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Grenzenlose Jungsteinzeit? Betrachtungen zur kulturellen Heterogenität im schweizerischen...

Date post: 17-Jan-2023
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Stand der Kulturgruppen-Diskussion im schweizerischen Neolithikum Grenzen und Grenzräume sind in der archäolo- gischen Forschung immer wiederkehrende und entsprechend häufig diskutierte Themen. Oft wird bei diesbezüglichen Auseinandersetzun- gen mit einem – meist unhinterfragten – Kultur- begriff argumentiert. Dies lässt sich zum einen forschungsgeschichtlich begründen, liegt zum anderen aber auch daran, dass die Forschung für das gegenseitige Verständnis und die wis- senschaftliche Diskussion eine verbindliche Terminologie benötigt. Im Neolithikum werden Kulturen nahezu ausschliesslich mithilfe von Keramik-Merkmalen definiert. Obwohl dieser methodische Schwachpunkt hinlänglich bekannt ist (z. B. Lüning 1972, 163; Müller-Beck 1977, 193; Wotzka 1993, 33; Stöckli 1995, 20; Lüning 1996, 236), finden sich in der jüngeren Neolithikums- forschung nur wenige Ansätze, die im Hinblick auf die Diskussion von Grenzen und Grenzräu- men alternative Konzepte und Herangehens- weisen aufzeigen – nicht zuletzt, weil es sich um eine zweifellos schwierig zu lösende Problema- tik handelt (Wotzka 1993; Knopf 2003; Zeeb-Lanz 2003). Die Arbeiten von Hafner und Suter (1997; 1999; 2001; 2003; 2005) stellen für das schweize- rische Neolithikum eine interessante Ausnah- me dar. Über Fundkomplexgruppen und ein Zeit/Raum-Modell versuchen sich die Autoren vom klassischen und einseitigen Kulturbegriff zu lösen. Ihr Modell nutzt dabei den Umstand, dass die zahlreichen Feuchtbodensiedlungen im nördlichen Alpenvorland eine auf Dendrochro- nologie basierende, hochauflösende zeitliche Gliederung der Fundstellen zulassen. Dadurch können sie ihre Fundkomplexgruppen, die alle Artefaktkategorien umfassen, in ein kulturunab- hängiges Chronologiegerüst einhängen – wie sich dies Lüning schon viele Jahre zuvor vorgestellt hatte (Lüning 1972, 164-165). Über differenzierte Benennungen tragen Hafner und Suter in ihrem Schema explizit der Tatsache Rechnung, dass die meist grossräumig betrachteten archäologischen Kulturen regional unterschiedliche Ausprägun- gen haben (Abb. 1). Leider wird ihr innovatives Modell in der Forschung bislang kaum rezipiert, wie die 2009 erschienene Überblicksarbeit von Stöckli zum Schweizer Neolithikum wieder ge- zeigt hat (Stöckli 2009, 9, 38). Darin wird an der einige Jahre zuvor vom selben Autor (Stöckli 1995, 21) vorgeschlagenen und ausschliesslich auf Keramikstilen basierenden Gliederung der neolithischen Schweiz festgehalten (Stöckli 2009, 41; Abb. 2). Obwohl Stöckli selbst präzisiert, dass diese einseitige Definitionsgrundlage von Kul- turräumen und Kulturgrenzen problematisch ist (Stöckli 1995, 20; 2009, 203) und gleichzeitig auf die Bedeutung regionaler Unterschiede hinweist (Stöckli 2009, 195-196), geht er in seiner Arbeit nur oberflächlich auf diese Punkte ein (Stöck- li 2009, 195-202). Sein Fokus liegt vielmehr auf chronologischen Fragestellungen, was letztlich – entgegen dem Buchtitel „Chronologie und Re- gionalität des jüngeren Neolithikums“ – zu einer Grenzenlose Jungsteinzeit? Betrachtungen zur kulturellen Heterogenität im schweizerischen Neolithikum – ein Projektbericht Thomas Doppler und Renate Ebersbach Thomas Doppler, Britta Ramminger und Dirk Schimmelpfennig (Hrsg.) Grenzen und Grenzräume? Beispiele aus Neolithikum und Bronzezeit. Fokus Jungsteinzeit. Berichte der AG Neolithikum 2. Kerpen-Loogh 2011, 205-215
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205Thomas Doppler und Renate Ebersbach

