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Consensus Tuberkulose Statement & Biologika - OEGGH - Start · 2016-01-28 · 0,4% an. Eine...

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Vorsitz: Prim. Priv.-Doz. Dr. Burkhard Leeb, Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer Teilnehmer: Univ.-Prof. Dr. Hans- Peter Brezinschek, Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Bröll, Prim. Univ.-Doz. Dr. Ludwig Erlacher, Dr. Markus Gaugg, Univ.-Prof. DDr. Manfred Herold, Mag. Dr. Alexander Indra, Prim. Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl, Prim. Univ.- Prof. Dr. Peter Knoflach, Univ.-Prof. Dr. Robert Krause, Univ.-Prof. Dr. Gottfried Novacek, Dr. Pavol Papay, Univ.- Prof. Dr. Walter Reinisch, OA Dr. Rudolf Rumetshofer, Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Trautinger, Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss, Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Wenisch, Univ.-Prof. Dr. Stefan Winkler. Tuberkulose & Biologika Consensus Statement Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie & Rehabilitation (ÖGR) Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie & Hepatologie (ÖGGH) Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten (ÖGI) März 2011 Supplementum Die Zeitschrift der Ärztinnen und Ärzte
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Page 1: Consensus Tuberkulose Statement & Biologika - OEGGH - Start · 2016-01-28 · 0,4% an. Eine Trendumkehr ist frühestens 2015 zu erwarten. Die höchsten Inzidenzraten finden sich im

Vorsitz: Prim. Priv.-Doz. Dr. Burkhard Leeb, Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer Teilnehmer: Univ.-Prof. Dr. Hans-Peter Brezinschek, Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Bröll, Prim. Univ.-Doz. Dr. Ludwig Erlacher, Dr. Markus Gaugg, Univ.-Prof. DDr. Manfred Herold, Mag. Dr. Alexander Indra, Prim. Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl, Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Knoflach, Univ.-Prof. Dr. Robert Krause, Univ.-Prof. Dr. Gottfried Novacek, Dr. Pavol Papay, Univ.-Prof. Dr. Walter Reinisch, OA Dr. Rudolf Rumetshofer, Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Trautinger, Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss, Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Wenisch, Univ.-Prof. Dr. Stefan Winkler.

Tuberkulose & Biologika

ConsensusStatement

Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie & Rehabilitation (ÖGR)

Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV)

Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie & Hepatologie (ÖGGH)

�Österreichische Gesellschaftfür Infektionskrankheiten (ÖGI)

März 2011 Supplementum

Die Zeitschrift der Ärztinnen und Ärzte

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Seite 2 | Supplementum, März 2011 Die Zeitschrift der Ärztinnen und Ärzte

Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer

Klin. Abt. für Infektionen und TropenmedizinUniv.-Klinik für Innere Medizin I, MU Wien

Editorial

Seit der Einführung von Biologika in die Therapie der rheumatoiden Arthritis, der se-ronegativen Spondarthritiden, der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und

der Psoriasis, aber auch durch einen optimierten Einsatz anderer krankheitsmodifizie-render Medikamente, haben sich die Aussichten für die betroffenen PatientInnen deut-lich verbessert. So ist heute Remission, also weitgehende Beschwerdefreiheit unter laufender Behandlung, keine Seltenheit mehr, wenn auch leider noch nicht die Regel.

Wie immer jedoch hat jede Münze zwei Seiten und wir mussten zur Kenntnis neh-men, dass mit der breiten Anwendung von Biologika auch Risiken verbunden sind, wie z. B. eine erhöhte Infektionsanfälligkeit. Intrazelluläre Keime, wie Mykobakterien, aber auch andere Erreger, rückten dabei in den Mittelpunkt des Interesses. Eine in der westlichen Welt bis zu diesem Zeitpunkt nahezu vergessene Erkrankung, nämlich die Tuberkulose – interessanterweise auch einmal Morbus Vienniensis genannt – stand plötzlich im Focus der unter der Therapie mit Biologika, insbesondere TNF-alpha-Blockern, beobachteten uner-wünschten Ereignisse.

Durch gezielte Screening-Prozeduren vor der Einleitung einer Biologika-Therapie konnte das Risiko für die Entwicklung einer Tuberkulose eindrucksvoll reduziert wer-den. Das vorliegende Consensus-Statement, das unter Mitwirkung von Infektiologen, Pneumologen, Gastroenterologen, Dermatologen, Rheumatologen und Mikro-biologen entstanden ist, fasst den derzeitigen Wissensstand hinsichtlich des Risikos für Tuberkulose für die derzeit in der Therapie eingesetzten Biologika zusammen und gibt eine Empfehlung für vor der Therapie durchzuführende Maßnahmen, um das Tuberkulose risiko zu minimieren.

Es ist dies das erste Mal, dass Vertreter verschiedenster Disziplinen an der Erarbeitung eines derartigen Papiers beteiligt waren. Ihnen Allen gilt unser Dank für die wirklich intensive Beschäftigung mit dem Thema und die exzellente Zusammenarbeit, denn ohne diese hätten wir Ihnen, sehr geehrte Leserschaft, dieses Papier nicht zur Ver-fügung stellen können. Wir hoffen damit anstehende Fragen beantworten zu können bzw. einen fruchtbringenden Diskussionsprozess zu unterstützen.

