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„I am Jamaican, I have a Syrian passport, and I have a British passport, too“

Date post: 03-Apr-2023
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53 GLASZE, Georg und Jörn THIELMANN (Hrsg.): „Orient“ versus „Okzident“? Zum Verhältnis von Kultur und Raum in einer globalisierten Welt. Mainz 2006: 53-64 (= Mainzer Kontaktstudium Geographie, Bd. 10) ANTON ESCHER „I am Jamaican, I have a Syrian passport, and I have a British passport, too“ 1 1 Theoretische Überlegungen zur Migration in Zeiten der Globalisierung 1 Um Aspekte der Migration in Zeiten der Globalisie- rung zu diskutieren und zu verstehen, bieten sich un- terschiedliche theoretische Ansätze an: Globalisie- rung, Netzwerk-Theorie, segmentäre Theorie, Theo- rien zu Gemeinschaft und Transkulturalität sowie Diaspora. Globalisierung verändert seit den 1970er Jahren grundlegend unsere Welt und unser Verständ- nis der Welt. Globalisierung bedeutet, dass sich Er- eignisse und Handlungen sowie Wechselwirkungen auf einen Ort unabhängig von Anwesenheit und Ab- wesenheit (GIDDENS 1991) einzelner Personen oder Gruppen auswirken. Verflechtung von sozialen Er- eignissen und ökonomischen Beziehungen in der Ferne und das räumliche Ausgreifen sozialer Bezüge haben die Entstehung transnationaler sozialer Kultu- ren und weltweiter Netze sozialer Interaktionen zur Folge (WERLEN 2000). Aspekte globaler und lokaler Dimension greifen ineinander, man spricht von einer „weltweiten Verknüpfung lokaler Gegebenheiten“ oder von Glokalisierung (ROBERTSON 1992). Die Theorie der fragmentierenden Entwicklung geht von einem „durch Konkurrenz gesteuerten Nebeneinan- der zeitlich und nachhaltig ganz unterschiedlich am Reichtum partizipierenden integrierten punkthaft- weltweit gesteuerten Orten und Menschengruppen“ (SCHOLZ 2002: 11) aus. Im Kontext von Migration bedeutet dies, dass nur die ökonomisch erfolgreichen Gruppen sichtbar werden, und die nicht erfolgreichen lösen sich in den Gastgesellschaften auf oder leben in Armut hinter Mauern. Die erfolgreichen Gruppen orientieren sich neu, etablieren effektive Netze und bilden eigene „transnationale soziale Räume“ (PRIES 1998) aus. „Soziales Kapital“ steht dabei als wichtig- stes Gut im Mittelpunkt der Strategien und auf der Basis sozialer Zusammenschlüsse entstehen „busi- ness networks“ (VERTOVEC 2001). Die Menschen sind zwar räumlich getrennt, aber über Vernetzung an einem gemeinsamen Ort verankert. Diese Ansätze gehen von einer individualisierten Gesellschaft aus, in der sich die Menschen neu orientieren und zu neu- en Gemeinschaften zusammenschließen. Die Ver- flechtungen individueller Akteure, die über gemein- sames, sich gegenseitig verpflichtendes Handeln zum Vorteil aller Beteiligten zusammenwirken, wer- den als „soziale Netzwerke“ thematisiert (SCHWEI- ZER 1996). Inzwischen sieht PRIES (2002) bereits ei- ne Transnationalisierung der gesamten sozialen Welt in Form derartiger Netzwerke (vgl. CASTELLS 2001- 2003). Im Gegensatz zu diesen Konzepten, die davon ausgehen, dass der vernetzte Zustand von Menschen strategisch hergestellt wird, thematisiert der ethnolo- gische Ansatz der segmentären Theorie Verwandt- schaftsgruppen, welche gewissermaßen einen eige- nen Staat im Nationalstaat bilden und somit politi- sche Herrschaft nicht akzeptieren (SIGRIST 1994). 1. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie finden sich aus- führlicher dargestellt in „Amar-al Hosn, the mothervillage and the newborn overseas village. Eine globale Gemeinschaft mit geteilter Lokalität und segmentärer Diaspora-Identität.“ In: MONHEIM,ROLF (Hrsg.): Transkontinentale Migration im Mittelmeerraum. Bayreuth 2004, S. 183-208 (= Bayreuther Geowissenschaftliche Arbeiten 24). Teile des hier veröffent- lichten Aufsatzes sind mit der oben genannten Publikation identisch.
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GLASZE, Georg und Jörn THIELMANN (Hrsg.): „Orient“ versus „Okzident“? Zum Verhältnis von Kultur und Raumin einer globalisierten Welt. Mainz 2006: 53-64 (= Mainzer Kontaktstudium Geographie, Bd. 10)

ANTON ESCHER

„I am Jamaican, I have a Syrian passport,and I have a British passport, too“1

1 Theoretische Überlegungen zur Migration in Zeiten derGlobalisierung 1

Um Aspekte der Migration in Zeiten der Globalisie-rung zu diskutieren und zu verstehen, bieten sich un-terschiedliche theoretische Ansätze an: Globalisie-rung, Netzwerk-Theorie, segmentäre Theorie, Theo-rien zu Gemeinschaft und Transkulturalität sowieDiaspora. Globalisierung verändert seit den 1970erJahren grundlegend unsere Welt und unser Verständ-nis der Welt. Globalisierung bedeutet, dass sich Er-eignisse und Handlungen sowie Wechselwirkungenauf einen Ort unabhängig von Anwesenheit und Ab-wesenheit (GIDDENS 1991) einzelner Personen oderGruppen auswirken. Verflechtung von sozialen Er-eignissen und ökonomischen Beziehungen in derFerne und das räumliche Ausgreifen sozialer Bezügehaben die Entstehung transnationaler sozialer Kultu-ren und weltweiter Netze sozialer Interaktionen zurFolge (WERLEN 2000). Aspekte globaler und lokalerDimension greifen ineinander, man spricht von einer„weltweiten Verknüpfung lokaler Gegebenheiten“oder von Glokalisierung (ROBERTSON 1992). Die