Stand der Kulturgruppen-Diskussionim schweizerischen Neolithikum

Grenzen und Grenzräume sind in der archäolo-gischen Forschung immer wiederkehrende und entsprechend häufi g diskutierte Themen. Oft wird bei diesbezüglichen Auseinandersetzun-gen mit einem – meist unhinterfragten – Kultur-begriff argumentiert. Dies lässt sich zum einen forschungsgeschichtlich begründen, liegt zum anderen aber auch daran, dass die Forschung für das gegenseitige Verständnis und die wis-senschaftliche Diskussion eine verbindliche Terminologie benötigt. Im Neolithikum werden Kulturen nahezu ausschliesslich mithilfe von Keramik-Merkmalen defi niert. Obwohl dieser methodische Schwachpunkt hinlänglich bekannt ist (z. B. Lüning 1972, 163; Müller-Beck 1977, 193; Wotzka 1993, 33; Stöckli 1995, 20; Lüning 1996, 236), fi nden sich in der jüngeren Neolithikums-forschung nur wenige Ansätze, die im Hinblick auf die Diskussion von Grenzen und Grenzräu-men alternative Konzepte und Herangehens-weisen aufzeigen – nicht zuletzt, weil es sich um eine zweifellos schwierig zu lösende Problema-tik handelt (Wotzka 1993; Knopf 2003; Zeeb-Lanz 2003). Die Arbeiten von Hafner und Suter (1997; 1999; 2001; 2003; 2005) stellen für das schweize-rische Neolithikum eine interessante Ausnah-me dar. Über Fundkomplexgruppen und ein Zeit/Raum-Modell versuchen sich die Autoren vom klassischen und einseitigen Kulturbegriff zu lösen. Ihr Modell nutzt dabei den Umstand,

dass die zahlreichen Feuchtbodensiedlungen im nördlichen Alpenvorland eine auf Dendrochro-nologie basierende, hochaufl ösende zeitliche Gliederung der Fundstellen zulassen. Dadurch können sie ihre Fundkomplexgruppen, die alle Artefaktkategorien umfassen, in ein kulturunab-hängiges Chronologiegerüst einhängen – wie sich dies Lüning schon viele Jahre zuvor vorgestellt hatte (Lüning 1972, 164-165). Über differenzierte Benennungen tragen Hafner und Suter in ihrem Schema explizit der Tatsache Rechnung, dass die meist grossräumig betrachteten archäologischen Kulturen regional unterschiedliche Ausprägun-gen haben (Abb. 1). Leider wird ihr innovatives Modell in der Forschung bislang kaum rezipiert, wie die 2009 erschienene Überblicksarbeit von Stöckli zum Schweizer Neolithikum wieder ge-zeigt hat (Stöckli 2009, 9, 38). Darin wird an der einige Jahre zuvor vom selben Autor (Stöckli 1995, 21) vorgeschlagenen und ausschliesslich auf Keramikstilen basierenden Gliederung der neolithischen Schweiz festgehalten (Stöckli 2009, 41; Abb. 2). Obwohl Stöckli selbst präzisiert, dass diese einseitige Defi nitionsgrundlage von Kul-turräumen und Kulturgrenzen problematisch ist (Stöckli 1995, 20; 2009, 203) und gleichzeitig auf die Bedeutung regionaler Unterschiede hinweist (Stöckli 2009, 195-196), geht er in seiner Arbeit nur oberfl ächlich auf diese Punkte ein (Stöck-li 2009, 195-202). Sein Fokus liegt vielmehr auf chronologischen Fragestellungen, was letztlich – entgegen dem Buchtitel „Chronologie und Re-gionalität des jüngeren Neolithikums“ – zu einer

Grenzenlose Jungsteinzeit? Betrachtungen zur kulturellen Heterogenität

im schweizerischen Neolithikum – ein Projektbericht

Thomas Doppler und Renate Ebersbach

Thomas Doppler, Britta Ramminger und Dirk Schimmelpfennig (Hrsg.)Grenzen und Grenzräume? Beispiele aus Neolithikum und Bronzezeit.

