben.

Candida tropicalis-Kolonien sind dagegen bereits am 4. Tag von einemMyzelsaum umgeben (Abb. 7). Sie sind anfangs gewölbt, später jedoch

Abb. 7: Candida tropicalis, 4 Tage alte, mit Myzelsaum umge-bene Kolonien auf Bierwürzeagar (Vergr. etwa 2X)

meistens faltig. In einer Zellsuspension einer 3 Tage alten Bierwürzeagar-kultur finden wir neben runden bis leicht ovalen aber auch längliche Zel-len und Hyphenteile (Abb. 8), die in der Regel bei Candida albicans unter

Isolierung und Differenzierung häufiger Sproßpilze 61

Abb. 8: Candida tropicalis, Zellbild einer 3 Tage alten Bier-würzeagarkultur (Vergr. etwa 500 X)

gleichen Bedingungen fehlen. Betrachtet man die Myzelentwicklung aufKartoffeldextroseagar, so sieht sie bei kleinerer Vergrößerung der vonCandida albicans sehr ähnlich. Die nächste Abbildung läßt aber erkennen(Abb. 9), daß bei Candida tropicalis keine strenge Anordnung der Sproß-

0Abb. 9: Candida tropicalis, Pseudomyzel auf Kartoffel-

dextroseagar (Vergr. etwa 500 X)

Zellen um ein Zentrum erfolgt. Vielmehr ist die Sproßzellenbildung aufge-lockert, und man erkennt hier kurze, verzweigte Wirtel.

Fast flach wachsen dagegen die Kolonien von Candida parapsilosis imVergleich zu den beiden vorher besprochenen Candida-Arten. Sie sindweißlich-cremefarben und meistens in kurzer Zeit von einem feinen Myzel-

62 D. HANTSCHKE

Abb. 10: Candida parapsilosis, 6 Tage alte, glatte, mit Myzelsaumumgebene Kolonien auf Bierwürzeagar (Vergr. etwa 2X)

säum umgeben (Abb. 10). Das Zellbild einer dreitägigen Bierwürzeagarkul-tur fällt durch unterschiedlich große in der Regel ovale Zellen auf. Wie beiCandida tropicalis sehen wir auch hier längliche Zellen, die aber schmalerund von etwas sichelförmiger Gestalt sind (Abb. 11). Auf Kartoffelagarwird Pseudomyzel gebildet. Betrachtet man es bei kleiner Vergrößerung, soglauben wir ähnliche Formen zu beobachten, wie wir sie von Candida

Abb. 11 (oben): Candida parapsilosis, Zellbild einer 3 Tage altenBierwürzeagarkultur (Vergr. etwa 500 X)

Isolierung und Differenzierung häufiger Sproßpilze 63

albicans und Candida tropicalis her kennen. Bei stärkerer Vergrößerungsieht man jedoch eine rosettenartige Anordnung der Sproßzellen. Einzelnsprossende Zellen zwischen zwei Rosettchen unterbrechen das kontinuier-liche Bild (Abb. 12).

Abb. 12 (unten): Candida parapsilosis, typisches Pseudomyzel beiglattwachsenden Kolonien (S-Form) auf Kartoffeldextroseagar

(Vergr. 500 X)

Candida parapsilosis bildet aber auch Kolonien mit rauher Oberfläche(Abb. 13). Aufgrund dieses Merkmals kann es anfangs zu falschen Schluß-folgerungen kommen. Betrachtet man dagegen die Zellen einer dreitägigenKultur (Abb. 11), so unterscheiden sie sich kaum von denen der glattenKolonien. Nur der Anteil der länglichen, etwas sichelförmigen Zellen istetwas größer. Die Pseudomyzelbildung weicht etwas von der glatten Vari-

Abb. 13: Candida parapsilosis, 6 Tage alte, feinfaltige Kolonien(R-Form) auf Bierwürzeagar (Vergr. etwa 2X)

64 D. HANTSCHKE

Abb. 14: Candida parapsilosis, typisches Pseudomyzel bei rauh-wachsenden Kolonien (R-Form) auf Kartoffeldextroseagar (Vergr.

etwa 500 X)

ante ab (Abb. 14). Hier werden Wirtel nicht von runden, sondern vonlänglicheren Zellen gebildet. Beide Pseudomyzelformen können aber bei derR-Form von Candida parapsilosis gleichzeitig gebildet werden.

Flach erhaben wachsen ebenfalls die weißlich-cremefarbenen Kolonienvon Candida guilliermondii (Abb. 15), die nach achttägiger Kultur von

Abb. 15: Candida guilliermondii, 6 Tage alte Kolonien auf Bier-würzeagar (Vergr. etwa 2X)

einem feinen Myzelsaum umgeben sein können. Das Zellbild einer dreitägi-gen Kultur unterscheidet sich von den hier beschriebenen Hefen (Abb. 16).Einige annähernd runde, große Zellen finden sich unter einer Vielzahl vonkleinen ovalen Sproßzellen. Das Pseudomyzel entwickelt sich oft finger-

Isolierung und Differenzierung häufiger Sproßpilze 65

Abb 16 (oben): Candida guilliermondii, Zellbild einer 3 Tagealten Bierwürzeagarkultur (Vergr. etwa 500X)

Abb 17 (unten): Candida guilliermondii, fingerartig wachsen-des Pseudomyzel auf Kartoffeldextroseagar (Vergr. etwa

205 X)

artig (Abb. 17), kann aber auch bei einer zu kleinen Vergrößerung anCandida tropicalis denken lassen. Bei weiterer Vergrößerung des Pseudomy-zels sieht man Wirtel mit kettenartiger Verzweigung (Abb. 18), die schnellineinander wachsen können und dann als Sproßzellstrang ins Auge fallen(Abb. 17).

66 D. HANTSCHKE

Abb. 18: Candida guilliermondii, Pseudomyzel aufKartoffeldextroseagar (Vergr. etwa 500X)

Ein weiterer bei uns häufig isolierter Sproßpilz, der nicht zur GattungCandida zählt, ist das Trichosporon cutaneum. Der Pilz bildet meistensstark gefaltete und zerklüftete, seltener schleimig erhabene Kolonien(Abb. 19), die oft schon früh einen in den Agar wachsenden Myzelsaum

Abb. 19: Trichosporon cutaneum, 8 Tage alte Kolonien auf Bierwürzeagar(Vergr. etwa 3X)

erkennen lassen. Das drei Tage alte Zellbild weist unterschiedlich großerundliche, ovale, lange zylindrische Zellen grobgranulierten Inhalts auf,und Hyphenteile lassen sich ebenfalls nachweisen (Abb. 20). Auf Kartoffel-dextroseagar beobachtet man anfangs bei Arten dieser Gattung sternartigeMyzelentwicklung. Später entwickeln sich einzeln oder in kurzen KettenSproßzellen, die anscheinend auch entgegengesetzt zum Hauptast weiter-wachsen (Abb. 21). Typisch ist eine Zickzackformation von Arthrosporen.

Wie diese Beispiele zeigen, ist es durchaus möglich, aufgrund der mor-phologischen Merkmale eines Sproßpilzstammes eine Vorbestimmung derHefe durchzuführen. Man sollte sich aber nicht dazu verleiten lassen, eines

Isolierung und Differenzierung häufiger Sproßpilze 67

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Abb. 20: Trichosporon cutaneum, Zellbild einer 3 Tage altenBierwürzeagarkultur (Vergr. etwa 500 X)

Abb. 21: Trichosporon cutaneum, Pseudomyzel auf Kartoffel-dextroseagar (Vergr. etwa 500 X)

dieser morphologischen Kriterien überzubewerten. Alle Merkmale solltendaher immer in ihrer Gesamtheit bei einer Vorbestimmung Berücksichtigungfinden. Erst die später auswertbaren, aber unerläßlichen biochemischenUntersuchungsergebnisse, die ja gerade durch ihre Konstanz bekannt sind,werden abschließend die orientierende Bestimmung einer Hefe bestätigenoder berichtigen.

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VANBREUSEGHEM, R., 1964: Epidemiologie des levuroses. Bulletin des Seances 3,520—522.

Dr. D. HANTSCHKE

43 EssenHufelandstraße 55

*) Die mit einem * gekennzeichneten Arbeiten lagen nur als Referat vor.

Der Einfluß der Qualität des Agars auf die Haemolyse 69

Inst. f. Pathologische Anatomie der Tierärztlichen Fakultät der Landwirtschaft-lichen Hochschule Wroclaw (Polen)

Der Einfluß der Qualität des Agars auf die Haemolysein den Kulturen von Candida albicans")

M. KUPROWSKI, Wroclaw

Der Nachweis der haemolytischen Eigenschaften des Pilzes Candidaalbicans gelingt nur unter besonderen äußeren Züchtungsbedingungen.

1. Verwenden des faserigen (nicht des pulverisierten) Agars bei derZubereitung des Nährbodens.

2. Zusatz von Glukose zum Blutagar. (pH des Fleischextrakts mitKochsalz [0,5 %] wird mittels 10 % NaOH bis 7,2 korrigiert. End-pH sinkt nach dem Zusatz von Agar [2 o/o], Glukose [1 %] undHammelblut [10 %] bis ca. 7,0 ab).

3. Temperatur von 38,5 — 43 °C.

Unter den 13 geprüften Candida-Arten (C. albicans, C. guilliermondii,C. lipolytica, C. pelliculosa, C. brumptii, C. utilis, C. parapsilosis, C.krusei, C. catenulata, C. tropicalis, C. melinii, C. curvata, C. pseudo-tropicalis) weist nur C. albicans stets und regulär Haemolyse auf. C. utilisverhält sich variabel.

Der Wechsel des Wuchstyps S ->- R (beobachtet nur auf dem Blutagar,nicht auf dem Sabouraud-Agar) ist mit dem Verlust der haemolytischenEigenschaften des Pilzes Candida albicans verbunden.

Doz. Dr. MARIAN KUPROWSKIInstitut für PathologischeAnatomie der TierärztlichenFakultät der Landwirtschaft-lichen HochschuleWroclaw (Polen)ul. Norwida 31

*) Eine ausführliche Darstellung der Untersuchungsergebnisse erfolgt imZentralblatt für Veterinär-Medizin, Reihe B (P. Parey-Verlag, Hamburg-Berlin)

70 URANIE MARCELOU-KINTI

Mykologisches Laboratorium der Universitäts-Hautklinik Athen, Griechenland

Diagnostik und Epidemiologie der Candida-Mykosenin Griechenland

URANIE MARCELOU-KINTI

Auch in Griechenland haben sich die Candida-Mykosen in den letztenJahren, insbesondere seit Anwendung der Breitspektrum-Antibiotika er-heblich vermehrt. Dies ergibt sich aus den Befunden, die wir in den zurück-liegenden 6 Jahren erhoben haben.

Im folgenden ist angegeben, aus welchen KrankheitserscheinungenHefen der Gattung Candida isoliert wurden und wie die Identifizierungerfolgte.

Das pathologische Material wurde auf Sabouraud-Glucose-Agar mitChloramphenicol-Zusatz gebracht. Pro Fall wurden 2 Röhrchen verwendetund bei Zimmertemperatur bebrütet. Nur die Sputumkulturen standen bei37 °C im Brutschrank. Die Chlamydosporenbildung wurde auf PCB-Nähr-boden untersucht, der aus Kartoffeln, Karotten, Galle und Agar herge-stellt wird. Die Chlamydosporen entstehen hierauf innerhalb von 18 bis24 Stunden. Parallel dazu wurde Chlamydosporenbildung auf einem wei-teren Nährboden geprüft, der 1 % Pepton, 30 % Galle, 0,5 % Baum-wollblau und 2 % Agar enthält. Bei Zimmertemperatur entstanden hier-auf die Chlamydosporen nach etwa 24 Stunden.

Die Keimschlauchbildung (nach TASCHDJIAN) wurde in Serum geprüft.Zu jeweils 0,5 ml frischem Serum werden 2-3 Tropfen der zu untersuchen-

Tabelle 1: Identifizierung einiger Arten der Gattung Candida

Zucker — Assimilation N-Assimi-lation

C. albicansC. tropicalisC. pseudotrop.C. kruseiC. parakruseiC. stellatoideaC. guillierm.

+OOoo

+o

+00o0+0

+0+00++

weißviolettrosaweißrosarotrosarot

+++++++

+++0+++

+++0+0+

++00+++

Chl

amyd

ospo

ren

nach

24

Std.

PC

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erum

nach

ASt

d.Sa

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tros

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acto

se

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se

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tose

Lac

tose

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se

Kal

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Diagnostik und Epidemiologie der Candida-Mykosen 71

den Hefesuspension gegeben. Nach 2 Stunden Aufenthalt bei 37° C bilde-ten Candida albicans und Candida stellatoidea typische Keimschläuche,aus denen sich später die Fäden entwickeln.

Die Actidione-Empfindlichkeit wurde auf Sabouraud-Glucose-Agarmit Zusatz von 0,05 g/ml Actidione untersucht. Nach 24 Std. Aufenthaltbei Zimmertemperatur waren Candida tropicalis, C. krusei und C. para-krusei nicht gewachsen; C. albicans, C. pseudotropicalis, C. stellatoideaund C. guilliermondii waren gewachsen.

Die Reduktion von Triphenyltetrazoliumchlorid durch die verschiede-nen Stämme führte zu einer unterschiedlichen Färbung der Kulturen, wieaus Tabelle 1 zu ersehen ist.

Für die Zuckerassimilation wurde die Methode von LODDER verwendet.Geprüft wurden die Zucker Glucose, Galactose, Saccharose, Maltose, Lac-tose und Raffinose.

Die Stickstoffassimilation wurde mit Kaliumnitrat und Ammoniumsul-fat untersucht.

Für die Zuckervergärung verwendeten wir eine einfache Methode. AlsNährboden diente ein halbfester Agar aus 1 % Pepton, 0,6 % Agar, 1 %Glucose und 1 °/o Indikator Andrade. Der Nährboden wird in Röhrchengefüllt und senkrecht beimpft. Geprüft wurden die Zucker Glucose, Galac-tose, Saccharose, Maltose, Lactose und Raffinose. Nach 2 Tagen wurde ab-gelesen. Im Falle der Vergärung der Zucker schlug die Farbe von gelb inrot um, und es bildeten sich im Nährboden Gasbläschen. Die Bebrütung er-folgte bei 37 °C.

Tabelle 2: Aus Sputum, Faeces, Urin und Vaginalsekret isolierte Candida-Arten

Krankheitsbild

Mundentzündung

Lungenentzündung

Schwarze Haarzunge

Darmschleimhaut-entzündung

Scheidenentzündung

Nierenentzündung

Blasenentzündung

Beckenentzündung

Disseminierte Candidose

Zahl

174

26

3

40

80

1

2

2

6

334

Can-didaalbi-cans

166

20

2

36

76

1

2

2

6

311

Can-dida

tropi-calis

4

4

1

2

2

13

Can-didapseu-dotro-picalis

2

2

1

2

7

Can-dida

krusei

1

1

2

Can-didapara-krusei

1

1

Can-dida

stella-toidea

72 URANIE MARCELOU-KINTI

Ergebnisse

Insgesamt wurden 529 Hefestämme aus verschiedenen Untersuchungs-materialien isoliert und identifiziert. Aus Sputum, Urin, Faeces und 'Va-ginalsekret stammten 334 Hefen, wie die Tabelle 2 zeigt. Am häufigsten,nämlich 311mal, wurde Candida albicans nachgewiesen. Candida tropi-calis wurde 13mal gefunden, C. pseudotropicalis 7mal, C. krusei 2mal undC. parakrusei lmal.

Von der Haut und ihren Anhangsgebilden isolierten wir 195 Hefe-stämme (Tabelle 3). Auch hier überwog Candida albicans mit 182 Stäm-men. Außerdem fanden wir 7mal C. tropicalis, 2mal C. pseudotropicalis,2mal C. krusei, 2mal C. parakrusei.

Tabelle 3: Von der Haut isolierte Candida-Arten

Krankheitsbild

Hautentzündung zwischenden Fingern

Hautentzündung zwischenden Zehen

Hautentzündung zwischenden Fingern und Zehen

Eczema marginatumEczema marginatum

unter der BrustGehörgangsentzündung

Onyxis und Perionyxis

Candidid

Zahl

36

22

10

20

15

6

80

6

195

Can-didaalbi-cans

35

20

10

19

13

5

75

5

182

Can-dida

tropi-calis

1

1

1

1

2

1

7

Can-didapseu-dotro-picalis

1

1

2

Can-dida

krusei

1

1

2

Can-didapara-krusei

1

1

2

Can-dida

stella-toidea

Schlußfolgerung

Die Untersuchungen zeigen, daß auch in Griechenland das Problem derdurch Hefen verursachten oder komplizierten Erkrankungen aktuell ge-worden ist.

Die Isolierung und Identifizierung von 529 Stämmen ergab ein starkesÜberwiegen von Candida albicans.

Dr. URANIE MARCELOU-KINTI

Rue Scoufa 62 aAthen, Griechenland

Therapeutique des levuroses 73

Laboratoire de Mycologie de l'Institut de Medecine Tropicale „Prince Leopold"ä Anvers

(Directeur du Laboratoire: Pr. Dr. R. VANBREUSEGHEM. Directeur de l'Institut:Pr. Dr. P. G. JANSSENS)

Therapeutique des levuroses

R. VANBREUSEGHEM, Anvers

Plutot que d'envisager les merites respectifs du chlorure de methyl-rosaniline, du thymol, de la Nystatine, de l'Amphothericine B, de leurs voieset de leurs modes d'application, je voudrais considerer ici certains aspectsfondamentaux de la therapeutique des levuroses.

Le titre de ce travail implique que je parlerai du traitement, c'est a. dired'une Intervention medicale dans le but de guerir: nous verrons qu'helaspour le moment nous nous bornons le plus souvent ä faire disparaitre lessymptomes et non la cause profonde qui les a provoques. II s'agit dutraitement des "Sproßpilzmykosen". Je ne sais si le mot allemand a precedele terme francais de "levuroses" que j'ai introduit en 1952 (R. VANBREU-

SEGHEM in M. LANGERON &; R. VANBREUSEGHEM 1952) dans la litteraturemycologique. J'entends par levuroses, des mycoses causees par des levures.Je n'y inclus pas et c'est sans doute egalement votre intention lorsque vousparlez de "Sproßpilzmykosen", les mycoses dans lesquelles la forme para-sitaire du Champignon est morphologiquement une levure, telles l'histoplas-rnose classique ou africaine, ou les blastomycoses nord et sud-ame'ricaines.

Je ne considere comme levuroses, que les mycoses qui sont ou quipourraient etre causees par un des organismes que l'on ränge parmi lesCryptococcacees, les Endomyce'tacees, ou les Sporobolomyce'tace'es.

Definir les levures est tres malaise. Si l'on veut s'arreter un instant a. cequ'en disent J. LODDER et N. J. W. KREGER-VAN RIJ (1952), on constatecombien le probleme est confus. Ces auteurs en effet e"crivent que leslevures sont " . . . a group of microorganisms which is neither well definednor homogeneous. It even must be admitted that the boundaries of theyeast domain are vague and subject to arbitrary decisions."

Personnellement (R. VANBREUSEGHEM 1966), je prefere une definitionaisee: les levures sont des Champignons qui se reproduisent asexuellementpar bourgeonnement au moyen de blastospores, parfois sexuellement pardes ascospores ou des ballistospores et qui fre'quemment fermentent un ouplusieurs Sucres en produisant de l'anhydride carbonique. Cette definitioncomporte de nombreuses exceptions: il y a des champignons ranges parmiles levures qui ne produisent pas de CO2; il y a des Champignons qui nesont pas des levures et qui peuvent en produire; enfin le bourgeonnementn'est pas un privilege exclusif des levures.

74 R, VANBREUSEGHEM

Mais nous sommes habitue's en biologie ä conside'rer que les regles nesont jamais absolument gene'rales et que les exceptions sont souvent lä pournous rappeler une etape de Revolution des organismes vivants.

Les levuroses ne sont pas tres nombreuses si l'on pread comme base lesgenres, et non les especes, auxquelles appartiennent les levures qui causentles levuroses.

Je ne considererai donc que la moniliase, cause'e par des levures quiappartiennent au genre Candida; la cryptococcose ou torulose, dont leseul pathogene ave're' est Cryptococcus neoformans; la pityrosporose, qui,chez l'homme tout au moins, de'pend du Pityrosporum ovale, la torulopsi-dose par Torulopsis glabrata et la trichosporose, par Tricbosporon cuta-neum (?). Il pourra etre question bien sür d'une moniliase par C. albicansou par C. tropicalis ou encore par C. stellatoidea voire par presque toutesles especes reconnues de candida.

Je me permettrai de regretter ici la tendance qu'ont certains auteursmodernes ä nommer les maladies d'apres le dernier nom donnd ä l'agentpathogene. Candidose, Candidiase ou "Candidamykose" ont e'te' utilise's. Celame parait regrettable, car ces noms, quoiqu'on les veuille stables, changentnon selon la fantaisie mais selon des regles, qui elles changent. N'a-t-on pasvu recemment ramener au jour comme seul valable le binome Sporothrixschenckii au lieu de celui de Sporotrichum schenckü auquel nous sommeshabitues depuis une soixantaine d'anne'es. Je sais bien que dans ce casparticulier cela ne change rien au nom de la maladie, qui dans un cascomme dans l'autre reste la sporotrichose. Mais si l'on devait remplacerC. albicans, qui n'est apres tout qu'un nomen conservandum, par le binömeSyringospora albicans, nous serions amene* a considerer l'existence d'unesyringosporose qui ne laisserait pas de troubler certains.

Oublions un moment la torulopsidose et la trichosporose, et consi-derons uniquement la moniliase, la pityrosporose et la cryptococcose. Vuesdu point de vue de la biologie des agents qui les causent, elles s'opposentnettement entre elles (R. VANBREUSEGHEM 1964). En effet, la moniliase estcausee par une levure qui est un endosaprophyte, la pityrosporose par unepisaprophyte, la cryptococcose par un exosaprophyte.

Reprenons diaque sujet en particulier.

L'agent principal de la moniliase est le Candida albicans. Il est \i6 äl'homme et aux animaux dans l'intestin desquels il vit soit en saprophytesoit en symbiote. Introduit dans l'intestin de son hote peu apres la naissance,le plus souvent sans heurt, parfois avec fracas soit que la resistance del'hote soit particulierement faible, c'est le cas des pre'mature's, soit que laquantite des candida avec lesquels l'höte est confronte" soit tres eleve"e, c'estle cas des infections par des infirmieres ou des accoucheuses porteuses dele"sions moniliasiques, le candida va le plus souvent vivre en bonne relation

Therapeutique des levuroses 75

avec son hote. Celui-ci pourra, dans la majorite" des cas, l'heberger jusqu'asa mort sans que le moindre Symptome de moniliase n'apparaisse. Si parcontre des modifications surviennent qui favorisent le developpement duCandida ou qui diminuent la r&istance de l'hote, on pourra voir la moni-liase s'installer et se manifester sous forme de muguet, de cheilite, de perleche,d'amygdalite, de vulvovaginite, de bronchite, de moniliase generalisee.H. I. WINNER (1958) donne 6 groupes de facteurs favorisant la moniliase:enfance, debilite, deficience des mecanismes de deTense, anomalies hormo-nales, modifications de la flore bacteVienne, alterations me"caniques ouchimiques des muqueuses.

La pityrosporose est le nom par lequel on peut designer les manifestationscutan^es dues au developpement exuberant de Pityrosporum ovale. Cettelevure lipophile (cfr. R. W. BENHAMM 1947) vit sur la peau d'une grandequantite d'individus, peut-etre de tous. Elle affectionne le cuir chevelu, lessourcils, les sillons nasogeniens. II est possible qu'on lui doive, outre lesmanifestations pathologiques connues sous le nom de pityriasis simplex oud'ecze"ma seWrheique, une autre maladie qui en a e"te detache"e depuistoujours: le pityriasis versicolor attribue" ä un parasite tres mal connu:Malassezia furfur. Des recherches effectuees durant les six dernieres anne"espar M. A. GORDON (1951) d'une part, par moi-meme et DE TIEGE (1952)d'autre part, ont montre" qu'on pouvait assez facilement cultiver a partirdes squames de pityriasis versicolor, une levure lipophile que GORDON aappelie Pityrosporum orbiculare et que VANBREUSEGHEM et DE TIEGE iden-tifierent simplement P. ovale. Or les recherches de F. KEDDIE (1963) semble-raient demontrer que les Pityrosporum, que ce soit P. ovale ou P. orbiculare,contiennent le meme antigene que M. furfur et que celui-ci ne serait autrechose qu'une forme de Pityrosporum. Quoiqu'il en soit, on voit chez desindividus predisposes, — je souligne ce mot predispose qui reflete bientoutes nos ignorances — sous des influences diverses — hyperthermie habi-tuelle des tuberculeux, insolation, facteurs saisonniers ou climatiques divers,et je songe notamment ä l'influence favorisante de certains climats tropi-caux — le pityriasis versicolor apparaitre et se maintenir. On remarquedonc dans la biologie de cet episaprophyte l'influence de facteurs internesque nous connaissons mal et de facteurs externes que nous devinons ä peine.Sans doute une augmentation des se"cr<kions glandulaires favorise-t-elle ledeveloppement du P. ovale et suivant sa nature l'oriente-t-elle vers lamorphologie de Pityrosporum ou vers celle de Malassezia.

A cote de ces deux levuroses qui sont lie"es intimement a l'hote aussibien du point de vue du parasite que du point de vue du terrain, la crypto-coccose prend un aspect different. D'une part son agent causal vit dans lemonde exteYieur, dans un biotope que l'on a meme pu preciser en partie.II se comporte, vu du point de vue humain et animal, comme un exosapro-phyte. D'autre part la maladie qu'il determine, la cryptococcose, est liee asa Penetration dans l'h&te et tres vraisemblablement ä des conditions parti-

76 R. VANBREUSEGHEM

culieres. Considerant la litterature de ces dix dernieres annees on croitapercevoir les deux theses suivantes: d'une part C. neoformans attaquetous les individus et determine chez la plupart un etat de resistance saufchez quelque-uns qui feront une authentique cryptococcose; d'autre partC. neoformans ne s'installe que chez des individus dont les reactions defen-sives sont tres diminuees. La premiere hypothese presentee par C. W.EMMONS (1955) n'a que peu de preuves pour eile. Elle repose sur un rai-sonnement: puisque C. neoformans est si repandu dans la nature et qui sipeu d'individus fönt la maladie, il est normal de penser qu'une infectionpr^coce et generale entraine un etat d'immunite. La deuxieme repose surde nombreuses observations oü l'on a pu voir la cryptococcose evoluer surun terrain fortement malade. L. E. ZIMMERMANN (1955) reunissant 74 ob-servations de cryptococcose suivis ä PArmed Forces Institute of Pathology("Washington) releve que 24 cas evoluerent chez des malades atteints delymphome malin ou de leucemie et 5 chez des tuberculeux. Un tiers doncdes cas de cryptococcose evolue chez un organisme qui ne se defend pas,ou se defend mal. Cela signifie probablement que les autres lui opposentune resistance naturelle ou acquise. Nous avons demontr£ recemment qu'uneinfection prealable par la voie intramusculaire (VANBREUSEGHEM 1966)pouvait modifier le cours d'une infection realisee par la voie intracerebraleau moins chez la souris. Cependant il est evident que mieux la cryptococcoseest connue, plus son diagnostic est pose chez des individus qui pour le restesemblent normaux. ZIMMERMANN (1951) note d'ailleurs cette differencesans en indiquer la nature. "In the ordinary case of cryptococcosis, wide-spread infection is unusual. When the fungus infects a patient with lympho-ma or leukemia, widely disseminated lesions are the rule." Trop peu dechoses sont connues sur la biologie de Torulopsis glabrata et de Tricho-sporon cutaneum pour que je puisse developper le probleme de la torulopsi-dose et de la trichosporose de la meme maniere.

Tentons maintenant, puisque c'est de cela que je dois parier, d'envisagerla therapeutique de ces trois levuroses (cfr. VANBREUSEGHEM 1963, 1963 a).

En ce qui concerne la moniliase, il est difficile d'envisager la maladiedans son ensemble parce que sa Symptomatologie est trop diverse et les causesqui la declenchent tres differentes. Que l'on compare par exemple la vulvo-vaginite moniliasique de la femme enceinte au muguet du premature et duvieillard. Quelle est la base commune de ces deux manifestations? Un troubleou une modification passagere du metabolisme des glucides? S'il sembleutile de corriger le diabete du vieillard, on ne voit pas comment on peutintervenir fondamentalement chez la femme enceinte si ce n'est en mettantfin ä la grossesse. Chez le nourrisson, particulierement chez le premature,un autre facteur intervient dont la nature semble inconnue et qui sembleavoir echappe a la sagacite des chercheurs. Dans ces trois cas cependant,la therapeutique pourra etre la meme essentiellement: nous mettrons sur lamuqueuse malade, linguale ou vaginale, cet excellent antibiotique de con-

Therapeutique des levuroses 77

tact: la Nystatine (Moronal). Nous guerirons le prematur^ s'il se transformeen un nourrisson normal, et l'on pourrait developper le point de vue quela presence chez lui d'un trop grand nombre de candida interfere avec sonmetabolisme normal et sa croissance: nous guerirons la femme enceinted'autant mieux qu'en donnant le jour ä un enfant eile ne le sera plus; et levieillard ne sera efficacement aide que si nous pouvons modifier l'elementdu terrain qui a permis la moniliase de s'installer. C'est parce que nous neconnaissons rien, ou presque, de la nature de ce terrain, que le traitementdu granulome moniliasique nous «knappe presque completement et que nousvoyons se prolonger desesperement certains onyxis moniliasiques. Disonsavec J. W. WILSON (1959) que " . . . a serious or untreatable fungous in-fection occurs only where there is something abnormal about the patient,rather than because of an enhanced virulence on the part of the microbe."

Dix ans plus tard (1965) le meme auteur avec O. A. PLUNKETT seredete a peu pres quand ensemble ils parlent de pityriasis versicolor. "Acqui-sition of the infection" disent ils "depends almost entirely on abnormalitiesin the patient, rather than on the contact of the fungus with the skin.Apparently the organism has no habitat in nature except skin, and probablyonly human skin. It has never been reported from animals and experimentalinoculations have not been successful". Ce qui vaut pour le pityriasis versi-color vaut pour le pityriasis simplex. Quelle que soit la forme de soufreque nous utilisons dans notre therapeutique, la maladie fera sa reapparitionlorsque des conditions favorables a la multiplication du P. ovale,que ce soit sous sa forme Pityrosporum ou sous sa forme Malassezia furfur,se seront developpees. Nous sentons, plus que nous pouvons le prouver,que ces conditions sont liees ä la se"cre"tion des glandes se'bace'es et sudori-pares. Mais nous ignorons la nature de la substance favorisante, tout autantque les actions physiologiques ou pathologiques qui declanchent sa pro-duction. Quant ä moi je sais que ni les onguents ä base de Cortisone et deNystatine que je prescris volontiers dans les pityriasis de la face, ni lesulfure de selenium que j'utilise aussi bien dans le pityriasis capitis quedans le pityriasis versicolor, ne guerissent aucun malade; ils fönt disparaitrela Symptomatologie pour un certain temps. C'est nous satisfaire de peuque nous arreter ä cela. Notre vrai but doit etre de chercher la base de lamaladie et l'ayant comprise, de la corriger. Notre efficacite jusqu'ici n'apas k& superieure ä celle d'une ambulance qui vient ramasser les blessesapres l'accident: nous devrions empecher l'accident de se produire et de se

reproduire.Notre action dans la cryptococcose est plus difficile a presenter, car

ses inconnues sont plus nombreuses encore que celles de la moniliase et dela pityrosporose. Nous ikhouerons, cela va de soi, dans nos essais thera-peutiques lorsque le deVeloppement de C. neoformans est lie a celui d'unemaladie que nous ne savons encore combattre: lymphose ou leucemie.Lorsque ce facteur determinant n'existe pas et que C. neoformans est le

78 R. VANBREUSEGHEM

seul agent responsable de la cryptococcose, nous sommes mieux armes depuisl'introduction de l'Amphotericine B en therapeutique. Ceux qui l'ont utilis^ecependant, savent combien sa toxicite est elev^e, ses resultats aleatoires, samanipulation delicate. On ne saurait dire que nous avons atteint un but;nous avons souleve un probleme. II semble etre tout entier ä etudier.

A l'oppose de beaucoup d'autres parasites de l'homme dont la vie memeest liee au parasitisme, les Champignons dont l'etat normal est le sapro-phytisme, repugnent au parasitisme. C'est erron^ment qu'on a voulu lesdiviser en opportunistes et en pathogenes. Les uns comme les autres sont etopportunistes et pathogenes. II y en a qui sont moins exigeants des con-ditions qui regissent leur passage du saprophytisme au parasitisme. II y en acontre lesquels l'organisme sain se defend avec facilite'.

Ce qui est de regle pour les Champignons en general Test egalementpour les levures. C'est pour cette raison, qu'en debutant je disais quepersonne n'est capable de traiter avec competence de ce probleme de latherapeutique des levuroses parce que la base meme des levuroses, lesrelations hote-parasite sur lesquels le therapeute devrait pouvoir agir pourrendre son Intervention vraiment efficace, sont encore inconnues. C'est dansl'optique d'une meilleure connaissance de ces relations que la therapeutiquedes levuroses doit et devra de plus en plus £tre envisagee.

References

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J. Clin. Path. 25, 46—65 (1955).Prof. Dr. R. VANBREUSEGHEM

155, rue NationaleAnvers (Belgique)

Candida albicans als ein allergener Faktorbei Kindern mit Asthma bronchiale

T. NOWAKOVSKI, JANINA LEWANDOWSKA, BRONISLAWA SIELICKA,

Wroclaw (Polen)

Bei der mikrobiologischen Untersuchung von Ausstrichen von derSchleimhaut der oberen Luftwege bei asthmatischen Kindern, die in denletzten Jahren in der Beratungsstelle für Allergie an der I. Kinderklinik derMedizinischen Akademie in Wroclaw behandelt wurden, machte sich einhäufiges Vorkommen von Hefepilzen bemerkbar.

Aus der reichen Literatur folgert, daß das Auftreten endogener Myko-sen in den letzten Jahren zu einem wichtigen Problem wurde. Ohne Zwei-fel trug die Anwendung von Kortikoiden und Antibiotika mit ihrem wei-ten Spektrum zur Mykosenausbreitung bei. Es wurde beobachtet, daßsaprophytische Hetepilze, besonders aus der Gattung Candida, die auf derSchleimhaut auftreten, für den menschlichen Organismus unter gewissenBedingungen krankheitserregend sein können. Nicht immer läßt sich fest-stellen, ob die Pilze nur eine Begleitflora sind oder auch selbst die Krank-heit verursachen.

Bis jetzt bleibt die Frage über den krankheitserregenden Mechanismusder Hefepilze ungeklärt. So wie bei vielen Virus- und bakteriellen Infek-

80 T. NOWAKO^SKI, JANINA LEWANDOWSKA, BRONISLAWA SIEUCKA

tionen haben die Pilze und deren Stoffwechselprodukte für den Wirtsor-ganismus eine zur immunologischen Reaktion stimulierende Wirkung. Dasäußert sich in der Bildung humoraler Antikörper und allergischer Reaktio-nen. Demzufolge ist die Allergie also wieder einer der Mechanismen, diedie Ausbreitung der Candida albicans im Makroorganismus begünstigen.

In letzter Zeit wird die Rolle der Polysensibilisierung betont; oft be-obachtet man gleichzeitig eine bakterielle und mykotische Allergie.

Unsere klinischen Beobachtungen berücksichtigend, beschlossen wir dieRolle der Hefepilze aus der Gattung Candida bei den an Bronchialasthmaleidenden Kindern aus unserer Beratungsstelle zu untersuchen. Unser Mate-rial umfaßte 195 asthmatische Kinder und als Kontrollgruppe 136 Kinderohne klinische Allergiesymptome. Bei der Auswahl des Kontrollmaterialswurden folgende Kriterien berücksichtigt (JOSEPHSON): negative Anamneseder Patienten und ihrer Familien in bezug auf Allergieerkrankungen, ne-gative Ergebnisse der physikalischen Untersuchung, in den letzten Monatenkein Gebrauch von Arzneimitteln, die einen Einfluß auf die Allergiereak-tion ausüben könnten. Das Alter der Kinder schwankte in den Grenzen von1—14 Jahren. Die durchgeführten Untersuchungen beruhten auf folgendem:

1. Isolierung und Bestimmung der Hefepilzarten,2. Bestimmung des Titers der agglutinierenden Antikörper im Serum,3. Ausführung und Interpretation der Hautteste mit dem Hefepilzean-

tigen.

1. Die isolierten Hefepilze wurden auf Grund morphologischer undbiochemischer Eigenschaften gemäß LODDER und KREGER-VAN RIJ bestimmt.In der Kultur der Abstriche von der Schleimhaut der oberen Luftwege, diedreimal in wöchentlichen Abständen bei allergischen Kindern entnommenwurden, stellte man Hefepilze in 35,4 %, und im Kontrollmaterial in32,5 % der Fälle fest (Tab. 1). In ca. 80 % der positiven Fälle war Candida

Tabelle 1: Auftreten von Hefepilzen bei asthmatischen Kindernund in der Kontrollgruppe

Gruppe

I. Asthmatische KinderII. Kontrollgruppe

Anzahl derUntersuchten

195136

Positive

Anzahl

6948

Kulturen

°/o

35,435,2

albicans nachweisbar. Außerdem wurden in einzelnen Fällen C. tropicalis,C. pseudotropicalis und C. krusei festgestellt (Tab. 2).

2. Serologische Untersuchungen: Die Agglutinationsreaktion wurdemit der Reagenzglasmethode ausgeführt. Man bedient sich dabei der in-aktivierten Seren und als Antigen der Aufschwemmung eines Standard-stammes von C. albicans N/58 in 0,3 % Formalin. Die Reaktion wurde beiZimmertemperatur ausgeführt. Die Untersuchungen wurden an 4 Gruppen

Candida albicans als ein allergener Faktor bei Kindern 81

Tabelle 2: Isolierte Hefepilzarten

Hefepilzarten

Candida albicansCandida tropicalisCandida pseudo-tropicalisCandida kruseiNichtidentifizierteStämme

Zusammen

Asthmatische Gruppe

Anzahl

528

41

4

69

°/o

78,411,7

5,71,4

5,7

35,4

Kontrollgruppe

Anzahl

39—

—3

6

48

»/o

81,2—

—6,2

12,5

35,2

durchgeführt: 33 Seren von asthmatischen Kindern, deren Abstriche Hefe-pilze aufwiesen, 16 Seren ebenfalls von asthmatischen Kindern mit nega-tiven Abstrichen, 21 Seren von Kindern aus der Kontrollgruppe, beidenen ebenfalls Hefepilze festgestellt wurden, und 18 Seren von Kindern ausder Kontrollgruppe, bei denen in den Abstrichen keine Hefepilze festge-stellt wurden (Tab. 3).

Tabelle 3: Titer der agglutinierenden Antikörper

Serenarten Anzahl

33

16

21

18

1:20

2

1:40

11

1

5

6

Verdünnungen1:80

8

8

3

1:160

7

4

1

1:320

4

Fehlen

1

11

7

9

1. Asthmatische Kinder,positive Kulturen

2. Asthmatische Kinder,negative Kulturen

3. Nicht allergische Kinder,positive Kulturen

4. Nicht allergische Kinder,negative Kulturen

Die meisten der untersuchten Seren wiesen eine negative Reaktionoder eine positive in niederen Verdünnungen (nicht höher als 1:80) auf.Da bei Hefepilzerkrankungen die Agglutinationsreaktion mit hohen Ti-tern für die Diagnostik von Bedeutung sein kann, ist der Titer 1:160 und1:320 zu beachten. In dem von uns untersuchten Material wurde eine im-munologische Reaktion in Form erhöhter Agglutinintiter nur in der Grup-pe asthmatischer Kinder beobachtet. In der Gruppe der asthmatischenKinder mit positiven Kulturen in 33 % und in der Gruppe mit negativenKulturen in 25 % der Fälle. In der Kontrollgruppe trat nur einmal derTiter 1:160 bei einem Kind mit positiver Kultur auf. Der Unterschied ist al-so statistisch signifikant.

3. Die Teste wurden mit dem „Candidin"-Antigen aus dem Pasteur-Institut in Paris in Verdünnung 1:100 000 ausgeführt. Das Antigen wurde

82 T. NOWAKOWSKI, JANINA LEWANDOWSKA, BRONISLAWA SIELICKA

Tabelle 4: Frühreaktionen mit dem Antigen „Candidin"bei allergischen und nichtallergischen Kindern

Serenarten

1. Asthmatische Kinderpositive Kulturen

2. Asthmatische Kindernegative Kulturen

3. Kinder ohne Allergiepositive Kulturen

4. Kinder ohne Allergienegative Kulturen

Z u s a m m e n

PositiveReaktionen

10

25

3

10

48

OhneReaktionen

6

6

8

5

25X2 = 4,44

Zusammen

16

31

11

15

73p0,05

intracutan in der Menge von 0,25 ml verabreicht. Frühreaktionen wurdennach 20 Min., Spätreaktionen nach 24 und 48 Stunden abgelesen. (Reaktio-nen vom Durchschnitt 5—10 mm wurden als + , von 10—15 als + + , über15 mm als + + + bestimmt.) Bei der Bewertung der Ergebnisse stützten wiruns auf die Frühreaktion, deren Bedeutung allgemein betont wird. Bei 35von 47 asthmatischen Kindern mit positiven wie auch mit negativen Kul-turen waren die Frühreaktionen positiv (von + bis + + + ) . In der Kon-trollgruppe traten positive Reaktionen nur in 50 % der Fälle auf. Das Ver-halten der Spätreaktionen weist in allen Gruppen keine großen Unterschiedeauf. Positive Reaktionen halten sich in den Grenzen von 27—29 %. EineKorrelation zwischen positiven Ergebnissen der Kulturen, der Höhe derAgglutinationstiter und der Stärke der Hauttests wurde nicht beobachtet.

Zusammenfassung1. Die Häufigkeit der Hefepilze sowohl bei asthmatischen Kindern

wie auch in der Kontrollgruppe war gleich.2. Die hohen Titer der agglutinierenden Antikörper (höher als 1:80),

die eventuell bei Hefepilzerkrankungen für die Diagnostik von Bedeutungsein könnten, traten tatsächlich öfters in der Gruppe der asthmatischenKinder als in der Gruppe der Kontrollkinder auf.

3. Positive Hautteste mit „Candidin" wurden öfters bei asthmatischenKindern als in der Kontrollgruppe festgestellt. Die wesentlichen Unter-schiede wurden mit dem Chi2-Test statistisch gesichert.

4. Ein Zusammenhang zwischen der Agglutinationsreaktion und derHautreaktion konnte nicht festgestellt werden.

Prof. Dr. TADEUSZ NOWAKOWSKI

Dr. JANINA LEWANDOWSKA

Dr. BRONISLAWA SIELICKA

Wrockw (Polen)ul. Hoene Wronskiego 13 c

Klinik, Diagnostik und Therapie der Aktinomykosen 83

Hygienisches Institut der Universität Köln(Direktor: Prof. Dr. med. F. LENTZE)

Klinik, Diagnostik und Therapie der Aktinomykosen

F. LENTZE, Köln

Nach dem Generalthema unserer heutigen Tagung habe ich in Er-gänzung meines mikrobiologischen Referats auf dem Freiburger Kongreßnunmehr diejenigen Daten der Aktinomykosen zu behandeln, die allge-mein in der praktischen Medizin interessieren. Dabei sollen die strittigenInfekte dieser Gruppe wieder bei Seite bleiben, die allenfalls den Syste-matiker interessieren; Kollege RIETH hat sie soeben in den „Fortschrittender Medizin" (15) zusammengestellt. Vielmehr wollen wir auch heute nurdie beiden in den gemäßigten Zonen allein in praxi bedeutsamen Formenbesprechen, die klassische Aktinomykose und die Nocardiose.

Aber auch dann haben wir uns zu fragen: Interessieren sie überhauptin der Breite der Medizin} Hatte ein Kollege recht, der mir die Mitteilungder Diagnose „Aktinomykose" bei einem von ihm als Tuberkulose ange-sprochenen Halstumor eines Kindes mit dem erstaunten Ausruf quittierte:„Wie . .., eine Aktinomykose??! Daran habe ich überhaupt nicht gedacht,nie hätte ich erwartet, daß mir als Praktiker jemals eine solche Raritätbegegnet!"

Einleitend sei diese Episode nur erwähnt, um einen Irrtum auszu-räumen, der für den Patienten gefährlich ist, denn im Anfang noch heil-bar, steigt das Periculum der Aktinomykosen von Woche zu Woche! EineRarität nämlich ist allenfalls die Nocardiose, nicht aber die Aktino-mykose: selbst, wenn man vom Kieferchirurgen absieht, der sie |aroutinemäßig verbucht, wird diese Krankheit jedem Arzt früher oderspäter begegnen. Globales Zahlenmaterial ihres Vorkommensist freilich schwer zu erarbeiten und existiert bisher unseres Wissens nurin einer Publikation von HEMMES(8), der 1963 für Holland anhand histo-logischer Diagnosen eine Frequenz von einem Fall auf 119 000 Einwohnerpro anno errechnete. Demgegenüber diagnostizierten wir mikrobiologischbei Patienten aus dem Stadt- und Landkreis Köln mit rund 1 MillionEinwohnern in den letzten 6 Jahren (außer 85 mit A. israelii mischinfizier-ten akuten Abszedierungen) 84 manifeste Aktinomykosen, also einen Fallauf rund 71 000 Einwohner im Jahr*) wobei die tatsächliche Frequenz frag-

*) Anmerkung: Vergleichsweise sei darauf hingewiesen, daß die Häufigkeit desTyphus abdominalis z. Z. in der Bundesrepublik 1 Fall auf 52 000 Einwohner imJahr beträgt!

84 F. LENTZE

los noch höher lag, da wir sicher nicht alle im Kölner Raum vorgekomme-nen Aktinomykosen bearbeiten konnten. Auffallend ist ferner der über-w i e g e n d e B e f a l l d e s m ä n n l i c h e n G e s c h l e c h t s . D i e s e b e -kannte Tatsache wird auch von meinem Gesamtmaterial mikrobiologischgesicherter Aktinomykosen bestätigt. Soweit die betr. Daten meiner Fäl-le noch greifbar sind (ein Teil meiner Unterlagen dieser Art ging bei Kriegs-ende verloren), ergibt sich hier das folgende Zahlen Verhältnis:

Lokalisationder Aktinomykose Männer Frauen

Kieferregion und Hals 670 207Thorax 20 8Abdomen 11 2

Sa. 701 217

Die Ursache dieser ebenso wie hier in allen Sammelberichten überAktinomykosen evidenten höheren Erkrankungshäufigkeit des Mannes er-scheint zunächst allenfalls bei der Cervicofacial-Aktinomykose etwa inmangelhafter Zahnpflege, Tabakabusus etc. greifbar, muß de facto jedochoffenbleiben, da auch die anderen Lokalisationsformen der A. analoge Zah-lenverhältnisse aufweisen: von unserem hier unzureichenden Material ab-gesehen, waren z. B. nach einem neueren englischen Sammelbericht über85 Aktinomykosen der Lunge (1) 64 Männer befallen und nur 21 Frauen.

Krankheitsbilder

Beide Aktinomykosen sind ihrer Natur nach infiltrierend fortschrei-tende Entzündungsprozesse, deren Valenz per se maligne ist, was heute beider ja jetzt ziemlich sicher heilbaren Aktinomykose der -Kze/er-Region nurzu leicht vergessen wird: Hier in Wien sei dazu nur an die 1953 von ZITKA

(19) aus der Universitäts-Kieferklinik mitgeteilte lange Reihe mörderischerFälle erinnert, die damals in der vor-antibiotischen Zeit trotz optimalerTherapie dieser ausgezeichneten Klinik letal endeten!

Beide Aktinomykosen ähneln klinisch in etwa tuberkulösen Prozessenmit deren Erreger ihre Erreger in der Tat verwandt sind; beide Aktino-mykosen können daher klinisch als Tbc verkannt werden, zumal sie jaihrerseits — wie wir in Freiburg besprochen haben — eindeutig nur durchden Nachweis des Erregers diagnostiziert werden können. Die FehldiagnoseTuberkulose bedingt aber heute gerade hier eine Gefahr für den Patientenweil die modernen Tuberkulostatica bei den Aktinomykosen wirkungslossind und daher während eines solchen Therapieversuchs Zeit verloren wirddie unersetzbar sein kann. Andererseits ist auch eine diagnostische Ver-

Klinik, Diagnostik und Therapie der Aktinomykosen 85

kennung einer Nocardiose als Aktinomykose ebenso gefährlich, da diebei Aktinomykose wirkungsvollen Antibiotica bei der Nocardiose versagen.

Wenn somit hier das Schicksal des Kranken vom Labor abhängt, sofolgert als Kardinalproblem die Frage, ob klinisch nicht doch wenigstenseinige diagnostische Merkmale existieren, die als Leitseil zur Veranlassungdieser entscheidenden Labor-Untersuchung hinführen. Wir müssen dazuleider verbuchen, daß dieses wohl bei der klassischen Aktinomykose derFall ist, nicht aber bei der auch heute noch lebensbedrohenden Nocardiose!

Zunächst diek l a s s i s c h e A k t i n o m y k o s e !

Als ihr erstes klinisches Leitsymptom via Laboruntersuchung ist natür-lich auf das Erscheinen von Kolonien des Erregers, der sog. Drusen im Ei-ter hinzuweisen. Leider werden diese kleinen Körnchen aber nicht in je-dem Fall ausgeschwemmt und in vielen anderen Fällen übersehen.

Das zweite Leitsymptom ist hier die Lokalisation: da die Aktinomykoseja endogen durch Infektion mit natürlichen Commensalen der gesundenMundhöhle und des Darmes hervorgerufen wird, befällt sie die Umgebungdieses Standorts des Erregers, also die Kieferregion und den Hals, die Lun-ge, das Abdomen, namentlich die Iliocoecalgegend und Rectum; befal-len wird ferner das weibliche Genitale, das der Erreger auf noch unbekann-ten Wegen gelegentlich besiedelt (6).

Als dritter diagnostischer Anhaltspunkt der Aktinomykose treten ge-wisse anamnestische Fakten hinzu, die aus der anaeroben Eigenschaft desErregers folgern. Sie beschränkt sein Auskeimen im sauerstoffhaltigen Ge-webe auf solche Zufälle, die generell die Prämisse der Anaeroben-Infektiondarstellen, also chronische Infektion mit sauerstoff-zehrenden aeroben Ent-zündungserregern, Verletzungen mit Zertrümmerung des Gewebes, Fremd-körper-Einbruch. Die klassische Aktinomykose geht daher vorzugsweiseaus von

Zahn-Granulomen und Zahnfleisch-Taschen,Kieferbrüchen und Darm-Perforationen,Eindringen oder Aspiration von Fremdkörpern,

wie Fischgräten,Knochensplittern.Getreidegrannen.

Tatsächlich ist die — historische — Getreidegranne als Fremdkörper

besonders gefährlich, weil sie mit Widerhaken gespickt ist und daher wieein Giftpfeil im Gewebe haftet.

86 F. LENTZE

Doch dieser Anaeroben-Mechanismus ist fraglos noch nicht die einzigeVoraussetzung des Anlaufens einer Aktinomykose — aus Legionen vonZahngranulomen entstehen nur einige wenige Aktinomykosen! Hier trittals zweite Komponente die von uns in Freiburg analysierte komplexeAetiologie dieser Krankheit in Wirkung — komplex insoweit, als derAktinomyzet erst im Synergismus mit ihm adaequaten aeroben undanaeroben Entzündungserregern pathogen wird, die ihm mit gewebs-auf-schließenden Fermenten den Weg bahnen. Für die Klinik folgert darauseinerseits, daß je nach der zufälligen Formation dieser Begleitflora Beginnund Verlauf des Prozesses erheblich variieren: so kann er bei Mitlaufenaggressiver Staphylokokken oder Streptokokken akut anlaufen undsogar zunächst etwa als bedrohliche Mundbodenphlegmone imponieren oderbei ihrem Fehlen schleichend einsetzen als torpides Infiltrat, gelegent-lich einen Tumor vortäuschend.

Gewisse Trabanten können aber auch zur klärenden Labor-Diagnostikhinführen durch Erzeugung eines prägnanten Geruchs des Eiters, der unsaus ungepflegten Mundhöhlen bekannt ist und mit dem Kennwort „foetide"bezeichnet wird — bei Auftreten dieses Foetors nach hohlen Zähnen ineinem Abszeß-Eiter oder einem Empyem sollte daher eine Labor-Untersu-chung auf Aktinomykose veranlaßt werden.

Als weiteres diagnostisches Merkmal bleibt schließlich noch zuverweisen auf die gegenüber der Tuberkulose gewissermaßen schranken-lose Perforations-Tendenz der Aktinomykose, mit der sie Faszien, Musku-latur und die Haut unter Fistelbildung durchbricht. Das gilt besondersfür die Aktinomykose der Lunge, die weit häufiger als die Tuberkulose diegesamte Brustwand durchsetzt. So kann sie auch im paravertebralen Ge-webe bis zum Becken hinabdringen und dann in der Leistenbeuge heraus-brechen als sogenannter Senkungs-Abszeß — der laut Lehrbuch als Kenn-zeichen der Tuberkulose gilt! Ich verfüge in meinem Krankengut über einelange Reihe solcher Senkungsabszesse, deren Eiter meinem Institut zurUntersuchung auf Tuberkulose eingesandt wurde, de facto aber eineAktinomykose auswies!

Woraus nunmehr ein neuer Gesichtspunkt folgert: hatten wir bisheralle Merkmale der Aktinomykosen erwogen, die den Kliniker als Leit-seil veranlassen sollten, eine ätiologische Ld^oruntersuchung zu veranlassen,so müssen wir nunmehr betonen, daß dieselben „Leitseile" vollends für denin Anspruch genommenen Mikrobiologen zu gelten haben alsIndikation, solche Eiterproben nicht nur schematisch auf Tbc-Bakterienzu untersuchen, sondern auch unaufgefordert zugleich auf Akti-n o m y k o s el

Klinik, Diagnostik und Therapie der Aktinomykosen 87

Das mag Ihnen das Schicksal eines Knaben kennzeichnen, der von einem kleinenLungenherd aus an einer infiltrierenden Entzündung des Rückens erkrankte, dieschließlich absteigend das ganze Becken durchsetzte. Drei Jahre lang wurde derhemmungslos fortschreitende Prozeß in mehreren bekannten Kliniken als Tuber-kulose behandelt, obwohl niemals im Eiter oder im Sputum Tuberkelbakteriennachzuweisen waren. Schließlich erfolgte daher die Verlegung des Knaben in eineLungenheilstätte. Hier erwog der Chefarzt erstmals eine Aktinomykose undsandte uns den Eiter — die Probe wimmelte bereits makroskopisch von Drusenund konnte einen ganzen Studentenkurs mit Material versorgen!

Das Kind wurde daraufhin in die Erlanger Universitätsklinik verlegt, notabene in tragischem Zustand: überall quoll an Rücken und am Becken Eiter auszahlreichen Fisteln. Trotzdem gelang es Kollegen MATTHES und seinem Team,den riesigen Prozeß mit höchsten Dosen von Antibiotica auszuheilen; er waraber bereits in den Wirbelkanal eingebrochen und führte nun vernarbend zurQuerschnittslähmung.

Warum ich diesen Fall erwähne??

Deshalb, weil ich damals in den Krankenblättern folgendes fest-stellen mußte: der Fisteleiter des Kindes war 8mal an drei verschiedeneInstitute meines Fachgebietes eingesandt worden, jedesmal zur Unter-suchung auf Tuberkel-Bakterien, und 8mal hatte man dort schematischeben nur auf Tbc-Bakterien untersucht! Mit Säuren vorbehandelt undzudem in aerobe diagnostische Tbc-Kultur-Röhrchen verimpft, wächst aberder Erreger der Aktinomykose nicht!

Solche Erfahrungen haben mich seit Jahrzehnten veranlaßt, Eiterproben,die zur Untersuchung auf Tuberkulose eingesandt werden, grundsätzlichzugleich auf andere Bakterien untersuchen zu lassen; finden sich dabeiauch nur mikroskopisch pyogene Bakterien, erfolgt automatisch die Verarbei-tung des Eiters in langfristigen Anaeroben-Kulturen auf Aktinomykose —also auch geschehen in dem einleitend erwähnten Fall des Hals-Lymphoms!Überhaup t glaube ich, daß wir Mikrobiologen nie h t Hand-

langer des Klinikers zu sein haben, die schematisch immer nur dessen

Untersuchungs-Aufträge erfüllen, sondern daß wir sein K onsilia-

r iu s sein sollen! Als solcher hat der Mikrobiologe auch alle anderen imEinzelfall vorliegenden diagnostischen Möglichkeiten zu erwägen und still-schweigend die anzusetzende Methodik auch auf diese auszurichten! Vor-aussetzung sind dabei freilich nähere klinische Angaben über Anamneseund Krankheitsbild, Daten, die wir stets von den mit uns zusammenarbei-tenden Ärzten fordern sollten, wie es der Pathologe von jeher getan hat.Voraussetzung ist dabei freilich ebenso, daß der Mikrobiologe nach derTradition ROBERT KOCHS Medizin studiert hat und sich primär alsArzt fühlt und nicht als „Naturwissenschaftler"!

88 F. LENTZE

In diesem Sinne sollte auch der Labor-Diagnostiker bei allen anfallen-den Eiterproben die bereits genannten Merkmale Körnchen und foetiderGeruch beachten als Indikation einer Untersuchung auf Aktinomykose.Zum Unterschied von der kulturellen Diagnostik — die wir in Freiburgbesprochen haben und die heute hier entfallen muß — lassen sich die ge-nannten Körnchen auch im Klinischen Labor auswerten. Allerdings lauernauch hier unwägbare diagnostische Fallstricke: . . . gerade in foetide riechen-den und daher Aktinomykose-verdächtigen Eiterproben kommen nämlichKörnchen vor, die Actinomyces-Drusen täuschend ähneln, de facto aber ausKolonien anderer Mikroorganismen, namentlich der Leptotrichia-Gruppe,bestehen, die keineswegs fortschreitende Entzündungen hervorrufen.

Was aber dann, wenn aus homogenen Infiltraten überhaupt kein Ei-ter zur Labor-Untersuchung zu gewinnen ist?? Hier bleibt die Frage nachanderen Methoden ätiologischer Diagnostik akut.

S e r o l o g i s c h e A u s t e s t u n g v o n A n t i k ö r p e r n h a t

sich bei uns nicht bewährt: Solche Reaktionen ergeben nur in Einzel-Fällen nennenswerte Ausschläge, kommen vor allem aber auch bei nichtan Aktinomykose erkrankten, also quasi „gesunden" Personen vor, so daßdamit ihre diagnostische Auswertung in unklaren Fällen illusorisch wird.So fand mein Schüler WELKER (17) in 1044 zur Wassermann-Reaktion ein-gesandten beliebigen Seren 4mal einen A. israelii-Agglutinationstiter von1 : 200; meine Vermutung, daß solche Titer auf unterschwelligen Strah-lenpilz-Infekten in Zahngranulomen basieren, wurde von WELKER durchAustestung von 20 Patienten mit ruhenden Zahngranulomen gestützt: 6zeigten einen Titer von 1 : 200 und darüber, davon 3 einen Titer von1 : 400!

Wie wir jedoch zeigen konnten (11), gelingt es mittels einer anderenImmun-Reaktion wenigstens bei unklaren Prozessen der Kieferregiondoch, diagnostisch brauchbare Resultate zu erzielen und zwar durch spe-zifische Provokation einer Herdreaktion durch Injektion von steigendenDosen einer Strahlenpilz-Vaccine. Spezifisch ausgelöst, ist diese Herdreak-tion bereits an sich ein diagnostisches Beweismittel; sie führt zugleich zurEinschmelzung zuvor homogener Infiltrate, die nunmehr im Eiter den Er-reger greifbar macht und zugleich einen beachtlichen therapeutischen Ef-fekt erbringt. Jedenfalls hat sich dieses Verfahren in mehreren mit unszusammen arbeitenden Kieferkliniken in der Breite bewährt verglMAYER, BUCHS, GABKA, LÜCKE (12), BUCHS (2).

Wenn wir uns damit nunmehr der

Behandlung der Aktinomykose

zuwenden, so bieten sich heute als Therapie der Wahl Antibioticaund ev. S ulf onamide an, gelang es doch überhaupt erst in unserer

Klinik, Diagnostik und Therapie der Aktinomykosen S9

Zeit auf diesem Wege, die zuvor infausten Aktinomykosen des Thorax'und des Abdomens zu heilen! Obwohl jedoch der Actinomyces israelii ge-gen die Mehrzahl der marktgängigen Antibiotica empfindlich ist und sovor allem gegen das Penicillin, sind hier sogar bei kleinen Prozessen derKieferregion immer noch relativ hohe Gesamt-Dosen und Behandlungszei-ten erforderlich. Da zudem sogar therapie-resistente Fälle unterlaufen,wurde daher das Vorkommen penicillin-resistenter Strahlenpilz-Stämmediskutiert. Es ist allerdings noch unbewiesen, daß solche Stämme in nen-nenswerter Anzahl existieren; so hat unlängst unser Mitarbeiter FRITSCHE(4) erneut 66 Stämme getestet und bei keinem eine Penicillin-Resistenz ge-funden.

Ausgesprochene Therapie-Versager dürften unserer Ansicht nach viel-mehr, wie bereits in Freiburg erläutert, darauf zurückgehen, daß insolchen Fällen Trabanten-Bakterien mitlaufen, die ihrerseits gegen das an-gewandte Antibioticum resistent sind, daher überleben und den Prozeßweiter unterhalten. Das gilt vor allem für das Actinobacterium actino-mycetem-comitans.

Aber auch bei optimaler Auswahl des Antibioticums erfordern selbstkleine Kiefer-Aktinomykosen relativ hohe Gesamt-Dosen zur Ausheilung;bei schweren Prozessen des Thorax und Abdomens gelingt dieses überhaupterst mit extrem hohen Tages-Dosen (30 Millionen E. Penicillin) in Monaten(7, 13 u. a.). Die Lösung dieser Problematik der Aktinomykose wird manvielleicht in der Eigentümlichkeit eben dieser Infektion zu suchen haben,daß hier der Erreger massive Kolonien im befallenen Gewebe entwickelt.Bei diesen sogenannten „Drusen" handelt es sich ja um kompakte Knäuelvon Pilz-Fäden, die das Eindringen des Therapeutikums bereits rein me-chanisch erschweren (16); hinzu kommt, daß die Myzelien der Drusen vomKörper abwehrend mit Phosphaten ummauert werden (14) — die sienunmehr wie ein Panzer gegen das Heilmittel schützen! In der Tat konntePER H O L M bereits 1948 (10) durch Testung von kompakten Kolonien desA. israelii in vitro eine höhere Penicillin-Resistenz als bei isolierten Myze-lien nachweisen, Befunde, die in jüngerer Zeit von FRITSCHE (4) durch ana-loge Vergleichsuntersuchungen im Warburg-Apparat bestätigt wurden.Hinzu kommt, daß die regelmäßig und oft massenhaft in den eng ver-schlungenen Fäden der Drusen eingeschlossenen Begleitbakterien vor demAngriff des Antibioticums wie in einem Bunker geborgen werden.

Jedenfalls folgert aus alledem die Indikation, diese Drusen so weitwie möglich in toto aus dem Gewebe zu entfernen. Zu einem Teil wenig-stens ist das zu erreichen durch die altbewährte chirurgische Ausräumungdes Granulationsgewebes, die auch heute noch in jedem Falle indiziert ist.In Betracht kommen hier ferner Medikationen, die die natürlichen Ab-

90 F. LENTZE

wehrvorgänge stimulieren sowie zur Einschmelzung des befallenen Gewebesführen und damit zur Ausschwemmung der Drusen im Eiter.

Das läßt sich einerseits durch /Jöwigew-Reizdosen erreichen, bei der/Cze/eraktinomykose aber wirksamer durch die ebenfalls altbewährteVaccine-Therapie, die hier sogar als einziges Mittel Heilung erzielen kannund zwar bereits als Hetero-Vaccine (2, 9, 12, 18).

DieNocardiose

differiert von der Aktinomykose nicht nur aetiologisch als endogene In-fektion mit Saprophyten der freien Natur, sondern zugleich darin, daßsie in unseren Breiten (!) primär praktisch stets die Lunge befällt und dannweit mehr zu Metastasierungen in das Knochensystem, Nieren, Gehirn etc.neigt.

Das klinische Bild des Anfangsstadiums deckt sich soweit mit dem derLungen-Tbc, daß eine Differentialdiagnose unmöglich ist, es sei denn, daßder Nachweis des Erregers gelingt. So bleibt nicht nur unter dem genius locidaran zu erinnern, daß der erste Nocardiose-Fall des Menschen 1891 hierin Wien durch EPPINGER (3) publiziert wurde mit der klinischen Charak-terisierung als „Pseudotuberkulose". Soweit in unserem kurzen Referat zuanalysieren, beruht diese diagnostische Problematik vor allem darauf, daßhier im Gegensatz zur Aktinomykose klinische Leitsymptome zur Veran-lassung der klärenden Laboruntersuchung fehlen und — die Nocardiosebei uns, wie bereits einleitend erwähnt, eine echte Rarität darstellt, diediagnostisch nur allzu leicht außer Betracht bleibt.

So haben auch wir in nunmehr 30 Jahren wohl über 1100 klassischeAktinomykosen diagnostiziert, aber nur 4 Nocardiosen. Dieses Zahlen-verhältnis ist jedoch nicht etwa eine „Häufigkeits-Statistik", sondern nurKennzeichen des diagnostischen Vakuums der Nocardiose: Die Mehrzahljener 1100 Aktinomykosen gelangte nämlich nur deshalb in unsere Hand,weil hier eben Leitsymptome existieren, die viele Ärzte rundum in Deutsch-land zur Material-Einsendung an uns veranlaßt haben; niemals aber erhieltich Eiter zur gezielten Untersuchung auf Nocardiose, unsere 4 Fälle wur-den zufällig bei der Routine-Untersuchung beliebig eingesandter Proben ausErlangen und Köln aufgedeckt! Hier hängt das Leben des Patienten ebenan dem schicksalhaften Zufall, ob er an einen Arzt gerät, der eine scheinbar„banale" Eiterprobe einsendet und diese an einen Mikrobiologen, der inihr die Nocardien findet, so daß seine Nocardiose noch rechtzeitig aufge-deckt wird und nicht erst auf dem Sektionstisch — oder bis zum Grabeüberhaupt nicht!

Während Antibiotica hier im allgemeinen versagen, ist diese früherinfauste Krankheit ja jetzt mit Sulfonamiden heilbar, sofern dieseTherapie allerdings frühzeitig einsetzt (13 u. a.). Diese Voraussetzung ist

Klinik, Diagnostik und Therapie der Aktinomykosen 91

freilich schwer zu erfüllen, weil die Nocardien auch bei ev. frühzeitigerUntersuchung des Sputums nur dann zu erfassen sind, wenn diese Unter-suchung gezielt erfolgt. Wird das Sputum dem Laboratorium zur Unter-suchung auf Tbc-Bakterien übergeben (was in praxi wohl stets der Fall seindürfte), können die Nocardien, weil partiell säurefest, bei unzureichenderFärbetechnik mikroskopisch sogar als „Tbc-Bakterien" verkannt werden;auch die Verarbeitung des Sputums zu Tbc-Kulturen kann den Nachweis derNocardien nicht sichern, weil sie durch die Vorbehandlung des Materialsmit Säuren oder Alkalien abgetötet werden (5).

Bei Diskussion eines Falles, der erst in extremis durch Untersuchungeiner im Bronchoskop entnommenen Schleimprobe diagnostiziert werdenkonnte, haben unlängst schwedische Autoren (5) daher hier den Mikro-biologen exkulpiert und dem Kliniker gewissermaßen den „Schwarzen Pe-ter" zugeschoben mit der Devise, nur e r könne die Verdachtsdiagnosestellen und e r müsse die klärende mikrobiologische Untersuchung ver-anlassen — was auch insoweit zutreffen dürfte, als die dann gezielt ange-setzte Kultur die üppig wachsenden Nocardien relativ sicher nachweisenkann, wenn man sie eben gezielt lange genug bebrütet!