Theorie der fragmentierenden Entwicklung geht voneinem „durch Konkurrenz gesteuerten Nebeneinan-der zeitlich und nachhaltig ganz unterschiedlich amReichtum partizipierenden integrierten punkthaft-weltweit gesteuerten Orten und Menschengruppen“(SCHOLZ 2002: 11) aus. Im Kontext von Migrationbedeutet dies, dass nur die ökonomisch erfolgreichenGruppen sichtbar werden, und die nicht erfolgreichenlösen sich in den Gastgesellschaften auf oder leben inArmut hinter Mauern. Die erfolgreichen Gruppenorientieren sich neu, etablieren effektive Netze undbilden eigene „transnationale soziale Räume“ (PRIES1998) aus. „Soziales Kapital“ steht dabei als wichtig-stes Gut im Mittelpunkt der Strategien und auf derBasis sozialer Zusammenschlüsse entstehen „busi-ness networks“ (VERTOVEC 2001). Die Menschensind zwar räumlich getrennt, aber über Vernetzungan einem gemeinsamen Ort verankert. Diese Ansätzegehen von einer individualisierten Gesellschaft aus,in der sich die Menschen neu orientieren und zu neu-en Gemeinschaften zusammenschließen. Die Ver-flechtungen individueller Akteure, die über gemein-sames, sich gegenseitig verpflichtendes Handelnzum Vorteil aller Beteiligten zusammenwirken, wer-den als „soziale Netzwerke“ thematisiert (SCHWEI-ZER 1996). Inzwischen sieht PRIES (2002) bereits ei-ne Transnationalisierung der gesamten sozialen Weltin Form derartiger Netzwerke (vgl. CASTELLS 2001-2003). Im Gegensatz zu diesen Konzepten, die davonausgehen, dass der vernetzte Zustand von Menschenstrategisch hergestellt wird, thematisiert der ethnolo-gische Ansatz der segmentären Theorie Verwandt-schaftsgruppen, welche gewissermaßen einen eige-nen Staat im Nationalstaat bilden und somit politi-sche Herrschaft nicht akzeptieren (SIGRIST 1994).

1. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie finden sich aus-führlicher dargestellt in „Amar-al Hosn, the mothervillageand the newborn overseas village. Eine globale Gemeinschaftmit geteilter Lokalität und segmentärer Diaspora-Identität.“In: MONHEIM, ROLF (Hrsg.): Transkontinentale Migration imMittelmeerraum. Bayreuth 2004, S. 183-208 (= BayreutherGeowissenschaftliche Arbeiten 24). Teile des hier veröffent-lichten Aufsatzes sind mit der oben genannten Publikationidentisch.

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Man geht von der Existenz sozialer Gruppen inner-halb eines Nationalstaates aus, die eine separate Iden-tität pflegen, eine politische und wirtschaftliche Ein-heit bilden sowie die normativen Ansprüche desStaates in Frage stellen bzw. den staatlichen Ansprü-chen nur unter Zwang nachkommen (KRAUS 1995).Damit greifen wir auf ein Konzept zurück, welchesvorderorientalische Gesellschaften vor dem Prozessder Globalisierung thematisiert und Ähnlichkeitenmit dem Entwurf der „transnationalen sozialen Räu-me“ (PRIES 2002) aufweist. Ein älteres soziologi-sches Konzept, das versucht, die Gesellschaft in Ba-siseinheiten, in Gemeinschaften, zu zerlegen, stammtvom Altmeister TÖNNIES (1963). Für die vorliegendeArbeit ist die Modifikation des Konzeptes durchSHILS (1982), die nachfolgend für unsere Fallstudieverändert wiedergegeben wird, interessant: Eine Ge-meinschaft ist ein System von Personen mit Merkma-len und Relationen, deren Mitglieder in ein wider-standsfähiges und dehnbares Interaktionsnetz sozia-ler Kommunikation eingebunden sind. Weiterhinexistieren als „heilig“ geltende Phänomene und Bin-dungen, die symbolische Interaktionen ermöglichen.Die Gemeinschaft fügt sich reibungslos in die natio-nale Gesellschaft und in die Weltgesellschaft ein. Dertransnationale soziale Raum wird gewissermaßendurch ein räumlich übergreifendes Netzwerk von Be-ziehungen einzelner Personen und mehrerer Gruppengebildet. Die ausgewanderten Gruppen können, jenach Perspektive und Konzeptionalisierung, als Ko-lonie (HECKMANN 1992), als Gemeinschaft (SHILS1982) oder als Diaspora (GONZALEZ 1992) angespro-chen werden. Der grenzüberschreitende Migrant be-darf der Fähigkeit zur strategischen Transkulturalität(PÜTZ 2003), wenn er als Individuum oder als Min-derheit in fremden kulturellen Kontexten ökono-misch und politisch erfolgreich sein will. Allerdingsberücksichtigt das Konzept der strategischen Trans-kulturalität nur bedingt, dass die Migranten ihrerseitsin eine (verwandtschaftliche) Gruppe eingebundensind, deren Normen, Regelungen und Zuschreibun-gen sie, zumindest an bestimmten Orten und zu be-stimmten Zeiten, unterliegen. Deshalb wird abschlie-ßend als Ergebnis der vorliegenden Arbeit unter Auf-nahme des Konzepts der Diaspora und inAusweitung des Konzepts der strategischen Trans-kulturalität zur theoretischen Fassung von globalenGemeinschaften das Konzept der segmentärenDiaspora-Identität vorgeschlagen. Die Gemeinschaftin der im Folgenden vorgestellten Fallstudie definiertund organisiert sich hauptsächlich über ihren geleb-ten faktischen und gleichermaßen fiktiven Her-kunftsort.