In diesem Sinne zeichnen

Prim. Priv.-Doz. Dr. Burkhard Leeb

1. u. 2. Medizinische AbteilungNÖ Kompetenzzentrum für Rheumatologie,Landesklinikum Weinviertel Stockerau

Prim. Priv.-DozDr. Burkhard Leeb

Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer

Prim. Priv.-Doz

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1. Epidemiologie und Krankheitsverlauf

In Österreich wurden im Jahr 2009 700 Fälle von Tuberkulose (Tbc) registriert, davon 444 bestätigte Fälle, 76 wahrscheinli-che und 180 mögliche. Als „bestätigt“ gilt ein Fall dann, wenn klinisch eine Tbc vorliegt und zusätzlich entweder eine Kultur oder die Ziehl-Neelsen-(ZN)-Färbung des Sputums und die PCR („Polymerase Chain Reaction“) positiv sind. Als „wahr-scheinlich“ gilt ein Fall, wenn eine klinische Tbc plus positive ZN-Färbung oder positive PCR oder positive Histologie (bei Organtuberkulose, z.B. Lymphknoten) vorliegt. Als „möglich“ wird ein Fall dann klassifiziert, wenn lediglich das klinische Bild einer Tbc besteht.Österreich ist zweifellos ein Land mit niedriger Tbc-Inzidenz. Die Inzidenzrate liegt derzeit bei 8,36/100.000 Einwohner/Jahr. 82,6% der Fälle zeigten eine pulmonale, die restlichen 17,3% eine extrapulmonale Manifestation. Die Rate Männer:Frauen liegt bei 1,8:1. Dabei wird ein nicht geringer Teil der in Österreich auftretenden Tbc-Fälle importiert. Die Inzidenzrate bei Personen mit nicht österreichischer Staatsangehörigkeit ist erheblich höher als bei Österreichern (Abb. 1). Allerdings sinkt die Tbc-Inzidenzrate bei Menschen, die seit mindestens drei Jahren in Österreich leben, auf <10/100.000/a ab.

Dieses Bild relativiert sich jedoch durch die Altersverteilung. Während nämlich bei jüngeren Menschen (v.a. zwischen dem 15. und dem 40. Lebensjahr) die Tbc-Fallzahlen bei Nicht-Österreichern erheblich höher sind als bei Öster-

reichern, dreht sich dieses Verhältnis bei Personen ab 45 Jahren um; vor allem in der Altersgruppe ab 65 Jahren ist die Tbc-Inzidenz bei Österreichern um ein Vielfaches höher als bei Nicht-Österreichern. Bei diesen Patienten handelt es sich zumeist um Menschen, die bereits früher in ihrem Leben ei-ne Tbc hatten, die Jahrzehnte später wieder ausbricht. Im mittleren Lebensalter sind oft soziale Randgruppen (z.B. Obdachlose) von Tbc betroffen.Weltweit steigt die Zahl der Tbc-Fälle derzeit jährlich um 0,4% an. Eine Trendumkehr ist frühestens 2015 zu erwarten. Die höchsten Inzidenzraten finden sich im subsaharischen Afrika, gefolgt von Russland, Indien, Südostasien und einigen Ländern Osteuropas und Südamerikas. Besonders die stei-gende Zahl an multiresistenten Erregerstämmen gibt Anlass zur Sorge.Die Ansteckung mit Tbc erfolgt durch Exposition gegenüber einem an offener Lungen-Tbc Erkrankten. Ein gemeinsamer Aufenthalt in einem geschlossenen Raum von mehr als acht Stunden gilt als gesicherte Exposition und macht eine Infektion wahrscheinlich. Befürchtungen über eine An-steckung z.B. in städtischen öffentlichen Verkehrsmitteln und dgl. sind eher unbegründet. Innerhalb von sechs bis acht Wochen entwickelt sich die Primär-Tbc, die häufig klinisch in-apparent bleibt und innerhalb von sechs Monaten abheilt. Man spricht dann von einer latenten Tbc. Etwa 5% der Be-troffenen entwickeln innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Tbc-Exazerbation, weitere 5% irgendwann später im Verlauf ihres Lebens. Die Exposition gegenüber Tbc ist nicht messbar,

Tuberkulose & Biologika

Abb. 1: Tbc-Inzidenz in Österreich in Abhängigkeit von der Staatsangehörigkeit

Quelle: [1]

Anza

hl d

er Fä

lle p

ro 1

00.0

00 P

erso

nen

(%)

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

70

60

50

40

30

20

10

0

34,41/100.000

1-Jahres-Inzidenz bei Personen mit anderer Staatsangehörigkeit

54

44,72

47,27 48,16

38,01

41,04

45,29

57,59

53,89

40,9837,84

36,16

18,58 17,10 16,14 15,30 13,51 13,39 12,22 13,26 12,27 10,90 10,74 9,9315,25 14,48 13,15 12,12 11,07 10,48 8,78 8,54 7,74 7,58 7,43 5,87

8,36/100.000

5,11/100.000

1-Jahres-Inzidenz insgesamt

1-Jahres-Inzidenz bei Personen mit österr. Staatsangehörigkeit

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sondern lediglich anamnestisch zu erfassen. Die Primär-Tbc zeigt im Thoraxröntgen nur sehr diskrete, indirekte Hinweise (später lassen sich verkalkte Primärherde nachweisen) [2].Unter TNF-α-Blockern ist die Progressionsrate nach ersten Untersuchungen mindestens um den Faktor 1,5–4 höher und kann bis zu 10% pro Jahr betragen [3]. Der Grund dafür ist pathogenetisch erklärbar und hat mit der Rolle von TNF-α bei der Bildung von Tbc-Granulomen zu tun. Nach Infektion werden die Mykobakterien von Alveolarmakrophagen pha-gozytiert und persistieren in diesen. Durch Antigen-präsentation in Lymphknoten kommt es zur klonalen Expansion von CD4-Zellen. Es entstehen sogenannte epithe-loide Granulome mit zentraler Nekrose (Verkäsung), deren äußere Schichten von Lymphozyten (CD4- und CD8-Zellen) gebildet werden. Bei der Aufrechterhaltung dieser Granulome spielt TNF-α eine zentrale Rolle. Wird dieses Zytokin blockiert, wie z.B. im Rahmen einer Biologikatherapie, so kann es zur Desintegration des Granuloms und in Folge zur Reaktivierung der Tbc kommen (s. dazu auch Punkt 2).