Fokus Jungsteinzeit. Berichte der AG Neolithikum 2. Kerpen-Loogh 2011, 205-215

Thomas Doppler und Renate Ebersbach

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ungleichen Gewichtung führt, bei der eine fun-dierte und ganzheitliche Auseinandersetzung mit regionalen Fragestellungen zu kurz kommt. Dies ist insofern bedauerlich, als dass in den letz-ten Jahren zahlreiche grosse neolithische Gra-bungen durchgeführt, publiziert und in diesem Zusammenhang Regionen aufgearbeitet wurden. Die Fülle an verfügbaren Daten hat bis jetzt aber

noch nicht zu einer breiten Diskussion von The-men geführt, die über Fundplatz-Monographien und generelle Typochronologien hinausgehen – mit Ausnahme der oben erwähnten Beispiele. Es erscheint deshalb sinnvoll, beim Ansatz von Hafner und Suter anzuknüpfen und Fragen zu regionalen Eigenheiten sowie zum Massstab von Veränderungen und Gruppenbildungen (Wotz-

Abb. 1 Fundkomplex-Einheiten nach dem Zeit/Raum-Modell von Albert Hafner und Peter J. Su-ter (Hafner/Suter 2005, 435 Abb. 3).

Abb. 2 Chronologische Übersicht zu den neolithischen Kulturen der Schweiz. Hellgrau: mittelmeerische Kulturen; mittel-grau: zentralschweizerische Kulturen; dunkelgrau: mitteleuropäische Kulturen (Stöckli 2009, 41 Abb. 21).

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ka 1997) aus einer ganzheitlichen Perspektive zu betrachten – einer Perspektive, bei der die Kera-mik zwar ein wesentliches, aber eben nicht das ausschliessliche Kriterium darstellt.

„Keramikgrenzen gleich Kulturgrenzen?“: ein Seminar als konkretes Projekt

Im Frühjahrsemester 2009 bot sich die Möglich-keit, im Rahmen eines Hauptseminars am Ins-titut für Prähistorische und Naturwissenschaft-liche Archäologie (IPNA) der Universität Basel mit acht engagierten Studierenden die zeitliche Tiefe und räumliche Weite des schweizerischen Neolithikums auszuleuchten. Der Fokus der Arbeiten lag neben diachronen Entwicklungen ganz explizit auf der Darstellung von synchro-nen Zusammenhängen zwischen verschiede-nen „Kulturregionen“. Leitend waren dabei die Fragen, welche Artefakttypen sich an die in der Forschung defi nierten „keramischen Kulturgren-zen“ halten, welche Artefakttypen dies nicht tun und wie die gemachten Beobachtungen zu un-seren Vorstellungen von „Kulturen“ und „Kul-turgrenzen“ passen. Im Gegensatz zum Ansatz von Hafner und Suter ging es nicht um die De-fi nition geschlossener, möglichst umfangreicher Referenzkomplexe, sondern um eine räumlich und zeitlich möglichst vollständige und hochauf-lösende Erfassung aller verfügbaren Fundstellen und Komplexe. Neben dem kritischen Umgang mit archäologischen Kulturkonzepten lernten die teilnehmenden Studentinnen und Studenten wie man Typen defi niert, diese in Datenbanken erfasst, mit anderen Daten verknüpft und mittels verschiedenen Methoden, wie beispielsweise ei-ner GIS-Software, auswertet und präsentiert.