2 Das Dorf Amar al-Hosn und die Auswanderung nach Übersee

Das Beispiel, an dem die angesprochenen theoreti-schen Ansätze empirisch diskutiert werden, ist dieMigration aus dem Nahen Osten nach Amerika. Endedes 19. Jahrhunderts begann in der ehemaligen osma-nischen Provinz „Libanongebirge“, eine beispielloseAuswanderung in die Neue Welt, die sich später inunterschiedlichen Phasen über das 20. Jahrhundertverteilt, auf viele Orte der Welt erstreckte. Die Mi-gration aus den Staaten der Levante ist in zahlreichenStudien dokumentiert (HOURANI & SHEHADI 1992,NANCY & PICARD 1998 und HAGE 2002). Im syri-schen Dorf Amar al-Hosn, das als Musterbeispieldieser Migration gelten kann, trifft man die unter-schiedlichsten Formen der Mobilität und Migrationzwischen Auswanderung, Rückwanderung undTransmigration an. Es ist bemerkenswert, dass dieneuen überdimensionierten Villen, die großen Hotelsund die breiten Teerstraßen die meiste Zeit des Jahresnahezu verwaist sind und das Dorf wie ausgestorbenwirkt. Nur in den wenigen Sommermonaten herrschtreges Leben im Dorf. Ausgehend von diesen Beob-achtungen gewinnt man den Eindruck, dass der OrtAmar al-Hosn im Alltag der Mitglieder der Dorfge-meinschaft lediglich im Jahresrhythmus eine Rollespielt. Die überwiegende Zeit des Jahres verbringendie Mitglieder der Dorfgemeinschaft an anderen Or-ten in der Welt. Die vorherrschenden Theorien derEntterritorialisierung und Entgrenzung weisen eherdarauf hin, dass das Dorf Amar al-Hosn, in der Peri-pherie eines bislang ökonomisch und politisch nurbedingt entwicklungsfähigen Staatswesen gelegen,von den Bewohnern, die sich in den Zentren etablie-ren konnten, aufgegeben wird, da sich durch die In-vestitionen im Dorf kein Kapital erwirtschaften lässt.Oder, so muss gefragt werden, erwirtschaften dieMenschen durch ihre Investitionen in Amar al-Hosnsoziales Kapital, das die Investitionen lohnt? WelcheBedeutung besitzen der Ort und die Siedlung Amaral-Hosn für die Dorfgemeinschaft, die außerhalb desDorfes wohnt?

Die Siedlung Amar al-Hosn liegt in typisch medi-terraner Landschaft mit den bekannten kleinwüchsi-gen Baum- und Buschformationen bei einer vorherr-schenden Prägung der Landschaft durch angepflanz-te Olivenbäume und vereinzelte Maulbeerbäume. Inden Gärten der Siedlung herrschen Granatäpfel vor.Die Landwirtschaft spielt schon seit langer Zeit fürdie Bewohner nur noch eine sehr marginale Rolle.Außerhalb des kleinen Dorfkernes mit verwinkeltenSträßchen und kleinen Häusern dominieren heutezwei große Hotelanlagen und der Rohbau eines wei-teren Hotels das Dorf. Die großen, weitläufigen Ho-telanlagen mit Restaurants und Swimming-Pools

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verfügen ausschließlich über Appartements mit meh-reren Schlafzimmern für Familien. Viele alte Häuserim Dorfkern sind umfassend ausgebaut, und an denAbhängen des Berges entstanden großzügig gestalte-te Villen. Obwohl das Dorf sehr klein ist, trifft manim Dorfkern auf drei Kirchenbauten: die griechisch-orthodoxe Kirche, die griechisch-katholische Kircheund den Kirchenbau der Presbyterianer. Die Angehö-rigen der verschiedenen Religionsgemeinschaftenwerden auf dem einzigen Friedhof des Dorfes zurletzten Ruhe gebettet. Im Zentrum des Dorfes exi-stiert eine Krankenstation mit Versammlungsräu-men. An der Hauswand sind Schilder mit Danksa-gungen angebracht, die davon berichten, dass Aus-wanderer, die namentlich genannt werden, dieInstallation der Wasserleitungen, den Bau einerBrücke und den Straßenausbau finanziert haben.Ebenso wurde der Bau der neuen Schule von Migran-ten unterstützt. Schließlich findet man außerhalb desDorfes das neue Verwaltungsgebäude. Damit sind

die wichtigsten Institutionen der kleinen Siedlungaufgezählt (siehe Abb. 1).

Schon immer hatten die Menschen in Amar al-Hosn Probleme, auf der Basis von Subsistenzwirt-schaft zu überleben. Die Rahmenbedingungen für dieLandwirtschaft waren schlecht, denn die marginalenBöden brachten bei einem hohen Bearbeitungsauf-wand nur einen geringen Ertrag. Man war auf Zuer-werb, der außerhalb des Dorfes durch Wanderwirt-schaft, Dienstleistungen oder Kleinhandel erzieltwerden musste, angewiesen. Hinzu kam der perma-nente Zugriff der Obrigkeit des Militärs auf die jun-gen Männer des Dorfes, dem man sich gerne durchAuswanderung entzog. Die Menschen waren mobilund bereit, Innovationen aufzunehmen. Allerdingswar es nach dörflichen Normen nur aus Gründen derGefahr an Leib und Leben, in der Vergangenheitmeist durch Blutrache bedingt, oder bei der Suchenach Arbeit, um das Überleben und das Auskommender Familie zu gewährleisten, gut begründet, den Ge-

Abb. 1: Das Dorf Amar al-Hosn

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burtsort temporär zu verlassen. Abwanderung undAuswanderung lassen sich für das Dorf Amar al-Hosn nach zeitlichen Etappen und nach Zielgebietenin fünf Phasen beschreiben: die lokale und regionaleAbwanderung, die erste Welle der Überseewande-rung um die Wende des 19./20. Jahrhunderts, diezweite Überseewanderung Ende der 1950er Jahre,die Australien-Wanderung Mitte der 1970er Jahresowie die restlichen Migrationen in der zweiten Hälf-te des 20. Jahrhunderts. Die Abwanderung auf derSuche nach Arbeit beginnt bereits Mitte des 19. Jahr-hunderts und hält kontinuierlich an. Die Menschenwandern in die größeren Städte der Umgebung:Trablus und Beirut im heutigen Libanon sowie in dienahe gelegenen syrischen Provinzstädte Homs undBanias. Später werden auch die Industriestädte Da-maskus und Aleppo zum Ziel der Abwanderer. Indiesen Städten bekommt man nicht nur Arbeit inForm niederer Dienstleistungen, dort absolvieren dieKinder des Dorfes eine berufliche Ausbildung oderbesuchen eine weiterführende Schule. Viele Dorfbe-wohner unterhalten heute in diesen Städten, insbe-sondere in der nahen Verwaltungsstadt Homs, einezusätzliche Wohnung oder ein Zimmer.