Nun, ich glaube jedoch, daß wir Mikrobiologen auch hier Verantwor-tung mitzutragen haben:

Gewiß ist es unmöglich, all die Tausende uns zugehender Tbc-Sputenzugleich auch auf Nocardien zu kultivieren; unsere Technik soll jedochso ausgelegt sein, daß wir die Nocardiose wenigstens dann erfassen, wennsie die Pleura durchbricht und ein Empyem hervorruft. Der Erreger tritthier in Morco-Infektion mit leukozytärer Reaktion auf. „Steril" gebliebene— aerobel — Kulturen leukozytärer Eiter oder Empyeme sollten daherlänger bebrütet werden, als die üblichen zwei Tage!

Zwei unserer Lungen-Nocardiosen erfaßten wir jedenfalls rechtzeitigim Pleura-Punktat; sie wurden geheilt. Im dritten Fall wurde uns als erstesMaterial Eiter einer Metastase am Oberarm zugesandt, in dem mein Ober-arzt Dr. PULVERER die Nocardien auffand. Erst auf Grund dieses Befundeswurde dann röntgenologisch der primäre kleine Lungenherd erfaßt, der,wie sich weiter ergab, bereits zu einer massiven Metastasierung geführthatte; dieser Patient war nicht mehr zu retten. Im vierten Fall endlicherfolgte die Material-Entnahme überhaupt erst auf dem Sektionstisch —ein Menetekel, immer auch an diese nun einmal existierende „Rarität" zudenken!

Literatur

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Dtsch. Zahnärztl. Zschr. 18, 1069 (1963).

92 F. LENTZE

3. EPPINGER, H.: Über eine neue pathogene Cladothrix und eine durch siehervorgerufene Pseudotuberkulose (Cladothrichica). Beitr. path. Anat. &allg. Path 9, 287 (1891).

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Stomatol. 46, 202 (1949).19. ZITKA, E.: Tödlich verlaufene Fälle von zervikofazialer Aktinomykose. Wien

med. Wschr. 102, 939 (1953).

Prof. Di-, med. F. LENTZEDirektor des Hygienischen Institutsder Universität Köln5 Köln-LindenthalFürst-Pückler-Str. 56

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 93

Medizinische Klinik des Kantonsspitals St. Gallen(Chefarzt: Dr. T. WEGMANN)

Diagnose und Therapie der Aspergillosen

T. WEGMANN, St. Gallen

Mit 17 Abbildungen

Die Aspergillose ist eine durch verschiedene Kölbchenschimmel verur-sachte Pilzerkrankung, die speziell den Respirationstrakt, die Nebenhöhlender Nase und das äußere Ohr befällt. In seltenen Fällen wird auch dasZentralnervensystem, wahrscheinlich durch die Lamina cribrosa infolgerhinogener Durchwanderung, erreicht. Ferner sind generalisierte Erkran-kungen mit Endokarditiden, besonders bei massiver Resistenzverminde-rung des Makroorganismus, nicht so selten.

Schimmelpilze sind Opportunisten. Es hängt vom Terrain ab, ob siepathogen werden. Aspergillen sind ubiquitär. Besonders häufig sind sie aufHeu und siliertem Getreide anzutreffen, ferner bei Haustieren und ganzspeziell bei Wasservögeln. Als menschenpathogen werden verschiedene As-pergillusarten wie A. fumigatus, A. niger, A. nidulans und A. flavusbeobachtet. Der A. fumigatus ist der häufigste Erreger von Lungenerkran-kungen. Exponiert sind landwirtschaftliche Berufe (24).

Die Aspergillose wurde zuerst bei den Vögeln als Bronchusaspergillose durchMEIER im Jahre 1815 beschrieben. Erst 1840 wurde der erste Fall einer humanenLungenaspergillose durch BENETT bekannt. In Frankreich wurde diese Affektiondurch RENON im Jahre 1897 als erste Berufskrankheit der Taubenzüchter, welchebeim Füttern der Tauben die Körner im Mund zerkleinern und dann von derLieblingstaube wegpicken lassen, sowie der Perückenmacher, welche die Haare zurEntfettung und zur Entstaubung durch den Mund ziehen, bezeichnet (29).

Die Aspergillose hat bei uns erst seit der Einführung der Antibiotica,also seit ungefähr 20 Jahren, deutlich, zugenommen. Sie wird besonders beikachektisierenden Krankheiten mit aplastischer Anämie, Bronchiektasen,Tuberkulose, Karzinomatosen, Histoplasmosen und speziell nach Behand-lung mit Antibioticis, Cytostaticis und Corticosteroiden beobachtet (10).Siehe Abb. 1.

Unter 1170 Autopsien von Krebskranken inkl. 274 mit akuten Leu-kämien am Bethesda-Spital wurden insgesamt 21 Fälle von Aspergillosenfestgestellt. Es sind 1,7 % aller Patienten mit Karzinom und 5,8 % derPatienten mit akuter Leukämie (6).

Am häufigsten waren die Lungen befallen, nämlich in 21 von 22Fällen, dann folgen Zentralnervensystem (5), Nieren- und Gastrointestinal-

94 T. WEGMANN

TABLE 5. A Comparison of the Predisposing Factors in 121 Patientswith Secondary Aspergillosis

99 Reported Cases* Present Series(22 Patients)

Underlying malignanr diseasesChemotherapy administcredLeukopenia ( < 1,500 PMN/mm3)Steroids administeredAntibiotics administcred

60/9923/5730/7533/6358/63

%6040

40

52

92

20/2212/2215/2219/2221/22

%90

59658695

References 2, 6, 9-20, 24, 25, 28-30, 32-42.Note: When the denominator is less than 99, no information was reported by theauthors.

Abb. 1: Vergleich mit prädisponierenden Faktorenbei 121 Patienten mit sekundärer Aspergillose

trakt (3), Herz, Leber und Thyreoidea (2) und die Milz (1). 7 Fälle wieseneine disseminierte Form auf, 5 davon eine Beteiligung des Zentralnerven-systems. Siehe Abb. 2.

TABLE 2. Frequency of Organ Involvementwith AspergiTlus

Organs Involved No. ofCases

Lungs 21Central nervous System 5Kidneys 3Intestinal tract 3Heart 2Liver 2Thyroid gland 2Spleen 1

Abb. 2: Häufigkeit des Organbefallesdurch Aspergillus

Häufig treten kurz vor dem Tode Superinfektionen auf (Septicaemiemit Koli, Staphylokokken etc., Pneumonie mit Soor, Staphylokokken oderurogene Infektionen mit Koli, Staphylococcus, Candida oder Hautinfek-tionen). Solche Superinfektionen sowie die Aspergillose selbst treten beiden allermeisten Fällen erst in der letzten Woche vor dem Tode auf.

Nach anderen Autoren sterben 50 % der Leukämien an Mykosen,speziell an Soor, Aspergillus, Cryptococcen und Mucor (GRUHN undSANSON) (13).

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 95

Es erhebt sich die Frage, wie die allgemein angeschuldigten Substanzen(Antibiotica, Steroide, Antimetaboliten) die Pilzinfektion begünstigen. DieErklärung ist nicht ganz einfach. Die meisten Patienten mit einer Hämo-blastose oder einem Karzinom erhalten diese Substanzen in den letztenMonaten ihres Lebens. Möglicherweise wirken diese Substanzen gar nichtdirekt gegen die Abwehrkraft des Makroorganismus, sondern erlauben derNeoplasie ein längeres Wachstum, indem sie das Leben des Patienten ver-längern und dadurch die Abwehrkraft reduziert wird. Tierexperimentellkonnte nachgewiesen werden, daß Aspergillosen bei behandelten leukämi-schen Tieren häufiger vorkommen, als wenn sie gar nicht behandelt wer-den (KICK). Die Antimetaboliten führen ja häufig zu einer Granulozytope-nie. In den meisten Fällen liegt tatsächlich kurz vor dem Tod eine Leu-kopenie vor.

Aus Tierversuchen ist bekannt, daß Cortison die Empfänglichkeit vonMäusen Aspergillus- oder Candida-Infektionen gegenüber steigert. DieBedeutung der Antibiotica in der Klinik ist noch' nicht ganz scharf umris-sen. Möglicherweise bewahren sie den Organismus durch Schutz vor ande-ren Bakterien, so daß antibiotisch resistente Mikroorganismen Fuß fassenkönnen. Das gilt nicht nur für Pilzinfektionen, sondern z. B. auch fürPseudomonas-Infektionen, die ja bei Patienten mit neoplastischen Krank-heiten auch häufiger gefunden werden.

Die ante mortem-Diagnose einer sekundären Aspergillose kann äußerstschwierig sein und wurde in der vorliegenden Serie von 22 Patientennur 2 mal gestellt. Das klassische Myzetom bildete sich nie aus, dafür dersepticaemische Typ. Auch ist das Sputum meistens negativ. In dieser Seriewurden 13 Sputumkulturen angelegt, wovon nur eine positiv war.

Diagnose

Das klinische Bild einer Aspergillose ist, abgesehen vom klassischenAspergillom, uncharakteristisch. Eine sichere Diagnose kann nur dann ge-stellt werden, wenn wir den Nachweis erbringen können, daß die Pilze imGewebe vitale Reaktionen ausgelöst haben. Hierzu ist Biopsiematerial nö-tig. Da für den Kliniker dieser Nachweis oft nur schwierig erbrachtwerden kann, ist er auf andere diagnostische Bausteine angewiesen, die aberkeineswegs beweisend sind. Aus diesem Grunde darf die Diagnose nur mitgrößter Zurückhaltung gestellt werden, d. h. im Prinzip per exclusionem,und zwar erst nach Ausschluß häufiger Grundkrankheiten, wie z. B. Tuber-kulose, Bronchiektasien, Malignomen, Hämoblastosen etc., besonders nachvorangegangener Behandlung mit Antibioticis, Cytostaticis und Corticoi-den.

96 . T. WEGMANN

Das Sputum ist oft negativ trotz Vorliegens einer Aspergillose, oderfalsch positiv trotz Fehlens einer Aspergillose (27). Einzig bei wiederholtemNachweis größerer Mengen von Aspergillen im Sputum können gewisseRückschlüsse auf die Pathogenität gezogen werden. Wir stehen hier voreiner ähnlichen Situation wie bei den chronischen Infektionen der Harnwe-ge, wo wir mit einer Keimzahl operieren.

Ähnliche Überlegungen gelten für den Nachweis der Aspergillen imMagensaft sowie im bronchoskopisch entnommenen Sekret.

Hautteste mit Aspergillus fumigatus-Extrakt sind nicht streng spezi-fisch. Sie können bei polyallergischen Individuen ebenfalls positiv ausfal-len. Ferner kann ein Skarifikationshauttest sowie ein intradermaler Test(mit der Nadel ausgeführter Hautantigentest) ausgeführt werden. Sofort-reaktionen sind relativ häufig. Da aber auch Spätreaktionen bekannt sind,sollen die Reaktionen nach 24 und 48 Stunden wieder überprüft werden.

An serologischen Nachweismethoden bewährten sich in erster Linie derAgargelpraezipitationstest, der von DROUHET (Paris), PEPYS (London) undDE HALLER (Davos) ausgeführt wird, ferner die Immunelektrophorese. Aufviele, z. T. in ihrer Wertigkeit schwierige Verfahren will ich absichtlichnicht eingehen, sondern verweise auf die Erfahrungen SEELIGERS (26).

Kulturen sind in jedem Falle anzulegen. Der kulturelle Nachweis ge-lingt eher als der direkte mikroskopische im Sputum.

Tierversuche sind wertlos, da sie nicht erlauben, die Pathogenität desPilzes zu verifizieren.

Die Eosinophilie ist inkonstant. Sie ist vor allem dann vorhanden,wenn eine allergische Auseinandersetzung zwischen Makro- und Mikroor-ganismus stattgefunden hat.

Auf Grund der Literatur ergeben sich folgende diagnostische Konstella-tionen (CAMPBELL und CLAYTON) (5):

Allergische Bronchusaspergillose: positive Sputumkultur, positive Ska-rifikationsteste, Blut- and Sputumeosinophilie, flüchtige Lungeninfiltrate.

Aspergillom: Sputumkultur häufig positiv, ebenso Praezipitintest imSerum. Einschränkend muß hier bemerkt werden, daß bei fehlender Ver-bindung des Aspergilloms mit einem Bronchus oder nach Autolyse derPilze das Sputum negativ wird.

Pulmonale Aspergillose und nicht-allergische Bronchusaspergillose: We-sentlich schwieriger liegen die Verhältnisse bei den pulmonalen Asper-gillosen und nicht-allergischen Bronchusaspergillosen, bei denen wir weit-gehend auf serologische Methoden angewiesen sind, wobei noch wenig überderen Aussagekraft bekannt ist. Bei aktiven und frischen Prozessen istein positiver Praezipitintest zu erwarten.

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 97

Klinik

Klinische Einteilung der Aspergillosen

A. 1. Aspergillom:

2. Pulmonale Aspergillose:

3. Bronchiale Aspergillose:

B. 4. Disseminierte Formen:

primär seltensekundär relativ häufigBronchopneumonienakute miliare Formallergische undnicht allergische FormPilzsepsis, Endokarditis,ZNS etc.

1. Aspergillom

Das Aspergillom äußert sich durch oft jahrelange, rezidivierende Blu-tungen sowie durch einen charakteristischen Röntgenbefund: kugelige Ge-bilde mit Luftsichel, meistens im Oberfeld der Lunge (2, 3, 4, 22 etc).Siehe Abb. 3, 4 und 5.

Abb. 3: Aspergillom im linken Oberfeld. Pat. Seh. L., 5Ojg.

T. WEGMANN

Abb. 4: Dasselbe Aspergillom wie in Abb. 3 und 5. Zufallsbefund beieiner Röntgenuntersuchung. Nachweis von Aspergillen nur im Magen-

saft.

Ober die Pathogenese herrscht noch keine einheitliche Auffassung. DEVE (7) hatdas Krankheitsbild im Jahre 1938 erstmals beschrieben unter der BezeichnungMegamycetome intrabronchectasique. MONOD (3) prägte 1932 die BezeichnungAspergillom bronchectasiant. Er brachte damit zum Ausdruck, daß zuerst in

Abb. 5: Operationspräparat des Aspergilloms aus Abb. 3 und4 (Operation Dr. AMGWERD). Bronchiektatische Zyste beieiner stenosierenden Endobrondiitis tuberculosa. In der Zyste

ein typisches Aspergillom

98

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 99

einem Bronchus die Ansiedlung des Pilzes erfolgt, der dann sekundär durch seinWachstum zur Erweiterung des Bronchus und zur umschriebenen Bronchiektasieführt. BRUNNER (3) hat anhand von 2 Beobachtungen darauf hingewiesen, daßes sich auch um angeborene Lungenzysten handeln könne, indem sich sekundärvon den Luftwegen aus Schimmelpilze angesiedelt haben. Er konnte den Beweiserbringen, daß 4 Jahre vor dem Auftreten eines sog. Aspergilloms bei einemdamals 7jährigen Kinde eine lufthaltige Lungenzyste von gleicher Größe vor-handen war, die sekundär von Schimmelpilzen besiedelt wurde. Es gelang BRUN-NER an einer Röntgenserie nachzuweisen, daß in einer zartwandigen Zyste vomBronchus her die Besiedlung der Höhle mit Schimmelpilzen erfolgt ist. Die Pilzeblieben zunächst am Boden der Zyste und führten zu einer entzündlichen Re-aktion in der Zystenwand. Dadurch kam es zu einer Verdickung der unterenWand. In den folgenden 2 Jahren haben die gewucherten Pilzmassen das Innereder Zyste fast ganz ausgefüllt. Die entzündliche Reaktion in der Umgebung hatauch zugenommen. Ein halbes Jahr später war die Zyste bis auf einen schmalenLuftmantel ganz mit Schimmelpilzen ausgefüllt. Da die ursprüngliche Zyste schondie gleiche Größe hatte wie die spätere Pilzm..';se, ist damit der Beweis erbracht,daß die Pilzrasen keine bronchiektasierenden Wirkungen ausüben, wie MONOD undMitarbeiter angenommen haben.

Abb. 6: Nicht spezifische Kavernenbildung in der rechten Spitze.Superinfektion mit Aspergillus fumigatus. Pat. Seh. R., 57jg.

100 T. WEGMANN

Es ist wohl am einfachsten, wenn man primäre und sekundäre Aspergil-lome unterscheidet: Die seltenen primären Aspergillome wären demnach aufeinen intrapulmonalen Pilzball zu reservieren, währenddem die häufigen,sekundären Aspergillome nichts anderes darstellen als durch Aspergillenbesiedelte praeformierte Höhlenbildungen wie Zysten, tuberkulöse Kaver-nen, Infarktkavernen, Karzinomkavernen etc.

Differentialdiagnose des Lungenaspergilloms:Lungenabszeß, zerfallendes Karzinom, Echinokokkuszyste, Infarktka-

verne, Bronchiektasen, Torulom, „Rundherde" (Paraffinom etc.).

KasuistikSeh. R., 1901.

Lungenabszeß, besiedelt mit A. fumigatus.

Thoraxaufnahme: Oberschoßtuberkulose rechts. Mehrmalige TV und Kul-turen auf Tbc negativ. Im Sputum Aspergillus fumigatus nachgewiesen. Senkung34/46 mm. Leukozyten 12 000. Eosinophilie von 4,5 °/o. Antibiotische Behandlung.Rückgang der Senkung.

Abb. 7: Unspezifische chronische Pneumonie im rechten Oberlappen.Pat. D. S. N., 42jg. Siehe hierzu die Abb. 8 und 9

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 101

Bei der 2. Hospitalisation Eosinophilie wiederum 4,5 %>. Keine Leukozytosemehr. Senkungsrückgang auf 8/16 mm.

Diagnose: Nicht spezifische Kavernenbildung in der rechten Spitze. Super-infektion mit Aspergilltts fumigatus (Abb. 6).

D. S. N., 1923. (PD. Dr. AMGWERD, Chefarzt, Chirurgische Klinik).

Bronchiektatische Kavernen mit Aspergillom.

Bei dem 42jährigen Italiener wurde als Zufallsbefund eine Verschattung imrechten Lungenoberfeld festgestellt. Thorax und Tomogramme vom 17. 8. 1965:handtellergroße Verschattung infraklavikulär rechts mit einer für Kaverne ver-dächtigen Aufhellung (Abb. 7, 8 und 9).

Abb. 8: Tomogramm des Falles aus Abb. 7 und 9. HandtellergroßeVerschattung, Verdacht auf Kaverne

102 T. WEGMANN

Abb. 9: Resektionspräparat des rechten Oberlappens (siehe Abb. 7 und8). Unspezifische chronische Pneumonie mit eitrigen Bronchiektasen undAbszessen sowie unspezifischer, wahrscheinlich bronchiektatischer Ka-

verne mit Aspergillom

Unter der Annahme einer chronischen Pneumonie im rechten Oberlappen er-folgte die Resektion desselben (Dr. AMGWERD).

Makroskopisch war im rechten Oberlappen ein gut hühnereigroßer knotigerTumor zu tasten, der sich auf der Pleura vorbuckelt. Auf einem orientierendenSchnitt sieht man auf dem tumorartig verdichteten Gebiet eine Infiltration desLungengewebes mit gefleckter, bräunlich-schwärzlicher Schnittfläche und mitbindegewebigen narbigen Zügen. Kirschgroße Kaverne, die mit bröckligen bräun-lichen Massen ausgefüllt ist.

Mikroskopisch bestehen die bräunlichen Massen aus Fragmenten eines Asper-gilloms.

Pathologisch-anatomische Diagnose: Unspezifische chronische Pneumonie miteitrigen Bronchiektasen und Abszessen sowie unspezifischer, wahrscheinlich bron-chiektatischer Kaverne mit Aspergillom (PD. Dr. R. SIEBENMANN, Chefarzt,Pathologisches Institut).

L. P. J., 1923. (PD. Dr. AMGWERD, Chefarzt, Chirurgische Klinik).Zystitische Bronchiektase mit Aspergillom.

1950 Lungentuberkulose des rechten Oberlappens. Pneumothoraxbehandlung.Spätere Sanatoriumsaufenthalte 1950/51/52/53.

Seit 1955 Haemoptoe in unregelmäßigen Abständen. Sputum Tbc negativPilze nie nachgewiesen.

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 103

Abb. 10: Aspergillom bei zystischer Bronchiektasie.Restkaverne in der Basis des rechten Oberlappens.

Pat. L. P. J., 41jg.

Einweisungsdiagnose: Persistierende Lungenblutungen bei Tbc-Restkaverne desrechten Oberlappens.

Thoraxaufnahme und Tomogramme: Restkaverne in der Basis des rechtenLungenoberlappens (Abb. 10).

Unter dieser Diagnose erfolgte die Resektion des posterioren Oberlappen-segmentes rechts.

Histologisch fand man eine kirschgroße zystische Bronchiektase mit Asper-gillom und unspezifischer Mantelpneumonie. Eine Tuberkulose war nicht nach-zuweisen.

Mikroskopisch zeigte der Ableitungsbronchus lediglich eine unspezifische chro-nische Bronchitis, die Kaverne eine erhaltene sehr dünne homogene Basalmembran.Lumenwärts erkennt man größtenteils intakte Bronchialschleimhaut und imLumen typische Aspergillusdrusen. Herdförmige adenomatöse Pneumonie undvereinzelte kleine Fettfremdkörpergranulome. (PD. Dr. R. SIEBENMANN, Chefarzt,Pathologisches Institut.)

2. Pulmonale Aspergillose

Akute Bronchopneumonien habe ich nur kurz vor dem Exitus beobach-ten können. Da solche Pneumonien im Gegensatz zum Aspergillom wederin klinischer noch in röntgenmorphologischer Hinsicht irgendwelche Beson-derheiten aufweisen, möchte ich lediglich das Bild einer ausgedehntenhämorrhagischen Pneumonie mit Aspergillus fumigatus bei einer Agranu-lozytose nach Irgapyrin zeigen (E. J., 1895). Vergleiche Abb. 11. Bei der Au-topsie fand man außerdem noch eine Aspergillus-Sepsis mit Herden in

104 T. WEGMANN

Abb. 11: Ausgedehnte hämorrhagische Pneumonie mit Aspergillusfumigatus. .Aspergillus-Sepsis mit Herden in verschiedenen inneren

Organen

Leber, Nieren, Milz sowie agranulozytotischen Ulzera im unteren Ileum

und im Zökum.

Gar nicht so selten sind chronische Pneumonien.

Wie schwierig die Diagnose einer Aspergillose sein kann, soll folgende

Beobachtung darlegen:Der 1959 geborene Knabe mußte wegen subfebriler bis febriler Temperaturen

und gelegentlich trockenem Husten bei ungestörter Atmung und gutem subjek-tivem Befinden mehrmals im Kinderspital Zürich-") hospitalisiert werden. Bei der4. Hospitalisation im Jahre 1964 wurde ein Lungenbefund im Bereiche des rechten

*) Herrn Prof. A. PRADER, Direktor der Universitäts-Kinderklinik Zürich,danke ich für die fortlaufende Orientierung sowie für die Überlassung derKrankengeschichte.

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 105

Abb. 12: Massive Verschattung des rechten Oberfeldes und ver-mehrte Hiluszeichnung beidseits. Im Bronchialsekret, Punktat und

Stuhl: Aspergillus nidulans

Oberfeldes (massive Verschattung) sowie eine vermehrte Hiluszeichnung beidseits,besonders rechts, festgestellt (Abb. 12). Der Status zeigte außer einer Dämpfungim Bereiche der rechten Spitze, ohne Rasselgeräusche bei der Auskultation, nichtsBesonderes. Die Senkung war stark erhöht auf 75/110 mm; ferner bestand eineAnämie von 50 %> und eine Leukozytose von 12 000 mit einer Linksverschiebungvon 30 %> Stabkernigen. Außerdem konnte eine mäßige Hypoproteinämie mitVermehrung der Alpha-1 und -2 und Gammafraktion nachgewiesen werden. Inder Immunelektrophorese waren alle Immunglobuline gleichsinnig vermehrt.

Nachdem schon seit der letzten Hospitalisation im Bronchialsekret Aspergillusnidulans gefunden worden war, wurde wiederum in dieser Richtung untersucht.Dieselbe Aspergillusart konnte wiederum im Bronchialsekret und zwei Lungen-punktaten sowie im Stuhl nachgewiesen werden, währenddem der Pilz weder imUrin noch in Sputumkulturen vorhanden war.

Es wurde eine Behandlung mit Pimafucin (Pimaricin) 3mal täglich 1 mg ein-geleitet, ohne wesentliche Beeinflussung des Krankheitsbildes. Besonders hervor-zuheben ist, daß dieser Knabe keine Vorbehandlung mit Prednison oder Cyto-staticis erhielt. Es wurde lediglich einmal während einer kürzeren Periode Chlor-amphenicol verabreicht, das dann allerdings zu einer Knochenmarkhypoplasieführte. Eine zusätzliche Abwehrschwäche wurde aufgrund der Anamnese mit denverschiedenen Infekten wiederholt postuliert, war aber nie zu beweisen.

Leider ist der Knabe inzwischen gestorben, ohne daß eine Sektion erfolgte.Noch größere diagnostische Schwierigkeiten bereitete uns ein Knabe mit einer

akuten Lungenaspergillose. Der 1954 geborene Knabe trat erstmals im März 1962wegen eines Status febrilis in unsere Klinik. Er gab an, seit 4 Wochen an Müdig-keit, Schlaflosigkeit und an Inappetenz zu leiden. Unter Temperatursteigerungkam es zu zunehmendem trockenem Reizhusten, später zu Stechen im Bereiche

106 T. WEGMANN

Abb. 13: Akute Lungenaspergillose. Pat. W. E., 8jg. (Abb. 14—17).Supradiaphragmal rechts weicher Herdschatten

Abb. 14: Pat. W. E. 8jg. (siehe Abb. 13, 15, 16 und 17). Zustandnach Behandlung mit Isoniacid und Paraaminosalicylsäure

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 107

der rechten Thoraxseite. Bei dem blassen subfebrilen Knaben fanden wir einenpneumonischen Befund rechts basal. Die Thoraxaufnahme vom März 1962 ergabeine Hilusvergrößerung rechts sowie supradiaphragmal rechts einen weichen Herd-schatten mit streifiger Verbindung zum zugehörigen Hilus (Abb. 13). Die Sen-kung betrug 110/120 mm (Westergreen), Hämoglobin 67%, Leukozyten 10 400mit 2 8 % Stabkernigen und 13°/o Monozyten. Die serologischen Untersuchungenwaren alle negativ, ebenso die Tuberkulinproben. Die Lumbaipunktion ergab4 Zellen. Magensaft direkt: Tuberkelbazillen negativ, Kulturen und Tierversuchauch im Magensaft negativ.

Wegen Verdachtes auf eine tuberkulöse Primoinfektion erfolgte eine Behand-lung mit Isoniacid und Paraaminosalicylsäure. Verschwinden der Temperaturen,Rückgang der Senkung auf 19/43 mm. Die Thoraxaufnahme vom April 1962zeigte lediglich noch einen vergrößerten Hilus rechts (Abb. 14). Der Knabe wurdedann unter dieser Medikation zu einer Höhenkur entlassen.

Am 15. Juli 1963, d. h. 16 Monate nach der ersten Klinikaufnahme, erfolgtedie zweite Hospitalisation wegen eines akuten Status febrilis mit grob-miliaremLungenbild von weichen Fleckschatten (Abb. 15). Aufgrund der Vorgeschichte

Abb. 15: Pat. W. E. 9jg. (siehe Abb. 13, 14, 16 und 17). 16 Monatespäter: Status febrilis mit grobmiliarem Lungenbild

wurde eine tuberkulöse Streuung angenommen. Unter der Behandlung mit derüblichen Dreierkombination PAS, Rimifon, Streptomycin kam es zu einer Ent-fieberung und Besserung des Allgemeinzustandes. Die Thoraxaufnahme vom22. Juli ergab eine weitgehende Rückbildung der Veränderungen. Am 5. Juli kam

108 T. WEGMANN

es erneut zu einem massiven Temperaturanstieg trotz zusätzlicher Gabe vonCorticosteroiden. Die intermittierenden Temperaturen hielten an und die neueRöntgenaufnahme zeigte überraschenderweise wieder doppelseitige ausgedehntefein- bis mittelgrobfleckige Verschattungen. Leberpunktion, Biopsie eines Hals-lymphknotens, Sternalpunktion sowie sämtliche Agglutinationen einschließlichauf Toxoplasmose und Listeriose fielen negativ aus. Rheumaserologie negativ.Mantoux 1 : 100 negativ. Im Magensaft keine Tuberkelbazillen. Bronchoskopischfand man miliare Knötcben, deren Biopsie nur eine unspezifische Entzündungergab. Wegen des schlechten Allgemeinzustandes mußte auf eine Lungenbiopsieverzichtet werden. Wegen erneuter unbeeinflußbarer Temperaturen von inter-mittierendem Charakter wurde in der Annahme einer Tuberkulose mit völligresidenten Keimen die tuberkulostatische Therapie auf Cycloserin und Viomycinumgestellt, jedoch ohne Erfolg. Eine Thoraxaufnahme vom 24. 8., 3 Tage vordem Exitus, ergab eine sehr massive doppelseitige grobknotige Herdbildung ohneBevorzugung spezieller Lungenabschnitte (Abb. 16).

Abb. 16: Pat. W. E. 9jg. (siehe Abb. 13, 14, 15 und 17). 3 Tage vordem Exitus letalis: massive doppelseitige grobknotige Herdbildung

Zu erwähnen ist noch, daß die Leukozyten am 16. 8. 13 300 mit einer Links-verschiebung von 48 %> betrugen und am 21. 8. nur noch 150 und am 28. 8. 100.Es entwickelte sich eine schwere asthmoide Bronchitis und Dekompensation einesCor pulmonale mit Exitus an Kreislaufversagen.

Klinische Vermutungsdiagnose: Retikulosarkom der Lungen. MedikamentöseAgranulozytose.

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 109

Abb. 17: Pat. W. E. 9jg. (siehe Abb. 13, 14, 15 und 16). Histo-logisches Präparat bei ausgedehnter doppelseitiger Lungenmykose

durch Aspergillus fumigatus

Bei der Autopsie fand man eine ausgedehnte doppelseitige Mykose der Lungen(Abb. 17), deren Erreger als Aspergillus fumigatus kulturell identifiziert werdenkonnte. Im rechten Lungenunterlappen fand sich eine bohnengroße ältere Kaverne,die durch Bronchusdrainage gereinigt war. Anhaltspunkte für einen tuberkulösenProzeß waren ebensowenig vorhanden wie für einen anderen Grundmorbus imSinne einer Collagenerkrankung oder eines Tumors (30).

Vom klinischen Standpunkt aus sind verschiedene Fragen ungeklärt:1. Aus welchen Gründen kommt es ohne vorstehendes Grundleiden, ohne

Infekt und ohne Traumatisierung, zu einer pulmonalen Aussaat eines an und fürsich saprophytären Erregers in den Bronchialbaum? Die früheren elektrophore-tischen Befunde waren normal. Das kurz vor dem Tod entnommene Blut ergabein partielles Antikörpermangelsyndrom, so daß wir annehmen müssen, daß essich um einen sekundär erworbenen Antikörpermangel handelt. Es ist möglich,daß dieses partielle Antikörpermangelsyndrom Ursache der Resistenzverminderungund dadurch der Manifestierung der Mykose war. Allerdings wäre dann einegeneralisierte Aussaat zu erwarten, die nicht allein die Lunge betreffen würde.

2. War die Ersterkrankung im Frühjahr 1962, welche als tuberkulöse Primo-infektion gedeutet wurde, bereits der Ausdruck einer Aspergillus-Primärinfektion?Die aerogene Primoinfektion der Lungen mit Aspergillen ist bekannt bei gewissenBerufsgruppen. In solchen Fällen handelt es sich aber um fortgesetzte massiveExpositionen gegenüber Aspergillen. In der Literatur sind keine Fälle bekanntgeworden, in denen eine Primärinfektion der Lungen unter einem bipolaren Bildverläuft, ähnlich wie bei der Tuberkuloseprimoinfektion. Trotz negativer Tuber-kulinproben entschlossen wir uns bei der Ersterkrankung zu einer tuberkulo-statischen Therapie. Histologisch handelt es sich bei der erwähnten Kaverne imrechten Lungenunterlappen nicht um eine tuberkulöse Kaverne. Möglicherweise

110 t T. WEGMANN

entspricht der Befund einer Restkaverne als Residuum der früher an dieser Stellebeobachteten Pneumonie mit sekundärer Besiedelung durch Aspergillen. Derakute Bronchialeinbruch, der zur bronchogenen Aussaat führte, erfolgte unterstürmischen klinischen Erscheinungen im Juli 1963. Gefäßeinbrüche, die bei derAspergillose im allgemeinen rasch auftreten, sind bei unserem Knaben erst kurzvor dem Exitus erfolgt, wodurch das Fehlen von hämatogenen Streuherdenerklärt wird.

3. Generalisierte Aspergillosen mit vorwiegender Lungenbeteiligung sind beiantibiotischer Behandlung in Kombination mit Steroiden allgemein bekannt.Besonders bei Agranulozytose sind solche Komplikationen gar nicht selten. Inunserem Falle ist aber die Agranulozytose erst wenige Tage vor dem Tod auf-getreten, während die Lungenveränderungen bereits bei durchwegs normalenhämatologischen Verhältnissen vorlagen.

4. Bis heute sind in der Literatur nur ganz vereinzelte akute Lungenasper-gillosen beschrieben worden (HERTZOG, SMITH und GOBLIN [vgl. 30], HAMIL[vgl. 30]).

Auffallend ist die Morphologie der letzten Röntgenaufnahme wenigeTage vor dem Tode. Röntgenmorphologisch muß es sich um ganz periphergelegene Aspergillusherde gehandelt haben, wie sie auch pathologisch-ana-tomisch verifiziert werden konnten. Bei einer bronchogenen Streuung wirddie Peripherie der Lungen im allgemeinen nur dann erreicht, wenn derPatient unter einer Überdruckatmung steht. In diesem Falle hatte aller-dings der Knabe während seiner letzten Krankheitstage so forciert geat-met, daß ein solcher Mechanismus möglich wäre. Daß der Tod an Atem-insuffizienz erfolgte, beweisen die mikroskopischen Lungenpräparate, in wel-chen nur noch ganz wenige freie Alveolen vorhanden waren.

Trotz verschiedenster Überlegungen bleibt noch manche Frage offen.Wie so häufig bei Pilzaffektionen waren auch hier Kulturen von Magen-saft und Bronchialsekret sowie das bronchoskopisch entnommene Biopsie-präparat negativ.

3. Bronchiale Aspergillose

Die allergische Form der Bronchusaspergillose mit flüchtigen Lungen-infiltraten und akuten Exazerbationen, Blut- und Sputumeosinophilie, As-pergillen im Auswurf, positiven Hauttesten und Serumreaktionen wurdevon englischen Autoren genauestens beschrieben (15). Ich selbst verfügeüber keine entsprechenden Beobachtungen.

Die nicht-allergische Form der Bronchitis aspergillina ist ganz un-spezifisch. Wir treffen sie gar nicht so selten an bei kachektisierendenKrankheiten, die mit Antibioticis oder Antimetaboliten vorbehandelt wur-den. In diagnostischer Hinsicht sind im Sputum und im bronchoskopischentnommenen Sekret massenhaft Aspergillen nachzuweisen. Diese Form derspastischen, nicht allergischen Bronchitis aspergillina wird offenbar nurbei stark reduzierten Individuen angetroffen. Eine Sonderform stellt di»obstruierende mucomembranöse Form dar (20).

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 111

4. Disseminierte Formen

Die Sepsis aspergillosa kommt vor allem bei Kindern vor, und zwarbesonders im Säuglingsalter (11). Bei einer Zusammenstellung von BERKEL

und Mitarbeitern (1) werden unter 29 Fällen von Kinderaspergillosen ins-gesamt 17 Leukämien als Grundkrankheit beobachtet. Hier werden alsowieder die klassischen Vorbedingungen erfüllt, daß wegen einer schwerenGrundkrankheit Steroide, Antibiotica und/oder Cytostatica verabreichtwurden.

Das gleiche gilt für die von uns beobachteten Fälle von Erwachsenen:

So konnten wir bei einem 1900 geborenen Mann (L. A., 1900), den wirwegen einer Monozytenleukämie mit symptomatischer sideroachresti-scher Anämie mit Breitspektrumantibiotica und Steroiden sowie Desferalbehandelten, autoptisch eine Aspergillus-Sepsis mit Pilzmyokarditis, Peri-und Endokarditis, Aspergillus-infizierten Lungenembolien und infarktoi-den Pilzpneumonien des rechten Oberlappens beobachten. Ferner warenembolische Pilzmetastasen in Hirn und Nieren vorhanden.

Bei einem anderen (E. J.), 1895 geborenen Mann entwickelte sich imAnschluß an eine Irgapyrin-Bebandlung eine Agranulozytose mit schwerernekrotisierender Angina sowie eine Staphylokokken-Enteritis. Autoptischfand man eine Aspergillus-Sepsis mit Herden in Leber, Nieren und Milzsowie eine ausgedehnte hämorrhagische Pneumonie. Wie eingangs erwähnt,handelt es sich bei diesen Fällen um nichts Außergewöhnliches. Ein ent-sprechendes Grundleiden sowie eine entsprechende Vorbehandlung hat dasTerrain für das Angehen der Aspergillus-Sepsis geschaffen, welche sich erstkurz vor dem Tode entwickelte. Charakteristischerweise hat sich sub finemnoch eine bakterielle Superinfektion (Staphylokokken) entwickelt.

Therapie der Aspergillose. Der Therapieplan richtet sich nach Lokali-sation und Ausdehnung die einzelnen Herde. Lokalisierte Formen sind nachMöglichkeit chirurgisch, z. B. thoraxchirurgisch oder neurochirurgisch, an-zugehen. Da die meisten Formen sekundär entstanden sind, soll eine allge-meine Roborierung des Makroorganismus mit Vitaminen, besonders desB-Komplexes und von Vitamin K erfolgen. Selbstverständlich muß auch daszugrunde liegende Leiden saniert werden.

Chirurgische Behandlung. Von chirurgischer Seite wird darauf hinge-wiesen, daß bei thoraxchirurgischen Eingriffen per- und postoperativunerwartet größere Blutungen auftreten. MONOD (21), der über 80 Aspergil-lome operierte, ist der Ansicht, daß diese Blutungen vor allem bei derOperation von sekundären Aspergillomen infolge ausgedehnter Adhäsio-nen und Gefäßbeteiligungen zu beobachten sind. In der Regel handelt essich dabei um Operationen in stark verändertem Lungengewebe: alte Tu-berkulose, Karzinom etc. Aus diesem Grund empfiehlt MONOD bei sekun-dären Aspergillomen möglichst einfache Eingriffe. Ferner sollten Resthöhlen

112 T. WEGMANN

vermieden werden, da nicht selten postoperativ eine Besiedelung solcherHöhlen mit Aspergillen erfolgt.

Diese dramatischen Blutungen haben dazu geführt, dieses Phänomengenauer zu analysieren. Die Gerinnungsfaktoren waren bei solchen Fäl-len normal. Hin und wieder hat man beobachtet, daß ein Blutgerinnsel ineinem Kavum, das mit Aspergillen besiedelt wurde, aufgelöst war, so daßsich abundante Blutungen so erklären könnten. PESLE und TRIBOULET (23)haben die Hypothese aufgestellt, daß die Aspergillen eine fibrinolytischeKinase sezernieren, welche auf das Plasminogen wirkt und so die Fibrino-lyse induziert. Sie konnten diese Hypothese an drei Versuchsanordnungenbestätigen.

1. Bei Zugabe von steigenden Dosen Aspergilluskulturmilieu (1 bis 12 Tropfen)zu einem Koagulum (entsprechend Vs cem Plasma) erfolgte eine Lyse in 4 bis16 Stunden. Das Optimum betrug 4 Tropfen.

2. Wenn man von diesem Kulturmilieu steigende Mengen zu dekalzifiziertemPlasma gab, nachher wieder Kalzium zusetzte, so daß sich ein Koagulum formie-ren konnte, kam es in der gleichen Zeit wie oben zu einer Auflösung desKoagulums.

3. Gibt man Epsilon-Amino-Capronsäure zum Aktivator, so persistiert dasKoagulum, so daß anzunehmen ist, Epsilon-Amino-Capronsäure neutralisiere denAktivator.

Auf Grund dieser Beobachtungen sollte der Chirurg vor, während undnach chirurgischen Eingriffen Epsilon-Amino-Capronsäure verabreichen, dawährend eines chirurgischen Eingriffes erhebliche Mengen von Aktivatorenin die Zirkulation gelangen können.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß die Therapie der Wahlfür das Aspergillom das thoraxchirurgische Vorgehen darstellt (lokalisierteAspergillome im Bereiche der Sinus oder der Nieren sollten selbstver-ständlich ebenfalls chirurgisch angegangen werden). Die Aspergillome wer-den den Menschen immer wieder durch unvorhergesehene, z. T. letaleBlutungen bedrohen. Darum besteht eine absolute Operationsindikation.Schwieriger liegen die Verhältnisse dann, wenn eine Polyaspergillomatosevorliegt oder bei den Aspergillomen in stark verändertem Lungengewebe.Die Seroreaktionen verschwinden in der Regel 3—5 Monate post ope-rationem. Falls dies nicht eintritt, sollte nach weiteren Organmanifestationen,besonders im Bereiche der Sinus sowie des Pyelons, gesucht werden.

Chemotherapie. Die meisten Antimycotica sind nur lokal an Oberflä-chen wirksam. Das Amphotericin B, das nicht nur in vitro, sondern auchin vivo auf Aspergillen wirkt, ist sehr toxisch, vor allem nephrotoxisch.Trotzdem würde ich nicht zögern, bei einer generalisierten Aspergillose dasAmphotericin B per infusionem unter Einhaltung der üblichen Vor-sichtsmaßnahmen zu applizieren. Neuerdings wurde von SCHRÖDER et al.(25) angegeben, daß Amphotericin B auch in kleiner Dosierung (Nieren-

Diagnose und Therapie der Aspergillosen 113

versagen bei Soorsepsis) wirksam sei. Sie applizierten nur 0,4 mg pro kgKörpergewicht statt der üblichen Dosis von 1,0 mg und verlängerten dieIntervalle zwischen den einzelnen Dosen auf 48—72 Stunden.

Um diese toxischen Nebenerscheinungen zu vermeiden, hat IKEMOTO

(16, 17) das Amphotericin B in einer Einzeldosis von 10 mg durch Tracheai-punktion instilliert und dann den Patienten entsprechend gelagert. DieInstillation erfolgte 3 mal wöchentlich. Schon nach wenigen Tagen Thera-pie erfolgte die Expektoration von Teilen des Pilzballes. Nach der Be-handlung konnten im Sputum keine Pilzelemente mehr nachgewiesenwerden. Diese Methode scheint mir nicht zweckmässig und nimmt denPatienten sicher mehr her als eine intravenöse Therapie oder sogar eineThorakotomie. Die Behandlung ist umsoweniger überzeugend, als zu-sätzlich noch Jodide verabreicht wurden.

Trotz neuerer Fungistatica ist die Jodbehandlung noch nicht ganzverdrängt worden, z. B. Lipiodol intramuskulär in einer Dosis von 3 mal0,5—2 g pro Woche. Auch die intravenöse Verabreichung von Kaliumjodidin einer Verdünnung von V2 %o kann versucht werden.

Das vom Streptomyces natalensis abgeleitete Antibioticum Pimaricin(8, 9) weist fungizide Eigenschaften fast ohne jede bakterizide Aktivitätauf. Es ist wenig toxisch. Bei oraler Verabreichung kann Anorexie undNausea beobachtet werden. Die Resorption vom Darm aus ist allerdingsgering. Alkalische Lösungen können durch Aerosol verabreicht werden. Beidisseminierten Lungenaspergillosen scheint sich vor allem eine Überdruck-beatmung mit Aerosol in 2,5 °/oiger Lösung zu bewähren, währenddem dieorale Verabreichung wegen der schlechten Resorption kaum zum Erfolgführt.

In theoretischer Hinsicht ist vom Nystatin bei parenteraler Verab-reichung kaum etwas zu erwarten wegen der schlechten Resorption.GEMEINHARDT und SCHÜTTMANN (12) berichten über eine erfolgreiche Be-handlung einer akuten Lungenaspergillose mit Nystatin 500 000 Einhei-ten, verteilt auf 3 Inhalationen, sowie zusätzlich 1 Tablette Nystatintäglich peroral, insgesamt 8 Mill. Einheiten. Bei dieser Beobachtung handeltes sich um eine akute Lungenaspergillose bei einem 26jähr. Mann mit chro-nischer Lungentuberkulose. Im Bronchialsekret konnte Aspergillus fumi-gatus in Reinkultur isoliert werden. Der Erkrankung ging eine Allergisie-rungsphase voraus, die sich klinisch durch eine Bluteosinophilie bis 49 %und asthmatische Erscheinungen äußerte.

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Bemerkung LINDAUS (19),wonach Nystatin im Kölner Zoo bei durch Aspergillose gefährdeten Pin-guinen prophylaktisch und therapeutisch mit Erfolg angewendet wird. Ichbin überzeugt, daß Nystatin durch Aerosol Lungenherde direkt beeinflus-sen kann, währenddem von der peroralen Verabreichung nur bei Fällen mitBefall des Magendarmtraktes etwas zu erwarten ist.

114 T. WEGMANN

Zusammenfassend ist festzuhalten, daß das Aspergillom in die Handdes Chirurgen, die übrigen Formen der Aspergillose zum Internisten ge-hören.

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Dr. T. WEGMANN

Chefarzt der Medizinischen KlinikKantonsspital St. GallenCH-9006 St. GallenSchweiz

Myzetomhöhle und Mycetominhalt als Reaktionsprodukt 115

Rheinische Landesklinik für Tuberkulose und Erkrankungen der ThoraxorganeMarienheide

und Institut für medizinische Mikrobiologie, Farbenfabriken Bayer AG, WerkElberfeld

Myzetomhöhle und Myzetominhalt als Reaktionsproduktder Auseinandersetzung von Schimmelpilzen

und menschlichem OrganismusP. SKOBEL, Marienheide und M. PLEMPEL, Wuppertal-Elberfeld

Mit 8 Abbildungen

Der häufige Kontakt des menschlichen Organismus mit Schimmelpil-zen, die aerogene Verbreitung ihrer Sporen und die strukturellen Beson-derheiten der Atmungsorgane sind Vorbedingungen, welche ein Eindrin-gen dieser Pilze in die Atemwege ermöglichen. Chronische Entzündungender Bronchialschleimhaut mit Schädigung des Flimmerepithels und ver-mehrte Schleimauflagerungen sowie Starre der Bronchialwand begün-stigen ihr Verbleiben in den oberen Bronchialabschnitten, während bereitsvorhandene Hohlräume wie Lungenzysten oder aber erst im Verlauf ent-zündlicher Lungenerkrankungen sekundär entstandene Bronchiektasen undintrapulmonale Höhlen eine Ansiedlung dieser Keime auch in den tieferenLuftwegen sowie in der Lunge selbst gestatten. Gestörte Atemmechanikdurch pleurale Verschwartung und Thoraxdeformierung sowie partielleStenosen einzelner Segmentbronchien sind weitere Faktoren, die eine Elimi-nierung der Pilze erschweren. Berücksichtigt man, daß in 463 Bronchialsekre-ten, die in den vergangenen 2Vi Jahren an das Univ. Hygiene-InstitutBonn (Direktor: Prof. Dr. H. HABS) gesandt wurden, 14,6 % Pilze und da-von 4,5 % Schimmelpilze kulturell festgestellt werden konnten, so wird er-sichtlich, welche Gefahren für eine deszendierende Pilzbesiedlung und Pilz-infektion gegeben sind.

In diesem klinisch oft völlig symptomlosen Stadium werden die Schim-melpilze oft nur als Zufallsbefund entdeckt, und fehlende Reaktion derBronchialschleimhaut läßt erkennen, daß es sich hierbei lediglich um banaleSaprophyten handelt, denen offensichtlich keine besondere Bedeutung zu-kommt. Ausgedehnte Bronchiektasen, in Reinigung befindliche Kavernenoder Lungenabszeßhöhlen bieten durch Ansammlung von Gewebssekret,reichlichen Zellzerfall und Abstoßung nekrotischen Wandmaterials einengünstigeren Nährboden und bessere Lebensbedingungen, so daß nunmehrWachstum und Vermehrung dieser Pilze möglich ist. Untersucht man zudiesem Zeitpunkt einen derartigen Gewebssequester, so wie er sich aufdem nachfolgenden Tomogramm (Abb. 1) darstellt, so finden sich neben

116 P. SKOBEL und M. PLEMPEL

Abb. 1: Gewebssequester in einer tuberkulösen Caverne. Beisekundärer Schimmelpilzbesiedlung kann ein Lungen-Myzetom

entstehen

zerfallenden Gewebsbestandteilen, Trümmern von Leukozyten und Epithe-lien bisweilen einzelne oder in Gruppen liegende Pilzfäden, die nicht sel-ten übersehen werden. Dieses Initialstadium wird oft angetroffen, ohne daßman bereits von einem Myzetom sprechen kann. Besteht eine breiteVerbindung der Höhle zum Abflußbronchus, so wird das teilweise verflüs-sigte oder verkäste Material bald ausgestoßen, die Höhlenwand kleidetsich mit Epithel aus und es tritt eine zunehmende Schrumpfung und Ver-kleinerung des Cavums ein. Unter diesen Bedingungen kann die Entwick-lung eines Myzetoms ausbleiben oder bei erneuter Schimmelpilzbesiedlungsich jahrelang hinziehen. Bei fehlender entzündlicher Wandreaktion und

Myzetomhöhle und Mycetominhalt als Reaktionsprodukt 117

ungenügender Absonderung von Gewebssekret, wie dies bei Lungenzystenvielfach der Fall ist, findet sich nicht genügend Material für die Aus-bildung eines Binnenkörpers, der nicht nur aus dem betreffenden Schimmel-pilzmyzel besteht, sondern dessen breiige, krümelige Masse auch Zelldetri-tus, Fibrin, Schleim usw. enthält.

Zunehmende Wandinfiltration, Einschmelzung der inneren Randzoneder Höhle und Abstoßung der Wandnekrosen führen bei eingeengtem Ab-leitungsbonchus zur Vergrößerung des zentralen Kerns, in welchem nunbei hinreichender Feuchtigkeit, genügender Belüftung und Körperwärmedas weitere Wachstum der Schimmelpilze erfolgt. Das zunächst am Bodendes Cavums angesammelte Material verfestigt sich und bildet schließlich einehomogene Masse, welche sich durch Lagewechsel umformt und durch rol-lende Bewegungen in der Höhle die Gestalt eines Eies oder einer Kugel an-nimmt. Die Größenzunahme des „fungus ball" erfolgt hauptsächlich durchVermehrung der Schimmelpilze, zum anderen aber auch durch Anlagerung

Abb. 2: Ausgedehntes Aspergillus-Myzetom im linken Lungen-spitzenoberfeld mit typischen röntgenologischen Merkmalen

118 P. SKOBEL und M. PLEMPEL

von schmierigem Belag der Höhlenwand, indem sich die Pilzkugel mitdiesem eitrig-fibrinösen Material umkleidet und somit dem am Rand derKugel befindlichen Pilzmyzel weitere Nahrung zur Verfügung gestelltwird. Diesem peripheren appositionellen Wachstum des „fungus ball" sindjedoch ebenso wie einer hemmungslosen Besiedlung der Innenfläche der Höh-le und einer Invasion der Pilze in das umgebende Lungengewebe gewis-se Grenzen gesetzt. Zunehmende Verdickung und bindegewebige Umwand-lung der Höhlenwand, stärkere Induration des benachbarten Lungenab-schnittes und zusätzliche pleurale Verschwartung verhindern eine weitereAusweitung des Cavums, welches infolge der bestehenden Wandstarre oftjahrelang unverändert bleiben kann. Füllt der Binnenkörper die bronchiek-tatische Höhle oder Kaverne bzw. die Abszeßhöhle völlig aus, so wird dervorhandene Rundherd oder die umschriebene Verschattung oft fehlgedeu-tet und als Tuberkulose oder als Tumor angesehen.

In der Mehrzahl der Fälle finden sich jedoch die klassischen Merk-male eines Myzetoms, welches röntgenologisch durch die Symptomentrias— Höhlenbildung, zentraler Kernschatten und umgebende Luftsichel — ge-kennzeichnet ist (Abb. 2). Die oft freie Beweglichkeit der Pilzkugel kanndurch entsprechende Lagerung des Patienten bestätigt werden (Abb. 3). Eine

Abb. 3: Der „fungus ball" verändert Lage und Form bei stehender und liegen-der Haltung des Patienten

zusätzliche bronchographische Kontrastdarstellung des intrakavitären Rau-mes, wie sie von HÖFFKEN mitgeteilt wurde, ist nicht immer möglich, da derDrainagebronchus nicht selten unmittelbar vor der Einmündung in dieHöhle durch entzündliche Veränderungen eingeengt bzw. ganz verschlossensein kann. Dies hat zur Folge, daß nur gelegentlich Bestandteile des Myze-

Myzetomhöhle und Mycetominhalt als Reaktionsprodukt 119

tom-Inhalts ausgehustet werden, die als kleine braune Partikel im Sputumerscheinen und aus einem Konglomerat von Pilzfäden bestehen.

Ungenügende Sauerstoffzufuhr, Anhäufung von Kohlensäure, man-gelnde Gewebssekretion und zunehmende Austrocknung in der Pilzhöhleerschweren die Lebensbedingungen der Schimmelpilze und führen zu einerSchrumpfung und Verkleinerung der Pilzkugel, die sich durch Ablagerungvon Kalksalzen noch weiter verfestigen kann. Diesem veränderten Milieupassen sich die Schimmelpilze unter Wandlung ihrer Form und Gestalt anund bleiben daher noch längere Zeit lebensfähig.

Untersucht man ein derartiges Myzetom, so zeigt sich, daß die Innen-wand der Höhle keineswegs glatt ist, sondern mehrfach Ausbuchtungen auf-weist, zwischen denen trabekelartige Verdickungen bestehen. In diesenBuchten lagert in kleinen Klumpen ebenfalls Pilzmaterial, während derHauptanteil zu einer mehr oder minder großen Kugel geformt ist, derenolivfarbene Oberfläche körnig oder höckerig erscheint (Abb. 4). Ist auch

Abb. 4: Inhalt und Höhle eines Aspergilloms. Die Pilzmasse ist zu einemtrüffelartigen Gebilde verformt. Weitere Pilzkonglomerate lagern auf der

Schleimhaut des Drainagebronchus und engen das Lumen ein

der Drainagebronchus mit diesem bröckeligen Material ausgefüllt und wer-den weitere Segmentostien hiervon verschlossen, so resultieren umschriebeneAtelektasen, welche röntgenologisch das Bild eines Myzetoms überdecken.

Oft liegt der „fungus ball" der Höhlenwand dicht an und ist von dieserje nach Körperhaltung nur durch einen schmalen Spalt getrennt. Ständige

120 P. SKOBEL und M. PLEMPEL

Wechselwirkungen von Höhlenwand und Inhalt bestimmen nicht nur Formund Größe des Myzetoms, sondern sind teilweise auch für die jeweiligeInnenauskleidung der Höhle und die oberflächliche Bedeckung des Myze-tominhalts verantwortlich. Im Bereich der inneren Randzone der Höhlefindet man ein mehrschichtiges Plattenepithel, ein mehrreihiges Zylinder-epithel mit Becherzellen oder aber nur unspezifisches Granulationsge-webe. An einzelnen Stellen ist eine stärkere Reaktion des Deckepithels vor-handen, woben die hier abgestoßenen Zellen sich dem Pilzbefall auflagernund dessen Oberfläche gemeinsam mit einer dünnen fibrinösen Exsudat-schicht tapetenartig umkleiden (Abb. 5), bis dann schließlich auch diese zar-

Abb. 5: Der spaltförmige Raum zwischen „fungus ball" und Innenflächeder bronchiektatischen Höhle wird teilweise von abgestoßenen Zellen undeiner dünnen fibrinös-eitrigen Exsudatschicht ausgefüllt, welche die äußere

Randzone des Pilzmyzels bedeckt

te Deckschicht von dem an der Oberfläche teilweise recht üppig wachsendenPilzmyzel durchdrungen wird.

Aber auch dieses Pilzgeflecht zeigt unterschiedliche Formen und Ver-änderungen der morphologischen Struktur, die offensichtlich vom Alter, denErnährungsbedingungen und wohl auch von der lokalen Abwehrreaktionder Höhlenwand abhängig sind. Neben färberisch gut darstellbaren, sichvielfach verzweigenden kurzen oder längeren Konidien finden sich blasigaufgetriebene Gebilde, sogenannte Blähformen oder Kristallen ähnelndeMyzelbruchstücke, welche sich kaum anfärben lassen. An anderen Stellensind nur noch Trümmer untergegangener Pilzfäden zu erkennen oder es

Myzetomhöhle und Mycetominhalt als Reaktionsprodukt 121

zeigen sich umschriebene Nekrosen. Nur gelegentlich konnten typischeFruchtstände nachgewiesen werden. Dies erklärt die erschwerte und bisweilenauch unmögliche kulturelle Züchtung und Differenzierung der Schimmel-pilze aus dem Myzetominhalt (MONOD et al, SEELIGER).

Die klinischen Erscheinungen und Auswirkungen auf den menschlichenOrganismus sind bei Patienten mit einem Lungen-Myzetom manchmal rechtgering oder fehlen gänzlich. Bei jahrelanger Beschwerdefreiheit sindplötzlich1 auftretende Blutbeimengungen im Auswurf das einzige Symptom,welches zu einer Rö.-Untersuchung der Lunge Veranlassung gibt. Nichtselten beherrscht jedoch eine chronische Bronchitis das Krankheitsbild, undasthmatische Anfälle sowie eine Vermehrung der Eosinophilen im Blut-bild lassen an eine Allergisierung durch den betreffenden Schimmelpilzdenken. Der Nachweis von präzipitierenden Antikörpern im Blutserumbestätigt diese Annahme (PEPYS, BIGUET et al.). Kommt es durch broncho-gene Streuung zu weiterer Pilzabsiedlung in anderen Lungenabschnittenund haben sich nach mykotischen oder bakteriell bedingten Pneumo-nien weitere Bronchiektasen sowie fibrotische Veränderungen ausgebil-det, so resultiert eine ausgedehnte respiratorische Insuffizienz, und inter-mittierende Bronchopneumonien verschlechtern die weitere Situation.

Therapeutisch bieten diese fortgeschrittenen und mit sekundären Kom-plikationen einhergehenden Myzetome erhebliche Schwierigkeiten, zumaleine Resektionsbehandlung oft nicht möglich ist, andererseits aber stets dieGefahr einer tödlichen Blutung gegeben ist (SKOBEL). Kann dem Patientenauch keine lokale Eröffnung der Myzetomhöhle zugemutet werden, so er-hebt sich die Frage, inwieweit durch eine örtliche enzymatische Behand-lung eine partielle Auflösung des Höhleninhalts erreicht werden kann.Die gemeinsam mit dem Institut für Mikrobiologie der FarbenfabrikenBayer, Werk Elberfeld, durchgeführten in vitro-Testversuche ergaben, daß

Abb. 6 a: Abb. 6 b:5 g Aspergillominhalt vor (Abb. 6 a) und nach 3stündiger Einwirkung von

15 mg Pronase und 15 mg Nagarse (Abb. 6 b)

122 P. SKOBEL und M. PLEMPEL

unter 6stündiger Einwirkung von 50 mg Pronase*) und Nagarse*) auf 1 gAspergillominhalt eine 70 %ige Auflösung eintrat, während die EnzymePepsin, Trypsin, Chymotrypsin, Meycellase, Aspergillus-oryzae-Enzym undPapain keine merkbare Lyse erkennen ließen. Das Ergebnis der 3stündigenEinwirkung von 15 mg Pronase und 15 mg Nagarse auf 5 g Aspergillom-inhalt zeigen die folgenden Abbildungen (Abb. 6a, b).

Angeregt durch diese Ergebnisse wurden daher bei einem Patienten mitausgedehntem Aspergillus-Myzetom in mehrtägigen Abständen jeweils15 mg Pronase und 15 mg Nagarse nach perkutaner Punktion des Myze-toms in die Pilzmasse instilliert. Nachdem der Patient 3—4 Stunden ho-rizontal bzw. kopftief gelagert war, um ein vorzeitiges Abfließen diesergelösten Enzyme durch den Drainagebronchus zu verhindern, wurden50—60 ccm einer bräunlich-trüben Flüssigkeit ausgehustet (Abb. 7). In

Abb. 7: Nach Enzymbehandlung ausgehusteter, ge-löster Aspergillom-Inhalt im Bodensatz des Spitzglases

dem krümeligen Bodensatz fanden sich neben reichlich zerfallenen Leuko-zyten und Epithelien stets bröckelige Gebilde, die aus septierten Pilzhyphenbestanden. Ob nun durch diese intracavitäre Enzym-Therapie eine völligeAuflösung bzw. Beseitigung des Myzetominhaltes erzielt werden kann,läßt sich vorerst nicht sagen, da diese Behandlung noch nicht abgeschlossenist.

*) Hersteller: Enzyme Manufacturing Plant of NAGASE & CO. LTD., Matsu-nonaka Ohama Amagasaki, Japan.

Myzetomhöhle und Mycetominhalt als Reaktionsprodukt 123

Die nach Behandlung des Aspergillom-Inhaltes mit den Carboxypepti-dasen Nagarse und Pronase erhaltene Lösung (Abb. 8) enthält freie Ami-

Abb. 8: Versuche zur Auflösung von Aspergillom-Inhalt in vitro(von links nach rechts: Pronase + Nagarse; Pronase Nagarse Trypsin)

nosäuren und kurzkettige Peptide neben einem ungelösten Anteil, der unterdem Mikroskop aus kleinen Plättchen zu bestehen schien. Eine Hydrolysedieses ungelösten Anteils mit HC1 erbrachte Hinweise auf Aminozucker;der Verdacht, es handele sich um Glucosamin, konnte dann chromatogra-phisch bestätigt werden.

Es ist bekannt, daß Aspergillen in ihren Zellwänden Chitin enthalten— nach Untersuchungen von FREY ~ 40 %.

Dieses Chitin kann man gewinnen, wenn Mycel von z. B. Aspergillusfumigatus mit 12 %iger NaOH am Rückfluß mehrere Stunden lang ge-kocht wird. Der ungelöste Rückstand nach diesem Alkali-Aufschluß zeigtdann die gleiche Plättchenstruktur wie der enzymatisch gelöste Aspergillom-Inhalt und ergibt nach HCl-Hydrolyse ebenfalls Glucosamin.

Aus dieser Beobachtung schließen wir, daß der Aspergillom-Inhalt zueinem Anteil von ~ 8 % aus Chitin, einem Wandbaustein der Aspergillen,besteht. Insgesamt muß demnach der Aspergillom-Inhalt eine überraschendgroße Menge lebender oder toter Hyphen enthalten, wenn man berück-sichtigt, daß im Trockengewicht von Aspergillus-Mycel der Chitin-Anteilbei ~ 15 % liegt. Eine restlose enzymatische Auflösung des Aspergilloms invitro sowie in vivo wird also nur gelingen, wenn man zusätzlich Chitin-spaltende Enzyme vom Lysozym-Typ einsetzt.

Etwa 3 °/o des Aspergillom-Inhaltes besteht aus anorganischen Salzen,die mit Titriplex herausgelöst werden können.

Einer Enzym-Therapie des Aspergilloms muß die intracavitäre Instilla-tion von Aspergillus-Antimycotica folgen. Versuche dazu mit 2 „Bayer"-Prüfpräparaten sind im Gange.

124 P. SKOBEL und M. PLEMPEL

Zusammenfassung

An Hand eigener Beobachtungen werden zunächst die Vorbedingungenund die Entstehungsmöglichkeiten des Lungen-Myzetoms sowie der klini-schen und röntgenologischen Besonderheiten aufgezeigt. Mehr oder minderstarke Wechselwirkungen zwischen dem betreffenden Schimmelpilz unddem menschlichen Organismus prägen das in seiner Symptomatik teilweiserecht unterschiedliche Krankheitsbild, während Reaktionen von Höhlen-wand und Höhleninhalt weitgehend für die Zusammensetzung, Größe undForm des Myzetoms verantwortlich sind. Zusätzliche bakterielle Besied-lung, mangelnde Gewebssekretion bei gereinigter Höhlenwand und unzu-reichende Belüftung verändern die Lebensbedingungen der Schimmelpilzeund verursachen Änderungen ihrer Gestalt. Bei Stenose des Drainage-bronchus und Verschwinden der sichelartigen Aufhellung infolge Resorptionder Luft kann der zentrale Kernschatten die Höhle weitgehend ausfül-len, und nach Verschluß weiterer Segmentostien durch Pilzmaterial resul-tieren umschriebene Atelektasen, so daß die für das Lungen-Myzetotntypischen röntgenologischen Merkmale mehr oder minder fehlen. Im v/ei-teren Krankheitsverlauf wechseln symptomarme Intervalle mit akutenVerschlimmerungen, bedingt durch Pilzabsiedlungen in anderen Lungenab-schnitten, oder profuse Blutungen aus dem Myzetom führen zum plötz-lichen Tod. Nicht selten beherrscht eine chronische Asthma-Bronchitis mitausgedehnten sekundären Bronchiektasen das Krankheitsbild. Da in diesemfortgeschrittenen Stadium wegen der ausgeprägten respiratorischen Insuf-fizienz eine operative Entfernung des Myzetoms oft nicht mehr möglichist, wurden bei einem Patienten zwecks Auflösung des Höhleninhalts in-tracavitäre Enzym-Instillationen durchgeführt. In in vitro-Testversuchenzeigte sich, daß die Enzyme Nagarse und Pronase hierfür geeignet erschei-nen.

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Dr. P. SKOBEL, Dr. M. PLEMPEL

8621 Schwabtal/Ofr., Farbenfabriken Bayer AGSchramm-Str. 2 Institut f. med. Mikrobiologie

56 Wuppertal-Elberfeld

Laboratoriumsdiagnostik der Schimmelpilze 125

Hautklinik der Freien Universität im Rudolf-Virchow-Krankenhaus Berlin(Direktor: Prof. Dr. H.-W. SPIER)

Laboratoriumsdiagnostik der Schimmelpilze

R. KADEN, Berlin

Mit 4 Abbildungen

Die Unsicherheit und Widersprüche in der Schimmelpilzdiagnostikkommen in den modernen Veröffentlichungen deutlicher zum Ausdruck alsin den zwar zahlreichen, aber recht kritiklosen kasuistischen Beiträgenvornehmlich der zwanziger und dreißiger Jahre. Die Skepsis über dieüberlieferte Diagnostik in Laboratorium und Klinik zieht sich wie ein ro-ter Faden durch die Literatur der neueren Zeit (KALKOFF U. JANKE [1958],GÖTZ [1965], KADEN [1965] a). Die Schwierigkeiten bestehen weniger inder Identifikation der Schimmelpilze als in der Beurteilung ihrer BedeutungWir wissen, daß sie ubiquitäre Anflugpilze sind und — im Hausstaub nachder Analyse von WINDISCH und Mitarbeitern (1960) in vielfältiger Floranachweisbar — als Verunreinigungen in der Laboratoriumsdiagnostik sowieals fragliche Erreger oder Allergene in der Klinik eine Rolle spielen. UnterBerücksichtigung dieser Voraussetzungen muß die Beurteilung der Schim-melpilze und ihre Laboratoriumsdiagnostik sinngemäß gehandhabt werden.