2. Biologika − Wirkmechanismen

Unter der Bezeichnung „Biologika“ wird von den Zulassungs-behörden eine breite Gruppe von Arzneimitteln aus Blut- und Blutprodukten, Allergenen, Impfstoffen, Zellen, Nukleinsäuren und rekombinanten Proteinen zusammengefasst. Im Rahmen dieses Konsensus-Statements wird der Begriff, dem allgemei-nen Gebrauch entsprechend, für rekombinante Proteine zur Behandlung v.a. chronisch entzündlicher Erkrankungen ver-wendet. Die Wirkmechanismen von Biologika sind vielfältig. Im Folgenden werden exemplarisch die Wirkmechanismen einiger zur Zeit häufig eingesetzter Biologika erläutert. Neuere Daten zeigen, dass TNF-α nicht nur als zirkulierendes Zytokin, sondern auch in seiner transmembranösen Vorstufe, die an aktivierten Makrophagen sowie Lymphozyten expri-miert wird, eine wichtige Rolle bei Entzündungsprozessen spielt [4]. Die zirkulierende Form von TNF-α wird durch Metalloproteinasen wie das TNF-α-Converting-Enzyme (TACE) abgespalten. Transmembranöser TNF-α wirkt dabei einerseits

als Ligand, d.h., er bindet bei Interaktionen zwischen Zellen an TNF-α-Rezeptoren anderer Zellen. Diese Rezeptoren (TNF-R1 [Synonym: CD120a] und TNF-R2 [Synonym: CD120b]) werden im Körper nahezu von allen Zellen exprimiert. Andererseits hat transmembranöser TNF-α auch eine Rezeptorfunktion, man spricht hier von „Outside-to-inside signalling“. Die biologischen Funktionen von transmembranösem TNF-α bestehen u.a. in zytotoxischen Wirkungen und Kon-trolle von intrazellulären Pathogenen (wie z.B. auch Myco-bacterium tuberculosis – s. Granulombildung unter Punkt 1). Darüber hinaus gibt es eine lange Liste weiterer Funktionen des membranständigen TNF-α, wie z.B. Aktivierung von Endothelzellen, Stimulation von B-, T- sowie natürlichen Killerzellen, Stimulation der Zytokinproduktion durch Mono-zyten und viele andere.Die Rezeptorfunktion des transmembranösen TNF-α ist we-niger gut erforscht, sie dürfte jedoch vor allem in der Modu-lation der Funktion von T-Zellen, Monozyten/Makrophagen und natürlichen Killerzellen bestehen.Die zum Teil unterschiedlichen Wirkspektren der vorhande-nen TNF-α-Blocker resultieren aus differenziellen Wirkungen auf Zellen mit membranständigem TNF-α. So hemmen zwar alle TNF-α-Blocker die Wirkung von zirkulierendem TNF-α; hingegen werden Funktionen des transmembranösen TNF-α nicht von allen TNF-α-Blockern im gleichen Ausmaß ge-hemmt.Aufgrund des Wirkmechanismus weisen jedoch alle gegen TNF-α gerichteten Antikörper ein höheres Risiko für die Reaktivierung einer Tbc auf als das TNF-α-Rezeptor-Fusions-protein [4].Eine Blockade von Interleukin 1 (IL-1) erscheint theoretisch als attraktives Konzept [5]. Der IL-1-Rezeptorantagonist Anakinra erfüllte die theoretischen Erwartungen jedoch nicht, zeigt relativ geringe Ansprechraten und hat in der praktischen Anwendung (bei rheumatoider Arthritis) wenig Bedeutung.B-Zellen sind nicht nur als Produktionsort von Antikörpern, sondern auch von Zytokinen und für die Stimulation von T-Zellen von Bedeutung. Der monoklonale CD20-Antikörper Rituximab führt zu einer B-Zell-Depletion [6].

Univ.-Prof. Dr. Hans-Peter Brezinschek

Klin. Abteilung für RheumatologieUniv.-Klinik für Innere Medizin, MU Graz

Prim. Univ.-Doz. Dr. Ludwig Erlacher

2. Med. Abt. mit Rheumatologie und OsteologieSMZ Süd – KFJ-Spital der Stadt Wien

Dr. Markus Gaugg

2. Med. Abt. mit Rheumatologie und OsteologieSMZ Süd – KFJ-Spital der Stadt Wien

Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Bröll

Therme Wien Med Oberlaa, Wien

Univ.-Prof. DDr. Manfred Herold

Univ.-Klinik für Innere Medizin IUniv.-Klinik für Innere Medizin, MU Innsbruck

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Mit schweren Infektionen assoziiert Infektionsrisiko

Zielstruktur Indikation* BAK

TBC

MOT

T

VIR

PML

PILZ

PAR

ERHÖHT EHER MÖGLICH

Abatacept CD80/86 RA, PJIA Abciximab GPIIb/IIIa-R PCI, instab. AP Adalimumab TNF-α RA, PJIA, PA, AS, MC, P Alemtuzumab CD52 B-CLL Anakinra IL-1 RA Basiliximab CD25 (IL-2-R) Immunsuppr. n. NTX Bevacizumab VEGF mCRC, mMC, NSCLC, f/mNC Certolizumab TNF-α RA Cetuximab EGFR Best. Formen d. mCRC Daclizumab IL-2-R Immunsuppr. n. NTX Denosumab RANKL pmOP, PC** Etanercept TNF-α RA, PJIA, PA, AS, PP*** Golimumab TNF-α RA, PA, AS Ibritumomab CD20 FL, best. Formen d. NHL-B Infliximab TNF-α RA, MC***, CU, AS, PA, PP Muromonab**** CD3 Immunsuppr. n. Organtransplant. Natalizumab α4ß1-Integrin Hochaktive RRMS Omalizumab IgE IgE-vermitteltes Asthma bronch. Palivizumab RSV-F-Protein Präv. d. RSV-Inf. b. Kindern Panitumumab EGFR Best. Formen d. mCRC Rilonacept IL-1 CAPS Rituximab CD20 NHL, CLL, RA Tocilizumab IL-6 RA Trastuzumab HER-2 mMC, fMC, mGC Ustekinumab IL-12, IL-23 PP

Abb. 2: Infektionsspektrum unter Biologika

Biologika, die zurzeit in der EU nicht zugelassen sind, werden in dieser Aufstellung nicht berücksichtigt.*) Die Indikation vieler der hier angeführten Biologika besteht in Kombination mit anderen Medikamenten, die hier der Übersichtlichkeit halber nicht extra aufgeführt

sind. Siehe die jeweilige Fachinformation.**) Knochenschwund im Zusammenhang mit Hormonablation bei Männern mit Prostatakarzinom und erhöhtem Frakturrisiko***) Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen****) In Österreich nicht zugelassen, jedoch in anderen europäischen Ländern