Eine neue Epoche kündigte sich an, als viele Be-wohner des Dorfes Amar al-Hosn den evangelischenGlauben annahmen, nachdem die Gesandtschaft deramerikanisch-evangelischen Mission im Jahre 1879eine Schule im Dorf eingerichtet hatte. Mit denamerikanischen Presbyterianern begann die Auswan-derung aus dem Dorf nach Übersee, insbesondere indie Vereinigten Staaten von Amerika. Die amerika-nischen Missionen, die sich seit 1812 um die Men-schen im Vorderen Orient bemühten, bahnten denWeg in die Neue Welt. Der „Homestead Act“ von1862 ermöglichte auch für neue Einwanderer den ko-stenfreien Zugriff auf Land in den Vereinigten Staat-en. Das Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges imJahr 1864, die europäischen Interventionen nach denChristenverfolgungen im Libanon und in Syrien imJahr 1860 sowie die danach veränderten politischenRahmenbedingungen im nördlichen Libanon des da-maligen Osmanischen Reiches trugen dazu bei, dasseine kontinuierliche Auswanderung zunächst derchristlichen Bevölkerung einsetzte. „Teach and heal“(YOUNIS 1995: 73) waren die unschlagbaren Strate-gien der amerikanischen Missionen, die damit für al-le christlichen Glaubensgemeinschaften des Vorder-en Orients attraktiv waren.2 Die Menschen wurdennicht in erster Linie durch die Glaubenssätze, son-dern durch das Angebot an Bildung, Ausbildung undmedizinischer Versorgung überzeugt. Die ersten

überseeischen Migranten wanderten noch vor derJahrhundertwende um 1880 nach Brasilien aus. Al-lerdings assimilierten sich die meisten der Auswan-derer in der neuen Gesellschaft und gingen der Dorf-gemeinschaft verloren. Der erste Dorfbewohner, derzur Entstehung der heutigen Gemeinschaft beitrug,war Aziz Atiyeh, der an der Amerikanischen Univer-sität von Beirut unterrichtete. Er emigrierte um 1888in die Vereinigten Staaten und kehrte 1903 nachAmar al-Hosn zurück, um seinen Bruder nachzuho-len. Damit stellte er die Verbindung zwischen demAuswandererort und dem Zielort in Übersee her. Dieerste große Welle der Auswanderung hält bis zumBeginn des Ersten Weltkrieges an. Mit den Bewoh-nern des Dorfes wandern nahezu 125 000 Personen indieser Zeit aus dem syrisch-libanesischen Gebiet indie Vereinigten Staaten ein (HADDAD MACRON1979: 109). Der wichtigste Einwandererort in derNeuen Welt ist für die meisten NeuankömmlingeNew York. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dassviele in der Metropole verbleiben oder in die nähereUmgebung weiterziehen, wie eine größere Gruppeaus Amar al-Hosn, die sich in Allentown/Pennsylva-nia niederlässt. Schon bald ist jede Familie des Dor-fes mit einem Zweig in Allentown vertreten. Bereitsim Jahr 1926 entsteht dort ein Club, der sich um dasalltägliche Leben der Angehörigen des Dorfes küm-mert. Die herausragende Rolle der Presbyterianer fürdie Auswanderung ist unbestritten. Heute findet manimmer noch die größte Gemeinde der Auswandererund Nachfahren aus Amar al-Hosn, die auf die ersteAuswanderungswelle zurückgehen, in Pennsylvania.Aber auch in Arizona, Kalifornien, Chicago, LasVegas, Michigan, Ohio, Oregon und Texas trifft manFamilien und deren Nachkommen aus Amar al-Hosn.Nur wenige Männer hatte es in die südamerikani-schen Staaten Venezuela, Brasilien und Mexiko ver-schlagen. Erst die zweite Auswanderungswelle nachdem Zweiten Weltkrieg bringt wieder Bewohner ausAmar al-Hosn nach Lateinamerika und in die Kari-bik. Ende der 1950er Jahre herrschte im VorderenOrient klimatisch bedingte Trockenheit, und vielemilitärisch induzierte, politische Machtwechsel ver-unsicherten vor allem Christen und Drusen in Syrien.In dieser Zeit suchen die Bewohner des Dorfes aufden karibischen Inseln Antigua, Grenada, Trinidad,Guadeloupe und Jamaika sowie auf den Bahamas ihrGlück zu machen. Oftmals knüpfen die neuen Aus-wanderer an bereits vorhandene Verwandtschaftsge-meinden in der Neuen Welt an oder erschließen sichneue Gebiete, wo noch keine Konkurrenz der Ver-wandtschaft im Kleinhandel vorhanden ist, denn mitdieser Tätigkeit bestreiten die meisten Auswandererzu Beginn ihrer Zeit in der Fremde ihren Verdienst.Es dauert danach wieder einige Jahre, bis im Zusam-menhang mit dem Bürgerkrieg im Libanon Mitte der1970er Jahre eine Auswanderungswelle nach Austra-

2. Die angelsächsischen und amerikanischen Missionen mussten baldihre Pläne, Muslime zum christlichen Glauben zu bekehren, aufge-ben und konzentrieren sich danach auf die „Bekehrung“ der unter-schiedlichen christlichen Gemeinden des Vorderen Orients zum Pro-testantismus.

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lien entsteht, während derer Bewohner des Dorfesnach Melbourne und Sydney ziehen.

In der Zwischenzeit wandern Dorfmitglieder auchin andere Länder der Welt. So brechen junge Amari-ans Ende der 1950er Jahre zum Studium in die Bun-desrepublik Deutschland, nach Griechenland oderKanada auf und bleiben dann in diesen Ländern woh-nen. Andere Dorfbewohner finden Arbeit in den Län-dern am Golf, in Saudi Arabien und in den Emiraten.So verteilen sich heute die Auswanderer und Nach-fahren aus Amar al-Hosn über zahlreiche Orte in derWelt (siehe Abb. 2).

Um 1950 verfügte das Dorf noch dauerhaft über2000 Einwohner, heute im ersten Jahrzehnt des 21.Jahrhunderts sind es in den langen Wintermonatenweit unter 400 Personen. In den Monaten Juni bisAugust wächst die Zahl der Menschen im Dorf oft-mals auf über 2500 Personen an. Die regionalen Ab-wanderer und die überseeischen Auswanderer kom-men zu Besuch in das Dorf. Man trifft Menschen inamerikanischer Kleidung auf den Straßen, in denWohnhäusern sowie in den Hotels an. Die Bewohner,die sich selbst als „Amarians“ bezeichnen, teilen sichin drei Kategorien ein: Erstens in die „dauerhaftenBewohner“, Rückwanderer und Pensionisten, die re-gelmäßig ihre Verwandten in Übersee besuchen; dar-unter befinden sich 73 Personen, welche die amerika-nische „Green Card“ besitzen; lediglich drei der dau-erhaften Bewohner haben das Dorf während ihres

Lebens noch nie zum Zweck der Arbeit verlassen;zweitens in die „Besucher des Dorfes“, die in der Re-gel jährlich ihren Urlaub im Sommer im Dorf ver-bringen und drittens in die „Reisenden“, die unregel-mäßig im Dorf oder an einem anderen Ort der Weltleben.