Definition und Systematika) Eine befriedigende Definition des Begriffs Schimmelpilze ist recht

schwierig zu finden (DEUTSCH [1943]), zumal in weiten Kreisen nur die vonder Verschimmelung abgestorbenen Materials bekannten Pencil-lium-Aspergillus- und Mucorarten darunter verstanden werden. Inzwischenhat sich in der Mykologie diejenige Auffassung durchgesetzt, die auch vonden Amerikanern (GEORG [1961]) geteilt wird, daß jeder Hyphenpilz,gleich, ob er saprophytären oder parasitären Charakter hat, als Schim-melpilz zu bezeichnen ist. Davon sind die anerkannt pathogenen Erreger,deren spezielle Eigennamen mykologisches Allgemeingut sind, abzutrennen(KADEN [1963]). Der Rest — die Schimmelpilze sensu strictu, die für ge-wöhnlich saprophytär oder höchstens fakultativ parasitär vorkommen —besteht aus einer unübersehbaren Anzahl von Pilzarten, die so großist, daß GEORG und GORDON (1954) den Ausdruck „tremendous number"gebraucht haben.

b) Die systematische Einordnung der Schimmelpilze basiert grund-sätzlich auf dem botanischen System, das die natürlichen verwandtschaft-lichen Beziehungen durch entsprechende Untergliederung in Arten, Gat-tungen, Familien usw. kennzeichnet. Die dabei erforderliche Unterscheidungzwischen den Arten von Pilzfäden- und Fruchtkörperbildung oder perfekterund imperfekter Form eines Pilzes setzt ein gediegenes botanisches Spezial-

126 R . K.ADEN

wissen voraus und bereitet dem Nichtbotaniker beträchtliche Schwierigkei-ten. Da in der mykologischen Praxis die Frage nach der botanischen Syste-matik von untergeordneter Bedeutung ist, hat sich ein anderes Eintei-lungsschema durchgesetzt, auf das SEELIGER (1956) überzeugend hingewiesenhat. Dieses Schema ist für die Routine-Diagnostik insofern recht gut geeig-net, als es auf relativ leicht erkennbaren morphologischen Merkmalen be-ruht und die medizinisch interessierende Pilzflora zweckmäßig in drei Grup-pen untergliedert:

1. Strahlenpilze2. Sproßpilze3. Hyphen- einschließlich Schimmelpilze

Im Rahmen der Diagnostik von Schimmelpilzen können die Strahlen-und Sproßpilze vernachlässigt werden, da definitionsgemäß die zur Dis-kussion stehende Gruppe ausschließlich zu den Hyphenpilzen gehört.

c) Bei der Diagnostik der Schimmelpilze muß man grundsätzlich vonder Voraussetzung ausgehen, daß die Zahl der menschenpathogenen Artensehr klein sein dürfte. Ferner ist zu berücksichtigen, daß sämtliche als Erregerin Frage kommenden Hyphenpilze mykologisch so weit durchforscht wordensind, daß alle nicht mit ihnen identifizierbaren Formen als medizinisch be-langlos abgetan werden können. Diese Grundregel muß nur dann durch-brochen werden, wenn im Einzelfall ein an und für sich saprophytärer Pilzklinisch opportunistische Eigenschaften im Sinne einer fakultativen Pathoge-nität vermuten läßt. Im allgemeinen genügt für die Diagnostik eine sichereErkennung der bekannten pathogenen Hyphenpilze und ihre bewußte Ab-grenzung gegenüber dem Gros der Schimmelpilze. Als Voraussetzung fürdiese Ausschlußmethode sind selbstverständlich eingehende und exakte Kennt-nisse über die Charakteristica aller Pilzerreger erforderlich. Wenn durch Aus-schluß eines pathogenen Pilzes das Vorliegen eines Schimmelpilzes festgestelltworden ist, erübrigt es sich im allgemeinen, eine weitere Differenzierung an-zustreben. Da zumindest bei den häufigst vorkommenden Schimmelpilzenauch unter der heutigen zurückhaltenden Anschauung immer wiederihre Erregernatur diskutiert wird, pflegt man vorsichtshalber auch dieseGruppe genauer zu bestimmen. Unter der Rubrik Verunreinigungen fin-den sich daher in den Lehrbüchern für Klinische Mykologie (CONANT [1954],SIMONS [1954]) die Wachstumseigenschaften und mikroskopischen Cha-rakteristica der gängigen Schimmelpilze zusammengefaßt dargestellt. Zurexakten Differenzierung ausgefallener, seltener Schimmelpilze ist ein Pilz-experte aus den Reihen der Botaniker hinzuzuziehen.

Agarblock-Methode

Die Abgrenzung der Schimmelpilze als solche von den pathogenen Hy-phenpilzen sowie die nur ausnahmsweise erforderliche Untergliederung ihrerhäufigsten Vertreter läßt sich nur selten allein nach dem makroskopischen

Laboratoriumsdiagnostik der Schimmelpilze 127

Kulturwachstum vornehmen. Zumeist muß die Feinstruktur im mikrosko-pischen Präparat hinzugezogen werden, um mit Sicherheit die Erkennungeiner verdächtigen Kolonie zu ermöglichen. Für diese Zwecke bietet die Ver-wendung der Agarblock-Methode überzeugende Vorteile.

Ihre Technik ist vor über 10 Jahren von KADEN (1954) in Anlehnungan englische Vorbilder im Deutschen Schrifttum eingehend beschriebenworden und soll daher nicht wiederholt werden. Weitere Modifikationensind unterdessen durch Anregungen von JUNG und GERHARDT (1960) ausge-arbeitet worden (KADEN [1957, 1961]). Grundsätzliche Übereinstimmungbesteht bei allen Autoren über den mikromorphologischen Wert der Agar-block-Methode für die Studium pathogener oder saprophytärer Pilze.

Bekanntlich wird die Kulturanlage nach Beimpfung des Agarblocks anseinen vier schmalen Seitenflächen zur Förderung des Pilzwachstums in einfeuchtes Milieu gebracht. Bei Arbeiten mit Schimmelpilzen sollte berück-sichtigt werden, daß in vielen Fällen mit einer heftigen Sporulierung gerech-net werden muß, so daß eine Superinfektion benachbarter Anlagen zu be-fürchten ist. Aus diesem Grunde empfiehlt sich die Verwendung einer ge-meinsamen feuchten Kammer nur auf homologe Pilzarten zu beschränkenund bei heterologen Pilzen für jede Anlage eine einzelne feuchte Kammer,z. B. eine Petrischale, zu benutzen.

Bei genügender Ausbildung des Pilzwachstums ist darauf zu achten,daß der Agarblock mit großer Sorgfalt entfernt wird, damit die Feinheitender strukturellen Lagerung für das spätere Präparat erhalten bleiben(Abb. 1). Mit 0,05 % Lactophenolblau werden die Präparate zumeist gut

Abb. 1: Pilzwachstum am Agarblock

128 R. KADEN

aufgehellt und durch die spezielle Affinität des Baumwollblaus zum Pilz-cytoplasma gleichzeitig kräftig gefärbt. In Konkurrenz dazu steht die Fär-bung nach Giemsa mit Azur-Eosin-Methylenblau-Farbstoffen,

Hierbei stellen sich im Gegensatz zum Rosa bis Rot bis Violett der Myze-lien und Fruktifikationsorgane die Sporen zumeist wesentlich dunkler,mehr grau bis grünlich dar.

Für die Einbettung der Deckgläser hat sich uns nach wie vor Nagellackgut bewährt; Canadabalsam erfüllt die gleiche Aufgabe. Das Endproduktder Agarblock-Methode ist ein Dauerpräparat, das die feinsten Struktur-unterschiede der Pilzmikromorphologie einwandfrei zur Darstellung bringtund überdies für Nachuntersuchungen oder Lehrzwecke jahrelang haltbarbleibt*) (Abb. 2 u. 3).

Abb. 2: Penicillium funiculosum; typischer Aufbau eines symmetrischenPenicillus; häufiger Laborverunreiniger, Agarblock-Methode, Lactophenolblau

Voraussetzungen für mykologische Bedeutung

a) Erfahrungsgemäß treten in der Mehrzahl aller Kulturanlagenirgendwelche Schimmelpilzkolonien auf, die sich um so häufiger findenlassen, je mehr das Untersuchungsmaterial aus tiefer gelegenem Organ-

*) Herrn Dr. H.-W. ACKERMANN (Inst. f. Hygiene u. Med. Mikrobiologie derFU Berlin; jetzt Universität Laval in Quebec, Canada), sei für die Überlassungeiniger ausgewählter Präparate vielmals gedankt.

Laboratoriumsdiagnostik der Schimmelpilze 129

Abb. 3: Alternaria spec; deutliche Darstellung der muriformen Koni-dien. Agarblock-Methode, Lactophenolblau

detritus besteht. Falls sich die Schimmelpilze gleich zu Beginn der Kulturan-lage ausbreiten, besteht Gefahr, daß sie durch ihr rasches und üppigesWachstum die Entwicklung pathogener Pilzkolonien gänzlich unterdrücken.Die Verwendung des selektiv schimmelpilzwachstumshemmenden Wirk-stoffs Cycloheximid in 0,05 %iger Konzentration zum Nährboden hat sichuns (KADEN, 1963) sowie zahlreichen anderen Autoren (FEGELER, 1958)in doppelter Hinsicht gut bewährt. Einesteils vergrößert sich die Ausbeutean pathogenen Pilzen, andererseits muß vereinzelten Schimmelpilzkolonien,die trotz dieser Hemmwirkung auftreten, eine erhöhte Signifikanz eingeräumtwerden. In der angegebenen Konzentration wirkt Cycloheximid nicht etwagänzlich unterdrückend, sondern gerade derart hemmend, daß zwar spora-dische Verunreinigungen mit Schimmelpilzen kulturell kaum angehen, jedocheine massive Inoculation im Falle massenhafter Schimmelpilzvorkommen zurAussaat entsprechender Kolonien führt. Unter den gegebenen mykologischenVerhältnissen ist die Verwendung von diesem Hemmagar zwar keine narren-sichere Voraussetzung, jedoch ein brauchbares Hilfsmittel für eine klinik-gerechte Labordiagnostik.

b) Man muß sich grundsätzlich darüber im klaren sein, daß die Berech-tigung, Schimmelpilzkolonien diagnostisch herauszustellen, weitgehend vonquantitativen Faktoren abhängig ist (KADEN, 1965 b, BLANDIN, 1965). Nurabsolute Gleichheit der beobachteten Kolonien und ihre auffällige Mehr-heit sollten die Voraussetzung für eine Herausstellung des Schimmelpilz-

130 R. KADEN

befundes sein. Die Beurteilung wird im Einzelfalle vom individuellen Er-messen zusammen mit klinischen Erwägungen abhängig sein. Im allgemei-nen muß man sich davor hüten, bei Kulturanlagen mit heterologen Schim-melpilz- und Hefekolonien lediglich auf dem Boden relativer Häufigkeiteinen Schimmelpilz als signifikant anzugeben, sondern sich in diesem Falle lie-ber zu einer negativen Befundung entschließen (Abb. 4). Ebenso zurückhal-

Abb. 4: Diagnostische Kulturanlage. Trotzmehrerer Schimmelpilz- und Hefekolonien

negative Laborbefundung

tend sollte man disseminierte Schimmelpilzkolonien in allen denjenigen Anla-gen beurteilen, in denen mindestens eine Kolonie als pathogener Pilz zu er-kennen ist.

c) Unter diesen Kautelen des Cycloheximid-Pilznährbodens sowie derBeschränkung auf quantitatives Überwiegen und Eindeutigkeit der Schim-melpilzkulturen ändert sich das statistische Bild über die zahlenmäßige Be-deutung der Schimmelpilzkulturen. Die auffällig hohen prozentualenWerte, die von manchen Autoren für die Häufigkeit von Schimmelpilz-befunden angegeben werden — KNOTH-BORN und KNOTH (1965) insgesamt

Laboratoriumsdiagnostik der Schimmelpilze 131

5 %, GÖTZ (1965) bei Nägeln sogar 38 % — lassen sich unter den angege-benen Einschränkungen von vornherein vermeiden. In 3833 eigenen Kul-turanlagen der letzten drei Jahre ist daher lediglich 70mal labordiagnostischein Schimmelpilznachweis zum erwähnenswerten Befund erhoben worden.Dieses Ergebnis entspricht einem l,8prozenügem Anteil von Schimmelpilzenunter allen Kulturanlagen (Tab. 1). Aus diesem statistischen Zahlenmaterial

Tabelle 1: Zahlenmäßige Übersicht über den Schimmelpilznachweis aus sämtlichenKulturanlagen der Jahre 1963—1965

Jahr

196319641965

ges.

AnzahlKulturen

132511431365

3833

Pen.

1469

29

Asp.

649

19

SchimmelpilzeScop.

459

18

70 = 1,8%

Fus.

012

3

Muc.

001

1

ist die geringe Bedeutung der Schimmelpilze als Erreger zumindest für ober-flächliche Hautläsionen zu entnehmen. Die klinischen Erfahrungen bei ihrendermatologischen Veränderungen — den Schimmelpilz-Dermatosen —stehen mit den statistischen Angaben hinsichtlich der Seltenheit ihrer Er-regernatur in annäherndem Einklang.

Zusammenfassung

Unsicherheit und Widersprüche belasten die Schimmelpilz-Mykologie,wobei unter Schimmelpilzen jene fakultativ pathogenen Anflug-Hyphen-pilze zu verstehen sind, deren Bedeutung sich praktisch auf häufige Labor-verunreinigungen und auf Verschimmelung organischen Materials beschränktund nur in Ausnahmefällen auf die medizinische Mykologie als fragliche

Pilzerreger übergreift.Im Hinblick auf diese Schwierigkeiten sind die Klassifikation der Schim-

melpilze umrissen und Richtlinien für ihre Laboratoriumsdiagnostik auf-gestellt worden. Da die Bestimmung der Schimmelpilze bis in alle Einzelhei-ten schon wegen ihrer unübersehbaren Anzahl ein botanisches Spezialstudiumerforderlich machen würde, ist — mit Ausnahme der wichtigsten Arten — ihrlediglicher Nachweis als solcher durch Abgrenzung von den bekannten patho-genen Hyphenpilzen vertretbar.

Die mikromorphologische Darstellung mit der Agarblock-Methode imEinzelfall, die obligate Verwendung von Cycloheximid im Nährboden, Zu-rückhaltung bei der Interpretation der Kulturbefunde und Verwertung derstatistischen Ergebnisse von 3833 eigenen Kulturanlagen haben sich alswichtige Faktoren für die labormäßige Handhabung der Schimmelpilz-diagnostik herausstellen lassen.

132 R. KADEN

Literatur

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SIMONS, R. D. G.: Medical Mycology. Elsevier Publ. Co., Amsterdam (1954).

Prof. Dr. R. KADENHautklinik der Freien UniversitätKlinikum Steglitz1 Berlin 45

Probleme der Pilzerkrankungen der inneren Medizin 133

II. Medizinische Abteilung des Wilhelminenspitals in Wien(Vorstand: Prof. Dr. F. MLCZOCH)

Probleme der Pilzerkrankungen der inneren Medizin

F. MLCZOCH, Wien

In der inneren Medizin gibt es sehr viele Probleme. Ein wesentlicherAnteil an den Fortschritten der letzten Jahre liegt darin, daß man dieseProbleme auch sieht. Dies gilt in besonderem Maße für die Pilzerkrankungen:früher für extrem selten gehalten, heute relativ häufig diagnostiziert. Manglaubt dabei, daß man mit der Namensgebung der Erkrankung auch schoneine Diagnose gestellt habe.

Dem ist aber nicht so. — Die Ursache dafür liegt darin, daß das Vor-handensein von Pilzen in einem pathologischen Gewebe nicht in jedem Fallbedeutet, daß dieses auch durch den in ihm gefundenen Pilz hervorgerufenwurde.

Das Problem ist demnachdie Bedeutung eines Pilznachweises als Krankheitserreger.

Grundsätzlich gibt es für die Bedeutung eines Mikroorganismus bei derEntstehung einer Krankheit drei Möglichkeiten:

Mikroorganismus Makroorganismus

+ + (+)+ +

(+) + +In früheren Jahren hat man nicht nur die klassischen Infektionskrank-

heiten, sondern auch die meisten Entzündungen, bei denen Mikroorganismennachweisbar waren, in die erste Gruppe eingeordnet: also typischerweise diePneumonien als durch Bakterien (z. B. Pneumococcen, Streptococcen,Staphylococcen etc.), durch Viren, Rickettsien und „spezifische" Makroorga-nismen hervorgerufen angesehen. — Dieser Standpunkt hat sich schon vor30 Jahren geändert, als man zwischen primären und sekundären Pneumonienzu unterscheiden begann. Die primären Pneumonien waren gedanklich durchden Mikroorganismus hervorgerufen, bei den sekundären Pneumonien warenes immunbiologische oder anatomische Veränderungen, die vorerst zu einerSchädigung der Lunge führten, in der sich dann sekundär irgendein Erregeransiedeln konnte.

In den letzten Jahren hat sich die Vorstellung weiter gewandelt, da manimmer weniger Erreger fand, die in einer tatsächlich unveränderten Lungeeine Entzündung hervorrufen konnten. Dementsprechend kann man sichheute keine primär bakterielle Pneumonie mehr vorstellen, in jedem Fall

134 M. MLCZOCH

wird eine vorhergehende Schädigung der Lunge angenommen, sei es durcheinen exogenen Inhalationsschaden, sei es durch einen Virusinfekt. Aber auchbei den Viren herrscht heute nicht mehr die Vorstellung einer obligaten In-fektiosität, sondern diese wird wesentlich durch eine anderweitige Schädigungdes Organismus, durch einen Resistenzverlust aus anderer Ursache mit-verursacht (z. B. eine Unterkühlung, „Erkältung").

Es sind also letztlich sehr wenige, sehr aggressive Krankheitserreger, diein der Gruppe 1 verblieben sind, während die meisten Fälle von Lungen-entzündung in die Gruppe 3 eingeordnet werden, in der irgendwelche anato-mische Veränderungen des Lungengewebes oft gemeinsam mit einem zusätz-lichen Resistenzverlust dem Mikroorganismus die Möglichkeit zum Wachstumgeben. — Bei den bakteriellen Pneumonien wird man über diese allgemeineVorstellung hinaus den Standpunkt vertreten können, daß es vom Zufallabhängt, welche der vielen möglichen Keime der Mundhöhle dabei zumZuge kommen, etwa jene, die sich gerade in dem geschädigten Gebiet be-finden.

Es ist verständlich, daß sich bei derartigen Überlegungen die Frage er-hebt, ob es bei einer solchen Konzeption berechtigt ist, die letztlich vor-liegende Erkrankung nach dem Erreger zu benennen, der sich mehr oderweniger zufällig in dem befallenen Gebiet nachweisen läßt.

Und damit befinden wir uns beim Problem der Pilzerkrankungen:Auch diese wurden früher in primäre und sekundäre Pilzerkrankungen

eingeteilt, wobei diese Einteilung in etwa parallel ging (nicht ganz) miteinem anderen Einteilungsgesichtspunkt: in exogene und endogene Pilzinfek-tion: man stellte sich vor, daß eine exoxgene Infektion eine primäre Pilzer-krankung hervorrufe, während ein endogener Pilzbefall zu einer sekundärenPilzerkrankung führe. Für beide Überlegungen gelten die oben bei denBakterien etc. angeführten Einschränkungen:

1. Eine e x o g e n e P i l z i n f e k t i o n führt bei keinem der bekann-ten Pilze obligat zu einer Erkrankung. Nur unter besonderen Bedingungenkommt es zum Angehen der Infektion und damit im klinischen Sinne zueiner Erkrankung. Diese ist dann eine echte Pilzerkrankung, d. h. es wirddurch den Pilz ein spezifisches Granulationsgewebe hervorgerufen.

Die große Parallele zu dieser Konzeption bildet die Tuberkulose: auchbei dieser ist es nicht so, daß jeder Kontakt zu einer Erkrankung führt (auchnicht bei tuberkulinnegativen Personen), sondern es müssen „besondere Be-dingungen" vorliegen, daß es zu einem Angehen der Infektion kommt. Wirkönnen uns dies nach RICH folgendermaßen vorstellen:

Wenn ein Tuberkelbakterium in die menschliche Lunge kommt, so ge-schieht durch einige Zeit überhaupt nichts — das Bakterium bleibt ohneReaktion in seiner Umgebung liegen. Erst nach einer gewissen Zeit kann eszu reaktiven Vorgängen kommen: nämlich dann, wenn durch die Anwesen-heit des Tuberkelbakteriums eine Antikörperproduktion in Gang gekommenist und wenn diese Antikörper mit dem Antigen, dem Bakterium reagieren;

Probleme der Pilzerkrankungen der inneren Medizin 135

erst dann entsteht die tuberkulöse Entzündung. — Das Angehen der Infek-tion hängt also nur zu einem Teil von Eigenschaften des Bakteriums ab, zueinem wesentlichen Teil aber von der Fähigkeit bzw. noch mehr von derBereitschaft des Wirtsorganismus, auf dieses Antigen mit einer Antikörper-produktion zu reagieren. Aber auch beim Vorhandensein von Antikörpernentsteht offensichtlich nicht immer eine Antigen-Antikörper-Reaktion.

Diese bei der Tuberkulose gewonnenen Vorstellungen bedeuten also fürdie Konzeption der exogenen Pilzerkrankungen, daß diese nicht in dieGruppe 1 des obigen Infektionsmodells einzuordnen sind, sondern in diezweite Gruppe, bei der neben dem infektiösen Agens auch die Körperreaktionentscheidend dafür ist, ob bei gegebener Infektion eine Krankheit entsteht.

Die Rolle des Makroorganismus gewinnt bei beiden Erkrankungen imweiteren Verlauf eine noch steigende Bedeutung: sowohl bei der Tuberku-lose wie auch bei den exogenen Pilzerkrankungen beeinflussen diese Faktorenentscheidend den weiteren Verlauf; dies geht bekanntlich so weit, daß derKörper nach der anfänglichen Erkrankung auf die Infektion (im klinischenSinne) ganz vergessen kann, selbst wenn noch lebende Erreger vorhandensind.

2. Bei den e n d o g e n e n P i l z i n f e k t i o n e n ist die Situationanders: hier lebt der Pilz saprophytär oder parasitär in einer Symbiose mitdem Makroorganismus und erhält erst unter besonderen Verhältnissen eineklinische Bedeutung; im wesentlichen dann, wenn es (am häufigsten im Ver-lauf einer antibakteriell wirksamen antibiotischen Therapie) zu einer be-trächtlichen Vermehrung der Pilze kommt und wenn durch einen allgemeinenResistenzverlust ein Angehen einer Pilzinfektion in einem vorher anatomischgeschädigten Gebiet ermöglicht wird: dies in Parallele zu den sekundärenPneumonien mit bakterieller Infektion (Gruppe 3 des obigen Schemas).

Diese Überlegungen haben eine Reihe von praktisch wichtigen Schluß-

folgerungen :

1. Bei den exogenen Pilzerkrankungen kann es (ähnlich wie bei derTuberkulose) eine mehr oder weniger charakteristische Klinik geben (derenSpezifität aber auch nicht so typisch ist, wie man dies bisher gemeint hat);

2. bei den endogenen Pilzerkrankungen ist es müßig, nach typischenklinischen Erscheinungen und Verlaufsformen zu suchen (z.B. nach einemtypischen Röntgenbefund): Bild und Verlauf werden in der Regel durch diepraeexistente Grundkrankheit geprägt werden, die das Angehen der Pilz-infektion gestattet.

3. Durch diese Überlegungen wird die Diagnose einer Pilzerkrankung in

der inneren Medizin wesentlich erschwert:a) Bei den e x o g e n e n Pilzinfektionen ist die sichere Diagnose (auch

hier in Parallele zur Tuberkulose) entscheidend an den Pilznachweis ge-

knüpft. Die Schwierigkeiten dabei sind bekannt.

136 M. MLCZOCH

b) Bei den e n d o g e n e n Pilzinfektionen bedeutet der Pilznachweis,selbst wenn er histologisch im erkrankten Gewebe geführt wird, noch nicht,daß der gefundene Pilz im konkreten Fall eine pathogenetische Bedeutunghätte. — Damit erhebt sich die Frage, ob es weiterhin berechtigt ist, einesekundäre Pilzpneumonie nach dem Namen des gefundenen Pilzes zu benen-nen. — Dies wäre nur dann gerechtfertigt, wenn Argumente zu erbringenwären, daß die Pilzinfektion einen wesentlichen Anteil an der klinischenKrankheit hatte.

4. Weniger Bedeutung haben diese Überlegungen für die T h e r a p i e ,denn eine echte antimykotische Therapie ist in jedem Fall wünschenswert:ohne Beweisführung bei den exogenen Mykosen, aber auch bei den endogenenMykosen, weil eine Bekämpfung des Pilzwachstums in jedem Fall wünschens-wert ist, selbst wenn es sich nur um eine Sekundärinfektion gehandelt hat.

Der Wunsch nach einem auch für innere Mykosen wirksamen Antimyko-tikum bleibt daher bestehen.

Die vorstehende Problematik wird an einigen Krankheitsfällen demon-striert:

1. WEGENER'sche Granulomatose mit sekundärem Pilzbefall:Vor 10 Jahren wurde eine Patientin mit multiplen knotigen Lungen-

abszessen beobachtet, bei der eine gangräneszierende ulceröse Erkrankung desweichen Gaumens bestand. Bei Probeexcisionen und bei der Autopsie wurdenreichlich Pilze in einem Granulationsgewebe gefunden, so daß die Patientindurch Jahre hindurch als Pilzerkrankung geführt wurde (Mucormykose);erst bei einer viel späteren, gezielten Befragung des Pathologen wurde dieDiagnose einer „Wegener'schen Granulomatose" (einer wahrscheinlichenAutoaggressionskrankheit) „mit sekundärem Pilzbefall" gestellt.

2. Morbus Hodgkin oder Pilzerkrankung?Es werden 4 Fälle demonstriert, bei denen eine generelle Drüsenschwel-

lung vorlag, die in jedem Fall ad exitum führte: in allen Fällen waren beiProbeexcisionen in den Drüsen Pilze nachgewiesen worden, in allen Fällenwar auf Grund klinischer Kriterien eine generalisierte Pilzinfektion ange-nommen worden, in allen Fällen konnte der Pathologe einen echten MorbusHodgkin nicht sicher ausschließen.3. Farmer's lung

Bei dieser handelt es sich nicht um eine echte Pilzerkrankung, sondernum eine „organische Stauberkrankung", bei der u. a. Sporen verschiedenerPilze bei sensibilisierten Patienten als Antigen wirken und offensichtlichunspezifische Riesenzellgranulome hervorrufen.

Univ.-Prof. Dr. F. MLCZOCHVorstand der II. Med. Abt.des WilhelminenspitalsMontleartstraße 37A 1160 Wien, Österreich

137

B. Pilzerkrankungen bei Tieren

Veterinär-Bakteriologisches Institut (Prof. Dr. H. FEY) und Institut für Tier-pathologie (Prof. Dr. H. LUGINBÜHL) der Universität Bern

Zur Mucormykose bei Tieren

J. NICOLET und H. KÖNIG, Bern (Schweiz)

Trotz Intensivierung der mykologischen Diagnostik werden Mucor-mykosen bei Tieren selten festgestellt, d. h. Berichte über diese Erkran-kung sind verhältnismäßig vereinzelt. Woher kommt das, ist die Mucor-mykose wirklich seltener als die Aspergillose? Letzteres ist wahrschein-lich, da sich dieses Phänomen durch, die folgende Überlegung über diePathogenese beider Erkrankungen erklären lassen kann. BENDIXEN undPLUM (1929) stellten bei der Diskussion einer möglichen Genese des Schim-melpilzabortus des Rindes eine interessante Hypothese auf: sie nehmeneine aerogene Infektion für den Aspergillus an, dessen Conidien leicht ingroßer Menge in der Umwelt verstäubt werden können, während die inihre Sporangien eingeschlossenen Sporen der Mucoraceae weniger für dieaerogene als vielmehr für die enterale Pathogenese in Frage kommen.Diese interessante Überlegung wird durch unsere Beobachtungen wahr-scheinlich gemacht, indem die Mucormykose eine Vorliebe für den Magen-Darm-Trakt zeigt, während eine aerogene Infektion auch möglich, aber vielseltener ist. Unzweifelhaft erlaubt die Darmschranke das Eindringen in-fektiöser Erreger weniger als die Lungenschranke, was die relative Selten-heit der enterogenen Mucormykose erklären würde.

Wiederkäuer scheinen bedeutend empfänglicher gegenüber dieser Er-krankung zu sein, da sie häufig einer besonders starken Exposition unter-liegen und da ihr an Schimmelpilzsporen reicher Magen-Darm-Trakt oftObjekt traumatischer Einwirkungen ist (Rohfasern, Fremdkörper) (9).

Die Diagnostik der Mucormykose wird bei Tieren durch das vielfältigepathologisch-anatomische Bild erschwert. Wenn die Affektionen auch vor-wiegend den Verdauungsapparat betreffen (hauptsächlich Mesenterial-lymphknoten, Vormägen, Magen, Dünn- und Dickdarm), so scheint dochauch der gravide Uterus eine häufige Prädilektionsstelle zu sein (16, 11).Lokalisationen in der Lunge (Bronchial- oder Mediastinallymphknoten al-lein oder Bildung eines „Primärkomplexes") (3, 6) sowie in der Unterhaut(10) sind gleichermaßen bekannt geworden.

138 J. NICOLET und H. KÖNIG

Eine Generalisierung tritt hauptsächlich bei einer intestinalen Geneseauf.

Im Gegensatz zum Menschen, bei dem die akute und bösartige Formvorherrscht (7), antwortet das Tier sehr oft mit einer der Tuberkulose ähn-lichen chronischen granulomatösen Läsion, entweder in Form vereinzelterKnötchen oder als diffuse Granulomatose (1, 10). Diese Läsionen könnenbegrenzt und gutartig sein, je nach Neigung zur Generalisierung, gelegent-lich aber ein sehr viel schwereres Bild zeigen (3, 15, 8). Auch eine ulcerativeForm ist bekannt (5, 14); außerdem eine akute Form mit starker infil-trativer Tendenz und Gefäßaffinität. Sie wurde beim Affen beschrieben (4),und bei der Katze in Verbindung mit Panleukopenie beobachtet (13, 10);wir haben sie beim Rind in Form einer Entzündung mit Infarktbildung,Haemorrhagien und schwerer Nekrotisierung gefunden. Diese akuten For-men betreffen im allgemeinen den Darm, jedoch' beobachteten wir einenFall von der bei Vögeln außerordentlich seltenen Mucormykose mit Pneu-monie (10).

Die Laboratoriumsdiagnose wird im allgemeinen bei der histoiogischenUntersuchung gestellt. Mit Ausnahme des Schimmelpilzabortus, der durchsystematische Behandlung des Placentamaterials in KOH diagnostiziertwird (11), sind die anderen Formen der Mucormykose für den Mikrobiolo-gen schwierig zu erkennen. Das bedeutet, daß die Diagnostik zum großenTeil auf dem Pathologen ruht und den Gebrauch spezieller mykologischerFärbungen, sowie eine gute Kenntnis der Pilzmorphologie erfordert (7, 12,13). Das bedeutet aber auch, daß nach Erhalt des histologischen Befundesoft kein unfixiertes Material mehr vorhanden ist, was eine mykologischeDiagnostik (Kultur) verunmöglicht. Hervorzuheben ist auch die Schwierig-keit, den Erreger granulomatöser Läsionen, besonders mit chronischem Ge-präge, zu isolieren (3, 10). Alle diese Tatsachen erschweren die Bestimmungder in Frage kommenden Mucoraceae.

Nach unseren Erfahrungen scheint es, daß Absidia corymbifera und,in geringerem Maße, Mucor pusillus und Rhizopus oryzae eine ausschlag-gebende Rolle beim Tier spielen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, daßAbsidia corymbifera ein häufiger Kontaminant mit schnellem und reichli-chem Wachstum ist und andere Schimmelpilze mit langsamerem und schwä-cherem Wachstum überwuchern kann.

Wir sind überzeugt, daß bessere Kenntnis des vielfältigen Bildes derMucormykose bei Tieren, besonders bei Wiederkäuern, und Intensivierungder mykologischen Diagnostik durch die Histologie ein häufigeres Fest-stellen dieser Infektionen ermöglichen würden.

Literatur

1. AINSWORTH, G. C. and P. K. C. AUSTWICK: Fungal diseases of animals.Commonwealth Agricultural Bureaux. Famham Royal. Bucks (1959).

Zur Mucormykose bei Tieren I 3 9

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252—322 (1929).3. DAVIS, C. L., W. A. ANDERSON, B. R. MCCRORY: Mucormycosis in food-pro-

ducing animals, a report of twelve cases. J. Amer. Vet. Med. Ass. 126,261—267 (1955).

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7. GLOOR F., A. LÖFFLER und H. J. SCHOLER: Mucormykosen. Path. Microbiol.24, 1043—1064 (1961).

8. KÖNIG, H., J. NICOLET, S. LINDT und W. RAAFLAUB: Einige Mucormykosen

bei Rind, Schwein, Katze, Reh und Flamingo. Schweiz. Arch. Tierheilk. 109,260—268 (1967).

9 LÜCKE V. M. and A. H. LINTON: Phycomycosis in a Mandrill (Mandrillussphinx). Vet. Rec. 77, 1306-1309 (1965).

10. MEHNERT, B., B. SCHIEFER: Vorkommen von Schimmelpilzerkrankungen derinneren Organe bei Säugetieren. Krankheiten durch Schimmelpilze bei Menschund Tier. Herausgegeben von H. GRIMMER, H. RIETH. Springer Verlag,S. 104—107 (1965).

11. NICOLET, J., S. LINDT et H. J. SCHOLER: L'avortement mycosique de la vache.Consider'ations sur le diagnostic de routine. Path. Microbiol. 29, 644—655(1966).

12. SCHIEFER, B.: Zur Differenzierung bakterieller und mykotischer Granulome.Path. Vet. 1, 221-247 (1964).

13. SCHIEFER, B.: Zur Histopathologie der durch Candida-, Aspergillus- undMucorarten verursachten Darmmykosen bei Katzen mit Panleukopenie.Dtsch. tierärztl. Wschr. 72, 73—76 (1965).

14. SHIRLEY, A. G. H.: TWO cases of phycomycotic ulceration in Sheep. Vet.Rec. 77,'675-677 (1965).

15. SCHOLER, H. J. und R. RIECHLE: Spontane Aspergillose und Mucormykosendes Kaninchens. Krankheiten durch Schimmelpilze bei Mensch und Tier.Herausgegeben von H. GRIMMER, H. RIETH. Springer Verlag S. 111-119

16. TURNER, P. D.: Association of fungi with bovine abortion in Hong-Kong.

Vet. Rec. 77, 273—276 (1965).Dr. J. NICOLET,

Vet.-bakt. und parasitol. Inst.der Universität Bern,Bern (Schweiz)Länggasstr. 122Dr. H. König,Inst. f. Tierpathologied. Universität Bern,Bern (Schweiz)

140 M. PALYUSIK

Institut für Mikrobiologie und Seuchenlehre der Universität für Veterinär-wissenschaften, Budapest, Ungarn

(Leiter des Institutes: Dozent Dr. J. M£SZÄROS)

Durch Aspergillus fumigatus verursachte Pneumomykosebei Entenküken

M. PALYUSIK, Budapest (Ungarn)

Mit 6 Abbildungen

In einem großen Entenbestand in Ungarn verendeten vor zwei Jahrenvon 27 535 Entenküken 1177 im Alter von einigen Tagen an durchAspergillus fumigatus verursachter Pneumomykose. Die erkrankten Tierezeigten klinische Erscheinungen der Aspergillose. Die kranken Küken at-meten schwer. Eigentlich handelte es sich um eine aerogene Brutschrankin-fektion. Als Infektionsquelle wurden die für die Nester der Legeenten ver-wendeten Sägespäne identifiziert. Für die neugeschlüpften Entenküken bo-ten die als Streu verwendeten Sägespäne eine weitere Möglichkeit der In-halationsinfektion. Bei der Eröffnung der Brusthöhle wurden regelmäßigtuberkulumähnliche Knötchen in den Lungen aufgefunden. Die ganze Ober-fläche der Lunge schien mit gelbweißen Knötchen bedeckt zu sein, die ineinzelnen Fällen nur von Stecknadel- oder Hirsekorn-Größe waren, mei-stens aber Linsengröße erreichten und massenhaft in dem Lungengewebeverstreut lagen (Abb. 1 und 2).

Abb. 1: Primäre Aspergillose in den Lungen bei einem an Pneumo-mykose im Alter von zehn Tagen verendeten Entenküken (2,5X)

Durch Aspergillus fumigatus verursachte Pneumomykose 141

Abb. 2: Lungenknötchen bei einem gleichfalls unter natürlichen Umständen anAspergillose verendeten, vierzehntägigen Entenküken (2,5 X)

Auf der Schnittfläche der Lungen waren die Knötchen ziemlich hart,nicht verkalkt, sondern trocken und käsig von einer weißen oder weißgel-ben Farbe.

Histologie

Histologisch wurde die Anwesenheit von Granulomen festgestellt. Nochbevor die Knötchen miliare Größe erreicht hatten, trat in ihrem Zentrumeine Nekrose auf. Bei Grocott-Färbung (Abb. 3 und 4) waren die aus demZentrum radial nach der Peripherie laufenden Pilzhyphen, die sich teil-weise verzweigt haben, ziemlich schön und deutlich sichtbar.

Der histologische Befund war nach der Beurteilung von Dozent ANDOR

KARDEVÄN der folgende:

Das nekrotische Zentrum der Knötchen bestand aus nekrotisiertem Lun-gengewebe, gemischt mit gleichfalls nekrotisierten pseudoeosinophilen Gra-nulozyten. Unmittelbar um das nekrotische Zentrum konnte man im An-fangsstadium Lymphozyten, in fortgeschrittenen Fällen eine steigende An-zahl von Histiozyten feststellen. Zwischen diesen Zellelementen waren auchRiesenzellen zu beobachten. In den noch älteren Prozessen bildete sichauch fibrilläres Bindegewebe.

Pilzkultur

Aus den Knötchen wurde auf Penicillin und Streptomycin enthalten-den Sabouraud-Agarplatten Aspergillus fumigatus in Reinkultur isoliert.

142 M. PALYUSIK

Abb. 3 (oben): Teilweise verzweigte Myzelien beinatürlicher Erkrankung. Grocott Färbung. (Ver-größerung ungefähr 80X. Objektivlinse 10X, MF

Projektivlinse 4 : 1)Abb. 4 (unten): Ein Teil desselben Schnittes. (Ver-größerung ca. 160X. Objektivlinse 20 X, MF Pro-

jektivlinse 4:1)

Abb. 5: Das Entenküken veren-dete 48 Stunden nach der künst-

lichen Infektion (2,5 X)

Durch Aspergillus fumigatus verursachte Pneumomykose 143

Pathogenitätsprüfung

Um die Pathogenität des isolierten Stammes für Entenküken zu bewei-sen, wurde unter Laboratoriumsbedingungen eine künstliche aerogene In-fektion durchgeführt. Dreizehn von 27 frisch geschlüpften Entenküken, dieschon am Tage ihres Schlupfes mit den Sporen des Pilzes infiziert wurden,verendeten 2—8 Tage nach der künstlichen Infektion. Der pathologisch-anatomische Befund der Kadaver war identisch mit den bei natürlichenFällen aufgefundenen Veränderungen (Abb. 5 und 6).

Abb 6- Das Entenküken verendete 8 Tage nach der künstlichen Infektion' (2,5 X)

Die überaus schnelle, in zwei Tagen erfolgte Entwicklung der zahllosenstecknadelstichgroßen Knötchen mit dem käsigen Inhalte ist bemerkenswert,denn man hätte eigentlich vermuten müssen, daß die Entstehung derartigerKnötchen eine längere Zeit beansprucht.

Seit HAYEM 1873 die Pneumomykose der Enten zum erstenmalbeschrieb, wurde nur selten über solche Erkrankungen berichtet (HALLER

1922, CHUTE 1962). In den letzten Jahren jedoch trat die Krankheit beiEntenküken infolge der Intensivierung der Entenzucht immer häufiger, jasogar massenhaft auf (HAUPTMAN und KOPROWSKA 1955, DOUGHERTY

1956, GERRIETS und FABIUNKE 1959, CHUTE 1962, WERTINSKIJ, SCHISCHKOW

und STRELNIKOW 1964).

Ich hoffe, daß mein Kurzbericht zur Erkennung der zunehmendenpraktischen Bedeutung der Pneumomykose bei Entenküken beigetragen hatund die diesbezüglichen Literaturangaben entsprechend unterstützt.

144 G. RYVARDEN

Literatur

CHUTE, H. L., D. C. O'MEARA, E. S. BARDEN: A bibliography of avian mycosis.

Maine Agricultural Experiment Station. Orono, Maine, 1962.DOUGHERTY, E.: Diseases of ducks. U. S. Dept. Agric. Yearbook. Washington, 496.

1956. (USA Animal Diseases).GERRIETS, E. and E. FABIUNKE: Mh. Vet.-Med. 14, 672 (1959).

GROCOTT, R. G.: Amer. J. Clin. Path. 25, 975 (1955).HALLER, L.: Über Pseudotuberkulose der Hühner- und Entenküken verursacht

durch Schimmelpilze. Inaugural-Dissertation. München, 1922.HAUPTMAN, B., S. KOPROWSKA: Med. Wet., 11, 230 (1950).

HAYEM, M.: SOC. Biol. Compt. Rend., 25, 295 (1873).WERTINSKIJ, K. L, W. P. SCHISCHKOW, A. P. STRELNIKOW: Veterinarija (Moskau)

41, 9/48 (1964).

Dozent Dr. M. PALYUSIK

Budapest (Ungarn)Hungaria Körut 23

Pathologisch-anatomisches und bakteriologisches Institutdes Kaiserin-Elisabeth-Hospitals, Wien(Vorstand: Prof. Dr. G. HARTMANN)

Über lymphogranulomähnliche Veränderungenbei experimentellen Mykosen

G. RYVARDEN, Wien

Zur immer wieder auftauchenden Frage, ob das Auftreten von Pilzenbei Morbus Hodgkin nur als sekundäre Infektion bei Resistenzverminde-rung anzusehen ist oder ob sich nicht doch die Möglichkeit eines engeren Zu-sammenhanges ergibt, möchte ich die folgenden beiden Fälle kurz demon-strieren:

Fall I. Eine 46jährige Hausfrau starb 6 Jahre nach einer Lymphknoten-biopsie, die M.H. ergeben hatte, an einer generalisierten Cryptococcose.Aus den Blutkulturen war während der letzten beiden Krankheitsmonate3mal Cryptococcus neoformans gezüchtet worden. Bei der Autopsie fan-den sich in den Organen neben generalisierten Pilzherden nur spärlicheAnhaltspunkte für M.H. Im Tierexperiment zeigten sich in der Mäuseleber

Über lymphogranulomähnliche Veränderungen 145

1 Woche nach subcutaner Injektion von 15 Millionen der aus den Leichen-organen gezüchteten Pilze kleine Granulombildungen, die histologisch einegewisse Übereinstimmung mit der ehemals durchgeführten Lymphknoten-biopsie erkennen ließen, während die später getöteten Tiere lediglich diecharakteristischen Pilzgranulome aufwiesen.

Fall II. Bei einer 21jährigen landwirtschaftlichen Arbeiterin, gravidim 3. Lunarmonat, hatte die Lymphknotenbiopsie ebenfalls M.H. ergeben.Aus den Blutkulturen wurde insgesamt 4mal ein Streptomycesstammgezüchtet, der vom Institut Prof. WAKSMAN, New Brunswick-New Jersey,als Angehöriger der Gruppe Streptomyces griseus-coelicolor definiert wur-de. Weiße Mäuse, welche eine Aufschwemmung einer 6 Tage alten Koloniesubcutan in die Bauchhaut erhielten, zeigten nach 8 Wochen am Ort der In-jektion von unspezifischem Schwielengewebe abgekapselte Streptomycetenund teils mesenteriale, teils retroperitoneale Lymphome ohne nachweis-bare Streptomyceselemente, jedoch mit Riesenzellen, die an Reed-Stern-berg'sche Formen erinnerten. Möglicherweise handelte es sich um eineWachstumsstimulierung der antikörperbildenden lymphatischen Elementeauf ein als Antigen wirksames Produkt des Parasiten.

Es scheint in diesen und ähnlich gelagerten Fällen von M.H., daß dieAufpfropfung eines autoantigenen Zustandes auf einen länger dauern-den Infekt erfolgt, sei es durch Strukturänderung körpereigener Antigenehervorgerufen durch Gewebsnekrosen, sei es durch Gen-Mutationen inner-halb der lymphatischen Elemente.

Dr. G. RYVARDEN

Wien 8Feldgasse 9Österreich

Institut für Mikrobiologie und Infektionskrankheiten der VeterinärmedizinischenFakultät der Universität Zagreb, Jugoslawien

Beitrag zur Kenntnis der Ätiologie und Verbreitungder Trichophytie

S. CUTURIC und M. HAJSIG, Zagreb (Jugoslawien)

Die Trichophytie der Rinder kommt in ganz Jugoslawien vor, insbe-sondere in den Gebieten, wo es Landwirtschaftsgüter gibt, auf denen Tierein größeren Gruppen in den Ställen verschiedenen Typs untergebracht sind.

146 S. CUTURIC und M. HAJSIG

In Kroatien, vor allem in dessen Flachland, gibt es eine große An-zahl Landwirtschaftsgüter, und die Trichophytie der Rinder kommt schonjahrelang vor. Wir zählen sie zu den sog. „Stallseuchen", d. h. zu denKrankheiten, die als Folgeerscheinung der Verhältnisse im Stall auf denOrganismus der Tiere in Erscheinung treten. Die Mykose hat, wie es scheint,keine größere wirtschaftliche Bedeutung, die von ihr verursachten Schä-den aber sind nicht leicht evident. Sie sind bestimmt vorhanden, weil dieKrankheit von solcher Art ist, oft langdauernd, daß sie in gewissem Aus-maß die Entwicklung des jungen Organismus, bei dem sie am häufigstenvorkommt, beeinträchtigt.

Verbreitung

Auf 23 Landwirtschaftsgütern untersuchten wir Rinder auf Tricho-phytie. Auf 18 Gütern stellten wir die Krankheit fest, während sie auf 5Gütern in den letzten 4 Jahren nicht vorkam; wir verfolgten die Erschei-nung, die Entwicklung, den Ablauf und die Verbreitung der Trichophytieunter den Tieren verschiedenen Alters und verschiedener Rasse. Auf denGütern mit ausschließlich Mastrindern (Jungrindern) war die Mykose insämtlichen Monaten aller 4 Jahre vorhanden.

Klinisches Bild

Besondere Aufmerksamkeit wendeten wir dem klinischen Bild der Tri-chophytie zu, dem Aussehen und der Intensität der Veränderungen aufder Haut der einzelnen Tiere. Von diesen, klinisch verschieden zum Vor-schein kommenden Veränderungen, nahmen wir das Material für die myko-logische Untersuchung. Am häufigsten fanden wir das typische klinischeBild der Trichophytie der Rinder mit grauweißen asbestartigen Borken,am seltensten flache runde Veränderungen. Selten waren die Verände-rungen generalisiert.

Klinische Untersuchungen

Insgesamt führten wir 79 043 klinische Untersuchungen durch. Bei6256 Tieren, das sind 7,9 % der untersuchten, fanden wir Veränderungen,die den Krankheitserscheinungen der Trichophytie entsprachen. "Während beieinigen Rindern nur je eine oder einige wenige Hautveränderungen vorhan-den waren, wiesen andere Rinder zahlreichere Herde auf; größere Teile derHaut waren in Mitleidenschaft gezogen.

Auftreten zu allen Jahreszeiten

Das Vorkommen der Krankheit ist nicht an die Jahreszeit gebunden.Die Trichophytie wurde jedes Jahr in jedem Monat festgestellt. In denFrühlingsmonaten gab es 6,76 % erkrankte Rinder, im Sommer 10,28 %,im Herbst 6,23 % und in den Wintermonaten 9,32 %.

Beitrag zur Kenntnis der Ätiologie und Verbreitung der Trichophytie 147

Einfluß des Alters der Tiere

In bezug auf das Alter der Tiere fanden wir die Trichophytie am häu-figsten bei den 4 bis 18 Monate alten Rindern, seltener bei den etwas älte-ren, ganz selten aber bei den erwachsenen Rindern. Bei den letzteren fandenwir nur leichtere Formen der Erkrankung mit wenigen Veränderungen aufder Haut.

Bei den bereits einmal infizierten Tieren stellten wir später keineKrankheit mehr fest.

Einfluß der Stallungen

Was das Verhältnis des Trichophytievorkommens und des Typs desStalls, in dem das Rind gehalten wurde (34 Ställe klassischen Typs, 38 halb-offene und 42 adaptierte Ställe) anbelangt, stellten wir fest, daß der größteProzentsatz der Trichophytie in adaptierten Ställen vorkam, in denen,ebenso wie in halboffenen, vorwiegend Jungrinder untergebracht werden.In den adaptierten Ställen waren, wie wir früher festgestellt haben, auchdie schlechtesten mikroklimatischen Bedingungen.

Einheitliche Ätiologie

Um die Ätiologie der Trichophytie auf dem untersuchten Gebiet zu er-forschen, untersuchten wir im Labor 400 Proben der Haut von den verän-derten Stellen, darunter waren 305 kulturell positiv, d. h. aus 76,2 % derProben gelang es uns, Dermatophyten zu isolieren. Wir untersuchten insge-samt 250 isolierte Dermatophytenstämme in Hinsicht auf kulturelle undmorphologische Eigenschaften, Fähigkeit des Wachstums bei 37 °C sowie desWachstums auf verschiedenen Substraten wie Sabouraud-Glykose-Agar,Malz-, Mais-, Reis- und Bodenagar, um die Varietäten und Typen der iso-lierten Stämme bestimmen zu können. Auf Grund der gewonnenen Ergeb-nisse identifizierten wir alle isolierten Stämme als Trichophyton verruco-sum. Von seinen Varietäten stellten wir 25,6 % als album fest, 16 % alsdiscoides, 7,2 % als verrucosum, 4 % als ochraceum. Beinahe die Hälfteder untersuchten Stämme von T. verrucosum hatte unstabile kulturelle Ei-genschaften, so daß wir wegen dieser Veränderlichkeit nicht imstande wa-ren, die Varietät des Isolats zu bestimmen. Die meisten Stämme wuchsengut' oder besser bei 37 °C als bei 26 °C oder bei Zimmertemperatur. AufGrund der früher durchgeführten Untersuchungen der Ätiologie der Tri-chophytie der Rinder auf dem Gebiet Kroatiens und in den anderen Repu-bliken die als den häufigsten Krankheitserreger T. verrucosum anführen(selten wurde T. mentagrophytes gefunden, einmal wurde neben T. verru-cosum auch T. violaceum isoliert), können wir sagen, daß T. verrucosumfast regelmäßig der Krankheitserreger der Trichophytie auf den unter-suchten Gebieten ist.

148 S. CUTURIÖ und M. HAJSIG

Die Trichophytie der Rinder ist nicht bloß ein Gesundheitsproblem derViehzucht, die Krankheit ist eine ständige Infektionsquelle für Menschen.Wir begegneten verhältnismäßig häufig infizierten Menschen, den mit Fütte-rung und Reinigung der kranken Tiere beschäftigten Viehzüchtern. DieFälle von Trichophytie bei Menschen waren häufiger, wenn die Infektionenbei den Tieren von schwererer Art und längerer Dauer waren. Es handeltesich um Infektionen der Hände, des Kopfes und des Halses. Auch bei denMenschen gelang es uns, T. verrucosum zu isolieren und zu beweisen, daßdie Infektionsquelle kranke Rinder waren.

Dr. S. CUTURIC undDr. M. HAJSIGInstitut f. Mikrobiologieund InfektionskrankheitenVet.-med. FakultätZagreb (Jugoslawien)

Institut für Mikrobiologie und Infektionskrankheitender veterinärmedizinischen Fakultät Zagreb, Jugoslawien

Bekämpfung der Trichophytie beim Rindauf Landwirtschaftsgütern

M. HAJSIG und S. CUTURIC, Zagreb (Jugoslawien)

Es ist bekannt, daß an Trichophytie erkrankte Rinder gewöhnlich nach3 bis 4 Monaten spontan gesund werden, so daß die Therapie deshalb oftnicht durchgeführt oder nur mangelhaft durchgeführt wird.

Im Laufe unserer Untersuchungen bemerkten wir, daß die Tricho-phytie beim Rind, besonders auf den Gütern mit vorwiegend jungen Tieren,nicht ausschließlich den jahreszeitlich bedingten Charakter hat, weil wirsie in allen Monaten des Jahres feststellen konnten. Die Infektion wirdunmittelbar oder mittelbar von kranken auf gesunde Tiere übertragen.Niemals stellten wir fest, daß alle Tiere gleichen Alters in einem Stall in-fiziert waren. Indem wir die Trichophytie beim Rind 4 Jahre lang aufden Gütern verfolgten, stellten wir fest, daß die Trichophytie auf jenenGütern oder in einzelnen Ställen, wo weder vorbeugende Maßnahmennoch ärztliche Behandlung vorgenommen wurden, ständig mehr oder weni-ger um sich griff. Auf den Gütern, wo es keine größeren Viehversetzungenoder keinen Zuwachs durch Ankauf gab, besonders des jungen Viehs,wurde die Trichophytie entweder in verhältnismäßig geringem Prozentsatzfestgestellt, oder sie kam überhaupt nicht vor.

Bekämpfung der Tridiophytie beim Rind 149

Therapie

Der Einfluß der vorbeugenden Maßnahmen und der Therapie auf denAblauf der Trichophytie beim Rind wurde auf einigen Landwirtschafts-gütern untersucht.

Für die Therapie vorgesehene Mittel: Vetalin, Gamacid, Neguvon,Asuntul, Lirotan, TMTD, Cetavlon sowie CUSO4, Natriumlauge, Erzeug-nisse verschiedener Produktionsinstitute und Fabriken in Jugoslawien undim Ausland, erforschten wir hinsichtlich ihrer Wirkung auf Trichophytonverrucosum, zum Teil auch auf T. mentagrophytes, zuerst in vitro.

Auf Grund der Ergebnisse dieser Versuche stellten wir fest, daß H C H -Präparate (Vetalin und Gamacid) bei der Konzentration von 0,05 % aufalle Stämme von T. verrucosum fungizid wirken, dann 0,1 % CuSO4 0,3 %Lirotan, 0,5 % Cetavlon und Neguvon. Andere Präparate zeigten schwäche-re Wirkung auf die Dermatophyten.

Liniment-Behandlung

Für die Therapie wandten wir das sog. „Liniment gegen Glatzflechte",ein 6—7 °/o Jodsulfid enthaltendes Präparat, mit dem wir in schonfrüher durchgeführten Behandlungsversuchen Erfahrung und gute Ergeb-nisse hatten, und ebenso wählten wir die Präparate Vetalin, Neguvon,Gamacid, Asuntol, Cetavlon und O1SO4, die in vitro bei den für Tierenicht toxischen Konzentrationen fungizide Wirkung zeigten.

Mit dem Liniment gegen Glatzflechte behandelten wir 187 Rinder durcheinmaliges Bestreichen der erkrankten Stellen auf der Haut. Zur Heilungkam es bei den Tieren mit wenigen begrenzten Veränderungen nach 10bis 15 Tagen. Mehr verbreitete Veränderungen am Körper der Tiere muß-ten zwei oder mehrere Male in Abständen von 5 Tagen behandelt werden,und so kam es auch bei ihnen zur Heilung. Es befriedigte auch die einmaligekombinierte, an 40 kranken Tieren durchgeführte Therapie mit 2 %igerLösung von Cetavlon und diesem Liniment, während das Bestreichen nurmit Cetavlon, selbst in einer Konzentration von 3 %, unbefriedigend war.Das beste Ergebnis erzielten wir mit 5 %iger Ölsuspension von Neguvonund Asuntol. Mit Neguvon behandelten wir 83, mit Asuntol 74 krankeRinder.

Spray-Behandlung

örtliche Behandlung und Bestreichen der erkrankten Stellen auf derHaut, besonders bei den disseminierten, in einigen Enzootien in größererAnzahl vorkommenden Fällen, lassen sich nicht immer leicht durchführen.Sie müssen sorgfältig und mit viel Mühe durchgeführt werden. Deswegenversuchten wir die Therapie durch Spritzen anzuwenden, bei der zu glei-cher Zeit mehrere Tiere erfaßt wurden. Das einmalige Bespritzen mit

150 M. HAJSIG und S. CUTURICS

0,05 %iger Lösung von Vetalin und Gamacid führten wir bei 25 Tierendurch, mit 0,06 %iger bei 157 und mit 0,08—0,09 %iger Lösung bei 138kranken Tieren. Wir bedienten uns dabei der Obstspritzen und gebrauchtenfür jedes Tier etwa 2 bis 4 Liter wäßrige Lösung. Der Effekt der Gama-cid-, bzw. Vetalinbehandlung war in den größten angewandten Konzen-trationen gut, wir können diese aber wegen der nach ihrer Anwendungauftretenden Vergiftungsfälle nicht empfehlen, obwohl die von uns ange-wandten Konzentrationen bei weitem unter jenen lagen, die in der Litera-tur als giftig für Rinder angeführt werden.

Desinfektion

Die Desinfektion führten wir in einigen Ställen auf den früher von derKrankheit erfaßten Gütern durch 2-, 3- und 5 %ige wäßrige Lösung vonCuSC>4 und 3-, bzw. 5 °/oige Lirotansuspension durch. Die Desinfektionwurde nach der mechanischen Reinigung von Wänden, Boden und Boxendurch Spritzen durchgeführt. Einige Tage nach der Desinfektion wurdendie Rinder in den Ställen untergebracht. In den einen wurden nur gesunde,nichtbehandelte Rinder, in den anderen nur ärztlich behandelte und gesundgewordene Rinder untergebracht; in einigen Ställen wurden gesunde undkranke Tiere zusammen untergebracht. In den Ställen mit nur gesundenTieren kam die Trichophytie mehr als 18 Monate überhaupt nicht vor. Inden Ställen mit nur ärztlich' behandelten Tieren breitete sich die Krank-heit bei einer geringen Zahl der Tiere nur langsam aus. Ebenso langsambreitete sich die Krankheit in den Ställen aus, wo gesunde und kranke Tie-re untergebracht wurden.

Erfolg der Maßnahmen

Die uns als Kontrolle dienenden Ställe, bzw. Güter, d. h. jene, wo wederTherapie noch Desinfektion durchgeführt wurden, zeigten durch alle vierJahre einen ständigen Anstieg der Trichophytie — von 6 auf 8, 11 und14 % der erkrankten Tiere in einem Jahr. Auf den Gütern, wo wir Maß-nahmen zur Bekämpfung dieser Mykose getroffen hatten, erfolgte einsteiler Abfall des Prozentsatzes der erkrankten Tiere. Später kam es dortzur Trichophytie beim Rind nur in einem geringen Prozentsatz.

Therapie nebst Anwendung von Desinfektionsmaßnahmen war also amerfolgreichsten.

Dr. M. HAJSIG undDr. S. CUTURIC;Institut f. Mikrobiologieund InfektionskrankheitenVet.-med. FakultätZagreb (Jugoslawien)

Vergleichende Untersuchungen zum Wachstum tierpathogener Pilze 151

Medizinische Tierklinik der Universität München(Vorstand: Professor Dr. K. ULLRICH)

Vergleichende Untersuchungenzum Wachstum tierpathogener Pilze auf Sabouraud-Agar

mit verschiedenen Zusätzen

H. KRAFT, München

In der Tiermedizin bestehen im Hinblick auf Dermatomykosen beiTieren andere Situationen als in der Humanmedizin. Starke über den gan-zen Körper des Patienten ausgedehnte Behaarung erschwert Diagnose undTherapie. Meist liegen großflächige Veränderungen vor, deren Behandlungnur mit flüssigen Applikationsformen der Antimykotika möglich ist. Dieperorale Therapie versagt bei Tieren mit großen Vormägen (z. B. Wieder-käuern), in denen der Wirkstoff verloren geht. Schließlich spielt die Wirt-schaftlichkeit einer Behandlung noch eine große Rolle. Aus diesen Gesichts-punkten heraus sucht der Tierarzt immer wieder nach neuen Methoden inDiagnostik und Therapie der Dermatomykosen und in diesem Sinne möch-ten auch die im folgenden geschilderten Versuche verstanden werden.

Zu diagnostischen Zwecken wurde dem Sabouraud-Agar Actidion (Cyclohexi-mid 20 mg pro 100 ml Nährboden) zugesetzt, und wir konnten ebenso, wie aus derLiteratur bereits bekannt, ein besseres Wachstum der Pilze dadurch erzielen, daßdie Verunreinigung der Platten unterdrückt wurde. Über den Zusatz von Vita-min Bt zum Sabouraud-Agar mit Cycloheximid wurde auch schon von anderenAutoren berichtet, und wir fanden bei 25 mg Vitamin Bt pro 100 ml Nährboden,daß Trichophyton-Arten weit besser wuchsen als auf Sabouraud-Agar ohne Zu-satz. Demgegenüber wuchsen nach unserem Erachten Microsporum-Arten aufSabouraud-Agar ohne Vitamin-B^Zusatz besser.

Zur Festigung therapeutischer Erfahrungen erschien es notwendig, eini-ge Substanzen in vitro zu prüfen, die sich bei äußerlicher Anwendung zurBehandlung von Dermatomykosen bei Tieren gut bewährt hatten. Sie wur-den zum Teil dem Nährboden kurz vor dem Ausgießen zugesetzt — wassich wegen recht unterschiedlicher Diffusionsverhältnisse der einzelnen Mit-tel in den Nährboden als geeigneter herausstellte — oder im Lochtest ge-prüft.

Untersucht wurde die Hemmwirkung auf das Wachstum von Dermato-myceten, die von Tieren gewonnen wurden, von Thiadiazinen (über derenWirksamkeit auch KREMPL-LAMPRECHT bereits berichtet hat), Oleum Rutae,Bromsalicylchloranilid {Mulüfungin), Na- bzw. Ammoniumbitumensulfo-nat (Fungichthoson) und Dioxydichlordiphenylsulfid (Novex).

Von Primärkulturen von Microsporum canis, Trichophyton verruco-sum, Trichophyton mentagrophytes, Trichothecium, Aspergillus niger und

152 H. KRAFT

fumigatus, Mucor und Penicillium wurde Material auf die entsprechendenPlatten (Sabouraud-Agar + Cycloheximid + Testsubst.) mit bzw. ohneVitamin Bi überimpft. Die fungistatische Wirkung der verschiedenen Mit-tel auf die einzelnen Pilzarten ist aus der Tabelle ersichtlich. Die angegebe-nen Konzentrationen können nicht therapeutisch verwertet werden, sie sol-len lediglich als experimentelle Meßwerte betrachtet werden.

Tabelle 1: Versuchsergebnisse nach 15tägiger Inkubation

K

+ + ++ + ++ + ++ + +

+ ++ +

+ + ++ + +

Ia b

— + + +../. —./. —+++ +++

+ + + + +— —

+ + + +— —

IIa b

./. ./._ _

_ _

./. ±

./. +1

./. ./.— —

IIIa b

— + +— —+ +

— —

— —

— —

./. ./.

— —

IV

+

../.+

../.—../.

Microsporum canis

Trichophyton verrucosum

Tr. mentagrophytes

Trichothecium

Aspergillus niger

Asp. fumigatus

Mucor

Penicillium

K = KontrolleI = Ol. Rutae, a = 1 : 3333, b = 1 : 6666II = Multifungin, a = 1 : 6666 (Lochtest), b = 1 : 10 000III = Fungichthoson, a = 1 : 1000 (Lochtest), b = 1 : 6666IV = Novex 1 : 5000 (Lochtest)

Überblickt man die Versuchsergebnisse, so kann ich den Aussagen vonFrau KREMPL-LAMPRECHT über die Thiadiazine voll und ganz zustimmen.Die anderen genannten Präparate hemmen alle das Wachstum der als„pathogen bekannten Pilze" noch bei einer Verdünnung von 1 : 5000; beiVerdünnungen von 1:10 000 sahen wir, daß Oleum Rutae Microsp. canisnicht mehr hemmte und Trichophyton mentagrophytes zeigte erst nach15tägiger Bebrütung bei Zimmertemperatur auf Nährboden mit Zusatzvon Fungichthoson geringgradiges Wachstum.

Trichothecium, ein Pilz, den wir bei Tieren oft sehen (KRAFT), ist rechtwiderstandsfähig gegen die meisten der untersuchten Mittel. Nur Fungich-thoson vermag in höherer Verdünnung als 1 : 5000 noch fungistatisch aufTrichothecium zu wirken. Dasselbe gilt auch für Aspergillus niger, wäh-rend gegen Aspergillus fumigatus offenbar alle Mittel fungizid wirkten,da gegenüber der Kontrolle auf keiner Platte selbst nach 21 Tagen Wachs-tum beobachtet werden konnte.

Mucor wurde nur mit Oleum Rutae getestet und nach 15 Tagen deut-liches Wachstum bei Verdünnungen höher als 1 : 4000 festgestellt.

Gegen Penicillium wirken alle geprüften Präparate in vitro fungizid.

Vergleichende Untersuchungen zum Wachstum tierpathogener Pilze 153

Zusammenfassend kann man sagen, daß es eine erhebliche Erleichterungder Diagnostik bedeutet, wenn man dem Sabouraud-Agar Cycloheximidund gegebenenfalls Vitamin Bi zusetzt, und daß die Hemmwirkung deruntersuchten Präparate auf das Wachstum der untersuchten Pilzstämmein vitro ähnlich unterschiedlich- ist wie in vivo und m. E. bei der Therapieder Dermatomykosen ähnliche Gesichtspunkte gelten wie bei der Behand-lung bakterieller Infektionen. Man kann m. E. Dermatomykosen beim Tiernicht alle schematisch mit einem Antimykotikum behandeln, sondern manmuß die spezifische Wirkung bestimmter Präparate gegen bestimmte Pilz-arten ausnützen. Daß daneben die Kondition des Organismus eine besonde-re Rolle spielt, bedarf an sich keiner Erwähnung. Der Therapie der Der-matomykosen soll deshalb eine exakte kulturelle Diagnostik vorausgehen,wobei gegebenenfalls auch eine Resistenzbestimmung durchgeführt werdensollte.

Erleichternd für die Diagnostik erscheint mir noch, daß manche Präpa-rate (z.B. Oleum Rutae) das Wachstum einiger Schimmelpilze unter-drücken und somit eine „reinere" Kultur der pathogenen Pilze wachsenkann, die früher beurteilt werden kann. Die schnelle Einleitung einer ge-zielten Therapie wird dadurch erleichtert.

Literatur

KRAFT H : In-vitro-Versuche zur Wachstumshemmung einiger Dermatomycetendurch Antihistaminica. 5. Tagung d. deutschsprachigen rfiykologischen Gesell-schaft. München 1965. _

KREMPL-LAMPRECHT, L.: Untersuchungen über die antimycetische Wirksamkeitder Thiadiazine Dibenzthion und Monobenzthion. Mykosen 9, 11 (1966).

Prof. Dr. H. KRAFT

8 München 22Veterinärstr. 13

Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen der Tierärztlichen HochschuleHannover

(Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. K. WAGENER)

Untersuchungen des Vitaminbedarfs von Trichophyton-verrucosum-Stämmen tierischer Herkunft

K. H. BÖHM, Hannover

Trichophyton verrucosum (T.v.) besitzt als Erreger der Kälberflechtedie größte wirtschaftliche Bedeutung unter den vetermärmed.zimsch w.ch-tigen Dermatophyten. Das gehäufte Auftreten menschhcher Erkrankungen

154 K . H . B Ö H M

vor allem bei der Landbevölkerung und die vielerorts festgestellte absoluteZunahme von T. ^.-Infektionen beim Menschen rechtfertigen das diesemzoophilen Hautpilz entgegengebrachte besondere Interesse.

Der kulturelle Nachweis von T. v. gilt wegen des langsamen Wachstums,seiner hohen Nährbodenansprüche — besonders im Hinblick auf Thiaminund meso-Inosit — sowie seiner im allgemeinen geringen Neigung zur Bil-dung von Makrokonidien als recht langwierig. Von vielen Autoren (GEORG1950, Moss und MCQUOWN 1953, CONANT und Mitarbeiter 1954, POLE-

MANN 1961, EMMONS, BINFORD und U T Z 1963) wird daher die Verwendung

mit Vitamin Bi und meso-Inosit oder mit Hefeextrakt angereicherter Nähr-böden — zumeist SABOURAUD-Dextrose oder Pilzagar nach GRÜTZ undKIMMIG*) — und eine Erhöhung der Bebrütungstemperatur auf 37 °C emp-fohlen, wenn Verdacht auf eine 7. u.-Infektion vorliegt. Im Gegensatz da-zu stehen die Untersuchungsergebnisse von JANKE und NEWIG (1959), dieauf SABOURAUD-Maltoseagar keine Stimulierung humaner T. •u.-Stämmedurch Thiamin und andere Vitamine beobachteten.

Eine Einsendung von Haarproben von 104 an Kälberflechte erkrank-ten Jungrindern aus unterschiedlich großen Beständen, in denen die Pro-ben stets nur von einem Teil der erkrankten Tiere abgenommen wordenwaren, gab mir Gelegenheit, den Einfluß von Vitamin Bi und meso-Inositsowie einer höh-ren Bebrütungstemperatur auf das Wachstum von T. v. inden Erstkulturen auf Pilzagar nach GRÜTZ und KIMMIG ZU beobachten""*).