Legende:RA: Rheumatoide ArthritisPJIA: Polyartikuläre Juvenile Idiopathische ArthritisPCI: Perkutane KoronarinterventionAP: Angina pectorisPA: Psoriasis-ArthritisAS: Ankylosierende SpondylitisMC: Morbus CrohnP: PsoriasisB-CLL: Chronisch-lymphatische Leukämie

vom B-Zell-TypNTX: NierentransplantationmCRC: metastasiertes KolorektalkarzinommMC: metastasiertes Mammakarzinom

NSCLC: nicht-kleinzelliges Bronchuskarzinomf/mNC: fortgeschrittenes und/oder metastasiertes

NierenzellkarzinomPC: ProstatakarzinompmOP: postmenopausale OsteoporosePP: Plaque-PsoriasisFL: Follikuläres LymphomNHL-B: Non-Hodgkin-Lymphom vom B-Zell-TypCU: Colitis ulcerosaRRMS: Schubförmig-Remittierend verlaufende Mul-

tiple SkleroseRSV: Respiratory Syncytial VirusCAPS: Cryopyrin-Assoziierte Periodische

(Fieber-)Syndrome

NHL: Non-Hodgkin-LymphomCLL: Chronisch-lymphatische LeukämiefMC: frühes MammakarzinommGC: metastasiertes MagenkarzinomBAK: BakteriellTB: TuberkuloseMOTT: Nicht-Tuberkulose-Mykobakterien

(„Mycobacteria Other Than Tuberculosis“)VIR: ViralPML: Progressive Multifokale LeukenzephalopathiePILZ: PilzePAR: Parasiten

Quelle: adaptiert nach [9] sowie nach [37] und den jeweiligen Fachinformationen

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Abatacept hemmt durch Bindung an die CD80/86-Antigene der Antigen-präsentierenden Zellen die Übermittlung des sogenannten zweiten Signals an die T-Zellen, das für deren Aktivierung erforderlich ist [7].Interleukin 6 (IL-6) ist ein für viele unterschiedliche biologische Prozesse bedeutsames Molekül, u.a. auch im Rahmen der Immunantwort. Bei rheumatoider Arthritis ist die Expression von IL-6, so wie auch jene von TNF-α, stark erhöht. Der mono-klonale IL-6-Antikörper Tocilizumab bindet sowohl an membran-gebundene als auch an lösliche Formen des IL-6-Rezeptors und hemmt so die Signalübertragung durch IL-6 [8].Ustekinumab ist ein Antikörper gegen die p40-Untereinheit der Zytokine IL-12 und -23 und zur Behandlung der mittel-schweren bis schweren Plaque-Psoriasis zugelassen. Ustekinumab bindet an freies IL-12 und -23 und unterbindet so die Proliferation und Differenzierung von Th1-Zellen.

3. Tbc-Risiko unter Biologikatherapie

Allgemein gilt, dass bei vielen – aber nicht allen – der in un-terschiedlichsten Indikationen in verschiedenen Fachgebieten verwendeten Biologika Infektionen mit einem Spektrum ver-schiedener auslösender Erreger auftreten können (Abb. 2).

Daten zur Inzidenz der Tbc unter TNF-α-Blockern aus einem britischen Register ergeben folgendes Bild [10]: In einer Kohorte von 10.712 Patienten unter TNF-α-Blockern waren 40 Tuberkulosefälle bei 39 Patienten aufgetreten (davon 27 „on drug“, also während der Einnahme des TNF-α-Blockers), darunter 19 unter Adalimumab, 12 unter Infliximab und 8 unter Etanercept, hingegen keiner unter DMARDs, obwohl statistisch 10 Tbc-Fälle vorhergesagt wurden. Daraus lässt sich (allerdings aufgrund der doch relativ kleinen Fallzahl mit beschränkter Aussagekraft) eine Tbc-Ereignisrate von 144/ 100.000 Personenjahre (PJ) für Adalimumab, 136/100.000 PJ für Infliximab und 39/100.000 PJ für Etanercept berechnen [10]. Die Tbc-Hintergrundrate in der britischen Bevölkerung in den Jahren 2001–2005 betrug 12,3–14.7/100.000 PJ. Dies entspricht ungefähr den Raten in Österreich. Extrapulmonale

und disseminierte Tbc-Formen traten unter TNF-α-Blockern häufiger auf.In einem französischen TNF-α-Blocker-Register fand sich eine Alters- und Geschlechtskorrigierte Inzidenzrate von 116,7/ 100.000 PJ, bei einer Hintergrundrate von 8,7/100.000PJ im Jahr 2006 [11]. Die standardisierte Tbc-Inzidenzrate (SIR) für alle TNF-α-Blocker betrug 12,2 (eine SIR von 1 bedeutet glei-che Inzidenz wie in der Allgemeinbevölkerung). Aus Hochrisikoländern werden demgegenüber wesentliche höhere Tbc-Inzidenzraten unter Behandlung mit TNF-α-Blockern berichtet, z.B. 1.113/100.000 PJ aus Spanien oder 1.500/100.000 PJ aus Portugal.

Das Tbc-Risiko für die neueren TNF-α-Blocker Certolizumab und Golimumab ist nicht sicher bekannt. Aufgrund des Wirkmechanismus ist ein erhöhtes Risiko anzunehmen – aus den klinischen Studien mit beiden Substanzen wurden je-doch Patienten mit aktiver oder latenter Tbc konsequent aus-geschlossen oder präventiv behandelt. Ob der B-Zell-Antagonist Rituximab das Tbc-Risiko erhöht, ist nach heutiger Datenlage unklar. Dies liegt auch hier und bei anderen neueren Biologika zum Teil daran, dass in den ein-schlägigen Studien sehr genau auf Vorliegen einer latenten Tbc gescreent wurde und man Risikopatienten von vornher-ein ausschloss oder präventiv behandelte. Das Tbc-Risiko un-ter Rituximab ist jedoch vermutlich nicht höher als bei kon-ventioneller immunmodulierender bzw. -suppressiver Therapie. Laut einem österreichischen Konsensus-Statement ist bei B-Zell-depletierender Therapie ein Tbc-Screening nicht unbedingt erforderlich [12].Auch das Tbc-Risiko unter dem Kostimulationsblocker Abatacept muss als unklar bezeichnet werden. Es ist ledig-lich bekannt, dass – trotz des erwähnten Screenings – unter 4.134 mit Abatacept behandelten Patienten drei Tbc-Fälle auftraten [13].Das Tbc-Risiko unter Tocilizumab und Ustekinumab ist ebenfalls unbekannt. In zwei Datenbanken mit insgesamt 4.750 mit Tocilizumab behandelten Patienten (9.948 Personenjahre Exposition) sind sechs Tbc-Fälle dokumen-tiert [14].

Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Knoflach

Abteilung für Innere Medizin IKlinikum Wels-Grieskirchen

Univ.-Prof. Dr. Robert Krause

Klin. Abt. für Lungen-krankheiten/InfektiologieUniv.-Klinik für Innere Medizin, MU Graz

Mag. Dr. Alexander Indra

Institut für med. Mikrobiologie und HygieneAbt. Mykobakteriologie und Molekularbiologie, AGES Wien

Prim. Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl

2. Medizinische Abteilung/LungenabteilungWilhelminenspital der Stadt Wien

Univ.-Prof. Dr. Gottfried Novacek

Klin. Abt. für Gastro-enterologie und HepatologieUniv.-Klinik für Innere Medizin III, MU Wien

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Unter Therapie mit Anakinra ist ebenfalls das Auftreten einer Tbc möglich [15].Bis zum Vorliegen neuer Daten gilt, dass vor Beginn jeder Biologikatherapie ein Screening auf Vorliegen einer Tbc zu erfolgen hat. Registerdaten aus Spanien zeigen, dass sich das Tbc-Risiko durch konsequentes Screening erheblich senken lässt bzw. dass es dann, wenn Screeningmaßnahmen nicht durchgeführt werden, siebenmal so hoch ist [16].Einen Algorithmus zur Tbc-Abklärung vor Biologikatherapie zeigt Abb. 3.

4. Diagnostik

Bei der Diagnostik der sogenannten latenten Tbc wird eine lang anhaltende Immunreaktion nach einer stattgehabten Infektion mit Mycobacterium tuberculosis nachgewiesen. Es gibt bis heute keinen Goldstandard, an dem man diagnosti-sche Verfahren messen könnte. Zur Verfügung stehen zwei Arten von Tests, einerseits der Mendel-Mantoux-Test (MMT ), andererseits sogenannte „Interferon Gamma Release Assays“ (IGRA), von denen zwei

kommerziell angeboten werden, nämlich der „QuantiFERON®-TB Gold In-Tube“ (QFT), ein ELISA („Enzyme-Linked Immuno-Sorbent Assay“), andererseits der „T-SPOT®.-TB“ (TSPOT), ein ELISPOT („Enzyme-Linked Immuno-Spot Assay“).Der MMT beruht auf der intrakutanen (cave: nicht subkuta-nen!) Injektion einer definierten Menge von Tbc-Antigenen („Purified Protein Derivate“ – PPD) auf der Volarseite des Unterarms. 48 Stunden später wird das Ergebnis (Durch-messer der Induration) abgelesen. Der MMT hat eine Reihe von Limitationen: Zunächst ist die mangelnde Spezifität zu erwähnen. Jeder abgelaufene Kontakt mit Nicht-Tuberkulose-Mykobakterien, wie sie überall in der Umwelt vorkommen, und ebenso eine abgelaufene BCG-Impfung („Bacillus Calmette-Guérin“) können einen positiven Test induzieren. Das Ergebnis ist sowohl interindividuell variabel als auch von der Interpretation des Untersuchers abhängig. Es sind zwei Arztbesuche notwendig. Schließlich schwindet die Reaktivität des MMT mit der Zeit, kann aber durch einen Test wieder ge-boostert werden. So kann der erste Test ein sehr schwaches Ergebnis bringen, boostert aber die Immunität gegen Tbc, so dass auf einen späteren zweiten Test eine starke Reaktion er-folgt, die fälschlich als Neuinfektion interpretiert werden

Abb. 3: Algorithmus zur Tbc-Abklärung vor Biologikatherapie

Hinweis für eine aktive Tbc im C/P

Sputum, BAL Kultur, Histologie, ZN

Tbc-Therapie

POSITIV

adäquat behandelt

POSITIV

IGRA

C/P & IGRA**

LFP + BB-Kontrolle mind. alle 4 Wochen

bis zum Ende der Therapie

Therapie mitAnti-TNF-α

Legende:C/P: Röntgen Cor/PulmoIGRA: Interferon Gamma Release AssayLFP: LeberfunktionsparameterBB: BlutbildBAL: BronchiallavageZN: Ziehl-Neelsen-Färbung

*) bei neg. IGRA: Immunsuppression?**) Ergänzt durch Anamnese mit Herkunfts- und Expositionsrisiko.

Bei geplanter INH-Präventionstherapie Komorbiditäten (Leber!) und Komedikationen (Interaktionen, Lebertoxizität) beachten!

keine Präventivtherapie

Hinweis für eine alte Tbc* im C/P

unbehandeltbzw. unbekannt

NEGATIV

Therapie mitAnti-TNF-α

1 x tgl. 5mg/kg KG IsoniazidVit. B6-Supplementierung

mind. 6 bis 9 Monate

LFP + BB-Kontrolle mind. alle 4 Wochen bis zum Ende der Präventivtherapie

Anti-TNF-α-Therapie, Beginn nach 4 Wochen Präventivtherapie

C/P o. B

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kann. Immunsuppressive Therapie, insbesondere mit Kortiko-steroiden, verfälscht das Ergebnis des MMT.Das Prinzip der beiden IGRAs beruht auf einer Antigen-spe-zifischen Stimulation von T-Lymphozyten des Untersuchten, die zu einer Freisetzung von Interferon-γ führt. Einen Ver-gleich der beiden IGRAs im Hinblick auf technische Details, Untersuchungsmethoden, Messgrößen und Anhaltspunkte zur Ergebnisinterpretation zeigt Tabelle 1.