Datengrundlage

Die wichtigste Datengrundlage war eine Fund-stellen-Datenbank, die über 3000 neolithische und bronzezeitliche Fundstellen der Schweiz und des angrenzenden Auslands umfasst. Den Grundstock dazu legte in den frühen 1990er Jah-ren Edi Gross-Klee zur Vorbereitung der Publi-

kation SPM II (Stöckli u. a. 1995) in Form einer Excel-Tabelle. Ende der 1990er Jahre übergab er die damals etwa 800 Datensätze umfassende Tabelle an Renate Ebersbach, die sie in eine rela-tionale Datenbank überführte, mit GIS-Software verknüpfte und in den folgenden Jahren stark ausbaute und ergänzte (Ebersbach unpubl.). Die Datenbank ist so aufgebaut, dass Fundstellen unterschiedlichster Qualitätsstufen miteinander vergleichbar sind, unter anderem durch hierar-chisch organisierte Felder zur Datierungsgenau-igkeit oder zur Befund-Ansprache (Abb. 3). Jede in sich geschlossene Kulturschicht bzw. jedes da-tierte Pfahlfeld ist ein eigener Datensatz, weshalb eine komplexe Stratigrafi e, wie z. B. diejenige von Twann-Bahnhof am Bielersee, nicht einen, son-dern zwanzig oder mehr Datensätze umfassen kann. Dadurch lässt sich das zugehörige Mate-rial jeweils direkt mit der datierten Kulturschicht verknüpfen und kann jede einzelne Siedlungs-phase für sich betrachtet werden. Gemeinsame Kartierungen von jahrgenau datierten Seeufer-siedlungen zusammen mit 14C- oder typologisch datierten Fundplätzen sind ebenfalls möglich, wenn dies auf einer übergeordneten Datierungs-stufe, beispielsweise mit Viertel-Jahrtausenden (250 Jahres-Fenster), geschieht. Für jede Kultur-schicht wird unterschieden, wie sie tatsächlich datiert (reale Dendrodaten), in welches Zeitfens-ter der hierarchischen Abfolge sie gehört, welche Befundkategorie vorhanden ist und welcher Kul-turgruppe die Bearbeiter das Material zuordnen. Die Fundstellen-Datenbank strebt eine vollstän-dige Erfassung aller publizierten neolithischen Siedlungen und Gräber der Schweiz an.

Vorgehen

Um die in der Forschung etablierten „Kultur-räume“ zu überprüfen, untersuchten je zwei Studierende einen Zeitabschnitt des schweizeri-schen Jung- bis Endneolithikums (4500 bis 2200 v. Chr.). Nach Erarbeitung des status quo (welche Kulturen gibt es nach heutigem Forschungsstand im betrachteten Zeitfenster, und auf welchen Ob-jekten beruht deren Defi nition?) galt es für die einzelnen Zeitphasen jeweils – über die Kera-

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mik hinausgehend – charakteristische Artefakte („Leitfossilien“) verschiedener Fundkategorien zu defi nieren. Bei diesem Arbeitsprozess wurde eine gemeinsame Typentabelle erstellt und in die bestehende Fundstellen-Datenbank integriert. In einem nächsten Schritt mussten sich die Bearbei-terinnen und Bearbeiter durch zahlreiche Kata-loge blättern und festhalten, in welcher Siedlung und in welchem Fundkomplex die zu kartieren-den Typen vorkamen. Die auf dieser Basis durch-geführten Kartierungen stellten die wichtigste Grundlage dar, auf der die oben formulierten Leitfragen diskutiert wurden. Damit der insge-samt grosse Arbeitsaufwand im Rahmen eines Hauptseminars zu bewältigen war, beschränkten wir uns auf das Durchsehen der Zeichnungen in den Fundkatalogen. Dabei waren drei Nachteile in Kauf zu nehmen: zum einen die Wahrschein-lichkeit, dass – gerade in älterer Literatur – text-lich oder tabellarisch beschriebene Objekte über-sehen wurden; zum zweiten die Möglichkeit, dass aufgrund unterschiedlicher Zeichnungs-qualitäten nicht alle Artefakte eindeutig erkenn-bar und zuzuordnen waren. Drittens war es bei diesem Vorgehen nur in Ausnahmefällen mög-lich, Artefakte quantitativ zu erfassen.