Zu diesem Zweck wurden je 6 Petrischalen mit diesem Pilzagar, der Penicillin,Streptomycin und Acti-dione enthielt, mit Material dieser Tiere beschickt. Sechsweitere Schalen enthielten den gleichen Nährboden, aber mit einem Zusatz von30 mg/1 Thiamin und 50 mg/1 meso-Inosit (POLEMANN). Jeweils 3 Petrischalen miteinfachem und 3 mit vitaminangereichertem Nährboden wurden bei 28 °C bebrü-tet, die restlichen 6 bei 37 °C. Die vergleichende Beurteilung erfolgte viermal imAbstand von jeweils einer Woche, wobei Zahl, Größe und Oberflächengestaltungder gewachsenen Kolonien protokolliert wurden. Die Diagnose „Trichophytonverrucosum" wurde in jedem Falle erst nach der mikroskopischen Untersuchunggestellt.

Auf nahezu allen Kulturen war bereits nach einer Woche beginnendesWachstum einzelner grauer, wachsartiger Kolonien mit strahligem Randfestzustellen. Nach einer weiteren Woche hatte die Zahl der Kolonien zu-genommen, in der 3. kamen nur noch einige wenige neu hinzu, in der 4. Wo-che dagegen keine weiteren mehr. Bei keiner der untersuchten Proben konn-te auf den beiden Nährböden ein Unterschied hinsichtlich Zahl, Größe und

"") Hamburger Testagar.

**) Im KOH-Präparat wurden in 25 Proben die für T. v. typischen großenSporen nachgewiesen. Die Ursache für diese relativ geringe Zahl muß daringesehen werden, daß es sich bei dem eingesandten Untersuchungsmaterial nichtum vorschriftsmäßig abgenommene Hautgeschabsel, sondern um herausgezogeneHaare gehandelt hat.

Untersuchungen des Vitaminbedarfs von Tridiophyton verrucosum 155

Oberflächengestaltung der Kolonien festgestellt werden; das gleidie galt fürdie unterschiedlichen Bebrütungstemperaturen.

Fast alle Kolonien bedeckten sich zwischen der 3. und 4. Woche miteinem grau-weißen, staubartigen Belag; ganz vereinzelt traten auch gelbeKolonien auf.

Makrokonidien wurden 73mal bereits in den Originalkulturen oderderen erster Subkultur — zumeist in großer Zahl — gebildet, dreimal wa-ren Subkulturen auf Pilzagar mit Erdedekokt nötig, zweimal konntenMakrokonidien nicht nachgewiesen werden. Dieser relativ leichte Nachweisvon Makrokonidien muß auf die Verwendung von Pilzagar nach GRÜTZ

und KIMMIG zurückgeführt werden. KIELSTEIN und BALABANOFF (1966), dieSABOURAUD-Dextroseagar verwendeten, betonten erst kürzlich wieder, daßMakrokonidien nur gelegentlich unter bestimmten Züchtungsbedingungenwie Bebrütung in 15°/oiger CO2-Atmosphäre oder auf Getreidekörnernnachgewiesen werden können. Subkulturen der von mir isolierten Stämmeauf SABOURAUD-Dextroseagar wuchsen nur spärlich. Nach 4 Wochen ent-sprach die Koloniegröße etwa derjenigen von 7 Tage alten Subkulturen aufPilzagar nach GRÜTZ und KIMMIG.

Zusammenfassend läßt sich hierzu feststellen, daß — zumindest bei tie-rischem Untersuchungsmaterial — für die Kultivierung von T. v. ein Vi-taminzusatz zum Pilzagar nach GRÜTZ und KIMMIG überflüssig ist und aucheine Erhöhung der Bebrütungstemperatur auf 37 °C keine Vorteile bringt.Pilzagar nach GRÜTZ und KIMMIG enthält die für das Wachstum dieses Der-matophyten notwendigen Vitamine und Wuchsstoffe in ausreichender Menge,was vor allem auf seinen Gehalt an 1,5 % Merck-Standard-II-Nährbouillonzurückzuführen ist.

Weiterhin wurde auf vitaminfreiem Kaseinagar nach GEORG undCAMP (1957)* der Vitaminbedarf von 26 (einem Drittel) der isoliertenStämme sowie einem weiteren T. ^.-Stamm vom Pferd untersucht. Indiesem 4-Röhrchentest wurde das Wachstum auf Kaseinagar ohne Vita-minzusatz, auf Kaseinagar mit 0,2 mg/1 Thiamin, ferner mit 50 mg/1 meso-

*) Säurehydrolysiertes, vitaminfreies Kasein(Vitamin-free Casamino Acids, Difco) 2,5 gals 10 °/oige Lösung in A. dest. « m>

40 eGlukose g

MgSO4 °'*g

KH,PO4 ' g

Aear (Difco), in diesen Versuchen: „Special-Agar (Noble)" (Difco) 20 gad 1000 ml

A. dest.Sterilisation im Autoklaven. Sämtliche Glaswaren müssen mit Saure ge-reinigt worden sein.

156 K. H. BÖHM

Inosit*) sowie mit 0,2 mg/1 Thiamin und 50 mg/1 meso-Inosit bei 28 °Cgeprüft. Zur Kontrolle wurden mehrere Stämme Thiamin-autotropher Haut-pilzarten (T. mentagrophytes, T. rubrum, T. megninii) sowie Sporen vonPhycomyces blakesleeanus mitgeführt. Die endgültige Ablesung erfolgte nach3 Wochen.

Auf vitaminfreiem Kaseinagar wuchsen 19 Stämme überhaupt nichtund 8 submers in Spuren. Auf Kaseinagar mit Thiamin und meso-Inositwuchsen 19 Stämme gut oder sehr gut unter Bildung weißer, wolligerKolonien. Unter diesen 19 Stämmen waren 5, bei denen sowohl durch allei-nigen Zusatz von Thiamin als auch von meso-Inosit bereits eine partielleWachstumsstimulierung bewirkt wurde, während 2 andere nur durch meso-Inosit, nicht dagegen durch Thiamin partiell gefördert wurden. Acht Stäm-me sprachen weder auf Thiamin noch auf meso-Inosit an. (Tab. 1)

Tabelle 1 : Vitaminbedürfnis v o n 27 animalen T r i c h o p h y t o n - v e r r u -

c o s u m -Stämmen

Zahlder Stämme

8

19

Kasein

- oder Spuren

- oder Spuren

Kasein +Inositol

- oder Spuren

12mal —

5mal +

2mal +

Kasein +Thiamin

- oder Spuren

+—

Kasein +Thiamin und

Inositol

- oder Spuren

+ + +bis+ + + +

Die bisherigen Untersuchungen zum Vitaminbedarf von T. v., die mithalb- oder vollsynthetischen vitaminfreien Medien ausgeführt wurden(MACKINNON 1942, ROBBINS und Mitarbeiter 1942, BURKHOLDER und MOYER

1943, SCHOPFER und BLUMER 1943, MACKINNON und ARTAGAVEYTIA-ALLENDE

1948, GEORG (1950) und GEORG und CAMP ergaben zum Teil unterschied-liche Ergebnisse. So fanden beispielsweise MACKINNON und ARTAGAVEYTIA-

ALLENDE unter 7 untersuchten Stämmen 4 biochemische Varietäten. Die ein-zige umfangreichere Untersuchung dieser Art wurde von GEORG und CAMP

an 74 humanen und 26 animalen Stämmen durchgeführt. Auf Grund ihrer

*) „Thiaminiumdidilorid" (Merck AG.) und „meso-Inosit" (Merck AG.)wurden in diesen Versuchen dem Medium nach dem Sterilisieren bei 50° 60 °Czugesetzt.

Untersuchungen des Vitaminbedarfs von Trichophyton verrucosum 157

Tabelle 2 : Vitaminbedürfnis v o n 100 T r i c h o p h y t o n - v e r r u c o s u m -

Stämmen nach G E O R G und C A M P (1957)

Zahlder Stämme

KaseinKasein +Inositol

Kasein +Thiamin

Kasein +Thiamin

und Inositol

84

16

Ergebnisse (Tab. 2) entwickelten sie ein diagnostisches Schema zum Zweckeder Abgrenzung des T. v. gegenüber T. schoenleinü und T. concentricum.

Der Vergleich meiner Ergebnisse mit denen von GEORG und CAMP zeigt,daß das von ihnen aufgestellte Schema um solche T. ^.-Stämme zu erweiternist, die trotz Vitamin Br und Inositolzusatzes auf Kaseinagar nicht wach-sen.

Zusammenfassung

An Haarproben von 104 klinisch an Trichophytie erkrankten Rindernsowie an den herausgezüchteten Isolaten von Trichophyton verrucosum(T. v.) wurden Untersuchungen mit folgenden Ergebnissen durchgeführt:

1 Für die Anzüchtung von T. v. ist Pilzagar nach GRÜTZ und KIMMIG

(Testagar) optimal. Vitaminzusätze sind unnötig. Eine Erhöhung der Be-brütungstemperatur auf 37 °C ist nicht erforderlich. Makrokonidien werdenmit wenigen Ausnahmen bereits von den Erstkulturen gebildet. Mithin kannbei Verwendung dieses Nährbodens auf alle Abweichungen (Vitaminzusätze,Anzüchtung unter CO2-Spannung zur Stimulation der Makrokonidienbil-dung, Bebrütung bei 37 °C) von den bei anderen Dermatophyten üblichenAnzü'chtungsmethoden verzichtet werden.

2 Hinsichtlich des Vitaminbedarfs von T. v.-Stämmen ist die Einteilungnach'GEORG und CAMP (1957) dahingehend zu erweitern, daß es auchStämme gibt, die trotz Zusatz von Thiamin und meso-Inosit auf Casein-Agar nicht wachsen.

Summary

Studies were made on hair samples of 104 cattle with clinical evidenceof trichophytosis and the isolated cultures of Trichophyton verrucosum(T v) For culturing of T. v. the GRÜTZ and KIMMIG agar medium (testagar medium) is optimal. Addition of vitamins is not necessary, the tempe-rature of incubation need not be raised to 37 °C. With a few exceptions,

± (Spuren) — + + + +

_ — + + + + + + + +

158 K. H. BÖHM

macroconidia are already formed by the first cultures. Therefore the use ofthis nutrient medium makes all modifications of the usual techniques forculturing of other dermatophytes (e. g. addition of vitamins, culturing underCO2 to stimulate the formation of macroconidia, incubation at 37 °C)superfluous. As regards the vitamin requirements of T. v. strains the GEORGand CAMP classification (1957) should be elaborated in the sense that thereare also strains that do not grow on casein-agar despite addition of thiamineand meso-inosit.

Literatur

BURKHOLDER, P. R., and D. MOYER (1943): Vitamin dificiencies of fifty yeastsand molds. Bull. Torrey Bot. Club 70, 372—377.

CONANT, N. F., D. T. SMITH, R. D. BAKER, J. L. CALLAWAY and D. S. MARTIN

(1954): Manual of Clinical Mycology 2nd ed. W. B. Saunders Co. Philadelphiaand London 343.

EMMONS, Ch. W., Ch. H. BINFORD and J. P. UTZ (1963): Medical Mycology.Lea&Febiger Philadelphia 118.

GEORG, L. K. (1950): The relation of nutrition to the growth and morphologyof Trichophyton faviforme. Mycologia 42, 693—716.

GEORG, L. K., and L. B. CAMP (1957): Routine nutritional tests for the identifi-cation of dermatophytes. J. Bacter. 74, 113—121.

JANKE, D. und H. NEWIG (1959): Trichophyton verrucosum als Erreger vonTrichophytien bei Mensch und Tier in Oberhessen. Mykosen 2, 75—89.

KIELSTEIN, P. und V. A. BALABANOFF (1966): Trichophyton verrucosum BODIN(1902) — hochdifferenzierter zoophiler Dermatophyt. Mhefte Vet. med. 21,16—20.

MACKINNON, J. E. (1942): The effect of Actinomyces albus and of Thiamin onthe growth of Trichophyton discoides. Bull. Torrey Bot. Club 69, 21—26.

MACKINNON, J. E., and R. C. ARTAGAVEYTIA-ALLENDE (1948): Vitamin deficienciesof seven strains of endothrix, largespored Trichophytons isolated from manand cattle. J. Bacter. 56, 91—96.

Moss, E. S. and A. L. MCQUOWN (1953): Atlas of Medical Mycology. Baltimore:Williams & Williams Co.

POLEMANN, G. (1961): Klinik und Therapie der Pilzkrankheiten, 77—78. Stutt-gart: Thieme.

ROBBINS, W. J., J. E. MACKINNON and R. MA (1942): Vitamin dificiencies ofTrichophyton discoides. Bull. Torrey Bot. Club 69, 509—521.

SCHOPFER, W. H. und S. BLUMER (1943): Zur Wirkstoffphysiologie von Tricho-phyton album SAB. Ber. Schweiz. Bot. Ges. 53, 409—456.

Dr. K. H. BÖHM

Institut für Mikrobiologie und Tierseuchender Tierärztlichen Hochschule Hannover3 HannoverBischofsholer Damm 15

159

C. Neue Erkenntnissein der Biochemie keratinophiler

Saprophyten und Dermatophyten

Dermatologische Klinik der Medizinischen Fakultät (Charite)der Humboldt-Universität zu Berlin

(Direktor: Professor Dr. Dr. W. GERTLER)

Die Ausscheidung von Enzymen zum Abbaupolykondensierter Substrate durch keratinophile

Saprophyten und Dermatophyten

H. ZIEGLER, Berlin

Die Ausscheidung von Enzymen durch Pilze ist bereits häufig Gegen-stand wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen. Solche extrazellulärenbzw. Ektoenzyme ermöglichen chemische und physikalische Veränderun-gen des Lebensraumes, den Ab- oder Umbau komplexer Nährsubstrateund gegebenenfalls die Detoxifikation von giftigen Stoffwechselproduktenoder Abwehrstoffen anderer Organismen. Auch bei Dermatophyten undihnen nahestehenden Pilzen sind schon zahlreiche Enzyme nachgewiesenworden, so daß man über die enzymatische Ausrüstung dieser Organismenschlechthin recht gut informiert ist. (Lit.-Übersichten bei ZIEGLER 1965, 1967,ZIEGLER, BÖHME, REICHMANN 1969).

Wenn man berücksichtigt, welches Nährstoffangebot Dermatophytenals Saprophyten oder Parasiten im allgemeinen antreffen, so sind fürWachstum, Entwicklung, Vermehrung, Vorkommen, Verbreitung, Wettbe-werbsfähigkeit und Überlebenschancen der Pilze eine Reihe von speziellenphysiologischen und biochemischen Eigenschaften unbedingt erforderlich,unter denen die Befähigung zum enzymatischen Abbau polykondensierterSubstrate sowie zur Fettspaltung und Phosphatmobilisierung eine zentraleStellung einnimmt (z.B. MATHISON 1965, KUNERT 1968, ZIEGLER 1965,1968, BÖHME 1968, 1968a, BÖHME U. SCHMOLLACK 1969, BÖHME U. ZIEGLER

1967, 1969, ZIEGLER U. BÖHME 1966, 1969).

Seit 1961 führen wir in Berlin im Rahmen mykologischer Grundlagen-forschung enzymologische Studien an keratinophilen Pilzen (Saprophytenund Dermatophyten) aus. Neben rein wissenschaftlichen Erkenntnissen be-

160 H. ZIEGLER

mühen wir uns damit aus physiologisch-biochemischer Sicht auch um Bei-träge zur Klärung der vielschichtigen Probleme des Wirt-Parasit-Verhältnis-ses und des natürlichen Reservoirs der Dermatophyten. Dabei sind dieEktoenzyme, die zum größten Teil in die Gruppe der Hydrolasen gehö-ren, deren Substratspezifität relativ gering ist (HOFFMANN-OSTENHOF 1954,COLOWICK u. KAPLAN 1955, RAPOPORT 1969), der Wirkung synthetischerund natürlicher Antimykotika (Antagonismen, Abwehrreaktionen, Fungista-tika, Fungizide) immer zuerst ausgesetzt. Bei Pilzen, die auf polykonden-sierten und ähnlichen Substraten (Proteine, bes. Keratine, Zellulosen,Hemizellulosen, Pektinen, Amylum, Glykogen, Chitine, andere Polysaccha-ride, Lipide, Lignine sowie andere sekundäre Naturstoffe) wachsen, sind,durch eine Blockierung der Ektoenzyme — zumindest theoretisch! —Wachstum und weiterer Substrataufschluß völlig zu unterbinden. Dabeikönnen intracelluläre Entgiftungsmechanismen höchstens sekundär wirksamwerden (z.B. LYR 1961).

Anderen Ortes (ZIEGLER U. Mitarb. 1. c.) haben wir bereits die Bedeu-tung einiger Ektoenzyme für die parasitische und saprophytische Phaseder Pilze hervorgehoben und aus den Ergebnissen von HemmungsanalysenEmpfehlungen für die gezielte Prophylaxe und Therapie der Dermatomy-kosen abgeleitet (ZIEGLER 1965, 1968; ZIEGLER, BÖHME 1966). In den fol-genden Ausführungen berichten wir auszugsweise über weitere vergleichen-de enzymologische Untersuchungen. Material und Methoden sind in unse-ren vorgenannten Titeln beschrieben. Allgemein sei erwähnt, daß es sichum Pilzkulturen in definierten Nährlösungen handelt. Dabei wird beson-derer Wert auf Bilanzanalysen und die Verfolgung des zeitlichen Ver-laufs des Stoffwechselgeschehens gelegt.

Abhängigkeit der Enzymaktivität vom pH-WertBei einigen Dermatophyten haben wir bis jetzt in adäquaten Nährlösun-

gen, aber teilweise auch obligat, folgende Ektoenzyme nachgewiesen: Amy-lase, Pektinase, Phosphatase, Lipasen und Esterasen sowie Proteinasen.Die Wirkungsbereiche dieser Enzyme überbrücken, nicht zuletzt auch inAnpassung an die „Alkalisierungstendenz" keratinophiler Pilze, mehrerepH-Stufen (Tab. 1). Unterhalb pH 4,5 sind die Ektoenzyme mit Aus-nahme eines Teiles der Proteinasen (= „Gelatinase") inaktiv. Diese Aus-nahme kann den Dermatophyten vielleicht ein Überleben auf Proteinen un-ter relativ ungünstigen Milieubedingungen zeitweilig ermöglichen, jedoch er-folgt der saprophytische und parasitische Keratinabbau unter physiologi-schen Bedingungen nur bei pH-Werten von > 6 bis 9 (ZIEGLER 1968).

Amylolytische Potenzen der Dermatophyten

Wenn auch die sog. Keratinophilie (= Befähigung zum Keratinabbau,nicht Bevorzugung von Keratinen als C-N-Quelle; DEVRIES 1962,

Enzym

Amylase

Phosphatase

„Lipase"

„Gelatinase"

„Caseinase"„Keratinase"*)

pH 4

< 2 5

5

10

0

10

90

10

0

6

40

5

50

100

55

10

7

100

30

100

95

85

40

8

10

> 9075

65

100

70

9

0

< 9050

30

85

100

*) Definition vergl. Seite 168.

MATHISON 1965, RAGOT 1968) gewiß eine markante Eigenschaft der Der-matophyten darstellt, so ist doch zu berücksichtigen, daß Keratine imVergleich mit anderen biogenen Gerüstsubstanzen und Reservestoffen nurein geringes Kontingent an organischer Substanz im Nährstoffangebot derNatur darstellen. Weitaus größer ist das Vorkommen von anderen einfa-chen und polykondensierten Verbindungen. Zum Beispiel gehören Amylumund Glykogen zu den wichtigsten und zugleich im Pflanzen- und Tierreicham weitesten verbreiteten Reservestoffen. Zahlreiche Mikroorganismen ver-werten diese Polysaccharide ausgezeichnet. Auch Dermatophyten lassensich bekanntlich auf stärkehaltigen Medien meistens gut kultivieren (Lit.-Übers. bei ZIEGLER U. BÖHME 1969 a). In Myzelhomogenaten haben TÄTE

(1929) und CHATTAWAY, THOMPSON und BARLOW (1954) Amylasen nachge-wiesen. Wir haben die amylolytische Aktivität zellfreier Kulturfiltrate nä-her untersucht. Das Wirkungsoptimum lag bei pH 7,2. Die korrespondie-renden Werte anderer Pilzamylasen liegen meistens darunter. In diesenDifferenzen sehen wir eine phylogenetische Adaptation der einzelnen Or-ganismen an ihre natürlichen Umweltbedingungen. Die Hemmungsanalysenzeigten daß die Ekto-Amylasen, speziell von T. mentagrophytes, rechtstabile Enzyme sind. Eine relativ hohe Empfindlichkeit gegenüber ZnSO4

(10-2 M • 65 % Hemmung) erlaubt die Annahme, daß aktive NH2-Gruppenfür den Ablauf der Amylolyse von Bedeutung sind. Demnach gehört auch dieö-Amylase von T. mentagrophytes zum Typ der „Pankreas-Amylasen"(OWENS 1953 HORSFALL 1956). Da die myzelfreie Amylolyse auch durchp-Chlormerkuribenzoat (10-2 M) z u 50 <»/. gehemmt wird, dürften auchSH-Gruppen der Enzymproteine für die Funktion der Pilzamylase vonBedeutung sein (vgl. auch LYR 1961).

An 9 Dermatophytenarten aus vier Gattungen und zwei keratinophilenSchimmelpilzen haben wir den zeitlichen Verlauf (77 Tage) des Wachstumsund anderer Stoffwechselleistungen unter Verwendung von Amylum alsHaupt-C-Quelle geprüft. Sämtliche Pilze außer M. cookei und M. nanumwaren befähigt, die Stärke zu hydrolysieren und die anfallenden Degrada-

Die Ausscheidung von Enzymen 161

Tabelle 1: Übersicht zur pH-Abhängigkeit der Enzymaktivität

162 H. ZIEGLER

tionsprodukte für den Aufbau- und Erhaltungsstoffwechsel zu verwer-ten. Die Penicillium-Species wuchsen am schnellsten und erreichten die höch-sten Myzeltrockensubstanzwerte. Unter den Bedingungen der Amylum-Glu-tamat-Nährlösung bildete ein Teil der Dermatophyten etwas mehr Myzel-trockensubstanz als in entsprechenden Medien mit Glukose als C-Quelle(Tab. 2). Amylolytische Aktivität konnte in den Kulturfiltraten direkt

Tabelle 2: Wachstumsphasen der Pilze in Amylum-Glutamat-Nährlösung

Pilz VT TSmaxmg/K

0 Vwmg/d

P. lilacinum

P. spec.

M. canis

T. mentagr.

M. vanbreus.

M. audouinii

K. ajelloi

M. gypseum

E. floccosum

M. nanum

M. cookei

7

18

28

35

49

49

49

49

70

70

77

210

212

137

156

141

120

115

110

73

46

33

30

13

4,9

4,5

2,9

2,4

2,3

2,2

1,0

0,7

0,4

Erläuterungen:VT = Wachstumsdauer in Tagen bis zum Erreichen von TSmaxTSmax = Myzeltrockensubstanz-Höchstgewicht (mg/K)0 Vw = durchschnittliche Wachstumgeschwindigkeit (mg/Tag)

(Enzymansatz) und indirekt (Erfassung der Abbauprodukte) nachgewiesenwerden. Die aktuelle amylolytische Aktivität war allgemein niedrig, sodaß die Hypothese vertreten wird, daß die Pilze bereits Oligomere desAmylums assimilieren können. Mit von Species zu Species unterschied-licher Intensität wurden Proteinasen („Gelatinase") und alkalische Phos-phatase ausgeschieden, obwohl die Komponenten des Nährmediums ihreSekretion nicht erforderten. Im Prinzip erlaubt die nachgewiesene Befähi-gung zum Stärkeabbau den Dermatophyten, wenn sie im Erdboden lebenoder überdauern, neben der Nutzung von Proteinen die Verwertung vonabgestorbenen pflanzlichen Materialien als C-Quelle. Allgemein ist jedoch

Die Ausscheidung von Enzymen 163

die amylolytische Aktivität der Dermatophyten weit geringer als diejenigevon ubiquitären Schimmelpilzen. Das dem pflanzlichen Amylopektin imTierreich entsprechende Reservekohlenhydrat, das Glykogen, ist in denverhornten Schichten der Epidermis, dem natürlichen Terrain und Haupt-reservoir der Hautpilze, fast nicht vorhanden. Deshalb bewerten wir dieamylolytischen Potenzen der Dermatophyten als phylogenetische Relikte,die für die Pilze nur unter saprobiotischen Bedingungen noch eine gewisseBedeutung haben. Über die Nutzung von Pektinen und Zellulose durchDermatophyten ist noch zuwenig bekannt, um schon entscheiden zu kön-nen, ob auch diese Polysaccharide als potentielle C-Quellen geeignet sind.Eigene Versuche (unveröff.) haben vorerst ergeben, daß bei M. canis undT. mentagrophytes die pektinolytischen Potenzen gering und die celluloly-tischen fraglich sind.

Phosphatester spaltende Enzyme

Der Besitz Phosphat mobilisierender Ektoenzyme ist für die Derma-tophyten sehr wichtig, da sie weder als Saprophyten noch als Parasitenim allgemeinen leicht aufnehmbare Phosphate antreffen (ZIEGLER undBÖHME 1966). In Konvergenz mit der Alkalisierungstendenz der Hautpil-ze haben wir in den Kulturfiltraten nur o-Phosphorsäuremonoesterphos-phohydrolase (Typ 1 nach HOFFMANN-OSTENHOF 1. c ; sog. alk. Phospha-tase) gefunden. Zum indirekten Phosphatasenachweis sind außerdemDermatophyten mit verschiedenen Phosphatquellen kultiviert worden. Eszeigte sich, daß Phosphatester als ausschließliche P-Quellen geeignet sind,daß sie jedoch gewisse ernährungsphysiologische Schwierigkeiten bereiten,die sich u. a. in dem verlangsamten Wachstum zu erkennen geben. Außer-dem ist hervorzuheben, daß die Spaltprodukte der Phosphorsäureester(Phenol, Glycerin 1,5 x 1 0 3 M) die Pilze nicht hemmen. Erwähnt seihier, daß nach orientierenden Vorversuchen Glycerin als C-Quelle fürDermatophyten nicht geeignet ist. Phenol ist als Enzymgift gegenüberPhosphatase erst ab 10"1 M effektiv (Tab. 3). Phosphatasen werden von

Tabelle 3: Dermatophyten: Wachstum mit verschiedenen Phosphatquellen

KHPO K H2PO4 Na2-Phenyl- KH2PO4 Na2-yS-Glyce-2 4 Phenol phosphat Glycerin rophosphat

T. menta-grophytes

M. gypseum

100 95 20 95 15

90 90 25 90 35

Mineralische Basisnährlösung mit Glukose und Glutaminsäure.Alter der Pilzkulturen: 28 Tage.

164 H. ZIEGLER

Dermatophyten, soweit bis jetzt geprüft, unter fast allen Versuchsbedin-gungen ausgeschieden. Die phospholytische Aktivität von T. mentagrophy-tes beträgt gegenüber /?-Glycerophosphat ungf. 67 % derjenigen mitPhenylphosphat. Hingegen hydrolysiert die Phosphatase des schwach kera-tinophilen P. janthinellum beide Phosphorsäureester in gleichem Ausmaß(Tab. 4). Fruktose-1,6-Diphosphat wird nicht gespalten. Wir bewerten

Tabelle 4: Phosphataseaktivität gegenüber verschiedenen Substraten

Na2-Phenylphosphat Na2-/?-Glycerophosphat

T. mentagrophytes

P. janthinellum

100 67

22 23

Kultur der Pilze in mineralischer Basisnährlösung.Kohlenstoff-Stickstoff-Quelle: Hornspäne.

die geringe Spezifität der alk. Phosphatasen, die zahlreiche Reaktionsmög-lichkeiten einschließt (: Spaltung von Phenylphosphat, Glycerophosphat,Glukose-6-Phosphat, Thiophosphaten, Phosphoamiden usw.), als einenwichtigen Faktor für die parasitische Phase der Dermatophyten.

Das lipolytische Enzymmuster der Dermatophyten

Die Bedeutung fettspaltender Enzyme für das Wachstum der Dermato-phyten unter natürlichen Bedingungen bedarf keiner näheren Begründung,da in vivo Keratine stets mit Hautfetten gemeinsam vorkommen. Nebenzahlreichen Arbeiten über die Lipasen von Bakterien und Pilzen im allge-meinen liegen nur wenige Angaben über das Fettspaltungsvermögen derDermatophyten vor. Bei T. mentagrophytes haben wir nicht nur bei Ver-wendung von Cera lanae als C-Quelle sondern auch mit Keratinen undunter einfachen Bedingungen Lipasen bzw. Esterasen in den Kulturfiltratennachgewiesen. Diese Enzyme gehören nach den Ergebnissen unserer Hem-mungsanalysen (ZIEGLER 1965) sowohl zum Typ der Pankreasesterasen, diebevorzugt Ester langkettiger Fettsäuren spalten, als auch zum Typ der Le-beresterasen, die besonders Ester kurzkettiger Fettsäuren hydrolysieren.Bei Pilzen ist bis jetzt vorwiegend sog. Leberesterase nachgewiesen worden.In den letzten Jahren sind von BÖHME und Mitarb. (1968, 1968a, 1969,unveröff.) Untersuchungen über die Verwertung von Lipiden und die li-polytischen Potenzen der Dermatophyten sowie keratinophiler Saprophytenausgeführt worden. Durch Langzeitversuche (56 bis 84 Tage) konnte ge-zeigt werden, daß die Mehrzahl von 12 Dermatophyten-Species und 7

Die Ausscheidung von Enzymen 165

keratinophilen Schimmelpilzarten ein tierisches Haut- (Cera lanae) undDepotfett (Ol. ped. tauri), M. gypseum außerdem noch ein menschl. Haut-fett (Vernix caseosa-Fett) als vollwertige C-Quelle zu nutzen vermochte.Dabei waren die Wachstumsgeschwindigkeit und der Myzelertrag mitOl. ped. tauri wesentlich" höher als mit Cera lanae und Vernix-Fett, abernur wenig höher als mit Glukose. Triglyceride und Fettsäuren wurden bes-ser verwertet als Wachse und die Alkoholanteile solcher Ester. Die Haupt-menge der Fettsäureester wurde in der Hauptwachstumsphase der Pilze

Tabelle 5: Lipaseaktivität

Pilzart Myzelgewicht Lipase-Akt. Fettsäurekonz.

E. floccosum 112 1,0 16

C. serratus 118 1,0 13

M. audouinii 158 1,9 28

M. canis 173 2,6 21

A. quadrifidum 175 2,8 14

A. uncinatum 168 3,3 14

An. stercoraria 130 3,6 18

A. curreyi 177 4,5 13

T. mentagrophytes 169 4,9 19

M. cookei 153 7,4 25

M. gypseum 123 8,6 27

M. vanbreuseghemü 123 45,5 32 .

(Nach H. BÖHME; unveröff.)

gespalten, gleichzeitig nahm der Gehalt an freien Fettsäuren in den Kul-turfiltraten zu. In diesen Filtraten sind bei fast allen geprüften Pilzen Li-pasen (Substrate : Ol. ped. tauri, Tributyrin), Carboxylesterasen (Sub-strate : Tween 60, Buttersäureäthylester) und außerdem Proteinasen (Sub-strat : Gelatine, Casein) sowie alk. Phosphatasen mit von Art zu Art undEnzym zu Enzym wechselnder Aktivität quantitativ nachgewiesen worden.Die Ausschüttung von Carbonsäureesterhydrolasen ist bei keratinophilenPilzen von der Induktion durch ein spezifisches Substrat abhängig. Li-polytische Enzyme werden im Gegensatz zu proteolytischen und phospho-lytischen Enzymen unter unspezifischen Ernährungsbedingungen nicht ob-ligat bereitgestellt. Im Vergleich mit P. janthinellum sind alle anderen ke-ratinophilen Pilze schwache Lipaseproduzenten. Die Aktivität der fett-säureesterspaltenden Enzyme ist in Kulturfiltraten mit Hautfetten (Wach-sen) in der Regel höher als in denjenigen mit Depotfetten (Triglyceriden).Die durchschnittl. relativen Lipase-Aktivitäten in Ol. ped. tauri-, Cera

166 H. ZIEGLER

lanae- und Vernix caseosa-Kulturfiltraten verhalten sich z. B. wie 1 : 5 : 8 .Durch Cera lanae und Vernix-Fett als C-Quellen wird die Produktionder spezifischen Enzyme und diejenige der Proteinasen und Phosphatasengesteigert. Höchste Thallusgewichte werden dann erzielt, wenn die Lipa-seaktivität zwar für eine Mobilisierung der Nährsubstrate ausreicht, abernicht zu einer starken Anhäufung von Spaltprodukten (Fettsäuren) imMedium führt (Tab. 5). Die Ergebnisse der Hemmungsanalysen deutenauch hier ebenso wie die im Wachstumsverlauf zeitlich differierenden Ak-tivitätsmaxima gegenüber den verschiedenen Enzymsubstraten auf das Vor-handensein mehrerer Carbonsäureesterhydrolasen bei Dermatophyten hin.Da zwischen dem Virulenzgrad und der lipolytischen Potenz keratinophilerPilze, d. h. ihrer Wachstumsintensität und Enzymproduktion mit Fettenals C-Quellen, keine unmittelbaren, sondern komplexe Relationen bestehen,kommt BÖHME ZU der Konsequenz, daß — eingeordnet in das dynamischeMosaik der Gesamtheit der physiologischen Eigenschaften der Dermato-phyten — auch Lipasenaktivität, Fettsäurenverwertung und Fettsäuren-sensibilität bei diesen parasitischen Pilzen so aufeinander abgestimmt sind,daß sie eine kontinuierliche Myzelentwicklung gewährleisten.

Die gelatinolytischen und caseinolytischen Potenzender Dermatophyten

Für Ernährungsspezialisten, die als Saprophyten oder Parasiten be-vorzugt oder weitgehend Proteine, bes. Keratine, als C-N-Quelle angreifenmüssen, sind Art und Menge der adäquaten Enzyme für den Aufbau-und Erhaltungsstoffwechsel der Pilzthalli und letztlich für die Erhal-tung und Ausbreitung der Pilzarten von ausschlaggebender Bedeutung.Über die proteolytischen Eigenschaften der Dermatophyten sind bereitseine Reihe von Studien ausgeführt worden (Lit.-Übersicht bei ZIEGLER 1965,ZIEGLER, BÖHME U. REICHMANN 1969). Bereits 1905 wies TRUFFI nach, daßHautpilze Proteinasen besitzen, die in ihrer Wirkung dem Trypsin ähn-lich sind. CRUICKSHANK U. TROTTER (1956) fanden bei T. mentagr. ein ei-weißspaltendes Enzymsystem mit einer zweigipfligen Aktivitätskurve(pH 6,5-7,0 und pH 10,0) Im Gegensatz dazu haben ITO U. FUJII (1958)nachgewiesen, daß die Proteinasen jenes Dermatophyten mit Casein undGelatine als Substraten bei pH 8-9 am wirksamsten sind. (Vergl. aberunsere Befunde S. 160). MATHISON (1961) nennt für die Proteinasen vonK. ajelloi pH 7,5-8,0 als optimal, EVOLCEANU U. LAZAR (1960) nennen fürM. gypseum pH 7,5—8,1. Eingehend haben CHATTAWAY, ELLIS U. BARLOW

(1963) intracelluläre eiweißspaltende Enzyme von Dermatophyten charak-terisiert. In neuester Zeit berichteten RIPPON (1968) über extracelluläreCollagenasen und Ekstasen, Yu, HARMON U. BLANK (1968) über extracellu-läre sog. Keratinase und RAGOT (1968) über Proteinasen von Dermatophy-ten unter besonderer Berücksichtigung der Eigenschaften wie Temperaturop-tima, pH-Optima, Substratspezifität, Stabilität usw. dieser Enzyme. Wir

Die Ausscheidung von Enzymen 167

haben in den letzten Jahren bei Dermatophyten und keratinophilen Schim-melpilzen Untersuchungen über die Sekretion von Proteinasen, den zeit-lichen Verlauf der Aktivität und einige Eigenschaften, u. a. die Hemm-barkeit durch Gifte, ausgeführt : Keratinophile Pilze scheiden obligat Pro-teinasen vom Trypsin- und Chymotrypsintyp aus. Durch protein-, bes.keratinreiche Nährsubstrate werden die Synthese und Ausscheidungsratejener Enzyme stark, wenn auch nicht einheitlich, stimuliert. Der extra-celluläre Proteinabbau durch Dermatophyten verläuft entsprechend fol-gendem Regelkreis : (1) Obligate intracelluläre Synthese von mehr oderweniger casein-, gelatine- und keratin-affinen Proteinasen —*- (2) Sekretiondieser Enzyme zum Substrataufschluß -> (3) Substratabbau und Bil-dung von Degradationsprodukten (z. B. Oligopeptide, Aminosäuren) —»-(4) Permeation dieser Produkte und Einbeziehung in den Zellstoffwechselunter direkter und indirekter Einwirkung auf die Intensität der Neu-synthese von proteolytischen Enzymen ->- (2) (ZIEGLER U. BÖHME 1963,1967; ZIEGLER, BÖHME U. REICHMANN 1969; POTOCKA und ZIEGLER 1968).Durch weitere adäquate Untersuchungen ist bestätigt worden, daß die jewei-lige C-N-Quelle und C-N-Relation auf die Quantität und Qualität der aus-geschiedenen Proteinasen, die Myzelproduktion und Zuwachsrate einenbeachtlichen Einfluß ausüben. Dabei beeinträchtigt ein niedriges C-N-Ver-hältnis grundsätzlich das "Wachstum der Pilze. (Vergl. auch RAGOT 1968,COOKE 1968). Schwefelaminosäuren und Hydroxyprolin interferieren zu-sätzlich auf verschiedenen Stoffwechselebenen im Pilzorganismus. Z. B. sindbei Kultur von Dermatophyten „unterschiedlichen phylogenetischen Gra-des" nach BALABANOFF (1965) in einer Gelatine-Cystin-Nährlösung folgendeErkenntnisse gewonnen worden: Das ernährungsphysiologisch relativ un-günstige C-N-Verhältnis des Mediums erschwerte die Myzelbildung (= ver-langsamtes und frühzeitig abgeschlossenes Wachstum). Die Pilze besaßenkein Exklusionsvermögen gegenüber Cystin, waren aber befähigt intra-meierte Moleküle dieser Aminosäure durch Oxydation bis zur Sulfatstufezu entgiften. Cystin bedingte eine primäre Hemmung des Wachstums. ImVerlauf der Gelatinespaltung kam es zur Anhäufung von HO-Prolin,das eine sekundäre Hemmung des Wachstums herbeiführte. Bemerkens-wert war der fast 100 %ige Abbau der relativ großen Mengen freienCystins, der bei Dermatophyten mit großer Wahrscheinlichkeit überCysteinsulfinsäure und /?-Sulfinylpyruvat zu Sulfat verläuft. Die Be-fähigung zur Cystinentgiftung stand in direkter Korrelation zum Viru-lenzgrad der einzelnen Arten. Die Bildung von Sulfat betrug bei A. gert-leri 0,14, M. gypseum 0,19, K. ajelloi 0,21, T. rubrum 0,28, T. men-tagrophytes 0,29 und M. canis 0,30 mg SO4/I mg Myzel. Hingegenbestand zwischen der spezifischen proteolytischen Aktivität und dem Viru-lenzgrad der Arten, wie anderen Ortes von KUNERT (1968) hervorgeho-ben, keine direkte Beziehung (ZIEGLER, DOMMISCH, SCHAPER U. KROLIKOWSKI

unveröff.).

168 H. ZIEGLER

Das Keratinase-Problem

Mit dem Terminus „Keratinase" benennen einige Autoren Enzympräpa-rate, die außer konventionellen Proteinasesubstraten auch native Keratineabbauen können. Im Falle der Motten- und Streptomyzetenenzyme ge-schieht der Abbau mit Hilfe eines reduzierenden Agens bzw. einer Re-duktase. Wir haben bisher unter Hinweis auf eine vorläufige Definitionmit „Keratinase" ein hypothetisches Hilfsenzym bezeichnet, das Keratinefür Proteinasen der Dermatophyten angreifbar macht. Dabei haben wirhervorgehoben, daß wir nicht die spezifische Keratinase-Reaktion mes-sen, sondern nur das Ergebnis der gekoppelten Einwirkung von Keratinaseund Proteinase erfassen können. Unter Berücksichtigung weiterer bioche-mischer Untersuchungen zur Keratinolyse durch Pilze und nach eigenenStudien (ZIEGLER U. BÖHME 1969, dort Lit.-Ubersicht) sind unter demTerminus „Keratinase" entweder reduzierende oder alkalisierende Prin-zipien zu verstehen, die gemeinsam mit an solche extremen Bedingungenangepaßten Proteinasen den Keratinabbau ermöglichen. Der Abbau kera-tinisierter Strukturen durch Pilze verläuft demnach in folgenden Etap-pen: (1) Durch lipolytische Enzyme (BÖHME 1. c.) werden zuerst die Begleit-lipide gelöst und mindestens partiell in den Stoffwechsel einbezogen. (2)Nichtkeratinproteine des Terrains werden enzymatisch gespalten und assi-miliert. Durch oxydative Desaminierung wird der N-Überschuß des Sub-strates eliminiert und als Ammoniak ausgeschieden. Dadurch werden dasAlkalineutralisationsvermögen des Terrains und seine Pufferkapazitätüberwunden und die Strukturen der Keratinmoleküle durch Öffnung der„Salzbindungen" und nachfolgende Quellung aufgelockert. Diese Alka-lisierung ist eine der Schlüsselreaktionen der Keratinolyse. (3) Insgesamterleichtern diese Prozesse den Proteinasemolekülen das Eindringen in dieKeratine. Die eigentliche proteolytische Phase der Keratinspaltung führtdann zur Freisetzung niedrigmolekularer, vermutlich permeabler Peptide(4) Wahrscheinlich größtenteils intracellulär, vielleicht auch partiell epi-cellulär folgt die Reduktion der Disulfidbindungen der Spaltprodukte undschließlich ihre Einbeziehung in den Aminosäuren-„pool" der Zellen. DerSchwefelüberschuß der Keratine wird durch Oxydation zu Sulfat eliminiert.

Schlußfolgerungen

1. Die Befähigung zur enzymatischen Spaltung polykondensierter Sub-strate (Polysaccharide, Proteine) und von Lipiden ist unter natürlichenBedingungen eine unabdingbare Voraussetzung für Wachstum und Ent-wicklung der Dermatophyten und ihnen nahestehender Pilze.

2. Unter mehr oder weniger weitgehendem bis vollständigem Verlust dersaprophytären Wettbewerbsfähigkeit mit ökologisch und taxonomischähnlichen Pilzen haben die Dermatophyten im Verlauf der Phylogene-

Die Ausscheidung von Enzymen 169

se eine — nur in ihrer Gesamtheit als eine solche zu bezeichnende —ernährungsphysiologische Sonderstellung erworben. Dabei nehmen außerder Befähigung zur aktiven physikalischen und chemischen Terrain-und Substratveränderung, dem geringen Bedarf an mineralischen Nähr-stoffen, der Toleranz hoher Natrium- und Ammoniaktiter die lipoly-tischen, proteo-keratinolytischen und phospholytischen PrinzipienSchlüsselfunktionen ein. Hingegen sind die amylo- und ggf. pektino-sowie cellulolytischen Eigenschaften der Dermatophyten als phylogene-tische Relikte zu bewerten, die für die Pilze nur unter saprobiotischenBedingungen noch eine gewisse Bedeutung haben.

Conclusions

Under natural conditions the capability of enzymatic Splitting of poly-condensed Substrates (polysaccharides, proteins) and lipids is an absolute con-dition for the growth and development of dermatophytes and related fungi.In the course of phylogenesis the dermatophytes have occupied a Specialnutritional physiological position, when considered as a whole, on accountof more or less marked loss — sometimes even a complete loss — of thesaprophytic competition with oecologically and taxonomically similar fungi.In addition to the capability of active physical and chemical alteration of theterrain and Substrate, the small requirements of minerals, the tolerance tohigh sodium and ammonia titres the lipolytic, proteokeratinolytic andpbospbolytic principles fill key positions. The amylolytic, pectinolytic andcellulolytic properties of dermatophytes, however, may be regarded as phylo-genetic relicts that only have a certain significance for the fungi undersaprobiotic conditions.

Frau Karin Richter, Frau Ulrike Heiduk, Frl. Ruth Strobel und Frau HelgaMeile danken wir für zuverlässige und unermüdliche technische Assistenz bei derexperimentellen Ausführung der Untersuchungen.

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170 H. ZIEGLER

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Dr. rer. nat. habil. H. ZIEGLER,

Biologische Abteilung,

Hautklinik d. Charite,

X 104 Berlin,

Schümanns«. 20/21

Verbreitung von Peptidasen bei Dermatophyten 171

Hauptlaboratorium der Schering AG, Berlin

Verbreitung von Peptidasen bei Dermatophyten

M. MUFTIC, Berlin

Die Protease der Hautpilze wurde bereits 1889 von ROBERTS entdeckt.Ähnliche Ergebnisse hatten TRUFFI, BODIN, MAC FADYEN, FERMI undBLUMENTHAL. Zum ersten Mal beschrieb A. S. v. MALLINCKRODT-HAUPT (1)

Dipeptidasen bei Dermatophyten. Diese Enzyme ließen sich sowohl inzellfreien Filtraten flüssiger Kulturen als auch in getrockneten Mycelpräpa-raten nachweisen. Ihr Wirkungsoptimum liegt zwischen pH 6,0 — 8,9 (2).F. W. CHATTAWAY, D. A. ELLIS und J. E. BARLOW (3) berichteten über Pep-tidase-Aktivität bei Trich. rubrum, Trich. mentagrophytes, Trich. verruco-sum und Microsp. canis.

Alle diese Arbeiten haben keinen Einblick in die Spezifität der Derma-tophyten-Peptidasen gegeben.

Mit der gleichen Methode, die man schon früher bei Aktinomyceten,Mykobakterien, Candida und Bazillen angewandt hatte, wurde an Handeiner großen Anzahl von chromogenen Peptidase-Substraten bzw. Amino-säurenaphthylamiden das Peptidase-Spektrum von verschiedenen Derma-tophyten untersucht.

Material und MethodenDie Dermatophyten wurden auf flüssigem ScHRAUFSTÄTTER-Nährmedium

gezüchtet. Das Mycelium wurde mit einem Homogenisator zerkleinert und 2maldurch Zentrifugieren mit Wasser gewaschen. Die Mycelsuspension wurde danndurch eine Glasfritte G2 filtriert und in einem m/15 Phosphatpuffer mit einempH von 7,0 in einer Konzentration von 10 mg Mycel/ml suspendiert.

Zu jedem ml der Suspension werden 0,2 ml 10 °/oiges Tween 80 und 0,1 mleiner 0,03 M Substratlösung hinzugegeben. Nach 24stündiger Bebrütungszeit bei37 °C wird zu jedem ml der Suspension 1 ml von O,2°/oiger Echtrot in 10%igerTween-80-Lösung einpipettiert. Die Farbextinktion wurde bei 530 rn.fi abgelesen.

Diskussion der ErgebnisseAus den Tabellen 1 und 2 ist ersichtlich, welche Stämme und welche

Substrate verwendet wurden. Aminosäurenaphthylamide wurden immerin beiden Isomeren a und ß untersucht. Jedes Substrat wurde auch mitfreien und geschützten Aminogruppen zugegeben. Einige Substrate wurdenals Basen in alkoholischer Lösung und andere als Salze in wäßriger Lösungverwendet.

Es wurden die L- und D-Formen von Aminosäuren benutzt. D-Amino-säurenaphthylamide werden von den untersuchten Dermatophyten nicht ge-spalten. Eine Ausnahme bildet T. asteroides, der D-Ala-a-NH. HBr spaltet.

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Tabelle 1: Peptidase-Spektrum von Dermatophyten (I. Teil)

Verbreitung von Peptidasen bei Dermatophyten

Tabelle 2: Peptidase-Spektrum von Dermatophyten (II. Teil)

173

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H-L-Pro-Gly-/3-NA-HBr

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D-Val-a-NA. HC1

174 M. MUFTIC / H. GÖTZ und D. HANTSCHKE

Auch geschützte Aminosäurenaphthylamide werden allgemein nicht hy-drolisiert, mit einer Ausnahme: BOC-L-Val-a-NA, das von mehreren Der-matophyten gespalten wurde.

Einige Substrate, die zu keiner der obengenannten Gruppen gehören,werden von keinem der untersuchten Dermatophyten gespalten:

1. H-£-Ala-£-NA2. H-L-Arg-/?-Na-carbonat.3. H-L-Leu-a-NA

Es gibt Substrate, die von allen untersuchten Stämmen gespalten wer-den, wie z.B.: H-L-Glu-a-NA.l,16 HBr. Es gibt aber auch andere, dienur von einem Stamm oder einer Art gespalten werden. Diese Substratekönnten besonders interessant für einen taxonomischen Schlüssel sein.

Peptidasen bei Dermatophyten sind im allgemeinen L-Aminopepti-dasen. Sie haben wahrscheinlich' eine sehr strenge Selektivität. Aufgrunddieser spezifischen Spektren könnte man eine Methode ausarbeiten, die beieinem schnellen Identifizierungsverfahren sehr nützlich sein würde.

Literatur1. Arch. f. Dermat. 3, 154 (1928).2. Z. f. Parasitenkunde 5, 217 (1933).3. J. invest. Dermat. 41, 31—39 (1963).

Dr. M. MUFTIC,

1 Berlin 65,Sellerstr. 6-8

Dermatologische Klinik und Poliklinik Essender Ruhr-Universität Bochum(Direktor: Prof. Dr. H. GÖTZ)

Zur Frage der Temperaturabhängigkeit des Keratinabbauesdurch das Trichophyton mentagrophytes (unter besonderer

Berücksichtigung der Tinea unguium pedis)

H. GÖTZ und D. HANTSCHKE, Essen

Die häufige Beobachtung einer Nagelmykose bei Bergleuten (nachjüngsten Untersuchungen 28 °/o von 1240 Knappen zweier Zechen — GÖTZund HANTSCHKE) wirft die Frage auf, welche Faktoren in der Pathogenesedieser Infektion von Bedeutung sein können. Von verschiedenen Autorenwurden in der Vergangenheit besonders Durchblutungsstörungen in derPeripherie hervorgehoben (FORCK und FEGELER u.a.), und es ist in der Tatnicht überraschend, bei vielen an einer Tinea unguium erkrankten Patien-

Zur Frage der Temperaturabhängigkeit des Keratinabbaues 175

ten kühle Akren zu finden. Solche kühlen Akren können im allgemeinen alsAusdruck einer reduzierten Durchblutung gelten. Als Arbeitshypothese lagdaher nahe, anzunehmen, daß beispielsweise das Trichophyton mentagrophy-tes var. granulosum bei reduzierter Temperatur offenbar begünstigt in denNagel einwächst, es infolgedessen auch in stärkerem Maße Skieroproteineabzubauen vermöge. Unsere Untersuchungen sollten daher zunächst dieFrage klären:

Finden wir tatsächlich bei Onychomykosepatienten an den Zehen- oderFingerendgliedern eine niedrigere Temperatur, als das bei pilzfreien Patien-ten der Fall ist?

Zur Beantwortung dieser Frage führten wir Hauttemperaturmessun-gen bei bisher 45 Patienten (29 Männern, 16 Frauen) durch, die eineNagelmykose vorwiegend der Fußzehen, in 7 Fällen der Finger aufwiesen.Die hautthermometrischen Untersuchungen wurden mit der thermoelektri-schen Methode mit Kupfer-Konstantan-Thermoelementen durchgeführt.Zur Registrierung wurde der Sechsfarbenschreiber von Hartmann undBraun angewandt. Analog der Thermokompensationsanlage von BOCK er-laubte unsere Meßtechnik, die Hauttemperatur sämtlicher Extremitäten-Akren neben der Körper- und Raumtemperatur fortlaufend zu registrieren.Eine Klimaanlage garantierte eine gleichbleibende Raumtemperatur um18 °C. Meßpunkte waren jeweils die Endphalangen der Mittelfinger derrechten und der linken Hand sowie der rechten und linken Großzehe.Das Durchschnittsalter unserer 29 Männer lag bei 44 Jahren, unserer 16Frauen bei 39 Jahren. Die Gruppen entsprachen sich also altersmäßig.

Auf die Technik der Hauttemperaturmessung wollen wir hier nichtim einzelnen eingehen. Es sei nur hervorgehoben, daß die Patienten unterstets gleichen Bedingungen untersucht werden müssen (nüchterner Zustand,30minütige vorausgehende Ruhelage, konstante Raumtemperatur). DieDauer der eigentlichen Temperaturmessungen betrug jeweils 30 min, wobeiwir von jedem Patienten die Hauttemperaturwerte nur der letzten 15 minauswerteten, weil aus technischen Gründen (Einstellung des Meßgerätes, desThermostaten usw.) die ersten Werte nicht verläßlich sind. Nach denUntersuchungen von KLÜKEN, der häufigkeitsanalytische Studien über dieHauttemperatur bei gefäßgesunden Erwachsenen durchgeführt hat, ergebensich an den Akren Hauttemperaturen, die zwei GAUs'schen Normalver-teilungen entsprechen. Hieraus lassen sich drei akrale Reaktionstypen ab-leiten: der akropoikilotherme Typ, der an der Raumtemperatur orientiertist, der akrohomoiotherme Typ, der sich an die Kerntemperatur (Körper-temperatur) anlehnt, und der akroamphotherme Typ, der zwischen denbeiden genannten Reaktionstypen liegt. Nach Auswertung der erhaltenenTemperaturen in Beziehung zum jeweiligen Meßpunkt zeigte sich zunächsteinmal, daß die symmetrischen Körperteile (li. und re. Großzehe, li. und re.Mittelfinger) keinesfalls immer die gleichen Temperaturen besitzen, son-

176 H. GÖTZ und D. HANTSCHKE

dem in der Mehrzahl der Fälle gewisse Differenzen bis zu 3 °C fest-gestellt werden konnten. Die naheliegende Vermutung, daß wir unserenagelpilzkranken Patienten vorwiegend in das Kollektiv mit Neigung zuniedrigeren Temperaturen einordnen müßten, traf nicht zu. Vielmehr fan-den wir in der akropoikilothermen Gruppe mit der niedrigeren Tempera-tur hinsichtlich der Zehen etwa rund 45 %>, in der akrohomoiothermenGruppe mit der höheren Temperatur rund 55 % der Fälle. Die Finger-durchblutung ergab eine eindeutige Überlegenheit der akrohomoiothermenGruppe von 85 %. Da diese Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind,vielmehr weitere Fälle gesammelt werden sollen, sei nur festgestellt:Entgegen unseren Erwartungen fanden wir keinesfalls ein Überwiegen dernagelpilzkranken Patienten mit niedrigerer akraler Hauttemperatur. Un-sere Beobachtungen sprechen eher für ein begünstigtes Einwachsen derPilze in den Nagel bei Temperaturen an den Akren, die bei 27 °C liegen.Offenbar ist bei dieser Temperatur die Enzymaktivität stärker als beiniedrigeren Werten, was ja mit allgemeinen biologischen Gesetzen überein-stimmt.

Hier schließt sich nun unsere zweite Frage an: Vermag das Tricho-phyton mentagrophytes bei 27 °C Keratin stärker anzugreifen als bei derhöheren Körpertemperatur von 37 °C? Wie der eine von uns (GÖTZ) schonvor Jahren zeigen konnte, wächst eine Trichophyton mentagrophytes-Kul-tur bei 28 °C weit besser als bei der Körpertemperatur von 37 °C. Der Kul-turdurchmesser war bei der niedrigeren Temperatur doppelt so groß wiebei 37 °C. Bei letzterem Wert dürften daher die fermentaktiven Fähigkeitendes Pilzes eingeschränkt sein. Während wir damals einen normalen GRÜTZIII-Nährboden verwendeten, zogen wir diesmal als Nährsubstrat Keratinaus Kuhklauen heran. Aus diesem Material schnitzten wir Hornfäden vonetwa 5—6 cm Länge und einer Breite von 2 mm. Aufgespannt zwischenden Enden U-förmig gekrümmter Glasstäbchen beimpften wir diese Horn-fäden in der Mitte mit einem Trichophyton mentagrophytes var. granu-losum-Kulturpartikel und bebrüteten sie in gleicher Anzahl in feuchtenKammern bei 27 °C und bei 37 °C. Nach 3 Wochen zeigten die Partikel beider niedrigeren Temperatur eine wesentlich stärkere Wachstumsintensitätals bei der höheren Temperatur. Nach 6 Wochen war der Keratinfadenganz bewachsen und gallertig erweicht. Nur durch den dichten manschetten-artigen Pilzflaum wurde er noch in der Mitte zusammengehalten. Der bei37 °C gewachsene Pilz hatte sich nur wenig über die Inokulationsstelle hin-aus verbreitert, doch zeigte sich seine Fermentaktivität in einem Ausein-anderreißen des Hornfadens.

In einer weiteren Versuchsreihe wollten wir feststellen, ob Hornsub-stanz bei 27 °C stärker abgebaut wird als bei 37 °C. Zu diesem Zwecke zer-rieben wir mit einer Feile Kuhklauenkeratin. Das Horngeschabsel wurdevon seinen löslichen Eiweißverbindungen nach dem Waschverfahren von

Zur Frage der Temperaturabhängigkeit des Keratinabbaues 177

WEARY und Mitarbeitern (1965) getrennt und mit Äthylenoxyd, das unter2 Atm eine Stunde lang einwirkte, sterilisiert. In 500 ml Erlenmeyerkolbenautoklavierten wir (bei 106 °C) jeweils 300 ml Bierwürze. In dem Kontroll-kolben befand sich nur Bierwürze. In einem zweiten wurden 2 g Horn-geschabsel zugegeben, in einem dritten 2 g Horngeschabsel plus einTrichophyton mentagrophytes-Kulturpartikel. Jeweils eine 3 Kolben um-fassende Versuchsreihe wurde bei 27 °C und bei 37 °C bebrütet. Gegen uner-wünschtes Bakterienwachstum hatten wir pro Kolben 1 mg/ml Kanamycinhinzugefügt.

Am 6. Tag bestimmten wir photometrisch mit dem Phenolreagenz nachFOLIN-CIOCALTEU (1927) das in den einzelnen Kolben vorhandene Gesamt-eiweiß.

Ergebnisse bei 27 °C: Der Gesamteiweißwert im Kolben I, der nurBierwürze enthielt, betrug 66,1 mg%, im Kolben II mit Bierwürze plus 2 gHorngeschabsel 75,2 mg°/o, im Kolben II mit Bierwürze plus 2 g Horn-geschabsel plus Trichophyton mentagrophytes 84,4 mg%.

Ergebnisse bei 37 °C: Der Gesamteiweißwert im Kolben I, der nurBierwürze enthielt, betrug 73,0 mg%, im Kolben II mit Bierwürze plus 2 gHorngeschabsel 75,2 mg°/o, im Kolben III mit Bierwürze plus 2 g Horn-geschabsel plus Trichophyton mentagrophytes 76,5 mg°/o.

Auf Einzelheiten der Auswertung wollen wir jetzt nicht eingehen, dadiese Studien noch weitergeführt werden. Nur so viel sei heute festgehalten,daß wir bei 27 °C in dem pilzbeimpften Kolben den höchsten Gesamt-eiweißwert fanden. Das spricht für die erhöhte Enzymaktivität des Tricho-phyton mentagrophytes bei 27 °C, verglichen mit jener bei 37 °C.

ZusammenfassungNach den vorliegenden, wenn auch noch nicht abgeschlossenen Studien

ist es wahrscheinlich, daß das Trichophyton mentagrophytes durch stärkereEnzymaktivität bei 27 °C begünstigter in den Nagel einwächst als bei höhe-rer Temperatur, daß aber niedrigere akrale Temperaturen als 27 °C fürdie Infektion des Nagels eher nachteilig sind.

Literatur

G. FORCK und F. FEGELER: Münch. Med. Wschr. 104, 2342 (1962).H. GÖTZ: Arch. Derm. Syph. (Berlin) 195, 579 (1952-53).H. GÖTZ und D. HANTSCHKE: Hautarzt 16, 543 (1965).N. KLÜKEN: Akrale Gefäßreaktionen. Annales Universitatis Saravicnsis — Med —

1959.P. E. WEARY, C. M. CANBY, E. P. CAWLEY: J. invest. Dermal. 44, 300 (1965).

Prof. Dr. H. GÖTZund Dr. D. HANTSCHKE

43 EssenHufelandstr. 55

178 O. MALE und K. HOLUBAR

I. Universitäts-Hautklinik in Wien(Vorstand: Prof. Dr. J. TAPPEINER)

Fermenthistochemische Untersuchungenzur Wirkungsweise des Griseofulvins auf Dermatophyten

O. MALE und K. HOLUBAR, Wien

Mit 7 Abbildungen

Eine der in praktischer Hinsicht wichtigsten offenen Fragen in der My-kologie stellt die Pharmakodynamik des Griseofulvins dar. Bekanntlich ver-mittelten zwar umfangreiche biochemische, elektronenoptische und biologi-sche Forschungen zahlreicher Autoren;:") einen gewissen Einblick in denWirkungsmechanismus, jedoch gelang bisher nicht dessen genaue Abklärung.Im wesentlichen beschränkt sich unser Wissen darauf, daß das Griseofulvinim Keratohyalin angereichert wird und dieses gegen Pilze gewissermaßenimprägniert, sowie daß die mycotrope Wirkung fungistatisch bzw. „semi-fungicid" (RIETH) ist und über eine Beeinflussung des RNS-StoffwechselsZustandekommen soll, wie Untersuchungen von MCNALL ergaben. Da spe-ziell die letztere Frage besondere Bedeutung besitzt, darüber aber aufherkömmlicherem Wege seit längerem keine neuen Aufschlüsse gewonnenwerden konnten, schien es aussichtsreich, enzymhistochemische Methoden,die sich in neuerer Zeit auf den verschiedensten Gebieten der Biologie beider Erforschung von Stoffwechselvorgängen erfolgreich erwiesen hatten, her-anzuziehen. Auch in der Mykologie wurden derartige Verfahren bereits an-gewandt. Grundlegende Arbeiten, die vor allem wertvolle Aufschlüsse überdie Enzymhistotopie an verschiedenen dermatotropen Pilzen lieferten, stam-men u. a. von POLEMAN und JANSEN, NOGUCHI und KATO, STEIGLEDER,

JUNG und GERHARDT, THIANPRASIT und BRAUN-FALCO, THIANPRASIT,

MEINHOF, KNOTH.

Entsprechend unserer Problemstellung erschien folgende Vorgangsweisezweckmäßig:

1. Feststellung der Histotopie einiger wichtiger, hydrolytischer undoxydativer Enzyme in den häufigsten Erregern von Dermatophytien;

2. Prüfung des Einflusses von Griseofulvin auf den Ausfall der enzy-matischen Reaktion.

Material und MethodenDie in vitro-Untersuchungen wurden an folgenden Myzeten vorgenommen:

Tr. rubrumTr. mentagr. var. interdigitale M. gypseumTr. mentagr. var. gypseum M. canisTr. verrucosum E. floccosum

*) Ausführlichere Literaturübersichten bei 2 und 12.

Fermenthistochemische Untersuchungen 179

Die Züchtung der Pilze erfolgte auf GRÜTz-KiMMiG-Medium ohne Zusatz vonAntibiotica und Cycloheximid nach der Agarblockmethode von RIDDELL. Inweiteren analogen Versuchsreihen wurde Griseofulvin in den Konzentrationenvon 17/ml, 2,5 jVml oder 5 y/ml in wäßriger, alkoholischer oder acetonischerLösung, bzw. unter Verwendung von einprozentigem Dimethylformamid ent-weder direkt dem Medium zugesetzt oder zwischen Objektträger und Deckglasder bereits ausgekeimten Mikrokulturen eingebracht. Die Einwirkungszeit betrugzwischen 24 h und 10 Tagen bei einer Temperatur von 35 °C.

An Enzymen wurden bei Durchführung entsprechender Kontrollen nach-gewiesen:

1. NADH-Tetrazoliumreduktase2. Succinodehydrogenase (SDH)3. Nucleosidtriphosphatase mit ATP als Substrat (ATP-ase)4. 5-Nucleotidase (AMP-ase)5. alkalische Phosphatase6. saure Phosphatase 9. unspez. Esterase7. /?-Glucuronidase 10. Aminopeptidase8. Phosphorylase 11. Monoaminooxydase (MAO)

UntersuchungsergebnisseZunächst zu den Verhältnissen an den unbehandelten Myzeten:Lokalisation, Anordnung und Aktivität sind zwar weitgehend kon-

stant, jedoch müssen folgende Besonderheiten, die Anlaß für Fehlbeurtei-lungen geben können, berücksichtigt werden.

Abb. 1: Kryostatschnitt durch Kultur von Tr. granulosum.Darstellung a) der NADH-Tetrazoliumreduktase

b) der Aminopeptidase

180 O. MALE und K. HOLUBAR

1. Unterschiede innerhalb der Kolonie in ihrer Eigenschaft als biolo-gischer Funktionsapparat. Die höchste Fermentaktivität findet sich

a) am Übergang vom vegetativen zum reproduktiven Anteil — offen-bar als Ausdruck der hier vorliegenden stärksten Nährstoffkonzen-tration — und

b) in den (prä-)distalen Myzelanteilen als der Zone der stärkstenVegetationspotenz (Abb. 1 a und b).

2. Weitere Unterschiede im Verhalten bestehen zwischen frisch isolier-ten Kulturen und solchen, die bereits mehrere N.B.-Passagen durchgemachthaben.

3. Schließlich finden sich häufig Unterschiede, die offenbar auf Beson-derheiten der Ultrastruktur (worauf u. a. BLANK, TAPLIN und ROTH hinge-wiesen haben), bzw. auf bestimmte Funktionsstadien oder -muster (MEIN-

HOF), zurückgehen.

Ganz allgemein gilt noch, daß nur die Summe der Merkmale, aber kei-neswegs Einzelerscheinungen zur Beurteilung herangezogen werden dürfen,da trotz exakter Technik und sorgsamster Vorgangsweise zufolge ungleich-mäßiger Diffusion unterschiedliche Reaktionsausfälle vorkommen können.

Nach Darlegung dieser allgemeinen Belange wird das spezielle ferment-histochemische Verhalten der einzelnen Myzeten an Hand von Illustratio-nen erläutert. (Worauf in der vorliegenden Druckfassung jedoch nur aus-zugsweise eingegangen werden kann; Abb. 2, 3, 4 u. 5 a).

Abb. 2: Mycel von a) Tr. verrucosum (unspezifische Esterase)b) Tr. rubrum (saure Phosphatase)

Fermenthistodiemische Untersuchungen 181

Abb. 3: Arthrosporenketten von Tr. verrucosum

a) ATP-aseb) unspezif. Esterase

Abb. 4: Darstellung der 5-Nucleotidase in

a) Epidermophyton floccosumb) Tr. mentagrophytes var. gypseum

182 O. MALE und K. HOLUBAR

Bei Zusammenfassung der wichtigsten Untersuchungsergebnisse zeigtsich folgendes:

1. Phosphorylase, /?-Glucuronidase und Monoaminooxydase ließenkeine nennenswerten Aktivitäten erkennen, die übrigen geprüftenEnzyme waren hingegen durchwegs in höherer Intensität nachweis-bar. Von diesen darstellbaren Enzymen wiesen die unspez. Esterase,die 5'Nucleotidase und die ATP-ase die höchsten, SDH und LAPdie niedrigsten Aktivitäten auf.

2. Das Verhalten der einzelnen darstellbaren Fermente erwies sich anein und demselben Pilz unterschiedlich, während verschiedene Pilzederselben Art oder Gattung einen weitgehend gleichen Reaktions-ausfall zeigten.

3. Neben Unterschieden in der Intensität des Reaktionsausfalles be-standen auch Differenzen in der Verteilung und Anordnungder fermentaktiven Strukturen, d. h. gleiche Enzyme ergaben an ver-schiedenen Myzeten ein oft weitgehend difrerentes Muster (Abb. 4 a, b).

4. Von den untersuchten Myzeten wiesen M. canis und gypseumdie stärksten, Tr. rubrum und interdigitale die schwächsten Aktivi-täten auf. Während sich innerhalb der einzelnen Arten und Gattun-gen keine sicheren Unterschiede im fermentativen Verhalten erken-nen ließen, bestanden solche jedoch deutlich zwischen den Genera.Und zwar vor allem zwischen Microsporum und Epidermophytoneinerseits und Trichophyton andererseits. Eine Ausnahme machtendie gypsig-granulären Varianten des Tr. mentagroph., deren Reak-tionstyp eher dem der Gattung Microsporum ähnelte.