Die bei beiden IGRAs verwendeten Antigene ESAT6 und CFP10 kommen bei den BCG-Impfstämmen nicht vor, so dass eine vorangegangene BCG-Impfung das IGRA-Test-ergebnis nicht beeinflusst. Auch bei den meisten Nicht-

Tuberkulose-Mykobakterien fehlen diese Antigene, sodass auch früherer Kontakt mit diesen Erregern das Ergebnis des IGRA nicht verfälscht [17].

In einem systematischen Review mit Metaanalyse wurden die Daten des MMT und der beiden IGRAs in der Diagnostik der latenten Tbc evaluiert [18]. Die gepoolte Spezifität der IGRAs lag zwischen 98 und 100%, jene des MMT nur bei 88,7%. Bei nicht immunsupprimierten Erwachsenen lag der negative Vorhersagewert (NPV) für eine Progression zur ma-nifesten Tbc innerhalb von zwei Jahren bei 97,8% für den TSPOT und bei 99,8% für den QFT. Die Progressionsraten zur manifesten Tbc innerhalb von 19–24 Monaten werden bei

OA Dr. Rudolf Rumetshofer

1. Interne LungenabteilungSMZ Otto-Wagner-Spital Wien

Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss

Klinische Infektiologie und ImmunologieUniv.-Klinik für Innere Medizin IMU Innsbruck

Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Trautinger

Abteilung für Haut- und GeschlechtskrankheitenLandesklinikum St. Pölten

Univ.-Prof. Dr. Walter Reinisch

Klin. Abt. für Gastro-enterologie und HepatologieUniv.-Klinik für Innere Medizin III, MU Wien

T-SPOT®.-TB (TSPOT) QuantiFERON®-TB Gold In-Tube (QFT)

Benötigtes Material Heparinisiertes Vollblut Vollblut in Spezialröhrchen des Herstellers**

MaterialmengeAlter >10a: 8ml

2–9a: 4ml <2a: 2ml

3x 1ml

Transportzeit Bis zu 32h* bei 10–25°C Bis zu 16h bei Raumtemperatur;nach Inkubation der Röhrchen drei Tage

Antigene ESAT-6, CFP-10 ESAT-6, CFP-10, TB7.7

Messmethode ELISPOT ELISA

Inkubationszeit 16–20h bei 37°C, 5% CO2 16–24h bei 37°C

Messgröße IFN-γ-produzierende T-Zellen (Spots/250.000 Zellen) IFN-γ-Konzentration (IU/ml) im Überstand

Test negativ <5 Spots <0,35IU/ml

Test positiv >7 Spots ≥0,35IU/ml

Test grenzwertig 5–7 Spots Nicht definiert

Test nicht auswertbar z.B.: Negativkontrolle >10 SpotsPositivkontrolle <20 Spots

z.B.: Negativkontrolle >8,0IU/mlPositivkontrolle <0,5IU/ml

Tab. 1: Die beiden IGRAs im Vergleich

Quelle: [17]

*) Bei Proben, die älter als 8h sind, muss im Labor ein Reagens („T-Cell XtendTM“) beigefügt werden**) Das Blut sollte nach Abnahme im Röhrchen eine Zeit lang (nach Herstellerangaben mindestens 5 Sekunden lang) kräftig geschüttelt werden, um ein korrektes

Testergebnis zu gewährleisten.

Dr. Pavol Papay

Klin. Abt. für Gastro-enterologie und HepatologieUniv.-Klinik für Innere Medizin III, MU Wien

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Supplementum, März 2011 | Seite 9 Die Zeitschrift der Ärztinnen und Ärzte

positivem MMT mit 2–3%, bei positivem IGRA jedoch mit 8–15% angegeben. Auch bei immunsupprimierten Patienten detektieren IGRAs höchstwahrscheinlich eine Infektion mit M. tuberculosis besser als der MMT – allerdings ist dieser Punkt noch in Diskussion. Durch die mitgeführten Negativ- und Positivkontrollen ist es auch bei Immunsuppression häufig möglich, zwischen Anergie und wirklich negativem IGRA-Ergebnis zu unterscheiden [19, 20]. Dennoch sind die Raten inkonklusiver Testergebnisse bei immunsupprimierten Patienten mit 4,4% (QFT) bzw. 6,1% (TSPOT) etwas erhöht (gepoolte Raten 2,1% bzw. 3,8%), wobei besonders eine doppelte Immunsuppression häufiger zu in-konklusiven Ergebnissen führt [21, 22]. Auch die Wahrschein-lichkeit eines negativen IGRA-Ergebnisses scheint unter Immunsuppression erhöht zu sein [23]. Bei Patienten mit chro-nisch entzündlichen Darmerkrankungen waren niedrige abso-lute Lymphozytenzahlen im peripheren Blut sowie ein ernied-rigtes Serumalbumin mit einer erhöhten Rate an inkonklusiven Ergebnissen assoziiert [22].

Zwei andere Reviews befassen sich mit dem Stellenwert der IGRAs in der Diagnose der aktiven Tbc [21, 24]. Die gepoolten Sensitivitäten für die IGRAs liegen in einem Bereich zwischen 80 und 90% und damit eindeutig höher als jene des MMT (um die 70%); dennoch ist aufgrund dieser Ergebnisse der-zeit auch mittels IGRA keine Unterscheidung von latenter und aktiver Tbc und damit auch kein Ausschluss einer akti-ven Tbc möglich. Wie sich eine Tbc-Therapie auf die T-Zell-Antworten und damit auf die IGRA-Ergebnisse auswirkt, wird derzeit kontroversiell diskutiert.Für die Praxis bedeutet das, dass bei Erwachsenen – von Ausnahmen abgesehen – standardmäßig ein IGRA durchge-führt werden sollte. Einen höheren Stellenwert hat der MMT bei Kindern (nicht zuletzt, weil Kinder heute nicht mehr BCG-geimpft sind) so-wie bei Patienten, bei denen trotz richtigen technischen Vorgehens der IGRA kein konklusives Ergebnis liefert. Getestet werden sollte dann, wenn eine Therapie mit einem Biologikum bevorsteht bzw. wahrscheinlich ist. Ein früherer Test ist nicht zielführend, da der Patient in der Zeit bis zur

Einleitung einer Biologikatherapie mit Tbc-Erregern Kontakt gehabt haben könnte.Das Testergebnis ist (unabhängig von der verwendeten Methode) nur als Teil der Gesamtbeurteilung zu sehen, in die auch Anamnese, geografische Herkunft (Tbc-Risiko des Herkunftslands, sofern weniger als drei Jahre in Österreich oder rezent gereist) und natürlich die klinische Situation so-wie weitere Zusatzbefunde einfließen.Das Thoraxröntgen ist ein wesentlicher Teil der Gesamt-beurteilung. Einerseits wird eine aktive Tbc-Erkrankung aus-geschlossen, andererseits finden sich nach abgelaufener Primär-Tbc Residuen im Röntgen (verkalkter Primärkomplex, verkalkte Lymphknoten oder narbige Residuen pleural und intrapulmonal).