Herausforderungen

Obwohl die neolithischen Feuchtbodensiedlun-gen des schweizerischen Alpenvorlandes die wesentliche Arbeitsgrundlage bildeten, wollten wir auch weniger gut erforschte Regionen abseits der Seen zu berücksichtigen. Deshalb waren Tro-ckenbodenfundstellen ebenso Teil unserer Be-trachtungen. Im Hinblick auf die Kulturgrenzen-Thematik ist dabei das frühe Jungneolithikum besonders interessant (Schier 1993, 20-26; Dopp-ler 2007, 219-221; Stöckli 2009, 45-50; Denaire u. a. 2011). Aus dieser Zeit liegen in der Schweiz bis heute wesentlich mehr Trockenbodenfundstel-len als Feuchtbodensiedlungen vor. Ähnliches gilt für die endneolithische Glockenbecherkultur (2400 bis 2200 v. Chr.), zu der beim aktuellen For-schungsstand gar keine Feuchtbodensiedlungen bekannt sind.

Eine weitere Schwierigkeit zeigte sich in teilweise wenig eindeutigen Typendefi nitionen, etwa bei Silexbeilen oder allgemein neolithischen Silexge-räten. Der Reichtum an anderen Materialklassen aus neolithischen Feuchtbodensiedlungen hat dazu geführt, dass Silexartefakte bis vor wenigen Jahren oft oberfl ächlich behandelt wurden und nur selten Gegenstand einer umfassenden tech-

Abb. 3 Auszug aus der Fundstellen-Datenbank mit hierarchisch angeordneten Feldern zur Chronologie (grauer Rahmen) und den tatsächlichen Datierungen (schwarzer Rahmen).

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nologischen und typologischen Untersuchung waren (z. B. Honegger 2001). Aber auch für ver-meintlich gut erforschte keramische Typen wie zum Beispiel die frühjungneolithischen „Kugel-becher“ oder „Schulterbandbecher“ wurden erst in jüngster Zeit Fortschritte bezüglich Nomenkla-tur, Typologie und Chronologie erzielt (Jeunesse u. a. 2004; Doppler 2007; Denaire u. a. 2011), wes-halb die Arbeit mit älterer Literatur nicht einfach war.

Massiv beeinträchtigt wurden die Kartierungen der Leitfossilien durch den Erhaltungs- und Auf-fi ndungsfi lter. So liegen nur von wenigen neo-lithischen Höhensiedlungen und Abris in der Schweiz keramische oder organische (Knochen, Geweih, Zahn) Fundmaterialien vor (z. B. Mau-villy u. a. 2010) – von den meisten Freilandfund-stellen sind bislang nur Silex- und Felsgestein-artefakte bekannt. In manchen Regionen haben Begehungsprojekte oder auch nur die Aufar-beitung des Archivs einen grossen Zuwachs an publizierten, vor allem ausserhalb der Seeufer liegenden, Fundstellen gebracht. In anderen Re-gionen wurde aufgrund personeller und fi nan-zieller Engpässe nicht viel gemacht und/oder nur wenig veröffentlicht. So ist insbesondere die Region zwischen Neuenburger- und Genfersee, aber auch der Genfersee selbst deutlich schlech-ter erforscht als beispielsweise die Zürichsee- oder Bielersee-Region. Es kann deshalb oft nicht entschieden werden, ob eine bei der Kartierung auftretende Lücke eine Forschungslücke oder eine tatsächliche Fundlücke ist. Als problema-tisch erwies sich auch, dass gerade von grossen Siedlungen mit viel Material nicht immer alle Ar-tefaktklassen publiziert oder mit den jeweiligen Siedlungsschichten eindeutig korrelierbar sind. Dort wo grosse Fundstellen-Monographien bis-lang fehlen, beispielsweise im Bereich des deut-schen Bodenseeufers und des Federsees, muss man sich durch unzählige, oft an abgelegenen Orten publizierte Vor- und Zwischenberichte oder Teilpublikationen blättern, um das nachge-wiesene Material zu erfassen.