Soviel über die Verhältnisse an den unbehandelten Myzeten. Nun zuden nach Griseofulvinexposition faßbaren Veränderungen:

Naturgemäß sind diese je nach angewandter Konzentration, Einwir-kungsdauer, verwendetem Lösungsmittel oder Nährsubstrat und sogar jenach Inkubationstemperatur verschieden. Im gegebenen Rahmen sollenhauptsächlich die Ergebnisse des Standarduntersuchungsganges erörtert wer-den. Es handelte sich dabei um 14 Tage alte Mikrokulturen, die bei 35 °Cdurch 24 Stunden einer wäßrigen Griseofulvinlösung von 1 Gamma/ml aus-gesetzt wurden. Die vergleichende Gegenüberstellung der dabei erhobenenBefunde mit den Normalwerten läßt folgende Änderungen des Reaktions-ausfalles erkennen:

Am augenfälligsten ist ein Absinken der SDH-Aktivität. Die normaler-weise feingranulär pleiochrome Farbreaktion ist abgeblaßt, erscheint wieeluiert, wobei axial ein spärlicher Rest fermentativer Aktivität erhalten

Fermenthistodiemische Untersuchungen 183

Abb. 5: Microsporum gypseum. Unspezif. Esterase-Reaktion

a) Makrokonidien unbehandeltb) Makrokonidien (nach 24 h Einwirkung von 1 y GF/ml wäßrigerc) Hyphen \Lösung. Fermentaktivität leicht gesteigert

Pathologische Formveränderungen nach Einwirkung von

d) 2,5 y GF/ml in acetonischer Lösung durch 5 Tage 1 Intensität dere) 5,0 y GF/ml in Methanol gelöst, durch 5 Tage > Reaktionen weit-f) 5,0 y GF/ml in DMF gelöst, durch 8 Tage J gehend erhalten

bleiben kann. Ein ähnliches Verhalten zeigt die alkalische Phosphatase, de-ren Extinktion allerdings meist diffus erfolgt. (Abb. 6 a). 5'Nucleotidase,ATP-ase und saure Phosphatase lassen keine Intensitätsabnahme derFarbreaktion erkennen, zeigen aber deutlich eine fein- bis grobschollige Ent-mischung oder sogar Verklumpung der fermentaktiven Strukturen (Abb. 6 b).Die unspezif. Esterase-Reaktion erfuhr bei einzelnen Myzeten eine leichteVerstärkung (Abb. 5 b, c), an den übrigen geprüften Enzymen war unterden angegebenen Bedingungen kein Griseofulvineffekt feststellbar.

184 O. lytALE und K. HOLUBAR

Wesentlich anders sind die Auswirkungen von höheren Griseofulvinkon-zentrationen. Es kommt dabei zu den bekannten Wuchsanomalien, zur soge-nannten Totkeimung der Pilze, wobei nach unseren bisherigen Erfahrungen

Abb. 6: M. canis (Makrokonidien)

a) alkalische Phosphatase. Diffuse Ausbleichung nach 48stündiger Einwir-kung von 1 y GF/ml wäßriger Lösung

b) 5-Nucleotidase. Grobtropfige Entmischung bei erhaltener Fermentakti-vität nach 72stündiger Einwirkung von 2,5 y GF/ml acetonischer Lösung

Fermenthistochemische Untersuchungen 185

aber eine starke Abhängigkeit von Art und Menge der verwendeten Nähr-substrate besteht. Interessant ist, daß trotz bizarrster Formveränderungmeist noch Fermentaktivitäten erhalten bleiben (Abb. 5 b, c, d). In diesemZusammenhang ist bemerkenswert, daß dieses Verhalten prinzipiell an-dersartig ist als nach Netzmittelexposition, denn diese führt bei unbeein-flußter Morphe zu einer „fettigen" Degeneration mit überwiegendem Ver-lust der enzymatischen Funktionstüchtigkeit (Abb. 7).

Abb. 7: „Fettige" Degeneration nach Netzmittelexposition

Zusammenfassend ergibt sich, daß es auf fermenthistochemischem Wegegelingt, eine Reihe metabolischer Potenzen aus verschiedenen Stoffwech-selzyklen nachzuweisen. Ebenso gelingt es, einen enzymblockierenden Effektdes Griseofulvins sichtbar zu machen. Die Interpretation und Nutzanwen-dung dieser Befunde bleibt zwar weiteren Arbeiten vorbehalten, immerhinläßt sich aber schon jetzt sagen, daß die angeführten Verfahren eine er-folgversprechende methodische Bereicherung zur Erforschung des Biochemis-mus der Pilze, aber auch ihrer Antibiose zu werden versprechen.

Literatur

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186 O. MALE und K. HOLUBAR

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OA Dr. O. MALE

I. Universitäts-HautklinikAlserstr. 4A-1090WienÖsterreich

Keratinophilie und Neigung zum Parasitismus 187

Dermatologische Klinik und Poliklinik der Universität München(Komm. Direktor: Prof. Dr. C. G. SCHIRREN)

Keratinophilie und Neigung zum Parasitismus

LUISE KREMPL-LAMPRECHT

Die Frage nach der Pathogenität bestimmter Pilzgattungen und -artennimmt in der Mykopathologie einen bedeutenden Raum ein. Dieses spezielleCharakteristikum läßt sich nun nicht mit einer physiologischen Eigenschaftvergleichen, die ein Pilz besitzt oder nicht besitzt. Vielmehr handelt es sichhier um das Zusammenwirken einer Vielzahl von Faktoren auf seiten desErregers und des Wirtes, so daß des öfteren nur Aussagen mit einer mehroder minder großen Wahrscheinlichkeit möglich sind. Eine Bejahung derFrage ist dort berechtigt, wo die Erfahrung zeigte, daß der natürlichebzw. überwiegende Standort eines Pilzes ein Lebewesen ist, das erkrankt,sobald es von diesem bestimmten Pilz besiedelt wird. Das Problem derPathogenität tritt demnach immer in dem Augenblick auf, wo ein Pilz zuparasitischer Lebensweise fähig ist. Diese spezielle Entwicklungsart setzt eineReihe biologischer Fähigkeiten des Pilzes voraus, die ihm sowohl den Infek-tionsvorgang selbst, als auch anschließend Ausbreitung und Stoffwechsel ineinem fremden Organismus trotz dessen Abwehr erlauben.

Es ist daher naheliegend, bei der Frage nach der Pathogenität zuerst inErfahrung zu bringen, ob und wie weit besondere physiologische und mor-phologische Eigenarten einen Pilz zum Parasitismus befähigen.

Ganz allgemein betrachtet, besitzen Pilze, die als Mykoseerreger imTier- oder Pflanzenreich auftreten, folgende Charakteristika:

1. Sie sind in der Lage, die verschiedenen Körpersubstanzen eineslebenden Wirtes anzugreifen und aufzuschließen, um dann mit den entstehen-den Bausteinen ihre Ernährung zu bestreiten.

2. Sie können die Lebensäußerungen des Wirtes tolerieren bzw. sichihnen anpassen, seiner Temperatur, seinem Stoffwechsel, seiner typischenKonstitution.

3. Sie werden im Verlaufe ihrer Entwicklung den Wirt schädigen, ent-weder mehr passiv, z. B. durch Nährstoffentzug oder, wenn spezifische Be-standteile des Pilzkörpers antigene bzw. allergene Wirkung zeigen; odermehr aktiv, wenn darüber hinaus giftige Stoffwechselprodukte gebildet undausgeschieden werden.

Überträgt man diese Kriterien auf das Gebiet der medizinischen Myko-logie in der Dermatologie, auf das sich meine Ausführungen beziehen, solassen sich die auf der Haut und ihren Anhangsgebilden auftretenden Pilzefolgendermaßen bewerten:

188 ' LUISE KREMPL-LAMPRECHT

1. Die Dermatophyten mit den drei Gattungen Trichophyton, Micro-sporum und Epidermophyton entsprechen in sämtlichen Punkten demModellbeispiel eines Mykoseerregers, sowohl in vivo, wie die klinische Erfah-rung lehrt, als auch in vitro, soweit die entsprechenden Eigenschaften dortnachprüfbar sind. Die vor allem von ZIEGLER und BÖHME bisher durch-geführten Stoffwechselstudien haben ergeben, daß deren Ausscheidung vonEktoenzymen eine optimale Kombination im Hinblick auf parasitische Er-nährungsverhältnisse darstellt. Durch das Zusammenwirken von Lipase,alkalischer Phosphatase, Keratinase und weiterer Proteinasen können sämt-liche lebensnotwendigen Substanzen aus der Haut und ihren Anhangsorga-nen mobilisiert werden. Begünstigend für eine parasitische Lebensweisekommt hinzu, daß die ernährungsphysiologischen Ansprüche der Dermato-phyten sehr bescheiden sind. Man definiert sie daher als primär-pathogeneParasiten.

2. Bei der Isolierung von Hefen aus klinischen Erscheinungen ist dasAusmaß ihrer Pathogenität schon schwieriger abzuklären, da sie bevorzugtdort gedeihen, wo eine vorausgehende Erkrankung des Wirtes ihre Entwick-lung begünstigt. Die im Vergleich zu Dermatophyten wesentlich geringereAggressivität der Hefen wird kompensiert durch die reduzierte Abwehrkraftdes Wirtes. Diese für das Zustandekommen einer sekundären Mykose verant-wortliche Kräfteverschiebung schließt aber nicht aus, daß auch Hefen Eigen-schaften besitzen, die einer parasitischen Lebensweise Vorschub leisten, etwaeine gewisse Thermophilie, eine sehr rasche Wüchsigkeit auf geeignetemSubstrat, besondere enzymatische Aktivitäten usw. Nach dem heutigenWissensstand gelten etwa ein Viertel aller bekannten Arten aus der GattungCandida, ferner einige aus den Gattungen Trichosporon und Torulopsis alsfakultativ pathogen. Am ausgeprägtesten äußert sich die Pathogenität beiCandida albicans und Cryptococcus neoformans.

3. Am schwierigsten ist eine Stellungnahme zum Problem der Pathogeni-tät bei der Isolierung von Schimmelpilzen, soweit diese n i c h t als zufälligeAnflugskeime erkannt werden, denen keine Bedeutung im Krankheits-geschehen zukommt. Myzelien und Sporen solcher Schimmelpilze lassen sichschon im Nativpräparat nachweisen, und häufig entwickeln sich auf denNährböden bei wiederholter Beimpfung regelrechte Reinkulturen des frag-lichen Pilzes. Man muß daher annehmen, daß bestimmte Schimmelpilze nichtnur Spuren toter organischer Substanz (Schmutz, Ausscheidungen auf derHaut) für kurze Zeit als Saprophyten besiedeln, sondern daß ihnen nachanfänglichem Oberflächenwachstum ein Vordringen in die Haut gelungen ist.

Bei der Suche nach Eigenschaften, die ihnen den Wechsel von der natur-gemäßeren saprophytischen Ernährung zur parasitischen ermöglichen könn-ten, fragt man zuerst nach der Bildung von Enzymen zum Abbau des Sub-strats „Haut". Es gelingt ohne Schwierigkeit, diese indirekt nachzuweisen,indem man die sog. keratinophilen Schimmelpilze in vitro auf Nagelspänen,Hautschabsel oder Haarmehl als alleiniger C- und N-Quelle in rein anorga-

Keratinophilie und Neigung zum Parasitismus 189

nischer Nährlösung züchtet. In eigenen Versuchen wurden mehrere Stämmeder drei am häufigsten isolierten keratinophilen Schimmelpilze geprüft,nämlich

Scopulariopsis brevicaulis (4 Isolierungen von Nagelmykosen)Chrysosporium pannorum (4 Isolierungen von Haut)Chrysosporium keratinophilum (die beiden einzigen Eigenisolierungen

von Haut und 2 Isolierungen von Erdboden)Das Nährstoffangebot war mit nur 1 mg Nagelschabsel bzw. Barthaarmehl/ml

anorganischer Nährlösung bewußt dürftig gehalten (erweiterte CZAPEK-DOX-Lösung mit Spurenelementen nach HOAGLAND, NO3- und NH4-frei, pH 7).

Als Maßstab für die Intensität des Skieroproteinabbaus wurde der in der Nähr-lösung auftretende Carboxyl-Gehalt ermittelt, nach der Methode von SÖRENSEN,modifiziert nach KÖNIG und GROSSFELDT.

Bereits nach 2wöchigem Wachstum betrug bei Chrysosporium keratino-philum die freigemachte Carboxylmenge ca. 70 % der rechnerisch ermitteltenGesamtmenge (d. h. mehr als bei Dermatophyten). — Als Berechnungsgrund-lage dienten die Angaben von PASCHER über die Zusammensetzung desSkieroproteins von Nägeln und Haaren. — Bei Scopulariopsis brevicauliswaren zum gleichen Zeitpunkt etwa 28 % der möglichen Totalmenge nach-weisbar. Bei Chrysosporium pannorum waren es in sämtlichen Proben jedochweniger als 5 %. Mit diesen Werten war das Maximum erreicht, d. h. dasSubstrat war für die Schimmelpilze praktisch erschöpft. Unter dem Bildeines Wachstumsstillstandes ließ sich auch nach drei, vier und fünf Wochenkeine Zunahme an Carboxyl in der Nährlösung mehr verzeichnen.

Da innerhalb dieses Zeitraumes Kontrollkulturen mit einem Dermato-phyten (Trichophyton mentagrophytes) ihre Myzelmenge noch meßbar ver-größerten, liegt der Gedanke nahe, daß keratinophile Schimmelpilze Sklero-protein, das chemisch keine einheitliche Substanz darstellt, nicht so weit-gehend wie Dermatophyten abbauen können, bzw. verschieden spaltbareBausteine nur teilweise weiterverwerten können. Ein weiterer Grund für denWachstumsstillstand beruht darauf, daß Schimmelpilze im Gegensatz zuDermatophyten bei der Versorgung mit anorganischen Nährsalzen weitanspruchsvoller sind.

Bei der Prüfung der für eine Wirtsadaption bedeutungsvollen Temperatur-toleranz zeigte sich, daß die untersuchten Keratinophilen im Gegensatz zu Der-matophyten am besten bei 20 ± 5 °C gedeihen. 30 — 35 °C verursachten bereitsmorphologische Veränderungen, die in reduziertem Längenwachstum (Myzel-konglomerate) oder einer Verminderung bzw. dem Verlust der Konidienbildungin Erscheinung traten.

Die pH-Bewegung in den Kulturen der untersuchten Schimmelpilze war nichteinheitlich. Bei Scopulariopsisarten trat eine an Dermatophyten erinnernde Alkali-sierungstendenz auf, wobei Werte bis pH 9 erreicht wurden (ein Bereich also, indem das Wirkungsoptimum der Dermatophyten-Keratinase liegt). Im Gegensatzdazu ließ sich bei beiden Chrysosporiumarten die für Schimmelpilze übliche An-säuerung des Mediums nachweisen.

190 LUISE KREMPL-LAMPRECHT

Orientierende Tierversuche erbrachten folgendes Bild: Jeweils 10 Meer-schweinchen wurden mit einer Sporen-Myzel-Suspension in 20 ml Kultur-filtrat (über den Tag verteilt) am Rücken ohne Skarifizierung eingerieben.

Die Infektionsversuche mit Chrysosporium keratinophilum, das in vitrodie ausgeprägteste Keratinophilie zeigte, verliefen sämtlich negativ. Bei der1 Woche später durchgeführten Verimpfung abgekratzter Hautschüppchenaus dem Infektionsbereich blieben 9 Kulturen ohne Bewuchs, in einer ent-wickelte sich Chrysosporium keratinophilum. Da es aber zu keiner klinischenErscheinung gekommen war, darf dieser Befund als Ausdruck einer relativlangen Überlebensfähigkeit des Impfmaterials gedeutet werden.

Bei Infektionsversuchen mit Scopulariopsis brevicaulis entstanden zweisehr kleine Herde, aus denen nach einer Woche positive Retrokulturengelangen; vor der 2. Kontrolle nach zwei Wochen waren sie jedoch abgeheilt.

Chrysosporium pannorum konnte zweimal rückgezüchtet werden, jedochohne irgendwelche Anzeichen für ein Haften der Infektion. Diese Versuchs-gruppe gilt demnach ebenfalls als negativ. Das Mißlingen der Infektions-versuche zeigte erwartungsgemäß, daß die in vitro nachgewiesene Fähigkeitzum Skieroproteinabbau noch keine besondere Neigung zum Parasitismusnach sich zieht.

Die physiologische Gesamtkapazität erlaubte den hier geprüften Schim-melpilzen auf den gesunden Wirtstieren weder den Infektionsvorgang selbstnoch eine ausreichende Mobilisierung an Nährsubstanzen für eine weitereEntwicklung.

Der häufige Nachweis von Chrysosporium und Scopulariopsis bei der-matologischen Routineuntersuchungen könnte demnach so gedeutet werden,daß diese Pilze auf Absonderungen kranker oder chemisch veränderter Hautauch auf ungenügend entfernten abgestoßenen Hautpartikeln länger alsandere (nicht-keratinophile) Schimmelpilze saprophytieren und dabei Kon-kurrenten verdrängen. In diesem engeren Sinne würde also ihre besondereenzymatische Ausrüstung eine Entwicklung auf der Haut begünstigen.

Literatur

BÖHME, H.: Mykosen 4, 113 (1963).ENGLISH, M.: Sabouraudia 2, 115 (1963).HOUBEN-WEYL: Methoden der organischen Chemie, Bd. II, Stuttgart 1953.LANGHOF, H., B. ETTIG, L. LEMKE: Dermat. Wschr. 147, 68 (1963).PASCHER, G.: Arch. klin. exp. Derm. 218, 111 (1964).ZIEGLER, H.: Mykosen 4, 19 (1961); 4, 39 (1961).ZIEGLER, H., H. BÖHME: Mykosen 5, 1 (1962).ZIEGLER, H., H. BÖHME: Arch. klin. exp. Derm. 218, 611 (1964).

Dr. LUISE KREMPL-LAMPRECHT,

Hochschuldozentin f. Mikrobiologie, TH München,Dermatolog. Klinik u. Poliklinik der TH,München 23, Biedersteiner Str. 21-29

Beitrag zur serologischen Verwandtschaft 191

Hautklinik, Karolinska Sjukhuset, Stockholm 60(Direktor: Prof. SVEN HELLERSTRÖM)

und Institut für Physiologische Botanik(Direktor: Prof. NIELS FRIES)

Beitrag zur serologischen Verwandtschaftvon Dermatophyten

H. PALDROK und K. R. SUNDSTRÖM

Mit einer Abbildung

Von einem der Verfasser wurde 1953/55 (4, 5) eine Hypothese aufge-stellt, wonach unter den Dermatophyten des EMMONS-CoNANT'schen Sy-stems (2) die Arten mit reduzierter Morphologie als abgeleitet von dendrei Prototypen mit höher entwickelter Morphologie, Trichophyton menta-grophytes, Microsporum gypseum und M. canis, anzusehen wären. Nurdas Epidermophyton floccosum nehme eine Sonderstellung zwischen T. men-tagrophytes und M. gypseum ein.

Um die Richtigkeit dieser Hypothese auf einem anderen Wege, alsdem oben angewandten morphologischen, nachprüfen zu können, wurde wei-ter die Verwandtschaft der Dermatophyten-Arten, wie sie im EMMONS-

CoNANT'schen Systeme im Jahre 1954 gegeben waren (3), serologisch unter-sucht.

Die Untersuchung wurde mittels der Agar-Gel-Präzipitationsmethodenach OUCHTERLONY, mit Pilz-Vollantigenen und Kaninchensera nach einerModifikation von ABELEV (1) auf einem Objektglas unter kreuzweiser An-ordnung in vier Brunnen durchgeführt. Hierbei treten die für zwei Pilz-stämme gemeinsamen Linien senkrecht, die artspezifischen kreuzweise auf.

Tabelle 1: Sero- und morphologische Verwandtschaft der Dermatophytendes Emmons-Conant'schen Systems

Arten mithöher entwickelter

Morphologie

Arten mitreduzierter

MorphologieFaviforme Arten

T. mentagrophytes

M. gypseumM. canis

T. tonsuransT. rubrumT. megniniE. floccosum

M. audouini

T. schoenleiniT. violaceumT. verrucosum

T. concentricumT. ferrugineum

T. gallinae

Die untersuchten Dermatophyten bildeten eine serologisch verwandteGruppe, ließen sich aber zugleich in drei größere Untergruppen einteilen,mit T. mentagrophytes, M. gypseum und M. canis als Prototypen (Tab. 1).

192 H. PALDROK und K. R. SUNDSTRÖM

1. T. MENTAGROPHYTES

2. T. RUBRUM

3. T. TONSURANS

4. T. SCHOENLEINI

5. T. CONCENTRICUM

6. T. FERRUGINEUM

7. T. VIOLACEUM

8. T. VERRUCOSUM

9. T. GALLINAE

10. T. MEGNINI

11. M. AUDOUINI

12. M.CANIS

13. M. GVPSEUM

14. E. FLOCCOSUM

Abb. 1: Mit der Agar-Gel-Präzipitationsmethode (Modifikation vonABELEV) erzielte Ergebnisse

Dem T. mentagrophytes schlössen sich an: T. tonsurans, T. ru-brum, T. megnini, T. schoenleini, T. violaceum und T. verrucosum. DemM. gypseum: T. concentricum, und dem M. canis: M. audouini und T. ferru-gineum. Eine Ausnahme bildeten E. floccosum und T. gallinae. E. floccosumnahm wiederum die Stellung zwischen T. mentagrophytes und M. gypseumein, während die Frage der Einreihung von T. gallinae, der Eigenart seinerAntigene halber, bis auf weiteres noch offen verbleiben muß.

Literatur1. ABELEV, G. J.: Modification of the agar precipitation method for comparing

two antigen-antiserum Systems. Folia Biologica 6, 56, 1960.2. CONANT, N. F., MARTIN, D. S., SMITH, D. T., BAKER, R. D. & CALLAWAY, J. L.-

Manual of clinical mycology. W. B. Saunders Company, Philadelphia &London, 1946.

3. CONANT et al. Id., 2. Ed., 1954.

4. PALDROK, H.: On the variability and classification of dermatophytes. ActaDermato-Venerologica, Stockholm, 33, 1, 1953.

5. PALDROK, H.: The effect of temperature on the growth and development ofdermatophytes. Id., 35, 1, 1955.

HEITI PALDROK, M. D.,

Gjuteribacken 10 B,Sundbyberg-Stockholm,Sweden

Papierchromatische Untersuchungen 193

Aus dem Institut für bakterielle Tierseuchenforschung Jena-Zwätzen der DeutschenAkademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin

(Direktor: Prof. Dr. habil. Th. HUBRIG)

Papierchromatographische Untersuchungen serologischreagierender Polysaccharide einiger Dermatophyten

P. KIELSTEIN und W. ERLER, Jena-Zwätzen

Mit einer Abbildung

Antigenanalytische Untersuchungen unter Anwendung verschiedenerserologischer und biochemischer Verfahren sind für die Differenzierung vonMikroorganismen, für taxonomische Studien, für den Nachweis verwandt-schaftlicher Beziehungen verschiedener Mikroorganismen untereinandersowie für die richtige Antigenauswahl zum Nachweis homologer Anti-körper von großer Bedeutung. Zum Studium derartiger Fragen eignet sichbesonders gut die Agargel-Präzipitation. Mit Hilfe dieser Methode konn-ten wir nachweisen, daß zwischen den mit Hilfe der Formamidextraktionnach FÜLLER gewonnenen Polysaccharidantigenen der Dermatophytengat-tungen Trichophyton, Mikrosporum, Epidermophyton und Keratinomycessehr enge verwandtschaftliche Beziehungen bestehen, so daß eine Gattungs-oder Artdiagnose sowie eine Klassifizierung nach serologischen Gesichts-punkten nicht möglich war. Außerdem besitzen die Dermatophyten miteinigen Schimmelpilzen, unter anderem auch mit Ct. serratus EIDAM, ge-meinsame Partialantigene. Einzelheiten zur Zahl der nachgewiesenen undserologische Verwandtschaftsbeziehungen ausdrückenden Antigen-Antikör-per-Reaktionen sind dem Antigenschema der Tabelle I zu entnehmen. Diemit den Schimmelpilzen gemeinsamen Partialantigene dürften verantwort-lich sein für viele übergreifende serologische Reaktionen, z. B. bei intraku-tanen Allergieproben an pilzsensibilisierten Patienten oder Allergieerschei-nungen während einer Penicillinbehandlung. Unsere Resultate haben außer-dem ergeben, daß zum Nachweis der im Verlauf mancher Dermatosen auf-tretenden immunbiologischen Reaktionen im wesentlichen alle Dermatophy-ten als Antigen auf Grund ihres fast gleichen Antigenaufbaues verwendetwerden können.

Zur Ergänzung unserer serologischen Untersuchungsergebnisse erschiendie papierchromatographische Auftrennung der Spaltprodukte der in derPräzipitation wirksamen Polysaccharidantigene als zweckmäßig. Es sollteuntersucht werden, ob mit Hilfe dieses Verfahrens verschiedene „Chemo-typen" der Dermatophyten ermittelt werden können. Bei unseren papier-chromatographischen Untersuchungen prüften wir serologisch aktive Poly-saccharide 10 verschiedener Dermatophyten und von Ct. serratus EIDAM.

194 P. KIELSTEIN und W. ERLER

Pilzstamm

1. Scopulariopsis brev/cau/is

2. Mucor sp.

3. Rhizopus nigricans

k Fusanum sp.

5. Penicil/ium sp.

6. Aspergillus sp.

7. Ctenomyces serra/us

8. T. terresfre

9. T. qa/nc/ceana/n

10. H. aje//oi

11. M. gypseum

12. M. canis

13. T. rubrum

1k I menfagrophytes

15. T. verrucosum

16. T. schön/ein//

17. T megnini/

18. £. f/occosum

Partia/antigen

1 \2 \3 \ b \ 5 \6 \7

A = An//- T. mentagrophyfes - Serum IbB -- An/t- T » - » 16C • An/i- T. rubrum - » 1

s/arA vorhandenes Par//a/anftgenschwach » »nich/ geprüft

T*Trict>ophy/on: /(• Hera//r>omyces r1.=/i/crosporum: £.=£pi(fermop/>y/o/7

Tabelle 1: Antigenschema einiger Dermatophyten und Schimmelpilze

Serum

Papierchromatische Untersuchungen 195

Folgende Pilzarten wurden untersucht:

1. Trichophyton: T. mentagrophytes, T. rubrum, T. quinckeanum,T. verrucosum, T. megninii, T. terrestre;

2. Microsporum: M. gypseum, M. canis;3. Epidermophyton: E. floccosum;4. Keratinomyces: K. ajelloi;5. Gymnoascaceae: Ctenomyces serratum EIDAM.

Als Extrakte dienten nach der Methode von FÜLLER mit Formamid sowiedurch Autoklavieren der Pilzrasen-Nährbouillon-Suspension gewonnene Poly-saccharide (H-Extrakt). Nach Hydrolyse der partiell gereinigten Extrakte wurdevon allem mit n-Butanol-Pyridin-Wasser 48 Stunden absteigend chromatographiertund die Chromatogramme mit Silbernitrat-Natronlauge im Badverfahren an-gefärbt.

Tabelle 2: Papierdiromatographische Analyse der Polysaccharidextrakteeiniger Dermatophyten

PilzartF ü l l e r - Extrakte

Galaktose Glucose MannoseH-Extrakte

Galaktose Glucose Mannose

T.terrestreT. mentagrophytesT. quinckeanumT. rubrumT. megniniiT. verrucosumM. gypseumM. canisE. floccosumK. ajelloiCt. serratus

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+ +(+)+ ++ +./.

./.+ ++ ++ ++ +./.

+ ++ +(+)(+)./.

Zeichenerklärung:./. = nicht untersucht+ 4- = als Hauptprodukt identifiziert+ = deutlich identifiziert(-)-) = in Spuren identifiziert— = nicht identifiziert

Unsere Untersuchungsergebnisse sind in Tab. 2 zusammengefaßt undals Beispiel in Abb. 1 dargestellt. Daraus geht hervor, daß die in der Präzi-pitation reagierenden Extrakte durch' 3 Monosaccharide qualitativ charak-terisiert sind: Glucose, Mannose und Galaktose. Nur in den FÜLLER- undH-Extrakten von K. ajelloi konnte keine Galaktose nachgewiesen werden.Obgleich keine quantitative Auswertung der Chromatogramme erfolgte,konnten auf Grund etwa gleichgroßer Mengen Ausgangsmaterial am Auf-tragungsort die nachgewiesenen Substanzen als Haupt- und Nebenbestand-teile unterschieden werden. So konnten wir bei allen untersuchten Pilzen

196 P. KIELSTEIN und W. ERLER

Abb. 1: Papierchromatogramme von H-Extraktcn verschie-dener Dermatophyten: Von links: Glucose — Mannose •—Ribose — T. quinckeanum — M. gypseum — K. ajelloi —Glucosamin, Galaktose, Ribose — T. rubrum — T. menta-grophytes — Glucosamin, Galaktose, Glukose, Mannose,

Ribose — E. floccosum — T. megninii

mit Ausnahme des H-Extraktes von M. canis Glucose als Hauptbestand-teil nachweisen. Auch Mannose war bei der Mehrzahl der geprüften Ex-trakte deutlich zu identifizieren. Nur der FuLLER-Extrakt von T. megniniisowie die H-Extrakte von E. floccosum und K.ajelloi wichen von dieserRegel insofern ab, daß sie Mannose nur in Spuren besaßen. Der Gehalt anGalaktose war dagegen bei den einzelnen Pilzarten und bei den verschiede-nen Extraktionsverfahren sehr unterschiedlich: Galaktose war meist nurin Spuren vorhanden. Zwischen den FÜLLER- und H-Extrakten bestandennach ihrer chromatographischen Auftrennung keine grundsätzlichen Unter-schiede in bezug auf die Monosaccharidzusammensetzung. Glucosaminkonnte wahrscheinlich auf Grund der von uns angewandten Extraktions-verfahren nicht nachgewiesen werden, da Zellwände bei diesem Aufberei-tungsverfahren sicher weitgehend unberücksichtigt blieben.

Abgesehen von geringen quantitativen Abweichungen in der Menge dervorhandenen Monosaccharide bestanden somit zwischen den Gattungen

Hormonwirkungen auf Dermatophyten 197

Trichophyton, Mikrosporum und Epidermophyton keine Unterschiede, sodaß eine Einordnung der Dermatophyten in sog. Chemotypen nicht mög-lich war. Dies stellte einen weiteren Beweis für die engen verwandtschaft-lichen Beziehungen zwischen den einzelnen Dermatophytenarten und mitCt. serratus EIDAM dar, wie wir dies auch in vorangegangenen serologischenUntersuchungen feststellen konnten (KIELSTEIN, 1966).

ZusammenfassungDie Monosaccharidzusammensetzung serologisch aktiver Polysaccha-

ridextrakte einiger Dermatophyten wird vergleichend beschrieben. AlsZucker konnten die Hexosen Glucose (Hauptbestandteil), Mannose undGalaktose identifiziert werden. Eine Einordnung der Dermatophyten mitHilfe dieses Verfahrens in bestimmte Chemotypen ist ebenso wie eine sero-logische Klassifizierung nicht möglich.

Literatur

KIELSTEIN, P.: Vergleichende antigenanalytische Untersuchungen einiger Dermato-phyten und Schimmelpilze mit Hilfe des Agargelpräzipitationstestes. Arch. exp.Veterinärmedizin 20, 523 (1966).

Dr. med. vet. habil. PETER KIELSTEIN;

Dr. rer. nat. WILFRIED ERLER

69 Jena-Zwätzen,Naumburger Str. 96 a

Dermatologische Klinik der Universität Graz(Vorstand: Prof. Dr. A. MUSGER)

Hormonwirkungen auf DermatophytenH. KRESBACH und H. HELIGE, Graz

Mit 9 Abbildungen

Durch zum Teil länger zurückliegende Untersuchungen einiger Autorenist bekannt, daß Hormone im allgemeinen antimycetisch wirken. GÖTZ istim entsprechenden Handbuchband auf diese Befunde näher eingegangen.Nach unserem Literaturstudium sind seit der zusammenfassenden Dar-stellung von GÖTZ keine weiteren Untersuchungsergebnisse veröffentlichtworden. Das Thema muß daher als relativ wenig bearbeitet gelten.

Wir beschäftigten uns mit den makroskopisch und mikroskopisch fest-stellbaren Wirkungen von 7 praktisch wichtigen — und zum Teil nochnicht untersuchten — Hormonen auf das Kulturwachstum von 3 Derma-tophyten (Mikrosporum gypseum, Trichophyton rubrum, Epidermophytonfloccosum), die im heurigen Jahr unserer mykologischen Routinediagno-stik entnommen wurden. Die Hormone (Fluocortolon, Dexamethason,

198 H. KRESBACH und H. HELIGE

Prednisolon, Desoxycorticosteron, Testosteron, östradiol, Progesteron) lagenin chemisch reiner, kristallinischer Form vor*).

I. Makroskopische Hormonwirkungena) Untersuchungstechnik:

Die Hormone wurden mit 2 °/o Tween 80 (0,04 ml pro Kulturplatte zu 10 mlAgar) versetzt, in Aceton (0,1—0,3 ml) gelöst und geschmolzenem Grütz-Kimmig-Agar (ohne Antibiotika und Cycloheximid) beigefügt. Abdampfen des Acetons;Ausgießen des Agars in Platten; Beimpfung nach Erstarren. Hormonkonzentra-tionen in den Nährböden für die Hauptversuche 20 mg°/o Desoxycorticosteronund 40 mg°/o für die anderen Hormone.

Nach jeweils 3 Wochen Bebrütung bei 28 °C Bestimmung der Durchmesserder Primärkulturen bzw. der jeweils auf frische hormonhaltige Nährböden abge-impften insgesamt 3 weiteren Passage-Kulturen. Die jeweiligen Koloniedurch-messer wurden zum Mittelwert-Durchmesser von 3 stets mitlaufenden hormon-freien Kontrollkulturen (= 100fl/o) in Beziehung gesetzt (REISS). Dieser Quotientist ein vergleichbares Maß für geänderte Wachstumsverhältnisse der Pilzkultur(KREMPL-LAMPRECHT). Unsere Kontrollversuche haben gezeigt, daß Quotientenzwischen 85/100—110/100 in eine „natürliche" Streubreite fallen.

Zum Studium von Dosis-Wirkungsbeziehungen wurden auch Hormonkonzen-trationen von 10 bzw. 30mg% Desoxycorticosteron und 30, 80 und 16Omg°/oder anderen Hormone verwendet.

b) Untersuchungsergebnisse:

Wesentliche makromorphologische Veränderungen der Dermatophyten-kulturen konnten nicht festgestellt werden. Wohl aber haben einzelne Hor-mone deren Wachstum unterschiedlich stark gehemmt (Tabelle 1). Quotien-ten von 85/100—60/100 wurden als „schwache Hemmung", solche von60/100—40/100 als „starke Hemmung" und Quotienten unter 40/100 als„sehr starke Hemmung" aufgefaßt.

Man kann die untersuchten Hormone zwanglos in 3 Gruppen mit ver-schiedener Hemm Wirkung einteilen:

1. Corticoide

Dexamethason und Prednisolon entfalten keine fungistatische Wir-kung. Nur Trichophyton rubrum wird — erst im Lauf der Passagen —durch Dexamethason (offensichtlich vorübergehend) im Wachstum dochetwas gehemmt. Dosis-Wirkungsbeziehungen sind dabei — und auch beimVerhalten gegenüber den anderen Dermatophyten — recht unwahrschein-lich. Höhere Dosen von Dexamethason und Prednisolon stimulieren sogarunter Umständen das Wachstum von Trichophyton rubrum. Die neuere Sub-stanz Fluocortolon (Fluor-methyl-dehydrocorticosteron) hingegen besitzteine schwache fungistatische Wirkung auf alle 3 Pilze. Diese bleibt in den

*) Für die freundliche Überlassung der Hormonsubstanzen sind wir der FirmaSchering, Berlin, zu besonderem Dank verpflichtet.

Hormonwirkungen auf Dermatophyten 199

Hemmung fehltHemmungschwachHemmung starkHemmungsehr starkKein Wachstum

Hemmung fehltHemmungnimmt zuHemmungbleibt gleichHemmungnimmt abKein Wachstum

Engere Dosiswir-kungsbeziehungenwahrscheinlichunwahrscheinlich

Gegensinnige Wir-kung (Wachstums-förderung) höhererDosen

M = Mikrosporum gypseumT = Trichophyton rubrumE = Epidermophyton floccosum

Hormonkonzentrationen:Desoxycorticosteron = 20 mg'VoÜbrige Hormone = 40 mg'Vo

Passagen teils gleich groß (Epidermophyton floccosum), teils nimmt siezu (Trichophyton rubrum), teils nimmt sie aber wieder ab (Mikrosporumgypseum). Ein gleichsinniges Verhalten der Dermatophyten hinsichtlich der„Adaptation" an das Hormon besteht also nicht. Auffallend ist, daß auchFluocortolon in höheren Dosen auf Trichophyton rubrum wachstumsstimu-lierend wirkt.

2. Desoxycorticosteron

Dieses Hormon entfaltet einheitlich den stärksten fungistatischen Effekt.Mikrosporum gypseum ist allerdings etwas „unempfindlicher" als die bei-den anderen Dermatophyten. Die „minimale Hemmkonzentration" beträgtfür Trichophyton rubrum und Epidermophyton floccosum 20 mg°/o, fürMikrosporum gypseum hingegen 30 mg%. Mikrosporum gypseum „ge-wöhnt" sich anscheinend auch an das Hormon (abnehmende Hemmung beiden Passagen).

Tabelle 1: Übersicht über Hormonwirkungen auf Dermatophytenkulturen

3 Pa

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1

2C0 H. KRESBACH und H. HELIGE

Im übrigen ist Desoxycorticosteron das einzige Hormon unserer Reihe, dessen

fungistatische Wirkung einheitlich bei allen 3 Dermatophyten eine klare Dosis-

Wirkungsbeziehung erkennen ließ.

Der Befund JAHNKES, daß „unter dem Einfluß von Desoxycorticosteron prak-

tisch mikroskopisch kein Wachstum" (von Mikrosporum gypseum, Trichophyton

interdigitale, Trichophyton rubrum) erkennbar ist, wird durch unsere Unter-

suchungen weitgehend bestätigt.

3. Sexualhormone

Testosteron, Östradiol und Progesteron nehmen eine gewisse Mittel-stellung ein. Trichophyton rubrum wird durch sie stark bzw. sehr starkgehemmt, wobei in den Passagen diese Hemmung größenordnungsmäßiggleich bleibt. Mikrosporum gypseum und Epidermophyton floccosum hin-gegen erfahren eine nur schwache Wachstumshemmung, die allerdingsbei zunehmender Kontaktdauer (Passagen) für Mikrosporum gypse-um bei östradiol und für Epidermophyton floccosum bei östradiol undProgesteron deutlich zunimmt. Engere Beziehungen zwischen Stärke derFungistase und Hormonkonzentrationen in den Nährböden waren nur fürMikrosporum gypseum wahrscheinlich zu machen.

II. Mikroskopische Hormonwirkungen

1. Untersuchungen mit der Agarblock-Methode nach KADEN

a) Untersuchungstechnik: Die für die Kulturen verwendeten hormonhaltigenAgarblöcke (Konzentrationen wie im Hauptversuch) wurden jeweils mit Pilz-partikel der dreiwöchigen Primärkulturen bzw. der dreiwöchigen Passagen inüblicher Weise beimpft. Die Präparate zur mikroskopischen Untersuchung desLuftmycels wurden nach der Originalmethode gewonnen.

b) Untersuchungsergebnisse: Die morphologischen Elemente der unter-suchten Pilze waren hinsichtlich aufgetretener Veränderungen schwer zubeurteilen. Um Zufallsbefunde oder „normale Abweichungen" auszu-schließen, waren ständige Vergleichsuntersuchungen mit hormonfreien Agar-blöcken notwendig. Die Untersuchungen waren auch bei den 3 Derma-tophyten ganz unterschiedlich „ertragreich". Sie seien daher für die 3 Der-matophyten getrennt und — um weitreichende Schlußfolgerungen zu ver-meiden — nur stichwortartig dargestellt.

Mikrosporum gypseum

Primärkulturen: Unter Desoxycorticosteron viele „leere" Makrokoni-dien. Unter Testosteron, Östradiol und Progesteron Wellung und Tendenzzum schneckenförmigen Einrollen der Hyphen.

1. Passage: Die 3 Sexualhormone führen neben Wellung und Einrol-lung der Hyphen zu eigentümlichen buschartigen „verkrüppelten" Hyphen-formen (Abb. 1). Außerdem viele „leere" und deformierte Makrokonidien(wenig aussagekräftiger Befund).

Hormonwirkungen auf Dermatophyten 201

2. und 3. Passage: Unter Desoxycorticosteron zahlreiche „leere" Makro-konidien, „Stummelhyphen" („dornenartige Hyphenzweigstummel" nachJAHNKE — nach unseren Erfahrungen mit hormonfreien Kontrollkulturenallerdings ein offensichtlich wenig relevanter Befund!). Viele Rackethyphen,„Beulenhyphen", knotig-verknäuelte Hyphenpakete (Abb. 2). Die Sexual-hormone bewirken neben einem filigranen Hyphengeflecht „Stummelhyphen"und Rackethyphen.

Abb. 1 (oben): Mikrosporum gypseum mit Testosteron:Buschartige „verkrüppelte" Hyphen

Abb. 2 (unten): Mikrosporum gypseum mit Desoxycorticosteron:Knotig verknäuelte Hyphen

202 H. KRESBACH und H. HELIGE

Trichophyton rubrumPrimärkulturen: Unter Östradiol und Progesteron keine Mikrokonidien,

rarifiziertes Mycel, Vakuolisierung der Hyphen.1. Passage: Unter Progesteron keine Mikrokonidien, zerfallende Hy-

phen, „buschartige" Hyphen-Wuchsformen.

2. und 3. Passage: Unter Testosteron und Progesteron keine Mikrokoni-dien, gekräuselte Hyphenenden, bäumchenartige „Blasentang-Hyphen"(Abb. 3). (Auf diese „Blasentang-Hyphen" hat bereits JAHNKE aufmerksamgemacht.) Reichlich Chlamydosporen.

Abb. 3: Trichophyton rubrum mit Progesteron:Bäumchenartige „Blasentanghyphen"

Epidermophyton floccosumEs konnten keine wirklich verwertbaren mikromorphologischen Abwei-

chungen gefunden werden. Häufig sahen wir zahlenmäßig reduzierte, wenigoder nicht gekammerte und deformierte Makrokonidien.

2. Histologische Untersuchungen der Pilzkulturen (nach dem Verfahrenvon LEWIS und HOPPER)

a) Untersuchungstechnik: Aus der Peripherie der jeweiligen Kulturplattenwurde ein 1 cm2 großes bewachsenes Nährbodenstück vorsichtig herausgeschnittenund anschließend nach der Formalin-Paraffin-Technik mit nachfolgender HOTCH-Kiss-McMANus-Färbung in der Modifikation von KLIGMAN, PILLSBURY undMESCON bearbeitet.

Der von LEWIS und HOPPER im fertigen Schnitt beschriebene Aufbau aus3 Zonen („fringe" = „Oberschicht"; „core" = „Mittelschicht"; „Substrate" =»Unterschicht") konnte einwandfrei dargestellt werden. (Vergleiche diesbezüglichdie Abbildungen bei LEWIS und HOPPER und bei GÖTZ.)

Hormonwirkungen auf Dermatophyten 203

b) Untersuchungsergebnisse: Da es schwierig ist, die histologischen Prä-parate nach Abweichungen vom normalen Bild kritisch zu beurteilen, seienauch hier lediglich immer wiederkehrende und tatsächlich auffallende Ver-änderungen angeführt.

Beim Mikrosporum gypseum war der auffallendste Befund der, daßsich unter dem Einfluß aller wachstumshemmenden Hormone eine deut-liche Mittelschicht aus dichtgelagerten Hyphen formierte, während einesolche normalerweise ja nicht nachzuweisen ist (Abb. 4 und 5).

Abb. 4 (oben): Mikrosporum gypseum. Histologisches Bildder normalen Kultur

Abb. 5 (unten): Mikrosporum gypseum. Histologisches Bildder Kultur mit östradiol: Deutliche Mittelschicht

204 H. KRESBACH und H. HELIGE

Beim Trichophyton rubrum wieder wurde die normalerweise gut ab-gesetzte Mittelschicht besonders unter dem Einfluß von Testosteron undProgesteron erheblich aufgelockert; außerdem war — namentlich unterTestosteron •—• die Oberschicht frei von Mikrokonidien (Abb. 6 und 7).

Abb. 6 (oben): Trichophyton rubrum. Histologisches Bildder normalen Kultur

Abb. 7 (unten): Trichophyton rubrum. Histologisches Bildder Kultur mit Testosteron: Oberschicht frei von Makrokonidien,

Mittelschicht aufgelockert

Hormonwirkungen auf Dermatophyten 205

Beim Epidermophyton floccosum schließlich führten Testosteron undProgesteron zu einer sehr zellarmen, lockeren Mittelschicht (Abb. 8 und 9),

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Abb. 8 (oben): Epidermophyton floccosum. Histologisches Bildder normalen Kultur

Abb. 9 (unten): Epidermophyton floccosum. Histologisches Bildder Kultur mit Testosteron: Mittelschicht zellarm, aufgelockert

206 H. KRESBACH und H. HELIGE

die überdies — unter Progesteron — zahlreiche knotenförmige „Hyphen-knäuel" aufwies. Diese „Knäuelbildung" war auch in der Unterschichtfestzustellen. In der Oberschicht hingegen waren zahlreiche deformierte undnicht gekammerte, ungleichmäßig gefüllte Makrokonidien nachzuweisen.

Zusammenfassung

Desoxycorticosteron und die Sexualhormone besitzen eine sehr starkebzw. deutliche, offensichtlich von der molekularen Struktur der Hormoneabhängige anümycetische Wirkung, die allerdings zwischen Mikrosporumgypseum, Trichophyton rubrum und Epidermophyton floccosum gewisseUnterschiede erkennen läßt. Der fungistatische geht sehr oft auch mit ei-nem „genestatischen" Effekt (REISS) einher, ausgedrückt durch die Reduk-tion der Konidien. Diesbezügliche Befunde einiger Voruntersucher konntensomit — soweit sich die Versuche und deren Ergebnisse vergleichen lassen —im wesentlichen bestätigt werden.

Die zum ersten Mal untersuchten Corticoide haben — mit Ausnah-me des auch nur schwach hemmenden Fluocortolons — keinen wesentlichenanümycetischen Effekt.

Passage-Versuche haben gezeigt, daß die hormonbedingte Fungistasebei protrahiertem Kontakt zumeist gleich groß bleibt. Sie kann allerdingsauch' zunehmen oder (selten) abnehmen. Ein einheitliches Verhalten aller3 Dermatophyten war diesbezüglich nur gegenüber Testosteron festzustel-len.

Mikromorphologische Veränderungen der Dermatophyten unter wachs-tumshemmender Hormoneinwirkung sind offensichtlich inkonstant undnicht hormonspezifisch. Sie dürften Ausdruck ungünstiger Milieubedingun-gen sein.

Literatur

GÖTZ, H.: Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten, J. JADASSOHN, Ergän-zungswerk, Band IV, Teil III. Berlin-Göttingen-Heidelberg: Springer 1962.

JAHNKE, G.: Mykosen 2, 7—23 (1959).KADEN, R.: Zschr. Haut-Geschl.-Krkh. 16, 170—173 (1954).KLIGMAN, A. M., PILLSBURY, D. M. and MESCON, H.: J. Amer. med. Ass. 146,

1563 (1951).KREMPL-LAMPRECHT, L.: Mykosen 9, 11—22 (1966).LEWIS, G. M., and HOPPER, M. E.: Arch. Derm. (Chic.) 72, 362—370 (1955).REISS, F.: Arch. Derm. (Chic.) 59, 405—413 (1949).

Prof. Dr. HANS KRESBACH und

Frau Dr. H. HELIGE,. ,.;, Dermatologische Univ.-Klinik

. . . Graz, Österreich,• •:, Auenbruggerplatz 8

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 207

Ein einfaches Verfahren zum Erkennenvon Dermatophyten

W. LOEFFLER, Basel

Mit 8 Abbildungen

I. Allgemeines

Dermatophyten kommen in der Natur fast immer gemischt mit ande-ren Mikroorganismen vor. Die Haut von Menschen und Tieren und derenAnhangsgebilde werden zwar bevorzugt, doch bei weitem nicht ausschlie-lich von Dermatophyten besiedelt und sind außerdem stets oberflächlichkontaminiert. Aus einem Habitat darf nicht ohne weiteres auf die Identitätseiner Bewohner geschlossen werden. Ein besonders großer Anteil andererPilze und Bakterien ist in Bodenproben, Fäkalien, Pflanzenresten, Tier-kadavern und vielen sonstigen natürlichen Substraten zu erwarten, dochauch' Proben klinisch verdächtigen Materials (Hautschuppen, Haare, Nagel-geschabsel usw.) enthalten selten den vermuteten Erreger allein. Derma-tophyten sind also zur Identifizierung von anderen Mikroorganismen zutrennen und zu unterscheiden. Diese Aufgabe fällt in der Regel dem myko-logischen Laboratorium zu.

Bei Proben von Patienten mit Verdacht auf eine Dermatophytose sollmeist durch den Nachweis des Erregers im Nativpräparat und durch dieReinkultur eine vom Kliniker bereits gestellte, vorläufige Diagnose be-stätigt oder — bei negativem Resultat — ausgeschlossen werden. Nach dembisher üblichen Verfahren wird dabei Sicherheit nur erreicht, wenn sichdie Erreger-Kultur einer bestimmten Art (Species) zuordnen läßt. DieseMethode erfordert spezielle Kenntnisse und große Erfahrung des Beur-teilenden mit den Dermatophyten und den Pilzen überhaupt. Selbst wenndie Voraussetzungen in idealer Weise erfüllt sind, kann in manchen FällenUnsicherheit bei der Klassifizierung von Isolationen zurückbleiben, beson-ders dann, wenn der zu betrachtende Pilzstamm als Reinkultur keinerleiFruktifikationsorgane und keine anderen charakteristischen morphologi-schen Merkmale ausbildet; das kommt bei Dermatophyten nicht selten vorund muß für Trichophyton schoenleinü, Microsporum ferrugineum, vieleStämme von Microsporum audouinii, manche Herkünfte von Trichophytonmentagrophytes und für pleomorphe Stämme aller Species als Regel ange-sehen werden. Unter den Reinkulturen von Pilzen, die nicht zu den Der-matophyten gehören, finden sich noch mehr sogenannte sterile Myzelien.

In Material, das nicht von Patienten stammt, ist die Anwesenheit vonDermatophyten weniger wahrscheinlich, und die Zahl anderer Pilze über-wiegt um ein Vielfaches. Manche von ihnen (Dactylaria-, Arthrohotrys-,Trichotbecium-, Dactylium-, Tritirachium- oder Calcarisporium-Arteri)

208 W. LOEFFLER

täuschen unter Umständen wegen morphologischer Ähnlichkeiten Derma-tophyten vor. Auch bei hellen, sterilen Myzelien ist die Zugehörigkeit zudieser Gruppe nicht auszuschließen. Dermatophyten aus dem Erdboden,von Pflanzenresten, von anderem, stark kontaminiertem Material den-noch isolieren und identifizieren zu wollen, würde einen großen Auf-wand mit geringer Aussicht auf Erfolg bedeuten, wenn nicht das Cyclo-heximid in die betreffenden Methoden bereits Eingang gefunden hätte.Dieses Antibiotikum hemmt die Entwicklung vieler Pilze, nicht aber dasWachstum anderer, darunter der Dermatophyten (GEORG 1953). Die Haar-ködermethode in der Modifikation von VANBREUSEGHEM (1952) dient eben-falls zur Anreicherung von Dermatophyten, erfaßt diese aber nicht voll-ständig und ist nicht genügend spezifisch, eignet sich zur Identifikation alsonicht.

Das im folgenden zu beschreibende Verfahren zum Erkennen von Der-matophyten als Angehörige ihrer Gruppe beruht auf der partiell-selektivenWirkung des Cycloheximids, kombiniert mit der durch Griseofulvin her-vorgerufenen Hemmung mancher Pilze einschließlich der Dermatophyten.Es setzt Reinkulturen voraus, bietet aber eine Reihe anderer Vorteile.

Es ist möglich, bei morphologisch nicht oder kaum charakterisierbarenFormen zwischen Dermatophyten und anderen Pilzen zu unterscheiden. DieMethode dürfte auch zur Bestätigung bereits vorgenommener Bestimmungennützlich sein und sich im übrigen als um so willkommener erweisen, je we-niger Erfahrung mit Pilzen im Laboratorium vorhanden ist. Schließlichläßt sie sich zur Vorauswahl und zunächst ohne Beteiligung von Spezia-listen selbst dort einsetzen, wo ein erfahrener Experte zum Schluß die Art-bestimmung der Dermatophyten vornimmt.

II. Material und Methoden1. Pilzstämme

Dermatophyten und andere aus klinischem Material stammende Pilze wurdenmir von Herrn Professor Dr. E. FISCHER, Leiter des mykologischen Laboratoriumsder Dermatologischen Universitätsklinik in Zürich (Direktor: Professor Dr.H. STORCK), mit Unterstützung durch Fräulein P. RINDERKNECHT zur Verfügunggestellt, andere Stämme erhielt ich von Herrn Dr. CHESTER W. EMMONS, Head,Medical Mycology Section, National Institute of Allergy and Infectious Diseases,The National Institutes of Health, Bethesda, Md., USA; ein Teil konnte ausSammlungen erworben werden. Herr Priv.-Doz. Dr. E. MÜLLER, Konservator derbotanischen Sammlungen der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich,überließ mir eine größere Anzahl von Pilzkulturen.

Viele Reinkulturen stammen aus dem Erdboden und sind nach Aussaat vonProben aus mehreren Kontinenten auf Agarnährböden, denen Antibiotika zurUnterdrückung von Bakterien einschl. Actinomycetales zugesetzt worden waren,isoliert worden. Der größere Teil der Stämme wurde nach morphologischenGesichtspunkten bestimmt, teils bis zur Gattungs-, teils bis zur Artzugehörig-keit. Andere Reinkulturen wurden als anonyme Stämme in den zu beschreibendenVersuchen geprüft.

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 209

2. NährbödenGeeignet sind alle allgemein üblichen Agarnährböden für Pilze, besonders

wenn sie eine komplexe organische Komponente wie Hefeextrakt, Pepton oderMalzextrakt enthalten. Am einfachsten ist Malzagar herzustellen (2 %> Malz-extrakt, 2 °/o Agar-Agar, destilliertes Wasser); Zusatz von 0,4 °/o Hefeextrakt(DIFCO Bacto yeast extract) ändert die Testresultate nicht, bewirkt aber beimanchen Dermatophyten und anderen Pilzen ein etwas besseres Wachstum.Sabouraud-Glucose- und -Maltose-Agar, Yeast-extract-malt-extract agar (SHIR-LING and GOTTLIEB 1964), Mycophil-Agar (Baltimore Biological Laboratories,Baltimore, Md., USA = B.B.L.) und andere, ähnliche Medien lassen sich ohneungünstigen Einfluß auf die Ergebnisse für Stammhaltung, Kontrollpassagen undTests gegeneinander austauschen. Die Wasserstoffionen-Konzentration dieser Nähr-böden liegt zwischen pH 6,5 und 4,5. Sterilisiert wird im Autoklav (20 Minutenbei 120 °C).

Die zum Isolieren benutzten Agarmedien unterscheiden sich von den fürPassagen und Tests verwendeten Nährböden nur durch Zusätze antibakteriellwirkender Antibiotika. Oxytetracyclin (= Terramycin Pfizer, 100 y/ml), Peni-cillin G-Na (50 I. E./ml) oder Streptomycin (100 y/ml) werden zu den sterili-sierten, auf 45 °C abgekühlten Medien als sterile Lösungen gegeben. Nährböden,die Cycloheximid enthalten, werden nur für gezielte Isolation von Dermato-phyten oder Gymnoascaceae und ähnlich reagierende Pilze sowie für Kontroll-passagen eingesetzt, und zwar stets parallel zu Kulturmedien sonst gleicherZusammensetzung, aber ohne Cycloheximid (beispielsweise Mycosel-Agar B.B.L.neben Mycophil-Agar der gleichen Firma).

3. Antibiotika für die TestsDie Pilzstämme werden auf ihre Empfindlichkeit gegen zwei Antibiotika ge-

prüft:

a) Cycloheximid (Handelsname Acti-dione Upjohn Comp., Kalamazoo, Mich.,USA), Cl5H23NO3, ist /?-[2-(3,5-Dimethyl-2-ketocyclohexyl)-2-hydroxy-aethyl-glutarimid (KORNFELD, JONES and PARKE 1949); es enthält nach EISEN-BRAUN, OSIECKI und DJERASSI (1958) (+)-cis-2,4-Dimethylcyclohexanon (III).Über seine Hemmwirkung auf Schimmelpilze berichten LEACH, FORD undWHIFFEN (1947), WHIFFEN (1948), GEORG (1953), GEORG, AJELLO und PAPA-

GEORGE (1954), KUEHN und ORR (1962) und andere. Nach GEORG sind Derma-tophyten, nach KUEHN und ORR Gymnoascaceae unempfindlich gegen diesesAntibiotikum, welches jedoch auch von einigen anderen Pilzen, daruntermanchen Penicillium-Arten, toleriert wird. Cycloheximid ist in Methylalkohollöslich. 1 Voige Stammlösungen lassen sich bis zu den benötigten Endkonzen-trationen (1000, 316, 100 und 32 y/ml) mit sterilem, entmineralisiertem Wasserverdünnen. 6 mm breite Filterpapier-Streifen oder Filterpapier-Rondellen von6 mm Durchmesser werden mit Lösungen des Antibiotikums getränkt, an-schließend auf sterilem Filterpapier (gleicher Qualität wie Streifen und Ron-dellen) getrocknet und danach für Tests benutzt.

b) Griseojulvin, Summenformel Cl7H17O|,Cl, stand als Reinsubstanz (I.C.I.) undin Form von Tabletten (Likuden, Farbwerke Höchst AG) zur Verfügung. DasAntibiotikum ist bereits 1939 durch OXFORD, RAISTRICK und SIMONART und

210 W. LOEFFLER

1946 nochmal als „curling factor" von BRIAN, CURTIS und HEMMING beschrie-ben worden. Die Identität stellten GROVE und MCGOWAN (1947) fest. DieKonstitution des Griseofulvins ist durch die Totalsynthese (BROSSI und Mitarb.1960) bewiesen. Biologisch wirksam ist nicht nur die aus verschiedenen, ver-wandten Penicillium-Arten erhaltene (+)-Form, sondern auch künstlich her-gestelltes Griseofulvin und sein optischer Antipode; das stereoisomere epi-Griseofulvin hat jedoch keine vergleichbare Aktivität (FREY und Mitarb. 1962).Reines (+)-Griseofulvin löst sich in Methylalkohol, von der höchsten Konzen-trationsstufe (3,16 mg/ml) können durch Verdünnen mit sterilem entminera-lisiertem Wasser die benötigten, schwächer konzentrierten Lösungen erhaltenwerden. Das weitere Vorgehen entspricht dem für Cycloheximid beschriebenen.

4. AgardiffusionstestsHemmungen durch antifungisch wirkende Antibiotika sind mit verschiedenen

Versuchsanordnungen nachweisbar. Agardiffusionstests lassen sich einfach aus-führen und auswerten und liefern doch relativ genaue Resultate. Die Voraus-setzungen dafür sind von Seiten der Antibiotika erfüllt: Griseofulvin und Cyclo-heximid diffundieren im Agargel; beide wirken fungistatisch (in hohen Kon-zentrationen fungizid), so daß bei geeigneter Anordnung meßbare Hemmzonenentstehen. Die Deformation der Pilzhyphen (curling) durch Griseofulvin isterkennbar und kann im Bedarfsfalle als zusätzliches, qualitatives Kriterium bei-gezogen werden. Die Ausführung der Tests richtet sich nach der Fragestellungund nach den Eigenschaften der zu beurteilenden Pilzstämme.

a) Test auf homogener Keimschicht. Geeignet sind Pilze, die gut sporulieren(reichlich Konidien, Ascosporen oder andere, sich vom Myzel und voneinandertrennende Keime bilden). Die Keime aus einer Agarkultur (Schrägschicht imReagenzglas) werden mit 4 bis 8 ml sterilem Wasser, vorteilhaft unter Zusatzeines Netzmittels (Na-Laurylsulfat 1:10 000 oder Tween 80, gleiche Kon-zentration) abgeschwemmt (= Keimsuspension). In sterile Petrischalen (etwa90 mm Durchmesser) werden Grundschichten mit sterilem Agarnährboden(Abschn. 2; 17,5 ml pro Schale) gegossen. Um die etwa 3 mm dicke Schichtmit einem etwa 1 mm dicken Keimlager zu bedecken, wird steriler verflüssigterNährboden gleicher Zusammensetzung wie für die Grundschichten auf 45 °Cabgekühlt, mit vorbereiteter Suspension beimpft (je nach Keimdichte 1 bis 8 mlauf 50 ml Medium), gut gemischt und auf jeder Grundschicht eine 5-ml-Portiondavon verteilt. Die Testplatten sollen am gleichen Tage benutzt werden;ausnahmsweise (abhängig von der Pilzspecies) sind sie kurze Zeit im Kühl-schrank (+4 bis 6 °C) haltbar.

Beim Test auf homogener Keimschicht lassen sich pro Platte mehrere Anti-biotika oder mehrere Konzentrationsstufen (bei Hemmhöfen unter 20 mmDurchmesser bis zu zehn) prüfen, allerdings nur gegen einen einzigen Test-organismus. Die Testsubstanzen werden in Form steriler, antibiotikahaltigerRondellen (Vorbereitung 3a, b) aufgelegt. Die Inkubation erfolgt bei Raum-temperatur oder bei konstanter Temperatur zwischen +23 und +27 °C. DieResultate sind je nach Teststamm nach zwei bis sechs Tagen ablesbar (Abb. 1, 4).

b) Strichtest. Geeignet sind an sich nur Stämme mit den für den Test auf homo-gener Keimschicht geforderten Bedingungen. Die Ausführung ist jedoch so

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 211

Abbildungen 1 bis 3: Drei Varianten des Agardiffusionstests

Abbildung 1: Test auf ho-mogener Keimschicht. KKeimschicht; G Grund-schicht; H Hemmzonen;punktiert (an der Schnitt-fläche gestrichelt): der

wachsende Testpilz

Abbildung 2: StrichtestA Filterpapierstreifen, mitLösung eines Antibiotikumsgetränkt; P wachsende Ko-lonien der (vier) Testpilze;

H Hemmzonen

Abbildung 3: Test an derRiesenkolonie, gestrichelt(Zentrum): Ausmaß derKolonie beim Auflegen derantibiotikahaltigen Filter-

papier-Rondellen (R);H Hemmzonen

einfach, daß unbesehen jeder zu beurteilende Stamm nach dieser Methodeprobiert werden sollte, denn bei Nichteignung kann später immer noch derTest an der Riesenkolonie (s. u. 4c) ausgeführt werden. Der Strichtest erlaubtdie Prüfung mehrerer Pilzstämme gegen ein Antibiotikum oder zwei Anti-biotika pro Testplatte.

Die zu benutzende Petrischale enthält eine Dreimillimeterschicht einessterilen Agarnährbodens (identisch mit der Grundschicht für den Test aufhomogener Keimschicht, 4a). Dichte Keimsuspensionen (4a) verschiedener,etwa gleichschnell wachsender Pilze werden mit Hilfe einer sterilen Kapillarein geraden, gleichmäßigen, parallelen Strichen auf den Agar geimpft (beieiniger Übung läßt sich der Impfstrich, von einer trockenen Kultur ausgehend,auch mit der Öse ausführen). Nach dem Antrocknen legt man, senkrecht zuden Impfstrichen, vorbereitete, sterile, antibiotikahaltige Streifen (3a, b),einen oder zwei pro Platte, auf. Die Bebrütung erfolgt, wie die der Testplatten

212 W. LoEFFLER

Abbildungen 4 und 5: Hemmung von Dermatophyten durch Griseofulvin imAgardiffusionstest

Aufnahmen: N. I. H. — Nat. Gr.

Abbildung 4: Test auf homogener Keimschicht. Testorganismus:Trichophyton violaceum. Hemmung durch Griseofulvin, linkeHemmzone: 1 mg/ml, rechte Hemmzone: 316 y/ml. Keine Hem-mung durch Griseofulvin 100 y/ml sowie durch Cycloheximid

(höchste Konzentration 3,16 mg/ml)

mit homogener Keimschicht, bei Temperaturen bis 27 °C. Die Ergebnissewerden nach der notwendigen Inkubationszeit, welche von der Wachstums-geschwindigkeit der Testorganismen abhängt, meist nach drei bis zehn Tagen,ermittelt (Abb. 2, 5).

c) Test an der Riesenkolonie. Mehrere Petrischalen mit Agarnährboden (4b)werden im Zentrum mit wenig Myzel je eines Pilzstammes, der sich für denStrichtest (4b) nicht eignet, sorgfältig beimpft und bebrütet (Raumtemperaturoder 23 bis 27 °C). Später müssen die Platten, auf denen sich je eine scheiben-förmige Kolonie mit möglichst gleichmäßigem, kreisförmigem Umfange ent-wickelt, zur Weiterverwendung ausgelesen, die übrigen eliminiert werden.Sobald der Durchmesser einer solchen Pilzkolonie 30 bis 50 Millimeter er-reicht hat, werden sterile, antibiotikahaltige Filterpapier-Rondellen (3a, b) imAbstande von 5 Millimetern vor die Myzelfront gelegt. Die Auswertung

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 213

Abbildung 5: Strichtest, links: Cycloheximid 3,16 mg/ml, rechts:Griseofulvin 100 y/ml. Testorganismen: oben: Trichophytonmentagrophytes, Mitte: Keratinophyton indicum, unten: Kera-

tinomyces ajelloi. Anordnung sonst wie Abbildung 4

kann meist nach einigen weiteren Tagen (Bebrütung der Platten wie vorher)erfolgen (Abb. 3). Der Test beansprucht oft zwei bis drei Wochen, es kannnur ein Stamm pro Petrischale geprüft werden, nicht alle beimpften Platteneignen sich für den Versuch, und die Hemmzonen sind nicht so gut ablesbarwie beim Strichtest oder beim Test auf homogener Keimschicht. Der Test ander Riesenkolonie wird deshalb nur benutzt, wenn der Strichtest wegen un-regelmäßigen Pilzwachstums nicht anwendbar ist.

5. Auswertung der ResultateBei allen hier angewandten Varianten des Agardiffusions-Tests ist die Hem-

mung durch Griseofulvin und Cycloheximid beeinflußbarer Pilze zahlenmäßigerfaßbar. Die Hemmzonen werden einschließlich Filterpapier-Rondelle oder-Streifen in Millimetern gemessen (Abb. 1—3).

a) Vergleich der Varianten des Agardiffusions-Tests. Die Tests für das in Tab. 1ausgeführte Beispiel erfolgten mit dem gleichen Stamm von Trichophytonmentagrophytes mit nach Möglichkeit identischem Ausgangsmaterial und Zu-behör auf Malzextrakt-Hefeextrakt-Agar.

Von den drei Ausführungsformen ist der Strichtest am empfindlichsten.Mit seiner Hilfe lassen sich Hemmwirkungen noch bei dreifach niedrigerer

214 W . LOEFFLER

Tabelle 1 : Hemmung von Trichophyton mentagrophytes (Stamm DZast) durchGriseofulvin im Agardiffusionstest in Abhängigkeit von der Versuchsanordnung

Ausführungsform

des Tests

Hemmung1) durch G r i s e o f u l v i nbei einer Konzentration der Testlösung

316y/ml 100 y/ml 32 r/ml

Homogene Keimschicht

Riesenkolonie

Strichtest2)

2825242819201846

1820191717171835

0

14000

1318

') Zahlenangaben = Hemmhofdurchmesser in Millimetern; 0 = keine meßbareHemmung, — = kein Resultat. Deformationen der Hyphen (curling) sind oftnoch bei der Konzentration von 10y/mI und immer bei 32 7/ml und höherenKonzentrationen mikroskopisch nachweisbar, auch wenn ein eigentlicherHemmhof nicht gemessen werden kann.