3 Die Erfolgsgeschichte einerFamilie in der Neuen Welt

Die Familie Hadeed aus Amar al-Hosn führt ihre Ab-stammung auf Hanna Hadeed aus Ramallah/Palästi-na zurück. In der kollektiven Erinnerung der Familieund in der Dokumentation der Familiengeschichtesind es Mitglieder ihrer Familie, die den presbyteria-nischen Glauben in das Dorf Amar al-Hosn bringen.Auch heute noch sind viele Hadeeds Presbyterianer.Viele der Familien des Hadeed-Clans leben in derNeuen Welt: 37 Kleinfamilien auf Trinidad, wo vieleAmarians ihren Start in der Neue Welt begannen unddann an andere Orte weiterwanderten. Der wichtigsteOrt Allentown/Pennsylvania für die gesamte Ge-meinschaft von Amar al-Hosn beherbergt 20 Ha-deed-Familien. Danach folgen 21 Hadeed-Familienauf der kleinen Insel Antigua. Die anderen Hadeed-

Abb. 2: Die weltweite Verbreitung der Familien aus Amar al-Hosn

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Familien leben heute über die Vereinigten Staatenverteilt: Oregon, Pennsylvania, California, Arizona,Chicago und Texas sowie in Grenada und Jamaika(siehe Abb. 3).

Die erfolgreichste Hadeed-Familie mit inzwi-schen zwanzig Personen in drei Generationen lebtauf Antigua und hat sich bestens in die Inselgesell-schaft integriert, aber nicht assimiliert. Sie hat dieIdentität ihrer Herkunft bewahrt. Die westindischenInseln Antigua und Barbuda sind nur 108 bzw. 68Quadratmeilen groß und beherbergen ungefähr68.000 Einwohner. Die ehemalige Zuckerinsel Anti-gua lebt heute nahezu ausschließlich vom Segeltou-rismus und von Kreuzfahrtbesuchern. Sie gilt als sehrteuere Adresse unter den karibischen Inseln. Die of-fizielle Internetseite der Tourismusbehörde von An-tigua and Barbuda bezeichnet die Kultur ihrer Gesell-schaft als „mixture of African, European, Americanand Middle Eastern culture“. Die Hadeed-Familie inAntigua ist zweifelsohne einer der ökonomisch er-folgreichsten Zweige der Familie und der politischwichtigste Teil der Dorfgemeinschaft in Übersee.„The Hadeed story is a success story!“ berichtet je-der, der sich mit der Familie beschäftigt. Die Ge-schichte der Syrer in Antigua ist sehr jung und wirdvon Joseph Hadeed erzählt, dem Honorarkonsul vonSyrien für Antigua und Barbuda, der die Einwande-

rung der Syrer auf der Insel bestens kennt: „The Sy-rian migration to Antigua, I would say it began in the50s. But it was on a very small scale. When I came toAntigua, there were only three young men, young Sy-rians. This very small number of people that was onthe island did not increase until the 70s. Now the po-pulation of Syrians in Antigua and those of Syriandescendants is as well as 475, close to 500.“ Die Sy-rer in Antigua kommen hauptsächlich aus der RegionWadi Nasara, aber auch aus anderen Dörfern; einigekommen aus den Städten Homs und Damaskus. Dererste Syrer auf Antigua war Fares Elias Hadeed. Erwurde 1911 in Amar al-Hosn geboren, heiratete mit28 Jahren und verließ im Februar 1952 das Dorf; erließ seine Frau und sechs Kinder im Alter von 6 Mo-naten bis 11 Jahren zurück. Er wollte sein Glück inder Fremde suchen, wie es vor ihm schon eine ganzeGeneration aus seinem Dorf versucht hatte. Zuerstging er, wie viele der Christen aus den umliegendenDörfern des Wadi Nasara, nach Venezuela. Von1952 bis 1954 handelte er dort mit Lebensmitteln.Dann ging er für ein Jahr nach Jamaika, sechs Mona-te nach Guyana, zwei Jahre nach Barbados, und sechsMonate lebte er in Trinidad und Grenada. Im Jahr1958 lief er zum ersten Mal mit seinen ältesten Sohnin Antigua ein. „Mr. Hadeed, with his valise of goodstravelling through the countryside, became a familiar

Abb. 3: Wohnorte der Haddad-Familie in der Neuen Welt

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figure and he became well known in all the villages.He took the merchandise which the people needed totheir door“ (BARNES 1998: 25). Der fahrende Hausie-rer wird als gütiger Kaufmann beschrieben, der nichtnur auf die Wünsche und Bedürfnisse seiner Kundeneingeht, sondern auch die Probleme seiner Kundenkennt und ihnen immer wieder Kredite einräumt. Be-reits 1960 errichtet er eine „Furniture Factory“. Daswar der erste Schritt zum späteren Familienkonzern.Mit den Jahren kamen Investitionen in andere Bran-chen hinzu: Man organisierte eine eigene Bank „Fi-nance & Developement Co. Ltd.“ zur Finanzierungvon Krediten für die potentiellen Kunden des eigenenAutohauses „Toyota“. Man investierte in Immobilien„Marble Villas Development Co. Ltd.“ und man en-gagierte sich im Tourismus in Form von Beteiligun-gen an Hotelanlagen und in der regionalen Luftfahrt.

Der wirtschaftliche Erfolg der Familie lässt sichauf viele Faktoren zurückführen. Einer der wichtig-sten strategischen Grundsätze der Familie Hadeedwurde bereits vom Gründervater praktiziert: „As abusinessperson, if you can’t live with the people, youcan’t make it. From the very beginning, we socialisedwith the people. We lived their lives; we lived withthem. We had no flair“ (BARNES 1998: 4). Dies be-deutet, dass die Hadeeds von der einheimischen Be-völkerung akzeptiert wurden, da sie nicht als „kolo-niale“ Herren auftraten, sondern als Menschen, dieihnen gleich sind. Ein weiterer Punkt war, dass dieEinwanderer sich nicht in Branchen oder Tätigkeiteneinmischten, wo sie mit der einheimischen Bevölke-rung in Konkurrenz stehen. In der Festschrift zum25jährigen Firmenjubliäum äußern sich die Managerder Familie zu ihrer Gewinnstrategie: „It is a familypolicy that we do not touch whatever the locals cando. We never went into supermarkets or food tradebecause we consider that is for locals. We focusmainly on what is not available on the island in termsof businesses“ (BARNES 1998: 7). Und dann kommtnoch hinzu, dass sie – aus der Perspektive ihres eige-nen Urteils gesehen – es verstanden, den Einheimi-schen das Gefühl zu geben, dass sie die Menschenmit ihrer Tätigkeit unterstützen. „We do not interfereand we do not compete (in areas) we consider to befor the local or small man attempting to raise himselfup in business. We assist them, but we do not com-pete with them“ (BARNES 1998: 14).