Ergebnisse

Trotz der methodischen Schwierigkeiten führte unser Untersuchungsansatz zu bemerkenswer-ten Ergebnissen. Die durchgeführten Analysen knüpfen teilweise an bestehende Untersuchun-gen an, wie sie beispielsweise für die jungeno-lithischen „Dickenbännlispitzen“ (Sedlmeier 2003, 7, Abb. 10) oder die spätneolithischen Flügelperlen (Barge-Mathieu/Bordreuil 1991) durchgeführt wurden. Daneben konnten aber auch zahlreiche neue Karten erstellt werden, etwa zu Michelsberger Funden in der Schweiz oder zu Objekten, die Hinweise zur Ausbreitung der Metallurgie in unserem Arbeitsgebiet lie-fern. Die unterschiedlichen GIS-Karten können für verschiedene Fragestellungen thematischer und chronologischer Art kombiniert und ver-knüpft werden, was ein vielfältiges Forschungs-potential bietet. Eine ausführliche Darlegung einzelner Resultate ist in Form einer Monogra-fi e mit Aufsätzen der Studierenden geplant. Die Ergebnisse sollen hier nicht vorweggenommen werden, weshalb wir an dieser Stelle lediglich schlaglichtartig einige Grundtendenzen und Gedanken skizzieren.

Die Feststellung, dass sich bei einer feinchro-nologischen Betrachtung innerhalb der grossen Kulturräume eine kleinräumige Regionalität zu erkennen gibt, unterstreicht nicht nur die Über-legungen von Wotzka (1997), sondern bestätigt auch das eingangs skizzierte Zeit/Raum-Modell von Hafner und Suter. Kulturelle Identität und Abgrenzung fi ndet folglich, sofern sie sich über die materielle Kultur überhaupt fassen lässt, zu-erst einmal auf einer sehr kleinräumigen Ebene statt. Schon innerhalb der Schweiz und des an-grenzenden Auslands unterschieden Hafner und Suter (2000) acht Regionen (Abb. 4), die im Rah-men des Seminars noch weiter unterteilt werden konnten – zumindest für gewisse Zeitfenster. Kleinräumige Abgrenzungstendenzen werden zum Teil überlagert von grossräumigen Phä-nomenen wie etwa den Becher- “Kulturen“ am Ende des Neolithikums. Ob, wie und wie schnell solche Phänomene in bestehende Lokalgruppen aufgenommen werden, kann sehr unterschied-

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lich sein und von verschiedenen Faktoren abhän-gen (Fokkens 2008). So gelangt beispielsweise das grossräumige Phänomen „Kupfer“ im Jungneoli-thikum zwar in Form von Einzelobjekten bis in die Westschweiz, grössere Mengen von Objekten sowie Hinweise auf Kupferverarbeitung korre-lieren aber relativ eng mit der Verbreitung von Keramikgefässen der Pfyner Kultur in der östli-chen Schweiz. Dagegen ist die Ausbreitung und Aufnahme von endneolithischen Objekten des Horizontes mit schnurverzierter Keramik viel komplexer und reicht deutlich weiter nach Wes-ten, wobei jedoch nicht geklärt ist, wann und wo diese Objekte zuerst aufgenommen wurden.

Vergleiche zwischen verschiedenen Objektklas-sen haben gezeigt, dass sich diverse Artefakte aus den Bereichen Schmuck, Waffen und Geräte keineswegs an keramische Grenzen halten, son-dern abweichende, eigene Verbreitungsmus-ter aufweisen können. Es wird zudem deutlich, dass selbst eng benachbarte Siedlungen in einem identischen Naturraum unterschiedlich starke Kontakte in verschiedene Kulturräume haben können. Bemerkenswert ist schliesslich auch die Tatsache, dass sich Grenzen zwischen grossräu-migen kulturellen Strömungen innerhalb weni-ger Jahrzehnte über Dutzende von Kilometern verschieben können, und dies in einer Land-

Abb. 4 Regionen mit unterschiedlichen Fundkomplex-Gruppen (Hafner/Suter 2000, 170 Abb. 95, modifi ziert).

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schaft, in der keinerlei geographische Grenzen fassbar sind (Abb. 5).

Auf Grundlage solcher Beobachtungen lässt sich festhalten, dass die neolithischen Kulturregio-nen in der Schweiz eher kleinräumig, bei einer detaillierten Betrachtung aber weder in sich ho-mogen noch nach aussen klar abgrenzbar sind.