2) Mittelwerte aus Tabelle 2 (Malzextrakt — Hefeextrakt — Agar).

Konzentration feststellen als mit den Tests auf homogener Keimschicht oderan der Riesenkolonie.

b) Reproduzierbarkeit unter verschiedenen Bedingungen. Die in Tabelle 2wiedergegebenen Resultate wurden zu verschiedenen Zeiten, an verschie-denen Orten und mit verschiedenen Testnährböden, jedoch immer mit demgleichen Pilzstamme und der gleichen Variante des Agardiffusionstests, demStrichtest, ermittelt.

In Tabelle 2 sind die Hemmhofdurchmesser, wie in Tabelle 1, in Milli-metern angegeben. Die statistische Auswertung wurde nach LINDER (1964) vor-genommen. Für weitere Überlegungen ist es zweckmäßig, zu erfahren, ob sich diegewählten Antibiotika-Konzentrationsunterschiede mit dem Test erfassen lassen(Tabelle 3).

Es bestehen also 99 bis 99,9 %> Sicherheit dafür, daß sich der Verdünnungs-faktor 3,16 in kleineren, unterscheidbaren Hemmhofdurchmessern zu erkennengibt. Um 99 °/o Wahrscheinlichkeit zu erreichen, sind 4 bis 6 Einzelresultate inder Regel ausreichend (einer von 6 Werten ist nicht gesichert).

Aus Tabelle 2 ist weiterhin ersichtlich, daß die Empfindlichkeit von Tricho-phyton gegen Griseofulvin bei der Konzentration von 100 7/ml in der Test-lösung unbedingt festzustellen ist; dagegen zeigt eine sehr große Zahl anderer, alsGriseofulvin-unempfindlich zu bezeichnender Organismen auch bei Konzen-trationen von 3,16 mg/ml (und untersuchte Stichproben selbst bei Benutzungfester Substanz im Test) keine meßbare Veränderung.

Ebenso unempfindlich wie die meisten Pilze (außer Dermatophyten undeinigen weiteren) gegen Griseofulvin sind unter anderen die Dermatophytengegen Cycloheximid: auch sehr hohe Konzentrationen hemmen nicht.

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 215

Tabelle 2: Hemmung von T r i c h o p h y t o n m e n t a g r o p h y t e sdurch Griseofulvin im Agardiffusions-Strichtest in Abhängigkeit von den

Milieubedingungen

Testmedium(und Ort der Ausführung des Tests)

H e m m u n g durch Griseofulvinbei Konzentrationen der Testlösung

316 y/ml 100 y/ml 32 y/ml

Malzagar (Zürich)

(Bethesda)

(Tübingen)

Malzextrakt-Hefeextrakt-Agar(Bethesda)

(Tübingen)

Sabouraud-Glucose-Agar(Zürich)(Tübingen)

do., Modifikation (Bethesda)nach EMMONS (EMMONS,BINFORD and UTZ 1963)

Durchschnitt (x) aller Werte

Standardabweichung (s)Streuung (s2)

38354242

5036

4145

5246

35394140

3841

41,3

4,924,2

x =

40,5

K =

46,0

x =

39,0

34334040

3530

3534

3336

28283335

3233

33,7

3,411,6

x =

39,3

x =34,5

x =

31,5

22121818

1024

1616

1822

0171618

2322

17,0

5,935,4

x =16,2

x =18,0

x =16,0

Tabelle 3: Statistische Prüfung der Hypothese, die Hemmhofdurchmesserfür die um den Faktor 3,16 verschiedenen Antibiotika-Konzentrationen seien

unterscheidbar1)

Testmedium

Häufigkeitender

Einzelwerte(N)

Wahrscheinlichkeit für Nicht-Unterscheidbarkeit der vergliche-

nen Durchschnitte (Tabelle 2)

316 gegen 100 gegenlOOy/ml 32y/ml

MalzagarMalzextrakt-Hefeextrakt-AgarSabouraud-Agar(einschl. Modif.)Gesamtheit

6

4

616

> 0,05

<0,01

< 0,001< 0,01

< 0,001

< 0,001

< 0,001< 0,001

t-Test nach LINDER (1. c) . Berechnung für P = 0,05, 0,01 und 0,001.Da die Hypothese positiv formuliert ist, geben die P-Werte an, mit welchenWahrscheinlichkeiten Übereinstimmungen der Durchschnitte und nur zufalls-bedingte Abweichungen angenommen werden müssen. Kleine Zahlen bedeutenalso hohe Wahrscheinlichkeit f ü r die Hypothese (entsprechend dem Titelder Tabelle).

216 W. LOEFFLER

Die oberen Grenzen der in den Tests anwendbaren Konzentrationen sinddurch die Löslichkeiten gegeben. Da vom Cycloheximid mindestens 10 mg/mllöslich sind (Griseofulvin: ca. 1 mg/ml, von guten Präparationen 3,16 mg/ml),die sicher feststellbaren hemmenden Konzentrationen aber unter 100 yjml liegen,steht ein durch den Faktor 100 bis 1000 charakterisierter Sicherheitsbereich fürdie Versuche zur Verfügung. Unter den durch das Verhalten der Pilze im Testgegebenen Voraussetzungen dürfen die Begriffe „empfindlich" und „unempfind-lich" in qualitativem Sinne verwandt werden.

Um einen Vergleichsmaßstab mitzuliefern, sind trotzdem in den meistenTabellen die Hemmhofdurchmesser in Millimetern angegeben. Die Tests für dieeinzelnen Pilze und Antibiotika-Konzentrationen wurden zum größten Teildreifach ausgeführt. Die Häufigkeiten reichen nicht immer für eine signifikanteUnterscheidbarkeit der Wirkungen benachbarter Konzentrationsstufen aus, dochwird die Auswertung stets im oben erläuterten, qualitativen Sinne vorgenommen.

III. Tests und Resultate

Die Darstellung der Versuchsergebnisse erfolgt für die Dermatophytenund die mit ihren asexuellen und perfekten Stadien und Formen verwand-ten Taxa in einer dem Pilzsystem entsprechenden Anordnung:

Erläuterungen zu den Tabellen 4 und 5

1. Resultate aus Tests an der Riesenkolonie oder auf homogener Keimschicht.Die Pilze reagieren unter diesen Bedingungen so, als wäre die Antibiotika-Konzentration auf ungefähr ein Drittel vermindert. Bei einer Bestimmungmit dem Strichtest würden die etwa gleichen Zahlen jeweils eine Spalte weiterrechts stehen (nur Tabelle 4).

2. Mehrere Resultate (Zeilen) unter dem gleichen Artnamen gelten für verschie-dene Stämme der Species.

3. Beurteilung qualitativ: + + + stark; + + mittelmäßig; + schwach, aberdeutlich; 0 negativ; — kein Resultat (kein Versuch ausgeführt).

4. Angaben als Hemmzonen-Durchmesser (mm), in der Regel als Durchschnittaus drei Empfindlichkeits-Bestimmungen; — = kein Resultat; 0 = keine meß-bare Hemmung; enthält die Testlösung Griseofulvin, dann zeigen Pilze, diedurch höhere Konzentrationen dieses Antibiotikums gehemmt werden, auchbeim Resultat „0" noch gekräuselte Hyphen (curling effect). Konzentrations-angaben beziehen sich auf die Lösungen, mit denen die Streifen für die Testsgetränkt wurden.

5. Konzentration 316 y/ml.

6. (nur Tabelle 5, Paracoccidioides brasiliensis): Die reversible Wachstumshem-mung auf Mycosel-Agar ist n i c h t auf Cycloheximid, sondern auf Chlor-amphenicol zurückzuführen; mit Diffusionstests ist diese geringfügige Wir-kung schwer zu erfassen, kann aber auch für andere, an sich antibakteriellwirkende Antibiotika wie Furadantin demonstriert werden.

1. Trichophyteae

2. Chrysosporieae

3. Gymnoascaceae

4. Eurotiaceae

Tribus der Moniliaceae

(Fungi imperfecti = Deuteromycetes)

Familien der Eurotiales (Ascomycetes)

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 217

Der Rest der geprüften Stämme ist als Sammlung von Stichprobenaufzufassen und sollte Rückschlüsse auf das Verhalten der übrigen Pilze (5)erlauben; er wird in vier sich aus den Testresultaten ergebende Gruppenaufgeteilt.

1. Trichophyteae

Diese Tribus enthält die klassischen Dermatophyten, deren Empfind-lichkeit für Griseofulvin in vitro und in vivo aus zahlreichen Publikationenbekannt ist (vgl. z. B. GÖTZ 1962). Auf die Unempfindlichkeit gegenCycloheximid weisen GEORG (1953) und viele andere hin.

Tabelle 4: Empfindlichkeit von Trichophyteae gegen Griseofulvinund Cycloheximid im Agardiffusions-Strichtest1) 2)

Microsporumfelineumferrugineumgypseum

Trichophytonconcentricummegninii

mentagro-phytes

rubrum

tonsurans

verrucosumviolaceum

yaounfieiterrestre

Keratinomycesajelloi

+ + +

+ + ++ + +

+ + ++ + ++ + ++ + +

+ ++ + ++ + +

++ + +

+ ++ +

+ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + +

+ ++ ++ +

+ + ++ + +

+ + +

+ + ++ + ++ + ++ + +

+ + ++ + ++ + ++ + +

712

532

1045

3

+ + 2+ + ++ + +

+ ++ + +

+ ++ +

+ + ++ + ++ + ++ + +

+ + ++ + ++ + +

+ ++ ++ +

+ + +

+ + +

452245

137557

5577

1122

2

4225')405028

281)191)21

42242822i)48323624

22»)3225')282022301912')

(+ + +Y)00

0

36 —211) 01)30 1640 25

161) 101)161) 01)17 10

40 1825 2224 16181) 10')26 2627 2434 -— —

(++)1) -— —201) 101)— —— —— —20 12•yj

o1) -(+ + +)1) -

0 00 0

0 0

0

o1)000

o1)o1)0

0000')0000

o1)0

o1)00000

o1)o1)00

0

75

s42

1045

334532453336555777

112

2

2

Name desPilzes

W a

Myco-phil-Agar

c h s t u

Myco-sel-

Agar

m3)

Ink.-zeit

(Tage)

H e m m u n g 4 )

G r i s e o f u l v i n

316y/ml lOOy/ml 32y/ml

durch

Cyclo-hexi-mid5) In

kuba

tion

s-ze

it de

sT

ests

(T

age)

218 W. LOEFFLER

Die Tests sollen zeigen, ob sich die Glieder der Tribus in beiderlei Hin-sicht einheitlich verhalten (Tabelle 4).

Nach Tabelle 4 bestätigt sich die Unempfindlichkeit aller geprüftenStämme der Gattungsgruppe in bezug auf Cycloheximid. Gegen Griseoful-vin ist die Mehrheit aller Arten der Gattungen Microsporum, Epidermo-phyton und Trichophyton stark empfindlich. Geringere, mit der Methodejedoch sicher erfaßbare Sensibilität zeigen Trichophyton rubrum, T. megni-nii und T. violaceum. Trichophyton terrestre und Keratinomyces ajelloierweisen sich als in vitro griseofulvin-unempfindliche Arten. Beides sindBodenpilze, die nur ausnahmsweise in Zusammenhang mit Dermatophyto-sen diskutiert worden sind. Zu beiden Species gehören Hauptfruchtformender Gattung Arthroderma, und es drängt sich auf, die taxonomische Inter-pretation der Konidienstadien zu überprüfen (was nicht im Rahmen dieserStudie geschieht). Sofern für die übrigen Pilze der Tribus sexuelle Sta-dien bekannt geworden sind (nur für Microsporum-Arten), werden sie alsGlieder der Gattung Nannizzia aufgefaßt. Damit würden die beiden „Aus-nahmen" im Test eventuell eine Erklärung finden.

2. Chrysosporieae

Den unter dieser Tribus zusammengefaßten imperfekten Pilzen werdenaus praktischen Gründen die beiden untersuchten Arten der Gattung Histo-plasma zugefügt. Das Verhalten der zahlreichen Vertreter der erweitertenGattungsgruppe geht aus der Tabelle 5 hervor.

Die Chrysosporieae teilen mit den Trichophyteae die Unempfindlich-keit gegen Cycloheximid. Im Verhalten gegenüber dem Griseofulvin lassensich zwei Typen unterscheiden, von denen der eine, griseofulvin-sensible, denTrichophyteae in dieser Hinsicht entspricht, der andere aber eine Parallelezu den Gymnoascaceae darstellt.

Empfindlichkeit gegen Griseofulvin neben Unempfindlichkeit fürCycloheximid (Kurzformel: G + Co) ist charakteristisch für die Dermato-phyten und wird als „Dermatophyten-Empfindlichkeitstyp" bezeichnet.Das andere Verhalten (Go Co) ist am einheitlichsten bei den Gymnoasca-ceae wiederzufinden. Die Unbeeinflußbarkeit durch beide Test-Antibiotikasoll deshalb durch das Wort „Gymnoascaceae-Typ" gekennzeichnet werden;hierzu gehören auch die beiden „Ausnahmen" bei den Trichophyteae,Keratinomyces und Trichophyton terrestre.

Eine Reihe von Stämmen der Gattung Chrysosporium konnte nicht mitbekannten Arten identifiziert werden. Sofern die Kulturen mikroskopischidentisch oder einander sehr ähnlich sind (in Tabelle 5 bezeichnet als„spec.I", „spec. II" usw.), zeigen sie auch Übereinstimmung im Verhaltengegen die beiden Testantibiotika.

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 219

Tabelle 5: Empfindlichkeit v o n Chrysosporieae (einschl. H i s t o p l a s m a ) gegendie Ant ibiot ika Griseofulvin und Cyc lohex imid im Agardiffusions-Strichtest2)

Name des Pilzes

W a c h s t u m 3 )

Mycophil-Agar

37 o c I 27 oC

Mycosel-Agar27 °C

Inku-bat.-zeit

(Tage)

H e m m u n g 4 )durch

Griseofulvindurch

»jnseorurvin Cyclo-316y/ml

100y/ml

hexi-mid5)

Inku-bat.-zeitdes

Tests(Tage)

Chrysosporiumindicum

asperatum

spec. I

I(?)II

III

IV

IV(?)

Zymonema(Blastomyces)dermatitidis

Paracoccidioidesbrasiliensis

Histoplasmacapsulatum

duboisii

3. GymnoascaceaeNach den für die asexuellen Stadien mancher Gattungen dieser Familie

und ihnen ähnliche imperfekte Pilze erhaltenen Resultaten (Tabellen 4 u. 5)sowie nach Mitteilungen von KUEHN und ORR (1962) ist zu erwarten, daßdie Gymnoascaceae Cycloheximid tolerieren. Unter ihnen anzutreffendeDermatophyten müßten griseofulvin-sensibel sein.

Nach den Ergebnissen (Tabelle 6) erfüllt sich die Voraussage nur füreinen Teil der Gattung: ihre typischen Vertreter sind gegen beide Test-Antibiotika unempfindlich (Kurzformel: Go Co). Andere Befunde über-raschen :

(+)(+)(+)(+)(+)+ +

+ +0

+ + ++ + ++ + +

00000

4- + +

—————

+ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + +

+ ++ +

+ + ++ ++ +

+ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ +

+ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + +

+ ++ +

+ + ++ ++ +

061+ + •

++++ + ++ + ++ +

237

224337664233653

10101010111020

55710

4330

>50

283024282830222015302850000

00000

0

0000

412850

222418

1811232447000

00000

0

0000

000

000

00000000000

00000

0

00

oo

326

2263311466433664

81081011

10

66710

220 W . LOEFFLER

Tabelle 6: Empfindlichkeit vonheximid

Name des Pilzes2)

ByssochlamysniveaFulvaShanorellaspirotricha

Pseudoarachniotusroseushyalinosporusspec.ArachniotusreticulatusAmauroascusspec.Pseudogymnoascusvinaceus

Gymnoascusreesiiumbrinus

zuffianusspec.

Myxotrichumuncinatum

Gymnoascaceae gegen Griseofulvin undim Agardiffusions-Strichtest

W a c h s t u m 3

Mycophil-Agar

+ + ++ + +

(+)+ -f-

+ + +

+ ++ + ++ + +

+ + +

+ + ++ + +

+ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + +

+ + +

Mycosel-Agar

00

000

+ + +

+ + ++ + +

+ + +

+ + ++ + +

+ + +

+ + ++ + ++ + ++ + +

+ + +1

Ink.-zeit

(Tage)

32

333

372

2

2

1610

5222222

33

Hemmung4)durch 1 mg/ml

Gri-seo-

fulvin

00

000

000

0

0

00

0000000

00

Cyclo-hexi-mid

7050

224260

000

0

0

00

0000000

00

Cyclo-

Inku-bat.-zeitf.d.Test

(Tage)

32

333

472

2

2

1613

5322223

33

2)> 3)> ")= vgl. Erläuterungen zu Tabellen 4 und 5 S. 216.

1. Ausnahmen von der Norm treten in den Gattungen Byssochlamys undSbanorella auf. Das zuerst genannte Genus wird nicht von allen Auto-ren als Glied der Gymnoascaceae aufgefaßt. APINIS (1964) schließt es(wegen der Konidienbildung an Phialiden, einem Merkmal der Neben-fruchtform) aus der Familie aus. Shanorella ordnet sich jedoch nachihrer Morphologie eindeutig bei den Gymnoascaceae ein; das Resultatder Empfindlichkeitsprüfung stellt somit eine zur Zeit nicht erklär-bare Ausnahme dar.

2. Von den Hauptfruchtformen der klassischen Dermatophyten istdie Gattung Nannizzia (vgl. Tabelle 4 unter „Microsporum") griseo-fulvin-empfindlich.

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 221

3. Arthroderma-Anen reagieren im Test wie andere Gymnoascaceae(Go Co, vgl. Tabelle 4: Keratinomyces ajelloi und Trichophyton terrest-re). Die zahlreichen Arten der Imperfekten-Gattung Trichophyton dür-fen nicht, nur weil einige Nebenfruchtformen von Arthroderma dengleichen Namen führen, in ihrer Gesamtheit als Konidienstadien diesesGenus der Gymnoascaceae interpretiert werden, so als ob lediglich nochder Nachweis der sexuellen Fruktifikation zu erbringen wäre.

4. EurotiaceaeDie Eurotiaceae treten in Beziehung zum Dermatophyten-Problem

durch den ontogenetischen Zusammenhang zwischen Keratinophyton terreumRANDHAWA U. SANDHU (1964) bzw. Anixiopsis und ihren Trichophyton

ähnelnden Nebenfruchtformen.

Tabelle 7: Empfindlichkeit von Eurotiaceae gegen Griseofulvin und Cycloheximidim Agardiffusions-Strichtest

Name des Pilzes2)

W a c h s t u m 3 )

Mycophil-Agar

Mycosel-Agar

Ink.-zeit

(Tage)

H e m m u n g 4 )

durchGriseofulvin

lmg/ml

316y/ml

durchCyclo-hexi-mid5)

Inku-bat.-zeitf.d.Test

(Tage)

Anixiopsisstercorariaspec. (G+)

(Go)

Aphanoascus(cinnabarinus?)Pseudeurotiummultisporumovalis

2^ 3> ̂ 5) vgi_ Erläuterungen zu Tabellen 4 und 5 (S. 216).

Der in Tabelle 7 an erster Stelle figurierende Stamm von Anixiopsisstercoraria wurde aus Läsionen einer Katze isoliert; die Empfindlichkeits-prüfung weist ihn dem Dermatophyten-Typ (G + Co) zu. Drei Anixiopsis-Stämme aus Bodenproben zeigen gleiche Sensibilität, obwohl sie von A.ster-coraria artverschieden sind. In den Zusammenhang ordnen sich zwei wei-tere Ergebnisse ein: In zwei der drei als Chrysosporium indicum (Tabelle 5)verzeichneten Reinkulturen entwickelte sich das perfekte Stadium, Keratino-phyton terreum, die Stämme hätten also ebensogut in Tabelle 7 aufgenom-men werden können. Rein asexuelle Formen, die morphologisch dem Koni-

+ + ++ + ++ + ++ + ++ + +++++++

+ + ++++

+ + ++ + ++ + ++ + ++ + +++++++

+ +

234337

7

79

35

36—

00

0

00

1725203000

0

00

000000

0

00

644635

3

56

222 W. LoEFFLER

dienstadium von Anixiopsis stercoraria ähneln (Chrysosporium spec. III,Tabelle 5) und bei Cycloheximid-Toleranz griseofulvinempfindlich sind(G + Co), bilden mit einem Teil der Eurotiaceae einen auch systematischgeschlossenen Komplex.

Eine zweite Gruppe der Eurotiaceae entspricht in seiner Griseofulvin-und Cycloheximid-Unempfindlichkeit (Go Co) dem Gymnoascaceae-Typ.Hierzu ist auch eine Anzahl der mit dem Namen der Konidienformen be-zeichneten Penicillium- und Aspergillus-Stimme zu zählen (vgl. Tab. 8).

Tabelle 8: Gegen Griseofulvin und Cycloheximid unempfindlicheMikroorganismen1)

Pilze: ;:"Tritirachium spec.*Absidia spinosa LENDNER unbestimmte Moniliaceae (3+ *2)Aspergillus gracilis BAINIER Hefen:

Beauveria spec. (vgl. Tabellen 9 und 10) Candida albicans (ROBIN) BERKHOUT (4)»Calcarisporium arbusculum PREUSS Candida krusei (CASTELL.) BERKHOUT(1 Stamm von 3 geprüften, vgl. Tab. 9) S a c d l a r o m y c e s c e r e v i s i a e HANSENCephalosponum (div. spec, 3; vgl.Tab 10) Bakterien einschl. Actinomycetales:!:Cladosporium mansonü CAST. Bacillus cereus var. mycoides (FLÜGGE)

Curvularia spec. S M I T H , ,...,, . r Bacillus subtihs COHN"Geotnchum spec.•.„• • Tj Staphylococcus aureus ROSENB.Microascus trigonosporus EMM. V 'et DODGE Streptococcus faecalis ANDREWESMicroascus spec. (vgl. Tab. 11) e t H o R D E R (3)*Nematospora coryli PEGLION unbest.mmte Bakt. aus Boden (6)Penicillium helicum RAPER et FENNEIX Streptomyces antibiot1Cus WAKSM. et H.(Hauptfruchtf. Talaromyces) Streptomyces gnseus (KR.) W. et H.Penicillium (div. spec, 3+ *2, vgl. Streptomyces glaucescens (GAUSE)Tabellen 9, 10 und 11) HÜTT.Scopulariopsis brevicaulis BAINIER Streptomyces lavendulae WAKSM. et H.(1 Stamm von 4 geprüften, vergl. Streptomyces violaceoruber WAKSM.Tabelle 9) et C.Tiladilidium spec. Streptomyces (div. spec, 4)') Agardiffusions-Strichtest; Prüfung bis 1 mg/ml Griseofulvin bzw. 3,16 mg/ml

Cycloheximid; * vor Namen bzw. Zahlen: nur bis 1 mg/ml. (In Klammern):Zahl der geprüften Stämme.

Ein anderer, anscheinend größerer Teil der Stämme dieser Gattungenwird durch Cycloheximid gehemmt; in keinem Falle tritt Empfindlichkeitgegen Griseofulvin auf (vgl. Tab. 9).

Bei den Eurotiaceae werden somit drei Sensibilitäts-Typen angetroffen:1. der Dermatophyten-Typ (G+ Co) bei Anixiopsis und Keratinophy-

ton2. der Gymnoascaceae-Typ (Go Co) und3. der Schimmelpilz-Empfindlichkeits-Typ (Go C + ).

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 223

Davon stellt nur die erste Gruppe etwas Geschlossenes dar. Hier sindneben dem qualitativen Aspekt (Empfindlichkeitstyp) auch die quantita-tiven Verhältnisse charakteristisch: Wie bei den klassischen Dermatophyten(Trichophyteae ausschl. Keratinomyces und Tricbophyton terrestre), wirdCycloheximid in hohen Dosen vertragen, während Griseofulvin selbst insehr geringen Konzentrationen das Wachstum hemmt.

5. Andere PilzeAuf eine Unterteilung in systematische Einheiten wird verzichtet, denn

ein besserer Überblick scheint gewährt zu sein, wenn die Anordnung derTestresultate nach der Antibiotika-Empfindlichkeit des Untersuchungsma-terials geschieht. Die hier auszuwertenden mehr als 200 Stichproben wurdenvorwiegend aus klinischem Material (Kontaminanten und pathogene Nicht-Dermatophyten) sowie aus Erdboden-Isolationen ausgewählt.

Die Durchführung des Tests läßt sich oft noch stärker vereinfachen,denn eine einzige, zur Formel G + Co nicht passende Reaktion schließt dieZugehörigkeit zu dem hier vor allem interessierenden Dermatophyten-Typbereits aus. Für Stämme, deren Griseofulvin-Unempfindlichkeit (Tabelle 10)oder deren Cycloheximid-Sensibilität (Tabelle 11) eindeutig nachgewie-sen war, konnten die Untersuchungen abgebrochen werden. Bei zweifelhaf-ten Resultaten, und bisweilen um die Parallelität der Befunde zu demon-strieren, wurde die Prüfung jedoch vollständig durchgeführt (Tabellen 8 u. 9).

a) Der Dermatophyten-Typ (G+ Co) konnte bei keinem der geprüftenPilze mehr gefunden werden. Er kommt, beurteilt nach Tests mit ins-gesamt 300 bis 400 Stämmen, ausschließlich bei den hier als Derma-tophyten bezeichneten Organismen vor, nämlich bei Nannizzia (Gymno-ascaceae), bei Anixiopsis p. p. und Keratinophyton (Eurotiaceae), beiMkrosporum, Epidermophyton und Trkhopbyton p.p. (Trichophyteae,Moniliaceae) sowie bei Chrysosporium p.p. und Geomyces (Chrysospo-rieae, gleiche Familie der Deuteromycetes).

b) Der Gymnoascaceae-Typ (Go Co) erweckt den Eindruck, als ob kei-nerlei Reaktion auf die beiden Test-Antibiotika vorhanden wäre. FürBakterien einschließlich Streptomycetes könnte diese Auslegung zutref-fen; das Verhalten der Pilze ist möglicherweise anders aufzufassen.Schon bei den Gymnoascaceae selbst (Tabelle 6) zeigt zwar der Haupt-teil die doppelte Unempfindlichkeit, daneben besteht dort bei einzelnenGenera bereits Sensibilität sowohl für Griseofulvin als auch für Cyclo-heximid. Das Gros der Familie bildet zusammen mit einem Teil derChrysosporieae, vor allem mit den Gattungen der Erreger tiefer My-kosen, einen Schwerpunkt, der sich durch die Kurzformel Go Co vonvielen anderen Pilzen abhebt. Um ihn herum gruppieren sich die inTabelle 8 zusammengestellten Stämme, doch scheint es, als ob auch mitden Gymnoascaceae nicht unmittelbar verwandte Pilze beide Antibioti-

224 W. LoEFFLER

Tabelle 9: Empfindlichkeit griseofulvin-toleranter Pilze1) gegen Cycloheximidim Agardiffusions-Strichtest

Name des Pilzes

W a c h s t u m 3 )

Myco-phil-Agar

Myco-sel-

Agar

Ink.-zeit

(Tage)

H e m m u n g 4 )durch Cycloheximid

3,16(mg/ml)

1,0 0,316

Ink.-zeit d.Test-

platten(Tage)

Alternaria tenuis NEESAspergillus fumigatus Fres.

Asteromella spec.Beauveria spec.Botryodiplodia spec.

Calcarisporium arbusculumPREUSS

Cephalosporium spec.

Coniothyrium spec.Cytospora spec.Gonatobotrys spec.Mucor miehei COONEY

et EMERS. (37 °C)

Penicillium avellaneumP. chrysogenum THOMPenicillium spec.Pichia farinosaRhizopus nigricans EHR.Scopulariopsis brevicaulis

BAINIER

Scopulariopsis spec.

unbestimmter Basidiom.(Test an Riesenkol.)

unbest. Moniliaceae

*) Griseofulvin geprüft bis Konzentration 1 mg/ml.2), 3), 4) Erläuterungen nach Tabelle 4.

ka tolerieren. Ein Teil der in Tabelle 10 genannten Reinkulturen (Go)wird ebenfalls die Eigenschaft der Cycloheximid-Unempfindlichkeit auf-weisen und müßte dann Tabelle 8 erweitern. Go Co-Typen sind alsomöglicherweise über alle Pilzklassen verteilt, was nicht weiter unter-sucht wurde, weil keine Interferenz mit dem Erkennungstest für Der-matophyten zu befürchten ist.

+ ++ + +

+ + ++ +

+ + ++ + ++ + ++ + ++ + ++ + +++

+ + ++ + +

+ + +++ +

++++

—+ +

++ +++ +

+ + +—

++ +++ ++++++ +

++0—0

+ +0+

+ ++ + ++ +

+ + ++ ++ +

+ + +—

000—

+ ++ + +++

+ +—

+ + +++ ++ +

91—710864631441010—

2452

346

6—

21386

18

—201528153819191716183050

—19———

2422501822—

21182536

181420131522102915171010102838

355015018—231750141714

19111829

1212109——0180100881529

4090—4017830100—

1410—25

211233575332238

1146112352210

3436

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 225

c) Der normale oder Scbimmelpilz-Empfindlichkeitstyp (GoC + ) ist beiPilzen am häufigsten anzutreffen. Eine Überschneidung mit der For-mel für Dermatophyten ist ausgeschlossen, und eventuelle Übergänge zumGymnoascaceae- bzw. Botrytis-'Vyp (Abschnitt d) bedeuten ebenfallskeine Unsicherheiten. Eine Auswahl vollständiger Ergebnisse der Sen-sibilitäts-Tests bietet Tabelle 9; Tabellen 10 und 11 geben die Resultateder Prüfungen nur je einer Antibiotika-Komponente wieder.

Tabelle 10: Griseofulvin-unempfindliche Pilze(Empfindlichkeits-Bestimmung im Agardiffusions-Strichtest

mit 1 mg/ml Griseofulvin)

Amblysporium botrytis FRES.(2 Stämme)

Aspergillus clvavatus DESM.A. fumigatus FRES. (4 Stämme)A. niger VAN TIEGH. (5)Beauveria bassiana (BALS.) VUILL.Beauveria spec.Botryosphaeria quercuum (SCHW.)

SACC.

Cephalosporium (div. spec, 3)Chaetomium globosum KZE. ex FR.Chaetomium (div. spec, 3)Cladosporium spec. (2)Coniothyrium (div. spec, 2)Dactylium spec.Emericellopsis terricola

VAN BEYMA (2)

Fusarium (div. spec, 7)Fusicoccum spec.Gliocladium (div. spec, 10)Gloeosporium spec.Herpotrichia juniperi (2)Haplosporella spec.Humicola (div. spec, 6)Keissleriella aesculi (2)Leptosphaerulina oryzae MYKAB,

Massarina spec.Melanospora spec.Mortierella isabellina (OUD.) ZYCHAMortierella alpina PEYROUDMortierella (div. spec, 2 Stämme)Mucor fragilis BAINIERMucor spec. (2)Mycogone (div. spec., 2)Oidiodendron (div. spec, 3)Paecilomyces varioti BAINIER

(Hauptfruchtform: BYSSOCHLAMYS)Penicillium brefeldianum DODGE (2)P. ehrlichii KLEBAHNP. javanicum VAN BEYMAP. nigricans BAINIER (2)Penicillium (div. spec.) (18)Phoma (div. spec.) (4)Pleospora specRhodotorula spec. (2)Sepedonium (div. spec, 3)unbestimmte Moniliaceae (div., 11)

Anhang:Bakterien: Salmonella spec,Pseudomonas spec, unbestimmte (7)

d) Der Botrytis-Empfindlichkeits-Typ (G+ C+) liefert die seit langembekannten, für Tiere und Menschen apathogenen Testpilze für das An-tibiotikum Griseofulvin. Die Empfindlichkeit für Cycloheximid, nebenhoher Griseofulvin-Sensibilität, wird von einer kleinen Gruppe nichtver-wandter Pilze mit Botrytis allii und B. cinerea geteilt (vgl. Tab. 12).Einige weitere, unter den Namen der Hauptfruchtformen (Sclerotinia)aus Sammlungen erhaltene Stämme reagierten in der Empfindlichkeits-Prüfung gleich wie Botrytis; die Resultate wurden in die Tabelle nichtaufgenommen.

226 W. LOEFFLER

Tabelle 11: Pilze mit deutlicher Hemmung durch Cycloheximid(Kein oder stark reduziertes Wachstum auf Mycosel-Agar,Kontrolle: Mycophil-Agar mit 50 y/ml Chloramphenicol)

Botryosphaeria quercuum (SCHW.)SACC.

Chaetomium (div. spec, 4 Stämme)Cladosporium (div. spec, 6)Endothia parasitica (MURR.) ANDERS.Epicoccum nigrum LINK (4)Fusarium (div. spec, 8)Gelasinospora calospora (MOUT.)

MOR. et MOR.

Gelasinospora spec.Microascus spec (2)Mortierella (div. spec, 4)Mycosphaerella tassiana (DE NOT.) J.

Mycosphaerella spec.Myrothecium roridum TODE ex FR.M. verrucaria (ALB. et SCHW. ex FR.)

DITMAR ex FR. (2)

Paecilomyces varioti BAIN. (2)Papularia sphaerosperma v. HÖHN. (2)Penicillium avellaneum G. SM. (2)Penicillium (div. spec, 31)Phoma (div. spec, 9)Tritirachium spec.Tubercularia spec.Ustilago spec.unbestimmte Moniliaceae (div., 21)

Tabelle 12: Gegen Griseofulvin und Cycloheximid empfindlicht

Namedes Pilzes2)

Botrytis

allii

cinerea

Ceratocystis

paradoxa

Neocosmo-spora

vasinfecta

W a

Myco-phil-Agar

+ + ++ + ++ + ++ + ++ + +

+ + +

+ +

(Prüfung im

c h s t u m 8)

Myco- Ink.-sel-

Agar

+ ++ + +

-f--f+ ++ +

+ +

+ +

zeit(Tage)

6

5554

10

10

Agarverdünnungs-Strichtest)

H e m mu ng4)Griseofulvin

1000y/ml

13

23162517

40

8

316y/ml

11

1912

14

32

8

100y/ml

11

11

20

0

durch

: Pilze

Cycloheximid

1000y/ml

40

50293625

30

24

316y/ml

40

40111611

18

20

100y/ml

270

100

12

Ink.-zeitr jI. Q.

Test(Tage)

4

3333

3

12

V ) , ") Erläuterungen s. S. 216.

IV. Diskussion

Die Testresultate werden als chemotaxonomische Charakteristika in-terpretiert; dabei geben sich Dermatophyten durch große Empfindlichkeitfür Griseofulvin neben hoher Cycloheximid-Toleranz zu erkennen. Fürdie einzelnen Antibiotika und ihren Einfluß auf das Wachstum von Pilzenliegt genügend publiziertes Vergleichsmaterial vor. Beiträge zur Umschrei-bung des Wirkungsspektrums von Griseofulvin in vitro lieferten BRIAN

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 227

(1949), RIETH (1964) und andere; sie werden ergänzt durch Mitteilungen inder medizinischen Literatur, die sowohl in-vitro- als auch in-vivo-Resultateenthalten. Es zeigen sich keine wesentlichen Unterschiede in den Ergebnis-sen. Die Trichophyteae sind, ebenso wie Botrytis-Arten, als sensibel be-kannt. BRIAN bezieht Stämme aus den Gattungen Alternaria, Penicillium,Hormodendron und Fusarium noch in das Wirkungsspektrum des Griseo-fulvins ein, was nach den hier vorliegenden Untersuchungen wenigstensfür Penicillium und Fusarium nicht berechtigt erscheint.

THURNER (1962) konnte Trichophyteae griseofulvin-unempfindlich züchten.Laboratoriumsresistente Stämme wurden in den eigenen Versuchen nicht geprüft.

Die Erfahrungen der Dermatologen besagen, daß von Patienten nochnie ein natürlich oder therapiebedingt resistenter Stamm isoliert wurde,hingegen ist über die geringere Empfindlichkeit von Trichophyton rub-rum sowie von Trichophyton violaceum in vitro und in vivo schon mehr-fach berichtet worden (zusammengefaßt z.B. von GÖTZ 1965); die Resulta-te der Tabelle 4 weisen Übereinstimmungen mit diesen Angaben aus. Esscheint außerdem, als ob Trichophyton megninü ebenfalls weniger sensibelals der Hauptteil der Dermatophyten sei.

Über Chrysosporium liegen in der Literatur anscheinend keine umfang-reicheren Untersuchungen vor; lediglich Chrysosporium indicum (RANDHAWA etSANDHU) GARG wird als als griseofulvin-empfindlich bezeichnet (SANDHU undRANDHAWA 1964).

Cycloheximid wird ausschließlich in Laboratorien und dort zum Isolieren vonGymnoascaceae (KUEHN and ORR 1962), Dermatophyten (GEORG 1953 u. a.) undanderen pathogenen Pilzen benutzt; kritiklose Anwendung des Antibiotikumskann jedoch zu falschen Rückschlüssen führen (z. B. MCDONOUGH et al. 1960).Die Verallgemeinerungen verschiedener Autoren über das Wirkungsspektrum(GEORG 1953, KUEHN and ORR 1962 u. a.) sind durch die eigenen Versuche nurteilweise bestätigt, Abweichungen betreffen vor allem die Gymnoascaceae.

Die Hauptfrage, ob der einfache Test mit zwei Antibiotika sich zumErkennen von Dermatophyten eigne, d.h. eine brauchbare chemotaxonomi-sche Methode darstelle, ist im großen und ganzen positiv zu beantworten.

Die Hauptfruchtformen von Keratinomyces und von Trichophytonterrestre wären nach ihrer Amibiotika-Unempfindlichkeit gewöhnlicheGymnoascaceae, keine Dermatophyten. Trotz ihrer geringen Bedeutung alsErreger kann diese Kennzeichnung nicht befriedigen. In der hier vertretenenAuffassung markiert die Gattung Arthroderma einen Grenzbereich derDermatophyten. Ähnlich merkwürdig verhalten sich die Anixiopsis- undChrysosporium-Anen im Test. Ihre Differenzierung in Go Co-Typen undDermatophyten (G+ Co) bestätigt jedoch die Ergebnisse der Untersuchun-gen zur Systematik. Vor allem ist die Übereinstimmung griseofulvin-emp-findlicher Vertreter der Gattungen Anixiopsis, Keratinophyton und Chryso-

228 W. LOEFFLER

Abbildung 6: Konidienstadium vonAnixiopsis stercoraria

(Vergr. lOOOfach)

sporium mit den klassischen Dermatophyten augenfällig (vgl. Abb. 6, Neben-fruchtform von Anixiopsis stercoraria).

Die Schlußfolgerungen über die Umschreibung der Dermatophyten (vgl.Abb. 7) weichen von bisher geäußerten Meinungen zum Teil wesentlich ab,werden jedoch durch morphologisch-systematische Tatsachen begründet (die-se sind im Augenblick für die Chrysosporieae nur noch nicht so allgemeinbekannt wie die Verhältnisse bei den Trichophyteae) und außerdem durchdie Ergebnisse der Antibiotika-Empfindlichkeitsprüfungen unterstützt. Diebeiden Gesichtspunkte sind voneinander sachlich und methodisch unabhän-gig-

Die Aufteilung der Vertreter der niederen Eurotiales in Gymnoasca-ceae und Eurotiaceae kann im Bereiche bestimmter Gattungsgruppen denSystematiker nicht mehr befriedigen. Sie erweist sich zwar als praktisch,nicht als natürlich, und wird hauptsächlich aus dem erwähnten Grunde vor-erst beibehalten. Die Willkür der Grenzziehung kommt nicht nur gelegent-lich der Diskussion des Dermatophyten-Problems, sondern ebenso innerhalbder — wohl eine taxonomisch-phylogenetische Einheit markierenden —Imperfekten-Gattung Penicillium zum Ausdruck (Abb. 8).

Schließlich wird durch die Testresultate die Gruppierung innerhalb derGymnoascaceae in Frage gestellt.

In der Familie lassen sich vier Gruppen von Pilzen erkennen:

a) Der Gymnoascaceae-Typ der Antibiotika-Empfindlichkeit (Go Co)kennzeichnet den Hauptteil, der auch nach morphologischen Gesichts-punkten eine Einheit bildet (Gymnoascus, Myxotrichum, Pseudogymno-ascus u.a.).

b) Die Gattung Nannizzia (G+ Co) identifiziert sich als Dermatophyt.

c) Byssochlamys (Go C+) , dem normalen Empfindlichkeitstyp zuzuweisen,nähert sich den Eurotiaceae, wozu die Ähnlichkeit mit Penicilliumeine morphologische Ergänzung liefert. Phylogenetisch wäre dem-

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 229

Ascomy cetes

Eurotiales

Eurotiaceae

Eurotium

Thielavia

usw.

Anixiopsis

Deuteromycetes

Moniliales

Moniliaceae

Aspergillus

Penicillium

Cephalosporium usw.

Chrysosporieae

Geomyces

Chrysosporium

Keratinophyton

Gymnoascaceae

Nannizzia

Arthroderma

Pseudoarachniotus

Arachniotus

Gymnoascus

usw.

Trichophyteae

Microsporum

Epidermo-pnyton

Trichophyton

Keratinomyces

Sepedonieae

Histoplasma

Sepedonium

Abbildung 7: Schematische Einordnung der Dermatophyten (imKreise gedacht) in die Systeme der Ascomycetes und der Deutero-

mycetes

nach die Gattung als Talaromyces-Yorm nach Verlust ihrer Peridie

aufzufassen.d) Die Cycloheximid-Sensibilität von Shanorella spirotricha (Monotypus

der Gattung) hat keine morphologische Parallele. Der Empfindlichkeits-typ (GoC + ) stimmt jedoch für alle drei geprüften, in Details unter-scheidbaren Stämme überein.

230 W. LOEFFLER

Abbildung 8: Beziehungen zwischen Gymnoascaceae und Eurotiaceae(schematisch)

Auf die Stellung der von CARMICHAEL (1962) in die Gattung Chrysospo-rium einbezogenen oder in die Nähe gestellten Genera einiger Erreger tieferMykosen ergeben sich ebenfalls Hinweise. Zymonema (Blastomyces), Para-coccidioides und Histoplasma verhalten sich im Antibiotika-Test gegenGriseofulvin und Cycloheximid einheitlich nach dem Gymnoascaceae-Typ(Go Co) (Emmonsia wurde nicht geprüft). Dieser Empfindlichkeits-Typkommt auch bei einigen Eurotiaceae vor. Eingehendere Untersuchungen diesesVerwandtschaftskreises könnten vielleicht bisher unbekannte systematischeZusammenhänge aufdecken. (Nach der Abfassung dieses Manuskriptes wurdeeine neue Gattung, Ajellomyces [Gymnoascaceae], als Hauptfruchtform vonZymonema dermatitidis beschrieben [MCDONOUGH and LEWIS 1968].)

Es wird angenommen, das hier vorgeschlagene taxonomische Konzeptwerde sowohl den Systematikern als auch den Medizinern gerecht.

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 231

Die folgende Gliederung der Aleurosporen-bildenden Moniliaceae ergibtsich aus den eben diskutierten Resultaten:

TrichophyteaeMicrosporumTrichophytonEpidermophyton

? Keratinomyces

ChrysosporieaeChrysosporiumGeomycesEmmonsiaZymonemaParacoccidioides

Sepedonieae(hier nicht näher ausgeführt)SepedoniumHistoplasma

Dermato-phyten

(G+ Co)

+++o+o—oo

oo

andere

oGo Co (eine Art, T. terrestre)

oGo Co

Go Co (etwa 50 °/o der Stämme)Go Co

GoCoGoCo

GoCo, GoC +GoCo

Die natürlichen Beziehungen zwischen Trichophyteae und Chryso-sporieae (Moniliaceae, Deuteromycetes) auf der einen Seite und Nanniz-zia, Arthroderma (Gymnoascaceae) sowie Keratinophyton und Anixiopsis(Eurotiaceae) auf der anderen Seite, aber auch der Umfang des Begriffes„Dermatophyten" ergeben sich aus Abbildung 7. Nomenklatorische Konse-quenzen resultieren lediglich für einen sehr kleinen Bereich der Fungi imper-fecti (Deuteromycetes).

Chrysosporieae trib. nov.Typusgattung: Chrysosporium Corda 1833 in Sturm: Deutschl. Flora

III (Pilze), Band 3, Heft 13, p. 85.Die Chrysosporieae sind Moniliaceae mit meist einzelligen Aleurosporen.Die Aleurosporen sind hyalin bis braun gefärbt, relativ (verglichen mit

Sepedonieae) klein, dünnwandig, und sie zeigen sehr oft eine rauhe bisstachelige Oberfläche.

Den Chrysosporieae gegenüber sind die Trichophyteae durch die nebenden einzelligen Aleurosporen (Mikrokonidien) in typischen Fällen vorhan-denen Makrokonidien (mehrzellige Aleurosporen, Spindeln, fuseaux) aus-gezeichnet, und bei den Sepedonieae sind die charakteristischen Konidien(Aleurosporen) größer, meist rund oder rundlich, haben dicke Wände, undnicht selten kommen neben diesen (Makro-) Konidien auch Mikrokonidienvor.

232 W. LOEFFLER.

Innerhalb der Tribus Chrysosporieae wird der Gattungsname GeomycesTRAAEN (1914) wiederbenutzt. Die Typusart, Geomyces pannorum (LINK)LOEFFLER et EMMONS (1969; vgl. LOEFFLER 1969) ist weit verbreitet und ruftunter anderem die sogenannte Tinea albigena hervor. Mit dieser Specieswurde gelegentlich' Chrysosporium indicum (Syn. Trichophyton indicumRANDHAWA et SANDHU non Trichophyton indicum [CAST.] NANNIZZI 1934:Tratt. Micopat. Umana 4, 186 quod est Trichophyton concentricum BLAN-

CHARD) verwechselt. Geomyces zeigt bei Griseofulvin-Einfluß höchstens dencurling-Effekt, Trichophyton indicum wird stark gehemmt.

V. Zusammenfassung

Eine neue, einfache Methode zur Identifizierung der Dermatophytenmit Hilfe von Reinkulturen und den beiden Antibiotika Griseofulvin undCycloheximid erweist sich als brauchbar und läßt sich auch für einige an-dere Verwandtschaftbereiche der Pilze chemotaxonomisch auswerten.

Dermatophyten sind potentielle oder nachgewiesene Erreger von In-fektionskrankheiten der Haut, Haare und Nägel des Menschen sowie ent-sprechender Organe von Tieren; sie gehören systematisch zu den GattungenNannizzia (Gymnoascaceae), Keratinophyton und Anixiopsis (Eurotia-ceae), Microsporum, Epidermophyton und Trichophyton (Trichophyteae)sowie Chrysosporium (Chrysosporieae): sie sind griseofulvin-empfindlichund werden im Wachstum durch Cycloheximid nicht gehemmt.

Die in die Untersuchungen einbezogenen und einige der benachbar-ten Pilztaxa werden systematisch umschrieben. Ein neues Taxon, die Tri-bus Chrysosporieae, war notwendig für die Gattung Chrysosporium und de-ren engere Verwandte {Geomyces, Zymonema, Paracoccidioides und evtl.Emmonsia): das Genus Geomyces TRAAEN 1914 wird für eine Art, Geomycespannorum wiederbenutzt.

Auf Grund ihrer Empfindlichkeit gegen die beiden Antibiotika unter-scheiden sich vier Gruppen von Pilzen:

1. der Dermatophyten-Typ (empfindlich gegen Griseofulvin, unempfind-lich gegen Cycloheximid, G + Co),

2. der Gymnoascaceae-Typ (unempfindlich gegen Griseofulvin und Cy-cloheximid, Go Co),

3. der Schimmelpilz-Typ (unempfindlich gegen Griseofulvin, empfindlichgegen Cycloheximid, Go C+) ,

4. der Botrytis-Typ (empfindlich gegen Griseofulvin und Cycloheximid,G+C + ).

Ein einfaches Verfahren zum Erkennen von Dermatophyten 233

Zum Dermatophyten-Typ (1) gehören: die Tribus Trichophyteae außerKeratinomyces und Trichopbyton terrestre, ein Teil der Tribus Chryso-sporieae, die Gattungen Nannizzia (Gymnoascaceae), Keratinophyton undeinzelne Stämme von Anixiopsis (Eurotiaceae).

Dem Gymnoascaceae-Typ (2) entsprechen: der Hauptteil der FamilieGymnoascaceae (jedoch nicht die Genera Byssochlamys, Shanorella undNannizzia); mehrere Stämme der Eurotiaceae; viele Vertreter der Chry-sosporieae, vor allem die wichtigsten Erreger tiefer, generalisierender My-kosen; Keratinomyces und Trichophyton terrestre (Trichophyteae) so-wie einzelne, über verschiedene Pilzklassen verteilte Stämme oder niedereTaxa einschließlich der meisten Hefen. Bakterien sind ebenfalls unempfind-lich gegen beide Antibiotika.

Der normale Empfindlichkeits-Typ (3) kennzeichnet die Mehrzahl derSchimmelpilze und viele andere Fungi.

Der Botrytis-Typ (4) erscheint als Ausnahme und wird nur durch we-nige systematische Gruppen oder einzelne Stämme vertreten.

Die Forderung, als Dermatophytose (Tinea) nur die durch ihre Erreger,nämlich durch Dermatophyten, definierten Krankheiten zu bezeichnen, er-scheint realisierbar, da sich für jede Reinkultur die Frage, ob es sich dabeium einen solchen Pilz handle oder nicht, leicht beantworten läßt.

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Priv.-Doz. Dr. W. LOEFFLER

CH-4000 BaselGellertstr. l l a

Zur Tedinik des mikrobiologischen Antimykotikum-Nachweises 235

Farbwerke Hoechst A.G., vorm. Meister Lucius & Briining,Frankfurt/Main-Hoechst

Zur Technik des mikrobiologischenAntimykotikum-Nachweises

Walter DITTMAR, Frankfurt/M.-Hoedist

Mit 5 Abbildungen

Summary

When carrying out microbiological tests of antifungal compounds indiluted body fluids containing protein, false conclusions may be arrived atin regard to the quantity of the compound that is not protein-bound.

Therefore, methods should be available to carry out bio-assays on verysmall samples.

The author proposed a micromethod to demonstrate different levels ofGriseofulvin in the blood. In particular, he pipetted the blood sample to beinvestigated onto a piece of filter paper and covered it with a dialyzingmembrane. On the upper side of the membrane he performed a mycelial testusing Trichophyton mentagrophytes as a test organism.

Mikrobiologische Nachweisversuche sind relativ unproblematisch,wenn beliebig große und einheitliche Mengen an Versuchsmaterial zurVerfügung stehen und wenn bekannt ist, welcher Art die nachzuweisendeVerbindung ist. Wenn wir dagegen wirksame Präparate, die an Menschoder Tier verabreicht wurden, in einem eiweißhaltigen Untersuchungsmate-rial nachweisen wollen, so stehen wir vor erheblichen Schwierigkeiten. Inder Regel ist dabei nicht bekannt, ob noch die ursprüngliche Verbindungoder ein aktives Metabolisierungsprodukt derselben vorliegt. Wenn dieVersuchsmaterialien auch noch primär unterschiedlich beschaffen sind undnur in kleinen Mengen vorliegen, die nicht ohne weiteres verdünnt werdendürfen, so können wir solche Nachweise ohne besondere Methoden kaumdurchführen. Darum sollten entschiedene Anstrengungen gemacht werden,um Routineverfahren zur Untersuchung von Mikromengen an Untersu-chungsmaterial zu entwickeln. r : r Verfi'-'-en 'ol'ren von zeitbeanspru-chenden Diffusionsvorgängen frei sein, rasch ablaufen und durch die Er-fassung von teilhemmenden Präparatkonzentrationen eine hohe Nachweis-empfindlichkeit besitzen. Zugleich sollten ihre einfache Durchführung und

236 W. DlTTMAR

eine makroskopische Meßwertermittlung die serienweise Anwendung er-möglichen. Endlich müßte eine ausreichende Nachweisgenauigkeit bzw. Ge-nauigkeit der Aktivitätsbestimmung erzielt werden.

Wir haben die Voraussetzungen für die Aufstellung eines solchen Ver-fahrens untersucht und sind — für die Verwendung von myzelbildendenTestkeimen — zu den nachfolgenden Bedingungen (a,b), Fragestellungen(c, d) und Durchführungsprinzipien (e) gelangt:

a) Die Testkeime müssen völlig von Versuchsmaterial benetzt sein undder Nachstrom von Hemmstoff aus dem Versuchsmaterial an den wach-senden Testkeim muß möglichst rasch erfolgen.

Abb. 1: Koloniewachstum von Trichophyton rubrum (325) auf Agar-medium mit Griseofulvinzusatz (0; 0,025 — 1,6 /ig ml).

Wachstumshemmung bei freiem Oberflächenwachstum (unten) undbei Bedeckung mit Deckglas (oben)

Zur Technik des mikrobiologischen Antimykotikum-Nachweises 237

b) Es muß ein flächenhaftes, möglichst sogar einschichtiges Myzel-wachstum erzielt werden, das ohne Mikroskopbenutzung meßbar ist. Eineräumliche, dichte und voluminöse Myzelentwicklung würde zur frühzeiti-gen Erschöpfung der Hemmstoff- und Nährstoffmenge führen.

In einem einfachen Modellversuch auf Agarmedium mit abgestuften Griseo-fulvin-Konzentrationen und mit Trichophyton rubrum als Testkeim läßt sichdemonstrieren, was hiermit gemeint ist und wie das Gewünschte zu erreichen ist(Abb. 1). Man sieht, wie das Wachstum der Testkeime an völlig freier Nähr-bodenoberfläche zu einer voluminösen Kolonieentwicklung mit Luftmyzelbildungführt. Dagegen kann man durch eine einfache Bedeckung des Inokulums mit einemDeckglas sowohl eine völlige Benetzung wie ein zartes, hauchdünnes Kolonie-wachstum erzielen. Stellt man aus den Wachstumswerten die Dosis-Wirkungs-Kurven im Wahrscheinlichkeitsnetz mit logarithmischen Hemmstoffkonzentra-tionen auf (Abb. 2), so ergibt sich ferner, daß nur nach Kultur mit Deckglas-

Abb. 2: Verlauf der Aufstellung einer Standardkurve (Dosis-Wirkungs-kurve) für Griseofulvin zum Zweck der mikrobiologischen Griseofulvin-Bestimmung sowie zur Ermittlung der Hemmwirksamkeit von Griseo-

fulvin gegenüber Pilzen.

Versuchsmethodik: Mycelwachstumstest auf Agarmedium mit Deckglas-Bedeckung. (Zum Vergleich: DW-Kurve bei Versuchsdurchführung ohne

Deckglas, dargestellt im Bild rechts durch )

238 W. DlTTMAR

Bedeckung eine gerade Regressionslinie zu erzielen ist. Bei Wachstum an freierOberfläche kommt es dagegen zur Entstellung der DW-Beziehungen.

c) Bei der Durchführung der Untersuchung von Körperflüssigkeitentritt die wesentliche Frage auf, ob das Versuchsmaterial verdünnt werdendarf oder nicht. Das therapeutische Interesse hat nun in erster Linie demfreien, ungebundenen Hemmstoffanteil im unverdünnten Versuchsmaterialzu gelten. Nach der heute meistvertretenen Auffassung ist der freie Präpa-ratanteil im Blut die Ausgangskonzentration für die Verteilung einesPräparates in die Gewebe. Im Gewebe ist wiederum der freie Anteil alsder eigentlich wirksame anzusehen. In zweiter Linie interessiert aber auchder an Eiweiß (vermutlich reversibel) gebundene Präparatanteil, weil erals Nachschubdepot für die freie Menge dienen dürfte (Abb. 3). Wennwir nun für den Test das Untersuchungsmaterial mit eiweißfreien Me-dien verdünnen, so vermindern wir auch die Eiweißkonzentration unddamit die Bindung der Substanz an das Eiweiß. Diese Freisetzung vonPräparat bewirkt, daß wir bei Versuchen an verdünntem Material keineso hohe Herabsetzung der Hemmaktivität im Versuchsansatz erhalten, alsdem Verdünnungsgrad entspräche. Obwohl dies bekannt ist, möchte ich eswiederum anhand des Griseofulvin erläutern. Man sieht in Abb. 4, daß beieiner Albuminkonzentration von 6,4 % im Medium mit z. B. 0,91 //g Griseo-fulvin /ml eine 75 %ige Wachstumshemmung erzielt wurde. Verdünntman dieses Medium mit eiweißfreiem Nährboden auf 1/4, so enthält dasneue Medium 6 ,4 /4=1 ,6% Albumin und 0,91/4 fx% G/ml. Die hieringemessene Wachstumshemmung ist aber fast ebenso hoch wie die des unver-dünnten Albuminmediums, weil durch die Eiweißverdünnung so viel anG. freigesetzt wurde, daß die aktive Konzentration kaum abgenommenhat. Man kann darum aus der Aktivität von verdünntem, eiweißhaltigemVersuchsmaterial nicht direkt auf die freie Aktivität im unverdünnten Ma-terial schließen. Bei Vorliegen von aktiven Metabolisierungsproduktenmuß aber mit veränderter Aktivität und veränderter Eiweißbindung ge-rechnet werden. Für diesen Fall ist es nicht einmal gerechtfertigt, überhauptEichkurven mit dem verabreichten Präparat anzuwenden.

Wenn durch chemische Verfahren gesichert wurde, daß nur Ausgangspräparatim Versuchsmaterial vorliegt bzw. für die gemessene Hemmwirksamkeit verant-wortlich ist (wie bei Griseofulvin), so kann aus einem Testversuch mit konzen-triertem oder verdünntem Material auf die freie und gesamte Präparatmengegeschlossen werden. Hierzu sind Eichserien mit unverdünntem und verdünntemLeer-Versuchsmaterial und ohne solches nötig.

d) Weil wir also in der Regel nicht wissen, auf welche Art von Präpa-rat eine gefundene Aktivität zurückzuführen ist, so verbleibt bei konsequen-tem Vorgehen nur die Möglichkeit, die graduelle Hemmfähigkeit des un-

Zur Technik des mikrobiologischen Aiuimykotikum-Nachweises 239

verdünnten Materials als Nachweisergebnis anzugeben. Diese Aktivitätist keinesfalls als einfach proportional zu der zugrundeliegenden Präparat-konzentration anzusehen. Als Hauptaufgabe ergibt sich hieraus, die auf die

Therapeutisch wichtige Hemmstoffkonzentrationenim KörperNach derzeitiger Auffassung wesentliche Wege der Präparatverteilung:

Darmkanal Blutbahn Gefäßmembran Gewebe

Feste Blutbestandteileund Plasma-Eiweiß

Bindung Freisetzung

Gewebseiweiße

Resorption

Bindung

freier (aktiver)Hemmstoff imBlutwasser

hauptsächlich

Freisetzung

Metabolis erungoder Ausscheidung

nichtionisiert.Präparat

freier (aktiver)'Hemmstoff imGewebewasser

Mögliche Ergebnisse aus mikrobiologischen Nachweis-versuchen in eiweißhaltigem Untersuchungsmaterial:1. NormalfallHemmwirksames Präparatnicht chemisch identi-fiziert(Metabolisierungsprod.des verabreichten Präpa-rates mit veränderterAktivität und Eiweiß-bindung?)

Versuch mit>

unverdünntemVersuchsmat.

(Versuch mit>

verdünntemVersuchsmat.

Hemmwert des freienPräparatanteils imVersuchsmaterial

2. SonderfallHemmwirksames Präparatchemisch identifiziertundin Versuchsmengen vor-liegend(z.B. Griseofulvin)

Versuch mit>

unverdünntemoderverdünntemVersuchsmat,

wegen unbekannter Größeder Eiweißbindung nurgrober Rückschluß aufmöglichen Maximalwertder freien Aktivität imunverdünnten Versuchsmat.)

Hemmwert und Konzen-tration desfreien und gebundenenPräparates im Versuchsmat.(benötigt:Eichkurven mit unverdünn-tem, verdünntem und fehlen-dem Leer-Versuchsmaterial)

Abb. 3: Darstellung der bei mikrobiologischen Nachweisversuchen ineiweißhaltigem Untersuchungsmaterial gegebenen Möglichkeiten

240 W. DlTTMAR

100%

Abb. 4: Hemmwirksamkeit von Griseofulvin gegenüber Micro-sporum gypseum (4658) in Gegenwart von verschiedenen Konzen-

trationen an Rinderalbumin.

Versuchsmethodik: Mycelwachstum auf Agarmedium

Präparatverabreichung zurückzuführende Aktivität von der primären, in-dividuumeigenen Aktivität abzugrenzen.

Wenn wir nun unverdünntes Serum, Blut oder Gewebsmaterial direktmit dem Testkeim beimpfen würden, um einen Myzelwachstums- oder-Hemmungstest anzustellen, so käme es zu einem sehr gestörten Keim-wachstum. Der individuumeigenen Fungistase wäre freier Lauf gelassen. Mankann diese Wirkungen aber hochgradig abschwächen, indem man zwischendie Versuchsprobe und das Inokulum eine dünne Dialysemembran setzt*.

*) Dialysemembran Typ C für Autoanalyzer (Fa. Technicon)

Zur Technik des mikrobiologischen Antimykotikum-Nadvweises 241

Ob die Membran von dem nachzuweisenden Präparat (bzw. Molekülenähnlicher Größe) passiert werden kann, läßt sich in einem Orientierungs-versuch leicht feststellen.

e) Wenn wir die Folgerungen aus dem Gesagten ziehen, so ergibt sichfür einen Myzelwachstumstest mit Mikromengen an Versuchsmaterial diefolgende Versuchsanordnung (Abb. 5):

Abb. 5: Versuchsanordnung für einen Mycelwachstumstest mitMikromengen an Versuchsmaterial

Es werden auf einem Objektträger vier Filterpapierstückchen, wie imBild zu sehen, angeordnet und mit Versuchsmaterial (ca. 0,05—0,15 ml)bis zum Triefen getränkt. Auf diese legt man eine dünne Dialysemembran,ohne daß hierbei Versuchsmaterial auf die Oberseite der Membran gelangt.Zwei Punkte der Membranoberseite werden dann punktförmig beimpftund mit einer zweiten Membran bedeckt, die etwas stärker als die erste, aberallseitig kleiner ist. Durch die Kapillarkraft zwischen den beiden Mem-branen treten Wasser und niedermolekulare Stoffe (praktisch immer Prä-parat und Nährstoffe) in den beimpften Zwischenraum ein, d. h. es erfolgteine Membran-Ultrafiltration. Nach etwa drei Tagen Kultur in feuch-ter Kammer sind in dem Spaltraum bei Testen mit Dermatophyten zarteKolonien von maximal 10 mm Durchmesser entstanden. Man sollte nach1 Tag und nach Erreichen gut meßbarer Koloniegrößen (ca. 8 mm bei Kon-

242 W. DlTTMAR

trollen) Messungen vornehmen, indem man die mittleren Filterpapierteiledes Trägers (1) nach außen zieht, wie in der Abb. 5 rechts zu sehen ist.Zur Messung eignen sich sterilisierte Ausschnitte aus Millimeterpapier oderein Stechzirkel, mit denen man auf die Mikrokultur geht. Eleganter ist dieBenutzung eines parallaxefreien Lineals, das man selbst herstellen kannund das Koloniemessungen durch den Boden der feuchten Kammer (Petri-schale) hindurch erlaubt.

Legt man anstatt einer zweiten Dialysemembran ein Deckglas auf, soerhalt man das ideal zarte Koloniewachstum, das Wachstum erfolgt etwaslangsamer und die Nachweisempfindlichkeit wird erhöht. Die Kolonie-messungen sind dann mit Lupe anzustellen.

In unseren Versuchen lag die Nachweisempfindlichkeit für Griseofulvinbei etwa 0,1 jWg/ml Rinderserum. Wir schätzen die rein methodisch be-dingte Standardabweichung auf etwa 5—10 °/o, bedingt in 1. Linie durchnoch bestehende Ungleichheiten bei der Inokulation. Nach deren Behebungist die Zeit für exaktere Streuungsberechnungen gekommen.

Technische Bemerkungen

1. Sterilität: Zur Blutabnahme werden die Abnahmestellen mit Alkoholdesinfiziert und die Versuchshilfsmittel mit Heißluft (Glas, Papierfilter, Blut-abnahmeinstrumente) sterilisiert. Wasseragar wird mit gespanntem Dampf,Dialysemembranen und heparinisierte Hämatokritröhrchen zur Serumgewinnungwerden mit Äthylenoxyd sterilisiert, die Pinzetten werden vorne abgeflammt. Imübrigen bildet die Dialysemembran eine sichere Trennwand zwischen etwa ver-unreinigtem Versuchsmaterial und inokuliertem Spaltraum.

2. Auflegen der Membranen: Zur Versuchsdurchführung ist naturgemäß eineausreichende Geübtheit in mikrobiologischer Sterilarbeit nötig. Sicher wird es abernicht beim ersten Mal gelingen, die — zunächst noch trockene — erste Dialyse-membran glatt auf das feuchte Trägersystem zu legen, weil sich die Membran beider einseitigen Benetzung in Falten legt. Man faßt daher die Membran mit einerstumpfen Pinzette an einer Seite an, zu der die Membranstruktur parallel läuft.Beim Auflegen verhindert man mittels einer zweiten Pinzette, daß sich die gegen-überliegende Membranseite hoch- und umschlägt und streicht dann die drei nichtangefaßten Ränder auf dem Objektträger fest. Dabei darf keine Flüssigkeit aufdie Oberseite der Membran übertragen werden. Den zuerst angefaßten Membran-rand legt man noch nicht an, sondern läßt ihn durch Hochhalten noch 2 bis 3 mmbreit trocken. Dann hebt man die übrige, schon feuchte Membran wieder in ca.drei Viertel ihrer Breite von der Unterlage ab, läßt sie wieder zurückgleiten undkann sie nach einer evtl. Wiederholung dieser Aktion ohne ausgesprochene Faltenendgültig auflegen. Nun wird auch der vierte Rand ganz aufgelegt. Ein störenderÜberschuß an Versuchsflüssigkeit läßt sich mittels sterilen Filterpapiers absaugen.Nach einigem Üben kann man die ganze Prozedur in wenigen Sekunden erledi-

Zur Technik des mikrobiologischen Antimykotikum-Nachweises 243

gen. Die Technik ist keinesfalls schwieriger als diejenigen, die üblicherweise vomklinischen Laborpersonal verlangt werden.

Zum Auflegen der zweiten, dickeren Membran drückt man diese zunächst aufdie Impfstellen und streicht sie zwischen diesen mit gerundetem Pinzettenrückenfest an, bis unter sie (sogleich sichtbar) Flüssigkeit austritt. Dann streicht man sierandwärts fest und drückt dabei größere Luftbläschen heraus.

Kann man den Versuch mit mehr als nur einigen Tropfen Versuchsmaterialdurchführen, so benutzt man günstigerweise für beide Membranen eine sehr dünneDialysefolie. Diese kann man dann vor dem Aufbringen auf das Trägersystemzur Benetzung auf Agarmedium legen und dort glattziehen bzw. -streichen. Diegrößere wird beimpft und die kleinere daraufgelegt. Dann wird das Membran-paket auf das inzwischen mit dem Versuchsmaterial beschickte Trägersystem gelegt.Sodann zieht man die inneren Filterpapierteile des Trägers langsam und ganzheraus und füllt fehlendes Versuchsmedium von der Seite nach. Man kann beidieser Methode zu jeder Zeit das Koloniewachstum beobachten, hat die Myzel-fäden alle in einer Ebene und kann fotografieren, ohne daß an dem Kultursystemmanipuliert werden müßte.

Diese Anleitung für die Durchführung der Nachweismethodik vermitteltim Grunde nur eine von vielen Variationen zur Realisierung des Nach-weisprinzips. Im wesentlichen kam es hier auf die Ermittlung und Mit-teilung eines Prinzips an, durch dessen Anwendung die eingangs genann-ten Forderungen für ein brauchbares Routineverfahren erfüllt werden. Eswird noch einer längeren Erprobungszeit bedürfen, um die günstigste Vari-ante herauszufinden.

Mit dem Verfahren sollte im übrigen nicht nur ein Weg zum Präparat-bzw. Wirksamkeitsnachweis in Untersuchungsmaterialien gesucht werden.Eine derartige Testmethodik eignet sich u. E. generell zur Durchführungvon Myzelwachstumstesten in flüssigem Medium. Für Versuche mit unver-dünnten Seren, z. B. zur Feststellung der Serumbindung von Präparaten,wobei man diese im Reagenzglas den Seren zumischt, sind solche Verfah-ren unentbehrlich. Wir haben auch die stille Hoffnung, daß solche Ver-fahren in modifizierter Form für Versuche mit Hefen und Bakterien ge-eignet sind.