Insbesondere die Familie Hadeed zeigt sich beimSammeln von politischen Posten als sehr erfolgreich:Sie stellen den ,Botschafter von Antigua und Barbu-da für die Arabischen Länder’, einen ,Senator in An-tigua und Barbuda’, den Honorarkonsul für die Ara-bischen Länder in Antigua und den Honorarkonsulfür die Arabischen Länder in Trinidad. Mit diesenpolitischen Posten kann die Familie die Migrationzwischen den arabischen Staaten und den Inseln derKaribik in hohem Maße kontrollieren. Letztlich hat

die Dorfgemeinschaft mit den politischen Funktions-trägern ihre eigenen politischen Vertreter. Man könn-te damit die Gemeinschaft von Amar al-Hosn als in-formelle politische Einheit bezeichnen, die sich imRahmen der Globalisierung zwischen den Nationengebildet hat. Und die Basis der Gemeinschaft der Sy-rer auf der Insel und ihr Selbstverständnis vergisstder Konsul nicht zu erwähnen: „And all, in Antiguathey live like one family!“

Die Syrer haben sich inzwischen auf der Insel eta-bliert. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Importhandelund bei akademischen Berufen. Sie sprechen unter-einander ihre arabische Muttersprache. Doch nichtnur dadurch grenzen sie sich deutlich von den einhei-mischen Bewohnern der Insel ab. Dies zeigt sichauch in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens: siekleiden sich anders und sie essen anders: „… we stillprefer our original, our delicious Arabic food, our Sy-rian food … . So we love our Syrian special dish thatwe, we almost, we eat it every day.“ Aber nicht nurim alltäglichen Verhalten zeigt sich die Abgeschlos-senheit der Syrer. Insbesondere beim Heiratsverhal-ten wird dies deutlich, wie der syrische Offizielleweiter ausführt: „99 % of the young generation, theymarry Syrians. Dazu berichtet der Konsul aus der ei-genen Familie: „I have three nephews, who get mar-ried and they go to Syria abroad two, three, maybefour times from their childhood, and every time theygo there, they make friends. Especially they go dur-ing summer time to Syria. Well, two of them, theyfind girls that they can get married to and they getmarried, Syrian girls and they have the wedding inSyria.“ Diese enge Verbindung an die Gemeinschaftin Syrien wird per Telefon und Reisetätigkeit auf-rechterhalten: „Almost every year we have peoplegoing to Syria.“

Im alltäglichen Umgang legen die syrischen Ver-antwortlichen Wert auf Respekt und Vertrauen beider Kommunikation mit den Einheimischen: Die Sy-rer wissen, dass ihr Erfolg und ihr Wohlstand von derGastgesellschaft abhängt. Und sie verstehen sich alsGäste, wenn auch schon viele ihrer Gemeinschaft aufder Insel geboren wurden, und viele naturalisierteAntiguaner sind. Obwohl die Syrer nicht assimiliertsind, hat ihre Gruppe beste Beziehungen zur Regie-rung und zur Bevölkerung, behauptet der Offizielle:„Of course, they enjoy very good relation with thegovernment of Antigua and Barbuda and (I think) thegovernment also and the people of Antigua and Bar-buda, they’re very happy (to be along) with Syrians.“Dies ist nicht verwunderlich, da eine Familie desDorfes wichtige politische Ämter innehat und die In-selregierung in hohem Maße unterstützt. Die politi-schen Ämter tragen verstärkt dazu bei, die Kommu-nikation und die Mobilität innerhalb der Gemein-schaft zu erleichtern. Aber nicht nur dieFamilienmitglieder auf der kleinen Karibikinsel sind

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ökonomisch erfolgreich, auch die Verwandten aufTrinidad, in den Vereinigten Staaten, auf Jamaikaund anderswo können auf beachtliche ökonomischeErfolge verweisen.

Aufgrund dieser Aktivitäten der Auswandererlässt sich formulieren, dass die Auswanderer vonAmar al-Hosn nahezu einen „informellen globalenDorf- und Familienstaat“ geschaffen haben.

4 Strategien der globalen Dorf-gemeinschaft Amar al-Hosn

Die qualitative Analyse zeigt, dass die Basiseinheitder globalen Dorfgemeinschaft die Familie ist. Kir-che, Club und Verein sind Institutionen, die zur welt-weiten Organisation der Gemeinschaft genutzt wer-den. Religion und Nation hingegen können für dieAmarians als Kontext bezogene Merkmale bezeich-net werden und sind verhandelbar. Der Ort Amar al-Hosn stiftet die Identität, welche die globale Dorfge-meinschaft erst ermöglicht.

Die Basis Familie

Die grundlegende Einheit für die Menschen des Dor-fes ist die Familie. Die Basiseinheit der Dorfgemein-schaft von Amar bilden die einzelnen Familien. DieBedeutung der Familie für alle Personen steht überallen anderen Werten und über den Bedürfnissen ein-zelner Personen. „All life centers around the home“,formuliert ein Dorfbewohner und meint damit nichtnur das Haus der Familie, sondern auch das Denkenund Handeln der Menschen. Jeder Erfolg einer Per-son wird der Familie und dem Zusammenhalt der Fa-milie zugeschrieben: „One of the hallmarks of ourfamily’s success has been our togetherness over theyears. That family bond is precious to us all and it issomething we do not take lightly“, erläutert eine Ha-deed-Tochter im Jubiläumsband der Familie. DieSprichwörter und Formulierungen, die auf die Wich-tigkeit der Familie hinweisen, sind zahlreich:„United we stand, divided we fall“, formuliert ein Fa-milienmitglied den wichtigsten Imperativ der Ge-meinschaft. Damit die Beziehungen unter und zwi-schen der Familie erhalten bleiben, wurden Ritualeund Traditionen etabliert. Hinzu kommen Publikatio-nen über Familientreffen und über Jubiläen. In denHeften werden die Familien abgebildet, Biographienbeschrieben und Stammbäume der Familien darge-stellt. Die Selbstdarstellung der Familien wird zuwirtschaftlichen Zwecken auf das Internet ausgewei-tet. Feiern sind immer ein gemeinschaftliches und

kein individuelles Anliegen. Alle Tätigkeiten, wieAusbildung der Kinder, Wahl der Berufe der Älterenund Aufbau von Unternehmen, werden in der Familieund unter Beachtung der Gesamtinteressen entschie-den. Die Familie sieht sich in das Dorf Amar al-Hosnund in die Umgebung von al-Hosn im Wadi Nasaraeingebettet. Die Familie sieht sich mit der Nation Sy-rien und ihren jeweiligen Kirchengemeinschaftenverbunden. Die Stärke der Familienmitglieder liegtim Mut zur Wanderung und im expliziten Bekenntniszum Frieden, wie es das Wappen einer Familie desDorfes symbolisiert.