5. Präventivtherapie wann?

Empfehlungen zum Tbc-Screening und zur Durchführung ei-ner Präventivtherapie bei geplanter Biologikatherapie gibt es derzeit nur für TNF-α-Blocker [25, 26], nicht jedoch für ande-re Biologika. Als Grundlage für die Empfehlung von Tbc-Screening und -Präventivtherapie bei anderen Biologika ste-hen die entsprechenden Fachinformationen in der aktuellen Fassung zur Verfügung.

Wenn sich aufgrund von Anamnese, Status, Röntgen (oder CT), Tbc-Tests sowie Sputum und Kultur die Diagnose einer aktiven Tbc ergibt, so sind TNF-α-Blocker zunächst kontrain-diziert, und es muss eine Tbc-Therapie nach dem üblichen Schema begonnen werden. Über die Frage, wann nach Beginn einer Tbc-Behandlung eine Therapie mit TNF-α-Blockern begonnen werden kann, herrscht in der Literatur keine Einigkeit. Auch bei hoher Dringlichkeit einer Therapie mit TNF-Blockern muss bei bestehender aktiver Tbc die Intensivphase der Tbc-Therapie (mindestens Dreierkombi-nation über mindestens zwei Monate) abgewartet werden.Wenn anamnestisch eine Tbc diagnostiziert und lege artis ausbehandelt wurde – und dies auch adäquat dokumentiert ist –, ist eine Therapie mit TNF-α-Blockern ohne Präventiv-therapie möglich. Regelmäßige klinische Kontrollen sind er-forderlich. Bei Beschwerden sind weiterführende radiologi-sche Untersuchungen (Thorax-Röntgen bzw. Thorax-CT), bei pulmonalen Auffälligkeiten Sputumuntersuchungen bzw. Bronchiallavage angeraten (ZN, PCR und Tbc-Kultur).Hat eine pulmonale oder extrapulmonale Tbc bestanden, oh-ne dass eine adäquate Therapie durchgeführt wurde, so soll-ten eine Thorax-CT sowie eine ZN-Sputumuntersuchung und eine Kultur (alternativ ev. ZN und Kultur aus Bronchiallavage)

Univ.-Prof. Dr. Stefan Winkler

Klin. Abt. für Infektionen und Tropenmedizin, Univ.-Klinik für Innere Medizin I, MU Wien

Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Wenisch

4. Medizinische Abteilung mit InfektiologieSMZ Süd – KFJ-Spital der Stadt Wien

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durchgeführt werden. Ergibt sich eine aktive Tbc, so ist das Vorgehen wie oben (aktive Therapie, TNF-α-Blocker frühestens nach zwei Monaten). Wird in einem solchen Fall eine aktive Tbc ausgeschlossen, so ist eine Präventivtherapie indiziert.Besteht hingegen ein normales Thorax-Röntgen und liegt anamnestisch kein Hinweis auf Tbc vor, so hängt das weitere Vorgehen vom Ergebnis des IGRA (bzw. MMT) ab. Ist der IGRA positiv, so sollte eine Präventivtherapie gegeben werden. Ist der IGRA inkonklusiv und ein anschließend durchgeführter MMT positiv, ist ebenfalls eine Präventivtherapie indiziert.Die Präventivtherapie sollte als Monotherapie gegeben wer-den – verwendet wird zumeist Isoniazid (INH; 1x tägl. 300mg über 9 Monate [20, 25]; s. Tab. 2). Es empfiehlt sich, auch bei Präventivtherapie die Therapie mit einem TNF-α-Blocker nicht sofort, sondern erst nach Ablauf von zumindest vier Wochen medikamentöser Tbc-Präventivtherapie zu beginnen. Dies hat vor allem pragmatische Gründe, z.B. die bessere Zuorden-barkeit einer möglichen Hepatotoxizität oder anderer Neben-wirkungen. Wenn bei einem Patienten ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Polyneuropathie besteht (Diabetes melli-tus, Alkoholabusus, makrozytäre Anämie, spezifische medika-mentöse Therapie), sollte er zusätzlich zu INH täglich 50mg Pyridoxin (ev. auch im Rahmen eines Vitamin-B-Kombinations-präparats) erhalten.Eine mögliche Alternative zu INH ist Rifampicin (RIF; 1x tägl. 600mg über 4 Monate; s. Tab. 2).

Der Patient muss selbstverständlich über die möglichen Nebenwirkungen der Präventivtherapie aufgeklärt werden. Kontrollen der Leberwerte sollten vor Beginn der Präventiv-therapie und anfangs in ein- bis zweiwöchigen Abständen, dann alle vier bis acht Wochen – bei Beschwerden allerdings sofort – durchgeführt werden, um eine Hepatopathie recht-zeitig zu erkennen.Falls eine medikamentöse Präventivtherapie abgebrochen werden muss, nachdem bereits eine Biologikatherapie be-gonnen wurde, sind engmaschige Kontrollen zu empfehlen.

6. Toxizität der Präventivtherapie

Das Nebenwirkungsspektrum von Tuberkulostatika umfasst unter anderem Hepatotoxizität, gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitmangel, Exantheme, Neuro-pathien und Neuritiden (Opticusneuropathie), Arthralgien und Flush-Syndrome (Tab. 3).