Neben diesen kleinräumig fassbaren Einheiten können gleichzeitig einzelne Objekte aus einer Materialklasse (z. B. Keramik) oder einer Funkti-onsgruppe (z. B. „Schöpfer“) grossräumige Ver-breitungsmuster aufweisen, die über mehrere kleinräumige „Ähnlichkeitsgruppen“ streuen. Grenzen und Grenzräume jener Zeit scheinen dynamisch sowie offen und durchlässig gewesen

Abb. 5 Dendrochronologisch datierte Fundstellen im Zeitfenster zwischen 4000 und 3500 v.Chr., unterteilt in 125-Jahres-Abschnitte. Die Grenzverschiebung ist

hier am Beispiel von Siedlungen mit Cortaillod-Keramik erkennbar (grüne Punkte), die sich zunächst bis in die Zürichsee-Region erstrecken, dort auf Siedlungen mit Pfyner-Keramik

treffen (rote Punkte) und sich mit dieser teilweise vermischen (oranger Punkt). Danach fi ndet ein Rückzug der Cortaillod-Keramik in Richtung Südwesten statt, während sich die Pfyner Keramik

in gleicher Richtung weiter ausbreitet (Ebersbach unpubl., Abb. 25-28).

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zu sein (vgl. hierzu auch Suter in diesem Band) – falls sie denn überhaupt in der Art existiert ha-ben, wie wir uns dies vorstellen. Daraus ergibt sich die grundsätzliche Frage, ob die Suche nach Kulturräumen bzw. das Aufzeigen von Kultur-grenzen der einzig sinnvolle Ansatz ist um Ver-breitungsmuster von Objekten zu interpretieren. Es scheint angebracht, die geläufi ge Suche nach Grenzen – dem Trennenden und Differenzieren-den – in Frage zu stellen, und Objekte im Raum stattdessen aus einer grenzübergreifenden Pers-pektive – dem Verbindenden und Kommunizie-renden – zu betrachten. Dies umso mehr, als dass mit Arbon – Bleiche 3 (TG) in der Ostschweiz und Concise – Sous Colachoz (VD) in der West-schweiz Feuchtbodensiedlungen bekannt sind,

für die über die Keramik nachgewiesen ist, dass innerhalb der Siedlungen kul-turell unterschiedliche Bevölkerungs-gruppen gleichzeitig und miteinander existiert haben (De Capitani 2002; Burri 2007). Aber auch die in den letzten Jah-ren aufgezeigte Dynamik und Mobilität innerhalb und zwischen Siedlungen sind Indizien, die sich eher nicht mit einer kulturellen Homogenität verein-baren lassen (Bleicher 2009; Ebersbach

2010a, Ebersbach 2010b). Statische und eindimen-sionale Defi nitionen von Kulturgrenzen werden der komplexen Dynamik der Bewegung von Objekten in Zeit und Raum nicht gerecht. Die begriffl iche Trennung von „Kultur“, „materieller Kultur“ und „sozialer Identität“, wie sie seit Jah-ren von Hafner und Suter gefordert wird, ist ein erster Schritt, sich postmodernen Ansätzen des Kulturverständnisses zu nähern. Dabei können verschiedene Interpretationsmodelle hilfreich sein. Exemplarisch seien hier der polythetische und der semiotische Ansatz herausgegriffen. Das polythetische Modell von Clarke (1968, 37-38; 246-249; 298-300; Abb. 6) ist ein Ansatz, auf dessen Potential in den letzten Jahrzehnten gelegentlich hingewiesen wurde (z. B. Lüning 1972, 169; Schi-

Abb. 6 Drei unterschiedliche Kulturmodelle mit unterschiedlich ausgeprägten Grenzen und Grenzbereichen. Der polythetische Ansatz mit seinen grenzübergreifenden und unterschiedlich grossen Schnittmengen ist das Modell mit der grössten Komplexität. Es ist davon auszugehen, dass dies der historischen Realität am nächsten kommt. Ob die gepunktete Kernzone als eigentliche Kulturzone zu betrachten ist, wie das Modell impliziert, bleibt zu diskutieren (Clarke 1968, 246 fi g. 53).