Die Institutionen Kirche, Verein und Club

Die presbyterianische Kirche ermöglichte eine aus-gezeichnete Integration der Einwanderer im Alltag inden Vereinigten Staaten. Die Christen fallen weder inihrer Lebensgestaltung noch mit ihrem Lebensstilauf. Sie pflegen eine methodische Lebensführungund richten ihren Alltag auf ökonomischen Erfolgaus. In der neuen Welt bietet die „First PresbyterianChurch of Allentown“ Dienstleistungen in arabischerSprache an. Schon bald entstehen darüber hinaus inden Auswanderergemeinden abhängig von der An-zahl der Familien am Zielort soziale Organisationen.Der wichtigste Club für das Dorf Amar al-Hosn istder im Jahr 1926 gegründete Amarian Club in Allen-town oder, wie er später genannt wird, die „AmericanAmarian Syrian Society“. Der Club organisiert dassyrische gesellschaftliche Leben und unterhält denKontakt zum Mutterland. Beim Bau eines Hospitalsin Syrien ist er maßgeblich beteiligt. In der Zeit von1966 bis 1974 existierte im Dorf Amar al-Hosn einSportverein, der sich auch um kulturelle Belangekümmerte. Heute versucht die „Social Welfare So-ciety of Amar Village“, die Gemeinschaft aus derPerspektive der Rückwanderer zu erhalten. Der Ver-ein gestaltet das Telefonbuch der Gemeinschaft miteinem Verzeichnis aller Familien in aller Welt, dieaus Amar al-Hosn stammen. Diese Art von Publika-tionen hat eine lange Tradition, die unter anderemmit dem 1908 in New York veröffentlichten erstenarabischen „Business-Directory“ beginnt und vieleNachahmer hat, wie den arabischen Sozialführer vonChile (MATTAR 1941). Der Sozialverein veranstaltetjährlich im August das beliebte „Fest der Auswande-rer“ im größten Hotel des Dorfes. Zu diesem Festtreffen sich viele Amarians aus aller Welt im Dorf.

„The Syrian Lebanese Women’s Association ofTrinidad and Tobago“ ist der Club der Frauen in Tri-nidad, in dem die syrischen Familien eine dominanteRolle spielen. Er wurde im Jahr 1950 gegründet. DerClub organisiert das gesamte soziale Leben der sy-risch-libanesischen Gemeinschaft auf Trinidad undTobago, das er in wiederkehrenden Publikationen

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dokumentiert. Der Club ist heute ein wichtiger Fokusfür die syrischen und libanesischen Frauen auf der In-sel, da für sie außerhalb des Hauses und des Clubskein soziales und gesellschaftliches Leben existiert.Die Menschen aus Amar al-Hosn sind teilweise inClubs von anderen Auswanderern eingebunden. Inden Clubs wird in der Fremde der Alltag syrisch ge-staltet und man ist „unter sich“.

Strategischer Umgang mit Religion und Nation

Auf die Frage, welche Religionszugehörigkeit dieMenschen im Dorf haben, antwortet ein alter Mannmit einem verschmitzten Lächeln: „Wir haben immerdie Religion, welche die Menschen haben, die in denDörfern leben, auf die wir bei unseren Wanderungentreffen!“ Dies bedeutet nicht, dass die Dorfbewohnerihre Religion verleugnen, aber sie stellen ihre Akzep-tanz bei anderen Gruppen, auf die sie als Individuumtreffen, in den Vordergrund. Damit wird die Flexibi-lität deutlich, die die Bewohner zumindest temporärbei Selbstzuschreibungen zulassen. Ebenso fällt imDorf auf, dass alle christlichen Glaubensrichtungenuntereinander heiraten und keine Probleme haben,ihre Toten auf einem Friedhof zu bestatten. Bei vie-len Familien haben die Angehörigen unterschiedli-che Denominationen: Der Sohn des Ältesten derPresbyterianer ist zum Beispiel Maronit und ein an-derer Sohn gehört der griechisch-orthodoxen Ge-meinde an. Die Frau eines Presbyterianers im Dorf istsogar Anhänger der in Syrien verbotenen „JehovasZeugen“. Diese Mischung macht deutlich, dass dieDorfbewohner die Zugehörigkeit zu einer Religions-gemeinschaft als strategisches Element betrachten,um sich dadurch den Zugang zu möglichen Ressour-cen außerhalb des Dorfes zu erschließen. Innerhalbdes Dorfes trifft man beim Gottesdienst der Presbyte-rianer nicht nur evangelische Christen und beim Got-tesdienst der griechisch-orthodoxen Christen auchAngehörige anderer christlicher Religionsgruppenan.

Der Umgang mit der Nationalität wird von denBewohnern aus Amar al-Hosn ebenso völlig pragma-tisch gesehen. Ein Geschäftsmann aus Amar al-Hosnin Kingston/Jamaika erläutert: „Yes, I am Jamaican,I have a Syrian passport and I have a British passport,too.“ Es ist nur eine Frage, wie man möglichst einenPass bekommt, der Vorteile beim Reisen ermöglicht.Mit einem Pass der Europäischen Gemeinschaft be-nötigt man in den meisten Ländern der Welt kein Vi-sum bzw. bekommt ein Visum sehr einfach, deshalbzieht man einen britischen Pass vor. Völlig identischargumentiert der syrische Konsul von Antigua: „Atthe time when I came to Antigua, of course I have aSyrian passport. Now, I’m naturalized Antiguan and

I still maintain my original Syrian nationality. I’mholding both nationalities. At the same time I’m theSyrian counselor in Antigua.“ Im Dorf ist man derMeinung, dass man Kinder in den Vereinigten Staa-ten auf die Welt bringen sollte; dies meint man nichtaufgrund der besseren ärztlichen Versorgung, son-dern weil der neue Amarian dann amerikanischerStaatsbürger ist. Trifft man die Bewohner des Dorfesin Amar al-Hosn, dann sind sie ungefragt Syrer undloben ihren Staat und ihren Präsidenten, der ihnen imDorf als Amarian Sicherheit, Schutz und Reisefrei-heit gewährt.