Hiermit sollen die Ausführungen über das Thema Nachweismethodikbeendet werden. Es wäre zu hoffen, daß sie nicht nur verständlich waren,sondern auch für möglichst viele Interessenten nützlich sein werden.

Dr. W. DITTMAR

Labor f. Chemotherapie der Mykosen

Farbwerke Hoechst A.G.

Frankfurt/M.-Hoechst

244 K. MÜLHENS

Die praktische Bedeutung der Pilzdesinfektion für dieTherapie und Prophylaxe der Dermatomykosen

K. MÜLHENS, Hamburg

Die Zahl der Dermatomykosen hat in den letzten Jahren in den meisteneuropäischen Ländern deutlich zugenommen. Es ist auch kein Anzeichen zusehen, daß die Häufigkeit der Pilzinfektionen, insbesondere die der Füße,zurückgehen wird. Ein Einfluß der wesentlich verbesserten Behandlungs-methoden ist vorerst an der Zahl der Erkrankungen nicht feststellbar. Dietherapeutischen Erfolge und die Verkürzung der Krankheitsdauer sind imeinzelnen Fall imponierend. Sehr zahlreich sind nach meinen Erfahrun-gen die Recidive bzw. die Zweit- und Dritterkrankungen an Fuß- undNagelmykosen.

Nach der örtlichen Behandlung kann man die Rückfälle z. T. dadurcherklären, daß in den tieferen Epidermisschichten Pilzelemente überleben, einUmstand, auf den MEMMESHEIMER immer wieder hingewiesen hat und dener durch eingehende histologische Befunde untermauerte.

Bei den Griseofulvinbehandlungen können wir das Überleben von Pilz-elementen in den obersten Schichten der Oberhaut annehmen; kulturell ge-lang es mir vielfach, während und nach ausgiebiger Griseofulvintherapiein den oberflächigen Hautschuppen und an Nagelrändern infektionsfähigeTrichophytonpilze zu isolieren.

Die trocken-schuppende Haut und die mazerierten Hautpartien von ge-heilten Patienten bleiben oft noch lange Zeit Infektionsquellen, auch wennes zu keinem klinischen Rezidiv kommt.

Ungenügend ist durchweg die Beseitigung des infektiösen Pilzmaterialsaus der Bekleidung der Patienten. Durch Eintrocknen werden die Pilzele-mente nicht infektions-untüchtig. Stiefel erweisen sich oft noch nach monate-langem Lagern als infektiös. In den Strümpfen werden die Pilze durch denüblichen Waschprozeß nicht beseitigt.

Nicht zu unterschätzen sind die Fälle, in denen infizierte Schuhe oderKleidungsstücke gesunden Personen zum Tragen gegeben werden. Bei mili-tärischen Organisationen und bei vielen Arbeitsprozessen werden Schuhe,Leder- und Gummistiefel sowie andere Schutzkleidung nacheinander vonverschiedenen Personen getragen. Gummistiefel und wärmeisolierende Filz-stiefel dürften als besonders ungünstig anzusehen sein, da in ihnen derTräger stark schwitzt und so die Infektion leicht angeht.

Die häufigsten Infektionsquellen sind zweifelsohne die erkrankten oderscheinbar ausgeheilten Patienten mit Fußmykosen. Die beim Entkleidenverstreuten infektiösen Hautschuppen bleiben am Boden liegen und haf-

Die praktische Bedeutung der Pilzdesinfektion 245

ten dann später an den feuchten Füßen von gesunden Personen. So ist esverständlich, daß vor allem Badeanstalten, Saunen, Waschkauen, Umklei-deräume und dergl. die Orte sind, wo die Mehrzahl der Infektionen ein-treten. Daneben mögen in geringem Maße Infektionen durch Haus- undNutztiere oder evtl. aus dem Boden eine Rolle spielen.

Ebenfalls nicht unerwähnt seien die Infektionen bei der kosmetischenFußpflege. Beim Schleifen und Feilen der Nägel wird infektiöses Materialverstreut und haftet u. a. an den Instrumenten. Daß der Holznagel eineinfektiöse Nagelmykose ist, wird übersehen und mag auch zu wenig be-kannt sein. Die Desinfektion der in der Fußpflege benutzten Instrumenteund Räume ist ein Problem für sich. Nachdem sich die Überwachung derFrisöre durch den öffentlichen Gesundheitsdienst bei der Bekämpfung derBartflechte bewährt hat, sollte man auch für die Fußpflege-Einrichtungenentsprechende Vorschriften und eine gelegentliche Überwachung durch denöffentlichen Gesundheitsdienst fordern.

Der Idealschutz für den Menschen wäre eine Gewebsabwehr der Hautim Sinne einer künstlichen Immunität. Eine lokale Immunisierung der Haut,insbesondere der Oberhaut, scheint aber kaum erreichbar zu sein. Trotzdemsollten derartige Versuche mit Intensität durchgeführt werden. Auch dielokale Anwendung eines antimykotisch wirksamen Phagen könnte vonBedeutung sein. Bisher ist es mir nur gelungen, Phagen für Streptomyces-Arten zu isolieren. Versuche, solche bei Trichophyton-Arten zu isolieren,laufen seit längerer Zeit.

Unter Berücksichtigung der Häufigkeit der Fußmykosen, der hohenRückfallrate und der mangelhaften Abwehrfunktionen der Haut ist eineerfolgreiche Desinfektion, sowohl in der Umgebung des Kranken als auchprophylaktisch für die scheinbar gesunden Personen, dringend erforderlich.Diese sollte auch überall dort, wo Personen barfuß gehen — insbesondere inWaschräumen und Umkleidekabinen — prophylaktisch durchgeführtwerden, da man mit einer hohen Anzahl von nicht festgestellten und nichtbehandelten Mykosen in der Bevölkerung zu rechnen hat.

Eine Desinfektion in der Umgebung der Erkrankten wird bei mensch-lichen Infektionen nur bei Mikrosporie gefordert. Die Mikrosporie gehörtin der Bundesrepublik zu den meldepflichtigen Infektionskrankheiten, unddaher fordert der öffentliche Gesundheitsdienst eine laufende Desinfektionund eine Schlußdesinfektion mit geeigneten Mitteln. Bei Dermatomykosenund Nagelmykosen sollten außer den Patienten die Krankenkassen alsKostenträger und die verantwortlichen Leiter von Badeanstalten, Saunenund Krankenhäusern an geeigneten Desinfektionsmaßnahmen interessiertsein.

Die Desinfektion bei Mykosen gilt mit Recht als schwierig. Unsere Er-fahrungen mit der Prüfung von zahlreichen Desinfektionsmitteln gegenüberPilzen, die wir nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Hygiene

246 K. MÜLHENS

und Mikrobiologie durchführten, zeigten, daß Candida albicans undeinige andere Sproßpilze höhere Konzentrationen an chemischen Desin-fektionsmitteln erfordern als die Fadenpilze. Die hohen Konzentrationen, diefür die Desinfektionsmaßnahmen beim Staphylokokken-Hospitalismus ge-fordert werden, reichen aber durchweg aus. Vielfach sind Trichophyton-und Mikrosporon-Stämme niederen Konzentrationen gegenüber ausrei-chend empfindlich.

Experimentell zeigt sich im Gegensatz zum Verhalten der Bakteriengegenüber Desinfektionsmitteln bei Pilzen eine hohe Resistenz gegen-über Alkalien. 1%- und 2%ige Kali- und Natronlauge werden von Tricho-phytonpilzen mehrere Stunden ohne Schaden vertragen. Bakterien werdenbereits durch eine zehnfach1 verdünnte Lösung noch abgetötet. Die Empfind-lichkeit der Pilze für Formalin- und Phenol-Präparate entspricht den Ver-hältnissen bei den Bakterien.

In der Praxis zeigen sich aber leider oft Versager. Auf einem Arbeits-platz, wo die Haut- und Nagelstücke von Patienten gewonnen werden,konnte ich auf einer glatten Fläche infektiöses Pilzmaterial von der Hauteines Patienten mit einem sonst gut wirksamen Sprühdesinfektionsmittelnicht unschädlich machen. Nachdem das Desinfektionsmittel auf den Haut-schüppchen eingetrocknet war und über eine Stunde nachgewirkt hatte,gingen Kulturen aus diesen Hautschüppchen noch an.

Bei der Verwendung von infektiösem Haut- und Nagelmaterial zu Des-infektionsversuchen werden weit höhere Konzentrationen der Desinfek-tionsmittel benötigt als bei der Verwendung frei vorliegender Pilze aufKeimträgern. Die Unterschiede der Stämme sind demgegenüber gering.

Das Infektionsmaterial von Mensch und Tier wird praktisch selten alsfreies Pilzmaterial, sondern durchweg im Eiweißmantel des Haut- oderHaar-Keratins abgestoßen. In diesem Eiweißmilieu sind die Pilze relativresistent gegen alle äußeren Einwirkungen, insbesondere widerstehen sie deneiweiß-fällenden Präparaten und den Disinfizientien mit schwachsaurer Re-aktion. Während beim Tuberkel-Bazillus das Eiweißmilieu des Sputumsund die Wachsschicht der Bakterienoberfläche die Desinfektion erschweren,ist es bei den Pilzen das harte Keratin der Hautschuppen und der Nägelbzw. des Haares.

Von verschiedenen Untersuchern, so von WENK, FREY und SCHULTZ, istdaher die Prüfung an Kulturpilzen abgelehnt worden. Es liegen Versuchevor, Desinfektionsprüfungen an Haaren und Hautschuppen von experi-mentell infizierten Meerschweinchen durchzuführen. Leider ist die Gewin-nung eines gleichmäßigen Materials zur Pilzprüfung uns auf diesem Wegenicht gelungen. Wir haben Haare und Federkiele und schließlich Sperr-holzbrettchen mit Trichophyton-Pilzen bewachsen lassen, konnten abermeist nur ein oberflächiges Wachstum an Hornsubstanzen nachweisen undnur beim Holz ein Eindringen der Pilze in das Holzgewebe feststellen.

Die praktische Bedeutung der Pilzdesinfektion 247

Die bisherigen Erfolge in der Pilzbekämpfung durch' Desinfektionsmaß-nahmen in Waschkauen oder Bädern müssen in der Hauptsache als Wir-kung des Abschwemmeffektes betrachtet werden. Die regelmäßige Anwen-dung der Reinigungs- und Desinfektionsmittel schwemmt die infektions-tüchtigen Hautschuppen vom Fußboden weg. In gewissem Sinne mag aucheine Imprägnierung des Keratin-Stückchens durch die Desinfektionsmitteleintreten. Eine echte Abtötung der Pilzelemente liegt aber zweifelsohnenicht vor.

Eine ungenügende Maßnahme ist auch die vielfach empfohlene An-wendung von Pudern zur Desinfektion von Strümpfen und Schuhen. Wirhaben 15 verschiedene Puder-Präparate, die auf Basis von Antimykoticishergestellt sind, geprüft und haben feststellen müssen, daß nur 3 von ih-nen im Experiment einen antimykotischen Effekt haben. Die fungistatischeFunktion dieser drei Puder reicht aber auch noch nicht aus, um die in-fektiösen Partikelchen auf der Haut, im Schuh und im Strumpf un-schädlich zu machen. Die Anwendung derartiger Puder mag aus kosmeti-schen Gründen wünschenswert und für die Haut zweifelsohne nicht un-günstig sein, eine Vernichtung des infektiösen Pilzmaterials am Fuß oderim Schuh ist aber nicht möglich.

Ähnlich wie der Puder sind auch die Imprägnierungsmittel für Fußbe-kleidung zu beurteilen. Sie vernichten nicht die abgestoßenen Pilzelemente,sondern hemmen höchstens ein Pilzwachstum im Strumpf oder Schuh.

Soll die Desinfektion bei der Pilzbekämpfung zu einem gedeihlichen Er-folg führen, so muß das Keratin mit seinen besonderen physikalisch-chemi-schen Bedingungen in den Desinfektionsvorgang mit einbezogen werden.Sei es nun, daß man die Pilze in einem natürlichen Keratin-Träger prüft,was praktisch auf Schwierigkeiten stößt, oder daß man einen künstlichenTräger, dessen äußerer Mantel aus Keratin besteht, herstellt. Wegen derSchwierigkeiten, die wir mit der Prüfung von Favus-Mäusen und Tricho-phyton-infizierten Meerschweinchen hatten, haben wir uns bei der Über-arbeitung der Richtlinien für die Desinfektionsmittel-Prüfung bemüht, ei-nen geeigneten künstlichen Träger für die Prüfungsmethoden zu schaffen.

Feine Holzbrettchen in Form von Furnierhölzern lassen sich mit Pilzmaterialgut infizieren, die Trichophyton-Arten wachsen aber lediglich an Holzbrettchenaus Pappel, Linde und Buche. Brettchen aus Eiche und Nadelhölzern hemmen dasWachstum der Trichophyton-Arten an Holz. Der Überzug der Hölzer mit einer7prozentigen Eiweißlösung, der Cystein beigemischt ist, um dem Keratin ähnlichzu werden, war nicht befriedigend, erschwerte aber den Desinfektionsvorgangdoch bis zu einem gewissen Grade. Die Verwendung von Serum-Eiweiß mußunterbleiben, da sowohl Tier- als auch Menschenseren einen fungistatischen Effekthaben. Die Verwendung von Haaren, Federkielen oder anderen Hornpartikelchenals Träger für den Desinfektionsversuch erwies sich — wie bereits gesagt — alsunzweckmäßig, da die Pilze im allgemeinen nur an der Oberfläche dieser Hörn-

248 _ K. MÜLHENS

träger anwuchsen und nicht ins Innere eindrangen. Die Verwendung von Nagel-stückchen, die von Patienten gewonnen wurden, zeigte befriedigende Ergebnisse,leider gingen aber in den Kontrollen nur 3 von 10 Partikelchen kulturell an, sodaß die Zahl der Parallelversuche hier außerordentlich hoch gewählt werdenmußte.

Ich bin nun dazu übergegangen, Buchenholz-Brettchen mit Tricho-phyton-Stämmen bewachsen zu lassen, die Brettchen in einer Größe von0,5 x 2 cm zuzuschneiden, in einer 7 %ige überhitzte Gelatine-Lösung ein-zutauchen und schließlich mit einer alkalischen Keratin-Lösung zu über-ziehen. Die dünne Keratinschicht behindert das Eindringen der Desinfek-tionsmittel in gleicher Weise wie es die Hautschuppen tun. Der Eiweißfeh-ler von Desinfektionsmitteln ist bei dieser Methode berücksichtigt. DieMethode ist technisch leicht durchführbar und ermöglicht es, unbegrenzteMengen von Prüfungsmaterial zu gewinnen. Die Träger entsprechen in ih-rer Resistenz weitgehend den Hautschuppen unter normalen Verhältnissen.Mit diesen Trägern kann man Desinfektionsversuche in folgender Formleicht durchführen:

Die infizierten, mit Keratin überzogenen Träger werden für 5 bis 10 minin die Desinfektionslösung eingelegt, dann herausgenommen und an den steilenRand einer Petri-Schale oder eines entsprechenden Gläschens zum Abtrocknen auf-gestellt. Nach 1-, 4- und 6stündigem Abtrocknen der Brettchen werden diese aufeinen Pilz-Nährboden aufgetragen, mit dem Spatel hin- und hergeschoben unddann ca. 1 cm über dem Kondenswasserspiegel am Pilzagar festgedrückt. DasAnwachsen der Kulturen wird in einem Zeitraum von 5 Wochen kontrolliert;bleibt nach 5 Wochen das Wachstum aus, so kann von einer befriedigenden Des-infektionswirkung gesprochen werden. Für jede Konzentration eines jeden Prä-parates werden drei keratinüberzogene Hölzchen in den Versuch genommen.

Diese Methode ist in etwas vereinfachter und erleichterter Form in dieneuen Standard-Vorschriften der Methoden zur Prüfung chemischer Des-infektionsmittel der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologieaufgenommen worden.

Es wäre sicherlich wünschenswert, wenn man durch experimentelle In-fektionen von Versuchstieren oder durch Wachstum der Pilze in locke-ren Keratinträgern ein mengenmäßig ausreichendes gleichartiges Prüfungs-material gewinnen könnte.

Nach meinen Erfahrungen reichen aber weder die Hautschuppen derHahnenkamm-Infektion nach POLEMANN noch die Haare von infiziertenMeerschweinchen für die Prüfung und Auslese der Desinfektionsmittel aus.

Ich möchte annehmen, daß die Gewinnung eines keratinhaltigen Pilz-trägers im Labor die Möglichkeit gibt, Prüfungen so durchzuführen, daß sieden erschwerten Bedingungen der Praxis entsprechen.

Priv.-Doz. Dr. KARL MÜLHENS

2 Hamburg 36Dammtorstraße 27

Bekämpfung der Fußmykosen 249

Hautabteilung (Abteilungsarzt OMR Ao. Dozent Dr. med. habil. H. D. JUNG)des Kreiskrankenhauses Pasewalk/Ruhleben

(Ärztlicher Direktor: OMR Ao. Dozent Dr. med. habil. H, D. JUNG)

Bekämpfung der Fußmykosen durch antimykotischeStrumpfausrüstung mit Paraoxydiphenylmethan

H.-D. JUNG, Pasewalk

Durch Statistiken aus der ganzen Welt ist belegt und gesichert, daß dieDermatomykosen erheblich zugenommen haben. Der größte Anteil an die-ser Zunahme geht auf das Konto der Fußmykosen. Die hohe Durch!-seuchung bestimmter Berufsgruppen oder Bevölkerungsanteile wird zumeistdurch das gemeinsame Benutzen von Wasch- und Duschräumen, das Tra-gen von Gummistiefeln oder engem, luftundurchlässigem Schuhwerk sowiedurch die heute so weit verbreiteten Strümpfe aus Chemiefasern erklärt.

Um bei der weiteren Zunahme der Fußpilzerkrankungen zumindestdie Strümpfe als Reinfektionsquelle für Fußmykosen auszuschalten, wurdein letzter Zeit der Versuch unternommen, Strümpfe mit einer antimyko-tisch wirksamen Imprägnierung zu versehen. Die Textilindustrie spricht hierfachtechnisch von einer antimykotisch wirksamen „Ausrüstung" der Gewebe.Derartig ausgerüstete Strümpfe sollten nach Möglichkeit in zweierlei Hin-sicht wirksam werden:

1. Durch kontinuierliche Abgabe des Antimykotikums der Ausrüstungsoll eine direkte therapeutische Wirkung auf eine bestehende Fußmykoseausgeübt bzw. eine noch' nicht vorhandene Mykose durch einen antimyko-tischen Hautfilm verhindert werden.

2. Durch das antimykotisch ausgerüstete Strumpfgewebe sollen Pilzele-mente, die in demselben abgelagert werden, bekämpft und vernichtet werden.Reinfektionen der Fußmykose vom Strumpf aus würden dadurch verhin-dert, eine therapeutische Behandlung der Fußmykose durch den Arzt erhältdurch die dann mögliche, einfache Reinfektionsprophylaxe eine wirksameUnterstützung.

Nachdem durch Mitarbeiter einer Arbeitsgruppe der „Gesellschaft fürMedizinische Mykologie der Deutschen Demokratischen Republik" im La-borversuch festgestellt worden war, daß die bisher mit dem WirkstoffPhenylquecksilberazetat ausgerüsteten Strümpfe verschiedener Firmen (Sa-nitized-Verfahren) sowie auch das Germocid der BASF, Ludwigshafen,das zur fuiigiziden und bakteriziden Ausrüstung von Textilien empfohlenwird, wenig bzw. kaum wirksam waren, wurde in einem nettartigen Ver-fahren Strumpfmaterial aus Wolle und Dederon im VEB Fettchemie Karl-

250 H.-D. JUNG

Marx-Stadt mit dem Antimykoükum „Smotilon AM" ausgerüstet, das alsWirkstoff Paraoxydiphenylmethan enthält. TREUHOFF, SCHMIDT und SCHREI-

BER sowie BÖHME, HAUFE, JUNG, LÜCK und MARCHLEWITZ haben über die

Prüfung im Labor- und im Trageversuch sowie über die ausgezeichnete Ver-träglichkeit und antimykotische Wirksamkeit bereits berichtet. Die Labor-versuche wurden in den mykologischen Laboratorien der Univ.-Hautklini-ken der Charite (Berlin) und Greifswald sowie in Bad Saarow durchge-führt. Die Trageversuche erfolgten durch Zivilpersonen sowie durch Ange-hörige der Armee.

Die antimykotische Ausrüstung erwies sich als

a) sehr dauerhaft, hielt viele Waschungen aus und hatte einen sehr wasch-

beständigen Appretureffekt;

b) ausgesprochen hochwirksam antimykotisch und antibakteriell und wirk-te darüber hinaus gleichzeitig schweißdesodorierend;

c) die natürliche Hauttranspiration nicht hemmend, reizlos und gut haut-verträglich;

d) Textilfärbungen nicht umschlagen lassend;

e) faserschonend bei guter Durchdringung des Fasermaterials und keineÄnderung der Echtheit der Färbung hervorrufend;

f) relativ gut abriebfest;

g) in gewissem Grade wasser- bzw. salzlöslich;

h) zu keiner Geruchsbelästigung führend, sondern im Gegenteil angenehmdesodorierend und;

i) keine Griffminderung der Strumpftextilien bewirkend.

Gegen die Testmyceten Tr. rubrum und Tr. mentagrophytes wurdesehr gute Wirksamkeit im Laborversuch' erzielt. Auch Candida albicans wur-de in genügender Höhe gehemmt.

Das Verfahren der antimykotischen Ausrüstung wurde unter der Be-zeichnung „Verfahren zu einer das Wachstum von Fußpilzen hemmendenAusrüstung von Strumpfware" als Patent anerkannt.

Die ersten mit „Smotilon AM" und dem Wirkstoff Paraoxydiphenyl-methan des VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt ausgerüsteten Dederon-Mo-nofil-Damenstrümpfe und Herren-Silastik-Socken wurden auf der Leip-ziger Herbstmesse 1966 angeboten. Wir glauben, daß wir durch die anti-mykotische Ausrüstung der Textilien unter der Leitung unserer Arbeits-gruppe einen bedeutenden Beitrag zur Bekämpfung der Fußmykosen ge-bracht haben.

OMR Ao. Doz. Dr. med. habil. H.-D. JUNG21 PasewalkPrenzlauer Chaussee 30

Spezifische enzymatisdie Reaktionen der Hefen 251

Hygiene-Institut der Universität Marburg/Lahn(Direktor: Prof. Dr. R. SIEGERT)

Spezifische enzymatische Reaktionen der Hefen

H. BÜRGER und H.-L. MÜLLER, Marburg

Die Hefen sind, wie alle Mikroorganismen, mit einem Enzymmusterausgestattet, das noch' weitgehend unbekannt ist. Zur Aufklärung bioche-mischer Reaktionsketten benötigt man einerseits aneinandergereihte, mög-lichst einschrittige Kontrollreaktionen, andererseits müssen Schlüsselreaktio-nen des Stoffwechsels nachgewiesen werden, um den Stoffwechseltyp auf-zuklären.

Zum Nachweis der biochemischen Leistungen sind nur solche Verfahrengeeignet, die einen sicheren Rückschluß auf den Reaktionsablauf erlauben.

Hierzu gehören in der mikrobiologischen Diagnostik z. B. die Indol-bildung aus Tryptophan, die H2S-Bildung aus Cystein und die NH3-Bil-dung aus Harnstoff. Es sind inzwischen eine Reihe ähnlicher Reaktionen,die vorwiegend den Nachweis der Hydrolasen betreffen, nicht nur anBakterien (MANNHEIM und BÜRGER 1966) und Mykoplasmen (BÜRGER, DOSS,

MANNHEIM und SCHÜLER 1967), sondern jetzt auch an zahlreichen Hefe-arten erprobt worden.

Im einzelnen waren dies Stämme von C. albicans, C. tropicalis, C. pseudo-tropicalis, C. pulcherrima, C. robusta, C. stellatoidea, C. utilis, C. reukaufii, C.parapsilosis, C. krusei, C. curvata, S. cerevisiae, S. rouxii, Cryptococcus neofor-mans, Rhodotorula mucilaginosa, Torulopsis dattila, T. famata, T. glabrata, Tricho-sporon cutaneum.

Will man die biochemischen Leistungen einer möglichst großen Zahl vonMikroorganismen unter vergleichbaren Bedingungen prüfen, so benötigtman Reaktionen, die möglichst einfach zu handhaben sind, schnell zu einemErgebnis führen und sich möglichst als halbquantitative Tests ausführenlassen. Hierfür haben wir eine automatisierbare Methode entwickelt, überdie an anderer Stelle bereits eingehend berichtet wurde (BÜRGER und MÜLLER

1965) (BÜRGER 1965/67). Es sei lediglich das Prinzip des Verfahrens ange-geben: 0,3 ml einer dichten gewaschenen Keimsuspension (4—8 mg Trocken-gewicht/ml) in 0,9%iger NaCl-Lösung werden mit jeweils 0,3 ml einergepufferten Substratlösung oder -Suspension zusammengegeben. Nach' ei-ner bis maximal 6stündigen Einwirkungsdauer bei 37 °C erfolgt der Nach-weis der Substratspaltung.

Die Empfindlichkeit der Nachweise für die aus verschiedenen Substra-ten erhaltenen Spaltprodukte liegt dabei im Durchschnitt bei 5 //g/ml. AlleEnzymnachweise bestehen in einfachen Farbreaktionen.

252 H. BÜRGER und H.-L. MÜLLER

Es werden zum Nachweis eines Enzyms chemisch ganz unterschiedlicheSubstrate verwendet. Die Hefen verhalten sich diesen Substraten gegen-über verschieden. Dennoch sind diese Substrate keineswegs enzymspezifisch.

Das Verhalten gegenüber einer /?-D-glycosidischen Bindung sei an einemBeispiel erläutert: C. pseudotropicalis greift Äsculin, Salicin und Indoxyl-/?-D-glucosid an. Torulopsis famata spaltet dagegen nur Äsculin und Salicin, nicht aberIndoxyl-/?-D-glucosid. Andererseits vermag aber T. famata Indoxylacetat undIndoxylbutyrat zu spalten.

Man erkennt, daß die Hefen, obwohl sie die entsprechenden Hydrolasenbesitzen, nicht in der Lage sind, alle /?-D-glycosidischen Bindungen zuspalten.

Das unterschiedliche Verhalten gegenüber einigen Substraten der Esterasenund Lipasen sei an einem weiteren Beispiel erläutert. So greift T. dattila a-Naph-thylacetat an, nicht aber Naphthol-AS-acetat, auch nicht Indoxylacetat undIndoxylbutyrat. Es werden aber Ester höherer Fettsäuren, wie Caprylsäure-/?-naphthylester und p-Nitrophenyllaurat gespalten, nicht aber Laurinsäure-/?-naphthylester. C. stellatoidea dagegen spaltet Laurinsäure-/?-naphthylester undp-Nitrophenyllaurat.

Im Einzelfall ist es schwer zu entscheiden, ob der Reaktionsausfallauf einer unterschiedlichen Permeabilität beruht oder von den räumlichenBedingungen am aktiven Zentrum der Enzyme abhängt. Um diese Fragenzu entscheiden, müßte man die einzelnen Enzyme isolieren, was praktischnicht durchführbar ist. Prüfungen am Homogenisat sind wegen autolyti-scher Vorgänge nicht brauchbar. Auch die Verwendung von Fermentinhibi-toren ist äußerst problematisch. Die Wirkung von Hemmstoffen kann mannur mit reaktionskinetischen, nicht aber mit qualitativen Untersuchungendeuten.

Das Prinzip der biochemischen Differenzierung an nichtproliferierendenKeimen sei an zwei ausgewählten authentischen Stämmen von C. albicansund C. tropicalis demonstriert. (Tab. 1).

Tabelle 1: Biochemische Differenzierung von Candida albicans und Candida tropi-calis

Kohlenhydrate CandidaalbicansHolland tropicalisCBS 256 CBS 94

L-(+)-Arabinose(Säure-Bildung) — —

D-Ribose(Säure-Bildung) — —

D-(+)-Xylose(Säure-Bildung) — —

D-(—)-Fructose(Säure-Bildung) + +

Spezifische enzymatische Reaktionen der Hefen 253

SubstratealbicansHollandCBS 256

Candida

tropicalisCBS 94

D-( + )-Galactose(Säure-Bildung)(Gas-Bildung)

D-Glucose(Säure-Bildung)(Gas-Bildung)

D-Mannose(Säure-Bildung)

L-(+)-Rhamnose(Säure-Bildung)

L-Sorbose(Säure-Bildung)

D-(+)-Lactose(Säure-Bildung)(Gas-Bildung)

Maltose(Säure-Bildung)(Gas-Bildung)

D-(+)-Saccharose(Säure-Bildung)(Gas-Bildung)

d-(+)-Trehalose(Säure-Bildung)

Raffinose(Säure-Bildung)(Gas-Bildung)

Alkohole(Säure-Bildung)

GlycerinAdonitDulcitmeso-InositD-(—)-MannitD-(—)-Sorbit

GlycosideAesculin

(Säure-Bildung)(Nachweis von 6,7-Dihydroxycumarin)

p-Arbutin(Säure-Bildung)(Nachweis von Hydrochinon)

Salicin(Säure-Bildung)(Nachweis von o-Hydroxybenzylalkohol)

6-Br-2-naphthyl-/?-D-galactopyranosido-Nitrophenyl-/?-D-galactopyranosidp-Nitrophenyl-/?-D-glucopyranosidIndoxyl-/?-D-glucosidPhenolphthaleinglucoronid

Carbonsäuren(Alkalisierung)

Na-formiat

+++—

_—++

11

11

1i

11

11

11

11

11

—+—

+++++—

—+++++

111

11

ii

111

11

11

1 +1

1+1

11

254 H. BÜRGER und H.-L. MÜLLER

SubstratealbicansHollandCBS 256

Candida

tropicalisCBS 94

Na-citrat — —Na-malonat — —Na-mucat — —Na-d-(—)-Tartrat — —

Esterasen, Lipasena-Naphthyl-acetat ( pH 7,4) + +Naphthol-AS-acetat (pH 7,4) — —Indoxylacetat ( pH 8,5) + +Indoxylbutyra t (pH 8,5) + +Caprylsäure-/?-naphthylester (pH 7,4) + -(•Laurinsäure-/?-naphthylester ( pH 7,4) — —p-Ni t rophenyl laura t ( pH 7,4) -|- +p-Ni t rophenylmyr isa t ( pH 7,4) + +

Kal iumnit ra t(Reduktion) — —

Harnstoff(Ammoniak-Bildung) — —

Cystein (pH 7,4)(H2S-Bildung) + +

L-( + )-Arginin(Decarboxylierung) — —

L-( + )-Lysin(Decarboxylierung) — —

L-Ornithin(Decarboxylierung) — —

L-Phenylalanin(Nachweis von Phenylbrenztraubensäure) — —

D,L-Tryptophan(Nachweis von Indolbrenztraubensäure) — —(Indolnachweis) — —

saure Phosphatasena-Naphthylphosphat (pH 5,2) + +p-Nitrophenylphosphat (pH 4,8) + +Phenolphthaleindiphosphat (pH 5,4) + +

alkalische Phosphatasena-Naphthylphosphat (pH 8,3) + +p-Nitrophenylphosphat (pH 10,5) + +di-Na-phenylphosphat (pH 9,3) — +Phenolphthaleindiphosphat (pH 9,7) — —

Aryl-sulfatasenp-Nitrophenylsulfat (pH 5,8) — —2-Hydroxy-5-nitrophenylsulfat (pH 5,8) — —

PeptidasenL-Alanin-/?-naphthylamid (pH 6,5) + -\.L-Leucin-yg-naphthylamid (pH 6,5) + -fL-Leucin-p-nitroanilid (pH 7,0) + -L.L-Cystin-di-yS-naphthylamid (pH 6,0) + +N-7-(a-naphthyl)-D,L-glutamin (pH 6,5) — _N-Carbo-/?-naphthoxy-D,L-phenylalanin

(PH 7,0) + +

Spezifische enzymatische Reaktionen der Hefen 255

Man erkennt, daß sich gegenüber den konventionellen Methoden derPrüfung der Kohlenhydratfermentation keine Unterschiede ergeben. Vonden Glycosiden wird Salicin nur von C. tropicalis gespalten. Die Aktivi-tät der Salicinspaltung reicht nicht aus, um durch einen IndikatorumschlagSäurebildung anzuzeigen, da dieser Nachweis 1—2 Zehnerpotenzen un-empfindlicher ist, als der Nachweis des o-Hydroxybenzylalkohol. EinenUnterschied im Verhalten der beiden Stämme findet man weiterhin gegen-über Di-Natriumphenylphosphat.

Man erkennt die in allen untersuchten Bereichen große Ähnlichkeit imbiochemischen Verhalten von C. albicans und C. tropicalis. Von 75 Testswerden nur in 5 Abweichungen der beiden Stämme voneinander beobach-tet. Da keines dieser Kriterien als konstant angesehen werden kann, ist einwesentlicher Unterschied zwischen C. albicans und C. tropicalis hiermitnicht gefunden. Man kann nur sagen, C. tropicalis ist der Keim mit dergrößeren Stoffwechselaktivität bezogen auf eine Vielzahl biochemischerLeistungen.

Da alle diese Kriterien durch Mutationen verändert werden können,ist das Ergebnis der in der Diagnostik üblichen biochemischen Differen-zierung mit einer sehr kleinen Anzahl von Kriterien mit großer Reservezu betrachten. Wenn eine Mutation zufällig eine dieser wenigen bioche-mischen Leistungen betrifft, wird eine richtige Diagnose unwahrscheinlich.Die Erkenntnis, daß alle Kriterien variabel, wenn auch im einzelnen Fallereproduzierbar sind, zwingt zu dem Schluß, daß eine biochemische Diffe-renzierung allein auf Grund eines umfangreichen Enzymspektrums möglichist. Diese Spektren werden sich mehr oder weniger weitgehend überschnei-den. Die Frage nach dem Wert einzelner biochemischer Kriterien kann nurbeantwortet werden, wenn an einer großen Zahl von Mikroorganismen je-weils sehr viele Stoffwechselleistungen untersucht werden.

Zusammenfassend ergibt sich, daß die hier beschriebene Methode zurDifferenzierung der Hefen den üblichen Verfahren vorzuziehen ist, da siees gestattet, in viel kürzerer Zeit zahlreiche z. T. in komplexen Mediennicht prüf bare enzymatische Leistungen zu erfassen.

Schrifttum

BÜRGER, H. und H.-L. MÜLLER: Untersuchungen zur Schnelldiagnostik von Hefen.5. Wissenschaftliche Tagung der deutschsprachigen Mykologen, München 17.bis 18. Juli 1965 in „Humanpathogene Pilze im Tier- und Pflanzenreich",hrsg. H. GÖTZ U. H. RIETH, Grosse Verlag, Berlin 1969.

BÜRGER, H.: Ein Verfahren zur Prüfung zahlreicher biochemischer Leistungennichtproliferierender Bakterien, dargestellt am Beispiel der Enterobacteriazeen.Zbl. Bakt. I. Orig. 196, 469—476 (1965).

256 H. A. KOC H und YVONNE K O C H

BÜRGER, H.: Biochemische Leistungen nichtproliferierender Mikroorganismen.II. Mitteilung: Nachweis von Glycosid-Hydrolasen, Phosphatasen, Esterasenund Lipasen. Zbl. Bakt. I. Orig. 202, 97—109 (1967).

BÜRGER, H.: Biochemische Leistungen nichtproliferierender Mikroorganismen.III. Mitteilung: Nachweis von Arylsulfaten und Peptidasen. Zbl. Bakt I. Orig.202, 395—401 (1967).

BÜRGER, H., M. Doss, W. MANNHEIM und A. SCHÜLER: Studien zur biochemischen

Differenzierung von Mycoplasmen. Z. med. Mikrobiol. u. Immunol. 153, 138bis 148 (1967).

MANNHEIM, W. und H. BÜRGER: Über physiologische Merkmale und die Frage

der systematischen Stellung des Rotz-Erregers. Z. med. Mikrobiol. u. Immu-nol. 152, 249—261 (1966).

Dipl.-Chem. Dr. med. H. BÜRGER

Hygiene-Institut der Universität355 Marburg/Lahn, Pilgrimstein 2undPriv.-Doz. Dr. HANNE-LENE MÜLLER

CH—4000 Basel, Leimenstraße 30

Hautklinik der Medizinischen Akademie Erfurt(Direktor: Prof. Dr. med. habil. H. G. PIPER)

und der Hautklinik der Comenius-Universität zu Bratislava(Direktor: Prof. Dr. med. habil. L. CHMEL)

Enzymchemische Untersuchungen an Sproßpilzen

H. A. KOCH, Erfurt, und YVONNE KOCH, Bratislava

Seit längerer Zeit befassen wir uns mit Enzymnachweisen bei Derma-tophyten und Sproßpilzen. Die Fortschritte der Enzymhistochemie ermög-lichen den Nachweis zahlreicher Fermente in Geweben und Zellen. Wirhaben unter den Sproßpilzen bis jetzt nur Vertreter der Gattungen Candi-da und Cryptococcus untersucht. Dabei interessieren uns neben den intra-zellulären Enzymen vor allem jene, welche die Pilze zum Abbau lebendenGewebes befähigen.

Zunächst haben wir eingehend die Kryptokokkose des Zentralnerven-systems von weißen Ratten untersucht, worüber der eine von uns bereitsberichtet hat (KOCH U. OSSKE 1965).

Bei diesen Versuchen werden weiße Ratten auf intravenösem Wege mitCryptococcus neoformans infiziert, die Hirne dieser Tiere auf dem Kryo-stamikrotom geschnitten und die Reaktionen ausgeführt. Bei insge-samt 15 Enzymnachweisen konnten folgende Enzyme von uns nachgewiesenwerden (Tab. 1).

Enzymchemische Untersuchungen an Sproßpilzen 257

Tabelle 1: Enzymhistochemische Reaktionen an Cryptococcus neoformansbei der Kryptokokkose des ZNS von weißen Ratten

Ferment Cytoplasma Schleimkapsel Umgebung

1. Alkalische Phosphatase — — —2. Saure Phosphatase + + —3. ATP-ase — — —4. AMP-ase + + —5. unspezifische Esterase — — —6. AChE-ase — — —7. Aminopeptidase + — +8. Monoaminooxydase — — •—9. Succinatdehydrogenase — — —

10. NADH2-Tetrazoliumsalzred. + — —11. NADPHg-Tetrazoliumsalzred. — — —-12. Lactatdehydrogenase + — —13. Isozitratdehydrogenase — — —14. Alkoholdehydrogenase — — —15. Aldolase + — —

1. Saure Phosphatase: Sowohl mit der Bleisalzmethode als auch mitder Kupplungsreaktion kann im Protoplasma fast aller Pilze eine starkeFermentaktivität nachgewiesen werden. Eine Zuordnung zu bestimmtenZellstrukturen ist nicht möglich. Außerhalb der Pilze ist besonders im Rand-gebiet der Herde, der Trümmerzone, eine starke Fermentaktivität nachweis-bar.

2. AMP-ase: Neben granulären Strukturen im Protoplasma zeigt dieSchleimkapsel eine starke Enzymaktivität. In den Kontrollschnitten, dieanstelle von AMP mit Glyzerinphosphat inkubiert wurden, ist die Schleim-kapsel ebenfalls tingiert, jedoch deutlich schwächer.

3. N ADH-T etrazoliumsalzreduktase (Nicotinamid-adenindinukleo-tid-H-Tetrazoliumsalzreduktase), Lactatdehydrogenase und Aldolase: DieseEnzyme konnten im Pilz nachgewiesen werden, wobei granuläre Forma-zanniederschläge in den Cryptococcuszellen entstehen. Mit der von unsdurchgeführten Aldolasereaktion wird neben diesem Enzym, einer Kompo-nente der Glykolyse, auch' die NAD-abhängige Glyzerinaldehyddehydroge-nase erfaßt. Der Nachweis dieser Fermente in Cryptococcus neoformansweist auf einen intensiven Kohlenhydratabbau hin, wobei es sich wahr-scheinlich um eine anaerobe Glykolyse handelt. Bei Kultur auf künstlichenNährböden konnte bei Cryptococcus neoformans Succinatdehydrogenasenachgewiesen werden (vgl. THIANPRASIT und BRAUN-FALCO, 1965). Der vonuns verwendete Stamm besitzt in der parasitischen Phase keine Dehydro-genasen des Zitronensäurezyklus in nachweisbaren Mengen.

4. Aminopeptidase: Dieses Enzym konnte im Pilz in einem oder mehre-ren Bläschen unterschiedlicher Größe nachgewiesen werden. Diese kleinenBlasen sind meistens rund und scharf begrenzt. Dabei ist der Reaktionsausfallbei pH 6,5 am stärksten, bei pH 5,5 nur noch sehr schwach. Nach Fixierung

258 H. A. KOCH U. Y. KOCH

der Kryostatschnitte konnten wir hohe Fermentaktivität in der Umgebungder Pilzzellen nachweisen. Einige Bilder sprechen dafür, daß der Inhaltder kleinen Blasen an die Umgebung abgegeben wird. Die Aminopeptidaseist eine Komponente des proteolytischen Enzymkomplexes, mittels dessender Pilz lebendes Gewebe abbaut. Nach NIEMI und IKONEN 1960 sowie nacheigenen Untersuchungen (OSSKE, KOCH, und JÄNISCH, 1966) kann Amino-

peptidase im normalen Rattenhirn nicht festgestellt werden.

Bei allen positiven Enzymnachweisen erweisen sich einige wenige Pilz-zellen als inaktiv. Durch Ausstrichpräparate konnten wir ausschließen,das diese Inaktivität einiger Zellen auf Schnitteffekte zurückzuführen ist,ferner konnten wir zeigen, daß es sich auch nicht um bereits abgestorbenePilze handelt. Es dürfte sich dabei vielmehr um Zellen handeln, die sichin einer gewissen Ruhephase befinden. Dieser Befund steht möglicherweisemit dem langsamen Wachstum des Cryptococcus neoformans in Zusam-menhang.

Wir haben uns in weiteren Versuchen besonders mit dem Nachweis derAminopeptidase befaßt. Zunächst haben wir versucht, das Hirn weißerRatten mit folgenden Cryptococcusarten zu infizieren: Cryptococcus neo-formans, C. diffluens, C. gastricus, C. terreus, C. skinneri, C. terricolus.Nur durch C. diffluens konnte nach intracerebraler Verabreichung eineKryptokokkose erzeugt werden. Es gelang auch hier, einen positiven Ami-nopeptidase-Nachweis zu führen. Bei den genannten Cryptococcusartensowie 6 Arten der Gattung Candida (Tab. 2) haben wir Aminopepti-

Tabelle2: Enzymhistochemischer Nachweis der Aminopeptidase(pH 6,5) bei Hefen

Pepton-Glukose GlutaminsäureMedium Glukose Medium

Cryptococcus neoformans + +Cryptococcus diffluens -f- —Cryptococcus gastricus — —Cryptococcus terreus + +Cryptococcus skinneri — —Cryptococcus terricolus + +Candida albicans + +Candida tropicalis + +Candida pseudotrop. + +Candida guilliermondü + +Candida parapsilosis + +Candida krusei + +

dase-Aktivität nach Züchtung in verschiedenen Nährmedien untersucht. Da-bei ist überraschend festzustellen, daß auch in solchen Nährmedien, die nurGlutaminsäure als Stickstoffquelle enthalten, positive Aminopeptidase-Re-aktionen nachweisbar sind. Ähnliche Befunde konnten wir auch bei Der-matophyten erheben. Wir können dabei nachweisen, daß sowohl bei Der-

Enzymtechnische Untersuchungen an Sproßpilzen 259

matophyten als auch bei anderen keratinophilen Pilzen (z. B. Ct. serratus, A.curreyi) die Aminopeptidase-Produktion vom Substratangebot bzw. derStickstoffquelle abhängig ist, d. h., daß bei der Biosynthese der Amino-peptidase induktive Vorgänge wirksam werden. In weiteren Untersuchungenwerden wir uns besonders mit diesem Problem befassen.

Literatur

1. KOCH, H. A., und G. OSSKE: Untersuchungen zur Enzymhistochemie vonCryptococcus neoformans. Vortrag Internat. Symp. Hefeprotoblasten, Jena1965.

2. NIEMI, N., und M. IKONEN: Histochemical evidence of aminopeptidase activityin rat pineal gland. Nature 185, 928 (1960).

3. OSSKE, G., H. A. KOCH U. W. JÄNISCH: Enzymchemische Untersuchungen anCryptococcus neoformans im Rattengehirn. Acta histochem. 24, 1—7 (1966).

4. THIANPRASIT, M., U. O. BRAUN-FALCO: Zum histochemischen Enzym-Nachweisin hautpathogenen Pilzen. Arch. klin. exp. Derm. 221, 175—183 (1965).

Dr. habil. H. A. KOCH,Dr. Y. KOCH,

Erfurt,Klement-Gottwald-Straße 34

Hautklinik der Westfälischen Wilhelmsuniversitä't Münster(Direktor: Prof. Dr. med. P. JORDAN)

Autoradiographische Untersuchungen zum Stoffwechselvon Candidapilzen

F. FEGELER, M. RAHMANN-ESSER U. M. KIFFE, Münster

Mit 1 Abbildung

Mit diesen wohl erstmals durchgeführten Untersuchungen sollte ein Mo-dell für die Überprüfung der Wirksamkeit verschiedener Medikamente aufdie Stoffwechselfunktionen bei Candidapilzen geschaffen werden.

Die Untersuchungen wurden in einer Warburg-Apparatur durchgeführt. Injedes Kulturgläschen kamen 3 ml einer Aufschwemmung von Candidazellen in ab-gekochtem Leitungswasser, welcher 0,1ml 3prozentiger Glukose- und 0,02 mlIsotopenlösung i 30/<C (10 p/m\) zugesetzt wurden. Als Isotope verwendetenwir 3 H-Uridin als RNS-Tracer, 3 H-Thymidin als DNS-Tracer und 35 S-Methio-nin sowie 3 H-Histidin als Protein-Vorstufen. Unter konstanter Temperatur wur-den die Tracer 15', 30', 2 h und 4 h inkorporiert. Anhand des Sauerstoff-verbrauchs war in den Warburg-Kulturgläsern ein lebhafter Stoffwechsel zu er-kennen. Nach den oben angegebenen Inkorporationszeiten wurden die Candida-

260 F. FEGELER, M. RAHMANN-ESSER und M. KIFFE

Zellen in 4prozentigem Formol etwa 6 h fixiert. Danach wurden Ausstriche her-gestellt und die nicht verbrauchte Tracersubstanz mit 5 %> Trichloressigsäure für15 Min. bei 2 °C ausgewaschen. Die so präparierten Objektträger wurden nachdem Dipping-Verfahren mit einer Agfa-Gevaert-Emulsion überzogen. Die Exposi-tionszeiten der Autoradiographien betrugen für Methionin 3 Tage, für die übrigenIsotope 7 Tage.

Auswertung: 200 Zellen wurden auf dem Objektträger ausgezähltund nach dem Grad der Markierung in folgende Gruppen eingeteilt: Keine,wenig, mittel, viel.

Die so erhaltenen Zahlenwerte wurden als Quadrate aufgezeichnet. Wiedie Abb. 1 zeigt, kamen wir dabei zu folgenden Ergebnissen: Mit 3H-Hi-

Abb. 1: Schematische Darstellung der Markierung von Candida albicans mit ver-schiedenen Isotopen in Abhängigkeit von der Incorporationszeit

stidin war bereits nach 15 Min. eine deutliche Markierung zu erkennen.Diese nimmt nach 30 Min. bis zu 4 h weiter zu. Bei der Markierung mitMethionin und Uridin fällt auf, daß nach 2 h der Anteil der viel markier-ten Zellen am höchsten ist, er sinkt nach 4 h wieder ab, d. h. es ist offenbarmit 10 fiC/ml nicht genug Traceranteil zugegeben worden, die Verbindun-gen sind durch einen sehr lebhaften Zellstoffwechsel schnell verbraucht wor-den.

Autoradiographische Untersuchungen 261

Die 3H-Thymidin-Markierung erfolgt nur in der Chromosomsubstanzbei Teilung einer Zelle und ist deshalb im Gegensatz zu den anderen Tra-cermarkierungen von Natur aus geringer, sie erfolgt langsamer. Zwischen2 und 4 h ist auch hier der „nicht markierte" Anteil sehr stark zurückge-gangen, was auf eine lebhafte Teilungsaktivität hinweist.

Inzwischen wurden bei Candida albicans bereits Versuche mit Moronalund Amphotericin eingeleitet. Die Ergebnisse sind noch nicht ausreichendausgewertet. Man kann aber wohl bereits jetzt sagen, daß derartigeautoradiographische Untersuchungen uns die Möglichkeit geben, einen ge-naueren Einblick in die Wirkungsweise verschiedener cytostatisch odercytotoxisch auf Candida-Kulturen wirksamer Medikamente zu erhalten.

Prof. Dr. F. FEGELER,Dr. M. RAHMANN-ESSER,Dr. M. KIFFE,44 Münster,von-Esmarch-Straße 56

Hautklinik der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster(Direktor: Prof. Dr. med. P. JORDAN)

Der Einfluß von Aminosäuren auf das Wachstumder Candida albicans

F. FEGELER, S. NOLTING und A. WIENKER, Münster

Mit 1 Abbildung

Ein wesentlicher Bestandteil der Haut und ihrer Anhangsgebilde sinddie Aminosäuren. Es sollte daher untersucht werden, inwieweit die ein-zelnen Aminosäuren das Wachstum von Candida albicans beeinflussen.Je nach der Gewebeart ist die Aminosäuren-Zusammensetzung folgende(Tab. 1): die Keratine bestehen zu 15 bis 17% aus Cystin und Cystein(LEHNARTZ; LEUTHARDT). Ebenfalls reichlich kommen Arginin, Lysin, Histi-din und Tryptophan im Keratin vor. Die wesentlichsten Aminosäuren desKollagens sind Prolin, Hydroxyprolin und Glycocoll. Außerdem findensich reichlich basische Aminosäuren (u. a. Asparagin) im Kollagen. Elastinenthält neben einem hohen Anteil an Glycocoll, Prolin und Hydroxyprolingroße Mengen Leucin, Isoleucin und auch relativ viel Valin. Beachtenswertscheint die Tatsache, daß sich diese Aminosäuren nach Untersuchungen ver-schiedener Autoren auch im Speichel finden (WOLDING, KIRCH u.a.) Derreichliche Gehalt des Schweißes an Arginin und Histidin ist interessant we-

262 F. FEGELER, S. NOLTING U. A. WIENKER

Tabelle 1: Aminosäurengehalt von Hautgeweben

Glycocoll

ProlinHydroxyprolin

Cystin+ Cystein

Tryptophan

Arginin

Lysin

Histidin

Leucin+ Isoleucin

Valin

Keratin

ca. 4 %>

8,5 %

15,9 Vo

13 °/o

ca. 10,5 %>

2,5 %>

1,0 °/o

11 °/o

4,6 °/o

Kollagen

27,2 %>

15,1 Vo

14,0 o/o

8,6 °/o

0,7 °/o

5,6 %

3,4 °/o

Elastin

27,5 o/o

14,2 %>

14,9 °/o

0,2 °/o

0,9 °/o

4,5 %

28 o/o

12,6%

gen der intertriginösen Hautfalten als Prädilektionsort für die Candidaalbicans-Ansiedlung. Es wurde daher der Einfluß dieser Aminosäuren

CystinCysteinHomocystinMethionin

ArgininLysinHistidinTryptophan

GlycocollProlinAsparaginValin

in verschiedenen Konzentrationen (0,01%; 0 , 1 % ; 0,2%; 0,5%; 1%)auf das Wachstum von Candida albicans in der Warburg-Apparatur unter-sucht.

In Vorversuchen ermittelten wir neben günstiger Keimzahl und Schüttel-frequenz aus sechs verschiedenen Nährlösungen, die nach Angaben in der ein-schlägigen Literatur oder eigenen zusammengestellt wurden, die für unsere Ver-suche geeignete. Die Wahl fiel auf eine modifizierte Kapica-Lösung; sie bietet derCandida albicans gute Wachstumsbedingungen, ist gleichzeitig einfach in ihrerZusammensetzung und enthält im Gegensatz zu anderen voruntersuchten Nähr-lösungen keinen Stickstoff. Die einzige Stickstoffquelle bilden die hinzugefügtenAminosäuren.

Modifizierte Kapica-Nährlösung:

Mg2SO4 • 7 H2O 1,0KH2PO4 0,2Dextrose 5,0Aqua dest. ad 1000,0

Für die Hauptversuche wurde ein Candida albicans-Stamm verwendet,der vom Mundwinkel eines Patienten stammte und mehrmals auf Cyclo-

Der Einfluß von Aminosäuren auf das Wachstum der C. alb. 263

Abb. 1: Wachstumseinfluß von GlycocoU auf Candida albicans(Warburg-Apparatur)

heximid-Agar überimpft worden war. 50 ml autoklavierter Nährlösungohne Aminosäuren wurden mit ca. 8—10 Ösen Candida albicans beimpftund 24 Stunden im Brutschrank bei 37 °C bebrütet. Unmittelbar vor der Be-schickung der Gefäße der Warburg-Apparatur wurde die Keimzahl in einerZählkammer festgestellt: 105 bis 130 Mill. wurden in jedes Kontrollgefäß

264 F. FEGELER, S. NOLTING U. A. WIENKER

hineingegeben. Zu der vorbebrüteten Candida albicans-Aufschwemmungwurden dann jeweils die verschiedenen Aminosäuren, gelöst in der gleichenNährlösung, hinzugegeben, so daß die Aminosäuren in oben genanntenKonzentrationen vorlagen. Eine Warburg-Apparatur (14 Gefäße) wurdejeweils mit einer Aminosäure in fünf verschiedenen Konzentrationen be-schickt. Mehrfach wurden Kontrolluntersuchungen (1—5 Versuche) durch-geführt. Sie dienten zur Feststellung der Fehlergröße (Manometerungenau-igkeit, wechselnder Barometerstand etc.). Während der Versuche wurde dieKultur auf 37 °C gehalten. Die Beobachtungsdauer war 14 Stunden; derVerbrauch an Sauerstoff wurde stündlich an den Manometern der War-burg-Apparatur abgelesen.

Die Versuche ergaben, daß das Wachstum von Candida albicans durchAminosäurezusatz zu der Nährlösung unterschiedlich beeinflußt wird; derEinfluß ist verschieden nach Art der Aminosäure und ihrer Konzentration.Im allgemeinen kann geschlossen werden, daß mittlere Konzentrationen anAminosäuren (0,1 und 0,2 % und auch 0,5 %) einen fördernden Einflußhaben. Das zeigen die Verlaufs- und Summationskurven für den Sauer-stoffverbrauch der Kulturen (Abb. 1). Die Aminosäurenkonzentrationenvon 1 % zeigen entweder einen äußerst geringfügigen Einfluß oder sogareine leichte Hemmung. Diese Förderung oder Hemmung weicht aber kaumvon der Kontrolle ab. Höhere Konzentrationen als 1 % wurden bisher nichtuntersucht, bedingt z. T. durch mangelhafte Löslichkeit der Aminosäuren.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß alle bisher geprüften Aminosäu-ren in Abhängigkeit von der Konzentration des Wachstums von Candidaalbicans beeinflussen. In niederen Konzentrationen wirken sie beschleu-nigend, in hohen teilweise hemmend. Auf die Fehlermöglichkeiten der Un-tersuchungsmethoden wird hingewiesen, weitere Untersuchungen zu diesemThema werden durchgeführt.

Summary

All amino acids tested so far have an effect on the growth of Candidaalbicans, depending on the concentration. At low concentrations accelerationis seen, higher concentrations sometimes lead to inhibition. Attention isdrawn to the possibility of errors inherent to the method of examination.Further studies on this subject are in progress.

Prof. Dr. F. FEGELER,Dr. S. NOLTING,

Dr. A. WIENKER,

44 Münster,von-Esmarch-Straße 56

Manometrische Untersuchungen über atmungsstimulierende Wirkung 265

Universitäts-Hautklinik Hamburg-Eppendorf(Direktor: Prof. Dr. Dr. J. KIMMIG)

Manometrische Untersuchungen überatmungsstimulierende Wirkung von B-Vitamin-Komplex

und Serum gegenüber Candida albicansJ. MEYER-ROHN und E. ROESSLER

Die Atmung — eine unter mehreren Stoffwechselleistungen von Hefe-zellen — stellt einen faßbaren Vorgang dar, der genügend sichere Rück-schlüsse auf die Proliferation und Absterbevorgänge innerhalb der Kulturzuläßt. Sie wird in der Warburg'schen Apparatur gemessen.

Neben wachstumsdepressiven (Nystatin, Amphotericin B [Abb. 1 und

SENERATIONSDAUER SESAMTATMUN6

in%der Kontrolle

Abb. 1: Wachstumsdepressive Wirkung von Amphotericin B

266 J. MEYER-ROHN und E. ROESSLER

GENERATIONSDAUER GESAMTATMUNG

in% der Kontrolle

Abb. 2: Wachstumsdepressive Wirkung von Amphotericin B

2] Malachitgrün) gibt es wachstumsstimulierende Substanzen. Von ihnenist Biotin (Abb. 3) als Wuchsstoff vieler Mikroorganismen seit langem be-kannt und auch gründlich untersucht.

Bei der Häufigkeit der Anwendung von B-Vitamin-Komplexpräpara-ten in Klinik und Praxis sowie der immer wieder diskutierten Möglichkeiteiner Stimulierung des Hefewachstums durch solche Präparate mit all ihrenklinischen Konsequenzen untersuchten wir BVK-Roche auf seine stimulie-rende Wirkung auf 40 verschiedene Candida albicans-Stämme.

Während für Hemmversuche ein Nährsubstrat benutzt werden sollte,das den Keimen optimale Wachstumsmöglichkeiten bietet, muß für Stimu-lierungsversuche ein „Hungermedium" gewählt werden, das eine Prolife-rationssteigerung durch die Prüfsubstanz deutlich erkennen läßt.

Manometrische Untersuchungen über atmungsstimulierende Wirkung 267

NaClKH,PO4

K2HPO4

MgSO4

Ca(NOs),

(NH4)2SO2

Maltose

Aqua dest. ad

1,0

1,00,2

0,7

1,010,0

50,0

1000,0

Ergebnisse

Auffällig ist die Variabilität der optimalen Wuchsstoffkonzentration;sie schwankt zwischen ICH2 und 10-1 1 . Das Gros der Candida-Stämme(24 von 40) wird in BVK-Konzentration von 10~5 deutlich stimuliert(Abb. 4—6).

Wird statt des „Hungermediums" ein Normalnährboden benutzt, wieer z .B. zur Durchführung von Amphotericin-B-Hemmversuchen Verwen-dung findet, dann ist der Stimulierungseffekt von BVK nicht mehr signifi-kant nachweisbar. (Abb. 7).

Abb. 3: Wachstumsstimulierende Wirkung von Biotin

Unsere synthetische Nährlösung setzte sich wie folgt zusammen:

268 J. MEYER-ROHN und E. ROESSLER

GENERATI0N3PAUER GESAMTATMUNG

in % der Kontrolle

Abb. 4: Wachstumsstimulierung durch Vitamin-B-Komplex unter Verwendung eines „Hungermediums".

Candida-albicans-Stamm 19 066

Da bei Anwesenheit von nativem Eiweiß — wie die Bouillonzugabe zudem Hungermedium zeigte — Vitamine das Hefewachstum nicht mehr för-dern, scheint ein synthetischer Hungernährboden derart unphysiologischeLebensbedingungen für Hefen zu bieten, daß aus solchen Versuchen fürdie Klinik keine Folgerungen ableitbar sind. Denn auch bei einer generali-sierten Candidiasis leben die Hefen in einem eiweißhaltigen Milieu, in demeine Wachstumssteigerung durch zugeführte Vitamine der B-Gruppe sehrfraglich erscheint.

Anstatt zu schließen: Hefen lassen sich durch Vitamine stimulieren, folg-lich sollen sie in der Klinik bei Candidiasis nicht verabfolgt werden, sollte

Manometrische Untersuchungen über atmungsstimulierende Wirkung 269

GENERATIONSDAUER SESAMTATMUNGin % in der Kontrolle

Abb. 5: Wachstumsstimulierung durch B-Vitamin-Komplex unter Verwendung eines „Hungermediums".

Candida albicans Stamm 19 197

man besser sagen: Es lassen sich künstlich Bedingungen finden, unter denenVitamine das Hefewachstum zu stimulieren vermögen.

Bei weiteren Versuchen, die die Abhängigkeit eines stimulierenden Ef-fektes einer Substanz vom Kulturmedium klären sollen, wurde zur Auf-besserung des Hungermediums auch Rinderserum verwandt.

Während Bouillonzusatz das Hefewachstum erwartungsgemäß beschleu-nigte, wurden überraschenderweise die mit Rinderserum beschickten Kul-turen bei steigender Serumzugabe mehr und mehr in ihrer Proliferationgehemmt (Abb. 8). Im Prinzip die gleichen Ergebnisse wurden nach Zugabevon Humanserum erzielt (Abb. 9). Die Hemmwirkung von Humanserumwar im allgemeinen deutlicher ausgeprägt.

270 J. MEYER-ROHN und E. ROESSLER

GENERATIONSDAUER GESAMTATMUNG

in?i der Kontrolle

Abb. 6: Wachstumsstimulierung durch B-Vitamin-Komplex unter Verwendung eines Hungermediums.

Candida albicans Stamm 18 966

Weitere Versuche wurden nun durchgeführt mit der Fragestellung, wel-che Anteile des Serums den hemmenden oder den unter Umständen fördern-den Effekt auf Hefepilze ausüben. Albumin und Globulin stellen offenbarnoch keine Trennung der gesuchten Prinzipien im Humanserum dar, da inbeiden — je nach Milieu — einmal Wachstumsförderung, einmal -hemmungerkennbar sind (Abb. 10 und 11).

Andere Versuche mit „inaktiviertem" Serum zeigten, daß die Hemm-kraft des Serums nicht an das Vorhandensein von Komplement gebundenist (Abb. 12).

Manometrische Untersuchungen über atmungsstimulierende Wirkung 271

Normalbouillon

CANDIDA ALBICANS

18730BVK

Abb. 7: Keine Wachstumsstimulierung durch B-Vitamin-Komplex unter Verwendung eines Normalmediums. Candida

albicans Stamm 18 730

Abb. 8: Wachstumsdepressive Wirkung von Rinderserum(Boviserin) auf Candida albicans Stamm 19 197

272 J. MEYER-ROHN und E. ROESSLER

Abb. 9: Wachstumsdepressive Wirkung von Human-Serumauf Candida albicans Stamm 19 197

Abb. 10: Wachstum von Candida albicans Stamm 19 066unter der Einwirkung von Human-Albumin

Manometrische Untersuchungen über atmungsstimulierende Wirkung 273

Abb. 11: Wachstum von Candida albicans Stamm 18 495unter der Einwirkung von Human-Globulin

Abb. 12: Hemmwirkung von „inaktiviertem" Humanserumauf Candida albicans Stamm 19 066

274 J. MEYER-ROHN und E. ROESSLER / HANNE-LENE MÜLLER

Unsere Befunde stimmen mit den Ergebnissen von ROTH und Mitarb,überein. Diese Verff. finden eine hohe Hemmwirkung von Erwachsenense-rum im Gegensatz zu dem Serum Neugeborener. Ein signifikanter Hemm-titer ist erst vom 3. Lebensmonat an feststellbar; er steigt und erreicht mitdem 2. Lebensjahr den Erwachsenenwert.

Soweit sich aus unseren Resultaten Schlußfolgerungen für die Klinikziehen lassen, wäre an eine therapeutische Ausnutzung des fungistatischenSerumeffektes zu denken. Als Therapie der Candidiasis würde sich danneine Kombination von Amphotericin B mit Serumgaben oder Bluttransfu-sionen ergeben.

Unsere Versuchsreihen haben wieder einmal mehr die Problematik vonStimulierungsversuchen nach der Warburgmethode beleuchtet. Die erziel-baren Ergebnisse sind abhängig von der Zusammensetzung des Nährmedi-ums, von der Größe der Keimeinsaat, vom verwendeten Stamm und ande-ren Faktoren. Aussagen und Konsequenzen für die Klinik dürfen nurmit großer Zurückhaltung gezogen werden. Sie müssen immer die Gegeben-heiten der Versuchsanordnung berücksichtigen. So gesehen sind alle im La-boratorium gewonnenen Ergebnisse nichts anderes als Mosaiksteine, die so-wohl der Theoretiker als auch der Kliniker für den Aufbau des Gesamt-bildes braucht.

Prof. Dr. J. MEYER-ROHN

Ltd. Oberarz: der Univ.-Hautklinik2 Hamburg 20 (Eppendorf)Martinistr. 52

Hygiene-Institut der Universität Marburg/Lahn(Direktor: Professor Dr. R. SIEGERT)

Agar- und immunelektrophoretische Untersuchungenan Sproßpilzen

HANNE-LENE MÜLLER, Marburg

Mit 8 Abbildungen

Der antigene und der chemische Aufbau der Hefen wurde getrennt häu-fig untersucht. Dagegen ist über die chemische Natur der Antigene wenig be-kannt. Untersuchungen von SUMMERS U. Mitarb. (1) sowie von KEMP undSOLOTOROVSKY (2) befassen sich nur mit den Polysaccharidantigenen derZellwand, die als Mannane bzw. Glucomannanproteine charakterisiertwurden. Immunchemische Untersuchungen des Zellinhalts sind dagegen nichtbekannt.

Agar- und immunelektrische Untersuchungen 275

Wir haben deshalb versucht, die chemische Natur der Antigene von Zell-wand und -inhalt mit Hilfe der Agar- und Immunelektrophorese undverschiedenen Färbemethoden etwas näher zu charakterisieren. In derAbb. 1 sind Agarelektrophoresen des Homogenisats von C. albicans mit

Abb. 1: Agar- und Immunelektro-phorese von C. albicans-Homogeni-sat. Von oben nach unten: Agarelek-trophorese nach Amidoschwarz-,PAS- und Sudanschwarzfärbung.Immunelektrophorese gegen Anti-C-

albicans-Serum

Eiweiß-Kohlenhydrat- und Fettfärbungen dargestellt. Die Amidoschwarz-färbung — oben im Bild — markiert zur Anode wandernde Eiweiße. DiePAS-Färbung stellt zur Kathode wandernde Polysaccharide dar. MitSudanschwarz lassen sich auf beiden Seiten Fette nachweisen. Die Im-munelektrophorese weist darauf hin, daß in beiden Substanzgruppen sero-logische Aktivität vorhanden ist.

Die Abb. 2 zeigt zwei weitere Eiweißfärbungen, oben Azocarmin undunten Lichtgrün. Es stellen sich wieder die gleichen Fraktionen wie mitAmidoschwarz dar. Danach scheint der Eiweißcharakter dieser Gruppe er-wiesen. Es war zu prüfen, ob die serologische Aktivität durch diese Ei-weiße bestimmt wird. Dazu wurde das Homogenisat von C. albicans 1Std. mit 1 °/o Trypsin behandelt. Im Vergleich mit dem unbehandelten Ho-mogenisat oben in der Immunelektrophorese sieht man, daß keine Präzipi-tationslinien mehr auf der Anodenseite gebildet werden. Zur Kathoden-seite sind noch Linien vorhanden, die jetzt sehr nah am Graben liegen.Möglicherweise wurde ein Eiweißträger mit abgebaut, nicht aber die sero-logische Aktivität.

Die nächsten Untersuchungen wurden am abgetrennten Zellinhalt durch-geführt, da, wie wir früher nachweisen konnten, nur dieser serologisch ak-

276 HANNE-LENE MÜLLER

tive Eiweiße enthält. Am agarelektrophoretisch aufgetrennten Inhalt vonC. albicans führten wir folgende Reaktionen durch:

Zum Nachweis von Tyrosin die Millonsche Reaktion,zum Nachweis aromatischer Aminosäuren die Tetrazoniumreaktion,Färbung nach SAKAGUCHI auf Arginin,den Reduktionstest auf SH-Gruppen,Perameisen-Schiff auf SS-Gruppen,die Methylenblaufärbung zum Nachweis der Basophilieund den Bakertest auf Phosphatide.