Wie sich aus der Tabelle 3 ergibt, ist die Therapie-limitieren-de Nebenwirkung der beiden für die medikamentöse Präventivtherapie infrage kommenden Substanzen vor al-lem die Hepatotoxizität. Bei Kombination von INH mit ei-nem anderen, ebenfalls hepatotoxischen Medikament, wie z.B. RIF, erhöht sich die Gefahr einer Leberschädigung. Bei stark erhöhten Leberwerten sollte eine alternative Präventiv-therapie in Erwägung gezogen werden. Als Cutoff gilt bei asymptomatischen Patienten ein Überschreiten des Fünf-fachen des oberen ALT-Grenzwerts („Upper Limit of Norm“ – ULN) bei Patienten mit Ikterus bzw. Hepatitissymptomen des dreifachen ULN [29, 30].In einer kanadischen Studie wurde die Häufigkeit schwerer Nebenwirkungen unter INH mit 4% (2% Hepatitis, je 1% Exanthem und gastrointestinal) angegeben [31]. Risiko-faktoren für Hepatotoxizität sind die genetisch bedingte Abbaugeschwindigkeit für INH, Hypoalbuminämie, höheres Lebensalter, vermehrter Alkoholkonsum, weibliches Ge-schlecht, schlechter Ernährungszustand sowie chronische Virusinfektionen (HBV, HCV, HIV) [27, 32-36]. ■

Substanz Dosierung Maximale Tagesdosis

INH 5mg/kg; >50kg: 300mg 300mg

RIF 10mg/kg; bei >50kg: 600mg; bei <50kg: 450mg 600mg

Tab. 2: Dosierungen von INH und RIF (Erwachsene)

Quellen: [27, 28]

Nebenwirkung Substanz

Exanthem INH > RIF

GI-Beschwerden RIF

Hepatotoxizität INH > RIF

Periphere Neuropathie INH

Tab. 3: Nebenwirkungen von Tuberkulostatika

Quellen: [27, 28]

INH = Isoniazid; RIF = Rifampicin

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IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber: Verlagshaus der Ärzte GmbH., Nibelungengasse 13, A-1010 Wien, [email protected]; Chefredaktion: Dr. Agnes M. Mühlgassner; Verlagsleitung ÖÄZ, Anzeigenleitung: Ulrich P. Pachernegg, Tel.: 01/5124486-18; In Kooperation mit: Medical Dialogue Kommunikations- und PublikationsgmbH. (Redaktionelle Umsetzung), Lederergasse 22/16, A-1080 Wien, Tel.: 01/4021754, Geschäftsführung: Karl Buresch, Redaktion dieser Ausgabe: Dr. Norbert Hasenöhrl; Für den Inhalt dieser Ausgabe verantwortlich: Prim. Priv.-Doz. Dr. Burkhard Leeb, Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer, Univ.-Prof. Dr. Hans-Peter Brezinschek, Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Bröll, Prim. Univ.-Doz. Dr. Ludwig Erlacher, Dr. Markus Gaugg, Univ.-Prof. DDr. Manfred Herold, Mag. Dr. Alexander Indra, Prim. Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl, Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Knoflach, Univ.-Prof. Dr. Robert Krause, Univ.-Prof. Dr. Gottfried Novacek, Dr. Pavol Papay, Univ.-Prof. Dr. Walter Reinisch, OA Dr. Rudolf Rumetshofer, Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Trautinger, Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss, Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Wenisch, Univ.-Prof. Dr. Stefan Winkler; Layout & DTP: Konstantin Riemerschmid, Fotos: Ringhofer, Archiv, Pflügl (Foto Reinisch); Titelbild: Mauritius Images; Auflage: 12.200 Stück; Nachdruck und Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlagshauses der Ärzte GmbH. oder der Medical Dialogue GmbH. Mit freundlicher Unterstützung der Firmen Abbott, Merck Sharp & Dohme, Oxford Immunotec, Pfizer und Roche.

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Mit freundlicher Unterstützung von

● In Österreich besteht generell eine niedrige Tbc-Inzidenz.

● Bei Behandlung mit TNF-α-Blockern besteht – bei insge-samt günstigem Nutzen-Risiko-Profil – aufgrund ihres Wirkmechanismus das Risiko für die Reaktivierung einer latenten Tbc.

● Das Tbc-Risiko für die meisten neueren Biologika ist un-klar, weil Patienten mit latenter Tbc aus den entspre-chenden Studien entweder ausgeschlossen oder pro-phylaktisch behandelt wurden.

● Bis zum Vorliegen neuer Daten ist das Screening auf Vorliegen einer (latenten) Tbc vor Beginn einer Biologika-therapie notwendig.

● Der Goldstandard für die Tbc-Diagnostik sind heute IGRAs („Interferon Gamma Release Assays“).

● Der Hauttest nach Mendel-Mantoux hat heute v.a. noch bei Kindern Bedeutung, weiters bei Patienten, bei de-nen der IGRA kein konklusives Ergebnis liefert.

● Getestet werden sollte dann, wenn eine Biologika-

therapie bevorsteht bzw. wahrscheinlich ist. Ein früherer Test ist nicht zielführend, da der Patient in der Zwischen-zeit mit Tbc-Erregern Kontakt gehabt haben kann.

● Das Testergebnis ist nur Teil einer Gesamtbeurteilung, in der auch anamnestische und klinische Faktoren und das Thoraxröntgen eine wesentliche Rolle spielen.

● Besteht eine aktive Tbc, so muss diese mit einer Kombi-nationstherapie nach üblichem Schema behandelt werden. Eine Therapie mit Biologika (insbesondere mit TNF-α-Blockern) sollte frühestens zwei Monate nach Therapiebeginn erwogen werden.

● Bei Anzeichen für un- oder nicht ausbehandelte Tbc ohne Zeichen für Aktivität (unabhängig vom IGRA) oder positivem IGRA ist eine Tbc-Präventivtherapie indiziert. Dazu wird zumeist Isoniazid (INH) verwendet; ev. kann alternativ Rifampicin (RIF) verabreicht werden.

● Die wichtigsten Nebenwirkungen von INH und RIF sind Hepatotoxizität, Exanthem, periphere Neuropathie und gastrointestinale Beschwerden.

Zusammenfassung – Das Wichtigste in Kürze

Tuberkulose & Biologika

Die Zeitschrift der Ärztinnen und Ärzte


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