Der Identität stiftende Ort Amar al-Hosn

Für die Menschen aus Amar al-Hosn findet Entwur-zelung und Marginalisierung sowie Deterritorialisie-rung und Entgrenzung nicht statt, sondern sie erwei-tern ihr Territorium und vervielfachen ihre Strategienfür ökonomischen Erfolg. Die kleinen Kolonien, dieTeile ihrer Familien an unterschiedlichen Orten derWelt und die Diaspora bilden eine flexible, kommu-nizierende und handelnde Einheit. Die Dorfbewoh-ner bekennen sich zur Gemeinschaft von Amar, wo-bei die Gemeinschaft zunächst unabhängig vom Ortdes Dorfes entsteht. Die Dorfbewohner und diejeni-gen, die von Familien aus dem Dorf abstammen, kon-zeptionalisieren ihre global verteilte Gemeinschaftals ein Dorf: „We believe that our village, Amar al-Hosn, comprises two villages: the mother village andthe newborn overseas village“, schreibt der Vorste-her des Dorfclubs im Vorwort des Telefonbuches,das die Telefonnummern der Bewohner von Amar inaller Welt auflistet. Das Vorwort des Verzeichnisseswird nahezu zum Glaubensbekenntnis der Dorfge-meinschaft, wenn er formuliert: „We believe in thefact of communication and its efficiency. We believethat human relations may not ripe and become fruit-ful without interconnection. We believe that the high-er value: Love, fidelity, honesty, truthfulness, devoti-on, and sacrifice will not flourish without communi-cation.“ Damit ist die Basis genannt, die unabdingba-re Voraussetzung für die Existenz der globalen Ge-meinschaft Amar. Allerdings beziehen sich dieseNormen der Bewohner von Amar al-Hosn auf dieMitglieder der globalen Gemeinschaft. Der Ort Amaral-Hosn in Syrien als Stammort, bekommt einen au-ßerordentlichen Status und wird zum „heiligen Ort“.Die Symbole des Dorfes sind die Natur und die Äs-thetik des Wadi Nasara. Der Olivenbaum wird zurIkone und zum Wahrzeichen des Dorfes und der Ge-meinschaft. Alle Mitglieder streben danach und sol-len danach streben, sich in Amar al-Hosn aufzuhal-ten. Ein Teil des Jahresurlaubs wird in Amar al-Hosnverbracht, insbesondere die Kinder bringt man nachAmar al-Hosn und macht sie mit der Umgebung ver-

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traut. Die Zeit in Amar al-Hosn ist für die Kinder eineZeit (fast) ohne Zwang; man versucht die Nachfah-ren, die Nachkommen der dritten und vierten Gene-ration über den Ort Amar al-Hosn an die Gemein-schaft Amar zu binden. Die alte Generation geht zu-rück, um das Rentnerdasein im Dorf zu verbringenund die dritte Generation will in den Gastländern, diekeine Gastländer mehr sind, zumindest für das Wirt-schaftsleben verbleiben. Die Problematik des geteil-ten Ortes wird mit Kommunikation und Reisen über-wunden. Die Wahl des Standortes und die Häufigkeitder Besuche hängen von der ökonomischen Potenzder Familie und von der Position des Individuums imgenerativen Zyklus ab. Der Club im Dorf wirbt uner-müdlich um die ausgewanderten Dorfbewohner undversucht, sie an das Dorf, an die gemeinsam geteilteLokalität zu binden: „My dear emigrant: Yourmother village calls you: its beautiful nature, flo-wering greens versants of its mountains, lofty sum-mits, immoral forests, enchanting dream spring thatalways grants and contributes“ (Social Welfare So-ciety of Amar Village o. J.: 6).

5 Fazit

Eine Dorfgemeinschaft, die sich in Familien struktu-riert, organisiert sich global auf viele Orte dieser Er-de verteilt. Aufgrund der vorliegenden qualitativenAnalyse kann man die These vertreten, dass dieIdentität der globalen Gemeinschaft über die (Her-kunfts-) Lokalität, über das Dorf Amar al-Hosn ge-stiftet wird. Religiöse Institutionen, soziale Vereini-gungen und nationalstaatliche Positionen werdenzum Wohle und zur Generierung der Welt-Dorfge-meinschaft in Wert gesetzt und sind strategisch ver-handelbar. Die geteilte Lokalität, der Herkunftsort istder fixe Punkt, der heilige Ort, der symbolischeHandlungen ermöglicht, und der die Mitglieder derGemeinschaft definiert. Der Herkunfts- und Ur-sprungsort der globalen Gemeinschaft wird zum Fe-rienort, zum Ort der Ruhe, zum Ort der Kommunika-tion, zum Ort zukünftiger Geschäfte, zum Ort neuerAllianzen sowie zum Ort der Ruheständler und Pen-sionisten. Der Ort wird zum mentalen Zentrum derGemeinschaft, die ihre „Niederlassungen“ in allerWelt hat.

Die Bedingungen der Globalisierung geben Mi-granten die Möglichkeit, ihre Gemeinschaft neu zuschaffen und ermöglichen es, ihre Handlungspoten-tiale zu vervielfältigen, da sie auf zahlreiche Orte mitjeweils unterschiedlichen politischen und ökonomi-schen Bedingungen zurückgreifen können. Familien-geprägte Institutionen erhalten und pflegen die sozio-ökonomischen Bindungen und die ortsbezogene

Identität. Es entstehen neue Stämme, die unter demSchutz der herkömmlichen Institutionen wie Natio-nalstaat und Kirche agieren, aber sich diesen Organi-sationen nicht verpflichtet fühlen. Ihre Identität be-ziehen sie über ihren Clan oder Stamm und dem ge-meinsam konstruierten Ort der Herkunft. Diesegmentäre Diaspora-Identität ist nicht von derräumlichen Distanz zum Ort abhängig, sondern vomkommunikativen Kontext. Zentraler Ankerpunkt, ge-meinsamer Knoten und geteilte Sehnsucht bleibt füralle Zeit der heilige Herkunfts-Ort.

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Prof. Dr. Anton EscherGeographisches Institut, Universität Mainz

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