Die Millonsche Reaktion und die Färbung nach SAKAGUCHI erbrachtenein negatives Ergebnis, weil sie möglicherweise nicht empfindlich genugsind. Wie das nächste Bild zeigt, waren die übrigen Reaktionen positiv.Wir konnten also nachweisen, daß die Eiweiße aromatische Aminosäuren,SH- und SS-Gruppen besitzen. Jedoch erbrachten die Färbungen keine Dif-ferenzierung. Alle vorher mit Amidoschwarz nachgewiesenen Fraktionenfärbten sich gleichmäßig an.

Wir versuchten nun, durch Ammonsulfat-Fällung die serologisch akti-ven Substanzen voneinander zu trennen.

Nach 4stündiger Behandlung des Zellinhalts von C. albicans mit50 °/oig gesättigter Ammonsulfatlösungbei 4 °C erhielten wir eine Fällung,die abfiltriert werden konnte. Der Niederschlag war nicht in Wasser, da-gegen gut in Natronlauge löslich. Mit Amidoschwarz stellt sich, wie dieAbb. 3 zeigt, eine scharfe Bande dar. Die Sudanschwarzfärbung zeigt, daßauch Lipide mitgefällt sind. Aus der Immunelektrophorese geht aber her-vor, daß die so gewonnene Fraktion denaturiert und nicht mehr serolo-gisch aktiv ist.

Der Überstand nach der 50°/oigen Fällung wurde mit Ammonsulfatauf 90 % abgesättigt. Nach 4 Stunden wurde ein Niederschlag erhalten,der sich gut in Wasser löste. Nach der Agarelektrophorese enthält er(siehe Abb. 4) massenhaft PAS-positive Substanzen, die aber, wie die Im-munelektrophorese zeigt, nicht serologisch aktiv sind. Auf Grund der posi-tiven BESTschen Färbung und dem nachweisbaren Abbau durch Diastase hal-ten wir dieses Polysaccharid für den Speicherstoff Glykogen. Die Immun-elektrophorese zeigt dagegen eine einzelne anodenwärts wandernde Linie.Diese serologisch aktive Substanz ließ sich' durch Säulenchromatographiean Biogel 300 von den Kohlehydratbestandteilen isolieren. Mit dem der-art isolierten Antigen, das Biuret- und Ninhydrin-positiv ist, wird z. Zt.immunisiert. Im dialysierten und eingeengten Überstand nach Ammonsul-fatfällung befinden sich, wir aus der Abb. 5 hervorgeht, nur noch PAS-posi-tive zur Kathode wandernde Substanzen. Sie bestehen aus mehreren sero-logisch aktiven Fraktionen.

Die in der ersten Abbildung dargestellten PAS-positiven Substanz-gruppen des Homogenisats wurden getrennt am Zellinhalt und Zellwänden

Agar- und immunelektrische Untersuchungen 277

Abb. 2: Agar- und Immunelektro-phorese von C. albicans-Homogeni-sat. Von oben nach unten: Agarelek-trophorese nach Lichtgrün- und Azo-carminfärbung. Immunelektrophoresegegen Anti-C.-albicans-Serum, überdem Graben C. albicans-Homogenisatunbehandelt, unter dem Graben: nach

lstd. Trypsinbehandlung

Abb. 3: Agar- und Immunelektro-phorese nach 5Ofl/oiger (NH4)2SCyFällung des Zellinhalts von C. albi-cans. Von oben nach unten: Agar-elektrophorese nach Sudanschwarz-und Amidoschwarzfärbung. Immun-elektrophorese gegen Anti-C.-albicans-Serum; über dem Graben: Homo-genisat; unter dem Graben: Nieder-

schlag der Fällung

Abb. 4: Agar- und Immunelektro-phorese nach 9O°/oiger (NH4)2SCyFällung des Zellinhalts von C. albi-cans. Oben: Agarelektrophorese nachPAS-Färbung; unten: nach BEST'scherFärbung; Mitte: Immunelektropho-rese gegen Anti-C.-albicans-Serum;über dem Graben: Homogenisat;unter dem Graben: Niederschlag der

Fällung

278 HANNE-LENE MÜLLER

Abb. 5: Agar- und Immunelektrophorese des Überstan-des nach 90 Voiger (NH4)2SO4-Fällung des Inhalts vonC. albicans. Oben: Agarelektrophorese nach PAS-Bärbung.Unten: Immunelektrophorese gegen Anti-C.-albicans-Serum; über dem Graben: Homogenisat; unter dem

Graben: Überstand nach der Fällung

von C. albicans untersucht. Da die Zellwände ohne vorherige Behandlungkeine elektrophoretisch wandernden Stoffe abgeben, wurden beide Materi-alien — Zellinhalt und Zellwände — der Phenolwasserextraktion unter-zogen. Die Abb. 6 zeigt, daß beide wäßrigen Phasen Polysaccharide ent-halten, die, wie die Immunelektrophorese zeigt, serologisch aktiv sind. Die-se aktiven Substanzen wurden von Diastase nicht angegriffen.

Durch 85%ige Ammonsulfatfällung ließ sich die wässrige Phase desZellinhalts in 2 Fraktionen trennen, die beide PAS-positiv sind. Während

Abb. 6: Agar- und Immunelektro-phorese der wäßrigen Phasen nachPhenol/Wasser-Extraktion der Zell-wände und des Zellinhalts von C.albicans. Von oben nach unten: Agar-elektrophorese des Zellwand- unddes Zellinhalts-Extraktes nach PAS-Färbung. Immunelektrophorese gegenAnti-C.-albicans-Serum; über demGraben: Zellwand-Extrakt; unter

dem Graben: Zellinhalt-Extrakt

Agar- und immunelektrische Untersuchungen 279

der Niederschlag nur eine Linie zeigt, sind im Überstand mindestens 2 An-tigene vorhanden (Abb. 7). Außerdem ließ sich im Niederschlag wieder, wie

Abb. 7: Agar- und Immunelektrophorese der Poly-saccharidfraktionen aus Zellinhalt C. albicans nach85°/oiger (NH4)2SO4-Fällung. Oben: Agarelektropho-rese des Niederschlags nach PAS-Färbung. Unten:Immunelektrophorese gegen Anti-C.-albicans-Serum;über dem Graben: Niederschlag; unter dem Graben:

Überstandbei der Ammonsulfatfällung des unbehandelten Inhalts, eine Bande mitBESTscher Färbung nachweisen, die durch Diastase abgebaut wurde. In derwässrigen Phase der Zellwände ließ sich mit dieser Methode kein Glykogennachweisen.

Der Versuch, durch Säulenchromatographie an Sephadex G-200 dieserologisch aktiven Polysaccharide aufzutrennen, ergab, wie die Abb. 8

Abb. 8: Agar- und Immunelektro-phorese der an Sephadex G 200 iso-lierten Fraktion. Von oben nach un-ten: Agarelektrophorese nach PAS-Färbung und nach Reduktionstest.Immunelektrophorese gegen Anti-C.-albicans-Serum; über dem Graben:Homogenisat; unter dem Graben:

isolierte Fraktion

280 HANNE-LENE MÜLLER / H. GRIMMER

zeigt, eine PAS-positive Bande, die serologisch ein isoliertes Antigen dar-stellt. Diese Fraktion kann jedoch nur im serologischen Sinn als rein be-zeichnet werden, denn wie der Reduktionstest zeigt, ist noch eine zweitezur Anode wandernde Fraktion vorhanden. Immunisierungsversuche er-gaben aber keine Antikörper, so daß es ein Hapten sein dürfte.

Mit Hilfe der Spezialfärbungen und der Trypsinverdauung konntenwir die Vermutung bestätigen, daß es sich bei den anodenwärts wandern-den Antigenen um Proteine handelt, von denen sich eins durch fraktionierteAmmonsulfatfällung und anschließender Chromatographie rein darstellenläßt. Die Untersuchung der Polysaccharide ergab, daß im Zellinhalt nebenden Polysaccharidantigenen große Mengen serologisch inaktiver Polysac-charide, vermutlich Glykogen, enthalten ist. Ein serologisch reines Einzel-antigen enthielt allerdings noch inaktive Ballaststoffe.

Die Untersuchungen mit der Agarelektrophorese erheben nicht den An-spruch, eine chemische Analyse zu ersetzen. Sie erlauben jedoch eine grobeOrientierung über die chemische Zusammensetzung der Substanzgruppenbei Verwendung kleinster Mengen. Überdies gibt die Kombination derAgar- und Immunelektrophorese Aufschluß über die chemische Natur einesAntigens und darüber, ob ein isoliertes Antigen nur serologisch oder auchchemisch rein ist. Erst dann sind die Voraussetzungen für eine chemischeAnalyse gegeben.

Literatur

1. SUMMERS, D. F., A. P. GROLLMAN and H. F. HASENCLEVER: Polysaccharide

antigens of candida cell wall. J. Immunol. 92, 491 (1964).2. KEMP, G. and M. SOLOTOROVSKY: Localization of antigens in mechanically

disrupted cells of certain species of the genera Candida and Torulopsis. J.Immunol. 93, 305 (1964).

Priv.-Doz. Dr. HANNE-LENE MÜLLER

CH—4000 Basel, Leimenstr. 30

Hautklinik der Städtischen Krankenanstalten Wiesbaden(Chefarzt: Prof. Dr. H. GRIMMER)

Die Bedeutung der Keimschlauchbildung der Candidaalbicans für fungistatische Prüfungen

H. GRIMMER, Wiesbaden

Von den candidostatisch wirkenden Antibiotika Nystatin, Trichomycin,Pimaricin und Amphotericin B hat bisher das Nystatin die breiteste An-wendung gefunden, doch entfaltet es einen zuverlässigen Effekt nur bei lo-kaler Anwendung, d. h. durch direkten Kontakt mit der hefebesiedelten

Die Bedeutung der Keimschlauchbildung 281

Haut oder Schleimhaut. Bei oraler Applikation wird in der Literatur überunterschiedliche therapeutische Erfahrungen berichtet, neben Erfolgen(GRUPPER; ROBINSON; RICHARD; NICOLAU und AVRAM) sind auch Mißerfolge

(DEGOS et al.) oder Teilerfolge (TANIOKU et al.) beobachtet worden.

Eine der topischen Anwendung entsprechende orale therapeutische Wirk-samkeit kann somit bei humanen Candidainfektionen im Gegensatz zu dererfolgreichen Applikation bei tierexperimentellen Candidainfektionen demNystatin offenbar nicht nachgesagt werden. In klinisch-experimentellen Un-tersuchungen, bei denen HEITE und BÜRGER unter Verwendung einer einma-ligen Nystatindosis von 6 Mill. E. (1,5 g) eine nur geringfügige candi-dostatische Wirksamkeit des Serums nachwiesen, gelang es den Autorennicht, den Verlauf einer experimentellen Candidainfektion an der gesun-den Menschenhaut durch Nystatingaben zu beeinflussen. Die Resorptions-verhältnisse des menschlichen Magendarmtraktes weichen offenbar grund-sätzlich von denen der für die Nystatinversuche verwendeten Laboratoriums-tiere (Meerschweinchen, weiße Maus) ab.

In eigenen Versuchen, die Möglichkeit einer candidostatischenAktivität des Serums unter Nystatin zu prüfen, wurde eine andere Metho-de als die nephelometrische, semiquantitative von HEITE und BÜRGER ange-wendet. Sie beruht auf der Hemmung der der Candida albicans eigentüm-lichen Fähigkeit zur Keimschlauchbildung durch Nystatin.

Die klinischen Untersuchungen, über die an anderer Stelle berichtet wer-den soll, gingen in vitro-Versuchen voraus, die bei evtl. auftretenden Wirk-stoffkonzentrationen im Serum der mit Nystatin behandelten Pat. Hin-weise auf die Höhe des Serumspiegels geben sollten.

Es wurden 2 taxonomisch gesicherte Candidastämme mit unterschied-licher Proliferationsaktivität verwendet. Die Keimschlauchbildung erfolgtemit einer Suspension von 2 X 105 Blastosporen einer 16—18stündigen Kul-tur in 1 ml Serum bei 37 °C für die Dauer von 2 Stunden. Nach der bei einerZeit von 2 Stunden als optimal anzusehenden Bebrütungszeit wurde dieZahl der Keimschläuche auf je 100 Blastosporen im Nativpräparat ausge-zählt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt.

Während Stamm B im Serum von 16 Pat. ohne Nystatinzusatz eineGerminationsrate zwischen 10 und 67 % erbrachte, lag die Differenz beidem Stamm M nur zwischen 79 % und 94 °/o. Von dem Patientenserum wur-den nach der Ermittlung des Leerwertes vier verschiedene mit Nystatinversehene Ansätze derart hergestellt, daß in jeweils 1 ml Serum 2,5, 5,0,10,0 und 15,0 E. Nystatin enthalten waren. Der Vergleich der Keim-schlauchbildung im Serum ohne Nystatin mit dem mit Nystatin ergibteine eindeutige Reduzierung bereits bei der minimalen Konzentration von2,5 E/ml, eine praktisch vollkommene bei einer Konzentration von 15 E.Lediglich in dem Serum von 2 Pat. (Pat. 3 u. 12) wurden 3 (Stamm B) und6 % (Stamm M) bzw. 2 VoKeimschläuche gefunden.

282 H. GRIMMER

Tabelle 1: Keimschlauchbildung von Candida albicans unter Nystatinzusatzzum Blutserum (Einh./ml)

123456789

10111213141516

38°/o2 9 %46°/o36 %1 0 %1 1 %1 5 %1 6 %1 6 %3 8 %4 0 %5 1 %4 0 %3 9 %3O°/o5 8 %

37 % 0 %2 3 %4 1 %3 1 %

8 %4 %6 %9 %6 %

2 9 %1 6 %4 6 %3 1 %2 1 %2 0 %31 Vo

1 4 %1 4 %1 8 %

4 %3 %5 %5 %5 %

2 1 %8 %

1 5 %2 1 %1 3 %1 8 %1 4 %

0 %0 %3 %7 %2 %0 %3 %0 %0 %4 %5 %5 %

1 7 %0 %0 %3 %

0 %0 %0 %0 %0 %0 %0 %0 %0 %0 %0 %3 %0 %0 %0 %0 %

8 7 %8 7 %9 0 %9 5 %9 4 %9 5 %9 2 %9 6 %9 2 %8 8 %8 5 %8 5 %90 %>8 2 %7 9 %94 %

6 3 %8 8 %8 8 %8 8 %5 7 %81 %8 2 %8 6 %8 5 %5 8 %5 7 %8 0 %8 4 %7 4 %6 9 %8 8 %

6 1 %5 2 %7 6 %78 %28 %2 8 %6 9 %6 2 %6 8 %3 2 %4 7 %7 4 %7 9 %4 4 %53 %81 %

3 4 %0 %

1 7 %2 0 %

0 %0 %

1 8 %0 %0 %

1 0 %9 %6 %

1 7 %0 %

1 2 %1 2 %

0 %0 %2 %0 %0 %0 %0 %O«/o0 %0 %0 %6 %0 %0 %0 %0 %

Die statistisch abgesicherten in vitro-Ergebnisse scheinen einen klinischenVersuch zu rechtfertigen und lassen vermuten, daß sich ein evtl. auftre-tender candidostatischer Serumspiegel mit dieser Methode unter Verwen-dung der Keimschlauchbildung erfassen lassen könnte. Vorausgesetzt, daßdie Menge von Nystatin im Blutserum groß genug ist, um der Empfind-lichkeit dieser Methode zu entsprechen. Entsprechende Versuche sind imGange und werden später mitgeteilt.

LiteraturBÜRGER, L. U. H.-J. HEITE: Klin. Wschr. 1961, 1146.DEGOS, R., J. LEMOYNE, P. LEFORT, E. DROUHET U. A. LOCKART: Bull. Soc. franc.

Derm. Syph. 66, 670—672 (1959).GRUPPER, Ch.: Bull. Soc. franc. Derm. Syph. 61, 495—498 (1954).HEITE, H.-J. U. L. BÜRGER: Arch. klin. exp. Dermat. 222, 202—218 C1965).NICOLAU, St. Gh. u. A. AVRAM: Derm.-Vener. (Buc.) 2, 156—163 (1957).RICHARD, J.: Acta paediat. belg. 10, 5—11 (1956) (zit.: H.-J. HEITE U. L. BÜRGER).ROBINSON, R. C. V.: J. invest. Derm. 24, 375 (1955).TANIOKU, K., M. NAKAHIRA U. Y. SAIDA: J. Antibiot. (Tokio) 11, 6—8 (1958) (zit.:

H.-J. HEITE U. L. BÜRGER).

Prof. Dr. H. GRIMMER,Chefarzt der HautklinikStadt. Krankenanstalten62 WiesbadenSchwalbacher Str. 81

Pat.

ohne

Nys

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Stamm B Stamm M

Stoffwechselphysiologische Untersuchungen an Candida albicans 283

Medizinaluntersuchungsanstalt(Leiter: Prof. Dr. S. WINKLE)

am Hygienischen Institut der Freien und Hansestadt Hamburg(Direktor: Prof. Dr. Dr. H. HARMSEN)

Stoffwechselphysiologische Untersuchungenan C a n d i d a a l b i c a n s und anderen Hefen

unter Einwirkung von TelluritA. KAFFKA, Hamburg

Mit 12 Abbildungen

Die Alkalisalze der tellurigen Säure werden wegen ihrer unterschiedlichtoxischen Wirkung und der leichten Reduzierbarkeit des Tellurits zuschwarzem, metallischem Tellur in der mikrobiologischen Diagnostik häu-fig verwandt. Ähnlich wie bei Bakterien sind Tellurit-Empfindlichkeit und-Reduktionsvermögen der Hefen verschieden stark ausgeprägt, wie bei derPrüfung des kulturellen Verhaltens von zahlreichen Hefearten auf festentellurit(K2TeC>3)-haltigen Serumnährmedien mit und ohne Blutzusatz (demserumhaltigen Clauberg II-Agar und einem durchsichtigen Serum-Tellurit-agar) festgestellt werden konnte. Daher eignen sich diese Nährböden zurIsolierung und Differenzierung von Hefen (KAFFKA 1956).

Askosporogene Hefen ließen sich größtenteils sehr schwer oder gar nichtauf diesen Nährböden anzüchten. Hefen der Gattung Rhodotorula undTrichosporon zeichneten sich durch ein starkes Tellurit-Reduktionsvermö-gen aus, so daß nach 1—4tägigem Wachstum bei 30 °C intensiv schwarz ge-färbte Kolonien entstanden. Candida-Hefen zeigten im allgemeinen nureine schwache Tellurit-Reduktion. Bei einigen Hefearten war eine schwärz-liche Verfärbung der Kolonien durch Tellur kaum festzustellen. Anwesen-heit von verwertbaren Zuckern (Mono- und Disacchariden) förderte dieTellurit-Reduktion (Abb. 1—4). Weiter wurde gefunden, daß telluritemp-findliche Hefen auf zuckerhaltigem Tellurit-Agar gut wachsen können,bei fehlendem Zuckerzusatz dagegen überhaupt nicht.

Partielle Anaerobiose unter aufgelegtem Deckglas hemmt die Tellurit-Reduktion. Besonders deutlich tritt dieses bei Rhodotorula — und anderenHefen in Erscheinung, bei denen eine Abhängigkeit vom zugesetzten Substratnicht zu erkennen ist und die infolgedessen auch auf zuckerfreien Nähr-medien mit stark geschwärzten Kolonien wachsen (Abb. 1).

Die Tellurit-Reduktion ist an den Stoffwechsel der Hefezellen gebunden. InSuspensionen von hitzeabgetöteten Candida albicans-Zellen konnte daher eineschwärzliche Verfärbung durch abgeschiedenes Tellur nicht beobachtet werden. DasAusmaß der Tellurit-Reduktion hängt mit dem Funktionszustand der Zelle zu-sammen. Die geringsten farblichen Veränderungen von C. albicans traten in Zell-suspensionen während der endogenen Atmung bei den manometrischen Versu-chen auf. Erst nach etwa dreistündiger Versuchsdauer deutete eine äußerst

284 A. KAFFKA

Abb. 1: Rhodotorula rubra auf Serum-Telluritagarnach 5 Tagen bei 30 °C

Abb. 2: Candida parapsilosis auf serumhaltigem Clau-berg-II-Agar nach 5 Tagen bei 30 °C. Koloniefarbe

hellgelb-bräunlich

schwache Verfärbung eine Tellurit-Reduktion an. Dunkler waren Suspensionenvon ruhenden C. a/Wcans-Zellen nach zwei- bis mehrstündigem Glukoseabbaugefärbt. Die stärkste Tellurit-Reduktion erfolgte bei Wachstum von C. albicansund anderen Hefen, besonders mit Glukose als C-Quelle.

Die Reduktion des Tellurits ruft nach etwa 6—8 Stunden die erstenlicht-mikroskopisch sichtbaren Veränderungen hervor. An der Peripherie

Stoffwechselphysiologische Untersuchungen an Candida albicans 285

Abb. 3: Trichosporon capitatum auf Serum-Telluritagar nach fünfTagen bei 30 °C

Abb. 4: J ellurit-Reduktion beim Abbau verwertbarer Zucker (4 ",'o)in Serum-Telluritagar nach 48 Stunden bei 30 °C

Candida parapsilosis: 2 Stämme auf der oberen Plattenhälfte undCandida stellatoidea: auf der unteren Plattenhälfte (horizontaler

Impfstrich)a) Glukose (linke Platte)b) Saccharose (mittlere Platte)c) Laktose (rechte Platte)

der Zellen heben sich bei Betrachtung im Nativpräparat dunklere Fleckenvon der hellen Umgebung ab. Diese Zellbezirke werden durch das abge-schiedene, metallische Tellur immer dunkler, bis sie schließlich als deut-lich begrenzte und den cytoplasmatischen Grenzschichten angelagerte, rund-liche und schwärzliche Granula erscheinen. Ihr Auftreten ist zeitlich sehrverschieden. Während einige Zellen nur wenige schwarze Granula (1—3)aufweisen, kann es in der gleichen Suspension Zellen geben, die die lOfacheAnzahl oder sogar mehr haben. Durch Verändern der optischen Ebenekann man sich eine Vorstellung von der Art ihrer Anordnung machen.

286 A. KAFFKA

Abb. 5: Zellen einer Kultur von Candida pseudotropicalis auf Se-rum-Telluritagar mit 4 %> Glukose nach 48 Stunden bei 30 °C.Tellurablagerungen in Zellgranula. Aufnahmen in verschiedenen

optischen Ebenen. Vergr. 2200 X

Danach scheinen sie den äußeren Zellschichten anzuliegen (Abb. 5). Ver-einzelt findet man Zellen mit Tellurablagerung in der Umgebung von Va-kuolen.

Ob es sich bei diesen Gebilden um echte Mitochondrien oder um Sphaeroso-men, sog. „Granula mit Mitochondrienfunktion" handelt (MARQUARDT und BAUTZ1955), ist auf Grund der beschriebenen licht-mikroskopischen Untersuchungs-befunde nicht möglich. In diesem Zusammenhang sei auf die Untersuchungen derbeiden Autoren hingewiesen, die verschiedene Hefearten in ihrem Verhalten ge-genüber dem Nadi-Reagens, einem Gemisch aus ce-Naphthol und p-Phenylen-diamin, geprüft haben. Die Farbintensität des entstehenden Indophenolblaus gehtparallel mit dem Gehalt an Cytochromen, wie absorptionsspektroskopische Unter-suchungen ergaben. Sie kann durch verbesserte O2-Versorgung erhöht werden. DieUntersuchungsbefunde von MARQUARDT und BAUTZ hinsichtlich der starken Fär-bung durch Indophenolblau bei Rhodotorula-Hefe stehen in auffallender Überein-stimmung mit der intensiven Tellurit-Reduktion bei Hefen dieser Gattung. Es istmöglich, daß auch hierbei eine Parallelität zwischen Stärke der Tellurit-Reduktionund dem Cytochromgehalt besteht.

Bakterielle Verunreinigungen von Hefekulturen können auf tellurit-haltigen Nährböden leicht erkannt werden, da sich die entstehenden Bak-terienkolonien wegen ihrer raschen und starken Tellurit-Reduktion im all-gemeinen in kürzester Zeit (10—15 Std.) schwarz färben. Diese Kolonienheben sich insbesondere von dem hellen Untergrund des Serum-Telluritagarsund von den nicht schwarz gefärbten Hefekolonien ab (Abb. 6 u. 7). Liegtbei Hefestämmen ein starkes Tellurit-Reduktionsvermögen vor (wie z. B.bei Rbodotorula-Arten) und wachsen die begleitenden Bakterien in ähnlicher

Stoffwediselphysiologisdie Untersudiungen an Candida albicans 287

Abb. 6 (oben): Bakterielle Verunreinigung (schwarzeKolonien) einer Kultur von Candida albicans beiWachstum auf Serum-Telluritagar unter Deckglas

nach 24 Std. bei 37 °C. Vergr. 180X

Abb. 7 (Mitte): Bakterielle Verunreinigung einerKultur von Torulopsis glabrata auf Serum-Tellu-ritagar. Schwarze Kol. = Streptococcus faecalis.T. glabrata: Wachstum nur in Mikrokolonien unter

dem Deckglas. Kulturdauer: 5 Tage bei 30 °C

Abb. 8 (unten): Hefemischkultur von Rhodotorularubra (schwarze Kolonien) und Candida albicans

auf Serum-Telluritagar nach 4 Tagen bei 30 °C

Kolonieform, so kann trotzdem eine Verunreinigung auf dem Serum-Tellu-ritagar nicht übersehen werden, da Bakterienkolonien auch unter dem Deck-glas massiv schwarz gefärbt sind, Hefekolonien dagegen niemals in diesemAusmaß.

288 A. KAFFKA

Im Gegensatz zu Hefen ist bei Bakterien die Tellurit-Reduktion auf einengänzlich andersartigen Wirkungsmechanismus zurückzuführen. Denn sowohl beiO2-Mangel als auch bei Fehlen der bei Hefen reduktionsfördernden Zucker ver-mögen Bakterien Tellurit zu reduzieren. SMITH (1959) untersuchte die selektiveWirkung von Selenitbouillon und fand dabei, daß diejenigen Bakterien Selenitreduzieren, die aus S-haltigen Aminosäuren sowie anderen S-Verbindungen H2Sbilden. Ein analoger Vorgang dürfte auch für die Tellurit-Reduktion durch Bak-terien zutreffen.

Deswegen wurden verschiedenartige Bakterien (Staphylokokken, Coryne-bakterien, Streptococcus faecalis, Salmonellen), die auf dem Serum-Telluritagarin schwarzen Kolonien wuchsen, auf die Bildung von HgS in Bleiacetat-Agargeprüft. Tatsächlich bildeten alle Stämme H2S.

Wegen der unterschiedlichen Tellurit-Empfindlichkeit und -Reduktionist es ebenfalls möglich, Hefemischkulturen zu entdecken. Auf gewöhnlichemPilzagar können sie nicht erkannt werden, wenn gleichartige Kolonien vor-liegen. Zur Trennung solcher Mischkulturen eignen sich die beiden an-geführten tellurithaltigen Nährböden (Abb. 8).

Wegen der völligen Unterdrückung oder Hemmung, sowie der beschriebe-nen Eigentümlichkeit des Bakterienwachstums können die Tellurit-Nähr-medien für die Soforteinsaat von klinisch-pathologischem Untersuchungs-material verwandt werden.

RQ-Best immungen bei Substratoxydation durch ruhende C. a l b i c a n s -Zellen

Glukoseoxydation

Kohlenhydrate können durch Hefen bis zu CO2 und H2O oxydativ ab-gebaut werden, wenn genügend Sauerstoff zur Verfügung steht. Die Oxy-dation von Glukose verläuft dann nach der bekannten Bruttogleichung:

C6H12O6 + 6 O2 = 6 CO2 + 6 H2O

Bei Fehlen von O2 vermag Glukose nur bis zu höhermolekularen Ver-bindungen abgebaut zu werden, wie es bei der alkoholischen Gärung derFall ist. Bei unzureichender O2-Versorgung verlaufen aerobe und anaerobeProzesse nebeneinander her. Dadurch kann die Beurteilung stoffwechsel-physiologischer Vorgänge erschwert sein. Während der RQ-Wert für dieOxydation von Glukose zu COg und H2O 1 beträgt, erhöht sich dieserWert, wenn gleichzeitig aerobe, fermentative Prozesse stattfinden.

Auch von C. albkans ist bekannt, daß aus Glukose fermentativ Alkohol undCO2 gebildet wird (VAN NIEL und COHEN 1942). Vor den eigentlichen RQ-Bestimmungen wurden daher Versuche durchgeführt, um fermentationsförderndeFaktoren, wie beispielsweise zu hohe Zelldichte und Substratkonzentration, aus-schließen zu können. Niedere pH-Werte sind ebenfalls geeignet, den Übergangzur aeroben Fermentation zu erleichtern. Der benutzte Phosphatpuffer nach

Stoffwechselphysiologische Untersuchungen an Candida albicans 289

SÖRENSEN von 0,06 m bei pH 6,5 hatte ausreichende Pufferkapazität, um einAbsinken des pH-Wertes zu vermeiden. Bei einer Glukosekonzentration von0,5 %> und einer Zelldichte bis 4 mg Trockengewicht pro Gefäß ergaben sich keineAnzeichen einer gleichzeitig bestehenden Fermentation.

Für die RQ-Bestimmungen wurden frisch geerntete und durch Belüf-tung verarmte, ruhende C. albicans-Zellen benutzt. Erst beim Beschickender Warburggefäße wurde der in Phosphatpuffer mit Glukose angesetztenSuspension die Kaliumtelluritlösung hinzugefügt. Die Versuchsdauer va-riierte zwischen 45 und 150 Minuten. Die Versuche wurden bei pH 5,5 —6,5 — 7,5 sowie 8,0 und mit einer Telluritkonzentration von 1 • 10—3,5 • 10—4 und 1 • 10—4 m vorgenommen.

Die ermittelten RQ-Werte für den Glukoseabbau ohne Gegenwart vonTellurit sprechen für einen oxydativen Abbau gemäß der Bruttogleichung,da sie im allgemeinen nahe dem theoretischen Wert von 1 liegen. Ein Ein-fluß des pH-Wertes war hierbei nicht erkennbar.

Dagegen haben die RQ-Bestimmungen bei Einwirkung von Telluritwesentlich andere Werte erbracht. Die größten Abweichungen zeigten sichbei der Telluritkonzentration von 1 • 10—3 m und pH 6,5: z. B. 253 /A CO2

und 234 jul O2 ohne Tellurit gegenüber 336 fi\ CO2 und 247 ,«1 O2 mitTelluriteinwirkung. Auffallend waren nicht nur die bei diesen Versuchengefundenen höheren Werte für den Verbrauch von O2 sowie gebildetes CO2,sondern auch deren Mengenverhältnis zueinander, so daß sich höhere RQ-Werte als 1 ergaben. Sie variierten zwischen 1,21 und 1,47 bei einer Tellurit-konzentration von 1 • 10—3 m und einem pH-Wert von 6,5. Bei pH 7,5 und8,0 waren die RQ-Werte in Gegenwart von Tellurit niedriger als bei gleicherKonzentration und pH 6,5.

Hätte nur eine stimulierende Wirkung des Tellurits auf den Gasumsatzvorgelegen, so wären die RQ-Werte ähnlich wie für den Glukoseabbau ohneTellurit ausgefallen. Wenn aber bei dem Glukoseabbau freiwerdender Was-serstoff nicht auf den natürlichen Elektronen-Acceptor Sauerstoff über-tragen wird, sondern zur Reduktion des als künstlicher Elektronen-Accep-tor fungierenden Tellurits verwandt wird, dann sind die höheren RQ-Werteohne weiteres verständlich. So werden für die Reduktion eines MolekülsKaliumtellurit 4 Elektronen aus 4 H-Atomen benötigt entsprechend derGleichung:

Offenbar ist es von großer Bedeutung, in welchem physiologischen Zu-stand sich die Zellen befinden, wenn ihre Enzyme mit dem Tellurit in Be-rührung kommen, denn die bei RQ-Bestimmungen beobachtete Stimulie-rung trat dann nicht auf, wenn die Glukose erst nach' längerer endogenerRespiration (ca. 2 Std.) in Gegenwart von K2TeO3 den C. albicans-Zelknzugesetzt wurde. In diesen Fällen wirkte sich das Tellurit hemmend aufden O2-Verbrauch aus.

290 A. KAFFKA

AcetatoxydationUm zu prüfen, wie der Gasumsatz beim Abbau einer chemisch anders-

artigen Substanz durch Tellurit beeinflußt wird, wurde für weitere RQ-Bestimmungen mit C. albicans Acetat als Substrat genommen.

Wenn die Oxydation nach der Gleichung:CH3COOH + 2 O2 = 2 CO2 + 2 H2O

verläuft, dann ist ein RQ-Wert von 1 zu erwarten. Die Versuche wur-den in gleicher Weise durchgeführt wie für den Glukoseabbau. Diegefundenen Werte zeigten eine gute Übereinstimmung mit dem theore-tischen Wert von 1, ohne Unterschied, ob eine Einwirkung von Telluritvorlag oder nicht. Jedoch ist eine hemmende Wirkung des Tellurits auf dieGeschwindigkeit des Gasumsatzes unverkennbar, wie aus den niedrigerenGaswerten für den O2-Verbrauch und für gebildetes CO2 zu ersehen ist:z.B. bei der Telluritkonzentration von 1 • 10—3 und pH 6,5 147 ß\ CO2

und 139 /A O2 gegenüber 164 //l CO2 und 160 ß\ O2 ohne Telluritein-wirkung.

Eine Berücksichtigung der endogenen Atmung bei der Berechnung derRQ-Werte hatte auf die Ergebnisse sowohl für den Glukose- als auch fürden Acetatabbau keinen Einfluß.

O2-Verbrauch weiterer Substrate mit und ohne TelluriteinwirkungDie gegensätzliche Wirkung des Tellurits auf die Oxydation von Ace-

tat und Glukose, nämlich Hemmung beim Acetatabbau gegenüber Stimu-lierung beim Glukoseabbau, ließ daran denken, daß auch bei anderenSubstraten eine ähnlich verschiedene Beinflussung der Oxydation vorlie-gen könnte. Insbesondere wären solche Stoffe von Bedeutung, deren Ab-bau stimuliert erfolgt, denn wenn mehr Dehydrierungswasserstoff fürdie Reduktion von Tellurit zur Verfügung gestellt wird, könnte so die vor-handene Telluritmenge und damit deren Toxizität herabgesetzt werden.

Abb. 9: Wirkung von Tellurit (K2TeO3) auf die Glukoseoxydationdurch Candida albicans. 2,2 ml Suspension in 0,06 m Phosphatpuffernach SÖRENSEN. Zellkonzentration: 0,3 mg/ml (Trockensubstanz).

Substratkonzentration: 30 ^Mol/ml. pH = 6,5. Temp. 30 °C

Stoffwechselphysiologische Untersuchungen an Candida albicans 291

Um solche Substanzen aufzufinden, wurde der oxydative Abbaueiner größeren Anzahl hoch- und niedermolekularer Verbindungen ver-schiedener Stoffgruppen geprüft. Tatsächlich fallen einige Verbindungendurch erhöhte O2-Werte bei Telluritbeeinflussung auf. Es sind Mono- undDisaccharide wie Fruktose, Galaktose, Saccharose und Maltose. Auch beimÄthanol war der CVVerbrauch etwas erhöht. Jedoch ist der oxydativeAbbau aller anderen geprüften Verbindungen durch Tellurit hemmend be-einflußt, wie z. B. beim Abbau von Aminosäuren, Pepton, Fettsäuren. Be-zieht man die gefundenen Werte auf den O2-Verbrauch beim Glukose-abbau ohne Telluriteinwirkung = 100, so erhält man (Substratkonz.20 mMol/1; Suspension in Phosphatpuffer; pH = 6,5; Temp. 30 °C):

GlukoseFruktoseGalaktoseMaltoseSaccharoseÄthanol

ohne

10093899677

119

mitK2TeO3(l • 10~3m)

11311296

11186

123

Die stimulierende Wirkung des Tellurits zeigte sich aber nur währendeiner begrenzten Versuchsdauer. Die Toxizität bewirkte dann ein allmäh-liches Absinken der O2-Werte (Abb. 9). In erster Linie dürfte die toxischeWirkung des Tellurits darauf beruhen, daß zum Teil Tellur statt Schwefelin Aminosäuren eingebaut wird, wie es NICKERSON U. a. (1956) bei Selenfestgestellt haben. Aber auch das durch die Reduktion entstehende me-tallische Tellur wird ebenfalls einen störenden Einfluß haben.

Beeinflussung der oxydativen Assimilation durch TelluritWenn man eine bekannte Substratmenge durch Hefezellen veratmen

läßt, so entsprechen die ermittelten Gasmengen für verbrauchtes O2 und ge-bildetes CO2 nur einem Teil der stöchiometrisch errechneten Werte, dennvon dem dargebotenen Substrat wird nur ein Teil völlig zu CO2 und H2Oabgebaut, während der übrige in Zellsubstanz eingebaut wird. So kann dieDifferenz zwischen den theoretischen und experimentell gefundenen Datenals Ausmaß für die erfolgte Assimilation angesehen werden.

Methodisch besteht insofern eine Schwierigkeit, als der genaue Zeitpunkt derSubstraterschöpfung wegen des geringen Gasumsatzes bei Versuchsende nichtsicher zu erkennen ist. Aus diesem Grunde wurden für die Herstellung der Sus-pension in Phosphatpuffer C. albicans-Ze\len verwandt, die zuvor durch 20stün-dige Belüftung bei Zimmertemperatur verarmt worden waren. Um die endogeneAtmung weiter herabzusetzen, wurden die beschickten Gefäße 2 Stunden imWasserbad der Warburg-Apparatur bei der Versuchstemperatur von 30 °C ge-schüttelt, ehe aus dem Seitenansatz das abzubauende Substrat in den Hauptraumgegeben wurde. Dieses war der Versuchsbeginn. Wie aus dem Kurvenverlauf für

292 A. KAFFKA

Abb. 10: Wirkung von Tellurit (K2TeO3) auf die Glukoseoxydationdurch Candida albicans. 2,2 ml Suspension in 0,06 m Phosphatpuffernach SÖRENSEN. Zellkonzentration: 0,7 mg/ml (Trockensubstanz).Substratmenge: 2,0 ,uMol Glukose. Berechneter O2-Verbrauch bei

vollständiger Oxydation 268,8 (A O2. pH = 6,5. Temp. 30 °C

Abb. 11: Wirkung von Tellurit (K2TeO3) auf die Acetatoxydationdurch Candida albicans. 2,2 ml Suspension in 0,06 m Phosphatpuffernach SÖRENSEN. Zellkonzentration 0,5 mg/ml (Trockensubstanz).Substratmenge: 7,5 ,«Mol Na-Acetat. Berechneter O2-Verbrauch bei

vollständiger Oxydation 336,0 JX\ O2. pH = 6,5. Temp. 30 °C

den Og-Verbrauch zu ersehen ist (Abb. 10 u. 11), folgte auf einen anfänglichsteilen Anstieg ein plötzliches Abknicken der Kurve, bis sie immer mehr abflachte.Als Ende des Substratabbaus und gleichzeitig des Versuches wurde der Zeitpunktangesehen, wenn der Anfangswert der endogenen Atmung erreicht wurde. DieKurve für den O2-Verbrauch bei Telluriteinwirkung verläuft ähnlich. Bemerkens-wert war jedoch der erhöhte Gesamtverbrauch von O2. Daraus ließ sich schließen,daß die Assimilation durch Tellurit gehemmt wurde. Bei der Berechnung der

Stoffwechselphysiologische Untersuchungen an Candida albicans 293

Daten wurde die endogene Atmung in Abzug gebracht, in der Annahme, daß siewährend des Substratabbaus in gleichem Maße stattfindet.

Ohne Tellurit wurden bei p H 6,5 um 40 % Glukose und etwas über50 % Acetat zu CO2 und H2O oxydiert. Dagegen erhöhten sich diese Pro-zentzahlen bei Einwirkung von 1 • 10—3 m Tellurit bis zu 66 °/o für Glukoseund bis zu 75 °/o für Acetat. Niedrigere Telluritkonzentrationen (5 • 10~4

und 1 • 10^4 m) zeigten eine geringere Hemmung der oxydativen Assimi-lation. Bei Verwendung synthetischer Nährlösungen (z. B. nach WICKERHAM)war die Assimilation mit und ohne Tellurit etwas höher.

Die Beeinträchtigung der oxydativen Assimilation ließ ebenfalls einenungünstigen Effekt auf das Wachstum erwarten, wie aus den Wachstums-kurven der Abb. 12 zu ersehen ist. Während die Kontrollsuspension den

400

H1

Abb. 12: O2-Verbrauch bei Wachstum von Candida albicans inGegenwart von Tellurit (K2TeO3). 2,2 ml Suspension in synthetischerNährlösung nach WICKERHAM mit 0,06 m Phosphatpuffer (SÖRENSEN).

C-Quelle: Glukose (10 mg/ml). pH = 6,5. Temp. 30 °C

charakteristischen Kurvenverlauf für die logarithmische Wachstumsphaselieferte, ist eine deutliche Aufwärtskrümmung der Og-Kurve bei Tellurit-einwirkung (1 • 10—3 m) nur bis zur 3. Stunde erkennbar, sie nimmt danneinen fast geradlinigen Verlauf. Auch die niedrigeren Telluritkonzentra-tionen von 5 • 10—4 m und 1 • 10—4 m wiesen eine beachtlich wachstums-hemmende Wirkung auf.

Wie sehr Tellurit das Wachstum von C. albicans trotz Zugabe der gutverwertbaren Glukose beeinträchtigte, zeigte sich bei den Bestimmungendes ökonomischen Koeffizienten, d. h. die je 100 g verbrauchten C-Substra-tes entstandene Hefetrockensubstanz. So wurden bei einer Telluritkonzen-tration von 1 • 10~3 m äußerst niedrige ökonomische Koeffizienten (wiez. B. 13,7 und 12,3) gefunden. Sie betrugen nicht mehr als 40 % von denenbei unbeeinflußtem Wachstum. Die Telluritkonzentration von 5 • 10~4 merbrachte kein besseres Wachstumsergebnis. Ein leicht wahrnehmbarer Alko-

294 • A. KAFFKA

holgeruch während dieser Versuche deutete jedoch darauf hin, daß sich dasWachstum nicht vollwertig vollzog. Offenbar wurde die Zelldichte im Ver-laufe der Versuche zu stark, so daß trotz Schüttelbewegung eine ausrei-chende O2-Versorgung nicht mehr möglich war.

Die stoffwechselphysiologischen Untersuchungen haben gezeigt, daßTellurit auf C. albicans zwar eine toxische Wirkung ausübt, daß aber durchAbbau bestimmter Substrate wie Mono- und Disaccharide die Toxizitätvermindert werden kann.

Zusammenfassung

Tellurit-Empfindlichkeit und -Reduktionsvermögen der Hefen sind ver-schieden stark ausgeprägt, so daß sich tellurithaltige Serum-Nährmedienzur Isolierung und Differenzierung von Hefen als geeignet erwiesen. Durchdie Ablagerung von schwarzem Tellur bei der Telluritreduktion, insbe-sondere bei Anwesenheit von verwertbaren Zuckern (Mono- und Disac-chariden), werden in der Hefezelle rundlich-ovale abgegrenzte Reduktions-orte erkennbar, die größtenteils an der Peripherie liegen.

Stoffwechselphysiologische Untersuchungen wurden mit Hilfe der mano-metrischen Methode an einem Stamm von Candida albicans durchgeführt.Tellurit beschleunigte zunächst den O2-Verbrauch bei der Oxydation vonGlukose sowie anderen Mono- und Disacchariden durch ruhende Zellen;danach machte sich die toxische Wirkung des Tellurits bemerkbar. RQ-Be-stimmungen wurden mit Glukose und Acetat als Substrat durchgeführt. DieEinwirkung von Tellurit erbrachte für Glukose erhöhte RQ-Werte, wäh-rend sie bei Acetat mit und ohne Tellurit-Einwirkung um 1 lagen. — DieMessung der O2-Gesamtmenge bei vollständigem Verbrauch einer begrenz-ten Menge Substrat (Glukose und Acetat) diente der Prüfung der oxydati-ven Assimilation. In Gegenwart von Tellurit wurde mehr O2 verbraucht alsohne Telluritzusatz. Die Geschwindigkeit des O2-Verbrauchs von wachsen-den Candida albicans-ZeWen mit Glukose als Substrat wurde durch Telluritstark gehemmt. Der ökonomische Koeffizient war bei Telluriteinwirkungerheblich vermindert.

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Priv.-Doz. Dr. Dr. A. KAFFKA,Hygien. Institut,2 Hamburg 36,Gorch-Fock-Wall 15/17

Über Erfahrungen mit Kaliumtellurit 295

Hautklinik der Karl-Marx-Universität Leipzig(Direktor: Prof. Dr. H. BRAUN)

Über Erfahrungen mit Kaliumtellurit in dermykologischen Laboratoriumspraxis

CHRISTINA SCHÖNBORN, Leipzig

Mit 4 Abbildungen

Gosio untersuchte 1905 den Einfluß alkalischer Tellurite auf verschiede-ne Mikroorganismen. Die Fähigkeit der meisten Keime, unterhalb schädi-gender Konzentrationen farbloses Kaliumtellurit zu schwarzem, amor-phem Tellur zu reduzieren, bezeichnete er als „biotellurische Reaktion".

Auf Grund der relativ starken Hemmwirkung gegenüber Bakterienwurden wasserlösliche Tellurite später von CH'IN, DUNCAN und GÖTZ in diemykologische Laboratoriumstechnik eingeführt und zur Herstellung selek-tiver Pilznährböden verwendet, die sich bei der Isolierung pathogener Pil-ze aus klinischem Untersuchungsmaterial gut bewährten (GÖTZ und HERT-LEIN, HAUFE U. a.). In einer Konzentration zwischen 0,01 und 0,1 °/o demNährsubstrat zugesetzt, wird die unerwünschte Bakterienflora weitgehendunterdrückt ohne wesentliche Beeinträchtigung der Entwicklung von Derma-tophyten, Sproß- und Schimmelpilzen. Am empfindlichsten erwiesen sichSaccharomyces cerevisiae, Torulopsis glabrata und Sporobolomyces roseus,die ihre Vitalität bei Tellurit-Konzentrationen von 0,16 bis 0,18 % ein-büßten.

Alle Pilze sind, ähnlich wie Bakterien, in der Lage, Tellurit zu redu-zieren und das Reduktionsprodukt in Form schwarzer Niederschläge imMycel oder in den Sproßzellen abzulagern (Abb. 1 und 2). Während es beiFadenpilzen jedoch nur in Ausnahmefällen zu intensiverer Verfärbung dergesamten Pilzkultur kommt, zeigen Sproßpilzkolonien schon bei sehrgeringer Telluritkonzentration des Nährsubstrates je nach ihrer Fähigkeitzur Telluritreduktion und Tellurspeicherung eine graue bis schwarze Pig-mentation (Gosio, KAFFKA, STAIB, MALE). Obwohl dieser Farbton nichtstreng artspezifisch ist, erlaubt er dennoch gewisse Rückschlüsse auf die Art-zugehörigkeit der betreffenden Hefe.

Auf der Grundlage zahlreicher Paralleluntersuchungen können wirfeststellen, daß das Wachstum aller im dermatologischen Material anfal-lenden Sproßpilze bei Anwendung von 0,03 % Kaliumtellurit im Nähr-medium nicht unterdrückt wird, wenn auch' die Kolonien mitunter um 1bis 2 Tage verspätet in Erscheinung treten. Diese Entwicklungsverzögerungwird insofern völlig aufgewogen, als sich bei Züchtung auf Tellurit-Agargut abgegrenzte, bakterienfreie Einzelkolonien ausbilden. Besonders vor-teilhaft wirkt sich die unterschiedliche Pigmentierung der einzelnen Kom-

296 .CHRISTINA SCHÖNBORN

Abb. 1 oben: Tellurniederschläge in Zellen von Candida li-polytica, gezüchtet auf Grütz-Agar mit 0,03 %> Kahumtellu-

rit. Vergr.: 1160 : 1

Abb. 2 unten: Unterschiedliche Tellurspeicherung in Zellenvon Sporobolomyces roseus, gezüchtet auf Grütz-Agar mit

0,03% Kaliumtellurit. Vergr.: 1160 : 1

ponenten in einem Hefegemisch aus (Abb. 3). Ohne Schwierigkeiten gelingtes, die verschiedenen Sproßpilzstämme rein weiterzuzüchten.

Selbst innerhalb von Heferiesenkolonien sind eingesprengte fremde He-festämme oder Mutanten mit abgewandelter Fermentaktivität durch ab-weichend getönte Sektoren kenntlich (Abb. 4).

Das Reduktionsvermögen der Sproßpilze beschränkt sich nicht allein aufdie Salze der tellurigen Säure. Vergleichbare Effekte wie mit Alkalitelluri-ten erzielt man auch mit bestimmten Verbindungen der chemisch verwand-ten Elemente Selen und Molybdän. Selenite liefern z. B. rot gefärbte Re-

Über Erfahrungen mit Kaliumtellurit 297

Abb. 3: Abstrich vom äußeren Gehörgang des Menschen auf tellu-rithaltigem Nährboden. Mischkultur von Torulopsis famata (hell)

und Cryptococcus spec. (dunkel). Vergr.: etwa 10 : 1

Abb. 4: Hefemischkolonie auf Tellurit-Agar. Helle Sek-toren: Saccharomyces cerevisiae, dunkle Sektoren: Can-

dida guilliermondii. Vergr.: etwa 30 : 1

298 CHRISTINA SCHÖNBORN

duktionsprodukte innerhalb der Zelle (NICKERSON, TABER und FALCONE;

SMITH), während sich Hefen auf phosphormolybdathaltigem Nährsubstratzu weißen, blauen oder grünen Kolonien entwickeln (HOLLAND und KUNZ),

was für ihre rasche Identifizierung ausgenutzt werden kann.

Aus unseren Beobachtungen ergibt sich, daß Kaliumtellurit bei der Her-stellung selektiver Pilznährböden zu Unrecht von „moderneren" bakterien-hemmenden Antibiotika fast verdrängt worden ist. Trotz des gewissen nach-teiligen knoblauchartigen Geruches, der beim enzymatischen Abbau vonTelluriten in Erscheinung treten kann, sollte man sich der Vorteile tellurit-haltiger Nährsubstrate insbesondere bei der Isolierung und Differenzierungvon Sproßpilzen aus klinischem Untersuchungsmaterial auch weiterhin be-dienen.

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Hautklinik der Karl-Marx-Universität,701 Leipzig, Liebigstr. 21

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ZIEGLER, H.: Die Ausscheidung von Enzymen zum Abbau polykondensierterSubstrate durch keratinophile Saprophyten und Dermatophyten. S. 159.

Sachverzeichnis

Absidia corymbifera 138Acti-dione, s. CycloheximidActinobacterium, actinomycetem-

comitans 89Actinomyces, Berufsmykose 33Actinomyceten 2Agarblockmethode 126Agardiffusionstest 209, 211Aktinomykose 33, 83—, Fehldiagnosemöglichkeit 84allergische Bronchusaspergillose 96Alternaria 129, 227— tenuis 224Amblyosporium botrytis 225Amidrazone 29Amphotericin B 53, 73— —, Aspergillose 112— —, Candida albicans 165, 266— —, Empfindlichkeit 14Amylase 161Anixiopsis stercoraria 3, 228— —, Lipaseaktivität 165Antibiotica und Aspergillose 93— — Pilzinfektion 95anthropophile Arten 34antimycetische Aktivität 30Antimykotika 29Aphanoascus 221Arachniotus 220Arthrobotrys 207Arthroderma curreyi, Lipase-

aktivität 165— quadrifidum 3— —, Lipaseaktivität 165Ascomycetes 1Aspergillom 96, 97, 98, 99, 100Aspergillose, bronchiale 110—, pulmonale 103— und Antibiotica 93Aspergillus, Berufsmykose 33— clavatus 225— flavus 93— fumigatus 5, 6, 93, 224— — bei Enten 140— —, Empfindlichkeit 152— —, griseofulvinunempfindlich 225— —, Lungenabszeß 100— nidulans 3, 93— niger 93, 225— —, Empfindlichkeit 152Asteromella 224Asuntul, Rindertrichophytie 149athlet's foot 8

Bacillus subtilis 222Bambusratte, Penicillium marneffei 5Basidiomycetes 1Beauveria 224— bassiana 225Berufsmykosen 33Bestimmungsschlüssel 14

302 Sachverzeichnis

Biotin, Candida albicans 267Blastomyces dermatitidis 219Blutagar, Candida albicans 69Botryodiplodia 224Botryosphaeria quercuum 225— —, Hemmung durch Cyclohexi-

mid 226Botrytis 227— allii, griseofulvin- und cylo-

heximidempfindlich 226— cineria, griseofulvin- und cylo-

heximidempfindlich 226— -Empfindlichkeits-Typ 225B-Vitamin-Komplex und Candida

albicans 265Byssochlamys 220, 228

Calcarisporium 207— arbusculum 224Candida 3—, Berufsmykose 33— albicans 70, 74, 79, 222— —, Aminosäureneinfluß 261— —, Bierwürzeagar 57

, Biotin 267— —, Blutagar 69— —, B-Vitamin-Komplex 268— —, Chlamydosporen 60

, Enzyme 252, 258, Fadenbildung 12

— —, Human-Albumin 272Globulin 273

— —•, Kartoffeldextroseagar 58— —, Pathogenität 188— —, Pseudomycel 59— —, Rinderserum 271— —, Selbstversuch 38

, Tellurit 283— guilliermondii 64, 65, 66, 70— —, Enzyme 258— —, Tellurspeicherung 297— krusei 70, 222— —, Enzyme 258— lipolytica, Tellurniederschläge

— parakrusei 70— parapsilosis, Bierwürzeagar 62,

63— —, Enzyme 258— —, Kartoffeldextroseagar 64

, Tellurit 284, 285— pseudotropicalis, Enzyme 258— —, Fadenbildung 12

, Tellurit 286— stellatoidea 60, 70, 74, 285— —, Fadenbildung 12— tropicalis 70, 74

, Enzyme 252, 258— —, Fadenbildung 12— —, Pseudomycel 61Candidamykose 35—54—, generalisierte 51, 52, 53Candidid 72Candidin 36, 82candidistatischer Serumtiter 37Candidose, disseminierte 71—, Süßwarenindustrie 33„Caseinase" 161Cephalosporium 224, 225—, Nagelmykose 6Ceratocystis paradoxa, griseofulvin-

und cycloheximidempfindlich 226Cetavlon, Rindertrichophytie 149Chaetomium, Hemmung durch

Cycloheximid 226— globosum 225Cheilitis candidamycetica 49Chemotherapie 32Chitingehalt, Aspergillomgehalt 123Chromoblastomykose-Erreger 6Chrysosporieae 216, 228, 229Chrysosporium 218, 227— asperatum 219— indicum 219— —, Griseofulvinempfindlichkeit

227— keratinophilum, Enzyme 189— pannorum, Enzyme 189— —, Nagelmykose 6

Sachverzeichnis 303

Cladosporium 225—, Hemmung durch Cycloheximid

226— herbarum 6— mansonii 221Coccidioides, Berufsmykose 33Coniothyrium 224, 225Corticosteroide 31Cryptococcales 3Cryptococcose und Lymphogranu-

lom 144Cryptococcus 3— diffluens, Enzyme 258— gastricus, Enzyme 258— neoformans 74— —, Enzyme 258— —, Morbus Hodgkin 144

, Pathogenität 188— skinneri, Enzyme 258•— terreus, Enzyme 258— terricolus, Enzyme 258Ctenomyces serratus, Lipaseaktivität

165Curvularia 222Cycloheximid 209, 227

Pilznährboden 130Toleranz 226

Cytospora 224

Dactylaria 207Dactylium 207, 225Dematiaceae 6Dermatophyten 188, 228—, Berufsmykosen 33

Typ 223— und Hormone 197Desinfektion 244— von Tierställen 150D - H - S - Diagnostik 14Dihydroxydichlordiphenylsulfid 2 8Deuteromycetes 1, 216, 229Dexamethason und Dermatophyten

198

Dexoxycorticosteron und Dermato-phyten 198

Eczema marginatum 72Emericellopsis terricola 225Endocarditis 97Endothia parasitica, Hemmung

durch Cycloheximid 226Enten, Aspergillose 140, 141Enzymaktivität und pH-Wert 160enzymatische Reaktionen 251, 256Enzyme 188Epicoccum nigrum, Hemmung durch

Cycloheximid 226Epidermophyten 8Epidermophytie 8Epidermophyton floccosum 8, 162— —, Bestimmung 24— —, Enzyme 178— —, Lipaseaktivität 165— —, Peptidasespektrum 171, 172

, Reinkultur 25— —, Testosteron 205— — und Hormone 198— interdigitale 16, 24— Kauf mann-Wolf 16— rubrum 24Epizootie 33Epsilon- Amino-Capronsäure,

Aspergillose 112Erbgrind 11Erdedekokt 27Erosio interdigitalis candidamycetica

43Eurotiaceae 216, 229

Fadenpilze unter den Hefenund Schimmelpilzen 12

Faeces, Hefen 72Farmer's lung 136Favus 11Fermenthistochemische Untersuchun-

gen 179

304 Sachverzeichnis

Fettspaltungsvermögen vonDermatophyten 164

Flechten 3Fluocortolon 206Fluoreszenz 11Fonsecaea, Chromomykose-Erreger 6Fungi imperfecti 2Fungichthoson 151„fungusball" 117, 118, 119Fusarium 225, 227—, Hemmung durch Cycloheximid

226Fusicoccum 225Fußpilzflechte 8

Gärtnerei-Mikrosporie 22Gamacid, Rindertrichophytie 149Gelasinospora calospora, Hemmung

durch Cycloheximid 226„Gelatinase" 160geophile Pilze 20, 22Geotrichum candidum, Milch-

schimmel 14Giemsafärbung 128Gliocladium 225Gloeosporium 225Glukose-Agar 27Glukoseoxydation 288Gonatobotrys 224Griseofulvin 7, 28, 29, 32— als Nährbodenzusatz 209—, Trichophyton rubrum 236—, Wirkungsweise 178Grocott-Färbung, AspergillusGymnoascaceae 3, 216, 229

Typ 223Gymnoascus 220, 228

halbsaprophytische Erreger 33Haplosporella 225Hautteste, Aspergillus 96Hefen 3, 188Herpotrichia juniperi 225

Heterothallie 3Histidin 260Histoplasma, Berufsmykose 33— capsulatum 219— duboisii 219Homothallie 3Hormodendron 227Hormodendrum = Hormodendron

6, 227—, Berufsmykose 33Hormonwirkungen auf Dermato-

phyten 197Humicola 225„Hungermedium", Candida albicans

269, 270Hybridisierung 3Hyphomykosen 7

Interdigitalmykose 31Isoniacid, Aspergillose 106

Kaliumjodid, Aspergillose 113Kaliumtellurit 283, 295Katzen, Mikrosporie 20Kaufmann-Wolf-Pilz 16Keissleriella aesculi 225Keratinabbau, Temperaturabhängig-

keit 174„Keratinase" 160Keratinomyces 227— ajelloi 162, 217— —, Griseofulvin 24— — im Strichtest 213

, Reinkultur 25Keratinophilie 160Keratinophyton 227— indicum im Strichtest 213— terreum 221Kerion Celsi 7Kimmig-Agar 26

Lactophenolblau 127, 128, 129

Sachverzeichnis 305

Leptosphaerulina oryzae 225Leptotrichia-Gruppe 88Lichenes 3Liniment gegen Glatzflechte 149„Lipase" 161Lipaseaktivität 165Liroton, Rindertrichophytie 149

Madurella americana 5— grisea 5— mycetomi 5Magensaft, Aspergillus 96Malassezia furfur 75Massarina 225Melanospora 225Meldepflicht bei Mikro-

sporie 22.Methionin 260Microascus, Hemmung durch:

Cycloheximid 226— trigonosporus 222Microsiphonaceae 2Microsporum audouinii 162, 207— —, Bestimmung 20— —, Lipaseaktivität 165

, Reinkultur 21— canis, Empfindlichkeit 152— —, Enzyme 178Microsporum canis, Lipaseaktivität

165— —, Makrokonidien 184— —, Peptidasespektrum 171, 172

, Reinkultur 21— cookei 161— —, Lipaseaktivität 165— felineum 217— ferrugineum 207— gypseum 3, 4, 162— —, Enzyme 178— —, Esterase 183— —, Griseofulvin 240— — —, Cycloheximid 217— —, Lipaseaktivität 165

— —, östradiol 203— —, Peptidasespektrum 171, 172— —, Phosphatnutzung 163

, Reinkultur 22— — und Hormone 198— —, „verkrüppelte" Hyphen 201— nanum 3, 161

, Reinkultur 23— —, Vorkommen 22— vanbreuseghemii 162— —, Lipaseaktivität 165Mikrosporie 10Mikrosporum = MicrosporumMilchschimmel 14Moniliaceae 6, 216, 229Moniliasis 74Monosporium apiospermum 5— sclerotiale 5Morbus Hodgkin 136Mortierella, Hemmung durch

Cycloheximid 226— isabellina 225Mucor, Berufsmykose 33— fragilis 225—, Empfindlichkeit 152— miehei 224— pusillus 138Mucoraceae 3Mucormykose 136, 137Multifungin 151Mycelsporen 13Mycelwachstumstest 237, 241Mycogone 225Mycophil-Agar 209Mycosphaerella tassiana, Hemmung

durch Cycloheximid 226MykidMyrothecium, Hemmung durch

Cycloheximid 226— verrucaria, Hemmung durch

Cycloheximid 226Myxotrichum 228— uncinatum 220Myzetom 95, 115

306 Sachverzeichnis

Nachweis von Antimytika 235Nachweismethoden 239Nagarse, Aspergillus 121Nagelmykose 9Nannizzia 220, 228— incurvata 3— obtusa 3Nativpräparate, Wert und

Grenzen 13Neguvon, Rindertrichophytie 149Neocosmospora vasinfecta, griseo-

fulvin- und cycloheximid-empfindlich 226

Netzmittel, Wirkung auf Pilze 185Nocardia, Berufsmykose 33Nocardiose 83, 90Novex 151Nystatin 52, 73—, Aspergillose 113—, Candida albicans 265—, Empfindlichkeit 14

östradiol und Dermatophyten 198Oidiodendron 225Oleum Rutae 151

Paecilomyces varioti 225— —, Hemmung durch Cyclohexi-

mid 226Papularia sphaerosperma, Hemmung

durch Cycloheximid 226Paraaminosalicylsäure, Aspergillose

106Paracoccidioides brasiliensis 219Paraoxydiphenylmethan, Strumpf-

ausrüstung 249Paronychie 48Pathogenität 187— und Tierversuch 96Penicillium 227, 228— avellaneum 224— —, Hemmung durch Cyclohexi-

mid 226— brefeldianum 225

— chrysogenum 224— ehrlichii 225—, Empfindlichkeit 152— frequentans 4— funiculosum 128— janthinellum 164— javanicum 225— lilacinum 162— marneffei 5— nigricans 225— piceum 5Peptidasen bei Dermatophyten 171Pepton-Agar 27Phialophora, Berufsmykose 33—, Chromomykose-Erreger 6— jeanselmei 5Phoma 225—, Hemmung durch Cycloheximid

226Phosphatase 161pH-Wert und Enzymaktivität 160Phycomyces blakesleeanus 156Phycomycetes 1, 2Pichia farinosa 224pilomykotische Erreger 34Pilzdesinfektion 244Pilznährböden 26Pimaricin 113—, Empfindlichkeit 14Pityrosporose 74Pityrosporum orbiculare 75— ovale 74Pleospora 225Prednisolon und Dermatophyten 198Progesteron und Dermatophyten 198Pronase, Aspergillus 121Pseudoarachniotus 220Pseudoeurotium 221Pseudogymnoascus 220, 228Pseudomonas 225pulmonale Aspergillose 103

Referenzlabor 26Rhizopus nigricans 224

Sachverzeichnis 307

— oryzae 138Rhodotorula 225— rubra, Tellurit 284, 287Rubrophytie 34

Sabouraud-Nährböden 26Saccharomyces cerevisiae, Tellur 297Salmonella 225Schimmelpilze 125, 189Schimmelpilzempfindlichkeits-Typ

225Schweine, M. nanum 22Scopulariopsis brevicaulis 224

, Enzyme 189— —, Infektionsversuch 190— •—, Nagelmykose 6— fusca, Nagelmykose 6Scutula 18Sepedonium 225Sepsis 97— aspergillus 111Sexualhormone und Dermatophyten

199Sporobolomyces roseus, Tellur-

speicherung 296Sporothrix schenckii 74Sporotrichose 34Sporotrichum, Berufsmykose 33— schenckii 74Sportlerfuß 8Sproßpilze 126Sproßpilzmykosen 73Sproßzellen, Verwechslung

mit Mycelsporen 13Sputum, Hefen 72Staphylococcus aureus 222Strahlenpilze 126Streptococcus faecalis 222Streptomyces antibioticus 222— glaucescens 222— griseus 222— — -coelicolor 145— lavendulae 222— violaceoruber 222

südamerikanische Blastomykose 33Süßwarenindustrie, Candida 33Sulfonamide bei Nocardiose 90Superinfektionen 94Systemmykosen-Erreger 14

Tellurit und Hefen 283, 295Testosteron und Dermatophyton 198Thallophyta 1Thiadiazine 151Thymidin 260Thymol 73Tierversuche 190— und Pathogenität 96Tilachlidium 222Tinea 8— corporis 8— cruris 8— granulomatosa nodularis 9— manuum 8— pedum 8— ungium 9Torulopsis famata, Tellur 297— glabrata, Tellurit 287Torulose 74Trichophyteae 216, 229Trichophytia profunda 10Trichophytie 8, 10, 31, 33— bei Rindern 145, 148Trichophyton asteroides, Peptidase-

spektrum 171, 172•— —, Synonym 16— concentricum, Griseofulvin,

Cycloheximid 217— equinum 33— —, Verwandtschaft 16— ferrugineum, Peptidasespektrum

171, 172— gallinae 34— granulosum, Peptidasespektrum

171, 172— gypseum 16— interdigitale 16

308 Sachverzeichnis

— lacticolor 16— megninii 217, 227— —, Peptidasespektrum 171, 172— —, Vitaminbedarf 156— mentagrophytes 34, 152, 207— —, Hemmung durch Griseofulvin

214, 215— — im Strichtest 213— —, Lipaseaktivität 165— —.Peptidasespektrum 171, 172— —, Phosphatnutzung 163— —, Reinkultur 15— —, Vitaminbedarf 156— — var. gypseum, Enzyme 178— — — interdigitale, Enzyme 178— pedis 16— quinckeanum, Peptidasespek-

trum 171, 172— rubrum, „Blasentanghyphen" 202— —, Bestimmung 16— —, Enzyme 178— —, Griseofulvin 227, 236— — —, Cycloheximid 217— —, Peptidasespektrum 171, 172— —, Reinkultur 15— —, saure Phosphatase 180— —, Testesteron 204— —, Testosteron 204— — und Hormone 198— —, Vitaminbedarf 156— schoenleinii 207

, Reinkultur 19— —, Vorkommen 18— terrestre 3, 217, 227

, Reinkultur 19— —, Vorkommen 18— tonsurans 217— —, Peptidasespektrum 171, 172— —.Reinkultur 17— —, Vorkommen 16— verrucosum 33, 34— —, Arthrosporen 181— — beim Rind 147— —, Empfindlichkeit 152

— —, Enzyme 178, Esterase 180

— —, Griseofulvin, Cycloheximid217

, Reinkultur 17— —, Vitaminbedarf 153— — var. ochraceum 147— —, Vorkommen 16— violaceum 227— —, Hemmung durch Griseo-

fulvin 212— yaoundei 217Trichosporon capitatum, Tellurit 285— —, Fadenbildung 12— cutaneum 66, 67, 74— —, Fadenbildung 12Trichothecium 207—, Empfindlichkeit 152— roseum 22Triphenyltetrazoliumchlorid 71Tritirachium 207—, Hemmung durch Cycloheximid

226Tubercularia, Hemmung durch

Cycloheximid 226Tuberkulose, Verwechslung mit

Aktinomykose 84

Uridin 260Urin, Hefen 72Ustilago, Hemmung durch Cyclo-

heximid 226

Vaginalsekret, Candida 71Vetalin, Rindertrichophytie 149viszerale Mykosen 33Vitaminbedarf, T. verrucosum 153

Warburgapparatur 30Wirtschaftlichkeit der anti-

mykotischen Therapie 12Woodlicht 11

Zahngranulom, Aktinomykose 88zoophile Arten 34Zymonema dermatitidis 219


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