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er 1993, 27, 34), der aber erst jüngst bei Furholt (im Druck)1 konkretere Anwendung fand. Über ein solches Modell lassen sich die im Rahmen des Seminars über verschiedene Fundgattungen erkannten räumlichen Schnittmengen und Hete-rogenitäten des schweizerischen Neolithikums plausibel erklären und gewinnbringend disku-tieren. Der semiotische Ansatz (nach Barthes 1988, vgl. auch Hahn 2006), bei dem nach verschiede-nen, kontext-abhängigen Bedeutungs- und Kom-munikationsebenen von Objekten gefragt wird, bietet ebenfalls interessante Anwendungsmög-lichkeiten sowie eine weiterführende Diskussi-onsgrundlage.

Es gilt, diese und weitere Möglichkeiten zu nut-zen, weiter auszubauen und gegebenenfalls heu-tigen Erkenntnissen anzupassen, so dass die Ver-breitungsmuster verschiedener Materialklassen und Objektkategorien in ihrem Zusammenhang verstanden werden können. Nur so sind aus-sagekräftige Untersuchungen zu Grenzen und kulturellen Räumen möglich und nur so kann eines Tages möglicherweise die Frage beantwor-tet werden, ob bzw. inwiefern die Jungsteinzeit grenzenlos war.

Dank

Wir danken Jörg Schibler für die Möglichkeit der Durchfüh-rung des in diesem Beitrag beschriebenen Hauptseminars. Es hat uns sehr gefreut, dass das Interesse, die Motivation und die Leistungsbereitschaft der Seminarteilnehmerin-nen und Seminarteilnehmer ausserordentlich gross waren und dabei bemerkenswerte Resultate erarbeitet wurden. In diesem Sinne möchten wir Matthias Bolliger, David Brönnimann, Lucia Bürli, Géraldine d’Eyrames, Caroline Heitz, Jonas Kissling, Tatiana Schär und Fabio Tortoli für ih-ren Einsatz unseren herzlichen Dank aussprechen.

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Dr. Thomas [email protected]

Priv.Doz. Dr. Renate [email protected]

Universität BaselInstitut für Prähistorische

und Naturwissenschaftliche Archäologie (IPNA)Spalenring 145CH-4055 Basel

ZusammenfassungIn der Schweiz und dem angrenzenden Ausland sind für die jüngere Hälfte des Neolithikums über 1800 Siedlungen bekannt, viele davon feucht erhalten und dendrochronologisch datiert. Auf der Basis dieses zeitlich und räumlich feinmaschigen siedlungsarchäologischen Gerüstes wurde im Rahmen eines Hauptseminars am IPNA (Institut für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie, Universität Basel) die Unterteilung des Raumes in verschiedene Kulturgruppen und Zeitstufen überprüft. Ein solcher Forschungsansatz, bei dem die Verbreitungsmuster möglichst vieler verschiedener Fundkategorien detailliert analysiert werden, zeigt, dass Grenzen und Grenzräume keineswegs klar umrissen sind und diese Thematik einer expliziten Auseinandersetzung bedarf.

SchlüsselwörterNeolithikum, Schweiz, Feuchtbodenarchäologie, Archäologische Kultur, Zeit/Raum-Modell

SummaryIn Switzerland and neighbouring countries, more than 1800 settlements are known from the most recent part of the Neolithic, many of which are well preserved in wet environments and dated by dendrochronology. Against the background of this high resolution chronological and fi nely woven spatial framework of sites, an advanced seminar at the IPNA (Institut für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie, Universität Basel) set out to evaluate a division of this region according to different cultural groups. Such an approach to research, which entailed the detailed analysis of dispersal patterns of as many different categories of fi nds as possible, showed that border and border zones are in no way clearly defi ned and that this topic certainly requires explicit discussion.

KeywordsNeolithic, Switzerland, wetland archaeology, archaeological culture, time/space model


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